Wieland der Schmied auf dem Kistenstein von Alskog kyrka und dem Runenstein Ardre kyrka III. Zur...

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Analecta Septentrionalia RGA-E-Band 65 Seiten 540–566 © Walter de Gruyter 2009 • Berlin • New York Wieland der Schmied auf dem Kistenstein von Alskog kyrka und dem Runenstein Ardre kyrka III Zur partiellen Neulesung und Interpretation zweier gotländischer Bildsteine VON SIGMUND OEHRL Bereits 1980 hat der Jubilar in seinem Beitrag „Zur Problematik der Be- ziehung zwischen Bilddetail und Bildganzem“ auf grundsätzliche Schwie- rigkeiten bei der Interpretation von germanischen Bilddenkmälern auf- merksam gemacht. Er stellte fest, dass zunächst Vergleichsmaterial herangezogen muss, das zeitlich und räumlich dem untersuchten Bildwerk nahe steht und auch den gleichen kulturellen und religiösen Quellen entspringt wie dieses. 1 Um eine adäquate Grundlage für diese Methode zu schaffen, regte Kurt Schier den Aufbau eines Bildarchivs bzw. einer Datenbank an, die „das gesamte Bildmaterial des Nordens innerhalb eines umgrenzten, aber doch großen Zeitraumes“ 2 erfasst. Diese Datenbank müsse insbesondere eine Sammlung einwandfreier Fotografien sowie einen ikonographischen Index und eine Bibliographie der Bilddenkmäler enthalten. Ein derartiges Archiv sei auch als Ausgangspunkt späterer kritischer Editionen geeignet. Erfreulicherweise ist seit 1980 ein Teil der wichtigsten Bilddenkmäler- gruppen in Buchform ediert und verstreut veröffentlichtes Material zusam- mengetragen worden. 3 Die Vorteile eines Archivs, wie es Kurt Schier vorschwebte, liegen auf der Hand: In einer im Internet zugänglich gemach- ten Datenbank können Bildarchiv, Index, Bibliographie und sonstige Daten ständig erweitert und aktualisiert, Fotografien in nahezu unbegrenzter Größe, Qualität und Menge verfügbar gemacht werden. Suchfunktionen 1 Schier 1980, S. 179. 2 Schier 1980, S. 180. 3 Z. B. Cramp et al. 1984–2008, Bergendahl Hohler 1999 und insbesondere Hauck et al. 1985–1989.

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Analecta Septentrionalia – RGA-E-Band 65 – Seiten 540–566 © Walter de Gruyter 2009 • Berlin • New York

Wieland der Schmied auf dem Kistenstein von Alskog kyrka und dem Runenstein Ardre kyrka III

Zur partiellen Neulesung und Interpretation zweier gotländischer Bildsteine

VON SIGMUND OEHRL

Bereits 1980 hat der Jubilar in seinem Beitrag „Zur Problematik der Be-ziehung zwischen Bilddetail und Bildganzem“ auf grundsätzliche Schwie-rigkeiten bei der Interpretation von germanischen Bilddenkmälern auf-merksam gemacht. Er stellte fest,

dass zunächst Vergleichsmaterial herangezogen muss, das zeitlich und räumlich dem untersuchten Bildwerk nahe steht und auch den gleichen kulturellen und religiösen Quellen entspringt wie dieses.1

Um eine adäquate Grundlage für diese Methode zu schaffen, regte Kurt Schier den Aufbau eines Bildarchivs bzw. einer Datenbank an, die „das gesamte Bildmaterial des Nordens innerhalb eines umgrenzten, aber doch großen Zeitraumes“2 erfasst. Diese Datenbank müsse insbesondere eine Sammlung einwandfreier Fotografien sowie einen ikonographischen Index und eine Bibliographie der Bilddenkmäler enthalten. Ein derartiges Archiv sei auch als Ausgangspunkt späterer kritischer Editionen geeignet. Erfreulicherweise ist seit 1980 ein Teil der wichtigsten Bilddenkmäler-gruppen in Buchform ediert und verstreut veröffentlichtes Material zusam-mengetragen worden.3 Die Vorteile eines Archivs, wie es Kurt Schier vorschwebte, liegen auf der Hand: In einer im Internet zugänglich gemach-ten Datenbank können Bildarchiv, Index, Bibliographie und sonstige Daten ständig erweitert und aktualisiert, Fotografien in nahezu unbegrenzter Größe, Qualität und Menge verfügbar gemacht werden. Suchfunktionen

1 Schier 1980, S. 179. 2 Schier 1980, S. 180. 3 Z. B. Cramp et al. 1984–2008, Bergendahl Hohler 1999 und insbesondere Hauck et

al. 1985–1989.

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erleichtern und beschleunigen die gezielte Recherche. Die technische Realisierbarkeit eines solchen Projektes ist heute durchaus gegeben. Die damalige Forderung des Jubilars kann also nur ausdrücklich unterstrichen werden. Tatsächlich wird eine derartige Datenbank für die Bildsteine Gotlands inzwischen vorbereitet.4 Kurt Schier nennt in besagtem Beitrag die systematische Sammlung technisch einwandfreier Fotos als dringendste Aufgabe eines solchen Archivs. Er stellt fest, dass die kritische Über-prüfung der Originale unverzichtbar ist. Dem schließe ich mich an. Schier betont,

dass die Publikation von Bildern vor allem in älteren Ausgaben oft unter der mangelnden technischen Qualität der Wiedergabe leidet, so dass Einzelheiten, die für die Analyse wichtig sind, zuweilen nur unzulänglich wiedergegeben werden.5

Insbesondere im Fall der gotländischen Bildsteine ist diese Problematik ausgeprägt. Die Bild tragenden Oberflächen der Kalksteinplatten sind häufig aufgrund von Verwitterung und sekundärer Nutzung in beklagens-wertem Zustand. Die z. T. feinen Ritzungen bzw. das flache Relief sind mitunter so abgetreten, dass die Bilddarstellungen kaum einwandfrei zu identifizieren sind. In Sune Lindqvists einschlägiger Publikation von 1941/1942 werden auch Zeichnungen und Fotografien der nackten Bild-fläche geliefert. Im Wesentlichen handelt es sich jedoch um Ablichtungen der schwarz eingefärbten Ritzungen bzw. Hintergrundflächen. Diese Abbildungen, die dem überwiegenden Teil der Forschungsliteratur zu-grunde liegen, geben die – naturgemäß z. T. sehr subjektive – Lesung des Einfärbers wieder. Auch wenn Lindqvist viel Zeit und Mühe in die Auto-psie, die Ausleuchtung und Einfärbung der Steine investiert hat, bleibt zu konstatieren, dass die zur Verfügung stehenden Abbildungen, sofern es schlecht bewahrte Partien betrifft, fehlerhaft bzw. irreführend sein können, da abweichende Lesungen möglich wären. Wie Karl Hauck bereits 1957 durch die Anfertigung von Latexabgüssen demonstrieren konnte, sind zuweilen Darstellungsdetails vorhanden, die mit dem bloßen Auge gar nicht wahrzunehmen sind.6 Jüngst sind durch 3D-Laserscanning spekta-kuläre Ergebnisse erzielt worden.7 Allerdings hat sich gezeigt, dass auch mit konventionellen Untersuchungsmethoden – also unter Verwendung von 4 Widerström 2004, S. 83. Allein der beträchtliche Material-Zuwachs (Nylén /

Lamm 2003, S. 180–206) macht eine neue Edition erforderlich. 5 Schier 1980, S. 180. 6 Gauert 1958a; 1958b; 1958c. 7 Für diesbezügliche Auskünfte und aufschlussreiches Bildmaterial bin ich Per

Widerström und Laila Kitzler Åhfeldt zu herzlichem Dank verpflichtet.

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Taschenlampen, Scheinwerfen und Vergrößerungsgläsern – Bildbestand-teile ausfindig gemacht werden können, die Lindqvist falsch interpretiert, anders bewertet oder schlicht übersehen hat.8 Im vorliegenden Beitrag möchte ich anhand zweier Exempel veranschaulichen, wie folgenschwer die unzureichende Dokumentation und wie erkenntnisreich eine Neuunter-suchung des Materials sein kann.

1850 wurde in der Kirche von Alskog ein Bildstein aufgefunden, der in sekundärer Verwendung als Bodenplatte diente. 1873 ist der Stein in das Staatliche Historische Museum in Stockholm verbracht worden. Heute ist er im großen Archiv des Staatlichen Historischen Museums in Tumba aufbewahrt (SHM 5038). Die 15 cm dicke Kalksteinplatte ist nachträglich rechteckig zugehauen und mit einer schalenförmigen Vertiefung mit durchgehendem Loch versehen worden, um als Unterlage eines Tauf-beckens verwendet werden zu können. Der Stein ist 105–108 cm hoch und 112–114 cm breit. Es handelt sich um einen Kistenstein aus dem Abschnitt D, den Sune Lindqvist in das späte 8. Jahrhundert datiert. Der Stein zählt zu einer kleinen Gruppe von Steinen, die Lindqvist als Tjängvidegruppe bezeichnet.9 Die mitunter sehr figurenreichen Steine dieser Gruppe, zu denen auch die prominenten Bildsteine Ardre VIII10 und Tjängvide I (Runenwerk G 110)11 gehören, zeichnen sich durch stark herausgemeißelte Hintergrundflächen, scharfe Bildkonturen, spezielle Bortenmuster und fehlende Registeranordnung aus. Jüngst hat Lisbeth M. Imer neue Über-legungen zur Datierung der Abschnitte C und D angestellt.12 Imers Datie-rungen liegt insbesondere eine neue Auswertung der Randborten-Ornamentik und der Runeninschriften zugrunde. Sie datiert die Bildsteine der Abschnitte C und D von etwa 750 bis in das 10. Jahrhundert und schließt somit die von Lindqvist konstatierte Lücke zwischen den Ab-schnitten C/D und E. Den Kistenstein von Alskog kyrka ordnet Imer dem 10. Jahrhundert zu.

Da der Stein mit der Schauseite nach oben verarbeitet wurde, sind die im Flachrelief dargestellten Figuren durch zahlreiche Fußtritte stark abgeschliffen. Dankenswerterweise liefert Sune Lindqvist eine Fotografie der uneingefärbten Bildfläche (Abb. 1). Was Details anbelangt, ist diese Ablichtung jedoch wenig brauchbar. Für eine optimale Fotodokumentation bedürfte es verschiedener Makroaufnahmen jeder einzelnen Figur bei

8 Oehrl 2007; 2008; Oehrl in Vorbereitung a. 9 Lindqvist 1941, S. 49 f. 10 Lindqvist 1941, Fig. 139. 11 Lindqvist 1941, Fig. 137. 12 Imer 2004.

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spezieller Beleuchtung. Die Zeichnung von Per Arvid Säve aus dem Jahr 1852 ist ungenau und liefert keinerlei Aufschlüsse.13 Offenbar ist das Relief gar nicht gründlich untersucht und ausgeleuchtet worden. Die Zeichnung gibt lediglich das wieder, was auch auf den ersten flüchtigen Blick erkennbar ist. Die 1853 veröffentlichte Beschreibung des Steins von Carl Säve entspricht dieser Sichtweise weitgehend und ist daher ebenfalls unzureichend.14 Die spätere Zeichnung von Olof Sörling erweist bessere Dienste, ist aber in einigen Punkten dennoch zu unpräzise (Abb. 2). Am differenziertesten ist die Einfärbung der Bildfläche, die Lindqvist veröffentlicht hat (Abb. 3). Weitere Abbildungen des Steins sind mir nicht bekannt. Lindqvist hat die Darstellungen in 11 Figurengruppen eingeteilt und relativ ausführlich beschrieben.15 Unten links, neben der Durchboh-rung, befinden sich zwei Personen in einem vierrädrigen Wagen, der von einem Pferd gezogen wird. Rechts neben der Durchbohrung sitzt eine Frauengestalt neben den Beinen einer liegenden Figur auf einem Stuhl. Diese Szene scheint sich innerhalb eines Gebäudes abzuspielen. Eine Schlange oder ein Vogel steckt seinen langen Hals durch das Dach des Gebäudes und streckt das weit aufgerissene Maul bzw. den Schnabel dem Liegenden entgegen. Weiter rechts, in der rechten unteren Ecke der Bildfläche, sind drei Männer zu sehen, die verschiedene nicht näher zu bestimmende Gegenstände tragen und sich nach außen bewegen. Oberhalb des Wagens, scheinbar auf den Zügeln des Pferdes ruhend, befindet sich innerhalb eines Ovals eine männliche Gestalt, die auf dem Rücken liegt. Links neben dieser Figur sitzt eine Frau mit einem Vogel. Über dieser Szene ist ein Zweikampf abgebildet. Zwei Männer bewerfen sich mit Spießen. Einige Spieße stecken bereits in den Schilden der Kontrahenten. Zwei weitere Figuren – ein Mann und eine Frau – befinden sich hinter dem linken Krieger am Rand der Bildfläche. Hinter dem rechten Krieger ist ein Mann innerhalb einer Art Schutzmauer zu sehen, der einen Hammer oder eine Axt emporhebt. Rechts von jenem Axtkrieger befindet sich eine fünfeckige Einfriedung. Die Seiten überkreuzen sich an den Ecken und sind am Ende mit einem Tierkopf mit offenem Maul versehen. Innerhalb dieser Begrenzung sind wenigstens zwei Vögel positioniert. Unterhalb dieses Gebildes, das offenbar einen Teich oder See repräsentieren soll, stehen sich zwei Frauen gegenüber. Zwischen den beiden Frauen sind vier Vögel und ein annähernd trapezförmiges Objekt mit zwei kleinen Fortsätzen dargestellt. Rechts von dieser Figurengruppe befindet sich eine hufeisen-

13 Säve 1993 (1845/1853), S. 71; Lindqvist 1942, Fig. 303. 14 Säve, 1993 (1845/1853), S. 67–81. 15 Lindqvist 1942, S. 13–15.

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förmige Umrahmung, die ein Gebäude anzudeuten scheint. Innerhalb des Gebäudes knien sich zwei männliche Gestalten gegenüber. Unterhalb dieses Paares ist eine weitere kniende Männerfigur auszumachen. Sie streckt ihre Arme nach vorn und berührt ein ganz unförmiges Gebilde. Eine weitere Figur liegt links neben dem Knienden auf dem Bauch.16

Im Sommer 2006 hatte ich die Gelegenheit, den Bildstein von Alskog kyrka im Archiv von Tumba persönlich in Augenschein zu nehmen.17 Verschiedene Taschenlampen und Vergrößerungsgläser standen mir für meine Autopsie zur Verfügung. Die Bild tragende Oberfläche weist nach wie vor die schwarze (inzwischen etwas verblasste) Einfärbung auf, was

16 Sune Lindqvist schlägt Deutungsansätze für einige der Figuren vor (Lindqvist

1941, S. 96; 1942, S. 14; 1964, S. 69): In der Gestalt mit der Axt bzw. dem Hammer sieht er einen geflügelten Gott (Thor). Die in einem Oval liegende Gestalt hält er für einen Toten im Grab, um den eine Frau trauert. Die rechts von der Durchbohrung dargestellte Szene deutet er als Lokis Bestrafung. Sigyn sitze bei ihrem liegenden Gatten, über dem eine Schlange ihr Maul aufreiße. Das trapezförmige Gebilde mit den Fortsätzen an der Seite, das sich zwischen vier Vögeln und zwei Frauen befindet (Szene 6), spricht Lindqvist als Amboss an. Vorsichtig vermutet er eine Szene aus der Wielandsage, äußert sich aber nicht weiter dazu. Beata Böttger-Niedenzu greift diesen Gedanken erneut auf, hält die Interpretation aber für zu kühn (Böttger-Niedenzu 1982, S. 82). In der vermeint-lichen Lokiszene erblickt sie das auch auf dem Kistenstein Sanda kyrka I (Lindqvist 1941, Fig. 171, 177) auftauchende Motiv „Szenerie mit Gebäude, in das langhalsiger Vogel blickt“ (Böttger-Niedenzu 1982, S. 70–73). Es scheint sich um die Darstellung einer Jenseitsreise bzw. der Ankunft eines Verstorbenen im Totenreich zu handeln (Jungner 1930; Oehrl in Vorbereitung b). Josef Otto Plassmann (1959, S. 251–258) versucht fast alle auf dem Kistenstein von Alskog dargestellten Figuren mit den in Saxos Gesta Danorum (sowie der Hervarar saga und der Örvar-Odds saga) überlieferten Erzählungen von Starkaðr und dem Kampf auf Samsey zu verknüpfen. Diese Gesamtdeutung ist wenig überzeugend. So bringt Plassmann z. B. die einzelne kniende Gestalt ganz rechts (Szene 7) mit Hjalmar in Verbindung, der sich gegen einen Stein oder Hügel lehne. In der Örvar-Odds saga macht es jedoch eher den Anschein, als sitze der schwer verwundete Hjalmar auf dem Boden und lehne sich mit dem Rücken an. Dass er kniet und sich mit ausgestreckten Armen anlehnt, ist wenig plausibel: „[…] ok síðan gengr Hjálmarr til þúfu einarr ok sez niðr ok hnígr at upp“ (Boer 1892, Kap. XXX,3). Sonst sind mir keine Interpretationen des Bildsteins von Alskog kyrka bekannt geworden. Häufiger wird die Wagendarstellung unten links wegen ihrer konstruktiven Details angesprochen (z. B. Almgren 1946, S. 88 und Christensen jr. 1964, S. 79). Gerd Wolfgang Weber hält das Gefährt für einen Totenwagen (Weber 1973, S. 97).

17 An dieser Stelle möchte ich Gunnar Andersson vom SHM für seine Hilfe und Be-treuung herzlich danken. Ferner habe ich meiner Frau Sofiya zu danken, die mich auf jener Forschungsreise 2006 begleitet und bei der Autopsie der Bilddarstel-lungen mit wachsamen Augen kritisch unterstützt hat.

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eine unvoreingenommene Beurteilung des Befundes durchaus erschwerte. Als besonders aufschlussreich erwies sich die Untersuchung der neben dem unförmigen Klotz knienden Männerfigur und der daneben liegenden Gestalt, die Teil der von Lindqvist als Szene 7 bezeichneten Figurengruppe sind (Abb. 4–6). Wie bei unterschiedlicher Ausleuchtung (Schräglicht mit Taschenlampe) und zweifacher Vergrößerung zu erkennen war, sind die zunächst überlang wirkenden ausgestreckten Arme der knienden Figur gleich vor deren Brustbereich miteinander verbunden. Die Person scheint mit beiden Händen einen länglichen Gegenstand zu halten. Dieser nach vorn gerichtete Schaft mutet auf Lindqvists Abbildung wie eine Verlän-gerung der Arme an. Am Ende des Schaftes befindet sich eine nach unten gerichtete Spitze. Es scheint sich um ein Werkzeug – vermutlich eine Art Hammer – zu handeln. Das auf Lindqvists Abbildung sehr unförmig anmutende Objekt vor der knienden Figur erscheint annähernd trapez-förmig. Eine kleine Spitze geht vom oberen Bereich des Objektes nach links ab. Besonders überraschend ist die Tatsache, dass Lindqvist einen ringförmigen Gegenstand an der rechten Seite des trapezförmigen Gebildes übersehen zu haben scheint. Es handelt sich um einen durchaus gründlich herausgearbeiteten regelrechten kleinen Krater. Er wurde wie der einge-meißelte Hintergrund behandelt und einfach schwarz gefärbt.18 Somit verschwindet der Ring in der ebenfalls schwarz eingefärbten Hintergrund-fläche und ist auf Lindqvists Abbildung fast unsichtbar. Verblüfft ob dieser unerwarteten Entdeckung zog ich die übrigen zur Verfügung stehenden Abbildungen des Kistensteins zu Rate und stellte fest, das der Ring – sofern man von dessen Existenz Kenntnis hat – auf Lindqvists Fotografie des uneingefärbten Steins zumindest erahnt werden kann. Durch die Schatten-wirkung ist eine kleine Vertiefung erkennbar. Schließlich war der abge-tretene Überrest eines weiteren Rings oberhalb des trapezförmigen Objektes auszumachen. Er befindet sich vor dem Schaft des hammerartigen Werkzeugs. Die kniende Figur dürfte demnach als eine Art Goldschmied

18 Möglicherweise hielt Lindqvist diesen Ring für eine natürliche Beschaffenheit des

Kalksteins. Dies ist meiner Einschätzung nach jedoch wenig wahrscheinlich. In diesem Fall hätte der Künstler die auffällige Partie sicherlich entfernt und wie den Rest der Hintergrundfläche ausgemeißelt. Stattdessen sind die unmittelbar ober-halb und unterhalb befindlichen Teile der Reliefdarstellung bewusst so ausgeführt, dass sie das ringförmige Gebilde nicht stören. Bei der Gestaltung des „Ambosses“ hat der Künstler dem Ring sogar ausweichen und eine kleine Ausbuchtung an der rechten Seite in Kauf nehmen müssen, um den Krater zu erhalten. Sollte es sich aber tatsächlich um eine Art Einschluss im Kalkstein handeln, so hat der Stein-meister den kleinen Krater offenbar bewusst stehen gelassen und in die Bilddar-stellung einbezogen.

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anzusprechen sein, der mit einem Hammer oder sonstigen Werkzeug auf einem Amboss Ringe fertigt. Erkenntnisreich war auch die Betrachtung der neben dem Schmied liegenden anthropomorphen Gestalt (Abb. 7). Wie bereits die Einfärbung des Steins vermuten lässt, ist der Kopf der Gestalt verhältnismäßig winzig und verfügt über keinerlei Gesichtsmerkmale oder Anzeichen von Haartracht. Dies ist auffällig, da sämtliche Figuren auf dem Stein derartige Kennzeichen aufweisen. Es handelt sich um den Kinnbart, die Nase und das lange Haar im Nacken bei den männlichen Figuren sowie einen langen Haarzopf bei den weiblichen Figuren. Tatsächlich ist das verkümmert anmutende Köpfchen des Liegenden ganz ohne Profil darge-stellt. Es scheint sich weniger um einen vollständigen Kopf als vielmehr um einen Halsstumpf zu handeln. Möglicherweise ist dieser Halsstumpf in Wahrheit noch kürzer gewesen, als es auf Lindqvists Abbildung den Anschein macht. Die offenbar als Kopf betrachtete und bei der Einfärbung entsprechend ausgesparte Fläche ist sehr unregelmäßig strukturiert und ihr Verhältnis zu dem hufeisenförmigen Rahmen darüber recht unklar.

Was das trapezförmige Objekt links neben dem Enthaupteten anbelangt, so war festzustellen, dass es innerhalb der fünfeckigen Einhegung darüber ein weiteres Mal auftaucht (Abb. 8). Der untere Teil ist stark abgetreten, die Fortsätze an den Seiten sind etwas länger und mehr angewinkelt. Vergleichbare Darstellungen habe ich auf einer Gruppe wikingerzeitlicher (etwa 10. Jahrhundert) Bronzeschlüssel mit Vogelverzierungen (Typ III A:2) ausfindig machen können. Einige dieser Schlüssel stammen aus Birka und Hitis in Finnland, die meisten Exemplare wurden jedoch auf Gotland gefunden.19 Mehrere simplifizierte, scheinbar kopflose Vögel sind über-einander auf dem Schlüsselgriff zu sehen (Abb. 9). Sie ähneln in gewisser Weise den beiden Gebilden auf dem Stein von Alskog (Abb. 10). Die Flügel sind etwas länger als die Fortsätze auf dem Kistenstein und liegen dicht am Körper. Oben befindet sich – ganz wie auf dem gotländischen Bildstein – eine kleine Ausbuchtung. Vermutlich ist auch auf dem Stein-denkmal eine Art Vogel oder Vogelkostüm gemeint.

Schon die Tatsache, dass ein Goldschmied unmittelbar neben einer enthaupteten Gestalt zur Darstellung gekommen ist, macht eine Verbindung zur Wielandsage erwägbar. Laut V™lundarqviða muss der gelähmte Wieland in seiner Gefangenschaft bei König Nidud Kleinode für seinen Peiniger fertigen. Der Edda-Prosaist formuliert wie folgt: Svá var g™rt, at scornar vóro sinar í knésfótom, oc settr í hólm einn, er þar var fyrir landi,

19 Thunmark-Nylén 1995, S. 313a–b:3, 314a:3; 1998, Taf. 212; Ambrosiani 2001, S.

19; Westerholm 2001/2002, Fig. 3, S. 15–17, Tab. 3.

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er hét Sævarstaðr. Þar smíðaði hann konungi allz kyns gorsimar.20 Dass es sich bei diesen Kleinoden (gorsimar) insbesondere um (Arm-) Ringe (baugar) handeln dürfte, zeigt der Ausruf der neugierigen Königssöhne: „G™ngom baug siá!“21 Möglicherweise handelt es sich sogar um den scheiben- bzw. ringförmigen Brustschmuck (brióstkringlor),22 den Wieland für Niduds Tochter Bödwild aus den Zähnen der getöteten Brüder fertigt oder aber um jenen Goldring,23 den Wieland für Bödwild reparieren soll. Das Knien könnte als bildlicher Hinweis auf Wielands Lähmung aufzu-fassen sein. Bereits auf Franks Casket scheint ein auffällig angewinkeltes Bein auf das Handykap des mythischen Schmiedes anzuspielen.24 Auf den Bilddenkmälern der Sigurdsage wird der Schmied Regin zwar stets (auf einem Stuhl) sitzend dargestellt, kniend taucht er jedoch nie auf.25 Die liegende Figur repräsentiert die von Wieland enthaupteten Königssöhne. Dass auf dem Stein von Alskog kyrka nur eine enthauptete Figur zur Dar-stellung gekommen ist, während auf Ardre VIII (Abbildung 11)26 beide Königssöhne aufgeführt sind, kann kaum als glaubhafter Einwand ange-führt werden. Auch auf Franks Casket wird nur ein Enthaupteter zu Füßen Wielands abgebildet.27 Er steht stellvertretend für beide Königssöhne. Platzökonomische Gründe mögen zu dieser Abbreviatur geführt haben. Für eine chiffrenartige Vergegenwärtigung der Rachefabel und eine entspre-chende Assoziation des Betrachters war die Darstellung einer einzelnen Leiche offenbar hinreichend. Ein weiteres Darstellungsdetail, das die kopflose Figur von Alskog kennzeichnet, macht diese Interpretation plausibel. Die Figur liegt unter einem langen, leicht gebogenen Gebilde, das von der hufeisenförmigen Umrahmung der Szene darüber ausgeht. Über dieser „Überdachung“ der Leiche befindet sich ein weiterer, wesent-

20 Vkv. Prosa nach Str. 17, Neckel / Kuhn 1983, S. 120. 21 Vkv. Str. 23, Neckel / Kuhn 1983, S. 121. 22 Vkv. Str. 25, Neckel / Kuhn 1983, S. 121. 23 Vkv. Str. 26 und 27, Neckel / Kuhn 1983, S. 121. 24 Betz 1973, S. 99; Becker 1973, S. 79, 88, Abb. 1; Nedoma 1988, S. 20; 2005, S.

182; von See et al. 2000, S. 97. Es ist auch erwogen worden, dass es sich um eine für Schmiede typische Sitzhaltung handelt. Neben den Werken von Becker und Nedoma gehört auch Haucks Artikel im Reallexikon der Germanischen Alter-tumskunde (Hauck 1973) zu den einschlägigen Publikationen über Franks Casket. Jüngst sind fünf Aufsätze über Franks Casket von Ute Schwab in der Reihe Studia Medievalia Septentrionalia erschienen (Schwab 2008).

25 Düwel 1986, Abb. 13a–b, S. 14–17. 26 Zur Wielandszene auf Ardre VIII siehe insbesondere: Buisson 1976, S. 70–80;

Hauck 1977; Nedoma 1988, S. 27–31. 27 Becker 1973, Abb. 1.

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lich kleinerer Fortsatz. Offenbar wird eine spezielle Deponierung des Toten auf diese Weise veranschaulicht. Der Leichnam liegt unter oder in irgend-etwas und scheint verborgen zu sein. Tatsächlich ist in V™lundarqviða vom Verbergen der Toten die Rede: […] oc undir fen fioturs fœtr um lagði […].28 Dass Wieland lediglich die abgetrennten Füße entsorgt, ist un-wahrscheinlich, fœtr dürfte als pars pro toto zu verstehen sein. Die genaue Bedeutung von fen fioturs (wörtlich etwa ‘Sumpf der Fessel’) ist durchaus umstritten, doch muss es sich um eine feuchte, schlammige Stelle in der Schmiede handeln.29 Aufschlussreich ist ein Blick auf den entsprechenden Abschnitt in der Þiðreks saga: […] en siðan drepr hann sveininn hvarntveggia oc skytr vndir smiðbelgi sina igrof eina divpa.30 Eine der-artige Grube, in der die enthaupteten, aber ansonsten vollständigen Leiber der Königssöhne verborgen werden, dürfte auch der V™lundarqviða-Dichter im Sinn gehabt haben. Tatsächlich wird auf dem Bildstein VIII von Ardre kyrka31 die Deponierung der Leichen auf ganz ähnliche Weise ins Bild gesetzt, wie auf dem Kistenstein von Alskog. Zwei lange, leicht gebogene Gebilde befinden sich unmittelbar rechts neben dem Schmiedegebäude. Die enthaupteten Körper der Königssöhne liegen direkt darüber. Auf dem Stein von Alskog liegt der Leichnam unter der schalenartigen Konstruktion und wird von ihr „überdacht“ und offensichtlich verborgen, auf dem Bildstein von Ardre liegen die Toten darin. Beide Denkmäler zählen zur Tjängvide-gruppe und scheinen aus derselben Schule oder Werkstatt, vielleicht sogar aus der Hand desselben Meisters zu stammen.32 Daher ist es durchaus denkbar, dass auf beiden Bildsteinen die gleichen Sagenkreise und Motive thematisiert und ähnliche Bildchiffren und Kompositionen verwendet wurden. Auch die zwei sich gegenüber knienden Männer im hufeisen-förmigen Rahmen sind auf beiden Steinen vorzufinden. Überschneidungen gibt es ferner mit dem Bildstein Hunninge I in Klinte sn.,33 auf dem bereits einige Forscher meinten, Darstellungen der Wielandsage identifizieren zu können (Abb. 12).34 Sune Lindqvist datiert ihn in das 8. Jahrhundert, Lisbeth M. Imer hingegen in das 9./10. Jahrhundert.

28 Vkv. Str. 24, vgl. Str. 34, Neckel / Kuhn 1983, S. 121 und 122. 29 von See et al. 2000, S. 214–216. 30 Bertelsen 1905–1911, Bd. I, S. 117. 31 Buisson 1976, S. 75 f.; Müller-Wille 1977, S. 130 f., Fig. 1; Nedoma 1988, S.

29 f.; von See et al. 2000, S. 214. 32 Lindqvist 1941, S. 49. 33 Lindqvist 1941, Abb. 128; 1942, S. 80 f. 34 von See et al.. 2000, S. 96 f., 230. Robert Nedoma macht Einwände geltend (1988,

S. 34).

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Wenn auf dem Kistenstein von Alskog Wieland der Schmied neben einem enthaupteten Königssohn dargestellt ist, stellt sich die Frage, ob noch weitere Figuren oder Figurengruppen diesem Komplex zuzuordnen sind. Vor diesem Hintergrund fallen das unmittelbar neben der Wieland-Szene dargestellte, aus zwei Frauen und mehreren Vögeln bestehende Ensemble (nach Lindqvist Szene 6) sowie der vermeintliche See darüber (nach Lindqvist Szene 10) ins Auge. Es könnte sich um einen Hinweis auf die in V™lundarqviða Str. 1–535 überlieferte Vorgeschichte handeln. Der Edda-Prosaist berichtet zusammenfassend:

Þar er vatn, er heitir Úlfsiár. Snemma of morgin fundo þeir [Wieland und seine beiden Brüder] á vatzstr™ndo konor þriár, oc spunno lín. Þar vóro hiá þeim álptarhamir þeira. Þat vóro valkyrior. […] Þeir h™fðo þær heim til scála með sér. […] Þau bioggo siau vetr. Þá flugo þær at vitia víga oc qvómo eigi aptr.36

Die fünfeckige Einhegung (Szene 10) könnte den Wolfssee repräsentieren. Möglicherweise sind die Tierköpfe, welche die Ecken des Gebildes zieren, als Wolfsköpfe und somit als Hinweis auf die Bedeutung des Sees zu verstehen. Die innerhalb der Einhegung befindlichen Vögel scheinen den See als solchen kennzeichnen zu sollen. Sie könnten jedoch auch als Schwanepiphanie der Walküren-Schwestern aufzufassen sein. In der Figurengruppe darunter (Szene 6) wären zwei der Walküren in anthropo-morpher Erscheinung vorgeführt. Die Wasservögel kennzeichnen vermut-lich das Seeufer oder verweisen attributartig auf die Mischwesennatur der beiden Frauenfiguren. Das merkwürdige vogelartige Gebilde zwischen den beiden weiblichen Gestalten könnte vor diesem Hintergrund als Vogelhemd (alptarhamr37 oder svanfiaðrar38) zu deuten sein. Die nach unten hin breiter werdende Kontur des Gebildes verweist auf ein hemd- oder tunika-artiges Kleidungsstück, während die von den Seiten abgehenden Fortsätze an kleine Flügel erinnern. Dieses „Gewand“ taucht inmitten des vermeint-lichen Sees erneut auf. Sollte auf dem Kistenstein von Alskog neben Wieland als Zwangsarbeiter und seiner Rachetat tatsächlich auch der Schwanjungfrau-Mahrtenehe-Komplex aus der Vorgeschichte vergegen-wärtigt sein, dann wäre der gotländische Bildstein für die Überlieferungs-geschichte von nicht geringer Bedeutung. Neben V™lundarqviða wäre er

35 Vkv. Str. 1–5, Neckel / Kuhn 1983, S. 117 f. 36 Vkv. Prosa-Einleitung, Neckel / Kuhn 1983, S. 116. 37 Vkv. Prosa-Einleitung, Neckel / Kuhn 1983, S. 116. 38 Vkv. Str. 2, Neckel / Kuhn 1983, S. 117.

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das einzige39 Denkmal, das die Zusammengehörigkeit beider Komplexe tradiert.40

Ich möchte einen weiteren gotländischen Bildstein vorstellen, auf dem ich eine Wielanddarstellung vermute. Es handelt sich um den Stein III von Ardre kyrka, der zu den Runensteinen des Abschnitts E zählt und in das 11. Jahrhundert datiert (SHM 11118:III, Runenwerk G 113)41. Die etwa 5–6 cm dicke Sandsteinplatte ist ohne die Wurzel nur 65 cm hoch und max. 60 cm breit. Das Flachrelief ist sehr präzise und scharfkantig, die Bodenfelder sind 3–4 mm tief und glatt geschliffen. Die Bildfläche wird fast vollständig von zwei symmetrisch angeordneten schlangenartigen Kreaturen im Ringerike-/Urnesstil eingenommen. Zwischen den beiden Tieren und in der Ecke unten links befindet sich jeweils eine kleine anthropomorphe Gestalt. Auf der Fotografie des Steins in „Gotlands Bildsteine“ sind die beiden kleinen Figuren nur schlecht zu erkennen (Abb. 13). Eine Zeichnung liegt nicht vor. Lindqvist beschreibt die Figürchen zwar relativ genau und gewissenhaft, lässt aber – wie ich während der Autopsie des Denkmals im Sommer 2006 feststellen konnte42 – einige wichtige Details unerwähnt. Die Gestalt zwischen den Schlangen ist im Profil zu sehen und nach links gerichtet (Abb. 14). Sie sitzt auf einem kleinen Stuhl. In der einen (unteren) Hand hält die Figur einen länglichen Gegenstand mit einem spitz zulaufenden Aufsatz am unteren Ende. Dieses Objekt scheint ein Werkzeug – vermutlich eine Art Hammer – darzustellen. In der anderen (erhobenen) Hand hält die Figur einen Ring, den sie dicht an ihr Gesicht hält. Unmittelbar vor der sitzenden Figur befindet sich ein quadratisches Objekt mit einem dreieckigen Aufsatz. Die Gestalt scheint den Hammer auf diesem hausförmigen Gebilde abzulegen. Es dürfte sich um eine Arbeitsunterlage, vermutlich eine Art Amboss handeln. Bemerkenswert ist die spezielle Gesichtsform der anthropomorphen Figur. Der Kopf ist verhältnismäßig klein, annähernd dreieckig und mit einem runden Auge ausgestattet. Die für die übrigen Gruppe E-Steine von Ardre (Ardre I, II, V,

39 Sofern man nicht auch Friedrich von Schwaben zu den Denkmälern der Wieland-

sage rechnet (Betz 1973, S. 154–160; Nedoma 1988, S. 88–104; 2000). 40 Die Authentizität dieser Verbindung ist insbesondere in der älteren Forschung

angezweifelt worden. Die Verknüpfung von Schwanjungfraufabel und Wieland-sage sei einzig eine Erweiterung des V™lundarqviða-Dichters. Nennung der einschlägigen Titel und Gegenargumentation: Nedoma 1988, S. 129–132; Ishikawa 1991.

41 Lindqvist 1942, S. 20 f. 42 Diese und andere Untersuchungen in Gotlands Fornsal hat mir freundlicherweise

Malin Lindquist ermöglicht, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Wieland der Schmied

551

VI) charakteristischen Gesichtsmerkmale, die naturalistische Kopfform mit deutlicher Darstellung von Nase und Kinnbart, sind hier nicht anzutreffen. Stattdessen verfügt die sitzende Figur von Ardre III über ein längliches Maul, das wie ein leicht geöffneter kleiner Schnabel anmutet. Vor diesem Hintergrund könnte ein vom Rücken des Sitzenden abgehender Fortsatz als kleiner Flügel interpretiert werden. Um das Nackenhaar oder eine Kapuze, wie Lindqvist vermutet,43 kann es sich nicht handeln, da der Fortsatz deutlich vom Rücken, nicht aber vom winzigen Kopf oder dem Nacken der Figur ausgeht. Offenbar haben wir es mit einem Hybriden, einer Art Vogel-mensch, zu tun. Auch die in der linken Ecke dargestellte anthropomorphe Figur hat einen kurzen wasservogelartigen Schnabel (Abb. 15). Ober- und Unterschnabel sind zu erkennen. Der Kopf ist rundlich und mit einem winzigen punktförmigen Auge versehen. Die Gestalt blickt zum linken Bildrand, der Rest ihres Körpers ist jedoch frontal zu sehen. Sie trägt eine Tunika, stemmt die Hände in die Hüften und kniet auf dem Boden. Die Unterschenkel sind um etwa 90° angewinkelt und nach rechts gerichtet. Ein schmales Band, das von der Runen tragenden Randborte ausgeht, schlingt sich um das rechte Bein der Figur und scheint sie anzubinden und zu fesseln. Besonders bemerkenswert ist die Darstellung der Füße (Abb. 16). Der rechte Fuß des Knienden ist deutlich wiedergegeben. Er ist übermäßig lang und wird nach vorn hin breiter, so dass er an den Fuß eines Wasservogels erinnert. Wie auf der Abbildung von Sune Lindqvist zu sehen, befindet sich ein Riss im unteren Bereich der Bildfläche. Schlecht bzw. gar nicht zu sehen ist hingegen, dass der Riss mitten durch den rechten Fuß der Figur verläuft. Aufgrund des vom Riss bewirkten Schattens ist der rechte Fuß der Figur auf Lindqvists Fotografie kaum wahrnehmbar. Inzwischen hat man den Riss gefüllt. Der linke Fuß der Figur fehlt. Der Riss in der Bildfläche ist jedoch nicht für das Fehlen des Fußes verantwortlich! Oberhalb und unterhalb des Risses befindet sich – ganz anders als beim rechten Bein der Figur – keine Spur eines Fußes. Deutlich ist ein rundlicher Stumpf dargestellt. Eine Bruchstelle gibt es nicht. Es handelt sich um eine bewusst dargestellte Verstümmelung des gefesselten „Vogelmenschen“.44

43 Lindqvist 1942, S. 21. 44 Verstümmelung und Vogelcharakter sind bisher nicht erkannt worden. Eine

Untersuchung des Reliefs aus jüngerer Zeit liegt nicht vor. Die einzige nennens-werte Deutung der Figuren von Ardre III, die mir bekannt geworden ist, stammt von Thorgunn Snædal. In Unkenntnis der Verkrüppelung und des Schnabels vermutet sie eine Darstellung von Odin mit seinem Ring Draupnir und dem gefesselten Loki (Snædal 2004, S. 59). In meiner Monographie von 2006 stelle ich die Frage, ob Ring, Hammer und Stuhl auf eine Wielandszene hindeuten könnten

Sigmund Oehrl

552

Die ähnliche, schnabelartige Gestaltung des Gesichtes lässt vermuten, dass es sich bei den beiden Figürchen von Ardre III um ein und dieselbe Person handelt. Schnabel und Flügel scheinen Sie als vogelartig zu kennzeichnen. Die Figur zwischen den Schlangen ist als Goldschmied anzusprechen. Sie sitzt vor einer kastenförmigen, oben spitz zulaufenden Arbeitsoberfläche (Amboss?) und hält ein Werkzeug in der Hand. Mit der anderen Hand hält sie bedeutungsvoll das Produkt ihrer Arbeit in die Höhe. Es handelt sich um einen Ring. Die in der Ecke kniende Figur ist gefesselt und verstümmelt. Der geschilderte Befund macht eine Verbindung mit der Wielandsage erwägbar. Von einer Fesselung Wielands berichtet die V™lundarqviða ausdrücklich: […] vissi sér á h™ndom h™fgar nauðir, enn á fótom fiotur um spenntan.45 Die Fesselung Wielands findet hier bereits im Zuge seiner Gefangennahme, also vor der eigentlichen Lähmung, statt. Wielands Fesselung ist auch im altenglischen Gedicht Deors Klage46 überliefert. Eine Lähmung wird hier nicht expressis verbis genannt. Stattdessen wird Wieland gefesselt und erleidet in diesem Zustand lange Zeit Schmerz und Leid.47 Auch die Wielanddarstellungen48 auf den Steinkreuzen von Leeds und dem Hogback von Bedale in Nordengland zeugen von der Fesselung des Schmieds. Chiffrenartig integrieren sie Schmiedetätigkeit, Rache, Flucht in Vogelgestalt und Fesselung49 in einem Bild. Der fehlende (Vogel-) Fuß auf dem Runenstein von Ardre dürfte auf die Lähmung50 Wielands verweisen. Diese wird in der umstrittenen51

(Oehrl 2006, S. 92). Von den Vogelmerkmalen und dem verstümmelten Fuß hatte ich zu jenem Zeitpunkt noch keine Kenntnis.

45 Vkv. Str. 11, Neckel / Kuhn 1983, S. 118. 46 Deors Klage wird ca. 975 im Exeter Book überliefert. 47 Nedoma 1988, S. 83 f.; von See et al. 2000, S. 196. Heinrich Beck verweist auf

den Runensolidus von Harlingen in Friesland (Niederlande) aus dem 6. Jahr-hundert, auf dem möglicherweise der gefesselte Wieland in einer zwanghaften Behausung (Schlangengrube) dargestellt sei (Beck 1980, S. 25, Abb. 2b).

48 Collingwood 1914, S. 298–321; Davidson 1950, S. 129; Betz 1973, S. 93–98; Lang 1976, S. 90–94; Bailey 1980, S. 103–116, Pl. 29; Lang 1989, S. 6. Über-raschend ist die kritische Haltung Robert Nedomas, der den Aussagewert der Dar-stellungen von Leeds gering einschätzt (Nedoma 1988, S. 33, 39; 2005, Fußn. 16). Nedoma scheint die Verbindung zur Wielandsage generell in Frage zu stellen (Nedoma 1988, S. 32, 34). In Nedomas Wieland-Artikel im „Reallexikon der Ger-manischen Altertumskunde“ werden die Steine von Leeds nicht erwähnt (Nedoma / Pesch 2006).

49 Davidson 1950, S. 129; Becker 1973, S. 182; Oehrl in Vorbereitung a. 50 Auf einem Runensteinfragment aus Ockelbo in Gästrikland (Gs 20) ist der

Überrest einer anthropomorphen Gestalt bewahrt, die mit der einen Hand den Fuß einer weiteren anthropomorphen Figur packt. Mit der anderen Hand rammt sie ein

Wieland der Schmied

553

Strophe 29 der V™lundarqviða wie folgt angedeutet: Vel ec, qvað V™lundr, verða ec á fitiom, þeim er mic Níðaðar námo reccar.52 Das Substantiv fit wird mit „Schwimmhaut (eines Wasservogels)“, „Schwimmfuß (eines Wasservogels)“ oder einfach mit „Fuß (eines Tieres oder eines Menschen)“ übersetzt. Zeugen Stein und Strophe tatsächlich von einer Fußamputation? Möglicherweise gar von der Amputation eines Wasservogelfußes? Oder befleißigen sich sowohl der Dichter als auch der Steinmeister des gleichen bildhaften Ausdrucks, um die Immobilität Wielands anzudeuten? Eine weitere umstrittene53 Passage aus der Schriftüberlieferung könnte durch die Bilddarstellungen von Ardre III zu erhellen sein: In Deors Klage heißt es, Wieland habe be wurman Unglück erfahren. Einige Forscher haben daraus ableiten wollen, dass Wieland während seiner Gefangenschaft in einer Schlangengrube gepeinigt werde. Die Tatsache, dass Wieland auf Ardre III inmitten zweier gewaltiger Schlangen dargestellt wird, könnte als Stütze dieser These herangezogen werden.

Die Gestalt Wielands scheint auf Ardre III weniger auf einen Flug-apparat als vielmehr auf eine Metamorphose hinzuweisen. Diese wird jedoch nur angedeutet bzw. ist noch nicht vollständig vollzogen. Ein vollständig vollzogener Gestaltwandel ist hingegen auf dem Bildstein VIII von Ardre kyrka dargestellt.54 Auf dem Bildstein I von St. Hammars in Lärbro,55 den Kreuzschäften von Leeds, dem Hogback von Bedale und einem Bronzeortband aus Birka56 ist eine anthropomorphe Figur derart in eine Vogeldarstellung integriert, dass man zunächst an eine Art Vogel-vermummung oder Flugapparat denken möchte. Der Künstler könnte jedoch auch beabsichtigt haben, eine Mensch-Tier-Metamorphose bildlich umzusetzen. Diese problematische Aufgabe wäre auf diese Weise durchaus elegant gelöst. Auch in der literarischen Überlieferung ist der Grund für Wielands Flugvermögen enigmatisch. Zuweilen scheint es eine Stellung

Messer oder eine Art Dorn in den Fuß. Diese Malträtierung könnte einst Teil einer Wielandszene gewesen sein und die Lähmung des Schmieds dargestellt haben (Oehrl 2006, S. 93, Abb. 306, 307).

51 de Vries 1952, S. 197; Becker 1973, S. 182; von See et al. 2000, S. 234–236. 52 Vkv. Str. 29, Neckel / Kuhn 1983, S. 122. 53 Nedoma 1988, S. 80–83. 54 Irritierend sind allein die beiden mit punktförmigen Vertiefungen (Augen?)

versehenen Höcker (Köpfe?) neben dem Haupt des Vogels und die unstimmigen Proportionen des Letzteren. Die Form des Vogelkopfes weicht stark von den übrigen Greifvogeldarstellungen der Gruppen C und D ab und wirkt in gewisser Weise menschenartig.

55 Lindqvist 1941, Fig. 85; Hauck 1957, Fig. 16. 56 Ambrosiani 2001, Fig. 1.3.

Sigmund Oehrl

554

zwischen Verwandlung und mechanischer Tätigkeit einzunehmen.57 In V™lundarqviða wird kein Hilfsmittel genannt. Ob Wieland aus eigener Kraft in Gestalt eines Vogels fliegt, ob er ein Vogelhemd, einen sonstigen Flugapparat oder einen magischen Flugring58 nutzt, ist eifrig diskutiert worden.59 In der Þiðreks saga fertigt Wieland einen Flugapparat, der wie ein Kostüm oder eine Vogelhülle beschrieben wird. Möglicherweise über-windet bzw. überdeckt der Autor der Þiðreks saga eine ältere Vorstellung und meint seinen Lesern eine mechanische Erklärung der aeronautischen Fähigkeit Wielands anbieten zu müssen. Wielands Antwort auf die Frage des Königs, ob er nun ein Vogel sei, mag die vermeintlich ältere Vor-stellung vom Gestaltwandel durchschimmern lassen: […] nv em ec fvgl oc nv em ec maðr […].60 Während beispielsweise die Göttin Freyja ein Federhemd besitzt,61 vermag sich Odin aus eigener Kraft in einen Vogel zu verwandeln. Snorri berichtet in den Skáldskaparmál ausführlich über den Raub des Dichtermets. Dort verwandelt sich Odin in einen Adler, um vor dem Riesen Suttung zu flüchten.62 Einige Odinsheiti63 wie Arnh™fði und Örn verweisen auf diese bemerkenswerte Fähigkeit. Schließlich sind einige nordische Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit anzuführen, auf denen die Adlermetamorphose des Götterfürsten verherrlicht wird.64 Auf der Brakteatenfibel von Daxlanden (IK 232) beispielsweise wird der unmittel-bare Wechsel von Menschen- und Vogelgestalt durch ein Mischwesen – eine anthropomorphe Gottheit mit „Adlerkappe“ und Vogelfüßen – veran-schaulicht.

Sicher werfen die hier vorgestellten Autopsieergebnisse, Deutungen und Deutungsansätze neue Fragen auf, bedürfen weiterer fachlicher Über-legungen und seien daher hiermit zur Diskussion gestellt. Eine Verbindung zwischen der Wielandsage und den Bildsteinen von Alskog und Ardre scheint mir aber sehr wahrscheinlich zu sein. Ich hoffe, anhand dieser beiden Beispiele ganz im Sinne des Jubilars veranschaulicht zu haben, dass kritische Neuuntersuchungen und technisch verbesserte Dokumentationen

57 Betz 1973, S. 81 f. 58 Dieser könnte sich gewiss auch in der triumphierend emporgehobenen Hand

Wielands auf Ardre III befinden. 59 Nedoma 1988, S. 155–163. 60 Bertelsen 1905–1911, Bd. I, S. 129. 61 Þrk. Str. 3–5 und 9, Neckel / Kuhn 1983, S. 111 f. 62 Skáldsk 1, Faulkes 1998, S. 3–5. Siehe auch Háv. Str. 13 f., 104–110, Neckel /

Kuhn 1983, S. 19, 33 f. 63 Falk 1924, S. 41; Hauck 2001, S. 103 f., 112. 64 Hauck 1972.

Wieland der Schmied

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A

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Abb. 2: Kisten

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Abb. 3: Kistenstein von Alskog kyrka (Lindqvist 1941, Färbung von Sune Lindqvist).

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Abb. 6: Kistenstein von Alskog kyrka (Detail Szene 7). Foto: Verfasser.

Abb. 7: Kistenstein von Alskog kyrka (Detail Szene 7). Foto: Verfasser.

Wieland der Schmied

563

Abb. 8: Kistenstein von Alskog kyrka (Detail Szene 10, retuschiert).

Foto: Verfasser.

Abb. 9: Schlüssel vom Typ III A:2 aus Birka

(Westerholm 2001/2002).

564

Abb. 10

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Wieland der Schmied

565

Abb. 13: Runenstein III aus Ardre kyrka (Lindqvist 1941).

Abb. 14: Runenstein III aus Ardre kyrka (Detail). Foto: Verfasser.

Sigmund Oehrl

566

Abb. 15: Runenstein III aus Ardre kyrka (Detail). Foto: Verfasser.

Abb. 16: Runenstein III aus Ardre kyrka (Detail). Foto: Verfasser.