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Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Jahresbericht 2009 Jagd und Artenschutz

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Ministerium für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räume

des Landes Schleswig-Holstein

Jahresbericht 2009

Jagd und Artenschutz

Herausgeber:

Ministerium für Landwirtschaft,

Umwelt und ländliche Räume

des Landes Schleswig-Holstein

Mercatorstraße 3

24106 Kiel

Titelfoto:

„Schwarzwild“ von Frank Hecker

„Nickende Distel“ von Fotoagentur Rotholl

Zeichnungen:

Dr. Winfried Daunicht und Kenneth-Vincent Daunicht

Druck:

Pirwitz Druck & Design, Kronshagen

November 2009

Auflage: 5.000

Diese Broschüre wurde auf

100% chlorfrei gebleichtem Papier (tcf)

gedruckt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der

Öffentlichkeitsarbeit der Schleswig-Holsteinischen

Landesregierung herausgegeben.

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Die Landesregierung im Internet:

http://www.schleswig-holstein.de/landsh

Vorwort.......................................................................................................................................5

1 Jagd

1.1 Niederwild ............................................................................................................................61.1.1 Gesamtentwicklung ..............................................................................................................61.1.2 Streckenergebnisse und deren Erläuterung..........................................................................61.2 Schalenwild .........................................................................................................................141.2.1 Gesamtsituation ..................................................................................................................141.2.2 Streckenergebnisse und deren Erläuterung........................................................................141.2.3 Empfehlungen zur Schwarzwildbejagung in Schleswig-Holstein........................................181.3 Jagdstrecken 2008/2009 .....................................................................................................201.3.1 Veränderungen der Jagdstrecke 2008/2009 gegenüber dem Vorjahr in Prozent ...............221.4 Digitale Jagdbezirkskarte.....................................................................................................23

2 Beispielhafte Biotop- und Artenschutzmaßnahmen

2.1 Statusbericht Artenhilfsprogramm ......................................................................................262.2 Biohof Schoolbek ................................................................................................................282.3 Naturwaldflächen für Fledermäuse .....................................................................................302.4 Holmer See .........................................................................................................................322.5 Borstgrasrasen in Schleswig-Holstein – ein hochgradig gefährdeter Vegetationstyp.........352.6 Artenagentur Schleswig-Holstein........................................................................................382.7 Stiftung Naturschutz............................................................................................................392.8 Halligprogramm ...................................................................................................................422.9 Grundzüge eines Gänsemanagements an der Westküste .................................................452.10 Europäischer Vogelschutz ...................................................................................................51

3 Bestandsentwicklungen

3.1 Kegelrobbe ..........................................................................................................................533.2 Fischotter ............................................................................................................................553.3 Birkenmaus .........................................................................................................................573.4 Reproduktion und Populationsdynamik bei Feldhasen in Schleswig-Holstein....................603.5 Wildkaninchen .....................................................................................................................633.6 Raufußkauz..........................................................................................................................663.7 Uhu......................................................................................................................................693.8 Uferschnepfe.......................................................................................................................723.9 Seeregenpfeifer...................................................................................................................743.10 Fasan ...................................................................................................................................773.11 Rohrweihe ...........................................................................................................................803.12 Wiesenweihe ......................................................................................................................823.13 Mäusebussard.....................................................................................................................843.14 Seeadler ..............................................................................................................................863.15 Weißstorch ..........................................................................................................................893.16 Graureiher............................................................................................................................913.17 Kormoran.............................................................................................................................943.18 Hauben-Azurjungfer.............................................................................................................963.19 Bauchige Windelschnecke ..................................................................................................993.20 Nickende Distel .................................................................................................................1023.21 Froschkraut........................................................................................................................104

3

Inhalt

4 Neobiota

4.1 Neobiota – Einleitung ........................................................................................................1064.2 Asiatische Bockkäfer .........................................................................................................1084.3 Saperda candida ................................................................................................................1104.4 Eichenprozessionsspinner .................................................................................................1124.5 Beifußblättrige Ambrosie ..................................................................................................116

5 Jagdwesen

5.1 Jägerprüfungen und Jagdscheine .....................................................................................1215.2 Jagdabgabe .......................................................................................................................1235.3 Struktur der Jagdfläche .....................................................................................................1245.4 Jagd- und Schonzeiten in Schleswig-Holstein ..................................................................1255.4.1 Haarwild ............................................................................................................................1255.4.2 Federwild...........................................................................................................................1265.5 Anerkannte Nachsuchengespanne in Schleswig-Holstein ................................................127

Anhang

Tabellen .............................................................................................................................128Jagd- und Naturschutzbehörden .......................................................................................138Anerkannte Vereine ...........................................................................................................139Rechts- und Verwaltungsvorschriften ...............................................................................141Fachbegriffe ......................................................................................................................143

4 „

Der Jagd- und Artenschutzbericht hat sich zueinem fest etablierten Forum für alle an Naturund Jagd interessierten Menschen in Schles-wig-Holstein entwickelt. Er ist im Laufe derJahre immer umfang- und inhaltsreicher ge-worden. Er spiegelt die haupt- und ehrenamtli-che Arbeit vieler engagierter Menschen wider,die nicht nur bereit sind, gutes für die Natur zutun, sondern auch regelmäßig darüber zu be-richten. Hierfür danke ich, allen Beteiligten inBehörden, Institutionen und den unterschied-lichsten Verbänden sehr herzlich!

Das Artenhilfsprogramm des Landes Schles-wig-Holstein aus dem Jahre 2008 ist erstmaligin der Praxis zur Geltung gekommen. Es be-tont das Prinzip der Freiwilligkeit für Arten-schutzmaßnahmen und baut außerdem Brü-cken zwischen Naturschutz und Jagd. BeimDurchblättern des Jagd- und Artenschutzbe-richtes 2009 wird außerdem deutlich, wie un-terschiedlich und vielfältig die Aktivitäten sind,die alle ein gemeinsames Ziel haben: Die Er-haltung, den Schutz und ggf. die Wiederein-bürgerung von Tier- und Pflanzenarten, die un-ser Land Schleswig-Holstein prägen. Die Pa-lette reicht vom Fischotter über den Raufuß-kauz und die Helm-Azurjungfer bis zur Nicken-den Distel.

Das Titelbild des diesjährigen Berichtes weistauf das jagdliche Schwerpunktthema des Jah-res 2009 hin. Die Schwarzwildbestände ex-pandieren und die Schadensproblematik in derLandwirtschaft ist allgegenwärtig. Es ist er-freulich, dass alle beteiligten Akteure zumin-dest am „Runden Tisch“ ein gemeinsamesHandlungskonzept verabschiedet haben. Die-ses gilt es nun in den Dörfern mit Leben zuerfüllen.

Möge auch dieser Jagd- und Artenschutzbe-richt ein Mosaikstein für das langfristige Moni-toring von Arten sein und damit einen Beitragzur Erhaltung der Biodiversität leisten.

Dr. Juliane RumpfMinister für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räumedes Landes Schleswig-Holstein

Vorwort

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in

1.1 Niederwild

1.1.1 Gesamtentwicklung

Veränderungen der Bestände von Niederwil-darten können als Indikatoren für bestimmteLandschaftsveränderungen herangezogenwerden. Wenn man unterstellt, dass die Jagd-strecken dieser Arten in ihrem mittelfristigenTrend Hinweise auf die Bestandsentwicklunggeben können, lassen sich trotz vorsichtigerAnalyse einige bemerkenswerte Schlussfolge-rungen ziehen.

Es kristallisieren sich einige eindeutige Gewin-nerarten wie die Wildgänse und die neu einge-wanderten Raubwildarten Waschbär und Mar-derhund heraus. Andere Arten zeigen eher ne-gative Trends wie Rebhühner, Hasen und Fa-sanen. Hier wirkt allerdings auch eine vernünf-tige, vorsichtige Bejagung durch die Jäger beigeringeren Beständen mit. Eine dritte Gruppevon Arten zeigt stets schwankende Strecken,wie z. B. die kleinen Raubwildarten und dieWaldschnepfe. Die Ursachen hierfür könnenvielfältig sein.

Die Jägerschaft hat es in der Hand, die Ent-wicklung der Niederwildbesätze aktiv mit zubeeinflussen. An erster Stelle stehen Maßnah-men der Biotopgestaltung wie Blühstreifenoder die Anlage und Pflege von Feuchtgebie-ten und Kleingewässern. Auch eine vernünfti-ge und nach den Regeln der guten fachlichenPraxis betriebene Raubwildbejagung mit Waf-fe und Falle gehört zu einer aktiven Nieder-wildhege.

1.1.2 Streckenergebnisse und deren

Erläuterung

Hasen

Der Hasenbesatz in Schleswig-Holstein ist,wie die Zählergebnisse des WildTierKatasterszeigen, regional zwar unterschiedlich hoch,aber insgesamt stabil, so dass nichts gegeneine nachhaltige Bejagung spricht. Die Jahres-strecke bewegte sich in den letzten acht Jah-ren zwischen 47.000 und 56.000 Hasen. Inden letzten beiden Jahren zeigte der Trendleicht abwärts und erreichte 2008 ein Niveauvon 44.638 erlegten Hasen.

1 Jagd

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Abb.1 Feldhase (Foto: Frank Hecker)

Kaninchen

Ist es schon ein Zeichen für eine Trendwen-de? Aus einigen Revieren werden wieder auf-strebende Kaninchenbesätze gemeldet. DieJahresstrecke stieg um 34 Prozent auf 15.597

Stück, ist damit allerdings weiterhin weit vomsehr hohen Niveau der 70er, 80er und 90erJahre entfernt.

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Jagdjahr

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lHasenstrecke

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Kaninchenstrecke

Jagdstrecke

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Dachsstrecke

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Füchse

Die Fuchsstrecke zeigte nach Erlöschen derTollwut in den zurückliegenden Jahren keinesignifikanten Schwankungen. Sie stieg 2008um vier Prozent auf 15.384 Stück. Neben derJagd spielt die örtlich auftretende Fuchsräudeeine Rolle als bestandsregulierende Einfluss-größe.

Dachse

Die Dachstrecke ist nach stetigem Anstieg biszum Jahre 2006 in den letzten Jahren wiederleicht rückläufig (2008: Rückgang um acht Pro-zent auf 1.726 Stück).

Abb.2 Rotfuchs (Foto: Frank Hecker)

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lFuchsstrecke

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Iltisstrecke

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Marder, Iltis, Wiesel

Die Jagdstrecken der kleinen Raubwildartenzeigen regelmäßig jährliche Schwankungen,die oft nicht eindeutig erklärbar sind. Die In-tensität der Fallenjagd spielt hierbei eine be-

sondere Rolle. Im Jahre 2008 fällt besondersder Streckenanstieg beim Iltis um 21 Prozentauf 2.260 Stück auf.

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Strecken von Waschbär und Marderhund

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Waschbär, Marderhund

Die Neozoen Waschbär und Marderhund sindweiterhin im Aufwind. Besonders der Marder-hund dehnt sein Verbreitungsareal nach Nor-den und Westen aus. Die Waschbärstreckestieg um 48 Prozent auf 43 Stück mit Schwer-

punkt im Kreis Herzogtum Lauenburg, dieStrecke des Marderhundes um 37 Prozent auf736 Stück, ebenfalls mit Schwerpunkt im süd-östlichen Landesteil.

Jagdjahr

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Steinmarderstrecke

Fasane

Die Fasanenstrecke beendete 2008 ihren jah-relangen Aufwärtstrend auf niedrigem Niveau.Die Strecke sank um zwölf Prozent auf 17.734Stück und folgte damit einer bundesweit fest-zustellenden Entwicklung.

Rebhühner

Rebhühner werden nur in einigen wenigenRevieren auf der Geest moderat und nachhal-tig bejagt. Ansonsten wird diese Wildart infreiwilliger Selbstbeschränkung von der Jagdverschont. Die Jahresstrecke 2008 lag bei nur371 Stück.

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Fasanenstrecke

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Ringeltauben

Die Ringeltaubenstrecke liegt seit 2003 relativkonstant bei gut 15.000 Stück und ist damitweit vom Niveau der zurückliegenden dreiJahrzehnte entfernt, in denen jährlich zum Teil

bis zu 65.000 Ringeltauben erlegt wurden. DieJahresstrecke nahm geringfügig auf 16.342Tauben zu.

Abb.3 Rebhühner im Winter (Foto: Frank Hecker)

Jagdjahr

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Rebhuhnstrecke

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Taubenstrecke

Wildgänse

Das Problem der Schäden in der Landwirt-schaft durch Gänse ist in weiten Teilen desLandes trotz aller Managementbemühungennicht gelöst. Die Jagdstrecke überstieg erst-malig die 10.000er-Marke bei einer Steigerungvon 15 Prozent.

Da die herkömmlichen jagdlichen Mittel kaumAbhilfe bei den Gänseschäden bringen, mussweiterhin nach wirksamen, integrierten Mana-gementkonzepten (siehe Kapitel 2.9) gesuchtwerden.

Enten

Die Entenstrecke hat sich in den zurückliegen-den zehn Jahren bei 60.000 bis 70.000 Stückeingependelt. 2008 war ein Rückgang umrund zehn Prozent auf 55.073 Stück zu ver-zeichnen. Die Stockente ist mit 49.420 Stückdie mit Abstand am Häufigsten erbeutete En-tenart.

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Jagdjahr

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Wildgansstrecke

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Wildentenstrecke

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Aaskrähen, Elstern

Mit 21.381 erlegten Aaskrähen (+ sieben Pro-zent) dürfte ein mögliches Maximum an Jagd-strecke erreicht sein. Seit der Aufnahme derAaskrähen in den Katalog der jagdbaren Artenim Jahre 2005 sind die Strecken jährlich ge-stiegen. Dies deutet auf eine sehr hohe Aus-gangspopulation hin.

Die Jagdstrecke der Elstern ist seit 2005 erst-malig um neun Prozent auf 5.325 Stück ge-sunken.

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1.2 Schalenwild

1.2.1 Gesamtsituation

Im Jagdjahr 2008/2009 gab es beim Schalen-wild zwei bemerkenswerte Entwicklungen:Das Schwarzwild hat seine Lebensräume wei-ter nach Norden ausdehnen können. Die Be-stände befinden sich insgesamt auf einemsehr hohen Niveau. Dies schafft Gefahren undProbleme durch den Ausbruch von Krankhei-ten, insbesondere Klassische Schweinepest(KSP), und durch vermehrte und übermäßigeWildschäden.

Von Dänemark aus wandert verstärkt Rotwildin die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg ein. Erste Schälschäden an jünge-ren Waldbeständen sind aufgetreten. EineFortschreibung der Rotwildmanagementpla-nung ist erforderlich.

Die Jagdstrecken von Damwild, Sikawild undRehwild zeigten im Vergleich zu den Vorjahrenkeine auffälligen Tendenzen.

1.2.2 Streckenergebnisse und deren

Erläuterung

Rotwild

Die Ergebnisse der umfangreichen Lebens-raumanalyse für das Rotwild wurden durchdas Institut für Wildbiologie Göttingen und

Dresden e. V. zusammengefasst und über-sichtlich dargestellt.* Sie sollen die Grundlagefür eine Überarbeitung der Raumordnungspla-nung sowie der Hege- und Bejagungsrichtlini-en für das Rotwild liefern. Das auf Satelliten -telemetrie basierte Folgeprojekt hat im Jagd-jahr 2008/09 einen erfolgreichen Start erlebt.Zwischenzeitlich tragen zehn Stücke Rotwildein Senderhalsband und können hinsichtlichihrer Raumnutzung und Aktivitätszyklen lau-fend verfolgt werden.

Bemerkenswert war die auch im Jahre 2008andauernde Zuwanderung von Rotwild ausDänemark. Erste Schälschäden in Neuauffors-tungen sind aufgetreten und geben zur Be-sorgnis Anlass. Außerhalb der Rotwildhegege-meinschaft Jardelunder Moor besteht derzeitkein Konsens für eine Duldung oder gar Hegedes Rotwildes. Die jagdgesetzlichen Regelun-gen geben den Jagdbehörden alle Möglichkei-ten, Rotwild außerhalb der Kernlebensräumezum Abschuss freizugeben und damit eineNeuansiedlung als Standwild zu verhindern.

Die Jahresstrecke von 736 Stück (+ zehn Pro-zent) ragt nicht wesentlich aus dem langjähri-gen Mittel heraus. Einzelne Abschüsse außer-halb der Kernlebensräume des Rotwildes spie-len statistisch bisher keine Rolle.

* MEISSNER et al. 2009, Broschüre beim MLUR erhältlich

Jagdjahr

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Rotwildstrecke

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Jagdjahr

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Damwildstrecke

Damwild

Das Damwild ist eine Charakterwildart Schles-wig-Holsteins. Nahezu das gesamte Landwurde inzwischen als Lebensraum erschlos-sen. Bei angepassten Wilddichten bleiben dieWildschäden erträglich. Regional wird aller-dings weiterhin über zu hohe Damwildbestän-de geklagt. Die Bestände sind gesund, vital

und überwiegend in den Altersklassen plan-mäßig aufgebaut. Regelmäßig können alteHirsche mit sehr starken Trophäen erbeutetwerden.

Die Damwildstrecke blieb mit 7.588 Stück ge-genüber dem Vorjahr nahezu konstant.

Sikawild

Das Sikawild kommt in den Kreisen Rends-burg-Eckernförde und Schleswig-Flensburgvor, hat dort stabile und gesunde Beständeund wird von den Jägern sehr geschätzt undsorgfältig gehegt.

Bei zunehmender Zuwanderung von Rotwild

in den nördlichen Landesteil ist auf eine strikteTrennung zum Sikawild zu achten, um einerBastardierung beider Hirscharten vorzubeu-gen.

Die Jahresstrecke von 144 Stück zeigt keineVeränderungen gegenüber dem Vorjahr.

Jagdstrecke

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Sikawildstrecke

Muffelwild

Muffelwild spielt bei einer Jahresstrecke von28 Stück (+ 33 Prozent) jagdlich in Schleswig-Holstein keine Rolle.

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Jagdjahr

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Mufflonstrecke

Rehwild

Rehwild wird in Schleswig-Holstein landes-weit auf der Grundlage von Abschussplänenbewirtschaftet. Manche Experten zweifelninzwischen an der Wirksamkeit einer derarti-gen behördlichen Lenkung. In mehrerenBundesländern laufen Versuche, das Reh-wild ohne staatliche Abschusspläne zu beja-gen.

Seit 1979 fand in Schleswig-Holstein ein mehroder weniger steiler Anstieg der Jahresstre-cken von 22.197 Stück (1979) auf 53.719Stück (2003) statt. In den letzten vier Jahrenging die Strecke wieder leicht zurück und bliebim Jahre 2008 mit 49.610 Stück nahezu kon-stant. Erschreckend ist die hohe Fallwildquotevon fast 30 Prozent.

Jagdjahr

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Rehwildstrecke

Schwarzwild

Das Schwarzwild könnte sich in Schleswig-Holstein zu einer Problemwildart (siehe Kapitel1.2.3) entwickeln. Die Jagdstrecke stieg von8.170 Stück im Jahre 2006 über 11.576 Stückim Jahre 2007 auf 14.541 Stück im Jahre2008! Es findet zurzeit eine Arealerweiterung

nach Norden bis zur Geltinger Birk statt, diebisher nicht gestoppt werden konnte.

Abb. 1 zeigt den Verbreitungsstand nach derletzten vorliegenden Erhebung im Jahre2004/05.

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Abb. 1: Verbreitungsgebietdes Wildschweinsin Schleswig-Hol-stein

Jagdjahr

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Schwarzwildstrecke

Die Besiedlungsdichte im mittleren Schleswig-Holstein hat seit 1990 zugenommen, wie ausAbb. 2 zu entnehmen ist.

Das Ministerium für Landwirtschaft, Umweltund ländliche Räume hat alle Akteure am12.05.2009 zu einem Runden Tisch Schwarz-wild eingeladen.

Ergebnis war eine einvernehmlich verabschie-dete Resolution.

Johann Böhling Ministerium für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche RäumeMercatorstraße 324106 Kiel

1.2.3 Empfehlungen zur

Schwarzwildbejagung in Schleswig-

Holstein

Das Schwarzwild hat in Schleswig-Holstein inden zurückliegenden zehn Jahren sein Verbrei-tungsgebiet deutlich vergrößern können. DieJagdstrecken sind – mit jährlichen Schwan-kungen – in einem deutlichen Aufwärtstrend.

Die Gefahr des Ausbruches der klassischenSchweinepest (KSP) in der Wildschweinpopu-lation ist mit immensen wirtschaftlichen Fol-gen verbunden. Die landwirtschaftlichen Be-triebe mit Hausschweinen, Wildschäden inder Landwirtschaft, Wildschadenshaftung derJagdausübungsberechtigten sowie Problemeim besiedelten Bereich erfordern ein Gegen-lenken.

Aus diesem Grunde haben die Akteure des„Runden Tisches Schwarzwild“ am 12. Mai2009 folgende Empfehlungen für die Schwarz-wildbejagung in Schleswig-Holstein erarbeitet.

1. Der weiteren Arealausdehnung desSchwarzwildes in Schleswig-Holstein nachNorden und Westen ist mit allen waidge-rechten jagdlichen Mitteln entgegenzuwir-ken.

2. Aus Gründen der Seuchenprophylaxe undder Wildschadensverringerung ist einesachgerechte Bejagung des Schwarzwil-des mit dem Ziel der Verringerung der Po-pulationsgrößen unter Berücksichtigungder heute herrschenden Umweltbedingun-gen umzusetzen. Hierfür soll eine Richtli-nie für die Hege und Bejagung desSchwarzwildes erarbeitet werden.

3. Eine intensive Bejagung des Schwarzwil-des ist nur unter Nutzung aller zulässigenJagdarten, insbesondere unter Einbezie-hung von revierübergreifenden Bewe-gungsjagden und Sammelansitzen mög-lich.

4. Die Jagdausübungsberechtigten haben beider Bejagung des Schwarzwildes die aktu-ellen wildbiologischen Erkenntnisse zu be-rücksichtigen. Eine Verbesserung derJagdstrategien und der Schießfertigkeitender Jäger sowie der Ausbildung hierfürbrauchbarer Jagdhunde werden ange-strebt. Hierfür sind verstärkt Fortbildungs-möglichkeiten zu organisieren.

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Abb: 2: Entwicklung der regionalen Verteilung der Schwarzwildstrecken in Schleswig-Holstein 1990 bis 2007

Jagdjahr 1990 Jagdjahr 1997 Jagdjahr 2007

Kreis / Stadt Stück % Stück % Stück %

Nordfriesland - – – – – –

Dithmarschen 4 0 1 0 17 0

Steinburg 132 3 102 2 444 4

Pinneberg 2 0 8 0 41 0

Flensburg – – – – – –

Schleswig-Flensburg – – – – 2 0

Rendsburg-Eckernförde 166 4 344 7 981 8

Kiel 16 0 10 0 14 0

Neumünster – – – – – –

Segeberg 411 9 435 8 1299 11

Plön 727 16 1129 22 2068 18

Ostholstein 393 9 698 14 1789 15

Lübeck 161 3 82 2 307 3

Stormarn 226 5 224 4 873 8

Hzgt. Lauenburg 2384 51 2112 41 3741 33

Gesamt 4622 100 5145 100 11576 100

5. Die Landwirte und Jagdgenossen sollenbei der Wildschadensverhütung und derUmsetzung neuer Jagdstrategien ange-messen mitwirken. Zu den Erfolg verspre-chenden Maßnahmen gehören Abstands-streifen zwischen den Landschaftsstruk-turelementen (z. B. Knicks und Gräben)und der landwirtschaftlichen Kultur sowieGliederungsstreifen und –flächen in denlandwirtschaftlichen Kulturen. Zielführendin diesem Sinne sind auch im Rahmen dergesetzlichen Möglichkeiten Schneisen imUferbewuchs von Gewässern.

6. Die Fütterung von Schwarzwild ist inSchleswig-Holstein verboten. Deshalb istzur Steigerung des Erfolges bei der Einzel-jagd auf sachgerechtes Kirren ohne größe-ren Eintrag von Futtermitteln Wert zu le-gen. Die Anzahl der Kirrstellen soll be-grenzt bleiben.

7. Nicht führende Überläufer und Frischlingesind ganzjährig und unabhängig von Ge-wicht und Farbe scharf zu bejagen. Ge-wichtsbeschränkungen soll es dabei nichtgeben.

8. Zur Eindämmung des Zuwachses müssenauch Bachen erlegt werden. Dies solltevornehmlich der Einzeljagd vorbehaltensein. Alle Jagdstrategien müssen daraufausgerichtet sein, der Sozialstruktur undder Altersgliederung einer Population un-ter natürlichen Verhältnissen möglichstnahe zu kommen.

9. Auch in Jahren mit geringerem Schwarz-wildbestand darf mit der Bejagungsinten-sität nicht nachgelassen werden.

10. Eine erfolgreiche Wildbretvermarktungstärkt die Motivation für eine intensive Be-jagung des Schwarzwildes. Für die Ver-marktung sind Kooperationsmodelle zuentwickeln.

Kiel, den 12. Mai 2009

Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt

und ländliche Räume

des Landes Schleswig-Holstein

Landesjagdverband Schleswig-Holstein e. V.

Bauernverband Schleswig-Holstein e. V.

Arbeitskreis Jagdgenossenschaften und

Eigenjagden im Bauernverband Schleswig-

Holstein e. V.

Anstalt Schleswig-Holsteinische Landes-

forsten

Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein

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Rotwild

Damwild

Muffelwild

Sikawild

Rehwild

Schwarzwild

Hasen

Kaninchen

Füchse

Dachse

Baummarder

Steinmarder

Iltisse

Hermeline

Mauswiesel

Minke

Waschbären

Marderhunde

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wildernde Hunde

wildernde Katzen

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1.3 Jagdstrecken 2008/2009

(einschließlich Fallwild)

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21

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Fasane

Rebhühner

Ringeltauben

Höckerschwäne

Graugänse

Blässgänse

Saatgänse

Kanadagänse

Nonnengänse

Nilgänse

Stockenten

Pfeifenten

Krickenten

Reiherenten

Waldschnepfen

Bläßhühner

Lachmöwen

Sturmmöwen

Silbermöwen

Mantelmöwen

Heringsmöwen

Rabenkrähen

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Bläßhühner 6%Waldschnepfen 50%

Wildenten 10%Wildgänse 15%

Ringeltauben 4%

Rebhühner 8%

Fasane 12%

Marderhunde 37%

Waschbären 48%

Wiesel 10%

Iltisse 21%

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Baummarder 9%

Dachse 8%Füchse 4%

Kaninchen 34%Hasen 11%

Rehwild 2%

Muffelwild 33%

Schwarzwild 26%Sikawild 0%

Damwild 1%

Rotwild 10%

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1.4 Digitale Jagdbezirkskarte

Danksagung

Für die Überlassung der Daten zur Wildnach-weisung danke ich ganz herzlich der Kreisjä-gerschaft Rendsburg-Ost.

Die Jagdbezirke in Schleswig-Holstein habensehr unterschiedliche Größen und die Zugehö-rigkeit zu einer Gemeinde ist nicht immer klargeregelt. So kam im WTK-SH der Wunsch auf,die Grenzen der Jagdbezirke zu erfassen, da-mit die Ergebnisse der Erfassungen mit ande-ren Landschaftsdaten wie Luft- und Satelliten-bilder, Daten des Landesvermessungsamtes

(ALK oder Atkis) oder Daten des Landesamtesfür Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räu-me verschnitten werden kann.

Das Ministerium für Landwirtschaft, Umweltund ländliche Räume hat das Projekt in derAnfangsphase aus Mitteln der Jagdabgabe un-terstützt. Mittlerweile sind 97 Prozent allerJagdbezirke erfasst (Abb.1). Allerdings sind diefehlenden Jagdbezirke in nur wenigen Hege-ringen, so dass mit baldiger Vollständigkeit zurechnen ist.

23

Abb.1: Digitale Jagdbezirkskarte Schleswig-Holstein. Dargestellt sind Jagdbezirke (dünne Linien) und zugeordnete Hegeringe (dicke Lini-en). Stand 01.07.2009

Was ist die Digitale Jagdbezirkskarte

Die digitale Jagdbezirkskarte ist, vereinfachtgesagt, eine räumliche Datenbank der Jagdbe-zirke. Es sollen alle Bezirke kartografisch er-fasst werden. Grundlage der Genauigkeit istder Maßstab 1:25.000. Zusätzlich besteht dieMöglichkeit, neben dem Namen des Jagdbe-zirkes und einer landesweit eindeutigen Re-viernummer, weitere so genannte Attribute zuvergeben. Wichtig ist dabei die Gültigkeit ei-nes Jagdbezirkes. Unter der Gültigkeit werdenDaten zur Begründung und Auflösung einesBezirkes gesammelt. Die grafischen Daten ei-nes Jagdbezirkes sind seine Grenzen. Nur die-se sind in der räumlichen Datenbank gespei-chert.

Damit sind die Grundlagen geschaffen, umvielfältige Anwendungen zu ermöglichen.Die digitale Jagdbezirkskarte ist keine Liegen-schaftskarte. Sie ist in Ihrer Genauigkeit aufdas bisher vorgesehene Aufgabenspektrumausgelegt.

Welchen Nutzen hat die Karte

Es lassen sich auf dieser neuen Grundlageverschiedene Nutzungen vorstellen. Beispiels-weise:• Bessere Auswertung der WTK-Erfassungen• Räumlich präzise Aussagen der Wildnach-

weisung

• Verschneiden mit Informationen andererQuellen (z.B. Deutscher Wetterdienst, AT-KIS, ALK, Satellitenbilder, etc.)

• Vereinfachte Möglichkeit in der Verwaltungvon Jagdbezirken in den Kreisämtern

• Bei Überlagerung von Flur- oder Liegen-schaftskarten ist schnelle Zuordnung zu Ei-gentümern möglich

• In Verbindung mit Informationen zu Revier-inhabern ist schnelle Hilfe bei Wildunfällengewährleistet

Schon jetzt arbeitet das WildTierKatasterSchleswig-Holstein mit dieser Datengrundla-ge, so dass die Kartenabbildungen in Artikelnaus dem WTK in diesem Bericht auf dieserBasis erfolgen. Auf das Beispiel der Entwick-lung von Schwarzwild in Ostholstein (1989 -2005) sei hier verwiesen (Jäger in Schleswig-Holstein 5/2009).

Eine weitere Anwendung könnte die digitaleJagdbezirkskarte in der detaillierten Auswer-tung der Verkehrsfallwildzahlen haben. Es las-sen sich so schnell die Jagdbezirke ermitteln,in denen das Unfallwild einen erheblichen An-teil an der Gesamtstrecke hat. In Verbindungmit der absoluten Anzahl der verunfallten Tierekönnten so schnell Unfallschwerpunkte mitWild dargestellt werden (Abb. 2).

24

Abb.2: Beispiel Fallwild Verkehr. Anteil des Fallwildes Verkehr beim Reh an der Gesamtstrecke. Dargestellt ist das Ergebnis einer Kreisjä-gerschaft.

Vervollständigung der ersten Phase durch

das WildTierKataster

Verwendbare Grundlagen waren in den Kreis-behörden nur sehr uneinheitlich zugänglichoder zum Teil nicht vorhanden oder veraltet,daher wurde auf vielen Veranstaltungen derJägerschaft auf die Notwendigkeit dieser Kar-te hingewiesen und um Mitarbeit gebeten.Nur mit erheblichem ehrenamtlichem Engage-ment der Hegeringleiter in der Landesjäger-schaft war es möglich, dieses Projekt zu be-ginnen. Nach Auslaufen der Projektförderungwurde die Karte in Eigenarbeit des WildTierKa-taster weitergeführt. So erfolgte mittlerweileder erste Testlauf in Form der Erfassung vonMäusebussard und Rotmilan in Verbindungmit dem Aufruf, Korrekturen einzutragen. Die-ser erste Korrekturdurchlauf ist weitgehendabgeschlossen.

Fortführung und Ergänzung?

Wie alle Datenbestände muss auch die digita-le Jagdbezirkskarte laufend aktualisiert wer-den, dies zeigte der erste Test- und Korrektur-durchlauf 2008 sehr deutlich. In erheblichemMaße wurde vom WildTierKataster-SH Res-sourcen in die Erstellung der digitalen Jagdbe-zirkskarte gegeben. Auf Dauer ist ein solcherEinsatz nicht möglich, so dass für die folgen-den Jahre die Finanzierung der Fortführunggeregelt werden sollte.

Dipl. Geogr. Heiko Schmüser, Dr. Daniel HoffmannChristian-Albrechts-Universität KielÖkologie-Zentrum KielProjekt WildTierKatasterOlshausenstr. 7524118 Kiel

25

2.1 Artenhilfsprogramm 2008 –

Statusbericht

Im vergangenen Jahr war das aus 1983stammende Artenhilfsprogramm des LandesSchleswig-Holstein überarbeitet worden. Diein den europäischen Naturschutzrichtlinienverankerten Anforderungen und die veränder-ten fachlichen Anforderungen an einen mo-dernen Artenschutz hatten die Überarbeitungdes Artenschutzprogramms notwendig ge-macht.

Das Artenhilfsprogramm hat sich neben ande-rem zum Ziel gesetzt, das Prinzip der Freiwil-ligkeit zu stärken und die Ziele des Pro-gramms in der Fläche zu erreichen. Als mögli-che Partner kommen hier Landwirte und land-wirtschaftliche Vereinigungen, Stiftungen,Zweckverbände sowie Wasser- und Boden-verbände, Naturparkträger, Lokale Aktionen,und Naturschutzorganisationen ebenso in Fra-ge wie engagierte Einzelpersonen.

Im Mittelpunkt der Bemühungen stehen dieso genannten Europäischen Arten, die strenggeschützten nationalen Arten sowie diejeni-gen Arten, für die Schleswig-Holstein eine be-sondere Verantwortung trägt.

Ein Jahr nach dem Inkrafttreten des neuenArtenhilfsprogramms gilt es eine erste vor-sichtige Bilanz hinsichtlich der Erreichung die-ser Ziele aufzustellen. Zwar ist es nach einemJahr noch nicht möglich im Einzelnen zu beur-teilen inwieweit das Programm erfolgreichsein wird, aber hinsichtlich zweier Hauptan-sätze ist die Erreichung der gesteckten Zielewahrscheinlich.

Zum einen ist es gelungen, verschiedenstePartner für die Umsetzung von Artenhilfspro-grammen zu gewinnen. Neben einzelnen Fi-schereibetrieben und Angelvereinen, habenHegeringe, Kreisjägerschaften, aber auchWasser- und Bodenverbände, Naturschutzstif-tungen und Naturschutzverbände zahlreicheMaßnahmen mit einem breiten Artenspek-trum initiiert und teils mit der Durchführungbegonnen, teils erste Maßnahmen bereits er-folgreich abgeschlossen:

Neben dem seit vielen Jahren in der Eider-Treene-Sorge-Niederung erprobten so genann-ten Feuerwehrtopf zum Schutz bedrohter Wie-senvögel konnten ähnliche Modelle in derOberalster und auf der Insel Föhr initiiert wer-den. Träger sind jeweils verschiedene Verbän-de vor Ort. Es handelt sich um örtliche undüberregionale Naturschutzvereine sowie diebetreuenden Verbände betroffener Natur-schutzgebiete. Zielarten sind im WesentlichenUferschnepfe und Kiebitz (Eider-Treene-Sorge--Niederung und Föhr), aber auch der GroßeBrachvogel (Oberalsterniederung) und einigeweitere Wiesenvogelarten. Es handelt sich umeine Form des erfolgsorientierten Naturschut-zes. Wenn auf landwirtschaftlich genutztenGrünlandflächen, auf denen die Zielarten tat-sächlich brüten, bestimmte Bewirtschaftungs-maßnahmen so verschoben werden, dass die-se Arten ihre Brut erfolgreich abschließen kön-nen, wird hierfür eine Vergütung zwischen150 Euro pro Einzelfläche (Einzelnester) und300 Euro pro Hektar („Kolonie“) gezahlt. Diebegonnenen Projekte sollen in den kommen-den Jahren fortgesetzt werden.

2626

2 Beispielhafte Biotop- und Artenschutzmaßnahmen

27

Die Kreisjägerschaft Rendsburg Ost hat ihr er-folgreich begonnenes Pilotprojekt Saumbioto-pe und Vernetzungsstreifen in Ackerlandschaf-ten fortgesetzt. Zur Förderung der Biodiversi-tät und des Artenschutzes in Ackerlandschaf-ten werden durch die gezielte Anlage vonBlühsteifen und –flächen Tier- und Pflanzenar-ten erhalten und in ihren Beständen verbes-sert. Es ist geplant, das Projekt in den kom-menden Jahren im Rahmen des so genanntenHealth-Check fortzuführen.

Auf dem Gebiet eines ehemaligen Munitions-depots im Kreis Schleswig/Flensburg in derGemeinde Kropp wurde damit begonnen, be-stehende Bunkeranlagen so umzugestalten,dass sie für Fledermäuse als Winterquartiernutzbar werden. Hierzu werden zahlreichestrukturelle Veränderungen im Innern vorge-nommen. Zudem wird durch verschiedeneBaumaßnahmen das Innenklima dieser Bau-werke für Fledermäuse optimiert. Die Waldflä-chen im Umfeld der Bunker werden durch dieInstallation von Fledermauskästen „fleder-maustauglich“ gemacht. Träger dieser Maß-nahme ist der Verein Weidelandschaften e.V.

Eine bislang zur Fischmast genutzte Teichanla-ge im Kreis Segeberg wird auf Antrag des be-treuenden Angelvereins naturnah umgestaltet.Vorhandene standortfremde Gehölze sollen indiesem Zusammenhang ebenso entfernt wer-den wie naturferne Uferbefestigungen. Zielder Maßnahme ist es, die Fischteiche für Am-phibien, Libellen, Wasservögel und den Fisch-otter nutzbar zu machen.

Die genannten Beispiele dokumentieren ein-drucksvoll das breite Spektrum der an derDurchführung der beschriebenen Maßnahmenbeteiligten Akteure ebenso wie der betroffe-nen Arten beziehungsweise Artengruppen.Die in diesem Abschnitt des Jagd- und Arten-schutzberichtes vorgestellten Projekte stelleneinige der erfolgreich im Rahmen der Umset-zung des Artenhilfsprogramms durchgeführtenMaßnahmen vor.

Thomas GallMinisterium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche RäumeMercatorstraße 324106 Kiel

2.2 „Schutzäcker“ auf dem Biohof

Schoolbek

Auffällige Ackerwildkräuter wie Kornblume,Mohn und Kamille und viele unscheinbareKorb- und Kreuzblütler sowie Nelkengewächsewaren für viele Jahrhunderte bunte Begleiterauf unseren Äckern. Veränderungen in derLandwirtschaft führten in den letzten Jahrzehn-ten zu einem starken Artenschwund in unse-ren Ackerlebensräumen. Die Ursachen für dieGefährdung von Ackerwildpflanzen sind vielfäl-

tig. Faktoren, die hier zu Bestandsrückgängengeführt haben, sind zum Beispiel der Einsatzvon Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln,Weiterentwicklungen in der Landtechnik sowieder Rückgang der Vielfalt an Anbaufrüchten.Als Folge steht heute jede zweite Ackerwild-kraut-Art in mindestens einem BundeslandDeutschlands auf der Roten Liste der vomAussterben bedrohten Blütenpflanzen.

Feld-Löwenmäulchen (Misopates orontium) auf einem „Schutzacker“ auf dem Hof Schoolbek (Foto: Neumann)

28

Seit fast 50 Jahren gibt es Bemühungen zumSchutz von Ackerwildkräutern. Da die bisheri-gen Ansätze keinen Durchbruch bewirkenkonnten, wurde im Jahr 2009 bundesweit dasProjekt „100 Äcker für die Vielfalt“ gestartet.Projektträger des Vorhabens sind die Georg-Au-gust-Universität Göttingen, die Universität Kas-sel-Witzenhausen und der Deutsche Verbandfür Landschaftspflege (DVL) e. V. Das Projektwird von der Deutschen Bundesstiftung Um-welt (DBU) gefördert und hat zum Ziel, ein Netzan Schutzgebieten für Ackerwildkräuter einzu-richten. Die „Schutzäcker“ sollen ein aus bota-nischer Sicht herausragendes Arteninventaraufweisen, das durch eine angemesseneAckerbewirtschaftung langfristig erhalten bzw.gefördert wird. Die Bewirtschaftung der„Schutzäcker“ erfolgt in enger Zusammenar-beit mit örtlichen Landwirten. Für die fachliche

Betreuung sollen Ansprechpartner vor Ort ge-funden werden (z.B. Landschaftspflege- oderNaturschutzverband, Naturschutzstiftung).

In Schleswig-Holstein wird das Projekt vomLandesamt für Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume (LLUR) koordiniert und vomDVL (Landeskoodinierungsstelle, Artenagentur)umgesetzt. Weitere Institutionen, die sich ander Flächensuche und Projektumsetzung betei-ligen, sind die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, die Stiftung Aktion Kulturland, die AGGeobotanik in Schleswig-Holstein und Ham-burg e. V. sowie die Untere Naturschutzbehör-de Ostholstein. Im Rahmen des Projektes„100 Äcker für die Artenvielfalt“ sollen mehre-re Standorte in das bundesweit aufzubauendeSystem von „Schutzäckern“ eingebracht wer-den.

Auf dem Hof Schoolbek im Kreis Schleswig-Flensburg nahe der Schlei wurden durch dieAG Geobotanik 2008 im Rahmen eines durchdas Landwirtschafts- und Umweltministeriumsgeförderten Projekts zahlreiche gefährdeteAckerwildkrautarten gefunden. Neben anderenkonnten Vorkommen von Acker-Gipskraut,Lämmersalat, Feld-Löwenmäulchen, Acker-Ziest und Weichem Hohlzahn nachgewiesenwerden.

Der Hof Schoolbek wird seit nahezu 20 Jahrennach den Richtlinien des ökologischen Land-baus bewirtschaftet. Die Betriebsflächen gren-zen unmittelbar an zwei Natura 2000-Gebieteund liegen teilweise in dem Projektgebiet„Holmer See“, welches durch eine besondersgroße Vielfalt an gefährdeten Pflanzenartengekennzeichnet ist und deshalb als ein so ge-nannter „Hot Spot“ der Artenvielfalt fürSchleswig-Holstein eingestuft wurde1. DieWirtschaftsflächen des Hofes Schoolbek wei-sen zu einem großen Anteil magere Boden-verhältnisse auf. Da hierdurch sehr gute Aus-gangsbedingungen für einen langfristigenAckerwildkrautschutz bestehen und die Leite-rin des Hofes Schoolbek, Frau Susanne vonRedecker, ein großes Interesse am Natur-schutz hat, konnten im Jahr 2009 auf insge-samt 10 Ackerflächen des Betriebes „Schutz-äcker“ eingerichtet werden. In Zusammenar-beit mit den Projektpartnern wurden für dieDauer von 13 Jahren Nutzungsvereinbarungenentwickelt, die darauf abzielen, neben gefähr-

deten Ackerwildpflanzen auch gefährdeteFeldvogelarten, wie Feldlerche oder Rebhuhn,zu erhalten und zu fördern. Die festgesetztenBewirtschaftungsauflagen beinhalten unter an-derem einen Verzicht auf mechanische Un-krautbekämpfung, Vorgaben zu Ansaat- undErntezeitpunkten sowie die gezielte Einschal-tung von Brachejahren mit Selbstbegrünung.Lokaler Projektträger der Artenschutzmaßnah-men auf dem Hof Schoolbek ist die StiftungAktion Kulturland. Die Finanzierung der Maß-nahme erfolgt durch das Ministerium für Land-wirtschaft, Umwelt und ländliche Räume desLandes Schleswig-Holstein.

Frau von Redecker wurde für ihr Engagementfür den Artenschutz den Landschaftspflege-preis 2009 des Deutschen Verbandes fürLandschaftspflege e. V. verliehen (2. Preis inder Kategorie „besonders engagierte Einzel-personen“).

Silke Lütt, Dezernat Biodiversität, Landesamtfür Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räu-me, Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek

Dr. Helge NeumannDeutscher Verband für Landschaftspflege - Ar-tenagenturIm Landesamt für Landwirtschaft, Umweltund ländliche Räume, Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek

„Schutzacker“-Einweihung auf dem Hof Schoolbek am 2. Juli 2009 (Foto: Harder)

29

1 siehe Kapitel 2.4 dieses Berichtes

30

2.3 Naturwaldflächen für Fledermäuse

Von den 23 in Deutschland vorkommendenFledermausarten sind 15 in Schleswig-Hol-stein heimisch. Die meisten dieser Arten le-ben ganz oder zeitweilig in Wäldern. Alte Bäu-me mit natürlichen Höhlen und Spalten dienenihnen als Tagesschlafplätze, als Paarungsquar-tiere, zur Jungenaufzucht oder als Überwinte-rungsorte. Außerdem sind Wälder und Feldge-hölze sowie Knicks und alte Alleen wichtigeJagdhabitate für viele Arten. Als Insektenfres-ser sind sie dort besonders häufig, wo ein gro-ßes Nahrungsangebot besteht. In größeren,reich strukturierten Wäldern, die eng mit an-deren Lebensräumen wie Gewässern oderWeidegrünland verzahnt sind, ist dies der Fall.

Fledermäuse sind gute Indikatoren für dieQualität von Wäldern und waldreichen Land-schaften. Fledermausschutz ist deshalb gleich-zeitig auch Schutz der gesamten Lebensge-meinschaften naturnaher Wälder und ihrerUmgebung. Fledermäuse eignen sich nicht zu-letzt deshalb besonders zur Verwirklichungdes in Schleswig-Holstein intensiv verfolgtenLeitartenansatzes im Artenschutz.

Bis vor kurzem bestand die Hoffnung, die Le-bensbedingungen der Fledermausarten inSchleswig-Holstein nachhaltig verbessert zu

haben. Dies hatte seinen Grund vor allem indem nachlassenden Interesse an nicht indus-triell verwertbarem Holz. Hierdurch fandensich in den Wäldern des Landes eine zuneh-mende Anzahl alter und toter Bäume, die wie-derum als Quartierstandorte und Nahrungsre-serven für zahlreiche Wirbellosengruppen dieLebensbedingungen für Fledermäuse in denentsprechenden Wäldern verbesserte. Seit ei-nigen Jahren ändert sich dieses Bild. Beson-ders der Brennholzbedarf und damit die mitsolchem Holz zu erzielenden Preise sind er-heblich gestiegen. Heute findet auch in bisherwirtschaftlich kaum interessanten Bereichenein verstärkter Holzeinschlag statt. Die in denletzten Jahren für den Fledermausschutz posi-tiv zu bewertenden Strukturen drohen wiederzu verschwinden. Hier bedarf es gezielterMaßnahmen, um drastische Bestandsverlusteinsbesondere bei den Waldarten zu vermei-den.

Die allgemeine Nutzungsintensivierung imWald ist offenbar wirtschaftlich geboten undnicht aufzuhalten. Der damit einhergehendeökologische Verlust kann nur dadurch abgefan-gen werden, dass die Intensivierung nicht aufganzer Fläche stattfindet.

Abb.1: Teichfledermaus (Foto:© Nil/linea images)

31

Ziel muss es sein, kleinere Bereiche innerhalbder Wälder aus der Nutzung zu nehmen undausschließlich dem Arten- und Lebensraumer-halt zu widmen. So können Fledermäuse wirk-sam geschützt werden, ohne dem jeweiligenEigentümer oder Holznutzer in nennenswer-tem Umfang Fläche oder Rohstoff zu entzie-hen. In diesen nicht bewirtschafteten Berei-chen werden sich alte, strukturreiche Wälderund Gehölzbestände, die von den Fledermäu-sen dringend benötigt werden, entwickeln.

Durch diese eher kleinflächigen Maßnahmenin möglichst allen Landesteilen Schleswig-Hol-steins soll ein Netz aus Fledermauslebensräu-men aufgebaut werden. Besonders effektiv istes hierfür, auf bereits bestehende alte undstrukturreiche Waldflächen zurückzugreifen,die häufig innerhalb größerer Bestände liegen.Nicht selten sind gerade die aus forstwirt-schaftlicher Sicht uninteressanten Flächen fürden Artenschutz besonders wertvoll. Als Bei-spiel wären hier Wälder mit alten, absterben-den Bäumen oder schlecht zugängliche Berei-che auf feuchten Böden zu nennen.

Neben Waldflächen sollen als weitere wichti-ge Bestandteile dieses landesweiten Netzesauch Feldgehölze, alte Alleen und durchwach-sende Knicks mit alten Eichen in das Schutz-konzept einbezogen werden.

Die Kurt und Erika Schrobach-Stiftung ver-sucht gegenwärtig auf der Basis der oben dar-gestellten Sachverhalte ein landesweites Netzhochwertiger Standorte für die so genanntenWaldfledermausarten zu installieren. Hierzuführt die Stiftung ein zweijähriges vom schles-wig-holsteinischen Landwirtschafts- und Um-weltministerium und von der Bingo-Umwelt-lotterie finanziertes Pilotprojekt durch (Lauf-zeit: Mitte 2008 bis Mitte 2010).

Ziel des ersten Projektjahres war neben derEinrichtung der Projektabläufe vor allem dieErstellung entsprechender Materialen zur öf-fentlichkeitswirksamen Präsentation des Pro-jekts. Es konnten konnte darüber hinaus eineReihe kleinerer Waldbereiche gekauft oderlangfristig gepachtet werden, die über dasganze Land verteilt sind und damit eine guteGrundlage für den weiteren Ausbau des ge-planten Lebensraumnetzes sind.

Für die Akquirierung von Flächen ist durch dieKurt und Erika Schrobach-Stiftung folgenderAblauf erarbeitet worden:

Gemeinsam mit interessierten Waldbesitzernwerden die angebotenen Flächen zunächst be-sichtigt, um deren Potential für den Fleder-mausschutz abschätzen zu können. Ist die Flä-che für das Projekt geeignet, können sich Inte-ressierte zwischen einer vertraglichen Siche-rung der Fläche oder deren Verkauf entschei-den:

• Vertragliche Sicherungen bestehen in derRegel aus Nutzungsentschädigungen inForm langfristiger Pachtverträge mit grund-buchlicher Absicherung des Naturschutz-ziels. Der zum Vertragsbeginn kapitalisiertausgezahlte Pachtzins wird für jede Flächeaus dem entgangenen Nutzen errechnet.

• Bei einem Verkauf von Waldflächen wer-den die ortsüblichen Preise gezahlt.

• Wenn die Flächen durch langfristige Pachtbeziehungsweise Kauf für das Flächennetzgesichert wurden, werden diese hinsicht-lich ihrer Bedeutung für den Fledermaus-schutz inventarisiert. Tote und absterbendeBäume sowie alle Höhlenbäume werdenkartiert.Sind noch keine optimalen Bedingungenfür Fledermäuse vorhanden, wird derBaumbestand durch geeignete Maßnahmeaufgewertet. Neben waldbaulichen Tätig-keiten (z.B. die Entfernung nicht heimi-scher Gehölze oder die Freistellung be-drängter Höhlenbäume) zählt dazu auchdas Anbringen von künstlichen Fleder-mausquartieren.Nach Abschluss dieser Maßnahmen wirddie forstliche Nutzung dauerhaft einge-stellt.

• Der Aufbau des Lebensraumnetzes sowieder Erfolg der durchgeführten Maßnahmenwerden wissenschaftlich begleitet.

Dr. Cordelia WiebeKurt- und Erika Schrobach-StiftungTheodor-Heuss-Ring 5624113 Kiel

2.4 Holmer See

Hotspot der Pflanzenartenvielfalt

Pflanzenartenschutz kann nur im Rahmen ei-nes wirksamen Lebensraumschutzes erfolg-reich sein. In FFH-Gebieten sollten Manage-ment-Maßnahmen daher auf die Erhaltungs-ziele der jeweiligen Gebiete sowie auf die Er-fordernisse gefährdeter Arten abgestimmtwerden. Besonders in solchen Gebieten, diesich als „Hotspots der Pflanzenartenvielfalt“erwiesen haben, sollte über die „routinemäßi-ge“ Pflege hinaus das Augenmerk besondersauf die Situation der gefährdeten Pflanzenar-ten gelegt werden. Daher wird im Rahmendes Artenschutzprogramms des LandesSchleswig-Holstein von der AG Geobotanikjährlich ein solcher „Hotspot“ floristisch undvegetationskundlich intensiv untersucht so-wie, Vorschläge für Management- und Arten-schutzmaßnahmen erarbeitet.

Das Projektgebiet im Jahr 2008, der HolmerSee, liegt südöstlich der Großen Breite derSchlei zwischen den Ortschaften Fleckeby,Götheby und Weseby im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Es umfasst die Holmer See-Nie-derung, welche sich nach Osten in zwei Bach-tälern fortsetzt, den Steilhang am Rande desLangseer Sanders bei Weseby sowie einige

beweidete Kuppen und den Strandwall zwi-schen den Niederungsflächen und der Schlei.Dieses Gebiet ist aus verschiedenen Gründenreich an gefährdeten Arten und Lebensräu-men. Ein Grund ist, dass die östlich angren-zenden Flächen nährstoffarme Sandböden auf-weisen, die bisher landwirtschaftlich eher ex-tensiv genutzt worden sind und sich demzu-folge auf einem landesweit gesehen ver-gleichsweise geringen Trophiegrad befinden.Daher haben sich am Holmer See in größeremUmfange Lebensräume erhalten können, wel-che anderenorts aufgrund von Eutrophierungschon vernichtet worden sind. Das HolmerSee-Gebiet selbst weist mit seinem Wechselaus Salzrasenresten und Brackwasserröhrich-ten, Feuchtweiden und Kalkniedermoorflä-chen, Strandwall und Trockenhängen auf en-gem Raum ein vielfältiges Mosaik hochgradiggefährdeter Lebensraumtypen auf und wirdnur extensiv bewirtschaftet. Viele gefährdetePflanzenarten haben hier bis heute in größe-ren Beständen überlebt. Bisher war der Wertdes Gebietes allerdings selbst unter Fachleu-ten noch nicht ausreichend bekannt; besonde-re Pflegemaßnahmen fanden nicht statt.

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Abb. 1: Blütenreicher Übergang vom trockenen Strandwall zum Niedermoor am Holmer See mit Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata)und Knolligem Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus), im Hintergrund der Steilhang des Langseer Sanders bei Weseby. Foto: Romahn

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Im Jahr 2008 wurden im Projektgebiet 253Gefäßpflanzensippen gefunden, davon drei Ar-ten der Rote-Liste-Kategorie 1 („vom Ausster-ben bedroht“), 16 Sippen der Kategorie 2(„stark gefährdet“) und 24 Sippen der Katego-rie 3 („gefährdet“); 33 Sippen stehen auf derVorwarnliste. Viele bedrohte Sippen am Hol-mer See, wie das Sumpf-Herzblatt (Parnassiapalustris), das Sumpf-Läusekraut (Pedicularispalustris), das Zittergras (Briza media) und derTeufelsabbiss (Succisa pratensis) sind in nähr-stoffarmen Niedermoorgesellschaften zu Hau-se, die sich vor allem im Schoolbektal bis heu-te erhalten konnten. Eine Besonderheit und

gleichzeitig kennzeichnend für die innereSchlei sind zudem die aufgrund von aufstei-gendem Schleiwasser salzbeeinflussten Grün-landflächen, welche in bemerkenswert großenIndividuenzahlen bedrohte Arten wie Salzbun-ge (Samolus valerandi), Sumpf-Dreizack (Triglo-chin palustre) und Röhrige Pferdesaat (Oen-anthe fistulosa) enthalten. Auf dem teils be-weideten Strandwall und dem trockenen Steil-hang bei Weseby gedeihen bedrohte Artender trockenen Lebensräume wie die NiedrigeSchwarzwurzel (Scorzonera humilis) und diePech-Nelke (Silene viscaria).

Abb. 2: Kunstwerk der Natur: die Blüte des Sumpf-Herzblattes (Parnassia palustris) am Holmer See. Foto: Kieckbusch

Auch am Holmer See ist die Vielfalt jedoch ge-fährdet. Eine Literaturauswertung früherer Be-standaufnahmen in diesem Gebiet ergab, dassin den letzten Jahrzehnten bereits viele Artender nährstoffarmen Niedermoore und andererbedrohter Lebensräume ausgestorben sind.Dies zeigt, dass auch in einem vergleichswei-se extensiv bewirtschafteten Gebiet wie demHolmer See Nährstoffeinträge über Oberflä-chen- und Hangdruckwässer, über Torfzehrungsowie über die Atmosphäre wirksam werden.Kaum belastend ist die biologische Bewirt-schaftung einiger angrenzender Flächen durchden Biohof Schoolbek; negativ wirkt sich je-doch der Maisanbau auf direkt nördlich an dasSchoolbektal angrenzenden Schlägen und inder weiteren Umgebung aus. Ein weiterer Ge-fährdungsfaktor ist das Brachfallen vormalsbeweideter Grünlandflächen. Daher sollte diebisherige extensive Sommerbeweidung wei-tergeführt bzw. auf brach gefallenen Flächenwieder aufgenommen werden. Um die aktuel-le Bewirtschaftungssituation zu klären, wurdevon der Weideagentur Schleswig-Holstein zuden Eigentümern und Pächtern Kontakt aufge-nommen. Generell ist das Vordringen so ge-nannter „Landschilfröhrichte“ auf Kosten vonSalzrasen und Feuchtgrünland an der gesam-ten Ostseeküste ein Problem. Am Holmer Seebreiten sich Röhrichte trotz der extensiven Be-weidung weiter aus, da die bereits von Schilf

bestandenen Flächen vom Vieh gemiedenwerden. Um bereits vom Landschilf besiedel-te Areale für die Weidetiere wieder attraktivzu machen, wurde daher auf einer Probeflä-che eine Räumungsmahd im Herbst durchge-führt, um in Kombination mit Beweidung dasLandschilf zurückzudrängen. Die Entwicklungdieser und weiterer gemähter Flächen soll inden nächsten Jahren weiter beobachtet wer-den. Zudem wurde eine Räumungsmahd aufeiner Fläche mit den letzten Exemplaren desam Holmer See gegenwärtig vom Aussterbenbedrohten Sumpf-Herzblattes durchgeführt,um diese lichtliebende und konkurrenzschwa-che Art zu fördern und möglicherweise vordem „Aus“ zu retten. Die weitere Entwick-lung des Gebietes wird davon abhängen, obes gelingt, Nährstoffeinträge aus den hangauf-wärts gelegenen landwirtschaftlichen Nutzflä-chen einzudämmen und die Flächen mit Hilfeeiner extensiven Rinderbeweidung mit spätenAuftriebsterminen auch in Zukunft schonendzu bewirtschaften.

Dr. Katrin RomahnAG Geobotanik in Schleswig-Holstein undHamburg e. V.Lange Reihe 14 d24244 Felm

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2.5 Borstgrasrasen in Schleswig-Holstein –

ein hochgradig gefährdeter

Vegetationstyp

„Wenn um die Sommersonnenwende die Sen-se über die Wiesen der Geestniederung geht,dann beginnt am Rande derselben dort, wo dieHeide anfängt oder wo an den Seiten einesWeges oder an den Hängen der eingestreutenHünengräber Kunstdünger und Weidevieh sel-tener hingelangen, die leuchtend gelbe Blütedes Berg-Wohlverleih sich zu öffnen. In weni-gen Tagen überzieht sie ihre Flächen mit einemweithin scheinenden Blütenflor und verleiht derherben Landschaft einen sommerlichen Glanz.“(Aus Raabe und Saxen (1955): Über Arnicamontana und den Nardus-Rasen)

Magere Rasen auf saueren bis mäßig sauerenBöden, die von Arten wie dem Borstgras (Nar-dus stricta), der Arnika oder Bergwohlverleih(Arnica montana), dem Kreuzblümchen (Polyga-la vulgaris) und der Schwarzwurzel (Scorzonerahumilis) geprägt wurden, waren in der erstenHälfte des 20. Jahrhunderts in den Geestgebie-ten Schleswig-Holsteins noch weit verbreitet.Heute hat dieser Vegetationstyp nur noch in

kleinsten Resten in Schutzgebieten, in Küsten-lebensräumen und auf militärischen Übungs-plätzen überdauert. Während der Rückgang infrüheren Zeiten vor allem durch die Kultivierungund Aufforstung von Heidelebensräumen verur-sacht wurde, liegt die heutige Gefährdungsur-sache in der Nutzungsaufgabe, dem indirektenNährstoffeintrag aus landwirtschaftlichen Flä-chen und der schleichenden Entwässerungselbst in Schutzgebieten. In den Jahren 2007und 2008 wurden von der AG Geobotanik imRahmen einer Kooperation mit dem LandSchleswig-Holstein an 43 Standorten in Schles-wig-Holstein Borstgrasrasen und Borstgrasra-senreste floristisch und vegetationskundlich un-tersucht. Anhand verschiedener Kriterien konn-ten für die Erhaltung und Entwicklung diesesVegetationstyps besonders bedeutsameSchwerpunktgebiete identifiziert werden. Zu-dem wurden die Bestände und die Gefähr-dungssituation einer Reihe von so genannter„charakteristischer Arten“ der Borstgrasrasenlandesweit erfasst.

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Abb. 1: Das Gewöhnliche Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) ist eine charakteristische Art der artenreicheren Borstgrasrasen in Schleswig-Holstein. Foto: Jansen

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Die Untersuchungen zeigten, dass heutigeBorstgrasrasen in Schleswig-Holstein mehrheit-lich nur noch sehr kleinflächig ausgebildet undzudem stark an Arten verarmt sind. Sie sinddurch Eutrophierung, Entwässerung und Verbu-schung ihrer Standorte stark gefährdet. Größe-re und noch artenreichere Borstgrasrasen, dieein gutes Entwicklungspotenzial aufweisen,wurden auf dem Standortübungsplatz Lütjen-

holm in Nordfriesland, in der Nordoer Heide beiItzehoe, auf den Standortübungsplätzen Hohnund Krummenort sowie am Rüsterberg beiRendsburg, im Vorland von St. Peter-Ordingund am Dannewerk bei Schleswig nachgewie-sen. Die überwiegende Zahl der übrigen Borst-grasrasen ist kleinflächig und meist mosaikartigin Heidelandschaften eingebettet.

Abb. 2: Der Standortübungsplatz Lütjenholm in Nordfriesland beherbergt noch artenreiche Borstgrasrasen in größerer Ausdehnung undwurde deshalb von der AG Geobotanik als ein Schwerpunktgebiet für die Erhaltung dieses Vegetationstyps vorgeschlagen. Foto:Romahn

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Einige charakteristische Arten der Borstgrasra-sen sind in Schleswig-Holstein akut vom Aus-sterben bedroht. Das Gewöhnliche Katzenpföt-chen (Antennaria dioica) zum Beispiel wurdevon Willi Christiansen (1953) noch als „in derGeest nicht selten, im Hügelland zerstreut“ an-gegeben. Heute sind die fünf verbliebenen Po-pulationen dieser konkurrenzschwachen Art bisauf wenige Exemplare zusammengeschmol-zen. Meist konnten die wenigen Pflanzen anGeländeeinschnitten oder Wegkanten überdau-ern, wo die Konkurrenz durch andere Artenschwächer ist und sich keine saure Rohhumus-decke bildet. Da es beim Katzenpfötchenmännliche und weibliche Pflanzen gibt, istwahrscheinlich in einigen Populationen nurnoch ein Geschlecht vorhanden, was eine se-xuelle Reproduktion unmöglich macht. Neuan-siedlungen wurden nicht mehr beobachtet. DieMondraute (Botrychium lunaria) hingegen, einkleiner und urtümlicher Farn, konnte immerhinnoch an 23 Wuchsorten aktuell nachgewiesenwerden. Außer auf nährstoffarmen, lückigenRasen siedelt er sich gelegentlich auf Pionierflä-chen wie Kanalspülfeldern und Dämmen an,wobei diese Vorkommen jedoch nur von kurzerDauer sind. Der Lungenenzian (Gentiana pneu-monanthe) ist stark durch die Entwässerungund das Zuwachsen von Moorresten undfeuchten Dünentälern gefährdet. Viele Bestän-de, die sich bis heute in degenerierten Moorenerhalten konnten, scheinen überaltert zu seinund haben in der dichten Vegetation keine Re-

produktionsmöglichkeit mehr. Dem Lungenenzi-an, aber auch anderen bedrohten Arten mit auf-fälligen Blüten wie der Arnika (Arnica montana)und der Schwarzwurzel (Scorzonera humilis)macht neben der schleichenden Entwertung ih-rer Lebensräume zudem der Verbiss durchRehe zu schaffen. Das Gewöhnliche Kreuz-blümchen (Polygala vulgaris), eine kleine undniedrigwüchsige Art, geht zwar an den meistenStandorten wegen Verfilzung der Vegetation zu-rück, könnte aber stellenweise von der Einrich-tung halboffener Weidelandschaften auf trocke-nen Magerstandorten profitieren.

Der Lebensraumtyp Borstgrasrasen mit seinenlichtliebenden und konkurrenzschwachen Pflan-zenarten ist ein Überbleibsel aus einer früherenEpoche, die sich gegenüber der heutigen Zeitdurch einen naturnäheren Wasserhaushalt undviel geringeren Nährstoffstatus der Landschaftauszeichnete. Heute lassen sich die letztenReste von Borstgrasrasen und ihre charakteris-tischen Arten nur längerfristig schützen, wenngrößere, von stärkeren Nährstoffeinträgen ab-geschirmte Räume erhalten und geschaffenwerden.

Dr. Katrin RomahnAG GeobotanikLange Reihe 14 d24244 Felm

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2.6 Artenagentur Schleswig-Holstein

Der Deutsche Verband für Landschaftspflege(DVL) hat in Schleswig-Holstein den Arten-schutz als weiteres Aufgabenfeld erhalten.Zum 1. März 2009 wurde mit finanzieller Un-terstützung des Ministeriums für Landwirt-schaft, Umwelt und ländliche Räume die Ar-tenagentur Schleswig-Holstein eingerichtet.Hauptaufgabenfeld dieser landesweit tätigenInstitution ist es, die Umsetzung des Arten-hilfsprogramms Schleswig-Holsteins zu unter-stützen. Die Artenagentur tritt nicht als Pro-jektträger auf, sondern identifiziert und koordi-niert geeignete Artenschutzprojekte. Hierfürbaut sie ein Netzwerk interessierter Projekt-partner auf, gibt fachliche und praktische Bera-tung und unterstützt bei Bedarf bei der Erar-beitung entsprechender Projektanträge. DieArtenagentur ist vorrangig immer dort tätig,wo Artenschutzverpflichtungen des Landesbisher aufgrund mangelnder Arbeitskapazitä-ten oder auch fehlender Projektträger nichtbearbeitet werden konnten. Bereits laufendeProjekte oder solche, für die sich ein andererOrganisator anbietet, werden nicht durch die

Artenagentur bearbeitet, es sei denn, sie wirdum Hilfe gebeten. Dieses Vorgehen hat zumZiel, eine „Konkurrenz“ um Projekte auszu-schließen.

Die Möglichkeiten, sinnvolle und notwendigeArtenschutzmaßnahmen im Lande durchzu-führen, sind zahlreich und vielfältig. Auf derBasis der im Artenhilfsprogramm dargestelltenDringlichkeit wurde deshalb eine Liste mögli-cher Projekte erstellt, die vorrangig begonnenwerden sollen und gute Umsetzungsmöglich-keiten erwarten lassen. Neben Vorhaben zueinzelnen relevanten Tier- und Pflanzenartenwerden auch integrierte Projekte bearbeitet, indenen mehrere Artenschutzziele durch einegeeignete Pflege bzw. Landschaftsentwick-lung verwirklicht werden. Die bereits im März2008 gegründete DVL-Weideagentur wurdedeshalb mit ihrem Aufgabenbereich in die Ar-tenagentur integriert und befasst sich schwer-punktmäßig mit Fragestellungen und Projek-ten zur Naturschutzbeweidung und Flächen-pflege.

Die Schlingnatter (Coronella austriaca) und die Zauneidechse (Lacerta agilis) zählen zu den Arten, für die in Schleswig-Holstein spezielle Ar-tenschutzprojekte durchgeführt werden sollen (Fotos: Helge Neumann)

Beispiele für bereits begonnene Vorhaben, anderen Zustandekommen und Umsetzung dieArtenagentur beteiligt ist, sind ein Schutzpro-jekt für die Schlingnatter (Coronella austriaca)und die Zauneidechse (Lacerta agilis) (Projekt-träger Lokale Aktion „Bündnis Naturschutz inDithmarschen e. V.“), ein Projekt zur Wieder-ansiedlung des Schwimmenden Froschkrautes(Luronium natans) (Projektträger Stiftung Na-turschutz Schleswig-Holstein) sowie ein inte-griertes Artenschutzprojekt auf dem Landwirt-schaftsbetrieb Hof Schoolbek (ProjektträgerStiftung Aktion Kulturland, siehe Beitrag in die-sem Heft).

Die Artenagentur wird von Detlev Finke sowieHelge Neumann geleitet und arbeitet eng mitder Landeskoordinierungsstelle des DVL zu-sammen.

Detlev Finke, E-Mail: finke@)lpv.deDr. Helge Neumann, Artenagentur Schleswig-HolsteinDeutscher Verband für Landschaftspflege(DVL) e. V.Hamburger Chaussee 2524220 Flintbek

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2.7 Stiftung Naturschutz Schleswig-

Holstein

„Lebendige Natur für Schleswig-Holstein“, soder Titel einer Broschüre der Stiftung Natur-schutz Schleswig-Holstein, ist wörtlich zu neh-men, denn das Stiftungsland steckt tatsächlichvoller Leben. Zwischen dänischer Grenze undElbe wird auf 28.200 Hektar im Dienste derNatur gearbeitet: Neue Teiche für Froschkon-zert-Arenen, „Wilde Weiden“ mit vierbeinigenLandschaftspflegern, Käferkartierungen oderdas neue Ausstellungsgebäude „Haus der Wil-den Weiden“ auf dem Höltigbaum in Ham-burg-Rahlstedt sind nur einige Beispiele.

Die Natur kehrt aber auch in den besiedeltenRaum zurück – dafür sorgen die Gemein-schaftsprojekte „FledermausfreundlichesHaus“, „Naturinsel“ und „Schwalbenfreundli-ches Haus“. Hier setzt der Artenschutz aufdas Engagement von Privatpersonen, dieSchwalben, Mauernseglern, Haus bewohnen-den Fledermäusen, Meisen, Haselmäusen,Wildbienen und anderen Insekten neuen Le-bensraum in unmittelbarer Nähe des Men-schen anbieten.

Abbildung 1: Wechselkröte Foto: Thomas Voigt

Artenschutz zum Mitmachen

Artenschutz kann auch direkt vor der eigenenHaustür beginnen – das beweist das Gemein-schaftsprojekt mit dem NABU „Fledermaus-freundliches Haus“. So sind Eutin und BadMalente-Gremsmühlen als erste StädteDeutschlands mit dem Prädikat „Fledermaus-freundliche Stadt“ ausgezeichnet worden. EinVerdienst zahlreicher privater Hausbesitzerund der öffentlichen Hand, die an ihren Ge-bäuden, darunter Rathäuser, Schulen und Kin-dertagesstätten, insgesamt 185 neue Fleder-

mausquartiere für die Flugakrobaten der Nachtgeschaffen haben. Nähere Infos unter:www.fledermausfreundliches-haus.de. Mitdem „Schwalbenfreundlichen Haus“ hat derBUND Ostholstein zusammen der Stiftung Na-turschutz ein Projekt zum Schutz der Rauch-und Mehlschwalben auf den Weg gebracht.Hausbesitzer werden ermuntert bestehendeNester an ihren Häusern zu erhalten und bera-ten künstliche Nisthilfen an Giebeln zu montie-ren.

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Eine neue Dimension des Naturschutzes imurbanen Raum wurde mit der ersten Naturin-sel Deutschlands in Lensahn eröffnet. Die Na-turinsel, ein Haus mit einer Fläche von zweimal zwei Meter Kantenlänge, aufgestellt aufeinem fünf Meter hohem Pfahl, bietet ver-schiedensten Tieren einen neuen Lebensraumin der dicht besiedelten Kulturlandschaft. Das„Hotel für bedrohte Tierarten“ ist an die spe-ziellen Bedürfnisse von Fledermäusen,Schwalben, Mauerseglern, Wildbienen, Hasel-mäusen und Meisen angepasst. Im Umfeldentstehen eine kleine Wildblumenwiese für In-sekten und ein Steinhaufen, auf denen sich Ei-dechsen wärmen können und Igel im WinterUnterschlupf finden. Hier ist Biodiversität aufengstem Raum garantiert.

Daten für Arten – Grundlage für effektives

Habitat- und Artenschutzmanagement

Ein effektives Habitat- und Artenschutzmana-gement basiert auf genauen Kenntnissen überden Bestand von Tieren und Pflanzen. Exper-ten haben auch 2008 das Stiftungsland Riese-wohld, Dithmarschens größtes zusammenhän-gendes Waldgebiet, genauer unter die Lupegenommen. Eine Kartierung der Käferweltbrachte erstaunliche Ergebnisse: auf den Pro-beflächen wurden 679 Käferarten entdeckt,von denen 156 auf der Roten Liste gefährde-ter Tierarten stehen. Das tatsächliche Artenin-ventar dürfte noch erheblich umfangreichersein, weil die Untersuchungsfläche nur einenAusschnitt repräsentiert. Bemerkenswerthoch war der Anteil der Holzkäfer mit 221 Ar-ten. Sie stehen zur Hälfte auf der Roten Liste.Damit hat der urwüchsige Bauernwald west-lich von Albersdorf eine herausragende natio-nale und europaweite Bedeutung für den Na-tur- und Artenschutz.

Zusammen mit der Faunistischen-Ökologi-schen Arbeitsgemeinschaft (FÖAG) hat sichdie Stiftung Naturschutz auf die Suche nachder Waldbirkenmaus, eines der seltenstenSäugetiere Deutschlands, gemacht. Sie hat inSchleswig-Holstein ihren bundesweiten Ver-breitungsschwerpunkt. Ein Aufruf an die Be-völkerung, sich an der Suche zu beteiligen,und in Angeln aufgestellte Birkenmausfallenführten zu folgendem Ergebnis: Im Gewöllevon Schleiereulen konnten zwei Unterkieferdieser seltenen Spezies nachgewiesen wer-den. Detaillierte Ergebnisse im Bericht von Dr.Peter Borkenhagen in diesem Heft und unter:www.birkenmaus.de.

„Haus der Wilden Weiden“ auf dem

Höltigbaum

Völlig neue Einblicke in die „Wilden Weide“des ehemaligen Standortübungsplatzes Höltig-baum auf der Grenze zwischen Hamburg-Rahl-stedt und dem Kreis Stormarn bietet das neueröffnete „Haus der Wilden Weiden“ der Stif-tung Naturschutz. Besucher haben in dem In-formationszentrum die Möglichkeit, in einerdauerhaften und erlebnisorientierten Ausstel-lung die bunte Artenvielfalt des Höltigbaumskennen zu lernen und den Blick auf die faszi-nierende Welt oft im verborgenen lebenderArten, wie dem europaweit geschütztenKammmolch, zu schärfen. Von der Emporestreift das Auge über das Naturschutzgebietmit seinen vierbeinigen Landschaftspflegern:Galloways, Highland-Cattles und Heidschnu-cken. Platz für Vorträge oder die Arbeit vonSchulklassen und Kindergruppen garantierenspannende Naturerlebnisse und bilden die Ba-sis für nachhaltigen Naturschutz. Nähere Infosunter: www.hoeltigbaum.de.

Neue Teiche werden zur Arena für

Froschkonzerte

Froschkonzerte gehören mittlerweile zum „gu-ten Ton“ im Stiftungsland. Hier gilt es nichtnur, die zahlreichen im Zuge der Amphibienini-tiative der Stiftung Naturschutz entstandenenneuen Laichgewässer zu begutachten. Hierbesteht für Naturliebhaber auch die Möglich-keit, deren Bewohner beim Werben um neuePartner zur Sicherung des Bestandes hautnahzu erleben. Sieben Konzerte an fünf Spielstät-ten sah der Tourneeplan der Stiftung vor. ImMittelpunkt standen dabei das rythmische„ääp,ääp“ des Laubfrosches und das melodi-sche „uh, uh“ der Rotbauchunke. Für die Hin-tergrundmusik sorgten Moor- und Grasfrosch. Über die Hälfte der 15 heimischen Amphibien-arten gelten als gefährdet, weil ihnen geeigne-ten Lebensräumen fehlen, insbesondere Klein-gewässer in der Kulturlandschaft und geeigne-te Landlebensräume in unmittelbarer Nähe.Die sechsjährigen Bemühungen der Stiftung,nicht nur einzelne Laichgewässer, sonderngleich ganze Froschparks entstehen zu lassen,kann sich sehen lassen: Rund 1.200 neue Tei-che sind in den „Wilden Weiden“ im Stif-tungsland entstanden, fast 900 wurden neuangelegt, bei dem Rest handelt es sich um dieSanierung bereits bestehender Gewässer. Soist Schleswig-Holstein um fast drei Quadratki-lometer (ca. 413 Fußballfelder) Wasserflächereicher geworden. Speziell für die in Deutsch-land stark gefährdeten Laubfrösche, der Am-phibien des Jahres 2008, hat die Stiftung al-lein 250 Gewässer angelegt.

Abb. 2: Froschteich Foto: Thomas Voigt

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Die „Jugend auf der Grünen Walz“ und

andere Kooperationen

Auch 2008 hat die Stiftung Naturschutz ihreKompetenz im Artenschutz durch die Koopera-tion mit anderen Partnern weiter ausgebaut.„Jugend auf der Grünen Walz“ heißt ein bun-desweit einzigartiges Projekt zur Qualifizierungvon arbeitslosen Jugendlichen für das Berufs-leben. Die Stiftung Naturschutz und anderePartner unterstützen den Landschaftspflege-hof Holsteinische Schweiz in Dannau beimBau von aufwendigen Insektenhotels, die un-ter anderem in den Naturschutzgebieten Höl-tigbaum und Geltinger Birk aufgestellt wur-den. Die Qualifizierung steht auf drei Säulen:Outdoor-Camps steigern das Gruppengefühlund die soziale Kompetenz. In der Werkstattwerden hochwertige Lerninhalte in SachenHolzverarbeitung und der professionelle Um-gang mit Maschinen beim Bau der Insekten-hotels vermittelt. Zuletzt der Clou: Der eigen-ständige Aufbau der Nisthilfen, die persönlichePräsentation beim Endabnehmer und das Ge-fühl dabei gleichzeitig etwas für den Arten-schutz getan zu haben, stärken das Selbstbe-wusstsein der jungen Menschen.

Die Stiftung Naturschutz hat aber auch Koope-rationspartner im gesamten Ostseeraum. ImEU-LIFE-Projekt „BaltCoast“ kümmern sichunter ihrer Leitung 24 Partner aus Dänemark,Schweden, Estland und Litauen um denSchutz und Wiederaufbau von bedeutendenKüstenlebensräumen entlang der Ostsee. Nä-here Infos unter: www.life-baltcoast.de. DieRettung der Rotbauchunke steht im Mittel-punkt eines EU-LIFE-Projektes, in dem zahlrei-che Partner aus vier baltischen Staaten popu-lationsstützende Maßnahmen umsetzen. Zuden Kooperationspartnern gehört seit 2008auch die Landesforstanstalt Schleswig-Hol-stein, die ihre Flächen im Röbeler Holz bei Eu-tin in das Projekt eingebracht haben. NähereInfos unter: www.life-bombina.de.

Thomas VoigtStiftung Naturschutz Schleswig-HolsteinEschenbrook 424113 Molfsee

2.8 Halligprogramm

Bereits seit 1987 gibt es das Halligprogramm.Es ist klein und maßgeschneidert auf unsereHalligen. Die neun Halligen - zwischen vierHektar und cirka 1.000 Hektar groß - sind dieBesonderheit des nordfriesischen Wattenmee-res, Nordfrieslands und Schleswig-Holsteins.Sie sind unser klassisches Alleinstellungs-merkmal!

Halligen sind charakteristischer Bestandteildes Ökosystems-Wattenmeer.- Lebensraum für Pflanzen und Tiere der Salz-

wiesen,- Brutplatz zahlreicher Wat- und Wasservögel,- Rastplatz für durchziehende Vogelarten (ca.

1,3 Millionen zeitgleich im Wattenmeer),- Nahrungsgebiet für nordische Meeresgänse,

insbesondere Ringelgänse.

Die Halligen sind eine einzigartige Kulturland-schaft mitten im Nationalpark und Biosphären-reservat Schleswig-Holsteinisches Watten-meer (die vier kleinen Halligen gehören zumNationalpark; die fünf großen, bewirtschafte-ten Halligen sind Entwicklungszone des Bio-sphärenreservats und gehören nicht zum Na-

tionalpark). Alle Halligen sind als Vogelschutz-gebiete bzw. auch als FFH-Gebiete in das NetzNatura 2000 einbezogen, mit dem das ge-meinschaftliche Naturerbe gesichert werdensoll (außer: Hooge und Oland).

Seit Jahrhunderten leben und wirtschaftendort Menschen, arbeiten in und mit der Natur.Menschen und Natur gehören dort enger zu-sammen als wohl nirgendwo sonst, und dieMenschen haben eine starke Identität mit ih-rer Heimat.

Die Sonderstellung der Halligen ergibt sichmaßgeblich aus ihrer Lage mitten im Watten-meer. Mit insgesamt 2.220 Hektar (bzw. ca.1.700 Hektar landwirtschaftlich genutzte Flä-che) ist die heutige Fläche nur noch der Restder spätmittelalterlichen Halligen. Ab der Mittedes 17. Jahrhunderts gingen rund 80 Prozenttidebeeinflusster Halligfläche in der Utlandeverloren. Erst durch systematisch betriebeneSicherungsmaßnahmen gelang es, seit Endedes 19. Jahrhunderts weitere Landverluste zuverhindern.

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Strandfliederblüte auf Hallig Gröde Foto: Dr. Martin Stock LKN

Dies hat die Mentalität der Menschen geprägtund ist Grund für eine tiefe Verbundenheit undgroße Verantwortung für diese einzigartigeLandschaft.

Es besteht deshalb breiter gesellschaftlicherKonsens – die Halligen mit ihren vielfältigenFunktionen und ihrem unverwechselbaren Er-scheinungsbild zu erhalten.

Das Ziel ist dauerhaft nur zu erreichen, wenndie Halligen auch dauerhaft bewohnt und be-wirtschaftet werden.

Dazu muss man den Menschen aber Perspek-tiven bieten, auf den Halligen ein ausreichen-des Einkommen zu erwirtschaften. Die Land-wirtschaft stellte über lange Zeit die eigentli-che Lebensgrundlage dar. In den 1960er und1970er Jahren wurden insbesondere durch in-frastrukturelle Fördermaßnahmen die Lebens-bedingungen auf den Halligen verbessert(Fähranleger, Wege- und Gebäudebau, Was-ser- und Stromanschlüsse über das „Pro-gramm Nord“).

Seit den 1970er Jahren erlebte die Landwirt-schaft einen starken strukturellen Wandel.Diese Veränderungen gingen auch an den Hal-ligen nicht spurlos vorbei. Zusätzlich sind dortbesondere Standortfaktoren von Nachteil:Mehr oder weniger regelmäßige Über-schwemmungen (auch im Sommerhalbjahr:‚Heufluten’), hohe Frachtkosten, kurze Wachs-tumsperioden mit ertragsarmer Vegetation,die nicht durch Ansaat leistungsfähigerer Gras-sorten verbessert werden kann - und die Vor-weide durch Ringelgänse.

Angesichts dieser speziellen Probleme derLandwirtschaft auf den Halligen startete dasschleswig-holsteinische Landwirtschaftsminis-terium 1987 das „Halligprogramm“.

Mit diesem Programm wird das Ziel verfolgt,einerseits den ursprünglichen, naturnahenCharakter der Halligen zu erhalten, sie aber an-dererseits auch als Lebens- und Arbeitsraumfür die einheimische Bevölkerung zu sichern.Auch die Sicherstellung der Gewährleistungihrer Aufgabe im Küstenschutzsystem entlangder Westküste Schleswig-Holsteins war einwichtiges Anliegen des damaligen Pro-gramms. Zusätzlich wurden neue Arbeitsmög-lichkeiten im Küstenschutz-Bereich geschaf-fen.

Das Programm „Zur Sicherung und Verbesse-rung der Erwerbsquellen der Halligbevölke-rung im Rahmen der Landschaftspflege und

Landwirtschaft, des Küstenschutzes und desFremdenverkehrs“ aus dem Jahr 1987 be-steht bis heute fort. Es ist das eigentliche„Halligprogramm“, in dessen Rahmen die För-derung einer extensiven landwirtschaftlichenBewirtschaftung der Halligen umgesetzt wird(„Richtlinien für ein erweitertes Bewirtschaf-tungsentgelt im Rahmen des Halligprogram-mes“).

Seitdem erhalten Hallig-Landwirte ein Pfleg-entgelt, bestehend aus• einem Bewirtschaftungsentgelt,• einem Mähzuschuss,• einer Ringelgansentschädigung und• einem Zuschuss für die zusätzliche Exten-

sivierung der Beweidung.

Für einen begrenzten Flächenumfang wird fürden vorübergehenden Nutzungsverzicht eine„Prämie für naturbelassene Salzwiesen“ ge-währt.

Im Zusammenhang mit der Zukunftspro-gramm Ländlicher Raum (ZPLR)-Genehmigung2007 sind die Richtlinien fortgeschrieben understmals auch die Halligen Südfall und Süder-oog in die Gebietskulisse einbezogen worden.Die Kulissenerweiterung und die Gewährungder Natura 2000-Prämie für das Halliggrünlandin den Natura 2000-Gebieten haben zu einerweitgehenden monetären Kompensation desWegfalls der Ausgleichszulage beigetragen.

Im Zeitraum 1987 – 2008 sind im Rahmen desHalligprogramms über 5,6 Millionen Euro alsZuwendungen gewährt worden; 2009 werdenden Halligbauern Ausgleichszahlungen inHöhe von voraussichtlich über 314.000 Eurogewährt (= knapp 200 Euro/ha und Jahr). Die-se Form des (freiwilligen) Naturschutzes wur-de als Chance erkannt und genutzt. Heuteträgt er maßgeblich dazu bei, die Landwirt-schaft auf den Halligen zu erhalten.

Das Halligprogramm konnte die Strukturverän-derungen in der europäischen Landwirtschaftzwar nicht von den Halligen fernhalten, aberderen Auswirkungen abpuffern. Genau dieswar das Ziel.

An dem Programm beteiligen sich nahezu alleHallig-Bauern. Im Mai finden alljährlich Ortster-mine statt, die „Halligschauen“. Dabei begut-achten Vertreter aus Landwirtschaft und Na-turschutz vom Festland zusammen mit denHallig-Bauern den Zustand der Halligen. VorOrt wird die Weidenutzung durch Ringelgänsebewertet und die Höhe der Ringelgansent-schädigung festgelegt.

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Die Halligschauen der letzten Jahre zeigen,dass das Programm bei den Hallig-Bauernbreite Zustimmung gefunden hat. Dies auchdeshalb, weil es zusammen mit ihnen erarbei-tet wurde.

Trotz immer mal wieder aufkommender zwi-schenzeitlicher Kritik - ausgelöst durch diewieder zunehmende Zahl der auf den Halligenrastenden Ringelgänse - ist ein über die Jahrevorbildhaftes Programm mit der Bevölkerungkonzipiert und weiterentwickelt worden, dasdie ökologische und ökonomische Entwick-lung eines besonderen regionalen Teiles desLandes Schleswig-Holstein optimal verbindet.

Das Halligprogramm ist ein Beispiel für ein er-folgreiches Miteinander von Landwirtschaftund Naturschutz sowie bürgernaher Verwal-tung. Indikatoren hierfür sind u. a. • die Stabilisierung des Ringelgansgesamt-

bestandes an der Westküste Schleswig-Holsteins auf einem deutlich höherem Ni-veau (1950: Restbestand von 10.000-20.000 Vögeln; Anfang der 90er Jahre imWattenmeer 80.000; zur Zeit ca. 50.000)

• das Engagement der Halligbewohner, denerfolgreichen Naturschutz im Rahmen ei-nes sanften Tourismus zu vermarkten (Halliggemeinden, Amt Pellworm, WWF,NABU, Schutzstation Wattenmeer und Na-tionalpark Service veranstalten im Frühjahr

zusammen die „Ringelganstage“). Sie bie-ten den Besuchern ein vielfältiges Veran-staltungsangebot (u. a. Ringelgansbeob-achtungen, naturkundliche Halligführungen)und

• die zur festen Institution gewordenen Hal-ligschauen (Abwicklung des Halligpro-gramms durch Antragsbearbeitung und Be-ratung vor Ort).

Die Inhalte der „Richtlinien für die Gewährungeines erweiterten Pflegeentgeltes sowie einerPrämie für natürlich belassene Salzwiesen inAnlehnung an das Halligprogramm“ sind – alsAgrarumweltmaßnahmen - bedeutender Teildes Planes des Landes Schleswig-Holstein„Zukunftsprogramm ländlicher Raum„ (ZPLR)nach der Verordnung (EG) Nr. 1685/2005 vom20. September 2005, so dass auch im (ELER-)Planungszeitraum 2007-2013 das bewährteHalligprogramm in weitgehend unveränderterForm als Förderinstrument für die Halligen zurVerfügung steht.

Landesbetrieb für Küstenschutz,Nationalpark und MeeresschutzNationalparkverwaltung

Ministerium für Landwirtschaft, und ländliche RäumeAbt. Naturschutz, Forstwirtschaft und Jagd

44

ZAL

Jahr

Förderfälle

(Anzahl

Betriebe)

Förderfläche

(in ha)

Förderung

Halligprogramm

(insgesamt in €)

EU-Anteil*

(soweit

kofinanziert; in €)

Förderung

HP (Ø je

Betrieb; in

€)

2000 48 1.391 176.783 € 43.101 € 3.683 € 2001 47 1.293 178.763 € 42.453 € 3.803 €2002 48 1.618 201.827 € 50.160 € 4.205 €2003 46 1.617 4.048 €2004 45 1.683 322.577 € 7.168 €2005 44 1.587 310.176 € 7.049 €2006 45 1.599 313.525 € 6.967 €

Ø 46 Ø 1.541 Ø 5.275 €

50.577 € 138.818 €137.333 €136.578 €

186.202 €

ZPLR

Jahr

Förderfälle

(Anzahl

Betriebe)

Förderfläche

(in ha)

Förderung

Halligprogramm

(insgesamt in €)

EU-Anteil

(soweit

kofinanziert; in €)

Förderung

HP (Ø je

Betrieb; in €)

2007 48 1.636 313.371 € 172.353 € 6.529 €2008 47 1.620 313.308 € 172.319 € 6.666 €

* Anmerkung: Die Teilzuwendungen „Ringel-gansentschädigung“ und „Zuschuss für dieExtensivierung der Beweidung“ sind erst seit

2007 EU-kofinanzierungsfähig und wurdenvorher ausschließlich mit Landesmitteln finan-ziert.

2.9 Grundzüge eines Gänsemanagements

an der Westküste

Bestandsentwicklung der Gänsearten

Die nachstehende Übersicht stellt die Gesamt-population der Gänsearten dar, die Schleswig-Holstein als Brut- und/oder Rastgebiet aufsu-chen:

45

Abb.1: Gänse in Schleswig-Holstein – Herkunft, Populationsgrößen, Bestandsentwicklung

Art/Unterart/Population Brutgebiet Populationsgröße 1% Trend

Gattung Anser (graue Gänse)Graugans NW Europa 500.000 5.000 +Bleßgans N Russland - NW Sibirien 1.000.000 10.000 =Taiga-Saatgans N Skandinavien - W Sibirien 70 – 90.000 800 -Tundra-Saatgans Kola HI - Taimyr HI 600.000 6.000 =Kurzschnabelgans Spitzbergen 42.000 420 +Zwerggans N Skandinavien - W Sibirien 8 – 13.000 110 ?Gattung Branta („Meeresgänse“)Nonnengans/Weißwangengans N Russland - Baltikum 420.000 4.200 +Dunkelbäuchige Ringelgans NW Sibirien 200.000 2.000 -Rothalsgans N Sibirien 38.500 385 ?NeozoenKanadagans Skandinavien - NW Europa 80.000 800 +Nilgans (Afrika) +Streifengans (Mittelasien)Schneegans (N Amerika, NO Sibirien)

Dr. Wilfried Knief, MLUR 26.2.2008

Auf Schleswig-Holstein entfallen folgende Anteile an derGesamtpopulation der Gänsearten (Brut- und/oder Rast-vögel):

Abb.2: Gänse in Schleswig-Holstein – Brut und Rastbestände; Bestandsentwicklung; Jagdzeiten

Art/Unterart/Population Brutbestand Rastbestand Anteil Trend Anhang I/II LJZ-VO

(Bp) (Ex) SH (%) VSchRL

Gattung Anser (graue Gänse)Graugans 4.500 27.000 5 + II 1.8.-15.1.Bleßgans 15.000 1,5 + II 1.11.-15.1.Taiga-Saatgans 100 0,1 - II 1.11.-15.1.Tundra-Saatgans 4.000 0.6 + II 1.11.-15-1.Kurzschnabelgans Einzelne -Zwerggans Einzelne IGattung Branta („Meeresgänse“)Nonnengans/Weißwangengans 200 (seit 1988) 100.000 24 + I 1.10.-15.1.Dunkelbäuchige Ringelgans 60.000 30 - IIRothalsgans Einzelne INeozoenKanadagans 450 (seit 1980) 1.600 2 + II 1.8.-15.1.Nilgans 100 (seit 1991) + 1.8.-15.1.Streifengans 0 - 1 EinzelneSchneegans 0 - 1 Einzelne

Dr. Wilfried Knief, MLUR 26.2.2008

An der Westküste Schleswig-Holsteins ist beiden „landwirtschaftlich relevanten“ Gänsear-

ten und der Pfeifente folgende Entwicklung zuverzeichnen:

46

Abb 4: Ringelgänse Foto: Dr Martin Stock LKN

Zugweg Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

Population Frühjahr Sommer Herbst Winter Trend

Nonnengans 400.000 95.000 1.000 80.000 30.000 ++Ringelgans 200.000 60.000 100 30.000 1.000 - - -Graugans 400.000 3.000 12.000 12.000 6.000 +++Bleßgans 1.000.000 2.000 10 2.000 3.000 +Pfeifente 1.500.000 10.000 200 165.000 60.000 ++

Abb.3: Übersicht über die Populationsgrößen und die Rastbestände im SH-Wattenmeer in den verschiedenen Jah-reszeiten und den allgemeinen Trend (+ =Zunahme, - =Abnahme)

Die Aufstellung für die Westküste, in die diesystematischen, im Auftrag der Nationalpark-verwaltung, durchgeführten Zählungen derJahre 2004 bis 2007 eingeflossen sind, ver-deutlicht, dass die Nonnengans im Winterhalb-jahr die häufigste Gänseart an der Westküsteist.

Eine Besonderheit auf den Halligen stellt dasRingelgans-Vorkommen im Frühjahr dar (> 50.000 Individuen).

Im Hügelland sind für die Landwirtschaft ins-besondere die Graugans-Vorkommen im Som-merhalbjahr (Mauser-/Nichtbrüter-Versammlun-gen; Brutvögel mit Jungen) von Bedeutung;die Gänse suchen zu dieser Zeit das seenaheGrünland und (Lager-) Getreideflächen auf.

47

Abb.5 Nonnengänse in Schleswig-Holstein

Abb.6: Ringelgänse in Schleswig-Holstein

Bestandsentwicklung der Nonnengans in

Eiderstedt

In den letzten 15 Jahren hat sich die Gesamt-Population der Nonnengans nahezu verfünf-facht und liegt derzeit bei über 400.000 Indivi-duen.

Dies hat unter anderem für Eiderstedt folgen-de Auswirkungen:• deutlicher Anstieg der Rastbestände (ca.

30.000 Individuen gemäß Zählungen imAuftrag der Nationalpark-Verwaltung);

• früheres Erscheinen im Herbst (bereits abMitte/Ende Oktober) und – in milderenWintern – teilweise Überwinterung;

• längeres Verweilen der nordrussischen Po-pulation im Frühjahr (bis Anfang/Mitte Mai).

Traditionelle Rastplätze, an denen die Gänsesich auch bis in das Frühjahr hinein aufhalten,liegen in Westerhever und in St. Peter-Brö-sum.

Schadenswirkungen

Nonnengänse äsen schwerpunktmäßig aufden außendeichs gelegenen Salzwiesen. Da-neben wird insbesondere auch das küstenna-he Dauergrünland und Ackerflächen aufge-sucht. Die Kombination Salzwiese im Vorlandund (gewässerreiches) Dauergrünland binnen-deichs ist für die Vögel vielfach von entschei-dender Bedeutung, um unter anderem auchden Süßwasserbedarf decken zu können.

In Eiderstedt treten die Gänse im Winter auchweiter im Binnenland auf. In diesen Gebietenfinden deswegen zum Teil intensive Vergrä-mungsaktionen statt, die tendenziell zu einerweiträumigeren Streuung der Gänsevorkom-men führen.

In Einzelfällen müssen Ackerflächen als Folgeder Gänseäsung im Frühjahr umgebrochenwerden. Auf dem Grünland konkurrieren Gän-se und Schafe um den (eher marginalen) win-terlichen Grasaufwuchs.

Besonders gravierend für die Landwirtschaftsind die hohen Nonnengans-Konzentrationen,die nach Vegetationsbeginn ab Mitte März bisMitte Mai auf den deichnahen Dauergrünland-Flächen (ca. 350 Hektar besonders stark be-troffen) in Westerhever zu verzeichnen sind.Hier kann der ernährungsphysiologisch undmengenmäßig sehr bedeutsame erste Auf-wuchs zum Teil vollständig von den Gänsenabgeschöpft werden, so dass jahrweise eineSchnittnutzung erst ab Ende Juli statt EndeMai möglich ist.

Während andere Nonnengans-Populationenbereits abziehen, halten sich hier vermutlichnoch die Individuen der nordrussischen Popu-lation auf, um sich Futterreserven für den di-rekten Rückflug in die Brutgebiete anzufres-sen (ca. 10.000 - 16.000 Individuen in Wester-hever).

Mit Westerhever vergleichbar ist die Situationauf den Vorlandflächen in Süderdithmarschen,wo insbesondere die Deichschäfereien betrof-fen sind.

Ansätze zur Linderung der

Gänsefraßschäden („Gänsemanagement“)

Vorbemerkungen:• Entschädigungszahlungen können aus EU-

rechtlichen Wettbewerbsgründen nicht ge-währt werden („unerlaubte Subventio-nen“).

• Zahlungen können nur für konkrete Leis-tungen (z. B. Verzicht auf Vergrämung, Dul-dung der Gänse) gewährt werden. AlleZahlungen sind daher in diesem Sinn zubegründen.

• Die Populationen können mit jagdlichenMitteln kaum verringert werden.

Das Ministerium für Landwirtschaft, Umweltund ländliche Räume hat mit Blick auf dieFraßschäden einen Gesprächskreis „Wildgän-se in der Landwirtschaft“ mit den Betroffenen(Bauernverband, Schafzuchtverband, Landes-jagdverband und Naturschutzverbände) einge-richtet, um Informationen auszutauschen undgeeignete Maßnahmen zu erörtern. Zur Linde-rung bzw. Minimierung der landwirtschaftli-chen Schäden ist folgendes – auch auf dieVerhältnisse an der Westküste ausgerichtetes- Maßnahmenbündel erforderlich:

Vorbeugende Maßnahmen der

Landwirtschaft

Dies umfasst eine Standort angepasste Be-wirtschaftung und Produktionstechnik (zumBeispiel Aussaat regenerationsfreudiger Wei-zensorten) sowie die Jagd bzw. Vergrämung.

Aktive Maßnahmen

a) Optimierung der Wiesenvogel-Habitate

in den Naturschutzkögen und -gebieten zurgleichzeitigen Verbesserung der Rast- undNahrungshabitate für die Gänsearten. Beson-ders erfolgreich sind entsprechende Maßnah-men in den Naturschutzgebieten an der Eider-mündung verlaufen. Zu diesem werden in denNaturschutzkögen an der Westküste sowie in

48

den Schutzgebieten an der Unterelbe Maß-nahmen durchgeführt (zum Beispiel: Erhöhungder Viehbesätze, Beweidung mit Rindern,Nachmahd von zu hoch aufgewachsenen Wei-deflächen, Schilfmahd zur Schaffung größereroffener Flächen).

b) Vertragsnaturschutz

Die Maßnahme wird auch in Gebieten mit be-sonderen Brut- und Rastvorkommen von Gän-sen angeboten. Auf der Halbinsel Eiderstedtsind beispielsweise aktuell über 5.200 Hektarunter Vertrag. Der Vertragsnaturschutz ist miteiner Duldung der Gänse verbunden.

c) Gänse-Flächenpool

Hierbei handelt es sich um bundesweit einma-lige Einzelfall-Lösungen für besonders gravie-rende Fraßschadenssituationen an der West-küste. Das Prinzip der Umsetzung beruht da-bei auf einer vorübergehenden Bereitstellungvon öffentlichen Flächen gegen stark geschä-digte Vorland- bzw. Deichflächen. In Süderdith-marschen gestaltet sich dieser Flächenpoolwie folgt:

Nach Kündigung der Pachtverträge für die lan-deseigenen Ackerflächen im SpeicherkoogDithmarschen-Nord und in Friedrichskoog (zur-zeit cirka 60 Hektar), Kreis Dithmarschen, sindunter anderem seit dem Frühjahr 2009 die Flä-chen durch Grasansaat, Zaunbau und Tränke-anlage als Schafweide hergerichtet worden.Der landwirtschaftliche Betrieb der StiftungNaturschutz hat die „schafgerechte“ Pflegeübernommen und wird jeweils unverzüglichdiese neuen Flächen räumen, damit – nachVorlandbereisung im Frühjahr und Entschei-dung des Landesbetriebes für Küstenschutz,Nationalpark und Meeresschutz – besondersstark vom Gänsefraß betroffenen Schäfereienvorübergehend Ausweichflächen als Futter-grundlage zur Verfügung gestellt werden kön-nen. Nach Regeneration der Grasnarbe sinddie Landesschutzdeiche und Vorlandflächenwieder mit Schafen zu beweiden.

Eine sehr ähnliche Flächenpool-Lösung konntebereits im Frühjahr 2009 in Westerhever er-folgreich etabliert werden. zehn Landwirtewurden in die „gänsegerechte“ Pflege vonrund 80 Hektar Grünland einbezogen, verzich-teten auf ihren eigenen Flächen auf eine Gän-se-Vergrämung und erhielten kostenfrei dieGras-Aufwüchse zur Schnitt- bzw. Schafwei-

denutzung. Das Ministerium hat durch die Fi-nanzierung des Grunderwerbs und die Projekt-förderung die entscheidenden Voraussetzun-gen für eine langfristig ausgelegte Lösung ge-schaffen.

d) Ablenkungsfütterung für Nonnengänse

Im Frühjahr 2008 ist im EG-Vogelschutzgebiet„Eiderstedt“ (Teilgebiet Westerhever) in Zu-sammenarbeit mit dem Eiderstedter Natur-schutzverein e. V. ein Pilotprojekt durchgeführtworden, welches mit einer regelmäßigen Aus-bringung von Getreidekörnern ab Mitte Märzbis zum Abzug der Nonnengänse verbundenwar, um die Gänse auf die Projektfläche zu lo-cken beziehungsweise von anderen Privatflä-chen abzulenken.

Aus den Ergebnissen des einjährigen Ver-suchs ist Folgendes abzuleiten:• Nonnengänse nehmen auch gezielt Wei-

zenkörner auf.• Die Zahl der Nonnengänse ist in Westerhe-

ver während der „Fütterungsperiode“ na-hezu konstant geblieben (ca. 12.000 Indivi-duen; einschließlich zehn Prozent Ringel-gänse); auch im Vergleich zu den Zählun-gen kurz vor Beginn des Pilotprojekts sinddie Individuenzahlen nur unwesentlich an-gestiegen.

• Die Nonnengänse suchen auch regelmäßigdas Grünland auf, um dort Süßwasser zuschöpfen; dies ist regelmäßig auch mit derAufnahme von Gras verbunden.

• Infolge der Trockenheit im Mai stagniertedas Graswachstum, so dass der Auf-wuchsverlust witterungsbedingt nicht aus-geglichen werden konnte.

Auf die Fortführung dieses Pilotprojektes istverzichtet worden.

e) Vorlandbeweidung

Die Vorlandflächen (Salzwiesen) an der West-küste werden überwiegend von Deichschäfe-reien bewirtschaftet. Darüber hinaus beabsich-tigt die Landesregierung, auf einigen Teilflä-chen des bislang unbeweideten Drittels derSalzwiesen die Vorlandbeweidung versuchs-weise wieder aufzunehmen, um neue Er-kenntnisse über den Zusammenhang mit denbinnendeichs auftretenden Fraßschäden durchdie Gänse zu erlangen. Derzeit wird ein ent-sprechendes Konzept erarbeitet.

49

Flankierende Maßnahmen

Vergrämungsabschuss gemäß

b) Landes-Jagdzeitenverordnung

Kulisse: Kreise Pinneberg, Steinburg, Dithmar-schen und Nordfriesland; Ausschöpfung desdurch Bundes-Jagdzeitenverordnung gesetz-ten Rahmens; zusätzliche Regelung in Landes-verordnung: Vergrämungsabschuss (Zeitraum:01.10. – 15.01.) von Nonnengänsen zur Verhü-tung übermäßiger Schäden auf Acker- undGrünlandflächen außerhalb des Nationalparksund von Vogelschutzgebieten.

b) Abschussanordnung gemäß § 27 Bun-

desjagdgesetz durch die unteren Jagdbehör-den; (nicht im Nationalpark, aber auch inner-halb von Vogelschutzgebieten möglich, wennStörungen von Wiesenvögeln vermieden wer-den können).

c) Pachtpreis-Reduzierung für Landes-

schutzdeiche und Vorlandflächen

Kulisse: landeseigene Vorlandflächen und Lan-desschutzdeiche in Dithmarschen und Nordfriesland; Pachtpreisreduzierung fürSchafhalter in Abhängigkeit vom „Wachstums-defizit“ der Grasnarbe; dieses Verfahren wirdbereits von der Liegenschaftsverwaltung desLKN Husum in Abstimmung mit der National-parkverwaltung praktiziert.

Halligprogramm und Ringelganstage

Mit der Erholung des Ringelgansbestandes inden 70er Jahren kam es auf den nordfriesi-schen Halligen zu einem zunehmenden Wei-dedruck, der zu Konkurrenz mit Schafen undRindern führte. Ab 1981 wurden die dadurchentstandenen Schäden von Kreis und Landentschädigt. 1987 setzte die Landesregierungdas so genannte „Halligprogramm“ in Kraft.Mit diesem mit EU-, Bundes- und Landesmit-teln finanzierten Programm werden verschie-dene Zielsetzungen (Küstenschutz, Natur-schutz, Landwirtschaft) verfolgt und in einemKompromiss zusammengeführt. Seit 1992wird das Programm regelmäßig überarbeitet.

Zur Disposition stand es bei Haushaltskürzun-gen nie, weil es politischer und gesellschaftli-cher Konsens ist, die Halligen mit ihrer tradi-tionellen Lebens- und Wirtschaftsweise zu er-halten.

Ringelgänse an der Westküste zeigen einenähnlichen Bestandsverlauf wie zum Beispieldie Nonnengänse. Allerdings ist der Bestandin etwa gleich bleibend über die letzten Jahre.Der Frühjahrsbestand ist etwa doppelt sohoch wie der Herbstbestand (s. Abb. 1). Heutegibt es allein an der schleswig-holsteinischenWestküste ca. 60.000 Ringelgänse. Mehr als80 Prozent davon halten sich überwiegend aufden großen Halligen außerhalb des National-parks auf. Sie weiden in den Seegraswiesen,in den Salzwiesen und auf den Halligen. Dortwird im Rahmen des Halligprogramms ein Ma-nagement im Rahmen einer halligtypischenBeweidung zur Förderung der Bestände be-trieben.

Im Jahr 1988 wurden erstmals auf den Halli-gen Ringelganstage veranstaltet. Die Ringel-ganstage tragen dazu bei, dieses Naturphäno-men der Halligen bekannter zu machen unddie Ringelgänse als naturkundliche und touris-tische Attraktion zu bewerben. Sie verstehensich als gemeinsames Projekt von Naturschutzund Tourismus. Die Ringelganstage tragen zurSaisonverlängerung bei und steigern die Be-kanntheit der Ringelgänse, der Halligen sowieder beiden Schutzgebiete Biosphären Halligenund Nationalpark Wattenmeer. Die mittlerwei-le zwölften Ringelganstage in 2009 im Bio-sphärenreservat „Schleswig-HolsteinischesWattenmeer und Halligen“ zeigen, dass dieseForm des Gänsemanagements erfolgreich istund breite Zustimmung erfährt.

Michael KruseMinisterium für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche RäumeMercatorstraße 324106 Kiel

50

2.10 Europäischer Vogelschutz in

Schleswig-Holstein

Die ornithologische Bedeutung Schleswig-Hol-steins mit dem Wattenmeer, der Ostseeküste,dem Elbeästuar, zahlreichen Seen, Moorenund ausgedehnten Grünlandniederungen fürBrut- und Rastvögel ist weit über die Landes-grenzen hinaus bekannt. Daher kommt demLand auch bei der Umsetzung der Vogel-schutzrichtlinie eine herausragende Rolle zu.Aktuell – Stand Dezember 2008 – gibt es inSchleswig-Holstein 46 EU-Vogelschutzgebiete,die zusammen eine Landfläche von rund100 000 Hektar (6,6 Prozent der LandesflächeSchleswig-Holsteins) und eine Wasserflächevon rund 740 000 Hektar einnehmen. Da

Schleswig-Holstein als „Drehscheibe des Vo-gelzuges“ gerade für Zugvögel eine besonde-re Verantwortung hat, sind neben wichtigenBrutgebieten auch große Meeresflächen aufder Nord- und Ostsee sowie Binnenseen alsRast- und Überwinterungsgebiete für Wasser-vögel in die Gebietskulisse aufgenommenworden. Von den im Anhang I der Vogel-schutzrichtlinie aufgeführten Vogelarten haben45 in den letzten Jahren in Schleswig-Holsteingebrütet, und zehn weitere Arten treten als re-gelmäßige und zahlenmäßig bedeutende Rast-oder Überwinterungsgäste auf.

51

Im Zeitraum 2000 bis 2007 sind die Brutvogel-bestände aller EU-Vogelschutzgebiete erfasstworden. Parallel wurden die landesweiten Be-stände aller Brutvogelarten und ausgewählterRastvogelarten aus Anhang I der Vogelschutz-richtlinie kartiert und zusammengestellt, wobeibei vielen Arten auf die Beobachtungsmeldun-gen und Erfassungsprogramme der Ornitholo-gischen Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAG) zurückgegriffenwurde. Zurzeit läuft der zweite Durchgang derKartierung (bis 2012).

Die Ergebnisse der landesweiten Erfassungenund die Daten der Brutvogelkartierungen inden EU-Vogelschutzgebieten wurden jetzt ineiner vom Landesamt für Landwirtschaft, Um-welt und ländliche Räume (ehemals Landes-amt für Natur und Umwelt) herausgegebenenBroschüre zusammengefasst. Auf 358 Seitenwerden alle regelmäßigen Brutvogel- sowieeine Auswahl von Rastvogelarten aus AnhangI vorgestellt und ihre Situation in Schleswig-Holstein erläutert. Außerdem werden alleschleswig-holsteinischen EU-Vogelschutzge-biete beschrieben, wobei für jedes die ge-bietstypischen Brut- und Rastvogelarten mitihren Habitatansprüchen aufgeführt, Gefähr-dungen und Hinweise zur Gebietsentwicklung

diskutiert und Beobachtungstipps gegebenwerden. Für die ansprechende Gestaltung sor-gen neben zahlreichen Verbreitungskartenauch viele Fotos von Vogelarten und Lebens-räumen.

Die Broschüre kann für 18,50 Euro + Porto aufder Homepage des Landesamtes für Landwirt-schaft, Umwelt und ländliche Räume bestelltwerden: www.llur.schleswig-holstein.de (unterden Rubriken „Bestellservice“, „Naturschutzund Landschaftspflege“ und dann „Sonderpu-blikationen“) oder telefonisch unter04347/704-230.

Bezug per Post, Telefon oder Fax:Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume (LLUR)Hamburger Chaussee 2524220 FlintbekTelefon: 04347/704-230Fax: 04347/704-702

Dr. Fridtjof ZiesemerLLURHamburger Chaussee 2524220 Flintbek

52

53

Abb. 1 Kegelrobbe mit Jungtier Foto: Armin Jeß

3.1 Kegelrobbe

Die Kegelrobbe (Halichoerus grypus) ist nebendem Seehund die zweite bei uns verbreiteteRobbenart. Sie ist mit einem Gewicht von biszu 300 Kilogramm bei den Männchen dasgrößte freilebende Raubtier Deutschlands. Kegelrobben werfen ihre Jungen im Winter anhochwassersicheren Plätzen. Die Jungen in ih-rem weißen Fell liegen stundenlang allein amStrand, bis die Mutter zum Säugen zurück-kehrt. Nach vier bis sechs Wochen werdendie Jungen entwöhnt, bekommen ein dunklesFell und werden selbstständig.

Erstmalig wurde eine Kegelrobbe Anfang der60er Jahre zwischen den Seehunden auf demJungnamensand beobachtet. Ab 1967 wurdedaraus eine kleine Gruppe. Anfang der 1980erwurden die ersten Geburten registriert.

Als im Winter 1987/88 an der Hörnum Oddemehrere Jungtiere entdeckt wurden, begannder Schutz der Kegelrobben in Zusammenar-beit von Naturschutzverbänden, Seehundjä-gern und der Nationalparkverwaltung.

Nach nunmehr 40 Jahren ist die Kegelrobbein der Nordsee kein Exot mehr, sondern re-gelmäßig anzutreffen und hat sich neue Lie-geplätze erschlossen. Seit 1989 wurden Ke-gelrobben auch auf der Helgoländer Düne be-obachtet. Dort wurde 1996 die erste Geburtregistriert. Die überflutungssichere Helgolän-der Düne ist bei den Kegelrobben inzwischenbeliebter, als der gelegentlich überspülteJungnamensand. Die Anzahl der dort ihreJungtiere werfenden Kegelrobben stieg kon-tinuierlich

3 Bestandsentwicklungen

Zur Haarwechselzeit Anfang April 2009 wur-den an der Westküste 138 Kegelrobben ge-zählt, auf der Helgoländer Düne waren es 310.An der Westküste wurden im vergangenenWinter 16 lebende Jungtiere beobachtet, aufder Düne mindestens 65, vermutlich sogar 70.

In der südlichen Nordsee ist bereits jede zehn-te Robbe eine Kegelrobbe.

Vor dem Hintergrund, dass geeignete Wurf-plätze – Kegelrobben werfen in den Winter-monaten – rar sind, so dass eventuell immerhäufiger auch Strände für die Aufzucht in An-spruch genommen werden, könnte es zu Kon-kurrenzen mit dem Seehund kommen. Zu-sätzlich verlagert sich der Schweinswalbe-stand in die südliche Nordsee, so dass es zu-sammen mit der Zunahme des Kegelrobben-bestandes zu Nahrungskonkurrenzen mit demSeehund kommen kann. Die Entwicklungbleibt abzuwarten.

Seit 2008 werden erstmals tot aufgefundeneKegelrobben in einem eigenständigen Projektuntersucht und Daten zur Wiedersichtung auf-genommen. Neugeborene Tiere werden durchFlossenmarken markiert und diese in eine Da-tenbank aufgenommen.

Wiedersichtungen werden dann ebenfalls un-ter Federführung des Forschungs- und Tech-nologiezentrums Westküste in diese einge-pflegt. Geplant ist ein aktiver Datenaustausch

mit den Nachbarländern, um Informationenüber Bewegungen und Habitatnutzungen derTiere zu sammeln.

Die Untersuchung der toten Kegelrobben er-gab, dass es sich hauptsächlich um Jungtierehandelte, die vor allem aufgrund mangelhafterEntwicklung der Lunge und Lebensschwächesowie durch Traumata durch Bullenkämpfeverstarben oder getötet wurden. Anzeichenfür eine Seuche bei den Kegelrobbenbestän-den ergaben sich nicht.

Anke Schwarz-KaackMinisterium für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche RäumeMercatorstraße 324106 Kiel

Dr. Ursula SiebertForschungs- und TechnologiezentrumWestküsteHafentörn25761 Büsum

Dr. Thomas BorchertLandesbetrieb für KüstenschutzNationalpark und MeeresschutzSchleswig-HolsteinBetriebsstätte Tönning / Nationalparkverwal-tungSchlossgarten 125832 Tönning

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Tab.1: Entwicklung desGesamtbestandesin Schleswig-Hol-stein

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

1988/89 1993/94 1998/99 2003/04 2008/09

gezäh

lte, te

ilw

. g

esch

ätz

te A

nzah

l

Wurfsaison

Kegelrobben in SH

Gesamtzahl Frühjahr

Mindestzahl Jungtiere

3.2 Fischotter

Danksagung

Für die Überlassung der Kartierdaten dankenwir:AG Fischotter Schleswig-HolsteinFaunistisch-Ökologische AG Schleswig-Hol-steinWasser – Otter – Mensch e.V.Landesjagdverband Schleswig-Holstein e.V.WildTierKataster Schleswig-HolsteinAktion Fischotterschutz e.V.

Diese Erfassung wurde unterstützt mit Mittelndes MLUR Schleswig-Holstein (Lutra lutra)Der Fischotter (Lutra lutra) gilt als eine derwichtigsten Leittierarten für fischreiche, intak-te Gewässer und ist zudem biogeographischeine hochinteressante Art. Durch verschiede-ne Maßnahmen zur Verbesserung der Wasser-güte und der Struktur der Gewässer konntedie Art in den letzten Jahren erhebliche Teiledes ursprünglichen Verbreitungsgebietes zu-rückgewinnen. Diese Ausbreitungstendenzhält, wie die winterliche Erfassung zeigte, er-freulicher Weise weiterhin an.

Auch in Schleswig-Holstein sind die Arealver-größerungen zu beobachten und durch die Zu-sammenarbeit mehrerer Vereine und Interes-sierter in der AG Fischotter Schleswig-Hol-stein liegen gute Informationen zur Entwick-lung der Ausbreitung vor.

Die nunmehr dritte landesweite Erfassungnach 1999 und 2004 fand im Winterhalbjahr2008/2009 statt. Über 50 ehrenamtliche Kar-tierer waren in dieser Zeit im Gelände unter-wegs.

Methode

Die Erfassung erfolgte in Anlehnung an dieISOS-Methode. Diese ist als internationalerStandard von Wildbiologen entwickelt worden.Die Erfassung erfolgte in Anlehnung an dieISOS-Methode. Diese ist als internationalerStandard von Wildbiologen entwickelt worden.Mit dieser Standardisierungsform könnendann europaweit Populationsvergleiche derArt angestellt werden. Der Zustand der hiesi-gen Fischotterpopulation als FFH – Anhang II –Art kann damit in einem europäischen Ver-gleich durch die Oberste Naturschutzbehördedes Landes gemeldet werden.

Planziel waren 638 vorgegebene Untersu-chungspunkte in Schleswig-Holstein. Es wa-ren dieselben Punkte wie im Jahr 2004 und300 Punkte mehr als 1999. Alle im Jahr 1999erfassten 335 Punkte sollten auch in den Jah-ren 2004 und 2009 aufgesucht werden.

Ergebnisse 2008/2009

In der Erfassung des letzten Winterhalbjahreswurden 486 Punkte von 638 vorgesehenenPunkten untersucht (69 Prozent). Besondersgroße Erfassungslücken gab es im Bereichzwischen Neumünster und Hamburg. Es wur-den an 43 Punkten positive Nachweise (Abb.1) des Fischotters erbracht, meist in Form vonKot, seltener auch Trittsiegel.

Zusätzlich wurden Nachweise bearbeitet, dienicht im Rahmen der ISOS-Untersuchungs-punkte liegen. Diese erbrachten einen Nach-weis in der Eider-Treene-Sorge Niederung so-wie im Bereich der oberen Schwartau.

Entwicklung

Der Fischotter breitet sich weiterhin aus. Erst-mals wurden Nachweise aus dem LandkreisPinneberg und aus Eiderstedt gemeldet. Inder ersten landesweiten Erfassung 1998/1999wurden lediglich 335 Punkte untersucht. Erstals Resultat dieser Erfassung wurden dannlandesweit 638 Untersuchungspunkte festge-legt. Im Jahr 2004 konnten 577 davon bearbei-tet werden. In der letzten Untersuchung wa-ren es 486 Untersuchungspunkte.

Der Anteil an positiven Nachweisen ist von4,1 im Jahr 2004 auf 8,8 Prozent im Jahr 2009angestiegen. Der Vergleich von 2004 und2009 bezieht sich nur auf die 484 in beidenJahren untersuchten Punkte.

Tab.1: Entwicklung der Nachweise des Fischotter in Schleswig-Holstein

.

Allerdings ist die Ausbreitung in den schon be-kannten Gebieten nicht weiter fortgeschritten.Hier hat eher eine Etablierung stattgefunden.Von den 43 Nachweisen entfallen 36 auf dasGebiet, in dem schon 2004 alle 22 Nachweiseerbracht wurden.

Insgesamt ergibt sich das erfreuliche Bild ei-ner fortschreitenden Etablierung des Otters imGebiet um Trave, Schwentine und Elbe-Lü-beck-Kanal (Abb. 1). Der starke Anstieg (Abb. 2) der Nachweise in den letzten fünfJahren ist auf die Etablierung in diesem Ge-biet zurückzuführen.

55

Jahr Nachweise Untersuchte Punkte

1999 12 335

2004 22 577

2009 43 486

Weiterentwicklung der Erfassungsmethode

Von Seiten der ehrenamtlichen Kartierer wur-den einige der Untersuchungspunkte als unge-eignet eingestuft. Es sollte innerhalb der AGdiskutiert werden, ob eine leichte Änderungder Untersuchungspunkte möglich ist, ohne dieVergleichbarkeit zu gefährden.

Autoren:Heiko Schmüser, Dr. Daniel HoffmannChristian-Albrechts-Universität KielÖkologie-Zentrum KielProjekt WildTierKatasterOlshausenstr. 7524118 Kiel

56

3.3 Birkenmaus

Einleitung

Die Birkenmaus (Sicista betulina) zählt als ein-ziges heimisches Nagetier, zur Familie dereher östlich verbreiteten Springmäuse (Dipo-didae). Bis 1936 war überhaupt nicht bekannt,dass es diese Art in Schleswig-Holstein gibt.Heute gilt sie als eines der seltensten Säuge-tiere Deutschlands. Sie ist bundesweit als„stark gefährdet“ und in Schleswig-Holstein„als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Inder Fauna Flora Habitat-Richtlinie wird sie inAnhang IV geführt.

Die isolierten Vorkommen in Schleswig-Hol-stein, Bayern, Österreich, Tschechien, der

Slowakei, Dänemark, Norwegen und Schwe-den weisen auf deren Reliktcharakter hin. Dasgeschlossene Verbreitungsgebiet erstrecktsich vom östlichen Polen über das Baltikumund das südliche Finnland bis weit über denUral hinaus.

2008 begann die Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V. im Auftrage des Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume ein Projekt, das den Statusder Art in Schleswig-Holstein ermitteln sollte.

57

Abb. 1: Waldbirkenmaus Foto: Björn Schulz

Fundort Kreis TK 25 Datum Art der Feststellung

Tolker Moor SL 1423/2 02.07.1936 Fang, Beleg im Zoolog. Mus. HamburgBrenner Moor OD 2128/3 Herbst 1951 Fang, Beleg verschollenFlarupgaard SL 1324/1 21.08.1963 Fang, Beleg in PrivatbesitzFlarupgaard SL 1324/1 1970 BeobachtungFlarupgaard SL 1324/1 Aug. 1975 BeobachtungKoberger Moor RZ 2329/3 1987 BeobachtungWulfsdorfer Heide HL 2130/3 Sommer 1992 Totfund, nicht sichergestelltFlarupgaard SL 1324/1 01.09.1997 Fang, Foto, FreilassungBrenner Moor OD 2128/3 Sommer 2008 BeobachtungList/Sylt NF 0916/3 Sommer 2008 Katzenbeute, nicht sichergestelltHamburger Rand OD 2327/1 Mai 2009 BeobachtungTolk SL 1423/2 August 2009 Gewöllnachweis, 3 Individuen

Steckbrief

Die Birkenmaus ist mit fünf – sieben cm Zenti-metern Körperlänge neben der etwas gleich-großen Zwergmaus, unser kleinstes Nagetier.Das Fell ist grau- oder rötlichbraun, und überdie gesamte Körperlänge verläuft ein deutli-cher schwarzer Aalstrich. Der Schwanz istetwa anderthalb mal so lang wie der Körper.

Verbreitung

Alle belegbaren Nachweise von Birkenmäusenstammen aus Angeln. Nach dem ersten Fangim Tolker Moor 1936 gelang der nächsteNachweis 1963 durch G. Rossen in der Nähe

von Süderbrarup. Zwei weitere Tiere beobach-tete er in den Jahren 1970 und 1975. 1997 ge-lang ihm ein erneuter Fang, der durch ein Fotodokumentiert ist. In der Folgezeit konnten ins-gesamt sieben weitere Individuen durch dieAnalyse von Schleiereulengewöllen aus Tolk,Geelbek und Brekling nachgewiesen werden.Neben den genannten Funden liegt eine Reihevon Beobachtungen vor, die jedoch nicht alssichere Nachweise gelten können. So wurdenBirkenmausbeobachtungen bzw. –funde ausdem Brenner Moor bei Bad Bramstedt, derWulfsdorfer Heide bei Lübeck-Blankensee,dem Koberger Moor, vom Hamburger Randbei Volksdorf und von List/Sylt gemeldet.

58

Tab 1: Übersicht über diebisher aus Schles-wig-Holstein vorlie-genden Nachweiseund Beobachtun-gen.

Lebensräume

Das Tolker Moor/SL ist eine größere Senkemit Niedermoorbereichen, die hauptsächlichvon Birken und Ebereschen bestockt sind. Da-zwischen eingesprengt befinden sich als Wei-den genutzte Grünlandflächen. Das Umfelddes Moores besteht aus einer Ackerbauland-schaft, die durch ein relativ dichtes Netz vonWallhecken („Knicks“) gegliedert ist. Ange-baut werden Winterweizen, Wintergerste undWinterraps, ferner Roggen und Zuckerrüben.Die Fang- und Beobachtungsstellen von Fla-rupgaard liegen auf bzw. am Rand eines cirkaacht Hektar großen Schlages. Er ist umgebenvon einer reich strukturierten Landschaft. Umden angrenzenden Hof erstreckt sich ein grö-ßerer verwilderter Park mit altem Baumbe-stand. Die Saustruper und Böeler Au treffenhier zusammen, begleitet von Grünland undErlenstreifen. Das Knicknetz der Umgebungist noch verhältnismäßig dicht, in der Näheliegt eine kleine Waldinsel. Zur Zeit des erstenFanges (1963) wurde die Ackerfläche mit fol-gender Fruchtfolge genutzt: Mengkorn (Gers-te/Hafer) mit Untersaat aus Weißklee, Rotkleeund Gras – Weide – Weide – Hafer – Weizen –Rüben. Inzwischen sind die Randbereiche ex-tensiviert und mit Gras bewachsen, das zwei-

mal pro Jahr gemäht wird. Auf der verbliebe-nen Ackerfläche werden Winterweizen, Win-tergerste und Winterraps im Wechsel ange-baut. Die Rohrglanzgrasbestände befindensich in Nähe zur Au an einem Knick.

Der Fundort Geelbek/SL liegt in einer Jungmo-ränenlandschaft. Von der Schlei her steigt dasGelände auf zehn bis 20 m über Normal Nullan. Die Umgebung des Fundortes wird be-stimmt durch ackerbauliche Nutzung aufLehmböden. Angebaut werden Wintergetrei-de, Winterraps, Zuckerrüben und Mais, dane-ben gibt es Grünlandflächen. Es besteht einrelativ enges Netz von Knicks oder „Reddern“(Wege die beidseitig von Wallhecken begleitetsind). Weiterhin befinden sich in dem Gebietzwei Waldinseln von cirka je zwei Hektar Grö-ße, im Norden liegen das Waldgebiet Broholmund das Füsingmoor. Der Broholm ist ein Bu-chenwald mit eingestreuten Eichen undEschen sowie wenigen Fichten und Lärchen.Das Füsingmoor ist geprägt durch kleinereGrünlandflächen, die zum Teil. brachgefallensind, dazwischen mehr oder weniger ausge-dehnte Bestände an Weiden, Erlen und Zitter-pappeln.

59

Abb. 2: Funde der Waldbirkenmaus in Schleswig-Holstein

Auch die übrigen Verdachtsgebiete zeichnensich durch sumpfige oder moorige Bereichemit Hochstauden und einem strukturreichenLandschaftsmosaik aus. Abweichend davonist der Lister Fundort, dessen Umgebungdurch Grau- und Braundünen geprägt ist, ei-nem Lebensraumtyp, der im nördlichen Jüt-land von Birkenmäusen bewohnt wird.

Schutzmaßnahmen

An erster Stelle muss in den Vorkommens-und Verdachtsgebieten der Erhalt der naturna-hen Landschaftselemente stehen. In derenUmfeld sollte eine Intensivierung der Land-wirtschaft möglichst unterbleiben.

Aufruf zur Mitarbeit

Derzeit läuft ein Projekt zum direkten Nach-weis von Birkenmausvorkommen. Sie könnendabei behilflich sein. Melden Sie bitte Beob-achtungen und Totfunde mit genauem Fundortund Funddatum an das Landesamt für Land-wirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (Kontakt: Arne Drews, Tel. 04347 / 704-360,Email: [email protected]) oder an dieunten angegebene Adresse. Machen Sie mög-lichst Fotos von den Tieren und frieren Sie Tot-funde bis zur Abholung durch uns ein.

Dr. Peter BorkenhagenSchrevendorf 4224253 Probsteierhagen

3.4 Reproduktion und Populationsdynamik

bei Feldhasen in Schleswig-Holstein

Feldhasen besiedeln Schleswig-Holstein ein-schließlich der Inseln flächendeckend. Ledig-lich auf den Halligen kommt die Art nicht vor.Durch das WildTierKataster werden seit 1995jährlich in etwa 60 Referenzgebieten Datenzur Populationsdichte und -entwicklung mittelsScheinwerfertaxation erhoben.

Die Zählungen in den Untersuchungsgebietenwerden durch methodenerfahrene Jäger imFrühjahr und im Herbst durchgeführt, was füreine detaillierte Beschreibung und Analyse derFeldhasensituation erforderlich ist.

Die Marschgebiete weisen durchschnittlichdie höchsten Dichtewerte auf, während aufder Geest und im Hügelland im Durchschnittder 14 Untersuchungsjahre bis 2008 geringereAbundanzen zu verzeichnen sind. Geest undHügelland lassen sich bezüglich Dichte undEntwicklung statistisch nicht trennen, wäh-rend die Marsch auch im statistischen Test

(t-Test; p < 0,01) als dichter besiedeltes Ha-senhabitat nachgewiesen werden kann. DieEntwicklung der Feldhasenpopulationen in denReferenzgebieten ist jedoch keineswegs ho-mogen, wie es aus der Darstellung der mittle-ren Dichten für die Hauptnaturräume interpre-tiert werden kann (Abb. 1).

Jährlich variierende, teilweise sprunghaft ver-änderte Dichten auf Referenzgebietsebenesind aus den Zeitreihen für Frühjahrswerte,insbesondere aber für die Herbstdichten, be-kannt. Bisher sind diese jahrweisen Variatio-nen, die bis deutlich über 200 Prozent ausma-chen können, kaum zu interpretieren. In Ein-zelfällen liegen die Ursachen für lokale Rück-gänge in krankheitsbedingt erhöhter Sterblich-keit oder können in tiefliegenden Flächendurch überschwemmungsbedingte, temporäreAbwanderungen erklärt werden. SprunghafteAnstiege sind häufig nach reproduktionsstar-ken Jahren zu beobachten.

60

Abb. 1: Entwicklung derFrühjahrsdichten inSchleswig-Holsteinnach Ergebnissender Scheinwerferta-xation in Referenz-gebieten

Starke, kleinräumige Schwankungen sind fürintakte Populationen des Feldhasen der Nor-malfall und lassen die Notwendigkeit langjähri-ger Erfassungsprogramme erkennen (Abb. 2).Kurzzeitstudien führen leicht zu Fehlinterpreta-tionen der Populationsdynamik und sind daherunbrauchbar, um den Zustand der Populatio-nen zu beschreiben.

Da im WildTierKataster Taxationen in Frühjahrund Herbst durchgeführt werden, kann nebender Dichte auch die Nettoreproduktion in denJahren bestimmt werden. Diese ist Ausdruckder bis zum Herbst überlebenden Junghasen

abzüglich der Sterblichkeit adulter Individuen.Zu- und Abwanderung können jedoch mit demangewandten Zählverfahren nicht direkt be-rücksichtigt werden.

Die Nettoreproduktion gibt direkte Hinweiseauf die Vitalität einer Population und lässt zu-dem Schlüsse bezüglich Biotopmanagement,nachhaltiger Nutzung und der Landschaftska-pazität zu. Die Landschaftskapazität beschreibtdie unter den derzeitigen ökosystemaren Be-dingungen erreichbare Feldhasendichte undist insbesondere abhängig vom Habitat, Präda-tion und klimatischen Bedingungen.

Für die Marschlandschaften ist festzustellen,dass mit steigendem Frühjahrsbesatz, die Net-tozuwachsleistung eines Jahres signifikant ab-nimmt (p = 0,045), der Herbstbesatz also nichtdem Anstieg der Frühjahrsbesätze folgt, son-dern abgesehen von jährlichen Schwankungenrelativ stabil bleibt. Es ist daher davon auszu-gehen, dass derzeit in weiten Teilen der Mar-schen die Landschaftskapazität erreicht istund unter gegebenen Bedingungen auf demerreichten Niveau stabil bleiben kann.

In der Geest und im Hügelland sind diese Kor-relationen zwischen Frühjahrsbesätzen undZuwachs nicht signifikant vorhanden, so dasshier in den kommenden Jahren die Entwick-lungen abzuwarten bleiben.

Die jährliche Zuwachsleistung ist über die Jah-re hinweg eine sehr veränderliche Größe, dieentscheidend von der Witterung in den Früh-jahrs- und Frühsommermonaten abhängt. Küh-le und vor allem niederschlagsreiche Bedin-gungen in der Periode von Ende Februar bismindestens Mitte Juni führen zu erhöhterJunghasensterblichkeit, was sich in geringe-ren Herbstdichtewerten niederschlägt.

Herausragende Ereignisse sind die Zuwachs-zahlen in den Jahren 1997 und 2008 mit un-terdurchschnittlichen Ergebnissen und dieJahre 2000 und 2003, in denen aufgrund war-mer und trockener Witterung (Rekordsommer2003) die Höchstwerte in dieser Langzeitstu-die dokumentiert sind (Abb. 3).

61

Abb. 2: Entwicklung derFrühjahrsdichtendes Feldhasen indrei Referenzgebie-ten in unterschiedli-chen Naturräumen

60

50

Beispiel 1Beispiel 2

Beispiel 3

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2000

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2007

Feld

hase

n / k

m2

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40%

35%

30%

25%

20%

15%

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5%

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1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

lang

jähr

ige

Mitt

e

Sommerzuwachs

Zuw

achs

übe

r da

s S

omm

erha

lbja

hr

Abb. 3: DurchschnittlicheSommerzuwächse(Nettoreprodukti-onsrate) des Feld-hasen in den Refe-renzgebieten desWildTierKatasters

62

Somit wird der durchschnittliche, landesweiteHerbstbesatz durch die Überlebensrate derJunghasen entscheidend mitbestimmt, wassich signifikant in den Jagdstrecken nieder-schlägt (p < 0,01).

Der Blick in die Referenzgebiete zeigt jedoch,dass neben dem überregionalen Einfluss derklimatischen Bedingungen in der Reprodukti-onszeit offensichtlich weitere ökologische Pa-rameter oder kleinräumige Witterungsverhält-nisse eine mitentscheidende Rolle spielenmüssen. Am Beispiel der Kartierergebnisseaus dem Jahr 2008 bestätigt sich die landes-weit niedrige Reproduktion in den meistenGebieten, wobei ein eng umgrenzter Bereichin der mittleren nordfriesischen Marsch sowieden Nordseeinseln durch gute Nettoreproduk-tion auffällt. Die Zuwächse zeigen von Jahr zuJahr stets wechselnde Bilder von Räumen mithohen und geringen Zuwachszahlen.

Abgesehen von den landesweit wirksamenKlimabedingungen konnten die kleinräumigenZusammenhänge bisher noch nicht systema-tisch ergründet werden. Hier besteht weitererForschungsbedarf, um das „System Feldha-se“ tiefer gehend zu begreifen. Aufgrund be-schränkter Mittel können die komplexen land-schaftsökologischen Modelle derzeit jedochnoch nicht präsentiert werden.

Dr. Daniel Hoffmann, Dipl. Geogr. Heiko SchmüserChristian-Albrechts-Universität KielÖkologie-Zentrum KielProjekt WildTierKatasterOlshausenstr. 7524118 Kiel

Abb. 4: Veränderungen der Populationsdichte des Feldhasen vom Frühjahr 2008 zum Herbst 2008 in beteiligten Referenzgebieten

3.5 Wildkaninchen

Erfassungen in Schleswig-Holstein durch

das WildTierKataster 2003 und 2008

Das Wildkaninchen hat in Schleswig-Holsteineine historisch wechselvolle Geschichte. Be-reits 1231 ist es für die Inseln Amrum undHelgoland erwähnt, wo es von Seefahrernausgewildert wurde, um in erster Linie alsFleischlieferant genutzt zu werden. Seit dieserZeit tauchen immer wieder Berichte zumWildkaninchen auf, jedoch war es bis zumEnde des 19. Jahrhunderts verboten, Kanin-chen frei zu halten oder auszuwildern, da esals außerordentliche Landplage und Schädlinggalt. Der Vermehrungsfähigkeit wegen wurdees jedoch seit jeher in ausbruchsicheren Anla-gen wie Kaninchengärten, Kaninchenbergenoder auf den Inseln gehalten. Nach der durchdie preußische Regierungsübernahme legali-sierten Auswilderung können Ansiedlungsver-suche in einigen Landesteilen ab etwa 1870nachgewiesen werden. Es erfolgte eine suk-zessive Ausbreitung im Land, allerdings zähltedas Kaninchen erst mit Verabschiedung despreußischen Jagdgesetzes am 18.01.1934 alsjagdbares Wild.

Nutzt man die seit 1955 in Schleswig-Holsteinlückenlos dokumentierten Jagdstrecken alsPopulationsweiser, sind zwei akute Seuchen-züge der Myxomatose Ende der fünfziger Jah-

re sowie Mitte der sechziger Jahre zu vermu-ten. Einen vergleichbaren Populationseinbruchbedingten die Kältewinter Ende der siebzigerJahre. In vielen Regionen Schleswig-Holsteinsführten weder die Myxomatose noch diefrost- und schneereichen Winter zu einemnachhaltigen Verschwinden oder einer andau-ernden Reduktion der Wildkaninchen, die dieVerluste in der Regel binnen weniger Jahredurch erhöhte Reproduktionszahlen kompen-sieren konnten.

Seit Anfang der neunziger Jahre stellt sich dieSituation wesentlich anders dar. Mit dem Auf-treten der Chinaseuche (rabbit haemorrhagicdisease RHD) ist es den Kaninchen bis heutenicht gelungen, den landesweiten Populations-einbruch wieder wett zu machen. Die RHDbezeichnet eine hochvirulente Erkrankung,welche erst vor 25 Jahren (1984) von chinesi-schen Wissenschaftlern entdeckt worden ist. Der dramatische Rückgang der Kaninchenpo-pulation spielte sich weitgehend in den neun-ziger Jahren ab. Dabei hat sich die Jagdstre-cke auf nur noch zehn Prozent der vor demAufflammen von RHD dokumentierten Jagd-strecke verringert (Abb. 1).

63

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Jag

dstr

ecke K

an

inch

en

Abb. 1: Entwicklung der Jagdstrecke beim Wildkaninchen von 1983 bis 2008

Verbreitung in Schleswig-Holstein

Anhand vergleichbarer Erhebungen durch dasWildTierKataster in den Jahren 2003 und 2008kann aufgrund guter Beteiligungsquoten sei-tens der Jägerschaft ein Verbreitungsbild derArt dargestellt werden. In den Kartendarstel-lungen auf Hegeringbasis wurde, um eine ge-wisse Flächenrepräsentanz zu erreichen, einHegering farbig eingezeichnet, wenn sich min-

destens sechs Jagdbezirke beteiligt habenoder mindestens 25 Prozent der Fläche desHegerings durch die beteiligten Jagdbezirkeabgedeckt ist. Wurde die geforderte Flächeoder die Mindestbeteiligung nicht erreicht, er-folgte für die Jagdbezirke mit Beteiligung einePunktdarstellung, so dass die Daten vollstän-dig erscheinen können.

Wie schon 2003 gilt auch für 2008, dass dasWildkaninchen landesweit verbreitet ist.Schwerpunkte sind die Inseln sowie weite Tei-le Dithmarschens und die Schleswiger Geest.Aber auch die Landschaften Oldenburg undHolsteiner Geest zeigen noch eine weite Ver-breitung. Auffällig sind ist die geringe Verbrei-tung in einem Streifen vom Landkreis Plön bis

hinunter an die Elbe bei Lauenburg; hier sindin den einzelnen Hegeringen oft mehr Jagdbe-zirke kaninchenfrei als mit Kaninchen besetzt(Abb. 2). Im Vergleich der beiden Untersu-chungsjahre sind flächenhafte Rückgänge fürdie südöstlichen Landesteile zu vermuten. Inbeiden Untersuchungsjahren sind Pellwormund die Halligen kaninchenfrei.

64

Abbildung 2:Verbreitung desWildkaninchens inSchleswig-Holsteinnach einer Erfas-sung des WildTier-Kataster-SH 2008.Anteil der Jagdbe-zirke mit bestätig-tem Vorkommenvon Wildkaninchen

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80.000

100.000

120.000

Ein direkter Vergleich der Entwicklung wurdefür 825 Jagdbezirke vorgenommen, die an bei-den Erhebungen teilgenommen haben. Be-wertet wurden neben der Aussage zum Vor-kommen auch die subjektive Einschätzung derPächter/ Inhaber zur Populatiponsgröße. Diesewurde in drei Klassen eingeteilt: vereinzeltesVorkommen (< 50 Stück), geringer Besatz (<200 Stück) und starker Besatz (über > 200Stück). Auswertbar waren für diese Abfrage776 Jagdbezirke. Deutlich wird dadurch, dassdie Anzahl der Jagdbezirke mit abnehmendenBesätzen deutlich größer ist als die Zahl derje-nigen mit einer Zunahme. (Abb. 3).

Abb. 3: Veränderungen im Vorkommen von Kaninchenvon 2003 zu 2008

Die Verbreitung des Kaninchens in Schleswig-Holstein hat sich im Gegensatz zur Zahl derKaninchen in den letzten Jahren kaum verän-dert. Besorgnis erregend ist der Zusammen-bruch der Populationsmächtigkeit. Anhand derJagdstrecken lässt sich nur erahnen, welchenmassiven Verlust das RHD-Virus verursachthat. Gegenwärtig gehen wir von einem Popu-lationsrückgang von über 80 Prozent gegen-über der ersten Hälfte der neunziger Jahreaus. Gegenüber der Vergleichsuntersuchungvon 2003 hat eine Erholung der Besätze nichtstattgefunden.

Interpretation der Populationsveränderung

und Ausblick

Anhand der Erhebungen durch das WildTierKa-taster ist von einem leichten Rückgang in denJahren von 2003 zu 2008 auszugehen. Lokaleoder regionale Bestandserholungen könnenmit Aufflammen der Seuche zusammenbre-chen, während an anderer Stelle bei einemvorhandenen Basisbesatz eine erfolgreicheVermehrung stattfinden kann. Ursächlich wirddiese Dynamik auf die im Land permanentakute RHD zurückzuführen sein. Für die dich-ter besiedelten Räume führt möglicherweiseein regelmäßiges, virusbedingtes Auf und Abder Population zu einer nachhaltigen Populati-onsvermehrung, da der Anteil von immunkom-petenten Individuen mit wiederkehrender In-fektion in kürzeren Abständen größer wird.Bei geringer Besiedlungsdichte wird sich einsolcher Effekt kaum einstellen können, wes-halb für schwach besiedelte Räume derzeitkaum eine Erholung zu erwarten ist.

Autoren:Heiko Schmüser, Dr. Daniel HoffmannChristian-Albrechts-Universität KielÖkologie-Zentrum KielProjekt WildTierKatasterOlshausenstr. 7524118 Kiel

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24%

64%

13%

Abnahme

keine Änderung

Zunahme

3.6 Raufußkauz

Seit 1994 führt die Arbeitsgruppe Raufußkauzim Landesverband Eulen-Schutz in Schleswig-Holstein e.V., mit Unterstützung des Ministeri-ums für Landwirtschaft, Umwelt und ländlicheRäume, ein Monitoring durch. Die Ergebnissewurden letztmalig im Jagd- und Artenschutz-bericht 2008 vorgestellt.

Bestandsentwicklung und Verbreitung

Im Winter konnten in allen bekannten Brutre-vieren balzende Raufußkäuze festgestellt wer-den. Zur Monatswende März/April brüteten je-doch entgegen dem langjährigen Trend nochkeine Raufußkäuze in Schleswig-Holstein.Stattdessen hielt in allen Revieren die Balz bisweit in den Mai hinein an, und selbst im Juniwurden noch balzende Raufußkäuze verhört.Im Norden wurden im Forst Lohe nur balzen-de Raufußkäuze verhört, trotz häufiger Nach-suche wurde keine Brut gefunden.

Im Forst Rickling und Forst Trappenkampkonnte trotz Kontrollen bis weit in den Som-mer hinein nur je eine Brut nachgewiesenwerden. Im großen Segeberger Forst wurdenur ein balzender Kauz verhört, ebenso wie imHalloher Gehege.

Im Sachsenwald wurde in der zweiten Aprilhälfteeine Brut in einer Birke festgestellt, die jedochschon vom Marder ausgeräumt wurde, bevor einMarderschutz angebracht werden konnte.

Im Bergholzer Forst balzten zahlreiche Raufuß-käuze, die dann jedoch weitgehend den zweifestgestellten Bruten zugeordnet wurden(Abb. 1).

Insgesamt wurden im Jahr 2009 in Schleswig-Holstein nur fünf Bruten festgestellt sowie elfReviere, in denen die Käuze noch anhaltendbalzten (Abb. 2).

66

Abb.1 Karte Raufußkauz-Vorkommen 2009 in Schleswig-Holstein.

Besondere Aspekte im Berichtsjahr

Der Mäusemangel zeichnete sich bereits im Jahr2008 ab. Da die Buchen und Fichten kaum fruch-teten, war auch nicht vom Aufbau einer Mäuse-population im Laufe des Winters auszugehen.Bei derart schlechter Nahrungslage fehlen dieKauz-Weibchen, und die Männchen balzen bisweit in den Frühling hinein. Während in Normal-jahren der Legebeginn in der zweiten Märzhälfteliegt, war in diesem Jahr der Legebeginn der er-folgreichen Bruten im Mai und Juni.

Die Verteilung der Reviere zeigt wie im Vorjahrzwei deutliche Schwerpunkte mit je fünf Vor-kommen im Bergholzer Forst und im Ricklinger-Trappenkamper Forst (Abb. 1). Da unsere Aktivi-täten in allen Bereichen gleich groß und im Sach-senwald sogar höher waren, gibt es hierfür keinekonkrete Erklärung.

Im Bergholzer Forst wurde ein vom Landesver-band Eulen-Schutz entwickelter und vom Eider-heim Flintbek gebauter neuer Nistkastentyp erst-

mals eingesetzt und sofort angenommen (Abb. 3).

Während im Jahre 2007 in elf Bruten 55 Nestlin-ge und in 2008 in sieben Bruten noch 28 Nestlin-ge beringt wurden, waren es in 2009 nur nochzwölf Nestlinge in vier Bruten.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Brutsaison 2009 bildet vermutlich ein nah-rungsbedingtes Bestandstief für den Raufußkauzin Schleswig-Holstein wie auch in anderen Bun-desländern. Die insgesamt 16 festgestellten Re-viere haben jedoch die bisherige Schutzarbeit fürden Raufußkauz in Schleswig-Holstein bestätigt.Auch in schlechten Mäusejahren bleibt der Rau-fußkauz in unseren Wäldern und unserem Landals Brutvogel erhalten. Unsere Schutzbemühun-gen und das Monitoring durch den Landesver-band Eulen-Schutz in Schleswig-Holstein werdendaher unverändert fortgesetzt.

67

Abb. 2 Entwicklung Raufußkauz-Bestand in Schleswig-Holstein

0

5

10

15

20

25

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Balz

Bruten

Landesverband Eulen-Schutzin Schleswig-Holstein e. V.Arbeitsgruppe RaufußkauzHans Dieter Martens, 24214 NeuwittenbekGettorfer Weg 13, Tel. : 04346/7594

68

Abb. 3 Raufußkauz-Weib-chen schaut ausneuem Nistkasten-Typ Foto: Hans DieterMartens

3.7 Uhu

Ehrenamtliche Mitarbeiter, Forstbehörden, Jä-gerschaft, Naturschutzbehörden und die dan-kenswerte Unterstützung durch das Ministeri-um für Landwirtschaft, Umwelt und ländlicheRäume des Landes Schleswig-Holstein er-

möglichten es auch im Jahre 2009 wieder,den Brutbestand des Uhus zu überwachenund Bestandszahlen zu erfassen. Allen sei da-für herzlich gedankt und um weitere Mitarbeitgebeten.

69

Abb. 1: Uhubrut auf Greifvogelhorst in Lärche Foto: Reiser

Bestandsentwicklung und Verbreitung

Das bisher vorliegende Zahlenmaterial ergabeine leichte Zunahme der Meldungen. Dies istbesonders auf die intensive Untersuchung vonReimer Detlefs, Horst Rand, Gerhard Bro-dowski und Uwe Robitzky in Dithmarschen zu-rückzuführen, die fast ein Drittel der gemelde-ten Brutpaare in ihrem Bereich feststellenkonnten.

Bei 190 eingegangenen Meldungen wurden150 Brutpaare (Abb. 3) und 40 Revierpaarefestgestellt. Bei letzteren wurde keine Brutfestgestellt, oder die Paare wurden nicht wei-ter kontrolliert. Besonders hoch war in diesemJahr die Zahl der Paare, die keinen Bruterfolghatten. 51-mal wurde festgestellt, dass Brutengestört oder vorzeitig aufgegeben wurden. Ineinigen Fällen ist dies nicht zu erklären, da die-

se Brutversuche in Gebieten stattfanden, dierelativ wenig von Menschen frequentiert wer-den. Untersuchte Eier ergaben, dass einigekurz vor dem Schlüpfen waren.

In Dithmarschen wird dem Uhu nach Feststel-lungen der Arbeitsgruppe um Uwe Robitzky il-legal nachgestellt. Berichte gingen 2008 durchdie Presse. Minister von Boetticher hat dieseTaten scharf verurteilt. Auch Mäusebussardewerden nach Befunden der Dithmarscher Ar-beitsgruppe illegal verfolgt. Das führt nach ih-ren Angaben dazu, dass den Uhus ausreichen-de Nistmöglichkeiten in Bäumen örtlich feh-len. Brüten sie deshalb am Boden, wo dieBruten stärker gefährdet sind, bleiben vielevon ihnen ohne Erfolg.

Die Verbreitungskarte (Abb. 2) zeigt im Ver-gleich mit früheren Berichten, dass 2009 eini-ge neue Brutplätze hinzugekommen sind. Aufder anderen Seite wurden viele langjährig be-setzte Orte in diesem Jahr nicht besetzt bzw.die Paare schritten nicht zur Brut, so dass derGesamtbestand im Wesentlichen unverändertist und weiterhin bei circa 350 Paaren liegendürfte, zumal die Anzahl der erbrüteten Jung-vögel mit 152 stark gesunken ist. Insgesamtist die Zahl der Bodenbruten gestiegen, wasan fehlenden Greifvogelhorsten liegen könnte.

Besondere Aspekte im Berichtsjahr

Der Kälteeinbruch im März hatte für den Uhukaum Folgen, lediglich einige Paare scheinenetwas später mit der Brut begonnen zu haben.

Bei Nestkontrollen und der Beringung von 114Jungvögeln mit Ringen der Vogelwarte Helgo-land wurden wieder Ratten gefunden, aberkaum Hinweise auf andere Kleinsäuger. DerMangel an Mäusen zeigte sich auch bei denanderen Eulenarten in einem schlechterenBrutergebnis.

Zwölf Uhus wurden bisher im laufenden Jahrtot gefunden. Zwei kollidierten vermutlich mitEisenbahnzügen, und einer wurde verbranntunter einer Stromleitung gefunden. DreiExemplare wurden verletzt in Pflegestationenabgegeben. In diesem Jahr wurde keine Brutmit vier Jungen festgestellt. Jedoch sei wie-der betont, dass oftmals nur ein Jungvogel ge-funden wird und weitere vorhandene nicht ge-sehen werden.

70

Abb 2: Erfasster Uhu-Bestand in Schleswig-Holstein

Zusammenfassung und Ausblick

Mit festgestellten 190 Paaren und 152 Jung-vögeln liegt die Anzahl der Paare etwas höher,die Zahl der geschlüpften Jungvögel aberdeutlich unter den Vorjahren.

Die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft ist ineinigen Revieren sehr gut. Dennoch ist esschwer, den Uhubestand ausreichend zu er-fassen. Wir bitten deshalb alle Interessierten,weiterhin auf Uhubruten zu achten und siedem Landesverband Eulen-Schutz zu melden.

Landesverband Eulenschutz in Schleswig-Hol-stein e.V.Karl-Heinz Reiser Leiter Arbeitskreis UhuRuhwinkel 824994 Medelby

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Abb. 3: Erfasste Uhubruten in Schleswig-Holstein

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120

140

1982 1987 1992 1997 2002

Brutbestandsentwicklung, Bruterfolg und ausgewilderte Exemplare

1980 - 2006

Brutpaare erfolglos

Brutpaare erfolgreich

ausgew. JuV

Jungvögel

2006

3.8 Uferschnepfe

Uferschnepfen gehören zu den typischen Wie-senvogelarten Norddeutschlands. Wie auch imübrigen Mitteleuropa, nehmen ihre Beständein Schleswig-Holstein seit vielen Jahren ab. Al-lerdings sind Uferschnepfen an einigen Stellen,vor allem im Westen des Landes, noch so ver-breitet, dass ein jährliches Monitoring der Be-stände nicht zu leisten ist. Stattdessen werdenin einigen Gebieten regelmäßige Erfassungendurchgeführt, vor allem an der Küste und Tei-len der Eider-Treene-Sorge-Niederung, wäh-rend in den übrigen Vorkommensgebieten we-nigstens gelegentlich Zählungen stattfinden.Aus der Kombination dieser Zählungen lassensich mit Hilfe des Programms TRIM (STRIEN etal. 2004) die Bestandsverläufe modellieren(HÖTKER et al. 2004).

Damit geeignete Schutzmaßnahmen für Ufer-schnepfen ergriffen werden können, ist es ne-ben einer Überwachung der Bestände wichtigzu erkennen, wo genau die Ursachen der Be-standsentwicklung zu suchen sind. Aus die-sem Grunde werden bereits seit einigen Jah-ren Untersuchungen zum Bruterfolg von Ufer-schnepfen durchgeführt. Im Jahre 2008 be-gann das Michael-Otto-Institut im Auftrag desMinisteriums für Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume des Landes Schleswig-Hol-stein damit, die Umsiedlungs- und Überle-bensraten von Uferschnepfen in Schleswig-Holstein zu untersuchen. Erste Ergebnissedieser Studien sollen hier mitgeteilt werden.

Bestandsverlauf

Die Brutbestände der Uferschnepfen nahmen

in den siebziger und achtziger Jahren vonetwa 2000 auf 1500 Paare ab (ZIESEMER 1986),erholten sich dann aber wieder auf geringe-rem Niveau bis 1990. Seither belegen die Auf-zeichnungen trotz erheblicher Schwankungen,die zum Teil auch durch die Modellierungenbzw. mangelnde Zähldaten verursacht wordensind, einen Rückgang von mehr als 25 Prozent(Abb. 1). Der durchschnittliche Bestand derletzten fünf Aufzeichnungsjahre (2004-2008)betrug 1250 Paare.

Der Rückgang erfasste nicht alle Landesteilein gleichem Maße (Tab. 1). Besonders im Bin-nenland und an der Ostseeküste verringertesich der Bestand. Auch in den sogenanntenNaturschutzkögen an der Westküste und inden Mündungsgebieten von Elbe und Eiderkam es zu signifikanten Bestandsabnahmen,die in vielen Fällen durch das Zuwachsen dereingedeichten Flächen ausgelöst worden seindürften. Im Bereich des Wattenmeeres, dasheißt auf den Inseln und im Vorland, nahmendie Bestände hingegen zu. Deutlich positiveBestandsentwicklungen gab es auch in denMarschen. Die Berechnungen fußen hier aller-dings leider auf einem vergleichsweise altenDatenmaterial, da aus dem größten Vorkom-mensgebiet in Eiderstedt seit 2001 keine fürdie Trendanalyse verwendbaren Daten mehrzur Verfügung stehen. Auf dem Gebiet desEU-Vogelschutzgebiets Eiderstedt (in den ak-tuellen Grenzen) sank der Bestand nach Anga-ben des Landesamtes für Landwirtschaft, Um-welt und ländliche Räume von 95 Paaren imJahr 2001 auf 59 im Jahre 2007.

72

Abb. 1: Bestandsverlaufder Uferschnepfein Schleswig-Hol-stein nach einerModellierung durchTRIM. Die vertika-len Linien markie-ren die Standard-fehler der Be-standsschätzungen.Offene Symbolestehen für wenigersichere Schätzun-gen. 0

500

1000

1500

2000

2500

1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010

Re

vie

rpa

are

Bruterfolg

Der Bruterfolg von Uferschnepfen in Schles-wig-Holstein schwankte sehr stark je nach Ge-biet und Jahr. Die Zusammenstellung der bis-her in Schleswig-Holstein gemessenen Bruter-folgsraten (Abb. 2) weist keinen klaren Trendauf. In vielen Gebieten und Jahren wurdenkaum Uferschnepfenküken flügge. Auch gab

es in den vergangenen Jahren nur selten au-ßergewöhnlich hohe Bruterfolge, die die Aus-fälle anderer Jahre oder Gebiete hätten aus-gleichen können. Der Mittelwert aller Untersu-chungen seit 2000 betrug 0,47 Küken pro Re-vierpaar und Jahr.

73

Tab. 1: Bestandtrends von Uferschnepfen 1990-2008 in verschiedenen Regionen Schleswig-Holsteins, berechnetmit TRIM. Koeffizient: lineare Steigung der normierten Trendgeraden (0,029 bedeutet eine jährliche Zunah-me um 2,9%), SE: Standardfehler des Koeffizienten: p: Signifikanzniveau.

Abb. 2: Bruterfolgsmessun-gen von Ufer-schnepfen inSchleswig-Holstein.Jedes Symbolsteht für eine Mes-sung des Bruter-folgs (durchschnitt-liche Zahl flüggerJungvögel pro Re-vier) in einem be-stimmten Gebiet indem auf der X-Ach-se markierten Jahr.Mehrere Symbolein einem Jahr ste-hen also für Mes-sungen aus mehre-ren Gebieten in die-sem Jahr.

Lebensraum Koeffizient SE p

Wattenmeer 0,029 0,010 <0,01Köge, Elb- u. Eidermündung -0,032 0,007 <0,01Marsch 0,118 0,048 <0,05Binnenland und Ostseeküste -0,062 0,008 <0,01

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010

Jung

vöge

l/Rev

ierp

aar

Berechnungen der Überlebensrate

Ob der Bruterfolg von 0,47 Küken ausreicht,um die Population langfristig zu sichern, kannnur beurteilt werden, wenn die Überlebensra-ten von Alt- und Jungvögeln bekannt sind. Zudiesem Zwecke wurden 2008 16 Alt- und 24Jungvögel der Art in der Eider-Treene-Sorge-Niederung und auf der Nordseeinsel Föhr mitindividuellen Farbringkombinationen ausge-stattet. Hinzu kam ein in Spanien auf demHeimzug beringtes Individuum. Im Jahr 2009wurden zusätzlich 36 Alt- und neun Jungvögelberingt. Die erste Kontrollsaison ergab Sich-tungen von 13 adulten Uferschnepfen in ihrenangestammten Brutgebieten. Diese Rückkehr-rate von 76 Prozent ist jedoch sicherlich gerin-ger als die tatsächliche Überlebensrate, da Vö-gel übersehen worden sein dürften und esauch nicht auszuschließen ist, dass Vögel dau-erhaft abwanderten und sich so der Kontrolleentzogen. Erst die Beobachtungen der nächs-ten Jahre werden hier genauere Ergebnisseliefern.

Literatur

HÖTKER, H., KÖSTER, H. & THOMSEN, K.-M.(2004): Konzeption für ein Monitoring vonWiesenvögeln in Schleswig-Holstein. Berichtfür das Ministerium für Umwelt, Natur undLandwirtschaft des Landes Schleswig-Hol-stein, Michael-Otto-Institut im NABU, Bergen-husen. 1-26pp.

STRIEN, A. V., PANNEKOEK, J., HAGEMEIJER, W. &VERSTRAEL, T. (2004): A loglinear poisson regres-sion method to analyse bird monitoring data. In:ANSELIN, A. (eds): Bird Numbers 1995.

ZIESEMER, F. (1986): Die Situation von Ufer-schnepfe (L. limosa), Rotschenkel (Tringa tota-nus), Bekassine (G. gallinago), Kampfläufer (Phi-lomachus pugnax) und anderen „Wiesenvö-geln“ in Schleswig-Holstein. Corax 11: 249-261.

Dr. Hermann HötkerMichael-Otto-Institut im NABUGoosstroot 1, 24861 Bergenhusen

3.9 Seeregenpfeifer

Einleitung

In Deutschland brüten Seeregenpfeifer (Charad-rius alexandrinus) mittlerweile mit insgesamtstark rückläufigen Bestandszahlen fast nur nochim Bereich des Wattenmeeres. Während in denfünfziger und sechziger Jahren in Niedersachsenund Schleswig-Holstein Brutbestände von je-weils Hunderten von Paaren angenommen wer-den konnten, betrug die Zahl für ganz Deutsch-land im Jahr 2005 nur noch 183. Von diesen 183Brutpaaren befanden sich 165 Paare und somitcirka 90 Prozent in Schleswig-Holstein (SÜDBECK

et al. 2007). Diese Bestandszahlen wie auch dieder anderen Küstenvogelarten werden regelmä-ßig von der „AG Seevogelschutz“ erhoben. InSchleswig-Holstein ist für die Koordination die-ser Zählungen die Nationalparkverwaltung zu-ständig.

Der im Jahr 1987 durch die Eindeichung einesgroßen Teils der Nordstrander Bucht entstande-ne Beltringharder Koog ist seit Beginn der neun-ziger Jahre für den Seeregenpfeifer das bedeu-tendste Brutgebiet Schleswig-Holsteins. Im Ge-gensatz zu der Situation in anderen Gebietenkonnte diese Art hier jahrweise recht gute Brut-erfolge erzielen (KLINNER-HÖTKER & PETERSEN-AN-DRESEN 2008). Ziel eines im Jahr 2009 vom Mi-chael-Otto-Institut im NABU und der Schutzstati-on Wattenmeer mit finanzieller Unterstützungdes Ministerium für Landwirtschaft, Umweltund ländliche Räume gestarteten Projektes istes, Gründe für diesen teils sehr guten Bruterfolgdes Seeregenpfeifers im Beltringharder Koogherauszufinden und damit Erkenntnisse für ge-eignete Schutzmaßnahmen auch in anderen Ge-bieten zu gewinnen. Analysen zur Habitatwahlinnerhalb von Schleswig-Holstein sowie popula-tionsbiologische Untersuchungen mit Hilfe vonindividuellen Farbringmarkierungen, aufgrundderer Zu- und Abwanderungen sowie Überle-bensraten gemessen werden können, sollen Vo-

raussagen zur Beurteilung der Qualität etwaigerSchutzgebiete ermöglichen.

Bestandsentwicklung und Verbreitung

Zu Beginn der regelmäßig im gesamten Küsten-raum erfolgten Brutvogelerfassungen in denneunziger Jahren hatte der Seeregenpfeifer be-reits erhebliche Bestandseinbußen verzeichnet.So konnte um das Jahr 1970 herum noch voneinem Bestand von etwa 600 Brutpaaren inSchleswig-Holstein ausgegangen werden (HÄL-TERLEIN 1996), der Ende der achtziger Jahre aufgut die Hälfte geschrumpft war (Abb. 1). Auf-grund einer raschen Besiedlung der sogenann-tenso genannten „Naturschutz-Köge“ (Meldor-fer Speicherköge, Rickelsbüller Koog und vor al-lem Beltringharder Koog) erhöhten sich die Be-stände am Anfang der neunziger Jahre, nahmenanschließend aber wieder ab, da durch das Auf-wachsen der Vegetation auf den ehemaligenWattflächen in diesen Kögen die Lebensbedin-gungen für den Seeregenpfeifer ungünstigerwurden. Parallel dazu verringerten sich auch dieBestandszahlen in den natürlichen Lebensräu-men im Bereich des Wattenmeeres. Ungefährab dem Jahr 2000 gelang es durch geeigneteManagementmaßnahmen, die Bestände imBeltringharder Koog zu stabilisieren. Dies hattezur Folge, dass auch der schleswig-holsteini-sche Landesbestand nicht weiter sank. Für dasBerichtsjahr 2009 liegen noch nicht alle Datenvor. Allerdings steht fest, dass die Brutbestands-zahl für den Seeregenpfeifer im BeltringharderKoog mit 91 Paaren unter dem Vorjahresniveauliegt (2008: 126 Revierpaare). Da in keinem deranderen schleswig-holsteinischen Brutgebietenennenswerte Zunahmen zu verzeichnen sind,dürfte auch der landesweite Bestand des Jahres2009 unter dem des Vorjahres liegen.

74

Abb. 1: Brutbestandsent-wicklung des See-regenpfeifers inSchleswig-Holstein.

0

100

200

300

400

500

600

700

Die Vorkommen des Seeregenpfeifers in denletzten Jahren konzentrierten sich außer imBeltringharder Koog vor allem in den letztennatürlichen Strandlebensräumen bei St. Petersowie im Rickelsbüller Koog (Abb. 2). Auch ist

die Eidermündung wiederbesiedelt worden,wohingegen die Vorkommen auf Sylt weitge-hend erloschen sind. Alle übrigen Brutplätzewaren nicht mehr alljährlich besetzt.

75

Abb. 2: Brutverbreitung desSeeregenpfeifers inSchleswig-Holstein.

Bruterfolg

Erste Untersuchungen im Rahmen dieses Pro-jektes zum Bruterfolg des Seeregenpfeifers inunterschiedlichen Lebensräumen ergabendeutliche Unterschiede zwischen den Gebie-ten (Tab. 1). So gab es im Vorland von St. Pe-ter aufgrund der Aktivität von Raubfeinden kei-nen Schlupf- und damit auch keinen Bruter-folg. Die Ablesung eines farbig markierten In-dividuums belegte dessen Umsiedlung nacheinem Gelegeverlust von St. Peter in das Ka-

tinger Watt. Innerhalb des Beltringharder Koo-ges war der Bruterfolg des Seeregenpfeifers,zumindest im Teilgebiet Arlau-Speicherbe-cken, erheblich niedriger als im Vorjahr. In ers-ter Linie war in diesem Fall wohl die Anwe-senheit einer Fuchsfamilie (besetzter Bau mitmehreren Jungfüchsen) von Bedeutung. MitHilfe automatischer Nestkameras konnte aberauch eine Sturmmöwe als Nesträuber nachge-wiesen werden.

76

Tab. 1: Bruterfolg von See-regenpfeifern 2009.

Gebiet Revierpaare Flügge Flügge

Jungvögel Jungvögel /

Revierpaar

St. Peter 30 0 0,0Katinger Watt 14 13 0,9Beltringharder Koog, Nordseite Arlau-Speicherbecken 41 12 0,3Beltringharder Koog, Feuchtgrünland SE 16 14 0,9Beltringharder Koog, Salzwasserbiotop 31 30 1,0

Habitatwahl

Zur Klärung der Frage, welche Faktoren für dieBesiedlung eines Gebietes durch den Seere-genpfeifer entscheidend sind, erfolgten detail-lierte Habitataufnahmen in besiedelten Berei-chen und in benachbarten nicht besetztenArealen. Für die Analysen zur Habitatwahl ka-men nur Gebiete in Betracht, die nach dembisherigen Kenntnisstand potentielle Brutgebie-te sein könnten. Es handelt sich dabei um Ge-biete, die direkt an der Küste oder maximalfünf Kilometer von ihr entfernt gelegen sind,die großräumig von nur niedriger Vegetationbewachsen sind (maximal fünf ZentimeterWuchshöhe) und/oder die größere vegetations-freie Bereiche aufweisen. Die Daten befindensich derzeit in der Auswertung. Erste Tenden-zen für die binnenländische Verteilung derBrutbestände des Seeregenpfeifers zeichnensich jedoch bereits ab:

Alle Vorkommen befanden sich entweder aufbinnenländischen Salzwiesen, die durchQualmwasser entstanden waren, oder an Stel-len, die durch langen Wasserüberstau im Win-terhalbjahr vegetationsfrei geworden warenund die in der Brutzeit lediglich niedrig auf-wachsende Schlammfluren aufwiesen. Einwichtiger Faktor scheint zudem die Entfernungzu den nächstgelegenen Wattflächen zu sein.Die untersuchten Seeregenpfeifer hielten sichwährend der Brutsaison 2009 sehr häufig nichtam Brutplatz auf, sondern suchten auf nahegelegenen Wattflächen (Misch- oder Sandwatt)nach Nahrung. Auch der Salzwasserbiotop desBeltringharder Kooges, in dem lediglich ein re-duzierter Tidenhub herrscht, wurde diesbezüg-lich stark genutzt.

Die gewonnenen Daten liefern erste Hinweisedarauf, wie und wo in den Naturschutz-Kögender Westküste Schleswig-Holsteins Maßnah-men zu einem effektiveren Schutz des Seere-

genpfeifers als Brutvogel ergriffen werden kön-nen.

Zusätzliche Untersuchungen

Im Berichtsjahr 2009 konnten insgesamt 34Altvögel und drei Jungvögel mit individuellenFarbringkombinationen markiert werden. Inzwei Bereichen des Beltringharder Koogeswurden mit unterschiedlichen Methoden um-fangreiche Untersuchungen zum Nahrungsan-gebot für Seeregenpfeifer durchgeführt. DieDaten befinden sich derzeit in der Auswertung.

Literatur

HÄLTERLEIN, B. (1996): Brutvogel-Bestände imSchleswig-Holsteinischen Wattenmeer. Lan-desamt für den Nationalpark Schleswig-Hol-steinisches Wattenmeer. ÖkosystemforschungSchleswig-Holsteinisches Wattenmeer, Teilpro-jekt A 2.7, Tönning.

KLINNER-HÖTKER, B. & PETERSEN-ANDRESEN, W.(2008): Ornithologisches Gutachten Nordstran-der Bucht/Beltringharder Koog. Jahresbericht2008. Unveröffentlichtes Gutachten Natur-schutzstation ETS und Westküste, Schlüttsiel.

SÜDBECK, P., BAUER, H.-G., BOSCHERT, M., BOYE,P. & KNIEF, W. (2007): Rote Liste der BrutvögelDeutschlands, 4. Fassung, 30. November2007. Berichte zum Vogelschutz 44: 23-81.

Hermann Hötker1, Stefan Schrader1,2, DominicCimiotti1, Rainer Schulz3 & Brigitte Klinner-Höt-ker4

Dr. Hermann HötkerMichael-Otto-Institut im NABUGoosstroot 1 24861 Bergenhusen

1 Michael-Otto-Institut im NABU, Goosstroot 1, 24861 Bergenhusen;

2 Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein, Nationalparkverwaltung, Schlossgarten 1, 25832 Tönning;

3 Schutzstation Wattenmeer, Hafenstr. 3, 25813 Husum;

4 Schleswiger Chaussee 78, 25813 Husum

3.10 Fasan

Der Fasan (Phasanius colchicus) hat im Frei-land in Schleswig-Holstein eine relativ jungeGeschichte, während er in Volieren und Mena-gerien bereits aus dem frühen Mittelalter imnördlichsten Bundesland bekannt ist. Die Etab-lierung der Art erfolgte erst infolge einer lan-desweiten Aussetzungsaktion in den fünfzi-gern Jahren, wonach sich der Fasan zu einerhäufigen Feldvogelart entwickeln konnte. DerUmfang von Aussetzungen in den Jagdbezir-ken lässt sich nur selten nachverfolgen, es istjedoch davon auszugehen, dass bis in dieachtziger Jahre erhebliche Anteile in den Jagd-strecken auf ausgesetzte Individuen zurückzu-führen sind. Nach Umfragen zum Ausset-zungsverhalten der Jäger durch das WildTier-Kataster ist seit Mitte der neunziger Jahre nur

noch von einem Anteil von etwa fünf Prozentder Jagdbezirke auszugehen, die Fasanen zurStützung der Population (und zur Erhöhungdes Jagderfolges) auswildern. Die heutigenJagdstreckendaten und Daten zur Verbreitungder Art in Schleswig-Holstein sind überwie-gend auf die selbständig reproduzierende Po-pulation zurückzuführen.

Seit den 2000er Jahren ist von einer leichtsteigenden Population auszugehen, nachdemein Tiefstand in der Mitte der neunziger Jahr-ein der Mitte der neunziger Jahre wahrschein-lich überwunden ist. Dies indiziert nicht nurder Verlauf der Jagdstrecke, denn diese Hypo-these wird auch gestärkt durch eine Umfragedes WildTierKatasters aus dem Jahr 2007, wo-nach aus über 75 Prozent der Hegeringe von

77

Abb. 1: Dichte von Fasanenhähnen auf HegeringebeneHegeringpolygone sind eingefärbt, wenn mindestens 7 Reviere an der Umfrage beteiligt waren und dabei mindestens 25 % derHegeringfläche abdecken. Waren diese Kriterien nicht erfüllt, wurden die beteiligten Reviere als Punkte dargestellt.

Jägern eine Zunahme der Art zwischen 1998und 2007 in den Revieren gemeldet wird,während nur gut 15 Prozent der in Hegeringenzusammengefassten Reviere für diese Peri-ode von einer Abnahme ausgehen.

Bei den Auswertungen der Erfassungen zumVorkommen des Fasans aus den Jahren 2007und 2008 kann das Wildtierkataster auf einenDatenfundus von jeweils cirka 1500 Revierenzurückgreifen, wobei in beiden Jahren mehrals 500.000 Hektar kartiert werden konnten. InSchleswig-Holstein zeigt der Fasan eine flä-chendeckende Verbreitung mit regional deut-lich variierenden Dichten (Abb. 1).

Hegeringpolygone sind eingefärbt, wenn min-destens sieben Reviere an der Umfrage betei-ligt waren und dabei mindestens 25 Prozentder Hegeringfläche abdecken. Waren dieseKriterien nicht erfüllt, wurden die beteiligtenReviere als Punkte dargestellt.

In der Karte (Abb. 1) ist die Dichte von Fasa-nenhähnen auf Hegeringebene wiedergege-ben, wobei die Hegeringpolygone eingefärbtsind, wenn mindestens sieben Reviere an derUmfrage beteiligt waren und dabei mindes-tens 25 Prozent der Hegeringfläche abdecken.Waren diese Kriterien nicht erfüllt, wurden diebeteiligten Reviere als Punkte dargestellt.

Verbreitungsschwerpunkte des Fasans findensich in weiten Teilen Dithmarschens, Ostol-denburg und Fehmarn sowie im nordöstlichenAngeln. Letzterer wird in der Abbildung derKartierergebnisse von 2008 aufgrund geringe-rer Beteiligung nicht so deutlich wie aus derKartierung von 2007 (vgl. Wildzustandsbe-richt).

Im Landesvergleich geringere Fasanendichtensind aus den Gebieten westlich der Treene,einschließlich Eiderstedt und Südtondern ge-meldet und die niedrigsten Vorkommenszah-len ergeben sich für den Südosten des Lan-des.

Die Darstellung der kartierten Fasanenhähneist für den geschlechtsdimorphen und polyga-men Hühnervogel eine sichere Datenbasis, zurBeurteilung des Vorkommens. Die Kartierungder territorialen Hähne ist durch das auffälligePrachtkleid sowie die hohe Rufbereitschaftinsbesondere im Frühjahr eine praktikable Me-thode zur flächendeckenden Erfassung vonTerritoriendichten. Daneben liegen dem Wild-TierKataster auch Daten zum Vorkommen vonHennen vor. Aus den Untersuchungen hat sichergeben, dass überwiegend von einem Ge-schlechterverhältnis von enger als eins zuzwei auszugehen ist, wobei die Hennenzahlen

aufgrund der guten Tarnung als Minimalwerteanzusehen sind. Trotz der Kartierschwierigkei-ten bei Hennen kann im Freiland in Schleswig-Holstein nur ausnahmsweise ein in der Jagdli-teratur sowie aus der Volierenhaltung empfoh-lenes Geschlechterverhältnis von cirka eins zufünf als gegeben angenommen werden. Diesteigenden Fasanenzahlen in den letzten Jah-ren sprechen dabei auch nicht für die populati-onsbiologische Notwendigkeit der Einhaltungdieses Verhältnisses, was insbesondere fürstrukturreiche Landschaften gelten darf. In de-ckungsarmen Landschaften, wo häufigere Ter-ritorialkämpfe und Störungen des Brutgesche-hens zu vermuten sind, wird sich die Situationdifferenzierter darstellen als im landesweitenDurchschnitt.

Die Agrarlandschaft Schleswig-Holsteins befin-det sich derzeit in einem erheblichen Wandelund viele Regionen, insbesondere die Geest,sind in ihrem Erscheinungsbild durch den in-tensiven Anbau von Energiepflanzen mitSchwerpunkt im Maisanbau stark verändert.Der Wegfall von obligatorischen Stilllegungs-flächen in der Landwirtschaft sowie derzeitbeschränkte Möglichkeiten von Vertragsnatur-schutzprogrammen im Ackerland lassen Popu-lationsprognosen zur Entwicklung von Fasanund zahlreichen anderen Vögeln der Agrarland-schaft kaum zu. Während sich der Fasan biszum Jahr 2008 noch landesweit in leicht posi-tivem Trend darstellen lässt, haben andere Ar-ten wie zum Beispiel Feldlerche, Wachtel undRebhuhn anhaltend negative Bestandstrendszu verzeichnen. Ein langjähriges Monitoringder Arten ist unverzichtbar und parallel dazuist eine intensive Erforschung der potenziellenFolgen der Intensivierung sowie der Monoto-nisierung der Landschaft unumgänglich. DerErhalt der Biodiversität ist eine verpflichtendeGemeinschaftsaufgabe und der Fasan kannunter der Bedingung, dass keine Aussetzun-gen durchgeführt werden, als eine Indikatorartfür eine strukturrreichedie AgrarlandschaftSchleswig-Holsteins bezeichnet werden. DieThese, dass Fasanenpopulationen in Schles-wig-Holstein nur aufgrund von bestandsstüt-zenden Aussetzungen basieren, kann nichtaufrechterhalten werden, da die Art erfolg-reich reproduziert. Der Anstieg der Jagdstre-cken nach einem Tiefstand etwa Mitte derneunziger Jahre, also deutlich nach der Peri-ode der massiven Auswilderungspraktiken,kann als Indiz dafür gewertet werden. Die Ent-wicklung der Fasanenjagdstrecke zeigt dabeideutliche Kongruenzen zur Feldhasenstrecke(r = 0,78), weshalb die Ursachen des Anstiegsbeider Arten, ohne aktuelle, differenzierendeModelle berechnet zu haben, auch auf günsti-ge klimatische Bedingungen zur Aufzuchtszeitzurückzuführen sein dürften.

78

Die flächendeckende Verbreitung des Fasansin Schleswig-Holstein lässt darüber hinaus da-rauf schließen, dass hohe Besätze zwar mitniedrigen Dichten generalistischer Prädatoreneinhergehen. Die Art bleibt jedoch auch in denwaldreicheren und durch Schalenwildjagd do-minierten Gebieten Schleswig-Holsteins mitgeringem jagdlichen Druck auf Beutegreiferdauerhaft etabliert. Dieses gilt in vergleichba-rem Maß auch für andere Bodenbrüter. Aufbundesdeutscher Ebene (WILD 2007) fehlt derFasan in den Mittelgebirgslandschaften undseine Bestände sind in ostdeutschen Gebietenmit großen Ackerschlägen lückig. Auch diesdeutet auf seine Ansprüche an eine struktur-reiche Agrarlandschaft hin, so dass seine Indi-katorfunktion aus wildbiologischer Sicht ge-rechtfertigt scheint. Es wäre wünschenswert,

dass wie für andere Bodenbrüter auch für denFasan ökologische Studien von Freilandpopula-tionen, die fachlich deutlich über das ein Moni-toring der Besätze von Hähnen und einge-schränkt auch Hennen hinausgehen, durchge-führt werden können, um die derzeit beste-henden Thesen zur Zukunftsfähigkeit der Artin Schleswig-Holstein zu überprüfen.

Autoren:Heiko Schmüser, Dr. Daniel HoffmannChristian-Albrechts-Universität KielÖkologie-Zentrum KielProjekt WildTierKatasterOlshausenstr. 7524118 Kiel

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3.11 Rohrweihe

In Schleswig-Holstein kommen alle vier euro-päischen Weihenarten als Brut- oder Gastvo-gel vor. Die Rohrweihe (Circus aeruginosus) istein verbreiteter Brutvogel, Korn- und Wiesen-weihe sind seltene Brutvögel, die Steppenwei-he ist ein seltener Zuggast.

Nach der letzten Bestandserfassung 2001 er-folgte 2008 die nächste. Ihr liegen die Ergeb-nisse der landesweiten Brutvogelerfassungaus dem Projekt ADEBAR zugrunde, Lückenwurden insbesondere in den nördlichen Lan-desteilen gezielt geschlossen.

80

Der Gesamtbestand liegt bei cirka 800 Brut-paaren und ist damit in den letzten 20-25 Jah-ren weitgehend stabil. Im Nordwesten undinsbesondere auf den nordfriesischen Inselnhat der Bestand leicht zugenommen, in Teilendes Hügellandes ist der Bestand aufgrund desSchilfrückganges an vielen Gewässern gesun-ken. In den für die Art wichtigsten EU-Vogel-schutzgebieten brütetn insgesamt etwa einViertel des Landesbestandes.

Rohrweihen sind Bewohner des Offenlandes,insbesondere von mehr oder weniger ausge-dehnten Röhrichten, Staudenfluren, mehrjähri-gen Brachen und anderen offenen Landschaf-ten. Nahezu alle in Schleswig-Holstein erfass-ten Rohrweihen-Paare brüten in Röhrichten,örtlich in kleinräumigen Röhrichtflächen wieverschilfte Mergelkuhlen auf Fehmarn oder garin Schilf gesäumten Gräben. Aufgrund dieserHabitatwahl konzentriert sich das Vorkommenauf das gewässerreiche Hügelland, die Strand-seen der Ostsee, die Flussmarschen und dieKüstenmarsch, während die gewässerarmeGeest und waldreiche Landstriche nur punktu-ell besiedelt sind. Zur Nahrungssuche fliegenRohrweihen oft auch größere Strecken in Ge-biete mit hohem Nahrungsangebot oder leich-ter Verfügbarkeit. Im Hügelland und auf Feh-marn jagen Rohrweihen zumeist über Röhrich-ten oder entlang von Gewässerufern, dazu imGrünland und nur in geringem Umfang überGetreidefeldern. Hier sind sie aufgrund ihrerlangen Läufe und Zehen in der Lage, erfolg-reich in den Pflegespuren zu jagen. Brachen,die in den neunziger Jahren und 2001 gernezur Nahrungssuche aufgesucht worden sind,bestehen kaum noch.

Um 1990 wurden viele Bruten in Getreide undRaps entdeckt, auf Fehmarn brütete nahezudie Hälfte der Paare in Raps, landesweit bis zuzehn Prozent. Bereits 2001 gab es kaum nochFeldbruten. Im Berichtszeitraum war das die

Ausnahme, höchstens in Raps brüteten nochEinzelpaare.

2008 war der Bruterfolg regional sehr gering,insbesondere im Hügelland und auf Fehmarn.Auch 2009 gab es im Hügelland nur sehr we-nige erfolgreiche Bruten. Beide Jahre waren inder Brutzeit sehr trocken, und in beiden Jah-ren war der Kleinsäugerbestand sehr niedrig,so dass neben Nahrungsmangel vor allemauch Verluste durch Prädatoren anzunehmensind. Auch Füchse müssen bei Kleinsäuger-mangel auf andere Beute ausweichen undfressen dann vermehrt Vögel, insbesondereGelege und Jungvögel von Bodenbrütern.Dies gilt im Osten und Süden des Landes si-cher auch für Wildschweine.

In landwirtschaftlich intensiv genutzten Ge-genden, insbesondere bei einem hohen Anteilvon Mais und Raps wird die Nahrungssucheerheblich erschwert, so dass die für die Wei-hen nutzbare Fläche im Laufe der Brutzeit mitdem Aufwachsen der Kulturen immer geringerwird. Auch dies kann lokal den Bestand nega-tiv beeinflussen, insbesondere bei Rückgangdes Anteils von Dauergrünland.

Um die Folgen des Grünlandverlustes abzumil-dern, sind Vertragsnaturschutzvarianten zuentwickeln, welche auch die Rückumwand-lung von Ackerland in Grünland wirtschaftlichattraktiv machen, zum Beispiel in Hanglageninsbesondere an Gewässern, angrenzend anFließgewässer, Moore, Heiden usw. SolcheMaßnahmen entsprechen auch den Zielen derWasserrahmenrichtlinie.

Bernd KoopOrnithologische Arbeitsgemeinschaft fürSchleswig-Holstein und Hamburg e.V.Dörpstraat 924306 Lebrade

81

3.12 Wiesenweihe

Landesweit wird jährlich die Erfassung derWiesenweihe im Rahmen des „Arten-schutzprojektes Wiesenweihe“ des Ministe-rium für Landwirtschaft, Umwelt und ländli-che Räume durch das WildTierKataster SHdurchgeführt.

Brutbestand 2008

In der vergangenen Brutsaison 2008 konntenin Schleswig-Holstein 46 Brut- bzw. Revierpaa-re der Wiesenweihe nachgewiesen werden.Davon wurden 41 Paare als sicher brütendeingestuft. Bei weiteren fünf Paaren gelangder sichere Brutnachweis nicht, es bestehtaber Brutverdacht. Hinzu kommen noch weite-re Paare oder Einzelvögel, die nicht in Verbin-dung mit einer Brut gebracht werden konnten,

aber während der Aufzuchtszeit mehrfach ge-sichtet wurden.

Brutgebiete

Die Verteilung der Brutpaare über Schleswig-Holstein folgt 2008 im Wesentlichen denlangjährigen Erfahrungswerten. So sind dieBesiedlungsschwerpunkte auch dieses Jahrdie See- und Flussmarschbereiche Nordfries-lands, mit Eiderstedt und den angrenzendenGeestbereichen, besonders die Bereiche öst-lich von Husum (Abb. 1). Wie schon in denVorjahren gab es auch 2008 vermehrte Mel-dungen von Einzelstandorten in den übrigenLandesteilen, so etwa südwestlich vonRendsburg, in Angeln und zwischen Bad Se-geberg und Lübeck.

82

Abbildung 1: Vorkommen und Status der Wiesenweihe in Schleswig-Holstein 2008

Aus Dithmarschen liegen aufgrund des Aus-scheidens einiger Betreuer 2008 keine ausrei-chenden Beobachtungen vor. Die dort gemel-deten und dargestellten Brutzeitvorkommendeuten mit großer Wahrscheinlichkeit aufnicht erfasste Bruten hin.

Bruthabitate

Bei 24 Brutpaaren konnte der genaue Horst-standort und damit die Wahl des Bruthabitatsfestgestellt werden. Die erfassten Bruten fan-den 2008 fast ausschließlich in Getreide statt,nur ein Paar nutzte Raps.

Die Getreidearten, in denen die Brutpaare ge-funden wurden, waren: Weizen - 13 Brutpaa-re, Gerste - fünf Brutpaare, Roggen - vier Brut-paare. In einem Fall wurde nur Getreide alsHabitat angegeben.

Auffällig ist, dass 2008 keine Brut in naturna-hem Habitat nachgewiesen wurde.

Betrachtet man die Ergebnisse aus 2008 imlangjährigen Vergleich, so fällt auf, dass derAnteil von Getreidebrütern der höchste seitBeginn der Untersuchungen ist. Der niedrigeWert für Raps weicht nicht wesentlich von de-nen des Untersuchungs zeitraums ab.

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Abb. 2: Entwicklung derWiesenweihenbrut-paare seit 1995

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1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

An

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Bruterfolge

Der bei 30 Paaren ermittelte Aufzuchtserfolglag bei insgesamt 53 ausgeflogenen Jungvö-geln. Der Teilbruterfolg, die durchschnittlicheZahl der ausgeflogenen Jungen pro erfolgrei-ches Paar, betrug 2008 in Schleswig-Holsteinin der vergangenen Brutsaison 2,2 Junge proPaar. Bezieht man auch die Paare mit ein, dienachweislich Verluste erlitten, erhält man denGesamtbruterfolg, die durchschnittliche Zahlausgeflogener Jungen pro Brutversuch. Dieserbetrug 1,8 Junge pro Paar. Der Bruterfolg2008 weist damit nur geringe Veränderung ge-genüber 2007 auf und liegt im unteren Be-reich der langjährigen Beobachtungsreihe. Für in Getreide brütende Paare war der Ge-samtbruterfolg mit 1,7 Jungen je Brutpaar derdrittschlechteste seit Beginn der Untersuchun-gen 1995, nur 1997 und 2007 wurdenschlechtere Bruterfolge festgestellt.

Brutverluste

Brutverluste konnten in sechs Fällen nachge-wiesen werden, die Ursache ließ sich bei vierdavon feststellen:- Prädation – zwei Brutpaare- Landwirtschaft – zwei Brutpaare

In beiden Fällen war der Kontakt zu den

Landwirten zwar schon hergestellt, dasGetreide wurde jedoch witterungsbedingtvorzeitig gedroschen, so dass die Flächennoch nicht markiert waren.

Der Verlust war vermutlich bei allen Brutenvollständig, möglicherweise überlebten in ei-nem Fall die Jungen, wurden aber nicht gefun-den. Der Zeitpunkt des Verlustes lag zwischenMai und Mitte Juli.

Der Blick auf die langjährigen Ergebnissezeigt, dass die Gesamtzahl der Verluste keinenungewöhnlich hohen Wert darstellt.

Literatur

GAHRAU, C., SCHMÜSER, H. (2009): Artenschutz-projekt Wiesenweihe (Circus pygargus) desLandes Schleswig-Holstein - Brutperiode 2008

Autoren:Christian Gahrau, Heiko SchmüserChristian-Albrechts-Universität KielÖkologie-Zentrum KielProjekt WildTierKatasterOlshausenstr. 7524118 Kiel

3.13 Mäusebussard

Das WildTierKataster SH hat sich mit der Ein-führung der digitalen Jagdbezirkskarte eineneue Möglichkeit zur Kartierung von Wildtier-arten eröffnet. Mit diesem Instrument ist esmöglich geworden, dass für nahezu alle Jagd-bezirke des Landes automatisiert ein Kartier-bogen erstellt wird, der die Reviergrenzen mit

hinterlegter Topographischer Karte (TK 25) far-big abbildet. In einem ersten Testlauf im Jahr2008 waren die Jäger aufgerufen, neben denHorsten des Rotmilans auch die Bruten desMäusebussards (Buteo buteo) zu kartierenund standortgenau in die analoge Karte einzu-tragen.

84

Mit dieser Vorgehensweise konnte bereits imersten Untersuchungsjahr ein Rücklauf vonmehr als 1500 Kartierbögen erreicht werden.Für den Mäusebussard ist aufgrund seinerMobilität und der Abgrenzung der Territorieneine kleinräumige Kartierung der Brutpaare aufJagdbezirksebene zwar eine gute Erfassungs-möglichkeit, jedoch müssen zu Dichteberech-nungen mehrere Jagdbezirke zusammenge-fasst werden, um nicht durch zufällige Vertei-lungsmuster in einzelnen kleinen Revieren zuüberhöhten oder zu geringen Dichtewerten zugelangen. Als Darstellungsebene wurde daherdie Hegeringsfläche genutzt, wobei eine Dich-teberechnung nur dann erfolgte, wenn min-destens sieben Reviere oder mindestens 25Prozent des Hegerings bearbeitet wurden.

Aus dem Brutvogelatlas Schleswig-Holsteins(Berndt et al. 2002) liegen mit circa 3900 an-gegebenen Brutpaaren aus den Kartierjahren1985 bis 1994 Schätzungen zum Gesamtbe-stand der Art vor. Statistisch gesehen ergibtsich aus der Untersuchung des WildTierKatas-ters ein dazu sehr gut vergleichbarer Schätz-wert, wobei von maximal 4500 Brutpaarenauszugehen ist. Dieser Wert lässt keine Aus-sagen über den tatsächlichen Bruterfolg zu.

Während im Brutvogelatlas beschrieben ist,dass sich die Verteilung des Mäusebussardsim Atlaskartierzeitraum außerhalb der Marschund Fehmarns relativ gleichmäßig gestaltet,sind nach den aktuellen Kartierungen der Jä-gerschaft nördlich der Stadtperipherie vonHamburg höhere Dichten festzustellen als inden übrigen Landesteilen. Hier werden Brut-paardichten über 0,75 Brutpaare je Quadratki-lometer beschrieben. (vgl. Berndt et al. 2002).

Die Marsch wird aufgrund der fehlenden Brut-bäume kaum als Bruthabitat genutzt. Sind ge-eignete Bäume vorhanden, werden die Brut -habitate in der Regel besetzt, wobei die Kapa-zität der Landschaft bereits bei geringer Dich-te ausgeschöpft scheint.

Unter dem Vorbehalt eingeschränkter Ver-gleichbarkeit zwischen Atlaskartierung und derKartierung auf Jagdbezirksebene scheint derBrutbestand des Mäusebussards in Schles-wig-Holstein weitgehend stabil zu sein. Essind regionale Verschiebungen zu erwarten,die jedoch nur durch ein präzises Monitoringdarstellbar werden.

Da der Mäusebussard vorwiegend in offenenund halboffenen Habitaten erfolgreich jagenkann, bleibt abzuwarten, wie die Art auf denverstärkten Maisanbau reagiert. Durch dieMaisflächen entfallen große Nahrungshabitatefür den Bussard und aufgrund der hohen Bear-beitungsintensität ist die Wühlmausdichte indiesen Monokulturen deutlich verringert. Auchunter diesem Gesichtpunkt scheint es ange-bracht, ein Monitoring des Mäusebussardsweiterhin auf Landesebene zu betreiben unddie Studien auf Probeflächen (z.B. DänischerWohld, Schleswig, Dithmarschen) dauerhaftzu sichern.

Autoren:Dr. Daniel Hoffmann, Heiko SchmüserChristian-Albrechts-Universität KielÖkologie-Zentrum KielProjekt WildTierKatasterOlshausenstr. 7524118 Kiel

85

3.14 Seeadler

Die landesweite Erhebung wird alljährlich vonder Projektgruppe Seeadlerschutz durchge-führt (vgl. Kollmann et al. 2002).

Bestandsentwicklung

In diesem Frühjahr waren in Schleswig-Hol-stein 63 Seeadlerreviere besetzt (57 Brutpaarein 2008). In 54 Revieren begannen die Paaremit einer Brut, von diesen brüteten nur 40Paare erfolgreich (im Vergleich zu 44 Paaren in2008). Somit betrug die Brut erfolgsrate in die-sem Jahr 74 Prozent im Gegensatz zu 83 Pro-zent in 2008. Im Juli flogen aus den 40 kon-trollierten Horsten insgesamt 68 Jungadleraus und damit acht weniger als im Vorjahr(Abb. 1).

Insgesamt haben neun Paare nicht mit einerBrut begonnen und 14 Paare brüteten erfolg-los. Die Ursachen für das Ausbleiben einerBrut lassen sich nur selten ermitteln. Nach-weislich fand in drei schon länger bekanntenRevieren zuvor ein Partnerwechsel statt, sodass ein Ausbleiben der Brut hierdurch erklärtwerden kann. In einem vierten Revier handel-te es sich um eine Neuansiedlung eines Paa-res.

Die Ursachen für den erfolglosen Verlauf be-gonnener Bruten sind unterschiedlich. Auffäl-

lig ist, dass in Zusammenhang mit den klimati-schen Veränderungen in Schleswig-Holsteinseit einigen Jahren die Anzahl der heftigenSommerstürme zwischen Mai und Juli zu-nimmt. In Verbindung damit stürzen mehrHorste ab, und die Anzahl von Jungvögeln, diewährend der Brutzeit vom Horst fallen, steigtan.

In drei Revieren verursachten Sturmböen imMai und Juni den Absturz der Horstanlage.Alle diese Horste befanden sich auf Fichten.In fünf anderen Revieren stürzte mindestenseiner der Jungvögel herunter., so dass sie vonuns nur noch tot geborgen werden konnten.

Verbreitung

In diesem Jahr kam es in den Revieren Em-kendorf/RD, Lanker See/PLÖ, PassaderSee/PLÖ, Seedorf/SE und Seegalendorf/OH zuNeuansiedlungen von Seeadler paaren. An derUnterelbe ist das Revier Eschschallen wiedervon einem Seeadlerpaar besetzt worden, je-doch brütete das Paar erfolglos. In dem be-nachbarten Revier Haseldorf gab es keineBrutzeitaktivitäten. Aufgrund der naturräumli-chen Ausstattung liegt der Schwerpunkt derVerbreitung nach wie vor in den gewässerrei-chen Kreisen Plön und Ostholstein (Abb. 2).

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Abb. 1: Brutbestandsentwicklung des Seeadlers in Schleswig-Holstein.

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Revierpaareausgeflogene Junge

Die Verteilung der Seeadlervorkommen auf dieeinzelnen Landkreise lässt sich aus nachfol-gender Übersicht entnehmen:

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Abb. 2: Brutverbreitung des Seeadlers in Schleswig-Holstein 2009.

Tab. 1: Brutreviere desSeeadlers (n = 63)in den verschiede-nen Kreisen.

Kreis Paare Kreis Paare

PLÖ 18 NF 3OH 11 IZ 2RD 9 PI 2RZ 6 OD 1SE 6 HEI 1SL 4

Gefährdung und Schutz

Im Rahmen der Totfund-Erfassungen wurdenzwischen Januar und August 2009 siebenSeeadler tot in Schleswig-Holstein aufgefun-den und der Projektgruppe Seeadlerschutz ge-meldet. Vier Vögel wurden tot an Eisenbahn-schienen gefunden, zwei Vögel kollidierten mitden Rotorblättern von Windenergieanlagenund ein Vogel starb anhand einer Bleivergif-tung durch die Aufnahme von Jagdmunitionaus geschossenen Wildtierkörpern. LetztereTodesursache wird aufgrund von intensiverForschungsarbeit in Deutschland jetzt deutlichbesser erkannt (vgl. Krone 2005) und ist bisherin Schleswig-Holstein als nicht näher spezifi-zierter „Vergiftungs verdacht“ mit erfasst wor-den (vgl. Struwe-Juhl & Latendorf 1997).Ferner wurden in diesem Jahr zwei Seeadlerverletzt bzw. stark geschwächt aufgegriffenund in Pflege genommen. Ein Altvogel war inDepenau (Kreis /PLÖlön) mit einer Stromlei-tung kollidiert und ein zweiter Vogel wurde imJuli 2009 mit akutem Vergiftungs verdacht indie Tierklinik Berlin eingeliefert. Dieser Seead-ler konnte aufgrund der guten medizinischenVersorgung gerettet und nach erfolgreicherPflege im Wildpark Eekholt wieder in die Frei-heit entlassen werden.

Literatur

Kollmann, R., T. Neumann & B. Struwe-Juhl(2002): Bestand und Schutz des Seeadlers(Haliaeetus albicilla) in Deutschland und seinenNachbarländern. Corax 19, Sonderheft 1: 1-14.

Krone, O. (2005):Todesursachen von Seead-lern in Deutschland. In: Krone, O. & H. Hofer(Hrsg.): Bleihaltige Geschosse in der Jagd –Todesursache von Seeadlern? Leibniz-Institutfür Zoo- und Wildtierforschung, Berlin, S. 8-11.

Struwe-Juhl, B. & V. Latendorf (1997): Todes-ursachen von Seeadlern (Haliaeetus albicilla) inSchleswig-Holstein. Vogelwelt 118: 95-100.

Bernd Struwe-Juhl & Volker LatendorfProjektgruppe SeeadlerschutzBiologiezentrumOlshausenstr. 4024118 Kiel

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3.15 Weißstorch

Seit 1973 wird in Schleswig-Holstein derWeißstorchbestand jährlich durch ehrenamtli-che Mitarbeiter der NABU AG Storchenschutzerfasst. Das Ministerium für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räume trägt die anfal-

lenden Fahrt- und Sachkosten für die Erfas-sungsfahrten. Im Michael-Otto-Institut imNABU in Bergenhusen werden die Daten ineine Datenbank eingegeben und automatischeine Verbreitungskarte erstellt.

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Abb. 1: Brutverbreitung des Weißstorchs in Schleswig-Holstein 2008.

Brutsaison 2008

Die Bestandserholung seit dem Jahr 2005setzte sich auch 2008 fort. So brüteten 2008insgesamt 229 Paare, was einer Zunahme um9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach.Im Jahr 2005 brüteten lediglich 170 Weiß -storch paare im Lande. Jahre mit starkem Be-standseinbruch, schlechtem Bruterfolg undspäter Rückkehr aus dem Winterquartier wer-den als Störungsjahr bezeichnet. Im Verlaufvon drei Jahren hat sich der Brutbestand desWeißstorchs wieder weitgehend erholt. Au-ßerdem brüteten noch 41 Storchenpaare in

Anbindung zu vier Tierparks bzw. Pflegestatio-nen, die gesondert erfasst werden. Ihre Zahlnahm um zwei Paare gegenüber 2007 zu.

Die Rückkehr der ersten Weißstörche erfolgtewie in den Vorjahren bereits Anfang bis MitteMärz. Bei diesen Vögeln handelt es sich umsogenannte. Westzieher, die in Spanien über-wintern. Ihr Anteil scheint tendenziell weiteranzusteigen. Auch die Rückkehr der Ostzieherwar 2008 früh. Sie kehrten ab Anfang April aufihre Nester zurück, und Mitte April waren be-reits die meisten Nester besetzt. Das Frühjahr

2008 war durch eine langanhaltende Trocken-periode von April bis Mai geprägt, so dass dieerste Phase der Jungenaufzucht durch Nah-rungsmangel geprägt war. Die gerade ge-schlüpften Jungen benötigen in dieser Zeit vorallem Regenwürmer und Kaulquappen, dieaufgrund der Trockenheit knapp waren. DieNABU Weißstorchbetreuer berichteten vonzahlreichen vom Nest heruntergeworfenenJungvögeln. Insgesamt wurden 73 Junge we-niger flügge, als noch ein Jahr zuvor.

Insgesamt 149 Paare brachten 296 Jungvögelzum Ausfliegen, was einem Gesamtbruterfolg(JZa) von 1,3 Jungen pro Paar und einem Teil-bruterfolg (JZm) von 2,0 Jungen pro erfolgrei-chen Brutpaar entspricht. Somit lag der Brut-

erfolg 2008, erheblich über unter dem langfris-tigen Durchschnitt des Landes (JZa 1,6/JZm2,4). Die Brutpaare in Tierparks und Pflegesta-tionen brachten 82 Junge zum Ausfliegen (JZa2,0 Juv/Paar, JZm 2,7 Juv/erf. Paar)

Kai-Michael ThomsenMichael-Otto-Institut im NABUGoosstroot 1 24861 Bergenhusen

Weitere interessante Informationen über denWeißstorch in Schleswig-Holstein finden sichim Internet unter: http://schleswig-holstein.nabu.de/m06/m06_04/und http://stoercheimnorden.jimdo.com/index.php

90

Abb. 2:Entwicklung desWeißstorchbrutbe-standes (Säulen)und des Gesamt-bruterfolges (Jun-ge/Paar) (Punkte) inSchleswig-Holstein1973 - 2008.

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1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008

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Gesamtbrut-

erfolg [JZa]

Paare

[HPa]

2008 2007 2006 2005 2004 Ø 1973-2008HPa 229 209 200 170 238HPm 149 146 146 98 196% HPo 34,9 30,1 27,0 42,4 17,63 3,2JZa 1,3 1,8 1,9 1,2 2,1 1,6JZm 2,0 2,5 2,5 2,1 2,5 2,4

HPa Zahl aller nestbesetzenden Paare, die in der ersten Hälfe der Brutzeit das Nest mind. 4Wochen lang nutzten.

HPm Zahl der Nestpaare mit ausfliegenden Jungen.%HPo prozentualer Anteil der Nestpaare ohne ausfliegende Jungen an der Zahl aller nestbe-

setzenden Paare (HPa) JZa Gesamtbruterfolg JZG/HPaJZm Teilbruterfolg JZG/HPm

Tab. 1: Vergleich der brutbiologischen Daten des Weißstorchs im Jahr 2008 mit den Vorjahren und dem langfristi-gen Durchschnitt in Schleswig-Holstein.

3.16 Graureiher

Seit 1979 wird der Brutbestand des Graurei-hers in Schleswig-Holstein von der StaatlichenVogelschutzwarte erfasst. In den Jahren davorhatte schon die Ornithologische Arbeitsge-meinschaft landesweite Zählungen organisiert,so dass die Brutbestandsentwicklung dieserGroßvogelart in Schleswig-Holstein lückenlosüber einen Zeitraum von mehr als drei Jahr-zehnten dokumentiert ist.

Bestandsentwicklung und Verbreitung

Im Jahr 2009 wurden 1860 Brutpaare in 72Kolonien oder Einzelbrutvorkommen gezählt(Abb. 1). Obwohl kein Kältewinter vorangegan-gen war, hat die Zahl der Brutpaare um zwölfProzent abgenommen. Ein Grund dafür dürfteder Mäusemangel (Latenzjahr) gewesen sein.Allerdings war die Bestandsentwicklung regio-nal unterschiedlich. Neben Abnahmen gab es

in einigen Kolonien im Östlichen Hügellandauch Zunahmen. Schon seit einigen Jahrennimmt der Landesbestand auch nach mildenWintern nicht mehr zu, sondern bleibt mei-stens deutlich unter 2000 Paaren, während ervorher in günstigen Jahren deutlich darüberlag und maximal 2675 Paare im Jahr 2002 er-reichte (Abbildung 2). Im Verbreitungsschwer-punkt Eiderstedt ist diese Entwicklung schonlänger zu beobachten. Hier ist der Bestandvon maximal 838 Paaren im Jahr 1975 auf 339in diesem Jahr zurückgegangen. Das ent-spricht einer Abnahme um 60 Prozent. Insbe-sondere in der Marsch haben zunehmendeEntwässerung und Grünlandumbruch offen-sichtlich zu einer Verringerung der Lebens-raumkapazität geführt, welche die hohen Be-stände früherer Jahrzehnte auch in günstigenJahren nicht mehr ermöglicht.

91

Abb. 1: Brutverbreitung des Graureihers in Schleswig-Holstein 2009.

Dafür spricht auch die Entwicklung der Kolo-nien. Deren Anzahl hat langfristig viel stärkerzugenommen als die Zahl der Brutpaare. Wäh-rend der Brutbestand 1984 fast genauso hochwar wie gegenwärtig, hat sich die Anzahl derKolonien von 35 auf 72 mehr als verdoppelt(Abb. 2). Die Kolonien sind heute im Mittelalso viel kleiner, was auch ein Hinweis daraufist, dass im Einzugsbereich einer Kolonie nichtmehr so viele Paare ausreichend Nahrung fin-den.

In der Kolonie Tackestorf ermittelten H.D.Martens und Mitarbeiter bei der Beringungder Jungvögel in 33 Bruten (von insgesamt61) einen Teilbruterfolg von 2,8 Jungen/Paar.13 Paare hatten drei, sieben Paare sogar vierJunge. Das spricht dafür, dass die Nahrungssi-tuation in der Eiderniederung nicht ganzschlecht gewesen sein kann. Offenbar könnendie Reiher hier bei Mäusemangel auf andereNahrungstiere ausweichen.

Gefährdung/Schutz

Gemäß § 34 Absatz 6 Satz 2 LNatSchG ist esverboten, „die Nistplätze von Schwarzspech-ten, Schwarzstörchen, Graureihern, Seeadlern,Rotmilanen und Kranichen durch Aufsuchen,Fotografieren, Filmen, Abholzungen oder an-

dere Handlungen in einem Umkreis von 100m zu gefährden.“ Leider konnte dadurch nichtverhindert werden, dass in diesem Jahr dieKolonie in Sarau/Nesselteich endgültig erlo-schen ist. Aufgrund von Entwässerungsarbei-ten während der letztjährigen Brutzeit hattendie Reiher die Kolonie verlassen und sind auchin diesem Jahr nicht wieder zurückgekom-men. Die Kolonie war seit 1969 bekannt, be-herbergte maximal 75 Paare im Jahr 2004 undwar eine der letzten in einem Altbuchenbe-stand.

Eine weitere Kolonie wurde aufgegeben nach-dem die Jungen bereits geschlüpft waren.Hinweise auf menschliche Störungen gab esnicht. Möglicherweise hat der regelmäßigeBesuch eines Habichts dazu geführt. Daraufdeuten Mauserfedern hin, die in der Koloniegefunden wurden.

Nach der „Landesverordnung über die Fest-setzung einer Jagdzeit für Graureiher“ vom1.9.1978 können vom 1. August bis 31. Okt-ober im Umkreis von 200 m um Fischteicheeiner anerkannten Fischzuchtanlage bis zu 8Reiher abgeschossen werden. Die Anerken-nung erfolgt durch die oberste Jagdbehörde.Im letzten Jahr sind ihr 221 Vögel als erlegtgemeldet worden (Abb. 3).

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Abb. 2: Brutbestandsentwicklung des Graureihers in Schleswig-Holstein. Säulen = Brutpaare; Punkte = Kolonien; K = Kältewinter.

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Brutpaare Kolonien

Dr. Wilfried KniefNeukamp 1024253 Probsteierhagen

Dr. Fridtjof ZiesemerLandesamt für Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume- Staatliche Vogelschutzwarte -Hamburger Chaussee 2524220 Flintbek

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Abb. 3: Anzahl der nach der Landesverordnung über die Festsetzung einer Jagdzeit für Graureiher als erlegt gemeldeten Vögel.

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Jahr

3.17 Kormoran

Seit der Wiederbesiedlung Schleswig-Hol-steins durch den Kormoran werden unter Fe-derführung des Landesamtes für Landwirt-schaft, Umwelt und ländliche Räume - Staatli-che Vogelschutzwarte - im Auftrag des Minis-teriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländli-che Räume im Rahmen eines Bestandsmoni-torings alljährlich Daten zum Vorkommen desKormorans gesammelt.

Bestandsentwicklung und Verbreitung

Im Jahr 2009 gab es in Schleswig-Holstein 14Brutplätze, an denen 2.446 Kormoranpaare ge-nistet haben (Abb. 1). Damit lag der Brutbe-stand um gut 100 Paare höher als 2008, je-doch niedriger als im Zeitraum 2004 bis 2007(Abb. 2). 43 Prozent des Landesbestandes nis-tete an der Nordseeküste/ Unterelbe, 37 Pro-

zent an der Ostseeküste und 20 Prozent imBinnenland.

Die Brutplätze im Westen von Schleswig-Hol-stein haben in den letzten Jahren stetig an Be-deutung für den Kormoranbrutbestand gewon-nen. Auch in diesem Jahr wurden hier in deneinzelnen Kolonien Zunahmen oder gleich blei-bende Bestände beobachtet: Auf der Dünenin-sel Trischen (Kreis Dithmarschen) brüteten363, an den Klei-Entnahmeteichen bei Wykauf Föhr (Kreis Nordfriesland) 300 und auf ei-ner kleinen Betonplattform auf dem Butter-sand (Kreis Nordfriesland) nördlich des Hin-denburgdammes 41 Paare. Diese schwer zu-gänglichen Brutkolonien wurden von ThomasGrünkorn im Auftrag der Nationalparkverwal-tung im Landesbetrieb für Küstenschutz, Na-tionalpark und Meeresschutz anhand von Luft-

94

Abb. 1: Brutverbreitung des Kormorans in Schleswig-Holstein 2009.

bildern ausgezählt. Im NSG Hallig Südfall(Kreis Nordfriesland) brüteten fünf Paare aufSteinbefestigungen, die aber bei einem Hoch-wasser alle ihre Brut verloren (Verein Jord-sand). In der Haseldorfer Marsch (Kreis Pinne-berg) an der Unterelbe lag der Brutbestandmit 348 Paaren etwa auf der gleichen Höhewie im Vorjahr (NABU Haseldorf).

In den Kolonien im Binnenland zeigte sich einunterschiedliches Bild: Während der Brutbe-stand am größten Binnenlandbrutplatz amGüsdorfer Teich (Kreis Plön) mit 385 Paarenetwas zunahm und wieder die Höhe von 2007erreichte, sank der Bestand im NSG Stoffsee(Kreis Rendsburg-Eckernförde) auf 90 Paareab. Die viele Jahre lang größte Binnenlandko-lonie am Heidensee (Kreis Plön) sowie der2007 und 2008 genutzte Brutplatz im NSGSuhrer See (Kreis Plön) waren 2009 nicht be-setzt. Am Kuhlsee (Kreis Ostholstein) ist derBrutbestand auf 15 Paare angestiegen, die inNachbarschaft von Graureihern brüteten, undim Tierpark Neumünster nistete ein frei flie-gendes Paar.

Auch an den beiden großen Ostseebrutplätzengab es eine unterschiedliche Entwicklung: AmWesterwerker See (Flensburger Förde, KreisSchleswig-Flensburg) nahm der Bestand deut-lich auf 295 Paare ab, während am Hemmel-marker See (Eckernförder Bucht, Kreis Rends-burg-Eckernförde) die Anzahl der Brutpaare

auf 435 anstieg. Auch im WasservogelreservatWallnau auf Fehmarn (Kreis Ostholstein) nahmdie Anzahl der Brutpaare auf 154 zu (NABUWallnau). Nach einer erfolglosen Ansiedlung2006 und einem Einzelbrutversuch 2008 gabes auf der Geltinger Birk (Kreis Schleswig-Flensburg) an der Flensburger Außenförde indiesem Jahr erstmals acht erfolgreich brüten-de Paare. Einen außergewöhnlichen Brutplatzan der Ostseeküste gibt es seit 2008 im Ha-fen von Port Olpenitz (Kreis Schleswig-Flens-burg), wo in diesem Jahr sechs Paare auf Pol-lern im Hafenbecken ihre Nester gebaut hat-ten.

Die Ergebnisse der Brutbestandserfassung2009 belegen, dass die Entwicklung des Kor-moranbrutbestandes in den einzelnen Kolo-nien und verschiedenen Landesteilen Schles-wig-Holsteins unterschiedlich verläuft. Dahersoll auch in den kommenden Jahren die Brut-bestandsentwicklung weiter beobachtet wer-den. Hinweise auf neu gegründete Brutkolo-nien oder Schlafplätze nehmen wir gerne ent-gegen.

Dr. Jan Jacob Kieckbusch & Bernd Koop c/o LLUR - Staatliche VogelschutzwarteSchleswig-Holstein - Hamburger Chaussee 2524220 Flintbek

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Abb. 2: Brutbestandsentwicklung des Kormorans in Schleswig-Holstein.

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Brutpaare Nordseeküste u. Unterelbe Brutpaare Ostseeküste

Brutpaare Binnenland

3.18 Hauben-Azurjungfer

Die Hauben-Azurjungfer (Coenagrion armatum)ist ein typischer Vertreter mäßig nährstoffrei-cher Kleingewässer und Weiher. Die Art zähltzu den seltensten Libellenarten Deutschlands.Sie wird bundesweit als „vom Aussterben be-droht“ eingestuft. Auch im übrigen West- undMitteleuropa gelten ihre Bestände als starkrückläufig. Dennoch weist die Fauna-Flora-Ha-bitat-Richtlinie diese Kleinlibelle nicht als Artvon gemeinschaftlichem Interesse aus.

Die südwestliche Verbreitungsgrenze der Hau-ben-Azurjungfer verläuft durch das norddeut-sche Tiefland. Innerhalb dieses Landschafts-raumes wurde die Art bislang am häufigstenin Schleswig-Holstein beobachtet. Noch bisMitte der 1970er Jahre war sie im Norden die-ses Bundeslandes in einigen Gebieten regel-

mäßig anzutreffen. Nach trocken-heißen Som-mern gelangen jedoch Ende der siebziger Jah-re an den meisten früheren Fundorten keineweiteren Beobachtungen mehr. Zwischen1983 und 2008 wurden nur noch Funde vonEinzeltieren bekannt. Allerdings mangelte esin diesem Zeitraum auch an gezielten Kartie-rungen. Vor diesem Hintergrund führte dieFaunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschafte.V. mit finanzieller Unterstützung der BIN-GO!-Umweltlotterie 2008 eine landesweite Er-fassung der Hauben-Azurjungfer Azurjungfer-Vorkommen durch. Dabei wurden zur Haupt-flugzeit der Art zwischen Ende April und An-fang Juni 137 Gewässer in 37 Gebieten kon-trolliert. Im Mittelpunkt standen dabei die frü-heren Fundorte im Norden und Osten Schles-wig-Holsteins.

96

Abb. 1: Nachweise der Hauben-Azurjungfer in Schleswig-Holstein

Verbreitung

In Schleswig-Holstein konnte 2008 eine uner-wartet große Zahl an Fundorten der Hauben-Azurjungfer erfasst werden. Es handelt sichum die einzigen derzeit in Deutschland be-kannten Vorkommen. Nachweise der Art ge-langen in 12 der 37 untersuchten Gebiete(Tab. 1). Alle Fundorte liegen im NordenSchleswig-Holsteins. Naturräumlich gesehenbefinden sich zehn Vorkommen auf der Geestund zwei am Westrand des Östlichen Hügel-lands (Abb. 1).

Im Vergleich zu den siebziger Jahren scheineninzwischen einzelne Vorkommen im ÖstlichenHügelland erloschen zu sein. Demgegenüberhat sich das Verbreitungsgebiet im Norden derGeest in den vergangenen 30 Jahren offenbarkaum verändert. Die aktuelle Bestätigung derHauben-Azurjungfer an sieben ehemaligenFundorten, die räumlich relativ weit verteiltund bis zu 60 Kilometer Luftlinie voneinanderentfernt sind, lässt vermuten, dass diese Ge-biete durchgehend von der Art besiedelt wa-ren. Nicht überprüft wurden 2008 die früherenFundorte an der Westküste Schleswig-Hol-steins sowie im Umfeld von Hamburg.

Bestände

Die Kartierungsergebnisse von 2008 lassenden Schluss zu, dass die Hauben-Azurjungferderzeit in mindestens zehn der zwölf besiedel-ten Gebiete bodenständige Populationen auf-weist. Nach vorliegenden Bestandsschätzun-gen existieren in fünf Gebieten große Popula-tionen (> 100 Individuen) und in zwei weiterenGebieten mittelgroße Populationen (11-100 In-dividuen). In vier Gebieten ist derzeit von klei-nen Populationen (zwei bis zehn Individuen)auszugehen (Tab. 12). An einem der 12 Fund-orte wurde 2008 lediglich ein einzelnes Männ-chen beobachtet, wobei auch in diesem Ge-

biet die Existenz einer kleinen Population an-zunehmen ist.

Außerhalb Schleswig-Holsteins wurden vonden meisten mitteleuropäischen Fundortender Hauben-Azurjungfer bislang überwiegendeinzelne oder wenige Exemplare gemeldet.Fundorte, an denen mehr als 50 oder 100 Indi-viduen erfasst wurden, scheinen am südwest-lichen Rand des Verbreitungsgebiets eine sel-tene Ausnahme zu sein.

Lebensräume

Die aktuell aus Schleswig-Holstein bekanntenVorkommen der Hauben-Azurjungfer befindensich in abgetorften Hoch- und Übergangsmoo-ren sowie im Bereich von Binnendünen. Inden achtziger Jahren wurde zudem eine kleinePopulation im Hauke-Haien-Koog gefunden.Die besiedelten Gewässer sind durchweg mä-ßig nährstoffreich und zeichnen sich in der Re-gel durch eine dauerhafte Wasserführung aus.Von zentraler Bedeutung ist die Existenz vonetwa knietiefen Flachwasserzonen, die vonlückigen Binsen-, Seggen- oder Schilfbestän-den eingenommen werden. In den siebzigerJahren wurde die Hauben-Azurjungfer inSchleswig-Holstein vor allem in relativ reich-strukturierten, unter anderem durch Schnabel-seggen, Wollgräser oder Fieberklee geprägtenUferzonen festgestellt. Demgegenüber gelan-gen 2008 die meisten Nachweise in lichtenBeständen der Flatterbinse, die inzwischen anvielen früheren Fundorten die Ufervegetationprägen. Derartige Binsenbestände scheinender Hauben-Azurjungfer ebenfalls sehr günsti-ge Lebensbedingungen zu bieten. Sie weisenin unmittelbarer Nachbarschaft Sitzwarten,Paarungsplätze und Versteckmöglichkeitenauf. Zudem erfolgt die Eiablage vielfach in ab-gestorbene, im Wasser treibende Binsenhal-me.

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Tabelle 1: Übersicht der 2008 erfassten Vorkommen der Hauben-Azurjungfer in Schleswig-Holstein. Erklärung: ge-schätzte Bestandsgröße: 0 Einzeltier, + 2-10 Exemplare, ++ 11-100 Exemplare +++ > 100 Exemplare;Fortpflanzung: 0 nicht nachgewiesen, jedoch möglich, + wahrscheinlich, ++ nachgewiesen

Gebiet Kreis TK25 Hauben--AAzurjungfer

Bestandsgröße FortpflanzungSchwarzberger Moor NF 1119 +++ +Schwansmoor NF 1119 + ++Süderberge / Möwensee NF 1119 +++ ++Jardelunder Moor SL 1121 ++ +Enge-Sande NF 1220 0 0Hörupfeld NF 1220 + +Seelandmoor SL 1321 +++ +Treßsee SL 1322 ++ +Ahrenviölfelder Westermoor NF 1421 + 0Büchmoor SL 1423 + +Arenholzfeld SL 1423 +++ ++Esprehmer Moor SL 1523 +++ +

Schutzmaßnahmen

Schleswig-Holstein kommt nach derzeitigerKenntnis eine besondere Verantwortung fürdie Erhaltung der Hauben-Azurjungfer am süd-westlichen Arealrand zu. Daher sollte dasLand verstärkte Anstrengungen zur Erhaltungder bekannten Populationen unternehmen. Po-sitiv ist dabei zu bewerten, dass die meistenaktuellen Fundorte in Naturschutzgebietenoder Natura 2000-Gebieten liegen. Für denSchutz der Hauben-Azurjungfer ist die Fortfüh-rung und Ausweitung der Wiedervernässungvon Hoch- und Übergangsmooren von zentra-ler Bedeutung. Auf diese Weise können diezuvor dargestellten Lebensraumstrukturen er-halten oder wiederhergestellt werden. Darü-ber hinaus kann ein regelmäßiges Austrock -nen der Fortpflanzungsgewässer und ihrerUferzonen verhindert werden. Als weiterewichtige Schutzmaßnahme ist die Einrichtungvon möglichst breiten Pufferzonen zu angren-zenden landwirtschaftlichen Nutzflächen anzu-sehen, um Nährstoffeinträge in die Lebensräu-me der Hauben-Azurjungfer zu reduzieren. AlsGrundlage für Schutzmaßnahmen sind zudemweitere Untersuchungen zur aktuellen Verbrei-tung sowie zur Bestandsentwicklung der Artunentbehrlich.

Aufruf zur Mitarbeit

Derzeit laufen die Kartierungsarbeiten für ei-nen „Verbreitungsatlas der Libellen Deutsch-lands“. Vor diesem Hintergrund bitten dasLandesamt für Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume (LLUR) sowie die Fauni-stisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft alleInteressierten um Meldung von Libellenbeob-achtungen aus Schleswig-Holstein. Die Beob-achtungen sollten neben der Angabe von Artund Fundort möglichst auch das Funddatumenthalten. Das Landesamt für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räume stellt allen Inter-essierten auch kostenlos die Software WinArt– Wirbellose zur Eingabe und Verwaltung vonFundortdaten zur Verfügung (Kontakt: Arne Drews, Tel. 04347 / 704-360,Email: [email protected]).

Christian WinklerBahnhofstraße 2524582 Bordesholm

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Abb. 2: Männchen der Hauben-Azurjungfer. Charakteristisch sind die auffallend großen Hinterleibsanhänge, die den ähnlich gefärbtenMännchen der Großen Pechlibelle fehlen (Seelandmoor, Kreis Schleswig-Flensburg, Foto: C. Winkler).

3.19 Die Bauchige Windelschnecke

Eine kleine Schneckenart der kalkreichen Nie-dermoore – 2002 sogar deutsches Briefmar-kenmotiv – wird als FFH-Art seit einigen Jah-ren auch in Schleswig-Holstein ausführlich un-tersucht. Ihr Vorkommen zeigt artenreiche undmehr oder weniger naturnahe Biotope an, nurin sehr seltenen Ausnahmefällen können inner-halb von geschlossenen großen Verbreitungs-gebieten auch kleinräumig kalkärmere Sumpf-standorte besiedelt werden. In Schleswig-Hol-stein ist die Art nach dem jetzigen Erfassungs-stand auf das Östliche Hügelland begrenzt,Einzelvorkommen sind im Geestbereich, vor al-lem in der Umgebung der isolierten Kalkstand-orte im südwestlichen Holstein zu erwarten,hier stehen genauere Untersuchungen nochaus. 1990 waren nur sechs Populationen imLand bekannt. Durch eine sorgfältige Nachsu-che in schneckenkundlich malakozoologischunerforschten Biotopen wurden bisher inSchleswig-Holstein insgesamt etwa 200 Popu-

lationen entdeckt, wobei noch nicht alle poten-ziellen Standorte untersucht werden konnten.Die Fundgebiete sind zwischen wenigen Qua-dratmetern und mehreren Hektar groß und las-sen sich normalerweise durch ihre Vegetationrecht gut eingrenzen. Allerdings scheinen dieSchnecken teilweise sehr spezifische Ansprü-che zu haben, so dass sie auch in potenziellgeeigneten Standorten nur lokal oder isoliertvorkommen. Ihre Populationsdichte variiert inSchleswig-Holstein zwischen weniger als ei-nem Exemplar und einigen hundert Exempla-ren (selten cirka 1000) pro Quadratmeter, diePopulationen sind entsprechend zwischen cir-ka 100 Exemplaren und einigen MillionenExemplaren groß. Insgesamt wurden bis 2009auf mehr als 50 Hektar Fläche knapp 75 Millio-nen Bauchige Windelschnecken (Vertigo mou-linsiana) nachgewiesen. Zum Vergleich, diesegroß erscheinende Anzahl entspricht im Volu-men nur etwa fünf Menschen.

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Abb. 1: Nachweise der Bauchigen Windelschnecke in Schleswig-Holstein

Steckbrief

Die Bauchige Windelschnecke ist mit 2,2-2,7Millimeter Gehäusehöhe die größte der heimi-schen Windelschneckenarten. Ihr ei- bis ton-nenförmiges Gehäuse hat fast fünf Umgänge.Die Gehäusemündung ist durch mehrere(meist vier, selten mehr) zahnartige Falten ver-engt. Diese sind charakteristisch für die Gat-tung, ihre Lage ist ein differenzierendes Art-merkmal. Das Gehäuse ist gelblich- bis rötlich-braun, durchscheinend, glatt und hochglän-zend. Der Tierkörper ist grau. Er scheint teil-weise durch das Gehäuse hindurch, so dassdas lebende Tier im Gehäuse im Unterschiedzur glänzend schwarzen Sumpf-Windelschne-cke Vertigo antivertigo bei Vertigo moulinsianabräunlich aussieht. Charakteristisch für dieGattung Vertigo ist weiterhin, dass ihnen dasuntere Fühlerpaar (die Taster) fehlen, die keu-lenförmigen Augenfühler sind normal ausgebil-det.

Die Bauchigen Windelschnecken klettern imSommerhalbjahr auf Sumpfpflanzen, vorwie-gend am Ufer von großen Binnengewässern.Teilweise bevorzugen sie sehr nasse Standor-te. Die Tiere kriechen bei feuchter Witterungauf den Pflanzen umher, bei Trockenheit hef-

ten sie sich mit einem zähen und schnell här-tendenm Schleim fest, um sich vor Austrock-nung zu schützen. Früher wurden Kleinpilzeals Hauptnahrung angegeben, heute vermutetman, dass ebenso Bakterien, Pollen und winzi-ge Pflanzenpartikel gefressen werden. Ein voneinigen Autoren beobachteter Tagesrhythmusscheint wenig ausgeprägt zu sein. Hingegenist der Jahresrhythmus sehr deutlich, die Tiereüberwintern im Bodenmulm (selten auch anden oberirdischen Pflanzenteilen). Bis zumFrühsommer sind sie nur in sehr geringer Zahlnachzuweisen. Nachdem die Tiere im Früh-sommer einzelne bzw. paarig zusammenhän-gende Eier abgelegt haben, entwickeln sichdaraus innerhalb von weniger als zwei Wo-chen Jungschnecken, die schon noch weni-gen Wochen eine Größe von einem Millimetererreichen. Im Spätsommer und Herbst sinddie Tiere dann durch ihr Kletterverhalten unddurch die stark erhöhte Anzahl von Jungtierenin einer oft um den Faktor zehn erhöhten Po-pulationsdichte an den Pflanzen zu finden.Dies bedeutet, dass Untersuchungen, derenErgebnisse vergleichbar sein sollen, zur glei-chen Jahreszeit durchgeführt werden müssen.

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Bauchige Windelschnecke (Foto: Vollrath Wiese)

Ökologisches

Die meisten der Fundorte der Bauchigen Win-delschnecke in Schleswig-Holstein sind Ried-flächen mit Großseggen. Nur in besonderenAusnahmefällen werden auch Röhrichte ohneSeggen besiedelt. Sehr beliebt sind Standortemit Carex acutiformis, Carex riparia oder Carexpaniculata, wobei letztere als Basenzeiger inGebieten mit sehr geringer Windelschnecken-dichte eine Chance auf bessere Erfassbarkeitder Art bietet. Die Standorte sind teilweisesehr isoliert, die Art wird durch Wasservögelund vermutlich auch durch größere Säugetiereverschleppt und verbreitet. Sie galt als eherkonservativ, nach neueren Untersuchungenscheint sie hingegen durchaus ausbreitungsfä-hig zu sein und besiedelt geeignete Standortein kürzeren Intervallen. Zwei Umsetzungs-bzw. Neuansiedlungsversuche (im Rahmenvon FFH-Ausgleichsmaßnahmen in der Nähevon Lübeck) waren schon mit einer geringenumgesiedelten Schneckenzahl (cacirka. 200

Tiere) erfolgreich, allerdings waren die Zielbio-tope mit großem Aufwand windelschnecken-freundlich geplant und angelegt worden. Die bisherigen Erfassungen ergaben landes-weit nur unwesentliche Bestandsschwankun-gen. Eingriffe in die Biotope (bis zu Zerstörun-gen mit entsprechenden Folgen für die lokalenBestände) waren bisher recht selten, es wur-den zum Beispiel Baggerarbeiten in Quell-sümpfen, komplette Zerstörung alter Rispen-seggen-Bestände, Zerstörungen durch Befah-ren von Niedermoorflächen mit schweren Ma-schinen, Trockenlegungen, Vertritt und Bewei-dung, Ablagerung von Gehölzschnitt etceterafestgestellt.

Dr. Vollrath WieseHaus der Natur – CismarBäderstraße 2623743 Grömitz - Cismar

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3.20 Nickende Distel

Mitmachaktion des LLUR

Die Distel hat ein schönes Gesicht.Sie wehrt sich drum und kratzt und sticht(aus: K. H. Waggerl, Heiteres Herbarium)

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Abb.1: Die Nickende Distel, ein reich gedeckter Tisch für Hummeln und Schmetterlinge (Foto: Fotoagentur Rotholl)

Was schön ist, muss sich wehren können!Das kann sogar für Disteln gelten, wie derDichter K. H. Waggerl frühzeitig erkannte. Fürdie Blume des Jahres 2008, Carduus nutans,gilt dies allemal. Sie ist die schönste heimi-sche Distelart und von einem kontinuierlichenRückgang bedroht. Früher wuchs sie häufig anWegrändern, auf Hofplätzen und an Mauern.In Schleswig-Holstein ist sie inzwischen leiderfast überall aus den Dörfern verschwunden.Ein größeres Vorkommen ist nur noch von denElbdeichen bei Hetlingen bekannt.

Das Landesamt für Landwirtschaft, Umweltund ländliche Räume (LLUR) hat dies im Früh-sommer 2008 zum Anlass genommen, dieWahl der Nickenden Distel zur Blume des Jah-res 2008 durch die „Stiftung NaturschutzHamburg“ und die „Stiftung Loki Schmidtzum Schutz gefährdeter Pflanzen“ aufzugrei-fen und die Bürgerinnen und Bürger des Lan-

des zu einem Mitmach-Projekt aufzurufen. Inden Medien wurde für die Bereitstellung vonneuen sonnigen Lebensräumen im privatenUmfeld, wie Garten, Platz an Hausmauer,Wegrand geworben. Das LLUR versorgteInteressierte dann mit einer Saatgrußkarte, inder eine Anzuchtanleitung sowie regionalesSaatgut bereitgestellt wurde.

Die Resonanz war gewaltig und in der Inten-sität unerwartet. Innerhalb weniger Tage wa-ren die 900 angefertigten Saatgrußkarten imNu vergriffen.

Manche interessierte Bürgerin und Bürgerkonnte für die Bereitstellung größerer Flächennur noch auf die regionalen Saatgutproduzen-ten Frau Gisela Twenhöven in Bohmstedt, so-wie auf den Landschaftspflegeverein Dum-mersdorfer Ufer verwiesen werden (Adressensiehe S. 103).

Vorhandene Ängste, eine hausgemachte Di-stelplage im eigenen Garten durch die Nicken-de Distel herbeizuführen, konnten in vielen be-ratenden Gesprächen ausgeräumt werden.Die bis zu einen Meter hohe Nickende Distelist zweijährig, nach der Blüte sterben diePflanzen ab und die Samen benötigen offeneBodenstellen zur Keimung. Über Möglichkei-ten, sich durch Rhizome im Umfeld auszubrei-ten, wie die nah verwandte Ackerkratzdistel,verfügt die eher empfindliche und konkurrenz-schwache Art nicht.

In der freien Landschaft wurden bereits vorge-zogene Pflanzen zusammen mit der StiftungNaturschutz im Naturschutzgebiet Höltigbaumam Wegrand auf extensiv beweideten Flächenmit Hilfe einer interessierten Kindergruppeausgebracht. Ob die Pflanzen dort Fuß fassenkonnten, bleibt abzuwarten. Obwohl die stan-dörtlichen Vorraussetzungen und die Pflegesowie die Ausbreitung durch die Rinder hierideal sind, spielen Witterungsbedingungenzum Zeitpunkt der Ausbringung eine entschei-dende Rolle bei der Etablierung der Popula-tion.

Die Nickende Distel gehört zur Familie derKorbblütler (Asteraceae) und lässt sich vomFrühjahr bis zum Herbst problemlos aus denSamen ziehen. Sie liebt sonnige Plätze undfühlt sich auf stickstoff- und kalkhaltigen Bö-den wohl. Im ersten Jahr bildet sich eine

Blatt rosette, im Folgejahr reich blühendePflanzenstiele mit hängenden, purpurfarbigenBlütenköpfen, die von Juli bis September blü-hen. Der purpurne Blütenstand der NickendenDistel besteht aus rund hundert Einzelblütenund verströmt einen intensiven, leicht mo-schusartigen Geruch. Mit diesem Duft und ih-ren auffällig großen Blüten lockt die Pflanzezahlreiche Insekten an. Sie eine beliebte Hum-mel- und Bienenweide, Futterpflanze für vieleFalterarten (z.B. Feuriger- und Großer Perl-muttfalter). Gerne besuchen auch körnerfres-sende Vögel, wie Stieglitz und andere Finken-vögel, ihre Fruchtstände.

Ökologie und Ästhetik kommen beide auf ihreKosten. Regionales Saatgut bekommen Sie fürdas Herkunftsgebiet Marsch und Geest (Nord-westdeutsches Tiefland) bei: Gisela Twenhöven, Norderende 22, 25853 Bohmstedt, Tel. 04671/5368;

für das Herkunftgebiet der Jungmoräne (Nord-ostdeutsches Tiefland) beim Landschaftspfle-geverein Dummersdorfer Ufer e.V., Reseberg-weg 11, 23569 Lübeck , Tel.: 0451-301705,Fax: 0451-308915, E-Mail: [email protected].

Silke Lütt, Dezernat Biodiversität, Landesamtfür Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räu-me, Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek

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3.21 Froschkraut

Das Froschkraut (Luronium natans (L.) Raf.),eine vom Aussterben bedrohte Wasserpflan-ze, wird durch die Natura 2000 Richtlinie derEU streng geschützt. Über seine Biologie undVerbreitung in Schleswig-Holstein wurdeschon im Jagd- und Artenschutzbericht 2005berichtet. Das einzige Gewässer in Schleswig-Holstein, in dem die Pflanze aktuell noch vor-kommt, ist der Großensee bei Trittau im KreisStormarn. Der Erhaltungszustand der Art istdeshalb im ersten Bericht des Landes an dieEU als ungünstig eingestuft worden.

Aus der Literatur sind indes historische Nach-weise aus dem 19. Jahrhundert sowie aus derersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus diver-sen Seen und Teichen des südwestlichenSchleswig-Holstein bekannt, wie zum Beispieldem Ihlsee, dem Behlendorfer See oder demMönchsteich bei Trittau. Lediglich aus demBültsee bei Eckernförde wird ein Vorkommennoch aus den achtziger Jahren gemeldet.

Der drastische Rückgang des Froschkrautesist in Schleswig-Holstein wie in den Nachbar-ländern in erster Linie auf die Nährstoffanrei-cherung seiner Gewässer zurückzuführen. Po-tentielle Standorte werden von konkurrenz-stärkeren und höherwüchsigen Arten, wiedem Schilf, eingenommen. Die Art kann sichan solchen beschatteten Ufern nicht auf Dau-er behaupten und ist auf eine fortwährendeStörung oder extensive Nutzung (zum Beispieldurch Badende oder durch Beweidung derUferzone) angewiesen.

Erste Maßnahmen zur Verbesserung des

Erhaltungszustandes

Vorrangiges Ziel ist es, die landesweit einzigePopulation im Großensee zu erhalten und zufördern. Dafür sind die weitere Nährstoffanrei-cherung im Gewässer sowie die Beschattungdurch das Schilfröhricht zu verhindern. DieseAnforderungen werden zurzeit bei der Erstel-lung eines Managementplanes für das Gebietberücksichtigt.

Darüber hinaus ist es erforderlich, weitere Po-pulationen im Lande aufzubauen, um den lan-desweiten Bestand zu stabilisieren und einAussterben der Art durch zufällige Katastro-phen zu verhindern.

Die biologischen Voraussetzungen für (Wie-der)ansiedlungen der Sippe sind ausgespro-chen günstig, da das Froschkraut Samenban-ken aufbaut und überdies an den AusläufernTochterpflanzen bildet, die als Jungpflanzenverwendet werden könnten.

Potentielle Lebensräume können röhrichtfreieund sonnenexponierte Pioniergewässer sein,die im Sommer trockenfallen und wo eine Be-schattung mit Ufergehölzen zumindest ab-schnittweise, zum Beispiel durch Beweidungverhindert wird.

Auch Jungstadien von Gräben in der Geest,die regelmäßig extensiv unterhalten werden,können geeignete Ersatzlebensräume sein.

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Abb.1:Wiederansiedlungdes Froschkrautes2007 in einem Stif-tungsteich amNienwohlder Moordurch JoachimStuhr und SilkeLütt Foto: SilkeLütt

Da zunächst kein autochthones (d.h. ausSchleswig-Holstein stammendes) Pflanzmate-rial des Froschkrautes zur Verfügung standund die einzige Population im Lande nichtdurch Ausdünnung geschröpft werden durfte,wurden im Sommer 2006 aus dem nordwest-lichsten Vorkommen des Landes Niedersach-sen Pflanzen entnommen und bei der Hydro -stauden-Gärtnerei Wachter bei Appen in Kulturgenommen. Die Aussiedelung dieses Pflanz-materials erfolgte in Teiche der Stiftung Natur-schutz am Nordwestrand des NienwohlderMoores bei Itzstedt am Rande des gemelde-ten FFH – Gebietes 2226-391 „Alstersystembis Itzstedter See und Nienwohlder Moor“.Die 25 Pflanzen haben sich innerhalb wenigerMonate in dem bis dahin nahezu vegetations-freien Teich stark ausgebreitet. Das erste Mo-nitoring im September 2007 zeigte, dass sichinsbesondere im Flachwasserbereich (10 – 20cm Zentimeter Tiefe) die Pflanzen auf 750 In-dividuen vermehrt hatten.

Bis zum Frühjahr 2008 war es dem Diplombio-logen Joachim Stuhr gelungen, aus wenigenautochthonen Pflanzen des Froschkrautes ausdem einzigen Vorkommen im Großensee 53Pflanzen heranzuziehen. Diese Pflanzen wur-den im Mai 2008 im NSG Bültsee, einem kalk-armen und mesotrophen Gewässer westlichvon Eckernförde mit charakteristischenStrandlings-Gesellschaften, ausgesiedelt, indem von M. Vöge aus 1983 ein inzwischen er-loschenes Vorkommen bekannt ist. Bereitsdrei Monate später hatte sich der Bestand auf100 Pflanzen entwickelt. Beide Ansiedlungendes Froschkrautes werden im Rahmen desFFH – Monitorings weiter verfolgt und doku-mentiert.

Silke Lütt, Dezernat Biodiversität, Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume, Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek

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4.1 Neobiota – Einleitung

Als gebietsfremd werden Arten bezeichnet,die von Natur aus nicht in einem Gebiet vor-kommen, sondern durch direkte oder indirekteEinflüsse des Menschen in das betreffendeGebiet gelangt sind.

Das aktive Einbringen von Arten in ein natürlichnicht besiedeltes Areal ist ein Beispiel für ei-nen direkten menschlichen Einfluss. So wur-den im Jahr 1904 durch jagdbegeisterte Far-mer Rothirsche aus den Karpaten und denösterreichischen Alpen in Argentinien ausge-setzt.

Indirekte Einflüsse liegen vor, wenn Arten sichaus einem Gebiet, in das sie direkt durch denMenschen eingebracht wurden, auf natürli-chem Wege in weitere Gebiete ausbreitenoder ihnen durch künstlich beeinflusste Klima-veränderungen Arealerweiterungen ermöglichtwerden. Als Beispiel kann hier der Marderhundangeführt werden. Nachdem von dem ur-sprünglich im östlichen Sibirien, nordöstlichenChina und Japan beheimateten Tier zwischen1928 und 1950 in der Ukraine nahezu 10.000Tiere ausgesetzt wurden (direkter mensch-licher Einfluss), haben sie sich im Anschlussvon hier aus selbständig westwärts ausgebrei-tet (indirekter menschlicher Einfluss).

Als Achäobiota werden diejenigen gebiets-fremden Arten bezeichnet, die vor 1492 einge-bracht wurden und sich seitdem etabliert ha-ben. Dies ist unter anderem im Zuge des Be-ginns von Ackerbau und Viehzucht in derJungsteinzeit oder durch den Handel innerhalbdes römischen Reiches mehrfach vorgekom-men.

Gebietsfremde Arten, die mit dem verstärktenGüteraustausch seit der Entdeckung Amerikasim Jahr 1492 eingebracht wurden, werden alsNeobiota bezeichnet.

Sofern sich diese Arten ohne Zutun des Men-schen unter den jeweils herrschenden natür-lichen Bedingungen ihrer neuen Standorteüber mehrere Generationen und einen länge-ren Zeitraum vermehren, gelten sie als einge-bürgert. Bei Gefäßpflanzen sind hierzu minde-stens 30 Jahre nötig und bei Wirbeltieren 25Jahre und/oder mindestens drei Generationen.Für Wirbellose ist eine ähnliche, allgemein an-erkannte fachliche Definition bislang noch nichterarbeitet worden.

Wenn gebietsfremde Organismen nur gele-gentlich und zerstreut auftreten, bezeichnetman ihre Vorkommensweise als unbeständig.

Invasive gebietsfremde Arten

Invasive gebietsfremde Arten sind Tier- undPflanzenarten, die eine Gefahr für die Natur inihrem neuen Siedlungsgebiet darstellen bzw.negative Auswirkungen auf sie haben. Sie sindin sofern ein Sonderfall der gebietsfremden Ar-ten. Manche von ihnen können ökonomischeoder gesundheitliche Schäden oder Gefahrenverursachen.

In Deutschland kommen mittlerweile über1.100 gebietsfremde Tierarten vor. Davon gel-ten 264 Arten als eingebürgert. 30 gehören zurGruppe der Wirbeltiere. Es ist allerdings festzu-halten, dass die Veränderungen von Lebensge-meinschaften, die durch wirbellose Neozoenverursacht werden, tief greifender sind.Durch Zunahme von Handel und Verkehr, aberauch durch den Tourismus gelangen immerhäufiger terrestrische wirbellose Tierarten, ge-schützt und unerkannt in Verpackungen undSouvenirs, nach Deutschland. Der AsiatischeLaubholz-Bockkäfer, der über Holzkisten oderPaletten eingeschleppt wurde, schädigt massivverschiedene Baumarten.

Bei den Gefäßpflanzen wird derzeit davon aus-gegangen, dass im Laufe der Zeit 12.000 Artendurch den Menschen bei uns eingebracht wur-den, wovon 1.000 unbeständig vorkommenund cirka 400 eingebürgert sind. Von diesenverursachen die meisten Arten keinerlei ökolo-gische, ökonomische oder andere Schäden.Höchstens 30 Neophyten haben negative Aus-wirkungen auf die Natur oder den Menschenbeziehungsweise seine Aktivitäten. Dies spie-gelt sich auch am geringen Anteil wider, dengebietsfremde Arten an der Gefährdung dereinheimischen Gefäßpflanzenflora haben. Siestellen nur für 43 gefährdete Arten der bundes-deutschen Roten Liste (fünf Prozent) eine Ge-fährdungsursache dar. Insgesamt haben sie anden 3000 Ursachennennungen der Roten Listenur einen Anteil von 1,4 Prozent.

Übereinkommen über die Biologische

Vielfalt

Das Übereinkommen über die Biologische Viel-falt (CBD = Convention of Biodiversity – Um-

106

4 Neobiota

weltprogramm der Vereinten Nationen: Über-einkommen über die Biologische Vielfalt vomfünften Juni 1992 (Rio de Janeiro): § 8h: „JedeVertragspartei wird soweit möglich und sofernangebracht, die Einbringung nicht-einheim-ischer Arten, welche Ökosysteme, Lebensräu-me oder Arten gefährden, verhindern, diese Ar-ten kontrollieren oder beseitigen“) schreibterstmals Vorsorge, Kontrolle und gegebenen-falls Bekämpfung invasiver Arten als umfassen-des Ziel und Aufgabe des Naturschutzes welt-weit völkerrechtlich fest. Im Jahr 2000 ver-pflichteten sich die Vertragsstaaten der CBDzur Entwicklung dahingehender nationaler Stra-tegien. Dazu wurde auf der Sechsten Vertrags-staatenkonferenz 2002 ein umfangreicher Maß-nahmenkatalog als Muster für nationale Umset-zungsstrategien verabschiedet. Die durch dieBundesregierung am Siebten November 2007verabschiedete „Nationale Strategie zur Biologi-schen Vielfalt“ berücksichtigt das Problem derinvasiven Arten in ihrem Aktionsfeld C 2 „Ar-tenschutz und genetische Vielfalt“, das unteranderen das Ziel definiert, eine „Strategie ge-gen gebietsfremde invasive Arten – StratGIA“zu entwickeln.

Auch die Europäische Kommission sieht nebenLebensraumveränderungen, Klimawandel,Raubbau und Umweltverschmutzung die ge-bietsfremden invasiven Arten als einen derwichtigsten Störfaktoren für die biologischeVielfalt an (Mitteilung der Kommission an denRat, das Europäische Parlament, den Europäi-schen Wirtschafts- und Sozialausschuss undden Ausschuss der Regionen: Hin zu einer EU-Strategie für den Umgang mit invasiven Arten).

DAISIE-Projekt

Im Rahmen des durch die Europäische Uniongeförderten DAISIE-Projekts (Delivering AlienInvasive Species Inventories für Europe), wur-den in Europa 10.822 nichtheimische Artenidentifiziert, von denen sich zehn bis 15 Prozentnegativ auf Wirtschaft und Umwelt auswirkendürften.

Invasive Arten beeinflussen die lokale Umweltauf verschiedene Weise:

• Sie konkurrieren mit heimischen Organis-men um Nahrung und Lebensraum. Bei-spiel: In vielen Gebieten Europas werdendas einheimische Eichhörnchen vom Ameri-kanischen Grauhörnchen und der einheimi-sche Flusskrebs vom Amerikanischen Sig-nalkrebs verdrängt. Einheimische Vogelartenmüssen mit den verschiedenen Sittichartenkonkurrieren, die sich in vielen europäischenStädten eingebürgert haben;

• sie verändern Ökosystemstrukturen. Bei-

spiel: Die Algenart Caulerpa taxifolia hatweite Gebiete der Mittelmeerküste in Cau-lerpa-Monokulturen verwandelt;

• sie kreuzen sich mit heimischen Arten. Bei-spiel: Heimische Arten drohen aufgrund vonKreuzungspaarungen und der Hybridisierungmit Schwarzkopfruderenten und Sikahir-schen lokal auszusterben;

• sie sind unmittelbar toxisch. Beispiel: BeimUmgang mit der Herkulesstaude ist Vorsichtgeboten. Die Pflanze bildet Stoffe, die inKombination mit Sonnenlicht giftig reagierenund bei Menschen zu schmerzhaftenschwer heilenden Verbrennungserscheinun-gen führen können.

• sie bilden ein Reservoir für Parasiten odersind Träger von Krankheitserregern; sie be-einträchtigen die Bestäubungsdienstlei-stung, indem sie mit lokalen Bienenartenkonkurrieren. Beispiel: Die asiatische Tiger-mücke, die sich in Europa immer weiterausbreitet und Träger von mindestens 22 Vi-ren ist. Sie wurde über den Handel mit Alt-reifen eingeschleppt.

In Europa entstehen die meisten identifiziertenKosten durch invasive Arten im Zusammen-hang mit der Tilgung beziehungsweise Be-kämpfung dieser Arten und mit der Schädigungvon Land- und Forstwirtschaft, der gewerb-lichen Fischerei, von Infrastrukturen und dermenschlichen Gesundheit. Im Jahr 2008 wur-den die mit biologischen Invasionen in Europain Zusammenhang gebrachten Kosten im Rah-men einer ersten Schätzung auf 9,6 bis 12,2Milliarden Euro pro Jahr veranschlagt.

Die Europäische Kommission will bis zum Jahr2010 eine Strategie für den Umgang mit invasi-ven Arten entwickeln, die einem dreistufigenAnsatz folgen soll. Dieser basiert auf Maßnah-men zur Verhütung (1), Früherkennung und Til-gung (2) und Bekämpfung und langfristiger Ein-dämmung (3).

Auch im nationalen Recht wurden Regelungenetabliert, die den Umgang und – wenn mit an-gemessenem Aufwand durchführbar – die Til-gung invasiver Arten regelt. Das am 1. März2010 in Kraft tretende „ Gesetz zur Neurege-lung des Rechts des Naturschutzes und derLandschaftspflege“ führt in seinem § 41 aus,wie mit nichtheimischen, gebietsfremden undinvasiven Arten umzugehen ist.

Nachfolgend werden am Beispiel von wirbello-sen Tierarten (Asiatische Bockkäfer, ein Nord-amerikanischer Bockkäfer und Eichenprozes-sionsspinner) sowie einer Pflanzenart (Beifuß-blättrige Ambrosia) vier gebietsfremde Artenund ihre Wirkungen auf ihre Umwelt darge-stellt.

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4.2 Asiatische Bockkäfer

Schadensmeldungen und Beobachtungendurch die Amtlichen Pflanzenschutzdienste invergangenen Jahren in Deutschland und ande-ren EU-Staaten belegen, dass die Einschlep-pung und Etablierung asiatischer Bockkäferar-ten eine große Gefahr für heimische Laubge-hölze darstellen. Insbesondere trifft dies fürden Asiatischen Laubholzbockkäfer, ALB (Ano-

plophora glabripennis) und den Citrusbockkä-fer oder Chinesischen Laubholzbockkäfer, CLB(Anoplophora chinensis) zu. Ihr Ursprungsge-biet ist Südostasien (Japan, subtropische Re-gionen Chinas, Myanmar, Korea, Malaysia undVietnam). Beide Arten ähneln sich in Ausse-hen, Lebensweise sowie hinsichtlich Schad-bild und Schadwirkung.

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Abb.1: Citrusbockkäfer Anoplophora chinensis Foto: Jens Matthey

Einschleppungswege

Bockkäfer werden auf verschiedenen Wegeneingeschleppt und verbreitet. Bisherige Fundedes Asiatischen Laubholzbockkäfers stehenim Zusammenhang mit der Einschleppung vonlebenden Larven oder Käfern in minderwerti-gem Verpackungsholz. Vornehmlich in der Um-gebung von Firmen, die chinesische Baumate-rialien wie zum Beispiel Granit umschlagen,waren auch in Deutschland jeweils Käferfundeund Erstauftreten an Gehölzbeständen zu ver-zeichnen. In Schleswig-Holstein wurde bishernoch kein Auftreten des Asiatischen Laubholz-bockkäfers gemeldet. Nach mehreren JahrenÜbergangszeit greift inzwischen eine interna-tionale Regelung, die im globalen Handel nurden Gebrauch von behandeltem und gekenn-zeichnetem Verpackungsholz zulässt und so-mit die Weiterverbreitung von Quarantäne-schädlingen ausschließen soll.

Im Jahr 2008 sorgten bundesweite Warnmel-dungen in der Presse über das Auftreten des

Citrusbockkäfers für Furore. Die befallenenPflanzen stammten aus Importsendungen füreinige große Supermarktketten, die im Mai2008 mehr als 100.000 Fächerahornbäume(Acer palmatum) deutschlandweit verkauften.Es ist zu befürchten, dass befallene Bäume invielen Privathaushalten angepflanzt wurden.Käfer wurden bisher in Bayern, Nordrhein-Westfalen und aktuell in Hessen gefunden. InSchleswig-Holstein wurde bisher noch keinAuftreten des Citrusbockkäfers gemeldet.Der Citrusbockkäfer gelangte aber schon vordem Jahr 2000 vermutlich mit Bonsaipflanzennach Norditalien und hat dort bereits zu Befallin Baumschulen geführt, der nicht mehr aus-gerottet werden konnte. Baumschulprodukteaus Italien, zum Beispiel in Töpfen oder Ballenab zwei bis vier Zentimeter Stammdurchmes-ser einschließlich Bonsai, aber auch Formge-hölze und Großbäume stellen deshalb auchein besonderes Risiko dar.

Wirtspflanzen

In seiner ursprünglichen Heimat schädigt derCitrusbockkäfer eine Vielzahl von Baumarten,besonders stark Zitrusbäume. In Italien wurdevor allem Befall an Acer-Arten registriert, fer-ner an Platanus, Betula, Carpinus, Fagus so-wie an Aesculus, Corylus, Cotoneaster, Cra-taegus, Lagerstroemia, Malus, Populus, Pru-nus, Rosa, Quercus und Ulmus. Weitere Quel-len nennen für andere Verbreitungsgebieteauch Camellia, Castanea, Eriobotrya, Fraxinus,Hibiscus, Ilex, Juglans, Morus, Photinia, Pyra-cantha, Pyrus, Rubus, Salix und Stranvaesia.

Lebensweise

Citrusbockkäfer sind auffällig groß (bis vierZentimeter), haben lange Fühler und glänzendschwarze Flügeldecken mit unregelmäßigerheller Fleckung. Sie erscheinen im ZeitraumApril bis August (Höhepunkt Mitte Juni) undsind tagaktiv. Zunächst nagen sie an den Blät-tern, Blattstielen und der zarten Rinde vonZweigen bevorzugter Wirtspflanzen. Die Eierwerden einzeln an der Stammbasis oder anfreiliegenden Wurzeln in Gruben unter die Rin-de abgelegt. Die Larven schlüpfen nach einbis drei Wochen und fressen zunächst im In-neren der Rinde, später im Holz, wo sie großeunregelmäßige Bohrgänge mit groben Nage-spänen hinterlassen und wo auch die Verpup-pung erfolgt. Der Entwicklungszyklus dauert jenach Klimaverhältnissen bis zu zwei Jahre. Diegeschlüpften Käfer verlassen durch Ausbohrlö-cher die befallenen Gehölze.

Schadbilder

Äußerlich ist Pflanzen ein Larvenbefall zu-nächst oft nicht anzusehen. Bei fortgeschritte-nem Fraß und bei hoher Befallsintensitätkommt es zu Welke, Blattfall oder Wuchsmin-derung infolge Wasser- und Nährstoffmangelsdurch Zerstörung der Leitungsbahnen oder zuBruch an den Pflanzen, weil die Bohrgänge imHolz dessen Festigkeit mindern.

Beide Schadorganismen (ALB und CLB) sindals so genannte Quarantäne-Schadorganismenin der Richtlinie (EG) Nr. 2000/29 des Ratesund in der EPPO*-Alert-Liste aufgeführt. Siestehen daher im Fokus der Amtlichen Pflan-zenschutzdienste der Bundesländer. Ziel istes, das Auftreten dieser Schadorganismen inDeutschland bzw. in der EU möglichst schnellzu erfassen und Maßnahmen einzuleiten, mitdenen die Ausbreitung verhindert werdenkann.

* EPPO European Plant Protection Organisa-tion

Jens MattheyAmtlicher Pflanzenschutzdienst des Landes Schleswig-Holstein

109

4.3 Saperda candida

Exotischer Schädling auf der Insel Fehmarn

– Round headed apple tree borer

Im Sommer 2008 wurde auf der Insel Feh-marn in den Ortschaften Johannisberg undMatthiasfelde ein neuer, bisher in der Europäi-schen Gemeinschaft noch nicht gemeldeterSchadorganismus gesichtet. Es handelt sichum eine Bockkäferart namens Saperda candi-da, für die es noch keine deutsche Bezeich-nung, sondern nur eine englische Namensge-bung gibt: «Round headed apple tree borer».Dieser Käfer ist im Norden der USA und in Ka-

nada kein Unbekannter. Dort beheimatet be-fällt er insbesondere Apfelbäume bzw. –plan-tagen und ist deshalb als Schaderreger ge-fürchtet.

Auf Fehmarn gaben Bohrlöcher mit einemDurchmesser von rund einen Zentimeter undGenagsel am Stammgrund diverser Alleebäu-me Anlass für eine genaue Untersuchungdurch den Amtlichen Pflanzenschutzdienst.

110

Abb.1 Saperda candidaFoto: Jens Matthey

Angaben zur Biologie

Der Käfer kann völlig vitale Bäume befallenund zum Absterben bringen. Das Schadpoten-tial ist ähnlich hoch einzuschätzen wie dasvom Asiatischen Laubholzbockkäfer bzw. Ci-trusbockkäfer. Zum Wirtspflanzenkreis gehö-ren Apfel (Malus), auch Wildapfel als bevor-zugte Pflanzenart. Ferner zählen Kirsche,Pflaume (Prunusarten), Birne (Pyrus), Quitte(Cydonia), Eberesche, Mehlbeere, Vogelbeere(Sorbus-Arten) und Weißdorn (Crataegus) zumerweiterten Wirtspflanzenkreis.

Die Entwicklungszeit der Käfer durchläuftmehrere Larvenstadien und beträgt etwa zweibis drei Jahre. Im Juni verlassen die erstenKäfer nachts die Ausbohrlöcher. Die Eiablagefindet vorwiegend im Juni und Juli statt. DieWeibchen leben etwa 40 bis 50 Tage und le-gen die Eier immer einzeln nachts bevorzugtan junge und vitale Bäume ab. Die Käfer flie-gen von Juli bis September in der Regel nichtweiter als neun Meter; maximal wurde eineFlugentfernung von 205 Metern festgestellt.

Das Auftreten dieser Bockkäferart nur in einerkleinen Region auf Fehmarn ist ungewöhnlich.Es handelt sich wahrscheinlich um eine Ein-schleppung. Dies könnte beispielsweise durchdie Anpflanzung von einer der Wirtspflanzenar-ten, die vielleicht ihren Ursprung in den USAoder Kanada hatte, erfolgt sein.

Aufbauend auf den Vorgaben internationalerund nationaler Rechtsbestimmungen hat derAmtliche Pflanzenschutzdienst umfassendeVor-Ort-Inspektionen an den Wirtspflanzen inder Befallszone, im 500 Meter Radius um denfestgestellten Erstbefall, und in der Sicher-heitszone, 2.000 Meter um den Ursprungsbe-fall, an mehreren Terminen durchgeführt, um

das Ausmaß der Schädigung bzw. der Aus-breitung zu ermitteln. Die Erhebungen erga-ben, dass sich der Befall relativ engräumig umdie Ortschaften Johannisberg und teilweiseMatthiasfelde bzw. Krummensiek konzentriert.

Auf Anordnung des Amtlichen Pflanzenschutz-dienstes wurden insgesamt 18 befallene Al-leebäume, vereinzelte Apfelbäume bzw. Wild-apfelbäume an Wegrändern im öffentlichenGrün gerodet und verbrannt.

Im Frühjahr 2009 wurden in der Befalls- undSicherheitszone Wirtspflanzen mit einem In-sektizid behandelt. Auch in Privatgärten wurdein vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischenamtlichem Pflanzenschutzdienst und den Bür-gern vor Ort eine Insektizidanwendung durch-geführt.

Die jüngsten Erhebungen vor Ort belegen,dass das Maßnahmenbündel zur Verhinderungder Ausbreitung offenbar gut greift. Es wurdekein Neubefall registriert. An einem bereitsbefallenen Crataegus wurde ein Ausbohrlochentdeckt, in dem vier tote adulte Käfer und einlebendes Exemplar festgestellt wurden.

Da es sich um ein lokal sehr begrenztes Auf-treten eines neuen Schadorganismus handelt,der vor Ort anzutreffende Wirtspflanzenkreisrelativ klein ist und das Flugvermögen der Kä-fer begrenzt ist, besteht eine berechtigte Hoff-nung, dass die weitere Ausbreitung diesesSchaderregers noch verhindert werden kann.

Jens MattheyAmtlicher Pflanzenschutzdienst des Landes Schleswig-Holstein

111

4.4 Eichenprozessionsspinner

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Abb. 1: Der Eichenprozes-sionsspinner(Foto: Dr. H-J.Schröter, FVA Ba-den-Württemberg)

Der Falter

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoeaprocessionea L.) kommt in Deutschland nur anEichen (Stiel-, Trauben- und auch Roteiche)vor. Er tritt in warmtrockenen Regionen aufund bevorzugt lichte Eichenwälder, Bestandes-ränder und Einzelbäume. Seit 1995 ist nichtnur eine starke Zunahme dieser Schmetter-lingsart zu verzeichnen, sondern auch ein wei-teres Ausbreiten nach Norden. Mit einem Auf-treten in Schleswig-Holstein kann in kürzererZeit gerechnet werden.

Neben den Fraßschäden an Eichen, die ausforstlicher Sicht eher unbedeutend sind, liegtdie eigentliche Schadwirkung in den gesund-heitlichen Auswirkungen der Raupenhaare aufden Menschen.

Biologie

Beim Eichenprozessionsspinner handelt essich um einen Nachtschmetterling, der vonEnde Juli bis Anfang September schwärmt.Die Falter sind unscheinbar grau gefärbt mitschwach ausgeprägten dunkleren Querlinien.Sie können weit fliegen und werden durchLichtquellen im Siedlungsbereich angelockt.Das Weibchen legt seine Eier an dünnere ein-

bis zweijährige Zweige im oberen, möglichstbesonnten Kronenbereich größerer Eichen.Die nachtaktiven Falter reagieren positiv aufLicht und werden oft von Lichtquellen (Stra-ßenbeleuchtung, Sportanlagen, Häuser, usw.)angezogen. Daher erfolgt die Eiablage häufigan Eichen, die in der Nähe von Lichtquellenstehen.

Die Gelege umfassen durchschnittlich 150weiße, einen Millimeter große Eier, die in re-gelmäßigen, länglichen „Platten“ (fünf bisacht Reihen mit 15-30 Eiern) abgelegt und ge-tarnt werden. Sie sind vom Boden aus nichtzu sehen.

Bereits im Herbst entwickelt sich der Embryoim Ei. Die fertige Jungraupe überwintert in derEihülle. Mit dem Eichenaustrieb ab Mitte Aprilschlüpfen die Raupen. Sie häuten sich bis zurVerpuppung fünf bis sechs Mal. Die Jungrau-pen bilden Sammelplätze aus zusammenge-sponnenen Blättern und Zweigen, die sie tags-über und zur Häutung aufsuchen. Abendswandern sie in langen Einzelreihen zu denFraßplätzen in der Krone und bilden dabei diemarkanten Prozessionen“– morgens kehrensie zu den Sammelplätzen zurück.

Ab der dritten Häutung - etwa Mitte Juni - bil-den die Raupen die gefährlichen Gift-, Pfeil-oder Brennhaare (Setae) aus. Diese sind brü-chig, innen hohl, mit Widerhaken versehenund enthalten den Giftstoff Thaumetopoein.Diese älteren Raupen bilden große, mit Kotund abgestreiften Larvenhäuten gefüllte, biszu einen Meter lange Gespinstnester an Stäm-men und in Astgabelungen. Von hier aus wan-dern die Raupen zu ihren Fraßplätzen, wobeisie Prozessionen in Form von breiten Bändernbilden, die bis zu zehn Meter lang sein kön-nen.

Die Verpuppung erfolgt Ende Juni/Anfang Juliin dicht aneinander gedrängten Kokons in sol-chen Gespinstnestern. Nach einer Puppenru-he von drei bis fünf Wochen schlüpfen die Fal-ter.

Die Gespinstnester können mehrere Jahre alsfeste Gebilde aus Spinnfäden, Raupenkot,Häutungsresten und Puppenhüllen erhaltenbleiben und stellen ebenso lange eine mögli-che Gefährdung dar.

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Abb. 2: Gelege des Eichen-prozessionsspin-ners(Foto: PD Dr. Lobin-ger LWF Bayern)

Abb. 3: Junge Raupen aufdem Weg zu ihrenFraßplätzen (Foto:PD Dr. LobingerLWF Bayern)

Vorkommen und Ausbreitung

Der Eichenprozessionsspinner ist in zahlrei-chen europäischen Ländern verbreitet. Hierzugehören die Niederlande, Belgien, Deutsch-land, Frankreich, Österreich, Schweiz, dieBalkanstaaten, Polen und die Britischen In-seln.

Innerhalb Deutschlands sind vor allem dieBundesländer Baden-Württemberg, Bayern,Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-An-halt, Brandenburg und Sachsen betroffen. ImJahr 2008 trat der Falter erstmalig in Mecklen-burg-Vorpommern auf.

Gesundheitsgefährdung

Durch den Kontakt mit den Raupenhaaren desEichenprozessionsspinners können gesund -heitliche Beschwerden auftreten, die von Ärz-ten in der Regel gut zu behandeln sind. Zu be-achten ist, dass diese Beschwerdebilder, diesich nach dem Kontakt mit Raupenhaaren desEichenprozessionsspinners zeigen, auch aufandere Ursachen wie Kälte, bestimmte Le-bensmittel etc. zurückgeführt werden können.Nicht jeder der Betroffenen benötigt nachKontakt mit diesen Raupenhaaren eine ärztli-che Behandlung.

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Abb. 4: Gespinstnest desEichenprozessions-spinners (Foto:PD Dr. LobingerLWF Bayern)

Etwas genauer: Die „Brennhaare“ (Setae)

Die Spiegelhaare der heranwachsenden Rau-pen sind ab dem dritten Larvenstadium Auslö-ser von juckenden, entzündlichen Hautreaktio-nen. Die mikroskopisch feinen Haare bildendichte Polster (Spiegel) auf dem Rücken derHinterleibssegmente der Raupen. Bei Beunru-higung brechen die innen hohlen Haare ab undwerden vor allem bei trockenwarmer Witte-rung durch Luftströmungen über weite Strek-ken verfrachtet (bis 200m). Die spitzen, anden Abbruchstellen scharfen und mit Widerha-ken versehenen Spiegelhaare bohren sich be-vorzugt an dünnen, feuchten Hautstellen ein.Durch das im Hohlraum der Haare vorhandenelösliche Protein (Thaumetopoein) wird eineÜberempfindlichkeitsreaktion des Immunsy-stems bei Mensch und Tier ausgelöst, die indi-viduell unterschiedlich ausfallen kann. Siereicht von lokalen Hautentzündungen bis zumanaphylaktischen Schock. In der Regel klingtder Juckreiz nach maximal 7 Tagen wieder ab.Ernste Beschwerden treten auf, wennSchleimhäute betroffen sind (z. B. Augenent-zündungen). In den Gespinstnestern, in denensich die Raupen tagsüber aufhalten, häutenund verpuppen, sind stets große Mengen die-ser Spiegelhaare vorhanden. Sie können nochJahre nach ihrer Bildung, also bei längst ver-lassenen Nestern, Reizungen auslösen.

Andere häufiger auftretende Arten mit

ähnlicher Wirkung

Gelegentlich können die oben beschriebenenBeschwerdebilder auch nach Kontakt mit denörtlich häufiger auftretenden Raupen vonSchwammspinner, Goldafter und Ringelspin-ner beobachtet werden.

Vorsorglich ist darauf hinzuweisen, dass auchHaare von anderen Prozessionsspinnerraupen,die in Mittelmeerländern heimisch sind, wiebeispielsweise der Pinien- oder Kiefernprozes-sionsspinner, in Einzelfällen als „Urlaubsim-port“ mitgebracht werden und zu den obenbeschriebenen Beschwerdebildern führen kön-nen.

René RudolphiReferat 54 Oberste Forst- und Jagdbehörde Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume des Landes Schleswig-Hol-stein24106 Kiel, Mercatorstrasse 3

115

4.5 Beifußblättrige Ambrosie

Wo gibt es Allergien auslösende

Pflanzen in Schleswig-Holstein?

Einführung

Ein unscheinbarer Korbblütler aus Nordameri-ka macht bundesweit von sich reden und be-schäftigt seit etwa vier Jahren Fernsehen,Hörfunk und die Zeitungen - Ambrosia artemi-siifolia ist sein Name oder wahlweise auchTraubenkraut oder Beifußblättrige Ambrosie.Anlässlich eines Workshops bei der Biologi-schen Bundesanstalt in Braunschweig (BBA)fragte im Herbst 2005 erstmalig der Pflanzen-schutzdienst Schleswig-Holsteins im Landes-amt für Landwirtschaft, Umwelt und ländlicheRäume (LLUR) nach der Verbreitung der ein-jährigen Pflanze in Schleswig-Holstein. Verein-zelt sei sie immer mal wieder aufgetreten, er-gaben Nachfragen bei den hiesigen botani-schen Experten im Jahr 2005. Inzwischenwurden aber größere Bestände in verschiede-nen Teilen Deutschlands festgestellt. Nach-

dem der Neubürger einmal durch Winterstreu-futter für Vögel in Hausgärten und durch dieVerunreinigung von anderen Körnerfuttermit-teln und Getreide sowie durch Futtermittel-transporte eingebracht wurde, scheint er sichentlang der Verkehrswege rasant auszubreitenund gilt in verschiedenen Bundesländern undStädten, so auch Berlin und Hamburg, als eta-bliert.

Diese Entwicklung war Anlass, die Bevölke-rung Schleswig-Holsteins durch die landeswei-te Presse und durch die florash-mailgroup derAG Geobotanik in 2005, 2006, 2007 und 2008zu bitten, Funde der von Ambrosia artemisiifo-lia Beifußblättrigen Ambrosie dem LLUR zumelden. Die Auswertung dieser Meldungenist Gegenstand des vorliegenden Artikels.

116

Abb. 1 Ambrosia artemisii-folia Foto: SilkeLütt

Die Verbreitung der Beifußblättrigen

Ambrosie weltweit und in Deutschland

Ambrosia artemisiifolia ist ein einjähriger Neo-phyt aus Nordamerika, der durch die Einfuhrvon Getreide, Klee und Kartoffeln nach Europagelangte. Sein Erstnachweis in Deutschlandstammt 1860 aus der Umgebung Hamburgs beiEscheburg vom Kartoffelacker. Die Einjährigegalt lange als unbeständig, nur vereinzelt vor-kommend oder gar als selten, wobei sie aller-dings auch nicht konsequent erfasst wurde.

Erst in jüngster Zeit ist eine Ausbreitung fest-zustellen. Mittlerweile konnten bundesweitzahlreiche Vorkommen mit mehr als 100 Pflan-zen ermittelt werden. Der Schwerpunkt derVerbreitung liegt dabei eindeutig im SüdenDeutschlands (Bayern, Baden-Württemberg,Südhessen) sowie in den östlichen Bundeslän-dern (Brandenburg, Berlin). Das bundesweitgrößte Vorkommen befindet sich derzeit ander südöstlich verlaufenden Autobahn A8, wodie Art durchgängig von der österreichischenGrenze bis nach Rosenheim vorkommt.

Von diesen Vorkommen geht ein verstärkterAusbreitungsdruck aus, wie auch die Invasionvon Senecio inaequidens, dem Schmalblättri-gen Kreuzkraut, in den letzten Jahren zeigte.Dies ist insbesondere vor dem Hintergrundder enormen Samenproduktion von 60.000 Sa-men pro Pflanze und einer Überlebensdauerder Samen im Boden von mehr als 40 Jahrenvon Interesse. Die Ambrosia-Bestände an denAutobahnen können insofern einen katalysa-torartigen Effekt bei der Ausbreitung haben.Sie sind weit weniger leicht zu kontrollierenbzw. zu beseitigen als die aus Vogelfutterstammenden Einzelpflanzen.

Auch in Dänemark kommt Ambrosia artemisii-folia bislang nur unbeständig an Stellen vor,wo Vögel gefüttert werden. Gemeldet wurdedie Art aus Jütland, Fünen, Seeland und Lol-land, Falster und Möoen – die erste Beobach-tung stammt aus dem Jahr 1865.

In Niedersachsen tritt die Ambrosia artemisii-folia Beifußblättrigen Ambrosie ebenfalls unre-gelmäßig mit Einzelpflanzen in Gärten auf, de-ren Samenursprünge durchweg aus Vogelfut-ter stammen. In den letzten Jahren wurde dieArt allerdings häufiger gefunden, ohne dass inNiedersachsen eine Etablierung bekannt istoder Massenbestände gefunden wurden.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern kommt diewindbestäubte Einjährige bislang meist in Ein-zelexemplaren oder nur in kleinen Populatio-nen vor. Massenbestände sind im östlichenNachbarland bisher nicht bekannt.

Die Verbreitung der von Ambrosia artemisiifo-lia Beifußblättrigen Ambrosiee in Schleswig-Holstein nach Literaturangaben.

Von Ambrosia artemisiifolia wurden in der Ver-gangenheit Vorkommen bei Hamburg aufSchutt, einzeln bei Kiel und auch in der däni-schen Stadt Hadersleben beobachtet, wo derTherophyt unter Klee und Kartoffeln wächst.Seit 1953 ist bekannt, dass Ambrosia artemisi-ifolia „öfters“ vereinzelt in allen RegionenSchleswig-Holsteins vorkommt.

Im Verbreitungsaatlas der Flora Schleswig-Hol-steins von 1987 hingegen finden sich keineHäufigkeitsangaben. Hier wird die Ambrosiaartemisiifolia Beifußblättrigen Ambrosie als„unbeständig, in meist dauerhaften Ruderal-gesellschaften an Dorfstraßssen, Bahn- undKanalböschungen, auf alten Schuttplätzen“ an-gegeben. Neben 19 Vorkommen vor 1945,bzw. nachweislich ausgestorbenen Vorkom-men zwischen 1945 und 1960, werden hier 14Vorkommen aus dem Zeitraum 1961 bis 1985dokumentiert.

Die aktuelle Verbreitung der

Beifußblättrigen Ambrosie in Schleswig-

Holstein

Die Daten für die Karten zur aktuellen Verbrei-tung von Ambrosia artemisiifolia stammen ausMeldungen von Bürgerinnen und Bürgern in2005, 2006, 2007 und 2008 an das LLUR aufder Grundlage von Zeitungsartikeln in derSchleswig-Holsteinischen Landeszeitung, denLübecker Nachrichten sowie den Kieler Nach-richten. Ferner wurden in 2006, 2007 und2008 die Botanikerinnen und Botaniker desLandes über die mailgroup der AG Geobotanikgebeten, Daten zu melden. Darüber hinauswurden bundesweite Datensammlungen aus-gewertet.

Die Verbreitungsangaben sind unvollständig,„zufällig“ und spiegeln mehr den Erfassungs-stand als den Ausbreitungsstand des Neophy-ten in Schleswig-Holstein.

Insgesamt liegen aus den letzten vier Jahren63 Fundmeldungen vor. Es handelt sich dabeimit einer Ausnahme um Einzelpflanzen, Mas-senvorkommen konnten nur in einem Fallfestgestellt werden. 59 Vorkommen wurdenaus Privatgärten im unmittelbaren Umfeld vonVogelfutterplätzen gemeldet. Nur drei Vorkom-men stammen von Ruderalstandorten.

117

Die Meldungen in Privatgärten wurden nichtalle überprüft, bei einzelnen Überprüfungen undin den Fällen, wo die Bürgerinnen und BürgerBestimmungshilfe einforderten und Beleg-exemplare oder Fotos zuschickten, konnte in al-len Fällen eine korrekte Zuordnung zu Ambrosiaartemisiifolia bestätigt werden.

Insofern kann bei allen Funden in Gärten - unddas sind mit Ausnahme von zwei ruderalen Vor-kommen alle - im unmittelbaren Umfeld vonVogelhäuschen davon ausgegangen werden,dass es sich dabei tatsächlich um die Ambrosiaartemisiifolia Beifußblättrige Ambrosie handel-te, zumal in den norddeutschen Gärten kaumeine Verwechslungsgefahr mit dem Beifuß Ar-temisia vulgaris besteht.

Dies steht im deutlichen Gegensatz zu Meldun-gen über großflächige Vorkommen an Bauplät-zen, in Grünanlagen und Autobahnen. Diesewurden im Gelände überprüft und konnten in

keinem Fall bestätigt werden. Es wurden stetsnur größere Vorkommen von Beifuß Artemisiavulgaris festgestellt.

Meldungen über größere Vorkommen an derA7 in Höhe des Autobahnkreuzes Maschen inNiedersachsen wurden an die zuständige Auto-bahnstraßenmeisterei weitergegeben. EineNachsuche blieb bislang ergebnislos.

Auch ein Vorkommen an den Bahngleisen inMalente (Kreis Ostholstein) von 2006 konnte in2007 nicht mehr bestätigt werden. Ein weite-res ruderales Vorkommen von 2007 auf einemBaugründstück in Boksee bei Flintbek wurde in-zwischen vernichtet. Das dritte ruderale Vor-kommen aus dem Jahr 2005 liegt im Sied-lungsbereich von Eutin (ebenfalls Kreis Osthol-stein) an einem Steilhang. Über den Fortbe-stand der aus wenigen Einzelpflanzen beste-henden Population liegen keine Informationenvor.

118

Abb. 2: Die aktuelle Verbreitung der Beifußblättrigen Ambrosie in Schleswig-Holstein. GIS-Bearbeitung: Garnet Hofmann, LLUR

Einzig das vierte ruderale Vorkommen im Landekonnte bestätigt werden. Dabei handelte essich um ein Vorkommen von mehreren Tau-send Pflanzen auf einer < ein Hektar großen,für Tierhaltung vorgesehenen Fläche in der Ge-meinde Groß Grönau im Kreis Herzogtum Lau-enburg. Die Pflanzen wurden im September2008 beseitigt und die Fläche seither beobach-tet.

Eine Art gilt als eingebürgert bzw. etabliert,wenn sie fähig ist, dauerhafte Populationen auf-zubauen. Dies ist der Fall, wenn Arten inner-halb eines Zeitraumes von 25 Jahren minde-stens zwei spontane Generationen hervorge-bracht haben. Für Schleswig-Holstein ist des-halb anzunehmen, dass Ambrosia artemisiifoliasich bislang nicht etablieren konnte. Dies decktsich mit Einschätzungen in den NachbarländernNiedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern undDänemark, wo eine Einbürgerung der Beifuß-blättrigen Ambrosie bislang nicht eindeutig fest-gestellt werden konnte. Im Gegensatz dazugelten die Vorkommen in Hamburg, wenn auchmit einer geringen Restunsicherheit behaftet,als eingebürgert. Bei steigendem Samendruckund einem Klimawandel mit steigenden Tempe-raturen in den Herbstmonaten kann sich diesallerdings schnell ändern. In Mecklenburg-Vor-pommern konnte die Samenreifung bereitsmehrfach beobachtet werden.

Die zunehmende Ausbreitung über Winter -streufutter für Vögel in Hausgärten hat im Ver-gleich zu den vereinzelt dokumentierten Fun-den in der Vergangenheit seit 2005 mit landes-weit aktuell 63 Funden zu einer Häufigkeitszu-nahme geführt. Dabei dürfte die Dunkelziffersehr hoch sein! Eine vergleichbare Anzahl anVorkommen sowie die Zunahme der Fundesind auch aus Mecklenburg-Vorpommern durchverunreinigtes Vogelfutter bekannt.

Die Funde verteilen sich über das ganze Land.Es ist allenfalls eine leichte Häufung in denStädten und im städtischen Umfeld und imSüdosten des Landes festzustellen.

Die Rolle von Ambrosia artemisiifolia in denFachbereichen Naturschutz, Pflanzenschutz,Gesundheit und Futtermittelüberwachung undErfahrungen aus Frankreich, Italien, Ungarn,Österreich und der Schweiz, wo Ambrosia arte-misiifolia mittlerweile große und individuenrei-che Bestände aufgebaut hat, zeigen, dass derNeophyt für den Naturschutz in Deutschlandnur in Ausnahmefällen ein Problem darstellt.Dies gilt insbesondere für Schleswig-Holstein,da die Art hier nur im Siedlungsbereich auftritt,so dass keine Konflikte mit dem Naturschutzexistieren. Aufgrund der Standortanforderungender Art ist aber grundsätzlich der Aufbau vonDominanzbeständen in Sandtrockenrasen auf

Kosten der lebensraumtypischen Arten vorstell-bar.

Bei einer weiteren Ausbreitung hierzulandekönnen wirtschaftliche und gesundheitlicheAuswirkungen generell nicht ausgeschlossenwerden. Diese werden allerdings vom Sozialmi-nisterium (Fachbereich Gesundheit) aufgrundder derzeitigen geringen Verbreitung der Art inSchleswig-Holstein als gering eingeschätzt. DasSozialministerium empfiehlt jedoch, dass eineAusbreitung durch die Beseitigung auftretenderPflanzen verhindert werden sollte, und rät dazu,die Verunreinigung von Vogelfutter zu reduzie-ren.

Der Pflanzenschutzdienst des Landes unter-stützt die Aufklärung der Bevölkerung durch Öf-fentlichkeitsarbeit insbesondere im Haus- undKleingartenbereich und steht bei Anfragen bera-tend zur Seite. Die Sammlung der Meldungenerfolgt zurzeit im LLUR und wird an die Biologi-sche Bundesanstalt in Braunschweig und andie AG Geobotanik weitergegeben.

Die Futtermittelüberwachung der Länder be-fasst sich seit 2006 mit der Kontamination vonSamenmischungen durch Ambrosia artemisiifo-lia - Samen. Untersuchungen an Vogelfutterpro-ben haben gezeigt, dass teilweise erheblicheVerunreinigungen mit Ambrosia-Samen vorlie-gen. Die Samen sind oft in Sendungen vonSonnenblumenkernen aus Ambrosia-Befallslän-dern wie Ungarn oder Italien enthalten. InSchleswig-Holstein wurden die ansässigen Fut-termittelhersteller über die Problematik infor-miert. Es wurden zehn Proben von Futtermit-teln genommen und untersucht. Nur in einerProbe wurde ein sehr geringer Besatz von Am-brosia - Samen von unter 0,1 Prozent gefun-den. Die bundesweite Futtermittel wirtschaftprüft gegenwärtig Maßnahmen zur Verminde-rung des Besatzes, zum Beispiel Reinigungs-verfahren, und erstellt ein Merkblatt für Futter-mittelunternehmen.

Bundesweit gibt es zurzeit verschiedene Akti-vitäten zur Eingrenzung des Ambrosia-Pro-blems. Das Bundesministerium für Ernährung,Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)hat im Rahmen eines Aktionsplanes gegenAllergien die Kontakte zur Futtermittelwirtschaftintensiviert und arbeitet an einem Merkblatt fürFuttermittelunternehmen. Da Strategien zurEinschleppung von Ambrosia-Samen über Fut-termittel nur EU-weit wirksam werden können,soll das Thema auf internationaler Ebeneweitertransportiert werden. Allerdings werdenbestehende nationale bzw. europäische Rege-lungen (etwa EG-Quarantäne-Richtlinie2000/29/EG oder Futtermittelverordnung) nichtzu einer schnellen Umsetzung führen. Die Bio-logische Bundesanstalt in Braunschweig (BBA)

119

hat im Rahmen eines Aktionsprogramms Am-brosia1 ein öffentlich zugängliches Meldesy-stem eingerichtet. Die Einstufung der Beifuß-blättrigen Ambrosie als Schadorganismus wiein der Schweiz mit einem fahndungstechni-schen Vorgehen durch den Pflanzenschutz-dienst und einer Melde verpflichtung ist aller-dings bislang nicht vorgesehen.

Das Bundesland Bayern hat unter der Federfüh-rung des Gesundheitsministeriums ein eigenesAktionsprogramm verabschiedet2. Da die Bei-fußblättrige Ambrosie in Schleswig-Holsteinbisher nur unbeständig vorkommt, sind hier zur-zeit keine weiteren Aktivitäten geplant. Aller-dings soll die Bevölkerung weiterhin über dasThema informiert werden und die Erfassungder Vorkommen der Beifußblättrigen Ambrosiefortgesetzt werden.

Schlussbemerkung

Die hier vorgestellte Verbreitung der Beifußblät-trigen Ambrosie hat den Charakter eines„Werkstattberichtes“ und möchte die Leserin-nen und Leser dafür gewinnen, ein besonderesAugenmerk auf Ambrosia artemisiifolia inSchleswig-Holstein zu richten, um neue undbislang unbekannte Vorkommen der Verfasserinzu melden. Angestrebt wird, die Entwicklungder Ausbreitung weiterhin zu verfolgen, um ge-gebenenfalls Gegenmaßnahmen ergreifen zukönnen. Darüber hinaus ist es wichtig festzu-stellen, ob ein Ausreifen von Samen beobach-tet werden kann und ob hierzulande einWiederauskeimen aus hiesiger Saat erfolgt.Auch dafür ist die Mithilfe der Jägerinnen undJäger im Lande erwünscht!

Weitere Informationen

zur Biologie von Ambrosia artemisiifolia, zurUnterscheidung von ähnlichen Arten und zurBekämpfung sind im Internet in großer Zahlabrufbar. An dieser Stelle soll daher lediglichauf diese Informationen verwiesen werden:• http://www.ambrosiainfo.de/532238976b0

c77301.html• www.floraweb.de/neoflora/handbuch/

ambrosiaartemisiifolia.html• www.ambrosia.de• http://www.lfl.bayern.de/ips/landwirtschaft/

unkrautsteckbrief/21437/• http://www.flogaus-faust.de/e/

ambrarte.htm • http://www.bba.bund.de/nn_807144/DE/

Aktuelles/aktschadorg/ambrosia/ambrosia__inhalt.html__nnn=true

• http://www.ambrosiainfo.de/532238976b0c77301.html

• http://www.lfl.bayern.de/ips/landwirtschaft/unkrautsteckbrief/21437/

Weiterführende Literatur

ALBERTERNST, B., S. NAWRATH (2006): Neue Er-kenntnisse zu Verbreitung und Einbringungs-wegen von Ambrosia artemisiifolia.www.bba.bund.de/nn_1107664/DE/Aktuelles/aktschadorg/ambrosia/ergebnisseWs051206__tabelle.html.

BASKIN, J. M., BASKIN, C. (1977): Dormancy andgermination in seeds of common ragweedwith reference to beals’s buried seed experi-ment. Amer. J. Bot. 64 (9): 1174-1176, St.Louis.

CHRISTIANSEN, W. (1953): Neue kritische Floravon Schleswig-Holstein. 532 S., BuchverlagHeinrich Möller Söhne GmbH, Rendsburg.

GARVE, E. (2007): Verbreitungsatlas der Farn-und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bre-men. Naturschutz Landschaftspfl. Niedersach-sen, Heft 43, 1-507, Hannover.

KOWARIK, I. (2003): Biologische Invasionen: Ne-ophyten und Neozoen in Mitteleuropa. 380 S.,Ulmer Verlag, Stuttgart.

POPPENDIEK, H.-H. (2007): Die Gattung Ambrosiaund Iva (Compositae) in Hamburg, mit einemHinweis zur Problematik der Ambrosia – Be-kämpfung. Berichte des Botanischen Vereinszu Hamburg, Heft 23, 53 – 70, Hamburg.

PRAHL, P. (1890): Kritische Flora der ProvinzSchleswig-Holstein, des angrenzenden Gebie-tes der Hansestädte Hamburg und Lübeckund des Fürstentum Lübeck. 345 S., Universi-tätsbuchhandlung, Kiel.

RAABE, E.-W. (1987): Atlas der Flora Schleswig-Holsteins und Hamburgs. 654 S., Wachholtz-Verlag, Neumünster.

SCHLUSCHNY, H. (2008, in Vorb.): Zur Verbreitungder Ambrosia-Arten in Mecklenburg-Vorpom-mern. Bot. Rundbr. M.-V. 43, Greifswald.

Anschrift der Verfasserin:Silke Lütt, Dezernat Biodiversität, Landesamt für Natur Landwirtschaft, und Um-welt und ländliche Räume, Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek,

120

1 vergleiche www.bba.bund.de/ambrosia

2 Link: http://www.stmugv.bayern.de/gesundheit/umweltgesund/ambrosia/index.htm

121

5.1

Jäg

erp

rüfu

ng

en

un

d J

ag

dsch

ein

e

Um

einen Jagdschein zu erhalten, müssen die

Bew

erberinnen und Bew

erber eine Jäger prü -fung bestehen.

Die E

rgebnisse der 2009 in den Kreisen und

kreisfreien Städten abgehaltenen Jäger prü -

fungen sind in der nachfolgenden Tabelle dar-gestellt.

5Jagdw

esenBestandene Prüfungen Nicht bestandene Prüfungen

Abschließendes

Prüfungszeugnis

erteilt

Davon

Wiederholungsprüfung

im Prüfungsabschnitt

Davon

Erteilung eines Zeugnisses über den

bestandenen Prüfungsabschnitt

Kreise,

kreisfreie

Städte

Anzahl

der

Prüflinge

gesamt

Davon

lediglich

Wiederholung

eines

Prüfungsab-

schnittes Anzahl Anteil A* B**

Anzahl Anteil

A* B**

Flensburg

6 6 100%

Kiel

23 19 83% 4 17% 4

Lübeck

7 7 100%

Neumünster

Dithmarschen

22 15 68% 7 32% 4

Herzogtum

Lauenburg 28 23 82% 5 18% 5

Nordfriesland

40 4 34 85% 1 2 6 15% 5 1

Ostholstein

28 1 23 82% 1 5 18% 4

Pinneberg

28 5 21 75% 2 2 7 25% 2 5

Plön

23 2 18 78% 1 5 22% 3 1

Rendsburg-

Eckernförde 90 23 67 74% 6 9 23 26% 11 5

Schleswig-

Flensburg 26 26 100%

Segeberg

28 1 25 89% 1 3 11% 2

Steinburg

10 7 70% 3 30% 3

Stormarn

24 20 83% 4 17% 2 2

Gesamt

383 36 311 81% 9 16 72 19% 45 14

A* Schießprüfung B** Schriftlicher und mündlich-praktischer Teil

(siehe auch: Die Entwicklung der Jägerprüfungen seit 1973 im Anhang, Tabelle 7)

122 Zusammenstellung der 2008 in Schleswig-Holstein erteilten Jagdscheine

eniehcsdgajserhaJ für

In- und Ausländer

Jahresjagdscheine für

Privatforstangestellte

und Berufsjäger

Gebührenfreie Jagdscheine

für Forstbeamte pp. im öffent-

lichen Forstdienst

Anzahl

Jagd-

scheine

1-jährig 2-jährig 3-jährig

Tagesjagd-

scheine für

In- und Aus-

länder

Falkner-

jagd-

scheine

Jahresjagd-

scheine für

Jugendliche

Doppel-

ausfer-

tigungen

1-jährig 2-jährig 3-jährig 1- jährig 2-jährig 3-jährig

Gebühr

Jagdabgabe 30,00 € 60,00 € 90,00 € 10,00 € 15,00 € 20,00 €

Kreis/

kreisfreie Stadt

Flensburg 906 4 52 1813 0 1 0 2776

Kiel 46 5 101 6 1 1 0 160

Lübeck 63 2 149 7 3 6 2 232

Neumünster 6 1 50 2 2 2 0 63

Dithmarschen 195 11 456 15 3 3 6 689

Hzgt. Lauenburg 73 12 317 126 0 11 1 540

Nordfriesland 181 27 625 6 0 13 14 866

Ostholstein 177 20 479 35 12 18 6 747

Pinneberg 98 13 335 10 12 8 4 480

Plön 141 22 386 17 0 14 6 586

Rendsb.-Eckernf. 273 21 701 12 17 4 9 1037

Schlesw.-Flensb. 199 22 530 21 11 12 8 803

Segeberg 70 5 422 20 3 10 6 536

Steinburg 178 7 258 5 0 7 3 458

Stormarn 78 13 289 6 3 14 11

Ermäßigungen entfallen mit der neuen

Landesverordnung über die Jagdabgabe vom

22. Dezember 2005

414

Gesamt 2684 185 5150 2101 67 124 76 10387

Zum Vergleich:

2000 3.354 133 4.125 445 24 44 98 14 1 25 52 4 68 8.387

2001 3.039 149 6.115 470 50 79 62 12 35 53 2 65 10.131

2002 2.747 193 4.755 525 39 101 58 14 1 26 39 5 59 8.562

2003 2.503 175 4.474 672 36 82 73 13 1 22 31 1 62 8.147

2004 2.323 168 6.238 1.112 54 87 73 9 48 34 2 41 10.189

2005 2.359 182 4.783 1.429 44 97 72 7 23 31 1 59 9.087

2006 2.529 207 4.463 1.491 33 84 63 8.870

2007 2.595 177 6.365 1.558 52 119 62 10.930

35,00 € 45,00 € 55,00 € 15,00 € 15,00 € 20,00 € 20,00 €

5.2 Jagdabgabe

Ab dem Jahr 2006 wird bei der Erteilung einesJahresjagdscheines neben der Verwaltungsge-bühr von mindestens 35 Euro eine Jagdabga-be erhoben, die in der Regel 30 Euro beträgt.

Gemäß § 16 Landesjagdgesetz steht die Jagd-abgabe, nach Abzug des Verwaltungsaufwan-des, dem Land zur Förderung des Jagdwe-sens zu.

Aus der Jagdabgabe sind insbesondere zu för-dern:

• Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesse-rung der Lebensgrundlagen des Wildes;

• Untersuchungen der Lebens- und Umwelt-bedingungen der Wildarten sowie

Möglichkeiten zur Verhütung und Vermin-derung von Wildschäden;

• Erfassung von Wildbeständen und Unter-suchungen zu Wildbestandsveränderungen(Monitoring);

• Die Errichtung und der Betrieb von Muster-und Lehrrevieren sowie sonstige Maßnah-men und Einrichtungen zur Aus- und Fort-bildung der nach o.a. Gesetz am Jagdwe-sen beteiligten Personen ;

• Öffentlichkeitsarbeit.

Aus der Jagdabgabe standen 2008 rund618.000 Euro zur Verfügung. Mit den Mitteln,die vom Land vergeben wurden, wurden fol-gende Maßnahmen finanziert oder unterstützt:

123

In Tausend EURMaßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Lebensgrundlagen des Wildes: 66,4

Seeadler: 16,0Wiesenweihe: 10,4Birkwild: 5,0PRONATUR des LJV: 5,0Schutzprojekte jagdbarer Arten des LJV: 30,0

Jagdwesen: 269,9

Hegelehrrevier des LJV: 60,0Förderung des jagdlichen Schießens; Umbau von Schießständen: 202,4Förderung des Jagdhundewesens: 7,5

Erfassung und Untersuchung von Wildbeständen (Monitoring): 77,2

Seehund: 32,1Rotwildprojekt: 5,0WildTierKataster des LJV: 30,0ISOS-Kartierung: 4,5Wildzustandsbericht 5,6

Aus- und Fortbildung / Öffentlichkeitsarbeit: 103,2

Aus- und Fortbildung der Jägerinnen und Jäger: 7,5Anteilige Kosten des Mitteilungsblattes „Jäger und Fischer“: 15,0Informationsbroschüren und Lehrmaterial: 10,0Ersatzbeschaffung Infomobil LJV: 22,4Ehrenpreise, Jagd- und Artenschutzbericht, Sachkosten: 13,3Personal u. Sachkosten MLUR 20,0Sonstige Öffentlichkeitsarbeit 15,0

Kreisjägerschaften 76,9 76,9

Ausgaberest 2009: 24,0 24,0

Gesamt: 617,6

5.3 Struktur der Jagdfläche

Anzahl und Größe der Jagdbezirke

(Erhebung von 2006)

Das Jagdrecht ist untrennbar mit dem Eigen-tum an Grund und Boden verbunden. Die Jagd

darf jedoch nur in Revieren mit einer Mindest-größe von 75 Hektar als Eigenjagdbezirk (EJB)oder 250 Hektar in gemeinschaftlichen Jagd-bezirken (GJB) ausgeübt werden.

124

Kreise bzw. private Größe kommunale Größegemeinschaftl.

Größe insgesamtAnteil an der

kreisfreie Städte EJB ha EJB haJagdbezirke

ha haGesamtjagd-

GJB fläche S-H

Flensburg 1 105 1 220 4 1.285 1.610 0,1 %

Kiel 2 461 5 1.090 5 2.175 3.726 0,3 %

Lübeck 5 820 22 4.221 13 4.967 10.008 0,7 %

Neumünster 1 78 7 4.091 4.169 0,3 %

Dithmarschen 42 4.627 4 946 165 119.254 124.827 8,8 %

Herzogtum

Lauenburg82 25.076 65 16.169 149 69.659 110.904 7,8 %

Nordfriesland 47 8.685 3 1.025 206 174.052 183.762 13,0 %

Ostholstein 194 37.418 7 767 186 78.320 116.505 8,2 %

Pinneberg 15 2.316 53 46.646 48.962 3,5 %

Plön 115 43.980 112 53.344 97.324 6,9 %

Rendsburg-

Eckernförde192 42.214 4 679 212 147.754 190.647 13,4 %

Schleswig-

Flensburg 78 11.705 2 180 225 172.723 184.608 13,0 %

Segeberg 91 19.810 5 1.275 142 91.436 112.521 7,9 %

Steinburg 39 7.112 4 942 108 82.088 90.142 6,4 %

Stormarn 67 11.571 5 2.042 97 46.016 59.629 4,2 %

insgesamt 971 215.978 127 29.556 1.684 1.093.810 1.339.344 94,5 %

Landesforsten

EJB167 44.313 44.313 3,1 %

sonst. landes-

eigene EJB48 17.090 17.090 1,2 %

Stiftung Natur-

schutz EJB23 3.782 3.782 0,3 %

bundeseigene

EJB43 12.687 12.687 0,9 %

Land Schleswig-

Holstein 1.252 293.850 127 29.556 1.684 1.093.810 1.417.216 100,0 %

5.4 Jagd- und Schonzeiten in Schleswig-

Holstein

Zusammenfassung der Jagd- und Schonzeitendes Bundes und des Landes (Schleswig-Holstein in fetter Schrift)

§ 1 Abs. 3 Bundesjagdzeitenverordnung: Diefestgesetzten Jagdzeiten umfassen nur solcheZeiträume einschließlich Tageszeiten, in denennach den örtlich gegebenen äußerenUmständen für einen Jäger die Gefahr derVerwechslung von Tierarten nicht besteht.

125

5.4.1 Haarwild

Rotwild

Kälber 01.08.-28.02.Schmalspießer 01.06.-28.02.Schmaltiere 01.06.-31.01.Hirsche und Alttiere 01.08.-31.01.Dam- und Sikawild

Kälber 01.09.-28.02.Schmalspießer 01.07.-28.02.Schmaltiere 01.07.-31.01.Hirsche und Alttiere 01.09.-31.01.Rehwild

Kitze 01.09.-28.02.Schmalrehe 01.05.-31.01.Ricken 01.09.-31.01.Böcke 01.05.-15.10.Muffelwild 01.08.-31.01.Schwarzwild 16.06.-31.01.; vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22

Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes darf die Jagd das ganzeJahr auf Frischlinge und Überläufer ausgeübt werden

Feldhasen 01.10.-15.01.Wildkaninchen * ganzjährig vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22 Abs. 4

des BundesjagdgesetzesNutrias 01.08.-28.02.

Füchse * ganzjährig vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22 Abs. 4des Bundesjagdgesetzes

Marderhunde ganzjährig vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22

Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes

Waschbären ganzjährig vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22

Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes

Stein- und Baummarder 16.10.-28.02.Iltisse 01.08.-28.02.Hermeline 01.08.-28.02.Mauswiesel 01.08.-28.02.Dachse 01.08.-31.10.Minke ganzjährig vorbehaltlich der Bestimmungen des § 22

Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes

* Im Bereich der Deichkörper nach § 64 und § 65 des Landeswassergesetzes darf die Jagd

auf Füchse und Wildkaninchen zur Gewährleistung der Deichsicherheit auch in der Setz-

zeit ausgeübt werden.

5.4.2 Federwild

126

Rebhühner 01.10.-15.12.

Fasane 01.10.-15.01.Ringel-** und Ringeltauben vom 20.08.-30.04. mit der Maßgabe,

Türkentauben dass die Jagd in der Zeit vom 20.08.-31.10. sowie

vom 21.02.-30.04. nur zur Schadensabwehr ausgeübt

werden darf, wenn sie in Trupps auf gefährdeten

Acker- und Grünlandkulturen sowie Baumschulflä-

chen einfallen;

Türkentauben: Schonzeit

Höckerschwäne 01.11.-20.02. nur mit Kugelschuss

Graugänse 01.08.-15.01. mit der Maßgabe, dass die Jagd in der

Zeit vom 01.09. bis 31.10. nur zur Schadensabwehr

auf gefährdeten Acker- und Grünlandkulturen ausge-

übt werden darf

Bläss-, Saat-, Ringel- Blässgänse: 01.11.-15.01.und Kanadagänse Kanadagänse: 01.08.-15.01. mit der Maßgabe, dass

die Jagd in der Zeit vom 01.08. bis 31.10. nur zur

Schadensabwehr auf gefährdeten Acker- und Grün-

landkulturen ausgeübt werden darf

Saatgänse: 01.11.-15.01.Ringelgänse: Schonzeit

Nonnengänse ** 01.10.-15.01. nur außerhalb von Europäischen Vogel-

schutzgebieten und nur zur Schadensabwehr auf ge-

fährdeten Acker- und Grünlandkulturen in den Krei-

sen Nordfriesland, Dithmarschen, Pinneberg und

Steinburg. Die Notwendigkeit zur Abwehr erhebli-

cher Schäden auf Grünlandkulturen muss zuvor

durch einen anerkannten Sachverständigen festge-

stellt worden sein.

Nilgänse 01.08.-15.01.

Stockenten 01.09.-15.01.Pfeif-***, Krick-, Spieß-, 01.10.-15.01. nur Pfeif-, Krick- und Reiherenten

Berg-, Reiher-, Tafel-, (alle anderen Enten haben Schonzeit)

Samt- und Trauerenten

Waldschnepfen 16.10.-15.01.Blässhühner 11.09.-20.02.Lach-, Sturm-, Silber-, 01.10.-10.02.Mantel- und Heringsmöwen

Aaskrähen **** 01.08.-20.02.

Elstern **** 01.08.-28.02.

** Die außerhalb der Jagdzeit vom 01.11.-20.02. erlegten Ringeltauben sowie die

erlegten Nonnengänse sind in der Wildnachweisung gesondert zu erfassen.

*** In den Kreisen Nordfriesland, Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg und auf der

Insel Fehmarn darf die Jagd auf Pfeifenten zur Abwehr erheblicher landwirtschaftlicher

Schäden auf gefährdeten Ackerkulturen auch zur Nachtzeit ausgeübt werden.

**** Zur Abwehr erheblicher landwirtschaftlicher Schäden und zum Schutze der heimi-

scher Tierwelt ist der Fang von Aaskrähen und Elstern mit selektiv fangenden

Einzelfangfallen während der Jagdzeit gestattet. Über die getätigten Fänge ist ein geson-

dertes Fangbuch zu führen, in welchem die verantwortlichen Jagdausübungsberechtigten

die getätigten Fänge nach Arten und Anzahl aufzuschlüsseln und die Kontrollen der Fallen

nachzuweisen haben.

5.5 Anerkannte Nachsuchengespanne in

Schleswig-Holstein

1. Bayerischer Gebirgsschweißhund Azildas

Kim, Rüde, ZB-Nr.: 7789/00 mit dem Führer Günter Fischer, Bolande42, 23858 Reinfeld, Tel.:04533 - 791264oder 0175 - 2211817

2. Hannoverscher Schweißhund Kora vom

Neuhaus, Hündin, ZB-Nr.: 2550mit dem Führer Uwe Müller, Neue Straße37, 23847 Westerau, Tel.: 04539 - 355 oder0171 - 7006744

3. Hannoverscher Schweißhund Alf vom

Jungfernholz, Rüde, ZB-Nr.: 2385mit dem Führer Marcel Zickermann, Wald-arbeitergehöft 1, 23812 Glashütte - PostWahlstedt 1, Tel.: 04320 - 581550 oder0172 - 9431128

4. Deutsch-Kurzhaar Kuno Rothenuffeln,Rüde, ZB-Nr.: 0251 / 01mit dem Führer Dirk Hinz, GlückstädterStr. 49, 24576 Mönkloh, Tel.: 0172 -7206811 und 04192 - 6491

5. Kleiner Münsterländer Falk von Müggen-

berg, Rüde, ZB-Nr.: 97-0988 und Bayeri-scher Gebirgsschweißhund Wolo vom

Wiesacker, Rüde, ZB-Nr.: 02-27mit dem Führer Ernst-Otto Sick, KielerStraße 17, 24649 Wiemersdorf, Tel.: 0152– 2903267 oder 04192 - 8195165

6. Hannoverscher Schweißhund Drall vom

Vorstenberg -VH, Rüde, ZB-Nr.: 2512mit dem Führer Klaus Dettmann, Depe-nau 14, 24601 Stolpe, Tel..: 04326-2882880oder 0175 - 1821227

7. Deutsch-Drahthaar Ilko vom Oechtringer

Forst, Rüde, ZB-Nr.: 175540mit dem Führer Wolfgang Wohlers, Els-barg 2a, 24594 Heinkenborstel, Tel.: 04873– 602 oder 0173 - 8606548

8. Schwarzwildbracke Hera von Kiekinde-

mark, Hündin, ZB-Nr.: VDH/SBV 99029 undSchwarzwildbracke Alpha vom Hellbach-

tal, Hündin, ZB-Nr.:/03/0960397 mit dem Führer Helbert Ernst, Lerchen-weg 21, 23881 Breitenfelde, Tel.: 0172 -2733204

9. Hannoverscher Schweißhund Pius vom

Falkenberg, Rüde, ZB-Nr.: 2486Hannoverscher Schweißhund Woityla

vom Falkenberg, Rüde, ZB-Nr.:2672mit dem Führer Chris Balke, Johann-Heit-mann-Weg 13, 23883 Kogel, Tel.: 04545 –791359 oder 0170 - 2912153

10. Westfälische Dachsbracke Anton vom

Iloo - Forst, Rüde, ZB-Nr.: 55 - 02mit dem Führer Egon Halupka, Bargsted-terstr. 23. 24589 Nortorf, Tel.: 0162 –5337501 oder 04392 - 929097

11. Hannoverscher Schweißhund Adrina Bor-

drup Klitplantage, Hündin, ZB-Nr.: 2600mit dem Führer Jann Sruck, Bahnhofsweg5, 24790 Haßmoor, Tel.: 04331 - 949502oder 0170 – 3819740

12. Kleiner Münsterländer Dingo vom Wind-

berg, Rüde, ZB-Nr. 01-0837, mit dem Führer Jörg Meinecke, Am Rau-pahl 3, 23730 Neustadt, Tel.: 04561 – 8823

13. Hannoverscher Schweißhund Dago von

Schnabbel’s Müritzmeute, Rüde, ZB-Nr.-DRV-238134mit dem Führer Bernd Koshyk, Birkenweg7, 24644 Timmaspe, Tel.: 04392 - 1808oder 0160 – 5759111

14. Hannoverscher Schweißhund Barth vom

Saupark Springe, Rüde, ZB-Nr.: 2494 mit dem Führer Henning Rohwer, Ilooweg11a, 24644 Timmaspe, Tel.:04392 – 1623oder 0171 – 4102363

15. Hannoverscher Schweißhund Botha vom

Jungfernholz, Hündin, ZB-Nr.:2690 mit dem Führer Reimer Mohr, Lindenstra-ße 32, 24327 Rathlau, Tel.: 04382 – 266oder 0162 - 5886913

16. Rauhaarteckel Astrid vom Eikenbrook,Hündin, ZB-Nr.: 9703457R, RauhaarteckelOmme vom Eikenbrook, Hündin, ZB-Nr.:0502574R mit dem Führer Rainer Holste, Ahornring16, 25551 Hohenlockstedt, Tel.: 04826 –850686 oder 0173 – 2994512

17. Alpenländische Dachsbracke Wenda z Ha-

kamilu, Rüde, ZB-Nr.: 2404/08 mit dem Führer Friedrich Fülscher,Dorfstr. 100, 24242 Felde, Tel.: 04340 –403047 oder 0178 – 2065076

18. Rauhaarteckel Klara von der Klostergruft,Hündin, ZB-Nr.: 60DC32 mit dem Führer Cai von Rumohr, Siedlung3, 24306 Wittmoldt, Tel.: 04522 – 508778

127

128

Tabellen

Tabelle 1: Nutzung des landwirtschaftlichen Bodens in Schleswig-Holstein / Flächen in ha

Anhang

Nutzung 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Veränd.

2008 zu

2007 in

%

landwirtschaftlich

genutzte Fläche 1.014.037 1.017.987 1.010.192 1.007.366 997.626 1.008.173 998.123 -1,0

darunter:

Dauergrünland 3381.901 381.993 367.325 356.360 345.897 349.043 317.115 -9,1

Ackerland 622.546 627.194 634.777 643.121 643.979 651.470 673.247 3,3

darunter:

Getreide 323.252 327.833 319.002 331.028 316.804 304.019 345.046 13,5

Winterweizen 213.345 213.641 205.080 211.060 193.045 190.573 214.861 12,7

Sommerweizen 5.988 2.997 2.525 4.616 2.032 1.440 1.921 33,4

Roggen 23.727 16.140 17.059 17.661 18.627 22.551 29.167 29,3

Wintergerste 34.231 56.005 54.794 54.049 74.348 60.871 66.058 8,5

Sommergerste 15.483 12.875 14.028 14.999 9.605 10.402 14.337 37,8

Hafer 10.371 9.661 8.872 9.965 7.643 7.901 9.340 18,2

Tricitale 18.829 16.061 15.094 17.239 10.154 8.889 8.933 0,5

Körnermais inkl.

Corn-Cob-Mix 505 452 738 665 421 789 421 -46,6

Hackfrüchte 20.517 18.949 19.337 18.609 16.062 17.352 12.712 -26,7

darunter:

Frühkartoffeln 498 306 329 318 329 368

Kartoffeln 5.788 5.502 6.335 5.579 5.462 5.949 5.383 -9,5

Zuckerrüben 13.937 12.557 12.409 12.624 10.123 10.981 6.898 37,2

Runkelrüben 340 270 208 347 438 392 271 -30,9

Raps und Rübsen 104.646 102.744 114.391 105.001 113.155 121.080 95.752 -20,9

Ackerfutterpflanzen 121.851 121.012 133.819 146.840 155.734 170.853 198.282 16,1

darunter:

Grünmais 82.399 86.392 96.954 102.408 107.717 124.485 131.833 5,9

Hülsenfrüchte 2.657 2.480 2.944 2.470 2.123 1.667 1.763 5,8

Flächenstilllegung 40.581 45.050 35.461 37.923 30.566 27.076 9.100 -66,4

Anmerkungen zur Tabelle:

• Getreide:einschl. Körnermais

• Sommerweizen:einschl. Durum

• Hafer:einschl. Sommermenggetreide

• Körnermais:einschl. Corn-Cob-Mix

• Kartoffeln:mittelfrühe und späte zusammen einschl. Industrie-,Futter- und Pflanzkartoffeln

• Flächenstilllegung: Brache einschl. stillgelegter Flächen mit Beihilferege-lung

Quelle: Agrarreport / Statistikamt Nord

129

Tabelle 2: Schalenwildstrecken im Jahresvergleich

Jagdjahr Rotwild Damwil Sikawil Schwarzwil Rehwild Muffelwild

1960 299 1.961 22 826 24.084

1961 345 2.317 37 1.311 24.305

1962 352 2.160 28 1.163 22.051

1963 326 2.583 39 1.164 24.277

1964 385 2.440 27 1.048 24.103

1965 391 2.571 46 1.581 23.523

1966 391 2.654 43 1.184 22.689

1967 383 2.573 46 1.415 20.915

1968 334 2.771 34 1.479 22.836 2

1969 331 2.637 22 1.194 13.622 3

1970 359 2.770 48 1.259 17.304

1971 408 2.443 29 1.199 17.228

1972 355 2.748 44 1.963 12.883

1973 508 3.050 34 1.884 15.692

1974 481 3.016 32 1.803 17.614

1975 553 3.852 56 1.797 28.917

1976 572 3.308 63 1.966 31.124 1

1977 591 4.140 49 3.018 32.628 3

1978 640 3.639 58 1.299 34.725 2

1979 597 4.129 65 1.298 22.197 1

1980 552 4.148 74 1.569 25.710 7

1981 620 3.985 67 1.697 30.092 4

1982 632 3.966 79 2.045 30.623 1

1983 724 4.285 89 2.469 33.425 5

1984 674 4.330 99 3.428 33.361 5

1985 613 4.240 68 3.259 34.132 21

1986 625 4.325 92 2.717 34.111 21

1987 576 4.545 89 3.197 33.882 51

1988 651 5.091 77 4.170 36.964 54

1989 623 4.914 67 3.437 38.349 35

1990 542 5.293 70 4.870 41.088 64

1991 545 5.460 61 5.232 41.405 68

1992 669 5.196 51 3.805 43.067 52

1993 625 6.177 71 7.199 44.771 56

1994 509 5.812 67 6.296 43.810 54

1995 537 5.930 69 4.071 44.912 51

1996 641 6.462 105 7.046 48.713 41

1997 588 6.550 113 5.145 48.608 34

1998 620 6.684 140 5.318 47.923 35

1999 613 6.419 127 7.669 47.917 34

2000 676 6.901 152 5.756 48.509 47

2001 673 7.029 163 9.185 49.238 33

2002 801 7.334 110 7.802 50.097 42

2003 678 7.660 116 11.338 53.719 49

2004 714 7.373 144 8.388 51.324 46

2005 681 7.229 120 8.205 51.136 58

2006 718 7.312 103 8.170 49.614 22

2007 671 7.503 145 11.576 48.681 21

2008 736 7.632 144 14.642 49.368 28

130

Tab

elle

3: A

nte

il vo

n m

än

nlic

hen

un

d w

eib

lich

en

Stü

cken

an

der S

ch

ale

nw

ildstre

cke 2

008 (e

insch

ließ

lich

Fallw

ild)

Rotwild

Damwild Sikawild Mufflon Rehwild Schwarzwild

Hirsche

Kahlwild Hirsche Kahlwild Hirsche Kahlwild Widder Schafe Böcke weibl. Stücke

Keiler Bachen

Flensburg

44 53

Kiel

612264141124

Lübeck

340 425 207 192

Neumünster

1115832

Dithmarschen

1 1.407 1.586 8 13

Herzogtum

Lauenburg

761.2043.2649.2593.231108 522951

Nordfriesland

999.1816.11755 2

Ostholstein

420.1032.1678.2443.239218885

Pinneberg

2 4 742 822 39 29

Plön

893.1164.1751.2558.1116.1200.1

Rendsburg-

Eckernförde 70 61 557 1.016 26 29 3.511 4.152 641 578

Schleswig-

Flensburg

14199.2877.22553271211 25

Segeberg

60 81 435 675 2.786 2.803 835 757

Steinburg

21 28 41 72 1 1 10 6 1.365 1.650 221 244

Stormarn

11 5 72 92 1.600 1.909 582 532

330 406 2.949 4.639 62 82 19 9 22.984 26.626 7.590 6.951

Insgesamt

736 7.588 144 28 49.610 14.541

131

Tabelle 4: Fallwildverluste beim Schalenwild

Wildart Jahr Jahresstrecken davon Fallwild Anteil Fallwild

überwiegend durch

Verkehr

an

Jahresstrecke

Rotwild 1980 552 39 7,1% 1985 613 42 6,9% 1990 542 36 6,6% 1995 537 54 10,1% 2000 676 49 7,3% 2005 681 55 8,8% 2008 736 79 10,7%

576 13,9% 1985 4.240 559 13,2% 1990 5.293 623 11,8% 1995 5.930 809 13,6% 2000 6.901 931 13,5% 2005 7.229 967 13,4% 2008 7.632 1095 14,3%

16 21,6% 1985 68 5 7,4% 1990 70 15 21,4% 1995 69 16 23,2% 2000 152 39 25,7% 2005 120 32 26,7% 2008 144 35 24,3%

69 4,4% 1985 3.259 162 5,0% 1990 4.870 241 4,9% 1995 4.071 228 5,6% 2000 5.756 316 5,5% 2005 8.205 441 5,4% 2008 14.642 884 6,0%

8.114 31,6% 1985 34.132 10.813 31,7% 1990 41.088 13.423 32,7% 1995 44.912 12.622 28,1% 2000 48.509 12.325 25,4% 2005 51.136 14.346 28,1% 2008 49.368 14.259 28,9%

Muffelwild 1990 64 2 3,1% 1995 51 2 3,9% 2000 47 0 0,0% 2005 58 0 0,0% 2008 28 3 10,7%

Damwild 1980 4.148

Sikawild 1980 74

Schwarzwild 1980 1.569

Rehwild 1980 25.710

132

Tabelle 5: Niederwildstrecken im Jahresvergleich (ohne Rehwild)

1)ab 2002 nur Ringeltauben Fortsetzung nächste Seite

Jagdjahr Hasen Kaninchen Fasane Rebhühner Ringel- u. Türken-

tauben1) Wildgänse Wildenten Wald-

schnepfen

1965 94.941 50.700 55.889 21.321 24.802 662 63.168 2.013

1966 79.755 47.641 69.469 19.630 22.696 808 78.038 1.787

1967 96.053 83.365 99.609 31.558 26.511 1.111 98.783 2.603

1968 74.374 79.492 84.189 24.077 23.718 634 82.621 2.061

1969 99.473 70.335 79.429 25.571 31.624 942 83.775 4.372

1970 100.709 79.915 115.283 21.635 30.288 791 72.090 3.159

1971 107.653 114.936 115.930 25.432 34.788 522 80.681 2.633

1972 84.506 106.073 78.400 15.116 39.991 703 85.681 2.494

1973 93.826 128.211 102.217 14.333 50.868 1.056 87.731 3.063

1974 95.573 185.826 115.429 18.718 53.420 895 74.784 2.657

1975 69.523 190.484 70.923 18.565 63.503 1.538 96.659 3.114

1976 77.807 208.884 67.035 15.990 62.772 1.302 81.772 2.570

1977 77.498 234.758 67.491 16.578 65.206 1.100 86.020 6.144

1978 51.672 134.204 34.464 6.905 59.479 1.830 84.834 2.793

1979 17.040 29.306 15.826 649 39.438 1.305 82.752 1.998

1980 48.278 53.690 25.048 362 39.612 1.223 95.444 1.636

1981 60.944 63.349 24.644 450 39.953 1.823 125.084 1.986

1982 39.612 66.386 24.567 413 38.738 2.360 114.868 1.189

1983 55.421 103.863 29.057 469 48.532 2.744 140.235 1.624

1984 60.647 122.653 25.089 245 47.051 2.317 101.103 1.428

1985 67.742 112.942 31.139 402 43.781 2.487 98.653 1.674

1986 57.687 105.628 32.714 774 45.285 2.704 109.435 1.884

1987 45.299 77.025 24.734 315 48.429 2.206 99.179 1.792

1988 53.891 97.579 29.701 617 44.227 3.648 121.259 1.973

1989 34.794 117.504 30.399 1.472 48.719 2.626 108.850 1.831

1990 36.683 119.153 23.866 807 49.807 2.639 95.457 1.443

1991 31.718 90.660 15.517 548 47.813 3.725 88.422 1.348

1992 43.731 95.213 19.903 786 44.955 2.958 80.212 1.586

1993 50.664 99.249 18.151 658 41.980 3.956 73.714 1.316

1994 40.438 53.285 12.103 664 40.426 4.489 80.116 1.134

1995 45.851 52.755 10.940 527 39.039 5.916 84.578 1.191

1996 44.799 45.066 8.549 386 33.303 4.893 66.248 1.366

1997 32.021 35.970 8.580 794 34.804 4.461 65.517 716

1998 31.782 27.568 9.633 445 27.378 4.701 61.049 1.469

1999 38.928 20.456 9.885 366 35.671 4.792 72.302 1.627

2000 37.804 18.596 10.879 355 35.846 5.603 62.535 1.880

2001 47.042 18.505 12.091 662 34.772 5.758 70.911 2.781

2002 47.097 17.746 12.559 406 22.536 6.395 68.869 1.769

2003 56.524 20.844 16.574 523 16.357 5.983 72.128 1.000

2004 56.954 16.767 16.724 369 16.631 5.898 68.413 1.575

2005 50.891 13.134 16.177 367 15.382 7.261 58.050 2.012

2006 50.576 13.576 18.582 414 14.572 8.496 60.642 2.196

2007 50.270 11.649 20.133 402 15.712 8.878 61.111 2.293

2008 44.638 15.597 17.734 371 16.342 10.249 55.073 3.438

133

Fortsetzung Tabelle 5

Jagdjahr Füchse Dachse Baummarder Steinmarder Iltisse Wiesel Waschbären Marderhunde Minke

1960 8.144 167 166 184 3.493 7.047

1965 6.372 154 365 612 5.279 21.416

1966 7.746 149 315 627 4.489 13.209

1967 7.701 194 276 715 4.893 20.990

1968 8.992 235 236 738 5.039 32.938

1969 4.831 148 208 695 4.170 14.557

1970 5.406 104 202 817 4.277 15.679

1971 6.065 73 216 910 4.468 35.150

1972 6.851 81 180 903 4.413 37.814

1973 7.942 86 184 1.064 3.668 21.919

1974 9.573 84 168 1.056 3.452 27.199

1975 11.942 95 225 1.359 3.552 27.777

1976 9.802 92 204 1.559 3.207 16.325

1977 10.056 112 262 2.280 3.667 15.438

1978 8.462 106 234 2.214 3.021 15.615

1979 8.793 106 324 3.072 2.910 8.222

1980 8.288 185 380 4.037 2.514 9.394

1981 8.154 202 328 4.277 2.738 14.164

1982 8.520 282 316 5.142 2.879 17.358 1 1

1983 8.577 342 296 5.215 2.541 16.898 2

1984 9.430 328 333 4.551 2.477 15.305 5

1985 9.315 382 283 4.664 2.427 12.603

1986 10.195 462 279 4.734 2.686 11.943

1987 8.993 514 220 4.712 3.036 9.988 2

1988 11.031 645 284 4.541 3.014 12.256 1

1989 13.674 704 275 4.237 3.415 18.370 1 4

1990 14.471 575 257 4.162 3.252 24.729 6 4

1991 13.744 665 257 3.631 2.975 9.850 2

1992 15.382 843 220 3.724 2.688 10.329 1 4

1993 19.451 831 260 3.676 2.654 13.368 1

1994 14.786 883 289 3.875 2.895 6.418

1995 18.746 964 295 3.832 2.534 5.795 2

1996 16.804 821 278 3.570 2.701 5.641 1 1

1997 14.355 1.040 283 4.160 2.524 4.194 6

1998 15.327 935 341 3.913 2.172 3.839 1 6

1999 14.520 1.126 366 4.294 2.285 3.994 3 10

2000 14.071 942 289 3.640 1.724 2.311 3 9

2001 14.772 1.492 345 4.688 2.093 2.253 3 26

2002 13.577 1.423 280 4.336 1.895 0 5 39

2003 13.593 1.666 371 4.250 2.362 0 14 67

2004 13.763 1.605 462 4.833 2.273 549 7 96

2005 13.653 1.829 480 4.647 2.621 697 16 203 8

2006 12.338 2.004 508 4.383 2.211 749 16 276 23

2007 14.803 1.866 524 4.450 1.869 1.127 29 538 27

2008 15.384 1.726 475 4.444 2.260 1.015 43 736 42

134

Tabelle 6: Streckenergebnisse ausgewählter Arten je 100 ha Jagdfläche in den Kreisen und kreisfreien Städten im Durchschnitt

der Jagdjahre (Jj) seit 1985/1986

Kreise und Jagdfläche Hasen: Durchschnitt der Jj Jagdjahr Kaninchen: Durchschnitt der Jj Jagdjahr

kreisfreie Stand 85/86 90/91 95/96 00/01 85/86 90/91 95/96 00/01

Städte 2006 bis bis bis bis bis bis bis bis ha 89/90 94/95 99/00 04/05 08/09 89/90 94/95 99/00 04/05 08/09

Flensburg 1.610 3,1 3,1 3,2 2,3 1,5 34,2 28,2 15,6 0,8 0,2

Kiel 3.726 1,6 1,4 1,6 2,2 3,3 12,1 15,1 9,9 2,8 3,4

Lübeck 10.008 1,9 1,7 1,3 1,1 1,2 11,5 10,9 5,8 3,3 0,7

Neumünster 4.169 2,8 2,1 1,8 2,5 2,7 8,6 5,3 1,5 0,2 1,9

Dithmarschen 124.827 8,6 6,8 7,0 9,6 7,8 6,7 3,5 1,3 1,0 1,1

Herzogtum

Lauenburg 110.904 1,1 0,5 0,7 0,6 0,6 1,0 0,8 0,5 0,1 0,1

Nordfriesland 183.762 6,7 6,3 5,8 6,4 6,0 6,6 5,9 4,2 1,6 1,6

Ostholstein 116.505 2,4 1,7 2,1 2,6 3,6 11,5 19,4 10,3 7,0 6,9

Pinneberg 48.962 7,2 4,0 3,4 4,6 2,7 17,4 9,1 1,9 2,2 0,1

Plön 97.324 1,3 1,0 0,8 1,1 1,1 1,8 2,0 1,2 0,4 0,2

Rendsburg-

Eckernförde 190.647 2,3 1,6 1,7 2,3 2,2 5,3 3,9 1,6 0,8 0,7

Schleswig-

Flensburg 184.608 3,1 2,3 2,2 2,5 2,4 6,2 3,9 1,6 1,3 0,5

Segeberg 112.521 2,0 1,2 1,4 1,7 1,7 7,0 6,9 1,0 0,1 0,2

Steinburg 90.142 4,3 3,3 3,2 4,5 4,9 1,8 1,5 0,3 0,2 0,1

Stormarn 59.629 2,6 1,4 1,5 1,9 1,9 14,7 16,6 4,2 0,4 0,2

insgesamt 1.339.344 3,7 2,9 2,8 3,6 3,3 6,6 6,5 2,6 1,7 1,1

Kreise und Jagdfläche Fasane: Durchschnitt der Jj Jagdjahr Wildenten: Durchschnitt der Jj Jagdjahr kreisfreie Stand 85/86 90/91 95/96 00/01 85/86 90/91 95/96 00/01

Städte 2006 bis bis bis bis bis bis bis bis

ha 89/90 94/95 99/00 04/05 08/09 89/90 94/95 99/00 04/05 08/09

Flensburg 1.610 0,4 0,4 0,1 0,8 1,1 7,6 5,4 4,5 3,2 3,7

Kiel 3.726 1,9 1,3 0,7 0,9 2,1 7,3 4,1 5,0 5,5 7,6

Lübeck 10.008 1,3 1,0 0,6 0,8 0,7 11,1 8,4 5,4 5,1 4,0

Neumünster 4.169 0,5 0,3 0,1 0,4 0,8 5,3 4,3 2,3 1,7 1,3

Dithmarschen 124.827 4,4 3,8 2,3 4,2 6,1 8,8 7,9 6,9 7,6 5,6

Herzogtum Lauenburg

110.904 0,3 0,5 0,2 0,2 0,4 3,9 3,3 2,5 2,3 2,4

Nordfriesland 183.762 1,3 0,8 0,5 0,7 0,9 9,3 8,3 7,7 7,6 6,0

Ostholstein 116.505 4,4 2,6 1,7 1,1 1,1 9,9 8,5 8,2 6,8 5,8

Pinneberg 48.962 4,8 2,6 1,2 1,2 1,2 4,6 4,2 4,2 2,5 3,1

Plön 97.324 5,8 1,5 0,2 0,2 0,3 9,0 5,7 4,6 4,6 3,2

Rendsburg-Eckernförde

190.647 0,8 0,7 0,4 0,7 0,9 6,2 5,3 4,2 4,1 3,2

Schleswig Flensburg

184.608 1,0 0,8 0,3 0,8 0,9 4,9 4,4 3,4 3,7 2,9

Segeberg 112.521 0,4 0,3 0,1 0,3 0,5 4,5 3,9 3,3 4,0 3,4

Steinburg 90.142 2,1 1,2 0,9 1,3 1,4 7,0 6,0 5,8 5,8 4,9

Stormarn 59.629 2,1 1,3 0,3 0,5 0,7 8,4 5,9 4,7 4,9 4,3

insgesamt 1.339.344 2,1 1,3 0,7 1,0 1,3 7,0 5,9 5,1 5,0 4,1

135

Tabelle 7: Entwicklung der Jägerprüfungen seit 1973

Jahr Anzahl der bestandene nicht Anteil der nicht bestanden Anteil nicht

Prüflinge Prüfungen bestandene nicht best. im jagdlichen bestanden im

Prüfungen Prüfungen Schießen jagdl. Schießen

v. Anz. Prüflinge

1973 1.022 696 326 32%

1974 1.076 754 322 30% 105 10%

1975 1.038 730 308 30% 95 9%

1976 1.131 792 339 30% 104 9%

1977 1.038 725 313 30% 99 10%

1978 872 623 249 29% 83 10%

1979 747 537 210 28% 51 7%

1980 676 496 180 27% 51 8%

1981 664 474 190 29% 36 5%

1982 745 550 195 26% 55 7%

1983 746 570 176 24% 24 3%

1984 760 551 209 28% 33 4%

1985 791 594 197 25% 43 5%

1986 668 465 203 30% 34 5%

1987 645 486 159 25% 40 6%

1988 648 463 185 29% 46 7%

1989 636 462 174 27% 38 6%

1990 635 487 148 23% 28 4%

1991 660 531 129 20% 31 5%

1992 676 491 185 27% 39 6%

1993 702 540 162 23% 41 6%

1994 702 532 170 24% 43 6%

1995 703 521 182 26% 50 7%

1996 598 457 141 24% 40 7%

1997 595 456 139 23% 37 6%

1998 560 432 128 23% 29 5%

1999 463 363 100 22% 26 6%

2000 593 404 99 20% 23 5%

2001 473 393 79 17% 17 4%

2002 491 403 88 18% 19 4%

2003 455 374 81 18% 25 5%

2004 443 394 49 11% 18 4%

2005 376 315 61 16% 16 4%

Ab 2006 sind nach Neufassung der Jägerprüfungsordnung Wiederholungsprüfungen möglich. Es können sowohl nicht bestandene Prüfungsabschnitte innerhalb eines Jahres als auch die gesamte Prüfung beliebig oft wiederholt werden.

Bestandene Prüfungen Nicht bestandene Prüfungen

Abschließendes

Prüfungszeugnis

erteilt

Davon

Wiederholungsprüfung

im Prüfungsabschnitt

Davon

Erteilung eines Zeugnisses über

den bestandenen

Prüfungsabschnitt

Jahr An-

zahl

der

Prüf-

linge

gesa

mt

Davon

lediglich

Wiederholung

eines

Prüfungs-

abschnittes Anzahl Anteil A* B**

An-

zahl

An-

teil

A* B**

2006 429 45 346 81% 16 23 83 19% 54 14

2007 407 59 322 79% 17 30 85 21% 36 24

2008 421 45 338 80% 23 11 83 20% 36 22

2009 383 36 311 81% 9 16 72 19% 45 14

* Schießprüfung

** Schriftlicher und mündlich-praktischer Teil

136

Tabelle 8: Fallzahlen über Jagdwilderei in Schleswig-Holstein

Jahr Zahl der Fälle Aufgeklärte Fälle Aufklärungsquote (%)

5,83 51 93 7891 1,71 7 14 8891 2,53 91 45 9891 3,73 22 95 0991 3,65 81 23 1991 9,83 41 63 2991 4,53 71 84 3991 2,62 71 56 4991 1,23 9 82 5991 2,82 11 93 6991 5,73 51 04 7991 3,4 2 64 8991 8,92 41 74 9991 8,21 5 93 0002 4,12 9 24 1002 3,42 8 33 2002 3,33 31 93 3002 4,04 91 74 4002 8,72 51 45 5002 3,41 6 24 6002 1,21 4 33 7002 0,51 6 04 8002

Jahr Tatverdächtige

(TV) insgesamt

davon

männlich weiblich

TV unter

21 Jahre

TV ab

21 Jahre

Schusswaffe

mitgeführt

1987 18 18 0 2 16 7 1988 10 10 0 4 6 2 1989 21 19 2 1 20 9 1990 27 27 0 2 25 5 1991 28 26 2 7 21 6 1992 15 14 1 3 12 7 1993 21 21 0 2 19 7 1994 21 19 2 3 18 2 1995 10 10 0 2 8 2 1996 11 11 0 0 11 3 1997 26 26 0 4 22 12 1998 2 2 0 0 2 1 1999 17 13 4 1 16 7 2000 5 5 0 0 5 2 2001 11 11 0 0 11 2 2002 11 10 1 0 11 2 2003 14 12 2 2 12 0 2004 20 18 2 2 18 4 2005 20 19 1 6 14 4 2006 7 6 1 0 7 3 2007 6 6 0 3 3 0 2008 6 3 3 0 6 2

Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS)

Tabelle 9: Tatverdächtigenangaben über Jagdwilderei in Schleswig-Holstein

137

Tabelle 10: Extensivierungsförderung in Schleswig-Holstein aus Gründen des Naturschutzes

(1986 - 1989 Extensivierungsförderung der Landbewirtschaftung,

1990 - 1998 Biotop-Programme im Agrarbereich, ab 1999 Vertragsnaturschutz)

Anzahl der Verträge

ha

Entschädigung insgesamt (€)

1986 Grünland Acker INSGESAMT

977 41 1.018

6.461 70 6.531

1,2 Mio 1987 Grünland

Acker INSGESAMT

2.768 341 3.109

20.932 1.124 22.056

4,4 Mio 1988 Grünland

Acker INSGESAMT

3.112 635 3.747

22.493 2.509 25.002

5,5 Mio 1989 Grünland

Acker INSGESAMT

3.434 537 3.971

24.328 2.236 26.564

5,6 Mio 1990 Grünland

Acker INSGESAMT

3.051 333 3.384

22.153 1.501 23.654

4,9 Mio 1991 Grünland

Acker INSGESAMT

3.097 179 3.276

21.238 926 22.164

4,2 Mio 1992 Grünland

Acker INSGESAMT

3.057 224 3.281

21.119 1.118 22.237

4,6 Mio 1993 Grünland

Acker INSGESAMT

985 243 1.228

6.538 1.255 7.793

2,5 Mio 1994 Grünland

Acker INSGESAMT

881 172 1.053

6.338 859 7.197

2,2 Mio 1995 Grünland

Acker INSGESAMT

1.033 175 1.208

7.383 901 8.284

2,7 Mio 1996 Grünland

Acker INSGESAMT

1.105 191 1.296

7.991 887 8.878

2,9 Mio 1997 Grünland

Acker INSGESAMT

1.105 133 1.238

8.071 700 8.771

2,8 Mio 1998 Grünland

Acker INSGESAMT

760 101

861

5.844 530 6.374

2,1 Mio 1999 Grünland

Acker INSGESAMT

804 49

853

6.020 196 6.216

1,7 Mio 2000 Grünland

Acker INSGESAMT

858 38

896

6.348 134 6.482

1,7 Mio 2001 Grünland

Acker INSGESAMT

876 19

895

7.155 61 7.216

1,7 Mio 2002 Grünland

Acker INSGESAMT

914 8

922

7.678 27 7.705

1,8 Mio 2003 Grünland

Acker INSGESAMT

1.067 9 1.076

8.920 30 8.950

2,2 Mio 2004 Grünland

Acker INSGESAMT

1.088 9 1.097

9.561 30 9.591

2,7 Mio 2005 Grünland

Acker INSGESAMT

1.141 29 1.170

10.370 344

10.714

3,3 Mio 2006 Grünland

Acker INSGESAMT

1.135 35 1.170

9.940 398

10.338

3,3 Mio 2007 Grünland

Acker INSGESAMT

1.183 38 1.221

13.112 496

13.608

4,4 Mio 2008 Grünland

Acker INSGESAMT

1.235 40

1.275

14.140 508

14.648

4,8 Mio

Jagd- und Naturschutzbehörden

Jagdbehörden

Oberste Jagdbehörde und Jagdbehörde für lan-deseigene Jagdbezirke ist das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume des Landes Schleswig-HolsteinMercatorstraße 324106 KielTel.: 0431/988-0(oder Durchwahl -7002)

Untere Jagdbehörden

sind die Landrätinnen und Landräte der Kreiseund die Bürgermeisterinnen und Bürgermeisterder kreisfreien Städte:

Oberbürgermeister der Stadt FlensburgRathausplatz 124937 FlensburgTel.: 0461 / 851681

Oberbürgermeister der Landeshauptstadt KielFabrikstraße 824103 KielTel.: 0431 / 9012181

Bürgermeister der Hansestadt LübeckKronsforder Allee 2 - 623539 LübeckTel.: 0451 / 1221516

Oberbürgermeister der Stadt NeumünsterGroßflecken 6324534 NeumünsterTel.: 04321 / 9422483

Landrat des Kreises DithmarschenStettiner Straße 3025746 HeideTel.: 0481 / 971264

Landrat des Kreises Herzogtum LauenburgBarlachstrasse 223909 RatzeburgTel.: 04541 / 888273

Landrat des Kreises NordfrieslandMarktsraße 425813 HusumTel.: 04841 / 67268

Landrat des Kreises OstholsteinLübecker Straße 4123701 EutinTel.: 04521 / 788216

Landrat des Kreises PinnebergLindenstraße 1325421 PinnebergTel.: 04101 / 212482

Landrat des Kreises PlönHamburger Straße 17 - 1824306 PlönTel.: 04522 / 74999-0

Landrat des Kreises Rendsburg-EckernfördeKaiserstraße 824768 RendsburgTel.: 04331 / 202236

Landrat des Kreises Schleswig-FlensburgFlensburger Straße 724837 SchleswigTel.: 04621 / 87234

Landrätin des Kreises SegebergHamburger Straße 3023795 Bad SegebergTel.: 04551 / 951447

Landrat des Kreises SteinburgViktoriastraße 16 - 1825524 ItzehoeTel.: 04821 / 69337

Landrat des Kreises StormarnMommsenstraße 1123843 Bad OldesloeTel.: 04531 / 160309

Bei der unteren Jagdbehörde wird gemäß § 34(1) Landesjagdgesetz (LJagdG) eine Kreisjäger-

meisterin oder ein Kreisjägermeister bestellt.Diese beraten die Jagdbehörde in allen jagd-lichen Fragen.

Gemäß § 35 LJagdG wird bei der unteren Jagd-behörde ein Jagdbeirat gebildet. Er setzt sichzusammen aus der Kreisjägermeisterin oder demKreisjägermeister, zwei Jägerinnen oder Jägernund je einer Vertreterin oder einem Vertreter derLandwirtschaft, der Forstwirtschaft und derJagdgenossenschaften sowie als Vertreterinnenoder Vertreter des Naturschutzes die oder denjeweiligen Kreisbeauftragten für Naturschutz so-wie eine vom Beirat für Naturschutz benanntePerson, die Mitglied eines nach § 29 des Bun -des naturschutzgesetzes anerkannten Natur-schutzverbandes ist.

Der Jagdbeirat berät und unterstützt die untereJagdbehörde in allen wichtigen Fragen der Jagd-verwaltung. Insbesondere wirkt er bei der Bestä-tigung oder Festsetzung der Abschusspläne ge-mäß § 21 Abs.2 Satz 1 Bundesjagdgesetz (BJG)mit.

Zu den Sitzungen des Jagdbeirates werden Ver-treterinnen oder Vertreter der unteren Jagdbe-hörde, der unteren Forstbehörde und der unte-ren Naturschutzbehörde eingeladen.

138

Jagdbehörde für bundeseigene Flächen, aufdenen dem Bund die Jagdausübung zusteht, istfür Schleswig-Holstein die

Bundesanstalt für ImmobilienaufgabenBundesforst Hauptstelle PlönSteinberg 124306 PlönTel.: 04522 / 74999-0

Naturschutzbehörden

Oberste Naturschutzbehörde

ist das Ministerium für Landwirtschaft, Umweltund ländliche Räume des Landes Schleswig-Hol-steinMercatorstraße 324106 KielTel.: 0431 / 988-0

Obere Naturschutzbehörden

sind das Landesamt für Landwirtschaft, Umweltund ländliche Räume des Landes Schleswig-HolsteinHamburger Chaussee 2524220 FlintbekTel.: 04347 / 704-0 und

für den Bereich des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeerder Landesbetrieb für Küstenschutz, National-park und Meeresschutz Schleswig-Holstein – Be-triebsstätte Tönning, Nationalparkverwaltung - Schlossgarten 125832 TönningTel.: 04861 / 616-0

Untere Naturschutzbehörden

sind die Landrätinnen und Landräte der Kreiseund die Bürgermeisterinnen und Bürgermeisterder kreisfreien Städte (Anschriften: siehe Jagd-behörden) und

für den Bereich des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer das Landesbetriebfür Küstenschutz, Nationalpark und Meeres-schutz Schleswig-Holstein.

Die Ministerin oder der Minister für Landwirt-schaft, Umwelt und ländliche Räume beruft eineLandesbeauftragte oder einen Landesbeauf-

tragten für Naturschutz.

Landesbeauftragte unterstützen und beraten dieoberste und obere Naturschutzbehörde und ver-mitteln zwischen ihnen und den Bürgerinnenund Bürgern. Die oder der Landesbeauftragtewird durch einen Beirat unterstützt. Die Anzahlder Mitglieder des Beirats soll 12 nicht über-schreiten. Der Beirat setzt sich aus von der unte-

ren Naturschutzbehörde berufenen Beauftragtenfür Naturschutz und ökologischen Sachverständi-gen zusammen.

Bei den unteren Naturschutzbehörden werdenBeiräte für den Naturschutz gebildet. Der Beirathat die unteren Naturschutzbehörden in wichti-gen Angelegenheiten des Naturschutzes zuunterstützen und fachlich zu beraten. Die aus derMitte des Beirats gewählte Vorsitzende oder denVorsitzenden bestellt die untere Naturschutzbe-hörde als Kreisbeauftragte oder Kreisbeauf-

tragten für Naturschutz. Sie kann für bestimmteSachbereiche oder Teilbezirke auch mehrereKreisbeauftragte aus der Mitte des Beirats be-stellen.

Anerkannte Vereine

Bei bestimmten Vorhaben, die Auswirkungen aufNatur und Landschaft haben, müssen rechtsfähi-ge Vereine, die nach § 58 des Landesnatur-schutzgesetzes anerkannt sind, am Verwaltungs-verfahren beteiligt werden.

Die Anerkennung als Naturschutzverein wird aufAntrag von der obersten Naturschutzbehörde er-teilt und gilt für den Bereich des Landes. Siemuss erteilt werden, wenn der Verein

1. nach seiner Satzung ideell und nicht nur vor-übergehend vorwiegend die Ziele des Natur-schutzes und der Landschaftspflege fördert,

2. einen Tätigkeitsbereich hat, der sich auf dasGebiet des Landes erstreckt,

3. im Zeitpunkt der Anerkennung mindestensdrei Jahre besteht und in diesem Zeitraum imSinne der Nummer 1 tätig gewesen ist,

4. die Gewähr für eine sachgerechte Aufgaben-erfüllung bietet; dabei sind Art und Umfangseiner bisherigen Tätigkeit, der Mitgliederkreissowie die Leistungsfähigkeit des Vereines zuberücksichtigen,

5. wegen Verfolgung gemeinnütziger Zweckenach § 5 Abs. 1 Nr. 9 des Körperschaftssteu-ergesetzes in der Fassung der Bekanntma-chung vom15. Oktober 2002 (BGBl. I S.4144), zuletzt geändert durch Artikel 4 desGesetz vom 15. Dezember 2004 (BGBl. I S.3416), von der Körperschaftssteuer befreit istund

6. den Eintritt als Mitglied, das in der Mitglieder-versammlung volles Stimmrecht hat, jeder-mann ermöglicht, der die Ziele des Vereinsunterstützt; bei Vereinen, deren Mitgliederausschließlich juristische Personen sind, kannvon dieser Voraussetzung abgesehen werden,sofern die Mehrzahl dieser juristischen Perso-nen diese Voraussetzung erfüllt.

139

Die anerkannten Vereine sind zu beteiligen,wenn sie durch das Vorhaben in ihrem satzungs-gemäßen Aufgabenbereich berührt sind. Die Be-teiligung besteht darin, dass diesen Vereinen Ge-legenheit zur Stellungnahme sowie zur Einsichtin die einschlägigen Sachverständigengutachtenzu geben ist. Sie ist zwingend vorgeschrieben

1. bei der Vorbereitung von Verordnungen undanderen im Range unter dem Gesetz stehen-den Rechtsvorschriften der für Naturschutzund Landschaftspflege zuständigen Behörden,

2. bei der Vorbereitung von Programmen undPlänen (Landschaftsprogramme und Land-schaftspläne), im Sinne der §§ 8 und 9 desLandesnaturschutzgesetzes,

3. bei der Vorbereitung von Plänen im Sinne des§ 35 Satz 1 Nr. 2 des Bundesnaturschutzge-setzes,

4. bei der Vorbereitung von Programmen staat-licher und sonstiger öffentlicher Stellen zurWiederansiedlung von Tieren und Pflanzenverdrängter wild lebender Arten in der freienNatur,

5. vor Befreiungen von Verboten und Gebotenzum Schutz von Naturschutzgebieten, Natio-nalparken, Biosphärenreservaten und sonsti-gen Schutzgebieten im Rahmen des § 28Abs. 1 und des § 29 des Landesnaturschutz-gesetzes,

6. vor der Zulassung von Projekten oder Plänennach § 30 Abs. 4 und 5 des Landesnatur-schutzgesetzes, bei denen die Prüfung derVerträglichkeit ergeben hat, dass sie zu erheb-lichen Beeinträchtigungen eine Gebietes vongemeinschaftlicher Bedeutung oder eines Eu-ropäischen Vogelschutzgebietes führen,

7. in Planfeststellungsverfahren, die von Landes-behörden oder sonstigen Behörden im Auf-trag zur Erfüllung nach Weisung durchgeführtwerden, soweit es sich um Vorhaben handelt,die mit Eingriffen in Natur und Landschaft ver-bunden sind.

In Schleswig-Holstein sind nachstehende Ver-

bände nach § 58 des Landesnaturschutzge-

setzes anerkannt (Stand: Juli 2007):

Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg e.V.Christian-Albrechts-Universität- Ökologie - Zentrum -Olshausenstraße 7524118 Kiel Tel.: 0431 / 880-4030

Bund für Umwelt und Naturschutz, Landesver-band Schleswig-Holstein e.V.Lerchenstraße 2224103 KielTel.: 0431 / 66060-0

Landesjagdverband Schleswig-Holstein e.V.Böhnhusener Weg 624220 FlintbekTel.: 04347 / 9087-0

Landessportfischerverband Schleswig-Holsteine.V.Papenkamp 5224114 KielTel.: 0431 / 676818

Naturschutzbund Deutschland, LandesverbandSchleswig-Holstein e.V.Färberstraße 5124534 NeumünsterTel.: 04321 / 53734

Schleswig-Holsteinischer Heimatbund e.V.Hamburger Landstraße 10124113 MolfseeTel.: 0431 / 98384-0

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landes-verband Schleswig-Holstein e.V.Rendsburger Straße 2324361 Groß WittenseeTel.: 04356 / 986612

Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel undder Natur e.V.Haus der NaturWulfsdorf22926 AhrensburgTel.: 04102 / 32656

Naturschutzgesellschaft SCHUTZSTATION WAT-TENMEER e.V.Grafenstraße 2324768 RendsburgTel.: 04331 / 23622

Dem Landesnaturschutzverband Schleswig-

Holstein sind gem. § 60 Abs. 4 des Landesna-

turschutzgesetzes die Mitwirkungsrechte

nach § 58 des Bundesnaturschutzgesetzes so-

wie nach § 59 des Landesnaturschutzgesetz

eingeräumt. Der Landesnaturschutzverband

kann nach Maßgabe des § 61 Abs. 1 bis 4 des

Bundesnaturschutzgesetzes Rechtsbehelfe

einlegen, ohne in seinen eigenen Rechte ver-

letzt zu sein.

Landesnaturschutzverband Schleswig-Holsteine.V.Burgstraße 424103 KielTel.: 0431 / 93027

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Rechts- und Verwaltungsvorschriften

Jagd

Bundesjagdgesetz in der Fassung der Bekannt-machung vom 29. September 1976 (BGBl. I S.2849), zuletzt geändert durch Artikel 5 des Ge-setzes vom 26. März 2008 (BGBl. I S. 426).

Gesetz zur Neufassung des Jagdgesetzes desLandes Schleswig-Holstein (Landesjagdge-setz - LJagdG) vom 13. Oktober 1999 (GVOBl.Schl.-H. S.300), zuletzt geändert durch Artikel 11des Gesetzes vom 12. Dezember 2008 (GVOBl.Schl.-H. S. 791).

Verordnung über den Schutz von Wild (Bundes-wildschutzverordnung - BWildSchV) vom25. Oktober 1985 (BGBl. I S. 2040), zuletzt geän-dert durch Artikel 3 der Verordnung vom 16. Fe-bruar 2005 (BGBl. I S. 258, 263).

Landesverordnung über die zuständigen Behör-den für die Durchführung der Bundeswildschutz-verordnung (Wildschutzzuständigkeitsver ord -nung – WildSch-ZustVO) vom 24. Juni 1986(GVOBl. Schl.-H. S. 150).

Landesverordnung über die Prüfung zum Erwerbdes ersten Jagdscheines (Jägerprüfungsverord-nung) vom 6. Februar 2006 (GVOBl. Schl.-H.S. 19).

Landesverordnung über die Falknerprüfung (Fal-knerprüfungsordnung) vom 13. Juni 1979(GVOBl. Schl.-H. S. 406).

Verordnung über die Jagdzeiten vom 2. April1977 (BGBl. I S. 531), zuletzt geändert durch Ar-tikel 1 der Verordnung vom 25. April 2002 (BGBl.I S.1487).

Landesverordnung über jagdbare Tierarten undüber die Jagdzeiten vom 18. Oktober 2005(GVOBl. Schl.-H. S. 508).

Landesverordnung über die Festsetzung einerJagdzeit für Graureiher vom 1. September 1978(GVOBl. Schl.-H. S. 299), zuletzt geändert durchVerordnung vom 20. März 1991 (GVOBl. Schl.-H.S. 241).

Landesverordnung über den Betrieb der Vogelko-jen auf Föhr vom 23. Dezember 1994 (GVOBl.Schl.-H. 1994, S. 20), geändert durch Artikel 7der Landesverordnung vom 21. Dezember 2007(GVOBl. Schl.-H. S. 633).

Landesverordnung über die Jagdabgabe vom8. Dezember 2005 (GVOBl. Schl.-H. S. 559).

Richtlinie für die Gewährung von Zuwendungenaus den Mitteln der Jagdabgabe durch das LandSchleswig-Holstein vom 1. Februar 2006(Amtsbl. Schl.-H. S. 115).

Bekanntmachung der Neufassung des allgemei-nen Gebührentarifs der Landesverordnung überVerwaltungsgebühren vom 15. Dezember 2005(GVOBl. Schl.-H. S. 568), zuletzt geändert durchVerordnung vom 13. März 2006 (GVOBl. Schl.-H.S. 42).

Verordnung über Verfahren in Wild- und Jagd-schadenssachen vom 18. November 2008(GVOBl. Schl.-H. S. 667).

Gesetz zur Vorbeugung und Abwehr der vonHunden ausgehenden Gefahren (Gefahrhundege-setz - GefHG) vom 28. Januar 2005 (GVOBl.Schl.-H. S. 51).

Landesverordnung über die Fütterung und Kir-rung von Wild vom 1. Dezember 2000 (GVOBl.Schl.-H. S. 607).

Landesverordnung über die Fangjagd (Fangjagd-verordnung) vom 10. November 2008 (GVOBl.Schl.-H. S. 593).

Grundsätze des Ministeriums für Umwelt, Naturund Forsten über Naturschutzgebiete und Jagdin Schleswig-Holstein vom 06. Januar 1997.

Richtlinie für die Hege und Bejagung des Rotwil-des in Schleswig-Holstein - Erlass vom 30. Juni1997.

Richtlinie für die Hege und Bejagung des Dam-wildes in Schleswig-Holstein - Erlass vom30. Juni 1997.Richtlinie für die Hege und Bejagung des Rehwil-des in Schleswig-Holstein - Erlass vom 15. Au-gust 1996.

Rot- und Sikawild in Schleswig-Holstein; Vorkom-men, Begrenzung und Freigabe - Erlasse vom21. April 1980 und 24. November 2005.

Damwild in Schleswig-Holstein; Vorkommen, Be-grenzung und Freigabe - Erlasse vom 30. Okt-ober 1980 und 2. März 1981.

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Artenschutz

Gesetz über Naturschutz und Landschaftspfle-ge (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG)vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542).

Verordnung zum Schutz wild lebender Tier-und Pflanzenarten (Bundesartenschutzverord-nung - BArtSchV) vom 16. Februar 2005(BGBl. I S. 258, ber. S. 896), zuletzt geändertdurch Artikel 2 des Gesetzes vom 12. Dezem-ber 2007 (BGBl. I S. 2873).

Verordnung über die Kennzeichnung wild le-bender Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken(Kennzeichnungsverordnung – KennzVO) vom26. November 2008.

Gesetz zum Schutz der Natur (Landesnatur-schutzgesetz - LNatSchG) vom 6. März 2007(GVOBl. Schl.-H. S. 136, ber. S. 250), zuletztgeändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom13. Dezember 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 499).

Gesetz zur Neufassung des Gesetzes zumSchutze des schleswig-holsteinischen Watten-meeres (Nationalparkgesetz - NPG) vom 17.Dezember 1999 (GVOBl. Schl.-H. S. 518), ge-ändert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 13.Dezember 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 499).

Landesverordnung über gesetzlich geschützteBiotope (Biotopverordnung) vom 22. Januar2009 (GVOBl. Schl.-H. S. 52).

Landesverordnung über die zuständigen Be-hörden nach dem Bundesnaturschutzgesetzund der Bundesartenschutzverordnung (Arten-schutz-Zuständigkeitsverordnung - ArtSchZust-VO) vom 29. Mai 2001 (GVOBl. Schl.-H. S.87), geändert durch Verordnung vom 29. April2003 (GVOBl. Schl.-H. S. 240).

Landesverordnung über die Zuständigkeit derNaturschutzbehörden (Naturschutzzuständig-keitsverordnung - NatSchZVO) vom 1. April2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 227), geändert durchVerordnung vom 21. August 2007 (GVOBl.Schl.-H. S. 422).

Landesverordnung zur Abwendung von Schä-den durch Kormorane vom 11. März 2006(GVOBl. Schl.-H. S. 40).

Landesverordnung über die Genehmigung undÜberwachung von Tiergehegen und Zoos vom16. März 2008 (GVOBl. Schl.-H. S. 144)

Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April1979 über die Erhaltung der wild lebenden Vo-gelarten (ABL. EG Nr. L 103, S. 1), zuletzt ge-ändert durch Richtlinie 2006/105/EG des Rates

vom 20. November 2006 zur Anpassung derRichtlinien 73/239/EWG, 74/557/EWG und2002/83/EG im Bereich Umwelt anlässlich desBeitritts Bulgariens uns Rumäniens (ABl. EGNr. L 363 vom 20. Dezember 2006, S. 368).

Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräu-me sowie der wildlebenden Tiere und Pflan-zen (ABL. EG Nr. L 206, Seite 7), zuletzt geän-dert durch Richtlinie 2006/105/EG des Ratesvom 20. November 2006 zur Anpassung derRichtlinien 73/239/EWG, 74/557/EWG und2002/83/EG im Bereich Umwelt anlässlich desBeitritts Bulgariens uns Rumäniens (ABl. EGNr. L 363 vom 20. Dezember 2006, S. 368).

Beschluss 94/157/EG des Rates vom 21. Fe-bruar 1994 über den Abschluss des Überein-kommens über den Schutz der Meeresum-welt des Ostseegebietes im Namen der Ge-meinschaft (Helsinki-Übereinkommen in seinerFassung von 1992) (ABl. EG Nr. L 73, S. 19).

Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom09. Dezember 1996 über den Schutz vonExemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenar-ten durch Überwachung des Handels (ABL.EG Nr. L 61, S. 1 vom 3. 3. 1997), zuletzt ge-ändert durch Verordnung (EG) Nr. 318/2008vom 31. März 2008 (ABl. EG Nr. L 95, S. 3).

Verordnung (EG) Nr. 865/2006 der Kommis-sion vom 4. Mai 2006 mit Durchführungsbe-stimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 338/97des Rates über den Schutz von Exemplarenwild lebender Tier- und Pflanzenarten durchÜberwachung des Handels (ABL. EG Nr. L166, S. 1), geändert durch Verordnung (EG) Nr.100/2008 der Kommission vom 4. Februar2008 ABl. EU Nr. L 31, S.3).

Übereinkommen vom 2. Februar 1971 überFeuchtgebiete, insbesondere als Lebensraumfür Wasser- und Watvögel, von internationalerBedeutung (Ramsar-konvention) vom 2. Febru-ar 1971 (BGBl. II S. 1266), geändert durch dasPariser Protokoll vom 3. 12. 1982 (BGBl. 1990II S. 1670) und vom 28. 5. 1987 (BGBl. 1995 IIS. 218).

Übereinkommen vom 19. September 1979über die Erhaltung der europäischen wildle-benden Pflanzen und Tiere und ihrer natür-lichen Lebensräume (Berner Konvention) - Ge-setz vom 17. Juli 1984 (BGBl. II S. 618), zu-letzt geändert durch Gesetz vom 9. November2001 (BGBl. I S. 2331).

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Übereinkommen vom 23. Juni 1979 zur Erhal-tung der wandernden wildlebenden Tierarten(Bonner Konvention) - Gesetz vom 29. Juni1984 (BGBl. II, S. 569), zuletzt geändert durchGesetz vom 9. November 2001 (BGBl. I S.2331).

Abkommen vom 16. Oktober 1990 zumSchutz der Seehunde im Wattenmeer vom 16Oktober 1990 (BGBl. 1991 II S. 1307).

Abkommen vom 31. März 1992 zur Erhaltungder Kleinwale in der Nord- und Ostsee vom31. März 1992 (BGBl. 1993 II S. 1114), in derin Esbjerg am 23. August 2003 angenomme-nen Fassung (BGBl. 2006 II S. 267).

Abkommen zur Erhaltung der europäischenFledermauspopulationen vom 4. Dezember1991 (BGBl.1993 II, S. 1106), in der Fassungder Änderung vom 11. September 2002(BGBl. II S. 2466).

Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eura-sischen wandernden Wasservögel vom 16.Juni 1995 (BGBL. 1998 II S. 2500) in der Fas-sung der Änderung vom 10. Mai 2004 (BGBL.II S. 600)Richtlinien vom 16. November 2005 für dieGewährung von Zuwendungen für verschiede-ne Maßnahmen des Artenschutzes (Amtsbl.Schl.-H. S. 1092).

Richtlinien vom 20. Juni 2006 für die Zulas-sung von Ausnahmen im Einzelfall gemäß §43 Absatz 8 Bundesnaturschutzgesetz(BNatSchG) bei Saatkrähen, (Amtsbl. Schl.-H.S. 495).

Richtlinie vom 14. Oktober 1997 zur Behand-lung von erkrankt, geschwächt oder verlassenaufgefundenen Robben (Amtsbl. Schl.-H. S.500).Richtlinie 1999/22/EG des Rates vom 29. März1999 über die Haltung von Wildtieren in Zoos(ABl. EG L 94 S. 24).

Richtlinien vom 1. Februar 2001 für die Ge-nehmigung und den Betrieb von Tiergehegengemäß § 27 Landesnaturschutzgesetz für dieHaltung von:

- heimischen Huftieren,- Seehunden und Kegelrobben, - Greifvögeln und Eulen,- Papageien,- Straußenvögeln (n.v.).

Richtlinien für die Genehmigung von Tiergehe-gen zur Rehabilitation verölter Seevögel ge-mäß § 27 Landesnaturschutzgesetz vom 1.Februar 2001 (n.v.).

Fachbegriffe

Abiotische Faktoren Nicht durch Lebewesenverursachte Einflüsse (Boden, Wasser, Luft,Temperatur, Strahlung usw.).

Abschussplanung Nach dem Bundesjagdge-setz darf Schalenwild, mit Ausnahme vonSchwarzwild (Wildschweine), nur aufgrundund im Rahmen eines jährlich von den Jagd-behörden festgesetzten Abschussplanes er-legt werden.

Anthropogen Vom Menschen beeinflusstoder geschaffen.

Artenschutz Aufgabenbereich des Natur-schutzes mit dem Ziel, den Gesamtbestandwild lebender Tier- und Pflanzenarten innerhalbihres natürlichen Areals in ihrer gegebenenVielfalt so zu erhalten und zu fördern, dass dieEvolution der Arten gesichert bleibt.

Artenvielfalt Quantität der Artenzusammen-setzung einer Lebensgemeinschaft.

Autochthone Arten Arten, die in einem Ge-biet als ”Ureinwohner” beheimatet sind, imUnterschied zu später eingewanderten undeingebürgerten Arten.

Bewegungsjagd Gemeinschaftsjagd, bei dernur wenige Treiber einzeln und vorsichtig dasWild rege machen, so dass es sicher erkanntund erlegt werden kann.

Bioindikatoren Pflanzen oder Tiere, die aufbestimmte Veränderungen der Umweltbedin-gungen sensibel reagieren und diese damitanzeigen können.

Biomasse Die Menge lebender Organismenin Masse pro Flächeneinheit.

Biosphäre Der von Organismen bewohnbareRaum der Erde und Atmosphäre: ”So tief wieein Fisch tauchen und so hoch wie ein Vogelfliegen kann”.

Biotop Durch abiotische Standortmerkmalegeprägte Lebensstätte einer Biozönose.

Biozönose Gemeinschaft der in einem Biotopregelmäßig vorkommenden Lebewesen ver-schiedener Arten, die untereinander in Wech-selbeziehungen stehen.

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Dauerwald Sich immer wieder erneuernder,dauerhafter Wald aus Bäumen aller Altersstu-fen und verschiedener Arten, dessen Gefügenicht durch Kahlschläge zerstört wird. Dauer-wälder bieten einen optimalen Schutz für Bo-den, Wasser und Klima, da ihr Stoffkreislaufweitgehend geschlossen bleibt. Dauerwälderbieten der Pflanzen- und Tierwelt nischenrei-che Ökosysteme, der Bevölkerung anspre-chende Erholungsräume und den Waldbesitze-rinnen und Waldbesitzern mehr Sicherheit undErtrag bei geringeren Kosten als gleichaltrige,schlagweise bewirtschaftete Wälder.

Diversität Bezeichnung für die Vielfalt in Or-ganismengemeinschaften, beurteilt nach Ar-tendichten und Einheitlichkeit der Individuen-dichte.

Dominanz Vorherrschen von bestimmten Ar-ten innerhalb einer Lebensgemeinschaft.

Emission Ausstoß von Schadstoffen durch ei-nen Verursacher.

Endemisch Bezeichnung für Pflanzen- undTierarten, die nur in einem mehr oder wenigernatürlich abgegrenzten Gebiet und sonst nir-gends vorkommen.

Eutrophierung Anreicherung von Nährstoffenin einem Ökosystem.

Fegeschaden Rindenverletzungen an jungenBäumen und an Sträuchern durch das Fegenund Schlagen mit dem Geweih der Hirscheund Rehböcke.

Fennoskandien Gebiet: Norwegen, Schwe-den und Finnland mit der Kola-Halbinsel, demOnega-Gebiet und Russisch-Karelien.

Gebietsfremde Art Nach Begriffsbestimmungin § 10 Bundesnaturschutzgesetz: „… einewild lebende Tier- oder Pflanzenart, wenn siein dem betreffenden Gebiet in freier Naturnicht oder seit mehr als 100 Jahren nichtmehr vorkommt.“

Gesamtbruterfolg Bruterfolg aller Brutpaare,also auch der erfolglosen.

Habitat Der Lebensraum einer Art.

Hege Ziel der Hege ist es, landschaftsökolo-gisch und landeskulturell angepasste Wildbe-stände in günstigem Erhaltungszustand zu si-chern und zu fördern sowie die natürlichen Le-bensgrundlagen zu erhalten und zu verbes-sern.

Hegegemeinschaften Privatrechtliche Zu-sammenschlüsse von Jagdausübungsberech-tigten mehrerer zusammenhängender Jagdbe-zirke zur großräumigen Bewirtschaftung vonHochwildbeständen, vornehmlich der Lenkungvon Bestandsdichten, des Altersaufbaus unddes Geschlechterverhältnisses.

Heimische Art Nach Begriffsbestimmung in §10 Bundesnaturschutzgesetz: ”... eine wild le-bende Tier- oder Pflanzenart, die ihr Verbrei-tungsgebiet oder regelmäßiges Wanderungs-gebiet ganz oder teilweise a) im Inland hatoder in geschichtlicher Zeit hatte oder b) aufnatürliche Weise in das Inland ausdehnt; alsheimisch gilt eine wildlebende Tier- oder Pflan-zenart auch, wenn sich verwilderte oder durchmenschlichen Einfluss eingebürgerte Tiereoder Pflanzen der betreffenden Art im Inlandin freier Natur und ohne menschliche Hilfeüber mehrere Generationen als Population er-halten.”

Herbivor Sich ausschließlich von Pflanzen er-nährend.

Hochwild Hierzu gehört Schalenwild, außerRehwild, ferner Auerwild, Steinadler und See-adler.

Immissionen Luftverunreinigungen, Geräu-sche, Erschütterungen, Strahlen und Wärmedie in die Umwelt eingetragen werden.

Interspezifische Konkurrenz Konkurrenz zwi-schen Arten ( z.B. um Lebensraum ).

Intraspezifische Konkurrenz Konkurrenz zwi-schen den Individuen einer Art ( z.B. um Nah-rung ).

Jagdbezirk Für das Jagdausübungsrecht wirdnach unserer Jagdgesetzgebung grundsätzlichein Jagdbezirk gefordert. Er besteht ausGrundflächen, die im Zusammenhang eine be-stimmte Größe aufweisen. Zu unterscheidensind Eigenjagdbezirke, die sich im Eigentumeiner Person befinden oder gemeinschaftlicheJagdbezirke, die einer Vielzahl von Eigentü-mern gehören.

Jagdgenossenschaft Die Eigentümer derGrundflächen, die zu einem gemeinschaft-lichen Jagdbezirk gehören, bilden eine Jagdge-nossenschaft. Die Jagdgenossenschaft isteine Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Jagdschutz Umfasst den Schutz des Wildesinsbesondere vor Wildseuchen, Futternot undWilderei.

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Karnivor Fleischfressend, sich räuberisch er-nährend.

Kirrung Das gelegentliche Anlocken mit gerin-gen Futtermengen zum Zweck der Bejagungvon Schwarzwild. Dabei muss das Futter sodargeboten werden, dass es anderem Scha-lenwild nicht zugänglich ist.

Landschaftsökologie Lehre von der Struktur,Funktion und Entwicklung der Landschaft.Schwerpunkt ist dabei, Abhängigkeitsverhält-nisse der Organismen und Lebewesen von ih-ren als Umwelt bezeichneten Standortfaktorenzu analysieren.

Landschaftsplanung Raumbezogenes Pla-nungsinstrument auf gesetzlicher Grundlage,zur Verwirklichung der Ziele von Naturschutzund Landschaftspflege in besiedelter und un-besiedelter Landschaft, gegliedert in Land-schaftsprogramm auf Landesebene, Land-schaftsrahmenplan auf regionaler Ebene undLandschaftsplan auf Ortsebene.

Monitoring Dauerhafte Beobachtung undAufzeichnung verschiedener Parameter.

Nachhaltige Nutzung Die Nutzung von Be-standteilen der biologischen Vielfalt in einerWeise und in einem Ausmaß, die nicht zumlangfristigen Rückgang der biologischen Viel-falt führen, wodurch ihr Potential erhaltenbleibt, die Bedürfnisse und Wünsche heutigerund zukünftiger Generationen zu erfüllen (Rio-Übereinkommen 1992).

Naturnah Ohne direkten Einfluss des Men-schen entstanden, durch menschliche Einflüs-se nicht wesentlich verändert; bei Enden desEinflusses kaum Änderungen, selbstrege-lungsfähig.

Naturnahe Jagd Die Verwirklichung einerJagd, die das Wild schützt, die Lebensräumeerhält und verbessert sowie das Wild nachhal-tig und unter größtmöglicher Förderung derbiologischen Vielfalt nutzt.

Naturraum Physisch-geographische Raumein-heit mit typischen Landschaften, Bio- undÖkotypen.

Naturschutz Gesamtheit der Maßnahmen zurErhaltung und Förderung von Pflanzen und Tie-ren wildlebender Arten, ihrer Lebensgemein-schaften und natürlichen Lebensgrundlagensowie zur Sicherung von Landschaften undLandschaftsteilen unter natürlichen Bedingun-gen.

Naturverjüngung Verjüngung des Waldesdurch Samenfall von Mutterbäumen und nichtdurch Pflanzung.

Naturwald Waldflächen, die sich selbst über-lassen bleiben und in denen keine forstlicheNutzung mehr stattfindet.

Niederwild Alles Wild, das nicht zum Hoch-wild zählt.

Ökologie Wissenschaft vom Stoff- und Ener-giehaushalt der Biosphäre bzw. ihrer Unterglie-derungen ( z.B. Ökosysteme ) sowie von denWechselwirkungen ihrer Bewohner unterein-ander und mit ihrer abiotischen Umwelt.

Ökosystem Funktionelle natürliche Einheit derBiosphäre als Wirkungsgefüge aus Lebewe-sen, unbelebten natürlichen und vom Men-schen geschaffenen Bestandteilen, die unter-einander und mit ihrer Umwelt in energeti-schen, stofflichen und informatorischen Wech-selwirkungen stehen.

Population Gesamtheit der Individuen einerArt mit gemeinsamen genetischen Gruppen-merkmalen innerhalb eines bestimmten Rau-mes.

Prädator Fressfeind, Beutegreifer.

Raubwild Alle dem Jagdrecht unterliegendenBeutegreifer.

Reviersystem Jagdrechtliche Ordnung, wo-nach die Jagd nur in Jagdbezirken ausgeübtwerden darf, d.h. auf zusammenhängendenGrundflächen, die eine bestimmte Mindest-größe aufweisen. Vorteil des Reviersystemsist die örtliche Zuständigkeit und Verantwor-tung der Jagdausübungsberechtigten für ihrRevier, die beim Lizensjagdsystem (z.B. inUSA) nicht gegeben ist.

Rote Liste Offizielle Bilanz des Artenschwun-des in der Bundesrepublik, von Fachwissen-schaftlern ständig überarbeitet. In den RotenListen werden alle heimischen Tier- und Pflan-zenspezies aufgeführt, die im Bestand gefähr-det oder vom Aussterben bedroht sind.

Schalenwild Umfasst die dem Jagdrechtunterliegenden wild lebenden Paarhufer.

Sukzession Vom Menschen unbeeinflussteAbfolge von Vegetationsstadien, die einem dy-namischen Prozess unterliegen. Sukzessionführt in Schleswig-Holstein auf nahezu allenStandorten langfristig zu Wald.

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Teilbruterfolg Bruterfolg aller erfolgreichenBrutpaare, die also mindestens einen Jungvo-gel aufgezogen haben.

Tümpel Flaches dauerhaftes, aber einer zeit-weiligen Austrocknung unterworfenes Stillge-wässer ohne Tiefenzone bis 1 Hektar Größe.Mindestgröße 25m2.

Verbissgehölze Sammelbezeichnung für alleStrauch- und Baumarten, deren Knospen undTriebe mit Vorliebe von Schalenwild, Hase undWildkaninchen geäst oder geschält werdenund die aufgrund ihres hohen Wiederaus-schlagvermögens alljährlich wieder rasch undreichlich ausschlagen.

Weidgerechtigkeit Ein historisch entwickelterSammelbegriff für alle Bestimmungen zur Si-cherung einer ordnungsgemäßen und tier-schutzgerechten Jagd und für alle Regeln, diedas einwandfreie Beherrschen des Jagdhand-werks und die ethische Einstellung des Jägerszum Mitmenschen und zum Tier betreffen.

Weiher Nicht austrocknendes flaches Stillge-wässer, auch schwach durchflossen, ohne Tie-fenzone mit der Verlandungsvegetation einesstehenden Gewässers. Mindestgröße 25 m2.

Wildtierkataster Ermittlung und Dokumenta-tion der Verbreitung und der Populationsgrö-ßen von frei lebenden Wildtieren und derenLebensräumen.

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