Genug Holz für Stadt und Fluss? Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen. (Enough wood for...

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Genug Holz für Stadt und Fluss? Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen Projektbericht September 2013 Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement Department Wasser-Atmosphäre-Umwelt Universität für Bodenkultur Wien Finanziert vom Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die ÖAW und unterstützt durch Nationalpark Donau-Auen GesmbH & Österreichischen Bundesforste AG

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Genug Holz für Stadt und Fluss? Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen

Projektbericht September 2013

Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement Department Wasser-Atmosphäre-Umwelt Universität für Bodenkultur Wien

Finanziert vom Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die ÖAW und unterstützt durch Nationalpark Donau-Auen GesmbH & Österreichischen Bundesforste AG

Enough wood for city and river? Vienna’s wood resources in dynamic Danube floodplains

Project report (English summary see chapter 8)

Zitiervorschlag:

Hohensinner, S., Drescher, A., Eckmüllner, O., Egger, G., Gierlinger, S., Hager, H., Haidvogl, G. & Jungwirth, M. (2013): Genug Holz für Stadt und Fluss? Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen. Projektbericht, Institut für Hydrobiologie & Gewässermanagement, Universität für Bodenkultur Wien, 66 S. mit 12 Kartenbeilagen.

Bildnachweis Titelblatt:

links: Vogelschauplan der Stadt Wien und Umgebung von Nordwesten, Folbert van Alten-Allen, Kupferstich aufgenommen vor 1683 (hrsg. 1686), WStLA Kartographische Sammlung, Sign. 1856; verändert von S. Hohensinner

rechts: von der Donau frisch erodiertes Ufer nach dem Uferrückbau am Thurnhaufen flussauf von Hainburg, C. Baumgartner, Nationalpark Donau-Auen GesmbH, 2009

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ........................................................................................................... 1

2 Wissenschaftliche Fragestellungen ...................................................................... 2

3 Projektgebiet & Untersuchungszeitraum ............................................................ 3

4 Methodik ............................................................................................................. 5

4.1 Projektdesign ..................................................................................................................... 5

4.2 Flussmorphologische Rekonstruktion ................................................................................ 7

4.3 Historische Land-/Waldnutzung ..................................................................................... 10

4.4 Vegetationsökologische Rekonstruktion .......................................................................... 13

4.5 Forstwirtschaftliche Modellierung .................................................................................... 16

4.6 Historischer Holzverbrauch ............................................................................................. 19

4.7 Synthese der Projektergebnisse ........................................................................................ 21

5 Ergebnisse ........................................................................................................ 22

5.1 Flussmorphologische Rekonstruktion .............................................................................. 22

5.1.1 Abiotische Standortbedingungen ............................................................................. 22

5.1.2 Flussdynamik ........................................................................................................... 27

5.2 Historische Land-/Waldnutzung ..................................................................................... 29

5.3 Vegetationsökologische Rekonstruktion .......................................................................... 32

5.4 Forstwirtschaftliche Modellierung .................................................................................... 36

5.5 Historischer Holzverbrauch ............................................................................................. 39

5.6 Synthese der Projektergebnisse ........................................................................................ 41

6 Praktische Relevanz .......................................................................................... 48

6.1 Ökologisch-naturschutzfachlich ...................................................................................... 48

6.2 Forstwirtschaftlich-volkswirtschaftlich ............................................................................. 52

7 Zusammenfassung ............................................................................................ 56

8 English summary .............................................................................................. 59

9 Literaturverzeichnis .......................................................................................... 62

10 Kartenanhang .................................................................................................... 66

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 1

1 Einleitung

Was wissen wir heute über die natürliche Produktivität von Auwäldern an großen Flüssen

vor der Regulierung und über deren ehemalige Funktion als Quelle für Rohstoffe und

erneuerbare Energie? Können wir aus einer Rekonstruktion der historisch verfügbaren

Holzressourcen Rückschlüsse für ein ökologisches und nachhaltiges Ressourcen-

management ziehen? Die Ausarbeitung von Grundlagendaten zur Beantwortung dieser

Fragen war das generelle Ziel des Forschungsprojektes.

Die Augebiete der Donau stehen schon seit Jahrhunderten im Spannungsfeld

unterschiedlicher Nutzungsinteressen. Neben Fischerei- und Jagdnutzung waren Auwälder

auch wegen ihrer Holzressourcen für größere Städte von besonderer wirtschaftlicher

Bedeutung. Einerseits weil es sich dabei um hochproduktive forstliche Standorte handelt,

andererseits weil der Holztransport über den Wasserweg leichter zu bewerkstelligen war.

Da die vorindustrielle Gesellschaft in Österreich bis ins 19. Jahrhundert auf solarbasierte

Energiequellen angewiesen war, stellte lokal und regional verfügbares Brennholz einen

zentralen wirtschaftlichen Faktor dar. Fossile Energiequellen haben heute zwar Biomasse

größtenteils als Energieträger abgelöst, Holz gewinnt jedoch als erneuerbare und

nachhaltige sowie lokal verfügbare Ressource zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung.

Der Wert der vielen Ressourcen und Funktionen von Aulandschaften für eine ökologisch-

wirtschaftlich nachhaltig orientierte Gesellschaft wurde in jüngster Zeit auch im

Millennium Ecosystem Assessment betont (Millennium Report Wetlands, 2005). Dabei

befinden sich Wälder generell und Auwälder im Besonderen in einem neuen Spannungsfeld

– jenem zwischen forstlicher Ertragsmaximierung und ökologisch-naturschutzfachlich

ausgerichteter Waldnutzung.

Die Art der wissenschaftlichen Fragestellungen erfordert einen interdisziplinären Zugang,

wobei auch das Wissen von institutionalisierten und privaten Akteuren des Donauraums in

die Analysen einbezogen wurde. Neben flussmorphologisch-gewässerökologischen,

vegetationsökologischen und forstwirtschaftlichen Schwerpunkten weist das Projekt auch

einen umwelthistorischen Zugang auf, indem gesellschaftlich-wirtschaftliche Aspekte

miteingebunden werden. Als transdisziplinäre Projektpartner haben folgende Institutionen

und Personen zum Gelingen des Projekts beigetragen: Nationalpark Donau-Auen

GesmbH, MA 49 – Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien, DI Gottfried

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 2

Haubenberger (ehemals Forstverwaltung Lobau, MA 49), MA 8 – Wiener Stadt- und

Landesarchiv, Wiener Stadtarchäologie, via donau – Österreichische Wasserstraßen

GesmbH, Österreichische Bundesforste AG, Forstverwaltung Metternich-Sándor

Grafenegg, Univ.Doz. DI Dr. Norbert Weigl (Forstmeister, Forsthistoriker).

2 Wissenschaftliche Fragestellungen

Basierend auf den beiden eingangs genannten Fragenkreisen ergeben sich in Hinblick auf

die Donau-Flusslandschaft vor der systematischen Regulierung mehrere interessante

wissenschaftliche Fragestellungen:

1. Wie groß waren die jährlichen Erosions- und Anlandungsraten im Fluss-Auensystem

der Wiener Donau vor der Regulierung?

2. Welche Vegetationsgesellschaften waren typisch für das Wiener Augebiet und welche

Sukzessions-/Altersstadien wiesen diese auf?

3. Mit welchem Holzertrag konnte bei den damaligen Standortbedingungen

(Standortalter, hydrologische Bedingungen, ...) gerechnet werden und wie groß sind

die Unterschiede zum Ertrag in den heutigen regulierten/stabilen Auen?

4. Wieviel Holz wurde von der Donau jährlich durch Erosion mobilisiert? (Totholz)

5. Wie groß war der jährliche Verbrauch an (Brenn-)Holz in Wien im Vergleich zu den

Holzressourcen der Auwälder und welcher Anteil an erforderlicher Biomasse konnte

durch lokale Ressourcen gedeckt werden?

6. Welche Erkenntnisse sind aus den historischen Analysen für ein ökologisch

verträgliches Management und eine nachhaltige Bewirtschaftung von Donau-

Augebieten unter den aktuell geänderten naturräumlichen Bedingungen und

sozioökonomischen Verhältnissen ableitbar?

Zu einigen dieser Fragen gibt es nach bisherigem Stand der Wissenschaft nur offene

Hypothesen (Fragen 3, 4, 5), während bezüglich der anderen Fragen zumindest Kenntnisse

auf genereller Ebene vorliegen.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 3

3 Projektgebiet & Untersuchungszeitraum

Die Modellierungen wurden für den Donau-Abschnitt zwischen dem Kuchelauer Hafen

bei Klosterneuburg (in der Wiener Pforte) und dem Alberner Hafen vorgenommen

(Strom-km 1937 – 1919, siehe Abbildung 1). Die seitliche Ausdehnung des Projektgebietes

entspricht dem gesamten postglazialen Augebiet, welches im Holozän ungefähr in den

letzten 11.500 Jahren von der Donau geprägt wurde („Zone der rezenten Mäander“). Die

Gesamtfläche beträgt 96,4 km² und die Länge der Talachse 16,4 km (Mittelachse des

Donau-Alluviums).

Für die Auswertung der Ergebnisse wurde zusätzlich ein engeres Untersuchungsgebiet

herangezogen, welches sich von Nußdorf bis ungefähr Kaiserebersdorf erstreckt, in der

lateralen Ausdehnung aber unverändert bleibt (Strom-km 1933,5 – 1921,5). Die zusätzliche

Abgrenzung ergibt sich aus zweierlei Gründen: (1) da die flussauf/flussab gelegene

Begrenzung des gesamten Projektgebietes aufgrund der verwendeten historischen

Grundlagen schräg zur Fluss-/Talachse schneidet (anstatt senkrecht), sodass das Augebiet

nicht vollständig erfasst werden kann; und (2) weil es sich beim Abschnitt Kuchelau –

Nußdorf um einen flussmorphologisch anders gearteten Donau-Abschnitt handelt (Wiener

Pforte). Das engere Untersuchungsgebiet weist eine Fläche von 77,1 km² und eine Länge

der Talachse von 11,8 km auf.

Die Modellierungen wurden für den Zustand der Donau-Flusslandschaft um 1825

vorgenommen, da für diesen Zeitpunkt die ersten detaillierten Vermessungen der Donau-

Auen vorliegen und zeitgleich der Franziszeische Kataster (Urmappe) als wesentliche

Grundlage erstellt wurde. Die Donau-Landschaft war um 1825 vom flussmorphologischen

Standpunkt aus betrachtet nicht mehr ganz natürlich. Vor allem beim Hubertusdamm

flussauf Jedlesee, am Donaukanal und teilweise am Fahnenstangenwasser bei der

Leopoldstadt gab es bereits stärkere menschliche Eingriffe (Hochwasserschutzdämme und

Ufersicherungen). In Summe waren aber die örtlichen Eingriffe mit 11 %

Regulierungsintensität (= Anteil der gesicherten Hauptstromufer) noch gering (Schuller, in

prep.). Dies trifft jedoch nicht auf die Landbedeckung im Augebiet zu, da die Wiener Auen

um 1825 nur mehr zu rund einem Drittel mit Wald bedeckt waren. Zudem wurden die

Wälder bereits seit Jahrhunderten intensiv genutzt.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 4

Abbildung 1: Abgrenzungen des Projektgebiets und des engeren Untersuchungsgebietes

(Hintergrund: Flächenmehrzweckkarte, MA 41)

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 5

4 Methodik

4.1 Projektdesign

Die interdisziplinär zu beantwortenden Fragestellungen spiegeln sich in der mehrstufig

aufeinander abgestimmten Struktur des Projekts wider (Abbildung 2). Die Rekonstruktion

der flussmorphologischen Verhältnisse der Donau-Auen um 1825 stellt gemeinsam mit der

Analyse der damaligen Landnutzungen die Basis des Projekts dar. Beide Arbeitspakete

wurden an der Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Hydrobiologie &

Gewässermanagement, von Severin Hohensinner beziehungsweise von Gertrud Haidvogl

bearbeitet. Darauf aufbauend wurden von Anton Drescher (Karl-Franzens-Universität

Graz) und Gregory Egger (eb&p Umweltbüro GmbH Klagenfurt) die damaligen

Vegetationsgesellschaften des Auwaldes rekonstruiert. Diese Ergebnisse dienten wiederum

als Ausgangsbasis für die forstwirtschaftliche Modellierung der Holzproduktivität der

Auwaldstandorte. Diese Arbeiten wurden von Otto Eckmüllner, Bojana Veselinovic

(Institut für Waldwachstumsforschung, BOKU) und Herbert Hager (Dept. für Wald- und

Bodenwissenschaften, BOKU) vorgenommen. Die Ermittlung des jährlichen

Holzverbrauches der Stadt Wien um 1825 wurde von Sylvia Gierlinger am Institut für

Soziale Ökologie, IFF, Alpen-Adria Universität Klagenfurt, durchgeführt.

Abbildung 2: Projektstruktur und Arbeitspakete

Die Modellierungen und vergleichende Analysen wurden für zwei Szenarien

vorgenommen. Im ersten Szenario wurde hypothetisch angenommen, dass das gesamte

Augebiet um 1825 in einem „natürlichen“ Zustand, also vom Menschen unbeeinflusst war.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 6

Dabei wurden großflächig wirksame menschliche Eingriffe, wie zum Beispiel die

Auswirkungen von Landnutzungsänderungen im Einzugsgebiet flussauf, nicht

berücksichtigt. Das Ziel hierbei war es, das natürliche Potenzial der Donau-Auen für

Holzressourcen zu ermitteln (Abbildung 3).

Abbildung 3: Schematische Darstellung der historischen Analysen unter der Annahme, dass das gesamte Augebiet natürliche Auenvegetation aufwies (Szenario 1)

Im ersten Schritt wurde das natürliche Holzpotenzial der Auen („Holzvorrat“) sowie die

mittleren jährlichen Zuwachsraten berechnet. Im zweiten Schritt wurde ermittelt, wieviel

davon wieder von der Donau durch Erosion mobilisiert und so dem Gewässersystem

zugeführt wurde. Der dritte Schritt umfasste die Gegenüberstellung des jährlichen

Holzverbrauches von Wien mit dem jährlichen Zuwachs. Dadurch soll geklärt werden,

inwiefern der Holzbedarf durch den jährlichen Zuwachs im Augebiet gedeckt werden

konnte.

Das zweite Szenario berücksichtigte hingegen, dass große Teile des Augebietes gar keine

Waldbestände mehr aufwiesen, sondern landwirtschaftlich genutzt wurden oder als

Siedlungsraum dienten. Ebenso wurde berücksichtigt, dass die verbliebenen Wälder von

den Menschen in unterschiedlicher Form genutzt wurden. Die Modellierungen und

Bilanzierung der Ergebnisse erfolgte analog zum natürlichen Szenario (Abbildung 4).

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 7

Zusätzlich wurde aber auch noch untersucht, wieviel Holz damals tatsächlich aus dem

Augebiet entnommen wurde und ob die entnommene Menge zusammen mit dem

erodierten Totholz größer oder kleiner als die jährlichen Zuwachsraten waren.

Abbildung 4: Schematische Darstellung der historischen Analysen unter der Berücksichtigung der tatsächlichen Land-/Waldnutzung (Szenario 2)

4.2 Flussmorphologische Rekonstruktion

Die Rekonstruktion der flussmorphologischen Situation und der hydromorphologischen

Standortsverhältnisse für die Auenvegetation um 1825 beruht auf zahlreichen Daten, die

bereits in früheren Forschungsprojekten erarbeitet wurden. Der wichtigste

Standortparameter – das morphologische Standortalter – wurde durch sukzessive

Verschneidung von 7 bereits rekonstruierten Zeitschnitten (1529, 1570, 1632, 1663, 1726,

1780 und 1817) mittels GIS ermittelt. Diese Zeitschnitte wurden im Rahmen des FWF-

Projekts „ENVIEDAN – Umweltgeschichte der Wiener Donau 1500-1890“ (Leitung:

Verena Winiwarter, Projekt-Nr. P22265-G18) 2012 erstellt (siehe Lager, 2012;

Hohensinner et al., 2013a, 2013b). Da der Zeitabstand zwischen 1780 und 1817 für die

Modellierungen zu lang war, wurde im Zuge des vorliegenden Projekts zusätzlich die

Situation um 1805 rekonstruiert; ebenso auch die Situation um 1825 auf welche sich die

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 8

Modellierungen beziehen (Schuller, in prep.; siehe Kartenbeilage 1). Somit konnte das

Standortalter aller Landflächen für das Jahr 1825 basierend auf insgesamt 9 Zeitschnitten

beginnend im Jahr 1529 berechnet werden.

Da für das Augebiet um 1825 keine genaue Vermessung der Höhenverhältnisse vorliegt,

wurde eine vertikale Gliederung des Fluss-Auensystems anhand von 6 morphologischen

Geländezonen vorgenommen (Kartenbeilage 2). Als Grundlagen dafür wurden

bestehende Studien von anderen Donau-Abschnitten (Hohensinner, 2008; Hohensinner et

al., 2011), ein digitales Höhenmodell der Wiener Donau-Auen 1849 (Herrnegger, 2007;

Hohensinner et al., 2008) und zahlreiche neu recherchierte historische Grundlagen

herangezogen. Jede dieser morphologischen Geländezonen zeichnet sich durch eine

charakteristische Höhenlage relativ zum Null-Wasserspiegel (ca. mittleres jährliches

Niederwasser, MJNW) und zum sommerlichen Mittelwasserstand (SMW) aus. Die

Gewässerflächen beim Null-Wasserstand und unbewachsene Schotter-/Sandflächen bilden

als unterste Höhenzonen zusammen das "aktive Gerinne". Die unterste Zone mit

mehrjähriger Gehölzvegetation, welche zwischen sommerlichem Mittelwasser und ca. 1-

jährlichem Hochwasser überflutet wurde, entspricht den sogenannten "Vegetated areas

below bankfull" (VABB). Dabei handelt es sich um tief liegende Uferzonen, kleinere

Inseln, verlandete Altarme und bewachsene Gräben. Zusätzlich wurde hierbei

unterschieden, ob die VABB-Flächen durch An-/Auflandung entstanden sind oder durch

Verlandungsprozesse in ehemaligen Altarmen. Die fünfte Geländezone entspricht den

höher liegenden Vegetationsflächen, dem Hauptniveau des Augeländes ("Elevated

floodplain areas – mittel"), welche zumeist erst bei Wasserständen über einem 1-jährlichen

Hochwasser überflutet wurden. Die höchste Geländezone wurde durch die "Elevated

floodplain areas – hoch" gebildet. Diese wurden erst bei ca. 5-jährlichem Hochwasser

überschwemmt.

Für jede der 6 Geländezonen wurden die abiotischen Standortfaktoren für die

Auenvegetation definiert (siehe Tabelle 2 in Kapitel 5.1.1). Die Flurabstände bei MJNW

und bei SMW basieren primär auf einem Geländemodell, welches für das Projektgebiet für

das Jahr 1849 erstellt wurde. Da sich die Wasserspiegellagen zwischen 1825 und 1849

verändert haben, wurden die täglichen Pegelwerte an der Großen Wiener Taborbrücke

zwischen 1829 und 1849 analysiert (Pegeldaten von der via donau). Dementsprechend ist

anzunehmen, dass der Null-Wasserspiegel (MJNW) im Jahr 1825 um ca. 0,4 m höher war

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 9

als 1849 und der Mittelwasserspiegel um 0,2 m. Die Spiegellage beim mittleren jährlichen

Hochwasser (MJHW) blieb offensichtlich gleich.

Abbildung 5: Geländemodell der Wiener Donau-Landschaft im Jahr 1849 (Herrnegger, 2007)

Ebenso musste berücksichtigt werden, dass es vor allem auf den jüngeren Flächen des

Augebietes zwischen 1825 und 1849 hochwasserbedingt zu Auflandungen kam, wodurch

sich die Flurabstände und Überflutungshäufigkeiten veränderten. Da es keinerlei Daten

über langfristige Auflandungsraten in Form von Feinsedimenten (Schluff) gibt, wurden

diese neu rekonstruiert. Als Basis dienten dazu die im Geo-Atlas der Stadt Wien

ausgewiesenen Schluffmächtigkeiten, welche mit dem Standortalter verschnitten wurden

(Hoffmann et al., 2007). Das Standortalter ergibt sich hierbei aus dem Zeitraum, in dem

der betreffende Bereich des Augebietes von Hochwässern beeinflusst wurde (d. h. in vielen

Bereichen maximal bis zur Fertigstellung der großen Donauregulierung 1875).

Erwartungsgemäß erfolgte die Ablagerung von Schluff auf jungen Standorten anfangs sehr

rasch und verringerte sich je älter und höher das Augelände wurde (Abbildung 6).

Die für 1849 berechneten Flurabstände wurden anschließend anhand der ermittelten

Wasserspiegellagenänderungen und berechneten Ablagerungsraten von Feinsedimenten für

1825 adaptiert (d. h. die Flurabstände wurden verringert). Neben den Flurabständen und

Feinsedimentauflagen wurden ebenfalls die Überstauungshöhen und mittlere Dauer der

Überstauung bei 1-jährlichem Hochwasser (HW1) und 5-jährlichem Hochwasser (HW5)

rekonstruiert.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 10

Abbildung 6: Rekonstruierte Ablagerungsraten von Feinsedimenten (Schluff) für die Wiener

Donau-Auen in Abhängigkeit der Zeitdauer (rot: Rückrechnung für das Jahr 1825)

Dies erfolgte unter Zuhilfenahme zusätzlicher historischer Informationen wiederum mit

Hilfe des adaptierten Geländemodells 1849 (in diesem Fall wurden für 1825 an jüngeren

Austandorten geringfügig größere Überstauungshöhen als 1849 angenommen).

Sämtliche rekonstruieren Standortfaktoren sind je Standortalter und Geländezone in

Tabelle 2 in Kapitel 5.1.1 ersichtlich. Die Berechnung der jährlichen Erosions- und

Anlandungsraten in den Zeiträumen 1805 – 1817 und 1817 – 1825 erfolgte ebenfalls durch

Verschneidung der betreffenden Zeitschnitte mittels ArcGIS. Auf Basis der ausgewiesenen

erodierten Austandorte konnte in weiterer Folge die Menge des von der Donau

mobilisierten Totholzes ermittelt werden.

4.3 Historische Land-/Waldnutzung

Die Wiener Donau-Auen werden seit Jahrhunderten intensiv genutzt. Außerhalb der

Donau-Hauptarme (flussmorphologisch aktive Zone der Neuzeit) wurden große Flächen

um die Siedlungskerne alter Gemeinden wie z.B. Kagran, Aspern oder Hirschstetten bereits

sehr früh gerodet. Diese Bereiche standen somit als Waldflächen nicht mehr zur

Verfügung. Aber auch für die durchaus noch großflächig verbliebenen Auwäldern ist eine

menschlich bedingte Änderung der Baumbestände und damit der Produktivität

anzunehmen.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 11

Mehrere potenzielle Faktoren kommen für diese Veränderungen in Frage: Zunächst die

forstliche Bewirtschaftung und Holzentnahme selbst, durch die vermutlich gewisse

Baumarten gefördert wurden, andererseits aber auch eine Beeinflussung des Waldbestandes

durch Viehweide in den Auwäldern oder durch Wildhege, die vor allem in den

habsburgischen Jagdgebieten (Teile des Praters, Lobau) intensiv war.

Die Untersuchung der historischen Land- und Waldnutzung im Wiener Augebiet diente

dazu, den tatsächlichen, vom Menschen beeinflussten Zustand der Donau-Auwälder für

die Zeit um 1825 zu dokumentieren. Dieser Zeitpunkt liegt sowohl vor dem Beginn der

großen Donauregulierung als auch vor dem intensiven Bevölkerungsanstieg in der Stadt

Wien. Konkret wurden drei Fragen behandelt:

1. Welche konkurrierenden Landnutzungen existierten im unregulierten Augebiet, die

einer Maximierung des Holzertrages entgegenstanden?

2. Welche Möglichkeiten und Formen der Holznutzung gab es in den Donau-Auen

vor der Regulierung?

3. Wurden die Auwaldstandorte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts quantitativ

gesehen nachhaltig genutzt? Wurde mehr oder weniger Holz entnommen als

jährlich zugewachsen ist?

Als Datengrundlage wurden verschiedene Teile des franziszeischen Katasters verwendet.

Der franziszeische Kataster ist eine umfassende kartographische und statistische Aufnahme

aller Katastralgemeinden der Habsburger Monarchie. Er diente als Besteuerungsgrundlage,

wobei Steuern vor allem auf land- und forstwirtschaftliche Erträge erhoben wurden.

Abgesehen von den unmittelbar für die Steuerermittlung nötigen Grundlagen bieten die

Schriftoperate umfassende Daten zur Bevölkerung sowie zur Land- und Forstwirtschaft

generell. Für die Analysen wurden die Mappenblätter, die Parzellenprotokolle und das

Waldschätzungsoperat aller im Untersuchungsgebiet liegenden Katastralgemeinden

verwendet.

Die Mappenblätter weisen einen Maßstab von 1 : 2.880 auf und zeigen parzellenscharf

abgegrenzt den jeweiligen Landnutzungstyp. In den Parzellenprotokollen finden sich die

genauen Ertragsklassen. Die Waldschätzungsoperate beinhalten für jede Katastralgemeinde

eine Beschreibung der Ertragsklasse für jeden Landnutzungstyp. Es gibt hier

Informationen zum Flächenausmaß, zur gesamten Anzahl an Parzellen einer

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 12

Nutzungsklasse, zu den dominierenden Baumarten, zur forstwirtschaftlichen Verwendung

des Holzes und dessen Absatz, zu den Umtriebsperioden, zum Waldzustand, zu

Bodenbeschaffenheit und Lage sowie zum Naturalertrag und Zuwachs pro Jahr. Der

Naturalertrag ist dabei eine Schätzung des gesamten Ertrags nach Erreichen der

Umtriebszeit. Der jährliche Zuwachs wurde als gesamter Naturalertrag geteilt durch die

Umtriebszeit ermittelt. Die Mappenblätter wurden im Bereich der Donau-Auen im

Zeitraum um 1825 produziert (gesamt Wien: 1817 – 1829). Die zugehörigen

Parzellenprotokolle stammen allerdings erst aus den Jahren 1833 oder 1834 und die

Schätzungsoperate überwiegend aus dem Jahr 1829.

Die Mappenblätter des Katasters wurden parzellenscharf mittels ArcGIS vektorisiert von

der Stadtarchäologie der Stadt Wien zur Verfügung gestellt. Im Bereich der Prater

Hauptallee/Lusthaus standen für einen kleinen Bereich von ca. 0,8 km² keine Daten zur

Landnutzung zur Verfügung. Zur Erhebung der tatsächlichen Waldflächen wurde eine

Bilanzierung der im GIS ausgewiesenen Landnutzungstypen vorgenommen. Die

ursprünglich ermittelten 30 Kategorien wurden dafür in die Hauptkategorien Äcker,

Grünland und Obst-/Gemüsegärten, Siedlungen und höherwertig genutzt Flächen,

Gewässer und Wälder zusammengefasst. Einige sehr kleinräumige Nutzungen wurden in

der Sammelkategorie „Sonstige“ erfasst. Zur Weiterbearbeitung der Fragen bezüglich

Produktivität, Bewirtschaftung und Zustand der Wälder wurden im Anschluss die

Waldparzellen exportiert. Danach wurden jeder Parzelle die Katastralgemeinde, die

Parzellennummer laut Parzellenprotokoll und die entsprechende Ertragsklasse zugewiesen.

Die Informationen aus dem Waldschätzungsoperat wurden systematisch in Excel erfasst.

Parameter wie dominierende Baumarten oder Bodenart wurden in weiterer Folge auch in

das GIS-Shapefile als Attribute übertragen.

Grundsätzlich ist anzumerken, dass bei der Unterscheidung der Waldnutzungstypen

„Auwald“ und „Niederwald“ keine plausible Differenzierung gefunden werden konnte. Die

Beschreibungen in den Schätzungsoperaten deuten darauf hin, dass heute gängige

Definitionen nicht zutreffen. Es scheint vielmehr so, dass die Festlegung der

Nutzungsklassen gemeindeweise von den Schätzungstruppen vorgenommen wurde. Dies

trifft auch auf die Unterscheidung der einzelnen Ertrags- oder Bonitätsklassen zu. Sie

wurden auf Gemeindeebene vorgenommen und waren nicht einheitlich standardisiert. Die

beste Ertragsklasse in einer Gemeinde wurde als Klasse 1 aufgenommen. Die einzelnen

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 13

Kategorien sind daher nicht überregional vergleichbar. Zudem ist die Ausweisung dieser

Klassen sehr großflächig und erlaubt ebenso wie die Angaben zum Boden keine

detaillierten Rückschlüsse auf kleinräumige Standortverhältnisse.

Gesamte Ertragsschätzungen im Augebiet sind nicht für einen bestimmten Zeitpunkt

möglich. Wie bereits einleitend angeführt, stellte der sogenannte Naturalertrag, der in

weiterer Folge für die Besteuerung herangezogen wurde, eine theoretische Schätzung der

Holzernte nach Erreichen der vollen Umtriebszeit dar. Daher wurde hier vor allem der

jährliche Zuwachs ausgewertet. Dieser ist für jede Katastralgemeinde und hier wiederum

pro Landnutzungstyp und Nutzungsklasse vermerkt. Nicht immer wird der Naturalertrag

für einzelne Baumarten angeführt. Mitunter werden zum Beispiel alle „Weichhölzer“ oder

überhaupt alle vorkommenden Arten zusammengefasst. Insgesamt stand für Weiden,

Pappeln, Ulmen und Erlen eine größere Anzahl an Einzelwerten zum jährlichen Zuwachs

zur Verfügung. Die Zuwächse wurden bereits im Kataster anhand der Umtriebszeit

ermittelt (Zuwachs = Naturalertrag durch Umtriebszeit). Die Angaben erfolgten in Klafter

30-zöllige Scheiter pro NÖ Joch. Unter der Annahme, dass ein Klafter 1,896 m beträgt und

ein Joch eine Fläche von 0,5755 ha aufweist, entspricht ein Klafter 30-zöllige Scheiter 2,84

m³ oder rm/Joch beziehungsweise 4,94 m³ oder rm/ha.

4.4 Vegetationsökologische Rekonstruktion

Zentrale Aufgabe der vegetationsökologischen Analysen war die Charakterisierung der

ökologischen Verhältnisse und der Artenzusammensetzung der potenziell natürlichen

Auentypen sowie deren Zuordnung zu Pflanzengesellschaften. Ebenso die Zuordnung der

historischen Auentypen zu Sukzessionsphasen und die Einschätzung deren

Sukzessionsgeschwindigkeit. Diese Einstufungen erfolgten durch Verknüpfung des

rekonstruierten Standortsalters mit den bestimmenden Standortsmerkmalen. Basierend auf

diesen Expertenregeln wurde mittels GIS eine flächendeckende Karte der Auentypen der

historischen Donau-Auen bei Wien generiert. Diese diente in weiterer Folge als Grundlage

für die Ermittlung der historischen Holzvorräte.

Als Sukzessionsphasen werden generell mehr oder weniger gut abgrenzbare Abschnitte in

der Bestandes- und Sedimententwicklung bezeichnet. Im vorliegenden Fall beziehen sich

diese auf die ungestörte Vegetationsentwicklung von Primärstandorten im Augebiet, die

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 14

nach flussmorphologischen Veränderungen entstanden sind. Die Abfolge läuft allgemein

von vegetationsfreiem Sediment (initial phase) nach dem „Heraustreten“ von vorerst

nackten Sediment über die sommerliche Mittelwasserlinie (= UVG oder Untere

Vegetationsgrenze) über Pionierphasen (pioneer phase), Folgestadien (shrub phase – early

successional woodland phase – established forest phase) bis zu Endstadien der

Auwaldentwicklung (mature phase) auf flussfernen und über mehrere Jahrhunderte

durchgehend als „Land“ ausgewiesenen Flächen (Naiman et al., 2005; Egger et al., 2013).

Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine von größeren Hochwässern ungestörte Entwicklung

über mehrere Jahrhunderte hinweg unter den dynamischen Verhältnissen eines montanen

Auentyps – wie bei Wien um 1825 – nur auf kleinsten Flächen möglich war.

Im ersten Schritt wurden einzelne historische Bestandsformen in Abhängigkeit vom

Ausgangssubstrat bzw. der Lage der Standorte in der Au den drei Sukzessionsserien

Auflandungs-, Anlandungs- und Verlandungsserie zugeordnet. Grundlage dafür waren

unter anderem die Auwaldtypen bzw. Standortseinheiten nach Wendelberger (1960) und

Jelem & Mader (1964a, 1964b, 1965). Daraus wurden die sogenannten „Auentypen“

(Standortstypen der Au) abgeleitet. Nicht alle für den historischen Zustand 1825 relevanten

Bestandsformen und Standorte können auf Basis der vorliegenden hydromorphologischen

Rekonstruktionen in der Modellierung abgebildet werden. Dazu folgende Anmerkungen:

• Der Sonderstandort „Grobkörnige Aufschüttung“ (an der Donau bei Wien

„Heißlände“ genannt) wurde nicht berücksichtigt; einerseits aufgrund der nur äußerst

unzureichend bekannten Zusammensetzung und Verbreitung für den

Untersuchungszeitraum, anderseits weil er sich auf Basis der zur Verfügung

stehenden Standortsdaten von der „typischen“ Auflandungsserie nicht differenzieren

lässt.

• Die Standorte der Auflandung und Anlandung ließen sich anhand der ausgewerteten

Geländedaten ebenfalls nicht unterscheiden. Sie wurden daher unter „Auentypen der

Auf- und Anlandungsserie“ zusammengefasst, wodurch zwangsweise eine

Vereinfachung des Modells in Kauf genommen werden musste.

• Die Namensgebung folgte weitestgehend Wendelberger (1960) bzw. den

Kartenlegenden der „Forstlichen Standortskarten Prater-Lobau“ (Jelem, 1974; Jelem

& Mader, 1964a, 1964b, 1965). Kleinere Abweichungen sind dadurch bedingt, dass

die Standortseinheiten in regulierten und forstlich bewirtschafteten Auen der Donau

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 15

gefasst wurden und die Baumartenkombination nur bedingt jener der historischen

Bestände entspricht.

• Die höher gelegenen Standorte (EFA mittel und EFA hoch; 1,0 – 2,5 m bzw. 2,5 –

5,0 m über sommerlichen MW) werden mit dem Präfix „Hohe ...au“ versehen. Die

Unterscheidung in „frisch“ und „trocken“ ist auf Basis der Höhe über MW ohne

weitere differenzierte Angaben zum Bodenaufbau nicht sinnvoll.

• Vor allem zwischen den Typen der „Pappelauen“ und den Hartholzauen sind längere

Übergangsphasen weit verbreitet, die in diesem Rahmen nicht näher unterschieden

und kartographisch dargestellt werden können. Trotz des gleichen Standortsalters (>

200 Jahre) lassen das tiefer liegende Gelände (VAAB „vegetated area below

bankfull“) und damit die größeren Überstauungshöhen bei HQ5 eine Unterscheidung

der Übergangsphase Hohe Pappelau/Hohe Eichen-Ulmenau von der höher

liegenden Hohen Eichen-Ulmenau sinnvoll erscheinen.

Ein weiterer Aspekt ist das seit fast 200 Jahren stark veränderte Verhältnis der

strukturbestimmenden Holzarten vor allem auf Weichholzstandorten und das massive

Eindringen von Neophyten. Unter den Holzarten sind dies vor allem invasive Arten wie

Eschenblättriger Ahorn (Acer negundo), Bastardindigo (Amorpha fruticosa) und die im vorigen

Jahrhundert großflächig gepflanzten Hybrid-Pappeln (Populus x candensis) in den

Weichholzauen, sowie Robinie (Robinia pseudacacia), Götterbaum (Ailanthus altissima),

Schwarznuss (Juglans nigra) in den Hartholzauen. Vor allem die Bedeutung von Grau-Erle

und Schwarz-Pappel hat sich in der Aulandschaft des Wiener Beckens stark zu Gunsten

von Weiß- und Grau-Pappel sowie Edel-Esche verändert (Schratt-Ehrendorfer, 2011;

Adler et al., 2003). In den heutigen Donau-Auen im Wiener Becken ebenso fast

verschwunden ist die Schwarz-Pappel, die auf grobkörnige, gut durchlüftete Böden

angewiesen ist. Auf den Hartholz-Standorten breitete sich nach der Stabilisierung großer

Teile der Au neben den oben genannten neophytischen Holzarten nicht nur die Edel-

Esche (Fraxinus excelsior), sondern auch der Berg-Ahorn (Acer pseudplatanus) großflächig aus.

Die im Zuge des Projekts ausgewiesenen historischen Auentypen der Wiener Donau-Auen

sind Rekonstruktionen und entsprechen im Wesentlichen der potenziell natürlichen

Auenvegetation der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Zeit vor den umfassenden

Donauregulierungen. Zur Rekonstruktion wurden neben Neilreich’s Flora von Wien mit

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 16

Nachträgen (Neilreich, 1846, 1870) auch dessen Flora von Niederösterreich mit

Nachträgen (Neilreich, 1859, 1866, 1869) sowie ergänzend die Beck’sche Flora von

Niederösterreich (Beck von Managetta, 1890, 1893) herangezogen.

Als wesentlichster Parameter für die Einstufung des Auentyps diente das Standortsalter

(siehe Kapitel 5.1.1). Der zweitwichtigste Faktor war die Berücksichtigung der jeweiligen

Geländezone. Da für den Zustand der Wiener Donau-Landschaft um 1825 keine genauen

historischen Vermessungen vorliegen, wurde eine vertikale Gliederung des Fluss-

Auensystems anhand von 6 morphologischen Geländezonen unterschiedlicher Höhenlage

vorgenommen (siehe Kapitel 4.2). Die resultierende Einstufung der Auentypen ist eine

Experteneinschätzung auf Basis unterschiedlichster historischer Quellen und

hydromorphologischer Rekonstruktionen. Exakte Untersuchungen bzw. Daten basierend

auf einem Langzeit-Monitoring fehlen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Leitarten der

einzelnen Sukzessionsphasen häufig bereits in der Phase davor und auch danach

vorkommen und es in der Natur sämtliche Übergänge gab.

Nähere Informationen zur vegetationsökologischen Rekonstruktion und zu den neu

definierten Auentypen sind dem Detailbericht Drescher & Egger (2013) zu entnehmen.

4.5 Forstwirtschaftliche Modellierung

Die Modellierung des Holzbestandes (Holzvorrat) und der jährlichen Zuwächse gestaltete

sich generell schwierig, da heute kaum mehr morphologisch dynamischen Donau-

Abschnitte existieren. Durch die Regulierung wurden die Auwälder an der österreichischen

Donau fast zur Gänze stabilisiert und im 20. Jahrhundert im Zuge der

Kraftwerkserrichtungen großteils abgedämmt. Wenige Abschnitte (zum Teil in

Stauwurzelbereichen, der Wachau und östlich von Wien) sind zumindest noch durch eine

hydrologische Dynamik, wie Schwankungen des Grundwasserspiegels und häufigere

Überflutungen) gekennzeichnet. Lediglich im Nationalpark Donau-Auen existieren noch

kleinere, morphologisch dynamische Standorte, die den ehemaligen Verhältnissen der

Wiener Donau um 1825 nahe kommen. Für die Modellierungen wurde daher auf

Vergleichsdaten von Auwäldern flussauf und flussab von Wien zurückgegriffen.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 17

Unterhalb Wiens handelt es sich dabei um Daten der Naturrauminventur im Nationalpark

Donau-Auen, die nach 1998/99 in den Jahren 2008/09 nochmals erhoben wurden. Diese

Datensätze sind sehr detailliert und daher gut zur Modellierung geeignet. Für dieses Gebiet

liegen sowohl eine flächendeckende Standortskartierung aus den 1950ern als auch eine

luftbildgestützte Biotopkartierung neueren Datums vor. Die Daten oberhalb von Wien

stammen aus betrieblichen Forstinventuren und konnten daher nur anonymisiert zu

Vergleichszwecken herangezogen werden. Insgesamt standen somit rund 2.700

Stichproben unterschiedlicher Qualität zur Verfügung.

Abbildung 7: Lage der für die Holzmodellierung verwendeten Sample Sites

Abbildung 7 zeigt jene Gebiete, aus denen Stichprobendaten zur Verfügung standen. Die

blauen Bereiche stehen bis heute unter intensiver forstwirtschaftlicher Bewirtschaftung und

die orange-roten Flächen weisen schon längere Zeit (ca. 20 Jahre) lediglich extensive oder

gar keine Bewirtschaftung mehr auf. Der zentrale Bereich des Nationalparks unterlag in

den letzten 10 Jahren nur noch sporadischer Bewirtschaftung, wurde aber davor intensiv

bewirtschaftet.

Aufwändig war es, zu den historischen abiotischen Standorttypen (Kapitel 5.1.1, Tabelle 2)

und rekonstruierten Auentypen von Drescher & Egger (Kapitel 5.3, Tabelle 6) möglichst

vergleichbare aktuelle Sample Sites zu ermitteln. Dazu musste ein „Übersetzungsschlüssel“

Wien St. Pölten

Krems

Tullner Becken

NP Donau-Auen

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 18

zwischen der Standortseinteilung der Naturrauminventur und den von Drescher & Egger

speziell für das Projekt entwickelten Auentypen ausgearbeitet werden. Tabelle 1 zeigt das

Ergebnis dieser vergleichenden Analyse.

Tabelle 1: Gegenüberstellung der Auentypen nach Drescher & Egger (links), den Standortseinheiten nach Margl (1972) und Jelem (1974) (mitte)

und den für die Holzmodellierung zugrunde gelegten Standortseinheiten (rechts)

Auentypen Standortseinheiten Standortseinheiten Drescher & Egger Margl (1972), Jelem (1974) Eckmüllner

Purpurweidenau Purpur-Mandelweidenau Purpurweidenau Tiefe Weidenau Feuchte/Nasse Weidenau Feuchte/Nasse Weidenau Hohe Weidenau Frische Weidenau Frische Weidenau Tiefe Pappelau Feuchte Weißpappelau Feuchte Pappelau

Hohe Pappelau Schwarzpappelau, Frische Pappelau

Schwarzpappelau, Frische Pappelau, Trockene Pappelau

Tiefe Pappel-Feldulmenau Feuchte Feldulmenau Feuchte Harte Au

Hohe Eichen-Ulmenau Frische Eschen-Feldulmenau, Trockene Eichen-Feldulmenau

Frische Harte Au, Trockene Harte Au

Der nächste Schritt umfasste die Auswertung der forstlichen Stichproben nach 10jährigen

Altersstufen. Da diese Altersstufen flächenmäßig sehr ungleich verteilt waren, wurden für

die weitere Bearbeitung standardisierte Flächen berechnet, wodurch man normalisierte

Betriebsklassen erhält. Aus diesen Betriebsklassen wurden sodann je Auentyp der

Normalvorrat an Holz, der Normalzuwachs und andere forstliche Kennwerte berechnet.

Dabei wurden jeweils 15 Jahre bis zur Etablierung des jeweiligen Bestandtyps angenommen

und die Umtriebszeiten wurden der natürlichen Mortalität der relevanten Hauptbaumarten

angepasst. Unter Zuhilfenahme der Daten aus den forstbetrieblichen Inventuren wurden

eine vorratsreiche Variante (natürlich ohne Nutzung für Szenario 1) und eine vorratsarme

(bewirtschaftete) Variante berechnet (für Szenario 2). Da es sich bei der

Naturrauminventur im Nationalpark Donau-Auen um eine permanente Stichprobe handelt

bei der auch Totholz erhoben wurde, konnten auch der Totholzvorrat und dessen

Zuwachs (eigentlich zeitliche Veränderung) ausgewertet werden. Für sämtliche Kennwerte

wurden Mittelwerte basierend auf 95%-Konfidenzintervallen berechnet

(Irrtumswahrscheinlichkeit 5 %). Diese Mittelwerte wurden in weiterer Folge für

Ausarbeitung der Endergebnisse herangezogen (siehe Kapitel 5.6).

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 19

4.6 Historischer Holzverbrauch

Für die Ermittlung des Holzverbrauchs der Stadt Wien um 1825 war es notwendig zu

wissen, für welche Zwecke Holz benötigt wurde und welche Bedeutung das Holz

langfristig als natürliche Ressource für eine urbane Gesellschaft hatte. In der

vorindustriellen Zeit war Brennholz der wichtigste Energieträger. Es wurde nicht nur für

die Raumheizung, sondern auch für viele Produktionsprozesse verwendet, wie z.B.

Ziegelherstellung, Metallbearbeitung, Porzellanproduktion, aber auch für Brauereien,

Bäckereien, Zuckerfabriken u.a.m. Neben der energetischen Nutzung war Holz auch ein

wichtiges Material für die Errichtung von Gebäuden und Infrastruktur, für den Bau von

Kutschen, Wagen und Schiffe, Möbel, Webstühle, Fässer und viele andere Objekte des

täglichen Lebens (Wessely, 1868; Chaloupek et al., 1991). In quantitativer Hinsicht war aber

Holz als energetische Ressource wesentlich wichtiger.

Historische Steueraufzeichnungen stellen die wichtigste Grundlage für die Ermittlung des

Wiener Holzverbrauchs dar. Eine Steuer war zu entrichten, sobald das Holz in die Stadt

gebracht wurde (Hauer, 2010). Diese Abgabe – ab 1830 als "Verzehrungssteuer"

bezeichnet – musste für die meisten Produkte bezahlt werden, die in die Stadt geliefert

wurden. Jenes Holz, das nur durch die Stadt transportiert wurde um es andernorts zu

verkaufen, wurde nicht in Steuerunterlagen angeführt. Die Zollgrenze der Stadt Wien,

welche zwischen 1760 und 1891 gleich geblieben ist, entsprach dem damaligen Linienwall

(heutiger Gürtel). Dazu kam noch die Leopoldstadt, wo bei der Donaubrücke die Steuer zu

entrichten war. Ebenso wurde Holz, das über den Donaukanal herangebracht wurde,

besteuert. Es ist jedoch nicht klar, ob das in der Stadt gewonnene Holz (in den Donau-

Auen in der Leopoldstadt) besteuert wurde oder nicht (Hauer, 2010).

Als historische Quellen dienten primär statistische Berichte und historisch-topografische

Beschreibungen (N.N., 1866; Handels- u. Gewerbekammer in Wien, 1867; Wessely, 1868,

1882). Die Literaturrecherche ergab, dass vielfältige Informationen über die Versorgung

und den Verbrauch von Holz in quantitativer und qualitativer Hinsicht verfügbar sind.

Damit war es möglich, den Verbrauch an Brennholz für den Zeitraum zwischen 1760 und

1891 genau zu rekonstruieren. Informationen bezüglich anderer Verwendungen des Holzes

sind nicht so einfach verfügbar. So musste die Menge des jährlich benötigten Bauholzes

basierend auf mehreren historischen Quellen im Detail recherchiert werden.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 20

Drei Werke stellten die Hauptgrundlage für die Quantifizierung des Holzverbrauchs in

Wien dar: Sandgruber (1987) für den Zeitraum 1760 – 1829, Hauer (2010) zwischen 1830

und 1890, sowie Krausmann (2013) für die Zeit von 1800 bis 2006. Sandgruber (1987) gibt

nicht nur Aufschluss über den Energieverbrauch in Wien vom späten 18. bis zum Ende

des 19. Jahrhunderts, sondern liefert auch zusätzliche Informationen zur Verwendung von

Brennholz, Holzkohle und Kohle. Johann (2005) bietet einen Überblick über den

Holzverbrauch von Wien vom 17. bis zum 19. Jahrhundert; ebenso Informationen darüber,

woher das Holz kam, wie es nach Wien transportiert wurde, wie der Verkauf des Holzes in

der Stadt Wien organisiert und wofür es verwendet wurde.

In den Aufzeichnungen zur Verzehrungssteuer wurden „Bauholz in Bäumen“ und „kleines

Bauholz“ wie Balken, Pfosten, Pflöcke, Brunnenröhren und Rinnen erst ab 1830 und 1832

(gemessen in Laufmeter) angeführt und ab 1833 bis 1843 als Stückzahl von Baumstämmen.

Kleinholzprodukte wie Bretter, Schindeln und Laden wurden in den Jahren 1830 bis 1843

ebenso stückweise verzeichnet. Die Umrechnung dieser Mengenangaben in Raummeter

bzw. Festmeter erfolgte auf Basis von Größenangaben für verschiedene Holzarten

publiziert von Wessely (1868), Rottleuthner (1985) und Ast & Winner (2011). Die

berechneten Mengen an Bauholz wurden danach anhand des Pro-Kopf-Verbrauches

Anfang der 1830er für den Untersuchungszeitraum um 1825 extrapoliert, das heißt,

geringfügig reduziert.

All die genannten Grundlagen beziehen sich nur auf Wien innerhalb der Steuergrenze

(Linienwall/Gürtel). Es gibt aber kaum Angaben über den Holzverbrauch in den Wiener

Vororten außerhalb der Linienwalls. Eine Möglichkeit, die in den Vororten verbrauchte

Holzmenge zu ermitteln, ist die Extrapolation basierend auf dem Pro-Kopf-Verbrauch und

der Bevölkerungszahl. Dazu wurden Bevölkerungsdaten den beiden Publikationen Weigl

(2000) und MSW Magistrat der Stadt Wien (1883-1913) entnommen. Demnach lebten im

Jahr 1825 innerhalb der Steuergrenze rund 278.000 Menschen (im Mittel 283.000 zwischen

1820 und 1830), während die Wiener Vororte entsprechend den frühest verfügbaren

Bevölkerungsdaten von 1830 ca. 62.000 Personen umfassten (bezogen auf

Zivilbevölkerung ohne Militär). Eine solche Extrapolation des Holverbrauchs kann aber

nur ein Näherungswert sein. Der Holzverbrauch hängt nämlich von mehreren Faktoren ab,

unter anderem von der Struktur der gewerblichen Wirtschaft und Industrie. Unklarheit

herrscht dabei, wieviele intensiv Holz verbrauchende Produktionsstätten, wie z.B.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 21

Ziegelwerke, es außerhalb des Linienwalls im Vergleich zu innerhalb des Walls gab. Im Jahr

1757 wurde die Schließung aller Ziegelwerke in der Gegend der heutigen Bezirke IV, V und

VI durch kaiserliches Dekret verordnet. Als Folge davon wurden die Ziegelwerke

außerhalb des Linienwalls verlegt (Rohatsch, 2005). Dies ist ein Faktor, der zu einem

höheren Pro-Kopf-Verbrauch an Holz außerhalb des Linienwalls beigetragen hat.

Da sich das gegenständliche Projekt auf die Stadt Wien innerhalb der heutigen Grenzen

bezieht, wurde der Holzverbrauch außerhalb des Gürtels auf Basis der gut belegbaren

Daten innerhalb des Gürtels hochgerechnet. Dabei wurden die oben genannten

Überlegungen mitberücksichtigt. Um die historisch gut abgesicherten Werte von den

hochgerechneten Werten zu unterscheiden, wurden diese bei den Ergebnissen bezüglich

des gesamten Holzverbrauchs der Stadt Wien um 1825 gesondert ausgewiesen (Abbildung

14).

4.7 Synthese der Projektergebnisse

Der letzte Arbeitsschritt umfasste die vergleichende Analyse der sektoralen Ergebnisse der

einzelnen Fachdisziplinen entsprechend der beiden in Kapitel 4.1 dargestellten Szenarien

(Abbildung 3 und Abbildung 4). Dabei wurden dem um 1825 im Augebiet vorhandenen

Holzvorrat die jährlichen Zuwachsraten, jährlich erodierte/mobilisierte Holzvorräte und

der damalige jährliche Holzverbrauch von Wien gegenübergestellt. Es wurde ermittelt,

inwiefern ein quantitativer Ausgleich zwischen Zuwachs und Verlust bzw. Bedarf an Holz

gegeben war. Beim anthropogen modifizierten Szenario wurde zusätzlich noch die

alljährlich aus dem Augebiet entnommene Holzmenge berücksichtigt.

Sowohl die sektoralen Ergebnisse als auch die Zusammenschau der Ergebnisse (Szenarien)

dienten als Grundlage für die abschließende Diskussion aus ökologisch-

naturschutzfachlicher und bzw. forstbetriebswirtschaftlicher Sicht.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 22

5 Ergebnisse

In den folgenden Kapiteln werden die Ergebnisse des Projekts zunächst entsprechend den

einzelnen Rekonstruktions- bzw. Modellierungsschritten je Fachdisziplin präsentiert. Die

Zusammenschau der Ergebnisse erfolgt danach in Kapitel 5.6.

5.1 Flussmorphologische Rekonstruktion

5.1.1 Abiotische Standortbedingungen

Auf Basis der rekonstruierten Zeitschnitte seit 1529 konnten neun verschiedene

Standortalter zwischen einem Jahr und mehr als 300 Jahre ausgewiesen werden. Da jedes

Standortalter in vier verschiedenen Geländezonen auftreten kann, ergaben sich in Summe

36 unterschiedliche terrestrische Standorttypen, die jeweils unterschiedliche

hydromorphologische Charakteristika aufweisen (Tabelle 2). Wie in Kartenbeilage 3

ersichtlich, befanden sich die jüngeren Austandorte (1 – 45 Jahre) sowie die Standorte

mittleren Alters (45 – 160 Jahre) direkt im bzw. sehr nah beim dynamischen Flusskorridor.

Die mit mehr als 300 Jahre ältesten Bereiche befanden sich großteils nördlich der Donau,

auf der Simmeringer Haide, in der Leopoldstadt und im Prater. Wie alt diese Bereiche

genau sind, kann aufgrund der historischen Quellen nicht festgelegt werden. Betrachtet

man die Verteilung des Standortalters im Augebiet, so ist zu erkennen, dass um 1825 ca. 25

% der Flächen jünger als 50 Jahre alt waren (Abbildung 8).

Knapp 50 % des Augeländes waren zwischen einem und rund 300 Jahre alt (=

Medianalter), wobei das gewichtete Mittel knapp über 300 Jahre lag. Das mittlere Alter wird

stark vom Alter der ältesten Geländeteile beeinflusst, welches jedoch nicht genauer

ermittelt werden konnte. Die Simmeringer Haide und die Bereiche weit nördlich der

Donau (Leopoldau, Kagran, Hirschstetten) sind vermutlich älter als der Prater (die zeitliche

Stellung der Leopoldstadt ist unklar). Als Näherungswert wurde daher für die älteste

Altersklasse ein mittleres Alter von 500 Jahren im Jahr 1825 angenommen, wobei große

Teile davon vermutlich einiges älter waren, einige auch jünger. Durch diese Unsicherheit

wurde die Modellierung der Vegetationsgesellschaften und des Holzvorrates nicht tangiert,

da bei über 300 Jahren dieselbe Vegetation bzw. Produktivität angenommen wurde.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 23

Tabelle 2: Übersicht über die rekonstruierten Standorttypen und -faktoren für die Wiener Donau-Auen um 1825

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Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 24

Abbildung 8: Verteilung des Standortalters im engeren Untersuchungsgebiet im Jahr 1825 (grün: gesamtes Augebiet, blau: zwischen 1817 und 1825 erodierte Flächen; die markierten

Datenpunkte stellen die Mittelwerte der zugrunde liegenden Altersklassen dar)

Die Verteilung der Flurabstände beim mittleren jährlichen Niederwasserstand

(MJNW) hängt eng mit der jeweiligen Geländezone zusammen (siehe Tabelle 2 und

Kartenbeilage 4). Tief liegende Vegetationsflächen (VABB) wiesen generell Flurabstände

zwischen 1,3 m und 3,2 m auf. Bei den dynamischeren An- und Auflandungsbereichen

(VABB-A) lag die Grenze der mehrjährigen Vegetation aufgrund der häufigeren

Spiegelschwankungen und Störungen mit 1,7 m über Null (MJNW) etwas höher als in den

Verlandungsbereichen mit 1,3 m über Null (VABB-V). Dementsprechend variieren diese

beiden Geländezonen geringfügig bezüglich der Flurabstandsklassen. Die Flurabstände der

Hauptniveauflächen des Augebietes (EFA mittel) betrugen bei MJNW um 1825 zumeist

zwischen 2,7 m und 4,2 m. Die höchsten Flächen des Augebietes (EFA hoch) wiesen

typischerweise Flurabstände von 4,2 m bis 6,7 m auf. Die näherungsweise Verteilung der

Flurabstände ist Abbildung 9 zu entnehmen (basierend auf Klassenmittelwerten). Bei

MJNW fielen 27 % der Standorte in die beiden untersten Klassen mit Flurabständen bis 2,7

m und ca. 50 % der Flächen waren durch Flurabstände kleiner als 3 m gekennzeichnet (=

Medianwert; gewichtetes Mittel = 3,4 m).

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 25

Abbildung 9: Verteilung der Flurabstände beim mittleren jährlichen Niederwasser (MJNW) und beim

sommerlichen Mittelwasser (SMW) im engeren Untersuchungsgebiet um 1825 (die markierten Datenpunkte stellen die Mittelwerte der zugrunde liegenden Flurabstandsklassen dar)

Für den sommerlichen Mittelwasserstand (SMW) ergibt sich ein analoges Bild. Da bei

SMW der Wasserspiegel im Mittel um 1,7 m höher lag als bei MJNW, verringerten sich

dementsprechend die Flurabstände. Bei SMW wurden bereits einige Bereiche der

Verlandungszonen (VABB-V) überstaut, weshalb sich die unterste Flurabstandsklasse nach

oben verschiebt (Abbildung 9).

Für die Entwicklung der Auenvegetation ist nicht nur die Anbindung an Grundwasser von

Relevanz, sondern auch die Höhe und Dauer der Überstauung bei häufig

wiederkehrenden Hochwässern. Im Zuge des Projekts wurden daher die entsprechenden

Kennwerte für 1-jährliche Hochwässer und 5-jährliche Hochwässer rekonstruiert. Das

1-jährliche Hochwasser (HW1) ist an der unregulierten österreichischen Donau ungefähr

mit dem bordvollen Wasserstand gleichzusetzen – jener Wasserführung bei der die

Böschungsoberkanten im Mittel gerade noch nicht überflutet wurde (Hohensinner et al.,

2011, 2013a). Bei HW1 wurden generell nur die tiefer liegenden Vegetationsflächen im

Augebiet (VABB-A, VABB-B) überflutet. Die höher liegenden Flächen (EFA mittel) waren

davon nur teilweise oder gar nicht (EFA hoch) betroffen. Die Überstauungshöhe in den

tief liegenden Bereichen lag generell zwischen 0 und 1,5 m, wobei die Dauer der

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 26

Überstauung im Mittel vermutlich 4 bis 8 Tage betrug. Höher liegenden Bereiche (EFA

mittel) waren bei HW1 großteils nicht oder nur geringfügig überflutet (max. 0,5 m ?).

Bei HW5 wurden hingegen auch die höheren Bereiche des Augebietes überflutet. Die

höchsten Bereiche (EFA hoch) wurden großteils aber noch nicht vom Hochwasser erreicht

(siehe Kartenbeilage 5). Während die tiefer liegenden Vegetationsflächen (VABB) mit 1,3 –

3,2 m vergleichsweise große Überflutungshöhen aufwiesen, waren diese bei den höher

liegenden Hauptniveauflächen des Augebietes (EFA mittel) mit 0,3 – 1,8 m wesentlich

geringer. Die Dauer der Überstauung betrug bei den VABB vermutlich 5 – 8 Tage je

Hochwasserereignis; bei den EFA war sie im Mittel mit maximal 5 Tagen etwas kürzer.

Die rekonstruierten Feinsedimentauflagen (Schluffüberdeckung) deuten darauf hin,

dass die Überlagerung des Schotter-/Sandhorizontes zu Beginn des Ablagerungszeitraumes

sehr rasch vor sich ging (siehe Spalte „mittlere Feinsedimentauflage“ in Tabelle 2). So

lagerten sich bei einem einzigen Hochwasser stellenweise bereits einige Dezimeter Schluff

ab. Vor allem die auf offenen Schotterflächen neu aufwachsenden Gehölze (Weiden und

Tamarisken) beschleunigten die Ablagerung von Schluff indem sie die Fließgeschwindigkeit

lokal signifikant reduzierten. Während in den ersten 20 Jahren jährliche Ablagerungsraten

von rund 10 cm erreicht wurden, verringerten sich diese über längere Zeiträume hinweg

erheblich (siehe Abbildung 6 in Kapitel 4.2). Über 100 Jahre alte Standorte zeigten nur

mehr sehr geringe Auflandungen durch Feinsedimente. Durch die anfänglichen

Schluffablagerungen erhöhte sich sehr rasch das Niveau des Augeländes. Mit

zunehmendem Ablagerungsniveau wurde das ältere Augelände immer seltener von

Hochwässern erreicht, wodurch die Ablagerung nur mehr bei besonderen

Katastrophenhochwässern erfolgen konnte.

Jüngere, bis zu 20 Jahre alte Standorte wurden im Mittel von bis zu 1,6 m mächtige

Schluffhorizonten überlagert (Kartenbeilage 6). Standorte mit einem Alter von 20 bis 100

Jahre wiesen in Mittel Schlufflagen von 1,6 m bis 2,1 m auf und die noch älteren Standorte

(> 100 Jahre) kamen auf bis zu 3 m Mächtigkeit. Es versteht sich von selbst, dass es sich

hierbei um generalisierte Mittelwerte handelt. Lokal, wie z.B. in Gräben oder bei

besonderen Strömungsverhältnissen, konnten in kürzeren Zeiträumen auch 4 m mächtige

Feinsedimentauflagen entstehen.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 27

5.1.2 Flussdynamik

Abbildung 10 auf der nächsten Seite stellt die Umlagerungsvorgänge bezogen auf die

Landfläche im engeren Untersuchungsgebiet dar. Daraus ist ersichtlich, wieviel Prozent des

Augeländes (VABB und EFA) im jeweiligen Zeitraum jährlich erodiert oder neu angelandet

wurden. So wurden im Zeitraum vor Beginn der verstärkten Regulierung (1663 – 1825)

jährlich im Mittel 0,42 % des Augeländes vom Fluss abgetragen. Die Anlandungen

machten mit 0,42 % des Augeländes durchschnittlich ebenso viel aus. Dies bedeutet, dass

langfristig alljährlich auf rund 25 ha neue Lebensräume für die Pioniervegetation

entstanden sind. Der anthropogen bedingte Rückgang der Erosion nach 1825 ist klar

ersichtlich. Möglicherweise ist die leicht verminderte Erosion zwischen 1817 und 1825

teilweise menschlich verursacht, das heißt, auf lokale Regulierungsmaßnahmen

zurückzuführen (z.B. am Donaukanal). Daher wurden für die Berechnung des durch

Erosion mobilisierten Holzvorrates nicht nur die Erosionsraten von 1817 – 1825

herangezogen, sondern auch die höheren Werte zwischen 1805 und 1817. Die jährlichen

Erosionsraten sind für verschiedene Zeiträume und für unterschiedliche räumliche Bezüge

in Tabelle 3 zusammengefasst. Demnach wurden jährlich zwischen 24 und 34 ha an

Landflächen erodiert. Dies entspricht rund 2,1 – 2,9 ha pro km Tallänge (heute ca. je km

reguliertem Donaulauf). Oder anders ausgedrückt: je km² Landfläche (Augelände) wurden

damals zwischen 0,40 und 0,56 ha an potenziellen Waldflächen erodiert.

Tabelle 3: Jährliche Erosionsraten im engeren Untersuchungsgebiet 1780 – 1849 (ha)

Erosionsraten Landflächen pro Jahr  1780‐  1805‐  1817‐  1825‐ 

   1805  1817  1825  1849 

Fläche erodiert gesamt (ha)  25,8   33,8   24,2   20,2  

pro km Talachsenlänge (ha)  2,19   2,87   2,06   1,72  

pro km² Fluss‐/Auenzone (ha)  0,34   0,44   0,31   0,26  

pro km² Augelände (ha)  0,43   0,56   0,40   0,33  

pro km² Waldfläche (ha)*  ‐  ‐  1,04   ‐ 

Erosionsraten Verhältnis zu 1817 – 1825  1,07   1,40   1,00   0,84  

* bezogen auf tatsächlich vorhandene Waldflächen 1817 – 1825 

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 28

Abbildung 10: Jährliche Umlagerungsraten bezogen auf die Landfläche im engeren Untersuchungsgebiet; grün: Anlandungen blau: Erosion punktierte horizontale Linien 1663–1780: tatsächliche Messwerte, die auf Basis der detaillierten Analysen 1780–1825 korrigiert wurden Verhältniswerte: Verhältnis zwischen Anlandung und Erosion (basierend auf Lager 2012, ergänzt von Schuller, in prep.)

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 29

Bei der separaten Analyse der tatsächliche Wald-/Landnutzung um 1825 (Szenario 2)

wurde zudem unterschieden, ob es sich bei der betreffenden erodierten Fläche um einen

Waldbestand oder um eine anderweitig genutzte Landfläche gehandelt hat (vgl.

Kartenbeilage 7).

Die Auswertungen der erodierten Auenstandorte lieferten auch Hinweise zu deren

Altersverteilung im Vergleich zur Altersstruktur des gesamten Augebietes. Wie in

Abbildung 8 zu sehen, waren 70 % der zwischen 1817 und 1825 erodierten Flächen jünger

als 50 Jahre und somit wesentlich jünger als das gesamte Augebiet. Das Medianalter (50 %)

der erodierten Standorte betrug um 1825 nur 20 Jahre und das gewichtete Mittel nur 85

Jahre. Daraus geht hervor, dass die Flussdynamik Anfang des 19. Jahrhunderts primär im

jüngeren Alluvium der Donau angesiedelt war, während ältere Standorte nur wenig davon

betroffen waren.

5.2 Historische Land-/Waldnutzung

Innerhalb des engeren Untersuchungsgebietes waren lediglich rund 30 % der Fläche

Auwald. Fast 50 % der Fläche wurde landwirtschaftlich genutzt, wobei sich die Äcker vor

allem am nördlich gelegenen linken Donauufer im Anschluss an alte und neuere Siedlungen

wie Floridsdorf, Kagran, Hirschstetten, Stadlau oder Aspern befanden. Über ein Viertel der

Flächen waren Wiesen, Weiden, Obst- oder Gemüsegärten und in einem geringen Ausmaß

auch Weingärten, die an den Rändern des Projektgebietes nahe des heutigen 19. Bezirkes

lagen. Gebäude und Flächen höherwertiger Nutzung (z.B. Militäranlagen, Friedhöfe, Parks)

machten ca. 3 % aus (Tabelle 4).

Tabelle 4: Landnutzungen und Flächenverteilung im engeren Untersuchungsgebiet 1825 – 1830

Landnutzungstyp ha %

Äcker 1.593 21,1 Wiesen, Weiden, Weingärten, Obst- Gemüsegärten

2.014 26,7

Gebäude, höherwertige Nutzungen 237 3,1

Gewässer 1.413 18,7

Sonstige 35 0,5

Wälder (inkl. potenzielle Waldstandorte) 2.249 29,8

Gesamt 7.541 100,0

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 30

Landflächen nahmen um 1825 im engeren Untersuchungsgebiet rund 6.129 ha ein. Davon

waren tatsächlich noch 2.046 ha oder rund 33 % an Waldflächen übrig (ohne

Berücksichtigung von Sedimentflächen als potenzielle Waldstandorte; siehe Kartenbeilage

1). Die Kontrolle anhand der Parzellenprotokolle führte zu einigen Änderungen in der

Klassifizierung und Abgrenzung der Parzellen, sodass die tatsächlich ausgewerteten

Auwaldflächen im engeren Untersuchungsgebiet schließlich 2.310 ha betrugen anstatt der

2.249 ha im Kataster ausgewiesenen Waldflächen. In diesen Werten sind auch angrenzende

Sedimentflächen an den Gewässerufern als potenzielle Waldstandorte inkludiert, wodurch

sich eine etwas größere Fläche als die oben genannten 2.046 ha ergab. Die angrenzenden

Sedimentflächen wurden in die Berechnung und Überprüfung anhand der

Parzellenprotokolle inkludiert, da aufgrund des Zeitabstands zwischen Vermessung der

Mappenblätter und Endausfertigung der Parzellenprotokolle mehrere Jahre lagen, in denen

entweder bereits Waldstandorte entstanden sind oder durch die Dynamik der Donau

wieder erodiert wurden. Es sie hier darauf hingewiesen, dass solche Ereignisse tatsächlich

mehrfach stattfanden, da das große Donauhochwasser von 1830 zwischen den beiden

Aufnahmeperioden lag.

Als Waldnutzungsklassen wurden „Auwälder“ und „Niederwälder“ ausgewiesen. Einige

Flächen waren als gemischte Nutzung in Form von Hutweiden mit vereinzeltem

Waldbestand angeführt. Grundsätzlich ist anzumerken, dass bei der Unterscheidung der

Waldnutzungstypen „Auwald“ und „Niederwald“ keine plausible Differenzierung gefunden

werden konnte (Anmerkungen dazu siehe Kapitel Methodik 4.3).

Als dominierende Baumarten wurden Weiden (auch als Felbern angeführt), Pappeln,

Espen (auch Aspe oder Zitterpappel), Erlen, Eschen, Ulmen und Ahorn angegeben.

Teilweise wurden einzelne Arten unterschieden, wie Schwarz- oder Silber-Pappel oder

Weiß-Erle. Diese Angaben sind aber nicht überall vorhanden, sodass die Auswertungen auf

der Ebene von Gattungen durchgeführt werden musste. Neben den dominierenden

Baumarten finden sich zusätzlich Weiß-Buchen, Eichen aber auch Apfel- und Birnbäume

unter den Gehölzen der Auwälder. Wurden zwei oder mehrere dominierende Baumarten

genannt, so zeigen diese gemeinsamen Vorkommen oft keinen Zusammenhang mit

natürlichen Auwald-Gesellschaften. Das ist zum Beispiel in Leopoldstadt der Fall, wo im

Bereich nördlich des heutigen Pratersterns und sogar auf nahe gelegenen Inseln Pappeln

und Ulmen als vorherrschend angeführt wurden. Möglicherweise handelte es sich hierbei

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 31

um die Flatter-Ulme. Im heutigen Prater werden Ulmen als einzig dominierende Baumart

angeführt. Eventuell verblieben in diesem bereits um 1825 für Erholungszwecken

genutzten Gebiet einzelne Ulmen als Überhälter, während andere Gehölze entfernt oder

reduziert wurden.

Die Umtriebszeiten lagen in den einzelnen Gemeinden und Nutzungsklassen für Pappeln

und Weiden zwischen 30 und 40 Jahren, bei Erlen und Ahorn zwischen 20 und 24 Jahren

und bei den Ulmen bei 30 bis 80 Jahren.

Verschiedene Kennwerte des jährlichen Holzzuwachses sind in Tabelle 5 angeführt. Die

Mittelwerte lagen für Pappeln z.B. bei 13 rm/ha (9,1 fm), bei Weiden und Ulmen bei ca.

7,5 rm/ha (5,3 fm). Es liegen allerdings große Schwankungsbreiten vor, die sich

wahrscheinlich durch den unterschiedlichen Zustand der Wälder ergaben (siehe unten). Die

Maximalwerte für Pappeln lagen z.B. bei 17,5 rm/ha (12,3 fm) und bei Erlen bei 18,7

rm/ha (13,1 fm). Insgesamt scheinen zumindest die Mittelwerte relativ niedrig (vgl.

modellierte Zuwachsraten in Kapitel 5.4), die Relation zwischen den einzelnen Arten ist

allerdings aus forstwirtschaftlicher Sicht plausibel.

Tabelle 5: Jährliche Zuwachsraten für Hauptbaumarten basierend auf dem Kataster (Festmeter)

Pappel Weide Ulme Erle Ahorn Weichholz Hartholz alle Minimum 6,7 1,7 3,5 3,5 4,6 3,1 6,5 3,3 Median 8,6 4,5 5,6 4,6 4,6 6,5 6,5 5,0 Mittelwert 9,1 5,5 5,3 6,3 4,6 5,7 6,5 6,0 Maximum 12,3 10,1 6,9 13,1 4,6 6,5 6,5 10,1 Anzahl Werte 6 5 7 9 1 4 1 8

Ermittelt man nun den jährlichen Gesamtzuwachs aller Auwaldflächen auf Basis des

jährlichen Zuwachses/ha für die angeführten Baumarten in einer Nutzungsklasse und der

Fläche einer Nutzungsklasse in einer Gemeinde, so ergeben sich für das engere

Untersuchungsgebiet 17.270 rm. Dies entspricht bei einem Umrechnungsfaktor von 0,7

insgesamt rund 12.090 fm. Da davon auszugehen ist, dass nur größere Stämme nach

Erreichen der Umtriebszeit berücksichtigt wurden, kann dieser Wert als Vorratsfestmeter

Derbholz (VfmD = Holz mit Durchmesser > 7 cm) angesehen werden. Für einen

Vergleich mit den modellierten Werten ist zudem noch zu berücksichtigen, dass der hier

berechnete Wert einen sogenannten „Haubarkeitsdurchschnittszuwachs“ darstellt, der je

nach Durchforstung und Waldzustand um 25 – 50 % unter dem durchschnittlichen

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 32

Gesamtzuwachs lag. Tatsächlich ist daher von 15.110 – 18.140 VfmD/Jahr

durchschnittlichem Gesamtzuwachs auszugehen. Rechnet man noch einen Anteil von 15

% an stärkerem Astholz (5 – 7 cm Durchmesser) dazu, ergibt sich ein Haubarkeits-

durchschnittszuwachs von 13.900 fm und ein durchschnittlicher Gesamtzuwachs

zwischen 17.380 – 20.860 fm pro Jahr.

In Hinblick auf den Waldzustand wird für einige Nutzungsklassen angeführt, dass die

Wälder stark ausgelichtet waren und zudem Jagd- bzw. Wildschäden zu verzeichnen waren.

Letzteres traf vor allem auf die Auwälder der 1. Klassen in der Katastralgemeinde Aspern

zu, weiters auf jene der 1. und 3. Klasse in der Leopoldstadt.

Bei einem angenommenen Gesamtjahresverbrauch der Stadt Wien von ca. 900.000 fm um

1825 deckte der Zuwachs der Auwälder somit nur 1,9 – 2,3 % des Bedarfes ab. Es ist aber

auf Basis der verfügbaren historischen Quellen nicht zu eruieren, welche Holzmengen für

die Stadt Wien tatsächlich aus den noch verbliebenen Donau-Auwäldern entnommen

wurden. Bei den Nutzungen ist angeführt, dass im Augebiet hauptsächlich Brennholz

gewonnen wurde. Darüber hinaus wurde Holz aber auch für den Wasserbau (Faschinen)

verwendet. Einzelne Ulmen wurden gewerblich genutzt. Holz wurde schließlich aber auch

an Wagner verkauft oder für die Herstellung von „Korken“ für Holzfässer verwendet.

5.3 Vegetationsökologische Rekonstruktion

Im Folgenden wird auf Basis der für das Untersuchungsgebiet flächendeckend

vorliegenden Informationen zu den Standortbedingungen (Kapitel 5.1.1) eine Zuordnung

zu den jeweiligen Auentypen der Wiener Donau-Auen um 1825 vorgenommen (Tabelle 6).

Neben der Verlandungsserie müssen die Sukzessionsphasen der An- und Auflandungsserie

zusammengefasst behandelt werden, da eine getrennte Darstellung auf Basis der

vorliegenden Standortsinformationen nicht möglich ist.

Die nähere Beschreibung der Auentypen anhand der Leitarten der Baum- und

Strauchschicht sowie die Gegenüberstellung mit den Pflanzengesellschaften der An-

/Auflandungsserie nach Willner & Grabherr (2007) ist in Tabelle 7 ersichtlich. Analog dazu

charakterisiert Tabelle 8 die Auentypen der Verlandungsserie.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 33

Tabelle 6: Primäre Standortfaktoren und Festlegung der Auentypen der Wiener Donau-Auen vor Beginn der Regulierung für die An-/Auflandungsserie und die Verlandungsserie

Standort- typ Code

Land war zuletzt

Wasser in:

Altersklasse (Jahre

gerundet)

Gelände- zone

Flurabstand bei SMW

(m)

An-/Auflandung Auentyp

Verlandung Auentyp

>300 tief

älter > 300

VABB 0 - 1,5 Hohe Pappelau/ Hohe Eichen-Ulmenau Tiefe Pappel-Feldulmenau

>300 mittel EFA mittel 1,0 - 2,5 Hohe Eichen-Ulmenau

>300 hoch EFA hoch 2,5 - 5,0 Hohe Eichen-Ulmenau

250-300 tief

1529 250 - 300

VABB 0 - 1,5 Hohe Pappelau/ Hohe Eichen-Ulmenau Tiefe Pappel-Feldulmenau

250-300 mittel EFA mittel 1,0 - 2,5 Hohe Eichen-Ulmenau

250-300 hoch EFA hoch 2,5 - 5,0 Hohe Eichen-Ulmenau

200-250 tief

1570 200 - 250

VABB 0 - 1,5 Hohe Pappelau/ Hohe Eichen-Ulmenau Tiefe Pappel-Feldulmenau

200-250 mittel EFA mittel 1,0 - 2,5 Hohe Eichen-Ulmenau

200-250 hoch EFA hoch 2,5 - 5,0 Hohe Eichen-Ulmenau

160-200 tief

1632 160 - 200

VABB 0 - 1,5 Hohe Pappelau Tiefe Pappelau

160-200 mittel EFA mittel 1,0 - 2,5 Hohe Pappelau

160-200 hoch EFA hoch 2,5 - 5,0 Hohe Pappelau

100-160 tief

1663 100 - 160

VABB 0 - 1,5 Hohe Pappelau Tiefe Pappelau

100-160 mittel EFA 1,0 - 2,5 Hohe Pappelau

100-160 hoch EFA hoch 2,5 - 5,0 Hohe Pappelau

45-100 tief

1726 45 - 100

VABB 0 - 1,5 Hohe Weidenau Tiefe Weidenau

45-100 mittel EFA mittel 1,0 - 2,5 Hohe Weidenau

45-100 hoch EFA hoch 2,5 - 5,0 Hohe Weidenau

20-45 tief

1780 20 - 45

VABB 0 - 1,5 Hohe Weidenau Röhricht

20-45 mittel EFA mittel 1,0 - 2,5 Hohe Weidenau

20-45 hoch EFA hoch 2,5 - 5,0 Hohe Weidenau

8-20 tief

1805 8 - 20

VABB 0 - 1,5 Purpurweidenau Röhricht

8-20 mittel EFA mittel 1,0 - 2,5 Purpurweidenau

8-20 hoch EFA hoch 2,5 - 5,0 Purpurweidenau

1-8 tief

1817 1 - 8

VABB 0 - 1,5 Straußgras-Pionierrasen Röhricht

1-8 mittel EFA mittel 1,0 - 2,5 Purpurweidenau

1-8 hoch EFA hoch 2,5 - 5,0 Purpurweidenau

-

1825 0

(Wasser + Schotter)

- - < MJNW = Gewässer < MJNW = Gewässer

- - - > MJNW = vegetationslose

- - - Schotter-/Sandbänke

Abkürzungen/Legende: MJNW = mittleres jährliches Niederwasser, SMW = sommerliches Mittelwasser = MW + 30/40 cm (= mittlere Vegetationsgrenze) VABB = vegetated area below bankfull (tief liegende Flächen mit mehrjähriger Vegetation, Uferzonen, junge Weidenflächen, kleine Inseln, Gräben und Senken im Augebiet) EFA mittel = elevated floodplain areas (höher liegende Flächen des Augebietes, Hauptniveau des Augeländes) EFA hoch = besonders hohe Bereiche des Augebietes, zumeist älteste Bereiche wie auf Simmeringer Haide und Leopoldstadt, erst über HW5 überflutet

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 34

Tabelle 7: Auentypen der Wiener Donau-Auen vor Regulierung, Pflanzengesellschaften der An- und Auflandungsserie und Leitarten der Baum- und Strauchschicht (Pflanzennamen nach Fischer et al., 2008).

Auentypen der Wiener Donau-Auen (Drescher & Egger)

Pflanzengesellschaft (nach Willner & Grabherr 2007)

Leitarten (LA) der Baum-und Strauchschicht (fett = dominant; Strauchschicht nur wenn

Diff.-Art)

Typische und Trockene Hainbuchenau

Fraxino-Ulmetum caricetosum albae

Ulmus minor (histor.), Acer campestre, Populus alba, Quercus robur, Carpinus betulus, Fraxinus excelsior, Tilia cordata, (Pyrus pyraster, Juglans regia, Cornus

mas, Berberis vulgaris)

Hohe Eichen-Ulmenau Fraxino-Ulmetum typicum Populus nigra, Acer campestre, Ulmus laevis, (Alnus incana, Fraxinus excelsior)

Hohe Pappelau Fraxino-Populetum typicum Populus nigra, Alnus incana, Populus alba, Ulmus laevis, Salix alba, (S. purpurea, )

Hohe Weidenau Salicetum albae cornetosum Salix alba, (S. purpurea, Populus nigra, Ulmus laevis, Cornus sanguinea)

Purpurweidenau Salicetum purpureae Salix purpurea, Salix eleagnos, Myricaria germanica (histor.)

Straußgras-Pionierrasen "Straußgrasstadium", Echio-

Melilotetum?, Bidention-Gesellschaften

Agrostis alba, Phalaris arundinacea, Deschampsia cespitosa, Daucus carota, Melilotus albus, Hieracium pilosella Myricaria germanica (histor.) u.a. (alle über

Kies bzw. Grobsand); Persicaria hydropiper, P. lapathifolia, P. mitis, Bidens tripartita, Chenopodium glaucum, u.a. (über schluffig-feinsandigem Sediment)

(für die nähere Beschreibung der Auentypen siehe Detailbericht Drescher & Egger 2013)

Tabelle 8: Auentypen der Wiener Donau-Auen vor Regulierung, Pflanzengesellschaften der Verlandungsserie und Leitarten der Baum- und Strauchschicht (Pflanzennamen nach Fischer et al., 2008).

Auentypen der Wiener Donau-Auen (Drescher & Egger)

Pflanzengesellschaft (nach Willner & Grabherr 2007)

Leitarten (LA) der Baum-und Strauchschicht (fett = dominant; Strauchschicht nur wenn

Diff.-Art)

Feuchte Hainbuchenau Fraxino-Ulmetum phalaridetosum (prov.)

Ulmus minor (histor.), Acer campestre, Populus alba, Quercus robur, Fraxinus excelsior, (Carpinus

betulus),

Tiefe Pappel-Feldulmenau Fraxino-Populetum typicum Populus alba, Ulmus minor, Fraxinus excelsior, Viburnum opulus

Tiefe Pappelau Fraxino-Populetum phalaridetosum prov. Populus alba (Salix alba × fragilis, S. fragilis)

Tiefe Weidenau Salicetum albae phalaridetosum Salix alba

"Lückiger Weidenbusch" ?? Salix alba, Populus alba

Röhricht Phragmitetum vulgaris,

Scirpetum lacustris, Glycerietum aquaticae

Phragmites australis, Schoenoplectus lacustris, Glyceria aquatica

Bültenseggenbestand Caricetum elatae Carex elata

Schwimmblattgesellschaften Nymphaetum albo-luteae Nuphar lutea

(für die nähere Beschreibung der Auentypen siehe Detailbericht Drescher & Egger 2013)

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 35

Die Auswertungen lassen den Schluss zu, dass die Hainbuchenauen als Endgesellschaft

(mature phase) im Untersuchungsgebiet wahrscheinlich – mit Ausnahme kleinflächiger

Relikte – kaum vorgekommen sind (Tabelle 8). Es ist davon auszugehen, dass diese sehr

reifen Standorte bereits damals durchwegs gerodet waren und landwirtschaftlich genutzt

wurden und damit in den Karten nicht mehr als Auwald ausgewiesen wurden.

Kartenbeilage 8 zeigt die daraus resultierende flächige Verteilung der potenziell natürlichen

Auentypen im Projektgebiet um 1825. Klar ersichtlich ist, dass der Flusskorridor aufgrund

der hohen Umlagerungsdynamik primär durch Weichholz-Gesellschaften geprägt war.

Aber selbst die älteren Standorte (> 200 Jahre) wiesen aufgrund des relativ geringen

Flurabstandes und der häufigen Überflutungen großflächig Übergangsformen von Weicher

Au zur Harten Au auf (Hohe Pappelau/Hohe Eichen-Ulmenau). Richtige Harte Auwälder

(Hohe Eichen-Ulmenau) konnten sich nur auf den höchsten und zugleich ältesten

Standorten des Augebietes entwickeln. Konkret betrifft dies nur die Roßau, die

Leopoldstadt, Teile der Simmeringer Haide und im Bereich Jedlesee-Floridsdorf-

Leopoldau. Die Auenvegetation wurde auf 87 % der Landflächen primär durch An- bzw.

Auflandungsprozesse geprägt und lediglich auf 13 % durch Verlandungsprozesse.

Insgesamt nahm die Weiche Au rund 34 % der Fläche ein, wovon der Großteil von der

Hohen Weidenau und Hohen Pappelau geprägt wurde (Abbildung 11).

Abbildung 11: Flächenbilanz der potenziell natürlichen Auentypen bei Wien um 1825

(bezogen auf das gesamte Projektgebiet Kahlenbergerdorf bis Albern)

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 36

Die Übergangstypen von Weicher Au zur Harten Au (Hohe Pappelau/Hohe Eichen-

Ulmenau und Tiefe Pappel-Feldulmenau) nahmen mit 48 % noch größere Flächen ein,

während die Harte Au (Hohe Eichen-Ulmenau) nur knapp 11 % des Augebietes erreichte.

Die restlichen Flächen (6 %) entfielen auf Straußgras-Pionierrasen in An- und

Auflandungsbereichen sowie Röhricht in Verlandungsbereichen. Der hohe Anteil des

Übergangstyps und der Harten Au mit insgesamt 59 % ist vor allem auf die großflächigen,

stabileren Bereiche des Augebietes in der Leopldstadt, Prater, nördlich der Donau und auf

der Simmeringer Haide zurückzuführen.

5.4 Forstwirtschaftliche Modellierung

Tabelle 9 zeigt die Ergebnisse der forstlichen Modellierungen. Je Bestandstyp wurde der

Holzvorrat des Auwaldes sowohl für eine vorratsreiche Variante (natürlich ohne

Waldnutzung) als auch eine vorratsarme (bewirtschaftete) Variante berechnet.

Tabelle 9: Modellierte Holzmengen je Bestandstyp – Mittelwerte (von/bis = untere/obere Grenze der 95 %-Konfidenzintervalle bei 5 % Irrtumswahrscheinlichkeit)

modellierter Kennwert

Purp

urw

eide

nau

Tief

e W

eide

nau

Hoh

e W

eide

nau

Tief

e Pa

ppel

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Hoh

e Pa

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Tief

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Hoh

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chen

-U

lmen

au

Typi

sche

/troc

kene

H

ainb

uche

nau

Holzvorrat vorratsreiche Variante (VfmD/ha) 104 124 262 287 280 258 220 242

von 48 68 212 262 260 239 200 186 bis 159 180 312 312 299 277 241 299 Holzvorrat vorratsarme Variante (VfmD/ha) 80 92 227 238 218 188 170 185

von 36 47 184 215 201 171 151 143 bis 123 137 269 261 234 205 188 227 Zuwachs Holzvorrat (VfmD/ha/Jahr) 12,6 14,7 16,1 13,1 12,1 11,4 8,8 10,1

von 8,7 12,6 12,9 12,0 11,2 10,4 8,2 7,5 bis 16,5 16,9 19,3 14,1 12,9 12,4 9,4 12,7 Totholzvorrat (VfmD/ha) 13 76 60 39 29 24 24 38

von 1 46 38 31 23 17 18 12 bis 24 107 83 46 34 31 29 63 Zuwachs Totholzvorrat (VfmD/ha/Jahr) 0,5 5,4 3,1 1,5 1,2 0,8 1,0 2,4

von 0,1 2,4 0,9 0,7 0,6 0,1 0,5 0,3 bis 1,6 8,4 5,2 2,3 1,7 1,6 1,5 4,4

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 37

Die erste Variante dient der Untersuchung der potenziell natürlichen Holzressourcen

(Szenario 1), die zweite Variante für die Analyse des damals bereits menschlich genutzten

Wiener Auwaldes (Szenario 2). Weiters wurden die jährlichen Zuwächse an Holz und der

Vorrat an Totholz im Waldbestand sowie dessen jährlicher Zuwachs modelliert. Die

Ergebnisse sind als Vorratsfestmeter Derbholz (VfmD) je Hektar Auwald angegeben

(sämtliches Holz mit einem Durchmesser größer als 7 cm) und stellen Mittelwerte

basierend auf 95%-Konfidenzintervallen dar (Irrtumswahrscheinlichkeit 5 %). Diese

Mittelwerte wurden in weiterer Folge für Ausarbeitung der Endergebnisse herangezogen

(siehe Kapitel 5.6).

Für die letztendliche Zuordnung der modellierten Kennwerte zu den Standortstypen bzw.

Auentypen der Wiener Donau-Auen um 1825 wurden zusätzlich das Standortalter und

andere Faktoren, wie der potenzielle Überschirmungsgrad je Bestandsalter, berücksichtigt.

Diese zusätzliche Differenzierung war erforderlich, da ein Auentyp in mehreren

Standortaltersklassen auftreten kann.

Tabelle 10: Modellierte Holzmengen je Standorttyp und Auentyp bei Wien um 1825

Standort- Typ Code

Auentyp (Drescher & Egger)

Hol

zvor

rat

vorr

atsr

eich

e Va

r. (V

fmD

/ha)

Hol

zvor

rat

vorr

atsa

rme

Var.

(Vfm

D/h

a)

Zuw

achs

H

olzv

orra

t (V

fmD

/ha/

Jahr

)

Toth

olzv

orra

t (V

fmD

/ha)

Zuw

achs

To

thol

zvor

rat

(Vfm

D/h

a/Ja

hr)

>300 tief A Hohe Pappelau/H. Eichen-Ulmenau 220 170 8,8 24 1,0 >300 tief V Tiefe Pappel-Feldulmenau 258 188 11,4 24 0,8 >300 mittel Hohe Pappelau/H. Eichen-Ulmenau 220 170 8,8 24 1,0 >300 hoch Hohe Eichen-Ulmenau 242 185 10,1 38 2,4

250-300 tief A Hohe Pappelau/H. Eichen-Ulmenau 214 165 8,6 23 1,0 250-300 tief V Tiefe Pappel-Feldulmenau 250 182 11,1 23 0,8 250-300 mittel Hohe Pappelau/H. Eichen-Ulmenau 214 165 8,6 23 1,0 250-300 hoch Hohe Eichen-Ulmenau 235 180 9,8 36 2,3

200-250 tief A Hohe Pappelau/H. Eichen-Ulmenau 207 160 8,3 22 1,0 200-250 tief V Tiefe Pappel-Feldulmenau 243 177 10,7 22 0,8 200-250 mittel Hohe Pappelau/H. Eichen-Ulmenau 207 160 8,3 22 1,0 200-250 hoch Hohe Eichen-Ulmenau 228 174 9,5 35 2,2

160-200 tief A Hohe Pappelau 280 218 12,1 29 1,2 160-200 tief V Tiefe Pappelau 287 238 13,1 39 1,5 160-200 mittel Hohe Pappelau 280 218 12,1 29 1,2 160-200 hoch Hohe Pappelau 280 218 12,1 29 1,2

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 38

Tabelle 10 (Fortsetzung): Modellierte Holzmengen je Standorttyp und Auentyp bei Wien um 1825

Standort- Typ Code

Auentyp (Drescher & Egger)

Hol

zvor

rat

vorr

atsr

eich

e Va

r. (V

fmD

/ha)

Hol

zvor

rat

vorr

atsa

rme

Var.

(Vfm

D/h

a)

Zuw

achs

H

olzv

orra

t (V

fmD

/ha/

Jahr

)

Toth

olzv

orra

t (V

fmD

/ha)

Zuw

achs

To

thol

zvor

rat

(Vfm

D/h

a/Ja

hr)

100-160 tief A Hohe Pappelau 224 174 9,7 23 0,9 100-160 tief V Tiefe Pappelau 229 190 10,5 31 1,2 100-160 mittel Hohe Pappelau 224 174 9,7 23 0,9 100-160 hoch Hohe Pappelau 224 174 9,7 23 0,9

45-100 tief A Hohe Weidenau 262 227 16,1 60 3,1 45-100 tief V Tiefe Weidenau 124 92 14,7 76 5,4 45-100 mittel Hohe Weidenau 262 227 16,1 60 3,1 45-100 hoch Hohe Weidenau 262 227 16,1 60 3,1

20-45 tief A Hohe Weidenau 157 136 9,7 36 1,8 20-45 tief V Röhricht 0 0 0,0 0 0,0 20-45 mittel Hohe Weidenau 157 136 9,7 36 1,8 20-45 hoch Hohe Weidenau 157 136 9,7 36 1,8

8-20 tief A Purpurweidenau 104 80 12,6 13 0,5 8-20 tief V Röhricht 0 0 0,0 0 0,0 8-20 mittel Purpurweidenau 104 80 12,6 13 0,5 8-20 hoch Purpurweidenau 104 80 12,6 13 0,5

1-8 tief A Straußgras-Pionierrasen 0 0 0,0 0 0,0 1-8 tief V Röhricht 0 0 0,0 0 0,0 1-8 mittel Purpurweidenau 31 24 4 4 0,1 1-8 hoch Purpurweidenau 31 24 3,8 4 0,1

Schotter vegetationslose Sand-/Schotterbänke 0 0 0,0 0 0,0 Wasser Gewässer 0 0 0,0 0 0,0

Für die Ermittlung der potenziell natürlichen Holzressourcen der Wiener Donau-Auen

(Szenario 1) wurden der Holzvorrat der vorratsreichen Variante und der Totholzvorrat

summiert. Die flächige Umlegung der Modellierungsergebnisse erfolgte über die im GIS-

Projekt vorliegenden Standorttypen (siehe Kartenbeilage 9). Beim Zuwachs des jährlichen

Holzvorrates wurde für das Szenario 1 ebenfalls der Zuwachs an Totholz mitgerechnet

(Kartenbeilage 10). Unter Berücksichtigung der damaligen menschlichen Nutzungen

(Szenario 2) wurde das Totholz hingegen weder beim Holzvorrat (vorratsarme Variante)

noch beim Zuwachs hinzugezählt, da anzunehmen ist, dass dieses großteils aus dem

Bestand entfernt wurde (Kartenbeilagen 11 und 12). Die in den angeführten

Kartenbeilagen dargestellten Holzmengen beinhalten kein Astholz (Durchmesser 5 – 7 cm;

vgl. Kapitel 5.6).

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 39

5.5 Historischer Holzverbrauch

Der Verbrauch an Brennholz der Stadt Wien innerhalb des Linienwalls (Gürtel inklusive

Leopoldstadt) stieg von rund 477.000 Raummeter (rm) im Jahr 1760 auf rund 1 Mio. rm in

den 1780ern (Abbildung 12). Bis 1850 schwankte die jährliche Menge an verbrauchtem

Brennholz stark, der generelle Trend ist aber gleich geblieben. In der zweiten Hälfte des 19.

Jahrhunderts sank der Holzverbrauch stetig und erreichte um 1890 ein Niveau von 347.000

Raummeter. Dabei ist zu bedenken, dass sich im selben Zeitraum die Bevölkerungszahl

ständig vergrößerte, wodurch ein rücklaufender Pro-Kopf-Verbrauch zu verzeichnen war.

Der Höhepunkt des Pro-Kopf-Verbrauchs wurde im Jahre 1796 mit jährlich 5,25 rm

erreicht. Von da an sank der Verbrauch pro Kopf beständig bis auf 0,43 rm um 1890.

Abbildung 12: Verbrauch von Brennholz der Stadt Wien innerhalb des Linienwalls 1760 – 1890

(basierend auf Sandgruber 1987 und Hauer 2010)

Der Pro-Kopf-Rückgang an Brennholz in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts

kann vermutlich durch Verbesserungen der Heiztechnik und steigende Holzpreise erklärt

werden (Sandgruber, 1987). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Biomasse

(Holz) durch fossile Brennstoffe (Kohle) als Primärenergieträger ersetzt (Krausmann,

2013). Um 1890 verlor Holz als Primärenergieträger in den Städten völlig an Bedeutung.

Der Verbrauch an Bauholz schwankte in den Jahren von 1833 bis 1843 zwischen 166.000

rm und 256.000 rm pro Jahr. In diesem Zeitraum betrug der Anteil des Bauholzes am

gesamten Holzverbrauch im Mittel 18,5 %. Es ist davon auszugehen, dass dieser Anteil

nicht über den gesamten Zeitraum von 1760 bis 1890 gleich geblieben ist. Die Entwicklung

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 40

des Bauholz-Verbrauchs folgte anderen Gesetzmäßigkeiten als der Verbrauch von

Brennholz. Im Zuge des industriellen Wandels wurde Holz im Bausektor wahrscheinlich

zunehmend durch andere Materialien ersetzt. Andererseits erhöhte sich aber die

Bautätigkeit im Rahmen der Stadterweiterung. Diese Entwicklung könnte die Substitution

von Holz durch andere Materialien überwogen haben.

Abbildung 13: Gesamter Holzverbrauch der Stadt Wien innerhalb des Linienwalls 1833 – 1843

Zwischen 1833 und 1843 schwankte der gesamte Holzverbrauch von Wien innerhalb des

Linienwalls (inkl. Leopoldstadt) zwischen 940.000 rm und 1,2 Mio. rm; im Mittel lag er bei

1,1 Mio. rm (Abbildung 13).

Für die vergleichende Untersuchung im Rahmen des gegenständlichen Projektes wurden

die in Raummeter ermittelten Holzmengen in Festmeter umgerechnet (1 rm = 0,7 fm). Da

nicht alle Daten zum Holzverbrauch für ein bestimmtes Jahr vorliegen und um

jahresbedingte Schwankungen auszuschließen, wurden sämtliche Werte für den Zeitraum

1820 – 1830 gemittelt. Abbildung 14 zeigt die abschließende Bilanz des gesamten Wiener

Holzverbrauchs bezogen auf das Stadtgebiet in den heutigen Grenzen. Die auf soliden

historischen Quellen basierenden Daten für den Holzverbrauch innerhalb des Linienwalls

sind blau dargestellt. Die anderen Holzmengen wurden darauf aufbauend anhand der

Bevölkerungszahl für die Wiener Vorstädte extrapoliert (siehe Kapitel 4.6).

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 41

Abbildung 14: Bilanz des gesamten Wiener Holzverbrauchs im heutigen Wiener Stadtgebiet um 1825 (* hochgerechnet basierend auf Bevölkerungszahl, ** zusätzlicher Bedarf für Ziegelöfen und andere

Brennholz verbrauchende Betriebe)

Innerhalb des Linienwalls wurden um 1825 alljährlich rund 613.000 fm Brennholz und

84.000 fm Bauholz benötigt, in Summe somit rund 700.000 Fm pro Jahr. Die Vorstädte

benötigten weitere 126.000 fm Brennholz und 18.000 fm Bauholz. Dazu kam noch ein

zusätzlicher Brennholzbedarf für die Ziegelöfen und andere Brennholz verbrauchende

Betriebe im Ausmaß von ungefähr 32.000 fm. Zuletzt sind noch Kleinholzprodukte wie

Bretter, Schindel und Laden mit 26.000 fm hinzuzurechnen. Somit ergibt sich ein

Gesamtverbrauch an Holz von 899.000 Festmeter bzw. 1,28 Mio. Raummeter pro Jahr.

5.6 Synthese der Projektergebnisse

Unter der Annahme, dass die Wiener Donau-Auen um 1825 einen vom Menschen

weitgehend unbeeinflussten Auwald aufwiesen (Szenario 1), ergibt sich für das engere

Untersuchungsgebiet (Nußdorf bis ungefähr Kaiserebersdorf) ein Holzvorrat von

insgesamt 1,41 Mio. Vorratsfestmeter Derbholz (VfmD = sämtliches Holz mit einem

Durchmesser größer als 7 cm). Dabei ist auch das Totholz im Waldbestand inkludiert

(Kartenbeilage 9). Zählt man dazu noch das stärkere Astholz (mit 5 – 7 cm Durchmesser)

im Ausmaß von 15 % des Derbholzes dazu, so ergeben sich rund 1,63 Mio. Festmeter. Der

jährliche Holzzuwachs erreichte rund 76.100 fm (bzw. 66.200 VfmD, Kartenbeilage 10).

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 42

Hingegen kam die jährlich von der Donau erodierte/mobilisierte Holzmenge lediglich auf

5.200 – 7.300 fm (4.500 – 6.300 VfmD). Demnach war der jährliche Zuwachs mehr als 10-

mal so groß wie die erodierte Holzmenge.

Unter Berücksichtigung der tatsächlichen Landnutzung im Augebiet um 1825 (nur rund ein

Drittel des Augeländes im engeren Untersuchungsgebiet waren bewaldet) und unter der

Annahme, dass die Wälder damals mehr oder weniger nachhaltig genutzt wurden, ergibt

der gesamte Holzvorrat mit 278.700 fm (242.300 VfmD) wesentlich geringere Werte

(Szenario 2, Kartenbeilage 11). Hierbei wird davon ausgegangen, dass es aufgrund der

damaligen Holznutzung kein oder nur sehr wenig Totholz im Wald gab. Dementsprechend

war der Zuwachs an Holz mit rund 20.000 fm (17.400 VfmD) pro Jahr ebenso bedeutend

kleiner als im natürlichen Szenario (Kartenbeilage 12). Da viele Uferbereiche

landwirtschaftlich genutzt wurden, reduzieren sich auch die jährlichen Raten an

mobilisiertem Holz um ca. 50 % auf 2.800 – 3.900 fm (2.400 – 3.400 VfmD). Auch in

diesem Szenario ist der Zuwachs an Holz bedeutend größer als die vom Fluss jährlich

erodierte Menge. Tabelle 11 zeigt die Ergebnisse im Detail mit unterschiedlichen

räumlichen Bezügen für weiterführende Studien.

Tabelle 11: Gegenüberstellung von Holzvorrat, -zuwachs u. -mobilisierung im engeren Untersuchungsgebiet für das natürliche Szenario 1 und das anthropogen geprägte Szenario 2; oben: Holzmengen gesamt;

mitte oben: je km Talachsenlänge; mitte unten: je km² Fluss-/Auenzone; unten: je ha Augebiet/-gelände (angegebene Werte in Festmeter = Vorratsfestmeter Derbholz mit >7 cm Durchmesser + 15 % Astholz

mit 5-7 cm Durchmesser)

Holzvorrat gesamt natürlich1 anthropogen2

Holzvorrat gesamt (fm) 1.627.028 278.684

Holzzuwachs gesamt (fm pro Jahr) 76.141 20.033

Holzvorrat mobilisiert 1817-1825 (fm pro Jahr) 5.221 2.780

Holzvorrat mobilisiert 1805-1817 (fm pro Jahr)3 7.293 3.883 1 inklusiv Totholz; 2 exklusiv Totholz

3 extrapoliert basierend auf 1817 - 1825 und Erosionsraten

Holzvorrat pro km Talachse natürlich1 anthropogen2 Holzvorrat gesamt (fm) 138.235 23.678 Holzzuwachs gesamt (fm pro Jahr) 6.469 1.702 Holzvorrat mobilisiert 1817-1825 (fm pro Jahr) 444 236 Holzvorrat mobilisiert 1805-1817 (fm pro Jahr)3 620 330

Länge der Talachse: 11,77 km

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 43

Holzvorrat pro km² Fluss-/Auenzone natürlich1 anthropogen2 Holzvorrat gesamt (fm) 21.112 3.616 Holzzuwachs gesamt (fm pro Jahr) 988 260 Holzvorrat mobilisiert 1817-1825 (fm pro Jahr) 68 36 Holzvorrat mobilisiert 1805-1817 (fm pro Jahr)3 95 50

Fläche: 77,07 km²

Holzvorrat pro ha Augebiet natürlich1 anthropogen2 Holzvorrat gesamt (fm) 269 46 Holzzuwachs gesamt (fm pro Jahr) 12,6 3,3 Holzvorrat mobilisiert 1817-1825 (fm pro Jahr) 0,9 0,5 Holzvorrat mobilisiert 1805-1817 (fm pro Jahr)3 1,2 0,6

Fläche: 6.055 ha

Da die standardisierte Darstellung der Ergebnisse in Festmeter je Hektar Augebiet für

Vergleichszwecke am gebräuchlichsten ist, werden diese hier gesondert erwähnt

(Abbildung 15 unten und Tabelle 11 oben). Als Augebiet sind hier die Landflächen ohne

Wasser- und Schotterflächen (= Augelände) zu verstehen.

Abbildung 15: Gegenüberstellung von Holzvorrat, -zuwachs u. -mobilisierung pro ha Augebiet (Augelände)

im engeren Untersuchungsgebiet für das natürliche Szenario 1 und das anthropogen geprägte Szenario 2 (Werte in Festmeter = Vorratsfestmeter Derbholz mit >7 cm Durchmesser + 15 % Astholz mit 5-7 cm)

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 44

So betrug der gesamte Holzvorrat im natürlichen Szenario rund 269 Festmeter pro Hektar

Augebiet (VfmD inkl. 15 % Astholz), während er tatsächlich weniger als ein Fünftel (46

fm/ha) ausgemacht haben dürfte. Der jährliche Zuwachs an Holz erreichte natürlicher

Weise fast 13 fm/ha, tatsächlich aber nur 3,3 fm/ha. Die von der Donau mobilisierten

Holzmengen schwankten zwischen 0,9 und 1,2 fm je Hektar Augebiet und Jahr. Wenn man

die damaligen menschlichen Nutzungen berücksichtigt, reduzieren sich diese Werte um ca.

50 % auf lediglich 0,5 bis 0,6 fm je Hektar und Jahr.

Die oben genannten Werte werden in der folgenden Synthese der Ergebnisse (Abbildung

16) noch einmal übersichtlich dargestellt und dem damaligen jährlichen Holzverbrauch der

Stadt Wien (in den heutigen Grenzen) gegenüber gestellt. Die angegebene Menge des

erodierten Totholzes (6.400 fm/Jahr) entspricht dem zwanzigjährigen Mittel im Zeitraum

1805 bis 1825. Auf den ersten Blick erscheint es mit jährlich 1,1 fm/ha Augebiet (= 0,4 %

des gesamten Holzvorrates) relativ wenig. Besser vorstellbar ist die Umrechnung in Bäume

je Kilometer Flusslauf. Dementsprechend wären dies 60 – 90 rund 200 Jahre alte und 20 –

25 m lange Weiden oder Pappeln, die je Kilometer Donaulauf erodiert wurden.

Abbildung 16: Synthese der historischen Analysen unter der Annahme, dass das gesamte Augebiet um 1825 eine natürliche Auenvegetation aufgewiesen hat (Szenario 1; Prozentwerte beziehen sich auf den gesamten

Holzvorrat im Augebiet, fm = VfmD + 15% Astholz)

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 45

Aus der Abbildung geht auch hervor, dass der Wiener Holzverbrauch selbst im natürlichen

Szenario um ein Vielfaches größer war als der jährliche Zuwachs im Augebiet. So betrug

der jährliche Bedarf an Holz rund 900.000 fm, was 55 % des gesamten natürlichen

Holzvorrates entspricht. Mit anderen Worten: wären die Wiener Donau-Auen zur Gänze

mit natürlichem Auwald bestockt gewesen und hätte man sämtliche Bäume gefällt, so hätte

das Holz nur für knapp zwei Jahre gereicht. Zur Deckung des jährlichen Wiener

Holzbedarfes hätte man den Holzzuwachs eines 12-mal so langen Donau-Abschnittes mit

139 km Länge (= 40 % der österreichischen Donau) benötigt.

Im zweiten Szenario, wenn man die damaligen Formen der Land- und Waldnutzung

berücksichtigt, fällt diese Diskrepanz zwischen Holzvorrat und Zuwachs einerseits und

Holzverbrauch andererseits noch viel stärker aus (Abbildung 17). Von den rund 279.000

fm an Holzvorrat im Augebiet wurden zwischen 1805 und 1825 im Mittel jährlich 3.450 fm

erodiert und wieder dem Gewässersystem zugeführt. Dies entspricht ca. 1,2 % des

damaligen Holzvorrates oder anders ausgedrückt, 30 – 50 rund 200 Jahre alte und 20 – 25

m lange Weiden oder Pappeln je Kilometer Donaulauf.

Abbildung 17: Synthese der historischen Analysen unter Berücksichtigung der tatsächlichen Land- und Waldnutzungen um 1825 (Szenario 2; Prozentwerte beziehen sich auf den gesamten Holzvorrat im Augebiet,

fm = VfmD + 15% Astholz)

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 46

Der Zuwachs an Holz war zwar mit ca. 20.000 fm (7,2 %) wesentlich höher, es wurden

aber auch vermutlich große Mengen an Holz geerntet. Auf Basis der

Waldschätzungsoperate und Parzellenprotokolle zum Kataster ist anzunehmen, dass

ungefähr 17.400 – 20.900 fm pro Jahr an Holzzuwachs für diverse Nutzungen zur

Verfügung standen (vgl. Kapitel 5.2). Dadurch ergibt sich eine leicht negative Bilanz: es

wurden vermutlich alljährlich im Mittel ca. 3.000 fm Holz mehr geerntet bzw. vom Fluss

erodiert als nachgewachsen ist. Es ist jedoch historisch nicht belegbar, wie viel Holz

tatsächlich aus den Donau-Auen entfernt wurde.

Der jährliche Holzbedarf der Stadt Wien in den heutigen Grenzen machte um 1825 mehr

als das Dreifache des gesamten Holzvorrates im Augebiet aus. Die Donau-Auen spielten

demnach für die Holzversorgung der Stadt nur eine sehr geringe Rolle. Der weitaus größte

Teil (879.000 fm/Jahr) musste aus dem flussauf gelegenen Einzugsgebiet der Donau am

Wasserweg nach Wien transportiert werden (Gierlinger et al., 2013). Unter der Annahme

gleichartiger Nutzungsformen der österreichischen Donau-Auen, wäre ein 45-mal so langer

Donau-Abschnitt (= 528 km oder 153 % der österreichischen Donau) erforderlich

gewesen, um die benötigte Holzmenge aus den Auen gewinnen zu können. Es ist

anzunehmen, dass die Donau-Auen abseits der Stadt Wien durchschnittlich stärker

bewaldet waren als so nahe bei der Stadt, wodurch ein etwas kürzerer Abschnitt zur

Deckung des Holzbedarfes gereicht hätte. Tatsächlich wurde das benötigte Holz aus dem

alpinen Raum oder dem Alpenvorland nach Wien transportiert.

Die für Wien um 1825 ermittelten Werte ermöglichen eine Hochrechnung der

Holzressourcen aller österreichischen Donau-Auen. Dazu sei hypothetisch

angenommen, dass die Standortbedingungen und Vegetationsgesellschaften entlang der

österreichischen Donau ähnlich waren und sich vergleichbare Holzressourcen entwickeln

konnten. Insgesamt nehmen die morphologischen Donau-Auen, das heißt das postglaziale

Alluvium, in Österreich eine Fläche von 655 km² ein. Im natürlichen Zustand konnten

größere Hochwässer, wie z.B. HW100, darüber hinausgehende Flächen überfluten (z.B. im

Marchfeld oder die Niederterrasse im östlichen Machland). Heute sind weite Teile der

morphologischen Au hingegen abgedämmt.

Unter Annahme einer natürlichen Auenvegetation (Szenario 1) ergibt die Hochrechnung

für die gesamte österreichische Donau einen Holzvorrat von rund 13,8 Mio. Festmeter

(VfmD inkl. 15 % Astholz). Der jährliche Zuwachs betrug demnach ca. 650.000 fm und die

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 47

Mobilisierung von Totholz durch Ufererosion schwankte zwischen 44.000 fm und 62.000

fm pro Jahr.

Abbildung 18: Holzvorrat, -zuwachs und -mobilisierung hochgerechnet für sämtliche österreichische

Donau-Auen – Vergleich natürliches Szenario (blau) und anthropogen geprägtes Szenario (rot) (Werte in Festmeter = Vorratsfestmeter Derbholz >7 cm Durchmesser + 15 % Astholz 5-7 cm)

Legt man der Hochrechnung hingegen die gleichen Land- und Waldnutzungen zugrunde

wie im Wiener Abschnitt, so ergibt der Holzvorrat lediglich rund 2,4 Mio. Festmeter. Der

Zuwachs an Holz würde sich auf 170.000 fm pro Jahr reduzieren und die Mobilisierung

von Totholz auf 24.000 – 33.000 fm pro Jahr. Da anzunehmen ist, dass die Donau-Auen

abseits der Stadt Wien im Schnitt stärker bewaldet waren als direkt bei Wien, sind diese

Werte als Untergrenze anzusehen. In Wien war rund ein Drittel des Augebietes bewaldet.

Wenn man für die ländlichen Augebiete hypothetisch annimmt, dass zwei Drittel der

Fläche bewaldet waren, dann wären die oben genannten Werte für den Holzvorrat und den

jährlichen Zuwachs auf 4,8 Mio. fm bzw. 340.000 fm zu verdoppeln. Die durch Erosion

mobilisierten Holzmengen können nicht in gleicher Weise hochgerechnet werden.

Basierend auf näheren Analysen der Wiener Donau-Auen wäre der Faktor hierbei ungefähr

mit 1,4 anzusetzen. Dadurch ergibt sich für die gesamte österreichische Donau eine

Schwankungsbreite an jährlich mobilisiertem Totholz von 34.000 – 47.000 fm.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 48

6 Praktische Relevanz

Entlang der österreichischen Donau haben sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund der

spezifischen historischen Entwicklung aber auch aufgrund unterschiedlicher prioritärer

Nutzungsansprüche regional sehr verschiedene Zielsetzungen bezüglich des Auen-

Managements herausgebildet. Während im Nationalpark Donau-Auen der Schwerpunkt bei

einer anthropogen möglichst wenig beeinflussten, naturnahen und dynamischen

Entwicklung des Auwaldes liegt, stehen andernorts mehrheitlich forstliche

Nutzungsinteressen im Vordergrund.

An Fließgewässern befinden sich daher aktuell gesellschaftliche (forstwirtschaftliche

Produktion erneuerbarer Ressourcen), ökologische (Förderung dynamischer

flussmorphologischer Prozesse entsprechend der EU WRRL) und naturschutzfachliche

(Förderung von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen entsprechend der FFH-Richtlinie)

Ziele in einem schwer lösbaren Spannungsfeld (Muhar et al., 2011). Zum Teil auch medial

ausgetragene Diskussionen spiegeln das derzeitige Ringen um praktikable

Kompromisslösungen wider. Für die Erarbeitung einer gut fundierten Kompromisslösung

fehlt derzeit aber – da es an der Donau in Mitteleuropa keine anthropogen

unbeeinträchtigten Auwälder mehr gibt – nach wie vor entsprechendes Wissen zu den

potenziell verfügbaren Ressourcen von naturnahen, flusstypischen Auenlandschaften.

Welche praktischen Erkenntnisse sind nun aus den Untersuchungen der historischen

Wiener Donau-Auen unter den aktuell geänderten naturräumlichen Bedingungen und

sozioökonomischen Verhältnissen ableitbar?

6.1 Ökologisch-naturschutzfachlich

Weiche Auwaldgesellschaften sind europaweit besonders bedroht, da diese durch

langfristige Verlandungs- und Auflandungsprozesse seit den Regulierungen im 19.

Jahrhundert in Hartholzstandorte umgewandelt oder anderweitig genutzt wurden (Tockner

& Stanford, 2002). Neue dynamische Pionierhabitate und Standorte für die Gesellschaften

der Weichen Au entstehen heute hingegen nur mehr lokal im Zuge ökologisch orientierter

Rückbaumaßnahmen. Ein Großteil der niederösterreichischen Donau-Auwälder wurde

daher als Schutzgebiet entsprechend der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Natura 2000,

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 49

92/43/EWG) ausgewiesen (Abbildung 19). In Oberösterreich ist neben den bestehenden

Schutzgebieten „Oberes Donau- und Aschachtal“ und „Traun-Donau-Auen“ ein weiteres

FFH-Gebiet („Machland Nord“) in Umsetzung begriffen. Zudem wurden weite Teile der

Auwälder östlich von Wien im „Nationalpark Donau-Auen“ entsprechend international

anerkannter Kriterien unter besonderen Schutz gestellt.

Abbildung 19: FFH-Schutzgüter (Weichholz- u. Hartholz-Auwälder) innerhalb der bei HQ100

überschwemmten Flächen im Tullner Becken, Wien und im Nationalpark Donau-Auen (Orthofoto: ESRI Basemap)

In Bezug auf die Auwälder sind an der Donau zwei FFH-Schutzgüter (Lebensraumtypen)

relevant: „91E0* Restbestände von Erlen- u. Eschenwäldern an Fließgewässern“

(Weichholz-Auwälder) und „91F0 Eichen-Ulmen-Eschen-Auenwälder“ (Hartholz-

Auwälder). Erstere stellen gemäß der FFH-Richtlinie ein sogenanntes prioritäres Schutzgut

dar, für welches der jeweilige Mitgliedsstaat eine besondere Verantwortung bezüglich

dessen Erhaltung bzw. Förderung trägt. Konkret wird seitens der EU die Bewahrung des

„günstigen Erhaltungszustandes“ dieser Schutzgüter eingefordert, wodurch der

Mitgliedsstaat aufgerufen ist, einer allfälligen Verschlechterung entgegenzuwirken

(Ellmauer & Essl, 2005). Langfristig wirken sich jedoch derzeit die aktuellen

Rahmenbedingungen an der österreichischen Donau nachteilig auf diese Schutzgüter aus:

Bei jedem größeren Hochwasser werden große Mengen an Feinsedimenten (Schluff) in den

Augebieten abgelagert, wodurch der generelle Trend in Richtung trockenere

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 50

Auwaldstandorte geht (z.B. rund 3,6 Mio. m³ Ablagerung an Feinsedimenten bei einem

100-jährlichen Hochwasser alleine im oö./nö. Machland; Hochwasserschutzverband

Donau-Machland, 2005).

Zudem sind an der Donau die Vorgaben der EU Wasserrahmenrichtlinie (WRRL

2000/60/EG), die auf die Erreichung eines guten Gewässerzustandes bzw. guten

ökologischen Potenzials bis zum Jahr 2015 abzielen, zu berücksichtigen. Damit verbunden

ist ein Verschlechterungsverbot aquatischer Ökosysteme und der damit direkt assoziierten

Landökosysteme (Auen) bzw. ein Verbesserungsgebot sofern das vorgeschriebene

Qualitätsziel nicht erreicht wird. Als objektiver Bewertungsmaßstab ist der nicht oder nur

sehr gering menschlich beeinträchtigte Zustand des Gewässers im Sinne eines

typspezifischen Referenzzustandes heranzuziehen. Obwohl in der FFH-Richtlinie nicht

explizit angesprochen, so erfordern beide Richtlinien die (teilweise) Wiederherstellung

flusstypischer hydrologischer und morphologischer Prozesse. Nur so können die

verbliebenen Schutzgüter langfristig erhalten und gefördert bzw. die angestrebten

Qualitätsziele, erreicht werden.

In den unregulierten Wiener Donau-Auen wurde der zentrale Flusskorridor auf ca. 2,5 – 3

km Breite fast durchwegs von Weichen Auwaldgesellschaften geprägt (rund ein Drittel des

gesamten postglazialen Alluviums). Die vergleichende Analyse des Standortalters im

Augebiet und der Entwicklung der Auenvegetation unterstreichen die Notwendigkeit

dynamischer flussmorphologischer Prozesse für die ständige Verjüngung der

Auenstandorte und deren Sukzessionsstadien (vgl. dazu auch Hohensinner et al., 2011).

Dementsprechend wäre die Zielrichtung für ein ökologisch orientiertes Auenmanagement

klar: Dynamisierung von aktuell stabilisierten/abgedämmten Donau-Auen, wie es auch Ziel

des „Flussbaulichen Gesamtprojektes Donau östlich von Wien“ (FGP) im Nationalpark

Donau-Auen ist.

Die vorliegende Studie bietet auch neue Erkenntnisse zur Bedeutung von mobilisiertem

Totholz an derart dynamischen Flüssen. Totholz, das erodiert, weitertransportiert und

vom Fluss wieder abgelagert wurde, trug wesentlich zur flussmorphologischen Dynamik

und damit zur Verjüngung terrestrischer Habitate bei (Nanson & Knighton, 1996; Hering

et al., 2000; Gurnell et al., 2005). Bildlich dargestellt, waren dies an der Wiener Donau je

Kilometer Donaulauf 60 – 90 rund 200 Jahre alte Weiden oder Pappeln, die eine Länge von

je 20 – 25 m aufwiesen.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 51

Abbildung 20: Totholzeintrag beim frisch erodierten Donau-Ufer am Thurnhaufen nahe Hainburg

(C. Baumgartner, Nationalpark Donau-Auen GesmbH, 2009)

Dabei ist keineswegs gesagt, dass all das erodierte Holz weitertransportiert wurde. Vor

allem an kleineren Nebenarmen sind vermutlich größere Mengen an Holz im Gerinne

liegen geblieben. Bevor dieses nun entweder bei Hochwässern ausgeschwemmt oder von

Sedimenten überlagert wurde, erfüllte es als Habitat und Nahrungsquelle für holzliebende

Organismen eine bedeutende Rolle. Jüngere Studien belegen diese wichtige Funktion von

Totholz in Fließgewässer-Ökosystemen (Kail et al., 2007; Seidel & Mutz, 2012).

Aktuelle Vergleichsdaten sind für die österreichische Donau kaum verfügbar. Im Zuge des

Monitorings zum „Flussbaulichen Gesamtprojekt Donau östlich von Wien“ (FGP) soll im

Nationalpark Donau-Auen auch die Quantität und Qualität des Tot- bzw. Treibholzes

dokumentiert werden. Einer Kartierung aus dem Jahr 2002 zufolge wurden bei den Orther

Inseln (linksufrig bei Strom-km 1901,2 – 1900,3) ca. 56,3 fm an Treibholz vorgefunden

(Julius, 2002). Wenn man die Schotterflächen mitrechnet, entspricht dies rund 10 – 11

fm/ha. Dieser Wert ist jedoch nicht vergleichbar mit den in der vorliegenden Studie

ermittelten Mengen an jährlich mobilisiertem (erodiertem) Totholz, da wir über dessen

Entstehungszeit nichts wissen. Am ehesten sind die an den Orther Inseln gemessenen

Treibholzmengen mit dem für 1825 modellierten Totholzvorrat je Hektar Waldfläche

vergleichbar. Dieser betrug damals im anthropogen unbeeinträchtigten Zustand (Szenario

1) 27 fm/ha, wozu noch rund 1 fm/ha an erodiertem Holz dazugerechnet werden kann. In

Summe wäre dies mit ca. 28 fm/ha beinahe die dreifache Menge als 2002 bei den Orther

Inseln festgestellt wurde. Die Frage dabei ist, ob beim aktuellen Wert abgestorbene, noch

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 52

im Waldbestand in situ verbliebene Bäume mitgerechnet wurden, was beim historischen

Referenzwert der Fall ist. Dadurch würde sich die Differenz etwas verringern.

6.2 Forstwirtschaftlich-volkswirtschaftlich

Die Ergebnisse der Holzmodellierung zeigen, dass die Produktivität der dynamischen

Weichholz-Auwälder vor der Regulierung vergleichsweise hoch war. Durch die wiederholte

Umlagerung des Aubodens (je Standort im Abstand von wenigen Jahren bis zu mehreren

Jahrhunderten) war ein dynamischer Wechsel von starker Durchfeuchtung bis in den

Oberboden und Absinken des Grundwasserstandes bis in den Schotterkörper

gewährleistet. Abhängig von diesen bodenhydrologischen Verhältnissen und dem lokal

unterschiedlichen Wasserhaltevermögen der Feinsedimentdecke ist generell anzunehmen,

dass das Zuwachspotenzial der historischen Auwaldbestände höher war als in den heutigen

regulierten bzw. abgedämmten Donau-Auen (Hager & Eberl, 1989; Sterba & Kissling,

1989; Haubenberger & Weidinger, 1990). Der potenziell natürliche Holzvorrat der Wiener

Auwälder betrug um 1825 im Mittel 234 VfmD je Hektar Waldfläche (ohne Astholz;

Abbildung 21).

Abbildung 21: Vergleich der modellierten Holzvorräte für die historischen Wiener Donau-Auen mit jenen in

aktuell unterschiedlich bewirtschafteten Auwäldern – Mittelwerte (Pfeile: Schwankungsbreite)

Der Holzvorrat reduziert sich um annähernd 50 %, wenn man die damaligen Formen der

Waldnutzung mitberücksichtigt (im Mittel 127 VfmD/ha). Dieser Wert liegt im Bereich

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 53

heute forstwirtschaftlich genutzter Auwälder an der regulierten Donau, wie im Tullner

Becken bei der Einmündung der Traisen (Mittel: 134 VfmD/ha, Schwankungsbreite: 108 –

203 VfmD/ha). Der Unterschied zu den natürlichen Auwäldern ist auch dadurch

begründet, dass die bewirtschafteten Wälder meist keine vollständige Bestockung aufweisen

(Auslichtung). Jedoch ist in Bezug auf die Produktivität der Auwälder an potenziellen

Weichholzstandorten auch zu berücksichtigen, dass um 1825 ertragsstarke

Hybridpappelsorten noch nicht für die Holzproduktion zur Verfügung standen. Nach der

Donauregulierung im 19. Jahrhundert war neben einer erhöhten Stabilität der

Waldstandorte gegen Erosion auch ein Verlust an Dynamik im Wasserhaushalt des

Standorts, wie auch das teilweise „Austrocknen“ von Standortseinheiten bzw. die

Veränderung in Richtung Hartholzstandorte, zu beobachten. Dies führte zu einem Abfall

der jährlichen Wuchsleistung an den betreffenden Standorten und in Folge zu längeren

Produktionszeiträumen (Umtriebszeiten) (Hager & Eberl, 1989; Sterba & Kissling, 1989).

Trotz dieser anthropogen verursachten Einschränkungen konnte aber die Produktivität

durch den Einsatz von Hochleistungs-Hybridpappeln in der zweiten Hälfte des 20.

Jahrhunderts stark gesteigert werden. So erreichen die Hybridpappel-Bestände je nach

Nutzungsdauer und -intensität Holzvorräte von 200 VfmD/ha bis zu mehr als 400

VfmD/ha und damit wesentlich mehr als die natürlichen Auwaldbestände (Abbildung 21).

Abbildung 22: Vergleich der modellierten jährlichen Holzzuwächse für die historischen Wiener Donau-Auen

mit jenen in aktuell unterschiedlich bewirtschafteten Auwäldern – Mittelwerte (Pfeil: Schwankungsbreite)

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 54

Interessant ist hierbei auch der jährliche Holzzuwachs. Dieser erreichte in den menschlich

unbeeinflussten Auwäldern rund 11 VfmD/ha, wobei die Schwankungsbreite je nach

Sukzessionsphase und Bodenstandort mit 4 – 20 VfmD/ha/Jahr ziemlich groß war

(Abbildung 22). Der Zuwachs in den von Menschen genutzten Wäldern betrug mit

durchschnittlich 9,1 VfmD/ha etwas weniger und wies damit eine vergleichbare

Produktivität wie heutige Auwälder im Tullner Becken auf. Hybridpappel-Bestände, die im

Nationalpark Donau-Auen seit 10 Jahren nicht mehr genutzt wurden, erreichen mit jährlich

16 VfmD/ha wesentlich größere Zuwächse.

Wenn auch mit Hybridpappel-Beständen größere Zuwachsleistungen erzielt werden

können, so entspricht dies nicht den Zielen eines ökologisch und naturschutzfachlich

ausgerichteten Auwaldmanagements. Hingegen erscheint generell eine Dynamisierung

flussnaher Bereiche von derzeit stabilen/abgedämmten Augebieten dazu geeignet, im Sinne

einer ökologisch verträglichen Bewirtschaftung auf morphologisch verjüngten

Austandorten langfristig höhere Holzerträgen zu erzielen. Eine allzu intensive

Dynamisierung von Augebieten würde jedoch zumindest kurzfristig zu

betriebswirtschaftlichen Einbußen führen. Einerseits durch den Erosionsverlust an

bewirtschaftbaren Waldflächen, andererseits auch durch die erschwerte Erreichbarkeit bei

der Holzbringung (erodierte oder überschwemmte Forstwege). Diesen negativen

Auswirkungen steht andererseits die Aufwertung von Fischereirevieren und damit erhöhte

Pachterträge gegenüber.

Fossile Energiequellen haben heute zwar Biomasse größtenteils als Energieträger abgelöst,

Holz gewinnt jedoch als erneuerbare und nachhaltige sowie lokal verfügbare Ressource

zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung. Aus umweltpolitischer Sicht ist daher die

Förderung lokaler Holzressourcen als CO2-neutrale Energiequelle durchaus sinnvoll.

Volkswirtschaftlich gesehen ebenfalls, da die Wertschöpfung lokal/regional erfolgt, indem

fossile Energieträger durch Bioressourcen substituiert werden. Jedoch ist es unter den

heutigen marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Forstbetriebe zumeist nicht

sinnvoll, Brennholz aus Rundholz zu produzieren (Auskunft seitens der im Projekt

„Wiener Holz“ involvierten Forstverwaltungen). Ebenso ist beim derzeitigen Preisgefüge

die Produktion von Holzpellets aus Rundholz nicht wirtschaftlich. Lukrativer ist indessen

die Produktion von Nutzholz für verschiedenste andere Verwendungen (Bauholz, Möbel,

Furniere, etc.).

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 55

Ein weiterer Hemmschuh für ambitionierte Dynamisierungsprojekte in Augebieten sind die

langwierigen (oft jahrelangen) und dadurch sehr kostspieligen Behördenverfahren, die

selbst für ökologisch ausgerichtete Rückbaumaßnahmen an Fließgewässern vorgeschrieben

sind. Jüngste Erfahrungen haben gezeigt, dass daher solche Projekte ohne große

institutionalisierte und finanziell unabhängige Projektpartner kaum durchzuführen sind.

Die in Kapitel 6 aufgezeigten Entwicklungsmöglichkeiten österreichischer Donau-

Auwälder sind vor dem Hintergrund ökologisch-naturschutzfachlicher Anforderungen und

den Zielen eines nachhaltigen Managements erneuerbarer Ressourcen zu sehen. Die

divergierenden Interessen zwischen „Nützen“ und „Schützen“ und der Bedarf der

Abstimmung sind am Beispiel der Donau-Auwälder und deren Holzressourcen klar

erkennbar. Umweltpolitisches und volkswirtschaftliches Ziel sollte es daher sein,

praktikable und wissenschaftlich fundierte Lösungswege zu erarbeiten, welche die

ökologisch-naturschutzfachlichen Ziele und die legitimen Ansprüchen der betroffenen

Waldeigentümer gleichermaßen berücksichtigen. So könnten im öffentlichen Interesse

rückgebaute (dynamisierte) donaunahe Aubereiche langfristig zur ökologischen Aufwertung

der FFH-Schutzgüter (i. B. prioritäres Schutzgut „Weichholz-Auwälder“), Verbesserung

des ökologischen Zustandes entsprechend der EU Wasserrahmenrichtlinie und zur

nachhaltigen Nutzung naturnaher Auwälder für die Gewinnung von Bioressourcen

beitragen. Für die Umsetzung derartiger Maßnahmen und das langfristige Management der

neu geschaffenen Flusslandschaftsräume sind jedoch adäquate öffentliche Förderungen

und vereinfachte Behördenverfahren eine notwendige Voraussetzung.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 56

7 Zusammenfassung

Das Projekt „Wiener Holz“ erbrachte zahlreiche neue Erkenntnisse für ein besseres

Verständnis der weitgehend unregulierten Wiener Donau-Auen aus flussmorphologischer,

gewässer-/vegetationsökologischer, forstwirtschaftlicher und umwelthistorischer Sicht.

Damit können die eingangs in Kapitel 2 angeführten wissenschaftlichen Fragestellungen

weitgehend beantwortet werden (die angegebenen Werte beziehen sich auf das engere

Untersuchungsgebiet zwischen Nußdorf und Kaiserebersdorf; Frage Nr. 2 auf das gesamte

Projektgebiet).

1. Wie groß waren die jährlichen Erosions- und Anlandungsraten im Fluss-Auensystem der Wiener

Donau vor der Regulierung?

Die von der Donau alljährlich zwischen 1805 und 1825 erodierten Landflächen

schwankten zwischen 24 und 34 ha. Dies entspricht rund 2,1 – 2,9 ha je km Tallänge

(heute ca. je km reguliertem Donaulauf) oder 0,4 – 0,6 % der damaligen Landflächen

(= potenziellen Auwaldflächen; vgl. Kartenbeilage 7). Andererseits entstanden durch

Anlandungs- und Verlandungsprozesse neue Landflächen im ungefähr selben Ausmaß

(34 – 37 ha/Jahr).

2. Welche Vegetationsgesellschaften waren typisch für das Wiener Augebiet und welche Sukzessions-/

Altersstadien wiesen diese auf?

Aufgrund der hohen Umlagerungsdynamik der Donau war der zentrale Flusskorridor

primär durch Weichholz-Gesellschaften geprägt (insgesamt 34 % der potenziellen

Auwaldflächen). Es handelte sich dabei um die jüngeren und bis zu 200 Jahre alten

Sukzessionsstadien, wie Purpurweidenau, Tiefe/Hohe Weidenau und Tiefe/Hohe

Pappelau. Aber selbst die älteren Standorte (> 200 Jahre) wiesen aufgrund des relativ

geringen Flurabstandes und der häufigen Überflutungen großflächig Übergangsformen

von Weicher Au zur Harten Au auf (48 % Hohe Pappelau/Hohe Eichen-Ulmenau).

Richtige Harte Auwälder (Hohe Eichen-Ulmenau) konnten sich nur auf den höchsten

und zugleich ältesten Standorten des Augebietes entwickeln. 90 % davon befanden

sich auf mehr als 300 Jahre alten Standorten (Leopoldstadt, Roßau, Jedlesee-

Floridsdorf-Leopoldau, Simmeringer Haide).

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 57

3. Mit welchem Holzertrag konnte bei den damaligen Standortbedingungen (Standortalter, hydrologische

Bedingungen, ...) gerechnet werden und wie groß sind die Unterschiede zum Ertrag in den heutigen

regulierten/stabilen Auen?

Um 1825 betrug der gesamte potenziell natürliche Holzvorrat im Wiener Augebiet

rund 1,6 Mio. Festmeter (sämtliches Holz stärker als 5 cm) bzw. im Mittel 269 fm/ha

Auwald. Der natürliche Holzzuwachs betrug gesamt rund 76.000 fm pro Jahr bzw.

12,6 fm/ha. Damit war der Holzvorrat der damaligen dynamischen Donau-Auwälder

im Mittel um 40 % größer als in den heutigen regulierten und abgedämmten Auen.

Der jährliche Zuwachs war ebenfalls um rund 25 % höher als in heutigen Auwäldern.

Intensiv bewirtschaftete Auwälder (Hybridpappel-Kulturen) erreichen jedoch

wesentlich größere Werte. Berücksichtigt man die um 1825 vorherrschenden Land-

und Waldnutzungen, so reduziert sich der Holzvorrat von 1,6 Mio. fm auf rund

280.000 fm. Ebenso der jährliche Holzzuwachs von 76.000 fm auf 20.000 fm bzw.

10,5 fm je ha tatsächlich vorhandener Waldfläche. Diese Werte sind vergleichbar mit

jenen heutiger Donau-Auwälder.

4. Wieviel Holz wurde von der Donau jährlich durch Erosion mobilisiert? (Totholz)

Ohne menschliche Eingriffe in den Auwald wären theoretisch alljährlich im Mittel

6.400 fm an Holz durch Erosion mobilisiert worden. Dies entspricht 60 – 90 rund 200

Jahre alte und 20 – 25 m lange Weiden oder Pappeln, die je Kilometer Donaulauf

erodiert wurden. Es ist aber nicht feststellbar, wieviel davon von der Donau weiter

flussab transportiert wurde oder einfach im Gerinne vor Ort liegen geblieben und

wieder von Sedimenten überlagert wurde. Unter Berücksichtigung der tatsächlichen

Auwaldbestände um 1825 ist von einem ca. 50 % geringeren Wert (im Mittel 3.450

fm/Jahr) auszugehen. Für die Hochrechnung des theoretisch anfallenden Totholzes

auf alle österreichischen Donau-Auen siehe Ende des Kapitels 5.6.

5. Wie groß war der jährliche Verbrauch an (Brenn-)Holz in Wien im Vergleich zu den

Holzressourcen der Auwälder und welcher Anteil an erforderlicher Biomasse konnte durch lokale

Ressourcen gedeckt werden?

Wien’s Bedarf an Holz war zu Beginn des 19. Jahrhunderts enorm. Durchschnittlich

wurden um 1825 alljährlich rund 900.000 fm Holz benötigt, wobei Brennholz als

Primärenergieträger rund 86 % ausmachte. Der Rest wurde zum Bauen oder für

diverse Holzprodukte benötigt. Der gesamte natürliche Holzvorrat der Wiener

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 58

Auwälder hätte für nicht einmal 2 Jahre gereicht; der natürliche jährliche Holzzuwachs

hätte nur 8,5 % des Bedarfes abgedeckt. Umso größer wird die Differenz, wenn man

die tatsächlich um 1825 vorhandenen Auwälder betrachtet. Diese vermochten lediglich

ungefähr 2 % des Wiener Holzverbrauchs abzudecken. Um Wien vollständig mit Holz

aus Auwäldern zu versorgen, hätte man den jährlichen Holzzuwachs eines 12-mal so

langen Donau-Abschnittes gebraucht, was 40 % der österreichischen Donau

entspricht. Unter der Annahme einer gleichen Nutzungsintensität der österreichischen

Donau-Auen wie bei Wien, hätte man einen 45-mal so langen Abschnitt gebraucht (=

1,5-mal die Länge der österreichischen Donau).

6. Welche Erkenntnisse sind aus den historischen Analysen für ein ökologisch verträgliches Management

und eine nachhaltige Bewirtschaftung von Donau-Augebieten unter den aktuell geänderten

naturräumlichen Bedingungen und sozioökonomischen Verhältnissen ableitbar?

Die divergierenden Interessen zwischen „Nützen“ und „Schützen“ und der Bedarf der

Abstimmung sind am Beispiel der Donau-Auwälder und deren Holzressourcen klar

erkennbar. Umweltpolitisches und volkswirtschaftliches Ziel sollte es daher sein,

praktikable und wissenschaftlich fundierte Lösungswege zu erarbeiten, welche die

ökologisch-naturschutzfachlichen Ziele und die legitimen Ansprüchen der betroffenen

Waldeigentümer gleichermaßen berücksichtigen. So könnten im öffentlichen Interesse

rückgebaute (dynamisierte) donaunahe Aubereiche langfristig zur ökologischen

Aufwertung der FFH-Schutzgüter (i. B. prioritäres Schutzgut „Weichholz-Auwälder“),

Verbesserung des ökologischen Zustandes entsprechend der EU

Wasserrahmenrichtlinie und zur nachhaltigen Nutzung naturnaher Auwälder für die

Gewinnung von Bioressourcen beitragen. Für die Umsetzung derartiger Maßnahmen

und das langfristige Management der neu geschaffenen Flusslandschaftsräume sind

jedoch adäquate öffentliche Förderungen und vereinfachte Behördenverfahren eine

notwendige Voraussetzung.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 59

8 English summary

The project "Vienna’s Wood" brought many new insights towards a better understanding

of the largely unregulated Viennese Danube floodplains in river morphological,

aquatic/vegetation ecological, forestal and environmental historical perspective. The results

allow answering the research questions initially listed in chapter 2 (the values given here

refer to the closer study area between Nußdorf and Kaiserebersdorf; question No. 2 to the

entire project area).

1. What annual erosion and aggradation rates were typical for the river-floodplain system of the Viennese

Danube prior to regulation?

Between 1805 and 1825 the annually eroded floodplain terrain fluctuated between 24

and 34 hectares, representing approximately 2.1 to 2.9 ha per km valley length (today

approximately per km regulated river length). This corresponds to 0.4 – 0.6 % of the

floodplain terrain (= potential riparian forest areas; see attached map no. 7). On the

other hand, aggradation and terrestrialization processes generated new floodplain areas

in about the same extent (34 – 37 ha/year).

2. Which riparian vegetation communities were typical for the Viennese floodplain and which

successional/age stages did they show?

Due to the high fluvial dynamics the central corridor of the Danube River was

primarily characterized by softwood communities (in total 34 % of the potential

floodplain areas). These were younger and up to 200 years old successional stages, as

Purple Willows, Deep/High Willow communities and Deep/High Poplar

communities. Most of the older sites (> 200 years) featured transitional forms between

hardwood and softwood forests due to the relatively small depth of the groundwater

table and frequent floodings (48 % High Poplar/High Oak-Elm communities). Real

hardwood forests (High Oak-Elm communities) could only develop on the highest

and oldest sites of the floodplain. 90 % of them were located on more than 300 years

old locations (Leopoldstadt, Roßau, Jedlesee-Floridsdorf-Leopoldau, Simmeringer

Haide).

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 60

3. Which timber yield could theoretically be expected based on the historical site conditions (site age,

hydrological conditions, ...) and how large are the differences in yield compared to today's

regulated/stable floodplains?

Around 1825, the entire potential natural stock of wood in the Viennese floodplain

amounted approximately to 1.6 million solid cubic meters (all wood more than 5 cm

thick) or on average to 269 scm/ha of riparian forest. The natural growth of wood

yielded a total of c. 76,000 scm per year or 12.6 scm/ha. Thus, the stock of wood in

the dynamic Danube floodplain forests was 40 % greater than in today's regulated and

dammed floodplains. The annual growth of wood was also by about 25 % higher than

in today's riparian forests. However, intensively managed forests (hybrid

poplar/cottonwood cultivations) reach much larger values. Considering the prevailing

land and forest uses around 1825, this reduces the wood stock from 1.6 solid cubic

meters to around 280,000 scm. Similarly, the annual growth of wood reduces from

76,000 scm to 20,000 scm or 10.5 scm per ha forest area, respectively. These values are

comparable to those of today's Danube floodplain forests.

4. How much wood was annually mobilized due to the erosion by the Danube River? (dead wood)

Without any human interventions in the floodplain forest on average theoretically

every year 6,400 scm of wood were mobilized by erosion. This corresponds to 60 – 90

about 200 years old and 20 – 25 m long willows or poplars that were eroded per

kilometer river length. However, it is not possible to determine how much of the

eroded wood was transported by the Danube further downstream or remained in

nearby channels and was gradually buried under sediments. Taking into account the

really existing floodplain forests around 1825 a 50 % lower value (c. 3,450 scm/year)

can be assumed. For the extrapolation of the theoretically resulting dead wood for the

entire Austrian Danube floodplains see end of chapter 5.6.

5. How big was the annual consumption of (fuel)wood in Vienna in comparison to the timber resources

in the riparian forests and which proportion of required biomass could be met by local resources?

At the beginning of the 19th century Vienna’s demand for wood was enormous. On

average approximately 900,000 solid cubic meters of wood were needed each year

around 1825, of which fuelwood as primary energy source accounted for

approximately 86 %. The rest was needed for constructions or for various wood

products. The total wood stock of the natural Viennese floodplain forests would have

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 61

reached for less than 2 years, and the natural annual growth of wood would have

covered only 8.5 % of the demand. The greater is the difference, if you look at the

actual existing riparian forests around 1825. They could only cover approximately 2 %

of the Viennese wood consumption. In order to fully supply Vienna with wood from

riparian forests, the annual increment of wood growth of a 12 times longer Danube

section would have been needed, which corresponds to 40 % of the Austrian Danube.

Assuming an equal intensity of wood harvesting in the Austrian Danube floodplains as

in Vienna, a 45 times long river section would have been needed (= 1.5 times the

length of the Austrian Danube).

6. Which conclusions can be drawn from the historical analysis for an ecologically favorable and

sustainable management of Danube floodplains under the current changed natural and socio-economic

conditions?

The diverging interests between "using" and "protecting" and the need for

reconcilement are clearly demonstrated by the example of the Danube floodplain

forests and their timber resources. Environmental and economic policy should

therefore aim to develop practical and scientifically based solutions, which take both

the ecological and nature conservation objectives and the legitimate claims of the

concerned forest owners into account. Thus, in the public interest restored

(dynamized) floodplain areas along the Danube River could contribute to the

ecological enhancement of FFH-protected goods (i.e. priority protection good

according to EU Habitats Directive "softwood floodplain forests"), the improvement

of the ecological status according to the EU Water Framework Directive and to the

sustainable use of semi-natural floodplain forests for the extraction of bioresources.

However, adequate public funding and simplified administrative procedures are

necessary prerequisites for the implementation of such measures and the long-term

management of the newly created river landscapes.

Wiens Holzressourcen in dynamischen Donau-Auen 62

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10 Kartenanhang

Folgende im Bericht angeführte Kartenbeilagen sind für die Wiener Donau-Auen um 1825

dem Bericht beigefügt:

1. Flussmorphologische Situation & Waldflächen

(River morphological situation & forest areas)

2. Morphologische Geländezonen des Augebietes

(Morphological terrain zones of the floodplain)

3. Standortalter der Landflächen

(Site age of the floodplain terrain)

4. Flurabstände bei mittlerem jährlichen Niederwasser (MJNW)

(Depths of the groundwater table at mean annual low water)

5. Überstauung bei 5-jährlichem Hochwasser

(Height of the inundation at a 5-years flood)

6. Feinsedimentauflage im Augebiet

(Fine sediment aggradation in the floodplain)

7. Erosion von Landflächen 1817 – 1825

(Erosion of floodplain terrain 1817 – 1825)

8. Potenziell natürliche Auentypen

(Potential natural riparian vegetation)

9. Potenziell natürlicher Holzvorrat

(Potential natural stock of wood)

10. Potenziell natürlicher Holzzuwachs

(Potential natural growth of wood)

11. Holzvorrat bei Nutzung des Waldes

(Human modified stock of wood)

12. Holzzuwachs bei Nutzung des Waldes

(Human modified growth of wood)