Die Dämonen von Mukurikokuri: Die Erinnerung an die Mongoleneinfälle in der ausgehenden Edo-Zeit

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85 Die Erinnerungen an die Mongoleneinfälle in der ausgehenden Edo-Zeit Judith Fröhlich DIE DÄMONEN VON MUKURIKOKURI: DIE ERINNERUNGEN AN DIE MONGOLEN- EINFÄLLE IN DER AUSGEHENDEN EDO-ZEIT 1. EINFÜHRUNG Nachdem die Mongolen in den Jahren 1274 und 1281 in Japan eingefallen wa- ren, traf das erste, so genannte Kamakura Schogunat (1185–1333) Massnah- men gegen eine weitere mögliche Invasion. Entlang der Bucht von Hakata im Norden Kyūshūs liess das Schogunat einen Steinwall errichten. Jahrzehnte lang hielten die Regierungsvertreter die Krieger Kyūshūs in ständiger militä- rischer Bereitschaft und beriefen eine Vielzahl von Kriegern aus dem Osten Japans nach Kyūshū. 1 Die Mongolen kamen kein weiteres Mal. Die Erinne- rungen an die Mongoleneinfälle wurden aber im nördlichen Teil Kyūshūs, an dessen Küste die Kampfhandlungen stattgefunden hatten, über die Jahrhun- derte aufrechterhalten. Im Jahr 1366 erreichte ein Gesandter von Koryŏ (koreanische Dynastie, 918–1392) die japanische Provinz Hōki und im folgenden Jahr die Hauptstadt Kyōto. Er unterbreitete dem Muromachi Schogunat (1336–1573) die Bitte, die japanischen Piraten (wakō), die zu einer grossen Plage geworden waren, nie- derzuwerfen. Zweimal noch kamen Gesandte aus dem koreanischen König- reich mit demselben Anliegen. In Kyōto verbreitete sich aber das Gerücht, Ge- sandte aus der Mongolei und Koryŏ hätten Briefe an den Hof des Schogunats gebracht. Die herrschaftliche Elite setzte die jüngsten Ereignisse offensichtlich 1 Für wertvolle Hinweise zu den Mongoleneinfällen und deren Rezeption in Japan danke ich den Professoren Hattori Hideo, Miyazaki Katsunori, Saeki Kōji, Bernhard Scheid, Hans Thomsen und Yokoyama Yoshinori. Weiterhin danke ich Rainer Hugener für die Hin- weise zu Mongolenberichten aus dem europäischen Mittelalter und Christian Dunkel für die kritische Durchsicht. Mein ganz besonderer Dank gilt Juliane Schiel, die mir nicht nur Einblick in ihre Forschungsarbeiten zum Mongolensturm aus europäischer Sicht gewähr- te, sondern auch diesen Aufsatz stilistisch und inhaltlich abrundete. Für die Erlaubnis der Abbildungsrechte danke ich den folgenden Institutionen und Individuen: dem Kyūshū Universitätsmuseum in Fukuoka, der Bibliothek des Historiographischen Instituts in Tōkyō und Nakamura Reisaburō aus Maebaru (Fukuoka). 1 Standardwerk zu den Mongoleneinfällen und deren Historiographie ist Kawazoe 1977. *

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Die Erinnerungen an die Mongoleneinfälle in der ausgehenden Edo-Zeit

Judith Fröhlich

DIE DÄMONEN VON MUKURIKOKURI: DIE ERINNERUNGEN AN DIE MONGOLEN-

EINFÄLLE IN DER AUSGEHENDEN EDO-ZEIT∗

1. EINFÜHRUNG

Nachdem die Mongolen in den Jahren 1274 und 1281 in Japan eingefallen wa-ren, traf das erste, so genannte Kamakura Schogunat (1185–1333) Massnah-men gegen eine weitere mögliche Invasion. Entlang der Bucht von Hakata imNorden Kyūshūs liess das Schogunat einen Steinwall errichten. Jahrzehntelang hielten die Regierungsvertreter die Krieger Kyūshūs in ständiger militä-rischer Bereitschaft und beriefen eine Vielzahl von Kriegern aus dem OstenJapans nach Kyūshū.1 Die Mongolen kamen kein weiteres Mal. Die Erinne-rungen an die Mongoleneinfälle wurden aber im nördlichen Teil Kyūshūs, andessen Küste die Kampfhandlungen stattgefunden hatten, über die Jahrhun-derte aufrechterhalten.

Im Jahr 1366 erreichte ein Gesandter von Koryŏ (koreanische Dynastie,918–1392) die japanische Provinz Hōki und im folgenden Jahr die HauptstadtKyōto. Er unterbreitete dem Muromachi Schogunat (1336–1573) die Bitte, diejapanischen Piraten (wakō), die zu einer grossen Plage geworden waren, nie-derzuwerfen. Zweimal noch kamen Gesandte aus dem koreanischen König-reich mit demselben Anliegen. In Kyōto verbreitete sich aber das Gerücht, Ge-sandte aus der Mongolei und Koryŏ hätten Briefe an den Hof des Schogunatsgebracht. Die herrschaftliche Elite setzte die jüngsten Ereignisse offensichtlich

1 Für wertvolle Hinweise zu den Mongoleneinfällen und deren Rezeption in Japan dankeich den Professoren Hattori Hideo, Miyazaki Katsunori, Saeki Kōji, Bernhard Scheid, HansThomsen und Yokoyama Yoshinori. Weiterhin danke ich Rainer Hugener für die Hin-weise zu Mongolenberichten aus dem europäischen Mittelalter und Christian Dunkel fürdie kritische Durchsicht. Mein ganz besonderer Dank gilt Juliane Schiel, die mir nicht nurEinblick in ihre Forschungsarbeiten zum Mongolensturm aus europäischer Sicht gewähr-te, sondern auch diesen Aufsatz stilistisch und inhaltlich abrundete. Für die Erlaubnis derAbbildungsrechte danke ich den folgenden Institutionen und Individuen: dem KyūshūUniversitätsmuseum in Fukuoka, der Bibliothek des Historiographischen Instituts inTōkyō und Nakamura Reisaburō aus Maebaru (Fukuoka).

1 Standardwerk zu den Mongoleneinfällen und deren Historiographie ist Kawazoe 1977.

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in Zusammenhang mit den diplomatischen Verhandlungen mit koreanischenund mongolischen Gesandten, die im dreizehnten Jahrhundert den Mongo-leneinfällen vorangegangen waren.2

Im Jahr 1419 belagerte eine koreanische Flotte die Insel Tsushima. Auslö-ser für das Unternehmen waren wiederum Angriffe japanischer Piraten ent-lang der koreanischen Küste. Wie sehr die Erinnerungen an die Mongolenein-fälle noch lebendig waren, zeigt die Tatsache, dass just während jener Zeit dieTempel in Kyūshū Chroniken zu den Mongoleneinfällen kopierten. Die Be-richte der Krieger in Kyūshū zum Zwischenfall hielten fest, dass es nebenfünfhundert besiegten koreanischen Schiffen zwanzigtausend chinesischeSchiffe gegeben hätte, die aber größtenteils in einem Taifun versunken wären.Die chinesischen Schiffe, von denen berichtet wurde, sind in keiner koreani-schen oder chinesischen Quelle belegt. Vielmehr waren die Berichte durch dieMythen beeinflusst, die unmittelbar nach dem ersten Mongoleneinfall von1274 entstanden waren und die Rettung Japans auf „göttliche Winde“ (in sino-japanischer Lesung shinpū oder in japanischer Lesung kamikaze) zurückführ-ten.3

Im siebzehnten Jahrhundert gehörte die Geschichte um die Sturmwindezum festen Repertoire historischer Überlieferung. So berichtete der Faktorei-leiter der niederländischen Ostindien Kompanie in Nagasaki, Willem Verstee-gen, im Jahr 1646 über das Zulassungsverbot des Edo Schogunats für Händleraus Qing-China (1644–1912). Er führte die Ursache auf die Angriffe der „Tar-taren“ im Jahr 1281 zurück. Damals sei das feindliche Heer durch Unwetterzerstört worden, während Japan kein bisschen Schaden genommen habe.

Ab dem achtzehnten Jahrhundert erfuhren die Mongoleneinfälle, die zumdamaligen Zeitpunkt den grössten fremden Angriff in der Geschichte des ja-panischen Inselreichs bedeuteten, vermehrtes Interesse. Es bestand aber einUnterschied zu vorherigen Darstellungen. Anstelle der mythischen Erzählun-gen um die wundersame Rettung Japans durch göttliche Winde rückten fass-barere Berichte in den Brennpunkt des Interesses. So hielt Tsuda Genkan(Tsuda Mototsura, 1734–1815), ein Arzt aus Hakata (dem heutigen Fukuoka)in Kyūshū, im Jahr 1758 in der Einleitung zu seinem Sankō mōko nyūkō ki,„Nachschlagewerk zu den Mongoleneinfällen,“ eine der ältesten Quellenedi-tionen zu den Mongoleneinfällen in Japan, folgende Zeilen fest:

Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, habe ich den abendlichen Geschich-ten eines Alten gelauscht. „Einst gab es die Dämonen aus Mukurikokuri. Sie

2 Für die folgenden Ausführungen zur Rezeption der Mongoleneinfälle in der Muromachi-und Edo-Zeit, siehe Saeki 2003: 243–47.

3 Schon unmittelbar nach der ersten Mongoleninvasion erwähnte ein Amtbefehl (kansenjian), datiert auf den 3. Tag des zwölften Monats 1275 (Kenji 1), die göttlichen Winde(shinpū), die Japan gerettet hatten; vgl. Seno 2003: 5.

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hatten rotes Haar, eine blaue Haut, spitzige Hörner und blitzende Augen. Sieritten auf Wolken, beherrschten die Winde, liessen Feuer herabregnen undSand fliegen. Sie führten ein Heer von hundertachtundsechzigtausend Mannan und überströmten Hakata. Deshalb verschwanden die Bewohner in derStadt Hakata.“ Später las ich den Abschnitt zu den Mongoleneinfällen im Tai-heiki und wusste, dass die fürchterliche Geschichte des Alten darauf gründeteund hatte Zweifel an der Geschichte. Als ich bald darauf ein Buch erwarb undlas, standen die Einfälle vom Meer her in den Bun’ei und Kōan Ären [also inden Jahren 1274 und 1281] fest. Und ich erkannte, dass die Geschichte desAlten eine Lüge war und auch die Erklärung im Taiheiki nachlässig. So habeich dieses Buch verfasst, um Kindermär und Volksglauben entgegenzuwirken(Sankō mōko nyūkō ki, zit. nach Saeki 2003: 247).

Mit seinem Werk verfolgte Tsuda also die Absicht, die erdichteten Erzählun-gen zu den Dämonen aus Mukurikokuri, mit anderen Worten der Mongoleiund Koryo, durch eine ernsthafte geschichtliche Darstellungsweise zu erset-zen. Tsudas Werk stellt weit mehr dar als die Bemühungen eines Einzelnen,die Geschichte zu ordnen. Es widerspiegelt das Bestreben, das im achtzehntenJahrhundert einsetzte, die Vergangenheit nach wissenschaftlich einleuchten-den Grundsätzen zu erfassen.

Insbesondere die Angehörigen der kokugaku, wörtlich der „Lehre (unseres)Landes,“ einer literarisch-philologischen und philosophischen Bewegung,machten es sich zum Ziel, die Geschichte Japans anhand originaler Quellen zureflektieren und begründeten damit eine neue kritische Lesart des klassischenKanons literarischer und historischer Werke. Es ist anzunehmen, dass Tsuda,der sich bemühte das Kriegsepos des Taiheiki aus dem vierzehnten Jahrhun-dert neu zu interpretieren und daraus einen Abschnitt der Geschichte Japansabzulesen, unter dem Einfluss eben dieser Strömung stand.4 Der neuartigeZugang zur eigenen Vergangenheit, der sich insbesondere in den Schriftenvon Gelehrten äusserte, erfasste zudem weite Teile der Bevölkerung. Kriegersowie Leute niederer Herkunft, bis hin zu Dorfbewohnern, beschäftigten sichmit der Geschichte ihrer Ahnen und legten eine Wertschätzung für die zu ih-nen überlieferten Zeugnisse an den Tag. Tsudas Zugang zur Vergangenheit istalso im Kontext des historisch-ethnographischen Interesses zu sehen, das imachtzehnten Jahrhunderts vermehrt einsetzte.

4 Grundlegendes Buch zum Thema kokugaku ist nach wie vor Harootunian 1988.

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2. GEDÄCHTNIS UND GESCHICHTE

Die Vergangenheitskonstruktionen einer Gesellschaft lenken den Blick aufdas Begriffspaar Gedächtnis und Geschichte. Der Soziologe Maurice Halb-wachs (1925, 1939) schuf den Begriff des kollektiven Gedächtnisses, das er ei-nerseits vom individuellen Gedächtnis, andererseits von der Geschichte un-terschied. Die Trennung zwischen Gedächtnis und Geschichte implizierte einedeutliche Wertung, indem Halbwachs die Geschichtsschreibung als eine ob-jektive, beabsichtigte Beschreibung von Ereignissen verstand, während er daskollektive Gedächtnis bei der subjektiven, unbewussten Vorstellung einer Ge-sellschaft verortete. In Anlehnung an Halbwachs‘ Theorien unterschied derHistoriker Pierre Nora (1978) zwischen kollektivem und historischem Ge-dächtnis, wobei er das kollektive Gedächtnis als die sich stetig wandelnde,lebendige Tradition einer Gesellschaft begriff, das historische Gedächtnis alsden rationalen und kritisch-wissenschaftlichen Zugang zur Vergangenheit.

Der Ägyptologe Jan Assmannn (1992) führte anschliessend die Kategoriendes kommunikativen und des kulturellen Gedächtnisses ein. Gemäss Ass-mann speiste sich das kommunikative Gedächtnis aus der lebendigen Erinne-rung, also der Erinnerung, die drei oder vier Generationen zurückreichte. Daskulturelle Gedächtnis hingegen, durch das sich die kulturelle Identität einerGesellschaft konstituierte, entstand aus einem Kanon ausgewählter, unverän-derbarer Texte. Diese Unterscheidung schloss die Gegenüberstellung ver-schiedener Medien mit ein. Assmann begriff die Mündlichkeit als Bereich deskommunikativen Gedächtnisses, während die Schriftlichkeit Voraussetzungfür das kulturelle Gedächtnis war. Assmann beeinflusste die Gedächtnis-For-schung im deutschsprachigen Raum nachhaltig. So erscheinen seit einigenJahren im Rahmen des Giessener Sonderforschungsbereich 434 „Erinnerungs-kulturen“ eine Reihe von Studien zur Wechselwirkung zwischen dem kultu-rellen Gedächtnis und Medien, einschliesslich der Literatur und Kunst.5

Entgegen den traditionellen Ansätzen betonten hingegen insbesondereMediävisten zum einen, dass Gedächtnis und Geschichte eng miteinanderverbunden seien. Denn das Gedächtnis bildet die Grundlage für die Ge-schichtsschreibung, und wiederum gibt es eine Geschichte des Gedächtnisses.Zum anderen sei die Wirkung von Medien auf die Vergangenheitskonstruk-tionen in einer Gesellschaft nicht überzubewerten. Die Gegenüberstellungvon Mündlichkeit und Schriftlichkeit etwa sei nicht sinnvoll, sobald eine Ge-sellschaft Schrift besitze. Mündliche Erzählungen und schriftliches Schaffenbeeinflussten sich gegenseitig, die Grenzen zwischen mündlichkeitsnahenTextgattungen und schriftbezogenen Texttraditionen, Literatur und Historio-

5 Vgl. Erll und Nünning 2004–2007, Erll 2005.

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graphie, fiktiven Erzählungen und faktischen Berichten, seien oft verwischt.In diesem Zusammenhang wiesen Wissenschafter darauf hin, dass die Einbet-tung von persönlichen Erfahrungen oder zeitgenössischen Ereignissen in denreferentiellen Rahmen biblischer Erzähltradition ein bestimmendes Merkmalder Werke europäischer Autoren des Mittelalters und der frühen Neuzeit war.Aus der Mündlichkeit übernommene Zeugenberichte oder autobiographischeDarlegungen wurden also meist in eine etablierte schriftliche Tradition einge-bettet.6

Diese Verschränkung von individuellem und kollektivem Gedächtnis mitder Geschichte oder, um Assmanns Terminologie zu übernehmen, kommuni-kativem und kulturellem Gedächtnis, wird eindeutig anhand der Berichte zuden Mongolen, die von Autoren aus dem Europa des dreizehnten Jahrhun-derts stammen. Jene Autoren, darunter Johannes de Plano Carpini, Wilhelmvon Rubruk, John Mandeville, Simon de St. Quentin und Marco Polo – be-schreiben die barbarischen Sitten der Mongolen oder der ihrem Reich ange-gliederten Völker. In Übereinstimmung mit jener Charakterisierung wird un-terschiedlich detailliert, aber wiederholt erwähnt, dass die Mongolen nichtnur rohes Fleisch sondern auch Menschen verzehrten. Damit lehnten sich dieeuropäischen Autoren vielleicht an Nachrichten zu den Mongolen an. Immer-hin heisst es von japanischer Seite im Hachiman gudōkun, „Belehrungen über[die Gottheit] Hachiman für Einfältige,“ dessen Entstehungszeit auf das Endedes dreizehnten oder ins vierzehnte Jahrhundert festgelegt wird, zum Mongo-leneinfall von 1274:

Bei denen, die sich wacker gehalten hatten und gefallen waren, öffnetensie [die Mongolen] die Bäuche, nahmen die Leber heraus und assen sie.Nachdem es sich um Menschen handelte, die immer schon Rind und Pferdals edle Speise betrachtet hatte, verspeisten sie die durch Schüsse getötetenPferde bis sie satt waren. (Hachiman gudōkun, zit. nach Bockhold 1982: 97)

Ganz offensichtlich griffen die Autoren aber auch auf Darstellungen zurück,die seit der Antike zu den im Norden angesiedelten barbarischen Völkernkursierten und jene, Antipoden der Zivilisation, als Menschenfresser be-schrieben. Die Berichte zu den Mongolen sind folglich im Kontext antik-christlicher Erzähltradition zu situieren. Gregory G. Guzman bemerkt hierzu:

Latin reports of Mongol cannibalism in the thirteenth century are notbased on „Oriental Fact“ because there is no concrete evidence whatsoeverto support the claim that the Mongols ate other human beings. On theother hand, the reports were also not „Western Fiction“ in the strict sense

6 Vgl. Clanchy 1993, Fried 2004, Geary 1994, Le Goff 1988.

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[…]. The literary tradition of medieval Western civilization and not the […]individual authors, was at fault for seeing the rest of the world through theframework of the classical and biblical legends, myths, and literary ac-counts. The […] reporters merely saw and wrote what they were expectedto see, hear, and report.7

Die Berichte aus dem europäischen Mittelalter gehören weder einer rein fikti-ven noch einer exakt ethnographischen Erzählgattung an. Die Autoren stütz-ten sich wohl auf die zeitgenössische Berichterstattung, standen aber ebensounter dem Einfluss von den bereitgestellten Paradigmen antiker Autoren undder Bibel.

Mit ihrem Buch Social Memory führten James Fentress und Chris Wickham,zeitgleich mit Peter Burke, den Begriff des sozialen Gedächtnisses ein, der diekomplexe Beziehung zwischen persönlicher Erinnerung, kollektiver Erinne-rung und Geschichtsschreibung unterstreicht.8 Zwar verwendete schon derKulturwissenschafter Aby Warburg den Begriff des sozialen Gedächtnisses.Untersuchungsgegenstand bei Warburg war aber das Nachleben der antikenKunst bis in die Renaissance, also im Sinn Assmanns das „kulturelle Gedächt-nis“ der europäischen Gesellschaft (Erll 2008; Ginzburg 1988; Warburg 2000).

Hingegen wiesen Fentress, Wickham und Burke mit ihrer Verwendungdes Begriffs darauf hin, dass sowohl Erinnerungen als auch geschichtlicheDarstellungen bewussten und unbewussten Schemen des Auswählens undVergessens folgen und von den jeweiligen Umständen einer Zeit abhängen.Beide beinhalten das zielgerichtete Speichern von Informationen und das un-bewusste, unkontrollierte Erinnern. Gedächtnis und Geschichte sind somit ingleicher Weise Konstituenten der Identität einer Gesellschaft und gehen oftineinander über. Zudem betonten die drei Autoren, dass persönliche Erinne-rungen dann Bestandteil eines kollektiven oder sozialen Gedächtnisses wer-den, wenn sie weitervermittelt werden – dies aber ungeachtet der medialenForm, ob in mündlichen Erzählungen, Bildern oder Schrift.

Im Folgenden wird der Begriff des sozialen Gedächtnisses im Sinn vonFentress, Wickham und Burke aufgenommen, der auf die Wechselwirkungzwischen Geschichte und Gedächtnis hinweist, um die Erinnerungen an dieMongoleneinfälle in der ausgehenden Edo-Zeit (1603–1868) zu untersuchen.Dabei interessiert das Spannungsverhältnis zwischen der kritisch-wissen-schaftlichen Auseinandersetzung mit den Mongoleneinfällen, also einer sogenannt „historischen“ Beschreibung, und der zeitgleichen Darstellungs-

7 Vgl. Guzman 1991: 52–53; weitere Literatur zur europäischen Sichtweise auf die Mongo-len umfasst Münkler 2000, insbesondere zum Barbaren-Begriff ebd. S. 206–221, Schiel2008, Schmieder 1994.

8 Vgl. Burke 1991, Fentress und Wickham 1992.

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weise, die phantastisch-ideologischen Weltanschauungen entsprach. Zudemwerden die Rezeption und Schaffung historischer, literarischer, und bildlicherBeschreibungen zu den Mongoleneinfällen in Beziehung zu den Ereignissenund Mentalitäten in der ausgehenden Edo-Zeit gesetzt. Die Erinnerungen andie Mongoleneinfälle, so wird gezeigt, hatten viel weniger mit dem histori-schen Ereignis selbst zu tun als mit der Befindlichkeit der japanischen Gesell-schaft in den Jahrzehnten unmittelbar vor der Öffnung zum Westen hin.

3. DIE MONGOLENEINFÄLLE IM ACHTZEHNTEN UND NEUNZEHNTEN

JAHRHUNDERT

Ein wichtiger Hinweis zur vermehrten Befassung mit den Mongoleneinfällenund mit den Taten der japanischen Krieger dieser Zeit war ab dem achtzehn-ten Jahrhundert die Zuwendung zur „Bildrolle zu den Mongoleneinfällen“(Mōkō shūrai emaki). Die Querrolle hatte gemäss dem Nachwort aus dem Jahr1293 (Einin 1) Takesaki Suenaga, ein Krieger aus der Provinz Higo, der heuti-gen Präfektur Kumamoto, in Auftrag gegeben. In ihr hatte er seine Verdienstewährend der Mongoleneinfälle verewigen lassen. Der Gelehrte Arai Hakuseki(1657–1725) machte das Vorhandensein der Bildrolle in der Einführung zu sei-nem Werk Honchō gunki kō, „Überlegungen zu den Waffen des japanischenReichs,“ im Jahr 1709 bekannt. 1793 wurde die Bildrolle in Edo gezeigt.9 In dernachfolgenden Zeit erhielt die Bildrolle vermehrte Aufmerksamkeit, indemsie nach ihrer Wiederentdeckung im achtzehnten Jahrhundert als originaleQuelle für die Geschehnisse Ende des dreizehnten Jahrhunderts betrachtetwurde.

Zum einen weisen die Benutzungsspuren an der Bildrolle darauf hin, dasssie Gegenstand intensiver Beschäftigung war. Unterschiedliche Personen füg-ten im Laufe der Zeit offensichtlich Sequenzen neu zusammen und brachtenAufschriften an. Das legen die verschiedenen Schriftzüge und Malstile nahe,sowie die inkonsequente Verwendung der phonetischen Lesehilfen, der so ge-nannten furigana, bei den Textpartien. Zum anderen sind die zahlreichen Ko-pien, die ab dem ausgehenden achtzehnten Jahrhundert entstanden, Aus-druck der gewaltigen Rezeption der Bildrolle. Bekannt sind sechsundvierzigKopien – einschliesslich Auszügen, die jeweils nur Bild- oder Textpartien wie-dergeben –, die aus den Jahren 1795 bis 1916 stammen. Als in den 1820er Jah-ren durch Zufall die fehlende zweite Bild-Text-Sequenz im Haus der ŌyanoFamilie, Besitzer der Rolle, entdeckt wurde, nahmen nachfolgende Kopienden aufregenden Fund sofort auf. Offensichtlich bemühten sich Gelehrte, den

9 Vgl. Horimoto 1998: 15.

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ursprünglichen Inhalt der Rolle und damit das historische Ereignis, das siebeschrieb, akribisch genau zu rekonstruieren.10

Das Interesse an der Bildrolle war erstens von den Intellektuellen jenerZeit getragen. Insbesondere die Repräsentanten von kokugaku wandten sichder Erforschung von wichtigen historischen Ereignissen zu und tauschten In-formationen zu Quellenmaterial aus. In diesem Zusammenhang entstandenund zirkulierten verschiedene Kopien der Bildrolle zu den Mongoleneinfäl-len. Überdies waren die Kopien unter den Kriegerfamilien Kyūshūs ein be-gehrtes Gut. Denn die Rolle stellte nicht nur die Taten des HauptakteursTakesaki Suenaga dar, sondern auch anderer berühmter Krieger der ProvinzHigo. Es ist daher kein Zufall, dass vor allem in der Gegend von Higo zahlrei-che Kopien in Umlauf waren. Schliesslich stellte die Rolle einen Fundus fürMaler dar, die mit der Wiedergabe von Szenen der Kamakura-Zeit beauftragtwaren, indem sie Waffen, Harnische und Gebäude jener Zeit genau festhielt.11

So sind die Gestalten der Mongolen und der japanischen Krieger, sowie derszenische Hintergrund, der Steinwall um die Bucht von Hakata oder die Pini-enwälder entlang der Küste, detailgetreu und mit künstlerischer Fertigkeitwiedergegeben. Die Zuwendung zur Rolle war also einerseits von einem all-gemeinen neuen ethnographisch-historischen Interesse getragen. Anderer-seits fungierte die Rolle als identitätsstiftendes Objekt der führenden Familienin Kyūshū.

Es befassten sich aber nicht nur einflussreiche Kriegerfamilien und Ge-lehrte mit den Mongoleneinfällen. Dorfbewohner gedachten ihrer Vorfahren,die sie in alten Dokumenten wiederentdeckten. In der Enkyō-Ära (1744–1748)malte der Künstler Yukihiro Kii no Kami den Krieger Nakamura Tsuzuku,„der seine Bande zur Abwehr gegen die Mongolen in der Hafenstadt Imazuzusammenzog.“12

Die Familie Nakamura leitete ihre Herkunft von der Matsuura Bande ab,die vom zwölften bis sechzehnten Jahrhundert in der Gegend von Hizen, demheutigen Nagasaki, einflussreiche Krieger, Seefahrer und Piraten hervorge-bracht hatte. Wohl während des zwölften Jahrhunderts liess sich die Familieauf der Ito-Halbinsel im Westen von Hakata nieder. Nakamura Tsuzuku wareiner der vielen Krieger, die während des ausgehenden dreizehnten Jahrhun-derts an der Wache zur Abwehr der Mongolen und an der Instandhaltung desSteinwalls entlang der Küstenlinie beteiligt waren. Seine Aktivitäten in die-sem Zusammenhang sind für die Jahre 1286 bis 1304 belegt. Er diente über

10 Vgl. Horimoto 1998: 20, 23–26. 11 Vgl. Horimoto 1998: Anm. 3. 12 Die Hängerolle ist weder signiert noch beschriftet. Einziger Hinweis zu Künstler und Da-

tum findet sich in Ogino 1915: 31.

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Jahre hinweg und seine Einsätze dauerten oft mehrere Monate lang. DieHaupttätigkeit Tsuzukus lag jedoch in der Bewirtschaftung seines Landes, inder Wahrnehmung der lokalen gesellschaftlichen und politischen Aufgabensowie in der Leitung der religiösen Anlässe am örtlichen Shitō-Schrein.13

Wohl im Anschluss an die Sengoku-Zeit (1477–1573), die das japanischeArchipel in einzelne Territorialherrschaften spaltete, gab die Familie Naka-mura das Kriegshandwerk auf und wandte sich ganz der Landwirtschaft zu.Prägend für das Schicksal der Familie dürfte die Niederlage der Familie Ha-rada gewesen sein, vorherrschende Krieger im Norden Kyūshūs gegen Toyo-tomi Hideyoshi (1537–1598). Während der Edo-Zeit besassen Bauern keine Fa-miliennamen und erst im späten neunzehnten Jahrhundert, als die Meiji-Re-gierung Familiennamen für ihre Bürger einführte, legte sich wohl ein Zweigder Familie den früheren Namen Nakamura wieder zu. Herrschte beim Tra-gen des Namens keine Kontinuität, so in der Tradierung der Schriftstücke.Noch heute sind die Schriftstücke der Familie Nakamura im Haus der Familiein Shitō bei Maebaru, Präfektur Fukuoka, in einem Archiv aufbewahrt.14

13 Vgl. Fröhlich 2003, Hattori 1998, Naganuma 1976: 97–103, Shinjō und Masaki 1968: Nr. 67–77. 14 Vgl. Hattori 2007. Das Familienarchiv ist nach dem jetzigen Haupt der Familie Nakamura

Reisaburō-Archiv benannt.

Abb. 1: Yukihiro Kii no Kami: „Nakamura Tsuzuku und seine Kriegerbande, Hängerolle, Tusche auf Papier, Mitte achtzehntes Jahrhundert. Nakamura Reisaburō

Archiv in Shitō, Maebaru, Ito Halbinsel.

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Die Familie Nakamura vergass somit über die Jahrhunderte ihre kriegeri-sche Herkunft nicht. Die Bildrolle, die der Künstler Yukihiro Mitte des acht-zehnten Jahrhunderts malte, basierte eindeutig auf einem tatsächlichen Be-richt des Kriegers Tsuzuku, den dieser wohl gegen Ende des dreizehnten Jahr-hunderts an seinen militärischen Oberbefehlshaber machte:

Bericht von Nakamura Iyajirō Tsuzuku aus Ito no shō in der Provinz Chi-kuzen zu seiner militärischen BereitschaftTsuzuku, beritten und in Rüstungsein jüngerer Bruder, Saburō Narabu, beritten und mit Brustpanzerberittene Gefolgsleute, Gorotarō, berittenFussvolk, Matajirō, Genzō, Hōren nyūdo, Minamoto no Tōji, Minamoto noTōshirō, Matatarō, Santarō, Taijirō [weiterer Teil des Schriftstücks fehlt].(Shinjō und Masaki 1968: Nr. 68).

Getreu bildete der Künstler die Zahl und Zubehöre der Mitglieder der Krie-gerbande ab, die drei berittenen Krieger sowie die acht Gefährten, die dasFussvolk der kleinen militärischen Einheit bildeten. Lediglich beim szeni-schen Hintergrund, so den Sanddünen der Gekainada See, oder bei der Aus-gestaltung des Zubehörs, den blitzenden Rüstungen und Helmen mit den ein-drücklichen Quasten oder den stolzen Pferden, liess der Künstler seine eigenePhantasie walten. Als Modelle lagen aber höchstwahrscheinlich alte Bildquel-len zugrunde. Der Künstler transponierte den alten, schwer lesbaren BerichtTsuzukus somit in ein leichtverständliches, repräsentatives Bild.

Noch heute wird die Bildrolle regelmässig zu Obon, dem japanischen Ah-nenfest, hervorgeholt und neben den buddhistischen Altar der Nakamura Fa-milie gehängt. Dazu wird ein Schriftstück ausgestellt. Es handelt sich um ei-nen Eid zur gegenseitigen Hilfeleistung bei der Feldbewässerung, der wäh-rend der Hungersnot der Tenmei-Ära (1781–1789) geschrieben und von Mit-gliedern der Familie Nakamura und weiteren Bewohnern von Shitō mit Blutsigniert wurde. Die zwei Rollen, illustrierte Hängerolle und schriftliche Quer-rolle, bilden somit den Kristallisationspunkt des Gedächtnisses der FamilieNakamura. Der Eid bestätigt die Wurzeln der Familie in der dörflichen Ge-meinde. Die Bildrolle hingegen erinnert an den Urahnen und Krieger Tsu-zuku, der gegen die Mongolen kämpfte.

In den 1820er Jahren schuf Okumura Gyokuran, der aus der Familie einesSojasaucen-Brauers in Hakata stammte, sein Chikuzen meisho zue, „Skizzen be-rühmter Orte in Chikuzen,“ ein für die Allgemeinheit gedachter Führer zur Ge-gend des heutigen Fukuoka, das unter anderem die Mongoleneinfälle beschrieb.

Die Illustration der stehenden Gestalt eines Mongolen, der alleine den Na-turgewalten widersteht und von haushohen Wellen, gekenterten Schiffen undBlitzen umgeben ist, geht wohl auf das Taiheiki zurück. Darin heisst es, die

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siebzigtausend Schiffe der Mongolen seien entweder an Felsen zerschellt oderdurch die Wellen gekentert. Ein General allein sei nicht von den Winden fort-geweht worden und nicht in den Wellen ertrunken.15 Darüber hinaus stütztesich Okumura bei der Illustration seines Werks auf weitere bedeutende Quel-len, wie der Bildrolle zu den Mongoleneinfällen. Indem Okumura sich auf diedamals bekannten Zeugnisse zu den Mongoleneinfällen stützte, stand er ein-deutig unter dem Einfluss der historiographischen Tradition Kyūshūs derausgehenden Edo-Zeit.

Die angeführten Beispiele zeigen, dass die Mongoleneinfälle in der ausge-henden Edo-Zeit einen wesentlichen Bestandteil des sozialen Gedächtnissesder Bewohner Kyūshūs bildeten. Durch alle gesellschaftlichen Schichten hin-durch galt es, die Ereignisse des dreizehnten Jahrhunderts mit zuverlässigenZeugnissen aus der Vergangenheit darzustellen und der Vorfahren zu geden-ken, die gegen die Mongolen gekämpft hatten. Verwendet wurden bekannteEpen, nämlich das Taiheiki, biographische Darstellungen, so die „Bildrolle zuden Mongoleneinfällen,“ oder Urkunden, wie im Falle der Familie Nakamura,die über die Jahrhunderte im Schoss der Familie tradiert worden waren.

15 Vgl. Gotō und Okami 3: 454.

Abb. 2: Chikuzen meisho zue, Rolle 2, um 1804–1829 (Bunsei und Bunka Ären).Kyūshū Universitätsmuseum.

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4. PHANTASTISCHE VORSTELLUNGEN ALS KONSTITUENTEN DES SOZIALEN GEDÄCHTNISSES

Die Rückbesinnung auf die eigene Vergangenheit fand nicht nur in der selbst-reflexiven Erforschung von alten Zeugnissen ihren Ausdruck. Offensichtlichwaren auch die Erzählungen, die Tsuda als unzuverlässig abtat, Konstituen-ten des sozialen Gedächtnisses. Gemäss der Erzählung des Alten waren dieMongolen Dämonen gleich, mit rotem Haar, blauer Haut, scharfen Hörnernund blitzenden Augen. Sie seien auf Wolken geritten und hätten die Windebeherrscht. Es liegt die Vermutung nahe, dass die so eindrückliche Beschrei-bung der Mongolen sich aus einer etablierten narrativen Tradition schöpfte. Inder Tat erwähnt das Hachiman gudōkun Dämonen, die Japan angegriffen hät-ten. Die Beschreibung bezieht sich allerdings nicht auf die Mongoleneinfällesondern auf die mythologisch-historische Urzeit Japans:

Unter denen, die mit der Absicht, anzugreifen, aus fernen Ländern kamen,waren es zur erlauchten Zeit des Chūai tennō zunächst die „Jinrin“ ge-nannten Leute. Deren Gestalt glich Dämonen, ihre Körperfarbe war rotund sie waren achtköpfig; auf schwarzen Wolken reitend und so durch dieLüfte fliegend, gelangten sie zum Sonnenursprung[sland], ergriffen dasMenschenvolk und töteten es. Beschoss man sie von ferne, zerbrachen siedie Pfeile, näherte man sich ihnen, verwirrten sie die Sinne und töteten soden Leib. Die Menschenrasse war schon nahe daran, auszusterben. (Hachi-man gudōkun, zit. nach Bockhold 1982: 50)

Trotz der unterschiedlichen Beschreibung der Eindringlinge weist der Ab-schnitt dasselbe Muster auf, wie die Geschichte, die der Alte im achtzehntenJahrhundert zu den Mongoleneinfällen zu erzählen wusste. Auf Wolken rei-tende Dämonen fallen in Japan ein und bringen die Einwohner des Archipelsfast zum vollständigen Verschwinden. Vorstellungen von Dämonen, die Ja-pan angegriffen hätten, wurden schon früh in Berichten zu den Mongolenein-fällen eingebracht. So berichteten Krieger in Kyūshū an das Schogunat wäh-rend der durch die japanischen Piraten ausgelösten Spannungen mit Koreaund China im Jahr 1419, dass es unter den „Chinesen“ (tōjin) „Dämonen ähn-liche Gestalten“ (oni no yōna mono, zit. nach Saeki 2003: 245) gebe. Im frühenfünfzehnten Jahrhundert betteten die Krieger Kyūshūs also ihre persönlichenErfahrungen in die vom sozialen Gedächtnis bereitgestellten Paradigmen ein.

Die von Tsuda zitierte Geschichte des Alten stellte die als Dämonen dar,weil sie auf diese Weise schlüssig in eine über die Jahrhunderte vorgegebeneErzähl- und Erinnerungstradition äusserer Angriffe passte. Dass die Mongo-len in ihr die Gestalt rothaariger und blauhäutiger Dämonen annahmen, istaus den ikonographischen Regeln zu erklären, die in der Edo-Zeit fest eta-

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bliert waren.16 Aber die Geschichte des Alten stützte sich auch auf eine wei-tere Erzähltradition. Tsuda stellt fest, dass die Erzählung des Alten auf einenschriftlichen Text, nämlich das Taiheiki, zurückging. Im Taiheiki ist unter demEintrag „Der Angriff der Yuan auf Japan“ (Taigen yori Nihon wo semeru koto),17

der den zweiten Mongoleneinfall festhält, folgendes zu lesen:

Da unterschrieben am siebten Tag des siebten Monats des Jahres 1281(Kōan 4) zwölf Leute unter der Leitung von Arakita no Hisayoshi, demOberpriester des Kōtai Jingū, und Watarae no Sadahisa, dem Oberpriesterdes Toyouke Daijingū, einen Eid und boten diesen dem Tennō dar.18 Derlautete: „Es ist ziemlich lange her, dass die Schatzhalle des Windschreins,des Kami no miya, des Nebenschreins der zwei Hauptschreine, erbebte. BeiAnbruch des sechsten Tages stieg eine geballte rote Wolke aus derHaupthalle auf, beleuchtete Himmel und Erde und liess Berge und Flüsseerstrahlen. Mitten aus dem Licht erschienen Dämonen, die wie yasha undrasetsu (Sanskr. Yaksa und Raksasas), blau waren. Sie lösten die Knotenvon ihren Säcken. Aus deren Öffnungen entwichen Feuerwinde, erhobenSand und liessen Fische fliegen19 und fegten grosse Bäume fort […]. (Tai-heiki, Rolle 39, zit. nach Gotō und Okami 3: 454)

Nicht also die Mongolen, sondern die Windgötter, die der Legende nach eineglückliche Wendung für Japan herbeiführten, sind hier als blaue Dämonen,beschrieben. Die Stelle im Taiheiki macht Sinn, wenn man sich vor Augen hält,dass in Japan schon bald der Mythos kursierte, die göttlichen Winde hättendas japanische Archipel vor den fremden Eindringlingen gerettet.20 Wird derBlick auf die bildliche Tradition in Japan gelenkt, lässt sich feststellen, dassmeist Wesen, die positiv beladene Konnotationen hervorrufen, auf Wolken er-scheinen. Insbesondere Buddhas und Bodhisattvas sind in der buddhistischenKunst häufig auf Wolken dargestellt. Aber auch der Windgott ist in Darstel-lungen mit blaugrünlicher Haut, roten Haaren und auf Wolken schwebendgemalt.21

16 Ein Beispiel ist der Dämon oder rasetsu, der abgebildet ist auf der Hängerolle von SogaShōhaku (1730–1781): „Dōji vom Schneeberg“ (Sessan dōji zu), Tusche und Farben auf Pa-pier, 1764, Keishoji, Präfektur Mie.

17 Yuan ist die Bezeichnung für die von den Mongolen gegründete chinesische Dynastie(1279–1368).

18 Kōtai Jingū und Toyouke Daijingū bilden das Herzstück des Ise Jingū, des GrossenSchreins von Ise.

19 Bei dem sonst nicht belegten, sino-japanischen Kompositum shagyo handelt es sich wohlum Schreibvarianten für Sand (suna) und Fisch (sakana). Es handelt sich also wohl um eineetwas hochtrabende Metapher für die Stärke der entwichenen Winde.

20 Vgl. Seno 2003. 21 Ein Beispiel ist der Doppel-Stellschirm von Tawaraya Sotatsu (?–?), Tusche und Farben

auf Papier mit Goldblatt, frühes siebzehnten Jahrhundert. Kyōto Nationalmuseum.

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Das Kriegsepos des Taiheiki, entstand im späten vierzehnten Jahrhundert,also ein Jahrhundert nach den Mongoleneinfällen. Das Werk stellt eine dendamaligen Umständen angepasste Interpretation der Ereignisse dar, indemder Mythos um die göttliche Winde zum Schutz Japans die Legitimität desdurch Go-Daigo Tennō (1288–1339) etablierten südlichen Hofs gegen das Mu-romachi Schogunat belegen sollte. Obschon das Taiheiki durch kaisertreueHöflinge verfasst worden war, erfreute sich das Epos auch unter den Schogu-nen in der Edo-Zeit grosser Beliebtheit. Im siebzehnten und achtzehnten Jahr-hundert fanden das Taiheiki oder dessen mündlich tradierte Versionen zudemin weiten Teilen der Bevölkerung Verbreitung.22

So basierte offensichtlich, wie Tsuda feststellte, auch die Erzählung des Al-ten aus Hakata auf dem Taiheiki. Nur waren in der Vorstellung der Bevölkerungnicht mehr die Windgötter sondern die Mongolen die dämonenähnlichen We-sen. Während für die Verfasser des Taiheiki im vierzehnten Jahrhundert diewundersame Rettung durch die göttlichen Winde im Zentrum standen, war dieBevölkerung des achtzehnten Jahrhunderts in Kyūshū in einer Nabelschau viel-mehr mit den Taten der eigenen Vorfahren beschäftigt. Nach Jahrhunderten, indenen weite Teile der japanischen Bevölkerung kaum direkten Kontakt mitAusländern gehabt hatten, waren die Mongolen, die das beunruhigendeFremde versinnbildlichten, in der Erinnerung zu zerstörerischen aber zugleichwenig fassbaren, surrealen Wesen verwandelt worden. Das soziale Gedächtnisfand sich in Erzählmustern ausgedrückt, die der Weltanschauung der damali-gen Bevölkerung entsprachen und einleuchtend erschienen.

Im Jahr 1804 kam der russische Gesandte Nicolai Resanov nach Nagasakiund forderte die Aufnahme von Handelsbeziehungen. Vier Jahre später er-zwang sich das englische Kriegsschiff Phaeton Einlass in den Hafen von Na-gasaki. Der Zwischenfall deckte die Schwäche des japanischen Abwehr-systems auf.23 Die Zunahme von ausländischen Schiffen, die vor der KüsteJapans kreuzten, sowie Nachrichten zur Niederlage Qing-Chinas im Opium-krieg von 1839/41 liessen die westlichen Imperialmächte zu einer unmittelba-ren Herausforderung heranwachsen.24 Schliesslich erzwang der amerikani-sche Kommodore Matthew C. Perry im Jahr 1853 die Öffnung japanischerHäfen. In jenen Jahrzehnten der Bedrohung von Aussen erfuhren die Mongo-leneinfälle zunehmende Beachtung. Zeitgleich mit der erzwungenen Ausein-andersetzung mit den Fremden – fast ein Jahrhundert nach der Herausgabedes Sankō mōko nyōkō ki – bekundeten verschiedene Kopien das erneute Inter-esse an Tsudas Werk und die in ihm beschriebenen Mongoleneinfälle. Erhal-

22 Gotō und Okami 1: 5–27 (kaisetsu), Hyōdō 1995, Wakao 1999. 23 Vgl. Wilson 2006. 24 Vgl. Wakabayashi 2000.

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ten sind eine verkürzte Version aus dem Jahr 1843 und zwei weitere aus demJahr 1854.25

In den 1860er Jahren kam es zu einer ausländerfeindlichen Bewegung, dienach dem damaligen Slogan „Verehrt den Tennō, vertreibt die Barbaren“(sonnō jōi) benannt ist. Insbesondere die Krieger der Chōshū Domäne (heutigePräfektur Yamaguchi) setzten den Slogan in Taten um. In den Monaten Juniund Juli des Jahres 1863 nahmen sie ein amerikanisches Handelsschiff und einfranzösisches und ein holländisches Kriegsschiff in der Kanmon Meerengezwischen Honshū und Kyūshū unter den Beschuss. Die Angriffe, die einenVerstoss gegen die offizielle, konziliante Politik des Schogunats gegenüberden westlichen Mächten darstellten, führten zu mehreren Seeschlachten.Schliesslich gingen Grossbritanien, Frankreich, die Niederlande und die Ver-einigten Staaten im Jahr 1864 als Sieger hervor.26 Im Sommer des Jahres 1863,also auf dem Höhepunkt der sonnō jōi-Bewegung, entstanden etliche Graphi-ken zu den Mongoleneinfällen.

Das Tryptichon von Kawanabe Kyōsai mit dem Titel „Vernichtung derSchiffe der Mongolen“ (Mōko zokusen taiji no zu) des Jahres 1863 zeigt die Zer-störung der feindlichen Flotten. Zum einen erinnern die rote, blitzende Feuer-kugel und die stürmische See an die Schilderung im Taiheiki. Zum anderengleicht die Darstellung weiteren Graphiken dieses Genres, die eine Fahne miteinem roten Kreis auf weissem Grund und mit Schriftzeichen zeigen. Es han-delt sich dabei um das Mandala, das der Mönch Nichiren (1222–1282) gegendie Mongolen geführt haben soll, und die Zauberformeln, so genannte Man-tra, mit denen Nichiren die Windgötter beschworen haben soll.27

Die Abbildung der feindlichen, niedergehenden Armee war klar eine An-spielung auf die Schiffe der westlichen Mächte oder die Anhänger des Scho-gunats, die sich für eine Öffnung Japans einsetzten. Die Graphiken trugen alsoeine explizite politische Botschaft, indem sie den Sieg der Chōshū Domäneund ihrer sonnō jōi-Bewegung propagierten. Darüber hinaus versetzte die Sze-nerie – die feuerrote, aufgehende Sonne und die rötliche Himmelfärbung, diewallenden, turmhohen Wellen, die feindlichen Krieger, die durch die Lüftegeschleudert und in die Gewässer gesogen werden – die Geschehnisse in eine

25 Vgl. Kono 2004: 76–77. 26 Vgl. Polak 2002. 27 Ein weiterer Druck von Kawanabe ist im Besitz des Historiographischen Instituts mit dem

Titel „Kurze Schilderung der Vernichtung der Mongolen“ (Mōko taiji no ryakki). Dipty-chon, Signatur: „Shūmaro“, Vielfarbendruck (nishiki-e), 1863 (Bunkyū 3). Zudem befindetsich ein Druck mit dem Titel „Vernichtung der Schiffe der Mongolen“ (Mōko zokusen taijino zu), Künstler unbekannt, Vielfarbendruck (nishiki-e; undatiert), zurzeit im Besitz desAntiquariats Ashishobō in Fukuoka. Das Mantra Namu myōhō renge kyō bringt die Hingabezum Gesetz der Lotos Sutra zum Ausdruck, der wichtigsten Sutra der von Nichiren ge-gründeten Lotos-Schule.

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surreale Umgebung. Die Parallelen zu einer Traumwelt finden sich bestätigtdurch weitere Typen dieses Genres, in denen Kobolde (tengū) feindliche aus-ländische Schiffe angreifen und deren Insassen ins Meer ziehen.28 Die Gra-phik verbildlicht somit gleichsam die unbewussten Vorstellungen und Ängstein der japanischen Bevölkerung, die kurz nach der Öffnung Japans gegenüberdem Fremden vorherrschten.

Mit der vermehrten Ankunft ausländischer Schiffe waren die Fremden,nun mehr Europäer und Amerikaner, wieder zu einer unmittelbaren Bedro-hung geworden. Und immer noch spielten mythische Erzählungen und phan-tastische Bilder eine Rolle bei der Prägung des sozialen Gedächtnisses. Durchsie wurden die Mongolen, die bis ins neunzehnte Jahrhundert die grösste äus-sere Bedrohung gegenüber Japan bedeutet hatten, Metapher für die Fremdenschlechthin. Die Rettung durch die göttlichen Winde aber wurde zum identi-tätsstiftenden Mythos hochstilisiert. Neben den wiederentdeckten histori-schen Darstellungen spielten literarische Traditionen und deren bildlichenEntsprechungen eine entscheidende Rolle bei der Prägung des sozialen Ge-dächtnisses, weil sie in einfach kommunizierbarer Weise das Bild der bedroh-lichen Fremden und der göttlichen Winde zum Schutze Japans entwarfen.

28 Ein Beispiel ist die Malerei mit dem Titel „Angriff von Kobolden gegen ausländischeschwarze Schiffe“ (Karasu tengū kurofune wo osou zu), Hängerolle, Farben auf Seide, Mitteneunzehntes Jahrhundert (Kyōto Nationalmuseum 2001: 193). Obschon die Hängerolleeine Anspielung auf die schwarzen Schiffe von Kommodore Perry darstellt, ist sie in ihrerimpliziten Botschaft und Komposition mit den Graphiken zu den Mongoleneinfällen ver-gleichbar.

Abb. 3: Kawanabe Kyōsai (1831–1889): „Vernichtung der Schiffe der Mongolen“ (Mōko zokusen taiji no zu). Triptychon, Signatur: „Seisei Kyōsai“, Vielfarbendruck (nishiki-e),

1863 (Bunkyū 3). Bibliothek des Historiographischen Instituts, Tōkyō-Universität.

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5. SCHLUSS

Das achtzehnte Jahrhundert war eine Zeit des gesellschaftlichen und wirt-schaftlichen Wandels. Die Krieger sahen sich zunehmend ihres Einflusses undihrer Vormachtstellung beraubt. In jenem krieglosen Jahrhundert widmetensich die Krieger den moralischen Werten ihres Stands und in diesem Zusam-menhang mit ihren zu idealisierten Vorbildern erhobenen Vorfahren.29 Nichtnur die Elite sondern auch untere Bevölkerungsschichten besannen sich aufdie eigene Vergangenheit, die sie in den alten Quellen wiederentdeckten. DasBedürfnis nach Reorientierung, das mit den damaligen gesellschaftlichen Um-brüchen einherging, lenkte den Blick auf die eigene Geschichte, sei es die Ge-schichte des Landes, der Region oder der Familie. Durch die Erinnerung andie Mongoleneinfälle festigten Gelehrte, Krieger und Dorfbewohner ihre ge-sellschaftliche Stellung und definierten ihre eigene Identität in der Gegenwart.

Obschon die Entdeckung und Reflexion über die Vergangenheit mit derSchaffung einer neuen, kritischen, historiographischen Tradition einherging,spielten auch Mythen und imaginäre Bilder bei der Prägung des sozialen Ge-dächtnisses eine wesentliche Rolle. Literarische Texte und phantastische Bil-der reduzierten die Vergangenheit auf einfache Aussagen, machte die in altenQuellen enthaltenen Botschaften leicht dekodierbar. Die von Tsuda als Lügeabgewertete Geschichte des Alten sagte zwar nicht viel zu den Mongoleninva-sionen des dreizehnten Jahrhunderts aus, wohl aber zum Verhältnis der Be-völkerung Kyūshūs zum Fremden im achtzehnten Jahrhundert. In den Jahrennach der Öffnung Japans wurde das Bild der Mongolen als Übermenschenund die Rettung durch die göttliche Winde verstärkt aufgegriffen und wider-spiegelte dabei das tiefe Unbehagen der Bevölkerung gegenüber den neuenFremden aus dem Westen. Fiktion, umgedeutet und der Gegenwart ange-passt, war ebenso Bestandteil des sozialen Gedächtnisses wie die historischenQuellen, mit denen man sich auf illustre Ahnen berief.

Die Erinnerung an die Mongoleneinfälle zeigt, dass sich das soziale Ge-dächtnis in der ausgehenden Edo-Zeit aus einem Zusammenspiel verschiede-ner Medien konstituierte. Historienwerke, fiktive Erzählungen und bildlicheIllustrationen wurden in unterschiedlicher, jedoch ergänzender Weise einge-setzt. Wichtig war nicht, durch welches Medium die Vergangenheit erfahrenund dargestellt wurde, sondern ob der übermittelte Inhalt in das Bezugs-system der Gegenwart eingepasst werden konnte.

29 Vgl. Friday 1994: 340.

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