Neolithische und Bronzezeitliche Kreisgrabenanlagen. Forschungsgeschichte und Terminologie.

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Violetta Reiter, 8325826, WS2008, 060011 SE Neolithische und Bronzezeitliche Kreisgrabenanlagen 14.1.2009 . Terminologie Was ist eine Kreisgrabenanlage (KG-Kreisgraben, KGA- Kreisgrabenanlage)? Im weitesten Sinn ist ein KG ein Graben, der an der Erdober- fläche eine kreisförmige oder annähernd kreisförmige Boden- verfärbung hinterlassen hat. Im engeren Sinne, also im Sinne des Seminartitels sind KG des Mittelneolithikums bzw. der Bronzezeit gemeint (Abb. 1). Sie werden auch Rondelle genannt, wobei sich allerdings im deutschen Sprachgebrauch der Begriff „Kreisgrabenanlage“ durchzusetzen scheint. Im Englischen spricht man von „circu- lar enclosure“. In Ungarn, Slowakei, Tschechien nennt man sie „Rondelle“. Wie findet man einen Kreisgraben? Die Bodenverfärbungen, die Kreisgräben hinterlassen sind nur am Luftbild erkennbar. Vor Ort, am Feld sieht man sie nicht. Abb. 1: Mittelneolithische Kreisgra- benanlagen (nach Zeitreise Hel- denberg 2005, Abb. 1.3 und 1.4). Rondell Kreisgrabenanlage circular enclosure Bodenverfärgung Luftbild

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�. Terminologie

Was ist eine Kreisgrabenanlage (KG-Kreisgraben, KGA-

Kreisgrabenanlage)?

Im weitesten Sinn ist ein KG ein Graben, der an der Erdober-

fläche eine kreisförmige oder annähernd kreisförmige Boden-

verfärbung hinterlassen hat. Im engeren Sinne, also im Sinne

des Seminartitels sind KG des Mittelneolithikums bzw. der

Bronzezeit gemeint (Abb. 1).

Sie werden auch Rondelle genannt, wobei sich allerdings im

deutschen Sprachgebrauch der Begriff „Kreisgrabenanlage“

durchzusetzen scheint. Im Englischen spricht man von „circu-

lar enclosure“. In Ungarn, Slowakei, Tschechien nennt man sie

„Rondelle“.

Wie findet man einen Kreisgraben?

Die Bodenverfärbungen, die Kreisgräben hinterlassen sind

nur am Luftbild erkennbar. Vor Ort, am Feld sieht man sie nicht.

Abb. 1: Mittelneolithische Kreisgra-benanlagen (nach Zeitreise Hel-denberg 2005, Abb. 1.3 und 1.4).

Rondell

Kreisgrabenanlage

circular enclosure

Bodenverfärgung

Luftbild

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Daher wurde die systematische Erforschung der KG erst durch

die Entwicklung der Luftbildarchäologie möglich.

Wann und wo gab es Kreisgrabenanlagen?

KG sind in Mitteleuropa ein häufig beobachtetes Phänomen.

Grabenwerke sind schon ab der Linearkeramik bekannt. Die

charakteristische runde Form liegt aber vorallem ab dem Mit-

telneolithikum vor. Die mittelneolithischen KGA befinden sich

vorallem in Ungarn, Slowakei, Niederösterreich, Tschechien,

Bayern und in den neuen Bundesländern Deutschlands (Abb.

2). In diesem Gebiet wurden auch Grabenanlagen gefunden, die

in die nachfolgenden Zeitepochen zu reihen sind.

Abb. 2: Verbreitung mittelneoli-thischer Kreisgraben (nach Zeitrei-se Heldenberg 2005, Abb. 1.13).

Mitteleuropa

Linearkermik

Mittelneolithikum

Ungarn, Slowakei,

Niederösterreich,

Tschechien, Bayern

neue dt. Bundesländer

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Wie wird ein Kreisgraben datiert?

Die Errichtung eines Kreisgrabens kann nicht direkt datiert

werden. Datiert wird das Fundmaterial (Keramik typologisch,

Knochen mittels C14-Datierung), das in der Verfüllung des Gra-

bens gefunden wird. Bei KG, die nicht mittels archäologischer

Grabung untersucht wurden, wird der Graben durch etwaige

Oberflächenfunde datiert.

Was sind die Merkmale mittelneolithischer Kreisgraben-

anlagen (mneo KGA)?

Folgende angeführte Merkmale kann eine mneo KGA aufwei-

sen, muß aber nicht (außer mindestens einen Graben).

1) ein- oder mehrere kreisförmige Gräben, die im Quer-

schnitt v-förmig sind, also sogenannte Spitzgräben (KG an-

derer Zeitstellung weisen einen u-förmigen Querschnitt, also

einen Sohlgraben auf, Abb.

3). Der Durchmesser des Gra-

bens kann 45 bis 180 m oder

sogar bis zu 300 m betragen.

Ein Graben kann 3-10 m breit

und 5-6 m tief sein. Die Brei-

te kann nach außen hin ab-

nehmen. Eine KGA kann 1 bis

max. 6 konzentrische Kreise

aufweisen.

2) der Innenraum wird durch eine ein- oder mehrfache Palisa-

denreihe umschlossen. Diese Palisaden werden durch Pfosten-

Abb. 3: Spitzgraben Sohlgraben (www.for550.uni-halle.de).

Verfüllung des Grabens

Oberflächenfunde

Kreisförmige Gräben

Spitzgraben

Durchmesser

Breite

Tiefe

konzentrische Kreise

Palisadenreihe

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löcher erkannt.

3) der Zugang erfolgt durch ein oder mehrere Erdbrücken,

also Unterbrechungen des Grabens bzw. durch Unterbrechung

der Palisadenreihe. Die Erdbrücke kann zwischen 1,5 und 6 m

breit sein. Diese Erdbrücken können zu Toranlagen ausgebaut

sein.

4) Der Innenraum ist unbesiedelt, selten sind Sonderbestat-

tungen nachgewiesen.

5) Der KG steht in Beziehung zu einer Siedlung, kann von

der Siedlung umschlossen sein oder am Rand liegen. Er kann in

leichter Hanglage, in der Ebene oder erhöht liegen. Es besteht

keine Siedlungskontinuität zur linearkeramischen Siedlungen

(Zeitreise Heldenberg 2005, 12-14).

Was ist mit dem Aushubmaterial geschehen?

Beim Bau der Gräben entstand eine große Menge Aushubma-

erial. Über den Verbleib dieser Erdmassen gibt es unterschied-

liche Forschungsmeinungen:

a) das Material wurde irgendwo aufgeschüttet (oder ein alter

KG zugeschüttet?)

b) das Material wurde am Boden verteilt

c) mit dem Material wurden Wälle gebaut, die die Gräben ein-

faßten.

Interessant ist die Frage nach möglichen Wällen, da sie wie die

Palisaden eine Abgrenzung und einen Sichtschutz darstellen. Es

konnte aber nur in den wenigsten Fällen Spuren eines Walles

neben einem Graben festgestellt werden (zB. durch: Sediment

fließt vom Wall in den Graben, Ansammlung von Lösskinderln

= Konkretion im Löss)

Erdbrücken

Toranlagen

Innenraum

Sonderbestattungen

Siedlung

Aushubmaterial

Wälle

Sichtschutz

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Wer hat die mneo KGA gebaut?

Aufgrund des Verbreitungsgebietes und der Datierung wurden

mneo KGA von unterschiedlichen archäologischen Kulturen ge-

baut, daher kann man zumindest im archäologischen Sinne von

einem kulturübergreifenden Phänomen sprechen. Die wich-

tigsten Kulturen sind: die Lengyel-Kultur (Ungarn, Slowakei,

NÖ, Tschechien), die Oberlauterbacher-Gruppe (Bayern) und

die Stichbandkeramik (Mitteldeutschland). Die östlichste KGA

gehört zur ungarischen Theiß-Herály-Csöszhalom-Kultur, der

westlichste KGA liegt in Nordrhein-Westfalen und ist der Rös-

sener-Kultur zuzuschreiben. Bisher sind über 100 mneo KGA

bekannt. Das Kerngebiet befindet sich (vom Forschungsstand

abhängig noch) im nördlichen Niederösterreich. An einigen

Orten befinden sich bis zu drei Anlagen in unmittelbarer Nähe

(Zeitreise Heldenberg 2005, 14).

Wie lange wurde die KGA benutzt?

Die Errichtung und Auffüllung eines Grabens kann durch das

darin befindliche Material rekonstruiert werden. Dabei ist von

wesentlicher Bedeutung, das verfüllte Erdreich einer sedimen-

tologische Untersuchung zu unterziehen. Durch die Farbe, die

Bestandteile (Sand-Schluff-Ton) und den Luftgehalt des Sedi-

mentes, kann auf eine langsame oder schnelle Verfüllung und

auf die Verfüllmenge geschlossen werden. Werden diese Un-

tersuchungsergebnisse in Bezug zum datierbaren Fundmaterial

gesetzt, kann auf eine Nutzungsdauer geschlossen werden. Ge-

nerell werden die KGA in die erste Hälfte des 5. Jahrtausends

kulturübergreifendes Phänomen

Lengyel

Oberlauterbacher

Stichbandkeramik

100 mneo KGA

Kerngebiet

sedimentologische Untersuchungen

Nutzungsdauer

200-300 Jahre

Instandhaltung

4900 - 4500 v. Chr.

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also zwischen 4900 und 4500 v. Chr. datiert. Es konnten Spu-

ren von Bauetappen und Instandhaltung der Gräben festgestellt

werden. Letzlich werden sie zugeschüttet. Die Nutzungsdauer

wird auf 200-300 Jahre geschätzt.

Was ist ein bronzezeitlicher Kreisgraben (bz KGA)?

Im weitesten Sinn ist ein bz KG die kreisförmige Verfärbung

eines Grabens. Das darauf bezugnehmende Fundmaterial da-

tiert in die Bronzezeit.

Dabei kann es sich um

a) eine fortifikatorische Einrichtung, sofern der Graben eine

Siedlung umgibt,

b) die Überreste eines Grabhügels,

c) oder einer den mneo ähnliche KGA handeln.

Wesentlichster Unterschied zu den mneo KGA liegt in der

Form des Grabens. Hier liegt nicht der v-förmige Spitzgraben,

sondern wenn dann der u-förmige Sohlgraben vor. Einige BZ

KGA werden in Sachsen-Anhalt auf eine astronomische Aus-

richtung in Bezug auf die Himmelsscheibe von Nebra unter-

sucht.

Wo liegen die Probleme bei der Erforschung von Kreis-

grabenanlagen?

a) Erosion

Durch die natürliche Erosion und die intensive landwirtschaft-

liche Nutzung sind die Verfärbungen der KGA massiv bedroht

bzw. bereits zerstört. Sofern noch Reste erhalten sind, fehlen die

obersten Schichten und eine zuverläßige Aussage über die ehe-

fortifikatorisch

Grabhügel

mneo ähnliche KGA

Sohlgraben

Himmelsscheibe von Nebra

Erosion

landwirtschaftliche Nutzung

oberste Schichten

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malige Tiefe und Breite der Gräben und Tiefe der Pfostenlöcher

ist nicht möglich. Seichte Verfärbungen, ehemals oberflächen-

nahe Funde und Begehungshorizonte sind nicht mehr erhalten.

Das kann auch ein Grund für die Fundleere im Inneren der An-

lagen sein.

b) Großflächigkeit

Aufgrund der große Grabungsflächen ist eine umfassende ar-

chäologische Untersuchung sehr kostenintensiv.

c) Feindatierung

Zur Deutung des Zusammenhanges von Kreisgrabenanlagen

mit anderen archäologischen Resten in und um sie herum sind

feinchronologische Untersuchungen notwendig, die sind aber

aufgrund der Befund- und Erhaltungssituation nicht immer

möglich oder sehr aufwändig.

Wozu gab es Kreisgräben?

Über die Funktion von mneo Kreisgräben gibt es unterschied-

liche Meinungen. Derzeit deutet man den Verwendungszweck

in Richtung Multifunktionalität bzw. uneinheitliche Nutzung

der Anlagen.

Folgende Möglichkeiten werden diskutiert:

a) Markt- bzw. Gerichtsplatz,

b) astronomische Nutzung aufgrund der Orientierung der Tore

und Visuren an topographischen Fixpunkten,

c) Ritual- bzw. Kultplätze für herausragende Einzelpersonen

oder Massen (Übergangs- bzw. Bestattungsriten).

Eine Funktion als Fluchtburg und Viehkral wird aufgrund des

jetzigen Forschungsstandes nicht mehr in Erwägung gezogen.

Zu diesem wichtigen Thema gibt es, ausgenommen der astro-

seichte Verfärbungen

oberflächennahe Funde

Behegungshorizont

Fundleere

große Grabungsflächen

Zusammenhang

Feinchronologie

Funktion

Multifunktionalität

Orientierung der Tore

Visuren

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nomischen Nutzung, keine wirklich wissenschaftliche Ausei-

nandersetzung, da der interdisziplinärer Wissensaustausch vor

allem mit geisteswissenschaftichen Fachgebieten wie Soziolo-

gie, Religionswissenschaften und Ethnologie nicht stattfindet.

KG anderer Zeitstellungen können aufgrund der Fundsituati-

on darüber hinausgehende Funktionen eingenommen haben:

a) Schutz- und Verteidigungfunktion für darin befindliche

Siedlungen

b) Einfriedung von Bestattungsplätzen

c) Astronomische Observatorien

Zur letztgenannten Funktion wird der Vergleich mit dem eng-

lischen Stonehenge herangezogen (Schmotz 200�).Schmotz 200�).

�. Fundgeschichte

Die ersten Untersuchungen von mittelneolithischen

Kreisgräben

Die ersten KG wurden in Böhmen (Křpy) zufällig gefunden

und im Jahre 1885 beschrieben. Anfang des 20. Jhdts wurden

in Bayern (Wallersdorf, Kothingeichendorf und Essenbach-Alt-

heim) die ersten KGA untersucht. Österreich folgte 1937 mit

die erste Untersuchung einer KGA in Mühlbach am Manharts-

berg. Die erste vollständig ergrabene KGA war das mährische

T��etice, das in der Zwischenkriegszeit mittels Luftprospektion��etice, das in der Zwischenkriegszeit mittels Luftprospektion, das in der Zwischenkriegszeit mittels Luftprospektion

entdeckt und ab 1967 untersucht wurde (Zdenek Cizmar 2008,Zdenek Cizmar 2008,

25)..

Stonehenge

Böhmen

Bayern

Mühlbach

T��etice��etice

interdisziplinärer Wissensaustausch

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Entwicklung mit Luftbildarchäologie und magnetischer

Prospektion

Die systematische Erforschung war aber erst durch die Ent-

wicklung der Luftbildarchäologie möglich. Die KGA zeichnen

sich durch unterschiedlicher Färbung von Bewuchs oder Erde

in ihrer charakteristischen Form am Luftbild sehr gut ab und

werden daher gerne als erfolgreiches Beispiel der Luftprospek-

tion zitiert. Dafür bedarf es der Möglichkeit des Fliegens, des

Fotografierens und der Auswertung der Luftbilder, sowie der

Ortung der entdeckten Bodendenkmäler am Boden. Für die ge-

nauere Untersuchung der aus der Luft entdeckten Verfärbungen

wurde die geomagnetische Erkundung weiterentwickelt. Mit-

tels Geomagnetik können 3D-Modelle der KG erstellt werden,

so dass der Erhaltungszustand schon vor der Grabung klarge-

stellt werden kann. Die Entwicklung der Prospektionsmetho-

den, Luftbild und Geomagnetik, gehen mit der Erforschung der

KGA Hand in Hand.

Forschung international

Federführend war im Bereich der Luftbildprospektion Otto

Braasch, der in Bayern in den 1970er Jahren sechs KGA süd-

licher der Isar entdeckte (Schmotz 2007, 71). In den LändernSchmotz 2007, 71). In den Ländern. In den Ländern

des ehemaligen Ostblocks konnte dieser Forschungszweig erst

in 1990er Jahren aufgenommen werden.

Forschung in Österreich

Die ersten archäologischen Luftbildaufnahmen wurden in

Österreich um1930 vom Bundesamt für Eich- und Vermes-

geomagnetische Erkundung

3D-Modelle

Otto Braasch

Luftbildarchäologie

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sungswese von Carnuntum und vom Braunsberg bei Hainburg

gemacht. 1961 wurde das Luftbildreferat der Österreichischen

Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte gegründet. Der

bestehende Kontakt zur Fliegerdivision des Österreichischen

Bundesheeres wurde durch den damaligen Studenten H. Frie-

singer intensiviert. Nachfolgend wurde das Luftbildarchiv dem

Institut für Ur- und Frühgeschichte angeschlossen und mit den

notwendigen Apparaten ausgestattet. 1982 wurden die Prospek-

tionsergebnisse des Schwerpunkts Niederösterreich in der Son-

derausstellung „Fenster zur Urzeit“ im Urgeschichtsmuseum

Asparn an der Zaya vorgestellt. Die Luftbilder dieser Ausstel-

lung, von der Fliegerbildkompanie Langenlebarn hergestellt,

sind heute im Stiegenhaus des Institutes für Ur- und Frühge-

schichte ausgestellt. Darunter befinden sich die KGA von Frieb-

ritz, Hornsburg, Kamegg, Kleinrötz, Kleinwetzdorf, Puch, Straß

im Straßertale und Strögen (Fenster zur Urzeit 1982).

Abb. 4: virtuelle Kreisgrabenanlage Schletz (nach Zeitreise Heldenberg 2005, Abb. 4.5).

Luftbildarchiv

Fenster zur Urzeit

Fliegerbildkompanie Langenlebarn

Luftbildreferat

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In den 1980er und 1990er Jahren fanden umfangreiche Un-

tersuchungen der KGA in Friebritz und Wilhelmsdorf des Bun-

desdenkmalamtes durch J.-W. Neugebauer und Chr. Neugebau-

er-Maresch statt (Jungsteinzeit 1995, 83-85). Die systematischeJungsteinzeit 1995, 83-85). Die systematische. Die systematische

Erforschung der niederösterreichischen KGA verdanken wir

Gerhard Trnka, der u.a. durch die großflächigen Grabungen in

Kamegg und Rosenburg zu neuen Erkenntnisse zur Verfüllung,

Lage, Konstruktion der Toranlagen, Entstehung, Datierung und

Interpretation maßgeblich beitrug. Er schuf 1991 mit seiner Ha-

bilitation einen internationalen Überblick über den damaligen

Forschungsstand (Trnka 1991).

Aufgrund der dichten Verbreitung der mneo KGA im nörd-

lichen Niederösterreich, der Stilllegung der landwirtschaft-

lichen Nutzung und Sichtbarmachung durch Bepflanzung in

Glaubendorf II und Puch wurde 2005 die Niederösterreichische

Landesausstellung am Heldenberg diesem Thema gewidmet.

Dort entstand nicht nur ein Museum über KGA und deren Er-

forschungsmethoden, sondern auch eine Rekonstruktion der

Anlage von Schletz und vier dazugehörigen Häusern. Für die

Ausstellung wurde das Thema mittels digitaler Medien in Form

von bewegten Animationen einer breiten Öffentlichkeit nahe

gebracht.

Aktuelle Forschung

Einen neuen Höhepunkt erfährt die KG Forschung seit dem

Fall des Eisernen Vorhangs und der damit verbundenen Mög-

lichkeit des Aufholbedarfs der ehemaligen Ostblockländer. Dort

wurden seither viele Kreisgräben entdeckt, die aber erst nach

Gerhard Trnka

Niederösterrei-chische Landesaus-stellung 2005 Zeit-reise Heldenberg

Rekonstruktion

bewegte Animationen

breite Öffentlichkeit

Höhepunkt

ehemalige Ost-blockländer

J.-W. und Chr. Neugebauer

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eingehender Untersuchung zeitlich eingeordnet werden können.

Aus Tschechien sind jetzt bereits 26 mneo KGA bekannt, in der

Slowakei sind es 20 und in Ungarn vier. Sachsen und Sach-

sen-Anhalt beauftragten in den 90er Jahren den erfolgreichen

Luftbildarchäologen der ersten Stunde Otto Braasch aus Ba-

yern. Großbauprojekte für Wohnraum, Straßenbau und Tagebau

machten eine intensive Prospektion erforderlich. Jetzt liegen

aus Sachsen von drei Fundort insgesamt 8 mneo KGA entdeckt.

In Sachsen-Anhalt wurden 5 KGA (Goseck, Kötschitz, Neutz-

Lettewitz, Quedlingburg, Schönebeck) entdeckt (Zeitreise Hel-

denberg 2005, 247). Dort erhielt die Forschung starken Aufwind

durch die Auffindung der Himmelsscheibe von Nebra. Die as-

tronomische Auslegung dieses Unikates erfordert eine Pendant

im Bereich einer bronzezeitlichen KGA. F. Bertemes (Goseck,

KGA nach Sonnenwende orientiert) hat schon einige KGA mit

bronzezeitlichem Fundmaterial entdeckt, die Aufarbeitung steht

noch aus (www.for550.uni-halle.de)

Durch den Einsatz modernster Bildverarbeitungstechnologie

ist es möglich, großflächige, digitale Geländemodelle zu er-

stellen, in die Luftbilder und geomagnetische Bilder eingefügt

werden. So entsteht ein virtueller Raum (Abb. 4), der visuelle

Einblicke, Sichtbarkeitsstudien und Rekonstruktionen ermögli-

cht (Schmotz 200�, 214-21�).Schmotz 200�, 214-21�)., 214-21�).

KGA zum Angreifen

Puch, Glaubendorf II, NÖ-Landesausstellung 2005 am Hel-

denberg, Verein „Im Zeichen des Kreises“, Radwanderwege

Himmelsscheibe von Nebra

digitale Geländemodelle

virtueller Raum

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LITERATUR:

Zeitreise Heldenberg 2005: Falko Daim, Wolfgang Neubauer (Hrsg.), Zeitreise Heldenberg - Geheimnisvolle Kreisgräben, Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung 2005.

Zdenek Cizmar 2008: Zdenek Cizmar (Hsrg), Leben und Tod in der Jungsteinzeit, Katalog výstavy Život a Smrt v mlad�í dob� kammenné 2008.

Fenster zur Urzeit 1982: Fenster zur Urzeit, Luftbildarchäologie in Niederösterreich, Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, NF 117, 1982.

Jungsteinzeit 1995: Eva Lenneis, Christine Neugebauer-Maresch, Elisabeth Ruttkay, Jungsteinzeit im Osten Österreichs, Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 102/103/104/105, 1995.

Schmotz 2007 : Karl Schmotz (Hrsg.), Vorträge des 25. Niederbayrischen Archäologentages, 2007.

Trnka 1991: Gerhard Trnka, Studien zu mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen, Mitt. Prähist. Komm. Wien 26, 1991.

Website: www.for550.uni-halle.de