Bachelorarbeit - Strukturanpassungsprogramme und Schuldenpolitik von IMF und Weltbank

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Strukturanpassungsprogramme und Schuldenpolitik von IMF und Weltbank und ihre gesellschaftlichen Folgen im subsaharischen Afrika Bachelorarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts Eingereicht von: Friedrich Hirler Matrikelnummer: 4015777 Gießen den 15.03.2013 Erstprüferin: Dr. Gregoria A. Rakelmann Zweitprüfer: Prof. Dr. Thomas Brüsemeister Justus-Liebig-Universität Gießen Fachbereich 03 Kultur- und Sozialwissenschaften Studiengang Social Sciences Institut für Soziologie

Transcript of Bachelorarbeit - Strukturanpassungsprogramme und Schuldenpolitik von IMF und Weltbank

Strukturanpassungsprogramme und Schuldenpolitik von IMF und Weltbank und ihre

gesellschaftlichen Folgen im subsaharischen Afrika

Bachelorarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades

Bachelor of Arts

Eingereicht von: Friedrich Hirler

Matrikelnummer: 4015777 Gießen den 15.03.2013

Erstprüferin: Dr. Gregoria A. Rakelmann

Zweitprüfer: Prof. Dr. Thomas Brüsemeister

Justus-Liebig-Universität Gießen

Fachbereich 03 Kultur- und Sozialwissenschaften

Studiengang Social Sciences

Institut für Soziologie

Gliederung Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ II

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................. III

1. Einleitung .......................................................................................................................... 1

2. Theoriegrundlage .......................................................................................................... 3

2.1 Weltsystemtheorie............................................................................................. 3

2.2 Post-Development-Ansatz ................................................................................. 8

3. Internationaler Währungsfond und Weltbank im Weltsystem .................. 10

3.1 Aufbau und Arbeitsweise von IMF und Weltbank ............................................ 10

3.3 Prägung des Weltentwicklungsregimes durch IMF und Weltbank ................... 14

4. Schuldenpolitik, Strukturanpassungsprogramme und ihre Folgen ..... 18

4.1 Anpassungspolitiken subsaharischen Afrika allgemein ................................... 19

4.2 Beispiel Sambia – Structural Adjustment on a long term ................................. 25

5. Rückschlüsse aus gemachten Erfahrungen .................................................. 37

Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 43

Selbstständigkeitserklärung zur Thesis..................................................................................47

I

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Interregionaler Warenhandel in Mrd. € ......................................... 6

Abbildung 2: Exportpreise der vier wichtigsten Exportgüter Subsahara-Afrikas

im Vergleich zum internationalen Erdölpreis .................................................. 23

Abbildung 3: Sambias HDI und seine Teilindikatoren zwischen 1900 und 2011

......................................................................................................................... 30

Abbildung 4: Entwicklung der Kupferproduktion 1973-2006............................ 31

Abbildung 5: Besitzstruktur der sambischen Kupferminen .............................. 34

Abbildung 6: Erlöse und Besteuerung von Bergbauprodukten in Sambia ...... 35

II

Abkürzungsverzeichnis

AAC

EFF

ESAF

IMF

IFIs

HDI

MMD

NAFTA

PRGF

RAMCoZ

SAP

UNIP

WTO

ZCCM

ZCCM-IH

Anglo American Corporation

Extended Fund Facility

Enhanced Structural Adjustment Facility

International Monetary Fund

International Financial Institutions

Human Development Index

Movement for Multiparty Democracy

North American Free Trade Agreement

Poverty Reduction and Growth Facility

Roan Antelope Mining Corporation of Zambia

Structural Adjustment Program

United National Independence Party

World Trade Organization

Zambia Consolidated Copper Mines

Zambia Consolidated Copper Mines Investment Holding

III

„[K]nowledge comes to represent the objective ‘truth’ that the World Bank and

others concerned with development have discovered and accumulated about

the third world and underdevelopment. Knowledge or discourses are of course

not innocent (...) Rather they are intimately connected to historically specific

structures of power, and their production cannot occur outside of these

relations of power.“ (Abrahamsen 2000: 13)

1. Einleitung

Das Phänomen der Staatsschulden ist so alt wie die Institution des Staats selbst.

Doch erst in der jüngeren Geschichte, gilt die Zahlungsunfähigkeit eines Staates

auch als etwas, dass es um jeden Preis zu verhindert gilt. Im 20. Jahrhundert gab es

weltweit zahlreiche Schuldenkrisen mit unterschiedlichen Ursachen und Folgen. Die

aktuelle Schuldenkrise des Euroraums ist nur das aktuellste Beispiel. Internationale

Finanzinstitutionen (IFIs) wie der Internationaler Währungsfond (IMF – International

Monetary Fond) und die Weltbankgruppe1 spielten bei der ‚Bekämpfung‘ dieser

Krisen seit dem 2. Weltkrieg immer eine entscheidende Rolle. Auch in der

europäischen Schuldenkrise kommen wieder sogenannte Strukturanpassungs- und

Schuldenprogramme zum Einsatz. In den betroffenen Ländern lösen die Folgen

dieser Programme massive Proteste aus und sehen sich einer großen politischen

und gesellschaftlichen Opposition ausgesetzt. Daher lohnt sich ein Blick in die

Vergangenheit und darauf wie erfolgreich die IFIs bei der Umsetzung solcher

Programme waren und welche gesellschaftlichen Folgen ihr Eingreifen für ein Land

hatte. Besonders die 80iger Jahre waren durch Schuldenkrisen und

Strukturanpassungsmaßnahmen in den Entwicklungsländern Lateinamerikas und

Subsahara-Afrikas gekennzeichnet. So wurden tiefgreifende

Zahlungsbilanzschwierigkeiten aufgrund von Überschuldung, Rohstoffpreisverfall und

wirtschaftspolitischen Fehlern als Auslöser für das Eingreifen mit an

Strukturanpassungen gebundenen Schuldenprogrammen benannt.

1 Wenn im Folgenden von IFIs gesprochen wird bezieht sich dies immer die beiden genannten Institutionen.

1

IMF und die Weltbank prägen mit ihrer dominanten Position seit Jahrzehnten sowohl

die entwicklungstheoretische Diskussion, als auch die entwicklungspolitische

Realität. Ihre Veröffentlichungen und Analysen beeinflussen die Wahrnehmung der

Entwicklungsländer und bilden für viele entwicklungspolitische Akteure Leitlinien der

eigenen Arbeit. Im Diskurs um die richtige Lösung der ‚Entwicklungsprobleme‘

scheinen die IFIs mit ihren Anpassungsprogrammen bis jetzt jedoch noch keine

Lösung gefunden zu haben. Die momentane Situation, insbesondere in vielen

Ländern südlich der Sahara, hat sich, gemessen an den westlichen Vorstellungen

und Maßstäben von Entwicklung, in den letzten Jahrzehnten kaum oder gar nichts

verbessert. Abstrahiert man von der einfachen Gleichsetzung von Entwicklung und

Wirtschaftskraft der Nation, gab es in vielen Ländern sogar Tendenzen, die auf eine

Verschlechterung der Lebenssituation verweisen. Unter anderem im Bereich der

Nahrungsmittelsicherheit und der in volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen

ausgeklammerten Subsistenzwirtschaft, aber auch im Aufbau einheimischer Industrie

und den Bedingungen des internationalen Rohstoff- und Naturalienhandels gibt es

kritische Entwicklungstendenzen, die durch die Strukturanpassungs- und

Schuldenprogramme von IMF und Weltbank beeinflusst wurden.

So sollen in dieser Arbeit die „Strukturanpassungsprogramme und Schuldenpolitik

von IMF und Weltbank und ihre gesellschaftlichen Folgen in Subsahara-Afrika“ mit

besonderem Fokus auf Sambia näher untersucht werden.

Das Thema dieser Arbeit ist durch ein hohes Abstraktionsniveau und Komplexität

gekennzeichnet, weshalb ein Rückgriff auf eigene empirische Untersuchungen nicht

möglich ist. Daher beruht sie ausschließlich auf Sekundärdaten aus der

wissenschaftlichen Fachliteratur und Empirischen Studien bzw. Statistiken anderer

Autoren und Institutionen.

Um den Einfluss von IMF und Weltbank auf das sogenannte ‚internationale

Entwicklungsregime‘2 zu untersuchen, werden zunächst die Struktur und

Mechanismen der Weltwirtschaft anhand der Weltsystemtheorie von Immanuel

Wallerstein sowie die Kritik der Post-Development-Ansätze am bisherigen

2 Erläuterung siehe S. 8. 2

Entwicklungsmodell dargelegt3, um dann den Aufbau der beiden Institutionen und

ihre Funktion im Weltwirtschaftssystem näher zu beleuchtet. Anschließend werden

die Durchsetzung von Strukturanpassungsprogrammen und deren Folgen in

Subsahara-Afrika allgemein und Sambia im Speziellen erläutert.

Ziel dieser Arbeit ist es nicht alternative Formen von Anpassungsprogrammen oder

alternative Entwicklungsmodelle zu erarbeiten sondern aufzuzeigen was in der

Vergangenheit schief gelaufen ist. Die Gegenargumentation bleibt dabei zumeist im

Rahmen der Denk- und Entwicklungsmodelle mit denen die IFIs selbst

argumentieren, um Ihre Aussagen in selbigen zu hinterfragen und ggf. zu widerlegen.

2. Theoriegrundlage

Zur Begründung der wirtschaftlichen Unterentwicklung in den Entwicklungsländern

werden oft nur interne Faktoren betrachtet. Sicherlich spielen fast immer schlechte

Wirtschaftspolitik, Korruption, mangelnde Rechtssicherheit und schlechte

Regierungsführung eine Rolle. Es soll jedoch versucht werden herauszuarbeiten,

welche Auswirkungen Eingriffe von außen haben können, die sich nicht an der

individuellen Situation der Länder orientieren, sondern einem festen Dogma folgen,

das auf Wirtschaftsliberalisierung und der Ausweitung der Marktlogik auf zuvor

geschützte Gesellschaftsbereiche basiert.

2.1 Weltsystemtheorie

In diesem Zusammenhang ist die Weltsystemtheorie Wallersteins relevant, da diese

Entwicklungsunterschiede nicht auf Merkmale der einzelnen Gesellschaften,

„sondern auf die Eigenschaften des Weltsystems und auf die Art ihrer Einbindung in

den Weltmarkt und das internationale Staatensystem“ (Zünddorf 2010: 17)

zurückführt. Wallerstein gilt als einer der ersten Theoretiker, der den

‚methodologischen Nationalismus‘ überwand und eine globale Perspektive einnahm

3 Es gibt einige weitere Theorien die sich mit diesen Themenfeldern auseinandersetzen und interessante Perspektiven auf die Strukturen der Weltwirtschaft und die Rollen ihrer Akteure eröffnen. Diese haben teilweise argumentative Überschneidungen mit Wallersteins Weltsystemtheorie oder haben sie beeinflusst. Siehe dazu die Theorie der Fragmentierten Entwicklung von Fred Scholz, die Polarisationstheorien von Albert O. Hirschmann und Gunnar Myrdall oder die verschiedenen Vertreter der Dependenztheorien.

3

(vgl. ebd.: 43). Die Weltsystemtheorie gilt als Kritik und ein Gegenmodell zur

Modernisierungstheorie und ihren politischen Implikationen, „die darauf hinauslaufen,

die Führungsgruppen der unterentwickelten Länder dazu zu bewegen, von den höher

entwickelten Ländern zu lernen (den ‚richtigen‘ Weg zu erkennen), sich von ihnen

helfen lassen (‚Entwicklungshilfe‘ anzunehmen), mit ihnen (als Juniorpartner) zu

kooperieren (‚wirtschaftliche Zusammenarbeit‘) und die von den internationalen

Organisationen wie Weltbank und Internationaler Währungsfonds vorgeschlagenen

Strukturanpassungsprogramme durchzuführen.“ (ebd.) Die Modernisierungstheorie

wurde vor allem durch US-amerikanische Theoretiker und die

wirtschaftswissenschaftlichen Prämissen der Chicago School geprägt. Beide hatten

vor allem in den 80iger und 90iger Jahren großen Einfluss auf die Politik von

Weltbank und IMF.

Gleichzeitig impliziert die Weltsystemtheorie auch eine Kritik an einem anderen

Gegenmodell zur Modernisierungstheorie, der Dependenztheorie. Diese entstand in

den 60er Jahren in Lateinamerika und kritisierte die Abhängigkeitsverhältnisse und

Ungleichgewichte in den internationalen Handelsbeziehungen, welche sie als eine

Ursache für Unterentwicklung identifizierte. Die Kritik Wallersteins bezieht sich vor

allem auf deren Schlussfolgerungen, dass eine totale Abwendung vom Weltmarkt

und eine nur durch binnenmarktorientierte Industrialisierung forcierte Entwicklung Ziel

der Entwicklungsländer sein sollte, da er dies durch die vorhandenen strukturellen

Abhängigkeits- und Machtverhältnisse für unrealistisch hält (vgl. Zünddorf 2010: 18).

Zudem verschließen sich die Länder dadurch auch positiven externen Effekten, wie

z.B. dem internationalen Wissensspillover und Technologieaustausch.

Die Weltsystemtheorie selbst gründet auf folgenden wissenschaftstheoretischen

Prämissen (gesamter Abschnitt vgl. ebd.: 25 ff.):

Holismus (1), Strukturalismus (2), Globalismus (3) und Zirkulationismus (4). Das Weltsystem wird (1) holistisch, also nicht als Summe seiner Teile, sondern als

Realität sui generis mit einer eigenen (Entwicklungs-)Logik betrachtet, der ein

eigener Satz von Regeln und Zwängen innewohnt, die alle Teilbereiche umfassen.

Des Weiteren wird im Strukturalismus (2) den Strukturen ein grundsätzliches Primat

gegenüber dem individuellen Handeln (auch von Gruppen) eingeräumt. So gebe es

wirklich freien Willen nur in Phasen von Systemzusammenbrüchen in denen die

Strukturen ihre determinierende Kraft verlieren, dann werde dieser jedoch zum

4

zentralen Faktor. Gleichzeit wird „der Vorrang der langen Dauer vor kurzzeitigen

Ereignissen postuliert“. So gilt die Einordnung kurzfristiger angeblicher

Schlüsselereignisse in den Kontext der langfristigen historischen Strukturen als einer

der Hauptaufgaben der Weltsystemanalyse. Krisen und Revolutionen gelten in

diesem Zusammenhang als „Phänomene langer Dauer“, da sie ihre „Ursprünge in

den strukturellen Widersprüchen des Systems haben“ und ihre strukturellen

Auswirkungen oft erst verzögert nach Abklingen der akuten Symptome sichtbar

werden. Zünddorf identifiziert in Wallersteins Theorie zudem eine dritte Form des

„dynamischen Strukturalismus“. Vergleichbar mit Schumpeters Theorie der langen

Wellen seien „strukturierte, rekurrierende Muster des Wandels in Form langer

Wellen“ (Zünddorf 2010: 27) zu beobachten, die sich in wiederkehrenden

Anpassungsproblemen und Systemerfordernissen ausdrücken, welche jeweils

kontextuelle Problemlösungsstrategien erfordern.

Der Globalismus (3) verweist auf die globale Analyseebene der Weltsystemtheorie.

Gesellschaft wird hier nicht als relativ geschlossenes System mit internen

Kausalstrukturen betrachtet, vielmehr wird dem mittlerweile erreichten Grad der

Vernetzung und gegenseitiger Dependenz, Rechnung getragen. Der Raum des

Systems umfasst dabei nicht zwangsweise alle Regionen der Erde, sondern hat

dieselbe Ausdehnung „wie die einfache Arbeitsteilung zwischen den das Ganze

bildenden Teilen und Regionen“ (ebd.: 26). Es könnten also theoretisch auch

mehrere ‚Weltsysteme‘ unabhängig nebeneinander existieren, wenn keine

Interdependenzen zwischen selbigen existieren würden.

Mit dem Zirkulationismus (4) wird auf die Bedeutung der Güterzirkulation im Rahmen

der Weltwirtschaft verwiesen. So wird sie als Ausgangspunkt des kapitalistischen

Gewinnstrebens und der Kapitalbildung betrachtet und ihr der Vorrang zur

tatsächlichen Güterproduktion eingeräumt. Handelskapital bildet hier die

konstituierende Kraft zur Organisation der kapitalistischen Produktionsweise und

schließlich der Weltwirtschaft. Zudem treibt es die Ausdehnung der kapitalistischen

Produktionsweise auf neue Gesellschaftsbereiche sowie Beschaffungs- und

Absatzmärkte voran und bildet eine „eigenständige Quelle der Wertschöpfung“ (ebd.:

29).

Wallerstein unterscheidet weiter zwei Typen von Weltsystemen. Einerseits

Weltreiche mit einem einheitlichen politischen System und andererseits

Weltwirtschaften mit einem uneinheitlichen politischen System, wie es momentan

5

vorzufinden ist. Unabhängig davon ist in beiden Systemformen die internationale

Arbeitsteilung durch Ungleichheit und Herrschaftsstrukturen gekennzeichnet. Dies ist

der Weltwirtschaft laut Wallerstein inhärent, da verschiedene geographische

Regionen verschiedene (zeitlich variable) Produktionsaufgaben innehaben, die

unterschiedliche wirtschaftliche Gewinne einbringen. Die Herrschaftsstruktur gliedert

sich hierarchisch in Zentrum, Semiperipherie, Peripherie sowie Außenarena. Die

Begrifflichkeiten sind deutlich an das Zentrum-Peripherie Model der

Dependenztheorie angelehnt, wobei jedoch eine stärkere Differenzierung

vorgenommen wird, wie im Folgenden ersichtlich wird (vgl. Zünddorf 2010: 30 ff.):

Die Zentrumsregionen

bestehen aus den

wirtschaftlich am höchsten

entwickelten Ländern, in

denen sich sowohl die

politische Macht, als auch die

größten Unternehmen

bündeln und alle

weltwirtschaftlich relevanten

Entscheidungen getroffen

werden. Hier lässt sich aus

heutiger Sicht große Teile der

sogenannte Triade aus

NAFTA, Europa und dem

industrialisierten

Ostasien/Pazifikraum

einordnen (siehe Abb. 1).

Die Semiperipherie umfasst

abgestiegene Zentrumsländer

und aufsteigende Schwellen-

länder, die selbst eine Position im Zentrum anstreben. Sie dienen sowohl als

Produktionsstandort und Absatzmarkt, als auch als stabilisierender Puffer zwischen

Peripherie und Zentrum. Sie verhindern eine zu starke Polarisierung des

Weltsystems und tragen zur Ausbeutung der Peripherie bei, während sie gleichzeitig

vom Zentrum ausgebeutet werden.

Abbildung 1: Interregionaler Warenhandel in Mrd. €

Quelle: bpb 2009

6

Die Systemfunktion der Peripherie besteht laut Wallerstein in erste Linie in der

Rohstoffversorgung für die Zentrumsländer, die dort mit hohem Mehrwert

weiterverarbeitet werden. Während im Zentrum hohe Löhne, Automatisierung und

Gewinnspannen sowie hoch qualifizierten Arbeitskräfte vorherrschen, gilt in der

Peripherie das Gegenteil. Die Semiperipherie stellt eine Mischform aus beidem dar.

Als Außenarena werden diejenigen Gebiete bezeichnet die nicht ins

Weltwirtschaftssystem eingebunden sind und dort auch keine Funktion erfüllen.

Zünddorf (2010: 31) spricht von ihr als „potenzielle Peripherie […], die nach Bedarf in

das System ‚inkorporiert‘ und damit ‚peripherisiert‘ wird.“

Diese Grundstruktur wird durch die sogenannten Terms of Trade4 bzw. deren

Ungleichgewicht den zugrundeliegenden ungleichen Tauschbedingungen

reproduziert. Die Zentren nutzen die niedrigen Produktionskosten, Umweltstandards

usw. der Peripherie und Semiperipherie aus, um Rohstoffe und Waren in meistens

unverarbeitetem oder teilverarbeitetem Zustand zu produzieren und exportieren. Der

Großteil des Mehrwerts wird dann bei der Endmontage in den Industrieländern oder

im Vertrieb der Waren erwirtschaftet. Gleichzeitig müssen die Peripherien die teuren

Industrieerzeugnisse und Kapitalgüter, die bei hohem Lohnniveau in den

Industrieländern hergestellt wurden, importieren. Zusätzlich verbilligen die im

Vergleich oft schwachen Währungen den Export, während sich Importgüter

verteuern. Um eine einigermaßen ausgeglichen Handelsbilanz zu erreichen und

somit über ausreichend Devisen zu verfügen, um notwendige Importe wie z.B. fossile

Brennstoffe oder Nahrungsmittel tätigen zu können, müssen daher wesentlich mehr

Waren exportiert als importiert werden. Dies sichert den Zentren eine billige

Rohstoffversorgung und hohe Gewinne, während Entwicklungsländer teilweise dazu

zwingt Schulden aufzunehmen, um Importe zu finanzieren.

Die Hegemonie der USA in der Weltwirtschaft, deren Beginn Wallerstein im Laufe

des 1. Weltkrieges ansetzt, wurde nach 1945 mit der Durchsetzung eines

internationalen liberalen Ordnungsmodells verfestigt. Dessen vier tragende Säulen

sieht er in „dem Internationalen Währungsfond als Weltwährungsregime, der

Weltbank als Weltentwicklungsregime, dem GATT mit seiner späteren Überführung

4 Das Realaustauschverhältnis (dt.) bildet das Verhältnis zwischen den Preisen der Exportgüter und den Preisen der Importgüter ab.

7

in die WTO als Welthandelsregime und dem weltweiten System von

Militärstützpunkten zur Absicherung dieser Ordnung“ (ebd.: 91).

Regime sind strukturell differenzierte Institutionen, die über explizite Vereinbarungen

gemeinsame Prinzipien, Normen, Regeln und Entscheidungsprozeduren festlegen

(vgl. Tetzlaff 1996: 20 f.) Im Fokus dieser Arbeit steht das internationale

Entwicklungsregime, also die Leitlinien der internationalen Gebergemeinschaft, das

vor allem durch die Weltbankgruppe, aber auch den Internationale Währungsfond

geprägt wird (vgl. Tepe 2008: 6).

2.2 Post-Development-Ansatz

Der Post-Development Ansatz entstand Anfang der 1990iger Jahre und stellt eine

Fundamentalkritik der bisherigen Theorie und Praxis von Entwicklung dar. Er beruht

auf der Annahme, dass das bisherige Projekt der Entwicklung und die Ära der

Entwicklung gescheitert seien und das nach Alternativen zur Entwicklung gesucht

werden müsse (vgl. Zai 2006: 195). Der Beginn der gescheiterten Entwicklungsära

wird auf die Nachkriegszeit und die Antrittsrede von US-Präsident Harry S. Truman

datiert, der dort erstmals von underdeveloped Nations sprach, denen „die

Segnungen des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts zugänglich“

gemacht werden sollten und denen er „einen Ausweg aus ihrem Zustand des Elends

versprach – durch freien Handel, Kapitalinvestitionen, Technologietransfer“ (ebd.).

Die Kritik richtet sich dabei zum einen gegen die vorgeschobenen Motive, welche die

eigennützigen außenwirtschaftlichen und geopolitischen Interessen der Länder

verschleierten. Zum anderen und noch stärker wird jedoch die zugrundeliegende

gedankliche Struktur kritisiert, welche alle nichtwestlichen Lebensweisen als defizitär

definiere und den Industriekapitalismus zu einer höherwertigen Form des

menschlichen Zusammenlebens stilisiere (vgl. ebd.: 196).

Gründe für das offensichtliche Scheitern des Entwicklungsprojekts für die

‚unterentwickelten Gebiete‘ seien die folgenden:

1. Die ‚entwickelten‘ Länder seien aus ökologischer Sicht keinesfalls ein

nachahmenswertes Erfolgsmodell,

2. Das Ende des Kalten Krieges, habe auch die zentrale strategische Motivation

des Projekts zerstört,

8

3. Angesichts der weiterhin zunehmenden Ungleichheit zwischen armen und

reichen Gebieten, sei es als großer Fehlschlag zu werten,

4. Sei eine weltweite Durchsetzung des westlichen Entwicklungsmodells nicht

wünschenswert, da es „das Aussterben der kulturellen Vielfalt der Menschheit

und die Ausbreitung einer globalen Monokultur bedinge.“ (ebd.)

Alternativen zur Entwicklung orientieren sich an sozialen Bewegungen und

regionalen Kooperativen v.a. aus Lateinamerika und Asien. „Dort entstünden, ‚im

Niemandsland zwischen Tradition und Modernität‘ (Sachs 1992b: 4), Strukturen einer

neuen Gesellschaft nach dem Scheitern des Entwicklungsprojekts. Diese seien

geprägt von der Wiederaneignung des lokalen Wissens gegenüber der modernen

Wissenschaft, einer Wiederaneignung der Politik gegenüber dem Nationalstaat und

einer Wiederaneignung der Ökonomie gegenüber der freien Marktwirtschaft – und

generell von der Skepsis gegenüber universell gültigen Gesellschaftsmodellen.“

(ebd.: 196 f.) Diese Formen Wiederaneignung und damit einhergehende

Selbstermächtigung und Unabhängigkeit scheint die prägende Idee der Post-

Development-Ansätze zu sein.

Weitere Merkmale lassen sich nach Escobar (1995: 215) wie folgt zusammenfassen:

• Der Fokus liegt nicht auf alternativer Entwicklung, sondern Alternativen zur

Entwicklung

• Die oft grundsätzliche Ablehnung des Entwicklungsparadigmas

• Das Interesse an lokalen Kulturen sowie lokalem Wissen

• Eine kritische Einstellung gegenüber etablierten Wissenschaftsdiskursen

• Die Parteinahme für lokal verankerte pluralistische Graswurzelbewegungen

Die Relevanz der Post-Development Theorien für diese Arbeit, liegt weniger in ihrer

Abkehr von der kapitalistischen Produktionssystem. Vielmehr dient sie der

Verdeutlichung der eine Hinterfragung des Entwicklungsbegriffes und des

wissenschaftlichen Diskurses notwendig ist und auch stattfindet. Jedoch größtenteils

außerhalb der verantwortlichen Institutionen. Die Autoren der Post-Development-

Ansätze stammen überwiegend selbst aus Entwicklungsländern und verdeutlichen

die wachsenden Bestrebungen dieser Länder für sich selbst zu bestimmen wie eine

Entwicklung in Zukunft aussehen kann.

9

Für eine Umkehr hin zu mehr traditionellen Lebensweisen ist es in vielen Ländern

jedoch bereits zu spät, bzw. unter den heutigen Bedingungen kaum durchsetzbar.

Insbesondere den Menschen in urbanen Räumen, die nach einem höheren

Lebensstandard westlichen Vorbilds streben, ist dies auch nicht mehr zu vermitteln.

Die Idee der Selbstermächtigung ist attraktiv, doch erscheint sie schwer umsetzbar

und sehr voraussetzungsvoll. Sie erfordert einerseits einen Wissenszugang der oft

nicht gegeben ist, andererseits wird dieser selbst dort, wo er uneingeschränkt

vorhanden ist i.e. den wohlhabenden Staaten5, nur von einer Minderheit genutzt.

Ein Fokus auf Alternativen zur Entwicklung scheint unter solchen Voraussetzungen

nur in besonderem Kontext eine Lösung darzustellen, dann nämlich wenn sie von

den Betroffenen selbst ausgeht und nicht wiederum von außen indiziert wird. Eine

Umsetzung erscheint zudem vor allem in ländlichen Gegenden möglich und ist somit

in vielen Problemgebieten nicht möglich. Die steigenden Bevölkerungszahlen, die

starken Urbanisierungstendenzen und die daran gekoppelte Landflucht sowie die oft

katastrophalen Lebensbedingungen in den Slums/ Favelas/ Shanty Towns/

Townships sind Probleme, die unabhängig von erweiterten Formen der

Subsistenzwirtschaft Lösungen erfordern, welche nicht nur einen beschränkten Teil

der Menschen praktikabel sind.

Wie weiter oben angedeutet soll in dieser Arbeit jedoch nicht darum gehen,

alternative Lösungen für eine nachhaltige Form der Entwicklung zu erarbeiten – die

ohne Frage notwendig sind – das wäre vermessen und würde den Rahmen dieser

Thesis sprengen. Vielmehr geht es um eine kritische Beleuchtung und Hinterfragung

des von IMF und Weltbank definierten und durchgesetzten Entwicklungsmodells.

3. Internationaler Währungsfond und Weltbank im Weltsystem

3.1 Aufbau und Arbeitsweise von IMF und Weltbank

Die Struktur der heutigen Weltwirtschaft basiert auch heute noch auf den

multilateralen Institutionen die 1944 im Rahmen der Bretton-Woods Konferenz

5 Selbstermächtigung beschränkt sich nicht auf die Menschen der Entwicklungsländer, auch wenn diese die Größten Verlierer der heutigen Weltwirtschaftsstruktur sind.

10

gegründet wurden. Zwar ist das sogenannte Bretton-Woods-System mit seiner

Wechselkursbindung und dem Goldstandard des US-Dollars nicht mehr aktuell,

jedoch spielen die für diese Arbeit wichtigsten Institutionen – der Internationale

Währungsfond und die Internationale Bank für Entwicklung und Wiederaufbau (heute

Teil der Weltbankgruppe) – insbesondere im Weltentwicklungsregime eine

entscheidende Rolle. Die dritte wichtige multilaterale Organisation die an der

institutionalisierten Steuerung der Weltwirtschaft mitwirkt ist die 1995 gegründete

Welthandelsorganisation (WTO). Diese ersetzte und ergänzte das GATT (General

Agreement on Tariffs and Trade) welches ebenfalls aus Beschlüssen der Bretton-

Wood Konferenz hervorgegangen war und 1948 in Kraft trat (vgl. Girling 1985: 1 ff.;

Carmody 1998: 26). Ihr Ziel ist es, das Prinzip der Marktwirtschaft und des

Freihandels durch Verhandlungen und internationale Verträge global durchzusetzen

(vgl. WTO 2013). Für diese Arbeit spielt die WTO keine entscheidende Rolle, da sie

zwar dieselben makroökonomischen Prinzipien vertritt, ihr Einfluss auf das

internationale Entwicklungsregime ist jedoch aufgrund der anderen

Schwerpunktsetzung eher begrenzt. Hier wird zunächst der grobe Aufbau der beiden

Internationalen Finanzinstitutionen erläutert und anschließend ihre Entwicklung und

wachsende Rolle im Weltentwicklungsregime dargelegt.

Internationaler Währungsfond (IMF) Der IMF ist die wichtigste Institution zur Förderung von internationaler

Zusammenarbeit im Kontext von Geld- und Finanzpolitik. Eine seiner Hauptaufgaben

bildet die Vergabe von kurzfristigen Krediten an Länder mit akuten

Zahlungsbilanzschwierigkeiten. Bei seiner Gründung war es das Ziel zukünftig eine

destruktive Spirale von protektiven Abwertungen und Handelsbeschränkungen als

Reaktion auf Zahlungsbilanzungleichgewichte zu verhindern, wie es im z.B. während

der großen Depression in den 1930er Jahre stattfand. Ziel ist es also, die Dauer und

Intensität von Krisen zu verringern. Wie alle Bretton Woods Organisationen finanziert

sich der IMF über seine 187 Mitgliedsstaaten. Der Kapitalanteil der Mitglieder besteht

aus einer Quote, welche anhand von Indikatoren wie dem BIP, den

Währungsreserven und dem Außenhandelsvolumen festgelegt wird. Diese wird

einmalig bei Eintritt in den IMF gezahlt, allerdings kam es mehrfach zu

Kapitalerhöhungen. Im Jahr 2009 lag der Kapitalstock bei insgesamt 325 Mrd. US-$.

Die Mitspracherechte verhalten sich proportional zum Finanzierungsanteil der

11

Mitglieder. Dies führt dazu, dass die wirtschaftsstärksten Nationen auch die Mehrheit

der Stimmen auf sich vereinigen. Die USA haben mit einem momentanen

Stimmenanteil von 16.75% bei allen wichtigen Entscheidungen ein Vetorecht, da

meist Mehrheiten von 85% nötig sind. Auch die Staaten der EU kommen gemeinsam

weit über 15%. Das zentrale Entscheidungsgremium des IMF bildet das Board of

Governors, in dem für gewöhnlich die Finanzminister oder nationalen

Notenbankchefs der Mitgliedsstaaten sitzen. Alltagsentscheidungen werden

hingegen vom 24-köpfige Exekutivdirektorium getroffen, in dem die fünf

quotenstärksten Länder (USA , Japan, Deutschland, Frankreich und Großbritannien)

sowie China, Russland und Saudi Arabien jeweils einen Sitz innehaben, während der

Rest von den in Wahlkreisen gruppierten Ländern gewählt wird. Auch hier orientiert

sich das Stimmgewicht an der Quote, sodass die westlichen Nationen über eine

Mehrheit verfügen. (vgl. Bordo/ James 2000: 5 ff.; bpb 2010; IMF 2013)

Die Inanspruchnahme von Hilfen des IMF wird als Ziehung bezeichnet. Jedem

Mitgliedsstaat des IMF stehen sogenannte (normale) Ziehungsrechte zu, Devisen in

harten Währungen mit der jeweiligen Landeswährung zu ‚kaufen‘. Da diese jedoch

wieder zurückgekauft werden müssen, handelt es sich faktisch um einen zinslosen

Devisenkredit. Dieser darf unter normalen Umständen nicht 25% der Quote

übersteigen. Zudem gibt es die sogenannte Reserveposition, die aus der

eingezahlten Quote (Reservetranche) und eventuell an den IMF vergebene Krediten

besteht und als Währungsreserve des jeweiligen Landes gilt. Auch diese kann

jederzeit ohne Rechtfertigung zum Zahlungsbilanzausgleich abgerufen werden (vgl.

Weerth o.J.).

Zusätzliche Kredite sind über sogenannte Sonderziehungsrechte (SZR) erhältlich.

SZR stellen eine aus US-Dollar (41,9%), Euro (37,4%), Pfund Sterling (11,3%) und

japanischem Yen (9,4%) zusammengesetzte Währungseinheit dar, die nur vom IMF

ausgegeben wird und ohne Einschränkungen in alle Währungen der Mitgliedsländer

getauscht werden kann, wobei sie jedoch nicht am Devisenmarkt gehandelt werden

darf (vgl. IMF 2010; IMF 2012a; IMF 2013). Der Umfang der Sonderziehungsrechte

wird vom Board of Governors mit einer 70% Mehrheit beschlossen. Er wird dabei für

alle Länder festgelegt und beträgt momentan 74,13% der jeweiligen Länderquote.

Die zugeteilten SZR können zu marktüblichen Zinsen jederzeit abgerufen werden,

dürfen aber nur dazu genutzt werden Zahlungsbilanzungleichgewichte

auszugleichen. (IMF 2012b)

12

Weltbankgruppe

Die Weltbankgruppe ist die Schwesterinstitution des IMF. Sie untergliedert sich in

folgende Subinstitutionen.

• Die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (International Bank

for Reconstruction and Development - IBRD), welche oft mit der Weltbank

gleichgesetzt wird und auf die Bretton-Woods Konferenz 1944 zurückgeht

(186 Mitglieder).

• Die Internationale Entwicklungsorganisation (International Development

Association - IDA), welche seit 1960 Niedrigzinskredite an die ärmsten

Nationen vergibt (169 Mitglieder).

• Internationale Finanz-Corporation (International Finance Corporation - IFC),

die seit 1954 Eigenkapital für private Unternehmen bereitstellt.

• Die Multilaterale Investitions-Garantie-Agentur (Multilateral Investment

Guarantee Agency, MIGA), die 1988 zur Förderung von ausländischen

Direktinvestitionen in Entwicklungsländern gegründet wurde.

• Das 1965 gegründete Internationale Zentrum für die Beilegung von

Investitionsstreitigkeiten (International Centre for Settlement of Investment

Disputes, ICSID), das als internationales Schiedsgericht agiert.

(vgl. Girling 1985: 61 f.; bpb 2010)

Für diese Arbeit werden nur die IBRD und die IDA eine Rolle spielen, auf welche sich

im Weiteren mit dem Begriff Weltbank bezogen wird. Hier wird nur ein kleiner Teil der

Arbeit der Weltbank beleuchtet, deren Tätigkeitsfeld in der Entwicklungshilfe weit

größer ist. In dieser Arbeit wird lediglich ihre Rolle im Kontext von

makroökonomischen Anpassungsprogrammen beleuchtet.

Die IBRD vergibt normalerweise ähnlich wie der IMF zinsmarktorientierte Kredite,

während die IDA ihre Anleihen zu Zinsen unter 1% nur an die ärmsten Nationen

vergibt. Ähnlich wie der IMF verfolgt auch die Weltbank seit 1979 Formen der

Kreditvergabe, die an Strukturanpassungsprogramme gebunden sind. Im Gegensatz

zum IMF zielen diese Programme jedoch auf langfristige Veränderungen an der

Makroökonomischen Struktur der Schuldnerländer und nicht auf kurzfristige

Krisenbewältigung. Dabei versucht die Bank primär auf folgende Punkte Einfluss zu

nehmen:

13

1. Die Preispolitik, mit dem Ziel die Zölle zu reduzieren und Subventionen für

Konsumenten und Produzenten abzubauen.

2. Die Liberalisierung der Importregulierung durch Marktöffnung, die Senkung

der Zollbarrieren, die Schaffung von Exportanreizen und die Abschaffung von

Importsubventionen.

3. Anpassung der staatlichen Investitionspriorisierungen, um öffentliche

Mindereinahmen auszugleichen und auf veränderte Weltmarktpreise z.B. für

Energie oder Nahrungsmittel zu reagieren.

4. Das Budget- und Schuldenmanagement, einschließlich der Fiskalpolitik, wie

z.B. Preiserhöhungen für öffentliche Dienstleistungen in Verkehr, Wasser- und

Stromversorgung oder Kürzung des Staatshaushalts.

5. Das Management der Zahlungsbilanz, einschließlich der Reduzierung von

Importkontrollen und Steuersenkungen, um Ausländische Direktinvestitionen

(FDI – Foreign Direkt Investment) zu fördern.

(vgl. Girling 1985: 69 f.)

Die Stimmrechte in der Weltbankgruppe orientieren sich wie im IMF an der

Wirtschaftskraft der Nationen, wodurch auch hier eine Mehrheit für die westlichen

Industriestaaten zustande kommt. Die Macht der westlichen Nationen in diesen

Institutionen wird schon dadurch deutlich, dass die Führung von Weltbank und IMF

bis zum heutigen Tag zwischen Europäern und USA aufgeteilt wird. So wird der/die

PräsidentIn der Weltbankgruppe immer von den USA nominiert und die

geschäftsführenden der/die Geschäftsführende DirektorIn des IMF von den

Europäern. Es zeigt sich jedoch ein wachsender Einfluss der Schwellenländer, die

2011 bei der Wahl der aktuellen IMF-Chefin Christine Lagarde einen

Gegenkandidaten aufstellten (vgl. BBC 2012; World Bank 2012).

3.3 Prägung des Weltentwicklungsregimes durch IMF und Weltbank

Die Entstehung des internationalen Entwicklungsregimes hat seine Wurzeln zum

Ende der 70iger/ Beginn der 1980er Jahre. Zuvor waren endogene

Entwicklungsmodelle, die Modernisierung durch Kapitalisierung der

Entwicklungsländer herbeiführen wollten, prägend für die Arbeit von IMF und

Weltbank. Orientiert waren diese eher am Keynesianismus, der bis zur ersten Ölkrise

14

Anfang der 70iger die dominante ökonomische Theorie darstellte. Die Weltbank

hatte bis zu diesem Zeitpunkt lediglich projektorientierte Förderung betrieben und

keine politischen und makroökonomischen Reformen angestrebt. Im Rahmen der

sich Ende der 1970er verschärfenden Wirtschaftskrise, drohte vielen

Entwicklungsländern die Zahlungsunfähigkeit. In diese Zeit fallen auch die

rechtskonservativen Regierungswechsel in den USA und Großbritannien sowie der

Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems. Das sorgte dafür, dass die

neoliberalen Wirtschaftstheorien der Chicago School auch zum Programm von IMF

und Weltbank wurden. Dieser Umschwung wurde im sogenannten Washington

Consensus in eine konkrete Form gegossen. “[C]ut back the state, reduce fiscal

deficits, get the prices right, liberalise trade and foreign investment, privatise public

enterprises and deregulate markets” (Killinger 2003: 12). Diesem Paradigma folgend

wurden konditionelle Kreditvergabe und somit Strukturanpassungsprogramme Teil

der praktischen Tätigkeit von IMF und Weltbank. Da der IMF ursprünglich neben den

Ziehungsrechten nur kurzfristige Kredite, sogenannte SBAs (Stand-By

Arrangements) mit einer maximalen Laufzeit von 3 Jahren, zur Sicherung der

Zahlungsfähigkeit von Staaten bereitstellen sollte, wurde 1974 die Extended Fund

Facility (EFF) ins Leben gerufen, die nichtkonzessionäre Kredite mit bis zu 10

Jahren Laufzeit vergibt und somit auch an längerfristige Reformen gebunden sind.

Anders als die bisher beschriebenen Kreditvergabeformen, werden Kredite aus der

Poverty Reduction and Growth Facility (PRGF) mit jährlich 0,5% bei einer Laufzeit

zwischen 5½ - 10 Jahren verzinst. Zugriff auf diese vergünstigten Konditionen haben

lediglich 78 Länder mit einem Pro-Kopf-Einkommen von unter 1095 US-$. Damit

weitete der IMF sein Tätigkeitsfeld auf ein Gebiet aus, das eigentlich im

Aufgabenbereich der Weltbank lag (vgl. Wolf 1991: 1; IMF 2009; Bordo/ James 2000:

28).

Im Zusammenhang mit den Vorläuferprogrammen SAF und EASF6 wurden so das

erste Mal Strukturanpassungsprogramme (SAP – Structural Adjustment Program)

für Krisenländer aufgelegt die meist demselben Muster folgen.

6 Die PRGF wurde 1999 eingeführt und ersetzte die Enhanced Structural Adjustment Facility (ESAF), welche wiederum 1987 die Structural Adjustment Facility (SAF) von 1986 abgelöst hatte (vgl. Siebold 1995: 1 f.).

15

Zunächst wird unter Aufsicht des IMF ein Stabilisierungsprogramm mit folgenden

Schwerpunkten aufgelegt:

• Die Einführung von Grenzen der Neuverschuldung,

• die Limitierung von Auslandskrediten,

• die Abwertung der Währung zur Substitution von Exporten und Reduzierung von

Importen,

• die Erhöhung des Zinsniveaus und die Beschränkung der Geldmenge zur

Inflationsbekämpfung,

• fiskalische Austerität zum Abbau des Staatsdefizits durch finanzpolitische

Auflagen wie die Streichung von Subventionen und Sozialleistungen, die

Erhöhung der Tarife öffentlicher Dienstleistungen sowie die Freigabe

administrierter Preise wie z.B. Lebensmittelsubventionen.

• Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zur Senkung des Lohnniveaus.

Darauf folgt in Zusammenarbeit mit der Weltbank die längerfristige

Strukturanpassungsphase7 in der die Institutionalisierung marktwirtschaftlicher

Prinzipien durch die Beseitigung von sogenannten Marktunvollkommenheiten wie

beispielsweise Mindestlöhnen und Subventionen für Grundnahrungsmittel, die

Privatisierung staatlicher Betriebe z.B. in der Wasser- und Stromversorgung sowie

allgemeine Einschränkungen der Staatstätigkeit und Stellenabbau im öffentlichen

Sektor (vgl. Tepe 2008: 10; Siebold 1995: 4f.).

Zusammen mit der Erschließung neuen Aufgabenfelder entwickelte sich die

Weltbank zunehmend „von einer ‚nur‘ organisierenden zu einer informierenden und

vorschlagenden Institution.“ (ebd.: 11) Besonders durch ihre Länderberichte und den

World Development Report, aber auch unzählige andere Veröffentlichungen prägte

sie den entwicklungspolitischen Diskurs und sorgte durch ihre Machtposition unter

den Geberländern für eine „gemeinsame Linie hinsichtlich der Hilfe, Konditionalität

und Entwicklungs-Philosophie gegenüber Afrika“ (ebd.). Zudem gründete die

Weltbank 1997 das Global Development Network. Dieses ist ein Think Tank, der aus

internationalen Wissenschaftlern besteht und dabei helfen soll die „broader

objectives of the World Bank to become the ‘knowledge bank’” (Stone 2002: 1) zu

7 Zwischen den Maßnahmen von Stabilisierungsprogrammen und Strukturanpassungsprogrammen gibt es oft programmatisch Überschneidungen.

16

verwirklichen. Die Vorstellung was unter Entwicklung zu verstehen ist und wie diese

erreicht werden kann, wird in solchen Institutionen geprägt und von diesen verbreitet.

Auch der IMF nutzt seine Aufsichtsfunktion und seinen damit einhergehenden

Zugriffsrechte auf die Daten der Mitgliedsländer dazu, über Veröffentlichungen wie

den World Economic Outlook und die International Capital Markets Reports, um

Einfluss auf das Entwicklungsregime auszuüben. Viel stärker wird der Einfluss der

beiden Organisationen jedoch über ihr konkretes Handeln deutlich.

Da Strukturanpassungsprogramme meist im Zusammenhang mit Schuldenkrisen der

jeweiligen Länder vereinbart werden, befinden sich die hilfesuchenden Länder immer

in extremen finanziellen Notsituationen, die schnelle Hilfe erfordern. So werden erste

Kredittranchen auf Basis einer Absichtserklärung der Nehmerländer schnell

ausgezahlt, um die kurzfristige Zahlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten, jedoch muss

vorher den Anpassungsbedingungen zugestimmt werden. Die Auszahlung der

weiteren Tranchen wird dann an die Umsetzungsfortschritte der Länder gebunden.

Es geht also ein starker Umsetzungszwang von der konditionalen Kreditvergabe aus

und die Verhandlungsposition der Nehmerländer ist extrem schwach, da im Ernstfall

der Staatsbankrott droht. Es wird argumentiert, dass erst der Anpassungsdruck der

Krise die Regierungen dazu zwingt die nötigen und schmerzhaften Reformen

durchzuführen. Dies beruht laut Bracking (1999: 207) auf der trügerischen Annahme,

dass ab einem bestimmten Schuldenstand eine Lösung der Schuldenkrise nur durch

alternativlose, rational begründbare und politisch neutrale ökonomische Reformen zu

erreichen ist. Denn es bleibt immer die Frage wer über diese Reformen entscheidet,

auf welchen theoretischen Grundlagen sie beruhen und wie sie umgesetzt werden.

Die finanzielle Machtposition gegenüber den Entwicklungsländern ermöglicht

Weltbank und IMF die Deutungshoheit über das Notwendige und stärkt ihre Position

als globalen entwicklungspolitischen ‚think tank‘ (Tepe 2008: 8).

17

4. Schuldenpolitik, Strukturanpassungsprogramme und ihre Folgen

Ein Großteil der Nationen Subsahara-Afrikas hat schon Erfahrungen mit den

Strukturanpassungsprogrammen von IMF und Weltbank gemacht. Diese wurden in

den einzelnen Ländern in sehr unterschiedlicher Konsequenz durchgesetzt.

Die Unterstützer von Strukturanpassungsprogrammen und die Weltbank selbst,

verweisen darauf, dass das durchschnittliche Wachstum in Entwicklungsländern in

dem Maße höher ist, in dem die Programme ordnungsgemäß umgesetzt wurden. So

beschreibt es die Weltbank (World Bank 1994) in ihrem Report „Adjustment in

Africa“, in dem die ökonomischen Auswirkungen der Anpassungsprogramme in 29

afrikanischen Ländern dargelegt werden. Sie unterteilt die Länder in drei Gruppen.

Solche mit großem Fortschritt, solche mit geringem Fortschritt und solche mit

Verschlechterung der makroökonomischen Politik. Verwunderlich ist jedoch, dass

selbst die Länder in denen die Umsetzung konsequent erfolgte, die Erhöhung des

Wachstum nur so gering war, dass es aufgrund der Bevölkerungsentwicklung zu

keinem Anstieg des Prokopfeinkommens kam. Ebenso gibt es Länder die nicht in

dieses Muster passen und bei inkonsequenter Umsetzung besseres Wachstum, bzw.

bei konsequenter Umsetzung schlechteres Wachstum erreicht haben (vgl. World

Bank 1994: 4 ff.). Zudem wird nicht hinterfragt wie ein solches Wachstum zustande

kommt, da Wachstum in jedem Fall etwas Gutes zu seien scheint. Auch wird nicht

hinterfragt aus welchen Gründen Anpassungsprogramme nicht umgesetzt wurden.

Untersuchungen, von denen einige auf den kommenden Seiten dargelegt werden,

belegen, dass die Auswirkungen auf die inländische Industrieproduktion im besten

Falle keine ist. Eine Steigerung der Exporte und des BIP wird in der Regel durch den

Handel mit Agrargütern und Rohstoffen erreicht, während vorhandene Industrie sich

durch die Marktliberalisierungen der ausländischen Konkurrenz ausgesetzt sieht (vgl.

Siebold 1995: 20). Die Aussagen der Weltbank zu den Auswirkungen auf die

ärmsten Bevölkerungsteile beschränken sich in diesem Bericht auf vage

Vermutungen: „If African countries that have undertaken some Reforms and

achieved some increase in growth, the majority of the poor are probably better off

and almost certainly no worse off.” Zudem lassen sich die Autoren zu der Aussage

hinreißen, “that the lack of adjustment is what most hurts the poor and most 18

increases their number.” (World Bank 1994: 7;14) Dies soll auf den folgenden Seiten

überprüft werden.

4.1 Anpassungspolitiken subsaharischen Afrika allgemein

Zur Beobachtung der Folgen von Strukturanpassungsprogrammen im

subsaharischen Afrika, ist die Krise der 1980iger Jahre besonders geeignet die auch

die Länder in Lateinamerika und der Karibik betraf. Der Vielzahl an betroffenen

Ländern geschuldet, bleiben die Beobachtungen hier auf einer sehr

makroökonomischen Ebene.

Das Ausmaß der damaligen Krise war enorm, sodass im Zeitraum von 1980 bis 1988

das ohnehin sehr niedrige Pro-Kopf-Einkommen in subsahara-Afrika um 25-30% fiel.

Die Auswirkungen waren in den einzelnen Staaten sehr unterschiedlich, aber

insbesondere sehr arme Staaten wie Liberia, Madagaskar, Mozambique, Niger,

Nigeria, Rwanda, Sudan, Togo und Sambia waren mit Schrumpfungsraten über 3%

pro Jahr besonders stark betroffen (vgl. Ghai/ de Alcátara 1990: 391). Von den 35

(1986) Ländern im subsaharischen Afrika, konnten nur 8 einen Abschwung

verhindern. Zwischen Juni 1986 und Juli 1987 wurden von 21 Ländern sogenannte

Stand-by-Agreements mit dem IMF unterzeichnet. 11 der ärmsten Länder stimmten

Programmen aus der Structural Adjustment Facility zu (vgl. Stein 1992: 83). Die Krise

war sowohl durch exogene als auch endogene Ursachen begründet. International

spielten die Ölkrisen der 1970iger und deren Folgen für den Welthandel und die

Finanzmärkte eine Rolle. Die subsaharischen Länder wurden durch eine

Verschlechterung der Terms of Trade, einem Anstieg der Realzinsen auf

Auslandsschulden, einem Rückgang von Ressourcenimporten (z.B. Nahrungsmittel)

und einer starken Kapitalflucht getroffen (vgl. Ghai/ de Alcátara 1990: 392). Dies

verursachte insgesamt jährliche Mehrkosten von 6,5 Mrd. $ zwischen 1985 und

1987, was ungefähr einem Drittel aller Importe oder 45% der Exporteinnahmen der

Länder entsprach. Ohne die Schuldenerlasse die in diesem Zeitraum stattfanden,

wären die Verpflichtungen für Schuldendienste nochmal zwischen 5 Mrd. und 6 Mrd.

$ höher gewesen. Die Mehrkosten machten auch so ca. 10-11% des BIPs aus und

verdeutlichen die Rolle exogener Faktoren in dieser Krise (vgl. Ghai/ de Alcátara

1990: 393). Wechselwirkungen können auch mit politischen Krisen, Bürgerkriegen,

19

zwischenstaatlichen Konflikten oder nationalen Freiheitsbewegungen wie

beispielsweise in Südafrika, beobachtet werden. Die ökonomischen und politischen

Krisen haben sich gegenseitig begünstigt bzw. verstärkt.

Als endogene Faktoren die die Krise beeinflussten, können wirtschaftliches

Missmanagement, Ineffizienz staatlicher Behörden, verfehlte Preis-, Handels- und

Wechselkurspolitik, Diskriminierung des Agrarsektors, falsche

Investmententscheidungen sowie Korruption und die Veruntreuung von Ressourcen

aufgeführt werden (vgl. ebd.).

Die Weltbank selbst identifizierte konkret folgende Ungleichgewichte und

Marktunvollkommenheiten:

• Überkapazitäten der Industrieproduktion im Verhältnis zur Agrargüterproduktion

und der Aufnahmefähigkeit der einheimischen Märkte, bei gleichzeitig zu

geringem Anteil der Industrie am BIP im Vergleich zum Dienstleistungssektor.

• Ein Übermaß an staatlichen Unternehmen im Verhältnis der zur wirtschaftlichen

Notwendigkeit öffentlicher Investitionen, der finanziellen Kapazitäten der Staaten

und deren Fähigkeiten diese Unternehmen effizient zu führen.

• Zu große Investitionen in die Substitution von Importgütern im Verhältnis zur

Inlandsnachfrage und zur Exportindustrie, die für Erwirtschaftung von

Deviseneinnahmen notwendig ist8.

• Überinvestition in die Herstellung von Endprodukten und Konsumgütern, statt in

Rohmaterialverarbeitung, Zwischenprodukt- und Kapitalgüterindustrie zu

investieren, um die Einbindung in die Weltwirtschaft zu verstärken.

• Zu hoher Anteil der Import- und Kapitalgüter an den Produktionskosten im

Verhältnis zu Deviseneinnahmen, der Verfügbarkeit von (ausländischen)

Ersparnissen (als Kapitalzufuhr) und der Ausnutzung komparativer Vorteile wie

lokalen Ressourcen und billiger Arbeitskraft.

(vgl. Meier/ Steel 1989: 8 f.)9

8 Hier sollte angemerkt werden, dass Industrien zur Substitution von Importen, den Bedarf nach Devisen verringern. 9 Interessant ist hier das einige der angemahnten Punkte im Vorfeld der Krise von der Weltbank und anderen internationalen Geldgebern durch konkrete Projekte gefördert wurden. So z.B. die Importsubstitution, Kapitalintensive und Importabhängige Produktion sowie die Schaffung von Überkapazitäten. Dies wurde auch durch multinationale Unternehmen im Land befördert, die entsprechende Sonderkonditionen für die Errichtung von Fabriken aushandelten (vgl. Stein 1992: 87).

20

Gleichzeitig wurden Protektionismus und eine überbewertete Währungen

angemahnt, die die Ungleichgewichte in den Wirtschaftssektoren hervorriefen. So

erschweren überbewertete Währungen die Erschließung von Exportmärkten und

verhinderten Investitionen in exportorientierte Produktion. Billige Importe hingegen

verringerten die heimische Produktion und Investitionen insbesondere in der

Landwirtschaft. Zudem wurde kritisiert, dass staatliche Investitionen die Industrie auf

Kosten der Landwirtschaft förderten, sodass diese weder genug Produktionsfaktoren

freisetzen, noch ausreichende Devisen erwirtschaften oder Wechselwirkungen

fördern konnte, um die Industrieexpansion zu unterstützen(vgl. Stein 1992: 83).10

Die Argumentation mit diesen überwiegend endogenen Krisenursachen ist teilweise

streitbar und von Land zu Land sehr unterschiedlich, jedoch unter Abstraktion des

dahinterstehenden Entwicklungsmodells, volkswirtschaftlich größtenteils

nachvollziehbar. Allerdings sind sowohl der Fokus der Weltbank auf die endogenen

Ursachen, als auch die daraus gefolgerten Anpassungen sehr kritisch zu betrachten.

Die Anpassungsziele von Weltbank und IMF orientierten sich an den oben

aufgezählten Ungleichgewichten und forderten eine Ressourcenreallokation von der

Industrie zur Landwirtschaft, vom öffentlichen zum privaten Sektor, von der

Importsubventionierung zur Exportförderung, von der Endprodukteherstellung hin

zum Rohmaterialverarbeitung und Zwischenprodukt- und Kapitalgüterproduktion

sowie eine Abkehr von importintensiven Investments. Die dazu genutzten Werkzeuge

orientieren sich an den weiter oben dargelegten neoliberalen Prinzipien von

Privatisierung und Liberalisierung.

Stein (1992: 86) beschreibt die Probleme der Krisenanalysen von IMF und Weltbank

wie folgt: „The perception of reality is distorted by its analytical constructs. The

need for adjustment is a product of the model of adjustment. The model of

adjustment arises from a series of theoretical premises or abstractions. This basis

inverts the process of investigation and recommendation since the causal effect is

presupposed prior to determining the effective cause.” Dem liegen die

neoklassischen Annahmen zugrunde, dass das Verhalten der Akteure von einem

rationalen, vorgegebenen Regelwerk bestimmt wird und somit die Deutung von

Marktsignale ein vorhersehbares Verhalten ermöglicht. Das Verhalten der

Konsumenten und Produzenten wird als nutzen- und profitmaximierend

10 Eine Modernisierung der Landwirtschaft setzt Produktionsmittel wie Arbeitskraft und Boden frei und sorgt für Wechselwirkungen durch die Nachfrage nach Industriegütern.

21

angenommen, wenn eine Korrektur von Unvollkommenheiten die nötigen

Voraussetzungen schafft. Auf Weltebene bedeutet das, dass die weltweite

Arbeitsteilung und Spezialisierung auf bestimmte Produkte alleine auf den

komparativen Vorteilen der jeweiligen Regionen beruht, solange die Wechselkurse

sich an der Inflationsrate der Länder orientieren und keine Handelsbarrieren

vorhanden sind. Krisen z.B. in den Industrien der subsaharischen Länder werden in

diesem Modell vor allem verzerrten Marktsignale zugeschrieben. Die Ursachensuche

orientiert sich dann auf diese Verzerrungen, die meist ineffektiven staatlichen

Eingriffen zugeschrieben werden (vgl. Stein 1992: 86.).

Ein solches Model klammert die Machtstrukturen des Weltwirtschaftssystems

vollkommen aus, da Marktunvollkommenheiten gerade durch dessen Akteure

hervorgerufen und ausgenutzt werden.

Die Maßnahmenpakete von IMF und Weltbank sind somit zwar dazu geeignet

importsubstituierende Produktion und Staatsunternehmen zurückzudrängen,

allerdings ist ein Ausgleich derer durch die gewünschten privaten, exportorientierten,

weiterverarbeitenden Industrien eher unwahrscheinlich. Vielmehr besteht die Gefahr

der Deindustrialisierung, die die Länder in eine gefährliche Abhängigkeit von

Ressourcen- und Agrargüterexporten führt. Vielmehr schadete die Liberalisierung

sowohl jeglicher Industrie als auch der Landwirtschaft. Die Freigabe der Währung

und die damit einhergehende Abwertung, welche eigentlich Exporte erleichtern sollte,

machte den Import von Produktionsgütern (z.B. Maschinen oder Traktoren), die zum

Aufbau neuer Industrien oder die Modernisierung der Landwirtschaft notwendig

waren, für lokale Unternehmer und Bauern unerschwinglich. Hinzu kamen

Kreditvergaberestriktionen die einigen Staaten auferlegt wurden und die vor allem

Unternehmen trafen, die unter anderem mit steigenden Rohstoffpreisen auch als

Folge der Währungsfreigaben, zu kämpfen hatten und dies nicht durch kurzfristige

Kreditaufnahmen kompensieren konnten (vgl. ebd.: 88 f.). Insgesamt hat haben die

Anpassungsprogramme negative Effekte auf die lokale Industrie. Auf der

Ausgabenseite leiden sie unter steigenden Kosten für Importen, Kreditzinsen und

Rohmaterialien (v.a. in der Landwirtschaft). Auf der Umsatzseite sehen sie sich der

internationalen Konkurrenz importierter Konsumgüter ausgesetzt, die von den

fallenden Handelsbarrieren und Abschaffung von Preiskontrollen profitieren.

Das zweite große Ziel stellen die Industrialisierung der Landwirtschaft und der

Ausbau der Rohstoffgewinnung dar. Problematisch ist für die Länder jedoch, das bei

22

Rückgang der heimischen Industrie der Agrar- und Rohstoffsektor als einzige

zuverlässige Quelle für Deviseneinnahmen fungiert. Dies sorgt für eine Abhängigkeit

ganzer Staaten von den Weltmarktpreisen einzelner Produkte, auf deren Export sie

spezialisiert sind. So z.B. Kupfer für Sambia oder Baumwolle und Kakao in vielen

Ländern Westafrikas.

Die oben stehende Tabelle zeigt die extremen Preisschwankungen von Exportgütern

seit der Zeit der Unabhängigkeit vieler subsaharischer Länder bis zur Krise in den

80igern. Da für viele Länder der Anteil dieser Güter am Export extrem hoch ist –

teilweise 50% Anteil für nur eines der Güter – stellten diese die wichtigsten

Deviseneinnahmen dar (vgl. Cheru 1992: 502). Zum Zeitpunkt der ersten und

insbesondere der zweiten Ölkrise zeigt sich das Problem in seiner extremsten Form.

Der enorme Rückgang der Exportgüterpreise alleine war schon schlimm genug, aber

der gleichzeitige Anstieg des Ölpreises, hatte gravierende Auswirkungen für die

Länder die von Erdölimporten abhängig waren.

Exkurs: Der Internationale Baumwollmarkt

Der Baumwollmarkt ist ein gutes Beispiel um die Machtstrukturen im

Welthandel und die Abhängigkeit von Weltmarktpreisen zu veranschaulichen.

Die USA sind einer der größten Baumwollhersteller weltweit und für ca. 1/3 der

Exporte verantwortlich. Der Weltbaumwollmarkt hatte zwischen 2000 und 2010

Abbildung 2: Exportpreise der vier wichtigsten Exportgüter Subsahara-Afrikas im Vergleich zum internationalen Erdölpreis

Quelle: Cheru 1992: 503

23

einen Umfang von 25-30 Mrd. $. Im selben Zeitraum unterstützten die USA ihre

Baumwollindustrie mit Subventionen im Umfang von 2-4 Mrd. $ jährlich. Auch

die EU half ihren Baumwollproduzenten, mit jährlich 1 Mrd. $ aus. Zusammen

machen die Subventionen 12-17%11 des über den Weltmarkt umgeschlagenen

Handelsvolumens aus12. Während die Baumwollexporte für die USA nur

unbedeutende 0,4 % der Gesamtexporte ausmachen, stellen sie für einige

Entwicklungsländer bis zu 1/3 in Burkina Faso sogar über 50% der

Exporteinnahmen dar. Die Mindereinnahmen der Entwicklungsländer

übersteigen bei weitem die bilaterale Entwicklungshilfe die diese von den USA

erhalten (vgl. Baffes 2011: 1536 ff.).

Hier zeigt sich beispielhaft die Doppelmoral der Industrienationen, welche

einerseits den Rückbau von Protektionismus und Subventionen fordern und

durch Institutionen wie den IMF auch durchsetzen und andererseits gleichzeitig

ihre eigene Produktion schützen, wenn diese auf dem Weltmarkt nicht

wettbewerbsfähig ist. Dabei befinden sich die Industriestaaten sich in der

luxurösen Situation Klientelpolitik für einen in im eigenen Land vergleichsweise

winzigen Wirtschaftszweig zu leisten, während sie der Wirtschaft und der

Lebensgrundlage von Millionen Menschen in anderer Länder enormen Schaden

zufügen. Der Baumwollmarkt ist dabei nur eines von vielen Beispielen.13

Betrachtet man den sozialen Wirkung der Anpassungsprogramme lassen sich laut

Siebold (1995: 19f.) drei primäre Bereiche identifizieren, die davon betroffen sind.

Das Einkommen und die Beschäftigung, die Preise, besonders der Basisgüter sowie

die Verfügbarkeit öffentlicher Dienstleistungen, insbesondere im Bildungs- und

Gesundheitssektor. In seiner Untersuchung stellt Siebold mehrere Studien zur

Wirkung der Programme vor die zusammengefasst folgende Ergebnisse hatten (vgl.

ebd.: 20 ff.). In fast allen betroffenen Ländern kam es zu einem Rückgang der

Beschäftigung im formellen Sektor. Folgen waren höhere Arbeitslosigkeit und ein

stark wachsender informeller Sektor. Zudem ging damit meist erheblichen

Reallohnrückgang und eine starken Absenkung von Mindestlöhnen einher. Von

Subventionsabbau und Preissteigerungen, waren insbesondere die armen Haushalte

11 Unter der Annahme, dass sich die Subventionen proportional zum Handelsvolumen verhalten. 12 China und Indien produzieren größtenteils für den eigenen Markt. 13 Siehe hierzu z.B. Hiller 2009; Wiggerthale 2011

24

im urbanen Raum betroffen, die einen besonders großen Teil ihres Einkommens für

Basisgüter ausgeben müssen. Dies sorgte häufig für eine Verschlechterung der

Ernährungssituation. So hat sich diese in Ländern mit Anpassungsprogrammen

immer zunächst verschlechtert und anschließend langsam wieder erholt, während sie

sich in Ländern ohne Anpassungen kontinuierlich verbesserte.

Eine Studie der WHO konstatierte eine starke Verschlechterung der medizinischen

Infrastruktur, verursacht durch fiskalische Austerität und die teilweise Privatisierung

von medizinischen Dienstleistungen. Die Erhöhung der Gebühren sorgte zudem

dafür, dass diese Dienstleistungen von vielen Menschen nicht mehr in Anspruch

genommen werden konnten.

Ähnliches ließ sich im Bildungssektor beobachten. In 60% der Anpassungsländer

ging die Einschulungsrate von Grundschulen zurück. Dies galt besonders für Länder,

die die Pläne der IFIs konsequent und schnell umsetzten, während es in

Vergleichsgruppen zu einem weiteren Anstieg kam. Insbesondere für Länder mit

niedrigem Einkommen „kann als gesichert gelten, dass sich das Erziehungswesen

und die Gesundheitsversorgung während der Anpassungsperiode verschlechtert,

zumindest aber weniger verbessert hat, als in anderen Ländern.“ (Siebold 1995: 24)

4.2 Beispiel Sambia – Structural Adjustment on a long term

Sambia erreichte seine Unabhängigkeit von Großbritannien 1964 und wurde bis

1991 von Kenneth Kaunda, eine der wichtigsten Figuren der afrikanischen

Befreiungsbewegungen, regiert. Kaunda hat mit dem sogenannten ‚Sambischen

Humanismus‘ eine Form des ‚Afrikanischen Sozialismus‘ in Sambia eingeführt. Durch

die Unabhängigkeit wurden die, während der Kolonialzeit durch Großbritannien

dominierten, Unternehmen verstaatlicht und durch die Einnahmen vor allem aus dem

Kupferbergbau ging es wirtschaftlich zunächst aufwärts. Im Rahmen des ‚Ersten

Nationalen Entwicklungsplans14 von 1966-71 wurde eine Diversifizierung der

Wirtschaft und somit eine Verringerung der Abhängigkeit vom Kupferexport, der

Ausbau der Landwirtschaft, der Infrastruktur und des Bildungssystems

vorangetrieben. Verwirklicht werden konnten davon nur die letzten beiden Punkte.

14 Vergleichbar mit den Fünfjahresplänen in kommunistisch geprägten Systemen wie z.B. China. 25

Die Förderung einer eher marktorientierten Landwirtschaft, die die

Subsistenzwirtschaft schrittweise ablösen sollte, und auch die Diversifizierung der

Wirtschaft waren wenig erfolgreich. Gründe waren unter anderen das mangelhafte

Kreditsystem zur Förderung von Investitionen und das Fehlen von

landwirtschaftlichen und unternehmerischen Schulungen. Auch heute ist Sambia

noch stark von den Einnahmen aus den Kupferexporten und somit vom

Weltmarktpreis des Metalls abhängig. 1972 wurde das demokratische

Mehrparteiensystem der sogenannten ersten Republik durch das Einparteienregime

der zweiten Republik unter der United National Independence Party (UNIP) Kaundas

ersetzt. „Oppositionsparteien wurden verboten, die Presse gleichgeschaltet und die

Macht des Staatspräsidenten gestärkt“ (Gahrmann o.J.: 12) und ein Personenkult

um Kaunda etabliert. (vgl. Gahrmann o.J.; DER SPIEGEL 1991: 216 ff.).

Dies führte zu einem Rückzug ausländischer Investoren und einem Einbruch der

Wirtschaftsleistung, sodass Finanzhilfen vom IMF beantragt wurden. Konditionen für

deren Auszahlung waren eine Abwertung der Währung, eine Begrenzung der

jährlichen Lohnsteigerung auf 5% sowie die Preisfreigabe und Abschaffung von

Subventionen für Waren der Grundversorgung wie Weizen, Mais und Dünger.

Insbesondere Mais bzw. Maismehl ist wie in vielen Staaten Afrikas ein zentrales

Grundnahrungsmittel in Sambia, das z.B. als nsima – Maisbrei – zu fast allen

Gerichten gegessen wird. Im Jahr 1985 wurden weitere Anpassungen gefordert, bei

dem die Implementierung eines Devisenauktionssystems forciert wurde. Ziel war es,

die Allokation von Devisen zu vereinfachen und das vorhandene Importlizenzsystem

abzuschaffen. Weiterhin wurden der Agrargütermarkt liberalisiert, der staatliche

Sektor reformiert sowie die Mittel für Gesundheitsversorgung und Bildung gekürzt

und Stellen im öffentlichen Dienst abgebaut. Zudem wurden die Maßnahmen von

1983 fortgeführt und verstärkt. (vgl. Simutanyi 1996: 826; Larmer 2005: 30)

Das neue Devisensystem ermöglichte es auf Devisen zu bieten und dafür

Konsumgüter zu importieren. Dies hatte negative Effekte sowohl auf den staatlichen

als auch privaten Produktionssektor. Aufgrund der starken Abwertung bei hohen

Wechselkursschwankungen und den hohen Kreditzinsen der lokalen Banken

zwischen 30 und 35%, war es kaum möglich mit der Landeswährung (kwacha) auf

Devisen zu bieten. Dies ließ die Produktionskosten der inländischen Betriebe stark

ansteigen und verringerte die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland.

Besonders stark waren davon Kleinunternehmer betroffen, auf denen die

26

Neuausrichtung der Wirtschaft aufbauen sollte, die aufgrund ihrer geringen

Kapitalrücklagen und der hohen Zinsen keine Kredite finanzieren konnten. Das

vereinfachte ausländischen Firmen den Marktzugang erheblich und ermöglichte es

ihnen Konsumgüter zu importieren sowie das Externalisieren (Transaktion ins

Ausland) von Profiten. (vgl. Stein 1992: 89; Simutanyi 1996: 826 f.). Zudem führte die

starke Abwertung der Währung auch zu einem enormen Anstieg der

Lebenshaltungskosten, besonders für städtische Lohnarbeiter und

Lohnarbeiterinnen. Die Preisfreigabe der Grundversorgungsmittel und die

Begrenzung der Lohnzuwächse tat ihr Übriges dazu die Situation zu verschlechtern.

Als eine Reaktion auf die Abschaffung der Maissubventionen im Dezember 1986,

kam es in den Städten zu starken Unruhen mit 15 Toten. Letztendlich führte dies

dazu, dass Präsident Kaunda im Mai 1987 die Vereinbarung mit IMF und Weltbank

aufkündigte. Viele der durchgeführten Reformen wurden zurückgedreht. Kaunda

begründete das damit, dass diese „had brought pain, malnutrition and death to the

people of Zambia“ (Simutanyi 1996: 827).

Zwar wurde im darauf folgenden Jahr eine reale Wachstumsrate des BIP von 6,2%

erreicht, jedoch war dies nicht von Dauer und einer besonders guten Ernte zu

verdanken. So war Sambia wiederum dazu gezwungen Verhandlungen mit dem IMF

aufzunehmen und 1989 wurde ein neuer Anlauf gestartet. Dieser beinhaltete die

Freigabe aller Konsumgüterpreise außer Mais. Anfang der 90iger wurde ein Policy

Framwork Paper erarbeitet in dem die Wirtschaftspolitik der Regierung zwischen

1990 und 1993 festgelegt wurde. Darin wurden ein schrittweiser Abbau der

Maissubventionen und eine Reduzierung des Budgetdefizits durch Kürzungen

Sozialausgaben festgelegt. Ein Anstieg der Maismehlpreise um 100% im Juni 1990

führte wiederum zu Krawallen in der Hauptstadt Lusaka und den großen Städten des

sogenannten Copperbelts. Dabei wurden von Sicherheitskräften 27 Menschen

getötet und weitere Hundert verletzt und verhaftet. Da Präsident Kaunda diesmal

nicht nachgab, wurden noch 1990 Forderungen nach der Wiedereinführung eines

Mehrparteiensystems laut und die Oppositionspartei Movement for Multiparty

Democracy (MMD) wurde gegründet. Der Druck war schließlich so groß, dass zum

31. Oktober 1991 die ersten freien Wahlen Da der IMF eine Verschiebung des

Subventionsabbaus ablehnte, wurde alle finanziellen Hilfen für Sambia eingestellt.

Die Regierung fing daraufhin an neues Geld auf den Markt zu werfen um eine

Steigerung der Löhne des öffentlichen Dienstes um 100% vor den Wahlen und die

27

den Wahlkampf zu finanzieren. Dies führte zu einer Inflationsrate von 129%. (vgl.

Simutanyi 1996: 827 f.; DER SPIEGEL 1990: 117 f.)

Die MMD konnte die Wahlen von 1991 für sich entscheiden und so entstand die erste

frei gewählte Regierung Sambias seit 1973. Neuer Präsident wurde der ehemalige

Gewerkschaftsführer Frederick Chiluba. Die Politik der autoritären

Vorgängerregierung führte dazu, dass sich die MMD Regierung einem enormen

Schuldenberg, Devisenmangel, einem großen Haushaltsdefizit (10% des BIP),

galoppierender Inflation von über 100%, einer erodieren sozialen und physischen

Infrastruktur und einem Rückgang formaler Beschäftigungsverhältnisse gegenüber

stand. Obwohl Chiluba einer der führenden Kritiker der SAPs war, sah sich die

Regierung gezwungen einer Fortführung der Anpassungsprogramme in

Zusammenarbeit mit der Weltbank und dem IMF zuzustimmen und eines der

radikalsten SAPs subsahara-Afrikas durchzusetzten. Dieses enthielt folgende

Punkte:

1. Die Preiskontrollen aller Erzeugnisse und Betriebsmittel außer Mais und

Dünger,

2. Die Freigabe der Währung in allen Belangen,

3. Die Marktöffnung für Exporte und Importe aller Art und die Förderung von

Exporten,

4. Eine Austeritätspolitik zur Eindämmung des Staatsdefizits und Inflation,

5. Die Erhöhung der Zinsraten und Eindämmung der Geldmenge,

6. Eine Reform öffentlicher Investitionsprogramme, um die Ressourcenallokation

auf bevorzugte Wirtschaftssektoren zur fokussieren,

7. Eine Reform der öffentlichen Dienstleistungen und deren Teilverstaatlichung,

8. Ein umfassendes Privatisierungsprogramm.

(vgl. Simutanyi 1996: 828)

Der Problemdruck war jedoch nicht der einzige Grund dafür. Die Basis der MMD

bildeten zwar die Arbeiterbewegungen, jedoch waren die Finanzeure des

Wahlkampfes größtenteils private Geschäftsleute. Vertreter dieser Gruppe stellten

auch einen Teil der Regierung, insbesondere wirtschaftsrelevante Ministerposten.

Durch die Euphorie über die Demokratisierung des Landes und die breite

Unterstützung der neuen Regierung war es möglich diese Reformen ohne großen

Widerstand der Bevölkerung durchzusetzen. So wurden bis 1993 sogar schrittweise

28

die Subventionen auf Maismehl und Dünger beseitigt. Dies hatte einen Preisanstieg

pro Kilo Mehl von 250 kwacha 1991 auf 4000 kwacha 199315 zur Folge. Folge der

hohen Preise waren Hunger und Proteste unter der sambischen Bevölkerung.

Die Auswirkungen der Marktöffnung bekamen auch lokale Produzenten zu spüren,

die gegenüber den ausländischen Importen kaum konkurrenzfähig waren. Teil dieser

Importe sind auch Textilspenden und second-hand Kleidung, die anders als es ihr

eigentlicher Zweck ist, negative Auswirkungen in den Empfängerländern haben (vgl.

Höft 2011). Besonders die Textilindustrie litt darunter. Dort gingen bis Dezember

1993 8500 Arbeitsplätze verloren.

Der Abbau staatlicher Dienstleistungen und die Verringerung der Staatsausgaben in

Sambia begannen schon früher. So hatten zwischen 1975 und 1985 jährlich im

Schnitt 6250 Arbeitskräfte aus Staatsbetrieben ihren Job verloren. Die Anzahl der

lohnabhängigen Arbeit sank jährlich um 2,2% von 26% 1975 auf 18,6% 1983 und

10% im Jahr 1991 (vgl. Simutanyi 1996: 835 f.).

Als Reaktion auf die Durchsetzung der SAPs kam es zu einem enormen Einbruch

der Beschäftigung und des Lebensstandards. Die von IMF und Weltbank erwarteten

Investitionen aus In- und Ausland blieben aus. Die ehemaligen, oder erhaltene

Staatsbetrieb, konnten sich nicht gegen die Produkte multinationaler Konzerne

durchsetzten, die nun unbeschränkten Marktzugang hatten. Zwischen 1991 und

1995 wurden viele staatliche und halbstaatliche Betriebe geschlossen und weitere

60.000 Arbeitskräfte verloren ihre Stelle16. Zudem wurden 250 teilstaatliche

Unternehmen, die 85% der sambischen Wirtschaftsleistung ausmachten, privatisiert.

Dies hatte auch Auswirkungen auf die Gewerkschaften, die den Reformen

naturgemäß sehr kritisch gegenüber standen. Ihre Mitgliederzahl fiel in der Zeit

zwischen 1990 und 1995 um 57153 (17%) (vgl. Simutanyi 1996: 836 f.; Larmer 2005

:30).

Auch die ohnehin leistungsschwache Landwirtschaft nahm schaden, da die

Abschaffung der Subventionen die Produktion enorm verteuerte. Somit ist Sambia in

den meisten Jahren auf den Import von Nahrungsmitteln und oft auch zusätzliche

15 Hier muss allerdings die starke Inflationsrate mit einbezogen werden. 16 Unter den geschlossenen Betrieben waren Zambia Airways, United Bus Company of Zambia, National Hotels Development Corporation, Industrial Development Corporation, National Import and Export Corporation (NIEC), NIEC Stores, Mansa Battariel, Livingstone Motor Assemblers, Zambia Consumer Buying Corporation Stores, Mwaisenis Stores Zambia National Wholesale Corporation, Lusaka Engeneering Company and Contract Haulage.

29

Nahrungsmittelhilfe aus dem Ausland angewiesen. Die Ausgaben für Bildung wurden

stark gekürzt sodass sich die Ausgaben pro Schüler von 1983 bis 1996 von $118 auf

$50 reduzierten. Dies führte zu einem schlechteren Zugang zu Bildung und einem

Rückgang der Qualität in Primar- und Sekundarschulen. Öffentliche Dienstleistungen,

wie Gesundheitsversorgung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wurden

erheblich teurer (vgl. Larmer 2005:30 f.).

Wie aus der oben stehenden Tabelle ersichtlich ist, hat sich der HDI von Sambia in

der Zeit nach der Umsetzung der Strukturanpassungsprogramme enorm

verschlechtert. Erst 20 Jahre später näherte er sich wieder dem Stand von 1985 an.

Hier lassen sich die negativen Auswirkungen der Programme an der Verringerung

der Lebenserwartung und des Prokopfeinkommens ablesen.

Trotz allem gibt es in Sambia natürlich eine kleine Gruppe von Menschen die von der

Marktliberalisierung profitiert haben. Die meisten haben ihren ursprünglichen

Wohlstand schon vorher durch politische Verbindungen zum Staatskapitalismus und

Staatsbetriebe erlangt und so im Rahmen der Privatisierung einige der kleineren

Unternehmen erworben. So waren auch prominente Regierungsmitglieder wie zwei

ehemalige Finanzminister darunter (vgl. Larmer 2005: 31).

Abbildung 3: Sambias HDI und seine Teilindikatoren zwischen 1900 und 2011

Quelle: Human Development Report 2011: 2

30

Privatisierung des Kupferbergbaus in Sambia

Besonderes Augenmerk im Privatisierungsprozess ist dem Kupferbergbau zu

widmen. Dieser ist für Sambias Wirtschaft zentral und steht exemplarisch für alles

was bei der Umsetzung der Strukturanpassungsprogramme in Sambia schief

gelaufen ist. Er konzentriert sich auf den sogenannten Copperbelt in der

gleichnamigen Provinz im nördlichen Zentrum

Sambias. Er ist das größte Kupferabbaugebiet

und eines der größten Industriegebiete Afrikas.

Noch 1970 erwirtschaftete die Kupferproduktion

36% des BIP, 58% des Staatshaushalts und

97% der Exporte (vgl. Simutanyi 2008: 2). Im

Jahr 1982 wurden die Zambia Consolidated

Copper Mines (ZCCM) gegründet und vereinte

die sambische Kupferproduktion in einem Betrieb

der zu 85% in Staatsbesitz war. Das

Unternehmen war für über 10% von Sambias

BIP, 90% der Exporte sowie 70% der

Deviseneinnahmen Zambias verantwortlich.

Aufgrund von Misswirtschaft der Regierung

Kaundas und des fallenden Kupferpreises, brach die Kupferproduktion Zambias

jedoch stark ein. Besonders die Krise am Kupfermarkt sorgte dafür, dass das

Unternehmen kurz vor der Privatisierung enorme Verluste erwirtschaftete (vgl.

European Commission 2003: 10; Europäische Union 2009: 35). Der

Privatisierungsprozess der ZCCM wurde von 1997 bis 2000 durchgeführt und wurde

stark durch das Abhängigkeit Sambias von den IFIs, sowie internationalen

Bergbauunternehmen, allen voran der Anglo American Corporation (AAC) aus

Großbritannien geprägt. Letztere hielt 27,3% der Anteile an der ZCCM und spielte

schon in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Vermittlung zwischen Sambia

und seinen internationalen Kreditgebern. IMF und Weltbank intervenierten in

entscheidenden Punkten des Prozesses und beeinflussten dadurch die Auswahl der

zukünftigen Besitzer von Sambias wichtigster Wirtschaftsressource. „Not

coincidentally, mine privatization breached the requirements of Zambia's Privatisation

Act for transparency in bidding processes and awards, consultation with

stakeholders, and due regard for social and environmental impact.” (Larmer 2005:

Abbildung 4: Entwicklung der Kupferproduktion 1973-2006

Quelle: Simutanyi 2008:5

31

32) Die Regierung Sambias wollte jedoch verhindern das die Minen der ZCCM, von

denen die Wirtschaft und auch der Staatshaushalt enorm abhängig waren und sind,

in die Hände eines einzelnen Unternehmens fielen.

Der Privatisierungsprozess fand in einer politisch instabilen Zeit statt, da die Wahlen

von 1996 von der Regierung stark beeinflusst wurden. So wurde eine Kandidatur

Kaundas durch ein Gesetz verhindert, dass nur Sambiern das passive Wahlrecht

zugesteht, deren beide Elternteile aus Sambia stammen. Zudem kam es zu

Stimmenkäufen und der Einschüchterung von anderen Oppositionskandidaten.

Infolge dessen gab es 1997 einem Putschversuch, der die autoritäre Politik der

Regierung noch verstärkte. In dieser Atmosphäre, waren die Bedingungen für einen

transparenten Privatisierungsprozess unter Einbindung der Zivilgesellschaft denkbar

schlecht (vgl. Larmer 2005: 33).

Die Verhandlungen über ein Angebot des ‚Kafure Konsortiums‘, bestehend aus vier

international führenden Bergbauunternehmen, scheiterte 1998 im Zusammenhang

des stark sinkenden Kupferpreises. Die Weltbank übte daraufhin starken Druck aus,

indem sie einen Kredit von 238 Mio. $ zur Bekämpfung der

Zahlungsbilanzschwierigkeiten zurückhielt. Zusammen mit den Verlusten der

Kupferminen befand sich die Regierung in einer sehr kritischen Situation (vgl. ebd.).

Der IMF setzte daraufhin mit der sambischen Regierung einen neuen Kredit aus der

ESAF auf, bei dem die Auszahlung der Tranchen an den Fortschritt der

Privatisierung der ZCCM gebunden wurde. Die AAC nutzte die Drucksituation, um

Teile der Minen zu erwerben. So bezahlte sie für die Nchanga und Nkana Minen, für

die das Kafue Konsortium zuvor 131 Mio. $ geboten hatte, lediglich 18 Mio. $.

Zusätzlich erreichte die AAC steuerliche Zugeständnisse, die eine 20-jährige

Steuerbefreiung auf Überweisungen von Profiten und Dividenden ins Ausland.

Zudem wurde sie von den Entschädigungszahlungen für über 3000 entlassene

Minenarbeiter befreit, die an die nach der Privatisierung übriggebliebene ZCCM-

Investment Holding und die Regierung übertragen wurden. Trotz dieser

Zugeständnisse und den daraus resultierenden Konkurrenzvorteilen, zog sich die

AAC im Januar 2002 aus Sambia zurück und schloss die Minen (vgl. ebd.).

Besonders von den Folgen der Privatisierung getroffen wurde die Stadt Luanshya,

deren Minenkomplex zu den ersten gehörte die verkauft wurden. Für 30 Mio. $ wurde

er 1997 von der in Mumbai ansässige Braj Binani Group verkauft und die Roan

Antelope Mining Corporation of Zambia (RAMCoZ) gegründet. Der geringe Kaufpreis

32

wurde durch die Vereinbarung gerechtfertigt, dass ein Großteil der angelaufenen

Verluste der Mine übernommen, 69 Mio. $ in die Modernisierung und den Ausbau der

Produktion investiert, alle 6240 Angestellten weiterbeschäftigt sowie die sozialen

Projekte wie Gesundheitszentren aufrecht erhalten werden. Jedoch wurde keines der

Versprechen eingehalten. Das Scheitern der Binani Group wurde der mangelnden

Erfahrung mit Minenprojekten zugeschrieben, zudem spielte auch der niedrige

Kupferpreis um die Jahrtausendwende eine Rolle. Die Folgen für den Minenkomplex

und die Stadt Luanshya waren auf jeden Fall katastrophal. Binani konnte oder wollte

weder für Tilgung der Schulden noch die laufenden Betriebskosten aufkommen. Ein

ehemaliger RAMCoZ Manager bestätigte, dass es Verhandlungen mit der Regierung

und regelmäßige Zahlungen an die MMD gab um ihren Verpflichtungen zu

entkommen. Da auch die Stromrechnungen nicht gezahlt wurden, stellte die

Copperbelt Energy Company die Stromversorgung ein, was eine weitere Produktion

unmöglich machte. Die Mine ging Pleite und wurde an das Schweizer

Bergbauunternehmen J &W Investment verkauft. (vgl. Larmer 2005: 35 f.; Meller/

Simpasa 2011: 98; Business Standard 1997; Business Standard 2001)

Beide Fälle zeigen, dass die Privatisierung durch schlechte Verträge und

unzuverlässige Partner für Sambia keine positiven Effekte hatte. Gerade im Kontext

des zu dieser Zeit schwachen Kupfermarktes wäre es sinnvoll gewesen die

Privatisierung nicht unter Zeitdruck durchzuführen. Die Gläubiger sowie IMF und

Weltbank übten jedoch enormen Druck aus. Leidtragende waren der Staat, der auf

den Kosten und Mindereinnahmen sitzen blieb sowie die Minenarbeiter und ihre

Familien die ihre Jobs verloren. Die Lebensumstände in den Städten des Copper

Belts, die sich um die Minenindustrie gebildet hatte, verschlechterten sich rapide da

viele Menschen ihre Lebensgrundlage verloren

Insgesamt wurde die ZCCM zwischen 1997 und 2000 in sieben Paketen an

multinationale Konzerne verkauft. Die Besitzverhältnisse gehen aus der folgenden

Tabelle hervor.

33

Abbildung 5: Besitzstruktur der sambischen Kupferminen

Quelle: Bova 2009: 8

Mines Owner 2000 Owner 2006 Turnover 2006

Konkola Copper Mines (KCM)

Anglo American Corporation (UK) 65%, IFC (7.5%), CDC (7.5%), ZCCM 20%

Vedanta Resources, India (51%), Zambia Copper Investment (28,4%), ZCCM (20,6%)

200,000t per year

Kansashi First Quantum Minerals Ltd, Canada

145,000t per year

Chambishi Metals Plc Anglo-Vaal (South Africa)

China Non-Ferrous Metals Corp (85%),

ZCCM (15%)

140,000t per year

Chambishi Mines Plc. Co.-Africa (China) Co.-Africa (China) NA

Mopani Copper Mines, Plc

Glencore International AG, Switzerland (73,1%), First Quantum Minerals, Ltd,

Canada (16,9%), ZCCM (10%)

Glencore International AG, Switzerland (73,1%), First Quantum Minerals, Ltd, Canada (16,9%), ZCCM (10%)

135,000t per year

Luanshya RAMCOZ Binani, India (85%), ZCCM (15%)

J & W Holding AG, Switzerland (85%),

ZCCM (15%) 50,000t per year

Lumwara Equinox Resources,

Australia (51%), Phelps Dodge Corp US (49%)

25,000t per year

Chibuluma Mines Metorex Ltd, South

Africa 15,000t per year

Die ZCCM-IH der sambischen Regierung blieb mit Minderheitenanteilen an den

meisten Minen beteiligt.

Schweizerische Unternehmen nehmen dabei eine besondere Rolle im sambischen

Kupferexport ein. Der Anteil von Bergbauprodukten am Export Sambias lag 2010 bei

87,7 %. Die Schweiz stellt den mit Abstand größten Handelspartner Sambias dar. Ihr

Anteil an den Exporten Sambias betrug im 1. Quartal 2011 56% und besteht zu fast

100% aus Bergbauprodukte, wodurch die Bedeutung am sambischen Rohstoffmarkt

noch größer ist. Diese Dominanz der Schweiz gründet auf den global agierenden

schweizerischen Rohstoffhändlern. Obwohl die Schweiz selbst über kaum

Bergbauindustrie verfügt, exportierte das Land 2010 Bergbauerzeugnisse im Wert

von über 16,5 Mrd. Dollar. Das Land ist einer der größten Rohstoffimporteure der

Welt, wobei der Großteil niemals die Schweiz erreicht sondern nur aufgrund der

Firmensitze dort verbucht wird (vgl. Bank of Zambia 2011: 4 ff.; Index Mundi 2012a;

Index Mundi 2012b). Der größte Konzern der Schweiz und mit einem Umsatz von

34

über 100 Mrd. $ der weltweit größte Rohstoffhändler ist Glencore. Unter den 10

Umsatzstärksten Firmen der Schweiz befinden sich mit Trafigura (3.), Xstrata (7.)

und Mercuria (8.) noch drei weitere Rohstoffhändler (vgl. Soukup 2011; Rouff 2012)

Skandalös daran ist, dass z.B. Glencore, das seit 2000 im Besitz einer der größten

Kupfer- und Kobaltminen Sambias ist, dort Verluste verzeichnete und somit keine

Gewinnsteuer entrichten musste. Möglich ist das durch unternehmensinterne

Verrechnungstricks, die durch die unübersichtliche Unternehmensstruktur, mit

Tochterfirmen in verschiedenen Steuerparadiesen mit denen über Scheinhandel die

Kosten der Minenbetreiber hochgerechnet werden. Glencore stellt nicht das einzige

Unternehmen dar, das so vorgeht (vgl. Mobbs 2004: 1 f.; Rouff 2012; Knoke/ Hütz-

Adams 2011).

Obschon die Kupferpreise seit der Privatisierung von ca. 1.800 $/t auf bis auf ein

Allzeithoch von über 10.000 $/t im Jahr 2011 gestiegen sind17, sind die

Steuereinnahmen daraus extrem niedrig (vgl. boerse.de 2013). Die Tabelle

verdeutlicht wie gering die Steuerquote an den Umsätzen der Bergbauindustrie ist. Abbildung 6: Erlöse und Besteuerung von Bergbauprodukten in Sambia

Quelle: Stürmer 2010: 34

Einhei

t

200

3

200

4

2005 2006 2007 2008 Summe/

Durschnit

t

Handelserlöse Mio.

US$

690 786 1,17

0

3,09

5

3,62

8

4,12

4

13,493

Steuer-einnahmen Mio.

US$

2 0.8 11 50 169 161 393

Steuerquote % 0.3 0.1 0.9 1.6 4.7 3.9 1.9

Potenzielle

Steuereinnahmen18

Mio.

US$

52 39 73 348 403 493 1,408

Zum einen liegt dies an den ‚Steuersparmodellen‘ der multinationalen Unternehmen,

zum anderen an den besonderen Konditionen die diese während der Privatisierung

ausgehandelt haben.

17 Die Preise schwankten im Verlauf der Finanzkriese sehr stark und liegen momentan um ca, 8.000 $/t 18 Bei Anwendung der impliziten Besteuerung von Bergbauprodukte in Australien.

35

Im Rahmen der Verhandlungen wurde die Unternehmenssteuer im Bergbausektor

von 35% auf 25% gesenkt, die sogenannte mineral royalty von ohnehin niedrigen

2.0% auf 0,6% reduziert und eine Befreiung von der Verbrauchssteuer für Elektrizität,

eine Ausweitung der Zeitspanne über die Verluste steuerlich abgesetzt werden

können, sowie eine Freistellung von der Quellsteuer auf Zinserträge, Dividenden,

Lizenzgebühren und Managementgehälter gewährt. Im Zusammenhang mit diesen

Vergünstigungen wurde der damalige Präsident Chiluby vom High Court in London

2007 wegen Korruption schuldig gesprochen. Der ehemalige Chef der ZCCM und

weitere lokale Geschäftsmänner wurden 2008 wegen Korruption verurteilt und

inhaftiert (vgl. Larmer 2005: 38 f.; Stürmer 2010: 19).

Im Jahr 2008 wurden diese Abkommen gekündigt und die Steuern auf die

Unternehmensgewinne auf 47% angehoben, allerdings brachte das nur geringe

Mehreinnahmen, da die Steuertricks der Unternehmen dem entgegenwirken (vgl.

Elliesen 2011). Abbildung 5 zeigt die potenziellen Steuereinnahmen aus der

Bergbauindustrie, wenn beispielhaft die impliziten Steuersätze des australischen

Bergbausektors auf Sambia angewendet würden. Jedoch war der sambische Staat

bis jetzt noch nicht dazu in der Lage seine Steuerpolitik gegenüber den

multinationalen Konzernen konsequent durchzusetzen. Dies mag einerseits an der

Macht der Konzerne, andererseits an der Korruption der Verantwortlichen liegen.

“International influence over the Zambian economy could have been used to

raise important questions as to whether the mine privatisation process was

likely to benefit Zambia. In fact, in the context of increasing losses, every action

of the IFIs was designed to place the mines in the private sector as rapidly as

possible, regardless of the consequences for income generation, living

standards, and the future sustainability of the mining sector.” (Larmer 2005: 34)

36

5. Rückschlüsse aus gemachten Erfahrungen

Es zeigt sich das die Einbindung der peripheren Länder subsahara-Afrikas ins

Weltwirtschaftssystem durchaus der Analyse Wallersteins entspricht. Eine Großteil

der Exporte besteht aus Rohstoffen und Agrargütern, die zu schlechten Konditionen

und teilweise künstlich reduzierten Preisen (z.B. Baumwollsubventionen), an die

Länder des Zentrums und der Semiperipherie zur Weiterverarbeitung verkauft

werden müssen. Die Anpassungs- und Strukturprogramme der IFIs scheinen die

‚Peripherisierung‘ dieser Regionen zu verstärken, da sie die Integration in den

Weltmarkt und die Fokussierung auf sogenannte komparative Vorteile fördern. Das

diese Vorteile in Ländern mit niedriger Alphabetisierungsrate, wenig eigener Industrie

und billigen Arbeitskräften nicht bei sehr wohlstandsfördernden Produkten liegen,

scheint wenig verwunderlich. Der wenige erwirtschaftete Wohlstand wird größtenteils

von multinationalen Rohstoffunternehmen ins Ausland transferiert oder von korrupten

Eliten vereinnahmt. Das an der Korrumpierung der Politik nicht zuletzt auch diese

Konzerne beteiligt sind, erscheint wenig verwunderlich. Die Abhängigkeit der

Entwicklungsländer von den ‚Hilfskrediten‘ der Internationalen Finanzinstitutionen

IMF und Weltbank, zeigt die Macht, die das Entwicklungsregime auszuüben vermag.

Der scheinbare Zwang sich den Vorgaben dieser Institutionen und somit dem von

ihnen propagierten Entwicklungsmodell zu unterwerfen scheint so groß zu sein, dass

Regierungen ihr Souveränität selbst untergraben. Die Wirtschafts- und Schuldenkrise

in den Staaten Subsahara-Afrikas erwies sich somit auch als Folge der

Weltwirtschaftsordnung, also der von Wallerstein identifizierten langfristigen

strukturellen Grundordnung (Strukturalismus), deren Ungleichgewicht sich in

kurzfristigen Ereignissen wie Krisen offenbart. Die Anpassungsprogramme sind ein

Versuch diese Probleme auf nationalstaatlicher Ebene zu lösen, statt an den

strukturellen Ursachen im Weltwirtschaftssystem anzusetzen.

Ein sozio-ökonomisches Scheitern der Reformen in der Vergangenheit, wurde oft auf

die mangelhafte Umsetzung der selbigen und nicht auf eine mangelhafte Konzeption

zurückgeführt. Jedoch kann Zweifel an den wirklichen Zielen der

Anpassungsprogramme geäußert werden, die keinesfalls am Nutzen der

37

Bevölkerung orientiert zu sein scheinen. Vielmehr führen sie dazu das

Abhängigkeitsverhältnis der südlichen Ökonomien von der Weltwirtschaft zu

verstärken, indem sie die Marktöffnung unabhängig von den Auswirkungen auf die

lokale Bevölkerung und Wirtschaft vorantreiben. Stein (1992: 86) konstatiert dazu

folgendes: “In general the World Bank/IMF approach is unduly exclusionary,

internally inconsistent and largely underdetermined.”

Die Abstraktion von den Abhängigkeitsstrukturen der Weltwirtschaft bei der

Konzeption von Anpassungsprogrammen, stellt für die Länder eine enorme Gefahr

dar, da negative Auswirkungen dieser Strukturen auf veränderte, liberalisierte

Bedingungen in den Ländern übersehen oder bewusst herbeigeführt werden. Ghai

und de Alcátara (1990: 393) beschreiben das so: „Indeed, as shown subsequently,

African countries undertook significant economic reforms in the 1980s; but it is often

not clear that these have had a positive effect. On the contrary, they have tended to

be overwhelmed by a strong negative international environment.”

Der Primat des Handels vor der Produktion (Zirkulationismus) kommt hier zum

Vorschein, da der Fokus darauf liegt, was die Entwicklungsländer dem

Weltwirtschaftssystem zuführen können, in erster Linie Ressourcen und nicht darauf

was einer Stärkung der nationalen Ökonomie dienen würde.

Statt in den Ländern den Aufbau eigener Industrien zu fördern, die solange geschützt

werden bis sie international konkurrenzfähig sind, wie es alle heutigen

Industriestaaten in ihren frühen Entwicklungsphasen getan haben, wird eine

Liberalisierung der Märkte propagiert, die zwar der Weltwirtschaft und den

Industrienationen nützt, den Ländern selbst jedoch außer der Ausbeutung ihrer

Ressourcen wenig einbringt. Länder wie Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong

aber auch Japan die in der Nachkriegszeit den Anschluss an den Wohlstand der

Industrieländer erreichten, setzten alle auf eine zwar exportorientierte

Industrialisierung, jedoch schützten sie ihre eigenen Märkte gegen ausländische

Produkte. Die Theorie der Developmental States beschäftigt sich mit dieser Form der

staatsgelenkten Marktwirtschaft, in der die autoritären politischen Elite mit dem

wachsenden ökonomischen Wohlstand des Landes zu Reichtum gelangt und nicht

trotz der Armut in den Ländern. Auch Wallerstein spricht sich für eine bestenfalls

38

kollektive19 Stärkung der Staatsapparate aus, um den asymmetrischen

Austauschbedingungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern entgegen

wirken zu können (vgl. Zünddorf 2010: 18). In den meisten der oben genannten

Staaten entwickelten sich mit dem wachsenden Wohlstand und der dadurch

entstehenden wohlhabenden Mittelschicht relativ gut funktionierende Demokratien.20

Ähnliche staatsgelenkte Entwicklungsprozesse lassen sich im heutigen China

beobachten.21

Dies soll jedoch keinesfalls heißen, dass diese Form der autoritären Entwicklung aus

moralischer Sicht begrüßenswert ist, sondern soll unterstreichen, dass die Form der

Liberalisierung die IMF und Weltbank in den Staaten subsahara-Afrikas betrieben

haben, weder in der Vergangenheit die Grundlage von Entwicklung dargestellt hat

noch in Zukunft förderlich dafür sein wird.

Die weiter oben zitierten Aussagen der Weltbank über die positiven Folgen von

Strukturanpassungsprogrammen erscheinen mit Blick auf Sambia mehr als zynisch.

Nicht nur hat die Umsetzung der Programme keine Verbesserung mit sich gebracht,

für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hatten sie eine direkte

Verschlechterung der Lebensumstände zur Folge. Sie führten sogar zu einer

politischen Destabilisierung des Landes. Zwar sorgte dies glücklicherweise zur

Wiedereinführung eines mehr oder weniger demokratischen Mehrparteiensystems,

jedoch dürfte das kaum eine Zielvereinbarung der Anpassungsprogramme gewesen

sein. Natürlich sind für die negativen Entwicklungen des Landes nicht alleine die

Weltbank und der IMF verantwortlich. Die weltwirtschaftliche Situation und das

Handeln lokaler Eliten haben ebenfalls dazu beigetragen. Es zeigt aber exemplarisch

die Probleme die bei der Umsetzung von Strukturanpassungsprogrammen entstehen

können. Zudem zeigt sich deutlich, welchen Einfluss die Machtverhältnisse im

Weltwirtschaftssystem auf die lokale Wirtschaft haben und wie die Interessen

multinationaler Konzerne und der Akteure des Entwicklungsregimes, denen des

sambischen Volkes im Speziellen und denen der Einwohner der Entwicklungsländer

im Allgemeinen entgegenstehen. Die sogenannte Hilfe, die Sambia erhalten hat, als

19 Beispielweise durch Formen der zwischenstaatlichen Regionalisierung. 20 Eine Ausnahme stellt Singapur dar, das immer noch sehr Autoritär regiert wird. Zudem haben die alten Eliten in all diesen Ländern noch starken Einfluss und die personellen Verknüpfungen zwischen Wirtschaft und Politik sind sehr stark. 21 Siehe mehr zur Theorie der Developmental States und den asiatischen Entwicklungsmodellen bei Johnson 1982; Woo-Cummings 1999; Thompson 1999;; Hirata 2002 aber auch Thiel 2001; Muno 2001; Wundrak 2009.

39

es am Rande der Zahlungsunfähigkeit stand, erweist sich als nicht nachhaltig und

dauerhaft vorteilhaft für das Land. Die kritische Haushaltslage Anfang der 90iger

zwang die Regierung jedoch, sich dem Diktat des Weltentwicklungsregimes von IMF

und Weltbank zu unterwerfen.

Die im betrachteten Zeitraum durchgeführten Strukturanpassungsprogramme der

Internationalen Finanzinstitutionen können insgesamt als gescheitert gewertet

werden. Es lässt sich nicht bestreiten, dass in vielen Ländern Subsahara-Afrikas

auch vor der Durchführung der Programme, weder großer materieller Wohlstand

noch eine florierende Wirtschaft vorhanden waren. Selbiges hat sich allerdings nach

deren Umsetzung auch nicht verbessert. Das liegt nicht daran, dass

Strukturanpassungen eine genuin schlechte Sache sind. Vielmehr sind die

verantwortlichen Institutionen und die Formen der Umsetzung dafür verantwortlich zu

machen. IMF und Weltbank scheinen bei der Umsetzung und Konzeption der

Programme weniger auf die Problemlagen und Bedürfnisse der Menschen und

Wirtschaft vor Ort einzugehen und stattdessen auf die möglichst schnelle

Durchsetzung ihrer dogmatischen Vorstellung einer korrekten Wirtschaftsordnung

erpicht zu sein. Gerade die Folgen der Marktöffnung und der Ablauf der

Privatisierungsprozesse zeigen, dass nicht die Wirtschaft vor Ort, sondern

insbesondere multinationale Konzerne aus den westlichen Industrienationen

profitieren.

Privatisierungsprogramme und Marktöffnungen wurden seit Ende des Kalten Krieges

auch in vielen Ländern mit stärkerer industrieller Basis und höherem

Ausbildungsniveau durchgesetzt, jedoch zeigte sich, dass von radikalen Übergängen

nie das Volk, sondern kriminelle politische und wirtschaftliche Eliten sowie

multinationale Konzerne profitieren, die die Schwäche und Zwangslage der Staaten

ausnutzen um sich an ehemaligen Gemeingütern zu bereichern. Daher sollten in

Ländern wie Sambia, in denen die wirtschaftliche Vulnerabilität der Bevölkerung und

des Staates insgesamt wesentlich größer ist, mit besonderer Vorsicht vorgegangen

werden. So war ein großer Teil der Wirtschaft von Staatsunternehmen dominiert,

darunter auch die Versorgung mit den grundlegendsten Gütern. Zudem existierte

weder ein funktionierender Rechtsstaat noch gab es eine große Schicht erfahrener

Privatunternehmer oder Ausbildungsniveau, auf deren Basis das Land als Ganzes

von Anpassungen hätte profitieren können.

40

Einen weiterer Kritikpunkt stellt die starke Orientierung der durchgeführten

Schuldenprogramme an den Interessen privater Gläubiger. Es wurde Wert darauf

gelegt, dass z.B. Privatisierungserlöse zum Schuldenabbau genutzt werden, statt in

eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zu investieren, die zukünftiger

Schuldenaufnahme weniger wahrscheinlich machen würde.

Ein weiterer wichtiger Punkt der nicht ausgeblendet werden sollte, ist die Legitimität

der Schulden in den Entwicklungsländern22. Wie z.B. David Graeber (2011)

anschaulich vor Augen führt, ist ein Großteil der dortigen Schulden unter Diktaturen

oder autoritären Systemen aufgenommen worden. Dies trifft in besonderem Ausmaß

für Lateinamerika und Subsahara-Afrika zu. Diese Gelder sind nie zum Wohle des

Volkes eingesetzt worden, vielmehr bereicherten sich die politischen Eliten daran.

Diese Selbstbedienungsmentalität autoritärer Regime hat sich aktuell erst durch die

politischen Umstürze in Nordafrika gezeigt, die Milliardensummen auf ausländischen

Konten vorzugsweise westlicher Staaten angesammelt hatten, dass von den dortigen

Banken gewinnbringend angelegt wurde (vgl. Dunsch et. al. 2011).

Nicht zu vergessen ist, dass westliche Gläubiger durch die Kreditvergabe diese

Systeme unterstützt haben. Zudem gab es „banks and lending agencies encouraging

foreign governments to take loans they do not need, and encouraging borrowers to

live beyond their means.” (Hanlon 1998: 487) Diese vergaben Mitte der 70iger Jahre

sogar internationale Kredite mit Negativzinsen. Jedoch waren die Zinsen variabel,

sodass diese Kredite durch den enormen Anstieg der Zinsen in den frühen 1980igern

die Schuldenkrise mitverursachten (vgl. ebd.: 488). Nach dem Sturz autoritärer

Regime blieben demokratische Nachfolgeregierungen auf dem Schuldenberg sitzen

und die Bevölkerungen der Länder müssen die Schuldenlast tragen. Mit welcher

Rechtfertigung hier noch Forderungen als legitim aufrechterhalten können, erscheint

fraglich. So scheint der IMF mehr als Schuldeneintreiber denn als Helfer für in Not

geratene Staaten zu agieren, der sicherstellt, dass westliche Gläubiger ihr Geld

zurückbekommen. Zwar gab es in der Vergangenheit Schuldenerlässe, jedoch wird

deren Effektivität oft kritisiert, da der Schuldendienst kaum reduziert werde. Zudem

geschah dies meist erst nachdem die Schulden im Rahmen der Schuldenprogramme

größtenteils in zwischenstaatliche Schulden den Fonds von IMF und Weltbank

22 Vertiefende Informationen zum Thema der sogenannten Obious Debts z.B. bei Adams 1991. 41

umgeschichtet worden waren. So werden Abschreibungen im Privatsektor

vermieden, währen die IFIs ihre Anpassungsprogramme durchsetzten. Solches

Vorgehen entbindet private Gläubiger von verantwortungsvoller Kreditvergabe, da

das Risiko letztendlich von der Internationalen Gemeinschaft getragen wird.23

Ähnliche Tendenzen lassen sich in der heutigen Eurokrise erkennen. In der

Öffentlichkeit und der Politik der Geberländer scheinen sich solche Einsichten nicht

durchzusetzen, der breite Widerstand in den Gläubigerländern wird unter solchen

Vorzeichen jedoch wesentlich nachvollziehbarer.

23 Näheres zu Schuldenerlass und Loan Pushing bei George 1992; Hanlon 1998; Darity/ Horn 1988.

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