Transformationen von Zentrum und Peripherie: Vom römischen Favianis zur frühmittelalterlichen...

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Römisch-Germanisches Zentralmuseum Forschungsinstitut für Archäologie und Friedrich-Schiller-Universität Jena Bereich für Ur- und Frühgeschichte ZENTRALE ORTE UND ZENTRALE RÄUME DES FRÜHMITTELALTERS IN SÜDDEUTSCHLAND Tagung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz und der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 7.-9.10. 2011 in Bad Neustadt an der Saale Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 2013 Peter Ettel · Lukas Werther (Hrsg.) SONDERDRUCK / OFFPRINT

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Römisch-Germanisches ZentralmuseumForschungsinstitut für Archäologie

und

Friedrich-Schiller-Universität JenaBereich für Ur- und Frühgeschichte

ZENTRALE ORTE UND ZENTRALE RÄUME DES FRÜHMITTELALTERS IN SÜDDEUTSCHLANDTagung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz und der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 7.-9.10. 2011 in Bad Neustadt an der Saale

Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 2013

Peter Ettel · Lukas Werther (Hrsg.)

SONDERDRUCK / OFFPRINT

HELGA SEDLMAYER

TRANSFORMATIONEN VON ZENTRUM UND PERIPHERIE

VOM RÖMISCHEN FAVIANIS

ZUR FRÜHMITTELALTERLICHEN CIVITAS MUTARENSIS

(MAUTERN AN DER DONAU/ÖSTERREICH)

ZENTREN AN DER DONAU IM SPIEGEL HISTORISCH-ARCHÄOLOGISCHER QUELLEN DES 8. BIS FRÜHEN 10. JAHRHUNDERTS

Civitates des 9. Jahrhunderts im Donautal

Das Donautal im Abschnitt der Wachau (Niederösterreich) bildete im Frühmittelalter eine Kernzone derbayerischen Kolonisation mit den ersten Zentren in Melk und Mautern an der Donau (Bz. Krems-Land). DieTradition römischer Kastelle an der Donau wurde in karolingischer Zeit aufgegriffen. Bis in die Jahre vor denUngarneinfällen erfolgte ein Zustrom fränkisch-bayerischer Bevölkerungsgruppen 1. Der zu kultivierendeRaum wurde in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts als Provincia Arvarorum bzw. als Sclavinia odereinfach Oriens benannt (Tab.1).Die Mauern der römischen Auxiliarkastelle von Mautern an der Donau (Favianis), Traismauer (Bz. St. Pölten-Land; Augustianis) und Tulln (Bz. Tulln; Comagenis) 2 boten ideale Ausgangspunkte für weitere karolingi-sche Expansionsmaßnahmen im Osten. Ab dem frühen 9. Jahrhundert erhielten bayerische Klöster partielleVerantwortlichkeit für diese Plätze, die ältesten diesbezüglichen historischen Überlieferungen beziehen sichauf den locus Herilungoburg (832) 3, der im Umfeld des römischen Kastellorts Arelape-Pöchlarn (Bz. Melk)verortet wird, und auf die sich in der römischen Befestigung entwickelnde Ansiedlung von Traismauer,locus Treisma (833) 4. Tulln, ein königlicher Fiskus, fällt erst zur Mitte des 9. Jahrhunderts (859) 5 zu einemhalben Teil an ein bayerisches Kloster 6. Die Erstnennung von Mautern an der Donau erfolgte in Relation zuden oben angeführten festen Orten römischer Tradition spät, 899, in der Quelle (Annales Fuldenses) wirdzu diesem Zeitpunkt allerdings bereits von der civitas Mutarensis gesprochen, was die Wehrhaftigkeit desOrts hervorhebt 7.Ab 860 wurde die Einflusssphäre des Erzbistums Salzburg an der Donau gestärkt, und zwar u. a. durchSchenkungen im Bereich des römischen Auxiliarkastells von Traismauer und in Hollenburg (Bz. Krems-Land) 8, einem Ort mit dem Nachweis römischer Steinarchitektur unmittelbar unter der Kirche, sowie einesBurgus bei Burg Bertholdstein (Bz. Krems-Land) 9. Bestätigung erfuhren diese salzburgischen Eigengüter um

193Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

Provincia Arvarorum, Avaria 823-836 NÖUB 1, Nr. 2a. 3a. 5c. 5d

Sclavinia 837. 893 NÖUB 1, Nr. 3d. 7

Pannonia seit 859 NÖUB 1, Nr. 8a

Oriens 1002 NÖUB 1, Nr. 20b

Tab. 1 Die Benennung des Raums. – (Vgl. NÖUB 1, 48 f. Kommentar Nr. 4-4c. 547).

885/890 10. Die Schenkungen in Melk und Hollenburg zeichnen sich dadurch aus, dass – anders als bei -spiels weise in Traismauer – in beiden Fällen die civitas nur zu einem dritten Teil abgetreten wurde 11: […]ad Magilicham tertiam partem civitatis […] ad Holunpurch terciam partem civitatis […]; ad Treisimam civi-tatem et aecclesiam sancti Ma[rt]ini 12.Nach 895 ist eine Mark Hollenburg (marche que ad Holinpurch pertinent) im Besitz des bayerischen KlostersMoosburg bei Freising; die Grenzziehung zwischen den Flüssen Traisen, Fladnitz, Donau sowie dem Nuß-und Höbenbach war durch einen römischen Meilenstein (lapidea columna), einen Sarkophag (lapideusnuosch) sowie eine lapidea platea markiert, möglicherweise ein Abschnitt der gepflasterten römischenLimesstraße. Zudem sind cumulos, quos lewir vocamus, also Grabhügel, als landmarks im Bereich zwischenHöbenbach, Krustetten und Tiefenfucha angeführt 13.Nicht kirchliche Interessen, sondern ein Konflikt zwischen den politischen Parteien der Region stellte denHintergrund der Erstnennung des bedeutenden römischen Kastellorts Mautern 14 als civitas Mutarensis dar:In den Annales Fuldenses wird zum Jahr 899 berichtet, dass Isanric, Sohn des 898 abgesetzten GrenzgrafenArbo, gegen König Arnulf den Aufstand probte und sich in der civitas verschanzte. Arnulfs Flotte bliebgegenüber Insanric erfolgreich: Interim autem Isanricus tyrannidem suam sine cessatione contra regemexercens. Quod vehementer rex accipiens decrevit navigio […] civitatem Mutarensem, in qua ipse Isanricusintus erat, aggredi […] Illo vero resistente, rege quoquo et suis fortiter viriliterque superantibus atque civi-tatem obpugnantibus, demum ipse Isanricus vi compulsus cum uxore et his, quae ad se pertinebant, exivitet imperatori sese presentavit 15. Das Fehlen urkundlicher Nachrichten über kirchlichen Besitz in Mauternvor dem späteren 10. Jahrhundert sowie die Tatsache, dass Familienmitglieder des Grenzgrafen Mauternals ihre Feste in der Auseinandersetzung mit dem König wählten, indizieren die hier gebündelten säkularenInteressen während des 9. Jahrhunderts. Mautern stellte zu diesem Zeitpunkt einen wichtigen Stützpunktim Warenverkehr dar: So ist der Salzhandel und somit das Markt- und Mautrecht für Mutaren in der Raffel-stetter Zollordnung der Jahre zwischen 902/903 und 907 festgelegt. Vermutet wird, dass Mautern imVerlauf des 9. Jahrhunderts im Besitz des Grenzgrafengeschlechts der Wilhelminer gewesen sein könnte.Das für die frühmittelalterliche basilica von Mautern überlieferte Agapitpatrozinium 16 könnte auf einenEinfluss des Klosters Kremsmünster deuten 17. Historische Belege sind hierfür jedoch nicht zu erbringen,zumal die Präsenz der Familie des comes terminalis Arbo in Mautern nicht vor dem späten 9. Jahrhundertin den Annales Fuldenses belegt ist.Ein Quellendefizit seitens der kirchlichen Überlieferung könnte jedoch Besitzverhältnisse anderer Naturaufzeigen. Die ebenfalls im 9. Jahrhundert erstmals erwähnten civitates Melk, Hollenburg und Traismauerwerden im Zusammenhang mit kirchlichem Eigentum genannt (Tab. 2). Mautern hingegen tritt als Schau-platz eines Machtkampfes zwischen dem König und dem Gefolge des Grenzgrafen in den Mittelpunkt deshistorischen Geschehens. Die civitas Mutarensis als politischer »Zankapfel« deutet an, dass nicht so sehrkirchliche als vielmehr säkulare Kräfte hier im 9. Jahrhundert bestimmend waren 18.

194 H. Sedlmayer · Transformationen von Zentrum und Peripherie

Ad Magalicham tertiam partem civitatis Melk ca. 885/890 NÖUB 1, Nr. +7c

Ad Holunpurch tertiam partem civitatis Hollenburg ca. 885/890 NÖUB 1, Nr. +7c

Ad Treismam civitatem Traismauer ca. 885/890 NÖUB 1, Nr. +7c

Civitas Mutarensis Mautern 899 Annales Fuldenses 899

Tulna extra civitatem Tulln 1014 NÖUB 1, Nr. 22a

Tab. 2 Civitates zwischen Melk und Tulln im 9./frühen 10. Jahrhundert.

Wie die oben zusammengestellten Quellen zeigen, kristallisierten sich im späten 9. Jahrhundert befestigteOrte (civitates) an der Donau als Zentren heraus (Tab. 2; Abb.1). Im Unterschied dazu liegt im Land abseitsdes Donautals kein einziger Nachweis einer civitas so früher Zeitstellung vor!Auch die Zweitnennung von Mautern erfolgte in einem rein weltlichen Zusammenhang. In der zwischen902/03 und 907 niedergeschriebenen Raffelstetter Zollordnung ist Mautern als östlichster Handelsstütz-punkt an der Donau im Gebiet des Markgrafen Arbo angeführt, wodurch in genere darauf geschlossen

195Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

Abb. 1 Die frühmittelalterlichen civitates Magilicha, Mutarensis, Holunpurch und Treisma und die Waffenfunde im Donautal und sei-nem Hinterland. – (Graphik V. Lindinger / H. Sedlmayer, nach Friesinger 1971-74, Taf. 4. 6-7. 17; Friesinger / Szameit / Stadler 1984,Taf. 27, 10; 32, 1; 35, 4; Szameit 1987, Abb. 4, 2; 5, 1; Szameit 1992, Abb. 1).

wird, dass das in Pannonien liegende Zentrum Tulln zu diesem Zeitpunkt möglicherweise bereits aufgrundder ungarischen Übergriffe fallen gelassen werden musste 19. Mautern wird als Marktort des Salzhandelscharakterisiert, dessen Zoll drei Scheffel betrug: […] sed pergant ad Mutarun vel, ubicunque tunc temporissalinarum mercatum fuerit constitutum, et ibi similiter persolvant, id est III scafilos de sale nichilque plus 20.

Nachweise militärischer Eliten im Donautal auf Basis archäologischer Funde

Die Nachweise militärischer Eliten konzentrieren sich auf das Donautal (Tab. 3; Abb.1), also jene Land-schaft, in der auch die civitates des 9. Jahrhunderts zu lokalisieren sind. Waffenführende Gräber mit Flügel-lanzenspitzen oder Bartäxten des späteren 8. und ersten Drittels des 9. Jahrhunderts sind aus Wimm(Bz. Melk), Mautern an der Donau und Furth bei Göttweig (beide Bz. Krems-Land) belegt. Einfache Lanzen-spitzen stammen darüber hinaus aus Körpergräbern in Joching (Bz. Krems-Land). Bemerkenswert ist, dasswaffenführende Gräber fast ausnahmslos auf die Region des Donautals beschränkt blieben. Blickt man insHinterland, so ist nur in einem Fall der Hinweis auf militärische Eliten durch den Fund einer Bartaxt in derNekropole von Rottersdorf (Bz. Sankt Pölten-Land) gegeben. Diese stellt ein Pendant des aus Mauternvorliegenden Axtfundes dar und verweist auf enge Verbindungen zwischen der civitas und dem Landstrichim oberen Fladnitztal. Neben den Waffen aus Körpergräbern ist ein VLFBERHT-Schwert aus der Donau beiAggsbach (Bz. Krems-Land) zu erwähnen.

Transformation des römischen Kastells und vicus Favianis zur civitas Mutarensis

Der antike Kastellplatz Mautern (Favianis) weist eine Reihe frühmittelalterlicher archäologischer Siedlungs-funde auf, die sich primär auf das Innere der römischen Kastellmauern konzentrieren. Zwar konnte bei denStadtkerngrabungen in keinem Fall ein Wohnhaus frühmittelalterlicher Zeitstellung dokumentiert werden,es sind allerdings fünf Siedlungsgruben innerhalb der Befestigung aufzuzeigen. Des Weiteren liegen Planier-schichten mit frühmittelalterlichem Material im Umkreis dieser Siedlungsbefunde vor (Tab. 4). Zu beobach -ten ist, dass im Südosten des Kastells eine »schwarze Schicht« (dark earth) das Ausgangsniveau der Nutzungdes späten 8./9. Jahrhunderts bildete, wohingegen im Norden des Kastells, und zwar innerhalb des spät -

196 H. Sedlmayer · Transformationen von Zentrum und Peripherie

1 Wimm MG Maria Taferl Funde aus Körpergräbern: Szameit 1984, 225-227 Taf. 27, 1. 10; 32, 1; (Flügel)lanzen, Bartäxte 35, 4; 36, 9

2 Aggsbach MG Schönbühel- Flussfund: Szameit 1992, 215-221Aggsbach VLFBERHT-Schwert

3 Joching MG Weißenkirchen Funde aus Körpergräbern: Friesinger 1971-74, 49 Taf. 4in der Wachau Lanzen

4 Mautern SG Mautern Funde aus Körpergräbern: Friesinger 1971-74, 49 f. Taf. 6-7; Cech 1993, an der an der Donau Flügellanzen, Bartaxt, Stabsporn 160 Abb. 9-10; Wawruschka 2002, Donau Fund aus Brandgrab?: 378 f. Taf. 55, 1072-1073

Flügellanzen

5 Furth MG Furth Fund aus Körpergrab: Schmitsberger 2011, 122 Abb. 9, 5; bei Göttweig Bartaxt Muschal / Zimmermann 2011, 248

6 Rotters- OG Statzendorf Fund aus Grab: Friesinger 1971-74, 71 Taf. 17dorf Bartaxt

Tab. 3 Waffenfunde des späten 8. bis frühen 9. Jahrhunderts im Donautal und im angrenzenden Hinterland (vgl. Abb.1).

antiken Annexes, erst im Frühmittelalter Planiermaßnahmen und Aufschüttungen für eine Niveauerhöhungvorgenommen wurden (Tab. 4, 3. 5. 7-10). Eine Abfolge frühmittelalterlicher Befunde in Form einer älterenSiedlungsgrube und einer jüngeren Planierung ist in einem Fall gegeben (Tab. 4, 6-7). Die frühmittel -alterlichen Siedlungsfunde zeigen deutlich eine Konzentration der Aktivitäten im Inneren der antikenFestungsmauern. Drei Befundsituationen sind hier von besonderer Relevanz:1. Eine 770/780-880/900 datierte Siedlungsgrube (Tab. 4, 1; 5) im Südwesten des Kastells ist in eine

0,45m mächtige »schwarze Schicht« eingetieft, die sich über den spätantiken Befunden gebildethatte 21. Die Entstehung der dark earth lässt auf lange währende, untypische urbane Nutzung schließen,etwa auf Tierhaltung in Teilen des Kastells.

197Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

innerhalb des Kastells

1 Frauenhof- Parz. 54 Grube (SE 3) Groh / Sedlmayer 2002, 106-108 Taf. 51, 1002-52, gasse 21 1020

2 Kremserstraße Lfm. 165 Grube (SE 153) Groh / Sedlmayer 2002, 109 Taf. 52, 1031-1033Bereich A

3 Kirchengasse Lfm. 9-13 Planierung (SE 306) Groh / Sedlmayer 2002, 111 Taf. 52, 1034

4 Kirchengasse Lfm. 48-54 Grube (SE 383) Groh / Sedlmayer 2002, 115 Taf. 54, 1051

5 Kirchengasse Lfm. 57-64 Planierung (SE 396) Groh / Sedlmayer 2002, 115 Taf. 52, 1036

6 Kremserstraße Lfm. 35 Grube (SE 58) Groh / Sedlmayer 2002, 111 Taf. 52, 1022-1024

7 Kremserstraße Lfm. 20-35 Planierung (SE 37) Groh / Sedlmayer 2002, 111 Taf. 52, 1021

8 Kremserstraße Lfm. 51-67 Planierung (SE 63) Groh / Sedlmayer 2002, 111 Taf. 52, 1025-1027

9 Schlossgasse Lfm. 47-102 Planierungen Groh / Sedlmayer 2002, 116 Taf. 53, 1041. (SE 499-500) 1043-1045; Streufunde aus Schloss-/Rehgarten:

Cech 1993, 155 Taf. 5, A78-85

10 Kirchenplatz Lfm. 2-7. 15 Planierungen Groh / Sedlmayer 2002, 115 Taf. 52, 1037; (SE 462. 473) 53, 1039; Streufunde Kirchengasse 10: Cech 1993,

155f. Taf. 7, A100-8, A123

11 Kirchenplatz/ Lfm. 32-36 Grube (SE 479), unter Groh / Sedlmayer 2002, 115 f. Abb. 91-92. Taf. 53, Pfarrhaus Versturz der Kastell- 1046-1049. Beil. 1, Nr. 6; Streufunde aus Pfarrhaus:

mauer (SE 482) Cech 1993, 156 Taf. 9, A127-136

12 Fächerturm Residuals Cech 1993, 155 Taf. 5, A73. 77

13 Hufeisenturm Residuals Cech 1993, 153 f. Taf. 2, A18-4, A69

14 Nordfront des Abfallgruben, Cech 1993, 150-152 Taf. 1, A1-2. 17römischen Brandschicht im Inneren Kastells des Turms,

v. a. Grafittonkeramik

im Westen, außerhalb des Kastells

15 Kläranlage Parz. 1/2 Gruben, grafit- und Cech 1993, 156-158 Taf. 10, B1-12. 44glimmerhaltige Keramik

16 Melkerstraße Parz. 568/2 Grube Obj. 635, grafit- Pieler / Obenaus 2005, 426 Abb. 39 oben; und glimmerhaltige Obenaus 2006, 585-589, (spätes?) Keramik 10./11. Jh. wahrscheinlicher

im Osten, außerhalb des Kastells

17 Janaburg Parz. 705 Grubenhütte, Ruß / Kultus / Schmitsberger 2007, 573 Abb. 33-34; 2×3,6m, Herdstelle Cech 1993, 158 Taf. 12, D1in Steinkranz, glimmer-haltige Keramik

18 Severingasse Parz. 80 Grube, glimmerhaltige Hackhofer 2008, 357 Abb. 3. Taf. 15, Obj. 8Keramik

19 Parz. 809 Parz. 809 Befund? Cech 1993, 158 Taf. 12, C1

20 Kaserne Parz. 810/816 Befund? Cech 1993, 158 Taf. 12, C2-4

Tab. 4 Mautern an der Donau, frühmittelalterliche Siedlungsfunde (Nr. 1-18) und nicht näher spezifizierbare Streufunde (Nr. 19-20)(vgl. Abb. 2).

2. Ein Versturz der römischen Kastellmauer (Tab. 4, 11) superponierte eine frühmittelalterliche Grube. DerAbriss der mittelkaiserzeitlichen Wehrmauer erfolgte in diesem Abschnitt spätestens mit der Neugrün-dung der Pfarrkirche St. Stephan im 11. Jahrhundert.

3. Eine Abfolge von frühmittelalterlichem Siedlungsareal und Gräberfeld ist insbesondere im Osten derAnsiedlung festzustellen 22.

Außerhalb der römischen Kastellmauern streuen die frühmittelalterlichen Siedlungsbefunde in lockererForm (Tab. 4,15-18). Hervorzuheben ist der Befund einer frühmittelalterlichen Grubenhütte rund 100maußerhalb des umwehrten Areals (Tab. 4,17).Eine Absolutchronologie der Siedlungsaktivitäten ist anhand von zwei 14C-Proben zu erfassen. Die Verfül-lung einer Siedlungsgrube im Südwesten des Kastells mit reichhaltigem Keramikinventar und verkohltemGetreide 23 datiert zwischen 770/780-880/900 (Tab. 4,1; 5; Abb. 3). In diesen Zeitraum fällt auch eine bei -gabenführende Bestattung in der Melkerstraße (Tab. 5; 6, 25; Abb. 3). Die ältesten Siedlungsbefunde desspäten 8. und 9. Jahrhunderts sind der bayerischen Kolonisierungsphase vor den Ungarneinfällen zu -zuweisen. In diesem Zeitraum galt Mautern als (wehrhafte) civitas mit Markt- und Mautrecht, die aufgrundihrer in weiten Teilen bestehenden antiken Ummauerung Kriegsschauplatz in einer Reichsfehde zwischendem Geschlecht des Grenzgrafen Arbo und König Arnulf war.Der älteste Friedhof der Ortskirche lag im Umkreis der Nikolaikapelle im gleichnamigen Hof 24. Diese Kirchedürfte auf die im 10. Jahrhundert überlieferte basilica sancti Agapiti zurückgehen 25. Darauf deuten diezahlreichen, durchwegs beigabenlosen Körpergräber im näheren Umfeld (Tab. 6, 21: Kirchengasse. Niko-laihof). Die Gräber in der Kirchengasse fanden sich weitestgehend auf einheitlichem Niveau mit gleicherOrientierung 26, wohingegen jene im Nikolaihof selbst eine komplexere Stratigraphie aufwiesen 27. DieSuperpositionen bezeugen ebenda eine erhöhte Belegungsdichte nahe der Kirche. Das weitläufige früh-

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Abb. 2 Kartierung der frühmittelalterlichen Siedlungs- und Gräberfunde in der civitas Mutarensis (Mautern an der Donau) mit derAusdehnung der römischen Strukturen (vgl. Tab. 4. 6). – (Graphik V. Lindinger / H. Sedlmayer).

mittelalterliche Gräberfeld erstreckte sich von der Ecke Kremserstraße/Kirchengasse über die Kirchengassebis zum Nikolaihof und von dort 30m nach Süden zur St. Pöltnerstraße und zum Rathausplatz. StärkereÜberschneidungen waren auch im südlichen Abschnitt der Kirchengasse festzustellen; der Abstand derGrabschächte betrug hier durchschnittlich einen Meter 28.Bis auf ein Grab mit Gefäßbeigabe waren die Körpergräber im Nikolaihof alle beigabenlos (Tab. 6, 21).Auch im Nekropolenabschnitt unmittelbar westlich und südwestlich des Nikolaihofs bildeten Beigaben dieAusnahme. Den singulären Hinweis auf ein Verharren in älteren bzw. allochthonen Traditionen bzw. eineAssimilationsresistenz liefert hier die Bestattung eines Reiterkriegers, der mit Einzelsporn (WachowskiVII.3b) und Bartaxt (Ruttkay A1) ausgestattet war (Tab. 6, 21; Abb.1). Die Kombination von Axt und Spornweisen in den Großmährischen Kulturkreis 29. Südlich der Donau fanden Bartäxte nur vereinzelt in den

199Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

Frauenhofgasse, Siedlungsgrube G1 770/780-880/900 AD (68,2%) VERA0086, VERA0087Groh 2002, 19 Tab. 2; Sedlmayer / Wawruschka 2002, 374 Abb. 171; Cichocki 2002, 437

Melkerstraße, jüngeres Grab 10a 770-890 AD (68,2%) VERA3241Schmitsberger 2005a, 431 Abb. 41

Burggartengasse, Grab 44 885-980 AD (68,2%) VERA3240Schmitsberger 2005a, 429 Abb. 40

Tab. 5 Mautern an der Donau, 14C-Datierungen frühmittelalterlicher Befunde (vgl. Abb. 3).

Abb. 3 14C-Daten von Siedlungs-und Grabkomplexen aus Mauternan der Donau (vgl. Tab. 5). – (NachSchmitsberger 2005, Abb. 40-41;Graphik H. Sedlmayer).

Standorten römischer Kastelle, Mautern und Tulln, Verbreitung 30. Der weitläufige Abschnitt des Kirchen-friedhofs im Abschnitt St. Pöltnerstraße (Tab. 6, 21) mit rund 50 Körpergräbern, der sich rund 30m südlichdes Nikolaihofs erstreckt, weist selten Schmuck- und Messerbeigaben auf 31. Bemerkenswert ist, dass unterden Schmuckbeigaben kein Schläfenring wie in Tulln-Sporthauptschule oder Krems-Schmidgasse vor -liegt 32.Neben dem frühmittelalterlichen Kirchenfriedhof lagen weitere Bestattungsplätze weit außerhalb desKastells und setzten die Tradition spätantiker Nekropolen fort (Melkerstraße. Burggartengasse) 33. Ein in derMelkerstraße 180m westlich des Kastells liegendes, beigabenführendes Grab ist auf der Basis eines14C-Datums in das späte 8. bis 9. Jahrhundert einzuordnen (Tab. 5; 6, 25; Abb. 3) 34. In der Burggarten-gasse 200m östlich der Kastellmauern ist eine Gruppe von acht Gräbern frühmittelalterlicher Zeitstellunghervorzuheben (Tab. 6, 22). Die dort festgestellte Gefäß-/Speisebeigabe in einem Grab des 10. Jahrhun-derts ist im Umfeld einer durch das Hochstift Passau geprägten Gemeinschaft bemerkenswert. Allerdingsmuss angemerkt werden, dass es sich bei der 14C-beprobten Bestattung um ein Kindergrab handelt(Tab. 5; Abb. 3). Fraglich ist, ob die außerhalb der Kastellmauern angetroffene Nekropole am Grünen

200 H. Sedlmayer · Transformationen von Zentrum und Peripherie

innerhalb des Kastells

21 Kremserstraße Lfm. 153-189 Gräber 1-3: Körpergräber, Groh 2002, 109 Abb. 81-83; zu zahlreichenBereich A, Ecke beigabenlos; zahlreiche weiteren Körpergräbern in der Kremserstraße Kremserstraße/ weitere Grabbefunde und an der Ecke Kremserstraße/KirchengasseKirchengasse: Cech 1993, 159

Kirchengasse Lfm. 7-82 Gräber 4-6. 8-24: Groh 2002, 111-115 Abb. 84-89 Taf. 55, Bereich C Körpergräber, beigabenlos 1072-1073 (Grab 7: SE 459). 1068

Grab 7: 1 Bartaxt, 1 Sporn (Grab 8: SE 374)

Kirchengasse Parz. 1432 3 Körpergräber, beigabenlos Friesinger 1971-74, 51; zu weiteren Grabfunden in der Kirchengasse: Cech 1993, 160

Nikolaihof – 1 Körpergrab: 1 Gefäß Friesinger 1971-74, 50 f. Taf. 7

im Osten, außerhalb des Kastells

21 Nikolaihof, Parz. 55/1 Gräber 1-9: Körpergräber, Ertel 1992, 94-98 mit Anm. 6, Südosten beigabenlos nennt weitere beigabenlose Körpergräber,

dokumentiert 1976; vgl. zudem Cech 1993, 160

Rathausplatz Ost – mehr als 40 Körpergräber, Cech 1993, 159beigabenlos

St. Pöltnerstraße Parz. 1457/2 Körpergräber: 3 Gräber Schmitsberger 2011, 121 Abb. 8; mit Schmuck, 3 mit Messer, Muschal 2010, 292 f.; Krenn / Igl 2007, 26; sonst beigabenlos vgl. zudem Cech 1993, 159

22 Burggartengasse Parz. 68-69 Gruppe von 8 Körpergräbern: Wewerka 2004, 419 Abb. 33sand-glimmerhaltige Gefäße

23 Grüner Weg Parz. 1439/1 mehrere Gräber, u. a. Friesinger 1971-74, 49 f. Taf. 6-73 zerstörte Körpergräber, 1 Brandgrab: Gefäße, 3 Flügel-lanzenspitzen, Beschlag

24 Janaburg Parz. 705 1 Körpergrab: Einfassung Ruß / Kultus / Schmitsberger 2007, mit Bruchsteinen, sand-glimmer- 573 Abb. 33-35haltige Gefäße

im Westen, außerhalb des Kastells

25 Melkerstraße Parz. 568/1-2 Körpergrab 10a: 1 Stangen-, Schmitsberger 2004, 805; 2005c, 1 Augenperle, glimmerhaltige 422. 425 f.Keramik

Tab. 6 Mautern an der Donau, Gräberfeldbefunde des Frühmittelalters (vgl. Abb. 2).

Weg (Tab. 6, 23; Abb.1) 35 Teil des nördlich gelegenen Grabbezirkes Burggartengasse war; die Krieger-gräber mit Flügellanzenspitzen vom Grünen Weg bieten hervorragende Nachweise militärischer Eliten(Tab. 3, 4) 36. Ein ein zelnes Körpergrab frühmittelalterlicher Zeitstellung konnte zudem in der Janaburgnächst dem Befund einer Grubenhütte dokumentiert werden (Tab. 6, 24). Diese abseits der Nekropolengelegene singuläre Bestattung neben einem Siedlungsbefund könnte eine Hofgrablege indizieren.Die Bezüge zu den antiken Baustrukturen (Befestigung) und Traditionsorten (spätantike Gräberfelderaußerhalb des Kastells) sind in der civitas Mutarensis sehr deutlich herauszustreichen. Im Unterschied dazusind in Tulln, einem weiteren frühmittelalterlichen Zentrum auf römischem Kastellplatz, die Verhältnisse vonetwas anderer Natur. Für Tulln erfolgte die Bezeichnung als civitas deutlich später, es wird in der Erstnen-nung von 859 allerdings von einem königlichen Fiskus gesprochen 37. Die frühmittelalterliche Siedlungs-struktur von Tulln bezog die antiken Wehranlagen mit ein, allerdings befand sich die Kirche St. Stephanextra muros und dürfte mit den dort gelegenen, sich über die Lagergräben erstreckenden Nekropolen imZusammenhang gestanden haben. Die erste Ortskirche lag somit, anders als in Mautern, außerhalb derschützenden Mauern, was bedingte, dass eine Holz-Erde-Befestigung um den Kirchengrund errichtet wur -de 38. Für die Standortwahl mag die Ambivalenz zwischen kirchlichen und säkularen Interessen in Tullnausschlaggebend gewesen sein, zumal hier eine Teilung zwischen kirchlichem und königlichem Besitz tradi-tionell verwurzelt war 39.

Zentralorte im Donautal nach der ungarischen Okkupation

Die Wahrnehmung kirchlicher Interessen wird erst nach der ungarischen Okkupation auch im Bereich vonMautern stärker in den Quellen fassbar. Interessensträger ist das Hochstift Passau, das unter Bischof Pilgrimin den Jahren zwischen 971 und 991 Synoden in Enns/Lorch (in Lauriacensis) und in der basilica sanctiAgapiti martyris Mutarun zur Klärung der Zehntrechte zwischen Enns und Wienerwald (infra prescriptoslimites Anesi scilicet fluminis et Comageni montis) nach der Zerstörung (barbaricam […] devastationem)durch die Ungarn abhielt 40. Spätestens mit dem Abzug der Ungarn aus dem Wiener Becken 991 41 dürfteeine Konsolidierungsphase eingetreten sein 42, in der die ehemaligen Grundbesitzer, darunter eben dasHoch stift Passau, ihre Rechtsansprüche bekräftigten. Mehrere Urkunden dieser Jahre beziehen sich auf denPassauer Besitz. Hierzu zählt eine zwischen 985 und 991 datierte Urkunde, die für Mautern ein Gebietzwischen Windstal bei Rossatzbach (Bz. Krems-Land) und dem abgegangenen Chlepadorf (= Kleedorf,Bz. Krems-Land), westlich von Hollenburg, sowie bis in den Dunkelsteinerwald festschreibt: Muotarun queEparespurch nominatur sursum de Uuintestale a termino sancti Michaelis Rosseza deorsum usque Chlepa-dorf Salzpurgensis aecclesie locellum et ita per latum in australem plagam ad deserta montana exceptisduobus paucorum iugerum prediolis 43. Etwa in diese Zeit (995) der Festlegung Passauer Besitzes im Bereichvon Mautern fällt die Erstnennung der am gegenüberliegenden Donauufer befindlichen urbs Chremisa(Tab. 7), für die angenommen wird, dass sie im Auftrag von Herzog Heinrich II. (der Zänker) zur Sicherung

201Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

Locum, ubi antiquitus castrum fuit, qui dicitur Herilungoburg Pöchlarn 832 NÖUB 1, Nr. 3a

Holunburc Hollenburg 860 NÖUB 1, Nr. 7b

Urbis que dicitur Cremisa Krems 995 NÖUB 1, Nr. 14a

Herezogenburch locum ad ecclesiam costruendam Herzogenburg 1014 NÖUB 1, Nr. 22a

Tab. 7 Der Burgenbegriff in Quellen des 9.-11. Jahrhunderts im Umland von Mautern an der Donau.

des Donauverkehrsweges errichtet wurde 44. Neben Tulln galt nun auch Krems als ein wichtiger Burgplatzder Ottonen, der als Königsgut vorbehalten war 45.Der erste Sitz der Babenberger wurde von Leopold (Luitpold) I. in Melk begründet. Die Zentralörtlichkeitwar unter den Babenbergern jedoch keineswegs durch statisches Verharren, sondern vielmehr durch dieden politischen Gegebenheiten angepassten Translokationen gekennzeichnet. In diesem Sinne erfolgteeine schrittweise Verschiebung des Zentrums gegen Osten über Stützpunkte in Tulln, Gars am Kamp(Bz. Horn) und Klosterneuburg (Bz. Wien-Umgebung), bis schließlich Wien im mittleren 12. Jahrhundert alsResidenz gewählt wurde 46.Eine erhöhte Siedlungsdichte lässt sich nach dem Ende des Großmährischen Reiches und dem Abzug derUngarn im 10./11. Jahrhundert konstatieren, als neue civitates als Produktions- und Handelszentren in denQuellen erstmals Erwähnung fanden. An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert wandelte sich die Be -deu tung des civitas-Begriffs, indem dieser nun städtische Gefüge bezeichnete 47. So bildeten Ortschaftenwie Stein an der Donau (Bz. Krems-Stadt) unweit der Kremsburg, oder aber auch Horn (Bz. Horn), in derehemaligen Kontaktzone mit dem Großmährischen Reich neue merkantile Zentren: […] in Stain et in Hornubi granum eorum tractari solet, necnon in aliis civitatibus aut foris vendere vel locare sine omnibus exac-cio nibus antescriptis 48.Klostergründungen erfolgten im Umkreis von Mautern durch das Hochstift Passau ab dem 11. und dann im12. Jahrhundert 49. Für das Kloster Göttweig liegt ein Stiftungsbrief mit der Konsekration der neuen Marien-kirche im Jahre 1083 vor, der auch eine detaillierte Beschreibung des Pfarrsprengels von Mautern mitseinen Grenzen beinhaltet. An der Donau reichte der Sprengel nach Osten bis Kleedorf wenig westlich vonHollenburg, nach Süden über Kuffern (Bz. St. Pölten-Land) bis zur Fladnitz und nach Diendorf, Schaubingund Karlstetten (alle Bz. St. Pölten-Land), schließlich durch Waldgebiet im Westen entlang des Aggsbachsbis zur Donau (Abb. 4): Parrochiam ad Mutarin cum omnibus appendiciis suis excepta parte decimationis,

202 H. Sedlmayer · Transformationen von Zentrum und Peripherie

Abb. 4 Die Ausdehnung des Pfarrsprengels von Mutarin (Mautern an der Donau) im 11. Jahrhundert. – (Graphik V. Lindinger / H. Sedl -mayer).

que pertinet ad Sanctum Nykolaum. Huius parrochie terminus est: de Chlebidorf per directum ad Tuirgidin,de Tuirgidin ad Chufarin in fontem inibi manantem, inde recta via per Eginindorf in Flaednize, de Flaednizausque Tiemindorf, inde ad Scoingin usque ad villam Ekkebrehtesperch et sic per unam curtem eiusdemvillulê usque Karlistetin in fontem illic prope ascendentem inde versus silvam usque ad Chirchperch, deChirchperge in Poginpach, de Poginpach in Fisilpach, de Fisilpach in Pigartinpach, de Pigartinpach usque inAchispach et de Achispach in Danubium sicque per Danubium usque ad predictam villulam Chlebidorf,unde idem terminus exurgit. Capellam etiam sancte Margarete ad Mutarin cum dote ad eam pertinente etmurale, infra quod capella sancti Agapiti habetur 50. Mautern befand sich zwischen weiteren PassauerPfarren in Krems und St. Michael im Norden, Melk im Westen, St. Pölten im Süden und Herzogenburg imOsten 51.Mautern war nach der ungarischen Okkupation fest in Passauer Hand; der Kirchsprengel wurde schließlichim 11. Jahrhundert dem neugegründeten Stift Göttweig überantwortet. Im Bereich des Stifts konnte alsälteste romanische Ausbauphase eine Saalkirche des 11. Jahrhunderts im Westen der Sebastianskapellefest gestellt werden. Beigabenlose Körpergräber fanden sich ebenda im Osten (Tab. 8, 4).Der Einfluss der Kirche in Mautern führte zu einer politischen Neuorientierung am östlichen Ausgang derWachau und zu einer Verlegung des merkantilen Zentrums von Mautern nach Stein und Krems. Bereits im10. Jahrhundert wurde die Zollstätte in den Raum von Stein am Nordufer der Donau verlagert 52. In dem1136 als oppidum und 1154 gar als civitas Austrie genannten Krems befand sich im 12. Jahrhundert diebabenbergische Münze (1130-1190) 53.Die ältesten archäologischen Nachweise frühmittelalterlicher Siedlungstätigkeit im Raum Stein konzen-trieren sich auf die Flur Altenburg. Hier wurde neben einfacher Bebauung mit Herdstellen auch ein kleinesBestattungsareal mit beigabenführenden Körpergräbern erfasst 54. Die Toten lagen in Holzsärgen und wa -ren mit einfachen Messern ausgestattet.In der Schmidgasse im Zentrum von Krems konnte ein frühmittelalterliches Gräberfeld abschnittsweiseuntersucht werden. Die Toten trugen Schläfenringe als Schmuck, die Bestattung eines Mannes führte –ähnlich wie in Altenburg – ein einfaches Messer als Beigabe; Gefäßbeigaben waren hingegen selten 55. An -ders als im Zentrum von Mautern, wo sich rund um die Agapitkapelle eine große, durch fast vollständigeBeigabenlosigkeit geprägte Nekropole erstreckte, ist das Gräberfeld von Krems-Schmidgasse durch einBestattungsbrauchtum charakterisiert, das alten, den kirchlichen Vorgaben noch nicht streng unterwor-fenen Sitten folgte. Die Bevölkerung von Mautern war in starkem Maß von der kirchlichen Präsenz geprägt.Anders dürfte dies in Krems der Fall gewesen sein, wo die älteste Kirche erst 1014 urkundliche Erwähnungfand.

Bedeutungsverlust des Zentralortes Mautern im weltlichen merkantilen Geschehen

Archäologisch und bauhistorisch ist festzustellen, dass sich mit der Kirchengründung St. Stephan in Mautern die Struktur der Siedlung wandelte. Im Zuge des Kirchenbaus dürfte eine Schleifung antikerKastell mauern erfolgt sein. Darauf deutet zumindest ein Versturz der antiken Mauer über einem früh -mittelalterlichen Siedlungsbefund am Kirchenplatz (Tab. 4, 11) 56. Die mittelalterliche Festungsmauer folgtenur in wenigen Teilabschnitten der antiken Kastellmauer. Vielmehr wurde die hochmittelalterliche Stadt mitder Breitseite zur Donau hin auf erhöhter Lage positioniert, wohingegen das römische Kastell mit derSchmalseite zur Donau hin ausgerichtet gewesen war 57. Das Befestigungsrecht wurde erst 1276/1279gewährt 58. Mau tern verblieb auch weiter in Passauer Hand und war bedeutender Stützpunkt des Hochstiftsim Spätmittelalter 59. Das 1467 durch Kaiser Friedrich III. verliehene Stadtwappen 60 zeigt den Passauer roten

203Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

Lö wen. Ein Verkauf der Passauer Herrschaft erfolgte schließlich 1734, und zwar an die Grafen Schönborn,die dem Stift Göttweig die Jahrhunderte hinweg strittigen Vogteirechte über die Pfarre Mautern schließlichsicherten 61.

DAS HINTERLAND DES ZENTRALORTS MAUTERN IM SPIEGEL HISTORISCH-ARCHÄOLOGISCHER QUELLEN

Das nähere Umland der civitas Mutarensis (Fundorte im Donautal)

In nächster Nähe des Zentralortes, der civitas Mutarensis, erscheinen die meisten, bis heute bestehendenOrtschaften erstmals im 11. Jahrhundert in schriftlichen Quellen; ältere Nennungen sind selten 62. Die Erst -erwähnungen 63 zeugen von der frühen Existenz der Orte Brunnkirchen (Brunnin), Thallern (Talarin) und Klee -dorf (Chlepadorf) sowie Paudorf (Pummanisdorf), Krustetten (Chrucistetin) und Eggendorf (Echindorf) (alleBz. Krems-Land) 64. Im Raum Palt (Bz. Krems-Land) wird ausschließlich eine silva Palta genannt, im Be reichvon Ober-/Tiefenfucha (Bz. Krems-Land) eine deserta ad Fuchowa, und ad Vurta bezeichnet (die) Furth beiGöttweig. Auch erfolgt eine Nennung des Ursprungs des Höbenbachs (Horiginpaheshoupit) 65.

204 H. Sedlmayer · Transformationen von Zentrum und Peripherie

OG Bergern 1 Oberbergern Oberflächenfunde Survey Österreichischesim Dunkel- Archäologisches Institutsteinerwald

MG Furth 2 Furth Körpergräber Schmitsberger 2011, 122f. Abb. 9; bei Göttweig Oberflächenfunde Muschal / Zimmermann 2011,

247 f. Abb. 15; Survey ÖAI

3 Furth Brandgrab Fundber. Österreich 49, 2010 (2011), (Fünfkreuzgraben) 333 f. Abb. 45

4 Göttweig Siedlungsbefund: Fundber. Österreich 8, 1961-65, 57 f.SaalkircheKörpergräber

5 Palt Oberflächenfunde Survey ÖAI

6 Palt Oberflächenfund Fundber. Österreich 14, (Grenze zur KG Thallern, 1975 (1976), 179Flur Zwingelacker)

SG Krems 7 Thallern Körpergräber Friesinger 1971-74, 52 Taf. 5; an der Donau (Brunnkirchen) Oberflächenfunde Fundber. Österreich 14,

nördlich und westlich 1975 (1976), 179des Friedhofs von Brunnkirchen

8 Hollenburg, Kleedorf Siedlungsbefund Pieler 2005, 393; Schmitsberger (Parz. 691/1. 749) 2005b, 393-395 Abb. 9

9 Hollenburg Siedlungsbefund Leib 2007, 460 f. Taf. 25, 10. 30

MG Paudorf 10 Höbenbach Körpergräber Friesinger 1971-74, 48 f. Taf. 4(Parz. 308, Ried Spickerberg)

11 Meidling (Parz. 58) Körpergrab Friesinger 1971-74, 51 Taf. 26, 2

Tab. 8 Näheres Umfeld von Mautern an der Donau, Fundstellen des Frühmittelalters (vgl. Abb. 5-6).

In einem groß angelegten archäologischen Survey 66 konnten an der Peripherie des Zentralortes Mutaren,insbesondere gegen Osten und Südosten, Fundstellen frühmittelalterlicher Zeitstellung festgestellt werden(Tab. 8; Abb. 5). Die lockere Streuung frühmittelalterlicher Funde dürfte sich primär auf einen von Mauternparallel zur Donau verlaufenden Verkehrsweg Richtung Hollenburg beziehen, der mit der Trasse der römi-schen Limesstraße übereingestimmt haben könnte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang eineQuelle aus den Jahren nach 895, die als Grenze der Mark Hollenburg im Südosten eine lapidea platea, einegepflasterte Straße, nennt; eine solche Bezeichnung könnte als Indiz für die in Teilabschnitten noch intakteLimesstraße gewertet werden 67.Auf diese West-Ost-Transversale an der Donau nimmt eine frühmittelalterliche Nekropole mit 46 Körper-bestattungen Bezug, die rund 1,7km von der civitas Mutarensis entfernt, offenkundig am Rande eines Sied-lungsareals vom späten 8. bis in das 9. Jahrhundert bestand. Wie im Zentrum der civitas konnte auch hiereine Bestattung mit Bartaxt (Tab. 3, 5; 8, 2) dokumentiert werden 68.4km östlich von Mautern, auf halbem Weg zwischen der civitates Mutarensis und Holunburc, liegt derFundplatz Palt-Brunnkirchen, der in der späten Eisenzeit, in der römischen Kaiserzeit und auch im Früh -mittelalter von Bedeutung war. An Altfunden sind hier rund 50 Körpergräber mit Gefäßbeigaben (ohneGra phit magerung) sowie vereinzeltem Nachweis von Messern und Feuerschlägern überliefert 69. Die exakteLokalisierung des alt gegrabenen Fundplatzes ist aufgrund eines Surveys nunmehr in der KatastralgemeindePalt möglich (Tab. 8, 5; Abb. 6).Das abgegangene Chlepadorf im Bereich der heutigen Ried Kleedorf bildete im 10. Jahrhundert die Grenzezwischen dem Passauer Kirchenbesitz von Mautern und den östlich davon befindlichen Salzburger Be -sitzungen 70. In Kleedorf (Tab. 8, 8) wurde das Areal eines römischen Gebäudes im Frühmittelalter nach -genutzt. Die frühmittelalterliche Graphittonkeramik stammte aus einer »schwarzen Schicht«, die dasjüngste römische Stratum überlagerte 71.

205Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

Abb. 5 Kartierung frühmittelalterlicher Funde im Hinterland der civitates Magilicha (Melk) und Mutarensis (Mautern an der Donau)(vgl. Tab. 8.10-11). – (Graphik V. Lindinger / H. Sedlmayer).

Wie die Fundverteilungen von Brunnkirchen und Kleedorf zeigen, waren im Donautal östlich von Mauternrund alle 4km kleinere Agglomerationen vorhanden 72. Auch heute ist in diesem Gebiet die Siedlungsdichtenicht wesentlich höher.

Das Hinterland der civitas Mutarensis (Fundorte im oberen Fladnitztal)

Zu vermuten ist, dass mit dem im 11. Jahrhundert in seinen Grenzen beschriebenen Sprengel der PfarreMautern (Abb. 4) zugleich auch das wirtschaftliche Hinterland der frühmittelalterlichen civitas umrissen ist.Zu diesem zählen Teile des oberen Fladnitztales und damit ein Raum, der bereits im 9. Jahrhundert vonunterschiedlichen Interessensträgern besetzt war. Die älteste Einflussnahme bayerischer Klöster und Stifteist durch Schenkungen an Kremsmünster, Herrieden und Passau indiziert, die im späten 8. bzw. frühen9. Jahrhundert Güter in einem von unfreien und freien Slawen bewohnten Gebiet namens Grünz (adCrvnzwitim bzw. territorium quod est in pago Grvnzwiti ) erhielten 73. Slawische Präsenz in einem von baye-rischen Interessensgemeinschaften besetzten Raum wurde hier nachdrücklich betont, zumal eine Urkundevon 828 bewusst auf die im Lande ansässigen freien Slawen und deren Eigengut hinweist (salvis tamenproprietatibus liberorum Sclavorum) und dieses aus der Besitzvergabe ausklammert 74.Neben der Kirche sind auch staatliche Vertreter im Grunzwitigau zu erfassen. So wird 828 der comesGerold in Zusammenhang mit der territorialen Aufteilung des pagus genannt 75. Witigowo, ein Getreuervon Kaiser Karl III. und Heimo, ein Ministerial von König Arnulf, scheinen in den achtziger Jahren des9. Jahr hunderts als Besitzer in orientalibus partibus in pago Grunzuuiti dicto auf 76.Die curtis Grunzwita, 885/887 im Besitz des fidelis Witigowo, umfasste 15 Mansen mit Häusern, unfreienKnechten und Mägden, Grund und Boden, Äckern, Weingärten, Feldern, Wiesen, Weiden, Wäldern, ste -

206 H. Sedlmayer · Transformationen von Zentrum und Peripherie

Abb. 6 Der Fundplatz in der KG Palt im Donautal bei Mautern, lokalisiert durch einenSurvey. – (Graphik V. Lindin -ger / H. Sedlmayer, Karten-grundlage ÖK 50 des Bundes-amtes für Eich- und Vermes-sungswesen; nach Friesinger1971-74, Taf. 5).

hen den und fließenden Gewässern, Mühlen, Wegen und Zuwegen, Eingängen und Ausgängen, be bautemund unbebautem Land 77.Gibt diese Pertinenzformel einen detailreichen Einblick in die Wirtschaftsstruktur einer Mikroregion, so gehtaus der auf das Jahr 888 datierten Urkunde der über die landwirtschaftliche Basis hinausreichende Ausbaudes Landes mit einem Zentrum (urbs) deutlich hervor 78. Eine an den Ministerialen Heimo verliehene erblicheGerichtsbarkeit schloss Auflagen des Königs mit ein 79: Heimos Leute sollten zusammen mit dem Grenz-grafen an einem von diesem ausgewählten Standort einen festen Wehrbau errichten (urbem aedificent)und, wenn es notwendig würde, zur eigenen und ihrer Habe Verteidigung dort nach gewohnter Weise eineZufluchtsstätte und Wachtstation (illuc confugium faciant) zum Schutz und zur freien Umsicht gegenüberAngriffen von Feinden anlegen 80. Die Verbindung dieses Zentrums zum Großmährischen Reich wird da -durch unterstrichen, dass Mährer auch vor das Gericht des Heimo treten konnten. Verbindungswege überdas Tal der Fladnitz nach Norden dürften eine solche Durchlässigkeit gewährleistet haben 81. Die Frage nachder Lage der urbs und des confugium ist nach wie vor ungeklärt. Eine Lokalisierung in Obritzberg wurdeohne archäologische Belege vorgeschlagen 82. Auch eine von der urbs abgesetzte Fliehburg wurde trotz derim Akt festgehaltenen Betonung auf illuc erwogen 83, z. B. bei Heitzing oder – noch unwahrscheinlicher –in Hainburg und damit in einer abseits des Grunzwitigaus gelegenen Region 84. Archäologisch lässt sichbislang keine feste Siedlung des 9. Jahrhunderts im Umfeld des Fladnitztals erfassen. Dass ein Gefolgsmanndes Königs mit eigener Gerichtsbarkeit und eigener urbs hier präsent war, lässt jedenfalls die starke Nivel-lierung der Gesellschaft mit einer beginnenden Dezentralisierung und Herausbildung von kleineren Herr-schaftseinheiten erkennen.Südlich des Grunzwitigaus erstreckte sich das Territorium von Passau. Die Immunität des Passauer Eigen-klosters St. Pölten (monasterium sancti Ypoliti) wird 976, kurz nach dem Ende der Ungarneinfälle, ein gefor -dert. Diese Quelle ist zugleich der älteste urkundliche Beleg eines Klosters in St. Pölten 85. Das Passauer Gutwird Mitte des 11. Jahrhunderts durch eine Schenkung im ehemaligen ungarischen Gebiet, nunmehr inmarchia Osterriche, bereichert 86. Der in der betreffenden Urkunde an das Ende gesetzte Vermerk, dassauch das Marktprivileg in St. Pölten an das Kloster fällt ([…] et forum in sancto Ypolito in proprium dedimusatque tradidimus), wurde als spätere Hinzufügung erkannt 87. Es wird aber dennoch davon ausgegangen,dass ein Markt in St. Pölten im 11. Jahrhundert bestand und somit ab diesem Zeitpunkt ein städtischesZentrum bzw. eine civitas anzunehmen ist 88. Ähnlich wie in den Zentralorten an der Donau könnten auchhier römische Ruinen als Ausgangspunkt einer Neugründung gedient haben. Es ist allerdings zu bemerken,dass die Entwicklung im Hinterland eine retardierende ist, zumal die Nennungen von Burgen bzw. von zudiesem Zeitpunkt noch als wehrhaft verstandenen civitates im Donautal in einen deutlich früheren Zeitraumdes 9. Jahrhunderts fielen (Tab. 2. 7).Der Einfluss bayerischer Klöster bei der Erschließung des Landes im 9. und 10. Jahrhundert wird auch durchdie Namensgebung von Ortschaften, die in den ältesten Quellen des Fladnitztals aufscheinen, bekundet 89.Aus dem 10. Jahrhundert liegen nicht weniger als vier echte -ing-Namen in diesem Gebiet vor (Tab. 9:

207Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

Inningin = Inning (VB Mank) 1028

Winzingin = Winzig (VB Herzogenburg) 1072/91

Scowingin = Schaubing (VB St. Pölten) 1072/91

Chrufilingin = †Krüffling (VB Herzogenburg) 1090/96

Mirchingin = Merking (VB Herzogenburg) 1090/96

Geroltingin = Gerolding (VB Melk) 1091/1108

Tab. 9 Älteste Nachweise von -ing-Namen in der Forschungsregion zwischen Pielach- und Fladnitztal. –(Nach Schuster 1986, 59 f.).

Chrufilingin. Mirchingin. Scowingin. Winzingin) 90; entsprechende Nachweise im Umkreis der im Donautalgelegenen civitates Mutarensis und Holunburc fehlen hingegen völlig.Die Lokalisierung und flächenmäßige Definition des Grunzwitigaus, in dem sich die Besitzungen der Klösterbefanden, ist ein viel diskutierter Gegenstand der historischen Forschung 91. Der Überlegung, dass mit derheutigen Ortschaft Grünz ein Indiz für die Lage des Gaus vorliegt, wird einhellig gefolgt. Vermutet wird,dass sich der pagus vom Einzugsgebiet der Fladnitz 92 nach Westen und Südwesten bis in das Pielachtalerstreckte, jedenfalls bis zur Einmündung des Flinsbachs in die Pielach südlich der Ortschaft Hafnerbach 93.Auch die Nennungen eines territorium Grunzfurt 94 1299 und 1321/1325 deuten darauf, dass ein Wasser-lauf das Gebiet prägte. Allerdings ergeben sich Diskussionen rund um die Lokalisierung der Besitzungen indieser Region. Ein Zehnt von Gruncita fiel an das seit 987 selbständige Salzburger Stift St. Peter und dürfteim Bereich Absdorf zu lokalisieren sein, das noch bis ins 16. Jahrhundert mit dem Kloster St. Peter verbun -den war 95. Aus Absdorf liegen frühmittelalterliche Gräber vor. Darüber hinaus konnte anhand der Ober-flächenfunde eines Surveys ein frühmittelalterlicher Fundplatz wenige Kilometer südlich in Noppendorf(Bz. St. Pölten-Land) lokalisiert werden (Tab. 10, 15).Zu bemerken ist, dass der einzige Hinweis auf militärische Eliten in der Region Fladnitztal, dem Kerngebietdes Grunzwitigaus, aus Rottersdorf stammt. Rottersdorf wird als Fundort frühmittelalterlicher Gräber über-liefert, deren exakte Lokalisierung bislang unklar war. Einen Hinweis auf die Verortung könnte nun einSurveyfund liefern (Tab.10,17). Das Fundensemble aus den Bestattungen von Rottersdorf zeichnet sichdurch die Präsenz einer Bartaxt aus, deren Pendant im Zentralort Mautern vorliegt (Tab. 3. 10; Abb.1).Eventuell könnte sich auf Rottersdorf eine Quelle aus dem späten 11. bzw. dem frühen 12. Jahrhundertbeziehen: In einer im Stiftsarchiv Herzogenburg überlieferten Urkunde wird berichtet, dass Bischof Ulrichvon Passau eine dem Heiligen Silvester geweihte und Passau übertragene Kirche in Ratoldesdorf zur Pfarreerhob. Die Vogteirechte erhielten Rudolf und seine Söhne: Rovdolfus ibidem advocatus et defensor et filiieius posteritasque eius permaneat eo iure ut edificium iuxta ecclesiam habeat et intrandi exeundique ius etpotestatem habeat 96. Das Patrozinium von Rottersdorf ist zwar heute anderslautend, eine Identifizierungvon Ratoldesdorf mit dem heutigen Rottersdorf scheint jedoch durchaus naheliegend, nicht zuletzt auch

208 H. Sedlmayer · Transformationen von Zentrum und Peripherie

MG Wölbling 12 Ambach (Parz. 735) Siedlungsbefund: Gruben, Fundber. Österreich 17, Pfosten 1978 (1979), 382; Krenn-Leeb 1 Körpergrab 2002, 58

13 Unterwölbling, 2 vollständige Gefäße Krenn-Leeb 2002, 58 Abb. 39Kirchbühel

14 Unter-/Oberwölbling Oberflächenfunde Survey ÖAI

15 Noppendorf Oberflächenfunde Survey ÖAI

OG Statzendorf 16 Absdorf (Parz. 31) 3 Körpergräber Friesinger 1971-74, 68 Taf. 9

– Rottersdorf Gräber, Waffenbeigabe Friesinger 1971-74, 71 Taf. 17

17 Rottersdorf Oberflächenfunde Survey ÖAI

MG Obritzberg-Rust 18 Großrust (Parz. 374) Siedlungsbefund: Fundber. Österreich 43, 2004 (2005), 19; 2 Siedlungsobjekte, Gruben Fundber. Österreich 48,

2009 (2010), 416

19 Zagging Oberflächenfund Survey ÖAI

20 Hain Oberflächenfund Survey ÖAI

MG Karlstetten 21 Obermamau (Parz. 2) Siedlungsbefund: 2 Gruben Fundber. Österreich 47, 2008 (2009) 30

Tab. 10 Hinterland von Mautern an der Donau, Einzugsgebiet der Fladnitz, Fundstellen des Frühmittelalters (vgl. Abb. 5).

aufgrund der archäologischen Indizien mit hervorragenden Funden einer militärischen Elite, die für einenim 9./10. Jahrhundert bedeutsamen Platz sprechen (Tab. 3; Abb. 1).Die bislang bekannten frühmittelalterlichen Fundstellen im oberen Fladnitztal sind augenfälliger Weise inbesonderer Dichte westlich der Fladnitz, im näheren Umfeld von Grünz, zwischen Ambach im Westen,Noppendorf im Süden und Unterwölbling im Norden, anzutreffen (Tab.10; Abb. 5). Die Distanz zwischenden Fundstellen beträgt nur 1 bis 3km. Bemerkenswert ist im oberen Fladnitztal die in vielen Fällen do -kumentierte Nachnutzung einer römischen Aktivitätszone (Ambach, Unterwölbling, Rottersdorf, Ober-mamau). Als besonders siedlungsgünstiger Raum ist Unterwölbling (Tab.10, 13-14) zu werten, wo einePlatzkontinuität von der späten Eisenzeit über die Römerzeit bis zum Frühmittelalter zu dokumentieren ist.Wölbling zählte zum Salzburger Besitz und wird als Ort der Weinkultur in den Urkunden tradiert 97.

Eine Vergleichslandschaft: zur konträren Quellenlage im Hinterland der civitas Magilicha

Im Unterschied zum Donau- und Fladnitztal (s. o.) ist der im Westen angrenzende Landstrich im Einzugs-gebiet des Flusses Pielach im 9. und 10. Jahrhundert historisch kaum in seiner Strukturierung und Nivellie-rung fassbar. Die älteste Urkunde von 811 bezieht sich auf Besitzungen des bayerischen Klosters Nieder -alteich (Lkr. Deggendorf): locum quendam in Auaria, ubi Bielaha fluvius Danubium ingreditur 98. Güter sindzudem 823 für Passau in Pelagum 99, 831 für das Kloster Herrieden in Medilica (Melk) und Belaa (Pielach?)überliefert 100. Im späten 10. Jahrhundert, genauer gesagt ab 976, wird Melk die Residenz des BabenbergerMarktgrafen Leopold I. Der einzige publizierte frühmittelalterliche Fund aus Melk ist ein Denar KönigArnulfs der Münzstätte Regensburg aus den Jahren 894/895 (Tab.11, 40).Sieht man von den oben angeführten Pielach-Nennungen ab, tauchen die Orte im westlichen Hinterland vonMelk im Vergleich zu den Nachbarregionen deutlich später in den schriftlichen Quellen auf. Die wenigs tenErwähnungen fallen noch in das 11. Jahrhundert. Vielmehr treten die meisten Orte nicht vor der Mitte des12. Jahrhunderts aus dem Dunkel der historischen Überlieferung heraus. Dem ist entgegenzuhalten, dass dieim Rahmen eines ausgedehnten Surveys 101 untersuchten Areale im unteren Pilelachtal zahlreiche neueHinweise auf eine frühmittelalterliche Landnutzung lieferten, und zwar mit einer Fundstellendichte, die nurvon jener bei Mautern im Donautal übertroffen wird (Tab.11; Abb. 5). Eine rege frühmittelalterliche Land-nutzung ist somit zwar nicht historisch, jedoch sehr wohl archäologisch bis in das 8./9. Jahrhundert zurück -zuverfolgen.Eine relativ frühe Nennung erfährt der Ort Inning, der als echter -ing-Name 1028 überliefert ist (Tab. 9) 102.Der Bereich von Inning war bereits in römischer Zeit ein Siedlungszentrum im Pielachtal und zeichnet sichdurch eine vergleichsweise hohe Dichte frühmittelalterlicher Streufunde des 8./9. Jahrhunderts aus(Tab.11, 35). Zu vermuten ist, dass die Ortschaft Inning aus einer Zentralisierung kleinerer Siedlungs -einheiten hervorgegangen sein könnte 103.Urkundlich ist die Verteilung von Königsgut im 8./9. Jahrhundert ausschließlich im Bereich eines locus Belaa(Pielach) sowie Medilica (Melk) zu erfassen, wobei die Nutznießer dieser Schenkungen jeweils Klöstersind 104. Da die Quellen zum Gütertausch im unteren Pielachtal für das 9./10. Jahrhundert offenbar groß-teils verloren gingen, liegt die Vermutung nahe, dass die nicht durch klösterlich tradierte Urkunden fest -geschriebenen Besitzrechte primär auf säkularer Ebene geregelt wurden. In diesem Zusammenhang istgleichwohl die Tatsache bemerkenswert, dass die frühmittelalterlichen archäologischen Quellen bislang inkeinem Fall auf eine Präsenz von Eliten im unteren Pielachtal hindeuten. Die Grabinventare von Ritzersdorf(urkundlich erst 1248 genannt) sind einfach in ihrer Zusammensetzung, die typischen Indikatoren für einemilitärische Führungsschicht der Karolingerzeit fehlen (Tab. 11, 27).

209Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

Die ältesten archäologischen Belege für den Bau einer Burg in der Region könnten durch den Befund einerRundkirche im Areal der Schallaburg gegeben sein 105. Für dieses, in einer Chronik des frühen 12. Jahrhun-derts erstmals erwähnte oppidum Salla 106 wird vermutet, dass neben der in Stein errichteten Rotunde einHauptbau aus Holz bestand 107. Die ältesten archäologischen Funde reichen auf der Schallaburg bis in das11./12. Jahrhundert zurück 108, am Fuße des Burgbergs erstreckt sich das dicht belegte frühmittelalterlicheSiedlungsareal zwischen Schollach, Merkendorf und Anzendorf (Tab.11, 36-38).

DIE WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER REGION

Durch das Donautal führte die West-Ost-Verbindung des Salzhandels, der im frühen 10. Jahrhundert einenbedeutenden Stützpunkt in Mautern hatte. Kontakte zum Großmährischen Reich waren von Mautern ausüber das Kamptal gewährleistet. Zugleich war auch eine Durchlässigkeit in das Hinterland über das Tal derFladnitz gegeben. Die Nord-Süd-Verbindung ist indirekt dadurch indiziert, dass im pagus Grunzwiti diePräsenz von Personen aus dem Marauorum regno 109 im späten 9. Jahrhundert einen nicht unwesentlichenpolitischen Faktor darstellte.Neben dem Warenhandel war es insbesondere der Eigenbedarf der bayerischen Klöster, der die ökonomi-sche Bedeutung von Besitzungen in der gegenüber den Standorten in Salzburg und Bayern klimatischwesentlich günstigeren Wachau bestimmte. In den Quellen zur Güterverteilung ist die teils sehr detailliert

210 H. Sedlmayer · Transformationen von Zentrum und Peripherie

MG Neidling 22 Afing Siedlungsbefund Fundber. Österreich 49, 2010 (2011), 37

MG Hafnerbach 23 Sasendorf Oberflächenfunde Survey ÖAI

24 Hafnerbach Oberflächenfund: Fundber. Österreich 24/25, 1985/86 (1987), (Parz. 88) Scheibenfibel 330f. Abb. 988

25 Hafnerbach Oberflächenfund Survey ÖAI

MG Prinzersdorf 26 Uttendorf Siedlungsbefund: Fundber. Österreich 30, 1991 (1992), 1 Grube 325 Abb. 1129-1136

SG St. Pölten 27 Ritzersdorf 10 Körpergräber Friesinger 1971-74, 69-71 Taf. 17

KG Eigendorf 28 Eigendorf Oberflächenfund Survey ÖAI

29 St. Margarethen Oberflächenfunde Survey ÖAIan der Sierning

MG Markersdorf- 30 Haindorf Oberflächenfunde Survey ÖAIHaindorf 31 Winkel Oberflächenfunde Survey ÖAI

32 Knetzersdorf Oberflächenfund Survey ÖAI

OG Haunoldstein 33 Großsierning Oberflächenfunde Survey ÖAI

34 Großsierning Siedlungsbefund: Fundber. Österreich 38, 1999 (2000), 18; (Knoten Rohr) 4 Gruben Fundber. Österreich 39, 2000 (2001), 17 Abb. 10;

Wawruschka 2009, 41

MG Hürm 35 Inning Oberflächenfunde Survey ÖAI

OG Schollach 36 Schollach Oberflächenfund Survey ÖAI

37 Merkendorf Oberflächenfunde Survey ÖAI

38 Anzendorf Oberflächenfund Survey ÖAI

39 Roggendorf Oberflächenfund Survey ÖAI

SG Melk 40 Melk Einzelfund: Münze Hahn 1990, 240terminus post quem894/895

Tab. 11 Melk und östliches Hinterland. Einzugsgebiet der Pielach, Fundstellen des Frühmittelalters (vgl. Abb. 5).

angegebene Zahl an Weinbergen ein bestimmendes Element, das sich bis in das frühe 9. Jahrhundertzurückverfolgen lässt (Tab.12). Neben Passau sind Niederalteich, Herrieden, Salzburg sowie Metten unddas von Passau aus gegründete Kloster St. Nikola Grundbesitzer in der Wachau 110, wobei im Verlauf des9. Jahrhunderts mehrfache Bestätigungen für kultiviertes Land, insbesondere für Weingüter, von Bedeu-tung waren 111.

211Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

823. 972 Hochstift Passau ad Wachowam, loco Vuachouua NÖUB 1, Nr. 2a. 16a

830. 864 Kloster Niederalteich ad Uuahouua NÖUB 1, Nr. 4a. 4c

831 Kloster Herrieden Belaa, Medilica, Grunauita NÖUB 1, Nr. 6

ca. 885/890 Erzbistum Salzburg Arnesdorf (ad Uuachauuam), Holunpurch NÖUB 1, Nr. +7c

885/887 fidelis Witigowo Grunzwita NÖUB 1, Nr. 6a

1053 Hochstift Passau ecclesie Chremensi NÖUB 1, Nr. 22b

1067 Kloster St. Nikola ad Mutarin, ad Sconenpuhel, ad Liuben, NÖUB 1, Nr. +32ad Wachowa, ad Huntisheim

Tab. 12 Weinbau durch bayerische Klöster und weltliche Herren des 9.-11. Jahrhunderts in der Wachau und im oberen Fladnitztal.

Danksagung und Projektrahmen

In einem vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen For-schung geförderten Projekt (P19227-G02, Leitung Univ.-Doz. Dr.Stefan Groh, wissenschaftliche Mitarbeit Dr. Volker Lindinger undVerf.) wurden vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI)2007-2009 systematische Surveys auf 14km² im Donautal beiMautern, im südlich davon gelegenen Fladnitztal sowie im Pielach-

tal östlich von Melk durchgeführt (s. o., Survey ÖAI). Es konntenmehr als 1700 signifikante Funde der späten Eisenzeit, Römerzeitund des Frühmittelalters ausgewertet werden. Für allgemeineInformationen zu frühmittelalterlichen Fundplätzen im Hinterlandvon Mautern ist Frau Dr. Marianne Pollak (Bundesdenkmalamt,Abteilung für Bodendenkmalpflege, Wien) zu danken.

Anmerkungen

1) Herold 2007, 81 und Obenaus 2008, 198 wenden den Begriff»Zentralort« auch auf die »ehemaligen römischen Anlagen«an; demgegenüber wird in Wawruschka 2009, 238 eine De -finition römischer Zentren als Ausgangspunkte frühmittelalter-licher Zentralorte negiert.

2) Die antiken Ortsbezeichnungen erfuhren keine Tradition. Soweist Mutaren keine Übereinstimmung mit dem antiken Na -men Favianis auf, der noch im 5. Jh. in der Vita des Hl. Severinaufscheint (Stiglitz 1961-63, 149).

3) NÖUB 1, Nr. 3a. – Zehetmayer 2007b, 19.

4) loco Treisma (Conversio c.10). – Mosser 1977, 276. – Dopsch1989, 3. 7-10.

5) NÖUB 1, Nr. 8a. – R. Zehetmayer, Schriftliche Quellen. In:Zehetmayer 2007a, 113.

6) NÖUB 1, Nr. 8a unius fisci qui vocatur Tullina situs in regionePannonia; Zehetmayer 2007a, 112 f. – Zum Fiscus allgemein:Kupfer 2009, 53; 2000, 64. 68.

7) Ann. Fuldenses 133.

8) (Curtes) ad Magalicham [Melk], ad Uuahauua [Wachau], adLiupinam [Loiben], ad Holunburc [Hollenburg] sowie ad Trigi-simam [Traismauer]: NÖUB 1, Nr. 7b mit Kommentar Nr. 7-7d.

9) Leib 2007, 412-414 Abb. 2-4 (römisches Gebäude unter Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt, spätantike Funde). – Neuge-bauer / Gattringer 1981, 159 f. (römisches Steingebäude undSpitz- sowie Troggraben, spätantike Funde).

10) NÖUB 1, Nr. +7c; beurkundet im sog. Arnulfinum, einer »for-malen Fälschung«, bestätigt durch Otto II. (vgl. NÖUB 1, 94 f.Kommentar Nr. 7-7d).

11) Die Teilung von Zentren an der Donau ist für Melk, Hollenburgund Tulln belegt: Lechner 1958-60, 321. – Dopsch 1989, 11.Nach Kupfer 2000, 72-77 und 2009, 59-63 beziehen sichdiese »Besitzdrittel« nicht auf einen Fortbestand von Königs-gut in den civitates, sondern benennen simpel den Erhalt einessehr kleinen Teils. Für den fiscus Tulln werden in Kupfer 2000,84 mit Anm. 246 und Kupfer 2009, 53 allerdings gleichwer-tige Anteile angenommen. Wieso sollen also nicht auch diecivitates eine ausgewogene Teilung in weltlicher und kirch-licher Hand erfahren haben? – Vgl. Lechner 1971, 337; Brun-ner 2003, 169.

12) Auszug aus NÖUB 1, Nr. +7c mit Kommentar Nr. 7-7d.

13) NÖUB 1, Nr. 10a, mit Kartierung und Kommentar Nr. 10-10d.

14) Groh / Sedlmayer 2001. – Groh / Sedlmayer 2002.

15) Ann. Fuldenses 133. – Corradini 1999, 10-14.

16) NÖUB 1, Nr. 12b in basilica sancti Agapiti martyris Mutarun.

17) Lechner 1971, 330.

18) Vgl. hierzu Kupfer 2000, 83 f.

19) Zehetmayer 2007b, 28.

20) NÖUB 1, Nr. 13 mit Kommentar Nr. 13.

21) Groh / Sedlmayer 2001, 187f. – Groh 2002, 104-108 Beil. 6a-b(SE 81).

22) Groh 2002, 109. 115: Wasserleitungskünette Kremserstraße(Bereich A) Lfm. 165: Grab 2 überlagert Siedlungsgrube (SE153); Wasserleitungskünette Kirchengasse Lfm. 48-54 Gräber10-11 schneiden in Siedlungsgrube (SE 383). Lfm. 57-64 Grä-ber 12-13 schneiden in Planierschicht (SE 396).

23) Hauptsächlich Rispenhirse und Saat-/Hart-Weizen: Popov -tschak 2002, 425 Tab. 261, Nr. 1 = SE 3.

24) Nikolaihof: Das Passauer Filialkloster St. Nikola erhielt Besit-zun gen in Mautern durch das Hochstift Passau bereits im Jahre1067: Mutaron duas et unum hofsacham (NÖUB 1, Nr. +32mit Kommentar Nr. +32).

25) NÖUB 1, Nr. 12b. Kartierung karolingerzeitlicher Kirchen inMautern und dessen Hinterland bei Felgenhauer-Schmiedt2006, 256 Abb. 1, Nr. 2 (Markersdorf an der Pielach), Nr. 3(Mautern).

26) Groh / Sedlmayer 2001, 190.

27) Ertel 1992, 94-98.

28) Groh 2002, Beil. 5.

29) Wawruschka 2002, 378 f.

30) Vgl. Tab. 3. – Friesinger 1972a, 46f. Abb. 1 (Verbreitungskarte).53 Abb. 4, 2 (Tulln). Zu ergänzen: Fundber. Österreich 31, 1992(1993), 521 Abb. 915 (KG Erla, OG St. Pantaleon-Erla).

31) Freundliche Information, David Ruß (Asinoe, Krems). – Mu -schal 2010, 292 f.

32) Groh / Sedlmayer 2001, 190.

33) Für beide Nekropolen ist eine Analyse aller Körperbestattun-gen in Relation zur Belegung in der Spätantike und im Früh-mittelalter – viele davon beigabenlos – bislang nicht vorgelegtworden (Schmitsberger 2005c. – Wewerka 2004).

34) Vgl. die in den 1970er Jahren erstellte Radiokarbondatierungvon Grab 29 aus Pottenbrunn (1965). Die Bestattung mit Mes-ser, Armreif, Ohrringen, Fingerring und Perlenkette (u. a. mitStangen- und Mosaikperlen) wurde in die Zeit von 800±70AD datiert (Friesinger 1972b, 143 Taf. 3, 29).

35) Für die Fundkomplexe vom Grünen Weg lässt sich der Befundnicht konkret fassen. Bei einem 1909 zufällig angeschnittenenGrab mit Flügellanzenspitze und Gefäß soll es sich angeblichum ein Brandgrab gehandelt haben: Cech 1993, 160.

36) Flügellanzenspitzen, letztes Drittel 8./erstes Drittel 9. Jh. ver-gleichbar mit Mühling und Wimm: Szameit 1984, 225; 1987,169 Abb. 2, 3 (Mühling). 5, 1 (Wimm). 5, 2 (Mautern).

37) NÖUB 1, Nr. 8a. – Zehetmayer 2007c, 113.

38) Farka / Krenn / Wagner 2007, 113 mit Abb. – Obenaus 2008,209.

39) Zur Teilung des fiscus Tulln im 9. Jh.: Kupfer 2000, 84 mitAnm. 246. – Kupfer 2009, 53.

40) NÖUB 1, Nr. 12b, mit Kommentar Nr. 12-12g. Das PassauerZehntrecht zwischen Enns und Wienerwald war nur durch

Dominikalbesitz anderer geistlicher Herrschaftsträger (ab aliisaecclesiasticis possessionibus) eingeschränkt (vgl. NÖUB 1,311).

41) Die Kämpfe östlich des Wienerwaldes dauerten aber an. Sowird 1030 eine Schlacht gegen die Ungarn bei Wien verloren(et Vienni ab Ungris capiebatur): NÖUB 1, 216.

42) Es liegen keine Urkunden zu Grundstücksübertragungen derersten Hälfte des 10. Jhs. vor, was auf fehlende Rechtssicher-heit deutet: Zehetmayer 2007b, 29.

43) NÖUB 1, Nr. 12g.

44) Ebenda Nr. 14a mit Kommentar Nr. 14-14j. – Kupfer 2009,95. Als urbs werden nach Lechner 1971, 349-350 Neuanlagenwehrhafter Funktion verstanden.

45) Kupfer 2009, 113; 2000, 111.

46) Brunner 2003, 170.

47) Lechner 1971, 338.

48) NÖUB 1, Nr. +32. Zur Entwicklung von Stein vgl. www.univie.ac.at/donauhandel/stadt/stein (30.9.2011).

49) Herzogenburg: NÖUB 1, Nr. 22a. Brunner 2003, 251. – Melk:NÖUB 1, Nr. +34 mit Kommentar Nr. +34.

50) Die 1083 und (nochmals) 1096 beschriebene Grenzziehungkönnte auch jener des Hinterlands der civitas vergangenerJahrhunderte nahe kommen. Stiftsarchiv Göttweig, Signature1083 IX 09 (www.mom-ca.uni-koeln.de/mom/AT-StiAG/Goett weigOSB/1083_IX_09.1/charter?q=1083 [7. 9. 2011]). –Jüngere Version: Stiftsarchiv Göttweig, Signature 1096 IX 09(www.mom-ca.uni-koeln.de/mom/AT-StiAG/ Goett weigOSB/1096_IX_09.1/charter?q=1096 [7.9.2011]).

51) Winter 1980, 17; 1989, 161. – Kupfer 2000, 110; 2009, 107.

52) In Stein deutet der Flurname Altenburg auf den Bestand einerFeste im Bereich der alten Michaelskirche (1183/1193 und1214: parrocchia Altenburch in monte Stein): nach Lechner1971, 352.

53) Benesch 1990, 552. – Brunner 2003, 170. – Die Bezirkshaupt-mannschaft der modernen Stadt Mautern liegt heute in Kremsan der Donau, nach wie vor politisches Zentrum des Verwal-tungsbezirks.

54) Kreitner 1993, 287-291 Abb. 2, 4. 7. – Die Körpergräber be -fan den sich in Holzsärgen. In Grab 2 wurden neben zweiEisenschnallen ein Messer und ein Topf angetroffen; in Grab 3fand sich ein Messer. – Müllner 1994.

55) Kreitner 1996, 214-226. – Obenaus 2008, 210.

56) Groh 2002, 115 f. Abb. 91-92 Beil. 1, 6.

57) Stiglitz 1961-63, 165 f.

58) Winter 1980, 18; 1989, 162.

59) Dopsch / Brunner / Weltin 2003, 78. 234-235 mit Abbildun-gen. – Hofbauer 2005, 367.

60) Winter 1980, 20. Dem Stadtwappen war die Verleihung desBrückenprivilegs an Stelle der Überfuhrgerechtigkeit über dieDonau im Jahre 1463 vorausgegangen.

61) Lashofer 1980, 36. – Winter 1980, 19 f. – Weißensteiner 1989,178.

62) NÖUB 1, Nr. 10a (Höbenbach). 12g (Chlepadorf-Kleedorf).

63) Ebenda Nr. 12g (Chlepadorf-Kleedorf). – Stiftsarchiv Gött-weig, Signature 1083 IX 09 (www.mom-ca.uni-koeln. de/

212 H. Sedlmayer · Transformationen von Zentrum und Peripherie

mom/ AT-StiAG/Goett weigOSB/ 1083_ IX_ 09.1/charter? q=1083 [7. 9. 2011]) (Brunnin-Brunnkirchen, Pumannisdorf-Pau-dorf, Chrucistetin-Krustetten, Echindorf-Eggendorf, Ta larin-Thallern).

64) NÖUB 1, Nr. 12g (Chlepadorf-Kleedorf). – Schuster 1989, 225(Paudorf). 351 (Brunnkirchen). 375 f. (Thallern). 480 (Eggen-dorf). – Schuster 1990, 429 (Krustetten).

65) NÖUB 1, Nr. 10a (Höbenbach). – Schuster 1989, 68 (Furth beiGöttweig). 217 (Palt). – Schuster 1990, 63 f. (Ober-, Tiefen -fucha).

66) Vgl. Danksagung.

67) Kartierung nach NÖUB 1, 109.

68) Schmitsberger 2011, 122 f. Abb. 9. – Muschal / Zimmermann2011, 247 f. Abb. 15.

69) Bei Friesinger 1971-74, 52 Taf. 5 unter KG Thallern behandelt.Ein dort, Taf. 5, abgebildeter Topf ist – neben Surveyfundendes Jahres 2007 – ein zusätzliches Indiz für die Nutzung in derLatènezeit.

70) NÖUB 1, Nr. 12g (Chlepadorf-Kleedorf).

71) Pieler 2005, 393. – Schmitsberger 2005b, 393-395 Abb. 9-10.

72) Ein weiterer frühmittelalterlicher Siedlungsbefund ist rund4km östlich von Kleedorf in Wagram an der Traisen doku-mentiert: Fundber. Österreich 36, 1997 (1998), 464. – Waw-rusch ka 2009, 103 f.

73) NÖUB 1, Nr. 1-1a. 6. – Kupfer 2000, 56 f. – Nach Zehetmayer2007b, 26 sind im 9. Jh. keine Adligen mit slawischen Namensüdlich der Donau überliefert.

74) NÖUB 1, Nr. 1a. – Lechner 1954, 97 f.; 1958-60, 309 f.

75) NÖUB 1, Nr. 1a: sicut missi Geroldi comitis designaverunt […].– Vgl. auch Zehetmayer 2007a, 112 zu Präfekten und Mark-grafen. – Unter den ältesten urkundlich überlieferten -ing-Na -men in der Forschungsregion zählt auch der Ortsname Gerol-tingin (= Gerolding), erstmals 1091/1108 überliefert. Der Na -me dürfte sich von jenem des Grenzgrafen Gerold herleiten:Ernst 1986, 79.

76) NÖUB 1, Nr. 6a-b. – Zehetmayer 2007b, 24.

77) Wolfram 1987, 421 zum Diplom. 423 zum Umfang des Besitz-tums. – NÖUB 1, Nr. 6a.

78) Ebenda Nr. 6b.

79) Ebenda Nr. 6b.

80) Übersetzung: Lechner 1958-60, 316.

81) Ebenda 317.

82) Ebenda 321-323. – Schad’n 1953, 115 wendet sich gegeneine frühmittelalterliche Datierung.

83) Zur Problematik des Begriffs »Fliehburg« im frühmittelalter-lichen Kontext: Herold 2007, 87.

84) Lechner 1958-60, 322. – NÖUB 1, 81 Kommentar Nr. 6-6b.

85) Ebenda 544. – Der Bestand eines Filialklosters von Tegernseein St. Pölten wird bereits vor dem ausgehenden 8. Jh. postu-liert (vgl. Wolfram 2003, 156). – Vgl. Quellenkritisches beiStör mer 1989, 150 und Weißensteiner 1989, 180-181.

86) Mannswörth an der Donau: NÖUB 1, Nr. 29.

87) Ebenda Nr. 29 mit Kommentar Nr. 29.

88) Ebenda 374 Kommentar Nr. 29.

89) Ernst 1986, 77. 86.

90) Schuster 1986, 59 f.: Von 13 urkundlich während des 11. Jhs.überlieferten -ing-Namen niederösterreichischer Ortschaftensind nicht weniger als sechs in der Region zwischen Pielach-und Fladnitztal anzutreffen.

91) NÖUB 1, 9 f. Kommentar Nr. 1-1a.

92) Lechner 1958-60, 321.

93) Ebenda 309.

94) Ebenda 305. 309.

95) NÖUB 1, 222 Kommentar Nr. 18-18b. – Lechner 1958-60,317.

96) Herzogenburg, Stiftsarchiv, Signature 1092 V 16 – 1121 VIII07. www.mom-ca.uni-koeln.de/mom/AT-StiAHe/Her zogen-burg Can Reg/1092_V_16-1121_VIII_07/ charter?q =Statzendorf (6. 9. 2011).

97) NÖUB 1, 428: Urkunde der Jahre von 1128-1147. – Lechner1958-60, 317.

98) NÖUB 1, Nr. 4.

99) Ebenda Nr. 2a.

100) Ebenda Nr. 6; vgl. ebenda 45 Kommentar Nr. 4-4c.

101) Vgl. Danksagung.

102) Schuster 1986, 59 f.: Von 13 urkundlich während des 11. Jhs.überlieferten -ing-Namen niederösterreichischer Ortschaftensind nicht weniger als sieben in der Forschungsregion anzu-treffen. Nach Lechner 1971, 331 treten echte -ing-Namen anstrategisch wichtigen Stellen von Königs- bzw. frühen baye-rischen Herzogsgütern auf.

103) Vgl. Schreg 2009, 310.

104) NÖUB 1, Nr. 6 (loca … Belaa, Medilica). 7d (loco Medelicha).

105) Breibert 2011, 151 Abb. 3.

106) Kupfer 2011, 25. – Bretholz 1923, 177.

107) Fries / Kuttig / Wolfgang 2011, 179.

108) Breibert 2011, 167.

109) NÖUB 1, Nr. 6b.

110) Allgemein zu der Nennung von Weingärten: Kupfer 2000,95. – Zur Wichtigkeit des Weinbaus für das Stift Salzburg mitdem Amt in Arnsdorf in der Wachau vgl. Dopsch 1989, 12.17-19. – Allgemein zum Gut bayerischer Klöster in derWachau: Winter 1989, 158-161.

111) Neben dem Weinbau wird auch das Salzburger Recht zurEichelmast im Dunkelsteinerwald bei (Ober)arnsdorf ver-brieft: ad Arnesdorf id est ad Uuachauuam quicquid ibi ha -buimus cum vineis et saginatione [et mont]e querceato(NÖUB 1, Nr. +7c).

213Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters

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Zusammenfassung / Abstract / Résumé

Transformationen von Zentrum und Peripherie: vom römischen Favianis zur frühmittelalterlichen civitas Mutarensis (Mautern an der Donau/Österreich)Mautern an der Donau fußt in seiner frühmittelalterlichen Entwicklung des 8./9. Jahrhunderts auf römischen Tradi-tionen: Die (teils noch heute in der Stadt integrierten) römischen Kastellmauern boten eine ideale Ausgangsbasis füreine befestigte Ansiedlung, spätantike Nekropolen wurden im Frühmittelalter neuerlich als Bestattungsplätze genutzt.Auch sind im zugehörigen Hinterland mit frühmittelalterlicher Neunutzung siedlungsgünstiger römischer Aktivitäts-zonen vielfach Platzkontinuitäten festzustellen. Den größten Aufschwung nahm die civitas Mutarensis (Mautern) im 9.und frühen 10. Jahrhundert. Waren in diesem Zeitraum säkulare Interessen an dem festen Platz und Marktort bestim-mend, so wird ab dem späteren 10. Jahrhundert der Einfluss des Passauer Hochstifts immer stärker. Dies führte inmerkantiler und landespolitischer Hinsicht zu einem Bedeutungsverlust gegenüber den neu aufstrebenden ZentralortenKrems und Stein an der Donau.

Transformations of Centre and Periphery: From Roman Favianis to Early Medieval civitas Mutarensis (Mautern an der Donau/Austria)The early Medieval development of Mautern an der Donau in the 8th-9th centuries AD is based on Roman traditions:the defensive walls of the Roman fort (parts of which still remain today) presented an ideal base for a fortified settle-ment. The Late Antique necropolis were used again as burial sites in the Early Middle Ages. Furthermore, Romanactivity zones in favourable settlement areas in the hinterland often continued to be used in the Early Middle Ages.The civitas Mutarensis (Mautern) underwent a major revival in the 9th and early 10th centuries AD. While secular inter-ests prevailed in the stronghold and market town during this period, the influence of the Bishopric of Passau becameincreasingly strong from the late 10th century AD onwards. As a consequence, the focus of trade and politics shiftedto the emergent central places of Krems and Stein an der Donau. Translation: J. Coolen

Transformations du centre et de la périphérie: du site romain de Favianis à la civitas Mutarensis du haut Moyen Âge (Mautern an der Donau/Autriche)Situé sur la berge sud du Danube, le site de Mautern se développe aux 8e et 9e siècles sur des vestiges romains: lesremparts du camp, en partie encore visibles dans la ville actuelle, offraient une base parfaite pour l’implantation d’unhabitat fortifié. Les cimetières du Bas-Empire sont réutilisés au cours du haut Moyen Âge, tout comme l’hinterland, oùl’on observe à de multiples reprises une exploitation continue de certaines zones d’activité romaines. L’essor maximalde la civitas Mutarensis, dont le nom subsiste dans l’appellation actuelle de Mautern, se situe au 9e et au début du10e siècle. À cette époque, les intérêts séculiers sont déterminants pour la place de marché et l’agglomération forti-fiée, tandis qu’à partir de la fin du 10e siècle, c’est l’influence de l’archevêché de Passau qui s’accroît. Cette évolutionconduit finalement à une perte significative de son importance par rapport aux centres nouvellement créés de Kremset de Stein an der Donau. Traduction: E. Schindler Kaudelka