Planung und Ausführung von Entwässerungsanlagen ... - IZEG

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Planung und Ausführung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke IZEG Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V. 6. Auflage stüc

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Planung und Ausführungvon Entwässerungsanlagen

für Gebäude und Grundstücke

IZEG InformationszentrumEntwässerungstechnik Guss e.V.

6. Auflage

stüc

Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V. IZEG

IZEG Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V.Von-Wrangell-Straße 2 • 53359 Rheinbach

Telefon: 02226 9095-460Telefax: 02226 9095-461E-Mail: [email protected]

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6. Auflage 2020 als E-Book.Nachdruck oder Veröffentlichung, auch auszugsweise, ist nur mit Zustimmung des Herausgebersund mit Quellenangabe gestattet.

© Copyright by IZEG Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V.Titelbild verwendet Bild von Marcus Lorenz, fotolia.com

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Vorwort

Das IZEG Informationszentrum Entwässe-rungstechnik Guss freut sich, Ihnen hiermitdas Fachbuch über die „Planung und Ausfüh-rung von Entwässerungsanlagen für Gebäudeund Grundstücke“– in der Version als E-Book,6. Auflage / 2020 – zu präsentieren.Dieses Buch wendet sich an Sanitärfachleuteund soll einen Beitrag leisten, die Arbeit beider Planung und Ausführung von Entwässe-rungsanlagen zu erleichtern. In der vorliegen-den erweiterten 6. Auflage werden themen-gebunden die geltenden Regelwerke für diePlanung und Ausführung von Entwässerungs-anlagen übersichtlich dargestellt und kom-mentiert. Der Themenbereich Brand- undSchallschutz wurde erweitert und an die aktu-ellen Normen angepasst. Die Berichte zurMontagepraxis resultieren hauptsächlich aushäufigen Kundenanfragen sowie Fragen undDiskussionen innerhalb unserer Seminare.Mit dem Themenbereich „RAL-Gütesicherung /Qualitätssicherung“ sollen Sanitärfachleute

über den aktuellen Stand bei der Güte- undQualitätssicherung von gusseisernen Abfluss-rohrsystemen informiert werden.

Manche Textstellen oder Abbildungen könnensich wiederholen aufgrund von inhaltlichenÜberschneidungen. Dies wurde für den Vorteilin Kauf genommen, jedes Thema – ohne Quer-verweise – autark darzustellen.

Damit die nächste Ausgabe mit interessantenund aktuellen Inhalten erweitert werden kann,bitten wir um Fragen und Anregungen zu denThemen „Entwässerungstechnik sowie Brand-und Schallschutz“.

Wir haben dieses Fachbuch nach bestemWissen und unter Berücksichtigung größtmög-licher Sorgfalt zusammengestellt, bitten je-doch um Verständnis, dass eine Haftung fürdie Richtigkeit nicht übernommen werdenkann.

Bernd IshorstIZEG Informationszentrum Entwässerungstechnik Guss e.V.Bonn, April 2020

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Inhalt

Bisher veröffentlichte Themen; Reihe wird fortgesetzt!

1 GELTENDE REGELWERKE

1.1 Die neue Norm DIN 1986-100 ................................................71.2 DIN 1986-100 – Dachentwässerung mit Druckströmung......131.3 Die neue Norm DIN 1986-4 ..................................................191.4 Die Norm DIN 1986-30.........................................................25

2 SCHMUTZWASSERANLAGEN

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen.....................................352.2 Schmutzwasserfallleitungen in Hochhäusern .......................452.3 Sammelleitungen statt Grundleitungen................................532.4 Einsatz von Belüftungsventilen.............................................572.5 Eine dauerhaft funktionsfähige Gebäudeentwässerung

fordert fachgerechte Planung und Ausführung....................59

3 REGENENTWÄSSERUNGSANLAGEN

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern ...........................673.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen ...........75

4 BRAND- UND SCHALLSCHUTZ

4.1 Brandschutz durch Guss .........................................................814.2 Neue DIBt-Abstandsregelungen..............................................894.3 Die neue europäische Brandklassifizierung.............................934.4 Brandlasten in Flucht- und Rettungswegen .........................1014.5 Die neue Muster-Verwaltungsvorschrift

Technische Baubestimmungen (MVV TB) ..............................1074.6 Brandschutz bei Leitungsanlagen in Garagen.......................1134.7 Brandschutz in Industriebauten

gemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie............................1194.8 Brandschutz in Hochhäusern gemäß

der Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR) ..............................129

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4.9 Brandschutz in Hotel- und Beherbergungsgebäudengemäß der Muster-Beherbergungsstättenverordnung(MBeVO) ..............................................................................137

4.10 Brandschutz in Verkaufsstätten gemäß derMuster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO).....................143

4.11 Brandschutz in Versammlungsstätten gemäß derMuster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO) .......151

4.12 Brandschutz in Schulgebäuden gemäßder Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR) ....................159

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau ...............................1674.14 Schallschutz-Richtlinie VDI 4100 ..........................................1794.15 Sicherer Schallschutz durch gusseiserne

Abflussrohrsysteme ..............................................................185

5 MONTAGEPRAXIS

5.1 Gusseiserne Abflussrohre für dieGrundstücksentwässerung ................................................193

5.2 Dichtheitsprüfung von Entwässerungsleitungen ................1995.3 Ableitung aggressiver Abwässer mit

gusseisernen Abflussrohren................................................2035.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mit

gusseisernen Abflussrohren................................................2075.5 Druckleitungen von Abwasserhebeanlagen .......................2135.6 Montageregeln für druckbelastete

gusseiserne Abflussrohre ...................................................2175.7 DN 80 – Das kleinste zugelassene Abflussrohr

für WC-Anschluss ...............................................................221

6 RAL-GÜTESICHERUNG / QUALITÄTSSICHERUNG

6.1 Erweiterung der Gütesicherung RAL-GZ 698für gusseiserne Abflussrohrsysteme ...................................227

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71. Geltende Regelwerke

1.1 Die neue Norm DIN 1986-100 –Planung und Ausführung von Entwässerungsanlagen

Im Dezember 2016 erschien die aktualisierteFassung der Norm DIN 1986-100„Entwässerungsanlagen für Gebäude

und Grundstücke – Bestimmungenin Verbindung mit DIN EN 752 undDIN EN 12056“.

Abbildung „Kopfzeile der DIN 1986-100, Ausgabe Dezember 2016“

Die Überarbeitung der Norm war aufgrundvon Anfragen, Fehlerbehebungen sowie nichteindeutigen Formulierungen und neuen Ent-wicklungen in der Entwässerungstechnik erfor-derlich. Gegenüber DIN 1986-100, AusgabeMai 2008 wurden folgende gravierende Ände-rungen vorgenommen:

a)Die Änderungen DIN 1986-100 / A1, Aus-gabe Juli 2014 und DIN 1986-100 / A2,Ausgabe Dezember 2014 wurden in diesekonsolidierte Fassung der Norm eingearbei-tet und die Norm redaktionell überarbeitet.

b)Die Änderung DIN 1986-100 / A2, AusgabeDezember 2014 – Ausnahmeregelung nachAbschnitt 5.3.1 für die Entwässerung vonAuffangflächen von Kühlaggregaten vonKälteanlagen nach § 19 (4) AwSV – wurdein den normativen Anhang C übernommen.

c) Es wurden folgende wesentliche Änderun-gen bzw. Gliederungen vorgenommen:

� 5.10 (Balkone und Loggien): Das gene-relle Verbot für den Anschluss von Abläu-fen zur Entwässerung von Balkonen undLoggien an Regenwasserfallleitungen vonDachentwässerungen wurde aufgehoben,und der Anschluss unter bestimmtenVoraussetzungen zugelassen;

� 6.2.1 (Fremdeinspülung): Der Anschlussvon gegenüberliegenden Anschlussleitun-gen für fäkalfreies und fäkalhaltigesSchmutzwasser auf gleicher Rohrsohle aneinen Doppelabzweig wird zugelassen;

� 6.5.1 (Lüftung der Entwässerungsanlage,Allgemeines): Bei der Mündung der Lüf-tungsleitung über Dach dürfen keineAbdeckungen mehr eingesetzt werden;

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1. Geltende Regelwerke

1.1 Die neue Norm DIN 1986-100

� In 14.2 (Regenwasseranlagen) und 14.9(Überflutungs- und Überlastungsnach-weise) wurden die Anforderungen an diePlanung und Berechnung entsprechendder Grundstücksgrößen bzw. Fließzeitenbis 15 Minuten verständlicher neu ge-fasst;

� Tabelle 9 (Abflussbeiwerte) ist vollständigüberarbeitet.

d)Die Anforderungen der europäischen Ent-wässerungsnormen DIN EN 12056-1bis 12056-3 und teilweise DIN EN 12056-4sowie DIN EN 752 wurden berücksichtigt.

e) Die in Anhang A genannten Regenreihen inDeutschland wurden an die neuen „Stark-niederschlagshöhen für Deutschland“,erschienen mit KOSTRA-DWD-2010, ange-passt.

Abbildung„Anwendungsbereichder jeweiligenRegelwerke“

AnwendungsbereicheDie DIN EN 12056 gilt nur für „Entwässe-rungsanlagen innerhalb von Gebäuden“. DerAnwendungsbereich der DIN EN 752 Entwäs-serungssysteme außerhalb von Gebäuden“ er-streckt sich auf die Grundstücksentwässerungund die öffentliche Kanalisation bis zum Klär-werk.

Die in Deutschland maßgebende Norm DIN1986-100 gilt nach wie vor für die Gebäude-und Grundstücksentwässerung, d.h. bis zurGrundstücksgrenze. Für den öffentlichen Be-reich gilt die DIN EN 752.

Baurechtlich bildet die Grundstücksgrenze inDeutschland die Grenze zwischen der Bauord-nung und dem öffentlichen Bereich.

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91. Geltende Regelwerke

1.1 Die neue Norm DIN 1986-100

Balkone und Loggienin Abschnitt 5.10Das generelle Verbot für den Anschluss vonAbläufen zur Entwässerung von Balkonenund Loggien an Regenwasserfallleitungen vonDachentwässerungen wurde aufgehoben.

Wenn Balkone und Loggien keine geschlos-sene Brüstung haben, kann auf getrennteFallleitungen für die Dach- und Balkonent-wässerung verzichtet werden. Hierbei müssenmindestens 50 % der Brüstung als freier Ab-lauf zur Verfügung stehen, damit das Wasserim Überflutungsfall ungehindert abfließenkann.

Abläufe von Balkonen und Loggien im Erdge-schoss sollten aus Sicherheitsgründen getrenntan die Regenwassergrundleitung angeschlos-sen werden.

Abläufe von Terrassen sollten wegen Überflu-tungsgefahr möglichst erst nach einem Ent-spannungspunkt (Hofablauf oder Schacht mitoffenem Durchfluss und Lüftungsöffnungen)an die weiterführende Regenwassergrund-leitung angeschlossen werden.

Fremdeinspülungnach Abschnitt 6.2.1Aufgrund von abwassertechnischen Versuchenwurde der Anwendungsbereich von Doppel-abzweigen 87º bis 88,5º in Schmutzwasser-fallleitungen erweitert. Hiernach darf derAnschluss von gegenüberliegenden Anschluss-leitungen für fäkalfreies und fäkalhaltigesSchmutzwasser auf gleicher Rohrsohle und beijeweils gleicher Nennweite der Anschlusslei-tungen über Doppelabzweig mit Innenradiusoder 45º Einlaufwinkel erfolgen.

Durch diese Erweiterung des Anwendungs-bereiches von Doppelabzweigen in Schmutz-wasserfallleitungen besteht nun die Möglich-keit, gegenüberliegende Anschlussleitungenfür fäkalfreies und fäkalhaltiges Schmutzwas-ser ohne komplizierte Leitungsführung an eineFallleitung anzuschließen.

SML-Doppelabzeig 88°mit Einlaufwinkel 45°

Abbildung „Einbau von Doppelzweigen in Schmutzwasser-Fallleitungen“

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1. Geltende Regelwerke

1.1 Die neue Norm DIN 1986-100

Wert des größten angeschlossenen Entwässe-rungsgegenstandes DU“.

Anwendungsbeispiel:

An eine Schmutzwasserleitung eines Wohn-hauses sollen folgende Entwässerungsgegen-stände angeschlossen werden (Tabelle 1):

Lüftung der Entwässerungsanlagenach Abschnitt 6.5.1„Endrohre von Lüftungsleitungen über Dachsind nach oben offen mindestens mit demQuerschnitt der Lüftungsleitung auszuführen.Abdeckungen dürfen nicht eingesetzt wer-den“.

Bemessung von Schmutzwasser-anlagen nach Abschnitt 14.1Aufgrund häufiger Anfragen wurde im Ab-schnitt 14.1.2 folgender Zusatz eingebracht:“Ist der Wert des berechneten Schmutzwasser-abflusses Qww bzw. des berechneten Gesamt-schmutzwasserabflusses Qtot geringer als derAnschlusswert DU des größten angeschlosse-nen Entwässerungsgegenstandes, so gilt der

Abdeckungen und Hauben behindern die Be-und Entlüftung von Entwässerungsanlagen insehr starkem Maße. Wie von zahlreichen Prak-tikern in den letzten Jahren gefordert, wurdediese klare Anweisung aus der alten DIN 1986,Teil 1 wieder aufgenommen.

Abbildung „Endrohre von Lüftungsleitungen über Dach“

Tabelle 1: Ermittlung Summe der Anschlusswerte Σ DU (l/s)

Gegeben: Summe der Anschlusswerte Σ DU = 9,7 l/sAbflusskennzahl K = 0,5 (Wohnhaus)

Lösung: Schmutzwasserabfluss Qww = K ∙ (Σ DU)0,5 = 0,5 ∙ (9,7)0,5 = 1,56 l/s

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111. Geltende Regelwerke

1.1 Die neue Norm DIN 1986-100

mit dem Spitzenabflussbeiwert Cs nachTabelle 9 durchgeführt werden.

Abflussbeiwertenach Abschnitt 14.2.3Bei den bisher in der DIN 1986-100 benanntenAbflussbeiwerten C handelte es sich umSpitzenabflussbeiwerte, die zukünftig auch alssolche mit Cs bezeichnet werden. Der Spitzen-abflussbeiwert Cs wird zur Bemessung der Re-genentwässerungsanlagen innerhalb vonGebäuden und der Grundleitungen benötigt.

Zusätzlich wurde zur Berechnung von Regen-rückhalträumen ( VRRR ) nach Gleichung 22der neuen Norm noch ein mittlerer Abflussbei-wert Cm eingeführt. Dies war in Abstimmungmit der DWA erforderlich, da die Gleichung 22aus dem DWA-Regelwerk A 117 stammt undhier der mittlere Abflussbeiwert Cm verwendetwird.In der Tabelle 9 der DIN 1986-100 sind dieAbflussbeiwerte für Cs und Cm angegeben.

Ergebnis: Da der errechnete Schmutzwasser-abfluss Qww mit 1,56 l/s kleiner ist als dergrößte Einzelanschluss mit 2,0 l/s (WC mit6,0 Liter Spülkasten) muss die Bemessung derSchmutzwasserleitung mit einem Schmutz-wasserabfluss von 2,0 l/s durchgeführt werden.

Regenwasserabflussnach Abschnitt 14.2.1In der Vergangenheit war es bei großen priva-ten Grundstücken mit eigener Infrastrukturnicht immer klar, ob die Bemessung nachDIN 1986-100 oder nach den Regelwerkender DWA (Deutsche Vereinigung für Wasser-wirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.) erfolgensollte. Im Abschnitt 14.2.1 wird jetzt eine klareAbgrenzung vorgenommen. Die Bemessungs-regeln nach DIN 1986-100 sind für Grund-stücke bis zu einer befestigten Fläche bis etwa60 ha (AE,b) oder Fließzeiten bis zum An-schlusspunkt an ein Gewässer oder den öffent-lichen Anschlusskanal bis etwa 15 Minutenanzuwenden. Die Berechnung von Au muss

Auszug aus „Tabelle 9 – Abflussbeiwerte C zur Ermittlung des Regenwasserabflusses“

Regenwasserabfluss über Notent-wässerung nach Abschnitt 14.2.6Zum besseren Verständnis bei der Ermittlungder Überflutungshöhen von Notentwässerun-gen enthält die neue Norm jetzt zwei Darstel-lungen: Eine Darstellung zur Ermittlung derÜberflutungshöhen für Notentwässerungenbei geschlossener Attika über Notabläufe (25a)und eine zweite Darstellung für Notentwässe-rungen mit Öffnungen in der Attika (25b).

Rechteckige Notüberläufenach Abschnitt 14.5.2Im Abschnitt 14.5.2 befanden sich im Dia-gramm zur Bemessung von rechteckigen Not-überläufen falsche Angaben. Das Diagramm(Bild 39) zur „Bemessung des Abflussvermö-gens von frei angeströmten rechteckigenÜberläufen“ wurde komplett überarbeitet.

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1. Geltende Regelwerke

1.1 Die neue Norm DIN 1986-100

Überflutungs- und Überlastungs-nachweise nach Abschnitt 14.9Im Abschnitt 14.9.2 der DIN 1986-100 wirdunmissverständlich gefordert, dass die hydrau-lisch mit Teilfüllung bemessenen Regenwasser-leitungen der Grundstücksentwässerungs-anlage nicht für die Speicherung der Rückhal-tevolumen aus der Überflutungsprüfung bzw.der Berechnung des Regenrückhalteraumes(VRRR) in Ansatz gebracht werden dürfen.Diese möglichen Speichervolumen in den teil-gefüllten Leitungen sollen als stille Reserve zurVerfügung stehen.

Bei kleinen Grundstücken bis 800 m2 abfluss-wirksamer Fläche muss auch bei Verwendungvon Versickerungsanlagen kein Überflutungs-nachweis durchgeführt werden, sofern dieVersickerungsanlage nach DWA-A 138 mitT = 5a und dem entsprechenden Berech-nungsregen nach KOSTRA-DWD-2010 bemes-sen ist. Vorausgesetzt wird hierbei, dass aufGrund der Geländebeschaffenheit und archi-tektonischer Gebäudeplanung kein Wasser beiÜberstau der Anlage in das eigene Gebäudeoder Nachbargebäude eindringen kann undbehördlich keine anderen Regelungen beste-hen.

Regenspenden in Deutschlandim Anhang ADie im Anhang A der DIN 1986-100 genann-ten Regenreihen in Deutschland wurden an die„Starkniederschlagshöhen für Deutschland“,entsprechend KOSTRA-DWD-2010, angepasst.

Die bisher in der Tabelle A.1 aufgeführtenStädte wurden um die Städte Solingen undWuppertal ergänzt.

Hinweis: Die Jährlichkeit des Berechnungs-regens für die Entwässerung von Dachflächenmuss unverändert mindestens einmal in5 Jahren (T = 5 a) betragen.

Ausnahmeregelung nach Abschnitt5.3.1 im Anhang CIm Gegensatz zum Abschnitt 6.4 der Euro-norm DIN EN 12056-3, Ausgabe Januar 2001darf in Deutschland grundsätzlich kein Regen-wasser in Schmutzwasserfallleitungen eingelei-tet werden. Dies gilt gemäß Abschnitt 5.3.1der neuen DIN 1986-100 nicht für die Entwäs-serung von Auffangflächen von im Freien auf-gestellten Kühlaggregaten von Kälteanlagennach § 19 (4) AwSV (Verordnung über Anla-gen zum Umgang mit wassergefährdendenStoffen) mit einem maximalen Regenwasserab-fluss ≤1,0 l/s über Dachabläufe mit DN 50 aneine Schmutzwasserfallleitung ≥DN 100.Die entsprechenden Anforderungen für diePlanung und Ausführung gemäß der Ausnah-meregelung sind im Anhang C der Norm ent-halten.

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131. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Dachentwässerung mit Druckströmung

Nach DIN 1986-100, Ausgabe Dezember 2016kann die Regenentwässerung über Freispiegel-systeme oder planmäßig vollgefüllt betriebeneRegenwasserleitungen mit Druckströmungerfolgen. Die gesamten Ausführungs- undBemessungsgrundsätze für planmäßig vollge-füllt betriebene Regenwasserleitungen mitDruckströmung sind in der Neufassung derDIN 1986-100 enthalten.

EntwicklungDie Entwicklung von Dachentwässerungssyste-men mit Druckströmung erfolgte vor mehr als30 Jahren in Skandinavien. In Deutschlandwurde diese Technik vor mehr als 25 Jahren alsUV-System eingeführt (UV ist die finnische Be-zeichnung für geschlossene Strömung). Tech-nische Weiterentwicklungen sind zum Beispieldas HDE-System oder das Aquaperfect-System.

FunktionsprinzipPlanmäßig vollgefüllt betriebene Dachentwäs-serungsanlagen mit Druckströmung werden inder DIN 1986-100, Abschnitt 3.13 wie folgtdefiniert: “Dachentwässerungsanlage, in derdie Abläufe und Leitungen unter Planungsbe-dingungen vollgefüllt betrieben werden, unddie Strömung durch das Ausnutzen der ge-samten Druckhöhe zwischen den Abläufenund dem Übergang auf die Freispiegelströ-mung aufrechterhalten wird“.

Bei Dachentwässerungssystemen mit Druck-strömung handelt es sich wie bei Freispiegel-systemen um Regenentwässerungsanlagennach dem Schwerkraftprinzip. Der gravierendeUnterschied gegenüber den Freispiegelent-

wässerungsanlagen besteht darin, dass beiDachentwässerungen mit Druckströmungwesentlich mehr Druckhöhe (∆h) zur Überwin-dung der Strömungsverluste durch Rohrrei-bung und Einzelwiderstände zur Verfügungsteht. Bei Freispiegelentwässerungen resultiertdie Druckhöhe (∆h) lediglich aus dem Rohrsoh-lengefälle. Die wesentlich größere Druckhöhe(∆h) bei Dachentwässerungen mit Druckströ-mung ergibt sich aus der Höhendifferenz zwi-schen der Wasserlinie über dem Dachablaufund dem Übergang auf die weiterführendeFreispiegelentwässerungsanlage.

DachabläufeGenerell dürfen nach DIN 1986-100, Abschnitt5.7.3.1 nur Dachabläufe verwendet werden,die den Anforderungen der DIN EN 1253-2(Abläufe für Gebäude – Anforderungen) ent-sprechen.

Der Hersteller muss das Abflussvermögen desDachablaufes in Abhängigkeit von der Druck-höhe in Form einer Tabelle oder eines Dia-gramms angeben.

Zu den Dachabläufen für Druckströmungschreibt die DIN 1986-100 in Abschnitt5.7.3.2 noch folgendes vor: „Die Dachabläufemüssen für planmäßig vollgefüllt betriebeneDachentwässerungsanlagen geeignet sein. DasAbflussvermögen des Dachablaufes muss ohneLufteintrag ermittelt werden. Der Einzelwider-standsbeiwert für den Dachablauf ist nachDIN EN 1253-2 (Abläufe für Gebäude – Prüf-verfahren) zu ermitteln und vom Herstelleranzugeben“.

Verfügbare Druckhöhe bei Freispiegelentwässerung Verfügbare Druckhöhe bei Druckströmung

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1. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Dachentwässerung mit Druckströmung

Verlegen von LeitungenPlanmäßig vollgefüllt betriebene Regenwasser-leitungen dürfen ohne Gefälle verlegt werden.

Die verwendeten Bauteile einer Dachentwässe-rungsanlage mit Druckströmung müssen auf-einander abgestimmt sein und den im Betriebauftretenden Über- und Unterdrücken sowieden daraus resultierenden Kräften standhalten.Systemspezifische Herstellerangaben sind un-bedingt einzuhalten.

Im Übergangsbereich von der Druckströmungauf die Freispiegelentwässerung entstehendurch die hohe kinetische Energie der Druck-strömung große Reaktionskräfte. Eine entspre-chende Lagesicherung der Freispiegelentwäs-serung in diesem Bereich ist unbedingtvorzunehmen. Das Rohrmaterial der Freispie-gelentwässerung muss besonders abriebfestsein.

Über eine Regenentwässerungsanlage mitDruckströmung sollten maximal 5000 m²Dachfläche entwässert werden. Bei größerenDachflächen sollten mehrere Anlagen vorgese-hen werden.Bei einem Druckentwässerungssystem ist dieKombination von Dachflächen mit unter-schiedlichen Abflussverzögerungen, wie zumBeispiel von Intensiv- mit Extensivbegrünungenoder unbekiesten mit bekiesten Dachflächen,zu vermeiden. Mehrere Druckentwässerungs-systeme, die jeweils Dachflächen mit gleicherAbflussverzögerung entwässern, sind die opti-male Lösung.

Dachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveau (>1 m), sollten über separateFallleitungen entwässert werden. Bei Dach-flächen mit stark unterschiedlichem Höhen-niveau, die an eine gemeinsame Fallleitungangeschlossen sind, besteht grundsätzlich dieGefahr, dass bei einem Starkregenereignis oderanderen Betriebszuständen das Regenwasservon höher gelegenen Dachflächen auf tieferangeordneten Dachflächen zur Überflutungführen kann.

BemessungsgrundsätzeGrundlage für die Bemessung einer Dachent-wässerungsanlage mit Druckströmung ist einestationäre Wasserströmung mit konstanterDichte ohne Lufteintrag.Als verfügbare Höhe ∆hverf zur Überwindungder Rohrreibungs- und Einzelwiderstände ineinem Fließweg kann maximal die Differenzzwischen der Wasserlinie über dem Dachab-lauf und dem Übergang auf Teilfüllung ver-wendet werden.Ziel der Rohrnetzberechnung ist es, beimBerechnungsregen möglichst die Vollfüllungder Anlage und eine gute Wassermengen-verteilung in den einzelnen Teilstrecken durchhydraulischen Abgleich zu erreichen. Hierzuwird für die einzelnen Fließwege (Stromfäden)die Bernoulli-Gleichung (stationäre Strömungbei inkompressiblem Fluid) angewendet.

Aus wirtschaftlichen Gründen sollte je Meterverfügbarer Höhendifferenz ∆hverf die waage-rechte Längenausdehnung des längsten Fließ-weges (10 • ∆hverf) nicht überschreiten; inAusnahmefällen ist maximal (20 • ∆hverf)möglich.

Vorteile Dachentwässerung mit Druckströmung

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151. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Dachentwässerung mit Druckströmung

Eine Reduzierung der Nennweite in Fließrich-tung ist zulässig, sollte aber in der Regel nur inFallleitungen vorgenommen werden.

Eine Vergrößerung der Nennweite im Verlaufvon Fallleitungen ist zu vermeiden, da dies er-fahrungsgemäß zum Abriss der Strömungführt.

Definitionen bei Dachentwässerungen mitDruckströmung aus DIN 1986-100

DruckverlustberechnungBei Dachentwässerungsanlagen mit Druckströ-mung wird mit Erreichen der Berechnungsre-genspende die geodätische Druckdifferenz

zwischen Dachablauf und dem Übergang aufTeilfüllung zur Erzeugung einer leistungsfähi-gen Strömung genutzt.

Die kleinste zulässige Nennweite bei plan-mäßig vollgefüllten Regenentwässerungsan-lagen beträgt di = 32mm.Zur Sicherstellung der Selbstreinigungsfähig-keit von Dachentwässerungsanlagen mitDruckströmung sollte eine Mindestfließge-schwindigkeit von 0,5 m/s nicht unterschrittenwerden.

Legende:1. Sammelanschlussleitung2. Anlaufhöhe3. konstruktiv genutzte

verfügbare Höhendifferenz4. Übergangsstrecke5. maximal nutzbare

Höhendifferenz6. Widerlager7. teilgefüllte Grundleitung

h/di = 0,7

Stromfaden = Fließweg

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1. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Dachentwässerung mit Druckströmung

Folgende Gleichungen gelten für jeden einzel-nen Fließweg (Stromfaden):

∆∆pverf = ∆∆hverf • ρρ • g∆∆p = ΣΣ (R • l + Z)

hierin bedeuten:∆∆hverf= Höhendifferenz zwischen Dachab-

lauf und Übergang auf Teilfüllungρρ = Dichte des Wasser (1.000 kg/m³

bei +10 °C)g = Erdbeschleunigung = 9,81 m/s²∆∆hverf= verfügbarer Druck für den Fließweg

(Stromfaden)R = Druckverlust durch Rohrreibung

pro Meter Rohrl = Länge der TeilstreckeZ = Druckverlust durch Einzelwider-

stände in der Teilstrecke

Der Druckverlust durch Einzelwiderstände (Z)errechnet sich wie folgt:

Z == ΣΣ ζζ • v² • ρρ • 0,5

hierin bedeuten:ζ = Einzelwiderstandsbeiwert (1)v = Fließgeschwindigkeit (m/s)

Der Druckverlust in geraden Rohrleitungen istnach der Prandtl-Colebrook-Gleichung für eineBetriebsrauhigkeit von 0,1 mm zu ermitteln.

Die Einzelwiderstandsbeiwerte ζζ befinden sichin der Tabelle 11 der Norm.

Ermittlung des InnendrucksZusätzlich zur Rohrdimensionierung muss einerechnerische Kontrolle des Innendrucks durch-geführt werden. Hierdurch wird sichergestellt,das die Anlage ohne Kavitation (Gasblasen -bildung durch zu hohen Unterdruck = Strö-mungsabriss) betrieben werden kann und diemaximalen Betriebsdrücke des Rohrwerkstoffesnach den jeweiligen Herstellerangaben nichtüberschritten werden.

Der Innendruck an jedem beliebigen Punkt derAnlage kann nach folgender Formel bestimmtwerden:

px = ∆∆hx • ρρ • g - vx² • ρρ • 0,5 - ΣΣ (R • l + Z) ...x

hierin bedeuten:px = Innendruck an der Stelle x∆∆hx = Höhenunterschied zwischen

Dachablauf und der Stelle xρρ = Dichte des Wassers (1000 kg/m³

bei 10 °C)g = Erdbeschleunigung = 9,81 m/s²vx = Wassergeschwindigkeit an der

Stelle xR = Druckverlust pro Meter Rohrl = Länge der TeilstreckeZ = Druckverlust der Teilstrecke durch

Einzelwiderstände

Eingeschränkte FallleitungshöheBei sehr hohen Gebäuden steht eine entspre -chend große Druckhöhe zur Verfügung, wobeisich sehr kleine Rohrdurchmesser und somitextrem hohe Geschwindigkeiten und Druck -verluste ergeben können. Bedingt durch diehohen Druckverluste lässt sich bei der Rohr -netzberechnung mitunter eine Überschreitungder zulässigen Unterdrücke (Strömungsabrissdurch Kavitation) in der Fallleitung nicht ver-meiden. Zusätzlich erhöht sich der Schallpegelmit steigender Geschwindigkeit.

In solchen Fällen besteht die Möglichkeit, denÜbergang auf Teilfüllung (Expansionspunkt)bereits im Verlauf der Fallleitung vorzunehmenund somit den zur Verfügung stehendenDruck an die jeweiligen Verhältnisse anzu-passen. Durch diese Vorgehensweise könnendann die Vorteile der Dachentwässerung mit Druckströmung im oberen Bereich desGebäudes ausgenutzt werden.

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171. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Dachentwässerung mit Druckströmung

Zulässige AbweichungenGemäß DIN 1986-100 darf bei der Vorplanungdie Abweichung zwischen dem verfügbarenDruck ∆∆pverf und dem errechneten Druckver-lust ΣΣ (R • l + Z) für einen Fließweg maximal ±100 mbar betragen. Positive und negativeAbweichungen der einzelnen Stromfädeneiner Anlage sollten sich in der Summe in etwaaufheben.

Bei der Ausführungsplanung müssen dann dieVeränderungen des Abflussvermögens dereinzelnen Dachabläufe – bedingt durch die hydraulischen Abweichungen – iterativ mittelsComputerprogramm nachgewiesen werden.

Hierbei ist folgendes zu beachten:• nach der iterativen Berechnung darf

das maximal zulässige Abflussvermögen der einzelnen Dachabläufe nicht über-schritten werden;

• Abweichungen zwischen Ist- und Sollabflussder einzelnen Dachabläufe müssen sich in einem gemeinsamen linearen Tiefpunkt aus-gleichen können;

• befinden sich Dachabläufe in eigenen Tief-punkten, muss das Abflussvermögen jedes Dachablaufs mindestens dem jeweiligen Sollabfluss entsprechen.

Anlaufbedingungen Bei einer geringen Höhendifferenz ∆∆hAzwischen dem Dachablauf und der Sammelan-schlussleitung ist zu prüfen, ob die Druckent-wässerungsanlage sicher anläuft. Die Anlagensind so zu konstruieren, dass die Fallleitungbereits bei geringen Regenspenden zuschlägt.Erst dann kann sich der bestimmungsgemäßeBetrieb der Regenentwässerungsanlage mitDruckströmung einstellen.

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Hierin bedeuten:QA,vorh = der realisierbare Anlaufvolumen-

strom in der Anlage, in Liter pro Sekunde (l/s);

QA,min = der Volumenstrom, bei der die Fall-leitung zuschlägt, in Liter pro Sek. (l/s);

∆∆hA = die Anlaufhöhe (Höhendifferenz zwischen Dachablauf und MitteSammelanschlussleitung).

Damit die bestimmungsgemäße Funktion derDruckströmungsanlage in jedem Fall gewähr-leistet ist, muss der Mindestvolumenstrom derFallleitung QA,min gemäß Bild 29 der Normnoch mit einem Sicherheitsfaktor von 1,2 mul-tipliziert werden.

QA,vorh > 1,2 • QA,min

Bei handschriftlicher Berechnung von Dachent -wässerungen mit Druckströmung sollte dieFestlegung der maximal zulässigen Nennweiteder Fallleitung bereits unmittelbar vor dereigentlichen Rohrnetzberechnung durchge-führt werden. Dadurch können aufwendigeNachberechnungen vermieden werden.

1. Geltende Regelwerke

1.2 DIN 1986-100 – Dachentwässerung mit Druckströmung

Zunächst muss festgestellt werden, bei wel -chem Volumenstrom es bei der vorgegebenenNennweite zum Zuschlagen der Fallleitungkommt. In Bild 29 der DIN 1986-100 sindMesswerte enthalten, welcher Mindestvolu-menstrom QA,min einer Fallleitung (Falllei-tungslänge >4,0 m) zugeführt werden muss,damit sich eine Druckströmung ausbildenkann.

Mindestvolumenstrom für Fallleitungen aus DIN 1986-100

Zusätzlich muss festgelegt werden, welcherVolumenstrom bei einer Anlaufhöhe ∆∆hA überdie Sammelanschlussleitung der Fallleitungzugeführt werden kann. Wenn der Gesamt-volumenstrom Qr der Anlage sowie die verfügbare Höhendifferenz ∆∆hverf und die An-lauf höhe ∆∆hA bekannt sind, lässt sich mit Hilfeder Affinitätsgesetze (Proportionalitätsgesetze)der realisierbare Anlaufvolumenstrom QA,vorhwie folgt berechnen:

QA,vorh = Qr • (∆∆hA / ∆∆hverf )0,5

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191. Geltende Regelwerke

1.3 Die neue Norm DIN 1986-4 : Verwendungsbereiche von Abwasserrohren und -formstücken verschiedener Werkstoffe

Im August 2019 erschien die aktualisierte Fas-sung der Norm DIN 1986-4 „Entwässerungsan-lagen für Gebäude und Grundstücke –Verwendungsbereiche von Abwasserrohrenund -formstücken verschiedener Werkstoffe“. Dieses Regelwerk fasst übersichtlich die ge-normten Abwasserrohrsysteme zusammen,über die häusliches Abwasser und Nieder-schlagswasser sowie Kondensat aus Feuerungs-anlagen abgeleitet werden kann. Diewich tigsten Neuerungen haben wir für Sie indiesem Beitrag zusammengefasst.

Die aktualisierte Norm DIN 1986-4, AusgabeAugust 2019 ersetzt die Fassung vom Dezember 2011.

Anwendungsbereich Diese Norm gibt Leitlinien für die Verwendungvon Abwasserrohren und -formstücken in Gebäuden und auf Grundstücken gemäß DINEN 12056, DIN 1986-100 sowie DIN EN 752.Zusätzlich gilt sie auch für die Verwendung vonBauprodukten und Verfahren zur Sanierungvon Grundleitungen.

ÄnderungenGegenüber DIN 1986-4, Ausgabe Dezember2011 wurden folgende Änderungen vorge-nommen:

a. redaktionelle Überarbeitung unter Berück-sichtigung neuer europäischer Normen;

b. die Angaben zum Brandschutz wurden an die europäischen Regelungen angepasst;

Kopfzeile „Titelseite DIN 1986-4, Ausgabe August 2019“

c. die Tabelle 1 aus der alten DIN 1986-4 wurde wie folgt aufgeteilt:TTaabbeellllee 11:: Verwendungsbereiche der nach harmonisierten europäischen Normen(hEN) hergestellten Abwasserrohre und -formstücke für den Neubau und die Erneuerung; undTTaabbeellllee 22:: Verwendungsbereiche für Ab-wasserrohre und -formstücke für den Neubau und die Erneuerung, hergestellt nach nicht harmonisierten europäischen Normen (DIN EN) und nationalen Normen (DIN).

d. die Informationen zur Aufteilung der Tabelle 1 aus der alten DIN 1986-4 sind in der aktualisierten Fassung im Abschnitt 6 „Brandverhalten von Baustoffen“ enthal-ten.

Verwendungsbereiche von Abwasserrohren -formstücken fürden Neubau und die Erneuerung Gemäß Abschnitt 4 der Norm müssen die ver-wendeten Bauprodukte für den Neubau unddie Erneuerung von Grundstücksentwässe-rungsanlagen den Anforderungen der „Lan-desbauordnungen“ sowie der „Verwaltungs vorschrift Technische Baubestimmungen“ derLänder entsprechen.

Die angegebenen Verwendungsbereiche fürgenormte Abwasserrohrsysteme in Tabelle 1und 2 gelten für die Ableitung von häuslichemAbwasser und Niederschlagswasser gemäßDIN 1986-3 sowie für die Ableitung von Kon-densaten aus Feuerungsanlagen.

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Bei der Ableitung von nicht häuslichem Ab-wasser bzw. der Verlegung in aggressivemBoden oder Grundwasser muss im Einzelfallbesonders nachgewiesen werden, dass die Ab-wasserrohre, Formstücke und Verbindungenanwendbar sind.

Die von den Herstellern der Rohrsysteme ver-öffentlichten Beständigkeitslisten sollen dem Sanitärplaner nur als Orientierungshilfe die-

1. Geltende Regelwerke

1.3 Die neue Norm DIN 1986-4

Gusseiserne Abflussrohre im Einsatz, oben: PAM-GLOBAL® Plus (KML)-Rohr für aggressive Abwässerunten: PAM-GLOBAL® S (SML)-Rohr für häusliche Abwässer (Bild: SAINT-GOBAIN HES)

Beschichtungsaufbau PAM-GLOBAL® Plus (KML)-Rohre (Bild: SAINT-GOBAIN HES)

Ausschnitt aus Tabelle 1 - Kopfzeile und Zeile 3 für gusseisernes Rohr, Lamellengraphit

nen. Die Auswahl geeigneter Materialien,unter Berücksichtigung der verschiedenstenchemischen Belastungen bzw. Mischbelastun-gen, erfordert viel Erfahrung und sollte sicher-heitshalber nur in Abstimmung mit demHersteller des Rohrsystems erfolgen.

Der Hersteller benötigt zur genauen Beurtei-lung bei der Ableitung aggressiver Abwässermindestens folgende Informationen:

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211. Geltende Regelwerke

1.3 Die neue Norm DIN 1986-4

MLK-protec-Formstücke (Bild: Düker) Beschichtungsaufbau TML-Rohre (Bild: Düker)

� Die präzise Bezeichnung der einzelnen Medien bzw. Mittel

� Konzentrationen und pH-Werte

� Genaue Angaben bezüglich der Mengen oder Durchsätze

� Temperaturen der Medien bzw. Mittel

Zur Beurteilung von Grundleitungen in aggres-sivem Boden bzw. Grundwasser benötigt derHersteller mindestens folgende Informationen:

� Genaue Beschreibung der Boden-verhältnisse

� Präzise Angaben zum Baugrund und seiner Tragfähigkeit

� Ergebnisse von Boden- bzw. Grundwasser-untersuchungen

Verwendungsbereiche der Baupro-dukte und Verfahren zur Sanierungvon Entwässerungsanlagen Nach Abschnitt 5 der Norm müssen die ver-wendeten Bauprodukte zur Sanierung vonGrundstücksentwässerungsanlagen den Anfor-derungen der „Landesbauordnung“ sowie der„Verwaltungsvorschrift Technische Baubestim-mungen“ des jeweiligen Bundeslandes ent-sprechen.

Bei Sanierungsverfahren, die zu einer Quer-schnittsänderung führen – wie zum Beispiel Inlinerverfahren – muss vor der Durchführungder Maßnahme die hydraulische Leistungs-fähigkeit der Abwasserleitung nachgewiesenwerden.

Brandverhalten von BaustoffenFür Bauprodukte und Bauarten, die nach harmonisierten europäischen Produktnormen(hEN) hergestellt werden – und somit der CE-Kennzeichnungspflicht unterliegen – muss dieBrandklassifizierung gemäß der Euronorm DIN EN 13501-1 „Klassifizierung von Baupro-dukten und Bauarten zu ihrem Brandverhal-ten“ nachgewiesen werden. Hierbei erfolgt dieBeurteilung des Brandverhaltens von Baustof-fen und Bauprodukten nach den Klassen A bis F, wobei zusätzlich noch die Nebenklassenfür Rauchentwicklung und für brennendes Abtropfen / Abfallen berücksichtigt werdenmüssen.

INFO:Die Musterbauordnung (MBO) sowie die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Bau-bestimmungen (MVV TB) müssen bauaufsicht-lich in das jeweilige Landesrecht überführtwerden. Den aktuellen Stand der Umsetzungveröffentlicht das Deutsche Institut für Bau-technik (DIBt) regelmäßig auf seiner Website(www.dibt.de).

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Bei Bauprodukten und Bauarten, die nachnicht harmonisierten europäischen Normen(DIN EN) und nationalen Normen (DIN) herge-stellt werden, kann die Brandklassifizierung

weiterhin nach DIN 4102-4 “Brandverhaltenvon Baustoffen und Bauteilen: Zusammenstel-lung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,Bauteile und Sonderbauteile“ erfolgen.

1. Geltende Regelwerke

1.3 Die neue Norm DIN 1986-4

Tabelle „Zuordnung der europäischen Brandklassen nach DIN EN 13501 zu den Baustoffklassen nach DIN 4102“

Die Klassifizierung nach Euronorm DIN EN13501-1 kann von der Deutschen Norm DIN4102-4 abweichen, weshalb die Aufteilung inTabelle 1 und Tabelle 2 vorgenommen wurde.

Die Planung und Ausführung von Entwässe-rungsanlagen muss nach der jeweiligen „Lan-desbauordnung (LBO)“ sowie der „Richtlinieüber brandschutztechnische Anforderungenan Leitungsanlagen (LAR / RbALei)“ der Ländererfolgen.

INFO:In den Bauordnungen wird zwischen Bau-produkten und Bauarten unterschieden. DasZusammenfügen von Bauprodukten zu einerbaulichen Anlage oder zu einem Teil einerbaulichen Anlage bezeichnet man als Bauart.

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231. Geltende Regelwerke

1.3 Die neue Norm DIN 1986-4

Geräuschverhalten von RohrleitungenBezüglich des Schallschutzes von Abwasser-installationen wird auf die Normenreihe DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“ verwie-sen. Von den insgesamt 9 Normenteilen sind folgende Teile für Installationsfachleute vonzentraler Bedeutung:

� Teil 1: Mindestanforderungen;

� Teil 36: Daten für den rechnerischen Nach-weis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Gebäudetechnische Anlagen;

� Teil 4: Bauakustische Prüfungen.

In der Tabelle 9 der DIN 4109-1 sind die maxi-mal zulässigen A-bewerteten Schalldruckpegelin fremden schutzbedürftigen Räumen, er-zeugt von gebäudetechnischen Anlagen, zusammengefasst.

Die Anforderungen an die Verlegung und Befestigung von Abwasserleitungen sind imTeil 36 der DIN 4109 festgeschrieben.

Im Teil 4 der DIN 4109 werden die bauakusti-schen Prüfverfahren beschrieben, nach denendie schalltechnischen Werte der NormenreiheDIN 4109 zu bestimmen sind, wenn nicht bereits andere Festlegungen durch Produkt -normen oder bauaufsichtliche Bestimmungenbestehen.

Die Norm unterscheidet grundsätzlich zwi-schen Labor- und Baumessungen. Werkstoff -bezogene Angaben zum Geräuschverhaltenkönnen bei den Herstellern von Abflussrohr-systemen erfragt werden. Die Messung vonAbwassergeräuschen im Labor muss gemäßDIN EN 14366 „Messung der Geräusche vonAbwasserinstallationen im Prüfstand“ erfolgen.

Zusammenfassung

Die normgerechte Planung und Ausführungvon Entwässerungsanlagen für Gebäude undGrundstücke stellen höchste Anforderungenan Sanitärfachleute.

Eine wichtige Voraussetzung für die Nachhal-tigkeit von Entwässerungsanlagen ist derNachweis der Verwendbarkeit von Rohren,Formstücken und Verbindungen gemäß DIN 1986-4. Hierbei sollte die Wahl geeigneterWerkstoffe bei der Ableitung von aggressivemAbwasser und zusätzlichen Schutzmaßnah-men bei Verlegung in aggressivem Boden bzw.Grundwasser immer mit dem jeweiligen Her-steller abgestimmt werden. In den häufigstenFällen muss zusätzlich noch die Verwendbar-keit in Bezug auf Brand- und Schallschutznachgewiesen werden.

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Im Februar 2012 erschien die aktualisierte Fassung der Norm DIN 1986-30 „Entwässe-rungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Instandhaltung“. Die Anforderungen dieserNorm sollen dazu beitragen, den Boden unddas Grundwasser vor Verunreinigungen aus undichten Abwasserleitungen zu schützen unddas Eindringen von Grundwasser in Entwässe-rungsanlagen zu verhindern. Zusätzlich trägtdiese Norm zur Betriebssicherheit und zumWerterhalt von Grundstücksentwässerungs-anlagen bei.

Änderungen Gegenüber DIN 1986-30, Ausgabe Februar2003 wurden folgende Änderungen vorge-nommen:a) In Tabelle 2 wurde die Frist für die Erst-

prüfung vorhandener Grundleitungen bis zum 31.12.2015 gestrichen und statt-dessen eine Zeitspannenregelung eingeführt.

b)Die Anlässe und Zeitspannen der wieder-kehrenden Dichtheitsprüfungen von Grund-leitungen wurden denen für häusliches und gewerbliches Abwasser nach einer Abwasser-behandlungsanlage gleichgestellt. Bei der Festlegung der Prüfverfahren der Dichtheits-prüfung mit Wasser bzw. Luft (DR) oder mittels Kanalfernsehuntersuchung (KA) erfolgten Änderungen.

c) In die Norm wurden Regelungen zu folgen-den Bereichen neu aufgenommen:• Ergänzung der Begriffe zur besseren

Lesbarkeit der Norm;• Zustandserfassung und Zustandsbeschrei-

bung gemäß DIN EN 13508-2 bei der optischen Inspektion der Grundleitungen und Schächte;

• Zustandsbewertung;• Sanierungszeiträume entsprechend der

Schadensbewertung und Prioritäten-setzung;

• Muster für das Prüfprotokoll der Dicht-heitsprüfung;

• Anforderungen an die Sach- und Fach-kunde des Prüfers sowie die technische Ausrüstung des Fachbetriebes.

Anwendungsbereich Die DIN 1986-30 legt in Ergänzung zu DIN EN 752 Maßnahmen zur Instandhaltungvon in Betrieb befindlichen Entwässerungsan-lagen von Gebäuden und Grundstücken fest.Dies beinhaltet die Zustandserfassung und -bewertung mit dem Schwerpunkt der Be-triebs- und Standsicherheit von Entwässe-rungsanlagen sowie des Schutzes des Bodensund des Grundwassers.

1. Geltende Regelwerke

1.4 Die Norm DIN 1986-30: Instandhaltung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke

Geltungsbereiche der verschiedenenNormen

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Diese Norm gilt auch für Grundleitungen undAnschlusskanäle der Grundstücksentwässe-rung, die im öffentlichen Grund liegen, abernicht Bestandteil der öffentlichen Abwasseran-lage sind.

Die DIN 1986-30 gilt in Verbindung mit DIN 1986-3 „Entwässerungsanlagen fürGebäude und Grundstücke – Regeln fürBetrieb und Wartung“ und DIN EN 13508-2 „Untersuchung und Beurteilung von Entwässerungssystemenaußerhalb von Gebäuden – Kodiersystemfür die optische Inspektion“.

Wer ist zuständig?Grundsätzlich ist der Grundstückseigentümerfür den ordnungsgemäßen Zustand derGrundstücksentwässerungsanlage (GEA) ver-antwortlich.

Ob der Grundstückseigentümer auch für denGrundstücksanschluss zuständig ist, regelt jedeKommune in ihrer Entwässerungssatzung. Folgende Varianten sind möglich:

� Kommunalregie: Der Kanalnetzbetreiber baut, betreibt und unterhält den Grund-stücksanschluss in seiner gesamten Länge, das heißt vom Revisionsschacht auf dem Grundstück bis zum Anschluss an den Straßenkanal.

� Anliegerregie: Hier ist der Grundstücks-eigentümer für den gesamten Grundstücks-anschluss bis zum Anschluss an den Straßenkanal zuständig.

� Zuständigkeit bis zur Grundstücks-grenze: Der Grundstückseigentümer ist verantwortlich für den Grundstücksanschlussbis zur Grundstücksgrenze. Der Kanalnetz-betreiber ist zuständig für den Teilbereich auf öffentlichem Grund.

Gesetzliche GrundlagenGemäß Strafgesetzbuch §324 handelt es sichbei Gewässerverunreinigung und Bodenverun-

reinigung um strafbare Handlungen.Nach dem Wasserhaushaltsgesetz §60 ist Ab-wasser so zu beseitigen, dass das Wohl derAllgemeinheit nicht beeinträchtigt wird. Abwasseranlagen müssen nach den allgemeinanerkannten Regeln der Technik (a.a.R.d.T.) errichtet, betrieben und unterhalten werden. Bei Nichteinhaltung der allgemein anerkann-ten Regeln der Technik sind Ordnungswidrig-keitsverfahren durch die zuständige Behördemöglich.

Im Falle bereits aufgetretener Schäden sindzudem Haftungsansprüche Dritter nicht auszu-schließen.

Einschätzung der Schäden beiGrundstücksentwässerungsanlagenDie Gesamtlänge aller öffentlichen Abwasser-kanäle in der BRD wird auf ca. 500.000 km geschätzt; bei den privaten Grundleitungengeht man von ca. 1,2 bis 1,3 Mio. km aus.

Die Schadensrate bei privaten Grundleitungensoll bis zu 80 % betragen. Nach Kostenschät-zungen ergibt sich für die BRD ein Sanierungs-volumen von ca. 100 Mrd. Euro.

Bei einer Pilotuntersuchung in einem Wohnge-biet in Hamburg wurden bei den untersuchtenGrundleitungen verschiedenste Schadensartenmit folgender Schadensverteilung festgestellt:

• 38,6 % Lageabweichungen • 36,5 % Wurzeleinwüchse • 17,5 % Ablagerungen • 4,6 % Rissbildungen • 2,8 % Sonstige Schäden

Bei dieser Untersuchung waren nur ca. 25 %der Grundleitungen schadenfrei.

Die Schadensverteilung bei privaten Grundlei-tungen – bezogen auf das Baujahr – stellt sichwie folgt dar:

1. Geltende Regelwerke

1.4 Die Norm DIN 1986-30: Instandhaltung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke

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Tabelle „Schadensverteilung bezogen auf das Baujahr“

ZeitspannenregelungGegenüber DIN 1986-30, Ausgabe Februar2003 wurde die Frist für die Erstprüfung vor-handener Grundleitungen zur Ableitung häus-lichen Abwassers zum 31.12.2015 gestrichenund stattdessen eine Zeitspannenregelung ein-geführt, die sich am Abnutzungsvorrat vonAbwasserleitungen und -schächten orientiert.

Nach dem Kommentar zur DIN 1986-30 ist derGesetzgeber für die Fristsetzungen der Erstprü-fung bestehender Grundstücksentwässerungs-anlagen zuständig.

Die Zeitspannen für wiederkehrende Prüfun-gen von Grundleitungen sind in Tabelle 2 derDIN 1986-30 aufgeführt.

Welche Leitungen müssen geprüftwerden?Bei undichten Grundleitungen werden Bodenund Grundwasser durch austretendes Abwas-ser gefährdet (Exfiltration) oder die öffentlicheKanalisation und die Kläranlage werden durcheindringendes Grundwasser (Infiltration) über-lastet.

Gemäß DIN 1986-30, Abschnitt 10.1.1 müs-sen nicht alle Abwasserleitungen überprüftwerden. Das Hauptaugenmerk liegt auf denim Erdreich verlegten Schmutz- und Misch-wasserleitungen. Regenwassergrundleitungensind aber nicht grundsätzlich von der Prüf-pflicht befreit. Wird beispielsweise behand-lungsbedürftiges Niederschlagswasser abge-leitet, muss geprüft werden.

Ausschnitt aus Tabelle 2 der DIN 1986-30

1. Geltende Regelwerke

1.4 Die Norm DIN 1986-30: Instandhaltung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke

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1. Geltende Regelwerke

1.4 Die Norm DIN 1986-30: Instandhaltung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke

Bei den in Tabelle 2 mit KA (Kanalfernsehunter-suchung) bezeichneten Fällen gelten dieGrundleitungen und Schächte auch als dicht(fiktive Dichtheit), wenn bei der optischen Prüfung mittels Kanalkamera keine sichtbarenSchäden und Fremdwassereintritte festgestelltwurden. Sollte eine optische Inspektion nichtdurchführbar sein oder wird sie als nicht aus-reichend angesehen, ist eine einfache Dicht-heitsprüfung DR2 durchzuführen.

Eine Prüfung DR1 nach DIN EN 1610 musszum Beispiel bei gewerblichem Abwasser voreiner Abwasserbehandlungsanlage durchge-führt werden.

Bei der optischen Inspektion wird entwedereine Kamera über den Revisionsschacht odereine Revisionsöffnung im Haus in die Leitun-gen eingeführt, oder es wird eine Kamera vomöffentlichen Kanal über den Anschlusskanal indie Grundleitung geschoben. Vor der opti-schen Inspektion werden die Abwasserleitun-gen mit Hochdruck-Spüldüsen gereinigt,wodurch lose Verschmutzungen und Ablage-rungen entfernt werden sollen.

Die einfache Dichtheitsprüfung DR2 kann mitWasser oder Luft erfolgen.

Bei der einfachen Dichtheitsprüfung DR2 mitWasser müssen die Leitungen mit einem Was-serstand von 0,50 m über Rohrscheitel aufDichtheit geprüft werden. Ist dieses nichtmöglich, können Grundleitungen innerhalbdes Gebäudes bis zur Oberkante des tiefstenEntwässerungsgegenstandes oder UnterkanteReinigungsöffnung in der Fallleitung mit Wasser aufgefüllt werden. Die Prüfzeit beträgt 15 min bei einer maximalen Wasserzugabevon 0,2 l/m2 der benetzten inneren Oberfläche.

Wie muss geprüft werden?Gemäß Abschnitt 10 der neuen DIN 1986-30ist in Vorbereitung der Dichtheitsprüfung inder Regel eine optische Zustandserfassung er-forderlich. Dabei sollten auch die Entwässe-rungspläne des Grundstücks kontrolliertwerden. Sollten diese Pläne nicht mehr aktuellsein, sind sie im Zuge der Kamera-Befahrungzu aktualisieren. Sind keine Entwässerungs-pläne vorhanden, müssen neue angefertigtwerden. Mit moderner Kameratechnik ist dieErstellung der Pläne während der optischen Inspektion möglich.

Für bestehende Leitungen wird unter be-stimmten Voraussetzungen eine Prüfung mitgeringeren Anforderungen als nach DIN EN1610 „Verlegung und Prüfung von Abwasser-leitungen und -kanälen“ zugelassen und be-schrieben. Diese einfache Dichtheitsprüfungwird als DR2 bezeichnet; die Prüfung nach DIN EN 1610 wird als DR1 bezeichnet.

BLUEMETRIC-Beispiel: Entwässerungsplan

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291. Geltende Regelwerke

1.4 Die Norm DIN 1986-30: Instandhaltung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke

Bei bestehenden Grundstücksentwässerungs-anlagen kann die einfache DichtheitsprüfungDR2 auch mit Luftüberdruck durchgeführtwerden. Hierbei gelten folgende Prüfbedin-gungen:

Ausschnitt aus Anhang D der DIN 1986-30

Tabelle 1, DIN 1986-30 – Prüfzeiten für die Luftdruckprüfung in Abhängigkeit von DN

Prüfergebnisse dokumentieren und bewertenZum Ergebnis der optischen Inspektion gehören auch die Auflistung der Schäden ein-schließlich Kodierung und deren Bewertung im Hinblick auf die Sanierungsprioritäten und -zeiträume.

• Prüfdruck = 10 kPa (100 mbar) • Zulässiger Druckabfall = 1,5 kPa (15 mbar)• Beruhigungszeit in Minuten = 10 x Innendurchmesser in Meter

• Prüfzeit in Sekunden nach Ablauf der Beruhigungszeit gemäß Tabelle 1

Die Ergebnisse der optischen Inspektion /Dichtheitsprüfung müssen in einem Protokollfestgehalten und den Leitungsabschnitten ein-deutig zugeordnet werden.

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Durchführung der SanierungGemäß DIN 1986-30, Abschnitt 12.1 muss die Sanierung einer Entwässerungsanlage von einem Fachbetrieb durchgeführt werden.Sanierungsarbeiten sind erforderlich, wenn beider Dichtheitsprüfung Undichtigkeiten oderbei der optischen Inspektion sichtbare Schä-den festgestellt wurden.

Um die Sanierungspriorität einer Abwasserlei-tung oder einer Grundstücksentwässerungsan-lage zu bestimmen, ist die Anzahl undSchwere der Einzelschäden maßgebend. Derschwerste Einzelschaden bestimmt grundsätz-lich die Sanierungspriorität der Leitung bzw.des Schachtes.

1. Geltende Regelwerke

1.4 Die Norm DIN 1986-30: Instandhaltung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke

Die Sanierungszeiträume für festgestellte Schäden sollten eingehalten werden, soferndie kommunalen Behörden oder die Aufsichts-

behörde aufgrund der örtlichen Randbedin-gungen keine anderen Zeiträume vorgeben.

Ausschnitt aus Anhang A der DIN 1986-30

Ausschnitt aus Anhang B der DIN 1986-30

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311. Geltende Regelwerke

1.4 Die Norm DIN 1986-30: Instandhaltung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke

Mit welchem Verfahren saniert wird, hängtdavon ab, welche Schäden festgestellt wurden

und wie zugänglich die Abwasserleitungensind.

Bei starker Schädigung der Grundleitungenbzw. einer großen Schadensdichte ist die Erneuerung der Grundleitungen in offener

Tabelle „Sanierungsverfahren“

„Neuverlegung in offener Bauweise (TML)“:

Firma Düker Firma SAINT-GOBAIN, HES

Bauweise oftmals die wirtschaftlichste Lösung.Dabei werden die Leitungen im offenen Graben neu verlegt.

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Bei Grundleitungen unterhalb des Kellerfuß -bodens (Bodenplatte) ist die Erneuerung derLeitungen in einem offenen Graben – verbun-den mit dem Öffnen und Verschließen des Kellerfußbodens – in der Regel sehr aufwen-

dig. Vielmehr sollte hier geprüft werden, obdie defekten Grundleitungen aufgegeben unddurch die Neuinstallation von Sammelleitun-gen im Keller ersetzt werden.

1. Geltende Regelwerke

1.4 Die Norm DIN 1986-30: Instandhaltung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke

Sammelleitungen, Firma Düker Sammelleitungen Firma SAINT-GOBAIN, HES

Bevor die sanierte Grundleitung wieder in Be-trieb genommen wird, muss sie erneut mit derKamera untersucht werden. Nach der Renovie-rung bzw. Erneuerung einer Grundleitung istzusätzlich auch eine Druckprüfung durchzu-führen.

Bei neu verlegten Sammelleitungen innerhalbdes Gebäudes müssen keine Kamerauntersu-chungen bzw. Druckprüfungen durchgeführtwerden. Wiederkehrende Dichtheitsprüfungensind ebenfalls nicht erforderlich.

Qualifikation und technische AusrüstungDie Anforderungen an die Qualifikation derSachkundigen und die technische Ausrüstungder Fachbetriebe sind im Abschnitt 14 der DIN 1986-30 beschrieben.

Um die Zustandserfassung, Dichtheitsprüfungund deren Auswertung im Sinne der Normdurchführen zu können, müssen die Sachkun-

digen qualifiziert und technisch ausgestattetsein. Der Sachkundige bzw. der ausführendeFachbetrieb muss die Qualifikation dem Auf-traggeber unaufgefordert nachweisen.Der Sachkundige muss den landesgesetzlichenbzw. den kommunalen Qualitätsanforderun-gen entsprechen. Bestehen diese Vorgabennicht, kann sich der Auftraggeber an den Qualitätsanforderungen der RAL-Gütesiche-rung Grundstücksentwässerung (RAL-GZ 968)orientieren.

Alle für die Durchführung der Arbeiten not-wendigen Betriebseinrichtungen und Gerätemüssen vorhanden oder verfügbar sein. Diefür den Einsatz bei Grundleitungen erforder -lichen Geräte müssen in ausreichender Mengeund funktionsfähigem Zustand auf der Bau-stelle bereitgestellt werden.

Im Abschnitt 14.3 der Norm sind die erforder-lichen Geräte zur Reinigung, optischen Inspek-tion und Dichtheitsprüfung sowie weitereHilfsmittel aufgeführt.

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331. Geltende Regelwerke

1.4 Die Norm DIN 1986-30: Instandhaltung von Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke

ZusammenfassungDamit Grundstücksentwässerungsanlagendauerhaft funktionieren und von ihnen keineGefährdung für die Umwelt ausgeht, müssensie fachgerecht geplant, ausgeführt und regel-mäßig geprüft werden. Neben den Anforde-rungen der DIN 1986-30 ist die regelmäßigeInspektion und Wartung nach DIN 1986-3 vonentscheidender Bedeutung.

In den Geschäftsfeldern Inspektion, Wartungund Sanierung von Grundstücksentwässe-rungsanlagen ergeben sich beträchtliche Auf-tragspotentiale für die Sanitärbranche.

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352. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

Zur störungsfreien Funktion müssen Entwässe-rungsanlagen ausreichend be- und entlüftetwerden. Bei Schmutz- und Mischwassersyste-men erfolgt die Be- und Entlüftung über Lüf-tungsleitungen. Lüftungsleitungen stellen dieVerbindung zwischen der Abwasserleitungund der Atmosphäre her, um einen Druckaus-gleich und das Entweichen von Gasen zu er-möglichen. Die Planung und Ausführung derLüftung von Entwässerungsanlagen muss nachDIN EN 12056 „Schwerkraftentwässerungsan-lagen innerhalb von Gebäuden“, AusgabeJanuar 2001 sowie der deutschen RestnormDIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Ge-bäude und Grundstücke“, Ausgabe Dezember2016 erfolgen.

BelüftungDer beim Abfließen von Schmutzwasser ent-stehende Unterdruck muss durch nachströ-mende Luft ausgeglichen werden, um dasLeersaugen der Geruchverschlüsse zu verhin-dern. Dazu ist im Belastungsfall eine ungehin-derte Luftführung innerhalb des Rohrsystemserforderlich. Beim Abflussvorgang werden er-hebliche Luftvolumen mitgerissen. DurchMessungen wurde nachgewiesen, dass dererforderliche Luftvolumenstrom das 10- bis35-fache des Wasservolumenstroms beträgt.

EntlüftungDie in den öffentlichen Abwasserkanälensowie in den Gebäude- und Grundstücksent-wässerungsanlagen entstehenden Fäulnisgasemüssen sicher ins Freie abgeführt werden.Dies erfolgt in hohem Maße über die Lüf-tungsleitungen der Gebäude- und Grund-stücksentwässerungsanlagen. Somit dienendie Gebäude- und Grundstücksentwässerungs-anlagen auch der Entlüftung der öffentlichenAbwasserkanäle, wodurch dem Schutz der inder öffentlichen Kanalisation arbeitenden Per-sonen und dem vorbeugenden Korrosions-schutz der öffentlichen AbwasseranlagenRechnung getragen wird. Damit dies sicherge-

stellt ist, darf gemäß DIN 1986-100, Abschnitt6.5.1 die Be- und Entlüftung einer Schmutz-oder Mischwasserleitung zwischen dem öffent-lichen Abwasserkanal und der Lüftungsöff-nung über Dach nicht durch Einbauten – zumBeispiel Geruchverschlüsse – unterbrochenwerden.

LüftungssystemeIn den Entwässerungsnormen DIN EN 12056und DIN 1986-100 wird zwischen folgendenLüftungssystemen unterschieden:

HauptlüftungUnter Hauptlüftung versteht man den Lei-tungsabschnitt, der vom obersten Anschlussan die Fallleitung bis über Dach verläuft. DieserLeitungsteil führt kein Abwasser und muss inder gleichen Nennweite wie die Fallleitungausgeführt werden.

Direkte NebenlüftungBei der direkten Nebenlüftung wird die Falllei-tung durch eine parallel verlaufende Lüftungs-leitung von ihren Lüftungsaufgaben entlastet.Die parallel verlaufende Lüftungsleitung ist injedem Geschoss mit der Fallleitung verbunden.Dieses Lüftungssystem ist geeignet für Falllei-tungen mit kurzen Einzel- bzw. Sammelan-schlussleitungen.

Indirekte NebenlüftungDie indirekte Nebenlüftung ist im Ansatz be-reits gegeben, wenn lange Anschlussleitungenvorhanden sind. Hierbei handelt es sich umeine zusätzliche Lüftung der Anschlussleitun-gen durch eine Lüftungsleitung über Dachoder Rückführung an die Hauptlüftung.

UmlüftungUnter Umlüftung versteht man eine Lüftungs-leitung, die eine Einzel- bzw. Sammelan-schlussleitung zusätzlich lüftet. Sie kann an diezugehörige oder eine andere Fallleitung ange-schlossen werden.

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2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

tungen einzuhalten. Diese Anforderung giltinsbesondere bei größeren eingeschossigenGebäuden, wie zum Beispiel Einkaufszentrenoder Montagehallen, bei denen keineSchmutzwasser-Fallleitungen notwendig sind.Aus funktionstechnischen Gründen müssendie Grundleitungen mindestens einmal mittelsLüftungsleitung über Dach be- und entlüftetwerden.

Lüftungsleitungen sind möglichst geradlinigund lotrecht zu führen. Verzüge von Lüf-tungsleitungen müssen mit ausreichendemGefälle verlegt werden. Umlenkungen sind mit45°-Bögen auszuführen. Längere Verzüge vonLüftungsleitungen sollten vermieden werden.

Mündet eine Lüftungsleitung in der Nähe vonAufenthaltsräumen, so ist sie mindestens 1 müber den Fenstersturz hoch zu führen oder sozu verlegen, dass sie mindestens 2 m seitlichder Fensteröffnung liegt. Diese Maßnahme hatsich seit Jahrzehnten zur Verhinderung vonGeruchsbelästigungen in der Praxis bestensbewährt.

Lüftungssysteme

Ausführung von LüftungsleitungenDie wichtigsten Anforderungen zur Ausfüh-rung von Lüftungsleitungen sind im Abschnitt6.5 der DIN 1986-100 zusammengefasst.

Grundsätzlich gilt in Deutschland immer noch,dass jede Fallleitung über Dach geführt wer-den muss.In Anlagen ohne Fallleitungen muss für dieBe- und Entlüftung der Grund- bzw. Sammel-leitungen mindestens eine LüftungsleitungDN 70 über Dach geführt werden. Innerhalbder so belüfteten Leitungen sind die Anforde-rungen für Einzel- und Sammelanschlusslei-

INFO: SEKUNDÄRLÜFTUNGSSYSTEM

Das Sekundärlüftungssystem, das aus einerdirekten Nebenlüftung der Fallleitung undder Umlüftung jeder Anschlussleitung andie direkte Nebenlüftung besteht, hat sich inDeutschland aufgrund des hohen Installati-onsaufwands nicht durchgesetzt. DiesesSystem kann aber bei Bedarf in Deutschlandeingesetzt werden.

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„Endrohre von Lüftungsleitungen überDach sind nach oben offen mindestensmit dem Querschnitt der Lüftungsleitungauszuführen. Abdeckungen dürfen nichteingesetzt werden“.Abdeckungen und Hauben behindern die Be-und Entlüftung von Entwässerungsanlagen insehr starkem Maße. Wie von zahlreichen Prak-tikern in den letzten Jahren gefordert, wurdediese klare Anweisung aus der alten DIN 1986,Teil 1 wieder aufgenommen.

Lüftungsleitungen dürfen oberhalb derhöchstgelegenen Anschlussleitung untereinem Winkel von 45° zusammengeführtwerden. Das Zusammenführen von Lüftungs-leitungen zu Sammellüftungen wird in derPraxis häufig vorgenommen. Hierbei muss je-doch unbedingt darauf geachtet werden, dassdie Leitungsquerschnitte der Sammellüftungengemäß DIN 1986-100 bemessen sind.

INFO: LÜFTUNGSHAUBEN

Lüftungsleitungen über Dach sind oftmalsaus optischen Gründen mit glockenförmigenHauben versehen. Diese Hauben beeinträch-tigen die Be- und Entlüftung der Entwässe-rungsanlage in starkem Maße und führenhäufig zu Funktionsstörungen. Außerdemkommt es öfters bei Kanalspülungen zu Pro-blemen, da eine stoßartige Druckentlastung,bedingt durch die Hauben, nicht immermöglich ist. Die Entlastung des Druckes er-folgt dann erfahrungsgemäß über die Ge-ruchverschlüsse, bei denen das Sperrwassernach oben herausgedrückt wird.

Lüftung von Einzel- und Sammel-anschlussleitungenEinzelanschlussleitungen dürfen unter folgen-den Bedingungen unbelüftet verlegt werden:

� Leitungsgefälle mindestens 1 cm/m (1 %)� Leitungslänge maximal 4 m� Maximal drei 90°-Umlenkungen

(ohne Anschlussbogen)� Höhendifferenz zwischen dem Anschluss

an den Entwässerungsgegenstand undder Rohrsohle im Anschlussabzweig andie Fallleitung darf 1 m nicht überschreiten

Kann eine der Bedingungen nicht erfülltwerden, muss die Einzelanschlussleitungbelüftet werden. Dies erfolgt mittels Belüf-tungsventil oder einer Lüftungsleitung.

Für unbelüftete Sammelanschlussleitungengelten folgende Anwendungsgrenzen:

� Leitungsgefälle mindestens 1 cm/m (1 %)� Länge eines Fließweges darf die maximale

Länge gemäß Tabelle 7 aus DIN 1986-100nicht überschreiten

� Innerhalb der unbelüfteten Sammelan-schlussleitung gelten die Festlegungen fürEinzelanschlussleitungen

Kann eine der Anwendungsgrenzen nichterfüllt werden, muss die Sammelanschluss-leitung belüftet werden; entweder mittelsBelüftungsventil oder Lüftungsleitung. DieSammelanschlussleitung muss dann wie eineSammelleitung bemessen werden.

Mindestabstände der Mündung von Lüftungs-leitungen zu Fenstern von Aufenthaltsräumen

2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

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2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

Tabelle 7 aus DIN 1986-100 – Bemessung von unbelüfteten Sammelanschlussleitungen

Sammelanschlussleitung aus DIN 1986-100

UmgehungsleitungenWährend bei einer ungestörten Fallleitungs-strömung mit nach unten offenem Auslaufausschließlich Unterdruck herrscht, ist bei Fall-leitungsverzügen oberhalb der UmlenkungÜberdruck zu beobachten. Ursache für denÜberdruck ist die Verzögerung der Strömungim Umlenkbereich, wodurch ein großer Teil derGeschwindigkeitsenergie in Druckenergie um-gesetzt wird. Zusätzlich tritt eine Komprimie-rung der Luftmenge auf, die momentan vonder liegenden Leitung nicht aufgenommen

werden kann. Ein Druckanstieg in diesemBereich ist die Folge.

Ein direkter Anschluss von Entwässerungs-gegenständen ist bei höheren Gebäuden indiesem Überdruckbereich unmöglich. Eine um-fassende Maßnahme zur Lösung des Problemsstellt die Umgehungsleitung dar. Das Über-druckgebiet wird durch eine parallel zurVerziehung verlegte Leitung umgangen. DieAnschlussleitungen sind an die Umgehungs-leitung anzuschließen.

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392. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

Regenentwässerungsanlagen beimMischsystemRegenentwässerungsanlagen benötigen keineLüftungsleitungen, da der notwendige Druck-ausgleich über die Regenwasserleitungen undAbläufe erfolgt. Beim Mischsystem überneh-men die Regenentwässerungsanlagen zwangs-läufig auch Lüftungsaufgaben.Bei unsachgemäßer Installation kann dies zuGeruchsbelästigungen führen.

Gemäß DIN 1986-100, Abschnitt 6.3.5 ist beiMischkanalisation die Regenentwässerungsan-lage so auszuführen, dass austretende Kanal-gase nicht zu Geruchsbelästigungen führenkönnen. Dies erfolgt in der Regel durch denEinbau von Geruchverschlüssen in die Regen-wasserleitungen. Bei Regenwasser muss nachDIN 1986-100, Abschnitt 5.7.1 die Sperrwas-serhöhe mindestens 100 mm betragen.

Bemessung von LüftungsleitungenDie Bemessung von Lüftungsleitungen mussgemäß DIN 1986-100, Abschnitt 14.1.6 vorge-nommen werden.Die Einzelhauptlüftungsleitung ist in der Nenn-weite der zugehörigen Fallleitung auszuführen.Der Querschnitt einer Sammelhauptlüftungmuss mindestens so groß sein wie die Hälfteder Summe der Einzelquerschnitte der Einzel-hauptlüftungen. Die Nennweite der Sammel-hauptlüftung muss jedoch, ausgenommen

aus DIN 1986-100 „Fallleitungsverziehung < 2 mmit Umgehungsleitung“

SML – Regenrohrgeruchverschluss

aus DIN 1986-100 „Fallleitungsverziehung > 2 m mit Umge-hungsleitung oder Umgehungsleitung für den Übergang einerFallleitung in die Sammel- oder Grundleitung

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2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

bei Einfamilienhäusern, mindestens eine Nenn-weite größer als die größte Nennweite der zu-gehörigen Einzelhauptlüftung sein.

Gesucht: Die Nennweite der Sammelhaupt-lüftung an der Ausmündung überDach

Lösung: Aus der Übersicht der Rohrleitungs-querschnitte ergeben sich folgendeEinzelquerschnitte:

EinzelquerschnittDN 100 = 72,3 cm2

EinzelquerschnittDN 80 = 44,2 cm2

Summe Einzelquerschnitte= 3 • 72,3 cm2 + 2 • 44,2 cm2

= 305,3 cm2

Halbieren Summe Einzelquer-schnitte = 305,3 cm2 • 0,5= 152,65 cm2

Ergebnis: Nennweite der Sammelhaupt-lüftung = DN 150(aus Übersicht der Rohrleitungs-querschnitte).

Übersicht der Rohrleitungsquerschnitte

Tabelle zur Ermittlung der erforderlichen Nennweiten von Sammelhauptlüftungsleitungenbei gleich dimensionierten Einzelhauptlüftungen

Bemessungsbeispiel 1für gleich dimensionierteEinzelhauptlüftungsleitungen

Gegeben: 4 EinzelhauptlüftungsleitungenDN 100

Gesucht: Die Nennweite der Sammelhaupt-lüftung an der Ausmündungüber Dach

Ergebnis: Aus der „Tabelle zur Ermittlung dererforderlichen Nennweiten vonSammelhauptlüftungsleitungen beigleich dimensionierten Einzel-hauptlüftungsleitungen“ ergibtsich eine erforderliche Nennweiteder Sammelhauptlüftungsleitungvon DN 150

Bemessungsbeispiel 2für ungleich dimensionierteEinzelhauptlüftungsleitungen

Gegeben: 3 EinzelhauptlüftungsleitungenDN 1002 EinzelhauptlüftungsleitungenDN 80

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412. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

Die Umlüftungsleitung ist in der gleichenNennweite auszuführen wie die damit belüf-tete Sammelanschlussleitung an der Einmün-dung in die Fallleitung, ausreichend ist jedochDN 70. Der Leitungsquerschnitt bis zum Be-ginn der Umlüftung ist ebenfalls in dieserNennweite auszuführen.Die Umgehungsleitung ist in der gleichenNennweite wie die Fallleitung, jedoch höchs-tens in DN 100, auszuführen. Der Lüftungsteilder Umgehungsleitung ist nach Tabelle 7 derDIN EN 12056-2 zu bemessen. In einer Umge-hungsleitung dürfen keine Belüftungsventileeingesetzt werden.

BelüftungsventileGemäß der Euronorm DIN EN 12056-2 sindBelüftungsventile ohne wesentliche Einschrän-kungen zugelassen, wobei die Möglichkeitbesteht, den Einsatz national zu regeln.

Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass jedeSchmutzwasser-Fallleitung als Lüftungsleitungüber Dach geführt werden muss. NachDIN 1986-100, Abschnitt 6.5.5 dürfen inDeutschland Belüftungsventile in Entwässe-rungsanlagen mit dem Hauptlüftungssystemnur als:

• Ersatz für Umlüftungsleitungen,• Ersatz für indirekte Nebenlüftungen,• Hauptlüftung bei Ein- und Zweifamilien-

häusern oder entwässerungstechnisch ver-gleichbaren Nutzungseinheiten, wennmindestens eine Fallleitung als Lüftungs-leitung über Dach geführt wird (In diesemFall ist die Fallleitung mit der größtenNennweite über Dach zu be- und entlüften),

• Einzelbelüftung von Entwässerungsgegen-ständen mit Abflussstörungen bei bestehen-den Anlagen

eingesetzt werden.

Belüftungsventile müssen der DIN EN 12380„Belüftungsventile für Entwässerungssysteme– Anforderungen, Prüfverfahren und Konfor-mitätsbewertung“ entsprechen.

INFO: EINSCHRÄNKUNGEN BEIM EINSATZ

VON BELÜFTUNGSVENTILEN IN

DEUTSCHLANDDie Einschränkungen sind notwendig, weilBelüftungsventile für keine Entlüftung sorgen.Eine ausreichende Be- und Entlüftung derEntwässerungsanlagen ist eine der grundsätz-lichen Anforderungen in Deutschland, umerhöhte Gasemissionen durch Faulgasbildungzu vermeiden. Diese Maßnahmen dienenunter anderem dem Schutz der in der öffent-lichen Kanalisation arbeitenden Personen unddem vorbeugenden Korrosionsschutz deröffentlichen Abwasseranlagen.

Die Nennweiten von Nebenlüftungsleitun-gen sind der Tabelle 12 der DIN EN 12056-2zu entnehmen.

Tabelle 12 aus DIN EN 12056-2

Schmutzwasser-Fallleitung mitHauptlüftung

Nebenlüftung Qmax. (l/s)

DN DN Abzweige Abzweige mitInnenradius

60 50 0,7 0,970 50 2,0 2,680 50 2,6 3,490 50 3,5 4,6

100 50 5,6 7,3125 70 12,4 10,0160 80 14,1 18,3200 100 21,0 27,3

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2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

In rückstaugefährdeten Bereichen und für dieLüftung von Behältern, z.B. Hebeanlagen,dürfen nach DIN 1986-100 keine Belüftungs-ventile eingesetzt werden.

Belüftungsventile dürfen nicht an unzugäng-lichen Stellen eingebaut werden. GemäßDIN 1986-3, Ausgabe November 2004 müssenBelüftungsventile mindestens einmal jährlichinspiziert und gewartet werden.

Bei Unterputzmontage ist dafür Sorge zu tra-gen, dass ausreichende Lüftungsöffnungenvorhanden sind. Entsprechende Wandeinbau-kästen mit Abdeckplatte und Lüftungsöffnun-gen werden von den Herstellern angeboten.Für den Frostschutz sind Zubehörteile, z.B.Frostschutzhauben, lieferbar.Angaben zur Montage und Bemessung vonBelüftungsventilen können den Produktunter-lagen der Hersteller entnommen werden.

Funktion von Belüftungsventilen Belüftungsventile Firma Sanitärtechnik Eisenberg GmbH

Lüftung von AbwasserhebeanlagenGemäß DIN 1986-100, Abschnitt 6.5.3müssen Fäkalienhebeanlagen nach DIN EN12050-1 über Dach be- und entlüftet werden.Beim Zulaufvorgang in den Sammelbehälter isteine ausreichende Entlüftung erforderlich.Ansonsten besteht die Gefahr, dass es durcheinen nicht ungehinderten Zulauf in den Sam-melbehälter zu Störungen im Ablaufverhaltenvon angeschlossenen Entwässerungsgegen-ständen kommt. Beim Entleeren des Sammel-behälters (Pumpvorgang) ist eine ausreichendeBelüftung erforderlich.

Schmutzwasserhebeanlagen nachDIN EN 12050-2 müssen über Dach be-und entlüftet werden, sofern sie geruchsdichtverschlossen werden.

Hebeanlagen zur begrenzten Verwendungnach DIN EN 12050-3 sind zu lüften. Hierbeisind unbedingt die Herstellerangaben zu be-achten. Lüftungsleitungen von Hebeanlagendürfen sowohl an Hauptlüftungs- sowie an

Sekundärlüftungsleitungen angeschlossen wer-den, nicht jedoch an Fallleitungen.

Nach DIN EN 12056-4, Abschnitt 5.3 darf dieLüftung von Hebeanlagen nicht mit der zulauf-seitigen Lüftungsleitung eines Fettabscheidersverbunden werden.

Lüftung von FettabscheidernNach DIN 1986-100, Abschnitt 6.5.4 sind dieZulaufleitungen und gegebenenfalls der Fett-abscheider entsprechend DIN EN 1825-2 inVerbindung mit DIN 4040-100 unmittelbarüber Dach zu be- und entlüften.

Die Lüftungsleitungen der Zulaufleitungen undgegebenenfalls des Fettabscheiders dürfen zuSammellüftungen zusammengeführt werden.

An die Lüftungsleitungen der Zulaufleitungensowie des Fettabscheiders dürfen keine ande-ren Lüftungsleitungen angeschlossen werden.In der DIN EN 1825-2 „Abscheideranlagen fürFette – Wahl der Nenngröße, Einbau, Betrieb

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432. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

und Wartung“ werden im Abschnitt 7.4 zu-sätzlich folgende Anforderungen an die Lüf-tung von Fettabscheidern gestellt:• Die Zulaufleitung zum Fettabscheider ist als

Lüftungsleitung bis über Dach zu führen• Anschlussleitungen von mehr als 5 m Länge

sind gesondert zu lüften• Hat die Zulaufleitung oberhalb des Fettab-

scheiders auf einer Länge von über 10 mkeine gesondert entlüftete Anschlussleitung,so ist die Zulaufleitung unmittelbar am Fett-abscheider mit einer zusätzlichen Lüftungs-leitung zu versehen.

Wahl des RohrwerkstoffesDie Festlegung der Rohrwerkstoffe für Entwäs-serungsanlagen muss nach DIN 1986, Teil 4„Entwässerungsanlagen für Gebäude undGrundstücke – Verwendungsbereiche von Ab-wasserrohren und -formstücken verschiedenerWerkstoffe“, Ausgabe Dezember 2011 erfol-gen. In der Tabelle 1 der Norm sind die Ver-wendungsbereiche für alle genormten undzugelassenen Abwasserohre und -formstückeaufgeführt. So sind zum Beispiel „Gusseiserne

INFO: FETTABSCHEIDER UNTERHALB DER

RÜCKSTAUEBENEWegen Rückstaugefahr müssen Fettabscheiderbeim Einbau im Keller häufig über eine nach-geschaltete Abwasserhebeanlage entwässertwerden. Zur Vermeidung von Betriebsstörun-gen dürfen die Lüftungsleitungen der Zulauf-leitungen sowie des Fettabscheiders keinesfallsmit der Lüftungsleitung der Abwasserhebean-lage zu einer Sammellüftung zusammenge-führt werden.

Rohre ohne Muffe (SML) nach DIN EN 877und DIN 19522“ für alle Bereiche der Ge-bäude- und Grundstücksentwässerungzugelassen. Dazu gehören auch die Lüftungs-leitungen von Entwässerungsanlagen.

Die in DIN 1986, Teil 4 angegebenen Verwen-dungsbereiche gelten nur für die Ableitungvon Abwasser (häuslichem Schmutzwasser)einschließlich Niederschlagswasser gemäßDIN 1986, Teil 3 sowie für die Ableitung vonKondensaten aus Feuerungsanlagen. BeiAbwasser gewerblicher oder industriellerHerkunft (Industrielles Abwasser nachDIN EN 12056-1) muss im Einzelfall nachge-wiesen werden, dass die Abwasserrohre undFormstücke anwendbar sind. Dies gilt gleicher-maßen auch für die zugehörigen Lüftungslei-tungen.

Im Kommentar zur DIN 1986, Teil 4 heißt esdazu: “Für die Ableitung von unbehandeltengewerblichen Abwässern ist die Verwendbar-keit der Rohrwerkstoffe und Dichtungen an-hand der vom Hersteller aufgestelltenBeständigkeitslisten zu prüfen. In Zweifels-fällen ist der Hersteller um Stellungnahme zubitten“.

Zur Ableitung von aggressiven Abwässern –wie beispielsweise fetthaltigen Abwässernoder Laborabwässern – empfehlen die führen-den Gussrohr-Hersteller seit mehr als30 Jahren gusseiserne Abflussrohrsysteme mitSonderbeschichtungen, wie zum Beispiel dasPAM-GLOBAL® Plus (KML)-System der FirmaSAINT-GOBAIN HES bzw. das MLK-protec-System der Firma Düker.

BeschichtungsaufbauPAM-GLOBAL® Plus Rohr(SAINT-GOBAIN HES)

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2. Schmutzwasseranlagen

2.1 Lüftung von Entwässerungsanlagen

FazitFür die ordnungsgemäße Funktion von Ent-wässerungsanlagen ist eine ausreichendeBe- und Entlüftung von entscheidender Bedeu-tung. Durch die Vielzahl an normativen Rege-lungen und Lösungsmöglichkeiten stellt diePlanung und Ausführung der Lüftung vonEntwässerungsanlagen höchste Anforderun-gen an die beteiligten Sanitärfachleute.

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452. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

AllgemeinesHochhäuser sind nach dem deutschen Bau-recht Gebäude, bei denen der Fußbodenmindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als22 m über der festgelegten Geländeoberflächeliegt.Die besonderen Anforderungen an Hochhäu-ser sind in den Hochhaus-Richtlinien (HHR) dereinzelnen Bundesländer geregelt.

Entwässerungsanlagen von Hochhäusernmüssen gemäß der Euronorm DIN EN 12056„Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalbvon Gebäuden“, Ausgabe Januar 2001 sowieder deutschen Restnorm DIN 1986-100 „Ent-

wässerungsanlagen für Gebäude und Grund-stücke“, Ausgabe Dezember 2016 geplant undausgeführt werden.

Ermittlung der FallleitungslängeDie Fallleitungslänge ist das vertikale Längen-maß zwischen dem höchstgelegenen An-schluss-Abzweig und der Umlenkung derFallleitung in eine liegende Grund- oder Sam-melleitung. Bei der Ermittlung der Fallleitungs-länge werden also nur die benetztensenkrechten Leitungsteile berücksichtigt.Verziehungen innerhalb von Fallleitungenbleiben unberücksichtigt.

Bezüge für die Ermittlung der Fallleitungslänge aus DIN-Kommentar

Druckverlauf in FallleitungenFallleitungen haben wie die liegenden Abwas-serleitungen Be- und Entlüftungsaufgaben zuerfüllen. Auch bei Fallleitungen geht manunter Belastung von einer Teilfüllung aus,wobei sich die Wasser-Luftbereiche nicht so

klar definieren lassen wie bei liegenden Leitun-gen. Entsprechende Dimensionierung undkonstruktive Maßnahmen sollen die ungehin-derte Luftführung gewährleisten. Um diesenAnforderungen gerecht zu werden, sindSchmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

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2. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

Die Einlaufverhältnisse der Anschlussleitung andie Fallleitung ist für die Druckverteilung vonbesonderer Bedeutung. Hydraulisch ungüns-tige Abzweige können bei hoher Belastungzum vollständigen Abschluss der Fallleitungführen. So können gemäß DIN 1986-100 Fall-leitungen mit hydraulisch günstigen Abzwei-gen um 30 % höher belastet werden als solchemit herkömmlichen Abzweigen.

Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dasserhebliche Luftvolumenströme zur Funktioneiner Fallleitung erforderlich sind. So werdenzum Beispiel bei einer Fallleitung DN 100 beieiner Abwasserbelastung von 100 l/min. ins-gesamt 2340 l/min. Luft mitgeführt.

Bei der Vielzahl an verschiedensten Einfluss-größen kann die mögliche Belastbarkeit vonFallleitungen nur experimentell bestimmtwerden. Zur Optimierung der Funktion werdenfolgende konstruktive Maßnahmen empfoh-len:

• Einbau von strömungsgünstigen Abzwei-gen, zum Beispiel mit 45 ° Einlaufwinkel.

• Um die Strömungsverluste bei der Luft-strömung so gering wie möglich zu haltensollen Lüftungsleitungen möglichst kurz undgradlinig verlaufen.

• Die Luftströmung in die Fallleitung solltenicht durch Hauben behindert werden.

mindestens mit Hauptlüftung zu versehen.Des weiteren stellt sich die Frage wie eine Fall-leitung mit Hauptlüftung konstruiert werdenmuss um funktionssichere Strömungsverhält-nisse zu erreichen. Durch die Wechselwirkun-gen von Abwasser und Luft ergeben sichinnerhalb von Fallleitungen Druckschwankun-gen. Die Grenzen für die maximalen Druck-schwankungen sind durch die Geruchver-schlusshöhe (H) gemäß DIN EN 12056-2, Ab-schnitt 5.4 vorgegeben, die bei Schmutzwas-serabläufen nicht weniger als 50 mm betragendarf. Nach DIN 1986-100, Abschnitt 14.1.1darf der durch den Abflussvorgang verursach-te Sperrwasserverlust die Geruchverschluss-höhe um nicht mehr als 25 mm reduzieren.Das Sperrwasser darf weder durch Unterdruckabgesaugt noch durch Überdruck herausge-drückt werden.

Druckverlauf in einer Schmutzwasser-Fallleitung ausDIN-Kommentar

Ausführung von Anschluss-Abzweigen

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472. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

Fallgeschwindigkeit des Abwassersin der FallleitungDurch den Widerstand der Luftsäule im Rohrund der Reibung an den Rohrwandungenerfolgt eine entsprechende Bremsung. Mes-sungen haben ergeben, dass sich die Fallbe-schleunigung und die Bremswirkung durch die

Luftsäule sowie die Rohrreibung nach ca. 15 maufheben, und die Geschwindigkeit in derGrößenordnung von ca. 10 m pro Sekundenimmt nicht mehr wesentlich zu.Fallbremsen in Fallleitungen von Hochhäusernin Form von zusätzlichen Leitungsverzügensind somit vollkommen überflüssig.

Wahl des LüftungssystemsBei Hochhäusern wird es zunehmend schwieri-ger, den Druckschwankungen in Schmutzwas-ser-Fallleitungen ausschließlich mit derHauptlüftung zu begegnen. Die Ursachen sindin den höheren Belastungen und den größerenEndgeschwindigkeiten zu suchen. Zur Erhö-hung der Funktionssicherheit und Belastbarkeitvon Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäu-sern sind folgende Lüftungssysteme einsetz-bar:

• Direkte NebenlüftungBei der direkten Nebenlüftung wird die Fall-leitung durch eine parallel verlaufendeLeitung von ihren Lüftungsaufgaben entlas-tet. Die Abflussleistung kann gegenüber

dem Hauptlüftungssystem wesentlichgesteigert werden. Diese Lüftungsmaß-nahme ist geeignet für Fallleitungen mitkurzen Einzel- bzw. Sammelanschlusslei-tungen (fallleitungsorientierte Systeme).

Theoretische und reale Fallgeschwindigkeit in Fallleitungenaus DIN-Kommentar

Direkte Nebenlüftung

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2. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

• Indirekte NebenlüftungDie indirekte Nebenlüftung ist im Ansatzbereits gegeben, wenn lange Sammelan-schlussleitungen vorhanden sind (sammellei-tungsorientierte Systeme). Die maximaleAbflussleistung ist wesentlich höher als beimHauptlüftungssystem.

Die Nebenlüftungsleitungen können gemäßDIN 1986-100 durch Belüftungsventile er-setzt werden. Zur höheren Funktionssicher-heit sollten Nebenlüftungsleitungen zurBe- und Entlüftung bevorzugt werden.

• SekundärlüftungDie Sekundärlüftung setzt sich zusammenaus direkter Nebenlüftung der Fallleitungund der Umlüftung jeder Anschlussleitungan die direkte Nebenlüftung. Durch dieseMaßnahmen garantiert das System einensehr günstigen Druckverlauf und eine Mehr-belastung gegenüber Fallleitungen mitHauptlüftung.Der erforderliche Mehraufwand bei der In-stallation dieses Systems lässt sich jedoch inder Praxis kaum rechtfertigen, zumal mit

den anderen Lüftungssystemen dem Kon-strukteur ausreichende Lösungsmöglich-keiten zur Verfügung stehen.

• Sovent-MischformstückBei der Konstruktion dieses speziellen Form-stückes wurden die hydraulischen Verhält-nisse in der Fallleitung konsequent berück-sichtigt. Das Ergebnis ist im Prinzip eineFallleitungskonstruktion mit Hauptlüftung,die jedoch einen ähnlichen Druckverlauf wieeine Fallleitung mit Sekundärlüftung auf-weist.

Erreicht wird dieses strömungsgünstigeVerhalten durch:1. Abbremsen der Strömung in jedem Ge-schoss. Damit wird die angesaugte Luft-menge um etwa die Hälfte verringert.Weniger mitgeführte Luft verringert auchden Druckanstieg im Umlenkungsbereicheiner Fallleitung durch Komprimierung nichtabströmender Luft.2. Vermeiden hydraulischer Abschlüsse inder Fallleitung durch die Zusammenführungder Wassermengen aus der liegendenLeitung und der Fallströmung nach einerBeschleunigungsstrecke für die zusammenlaufende Wassermenge.

Indirekte Nebenlüftung

Sekundärlüftung

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492. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

Bemessung und Montage der Sovent-Misch-formstücke sollte nur nach Angaben desHerstellers sowie der entsprechenden Prüf-zeugnisse erfolgen.

Bemessung von Schmutzwasser-FallleitungenSchmutzwasser-Fallleitungen mit Hauptlüftungwerden gemäß DIN EN 12056-2, Tabelle 11bemessen. Hierbei wird zwischen herkömm-lichen Abzweigen und strömungsgünstigenAbzweigen unterschieden. Beim Einbau vonströmungsgünstigen Abzweigen (Abzweigemit Innenradius bzw. 45°-Einlaufwinkel) kanndie jeweilige Fallleitung um 30 % höher belas-tet werden als bei herkömmlichen Abzweigen.

Sovent-Mischformstück

Tabelle 11 aus DIN EN 12056-2

Tabelle 12 aus DIN EN 12056-2

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2. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

Bemessung der LüftungsleitungenEinzel-Hauptlüftungsleitungen sind gemäßDIN 1986-100, Abschnitt 14.1.6.1 mit derNennweite der zugehörigen Fallleitung auszu-führen.Der Querschnitt einer Sammel-Hauptlüftungmuss nach DIN 1986-100, Abschnitt 14.1.6.2mindestens so groß sein wie die Hälfte derSumme der Einzelquerschnitte der Einzel-Hauptlüftungen. Die Nennweite der Sammel-Hauptlüftung muss jedoch mindestens eineNennweite größer als die größte Nennweiteder zugehörigen Einzel-Hauptlüftung sein.

Die Nennweiten von Nebenlüftungsleitungen(direkte bzw. indirekte Nebenlüftung) sind derTabelle 12 der DIN EN 12056-2 zu entnehmen.

Beim Sovent-System ist die Lüftungsleitung mitder Nennweite der zugehörigen Fallleitungauszuführen.

Fallleitungsverziehungen bei Hoch-häusern (Fallleitungen über 22 m)Neben den Einlaufverhältnissen der Anschluss-leitungen an die Fallleitung sind die Umlen-kungen der Abwasserströme von entscheiden-der Bedeutung für den Druckverlauf. JedeFallleitung verfügt mindestens über eineUmlenkung im Bereich des Übergangs in dieSammel- bzw. Grundleitung. Zusätzliche Um-lenkungen in Form von Verziehungen werdenimmer erforderlich, wenn durch baulicheGegebenheiten ein senkrechter Verlauf nichtmehr möglich ist.

Während bei der ungestörten Fallleitungs-strömung mit nach unten offenem Auslaufausschließlich Unterdruck herrscht, ist jetztoberhalb der Umlenkung Überdruck zu beob-achten. Ursache für den Überdruck ist die Ver-zögerung der Strömung im Umlenkbereich,wodurch ein großer Teil der Geschwindigkeits-energie in Druckenergie umgesetzt wird.Zusätzlich tritt eine Komprimierung der Luft-menge auf, die momentan von der liegendenLeitung nicht aufgenommen werden kann. EinDruckanstieg in diesem Bereich ist die Folge.

Ein direkter Anschluss von Entwässerungsge-genständen ist in diesem Überdruckbereichunmöglich. Eine umfassende Maßnahme zurLösung des Problems stellt die Umgehungs-leitung dar. Das Überdruckgebiet wird durcheine parallel zur Verziehung verlegte Leitungumgangen.

Gemäß DIN 1986-100, Abschnitt 6.2.2.4gelten bezüglich der anschlussfreien Leitungs-bereiche für Schmutzwasser-Fallleitungen über22 m Länge folgende Regelungen:„Bei Fallleitungen, die länger als 22 m sind,müssen bei Fallleitungsverziehungen und bei

Fallleitungsverziehung < 2m mit Umgehungsleitung(aus DIN 1986-100)

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512. Schmutzwasseranlagen

2.2 Schmutzwasser-Fallleitungen in Hochhäusern

dem Übergang einer Fallleitung in eine lie-gende Leitung Umgehungsleitungen einge-baut werden. Wenn die Umgehung <2 m ist,gilt für die Ausführung Bild 10 derDIN 1986-100, bei längeren Verziehungenund bei dem Übergang in eine liegende Lei-tung gilt Bild 13 der DIN 1986-100. Indiesen Fällen ist die Umlenkung mit einemZwischenstück von 250 mm (Bild 11 derDIN 1986-100) auszuführen“.

Die Bemessung von Umgehungsleitungen hatnach DIN 1986-100, Abschnitt 14.1.6.3 zuerfolgen. Hierzu heißt es „Die Umgehungs-leitung ist in der gleichen Nennweite wie dieFallleitung, jedoch höchstens in DN 100, aus-zuführen. Der Lüftungsteil ist wie eine Umlüf-tungsleitung nach DIN EN 12056-2:2001-01,Tabelle 7 zu bemessen“.

Zur Verbesserung des Druckausgleichs wirdempfohlen, den Lüftungsteil in der gleichenNennweite wie die Umgehungsleitung auszu-führen.

Bild 13 aus DIN 1986-100

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AllgemeinesIn der deutschen Restnorm DIN 1986-100„Entwässerungsanlagen für Gebäude undGrundstücke“, Ausgabe Dezember 2016werden im Abschnitt 6.1.1 folgende Anforde-rungen bezüglich der Planung und Ausfüh-rung von Grundleitungen gestellt:Aus Gründen der Inspizierbarkeit und der ein-facheren Sanierungsmöglichkeit sollten Grund-leitungen innerhalb von Gebäuden vermiedenund stattdessen als Sammelleitungen verlegtwerden.

Beim Neu- und Umbau von unterkellertenGebäuden sollte auf die Verlegung von unzu-gänglichen und schwer kontrollierbarenGrundleitungen unter der Bodenplatte verzich-tet werden. Die Fallleitungen im Gebäude wer-den dann unter der Kellerdecke abgefangenund dort als Sammelleitung bis zur Keller-außenwand oder alternativ innerhalb einesRohrkanals im Kellerfußboden geführt. Somitist jederzeit eine Kontrolle und Reinigung derLeitungen möglich.Berücksichtigt man noch den zusätzlichenAufwand für erstmalige und wiederkehrendeDichtheitsprüfungen von Grundleitungen, diedem vorbeugenden Boden- und Gewässer-schutz dienen sollen, ist es in jedem Fallsinnvoll auf Grundleitungen unterhalb derBodenplatte zu verzichten, wenn das Gebäude

unterkellert ist und die Verlegung einer Sam-melleitung unter den baulichen Gegeben-heiten technisch einwandfrei durchgeführtwerden kann.Weitere Anwendungsfälle dieser Installations-weise sind bei der Kanalsanierung möglich.Bei den privaten Grundleitungen geht manvon einer Schadensquote von 40–80 % aus;ein riesiges Potential im Bereich der Inspektionund Sanierung der defekten Kanäle. Nebenden üblichen Sanierungsverfahren, wie zumBeispiel mittels Inliner, besteht oftmals beiunterkellerten Gebäuden die Möglichkeit, diealten Grundleitungen aufzugeben und durchNeuinstallation von Sammelleitungen zu erset-zen. Diese Art der Kanalsanierung bei privatenGrundleitungen wird mittlerweile von vielenstädtischen Entwässerungsbetrieben empfohlen.

Entwässerungsnormen undGeltungsbereicheDie europäische Normenreihe DIN EN 12056„Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalbvon Gebäuden“ wurde im Januar 2001 veröf-fentlicht. Im Dezember 2016 folgte diedeutsche Restnorm DIN 1986-100 „Entwässe-rungsanlagen für Gebäude und Grundstücke:Zusätzliche Bestimmungen zu DIN EN 752 undDIN EN 12056“. Die DIN EN 12056 ist eineGrundsatznorm, in welcher sich alle europäi-schen Länder mit ihren Anforderungen wieder-

2. Schmutzwasseranlagen

2.3 Sammelleitungen statt Grundleitungen

Geltungsbereiche der europäischen Normen und der deutschen Restnorm

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finden sollen. Ergebnis ist eine Norm mitgenerellen Regelungen für die Planung undAusführung. Fehlende detaillierte Angabensind in Deutschland in der RestnormDIN 1986-100 geregelt.Die Entwässerungsnormen DIN EN 12056 undDIN 1986-100 gelten für Abwasseranlagen in-nerhalb von Gebäuden bis zur Gebäudeperi-pherie. Die DIN 1986-100 ist zusätzlich bis zurGrundstücksgrenze gültig.Regelungen für die Prüfung von Grundleitun-gen auf ihren ordnungsgemäßen Zustand,ihre Funktion und Dichtheit sind bundesein-heitlich in DIN 1986-30 „ Instandhaltung“,Ausgabe Februar 2012 enthalten.

Verzicht auf Grundleitungeninnerhalb des Gebäudes beiNeu- und UmbautenBei der Planung der Sammelleitung musszunächst die Rohrführung unter Berücksichti-gung des möglichen Gefälles (hierbei unbe-dingt die freie begehbare Höhe, Türen undFenster o.a. Öffnungen beachten!) festgelegtund entsprechend den EntwässerungsnormenDIN EN 12056 und DIN 1986-100 bemessenwerden.Nach Abschnitt 14.1.5.2 der DIN 1986-100sind Sammelleitungen innerhalb des Gebäudesfür einen Füllungsgrad von h/di = 0,5 unterBerücksichtigung eines Mindestgefälles vonJ = 0,5 cm/m und einer Mindestfließgeschwin-digkeit von 0,5 m/s zu bemessen.

Mit Anbieten von spülmengenreduzierten Klo-settanlagen durch die Keramikhersteller vonweniger als 6 Liter Spülvolumen ergibt sich dieNotwendigkeit von kleineren WC-Leitungen alsDN 100 sowohl für die Anschluss-, Fall- alsauch für die nachfolgenden Sammelleitungen.Nach Versuchen an der Fachhochschule Müns-ter ergeben sich zwei Nennweiten:

• DN 80 mit 75 mm Innendurchmesser• DN 90 mit 79 mm Innendurchmesser,

die für wassersparende Klosettanlagen geeig-net sind. Diese beiden Nennweiten sind für dieEntwässerung von 4 – 6 l Klosetts gemäßDIN 1986-100 erlaubt.

Die Nennweite DN 80 bei gusseisernen Ab-flussrohren hat bei einem Außendurchmesservon nur 83 mm einen sehr geringen Platzbe-darf. Einsparungen bei Material- und Lohnkos-ten sind weitere Gründe, die für den Einsatzvon Entwässerungsleitungen DN 80 sowohlbei Neubaumaßnahmen als auch bei der Alt-bausanierungen sprechen.

Bei Sammelleitungen sind nach DIN 1986-100,Abschnitt 6.6 mindestens alle 20 m Reini-gungsöffnungen vorzusehen. In rückstauge-fährdeten Bereichen ist zum Beispiel derEinbau von Rückstauverschlüssen oder dasAbsichern von Rohrverbindungen gegenDruckbelastungen erforderlich.

Eventuell erforderliche Schall- und Brand-schutzmaßnahmen müssen berücksichtigtwerden. Die Positionierung und Größe derDurchbrüche oder Kernbohrungen ist gegebe-nenfalls mit dem Statiker abzustimmen. Aufeine ausreichende Befestigung der Sammel-leitungen ist zu achten.

2. Schmutzwasseranlagen

2.3 Sammelleitungen statt Grundleitungen

Verzicht auf Grundleitungen innerhalb von Gebäuden

Werden Abwasserleitungendurch Kelleraußenwändegeführt, sind entsprechendeAbdichtungsmaßnahmendurchzuführen.

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Ersatz von defekten Grundleitun-gen durch SammelleitungenIst das Entfernen der alten Grundleitungennicht möglich, sind die nicht mehr genutztenEntwässerungsleitungen nach DIN 1986-100,Abschnitt 12 so zu sichern, dass Gefahrendurch unzumutbare Belästigungen (zum Bei-spiel Geruchsbelästigungen durch Kanalgase)

nicht entstehen können. Hierzu dürfen nurzugelassene Formstücke, Verbinder und Dicht-mittel eingesetzt werden.

Bezüglich der Planung, Bemessung undAusführung der Sammelleitungen gelten diegleichen Anforderungen wie bei Neu- undUmbauten.

2. Schmutzwasseranlagen

2.3 Sammelleitungen statt Grundleitungen

Foto Sammelleitung: Werkbild SAINT-GOBAIN HES, Köln Foto Sammelleitung: Werkbild Düker, Karlstadt

FazitKeine erstmaligen und wiederkehrenden Dicht-heitsprüfungen sowie die einfache Inspizier-barkeit und Sanierungsmöglichkeit sindstichhaltige Argumente für die Verlegungvon Sammelleitungen statt Grundleitungenbei unterkellerten Gebäuden.

Aufgrund der Tatsache, dass Grundleitungensehr häufig von Bauunternehmen ausgeführtwerden, liegt hier ein beträchtliches Auftrags-potential für die SHK-Branche vor. Gleichesgilt für die Sanierung von privaten Grund-leitungen.

Ersatz von defektenGrundleitungen durchSammelleitungen

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Durch die Einführung der europäischen Nor-menreihe DIN EN 12056 „Schwerkraftentwäs-serungsanlagen innerhalb von Gebäuden“ undder deutschen Restnorm DIN 1986-100 „Ent-wässerungsanlagen für Gebäude und Grund-stücke Teil 100: Bestimmungen in Verbindungmit DIN EN 752 und DIN EN 12056“ ist derEinsatz von Belüftungsventilen in Deutschlandnicht mehr generell verboten.

Gemäß der Euronorm DIN EN 12056-2 sindBelüftungsventile ohne wesentliche Einschrän-kungen zugelassen, wobei die Möglichkeit be-steht den Einsatz national zu regeln.Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass jedeSchmutzwasser-Fallleitung als Lüftungsleitungüber Dach geführt werden muss. Nach dernationalen Restnorm DIN 1986-100 (AusgabeDezember 2016), Abschnitt 6.5.5 dürfen inDeutschland Belüftungsventile in Entwässe-rungsanlagen mit dem Hauptlüftungssystemlediglich als:

• Ersatz für Umlüftungsleitungen,• Ersatz für indirekte Nebenlüftungen,• Hauptlüftung bei Ein- und Zweifamilien-

häusern oder entwässerungstechnischvergleichbaren Nutzungseinheiten, wennmindestens eine Fallleitung als Lüftungs-leitung über Dach geführt wird (In diesemFall ist die Fallleitung mit der größtenNennweite über Dach zu be- und entlüten),

• Einzelbelüftung von Entwässerungsge-genständen mit Abflussstörungen beibestehenden Anlagen eingesetzt werden.

Diese Einschränkungen sind notwendig, weilBelüftungsventile für keine Entlüftung sorgen.Eine ausreichende Be- und Entlüftung derEntwässerungsanlagen ist eine der grundsätz-lichen Anforderungen in Deutschland, um er-höhte Gasemissionen durch Faulgasbildung zuvermeiden. Diese Maßnahmen dienen unteranderem dem Schutz der in der öffentlichenKanalisation arbeitenden Personen und demvorbeugenden Korrosionsschutz der öffentli-chen Abwasseranlagen.

Belüftungsventile müssen der DIN EN 12380„Belüftungsventile für Entwässerungssysteme– Anforderungen, Prüfverfahren und Konfor-mitätsbewertung“ entsprechen.

In rückstaugefährdeten Bereichen und für dieLüftung von Behältern, z.B. Hebeanlagen, dür-fen nach DIN 1986-100 keine Belüftungsven-tile eingesetzt werden.

Belüftungsventile dürfen nicht an unzugäng-lichen Stellen eingebaut werden. GemäßDIN 1986-3, Ausgabe November 2004 müssenBelüftungsventile mindestens einmal jährlichinspiziert und gewartet werden.

2. Schmutzwasseranlagen

2.4 Einsatz von Belüftungsventilen in Entwässerungsanlagen

Einsatz von Belüftungsventilen im Ein- und Zweifamilienhaus

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FazitBeim Einsatz von Belüftungsventilen müssenin Deutschland die Einschränkungen derDIN 1986-100 berücksichtigt werden.Ob eine Lüftungsleitung oder ein Belüftungs-ventil wirtschaftlicher ist muss im Einzelfallgeprüft werden.

2. Schmutzwasseranlagen

2.4 Einsatz von Belüftungsventilen in Entwässerungsanlagen

Funktion: Belüftungsventile öffnen bei Unterdruck im Leitungssystem und schließen nach erfolgter Belüftung;bei Überdruck oder Druckausgleich bleibt das Ventil geschlossen

Die TechnikBelüftungsventil mit Verbindergummi

UnterputzWandeinbaukasten für die UnterputzmontageFirma „Sanitärtechnik Eisenberg GmbH“

Bei Unterputzmontage ist dafür Sorge zutragen, dass ausreichende Lüftungsöffnungenvorhanden sind. Entsprechende Wandeinbau-kästen mit Abdeckplatte und Lüftungsöffnun-gen werden von den Herstellern angeboten.Für den Frostschutz sind Zubehörteile, z.B.Frostschutzhauben, lieferbar.Angaben zur Montage und Dimensionierungvon Belüftungsventilen können den Produkt-unterlagen der Hersteller entnommen werden.

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Entwässerungsanlagen für Gebäude müssenentsprechend der DIN EN 12056 „Schwer-kraftentwässerungsanlagen innerhalb vonGebäuden“, Ausgabe Januar 2001 sowie derdeutschen Restnorm DIN 1986-100 „Entwäs-serungsanlagen für Gebäude und Grund-stücke“, Ausgabe Dezember 2016 geplant undausgeführt werden.

Die wichtigsten Anforderungen bei der Pla-nung und Ausführung von Gebäudeentwässe-rungen sind die normgerechte Bemessung derAbwasserleitungen – unter Berücksichtigungdes Mindestgefälles und der Mindestfließge-schwindigkeit bei entsprechendem Füllungs-grad – sowie die einwandfreie Be- undEntlüftung der Entwässerungsanlage. Nurunter diesen Bedingungen ist ein Selbstreini-gungseffekt des Entwässerungssystems ge-währleistet, d.h. die Feststoffe werden beiausreichender Wasserhöhe im Rohr (Füllungs-grad) aufgeschwemmt und durch den Strö-mungsimpuls des fließenden Abwassersweitertransportiert.Bei unzureichender Selbstreinigungsfähigkeitmuss erfahrungsgemäß mit Ablagerungen imEntwässerungssystem gerechnet werden.Diese führen zu Abfluss- und Lüftungsbehin-derungen und letztlich zu Funktionsstörungenin der Entwässerungsanlage.

Neben der normgerechten Planung und Aus-führung der abwasserführenden Leitungen istdie ausreichende Be- und Entlüftung derGebäudeentwässerung von entscheidenderBedeutung. Bei Schmutz- und Mischwassersys-temen erfolgt die Be- und Entlüftung überLüftungsleitungen. Hierbei stellen die Lüf-tungsleitungen die Verbindung zwischen derAbwasserleitung und der Atmosphäre her, umeinen Druckausgleich und das Entweichen vonGasen zu ermöglichen.

BelüftungDer beim Abfließen von Schmutzwasser ent-stehende Unterdruck muss durch nachströ-mende Luft ausgeglichen werden, um dasLeersaugen der Geruchverschlüsse zu verhin-dern. Dazu ist im Belastungsfall eine ungehin-derte Luftführung innerhalb des Rohrsystems

erforderlich. Beim Abflussvorgang werdenerhebliche Luftvolumina mitgerissen. DurchMessungen konnte nachgewiesen werden,dass der erforderliche Luftvolumenstrom das10- bis 35- fache des Wasservolumenstromsbetragen kann.

EntlüftungDie in öffentlichen Abwasserkanälen entste-henden hochtoxischen Faulgase müssen sicheraus dem Entwässerungssystem abgeführtwerden. Dies erfolgt größtenteils über die Lüf-tungsleitungen der Gebäude- und Grund-stücksentwässerungsanlagen. Somit dienendie Gebäude- und Grundstücksentwässerungs-anlagen der Entlüftung der öffentlichen Ab-wasserkanäle. Dies trägt zum vorbeugendenKorrosionsschutz in öffentlichen Abwasser-netzen bei und schützt Service-Personal beiWartungsarbeiten im Kanalsystem. ZurSicherstellung dieser Aspekte dürfen lautDIN 1986-100, Abschnitt 6.5.1 die Be- undEntlüftung einer Schmutz- oder Mischwasser-leitung zwischen dem öffentlichen Abwasser-kanal und der Lüftungsöffnung über Dachnicht durch Einbauten – zum Beispiel Geruch-verschlüsse – unterbrochen werden.

LüftungssystemeIn den Entwässerungsnormen DIN EN 12056und DIN 1986-100 wird zwischen folgendenLüftungssystemen unterschieden:

HauptlüftungUnter Hauptlüftung versteht man den Lei-tungsabschnitt, der vom obersten Anschlussan die Fallleitung bis über Dach verläuft. DieserLeitungsteil führt kein Abwasser und muss inder gleichen Nennweite wie die Fallleitungausgeführt werden.

Direkte NebenlüftungBei der direkten Nebenlüftung wird die Falllei-tung durch eine parallel verlaufende Lüftungs-leitung von ihren Lüftungsaufgaben entlastet.Die parallel verlaufende Lüftungsleitung ist injedem Geschoss mit der Fallleitung verbunden.Dieses Lüftungssystem ist geeignet für Falllei-tungen mit kurzen Einzel- bzw. Sammelan-schlussleitungen.

2. Schmutzwasseranlagen

2.5 Eine dauerhaft funktionsfähige Gebäudeentwässerungfordert fachgerechte Planung und Ausführung

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Indirekte NebenlüftungEine indirekte Nebenlüftung ist im Ansatz be-reits gegeben, wenn lange Anschlussleitungenvorhanden sind. Hierbei handelt es sich umeine zusätzliche Lüftung der Anschlussleitun-gen durch eine Lüftungsleitung über Dachoder Rückführung an die Hauptlüftung.

UmlüftungUnter Umlüftung versteht man eine Lüftungs-leitung, die eine Einzel- bzw. Sammelanschluss-leitung zusätzlich lüftet. Sie kann an diezugehörige oder eine andere Fallleitung ange-schlossen werden.

2. Schmutzwasseranlagen

2.5 Eine dauerhaft funktionsfähige Gebäudeentwässerungfordert fachgerechte Planung und Ausführung

Bild „Lüftungssysteme“

Bild „Mindestabstände der Mündung von Lüftungsleitungen zuFenstern von Aufenthaltsräumen“

Ausführung von LüftungsleitungenDie wichtigsten Anforderungen zur Ausfüh-rung von Lüftungsleitungen sind im Abschnitt6.5 der DIN 1986-100 zusammengefasst.Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass jedeFallleitung über Dach geführt werden muss.In Anlagen ohne Fallleitungen muss für dieBe- und Entlüftung der Grund- bzw. Sammel-leitungen mindestens eine LüftungsleitungDN 70 über Dach geführt werden. Innerhalbder so belüfteten Leitungen sind die Anforde-rungen für Einzel- und Sammelanschlusslei-tungen einzuhalten. Diese Anforderung giltinsbesondere bei größeren eingeschossigenGebäuden, wie zum Beispiel Einkaufszentrenoder Montagehallen, bei denen keineSchmutzwasser-Fallleitungen notwendig sind.Aus funktionstechnischen Gründen müssen dieGrundleitungen mindestens einmal mittelsLüftungsleitung über Dach be- und entlüftetwerden.

Lüftungsleitungen sind möglichst geradlinigund lotrecht zu führen. Verzüge von Lüftungs-leitungen müssen mit ausreichendem Gefälleverlegt werden. Umlenkungen sind mit 45°-Bögen auszuführen. Längere Verzüge vonLüftungsleitungen sollten vermieden werden.Mündet eine Lüftungsleitung in der Nähe vonAufenthaltsräumen, so ist sie mindestens 1 müber den Fenstersturz hoch zu führen oder sozu verlegen, dass sie mindestens 2 m seitlichder Fensteröffnung liegt. Diese Maßnahme hatsich seit Jahrzehnten zur Verhinderung vonGeruchsbelästigungen in der Praxis bestensbewährt.

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„Endrohre von Lüftungsleitungen über Dachsind nach oben offen mindestens mit demQuerschnitt der Lüftungsleitung auszuführen.Abdeckungen dürfen nicht eingesetzt werden“.

Abdeckungen und Hauben behindern die Be-und Entlüftung von Entwässerungsanlagen insehr starkem Maße. Wie von zahlreichenPraktikern in den letzten Jahren gefordert,wurde diese klare Anweisung aus der altenDIN 1986, Teil 1 wieder aufgenommen.

2. Schmutzwasseranlagen

2.5 Eine dauerhaft funktionsfähige Gebäudeentwässerungfordert fachgerechte Planung und Ausführung

Bild „Endrohre von Lüftungsleitungen über Dach“

Info LÜFTUNGSHAUBENLüftungsleitungen über Dach sind oftmals ausoptischen Gründen mit glockenförmigen Hau-ben versehen. Diese Hauben beeinträchtigendie Be- und Entlüftung der Entwässerungsan-lage in starkem Maße und führen häufig zuFunktionsstörungen. Außerdem kann es beiKanalspülungen zu Problemen kommen, daeine stoßartige Druckentlastung, bedingtdurch die Hauben, nicht immer möglich ist.Die Entlastung des Druckes erfolgt dann erfah-rungsgemäß über die Geruchverschlüsse, beidenen das Sperrwasser nach oben herausge-drückt wird.

In der DIN 1986-100 befinden sich keine Ein-schränkungen bezüglich der maximalen Ver-zugslängen von Lüftungsleitungen. Durchbesonders lange Verzugsleitungen wird dieBe- und Entlüftung der Anlage beeinträchtigt,da die Reibungswiderstände für die Lüftungs-gase zu groß werden und der Auftrieb durchden Gewichtsunterschied nicht mehr ausreicht(Prinzip der natürlichen Lüftung).

Wir empfehlen folgende Faustformel zur Be-stimmung der maximalen Verzugslänge:Max. Verzugslänge in Meter = Auftriebs-höhe in Meter x 1,2

Hinweise: Die Auftriebshöhe entspricht demHöhenunterschied zwischen dem Grundlei-tungsanschluss und Oberkante Lüftungsend-rohr auf dem Dach. Gemäß DIN 1986-100,Abschnitt 6.5.1 sollten längere Verziehungenvon Lüftungsleitungen vermieden werden.Eine maximale Verzugslänge von 20 m sollteu.E. nicht überschritten werden.

Lüftungsleitungen sind nicht selbstreini-gend!Lüftungsleitungen dürfen oberhalb der höchst-gelegenen Anschlussleitung unter einem Winkelvon 45° zusammengeführt werden. Das Zusam-menführen von Lüftungsleitungen zu Sammel-lüftungen wird in der Praxis häufig vorgenom-men. Hierbei muss jedoch unbedingt daraufgeachtet werden, dass die Leitungsquerschnitteder Sammellüftungen gemäß DIN 1986-100bemessen sind.

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Bemessung von LüftungsleitungenDie Bemessung von Lüftungsleitungen mussgemäß DIN 1986-100, Abschnitt 14.1.6 vorge-nommen werden.

BelüftungsventileGemäß der Euronorm DIN EN 12056-2 sindBelüftungsventile ohne wesentliche Einschrän-kungen zugelassen, wobei die Möglichkeitbesteht, den Einsatz national zu regeln.Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass jedeSchmutzwasser-Fallleitung als Lüftungsleitungüber Dach geführt werden muss. NachDIN 1986-100, Abschnitt 6.5.5 dürfen inDeutschland Belüftungsventile in Entwässe-rungsanlagen mit dem Hauptlüftungssystemnur als:

• Ersatz für Umlüftungsleitungen,• Ersatz für indirekte Nebenlüftungen,• Hauptlüftung bei Ein- und Zweifamilien-

häusern oder entwässerungstechnischvergleichbaren Nutzungseinheiten, wennmindestens eine Fallleitung als Lüftungs-leitung über Dach geführt wird (In diesemFall ist die Fallleitung mit der größten Nenn-weite über Dach zu be- und entlüften),

• Einzelbelüftung von Entwässerungsgegen-ständen mit Abflussstörungen bei bestehen-den Anlagen eingesetzt werden.

Info „EINSCHRÄNKUNGEN BEIM EINSATZ

VON BELÜFTUNGSVENTILEN IN

DEUTSCHLAND“Die Einschränkungen sind notwendig, weilBelüftungsventile für keine Entlüftung sorgen.Eine ausreichende Be- und Entlüftung der Ent-wässerungsanlagen ist eine der grundsätz-lichen Anforderungen in Deutschland, umerhöhte Gasemissionen durch Faulgasbildungzu vermeiden. Diese Maßnahmen dienen unteranderem dem Schutz des in der öffentlichenKanalisation arbeitenden Service-Personalsund dem vorbeugenden Korrosionsschutz deröffentlichen Abwasseranlagen.

Belüftungsventile müssen der DIN EN 12380„Belüftungsventile für Entwässerungssysteme– Anforderungen, Prüfverfahren und Konfor-mitätsbewertung“ entsprechen.Aufgrund oben genannter Problematiksollten Entwässerungssysteme nachMöglichkeit so geplant werden, dass aufBelüftungsventile verzichtet werden kann.

2. Schmutzwasseranlagen

2.5 Eine dauerhaft funktionsfähige Gebäudeentwässerungfordert fachgerechte Planung und Ausführung

Bilder „Belüftungsventile“ (Firma Sanitärtechnik Eisenberg GmbH) )

Lüftung von AbwasserhebeanlagenGemäß DIN 1986-100, Abschnitt 6.5.3 müssenFäkalienhebeanlagen nach DIN EN 12050-1über Dach be- und entlüftet werden. BeimZulaufvorgang in den Sammelbehälter ist eineausreichende Entlüftung erforderlich. Ansons-ten besteht die Gefahr, dass es durch einennicht ungehinderten Zulauf in den Sammelbe-hälter zu Störungen im Ablaufverhalten von

angeschlossenen Entwässerungsgegenständenkommt. Beim Entleeren des Sammelbehälters(Pumpvorgang) ist eine ausreichende Belüf-tung erforderlich.Schmutzwasserhebeanlagen nachDIN EN 12050-2 müssen über Dach be- undentlüftet werden, sofern sie geruchsdicht ver-schlossen werden.

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Hebeanlagen zur begrenzten Verwendungnach DIN EN 12050-3 sind zu lüften. Hierbeisind unbedingt die Herstellerangaben zu be-achten.Lüftungsleitungen von Hebeanlagen dürfensowohl an Hauptlüftungs- sowie an Sekundär-lüftungsleitungen angeschlossen werden,nicht jedoch an Fallleitungen.Hinweis: Nach DIN EN 12056-4, Abschnitt5.3 darf die Lüftung von Hebeanlagen nichtmit der zulaufseitigen Lüftungsleitung einesFettabscheiders verbunden werden.

Biogene Schwefelsäurekorrosion(BSK)Biogene Schwefelsäurekorrosion (BSK) ist einchemischer Angriff auf Oberflächen verschie-dener Werkstoffe wie Beton, Eisen und Poly-mere durch Schwefelsäure bildendeThiobacillen. Dieser Korrosionstyp tritt vorallem in Entwässerungssystemen auf.BSK entsteht durch Faulgase, wie sie zumBeispiel bei Mehrkammer-Faulgruben, Fettab-scheidern, bei Rohrleitungen mit Ablagerun-gen, bedingt durch zu geringes Gefälle, oder

bei Anlagen mit ungünstiger Lüftungssituationentstehen können. Eine weitere Möglichkeit istder vermehrte Eintrag von Faulgasen durchden öffentlichen Schmutz- bzw. Mischwasser-kanal. Ein Hauptgrund für das gesteigerteFaulgasaufkommen in öffentlichen Kanälen istdas „Wassersparen“, wodurch keine ausrei-chenden Fließgeschwindigkeiten entstehenund sich die Verweilzeit des Abwassers imKanalsystem immens erhöht. In manchenStädten ist das Abwasser vom Verbraucher biszur Kläranlage mehr als 24 Stunden unterwegs(bereits nach 4 Stunden beginnen die Fau-lungsprozesse im Abwasser).Der Korrosionsvorgang bei biogener Schwefel-säurekorrosion (BSK) läuft folgendermaßen ab:Zunächst kondensieren in der Kanalatmo-sphäre die schwefelhaltigen Faulgase an denRohrinnenflächen. Im weiteren Verlauf wirddas schwefelhaltige Kondensat unter Mitwir-kung von Thiobazillen zu Schwefelsäure um-gewandelt. Die so entstandenen Säuren – mitpH-Werten bis zu 1,0 (extrem sauer) – führenletztlich zu Schäden an der Gebäudeentwässe-rung.

2. Schmutzwasseranlagen

2.5 Eine dauerhaft funktionsfähige Gebäudeentwässerungfordert fachgerechte Planung und Ausführung

Bild „Schema zur Entstehung von biogener Schwefelsäurekorrosion im Abwasserkanalsystem, nach: Bock, E.;Sand, W.; Pohl, A.“ © Fraunhofer UMSICHT

Korrosion durch biogene Schwefelsäure wirdneben anderen Korrosionsvorgängen im Merk-blatt M 168 der DWA (Deutsche Vereinigungfür Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfalle.V.) näher beschrieben. Im Vorwort dieses

DWA-Regelwerkes, Ausgabe Juni 2010 heißtes: „Aufgrund fehlender Kenntnisse um Korro-sionsvorgänge und Materialverhalten werdenAbwasserleitungen und -kanäle, Druckleitun-gen und Pumpensümpfe häufig noch fehler-

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haft konzipiert. Die Berücksichtigung einermöglichen Korrosion fällt besonders wegender Vielfalt der im Entwässerungsbereich ver-wendeten Materialien und der komplexen Vor-gänge der verschiedenen Korrosionsprozessenicht leicht“.Hinweis: Zur Vermeidung einer Anreicherungvon Faulgasen in Gebäudeentwässerungenmüssen bei der Planung, Bemessung und Aus-führung sowie im weiteren Betrieb unbedingtdie Anforderungen der geltenden Entwässe-rungsnormen eingehalten werden.

Ableitung fetthaltiger AbwässerBei der Ableitung fetthaltiger Abwässer sinddie Bestimmungen der DIN EN 1825 „Abschei-deranlagen für Fette“, Ausgabe Mai 2002 zubeachten. Bezüglich der Zulaufleitungen wirdim Teil 2 der DIN EN 1825, Abschnitt 7.3 fol-gendes vorgeschrieben: “Die Zulaufleitungender Abscheideranlagen müssen, um Fettan-

sätze zu verhindern, ein Gefälle von mindes-tens 2 % besitzen. Ist dies aus baulichen undbetrieblichen Gründen nicht möglich, und/oder sind längere Leitungen erforderlich, sosind geeignete Maßnahmen (zum BeispielDämmung oder Begleitheizung) zu ergreifen,um Fettansatz und Ablagerungen zu verhin-dern.“Zur Lüftung heißt es im Abschnitt 7.4: “Zulauf-und Ablaufleitungen an Abscheideranlagen fürFette sind ausreichend zu lüften. Zu diesemZweck ist die Zulaufleitung als Lüftungsteilungbis über das Dach zu führen und alle An-schlussleitungen von mehr als 5 m Länge sindgesondert zu entlüften.Hat die Zulaufleitung oberhalb der Abscheider-anlage für Fette auf einer Länge von über 10 mkeine gesondert entlüftete Anschlussleitung,so ist die Zulaufleitung so nah wie möglich ander Abscheideranlage mit einer zusätzlichenLüftungsleitung zu versehen.“

Die Anforderungen an „Betrieb, Wartungund Instandhaltung“ sind im Abschnitt 8der DIN EN 1825-2 beschrieben.Bei fetthaltigen Abwässern zum Fettab-scheider handelt es sich nach DIN 1986,Teil 3 um „Abwasser gewerblicher Her-kunft bzw. anderes Abwasser“. GemäßDIN 1986, Teil 4, Abschnitt 4 muss beider Ableitung von gewerblichem bzw.anderem Abwasser im Einzelfall nachge-wiesen werden, dass die Abwasserrohreund Formstücke anwendbar sind. Diesgilt gleichermaßen auch für die zugehöri-gen Lüftungsleitungen.Im Kommentar zur DIN 1986, Teil 4 heißtes dazu: “Für die Ableitung von unbe-handeltem gewerblichen Abwasser ist dieVerwendbarkeit der Rohrwerkstoffe undDichtungen anhand der vom Herstellerzur Verfügung gestellten Beständigkeits-listen zu prüfen. In Zweifelsfällen ist beimHersteller eine Stellungnahme bzw. dieFreigabe zur geplanten Verwendung zuerfragen“.Hinweis: Seit mehr als 30 Jahren emp-fehlen die führenden Gussrohr-Herstellerfür Entwässerungsleitungen zur Ablei-tung von fetthaltigen Abwässern zum

2. Schmutzwasseranlagen

2.5 Eine dauerhaft funktionsfähige Gebäudeentwässerungfordert fachgerechte Planung und Ausführung

Schema-Skizzen zur Lüftung der Zuleitungen von Fettabscheiderngemäß DIN EN 1825

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Fettabscheider sowie der zugehörigen Lüftungs-leitungen gusseiserne Abflussrohrsysteme mitSonderbeschichtungen, wie das MLK-protec-

System der Firma Düker GmbH bzw. dasPAM-GLOBAL Plus® (KML)-System der FirmaSAINT-GOBAIN HES GmbH.

2. Schmutzwasseranlagen

2.5 Eine dauerhaft funktionsfähige Gebäudeentwässerungfordert fachgerechte Planung und Ausführung

Gusseiserne Abflussrohrsysteme im Einsatz; oben: KML-Rohr für fetthaltige Abwässer;unten: PAM-GLOBAL® S (SML-)Rohr für häusliche Abwässer (Bild SAINT-GOBAIN HES)

Beschichtung PAM-GLOBAL® Plus (KML-)Rohr (Bild SAINT-GOBAIN HES)

MLK-protec-Formstücke mit Sonderbeschichtung (Bild Düker)

Inspektion und WartungZur Gewährleistung einer dauerhaft einwand-freien Funktion von Entwässerungsanlagenmüssen regelmäßige Inspektionen und War-tungen gemäß DIN 1986-3 durchgeführt wer-den. Die DIN 1986-3 „Regeln für Betrieb undWartung“, Ausgabe November 2004 richtetsich nicht nur an Sanitärfachleute, sonderninsbesondere an Eigentümer und Nutzungs-berechtigte, die Entwässerungsanlage bestim-mungsgemäß zu betreiben und zu warten.

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FazitDie in öffentlichen Abwasserkanälen entste-henden hochtoxischen Faulgase müssen sicheraus dem Entwässerungssystem abgeführtwerden. Dies erfolgt größtenteils über dieLüftungsleitungen der Gebäude- und Grund-stücksentwässerungsanlagen. Somit dienendie Gebäude- und Grundstücksentwässerungs-anlagen der Entlüftung der öffentlichen Ab-wasserkanäle. Dies trägt zum vorbeugendenKorrosionsschutz in öffentlichen Abwasser-netzen bei und schützt Service-Personal beiWartungsarbeiten im Kanalsystem.

Dauerhaft funktionsfähige Gebäude- undGrundstücksentwässerungsanlagen müssengemäß den Entwässerungsnormen geplant,ausgeführt und betrieben werden. Von ent-scheidender Bedeutung ist hierbei auch dierichtige Materialwahl der verwendeten Rohre,Formstücke und Verbindungen.Im Bereich der Gebäudeentwässerung habensich gusseiserne Abflussrohrsysteme bereitsseit mehr als einhundert Jahren bestens be-währt. Muffenlose gusseiserne Abflussrohr-systeme, wie das ML-System sind bereits seitEnde der 1960er Jahre erfolgreich im Einsatz;das SML-System seit Mitte der 1970er Jahre.Bei der Ableitung von aggressiven Abwässern– wie zum Beispiel aus Gewerbe- und Indus-triebetrieben bzw. Labors – haben sich seitJahrzehnten gusseiserne Abflussrohrsystememit Sonderbeschichtungen, wie das MLK-protec-System der Firma Düker GmbH bzw.das PAM-GLOBAL Plus® (KML)-System derFirma SAINT-GOBAIN HES GmbH bewährt.Gusseiserne Abflussrohre sind robust, form-stabil und verfügen über ein hervorragendesAusdehnungsverhalten. Sie sind nichtbrennbarund bieten einen optimalen Schallschutz.

QuellenverzeichnisDIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen fürGebäude und Grundstücke: Bestimmungenin Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN12056“, Dezember 2016

DIN 1986-3 „Entwässerungsanlagen fürGebäude und Grundstücke: Regeln für Betriebund Wartung“, Ausgabe November 2004

DIN 1986-4 „Entwässerungsanlagen fürGebäude und Grundstücke: Verwendungsbe-reiche von Abwasserrohren und -formstückenverschiedener Werkstoffe“, Ausgabe August2019

Kommentar zur „DIN 1986-100 undDIN EN 12056-4“

DIN EN 1825-2 „Abscheideranlagen für Fette:Wahl der Nenngröße, Einbau, Betrieb undWartung“, Ausgabe Mai 2002

Merkblatt DWA - M 168 „Korrosion vonAbwasseranlagen“, Ausgabe Juni 2010

Produktblatt „Biogene SchwefelsäurekorrosionBSK-Materialprüfung“, Fraunhofer-Institut fürUmwelt-, Sicherheit- und EnergietechnikUMSICHT, Oberhausen

2. Schmutzwasseranlagen

2.5 Eine dauerhaft funktionsfähige Gebäudeentwässerungfordert fachgerechte Planung und Ausführung

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673. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

AllgemeinesHochhäuser sind nach dem deutschen Bau-recht Gebäude, bei denen der Fußbodenmindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als22 Meter über der festgelegten Geländeober-fläche liegt. Die besonderen Anforderungen anHochhäuser sind in den Hochhaus-Richtlinien(HHR) der einzelnen Bundesländer geregelt.

Entwässerungsanlagen von Hochhäusernmüssen gemäß der Euronorm DIN EN 12056„Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalbvon Gebäuden“, Ausgabe Januar 2001 sowieder deutschen Restnorm DIN 1986-100 „Ent-wässerungsanlagen für Gebäude und Grund-stücke“, Ausgabe Dezember 2016 geplant undausgeführt werden.Regenentwässerungsanlagen werden gemäßDIN 1986-100 aus wirtschaftlichen Gründenund zur Sicherstellung der Selbstreinigungs-fähigkeit für ein mittleres Regenereignis be-messen. Die Berechnungsregenspende mussauf Basis statistischer Erhebungen ermitteltwerden. Für Dachflächen ist dies der Fünfjah-res-Fünfminutenregen (r5,5) am Gebäude-standort.Das Regenentwässerungs- und Notüberlauf-system muss nach DIN 1986-100 gemeinsammindestens das am Gebäudestandort über5 Minuten zu erwartende Jahrhundertregener-eignis (r5,100) entwässern können.

Zum Sicherheitskonzept von Regenentwässe-rungsanlagen gehören entsprechendDIN 1986-100 ggf. noch Überflutungs- undÜberlastungsnachweisesowie Maßnahmen zurRegenrückhaltung aufdem Grundstück.Die bei Strömungsumlen-kungen auftretendenKräfte können insbeson-dere bei Regenfallleitun-gen mit großerFallleitungslänge sehr er-heblich sein und müssenbei der Planung und Aus-führung berücksichtigtwerden.

Eine häufige Problemstellung bei Hochhäusernist die sichere Regenwasserableitung vonDachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveau.

Regenwasserfallleitungenim FreispiegelsystemFallgeschwindigkeit des Abwassersin der FallleitungDurch den Widerstand der Luftsäule im Rohrund der Reibung an den Rohrwandungenerfolgt eine entsprechende Bremsung. Mes-sungen haben ergeben, dass sich die Fallbe-schleunigung und die Bremswirkung durchdie Luftsäule sowie die Rohrreibung nach ca.15 Meter aufheben, und die Geschwindigkeitin der Größenordnung von ca. 10 Meter proSekunde nimmt nicht mehr wesentlich zu.

Fallbremsen in Fallleitungen von Hochhäusernin Form von zusätzlichen Leitungsverzügensind somit vollkommen überflüssig.

FüllungsgradDer Füllungsgrad bezeichnet bei liegenden Ab-wasserleitungen das Verhältnis der Wassertiefezum Innendurchmesser. Nach DIN 1986-100,Abschnitt 14.2.7.3 sind Sammel- und Grund-leitungen innerhalb des Gebäudes für einenFüllungsgrad von 0,7 unter Berücksichtigungeines Mindestgefälles von J = 0,5 cm/m zubemessen.

Theoretische und reale Fallgeschwindigkeit in Fallleitungenaus DIN-Kommentar

68

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3. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

Bei Fallleitungen bezeichnet der Füllungsgraddas Verhältnis des Querschnitts des Rohres,der mit Wasser gefüllt ist, zum Gesamtquer-schnitt. Nach DIN 1986-100, Abschnitt14.2.7.2 können Fallleitungen bis zu einemFüllungsgrad von f = 0,33 bemessen werden.

Durch die vorgeschriebenen maximalenFüllungsgrade ist eine kontinuierliche Be-und Entlüftung gegeben, die bei Regenwasser-leitungen im Freispiegelsystem in erster Liniezum Druckausgleich und somit zur bestim-mungsgemäßen Funktion beiträgt.

Zusätzliche Lüftungsleitungen sind bei Regen-wasserleitungen nicht erforderlich.

Bemessung von teilgefülltenRegenwasserfallleitungenRegenwasserfallleitungen im Freispiegelsystemwerden gemäß Bild 27 der DIN 1986-100, Ab-schnitt 14.2.7.2 bemessen.

Nach DIN 1986-100, Abschnitt 14.2.7.2 darfdie Regenwasserfallleitung keine geringereNennweite aufweisen als die Anschlussnenn-weite des dazugehörigen Dachablaufs, respek-tive der Sammelanschlussleitung an dieFallleitung.

Füllungsgrad bei liegenden Leitungen

Bild 27 aus DIN 1986-100

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693. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

Die angegebenen Werte beruhen auf derWyly-Eaton-Gleichung:

dabei ist:QRWP = das Abflussvermögen der Regen-

wasserfallleitung in Liter pro Sekunde(l/s)

kb = die Rohrrauhigkeit in Millimeter(angenommen mit 0,25 mm)

di = der Innendurchmesser der Regen-wasserfallleitung in Millimeter (mm)

f = der Füllungsgrad, definiert als dasVerhältnis des Querschnittsdes Rohres, der mit Wassergefüllt ist, zum Gesamt-querschnitt (dimensionslos)

Somit besteht auch die Möglichkeit, das Ab-flussvermögen bezogen auf den tatsächlichenInnendurchmesser des jeweiligen Rohrwerk-stoffes zu berechnen.

QRWP = 2,5 • 10-4 • kb-0,167 • di

2,667 • f 1,667

Bemessung teilgefüllter Regenwasserfall-leitungen aus gusseisernen Abflussrohren

Einfluss des Verzugs in einer Regenwasserfallleitung

Wenn eine Regenwasserfallleitung einen Ver-zug aufweist, mit einem Gefälle von α > 10°zur Waagerechten, kann der Verzug gemäßDIN 1986-100, Abschnitt 14.2.7.2 vernach-lässigt werden. Bei einem Verzug α < 10°erfolgt die Dimensionierung wie bei Sammel-oder Grundleitungen.

Dachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveauBei Dachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveau, die an eine gemeinsame Fall-leitung angeschlossen sind, besteht grundsätz-lich die Gefahr, dass bei einem Starkregen-

ereignis oder anderen Betriebszuständen dasRegenwasser von höher gelegenen Dachflä-chen auf tiefer angeordneten Dachflächen zurÜberflutung führen kann.

70

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3. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

Aus Sicherheitsgründen ist es empfehlenswert,Dachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveau über separate Fallleitungen zuentwässern.

Reaktionskräfte bei UmlenkungenDie bei Strömungsumlenkungen im Überlas-tungsfall auftretenden Kräfte können sehrerheblich sein. Schäden im Bereich von nichtlängskraftschlüssigen Verbindungen, insbeson-dere bei Regenfallleitungen mit großer Falllei-tungslänge, sind die Folge.

Eine erste Größenordnung über die auftreten-den Kräfte kann an Hand von Strömungsim-pulsbetrachtungen gewonnen werden. Beieiner 90° Umlenkung sind die Kräfte F1 und F2bei gleichbleibendem Strömungsquerschnittidentisch.

Diese Gleichungen berücksichtigen nicht dieBesonderheiten der Fallleitungsströmung. Siesind aber geeignet, eine erste Vorstellung überdie Größenordnung der möglichen Kräfte zugewinnen.

F1 = F2 = ρρ • Ax • vx2 + px • Ax

dabei ist:

ρρ = Dichte des Wassers

Ax = Rohrquerschnitt der Kontrollfläche

vx = Geschwindigkeit der Strömung in der Kontrollfläche

px = statischer Innendruck in der Kontrollfläche

Die resultierende Kraft ergibt sich wie folgt:

dabei ist :Fres = resultierende Kraft aus Fp und Fy

(mit dieser Kraft werden die Rohrverbindungen beansprucht)

Dachflächen mit stark unterschiedlichem Höhenniveau

Wirksame Kräfte einer 90°-Umlenkung (Fallleitung in liegende Leitung) bei Überdruck (Freispiegelentwässerung)

Fres = √√ Fp + Fy 22 22

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713. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

Berechnungsbeispiele für DN 100 und DN 200 bei px = 0,5 bar und vx = 5,0 m/s.

Fres. DN 100 = 832,7 N = 84,9 kg

Fres. DN 200 = 3330,5 N = 339,5 kg

Erkenntnis: Die wirksamen Kräfte steigen bei konstantem Innendruck und gleicher Geschwindigkeit mit dem Rohrdurchmesserüberproportional an.

Regenwasserfallleitungen bei DruckströmungSystembeschreibungBei der Dachentwässerung mit Druckströmungwerden im Gegensatz zur Freispiegelentwässe-rung die Leitungen ab der Bemessungsregen-spende planmäßig vollgefüllt betrieben.Dachentwässerungssysteme mit Druckströ-mung werden in Skandinavien bereits seitmehr als 30 Jahren eingebaut. In Deutschlandwird diese Technik seit mehr als 25 Jahren ingrößerem Umfang eingesetzt.

Neben den Hinweisen in der DIN EN 12056-3gilt für die Planung, Berechnung und Ausfüh-rung von Regenentwässerungsanlagen mitplanmäßiger Vollfüllung in Deutschland dieDIN 1986-100, Ausgabe Dezember 2016.

Bei Dachentwässerungen mit Druckströmunghandelt es sich wie bei Freispiegelentwässerun-gen um Entwässerungsanlagen nach demSchwerkraftprinzip. Der gravierende Unter-schied gegenüber den Freispiegelentwässe-rungsanlagen besteht darin, dass beiDachentwässerungen mit Druckströmung wesentlich mehr Druckhöhe (∆h) zur Überwin-dung der Strömungsverluste durch Rohrrei-bung und Einzelwiderstände zur Verfügungsteht. Bei Freispiegelentwässerungen resultiertdie Druckhöhe (∆h) lediglich aus dem Rohrsoh-lengefälle. Die wesentlich größere Druckhöhe(∆h) bei Dachentwässerungen mit Druckströ-mung ergibt sich aus der Höhendifferenz zwi-schen der Wasserlinie über dem Dachablaufund dem Übergang auf die weiterführendeFreispiegelentwässerungsanlage.

Druckhöhe bei Freispiegel- und Druckströmungsanlagen

Vorteile der Dachentwässerung mit Druckströmung

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3. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

BerechnungsgrundlagenZiel der Rohrnetzberechnung ist es, beim Be-rechnungsregen möglichst die Vollfüllung derAnlage und eine gute Wassermengenvertei-lung in den einzelnen Teilstrecken durch hy-draulischen Abgleich zu erreichen. Hierzu wirdfür die einzelnen Fließwege (Stromfäden) dieBernoulli-Gleichung (stationäre Strömung beiinkompressiblem Fluid) angewendet.

Folgende Gleichungen gelten für jeden einzel-nen Fließweg (Stromfaden):

∆pverf =∆hverf • ρ • g

∆pverf > Σ (R • l + Z)

hierin bedeuten:∆hverf = Höhendifferenz zwischen

Dachablauf und Übergang auf Teilfüllung

ρ = Dichte des Wasser 1000 kg/m3

bei +10 C g = Erdbeschleunigung 9,81 m/s2

∆pverf = verfügbarer Druck für den Fließweg (Stromfaden)

R = Druckverlust durch Rohrreibung pro Meter Rohr

l = Länge der TeilstreckeZ = Druckverlust durch Einzelwider-

stände in der Teilstrecke

Zusätzlich zur Rohrdimensionierung muss einerechnerische Kontrolle des Innendrucks durch-geführt werden. Hierdurch wird sichergestellt,das die Anlage ohne Kavitation (Gasblasen -bildung durch zu hohen Unterdruck = Strömungsabriss) betrieben werden kann unddie maximalen Betriebsdrücke des Rohrwerk-

stoffes nach den jeweiligen Herstellerangabennicht überschritten werden. Der Innendruck an jedem beliebigen Punkt derAnlage kann nach folgender Formel bestimmtwerden:px =∆hx • ρ • g – vx2 • ρ • 0,5 - Σ (R • l + Z)...x

hierin bedeuten:px = Innendruck an der Stelle x∆hx = Höhenunterschied zwischen

Dachablauf und der Stelle xρ = Dichte des Wasser 1000 kg/m3

bei +10 C g = Erdbeschleunigung 9,81 m/s2

vx = Wassergeschwindigkeit an der Stelle x

R = Druckverlust durch Rohrreibung pro Meter Rohr

l = Länge der TeilstreckeZ = Druckverlust durch Einzelwider-

stände in der Teilstrecke

Stromfaden = Fließweg

Ermittlung des Innendrucks (kritischer Druck bei Umlenkung inFallleitung)

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733. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

Eingeschränkte FallleitungshöheBei sehr hohen Gebäuden steht eine entspre-chend große Druckhöhe zur Verfügung, wobeisich sehr kleine Rohrdurchmesser und somitextrem hohe Geschwindigkeiten und Druckver-luste ergeben können. Bedingt durch diehohen Druckverluste lässt sich bei der Rohr-netzberechnung mitunter eine Überschreitungder zulässigen Unterdrücke (Kavitation) in derFallleitung nicht vermeiden. Zusätzlich erhöhtsich der Schallpegel mit steigender Geschwin-digkeit.

In solchen Fällen besteht die Möglichkeit, denÜbergang auf Teilfüllung bereits im Verlauf derFallleitung vorzunehmen und somit den zurVerfügung stehenden Druck an die jeweiligenVerhältnisse anzupassen. Durch diese Vorge-hensweise können dann die Vorteile der Dach-entwässerung mit Druckströmung im oberenBereich des Gebäudes ausgenutzt werden.

Dachflächen mit stark unterschiedlichemHöhenniveauGemäß DIN 1986-100 sollen Dachflächen mitstark unterschiedlichem Höhenniveau (>1 m)nicht über eine Fallleitung entwässert werden.

Aus Sicherheitsgründen sind Dachflächen mitstark unterschiedlichem Höhenniveau in jedemFall über separate Fallleitungen zu entwässern.

Verbindungs- und BefestigungstechnikNach DIN 1986-100, Abschnitt 6.4 muss diegewählte Verbindungstechnik entsprechendden Erfordernissen des Systems dauerhaftwasser- und luftdicht sein. Die Befestigungenmüssen die auftretenden statischen und dyna-mischen Beanspruchungen sicher aufnehmenund in das Bauwerk ableiten können.

Durch die rechnerische Kontrolle des Innen-drucks nach jeder Teilstrecke sind die Unter-und Überdruckbereiche der Anlage bekannt.Die vorgesehenen Systemkomponenten sindstreng nach den Montage- und Befestigungs-richtlinien der Hersteller in den jeweiligen Un-terdruck- respektive Überdruckbereicheneinzusetzen.

NotentwässerungssystemeGemäß DIN 1986-100 sind bei Dachkonstruk-tionen mit innenliegenden Rinnenentwässe-rungen und Flachdächern in Leichtbauweise(z.B. Trapezblechdächer) Notüberlaufe immervorzusehen.Bei allen anderen Dachkonstruktionen ist unterBerücksichtigung der zu erwartenden Regen -ereignisse am Gebäudestandort, des Dachauf-baus, der Dachgeometrie, der Dachabdich-tung, der Statik des Daches und der Ablauf-charakteristik des Entwässerungssystems imEinzelfall zu überprüfen, ob Notüberläufe er-forderlich sind. Sind bei innenliegender DachentwässerungNotüberläufe erforderlich, muss von jedemDachablauf aus ein freier Abfluss auf derDachabdichtung zu einem Notüberlauf mitausreichendem Abflussvermögen vorhandensein. Lässt die Dachgeometrie einen freienNotüberlauf über die Fassade nicht zu, musszur Sicherstellung der Notüberlauffunktion einzusätzliches Leitungssystem mit freiem Auslaufauf das Grundstück diese Aufgabe überneh-men.

Wenn Notentwässerungssysteme erforderlichsind, muss bei Notüberläufen (z.B. Öffnungenin der Attika) sichergestellt sein, dass bei

Eingeschränkte Fallleitungshöhe

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3. Regenentwässerungsanlagen

3.1 Regenwasserfallleitungen in Hochhäusern

einem Zulauf des Notüberlaufwassers über dieDachabdichtung die zulässige statische Last,bedingt durch das jeweilige Dachgefälle, nichtüberschritten wird. Des weiteren ist bei höhe-ren Gebäuden zu prüfen, ob ein schadfreierAuslauf über die Fassade möglich ist.

Ist der Einbau von Notüberläufen (z.B. Öffnun-gen in der Attika) nicht möglich, müssen zurSicherstellung der Notentwässerung zusätzlichNotablaufsysteme, bestehend aus Notabläufenmit Leitungssystemen, eingesetzt werden. Not-ablaufsysteme können im Freispiegel- oder imDruckströmungssystem betrieben werden.

Notüberlauf bzw. Notablauf

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753. Regenentwässerungsanlagen

3.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen

AllgemeinesDachbegrünungen haben in den letzten Jahr-zehnten aufgrund der ökologischen, funktio-nalen und gestalterischen Vorzüge erheblichan Bedeutung gewonnen.

Die exakte Planung und Ausführung der Re-genentwässerungsanlagen von begrüntenDachflächen stellen höchste Anforderungen andie beteiligten Fachleute. Eine genaue Koordi-nation zwischen Architekt, Statiker, Dachbe-grünungsfachmann sowie Sanitärplaner undFachinstallateur ist die wichtigste Vorrauset-zung für einwandfrei funktionierende und si-cherere Regenentwässerungsanlagen beiDachbegrünungen.

Regelwerke und GeltungsbereicheBei der Planung, Ausführung und Pflege vonDachbegrünungen müssen die Anforderungender aktuellen „Dachbegrünungsrichtlinien“,Ausgabe 2018 umgesetzt werden. Die Dach-begrünungsrichtlinien gelten für Intensivbe-grünungen, einfache Intensivbegrünungenund Extensivbegrünungen auf Dächern undDecken, zum Beispiel Hallendächern, Dachter-rassen, Tiefgaragen und anderen Bauwerksde-cken mit einer Überdeckungshöhe bis 2 Meter.

Die zugehörigen Regenentwässerungsanlagenmüssen gemäß DIN EN 12056-3 „Schwerkraft-entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäu-den – Dachentwässerung, Planung und

Bemessung“, Ausgabe Januar 2001 und DIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Ge-bäude und Grundstücke“, Ausgabe Dezember2016 geplant und ausgeführt werden.

Begrünungsarten und Vegetationsformen Bei Dachbegrünungen unterscheidet mangrundsätzlich nach Intensivbegrünungen, einfachen Intensivbegrünungen und Extensiv-begrünungen.

Intensivbegrünungen sind nur durch eineintensive Pflege mit regelmäßiger Wasser- undNährstoffversorgung dauerhaft zu erhalten.Die verwendeten Pflanzen stellen sehr hoheAnsprüche an den Schichtaufbau der Dachbe-grünung.Intensivbegrünungen können zum Beispiel ausStauden, Gräsern, Gehölzen, im Einzelfall auchaus Bäumen sowie Rasenflächen bestehen.

Einfache Intensivbegrünungen sind in derRegel mit Gräsern, Stauden und Gehölzen aus-gebildet. Die verwendeten Pflanzen stellen ge-ringere Ansprüche an den Schichtaufbau. DerHerstellungsaufwand und die Pflegemaßnah-men sind grundsätzlich geringer als bei der Intensivbegrünung.

Extensivbegrünungen sind naturnah ange-legte Vegetationsformen, die sich weitgehendselbst erhalten und weiterentwickeln. Deshalb

Foto: Lutz + Riepert GmbH; Gartengestaltung; Sondelfinger Straße 93; 72760 Reutlingen

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3. Regenentwässerungsanlagen

3.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen

werden Pflanzen mit besonderer Anpassungan die mitunter extremen Standortbedingun-gen und hoher Regenerationsfähigkeit verwen-det. Extensivbegrünungen sind mit relativniedrigem Aufwand herstellbar. Im Normalfallist der Pflegeaufwand sehr gering.

Planung von Regenentwässerungs-anlagen bei DachbegrünungenRegenentwässerungsanlagen müssen entspre-chend DIN EN 12056-3, Ausgabe Januar 2001und DIN 1986-100, Dezember 2016 geplantund ausgeführt werden.

Die Entwässerung von Dachbegrünungenmuss durch den Schichtaufbau und über dieOberfläche sichergestellt sein. Gemäß derDachbegrünungsrichtlinien unterscheidet manbei Dachbegrünungen grundsätzlich folgendeFormen der Entwässerung:

� Ablaufstellen innerhalb der Vegetationsfläche;

� Ablaufstellen außerhalb der Vegetationsfläche;

� getrennte Entwässerung von begrünten und vegetationsfreien Flächen;

� Entwässerung bei Kehldächern;

� Entwässerung über die Dach-Traufe.

Jedem Entwässerungstiefpunkt auf dem Dachmuss neben dem Ablauf eine Notentwässe-rung zugeordnet werden.

Ein statischer Nachweis für Dächer mit Dach-begrünungen muss unter Berücksichtigung derSollwassertiefe für die Notentwässerung erfol-gen (siehe DIN 1986-100, Abschnitt 5.8.3).

Die Regenentwässerung kann über Freispiegel-systeme oder planmäßig vollgefüllt betriebeneRegenwasserleitungen mit Druckströmung er-folgen.

Bei planmäßig vollgefüllt betriebenen Regen-wasserleitungen mit Druckströmung ist folgen-des zu beachten:

� bei sehr kleinen Dachflächen mit Begrünungist zu prüfen, ob der Regenwasserabfluss (Q)in Liter/Sekunde ausreichend ist, die not-wendige Selbstreinigungsfähigkeit sicherzu-stellen;

� in einem Druckentwässerungssystem ist die Kombination von Dachflächen mit unter-schiedlicher Abflussverzögerung (Abflussbei-werte) – zum Beispiel Intensivbegrünungen/ Extensivbegrünungen oder bekieste/unbe-kieste Dächer – zu vermeiden (siehe DIN 1986-100, Abschnitt 6.4);

� Dachbegrünungen mit flächigem Wasser-anstau in der Drainschicht sind Sonderfor-men und separat mit Freispiegelsystemen zuentwässern (siehe DIN 1986-100, Abschnitt 5.8.3);

� die regelmäßige Wartung der Regenent-wässerungsanlage gemäß DIN 1986-3muss sichergestellt werden.

EntwässerungseinrichtungenNach den Dachbegrünungsrichtlinien sind folgende Entwässerungseinrichtungen beiDachbegrünungen relevant:

� Dachabläufe;

� innenliegende Entwässerungsrinnen;

� Rinnen vor Türen;

� Dachrinnen;

� Wasserspeier;

� Notüberläufe.

Bei Dachbegrünungen müssen die Entwässe-rungseinrichtungen das Oberflächenwasservon der Vegetationsschicht sowie das Über-schusswasser aus der Drainschicht sicher ableiten können.

Alle Entwässerungseinrichtungen müssen jederzeit frei zugänglich sein. Dach- und Not-abläufe sowie Notüberläufe sind von Über-schüttungen, zum Beispiel mit Kies, freizuhal-ten. Entwässerungsrinnen dürfen nicht durchÜberwachsungen in ihrer Funktion beeinträch-tigt werden.

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773. Regenentwässerungsanlagen

3.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen

Dachabläufe innerhalb von Vegetationsflächensind zum Schutz vor Verunreinigungen bzw.dem Zuwachsen durch die Begrünung grund-sätzlich durch einen Kontrollschacht zu schüt-zen oder mit einem mindestens 50 cm breitenKiesstreifen und einem Laubfangkorb zu sichern.

Dachabläufe außerhalb von Vegetationsflächen

Dachabläufe außerhalb von Vegetationsschich-ten werden in der Regel in Kiesstreifen ange-ordnet. Die Dachabläufe sind zum Schutz vorVerunreinigungen mit einem Laubfangkorb zusichern.

Bei begehbaren Flächen sind die Dachabläufemit entsprechenden Aufsatzteilen zu versehen.Die Abdeckungen müssen bündig mit dem Flächenbelag abschließen.

Entwässerung bei geneigten begrünten Dächern Bei der Entwässerung von geneigten begrün-ten Dächern ist grundsätzlich zwischen Kehl-dachentwässerung und Traufentwässerung zuunterscheiden. Diese Unterscheidung ist vonbesonderer Bedeutung bei der Dimensionie-rung der Drainage.

Bild: SAINT-GOBAIN HES

2-teiliger Gussablauf mit Kontrollschacht bei IntensivbegrünungBild: Düker/ACO-Haustechnik

Dachabläufe in Vegetationsflächen

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3. Regenentwässerungsanlagen

3.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen

Die Entwässerung von geneigten begrüntenDächern erfolgt in der Regel über Kiesstreifenohne und mit eingebetteten Drainrohren, überAußen- oder Innendachrinnen beziehungs-weise Wasserspeier.

NotentwässerungFür die Notentwässerung können Notüber-läufe (zum Beispiel rechteckige Öffnungen inder Attika) oder Notabläufe mit Rohrsystemeneingesetzt werden.

Rohrsysteme zur Notentwässerung sind alsFreispiegelsysteme oder als planmäßig vollge-füllt betriebene Systeme mit Druckströmungzu bemessen.

Die Notentwässerung darf nicht an die Ent-wässerungsanlage angeschlossen werden,sondern muss mit freiem Auslauf auf schadlosüberflutbare Grundstücksflächen abgeleitetwerden.

Die Unterkante der Notentwässerung mussoberhalb der erforderlichen Druckhöhe für dengewählten Dachablauf liegen.Der Zufluss zu den Notüberläufen / Notabläu-fen darf durch den Schichtaufbau der Dach-begrünung, Randeinfassungen oder sonstigeHindernisse nicht beeinträchtigt werden. DerNahbereich der Notüberläufe / Notabläufe istso zu gestalten, dass das Wasser ungehindert

abfließen kann und jederzeit eine Sichtkon-trolle möglich ist. Dieser Bereich ist von Be-wuchs frei zu halten.

BemessungsgrundsätzeRegenentwässerungsanlagen werden gemäßDIN 1986-100 aus wirtschaftlichen Gründenund zur Sicherstellung der Selbstreinigungsfä-higkeit für ein mittleres Regenereignis bemes-sen. Die Berechnungsregenspende muss aufBasis statistischer Erhebungen ermittelt wer-den. Für Dachflächen ist dies der Fünfjahres-Fünfminutenregen (r5,5) am Gebäudestandort.

Zur Ermittlung der erforderlichen Regenspen-den sind die Werte nach KOSTRA-DWD 2010zu verwenden. In Tabelle A.1 der DIN 1986-100 befindet sich eine Übersicht der Regen-spenden für einige ausgewählte StädteDeutschlands. Die angegebenen Regenspen-den sollen als Grundlage für die Bemessungvon Regenentwässerungsanlagen, Notentwäs-serungen sowie zur Erstellung von Überlas-tungs- und Überflutungsnachweisen dienen.

Detail Dachtraufprofil; Bild: Zinco

Vorgefertigter Notüberlauf Bild: Firma FDT

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793. Regenentwässerungsanlagen

3.2 Regenentwässerungsanlagen bei Dachbegrünungen

Für die Bemessung von Regenentwässerungs-anlagen gemäß DIN EN 12056-3 und DIN 1986-100 (Freispiegelentwässerung bzw.Dachentwässerung mit Druckströmung) soll-ten die Spitzenabflussbeiwerte Cs für begrünteDachflächen gemäß den Dachbegrünungs-richtlinien Abschnitt 9.3.4 verwendet werden.

Die Regenentwässerungsanlage und das Notentwässerungssystem müssen gemeinsammindestens den am Gebäudestandort über 5 Minuten zu erwartenden Jahrhundertregen(r5,100) entwässern können. Ist ein außerge-wöhnliches Maß an Schutz für ein Gebäudeerforderlich, sollte die Notentwässerungsan-lage allein den Jahrhundertregen (r5,100) sicherableiten können.

In der DIN 1986-100 sind die erforderlichenBerechnungsformeln und Diagramme für dieBemessung von Notentwässerungen enthalten.

FazitBei der Planung und Ausführung von Regen-entwässerungsanlagen bei Dachbegrünungenist grundsätzlich ein reger Informationsaus-tausch zwischen allen beteiligten Fachleutenerforderlich.

So benötigt der Sanitärplaner genaue Anga-ben zur Positionierung und Ausführungsartder Entwässerungseinrichtungen sowie exakteVorgaben zur Bestimmung des Abflussbei-wertes.

Die Bemessung der Notentwässerung mussbezüglich der maximalen statischen Belastun-gen (statischer Nachweis gemäß DIN 1986-100, Abschnitt 5.8.3) in Zusammenarbeit mitdem Statiker erfolgen.

Nur durch die vorherige Abstimmung aller Details sind die Voraussetzungen für einwand-frei funktionierende und sichere Regenent-wässerungsanlagen bei Dachbegrünungen zuerfüllen.

Tabelle: Spitzenabflussbeiwerte Cs gemäß den Dachbegrünungsrichtlinien

Anmerkung: Eine Dachneigung von 5° entspricht einem Dachgefälle von 8,8% bzw. 8,8 cm/m

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Die Umsetzung der Brandschutzanforderun-gen in der Gebäudetechnik gestaltet sich inden letzten Jahren zunehmend schwieriger.Vor allem die Anforderungen an Rohrabschot-tungen für haustechnische Anlagen sorgen beivielen SHK-Fachleuten immer wieder für großeVerunsicherung. Nichtbrennbare gusseiserneAbflussrohrsysteme mit den zugehörigen Rohr-abschottungen erfüllen unkompliziert undzuverlässig alle Anforderungen an den bau-lichen Brandschutz und bieten ein Höchstmaßan Sicherheit.

Nach der Musterleitungsanlagenrichtlinie(MLAR) sind Abschottungen von Abwasser-installationen entweder nach den entspre-chenden Verwendbarkeitsnachweisen(Abschnitt 4.1) oder nach den Erleichterungen(Abschnitte 4.2 und 4.3) auszuführen.

Die Verwendbarkeitsnachweise unterschei-den sich wie folgt:

� Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis(abP), ausgestellt von einer anerkanntenPrüfstelle,

� Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung(abZ), ausgestellt vom Deutschen Institutfür Bautechnik (DIBt),

� Zustimmung im Einzelfall (ZiE) durch Nach-weis der Brauchbarkeit, zum Beispieldurch ein Gutachten eines zugelassenenPrüfinstituts,

� Europäischer Verwendbarkeitsnachweis(ETA), ausgestellt vom Deutschen Institut fürBautechnik (DIBt) oder einer anderen zuge-lassenen Institution aus den EU-Ländern.

Bei den Erleichterungen handelt es sich umAbschottungen für die kein Verwendbarkeits-nachweis erforderlich ist. Die Ausführung vonAbschottungen nach den Erleichterungenmuss unbedingt nach den Vorgaben der MLARerfolgen.

Komplette Abwasserinstallationenaus nichtbrennbaren gusseisernenAbflussrohrsystemenViele Sanitärfachleute nutzen bereits seit Jahr-zehnten die zahlreichen Vorteile einer kom-pletten Abwasserinstallation (Fallleitungeneinschließlich Einzel- und Sammelanschluss-leitungen) aus nichtbrennbaren gusseisernenAbflussrohren.

Bei dieser Variante ist nach wie vor der Einsatzder gängigen geprüften Brandschutzlösungenmit allgemeinem bauaufsichtlichem Prüfzeug-nis (abP) möglich.

4. Brand- und Schallschutz

4.1 Brandschutz durch Guss

Bild 1a-b: „Geprüfte Brandschutzlösungen der Firma Rockwool für nichtbrennbare gusseiserne Abflussrohre mitABP P-3725/4130-MPA BS der Firma Rockwool“

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4. Brand- und Schallschutz

4.1 Brandschutz durch Guss

Bei nichtbrennbaren gusseisernen Abflussrohr-systemen müssen keine Brandlasten berück-sichtigt werden und eine freie Verlegung inFluchtwegen ist möglich. Außerdem ergibtsich keine Rauchentwicklung (Zusatzanforde-

rung-Nebenklasse s1 gemäß DIN EN 13501-1)und es findet kein brennendes Abtropfen(Zusatzanforderung-Nebenklasse d0 gemäßDIN EN 13501-1) statt.

Bild 2: Komplette Abwasserinstallation aus gusseisernen Abflussrohren (SAINT-GOBAIN HES)

Ausschließlich bei durchgängig nichtbrenn-baren Abflussrohrsystemen besteht dieMöglichkeit die Erleichterungen der Muster-

leitungsanlagenrichtlinie (MLAR) bis zu einemRohraußendurchmesser von 160 mm anzu-wenden.

Bild 3: Beispiel Brandschutzlösung gemäß „Erleichterungen nach MLAR“

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834. Brand- und Schallschutz

4.1 Brandschutz durch Guss

Nichtbrennbare gusseiserne Abflussrohrsyste-me bieten Brandsicherheit nach oben undunten. Das derzeitige Prüfverfahren nachDIN 4102, Teil 11 sieht für Abschottungssys-teme zum Schutz der Deckendurchdringunglediglich eine Brandeinwirkung von unten vor.Gefahren durch eine Brandeinwirkungvon oben werden durch das Prüfverfah-ren nach DIN 4102, Teil 11 nicht berück-sichtigt. Bereits im Jahr 2004 wurde imAuftrag des IZEG InformationszentrumsEntwässerungstechnik Guss e.V. bei der

Tabelle „Unterschiede zwischen geprüften Rohrabschottungen mit ABP / ABZ und Rohrdurchführungen nach den Erleichterungender MLAR“

Deutschen Montan Technologie GmbH inDortmund ein orientierender Brandversuchdurchgeführt, bei dem festgestellt werdensollte, wie sich gusseiserne Abflussrohrsystememit R 90 geprüften Rockwool-Brandschutzlö-sungen bezüglich einer Brandübertragung so-wohl nach oben als auch nach untenverhalten.Das Versuchsergebnis nach 90 Minuten:Gusseiserne Abflussrohrsysteme mit R 90geprüften Rockwool-Brandschutzlösun-gen bieten Brandsicherheit nach obenund unten.

Bild 4: „Orientierender Brandversuch bei der DMT in Dortmund“

Info:

In der geltenden DIN EN 1366-3 „Feuerwider-standprüfungen für Installationen – Teil 3:Abschottungen“, Ausgabe Juli 2009 heißt eshierzu:„Das Risiko einer Brandausbreitung nachunten, verursacht durch brennendes, durchein Rohr nach unten ins darunterliegendeGeschoss abtropfendes Material, kann mitdiesem Test nicht beurteilt werden.“

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Mischinstallationen vonAbflussrohrenBei Mischinstallationen von Abflussrohren –zum Beispiel für die geschossübergreifendenFallleitungen mit nichtbrennbaren gusseisernenAbflussrohrsystemen und für die Anschluss-leitungen in den Geschossen mit brennbarenKunststoffabflussrohrsystemen – wurden in derVergangenheit überwiegend geprüfte Rohrab-schottungen mit Verwendbarkeitsnachweisenals allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis(abP) verwendet.

Bisher ging man davon aus, dass bei einerMischinstallation eine Brandübertragung nurmöglich ist, wenn an die nichtbrennbare Fall-leitung unmittelbar unterhalb und oberhalb derDecke Anschlüsse aus brennbaren Abflussroh-ren vorgenommen wurden. Mittlerweile siehtman auch ein erhöhtes Risiko bei nichtbrenn-baren Fallleitungen, bei denen nur jeweils auf

der Decke Anschlüsse aus brennbaren Abfluss-rohren vorgenommen werden.

Mit dem Newsletter 02 / 2012 gab das Deut-sche Institut für Bautechnik, Berlin (DIBt) zuMetallrohren mit Anschluss von Kunststoff-rohren folgendes bekannt: “Für Metallrohre,die durch feuerwiderstandsfähige Bauteile ge-führt werden und an die ein- oder beidseitigdes feuerwiderstandsfähigen Bauteils Kunst-stoffrohre angeschlossen werden, dürfen abdem 01.01.2013 keine allgemeinen bauauf-sichtlichen Prüfzeugnisse (mehr) erteilt wer-den. Der Verwendbarkeitsnachweis fürklassifizierte Abschottungen solcher Mischin-stallationen ist dann eine allgemeine bauauf-sichtliche Zulassung. Die Prüfungen fürAbschottungen an Systemen aus Metall- undKunststoffrohren sind gemäß der Anlage 1durchzuführen“.

4. Brand- und Schallschutz

4.1 Brandschutz durch Guss

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854. Brand- und Schallschutz

4.1 Brandschutz durch Guss

Bild 5: Auszug aus DIBt-Newsletter 02 / 2012, Anlage 1 – Prüfvorschriften

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Bei allen denkbaren Szenarien wird deut-lich, dass die Gefahr bei Mischinstallatio-nen grundsätzlich von den brennbarenAnschlussleitungen ausgeht und keines-wegs von den nichtbrennbaren Fallleitun-gen.Die neuen Prüfvorschriften für Mischinstalla-tionen zwangen Hersteller, Planer und Ausfüh-rende zum Umdenken. Alle namhaftenHersteller von Brandschutzprodukten arbeite-ten fieberhaft an praxisgerechten Lösungenmit entsprechender allgemeiner bauaufsicht-licher Zulassung (abZ).

Sicher gibt es eine Vielzahl von brandschutz-technischen Lösungsmöglichkeiten, mit denendie neuen Prüfvorschriften für Mischinstallatio-nen von Abflussrohren erfüllt werden können.Von entscheidender Bedeutung ist hierbeiallerdings der notwendige Material- und Mon-tageaufwand.

Einige der neuen Brandschutzprodukte fürMischinstallationen mit allgemeiner bauauf-

sichtlicher Zulassung (abZ) funktionieren alsBrandschutzverbindungen, die in die Abwas-serleitungen als senkrechte Deckendurchfüh-rung eingebaut werden. Im Brandfall quillt das

4. Brand- und Schallschutz

4.1 Brandschutz durch Guss

Bild 6: „Risiken bei Mischinstallationen“

Bild 7: Brandschutzverbinder BSV 90 mit abZ-Nr. Z-19.17-1893(Düker)

im Inneren der Brandschutzverbindungenbefindliche Intumeszenzmaterial auf und ver-schließt den Rohrquerschitt, unterbindet alsodie übermäßige Wärmeweiterleitung und ver-hindert den Kamineffekt.

Brandschutzverbindungen mit eingelegtemIntumeszenzmaterial sind auch im waagerech-ten Übergangsbereich von Guss- auf Kunst-stoffrohre möglich. Im Brandfall wird diebrennbare Anschlussleitung durch das aufge-quollene Intumeszenzmaterial verschlossen.Bei einigen Lösungen muss allerdings eine wei-terführende Dämmung bei der gusseisernenFallleitung angebracht werden, um eine unzu-lässige Temperaturweiterleitung zu vermeiden.

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874. Brand- und Schallschutz

4.1 Brandschutz durch Guss

Bild 8: Einbau der Steck-Verbindung-Brandschutz SVBmit abZ-Nr. Z-19.17-2130 in die gusseiserne Fallleitung(SAINT-GOBAIN HES)

Bild 10: Abschottung „Curaflam System Konfix Pro“mit abZ-Nr. Z-19.17-2074 (Doyma / Düker)

Bild 11: Abschottung „Conlit SML-Set“ mit abZ-Nr. Z-19.17-2084(Rockwool)

Bild 9: Einbau der Steck-Verbindung-Brandschutz SVBmit abZ-Nr. Z-19.17-2130 in die waagerechte Anschlussleitung(SAINT-GOBAIN HES)

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FazitDie Mischinstallation von gusseisernen Ab-flussrohren mit Anschluss von Kunststoffroh-ren ist vor Jahrzehnten unter anderenRandbedingungen entstanden. Zwischenzeit-lich haben sich beispielsweise die brand- undschallschutztechnischen Vorschriften grundle-gend verändert. Außerdem ist die vor Jahr-zehnten übliche Schlitzinstallation mittlerweiledurch die Vorwand- und Schachtinstallationersetzt worden, was die Verlegung von guss-eisernen Abflussrohren ungemein erleichtert.

Eine Alternative zur Mischinstallation ist diekomplette Ausführung der Abwasserinstalla-tion aus nichtbrennbaren gusseisernen Ab-flussrohren. Bei dieser Installationsweisekönnen nach wie vor die gängigen geprüftenBrandschutzlösungen mit allgemeinen bauauf-sichtlichen Prüfzeugnissen (abP) eingesetztoder die Erleichterungen nach den Vorgabender Musterleitungsanlagenrichtlinie (MLAR)angewendet werden.

4. Brand- und Schallschutz

4.1 Brandschutz durch Guss

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Die statischen Anforderungen an Wände undDecken bei der geforderten Feuerwiderstands-dauer dürfen durch Öffnungen – wie zumBeispiel für Rohrdurchführungen und Einbau-ten – nicht unzulässig beeinträchtigt werden.Dies bedeutet, dass die brandschutztechni-schen Abstandsregelungen unbedingt umge-setzt werden müssen.

Mit dem Newsletter 02 / 2012 hat dasDeutsche Institut für Bautechnik, Berlin (DIBt)darüber informiert, dass der Abstand einerAbschottung zu anderen Abschottungen (glei-cher oder anderer Bauart) in den allgemeinenbauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) geson-dert behandelt wird. Der Abstand zu anderennicht näher definierten Öffnungen und Ein-bauten bleibt davon unberührt. FolgenderAbschnitt wird demnächst im Rahmen der Zu-lassungsbearbeitung ohne weiteren Nachweisbei der Erstellung von Zulassungsbescheidenverwendet:

„Der Abstand der zu verschließenden Bauteil-öffnung zu anderen Öffnungen oder Einbau-ten muss mindestens 20 cm betragen.Abweichend davon darf der Abstand auf10 cm reduziert werden, sofern die zu ver-schließende Bauteilöffnung sowie die benach-barten Öffnungen und Einbauten nicht größerals 20 cm x 20 cm sind. Der Abstand zwischenBauteilöffnungen für Kabel- und Rohrabschot-tungen gleicher oder unterschiedlicher Bauartdarf ebenfalls bis auf 10 cm reduziert werden,sofern diese Öffnungen jeweils nicht größerals 40 cm x 40 cm sind.“

Andere Öffnungen oder Einbauten sind hierbeialle anderen Abschottungen wie zum BeispielFeuerschutzabschlüsse (Türen. Tore, Klappen)„T“; Brandschutzklappen in Lüftungsleitungen„K“; Rohre und Formstücke für Lüftungsleitun-gen „L“; Installationsschächte und Kanäle „I“sowie der Funktionserhalt elektrischer Leitun-gen „E“ (DIBt-Abstandsregelungen sieheTabelle 1).

4. Brand- und Schallschutz

4.2 Neue DIBt-Abstandsregelungen

Foto Firma Rockwool

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4. Brand- und Schallschutz

4.2 Neue DIBt-Abstandsregelungen

Die Abstandsmaße von Kabelabschottungen„S“ und Rohrabschottungen „R“ gemäß den

neuen DIBt-Abstandsregelungen ergeben sichaus Tabelle 2.

Bild 1 „Beispiel neue DIBt-Abstandsregelungen“

Die Abstandsregelungen des DIBt gelten nichtfür Abschottungen mit allgemeinen bauauf-sichtlichen Prüfzeugnissen (abP) gegenüberfremden Abschottungen mit allgemeinen bau-aufsichtlichen Prüfzeugnissen (abP). Hier geltenweiterhin die Abstandsregelungen der Muster-Leitungsanlagenrichtlinie (MLAR) vom17.11.2005. Im Abschnitt 4.1.3 heißt es:“Der Mindestabstand zwischen Abschottun-gen, Installationsschächten oder -kanälensowie der erforderliche Abstand zu anderenDurchführungen (z.B. Lüftungsleitungen) oderanderen Öffnungsverschlüssen (z.B. Feuer-schutztüren) ergibt sich aus den Bestimmungender jeweiligen Verwendbarkeits- oder Anwend-barkeitsnachweise; fehlen entsprechendeFestlegungen, ist ein Abstand von mindestens50 mm erforderlich.“

Besondere Hinweise:In einigen allgemeinen bauaufsichtlichenZulassungen (abZ) und Prüfzeugnissen (abP)werden gegenüber „fremden Abschottungen“bereits größere Abstandsmaße als 50 mm,zum Beispiel 200 mm bzw. 100 mm gefordert.Bei der Umsetzung dieser spezifischen Anfor-derungen ist grundsätzlich das größte Ab-standsmaß ausschlaggebend.

Die in den derzeit bestehenden Verwendbar-keitsnachweisen (abP / abZ) für geprüfte Rohr-abschottungen angegebenen Abstände geltenauch weiterhin, allerdings nur zwischen ge-genseitig geprüften Abschottungen. KleinereAbstände bis zum Null-Abstand sind nur nochzwischen gegenseitig geprüften Rohrabschot-tungen möglich.

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914. Brand- und Schallschutz

4.2 Neue DIBt-Abstandsregelungen

Abb. oben: Brandschutzprodukte ohne geprüfte Nullabstände zu anderenÖffnungen oder Einbauten.

Bild 2 „Praxisbeispiele für Standard-Schachtbelegungen mit Abwasserleitung,Trinkwasser- und Heizungsleitungen“

Abb. unten: Brandschutzprodukte auf Nullabstand im System geprüft(Platzersparnis 150 mm)

FazitBei der Planung und Ausführung von Leitungs-anlagen müssen die brandschutztechnischenAbstandsregelungen unbedingt umgesetztwerden. Damit möglichst geringe Schachtab-

messungen realisierbar bleiben, sind geprüfteRohrabschottungen – die kleinste Abständeuntereinander ermöglichen – empfehlens-wert.

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Info 2: WORIN UNTERSCHEIDEN SICH ABZUND ABP?

Eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung(abZ) ist gemäß §18 der Musterbauordnung(MBO) der erforderliche Verwendbarkeitsnach-weis für nicht geregelte Bauprodukte / Bauar-ten, für die es keine allgemein anerkanntenRegeln und / oder Prüfverfahren gibt (zumBeispiel Brandschutzmanschetten bei Kunst-stoffrohren). Die abZ wird vom DIBt nachvorheriger Prüfung durch ein akkreditiertesPrüfinstitut ausgestellt. In der Regel beträgtdie Zulassungsdauer 5 Jahre.

Ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis(abP) ist gemäß §19 der Musterbauordnung(MBO) der erforderliche Verwendbarkeitsnach-weis für nicht geregelte Bauprodukte / Bauar-ten, für die es allgemein anerkanntePrüfverfahren gibt (zum Beispiel Systemab-schottungen der Firma Rockwool mit Conlit150 U). Das abP wird durch ein akkreditiertesPrüfinstitut in der Regel für 5 Jahre ausgestellt.

4. Brand- und Schallschutz

4.2 Neue DIBt-Abstandsregelungen

Info 1: WARUM BAUPRODUKTE MIT ABZODER ABP?

Gemäß § 17 der Musterbauordnung (MBO)vom November 2002 müssen Bauprodukte /Bauarten, für die technische Regeln in der Bau-regelliste A bekanntgemacht worden sind unddie von diesen wesentlich abweichen oder fürdie es keine Technischen Baubestimmungenoder allgemein anerkannte Regeln der Technikgibt (nicht geregelte Bauprodukte),

1. eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung(abZ) nach §18,

2. ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeug-nis (abP) nach §19 oder

3. eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) nach§20 haben.

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934. Brand- und Schallschutz

4.3 Neue europäische Brandklassifizierungvon Abflussrohrsystemen

Eine geringe Rauchdichte sowie die Vermei-dung von brennend abtropfenden Materialenkönnen im Brandfall überlebensentscheidendsein. Mit der Euronorm DIN EN 13501-1„Klassifizierung von Bauprodukten und Bauar-ten zu ihrem Brandverhalten, Teil 1: Klassifizie-rung mit den Ergebnissen aus den Prüfungenzum Brandverhalten von Bauprodukten“, Aus-gabe Januar 2010 wird diesen Tatsachen Rech-nung getragen. Neben der Brandklassewerden zusätzlich die Rauchentwicklung(„s“ für „smoke“) und das brennende Abtropfen(„d“ für „droplets“) berücksichtigt, wodurcheine wesentlich realistischere Beurteilung desBrandverhaltens von Baustoffen und Baupro-dukten möglich ist.

Da die DIN 4102-1 „Brandverhalten vonBaustoffen und Bauteilen, Teil 1: Baustoffe;Begriffe, Anforderungen und Prüfungen“, Aus-gabe Mai 1998 vorerst nicht zurückgezogenwird, haben wir in Deutschland eine Paralleli-tät deutscher und europäischer Normung. Fürnational durch DIN-Normen oder Verwendbar-keitsnachweise geregelte Bauprodukte ist dieKlassifizierung des Brandverhaltens sowohl

nach DIN 4102-1 als auch nach DIN EN13501-1 möglich. Nur bei Bauprodukten undBauarten, die der CE-Kennzeichnung unterlie-gen, ist eine Brandklassifizierung nach derDIN EN 13501-1 zwingend erforderlich.

Info

In Deutschland brennen jährlich rund 70.000Gebäude; alle 10 Minuten bricht ein Woh-nungsbrand aus. Der volkswirtschaftlicheSchaden beträgt mehrere Milliarden Euro.Jährlich sterben in Deutschland rund 650Menschen an den Brandfolgen; etwa 8.000Schwerverletzte sind zu beklagen. Nur wenigeMenschen werden Opfer der Flammen, dadie Mehrheit, ca. 95 % der Brandtoten, denFolgen einer Rauchvergiftung erliegen.

In Europa sind jährlich zwischen 6.000 und10.000 Brandtote zu beklagen. Bedingt durchdas hohe Gefahrenpotential durch Rauchhaben inzwischen viele europäische Staatendie Anforderungen an die Rauchentwicklungder eingesetzten Bauprodukte in ihren Bau-vorschriften verschärft.

Europäische Brandklassifizierungnach DIN EN 13501-1

Im Unterschied zur nationalen Klassifizierungnach DIN 4102-1 beinhaltet die europäischeKlassifizierungsnorm ein deutlich größeresSpektrum an Klassen und Kombinationen. Sowerden neben dem Brandverhalten erstmalsauch Brandnebenerscheinungen wie dieRauchentwicklung und das brennende Abtrop-fen/Abfallen berücksichtigt und in Klassen ein-geteilt.

Gemäß DIN EN 13501-1 erfolgt die Beurtei-lung des Brandverhaltens von Baustoffen undBauprodukten nach den Klassen A bis F. Damitsind die Entflammbarkeit, der Beitrag zurFlammenausbreitung und die Wärmeentwick-lung (Heizwert) von der Brandentstehung überden Flash-over zum Vollbrand gemeint. Die

Einstufung erfolgt von der Klasse A (inertesMaterial) bis zur Klasse F (äußerst brennbaresMaterial).Zusätzlich müssen noch die Nebenklassen fürRauchentwicklung (s1 bis s3) und für brennen-des Abtropfen / Abfallen (d0 bis d2) berück-sichtigt werden.

Info

Entzündliche Partikel bei der Verbrennungvon Bauprodukten können die Quelle vonSekundärfeuern sein.

Herabfallende brennende Tröpfchen oder um-herfliegende brennende Partikel bilden für zuevakuierende Personen und Feuerwehrleuteein beträchtliches Risiko und könnenschwerste Verbrennungen nach sich ziehen.

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4. Brand- und Schallschutz

4.3 Neue europäische Brandklassifizierungvon Abflussrohrsystemen

Ein direkter Vergleich mit den bisherigen Bau-stoffklassen nach DIN 4102-1 ist nicht ohneweiteres möglich. Die aktuelle Bauregelliste ATeil 1, Ausgabe 2014/1 enthält in Anlage 0.2.2

eine Tabelle, in der die Zuordnung der europä-ischen Klassen nach DIN EN 13501-1 zu denbauaufsichtlichen Anforderungen erfolgt.

Tabelle „Zuordnung der europäischen Brandklassen nachDIN EN 13501-1 zu den Baustoffklassen nach DIN 4102-1“

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954. Brand- und Schallschutz

4.3 Neue europäische Brandklassifizierungvon Abflussrohrsystemen

Kurzzeichen der Nebenklassen BEDEUTUNG

Anforderung an die Rauchentwicklung

s1 keine / kaum Rauchentwicklung

s2 begrenzte Rauchentwicklungs3 unbeschränkte Rauchentwicklung

Anforderung bzgl. brennendes Abtropfen / Abfallend0 kein Abtropfen / Abfallend1 begrenztes Abtropfen / Abfallend2 starkes Abtropfen / Abfallen

Tabelle „Nebenklassen nach DIN EN 13501-1 für Rauchentwicklung und brennendes Abtropfen / Abfallen“

Prüfungen zur europäischenBrandklassifizierung

Bei Bauprodukten der Brandklasse A1müssen die Nichtbrennbarkeitsprüfungen nachDIN EN ISO 1182 und DIN EN ISO 1716 be-standen werden.

Bauprodukte der Brandklasse A2 müssenentweder die Nichtbrennbarkeitsprüfung nachDIN EN ISO 1182 oder DIN EN ISO 1716 be-stehen und zusätzlich einer SBI-Prüfung nachDIN EN 13823 unterzogen werden.

Bei den Brandklassen B, C und D muss dieEntzündbarkeitsprüfung nach DIN EN ISO11925- 2 und zusätzlich die SBI-Prüfung nachDIN EN 13823 durchgeführt werden.

Bauprodukte der Brandklasse E müssenlediglich der Entzündbarkeitsprüfung nachDIN EN ISO 11925-2 unterzogen werden.Wird ein Bauprodukt mit E klassifiziert, sobedeutet dies, es entzündet sich bereits beikleiner Flamme.

Für die Brandklasse F ist keine Prüfungerforderlich bzw. keine der oben genanntenEinstufungen wurde erreicht.

Abbildung„Europäische Brandklassen undzugeordnete Prüfanforderungen“

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4. Brand- und Schallschutz

4.3 Neue europäische Brandklassifizierungvon Abflussrohrsystemen

Bei der SBI-Prüfung nach DIN EN 13823 wirdder potentielle Beitrag eines Bauproduktes zueinem sich entwickelnden Brand bei einerBrandsituation bewertet, die einen einzelnen,brennenden Gegenstand (Single Burning Item:SBI) in einer Raumecke nahe dem Bauproduktsimuliert. Über einen Dunstabzug werdenwährend der Prüfung die Verbrennungsgaseaufgefangen, um sie mit Blick auf die Messungder in dieser Zeit abgegebenen Wärme- undRauchmenge zu analysieren. Außerdem wirdbeobachtet, ob es zur Bildung brennenderTröpfchen oder zum Herabregnen brennenderPartikel kommt. Die SBI-Prüfung wurde auf eu-ropäischer Ebene zur Brandklassifizierung vonBauprodukten entwickelt und soll eine realisti-sche Brandsituation nachstellen.

Info

Die Brandklasse „leichtentflammbar (B3 nachDIN 4102-1 bzw. F nach DIN EN 13501-1)“ist in Deutschland für Baustoffe nicht zuge-lassen.

Baustoffe der Brandklasse E entsprechen denMindestanforderungen gemäß den deutschenbauaufsichtlichen Anforderungen.

Gemäß den deutschen bauaufsichtlichen An-forderungen gelten die europäischen Brand-klassen „A1“ und „A2 - s1, d0“ gleichwertigals „nichtbrennbar“.

Brandklassifizierungvon Abflussrohrsystemen

Abflussrohrsysteme für die Hausentwässerungwerden heutzutage in folgende zwei Gruppenunterteilt:

� nichtbrennbare Abflussrohrsystemeaus Gusseisen

� brennbare Abflussrohrsystemeaus Kunststoff.

Nichtbrennbare Abflussrohrsysteme aus Guss-eisen müssen seit Einführung der harmonisier-ten europäischen Herstellungsnorm DIN EN877 „Rohre und Formstücke aus Gusseisen,deren Verbindungen und Zubehör zur Entwäs-serung von Gebäuden“, Ausgabe Januar 2010mit dem CE-Kennzeichen versehen werdenund die Brandklassifizierung nach DIN EN13501-1 nachweisen.

Entsprechend der Entscheidung 96/603/EC derKommission vom 4. Oktober 1996 gehört derWerkstoff Gusseisen der Klasse A1 an undbraucht demnach keiner Prüfung des Brand-verhaltens unterzogen zu werden. Das System(montierte Produkte) muss entsprechend An-hang H der DIN EN 877 zum Nachweis desBrandverhaltens einer SBI-Prüfung unterzogenwerden.

Bild „Einbaumaße für die SBI-Prüfung aus Anhang Hder DIN EN 877“

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974. Brand- und Schallschutz

4.3 Neue europäische Brandklassifizierungvon Abflussrohrsystemen

In der Herstellungsnorm DIN EN 877 sind imAnhang F noch „Allgemeine Informationen zueinigen Produkteigenschaften“ aufgeführt.Unter F.2 Brandschutz heißt es: “GusseiserneErzeugnisse nach dieser Europäischen Normsind nicht entflammbar und nicht brennbar.Im Falle eines Brandes bewahren sie ihre

funktionellen Eigenschaften und ihre Ver-lässlichkeit während mehrerer Stunden, d.h.ihre Wandungen bleiben dicht gegenüberFlammen und Gasen, ohne dass Brüche,Versagen oder bedeutsame Verformungenauftreten. Die Integrität von Wand- undDeckendurchführungen bleibt erhalten.“

IZEG

Tabelle„Übersicht derBrandklassifizierungvon Abflussrohr-systemen“

Alle angegebenen Werte nachHerstellerangaben.

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4. Brand- und Schallschutz

4.3 Neue europäische Brandklassifizierungvon Abflussrohrsystemen

Foto: Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohrsystem mit Sonderbeschichtung Typ MLK-protec (Firma Düker)

Foto: Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohrsystem PAM-GLOBAL® S (Firma SAINT-GOBAIN HES)

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994. Brand- und Schallschutz

4.3 Neue europäische Brandklassifizierungvon Abflussrohrsystemen

Zusammenfassung

Mit der Einführung von harmonisierten euro-päischen Produktnormen und der damit ver-bundenen CE-Kennzeichnung werden diebisherigen nationalen Brandklassifizierungennach DIN 4102-1 durch die europäischenBrandklassifizierungen nach DIN EN 13501-1ersetzt. Hierbei erfolgt die Beurteilung desBrandverhaltens von Baustoffen und Bau-produkten nach den Klassen A bis F, wobeizusätzlich noch die Nebenklassen für Rauch-entwicklung und für brennendes Abtropfen/Abfallen berücksichtigt werden müssen.

Aufgrund des hohen Gefahrenpotentials durchRauch haben bereits viele europäische Staatenmit Einführung der europäischen Brandklassifi-zierung die Anforderungen an die Rauchent-wicklung der eingesetzten Bauprodukte inihren Bauvorschriften verschärft. In Deutsch-land haben sich hieraus noch keine erkenn-baren Konsequenzen bei den Bauvorschriftenergeben. Mittlerweile gibt es aber in Deutsch-land schon einige aufmerksame Bauherren/Bauträger wie beispielsweise die Nürnberg-Messe die mit ihrem Merkblatt „BrandschutzEuropäische Baustoffklassen“ Einschränkungenbeim Einsatz von brennbaren Baustoffen fürihre Bauobjekte festgelegt hat.

Nichtbrennbare gusseiserne Abflussrohrsys-teme bieten beim baulichen Brandschutz einHöchstmaß an Sicherheit. Sie sind robust,formstabil und verfügen über ein hervorragen-des Ausdehnungsverhalten sowie optimalenSchallschutz.

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1014. Brand- und Schallschutz

4.4 Brandlasten in Flucht- und Rettungswegen

Über Flucht- und Rettungswege in Gebäudenmüssen im Brandfall grundsätzlich die Eigen-und Fremdrettung von Menschen und Tierenins Freie oder in einen gesicherten Bereichsowie wirksame Löscharbeiten möglich sein.

Gemäß § 14 der Musterbauordnung (MBO),Fassung November 2002 sind bauliche Anla-gen so anzuordnen, zu errichten, zu ändernund Instand zu halten, dass der Entstehungeines Brandes und der Ausbreitung von Feuerund Rauch (Brandausbreitung) vorgebeugtwird und bei einem Brand die Rettung vonMenschen und Tieren sowie wirksame Löschar-beiten möglich sind. Insbesondere die Rettungvon Menschen und Tieren sowie die Ermögli-chung wirksamer Löscharbeiten heben auf dieSicherstellung von Flucht- und Rettungswegenab.

Für die Sicherstellung von Flucht- und Ret-tungswegen sind in der Regel mindestensfolgende Voraussetzungen erforderlich:

� ausreichend viele Flucht- undRettungswege,

� maximale Rettungsweglängen gemäß denjeweiligen Bauverordnungen,

� ausreichende Dimensionierung der Flucht-und Rettungswege unter Berücksichtigungdes Objektes und der Nutzung,

� Einsatz geeigneter Baustoffe und Bauteile,� erforderliche betriebliche Maßnahmen.

Beim Einsatz geeigneter Baustoffe und Bau-teile sowie den erforderlichen betrieblichenMaßnahmen sind die Brandlasten von ent-scheidender Bedeutung.

Brandlasten undBrandklassifizierungDer Begriff Brandlast wird immer im Zusam-menhang mit dem Brandschutz von Gebäudenverwendet. Unter der Brandlast eines Gegen-standes versteht man die Energie, die bei des-sen Verbrennung frei wird und damit beiSchutzmaßnahmen für einen möglichen Ge-bäudebrand zu berücksichtigen ist. Die Brand-last entsteht durch alle brennbaren Stoffe, diein ein Gebäude eingebracht werden. Sie istvon der Menge und vom Heizwert der Stoffeabhängig.

Die Brandlast wird in kWh/m² angegeben undist das auf eine bestimmte Grundfläche– zum Beispiel eine Brandabschnittsfläche –bezogene Wärmepotenzial aller vorhandenenbrennbaren Stoffe. Eine Liste mit „Brandlastenfür verschiedene Nutzungen“ steht zum Bei-spiel unter www.bauforumstahl.de zur Ver-fügung.

Hohe Brandlasten entstehen zum Beispielschon durch die falsche Auswahl von Baustof-fen. Deshalb sollte bereits in der Planungs-phase des Gebäudes auf eine Reduzierungunnötiger Brandlasten geachtet werden.Nichtbrennbare Materialien mit der Baustoff-klasse A sollten immer bevorzugt werden.

In Deutschland ist momentan die Klassifizie-rung des Brandverhaltens von Baustoffensowohl nach DIN 4102-1 als auch nachDIN EN 13501-1 möglich. Nur bei Bauproduk-ten und Bauarten, die der CE-Kennzeichnungunterliegen, ist eine Brandklassifizierung nachder DIN EN 13501-1 zwingend erforderlich.

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4. Brand- und Schallschutz

4.4 Brandlasten in Flucht- und Rettungswegen

Tabelle „Zuordnung der europäischen Brandklassen nachDIN EN 13501-1 zu den Baustoffklassen nach DIN 4102-1“

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1034. Brand- und Schallschutz

4.4 Brandlasten in Flucht- und Rettungswegen

Info

Bei nichtbrennbaren gusseisernen Abfluss-rohrsystemen müssen keine Brandlastenberücksichtigt werden. Beim WerkstoffPolyethylen (PE) entsteht zum Beispiel prokg eine Brandlast von 12 KWh.

Flucht- und Rettungswegeim BaurechtIm Baurecht spricht man von Rettungswegenund meint damit in der Regel sowohl Wegezur Eigen- als auch zur Fremdrettung von Per-sonen und Tieren (Flucht- und Rettungswege).Wichtige Festlegungen hinsichtlich der Zahlund der Ausbildung von Rettungswegen be-finden sich in der Musterbauordnung (MBO),Fassung November 2002. Nach § 33 „Ersterund zweiter Rettungsweg“ Abs. 1 gelten fol-gende Anforderungen: „Für Nutzungseinhei-ten mit mindestens einem Aufenthaltsraum,wie Wohnungen, Praxen, selbstständige Be-triebsstätten müssen in jedem Geschoss min-destens zwei voneinander unabhängigeRettungswege ins Freie vorhanden sein; beideRettungswege dürfen jedoch innerhalb desGeschosses über denselben notwendigen Flurführen“.

Bei der Forderung nach zwei voneinander un-abhängigen Rettungswegen geht man davonaus, dass bei einem Brand einer der beidenFlucht- und Rettungswege ausfallen kann(Redundanz).

Gemäß § 33 Abs. 2 der Musterbauordnung(MBO) gelten zusätzlich noch folgende Festle-gungen: “Für Nutzungseinheiten nach Abs. 1,die nicht zu ebener Erde liegen, muss der ersteRettungsweg über eine notwendige Treppeführen. Der zweite Rettungsweg kann eine

weitere notwendige Treppe oder eine mitRettungsgeräten der Feuerwehr erreichbareStelle der Nutzungseinheit sein. Ein zweiterRettungsweg ist nicht erforderlich, wenn dieRettung über einen sicher erreichbaren Trep-penraum möglich ist, in den Feuer und Rauchnicht eindringen können (Sicherheitstreppen-raum)“.

Info

„Aus beispielsweise 10 kg Polyethylen,Polyurethan oder PVC entsteht 23.000 bis25.000 m³ Rauch. Damit könnten 100 Woh-nungen mit 100 m² Wohnfläche mit Rauchgefüllt werden, so dass für deren Bewohnerkeine Überlebenschance besteht.“(Quelle: Bernd Prümer „Brandschutz in derGebäudetechnik“, Gentner Verlag).

Leitungsanlagen in Flucht-und RettungswegenIn der Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie(MLAR), Fassung 10.02.2015 sind im Ab-schnitt 3 die grundlegenden Voraussetzungenfür sichere Flucht- und Rettungswege festge-legt. Hiernach dürfen brennbare Leitungen,zum Beispiel Kunststoffrohre, in Flucht- undRettungswegen nicht freiverlegt werden. Inder Regel ist dann eine brandschutztechnischeKapselung durch die Verlegung innerhalb vonUnterdecken, Bodenkanälen oder Installations-schächten mit einer Feuerwiderstandsdauervon 30 Minuten (F 30) erforderlich. Nicht-brennbare Leitungen, zum Beispiel gusseiserneAbflussrohrsysteme, dürfen in Flucht- undRettungswegen frei verlegt werden.

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4. Brand- und Schallschutz

4.4 Brandlasten in Flucht- und Rettungswegen

Abbildung „Brandschutztechnische Kapselung von brennbaren Leitungen in Flucht- und Rettungswegen“

Abbildung „Freie Verlegung von nichtbrennbaren gusseisernen Abflussrohrsystemen in Flucht- und Rettungswegen“

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1054. Brand- und Schallschutz

4.4 Brandlasten in Flucht- und Rettungswegen

Nach Abschnitt 3.1.3 der MLAR müssen nochfolgende grundlegende Anforderungen unbe-dingt erfüllt werden: „In Sicherheitstreppen-räumen gemäß § 33 Abs. 2 Satz 3 MBO undin Räumen zwischen Sicherheitstreppenräu-men und Ausgängen ins Freie sind nur Lei-tungsanlagen zulässig, die ausschließlich derunmittelbaren Versorgung dieser Räume oderder Brandbekämpfung dienen“.

Hinweis: Sicherheitstreppenräume werdenbenötigt, wenn kein zweiter Rettungsweg zurVerfügung steht. Zur Freihaltung von Rauchwerden in Sicherheitstreppenräumen in derRegel Druckbelüftungsanlagen installiert.

Anforderungen aus Sichtder FeuerwehrenAus Sicht der Feuerwehren dienen Rettungs-wege nicht nur der Selbstrettung von Perso-nen, sondern müssen darüber hinaus nochfolgende Ziele erfüllen:

� Ermöglichung der Fremdrettung� Sicherstellung des Angriffs- und des

Rückzugweges� Schaffung von sicheren Bereichen.

Bauliche und betriebliche Brandlasten inFlucht- und Rettungswegen können erfah-rungsgemäß den Feuerwehreinsatz so behin-dern, dass eine Rettung von Menschen undTieren sowie der Löschangriff praktisch un-möglich sind. Bedingt durch die große Hitze-entwicklung, teilweise Nullsicht durch Rauchund den zusätzlichen Zeitdruck, vermisste Per-sonen in einem lebensbedrohlichen Umfeldretten zu müssen, sind die Feuerwehrleute imEinsatzfall einem ungemein großen Stress aus-gesetzt.

Entsprechende „Empfehlungen zur Risikoein-schätzung von Brandlasten in Rettungswegen“hat der Arbeitskreis „Vorbeugender Brand-und Gefahrenschutz (AGBF Bund)“ im Jahr2014 unter www.agbf.de veröffentlicht.

ZusammenfassungDamit im Brandfall die Rettung von Menschenund Tieren sowie wirksame Löscharbeitenmöglich sind, sollten Flucht- und Rettungs-wege immer brandlastfrei ausgeführt werden.

Brennbare Baustoffe führen nicht nur zuBrandlasten, sondern entwickeln im Brandfallje nach Werkstoff erhebliche Mengen an toxi-schen Brandgasen. Zusätzlich besteht noch dieGefahr des brennenden Abtropfens.

Nichtbrennbare Leitungen, wie zum Beispielgusseiserne Abflussrohrsysteme, führen zukeiner Brandlast und dürfen in Flucht- undRettungswegen frei verlegt werden.

Werden brennbare Leitungen, wie zum Bei-spiel Kunststoffrohre, in Flucht- und Rettungs-wegen verlegt, ist eine brandschutztechnischeKapselung erforderlich. Dies führt erfahrungs-gemäß zu nicht unerheblichen Mehrkosten beider Planung und Ausführung von Flucht- undRettungswegen.

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In der aktuellen Musterbauordnung (MBO),Fassung November 2002 (zuletzt geändertdurch Beschluss der Bauministerkonferenz vom22.02.2019) wird nicht mehr auf die Bau-regelliste verwiesen, stattdessen unter § 85aauf die „Technischen Baubestimmungen“,deren Konkretisierung durch Bezugnahme aufTechnische Regeln erfolgen kann.

Am 31. August 2017 wurde die neue Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestim-mungen (MVV TB) durch das Deutsche Institutfür Bautechnik (DIBt) veröffentlicht, und stehtsomit zur Einführung in den Bundesländernbereit. Durch das neue System stellt Deutsch-land keine höheren Anforderungen mehr aneuropäisch geregelte Bauprodukte.

4. Brand- und Schallschutz

4.5 Die neue Muster-VerwaltungsvorschriftTechnische Baubestimmungen (MVV TB)

Bild: © iStock Romolo Tavani

Info

Damit das hohe Sicherheitsniveau fürBauwerke in Deutschland erhalten bleibt,werden zukünftig keine höheren Anforde-rungen mehr an europäisch geregelteBauprodukte gestellt, sondern stattdessenan die Bauwerke bzw. Bauarten.

Die MVV TB besteht aus vier Teilen (A bis D),einem Anhang und Bezugsquellennachweis.Von zentraler Bedeutung im Bereich derInstallationstechnik sind die Abschnitte A 2„Brandschutz“ und A 5 „Schallschutz“ sowieder Teil C, in dem die „Technischen Baubestim-mungen für Bauprodukte, die nicht die CE-Kennzeichnung tragen, und für Bauarten“aufgelistet sind. Die MVV TB umfasst insge-samt 330 Seiten.

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4. Brand- und Schallschutz

4.5 Die neue Muster-VerwaltungsvorschriftTechnische Baubestimmungen (MVV TB)

Abbildung „DIBT-Mitteilung zur Veröffentlichung der Muster-VerwaltungsvorschriftTechnische Baubestimmungen“

Abbildung „DIBT-Mitteilung zur Veröffentlichung der Muster-VerwaltungsvorschriftTechnische Baubestimmungen“

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1094. Brand- und Schallschutz

4.5 Die neue Muster-VerwaltungsvorschriftTechnische Baubestimmungen (MVV TB)

Info

In den Bauordnungen wird zwischen Bau-produkten und Bauarten unterschieden.Das Zusammenfügen von Bauprodukten zueiner baulichen Anlage oder zu einem Teileiner baulichen Anlage bezeichnet man alsBauart.

Abschnitt A 2 „Brandschutz“Im Abschnitt A 2 werden einleitend unter2.1 die Schutzziele des Brandschutzes nachder Musterbauordnung (MBO) aufgeführt.

Hiernach sind bauliche Anlagen gemäß § 3MBO i. V. m. § 14 MBO so anzuordnen, zuerrichten, zu ändern und instand zu halten,dass

� der Entstehung eines Brandes vorgebeugtwird

� der Ausbreitung von Feuer und Rauch(Brandausbreitung) vorgebeugt wird

� bei einem Brand die Rettung von Menschenund Tieren möglich sind

� wirksame Löscharbeiten möglich sind.

Bemerkenswert sind die Anforderungen, dieim Abschnitt A 2.1.3.3 an den Raumabschlussim Brandfall gestellt werden.

A 2.1.3.3.1 Allgemeines„Teile baulicher Anlagen sind raumabschlie-ßend, wenn sie dauerhaft mindestens für einebestimmte, nachfolgend angegebene Zeit-dauer die Brandausbreitung verhindern, derRaumabschluss auch im Bereich von Verbin-dungen und Anschlüssen zu angrenzendenTeilen baulicher Anlagen nicht beeinträchtigtist und wenn auf der brandabgewandten Seitekeine Rauchentwicklung und kein Abfallenoder Abtropfen von Bestandteilen zu verzeich-nen ist. Die Verhinderung der Brandausbrei-tung ist, soweit nichts anderes bestimmt,immer für jede der möglichen Brandeinwir-kungsrichtungen sicherzustellen (z.B. voninnen nach außen sowie von außen nachinnen). Raumabschließende Teile baulicherAnlagen tragen, soweit nichts anderes zulässigist, hinsichtlich des Brandverhaltens nicht zumBrand bei (nichtbrennbar).“

Bei diesen Anforderungen wird überdeutlich,wie wichtig bei Rohrabschottungen die Verhin-derung der Brandweiterleitung in alle mögli-chen Richtungen (auch von oben nach unten)ist. Außerdem darf auf der brandabgewandtenSeite keine Rauchentwicklung und kein Abfal-len oder Abtropfen von (brennenden) Bestand-teilen verzeichnet werden. Hier steheninsbesondere der Fachplaner und der ausfüh-rende Fachhandwerker in der Verantwortung,dass die Anforderungen an den Brandschutzerfüllt und nachgewiesen werden.

Foto „Gusseiserne Abflussrohre beim orientierenden Brandversuchbei der DMT in Dortmund – Brandsicherheit auch von oben nach unten“

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4. Brand- und Schallschutz

4.5 Die neue Muster-VerwaltungsvorschriftTechnische Baubestimmungen (MVV TB)

Foto „Gusseiserne Abflussrohre beim orientierenden Brandversuch bei der DMT in Dortmund – Brandsicherheit auch von oben nachunten“

Zur Sicherstellung der Brandschutzanforderun-gen sind Leitungen aus nichtbrennbarenWerkstoffen der Brandklasse A empfehlens-wert. Nichtbrennbare Leitungen, wie zumBeispiel gusseiserne Abflussrohrsysteme mitgeprüften Brandabschottungen, führen zukeiner Brandweiterleitung. GusseiserneAbflussrohrsysteme entsprechen gemäßDIN 4102-1 und DIN EN 13501-1 der Brand-klasse „nichtbrennbar A1“ (keine Rauchent-wicklung und kein brennendes Abtropfen).

Die neue Muster-Verwaltungsvorschrift Techni-sche Baubestimmungen (MVV TB) enthältnicht nur Bezugnahmen auf Technische Regelnfür Standardgebäude, sondern in den Ab-schnitten A 2.1.19 / A 2.1.20 auch fürGaragen und Sonderbauten gemäß § 51 derMusterbauordnung (MBO). Im Abschnitt A2.2.2 sind die entsprechenden Muster-Verord-nungen bzw. Muster-Richtlinien für Garagenund Sonderbauten aufgeführt.

Abschnitt A 5 „Schallschutz“Im Abschnitt A 5 „Schallschutz“ der MVV TBwerden einleitend folgende Anforderungengestellt: „Bauliche Anlagen sind so zu errich-ten, zu ändern und instand zu halten, dass sieeinen ihrer Nutzung entsprechenden Schall-schutz haben. Zur Erfüllung dieser Anforde-rung sind die technischen Regeln bezüglichdes Schallschutzes aus Abschnitt A 5.2 zubeachten.“

In den Abschnitt A 5.2 der MVV TB wurdedie Neufassung der SchallschutznormDIN 4109: Ausgabe 2016 mit den Teilen 1 und2 sowie 31 bis 36 aufgenommen, und derenAnwendung spezifiziert.

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1114. Brand- und Schallschutz

4.5 Die neue Muster-VerwaltungsvorschriftTechnische Baubestimmungen (MVV TB)

Teil C der MVV TBDer Teil C fasst die Technischen Baubestim-mungen für Bauprodukte, die nicht die CE-Kennzeichnung tragen, und für Bauartenzusammen.

Im Abschnitt C2 sind die Technischen Regelnund Anforderungen zur Abgabe der Überein-stimmungserklärung für Bauprodukte nach§ 22 der Musterbauordnung (MBO) aufge-führt. Bauprodukte, die nur eines allgemeinenbauaufsichtlichen Prüfzeugnisses nach § 19Absatz 1 Satz 2 der MBO bedürfen, sind imAbschnitt C3 aufgelistet. Abschnitt C4 fasst– unter Benennung des jeweiligen anerkann-ten Prüfverfahrens – die Bauarten zusammen,die nur eines allgemeinen bauaufsichtlichenPrüfzeugnisses nach § 16a Absatz 3 der MBObedürfen.

Zum Thema „Informationen zu neuen Be-scheidtypen“ teilte das Deutsche Institut fürBautechnik (DIBt) am 07. Juli 2017 folgendesmit: “Die novellierten Rechtsvorschriften seheneine strikte Abgrenzung zwischen Anforderun-gen an Bauprodukte – soweit europarechtlichzulässig – und Regelungen für das Zusammen-fügen von Bauprodukten zu baulichen Anla-gen, sogenannte Bauarten, vor. Statt derbisherigen allgemeinen bauaufsichtlichenZulassung oder Zustimmung im Einzelfall fürBauarten wird es nunmehr für Bauarten eineallgemeine oder vorhabenbezogene Bauartge-nehmigung geben.

Dies hat Auswirkungen auf die Bescheide, dievom DIBt ausgestellt werden. Bei der Bearbei-tung neuer Anträge werden ab dem 15. Juli2017 folgende Fälle unterschieden:

Fall 1: Der Antrag enthält nurbauproduktbezogene AspekteIn diesem Fall wird wie bisher eine allgemeinebauaufsichtliche Zulassung für das Bauprodukterteilt.

Fall 2: Der Antrag enthält sowohlbauprodukt- als auch bauartbezogeneAspekteAnstelle der bisherigen allgemeinen bauauf-sichtlichen Zulassung für Bauprodukt undBauart wird zukünftig eine allgemeine bauauf-sichtliche Zulassung für das Bauprodukt erteilt,die zugleich eine Bauartgenehmigung umfasst.Ziffer 8 der Allgemeinen Bestimmungen weistauf diese Doppelfunktion des Bescheids hin.

Fall 3: Der Antrag enthält nurbauartbezogene AspekteDie bisherige allgemeine bauaufsichtlicheZulassung für die Bauart wird durch eineallgemeine Bauartgenehmigung ersetzt.

Für bereits laufende Verfahren gilt eineÜbergangsfrist. Wenn mit der Erstellung desBescheids bereits vor dem 15. Juli 2017 be-gonnen wurde, kann das Deutsche Institut fürBautechnik zwischen dem 15. Juli 2017 unddem 15. Dezember 2017 auch noch Bescheidein der bisherigen Form erteilen.

Bereits erteilte Bescheide müssen währendihrer Geltungsdauer nicht geändert werden.

Für die Bundesländer, die die MBO 2016 nochnicht umgesetzt haben, wird unter Ziffer 8 derAllgemeinen Bestimmungen sichergestellt,dass erteilte Bauartgenehmigungen auch alsallgemeine bauaufsichtliche Zulassungen fürdie Bauart gelten.“

Tabelle „Gegenüberstellung von Verwendbarkeitsnachweisen nach dem bisherigen und dem neuen Verfahren“

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4. Brand- und Schallschutz

4.5 Die neue Muster-VerwaltungsvorschriftTechnische Baubestimmungen (MVV TB)

ZusammenfassungNach dem Urteil des Gerichtshofs der Europäi-schen Union (EuGH) vom 16. Oktober 2014wurde von der Bauministerkonferenz (ARGE-BAU) die Neufassung der Musterbauordnung(MBO) umgesetzt, die gravierende Änderun-gen des Bauproduktenrechts sowie die Er-mächtigung für eine normenkonkretisierendeMuster-Verwaltungsvorschrift TechnischeBaubestimmungen (MVV TB) enthält.

Damit das hohe Sicherheitsniveau für Bau-werke in Deutschland erhalten bleibt, werdenzukünftig keine höheren Anforderungen mehran europäisch geregelte Bauprodukte mit CE-Zeichen gestellt, sondern stattdessen an dieBauwerke bzw. Bauarten.

Zumindest in der Übergangsphase werdendiese baurechtlichen Veränderungen bei vielenSHK-Fachleuten zur Verunsicherung führen,zumal sie mehr denn je in der Verantwortungstehen. Hier sind vor allem die Produktherstel-ler gefordert, durch entsprechende Informatio-nen und Verwendbarkeitsnachweise dieFachwelt zu unterstützen.

QuellenverzeichnisMuster-Verwaltungsvorschrift Technische Bau-bestimmungen (MVV TB), Ausgabe 2017/1vom 31. August 2017 mit Druckfehlerkorrek-tur vom 11. Dezember 2017

Musterbauordnung (MBO), Fassung November2002 zuletzt geändert durch Beschluss derBauministerkonferenz vom 13.05.2016 und22.02.2019

Muster-Richtlinie über brandschutztechnischeAnforderungen an Leitungsanlagen (MLAR),Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand05.04.2016)

Mitteilung des DIBt „Informationen zu neuenBescheidtypen“, Stand: 7. Juli 2017

Stand der Umsetzung der Muster-Verwaltungs-vorschrift Technische Baubestimmungen(MVV TB) in den Ländern (Stand Januar 2020)

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1134. Brand- und Schallschutz

4.6 Brandschutz bei Leitungsanlagen in Garagen

Für den Bau und Betrieb von Garagen beste-hen in den Bundesländern Sonderbauverord-nungen, die in starker Anlehnung an dieMuster-Garagen-Verordnung (M-GarVO) derARGEBAU eingeführt wurden. In die aktuellenÜberarbeitungen der Garagen-Verordnungen

(GarVO) sind erstmals Auswirkungen aus be-sonderen Schadens-Ereignissen eingeflossen,insbesondere zu Brandschutzmaßnahmen vonLeitungsanlagen. Die wichtigsten Anforderun-gen haben wir für Sie in diesem Beitrag zu-sammengefasst.

Wichtige Begriffe gemäß Muster-Garagenverordnung (M-GarVO)Offene Garagen sind Garagen, die unmittel-bar ins Freie führende unverschließbare Öff-nungen in einer Größe von insgesamt min-destens einem Drittel der Gesamtfläche derUmfassungswände haben, bei denen mindes-tens zwei sich gegenüberliegende Umfas-sungswände mit den ins Freie führendenÖffnungen nicht mehr als 70 m voneinanderentfernt sind und bei denen eine ständigeQuerlüftung vorhanden ist.

Offene Kleingaragen sind Kleingaragen, dieunmittelbar ins Freie führende unverschließ-bare Öffnungen in einer Größe von insgesamtmindestens einem Drittel der Gesamtfläche derUmfassungswände haben.

Geschlossene Garagen sind Garagen, diedie Voraussetzungen für offene Garagen undoffene Kleingaragen nicht erfüllen.

Oberirdische Garagen sind Garagen, derenFußboden im Mittel nicht mehr als 1,50 munter der Geländeoberfläche liegt.

Automatische Garagen sind Garagen ohnePersonen- und Fahrverkehr, in denen die Kraft-fahrzeuge mit mechanischen Förderanlagenvon der Garagenzufahrt zu den Garagenein-stellplätzen befördert und ebenso zum Abho-len an die Garagenausfahrt zurückbefördertwerden.

Ein Einstellplatz ist eine Fläche, die dem Ab-stellen eines Kraftfahrzeuges in einer Garageoder auf einem Stellplatz dient.

Die Nutzfläche einer Garage ist die Summealler miteinander verbundenen Flächen der Ga-rageneinstellplätze und der Verkehrsflächen.Die Nutzfläche einer automatischen Garage istdie Summe der Flächen aller Garageneinstell-plätze. Einstellplätze auf Dächern (Dachein-stellplätze) und die dazugehörigen Verkehrs-flächen werden der Nutzfläche nicht zugerech-net, soweit nichts anderes bestimmt ist.

Es sind Garagen mit einer Nutzflächebis 100 m² Kleingaragen,über 100 m² bis 1.000 m² Mittelgaragen undüber 1.000 m² Großgaragen.

Kopfzeile „Muster-Garagenverordnung (M-GarVO)“

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Rauch- und Brandabschnitte gemäߧ 11 der M-GarVOGeschlossene Garagen, ausgenommen auto-matische Garagen, müssen durch mindestensfeuerhemmende, aus nichtbrennbaren Bau-stoffen bestehende Wände in Rauchabschnitteunterteilt sein. Die Nutzfläche eines Rauchab-schnitts darf

1. in oberirdischen geschlossenen Garagenhöchstens 5000 m²,

2. in sonstigen geschlossenen Garagenhöchstens 2500 m²

betragen; sie darf höchstens doppelt so großsein, wenn die Garagen Sprinkleranlagenhaben. Ein Rauchabschnitt darf sich auch übermehrere Geschosse erstrecken.

Garagenflächen sind grundsätzlich von ande-ren Nutzungen brandschutztechnisch zu tren-nen (zum Beispiel brandschutztechnischeTrennung zwischen Garagen- und Wohnbe-reich durch F90-Decken).

Für Leitungsanlagen in Garagen gelten die An-forderungen der Leitungsanlagen-Richtliniender Länder. Die Abschottungen von Leitungs-anlagen müssen entsprechend der gefordertenFeuerwiderstandsdauer der Bauteile ‒ gemäßdem projektspezifischen Brandschutzkonzept‒ ausgeführt werden. Nach der Muster-leitungsanlagenrichtlinie (MLAR), Fassung10.02.2015 sind zum Beispiel Abschottungenvon Abwasserleitungen entweder nach denentsprechenden Verwendbarkeitsnachweisen(Abschnitt 4.1) oder nach den Erleichterungen(Abschnitte 4.2 und 4.3) auszuführen.

4. Brand- und Schallschutz

4.6 Brandschutz bei Leitungsanlagen in Garagen

Bild „Geprüfte Rohrabschottung für waagerecht verlegte nichtbrennbare gusseiserne Abflussrohre mit ABP P-MPA-E-05-032 derFirma SAINT-GOBAIN ISOVER“

Rettungswege gemäß § 13der M-GarVOIm Baurecht spricht man von Rettungswegenund meint damit in der Regel sowohl Wegezur Eigen- als auch zur Fremdrettung (Flucht-und Rettungswege). Wichtige Festlegungenhinsichtlich der Zahl und der Ausbildung von

Rettungswegen befinden sich in der Muster-bauordnung (MBO), Fassung November 2002.Nach § 33 „Erster und zweiter Rettungsweg“Abs. 1 gelten folgende Anforderungen:„Für Nutzungseinheiten mit mindestens einemAufenthaltsraum, wie Wohnungen, Praxen,selbstständige Betriebsstätten müssen in

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1154. Brand- und Schallschutz

4.6 Brandschutz bei Leitungsanlagen in Garagen

jedem Geschoss mindestens zwei voneinanderunabhängige Rettungswege ins Freie vorhan-den sein; beide Rettungswege dürfen jedochinnerhalb des Geschosses über denselben not-wendigen Flur führen“.

Bei der Forderung nach zwei voneinander un-abhängigen Rettungswegen geht man davonaus, dass bei einem Brand einer der beidenFlucht- und Rettungswege ausfallen kann(Redundanz).

Jede Mittel- und Großgarage muss in jedemGeschoss mindestens zwei voneinander unab-hängige Rettungswege nach § 33 Abs. 1 MBOhaben. In oberirdischen Mittel- und Großgara-gen genügt ein Rettungsweg, wenn ein Aus-gang ins Freie in höchstens 10 m Entfernungerreichbar ist. Der zweite Rettungsweg darfauch über eine Rampe führen. Bei oberirdi-schen Mittel- und Großgaragen, deren Einstell-plätze im Mittel nicht mehr als 3 m über derGeländeoberfläche liegen, sind Treppenräumefür notwendige Treppen nicht erforderlich.

Von jeder Stelle einer Mittel- und Großgaragemuss in demselben Geschoß mindestens einTreppenraum einer notwendigen Treppe oder,wenn ein Treppenraum nicht erforderlich ist,

mindestens eine notwendige Treppe oder einAusgang ins Freie

1. bei offenen Mittel- und Großgaragen ineiner Entfernung von höchstens 50 m,

2. bei geschlossenen Mittel- und Großgaragenin einer Entfernung von höchstens 30 merreichbar sein.

Die Entfernung ist in der Luftlinie, jedoch nichtdurch Bauteile zu messen.

Leitungsanlagen in Flucht-und RettungswegenIn der Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie(MLAR), Fassung 10.02.2015 sind im Ab-schnitt 3 die grundlegenden Voraussetzungenfür sichere Flucht- und Rettungswege festge-legt. Hiernach dürfen brennbare Leitungen,zum Beispiel Kunststoffrohre, in Flucht- undRettungswegen nicht freiverlegt werden. Inder Regel ist dann eine brandschutztechnischeKapselung durch die Verlegung innerhalb vonUnterdecken, Bodenkanälen oder Installations-schächten mit einer Feuerwiderstandsdauervon 30 Minuten (F 30) erforderlich. Nicht-brennbare Leitungen, zum Beispiel gusseiserneAbflussrohrsysteme, dürfen in Flucht- und Ret-tungswegen frei verlegt werden.

Info

„Aus beispielsweise 10 kg Polyethy-len, Polyurethan oder PVC entsteht23.000 bis 25.000 m³ Rauch.Damit könnten 100 Wohnungenmit 100 m2 Wohnfläche mit Rauchgefüllt werden, so dass für derenBewohner keine Überlebenschancebesteht.“ (Quelle: Bernd Prümer„Brandschutz in der Gebäudetech-nik“, Gentner Verlag).

Abbildung „Brandschutztechnische Kapselung vonbrennbaren Leitungen in Flucht- und Rettungs-wegen“

Brandlasten undBrandklassifizierungDer Begriff Brandlast wird immer im Zusam-menhang mit dem Brandschutz von Gebäudenverwendet. Unter der Brandlast eines Gegen-standes versteht man die Energie, die beidessen Verbrennung frei wird und damit beiSchutzmaßnahmen für einen möglichen Ge-bäudebrand zu berücksichtigen ist. Die Brand-last entsteht durch alle brennbaren Stoffe, diein ein Gebäude eingebracht werden. Sie istvon der Menge und vom Heizwert der Stoffeabhängig.

Die Brandlast wird in kWh/m² angegeben undist das auf eine bestimmte Grundfläche – zumBeispiel eine Brandabschnittsfläche – bezoge-ne Wärmepotenzial aller vorhandenen brenn-baren Stoffe. Eine Liste mit „Brandlasten fürverschiedene Nutzungen“ steht zum Beispielunter www.bauforumstahl.de zur Verfügung.

Hohe Brandlasten entstehen zum Beispielschon durch die falsche Auswahl von Baustof-fen. Deshalb sollte bereits in der Planungs-phase des Gebäudes auf eine Reduzierungunnötiger Brandlasten geachtet werden.Nichtbrennbare Materialien mit der Baustoff-klasse A sollten immer bevorzugt werden.

Bezüglich der Brandlasten in Garagen wird inder Praxis noch häufig mit dem Kommentarzur Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (3. ak-tualisierte und erweiterte Auflage aus demJahre 2007) argumentiert, nach dem die Mon-tage von brennbaren Leitungswerkstoffen undderen Dämmung inklusive einer brennbarenIsolierbeschichtung zulässig sei. Das Verhältnisder Brandlasten in Form von Fahrzeugen zuden Leitungsanlagen sei relativ gering. DieseErläuterung ist mit der Ausgabe des Kommen-tars zur Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie(4. komplett überarbeitete Auflage aus demJahre 2011) entfallen.

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4. Brand- und Schallschutz

4.6 Brandschutz bei Leitungsanlagen in Garagen

Zusätzliche bauliche Brandlasten in Garagensollten unbedingt vermieden werden. Schondurch die abgestellten Fahrzeuge entstehen inGaragen immense Brandlasten. Weitere brenn-bare Materialien sind erfahrungsgemäß an derEntstehung von Bränden beteiligt oder unter-stützen einen Brand erheblich bei seiner Aus-breitung innerhalb der Garage und denangrenzenden Gebäudeteilen. Leitungen in-nerhalb von Garagen sollten vorzugsweise ausnichtbrennbaren Werkstoffen der BrandklasseA bestehen.

In Deutschland ist momentan die Klassifizie-rung des Brandverhaltens von Baustoffensowohl nach DIN 4102-1 als auch nachDIN EN 13501-1 möglich. Nur bei Bauproduk-ten und Bauarten, die der CE-Kennzeichnungunterliegen, ist eine Brandklassifizierung nachder DIN EN 13501-1 zwingend erforderlich.

Abbildung „Freie Verlegung von nichtbrennbaren gusseisernenAbflussrohrsystemen in Flucht- und Rettungswegen“

Info

Bei nichtbrennbaren gusseisernen Abfluss-rohrsystemen müssen keine Brandlastenberücksichtigt werden. Beim WerkstoffPolyethylen (PE) entsteht zum Beispiel prokg eine Brandlast von 12 KWh.

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1174. Brand- und Schallschutz

4.6 Brandschutz bei Leitungsanlagen in Garagen

Tabelle „Brandklassifizierung nach DIN EN 13501-1 und DIN 4102-1“

„Freiverlegtenichtbrennbaregusseiserne Ent-wässerungslei-tungen innerhalbeiner Tiefgarage“

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4. Brand- und Schallschutz

4.6 Brandschutz bei Leitungsanlagen in Garagen

Anforderungen aus Sichtder FeuerwehrenMit der erheblichen Zunahme an Fahrzeugenin den letzten Jahrzehnten nehmen auch dieAnzahl und Größe von Garagen zu. Insbeson-dere unterirdische Garagen mit sehr tief ange-ordneten Ebenen haben zugenommen.Hierdurch haben sich für die Feuerwehren dieAnforderungen an den abwehrenden Brand-schutz deutlich erhöht. In den letzten Jahrenist eine Zunahme von größeren Brandereignis-sen in Garagen festzustellen.

Nach Informationen der Feuerwehren werdenGaragen häufig für die Installationsführungvon sämtlichen Leitungsanlagen des Gebäudesgenutzt, ohne dass eine brandschutztechni-sche Trennung vorgenommen wird.Zunehmend werden auch Anlagen, wie Fett-abscheider-Anlagen oder Kühlgeräte, ohnebrandschutztechnische Trennung aufgestellt.Zur Minimierung des Gefahrenpotentials solltefür Garagen, die unter die Garagenverordnun-gen fallen, immer ein projektspezifischesBrandschutzkonzept erstellt werden.

Zusammenfassung

Garagen stellen aufgrund zahlreicher Zünd-quellen für eine Brandentstehung, hoherBrandlasten sowie der Gefahr einer schnellenBrandausbreitung ein besonders hohes Gefah-renpotential dar. Dies zeigt sich an der deutlicherkennbaren Zunahme von größeren Brander-eignissen in Garagen.

Aufgrund der Komplexität muss für Garagen,die unter die Garagenverordnungen fallen, einprojektspezifisches Brandschutzkonzept erstelltwerden. Das erforderliche Konzept ist die Basisfür eine brandschutztechnisch einwandfreieAusführung der Garage einschließlich der Ret-tungswege und der Leitungsanlagen.

Brennbare Bau-, Rohrleitungs- und Dämm-materialien sind erfahrungsgemäß nicht nuran der Entstehung von Bränden beteiligt, son-dern unterstützen zusätzlich einen Brand beiseiner Ausbreitung innerhalb der Garage undden angrenzenden Gebäudeteilen.

Leitungen innerhalb von Garagen sollten vor-zugsweise aus nichtbrennbaren Werkstoffender Brandklasse A bestehen. NichtbrennbareLeitungen, wie zum Beispiel gusseiserne Ab-flussrohrsysteme, führen zu keiner Brandlastoder Brandweiterleitung und dürfen in Flucht-und Rettungswegen frei verlegt werden.

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1194. Brand- und Schallschutz

4.7 Brandschutz in Industriebautengemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie

Ziel der Muster-Industriebau-Richtlinie ist dieRegelung der Mindestanforderungen an denBrandschutz von Industriebauten, hierbei vorallem die Größe der Brandabschnitte bzw.Brandbekämpfungsabschnitte, die Feuerwider-standsfähigkeit der Bauteile und die Brennbar-keit der Baustoffe sowie die Anordnung, Lageund Länge der Rettungswege.

Industriebauten, die den Anforderungen derRichtlinie entsprechen, erfüllen die Schutzzieledes § 14 der Musterbauordnung (MBO).

Bei Industriebauten handelt es sich umSonderbauten im Sinne des § 51 Abs. 1 derMusterbauordnung (MBO).

Großbrand bei Verpackungshersteller (© Weitzel.cc)

Anwendungsbereich derMuster-Industriebau-RichtlinieGemäß Abschnitt 3.1 gilt die Muster-Industrie-bau-Richtlinie für Gebäude oder Gebäudeteileim Bereich der Industrie und des Gewerbes,die der Produktion oder Lagerung von Produk-ten oder Gütern dienen. Sie gilt für Industrie-bauten nach Abschnitt 3.1, sofern diese keineAufenthaltsräume in einer Höhe von mehr als22 m haben oder Aufenthaltsräume in einerHöhe von mehr als 22 m haben, welche nurvorübergehend zu Wartungs- und Kontroll-zwecken begangen werden. Für diese Indus-triebauten ist die Muster-Hochhaus-Richtlinie(MHHR) nicht anzuwenden.

Kopfzeile „Muster-Industriebau-Richtlinie“

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4. Brand- und Schallschutz

4.7 Brandschutz in Industriebautengemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie

Die Richtlinie gilt nicht für Reinraumgebäude.

Für Industriebauten mit geringeren Brandge-fahren, wie- Industriebauten, die überwiegend offen

sind, wie überdachte Freianlagen oderFreilager, oder die aufgrund ihres Verhaltensim Brandfall diesen gleichgestellt werdenkönnen,

- Industriebauten, die lediglich der Aufstel-lung technischer Anlagen dienen unddie nur vorübergehend zu Wartungs- undKontrollzwecken begangen werden,(Einhausungen, z.B. aus Gründen des Witte-rungs- oder Immissionsschutzes),

können Erleichterungen gestattet werden,wenn die bauordnungsrechtlichen Schutzzieleerfüllt sind.

Weitergehende Anforderungen können ge-stellt werden zum Beispiel für Regallager mitbrennbarem Lagergut und einer OberkanteLagerguthöhe von mehr als 9,0 m.

Brandabschnitt /Brandabschnittsfläche

Ein Brandabschnitt ist der Bereich eines Ge-bäudes, der gegenüber anderen Gebäudetei-len oder anderen Gebäuden durch brand-schutztechnische Maßnahmen, wie zumBeispiel Brandwände mit Brandschutztürenbegrenzt ist, um eine Brandweiterleitung füreinen definierten Zeitraum sicher zu verhin-dern.Die Brandabschnittsfläche umfasst die Grund-fläche eines Brandabschnitts zwischen denaufgehenden Umfassungsbauteilen.

Brandbekämpfungsabschnitt /Brandbekämpfungsabschnittsfläche

Ein Brandbekämpfungsabschnitt ist gemäßAbschnitt 3.4 der Muster-Industriebau-Richtli-nie ein auf das kritische Brandereignis norma-tiv bemessener, gegenüber anderen Gebäude-bereichen brandschutztechnisch abgetrennterGebäudebereich mit spezifischen Anforderun-gen an Wände und Decken, die diesen Brand-bekämpfungsabschnitt begrenzen.

Die Brandbekämpfungsabschnittsfläche wirdim Abschnitt 3.6 der Richtlinie wie folgt defi-niert: “Die Brandbekämpfungsabschnittsflächeist die Summe der Grundflächen von Ge-schossen und Ebenen des Brandbekämpfungs-abschnitts zwischen den aufgehendenUmfassungsbauteilen.“

Info

Zur Sicherstellung der Schutzziele desBrandschutzes ist bei Sonderbauten grund-sätzlich die Erstellung eines spezifischenBrandschutzkonzeptes erforderlich.

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1214. Brand- und Schallschutz

4.7 Brandschutz in Industriebautengemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie

Werkfeuerwehr

Die Werkfeuerwehr muss nach Landesrechtanerkannt sein. Sie muss jederzeit in spätes-tens 5 Minuten nach ihrer Alarmierung dieEinsatzstelle erreicht haben, von der aus dieerste Brandbekämpfung stattfindet.

Brandmeldeanlagen

Bis auf wenige Ausnahmefälle dürfen nurflächendeckende Brandmeldeanlagen mitautomatischen Brandmeldern und technischenMaßnahmen zur Vermeidung von Falschalar-men zum Einsatz kommen.

Feuerlöschanlagen

In der Regel dürfen nur selbsttätige, für dasvorhandene Brandgut geeignete flächende-ckende Feuerlöschanlagen berücksichtigtwerden.

Sicherheitskategorien

Sicherheitskategorien sind Klassierungsstufenfür die brandschutztechnische Infrastruktur.Sie ergeben sich aus den Vorkehrungen für dieBrandmeldung, der Art der Feuerwehr und derArt einer Feuerlöschanlage.

Tabelle „Einteilung von Brandabschnitten und Brandbekämpfungsabschnitten in Sicherheitskategorien“

Brandsicherheitsklassen

Entsprechend ihrer brandschutztechnischenBedeutung werden an die einzelnen Bauteileunterschiedliche Anforderungen gestellt. ZurBewertung werden die Bauteile, wie zum Bei-spiel Wände, Decken, Abschlüsse, Kabel- undRohrdurchführungen den Brandsicherheits-klassen SKb1 bis SKb3 im Abschnitt 7.2 derMuster-Industriebau-Richtlinie zugeordnet.

Brandlasten und Brandklassifizierung

Der Begriff Brandlast wird immer im Zusam-menhang mit dem Brandschutz von Gebäudenverwendet. Unter der Brandlast eines Gegen-standes versteht man die Energie, die beidessen Verbrennung frei wird und damit beiSchutzmaßnahmen für einen möglichen Ge-bäudebrand zu berücksichtigen ist. Die Brand-last entsteht durch alle brennbaren Stoffe, diein ein Gebäude eingebracht werden. Sie istvon der Menge und vom Heizwert der Stoffeabhängig.

Die Brandlast wird in kWh/m² angegeben undist das auf eine bestimmte Grundfläche – zumBeispiel eine Brandabschnittsfläche – bezo-gene Wärmepotenzial aller vorhandenenbrennbaren Stoffe. Eine Liste mit „Brandlastenfür verschiedene Nutzungen“ steht zumBeispiel unter www.bauforumstahl.dezur Verfügung.Hohe Brandlasten entstehen zum Beispielschon durch eine ungünstige Auswahl vonBaustoffen. Deshalb sollte bereits in der Pla-nungsphase des Gebäudes auf eine Reduzie-rung unnötiger Brandlasten geachtet werden.Nichtbrennbare Materialien mit der Baustoff-klasse A sollten immer bevorzugt werden.

In Deutschland ist momentan die Klassifizie-rung des Brandverhaltens von Baustoffen so-wohl nach DIN 4102-1 als auch nach DIN EN13501-1 möglich. Nur bei Bauprodukten undBauarten, die der CE-Kennzeichnung unterlie-gen, ist eine Brandklassifizierung nach derDIN EN 13501-1 zwingend erforderlich.

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4. Brand- und Schallschutz

4.7 Brandschutz in Industriebautengemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie

Tabelle „Brandklassifizierung nach DIN EN 13501-1 und DIN 4102-1“

NachweisverfahrenVereinfachtes NachweisverfahrenBeim vereinfachten Verfahren nach Abschnitt6 der Muster-Industriebau-Richtlinie wird inAbhängigkeit von der Feuerwiderstandsklasseder tragenden und aussteifenden Bauteile, derSicherheitskategorie und der Anzahl der ober-irdischen Geschosse nach Tabelle 2 der Richtli-nie die zulässige Größe der Brandabschnitts-fläche für einen Brandabschnitt festgelegt.

Vollinhaltliches NachweisverfahrenDas vollinhaltliche Nachweisverfahren wirdgemäß Abschnitt 7 der Muster-Industriebau-Richtlinie durchgeführt. Hierbei werden auf

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1234. Brand- und Schallschutz

4.7 Brandschutz in Industriebautengemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie

der Grundlage des Berechnungsverfahrensnach DIN 18230-1 „Baulicher Brandschutz imIndustriebau – Teil 1: Rechnerisch erforderlicheFeuerwiderstandsdauer“, Ausgabe September2010 die zulässige Fläche und die Anforderun-gen an die Bauteile in Abhängigkeit von denBrandsicherheitsklassen, der brandschutztech-nischen Infrastruktur, der Rauchableitung, derBrandlasthöhe und weiterer Faktoren undKomponenten für einen Brandbekämpfungs-abschnitt bestimmt.

Ingenieurmethoden

Anstelle des vereinfachten Nachweisverfahrensnach Abschnitt 6 bzw. des vollinhaltlichenNachweisverfahrens nach Abschnitt 7 könnenauch Methoden des Brandschutzingenieurwe-sens eingesetzt werden. Die Grundsätze undVoraussetzungen für die Aufstellung solcherNachweise sowie die Nachweisführung undDokumentation sind im Anhang 1 der Muster-Industriebau-Richtlinie geregelt.

Info

Der Ersteller des Brandschutzkonzeptes hatbei der Anwendung der Muster-Industrie-bau-Richtlinie verschiedene Möglichkeitendes Nachweisverfahrens, wobei die unter-schiedlichen Verfahren jedoch nicht mitei-nander vermischt werden dürfen.

Rettungswege gemäßMuster-Industriebau-RichtlinieDie Anforderungen an Rettungswege in Indus-triebauten werden im Abschnitt 5.6 der Richt-linie beschrieben.Zu den Rettungswegen in Industriebautengehören hauptsächlich folgende Bereiche:

� Hauptgänge in den Produktions- undLagerräumen,

� Ausgänge aus diesen Räumen,� die notwendigen Flure,� die notwendigen Treppen und� die Ausgänge ins Freie.

Hat der Industriebau eine Grundfläche vonmehr als 1.600 m² müssen in jedem Geschossmindestens zwei möglichst entgegengesetztliegende bauliche Rettungswege vorhandensein. Jeder Raum mit einer Grundfläche vonmehr als 200 m² muss mindestens zwei Aus-gänge haben.

Im Regelfall ist die maximale Rettungsweg-länge – bei einer lichten Höhe bis zu 5 m –auf 35 m beschränkt. Wenn eine automatischeBrandmeldeanlage (Internalarm) oder selbst-tätige Feuerlöschanlage und Handauslösungder Alarmierungseinrichtungen vorhanden ist,erhöht sich die maximale Rettungsweglänge –bei einer lichten Raumhöhe bis zu 5 m – auf50 m. Mit zunehmender lichter Raumhöhe er-höhen sich die maximalen Rettungsweglängenauf maximal 50 m bzw. 70 m.

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4. Brand- und Schallschutz

4.7 Brandschutz in Industriebautengemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie

Hinweis: Die Entfernungen werden in Luftli-nie, jedoch nicht durch Bauteile gemessen,wobei die tatsächliche Lauflänge nicht mehrals das 1,5-fache der in Luftlinie gemessenenEntfernung betragen darf.

Zu den besonders wichtigen Bereichen bei In-dustriebauten zählen die Hauptgänge. Vonjeder Stelle eines Produktions- oder Lagerrau-mes soll nach mindestens 15 m Lauflänge einHauptgang erreichbar sein. Diese müssen min-destens 2 m breit sein und sollen geradlinig zuAusgängen:

� ins Freie,� zu notwendigen Treppenräumen,� zu Außentreppen,� zu Treppen von Ebenen und Einbauten,� zu offenen Gängen,� über begehbare Dächer auf das

Grundstück,� zu anderen Brandabschnitten oder� zu anderen Brandbekämpfungs-

abschnitten führen.

Abbildung zu „Rettungs-wege über Hauptgänge“

Die anderen Brandabschnitte oder Brandbe-kämpfungsabschnitte müssen Ausgänge un-mittelbar ins Freie oder zu notwendigenTreppenräumen mit einem sicheren Ausgangins Freie haben.

Leitungsanlagen in RettungswegenBei der Verlegung von Leitungsanlagen inner-halb der Rettungswege von Industriebautenmuss zunächst geprüft werden, für welcheRettungswege der Abschnitt 3 der Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (MLAR), Fassung10.02.2015 anzuwenden ist.

Im Abschnitt 3 der MLAR sind die grundlegen-den Voraussetzungen für sichere Flucht- undRettungswege festgelegt. Hiernach dürfenbrennbare Leitungen, zum Beispiel Kunststoff-rohre, in Flucht- und Rettungswegen nichtfreiverlegt werden. In der Regel ist dann einebrandschutztechnische Kapselung durch dieVerlegung innerhalb von Unterdecken, Boden-kanälen oder Installationsschächten mit einerFeuerwiderstandsdauer von 30 Minuten (F 30)erforderlich. Nichtbrennbare Leitungen, zumBeispiel gusseiserne Abflussrohrsysteme, dür-fen in Flucht- und Rettungswegen frei verlegtwerden.

Brandwände und Wände zurTrennung von Brandbekämpfungs-abschnittenIm Abschnitt 5.10 der Richtlinie werden dieAnforderungen an Brandwände und Wändezur Trennung von Brandbekämpfungsabschnit-ten beschrieben. Diese sind mindestens 0,5 müber Dach zu führen. Hierüber dürfen keinebrennbaren Teile hinweggeführt werden.

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1254. Brand- und Schallschutz

4.7 Brandschutz in Industriebautengemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie

Abbildung „Brandschutztechnische Kapselung von brennbarenLeitungen in Flucht- und Rettungs-wegen“

Abbildung „Freie Verlegung von nichtbrennbaren gusseisernenAbflussrohrsystemen in Flucht- und Rettungswegen“

Info

Bei nichtbrennbaren gusseisernen Abfluss-rohrsystemen müssen keine Brandlastenberücksichtigt werden. Beim Werkstoff Po-lyethylen (PE) entsteht zum Beispiel pro kgeine Brandlast von 12 KWh.

Im Bereich von Außenwänden ist durch geeig-nete Maßnahmen eine Brandübertragung aufandere Brandabschnitte bzw. Brandbekämp-fungsabschnitte zu verhindern.

Abbildung „Ausführungsbeispiel einer Brandwand über Dach“

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4. Brand- und Schallschutz

4.7 Brandschutz in Industriebautengemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie

Abbildungen „Ausführungsbeispiele von Brandwänden im Bereich von Außenwänden“

Für Leitungsanlagen in Industrie-bauten gelten die Anforderungender Leitungsanlagen-Richtliniender Länder. Die Abschottungenvon Leitungsanlagen müssen ent-sprechend der geforderten Feuer-widerstandsdauer der Bauteile –gemäß dem projektspezifischenBrandschutzkonzept – ausgeführtwerden. Nach der Musterleitungs-anlagenrichtlinie (MLAR), FassungNovember 2005 sind zum BeispielAbschottungen von Abwasserlei-tungen entweder nach den ent-sprechenden Verwendbarkeits-nachweisen (Abschnitt 4.1) oder nach denErleichterungen (Abschnitte 4.2 und 4.3)auszuführen.

Bild „Geprüfte Rohrabschottung für waagerecht verlegte nicht-brennbare gusseiserne Abflussrohre mit ABP P-MPA-E-05-032der Firma SAINT-GOBAIN ISOVER“

DächerOftmals tragen Dächer bei Brandfällen in In-dustrie- und Gewerbebetrieben in erheblichemMaße zur Brandausbreitung bei. Die brand-schutztechnischen Anforderungen an Dächerwerden im Abschnitt 5.13 der Muster-Indus-triebau-Richtlinie erläutert.

BetreiberpflichtenZu den Betreiberpflichten heißt es im Ab-schnitt 9 der Richtlinie: “Änderungen derbrandschutztechnischen Infrastruktur sowieeine Erhöhung der Brandlast erfordern eineÜberprüfung des Brandschutzkonzeptes. Er-gibt sich daraus eine niedrigere Sicherheits-

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1274. Brand- und Schallschutz

4.7 Brandschutz in Industriebautengemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie

Foto „Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohrsystem PAM-Global S“ (SAINT-GOBAIN HES)

Foto „Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohrsystem mit Sonderbeschichtung Typ MLK-protec“ (Düker)

kategorie, eine höhere äquivalente Branddaueroder eine höhere rechnerisch erforderlicheFeuerwiderstandsdauer, so liegt eine Nut-zungsänderung vor. Solche Nutzungsänderun-gen bedürfen dann eines Bauantrages undeiner Baugenehmigung, wenn sich aus ihnenhöhere Anforderungen ergeben. Dies gilt auchbei Änderungen und Ergänzungen des Brand-

schutzkonzeptes nach Erteilung der Baugeneh-migung.“Das bedeutet für den Betreiber des Industrie-oder Gewerbebetriebes, dass schon beginnendbeim Brandschutzkonzept, jegliche Erhöhungder Brandlasten eine Überprüfung auf Nut-zungsänderung ‒ mit allen sich daraus erge-benden Konsequenzen ‒ erfordert.

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4. Brand- und Schallschutz

4.7 Brandschutz in Industriebautengemäß der Muster-Industriebau-Richtlinie

Zur Betreiberverantwortung gehört generelldie kontinuierliche Instandhaltung der brand-schutztechnischen Anlagen durch regelmäßigeInspektion und Wartung.

ZusammenfassungBei Gebäuden der Industrie und des Gewerbeskommt es aufgrund des Umganges mit brenn-baren Arbeits- und Gefahrstoffen bei Produkti-onsprozessen sowie bei der Lagerung vonbrennbarem Lagergut mit hohen Brandlastenimmer wieder zu Brandfällen großen Ausma-ßes.

Zur Sicherstellung der Schutzziele des Brand-schutzes ist bei Industriebauten grundsätzlichdie Erstellung eines spezifischen Brandschutz-konzeptes erforderlich. Das Brandschutzkon-zept ist die Basis für eine brandschutztech-nisch einwandfreie Ausführung des Industrie-gebäudes einschließlich der Rettungswege undder Leitungsanlagen.

Zur Minimierung der Brandlasten solltenLeitungen innerhalb von Industriebauten vor-zugsweise aus nichtbrennbaren Werkstoffender Brandklasse A bestehen. NichtbrennbareLeitungen, wie zum Beispiel gusseiserne Ab-flussrohrsysteme, führen zu keiner Brandlastoder Brandweiterleitung und dürfen in Flucht-und Rettungswegen frei verlegt werden.

QuellenverzeichnisMuster-Richtlinie über den baulichen Brand-schutz im Industriebau (Muster-Industriebau-Richtlinie – MIndBauRL), Stand Mai 2019

DIN 18230-1 „Baulicher Brandschutz imIndustriebau – Teil 1:Rechnerisch erforderliche Feuerwiderstands-dauer“, Ausgabe September 2010

Muster-Richtlinie über brandschutztechnischeAnforderungen an Leitungsanlagen (MLAR),Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand05.04.2016)

Kommentar zur Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (MLAR), 5. Auflage 2018

Veröffentlichung „Brandschutz im Industrie-und Gewerbebau“ unterwww.bauforumstahl.de

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1294. Brand- und Schallschutz

4.8 Brandschutz in Hochhäusern gemäßder Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR)

Die Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR) ent-hält besondere Anforderungen und Lösungenfür den baulichen und betrieblichen, beson-ders aber für den anlagentechnischen Brand-schutz in Hochhäusern.

Definition: Nach dem deutschen Baurechthandelt es sich bei Hochhäusern um Gebäude,bei denen der Fußboden mindestens einesAufenthaltsraumes mehr als 22 Meter überder festgelegten Geländeoberfläche liegt.

Wesentliches Schutzziel der MHHR ist der Per-sonenschutz. Abweichend von der Musterbau-

A_Lesik / Shutterstock.com

ordnung (MBO) setzt die Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR) den Löschangriff der Feuer-wehr aus dem Inneren des Gebäudes vorausund stellt nicht auf einen Außenangriff ab,auch nicht für den Bereich unter 22 Meter.

Die MHHR ermöglicht unter der Vorausset-zung einer feuerbeständigen Tragkonstruktionmit geschossweiser Abschottung und zusätzli-cher Gebäudesicherheitstechnik einen flexiblenAusbau innerhalb der Geschossebenen undentspricht so den Nutzerinteressen.

Kopfzeile „Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR)“

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4. Brand- und Schallschutz

4.8 Brandschutz in Hochhäusern gemäßder Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR)

Anwendungsbereich der Muster-Hochhaus-RichtlinieDie Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR) regeltbesondere Anforderungen und Erleichterun-gen im Sinne von § 51 Abs. 1 (Sonderbauten)der Musterbauordnung (MBO) für den Bauund Betrieb von Hochhäusern (§ 2 Abs. 4 Nr. 1MBO).

Tragende und aussteifendeBauteileGemäß Abschnitt 3.1.1 der Muster-Hochhaus-Richtlinie müssen tragende und aussteifendeBauteile feuerbeständig sein und aus nicht-brennbaren Baustoffen bestehen.

Für Gebäude mit mehr als 60 Meter Höhemuss nach Abschnitt 3.1.2 die Feuerwider-standsfähigkeit tragender und aussteifenderBauteile 120 Minuten betragen (F120-A).

Raumabschließende BauteileGemäß Abschnitt 3.2.1 der Muster-Hochhaus-Richtlinie müssen raumabschließende Bauteileaus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen.

Info

Zur Sicherstellung der Schutzziele desBrandschutzes ist bei Sonderbauten grund-sätzlich die Erstellung eines spezifischenBrandschutzkonzeptes erforderlich.

Folgende raumabschließende Bauteile müssennach Abschnitt 3.2.3 mit der Feuerwider-standsfähigkeit der tragenden Bauteile ausge-führt werden:1. Geschossdecken,2. Wände von notwendigen Treppenräumen

und deren Vorräumen,3. Wände der Fahrschächte von Feuerwehr-

aufzügen und deren Vorräumen.

Auf Nr. 2 und 3 ist § 35 (Notwendige Treppen-räume, Ausgänge) Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 undSatz 2 der Musterbauordnung (MBO) ent-sprechend anzuwenden.

Nach Abschnitt 3.2.4 müssen folgende Bau-teile raumabschließend feuerbeständig sein:1. Brandwände,2. Wände von Installationsschächten,3. Wände von Fahrschächten und deren

Vorräumen,4. Trennwände von Räumen mit erhöhter

Brandgefahr,5. Trennwände zwischen Aufenthalts-

räumen und anders genutzten Räumenim Keller,

6. Wände und Brüstungen offener Gänge.

Gemäß Abschnitt 3.2.5 müssen folgende Bau-teile raumabschließend feuerhemmend sein:

1. Trennwände zwischen Nutzungseinheiten,2. Trennwände zwischen Nutzungseinheiten

und anders genutzten Räumen,3. Wände notwendiger Flure,4. durchgehende Systemböden,5. durchgehende Unterdecken.

Abbildung „Umsetzungsbeispiel zu raumabschließenden Bauteilen (gemäß Erläuterungen zur MHHR, FassungApril 2008 der ARGEBAU)“

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1314. Brand- und Schallschutz

4.8 Brandschutz in Hochhäusern gemäßder Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR)

Brandlasten undBrandklassifizierungDer Begriff Brandlast wird immer im Zusam-menhang mit dem Brandschutz von Gebäudenverwendet. Unter der Brandlast eines Gegen-standes versteht man die Energie, die bei des-sen Verbrennung frei wird und damit beiSchutzmaßnahmen für einen möglichen Ge-bäudebrand zu berücksichtigen ist. Die Brand-last entsteht durch alle brennbaren Stoffe, diein ein Gebäude eingebracht werden. Sie istvon der Menge und vom Heizwert der Stoffeabhängig.

Die Brandlast wird in kWh/m² angegeben undist das auf eine bestimmte Grundfläche – zumBeispiel eine Brandabschnittsfläche – bezo-gene Wärmepotenzial aller vorhandenenbrennbaren Stoffe. Eine Liste mit „Brandlasten

für verschiedene Nutzungen“ steht zum Beispielunter www.bauforumstahl.de zur Verfügung.

Hohe Brandlasten entstehen zum Beispiel schondurch eine ungünstige Auswahl von Baustoffen.Deshalb sollte bereits in der Planungsphase desGebäudes auf eine Reduzierung unnötigerBrandlasten geachtet werden. NichtbrennbareMaterialien mit der Baustoffklasse A solltenimmer bevorzugt werden.

In Deutschland ist momentan die Klassifizierungdes Brandverhaltens von Baustoffen sowohlnach DIN 4102-1 als auch nach DIN EN 13501-1möglich. Nur bei Bauprodukten und Bauarten,die der CE-Kennzeichnung unterliegen, ist eineBrandklassifizierung nach derDIN EN 13501-1 zwingend erforderlich.

Tabelle „Brandklassifizierung nach DIN EN 13501-1 und DIN 4102-1“

Entsprechend Abschnitt 4.3.3 dürfen notwen-dige Flure mit nur einer Fluchtrichtung nichtlänger als 15 m sein. Sie müssen zum Vorraumeines Sicherheitstreppenraums, zu einem not-wendigen Flur mit zwei Fluchtrichtungen oderzu einem offenen Gang führen.

FeuerwehraufzügeUm einen Löschangriff in angemessener Zeitmit voll einsetzbarem Personal durchzuführenzu können, benötigt die Feuerwehr in Hoch-häusern Feuerwehraufzüge. Diese müssen ineigenen feuerbeständigen Fahrschächten ver-laufen. Vor den Fahrschächten müssen Vor-räume angeordnet werden, die Schutz vordem Eindringen von Feuer und Rauch bieten.

Nach Abschnitt 6.1.1.1 der Muster-Hochhaus-Richtlinie müssen Hochhäuser Feuerwehrauf-züge mit Haltestellen in jedem Geschosshaben.

Leitungsanlagen in RettungswegenBei der Verlegung von Leitungsanlagen inner-halb der Rettungswege von Hochhäusern giltder Abschnitt 3 der Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (MLAR), Fassung 10.02.2015.

Im Abschnitt 3 der MLAR sind die grundlegen-den Voraussetzungen für sichere Flucht- undRettungswege festgelegt. Hiernach dürfenbrennbare Leitungen, zum Beispiel Kunststoff-rohre, in Flucht- und Rettungswegen nichtfreiverlegt werden. In der Regel ist dann einebrandschutztechnische Kapselung durch dieVerlegung innerhalb von Unterdecken, Boden-kanälen oder Installationsschächten mit einerFeuerwiderstandsdauer von 30 Minuten (F 30)erforderlich. Nichtbrennbare Leitungen, zumBeispiel gusseiserne Abflussrohrsysteme, dür-fen in Flucht- und Rettungswegen frei verlegtwerden.

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4. Brand- und Schallschutz

4.8 Brandschutz in Hochhäusern gemäßder Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR)

Rettungswege gemäßMuster-Hochhaus-RichtlinieEine Rettung über Rettungsgeräte der Feuer-wehr ist bei der Höhe von Hochhäusern nichtmehr möglich. Deshalb müssen gemäß Ab-schnitt 4.1.1 der Muster-Hochhaus-Richtlinie(MHHR) für Nutzungseinheiten und für Ge-schosse ohne Aufenthaltsräume in jedem Ge-schoss mindestens zwei voneinanderunabhängige bauliche Rettungswege ins Freievorhanden sein, die zu öffentlichen Verkehrs-flächen führen. Beide Rettungswege dürfeninnerhalb des Geschosses über denselben not-wendigen Flur führen. Die Rettungswege ausden oberirdischen Geschossen und den Keller-geschossen sind getrennt ins Freie zu führen.

In Hochhäusern mit nicht mehr als 60 MeterHöhe genügt nach Abschnitt 4.2.1 an Stellevon zwei notwendigen Treppenräumen einSicherheitstreppenraum. Entsprechend Ab-schnitt 4.2.2 müssen in Hochhäusern mitmehr als 60 Meter Höhe alle notwendigenTreppenräume als Sicherheitstreppenräumeausgebildet sein.

Info

Sicherheitstreppenräume sind ein wichtigerBestandteil bei Flucht- und Rettungswegenin Hochhäusern. Zur Freihaltung von Rauchwerden in Sicherheitstreppenräumen in derRegel Druckbelüftungsanlagen (RDA) instal-liert.

Nach Abschnitt 4.3.1 der Muster-Hochhaus-Richtlinie müssen Ausgänge von Nutzungsein-heiten auf notwendige Flure oder ins Freieführen.

Von jeder Stelle eines Aufenthaltsraumessowie eines Kellergeschosses muss gemäß Ab-schnitt 4.3.2 der MHHR mindestens ein Aus-gang in einen notwendigen Treppenraum,einen Vorraum eines Sicherheitstreppenraumesoder ins Freie in höchstens 35 m Entfernungerreichbar sein.

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1334. Brand- und Schallschutz

4.8 Brandschutz in Hochhäusern gemäßder Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR)

Info

Bei nichtbrennbaren gusseisernen Abfluss-rohrsystemen müssen keine Brandlastenberücksichtigt werden. Beim WerkstoffPolyethylen (PE) entsteht zum Beispiel prokg eine Brandlast von 12 KWh.

Die Abschottungen von Leitungen müssengrundsätzlich den Anforderungen an die Feu-erwiderstandsdauer des Installationsschachtesentsprechen.

Abschottungen von Leitungsdurch-führungen bei Wänden und Deckenmit Anforderungen an die Feuer-widerstandsdauerFür Leitungsanlagen in Hochhäusern gelten dieAnforderungen der Leitungsanlagen-Richtli-nien der Länder. Die Abschottungen vonLeitungsanlagen müssen entsprechend der ge-forderten Feuerwiderstandsdauer der Bauteile‒ gemäß dem projektspezifischen Brand-schutzkonzept ‒ ausgeführt werden. Nachder Musterleitungsanlagenrichtlinie (MLAR),Fassung 10.02.2015 sind zum BeispielAbschottungen von Abwasserleitungen entwe-der nach den entsprechenden Verwendbar-keitsnachweisen (Abschnitt 4.1) oder nach denErleichterungen (Abschnitte 4.2 und 4.3) aus-zuführen.

Abbildung „Brandschutztechnische Kapselung von brennbarenLeitungen in Flucht- und Rettungswegen“

Abbildung „Freie Verlegung von nichtbrennbaren gusseisernenAbflussrohrsystemen in Flucht- und Rettungswegen“

Leitungen undInstallationsschächteGemäß Abschnitt 7.2.1 der Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR) müssen Leitungen, diedurch mehrere Geschosse führen, in Installati-onsschächten angeordnet werden. Diese An-forderung gilt nicht für wasserführendeLeitungen aus nichtbrennbaren Baustoffen.

Wie im Abschnitt 3.2.4 der MHHR aufgeführt,müssen Wände von Installationsschächtenraumabschließend feuerbeständig sein.Installationsschächte in Hochhäusern müssennach Abschnitt 7.2.2 entraucht werden kön-nen.

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4. Brand- und Schallschutz

4.8 Brandschutz in Hochhäusern gemäßder Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR)

Foto „Nichtbrennbares gusseisernesAbflussrohrsystem PAM-GLOBAL® S“(SAINT-GOBAIN HES)

Foto „Nichtbrennbares gusseisernesAbflussrohrsystem mit SonderbeschichtungTyp MLK-protec“ (Düker)

Bild „Geprüfte Rohrabschottung fürwaagerecht verlegte nichtbrennbaregusseiserne Abflussrohre mit ABPP-MPA-E-05-032 der Firma SAINT-GOBAINISOVER“

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ZusammenfassungSeit dem Grenfell-Tower-Brand in London ste-hen in Deutschland der Brandschutz in Hoch-häusern und die zugehörigen Regelwerkewieder im Fokus der Öffentlichkeit.

Zur Sicherstellung der Schutzziele des Brand-schutzes ist bei Hochhäusern grundsätzlich dieErstellung eines spezifischen Brandschutzkon-zeptes erforderlich. Das Brandschutzkonzeptist die Basis für eine brandschutztechnischeinwandfreie Ausführung des Hochhauseseinschließlich der Rettungswege und der Lei-tungsanlagen.

Zur Minimierung der Brandlasten in Hochhäu-sern sind grundsätzlich Leitungen aus nicht-brennbaren Werkstoffen der Brandklasse Aempfehlenswert. Nichtbrennbare Leitungen,wie zum Beispiel gusseiserne Abflussrohr-systeme, führen zu keiner Brandlast oderBrandweiterleitung und dürfen in Flucht- undRettungswegen frei verlegt werden. WeitereVorteile von gusseisernen Abflussrohrsystemenim Bereich von Hochhäusern sind die hoheDruckbeständigkeit und das hervorragendeAusdehnungsverhalten.

QuellenverzeichnisMuster-Richtlinie über den Bau und Betriebvon Hochhäusern (Muster-Hochhaus-Richtlinie- MHHR), Fassung April 2008 zuletzt geändertdurch Beschluss der Fachkommission Bauauf-sicht vom Februar 2012

Erläuterungen zur MHHR, Fassung April 2008der ARGEBAU

Musterbauordnung (MBO), Fassung November2002 zuletzt geändert durch Beschluss derBauministerkonferenz vom 22.02.2019

Muster-Richtlinie über brandschutztechnischeAnforderungen an Leitungsanlagen (MLAR),Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand05.04.2016)

Kommentar zur Muster-Leitungsanlagen-Richt-linie (MLAR), 5. Auflage 2018

Veröffentlichung „Hochhäuser nach Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR)“ unter www.bau-netzwissen.de/brandschutz/fachwissen/sonderbauten

4. Brand- und Schallschutz

4.8 Brandschutz in Hochhäusern gemäßder Muster-Hochhaus-Richtlinie (MHHR)

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Die Muster-Beherbergungsstättenverordnung(MBeVO) – Fassung Dezember 2000 – (zuletztgeändert durch Beschluss der FachkommissionBauaufsicht vom Mai 2014) enthält besondereAnforderungen für den Bau und Betrieb vonBeherbergungsstätten.Aufgrund ihrer betrieblichen Besonderheitensind Hotel- und Beherbergungsbetriebe grund-

sätzlich sehr großen Brandgefahren ausge-setzt. Hotelbrände bedrohen nicht nur Unter-nehmensexistenzen und Sachwerte, sondern inbesonderem Maße eine überdurchschnittlichhohe Anzahl von Menschenleben. Die Sicher-heit der Gäste und Angestellten ist für das Be-herbergungsgewerbe von höchsterBedeutung.

4. Brand- und Schallschutz

4.9 Brandschutz in Hotel- und Beherbergungsgebäudengemäß der Muster-Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)

Kopfzeile „Muster-Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)“

Foto „Brennendes Hotelgebäude“ (© Benjamin Nolte)

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TrennwändeGemäß § 5 der Muster-Beherbergungsstätten-verordnung müssen Trennwände feuerbestän-dig (F90) sein

1. zwischen Räumen einer Beherbergungs-stätte und Räumen, die nicht zu derBeherbergungsstätte gehören

2. zwischen Beherbergungsräumen undGasträumen oder Küchen.

Wenn die tragenden Wände, Stützen undDecken nur feuerhemmend (F30) sein müssen,genügen feuerhemmende Trennwände (F30).Die Trennwände zwischen Beherbergungs-räumen sowie zwischen Beherbergungs-räumen und sonstigen Räumen müssen feuer-hemmend (F30) sein.

Brandlasten undBrandklassifizierungDer Begriff Brandlast wird immer im Zusam-menhang mit dem Brandschutz von Gebäudenverwendet. Unter der Brandlast eines Gegen-standes versteht man die Energie, die bei des-sen Verbrennung frei wird und damit beiSchutzmaßnahmen für einen möglichen Ge-bäudebrand zu berücksichtigen ist. Die Brand-last entsteht durch alle brennbaren Stoffe, diein ein Gebäude eingebracht werden. Sie istvon der Menge und vom Heizwert der Stoffeabhängig.

Die Brandlast wird in kWh/m² angegeben undist das auf eine bestimmte Grundfläche – zumBeispiel eine Brandabschnittsfläche – bezo-gene Wärmepotenzial aller vorhandenenbrennbaren Stoffe. Eine Liste mit „Brandlastenfür verschiedene Nutzungen“ steht zum Bei-spiel unter www.bauforumstahl.de zur Verfü-gung.

Hohe Brandlasten entstehen zum Beispielschon durch eine ungünstige Auswahl vonBaustoffen. Deshalb sollte bereits in der Pla-nungsphase des Gebäudes auf eine Reduzie-rung unnötiger Brandlasten geachtet werden.Nichtbrennbare Materialien mit der Baustoff-klasse A sollten immer bevorzugt werden.

4. Brand- und Schallschutz

4.9 Brandschutz in Hotel- und Beherbergungsgebäudengemäß der Muster-Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)

Anwendungsbereich der Muster-BeherbergungsstättenverordnungDie Vorschriften der Muster-Beherbergungs-stättenverordnung (MBeVO) gelten für Beher-bergungsstätten mit mehr als 12 Gastbetten.

BegriffeBeherbergungsstätten sind Gebäude oderGebäudeteile, die ganz oder teilweise für dieBeherbergung von Gästen, ausgenommen dieBeherbergung in Ferienwohnungen, bestimmtsind.

Beherbergungsräume sind Räume, die demWohnen und Schlafen von Gästen dienen.

Gasträume sind Räume, die für den Aufent-halt von Gästen, jedoch nicht zum Wohnenund Schlafen bestimmt sind, wie zum BeispielSpeiseräume oder Tagungsräume.

Tragende Wände, Stützenund DeckenTragende Wände, Stützen und Decken müssengemäß § 4 der MBeVO feuerbeständig (F90)sein.

Feuerhemmende tragende Wände, Stützenund Decken (F30) reichen aus in

1. Gebäuden mit nicht mehr als 2 ober-irdischen Geschossen,

2. obersten Geschossen von Dachräumen mitBeherbergungsräumen.

Info

Bei Beherbergungsstätten mit mehr als 12Gastbetten handelt es sich um Sonderbau-ten im Sinne des § 51 Abs. 1 der Muster-bauordnung (MBO). Zur Sicherstellung derSchutzziele des Brandschutzes ist bei Son-derbauten grundsätzlich die Erstellungeines spezifischen Brandschutzkonzepteserforderlich.

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In Deutschland ist momentan die Klassifizie-rung des Brandverhaltens von Baustoffen so-wohl nach DIN 4102-1 als auch nach DIN EN13501-1 möglich. Nur bei Bauprodukten und

Bauarten, die der CE-Kennzeichnung unterlie-gen, ist eine Brandklassifizierung nach derDIN EN 13501-1 zwingend erforderlich.

4. Brand- und Schallschutz

4.9 Brandschutz in Hotel- und Beherbergungsgebäudengemäß der Muster-Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)

Tabelle „Brandklassifizierung nach DIN EN 13501-1 und DIN 4102-1“

Rettungswege gemäß Muster-Be-herbergungsstättenverordnungGemäß § 3 benötigt jeder Beherbergungsraummindestens zwei voneinander unabhängigebauliche Rettungswege, die innerhalb einesGeschosses über denselben notwendigen Flurführen dürfen.

Der erste Rettungsweg muss für Beherber-gungsräume, die nicht zu ebener Erde liegen,über eine notwendige Treppe führen; derzweite Rettungsweg über eine weitere not-wendige Treppe oder eine Außentreppe.

In Beherbergungsstätten mit insgesamt nichtmehr als 60 Gastbetten genügt als zweiterRettungsweg eine mit Rettungsgeräten derFeuerwehr erreichbare Stelle des Beherber-gungsraumes; dies gilt nicht, wenn in einemGeschoss mehr als 30 Gastbetten vorhandensind.

Die Länge zum Erreichen des Ausgangs insFreie oder eines notwendigen Treppenraumsdarf maximal 35,00 Meter betragen.

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4. Brand- und Schallschutz

4.9 Brandschutz in Hotel- und Beherbergungsgebäudengemäß der Muster-Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)

Gemäß § 6 müssen Bekleidungen, Unterde-cken und Dämmstoffe in notwendigen Flurenaus nichtbrennbaren Baustoffen; Bodenbelägeaus mindestens schwerentflammbaren Bau-stoffen bestehen.

Leitungsanlagen in RettungswegenBei der Verlegung von Leitungsanlagen inner-halb der Rettungswege von Beherbergungs-stätten gilt der Abschnitt 3 der Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (MLAR), Fassung10.02.2015 (Redaktionsstand 05.04.2016).

Im Abschnitt 3 der MLAR sind die grundlegen-den Voraussetzungen für sichere Flucht- undRettungswege festgelegt. Hiernach dürfen

brennbare Leitungen, zum Beispiel Kunststoff-rohre, in Flucht- und Rettungswegen nichtfreiverlegt werden. In der Regel ist dann einebrandschutztechnische Kapselung durch dieVerlegung innerhalb von Unterdecken, Boden-kanälen oder Installationsschächten mit einerFeuerwiderstandsdauer von 30 Minuten (F 30)erforderlich. Nichtbrennbare Leitungen, zumBeispiel gusseiserne Abflussrohrsysteme, dür-fen in Flucht- und Rettungswegen frei verlegtwerden.

Gemäß § 12 sind am Ausgang jedes Beherber-gungsraumes ein Rettungswegplan und Hin-weise zum Verhalten bei einem Brand anzu-bringen

Abbildung „Rettungswegplan Hotel mit privatem Wohnbereich“

Abbildung „BrandschutztechnischeKapselung von brennbaren Leitungenin Flucht- und Rettungswegen“

Abbildung „Freie Verlegung von nichtbrennbaren gusseisernenAbflussrohrsystemen in Flucht- und Rettungswegen“

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1414. Brand- und Schallschutz

4.9 Brandschutz in Hotel- und Beherbergungsgebäudengemäß der Muster-Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)

Alarmierungseinrichtungen undBrandmeldeanlagenGemäß § 9 der Muster-Beherbergungsstätten-verordnung sind Beherbergungsstätten mitAlarmierungseinrichtungen auszurüsten, durchdie im Brandfall die Angestellten und Gästegewarnt werden können.

Beherbergungsstätten mit mehr als 60 Gast-betten müssen Brandmeldeanlagen (BMA) mitautomatischen Brandmeldern – die auf dieKenngröße Rauch in den notwendigen Flurenansprechen – und nichtautomatische Brand-melder (Handfeuermelder) zur unmittelbarenAlarmierung der dafür zuständigen Stellehaben.

Die automatischen Brandmeldeanlagen müssenin einer Betriebsart ausgeführt sein, bei der mittechnischen Maßnahmen Falschalarme vermie-den werden.

Brandmeldungen sind unmittelbar und auto-matisch zur zuständigen Feuerwehralarmie-rungsstelle zu übertragen.

Abschottungen von Leitungsdurch-führungen bei Wänden und Deckenmit Anforderungen an die Feuer-widerstandsdauerFür Leitungsanlagen in Beherbergungsstättengelten die Anforderungen der Leitungsanlagen-Richtlinien der Länder. Die Abschottungen vonLeitungsanlagen müssen entsprechend dergeforderten Feuerwiderstandsdauer der Bau-teile – gemäß dem projektspezifischen Brand-schutzkonzept – ausgeführt werden. Nachder Musterleitungsanlagenrichtlinie (MLAR),Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand 05.04.2016) sind zum Beispiel Abschottungen von

Info

Bei nichtbrennbaren gusseisernen Abfluss-rohrsystemen müssen keine Brandlastenberücksichtigt werden. Beim Werkstoff Po-lyethylen (PE) entsteht zum Beispiel pro kgeine Brandlast von 12 KWh.

Foto „Nichtbrennbares gusseisernes AbflussrohrsystemPAM-Global S“ (SAINT-GOBAIN HES)

Foto „Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohrsystem mitSonderbeschichtung Typ MLK-protec“ (Düker)

Bild „Geprüfte Rohrabschottung für waagerecht verlegte nicht-brennbare gusseiserne Abflussrohre mit ABP P-MPA-E-05-032der Firma SAINT-GOBAIN ISOVER“

Abwasserleitungen entweder nach den ent-sprechenden Verwendbarkeitsnachweisen(Abschnitt 4.1) oder nach den Erleichterungen(Abschnitte 4.2 und 4.3) auszuführen.

142

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4. Brand- und Schallschutz

4.9 Brandschutz in Hotel- und Beherbergungsgebäudengemäß der Muster-Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO)

ZusammenfassungDas oberste Ziel der Muster-Beherbergungs-stättenverordnung (MBeVO) ist die rechtzeitigeBranderkennung und Alarmierung der Hotel-gäste, die zum überwiegenden Teil nur einge-schränkt ortskundig sind.

Damit die Schutzziele des Brandschutzes si-chergestellt sind, ist bei Beherbergungsstättenmit mehr als 12 Gastbetten – die gemäß Mus-terbauordnung (MBO) unter die Sonderbautenfallen – grundsätzlich die Erstellung eines spe-zifischen Brandschutzkonzeptes erforderlich.Das Brandschutzkonzept ist die Basis für einebrandschutztechnisch einwandfreie Ausfüh-rung des Hotel- bzw. Beherbergungsgebäudeseinschließlich der Rettungswege und der Lei-tungsanlagen.

Zur Minimierung der Brandlasten in Hotel- undBeherbergungsgebäuden sind grundsätzlichLeitungen aus nichtbrennbaren Werkstoffender Brandklasse A empfehlenswert. Nicht-brennbare Leitungen, wie zum Beispiel gussei-serne Abflussrohrsysteme, führen zu keinerBrandlast oder Brandweiterleitung und dürfenin Flucht- und Rettungswegen frei verlegtwerden. Weitere Vorteile von gusseisernenAbflussrohrsystemen sind die erstklassigenSchallschutzeigenschaften, die hohe Druckbe-ständigkeit sowie das hervorragende Ausdeh-nungsverhalten.

QuellenverzeichnisMuster-Verordnung über den Bau und Betriebvon Beherbergungsstätten (Muster-Beherber-gungsstättenverordnung – MBeVO), FassungDezember 2000 zuletzt geändert durch Be-schluss der Fachkommission Bauaufsicht vomMai 2014

Musterbauordnung (MBO), Fassung November2002 zuletzt geändert durch Beschluss derBauministerkonferenz vom 20.02.2019

Muster-Richtlinie über brandschutztechnischeAnforderungen an Leitungsanlagen (MLAR),Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand05.04.2016)

Kommentar zur Muster-Leitungsanlagen-Richt-linie (MLAR), 5. Auflage 2018

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1434. Brand- und Schallschutz

4.10 Brandschutz in Verkaufsstätten gemäß derMuster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO)

Die Muster-Verkaufsstättenverordnung(MVKVO) – Fassung September 1995 – (zu-letzt geändert durch Beschluss der Fachkom-mission Bauaufsicht vom Juli 2014) enthältbesondere Anforderungen und Erleichterun-gen für den Bau und Betrieb von Verkaufsstät-ten.Aufgrund ihrer betrieblichen Besonderheitensind Verkaufsstätten grundsätzlich sehr großen

Brandgefahren ausgesetzt. Brände bedrohennicht nur Unternehmensexistenzen und Sach-werte, sondern in besonderem Maße eineüberdurchschnittlich hohe Anzahl von Men-schenleben. Der Organisation des Brandschut-zes an der Schnittstelle zwischen Betrieb undKundenverkehr muss durch entsprechendeSicherheitsmaßnahmen Rechnung getragenwerden.

Kopfzeile „Muster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO)“

Brand Nettomarkt in Kastel 2014 (Foto Michael Ehresmann)

144

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4. Brand- und Schallschutz

4.10 Brandschutz in Verkaufsstätten gemäß derMuster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO)

Anwendungsbereich der Muster-VerkaufsstättenverordnungDie Vorschriften der Muster-Verkaufsstätten-verordnung (MVKVO) gelten für alle Verkaufs-stätten, deren Verkaufsräume und Laden-straßen einschließlich ihrer Bauteile eine Flächevon insgesamt mehr als 2.000 m² haben.

Info

Bei Verkaufsstätten, deren Verkaufsräumeund Ladenstraßen einschließlich ihrer Bau-teile eine Fläche von insgesamt mehr als2.000 m² haben, handelt es sich um Son-derbauten im Sinne des § 51 Abs. 1 derMusterbauordnung (MBO). Zur Sicherstel-lung der Schutzziele des Brandschutzes istbei Sonderbauten grundsätzlich die Erstel-lung eines spezifischen Brandschutzkon-zeptes erforderlich.

Wichtiger Hinweis: Die Musterbauordnung(MBO) sieht den Sonderbautatbestand bei Ver-kaufsstätten gemäß §2(4) Ziff. 4 bereits beiVerkaufsräumen und Ladenstraßen mit einerGrundfläche von insgesamt mehr als 800 m²vor. Verkaufsstätten mit einer Größe zwischen800 m² und 2.000 m² sind daher ungeregelteSonderbauten, bei denen die Muster-Verkaufs-stättenverordnung (MVKVO) als Richtschnurherangezogen werden kann.

BegriffeUnter § 2 der Muster-Verkaufsstättenverord-nung (MVKVO) sind folgende Begriffe aufge-führt:

� Verkaufsstätten sind Gebäude oderGebäudeteile, die

1. ganz oder teilweise dem Verkauf vonWaren dienen,

2. mindestens einen Verkaufsraum habenund

3. keine Messebauten sind.

Zu einer Verkaufsstätte gehören alle Räume,die unmittelbar oder mittelbar, insbesonderedurch Aufzüge oder Ladenstraßen, miteinan-der in Verbindung stehen; als Verbindunggilt nicht die Verbindung durch Treppen-räume notwendiger Treppen sowie durchLeitungen, Schächte und Kanäle haustech-nischer Anlagen.

� Erdgeschossige Verkaufsstätten sind Ge-bäude mit nicht mehr als einem Geschoss,dessen Fußboden an keiner Stelle mehr als1 m unter der Geländeoberfläche liegt; dabeibleiben Treppenraumerweiterungen sowieGeschosse außer Betracht, die ausschließlichder Unterbringung haustechnischer Anlagenund Feuerungsanlagen dienen.

� Verkaufsräume sind Räume, in denen Warenzum Verkauf oder sonstige Leistungen an-geboten werden oder die dem Kundenver-kehr dienen, ausgenommen Treppenräumenotwendiger Treppen, Treppenraumerweite-rungen sowie Garagen. Ladenstraßen geltennicht als Verkaufsräume.

� Ladenstraßen sind überdachte oder über-deckte Flächen, an denen Verkaufsräumeliegen und die dem Kundenverkehr dienen.

� Treppenraumerweiterungen sind Räume,die Treppenräume mit Ausgängen ins Freieverbinden.

Tragende Wände,Pfeiler und StützenGemäß § 3 der MVKVO müssen tragendeWände, Pfeiler und Stützen feuerbeständig, beierdgeschossigen Verkaufsstätten ohne Sprink-leranlagen mindestens feuerhemmend sein.Dies gilt nicht für erdgeschossige Verkaufs-stätten mit Sprinkleranlagen.

TrennwändeTrennwände zwischen einer Verkaufsstätte undRäumen, die nicht zur Verkaufsstätte gehören,müssen nach § 5 der MVKVO feuerbeständigsein und dürfen keine Öffnungen haben.

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1454. Brand- und Schallschutz

4.10 Brandschutz in Verkaufsstätten gemäß derMuster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO)

In Verkaufsstätten ohne Sprinkleranlagen sindLagerräume mit einer Fläche von mehr als je-weils 100 m² sowie Werkräume mit erhöhterBrandgefahr, wie Schreinereien, Maler- oderDekorationswerkstätten, von anderen Räumendurch feuerbeständige Wände zu trennen.Diese Werk- und Lagerräume müssen durchfeuerbeständige Trennwände so unterteiltwerden, dass Abschnitte von nicht mehr als500 m² entstehen. Öffnungen in den Trenn-wänden müssen mindestens feuerhemmendeund selbstschließende Abschlüsse haben.

DeckenGemäß § 7 der Muster-Verkaufsstättenverord-nung (MVKVO) müssen Decken feuerbestän-dig sein und aus nichtbrennbaren Baustoffenbestehen. Decken über Geschossen, derenFußboden an keiner Stelle mehr als 1 m unterder Geländeoberfläche liegt, brauchen nur

1. feuerhemmend zu sein und aus nicht-brennbaren Baustoffen zu bestehen inerdgeschossigen Verkaufsstätten ohneSprinkleranlagen,

2. aus nichtbrennbaren Baustoffen zubestehen in erdgeschossigen Verkaufs-stätten mit Sprinkleranlagen.

DächerNach § 8 der MVKVO muss das Tragwerk vonDächern, die den oberen Abschluss von Räu-men der Verkaufsstätten bilden oder die vondiesen Räumen nicht durch feuerbeständigeBauteile getrennt sind

1. aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehenin Verkaufsstätten mit Sprinkleranlagen,ausgenommen in erdgeschossigen Ver-kaufsstätten,

2. mindestens feuerhemmend sein in erd-geschossigen Verkaufsstätten ohneSprinkleranlagen,

3. feuerbeständig sein in sonstigen Ver-kaufsstätten ohne Sprinkleranlagen.

Bedachungen müssen

1. gegen Flugfeuer und strahlende Wärmewiderstandsfähig sein und

2. bei Dächern, die den oberen Abschlussvon Räumen der Verkaufsstätten bildenoder die von diesen Räumen nicht durchfeuerbeständige Bauteile getrennt sind,aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehenmit Ausnahme der Dachhaut und derDampfsperre.

BrandabschnitteGemäß § 6 der MVKVO sind Verkaufsstättendurch Brandwände in Brandabschnitte zu un-terteilen. Die Brandabschnittsfläche darf jeGeschoss nicht mehr betragen als:

� 10.000 m² in erdgeschossigen Verkaufs-stätten mit Sprinkleranlagen;

� 5.000 m² in sonstigen Verkaufsstättenmit Sprinkleranlagen;

� 3.000 m² in erdgeschossigen Verkaufs-stätten ohne Sprinkleranlagen und

� 1.500 m² in sonstigen Verkaufsstättenohne Sprinkleranlagen, wenn sich dieVerkaufsstätten über nicht mehr als dreiGeschosse erstrecken und die Gesamt-fläche aller Geschosse innerhalb desBrandabschnitts nicht mehr als 3.000 m²beträgt.

Abweichend hiervon können Verkaufsstättenmit Sprinkleranlagen unter bestimmten Voraus-setzungen auch durch Ladenstraßen in Brand-abschnitte unterteilt werden.

146

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4. Brand- und Schallschutz

4.10 Brandschutz in Verkaufsstätten gemäß derMuster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO)

Brandlasten undBrandklassifizierungDer Begriff Brandlast wird immer im Zusam-menhang mit dem Brandschutz von Gebäudenverwendet. Unter der Brandlast eines Gegen-standes versteht man die Energie, die beidessen Verbrennung frei wird und damit beiSchutzmaßnahmen für einen möglichen Ge-bäudebrand zu berücksichtigen ist. Die Brand-last entsteht durch alle brennbaren Stoffe, diein ein Gebäude eingebracht werden. Sie istvon der Menge und vom Heizwert der Stoffeabhängig.Die Brandlast wird in kWh/m² angegeben undist das auf eine bestimmte Grundfläche – zumBeispiel eine Brandabschnittsfläche – bezo-gene Wärmepotenzial aller vorhandenenbrennbaren Stoffe. Eine Liste mit „Brandlasten

für verschiedene Nutzungen“ steht zum Bei-spiel unter www.bauforumstahl.de zur Ver-fügung.

Hohe Brandlasten entstehen zum Beispielschon durch eine ungünstige Auswahl vonBaustoffen. Deshalb sollte bereits in der Pla-nungsphase des Gebäudes auf eine Reduzie-rung unnötiger Brandlasten geachtet werden.Nichtbrennbare Materialien mit der Baustoff-klasse A sollten immer bevorzugt werden.In Deutschland ist momentan die Klassifizie-rung des Brandverhaltens von Baustoffen so-wohl nach DIN 4102-1 als auch nach DIN EN13501-1 möglich. Nur bei Bauprodukten undBauarten, die der CE-Kennzeichnung unter-liegen, ist eine Brandklassifizierung nach derDIN EN 13501-1 zwingend erforderlich.

Tabelle „Brandklassifizierung nach DIN EN 13501-1 und DIN 4102-1“

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1474. Brand- und Schallschutz

4.10 Brandschutz in Verkaufsstätten gemäß derMuster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO)

Rettungswege in VerkaufsstättenNach § 10 der Muster-Verkaufsstättenverord-nung (MVKVO) müssen für jeden Verkaufs-raum, Aufenthaltsraum und für jede Laden-straße in demselben Geschoss mindestenszwei voneinander unabhängige Rettungswegezu Ausgängen ins Freie oder zu Treppenräu-men notwendiger Treppen vorhanden sein. EinRettungsweg darf über Außentreppen ohneTreppenräume, Rettungsbalkone, Terrassenund begehbare Dächer auf das Grundstückführen, wenn hinsichtlich des Brandschutzeskeine Bedenken bestehen; dieser Rettungsweggilt als Ausgang ins Freie.

In Verkaufsräumen darf in der Regel der Wegzum Ausgang oder Treppenraum höchstens25,00 m, in sonstigen Räumen oder in Laden-straßen höchstens 35,00 m entfernt sein.Von jeder Stelle eines Verkaufsraumes muss

ein Hauptgang oder eine Ladenstraße inhöchstens 10,00 m Entfernung erreichbarsein.

Die Entfernungen sind in der Luftlinie, jedochnicht durch Bauteile zu messen!

Für Flucht- und Rettungswege bei Verkaufs-stätten sind in der Regel folgende Breiten er-forderlich:

� Ladenstraßen ≥5,00 m,

� Hauptgänge ≥2,00 m,

� Notwendige Flure für Kunden ≥2,00 m(bei Verkaufsräumen ≤500 m² genügteine Breite von 1,50 m),

� Notwendige Treppen für Kunden≥2,00 m und ≤2,50 m (bei Verkaufs-räumen ≤500 m² genügt eine Breitevon 1,25 m).

Abbildung „Rettungswege über Hauptgänge / Ladenstraßen“

148

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4. Brand- und Schallschutz

4.10 Brandschutz in Verkaufsstätten gemäß derMuster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO)

Leitungsanlagen in RettungswegenBei der Verlegung von Leitungsanlagen inner-halb der Rettungswege von Verkaufs-stättengilt der Abschnitt 3 der Muster-Leitungsanla-gen-Richtlinie (MLAR), Fassung 10.02.2015(Redaktionsstand 05.04.2016).

Im Abschnitt 3 der MLAR sind die grundlegen-den Voraussetzungen für sichere Flucht- undRettungswege festgelegt. Hiernach dürfenbrennbare Leitungen, zum Beispiel Kunststoff-

rohre, in Flucht- und Rettungswegen nichtfreiverlegt werden. In der Regel ist dann einebrandschutztechnische Kapselung durch dieVerlegung innerhalb von Unterdecken, Boden-kanälen oder Installationsschächten mit einerFeuerwiderstandsdauer von 30 Minuten (F 30)erforderlich. Nichtbrennbare Leitungen, zumBeispiel gusseiserne Abflussrohrsysteme, dür-fen in Flucht- und Rettungswegen frei verlegtwerden

Abbildung „Brandschutztechnische Kapselung von brennbaren Leitungen in Flucht- und Rettungswegen“

Abbildung „Freie Verlegung von nicht-brennbaren gusseisernen Abflussrohrsys-temen in Flucht- und Rettungswegen“

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149

Info

Bei nichtbrennbaren gusseisernen Abfluss-rohrsystemen müssen keine Brandlastenberücksichtigt werden. Beim WerkstoffPolyethylen (PE) entsteht zum Beispiel prokg eine Brandlast von 12 KWh.

Abschottungen von Leitungsdurch-führungen bei Wänden und Deckenmit Anforderungen an die Feuer-widerstandsdauerFür Leitungsanlagen in Verkaufsstätten geltendie Anforderungen der Leitungsanlagen-Richt-linien der Länder. Die Abschottungen vonLeitungsanlagen müssen entsprechend der ge-forderten Feuerwiderstandsdauer der Bauteile– gemäß dem projektspezifischen Brand-schutzkonzept – ausgeführt werden. Nachder Musterleitungsanlagenrichtlinie (MLAR),Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand

05.04.2016) sind zum Beispiel Abschottungenvon Abwasserleitungen entweder nach denentsprechenden Verwendbarkeitsnachweisen(Abschnitt 4.1) oder nach den Erleichterungen(Abschnitte 4.2 und 4.3) auszuführen.

Bild „Geprüfte Rohrabschottung für waagerechtverlegte nichtbrennbare gusseiserne Abflussrohremit ABP P-MPA-E-05-032 der Firma SAINT-GOBAINISOVER“

Foto „Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohr-system PAM-GLOBAL S“ (SAINT-GOBAIN HES)

Foto „Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohr-system mit SonderbeschichtungTyp MLK-protec“ (Düker)

4. Brand- und Schallschutz

4.10 Brandschutz in Verkaufsstätten gemäß derMuster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO)

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4. Brand- und Schallschutz

4.10 Brandschutz in Verkaufsstätten gemäß derMuster-Verkaufsstättenverordnung (MVKVO)

ZusammenfassungDas oberste Ziel der Muster-Verkaufsstätten-verordnung (MVKVO) ist die rechtzeitigeBranderkennung und Alarmierung der Kundenund Angestellten sowie deren sichere Evakuie-rung.

Zur Sicherstellung der Schutzziele des Brand-schutzes ist bei Verkaufsstätten, deren Ver-kaufsräume und Ladenstraßen einschließlichihrer Bauteile eine Fläche von insgesamt mehrals 2.000 m² haben, und somit gemäß Mus-terbauordnung (MBO) unter die Sonderbautenfallen, grundsätzlich die Erstellung eines spezi-fischen Brandschutzkonzeptes erforderlich.Das Brandschutzkonzept ist die Basis für einebrandschutztechnisch einwandfreie Ausfüh-rung der Verkaufsstätte einschließlich derRettungswege und der Leitungsanlagen.

Damit die ohnehin hohen Brandlasten in Ver-kaufsstätten und deren Lagerräumen mini-miert werden, sind grundsätzlich Leitungenaus nichtbrennbaren Werkstoffen der Brand-klasse A empfehlenswert. NichtbrennbareLeitungen, wie zum Beispiel gusseiserne Ab-flussrohrsysteme, führen zu keiner Brandlastoder Brandweiterleitung und dürfen in Flucht-und Rettungswegen frei verlegt werden.Weitere Vorteile von gusseisernen Abflussrohr-systemen sind die hervorragenden Schall-schutzeigenschaften, die hohe Druckbe-ständigkeit sowie das hervorragende Aus-dehnungsverhalten.

QuellenverzeichnisMusterverordnung über den Bau und Betriebvon Verkaufsstätten (Muster-Verkaufsstätten-verordnung – MVKVO), Fassung September1995, zuletzt geändert durch Beschluss derFachkommission Bauaufsicht vom Juli 2014

Musterbauordnung (MBO), Fassung November2002 zuletzt geändert durch Beschluss derBauministerkonferenz vom 22.02.2019

Muster-Richtlinie über brandschutztechnischeAnforderungen an Leitungsanlagen (MLAR),Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand05.04.2016)

Kommentar zur Muster-Leitungsanlagen-Richt-linie (MLAR), 5. Auflage 2018

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1514. Brand- und Schallschutz

4.11 Brandschutz in Versammlungsstättengemäß der Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO)

Für den Brandschutz in Versammlungsstätten– hierzu zählen zum Beispiel Schauspielhäuser,Philharmonien, Kinos, Mehrzweckhallen undSportstadien – gilt die Muster-Versammlungs-stättenverordnung (MVStättVO). Die wichtigs-ten Begriffe und Anforderungen der

MVStättVO sowie die brandschutztechnischenAnforderungen an Leitungsanlagen in Ver-sammlungsstätten gemäß der Muster-Lei-tungsanlagen-Richtlinie (MLAR) haben wir fürSie in diesem Beitrag zusammengefasst.

Kopfzeile „Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO)“

Die Muster-Versammlungsstättenverordnung(MVStättVO) – Fassung Juni 2005 – (zuletztgeändert durch Beschluss der FachkommissionBauaufsicht vom Juli 2014) enthält besondereAnforderungen und Erleichterungen für denBau und Betrieb von Versammlungsstätten.Aufgrund ihrer betrieblichen Besonderheitensind Versammlungsstätten grundsätzlich sehr

großen Brandgefahren ausgesetzt. Brändebedrohen nicht nur Sachwerte, sondern inbesonderem Maße eine überdurchschnittlichhohe Anzahl von Menschenleben. Bei Ver-sammlungsstätten muss der Organisation desBrandschutzes – insbesondere aus Gründendes Personenschutzes – Rechnung getragenwerden.

Elbphilharmonie Hamburg (pixabay)

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4. Brand- und Schallschutz

4.11 Brandschutz in Versammlungsstättengemäß der Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO)

Innenraum Elbphilharmonie Hamburg (Foto Peter Kaminski)

AnwendungsbereichDie Vorschriften der Muster-Versammlungs-stättenverordnung (MVStättVO) gelten fürfolgende Versammlungsstätten:

� Versammlungsstätten mit Versammlungs-räumen, die einzeln mehr als 200 Besu-cher fassen;

� Versammlungsstätten im Freien mitSzeneflächen und Tribünen, die insge-samt mehr als 1.000 Besucher fassen;

� Sportstadien und Freisportanlagen mitTribünen, die insgesamt mehr als5.000 Besucher fassen.

InfoBei Versammlungsstätten, die unter dieMuster-Versammlungsstättenverordnung(MVStättVO) fallen, handelt es sich umSonderbauten im Sinne des § 51 Abs. 1 derMusterbauordnung (MBO). Zur Sicherstel-lung der Schutzziele des Brandschutzes istbei Sonderbauten grundsätzlich die Erstel-lung eines spezifischen Brandschutzkon-zeptes erforderlich.

BauteileGemäß § 3 der MVStättVO müssen tragendeund aussteifende Bauteile, wie Wände, Pfeiler,Stützen und Decken feuerbeständig, in erdge-schossigen Versammlungsstätten feuerhem-mend sein. Dies gilt nicht für erdgeschossigeVersammlungsstätten mit automatischenFeuerlöschanlagen.

Außenwände mehrgeschossiger Versamm-lungsstätten müssen aus nichtbrennbarenBaustoffen bestehen.

Trennwände sind erforderlich zum Abschlussvon Versammlungsräumen und Bühnen. DieseTrennwände müssen feuerbeständig, in erdge-schossigen Versammlungsstätten mindestensfeuerhemmend sein.

Werkstätten, Magazine und Lagerräume sowieRäume unter Tribünen und Podien müssenfeuerbeständige Trennwände und Deckenhaben.

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1534. Brand- und Schallschutz

4.11 Brandschutz in Versammlungsstättengemäß der Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO)

DächerNach § 4 der Muster-Versammlungsstättenver-ordnung (MVStättVO) müssen Tragwerke vonDächern, die den oberen Abschluss von Räu-men der Versammlungsstätte bilden oder dievon diesen Räumen nicht durch feuerbestän-dige Bauteile getrennt sind, feuerhemmendsein. Tragwerke von Dächern über Tribünenund Szenenflächen im Freien müssen mindes-tens feuerhemmend sein oder aus nichtbrenn-baren Baustoffen bestehen.

Bedachungen – ausgenommen Dachhaut undDampfsperre – müssen bei Dächern, die denoberen Abschluss von Räumen der Versamm-lungsstätte bilden oder die von diesen Räumennicht durch feuerbeständige Bauteile getrenntsind, aus nichtbrennbaren Baustoffen herge-stellt werden. Dies gilt nicht für Bedachungenüber Versammlungsräumen mit nicht mehr als1 000 m² Grundfläche.

Lichtdurchlässige Bedachungen über Ver-sammlungsräumen müssen aus nichtbrenn-baren Baustoffen bestehen. Bei Versamm-lungsräumen mit automatischen Feuerlöschan-lagen genügen schwerentflammbare Bau-stoffe, die nicht brennend abtropfen können.

InfoImmer häufiger sind auch bei DächernMaßnahmen zum vorbeugenden Brand-schutz erforderlich. Im Bereich der Sanitär-technik sind hier insbesondere dieDachabläufe und die Dachdurchdringun-gen für die Schmutzwasser-Entlüftungslei-tungen betroffen. NichtbrennbareDachabläufe und Abwasserrohre mit derBaustoffklasse A sollten bevorzugt werden.

Dämmstoffe, Unterdeckenund BekleidungenGemäß §5 der MVStättVO müssen Dämm-stoffe aus nichtbrennbaren Baustoffen beste-hen.Unterdecken und Bekleidungen an Deckenin Versammlungsräumen müssen aus nicht-brennbaren Baustoffen bestehen. In Versamm-

lungsräumen mit nicht mehr als 1.000 m²Grundfläche genügen Bekleidungen aus min-destens schwerentflammbaren Baustoffenoder geschlossene nicht hinterlüftete Holzbe-kleidungen.

In Foyers, durch die Rettungswege aus ande-ren Versammlungsräumen führen, in notwen-digen Treppenräumen, Räumen zwischennotwendigen Treppenräumen und Ausgängenins Freie sowie notwendigen Fluren müssenUnterdecken und Bekleidungen aus nicht-brennbaren Baustoffen bestehen.

Unterdecken und Bekleidungen, die mindes-tens schwerentflammbar sein müssen, dürfennicht brennend abtropfen.

Brandlasten undBrandklassifizierungDer Begriff Brandlast wird immer im Zusam-menhang mit dem Brandschutz von Gebäudenverwendet. Unter der Brandlast eines Gegen-standes versteht man die Energie, die bei des-sen Verbrennung frei wird und damit beiSchutzmaßnahmen für einen möglichen Ge-bäudebrand zu berücksichtigen ist. Die Brand-last entsteht durch alle brennbaren Stoffe, diein ein Gebäude eingebracht werden. Sie istvon der Menge und vom Heizwert der Stoffeabhängig.

Die Brandlast wird in kWh/m² angegeben undist das auf eine bestimmte Grundfläche – zumBeispiel eine Brandabschnittsfläche – bezo-gene Wärmepotenzial aller vorhandenenbrennbaren Stoffe. Eine Liste mit „Brandlastenfür verschiedene Nutzungen“ steht zum Bei-spiel unter wwwwww..bbaauuffoorruummssttaahhll..ddee zur Verfü-gung.

Hohe Brandlasten entstehen zum Beispielschon durch eine ungünstige Auswahl vonBaustoffen. Deshalb sollte bereits in der Pla-nungsphase des Gebäudes auf eine Reduzie-rung unnötiger Brandlasten geachtet werden.Nichtbrennbare Materialien mit der Baustoff-klasse A sollten immer bevorzugt werden.

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4. Brand- und Schallschutz

4.11 Brandschutz in Versammlungsstätten gemäß der Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO)

In Deutschland ist momentan die Klassifizie-rung des Brandverhaltens von Baustoffen so-wohl nach DIN 4102-1 als auch nach DIN EN13501-1 möglich. Nur bei Bauprodukten und

Tabelle „Brandklassifizierung nach DIN EN 13501-1 und DIN 4102-1“

Bauarten, die der CE-Kennzeichnung unterlie-gen, ist eine Brandklassifizierung nach der DINEN 13501-1 zwingend erforderlich.

Führung der RettungswegeNach § 6 der Muster-Versammlungsstättenver-ordnung (MVStättVO) müssen Rettungswegeins Freie zu öffentlichen Verkehrsflächen füh-ren. Zu den Rettungswegen von Versamm-lungsstätten gehören insbesondere die frei zuhaltenden Gänge und Stufengänge, die Aus-gänge aus Versammlungsräumen, die notwen-digen Flure und notwendigen Treppen, dieAusgänge ins Freie, die als Rettungsweg die-nenden Balkone, Dachterrassen und Außen-treppen sowie die Rettungswege im Freien aufdem Grundstück.

Versammlungsstätten müssen in jedem Ge-schoss mit Aufenthaltsräumen mindestenszwei voneinander unabhängige bauliche Ret-tungswege haben; dies gilt für Tribünen ent-sprechend. Die Führung beider Rettungswegeinnerhalb eines Geschosses durch einen ge-meinsamen notwendigen Flur ist zulässig. Rettungswege dürfen über Balkone, Dachter-rassen und Außentreppen auf das Grundstückführen, wenn sie im Brandfall sicher begehbarsind.

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1554. Brand- und Schallschutz

4.11 Brandschutz in Versammlungsstätten gemäß der Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO)

Bemessung der RettungswegeGemäß §7 der MVStättVO darf die Entfernungvon jedem Besucherplatz bis zum nächstenAusgang aus dem Versammlungsraum nichtlänger als 30 m sein. Bei mehr als 5 m lichterHöhe ist je 2,5 m zusätzlicher lichter Höheüber der für Besucher zugänglichen Ebene fürdiesen Bereich eine Verlängerung der Entfer-nung um 5 m zulässig, wobei eine Entfernungvon 60 m bis zum nächsten Ausgang nichtüberschritten werden darf. Die Entfernungenwerden in der Lauflinie gemessen.

Die Breite eines jeden Teils von Rettungswegenmuss mindestens 1,20 m betragen. Bei Ver-sammlungsstätten im Freien sowie Sportsta-dien muss die Breite 1,20 m je 600 Personenund bei anderen Versammlungsstätten 1,20 mje 200 Personen betragen; Zwischenwerte sindzulässig.

Leitungsanlagen in RettungswegenBei der Verlegung von Leitungsanlagen inner-halb der Rettungswege von Versammlungs-stätten gilt der Abschnitt 3 der Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (MLAR), Fassung10.02.2015 (Redaktionsstand 05.04.2016).

Im Abschnitt 3 der MLAR sind die grundlegen-den Voraussetzungen für sichere Flucht- undRettungswege festgelegt. Hiernach dürfenbrennbare Leitungen, zum Beispiel Kunststoff-rohre, in Flucht- und Rettungswegen nichtfreiverlegt werden. In der Regel ist dann einebrandschutztechnische Kapselung durch dieVerlegung innerhalb von Unterdecken, Boden-kanälen oder Installationsschächten mit einerFeuerwiderstandsdauer von 30 Minuten (F 30)erforderlich. Nichtbrennbare Leitungen, zumBeispiel gusseiserne Abflussrohrsysteme, dür-fen in Flucht- und Rettungswegen frei verlegtwerden.

Abbildung „Brandschutztechnische Kapselung von brennbaren Leitungen in Flucht- und Rettungswegen“

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4. Brand- und Schallschutz

4.11 Brandschutz in Versammlungsstätten gemäß der Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO)

Abbildung „Freie Verlegung von nichtbrennbarengusseisernen Abflussrohrsystemen in Flucht- undRettungswegen“

Bild „Geprüfte Rohrabschottung für waagerecht verlegte nichtbrennbare gusseiserne Abflussrohre mit ABP P-MPA-E-05-032 der Firma SAINT-GOBAINISOVER“

Foto „Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohr-system PAM-GLOBAL S“ (SAINT-GOBAIN HES)

Foto „Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohr-system mit Sonderbeschichtung Typ MLK-protec“ (Düker)

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Info

Bei nichtbrennbaren gusseisernen Abfluss-rohrsystemen müssen keine Brandlastenberücksichtigt werden. Beim Werkstoff Polyethylen (PE) entsteht zum Beispiel prokg eine Brandlast von 12 KWh.

Abschottungen von Leitungsdurch-führungen bei Wänden und Deckenmit Anforderungen an die Feuer-widerstandsdauerFür Leitungsanlagen in Verkaufsstätten geltendie Anforderungen der Leitungsanlagen-Richt-linien der Länder. Die Abschottungen von Leitungsanlagen müssen entsprechend der ge-forderten Feuerwiderstandsdauer der Bauteile– gemäß dem projektspezifischen Brand-schutzkonzept – ausgeführt werden. Nach der Musterleitungsanlagenrichtlinie (MLAR), Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand05.04.2016) sind zum Beispiel Abschottungenvon Abwasserleitungen entweder nach denentsprechenden Verwendbarkeitsnachweisen(Abschnitt 4.1) oder nach den Erleichterungen(Abschnitte 4.2 und 4.3) auszuführen.

ZusammenfassungOberstes Ziel der Muster-Versammlungsstät-tenverordnung (MVStättVO) ist die rechtzei-tige Branderkennung und Alarmierung derBesucher, Angestellten und Sicherheitskräftesowie eine geordnete Evakuierung.

Bei Versammlungsstätten, die unter die Muster-Versammlungsstättenverordnung(MVStättVO) fallen, handelt es sich um Son-derbauten im Sinne des § 51 Abs. 1 der Mus-

4. Brand- und Schallschutz

4.11 Brandschutz in Versammlungsstätten gemäß der Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO)

terbauordnung (MBO). Zur Sicherstellung derSchutzziele des Brandschutzes ist bei Sonder-bauten grundsätzlich die Erstellung eines spe-zifischen Brandschutzkonzeptes erforderlich.Das Brandschutzkonzept ist die Basis für einebrandschutztechnisch einwandfreie Ausfüh-rung der Versammlungsstätte einschließlichder Rettungswege und der Leitungsanlagen.Damit die ohnehin hohen Brandlasten in Ver-sammlungsstätten minimiert werden, sindgrundsätzlich Leitungen aus nichtbrennbarenWerkstoffen der Brandklasse A empfehlens-wert. Nichtbrennbare Leitungen, wie zum Bei-spiel gusseiserne Abflussrohrsysteme, führenzu keiner Brandlast oder Brandweiterleitungund dürfen in Flucht- und Rettungswegen freiverlegt werden. Weitere Vorteile von gusseiser-nen Abflussrohrsystemen sind die hervorragen-den Schallschutzeigenschaften, die hoheDruckbeständigkeit sowie das hervorragendeAusdehnungsverhalten.

QuellenverzeichnisMusterverordnung über den Bau und Betriebvon Verammlungsstätten (Muster-Versamm-lungsstättenverordnung – MVStättVO), Fassung Juni 2005, zuletzt geändert durch Be-schluss der Fachkommission Bauaufsicht vomJuli 2014

Musterbauordnung (MBO), Fassung November2002 zuletzt geändert durch Beschluss derBauministerkonferenz vom 22.02.2019

Muster-Richtlinie über brandschutztechnischeAnforderungen an Leitungsanlagen (MLAR),Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand05.04.2016)

Kommentar zur Muster-Leitungsanlagen-Richt-linie (MLAR), 5. Auflage 2018

158

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1594. Brand- und Schallschutz

4.12 Brandschutz in Schulgebäuden gemäß der Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR)

Kopfzeile „Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR)“

Die Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR) –Fassung April 2009 – enthält besondere Anfor-derungen und Erleichterungen für den Bauund Betrieb von Schulbauten.

Anwendungsbereich Die Vorschriften der Muster-Schulbau-Richtli-

nie (MSchulbauR) gelten für Haupt-, Real-,und Gesamtschulen, Gymnasien, Sonderschu-

len, Berufsschulen und vergleichbare Schulge-bäude.Für Hoch- und Fachhochschulen, Akademien,Volkshochschulen oder vergleichbare Schulty-pen gilt die MSchulbauR nicht.Im weiteren Sinne umfassen Schulbauten auchalle Gebäude und Räume, die von einer Schulegenutzt werden, also zum Beispiel Turnhallen,Mensen, Pausenräume und Fachgebäude.

Foto Schulgebäude (Rohan Dhanjee, pixabay.com)

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4. Brand- und Schallschutz

4.12 Brandschutz in Schulgebäuden gemäß der Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR)

Anforderungen an Bauteile Gemäß Abschnitt 2.1 der MSchulbauR sind fürtragende und aussteifende Bauteile bei Schul-bauten der Gebäudeklasse (GK) 1 und 2 dieAnforderungen der Musterbauordnung (MBO)für die Gebäudeklasse (GK) 3 zu erfüllen; fürentsprechende Bauteile von Schulbauten derGebäudeklasse (GK) 4 gelten die Anforderun-gen der Gebäudeklasse (GK) 5.

Innere Brandwände sind nach Abschnitt 2.2 inAbständen von nicht mehr als 60 m anzuord-nen. In Gebäuden, deren tragende Bauteilehochfeuerhemmend (F 60) oder feuerhem-mend (F 30) sein dürfen, sind anstelle vonBrandwänden Wände zulässig, die auch unterzusätzlicher mechanischer Beanspruchunghochfeuerhemmend (F 60) sind.

In Gebäuden der Gebäudeklassen (GK) 1 und2 müssen die Wände notwendiger Treppen-räume gemäß Abschnitt 2.3 als raumabschlie-ßende Bauteile feuerhemmend (F 30) sein.

Über mehrere Geschosse reichende Hallen sindnach Abschnitt 2.4 zulässig. Die Wände derHallen – ausgenommen die Außenwände –müssen die Anforderungen an die Geschoss-decken des Gebäudes erfüllen.

Die Gebäudeklassen der Musterbauordnung (MBO) Für unterschiedliche Gebäude gelten unter-schiedliche Brandschutzanforderungen. Zur

InfoBei Schulgebäuden, die unter die Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR) fallen,handelt es sich um Sonderbauten im Sinnedes § 51 Abs. 1 der Musterbauordnung(MBO). Zur Sicherstellung der Schutzzieledes Brandschutzes ist bei Sonderbautengrundsätzlich die Erstellung eines spezifi-schen Brandschutzkonzeptes erforderlich.

Einteilung der Gebäudetypen werden in derMusterbauordnung (MBO), Fassung November2002 – zuletzt geändert durch Beschluss derBauministerkonferenz vom 22.02.2019 – fol-gende Gebäudeklassen (GK) unterschieden:

� Gebäudeklasse 1a freistehende Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und nicht mehr als zwei Nut-zungseinheiten von insgesamt nicht mehr als 400 m²;

� Gebäudeklasse 1b freistehende land- oder forstwirtschaftlichgenutzte Gebäude;

� Gebäudeklasse 2 Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt nicht mehr als 400 m²;

� Gebäudeklasse 3 sonstige Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m;

� Gebäudeklasse 4 Gebäude mit einer Höhe bis zu 13 m undNutzungseinheiten mit jeweils nicht mehrals 400 m²;

� Gebäudeklasse 5sonstige Gebäude mit einer Höhe bis zu 22 m und unterirdische Gebäude (ausge-nommen Sonderbauten).

Die Höhe im Sinne der MBO ist das Maß derFußbodenoberkante des höchstgelegenen Ge-schosses, in dem ein Aufenthaltsraum möglichist, über der Geländeoberfläche im Mittel.

Bei den Grundflächen der Nutzungseinheitenhandelt es sich im Sinne der MBO um dieBrutto-Grundflächen; bei der Berechnung derBrutto-Grundflächen bleiben Flächen in Keller-geschossen außer Betracht.

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1614. Brand- und Schallschutz

4.12 Brandschutz in Schulgebäuden gemäß der Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR)

Tabelle „Gebäudeklassen (GK) gemäß Musterbauordnung (MBO)“

Brandlasten und BrandklassifizierungDer Begriff Brandlast wird immer im Zusam-menhang mit dem Brandschutz von Gebäudenverwendet. Unter der Brandlast eines Gegen-standes versteht man die Energie, die bei dessen Verbrennung frei wird und damit beiSchutzmaßnahmen für einen möglichen Ge-bäudebrand zu berücksichtigen ist. Die Brand-last entsteht durch alle brennbaren Stoffe, diein ein Gebäude eingebracht werden. Sie istvon der Menge und vom Heizwert der Stoffeabhängig.

Die Brandlast wird in kWh/m² angegeben undist das auf eine bestimmte Grundfläche – zumBeispiel eine Brandabschnittsfläche – bezo-gene Wärmepotenzial aller vorhandenenbrennbaren Stoffe. Eine Liste mit „Brandlasten

für verschiedene Nutzungen“ steht zum Bei-spiel unter www.bauforumstahl.de zur Ver-fügung.

Hohe Brandlasten entstehen zum Beispielschon durch eine ungünstige Auswahl vonBaustoffen. Deshalb sollte bereits in der Pla-nungsphase des Gebäudes auf eine Reduzie-rung unnötiger Brandlasten geachtet werden.Nichtbrennbare Materialien mit der Baustoff-klasse A sollten immer bevorzugt werden.

In Deutschland ist momentan die Klassifizie-rung des Brandverhaltens von Baustoffen so-wohl nach DIN 4102-1 als auch nach DIN EN13501-1 möglich. Nur bei Bauprodukten undBauarten, die der CE-Kennzeichnung unterlie-gen, ist eine Brandklassifizierung nach der DIN EN 13501-1 zwingend erforderlich

162

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Tabelle „Brandklassifizierung nach DIN EN 13501-1 und DIN 4102-1“

4. Brand- und Schallschutz

4.12 Brandschutz in Schulgebäuden gemäß der Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR)

RettungswegeNach Abschnitt 3.1 müssen für jeden Unter-richtsraum in demselben Geschoss mindestenszwei voneinander unabhängige Rettungswegezu Ausgängen ins Freie oder zu notwendigenTreppenräumen vorhanden sein. Einer der Ret-tungswege darf über Außentreppen ohneTreppenräume, Rettungsbalkone, Terrassenund begehbare Dächer auf das Grundstückführen, wenn dieser Rettungsweg im Brandfallnicht gefährdet ist. Dieser Rettungsweg gilt alsAusgang ins Freie.

Die Begrenzung der Rettungsweglänge aufmaximal 35 m ergibt sich aus § 35 Abs. 2 derMusterbauordnung (MBO). Notwendige Flure mit nur einer Fluchtrichtung(Stichflure) dürfen gemäß Abschnitt 3.3. nichtlänger als 10 m sein.

Breite der RettungswegeNach Abschnitt 3.4 der Muster-Schulbau-Richtlinie muss die nutzbare Breite der Aus-gänge von Unterrichtsräumen und sonstigenAufenthaltsräumen sowie der notwendigen

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1634. Brand- und Schallschutz

4.12 Brandschutz in Schulgebäuden gemäß der Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR)

Flure und notwendigen Treppen mindestens1,20 m je 200 Benutzer betragen, wobei Staf-felungen nur in Schritten von 0,60 m zulässig. Es muss jedoch mindestens folgende nutzbareBreite vorhanden sein:

� bei Ausgängen von Unterrichtsräumen und Aufenthaltsräumen 0,90 m;

� bei notwendigen Fluren 1,50 m;� bei notwendigen Treppen 1,20 m.

Zusätzlich gelten noch folgende Regelungen:

� die Ausgänge zu notwendigen Fluren dürfen nicht breiter sein als der notwen-dige Flur;

� die Ausgänge zu notwendigen Treppen-räumen dürfen nicht breiter sein als die notwendige Treppe,

� die Ausgänge aus notwendigen Treppen-räumen müssen mindestens so breit sein wie die notwendige Treppe.

Feuerwehrplan und BrandschutzordnungGemäß Abschnitt 11 der MSchulbauR müssendie Betreiber von Schulen – im Einvernehmen

mit der für den Brandschutz zuständigenDienststelle – Feuerwehrpläne und eine Brand-schutzordnung anfertigen, und diese der örtli-chen Feuerwehr zur Verfügung stellen.

Leitungsanlagen in RettungswegenBei der Verlegung von Leitungsanlagen inner-halb der Rettungswege von Schulbauten giltder Abschnitt 3 der Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (MLAR), Fassung 10.02.2015 (Redak-tionsstand 05.04.2016).

Im Abschnitt 3 der MLAR sind die grundlegen-den Voraussetzungen für sichere Flucht- undRettungswege festgelegt. Hiernach dürfenbrennbare Leitungen, zum Beispiel Kunststoff-rohre, in Flucht- und Rettungswegen nichtfreiverlegt werden. In der Regel ist dann einebrandschutztechnische Kapselung durch dieVerlegung innerhalb von Unterdecken, Boden-kanälen oder Installationsschächten mit einerFeuerwiderstandsdauer von 30 Minuten (F 30)erforderlich. Nichtbrennbare Leitungen, zumBeispiel gusseiserne Abflussrohrsysteme, dür-fen in Flucht- und Rettungswegen frei verlegtwerden.

Abbildung „Brandschutztechnische Kapselung von brennbaren Leitungen in Flucht- und Rettungswegen“

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Abbildung „Freie Verlegung von nichtbrennbarengusseisernen Abflussrohrsystemen in Flucht- undRettungswegen“

4. Brand- und Schallschutz

4.12 Brandschutz in Schulgebäuden gemäß der Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR)

Info

Bei nichtbrennbaren gusseisernen Abfluss-rohrsystemen müssen keine Brandlastenberücksichtigt werden. Beim Werkstoff Polyethylen (PE) entsteht zum Beispiel prokg eine Brandlast von 12 KWh.

Abschottungen von Leitungsdurch-führungen bei Wänden und Deckenmit Anforderungen an die FeuerwiderstandsdauerFür Leitungsanlagen in Schulbauten geltendie Anforderungen der Leitungsanlagen-Richt-linien der Länder. Die Abschottungen von Lei-tungsanlagen müssen entsprechend dergeforderten Feuerwiderstandsdauer der Bau-teile – gemäß dem projektspezifischen Brand-schutzkonzept – ausgeführt werden. Nach der Musterleitungsanlagenrichtlinie (MLAR),Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand05.04.2016) sind zum Beispiel Abschottungenvon Abwasserleitungen entweder nach denentsprechenden Verwendbarkeitsnachweisen(Abschnitt 4.1) oder nach den Erleichterungen(Abschnitte 4.2 und 4.3) auszuführen.

Bild „Geprüfte Rohrabschottung für waagerecht verlegte nicht-brennbare gusseiserne Abflussrohre mit ABP P-MPA-E-05-032der Firma SAINT-GOBAIN ISOVER“

Foto „Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohr-system PAM-GLOBAL S“ (SAINT-GOBAIN HES)

Foto „Nichtbrennbares gusseisernes Abflussrohr-system mit Sonderbeschichtung Typ MLK-protec“ (Düker)

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1654. Brand- und Schallschutz

4.12 Brandschutz in Schulgebäuden gemäß der Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR)

ZusammenfassungOberstes Ziel der Muster-Schulbau-Richtlinie(MSchulbauR) ist die rechtzeitige Branderken-nung und Alarmierung der Schüler, des Lehr-personals und der Angestellten sowie einegeordnete Evakuierung.

Bei Schulbauten, die unter die Muster-Schul-bau-Richtlinie (MSchulbauR) fallen, handelt essich um Sonderbauten im Sinne des § 51 Abs.1 der Musterbauordnung (MBO). Zur Sicher-stellung der Schutzziele des Brandschutzes istbei Sonderbauten grundsätzlich die Erstellungeines spezifischen Brandschutzkonzeptes erfor-derlich. Das Brandschutzkonzept ist die Basisfür eine brandschutztechnisch einwandfreieAusführung des Schulgebäudes einschließlichder Rettungswege und der Leitungsanlagen.

Damit die ohnehin hohen Brandlasten mini-miert werden, sind grundsätzlich Leitungenaus nichtbrennbaren Werkstoffen der Brand-klasse A empfehlenswert. Nichtbrennbare Leitungen, wie zum Beispiel gusseiserne Ab-flussrohrsysteme, führen zu keiner Brandlastoder Brandweiterleitung und dürfen in Flucht-und Rettungswegen frei verlegt werden. Weitere Vorteile von gusseisernen Abflussrohr-systemen sind die hervorragenden Schall-schutzeigenschaften, die hohe Druckbe-ständigkeit sowie das hervorragende Ausdeh-nungsverhalten.

QuellenverzeichnisMuster-Richtlinie über bauaufsichtliche Anfor-derungen an Schulen (Muster-Schulbau-Richt-linie-MSchulbauR), Fassung April 2009

Musterbauordnung (MBO), Fassung November2002 zuletzt geändert durch Beschluss derBauministerkonferenz vom 22.02.2019

Muster-Richtlinie über brandschutztechnischeAnforderungen an Leitungsanlagen (MLAR),Fassung 10.02.2015 (Redaktionsstand05.04.2016)

Kommentar zur Muster-Leitungsanlagen-Richt-linie (MLAR), 5. Auflage 2018

166

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1674. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

Im Juli 2016 erschien die aktualisierte Fassungder Normenreihe DIN 4109 „Schallschutz imHochbau“. Die Normenreihe legt Anforderun-gen an die Schalldämmung von Bauteilenschutzbedürftiger Räume und an die zulässi-gen Schallpegel in schutzbedürftigen Räumen

fest. Sie richtet sich insbesondere an Architek-ten, Fachplaner, ausführende Firmen, Herstel-ler von Bauprodukten sowie an Eigentümerund Nutzer von Wohngebäuden und Nicht-wohngebäuden.

Kopfzeile „Titelseite DIN 4109-1, Ausgabe Juli 2016“

Die Anforderungen der Normenreihe DIN 4109 gelten zum Schutz

� gegen Geräusche aus fremden Räumen, wie zum Beispiel aus Nachbarwohnungen, die bei deren bestimmungsgemäßer Nutzung entstehen,

� gegen Geräusche von Anlagen der tech-nischen Gebäudeausrüstung sowie aus Gewerbe- und Industriebetrieben, die im selben oder baulich damit verbundenen Gebäuden vorhanden sind,

� gegen Außenlärm

und bilden die Basis für erforderliche Baukon-struktionen bei Neubauten sowie für baulicheÄnderungen an bestehenden Gebäuden. Von den insgesamt 9 neuen Normenteilen sindfolgende Teile für Installationsfachleute vonzentraler Bedeutung:

� Teil 1: Mindestanforderungen;

� Teil 36: Daten für den rechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteil-katalog) – Gebäudetechnische Anlagen;

� Teil 4: Bauakustische Prüfungen.

168

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4. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

DIN 4109, Teil 1 – MindestanforderungenÄnderungen

Gegenüber der DIN 4109, Ausgabe November1989 wurden folgende wesentlichen Änderun-gen vorgenommen:

� Überarbeitung der Tabellen 2 und 3 „Anforderungen an die Luft- und Tritt-schalldämmung“;

� Überarbeitung des Abschnittes 4 „Schutz gegen Geräusche aus haustechnischen Anlagen und Betrieben“;

� Streichung des Abschnittes 7 „Nachweis der schalltechnischen Eignung von Wasser-installationen“ (Teile dieses Abschnittes wurden in die neue DIN 4109, Teil 36 übernommen);

� Aufnahme des Abschnittes 10 „Maximal zulässige A-bewertete Schalldruckpegel in schutzbedürftigen Räumen in der eigenen Wohnung, erzeugt von raumlufttechni-schen Anlagen im eigenen Wohnbereich“;

� Aufnahme des Anhanges A (informativ) „Erläuternde Angaben zum Schallschutz“.

Begriffe

Die wichtigsten schalltechnischen Begriffe sind- R’w für das bewertete Bau-Schalldämm-

Maß,

- L’n,w für den bewerteten Norm-Trittschall-pegel,

- LAF,max,n für den maximalen A-bewertetenSchalldruckpegel (Störgeräusche aus Wasserinstallationen und sonstigen gebäu-detechnischen Anlagen),

- Lap für den Armaturengeräuschpegel.

Ein schutzbedürftiger Raum im Sinne dieserNorm ist ein gegen Geräusche zu schützenderAufenthaltsraum. Schutzbedürftige Räumesind zum Beispiel:

� Wohnräume, einschließlich Wohndielen, Wohnküchen;

� Schlafräume, einschließlich Übernachtungs-räumen in Beherbergungsstätten;

� Bettenräume in Krankenhäusern und Sanatorien;

� Unterrichtsräume in Schulen, Hochschulen und ähnlichen Einrichtungen;

� Büroräume;� Praxisräume, Sitzungsräume und ähnliche

Arbeitsräume.

Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung

In den Abschnitten 5 und 6 der DIN 4109-1sind die Anforderungen an die Luftschalldäm-mung R‘w und die Trittschalldämmung L‘n,wzwischen unterschiedlichen fremden Nut-zungseinheiten in den Tabellen 2 bis 6 (Wohn-gebäude und Nichtwohngebäude) aufgeführt.

Auszug aus Tabelle 2„Anforderungen andie Schalldämmung inMehrfamilienhäusern,Bürogebäuden und ingemischt genutztenGebäuden“

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1694. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

Info

Die DIN 4109 beschreibt lediglich die Erfül-lung der Mindestanforderungen beim bauli-chen Schallschutz. Werte für einen erhöhtenSchallschutz wurden nicht aufgenommen. Ein erhöhter Schallschutz kann zum Beispielanhand der VDI-Richtlinie 4100 werkvertrag-lich vereinbart werden.

Gebäudetechnische Anlagen und baulichmit dem Gebäude verbundene Gewerbe-betriebeGebäudetechnische Anlagen sind gemäß Ab-schnitt 9 der DIN 4109-1 dem Gebäude die-nende � Versorgungs- und Entsorgungsanlagen,� Transportanlagen,� fest eingebaute, betriebstechnische

Anlagen.

Als gebäudetechnische Anlagen gelten außer-dem� Gemeinschaftswaschanlagen,� Schwimmanlagen, Saunen und

dergleichen,� Sportanlagen,� Zentrale Staubsauganlagen,� Garagenanlagen,� fest eingebaute, motorbetriebene außen-

liegende Sonnenschutzanlagen und Roll-läden.

In der Tabelle 9 der DIN 4109-1 sind die maxi-mal zulässigen A-bewerteten Schalldruckpegelin fremden schutzbedürftigen Räumen, er-zeugt von gebäudetechnischen Anlagen sowievon baulich mit dem Gebäude verbundenenGewerbebetrieben, zusammengefasst.

Auszug aus Tabelle 9 „Maximal zulässige A-bewertete Schalldruckpegel in fremden schutzbedürftigenRäumen, erzeugt durch gebäudetechnische Anlagen“

170

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4. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

Raumlufttechnische Anlagen im eigenenWohnbereich

Im Abschnitt 10 der Norm sind die Anforde-rungen an den maximal zulässigen A-bewer-teten Schalldruckpegel in schutzbedürftigenRäumen in der eigenen Wohnung, erzeugtdurch raumlufttechnische Anlagen im eigenenWohnbereich, beschrieben.

Die entsprechenden maximal zulässigen A-bewerteten Schalldruckpegel LAF,max,n sind inder Tabelle 10 aufgeführt.

Armaturen und Geräte der TrinkwasserinstallationDie schallschutztechnischen Anforderungen anArmaturen und Geräte der Trinkwasserinstalla-tion werden im Abschnitt 11 der DIN 4109-1erläutert. Für Armaturen der Trinkwasserinstal-lation sind Armaturengruppen festgelegt, indie sie gemäß dem gemessenen Armaturenge-räuschpegel Lap eingeteilt werden.

In Tabelle 11 erfolgt die Einstufung von Arma-turen und Geräten der Trinkwasserinstallationin die Armaturengruppen I und II.

Die schallschutztechnischen Festlegungen für den Einsatz von Armaturen und Gerätender Trinkwasserinstallation werden in der DIN 4109-36 beschrieben.

Erläuternde Angaben zum Schallschutzim Anhang A

Im informativen Anhang A werden die Unter-schiede zwischen Schalldämmung und Schall-schutz näher erläutert.

In der DIN 4109 wird der Schallschutz indirekt(vereinfacht) über die Eigenschaften der Bau-konstruktion (Schalldämmung) beschrieben.

Die Schallübertragung wird durch die Anforde-rungen an das Bau-Schalldämm-Maß, denNorm-Trittschallpegel und einen maximalenSchalldruckpegel begrenzt. Dies kann durchalle üblichen Bauprodukte und Bauarten erfülltwerden. Die Höhe des zu erwartenden Schall-schutzes ist hierbei auf die geforderten Schutz-ziele abgestimmt.

Trotz gleicher Schalldämmung der trennendenBauteile kann der Schallschutz unterschiedlichsein, je nach Größe der aneinander grenzen-den Räume.

Der Schallschutz wird beschrieben durch dienachhallzeitbezogenen Größen

� DnT,w´ für den Luftschallschutz,

� L‘nT,w für den Trittschallschutz und

� LAFmax,nT für den mittleren Standard-Maximalpegel durch gebäudetechnische Anlagen.

Zur detaillierten Festlegung des Schallschutzeswerden im informativen Anhang A der DIN 4109-1 Empfehlungen für die Vor- gehensweise bei der schalltechnischen Planung gegeben.

Anhang B ̶ Empfehlungen zu heiztechni-schen Anlagen im eigenen Wohnbereich

Im informativen Anhang B der DIN 4109-1werden Empfehlungen für maximaleA-bewertete Schalldruckpegel in der eigenenWohnung, erzeugt von heiztechnischen Anla-gen im eigenen Wohnbereich beschrieben.

Die empfohlenen maximalen zulässigen A-be-werteten Schalldruckpegel LAF,max,n sind inder Tabelle B.1 aufgeführt.

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1714. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

DIN 4109, Teil 36 – Daten für denrechnerischen Nachweis des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Gebäudetechnische Anlagen Da der Bauteilkatalog außerordentlich um-fangreich ist, wurden die Inhalte in die Nor-menteile DIN 4109-31 bis DIN 4109-36aufgeteilt. Bei der DIN 4109-31 handelt es sichum ein Rahmendokument, in dem eine ein-heitliche Gliederung der einzelnen Bauteil-gruppen der Normen DIN 4109-32 bis DIN4109-36 festgelegt ist. Diese Vorgehensweiseerleichtert die Handhabung für den Anwender.

Die wichtigsten Angaben zu „Gebäudetechni-schen Anlagen“ sind in der DIN 4109-36 zu-sammengefasst. Diese Norm behandelt denBereich der sanitärtechnischen Anlagen undlegt dafür die Nachweise fest. Da für die übri-gen TGA-Anlagen momentan die zum Nach-weisverfahren erforderlichen Kenndaten nichtin ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen, beschränken sich hier die Angaben imWesentlichen auf schalltechnisch relevanteHinweise und orientierende Daten.

BegriffeFür die Anwendung der DIN 4109-36 geltendie Begriffe der anderen Normenteile der DIN 4109 sowie die folgenden Begriffe.

3.1 InstallationssystemWerksseitig vormontierte, systemtypisch abge-stimmte Installationselemente mit Tragwerkaus Profilen für Vorwand oder Inwandmon-tage sowie für freistehende Aufstellung mitBauteilen für Kombinationen zum raumhohensowie teilhohen Ausbau als Installationstrenn-wand und/oder Installationsschacht, auch mitZu- und Ablaufverrohrung, mit Systembeplan-kung.

3.2 InstallationswandWand, gleich welcher Bauweise, an oder in derKomponenten der Sanitärinstallation befestigtwerden.

3.3 Leichtbau-MusterinstallationswandReferenzkonstruktion als Wand aus Gipsplat-ten mit Metallunterkonstruktion nach DIN 18183-1 als Einfachständerwerk oderDoppelständerwerk zum Nachweis der Anfor-derungen an den Schutz gegen Geräusche derSanitärtechnik / Wasserinstallationen ohnebauakustische Messungen.

3.4 Massivbau-MusterinstallationswandEinschalige massive Referenzkonstruktion zumNachweis der Anforderungen an den Schutzgegen Geräusche der Sanitärtechnik / Wasser-installationen ohne bauakustische Messungen.

Gewerkübergreifende HinweiseIm Abschnitt 5 der DIN 4109-36 wird folgendewichtige Kernaussage zum baulichen Schall-schutz getroffen: „Der in schutzbedürftigenRäumen auftretende Schalldruckpegel lässtsich häufig nicht vorhersagen, weil die meistvorliegende Körperschallanregung der Bauteilez.Z. rechnerisch schwer erfassbar ist.

Die Planung im Hinblick auf den Schutz vorGeräuschübertragung setzt einschlägige Erfah-rung voraus. Zur Planung des Gebäudes, dergebäudetechnischen Anlagen, der Betriebeund der besonderen Schallschutzmaßnahmensollte deshalb ein Sachkundiger hinzugezogenwerden, wenn den Planungsbeteiligten die nö-tige Erfahrung fehlt.

Die Einhaltung der Anforderungen setzt voraus, dass die Verantwortlichen für die:

- Planung des Grundrisses,- Planung und Ausführung des Baukörpers,- Planung und Ausführung der gebäude-technischen Anlagen,

- Planung und Ausführung besonderer Schallschutzmaßnahmen,

- Auswahl und Anordnung der geräusch-erzeugenden Einrichtungen

gemeinsam um den Schallschutz bemüht undeine wirksame Koordination aller Beteiligtenbesorgt sind.“

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4. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

Abbildung „Akustisch ungünstige Grundrissanordnungen“

Abbildungen „Akustisch günstige Grundrissanordnungen“

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1734. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

Info

Der geforderte Schallschutz für die gebäude-technischen Anlagen ist grundsätzlich nur imZusammenspiel zwischen akustisch günstigerBau- und Installationstechnik realisierbar.Schlechte Bautechnik, wie zum Beispiel durchakustisch ungünstige Grundrisse und/oderunzureichende Decken- und Wandkonstruk-tionen, kann erfahrungsgemäß durch moderne Installationstechnik alleine nichtausgeglichen werden. Bei der Ausführung isteine enge Abstimmung zwischen allen betei-ligten Gewerken erforderlich.

Zusätzlich befinden sich im Abschnitt 5 nochwichtige Hinweise zur Grundrissausbildung,schallabsorbierenden Bekleidung von Wändenund Decken, Kapselung von Geräten undRohrleitungen, Verbesserung der Luftschall-dämmung von Bauteilen und Verbesserungder Körperschalldämmung.

Sanitärtechnische Anlagen

Der Schallschutz gegenüber Geräuschen aussanitärtechnischen Anlagen wird im Abschnitt 6der DIN 4109-36 behandelt.

Im Abschnitt 6.1 „Allgemeine Hinweise zurDurchführung von Nachweisen“ wird bereitseingangs darauf hingewiesen, dass bei der Pla-nung und Ausführung sowie beim schalltech-nischen Nachweis das Zusammenwirken derSanitärinstallation und der Installationswandberücksichtigt werden muss, da die resultie-renden Installationsgeräusche von beiden Be-reichen beeinflusst werden.

Bei den Nachweisen wird grundsätzlich zwi-schen Nachweisen ohne bauakustische Mes-sungen und Nachweisen mit bauakustischenMessungen unterschieden.

Nachweise ohne bauakustische Messun-gen werden für sanitärtechnische Anlagen an-hand von Referenzlösungen (Muster installa-

tionswänden) gemäß Abschnitt 6.4.4 durch-geführt.

Für Nachweise mit bauakustischen Mes-sungen gilt folgende Anmerkung: „Die Einhal-tung von Schallschutzanforderungen für einebestimmte Sanitärinstallation in Verbindungmit einer bestimmten baulichen Situation kanndurch messtechnische Unter suchungen ineiner praxisgerechten Situation (z.B. Installa-tionsprüfstand) überprüft werden. Die Wirk-samkeit bestimmter schalltechnischer Maßnah-men zur Einhaltung der Anforderungen aus DIN 4109-1 ist vom Produkthersteller nachzu-weisen.

Im Sinne einer Güteprüfung kann die Einhal-tung der Schallschutzanforderungen für einekonkrete Bausituation vor Ort mit festgelegtenMessverfahren überprüft werden. Angabenzum Nachweis mit bauakustischen Messungenenthält DIN 4109-4 „Bauakustische Prüfun-gen“ im Anhang B.4.“

Abwasseranlagen

Im Abschnitt 6.2 werden schallschutztechni-sche Anforderungen an Abwasseranlagen be-schrieben. Hierbei werden Abwasseranlagen inAbwassersysteme (Rohrsysteme einschließlichRohrbefestigungen und gegebenenfalls erfor-derlicher Dämmung), Abwasserhebeanlagensowie Abscheider und Abwasserbehandlungs-anlagen eingeteilt.

Für die Güte der Schalldämmung sind nebenden schalltechnischen Eigenschaften des Ab-wassersystems selbst die Grundrissanordnung,die Eigenschaften der Installationswand sowiedie Anbringung der Installation an der Installa-tionswand von entscheidender Bedeutung.

Die wichtigsten installationstechnischen Ein-flüsse beim Schallschutz sind der Volumen-strom, die Befestigung der Abwasserleitungen,die Richtungsänderungen sowie das Materialund der Aufbau der Rohrleitungen.

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4. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

Bei der Montage von Abwasserleitungen sindKörperschallbrücken grundsätzlich zu vermei-den. Falls die Gefahr von Körperschallbrückendurch nachfolgende Gewerke besteht, musseine Körperschalldämmung erfolgen. Für dieBefestigung der Abwasserrohre müssengrundsätzlich körperschallgedämmte Befesti-gungselemente verwendet werden.

Die Verlege- und Montageanleitungender Hersteller müssen unbedingt beach-tet werden.

Abwasserleitungen dürfen in schutzbedürfti-gen Räumen nicht frei verlegt werden. Inschutzbedürftigen Räumen sind Abwasserlei-tungen innerhalb von Installationsschächten,mit ausreichender Schalldämmung, zu verlegen.

Installationsschächte sind gegebenenfalls mitgeeignetem Absorptionsmaterial auszukleiden.Die für den rechnerischen Nachweis benötig-ten akustischen Kennzahlen des Abwassersys-tems werden mittels Labormessungen nachDIN EN 14366 „Messung der Geräusche vonAbwasserinstallationen im Prüfstand“ ermittelt.

Abbildung „Entstehungvon Abwassergeräuschen“

Abbildung „Verminderung der Luftschallabstrahlung durch strömungsgünstige Umlenkungen“

Abbildung „Akustikdämpfer“ (SAINT-GOBAIN HES)

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1754. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

Wasseranlagen (Trinkwasserinstallation)

Die schallschutztechnischen Anforderungenfür Trinkwasserinstallationen werden im Ab-schnitt 6.3 beschrieben. Zu Trinkwasserinstalla-tionen gehören Armaturen gemäß Tabelle 11der DIN 4109-1, Trinkwasserleitungen, Trink-wassererwärmer, Druckerhöhungsanlagen, Zir-kulations- und Speicherladepumpen sowieWasserbehandlungsanlagen.

Für die Güte der Schalldämmung sind nebenden schalltechnischen Eigenschaften der Ar-maturen, Geräte und Rohrleitungen der Trink-wasserinstallation die Grundrissanordnung, dieEigenschaften der Installationswand sowie derOrt der Anbringung der Armaturen und Rohr-leitungen an der Installationswand entschei-dend.

Ausbreitung von Wasser-leitungsgeräuschen aus demdarüber liegenden Geschoss in schutzbedürftige Räume(SR1 u. SR2); verminderte Schallübertragungum 10 dB durch einen zwi-schenliegenden Raum

Abbildung „Verminderung der Ausbreitungvon Wasserleitungsgeräuschen“

Zu den wichtigsten installationstechnischenEinflüssen beim Schallschutz zählen die Wahlder Armaturengruppe, der Ruhe- und Fließ-druck in der Anlage, der Volumenstrom, dieBefestigung der Armaturen und Rohrleitungen,der Werkstoff und Aufbau der Rohrleitungensowie die Verwendung von Schalldämpfern.

Trinkwasserleitungen sind gegenüber demBauwerk durch geeignete Maßnahmen schall-technisch wirkungsvoll zu dämmen. Dies erreicht man zum Beispiel durch Armaturenan-schlüsse mit integrierter Körperschallentkopp-lung, Rohrschellen mit Dämmeinlage,

Körperschalldämmung im Bereich von Wand-und Deckendurchführungen.

Die Armaturengeräusche sind umso größer, jehöher der Fließdruck an den Armaturen ist.Hier muss der Druck gegebenenfalls durcheinen Druckminderer verringert werden.

Steigleitungen und Apparateanschlussleitun-gen sollten nicht an Trennwänden zu schutz-bedürftigen Räumen montiert werden.

Für den schalltechnischen Nachweis wird fürArmaturen und Geräte der Trinkwasserinstalla-

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4. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

tion der Armaturengeräuschpegel Lap nachDIN EN ISO 3822-1 “Akustik – Prüfung des Ge-räuschverhaltens von Armaturen und Gerätender Wasserinstallation im Laboratorium – Teil 1:Messverfahren“ herangezogen. Die Kennwertesind einem allgemeinen bauaufsichtlichenPrüfzeugnis zu entnehmen.

Installationssysteme und sanitäre Ausstattungsgegenstände

Im Abschnitt 6.4 werden die schallschutztech-nischen Anforderungen für Installationssys-teme und sanitäre Ausstattungsgegenständebeschrieben.

Zu den Installationssystemen und sanitärenAusstattungsgegenständen zählen Vorwand-und Inwand-Installationselemente, Installati-onsregister und Installationsschächte sowieWaschbecken, Wannen, Klosettbecken, Bidets,Urinale und Sanitärarmaturen.

Leitungsinstallationen der technischen Gebäu-deausrüstung werden häufig in Installations-schächten verlegt. Neben der Abwasser- undTrinkwasserinstallation betrifft dies auch an-dere Gewerke, wie zum Beispiel Wärmeversor-gungsanlagen und lufttechnische Anlagen.Installationsschächte, in denen Leitungen ver-legt sind, müssen grundsätzlich dicht ausge-führt werden.

Körperschallentkoppelnde Maßnahmen bei sanitären Ausstattungsgegenständen sind zurVerhinderung der Geräuschübertragung inschutzbedürftige Räume von zentraler Bedeu-tung.

Neben der Installationswand hat das Installati-onssystem einen großen Einfluss auf die Höheder Geräuschübertragung.

Die Befestigung der Sanitärinstallation und dersanitären Ausstattungsgegenstände an Instal-lationssystemen und am Baukörper muss kör-perschallentkoppelt ausgeführt werden.

Werden körperschallentkoppelnde Maßnah-men bei sanitären Ausstattungsgegenständen

vorgenommen, müssen die statischen Anfor-derungen an das Installationssystem berück-sichtigt werden.

Einschalige massive Wände als Installationswände

Eine einschalige massive Installationswandkann ohne weitere bauakustische Prüfung eingesetzt werden, wenn sie als „EinschaligeMassivbau-Musterinstallationswand“ gemäßAbschnitt 6.4.4.2.2 der DIN 4109-36 geplantund ausgeführt wird.

Die einschalige massive Musterinstallations-wand muss eine flächenbezogene Masse vonmindestens 220 kg/m2 haben und die installa-tionstechnischen und baulichen Randbedin-gungen der Abschnitte 6.4.4.2.3 bis 6.4.4.2.5erfüllen.

Einschalige massive Installationswände, Instal-lationen und bauliche Bedingungen, die denvorgenannten Vorgaben nicht entsprechen,müssen mit bauakustischen Messungen nach-gewiesen werden.

Leichtbauwände als Installationswände

Leichtbauwände können als Installations-wände ohne weitere bauakustische Prüfungeingesetzt werden, wenn sie als „Leichtbau-Musterinstallationswand“ gemäß Abschnitt6.4.4.3.2 der DIN 4109-36 geplant und aus-geführt werden.

Für Leichtbau-Musterinstallationswände müssen die baulichen und installationstechni-schen Randbedingungen der Abschnitte6.4.4.3.3 bis 6.4.4.3.5 erfüllt werden.

Leichtbau-Installationswände, Installationenund bauliche Bedingungen, die den vorge-nannten Vorgaben nicht entsprechen, müssenmit bauakustischen Messungen nachgewiesenwerden.

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1774. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

DIN 4109, Teil 4 – Bauakustische PrüfungenIm Teil 4 der DIN 4109 werden die bauakusti-schen Prüfverfahren beschrieben, nach denendie schalltechnischen Werte der NormenreiheDIN 4109 zu bestimmen sind, wenn nicht bereits andere Festlegungen durch Produkt-normen oder bauaufsichtliche Bestimmungenbestehen.

Die Norm unterscheidet grundsätzlich zwischen Labor- und Baumessungen.

Labormessungen

Für bauakustische Messungen an Bauteilen im Prüfstand sind die im Abschnitt 5 der DIN 4109-4 vorgeschriebenen Prüfnormen,unter Berücksichtigung der nationalen Ergän-zungen im normativen Anhang A, anzuwenden.

Die maßgeblichen Messverfahren für gebäude-technische Anlagen im Prüfstand befinden sichin der Tabelle 5 der Norm.

Auszug aus Tabelle 5 „Labormessung – Messung der Schallpegel von gebäudetechnischen Anlagen“

Baumessungen

Für Baumessungen sind die im Abschnitt 6 derDIN 4109-4 vorgeschriebenen Prüfnormen,unter Berücksichtigung der nationalen Ergän-zungen im normativen Anhang B, anzuwen-den.

Die maßgeblichen Messverfahren zur Baumes-sung der Schallpegel von gebäudetechnischenAnlagen und aus baulich verbundenen Betrie-ben befinden sich in der Tabelle 8 der Norm.

Auszug aus Tabelle 8 „Baumessung – Messung der Schallpegel von gebäudetechnischen Anlagen“

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4. Brand- und Schallschutz

4.13 Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau

ZusammenfassungDie DIN 4109 beschreibt auch weiterhin ledig-lich die Erfüllung der Mindestanforderungenbeim baulichen Schallschutz. Werte für einenerhöhten Schallschutz wurden nicht aufge-nommen.

Ergänzend zu den Mindestanforderungen andie Schalldämmung nach DIN 4109 werdenzum Beispiel in der VDI-Richtlinie 4100 zusätz-liche Schallschutzstufen für die Planung undBewertung eines erhöhten Schallschutzes vonGebäuden definiert, die werksvertraglich ver-einbart werden können. Hierbei sollte für diePlanung unbedingt ein Sachverständiger fürSchallschutz hinzugezogen werden.

Der geforderte Schallschutz für gebäudetech-nische Anlagen ist generell nur im Zusammen-spiel zwischen akustisch günstiger Bau- undInstallationstechnik realisierbar. Bei der Aus-führung ist eine enge Abstimmung zwischenallen beteiligten Gewerken erforderlich.

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179

Höherer Komfort durch verbesser-ten Schallschutz in WohngebäudenIm Oktober 2012 erschien die aktualisierte Fassung der VDI-Richtlinie 4100 „Schallschutzim Hochbau – Wohnungen – Beurteilung undVorschläge für erhöhten Schallschutz“. Sie

richtet sich insbesondere an Architekten, Planer, ausführende Firmen, Hersteller vonBauprodukten sowie an Eigentümer und Nutzer von Wohngebäuden mit den darin be-findlichen Anlagen der Technischen Gebäude- ausrüstung.

4. Brand- und Schallschutz

4.14 Die Richtlinie VDI 4100

Die VDI-Richtlinie 4100 enthält – in Ergänzungzu den Mindestanforderungen an die Schall-dämmung nach DIN 4109 – Empfehlungen füreinen erhöhten Schallschutz im Sinne der Ver-traulichkeit und eines erhöhten Komforts inGebäuden mit Wohnungen die ganz oder teil-weise dem Aufenthalt von Menschen dienen.Diese Empfehlungen sind ebenso anwendbarin Gebäuden, die wohnungsgleich oder woh-nungsähnlich genutzt werden, wie zum Bei-spiel Studentenwohnheime, Altenwohnheime,Gebäude für betreutes Wohnen und Pflege-heime.

Änderungen Gegenüber der alten VDI-Richtlinie 4100 erge-ben sich folgende gravierende Änderungen:

� Die Empfehlungen der neuen Richtlinie gelten für einen erhöhten Schallschutz und nicht mehr für eine erhöhte Schalldämmung

� Schutzbedürftige Räume im Sinne dieser Richtlinie sind gegen Geräusche zu schüt-zende Aufenthaltsräume, das heißt in Wohnungen alle Räume mit einer Grund-fläche ≥ 8 m2

� Wegen der gewünschten Vertraulichkeit undIntimität werden in dieser Richtlinie auch Bäder – mit einer Grundfläche ≥8 m2 – als schutzbedürftige Räume betrachtet

� Die Schallschutzstufe SSt I entspricht nicht mehr den Mindestanforderungen der DIN 4109

� Der Schallschutz im eigenen Wohnbereich kann – falls sinnvoll und praktisch umsetz-bar – gesondert nach den neu eingeführten Schallschutzstufen SSt EB I bzw. SSt EB II vereinbart werden

� Gemäß der neuen Richtlinie gilt der zuläs-sige „Schalldruckpegel für gebäudetechni-sche Anlagen“ für alle haustechnische Anlagen einschließlich Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen. Die frühere Trennungnach Geräuschen von „Wasserinstallatio-nen“ und „sonstigen haustechnischen Anlagen“ ist nicht mehr relevant.

Kopfzeile „Titelseite VDI 4100, Ausgabe Oktober 2012“

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4. Brand- und Schallschutz

4.14 Die Richtlinie VDI 4100

Schallschutz statt SchalldämmungDer gravierendste Unterschied zwischen derneuen VDI 4100 und der alten Ausgabe vomAugust 2007 besteht darin, dass die Empfeh-lungen für einen erhöhten Schallschutz geltenund nicht mehr für eine erhöhte Schalldäm-mung.

Trotz gleicher Schalldämm-Maße R’w der tren-nenden Bauteile können die Unterschiede desSchallschutzes erheblich sein, je nach Größeder aneinander grenzenden Räume. Der Schallschutz wird beschrieben durch dienachhallzeitbezogenen Größen

� DnT,w für den Luftschallschutz,

� L´nT,w für den Trittschallschutz und________

� L AFmax,nT für den mittleren Standard- Maximalpegel.

Die Werte beziehen sich jeweils auf eine Nach-hallzeit von T0 = 0,5 Sekunden.

Durch die Einführung von nachhallzeitbezoge-nen Schallpegeln und Schallpegeldifferenzenist eine situationsbezogene und damit schall-schutzorientierte Planung möglich. Für Archi-tekten bzw. Bauingenieure ist dies allerdingsmit einem erheblichen Mehraufwand bei derGebäudeplanung verbunden.

Schallschutzstufen gegenüber fremden WohnungenIn den Abschnitten 4 und 5 der Richtlinie wer-den Schallschutzwerte gegenüber fremdenWohnungen für die Schallschutzstufen SSt I bis SSt III, unterschieden nach Mehrfamilien-häusern (Tabelle 2) sowie Einfamilien-Doppelund Einfamilien-Reihenhäusern (Tabelle 3),empfohlen.

Auszug aus Tabelle 2 und 3 „Empfohlene Schallschutzwerte gegenüber fremden Wohnungen für gebäudetechnische Anlagen“

Wohnungen, die nicht mindestens den Emp-fehlungen der Schallschutzstufe SSt I entspre-chen, werden in der Richtlinie nicht behandelt.

Schutzbedürftige Räume im Sinne der VDI4100 sind gegen Geräusche zu schützende

Aufenthaltsräume, das heißt in Wohnungenalle Räume mit einer Grundfläche >8 m2. Wegen der gewünschten Vertraulichkeit undIntimität werden in dieser Richtlinie auchBäder – mit einer Grundfläche >8 m2 – alsschutzbedürftige Räume betrachtet.

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1814. Brand- und Schallschutz

4.14 Die Richtlinie VDI 4100

Auszug aus Tabelle 4 „Empfohlene Schallschutzwerte innerhalb von Wohnungen und Einfamilienhäusern für gebäudetechnischeAnlagen“

Für Nutzergeräusche, wie zum Beispiel Öffnenund Schließen des WC-Deckels, Spureinlaufoder Rutschen in der Badewanne, wurdenauch für die Schallschutzstufen SSt II und SStIII keine Kennwerte festgelegt. Man geht je-doch davon aus, dass diese Geräusche durchVerwendung üblicher Maßnahmen zur Körper-schalldämmung bei der Montage der Sanitär-einrichtungsgegenstände so weit wie möglichgemindert werden.

Verbesserter Schallschutz innerhalbvon WohnungenDer verbesserte Schallschutz innerhalb vonWohnungen und Einfamilienhäusern wird imAbschnitt 6 der Richtlinie behandelt. Hierzuwurden die Schallschutzstufen SSt EB I undSSt EB II eingeführt.

Bezüglich des verbesserten Schallschutzes in-nerhalb von Wohnungen heißt es: “Wird in-nerhalb einer Wohnung oder innerhalb einesEinfamilienhauses – wegen unterschiedlicherNutzung der Schallquellen in einzelnen Räu-men, unterschiedlicher Arbeits- und Ruhezei-ten einzelner Bewohner oder wegen sonstigererhöhter Schutzbedürftigkeit – besondererWert auf einen guten Schallschutz gelegt, sosollen die in Tabelle 4 vorgeschlagenen Emp-fehlungen vereinbart werden.

Dabei ist vorab sorgfältig zu prüfen, ob beidem geplanten Grundriss und der vorgesehe-nen Bauweise eine derartige Vereinbarungsinnvoll und möglich ist. Bei „offener Bau-weise“ lassen sich die Empfehlungen der Tabelle 4 im Allgemeinen nicht erreichen.“

Vereinbarungen zum baulichenSchallschutzDie wichtigsten Hinweise zu den Vereinbarun-gen zum baulichen Schallschutz sind im Ab-schnitt 7 der VDI 4100 aufgeführt.

In Absatz 1 heißt es hierzu:“ Die Vertragspart-ner sollen die Höhe des gewünschten Schall-schutzes festlegen, die daraus resultierendeSchallschutzstufe (SSt I, SSt II oder SSt III) undgegebenenfalls auch einen Schallschutz im eigenen Wohnbereich (SSt EBI und SSt EB II)vertraglich vereinbaren“

Gemäß Absatz 2 können für Räume einerWohnung auch unterschiedliche Schallschutz-stufen vereinbart werden, wie zum Beispiel„Wohnung der Schallschutzstufe I (SSt I) mit

182

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� Festlegung der gewünschten Schallschutz-stufe (SSt), gegebenenfalls mit verbessertemSchallschutz im eigenen Bereich (SSt EB)

� Optimierung des Grundrisses (akustisch günstige Grundrissanordnung)

� Festlegung der Decken- und Wandkonstruk-tionen unter Berücksichtigung der Schall-dämmwerte und der räumlichen Gegeben-heiten

� Planung der Technischen Gebäudeausrüs-tung und sonstigen geräuscherzeugenden Einrichtungen unter Berücksichtigung des vereinbarten Schallschutzes

� Festlegung von besonderen Schallschutz-maßnahmen, wie zum Beispiel die wirkungs-volle Körperschalldämmung von Sanitärein-richtungen zur Verminderung von Nutzer-geräuschen

� Aufstellung der bauakustischen Nachweise.

4. Brand- und Schallschutz

4.14 Die Richtlinie VDI 4100

einem besonders geschützten Wohnzimmerder Schallschutzstufe II (SSt II)“.

Planung des Schallschutzes und der SchalldämmungIm Abschnitt 8 der VDI 4100 werden Empfeh-lungen zur Planung des Schallschutzes undder Schalldämmung gegeben.

Unter 8.1 Allgemeines heißt es: „Mit dem um-fassenden Produktangebot für Bau, Ausbauund Technische Gebäudeausrüstung sind zurfachkundigen Planung und Ausführung zu-sammen mit einer dokumentierten fachkun-digen Bauüberwachung alle Voraussetzungenfür besseren Schallschutz gegeben“.

Zur Planung des Schallschutzes sowie der Fest-legung der erforderlichen Schalldämmungempfiehlt sich folgende Vorgehensweise:

Abbildung „Akustisch günstige Grundrissanordnung“

Foto „Erstklassiger Schallschutz durch Vorwandinstallati-onssysteme“ (SAINT-GOBAIN HES)

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Außerdem sind im Abschnitt 8 noch die zurBerechnung der Luft- und Trittschalldämmungbenötigten Gleichungen enthalten; entspre-chende Berechnungsbeispiele befinden sich imAnhang der neuen Richtlinie.

ZusammenfassungWird erhöhter Schallschutz nach VDI 4100werksvertraglich vereinbart, muss dieser be-reits bei der Planung des Gebäudes und dergebäudetechnischen Anlagen berücksichtigtwerden. Bei Fehlen der notwendigen Erfah-rung sollte für die Planung ein Sachverständi-ger für Schallschutz hinzugezogen werden.Dies gilt insbesondere für die Schallschutz-stufen SSt II und SSt III gegenüber fremdenWohnungen sowie bei verbessertem Schall-schutz innerhalb von Wohnungen nach denSchallschutzstufen SSt EB I und SSt EB II.

4. Brand- und Schallschutz

4.14 Die Richtlinie VDI 4100

Der geforderte Schallschutz für die gebäude-technischen Anlagen ist grundsätzlich nur imZusammenspiel zwischen akustisch günstigerBau- und Installationstechnik realisierbar.Schlechte Bautechnik, wie zum Beispiel durchakustisch ungünstige Grundrisse und unzurei-chende Decken- und Wandkonstruktionen,kann erfahrungsgemäß durch moderne Instal-lationstechnik alleine nicht ausgeglichen wer-den. Bei der Ausführung ist eine engeAbstimmung zwischen allen beteiligten Gewerken erforderlich.

IZEG

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1854. Brand- und Schallschutz

4.15 Sicherer Schallschutz durch gusseiserne Abflussrohrsysteme

Aufgrund der Komplexität erfordert die ord-nungsgemäße Planung und Ausführung desSchallschutzes bei Hausabflussrohrsystemenhöchste Fachkompetenz der beteiligten Sani-tärfachleute. Die wichtigsten Anforderungenhaben wir für Sie in diesem Beitrag zusam-mengefasst.

Zum Schallschutz muss ein Gebäude so ge-plant und ausgeführt werden, dass der vonPersonen wahrgenommene Schall innerhalbdes Gebäudes auf einem Pegel gehalten wird,der nicht gesundheitsgefährdend ist und beidem zufriedenstellende Nachtruhe-, Freizeit-und Arbeitsbedingungen sichergestellt sind.

Die Geräusche durch Hausabflussleitungen, indenen erfahrungsgemäß ein Durchfluss nur inunregelmäßigen Intervallen erfolgt, werdenbedingt durch ihren hohen Informationsgehaltals besonders störend empfunden.

Geltende RegelwerkeDie Schallschutzanforderungen für Gebäudewerden in Deutschland im Wesentlichen durchfolgende Regelwerke umrissen:

� Normenreihe DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“, Ausgabe Juli 2016

� VDI-Richtlinie 4100 „Schallschutz im Hochbau - Wohnungen - Beurteilung und Vorschläge für erhöhten Schallschutz“, Ausgabe Oktober 2012

Die DIN 4109 stellt Mindestanforderungen anden Schallschutz im Wohnungsbau sowieSchulen, Krankenhäuser, Beherbergungsstättenund Bürobauten.

Ein schutzbedürftiger Raum im Sinne dieserNorm ist ein gegen Geräusche zu schützenderAufenthaltsraum. Schutzbedürftige Räumesind zum Beispiel:

- Wohnräume, einschließlich Wohndielen, Wohnküchen;

- Schlafräume, einschließlich Übernachtungs-räumen in Beherbergungsstätten;

- Bettenräume in Krankenhäusern und Sanatorien;

- Unterrichtsräume in Schulen, Hochschulen und ähnlichen Einrichtungen;

- Büroräume;- Praxisräume, Sitzungsräume und ähnliche

Arbeitsräume.

Die VDI 4100 ist speziell auf den Schallschutzvon Wohngebäuden bzw. Gebäuden, diewohngleich oder wohnungsähnlich genutztwerden, wie zum Beispiel Altenwohnheime,Studentenwohnheime oder Pflegeheime, zu-geschnitten.

In der DIN 4109 wird der Schallschutz indirekt(vereinfacht) über die Eigenschaften der Bau-konstruktion (Schalldämmung) beschrieben.Die Schallübertragung wird durch die Anforde-rungen an das Bau-Schalldämm-Maß, denNorm-Trittschallpegel und einen maximalenSchalldruckpegel begrenzt. Dies kann durchalle üblichen Bauprodukte und Bauarten erfülltwerden. Die Höhe des zu erwartenden Schall-schutzes ist hierbei auf die geforderten Schutz-ziele abgestimmt.

Foto © Can Stock Photo monkeybusiness-csp1874378

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4. Brand- und Schallschutz

4.15 Sicherer Schallschutz durch gusseiserne Abflussrohrsysteme

Die wichtigsten schalltechnischen Begriffe sind

- R’w für das bewertete Bau-Schalldämm-Maß,

- L’n,w für den bewerteten Norm-Trittschallpegel,

- LAF,max,n für den maximalen A-bewerteten Schalldruckpegel (Störgeräusche aus Wasserinstalla-tionen und sonstigen gebäude-technischen Anlagen),

- Lap für den Armaturengeräuschpegel.

In der Tabelle 9 der DIN 4109-1 sind die maxi-mal zulässigen A-bewerteten Schalldruckpegelin fremden schutzbedürftigen Räumen, er-zeugt von gebäudetechnischen Anlagen sowievon baulich mit dem Gebäude verbundenenGewerbebetrieben, zusammengefasst.

Auszug aus Tabelle 9 der DIN 4109-1 „Maximal zulässige A-bewertete Schalldruckpegel in fremden schutzbedürftigen Räumen,erzeugt durch gebäudetechnische Anlagen“

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1874. Brand- und Schallschutz

4.15 Sicherer Schallschutz durch gusseiserne Abflussrohrsysteme

Die VDI 4100 bezieht sich auf den Schallschutzzwischen Räumen unter Einbeziehung aller ander Schallübertragung beteiligten Bauteile undNebenwege und nicht auf die Schalldämmungder trennenden Bauteile allein.

Trotz gleicher Schalldämmung der trennendenBauteile kann der Schallschutz unterschiedlichsein, je nach Größe der aneinander grenzen-den Räume.

Der Schallschutz wird beschrieben durch dienachhallzeitbezogenen Größen:

- D nT,w’ für den Luftschallschutz,

- L’ nT,w für den Trittschallschutz und

- L AFmax,nT für den mittleren Standard-Maximalpegel durch gebäudetechnische Anlagen.

Die Werte beziehen sich jeweils auf eine Nach-hallzeit von T0 = 0,5 Sekunden.

Durch die Einführung von nachhallzeitbezoge-nen Schallpegeln und Schallpegeldifferenzenist eine situationsbezogene und damit schall-schutzorientierte Planung möglich. Für Archi-tekten bzw. Bauingenieure ist dies allerdingsmit einem erheblichen Mehraufwand bei derGebäudeplanung verbunden.

In den Abschnitten 4 und 5 der VDI 4100 werden Schallschutzwerte gegenüber fremdenWohnungen für die Schallschutzstufen SSt Ibis SSt III, unterschieden nach Mehrfamilien-häusern (Tabelle 2) sowie Einfamilien-Doppel-und Einfamilien-Reihenhäusern (Tabelle 3),empfohlen.

Info

Die DIN 4109 beschreibt lediglich die Erfüllung der Mindestanforderungen beimbaulichen Schallschutz. Werte für einen erhöhten Schallschutz wurden nicht aufge-nommen. Ein erhöhter Schallschutz kannzum Beispiel anhand der VDI-Richtlinie4100 werkvertraglich vereinbart werden.

Auszug aus Tabelle 4 der VDI 4100 „Empfohlene Schallschutzwerte innerhalb von Wohnungen und Einfamilienhäusern fürgebäudetechnische Anlagen“

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4. Brand- und Schallschutz

4.15 Sicherer Schallschutz durch gusseiserne Abflussrohrsysteme

Der verbesserte Schallschutz innerhalb vonWohnungen und Einfamilienhäusern wird imAbschnitt 6 der VDI 4100 behandelt. Hierzuwurden die Schallschutzstufen SSt EB I undSSt EB II eingeführt.

Vertragliche Vereinbarungen Die wichtigsten Hinweise zu den Vereinbarun-gen zum baulichen Schallschutz sind im Ab-schnitt 7 der VDI 4100 aufgeführt.

Auszug aus Tabelle 4 der VDI 4100 „Empfohlene Schallschutzwerte innerhalb von Wohnungen und Einfamilienhäusern für gebäudetechnische Anlagen“

Bezüglich des verbesserten Schallschutzes innerhalb von Wohnungen heißt es in der VDI 4100: “Wird innerhalb einer Wohnung oder inner-halb eines Einfamilienhauses – wegen unter-schiedlicher Nutzung der Schallquellen ineinzelnen Räumen, unterschiedlicher Arbeits-und Ruhezeiten einzelner Bewohner oderwegen sonstiger erhöhter Schutzbedürftigkeit– besonderer Wert auf einen guten Schall-schutz gelegt, so sollen die in Tabelle 4 vorge-schlagenen Empfehlungen vereinbart werden.

Dabei ist vorab sorgfältig zu prüfen, ob beidem geplanten Grundriss und der vorgesehe-nen Bauweise eine derartige Vereinbarungsinnvoll und möglich ist. Bei „offener Bau-weise“ lassen sich die Empfehlungen der Tabelle 4 im Allgemeinen nicht erreichen.“

In Absatz 1 heißt es hierzu:“Die Vertragspartner sollen die Höhe des gewünschten Schallschutzes festlegen, die daraus resultierende Schallschutzstufe (SSt I, SSt II oder SSt III) und gegebenenfalls aucheinen Schallschutz im eigenen Wohnbereich(SSt EBI und SSt EB II) vertraglich vereinbaren.

Gemäß Absatz 2 können für Räume einerWohnung auch unterschiedliche Schallschutz-stufen vereinbart werden, wie zum Beispiel„Wohnung der Schallschutzstufe I (SSt I) miteinem besonders geschützten Wohnzimmerder Schallschutzstufe II (SSt II)“.

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1894. Brand- und Schallschutz

4.15 Sicherer Schallschutz durch gusseiserne Abflussrohrsysteme

Praktische Umsetzung des SchallschutzesIm Abschnitt 5 der DIN 4109-36, Ausgabe Juli 2016 wird folgende wichtige Kernaussagezum baulichen Schallschutz getroffen:

„Der in schutzbedürftigen Räumen auftre-tende Schalldruckpegel lässt sich häufig nichtvorhersagen, weil die meist vorliegende Körperschallanregung der Bauteile z.Z. rechne-risch schwer erfassbar ist. Die Planung im Hinblick auf den Schutz vorGeräuschübertragung setzt einschlägige Erfah-rung voraus. Zur Planung des Gebäudes, dergebäudetechnischen Anlagen, der Betriebeund der besonderen Schallschutzmaßnahmensollte deshalb ein Sachkundiger hinzugezogenwerden, wenn den Planungsbeteiligten die nötige Erfahrung fehlt.

Die Einhaltung der Anforderungen setzt voraus, dass die Verantwortlichen für die:

� Planung des Grundrisses,� Planung und Ausführung des Baukörpers,� Planung und Ausführung der gebäude-technischen Anlagen,

� Planung und Ausführung besonderer Schallschutzmaßnahmen,

� Auswahl und Anordnung der geräusch-erzeugenden Einrichtungen

gemeinsam um den Schallschutz bemüht undeine wirksame Koordination aller Beteiligtenbesorgt sind.“

Info

Trotz der Veröffentlichung der neuen DIN 4109 haben sich die zivilrechtlichenund öffentlich rechtlichen Anforderungenan den Schallschutz nicht grundlegend geändert. Der Unternehmer sollte sichimmer vergegenwärtigen, welchen Quali-täts- und Komfortstandards das zu errich-tende Objekt genügen soll und hiernachdie Schallschutzanforderungen ausrichten.Zur Klarstellung können immer auch ent-sprechende Hinweise/Regelungen in denBauvertrag aufgenommen werden. Sollteder Unternehmer feststellen, dass die vomBauherrn ausgeschriebenen Vorgaben oderim Vertrag geforderten Bauweisen den fürdas Gebäude geltenden Schallschutzanfor-derungen nicht genügen, so ist zur Ver-meidung der zivilrechtlichen Mängel-haftung ein entsprechender Bedenkenhin-weis notwendig. (Quelle: Fachgemeinschaft Bau Berlin undBrandenburg e. V., 9/2016)

Abbildung „Akustisch günstige Grundrissanordnungen“

190

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4. Brand- und Schallschutz

4.15 Sicherer Schallschutz durch gusseiserne Abflussrohrsysteme

Der Schallschutz gegenüber Geräuschen aussanitärtechnischen Anlagen wird im Abschnitt6 der DIN 4109-36 behandelt. Im Abschnitt 6.1 „Allgemeine Hinweise zur

Durchführung von Nachweisen“ wird bereitseingangs darauf hingewiesen, dass bei der Planung und Ausführung sowie beim schall-technischen Nachweis das Zusammenwirkender Sanitärinstallation und der Installations-wand berücksichtigt werden muss, da die resultierenden Installationsgeräusche von beiden Bereichen beeinflusst werden.

Info

Der geforderte Schallschutz für die gebäu-detechnischen Anlagen ist grundsätzlichnur im Zusammenspiel zwischen akustischgünstiger Bau- und Installationstechnikrealisierbar. Schlechte Bautechnik, wie zumBeispiel durch akustisch ungünstigeGrundrisse und/oder unzureichende Decken- und Wandkonstruktionen, kannerfahrungsgemäß durch moderne Installa-tionstechnik alleine nicht ausgeglichenwerden. Bei der Ausführung ist eine engeAbstimmung zwischen allen beteiligtenGewerken erforderlich.

Die schallschutztechnischen Anforderungen an Abwasseranlagen werden im Abschnitt 6.2 beschrieben. Hierbei werden Abwasseranlagenin Abwassersysteme (Rohrsysteme einschließ-lich Rohrbefestigungen und gegebenenfalls erforderlicher Dämmung), Abwasserhebean-lagen sowie Abscheider und Abwasserbehand-lungsanlagen eingeteilt.

Für die Güte der Schalldämmung sind nebenden schalltechnischen Eigenschaften des Ab-wassersystems selbst die Grundrissanordnung,die Eigenschaften der Installationswand sowiedie Anbringung der Installation an der Installa-tionswand von entscheidender Bedeutung.Die wichtigsten installationstechnischen Ein-flüsse beim Schallschutz sind der Volumen-strom, die Befestigung der Abwasserleitungen,die Richtungsänderungen sowie das Materialund der Aufbau der Rohrleitungen.

Bei der Montage von Abwasserleitungen sindKörperschallbrücken grundsätzlich zu vermei-den. Falls die Gefahr von Körperschallbrückendurch nachfolgende Gewerke besteht, musseine Körperschalldämmung erfolgen. Für dieBefestigung der Abwasserrohre müssengrundsätzlich körperschallgedämmte Befesti-gungselemente verwendet werden.

Abbildung „Entstehung von Geräuschen durch Abwasserleitungen“

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1914. Brand- und Schallschutz

4.15 Sicherer Schallschutz durch gusseiserne Abflussrohrsysteme

Abflussrohrsystemen werden nach DIN EN14366 „Messung der Geräusche von Abwas-serinstallationen im Prüfstand“, Ausgabe Februar 2005 durchgeführt. Die Mehrheit der Hersteller von Abflussrohrsys-temen (Guss und Kunststoff) hat Prüfungengemäß DIN EN 14366 beim neutralen Fraun-hofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgartdurchführen lassen und verfügen über ent-sprechende Prüfberichte. Diese Prüfberichtebieten aber lediglich eine Orientierungshilfebeim Vergleich verschiedener Werkstoffe. Hiernur ein Auszug der wichtigsten Fragestellun-gen beim Vergleich:

� Wie erfolgte die Beplankung des Schachtes?

� Wie wurde die Befestigung der Abwasserrohre vorgenommen?

� Wie erfolgten die Schallschutzmaß-nahmen gegen Körperschall im Bereich der Deckendurchführungen?

� Wurde die Prüfung beim Abflussrohr-system aus Kunststoff mit oder ohne Brandmanschetten durchgeführt?

Hinweis: Mit Brandmanschetten ergeben sicherfahrungsgemäß höhere Schallpegel als ohne Brandmanschetten!

Abbildung „Akustikdämpfer“ (SAINT-GOBAIN HES)

Die Verlege- und Montageanleitungen derHersteller müssen unbedingt beachtet werden.

Abwasserleitungen dürfen in schutzbedürf-tigen Räumen nicht frei verlegt werden. In schutzbedürftigen Räumen sind Abwasser-leitungen innerhalb von Installationsschäch-ten, mit ausreichender Schalldämmung, zu verlegen. Installationsschächte sind gegebenenfalls mitgeeignetem Absorptionsmaterial auszukleiden.

Vergleich von PrüfergebnissenIn der DIN 4109-4, Ausgabe Juli 2016 wirdgrundsätzlich zwischen Labor- und Baumes-sungen unterschieden. Labormessungen bei

Info

Körperschallbrücken müssen, unabhängigvom Werkstoff der Abwasserleitung,grundsätzlich vermieden werden. Schondurch eine einzige Körperschallbrücke,gleichgültig ob bei einem Abwasserrohraus Metall oder Kunststoff, kann der gefor-derte Schallschutz erfahrungemäß nichtmehr erfüllt werden.

Abbildung „Prüfstand zur Labormessung der Abwassergeräu-sche von gusseisernem Abflussrohrsystem beim Fraunhofer-Insti-

tut für Bauphysik IBP in Stuttgart“ (Düker)

192

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4. Brand- und Schallschutz

4.15 Sicherer Schallschutz durch gusseiserne Abflussrohrsysteme

Weitere Informationen zu bauakustischen Prüfungen beim Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgart erhält man unter

http://www.pruefstellen.ibp.fraunhofer.de/de/akkreditierte-prueflabore/bauakustik/installationen.html

Bei Abwassergeräuschen bieten gusseiserneAbflussrohrsysteme ein Höchstmaß an Sicher-heit. Durch die Verwendung von speziellenAkustikdämpfern können bei einem Durchflussvon 4 Liter pro Sekunde und einer FallleitungDN 100 Schallpegel in fremden Wohn- und Arbeitsräumen von ≤15 dB (A) erreicht wer-den. Somit lassen sich bei gusseisernen Ab-flussrohrsystemen alle Schallschutzstufen derVDI Richtlinie 4100 problemlos realisieren.

ZusammenfassungGrundsätzlich sollte der geforderte Schall-schutz werkvertraglich vereinbart werden.Wird erhöhter Schallschutz nach VDI 4100 gefordert, muss dieser bereits bei der Planungdes Gebäudes und der gebäudetechnischenAnlagen berücksichtigt werden. Bei Fehlen der

notwendigen Erfahrung sollte für die Planungein Sachverständiger für Schallschutz hinzuge-zogen werden. Dies gilt insbesondere für dieSchallschutzstufen SSt II und SSt III gegenüberfremden Wohnungen sowie bei verbessertemSchallschutz innerhalb von Wohnungen nachden Schallschutzstufen SSt EB I und SSt EB II. Der geforderte Schallschutz für die gebäude-technischen Anlagen ist grundsätzlich nur imZusammenspiel zwischen akustisch günstigerBau- und Installationstechnik realisierbar.Schlechte Bautechnik, wie zum Beispiel durchakustisch ungünstige Grundrisse und unzurei-chende Decken- und Wandkonstruktionen,kann erfahrungsgemäß durch moderne In-stallationstechnik alleine nicht ausgeglichen werden.

Bei der Ausführung ist eine enge Abstimmungzwischen allen beteiligten Gewerken erforder-lich.

Durch die Verwendung von speziellen Akustik-dämpfern lassen sich bei gusseisernen Abfluss-rohrsystemen alle Schallschutzstufen der VDIRichtlinie 4100 problemlos realisieren.

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1935. Montagepraxis

5.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

Zur Sicherstellung einer störungsfreien Grund-stücksentwässerung und zum Schutz vorVerschmutzung des Bodens sowie des Grund-wassers muss bei der Planung und Ausführungvon Grundleitungen besonders sorgfältig vor-gegangen werden. Grundleitungen werdenüblicherweise im Erdreich oder unzugänglichin der Grundplatte des Gebäudes verlegt.Aufgrund der vielseitigen Belastungen undmaterialspezifischen Anforderungen anGrundleitungen ist die Wahl eines geeignetenRohrwerkstoffes von entscheidender Bedeu-tung

RegelwerkeGrundleitungen sind gemäß DIN 1986-100„Entwässerungsanlagen für Gebäude undGrundstücke“, Ausgabe Dezember 2016 inVerbindung mit DIN EN 12056 und DIN EN 752zu planen und auszuführen.

Für die Verlegung von Grundleitungen wirdinsbesondere auf DIN EN 1610 „Einbau undPrüfung von Abwasserleitungen und -kanälen“,Ausgabe Dezember 2015 sowie DIN 4124„Baugruben und Gräben – Böschungen, Ver-bau, Arbeitsraumbreiten“, Ausgabe Januar2012 Bezug genommen. Außerdem müssendie Anforderungen der DWA-ArbeitsblätterA 139 „Einbau und Prüfung von Abwasser-leitungen und -kanälen“ sowie A 127 „Stati-sche Berechnung von Entwässerungskanälenund -leitungen“ umgesetzt werden.

Wahl des RohrwerkstoffesNach DIN 1986, Teil 4 “Verwendungsbereichevon Abwasserrohren und Formstücken ver-schiedener Werkstoffe“, Ausgabe August 2019sind gusseiserne Rohre ohne Muffe (SML) nachDIN EN 877 und DIN 19522 für alle Bereicheder Gebäude- und Grundstücksentwässerungzugelassen.

Die in DIN 1986, Teil 4 angegebenen Verwen-dungsbereiche gelten für die Ableitung vonAbwasser (häuslichem Schmutzwasser) ein-schließlich Niederschlagswasser gemäßDIN 1986, Teil 3, Ausgabe November 2004sowie für die Ableitung von Kondensaten aus

Feuerungsanlagen. Bei der Ableitung von un-behandeltem gewerblichem Abwasser bzw.der Verlegung in aggressivem Boden oderGrundwasser muss im Einzelfall besondersnachgewiesen werden, dass die Abwasser-rohre und Formstücke, zum Beispiel durch ge-eignete Schutzmaßnahmen anwendbar sind.

Im Kommentar zur DIN 1986, Teil 4 heißt es:“Für die Ableitung von unbehandeltem ge-werblichem Abwasser ist die Verwendbarkeitder Rohrwerkstoffe und Dichtungen anhandder vom Hersteller aufgestellten Beständig-keitslisten zu prüfen. In Zweifelsfällen ist derHersteller um Stellungnahme zu bitten“.Zur Erdverlegung von gusseisernen Abflussroh-ren enthält der Kommentar zur DIN 1986-4noch folgende Hinweise: “Obwohl Rohrleitun-gen aus Gusseisen nach DIN EN 877 für eineuneingeschränkte Verlegung im Erdreich zuge-lassen sind, kann es bei sauren Böden miteinem pH-Wert unter 5 zu Korrosionsschädenkommen. Deshalb sollte in solchen Fällen eineVerwendung nur mit ausdrücklicher Zustim-mung des Rohrherstellers erfolgen“.

Aggressivität des BodensDie Aggressivität des Bodens wird nach demDVGW – Arbeitsblatt GW 9 ermittelt. Im Ar-beitsblatt werden verschiedene Böden auf-grund zahlreicher Faktoren (wie zum BeispielBodenart und -zustand, Wassergehalt undpH-Wert) in Bodengruppen eingeteilt.

Gusseiserne Abflussrohrsysteme (TML / KML /BML) einschließlich INOX-Verbindungen sindfür:

� Bodengruppe Ia (praktisch nicht aggressiv)� Bodengruppe Ib (schwach aggressiv)� Bodengruppe II (aggressiv)

geeignet.

Bei Verlegung in Bodenklasse III (stark aggres-siv) und/oder Grundwasser ist das komplettegusseiserne Abflussrohrsystem zusätzlich miteinem hierfür zugelassenen Korrosionsschutz(zum Beispiel Fa. Denso oder Coroplast) zuversehen.

194

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5. Montagepraxis

5.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

Nachweis der BeständigkeitDie von den Herstellern der Rohrsysteme ver-öffentlichten Beständigkeitslisten sollen demSanitärplaner nur als Orientierungshilfe die-nen. Die Auswahl geeigneter Materialien,unter Berücksichtigung der verschiedensten

chemischen Belastungen bzw. Mischbelastun-gen, erfordert viel Erfahrung und solltesicherheitshalber nur in Abstimmung mitdem Hersteller des Rohrsystems erfolgen.

Der Hersteller benötigt zur genauen Beurtei-lung bei der Ableitung aggressiver Abwässermindestens folgende Informationen:

• Die präzise Bezeichnung der einzelnenMedien bzw. Mittel

• Konzentrationen und pH-Werte• Genaue Angaben bezüglich der Mengenoder Durchsätze

• Temperaturen der Medien bzw. Mittel

Bei Erdverlegung sind Angaben über:

• Bodenverhältnisse,• Baugrund und seine Tragfähigkeit,• Ergebnisse von Boden- bzw. Grundwasser-untersuchungen erforderlich.

Beratungsservice

Nähere Auskünfte zu geeigneten Werkstoffenbei der Ableitung von aggressivem Abwasserund/oder zusätzlichen Schutzmaßnahmen beiVerlegung in aggressivem Boden bzw. Grund-wasser erteilen die Beratungsmitarbeiterder Hersteller von gusseisernen Abflussrohr-systemen.

Bettung der LeitungszoneDie Planung und Ausführung der Bettung hatgemäß DIN EN 1610 und DWA-ArbeitsblattA 139 „Einbau und Prüfung von Abwasser-leitungen und -kanälen“ zu erfolgen.

Die untere Bettungsschicht ist entsprechenddem Rohrgefälle herzustellen und zu verdich-ten, wobei die Dicke dieser Schicht – gemes-sen unter dem Rohrschaft – folgende Wertenicht unterschreiten darf:

• 100 mm bei üblichen Bodenbedingungen;• 150 mm bei Fels oder felsgelagerten

Böden.

Abbildung Beschichtungsaufbau TML-Rohre (Düker)

Abbildung Beschichtungsaufbau PAM-GLOBAL® Plus(KML)-Rohre, SAINT-GOBAIN HES

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1955. Montagepraxis

5.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

Bettungen sind so auszuführen, dass Punkt-auflagerungen vermieden werden. Deshalbsollen gegebenenfalls im Bereich von Verbin-dungen entsprechende Aussparungen (Kopf-löcher) in der unteren Bettung vorgesehenwerden.

Die Dicke der oberen Bettungsschicht mussdem statischen Nachweis entsprechen und istvom Planer vorzugeben. Durch das Einbringenund Verdichten des Bettungsmaterials darf dieLage der Leitung nicht verändert werden.

Rohrauflagerung (Bild DÜKER)

Verfüllung und VerdichtungDie Verfüllung des Grabens sowie die Ver-dichtung der Grabenfüllung muss nachDIN EN 1610 und dem DWA-ArbeitsblattA 139 ausgeführt werden. Der Grad der Ver-dichtung muss mit dem statischen Nachweisübereinstimmen.

Statischer NachweisEntwässerungsleitungen werden bei Erdver-legung vorwiegend durch Erd- und Verkehrs-lasten beansprucht. Die Anforderungen zurstatischen Berechnung von erdverlegten Ent-wässerungsleitungen sind im DWA-Arbeits-blatt A 127 „Statische Berechnung vonEntwässerungskanälen und -leitungen“ zu-sammengefasst.

Die Berechnungsannahmen sind an der Bau-stelle zu überprüfen, weil nur diese für dietatsächliche Belastung der Entwässerungs-leitungen maßgebend sind.

Aufgrund der hervorragenden Materialeigen-schaften können muffenlose gusseiserneAbflussrohrsysteme für alle in der Grund-stücksentwässerung üblichen Überdeckungs-höhen einschließlich Verkehrs- und Flächen-lasten eingesetzt werden.

Bei sach- und fachgerechter Ausführung kannals Richtwert für den Einbau von muffenlosengusseisernen Abflussrohrsystemen nachDIN EN 877 eine Überdeckung von 0,8 bis6,0 m bei gleichzeitiger Belastung durch Ver-kehrslasten SLW 60 angenommen werden.

Gusseiserne Abflussrohrsysteme im Einsatz:TML-Rohre(Bild Düker)

PAM-GLOBAL® C Rohr (Bild: SAINT-GOBAIN HES)

Verlege- und Befestigungs-anleitungen der RohrherstellerBei der Montage der Leitungen sind dieVerlege- und Befestigungsanleitungen derRohrhersteller unbedingt zu beachten. Diekonsequente Umsetzung der Verlege- undBefestigungsanleitungen durch den Verar-beiter sind Grundvoraussetzungen bei derHaftungsübernahme durch den Rohrhersteller.

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5. Montagepraxis

5.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

Schutz von erdverlegten Grund-leitungen vor BauwerkssetzungenZum Schutz von erdverlegten Grundleitungenvor Bauwerkssetzungen heißt es inDIN EN 1610, Abschnitt 8.7.4 wie folgt:„Wenn Rohrleitungen durch Bauwerke, ein-schließlich Schächte und Inspektionsöffnungen,eingebaut werden, müssen Gelenkverbindun-gen in die Wand eingebaut oder so dicht wiemöglich an der Außenwand des Bauwerkesangeordnet werden.“

Die geforderten Gelenkverbindungen werdenin der Praxis meist aus kurzen Passstücken von0,5 bis 1m Länge mit entsprechenden Verbin-dungen – deren zulässige Abwinkelbarkeithierbei nicht überschritten werden darf –hergestellt.

Sicht- und Dichtheitsprüfung vonGrundleitungen nach DIN EN 1610Gemäß DIN 1986-100, Abschnitt 6.1.2 ist eineDichtheitsprüfung von erdverlegten Abwasser-leitungen nach DIN EN 1610 durchzuführen.Hierbei ist nach Abschluss der Verlegung zu-nächst eine Sichtprüfung durchzuführen, diefolgende Punkte umfassen sollte:

� Richtung und Höhenlage;� Verbindungen;� Beschädigung oder Deformation;� Anschlüsse;� Auskleidungen und Beschichtungen.

Anschließend werden Rohrleitungen, Schächteund Inspektionsöffnungen auf Dichtheit ge-prüft. Nach DIN EN 1610 kann entweder mitLuft (Verfahren „L“) oder mit Wasser (Ver-fahren „W“) geprüft werden. Eine getrenntePrüfung von Rohren und Formstücken,Schächten und Inspektionsöffnungen darferfolgen (zum Beispiel Rohrleitungen mit Luftund Schächte mit Wasser). Beim Verfahren „L“ist die Anzahl der Wiederholungsprüfungenunbegrenzt. Bei ein- oder mehrfachem Nicht-bestehen der Prüfung mit dem Verfahren „L“darf auf das Verfahren „W“ umgestellt wer-den. Es gilt dann nur das Ergebnis der Prüfungmit Wasser.

Dichtheitsprüfung (Erstprüfung)Für die Dichtheitsprüfung ist eine gute Vorbe-reitung, ordentliche Durchführung und nach-vollziehbare schriftliche Dokumentationerforderlich. Die schriftliche Dokumentation istdem Bauherren zum Nachweis der Erstprüfungzu übergeben.

Zum Prüfdruck beim Verfahren „W“ heißt esin der DIN EN 1610, Abschnitt 13.3 wie folgt:“Der Prüfdruck ist der sich aus der Füllung desPrüfabschnittes bis zum Geländeniveau des, jenach Vorgabe, stromaufwärts oder stromab-wärts gelegenen Schachtes ergebende Druckvon höchstens 50 kPa und mindestens 10 kPa,gemessen am Rohrscheitel“.

Nach dem Füllen von Rohrleitungen und/oderSchächten mit Wasser und dem Erreichen desPrüfdruckes kann eine Vorbereitungszeiterforderlich sein; üblicherweise beträgt diese1 Stunde.

Die Prüfdauer muss 30 ±1 Minuten betragen.

Der Druck ist im Toleranzbereich von 1 kPa desfestgelegten Prüfdruckes durch Nachfüllen mitWasser zu halten.

Während der Prüfdauer sind das gesamteWasservolumen, das zum Erreichen derPrüfanforderungen zugefügt wurde, und diejeweilige Druckhöhe zu messen und aufzu-zeichnen.

Die Rohrleitungen, Schächte bzw. Inspektions-öffnungen gelten als dicht, wenn das Volumendes zugefügten Wassers nicht größer ist als:

� 0,15 l/m2 in 30 Minuten für Rohrleitungen;� 0,20 l/m2 in 30 Minuten für Rohrleitungeneinschließlich Schächte;

� 0,40 l/m2 in 30 Minuten für Schächte undInspektionsöffnungen.

Die Fläche in m2 beschreibt hier die benetzteinnere Oberfläche.

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1975. Montagepraxis

5.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

Beim Verfahren „L“ sind insgesamt 4 ver-schiedene Prüfverfahren (LA; LB; LC; LD) mitPrüfdrücken zwischen 1 und 20 KPa zulässig.Die Prüfzeiten ergeben sich unter Berücksich-tigung des Prüfverfahrens (LA bis LD) und derRohrdurchmesser aus der Tabelle 3 derDIN EN 1610.Werden Schächte und Inspektionsöffnungenmit Luft geprüft, müssen die Prüfzeiten halbso lang sein, wie die für Rohrleitungen mitgleichem Durchmesser.

Zur Durchführung der Prüfung mit Luftschreibt die DIN EN 1610 in Abschnitt 13.2folgendes vor: „ Ein Anfangsdruck, der denerforderlichen Prüfdruck p0 um etwa 10 %überschreitet, ist zuerst für etwa 5 Minutenaufrecht zu erhalten. Der Druck für ∆p ist

Ausschnitt aus Tabelle 3 der DIN EN 1610

dann nach dem in Tabelle 3 für die VerfahrenLA, LB, LC oder LD enthaltenen Prüfdruckeinzustellen. Falls der nach der Prüfzeitgemessene Druckabfall ∆p geringer ist als derin Tabelle 3 angegebene Wert, entspricht dieRohrleitung den Anforderungen“.

Einbetonieren von GrundleitungenDas Einbetonieren von Grundleitungen in dieBodenplatte des Gebäudes wird insbesondereim Grundwasserbereich oder bei nicht trag-fähigen Böden vorgenommen. Bei der Wahldes Rohrsystems ist zu berücksichtigen, dassdie Abwasserleitungen hierbei besondersgroßen mechanischen Belastungen ausgesetztsind. Durch die hohe Zug-, Biege- und Schei-teldruckfestigkeit sowie einen annähernd

gleichen Ausdehnungskoeffizienten(0,0105 mm / m K) wie Beton und Stahl sindgusseiserne Abflussrohre besonders gut zumEinbetonieren geeignet.

Damit die Leitungen beim Einbringen desBetons in ihrer Lage verbleiben, ist auf eineausreichende Befestigung – optimal mitRohrschellen auf Tragkonstruktionen – zuachten. Bei Formstückkombinationen – beste-hend aus mehreren Formstücken – ist zur Sta-bilisierung der Einsatz von zusätzlichen Kralleneine sichere und einfache Lösung. Zum Schutzvor Auftrieb sollen die Leitungen grundsätzlichvor dem Betonieren mit Wasser gefüllt wer-den.

Foto Einbetonieren (SAINT-GOBAIN HES)

Bei der Planung und Ausführung ist darauf zuachten, dass die Leitungen allseitig mit aus-reichend Beton umgeben sind (bei wasserun-durchlässigem Beton mindestens 200 mm).Reicht die Dicke der Grundplatte hierzu nichtaus, ist sie an diesen Stellen durch eine soge-nannte Voute zu verstärken.

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5. Montagepraxis

5.1 Gusseiserne Abflussrohrsystemefür die Grundstücksentwässerung

Im Bereich von Dehnungsfugen werden zumSchutz vor möglichen Setzungen Gelenkstückeeingesetzt. Die Gelenkstücke bestehen auskurzen Passstücken von 0,5 bis 1m Länge mitentsprechenden Verbindungen, deren zuläs-sige Abwinkelbarkeit hierbei nicht überschrit-ten werden darf. In der Praxis werden dieGelenkstücke meistens innerhalb von Futter-rohren – mit Sollbruchstelle durch entspre-chende Einkerbung – angeordnet. Die Endender Futterrohre müssen hierbei vor dem Be-tonieren abgedichtet werden. Bei eventuellenSetzungen bricht das Futterrohr an der Soll-bruchstelle, und der Versatz kann durch dasGelenkstück innerhalb des Hohlraumesaufgenommen werden.

FazitDie fachgerechte Planung und Ausführungvon Grundleitungen erfordert eine engeKooperation zwischen allen beteiligten Fach-leuten. Bei der Wahl eines geeigneten Rohr-systems sollten die Berater der Hersteller mitherangezogen werden.

Im Bereich der Grundstücksentwässerunghaben sich in den letzten Jahrzehnten guss-eiserne Abflussrohrsysteme mit verschiedenenBeschichtungen – abgestimmt auf die jewei-ligen Einsatzbedingungen – als sehr wider-standsfähig erwiesen.

Gusseiserne Abflussrohre verfügen überoptimale mechanische Eigenschaften undein hervorragendes Ausdehnungsverhalten.Sie sind nichtbrennbar und bieten höchstenSchallschutz.

Abbildung Dehnungsfuge

Schnittbild: Voute in einer Betonplatte

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1995. Montagepraxis

5.2 Dichtheitsprüfung von Entwässerungsleitungen

In der täglichen Praxis treten häufig Unstim-migkeiten darüber auf, in welchem UmfangDichtheitsprüfungen bei Entwässerungsleitun-gen vorgenommen werden müssen. GemäßDIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Ge-bäude und Grundstücke, Ausgabe Dezember2016“ ist bei erdverlegten Abwasserleitungeneine Dichtheitsprüfung nach DIN EN 1610durchzuführen. Bei vielen Gebäuden wird ausSicherheitsgründen zusätzlich eine Dichtheits-prüfung für die Entwässerungsleitungeninnerhalb des Gebäudes verlangt. Nach dengeltenden Entwässerungsnormen sind Dicht-heitsprüfungen von Abwasserleitungen, dieinnerhalb von Gebäuden als Anschluss-, Fall-bzw. Sammelleitungen verlegt sind, nicht vor-geschrieben.

Dichtheitsprüfungnach DIN EN 1610Gemäß DIN EN 1610 „Einbau und Prüfungvon Abwasserleitungen und -kanälen, Aus-gabe Dezember 2015“ ist nach Abschluss derVerlegung zunächst eine Sichtprüfung durch-zuführen, die folgende Punkte umfassen sollte:

� Richtung und Höhenlage;� Verbindungen;� Beschädigung oder Deformation;� Anschlüsse;� Auskleidungen und Beschichtungen.

Anschließend werden Rohrleitungen, Schächteund Inspektionsöffnungen auf Dichtheit ge-prüft. Nach DIN EN 1610 kann entweder mitLuft (Verfahren „L“) oder mit Wasser (Verfah-ren „W“) geprüft werden. Eine getrennte Prü-fung von Rohren und Formstücken, Schächtenund Inspektionsöffnungen darf erfolgen (zumBeispiel Rohrleitungen mit Luft und Schächtemit Wasser). Beim Verfahren „L“ ist die Anzahlder Wiederholungsprüfungen unbegrenzt. Beiein- oder mehrfachem Nichtbestehen der Prü-fung mit dem Verfahren „L“ darf auf das Ver-fahren „W“ umgestellt werden. Es gilt dannnur das Ergebnis der Prüfung mit Wasser.

Zum Prüfdruck beim Verfahren „W“ heißt es inder DIN EN 1610, Abschnitt 13.3 wie folgt:“Der Prüfdruck ist der sich aus der Füllung desPrüfabschnittes bis zum Geländeniveau des, jenach Vorgabe, stromaufwärts oder stromab-wärts gelegenen Schachtes ergebende Druckvon höchstens 50 kPa und mindestens 10 kPa,gemessen am Rohrscheitel“.

Nach dem Füllen von Rohrleitungen und/oderSchächten mit Wasser und dem Erreichen desPrüfdruckes kann eine Vorbereitungszeiterforderlich sein; üblicherweise beträgt diese1 Stunde.

Die Prüfdauer muss 30 ±1 Minuten betragen.

Der Druck ist im Toleranzbereich von 1 kPa desfestgelegten Prüfdruckes durch Nachfüllen mitWasser zu halten.

Während der Prüfdauer sind das gesamteWasservolumen, das zum Erreichen derPrüfanforderungen zugefügt wurde, und diejeweilige Druckhöhe zu messen und aufzu-zeichnen.

Die Rohrleitungen, Schächte bzw. Inspektions-öffnungen gelten als dicht, wenn das Volumendes zugefügten Wassers nicht größer ist als:

� 0,15 l/m2 in 30 Minuten für Rohrleitungen;� 0,20 l/m2 in 30 Minuten für Rohrleitungeneinschließlich Schächte;

� 0,40 l/m2 in 30 Minuten für Schächte undInspektionsöffnungen.

Die Fläche in m2 beschreibt hier die benetzteinnere Oberfläche.

Beim Verfahren „L“ sind insgesamt 4 verschie-dene Prüfverfahren (LA; LB; LC; LD) mit Prüf-drücken zwischen 1 und 20 KPa zulässig.Die Prüfzeiten ergeben sich unter Berücksich-tigung des Prüfverfahrens (LA bis LD) und derRohrdurchmesser aus der Tabelle 3 derDIN EN 1610.

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5. Montagepraxis

5.2 Dichtheitsprüfung von Entwässerungsleitungen

Werden Schächte und Inspektionsöffnungenmit Luft geprüft, müssen die Prüfzeiten halbso lang sein, wie die für Rohrleitungen mitgleichem Durchmesser.

Zur Durchführung der Prüfung mit Luftschreibt die DIN EN 1610 in Abschnitt 13.2folgendes vor: „ Ein Anfangsdruck, der den er-forderlichen Prüfdruck p0 um etwa 10% über-schreitet, ist zuerst für etwa 5 Minutenaufrecht zu erhalten. Der Druck für ∆p istdann nach dem in Tabelle 3 für die VerfahrenLA, LB, LC oder LD enthaltenen Prüfdruck ein-zustellen. Falls der nach der Prüfzeit gemes-sene Druckabfall ∆p geringer ist als der inTabelle 3 angegebene Wert, entspricht dieRohrleitung den Anforderungen“.Für die Dichtheitsprüfung von Grundleitungen

ist eine gute Vorbereitung, ordentliche Durch-führung und nachvollziehbare schriftlicheDokumentation erforderlich. Die schriftlicheDokumentation ist dem Bauherren zum Nach-weis der Erstprüfung zu übergeben.

BTGA – Regeln für die technischePraxisZur Unterstützung der Sanitärfachleute bei der„Dichtheitsprüfung von erd- und gebäudever-legten Ab- und Regenwasserleitungen“ wur-den vom „BTGA – BundesindustrieverbandTechnische Gebäudeausrüstung e.V.“ folgendeRegeln für die verschiedenen Prüfverfahrenerarbeitet:

� BTGA-Regel 5.005 „Prüfung mit Wasser“,Ausgabe Oktober 2005

� BTGA-Regel 5.006 „Prüfung mit Luft“,Ausgabe Mai 2007

� BTGA-Regel 5.007 „Prüfung mit Unter-druck“, Ausgabe April 2007

Die BTGA-Regeln 5.005 bis 5.007 sind für� Abwasser-Leitungsanlagen innerhalb und

außerhalb von Gebäuden,� Regenwasser-Leitungsanlagen innerhalb

und außerhalb von Gebäuden aus nicht-mineralischen Werkstoffen im Bereich derTechnischen Gebäudeausrüstung (TGA)anzuwenden.

Zum Geltungsbereich der BTGA-Regeln 5.005bis 5.007 zählen alle Leitungen bis DN 500.Sie gelten nicht für Abwasserleitungen sowieKanäle außerhalb der Grundstücksgrenze(öffentlicher Bereich).

Auszug aus Tabelle 3 der DIN EN 1610

Universelles Dichtheits-Prüfset für Grundleitungen mit MediumLuft (ROTHENBERGER Werkzeuge GmbH)

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2015. Montagepraxis

5.2 Dichtheitsprüfung von Entwässerungsleitungen

Vertragliche HinweiseBei der Ausschreibung ist darauf zu achten,dass die Druck- und Dichtheitsprüfung vonAb- und Regenwasserleitungen in einer eige-nen Position erfolgt. Nach ATV DIN 18381 istdie Druck- und Dichtheitsprüfung eine beson-dere Leistung und muss somit gesondert aus-geschrieben und vergütet werden. Hierzuheißt es in den BTGA-Regeln im Abschnitt 2„Wird die Druck- oder Dichtheitsprüfung nichtseparat beauftragt und gemäß ATV DIN18381, Abschnitt 4.2.20 als besondereLeistung gesondert vergütet, besteht keinAnspruch auf die Durchführung dieser Prüfun-gen.“

Die in den BTGA-Regeln beschriebenen Prüf-bedingungen gelten in Anlehnung anDIN EN 1610 „Verlegung und Prüfung von Ab-wasserleitungen und -kanälen“, DIN EN 12889„Grabenlose Verlegung und Prüfung vonAbwasserleitungen und -kanälen“ sowieDWA-Arbeitsblatt 139 „Einbau und Prüfungvon Abwasserleitungen und -kanälen“, für neuerbaute Kanäle und Leitungen.

QualifikationDruck- und Dichtheitsprüfungen dürfengemäß den BTGA-Regeln 5.005 bis 5.007 nurvon Fachpersonen (mindestens Geselle im

Heizungs- und Sanitärfach oder vergleichbar)mit mindestens einjähriger Erfahrung im Ab-wasserleitungsbau durchgeführt werden.

FazitDichtheitsprüfungen werden nicht nur beierdverlegten Abwasserleitungen, sondern ausSicherheitsgründen auch häufig bei Entwässe-rungsleitungen innerhalb von Gebäuden ver-langt. Gemäß den Entwässerungsnormen sindDichtheitsprüfungen von Abwasserleitungen,die innerhalb von Gebäuden als Anschluss-,Fall- bzw. Sammelleitungen verlegt sind, nichtvorgeschrieben. Zur Vermeidung von Unstim-migkeiten sollten die Druck- und Dichtheits-prüfungen von Abwasserleitungen grundsätz-lich als besondere Leistung nach ATV DIN18381 ausgeschrieben und vergütet werden.

Praxisfotos Verlegung TML-Rohre (DÜKER)

Praxisfotos Verlegung PAM-GLOBAL® C Rohr (SAINT-GOBAINHES )

202

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2035. Montagepraxis

5.3 Ableitung aggressiver Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Gehen die Belastungen einer Entwässerungs-anlage über den normalen häuslichen Ge-brauch hinaus, muss bei der Planung undAusführung der Abwasserleitungen besonderssorgfältig vorgegangen werden. Insbesonderein gewerblichen Betrieben, Krankenhäusern,

Labors und Industriebetrieben ist dies der Fall.Erfahrungsgemäß sind hier die Abwässer häu-fig sehr aggressiv.

Für einen störungsfreien Betrieb ist die norm-gerechte Verlegung der Abwasserleitungen miteinem geeigneten Rohrwerkstoff von größterBedeutung.Bereits seit mehr als 30 Jahren bieten die füh-renden Gussrohr-Hersteller für Entwässerungs-leitungen zur Ableitung aggressiver Abwässersowie die zugehörigen Lüftungsleitungengusseiserne Abflussrohrsysteme mit Sonder-beschichtungen an. Beim Einsatz gusseisernerAbflussrohrsysteme mit Sonderbeschichtun-gen, wie dem MLK-protec System der FirmaDüker bzw. dem PAM-GLOBAL® Plus (KML)-System der Firma SAINT-GOBAIN HES, lässtsich eine angemessene Lebensdauer, zumBeispiel bei der Entwässerung von Laborge-bäuden erzielen.

Wahl des RohrwerkstoffesIm Kommentar zur DIN 1986, Teil 4 heißt esdazu: “Für die Ableitung von unbehandeltengewerblichen Abwässern ist die Verwendbar-keit der Rohrwerkstoffe und Dichtungenanhand der vom Hersteller aufgestelltenBeständigkeitslisten zu prüfen. In Zweifels-fällen ist der Hersteller um Stellungnahmezu bitten“.

Nach DIN 1986, Teil 4, Ausgabe August 2019sind gusseiserne Rohre ohne Muffe (SML) nachDIN EN 877 und DIN 19522 für alle Bereicheder Gebäude- und Grundstücksentwässerungzugelassen. Die in DIN 1986, Teil 4 angegebe-nen Verwendungsbereiche gelten für die Ab-leitung von Abwasser (häuslichem Schmutz-wasser) einschließlich Niederschlagswassergemäß DIN 1986, Teil 3, Ausgabe November2004 sowie für die Ableitung von Kondensa-ten aus Feuerungsanlagen.

Bei Abwässern, die über den häuslichenGebrauch hinausgehen, handelt es sich nachDIN 1986, Teil 3 um „Abwasser gewerblicherHerkunft bzw. anderes Abwasser“. GemäßDIN 1986, Teil 4, muss bei der Ableitung vongewerblichem bzw. anderem Abwasser im Ein-zelfall nachgewiesen werden, dass die Abwas-serrohre und Formstücke anwendbar sind. Diesgilt gleichermaßen auch für die zugehörigenLüftungsleitungen.

Chemische Labors (©Ray, fotolia.com)

Beschichtung PAM-GLOBAL® Plus(KML-)Rohr (Bild SAINT-GOBAIN HES)

204

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5. Montagepraxis

5.3 Ableitung aggressiver Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Nachweis der BeständigkeitDie von den Herstellern der Rohrsysteme ver-öffentlichten Beständigkeitslisten sollen demSanitärplaner nur als Orientierungshilfe die-nen. Die Auswahl geeigneter Materialien,unter Berücksichtigung der verschiedenstenchemischen Belastungen bzw. Mischbelastun-gen, erfordert viel Erfahrung und sollte sicher-heitshalber nur in Abstimmung mit demHersteller des Rohrsystems erfolgen.

Der Hersteller benötigt zur genauen Beurtei-lung mindestens folgende Informationen:

� Die präzise Bezeichnung der einzelnenMedien bzw. Mittel

� Konzentrationen und pH-Werte

� Genaue Angaben bezüglich der Mengenoder Durchsätze

� Temperaturen der Medien bzw. Mittel

Nähere Auskünfte zu geeigneten Werkstoffenbei der Ableitung von aggressiven Abwässernerteilen die Beratungsmitarbeiter der Herstellervon gusseisernen Abflussrohrsystemen.

Verlege- und Befestigungs-anleitungen der RohrherstellerBei der Montage der Leitungen sind die Ver-lege- und Befestigungsanleitungen der Rohr-hersteller unbedingt zu beachten. Diekonsequente Umsetzung der Verlege- undBefestigungsanleitungen durch den Verar-beiter sind Grundvoraussetzungen bei derHaftungsübernahme durch den Rohrhersteller.

Planung und BemessungDie Planung und Bemessung von Entwässe-rungsleitungen zur Ableitung aggressiver Ab-wässer hat üblicherweise nach DIN EN 12056„Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalbvon Gebäuden“, Ausgabe Januar 2001 undDIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen fürGebäude und Grundstücke“, Ausgabe Dezem-ber 2016 zu erfolgen.

MLK-protec Formstücke mit Sonderbeschichtung (Bild Düker)

Gusseiserne Abflussrohrsysteme im Einsatz; MLK-protec Rohr für aggressive Abwässer; (Bild Düker)

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2055. Montagepraxis

5.3 Ableitung aggressiver Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

ZusammenfassungDie normgerechte Planung und Ausführungvon Entwässerungsleitungen zur Ableitungaggressiver Abwässer sowie der zugehörigenLüftungsleitungen stellen höchste Anforderun-gen an die beteiligten Sanitärfachleute.

Wichtigste Voraussetzung für eine angemes-sene Lebensdauer ist der Nachweis der Bestän-digkeit der verwendeten Rohre, Formstückeund Verbindungen.

Bei der Ableitung von aggressiven Abwässernhaben sich in den letzten Jahrzehnten gussei-serne Abflussrohrsysteme mit Sonderbeschich-tungen, wie das MLK-protec System der FirmaDüker bzw. das PAM-GLOBAL® Plus (KML)-System der Firma SAINT-GOBAIN HES, als sehrwiderstandsfähig erwiesen.

Gusseiserne Abflussrohre sind robust, form-stabil und verfügen über ein hervorragendesAusdehnungsverhalten. Sie sind nichtbrennbarund bieten einen optimalen Schallschutz.

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Zur Vermeidung von Fettablagerungen mussbei der Planung und Ausführung von Zulauf-leitungen zum Fettabscheider sowie der zuge-hörigen Lüftungsleitungen besonders sorgfäl-tig vorgegangen werden.Für einen störungsfreien Betrieb ist die norm-gerechte Verlegung der Leitungen mit einemgeeigneten Rohrwerkstoff von größter Bedeu-tung.

Normgerechte Zulaufleitungenzum FettabscheiderIn der DIN 1986-100 „Entwässerungsanlagenfür Gebäude und Grundstücke“, AusgabeDezember 2016 wird in Abschnitt 9.2.2 gefor-dert, dass in Betrieben, in denen fetthaltigesAbwasser anfällt, Abscheideranlagen für Fettenach DIN EN 1825-1, DIN EN 1825-2 und

DIN 4040-100 einzubauen und zu betreibensind. Betriebe, in denen der Einbau von Ab-scheideranlagen für Fette erforderlich ist, sindzum Beispiel Gaststätten, Restaurants, Großkü-chen, Metzgereien und Schlachthöfe.

Die wesentlichen Anforderungen an die Verle-gung der Zulaufleitungen zum Fettabscheidersind in der DIN EN 1825-2 „Abscheideranla-gen für Fette: Wahl der Nenngröße, Einbau,Betrieb und Wartung“, Ausgabe Mai 2002zusammengefasst.

Gemäß Abschnitt 7.3 „Anschluss an die Ent-wässerungsanlage“ ist das Abwasser dem Fett-abscheider im freien Gefälle zuzuführen. DieZulaufleitungen zum Fettabscheider sind miteinem Mindestgefälle von 2 % (1:50) zu ver-legen.

Umlenkungen von Fallleitungen in liegendeLeitungen sind mit zwei 45°-Bögen und einemZwischenstück von mindestens 250 mm Längeauszuführen. Anschließend ist in Fließrichtungeine Beruhigungsstrecke vorzusehen, derenLänge mindestens dem 10-fachen Durchmes-ser des Zulaufrohres des Fettabscheidersentsprechen muss. Durch diese Maßnahmewerden unzulässig hohe Verwirbelungendes Abwassers und der Fettbestandteile ver-mieden.

Für einen störungsfreien Betrieb ist die norm-gerechte Verlegung der Leitungen mit einemgeeigneten Rohrwerkstoff von größter Bedeu-tung.

Die Entwässerungsleitungen sollten über aus-reichend Reinigungsöffnungen verfügen, dieso anzuordnen sind, dass im Bedarfsfall eineschnelle Inspektion bzw. Reinigung der Leitun-gen möglich ist.

5. Montagepraxis

5.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Großküchen (Foto: Canakris, fotolia.com)

Fettabscheider Praktika (Bild TECE)

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LüftungNach DIN 1986-100, Abschnitt 6.5.4 müssendie Zuleitungen und gegebenenfalls der Fett-abscheider entsprechend DIN EN 1825-2 inVerbindung mit DIN 4040-100 unmittelbarüber Dach be- und entlüftet werden. An dieseLüftungsleitungen dürfen keinesfalls andereLüftungsleitungen, zum Beispiel der normalenhäuslichen Entwässerungsanlage, angeschlos-sen werden. Nur die Lüftungsleitungen derZuleitungen und gegebenenfalls der Abschei-deranlage dürfen zu einer Sammellüftung zu-sammengeführt werden.

Weitere Anforderungen an die Lüftung beiAbscheideranlagen für Fette sind in Abschnitt7.4 der DIN EN 1825-2 enthalten. Hiernachsind die Zu- und Ablaufleitungen von Fettab-scheidern ausreichend zu lüften. Die Zulauflei-tung der Abscheideranlage ist grundsätzlichals Lüftungsleitung über Dach zu führen. AlleAnschlussleitungen mit einer abgewickeltenLänge von mehr als 5 m sind gesondert zuentlüften.

Hat die Zuleitung oberhalb des Fettabscheidersauf einer Länge von über 10 m keine geson-dert entlüftete Anschlussleitung, so muss dieZuleitung – möglichst nahe an der Abscheider-anlage – mit einer zusätzlichen Lüftungslei-tung versehen werden.

Wegen Rückstaugefahr müssen Fettabscheiderbeim Einbau im Keller häufig über eine nach-geschaltete Abwasserhebeanlage entwässertwerden. Zur Vermeidung von Betriebsstörun-gen dürfen die Lüftungsleitungen der Zuleitun-gen sowie der Abscheideranlage keinesfallsmit der Lüftungsleitung der Abwasserhebean-lage zu einer Sammellüftung zusammenge-führt werden.

Die Mündungen von Lüftungsleitungen müs-sen senkrecht über Dach und nach oben offenenden. Es muss ein ausreichender Abstand zuAnsaugöffnungen von Lüftungs- und Klima-anlagen eingehalten werden.

Bemessung der Zulauf- undLüftungsleitungenDer Schmutzwasserabfluss QS bzw. QWW inLiter pro Sekunde wird nach dem normativenAnhang A der DIN EN 1825-2 ermittelt.Entsprechende Berechnungsbeispiele befindensich im informativen Anhang C der Norm.

Die horizontalen Entwässerungsleitungenwerden gemäß DIN 1986-100 für einen maxi-malen Füllungsgrad von h/di = 0,5 und unterBerücksichtigung des jeweiligen Rohrsohlenge-fälles (Mindestgefälle 2 % bzw. 1:50) dimen-sioniert. Eine Mindestfließgeschwindigkeit von0,5 m/s darf keinesfalls unterschritten werden.

5. Montagepraxis

5.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Gusseiserne Abflussrohrsysteme im Einsatz; oben: KML-Rohr für fetthaltige Abwässer;unten: SML-Rohr für häusliche Abwässer (Bild SAINT-GOBAIN HES)

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Die Fallleitungen werden nach Tabelle 8 derDIN 1986-100 bemessen. Fallleitungen dürfenkeine geringere Nennweite aufweisen als dieNennweite der zugehörigen Anschlussleitun-gen. Lüftungsleitungen sollten in der gleichenNennweite der jeweiligen Zulauf-, Fall- oderAnschlussleitung verlegt werden.Werden zum Beispiel die Lüftungsleitung derZuleitung und des Fettabscheiders als Sammel-lüftung ausgeführt, so muss diese gemäßDIN 1986-100, Abschnitt 14.1.6.2 dimensio-niert werden. Der Querschnitt der Sammel-lüftung muss mindestens so groß sein wie dieHälfte der Summe der Einzelquerschnitte derEinzellüftungen.

Wahl des RohrwerkstoffesNach DIN 1986, Teil 4, Ausgabe August 2019sind gusseiserne Rohre ohne Muffe (SML) nachDIN EN 877 und DIN 19522 für alle Bereicheder Gebäude- und Grundstücksentwässerungzugelassen. Die in DIN 1986, Teil 4 angegebe-

nen Verwendungsbereiche gelten für die Ablei-tung von Abwasser (häuslichem Schmutzwasser)einschließlich Niederschlagswasser gemäßDIN 1986, Teil 3, Ausgabe November 2004sowie für die Ableitung von Kondensaten ausFeuerungsanlagen.

Bei fetthaltigen Abwässern zum Fettabscheiderhandelt es sich nach DIN 1986, Teil 3 um „Ab-wasser gewerblicher Herkunft bzw. anderesAbwasser“. Gemäß DIN 1986, Teil 4, muss beider Ableitung von gewerblichem bzw. ande-rem Abwasser im Einzelfall nachgewiesen wer-den, dass die Abwasserrohre und Formstückeanwendbar sind. Dies gilt gleichermaßen auchfür die zugehörigen Lüftungsleitungen.

5. Montagepraxis

5.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Beschichtung PAM-GLOBAL® Plus (KML-)Rohr (Bild SAINT-GOBAIN HES)

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Im Kommentar zur DIN 1986, Teil 4 heißt esdazu: “Für die Ableitung von unbehandeltengewerblichen Abwässern ist die Verwend-barkeit der Rohrwerkstoffe und Dichtungenanhand der vom Hersteller aufgestellten Be-ständigkeitslisten zu prüfen. In Zweifelsfällenist der Hersteller um Stellungnahme zubitten“.

Seit mehr als 30 Jahren empfehlen die führen-den Gussrohr-Hersteller für Entwässerungslei-tungen zur Ableitung von fetthaltigenAbwässern zum Fettabscheider sowie der zu-gehörigen Lüftungsleitungen gusseiserne Ab-flussrohrsysteme mit Sonderbeschichtungen.Nur bei gusseisernen Abflussrohrsystemen mitSonderbeschichtungen, wie zum Beispiel demPAM-GLOBAL® Plus (KML)-System der FirmaSAINT-GOBAIN HES bzw. dem MLK-protecSystem der Firma Düker lässt sich eine ange-messene Lebensdauer erzielen. Zum Verbindender muffenlosen gusseisernen Rohre undFormstücke haben sich hier Verbindungenmit Standard-Dichtmanschetten aus EPDM imjahrelangen Einsatz bestens bewährt.

Verlege- und Befestigungs-anleitungen der RohrherstellerBei der Montage der Leitungen sind die Ver-lege- und Befestigungsanleitungen der Rohr-hersteller unbedingt zu beachten.

Die konsequente Umsetzung der Verlege- undBefestigungsanleitungen durch den Verarbei-ter sind Grundvoraussetzungen bei der Haf-tungsübernahme durch den Rohrhersteller.

Verhinderung von Fettablagerun-gen in den ZulaufleitungenBei der Planung und Ausführung von Entwäs-serungsleitungen zum Fettabscheider undder zugehörigen Lüftungsleitungen solltemöglichst so vorgegangen werden, dass zu-sätzliche Maßnahmen zur Verhinderung vonFettablagerungen in den Leitungen nicht erfor-derlich sind.

Gemäß dem informativen Anhang D derDIN EN 1825-2 sind bei Leitungen in beheiztenGebäuden sowie bei innerhalb und außerhalbdes Gebäudes frostfrei verlegten Grundleitun-gen in der Regel keine zusätzlichen Maßnah-men erforderlich, wenn die Anforderungen anden „Anschluss an die Entwässerungsanlage“und die „Lüftung“ gemäß den Abschnitten 7.3und 7.4 der DIN EN 1825-2 erfüllt werden.

Häufig sind jedoch aus vielfältigen Gründenzusätzliche Maßnahmen zur Verhinderungvon Fettansammlungen und Fettansatz in denZulaufleitungen erforderlich.So kann beispielsweise für längere Leitungen,die durch kühle Kellerräume führen, eineWärmedämmung notwendig sein.

In frostgefährdeten Gebäudebereichen, wiezum Beispiel Tiefgaragen, kann eine Rohrbe-gleitheizung mit Wärmedämmung erforderlichsein.Die Planung und Ausführung einer Rohrbe-gleitheizung mit Wärmedämmung sollte nurin Abstimmung mit dem jeweiligen Herstellerdes Rohrbegleitheizungssystems erfolgen.

Zur Temperaturregelung der Begleitheizungsollte gemäß informativem Anhang D derDIN EN 1825-2 ein Thermostat im Regelbe-reich zwischen 25 °C und 40 °C eingesetztwerden, damit eine Anpassung an die jeweili-gen Umgebungstemperaturen möglich ist.

5. Montagepraxis

5.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

MLK-protec Formstücke mit Sonderbeschichtung (Bild Düker)

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Zur Reduzierung der Betriebskosten wird derEinsatz einer Zeitschaltuhr empfohlen, da dieBegleitheizung nur während der Zeiten nütz-lich ist, in denen fetthaltiges Schmutzwasseranfällt.

ZusammenfassungDie normgerechte Planung und Ausführungvon Zulaufleitungen zum Fettabscheider sowieder zugehörigen Lüftungsleitungen stellenhöchste Anforderungen an die beteiligtenSanitärfachleute.

Sind zusätzliche Maßnahmen zur Verhinde-rung von Fettansammlungen und Fettansatzin den Zulaufleitungen zur Abscheideranlagenotwendig, sollten diese möglichst in Abstim-mung mit dem Hersteller des Fettabscheiderserfolgen.

Eine angemessene Lebensdauer der Zulauf-und Lüftungsleitungen lässt sich bei der Ver-wendung von gusseisernen Abflussrohrsyste-men mit Sonderbeschichtung, wie zumBeispiel dem MLK-protec System der FirmaDüker bzw. dem PAM-GLOBAL® Plus (KML)-System der Firma SAINT-GOBAIN HES erzielen.

Gusseiserne Abflussrohre sind robust, form-stabil und verfügen über ein hervorragendesAusdehnungsverhalten. Sie sind nichtbrennbarund bieten einen optimalen Schallschutz.

5. Montagepraxis

5.4 Ableitung fetthaltiger Abwässer mitgusseisernen Abflussrohren

Rohrbegleitheizung mit Regeleinheit (Bild Pentair)

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Beim Einsatz von Abwasserhebeanlagen, diezur Entwässerung von Ablaufstellen unterhalbder Rückstauebene dienen, ist die sorgfältigePlanung und Ausführung der Druckleitung vonentscheidender Bedeutung. Die Planung undBemessung von Abwasserhebeanlagen hatnach DIN EN 12056, Teil 4 (Ausgabe Januar2001) zu erfolgen.

RückstauebeneIn der DIN EN 12056, Teil 4 wird die Rückstau-ebene im Abschnitt 3.1.1 folgendermaßendefiniert: „die höchste Ebene, bis zu der dasWasser in einer Entwässerungsanlage anstei-gen kann“. In der Praxis gilt, wenn seitens derörtlichen Behörden nichts anderes festgelegtist, die Straßenoberfläche als Rückstauebene.Laut DIN EN 12056, Teil 4 befindet sich einEntwässerungsgegenstand unterhalb derRückstauebene, wenn der Wasserspiegel imGeruchverschluss unterhalb dieser örtlich fest-gelegten Ebene liegt.

RückstauschleifeDie Rückstauschleife ist gemäß DIN EN 12056,Teil 4 der Teil der Druckleitung einer Abwasser-hebeanlage über der Rückstauebene, d.h. dieRohrsohle muss oberhalb der Rückstauebeneliegen.

Planung und Ausführungder DruckleitungDie Mindestnennweiten der Druckleitung sindin Tabelle 2 der DIN EN 12056, Teil 4 festge-legt. Für Fäkalienhebeanlagen ohne Fäkalien-zerkleinerung beträgt die Mindestnennweiteder Druckleitung DN 80. Für Kompakthebean-lagen mit Fäkalienzerkleinerung beträgt dieMindestnennweite DN 32.

Zur Abwasserhebeanlage gehört druckseitigein Rückflussverhinderer. In Fließrichtung ge-sehen ist hinter dem Rückflussverhinderer einAbsperrschieber anzuordnen. Bei Abwasser-hebeanlagen nach DIN EN 12050-2 oderDIN EN 12050-3 kann, wenn die Nennweiteder Druckleitung <DN 80 ist, auf den Absperr-schieber verzichtet werden. Ist kein Absperr-schieber in der Druckleitung vorhanden, dannmuss der Rückflussverhinderer eine Anlüftvor-richtung besitzen oder eine anderweitige Ent-leerung der Druckleitung möglich sein.

Gemäß Abschnitt 5.2 der DIN EN 12056, Teil 4dürfen an die Druckleitung keine anderen An-schlüsse vorgenommen werden. Der Einbauvon Belüftungsventilen ist unzulässig.

Druckleitungen von Abwasserhebeanlagendürfen nicht an Abwasserfallleitungen ange-schlossen werden, sondern nur an belüfteteGrund- oder Sammelleitungen. Die Anschlüsseder Druckleitung an die Grund- oder Sammel-leitungen sind wie Anschlüsse druckloser Lei-tungen auszuführen.

Die Entwässerungsleitungen sind spannungs-frei an die Hebeanlagen anzuschließen. DasGewicht der Rohrleitungen ist bauseits ent-sprechend abzufangen.

Die Druckleitung muss mindestens dem1,5-fachen des maximalen Pumpendrucksder Anlage standhalten.

5. Montagepraxis

5.5 Druckleitungen von Abwasserhebeanlagenaus muffenlosen gusseisernen Abflussrohren

Bild1: Abwasserhebeanlage (Prinzipskizze mit Angabe Rückstau-ebene und Rückstauschleife)

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DN 80 – Die neue Nennweite beigusseisernen AbflussrohrenDruckleitungen von Hebeanlagen werdengrößtenteils in der Nennweite DN 100 geplantund ausgeführt. Neben den bisher gängigenNennweiten können jetzt auch Druckleitungenvon Hebeanlagen sicher und komfortabel mitgusseisernen Abflussrohren in DN 80 ausge-führt werden. Hierzu gibt es ebenfalls die ge-eignete Verbindungstechnik inklusive derpassenden Krallen, die bei DN 80 bis zu einemDruck von 10 bar belastet werden können.

SchallschutzZur Vermeidung der direkten Schallübertra-gung durch den Pumpenbetrieb sind alle Lei-tungsanschlüsse an die Abwasserhebeanlagenflexibel auszuführen. Dieser Forderung wirddurch den Einsatz von elastischen Schlauchver-bindungen für die Zulaufanschlüsse als auchfür die Verbindung zur Druckleitung Rechnunggetragen. Die Befestigungen der Rohrleitun-gen sind schallgedämmt auszuführen.

Bemessung von DruckleitungenDie Bemessung von Abwasserhebeanlagensowie der Druckleitungen erfolgt nach Ab-schnitt 6 der DIN EN 12056, Teil 4. Bei derBemessung ist zu berücksichtigen, dass dieFließgeschwindigkeit in der Druckleitung0,7 m/s nicht unterschreiten darf. Eine Maxi-malgeschwindigkeit von 2,3 m/s ist zu berück-sichtigen.

Zunächst ist der Gesamtabwasserzufluss Qgesnach DIN EN 12056-2 und -3 sowie DIN 1986-100 zu ermitteln. Allgemein muss die Förder-menge der Pumpe QP mindestens gleich Qgessein. Außer bei Hebeanlagen zur begrenztenVerwendung nach DIN EN 12050-3 kann dieFördermenge der Pumpe QP kleiner sein als derGesamtabwasserzufluss Qges, wenn der Her-steller das Ausmaß der Abweichung angibt.

Die Förderhöhe der Pumpe HP muss größeroder gleich der Gesamtförderhöhe Htot sein.Zur Ermittlung der Gesamtförderhöhe geltendie folgenden Gleichungen:

Htot = Hgeo + HV

mit HV = HV,A + HV,R

Dabei ist:Htot Gesamtförderhöhe in MeterHgeo geodätische Förderhöhe in MeterHV Druckhöhenverlust in MeterHV,A Druckhöhenverlust in Armaturen

und Formstücken in MeterHV,R Druckseitige Rohrreibungsverluste

in Meter

Die geodätische Förderhöhe Hgeo ergibtsich aus der Höhendifferenz zwischen demWasserspiegel in der Hebeanlage und demhöchsten Punkt der Druckleitung. In der Regelwird der Höhenunterschied zwischen demBoden des Aufstellungsraumes der Hebean-lage und der Rohrsohle in der Druckschleifegemessen.

5. Montagepraxis

5.5 Druckleitungen von Abwasserhebeanlagenaus muffenlosen gusseisernen Abflussrohren

Fotos: Ausführungsbeispiele von Druckleitungen ausgusseisernen Abflussrohren

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Bild 2: Abbildung „Geodätische Förderhöhe“

Der Druckhöhenverlust in Armaturen undFormstücken HV,A errechnet sich wie folgt:

HV,A = ∑∑ ζζ • v2 • 0,5 / g

Dabei ist:HV,A Druckverlust in Armaturen und

Formstücken in Meterζζ Verlustbeiwerte für Armaturen und

Formstücke nach Tabelle 3 der DIN EN 12056-4

v Strömungsgeschwindigkeit in m/sg Fallbeschleunigung = 9,81 m/s2

Die Druckseitigen RohrreibungsverlusteHV,R werden wie folgt berechnet:

HV,R = ∑∑ (Hv,j • Lj )

Dabei ist:HV,R Rohrreibungsverlust in Meter

Hv,j dimensionsloser Druckhöhenverlust bezogen auf die Rohrlänge nach Tabelle A.1 bzw. Bild 9 (Diagramm) der DIN EN 12056-4

Lj Rohrleitungslänge in Meter

Alternativ kann Hv,j nach der Prandtl-Cole-brook-Gleichung berechnet werden.

Sind die erforderliche Fördermenge Qgesund die erforderliche GesamtförderhöheHtot ermittelt, kann aus den Diagrammen derHersteller die geeignete Pumpe ausgewähltwerden.

BerechnungsbeispielGegeben: Fördermenge Qges: 40 m3/h = 11,11 l/s Geodätische Förderhöhe Hgeo: 5,0 mRohrlänge Lj: 10,0 mRohr: DN 100 (gusseisernes Abflussrohr)Geschwindigkeit v: 1,4 m/s

(Tab. A.1 der DIN EN 12056-4)Druckhöhenverlust Hv,j: 0,026

(Tab. A.1 der DIN EN 12056-4)Verlustbeiwerte ζζfür Armaturen/Formstücke:∑∑ ζζ= 6,7

(Tab. 3 der DIN EN 12056-4)

1 Absperrschieber à 0,5 = 0,51 Rückflussverhinderer à 2,2 = 2,22 Bogen 90° à 0,5 = 1,0

10 Bogen 45° à 0,3 = 3,0∑∑ ζζ = 6,7

5. Montagepraxis

5.5 Druckleitungen von Abwasserhebeanlagen aus muffenlosen gusseisernen Abflussrohren

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Druckseitiger Rohrreibungsverlust HV,R :

HV,R = Hv,j • Lj

HV,R = 0,026 • 10 m

HV,R = 0,26 m

Druckhöhenverlust in Armaturen undFormstücken HV,A :

HV,A =∑∑ ζζ • v2 • 0,5 / g

HV,A = 6,7 • (1,4)2 • 0,5 / 9,81

HV,A = 0,67 m

Druckhöhenverlust HV :

HV = HVR + HV,A

HV = 0,26 m + 0,67 m

HV = 0,93 m

Gesamtförderhöhe Htot :

Htot = Hgeo + HV

Htot = 5,0 m + 0,93 m

Htot = 5,93 m

Nach der Ermittlung der GesamtförderhöheHtot von 5,93 m bei einer erforderlichen För-dermenge Qges von 40 m3/h kann nunmehraus den Herstellerunterlagen eine geeignetePumpe/Hebeanlage ausgewählt werden.

FazitDruckleitungen von Abwasserhebeanlagen aus muffenlosen gusseisernen Abflussrohrenhaben sich bereits seit Jahrzehnten in der Praxis bewährt. Durch die neue Nennweite DN 80 bieten sich den Sanitärfachleuten nochvielfältigere Möglichkeiten bei der Planungund Ausführung von Druckleitungen für Ab-wasserhebeanlagen aus muffenlosen gussei-sernen Abflussrohren.

5. Montagepraxis

5.5 Druckleitungen von Abwasserhebeanlagen aus muffenlosen gusseisernen Abflussrohren

Auszüge aus Tabelle 3 und A.1 der DIN EN 12056-4

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1) Normative Anforderungen DIN EN 12056 und DIN 1986-100

Abwasser- und Lüftungsleitungen werden imPrinzip als drucklose Gefälleleitungen konzi-piert. Dies schließt jedoch keineswegs aus,dass unter bestimmten Betriebszuständen Drücke in den Leitungen auftreten können. In der DIN 12056-1 heißt es unter Pkt. 5.4.2Wasser- und Gasdichtheit:„Entwässerungsanlagen müssen gegenüberden auftretenden Betriebsdrücken ausreichendwasser- und gasdicht sein.“ Außerdem heißt esin DIN EN 12056-5, Pkt. 6.3: Verlegen vonEntwässerungsleitungen zum Thema Befesti-gung: „Rohrleitungen mit nicht längskraft-schlüssigen Verbindungen müssen so befestigtund/oder abgefangen werden, dass währendder Nutzung die Verbindungen nicht auseinan-der gleiten können. Die dabei auftretendenReaktionskräfte sind zu berücksichtigen.“

2) DIN EN 877 – Produktanforderungen

Anforderungen an die Dichtheit eines Systemssind in den Produktnormen festgelegt. Fürgusseiserne Abflussrohre gilt die DIN EN 877.Hier werden Anforderungen an die Dichtheitfestgelegt. Diese Anforderungen sind weithöher als die früheren 0,5 bar. Für Leitungen bis DN 200, die im Inneren vonGebäuden verlegt werden, gilt z.B. als Prüfan-forderung 5 bar., d.h. aber nicht automatisch,dass nun alle Verbinder bis 5 bar eingesetztwerden können. Der Grund hierfür ist, dass diePrüfungen im eingespannten – also zugentlas-teten – Zustand vorgenommen werden. Wich-tig für den jeweiligen Einsatzfall ist jedoch dieAngabe, bis zu welchem Druck die Verbinderauch längskraftschlüssig sind oder welcheMaßnahmen zur Zugentlastung angewendetwerden müssen, z. B. Befestigung, Krallen, Widerlager etc.

3) Verlegevorschriften und zulässige Druckbelastungen für Verbindungen

AllgemeinesDie Voraussetzung sicherer Befestigung bzw.längskraftschlüssiger Koppelung gilt natürlichin besonderem Maße für Abwasserleitungen,die einem größeren Innendruck als 0,5 barausgesetzt sein können, z.B.:

1.Leitungen, die im Rückstaubereich liegen2.Regenwasserleitungen innerhalb von

Gebäuden3.Schmutzwasserleitungen, die ohne weitere

Ablaufstellen durch mehrere Tiefgeschosse führen

4.Druckleitungen von Abwasserhebeanlagen.

Gerade bei Rohrleitungen unterhalb der Rück-stauebene können Betriebsdrücke entstehen,z.B. durch einen Rückstau aus dem Kanalnetz,die zu einem Auseinandergleiten der Rohrver-bindungen führen können. Aus diesem Grundist bei gusseisernen Abflussrohren unterhalbder Rückstauebene wie folgt zu verfahren:

Schmutzwasserleitungen bis 0,5 bar imRückstaubereichRapid-Verbindungen DN 100 – 150 keine zusätzlichen Maßnahmen.

Bei Rapid-Verbindungen ab DN 200 Absiche-rung der Richtungsänderungen mit dazuge-hörigen Krallen.

Schmutzwasserleitungen über 0,5 bar imRückstaubereichAlle Verbindungen sind mit entsprechendenKrallen zu sichern.Schmutzwasserleitungen, die an einen Misch-wasserkanal angeschlossen sind, müssenebenfalls mit Krallen gesichert werden.

5. Montagepraxis

5.6 Montageregeln für druckbelastete gusseiserne Abflussrohre mit Rapid-Verbindern und dazugehörigen Krallen

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RegenwasserleitungenHierzu heißt es in DIN EN 12056-3 Pkt. 7.6.4:„Innenliegende Regenwasserleitungen müssenin der Lage sein, dem Druck zu widerstehen,der durch Verstopfung entstehen kann.“

In senkrechten Regenwasserfallleitungen, wel-che nach oben offen sind, kann sich die Was-sersäule nicht als Längskraft auswirken, soferndie Rohre gegen Ausknicken aus der Achse ge-sichert sind. Verziehungen bzw. Richtungsän-derungen müssen jedoch auch hier mit Krallenabgesichert werden. Rückstau bis zur Gebäu-deoberkante wird aber auch in Zukunft dieAusnahme sein.

Druckleitungen von HebeanlagenDie Druckleitungen können mit gusseisernenRohren und Formstücken und mit Rapid-Ver-bindern und Krallen bis DN 100 ausgeführtwerden. Die maximale Druckbelastung beträgt10 bar. Der Grund für den Einsatz der Verbin-der bis 10 bar ist, dass beim Abschalten derPumpen in der Regel Druckschläge entstehen,die ein vielfaches der Pumpenförderhöhe be-tragen können. Zur Verminderung von Druck-schlägen empfehlen sich schwimmendschließende Rückschlagklappen mit Gegenge-wicht, die von Anbietern der Hebeanlagen angeboten werden. Grundsätzlich müssenKompensatoren angeordnet werden, um eineÜbertragung von Vibrationen der Hebeanlageauf die Druckleitung zu vermeiden. Die Befesti-gungsregeln der Hersteller sind zu beachten.Der Gewindeanschluss der Rohrschellen mussmindestens M16 betragen.

Einbetonierte LeitungenVor dem Einbringen des Betons müssen dieLeitungen sachgerecht befestigt und gegenVerschieben und Aufschwimmen gesichertwerden. Das kann mit Rohrböcken und han-delsüblichen Rohrschellen erfolgen. Formstück-

kombinationen (mehrere Bögen; Abzweig-Bogen) sollten in jedem Fall gegen Verrut-schen gesichert werden. Dies geschieht ameinfachsten mit den entsprechenden Krallen,die über die Verbinder montiert werden. An-sonsten sind häufig meist aufwendige Befesti-gungen erforderlich. Vor dem Betonieren solltedie Leitung mit Wasser gefüllt werden, um dasEigengewicht zu erhöhen und dadurch einAufschwimmen der Leitung zu vermeiden.

4) Montageanleitung von Rapid-Verbindern

1) Die komplett gelieferte Verbindung bis zum mittleren Distanzring der Dichtung auf das Rohrende aufsetzen.

2) Das nächste Rohrende von der anderen Seite in die Verbindung einschieben.

3) Die Innensechskantschraube mit Steck-schlüssel, Handratsche oder Schlag-schrauber fest anziehen, bis beide Spannbacken zusammenstoßen bzw. bis die vom jeweiligen Hersteller angegebe-nen Anzugsmomente erreicht sind.

5) Montage von Krallen Beide Schellenhälften müssen die Rohrendengleichmäßig umschließen. Deshalb zuerst dieSchellenhälften locker miteinander verschrau-ben und darauf achten, dass die Krallenspitzender Sicherungsschelle nicht auf dem Blech-mantel der Dichtschelle aufsitzen. Dann dieSchrauben wechselweise über Kreuz anziehen,damit die Verschlussteile parallel und mit mög-lichst gleichem Abstand zusammengezogenwerden. Die von den jeweiligen Herstellern genannten Anzugsmomente sind unbedingteinzuhalten. Das Nachziehen mit einem Dreh-momentschlüssel ist erforderlich.

5. Montagepraxis

5.6 Montageregeln für druckbelastete gusseiserne Abflussrohre mit Rapid-Verbindern und dazugehörigen Krallen

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2195. Montagepraxis

5.6 Montageregeln für druckbelastete gusseiserne Abflussrohre mit Rapid-Verbindern und dazugehörigen Krallen

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2215. Montagepraxis

5.7 DN 80 – Das kleinste zugelassene Abflussrohr für WC-Anschluss

Mit der Markteinführung wassersparender Klo-setts wurden zur Klärung der Abwasserverhält-nisse – initiiert durch den ZentralverbandSanitär Heizung Klima (ZVSHK) – Anfang der2000er Jahre Untersuchungen unter dem Ar-beitstitel „Selbstreinigungsfähigkeit von Ent-wässerungsleitungen bei Verwendung vonwassersparenden Klosettanlagen“ an der Fach-hochschule Münster im Fachbereich EnergieGebäude Umwelt durchgeführt.

Im Zuge der Untersuchungen stellte sich he-raus, dass in liegenden Entwässerungsleitun-gen DN 100 bei Spülwasservolumen von 4,5Liter keine auseichenden Transportweiten ge-währleistet sind. Ferner wurde festgestellt,dass die Nennweite DN 80 bei ausschließlicherVerwendung von 4,5 bis 6 Liter Klosettspülun-gen auch unter Berücksichtigung der hiesigenPlanungs- und Installationsgewohnheiten imSystem I eingesetzt werden kann.

Aufgrund der Untersuchungsergebnisse an derFachhochschule Münster wurden für Deutsch-land Anforderungen an die Verlegung und Be-messung von Schmutzwasseranschluss- undFallleitungen sowie Sammel- und Grundleitun-gen für DN 80 bei der Verwendung von 4,5bis 6 Liter Klosettspülungen in die Entwässe-rungsnorm DIN 1986-100 eingeführt.

Bild SAINT-GOBAIN HES

INFO Gemäß DIN 1986-100 müssen in Deutsch-land Schmutzwasseranlagen nach dem System I der DIN EN 12056 bemessen werden. Dieses System entspricht Einzelfall-leitungsanlagen mit teilgefüllten Anschluss-leitungen bei einem maximalen Füllungsgradvon h/di = 0,5.

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5. Montagepraxis

5.7 DN 80 – Das kleinste zugelassene Abflussrohr für WC-Anschluss

Sammelanschlussleitungen müssen nachAbschnitt 14.1.3.3 der Norm bemessen undausgeführt werden. Unbelüftete Sammelan-schlussleitungen sind gemäß Tabelle 7 zu be-messen. Kann nur eine der Anwendungs-grenzen für unbelüftete Sammelanschluss-leitungen nicht erfüllt werden, muss die Sam-melanschlussleitung belüftet und nach den

Tabelle 7 der DIN 1986-100 „Bemessung von unbelüfteten Sammelanschlussleitungen“

INFODie Belüftung von Einzel- und Sammelan-schlussleitungen kann in Deutschland überLüftungsleitungen oder Belüftungsventile erfolgen.

Maßgaben für Sammelleitungen gemäß Ab-schnitt 14.1.5.2 bemessen werden.

INFO Nach Abschnitt 5.2.2 der DIN 1986-100sollte die Spüleinrichtung von wassersparen-den Klosettanlagen auf mindestens 6 LiterSpülwasservolumen einstellbar sein. Somitkönnen eventuelle Abflussprobleme in denLeitungen durch Erhöhung des Spülwasser-volumens – ohne Einbau einer neuen Spül-einrichtung – beseitigt werden.

Auszug aus Tabelle 6 der DIN 1986-100 „Anschlusswerte und Nennweiten von belüfteten und unbelüfteten Einzelanschlussleitungen“

Bemessung von Schmutzwasser-leitungen DN 80 nach DIN 1986-100Einzelanschlussleitungen werden gemäßTabelle 6 der DIN 1986-100 dimensioniert. Für Klosettanlagen mit 4,0/4,5 Liter Spülkastenbeträgt der Anschlusswert DU = 1,8; für Klosettanlagen mit 6,0 Liter Spülkasten /Druckspüler beträgt der Anschlusswert DU = 2,0.

Die Anwendungsgrenzen für unbelüftete Ein-zelanschlussleitungen ergeben sich aus dem

Abschnitt 14.1.3.1; die für belüftete Einzelan-schlussleitungen aus dem Abschnitt 14.1.3.2.

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2235. Montagepraxis

5.7 DN 80 – Das kleinste zugelassene Abflussrohr für WC-Anschluss

Fallleitungen mit Hauptlüftung müssen ent-sprechend Tabelle 8 bemessen werden. BeiVerwendung von 88 Grad Abzweigen mit 45Grad Einlaufwinkel – wie zum Beispiel beiSML-Abzweigen nach DIN 19522 – ist bei DN 80 ein maximaler Schmutzwasserabfluss

von 2,6 l/s möglich. Dies entspricht einer Ʃ DUvon 27, wodurch zum Beispiel über eine Fall-leitung DN 80 das Schmutzwasser von bis zu 6 Einfachwohnungen sicher abgeleitet werdenkann.

Auszug aus Tabelle 8 der DIN 1986-100 „Bemessung von Schmutzwasserfallleitungen mit Hauptlüftung“

Sammelleitungen müssen gemäß Abschnitt14.1.5.2 bemessen und ausgeführt werden.Die Dimensionierung erfolgt nach den Leis-tungstabellen der Hersteller oder den Leis-tungstabellen im Anhang der DIN 1986-100.

Grundleitungen sind nach Abschnitt14.1.5.3 zu bemessen und auszuführen. DieGrundleitung kann bis zum nächstgelegenenSchacht außerhalb von Gebäuden in der Min-destnennweite DN 80 (di = 75 mm) ausge-führt werden, wenn die hydraulischeBerechnung dies zulässt. Die Bemessung von Schmutzwassergrundleitungen erfolgtnach den Leistungstabellen der Hersteller oder den Leistungstabellen im Anhang der DIN 1986-100.

Vorteile und AusführungsmöglichkeitenEinsparungen bei Material- und Lohnkostensowie die Platzersparnis sind nur einigeGründe, die für den Einsatz von DN 80 gegen-über DN 100 bei Anschluss von WC-Anlagensprechen, sowohl bei Neubaumaßnahmen alsauch bei der Altbaumodernisierung.

So können zum Beispiel 6 Einfachwohnungenmit WC-Anlagen bis 6 Liter Spülwassermengean eine Schmutzwasser-Fallleitung DN 80 an-geschlossen werden.

In Ein- und Zweifamilienhäusern oder Objek-ten vergleichbarer Größe mit WC-Anlagen bis6 Liter Spülwassermenge ist es sogar möglich,

224

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5. Montagepraxis

5.7 DN 80 – Das kleinste zugelassene Abflussrohr für WC-Anschluss

Fotos „Übergang von WC-Anschlussgarnitur DN 90 auf SML-Rohr DN 80“

Abbildung „Schmutzwasser-Fallleitung für 6 Einfachwohnungen in DN 80“

(Düker GmbH)

die Schmutzwasser-Fallleitung(en) einschließ-lich Sammelleitung bis zur weiterführendenGrundleitung in DN 80 auszuführen.

Bei WC-Anschlussgarnituren DN 90 auf dieweiterführende Schmutzwasser-Einzelan-schlussleitung DN 80 muss zwangsläufig eineReduzierung in Fließrichtung vorgenommenwerden, die gemäß der Entwässerungsnormennicht zulässig ist. Hierzu hat das IZEG Informa-tionszentrum Entwässerungstechnik Guss ent-sprechende hydraulische Prüfungen bei derLGA Bautechnik GmbH in Würzburg durchfüh-ren lassen. Laut Prüfbericht-Nr.: BMW0320278-10 ist es möglich, eine Reduzierungder Nennweite von DN 90 auf DN 80 in Fließ-richtung am Ablaufbogen des WCs durchzu-führen. Hierzu wird der Übergang vomKunststoff-WC-Anschlussbogen DN 90 mittelsKonfix auf das SML-Rohr DN 80 durchgeführt,oder der Kunststoff-WC-Stutzen DN 90 wird inden SML-WC-Anschlussbogen DN 80 mit inte-grierter Dichtung gesteckt.

Im Bereich des Brandschutzes hat sich auch einiges getan. Mittlerweile verfügt der Marktüber eine Vielzahl an geprüften Brandschutz-lösungen für DN 80.

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2255. Montagepraxis

5.7 DN 80 – Das kleinste zugelassene Abflussrohr für WC-Anschluss

Anwendung von DN 80 bei RegenentwässerungsanlagenDer Einsatz von DN 80 für Regenentwässe-rungsanlagen innerhalb von Gebäuden sowiefür Balkone und Loggien ist bereits seit Jahr-zehnten zulässig. Die verwendeten Rohrmate-rialien müssen hierzu der geltenden Norm DIN 1986-4 „Entwässerungsanlagen für Ge-

bäude und Grundstücke – Verwendungsberei-che von Abwasserrohren und -formstückenverschiedener Werkstoffe“ entsprechen. Fernermüssen die Regenwasserleitungen DN 80gemäß DIN 1986-100 bemessen sein und denzu erwartenden Druckverhältnissen standhal-ten, ob bei Freispiegelentwässerung oder beiDachentwässerung mit Druckströmung.

Fotos „Dachabläufe DN 80 für Freispiegelentwässerung (links) und Dachentwässerung mit Druckströmung“(SAINT-GOBAIN HES GmbH)

DN 80 für Druckleitungen von AbwasserhebeanlagenDruckleitungen von Abwasserhebeanlagenwerden größtenteils in DN 80 geplant undausgeführt. Hierzu sind die Anforderungen derDIN EN 12056-4 „Schwerkraftentwässerungs-anlagen innerhalb von Gebäuden – Teil 4: Ab-wasserhebeanlagen, Planung und Bemessung“zu beachten. Druckleitungen von Abwasserhe-beanlagen können zum Beispiel sicher undkomfortabel in gusseisernen Abflussrohren DN 80 mit geeigneter druckfester Verbin-dungstechnik ausgeführt werden.

INFO Zur besseren Inspizierbarkeit beträgt nachDIN 1986-100, Abschnitt 14.2.7.3 der Min-destinnendurchmesser von Regenwasser-grundleitungen DN 100.

Ersatz von DN 70 durch DN 80 In der Praxis stellt sich immer wieder die Frage,ob bei den geringen Unterschieden der Innen-durchmesser zwischen DN 80 und DN 70 zu-künftig die Nennweite DN 70 überhaupt nocherforderlich ist. Ein Verzicht auf DN 70 würdeviele Vorteile mit sich bringen, wie zum Bei-spiel kleinere Produktionskapazitäten bei denHerstellerwerken sowie weniger Lagerhaltungbei Fachhandel und Installateuren.

So beabsichtigen zum Beispiel führende Her-steller von gusseisernen Abflussrohrsystemenin 2020 die Nennweite DN 70 komplett ausdem Lieferprogramm zu nehmen.

In den Bereichen Sanierung und Reparatur istder Einbau von Rohren und Formstücken DN80 in eine bestehende Abwasserleitung DN 70mit entsprechenden Übergangsverbindern inbeide Fließrichtungen möglich.

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QuellenverzeichnisUntersuchungsbericht zur „Selbstreinigungs-fähigkeit von Entwässerungsleitungen bei Verwendung von wassersparenden Klosettan-lagen“ von Prof. Bernd Rickmann vom15.04.2001

DIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN12056“, Fassungen März 2002 und Dezember2016

Kommentar zur DIN 1986-100 und DIN12056-4, 6. überarbeitete und erweiterte Auflage 2016

5. Montagepraxis

5.7 DN 80 – Das kleinste zugelassene Abflussrohr für WC-Anschluss

INFO Beschluss des Normenausschusses „Entwäs-serungsanlagen für Gebäude und Grund-stücke“ vom 19. November 2003: „Der Ein-bau von Rohren und Formstücken DN 80 inein bestehendes Leitungssystem DN 70 istmit entsprechenden Übergangsverbindun-gen im Erweiterungs- und Reparaturfallunter Zugrundelegung des Abflussvermö-gens der Nennweite DN 70 zulässig“.

Foto „Übergangsverbinder DN 70 auf DN 80“ (Düker GmbH)

Fazit Abwasserrohre DN 80 haben sich in Deutsch-land seit Anfang 2002 bei Anschluss von WC-Anlagen bis 6 Liter Spülwassermenge in derPraxis bestens bewährt. Neben dem Einsatz beiSchmutzwasseranlagen hat sich DN 80 auch inanderen Bereichen der Entwässerungstechnik,wie bei Regenentwässerungsanlagen undDruckleitungen von Abwasserhebeanlagen,durchgesetzt.

Durch die vielen Einsatzmöglichkeiten habensich im Laufe der Zeit die Sortimente der Produktanbieter in DN 80 – wie zum Beispieldurch neue Dachabläufe, Übergangsverbindersowie Brandschutzlösungen – stark vergrößert. Da sich bedingt durch die geringen Unter-schiede der Innendurchmesser zwischen DN 80 und DN 70 die Frage stellt, ob dieNennweite DN 70 zukünftig überhaupt nochSinn macht, haben sich führende Herstellervon gusseisernen Abflussrohrsystemen dazuentschlossen, die Nennweite DN 70 in 2020komplett aus dem Lieferprogramm zu nehmen.

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Die führenden europäischen Hersteller vongusseisernen Abflussrohrsystemen habendurch Forschung, Weiterentwicklung, Innova-tionen und modernste Produktionsverfahrenein außerordentlich hohes Qualitätsniveaugeschaffen.

Mit der Zielsetzung, die gewohnt hohe Quali-tät von gusseisernen Abflussrohrsystemen zugewährleisten und für mehr Markttransparenzzu sorgen, wurde durch die führenden euro-päischen Gussrohrproduzenten sowie einigerZulieferer – unter der Federführung des„Deutschen Instituts für Gütesicherung undKennzeichnung (RAL), Sankt Augustin“ – be-reits im Jahr 2001 die „GEG GütegemeinschaftEntwässerungstechnik Guss e.V.“ gegründet.Zu den wichtigsten Aufgaben der Gütege-meinschaft zählt die Koordinierung der Güte-sicherung durch Erstprüfung, Eigen- undFremdüberwachung.

Erweiterung der Güte-und PrüfbestimmungenDie Güte- und Prüfbestimmungen für guss-eiserne Abflussrohre und Formstücke (SML)bestehen bereits seit 2003; im Jahr 2006folgten die Güte- und Prüfbestimmungen fürVerbindungen. Bei den Güte- und Prüfbestim-mungen steht nicht nur die reine Erfüllung derProduktnormen DIN EN 877 und DIN 19 522im Vordergrund, sondern es werden darüberhinausgehende Anforderungen gestellt.

In enger Zusammenarbeit mit dem RAL wurdenun die Erweiterung der Gütesicherung RAL-GZ 698, Ausgabe Oktober 2014 vorgenom-men, die von den betreffenden Fach- undVerkehrskreisen, dem Bundesministerium fürWirtschaft und den zuständigen Behördenanerkannt wurde. Im Zuge der Erweiterungwurden „Besondere Güte- und Prüfbestim-mungen für gusseiserne Abflussrohre undFormstücke zur Ableitung aggressiver Abwäs-ser (KML / MLK)“ sowie „Besondere Güte-Prüfbestimmungen für Krallen“ neu aufge-nommen.

Bei den „Besonderen Güte- und Prüfbestim-mungen für gusseiserne Abflussrohre undFormstücke zur Ableitung aggressiver Abwäs-ser (KML / MLK)“ werden bei den Prüfungenerhöhte Anforderungen an die chemische Be-ständigkeit sowie die Porenfreiheit der Innen-beschichtungen gestellt. Die Anforderungenund Prüfungen von Krallen orientieren sich̶ aufgrund fehlender Regelwerke ̶ zunächstan dem Entwurf der Produktnorm DIN EN 877„Rohre und Formstücke aus Gusseisen, derenVerbindungen und Zubehör zur Entwässerungvon Gebäuden – Anforderungen, Prüfver-fahren und Qualitätssicherung“, DeutscheFassung, Ausgabe Januar 2012.

GütezeichenDie Verleihung des Gütezeichens erfolgt nachbestandener Erstprüfung, vorgenommendurch unabhängige anerkannte Prüfinstitute.Bei dieser aufwendigen Prüfung wird ermittelt,ob in den Produktionsstätten alle personellen,organisatorischen, fertigungs- und prüftechni-schen Voraussetzungen für eine ständige, ord-nungsgemäße Herstellung und Eigenüber-wachung vorhanden sind, und ob die Qualitätder Endprodukte den Anforderungen derGüte- und Prüfbestimmungen entsprechen.

6. RAL-Gütesicherung / Qualitätssicherung

6.1 Erweiterung der Gütesicherung RAL-GZ 698für gusseiserne Abflussrohrsysteme

Bild „Das Gütezeichen der GEG“

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6. RAL-Gütesicherung / Qualitätssicherung

6.1 Erweiterung der Gütesicherung RAL-GZ 698für gusseiserne Abflussrohrsysteme

Medium/Lösung Konzentration(N=Normallösung)

pH-Wert Prüfdauer(d=days; h=hours)

Temperaturin °C

Phosphorsäure 25 % 1,0 72 h 40

Essigsäure 10 % 2,0 48 h 25

Wasserstoff-peroxidlösung 10 % 3,5 48 h 25

Schwefelsäure 1,0 N 1,0 30 d 50

Milchsäure 1 % 2,0 48 h 25

Zitronensäure 5 % 1,5 30 d 50

Natronlauge 1,0 N 14,0 24 d 30

Abwasser gem.DIN EN 877 7,0 30 d 50

Salzwasser 5,6 10 d 50

Wasser(voll entsalzt) 6,4 30 d 50

Salzsprühnebel 1500 h 35

Bild „Salzspühnebeltest 1500 h (MPA NRW Dortmund)“

Bild „Laboruntersuchung bei Phosphorsäure“

bestandene Fremdüberwachung ist der Her-steller berechtigt seine Produkte weiterhin mitdem Gütezeichen zu versehen.Diese Maßnahmen gewährleisten eine durch-gehend hohe Qualität der Produkte undverdeutlichen das große Verantwortungs-bewusstsein der Mitgliedsunternehmen ge-genüber den Marktpartnern wie dem Fachhan-del, den Installateuren und den Endkunden.

Danach erfolgen regelmäßige Fremdüber-wachungen durch unabhängige anerkanntePrüfinstitute. Die Prüfberichte der Institutewerden anschließend durch den Güteaus-schuss der Gütegemeinschaft nochmals ge-prüft und abschließend bewertet. Im Rahmender Güteüberwachung der GEG Gütegemein-schaft Entwässerungstechnik Guss e.V. erfolgtsomit eine zweistufige Prüfung. Nur durch die

Erhöhte chemische Beständigkeit der Innenbeschichtungenvon gusseisernen Abflussrohren und Formstücken zur Ableitungaggressiver Abwässer (KML / MLK) nach Tabelle 3-1 aus RAL-GZ698, Ausgabe Oktober 2014

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Gütegesicherte ProdukteDie gütegesicherten gusseisernen Abflussrohr-systeme setzen sich zusammen aus:

� Gusseisernen Abflussrohren (SML)� Gusseisernen Formstücken (SML)� Gusseisernen Abflussrohren für aggressiveAbwässer (KML / MLK)

� Gusseisernen Formstücken für aggressiveAbwässer (KML / MLK)

� Rapid-Verbindungen� Krallen

6. RAL-Gütesicherung / Qualitätssicherung

6.1 Erweiterung der Gütesicherung RAL-GZ 698für gusseiserne Abflussrohrsysteme

Bild „Beschichtung PAM-GLOBAL® Plus (KML-)Rohr (Bild SAINT-GOBAIN HES)

Bild „MLK-protec Formstücke mit Sonderbeschichtung“(Bild Düker)

Bild „Wasserdichtheitsprüfung unter Innendruck bei Abwinklungund Scherlast“

Bild „Flammprüfung über 90 Minuten des lose gelagertenPrüfstranges“

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KennzeichnungGusseiserne Abflussrohre und Formstückesowie die zugehörigen Verbindungen und Zu-behörteile müssen gemäß Abschnitt 4.10 dergeltenden Produktnorm DIN EN 877, AusgabeJanuar 2010 mindestens mit folgenden An-gaben gekennzeichnet sein:

� Name oder Zeichen des Herstellers� Kennzeichen für den Fertigungsort� Herstellungszeitraum, verschlüsselt odernicht

� Bezugnahme auf diese Europäische Norm� Nennweite DN, oder gegebenenfalls denNennweiten DN

� Winkelstellung der Formstücke, für die sieausgelegt sind.

Zusätzlich zum CE-Kennzeichen sind die Pro-dukte unserer Mitgliedswerke noch mit demGütezeichen der GEG Gütegemeinschaft Ent-wässerungstechnik Guss e.V. gekennzeichnet.

Vorteile gütegesichertergusseiserner Abflussrohreund Formstücke

� Über die Herstellungsnormen DIN EN 877und DIN 19522 hinausgehende Produkt-qualität

� Hohe Qualitätssicherheit durch stetigeEigen- und Fremdüberwachung

� Steigerung der Produktlanglebigkeit� Mehr Planungssicherheit� Durchgängig gütegesicherte gusseiserneAbflussrohrsysteme

� Sicherung der hervorragenden ökologischenEigenschaften

� Kostenloser Beratungsservice

Die kontinuierliche Erweiterung der Güte- undPrüfbestimmungen, angepasst an die ständigsteigenden Anforderungen der Praxis, ist eineder Hauptaufgaben der GEG Gütegemein-schaft Entwässerungstechnik Guss. Mit dieserErweiterung der Gütesicherung RAL-GZ 698um die gusseisernen Abflussrohre und Form-stücke für aggressive Abwässer sowie um dieKrallen wurde dem Systemgedanken Rech-nung getragen.

6. RAL-Gütesicherung / Qualitätssicherung

6.1 Erweiterung der Gütesicherung RAL-GZ 698für gusseiserne Abflussrohrsysteme

Bild „UNIGRIP-Kralle“ von PAM-GLOBAL®

(Bild SAINT-GOBAIN HES)

Bilder „Komplette Kennzeichnung mit Gütezeichen der GEG“

Bild Dükorapid-Verbinder und Kombi-Kralle (Düker)

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