Bronzezeitliche Horte: Zeitliche und räumliche Rekontextualisierungen

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Hort und Raum

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Hort und Raum

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TopoiBerlin Studies of the Ancient World

Edited byExcellence Cluster Topoi

Volume 10

De Gruyter

Hort und Raum

Aktuelle Forschungenzu bronzezeitlichen Deponierungen

in Mitteleuropa

Herausgegeben vonSvend Hansen

Daniel NeumannTilmann Vachta

De Gruyter

IV

ISBN 978-3-11-029020-2e-ISBN 978-3-11-029025-7ISSN 2191-5806

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INHALT V

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII

Svend Hansen, Daniel Neumann, Tilmann VachtaEinführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Daniel NeumannHort und Raum. Grundlagen und Perspektiven der Interpretation . . . . . . . 5

Svend HansenBronzezeitliche Horte: Zeitliche und räumliche Rekontextualisierungen . . . . . 23

David FontijnLandscapes without boundaries? Some thoughts on Bronze Age deposition areasin North-West Europe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Heiko ScholzLageuntersuchungen als Mittel zur Hortbeschreibung und -interpretation.Lageverhältnisse bronzezeitlicher Horte in Mecklenburg-Vorpommern . . . . . 69

Regine MaraszekUrnenfelderzeitliche Metalldeponierungen in Mitteldeutschland und ihr kulturellesUmfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Maria Windholz-KonradDas Deponierungsareal bei der Rabenwand im steirischen Kainischtal in Österreich.Zum ausgeprägten Hortphänomen entlang der Traun im Alpendurchgang zwischenZinkenkogel und Hohem Sarstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

Gerhard TomediDer mittelbronzezeitliche Schatzfund vom Piller. Eine kulturhistorische Lokalisierung 151

Lubos JiránDie Fundorte der Horte in Böhmen . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

Tilmann VachtaMultidepotfundstellen in Böhmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179

Milan SalasMikro- und makroräumliche Zusammenhänge der urnenfelderzeitlichen Hortfundeauf Höhenanlagen in Mähren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

Peter TurkDie Horte der Bronzezeit und ihre Fundplätze im „Kreuzungsbereich“ der Welten . . 209

Tudor SoroceanuDie Fundplätze der bronzezeitlichen Horte im heutigen Rumänien . . . . . . . 225

BRONZEZEITLICHE HORTE: ZEITLICHE UND RÄUMLICHE REKONTEXTUALISIERUNGEN 23

Svend Hansen

Bronzezeitliche Horte: Zeitliche und räumliche Rekontextualisierungen

Einleitung

Die zahlreichen Schatzfunde mit bronzenen oder goldenen Gefäßen, Waffen, Werkzeugen undSchmuckgegenständen, die heute als Horte oder Depots bezeichnet werden, haben seit dem 19. Jh. diearchäologische Forschung fasziniert. Es sind in der Regel Funde ohne Kontext. Bei Bauarbeiten oderlandwirtschaftlichen Tätigkeiten zufällig aufgefunden, bleiben die Gründe, die zu ihrer Verbergungführten, zunächst im Dunkeln. Für eine plausible historische und soziale Interpretation der bronzezeit-lichen Horte ist es deshalb nötig, die Funde zu rekontextualisieren. Beim Vergleich der einzelnen Hortegleicher Zeitstellung lassen sich Ähnlichkeiten erkennen, die darauf schließen lassen, dass der Hortkein lokales, sondern mindestens ein regionales Phänomen darstellt. Im Vergleich mit zeitgleichenGräbern lassen sich weitere Besonderheiten der Quelle Hort konturieren. Weitere Rekontextualisierun-gen, die im Folgenden behandelt werden sollen, bestehen in der Einordnung des einzelnen Hortes ineine möglicherweise schon lange bestehende Praxis des Deponierens und in der genaueren Betrach-tung der Orte, an denen deponiert wurde.

Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses zum Thema Horte standen in der Regel die Objekte,während den Orten, an denen sie zum Vorschein gekommen waren, deutlich weniger Aufmerksamkeitzuteil wurde. Dies hatte zum Teil ganz praktische Gründe. Denn die zufällig zum Vorschein gekomme-nen Funde gelangten meist über Mittelsmänner in die Museen. Die wenigsten Fundplätze wurdenvon Archäologen aufgesucht. So fanden sich sogar an der Fundstelle des berühmten Sonnenwagensvon Trundholm (Abb. 1) auf einer Fläche von 20 m2 noch 21 weitere Radfragmente bei Nachuntersu-chungen im Jahre 1996.1 Hingegen sind die umfassenden Untersuchungen auf dem Mittelberg, demFundplatz des Hortes von Nebra mit der Himmelsscheibe, als vorbildlich zu bezeichnen.2 Neue For-schungen zu vielen Fundplätzen mit weniger spektakulären Horte sind nötig, um diese zu rekontextua-lisieren. Zugleich besteht die Erwartung, durch eine möglichst genaue Dokumentation der Orte dieserWeihungen, diese ‚heiligen‘ bzw. ‚anderen‘ Plätze, eine in der mitteleuropäischen Bronzezeit gänzlichmarginale Quellengruppe, stärker konturieren zu können.

Seit dem 19. Jahrhundert gab es eine lebhafte Diskussion darüber, welche Gründe wohl zu ihrerVerbergung geführt haben mochten. Dabei wurden schon im 19. Jh. in den nationalen Fachdiskursenin Dänemark, England oder Deutschland sehr verschiedene Deutungen favorisiert. In Dänemark, woein großer Teil der Horte aus Mooren stammt, bevorzugte man die Deutung als Weihgaben. Im früh-industriellen England hingegen interpretierte man die Horte innerhalb eines Produktionsparadigmas:sie stellten die Reste von Gießerwerkstätten dar. Eine eher politische Interpretation, die Horte als dasErgebnis von kriegerischen Wirren ansah, fand Zuspruch vor allem in Süddeutschland, wo Schatzfund-serien entlang des römischen Limes eine Inspirationsquelle für entsprechende Deutungen waren. DieGeschichte der unterschiedlichen Interpretationen der Horte ist ausführlich dargestellt worden.3

1 Thrane 2006, 283ff.2 Meller 2002, 18.

3 Geißlinger 1984; Hansen 2002a.

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Bis in die 1970er Jahre wurden willkürlich Einzelmerkmale, insbesondere der fragmentarische oderunversehrte Zustand der Bronzen, zum Ausgangspunkt für die Deutung der Quellengruppe gemacht.So konnte man scheinbar plausibel zwischen Brucherzdepots mit zerbrochenen Objekten und Fertig-warendepots oder Händlerdepots mit unversehrten Objekten unterscheiden.4

Eine qualitative Veränderung wurde jedoch seit Mitte der 1980er Jahre mit einer Reihe von Arbei-ten eingeleitet, die sich der strukturalen Methode bedient haben.5 Die einzelnen Elemente des Horteswerden auf ihre Beziehungen zu allen anderen Elementen innerhalb des Hortes bzw. des gesamten Sys-tems befragt. Daraus werden Aussagen über Sinn und Funktion der einzelnen Elemente sowie des ge-samten Systems abgeleitet. Damit wurden Perspektiven auf das Phänomen Horte bzw. der Metalldepo-nierungen insgesamt eröffnet, welche erstmals die historische Beschreibung überregional verbreiteterPhänomene der Deponierung mit erheblicher zeitlicher Tiefe ermöglichen. Hierzu gehören die Unter-suchung der Anordnung der Objekte im Hort,6 der Details der Fragmentierung,7 der Entstehung undVerbreitung von Horttypen8 und nicht zuletzt der Deponierungsorte.9 Auch können die Veränderungen

4 vgl. z.B. Stein 1976; Primas 1977; Levy 1982; grundsätz-lich halten auch verschiedene jüngere Arbeiten, wie Eg-gert 2001 und Huth 2008, an der Unterschiedlichkeitder Verbergungsmotive fest.

5 Willroth 1985a; Willroth 1985b; Hansen 1991; Hansen1994; Sommerfeld 1994; Maraszek 1998; Maraszek2006.

6 Hansen 1994, 325f.; Soroceanu 2005.7 Sommerfeld 1994.8 Maraszek 2000; Blajer 2001; Hansen 2002b; Hansen

2005; Metzner-Nebelsick 2003; Hänsel 2007; Mörtz2010.

9 Soroceanu 1995; Hansen 2008; Neumann 2010; Ball-mer 2010; Yates/Bradley 2010.

Abb. 1. | Trundholm, Dänemark. Sonnenwagen und Blick auf die Fundstelle (Foto: Hansen).

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und die Konstanten der Deponierungen in verschiedenen Regionen erstmals als eine Entwicklung be-schrieben werden.10

Die Fragmentierung der Objekte in vielen Horten ist vielleicht der neuralgische Punkt innerhalbder Geschichte der Hortfundinterpretationen.11 Erst die neueren Forschungen haben systematisch auf-gezeigt, dass die Fragmentierungen in aller Regel nicht auf den Gebrauch zurückgehen, sondern ab-sichtlich herbeigeführt wurden. Minutiös wurden die Techniken des Zerbrechens und Zerteilens vonBronzeobjekten rekonstruiert und differenziert. Das Zerteilen erfolgte im Hinblick auf ein Normge-wicht, welches als ein prämonetäres System beschrieben wurde.12 Daneben wurde auch auf den wildenund zerstörerischen Aspekt der Fragmentierung hingewiesen, der sich auch in einem jüngst veröffent-lichten Hort vom Bullenheimer Berg wiederspiegelt, in dem sich ein Bronzegefäß findet, durch dasein Beil getrieben wurde (Abb. 2).13 Schließlich finden sich Praktiken, wie das Hineinstecken kleinerBronzefragmente in die Hohlräume von Tüllenbeilen- und Tüllenlanzenspitzen, die sich einer unmit-telbaren Erklärung entziehen, aber ebenfalls belegen, dass die Fragmentierung innerhalb eines kom-plexen (Ritual-)geschehens zu betrachten ist.14

Die Fragmentierung der Objekte in den Horten erweist sich also als ein kulturelles Merkmal, dasintegraler Teil des Sinn und Zwecks der Deponierung ist. In begrenztem Umfang gehörten bereits inder Frühbronzezeit zerbrochene Objekte, vor allem Ringe, zum Bild der Horte.15 Doch die intensiveZerstückelung von Bronzen gab es nicht von Anfang an, sondern sie setzte erst in einem entwickeltenStadium der Deponierungen am Übergang von der frühen zur mittleren Bronzezeit ein (Abb. 3). Gäbees wirklich einen Grund für die Bezeichnung Brucherzdepot, sollte man diesen doch von Beginn derHortung an erwarten.16 Hätte denn beispielsweise nicht auch der frühbronzezeitliche Gießer ‚Grund‘zur Zerstückelung der wieder einzuschmelzenden Objekte gehabt, oder brachen frühbronzezeitlicheObjekte seltener als spätbronzezeitliche?

Tatsächlich handelt es sich um ein innovatives Hortmodell, das vermutlich in Transdanubienerfunden wurde, während man östlich der Theiss ein Hortmodell favorisierte, das die Deponierungunversehrter Objekte vorsah. Im neuen Hortmodell mit fragmentierten Objekten wurde das bisherige

10 Vachta 2008; Bratu 2009.11 vgl. die Darstellung bei Sommerfeld 1994, 21ff.12 Sommerfeld 1994, 31ff.13 Nebelsick 2000; zum Hort: Hagl 2008; Hagl 2009.14 Hansen 1996–98; Soroceanu/Szabó 2001.

15 vgl. die Corpora von v. Brunn 1959; Menke 1978/79;Moucha 2005; zur Entwicklung auch Brandherm 2004mit Präferenz für eine monetäre Deutung.

16 Primas 2008, 147: „Fundensembles, die nicht ohneGrund als „Brucherzdepots“ bezeichnet werden“.

Abb. 2. | Bullenheimer Berg.Bronzeamphore mit eingetriebenem Beil(nach Hagl 2009).

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Spektrum deponierter Objekte erheblich erweitert. Die Hauptbestandteile der Deponierung bildetennun, wie Im Fall des Horts von Sittling (Abb. 3), Sicheln, Beile und Armschmuck, zu dem aber auchin einer bestimmten Reihenfolge Nadeln, Dolche oder Lanzenspitzen hinzutreten konnten, ebenso wieMetallbarren (im Falle von Sittling waren es etwa 10 kg).17 Die Objekte wurden absichtlich fragmentiert,unbrauchbar gemacht und erstmals auch ist die Verbindung kleiner Fragmente in Tüllen nachweis-bar. Dieses Hortmodell erreichte rasch andere Regionen und prägte ab dem 14./13. Jh. v.Chr. bis in das9. Jh. v.Chr. zahlreiche europäische Hortfundlandschaften.18

Die Fragmentierung der Objekte in den Horten ist ein sensibles kulturelles Merkmal, das in seinerKomplexität noch keineswegs zureichend erfasst ist, nicht zuletzt deshalb, weil hierzu die Dokumenta-tion der Objekte in der Publikation oft nicht ausreichend ist. Schwierig zu beurteilen sind deshalb dieMethoden des Zerteilens sowie eventuelle weitere Deformierungsspuren. Hingegen gehört inzwischendas Wiegen der Objekte zum wissenschaftlichen Standard von Hortveröffentlichungen.19 Die Gewichteder einzelnen Fragmente lassen sich ebenfalls zur kulturellen Beschreibung der Horte heranziehen. Sowurde während des 13./12. Jh. v. Chr. in Böhmen wesentlich kleinteiliger zerbrochen als in Transdanu-

17 Rind 1986.18 Ausführlich dazu Hansen 2005.

19 vgl. z.B. Salas 1997; Ciugudean u.a. 2006; Ciugudeanu.a. 2010; Bejinariu 2007.

Abb. 3. | Depot von Sittling (nach Rind 1986).

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bien.20 Ebenso könnte das Gewicht der einzelnen Horte in den verschiedenen Deponierungslandschaf-ten unterschiedlich sein. Die Frage nach möglichen Normgrößen von Horten lässt sich noch nicht be-antworten. Man wird nach dem Dargelegten aber kaum annehmen wollen, dass für Normgrößen die‚Tragekapazität einer Person‘ eine Rolle spielte, sondern dass hierfür vielmehr Vorstellungen über dieAngemessenheit der Gabe verantwortlich waren.21

Die Fragmentierung der Objekte gehörte zu dem in Horten repräsentierten Wissensbestand, derinnerhalb regionaler Deponierungslandschaften über lange Zeiträume tradiert und zugleich über weiteEntfernungen verbreitet werden konnte, wie das Beispiel der Fragmentverbindungen zeigt. Das regel-geleitete Zerbrechen von Objekten muss deshalb im Zusammenhang mit dem Modus des Gebens ste-hen. Für die Beurteilung der Horte mit fragmentierten Objekten ist die Beobachtung wichtig, dass sichselten Anpassungen nachweisen lassen und nur in Ausnahmefällen alle Fragmente eines zerbroche-nen Objekts in den Hort gelangten. So lassen sich in dem 838 Bronzen umfassenden Hort von Poleso-vice in Mähren nur drei Objekte anpassen.22 Meist repräsentiert nur ein Fragment das Objekt. Depo-niert wurde im Hort also nur ein Teil. Was mit dem anderen, und in der Regel größeren Teil geschah,entzieht sich unserem Nachweis. In der Praxis des Gabentauschs mit den imaginären Mächten ist dasZerstören und Vergraben der Gabe als ein Schutz vor der neuerlichen Profanierung gesehen worden,als eine Bekräftigung der ouk ekphora-Regel in Heiligtümern des archaischen Griechenlands, nach dernichts dem Heiligtum entnommen werden durfte. Allerdings wurde jüngst auf die regelmäßige Wie-derverwendung bronzener Votivgaben im Heiligtum, d.h. das Umarbeiten von Blechen oder das Ein-schmelzen von gegossenen Objekten, aufmerksam gemacht. So seien größere Teile der bronzenenDreifüße, die prestigeträchtigsten Weihgaben der geometrischen Zeit, eingeschmolzen worden, ein-zelne Stücke hingegen von der Wiederverwendung ausgespart und in Brunnen oder sonstigen Votiv-schutt-Auffüllungen weiterhin im Temenos aufbewahrt worden. Der Verbleib einiger Fragmente im Be-sitz der Gottheit sei möglicherweise als ein pars pro toto zu verstehen.23 Es ist nicht ausgeschlossen, dassähnliche Vorstellungen auch für die bronzezeitlichen Horte mit Fragmenten zutreffen.

Sowie die genauere Betrachtung der Fragmentierung zu neuen Einsichten führte, so müsstenkünftig auch die scheinbar unversehrten Objekte in den Fertigwarenhorten einer eingehenderen Be-trachtung unterzogen werden. Unlängst wurde anhand einer erneuten Fundautopsie detailliert aufge-zeigt, dass der angebliche Händlerhort von Voorhout (Niederlande) in Wirklichkeit aus benutzten undbeschädigten Beilen besteht, und sich schwerlich Argumente für ein Handelsgut finden lassen.24 Hierwurde exemplarisch das ‚Vetorecht der Quellen‘ gestärkt.25

Die Horte sind deshalb ein kennzeichnendes Strukturmerkmal der Bronzezeit in großen TeilenEuropas, vom Schwarzmeer bis zum Atlantik und vom Mittelmeer bis zur Ostsee, weil sie in einen kul-tisch-religiösen Kontext stehen bzw. Teil einer komplexen sozialen Praxis sind.26 In der Frühbronzezeitkamen sie in großer Zahl auf und mit dem Ende der Bronzezeit im 8. Jh. kam die Deponierung zum Er-liegen. Diese Dynamik führte W. A. v. Brunn, der sich jahrzehntelang mit den europäischen Hortenbeschäftigt hatte, im Jahre 1980 zur Frage, welche kulturgeschichtliche Umwälzung zum Beginn der

20 Hansen 1994, 360ff.21 Zur Tragekapazität: Primas 2008, 162f.22 Salas 1997, 55f.23 Kyrieleis 2006, 97.24 Fontijn 2008a, 5ff.25 „Streng genommen kann uns eine Quelle nie sagen, was

wir sagen sollen. Wohl aber hindert sie uns, Aussagen

zu machen, die wir nicht machen dürfen. Die Quellenhaben ein Vetorecht. Sie verbieten uns, Deutungen zuwagen oder zuzulassen, die aufgrund eines Quellen-befundes schlichtweg als falsch oder als nicht zulässigdurchschaut werden können“ Koselleck 1989, 206.

26 Reim 2009, 165. In der Fußnote bezieht er sich u.a. aufStein 1976.

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Hallstattzeit erfolgt sein sollte, dass mit der Niederlegung von Weihefunden zugleich das Versteckenvon Verwahrfunden aufhörte.27 Mit dieser ironischen Bemerkung öffnete er den Blick auf die Quellen-gruppe insgesamt, welche durch die willkürliche Trennung in Weihe- und Versteckfunde verstellt wor-den war.

Heute scheinen drei Aspekte der Deponierungen im Mittelpunkt der Forschung zu stehen. Erstenslässt sich die Deponierung von Objekten als historisches Phänomen in ihrer zeitlichen Tiefe beschrei-ben. Es wird möglich, eine ‚Geschichte des Deponierens‘ zu schreiben. Diese Langzeitperspektive wirdzweitens in einer ganz neuen Weise dazu beitragen, den ‚sozialen Sinn der Deponierungen‘ zu ent-schlüsseln. Drittens sind die ‚Orte der Niederlegungen‘ in den Blick zu nehmen.

27 v. Brunn 1980, 93; An der Richtigkeit dieser Beschrei-bung ändert auch der Hinweis auf einzelne hallstattzeit-liche Horte nichts (Primas 2008, 147).

Abb. 4. | Jadebeile und Kupferschwergeräte im 5. und 4. Jt. v.Chr. (nach Pétrequin u.a. 2002).

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Eine Geschichte des Deponierens schreiben

Die Horte sind zwar ein besonders markantes Phänomen der Bronzezeit des 2. und frühen 1. Jahrtau-sends, doch sind sie keine bronzezeitliche ‚Erfindung‘. Deponierungen von Objekten, insbesonderevon Beilen, lassen sich schon im Neolithikum nachweisen. Ein besonders faszinierendes Beispiel sinddie Jadebeile des 5. und 4. Jt. v.Chr. in Westeuropa und dem westlichen Mitteleuropa (Abb. 4).28 Diefünf, bereits im Jahre 1850 auf einer Anhöhe, dem Kästrich bei Mainz-Gonsenheim, gefundenen Beile(Abb. 5) steckten nach Angaben ihrer Finder in einem Lederfutteral, das der sorgfältigen Aufbewahrungund dem Schutz der (stumpfen) Schneiden diente.29 Denn die flachen, nur zwischen 1,1 und 2,3 cm di-cken und überaus sorgfältig polierten Beile, wurden nicht zum Bäumefällen benutzt, sondern warenreine Prunkbeile, die schließlich als Opfergaben an die imaginären Mächte niedergelegt wurden.

Die Forschungen zu den Jadebeilen können sich heute auf eine reflexionsspektrometrische Un-tersuchungstechnik stützen, die es erlaubt, potentiell Objekte zu erkennen, welche aus dem gleichenBlock in den Steinbrüchen am Monte Viso und am Monte Beigua gefertigt wurden.30 Daraus ergibt

28 Pétrequin u.a. 2002, 67ff.29 Heide 2003; Hansen 2010, 28 m. Abb.

30 Pétrequin u.a. 2006, 7ff.

Abb. 5. | Mainz-Gonsenheim. Jadebeile aus dem Hort (Foto: Landesmuseum Mainz).

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sich im Einzelfall auch die Möglichkeit, die lange und komplexe ‚Biographie‘ der Beile nachzuzeich-nen, welche durch die Weitergabe über Tausende von Kilometern gelangten, aber auch durch Umar-beitungen gekennzeichnet sind. So wurde unlängst auf die Konzentration großer Jadebeile im Gebietum den Kyffhäuser in Thüringen aufmerksam gemacht, die in die zweite Hälfte des 5. Jt. v. Chr. unddie ersten Jahrhunderte des 4. Jt. v. Chr. datiert werden können (Abb. 6).31 Eines der drei Beile ausdem Hort von Mönchpfiffel-Nikolausrieth stammte ursprünglich aus der Bretagne. Mit dem impor-tierten Beil kamen möglicherweise auch Vorstellungen über das ‚richtige‘ Deponieren ins Land, denn

31 Klassen u.a. 2009, 5ff.

Abb. 6. | Konzentrationen von Steinbeilen um den Kyffhäuser (nach Klassen u.a. 2009).

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die kreisförmige Anordnung der Beile im Hort von Mönchpfiffel findet sich auch in der südlichenBretagne.32 Die auffallende Häufung von Jadebeilen um den Kyffhäuser dürfte kaum ein Zufall sein,sondern mit den Vorstellungen, die mit diesem Berg verbunden waren, zusammenhängen. Dassauch in späteren Perioden mit besonderen Praktiken an diesem Berg zu rechnen ist, haben die Un-tersuchungen verschiedener Schachthöhlen am Südrand des Kyff äuser gezeigt, die in der Bronze-zeit genutzt wurden.33 Auch bronzezeitliche Horte am Kyffhäuser sind in diesem Zusammenhang zunennen.34 Es wäre eine detaillierte Studie wert, ob für die Deponierungen am Kyffhäuser eine Tradi-tion vom fünften bis in das zweite Jahrtausend belegt werden kann oder ob der auff ällige Berg immerwieder, aber unabhängig voneinander, zum Bezugspunkt ritueller Handlungen wurde. Andere mar-kante Berge wären ebenso eine umfassende Untersuchung wert. So ist in Mähren der 539 m hoheBerg Kotouc bei Stramberk wegen seiner zahlreichen und vom Äneolithikum bis in die Urnenfelder-zeit belegten Deponierungen herausragender Qualität bekannt und zu seiner solchen Analyse beson-ders geeignet.35 Von hier stammt u.a. die bekannte 21 cm große Silberscheibe, einer der frühesten Sil-berfunde in Europa überhaupt.

Während die Jadebeile im 5. und 4. Jt. v. Chr. vor allem im westlichen Europa verbreitet waren, fan-den sich Kupferäxte und -beile vor allem in Südosteuropa. Ihre Herstellung setzte bereits in der erstenHälfte des 5. Jt. v. Chr. ein. Die Verbreitung der Kupferäxte ist eng auf das Karpatenbecken beschränkt,schließt im Südwesten Nordbosnien und im Westen Niederösterreich und Mähren ein und greift imSüden auf die Balkanhalbinsel aus. Nur wenige Stücke sind im westlichen und nördlichen Europa über-liefert. Hierzu zählen eine Hammeraxt aus Frankfurt an der Oder und ein Meißel aus Bülow, Kr. Te-terow in Mecklenburg.36 In den Fundverteilungskarten werden nur jene geographischen Regionen ge-spiegelt, in denen Kupferäxte auch deponiert wurden. Nur wenige Äxte in Gräbern kommen zudem ineinem engen Bereich entlang der oberen und mittleren Theiss bis zur Miereschmündung vor. NachZahl und Gewicht stehen im Karpatenbecken die Kupferäxte aus Horten oder als Einzeldeponierun-gen an erster Stelle. Dass die Horte mit kupferzeitlichen Äxten vorwiegend in Siebenbürgen und demKreischgebiet (Crisiana) verbreitet sind, wo Gräber wiederum fehlen, ist signifikant. Mit den Kupferäx-ten scheint Siebenbürgen als eine Deponierungslandschaft konturiert zu werden. Im Unterschied zuKleinregionen um den sagenumwobenen Kyffhäuser oder den Kotouc liegt damit ein ganz andererMaßstab von Deponierungslandschaft vor.

Diese frühen Horte mit ihren erheblichen Metallwerten sind Gaben für die imaginären Mächte.Diejenigen, die in den Besitz so beträchtlicher Mengen an Kupfer gelangten, waren in der Lage, durchdas Darbringen der wertvollen Gaben mit diesen Mächten soziale Verpflichtungsverhältnisse einzuge-hen. Das gilt insbesondere für die Regionen, in denen keine Kupfervorkommen zur Verfügung stehenund die Objekte von weither eingeführt werden mussten. Um die Mitte des 4. Jt. dokumentiert eineReihe bemerkenswerter Horte zwischen Karpatenbecken und Ostseeraum diese Praxis (Abb. 7). In Byg-holm bei Horsens (Dänemark) fanden sich mehrere Flachbeile, ein (Stab-)Dolch und drei Armspiralen.Beil und Spiralschmuck bilden auch den Inhalt des Horts von Riesebusch, Kr. Eutin (Deutschland).In Bytyn (Polen) war neben den Beilen ein kupfernes Rindergespann, ein kleines Meisterwerk früher

32 Klassen u.a. 2009, 11.33 Behm-Blancke 1958; Kannibalismus kann freilich nicht

als nachgewiesen gelten: Peter-Röcher 1994, 97ff.34 z.B. Kyffäuser, Kr. Artern: v. Brunn 1968, 328

Nr. 123–124; Rottleben, Kr. Artern (v. Brunn 1968, 336Nr. 179).

35 Zu den kupferzeitlichen Funden: Jisl 1967; Sikulová/Zá-potocky 2010; zu den urnenfelderzeitlichen Funden Sa-las 2005, 200 Abb. 80 sowie Auflistung der Funde Salas2005, 454f. Taf. 430–454.

36 Govedarica 2010.

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Gusstechnik, deponiert worden (Abb. 8). Der Hort von Szeczecin-Smierdnica (Abb. 9), der unter einemrötlichen Granitblock deponiert war, umfasste das Beil und die geknickte Hammerknaufaxt. Um einSchmuckensemble von Spiralen handelt es sich beim Hort von Skarbienice.

Im 3. Jt. v.Chr. scheint in vielen europäischen Regionen die Deponierung keine prominente Rolle zuspielen. Der Schnurkeramik werden die schweren Kupferäxte des Typus Eschollbrücken zugewiesen, diemeist als Einzeldeponierungen, im Falle des eponymen Fundes auch als Zweibeilhort, überliefert sind. InWesteuropa sind die Stabdolchdeponierungen im Wesentlichen dem 3. Jt. v.Chr. zuzuweisen.37 In Süd-osteuropa hingegen sind für das dritte Jahrtausend zahlreiche Deponierungen nachgewiesen, die vor al-lem durch Schaftlochäxte der jüngeren Typenserien und Flachbeile gekennzeichnet sind (Abb. 10). Ver-

37 Horn 2010.

Abb. 7. | Verbreitung trichterbecherzeitlicher Horte.1. Bygholm, 2. Søby Heide, 3. Riesebusch, 4. Viborg, 5. Årupgurd, 6. Fjälkinge, 7. Lacklänga (1–7 nach Klassen 2000), 8. Skarbienice(Pieczynski 1986), 9. Bytyn (!êczycki 2004), 10. Kietrz, 11. Krajnik Dolny, 12. Rudki, 13. Szeczecin-Smierdnica (!êczycki 2004),14. Zensko (10–12; 14 Szpunar 1987).

BRONZEZEITLICHE HORTE: ZEITLICHE UND RÄUMLICHE REKONTEXTUALISIERUNGEN 33

Abb. 8. | Bytyn, Schlesien(Foto: Museum Poznan).

Abb. 9. | Szeczecin-Smierdnica, Schlesien(nach !êczycki 2004).

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Abb. 10. | Grica, Kroatien. Äxte und Beile aus dem Hort (nach Zeravica 1993).

BRONZEZEITLICHE HORTE: ZEITLICHE UND RÄUMLICHE REKONTEXTUALISIERUNGEN 35

Abb. 11. | Petralona, Nordgriechenland. Äxte und Beile aus dem Hort (nach Grammenos/Tzachilis 1994).

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gleichbare Deponierungsmuster lassen sich mit dem Hort von Petralona (Abb. 11) auf der Chalkidikeoder dem Hort von Naxos („Kythnos“) bis in den Mittelmeerraum verfolgen.38

Ob ‚Traditionen‘ der Deponierungspraktiken über längere Zeiträume, vom fünften bis in daszweite Jahrtausend belegt werden können oder ob diese Praktiken unabhängig voneinander immer wie-der aktualisiert werden konnten, ist eine offene Frage. Jedenfalls schenkt man heute ‚strukturellen Kon-tinuitätslinien‘ erhöhte Aufmerksamkeit.39 Die diachrone Untersuchung der Deponierungen ist dienotwendige Vorarbeit zur Beantwortung dieser Frage. Um die Kontinuitäten besser zu erkennen, müs-sen die sogenannten Einzelfunde, bei denen es sich überwiegend um Einzeldeponierungen handelt,einbezogen werden. Zum Verständnis dieser Fundgruppe haben die Untersuchungen zu den Einzel-funden aus Flüssen und anderen Gewässern bzw. Feuchtgebieten einen wichtigen Beitrag geliefert.Denn bei den Gewässerfunden konnten einerseits die Rhythmen der Objektdeponierung in trockenemMilieu bestätigt, aber auch Phasen der Deponierung sichtbar gemacht werden, die im trockenen Milieuin dieser Form noch nicht erkannt worden waren. So setzten die Deponierungen von Steinbeilen in denFlüssen bereits während des Neolithikums in großer Zahl ein. Im Main und Rhein konnte der Beginnder Deponierungen in der Bandkeramik, bzw. der Hinkelsteingruppe identifiziert und ihre Fortsetzungmit Michelsberger Hammer- und Altheimer Knaufhammeräxten bis zu den schnurkeramischen Streit-äxten nachgewiesen werden. Ein Hiatus ist nicht zu erkennen.40 Nur typische Funde der Glockenbe-cherzeit scheinen zu fehlen. In der Frühbronzezeit steigt die Frequenz der Flussdeponierungen erheb-lich an. Entsprechen die Schuhleistenkeile aus dem Main einer Hortgruppe vom festen Land, so ist esfür die endneolithische Schnurkeramik bislang kaum möglich, ein entsprechendes Phänomen vom fes-ten Land zu identifizieren. Der Höhepunkt der Flussdeponierungen während der Bronzezeit entsprichthingegen wiederum der exzessiven Hortung auf festem Grund. Völlig parallel zu den Horten versiegtmit der älteren Eisenzeit auch der Strom der Gewässerdeponierungen. Erst in der Latènezeit ist erneutdie Deponierung von Schwertern und Bronzegefäßen in Flüssen nachzuweisen.

Die bronzezeitlichen Horte sind möglicherweise Teil einer viel längeren Tradition der Deponie-rung wertvoller Objekte, die es künftig stärker zu berücksichtigen gilt und die auch für die Frage derVerbreitung von Wissen über die Formen der Deponierung eine Rolle spielen wird.

Den Hort als Teil einer sozialen Praxis verstehen

Die Untersuchung von Marcel Mauss über den archaischen Gabentausch bildet die Grundlage für dieInterpretation der Deponierungen als (Weih-)gaben. Mauss enthüllte in seinem „Essai sur le don“ dieFunktionsweise der Gabe als eine gesellschaftliche Institution.41 Er ging dabei von einigen zunächst un-verständlich erscheinenden Praktiken aus, die kurz zuvor durch ethnographische Berichte bekannt ge-worden waren. So hatte Bronislaw Malinowski 1922 den Kula, einen Ringtausch in der Südsee, be-schrieben, bei dem nahezu identische Güter getauscht werden und offenbar kein Profit erzielt wurde.In diesem Ringtausch, der mehrere Inseln umschließt, wandern lange Halsketten aus roten Muscheln,die soulava, im Uhrzeigersinn, während Armreifen aus weißen Muscheln, mwali, gegen den Uhrzeiger-sinn getauscht werden. Die jeweiligen Besitzer behalten diese Objekte nur kurze Zeit, um sie schon

38 Petralona: Grammenos/Tzachilis 1994; Maran 2001;Naxos: Fitton 1989.

39 vgl. Metzner-Nebelsick 2009, 22.

40 Wegner 1976, 35ff.; vgl. eine ähnliche Dynamik imLjubljanica-Fluss (Turk 2009).

41 Mauss 1968.

BRONZEZEITLICHE HORTE: ZEITLICHE UND RÄUMLICHE REKONTEXTUALISIERUNGEN 37

bald gegen solche der anderen Art einzutauschen. Bei den amerikanischen Nordwestküstenindianernwiederum gab es große Feste, die sogenannten Potlatch, bei dem der Sieger eines Wettstreits war, derdie meisten Güter vernichten konnte. Sowohl Kula als auch Potlatch waren Institutionen, bei denenenorme gesellschaftliche Energien freigesetzt wurden.

Mauss arbeitete heraus, dass der archaische Tausch auf drei Obligationen beruht, nämlich zu ge-ben, zu nehmen und zu erwidern. Derjenige, der Prestige erlangen will, ist zum Geben verpflichtet. DerEmpfänger ist zur Annahme der Gabe verpflichtet, will er nicht sein Gesicht verlieren. Schließlich ist erzur Erwiderung der Gabe verpflichtet. Alles scheint auf Freiwilligkeit zu beruhen, tatsächlich handelt essich um Obligationen. Daraus resultiert eine beständige Bewegung von Gütern zwischen den Tausch-partnern, der aber konstitutiv für die soziale Kohäsion ist. Der archaische Tausch ist eine Institution,in die alle Teilbereiche der Gesellschaft verwoben sind, alles mischt sich hier. Mauss spricht voneinem ‚totalen‘ gesellschaftlichen Phänomen, in dem alle Arten von Institutionen gleichzeitig und miteinem Schlag zum Ausdruck kommen; religiöse, rechtliche, moralische und ökonomische, „ … ganz zuschweigen von den ästhetischen Phänomenen, in welche jene Tatsachen münden …“42 genau diesen äs-thetischen Phänomenen – die Gestaltung des Raums ist ein solches.

Die getauschten Objekte dienen als Vehikel der sozialen Bindung der an den Tauschaktionen be-teiligten Personen. Mauss erkannte, dass die getauschten Objekte nicht als bloße Sachen, sondern alsbeseelte Gegenstände behandelt werden und die getauschten Gegenstände somit sich niemals gänzlichvon ihrem Vorbesitzer lösen. Daher sind die Objekte auch potentiell gefährlich, Angst beherrscht die,die sich darauf einlassen. Einen eigenen Abschnitt widmet Mauss den Geschenken an die Götter. DieGaben an die Götter und die Geister der Toten sind notwendig und veranlassen diese, den Menschen ge-genüber großzügig zu sein: „Die Zerstörung der Opfergaben zielt gerade darauf ab, eine Schenkung zusein, die notwendig vergolten wird (…) Nicht nur um Macht Reichtum und Uneigennutz zu bekunden,werden Sklaven getötet, kostbare Öle verbrannt, Kupferplatten ins Meer geworfen, Häuser angezündet.Es geschieht auch, um den Geistern und Göttern zu opfern (…)“.43 Burkhard Gladigow hat, an Maussanschließend, schon vor längerer Zeit bemerkt, dass die Weihgabe nur ein Spezialfall unter den Gabenund das Geben im Heiligtum nach dem Modell einer Sozialbeziehung konstruiert sei. Im Grunde folgtdas Beschenken der Götter der gleichen Logik. Ich gebe, weil ich in der Schuld der Götter bin und ver-pflichte sie zugleich, die Gabe zu erwidern: do ut des. Freilich ist dieser Gabentausch potentiell prekär.Zwischen sozial Gleichen ist das Annehmen der Gabe eine Obligation. Bei sozialer Ungleichheit ist esdas Vorrecht des Höherrangigen die Gabe zurückzuweisen. Dementsprechend bleibt das Geben undNehmen zwischen Göttern und Menschen problematisch. Hinzu kommt, dass die eingesetzte Gabe im-mer nur ein Teil ist, während von den Göttern das Ganze erwartet wird.

Der Gabentausch wird durch soziale Kompetition getrieben. Das wird sowohl am Beispiel des Kulaals auch des Potlatch deutlich: „Man verbrennt ganze Kisten mit Kerzenfischen oder Walfischöl, Häuserund Tausende von Wolldecken; man zerbricht die wertvollsten Kupferplatten oder wirft sie ins Wasser,um einen Rivalen auszustechen, „flach zu machen“. Damit bewirkt man nicht nur seinen eigenen Auf-stieg auf der sozialen Stufenleiter, sondern auch den seiner Familie“44.

Bei Weihegaben spielt der soziale Repräsentationscharakter eine wesentliche Rolle. Das Gelobenund Darbringen von Weihgaben ist ein öffentlicher Vorgang. Herodot berichtet von einem gewissen Ko-laios, dieser habe nach einer überaus erfolgreichen Handelsfahrt nach Tartessos einen riesigen Bronze-

42 Mauss 1968, 17f.43 Mauss 1968, 43.

44 Mauss 1968, 87.

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kessel im samischen Heraion geweiht. Der Weihende zeigte sich als erfolgreich und spendebereit zu-gleich, wodurch er sich Prestige erwarb, welches wiederum die Voraussetzung für den künftigenökonomischen Erfolg bildete. Es ist das Wechselverhältnis von ökonomischem und symbolischem Ka-pital (Bourdieu), welches für diese Form der Selbstdarstellung konstituitiv ist.

Ein zweiter damit zusammenhängender Aspekt der sozialen Steuerung ist die Kontrolle der Ge-schichte. In den Heiligtümern wird entschieden, was und in welchem Umfange memoriert werdensoll. Bis heute wird der Aufsehen erregende Kessel des Kolaios erinnert. Für Maurice Halbwachs warder Raum ein konstituierendes Element des kollektiven Gedächtnisses: „So gibt es kein kollektives Ge-dächtnis, das sich nicht innerhalb eines räumlichen Rahmens bewegt.“45. Man kann im Fall der Weih-gaben präzisieren, dass das Heiligtum der ‚besondere‘ Raum ist, in dem die Memorierung der unzäh-ligen Tauschaktionen, die durch die Gaben repräsentiert werden, geschieht. In regelmäßigenAbständen vermag sich anlässlich der Feste und Prozessionen die Erinnerung an die besonderen, viel-leicht exotischen, häufig zumindest nicht alltäglichen Objekte zu heften. Dies betrifft zum einen die ‚ak-tuellen‘ Gaben, die den Blick auf die Handlungen der Weihenden lenken sollen. Es betrifft aber zum an-deren auch die ‚mythischen Weihgaben‘, die in den Heiligtümern gezeigt werden: die Waffen dertroianischen Helden, der Speer des Meleager oder das Gewebe der Penelope. Mit diesen Reliquien, aberauch der Gesamtauswahl der Weihgaben präsentierte das lokale Heiligtum die (mythische) Geschichteder Polis.46

In den großen panhellenischen Heiligtümern wiederum präsentierten sich die Poleis mit eigenenSchatzhäusern, welche den Weihgaben einen architektonischen Rahmen gaben. Raum, Gabe und Er-innerung sind im Heiligtum eng miteinander verwoben. Die materielle Form der Weihung, ihre öffent-liche Präsentation, schließlich ihre Thesaurierung im Heiligtum und das Verbot, die Weihgabe wiederaus dem Heiligtum zu entfernen, dokumentierten das Gelingen der Tauschaktionen mit den überna-türlich gedachten Mächten und verbürgten auf diese Weise die Existenz des Gemeinwesens. Das Sam-meln und Verwahren der für das Gemeinwesen relevanten Überlieferung, ob in Griechenland oder aufNeuguinea ist ein wichtiger Teil des ‚musealen Gedächtnisses‘, welches in Gesellschaften ohne Schriftoder nur gering ausgeprägter Schriftlichkeit eine wichtige Funktion besitzt.47

Die Weihgabe dokumentiert den erfolgreichen Tausch mit den Göttern, denn sie ist die ‚freudigeund freiwillige‘ Erfüllung eines Versprechens. Sie wird im Erfolgsfalle gewährt und ist darin einem mo-dernen Bonussystem durchaus nicht unähnlich. Weihgaben schreiben eine einzige Erfolgsgeschichte,denn sie dokumentieren die Genesung von Krankheit, die Rückkehr aus der Ferne, den ökonomischenErfolg oder den siegreichen Wettkampf. Die Weihgaben sind ortsgebunden, weil sie im Unterschiedzu den Gaben, die Menschen miteinander austauschen, nicht zirkulieren. Dadurch wird die einzelneTauschaktion im Objekt eingefroren, während im Falle des Kula oder des griechischen Gabentauschsim Objekt verschiedene Tauschaktionen akkumulieren können.

Das Gabenmodell zeigt in exemplarischer Weise, dass die Deponierungen in vielfältiger Weisenicht nur religiöse, sondern auch politische, ökonomische, soziale und ästhetische Dimensionen auf-weisen und nicht auf einen dieser Aspekte zu reduzieren sind.

45 Halbwachs 1985, 148.46 Scheer 1996; Völling 2002, 90.

47 Müller 2005.

BRONZEZEITLICHE HORTE: ZEITLICHE UND RÄUMLICHE REKONTEXTUALISIERUNGEN 39

Die Orte der Deponierung erforschen

Zwar wurde in verschiedenen Arbeiten immer wieder auf auffällige Lagepositionen von Horten, insbe-sondere an Pässen, Mooren oder Höhlen hingewiesen.48 Für die Ordnung der Quellengruppe und diedaraus abgeleiteten Interpretationen waren die Fundlagen jedoch nicht von besonderem Interesse, davor allem mit der Selektion von Objekten in den Quellengruppen und deren charakteristischer Zusam-mensetzung argumentiert wurde. Umso stärker ist das Argument, Horte als Hinweis für den besonde-ren Charakter des Platzes, an dem deponiert wurde, zu sehen.

Der Ort der Weihung spielt für deren Memorierung eine besondere Rolle. Es ist von vornhereinnicht anzunehmen, diese Orte ließen sich heute so beschreiben oder erschließen, dass die Motive derWahl des Platzes in der Bronzezeit verständlich würde. Jeder Ort hat seine Besonderheiten, deren De-tails uns nicht wirklich zugänglich sind. Denn die Wahl des ‚heiligen‘ Platzes beruht auf Zuschreibun-gen von Qualitäten durch die Akteure. In Griechenlands reicher Überlieferung kann man lernen, dassdie Dinge nicht so eindeutig sind. So ist in Kombothekra auf der Peloponnes das Heiligtum einer Arte-mis Limnatis auf einem Berg errichtet worden (Abb. 12), wo man doch einen unmittelbaren Bezug zueinem See oder einem Sumpf erwarten würde.49 Die Wahl eines Platzes für eine Gottheit (mit einer be-stimmten Epiklese) war offenbar von verschiedenen, nicht nur naturräumlichen, Faktoren abhängig.Auch Weihgaben lassen sich typischerweise nicht einer Gottheit zuweisen.

Anhand der Horte lässt sich eine bislang völlig unterrepräsentierte und weitgehend unerforschteKategorie von Orten erschließen, die in der Literatur als ,heilig‘, ,stark‘ oder ,anders‘ bezeichnet wer-

48 Zusammenfassend Hänsel 1997, 15ff. 49 Sinn 1981.

Abb. 12. | Kombothekra, Westgriechenland. Heiligtum der Artemis Limnatis auf einem Berg(nach Sinn 1981).

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den.50 Im Paradigma des Händlerverstecks war die genaue Lage eigentlich nicht von besonderem Inte-resse.51 Erst mit der Deutung der Horte als Gaben an die imaginären Mächte rücken die Orte der Depo-nierung in den Fokus des Interesses. So zeigte die systematische Behandlung der Deponierungen imostbayerischen Grenzgebirge und im Schwarzwald das Potential der topographischen Verortung.52

Diese ist allerdings in vielen Fällen mit einigem Rechercheaufwand in Archiven und Museen sowie derBegehung vor Ort verbunden.53

Die bisherigen Erfahrungen in der Analyse der Deponierungsplätze haben gezeigt, dass mindes-tens 40% der Orte anhand der Literatur und zusätzlicher Recherchen identifiziert werden können. Einenaheliegende Frage ist, wie diese Plätze zu benennen sind. Sehr häufig wird in der Literatur von ‚hei-ligen‘ bzw. ‚naturheiligen‘ Orten gesprochen, zu denen in der Archäologie Quellen, Bäche, Flüsse undMoore, Felstürme, Felsbastionen und Bergkuppen gezählt werden. Religionsphänomenologisch sindheilige Plätze dadurch heilig, dass sich dem homo religiosus z.B. ein Zeichen offenbart. Kultplätze kön-nen eine sehr lange Tradition aufweisen, wie Moscheen und Kirchen in antiken Tempeln zeigen. Sol-che Plätze können aber auch profaniert werden. Orte können also heilig und profan sein. Was sie wannsind, hängt von einer Definition ab, die von der benutzenden Gruppe vergeben wird. Heilig und profanerweisen sich auch hier wieder einmal als relative Begriffe, die nur durch die besondere Situation einenSinn bekommen.

Ein weiteres Konzept, über das es sich lohnt nachzudenken, ist das des ‚anderen Ortes‘. Solche ,He-terotopien‘ nahm Michel Foucault in einem bereits in den 1960er Jahren geschriebenen Beitrag in denBlick.54 Als Heterotopien bezeichnete er so unterschiedliche Orte wie den Spiegel, den Friedhof, dasFreudenhaus und das Feriendorf. Die Heterotopien stehen in Beziehung zu allen anderen Orten aberso, dass sie alle Beziehungen, die durch sie bezeichnet und in ihnen gespiegelt werden, neutralisierenoder in ihr Gegenteil verkehren. Es sind Orte, an denen ich bin und zugleich nicht bin (wie im Spiegeloder auf dem Friedhof) oder ein anderer bin (im Freudenhaus und Feriendorf).

Bekanntlich fehlen in weiten Bereichen der europäischen Bronzezeit architektonisch gestalteteoder aufgrund anderer Hinweise identifizierbare Opferplätze. Die alpinen Brandopferplätze stellen hiereine Ausnahme dar. Metalldeponierungen sind belegt, wie z.B. in Reichenhall (Abb. 13), wo u.a. dreiSicheln und ein Dolch gefunden wurden.55 Vom Piller stammen zwei bronzene Lappenbeile aus einerdem Brandopferplatz benachbarten Felsspalte.56 Möglicherweise ist auch außerhalb des alpinen Raumsmit ähnlichen Erscheinungen zu rechnen, die sich aber aufgrund der intensiven landwirtschaftlichenNutzung nicht erhalten haben. Im Jahre 1802 wurden in Gambach in der hessischen Wetterau„… Spieße und andere Instrumente, auch ganze und angehauene, der Form nach in rund gewölbtenTiegeln geschmolzene Klötze des genannten Metalls, dass das Ganze 103 Pfund wog (…), die zugleichmit ausgegrabene Menge Asche, Schlacken, Stücken von thonenen Schmelztiegeln, Töpfen, Schüs-seln und Tellern sowie Resten von Hirsch- und Rindshörnern, auch Zähnen und Gebeinen kleinererThiere …“ gefunden. F. Stein schied aufgrund des Fundberichtes die Gambacher Bronzen kurzerhand

50 vgl. Dally/Metzner-Nebelsick 2006, 203–207.51 Ein Beispiel: Über die Deponierung eines Beils von

Egloffstein-Schweinthal, Lkr. Forchheim, wird in derOriginalpublikation (Ausgrabungen und Funde in Ober-franken 4, 1985–86, 18) berichtet: „Am Hang des Hei-delberges […] wurde ein spätbronzezeitliches mittel-ständiges Lappenbeil gefunden. Das Beil lag in einemkleinen Felshohlraum, wo es möglicherweise im Sinneeiner Opfergabe deponiert worden war“. In einer weite-ren dasselbe Beil betreffenden Notiz (Bayerische Vorge-

schichtsblätter, Beiheft 1, 1987, 80) fehlt der Hinweis aufdie Fundlage in einem Felshohlraum.

52 Winghart 1986.53 z.B. Blazek/Hansen 1997, wo in Sabenice der Fundplatz

der bedeutendsten Beildeponierung Mitteleuropas über-raschend klar identifiziert werden konnte.

54 Foucault 1967/1984; Defert 2006.55 Weiss 1997, 26f. Abb. 10; 57f. Taf. 7,16–18; 10,2–4.56 Tschurtschenthaler/Wein 2002; Walde 2002.

BRONZEZEITLICHE HORTE: ZEITLICHE UND RÄUMLICHE REKONTEXTUALISIERUNGEN 41

aus der Gruppe der Horte aus. K. Kibbert vermutete hingegen, dass es sich um die Reste eines Brand-opferplatzes gehandelt haben könnte.57

Tatsächlich ist es auffällig, wie wenig über Knochen, Holzkohle und andere Materialien im Zusam-menhang mit den Horten berichtet wird. Bedenkt man allerdings, dass dem ‚Konzept Hort‘ die Verber-gung eines Bronzeschatzes zugrunde lag, so dürften Knochen und andere Materialien nicht nur bei derAuffindung deutlich weniger Interesse als die Metallobjekte hervorgerufen haben, sondern auch bei derEinlieferung ins Museum kaum berücksichtigt worden sein.

In Inzigkofen, Kr. Sigmaringen, fanden sich neben sechs vollständigen und drei fragmentiertenSicheln auch ein Eberhauer von einem 6–7 Jahre alten männlichen Tier und eine Wellhornschnecke ausder Nordsee.58 Drei Meter von dieser Deponierung entfernt befand sich ein zeitgleiches Scherbenpflastervon bewusst zerschlagenen Gefäßen wogegen nur wenige Knochen gefunden wurden. Jüngere Spurenvon Aktivitäten in der Späthallstatt und frühen Latènezeit wurden ebenfalls nachgewiesen.

In dem bereits erwähnten Hort vom Bullenheimer Berg (Abb. 2) fanden sich vier Beile, neun Si-cheln, sechs Armringe, zwölf Schaukelringe und zwei Barren in dem Gefäß.59 Weitere 14 Beile, zweiArmringe und vier Schaukelringe lagen angeblich um dieses Gefäß herum. Die Untersuchung der bo-tanischen Makroreste aus dem Gefäß ergab 140 Kapseln von Schlafmohn (Papaver somniferum). Dane-ben konnten u.a. Blattreste von Birken, eine Brombeere und ein Veilchen nachgewiesen werden. Manmag rätseln, ob der Schlafmohn eine Zugabe für das Gefäß, oder das Gefäß nur das Behältnis für diegeschätzten Kapseln gewesen ist. Jedenfalls waren sie wesentlicher Bestandteil des Gesamtensembles.

57 Kibbert 1984, 88.58 Reim 2009, 161ff.

59 Hagl 2009.

Abb. 13. | Depot von Bad Reichenhall (nach v. Chlingensperg 1915).

42 SVEND HANSEN

Am Bullenheimer Berg wurden in den vergangenen Jahrzehnten über 25 Hortfunde bekannt,wahrscheinlich waren es deutlich mehr.60 Die Deponierung von zahlreichen Horten, teilweise mit be-sonders exquisiten Objekten, ist ein weit verbreitetes Phänomen vor allem der jüngeren Urnenfelder-zeit. Hierzu gehören der Sághegy bei Celldömölk, der Kotouc bei Stramberk, der Jenzig bei Jena oderder Haimberg bei Fulda. Die Horte waren mit der Herrschaft, die auf den befestigten Höhensiedlungenin den Händen gehalten wurde, verbunden und zugleich dürften diese Burgen eine wesentliche Funk-tion im regionalen Ritualgeschehen eingenommen haben.61

Zwar lassen sich die Horte auf diesen Burgen in der Regel einer Zeitstufe zuordnen, doch gibt esauch Hinweise auf ältere Niederlegungen. Am Bullenheimer Berg sind dies beispielsweise ein Schwertder Stufe Ha A2/B1 während die Masse der Funde in die späte Urnenfelderzeit (Ha B3) gehört. Die zeit-liche Tiefe deutet sich auch durch ein weiteres Phänomen an. In einem der späturnenfelderzeitlichenHorte fand sich eine mittelbronzezeitliche Radnadel. Andere Beispiele für eine erhebliche zeitlicheTiefe sind der Ha B1 zeitliche Hort von Larnaud (Jura) mit frühbronzezeitlichen Objekten62 oder diespätbronzezeitlichen Depots von Azay-le-Rideau mit einem Spangenbarren und Saint-Genouph miteinem mittelbronzezeitlichen Schwertfragment.63

Besonders spektakulär hat der Hort Moosbruckschrofen am Piller gezeigt, dass die Kollektionie-rung der Weihgaben über einen längeren Zeitraum erfolgen konnte. Im Hort wurden während der ge-samten Mittelbronzezeit, d.h. 200–300 Jahre lang, Objekte gesammelt.64 Die zeitliche Tiefe, die durchdiese Aktivitätsnachweise belegt wird, findet sich auch an anderen Orten. An der Felswand Na skalcebei Újezd, okr. Písek, wurde 1953 ein Hort mit etwa 20 Spangenbarren gefunden.65 Wenige Jahre später,im Jahre 1961, wurde 45 Meter entfernt ein weiterer Hort gefunden, der neben einer prächtigen Schei-benkopfnadel und einem Absatzbeil mit spitzer Rast mehrere Gerätschaften des Schmiedes (Hämmer,Amboss) enthielt.66 Der Hort, der in die späte Mittelbronzezeit (Bz C2) datiert werden kann, belegt eineNutzung des Platzes über etwa 200 Jahre.

Fazit

Lange wurden die Orte, an denen deponiert wurde, kaum beachtet, so dass ein großer Teil der Hortekeinen topographischen Kontext besitzt. Die Rekontextualisierung der Horte mittels Archivstudien, derAuswertung alter Karten, der Autopsie vor Ort und der Nutzung neuer bildverarbeitender Medien istein wichtiger Beitrag für die weitere Erforschung der Horte.

Der einzelne, enger umrissene Platz ist dabei sicherlich nicht das einzige Konzept, das für dieWeihgaben relevant ist. In den letzten Jahren ist vor allem das Konzept der ‚sacrificial landscapes‘ in dieDiskussion eingeführt worden.67 Es ist durchaus denkbar, dass ganze Berge und die sie umgebendeRegion oder breite unbesiedelte Streifen (Marken) zwischen Siedlungskammern als großräumige Sa-krallandschaften fungierten. Solche Orte mögen inmitten der ökonomisch genutzten Landschaft als‚Inseln‘ erscheinen oder bereits so groß sein, dass sie gegenüber den ökonomisch genutzten Flächenbereits eine konkurrierende Entität darstellen. Sakrale Plätze werden als von den imaginären Mächten

60 Diemer 1995; Braun 1998.61 Jockenhövel 1982; Janssen 1994.62 Coutil 1913.63 Cordier 2009, 247 Abb. 191, 24; 366 Abb. 277,1.64 Tomedi 2004; Tomedi 2007.

65 Moucha 2005, Nr. 236 Taf. 48–49,11–15.66 Kytlicová 2007, 311f. Nr. 245 Taf. 1B.67 Fontijn 2002; Fontijn 2008b; vgl. auch Dally/Metzner-

Nebelsick 2006.

BRONZEZEITLICHE HORTE: ZEITLICHE UND RÄUMLICHE REKONTEXTUALISIERUNGEN 43

68 vgl. zuletzt Wels-Weyrauch 2008 zu den Depots mit Sta-chelscheiben.

69 Yates/Bradley 2010, 41.70 Oppitz 1975, 329.

‚beseelt‘ vorgestellt. Sie können durch Bäume, Berge oder Seen markiert sein, sind aber nicht regelhaftan landschaftliche Besonderheiten gebunden.

Bei genauerer Betrachtung lassen sich starke Übereinstimmungen der Deponierungsorte bei ein-zelnen Hortgruppen feststellen.68 In der Untersuchung der Lage von Horten kamen Yates und Bradleyunlängst sogar zu dem Schluss, dass „… it seems as if deposition of bronze metalwork was governed bycertain conventions. For that reason it may be possible to predict the pattern of future discoveries.“69

Man sollte von vornherein allerdings kein striktes Regelwerk der Hortfundplätze und klare Korrespon-denzen zwischen dem Deponierungsort und der Hortzusammensetzung erwarten. Was für die Zusam-mensetzung der Horte gilt, nämlich dass alle Elemente ‚notwendige‘, aber zugleich ‚unscharfe‘ Bezie-hungen aufweisen, dürfte auch für die Orte gelten, an denen Horte niedergelegt wurden. Mit demBegriff ‚notwendige Beziehungen‘ ist gemeint, dass zwischen den Elementen Beziehungen bestehen,die nicht „… anekdotische Zufälle …“ sind, „… sondern eine Systematik aufweisen, hinter der sich eineeinsichtige Kohärenz abzeichnet“.70 Gleichwohl ist dies keine mechanische Gleichung, die überall zumidentischen Ergebnis führt, sondern ständig an sich verändernde Bedingungen angepasst und damittransformiert wird, in gewissem Sinne also ‚unscharf‘ wird.

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