Emotionsregulation - Strategien, neuronale Grundlagen und Altersveränderungen

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1 Emotionsregulation: Strategien, neuronale Grundlagen und Altersveränderungen 1.1 Einleitung Sei es die Angst vor Abrutschen der Aktienkurse, der Ärger über die jüngste Erhöhung der Gaspreise, die Trauer angesichts der im Spendenaufruf erwähnten Erdbebenopfer, oder das Bedauern nach dem Kauf oder NichtKauf eines Produktes – ökonomische Entscheidungssituationen sind häufig mit Emotionen verbunden. Die Erkenntnis, dass Emotionen ökonomisches Verhalten beeinflussen, wird in der Verhaltensökonomie zunehmend akzeptiert (Bechara & Damasio, 2005; Kenning & Plassmann, 2005). Personen handeln in vielen ihrer Entscheidungen nicht rational, sondern werden getrieben von ihren Vorlieben und Ängsten, von Zielen und Präferenzen, selbstdienlichen Verzerrungen und Illusionen, kurz, von ihren emotionalen Reaktionen auf Reize in ihrer Umwelt. Weniger beachtet wurde allerdings, dass Personen ihren Emotionen nicht passiv ausgeliefert sind. Ganz im Gegenteil, Menschen tendieren dazu, nahezu alle ihrer negativen (und manche ihrer positiven) emotionalen Erlebnisse bewusst oder unbewusst zu regulieren, meist mit dem Ziel, ihr Wohlbefinden wiederherzustellen oder zu steigern (Egloff, in Druck; Gross, 1998b). Der Erfolg solcher Regulationsversuche wird Auswirkungen auf ihr emotionales Wohlbefinden, ihre Entscheidungen und ihr alltägliches Handeln haben. Um ihre Emotionen zu regulieren, können Personen auf verschiedene Strategien zurückgreifen. Sie könnten die aktuellen Börsendaten gar nicht erst ansehen, um sich die neuesten Schreckensmeldungen zu ersparen. Sie könnten sich vor deren Durchsicht einen Wein eingießen, oder aber sie könnten sich selbst überzeugen, dass trotz schlechter Börsendaten die eigenen FondAnlagen sicher sind. Um solche Strategien der Emotionsregulation, deren neuronale Grundlagen, Effektivität und kognitivselbstregulative Kosten geht es in diesem Kapitel. Ziel ist es, einen Überblick über den psychologischen Forschungsstand zur Emotionsregulation – und dadurch dem entstehenden Forschungsfeld der Neuroökonomie mögliche neue Impulse – zu geben. Zu zitieren als: Scheibe, S. (2010). Emotionsregulation: Strategien, neuronale Grundlagen und Altersverän-derungen [Emoti- on regulation: Strategies, neural basis, and age-related changes]. In M. Reimann & B. Weber. Neuroökonomie (pp. 59-84). Wiesbaden: Gabler. doi: 10.1007/978-3-8349-6373-4_4.

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1 Emotionsregulation: Strategien, neuronale Grundlagen und Altersveränderungen

1.1 Einleitung

Sei es die Angst vor Abrutschen der Aktienkurse, der Ärger über die jüngste Erhöhung 

der Gaspreise, die Trauer angesichts der im Spendenaufruf erwähnten Erdbebenopfer, 

oder das Bedauern nach dem Kauf oder Nicht‐Kauf eines Produktes – ökonomische 

Entscheidungssituationen sind häufig mit Emotionen verbunden. Die Erkenntnis, dass 

Emotionen  ökonomisches  Verhalten  beeinflussen,  wird  in  der  Verhaltensökonomie 

zunehmend akzeptiert  (Bechara & Damasio, 2005; Kenning & Plassmann, 2005). Per‐

sonen handeln  in vielen  ihrer Entscheidungen nicht rational, sondern werden getrie‐

ben von  ihren Vorlieben und Ängsten, von Zielen und Präferenzen,  selbstdienlichen 

Verzerrungen  und  Illusionen,  kurz,  von  ihren  emotionalen Reaktionen  auf Reize  in 

ihrer Umwelt.  

Weniger beachtet wurde allerdings, dass Personen  ihren Emotionen nicht passiv aus‐

geliefert sind. Ganz im Gegenteil, Menschen tendieren dazu, nahezu alle ihrer negati‐

ven (und manche ihrer positiven) emotionalen Erlebnisse bewusst oder unbewusst zu 

regulieren, meist mit dem Ziel, ihr Wohlbefinden wiederherzustellen oder zu steigern 

(Egloff, in Druck; Gross, 1998b). Der Erfolg solcher Regulationsversuche wird Auswir‐

kungen auf  ihr  emotionales Wohlbefinden,  ihre Entscheidungen und  ihr alltägliches 

Handeln haben. Um ihre Emotionen zu regulieren, können Personen auf verschiedene 

Strategien zurückgreifen. Sie könnten die aktuellen Börsendaten gar nicht erst anse‐

hen, um  sich die  neuesten  Schreckensmeldungen  zu  ersparen.  Sie  könnten  sich  vor 

deren Durchsicht einen Wein eingießen, oder aber sie könnten sich selbst überzeugen, 

dass  trotz  schlechter Börsendaten die  eigenen Fond‐Anlagen  sicher  sind. Um  solche 

Strategien  der  Emotionsregulation,  deren  neuronale  Grundlagen,  Effektivität  und 

kognitiv‐selbstregulative Kosten geht es in diesem Kapitel. Ziel ist es, einen Überblick 

über  den  psychologischen  Forschungsstand  zur  Emotionsregulation  –  und  dadurch 

dem entstehenden Forschungsfeld der Neuroökonomie mögliche neue  Impulse – zu 

geben. 

Zu zitieren als: 

Scheibe, S. (2010). Emotionsregulation: Strategien, neuronale Grundlagen und Altersverän-derungen [Emoti-on regulation: Strategies, neural basis, and age-related changes]. In M. Reimann & B. Weber. Neuroökonomie (pp. 59-84). Wiesbaden: Gabler. doi: 10.1007/978-3-8349-6373-4_4. 

Zunächst  sollen die Begriffe der Emotion und Emotionsregulation definiert und zu‐

grunde liegende Komponenten abgegrenzt werden. Dann wird das Prozessmodell der 

Emotionsregulation  von  James  Gross  dargestellt,  gefolgt  von  einer  Übersicht  zum 

gegenwärtigen Wissen über die neuronalen Grundlagen der Emotionsregulation. Es 

folgt  eine  Zusammenfassung  des  Forschungsstands  zur  differentiellen  Effektivität 

verschiedener Regulationsstrategien. Schließlich werden kognitive und selbstregulati‐

ve Kosten von Emotionsregulation beschrieben.  

Um  demographischen Veränderungen  in  unserer Gesellschaft  Rechnung  zu  tragen, 

wird dabei  immer wieder darauf eingegangen, wie  sich diese Prozesse mit dem Äl‐

terwerden verändern.  Im  20.  Jahrhundert hat  sich die Lebenserwartung  in Deutsch‐

land und anderen westlichen Ländern dramatisch verlängert und die Geburtenraten 

sind gefallen (Tivig & Hetze, 2007). Der zunehmende Anteil alter Menschen hat Spu‐

ren in den Bereichen der Wirtschaft, Familie, Arbeit und Politik hinterlassen und diese 

Spuren werden  in den nächsten Jahrzehnten noch deutlicher werden. Mit dem Älter‐

werden ändern sich Ziele, Präferenzen und der Umgang mit emotionalen Situationen, 

und somit auch Prädiktoren, Korrelate, und Konsequenzen von Kaufentscheidungen. 

Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, sich die Effekte des Alterns auf Prozesse 

der Emotionsverarbeitung und –regulation zu vergegenwärtigen.  

1.2 Emotionen und Emotionsregulation: Definition und Komponenten

1.2.1 Emotionen

Emotionen entstehen, wenn Personen Reize  in  ihrer Umwelt als relevant  für  ihre ge‐

genwärtigen Ziele  erachten, mögen diese Ziele bewusst oder unbewusst, kurzfristig 

oder  langfristig, zentral oder peripher sein (siehe Gross & Thompson, 2007  für einen 

Überblick). Ziele  geben der  Situation  eine Bedeutung und diese Bedeutungen  lösen 

Emotionen aus. Tabelle 1 gibt einen Überblick über den Prozess der Emotionsgenese, 

sowie die entsprechenden Ansatzstellen  für Emotionsregulation  (Gross, 1998b; Gross 

& Thompson, 2007). Am Beginn der Sequenz steht eine emotional relevante Situation. 

Diese kann external oder  internal  sein, also auf externen, physischen Gegebenheiten 

(z.B. Tageszeit, Ort, anwesende Personen) oder mentalen Repräsentationen (Gedanken, 

Erinnerungen, Vorstellungen) basieren. Wenn emotionale Aspekte der Situation in das 

Zentrum der Aufmerksamkeit  rücken,  lösen  sie Bewertungsprozesse aus, bspw. dar‐

über, wie vertraut man mit  ihnen  ist, ob  sie positiv oder negativ  sind, ungefährlich 

oder bedrohlich, inwieweit sie eigene Ziele fördern oder hemmen, oder inwieweit man 

über  die  nötigen Mittel  zur  Bewältigung  der  Situation  verfügt  (Scherer,  Schorr,  & 

Johnstone, 2001).  

Von Emotionen spricht man, wenn eine Veränderung auf mehreren Ebenen ausgelöst 

wird: Es ändert sich das subjektive Erleben (wir empfinden Angst), das Verhalten (das 

Lächeln erstirbt, wir treten einen Schritt zurück oder rennen davon) als auch physiolo‐

gische Erregung (der Herzschlag wird schneller). Diese Vorgänge sind allerdings nicht 

zwangsläufig, sondern können vor, während, oder nach Auftreten des emotionsauslö‐

senden Reizes  kontrolliert und moduliert werden. Auch das Zusammenwirken  ver‐

schiedener Ebenen kann von Situation zu Situation oder über die Zeit hinweg variie‐

ren,  etwa wenn die  innere Erregung  steigt,  ohne dass dies nach  außen hin  sichtbar 

wird. Hier  finden  sich Ansatzstellen  für  Prozesse der  Emotionsregulation  (Gross & 

Thompson, 2007).  

 

Tabelle  1.  Komponenten  von  Emotionen  und  entsprechende  Emotions‐

regulationsstrategien mit Beispiel 

1.2.2 Emotionsregulation

Von Emotionsregulation  spricht man, wenn Personen versuchen, Einfluss darauf  zu 

nehmen, welche Emotionen sie haben, wann sie sie haben und wie sie ihre Emotionen 

erleben und  ausdrücken  (Gross,  1998b). Emotionsregulation  kann  bewusst  oder un‐

bewusst,  automatisch  oder  kontrolliert  ablaufen  und  an  verschiedenen  Punkten  im 

Prozess der Emotionsgenese ansetzen, wie im nächsten Abschnitt erläutert wird.  

Prozess der Emotions‐

genese 

Strategien der Emo‐

tionsregulation Beispiel: Börsendaten 

  Situationsselektion Die Börsennachrichten im 

TV an‐/abschalten 

Situation Situations‐

modifikation 

Den Ehepartner herbeiru‐

fen 

Aufmerksamkeit Aufmerksamkeits‐

steuerung 

Auf positive/negative 

Börsentrends achten 

Bewertung Kognitive Umbewer‐

tung 

„Meine Fond‐Anlagen 

sind sicher“ 

Reaktion  

(subjektives Erleben, 

Verhalten, Physiologie) 

Reaktions‐

modulation 

Die besorgte Mine unter‐

drücken 

Dabei gibt es drei grundlegende Ziele, die Verstärkung, die Aufrechterhaltung und die 

Abschwächung von Emotionen. In den meisten Kontexten besteht das Ziel der Emoti‐

onsregulation darin, negative Gefühle  (z.B. Angst, Trauer, Ärger) herunterzuregulie‐

ren,  um  das Wohlbefinden wiederherzustellen.  Etwas  seltener  kommt  es  vor,  dass 

Personen  versuchen,  positive  Gefühle  (z.B.  Freude,  Begeisterung,  Entspannung)  zu 

steigern mit dem Ziel, ihr momentanes Wohlbefinden zu verbessern. Dies scheint auch 

schwieriger  zu  sein  als  die Abschwächung  negativer Gefühle  und  kann manchmal 

sogar zum gegenteiligen Ergebnis führen. Personen, die in einer Laborstudie vor dem 

Abspielen von klassischer Musik instruiert wurden, während des Hörens ihr Wohlbe‐

finden  zu  steigern,  fühlten  sich  am  Ende  der  Sitzung  schlechter  als  zu  Beginn  der 

Sitzung (Schooler, Ariely, & Loewenstein, 2003). Noch seltener aber durchaus denkbar 

sind Kontexte, in denen es darum geht, negative Gefühle zu verstärken oder positive 

abzudämpfen,  wenn  dies momentanen  Zielen  dient  (Parrott,  1993).  Der  Eine mag 

versuchen, das Gefühl des Ärgers über die erhöhten Gaspreise noch zu steigern, um 

sich geistig auf das bevorstehende Telefonat mit dem Gaslieferanten einzustellen. Ein 

anderer mag versuchen, die Begeisterung angesichts eines gerade besichtigten Hauses 

zu dämpfen, um  spätere Enttäuschung zu vermeiden, wenn ein anderer Käufer den 

Zuschlag erhält.  

Emotionsregulationsprozesse kann man auch danach unterscheiden, ob sie intern oder 

extern ausgelöst werden. Der überwiegende Teil der Forschung zum Erwachsenenalter 

und Alter beschäftigt sich mit interner Emotionsregulation, d.h. der Regulation eigener 

Emotionen.  Im  Kindesalter werden  Emotionen  jedoch  zum  großen  Teil  von  außen 

moduliert, meist durch Eltern, Lehrer oder andere Erwachsene  (Gross & Thompson, 

2007). Sowohl  interne als auch externe Emotionsregulation  ist  für die Verhaltensöko‐

nomie  von  Interesse.  Viele  ökonomische  Entscheidungen werden  beeinflusst  durch 

das Bedürfnis zur Emotionsregulation, der Motivation, Bedauern zu minimieren oder 

Zufriedenheit zu maximieren (Mellers & McGraw, 2001). Die Wichtigkeit, die Personen 

der Emotionsregulation zuschreiben, hat zudem Einfluss auf den Entscheidungspro‐

zess  (Luce, Bettman, & Payne, 1997). Externe Regulation hat  sicherlich eine wichtige 

Bedeutung  im Bereich des Marketings, dessen grundlegendes Ziel darin besteht, die 

Emotionen von Konsumenten zu beeinflussen, etwa wenn Produkte darauf abzielen, 

Vergnügen zu steigern oder Angst zu reduzieren. Obwohl die  in diesem Kapitel vor‐

gestellten Arbeiten  fast ausschließlich  interne Emotionsregulation  thematisieren, sind 

Ansatzpunkte für externe Emotionsregulation daraus leicht ableitbar.  

1.2.3 Emotionsregulation und Alter

Die  Forschung  zum  emotionalen Erleben  im Erwachsenenalter  zeigt, dass  Personen 

mit dem Älterwerden zunehmend motiviert sind,  ihre Emotionen zu  regulieren und 

ihr  emotionales  Wohlbefinden  im  Moment  zu  optimieren  (Carstensen,  Fung,  & 

Charles, 2003; Charles & Carstensen, 2007 fuer einen Überblick). Die Theorie der Sozi‐

oemotionalen  Selektivität  von Carstensen  (2006)  nimmt  an,  dass mit  der Wahrneh‐

mung  einer  abnehmenden  Lebenszeit  emotionale  Ziele wichtiger werden, während 

zukunftsorientierte Ziele an Bedeutung verlieren. „Stellen Sie sich vor, dass Sie uner‐

wartet 20 Minuten Zeit haben. Mit wem würden Sie diese Zeit gern verbringen?“ Mit 

zunehmendem Alter beantworten Personen diese Frage immer häufiger mit einer nahe 

stehenden Person, denn die  Interaktion mit dieser verspricht  emotional bedeutsame 

und meist positiv getönte Erlebnisse (Fredrickson & Carstensen, 1990). Junge Erwach‐

sene  favorisieren dagegen meist Personen und Ereignisse, die  langfristig oder  in der 

Zukunft  relevant  sein  könnten.  Zukunftsorientierte  Ziele  gehen  häufig  mit  einem 

Fokus auf negative  Inhalte und Emotionen einher, etwa wenn man viele Abendstun‐

den im Büro verbringt, um die eigene Karriere voranzutreiben.  

Der  Fokus  auf  emotionale  Ziele  und  Inhalte  hat weit  reichende  Folgen  dafür, was 

Personen wahrnehmen und erinnern, für das emotionale Erleben sowie für die Moti‐

vation und Fähigkeit, Emotionen zu regulieren. Studien zu Aufmerksamkeit und Ge‐

dächtnis zeigen, dass Personen mit zunehmendem Alter emotionale Inhalte und insbe‐

sondere positiv getönte emotionale Inhalte relativ zu neutralen oder negativen Inhal‐

ten verstärkt wahrnehmen und erinnern (Positivitätseffekt, siehe z.B. Charles, Mather, 

& Carstensen, 2003; Grühn, Scheibe, & Baltes, 2007; Mather & Carstensen, 2003). La‐

borstudien zur emotionalen Reaktivität und Studien zum Affekt im Alltag zeigen, dass 

ältere Personen Stabilität,  in vielen Fällen sogar Zugewinne,  im emotionalen Erleben 

und Wohlbefinden relativ zu  jüngeren Personen haben (Carstensen, Pasupathi, Mayr, 

& Nesselroade, 2000; Levenson, Carstensen, Friesen, & Ekman, 1991; Mroczek & Ko‐

larz, 1998). Die physiologische Reaktivität auf emotionale Reize scheint allerdings  im 

Alter  abgeschwächt  zu  sein  (siehe  aber Kunzmann & Grühn,  2005; Levenson  et  al., 

1991), was zumindest  teilweise auf eine größere Rigidität des kardiovaskulären Sys‐

tems zurückgeführt wird. Dies könnte es älteren Personen erleichtern, ihre Emotionen 

zu regulieren.    Inwieweit eine verminderte physiologische Reaktivität  im Alter Ursa‐

che oder Folge einer verbesserten Emotionsregulation  ist, bleibt eine offene Frage für 

weitere Forschung (Cacioppo et al., 1997). 

1.3 Prozessmodell der Emotionsregulation

Entsprechend  ihres  zeitlichen  Ansatzpunktes  im  Prozess  der  Emotionsentstehung 

unterscheidet Gross  (1998b;  siehe  auch Gross & Thompson,  2007)  fünf verschiedene 

Strategien der Emotionsregulation, die  in Tabelle 1 aufgelistet sind. Vier Klassen von  

Strategien setzen vor Auftreten des emotionsauslösenden Reizes an und werden daher 

als antezedenzfokussierte Strategien bezeichnet.  

Bei der Situationsselektion geht es darum, Handlungen zu unternehmen, die es mehr 

oder weniger wahrscheinlich machen, dass man  einem  emotionalen Reiz  ausgesetzt 

wird. Hierzu zählt das Aufsuchen oder Vermeiden bestimmter Orte, Personen, oder 

Ereignisse. Ein Beispiel wäre es, den TV‐Kanal bei Ankündigung der Börsennachrich‐

ten zu wechseln, in dem wir Berichte über beunruhigende wirtschaftliche Entwicklun‐

gen  vermuten. Effektive  Situationsselektion  erfordert, dass man  eigene Ziele, Präfe‐

renzen und emotionale Reaktionen auf zukünftige Ereignisse kennt. Die Forschung zu 

affektiven Vorhersagen und Erinnerungen zeigt  jedoch, dass hier  systematische Ver‐

zerrungen  auftreten  (Wilson & Gilbert,  2005). Dies  ist  eine Erklärung dafür, warum 

Menschen häufig Entscheidungen treffen, die ihrem Wohlbefinden abträglich sind und 

die sie später bereuen. Bei der Situationsmodifikation geht es darum, die bereits einge‐

tretene  emotionale  Situation  so  zu  verändern,  dass  ihr  emotionaler  Einfluss  abge‐

schwächt oder verstärkt wird. Man kann z.B. den Ehepartner rufen, um die beunruhi‐

gen Nachrichten über die aktuellen Börsentrends zu teilen.  

Situationsselektion und –modifikation gehen teilweise ineinander über und sind daher 

nicht  immer  eindeutig  voneinander  abgrenzbar. Es  ist denkbar, dass der Eingriff  in 

eine bestehende  Situation  eine qualitativ  andere  Situation hervorruft,  z.B. wenn der 

Interaktionspartner in einer Ärgersituation Reue zeigt. Auch werden Situationsselekti‐

on und –modifikation nicht von allen Autoren als Strategien der Emotionsregulation 

angesehen.  Loewenstein  (2007) merkt  an,  dass  die Auswahl  und Modifikation  von 

Situationen mit dem Ziel, unser Wohlbefinden zu optimieren, klassische Themen der 

Entscheidungsforschung  sind.  Im  Gegensatz  zu  den  im  Folgenden  beschriebenen 

Strategien geht es hierbei nicht um mentale Strategien, die an der eigenen Person an‐

setzen,  sondern um  eine  aktive Gestaltung der Umwelt  (siehe  auch die Unterschei‐

dung von primärer und sekundärer Kontrolle; Heckhausen & Schulz, 1995; Rothbaum, 

Weisz, & Snyder, 1982). 

Eine dritte Strategie der Emotionsregulation, die Aufmerksamkeitssteuerung, betrifft die 

Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf mögliche Aspekte der Situation mit dem Ziel, 

Emotionen  zu modifizieren.  Personen  können  im wörtlichen  Sinne  die Augen  oder 

Ohren  vor  bestimmten Umweltreizen  verschließen,  sich  auf  bestimmte  Situationsas‐

pekte konzentrieren oder von ihnen ablenken. Eine vierte Strategie der Emotionsregu‐

lation  ist die kognitive Umbewertung. Hier geht es darum, die Bedeutung emotionaler 

Reize  im Hinblick  auf  eigene  Ziele  und  Bewältigungsmöglichkeiten  zu  verändern, 

denn  erst die wahrgenommene Relevanz und Bedrohlichkeit  von Umweltreizen  für 

die eigene Person  löst Emotionen aus  (Scherer et al., 2001). So kann ein stabiler Bör‐

senkurs im Vergleich zum Vortag für ein Indiz genommen werden, dass den Abwärts‐

kurs nur kurz unterbrochen wurde oder aber die Talsohle erreicht  ist und die Wirt‐

schaft wieder aufwärts geht. Dies wirkt sich sicherlich unterschiedlich auf die resultie‐

rende Zukunftsangst sowie weitere Finanzentscheidungen aus.  

Eine fünfte Klasse von Emotionsregulationsstrategien setzt während oder nach Auftre‐

ten des emotionalen Reizes an und wird daher als reaktionsfokussierte Emotionsregu‐

lation  bezeichnet.  Ziel  der  Reaktionsmodulation  ist  es,  die  subjektiven,  behavioralen 

oder  physiologischen Komponenten  von  Emotionen  direkt  zu  verändern. Das Glas 

Wein bei Durchsicht der Börsendaten  ist ein Beispiel, wie physiologische Reaktionen 

beeinflusst werden können. Die Einnahme von Medikamenten und Nahrungsmitteln 

oder  Entspannungstechniken  sind weitere  Beispiele. Auch  können  Personen  versu‐

chen,  ihren Emotionsausdruck  zu  verändern,  beispielsweise wenn  jemand  seine Be‐

geisterung für das eben besichtigte Haus versteckt, um den Makler zu einem verbes‐

serten Angebot zu verleiten.  

1.4 Neuronale Architektur der Emotionsregulation

Sowohl tierexperimentelle als auch Humanstudien geben Hinweise auf die Hirnregio‐

nen,  die  für  die Genese  und  Regulation  von  Emotionen  verantwortlich  sind  (siehe 

Davidson, Fox, & Kalin, 2007; Ochsner & Gross, 2007 für eine Übersicht). Zwei neuro‐

nale  Strukturen, der  präfrontale Kortex  und das  limbische  System  (welches Hippo‐

campus  und Amygdala  umfasst),  scheinen  dabei  im Vordergrund  zu  stehen. Diese 

beiden Hirnareale  nehmen  unterschiedliche  Funktionen  für  die  Emotionsregulation 

wahr. Ochsner und Gross  (2005, 2007) entwickelten das Modell der kognitiven Kon‐

trolle von Emotionen, das die Wechselwirkung zwischen beiden neuronalen Systemen 

beschreibt.  

1.4.1 Amygdala und präfrontaler Kortex

Die Rolle der Amygdala  und  angrenzender Regionen wie Nucleus  accumbens  und 

Insula  liegt  in  der  unmittelbaren Wahrnehmung  und  Bewertung  emotionaler  Reize 

(bottom‐up appraisal system; M. L. Phillips, Drevets, Rauch, & Lane, 2003). Diese Bewer‐

tung beruht auf den intrinsischen oder erlernten Merkmalen von Reizen, Verhalten zu 

verstärken  oder  abzuschwächen. Die Amygdala  ist  vornehmlich  auf  negative Reize 

ausgerichtet  (z.B.  Einschätzung  der  Bedrohlichkeit  von Umweltreizen),  scheint  aber 

nach neueren Erkenntnissen auch eine universelle Rolle  in der Ausrichtung der Auf‐

merksamkeit auf affektiv saliente Reize zu spielen (LeDoux, 2000). Ausgehend von der 

Amygdala werden über den Hypothalamus und Kerne des Hirnstamms  autonome, 

endokrine und behaviorale Reaktionen  angestoßen,  so dass der Körper  angemessen 

auf  emotionale Reize  reagieren kann. Die Amygdala hat  ebenfalls Verbindungen  zu 

kortikalen Strukturen, die für die subjektive Wahrnehmung dieser emotionalen Reak‐

tionen verantwortlich sind. 

Im  präfrontalen Kortex dagegen  sind  kognitive Kontrollprozesse  lokalisiert,  die  die 

subjektive  Bedeutung  von  Umweltreizen modifizieren  und  damit  Einfluss  auf  den 

Emotionsprozess  nehmen  (top‐down  appraisal  system).  Im  Sinne der Bewertungstheo‐

rien von Emotionen sind Emotionen das Produkt kognitiver Prozesse, die die Bedeu‐

tung von Reizen im Hinblick auf aktuelle Ziele, Wünsche und Bedürfnisse interpretie‐

ren (z.B. Scherer et al., 2001). Es wird vermutet, dass der präfrontale Kortex Repräsen‐

tationen von Zielen und Mitteln der Zielerreichung aufrechterhält. So repräsentiert der 

dorsolaterale  präfrontale  Kortex  die  Anforderungen  von  aktuellen  Aufgaben,  der 

rostrale  präfrontale Kortex wägt  die  Priorität  von  internen Gedanken  und  sensori‐

schen Inputs gegeneinander ab, und der anteriore Gyrus cinguli überwacht den Erfolg 

kognitiver Kontrollprozesse auf die Emotionsgenese (z.B. Miller & Cohen, 2001).  

1.4.2 Interaktion neuronaler Systeme

Gemäß dem Modell von Ochsner und Gross (2005, 2007) interagieren die beiden neu‐

ronalen Systeme  im Prozess der Emotionsgenese und –regulation. Das Modell postu‐

liert, dass Emotionen sowohl durch bottom‐up Bewertungsprozesse, die in subkortika‐

len Hirnregionen stattfinden, als auch durch top‐down Bewertungsprozesse in neokor‐

tikalen Hirnregionen erzeugt und moduliert werden können. Top‐down Prozesse sind 

dafür verantwortlich, die Aufmerksamkeit  auf bestimmte  emotionsauslösende Reize 

zu  lenken.  Sobald die  bottom‐up Regulation  begonnen hat  (oder  auch davor, wenn 

man ein emotionales Ereignis antizipiert),  setzen  top‐down Prozesse ein, die die Be‐

wertung von emotionsauslösenden Reizen regulieren, umlenken oder verändern. Top‐

down Prozesse können auch selbst Emotionen auslösen, z.B.  in Form von Erwartun‐

gen, Annahmen oder Erinnerungen, die die Bewertung und Interpretation von Reizen 

lenken.  In  vielen  Fällen  ist  ein  externer  Stimulus  nicht  notwendig,  um  Emotionen 

auszulösen. Personen können Emotionen über Top‐down Prozesse generieren,  indem 

sie sich an zurückliegende Ereignisse erinnern oder zukünftige Ereignisse antizipieren.  

Gemäß diesem Model unterscheiden sich Emotionsregulationsstrategien darin, welche 

Reaktionsebene  sie verändern  (subjektives Erleben, Physiologie oder Verhalten), mit 

welchem Ziel  (Verstärkung, Aufrechterhaltung oder Abschwächung  emotionaler Re‐

aktionen)  und  welche  Kontrollprozesse  in  welchen  Teilen  des  präfrontalen  Kortex 

dabei vornehmlich rekrutiert werden (Ochsner & Gross, 2007). Die Forschung zu den 

neuronalen  Grundlagen  und  Effekten  von  Emotionsregulationsstrategien  ist  noch 

jung. Bisher wurden hauptsächlich Untersuchungen zur Aufmerksamkeitssteuerung, 

kognitiven Umbewertung und Reaktionsunterdrückung durchgeführt.  

1.4.3 Studien zur Hirnaktivierung während Emotions-regulation

Neuere  Studien  zur Hirnaktivierung  untersuchen, welche  Strukturen  aktiviert  oder 

deaktiviert werden, wenn man  Personen  instruiert,  verschiedene  Emotionsregulati‐

onsstrategien  anzuwenden.  Bisherige  Studien  beschränken  sich weitgehend  auf  die 

Regulation negativer Emotionen. Mithilfe  verschiedener Methoden werden dazu  im 

Labor Emotionen ausgelöst, z.B. durch Musik, Filme, oder der Aufforderung, sich an 

zurückliegende intensive Erlebnisse zu erinnern.  

In  einer Untersuchung mit Hilfe  funktioneller Magnetresonanztomographie wurden 

die Teilnehmer  aufgefordert,  ihre  emotionalen Reaktionen  auf  negative Bilder mög‐

lichst  lange aufrechtzuerhalten (Schaefer et al., 2002). Im Vergleich zu einer Kontroll‐

gruppe, die die Bilder ohne Instruktion ansah, führte dies zu einer verstärkten Aktivie‐

rung der Amygdala. In einer anderen Studie wurden Teilnehmer aufgefordert, negati‐

ve Bilder umzuinterpretieren, um ihnen den emotionalen Gehalt zu nehmen (Ochsner, 

Bunge, Gross, & Gabrieli, 2002).  Im Einklang mit der Annahme, dass es  sich hierbei 

um  eine  antezedenzfokussierte  Strategie  (kognitive  Umbewertung)  handelt,  wurde 

dadurch  die Aktivierung  des  lateralen  und medialen  präfrontalen Kortex  verstärkt, 

während die Aktivierung der Amygdala verringert wurde. Goldin, McRae, Ramel und 

Gross (2008) zeigten Frauen neutrale und negative Filme und  instruierten sie, entwe‐

der kognitive Umbewertungen vorzunehmen oder ihren Emotionsausdruck zu unter‐

drücken. Kognitive Umbewertung führte zu einer frühen Aktivierung des präfrontalen 

Kortex und verminderter Aktivierung von Amygdala und Insula. Reaktionsunterdrü‐

ckung hingegen zeichnete sich durch eine späte Aktivierung des präfrontalen Kortex 

und  erhöhten Reaktionen  in Amygdala und  Insula  aus. Auch dies bestätigt die An‐

nahme, dass diese beiden Strategien zu unterschiedlichen Zeitpunkten  im Emotions‐

prozess ansetzen.  

Urry, van Reekum, Johnstone, Kalin, Thurow, Schaefer und Kollegen (2006) untersuch‐

ten die Fähigkeit älterer Personen, emotionale Reaktionen auf negative Bilder durch 

kognitive Umbewertung sowohl zu verringern als auch zu verstärken. Diese Instrukti‐

onen  führten  zu  systematischen Veränderungen  im  präfrontalen Kortex  und  in  der 

Amygdala: Wenn die Teilnehmer  versuchten,  ihre  negative Gefühle  zu  vermindern, 

spiegelte sich dies in einer verstärkten Aktivierung des präfrontalen Kortex und einer 

verminderten Aktivierung der Amygdala wider. Wenn die Teilnehmer allerdings ver‐

suchten, ihre negativen Gefühle zu verstärken, spiegelte sich dies in einer verstärkten 

Aktivierung der Amygdala wider. Nicht alle Teilnehmer waren gleichermaßen erfolg‐

reich  in  der Unterdrückung  ihrer  negativen  Emotionen.  In  einer  bemerkenswerten 

Zusammenführung eines  im Laborkontext gemessenen Biosignals mit dem Kortison‐

spiegel  im Alltag konnten die Autoren Hinweise auf eine mögliche Rolle der Emoti‐

onsregulation  für  die  längerfristige  psychische  und  physische  Gesundheit  finden. 

Interindividuelle Unterschiede  im Amygdala‐Signal während der Emotionsunterdrü‐

ckung  waren  mit  tagestypischen  Schwankungen  im  Kortisolspiegel  assoziiert,  die 

einige Tage nach der Laborsitzung gemessen wurden. Die „schlechteren“ Regulierer, 

d.h. die Probanden mit einer geringeren Signalveränderung in der Amygdala während 

der  Emotionsunterdrückung  im  Vergleich  zur  Emotionsaufrechterhaltung,  zeigten 

höhere Kortisolspiegel im Tagesverlauf, ein Zeichen für chronischen Stress. 

10 

1.4.4 Altersbezogene Veränderungen in den neuronalen Grundlagen von Emotionsregulation

Bisher gibt es noch keine Studien, die direkt die Hirnaktivierung  junger und älterer 

Erwachsener vergleichen, wenn diese  instruiert wurden, verschiedene Emotionsregu‐

lationsstrategien  anzuwenden.  Indirekte Hinweise  finden  sich  allerdings  in der For‐

schung zu Altersunterschieden in der neuronalen Struktur der Emotionsverarbeitung. 

Die Befunde stehen weitgehend  im Einklang mit der Annahme, dass ältere Personen 

verstärkt Emotionsregulation betreiben (Charles & Carstensen, 2007). Gunning‐Dixon 

et  al.  (2003)  untersuchten  Altersunterschiede  in  der  Hirnaktivierung  während  der 

Verarbeitung  emotionaler Gesichter und  fanden  in den  älteren Probanden  eine  ver‐

stärkte  Aktivierung  kortikaler  Areale  sowie  eine  verminderte  Aktivierung  der 

Amygdala  im Vergleich  zu  jüngeren  Erwachsenen. Dies  lässt  vermuten,  dass  ältere 

Erwachsene  verstärkt  top‐down  Kontrollprozesse  nutzen,  wenn  sie mit  negativem 

Material konfrontiert sind und könnte ihre verminderte physiologische Reaktivität auf 

negatives Material erklären. 

Vergleichbare Ergebnisse fanden sich in einer Studie mit emotionalen Bildern (Mather 

et al., 2004). Die verminderte Aktivierung der Amygdala mit dem Alter war allerdings 

vor allem bei negativem Material zu finden. Während der Verarbeitung positiver Bil‐

der fand sich in älteren Erwachsenen ein stärkeres Amygdala‐Signal als während der 

Verarbeitung negativer Bilder, während dies bei  jüngeren Erwachsenen nicht der Fall 

war. Die Autoren  interpretieren  diesen  Befund  als  Positivitätseffekt  auf  neuronaler 

Ebene, parallel zu den Befunden, dass Altern mit verringertem negativem Affekt  im 

Alltag und verringerter Aufmerksamkeit  für negatives  relativ zu positivem Material 

einhergeht.  

 

1.5 Effektivität verschiedener Emotionsregulationsstrategien

Eine wichtige Frage der bisherigen Forschung war die Effektivität verschiedener Emo‐

tionsregulationsstrategien. Mehrere  Studien untersuchten die  kurz‐ und  längerfristi‐

gen  affektiven,  kognitiven  und  sozialen  Folgen  von  Emotionsregulation  sowohl  im 

Laborkontext  als  auch  im Alltag  (Gross,  2001;  John  &  Gross,  2004).  Zusammenge‐

nommen zeigt diese Forschung, dass es effektiver und für soziale Interaktionen förder‐

licher ist, vor Auslösung der emotionalen Reaktion anzusetzen (antezedenzfokussierte 

Strategien) statt danach (reaktionsfokussierte Strategien) (Gross, 2001). Strategien, die 

früh im Prozess der Emotionsgenese ansetzen, erzeugen außerdem soziales Verhalten, 

dass  von  Interaktionspartnern  als  angemessener  und  konstruktiver wahrgenommen 

11 

wird. Allerdings hängt die Effektivität verschiedener Strategien vom Kontext und dem 

Zeitfenster  der  Betrachtung  ab.  Tränen  können  beim  Kollegen  Empathie  auslösen, 

beim Chef jedoch zur Wahrnehmung von Inkompetenz führen. Langfristig könnten sie 

allerdings auch dazu  führen, arbeitsbezogenen Stress zu vermindern, wenn der Chef 

seine überzogenen Erwartungen reevaluiert und auf ein vertretbares Maß zurückstuft.  

1.5.1 Kurzfristige Effektivität von Emotionsregulation

Laborstudien  beschäftigen  sich  vorwiegend mit  kurzfristigen  Folgen  verschiedener 

Emotionsregulationsstrategien. Von den fünf dargestellten Strategien der Emotionsre‐

gulation sind bisher von der Gruppe um Gross vor allem zwei intensiv erforscht wor‐

den: Kognitive Umbewertung  (reappraisal) und die Unterdrückung des Emotionsaus‐

drucks (suppression), eine Form der Reaktionsmodulation. Die überwiegende Mehrheit 

vorhandener Studien beschäftigt sich mit negativen Emotionen und deren Abschwä‐

chung. 

In  einer Studie  sahen die Teilnehmer  einen Film über  eine Armamputation, was bei 

den meisten Menschen Ekel auslöst (Gross, 1998a). Eine Gruppe wurde zuvor aufge‐

fordert, den Film so anzusehen, dass er keine Emotionen auslöst, z.B.  indem sie sich 

vorstellen, es wäre Lernmaterial für Medizinstudenten (kognitive Umbewertung). Eine 

andere Gruppe wurde instruiert, während des Films keine emotionalen Reaktionen zu 

zeigen  (Reaktionsunterdrückung)  und  eine Kontrollgruppe    sah  den  Film  ohne  In‐

struktion. Die kognitive Umbewertung stellte sich dabei als sehr viel effizienter heraus 

als die Reaktionsunterdrückung. Ekelgefühle und Zeichen von Ekel  im Gesichtsaus‐

druck wurden erfolgreich reduziert. Auch die Instruktion, den Reaktionsausdruck zu 

unterdrücken,  war erfolgreich, allerdings nur im Hinblick auf die äußerlich sichtbaren 

Zeichen von Ekel. Subjektive Ekelgefühle wurden nicht reduziert und physiologische 

Reaktionen wurden  sogar verstärkt. Weitere Studien zeigten ähnliche Ergebnisse  für 

Filme, die Traurigkeit oder Vergnügen auslösten (Gross & Levenson, 1993, 1997).  

Effektivität lässt sich auch im Hinblick darauf bewerten, inwieweit verschiedene Stra‐

tegien der Emotionsregulation soziale Kommunikation und Beziehungen fördern oder 

hemmen. Die Strategie der Unterdrückung des Emotionsausdrucks sollte sich nachtei‐

lig auf soziale Interaktionen auswirken, da Emotionen vor anderen verborgen werden 

und die Diskrepanz  zwischen  subjektivem Erleben und  äußerem Emotionsausdruck 

als inauthentisch wahrgenommen werden könnte (John & Gross, 2004). Über die Zeit 

könnte dies den Aufbau  intensiver sozialer Beziehungen hemmen. In einer Laborstu‐

die  sahen  Paare miteinander  unbekannter  Frauen  gemeinsam  einen  unangenehmen 

Film und diskutierten danach, welche Reaktionen dieser bei  ihnen auslöste (Butler et 

al., 2003). Eine  Interaktionspartnerin wurde zuvor  (ohne Wissen der anderen Partne‐

rin)  instruiert,  ihren Emotionsausdruck zu unterdrücken,  sich natürlich zu verhalten 

oder die  Situation durch Umbewertung  zu  neutralisieren. Die Unterdrückung  jegli‐

12 

chen Emotionsausdrucks  führte dazu, dass die „Reguliererin“ von der Konversation 

abgelenkt war, weniger  auf  die  Partnerin  einging,  und  die  Partnerin  zudem  einen 

erhöhten Blutdruck  aufwies,  ein Zeichen  für Stress. Dies weist darauf hin, dass das 

Verstecken  eigener  Emotionen  den  natürlichen Ablauf  emotionaler Kommunikation 

stören kann. 

1.5.2 Längerfristige Effektivität von Emotionsregulation

Um die längerfristigen Auswirkungen von kognitiver Umbewertung und Emotionsun‐

terdrückung  auf Affekt,  Kognition,  Sozialleben  und Wohlbefinden  zu  untersuchen, 

entwickelten  Gross  und  John  (2003)  den  Fragebogen  zur  Emotionsregulation,  der 

interindividuelle Unterschiede in der Nutzung dieser Strategien erfasst. Ein Beispieli‐

tem  für  die  Subskala  kognitive Umbewertung  (6  Items)  ist  „Um meine Gefühle  zu 

kontrollieren, denke  ich anders über die Situation nach,  in der ich bin“; ein Beispieli‐

tem  für Unterdrückung des Emotionsausdrucks  (4  Items)  ist „Um meine Gefühle zu 

kontrollieren, bemühe  ich mich, sie nach außen zu verbergen“.   Der Fragebogen zur 

Emotionsregulation hat diskrimante Validität und ist nicht oder nur schwach mit Intel‐

ligenzmassen, sozialer Erwünschtheit, und den Big Five Persönlichkeitsfaktoren asso‐

ziiert (Gross & John, 1998, 2003). 

Parallel  zu  den  Laborstudien  zeigen  korrelative  Studien  die  höhere  Effektivität  der 

kognitiven Umbewertung  im Vergleich  zur Unterdrückung  des  Emotionsausdrucks 

(Gross & John, 2003). Personen, die häufig Umbewertungen der Situation vornehmen, 

um  ihre Emotionen zu kontrollieren, erleben  im Alltag mehr positiven und weniger 

negativen Affekt, haben bessere  soziale Kontakte und  eine höhere Lebenszufrieden‐

heit. Dies  ließ  sich  sowohl  im  Selbstbericht,  als  auch  im  objektiveren  Fremdbericht 

nachweisen,  wenn  nahe  stehende  Personen  diese  Einschätzungen  vornahmen.  Die 

positiven Konsequenzen kommen wahrscheinlich daher, dass „Umbewerter“ es schaf‐

fen, das Gute  in  stressreichen Situationen zu  sehen und versuchen, von  schwierigen 

Lebensereignissen zu lernen, was langfristig ihrem Wohlbefinden zu Gute kommt.  

Weitere Studien zeigen, dass die Bewältigung schwerwiegender Lebensereignisse wie 

chronischen Krankheiten oder Unfällen erleichtert wird, wenn Personen positive Ne‐

beneffekte der negativen Ereignisse entdecken, die ihrem Leben einen neuen Sinn oder 

eine neue Richtung geben können  (Loewenstein, 2007).  In einer Gruppe von Frauen 

mit Brustkrebs  berichteten über die Hälfte der  Frauen, dass die Krankheit  sie dazu 

brachte,  ihr Leben  in einer positiven Weise neu zu deuten  (Taylor, 1983). Frauen, die 

einen Sinn in ihrer Krankheit fanden, zeigten zudem besseres Wohlbefinden. In einer 

weiteren Studie  fanden Affleck, Tennen, Croog und Levine  (1987), dass Männer, die 

einen positiven Nutzen  in  ihrem Herzanfall  sahen,  acht  Jahre  später  eine  geringere 

Chance  hatten,  einen weiteren Herzinfarkt  zu  erleiden  und  außerdem  eine  höhere 

Überlebenschance hatten. Alle beschriebenen Studien beruhen allerdings auf korrela‐

13 

tiven Daten. Längsschnittstudien  sind nötig, um Ursache und Folge  im Zusammen‐

hang zwischen Emotionsregulation und dem langfristigen Nutzen für Gesundheit und 

Wohlbefinden abgrenzen zu können.  

Im Gegensatz  zur  kognitiven Umbewertung  scheint  die  Tendenz,  seinen  Emotions‐

ausdruck zu unterdrücken, langfristig negative Folgen zu haben. Obwohl diese Strate‐

gie kurzfristig erfolgreich darin ist, die eigenen Emotionen vor anderen zu verstecken, 

kommt  es  längerfristig  zu  einer Anhäufung  negativer  Emotionen.  John  und  Gross 

(2004) führen dies auf ein chronisches Gefühl der Inauthentizität zurück (der Tendenz, 

sich konträr zu inneren Gedanken und Gefühlen zu verhalten, um soziale Ablehnung 

zu vermeiden; Briggs & Cheek, 1988), was wiederum zu einer Verschlechterung sozia‐

ler Kontakte und verringertem Wohlbefinden führt. Personen, die gewohnheitsmäßig 

ihre Emotionen verstecken, berichteten, dass sie weniger emotionale Erlebnisse – an‐

genehme und unangenehme – mit anderen teilten, weniger enge Beziehungen hatten, 

und weniger soziale Unterstützung von anderen empfingen (Gross & John, 2003). 

Auch  eine  kürzlich  durchgeführte  Studie  zur  Formung  neuer  sozialer  Beziehungen 

bestätigt die sozialen Kosten von Emotionsunterdrückung  (Srivastava, Tamir, McGo‐

nigal,  John, & Gross, 2009). Studenten, die vor Eintritt  in die Universität eine höhere 

Tendenz zur Emotionsunterdrückung berichteten, hatten einige Wochen später weni‐

ger enge Beziehungen entwickelt und berichteten weniger soziale Unterstützung und 

geringeres  soziales Wohlbefinden.  Auch  ihre  Kommilitonen  bestätigten  dieses  Be‐

fundmuster.  

1.5.3 Altersunterschiede in der Effektivität von Emoti-onsregulation

Mit  zunehmenden Alter  scheinen  Personen  emotional weiser  zu werden  und  eher 

solche  Emotionsregulationsstrategien  einzusetzen,  die  hoch  effektiv  und  funktional 

sind,  statt  solche Strategien, die uneffektiv und dysfunktional  sind  (Charles & Cars‐

tensen, 2007; John & Gross, 2004). Mit anderen Worten findet sich ein Alterstrend weg 

von reaktionsfokussierten Strategien hin zu antezedenzfokussierten Strategien. 

Mehrere Studien zeigen, dass sich die Zusammensetzung sozialer Netzwerke mit dem 

Alter  verändert,  ein Aspekt der  Situationsselektion. Ältere  Personen  haben  kleinere 

soziale Netzwerke und umgeben sich verstärkt mit Personen, die  ihnen nahe stehen; 

lockere Sozialkontakte fallen dagegen weg (Lang & Carstensen, 1994; Lang & Carsten‐

sen, 2002). Die sozioemotionale Selektivitätstheorie erklärt dies mit einem zunehmen‐

den Fokus auf emotionale Ziele – emotional bedeutsame und positive Erlebnisse ent‐

stehen  eher mit  Familienmitgliedern  und  engen  Freunden  als mit  Bekannten  und 

Fremden  (Carstensen,  2006). Zusammentreffen mit vertrauten Personen  sind  zudem 

meist  leichter  zu  navigieren  als  Zusammentreffen mit  unbekannten  Personen; man 

kennt sich und kann sich besser aufeinander einstellen (Charles & Carstensen, 2007).  

14 

Ältere Personen scheinen auch akkurater als jüngere Personen darin zu sein, ihre eige‐

nen emotionalen Reaktionen auf zukünftige Ereignisse vorherzusagen, eine wichtige 

Voraussetzung  für  effektive  Situationsselektion  (Nielsen,  Knutson,  &  Carstensen, 

2008). Dies scheint allerdings auf positive Ereignisse beschränkt zu sein. Scheibe, Mata 

und  Carstensen  (2009)  baten  in  einer  Online‐Studie  amerikanische  Erwachsene  im 

Alter von 20 bis 80 Jahren, ihre emotionalen Reaktionen auf die zwei potentiellen Er‐

gebnisse  der U.S.  Präsidentenwahl  2008  vorherzusagen  (Obama‐Sieg; McCain‐Sieg) 

und verglichen diese Vorhersagen mit den  tatsächlichen Gefühlen, die sie zwei Tage 

nach der Wahl berichteten. Unter den Anhängern des siegreichen Kandidaten  in der 

U.S.  Präsidentenwahl machten  ältere  Personen  akkuratere  Vorhersagen  als  jüngere 

Erwachsene, nicht jedoch unter den Anhängern des besiegten Kandidaten.  

Im Hinblick auf die Aufmerksamkeitssteuerung lassen sich im höheren Erwachsenen‐

alter  ebenfalls Muster  finden,  die  für  das Wohlbefinden  förderlich  scheinen. Ältere 

Menschen tendieren dazu,  ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf positive Informationen 

zu  lenken  (Positivitätseffekt; Mather & Carstensen, 2005).  In einer Aufmerksamkeits‐

aufgabe  konnten  ältere  Personen  schneller  auf  einen  Punkt  reagieren, wenn  dieser 

hinter  einem positiven Gesicht  erschien  als wenn  er hinter  einem negativen Gesicht 

erschien, ein Indikator dafür, dass sie gerade auf die positiven Gesichter geachtet hat‐

ten (Mather & Carstensen, 2003). Bei jungen Erwachsenen gab es keinen solchen Bias. 

In einer Entscheidungsaufgabe im Gesundheitsbereich riefen ältere Erwachsene einen 

größeren Anteil  positiver  als  negativer  Entscheidungskriterien  ab  und  konnten  sich 

später  auch  an mehr positive  als negative Entscheidungskriterien  erinnern  (Locken‐

hoff & Carstensen,  2007).  Im  Bereich  der  Personenwahrnehmung  gibt  es  allerdings 

auch  gegenteilige  Befunde. Hess  und  Pullen  (1994)  berichten,  dass  ältere  Personen 

besonders  empfänglich  für  negative  Information  über  hypothetische  (d.h.  fremde) 

Personen sind und sich davon in ihrem Gesamteindruck der Person stärker beeinflus‐

sen lassen als jüngere Personen.  

Eine Fragebogenstudie von John und Gross (2004)  lässt vermuten, dass Personen mit 

dem Alter zunehmend kognitive Umbewertungen emotionaler Situationen vornehmen 

und weniger häufig versuchen,  ihre Gefühle zu verstecken. Dies zeigte  sich  in einer 

Gruppe  von  Frauen Anfang  60,  die  den  Fragebogen  zur  Emotionsregulation  unter 

zwei Perspektiven ausfüllte, nämlich wie häufig  sie die beiden Emotionsregulations‐

strategien heute einsetzen und häufig sie diese im Alter von 20 Jahren einsetzten. So‐

wohl der  retrospektive Vergleich als auch ein querschnittlicher Vergleich mit  jungen 

Frauen Anfang  20  ergibt  eine Zunahme  von Umbewertung  und  eine Abnahme der 

Emotionsunterdrückung.  Zunehmende  Lebenserfahrung  führt  also  vermutlich  zum 

bevorzugten Einsatz effektiver und funktionaler Emotionsregulationsstrategien.  

Wenn man Personen im Labor emotionalen Situationen aussetzt und sie instruiert, das 

subjektive  Erleben  oder  den Ausdruck  ihrer  Emotionen  zu  regulieren,  gelingt  dies 

älteren Erwachsenen  genauso  gut  oder  sogar  besser  als  jüngeren Erwachsenen  (z.B. 

Kunzmann, Kupperbusch, &  Levenson,  2005;  Scheibe &  Blanchard‐Fields,  2009).  In 

15 

einer  altersvergleichenden  Studie  sahen  junge  und  alte  Erwachsenen  drei  Filmaus‐

schnitte über medizinische Prozeduren, die Ekelgefühle und andere negative Emotio‐

nen auslösten (Kunzmann et al., 2005). Junge und alte Teilnehmer waren gleich gut in 

der Lage, ihren Emotionsausdruck nach Instruktion zu hemmen oder zu steigern und 

hatten vergleichbare Veränderungen in ihrem subjektiven Emotionserleben und ihren 

physiologischen Reaktionen. Eine andere Studie fand, dass ältere Personen besser als 

junge und mittelalte Personen in der Lage waren, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu 

lassen, während sie von einem traurigen oder einem ärgerlichen persönlichen Erlebnis 

berichteten (Magai, Consedine, Krivoshekova, Kudadjie‐Gyamfi, & McPherson, 2006). 

Dies führte zudem dazu, dass ältere Erwachsene im Vergleich zu einer uninstruierten 

Kontrollbedingung weniger negativen Affekt  erlebten und weniger negative Wörter 

benutzten. Bei  jungen und mittelalten Erwachsenen war dies nicht der Fall. Phillips, 

Henry, Hosie und Milne (2008) fanden, dass ältere Personen besser als  jüngere Perso‐

nen in der Lage waren, ihre subjektiven Gefühle beim Ansehen von Filmen, die Unge‐

rechtigkeit  und  Leid  thematisieren, mit  Hilfe  einer  positiven  Refocussing‐Strategie 

(Aktivierung von positiven Erinnerungen) zu vermindern, wenn man sei dazu auffor‐

derte.  

1.6 Kognitive und selbstregulative Kosten von Emotionsregulation

Da antezendenzfokussierte Emotionsregulationsstrategien früh im Prozess der Emoti‐

onsgenese ansetzen, verändern sie die gesamte Emotionssequenz, noch bevor emotio‐

nale Antworttendenzen auf den verschiedenen Ebenen (subjektiv, behavioral, physio‐

logisch) ausgelöst werden. Sie sollten daher mit geringem kognitivem und selbstregu‐

lativem Aufwand verbunden sein (Gross, 2001; John & Gross, 2004). Reaktionsbasierte 

Emotionsregulationsstrategien setzen dagegen erst nach Auslösung emotionaler Ant‐

worttendenzen an und erfordern daher die kontinuierliche und kognitiv aufwendige 

Regulierung dieser Antworttendenzen. Dies sollte mit hohem kognitivem und selbst‐

regulativem Aufwand einhergehen. Da die kognitiven Ressourcen, die zur Selbstregu‐

lation  zur Verfügung  stehen, begrenzt  sind  (Baumeister, Vohs, & Tice, 2007),  stehen 

weniger Ressourcen für gleichzeitig anstehende Aufgaben zur Verfügung.  

1.6.1 Kosten für simultan anstehende Aufgaben

Richards and Gross (2000) untersuchten, wie gut sich Personen an Details emotionaler 

Filme oder Bilder erinnern können, je nachdem ob sie vorher instruiert wurden, kogni‐

tive Umbewertungen  vorzunehmen  oder  ihren Emotionsausdruck  zu  unterdrücken.  

16 

In  der Gruppe,  die  ihre Gefühle  versteckten, war  die Gedächtnisleistung  reduziert, 

nicht  jedoch  in der Gruppe derer, die Umbewertungen vornahmen. Zudem fand sich 

ein  Zusammenhang  zwischen  interindividuellen  Unterschieden  im  Einsatz  dieser 

beiden Emotionsregulationsstrategien  (gemessen mit dem Fragebogen zur Emotions‐

regulation)  und  subjektiven  und  objektiven  Gedächtnismassen.  Richards,  Butler, & 

Gross (2003) fanden ähnliche Effekte bei romantischen Paaren, die im Labor über einen 

Beziehungskonflikt diskutierten. Teilnehmer, die vorher  instruiert wurden,  ihren Ge‐

fühlsausdruck zu unterdrücken, konnten sich später an weniger Details der Konversa‐

tion erinnern als Teilnehmer, die Umbewertungen vornahmen oder ohne  Instruktion 

in die Diskussion gingen. Die kognitiven Kosten der Unterdrückung ließen sich durch 

verstärkte  Selbstüberwachungstendenzen  erklären  –  um  der  Instruktion  gerecht  zu 

werden, waren die Teilnehmer  in der Unterdrücker‐Bedingung kontinuierlich damit 

beschäftigt, ihren Gesichtsausdruck und ihre Stimme zu kontrollieren. Dadurch stand 

ihre Aufmerksamkeit nicht mehr vollständig der Konversation zur Verfügung. Auch 

im klinischen Bereich lassen sich Hinweise finden, dass die reaktionsfokussierte Regu‐

lation von Emotionen mit kognitiven Kosten verbunden ist. So zeigen Raucher, die bei 

der Arbeit an kognitiven Aufgaben mit Zigaretten‐bezogenen Hinweisreizen konfron‐

tiert werden, verlangsamte Reaktionszeiten und schlechtere Mathematik‐ und Sprach‐

leistungen (Madden & Zwaan, 2001; Zwaan & Truitt, 1998).  

1.6.2 Kosten für zeitlich folgende Aufgaben

Nicht nur  simultan  ablaufende Aufgaben werden durch  reaktionsfokussierte Emoti‐

onsregulation gestört, sondern auch kurz danach ausgeführte Aufgaben. Emotionsre‐

gulation ist eine Form der Selbstregulation und gemäß der Ego‐Depletion Theorie von 

Roy  Baumeister  funktioniert  das  Selbstregulationssystem wie  eine Art Muskel,  der 

durch Gebrauch ermüdet  (Baumeister et al., 2007). Daher werden durch Ausführung 

von Selbstregulation nachfolgende Aufgaben beeinträchtigt, selbst wenn diese nichts 

mit der ursprünglichen Aufgabe zu tun haben. In einer Studie zeigten Baumeister und 

Kollegen (1998) ihren Teilnehmern positive und negative emotionale Filme und forder‐

ten eine Gruppe auf, alle aufkommenden Gefühle nach innen wie nach außen zu un‐

terdrücken.  Im  Vergleich  zu  einer  Kontrollgruppe waren  diese  Personen  hinterher 

schlechter darin, eine Anagrammaufgabe zu  lösen,  in der sie Buchstaben zu Wörtern 

zusammenzufügen  sollten.  In einer weiteren Studie  sollten die Teilnehmer entweder 

ihre Gefühle unterdrücken oder verstärken – beide Bedingungen  führten dazu, dass 

sie  eine  darauf  folgenden Händedruck weniger  lange  aushielten  (Muraven,  Tice, & 

Baumeister, 1998). 

17 

1.6.3 Altersunterschiede in den Kosten von Emotions-regulation

Bisher gibt es nur wenige altersvergleichende Studien zu den kognitiven und selbstre‐

gulativen Kosten von Emotionsregulation. Angesichts der Befunde, dass ältere Men‐

schen stärker motiviert und auch erfolgreich darin sind, ihre Emotionen zu regulieren, 

lässt sich vermuten, dass sie dies auch mit geringerem kognitivem Aufwand erreichen. 

Außerdem ist denkbar, dass im Lebensverlauf der Umgang mit emotionalen Situatio‐

nen hochgradig „geübt“ wird, so dass Emotionsregulation zunehmend automatisiert 

wird.  

Junge und ältere Erwachsene in einer Studie von Scheibe und Blanchard‐Fields (2009) 

übten  zunächst  die Ausführung  einer Arbeitsgedächtnisaufgabe  und  sahen  danach 

einen Ekel‐auslösenden Filmclip. Anschließend widmeten sie sich wieder der Arbeits‐

gedächtnisaufgabe. Eine Gruppe wurde direkt nach dem Film instruiert, während der 

folgenden kognitiven Aufgabe  ihre durch den Film  entstandenen negativen Gefühle 

innerlich  so  schnell wie möglich  abzuschwächen,  ohne dass  eine  konkrete  Strategie 

vorgegeben wurde.  Im Vergleich zu  einer uninstruierten Kontrollgruppe  führte dies 

bei den jungen Erwachsenen zu einer verminderten Leistung in der kognitiven Aufga‐

be,  nicht  jedoch  bei den  älteren Erwachsenen. Ähnliche Ergebnisse  erhielten Emery 

und Hess  (2009)  für die  intentionale  Steigerung oder Abschwächung des Emotions‐

ausdrucks während der Ansicht  emotionaler Bilder. Die Unterdrückung des Emoti‐

onsausdrucks  führte  zu  einem  verminderten  Gedächtnis  bei  jungen  Erwachsenen, 

während  ältere  Erwachsene  durch  die  Emotionsregulationsinstruktion  in  ihrer  Ge‐

dächtnisleistung  nicht  beeinträchtigt  waren. Weitere  Studien  zu  zeitlich  folgenden 

selbstregulativen Kosten stehen bisher noch aus. 

1.7 Zusammenfassung

Ziel dieses Kapitels war es, einen Überblick über den aktuellen psychologischen For‐

schungsstand zur Emotionsregulation zu geben. Emotionen sind  im Alltag selten un‐

reguliert – insofern ist es für neuroökonomische Fragestellungen, die emotionale Pro‐

zesse  thematisieren, von großem  Interesse,  sich zu vergegenwärtigen, mit Hilfe wel‐

cher Strategien Menschen ihre Emotionen regulieren und welche Auswirkungen diese 

auf ihr emotionales Erleben und ihre Informationsverarbeitung haben.  

Es wurde  zunächst  ein Prozessmodell der Emotionsregulation vorgestellt, dass  fünf 

Strategien der Emotionsregulation gemäß  ihres zeitlichen Ansatzpunktes  im Prozess 

der  Emotionsentstehung  unterscheidet:  Situationsselektion,  Situationsmodifikation, 

Aufmerksamkeitssteuerung,  kognitive Umbewertung und Reaktionsmodulation. Die 

ersten vier Strategien setzen früh im Prozess der Emotionsentstehung an, in der Regel 

18 

noch vor Auslösung  emotionaler Reaktionen, und  sind daher hoch  effektiv  im Hin‐

blick auf subjektive und soziale Kriterien. Außerdem sind sie mit geringem kognitiven 

Aufwand verbunden. Die fünfte Strategie, die Modulation emotionaler Reaktionen auf 

subjektiver, physiologischer und/oder behavioraler Ebene,  setzt erst gegen Ende des 

Emotionsprozesses  an und  ist mit  subjektiven,  kognitiven und  sozialen Kosten  ver‐

bunden. Auf neuronaler Ebene zeigt sich, dass Emotionsregulation präfrontale Hirn‐

regionen rekrutiert, die die Aktivierung subkortikaler Areale wie Amygdala und Ba‐

salganglien modulieren.  

Die Analyse von Altersunterschieden in der Emotionsregulation weist darauf hin, dass 

mit Unterschieden zwischen jüngeren und älteren Konsumenten im Hinblick auf ihren 

Umgang mit  emotionalen Reizen und Situationen  zu  rechnen  ist. Gemäß der  sozio‐

emotionalen Selektivitätstheorie führt die Wahrnehmung einer abnehmenden Lebens‐

zeit zu einer verstärkten Motivation, emotional bedeutsame Erfahrungen zu machen, 

und dies hat Auswirkungen auf die Emotionsverarbeitung und sozialen Präferenzen 

älterer Menschen. Gleichzeitig scheint zunehmende Lebenserfahrung zum bevorzug‐

ten Einsatz effektiver und  funktionaler Emotionsregulationsstrategien zu  führen, die 

früh  im Prozess der Emotionsgenese ansetzen, sowie zum verringerten Einsatz weni‐

ger  effektiver  und  dysfunktionaler  Strategien.  Beispielsweise  sprechen  ältere Men‐

schen verstärkt auf emotionales – insbesondere positiv getöntes – Material an und sind 

selektiver in der Wahl ihrer sozialen Partner.  

Die Analyse von Emotionsregulation kann zur Aufklärung menschlichen Verhaltens in 

ökonomischen Entscheidungssituationen beitragen. Auch für die Marketingforschung 

sind diese Befunde potentiell von Relevanz, wenn es darum geht, emotionale Reaktio‐

nen beim Konsumenten zu verstärken oder abzuschwächen. Obwohl in diesem Kapi‐

tel der Fokus auf interner Emotionsregulation (d.h. der Regulation eigener Emotionen) 

lag, sind die dargestellten Befunde leicht auf externe Emotionsregulation  übertragbar. 

Insgesamt  ist  zu  hoffen,  dass  die  beschriebene  Forschung wesentliche  Erkenntnisse 

und neue Impulse zum entstehenden Forschungsfeld der Neuroökonomie beizutragen 

vermag.  

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