Die Tyrannenmörder von Kritios und Nesiotes (2001)

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1 Universität Zürich Seminar Strenger Stil Archäologisches Institut SS 2001 Prof. Dr. H. P. Isler Michael Habicht 15. Mai 2001 Überarbeitet 1.Nov. 2007 Die Tyrannenmörder von Kritios und Nesiotes Einleitung Der Historische Hintergrund und die politische Bedeutung Beschreibung Die Gipsabgüsse von Baiae Das Rätsel der beiden Gruppen Einordnung in den Strengen Stil Zusammenfassung Einleitung zu den Tyrannenmördern Das Thema Tyrannenmörder wurde hier schon mehrmals behandelt. Christian Schinzel behandelte im Proseminar die Tyrannenmörder als Portraits historischer Personen. Eliane Egger behandelte in ihrer Akzessarbeit die Tyrannenmörder als einzelnes Kunstwerk. Auch wenn die Tyrannenmörder etwas als „abgenagter Knochen“ erscheinen mögen, ist das Thema immer noch hochinteressant und beschäftigt die Forschung entsprechend. Die Literaturliste ist daher auch sehr lang. Als wichtigste Arbeit darf die Monographie von Sture Brunnsaker von 1971 gelten. Mein Schwerpunkt liegt auf der Einordnung in die Entwicklung des Strengen Stils und der Vergleich mit anderen Werken dieser Zeit. Es ist das einzige Referat, bei dem nur römische Kopien vorhanden sind. Es sind aber antike Abgüsse vom Original erhalten. Das Referat ist so aufgebaut, dass ich zuerst den historischen Hintergrund, der zur Aufstellung der Tyrannenmörder führte, darstellen werde. Die Beschreibung der Statuen werde ich in der Abgusssammlung vorstellen. Anschliessend werde ich die Gipsabgüsse von Baiae besprechen, da sich diese dem Original am stärksten annähern. Das Rätsel der beiden Gruppen und die Datierung bildet den Übergang zum Vergleich mit anderen Werken des Strengen Stils.

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Universität Zürich Seminar Strenger Stil

Archäologisches Institut SS 2001

Prof. Dr. H. P. Isler Michael Habicht

15. Mai 2001

Überarbeitet 1.Nov. 2007

Die Tyrannenmörder

von Kritios und Nesiotes

Einleitung

Der Historische Hintergrund und die politische Bedeutung

Beschreibung

Die Gipsabgüsse von Baiae

Das Rätsel der beiden Gruppen

Einordnung in den Strengen Stil

Zusammenfassung

Einleitung zu den Tyrannenmördern Das Thema Tyrannenmörder wurde hier schon mehrmals behandelt.

Christian Schinzel behandelte im Proseminar die Tyrannenmörder als Portraits

historischer Personen. Eliane Egger behandelte in ihrer Akzessarbeit die Tyrannenmörder

als einzelnes Kunstwerk. Auch wenn die Tyrannenmörder etwas als „abgenagter Knochen“

erscheinen mögen, ist das Thema immer noch hochinteressant und beschäftigt die

Forschung entsprechend.

Die Literaturliste ist daher auch sehr lang.

Als wichtigste Arbeit darf die Monographie von Sture Brunnsaker von 1971 gelten.

Mein Schwerpunkt liegt auf der Einordnung in die Entwicklung des Strengen Stils und der

Vergleich mit anderen Werken dieser Zeit.

Es ist das einzige Referat, bei dem nur römische Kopien vorhanden sind. Es sind aber

antike Abgüsse vom Original erhalten.

Das Referat ist so aufgebaut, dass ich zuerst den historischen Hintergrund, der zur

Aufstellung der Tyrannenmörder führte, darstellen werde.

Die Beschreibung der Statuen werde ich in der Abgusssammlung vorstellen.

Anschliessend werde ich die Gipsabgüsse von Baiae besprechen, da sich diese dem

Original am stärksten annähern.

Das Rätsel der beiden Gruppen und die Datierung bildet den Übergang zum Vergleich mit

anderen Werken des Strengen Stils.

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Der Historische Hintergrund und die politische Bedeutung der

Tyrannenmörder Zunächst soll hier die Geschichtsschreibung sprechen, die zur Schaffung der

Tyrannenmörderstatuen führte. Etliche Geschichtsschreiber berichten davon.

Der älteste Bericht stammt von Herodot (ca. 484 – 442 v. Chr.). In seinem 5. Buch, Kapitel

5.55- 5.58 berichtet er kurz davon. Er sagt, dass Aristogeiton und Harmodios den

Hipparchos, den Bruder des Tyrannen Hippias töteten.

Wesentlich wichtiger ist Thukydides (er lebte ca. 455 – 400 v.Chr.). Er erwähnt die

Tyrannenmörder gleich zweimal. In seinem Buch 1, Kapitel 20,1-2 und wesentlich

ausführlicher berichtet er im 6. Buch, Kapitel 53,3 – 6.59. Er berichtet, dass der Sturz der

athenischen Tyrannen von Sparta eingeleitet wurde. Aristogeiton und Harmodios sollen

aus rein persönlichen Motiven gehandelt haben. Die beiden waren ein Liebespaar und

Hipparchos soll ein Auge auf Harmodios geworfen haben. Dieser wies ihn ab und

berichtete dies dem Aristogeiton. Nach einen Exkurs über die vernünftige

Tyrannenherrschaft berichtet Thukydides, dass der abgewiesene Hipparchos die

Schwester von Harmodios schwer beleidigte, weil er ihr nicht erlaubte, Korbträgerin bei

den Panathenäen zu sein. Dies habe die beiden weiter erzürnt und sie schritten zur

Verwirklichung ihres Planes. An den Panathenäen, als alle Waffen trugen, wurde die Tat

ausgeführt. Einer ihrer Mitverschwörer war im Gespräch mit Hippias und Aristogeiton und

Harmodios fürchteten daher, verraten zu werden. Sie fanden Hipparchos beim Leokoreion,

einem Kultgebäude an der Nordecke der Agora, und töteten ihn. Harmodios wurde sofort

getötet, Aristogeiton entkam. Er wurde später gefasst, gefoltert und dann getötet.

Hier setzen die modernen Historiker ein. Denn Aristogeiton und Harmodios konnten ja

nicht mit Sicherheit wissen, ob sie Hipparchos wirklich am Leokoreion finden würden.

Wollten sie nur Hipparchos aus einem privaten Rachemotiv heraus töten? Eventuell

wollten sie auch beide töten. Hippias, weil er Tyrann war und Hipparchos, weil er sie

beleidigte.

Für diese Theorie sprechen folgende Indizien:

Wenn sie beide töten und so die Tyrannenherrschaft auslöschten, bestand weniger Gefahr

selbst auch sofort getötet zu werden. Dies würde zudem erklären, warum sie zuerst

Hippias suchten. Als sie vermuteten, von einem Mitverschwörer verraten zu werden,

handelten sie wohl in Panik. Eine sofort ausgeführte Blitzaktion hätte wohl, trotz

drohenden Verrats, zum Erfolg geführt. Stattdessen entflohen sie und töteten Hipparchos.

Indirekt führten sie aber doch das Ende der Tyrannenherrschaft herbei. Denn Hippias

löste eine Jagd auf alle vermeintlichen Verräter aus. Unzählige sollen getötet worden sein.

Dies machte ihn nun zum blutrünstigen Tyrannen im Verfolgungswahn. Schliesslich wurde

Hippias vom Spartaner Kleomenes ins Exil gezwungen.

Die Tyrannenmörder wurden schon bald offiziell geehrt. Eventuell schon um 509/8 v. Chr.

Sie wurden auf dem öffentlichen Friedhof im Kerameikos beigesetzt und jährliche Opfer

veranstaltet. Sie galten als Helden der Demokratie und wurden sowohl von Demokaten als

auch von den Aristokraten, wenn auch aus anderen Gründen verehrt. Beide hatten zu den

nobelsten Familien gehört.

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Das erste Bildnis der Tyrannenmörder wurde vom Bildhauer Antenor geschaffen. Als die

erste Gruppe von den Persern verschleppt wurde musste schnell ein Ersatz hergestellt

werden. Die zweite Gruppe wurde 477/6 v. Chr. von Kritios und Nesiotes hergestellt.

Die Tyrannenmörder waren lange Zeit die einzigen Statuen auf der Agora, die keine

kultische Funktion hatten. Andere Statuen durften nur in Ausnahmefällen neben ihnen

stehen.

In hellenistischer Zeit wurde die erste Gruppe nach Athen zurückgebracht und stand nun

neben der Gruppe von Kritios und Nesiotes. So beschreibt es Pausanias. Er nennt auch den

Namen Antenor, liefert aber keine Beschreibung oder Hintergrundsgeschichte.

Die Kopien der Tyrannenmörder stammen nach Meinung einiger Forscher aus der

Spätrepublikanischen Zeit, als Brutus und Cassius Julius Caesar ermordet hatten. Denn

Athen liess Statuen von Brutus und Cassius auf der Agora aufstellen. Sie galten als neue

Tyrannenmörder.

Aber auch unter Kaiser Augustus und seinen Nachfolgern waren die Tyrannenmörder

Harmodios und Aristogeiton öffentlichkeitswürdig. Die Tyrannenmörder wurden offenbar

nicht als subversive Anspielung gegen den Kaiser verstanden. Die Datierung ist daher

umstritten.

Beschreibung der Statuen Die Tyrannenmörder sind uns in Form römischer Marmorkopien überliefert.

Darstellungen auf Münzen und Vasenbildern geben uns auch eine Vorstellung, wie sie

aufgestellt waren.

Lange galten die Tyrannenmörder als Statuen die Gladiatoren darstellen. Als

Tyrannenmörder wurden sie 1837 von Stackelberg auf einer attischen Tetradrachme

identifiziert. 1859 wurden von Friedrichs die Neapeler Kopien als Tyrannenmörder

erkannt.

Die 2 Statuen in Nationalmuseum Neapel stellen die vollständigste Überlieferung dar.

Daneben gibt es etliche weitere Stücke, meist Fragmente. Von dem Original besitzen wir

Fragmente von Gipsabgüssen, gefunden in Baiae.

Aristogeiton, im Nationalmuseum Neapel, Inv. Nr. 6010 Die Statue wurde zusammen mit Harmodios in der Hadriansvilla in Tivoli gefunden.

Aristogeiton wurde ohne Kopf gefunden. Laut Brunnsaker gibt es aber keinen Hinweis auf

die Herkunft. Die älteste Darstellung der Tyrannenmörder ist eine Zeichnung von Marten

von Heemskerck aus dem Jahr 1535.

Die Replik ist gut erhalten. Der Körper und beide Beine sind erhalten. Der Linke Arm war

abgebrochen, wurde jedoch später wieder angefügt.

Es fehlt der rechte Arm und der Kopf.

Zunächst wurde, so zeigen es alte Photographien, ein anderer Kopf aufgesetzt. Er ist nicht

zugehörig und gehört auch in eine andere Zeit. Später wurde ein Gipsabguss des echten

Aristogeiton aus dem Vatikan aufgesetzt.

Die Statue des Aristogeiton misst 1,85 Meter. Er ist nackt, mit einem Mantel über dem

linken Arm. Es ist ein etwas älterer Mann mit Bart. Er blickt nach vorne. Der linke Arm ist

fast waagrecht nach vorne ausgestreckt, in der Hand hält er eine Schwertscheide.

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Der Körper ist zur Seite gedreht. Trotz der ausgreifenden Bewegung ist er daher blockhaft.

In der Rechten hält Aristogeiton ein Schwert. Dies kann sicher ergänzt werden, aufgrund

von Darstellungen. Aristogeiton ist in einem grossen Ausfallschritt mit dem linken Bein

nach vorne dargestellt. Das rechte Bein ist fast gerade nach hinten gestellt. Diese auffällige

Körperhaltung erlaubt es, auch stark fragmentierte Teile als Aristogeiton zu identifizieren.

Dem antiken Betrachter war es alleine schon aufgrund des Körperschemas möglich, die

Tyrannenmörder zu erkennen.

Harmodios kämpft todesmutig mit erhobenem Schwert, sein sofortiger Tod nach dem

Mord ist schon vorhersehbar, da er seien Körper nicht schützt. Aristogeiton kämpft anders.

Sein Schwert ist tief geführt, für einen Stich in den Unterleib- Brustbereich.

Aristogeiton im Museo Capitolino Rom, Inv. Nr. 2404 und der Kopf Mus.

Vaticano, Inv. 906 Der Torso wurde 1938 bei Ausgrabungen nahe von San Omobono in Rom gefunden. Der

Kopf fand sich im Vatikan, Inv. 906.

Torso und Kopf passen bruchgenau aufeinander. Seit 1957 sind sie miteinander vereint.

Dieser Kopf gibt uns einen recht gute Information über das Gesicht, obwohl der Kopf recht

stark an der Oberfläche beschädigt ist.

Beim Kopf entsteht ein etwas eigentümlicher Eindruck, weil die Bearbeitung von Bart und

Kopfhaar verschieden ist. Der Bart ist in teigigen Strähnen gearbeitet und in feinere

Strähnen unterteilt. Er endet in gekräuselten Locken. Die Haare sind kappenartig und die

Strähnen sind nur angedeutet. Sie wirken rückständiger.

Harmodios im Nationalmuseum Neapel, Inv. 6009 Der Kopf und der Körper sind in einem Stück erhalten. Der Kopf ist bemerkenswert gut

erhalten. Die Oberfläche der Statue kaum beschädigt. Ein Band das von der Schulter zur

Hüfte läuft, und wohl von einem Schwertband verdeckt war, zeigt sogar die Originalfarbe

des Marmors.

Bei Harmodios sind beide Arme und das rechte Bein unterhalb des Oberschenkelansatzes

und das linke Bein unterhalb des Knies ergänzt. Harmodios ist ebenfalls nackt dargestellt.

Im Gesamtaufbau ist er dem Aristogeiton ähnlich, nur spiegelverkehrt. Auch er blickt nach

vorne.

In der rechten Hand hält er ein Schwert, welches er über den Kopf bis fast zum rechten

Ohr hält.

Bei der Replik Neapel ist der Arm zuwenig gebogen dargestellt. Der linke Arm ist nach

hinten ausgestreckt, die Handfläche offen dargestellt. Auch Harmodios ist in einem

Ausfallschritt dargestellt, allerdings weniger stark als Aristogeiton und wieder

spiegelverkehrt. Das rechte Bein ist vorgestellt. Auch Harmodios wirkt blockhaft. Der Kopf

ist sorgfältig gearbeitet. Die Schneckenlockenfrisur erinnert aber stark an die Zeit der

Archaik. Auch die Schamhaare von Harmodios sind noch der Archaik verbunden.

Harmodios wirkt noch altmodischer, erinnert mehr an eine Kurosstatue. So sind die Augen

scharf begrenzt und beim Mund kann man einen leichten Anflug eines Lächelns entdecken.

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Bei beiden Statuen kann eine Vereinfachung der Darstellung von Brustwarzen und

Bauchnabel festgestellt werden, beide werden einfach mit einem Kreis dargestellt. Jedoch

ist die Muskulatur bei beiden recht sorgfältig und fein dargestellt. Auch Adern und Sehnen

werden sehr naturgetreu wiedergegeben.

Es gibt noch etliche weitere Repliken, meist Fragmente. Sie bringen jedoch kaum neue

Erkenntnisse, sie stützen nur das richtige Aussehen der Neapeler Kopien. Der Bart des

Aristogeiton ist bei der Kopie Museo Capitolino Inv. 2312 noch teigiger dargestellt.

Die besterhaltene Kopfreplik des Aristogeitonkopfes ist in Madrid, Prado Inv. Nr. 78E. Der

Kopf gehört zu einer Herme. Hier kann man die doch wenig individuell wirkenden

Gesichtszüge gut beobachten. Mit einem wirklichkeitsgetreuen Portrait hat Aristogeiton

wenig zu tun.

Der Kopf in Madrid gilt als stark vom Original abweichend. Insbesondere die Barthaare,

die nur rudimentär dem Vorbild nachempfunden sind.

Die Kopfrepliken von Harmodios verstärken den Eindruck, dass Harmodios weniger

entwickelt ist. Ohne den Körper erinnern die Köpfe im Metropolitan Museum New York,

Inv 26.60.1 und der Kopf im Museo Nazionale in Rom, Inv. Nr. 80722 stark an die Archaik.

Harmodios und Aristogeiton durchbrechen, gemäss ihrem Ausfallschritt, die Grenze

zwischen Archaik und Strengem Stil. Auch ohne historische Datierung müssten sie aus rein

stilistischen Gründen nur wenig nach 480 v. Chr. datiert werden.

Die Gipsabgüsse von Baiae 1954 wurden von Professor Mario Napoli in einem Kellergewölbe der Sosandrathermen in

Baiae etliche Gipsfragmente gefunden. Die Fragmente waren Abgüsse von griechischen

Bronzeoriginalen. Darunter waren auch einige Fragmente die sicher den

Tyrannenmördern zugewiesen werden konnten.

Das wichtigste Fragment ist das Gesicht von Aristogeiton. Es ist 21,6 cm hoch. Es handelt

sich um einen Feingips, der mit Grobgips verstärkt ist. Die Oberfläche ist etwas

angegriffen. Die Oberlippe ist leicht verrieben. Um Hinterschneidungen beim Abguss zu

vermeiden, wurden die Lockenkringel am Bartende gefüllt, und die Wimpern überzogen.

Mit diesem Abguss können wir uns dem Aussehen des Originals nähern.

Der Bart ist in feinen Locken aufgereiht. In der oberen Reihe liegen hakenförmige Locken.

Die darunterliegenden Bartlocken sind weich und gerundet modelliert. Sie liegen dicht

neben und übereinander. Die Locken sind fein ziseliert. Diese Feinarbeit ist mit grösster

Sorgfalt durchgeführt worden. Der Schnurrbart ist fein geschwungen und läuft in einem

feinen Schwung aus. Aristogeiton hat recht kräftige und volle Wangen. Dadurch wirkt er

jünger als auf Marmorkopien, insbesondere beim Kopffragment aus Rom.

Die Nase ist recht kurz und einfach. Die Augenbrauen sind stark gewölbt und gehen bis

zum Aussenwinkel des Auges hinab. Die Augen sind markant vom Gesicht abgesetzt, was

allerdings auch von der Abgusstechnik her bedingt ist.

Die feinen Bronzewimpern wurden mit Wachs überzogen, um sie nicht zu beschädigen.

Aber auch die Marmorkopien zeigen scharf geschnittene Augenlider. Das Auge hat einen

wenig ausgebildeten Tränenkanal.

Was bei den Kopien auffällt ist ein Unterschied bei der Gestaltung des Augenlids.

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Alle Kopien haben einen deutlich erkennbaren Tränenkanal. Der Gips aus Baiae hat diesen

nicht. Auch das Oberlid, das bei den Kopien das Unterlid überschneidet ist beim Gips nicht

so gestaltet.

Bei den Kopien in Marmor ist eine Form der Lidbildung gewählt die mit klassischen

Werken zu vergleichen ist. Die starke Vorwölbung des Auges ist jedoch archaisch.

Die Repliken vermischen also alte und neue Elemente recht frei.

Die anderen Gipsfragmente aus Baiae stellen einzelne Partien des Mantels und der Körper

dar. Das Fragment des Mantels von Aristogeiton unterscheidet sich von den Kopien wenig.

Die Neapeler Kopie hat aber eine abwechslungsreichere Kurfung und die Falten sind

kräftiger aufgeworfen. Statt einer gleichmässigen, ruhigen Führung ist bei der Kopie eine

Bewegung hineingebracht.

Auch hier werden also von den Kopisten neue Elemente hineingetragen, die nicht

vorgesehen waren.

Wie weit sind die Kopien vom Original entfernt?

Am weitesten entfernt ist die Herme in Madrid. Aristogeiton wirkt jugendlicher und die

Detailgestaltung lassen ihn als Chronologisch jünger erscheinen.

Wie ähnlich sind die Marmorkopien nun dem Original?

Der Statuenkopf im Rom, Konservatorenpalast Inv. 2404, hat ein sehr ähnliches

Lockenschema, auch die Wagen sind recht voll. Der Statuenkopf ist auf eine

Übersteigerung hin gearbeitet. Der Kopf wird dadurch sehr plastisch und lebendig. Er

schiesst quasi über das Original hinaus was die Plastizität betrifft. Sture Brunsaker

bezeichnet den Statuenkopf als die getreueste Wiedergabe. Ich persönlich stimme dem bei.

Das Kopffragment in Rom, Kapitolinisches Museum, Inv. 2312 ist summarischer. Die

Locken sind teigiger und im unteren Bereich als kompakte Masse mit gebohrten Locken

gearbeitet.

Das Kopffragment gibt die altertümliche, stilisierte Bearbeitung recht genau wieder. Es

fehlt jedoch eine Präzise Ausarbeitung und die flacheren Wangen machen Aristogeiton

älter. Das Kopffragment wirkt weniger plastisch und es fehlt an Leben. Christa Landwehr

hält diesen Kopf für den getreuesten.

Die Herme in Madrid ist frei nach dem Original gearbeitet und nur in der Anlage der

Locken ähnlich. Der Schnurrbart scheint sich aber recht genau am Original zu orientieren.

So lassen sich auch die doch recht unterschiedlichen Repliken erklären. Die speziell

betonte Darstellung einzelner, ausgewählter Merkmale vom Original bewirken diese

ausgeprägte Divergenz. Es kann jedoch kaum ein Zweifel bestehen, dass alle Repliken und

der Gipsabguss auf dasselbe Originalwerk zurückgehen. Theorien, dass der Statuenkopf

oder der Gipsabguss von Baiae zum Werk von Antenor gehören, sind nicht überzeugend.

Gewiss scheint: Die Tyrannenmörder von Kritios und Nesiotes waren ein höchst

qualitätsvolles Werk.

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Das Rätsel der beiden Gruppen Die Tyrannenmördergruppe wurde zweimal erschaffen. Die erste Gruppe von Antenor, die

zweite von Kritios und Nesiotes.

Die erste Gruppe wurde 480 v. Chr. von Xerxes nach Persien verschleppt. Die Zweite

wurde als Ersatz im Jahr 477/76 v.Chr. als Ersatz geschaffen.

Später, in hellenistischer Zeit standen wieder beide Gruppen in Athen nebeneinander auf

der Agora. Die Tyrannenherrschaft endete 510 v. Chr. Daraus folgt, dass die Antenor-

Gruppe zwischen 510 und 480 v. Chr. entstanden sein muss. Dies sind die sicheren Fakten.

Nun zu den Fragen:

Sind uns die Repliken der ersten oder der zweiten oder von beiden Gruppen überliefert?

Sah die erste Gruppe wie die Zweite aus? Wann ist die Erste zu datieren?

Die Frühdatierung Für die Frühdatierung der Antenor- Gruppe in die Zeit um 510 v. Chr. sprechen folgende

Indizien:

Plinius - Historia naturalis, 34, 17 – schreibt, die Gruppe soll im dem Jahr aufgestellt

worden sein, als in Rom die Könige vertrieben wurden. Das war 510 v. Chr.

Das Datum wurde lange nicht angezweifelt, obwohl es immer Gegenstimmen gab. Damit

war die erste Gruppe archaisch und wohl noch stärker dem Schema des Kuros verpflichtet.

In diesem Fall wäre uns nur die zweite Gruppe überliefert.

Bereits auf schwarzfigurigen Vasen treten die Tyrannenmörder auf. Das ist ein gewichtiges

Argument, da die Vasen recht gut datierbar sind. Das Argument hat allerdings einen

Haken.

Die schwarzfigurige Lekythos des Emporion – Malers gehört zu den spätesten

schwarzfigurigen Vasen, die um 490 bis auf 480 v. Chr. herunter datiert werden können.

Stellt sie nun die erste Gruppe des Antenor dar oder schon die Ersatzgruppe von 477 /76

v. Chr. ? Der zeitliche Abstand ist schon so nah, dass es kritisch wird. Je nach dem ob man

die Lekythos 480, 490 v. Chr. datiert erhält man ein anderes mögliches Ergebnis. Wird

vorgeschlagene extreme Frühdatierung 510 – 500 v. Chr. verwendet¸ ist die erste Gruppe

dargestellt.

Für die Frühdatierungstheorie spricht wohl die Annahme, dass eine neue Staatsform, die

ihre Helden braucht, schnell Statuen erschafft.

Die Spätdatierung Die Gegentheorie von Raubitschek und Moggi:

Die Basis der Agora wird von Raubbischek in die Zeit um 490 v. Chr. datiert. Daher müsse

sie zur ersten Gruppe gehören und diese folglich auch aus dieser Zeit sein.

Moggi kam zum Schluss, dass die Tyrannenmörder erst nach der Schlacht von Marathon

um 487 v. Chr. aufgestellt wurde.

Bei dieser Gegentheorie ist die Zugehörigkeit der ersten Gruppe zur Archaik nicht mehr

ganz sicher, und die Repliken könnten dann auch von der ersten Gruppe sein.

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Nur Langlotz vertrat die Meinung, dass der Aristogeitonkopf im Kapitolinischen Museum

zu altertümlich sei, und zur Antenorgruppe aus dem von Raubitschek vorgeschlagen

Datum 490 v. Chr. gehören müsse.

Archäologen bevorzugen eher die Frühdatierung, die Historiker tendieren eher zur

Spätdatierung, weil sie das Pliniuszitat gerne als Metapher sehen. Wollte Plinius eine

Verbindung von Tyrannenmord und Königsvertreibung herstellen ?

Das Aussehen der beiden Gruppen Auch in der Frage, wie die erste Gruppe aussah oder ob sich die Gruppen ähnlich sahen

gibt es stark abweichende Antworten in der Forschung.

Umstritten ist die Abhängigkeit der jüngeren von der älteren Gruppe. Erschufen Kritios

und Nesiotes die Tyrannenmörder als möglichst getreue Nachbildung des Antenorwerkes

oder übernahmen sie zwar die Komposition und gestalteten die Figuren neu ? Oder sah

das Werk von Antenor ganz anders aus und Kritios und Nesiotes erschufen etwas

vollkommen Neues ?

Herr Hafner vertritt die Ansicht, dass die jüngere Gruppe sich grundsätzlich von der

Älteren unterschieden habe.

Dafür spricht die Darstellung des Ex – Kopenhagenmalers (heute Syriskos – Maler) auf

einen Stamnos in Würzberg. Die Tyrannenmörder sind anders dargestellt. Auch

Hipparchos wird abgebildet. Der Stamnos gehört in die Zeit um 470 v.Chr. Erinnerte sich

der Maler an die Erste Gruppe, kopiert er die zweite oder erfindet er etwas

Eigenständiges?

Herr Suter hingegen kommt zu dem Ergebnis, dass die ältere Gruppe dasselbe

Kampfschema gehabt haben muss. Er greift auf Vasenbilder und Reliefs zurück die schon

Vorgängermotive des Harmodios-Kampfschemas zeigen. Um 510 v. Chr., also beim

Zeitpunkt der Frühdatierung ist das Motiv voll entwickelt. Als Vorbild muss daher die

Antenorgruppe gedient haben.

Es gibt schon schwarzfigurige Gefässe, welche die Tyrannenmörder zeigen. Das Motiv der

Schildlosigkeit, das heisst, ein Kämpfer, der sich mutig auf den Feind stürzt und dabei

ungeschützt den Tod in Kauf nimmt, ist ein Motiv, das es laut Suter seit 560 v. Chr. gebe.

Es gibt tatsächlich Darstellungen der Tyrannenmörder, die zweifelsohne auf die Erste

Gruppe zurückgehen müssen. Eine schwarzfigurige Lekythos des Emporion – Malers (ABV

584f und Haspels ABL Tf 48,4) zeigt die Tyrannenmörder. Die beiden sind in ihrer

typischen Körperhaltung eindeutig als die Tyrannenmörder zu erkennen. Die Lekythos

wird von einigen Forschern in die Zeit 510 – 500 v. Chr. datiert. Damit kann die

Darstellung nur auf die Antenor-Gruppe zurückgreifen, die ebenfalls in diesen Zeitraum

entstanden sein muss. Somit ist gesichert, dass die erste Gruppe sich nur in Details von der

Ersatzgruppe unterschied.

Die Antenorgruppe hatte das gleiche Schema. Wie sonst konnte der Betrachter die beiden

sicher als die Tyrannenmörder erkennen? Das Schema ist von der Konzeption her schon

alt, wurde aber von Antenor dramatisch gesteigert und bekam nun eine politische

Bedeutung, das Motiv wurde zum Tyrannentöten - Motiv.

Der Vergleich mit den Vasenbildern dieser frühen Zeit ergibt ein widersprüchliches Bild.

Wir wissen also nicht mit Sicherheit wie die Erste Gruppe aussah. Dass uns mit den

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Repliken die zweite Gruppe überliefert ist, scheint recht sicher. Die Merkmale des

Strengen Stils sind schon recht deutlich. Werden die Tyrannenmörder aber als Werk des

Antenor bezeichnet, unwesentlich, ob 490 oder 510 v. Chr. datiert, verschiebt sich die

Erfindung der neuen Kunstform Strenger Stil und Entwicklung des Kontapost zeitlich nach

oben. Die Tyrannenmörder haben dann aber kein wirkliches Vergleichsstück mehr.

Wie die Erste Gruppe aussah, können wir ebenfalls nicht sicher bestimmen. Irgendwie

musste der antike Betrachter sie ja schon als Tyrannenmörder erkennen...

Tatsache ist auf jeden Fall: Seit 470 v.Chr. gibt es viele Nachbildungen der

Tyrannenmördergruppe. Auf Münzen, Vasenbildern und den römischen Kopien erscheinen

sie immer wieder. Und sie haben immer dasselbe Kompositionsschema. Es ist davon

auszugehen, dass die Nachbildungen der klassischen Zeit auf die zweite Gruppe

zurückgeht, da nur diese zur Verfügung stand. In hellenistischer und römischer Zeit

standen beide Gruppen zur Verfügung. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die

römischen Kopien auf die Ersatzgruppe zurückgehen.

Die Erste Gruppe scheint wirklich kurz nach 510 v.Chr. entstanden zu sein. Die Zweite

Gruppe von Kritios und Nesiotes scheint eine Ersatzgruppe zu sein. Sie war gleich im

Motiv, brachte eventuell aber Neuerungen in den Details, die dem neuen Strengen Stil

entsprachen. In Klassischer Zeit konnte nur die Zweite Gruppe kopiert werden und als

Vorbild für Darstellungen dienen.

Warum aber in Römischer Zeit offenbar nur die Gruppe des Strengen Stils kopiert wurde

ist unklar.

Einordnung der Tyrannenmörder in den Strengen Stil Die Tyrannenmörder stehen mit ihrer Datierung um 477/6 v. Chr. am Anfang des Strengen

Stils. Da sie fest datiert sind, können sie als Anknüpfpunkt für die relative Chronologie

dienen.

Bei den Tyrannenmördern mischen sich neue Elemente, wie die naturalistischen Muskeln

und Sehen, mit altmodischeren, wie der Schneckenlocken des Harmodios.

Ich möchte hier nun dem Harmodios und Aristogeiton einigen Werke des Strengen Stils

gegenüberstellen.

Von Antenor scheint uns eine Kolossalkore von der Akropolis überliefert zu sein. Sie ist

vom Töpfer Nearchos gestiftet und von Antenor signiert. Datiert wird sie um 530 – 520 v.

Chr. Es gibt auch Datierungsvorschläge, welche die Kore 520 – 515 v.Chr. datieren, also

schon nahe an die Frühdatierung der Tyrannenmörder.

Sie ist sehr qualitätsvoll und hat Bergkristallaugen. Die plastische Bearbeitung und das

Gewand sind für die Zeit sehr fortschrittlich, der Körper selbst wirkt etwas steif. Sie ist

noch rein Archaisch. Die hohe Qualität spricht aber für die Fähigkeiten des Künstlers.

Die Haarlocken sind Schneckenlocken, die denen von Harmodios recht genau gleichen.

Auch der Aufbau des Kopfes von Harmodios und der Antenor-Kore sind recht ähnlich.

Harmodios ist aber klar entwickelter. Der Kritiosknabe muss aus chronologischen Gründen vor die Tyrannenmörder von Kritios

und Nesiotes gestellt werden, da er aus dem Perserschutt stammt. Also muss er kurz vor

480 v. Chr. geschaffen worden sein. Seine Frisur, deren Locken um ein Stirnband

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gewickelt sind, gehört schon zum Strengen Stil. Die Art wie die Frisur gearbeitet ist, lässt

auf einen Bildhauer schliessen, der wohl auch in Bronze arbeitete.

Der Körperbau des Harmodios ist muskulöser und mehr nach dem Strengen Stil.

Der Kritiosknabe hat wenig Muskeln und einen feineren Körperbau. Bei Harmodios ist der

athletische Körperbau auffallend ausgeprägt.

Der Aufbau und Ausdruck des Gesichtes des Harmodios und dem des Knaben ist doch

recht nahestehend.

Die Frisur von Harmodios ist dagegen stark Archaisch, muss aber später, angefertigt

worden sein. Es gibt in dieser Zeit um 480 v. Chr. allerdings diese altmodisch wirkende

Frisur noch. Ansonsten sind sich die beiden recht ähnlich. Der Kritiosknabe wirkt aber

moderner, denn Harmodios hat noch ein leichtes archaisches Lächeln. Dass sich der

Kritosknabe und die Tyrannenmörder nahestehen, ist schon durch die Zuweisung des

Kritiosknaben zumindest stilistisch in die Nähe der Künstler Kritios und Nesiotes

naheliegend.

Daher ist die altmodische Frisur des Harmodios möglicherweise als ein bewusster

Rückgriff auf die erste Gruppe des Antenor zu verstehen. Der Wagenlenker von Delphi, der 478 oder 474 datiert wird, scheint im mancher Hinsicht

weiter entwickelt als Harmodios, die Falten seines langen Gewandes gleichen in ihrer

teigigen Ausführung dem Mantel des Aristogeiton. Das Gesicht des Wagenlenkers scheint

aber entwickelter als Harmodios. Besonders die Frisur wirkt moderner. Der Vergleich

einer Bronzestatue mit einer Marmorkopie ist schwierig. Der Gipsabguss von Baiae, zeigt

bei Aristogeiton, wie fein die Details waren. Solche feine Kaltarbeit ist auch für Harmodios

anzunehmen.

Aristogeiton ist in seiner Entwicklung dem Wagenlenker näher.

Die Bewegung und die Darstellung des Körpers sind beim Wagenlenker unterschiedlich. Er

ist wenig bewegt, erinnert an eine Säule.

Ein Vergleich mit dem bewegten Kampfschema der Tyrannenmörder scheint mir nicht

angebracht, da der Wagenlenker einfach eine andere Aussage und Inszenierungsart hat.

Ein vergleichbares Auseinanderdriften von moderneren und altmodischen Elementen

finden wir noch stärker beim Jüngling von Mozia. Er wird um 470 v. Chr. datiert. Der Kopf

könnte der „Bruder“ von Harmodios sein. Auch hier hat der Künstler auf ein schon älteres

Schema zurückgegriffen. Der Körper des Jünglings ist viel weiter entwickelt. ( Der Körper

ohne anpassenden und zusammen gefunden Kopf würde wohl um 460 – 450 v. Chr.

herunterdatiert. Der Kopf alleine eher um 480 v. Chr.) Davon ist aber im nächsten Referat

die Rede.

Bei der Ersatzgruppe könnte also besonders mit Harmodios die erste Gruppe zitiert

werden. Wohingegen Aristogeiton klarer die neue Kunstform vertritt.

Ein solches Vermischen von Archaischem und typisch Strengen Stil finden wir in der Zeit

zwischen 480 und 470 v. Chr. also öfters. In dieser Zeit wird der Strenge Stil gerade erst

ausformuliert. Und die Künstler greifen auch bewusst auf die alte Zeit zurück. Bei den

Tyrannenmördern, die ja eine verlorene Gruppe ersetzen sollten, ist dies besonders

deutlich und auch verständlich.

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Zusammenfassung Die Statuengruppe der Tyrannenmörder wurde von den Bildhauern Kritios und Nesiotes

474 v. Chr. geschaffen. Sie ersetzte die von den Persern entführte erste

Tyrannenmördergruppe, welche kurz nach 510 v. Chr. von Antenor gefertigt. Es gibt auch

Vorschläge für eine Datierung um 490 v. Chr.

Die Gruppe ist uns in mehreren römischen Kopien und einen antiken Gipsabguss

überliefert. Daraus ergibt sich für die Forschung die Frage, ob die Repliken auf die Erste

oder die Zweite Gruppe zurückgehen und ob sich die Gruppen ähnlich waren. Eine genaue

Betrachtung der Repliken führt zu Schluss, dass alle Repliken auf eine Gruppe

zurückzugehen scheinen. Ob es sich um die Erste oder um die Zweite handelt ist nicht so

sicher. Die Merkmale des Strengen Stils deuten aber eher darauf, dass uns die

Ersatzgruppe überliefert wurde. Wie die erste Gruppe des Antenor aussah wissen wir

nicht. Die Ersatzgruppe greift wohl aber bewusst auf die Erste zurück. So lassen sich die

sehr altmodischen Elemente plausibel erklären, die im Widerspruch zu den modernen

stehen. Harmodios ist noch stark dem Kuros der archaischen Zeit verpflichtet. Aristogeiton

aber vertritt die neue Kunstform.

Der Strenge Stil wird gerade ausformuliert. Für diese Frühe Phase scheinen einerseits

Augen ohne richtigen Tränenkanal, sehr massige Kinnpartien und eher kurze Nasen

kennzeichnend zu sein. Muskeln und Sehen werden schon recht stark betont.

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