Ottonischer Nimbus oder byzantinischer Halsschmuck? Zur Goldenen Madonna und zehn trapezoiden Emails...

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Ottonischer Nimbus oder byzantinischer Halsschmuck? Zur Goldenen Madonna und zehn trapezoiden Emails auf dem Nagelreliquiar und dem eophanukreuz im Essener Domschatz Antje Bosselmann-Ruickbie, Yvonne Stolz Im Essener Domschatz haben sich zehn trapezoide Goldemails mit gekrümmten Lang- seiten in Zweitverwendung erhalten (Kat. Nr. –0, Abb. 3–2). Sechs davon befinden sich auf der Vorderseite des eophanukreuzes (Abb. ), vier auf der Rückseite des Nagelreliquiars (Abb. 2). 2 Übereinstimmungen in Technik, Stegführung, Farb- und Motivwahl belegen, dass diese Emails ursprünglich zusammengehörten. Wegen ihrer gekrümmten Langseiten müssen die Emails kreisförmig angeordnet gewesen sein. Lange Zeit herrschte Uneinigkeit über die Erstverwendung der Emails: Es wurde vorgeschlagen, dass sie zu einem heute verlorenen Nimbus der Goldenen Madonna (Abb. 8), ebenfalls in Essen, oder zu einem Halsschmuck gehörten. Auch ihre Her- kunft ist umstritten, meist galten sie als byzantinische Spolien. Eine erneute Autopsie der Emails und der Goldenen Madonna hat nun ergeben, dass sich die Emails dem Nimbus dieser bedeutenden ottonischen Marienstatue und ältesten rundplastischen Marienfigur des Mittelalters zuweisen lassen. Darüber hinaus kann festgestellt wer- den, dass es sich nicht um byzantinische, sondern um ottonische Emails handelt, die vermutlich in Süddeutschland entstanden sind. Beschreibung der Emails Obwohl die flächenfüllenden Emails auf den ersten Blick wie Zellenschmelze (Cloison- néemails) wirken, handelt es sich jedoch um Senkschmelze, die aus zwei verschiedenen Goldblechen gefertigt sind: einer unteren, vermutlich dünneren 3 trapezförmigen Wanne und einer dickeren, vermutlich stärker silberhaltigen Deckplatte. Die Deckplatte, die bei byzantinischen Emails großflächig ist und durch ihre polierte Goldfläche erheblich zum Erscheinungsbild der Emails beiträgt, erscheint bei den Essener Emails nur als ca. 2,5–3 mm breiter Rahmen, der größtenteils von den späteren Fassungen verdeckt wird. Für ihre Unterstützung seien Holger Kempkens, M.A., und Dr. Birgitta Falk, die uns die Autopsie der Emails und der Goldenen Madonna im März 200 ermöglichte, herzlich gedankt. 2 Zum Nagelreliquiar Kat. Bonn/Essen 2005, S. 272 Nr. 5 (Falk); zum eophanukreuz Effenberger 200, S. 63, 6 Abb. ; Pothmann 2000, S. 7f., 50f. mit weiterer Literatur. 3 Wegen der Fassungen nicht mehr erkennbar. Bei Senkschmelzen ist das untere Goldblech in der Regel dünner und besteht aus einer stärker gold- haltigen, daher bildsameren Legierung, die das Treiben der Vertiefung erleichtert, während das obere Blech dicker ist und zudem mehr Silber enthält. Diese härtere Legierung des oberen Goldblechs verleiht dem Objekt Stabilität; s. z.B. bei den Diademplatten aus dem Preslav-Schatz, s. Kat. Magdeburg 200, S. 88f. Nr. VI.58b (Bosselmann); Bosselmann-Ruickbie 200, S. 80–8, Abb. 5; Bosselmann-Ruickbie (im Druck), Kap. III.A.5. Sondertechniken: Email (Zellen-, Senk- und Grubenemail).

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Ottonischer Nimbus oder byzantinischer Halsschmuck?

Zur Goldenen Madonna und zehn trapezoiden Emails auf dem Nagelreliquiar und dem Theophanukreuz im Essener Domschatz�

Antje Bosselmann-Ruickbie, Yvonne Stolz

Im Essener Domschatz haben sich zehn trapezoide Goldemails mit gekrümmten Lang-seiten in Zweitverwendung erhalten (Kat. Nr. �–�0, Abb. 3–�2). Sechs davon befinden sich auf der Vorderseite des Theophanukreuzes (Abb. �), vier auf der Rückseite des Nagelreliquiars (Abb. 2).2 Übereinstimmungen in Technik, Stegführung, Farb- und Motivwahl belegen, dass diese Emails ursprünglich zusammengehörten. Wegen ihrer gekrümmten Langseiten müssen die Emails kreisförmig angeordnet gewesen sein.

Lange Zeit herrschte Uneinigkeit über die Erstverwendung der Emails: Es wurde vorgeschlagen, dass sie zu einem heute verlorenen Nimbus der Goldenen Madonna (Abb. �8), ebenfalls in Essen, oder zu einem Halsschmuck gehörten. Auch ihre Her-kunft ist umstritten, meist galten sie als byzantinische Spolien. Eine erneute Autopsie der Emails und der Goldenen Madonna hat nun ergeben, dass sich die Emails dem Nimbus dieser bedeutenden ottonischen Marienstatue und ältesten rundplastischen Marienfigur des Mittelalters zuweisen lassen. Darüber hinaus kann festgestellt wer-den, dass es sich nicht um byzantinische, sondern um ottonische Emails handelt, die vermutlich in Süddeutschland entstanden sind.

Beschreibung der Emails

Obwohl die flächenfüllenden Emails auf den ersten Blick wie Zellenschmelze (Cloison-néemails) wirken, handelt es sich jedoch um Senkschmelze, die aus zwei verschiedenen Goldblechen gefertigt sind: einer unteren, vermutlich dünneren3 trapezförmigen Wanne und einer dickeren, vermutlich stärker silberhaltigen Deckplatte.� Die Deckplatte, die bei byzantinischen Emails großflächig ist und durch ihre polierte Goldfläche erheblich zum Erscheinungsbild der Emails beiträgt, erscheint bei den Essener Emails nur als ca. 2,5–3 mm breiter Rahmen, der größtenteils von den späteren Fassungen verdeckt wird.

� Für ihre Unterstützung seien Holger Kempkens, M.A., und Dr. Birgitta Falk, die uns die Autopsie der Emails und der Goldenen Madonna im März 200� ermöglichte, herzlich gedankt.

2 Zum Nagelreliquiar Kat. Bonn/Essen 2005, S. 272 Nr. �5� (Falk); zum Theophanukreuz Effenberger 200�, S. �63, �6� Abb. ��; Pothmann 2000, S. ��7f., �50f. mit weiterer Literatur.

3 Wegen der Fassungen nicht mehr erkennbar. � Bei Senkschmelzen ist das untere Goldblech in der Regel dünner und besteht aus einer stärker gold-

haltigen, daher bildsameren Legierung, die das Treiben der Vertiefung erleichtert, während das obere Blech dicker ist und zudem mehr Silber enthält. Diese härtere Legierung des oberen Goldblechs verleiht dem Objekt Stabilität; s. z.B. bei den Diademplatten aus dem Preslav-Schatz, s. Kat. Magdeburg 200�, S. �88f. Nr. VI.58b (Bosselmann); Bosselmann-Ruickbie 200�, S. 80–8�, Abb. 5; Bosselmann-Ruickbie (im Druck), Kap. III.A.5. Sondertechniken: Email (Zellen-, Senk- und Grubenemail).

Die zehn Emails im Essener Domschatz sind in den opaken Farben Rot, Grün, Blau, Gelb, Weiß und Fleischfarben gehalten und lassen sich in zwei motivische Grup-pen einteilen: in Herzranken- und Tierkopfemails. Auf den Herzrankenemails (Kat. Nr. 7–�0, Abb. 9–�2) umschließt eine herzförmige grüne Ranke ein dreiteiliges gelb-rotes Blatt. Diese herzförmige Ranke ist von einer weiteren, auf dem Kopf stehenden herzförmigen grünen Ranke umgeben. Am Berührungspunkt beider Herzen befindet sich eine rote Manschette, der zwei tropfenförmige gelbe Ornamente entwachsen. Die Spitze des äußeren Herzens ist mit einem blauen Tropfen und der gegenüber liegen-de Zwickel mit einem gelben Tropfen gefüllt. In den Ecken zwischen den längeren Langseiten und den Schmalseiten der Trapeze befindet sich jeweils ein v-förmiges grünes Ornament, von dem gelbe und rote Ranken ausgehen. Diese Ranken greifen nur kurz in das äußere Herz ein und setzen sich dann im Emailgrund außerhalb des Herzrankenmotivs fort. Die gelben Ranken enden jeweils in tropfenförmigen roten bzw. bei zwei Emails in rotgrünen Blättchen (Kat. Nr. 7, �0); die roten Ranken gehen in ein Halbblatt über. Von diesen Halbblättern und von der Spitze des äußeren Her-zens ragen staubblattartige Fortsätze aus Goldstegen in den Emailgrund. Der Grund im inneren Herz und außerhalb des Herzrankenmotivs ist blau, derjenige im äußeren Herz weiß.

Die Tierkopfemails (Kat. Nr. �–6, Abb. 3–8) zeigen einen weißen Tierkopf mit oval umrandeten Augen, runden Ohren und einer rot-weißen wellenförmigen Mähne, möglicherweise einen Löwenkopf. Die Zacken dreier Mähnen sind nach rechts (Kat. Nr. �, 3, 6, Abb. 3, 5, 8), die übrigen nach links gerichtet. Anstelle des Mauls ist ein kon-kaves rotes Ornament dargestellt, dessen Enden volutenartig nach unten eingerollt sind. Diesem Ornament entwachsen zwei länglich-tropfenförmige grüne und gelbe Blättchen und außerdem zwei grüne Ranken, die sich nach beiden Seiten hin verzwei-gen und in Halbblättern enden. Auf zwei Emails (Kat. Nr. 2, 5, Abb. �, 7) entwachsen diesen Ranken mehrblättrige gelbe Blüten in die Ecken zwischen den kürzeren Lang-seiten und den Schmalseiten der Trapeze. Auf diesen beiden Emails entwachsen den Ohren des Tieres außerdem rote Ranken, die sich an den Schmalseiten der Trapeze mit den grünen Ranken aus dem Tiermaul überschneiden. Von den Ranken und den gelben Blättchen aller Tierkopfemails ragen staubblattartige Fortsätze aus Goldstegen in den Emailgrund. Der Emailgrund ist blau.

Forschungsstand

Das Nagelreliquiar und das Theophanukreuz werden in die Mitte des ��. Jahrhunderts datiert. Die Datierung des ersteren beruht auf stilistischen Vergleichen und die des letzteren auf einer Inschrift, welche die Äbtissin Theophanu (�039–�056), eine Enke-lin der ottonischen Kaiserin Theophanu (ca. 955–99�), als Stifterin nennt.5 Demnach wurden die Herzranken- und Tierkopfemails in der Mitte des ��. Jahrhunderts zweit-verwendet. Sie müssen zu einer älteren, damals beschädigten oder nicht mehr benöti-gten Goldschmiedearbeit gehört haben. E. Aus’m Weerth hat daher �868 vorgeschla-

5 Zu Theophanu Beuckers �993, S. 37f., 86.

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gen, die Emails einem Nimbus der Goldenen Madonna zuzuordnen.6 Die Goldene Madonna wird gemeinhin um 980/990 datiert7 und muss spätestens in der Mitte des ��. Jahrhunderts entstanden sein.8 Sollte es einen Nimbus gegeben haben, so könnte er später durch die Lilienkrone, häufig fälschlicherweise als „Kinderkrone Ottos III.“ bezeichnet und ebenfalls in Essen, ersetzt worden sein.9 Der Vorschlag von Aus’m Weerth wurde mehr als drei Jahrzehnte später von Humann angezweifelt�0: Humann stellte fest, dass sich die Emails „zu wenig der bezüglichen Kreisform an[schließen]. Insbesondere weichen die Langseiten kaum von gerader Linie ab, mit Ausnahme einer der oberen Tafeln des Kreuzes und der Tafeln des Kreuzreliquiars.“ Die Krümmungen, so schlug Humann vor, seien unbeabsichtigt und auf den Brennvorgang zurückzufüh-ren. Er verglich die Herzranken- und Tierkopfemails mit den erhaltenen Emails auf dem Nimbus des Jesuskindes der Goldenen Madonna und kam zu dem Schluss, dass dort „andersartige Ornamente“ und eine „andere Technik“ angewendet worden seien. An der Madonna selbst habe er „kaum Spuren eines ursprünglich vorhanden gewe-senen Nimbus nachweisen“ können.

�989 rekonstruierte Schulze-Dörrlamm die Emails zu einem Halsschmuck aus trapezoiden Gliedern (Abb. �9).�� Dabei alternieren vier Herzranken- mit vier Tier-kopfemails; die beiden übrigen Tierkopfemails befinden sich im Zentrum des Halsbe-hangs. Das Vorbild ist ein byzantinischer Halsschmuck mit Emaileinlagen, der �978 in Preslav in Bulgarien gefunden wurde und wohl um 927 in Konstantinopel hergestellt worden ist (Abb. 20).�2 Erst kürzlich wurden die Essener Emails von Effenberger und Pothmann als byzantinische Arbeiten bezeichnet.�3 Schulze-Dörrlamm hielt ihre Her-kunft aus Byzanz ebenfalls für möglich.��

2006 und 2008 griffen Beuckers und Eckenfels-Kunst die Zuordnung der trapezo-iden Emails zum Nimbus der Goldenen Madonna in Kenntnis unserer Forschungser-gebnisse von 200� wieder auf.�5

Funktion

Schulze-Dörrlamms Rekonstruktion der Emails zu einem Halsschmuck erscheint zu-nächst plausibel. Da sich die zwei nebeneinanderliegenden und auf dem Kopf stehen-den Löwen-Emails im Zentrum des Halsschmucks ästhetisch jedoch nicht vorteilhaft ausnehmen, könnte man die Rekonstruktion durch ein heute verlorenes Rankenemail oder ein andersartig gestaltetes Mittelglied ergänzen. Der zur Rekonstruktion heran-

6 Aus’m Weerth �87�, S. 9�; zur Goldenen Madonna: Kat. Bonn/Essen 2005, S. 270 Nr. ��7 (Falk), S. 66 Abb. �.

7 Kat. Bonn/Essen 2005, S. 270 Nr. ��7 (Falk). 8 Beuckers �993, S. �0�, Anm. 72�. 9 Zur Krone Kat. Bonn/Essen 2005, S. �66f. Nr. � (Falk); s. auch unten Anm. 28–3�.�0 Bis auf weiteres Humann �90�, S. �3�f. �� Schulze-Dörrlamm �989, S. ��7 Abb. 3.�2 Zum Halsschmuck aus Preslav: Kat. Magdeburg 200�, Bd. 2, S. �86–�88 Nr. VI. 58a (Bosselmann);

Bosselmann-Ruickbie 200� und Bosselmann-Ruickbie (im Druck).�3 Pothmann 2000, S. �5�; Effenberger 200�, S. �63.�� Schulze-Dörrlamm �989, S. ��6.�5 Beuckers 2006, S. �2f.; Eckenfels-Kunst 2008, bes. S. 73, 78.

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gezogene Vergleich, der Halsschmuck aus Preslav, hat sechs trapezoide Glieder aus Fuchsschwanzketten, die sich mit fünf trapezoiden Emailgliedern abwechseln. Letz-tere haben Einlagen auf der Vorder- und auf der Rückseite, so dass sich die Zahl der Emails am Preslaver Halsschmuck auf zehn (5 x 2) beläuft. In Essen haben sich also genauso viele Emails wie am Preslaver Schmuckstück erhalten, und die Essener Emails könnten sich auf der Vorder- und der Rückseite eines Halsschmucks wie desjenigen aus Preslav befunden haben. Es gibt jedoch einige Hinweise darauf, dass die Essener Emails nicht zu einem Halsschmuck gehört haben: Ihre Langseiten sind mit durch-schnittlich 2,� bzw. 2,9 cm geringfügig länger als diejenigen der Preslaver Emails, die sich auf 2,0 bzw. 2,5 cm bemessen. Überdies sind nur sechs der Essener Emails gleich-artig stark (Kat. Nr. 5–�0, Abb. 7–�2), die übrigen schwächer gekrümmt. Für einen Halsschmuck kommen jedoch nur gleichartig stark gekrümmte Trapeze in Frage, wie der Halsschmuck aus Preslav und ein früherer, vergleichbarer Halsschmuck aus dem sogenannten Schatzfund von Assiût (spätes 6./frühes 7. Jh.) belegen.�6 Bei einer Re-konstruktion der Essener Emails als Halsschmuck stünden außerdem die Tierkopfe-mails auf dem Kopf. Das ist bei dem byzantinischen Halsschmuck aus Preslav nicht der Fall; dort sind die figürlichen Emails auf den Betrachter ausgerichtet.

Die Rekonstruktion als Halsschmuck weist eine weitere Schwierigkeit auf: Sie erklärt auch nicht die Verwendung vier weiterer, längsrechteckiger Senkemails mit Transennenverzierung, die ebenfalls am Theophanukreuz wiederverwendet wurden und sich dort auf dem unteren Kreuzbalken befinden (Kat. Nr. ��–��, Abb. �3–�6; s. Exkurs �). Wir haben es also nicht nur mit zehn trapezoiden Emails zu tun, die in einer Rekonstruktion berücksichtigt werden müssen, sondern auch mit vier längsrechtecki-gen Plättchen. Diese können aufgrund farblicher und technischer Übereinstimmun-gen derselben Serie wie die Ranken- und Tierkopfemails zugeordnet werden. Ebenso dürfte auch das Email am Nimbus des Jesuskindes der Goldenen Madonna zur selben Serie gehört haben (Abb. �7), denn es stimmt mit den anderen Emails formal überein, zeigt jedoch leichte farbliche Abweichungen (s.u.).

Humanns Argumente gegen eine Rekonstruktion der trapezoiden Emails als Teil eines Nimbus der Goldenen Madonna lassen sich leicht widerlegen: erstens können sich Emails durch Überhitzung nicht derart verformen; sie können sich lediglich verfärben, Blasen werfen oder mit ihrem Träger zusammenschmelzen, wenn dessen höherer Schmelzpunkt erreicht oder überschritten wird. Entgegen Humann konnte zweitens bei einer erneuten Autopsie der Goldenen Madonna festgestellt werden, dass die Technik und Motive der Herzranken- und Tierkopfemails mit einem der Emails am Kreuznimbus des Kindes der Goldenen Madonna übereinstimmen. Ein zweites, vierpassförmiges Email, das sich auf der linken Kreuzhaste des Kindesnim-bus befindet, lässt sich hingegen mit Emails auf dem Jüngeren Mathildenkreuz (vor �0��, Umarbeitung nach �039/um �050) und dem sogenannten Kreuz mit den großen Senkschmelzen (um �000, Umarbeitung um �0�0/�020), beide in Essen, vergleichen.�7

�6 Berlin, Antikensammlung, Inv. 302�9.505: Niemeyer �997; Niemeyer �998; Kat. München 200�, S. 287 Nr. �83; Stolz 2006.

�7 Zum Jüngeren Mathildenkreuz: Pothmann 2000, S. ��5–��7; Beuckers 2006, S. �3–�5; Kat. Bonn 2005, S. 273 Nr. �53 (Falk); Eckenfels-Kunst 2008, S. 6�–69, 25�–256 Nr. �6; zum Kreuz mit den großen

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Drittens konnten bei der Autopsie der Goldenen Madonna zahlreiche Nagellöcher am Kopf gefunden werden. Diese Nagellöcher könnten von der Befestigung eines Nimbus herrühren. Demnach könnte es sich bei den Herzranken- und Tierkopfemails also tat-sächlich um die Reste eines Nimbus der Goldenen Madonna handeln. Der folgende Abschnitt wird zeigen, dass eine derartige Rekonstruktion wahrscheinlicher ist als ei-ne Verwendung der Essener Emails als Halsschmuck.

Rekonstruktion

Wie bereits erwähnt, sind sechs der zehn trapezoiden Emails gleichartig stark ge-krümmt (Kat. Nr. 5–�0, Abb. 7–�2). Reiht man diese sechs Emails aneinander, so ergibt sich ein Kreissegment, das sich durch drei weitere, gleichartig stark gekrümmte Emails zu einem Halbkreis ergänzen lässt. Dieser Halbkreis hätte bei einer durchschnittlichen Seitenlänge der Trapeze von 2,9 cm einen Umfang von 26,� cm. Daraus ergibt sich ein äußerer Durchmesser von ca. �6,6 cm. Zieht man zwei Mal die durchschnittliche Höhe der Emails ab (2 x �,90 cm), so ergibt sich ein innerer Durchmesser von �2,8 cm. Gehen wir von dem Erhaltenen aus, so wird ein Teil des Nimbus aus den sechs gleichartig stark gekrümmten Emails bestanden haben. Dieses Nimbussegment dürf-te auf beiden Seiten mit je einem Herzrankenemail gefolgt von je einem Tierkopfe-mail begonnen haben. Übrig bleiben zwei Herzrankenemails, die sich im Zentrum des Nimbussegments befunden haben dürften. Um eine alternierende Anordnung der Emails zu gewährleisten, könnte man das Nimbussegment um ein heute verlo-renes Tierkopfemail oder ein andersartiges Mittelglied ergänzen. Zu beiden Seiten des Nimbussegments dürften sich dann jeweils zwei der vier weniger stark gekrümmten Emails angeschlossen haben (Kat. Nr. �–�, Abb. 3–6). Bei diesen Emails handelt es sich um Tierkopfemails (Rekonstruktion Abb. 2�).

Der Kopf der Goldenen Madonna misst an seiner breitesten Stelle ca. �2 cm. Mit einem inneren Durchmesser von �2,8 cm oder etwas mehr (je nach Größe eines mög-licherweise verloren gegangenen Mittelglieds) hätte der Nimbus der Goldenen Ma-donna wie derjenige des Jesuskindes unmittelbar auf dem Kopf aufgelegen. Das erklärt auch die unterschiedlich starke Krümmung der Emails: Während das Nimbussegment aus den sechs gleichartig stark gekrümmten Emails die Schädelkalotte der Madonna gerahmt haben dürfte, so haben sich die vier weniger stark gekrümmten Emails wohl seitlich der Stirn oder der Wangen der Madonna befunden, wo keine starke Krüm-mung erforderlich war. Auf diese Weise lassen sich die Emails also zu einem Nimbus rekonstruieren.

Senkschmelzen: Pothmann 2000, S. ���f., Beuckers 2006, S. �0–��; Eckenfels-Kunst 2008, S. 69–7�, 256–263 Nr. �7.

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Ikonographischer Kontext

Da der rekonstruierte Nimbus der Goldenen Madonna ihr ein anderes Erscheinungs-bild verleiht, soll nun auf den ikonographischen Kontext eingegangen werden. Viele spätantike und frühmittelalterliche Malereien und Mosaiken zeigen eine thronende und nimbierte Madonna mit Kind, darunter eine spätantike Ikone im Katharinen-kloster im Sinai, ein spätantikes Fresko in der Commodilla-Katakombe in Rom, das Apsismosaik der Euphrasiana in Poreč aus dem 6. Jahrhundert, Mosaiken aus dem 9. Jahrhundert in S. Maria in Domnica in Rom und der Istanbuler Sophienkirche sowie das Apsismosaik von Hosios Lukas in Griechenland aus dem ��. Jahrhundert.�8 In der Kleinkunst kommt diese Ikonographie vor allem auf Elfenbeinreliefs vor, etwa auf ka-rolingischen Elfenbeinen aus Lorsch und S. Martin in Genoels-Elderen bei Tongern, heute in London bzw. Brüssel, und auf einem byzantinischen Elfenbein in Cleveland.�9 Die thronende und nimbierte Madonna mit Kind war auch in ottonischer Zeit beliebt, wie durch zahlreiche Miniaturen belegt wird, etwa auch durch Anbetungsdarstellun-gen in den Evangeliaren der Äbtissin Hitda von Meschede und in Wolfenbüttel.20 Auch Madonnenskulpturen konnten mit einem Nimbus ausgestattet gewesen sein, etwa die nicht erhaltene Madonna von Clermont-Ferrand, für die das jedoch durch eine Zeich-nung aus dem ��. Jahrhundert belegt ist.2�

Emaillierte Nimben sind erst aus späterer Zeit überliefert. Ein freistehender Email-nimbus hat sich am Kreuz aus St. Trudpert erhalten, das in das �3. Jahrhundert ge-hört.22 Entfernte Vergleiche bieten reich verzierte Emailnimben auf byzantinischen Arbeiten des ��. und �2. Jahrhunderts23 und Ikonen mit aufgesetzten und emaillierten Metallnimben, hauptsächlich aus Georgien.2�

�8 Ikone im Katharinenkloster: Weitzmann/Chatzidakis, u.a.�965, Taf. �; Fresko in der Commodilla-Kata-kombe in Rom: Velmans �999, Farbtaf. � (nach S. 2�); Apsismosaik der Euphrasiana: Velmans �999, S. 23 Abb. �0; Mosaik in S. Maria in Domnica in Rom: L’Orange/Nordhagen �960, Taf. 93; Mosaik in der Sophienkirche in Istanbul: Mango/Hawkins �965; Apsismosaik von Hosios Lukas: Velmans �999, S. �03 Abb. 85.

�9 London, Victoria and Albert Museum: Volbach �952, S. 97 Nr. 22� Taf. 62; Brüssel, Musée royaux d’art et d’histoire: Volbach �952, S. 9� Nr. 2�7, Taf. 60; Cleveland, Cleveland Museum of Art, Inv. 25.�293: Kat. New York �997, S. ��0f. Nr. 87.

20 Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Hs. �6�0, fol. 22r: Kat. Köln �99�, S. �5 Abb. 29 und Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. �6. �, Aug. 2°, fol. �8v: Kat. Köln �99�, S. 65 Abb. �7.

2� Clermont-Ferrand, Bibl. Municipale, MS. ��5 fol. ��0v: Fehrenbach �996, S. 36 Abb. �6.22 St. Petersburg, Eremitage: Mangold 2003.23 Zum Beispiel auf zwei Goldikonen mit dem Erzengel Michael in der Schatzkammer von San Marco in

Venedig und auf Emails an der Pala D’Oro in derselben Kirche; Inv. 6: Kat. Köln �98�, S. �79–�83 Nr. �8; Inv. �6: Kat. Köln �98�, S. ��9–�55 Nr. �2; Pala D’Oro: Kat. Köln �98�, S. 33–62, bes. Abb. auf S. ��, �3.

2� Christusikonen aus dem �2. Jahrhundert im Kunstmuseum in Tblissi: Dshawachischwili, Abramisch-wili �986, Abb. 89, S. �78f., �98; Tsilkani-Ikone mit Muttergottes und Jesuskind aus dem frühen �2. Jahrhundert: Chusividadze �98�, S. �88–�9�; zu Fragmenten von Emailnimben Chusividadze �98�, S. �67–�69, �7�–�72, �73–�80; Christusikone mit Emailnimbus in Jerusalem, Sakristei der Grabeskirche: Wessel �967, S. �70–�7� Nr. 53; Emailnimbus aus dem späten ��., frühen �2. Jahrhundert in New York, Metropolitan Museum of Art, Inv. �7.�90.6��-6�8; Kat. New York �997, S. 3�8f. Nr. 236; kleinforma-tiger Emailnimbus aus dem �3. Jahrhundert in Berlin, Kunstgewerbemuseum, Inv. W-�989, 32.

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Demontage des Nimbus

Nimbiert ist auch eine unter einem Baldachin thronende Madonna mit Kind auf einem Bucheinband im Essener Domschatz (Abb. 22).25 Vor der Madonna kniet eine Stifterin, die inschriftlich als Äbtissin Theophanu (�039–�056) bezeichnet ist. Dabei handelt es sich um jene Theophanu, die auch das Theophanukreuz gestiftet hat, an dem sich einige der hier besprochenen Emails befinden. Sollte auf dem Bucheinband also die Goldene Madonna gezeigt sein, so müsste das Theophanukreuz später als der Einband entstanden sein und zwar zu dem Zeitpunkt, als der Nimbus der Madonna bereits demontiert war. Warum Theophanu jedoch den Nimbus der Goldenen Ma-donna auseinandernehmen und die Emails wiederverwenden ließ, bleibt unklar. Mög-licherweise hängt das damit zusammen, dass die Goldene Madonna bekrönt werden sollte. Krönungen der Goldenen Madonna durch die Lilienkrone („Kinderkrone Ottos III.“) im Essener Domschatz sind für die zweite Hälfte des ��. Jahrhunderts durch das Essener Liber Ordinarius, eine liturgische Handschrift, nachweisbar.26 Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Goldene Madonna bereits unter Theophanu, also um die Mitte des ��. Jahrhunderts, bekrönt wurde, zumal Marienkrönungen andernorts für dieselbe Zeit belegt sind.27 Die Essener Lilienkrone könnte den Nimbus abgelöst haben. Sie wurde bislang mit der Krönung des dreijährigen Ottos III. im Jahre 983 in Zusammenhang gebracht und daher auch als „Kinderkrone Ottos III.“ bezeichnet.28 Für eine spätere Datierung spricht jedoch wohl vor allem die dreiseitige konische Goldblechfassung des zentralen Saphirs, die als zeitgleich mit der Krone gilt.29 Ähn-liche Fassungen kommen ab dem späten ��. Jahrhundert vor, wobei sicher datierte Fingerringe mit derartigen Fassungen vor allem aus dem �2. Jahrhundert stammen.30 Schulze-Dörrlamm hatte sich bereits �99� für eine Datierung der Krone in die Mitte des ��. Jahrhunderts ausgesprochen hatte und kommt nun zu dem Schluss, dass die Krone unter anderem aufgrund der granulierten Blütenfassungen der vier Hauptedel-steine „frühestens in der zweiten Hälfte des ��. Jahrhunderts“3� entstanden sein kann.

25 Kat. Bonn/Essen 2005, Abb. auf S. 275 unten; zum Einband Kahsnitz, in: Kat. Bonn/Essen 2005, S. 27�–277 Nr. �55.

26 Kat. Bonn/Essen 2005, S. �66f. Nr. � (Falk).27 Fehrenbach �996, S. �8 dazu, dass Bekrönungen von Marienstatuen bereits im ��. Jahrhundert verein-

zelt vorkamen.28 Übersicht über die Forschungsmeinungen in Kat. Bonn/Essen 2005, S. �66–�67 Nr. � (Falk).29 Schulze-Dörrlamm �99�, S. �0, 70 Abb. �6 und schriftliche Mitteilung von Mechthild Schulze-Dörr-

lamm vom 25. März 2008.30 Bosselmann-Ruickbie (im Druck), Kap. II.B.�, Schatzfund aus Thessaloniki, �2./frühes �3. Jahrhundert;

weitere datierbare Beispiele für Ringe mit konischen Fassungen: drei Silberringe aus einem um ��70/80 vergrabenen Schatzfund von Lark Hill in Worcester, England, Hinton �982, S. 26 Abb. 6; Kat. London �98�, S. 293 Nr. 320a–f (Stratford); Kat. Speyer �992, S. ��� Nr. 26 (Schulze-Dörrlamm). Ring aus dem Grab des Trierer Erzbischofs Albero von Montreuil (��3�–��52), Kat. Trier �98�, Nr. 55c (Ronig); Ring aus dem Grab des Erzbischofs von Canterbury, Hubert Walter (gestorben �205), Kat. London �98�, S.29� Nr. 32�c (Stratford). Siehe auch Schulze-Dörrlamm �998, S. 706 f.

3� Schulze-Dörrlamm 2006, S. 67.

Ottonischer Nimbus oder byzantinischer Halsschmuck?

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Problematik

Sowohl Globus und Buch der Madonna als auch der wohl zeitgleich mit den Essener Emails entstandene Nimbus des Jesuskindes sind mit Filigran dekoriert. Das Filigran besteht jeweils aus Perldraht, d.h. aus einem Draht, der durch Stauchung in regel-mäßigen Abständen wie eine Aneinanderreihung von Granalien wirkt. Die ,Perlen‘ haben in der Regel einen sogenannten Äquatorschnitt, d.h. eine umlaufende Kerbe, der dafür spricht, dass der Perldraht mit einer Perldrahtfeile hergestellt wurde, wie sie von Theophilus Presbyter im frühen �2. Jahrhundert beschrieben wird.32 Die Äquator-schnitte des Perldrahts auf Globus und Buch sind regelmäßiger als die am Draht des Jesusnimbus. Daher ist wohl davon auszugehen, dass die Drähte an Globus/Buch und Nimbus von unterschiedlichen Händen oder auch zu unterschiedlichen Zeiten herge-stellt worden sind. Da der Nimbus der Goldenen Madonna und der des Jesuskinds wie bereits erwähnt wohl zeitgleich entstanden sind, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wurden beide Nimben gleichzeitig mit der Madonna oder aber später angefertigt und hinzugefügt. Das kann nur durch stilistische Vergleiche und Motivstudien der Essener Emails festgestellt werden. Darüber hinaus soll im gleichen Zug der Frage nachgegan-gen werden, ob die Emails im Osten oder im Westen entstanden sind.

Vergleiche für die Emails

Wie bereits erwähnt, sind die Essener Emails jüngst in den byzantinischen Kultur-kreis lokalisiert worden. In der Tat gibt es für die herzförmig umschlossenen Blätter auf den Herzrankenemails zahlreiche motivische Parallelen in Byzanz, etwa auf den Emails der Limburger Staurothek (vermutlich 96�/965, Abb. 23), wo die Herzen je-doch spitzer sind als diejenigen auf den Essener Emails.33 Außerdem kommen herz-förmig umschlossene Blätter auf zwei hochrechteckigen Senkschmelzplatten auf einer Goldikone mit Erzengel-Michael-Darstellung im Schatz von San Marco in Venedig vor (spätes �0./erste Hälfte ��. Jahrhundert).3� Auch in anderen Gattungen finden sich herzförmig umschlossene Blätter, so zum Beispiel in den Mosaiken im Katholikon des Klosters Hosios Lukas (frühes ��. Jahrhundert) und in den Gravuren auf dem Nodus des Doppelhenkelkelchs des Kaisers Romanos (wohl Romanos II. [959–963]).35 Das Herzrankenmotiv findet sich also im byzantinischen Kulturkreis wieder. Abweichend ist jedoch die Farbgebung: Während die Essener Emails vollständig opak sind, herr-schen an byzantinischen Emails des 9./�0., teils aber auch noch des ��. Jahrhunderts, transluzide Farbtöne vor. Der Grund byzantinischer Emails dieser Zeit ist in der Regel transluzid, meist Smaragdgrün oder seltener Dunkelblau, und nicht wie die derjeni-

32 Brepohl �999, Kap. �0, �9: „De limis inferius fossis“33 Auf der einen Seite der Staurothek befinden sich herzförmig umschlossene Blätter in Senkschmelzme-

daillons. Auf der anderen Seite kommen sie am Thron Christi vor. Rauch/Wilm �955; Wessel �967, Nr. 22; Koder �985, S. ��–3�.

3� Kat. Köln �98�, ��9–�55 Nr. �2 (Boehm).35 Mosaiken in Hosios Lukas: Matthews �997, S. 3�, Abb. auf S. 35; zur Datierung Chatzidakis �997, S.

��–�2; Doppelhenkelkelch des Kaisers Romanos in Venedig, Schatzkammer San Marco, Inv. 70: Kat. Köln �98�, S. �37–��3 Nr. �0, bes. Abb. auf S. �38 (Frazer).

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85Ottonischer Nimbus oder byzantinischer Halsschmuck?

ge der Essener Emails opak. Überdies findet das opake Grasgrün der Essener Emails keine Parallele an byzantinischen Emails. Ein derartiges Grün kommt hingegen häufig an westlichen Emails vor.36 Die Farbgebung der Essener Emails spricht also eher gegen eine byzantinische Herkunft und für eine Lokalisierung in den Westen.

Wie hinlänglich bekannt, blühte zur Zeit der Herstellung der Goldenen Madonna auch im Westen die Emailkunst, was Emails an Kreuzen in der Essener Schatzkam-mer und die Arbeiten der Trierer Egbertwerkstatt belegen.37 Und auch auf westlichen Emails kommen herzförmig umschlossene Blätter wie auf den Essener Emails vor, so zum Beispiel auf einem Bucheinband aus Sion/Sitten in der Schweiz (Abb. 2�), der zuletzt von Eckenfels-Kunst aus stilistischen Gründen zwischen 980 und �000 datiert worden ist. Eckenfels-Kunst schließt eine Lokalisierung des Bucheinbands nach Trier aus.38 Die meisten Details der Emails auf dem Bucheinband stimmen mit denjenigen auf den Essener Emails überein, etwa die herzförmigen Ranken, dreiteilige, von Her-zen umschlossene Blätter, Halbblätter, mehrblättrige gelbe Blüten und staubblattartige Fortsätze aus Goldstegen. Allerdings wirken die Emails auf dem Bucheinband gröber und die Herzranken gestreckter. Die Farbpalette ist überdies dunkler.

Einen weiteren Vergleich bieten die Emails am Einband des Codex Aureus Epter-nacensis (Abb. 25). Er gelangte als Stiftung der Kaiserin Theophanu (ca. 955–99�) und ihres Sohnes Otto III. (980–�002), die beide auf dem Einband dargestellt sind, in die Abtei Echternach.39 Der Einband wird hauptsächlich aufgrund der Emails zwischen 983 und 99� datiert und der Trierer Egbertwerkstatt zugeschrieben. Einige Details der Essener Emails finden auf dem Codex Aureus Parallelen, so die dreiteiligen, von Herzen umschlossenen Blätter, die Manschetten und die einzelnen Tropfen in den Zwickeln der Herzen. Im Gegensatz zu den Essener Emails sind die Emails am Codex Aureus jedoch klarer und einfacher strukturiert, während bei den Essener Emails die Ranken die Flächen in einem Horror Vacui ausfüllen. Die Herzen auf dem Codex Au-reus sind außerdem breiter, die Farbgebung zurückhaltender. Anstelle des opaken ist ein transluzides Grün verwendet worden.

Herzförmig umschlossene dreiteilige Blätter wie auf den Herzrankenemails aus Essen kommen auch auf den Emails der Parierstange eines Zeremonialschwerts, eben-falls in Essen, vor (Abb. 26).�0 Diese Emails werden gemeinhin gegen Ende des �0. Jahrhunderts, zuletzt von S. Eckenfels-Kunst um 980/990 datiert. Sie sprach sich auch unter Vorbehalt für eine Lokalisierung nach Trier aus.

36 Beispiele in Auswahl: Rahmen in Berlin, Kunstgewerbemuseum, Inv. �967,2�: Westermann-Angerhau-sen �973, S. �2–��, �2 Abb. 22; Kat. Hildesheim �993, S. 206f. Nr. IV-�3 (Fillitz); Jüngeres Mathilden-kreuz in Essen, Domschatz, Inv. �: Beuckers 2006, S. �3–�5 Abb., Scheibenfibel aus Oldenburg-Wech-loy: Haseloff �990, S. �28f. Abb. 58a. b.

37 Beuckers 2006; Westermann-Angerhausen �973; zuletzt zu ottonischen Emails: Eckenfels-Kunst 2008. Zur Frage, ob die Emailkunst im Westen oder im byzantinischen Osten entstand: Buckton �982, S. 35f.

38 London, Victoria and Albert Museum, Inv. 567-�893: Steenbock �965, S. ��0 Nr. 55 Abb. 75; Eckenfels-Kunst 2008, S. 282–283 Nr. 27, mit Diskussion der diversen Datierungsansätze.

39 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum; Westermann-Angerhausen �973, S. �0–�2, �� Abb. 2�, ��3 Abb. IV; Kahsnitz �982, S. 2��–2�7; Eckenfels-Kunst 2008, S. 3��–3�7 Nr. �3..

�0 Kat. Magdeburg 200�, S. �38–��0 Nr. III.2� (Westphal/Peter); Beuckers 2006, S. �� Abb.; Eckenfels-Kunst 2008, S. 268–270 Nr. 20.

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Ferner findet sich auf dem Gewand von Mathilde im Stiftungsemail des Otto-Ma-thildenkreuzes in Essen (Abb. 27) eine Blüte, die den mehrblättrigen Blüten auf ei-nigen der Essener Tierkopfemails sowie Transennenemails ähnelt.�� Die Ranken aus Goldstegen im blauen Grund des Stiftungsemails zeigen eine ähnliche Tendenz zum Horror Vacui wie die Ranken auf den hier besprochenen Essener Emails. Das Kreuz ist jüngst von Beuckers kurz nach 982, vermutlich um 985/990 (anstatt 973–982) datiert worden.�2 Die Emails auf seiner Vorderseite werden von der Forschung zwar meist in die Nähe der Egbertwerkstatt gerückt,�3 die Lokalisierung des Kreuzes selbst ist je-doch umstritten. So wurden Köln, Essen, Trier�� und allgemein Westdeutschland�5 als mögliche Entstehungsorte vorgeschlagen. Weitere Parallelen für die Essener Emails finden sich nicht unter den Emails der Egbertwerkstatt, denn Motive und Strukturen sind anders. So herrscht auf den Trierer Emails etwa meist kein vergleichbarer Horror Vacui vor. Eine Ausnahme bilden die Emails auf den Schmalseiten des Egbertschreins in der Trierer Domschatzkammer (977–993), die aber keine Herzranken zeigen.�6

Außerhalb der Emailkunst bieten sich Metallarbeiten als motivische Vergleichs-beispiele an: Fast identische Herzranken finden sich auf der Rückseite des eben er-wähnten Otto-Mathildenkreuzes in Essen, Abb. 28)�7. Eine herzförmige Ranke, al-lerdings gestreckt, mit Halbblättern kommt in den Durchbruchsarbeiten am Trierer Egbertschrein vor.�8

Der sogenannte Watterbacher Tragaltar, der um �020 datiert und nach Regens-burg oder Bamberg lokalisiert wird, zeigt ebenfalls ähnliche Herzranken.�9 Wie bei den Essener Emails, so sind auch hier die Herzen durch Manschetten gebündelt und seitlich von weiteren Ranken gerahmt. Allerdings sind die Ranken auf dem Tragaltar naturalistischer und detailreicher, vielleicht aufgrund seines größeren Formates. Flei-schige Halbblätter wie auf den Essener Emails kommen auf einem Tragaltar aus der Sammlung Spitzer vor, der vor �02� datiert und mit Vorbehalt nach Bamberg lokali-siert worden ist.50

Weitere Parallelen stammen aus der Buchmalerei. Wie bereits Gude Suckale-Red-lefsen in einem anderen Zusammenhang festgestellt hat, gab es (in Süddeutschland) einen „regen Austausch zwischen Goldschmiedearbeiten und Buchmalerei“.5� Auch für die Trierer Egbertwerkstatt und die ebenfalls von Egbert in Auftrag gegebenen

�� Beuckers 2006, Abb. auf S. 20; zum Forschungsstand Beuckers 2002, S. 59; s. auch Kat. Bonn/Essen 2005, S. 272 Nr. �52 (Falk).

�2 Beuckers 2002, S. 3� Anm. 3� mit älterer Literatur; Beuckers 2006, S. 8f.�3 Eckenfels-Kunst 2008, S. 62f. mit Forschungsdiskussion. �� Zum Forschungsstand Beuckers 2002, S. 59, mit älterer Literatur; Eckenfels-Kunst 2008 S. 62f.�5 Kat. Bonn 2005, S. 272 Nr. �52 (Falk).�6 Westermann-Angerhausen �973, S. 2� Abb. 3. �7 S. Anm. �2–�5.�8 Westermann-Angerhausen, S. 2�–32, 88 Abb. 6�.�9 München, Bayerisches Nationalmuseum, Inv. MA �98: Kat. Bamberg 2002, S. 33�–335 Nr. �67 (Sucka-

le-Redlefsen); Kat. New York �997, S. �59 Nr. 298 (Wixom); Kat. Bamberg 2002, S. 33�f. Nr. �67 (Sucka-le-Redlefsen); s. auch Suckale-Redlefsen �995, S. �29–�75 und Suckale-Redlefsen 2002, S. 78–92, bes. S. 82–85.

50 Paris, Musée National du Moyen Âge – Thermes et Hôtel de Cluny, Inv. Cl �3072: Kat. Bamberg 2002, S. 333–33� Nr. �66 (Suckale-Redlefsen).

5� Suckale-Redlefsen 2002, S. 85.

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Buchmalereien ist eine enge Verbindung konstatiert worden: „Die Goldschmiede der Egbertwerkstatt sind also abhängig vom Formgut der Buchmalerei.“52 Diese Feststel-lungen rechtfertigen den stilistischen und motivischen Vergleich der Essener Emails mit Miniaturen aus ottonischer Zeit. In der ottonischen Buchmalerei finden sich nicht nur Vergleiche für die Herzranken, sondern auch für die Tierköpfe und Details wie die in den Bildgrund ragenden, staubblattartigen Fortsätze aus Goldstegen. Parallelen bietet vor allem der Uta-Codex (Abb. 29). Diese Handschrift wurde von der Äbtis-sin Uta53 des Herzogsstifts Niedermünster in Regensburg gestiftet, die vermutlich seit 990, sicher jedoch seit �002, bis �025 amtierte.5� Demzufolge wird die Handschrift in das erste Viertel des ��. Jahrhunderts datiert55, so auch jüngst von Cohen, der sich für eine Datierung gegen Ende des Abbatiats von Uta ausspricht.56 Höchstwahrscheinlich wurde die Handschrift im Regensburger Kloster St. Emmeram in Auftrag gegeben.57 Im Stiftungsbild des Uta-Codex58 sind die Zwickel zwischen den halbrunden Erweite-rungen ober- sowie unterhalb des Marienbildes und der äußeren Rahmung mit Herz-ranken gefüllt, die den Essener Emails proportional und farblich nahe stehen. Auch Details wie die Manschetten und die Tropfen in den Herzzwickeln erscheinen hier wie dort. Die v-förmigen Ornamente in den Ecken der Essener Herzrankenemails ähneln den efeuartigen Blättchen an den Herzranken im Stiftungsbild des Uta-Codex. Die Füllung des inneren und äußeren Herzens ist in beiden Fällen unterschiedlich einge-färbt. Dieser Vergleich wird auch durch die Tierdarstellungen in derselben Miniatur gestützt: Rechts unten in der Rahmung erscheint ein frontaler Tierkopf mit runden Ohren, aus dessen Maul beidseitig ein flügelartiges Ornament erwächst (Abb. 29). Zackig-stilisierte, rot akzentuierte Mähnen wie auf den Essener Emails sind bei den Löwendarstellungen des Stiftungsbildes zu finden. Diese Löwen verfügen wie die Tier-darstellungen auf den Essener Emails über oval umrandete Augen und runde Ohren.

Frontal dargestellte Tierköpfe, aus deren Mäulern Ranken erwachsen, erscheinen auch in Miniaturen des Egbertpsalters, der um 980 auf der Reichenau entstanden ist (Abb. 30).59 Einen weiteren Vergleich aus der Nachfolge von Prachthandschriften wie dem Uta-Codex und dem Egbertpsalter bietet eine Initiale mit frontalem Tierkopf und daraus erwachsenden Ranken mit Manschetten in einem Evangelistar aus Re-gensburg.60 Vergleichbar ist hier die Fleischigkeit der dicht gedrängten Ranken. Diese Handschrift entstand zwischen �030 und �050.

52 Westermann-Angerhausen �973, S. �7f., 63, 65; s. auch Nordenfalk �950, S. 6�; Bloch �956, S. �00.53 Rütz �99�, bes. S. 25; Cohen 2000, S. ��–�3.5� Diskussion der Amtszeit Utas: Cohen 2000, S. ��–�7.55 Datierungsansätze in der älteren Literatur s. Cohen 2000, S. ��.56 Cohen 2000, S. 23.57 Rütz �99�, S. 27; Cohen 2000, S. 5, �85–�86.58 �. Viertel ��. Jahrhundert, Bayerische Staatsbibliothek München, Inv. Clm �360�, fol. 2r: Kat. Bonn/

Essen 2005, Abb. S. 20; Cohen 2000. 59 Cividale del Friuli, Museo Archeologico Nazionale, Inv. �5�5: Kat. Hildesheim �993, S. �8�–�8� Nr.

IV-29 (Kuder).60 Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W.8: Kat. Regensburg �987, S. 35 Nr. 20 (Kuder) und Taf. �00 (fol.

�r).

Ottonischer Nimbus oder byzantinischer Halsschmuck?

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Das Perikopenbuch aus St. Emmeran, das wohl um 980 in Regensburg entstanden ist, zeigt Herzranken in der Initialligatur (Abb. 3�).6� Wie bei den Herzranken auf den Essener Email werden die Herzranken im Perikopenbuch von einer Manschette zu-sammengefasst, und ein einzelner Tropfen füllt den Zwickel des oberen Herzens. Die Fläche der Initialligatur wird vergleichbar den Essener Emails Horror Vacui-artig aus-gefüllt. Entfernte Vergleiche für die Herzranken der Essener Emails bieten außerdem herzförmige Ranken mit Manschetten und fleischigen Blättchen in einer Miniatur in einem Graduale, das im dritten Viertel des �0. Jahrhunderts (vor 962) in Regensburg entstanden ist.62 Hier wie dort herrscht Horror Vacui vor.

Ferner finden sich fleischige Blättchen und Horror Vacui wie auf den Essener Emails in Miniaturen im nach Regensburg lokalisierten Sakramentar des hl. Wolfgang (993/99�) und im sogenannten Regensburger Sakramentar, das bald nach �002 (vor �007?) entstanden ist.63

Ein besonderes Detail der Essener Ranken- wie Tierkopfemails sind die in den Bildgrund ragenden, staubblattartigen Fortsätze aus Goldstegen. Dafür finden sich Vergleiche in der Regensburger Buchmalerei, zum Beispiel in den Stiftungsbildern des um 990 (nach 987) in St. Emmeram entstandenen Regelbuchs von Niedermünster, das Äbtissin Uta zeigt (Abb. 32),6� und des Codex Aureus Karls des Kahlen, das den Abt Ramwold von St. Emmeram (amt. 975–�000) abbildet.65

Zwar kommen Ranken mit fleischigen Blättern und Staubblättern durchaus auch in der zeitgenössischen Buchmalerei z.B. Triers, Kölns oder der Reichenau vor,66 jedoch nur vereinzelt in Herzform und nicht kombiniert mit Manschetten und Tropfen.

Datierung und Lokalisierung

Die Essener Emails müssen vor ihrer Zweitverwendung an Nagelreliquiar und Theo-phanukreuz entstanden sein. Letzteres ist inschriftlich in die Amtszeit der Äbtissin Theophanu (�039–�058) datiert, somit liegt der terminus ante quem für die Emails bei spätestens �058. Vermutlich kann das Theophanukreuz mit Weihen in den Jahren

6� Pommersfelden, Gräflich Schönborn’sche Schlossbibliothek, Ms. 3�0 (282�), fol. 2r: Kat. Köln �99�, S. 7� Abb. 5�.

62 Bamberg, Staatsbibliothek, Msc. Lit. 6 (olim Ed. III 7), fol. �r: Kat. Magdeburg 200�, S. 27�–275 Nr. IV.6� (Kahsnitz).

63 München, Bayerische Staatsbibliothek, Inv. Clm ��56: Kat. Bamberg 2002, S. 52, Abb. 2�, S. 268–273 Nr. ��2 (Suckale-Redlefsen); Verona, Biblioteca Capitolare, Cod. LXXXVII, fol. ��v: Kat. Magdeburg 200�, S. 275–278 Nr. IV.62 (Kahsnitz).

6� Bamberg, Staatsbibliothek, Inv. Msc. Lit. ��2, fol. 58v: Kat. Regensburg �987, S. 3� Nr. �� (Mütherich) und Taf. 3; Kat. Bamberg 2002, S. 266–268 Nr. ��� (Suckale-Redlefsen).

65 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm. ��000: Kat. Regensburg �987, S. 3� Nr. �3 (Mütherich) und Taf. 9�; Cohen 2000, S. �9 Abb. 7.

66 Beispiele in Auswahl: Initialseite in einer Handschrift des Meisters des Registrum Gregorii (Trier, um 990–�000) in Manchester, John Rylands Library, Ms. 98, fol. �6r: Kat. Köln �99�, S. ��, Abb. �; Initial-seite (fol. 22r) eines Evangeliars (Köln, um 990–�000) in Köln, Historisches Archiv, Cod. W 3�2: Kat. Köln �99�, S. 30–3� Nr. 2 (von Euw) und S. 33 Abb. 20; Initialzierseite (fol. �3r) im Sakramentar aus Petershausen (Reichenau, um 970–980) in Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Sal. IXb: Kat. Köln �99�, S. �22f. Nr. 32 (von Euw).

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�05� oder �05� in Zusammenhang gebracht werden.67 Eine genauere Datierung der Emails ergibt sich durch stilistische Vergleiche und Motivstudien. Vergleiche finden sich auf Email- und Metallarbeiten, vor allem aber in Miniaturen. Diese Vergleiche beruhen auf motivischen und stilistischen Übereinstimmungen, können aber mangels sicher datierbarer genauer Parallelen immerhin einen Indizienbeweis für die Datie-rung und Lokalisierung der Essener Emails liefern.

Die wenigen Vergleiche innerhalb der Emailkunst (Bucheinband aus Sion/Sitten, Bucheinband des Codex Aureus, Otto-Mathildenkreuz, Parierstange des Zeremoni-alschwerts) können in das späte �0. Jahrhundert datiert werden. Ebenso datieren die engsten Parallelen aus dem Bereich der Metallarbeiten (Rückseite Otto-Mathilden-Kreuz, Egbertschrein) in dieselbe Zeit. Zwei weitere Vergleiche innerhalb der Metall-arbeiten (Watterbacher Tragaltar, Tragaltar Sammlung Spitzer) dürften aus dem zwei-ten Viertel des ��. Jahrhunderts stammen.

Die meisten aus der Buchmalerei herangezogenen Parallelen datieren in das späte �0. Jahrhundert (Egbertpsalter, Perikopenbuch aus St. Emmeram, Regensburger Gra-duale, Sakramentar des Hl. Wolfgang, Regelbuch von Niedermünster, Codex Aureus Karls des Kahlen). Den wohl besten Vergleich sowohl für die Herzranken- als auch für die Tierkopfemails innerhalb der Gattung der Buchmalerei bietet eine Miniatur im Uta-Codex, und zwar dessen Stiftungsbild. Der Codex datiert in die Amtszeit Utas (ca. ab 990, belegt �002–�025). Vielleicht ließe sich überlegen, ob der Codex entgegen der gängigen Forschungsmeinung bereits im späten �0. Jahrhundert entstanden ist. Aller-dings können Motive auch über einen längeren Zeitraum in Gebrauch gewesen sein.

Jedenfalls sprechen in erster Linie die Vergleiche innerhalb der Emailkunst, aber auch diejenigen außerhalb wohl für eine Datierung der Essener Emails in die letz-ten zwei Jahrzehnte des �0. Jahrhunderts. Daher dürfte der Nimbus der Goldenen Madonna wohl zeitgleich mit der Madonna selbst entstanden sein. Eine derartige Datierung wird möglicherweise auch durch die Filigranranken am gleichzeitig ent-standenen Nimbus Jesu gestützt. Sie enden in einzelnen Granalien. Derartige Filigran-ranken kommen ebenfalls am Otto-Mathildenkreuz vor. Die eingangs erwähnten Un-terschiede im Perldraht an Globus/Buch und Jesusnimbus stellen nach der Datierung der Essener Emails kein Problem mehr dar, denn sie müssen nicht auf unterschiedliche Datierungen, sondern können auch auf unterschiedliche Hände zurückzuführen sein.

Die Nähe der Essener Emails zu ottonischen Emailarbeiten, Metallarbeiten und Miniaturen weist darauf hin, dass diese Emails nicht im byzantinischen sondern im ot-tonischen Reich entstanden sind. Die Vergleiche innerhalb der Emailkunst sind nicht aussagekräftig genug, um die Essener Emails etwa nach Westdeutschland oder präzi-ser Trier zu lokalisieren, wie das für die Emails des Codex Aureus, des Bucheinbands in Sion/Sitten, des Otto-Mathildenkreuzes und des Zeremonialschwerts vorgeschla-gen worden ist. Außer für den Codex Aureus ist eine Lokalisierung nach Trier außer-dem in keinem Fall gesichert, für den Bucheinband in Sion/Sitten wurde dies jüngst von Eckenfels-Kunst sogar ausgeschlossen.68

67 Beuckers �993, S. 9�: „Eine genauere Datierung der Stiftung innerhalb des Abbates der Ezzonin ist kaum möglich; vermutlich stand sie aber im Zusammenhang mit einer der Weihen �05� oder �05�.“

68 Eckenfels-Kunst 2008, S. 283.

Ottonischer Nimbus oder byzantinischer Halsschmuck?

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Die Vergleiche aus dem Bereich der Metallarbeiten weisen eher nach Süddeutsch-land als nach Trier. Zwar lokalisiert der Egbertschrein nach Trier, die Herkunft des Ot-to-Mathildenkreuzes selbst ist jedoch umstritten, und die etwas späteren Tragaltäre (Watterbacher Tragaltar, Tragaltar Sammlung Spitzer) sind nach Regensburg/Bam-berg bzw. unter Vorbehalt nach Bamberg lokalisiert worden. Auch die Parallelen in der Buchmalerei scheinen eine Herkunft der Essener Emails aus Süddeutschland na-hezulegen, denn bis auf eine Ausnahme von der Reichenau (Egbertpsalter) stammen alle angeführten Vergleiche wohl aus Regensburg. Damit könnten die Essener Emails in Süddeutschland (Regensburg?) entstanden sein. Eine andere Lokalisierung, etwa nach Trier, ist nicht völlig auszuschließen, jedoch scheinen die engen Parallelen in der Buchmalerei, besonders im Uta-Codex, auf Süddeutschland zu verweisen. Wie bereits erwähnt, herrschte in ottonischer Zeit eine enge Verbindung zwischen Goldschmie-dekunst und Buchmalerei, so dass ein Vergleich der Essener Emails mit Miniaturen gerechtfertigt ist. Abgesehen von der Trierer Egbertwerkstatt konnte allerdings für die ottonische Zeit bislang keine Emailwerkstatt nachgewiesen werden. Trotzdem dürfte es, wie bereits von Eckenfels-Kunst vermutet, weitere Emailwerkstätten in anderen Städten des ottonischen Reiches gegeben haben, etwa in Köln, Mainz, Regensburg und Braunschweig.69 Das Argument von Beuckers, dass Schmelzöfen ortsfest und daher selten gewesen seien,70 kann nicht greifen, denn ein erfahrener Emailleur kann auch über einem offenen Feuer, dessen Temperatur durch einen Blasebalg punktuell er-höht wird, emaillieren, also praktisch überall einen Emailbrand ausführen. Außerdem „konnten die hochadeligen Äbtissinnen [Essens] ihre Aufträge überall im ottonischen Reich vergeben“.7�

Exkurs I: Vier transennenverzierte Senkemails

Außer den Emails des Nimbus der Goldenen Madonna haben sich wie eingangs er-wähnt vier längsrechteckige Senkemails mit Transennendekor auf dem Theopha-nukreuz erhalten (Kat. Nr. �3–�6, Abb. �3–�6). Die Technik, Motivwahl und Farbge-bung der Transennenemails legen nahe, dass sie gleichzeitig mit den Nimbusemails in derselben Werkstatt entstanden sind: Die Stegführung und blasige Oberfläche des Emails ist dieselbe; hier wie dort tauchen gelbe Blüten und staubblattartige Fortsät-ze aus Goldstegen auf; wie auf den Nimbusemails dominieren die Farben Rot, Grün, Blau, Gelb und Weiß. Es ist demnach wahrscheinlich, dass die transennenverzierten Emails ebenfalls an der Goldenen Madonna angebracht waren. Zum Nimbus können sie jedoch nicht gehört haben, da ihnen die entsprechende Krümmung fehlt. An den rechteckigen Flächen der vier Stützen des Throns der Goldenen Madonna befinden sich Flächen, deren Maße mit denjenigen der Emails übereinstimmen. Möglicher-

69 Eckenfels-Kunst 2006, S. �75 Anm. 2; s. auch Eckenfels-Kunst 2008, S. 60, 283.70 Beuckers 2002, S. 597� Eckenfels-Kunst 2008, S. 60, im Zusammenhang der Lokalisierung der Essener Emails, für die sie eine

Zuordnung nach Köln ausschließt und Essen bevorzugt.

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9�

weise waren die transennenverzierten Emails also dort angebracht. Dass der Thron geschmückt war, belegen einige alte Nagellöcher sowie Vergleiche mit anderen thro-nenden Skulpturen, etwa derjenigen der hl. Fides im Kirchenschatz von Conques.72

Exkurs II: Die Stifterfrage

Wer die kostbaren Emails des Nimbus und etwa auch die Goldene Madonna gestiftet hat, ist unklar. Aufgrund mangelnder schriftlicher Quellen kann über den Stifter bzw. die Stifterin nur spekuliert werden. Qualität und Materialwert der Objekte sprechen jedoch für eine Stiftung aus höchsten Kreisen.73 Aufgrund der Datierung der Emails kämen die Äbtissin Mathilde II. von Essen (nach 97�, belegt 973–�0��)7� oder viel-leicht auch ihre Amtskollegin Uta von Regensburg/Niedermünster (ca. ab 990, belegt �002–�025) in Frage. Am wahrscheinlichsten ist Mathilde, in deren Amtszeit auch die Goldene Madonna gestiftet wurde.75 Mathilde war eine Enkelin Kaiser Ottos des Großen. Ihr Vater Liudolf war der älteste eheliche Bruder Ottos II. Sie ließ das West-werk des Essener Münsters erbauen und stiftete den heute verlorenen Marsusschrein, das Essener Otto-Mathildenkreuz, den Essener Siebenarmigen Leuchter und das Es-sener Kreuz mit den großen Senkschmelzen.76

Uta von Regensburg/Niedermünster stiftete den bereits erwähnten prachtvollen Uta-Codex, dessen Stiftungsminiatur in ihren Details enge Parallelen zu den Essener Emails aufweist. Uta entstammte wohl einer wohlhabenden adeligen Familie.77 Das Kloster Niedermünster in Regensburg war seit �002 reichsunabhängig und florierte besonders unter Heinrich II. (�002/�0��–�02�). Seine Äbtissin hat als eine heraus-ragende Persönlichkeit des Reiches zu gelten, die Kontakt mit der weltlichen und ek-klesiastischen Elite pflegte78 und vermutlich auch direkten Kontakt mit dem Kaiser hatte.79 Cohen bezeichnet sie als eine der prominentesten Äbtissinnen des ottonischen Reiches.80 Der von ihr gestiftete Uta-Codex kann sich hinsichtlich der Pracht und der Komplexität des theologischen Inhalts mit Stiftungen Heinrichs II. messen.8� Ihr Ab-batiat ist zwar erst seit �002 durch Quellen belegt, aber Uta hatte dieses Amt vermut-lich bereits seit ca. 990 inne.82

72 Kat. Paris 200�, S. �9f., Abb. ��f.73 Vgl. Anm. �2. Hier kann noch einmal der byzantinische Halsschmuck von Preslav zum Vergleich her-

angezogen werden, der mit vergleichbar großen und qualitätvollen Emails dekoriert ist und bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein diplomatisches Geschenk des byzantinischen Kaisers han-delt.

7� Beuckers 2002, S. 5�, mit älterer Literatur in Anm. �; Eckenfels-Kunst 2008, S. 6�.75 Beuckers 2002, S. 5�f.76 Beuckers 2002, S. 5�f.77 „The luxuriousness of the Uta Codex presupposes that its patroness was a woman who could command

the disposition of significant wealth“, Cohen 2000, S. 22, �85. Die Genealogie Utas liegt jedoch im Dun-keln, s. Cohen 2000, S. 22.

78 Cohen 2000, S. 23.79 Rütz �99�, S. 26.80 Cohen 2000, S. �89.8� Cohen 2000, S. �89.82 Cohen 2000, S. ��–�7.

Ottonischer Nimbus oder byzantinischer Halsschmuck?

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Zusammenfassung

Zehn am Nagelreliquiar und Theophanukreuz in der Essener Domschatzkammer zweitverwendete trapezoide Emails können zu einem Nimbus der Goldenen Madon-na in Essen rekonstruiert werden. Darauf weisen ihre Form und Übereinstimmungen mit einem erhaltenen Email am Nimbus des zur Madonna gehörenden Jesuskindes hin. Aus derselben Serie stammen außerdem vier rechteckige, transennenverzierte Emails, die vielleicht die Beine des Throns der Goldenen Madonna geschmückt haben. Vergleiche mit anderen Emails, Metallarbeiten und Miniaturen erlauben eine Datie-rung der Essener Emails in die letzten zwei Jahrzehnte des �0. Jahrhundert und eine Lokalisierung in den süddeutschen Raum, vielleicht nach Regensburg. Die Stifterfrage muss letztlich offen bleiben. In Frage kommt die Essener Äbtissin Mathilde, mögli-cherweise auch ihre Amtskollegin Uta von Niedermünster in Regensburg. Wie dem auch sei, hat die Goldene Madonna nun nicht mehr nur als die älteste erhaltene Statue einer Gottesmutter zu gelten, sondern auch als die älteste erhaltene Statue mit Nim-bus. Ihr Nimbus wurde bald nach dessen Anbringung unter der Äbtissin Theophanu (�039–�056) wieder entfernt. Anlass dafür könnte die Bekrönung der Goldenen Ma-donna mit der Lilienkrone („Kinderkrone Ottos III.“) gewesen sein.

Antje Bosselmann-Ruickbie Yvonne StolzJohannes Gutenberg-Universität Römisch-Germanisches ZentralmuseumInstitut für Kunstgeschichte Ernst-Ludwig-Platz 2Arbeitsbereich christliche Archäologie 55��6 Mainzund byzantinische Kunstgeschichte [email protected] Str. 2655�22 Mainz

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Katalog

Abkürzungen: oLS: obere LangseiteuLS: untere LangseitelSS: linke SchmalseiterSS: rechte SchmalseiteLS: LangseiteSS: Schmalseite

Kat. Nr. 1 (Abb. 3)TierkopfemailPosition heute: Vorderseite Theophanukreuz, linke Kreuzhaste, obenPosition rekonstruiert: Nimbusansatz links oder rechts, erste oder zweite PositionMaße: oLS 2,7 cm; uLS 2,5 cm; lSS 2 cm; rSS 2cmBesonderheiten: Mähne des Tieres nach links gerichtet

Kat. Nr. 2 (Abb. 4)TierkopfemailPosition heute: Vorderseite Theophanukreuz, linke Kreuzhaste, untenPosition rekonstruiert: Nimbusansatz links oder rechts, erste oder zweite PositionMaße: oLS 2,75 cm; uLS 2,5 cm; lSS �,9 cm; rSS �,9 cmBesonderheiten: Mähne des Tieres nach rechts gerichtet; in den Ecken zwischen den kürzeren LS und den SS der Trapeze jeweils eine mehrblättrige gelbe Blüte; außerdem rote Ranken, die sich an den Schmalseiten der Trapeze mit den grünen Ranken aus dem Tiermaul überschnei-den

Antje Bosselmann-Ruickbie, Yvonne Stolz

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Kat. Nr. 3 (Abb. 5)TierkopfemailPosition heute: Vorderseite Theophanukreuz, rechte Kreuzhaste, obenPosition rekonstruiert: Nimbusansatz links oder rechts, erste oder zweite PositionMaße: oLS 2,6 cm; uLS 2,2 cm; lSS �,85 cm; rSS �,82 cmBesonderheiten: Mähne des Tieres nach rechts gerichtet

Kat. Nr. 4 (Abb. 6)TierkopfemailPosition heute: Vorderseite Theophanukreuz, rechte Kreuzhaste, untenPosition rekonstruiert: Nimbusansatz links oder rechts, erste oder zweite PositionMaße: oLS 2,6 cm; uLS 2,� cm; lSS �,85 cm; rSS �,82 cmBesonderheiten: Mähne des Tieres nach links gerichtet

Kat. Nr. 5 (Abb. 7)TierkopfemailPosition heute: Rückseite Nagelreliquiar, linksPosition rekonstruiert: Nimbussegment, zweite Position von rechts oder linksMaße: oLS 2,8� cm; uLS 2,35 cm; lSS �,95 cm; rSS �,8 cmBesonderheiten: Mähne des Tieres nach rechts gerichtet; in den Ecken zwischen den kürzeren LS und den SS der Trapeze jeweils eine mehrblättrige gelbe Blüte¸ außerdem rote Ranken, die sich an den Schmalseiten der Trapeze mit den grünen Ranken aus dem Tiermaul überschnei-den

Kat. Nr. 6 (Abb. 8)TierkopfemailPosition heute: Rückseite Nagelreliquiar, rechtsPosition rekonstruiert: Nimbussegment, zweite Position von rechts oder linksMaße: oLS 2,8� cm; uLS 2,36 cm; lSS �,79 cm; rSS �,7� cmBesonderheiten: Mähne des Tieres nach links gerichtet

Kat. Nr. 7 (Abb. 9)HerzrankenemailPosition heute: Vorderseite Theophanukreuz, obere Kreuzhaste, linksPosition rekonstruiert: Nimbussegment, erste oder dritte Position von rechts oder linksMaße: oLS 3,� cm; uLS 2,� cm; lSS 2 cm; rSS 2cmBesonderheiten: gelbe Ranken enden in rotgrünen Blättchen

Kat. Nr. 8 (Abb. 10)HerzrankenemailPosition heute: Vorderseite Theophanukreuz, obere Kreuzhaste, rechtsPosition rekonstruiert: Nimbussegment, erste oder dritte Position von rechts oder linksMaße: oLS 3,2 cm; uLS 2,� cm; lSS �,9 cm; rSS �,9 cm

Ottonischer Nimbus oder byzantinischer Halsschmuck?

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Kat. Nr. 9 (Abb. 11)HerzrankenemailPosition heute: Rückseite Nagelreliquiar, obenPosition rekonstruiert: Nimbussegment, erste oder dritte Position von rechts oder linksMaße: oLS 2,76 cm; uLS 2,55 cm; lSS �,73 cm; rSS �,8 cm

Kat. Nr. 10 (Abb. 12)HerzrankenemailPosition heute: Rückseite Nagelreliquiar, untenPosition rekonstruiert: Nimbussegment, erste oder dritte Position von rechts oder linksMaße: oLS 3,�5 cm; uLS 2,3 cm; lSS 2 cm; rSS �,95 cmBesonderheiten: gelbe Ranken enden in rotgrünen Blättchen

Kat. Nr. 11 (Abb. 13)Transennenartig dekoriertes EmailPosition heute: Vorderseite Theophanukreuz, untere Haste, links obenPosition rekonstruiert: Sockel des ThronsMaße: oLS 3,9 cm; uLS 3,9 cm; lSS 2,� cm; rSS 2,� cm

Kat. Nr. 12 (Abb. 14)Transennenartig dekoriertes EmailPosition heute: Vorderseite Theophanukreuz, untere Haste, rechts obenPosition rekonstruiert: Sockel des ThronsMaße: oLS 3,9 cm; uLS 3,9 cm; lSS 2,� cm; rSS 2,� cm

Kat. Nr. 13 (Abb. 15)Transennenartig dekoriertes EmailPosition heute: Vorderseite Theophanukreuz, untere Haste, links untenPosition rekonstruiert: Sockel des ThronsMaße: oLS � cm; uLS 3,8 cm; lSS 2,� cm; rSS 2,� cm

Kat. Nr. 14 (Abb. 16)Transennenartig dekoriertes EmailPosition heute: Vorderseite Theophanukreuz, untere Haste, rechts untenPosition rekonstruiert: Sockel des ThronsMaße: oLS 3,8 cm; uLS 3,9 cm; lSS 2,� cm; rSS 2,� cm

Antje Bosselmann-Ruickbie, Yvonne Stolz

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Abbildungsnachweis:

Abb. �–2: Jens Nober, © Domschatz Essen – Abb. 3–�6: Antje Bosselmann-Ruickbie – Abb. �7–�8: Anne Gold, © Domschatz Essen – Abb. �9: Schulze-Dörrlamm �989, S. ��7 Abb. 3 – Abb. 20: A. Bosselmann-Ruickbie – Abb. 2�: Yvonne Stolz – Abb. 22: Jens Nober, © Domschatz Essen – Abb. 23: © Diözesanmuseum Limburg – Abb. 2�: Yvonne Stolz – Abb. 25: Eckenfels-Kunst 2006, Abb. S. �77 – Abb. 26: Beuckers 2006, Abb. S. �� – Abb. 27–28: Jens Nober, © Domschatzkammer Essen – Abb. 29: Kat. Bonn/Essen 2005, S. 20, Abb. � – Abb. 30: Kat. Hil-desheim/Mainz �993, S. �83 – Abb. 3�: Kat. Köln �99�, S. 7�, Abb. 5� – Abb. 32: Kat. Regens-burg �987, Taf. 3.

Ottonischer Nimbus oder byzantinischer Halsschmuck?

Abb. 1: Theophanukreuz, Vorderseite

Abb. 2: Nagelreliquiar, Rückseite

Abb. 3–5: Emails am Nagelreliquiar und Theophanukreuz

Abb. 6–8: Emails am Nagelreliquiar

und Theophanukreuz

Abb. 9–11: Emails am Nagelreliquiar und Theophanukreuz

Abb. 12–14: Emails am Nagelreliquiar

und Theophanukreuz

Abb. 15–16: Emails am Nagelreliquiar und Theophanukreuz

Abb. 17: Nimbus des Kindes der

Goldenen Madonna

Abb. 18: Goldene Madonna

Abb. 19: Schulze-Dörrlamms Rekonstruktionsvorschlag als Halsschmuck

Abb. 20: Byzantinischer Halsschmuck aus Preslav, Bulgarien

Abb. 21: Goldene Madonna mit rekonstruiertem Nimbus

Abb. 22: Bucheinband Essen, Theophanu vor thronender Madonna

Abb. 25: Bucheinband Codex Aureus Epternacensis

Abb. 23: Limburg: Staurothek

Abb. 24: Bucheinband aus Sion/Sitten

Abb. 26: Parierstange Essen

Abb. 27: Stiftungsemail des Otto-Mathildenkreuzes

Abb. 28: Rückseite des Otto-Mathildenkreuzes

Abb.

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