S. Albrecht/M. Herdick/R. Schreg, Neue Forschungen auf der Krim. Geschichte und Gesellschaft im...

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Stefan Albrecht · Falko Daim · Michael Herdick (Hrsg.) DIE HÖHSIEENDLUNGEN IM BERGLAND DER KRIM UMWELT, KULTURAUSTAUSCH UND TRANSFORMATION AM NORDRAND DES BYZANTINISCHEN REICHES Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 2013 Römisch-Germanisches Zentralmuseum Forschungsinstitut für Archäologie Sonderdruck aus Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Band 113

Transcript of S. Albrecht/M. Herdick/R. Schreg, Neue Forschungen auf der Krim. Geschichte und Gesellschaft im...

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

DIE HOumlHSIEENDLUNGEN IM BERGLANDDER KRIMUMWELT KULTURAUSTAUSCH UND TRANSFORMATION AM NORDRAND DES BYZANTINISCHEN REICHES

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 2013

Roumlmisch-Germanisches ZentralmuseumForschungsinstitut fuumlr Archaumlologie

Sonderdruckaus Monographien des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums Band 113

Redaktion Markus C Blaich Hildesheim Stefan AlbrechtReinhard Koumlster (RGZM)Satz Hans Jung (RGZM)Bildbearbeitung Hans Jung (RGZM) Franz Siegmeth Illustra-tion middot Graphik-Design middot Malerei Bad Voumlslau AUmschlaggestaltung Reinhard Koumlster (RGZM) unter Verwen-dung einer Ansicht des Aufgangs zur Houmlhensiedlung Ėski Ker-men (Foto Stefan Albrecht RGZM)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie detaillierte bibliografi-sche Daten sind im Internet uumlber httpdnbd-nbde abruf-bar

ISBN 978-3-88467-220-4

ISSN 0171-1474

copy 2013 Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums

Das Werk ist urheberrechtlich geschuumltzt Die dadurch begruumln -deten Rechte insbesondere die der Uumlbersetzung des Nach -drucks der Entnahme von Abbildungen der Funk- undFernsehsen dung der Wiedergabe auf photomechanischem(Photokopie Mikrokopie) oder aumlhnlichem Wege und derSpeicherung in Datenverarbei tungs anlagen Ton- und Bild -traumlgern bleiben auch bei nur auszugsweiser Verwertung vor be -halten Die Verguuml tungs anspruumlche des sect 54 Abs 2 UrhG werden durch die Verwer tungs gesellschaftWort wahrgenommen

Druck Strauss GmbH MoumlrelenbachPrinted in Germany

IN GEDENKEN

AN UNSERE

VIEL ZU FRUumlH VERSTORBENE KOLLEGIN

DR AGNIESZKA URBANIAK

1974-2013

INHALTSVERZEICHNIS

Falko Daim

Vorwort VII

Michael Herdick

Uumlberlegungen zu einem europaumlischen Projektdesign die Forschungen des RGZM

auf der Krim (2006-2008) 1

Stefan Albrecht middot Michael Herdick

Ein Spielball der Maumlchte Die Krim im Schwarzmeerraum (VI-XV Jahrhundert) 25

Alexandr G Gercen

Der Mangup in den Augen von Forschern und Reisenden vom 16 bis zum

beginnenden 20 Jahrhundert 57

Stefan Albrecht

Die Krim der Byzantiner 101

Alexandr G Gercen middot Magdalena Mączyńska middot Sergej Černyš middot Sergej Lukin middot Agnieszka Urbaniak dagger

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Ireneusz Jakubczyk

Das fruumlhmittelalterliche Graumlberfeld Almalyk-dere am Fuss des Mangup-Plateaus 125

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Alexandr G Gercen middot Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska

Agnieszka Urbaniak dagger middot Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder von Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj II am Fuss

des Mangup ndash Ein Vorbericht 147

Aleksandr I Ajbabin

Die mittelalterliche Siedlung auf dem Plateau Ėski Kermen 165

Maja Aufschnaiter middot Bendeguz Tobias

Untersuchungen zu den Houmlhlen der Siedlung Ėski Kermen 233

Annegret Plontike-Luumlning

Ein Herr vom Ėski Kermen

Uumlberlegungen zum raquoDreireiter-Bildlaquo in der Felskapelle am Suumldwesthang des Ėski Kermen 251

Ėlrsquozara A Chajredinova

Ausgrabungen in der Nekropole am Hang des Tafelberges Ėski Kermen

in den Jahren 2006-2008 271

3

4

Frauke Jacobi middot Marcus Stecher middot Stephanie Zesch middot Vladimir Radochin middot Kurt W Alt

Ėski Kermen Almalyk und Lučistoe ndash Bioarchaumlologie auf der Krim 335

Guido Brandt middot Wolfgang Haak middot Christina Blechschmidt middot Sarah Karimnia middot Kurt W Alt

Die Voumllker der Krim im Fruumlhmittelalter ndash Anwendung und Potential der Palaumlogenetik

in Bezug auf archaumlologische Fragen 361

Anja Cramer middot Guido Heinz

Vermessungs- und Dokumentationsarbeiten im Bergland der Krim 379

Rainer Schreg

Forschungen zum Umland der Houmlhlenstaumldte Mangup und Ėski Kermen ndash

eine umwelthistorische Perspektive 403

Stefan Albrecht

Die Krim und Cherson byzantinischer Vorposten im Norden des Schwarzen Meeres 447

Stefan Albrecht middot Michael Herdick middot Rainer Schreg

Neue Forschungen auf der Krim 471

Publiktationen des Krim-Projekts 499

STEFAN ALBRECHT middot MICHAEL HERDICK middot RAINER SCHREG

NEUE FORSCHUNGEN AUF DER KRIM

GESCHICHTE UND GESELLSCHAFT IM BERGLAND DER SUumlDWESTLICHEN KRIM ndashEINE ZUSAMMENFASSUNG

Die Halbinsel Krim reicht von Norden in das Schwarze Meer Sie ist von Konstantinopel etwa 500 km ent-

fernt und der Hauptstadt damit immer noch naumlher als beispielsweise Athen Fuumlr das Fruumlhmittelalter berich-

ten die Schriftquellen uumlber die Praumlsenz der Krimgoten die in der Forschung seit Langem groszlige Auf merk -

samkeit gefunden haben Besondere Beachtung fand in diesem Zusammenhang die Charakterisierung der

Krimgoten und ihres Siedlungsgebietes bei Prokop

raquoNun es gibt da in der Naumlhe der Kuumlste ein Gebiet mit Namen Dory dort wohnten schon seit jeher Gotthoi

die Theoderich der nach Italien ging nicht folgten sondern sie die dort freiwillig blieben sind bis auf

meine Zeit Verbuumlndete der Roumlmer sie ziehen mit ihnen zusammen gegen deren Feinde zu Feld sooft es

dem Kaiser wuumlnschenswert erscheint Sie erreichen bis dreitausend sie sind die besten im Kriegshandwerk

und verrichten die Feldarbeit geschickt mit eigener Hand und sie sind die gastfreundlichen von allen

Menschen Das Gebiet Dory aber liegt freilich hoch uumlber dem Land ist aber doch nicht rau oder trocken

sondern gut und reich an besten Fruumlchten Eine Stadt oder einen festen Platz baute der Kaiser nirgendwo

in diesem Gebiet weil die Menschen dort es nicht ertrugen in irgendwelchen Ringmauern eingesperrt zu

werden sondern am liebsten immer auf freiem Feld wohnen Wo er meinte dass vielleicht doch wegen des

Gelaumlndes dort fuumlr Angreifer bequem gangbare Stellen seien umschlang er die Zugaumlnge mit gewaltigen

Bollwerken Und er nahm so den Gotthoi die Bedenken vor einem Angriff weg So steht es nun da mit 1laquo

Diese Textpassage wird regelhaft als historische Quelle gewertet die dementsprechend nachhaltig die Vor -

stellungen von Archaumlologen und Historikern uumlber die Verhaumlltnisse in der Bergkrim gepraumlgt hat Ausgehend

von einer byzantinischen Betrachtungsperspektive werden die Krimgoten als treue militaumlrische Verbuumlndete

der Byzantiner gesehen Das Land Dory dessen Vorort von der Mehrzahl der Forscher auf dem Mangup

Kale lokalisiert wird wird als byzantinisches Satelliten- oder Vasallenterritorium verstanden das einen Puffer

zur Steppenregion am Nordrand des byzantinischen Reiches bildete

Dieses Bild ist aus mehreren Gruumlnden problematisch Zunaumlchst liegt ihm eine einseitige byzantinische

Perspek tive zugrunde die das Interesse der als Krimgoten bezeichneten Bevoumllkerung des Binnenlandes an

der Zusammenarbeit mit dem byzantinischen Kaiser im Algemeinen und am Erhalt der byzantinischen

Praumlsenz auf der Krim nicht hinterfragt

471Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Prokop de aed (Haury Wirth 1964) 3 7 ἔστι δέ τις ἐνταῦθαχώρα κατὰ τὴν παραλίαν Δόρυ ὄνοmicroα ἵνα δὴ ἐκ παλαιοῦΓότθοι ᾤκηνται οἳ Θευδερίχῳ ἐς Ἰταλίαν ἰόντι οὐκ ἐπισπό-microενοι ἀλλrsquo ἐθελούσιοι αὐτοῦ microείναντες Ῥωmicroαίων καὶ εἰςἐmicroέ εἰσιν ἔνσπονδοι ξυνστρατεύουσί τε αὐτοῖς ἐπὶ πολεmicroί-ους τοὺς σφετέρους ἰοῦσιν ἡνίκα ἂν βασιλεῖ βουλοmicroένῳεἴη ἐξικνοῦνται δὲ ἐς τρισχιλίους καὶ τά τε πολέmicroια ἔργαεἰσὶν ἄριστοι τά τε ἐς τὴν γεωργίαν αὐτουργοὶ δεξιοί καὶφιλοξενώτατοι δέ εἰσιν ἀνθρώπων ἁπάντων αὐτὴ δὲ 5χώρα τὸ Δόρυ τῆς microὲν γῆς ἐν ὑψηλῷ κεῖται οὐ microέντοι οὔτε

τραχεῖα οὔτε σκληρά ἐστιν ἀλλrsquo ἀγαθή τε καὶ εὔφοροςκαρπῶν τῶν ἀρίστων πόλιν microὲν οὖν G φρούριον οὐδαmicroῆτῆς χώρας Hβασιλεὺς ἐδείmicroατο ταύτης κατείργεσθαι περι-βόλοις τισὶν οὐκ ἀνεχοmicroένων τῶν τῇδε ἀνθρώπων ἀλλrsquo ἐνπεδίῳ ἀσmicroενέστατα ᾠκηmicroένων ἀεί ὅπη ποτὲ δὲ τῶν ἐκείνῃχωρίων βάσιmicroα εὐπετῶς τοῖς ἐπιοῦσιν ἐδόκει εἶναι ταύταςδὴ τειχίσmicroασι microακροῖς τὰς εἰσόδους περιβαλών τὰς ἐκ τῆςἐφόδου φροντίδας ἀνέστειλε Γότθοις ταῦτα microὲν οὖν τῇδέπη ἔχει Dt Uumlbers bei Albrecht 2012a 259

Prokops Werk De aedificiis ist zudem ein fiktionaler Text in dem an dieser Stelle eine arkadisch-bukolische

Landschaft evoziert wird wozu Prokop der nie auf der Krim war vielleicht durch den Straborsquoschen Ver-

gleich der Krim mit der Peloponnes (und damit mit der dortigen Landschaft Arkadien) inspiriert worden sein

mag 2

Prokops Text darf daher nicht als aumluszligerer Rahmen einer archaumlologisch-historischen Forschung missverstan-

den werden Er spricht aber vier zentrale Themen an die genauer untersucht werden muumlssen wenn man

die politischen und sozialen Verhaumlltnisse auf der Krim im fruumlhen Mittelalter ndash und auch in den Jahr hun der -

ten nach Prokop ndash verstehen moumlchte Diese Themen sind

1 Bevoumllkerung und soziale Strukturen

2 Gruppenidentitaumlt ndash Kulturbeziehungen ndash kulturelle Offenheit

3 Die Gotthoi und Byzanz

4 Siedlungsstrukturen und Landschaft

Das Krim-Projekt des RGZM hat zu allen vier Themen Beitraumlge geleistet Wesentlich fuumlr eine kritische

Neubewertung der Verhaumlltnisse in der Bergkrim ist die Beobachtung dass in den Schriftquellen uumlber Jahr -

hunderte hinweg eine regionale (raquogotischelaquo) Identitaumlt greifbar ist 3 Fassbar erscheint sie in den politischen

und vor allem kirchlichen Strukturen in einem kulturellen Gedaumlchtnis und in der gotischen Sprache die bis

in die Mitte des 16 Jahrhunderts hinein nachweisbar ist 4 Daraus ergibt sich die Frage welche Struk turen

diese kulturelle Identitaumlt befoumlrdert haben und wie sich die Verhaumlltnisse auf der Krim uumlber die Jahrhunderte

in historischen Prozessen der kulturellen Transformation und Adaption veraumlndert haben Dieser Themen -

kreis stand im Fokus der vom RGZM initiierten Untersuchungen auf der Krim zwischen 2006 und 2009

Die vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projekts erlauben die Entwicklung eines hypothetischen Modells

der spaumltantiken und mittelalterlichen Transformationsprozesse im suumldwestlichen Bergland der Krim Vor sei-

ner Vorstellung und Begruumlndung erscheint es sinnvoll noch einmal die Ergebnisse der in diesem Band ver-

sammelten Forschungsbeitraumlge zusammenzufuumlhren

Bevoumllkerung und soziale Strukturen

Houmlhensiedlungen

Die Entwicklung der Houmlhensiedlungen mit ihren fortifikatorischen Elementen im Fruumlhmittelalter ist ein deut-

liches Zeichen fuumlr die Etablierung herrschaftlicher Strukturen die auch militaumlrischen Schutz beduumlrf nissen

Rechnung tragen Ihre exponierte Lage mit den teilweise imposanten Architekturuumlberresten hat ihnen

schon fruumlh die Aufmerksamkeit der Forschung gesichert Die Jahrhunderte dauernde im Fall des Man gup-

Kale sogar bis in die Neuzeit hineinreichende Besiedlung erschwert jedoch die Entwicklung einer differen-

zierten Siedlungs- und Bevoumllkerungsgeschichte dieser Plaumltze Das gilt insbesondere auch im Hinblick auf die

Frage nach dem Verhaumlltnis der Houmlhensiedlungen untereinander wie sie sich gerade im Fall des Ėski-Kermen

und des Mangup-Kale aufdraumlngt Die archaumlologischen Untersuchungen muumlssen sich nach wie vor darauf

konzentrieren die Entwicklung in kleineren Teilbereichen der Siedlungsareale zu klaumlren (s etwa Beitrag

472 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

2 Strabo (Radt 2007) VII 4 5 vgl aber aumlhnliche Schilderungen beiAppian (Mendelsohn 1878) Ill 422

3 Zum Konzept der regionalen Identitaumlt vgl Gleber 1994 ndash Hroch2002 ndash Applegate 1999 ndash Whitmarsh 2010

4 Rousseau 1991 ndash Stearns 1989

Ajbabin) Dazu koumlnnten in Zukunft auch Ausgrabungen in den neu kartierten Houmlhlen in der Innenflaumlche

der Siedlungsflaumlche auf dem Ėski Kermen kommen (s Beitrag v Aufschnaiter)

Wie komplex die Entwicklung einzelner Siedlungselemente gewesen sein konnte zeigen exemplarisch die

Untersuchungen von A Gercen zur Befestigung des Mangup Kale

Laumlndliche Siedlungen koumlnnen im Arbeitsgebiet als Quellen zur Bevoumllkerungsgeschichte nicht nur bedingt

herangezogen werden weil sie bislang von der Forschung zugunsten der Houmlhensiedlungen und Graumlber -

felder vernachlaumlssigt wurden Im Rahmen der Surveys konnten zwar einige Siedlungsplaumltze grob im

Gelaumlnde eingegrenzt aber nicht im Detail erfasst werden (s Beitrag Schreg)

Graumlberfelder

Neben den Houmlhensiedlungen sind daher die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder die wichtigsten archaumlologi-

schen Fundstellen der Region Sie sind grundlegende Quellen zur Siedlungsgeschichte aber auch zum

Verstaumlndnis der fruumlhmittelalterlichen Gesellschaft Die meisten fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder auf der

Krim werden jedoch seit den 1990er Jahren von illegalen Grabungen heimgesucht sodass die Forschun gen

hier zugleich praumlventiven Charakter haben Besondere Bedeutung kommt den Untersuchungen zu den

Bestattungsplaumltzen im Umfeld des Ėski-Kermen und des Mangup-Kale zu weil sie in unmittelbarer Nach -bar schaft zu zwei Zentralplaumltzen der Region liegen Die Beitraumlge von Gercen Mączyńska u a zu Almalyk-dere von Bemann u a zu den Bestattungsplaumltzen an der Suumldostflanke des Mangup und von A Ajbabinund Ė Chajredinova zu dem Graumlberfeld am Ėski Kermen schaffen daher wichtige Grundlagen fuumlr das Ver -staumlndnis dieser Plaumltze Einen besonderen Stellenwert im Rahmen des Projektes nahm auch die Aufarbeitung des Graumlberfeldes vonLučistoe im Hinterland von Alušta an der Suumldkuumlste der Krim ein 5 Es ist von besonderem Interesse weil dasGraumlberfeld von der Voumllkerwanderungszeit bis in die Neuzeit belegt worden ist Gute Erhaltungs bedin gun -gen sowie die groszlige Naumlhe zu dem aumllteren voumllkerwanderungszeitlichen Bestattungsplatz von Čatyr-Dag 6

erlauben es daruumlber hinaus kleinregional die kulturelle Entwicklung uumlber mehrere Jahrhunderte nachzu-zeichnen Im Rahmen des laufenden Publikationsvorhabens werden zunaumlchst jedoch die fruumlheren EpochenvorgelegtAls Resuumlmee des Engagements in der Graumlberfeldarchaumlologie laumlsst sich noch einmal festhalten dass die

Graumlberfelder der suumldwestlichen Bergkrim derzeit die besten Bedingungen zur Beurteilung der regionalen

Gesellschaften uumlber einen laumlngeren Zeitraum bieten Zwischen dem 45 und dem 8 Jahrhundert zeigen

sich zwar deutliche Veraumlnderungen in der materiellen Kultur mit zunehmenden byzantinischen Einfluumlssen

groumlszligere Bruumlche die Bevoumllkerungswechsel oder grundlegend veraumlnderte Gesellschaftsstrukturen anzeigen

sind nicht feststellbar Einige der Bestattungsplaumltze so etwa die Graumlberfelder von Almalyk oder Lučistoe

werden sogar noch weit uumlber das 8 Jahrhundert hinaus genutzt Diese juumlngeren Belegungsphasen fanden

bislang kaum archaumlologisches Interesse 7 Beim derzeitigen Forschungsstand ist die Kontinuitaumltsfrage gene-

rell nur schwer zu beurteilen ndash klare Indizien fuumlr Diskontinuitaumlten fehlen auch wenn mehrfach neue Kultur -

einfluumlsse greifbar werden

473Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

5 Ajbabin Chajredinova 20096 Myc 2006

7 Ajbabin Chajredinova 2009 1

Anthropologie

Der Einsatz anthropologischer Methoden kann die Moumlglichkeiten der Archaumlologie Aussagen zur Bevoumll ke -

rungs dynamik zu treffen erheblich erweitern Moderne umfassende anthropologische Untersuchungen

fruumlh mittelalterlicher Graumlberfeldgemeinschaften der Krim sind jedoch noch ein Desiderat Um das Erkennt -

nis potenzial speziell auch im Bereich der Palaumlogenetik ausloten zu koumlnnen wurden stichprobenartige Un -

ter suchungen von Bestattungen der Graumlberfelder Almalyk Lučistoe und Ėski Kermen vorgenommenMit den klassischen anthropologischen Methoden konnten insbesondere Aufschluumlsse uumlber die koumlrperliche

Konstitution der Menschen gewonnen werden Auffallend waren etwa Unterschiede in der Zahn gesund -

heit der Populationen Im Graumlberfeld von Almalyk waren die Frauen ungleich staumlrker von Karies betroffen

als die Maumlnner (vgl Beitrag Jacobi u a)

Noch bemerkenswertere Ergebnisse erbrachten die DNA-Analysen die eine sehr gute Erhaltung von aDNA

belegen Dadurch ist es moumlglich nicht nur mitochondriale DNA auszuwerten (vgl Beitrag Brandt u a) Die

Archaumlologie setzt heute vielfach groszlige Erwartungen auf die Genetik wenn es darum geht individuelle

Biographien Sozialstrukturen oder gar ethnische Identitaumlten zu erschlieszligen Dabei wird im Hinblick auf eth-

nische Interpretationen haumlufig uumlbersehen dass genetische Abstammung nicht mit kultureller Identitaumlt und

Ethnizitaumlt gleichzusetzen ist Ethnien sind keine festen Entitaumlten sondern historisch durch Integration und

Segregationsprozesse veraumlnderlich Sie koumlnnen durch sich wandelnde politische wirtschaftliche und sozia-

le Rahmenbedingungen neu formiert oder definiert werden ndash nicht selten unter Ruumlckgriff auf historische

oder gar mythische Voumllkerschaften Entsprechende Vorsicht ist daher bei der kulturgeschichtlichen Inter -

pretation palaumlogenetischer Erkenntnisse angebracht Das Auftreten der heute im suumldlichen Skandinavien

Schottland Norddeutschland Westfinnland und in der Normandie haumlufigen Haplogruppe I1 unter der fruumlh-

mittelalterlichen Bevoumllkerung der Suumldwestkrim ist noch keine Bestaumltigung einer gotischen Wanderung von

Skandinavien auf die Krim Gleichwohl ist es angesichts als raquoskandinavischlaquo klassifizierter Funde in einigen

der fruumlhen Graumlberfelder wie z B Čatyr Dag ein Indiz dafuumlr dass es Kontakte Austausch und Wanderungen

von Individuen und Gruppen uumlber groumlszligere Entfernungen tatsaumlchlich gegeben haben kann

Christianisierung

Einer der folgenreichsten sozialgeschichtlichen Prozesse der im Fruumlhmittelalter stattfand war die Chris tia -

nisierung die im Grabbrauch ebenso wie im Siedlungsbild ihren Niederschlag gefunden hat

In den Kuumlstenstaumldten ist der christliche Glaube spaumltestens im 4 Jahrhundert weitgehend etabliert als in

Cherson ein Bistum bestand 8

Im Bergland ist in der Mitte des 5 Jahrhunderts eine Abloumlsung der Brandbestattung durch Beigaben fuumlh-rende Koumlrperbestattungen in Kammergraumlbern zu beobachten die A Ajbabin und Ė Chajredovina mit derChristianisierung in Verbindung bringen 9 Beigaben mit explizit christlicher Symbolik treten erst seit der 2Haumllfte des 6 Jahrhunderts auf (Abb1) 10 Eindeutigere Zeichen christlich gepraumlgter Froumlmmigkeit liefern

474 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

8 Zum Christentum in Cherson vgl juumlngst Vinogradov 2010 ndashZur Christianisierung in Kerčrsquo und Bosporus Ajbabin 201140 ff ndash Zur Christianisierung der Krim allgemein Plontke-Luumlning 2012

9 Ajbabin Chajredinova 20091 raquoNachdem sie zum Christen-tum uumlbergetreten waren uumlbernahmen die Goten von den Ala-nen einen vom Standpunkt der neuen Religion akzeptablenTyp der Bestattunglaquo

10 z B Guumlrtelschnallen mit Kreuzdarstellungen aus Lučistoe Ajba-bin 2011 Taf 28

einige Kreuzesdarstellungen die an den Waumlnden fruumlhmittelalterlicher

Grabkammern angebracht worden sind11 Als eine laumlngerfristige Kon -

sequenz dieser Entwicklung laumlsst sich im Bereich der Grabkultur die Ent -

stehung kleinerer Bestattungsplaumltze mit aus dem Fels gearbeiteten

Koumlrpergraumlbern auf den Houmlhen sied lungen selbst wie auch bei den zahl-

reichen Houmlhlenkloumlstern registrieren Sie koumlnnen aufgrund der Zahlen -

verhaumlltnisse nur einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft repraumlsentie-

ren Mehrheitlich duumlrften diese Bestat tun gen einem distinguierteren Teil

der Gesellschaft zuzuordnen sein Leider wissen wir hier zu wenig uumlber

die juumlngeren Abschnitte der Bestattungsplaumltze Almalyk-dere und

Lučistoe

Angesichts der fruumlhen schriftlichen Belege des Christentums in den

Kuumlstenstaumldten der Krim aber auch gemessen an entsprechenden Phauml -

no menen im Merowingerreich treten die Zeugnisse aus den Graumlbern

spaumlt und relativ spaumlrlich auf Dazu steht auch die Erbauung der Basiliken

auf dem Ėski Kermen und dem Mangup Kale nicht im Widerspruch Ihre

Entstehung in justinianischer Zeit ist in der Forschungsgeschichte zwar

immer wieder postuliert worden aktuelle Forschungen lassen eine

Datierung in spaumltere Epochen aber viel wahrscheinlicher erscheinen Am

Ort der Mangup-Basilika rekonstruiert N Barmina einen fruumlhchristlichen

Baukomplex des 5-7 Jahrehunderts bestehend aus einer Saalkirche

und dem noumlrdlich gelegenen Bap tis te riumsbau Die Saalkirche wurde

nach ihren Beobachtungen in der Mitte des 9 Jahrehunderts als

Mittelschiff in die zu dieser Zeit neu errichtete Basilika inkorporiert 12 fuumlr

die Ėski-Kermen-Basilika hat E Paršina anhand der Bestattungen in derKirche eine Datierung ins 10-12 Jahrehundert vorgeschlagen 13

Gruppenidentitaumlten

Die Kulturentwicklung auf der Krim ist sicher nicht durch Ein wan de -

rungen und Religionswechsel allein zu verstehen Die Bevoumllkerung der

475Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

11 Aibabin u a 2008 16 sowie Bemmann u a in diesem Bandmit Abb 4

12 Barmina 2002 2613 Paršina 1988 48 50 5214 z B Gauszlig 2009

15 z B Schtschukin Furasjew 200716 Ivanova 2009 ndash Ivanova im Druck 17 Schulze-Doumlrrlamm 2009 303 ndash Ajbabin 1982 Abb 518 Chajredinova 2010

Abb 1 Grabbeigaben mit christlicherSymbolik 1 Suuk-Su Grab 90 1 Haumllfte7 Jh ndash 2 Skalistoe Grab 433 1 Haumllfte7 Jh ndash 3 Lučistoe Kammergrab 772 Haumllfte 6 Jh ndash 4 Cherson Kammer-grab 66 2 Haumllfte 6 Jh ndash 5 Kerč 1Haumllf te 6 Jh ndash (A I Ajbabin)

raquoGotthialaquo die in der modernen Forschung als Alano-Goten bezeichnet wird bildete eine Gesellschaft die

sehr unterschiedliche Traditionen in ihrer materiellen Kultur vereint Die archaumlologischen Funde zeigen ndash

beispielsweise die Fibeln 14 ndash verschiedene ost- und mitteleuropaumlische Kul tur beziehungen 15 sowie ndash exem-

plarisch an den Gefaumlszligbeigaben 16 den Guumlrtelschnallen 17 aber auch in der Frauentracht 18 zu fassen ndash by -

zan tinische Einfluumlsse Elemente die der raquoSteppenkulturlaquo zugeschrieben werden sind in den Beigaben

dagegen relativ spaumlrlich Aus dem Graumlberfeld von Almalyk stammen beispielsweise Metallspiegel Kno chen -

versteifungen eines Bogens eiserne dreifluumlgelige Pfeilspitzen sowie eine Eisentrense mit Messingringen (vglBeitrag Mączyńska) Als Hinweise auf alanische Traditionen werden in der Forschung insbesondere die

Bestattungssitten mit den Katakombengraumlbern interpretiert 19 Bemerkenswert im Hinblick auf reiternoma-

dische Einfluumlsse ist in diesem Kontext das Auftreten von Perso nen mit deformierten Schaumldeln fassbar bei-

spielsweise in einigen Bestattungen in den Graumlberfeldern von Almalyk-dere und Ėski Kermen (s Beitrag

Jacoby) 20 Fuumlr diese Kulturphaumlnomene sind unterschiedliche Interpretationen denkbar 21 Die Forschung hat

in hohem Maszlige ethnische Interpretationen und Migra tions prozesse ins Spiel gebracht und damit impliziert

dass die in den archaumlologischen Befunden fassbaren Kulturbeziehungen einzelne Bevoumllkerungsgruppen

abbilden Insbesondere die Adlerfibeln und gotischen Schnallen wurden in diesem Sinne als gotische

Trachtelemente interpretiert 22 Alanische Einfluumlsse hat man hingegen vor allem an der Bestattungsform

festgemacht 23

Das sind zunaumlchst einmal grundsaumltzlich plausible Erklaumlrungsansaumltze denen jedoch alternative Modelle zur

Seite gestellt werden sollten Abgesehen von der Diskussion um den Stellenwert ethnischer Inter preta -

tionen insgesamt wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Rahmen einer Historical archaeolo-

gy die sich mit Kolonisations- und Globalisierungsprozessen der Neuzeit befasst unterschiedliche Ablaumlufe

kultureller Transformation und Identitaumltsbildungen beschrieben 24 Der Wert einzelner Elemente der archauml-

ologischen Uumlberlieferung als Identitaumltsmarker wurde dabei erheblich in Frage gestellt Bei den Kata kom ben -

graumlbern die die Forschung wiederholt mit alanischen Traditionen verbunden hat 25 stellt sich beispielsweise

die Frage inwiefern diese Bestattungsform tatsaumlchlich an Bevoumllkerungsgemeinschaften oder religioumlse

Vorstellungen gebunden war Das Prinzip der Katakombengraumlber laumlsst sich schlieszliglich auch in vorgeschicht -

lichen Kulturgruppen nachweisen und ist daher nicht Gruppen-spezifisch Es scheint weiterfuumlhrend staumlrker

einzelne kulturelle Traditionen und deren Interaktion zu analysieren als diese als fixe Merkmale einzelner

ethnischer Gruppen zu betrachten

Die Gotthoi und Byzanz

Mit Blick auf die oben genannten Erfahrungen aus der Historical Archaeology erscheint es ferner uumlberfaumll-lig die Zentrum-Peripherie-Perspektive aus der heraus bislang uumlberwiegend der byzantinische Einfluss aufder Krim interpretiert wurde um eine weitere Zugangsweise zu bereichern Diese sollte die Bedeutung vonByzanz nicht negieren aber die Verhaumlltnisse auf der Krim staumlrker als bisher aus den regionalen Gegeben -heiten und den Interessenslagen der Akteure auf der Halbinsel zu erklaumlren versuchen Der Blick auf die Krim aus der Sicht des Machtzentrums Konstantinopel wird nicht zuletzt durch die einflussreiche eingangs zitierte Textpassage bei Prokop nahegelegt Der Autor berichtete dass Kaiser Justinian aus Fuumlrsorge fuumlr seine treuen Vasallen die fortifikatorische Sicherung der Zugaumlnge zu ihrem Landveranlasst habe Als weithin sichtbare Relikte dieser monumentalen fortifikatorischen byzantinischen Ein -fluss nahme gelten heute vor allem die Houmlhensiedlungen Ėski Kermen und Mangup obwohl Prokop aus-

druumlcklich das Fehlen befestigter Staumldte erwaumlhnt

Eindeutiger ist der byzantinische Einfluss in der Bekleidung fassbar der schon kurz angesprochen wurde

So koumlnnen beispielsweise die byzantinischen Schnallen von den Kriegern der spaumlteren Gotthia im Rahmen

ihres Militaumlrdienstes fuumlr das ostroumlmische Reich erworben worden sein daruumlber hinaus ist aber auch damit

476 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

19 Bierbrauer 2008 ndash Bierbrauer 2010 ndash Ajbabin 2011 14-1820 Zusammenfassend zum Phaumlnomen der deformierten Schaumldel

Uldin 200521 Tarde 200822 Zur Problematik solcher Zuschreibungen siehe Rummel 2007

23 Ajbabin 2011 17 et passim24 z B Cusick 1998 ndash Ewen 2000 ndash Vgl als Fallstudie an Kera-

mik Schreg 2010b25 Ajbabin 2011 ndash Fuumlr die aumlltere Literatur vgl Bierbrauer 2008

58

zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Redaktion Markus C Blaich Hildesheim Stefan AlbrechtReinhard Koumlster (RGZM)Satz Hans Jung (RGZM)Bildbearbeitung Hans Jung (RGZM) Franz Siegmeth Illustra-tion middot Graphik-Design middot Malerei Bad Voumlslau AUmschlaggestaltung Reinhard Koumlster (RGZM) unter Verwen-dung einer Ansicht des Aufgangs zur Houmlhensiedlung Ėski Ker-men (Foto Stefan Albrecht RGZM)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie detaillierte bibliografi-sche Daten sind im Internet uumlber httpdnbd-nbde abruf-bar

ISBN 978-3-88467-220-4

ISSN 0171-1474

copy 2013 Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums

Das Werk ist urheberrechtlich geschuumltzt Die dadurch begruumln -deten Rechte insbesondere die der Uumlbersetzung des Nach -drucks der Entnahme von Abbildungen der Funk- undFernsehsen dung der Wiedergabe auf photomechanischem(Photokopie Mikrokopie) oder aumlhnlichem Wege und derSpeicherung in Datenverarbei tungs anlagen Ton- und Bild -traumlgern bleiben auch bei nur auszugsweiser Verwertung vor be -halten Die Verguuml tungs anspruumlche des sect 54 Abs 2 UrhG werden durch die Verwer tungs gesellschaftWort wahrgenommen

Druck Strauss GmbH MoumlrelenbachPrinted in Germany

IN GEDENKEN

AN UNSERE

VIEL ZU FRUumlH VERSTORBENE KOLLEGIN

DR AGNIESZKA URBANIAK

1974-2013

INHALTSVERZEICHNIS

Falko Daim

Vorwort VII

Michael Herdick

Uumlberlegungen zu einem europaumlischen Projektdesign die Forschungen des RGZM

auf der Krim (2006-2008) 1

Stefan Albrecht middot Michael Herdick

Ein Spielball der Maumlchte Die Krim im Schwarzmeerraum (VI-XV Jahrhundert) 25

Alexandr G Gercen

Der Mangup in den Augen von Forschern und Reisenden vom 16 bis zum

beginnenden 20 Jahrhundert 57

Stefan Albrecht

Die Krim der Byzantiner 101

Alexandr G Gercen middot Magdalena Mączyńska middot Sergej Černyš middot Sergej Lukin middot Agnieszka Urbaniak dagger

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Ireneusz Jakubczyk

Das fruumlhmittelalterliche Graumlberfeld Almalyk-dere am Fuss des Mangup-Plateaus 125

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Alexandr G Gercen middot Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska

Agnieszka Urbaniak dagger middot Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder von Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj II am Fuss

des Mangup ndash Ein Vorbericht 147

Aleksandr I Ajbabin

Die mittelalterliche Siedlung auf dem Plateau Ėski Kermen 165

Maja Aufschnaiter middot Bendeguz Tobias

Untersuchungen zu den Houmlhlen der Siedlung Ėski Kermen 233

Annegret Plontike-Luumlning

Ein Herr vom Ėski Kermen

Uumlberlegungen zum raquoDreireiter-Bildlaquo in der Felskapelle am Suumldwesthang des Ėski Kermen 251

Ėlrsquozara A Chajredinova

Ausgrabungen in der Nekropole am Hang des Tafelberges Ėski Kermen

in den Jahren 2006-2008 271

3

4

Frauke Jacobi middot Marcus Stecher middot Stephanie Zesch middot Vladimir Radochin middot Kurt W Alt

Ėski Kermen Almalyk und Lučistoe ndash Bioarchaumlologie auf der Krim 335

Guido Brandt middot Wolfgang Haak middot Christina Blechschmidt middot Sarah Karimnia middot Kurt W Alt

Die Voumllker der Krim im Fruumlhmittelalter ndash Anwendung und Potential der Palaumlogenetik

in Bezug auf archaumlologische Fragen 361

Anja Cramer middot Guido Heinz

Vermessungs- und Dokumentationsarbeiten im Bergland der Krim 379

Rainer Schreg

Forschungen zum Umland der Houmlhlenstaumldte Mangup und Ėski Kermen ndash

eine umwelthistorische Perspektive 403

Stefan Albrecht

Die Krim und Cherson byzantinischer Vorposten im Norden des Schwarzen Meeres 447

Stefan Albrecht middot Michael Herdick middot Rainer Schreg

Neue Forschungen auf der Krim 471

Publiktationen des Krim-Projekts 499

STEFAN ALBRECHT middot MICHAEL HERDICK middot RAINER SCHREG

NEUE FORSCHUNGEN AUF DER KRIM

GESCHICHTE UND GESELLSCHAFT IM BERGLAND DER SUumlDWESTLICHEN KRIM ndashEINE ZUSAMMENFASSUNG

Die Halbinsel Krim reicht von Norden in das Schwarze Meer Sie ist von Konstantinopel etwa 500 km ent-

fernt und der Hauptstadt damit immer noch naumlher als beispielsweise Athen Fuumlr das Fruumlhmittelalter berich-

ten die Schriftquellen uumlber die Praumlsenz der Krimgoten die in der Forschung seit Langem groszlige Auf merk -

samkeit gefunden haben Besondere Beachtung fand in diesem Zusammenhang die Charakterisierung der

Krimgoten und ihres Siedlungsgebietes bei Prokop

raquoNun es gibt da in der Naumlhe der Kuumlste ein Gebiet mit Namen Dory dort wohnten schon seit jeher Gotthoi

die Theoderich der nach Italien ging nicht folgten sondern sie die dort freiwillig blieben sind bis auf

meine Zeit Verbuumlndete der Roumlmer sie ziehen mit ihnen zusammen gegen deren Feinde zu Feld sooft es

dem Kaiser wuumlnschenswert erscheint Sie erreichen bis dreitausend sie sind die besten im Kriegshandwerk

und verrichten die Feldarbeit geschickt mit eigener Hand und sie sind die gastfreundlichen von allen

Menschen Das Gebiet Dory aber liegt freilich hoch uumlber dem Land ist aber doch nicht rau oder trocken

sondern gut und reich an besten Fruumlchten Eine Stadt oder einen festen Platz baute der Kaiser nirgendwo

in diesem Gebiet weil die Menschen dort es nicht ertrugen in irgendwelchen Ringmauern eingesperrt zu

werden sondern am liebsten immer auf freiem Feld wohnen Wo er meinte dass vielleicht doch wegen des

Gelaumlndes dort fuumlr Angreifer bequem gangbare Stellen seien umschlang er die Zugaumlnge mit gewaltigen

Bollwerken Und er nahm so den Gotthoi die Bedenken vor einem Angriff weg So steht es nun da mit 1laquo

Diese Textpassage wird regelhaft als historische Quelle gewertet die dementsprechend nachhaltig die Vor -

stellungen von Archaumlologen und Historikern uumlber die Verhaumlltnisse in der Bergkrim gepraumlgt hat Ausgehend

von einer byzantinischen Betrachtungsperspektive werden die Krimgoten als treue militaumlrische Verbuumlndete

der Byzantiner gesehen Das Land Dory dessen Vorort von der Mehrzahl der Forscher auf dem Mangup

Kale lokalisiert wird wird als byzantinisches Satelliten- oder Vasallenterritorium verstanden das einen Puffer

zur Steppenregion am Nordrand des byzantinischen Reiches bildete

Dieses Bild ist aus mehreren Gruumlnden problematisch Zunaumlchst liegt ihm eine einseitige byzantinische

Perspek tive zugrunde die das Interesse der als Krimgoten bezeichneten Bevoumllkerung des Binnenlandes an

der Zusammenarbeit mit dem byzantinischen Kaiser im Algemeinen und am Erhalt der byzantinischen

Praumlsenz auf der Krim nicht hinterfragt

471Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Prokop de aed (Haury Wirth 1964) 3 7 ἔστι δέ τις ἐνταῦθαχώρα κατὰ τὴν παραλίαν Δόρυ ὄνοmicroα ἵνα δὴ ἐκ παλαιοῦΓότθοι ᾤκηνται οἳ Θευδερίχῳ ἐς Ἰταλίαν ἰόντι οὐκ ἐπισπό-microενοι ἀλλrsquo ἐθελούσιοι αὐτοῦ microείναντες Ῥωmicroαίων καὶ εἰςἐmicroέ εἰσιν ἔνσπονδοι ξυνστρατεύουσί τε αὐτοῖς ἐπὶ πολεmicroί-ους τοὺς σφετέρους ἰοῦσιν ἡνίκα ἂν βασιλεῖ βουλοmicroένῳεἴη ἐξικνοῦνται δὲ ἐς τρισχιλίους καὶ τά τε πολέmicroια ἔργαεἰσὶν ἄριστοι τά τε ἐς τὴν γεωργίαν αὐτουργοὶ δεξιοί καὶφιλοξενώτατοι δέ εἰσιν ἀνθρώπων ἁπάντων αὐτὴ δὲ 5χώρα τὸ Δόρυ τῆς microὲν γῆς ἐν ὑψηλῷ κεῖται οὐ microέντοι οὔτε

τραχεῖα οὔτε σκληρά ἐστιν ἀλλrsquo ἀγαθή τε καὶ εὔφοροςκαρπῶν τῶν ἀρίστων πόλιν microὲν οὖν G φρούριον οὐδαmicroῆτῆς χώρας Hβασιλεὺς ἐδείmicroατο ταύτης κατείργεσθαι περι-βόλοις τισὶν οὐκ ἀνεχοmicroένων τῶν τῇδε ἀνθρώπων ἀλλrsquo ἐνπεδίῳ ἀσmicroενέστατα ᾠκηmicroένων ἀεί ὅπη ποτὲ δὲ τῶν ἐκείνῃχωρίων βάσιmicroα εὐπετῶς τοῖς ἐπιοῦσιν ἐδόκει εἶναι ταύταςδὴ τειχίσmicroασι microακροῖς τὰς εἰσόδους περιβαλών τὰς ἐκ τῆςἐφόδου φροντίδας ἀνέστειλε Γότθοις ταῦτα microὲν οὖν τῇδέπη ἔχει Dt Uumlbers bei Albrecht 2012a 259

Prokops Werk De aedificiis ist zudem ein fiktionaler Text in dem an dieser Stelle eine arkadisch-bukolische

Landschaft evoziert wird wozu Prokop der nie auf der Krim war vielleicht durch den Straborsquoschen Ver-

gleich der Krim mit der Peloponnes (und damit mit der dortigen Landschaft Arkadien) inspiriert worden sein

mag 2

Prokops Text darf daher nicht als aumluszligerer Rahmen einer archaumlologisch-historischen Forschung missverstan-

den werden Er spricht aber vier zentrale Themen an die genauer untersucht werden muumlssen wenn man

die politischen und sozialen Verhaumlltnisse auf der Krim im fruumlhen Mittelalter ndash und auch in den Jahr hun der -

ten nach Prokop ndash verstehen moumlchte Diese Themen sind

1 Bevoumllkerung und soziale Strukturen

2 Gruppenidentitaumlt ndash Kulturbeziehungen ndash kulturelle Offenheit

3 Die Gotthoi und Byzanz

4 Siedlungsstrukturen und Landschaft

Das Krim-Projekt des RGZM hat zu allen vier Themen Beitraumlge geleistet Wesentlich fuumlr eine kritische

Neubewertung der Verhaumlltnisse in der Bergkrim ist die Beobachtung dass in den Schriftquellen uumlber Jahr -

hunderte hinweg eine regionale (raquogotischelaquo) Identitaumlt greifbar ist 3 Fassbar erscheint sie in den politischen

und vor allem kirchlichen Strukturen in einem kulturellen Gedaumlchtnis und in der gotischen Sprache die bis

in die Mitte des 16 Jahrhunderts hinein nachweisbar ist 4 Daraus ergibt sich die Frage welche Struk turen

diese kulturelle Identitaumlt befoumlrdert haben und wie sich die Verhaumlltnisse auf der Krim uumlber die Jahrhunderte

in historischen Prozessen der kulturellen Transformation und Adaption veraumlndert haben Dieser Themen -

kreis stand im Fokus der vom RGZM initiierten Untersuchungen auf der Krim zwischen 2006 und 2009

Die vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projekts erlauben die Entwicklung eines hypothetischen Modells

der spaumltantiken und mittelalterlichen Transformationsprozesse im suumldwestlichen Bergland der Krim Vor sei-

ner Vorstellung und Begruumlndung erscheint es sinnvoll noch einmal die Ergebnisse der in diesem Band ver-

sammelten Forschungsbeitraumlge zusammenzufuumlhren

Bevoumllkerung und soziale Strukturen

Houmlhensiedlungen

Die Entwicklung der Houmlhensiedlungen mit ihren fortifikatorischen Elementen im Fruumlhmittelalter ist ein deut-

liches Zeichen fuumlr die Etablierung herrschaftlicher Strukturen die auch militaumlrischen Schutz beduumlrf nissen

Rechnung tragen Ihre exponierte Lage mit den teilweise imposanten Architekturuumlberresten hat ihnen

schon fruumlh die Aufmerksamkeit der Forschung gesichert Die Jahrhunderte dauernde im Fall des Man gup-

Kale sogar bis in die Neuzeit hineinreichende Besiedlung erschwert jedoch die Entwicklung einer differen-

zierten Siedlungs- und Bevoumllkerungsgeschichte dieser Plaumltze Das gilt insbesondere auch im Hinblick auf die

Frage nach dem Verhaumlltnis der Houmlhensiedlungen untereinander wie sie sich gerade im Fall des Ėski-Kermen

und des Mangup-Kale aufdraumlngt Die archaumlologischen Untersuchungen muumlssen sich nach wie vor darauf

konzentrieren die Entwicklung in kleineren Teilbereichen der Siedlungsareale zu klaumlren (s etwa Beitrag

472 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

2 Strabo (Radt 2007) VII 4 5 vgl aber aumlhnliche Schilderungen beiAppian (Mendelsohn 1878) Ill 422

3 Zum Konzept der regionalen Identitaumlt vgl Gleber 1994 ndash Hroch2002 ndash Applegate 1999 ndash Whitmarsh 2010

4 Rousseau 1991 ndash Stearns 1989

Ajbabin) Dazu koumlnnten in Zukunft auch Ausgrabungen in den neu kartierten Houmlhlen in der Innenflaumlche

der Siedlungsflaumlche auf dem Ėski Kermen kommen (s Beitrag v Aufschnaiter)

Wie komplex die Entwicklung einzelner Siedlungselemente gewesen sein konnte zeigen exemplarisch die

Untersuchungen von A Gercen zur Befestigung des Mangup Kale

Laumlndliche Siedlungen koumlnnen im Arbeitsgebiet als Quellen zur Bevoumllkerungsgeschichte nicht nur bedingt

herangezogen werden weil sie bislang von der Forschung zugunsten der Houmlhensiedlungen und Graumlber -

felder vernachlaumlssigt wurden Im Rahmen der Surveys konnten zwar einige Siedlungsplaumltze grob im

Gelaumlnde eingegrenzt aber nicht im Detail erfasst werden (s Beitrag Schreg)

Graumlberfelder

Neben den Houmlhensiedlungen sind daher die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder die wichtigsten archaumlologi-

schen Fundstellen der Region Sie sind grundlegende Quellen zur Siedlungsgeschichte aber auch zum

Verstaumlndnis der fruumlhmittelalterlichen Gesellschaft Die meisten fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder auf der

Krim werden jedoch seit den 1990er Jahren von illegalen Grabungen heimgesucht sodass die Forschun gen

hier zugleich praumlventiven Charakter haben Besondere Bedeutung kommt den Untersuchungen zu den

Bestattungsplaumltzen im Umfeld des Ėski-Kermen und des Mangup-Kale zu weil sie in unmittelbarer Nach -bar schaft zu zwei Zentralplaumltzen der Region liegen Die Beitraumlge von Gercen Mączyńska u a zu Almalyk-dere von Bemann u a zu den Bestattungsplaumltzen an der Suumldostflanke des Mangup und von A Ajbabinund Ė Chajredinova zu dem Graumlberfeld am Ėski Kermen schaffen daher wichtige Grundlagen fuumlr das Ver -staumlndnis dieser Plaumltze Einen besonderen Stellenwert im Rahmen des Projektes nahm auch die Aufarbeitung des Graumlberfeldes vonLučistoe im Hinterland von Alušta an der Suumldkuumlste der Krim ein 5 Es ist von besonderem Interesse weil dasGraumlberfeld von der Voumllkerwanderungszeit bis in die Neuzeit belegt worden ist Gute Erhaltungs bedin gun -gen sowie die groszlige Naumlhe zu dem aumllteren voumllkerwanderungszeitlichen Bestattungsplatz von Čatyr-Dag 6

erlauben es daruumlber hinaus kleinregional die kulturelle Entwicklung uumlber mehrere Jahrhunderte nachzu-zeichnen Im Rahmen des laufenden Publikationsvorhabens werden zunaumlchst jedoch die fruumlheren EpochenvorgelegtAls Resuumlmee des Engagements in der Graumlberfeldarchaumlologie laumlsst sich noch einmal festhalten dass die

Graumlberfelder der suumldwestlichen Bergkrim derzeit die besten Bedingungen zur Beurteilung der regionalen

Gesellschaften uumlber einen laumlngeren Zeitraum bieten Zwischen dem 45 und dem 8 Jahrhundert zeigen

sich zwar deutliche Veraumlnderungen in der materiellen Kultur mit zunehmenden byzantinischen Einfluumlssen

groumlszligere Bruumlche die Bevoumllkerungswechsel oder grundlegend veraumlnderte Gesellschaftsstrukturen anzeigen

sind nicht feststellbar Einige der Bestattungsplaumltze so etwa die Graumlberfelder von Almalyk oder Lučistoe

werden sogar noch weit uumlber das 8 Jahrhundert hinaus genutzt Diese juumlngeren Belegungsphasen fanden

bislang kaum archaumlologisches Interesse 7 Beim derzeitigen Forschungsstand ist die Kontinuitaumltsfrage gene-

rell nur schwer zu beurteilen ndash klare Indizien fuumlr Diskontinuitaumlten fehlen auch wenn mehrfach neue Kultur -

einfluumlsse greifbar werden

473Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

5 Ajbabin Chajredinova 20096 Myc 2006

7 Ajbabin Chajredinova 2009 1

Anthropologie

Der Einsatz anthropologischer Methoden kann die Moumlglichkeiten der Archaumlologie Aussagen zur Bevoumll ke -

rungs dynamik zu treffen erheblich erweitern Moderne umfassende anthropologische Untersuchungen

fruumlh mittelalterlicher Graumlberfeldgemeinschaften der Krim sind jedoch noch ein Desiderat Um das Erkennt -

nis potenzial speziell auch im Bereich der Palaumlogenetik ausloten zu koumlnnen wurden stichprobenartige Un -

ter suchungen von Bestattungen der Graumlberfelder Almalyk Lučistoe und Ėski Kermen vorgenommenMit den klassischen anthropologischen Methoden konnten insbesondere Aufschluumlsse uumlber die koumlrperliche

Konstitution der Menschen gewonnen werden Auffallend waren etwa Unterschiede in der Zahn gesund -

heit der Populationen Im Graumlberfeld von Almalyk waren die Frauen ungleich staumlrker von Karies betroffen

als die Maumlnner (vgl Beitrag Jacobi u a)

Noch bemerkenswertere Ergebnisse erbrachten die DNA-Analysen die eine sehr gute Erhaltung von aDNA

belegen Dadurch ist es moumlglich nicht nur mitochondriale DNA auszuwerten (vgl Beitrag Brandt u a) Die

Archaumlologie setzt heute vielfach groszlige Erwartungen auf die Genetik wenn es darum geht individuelle

Biographien Sozialstrukturen oder gar ethnische Identitaumlten zu erschlieszligen Dabei wird im Hinblick auf eth-

nische Interpretationen haumlufig uumlbersehen dass genetische Abstammung nicht mit kultureller Identitaumlt und

Ethnizitaumlt gleichzusetzen ist Ethnien sind keine festen Entitaumlten sondern historisch durch Integration und

Segregationsprozesse veraumlnderlich Sie koumlnnen durch sich wandelnde politische wirtschaftliche und sozia-

le Rahmenbedingungen neu formiert oder definiert werden ndash nicht selten unter Ruumlckgriff auf historische

oder gar mythische Voumllkerschaften Entsprechende Vorsicht ist daher bei der kulturgeschichtlichen Inter -

pretation palaumlogenetischer Erkenntnisse angebracht Das Auftreten der heute im suumldlichen Skandinavien

Schottland Norddeutschland Westfinnland und in der Normandie haumlufigen Haplogruppe I1 unter der fruumlh-

mittelalterlichen Bevoumllkerung der Suumldwestkrim ist noch keine Bestaumltigung einer gotischen Wanderung von

Skandinavien auf die Krim Gleichwohl ist es angesichts als raquoskandinavischlaquo klassifizierter Funde in einigen

der fruumlhen Graumlberfelder wie z B Čatyr Dag ein Indiz dafuumlr dass es Kontakte Austausch und Wanderungen

von Individuen und Gruppen uumlber groumlszligere Entfernungen tatsaumlchlich gegeben haben kann

Christianisierung

Einer der folgenreichsten sozialgeschichtlichen Prozesse der im Fruumlhmittelalter stattfand war die Chris tia -

nisierung die im Grabbrauch ebenso wie im Siedlungsbild ihren Niederschlag gefunden hat

In den Kuumlstenstaumldten ist der christliche Glaube spaumltestens im 4 Jahrhundert weitgehend etabliert als in

Cherson ein Bistum bestand 8

Im Bergland ist in der Mitte des 5 Jahrhunderts eine Abloumlsung der Brandbestattung durch Beigaben fuumlh-rende Koumlrperbestattungen in Kammergraumlbern zu beobachten die A Ajbabin und Ė Chajredovina mit derChristianisierung in Verbindung bringen 9 Beigaben mit explizit christlicher Symbolik treten erst seit der 2Haumllfte des 6 Jahrhunderts auf (Abb1) 10 Eindeutigere Zeichen christlich gepraumlgter Froumlmmigkeit liefern

474 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

8 Zum Christentum in Cherson vgl juumlngst Vinogradov 2010 ndashZur Christianisierung in Kerčrsquo und Bosporus Ajbabin 201140 ff ndash Zur Christianisierung der Krim allgemein Plontke-Luumlning 2012

9 Ajbabin Chajredinova 20091 raquoNachdem sie zum Christen-tum uumlbergetreten waren uumlbernahmen die Goten von den Ala-nen einen vom Standpunkt der neuen Religion akzeptablenTyp der Bestattunglaquo

10 z B Guumlrtelschnallen mit Kreuzdarstellungen aus Lučistoe Ajba-bin 2011 Taf 28

einige Kreuzesdarstellungen die an den Waumlnden fruumlhmittelalterlicher

Grabkammern angebracht worden sind11 Als eine laumlngerfristige Kon -

sequenz dieser Entwicklung laumlsst sich im Bereich der Grabkultur die Ent -

stehung kleinerer Bestattungsplaumltze mit aus dem Fels gearbeiteten

Koumlrpergraumlbern auf den Houmlhen sied lungen selbst wie auch bei den zahl-

reichen Houmlhlenkloumlstern registrieren Sie koumlnnen aufgrund der Zahlen -

verhaumlltnisse nur einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft repraumlsentie-

ren Mehrheitlich duumlrften diese Bestat tun gen einem distinguierteren Teil

der Gesellschaft zuzuordnen sein Leider wissen wir hier zu wenig uumlber

die juumlngeren Abschnitte der Bestattungsplaumltze Almalyk-dere und

Lučistoe

Angesichts der fruumlhen schriftlichen Belege des Christentums in den

Kuumlstenstaumldten der Krim aber auch gemessen an entsprechenden Phauml -

no menen im Merowingerreich treten die Zeugnisse aus den Graumlbern

spaumlt und relativ spaumlrlich auf Dazu steht auch die Erbauung der Basiliken

auf dem Ėski Kermen und dem Mangup Kale nicht im Widerspruch Ihre

Entstehung in justinianischer Zeit ist in der Forschungsgeschichte zwar

immer wieder postuliert worden aktuelle Forschungen lassen eine

Datierung in spaumltere Epochen aber viel wahrscheinlicher erscheinen Am

Ort der Mangup-Basilika rekonstruiert N Barmina einen fruumlhchristlichen

Baukomplex des 5-7 Jahrehunderts bestehend aus einer Saalkirche

und dem noumlrdlich gelegenen Bap tis te riumsbau Die Saalkirche wurde

nach ihren Beobachtungen in der Mitte des 9 Jahrehunderts als

Mittelschiff in die zu dieser Zeit neu errichtete Basilika inkorporiert 12 fuumlr

die Ėski-Kermen-Basilika hat E Paršina anhand der Bestattungen in derKirche eine Datierung ins 10-12 Jahrehundert vorgeschlagen 13

Gruppenidentitaumlten

Die Kulturentwicklung auf der Krim ist sicher nicht durch Ein wan de -

rungen und Religionswechsel allein zu verstehen Die Bevoumllkerung der

475Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

11 Aibabin u a 2008 16 sowie Bemmann u a in diesem Bandmit Abb 4

12 Barmina 2002 2613 Paršina 1988 48 50 5214 z B Gauszlig 2009

15 z B Schtschukin Furasjew 200716 Ivanova 2009 ndash Ivanova im Druck 17 Schulze-Doumlrrlamm 2009 303 ndash Ajbabin 1982 Abb 518 Chajredinova 2010

Abb 1 Grabbeigaben mit christlicherSymbolik 1 Suuk-Su Grab 90 1 Haumllfte7 Jh ndash 2 Skalistoe Grab 433 1 Haumllfte7 Jh ndash 3 Lučistoe Kammergrab 772 Haumllfte 6 Jh ndash 4 Cherson Kammer-grab 66 2 Haumllfte 6 Jh ndash 5 Kerč 1Haumllf te 6 Jh ndash (A I Ajbabin)

raquoGotthialaquo die in der modernen Forschung als Alano-Goten bezeichnet wird bildete eine Gesellschaft die

sehr unterschiedliche Traditionen in ihrer materiellen Kultur vereint Die archaumlologischen Funde zeigen ndash

beispielsweise die Fibeln 14 ndash verschiedene ost- und mitteleuropaumlische Kul tur beziehungen 15 sowie ndash exem-

plarisch an den Gefaumlszligbeigaben 16 den Guumlrtelschnallen 17 aber auch in der Frauentracht 18 zu fassen ndash by -

zan tinische Einfluumlsse Elemente die der raquoSteppenkulturlaquo zugeschrieben werden sind in den Beigaben

dagegen relativ spaumlrlich Aus dem Graumlberfeld von Almalyk stammen beispielsweise Metallspiegel Kno chen -

versteifungen eines Bogens eiserne dreifluumlgelige Pfeilspitzen sowie eine Eisentrense mit Messingringen (vglBeitrag Mączyńska) Als Hinweise auf alanische Traditionen werden in der Forschung insbesondere die

Bestattungssitten mit den Katakombengraumlbern interpretiert 19 Bemerkenswert im Hinblick auf reiternoma-

dische Einfluumlsse ist in diesem Kontext das Auftreten von Perso nen mit deformierten Schaumldeln fassbar bei-

spielsweise in einigen Bestattungen in den Graumlberfeldern von Almalyk-dere und Ėski Kermen (s Beitrag

Jacoby) 20 Fuumlr diese Kulturphaumlnomene sind unterschiedliche Interpretationen denkbar 21 Die Forschung hat

in hohem Maszlige ethnische Interpretationen und Migra tions prozesse ins Spiel gebracht und damit impliziert

dass die in den archaumlologischen Befunden fassbaren Kulturbeziehungen einzelne Bevoumllkerungsgruppen

abbilden Insbesondere die Adlerfibeln und gotischen Schnallen wurden in diesem Sinne als gotische

Trachtelemente interpretiert 22 Alanische Einfluumlsse hat man hingegen vor allem an der Bestattungsform

festgemacht 23

Das sind zunaumlchst einmal grundsaumltzlich plausible Erklaumlrungsansaumltze denen jedoch alternative Modelle zur

Seite gestellt werden sollten Abgesehen von der Diskussion um den Stellenwert ethnischer Inter preta -

tionen insgesamt wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Rahmen einer Historical archaeolo-

gy die sich mit Kolonisations- und Globalisierungsprozessen der Neuzeit befasst unterschiedliche Ablaumlufe

kultureller Transformation und Identitaumltsbildungen beschrieben 24 Der Wert einzelner Elemente der archauml-

ologischen Uumlberlieferung als Identitaumltsmarker wurde dabei erheblich in Frage gestellt Bei den Kata kom ben -

graumlbern die die Forschung wiederholt mit alanischen Traditionen verbunden hat 25 stellt sich beispielsweise

die Frage inwiefern diese Bestattungsform tatsaumlchlich an Bevoumllkerungsgemeinschaften oder religioumlse

Vorstellungen gebunden war Das Prinzip der Katakombengraumlber laumlsst sich schlieszliglich auch in vorgeschicht -

lichen Kulturgruppen nachweisen und ist daher nicht Gruppen-spezifisch Es scheint weiterfuumlhrend staumlrker

einzelne kulturelle Traditionen und deren Interaktion zu analysieren als diese als fixe Merkmale einzelner

ethnischer Gruppen zu betrachten

Die Gotthoi und Byzanz

Mit Blick auf die oben genannten Erfahrungen aus der Historical Archaeology erscheint es ferner uumlberfaumll-lig die Zentrum-Peripherie-Perspektive aus der heraus bislang uumlberwiegend der byzantinische Einfluss aufder Krim interpretiert wurde um eine weitere Zugangsweise zu bereichern Diese sollte die Bedeutung vonByzanz nicht negieren aber die Verhaumlltnisse auf der Krim staumlrker als bisher aus den regionalen Gegeben -heiten und den Interessenslagen der Akteure auf der Halbinsel zu erklaumlren versuchen Der Blick auf die Krim aus der Sicht des Machtzentrums Konstantinopel wird nicht zuletzt durch die einflussreiche eingangs zitierte Textpassage bei Prokop nahegelegt Der Autor berichtete dass Kaiser Justinian aus Fuumlrsorge fuumlr seine treuen Vasallen die fortifikatorische Sicherung der Zugaumlnge zu ihrem Landveranlasst habe Als weithin sichtbare Relikte dieser monumentalen fortifikatorischen byzantinischen Ein -fluss nahme gelten heute vor allem die Houmlhensiedlungen Ėski Kermen und Mangup obwohl Prokop aus-

druumlcklich das Fehlen befestigter Staumldte erwaumlhnt

Eindeutiger ist der byzantinische Einfluss in der Bekleidung fassbar der schon kurz angesprochen wurde

So koumlnnen beispielsweise die byzantinischen Schnallen von den Kriegern der spaumlteren Gotthia im Rahmen

ihres Militaumlrdienstes fuumlr das ostroumlmische Reich erworben worden sein daruumlber hinaus ist aber auch damit

476 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

19 Bierbrauer 2008 ndash Bierbrauer 2010 ndash Ajbabin 2011 14-1820 Zusammenfassend zum Phaumlnomen der deformierten Schaumldel

Uldin 200521 Tarde 200822 Zur Problematik solcher Zuschreibungen siehe Rummel 2007

23 Ajbabin 2011 17 et passim24 z B Cusick 1998 ndash Ewen 2000 ndash Vgl als Fallstudie an Kera-

mik Schreg 2010b25 Ajbabin 2011 ndash Fuumlr die aumlltere Literatur vgl Bierbrauer 2008

58

zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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Soročan 2002 S B Soročan Vizantija i Chazary v Tavrike Gos pod -stvo ili kondominium Problemy istorii filologii kulrsquotury 122002 509-543

Stearns 1989 M Stearns Das Krimgotische Reallexikon der ger-ma nischen Altertumskunde Er gaumlnzungs band 3 (Berlin 1989)175-194

Tarde 2008 G Tarde Die Gesetze der Nachahmung (Frankfurt amMain 2008)

Theiner 1860 A Theiner Vetera monumenta Poloniae et Lithua -niae gentiumque finitarum historiam illustrantia 1 (Romae 1860Nachdr Osnabruumlck 1969)

Tsetskhladze 1998 G R Tsetskhladze (Hrsg) The Greek Colon isa -tion of the Black Sea Area Historia Einzelschriften 121 (Stuttgart1998)

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Vinogradov 2005 A Vinogradov (Hrsg) S Andreae Apostoli tra-ditio graeca ed Andreas Vinogradov Tom I Vitae BibliotecalaquoOriens Cristianiraquo 3 (Moscovite 2005)

2010 A Ju Vinogradov raquoMinovala uže zima jazyčeskogo bezu-mijalaquo Cerkovrsquo i cerkvi Chersona v IV veke po dannym litera-turnych istočnikov i ėpigrafiki (Moskva 2010)

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Wolfram 1967 H Wolfram Lateinische Koumlnigs- und Fuumlrstentitelbis zum Ende des 8 Jahrhunderts Intitulatio Mitteilungen desInstituts fuumlr Oumlsterreichische Geschichtsforschung Er gaumlnzungs -band 21 (Graz Wien Koumlln 1967)

Zuckerman 1997 C Zuckerman Two notes on the early history ofthe thema of Cherson Byzantine and Modern Greek Studies 211 1997 210-222

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

INHALTSVERZEICHNIS

Falko Daim

Vorwort VII

Michael Herdick

Uumlberlegungen zu einem europaumlischen Projektdesign die Forschungen des RGZM

auf der Krim (2006-2008) 1

Stefan Albrecht middot Michael Herdick

Ein Spielball der Maumlchte Die Krim im Schwarzmeerraum (VI-XV Jahrhundert) 25

Alexandr G Gercen

Der Mangup in den Augen von Forschern und Reisenden vom 16 bis zum

beginnenden 20 Jahrhundert 57

Stefan Albrecht

Die Krim der Byzantiner 101

Alexandr G Gercen middot Magdalena Mączyńska middot Sergej Černyš middot Sergej Lukin middot Agnieszka Urbaniak dagger

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Ireneusz Jakubczyk

Das fruumlhmittelalterliche Graumlberfeld Almalyk-dere am Fuss des Mangup-Plateaus 125

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Alexandr G Gercen middot Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska

Agnieszka Urbaniak dagger middot Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder von Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj II am Fuss

des Mangup ndash Ein Vorbericht 147

Aleksandr I Ajbabin

Die mittelalterliche Siedlung auf dem Plateau Ėski Kermen 165

Maja Aufschnaiter middot Bendeguz Tobias

Untersuchungen zu den Houmlhlen der Siedlung Ėski Kermen 233

Annegret Plontike-Luumlning

Ein Herr vom Ėski Kermen

Uumlberlegungen zum raquoDreireiter-Bildlaquo in der Felskapelle am Suumldwesthang des Ėski Kermen 251

Ėlrsquozara A Chajredinova

Ausgrabungen in der Nekropole am Hang des Tafelberges Ėski Kermen

in den Jahren 2006-2008 271

3

4

Frauke Jacobi middot Marcus Stecher middot Stephanie Zesch middot Vladimir Radochin middot Kurt W Alt

Ėski Kermen Almalyk und Lučistoe ndash Bioarchaumlologie auf der Krim 335

Guido Brandt middot Wolfgang Haak middot Christina Blechschmidt middot Sarah Karimnia middot Kurt W Alt

Die Voumllker der Krim im Fruumlhmittelalter ndash Anwendung und Potential der Palaumlogenetik

in Bezug auf archaumlologische Fragen 361

Anja Cramer middot Guido Heinz

Vermessungs- und Dokumentationsarbeiten im Bergland der Krim 379

Rainer Schreg

Forschungen zum Umland der Houmlhlenstaumldte Mangup und Ėski Kermen ndash

eine umwelthistorische Perspektive 403

Stefan Albrecht

Die Krim und Cherson byzantinischer Vorposten im Norden des Schwarzen Meeres 447

Stefan Albrecht middot Michael Herdick middot Rainer Schreg

Neue Forschungen auf der Krim 471

Publiktationen des Krim-Projekts 499

STEFAN ALBRECHT middot MICHAEL HERDICK middot RAINER SCHREG

NEUE FORSCHUNGEN AUF DER KRIM

GESCHICHTE UND GESELLSCHAFT IM BERGLAND DER SUumlDWESTLICHEN KRIM ndashEINE ZUSAMMENFASSUNG

Die Halbinsel Krim reicht von Norden in das Schwarze Meer Sie ist von Konstantinopel etwa 500 km ent-

fernt und der Hauptstadt damit immer noch naumlher als beispielsweise Athen Fuumlr das Fruumlhmittelalter berich-

ten die Schriftquellen uumlber die Praumlsenz der Krimgoten die in der Forschung seit Langem groszlige Auf merk -

samkeit gefunden haben Besondere Beachtung fand in diesem Zusammenhang die Charakterisierung der

Krimgoten und ihres Siedlungsgebietes bei Prokop

raquoNun es gibt da in der Naumlhe der Kuumlste ein Gebiet mit Namen Dory dort wohnten schon seit jeher Gotthoi

die Theoderich der nach Italien ging nicht folgten sondern sie die dort freiwillig blieben sind bis auf

meine Zeit Verbuumlndete der Roumlmer sie ziehen mit ihnen zusammen gegen deren Feinde zu Feld sooft es

dem Kaiser wuumlnschenswert erscheint Sie erreichen bis dreitausend sie sind die besten im Kriegshandwerk

und verrichten die Feldarbeit geschickt mit eigener Hand und sie sind die gastfreundlichen von allen

Menschen Das Gebiet Dory aber liegt freilich hoch uumlber dem Land ist aber doch nicht rau oder trocken

sondern gut und reich an besten Fruumlchten Eine Stadt oder einen festen Platz baute der Kaiser nirgendwo

in diesem Gebiet weil die Menschen dort es nicht ertrugen in irgendwelchen Ringmauern eingesperrt zu

werden sondern am liebsten immer auf freiem Feld wohnen Wo er meinte dass vielleicht doch wegen des

Gelaumlndes dort fuumlr Angreifer bequem gangbare Stellen seien umschlang er die Zugaumlnge mit gewaltigen

Bollwerken Und er nahm so den Gotthoi die Bedenken vor einem Angriff weg So steht es nun da mit 1laquo

Diese Textpassage wird regelhaft als historische Quelle gewertet die dementsprechend nachhaltig die Vor -

stellungen von Archaumlologen und Historikern uumlber die Verhaumlltnisse in der Bergkrim gepraumlgt hat Ausgehend

von einer byzantinischen Betrachtungsperspektive werden die Krimgoten als treue militaumlrische Verbuumlndete

der Byzantiner gesehen Das Land Dory dessen Vorort von der Mehrzahl der Forscher auf dem Mangup

Kale lokalisiert wird wird als byzantinisches Satelliten- oder Vasallenterritorium verstanden das einen Puffer

zur Steppenregion am Nordrand des byzantinischen Reiches bildete

Dieses Bild ist aus mehreren Gruumlnden problematisch Zunaumlchst liegt ihm eine einseitige byzantinische

Perspek tive zugrunde die das Interesse der als Krimgoten bezeichneten Bevoumllkerung des Binnenlandes an

der Zusammenarbeit mit dem byzantinischen Kaiser im Algemeinen und am Erhalt der byzantinischen

Praumlsenz auf der Krim nicht hinterfragt

471Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Prokop de aed (Haury Wirth 1964) 3 7 ἔστι δέ τις ἐνταῦθαχώρα κατὰ τὴν παραλίαν Δόρυ ὄνοmicroα ἵνα δὴ ἐκ παλαιοῦΓότθοι ᾤκηνται οἳ Θευδερίχῳ ἐς Ἰταλίαν ἰόντι οὐκ ἐπισπό-microενοι ἀλλrsquo ἐθελούσιοι αὐτοῦ microείναντες Ῥωmicroαίων καὶ εἰςἐmicroέ εἰσιν ἔνσπονδοι ξυνστρατεύουσί τε αὐτοῖς ἐπὶ πολεmicroί-ους τοὺς σφετέρους ἰοῦσιν ἡνίκα ἂν βασιλεῖ βουλοmicroένῳεἴη ἐξικνοῦνται δὲ ἐς τρισχιλίους καὶ τά τε πολέmicroια ἔργαεἰσὶν ἄριστοι τά τε ἐς τὴν γεωργίαν αὐτουργοὶ δεξιοί καὶφιλοξενώτατοι δέ εἰσιν ἀνθρώπων ἁπάντων αὐτὴ δὲ 5χώρα τὸ Δόρυ τῆς microὲν γῆς ἐν ὑψηλῷ κεῖται οὐ microέντοι οὔτε

τραχεῖα οὔτε σκληρά ἐστιν ἀλλrsquo ἀγαθή τε καὶ εὔφοροςκαρπῶν τῶν ἀρίστων πόλιν microὲν οὖν G φρούριον οὐδαmicroῆτῆς χώρας Hβασιλεὺς ἐδείmicroατο ταύτης κατείργεσθαι περι-βόλοις τισὶν οὐκ ἀνεχοmicroένων τῶν τῇδε ἀνθρώπων ἀλλrsquo ἐνπεδίῳ ἀσmicroενέστατα ᾠκηmicroένων ἀεί ὅπη ποτὲ δὲ τῶν ἐκείνῃχωρίων βάσιmicroα εὐπετῶς τοῖς ἐπιοῦσιν ἐδόκει εἶναι ταύταςδὴ τειχίσmicroασι microακροῖς τὰς εἰσόδους περιβαλών τὰς ἐκ τῆςἐφόδου φροντίδας ἀνέστειλε Γότθοις ταῦτα microὲν οὖν τῇδέπη ἔχει Dt Uumlbers bei Albrecht 2012a 259

Prokops Werk De aedificiis ist zudem ein fiktionaler Text in dem an dieser Stelle eine arkadisch-bukolische

Landschaft evoziert wird wozu Prokop der nie auf der Krim war vielleicht durch den Straborsquoschen Ver-

gleich der Krim mit der Peloponnes (und damit mit der dortigen Landschaft Arkadien) inspiriert worden sein

mag 2

Prokops Text darf daher nicht als aumluszligerer Rahmen einer archaumlologisch-historischen Forschung missverstan-

den werden Er spricht aber vier zentrale Themen an die genauer untersucht werden muumlssen wenn man

die politischen und sozialen Verhaumlltnisse auf der Krim im fruumlhen Mittelalter ndash und auch in den Jahr hun der -

ten nach Prokop ndash verstehen moumlchte Diese Themen sind

1 Bevoumllkerung und soziale Strukturen

2 Gruppenidentitaumlt ndash Kulturbeziehungen ndash kulturelle Offenheit

3 Die Gotthoi und Byzanz

4 Siedlungsstrukturen und Landschaft

Das Krim-Projekt des RGZM hat zu allen vier Themen Beitraumlge geleistet Wesentlich fuumlr eine kritische

Neubewertung der Verhaumlltnisse in der Bergkrim ist die Beobachtung dass in den Schriftquellen uumlber Jahr -

hunderte hinweg eine regionale (raquogotischelaquo) Identitaumlt greifbar ist 3 Fassbar erscheint sie in den politischen

und vor allem kirchlichen Strukturen in einem kulturellen Gedaumlchtnis und in der gotischen Sprache die bis

in die Mitte des 16 Jahrhunderts hinein nachweisbar ist 4 Daraus ergibt sich die Frage welche Struk turen

diese kulturelle Identitaumlt befoumlrdert haben und wie sich die Verhaumlltnisse auf der Krim uumlber die Jahrhunderte

in historischen Prozessen der kulturellen Transformation und Adaption veraumlndert haben Dieser Themen -

kreis stand im Fokus der vom RGZM initiierten Untersuchungen auf der Krim zwischen 2006 und 2009

Die vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projekts erlauben die Entwicklung eines hypothetischen Modells

der spaumltantiken und mittelalterlichen Transformationsprozesse im suumldwestlichen Bergland der Krim Vor sei-

ner Vorstellung und Begruumlndung erscheint es sinnvoll noch einmal die Ergebnisse der in diesem Band ver-

sammelten Forschungsbeitraumlge zusammenzufuumlhren

Bevoumllkerung und soziale Strukturen

Houmlhensiedlungen

Die Entwicklung der Houmlhensiedlungen mit ihren fortifikatorischen Elementen im Fruumlhmittelalter ist ein deut-

liches Zeichen fuumlr die Etablierung herrschaftlicher Strukturen die auch militaumlrischen Schutz beduumlrf nissen

Rechnung tragen Ihre exponierte Lage mit den teilweise imposanten Architekturuumlberresten hat ihnen

schon fruumlh die Aufmerksamkeit der Forschung gesichert Die Jahrhunderte dauernde im Fall des Man gup-

Kale sogar bis in die Neuzeit hineinreichende Besiedlung erschwert jedoch die Entwicklung einer differen-

zierten Siedlungs- und Bevoumllkerungsgeschichte dieser Plaumltze Das gilt insbesondere auch im Hinblick auf die

Frage nach dem Verhaumlltnis der Houmlhensiedlungen untereinander wie sie sich gerade im Fall des Ėski-Kermen

und des Mangup-Kale aufdraumlngt Die archaumlologischen Untersuchungen muumlssen sich nach wie vor darauf

konzentrieren die Entwicklung in kleineren Teilbereichen der Siedlungsareale zu klaumlren (s etwa Beitrag

472 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

2 Strabo (Radt 2007) VII 4 5 vgl aber aumlhnliche Schilderungen beiAppian (Mendelsohn 1878) Ill 422

3 Zum Konzept der regionalen Identitaumlt vgl Gleber 1994 ndash Hroch2002 ndash Applegate 1999 ndash Whitmarsh 2010

4 Rousseau 1991 ndash Stearns 1989

Ajbabin) Dazu koumlnnten in Zukunft auch Ausgrabungen in den neu kartierten Houmlhlen in der Innenflaumlche

der Siedlungsflaumlche auf dem Ėski Kermen kommen (s Beitrag v Aufschnaiter)

Wie komplex die Entwicklung einzelner Siedlungselemente gewesen sein konnte zeigen exemplarisch die

Untersuchungen von A Gercen zur Befestigung des Mangup Kale

Laumlndliche Siedlungen koumlnnen im Arbeitsgebiet als Quellen zur Bevoumllkerungsgeschichte nicht nur bedingt

herangezogen werden weil sie bislang von der Forschung zugunsten der Houmlhensiedlungen und Graumlber -

felder vernachlaumlssigt wurden Im Rahmen der Surveys konnten zwar einige Siedlungsplaumltze grob im

Gelaumlnde eingegrenzt aber nicht im Detail erfasst werden (s Beitrag Schreg)

Graumlberfelder

Neben den Houmlhensiedlungen sind daher die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder die wichtigsten archaumlologi-

schen Fundstellen der Region Sie sind grundlegende Quellen zur Siedlungsgeschichte aber auch zum

Verstaumlndnis der fruumlhmittelalterlichen Gesellschaft Die meisten fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder auf der

Krim werden jedoch seit den 1990er Jahren von illegalen Grabungen heimgesucht sodass die Forschun gen

hier zugleich praumlventiven Charakter haben Besondere Bedeutung kommt den Untersuchungen zu den

Bestattungsplaumltzen im Umfeld des Ėski-Kermen und des Mangup-Kale zu weil sie in unmittelbarer Nach -bar schaft zu zwei Zentralplaumltzen der Region liegen Die Beitraumlge von Gercen Mączyńska u a zu Almalyk-dere von Bemann u a zu den Bestattungsplaumltzen an der Suumldostflanke des Mangup und von A Ajbabinund Ė Chajredinova zu dem Graumlberfeld am Ėski Kermen schaffen daher wichtige Grundlagen fuumlr das Ver -staumlndnis dieser Plaumltze Einen besonderen Stellenwert im Rahmen des Projektes nahm auch die Aufarbeitung des Graumlberfeldes vonLučistoe im Hinterland von Alušta an der Suumldkuumlste der Krim ein 5 Es ist von besonderem Interesse weil dasGraumlberfeld von der Voumllkerwanderungszeit bis in die Neuzeit belegt worden ist Gute Erhaltungs bedin gun -gen sowie die groszlige Naumlhe zu dem aumllteren voumllkerwanderungszeitlichen Bestattungsplatz von Čatyr-Dag 6

erlauben es daruumlber hinaus kleinregional die kulturelle Entwicklung uumlber mehrere Jahrhunderte nachzu-zeichnen Im Rahmen des laufenden Publikationsvorhabens werden zunaumlchst jedoch die fruumlheren EpochenvorgelegtAls Resuumlmee des Engagements in der Graumlberfeldarchaumlologie laumlsst sich noch einmal festhalten dass die

Graumlberfelder der suumldwestlichen Bergkrim derzeit die besten Bedingungen zur Beurteilung der regionalen

Gesellschaften uumlber einen laumlngeren Zeitraum bieten Zwischen dem 45 und dem 8 Jahrhundert zeigen

sich zwar deutliche Veraumlnderungen in der materiellen Kultur mit zunehmenden byzantinischen Einfluumlssen

groumlszligere Bruumlche die Bevoumllkerungswechsel oder grundlegend veraumlnderte Gesellschaftsstrukturen anzeigen

sind nicht feststellbar Einige der Bestattungsplaumltze so etwa die Graumlberfelder von Almalyk oder Lučistoe

werden sogar noch weit uumlber das 8 Jahrhundert hinaus genutzt Diese juumlngeren Belegungsphasen fanden

bislang kaum archaumlologisches Interesse 7 Beim derzeitigen Forschungsstand ist die Kontinuitaumltsfrage gene-

rell nur schwer zu beurteilen ndash klare Indizien fuumlr Diskontinuitaumlten fehlen auch wenn mehrfach neue Kultur -

einfluumlsse greifbar werden

473Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

5 Ajbabin Chajredinova 20096 Myc 2006

7 Ajbabin Chajredinova 2009 1

Anthropologie

Der Einsatz anthropologischer Methoden kann die Moumlglichkeiten der Archaumlologie Aussagen zur Bevoumll ke -

rungs dynamik zu treffen erheblich erweitern Moderne umfassende anthropologische Untersuchungen

fruumlh mittelalterlicher Graumlberfeldgemeinschaften der Krim sind jedoch noch ein Desiderat Um das Erkennt -

nis potenzial speziell auch im Bereich der Palaumlogenetik ausloten zu koumlnnen wurden stichprobenartige Un -

ter suchungen von Bestattungen der Graumlberfelder Almalyk Lučistoe und Ėski Kermen vorgenommenMit den klassischen anthropologischen Methoden konnten insbesondere Aufschluumlsse uumlber die koumlrperliche

Konstitution der Menschen gewonnen werden Auffallend waren etwa Unterschiede in der Zahn gesund -

heit der Populationen Im Graumlberfeld von Almalyk waren die Frauen ungleich staumlrker von Karies betroffen

als die Maumlnner (vgl Beitrag Jacobi u a)

Noch bemerkenswertere Ergebnisse erbrachten die DNA-Analysen die eine sehr gute Erhaltung von aDNA

belegen Dadurch ist es moumlglich nicht nur mitochondriale DNA auszuwerten (vgl Beitrag Brandt u a) Die

Archaumlologie setzt heute vielfach groszlige Erwartungen auf die Genetik wenn es darum geht individuelle

Biographien Sozialstrukturen oder gar ethnische Identitaumlten zu erschlieszligen Dabei wird im Hinblick auf eth-

nische Interpretationen haumlufig uumlbersehen dass genetische Abstammung nicht mit kultureller Identitaumlt und

Ethnizitaumlt gleichzusetzen ist Ethnien sind keine festen Entitaumlten sondern historisch durch Integration und

Segregationsprozesse veraumlnderlich Sie koumlnnen durch sich wandelnde politische wirtschaftliche und sozia-

le Rahmenbedingungen neu formiert oder definiert werden ndash nicht selten unter Ruumlckgriff auf historische

oder gar mythische Voumllkerschaften Entsprechende Vorsicht ist daher bei der kulturgeschichtlichen Inter -

pretation palaumlogenetischer Erkenntnisse angebracht Das Auftreten der heute im suumldlichen Skandinavien

Schottland Norddeutschland Westfinnland und in der Normandie haumlufigen Haplogruppe I1 unter der fruumlh-

mittelalterlichen Bevoumllkerung der Suumldwestkrim ist noch keine Bestaumltigung einer gotischen Wanderung von

Skandinavien auf die Krim Gleichwohl ist es angesichts als raquoskandinavischlaquo klassifizierter Funde in einigen

der fruumlhen Graumlberfelder wie z B Čatyr Dag ein Indiz dafuumlr dass es Kontakte Austausch und Wanderungen

von Individuen und Gruppen uumlber groumlszligere Entfernungen tatsaumlchlich gegeben haben kann

Christianisierung

Einer der folgenreichsten sozialgeschichtlichen Prozesse der im Fruumlhmittelalter stattfand war die Chris tia -

nisierung die im Grabbrauch ebenso wie im Siedlungsbild ihren Niederschlag gefunden hat

In den Kuumlstenstaumldten ist der christliche Glaube spaumltestens im 4 Jahrhundert weitgehend etabliert als in

Cherson ein Bistum bestand 8

Im Bergland ist in der Mitte des 5 Jahrhunderts eine Abloumlsung der Brandbestattung durch Beigaben fuumlh-rende Koumlrperbestattungen in Kammergraumlbern zu beobachten die A Ajbabin und Ė Chajredovina mit derChristianisierung in Verbindung bringen 9 Beigaben mit explizit christlicher Symbolik treten erst seit der 2Haumllfte des 6 Jahrhunderts auf (Abb1) 10 Eindeutigere Zeichen christlich gepraumlgter Froumlmmigkeit liefern

474 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

8 Zum Christentum in Cherson vgl juumlngst Vinogradov 2010 ndashZur Christianisierung in Kerčrsquo und Bosporus Ajbabin 201140 ff ndash Zur Christianisierung der Krim allgemein Plontke-Luumlning 2012

9 Ajbabin Chajredinova 20091 raquoNachdem sie zum Christen-tum uumlbergetreten waren uumlbernahmen die Goten von den Ala-nen einen vom Standpunkt der neuen Religion akzeptablenTyp der Bestattunglaquo

10 z B Guumlrtelschnallen mit Kreuzdarstellungen aus Lučistoe Ajba-bin 2011 Taf 28

einige Kreuzesdarstellungen die an den Waumlnden fruumlhmittelalterlicher

Grabkammern angebracht worden sind11 Als eine laumlngerfristige Kon -

sequenz dieser Entwicklung laumlsst sich im Bereich der Grabkultur die Ent -

stehung kleinerer Bestattungsplaumltze mit aus dem Fels gearbeiteten

Koumlrpergraumlbern auf den Houmlhen sied lungen selbst wie auch bei den zahl-

reichen Houmlhlenkloumlstern registrieren Sie koumlnnen aufgrund der Zahlen -

verhaumlltnisse nur einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft repraumlsentie-

ren Mehrheitlich duumlrften diese Bestat tun gen einem distinguierteren Teil

der Gesellschaft zuzuordnen sein Leider wissen wir hier zu wenig uumlber

die juumlngeren Abschnitte der Bestattungsplaumltze Almalyk-dere und

Lučistoe

Angesichts der fruumlhen schriftlichen Belege des Christentums in den

Kuumlstenstaumldten der Krim aber auch gemessen an entsprechenden Phauml -

no menen im Merowingerreich treten die Zeugnisse aus den Graumlbern

spaumlt und relativ spaumlrlich auf Dazu steht auch die Erbauung der Basiliken

auf dem Ėski Kermen und dem Mangup Kale nicht im Widerspruch Ihre

Entstehung in justinianischer Zeit ist in der Forschungsgeschichte zwar

immer wieder postuliert worden aktuelle Forschungen lassen eine

Datierung in spaumltere Epochen aber viel wahrscheinlicher erscheinen Am

Ort der Mangup-Basilika rekonstruiert N Barmina einen fruumlhchristlichen

Baukomplex des 5-7 Jahrehunderts bestehend aus einer Saalkirche

und dem noumlrdlich gelegenen Bap tis te riumsbau Die Saalkirche wurde

nach ihren Beobachtungen in der Mitte des 9 Jahrehunderts als

Mittelschiff in die zu dieser Zeit neu errichtete Basilika inkorporiert 12 fuumlr

die Ėski-Kermen-Basilika hat E Paršina anhand der Bestattungen in derKirche eine Datierung ins 10-12 Jahrehundert vorgeschlagen 13

Gruppenidentitaumlten

Die Kulturentwicklung auf der Krim ist sicher nicht durch Ein wan de -

rungen und Religionswechsel allein zu verstehen Die Bevoumllkerung der

475Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

11 Aibabin u a 2008 16 sowie Bemmann u a in diesem Bandmit Abb 4

12 Barmina 2002 2613 Paršina 1988 48 50 5214 z B Gauszlig 2009

15 z B Schtschukin Furasjew 200716 Ivanova 2009 ndash Ivanova im Druck 17 Schulze-Doumlrrlamm 2009 303 ndash Ajbabin 1982 Abb 518 Chajredinova 2010

Abb 1 Grabbeigaben mit christlicherSymbolik 1 Suuk-Su Grab 90 1 Haumllfte7 Jh ndash 2 Skalistoe Grab 433 1 Haumllfte7 Jh ndash 3 Lučistoe Kammergrab 772 Haumllfte 6 Jh ndash 4 Cherson Kammer-grab 66 2 Haumllfte 6 Jh ndash 5 Kerč 1Haumllf te 6 Jh ndash (A I Ajbabin)

raquoGotthialaquo die in der modernen Forschung als Alano-Goten bezeichnet wird bildete eine Gesellschaft die

sehr unterschiedliche Traditionen in ihrer materiellen Kultur vereint Die archaumlologischen Funde zeigen ndash

beispielsweise die Fibeln 14 ndash verschiedene ost- und mitteleuropaumlische Kul tur beziehungen 15 sowie ndash exem-

plarisch an den Gefaumlszligbeigaben 16 den Guumlrtelschnallen 17 aber auch in der Frauentracht 18 zu fassen ndash by -

zan tinische Einfluumlsse Elemente die der raquoSteppenkulturlaquo zugeschrieben werden sind in den Beigaben

dagegen relativ spaumlrlich Aus dem Graumlberfeld von Almalyk stammen beispielsweise Metallspiegel Kno chen -

versteifungen eines Bogens eiserne dreifluumlgelige Pfeilspitzen sowie eine Eisentrense mit Messingringen (vglBeitrag Mączyńska) Als Hinweise auf alanische Traditionen werden in der Forschung insbesondere die

Bestattungssitten mit den Katakombengraumlbern interpretiert 19 Bemerkenswert im Hinblick auf reiternoma-

dische Einfluumlsse ist in diesem Kontext das Auftreten von Perso nen mit deformierten Schaumldeln fassbar bei-

spielsweise in einigen Bestattungen in den Graumlberfeldern von Almalyk-dere und Ėski Kermen (s Beitrag

Jacoby) 20 Fuumlr diese Kulturphaumlnomene sind unterschiedliche Interpretationen denkbar 21 Die Forschung hat

in hohem Maszlige ethnische Interpretationen und Migra tions prozesse ins Spiel gebracht und damit impliziert

dass die in den archaumlologischen Befunden fassbaren Kulturbeziehungen einzelne Bevoumllkerungsgruppen

abbilden Insbesondere die Adlerfibeln und gotischen Schnallen wurden in diesem Sinne als gotische

Trachtelemente interpretiert 22 Alanische Einfluumlsse hat man hingegen vor allem an der Bestattungsform

festgemacht 23

Das sind zunaumlchst einmal grundsaumltzlich plausible Erklaumlrungsansaumltze denen jedoch alternative Modelle zur

Seite gestellt werden sollten Abgesehen von der Diskussion um den Stellenwert ethnischer Inter preta -

tionen insgesamt wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Rahmen einer Historical archaeolo-

gy die sich mit Kolonisations- und Globalisierungsprozessen der Neuzeit befasst unterschiedliche Ablaumlufe

kultureller Transformation und Identitaumltsbildungen beschrieben 24 Der Wert einzelner Elemente der archauml-

ologischen Uumlberlieferung als Identitaumltsmarker wurde dabei erheblich in Frage gestellt Bei den Kata kom ben -

graumlbern die die Forschung wiederholt mit alanischen Traditionen verbunden hat 25 stellt sich beispielsweise

die Frage inwiefern diese Bestattungsform tatsaumlchlich an Bevoumllkerungsgemeinschaften oder religioumlse

Vorstellungen gebunden war Das Prinzip der Katakombengraumlber laumlsst sich schlieszliglich auch in vorgeschicht -

lichen Kulturgruppen nachweisen und ist daher nicht Gruppen-spezifisch Es scheint weiterfuumlhrend staumlrker

einzelne kulturelle Traditionen und deren Interaktion zu analysieren als diese als fixe Merkmale einzelner

ethnischer Gruppen zu betrachten

Die Gotthoi und Byzanz

Mit Blick auf die oben genannten Erfahrungen aus der Historical Archaeology erscheint es ferner uumlberfaumll-lig die Zentrum-Peripherie-Perspektive aus der heraus bislang uumlberwiegend der byzantinische Einfluss aufder Krim interpretiert wurde um eine weitere Zugangsweise zu bereichern Diese sollte die Bedeutung vonByzanz nicht negieren aber die Verhaumlltnisse auf der Krim staumlrker als bisher aus den regionalen Gegeben -heiten und den Interessenslagen der Akteure auf der Halbinsel zu erklaumlren versuchen Der Blick auf die Krim aus der Sicht des Machtzentrums Konstantinopel wird nicht zuletzt durch die einflussreiche eingangs zitierte Textpassage bei Prokop nahegelegt Der Autor berichtete dass Kaiser Justinian aus Fuumlrsorge fuumlr seine treuen Vasallen die fortifikatorische Sicherung der Zugaumlnge zu ihrem Landveranlasst habe Als weithin sichtbare Relikte dieser monumentalen fortifikatorischen byzantinischen Ein -fluss nahme gelten heute vor allem die Houmlhensiedlungen Ėski Kermen und Mangup obwohl Prokop aus-

druumlcklich das Fehlen befestigter Staumldte erwaumlhnt

Eindeutiger ist der byzantinische Einfluss in der Bekleidung fassbar der schon kurz angesprochen wurde

So koumlnnen beispielsweise die byzantinischen Schnallen von den Kriegern der spaumlteren Gotthia im Rahmen

ihres Militaumlrdienstes fuumlr das ostroumlmische Reich erworben worden sein daruumlber hinaus ist aber auch damit

476 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

19 Bierbrauer 2008 ndash Bierbrauer 2010 ndash Ajbabin 2011 14-1820 Zusammenfassend zum Phaumlnomen der deformierten Schaumldel

Uldin 200521 Tarde 200822 Zur Problematik solcher Zuschreibungen siehe Rummel 2007

23 Ajbabin 2011 17 et passim24 z B Cusick 1998 ndash Ewen 2000 ndash Vgl als Fallstudie an Kera-

mik Schreg 2010b25 Ajbabin 2011 ndash Fuumlr die aumlltere Literatur vgl Bierbrauer 2008

58

zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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493Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

4

Frauke Jacobi middot Marcus Stecher middot Stephanie Zesch middot Vladimir Radochin middot Kurt W Alt

Ėski Kermen Almalyk und Lučistoe ndash Bioarchaumlologie auf der Krim 335

Guido Brandt middot Wolfgang Haak middot Christina Blechschmidt middot Sarah Karimnia middot Kurt W Alt

Die Voumllker der Krim im Fruumlhmittelalter ndash Anwendung und Potential der Palaumlogenetik

in Bezug auf archaumlologische Fragen 361

Anja Cramer middot Guido Heinz

Vermessungs- und Dokumentationsarbeiten im Bergland der Krim 379

Rainer Schreg

Forschungen zum Umland der Houmlhlenstaumldte Mangup und Ėski Kermen ndash

eine umwelthistorische Perspektive 403

Stefan Albrecht

Die Krim und Cherson byzantinischer Vorposten im Norden des Schwarzen Meeres 447

Stefan Albrecht middot Michael Herdick middot Rainer Schreg

Neue Forschungen auf der Krim 471

Publiktationen des Krim-Projekts 499

STEFAN ALBRECHT middot MICHAEL HERDICK middot RAINER SCHREG

NEUE FORSCHUNGEN AUF DER KRIM

GESCHICHTE UND GESELLSCHAFT IM BERGLAND DER SUumlDWESTLICHEN KRIM ndashEINE ZUSAMMENFASSUNG

Die Halbinsel Krim reicht von Norden in das Schwarze Meer Sie ist von Konstantinopel etwa 500 km ent-

fernt und der Hauptstadt damit immer noch naumlher als beispielsweise Athen Fuumlr das Fruumlhmittelalter berich-

ten die Schriftquellen uumlber die Praumlsenz der Krimgoten die in der Forschung seit Langem groszlige Auf merk -

samkeit gefunden haben Besondere Beachtung fand in diesem Zusammenhang die Charakterisierung der

Krimgoten und ihres Siedlungsgebietes bei Prokop

raquoNun es gibt da in der Naumlhe der Kuumlste ein Gebiet mit Namen Dory dort wohnten schon seit jeher Gotthoi

die Theoderich der nach Italien ging nicht folgten sondern sie die dort freiwillig blieben sind bis auf

meine Zeit Verbuumlndete der Roumlmer sie ziehen mit ihnen zusammen gegen deren Feinde zu Feld sooft es

dem Kaiser wuumlnschenswert erscheint Sie erreichen bis dreitausend sie sind die besten im Kriegshandwerk

und verrichten die Feldarbeit geschickt mit eigener Hand und sie sind die gastfreundlichen von allen

Menschen Das Gebiet Dory aber liegt freilich hoch uumlber dem Land ist aber doch nicht rau oder trocken

sondern gut und reich an besten Fruumlchten Eine Stadt oder einen festen Platz baute der Kaiser nirgendwo

in diesem Gebiet weil die Menschen dort es nicht ertrugen in irgendwelchen Ringmauern eingesperrt zu

werden sondern am liebsten immer auf freiem Feld wohnen Wo er meinte dass vielleicht doch wegen des

Gelaumlndes dort fuumlr Angreifer bequem gangbare Stellen seien umschlang er die Zugaumlnge mit gewaltigen

Bollwerken Und er nahm so den Gotthoi die Bedenken vor einem Angriff weg So steht es nun da mit 1laquo

Diese Textpassage wird regelhaft als historische Quelle gewertet die dementsprechend nachhaltig die Vor -

stellungen von Archaumlologen und Historikern uumlber die Verhaumlltnisse in der Bergkrim gepraumlgt hat Ausgehend

von einer byzantinischen Betrachtungsperspektive werden die Krimgoten als treue militaumlrische Verbuumlndete

der Byzantiner gesehen Das Land Dory dessen Vorort von der Mehrzahl der Forscher auf dem Mangup

Kale lokalisiert wird wird als byzantinisches Satelliten- oder Vasallenterritorium verstanden das einen Puffer

zur Steppenregion am Nordrand des byzantinischen Reiches bildete

Dieses Bild ist aus mehreren Gruumlnden problematisch Zunaumlchst liegt ihm eine einseitige byzantinische

Perspek tive zugrunde die das Interesse der als Krimgoten bezeichneten Bevoumllkerung des Binnenlandes an

der Zusammenarbeit mit dem byzantinischen Kaiser im Algemeinen und am Erhalt der byzantinischen

Praumlsenz auf der Krim nicht hinterfragt

471Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Prokop de aed (Haury Wirth 1964) 3 7 ἔστι δέ τις ἐνταῦθαχώρα κατὰ τὴν παραλίαν Δόρυ ὄνοmicroα ἵνα δὴ ἐκ παλαιοῦΓότθοι ᾤκηνται οἳ Θευδερίχῳ ἐς Ἰταλίαν ἰόντι οὐκ ἐπισπό-microενοι ἀλλrsquo ἐθελούσιοι αὐτοῦ microείναντες Ῥωmicroαίων καὶ εἰςἐmicroέ εἰσιν ἔνσπονδοι ξυνστρατεύουσί τε αὐτοῖς ἐπὶ πολεmicroί-ους τοὺς σφετέρους ἰοῦσιν ἡνίκα ἂν βασιλεῖ βουλοmicroένῳεἴη ἐξικνοῦνται δὲ ἐς τρισχιλίους καὶ τά τε πολέmicroια ἔργαεἰσὶν ἄριστοι τά τε ἐς τὴν γεωργίαν αὐτουργοὶ δεξιοί καὶφιλοξενώτατοι δέ εἰσιν ἀνθρώπων ἁπάντων αὐτὴ δὲ 5χώρα τὸ Δόρυ τῆς microὲν γῆς ἐν ὑψηλῷ κεῖται οὐ microέντοι οὔτε

τραχεῖα οὔτε σκληρά ἐστιν ἀλλrsquo ἀγαθή τε καὶ εὔφοροςκαρπῶν τῶν ἀρίστων πόλιν microὲν οὖν G φρούριον οὐδαmicroῆτῆς χώρας Hβασιλεὺς ἐδείmicroατο ταύτης κατείργεσθαι περι-βόλοις τισὶν οὐκ ἀνεχοmicroένων τῶν τῇδε ἀνθρώπων ἀλλrsquo ἐνπεδίῳ ἀσmicroενέστατα ᾠκηmicroένων ἀεί ὅπη ποτὲ δὲ τῶν ἐκείνῃχωρίων βάσιmicroα εὐπετῶς τοῖς ἐπιοῦσιν ἐδόκει εἶναι ταύταςδὴ τειχίσmicroασι microακροῖς τὰς εἰσόδους περιβαλών τὰς ἐκ τῆςἐφόδου φροντίδας ἀνέστειλε Γότθοις ταῦτα microὲν οὖν τῇδέπη ἔχει Dt Uumlbers bei Albrecht 2012a 259

Prokops Werk De aedificiis ist zudem ein fiktionaler Text in dem an dieser Stelle eine arkadisch-bukolische

Landschaft evoziert wird wozu Prokop der nie auf der Krim war vielleicht durch den Straborsquoschen Ver-

gleich der Krim mit der Peloponnes (und damit mit der dortigen Landschaft Arkadien) inspiriert worden sein

mag 2

Prokops Text darf daher nicht als aumluszligerer Rahmen einer archaumlologisch-historischen Forschung missverstan-

den werden Er spricht aber vier zentrale Themen an die genauer untersucht werden muumlssen wenn man

die politischen und sozialen Verhaumlltnisse auf der Krim im fruumlhen Mittelalter ndash und auch in den Jahr hun der -

ten nach Prokop ndash verstehen moumlchte Diese Themen sind

1 Bevoumllkerung und soziale Strukturen

2 Gruppenidentitaumlt ndash Kulturbeziehungen ndash kulturelle Offenheit

3 Die Gotthoi und Byzanz

4 Siedlungsstrukturen und Landschaft

Das Krim-Projekt des RGZM hat zu allen vier Themen Beitraumlge geleistet Wesentlich fuumlr eine kritische

Neubewertung der Verhaumlltnisse in der Bergkrim ist die Beobachtung dass in den Schriftquellen uumlber Jahr -

hunderte hinweg eine regionale (raquogotischelaquo) Identitaumlt greifbar ist 3 Fassbar erscheint sie in den politischen

und vor allem kirchlichen Strukturen in einem kulturellen Gedaumlchtnis und in der gotischen Sprache die bis

in die Mitte des 16 Jahrhunderts hinein nachweisbar ist 4 Daraus ergibt sich die Frage welche Struk turen

diese kulturelle Identitaumlt befoumlrdert haben und wie sich die Verhaumlltnisse auf der Krim uumlber die Jahrhunderte

in historischen Prozessen der kulturellen Transformation und Adaption veraumlndert haben Dieser Themen -

kreis stand im Fokus der vom RGZM initiierten Untersuchungen auf der Krim zwischen 2006 und 2009

Die vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projekts erlauben die Entwicklung eines hypothetischen Modells

der spaumltantiken und mittelalterlichen Transformationsprozesse im suumldwestlichen Bergland der Krim Vor sei-

ner Vorstellung und Begruumlndung erscheint es sinnvoll noch einmal die Ergebnisse der in diesem Band ver-

sammelten Forschungsbeitraumlge zusammenzufuumlhren

Bevoumllkerung und soziale Strukturen

Houmlhensiedlungen

Die Entwicklung der Houmlhensiedlungen mit ihren fortifikatorischen Elementen im Fruumlhmittelalter ist ein deut-

liches Zeichen fuumlr die Etablierung herrschaftlicher Strukturen die auch militaumlrischen Schutz beduumlrf nissen

Rechnung tragen Ihre exponierte Lage mit den teilweise imposanten Architekturuumlberresten hat ihnen

schon fruumlh die Aufmerksamkeit der Forschung gesichert Die Jahrhunderte dauernde im Fall des Man gup-

Kale sogar bis in die Neuzeit hineinreichende Besiedlung erschwert jedoch die Entwicklung einer differen-

zierten Siedlungs- und Bevoumllkerungsgeschichte dieser Plaumltze Das gilt insbesondere auch im Hinblick auf die

Frage nach dem Verhaumlltnis der Houmlhensiedlungen untereinander wie sie sich gerade im Fall des Ėski-Kermen

und des Mangup-Kale aufdraumlngt Die archaumlologischen Untersuchungen muumlssen sich nach wie vor darauf

konzentrieren die Entwicklung in kleineren Teilbereichen der Siedlungsareale zu klaumlren (s etwa Beitrag

472 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

2 Strabo (Radt 2007) VII 4 5 vgl aber aumlhnliche Schilderungen beiAppian (Mendelsohn 1878) Ill 422

3 Zum Konzept der regionalen Identitaumlt vgl Gleber 1994 ndash Hroch2002 ndash Applegate 1999 ndash Whitmarsh 2010

4 Rousseau 1991 ndash Stearns 1989

Ajbabin) Dazu koumlnnten in Zukunft auch Ausgrabungen in den neu kartierten Houmlhlen in der Innenflaumlche

der Siedlungsflaumlche auf dem Ėski Kermen kommen (s Beitrag v Aufschnaiter)

Wie komplex die Entwicklung einzelner Siedlungselemente gewesen sein konnte zeigen exemplarisch die

Untersuchungen von A Gercen zur Befestigung des Mangup Kale

Laumlndliche Siedlungen koumlnnen im Arbeitsgebiet als Quellen zur Bevoumllkerungsgeschichte nicht nur bedingt

herangezogen werden weil sie bislang von der Forschung zugunsten der Houmlhensiedlungen und Graumlber -

felder vernachlaumlssigt wurden Im Rahmen der Surveys konnten zwar einige Siedlungsplaumltze grob im

Gelaumlnde eingegrenzt aber nicht im Detail erfasst werden (s Beitrag Schreg)

Graumlberfelder

Neben den Houmlhensiedlungen sind daher die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder die wichtigsten archaumlologi-

schen Fundstellen der Region Sie sind grundlegende Quellen zur Siedlungsgeschichte aber auch zum

Verstaumlndnis der fruumlhmittelalterlichen Gesellschaft Die meisten fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder auf der

Krim werden jedoch seit den 1990er Jahren von illegalen Grabungen heimgesucht sodass die Forschun gen

hier zugleich praumlventiven Charakter haben Besondere Bedeutung kommt den Untersuchungen zu den

Bestattungsplaumltzen im Umfeld des Ėski-Kermen und des Mangup-Kale zu weil sie in unmittelbarer Nach -bar schaft zu zwei Zentralplaumltzen der Region liegen Die Beitraumlge von Gercen Mączyńska u a zu Almalyk-dere von Bemann u a zu den Bestattungsplaumltzen an der Suumldostflanke des Mangup und von A Ajbabinund Ė Chajredinova zu dem Graumlberfeld am Ėski Kermen schaffen daher wichtige Grundlagen fuumlr das Ver -staumlndnis dieser Plaumltze Einen besonderen Stellenwert im Rahmen des Projektes nahm auch die Aufarbeitung des Graumlberfeldes vonLučistoe im Hinterland von Alušta an der Suumldkuumlste der Krim ein 5 Es ist von besonderem Interesse weil dasGraumlberfeld von der Voumllkerwanderungszeit bis in die Neuzeit belegt worden ist Gute Erhaltungs bedin gun -gen sowie die groszlige Naumlhe zu dem aumllteren voumllkerwanderungszeitlichen Bestattungsplatz von Čatyr-Dag 6

erlauben es daruumlber hinaus kleinregional die kulturelle Entwicklung uumlber mehrere Jahrhunderte nachzu-zeichnen Im Rahmen des laufenden Publikationsvorhabens werden zunaumlchst jedoch die fruumlheren EpochenvorgelegtAls Resuumlmee des Engagements in der Graumlberfeldarchaumlologie laumlsst sich noch einmal festhalten dass die

Graumlberfelder der suumldwestlichen Bergkrim derzeit die besten Bedingungen zur Beurteilung der regionalen

Gesellschaften uumlber einen laumlngeren Zeitraum bieten Zwischen dem 45 und dem 8 Jahrhundert zeigen

sich zwar deutliche Veraumlnderungen in der materiellen Kultur mit zunehmenden byzantinischen Einfluumlssen

groumlszligere Bruumlche die Bevoumllkerungswechsel oder grundlegend veraumlnderte Gesellschaftsstrukturen anzeigen

sind nicht feststellbar Einige der Bestattungsplaumltze so etwa die Graumlberfelder von Almalyk oder Lučistoe

werden sogar noch weit uumlber das 8 Jahrhundert hinaus genutzt Diese juumlngeren Belegungsphasen fanden

bislang kaum archaumlologisches Interesse 7 Beim derzeitigen Forschungsstand ist die Kontinuitaumltsfrage gene-

rell nur schwer zu beurteilen ndash klare Indizien fuumlr Diskontinuitaumlten fehlen auch wenn mehrfach neue Kultur -

einfluumlsse greifbar werden

473Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

5 Ajbabin Chajredinova 20096 Myc 2006

7 Ajbabin Chajredinova 2009 1

Anthropologie

Der Einsatz anthropologischer Methoden kann die Moumlglichkeiten der Archaumlologie Aussagen zur Bevoumll ke -

rungs dynamik zu treffen erheblich erweitern Moderne umfassende anthropologische Untersuchungen

fruumlh mittelalterlicher Graumlberfeldgemeinschaften der Krim sind jedoch noch ein Desiderat Um das Erkennt -

nis potenzial speziell auch im Bereich der Palaumlogenetik ausloten zu koumlnnen wurden stichprobenartige Un -

ter suchungen von Bestattungen der Graumlberfelder Almalyk Lučistoe und Ėski Kermen vorgenommenMit den klassischen anthropologischen Methoden konnten insbesondere Aufschluumlsse uumlber die koumlrperliche

Konstitution der Menschen gewonnen werden Auffallend waren etwa Unterschiede in der Zahn gesund -

heit der Populationen Im Graumlberfeld von Almalyk waren die Frauen ungleich staumlrker von Karies betroffen

als die Maumlnner (vgl Beitrag Jacobi u a)

Noch bemerkenswertere Ergebnisse erbrachten die DNA-Analysen die eine sehr gute Erhaltung von aDNA

belegen Dadurch ist es moumlglich nicht nur mitochondriale DNA auszuwerten (vgl Beitrag Brandt u a) Die

Archaumlologie setzt heute vielfach groszlige Erwartungen auf die Genetik wenn es darum geht individuelle

Biographien Sozialstrukturen oder gar ethnische Identitaumlten zu erschlieszligen Dabei wird im Hinblick auf eth-

nische Interpretationen haumlufig uumlbersehen dass genetische Abstammung nicht mit kultureller Identitaumlt und

Ethnizitaumlt gleichzusetzen ist Ethnien sind keine festen Entitaumlten sondern historisch durch Integration und

Segregationsprozesse veraumlnderlich Sie koumlnnen durch sich wandelnde politische wirtschaftliche und sozia-

le Rahmenbedingungen neu formiert oder definiert werden ndash nicht selten unter Ruumlckgriff auf historische

oder gar mythische Voumllkerschaften Entsprechende Vorsicht ist daher bei der kulturgeschichtlichen Inter -

pretation palaumlogenetischer Erkenntnisse angebracht Das Auftreten der heute im suumldlichen Skandinavien

Schottland Norddeutschland Westfinnland und in der Normandie haumlufigen Haplogruppe I1 unter der fruumlh-

mittelalterlichen Bevoumllkerung der Suumldwestkrim ist noch keine Bestaumltigung einer gotischen Wanderung von

Skandinavien auf die Krim Gleichwohl ist es angesichts als raquoskandinavischlaquo klassifizierter Funde in einigen

der fruumlhen Graumlberfelder wie z B Čatyr Dag ein Indiz dafuumlr dass es Kontakte Austausch und Wanderungen

von Individuen und Gruppen uumlber groumlszligere Entfernungen tatsaumlchlich gegeben haben kann

Christianisierung

Einer der folgenreichsten sozialgeschichtlichen Prozesse der im Fruumlhmittelalter stattfand war die Chris tia -

nisierung die im Grabbrauch ebenso wie im Siedlungsbild ihren Niederschlag gefunden hat

In den Kuumlstenstaumldten ist der christliche Glaube spaumltestens im 4 Jahrhundert weitgehend etabliert als in

Cherson ein Bistum bestand 8

Im Bergland ist in der Mitte des 5 Jahrhunderts eine Abloumlsung der Brandbestattung durch Beigaben fuumlh-rende Koumlrperbestattungen in Kammergraumlbern zu beobachten die A Ajbabin und Ė Chajredovina mit derChristianisierung in Verbindung bringen 9 Beigaben mit explizit christlicher Symbolik treten erst seit der 2Haumllfte des 6 Jahrhunderts auf (Abb1) 10 Eindeutigere Zeichen christlich gepraumlgter Froumlmmigkeit liefern

474 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

8 Zum Christentum in Cherson vgl juumlngst Vinogradov 2010 ndashZur Christianisierung in Kerčrsquo und Bosporus Ajbabin 201140 ff ndash Zur Christianisierung der Krim allgemein Plontke-Luumlning 2012

9 Ajbabin Chajredinova 20091 raquoNachdem sie zum Christen-tum uumlbergetreten waren uumlbernahmen die Goten von den Ala-nen einen vom Standpunkt der neuen Religion akzeptablenTyp der Bestattunglaquo

10 z B Guumlrtelschnallen mit Kreuzdarstellungen aus Lučistoe Ajba-bin 2011 Taf 28

einige Kreuzesdarstellungen die an den Waumlnden fruumlhmittelalterlicher

Grabkammern angebracht worden sind11 Als eine laumlngerfristige Kon -

sequenz dieser Entwicklung laumlsst sich im Bereich der Grabkultur die Ent -

stehung kleinerer Bestattungsplaumltze mit aus dem Fels gearbeiteten

Koumlrpergraumlbern auf den Houmlhen sied lungen selbst wie auch bei den zahl-

reichen Houmlhlenkloumlstern registrieren Sie koumlnnen aufgrund der Zahlen -

verhaumlltnisse nur einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft repraumlsentie-

ren Mehrheitlich duumlrften diese Bestat tun gen einem distinguierteren Teil

der Gesellschaft zuzuordnen sein Leider wissen wir hier zu wenig uumlber

die juumlngeren Abschnitte der Bestattungsplaumltze Almalyk-dere und

Lučistoe

Angesichts der fruumlhen schriftlichen Belege des Christentums in den

Kuumlstenstaumldten der Krim aber auch gemessen an entsprechenden Phauml -

no menen im Merowingerreich treten die Zeugnisse aus den Graumlbern

spaumlt und relativ spaumlrlich auf Dazu steht auch die Erbauung der Basiliken

auf dem Ėski Kermen und dem Mangup Kale nicht im Widerspruch Ihre

Entstehung in justinianischer Zeit ist in der Forschungsgeschichte zwar

immer wieder postuliert worden aktuelle Forschungen lassen eine

Datierung in spaumltere Epochen aber viel wahrscheinlicher erscheinen Am

Ort der Mangup-Basilika rekonstruiert N Barmina einen fruumlhchristlichen

Baukomplex des 5-7 Jahrehunderts bestehend aus einer Saalkirche

und dem noumlrdlich gelegenen Bap tis te riumsbau Die Saalkirche wurde

nach ihren Beobachtungen in der Mitte des 9 Jahrehunderts als

Mittelschiff in die zu dieser Zeit neu errichtete Basilika inkorporiert 12 fuumlr

die Ėski-Kermen-Basilika hat E Paršina anhand der Bestattungen in derKirche eine Datierung ins 10-12 Jahrehundert vorgeschlagen 13

Gruppenidentitaumlten

Die Kulturentwicklung auf der Krim ist sicher nicht durch Ein wan de -

rungen und Religionswechsel allein zu verstehen Die Bevoumllkerung der

475Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

11 Aibabin u a 2008 16 sowie Bemmann u a in diesem Bandmit Abb 4

12 Barmina 2002 2613 Paršina 1988 48 50 5214 z B Gauszlig 2009

15 z B Schtschukin Furasjew 200716 Ivanova 2009 ndash Ivanova im Druck 17 Schulze-Doumlrrlamm 2009 303 ndash Ajbabin 1982 Abb 518 Chajredinova 2010

Abb 1 Grabbeigaben mit christlicherSymbolik 1 Suuk-Su Grab 90 1 Haumllfte7 Jh ndash 2 Skalistoe Grab 433 1 Haumllfte7 Jh ndash 3 Lučistoe Kammergrab 772 Haumllfte 6 Jh ndash 4 Cherson Kammer-grab 66 2 Haumllfte 6 Jh ndash 5 Kerč 1Haumllf te 6 Jh ndash (A I Ajbabin)

raquoGotthialaquo die in der modernen Forschung als Alano-Goten bezeichnet wird bildete eine Gesellschaft die

sehr unterschiedliche Traditionen in ihrer materiellen Kultur vereint Die archaumlologischen Funde zeigen ndash

beispielsweise die Fibeln 14 ndash verschiedene ost- und mitteleuropaumlische Kul tur beziehungen 15 sowie ndash exem-

plarisch an den Gefaumlszligbeigaben 16 den Guumlrtelschnallen 17 aber auch in der Frauentracht 18 zu fassen ndash by -

zan tinische Einfluumlsse Elemente die der raquoSteppenkulturlaquo zugeschrieben werden sind in den Beigaben

dagegen relativ spaumlrlich Aus dem Graumlberfeld von Almalyk stammen beispielsweise Metallspiegel Kno chen -

versteifungen eines Bogens eiserne dreifluumlgelige Pfeilspitzen sowie eine Eisentrense mit Messingringen (vglBeitrag Mączyńska) Als Hinweise auf alanische Traditionen werden in der Forschung insbesondere die

Bestattungssitten mit den Katakombengraumlbern interpretiert 19 Bemerkenswert im Hinblick auf reiternoma-

dische Einfluumlsse ist in diesem Kontext das Auftreten von Perso nen mit deformierten Schaumldeln fassbar bei-

spielsweise in einigen Bestattungen in den Graumlberfeldern von Almalyk-dere und Ėski Kermen (s Beitrag

Jacoby) 20 Fuumlr diese Kulturphaumlnomene sind unterschiedliche Interpretationen denkbar 21 Die Forschung hat

in hohem Maszlige ethnische Interpretationen und Migra tions prozesse ins Spiel gebracht und damit impliziert

dass die in den archaumlologischen Befunden fassbaren Kulturbeziehungen einzelne Bevoumllkerungsgruppen

abbilden Insbesondere die Adlerfibeln und gotischen Schnallen wurden in diesem Sinne als gotische

Trachtelemente interpretiert 22 Alanische Einfluumlsse hat man hingegen vor allem an der Bestattungsform

festgemacht 23

Das sind zunaumlchst einmal grundsaumltzlich plausible Erklaumlrungsansaumltze denen jedoch alternative Modelle zur

Seite gestellt werden sollten Abgesehen von der Diskussion um den Stellenwert ethnischer Inter preta -

tionen insgesamt wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Rahmen einer Historical archaeolo-

gy die sich mit Kolonisations- und Globalisierungsprozessen der Neuzeit befasst unterschiedliche Ablaumlufe

kultureller Transformation und Identitaumltsbildungen beschrieben 24 Der Wert einzelner Elemente der archauml-

ologischen Uumlberlieferung als Identitaumltsmarker wurde dabei erheblich in Frage gestellt Bei den Kata kom ben -

graumlbern die die Forschung wiederholt mit alanischen Traditionen verbunden hat 25 stellt sich beispielsweise

die Frage inwiefern diese Bestattungsform tatsaumlchlich an Bevoumllkerungsgemeinschaften oder religioumlse

Vorstellungen gebunden war Das Prinzip der Katakombengraumlber laumlsst sich schlieszliglich auch in vorgeschicht -

lichen Kulturgruppen nachweisen und ist daher nicht Gruppen-spezifisch Es scheint weiterfuumlhrend staumlrker

einzelne kulturelle Traditionen und deren Interaktion zu analysieren als diese als fixe Merkmale einzelner

ethnischer Gruppen zu betrachten

Die Gotthoi und Byzanz

Mit Blick auf die oben genannten Erfahrungen aus der Historical Archaeology erscheint es ferner uumlberfaumll-lig die Zentrum-Peripherie-Perspektive aus der heraus bislang uumlberwiegend der byzantinische Einfluss aufder Krim interpretiert wurde um eine weitere Zugangsweise zu bereichern Diese sollte die Bedeutung vonByzanz nicht negieren aber die Verhaumlltnisse auf der Krim staumlrker als bisher aus den regionalen Gegeben -heiten und den Interessenslagen der Akteure auf der Halbinsel zu erklaumlren versuchen Der Blick auf die Krim aus der Sicht des Machtzentrums Konstantinopel wird nicht zuletzt durch die einflussreiche eingangs zitierte Textpassage bei Prokop nahegelegt Der Autor berichtete dass Kaiser Justinian aus Fuumlrsorge fuumlr seine treuen Vasallen die fortifikatorische Sicherung der Zugaumlnge zu ihrem Landveranlasst habe Als weithin sichtbare Relikte dieser monumentalen fortifikatorischen byzantinischen Ein -fluss nahme gelten heute vor allem die Houmlhensiedlungen Ėski Kermen und Mangup obwohl Prokop aus-

druumlcklich das Fehlen befestigter Staumldte erwaumlhnt

Eindeutiger ist der byzantinische Einfluss in der Bekleidung fassbar der schon kurz angesprochen wurde

So koumlnnen beispielsweise die byzantinischen Schnallen von den Kriegern der spaumlteren Gotthia im Rahmen

ihres Militaumlrdienstes fuumlr das ostroumlmische Reich erworben worden sein daruumlber hinaus ist aber auch damit

476 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

19 Bierbrauer 2008 ndash Bierbrauer 2010 ndash Ajbabin 2011 14-1820 Zusammenfassend zum Phaumlnomen der deformierten Schaumldel

Uldin 200521 Tarde 200822 Zur Problematik solcher Zuschreibungen siehe Rummel 2007

23 Ajbabin 2011 17 et passim24 z B Cusick 1998 ndash Ewen 2000 ndash Vgl als Fallstudie an Kera-

mik Schreg 2010b25 Ajbabin 2011 ndash Fuumlr die aumlltere Literatur vgl Bierbrauer 2008

58

zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

STEFAN ALBRECHT middot MICHAEL HERDICK middot RAINER SCHREG

NEUE FORSCHUNGEN AUF DER KRIM

GESCHICHTE UND GESELLSCHAFT IM BERGLAND DER SUumlDWESTLICHEN KRIM ndashEINE ZUSAMMENFASSUNG

Die Halbinsel Krim reicht von Norden in das Schwarze Meer Sie ist von Konstantinopel etwa 500 km ent-

fernt und der Hauptstadt damit immer noch naumlher als beispielsweise Athen Fuumlr das Fruumlhmittelalter berich-

ten die Schriftquellen uumlber die Praumlsenz der Krimgoten die in der Forschung seit Langem groszlige Auf merk -

samkeit gefunden haben Besondere Beachtung fand in diesem Zusammenhang die Charakterisierung der

Krimgoten und ihres Siedlungsgebietes bei Prokop

raquoNun es gibt da in der Naumlhe der Kuumlste ein Gebiet mit Namen Dory dort wohnten schon seit jeher Gotthoi

die Theoderich der nach Italien ging nicht folgten sondern sie die dort freiwillig blieben sind bis auf

meine Zeit Verbuumlndete der Roumlmer sie ziehen mit ihnen zusammen gegen deren Feinde zu Feld sooft es

dem Kaiser wuumlnschenswert erscheint Sie erreichen bis dreitausend sie sind die besten im Kriegshandwerk

und verrichten die Feldarbeit geschickt mit eigener Hand und sie sind die gastfreundlichen von allen

Menschen Das Gebiet Dory aber liegt freilich hoch uumlber dem Land ist aber doch nicht rau oder trocken

sondern gut und reich an besten Fruumlchten Eine Stadt oder einen festen Platz baute der Kaiser nirgendwo

in diesem Gebiet weil die Menschen dort es nicht ertrugen in irgendwelchen Ringmauern eingesperrt zu

werden sondern am liebsten immer auf freiem Feld wohnen Wo er meinte dass vielleicht doch wegen des

Gelaumlndes dort fuumlr Angreifer bequem gangbare Stellen seien umschlang er die Zugaumlnge mit gewaltigen

Bollwerken Und er nahm so den Gotthoi die Bedenken vor einem Angriff weg So steht es nun da mit 1laquo

Diese Textpassage wird regelhaft als historische Quelle gewertet die dementsprechend nachhaltig die Vor -

stellungen von Archaumlologen und Historikern uumlber die Verhaumlltnisse in der Bergkrim gepraumlgt hat Ausgehend

von einer byzantinischen Betrachtungsperspektive werden die Krimgoten als treue militaumlrische Verbuumlndete

der Byzantiner gesehen Das Land Dory dessen Vorort von der Mehrzahl der Forscher auf dem Mangup

Kale lokalisiert wird wird als byzantinisches Satelliten- oder Vasallenterritorium verstanden das einen Puffer

zur Steppenregion am Nordrand des byzantinischen Reiches bildete

Dieses Bild ist aus mehreren Gruumlnden problematisch Zunaumlchst liegt ihm eine einseitige byzantinische

Perspek tive zugrunde die das Interesse der als Krimgoten bezeichneten Bevoumllkerung des Binnenlandes an

der Zusammenarbeit mit dem byzantinischen Kaiser im Algemeinen und am Erhalt der byzantinischen

Praumlsenz auf der Krim nicht hinterfragt

471Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Prokop de aed (Haury Wirth 1964) 3 7 ἔστι δέ τις ἐνταῦθαχώρα κατὰ τὴν παραλίαν Δόρυ ὄνοmicroα ἵνα δὴ ἐκ παλαιοῦΓότθοι ᾤκηνται οἳ Θευδερίχῳ ἐς Ἰταλίαν ἰόντι οὐκ ἐπισπό-microενοι ἀλλrsquo ἐθελούσιοι αὐτοῦ microείναντες Ῥωmicroαίων καὶ εἰςἐmicroέ εἰσιν ἔνσπονδοι ξυνστρατεύουσί τε αὐτοῖς ἐπὶ πολεmicroί-ους τοὺς σφετέρους ἰοῦσιν ἡνίκα ἂν βασιλεῖ βουλοmicroένῳεἴη ἐξικνοῦνται δὲ ἐς τρισχιλίους καὶ τά τε πολέmicroια ἔργαεἰσὶν ἄριστοι τά τε ἐς τὴν γεωργίαν αὐτουργοὶ δεξιοί καὶφιλοξενώτατοι δέ εἰσιν ἀνθρώπων ἁπάντων αὐτὴ δὲ 5χώρα τὸ Δόρυ τῆς microὲν γῆς ἐν ὑψηλῷ κεῖται οὐ microέντοι οὔτε

τραχεῖα οὔτε σκληρά ἐστιν ἀλλrsquo ἀγαθή τε καὶ εὔφοροςκαρπῶν τῶν ἀρίστων πόλιν microὲν οὖν G φρούριον οὐδαmicroῆτῆς χώρας Hβασιλεὺς ἐδείmicroατο ταύτης κατείργεσθαι περι-βόλοις τισὶν οὐκ ἀνεχοmicroένων τῶν τῇδε ἀνθρώπων ἀλλrsquo ἐνπεδίῳ ἀσmicroενέστατα ᾠκηmicroένων ἀεί ὅπη ποτὲ δὲ τῶν ἐκείνῃχωρίων βάσιmicroα εὐπετῶς τοῖς ἐπιοῦσιν ἐδόκει εἶναι ταύταςδὴ τειχίσmicroασι microακροῖς τὰς εἰσόδους περιβαλών τὰς ἐκ τῆςἐφόδου φροντίδας ἀνέστειλε Γότθοις ταῦτα microὲν οὖν τῇδέπη ἔχει Dt Uumlbers bei Albrecht 2012a 259

Prokops Werk De aedificiis ist zudem ein fiktionaler Text in dem an dieser Stelle eine arkadisch-bukolische

Landschaft evoziert wird wozu Prokop der nie auf der Krim war vielleicht durch den Straborsquoschen Ver-

gleich der Krim mit der Peloponnes (und damit mit der dortigen Landschaft Arkadien) inspiriert worden sein

mag 2

Prokops Text darf daher nicht als aumluszligerer Rahmen einer archaumlologisch-historischen Forschung missverstan-

den werden Er spricht aber vier zentrale Themen an die genauer untersucht werden muumlssen wenn man

die politischen und sozialen Verhaumlltnisse auf der Krim im fruumlhen Mittelalter ndash und auch in den Jahr hun der -

ten nach Prokop ndash verstehen moumlchte Diese Themen sind

1 Bevoumllkerung und soziale Strukturen

2 Gruppenidentitaumlt ndash Kulturbeziehungen ndash kulturelle Offenheit

3 Die Gotthoi und Byzanz

4 Siedlungsstrukturen und Landschaft

Das Krim-Projekt des RGZM hat zu allen vier Themen Beitraumlge geleistet Wesentlich fuumlr eine kritische

Neubewertung der Verhaumlltnisse in der Bergkrim ist die Beobachtung dass in den Schriftquellen uumlber Jahr -

hunderte hinweg eine regionale (raquogotischelaquo) Identitaumlt greifbar ist 3 Fassbar erscheint sie in den politischen

und vor allem kirchlichen Strukturen in einem kulturellen Gedaumlchtnis und in der gotischen Sprache die bis

in die Mitte des 16 Jahrhunderts hinein nachweisbar ist 4 Daraus ergibt sich die Frage welche Struk turen

diese kulturelle Identitaumlt befoumlrdert haben und wie sich die Verhaumlltnisse auf der Krim uumlber die Jahrhunderte

in historischen Prozessen der kulturellen Transformation und Adaption veraumlndert haben Dieser Themen -

kreis stand im Fokus der vom RGZM initiierten Untersuchungen auf der Krim zwischen 2006 und 2009

Die vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projekts erlauben die Entwicklung eines hypothetischen Modells

der spaumltantiken und mittelalterlichen Transformationsprozesse im suumldwestlichen Bergland der Krim Vor sei-

ner Vorstellung und Begruumlndung erscheint es sinnvoll noch einmal die Ergebnisse der in diesem Band ver-

sammelten Forschungsbeitraumlge zusammenzufuumlhren

Bevoumllkerung und soziale Strukturen

Houmlhensiedlungen

Die Entwicklung der Houmlhensiedlungen mit ihren fortifikatorischen Elementen im Fruumlhmittelalter ist ein deut-

liches Zeichen fuumlr die Etablierung herrschaftlicher Strukturen die auch militaumlrischen Schutz beduumlrf nissen

Rechnung tragen Ihre exponierte Lage mit den teilweise imposanten Architekturuumlberresten hat ihnen

schon fruumlh die Aufmerksamkeit der Forschung gesichert Die Jahrhunderte dauernde im Fall des Man gup-

Kale sogar bis in die Neuzeit hineinreichende Besiedlung erschwert jedoch die Entwicklung einer differen-

zierten Siedlungs- und Bevoumllkerungsgeschichte dieser Plaumltze Das gilt insbesondere auch im Hinblick auf die

Frage nach dem Verhaumlltnis der Houmlhensiedlungen untereinander wie sie sich gerade im Fall des Ėski-Kermen

und des Mangup-Kale aufdraumlngt Die archaumlologischen Untersuchungen muumlssen sich nach wie vor darauf

konzentrieren die Entwicklung in kleineren Teilbereichen der Siedlungsareale zu klaumlren (s etwa Beitrag

472 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

2 Strabo (Radt 2007) VII 4 5 vgl aber aumlhnliche Schilderungen beiAppian (Mendelsohn 1878) Ill 422

3 Zum Konzept der regionalen Identitaumlt vgl Gleber 1994 ndash Hroch2002 ndash Applegate 1999 ndash Whitmarsh 2010

4 Rousseau 1991 ndash Stearns 1989

Ajbabin) Dazu koumlnnten in Zukunft auch Ausgrabungen in den neu kartierten Houmlhlen in der Innenflaumlche

der Siedlungsflaumlche auf dem Ėski Kermen kommen (s Beitrag v Aufschnaiter)

Wie komplex die Entwicklung einzelner Siedlungselemente gewesen sein konnte zeigen exemplarisch die

Untersuchungen von A Gercen zur Befestigung des Mangup Kale

Laumlndliche Siedlungen koumlnnen im Arbeitsgebiet als Quellen zur Bevoumllkerungsgeschichte nicht nur bedingt

herangezogen werden weil sie bislang von der Forschung zugunsten der Houmlhensiedlungen und Graumlber -

felder vernachlaumlssigt wurden Im Rahmen der Surveys konnten zwar einige Siedlungsplaumltze grob im

Gelaumlnde eingegrenzt aber nicht im Detail erfasst werden (s Beitrag Schreg)

Graumlberfelder

Neben den Houmlhensiedlungen sind daher die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder die wichtigsten archaumlologi-

schen Fundstellen der Region Sie sind grundlegende Quellen zur Siedlungsgeschichte aber auch zum

Verstaumlndnis der fruumlhmittelalterlichen Gesellschaft Die meisten fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder auf der

Krim werden jedoch seit den 1990er Jahren von illegalen Grabungen heimgesucht sodass die Forschun gen

hier zugleich praumlventiven Charakter haben Besondere Bedeutung kommt den Untersuchungen zu den

Bestattungsplaumltzen im Umfeld des Ėski-Kermen und des Mangup-Kale zu weil sie in unmittelbarer Nach -bar schaft zu zwei Zentralplaumltzen der Region liegen Die Beitraumlge von Gercen Mączyńska u a zu Almalyk-dere von Bemann u a zu den Bestattungsplaumltzen an der Suumldostflanke des Mangup und von A Ajbabinund Ė Chajredinova zu dem Graumlberfeld am Ėski Kermen schaffen daher wichtige Grundlagen fuumlr das Ver -staumlndnis dieser Plaumltze Einen besonderen Stellenwert im Rahmen des Projektes nahm auch die Aufarbeitung des Graumlberfeldes vonLučistoe im Hinterland von Alušta an der Suumldkuumlste der Krim ein 5 Es ist von besonderem Interesse weil dasGraumlberfeld von der Voumllkerwanderungszeit bis in die Neuzeit belegt worden ist Gute Erhaltungs bedin gun -gen sowie die groszlige Naumlhe zu dem aumllteren voumllkerwanderungszeitlichen Bestattungsplatz von Čatyr-Dag 6

erlauben es daruumlber hinaus kleinregional die kulturelle Entwicklung uumlber mehrere Jahrhunderte nachzu-zeichnen Im Rahmen des laufenden Publikationsvorhabens werden zunaumlchst jedoch die fruumlheren EpochenvorgelegtAls Resuumlmee des Engagements in der Graumlberfeldarchaumlologie laumlsst sich noch einmal festhalten dass die

Graumlberfelder der suumldwestlichen Bergkrim derzeit die besten Bedingungen zur Beurteilung der regionalen

Gesellschaften uumlber einen laumlngeren Zeitraum bieten Zwischen dem 45 und dem 8 Jahrhundert zeigen

sich zwar deutliche Veraumlnderungen in der materiellen Kultur mit zunehmenden byzantinischen Einfluumlssen

groumlszligere Bruumlche die Bevoumllkerungswechsel oder grundlegend veraumlnderte Gesellschaftsstrukturen anzeigen

sind nicht feststellbar Einige der Bestattungsplaumltze so etwa die Graumlberfelder von Almalyk oder Lučistoe

werden sogar noch weit uumlber das 8 Jahrhundert hinaus genutzt Diese juumlngeren Belegungsphasen fanden

bislang kaum archaumlologisches Interesse 7 Beim derzeitigen Forschungsstand ist die Kontinuitaumltsfrage gene-

rell nur schwer zu beurteilen ndash klare Indizien fuumlr Diskontinuitaumlten fehlen auch wenn mehrfach neue Kultur -

einfluumlsse greifbar werden

473Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

5 Ajbabin Chajredinova 20096 Myc 2006

7 Ajbabin Chajredinova 2009 1

Anthropologie

Der Einsatz anthropologischer Methoden kann die Moumlglichkeiten der Archaumlologie Aussagen zur Bevoumll ke -

rungs dynamik zu treffen erheblich erweitern Moderne umfassende anthropologische Untersuchungen

fruumlh mittelalterlicher Graumlberfeldgemeinschaften der Krim sind jedoch noch ein Desiderat Um das Erkennt -

nis potenzial speziell auch im Bereich der Palaumlogenetik ausloten zu koumlnnen wurden stichprobenartige Un -

ter suchungen von Bestattungen der Graumlberfelder Almalyk Lučistoe und Ėski Kermen vorgenommenMit den klassischen anthropologischen Methoden konnten insbesondere Aufschluumlsse uumlber die koumlrperliche

Konstitution der Menschen gewonnen werden Auffallend waren etwa Unterschiede in der Zahn gesund -

heit der Populationen Im Graumlberfeld von Almalyk waren die Frauen ungleich staumlrker von Karies betroffen

als die Maumlnner (vgl Beitrag Jacobi u a)

Noch bemerkenswertere Ergebnisse erbrachten die DNA-Analysen die eine sehr gute Erhaltung von aDNA

belegen Dadurch ist es moumlglich nicht nur mitochondriale DNA auszuwerten (vgl Beitrag Brandt u a) Die

Archaumlologie setzt heute vielfach groszlige Erwartungen auf die Genetik wenn es darum geht individuelle

Biographien Sozialstrukturen oder gar ethnische Identitaumlten zu erschlieszligen Dabei wird im Hinblick auf eth-

nische Interpretationen haumlufig uumlbersehen dass genetische Abstammung nicht mit kultureller Identitaumlt und

Ethnizitaumlt gleichzusetzen ist Ethnien sind keine festen Entitaumlten sondern historisch durch Integration und

Segregationsprozesse veraumlnderlich Sie koumlnnen durch sich wandelnde politische wirtschaftliche und sozia-

le Rahmenbedingungen neu formiert oder definiert werden ndash nicht selten unter Ruumlckgriff auf historische

oder gar mythische Voumllkerschaften Entsprechende Vorsicht ist daher bei der kulturgeschichtlichen Inter -

pretation palaumlogenetischer Erkenntnisse angebracht Das Auftreten der heute im suumldlichen Skandinavien

Schottland Norddeutschland Westfinnland und in der Normandie haumlufigen Haplogruppe I1 unter der fruumlh-

mittelalterlichen Bevoumllkerung der Suumldwestkrim ist noch keine Bestaumltigung einer gotischen Wanderung von

Skandinavien auf die Krim Gleichwohl ist es angesichts als raquoskandinavischlaquo klassifizierter Funde in einigen

der fruumlhen Graumlberfelder wie z B Čatyr Dag ein Indiz dafuumlr dass es Kontakte Austausch und Wanderungen

von Individuen und Gruppen uumlber groumlszligere Entfernungen tatsaumlchlich gegeben haben kann

Christianisierung

Einer der folgenreichsten sozialgeschichtlichen Prozesse der im Fruumlhmittelalter stattfand war die Chris tia -

nisierung die im Grabbrauch ebenso wie im Siedlungsbild ihren Niederschlag gefunden hat

In den Kuumlstenstaumldten ist der christliche Glaube spaumltestens im 4 Jahrhundert weitgehend etabliert als in

Cherson ein Bistum bestand 8

Im Bergland ist in der Mitte des 5 Jahrhunderts eine Abloumlsung der Brandbestattung durch Beigaben fuumlh-rende Koumlrperbestattungen in Kammergraumlbern zu beobachten die A Ajbabin und Ė Chajredovina mit derChristianisierung in Verbindung bringen 9 Beigaben mit explizit christlicher Symbolik treten erst seit der 2Haumllfte des 6 Jahrhunderts auf (Abb1) 10 Eindeutigere Zeichen christlich gepraumlgter Froumlmmigkeit liefern

474 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

8 Zum Christentum in Cherson vgl juumlngst Vinogradov 2010 ndashZur Christianisierung in Kerčrsquo und Bosporus Ajbabin 201140 ff ndash Zur Christianisierung der Krim allgemein Plontke-Luumlning 2012

9 Ajbabin Chajredinova 20091 raquoNachdem sie zum Christen-tum uumlbergetreten waren uumlbernahmen die Goten von den Ala-nen einen vom Standpunkt der neuen Religion akzeptablenTyp der Bestattunglaquo

10 z B Guumlrtelschnallen mit Kreuzdarstellungen aus Lučistoe Ajba-bin 2011 Taf 28

einige Kreuzesdarstellungen die an den Waumlnden fruumlhmittelalterlicher

Grabkammern angebracht worden sind11 Als eine laumlngerfristige Kon -

sequenz dieser Entwicklung laumlsst sich im Bereich der Grabkultur die Ent -

stehung kleinerer Bestattungsplaumltze mit aus dem Fels gearbeiteten

Koumlrpergraumlbern auf den Houmlhen sied lungen selbst wie auch bei den zahl-

reichen Houmlhlenkloumlstern registrieren Sie koumlnnen aufgrund der Zahlen -

verhaumlltnisse nur einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft repraumlsentie-

ren Mehrheitlich duumlrften diese Bestat tun gen einem distinguierteren Teil

der Gesellschaft zuzuordnen sein Leider wissen wir hier zu wenig uumlber

die juumlngeren Abschnitte der Bestattungsplaumltze Almalyk-dere und

Lučistoe

Angesichts der fruumlhen schriftlichen Belege des Christentums in den

Kuumlstenstaumldten der Krim aber auch gemessen an entsprechenden Phauml -

no menen im Merowingerreich treten die Zeugnisse aus den Graumlbern

spaumlt und relativ spaumlrlich auf Dazu steht auch die Erbauung der Basiliken

auf dem Ėski Kermen und dem Mangup Kale nicht im Widerspruch Ihre

Entstehung in justinianischer Zeit ist in der Forschungsgeschichte zwar

immer wieder postuliert worden aktuelle Forschungen lassen eine

Datierung in spaumltere Epochen aber viel wahrscheinlicher erscheinen Am

Ort der Mangup-Basilika rekonstruiert N Barmina einen fruumlhchristlichen

Baukomplex des 5-7 Jahrehunderts bestehend aus einer Saalkirche

und dem noumlrdlich gelegenen Bap tis te riumsbau Die Saalkirche wurde

nach ihren Beobachtungen in der Mitte des 9 Jahrehunderts als

Mittelschiff in die zu dieser Zeit neu errichtete Basilika inkorporiert 12 fuumlr

die Ėski-Kermen-Basilika hat E Paršina anhand der Bestattungen in derKirche eine Datierung ins 10-12 Jahrehundert vorgeschlagen 13

Gruppenidentitaumlten

Die Kulturentwicklung auf der Krim ist sicher nicht durch Ein wan de -

rungen und Religionswechsel allein zu verstehen Die Bevoumllkerung der

475Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

11 Aibabin u a 2008 16 sowie Bemmann u a in diesem Bandmit Abb 4

12 Barmina 2002 2613 Paršina 1988 48 50 5214 z B Gauszlig 2009

15 z B Schtschukin Furasjew 200716 Ivanova 2009 ndash Ivanova im Druck 17 Schulze-Doumlrrlamm 2009 303 ndash Ajbabin 1982 Abb 518 Chajredinova 2010

Abb 1 Grabbeigaben mit christlicherSymbolik 1 Suuk-Su Grab 90 1 Haumllfte7 Jh ndash 2 Skalistoe Grab 433 1 Haumllfte7 Jh ndash 3 Lučistoe Kammergrab 772 Haumllfte 6 Jh ndash 4 Cherson Kammer-grab 66 2 Haumllfte 6 Jh ndash 5 Kerč 1Haumllf te 6 Jh ndash (A I Ajbabin)

raquoGotthialaquo die in der modernen Forschung als Alano-Goten bezeichnet wird bildete eine Gesellschaft die

sehr unterschiedliche Traditionen in ihrer materiellen Kultur vereint Die archaumlologischen Funde zeigen ndash

beispielsweise die Fibeln 14 ndash verschiedene ost- und mitteleuropaumlische Kul tur beziehungen 15 sowie ndash exem-

plarisch an den Gefaumlszligbeigaben 16 den Guumlrtelschnallen 17 aber auch in der Frauentracht 18 zu fassen ndash by -

zan tinische Einfluumlsse Elemente die der raquoSteppenkulturlaquo zugeschrieben werden sind in den Beigaben

dagegen relativ spaumlrlich Aus dem Graumlberfeld von Almalyk stammen beispielsweise Metallspiegel Kno chen -

versteifungen eines Bogens eiserne dreifluumlgelige Pfeilspitzen sowie eine Eisentrense mit Messingringen (vglBeitrag Mączyńska) Als Hinweise auf alanische Traditionen werden in der Forschung insbesondere die

Bestattungssitten mit den Katakombengraumlbern interpretiert 19 Bemerkenswert im Hinblick auf reiternoma-

dische Einfluumlsse ist in diesem Kontext das Auftreten von Perso nen mit deformierten Schaumldeln fassbar bei-

spielsweise in einigen Bestattungen in den Graumlberfeldern von Almalyk-dere und Ėski Kermen (s Beitrag

Jacoby) 20 Fuumlr diese Kulturphaumlnomene sind unterschiedliche Interpretationen denkbar 21 Die Forschung hat

in hohem Maszlige ethnische Interpretationen und Migra tions prozesse ins Spiel gebracht und damit impliziert

dass die in den archaumlologischen Befunden fassbaren Kulturbeziehungen einzelne Bevoumllkerungsgruppen

abbilden Insbesondere die Adlerfibeln und gotischen Schnallen wurden in diesem Sinne als gotische

Trachtelemente interpretiert 22 Alanische Einfluumlsse hat man hingegen vor allem an der Bestattungsform

festgemacht 23

Das sind zunaumlchst einmal grundsaumltzlich plausible Erklaumlrungsansaumltze denen jedoch alternative Modelle zur

Seite gestellt werden sollten Abgesehen von der Diskussion um den Stellenwert ethnischer Inter preta -

tionen insgesamt wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Rahmen einer Historical archaeolo-

gy die sich mit Kolonisations- und Globalisierungsprozessen der Neuzeit befasst unterschiedliche Ablaumlufe

kultureller Transformation und Identitaumltsbildungen beschrieben 24 Der Wert einzelner Elemente der archauml-

ologischen Uumlberlieferung als Identitaumltsmarker wurde dabei erheblich in Frage gestellt Bei den Kata kom ben -

graumlbern die die Forschung wiederholt mit alanischen Traditionen verbunden hat 25 stellt sich beispielsweise

die Frage inwiefern diese Bestattungsform tatsaumlchlich an Bevoumllkerungsgemeinschaften oder religioumlse

Vorstellungen gebunden war Das Prinzip der Katakombengraumlber laumlsst sich schlieszliglich auch in vorgeschicht -

lichen Kulturgruppen nachweisen und ist daher nicht Gruppen-spezifisch Es scheint weiterfuumlhrend staumlrker

einzelne kulturelle Traditionen und deren Interaktion zu analysieren als diese als fixe Merkmale einzelner

ethnischer Gruppen zu betrachten

Die Gotthoi und Byzanz

Mit Blick auf die oben genannten Erfahrungen aus der Historical Archaeology erscheint es ferner uumlberfaumll-lig die Zentrum-Peripherie-Perspektive aus der heraus bislang uumlberwiegend der byzantinische Einfluss aufder Krim interpretiert wurde um eine weitere Zugangsweise zu bereichern Diese sollte die Bedeutung vonByzanz nicht negieren aber die Verhaumlltnisse auf der Krim staumlrker als bisher aus den regionalen Gegeben -heiten und den Interessenslagen der Akteure auf der Halbinsel zu erklaumlren versuchen Der Blick auf die Krim aus der Sicht des Machtzentrums Konstantinopel wird nicht zuletzt durch die einflussreiche eingangs zitierte Textpassage bei Prokop nahegelegt Der Autor berichtete dass Kaiser Justinian aus Fuumlrsorge fuumlr seine treuen Vasallen die fortifikatorische Sicherung der Zugaumlnge zu ihrem Landveranlasst habe Als weithin sichtbare Relikte dieser monumentalen fortifikatorischen byzantinischen Ein -fluss nahme gelten heute vor allem die Houmlhensiedlungen Ėski Kermen und Mangup obwohl Prokop aus-

druumlcklich das Fehlen befestigter Staumldte erwaumlhnt

Eindeutiger ist der byzantinische Einfluss in der Bekleidung fassbar der schon kurz angesprochen wurde

So koumlnnen beispielsweise die byzantinischen Schnallen von den Kriegern der spaumlteren Gotthia im Rahmen

ihres Militaumlrdienstes fuumlr das ostroumlmische Reich erworben worden sein daruumlber hinaus ist aber auch damit

476 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

19 Bierbrauer 2008 ndash Bierbrauer 2010 ndash Ajbabin 2011 14-1820 Zusammenfassend zum Phaumlnomen der deformierten Schaumldel

Uldin 200521 Tarde 200822 Zur Problematik solcher Zuschreibungen siehe Rummel 2007

23 Ajbabin 2011 17 et passim24 z B Cusick 1998 ndash Ewen 2000 ndash Vgl als Fallstudie an Kera-

mik Schreg 2010b25 Ajbabin 2011 ndash Fuumlr die aumlltere Literatur vgl Bierbrauer 2008

58

zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Prokops Werk De aedificiis ist zudem ein fiktionaler Text in dem an dieser Stelle eine arkadisch-bukolische

Landschaft evoziert wird wozu Prokop der nie auf der Krim war vielleicht durch den Straborsquoschen Ver-

gleich der Krim mit der Peloponnes (und damit mit der dortigen Landschaft Arkadien) inspiriert worden sein

mag 2

Prokops Text darf daher nicht als aumluszligerer Rahmen einer archaumlologisch-historischen Forschung missverstan-

den werden Er spricht aber vier zentrale Themen an die genauer untersucht werden muumlssen wenn man

die politischen und sozialen Verhaumlltnisse auf der Krim im fruumlhen Mittelalter ndash und auch in den Jahr hun der -

ten nach Prokop ndash verstehen moumlchte Diese Themen sind

1 Bevoumllkerung und soziale Strukturen

2 Gruppenidentitaumlt ndash Kulturbeziehungen ndash kulturelle Offenheit

3 Die Gotthoi und Byzanz

4 Siedlungsstrukturen und Landschaft

Das Krim-Projekt des RGZM hat zu allen vier Themen Beitraumlge geleistet Wesentlich fuumlr eine kritische

Neubewertung der Verhaumlltnisse in der Bergkrim ist die Beobachtung dass in den Schriftquellen uumlber Jahr -

hunderte hinweg eine regionale (raquogotischelaquo) Identitaumlt greifbar ist 3 Fassbar erscheint sie in den politischen

und vor allem kirchlichen Strukturen in einem kulturellen Gedaumlchtnis und in der gotischen Sprache die bis

in die Mitte des 16 Jahrhunderts hinein nachweisbar ist 4 Daraus ergibt sich die Frage welche Struk turen

diese kulturelle Identitaumlt befoumlrdert haben und wie sich die Verhaumlltnisse auf der Krim uumlber die Jahrhunderte

in historischen Prozessen der kulturellen Transformation und Adaption veraumlndert haben Dieser Themen -

kreis stand im Fokus der vom RGZM initiierten Untersuchungen auf der Krim zwischen 2006 und 2009

Die vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projekts erlauben die Entwicklung eines hypothetischen Modells

der spaumltantiken und mittelalterlichen Transformationsprozesse im suumldwestlichen Bergland der Krim Vor sei-

ner Vorstellung und Begruumlndung erscheint es sinnvoll noch einmal die Ergebnisse der in diesem Band ver-

sammelten Forschungsbeitraumlge zusammenzufuumlhren

Bevoumllkerung und soziale Strukturen

Houmlhensiedlungen

Die Entwicklung der Houmlhensiedlungen mit ihren fortifikatorischen Elementen im Fruumlhmittelalter ist ein deut-

liches Zeichen fuumlr die Etablierung herrschaftlicher Strukturen die auch militaumlrischen Schutz beduumlrf nissen

Rechnung tragen Ihre exponierte Lage mit den teilweise imposanten Architekturuumlberresten hat ihnen

schon fruumlh die Aufmerksamkeit der Forschung gesichert Die Jahrhunderte dauernde im Fall des Man gup-

Kale sogar bis in die Neuzeit hineinreichende Besiedlung erschwert jedoch die Entwicklung einer differen-

zierten Siedlungs- und Bevoumllkerungsgeschichte dieser Plaumltze Das gilt insbesondere auch im Hinblick auf die

Frage nach dem Verhaumlltnis der Houmlhensiedlungen untereinander wie sie sich gerade im Fall des Ėski-Kermen

und des Mangup-Kale aufdraumlngt Die archaumlologischen Untersuchungen muumlssen sich nach wie vor darauf

konzentrieren die Entwicklung in kleineren Teilbereichen der Siedlungsareale zu klaumlren (s etwa Beitrag

472 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

2 Strabo (Radt 2007) VII 4 5 vgl aber aumlhnliche Schilderungen beiAppian (Mendelsohn 1878) Ill 422

3 Zum Konzept der regionalen Identitaumlt vgl Gleber 1994 ndash Hroch2002 ndash Applegate 1999 ndash Whitmarsh 2010

4 Rousseau 1991 ndash Stearns 1989

Ajbabin) Dazu koumlnnten in Zukunft auch Ausgrabungen in den neu kartierten Houmlhlen in der Innenflaumlche

der Siedlungsflaumlche auf dem Ėski Kermen kommen (s Beitrag v Aufschnaiter)

Wie komplex die Entwicklung einzelner Siedlungselemente gewesen sein konnte zeigen exemplarisch die

Untersuchungen von A Gercen zur Befestigung des Mangup Kale

Laumlndliche Siedlungen koumlnnen im Arbeitsgebiet als Quellen zur Bevoumllkerungsgeschichte nicht nur bedingt

herangezogen werden weil sie bislang von der Forschung zugunsten der Houmlhensiedlungen und Graumlber -

felder vernachlaumlssigt wurden Im Rahmen der Surveys konnten zwar einige Siedlungsplaumltze grob im

Gelaumlnde eingegrenzt aber nicht im Detail erfasst werden (s Beitrag Schreg)

Graumlberfelder

Neben den Houmlhensiedlungen sind daher die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder die wichtigsten archaumlologi-

schen Fundstellen der Region Sie sind grundlegende Quellen zur Siedlungsgeschichte aber auch zum

Verstaumlndnis der fruumlhmittelalterlichen Gesellschaft Die meisten fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder auf der

Krim werden jedoch seit den 1990er Jahren von illegalen Grabungen heimgesucht sodass die Forschun gen

hier zugleich praumlventiven Charakter haben Besondere Bedeutung kommt den Untersuchungen zu den

Bestattungsplaumltzen im Umfeld des Ėski-Kermen und des Mangup-Kale zu weil sie in unmittelbarer Nach -bar schaft zu zwei Zentralplaumltzen der Region liegen Die Beitraumlge von Gercen Mączyńska u a zu Almalyk-dere von Bemann u a zu den Bestattungsplaumltzen an der Suumldostflanke des Mangup und von A Ajbabinund Ė Chajredinova zu dem Graumlberfeld am Ėski Kermen schaffen daher wichtige Grundlagen fuumlr das Ver -staumlndnis dieser Plaumltze Einen besonderen Stellenwert im Rahmen des Projektes nahm auch die Aufarbeitung des Graumlberfeldes vonLučistoe im Hinterland von Alušta an der Suumldkuumlste der Krim ein 5 Es ist von besonderem Interesse weil dasGraumlberfeld von der Voumllkerwanderungszeit bis in die Neuzeit belegt worden ist Gute Erhaltungs bedin gun -gen sowie die groszlige Naumlhe zu dem aumllteren voumllkerwanderungszeitlichen Bestattungsplatz von Čatyr-Dag 6

erlauben es daruumlber hinaus kleinregional die kulturelle Entwicklung uumlber mehrere Jahrhunderte nachzu-zeichnen Im Rahmen des laufenden Publikationsvorhabens werden zunaumlchst jedoch die fruumlheren EpochenvorgelegtAls Resuumlmee des Engagements in der Graumlberfeldarchaumlologie laumlsst sich noch einmal festhalten dass die

Graumlberfelder der suumldwestlichen Bergkrim derzeit die besten Bedingungen zur Beurteilung der regionalen

Gesellschaften uumlber einen laumlngeren Zeitraum bieten Zwischen dem 45 und dem 8 Jahrhundert zeigen

sich zwar deutliche Veraumlnderungen in der materiellen Kultur mit zunehmenden byzantinischen Einfluumlssen

groumlszligere Bruumlche die Bevoumllkerungswechsel oder grundlegend veraumlnderte Gesellschaftsstrukturen anzeigen

sind nicht feststellbar Einige der Bestattungsplaumltze so etwa die Graumlberfelder von Almalyk oder Lučistoe

werden sogar noch weit uumlber das 8 Jahrhundert hinaus genutzt Diese juumlngeren Belegungsphasen fanden

bislang kaum archaumlologisches Interesse 7 Beim derzeitigen Forschungsstand ist die Kontinuitaumltsfrage gene-

rell nur schwer zu beurteilen ndash klare Indizien fuumlr Diskontinuitaumlten fehlen auch wenn mehrfach neue Kultur -

einfluumlsse greifbar werden

473Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

5 Ajbabin Chajredinova 20096 Myc 2006

7 Ajbabin Chajredinova 2009 1

Anthropologie

Der Einsatz anthropologischer Methoden kann die Moumlglichkeiten der Archaumlologie Aussagen zur Bevoumll ke -

rungs dynamik zu treffen erheblich erweitern Moderne umfassende anthropologische Untersuchungen

fruumlh mittelalterlicher Graumlberfeldgemeinschaften der Krim sind jedoch noch ein Desiderat Um das Erkennt -

nis potenzial speziell auch im Bereich der Palaumlogenetik ausloten zu koumlnnen wurden stichprobenartige Un -

ter suchungen von Bestattungen der Graumlberfelder Almalyk Lučistoe und Ėski Kermen vorgenommenMit den klassischen anthropologischen Methoden konnten insbesondere Aufschluumlsse uumlber die koumlrperliche

Konstitution der Menschen gewonnen werden Auffallend waren etwa Unterschiede in der Zahn gesund -

heit der Populationen Im Graumlberfeld von Almalyk waren die Frauen ungleich staumlrker von Karies betroffen

als die Maumlnner (vgl Beitrag Jacobi u a)

Noch bemerkenswertere Ergebnisse erbrachten die DNA-Analysen die eine sehr gute Erhaltung von aDNA

belegen Dadurch ist es moumlglich nicht nur mitochondriale DNA auszuwerten (vgl Beitrag Brandt u a) Die

Archaumlologie setzt heute vielfach groszlige Erwartungen auf die Genetik wenn es darum geht individuelle

Biographien Sozialstrukturen oder gar ethnische Identitaumlten zu erschlieszligen Dabei wird im Hinblick auf eth-

nische Interpretationen haumlufig uumlbersehen dass genetische Abstammung nicht mit kultureller Identitaumlt und

Ethnizitaumlt gleichzusetzen ist Ethnien sind keine festen Entitaumlten sondern historisch durch Integration und

Segregationsprozesse veraumlnderlich Sie koumlnnen durch sich wandelnde politische wirtschaftliche und sozia-

le Rahmenbedingungen neu formiert oder definiert werden ndash nicht selten unter Ruumlckgriff auf historische

oder gar mythische Voumllkerschaften Entsprechende Vorsicht ist daher bei der kulturgeschichtlichen Inter -

pretation palaumlogenetischer Erkenntnisse angebracht Das Auftreten der heute im suumldlichen Skandinavien

Schottland Norddeutschland Westfinnland und in der Normandie haumlufigen Haplogruppe I1 unter der fruumlh-

mittelalterlichen Bevoumllkerung der Suumldwestkrim ist noch keine Bestaumltigung einer gotischen Wanderung von

Skandinavien auf die Krim Gleichwohl ist es angesichts als raquoskandinavischlaquo klassifizierter Funde in einigen

der fruumlhen Graumlberfelder wie z B Čatyr Dag ein Indiz dafuumlr dass es Kontakte Austausch und Wanderungen

von Individuen und Gruppen uumlber groumlszligere Entfernungen tatsaumlchlich gegeben haben kann

Christianisierung

Einer der folgenreichsten sozialgeschichtlichen Prozesse der im Fruumlhmittelalter stattfand war die Chris tia -

nisierung die im Grabbrauch ebenso wie im Siedlungsbild ihren Niederschlag gefunden hat

In den Kuumlstenstaumldten ist der christliche Glaube spaumltestens im 4 Jahrhundert weitgehend etabliert als in

Cherson ein Bistum bestand 8

Im Bergland ist in der Mitte des 5 Jahrhunderts eine Abloumlsung der Brandbestattung durch Beigaben fuumlh-rende Koumlrperbestattungen in Kammergraumlbern zu beobachten die A Ajbabin und Ė Chajredovina mit derChristianisierung in Verbindung bringen 9 Beigaben mit explizit christlicher Symbolik treten erst seit der 2Haumllfte des 6 Jahrhunderts auf (Abb1) 10 Eindeutigere Zeichen christlich gepraumlgter Froumlmmigkeit liefern

474 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

8 Zum Christentum in Cherson vgl juumlngst Vinogradov 2010 ndashZur Christianisierung in Kerčrsquo und Bosporus Ajbabin 201140 ff ndash Zur Christianisierung der Krim allgemein Plontke-Luumlning 2012

9 Ajbabin Chajredinova 20091 raquoNachdem sie zum Christen-tum uumlbergetreten waren uumlbernahmen die Goten von den Ala-nen einen vom Standpunkt der neuen Religion akzeptablenTyp der Bestattunglaquo

10 z B Guumlrtelschnallen mit Kreuzdarstellungen aus Lučistoe Ajba-bin 2011 Taf 28

einige Kreuzesdarstellungen die an den Waumlnden fruumlhmittelalterlicher

Grabkammern angebracht worden sind11 Als eine laumlngerfristige Kon -

sequenz dieser Entwicklung laumlsst sich im Bereich der Grabkultur die Ent -

stehung kleinerer Bestattungsplaumltze mit aus dem Fels gearbeiteten

Koumlrpergraumlbern auf den Houmlhen sied lungen selbst wie auch bei den zahl-

reichen Houmlhlenkloumlstern registrieren Sie koumlnnen aufgrund der Zahlen -

verhaumlltnisse nur einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft repraumlsentie-

ren Mehrheitlich duumlrften diese Bestat tun gen einem distinguierteren Teil

der Gesellschaft zuzuordnen sein Leider wissen wir hier zu wenig uumlber

die juumlngeren Abschnitte der Bestattungsplaumltze Almalyk-dere und

Lučistoe

Angesichts der fruumlhen schriftlichen Belege des Christentums in den

Kuumlstenstaumldten der Krim aber auch gemessen an entsprechenden Phauml -

no menen im Merowingerreich treten die Zeugnisse aus den Graumlbern

spaumlt und relativ spaumlrlich auf Dazu steht auch die Erbauung der Basiliken

auf dem Ėski Kermen und dem Mangup Kale nicht im Widerspruch Ihre

Entstehung in justinianischer Zeit ist in der Forschungsgeschichte zwar

immer wieder postuliert worden aktuelle Forschungen lassen eine

Datierung in spaumltere Epochen aber viel wahrscheinlicher erscheinen Am

Ort der Mangup-Basilika rekonstruiert N Barmina einen fruumlhchristlichen

Baukomplex des 5-7 Jahrehunderts bestehend aus einer Saalkirche

und dem noumlrdlich gelegenen Bap tis te riumsbau Die Saalkirche wurde

nach ihren Beobachtungen in der Mitte des 9 Jahrehunderts als

Mittelschiff in die zu dieser Zeit neu errichtete Basilika inkorporiert 12 fuumlr

die Ėski-Kermen-Basilika hat E Paršina anhand der Bestattungen in derKirche eine Datierung ins 10-12 Jahrehundert vorgeschlagen 13

Gruppenidentitaumlten

Die Kulturentwicklung auf der Krim ist sicher nicht durch Ein wan de -

rungen und Religionswechsel allein zu verstehen Die Bevoumllkerung der

475Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

11 Aibabin u a 2008 16 sowie Bemmann u a in diesem Bandmit Abb 4

12 Barmina 2002 2613 Paršina 1988 48 50 5214 z B Gauszlig 2009

15 z B Schtschukin Furasjew 200716 Ivanova 2009 ndash Ivanova im Druck 17 Schulze-Doumlrrlamm 2009 303 ndash Ajbabin 1982 Abb 518 Chajredinova 2010

Abb 1 Grabbeigaben mit christlicherSymbolik 1 Suuk-Su Grab 90 1 Haumllfte7 Jh ndash 2 Skalistoe Grab 433 1 Haumllfte7 Jh ndash 3 Lučistoe Kammergrab 772 Haumllfte 6 Jh ndash 4 Cherson Kammer-grab 66 2 Haumllfte 6 Jh ndash 5 Kerč 1Haumllf te 6 Jh ndash (A I Ajbabin)

raquoGotthialaquo die in der modernen Forschung als Alano-Goten bezeichnet wird bildete eine Gesellschaft die

sehr unterschiedliche Traditionen in ihrer materiellen Kultur vereint Die archaumlologischen Funde zeigen ndash

beispielsweise die Fibeln 14 ndash verschiedene ost- und mitteleuropaumlische Kul tur beziehungen 15 sowie ndash exem-

plarisch an den Gefaumlszligbeigaben 16 den Guumlrtelschnallen 17 aber auch in der Frauentracht 18 zu fassen ndash by -

zan tinische Einfluumlsse Elemente die der raquoSteppenkulturlaquo zugeschrieben werden sind in den Beigaben

dagegen relativ spaumlrlich Aus dem Graumlberfeld von Almalyk stammen beispielsweise Metallspiegel Kno chen -

versteifungen eines Bogens eiserne dreifluumlgelige Pfeilspitzen sowie eine Eisentrense mit Messingringen (vglBeitrag Mączyńska) Als Hinweise auf alanische Traditionen werden in der Forschung insbesondere die

Bestattungssitten mit den Katakombengraumlbern interpretiert 19 Bemerkenswert im Hinblick auf reiternoma-

dische Einfluumlsse ist in diesem Kontext das Auftreten von Perso nen mit deformierten Schaumldeln fassbar bei-

spielsweise in einigen Bestattungen in den Graumlberfeldern von Almalyk-dere und Ėski Kermen (s Beitrag

Jacoby) 20 Fuumlr diese Kulturphaumlnomene sind unterschiedliche Interpretationen denkbar 21 Die Forschung hat

in hohem Maszlige ethnische Interpretationen und Migra tions prozesse ins Spiel gebracht und damit impliziert

dass die in den archaumlologischen Befunden fassbaren Kulturbeziehungen einzelne Bevoumllkerungsgruppen

abbilden Insbesondere die Adlerfibeln und gotischen Schnallen wurden in diesem Sinne als gotische

Trachtelemente interpretiert 22 Alanische Einfluumlsse hat man hingegen vor allem an der Bestattungsform

festgemacht 23

Das sind zunaumlchst einmal grundsaumltzlich plausible Erklaumlrungsansaumltze denen jedoch alternative Modelle zur

Seite gestellt werden sollten Abgesehen von der Diskussion um den Stellenwert ethnischer Inter preta -

tionen insgesamt wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Rahmen einer Historical archaeolo-

gy die sich mit Kolonisations- und Globalisierungsprozessen der Neuzeit befasst unterschiedliche Ablaumlufe

kultureller Transformation und Identitaumltsbildungen beschrieben 24 Der Wert einzelner Elemente der archauml-

ologischen Uumlberlieferung als Identitaumltsmarker wurde dabei erheblich in Frage gestellt Bei den Kata kom ben -

graumlbern die die Forschung wiederholt mit alanischen Traditionen verbunden hat 25 stellt sich beispielsweise

die Frage inwiefern diese Bestattungsform tatsaumlchlich an Bevoumllkerungsgemeinschaften oder religioumlse

Vorstellungen gebunden war Das Prinzip der Katakombengraumlber laumlsst sich schlieszliglich auch in vorgeschicht -

lichen Kulturgruppen nachweisen und ist daher nicht Gruppen-spezifisch Es scheint weiterfuumlhrend staumlrker

einzelne kulturelle Traditionen und deren Interaktion zu analysieren als diese als fixe Merkmale einzelner

ethnischer Gruppen zu betrachten

Die Gotthoi und Byzanz

Mit Blick auf die oben genannten Erfahrungen aus der Historical Archaeology erscheint es ferner uumlberfaumll-lig die Zentrum-Peripherie-Perspektive aus der heraus bislang uumlberwiegend der byzantinische Einfluss aufder Krim interpretiert wurde um eine weitere Zugangsweise zu bereichern Diese sollte die Bedeutung vonByzanz nicht negieren aber die Verhaumlltnisse auf der Krim staumlrker als bisher aus den regionalen Gegeben -heiten und den Interessenslagen der Akteure auf der Halbinsel zu erklaumlren versuchen Der Blick auf die Krim aus der Sicht des Machtzentrums Konstantinopel wird nicht zuletzt durch die einflussreiche eingangs zitierte Textpassage bei Prokop nahegelegt Der Autor berichtete dass Kaiser Justinian aus Fuumlrsorge fuumlr seine treuen Vasallen die fortifikatorische Sicherung der Zugaumlnge zu ihrem Landveranlasst habe Als weithin sichtbare Relikte dieser monumentalen fortifikatorischen byzantinischen Ein -fluss nahme gelten heute vor allem die Houmlhensiedlungen Ėski Kermen und Mangup obwohl Prokop aus-

druumlcklich das Fehlen befestigter Staumldte erwaumlhnt

Eindeutiger ist der byzantinische Einfluss in der Bekleidung fassbar der schon kurz angesprochen wurde

So koumlnnen beispielsweise die byzantinischen Schnallen von den Kriegern der spaumlteren Gotthia im Rahmen

ihres Militaumlrdienstes fuumlr das ostroumlmische Reich erworben worden sein daruumlber hinaus ist aber auch damit

476 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

19 Bierbrauer 2008 ndash Bierbrauer 2010 ndash Ajbabin 2011 14-1820 Zusammenfassend zum Phaumlnomen der deformierten Schaumldel

Uldin 200521 Tarde 200822 Zur Problematik solcher Zuschreibungen siehe Rummel 2007

23 Ajbabin 2011 17 et passim24 z B Cusick 1998 ndash Ewen 2000 ndash Vgl als Fallstudie an Kera-

mik Schreg 2010b25 Ajbabin 2011 ndash Fuumlr die aumlltere Literatur vgl Bierbrauer 2008

58

zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Ajbabin) Dazu koumlnnten in Zukunft auch Ausgrabungen in den neu kartierten Houmlhlen in der Innenflaumlche

der Siedlungsflaumlche auf dem Ėski Kermen kommen (s Beitrag v Aufschnaiter)

Wie komplex die Entwicklung einzelner Siedlungselemente gewesen sein konnte zeigen exemplarisch die

Untersuchungen von A Gercen zur Befestigung des Mangup Kale

Laumlndliche Siedlungen koumlnnen im Arbeitsgebiet als Quellen zur Bevoumllkerungsgeschichte nicht nur bedingt

herangezogen werden weil sie bislang von der Forschung zugunsten der Houmlhensiedlungen und Graumlber -

felder vernachlaumlssigt wurden Im Rahmen der Surveys konnten zwar einige Siedlungsplaumltze grob im

Gelaumlnde eingegrenzt aber nicht im Detail erfasst werden (s Beitrag Schreg)

Graumlberfelder

Neben den Houmlhensiedlungen sind daher die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder die wichtigsten archaumlologi-

schen Fundstellen der Region Sie sind grundlegende Quellen zur Siedlungsgeschichte aber auch zum

Verstaumlndnis der fruumlhmittelalterlichen Gesellschaft Die meisten fruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder auf der

Krim werden jedoch seit den 1990er Jahren von illegalen Grabungen heimgesucht sodass die Forschun gen

hier zugleich praumlventiven Charakter haben Besondere Bedeutung kommt den Untersuchungen zu den

Bestattungsplaumltzen im Umfeld des Ėski-Kermen und des Mangup-Kale zu weil sie in unmittelbarer Nach -bar schaft zu zwei Zentralplaumltzen der Region liegen Die Beitraumlge von Gercen Mączyńska u a zu Almalyk-dere von Bemann u a zu den Bestattungsplaumltzen an der Suumldostflanke des Mangup und von A Ajbabinund Ė Chajredinova zu dem Graumlberfeld am Ėski Kermen schaffen daher wichtige Grundlagen fuumlr das Ver -staumlndnis dieser Plaumltze Einen besonderen Stellenwert im Rahmen des Projektes nahm auch die Aufarbeitung des Graumlberfeldes vonLučistoe im Hinterland von Alušta an der Suumldkuumlste der Krim ein 5 Es ist von besonderem Interesse weil dasGraumlberfeld von der Voumllkerwanderungszeit bis in die Neuzeit belegt worden ist Gute Erhaltungs bedin gun -gen sowie die groszlige Naumlhe zu dem aumllteren voumllkerwanderungszeitlichen Bestattungsplatz von Čatyr-Dag 6

erlauben es daruumlber hinaus kleinregional die kulturelle Entwicklung uumlber mehrere Jahrhunderte nachzu-zeichnen Im Rahmen des laufenden Publikationsvorhabens werden zunaumlchst jedoch die fruumlheren EpochenvorgelegtAls Resuumlmee des Engagements in der Graumlberfeldarchaumlologie laumlsst sich noch einmal festhalten dass die

Graumlberfelder der suumldwestlichen Bergkrim derzeit die besten Bedingungen zur Beurteilung der regionalen

Gesellschaften uumlber einen laumlngeren Zeitraum bieten Zwischen dem 45 und dem 8 Jahrhundert zeigen

sich zwar deutliche Veraumlnderungen in der materiellen Kultur mit zunehmenden byzantinischen Einfluumlssen

groumlszligere Bruumlche die Bevoumllkerungswechsel oder grundlegend veraumlnderte Gesellschaftsstrukturen anzeigen

sind nicht feststellbar Einige der Bestattungsplaumltze so etwa die Graumlberfelder von Almalyk oder Lučistoe

werden sogar noch weit uumlber das 8 Jahrhundert hinaus genutzt Diese juumlngeren Belegungsphasen fanden

bislang kaum archaumlologisches Interesse 7 Beim derzeitigen Forschungsstand ist die Kontinuitaumltsfrage gene-

rell nur schwer zu beurteilen ndash klare Indizien fuumlr Diskontinuitaumlten fehlen auch wenn mehrfach neue Kultur -

einfluumlsse greifbar werden

473Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

5 Ajbabin Chajredinova 20096 Myc 2006

7 Ajbabin Chajredinova 2009 1

Anthropologie

Der Einsatz anthropologischer Methoden kann die Moumlglichkeiten der Archaumlologie Aussagen zur Bevoumll ke -

rungs dynamik zu treffen erheblich erweitern Moderne umfassende anthropologische Untersuchungen

fruumlh mittelalterlicher Graumlberfeldgemeinschaften der Krim sind jedoch noch ein Desiderat Um das Erkennt -

nis potenzial speziell auch im Bereich der Palaumlogenetik ausloten zu koumlnnen wurden stichprobenartige Un -

ter suchungen von Bestattungen der Graumlberfelder Almalyk Lučistoe und Ėski Kermen vorgenommenMit den klassischen anthropologischen Methoden konnten insbesondere Aufschluumlsse uumlber die koumlrperliche

Konstitution der Menschen gewonnen werden Auffallend waren etwa Unterschiede in der Zahn gesund -

heit der Populationen Im Graumlberfeld von Almalyk waren die Frauen ungleich staumlrker von Karies betroffen

als die Maumlnner (vgl Beitrag Jacobi u a)

Noch bemerkenswertere Ergebnisse erbrachten die DNA-Analysen die eine sehr gute Erhaltung von aDNA

belegen Dadurch ist es moumlglich nicht nur mitochondriale DNA auszuwerten (vgl Beitrag Brandt u a) Die

Archaumlologie setzt heute vielfach groszlige Erwartungen auf die Genetik wenn es darum geht individuelle

Biographien Sozialstrukturen oder gar ethnische Identitaumlten zu erschlieszligen Dabei wird im Hinblick auf eth-

nische Interpretationen haumlufig uumlbersehen dass genetische Abstammung nicht mit kultureller Identitaumlt und

Ethnizitaumlt gleichzusetzen ist Ethnien sind keine festen Entitaumlten sondern historisch durch Integration und

Segregationsprozesse veraumlnderlich Sie koumlnnen durch sich wandelnde politische wirtschaftliche und sozia-

le Rahmenbedingungen neu formiert oder definiert werden ndash nicht selten unter Ruumlckgriff auf historische

oder gar mythische Voumllkerschaften Entsprechende Vorsicht ist daher bei der kulturgeschichtlichen Inter -

pretation palaumlogenetischer Erkenntnisse angebracht Das Auftreten der heute im suumldlichen Skandinavien

Schottland Norddeutschland Westfinnland und in der Normandie haumlufigen Haplogruppe I1 unter der fruumlh-

mittelalterlichen Bevoumllkerung der Suumldwestkrim ist noch keine Bestaumltigung einer gotischen Wanderung von

Skandinavien auf die Krim Gleichwohl ist es angesichts als raquoskandinavischlaquo klassifizierter Funde in einigen

der fruumlhen Graumlberfelder wie z B Čatyr Dag ein Indiz dafuumlr dass es Kontakte Austausch und Wanderungen

von Individuen und Gruppen uumlber groumlszligere Entfernungen tatsaumlchlich gegeben haben kann

Christianisierung

Einer der folgenreichsten sozialgeschichtlichen Prozesse der im Fruumlhmittelalter stattfand war die Chris tia -

nisierung die im Grabbrauch ebenso wie im Siedlungsbild ihren Niederschlag gefunden hat

In den Kuumlstenstaumldten ist der christliche Glaube spaumltestens im 4 Jahrhundert weitgehend etabliert als in

Cherson ein Bistum bestand 8

Im Bergland ist in der Mitte des 5 Jahrhunderts eine Abloumlsung der Brandbestattung durch Beigaben fuumlh-rende Koumlrperbestattungen in Kammergraumlbern zu beobachten die A Ajbabin und Ė Chajredovina mit derChristianisierung in Verbindung bringen 9 Beigaben mit explizit christlicher Symbolik treten erst seit der 2Haumllfte des 6 Jahrhunderts auf (Abb1) 10 Eindeutigere Zeichen christlich gepraumlgter Froumlmmigkeit liefern

474 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

8 Zum Christentum in Cherson vgl juumlngst Vinogradov 2010 ndashZur Christianisierung in Kerčrsquo und Bosporus Ajbabin 201140 ff ndash Zur Christianisierung der Krim allgemein Plontke-Luumlning 2012

9 Ajbabin Chajredinova 20091 raquoNachdem sie zum Christen-tum uumlbergetreten waren uumlbernahmen die Goten von den Ala-nen einen vom Standpunkt der neuen Religion akzeptablenTyp der Bestattunglaquo

10 z B Guumlrtelschnallen mit Kreuzdarstellungen aus Lučistoe Ajba-bin 2011 Taf 28

einige Kreuzesdarstellungen die an den Waumlnden fruumlhmittelalterlicher

Grabkammern angebracht worden sind11 Als eine laumlngerfristige Kon -

sequenz dieser Entwicklung laumlsst sich im Bereich der Grabkultur die Ent -

stehung kleinerer Bestattungsplaumltze mit aus dem Fels gearbeiteten

Koumlrpergraumlbern auf den Houmlhen sied lungen selbst wie auch bei den zahl-

reichen Houmlhlenkloumlstern registrieren Sie koumlnnen aufgrund der Zahlen -

verhaumlltnisse nur einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft repraumlsentie-

ren Mehrheitlich duumlrften diese Bestat tun gen einem distinguierteren Teil

der Gesellschaft zuzuordnen sein Leider wissen wir hier zu wenig uumlber

die juumlngeren Abschnitte der Bestattungsplaumltze Almalyk-dere und

Lučistoe

Angesichts der fruumlhen schriftlichen Belege des Christentums in den

Kuumlstenstaumldten der Krim aber auch gemessen an entsprechenden Phauml -

no menen im Merowingerreich treten die Zeugnisse aus den Graumlbern

spaumlt und relativ spaumlrlich auf Dazu steht auch die Erbauung der Basiliken

auf dem Ėski Kermen und dem Mangup Kale nicht im Widerspruch Ihre

Entstehung in justinianischer Zeit ist in der Forschungsgeschichte zwar

immer wieder postuliert worden aktuelle Forschungen lassen eine

Datierung in spaumltere Epochen aber viel wahrscheinlicher erscheinen Am

Ort der Mangup-Basilika rekonstruiert N Barmina einen fruumlhchristlichen

Baukomplex des 5-7 Jahrehunderts bestehend aus einer Saalkirche

und dem noumlrdlich gelegenen Bap tis te riumsbau Die Saalkirche wurde

nach ihren Beobachtungen in der Mitte des 9 Jahrehunderts als

Mittelschiff in die zu dieser Zeit neu errichtete Basilika inkorporiert 12 fuumlr

die Ėski-Kermen-Basilika hat E Paršina anhand der Bestattungen in derKirche eine Datierung ins 10-12 Jahrehundert vorgeschlagen 13

Gruppenidentitaumlten

Die Kulturentwicklung auf der Krim ist sicher nicht durch Ein wan de -

rungen und Religionswechsel allein zu verstehen Die Bevoumllkerung der

475Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

11 Aibabin u a 2008 16 sowie Bemmann u a in diesem Bandmit Abb 4

12 Barmina 2002 2613 Paršina 1988 48 50 5214 z B Gauszlig 2009

15 z B Schtschukin Furasjew 200716 Ivanova 2009 ndash Ivanova im Druck 17 Schulze-Doumlrrlamm 2009 303 ndash Ajbabin 1982 Abb 518 Chajredinova 2010

Abb 1 Grabbeigaben mit christlicherSymbolik 1 Suuk-Su Grab 90 1 Haumllfte7 Jh ndash 2 Skalistoe Grab 433 1 Haumllfte7 Jh ndash 3 Lučistoe Kammergrab 772 Haumllfte 6 Jh ndash 4 Cherson Kammer-grab 66 2 Haumllfte 6 Jh ndash 5 Kerč 1Haumllf te 6 Jh ndash (A I Ajbabin)

raquoGotthialaquo die in der modernen Forschung als Alano-Goten bezeichnet wird bildete eine Gesellschaft die

sehr unterschiedliche Traditionen in ihrer materiellen Kultur vereint Die archaumlologischen Funde zeigen ndash

beispielsweise die Fibeln 14 ndash verschiedene ost- und mitteleuropaumlische Kul tur beziehungen 15 sowie ndash exem-

plarisch an den Gefaumlszligbeigaben 16 den Guumlrtelschnallen 17 aber auch in der Frauentracht 18 zu fassen ndash by -

zan tinische Einfluumlsse Elemente die der raquoSteppenkulturlaquo zugeschrieben werden sind in den Beigaben

dagegen relativ spaumlrlich Aus dem Graumlberfeld von Almalyk stammen beispielsweise Metallspiegel Kno chen -

versteifungen eines Bogens eiserne dreifluumlgelige Pfeilspitzen sowie eine Eisentrense mit Messingringen (vglBeitrag Mączyńska) Als Hinweise auf alanische Traditionen werden in der Forschung insbesondere die

Bestattungssitten mit den Katakombengraumlbern interpretiert 19 Bemerkenswert im Hinblick auf reiternoma-

dische Einfluumlsse ist in diesem Kontext das Auftreten von Perso nen mit deformierten Schaumldeln fassbar bei-

spielsweise in einigen Bestattungen in den Graumlberfeldern von Almalyk-dere und Ėski Kermen (s Beitrag

Jacoby) 20 Fuumlr diese Kulturphaumlnomene sind unterschiedliche Interpretationen denkbar 21 Die Forschung hat

in hohem Maszlige ethnische Interpretationen und Migra tions prozesse ins Spiel gebracht und damit impliziert

dass die in den archaumlologischen Befunden fassbaren Kulturbeziehungen einzelne Bevoumllkerungsgruppen

abbilden Insbesondere die Adlerfibeln und gotischen Schnallen wurden in diesem Sinne als gotische

Trachtelemente interpretiert 22 Alanische Einfluumlsse hat man hingegen vor allem an der Bestattungsform

festgemacht 23

Das sind zunaumlchst einmal grundsaumltzlich plausible Erklaumlrungsansaumltze denen jedoch alternative Modelle zur

Seite gestellt werden sollten Abgesehen von der Diskussion um den Stellenwert ethnischer Inter preta -

tionen insgesamt wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Rahmen einer Historical archaeolo-

gy die sich mit Kolonisations- und Globalisierungsprozessen der Neuzeit befasst unterschiedliche Ablaumlufe

kultureller Transformation und Identitaumltsbildungen beschrieben 24 Der Wert einzelner Elemente der archauml-

ologischen Uumlberlieferung als Identitaumltsmarker wurde dabei erheblich in Frage gestellt Bei den Kata kom ben -

graumlbern die die Forschung wiederholt mit alanischen Traditionen verbunden hat 25 stellt sich beispielsweise

die Frage inwiefern diese Bestattungsform tatsaumlchlich an Bevoumllkerungsgemeinschaften oder religioumlse

Vorstellungen gebunden war Das Prinzip der Katakombengraumlber laumlsst sich schlieszliglich auch in vorgeschicht -

lichen Kulturgruppen nachweisen und ist daher nicht Gruppen-spezifisch Es scheint weiterfuumlhrend staumlrker

einzelne kulturelle Traditionen und deren Interaktion zu analysieren als diese als fixe Merkmale einzelner

ethnischer Gruppen zu betrachten

Die Gotthoi und Byzanz

Mit Blick auf die oben genannten Erfahrungen aus der Historical Archaeology erscheint es ferner uumlberfaumll-lig die Zentrum-Peripherie-Perspektive aus der heraus bislang uumlberwiegend der byzantinische Einfluss aufder Krim interpretiert wurde um eine weitere Zugangsweise zu bereichern Diese sollte die Bedeutung vonByzanz nicht negieren aber die Verhaumlltnisse auf der Krim staumlrker als bisher aus den regionalen Gegeben -heiten und den Interessenslagen der Akteure auf der Halbinsel zu erklaumlren versuchen Der Blick auf die Krim aus der Sicht des Machtzentrums Konstantinopel wird nicht zuletzt durch die einflussreiche eingangs zitierte Textpassage bei Prokop nahegelegt Der Autor berichtete dass Kaiser Justinian aus Fuumlrsorge fuumlr seine treuen Vasallen die fortifikatorische Sicherung der Zugaumlnge zu ihrem Landveranlasst habe Als weithin sichtbare Relikte dieser monumentalen fortifikatorischen byzantinischen Ein -fluss nahme gelten heute vor allem die Houmlhensiedlungen Ėski Kermen und Mangup obwohl Prokop aus-

druumlcklich das Fehlen befestigter Staumldte erwaumlhnt

Eindeutiger ist der byzantinische Einfluss in der Bekleidung fassbar der schon kurz angesprochen wurde

So koumlnnen beispielsweise die byzantinischen Schnallen von den Kriegern der spaumlteren Gotthia im Rahmen

ihres Militaumlrdienstes fuumlr das ostroumlmische Reich erworben worden sein daruumlber hinaus ist aber auch damit

476 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

19 Bierbrauer 2008 ndash Bierbrauer 2010 ndash Ajbabin 2011 14-1820 Zusammenfassend zum Phaumlnomen der deformierten Schaumldel

Uldin 200521 Tarde 200822 Zur Problematik solcher Zuschreibungen siehe Rummel 2007

23 Ajbabin 2011 17 et passim24 z B Cusick 1998 ndash Ewen 2000 ndash Vgl als Fallstudie an Kera-

mik Schreg 2010b25 Ajbabin 2011 ndash Fuumlr die aumlltere Literatur vgl Bierbrauer 2008

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zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

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NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Anthropologie

Der Einsatz anthropologischer Methoden kann die Moumlglichkeiten der Archaumlologie Aussagen zur Bevoumll ke -

rungs dynamik zu treffen erheblich erweitern Moderne umfassende anthropologische Untersuchungen

fruumlh mittelalterlicher Graumlberfeldgemeinschaften der Krim sind jedoch noch ein Desiderat Um das Erkennt -

nis potenzial speziell auch im Bereich der Palaumlogenetik ausloten zu koumlnnen wurden stichprobenartige Un -

ter suchungen von Bestattungen der Graumlberfelder Almalyk Lučistoe und Ėski Kermen vorgenommenMit den klassischen anthropologischen Methoden konnten insbesondere Aufschluumlsse uumlber die koumlrperliche

Konstitution der Menschen gewonnen werden Auffallend waren etwa Unterschiede in der Zahn gesund -

heit der Populationen Im Graumlberfeld von Almalyk waren die Frauen ungleich staumlrker von Karies betroffen

als die Maumlnner (vgl Beitrag Jacobi u a)

Noch bemerkenswertere Ergebnisse erbrachten die DNA-Analysen die eine sehr gute Erhaltung von aDNA

belegen Dadurch ist es moumlglich nicht nur mitochondriale DNA auszuwerten (vgl Beitrag Brandt u a) Die

Archaumlologie setzt heute vielfach groszlige Erwartungen auf die Genetik wenn es darum geht individuelle

Biographien Sozialstrukturen oder gar ethnische Identitaumlten zu erschlieszligen Dabei wird im Hinblick auf eth-

nische Interpretationen haumlufig uumlbersehen dass genetische Abstammung nicht mit kultureller Identitaumlt und

Ethnizitaumlt gleichzusetzen ist Ethnien sind keine festen Entitaumlten sondern historisch durch Integration und

Segregationsprozesse veraumlnderlich Sie koumlnnen durch sich wandelnde politische wirtschaftliche und sozia-

le Rahmenbedingungen neu formiert oder definiert werden ndash nicht selten unter Ruumlckgriff auf historische

oder gar mythische Voumllkerschaften Entsprechende Vorsicht ist daher bei der kulturgeschichtlichen Inter -

pretation palaumlogenetischer Erkenntnisse angebracht Das Auftreten der heute im suumldlichen Skandinavien

Schottland Norddeutschland Westfinnland und in der Normandie haumlufigen Haplogruppe I1 unter der fruumlh-

mittelalterlichen Bevoumllkerung der Suumldwestkrim ist noch keine Bestaumltigung einer gotischen Wanderung von

Skandinavien auf die Krim Gleichwohl ist es angesichts als raquoskandinavischlaquo klassifizierter Funde in einigen

der fruumlhen Graumlberfelder wie z B Čatyr Dag ein Indiz dafuumlr dass es Kontakte Austausch und Wanderungen

von Individuen und Gruppen uumlber groumlszligere Entfernungen tatsaumlchlich gegeben haben kann

Christianisierung

Einer der folgenreichsten sozialgeschichtlichen Prozesse der im Fruumlhmittelalter stattfand war die Chris tia -

nisierung die im Grabbrauch ebenso wie im Siedlungsbild ihren Niederschlag gefunden hat

In den Kuumlstenstaumldten ist der christliche Glaube spaumltestens im 4 Jahrhundert weitgehend etabliert als in

Cherson ein Bistum bestand 8

Im Bergland ist in der Mitte des 5 Jahrhunderts eine Abloumlsung der Brandbestattung durch Beigaben fuumlh-rende Koumlrperbestattungen in Kammergraumlbern zu beobachten die A Ajbabin und Ė Chajredovina mit derChristianisierung in Verbindung bringen 9 Beigaben mit explizit christlicher Symbolik treten erst seit der 2Haumllfte des 6 Jahrhunderts auf (Abb1) 10 Eindeutigere Zeichen christlich gepraumlgter Froumlmmigkeit liefern

474 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

8 Zum Christentum in Cherson vgl juumlngst Vinogradov 2010 ndashZur Christianisierung in Kerčrsquo und Bosporus Ajbabin 201140 ff ndash Zur Christianisierung der Krim allgemein Plontke-Luumlning 2012

9 Ajbabin Chajredinova 20091 raquoNachdem sie zum Christen-tum uumlbergetreten waren uumlbernahmen die Goten von den Ala-nen einen vom Standpunkt der neuen Religion akzeptablenTyp der Bestattunglaquo

10 z B Guumlrtelschnallen mit Kreuzdarstellungen aus Lučistoe Ajba-bin 2011 Taf 28

einige Kreuzesdarstellungen die an den Waumlnden fruumlhmittelalterlicher

Grabkammern angebracht worden sind11 Als eine laumlngerfristige Kon -

sequenz dieser Entwicklung laumlsst sich im Bereich der Grabkultur die Ent -

stehung kleinerer Bestattungsplaumltze mit aus dem Fels gearbeiteten

Koumlrpergraumlbern auf den Houmlhen sied lungen selbst wie auch bei den zahl-

reichen Houmlhlenkloumlstern registrieren Sie koumlnnen aufgrund der Zahlen -

verhaumlltnisse nur einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft repraumlsentie-

ren Mehrheitlich duumlrften diese Bestat tun gen einem distinguierteren Teil

der Gesellschaft zuzuordnen sein Leider wissen wir hier zu wenig uumlber

die juumlngeren Abschnitte der Bestattungsplaumltze Almalyk-dere und

Lučistoe

Angesichts der fruumlhen schriftlichen Belege des Christentums in den

Kuumlstenstaumldten der Krim aber auch gemessen an entsprechenden Phauml -

no menen im Merowingerreich treten die Zeugnisse aus den Graumlbern

spaumlt und relativ spaumlrlich auf Dazu steht auch die Erbauung der Basiliken

auf dem Ėski Kermen und dem Mangup Kale nicht im Widerspruch Ihre

Entstehung in justinianischer Zeit ist in der Forschungsgeschichte zwar

immer wieder postuliert worden aktuelle Forschungen lassen eine

Datierung in spaumltere Epochen aber viel wahrscheinlicher erscheinen Am

Ort der Mangup-Basilika rekonstruiert N Barmina einen fruumlhchristlichen

Baukomplex des 5-7 Jahrehunderts bestehend aus einer Saalkirche

und dem noumlrdlich gelegenen Bap tis te riumsbau Die Saalkirche wurde

nach ihren Beobachtungen in der Mitte des 9 Jahrehunderts als

Mittelschiff in die zu dieser Zeit neu errichtete Basilika inkorporiert 12 fuumlr

die Ėski-Kermen-Basilika hat E Paršina anhand der Bestattungen in derKirche eine Datierung ins 10-12 Jahrehundert vorgeschlagen 13

Gruppenidentitaumlten

Die Kulturentwicklung auf der Krim ist sicher nicht durch Ein wan de -

rungen und Religionswechsel allein zu verstehen Die Bevoumllkerung der

475Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

11 Aibabin u a 2008 16 sowie Bemmann u a in diesem Bandmit Abb 4

12 Barmina 2002 2613 Paršina 1988 48 50 5214 z B Gauszlig 2009

15 z B Schtschukin Furasjew 200716 Ivanova 2009 ndash Ivanova im Druck 17 Schulze-Doumlrrlamm 2009 303 ndash Ajbabin 1982 Abb 518 Chajredinova 2010

Abb 1 Grabbeigaben mit christlicherSymbolik 1 Suuk-Su Grab 90 1 Haumllfte7 Jh ndash 2 Skalistoe Grab 433 1 Haumllfte7 Jh ndash 3 Lučistoe Kammergrab 772 Haumllfte 6 Jh ndash 4 Cherson Kammer-grab 66 2 Haumllfte 6 Jh ndash 5 Kerč 1Haumllf te 6 Jh ndash (A I Ajbabin)

raquoGotthialaquo die in der modernen Forschung als Alano-Goten bezeichnet wird bildete eine Gesellschaft die

sehr unterschiedliche Traditionen in ihrer materiellen Kultur vereint Die archaumlologischen Funde zeigen ndash

beispielsweise die Fibeln 14 ndash verschiedene ost- und mitteleuropaumlische Kul tur beziehungen 15 sowie ndash exem-

plarisch an den Gefaumlszligbeigaben 16 den Guumlrtelschnallen 17 aber auch in der Frauentracht 18 zu fassen ndash by -

zan tinische Einfluumlsse Elemente die der raquoSteppenkulturlaquo zugeschrieben werden sind in den Beigaben

dagegen relativ spaumlrlich Aus dem Graumlberfeld von Almalyk stammen beispielsweise Metallspiegel Kno chen -

versteifungen eines Bogens eiserne dreifluumlgelige Pfeilspitzen sowie eine Eisentrense mit Messingringen (vglBeitrag Mączyńska) Als Hinweise auf alanische Traditionen werden in der Forschung insbesondere die

Bestattungssitten mit den Katakombengraumlbern interpretiert 19 Bemerkenswert im Hinblick auf reiternoma-

dische Einfluumlsse ist in diesem Kontext das Auftreten von Perso nen mit deformierten Schaumldeln fassbar bei-

spielsweise in einigen Bestattungen in den Graumlberfeldern von Almalyk-dere und Ėski Kermen (s Beitrag

Jacoby) 20 Fuumlr diese Kulturphaumlnomene sind unterschiedliche Interpretationen denkbar 21 Die Forschung hat

in hohem Maszlige ethnische Interpretationen und Migra tions prozesse ins Spiel gebracht und damit impliziert

dass die in den archaumlologischen Befunden fassbaren Kulturbeziehungen einzelne Bevoumllkerungsgruppen

abbilden Insbesondere die Adlerfibeln und gotischen Schnallen wurden in diesem Sinne als gotische

Trachtelemente interpretiert 22 Alanische Einfluumlsse hat man hingegen vor allem an der Bestattungsform

festgemacht 23

Das sind zunaumlchst einmal grundsaumltzlich plausible Erklaumlrungsansaumltze denen jedoch alternative Modelle zur

Seite gestellt werden sollten Abgesehen von der Diskussion um den Stellenwert ethnischer Inter preta -

tionen insgesamt wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Rahmen einer Historical archaeolo-

gy die sich mit Kolonisations- und Globalisierungsprozessen der Neuzeit befasst unterschiedliche Ablaumlufe

kultureller Transformation und Identitaumltsbildungen beschrieben 24 Der Wert einzelner Elemente der archauml-

ologischen Uumlberlieferung als Identitaumltsmarker wurde dabei erheblich in Frage gestellt Bei den Kata kom ben -

graumlbern die die Forschung wiederholt mit alanischen Traditionen verbunden hat 25 stellt sich beispielsweise

die Frage inwiefern diese Bestattungsform tatsaumlchlich an Bevoumllkerungsgemeinschaften oder religioumlse

Vorstellungen gebunden war Das Prinzip der Katakombengraumlber laumlsst sich schlieszliglich auch in vorgeschicht -

lichen Kulturgruppen nachweisen und ist daher nicht Gruppen-spezifisch Es scheint weiterfuumlhrend staumlrker

einzelne kulturelle Traditionen und deren Interaktion zu analysieren als diese als fixe Merkmale einzelner

ethnischer Gruppen zu betrachten

Die Gotthoi und Byzanz

Mit Blick auf die oben genannten Erfahrungen aus der Historical Archaeology erscheint es ferner uumlberfaumll-lig die Zentrum-Peripherie-Perspektive aus der heraus bislang uumlberwiegend der byzantinische Einfluss aufder Krim interpretiert wurde um eine weitere Zugangsweise zu bereichern Diese sollte die Bedeutung vonByzanz nicht negieren aber die Verhaumlltnisse auf der Krim staumlrker als bisher aus den regionalen Gegeben -heiten und den Interessenslagen der Akteure auf der Halbinsel zu erklaumlren versuchen Der Blick auf die Krim aus der Sicht des Machtzentrums Konstantinopel wird nicht zuletzt durch die einflussreiche eingangs zitierte Textpassage bei Prokop nahegelegt Der Autor berichtete dass Kaiser Justinian aus Fuumlrsorge fuumlr seine treuen Vasallen die fortifikatorische Sicherung der Zugaumlnge zu ihrem Landveranlasst habe Als weithin sichtbare Relikte dieser monumentalen fortifikatorischen byzantinischen Ein -fluss nahme gelten heute vor allem die Houmlhensiedlungen Ėski Kermen und Mangup obwohl Prokop aus-

druumlcklich das Fehlen befestigter Staumldte erwaumlhnt

Eindeutiger ist der byzantinische Einfluss in der Bekleidung fassbar der schon kurz angesprochen wurde

So koumlnnen beispielsweise die byzantinischen Schnallen von den Kriegern der spaumlteren Gotthia im Rahmen

ihres Militaumlrdienstes fuumlr das ostroumlmische Reich erworben worden sein daruumlber hinaus ist aber auch damit

476 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

19 Bierbrauer 2008 ndash Bierbrauer 2010 ndash Ajbabin 2011 14-1820 Zusammenfassend zum Phaumlnomen der deformierten Schaumldel

Uldin 200521 Tarde 200822 Zur Problematik solcher Zuschreibungen siehe Rummel 2007

23 Ajbabin 2011 17 et passim24 z B Cusick 1998 ndash Ewen 2000 ndash Vgl als Fallstudie an Kera-

mik Schreg 2010b25 Ajbabin 2011 ndash Fuumlr die aumlltere Literatur vgl Bierbrauer 2008

58

zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

einige Kreuzesdarstellungen die an den Waumlnden fruumlhmittelalterlicher

Grabkammern angebracht worden sind11 Als eine laumlngerfristige Kon -

sequenz dieser Entwicklung laumlsst sich im Bereich der Grabkultur die Ent -

stehung kleinerer Bestattungsplaumltze mit aus dem Fels gearbeiteten

Koumlrpergraumlbern auf den Houmlhen sied lungen selbst wie auch bei den zahl-

reichen Houmlhlenkloumlstern registrieren Sie koumlnnen aufgrund der Zahlen -

verhaumlltnisse nur einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft repraumlsentie-

ren Mehrheitlich duumlrften diese Bestat tun gen einem distinguierteren Teil

der Gesellschaft zuzuordnen sein Leider wissen wir hier zu wenig uumlber

die juumlngeren Abschnitte der Bestattungsplaumltze Almalyk-dere und

Lučistoe

Angesichts der fruumlhen schriftlichen Belege des Christentums in den

Kuumlstenstaumldten der Krim aber auch gemessen an entsprechenden Phauml -

no menen im Merowingerreich treten die Zeugnisse aus den Graumlbern

spaumlt und relativ spaumlrlich auf Dazu steht auch die Erbauung der Basiliken

auf dem Ėski Kermen und dem Mangup Kale nicht im Widerspruch Ihre

Entstehung in justinianischer Zeit ist in der Forschungsgeschichte zwar

immer wieder postuliert worden aktuelle Forschungen lassen eine

Datierung in spaumltere Epochen aber viel wahrscheinlicher erscheinen Am

Ort der Mangup-Basilika rekonstruiert N Barmina einen fruumlhchristlichen

Baukomplex des 5-7 Jahrehunderts bestehend aus einer Saalkirche

und dem noumlrdlich gelegenen Bap tis te riumsbau Die Saalkirche wurde

nach ihren Beobachtungen in der Mitte des 9 Jahrehunderts als

Mittelschiff in die zu dieser Zeit neu errichtete Basilika inkorporiert 12 fuumlr

die Ėski-Kermen-Basilika hat E Paršina anhand der Bestattungen in derKirche eine Datierung ins 10-12 Jahrehundert vorgeschlagen 13

Gruppenidentitaumlten

Die Kulturentwicklung auf der Krim ist sicher nicht durch Ein wan de -

rungen und Religionswechsel allein zu verstehen Die Bevoumllkerung der

475Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

11 Aibabin u a 2008 16 sowie Bemmann u a in diesem Bandmit Abb 4

12 Barmina 2002 2613 Paršina 1988 48 50 5214 z B Gauszlig 2009

15 z B Schtschukin Furasjew 200716 Ivanova 2009 ndash Ivanova im Druck 17 Schulze-Doumlrrlamm 2009 303 ndash Ajbabin 1982 Abb 518 Chajredinova 2010

Abb 1 Grabbeigaben mit christlicherSymbolik 1 Suuk-Su Grab 90 1 Haumllfte7 Jh ndash 2 Skalistoe Grab 433 1 Haumllfte7 Jh ndash 3 Lučistoe Kammergrab 772 Haumllfte 6 Jh ndash 4 Cherson Kammer-grab 66 2 Haumllfte 6 Jh ndash 5 Kerč 1Haumllf te 6 Jh ndash (A I Ajbabin)

raquoGotthialaquo die in der modernen Forschung als Alano-Goten bezeichnet wird bildete eine Gesellschaft die

sehr unterschiedliche Traditionen in ihrer materiellen Kultur vereint Die archaumlologischen Funde zeigen ndash

beispielsweise die Fibeln 14 ndash verschiedene ost- und mitteleuropaumlische Kul tur beziehungen 15 sowie ndash exem-

plarisch an den Gefaumlszligbeigaben 16 den Guumlrtelschnallen 17 aber auch in der Frauentracht 18 zu fassen ndash by -

zan tinische Einfluumlsse Elemente die der raquoSteppenkulturlaquo zugeschrieben werden sind in den Beigaben

dagegen relativ spaumlrlich Aus dem Graumlberfeld von Almalyk stammen beispielsweise Metallspiegel Kno chen -

versteifungen eines Bogens eiserne dreifluumlgelige Pfeilspitzen sowie eine Eisentrense mit Messingringen (vglBeitrag Mączyńska) Als Hinweise auf alanische Traditionen werden in der Forschung insbesondere die

Bestattungssitten mit den Katakombengraumlbern interpretiert 19 Bemerkenswert im Hinblick auf reiternoma-

dische Einfluumlsse ist in diesem Kontext das Auftreten von Perso nen mit deformierten Schaumldeln fassbar bei-

spielsweise in einigen Bestattungen in den Graumlberfeldern von Almalyk-dere und Ėski Kermen (s Beitrag

Jacoby) 20 Fuumlr diese Kulturphaumlnomene sind unterschiedliche Interpretationen denkbar 21 Die Forschung hat

in hohem Maszlige ethnische Interpretationen und Migra tions prozesse ins Spiel gebracht und damit impliziert

dass die in den archaumlologischen Befunden fassbaren Kulturbeziehungen einzelne Bevoumllkerungsgruppen

abbilden Insbesondere die Adlerfibeln und gotischen Schnallen wurden in diesem Sinne als gotische

Trachtelemente interpretiert 22 Alanische Einfluumlsse hat man hingegen vor allem an der Bestattungsform

festgemacht 23

Das sind zunaumlchst einmal grundsaumltzlich plausible Erklaumlrungsansaumltze denen jedoch alternative Modelle zur

Seite gestellt werden sollten Abgesehen von der Diskussion um den Stellenwert ethnischer Inter preta -

tionen insgesamt wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Rahmen einer Historical archaeolo-

gy die sich mit Kolonisations- und Globalisierungsprozessen der Neuzeit befasst unterschiedliche Ablaumlufe

kultureller Transformation und Identitaumltsbildungen beschrieben 24 Der Wert einzelner Elemente der archauml-

ologischen Uumlberlieferung als Identitaumltsmarker wurde dabei erheblich in Frage gestellt Bei den Kata kom ben -

graumlbern die die Forschung wiederholt mit alanischen Traditionen verbunden hat 25 stellt sich beispielsweise

die Frage inwiefern diese Bestattungsform tatsaumlchlich an Bevoumllkerungsgemeinschaften oder religioumlse

Vorstellungen gebunden war Das Prinzip der Katakombengraumlber laumlsst sich schlieszliglich auch in vorgeschicht -

lichen Kulturgruppen nachweisen und ist daher nicht Gruppen-spezifisch Es scheint weiterfuumlhrend staumlrker

einzelne kulturelle Traditionen und deren Interaktion zu analysieren als diese als fixe Merkmale einzelner

ethnischer Gruppen zu betrachten

Die Gotthoi und Byzanz

Mit Blick auf die oben genannten Erfahrungen aus der Historical Archaeology erscheint es ferner uumlberfaumll-lig die Zentrum-Peripherie-Perspektive aus der heraus bislang uumlberwiegend der byzantinische Einfluss aufder Krim interpretiert wurde um eine weitere Zugangsweise zu bereichern Diese sollte die Bedeutung vonByzanz nicht negieren aber die Verhaumlltnisse auf der Krim staumlrker als bisher aus den regionalen Gegeben -heiten und den Interessenslagen der Akteure auf der Halbinsel zu erklaumlren versuchen Der Blick auf die Krim aus der Sicht des Machtzentrums Konstantinopel wird nicht zuletzt durch die einflussreiche eingangs zitierte Textpassage bei Prokop nahegelegt Der Autor berichtete dass Kaiser Justinian aus Fuumlrsorge fuumlr seine treuen Vasallen die fortifikatorische Sicherung der Zugaumlnge zu ihrem Landveranlasst habe Als weithin sichtbare Relikte dieser monumentalen fortifikatorischen byzantinischen Ein -fluss nahme gelten heute vor allem die Houmlhensiedlungen Ėski Kermen und Mangup obwohl Prokop aus-

druumlcklich das Fehlen befestigter Staumldte erwaumlhnt

Eindeutiger ist der byzantinische Einfluss in der Bekleidung fassbar der schon kurz angesprochen wurde

So koumlnnen beispielsweise die byzantinischen Schnallen von den Kriegern der spaumlteren Gotthia im Rahmen

ihres Militaumlrdienstes fuumlr das ostroumlmische Reich erworben worden sein daruumlber hinaus ist aber auch damit

476 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

19 Bierbrauer 2008 ndash Bierbrauer 2010 ndash Ajbabin 2011 14-1820 Zusammenfassend zum Phaumlnomen der deformierten Schaumldel

Uldin 200521 Tarde 200822 Zur Problematik solcher Zuschreibungen siehe Rummel 2007

23 Ajbabin 2011 17 et passim24 z B Cusick 1998 ndash Ewen 2000 ndash Vgl als Fallstudie an Kera-

mik Schreg 2010b25 Ajbabin 2011 ndash Fuumlr die aumlltere Literatur vgl Bierbrauer 2008

58

zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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Soročan 2002 S B Soročan Vizantija i Chazary v Tavrike Gos pod -stvo ili kondominium Problemy istorii filologii kulrsquotury 122002 509-543

Stearns 1989 M Stearns Das Krimgotische Reallexikon der ger-ma nischen Altertumskunde Er gaumlnzungs band 3 (Berlin 1989)175-194

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Bestattungssitten mit den Katakombengraumlbern interpretiert 19 Bemerkenswert im Hinblick auf reiternoma-

dische Einfluumlsse ist in diesem Kontext das Auftreten von Perso nen mit deformierten Schaumldeln fassbar bei-

spielsweise in einigen Bestattungen in den Graumlberfeldern von Almalyk-dere und Ėski Kermen (s Beitrag

Jacoby) 20 Fuumlr diese Kulturphaumlnomene sind unterschiedliche Interpretationen denkbar 21 Die Forschung hat

in hohem Maszlige ethnische Interpretationen und Migra tions prozesse ins Spiel gebracht und damit impliziert

dass die in den archaumlologischen Befunden fassbaren Kulturbeziehungen einzelne Bevoumllkerungsgruppen

abbilden Insbesondere die Adlerfibeln und gotischen Schnallen wurden in diesem Sinne als gotische

Trachtelemente interpretiert 22 Alanische Einfluumlsse hat man hingegen vor allem an der Bestattungsform

festgemacht 23

Das sind zunaumlchst einmal grundsaumltzlich plausible Erklaumlrungsansaumltze denen jedoch alternative Modelle zur

Seite gestellt werden sollten Abgesehen von der Diskussion um den Stellenwert ethnischer Inter preta -

tionen insgesamt wurden in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Rahmen einer Historical archaeolo-

gy die sich mit Kolonisations- und Globalisierungsprozessen der Neuzeit befasst unterschiedliche Ablaumlufe

kultureller Transformation und Identitaumltsbildungen beschrieben 24 Der Wert einzelner Elemente der archauml-

ologischen Uumlberlieferung als Identitaumltsmarker wurde dabei erheblich in Frage gestellt Bei den Kata kom ben -

graumlbern die die Forschung wiederholt mit alanischen Traditionen verbunden hat 25 stellt sich beispielsweise

die Frage inwiefern diese Bestattungsform tatsaumlchlich an Bevoumllkerungsgemeinschaften oder religioumlse

Vorstellungen gebunden war Das Prinzip der Katakombengraumlber laumlsst sich schlieszliglich auch in vorgeschicht -

lichen Kulturgruppen nachweisen und ist daher nicht Gruppen-spezifisch Es scheint weiterfuumlhrend staumlrker

einzelne kulturelle Traditionen und deren Interaktion zu analysieren als diese als fixe Merkmale einzelner

ethnischer Gruppen zu betrachten

Die Gotthoi und Byzanz

Mit Blick auf die oben genannten Erfahrungen aus der Historical Archaeology erscheint es ferner uumlberfaumll-lig die Zentrum-Peripherie-Perspektive aus der heraus bislang uumlberwiegend der byzantinische Einfluss aufder Krim interpretiert wurde um eine weitere Zugangsweise zu bereichern Diese sollte die Bedeutung vonByzanz nicht negieren aber die Verhaumlltnisse auf der Krim staumlrker als bisher aus den regionalen Gegeben -heiten und den Interessenslagen der Akteure auf der Halbinsel zu erklaumlren versuchen Der Blick auf die Krim aus der Sicht des Machtzentrums Konstantinopel wird nicht zuletzt durch die einflussreiche eingangs zitierte Textpassage bei Prokop nahegelegt Der Autor berichtete dass Kaiser Justinian aus Fuumlrsorge fuumlr seine treuen Vasallen die fortifikatorische Sicherung der Zugaumlnge zu ihrem Landveranlasst habe Als weithin sichtbare Relikte dieser monumentalen fortifikatorischen byzantinischen Ein -fluss nahme gelten heute vor allem die Houmlhensiedlungen Ėski Kermen und Mangup obwohl Prokop aus-

druumlcklich das Fehlen befestigter Staumldte erwaumlhnt

Eindeutiger ist der byzantinische Einfluss in der Bekleidung fassbar der schon kurz angesprochen wurde

So koumlnnen beispielsweise die byzantinischen Schnallen von den Kriegern der spaumlteren Gotthia im Rahmen

ihres Militaumlrdienstes fuumlr das ostroumlmische Reich erworben worden sein daruumlber hinaus ist aber auch damit

476 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

19 Bierbrauer 2008 ndash Bierbrauer 2010 ndash Ajbabin 2011 14-1820 Zusammenfassend zum Phaumlnomen der deformierten Schaumldel

Uldin 200521 Tarde 200822 Zur Problematik solcher Zuschreibungen siehe Rummel 2007

23 Ajbabin 2011 17 et passim24 z B Cusick 1998 ndash Ewen 2000 ndash Vgl als Fallstudie an Kera-

mik Schreg 2010b25 Ajbabin 2011 ndash Fuumlr die aumlltere Literatur vgl Bierbrauer 2008

58

zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

zu rechnen dass eine eigenstaumlndige regionale Produktion angeregt wurde bei der die enge symbolische

Bindung an den roumlmischen Militaumlrdienst eine nachhaltige Rolle gespielt haben duumlrfte 26 Symbol fuumlr die

enge ideelle Anbindung an Byzanz duumlrften auch die Imitationen der Muumlnzen der Kaiser Leo III bzw Leo III

und Konstantin V gewesen sein 27 die zugleich darauf hindeuten dass sich die byzantinische Macht tat-

saumlchlich nicht uneingeschraumlnkt uumlber die Bergkrim erstreckte

Der unmittelbar und nachhaltig praumlgende Kontakt fuumlr die Gesellschaft im Bergland der Krim war die Nach -

barschaft zu der byzantinischen Stadt Cherson die nur einen Tagesmarsch entfernt lag Die Bergkrim orien-

tierte sich im Untersuchungszeitraum kulturell bestaumlndig am byzantinischen Imperium wie die vielen Zeug -

nisse byzantinischer Kultur die im Fundmaterial zutage treten nahelegen Es entwickelte sich in der Spaumlt -

zeit eine byzantinisch gepraumlgte Identitaumlt die kulturelle Moden die aus der Metropole kamen schnell und

begierig aufnahm wie das Beispiel der Darstellung des raquoHerrn vom Ėski Kermenlaquo in der Kapelle der raquoDrei

Reiterlaquo zeigt (Beitrag Luumlning) Das kulturelle Gedaumlchtnis der orthodoxen Bevoumllkerung auf der Krim erinner-

te noch im ausgehenden 16 Jahrehundert die byzantinische bzw trapezuntinische Herrschaft auf der

Krim 28 Auch die maumlchtigen Festungsanlagen des Mangup (Beitrag Gercen) sind nicht nur Beispiel fuumlr die

angewandte byzantinische Festungsbaukunst die aumlhnliche Befestigungen auch im heutigen Bulgarien und

in Nordafrika hervorbrachte sondern sie werden letztlich auch als Realsymbol ostroumlmischer Uumlberlegenheit

verstanden Waumlhrend fuumlr Gotthia Cherson als der Kontaktort mit Byzanz der Bezugspunkt gewesen war

sahen die (hauptstaumldtischen) Byzantiner umgekehrt in Cherson eher den Endpunkt ihres Reiches oder der

Oumlkumene uumlberhaupt der aber unzweifelhaft Teil des Roumlmerreiches war Moderne Vorstellungen von

Cherson als einem byzantinischen Vorposten sind in byzantinischen Texten nur sehr vereinzelt wiederzufin-

den ndash eine Grenzsituation wie wir sie in anderen raquoVorpostenlaquo des Byzantinischen Reiches beobachten koumln-

nen lag hier sicher so nicht vor (s Beitraumlge Albrecht)

Siedlungsstrukturen und Landschaft

Von grundlegender Bedeutung fuumlr die Kulturgeschichte der Krim sind die naturraumlumlichen Gegebenheitensowie das regionale Siedlungsgefuumlge ndash ebenfalls eines der Themen das die eingangs zitierte Prokop-Stelleexplizit darstellt Der Suumldwesten der Krim wird durch eine Berglandschaft gepraumlgt die im Suumlden zur Kuumlste hin Houmlhen von1500 m erreicht nach Norden aber eine reich gegliederte Mittelgebirgslandschaft darstellt die schlieszliglichin die weiten Ebenen der Krim und des nordpontischen Raums uumlbergehen Prokops Formulierung dieLandschaft sei raquoweder rau noch steiniglaquo 29 trifft also auf die realen Verhaumlltnisse nur bedingt zu Der schma-le Kuumlstenstreifen um Jalta weist in der Tat ein mildes mediterranes Klima auf waumlhrend das Bergland grouml-

szligeren Witterungsextremen ausgesetzt ist Als Kalkmassiv zeigt es zahlreiche Phaumlnomene der Verkarstungdie der Besiedlung besondere Rahmenbedingungen bieten (s Beitrag Schreg) Die Landschaft bildet zahlreiche Kleinregionen die durch die Topographie vorgegeben werden Sie orien-tieren sich an den nach Norden zu entwaumlssernden Fluumlssen wie dem Belrsquobek oder der Alrsquoma die aus derZone des Jailagebirges kommend durch die verschiedenen Bergketten flieszligen und dabei enge Talabschnittepassieren Die Schichtstufen bilden dabei von Ost nach West verlaufende Barrieren die zu einer weiterenGliederung der Tallandschaften fuumlhren und die die Verkehrswege an wenigen Stellen buumlndeln An derarti-gen Plaumltzen entstanden bevorzugt die zahlreichen Houmlh(l)ensiedlungen

477Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

26 Vgl Albrecht 201027 Gercen Sidorenko 1988

28 Albrecht 2011 ndash Albrecht 201229 Vgl Anm 1

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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Soročan 2002 S B Soročan Vizantija i Chazary v Tavrike Gos pod -stvo ili kondominium Problemy istorii filologii kulrsquotury 122002 509-543

Stearns 1989 M Stearns Das Krimgotische Reallexikon der ger-ma nischen Altertumskunde Er gaumlnzungs band 3 (Berlin 1989)175-194

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Die Bestandsaufnahme der Fundstellen der Region (vgl Beitrag Schreg) die in einem spaumlteren Band detail-lierter publiziert werden wird zeigt dass mit weiteren fruumlhmittelalterlichen Fundstellen und auch Graumlber -feldern zu rechnen ist deren Datierung derzeit noch unsicher ist Die geoarchaumlologischen Untersuchungenverweisen im Fruumlhmittelalter auf eine Erosionsphase im 45 Jahrhundert im Umfeld des Mangup damalswurden ndash nach derzeitigem Bearbeitungsstand ndash auch die Altfluren auf dem Čardakli-Bairund moumlglicher-weise auch die bislang nicht naumlher untersuchten Altfluren von Schulanda wieder genutzt Die Auffassungder aumllteren Forschung 30 wonach die Taumller der suumldwestlichen Krim im Fruumlhmittelalter nur schwach besiedeltgewesen seien wird durch die Feldbegehungen und geoachaumlologischen Untersuchungen widerlegtBei aller Unsicherheit in der Korrelation von Graumlberfeldern und Siedlungen sind die Bestattungsplaumltze nachwie vor ndash neben dem oben beschriebenen Quellenwert zu den Sozialstrukturen ndash immer noch eine wesent-liche Informationsquelle fuumlr die Siedlungsentwicklung Es zeigt sich eine lokale Abfolge einiger der Bestattungsplaumltze Der schon in den 1980er Jahren ergrabeneBestattungsplatz von Krasnyj Mak 31 zeigt in Grabbau und Bestattungssitten groszlige Aumlhnlichkeit mit den amĖski Kermen ergrabenen Graumlbern Indes gehen die Funde von Krasnyj Mak jenen von Ėski Kermen vorausNach der Chronologie von A Ajbabin und Ė Chajredinova setzen die Bestattungen am Ėski Kermen in denletzten Jahrzehnten des 6 Jahrhunderts ein waumlhrend die juumlngsten Funde von Krasnyj Mak in die ersteHaumllfte des 6 Jahrhunderts fallen Aumlhnliches gilt auch fuumlr das Graumlberfeld Karši Bair bei Verchesadovaja 7kmnordnordwestlich des Ėski Kermen Zu Recht denkt Ė Chajredinova daruumlber nach ob die Bevoumllkerung vonĖski Kermen aus der Siedlung stammt die in Krasnyj Mak rund 4km nordoumlstlich des Ėski Kermen bestat-tet hat Das moumlgliche Abbrechen weiterer Graumlberfelder in der Region deutet auf eine umfassendereUmstrukturierung des Siedlungsgefuumlges im 6 Jahrhundert hin Die Bestattungsplaumltze am Mangup reichen weiter zuruumlck Das Graumlberfeld Almalyk-dere an der Nordost flankedes Berges (vgl Beitrag Mączyńska) unterhalb der spaumlteren Zitadelle setzt wie jenes von Krasnyj Mak gegenEnde des 4 Jahrhunderts ein laumluft aber wohl kontinuierlich weiter Hingegen beginnen die Be stat tungs -plaumltze ndash jedenfalls deren untersuchte Ausschnitte ndash an der Suumldostseite des Mangup nach den Forschungenvon Bemann moumlglicherweise erst in der fortgeschrittenen ersten Haumllfte des 6 Jahrhunderts Das Bild der Graumlberfelder laumlsst sich ergaumlnzen wenn man die Siedlungsfunde mit einbezieht wenngleich siezumeist nur grobe chronologische Ansprachen ermoumlglichen Wir wissen dass auch waumlhrend der roumlmischenKaiserzeit das Bergland der Krim im Umfeld des Mangup besiedelt war Aussagen uumlber die Siedlungs -strukturen sind bisher aber kaum zu treffen Es scheint indes dass die Besiedlung erst im Laufe des Hoch -mittelalters intensiver in das Bergland ausgegriffen hat Fuumlr die Voumllkerwanderungszeit muumlssen wir auf dieGraumlberfelder verweisen da die Siedlungen in dieser Epoche sich beim derzeitigen Forschungsstand nurschwer zu erkennen geben Sie liegen v a in den Taumllern Die Siedlungen im Bergland mit ihrem spaumlrlichenFundmaterial moumlchte man ndash in Analogie zu den Befunden die Jakobson bei Novo Bobrovka aufgedeckthat 32 ndash am ehesten in die Zeit seit dem 9 Jahrhundert oder gar juumlnger datieren (vgl Beitrag SchregS 438)

Zwischenfazit

Im Vergleich zu anderen Grenzregionen des byzantinischen Reiches (vgl Beitrag S Albrecht Krim undCherson S 456-464) zeichnen sich die Verhaumlltnisse auf der Krim durch eine bemerkenswerte Kontinuitaumlt

478 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

30 Jakobson 1995 37831 Loboda 2005

32 Jakobson 1970

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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493Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

und Stabilitaumlt aus Uumlber Jahrhunderte ndash von der Spaumltantike bis ins Spaumltmittelalter ndash war die griechisch-byzantinische Prauml senz in Cherson nicht ernsthaft gefaumlhrdet Die Byzantiner konnten uumlber lange Zeitraumlumemit ihren Haupt orten Cherson und Bosporos und einer losen Befestigungskette entlang der Suumldkuumlste wen-igstens die Kuumlsten zone kontrollieren (vgl Beitrag S Albrecht M Herdick S 25-56) Auch das sich aus denSurveys ergebende Bild einer jen seits der Zentralorte wohl eher durch Streusiedlungsweise gepraumlgtenLandschaft ruft keine Asso zia tionen zu ausgeduumlnnten umkaumlmpften Grenzraumlumen hervor sondern sprichteher fuumlr stabile Ver haumlltnisseDie archaumlologisch und historisch fassbaren Entwicklungen auf der Krim muumlssen vor diesem Hintergrund alsein Prozess der langfristigen kulturellen Transformation verstanden werden Die Forschung hat die Gotender Voumllkerwanderungszeit und die Krimgoten der fruumlhen Neuzeit in eine Kontinuitaumlt gestellt Aus dieserKontinuitaumltsperspektive heraus wurden raquodielaquo Goten im Dritten Reich auch zur Legitimation von Gebiets -anspruumlchen instrumentalisiert (s Beitrag R Schreg S 413-417) Tatsaumlchlich gibt es deutliche Hinweisedass trotz der Stabilitaumlt und Kontinuitaumlt sich die Identitaumlt der Bewohner der Bergkrim unter sich wandeln-den historischen Rahmenbedingungen auch immer wieder reorganisiert hat Mit der Christianisierung spauml-testens im 6 Jahrhundert der Schaffung eines Bistums der Gotthia im 8 Jahrhundert und der Etablierungdes Fuumlrs ten tums Theodoro im 1314 Jahrhundert ergeben sich neue Bezugspunkte der regionalenIdentitaumlt Konstanten sind der Bezug zu Byzanz die Sprache wenigstens teilweise aber auch dieZentralorteUnsere Forschungen im Umfeld von Mangup und Ėski Kermen erlauben es ein alternatives Deutungs -modell vorzuschlagen das staumlrker von den lokalen Gesellschaften und den regionalen Landschafts bedin -gun gen ausgeht Es lohnt sich anders als die bislang dominierenden Betrachtungsweisen die mittelalter-lichen Gemeinschaften im Bergland der Krim einmal aus sich und ihrer spezifischen historischen und geo-graphischen Situation heraus zu betrachten

TRANSFORMATIONSPROZESSE IN EINER GRENZGESELLSCHAFT ndash EIN HYPOTHETISCHES MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN

Das Modell soll die Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowiederen potentielle Rolle fuumlr die stabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigenEine wesentliche Anforderung die wir an die Modellbildung gestellt haben war es dass die wenigen be -kannten historischen Faktoren moumlglichst schluumlssig in einem Gesamtbild Platz finden und es die Stabilitaumlteinerseits und die Transformationen von Identitaumlten andererseits ebenso erklaumlren kann wie die vielfaumlltigenkulturellen Einfluumlsse Es handelt sich explizit um ein hypothetisches Modell das kuumlnftig weiterer Ab siche -rung bedarf Es versucht jedoch unterschiedliche Forschungsansaumltze zu integrieren und so die Problematikeiner sehr funktionalistischen monokausalen Perspektive wie sie vielen aumlhnlichen Modellen zu eigen istzu umgehen Es umfasst daher eine raumlumliche eine anthropologische und eine historische Komponente

Differenzierung verschiedener kultureller Zonen

Die bislang vorliegenden Kartierungen der spaumltroumlmischen und voumllkerwanderungszeitlichen Grabfundedurch A Ajbabin zeigt deren Konzentration in wenigen Landschaften des Berglands der Krim Am haumlu figs -ten sind sie im Hinterland der griechischen Niederlassungen anzutreffen (Abb 2) Schaut man genauer auf

479Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

die suumldwestliche Krim dann zeigt sich dass die Houmlhensiedlungen die sich hier im 6 Jahrhundert etablier-ten nur bedingt an den Hauptverkehrsachsen liegen Den wichtigsten Verkehrskorridor stellt die Ebene vonBachčisaraj dar die zwischen mittlerer und noumlrdlicher Kette des Berglands gelegen nach Nordosten inRichtung Simferopol bzw Neapolis Scythica vermittelt Typischerweise liegen die Houmlhensiedlungen in dermittleren Bergkette des Berglands und zwar an Taumllern die in die Ebene von Bachčisaraj vermitteln Dort sit-zen sie jedoch eher zuruumlckgezogen nahe einer Steilstufe suumldlich derer sich eine huumlgelige Bergzone an -schlieszligt Wie die Feldstudien am Mangup zeigen ist anzunehmen dass hier das zu den Houmlhen siedlungengehoumlrige Wirtschaftsland lag ndash wobei das naumlhere Umfeld durch Felder genutzt gewesen sein duumlrfte dasentferntere hingegen eher fuumlr Viehwirtschaft Die Beigaben fuumlhrenden voumllkerwanderungszeitlichen undfruumlhmittelalterlichen Graumlberfelder liegen nicht zuletzt in den Taumllern dieser Berglandschaft In der Forschungwurde diese Lage nachdruumlcklich als raquoRuumlckzugsgebietlaquo verstanden Allerdings bot die Klein teiligkeit derLandschaft trotz der Probleme der Wasserversorgung in einer Karstlandschaft und teils eher schlechterBoumlden interessante Bedingungen fuumlr die Land- und Viehwirtschaft Kleinraumlumig unterschiedliche Stand ort -bedingungen erlaubten einen Mix von Land- und Viehwirtschaft und trugen moumlglicherweise zu stabilenKulturverhaumlltnissen bei da sie eine Risikoabsicherung gegen klimatische Faktoren wie kriegerische Aus -einandersetzungen boten (vgl Beitrag Schreg) Die Konzentration raquoalano-gotischerlaquo Kulturphaumlnomene auf das Hinterland von Cherson und Bosporussowie in einigen kleineren Siedlungskammern im Hinterland von Alušta und Sudak weist darauf hin dassfuumlr sie gerade die Beziehungen zu den alten Kuumlstenstaumldten von entscheidender Bedeutung waren DieKulturlandschaft des Berglandes der suumldwestlichen Krim ist nicht verstaumlndlich ohne den Bezug zur Kuumlsten -

480 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Abb 2 Graumlberfelder nach Ajbabin (2011 Abb 79) sowie Kuumlstenorte ndash (Graphik R Schreg)

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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493Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

region im Westen wie im Suumlden Dort hatten sich bereits in der Antike griechische Kolonien etabliert derenAuswirkungen auf das Hinterland aber offenbar begrenzt blieben 33 Nur an wenigen Stellen wie etwa inNeapolis Scythica lassen sich direkte griechische Einfluumlsse im Hinterland erfassen Im Suumldwesten der Krimkonnte bei den Surveys eine Houmlhensiedlung mit eisenzeitlichen Funden bei Rodnoe lokalisiert werdenauszligerdem wurden Fundstellen im Umfeld des Čardakli-Bair aufgenommen die ausschlieszliglich indigeneKeramik enthielten (vgl Beitrag Schreg) Ein Wandel setzt moumlglicherweise in roumlmischer Zeit ein da einzel-ne Funde nun auch im Bergland greifbar werden Die Landschaft um Ėski Kermen und Mangup Kale steht exemplarisch fuumlr diese Konstellation Rund 25kmvon Cherson entfernt entstanden hier im Norden der zweiten Bergkette zwei Houmlhensiedlungen Sie liegenan zwei Verkehrsverbindungen nach Norden die hier die Bergkette uumlberwinden Sie sind heute nur nochvon untergeordneter Bedeutung da die modernen Verkehrsachsen von Bahn und Fernverkehrsstraszlige vonInkerman ausgehen und dort das fruumlher schwer gangbare Černaja-Tal queren Der Vergleich mit anderenHoumlhensiedlungen wie Čufut Kale zeigt aber dass die Hauptverkehrswege allein nicht ausschlaggebend fuumlrdie Lokalitaumlt der Houmlhensiedlungen waren Im Falle von Ėski Kermen und Mangup Kale zeigen die Feld -untersuchungen dass deren Umfeld intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde Die Altflurrelikte auf demČardkli Bair sowie aumlhnliche Strukturen suumldlich von Ėski Kermen verweisen auf eine kleinteilig differenzier-te Landnutzung In ihrem Umland liegen zahlreiche Graumlberfelder die teilweise in einen Zeithorizont zuruumlck-reichen bevor sich die Houmlhensiedlungen etablieren konnten Viele der Graumlberfelder wie diejenigen vonAlmalyk Adym-Čokrak oder auch Ėski Kermen sind auf die Houmlhensiedlungen von Ėski Kermen und Man -gup Kale zu beziehen Daneben gibt es aber eine Reihe weiterer Bestattungsplaumltze die auf die Existenzzahlreicher weiterer Siedlungsplaumltze schlieszligen lassen Auf Grundlage der Surveys sind einige potentielleSiedlungsstellen zu benennen die von ihrer Lagesituation wohl als unbefestigte agrarisch gepraumlgte Klein -siedlungen zu gelten haben Die Houmlhensiedlungen fuumlgen sich also in eine agrarisch gepraumlgte Sied lungs -kammer ein die im Laufe des Hochmittelalters moumlglicherweise weiter ins Bergland ausgriff und schlieszlig lichdurch weitere kleinere Befestigungsanlagen sehr unterschiedlichen Charakters wie Sjuren oder PampukKaja ergaumlnzt wurde

EIN MODELL KONKURRIERENDER NACHBARSCHAFTEN IN EINER KONTAKTZONE

Unserer Meinung nach lassen sich somit auf der suumldwestlichen Krim drei Zonen unterscheiden 1 Die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der raquoports of tradelaquo zu einem

Status bestimmenden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter Interaktion (Abb 3)Diese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumlutern-den Konzepten einer raquoregulierten Anarchielaquo 34 der raquoports of tradelaquo 35 und von Reichtumszentren 36 be -schrie ben werden kann Ein raquoport of tradelaquo der ersten Zone ist beispielsweise Cherson Die Hafenstadt erscheint in der archaumlologi-schen und historischen Uumlberlieferung als eine gaumlnzlich byzantinische Stadt mit einem hohen Bewusstsein

481Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

33 Tsetskhladze 1998 ndash Speziell zu Chersonesos Saprykin 199834 Sigrist 2005

35 Renfrew 1984 ndash Polanyi 1963 ndash Hodges 198236 Joumlns 2002 ndash Joslashrgensen 2003

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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493Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

christlich-roumlmischer Identitaumlt Wirtschaftlich und politisch ist sie in hohem Maszlige auf den byzantinischenRaum ausgerichtet 37Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unter-schiedlichem Zugang zu den raquoports of tradelaquo Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oderAblehnung der fremden Kultur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentlicheRolle Ėski Kermen und Mangup Kale stehen fuumlr die zweite byzanznahe Zone in der sich zahlreiche byzanti-nische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in den Grabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aberauch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierung sowie der Herrschaftsstrukturen zu erken-nen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kale kann man dabei als raquogatewaycommunitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigen Ge mein schaft gelungenist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich desBerglandes sowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehrspaumlrlich ohne dass wir davon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren 38 Hier befin-den sich beispielsweise sog raquoNomadenbestattungenlaquo des 5 und 6 Jahrhunderts 39

482 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

37 Romančuk Heinen 200538 Vgl die Kartierungen bei Ajbabin 2011 Abb 33 (sp 67Jh)

und insbes 79 (89 Jh) die in diesen Raumlumen durchaus Sied-lungsbefunde zeigen

39 Ajbabin 2011 66-68 Abb 19

Abb 3 Modell konkurrierender Nachbarschaften in einer Kontaktzone ndash (Graphik R Schreg)

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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Soročan 2002 S B Soročan Vizantija i Chazary v Tavrike Gos pod -stvo ili kondominium Problemy istorii filologii kulrsquotury 122002 509-543

Stearns 1989 M Stearns Das Krimgotische Reallexikon der ger-ma nischen Altertumskunde Er gaumlnzungs band 3 (Berlin 1989)175-194

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2010 A Ju Vinogradov raquoMinovala uže zima jazyčeskogo bezu-mijalaquo Cerkovrsquo i cerkvi Chersona v IV veke po dannym litera-turnych istočnikov i ėpigrafiki (Moskva 2010)

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe desraquoport of tradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der Proces sualarchaeology der 1970er und 1980er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild daszwischenzeitlich vielfach kritisiert worden ist 40 In unserem Kontext sollen die Begriffe zunaumlchst jedoch nurdazu dienen die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Raums zu verstehen raquoPorts of tradelaquo be -zeichnen nach der urspruumlnglichen Definition von Karl Polanyi 41 Handelsplaumltze an der Kuumlste die der Aus -bildung eines Marktsystems vorausgehen und dem Guumlteraustausch eine sichere Basis bieten Hierzu zaumlhlteer auch die griechischen Kolonien im Schwarzmeergebiet In unserem Kontext ist das Entscheidende jedochsehr viel mehr die Rolle der betreffenden Siedlungen als Kolonie einer auswaumlrtigen Kultur und Gesellschaftdie eine regionale Vermittlerrolle uumlbernimmt Die Form des Austausches ist in unserem Zusammenhang vonuntergeordneter Bedeutung ndash es mag sich dabei um einen regulaumlren Markt handeln wo durch Angebotund Nachfrage Preise gebildet werden oder aber um Tauschgeschaumlfte und Tribute oder im Einzelfall viel-leicht sogar um Raub Dieses Modell wurde bereits in den 1960er Jahren in die archaumlologische Literatur ein-gefuumlhrt und dabei ndash wie schon von Polanyi vorgeschlagen ndash auch auf fruumlhmittelalterliche Handelsplaumltzebezogen Da unser Fokus aber den raquogotischenlaquo Gesellschaften im Bergland gilt interessieren uns vor allemdie Siedlungen im Bergland die wir als raquogateway communitieslaquo bezeichnen Dieser Begriff urspruumlnglich inder Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits 1982 von Richard Hodges auf verschiedeneGemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen 42 Er bezeichnete damit solche Gesellschaften derenEliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausragende Stellung zusichern Hodges hatte den Begriff dabei ebenso auf die Handelsplaumltze der Nord- und Ostseekuumlste bezogenwie Polanyi seine raquoports of tradelaquo Hodges Modell sah die raquogateway communitieslaquo als Plaumltze die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das inunserem Modell mit Byzanz gleichzusetzen waumlre das im regionalen Rahmen durch die auf Kolonienzuruumlckgehenden Hafenstaumldte praumlsent istDie Entwicklung von raquogateway communitieslaquo steht in einem engen Kontext mit einer Konkurrenzsituationin Bezug auf den Zugang zum raquocore arealaquo also in unserem Falle zu den Kolonien an der Kuumlste die alsraquoports of tradelaquo Zugang zu Waren und dadurch auch zu sozialem und symbolischem Kapital bieten DieAnsammlung von materiellem sozialem und symbolischem Kapital 43 ist ein Kennzeichen von Reich tums -zentren wie sie sich in verschiedenen praumlhistorischen Perioden erkennen lassen Reichtumszentren sindnicht zwingend durch besonders wertvolle Funde gekennzeichnet sondern lassen eine Konzentration vonWohlstand (ggf nur durch die groumlszligere Bereitschaft der reichen Grabausstattung) erkennen sowie meistauch weitraumlumige Verbindungen die man als Indiz fuumlr eine uumlberregionale Vernetzung der Bevoumllkerung(oder jedenfalls eines Teils der Bevoumllkerung) werten darf Solche Reichtumszentren umfassen oft groumlszligereLandschaften und sind deshalb nicht zwingend mit einzelnen Siedlungen (im Sinne etwa von Fuumlrstensitzen)zu verknuumlpfen 44Das Sammeln von symbolischem Kapital bzw die Suche nach Prestige strukturiert insbesondere nicht -staatliche Gesellschaften mit flacher Hierarchie 45 Nach dem Konzept einer regulierten Anarchie 46 koumlnnenwir uns solche konkurrierende Gruppen als Teil einer groumlszligeren Gruppe vorstellen die auszliger durch Prestigewenigstens teilweise nach einem genealogischen Schema oder etwa mittels eines raquoOrigo-Mythoslaquo hierar-

483Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

40 Vgl dazu die Diskussion verschiedener Konzepte von Ge -schichte innerhalb der Archaumlologie Schreg 2010a ndash Schreg imDruck

41 Polanyi 196342 Hodges 1982

43 Die Begriffe in Anlehnung an Bourdieu 2009 357 ff44 Vgl z B Rasmussen 1995 45 Sigrist 2005 179 f46 Sigrist 2005

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

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NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

chisiert waren wodurch diese Gruppen auch besonders gut in der Lage waren selbst zugezogene fremd-sprachige Gruppen als Ruumlckwanderer zu integrieren und nicht als Einwanderer auszugrenzenWir meinen dass wir es auf der Krim mit solch einer Gesellschaft zu tun haben und dass die nahe beiein-ander gelegenen Ėski Kermen und Mangup als zentrale Plaumltze konkurrierender Gemeinschaften innerhalbder zweiten Zone gesehen werden koumlnnen Der Sozialverband der um den Mangup siedelte zeichnete sich dabei durch einen privilegierten Zugangzum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum aus Einzelne Gruppen im Suumlden der Krim konkurriertenum Einfluss und Stellung in der Groszliggruppe was moumlglicherweise wichtig war um die Landschaft effektivnutzen zu koumlnnen ndash etwa wenn es um die Regelung von Weiderechten oder den Zugang zu den Wasser -stellen ging Hilfreich fuumlr die Festigung der eigenen Stellung waren dabei sicherlich die Kontakte mit denraquoports of tradelaquo Hier konnten im Handel in der Saisonarbeit im Militaumlrdienst oder im Dienst der lokalenkirchlichen und staumldtischen Institutionen alle Kapitalformen erworben werden die den Rang innerhalb derje eigenen Gesellschaft erhoumlhen oder stabilisieren konnten Die relativ reichen Grabausstattungen und deraufwaumlndige Grabbau koumlnnen daher geeignete Mittel gewesen sein die Bedeutung der eigenen Gruppe undihrer sozialen Stellung gespiegelt im Grad der Byzantinisierung innerhalb der eigenen Gesellschaft darzu-stellen Auch der Ausbau einzelner Houmlhensiedlungen nach byzantinischem Muster (und wohl auch mit by -zan tinischer Unterstuumltzung) wie auch die exponierte Anlage von Kirchen demonstriert diesen RangVor dem Hintergrund einer aumllteren Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige ver-schiedener Gruppen siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhen -siedlungen im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Auch die Graumlberfelder sind zwarreich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren generationen-uumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie in der Bergkrim gaumlngig sind lassen die Bedeutung persoumln-licher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennen

Transformationen der Gesellschaft in Dory und der Gotthia

Was bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlngestets neu ausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich warenDeshalb haben wir bislang auch die chronologischen Aspekte weitgehend vernachlaumlssigt Wenn wir nundie Transformationen der Gesellschaft auf der Krim betrachten muumlssen wir staumlrker historisch argumen -tieren und verschiedene zeitliche Horizonte unterscheiden Dabei ruumlckt gerade die sonst so dunkle Zeit des7 und 8 Jahrehunderts in den Vordergrund

Die Wahrnehmung der Gotthoi von auszligen

Die Zuschreibung von Identitaumlten durch Fremde ist ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialerIdentitaumlt 47 Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxisimperialer Identifikation verstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung undAutoidentifikation ausuumlbte 48

484 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

47 Curta 2001 48 Avanza Laferteacute 2005 140-142

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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493Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Herrschaft

Die Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und -organisation die mit diesem Prozess einhergingen war dieVoraussetzung fuumlr die Entstehung dessen was die Byzantiner als das Land Dory wahrnahmen Dory wirdndash wie oben erwaumlhnt ndash von Prokop mit einer Landschaft identifiziert auch wenn der vermutliche Hauptortden gleichen Namen traumlgt 49 Der Landschaftsname Dory bzw Doras scheint auch zur Zeit des Quinisextums(691) in Gebrauch gewesen zu sein denn der Bischof von Cherson unterzeichnete dort als Bischof jenesChersons das zu Doras gehoumlrt 50Uumlber die dortigen Herrschaftsverhaumlltnisse sind wir nur sehr unzureichend informiert Prokop schildert unswie erwaumlhnt eine arkadische Gesellschaft von Goten die Krieger Bauern und gastfreundliche Menschenseien die nicht in Staumldten lebten sondern in Siedlungen auf dem Feld 51 Uumlber die Herrschaftsverhaumlltnissesagt er ndash anders als er es etwa in seinen Aumluszligerungen zu der raquoDemokratielaquo bei den Slawen tut 52 ndash nichtsProkop der fuumlr seine Geschichtsschreibung auch die Arbeiten Appians benutzt hatte mag dabei aber ndashvielleicht etwas stereotyp ndash etwa an die staumldtelosen und akephalen Bewohner Pannoniens gedacht ha -ben 53Die spaumlteren fruumlhmittelalterlichen Schriftquellen werfen nur Schlaglichter auf die Herrschafts- und Macht -verhaumlltnisse in der BergkrimEin Leidensgenosse und Freund des nach Cherson verbannten und dort 655 verstorbenen Papstes MartinI namens Theodor Spudaios erwaumlhnt die bei Cherson gelegenen κάστρα τῶν ἐκεῖσε παρακειmicroένωνἐθνῶν also raquodie Staumldte der benachbarten Heidenlaquo 54 wo er und sein Bruder die dort beide in Verbannunglebten verehrt worden seien Von denselben Menschen schrieb Papst Martin I hi qui in hac regione habi-tant omnes gentiles existunt und von den Einwohnern Chersons heiszligt es bei ihm et gentiles mores acce-perunt hi qui hic habitare noscuntur sie waren also ebenso Ethna Heiden oder hatten entsprechendeSitten angenommen Damit duumlrften freilich nicht etwa Anhaumlnger paganer Kulte gemeint sein sondernMixobarbaroi 55 also Nicht-Roumlmer die obzwar Barbaren als Christen auf roumlmischem Gebiet lebten oderRoumlmer die die Gebraumluche der nicht-roumlmischen Nachbarn angenommen hatten Wie es auch in anderenGebieten zu beobachten war ist vorstellbar dass auch auf der suumldwestlichen Krim die Menschen Elementedes christlichen Bekenntnisses mit heidnischen vermischten Fuumlr den Beginn des 8 Jahrehunderts spricht

485Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

49 Priscian verstand unter Dory ein oppidum Pontici Hertz 1855196 ndash Albrecht 2012a 257

50 Flogaus 2009 ndash Ohme 2013 Anstelle raquoΓεώργιος ἀνάξιοςἐπί σ κοπος Χερσῶνος τῆς Δόραντοςlaquo kommt folgende Lesarthinzu raquoΓΕΩΡΓΙΟΣΕΠΙΣΚΟ-ΧΕΡΣΟΝΗΣΟΥΤΗΔΟΡΑΝ ΤΟΣΚΑΙ ΤΟΥΖΤΑΡΔΥΝΩΝlaquo ndash Aumlhnlich wird das Bistum erneutvon Johannes XXII in seinen Bullen Quam gaudiosa vom 5 Juli1333 (unde cum in prelibata terra Gotthie prout asseverat rela-tio supradicta locus existat vocatus Cersona [hellip]) und Cum sit arsvom 16 Juli 1333 (Nuper siquidem ex certis rationabilibus cau-sis locum Cersone situm in terra Gothie consistente in partibusorientis [hellip]) bezeichnet wobei er offenbar Doras mit Gotthia ineins setzte (Theiner 1860) Nr DLVII p 347 f und CDLXI p349 f ndash In den einen aumllteren Stand (vermutlich das 67 Jh)wiedergebenden aber wohl erst im 9 Jh fixierten Uumlberliefe-rungen der Vita der hll Bischoumlfe von Cherson heiszligt es dassCherson in der Eparchie der Tauroskythen liege bzw dass es ansie grenze Latyšev 1911-1912 198 ndash Albrecht 2012a 121 [5]Xερσῶν[] τῆς Ταυροσκυθῶν ἐπαρχίας bzw Halkin 1987255 bzw Albrecht 2012a 126 Die Notitiae ordnen Chersonund Bosporos seit dem 7 Jh der Eparchie Zekchia unter Dar-

rouzegraves 1981 ndash Albrecht 2012a 331 f Ist im Fall der Eparchieder Tauroskythen eine weltliche Verwaltungseinheit gemeint

51 Prokop De aed (Haury Wirth 1964) 371017 52 Prokop Bell Goth (Haury Wirth 1963) 3142253 Appian Hist Rom (Mendelsohn 1878) Ill 42254 Allen Neil 1999 207 = Albrecht 2012a 151 ndash Vgl Neil 2006

ndash Devresse 193555 raquoThe Mixobarbaroi were non-Romans who lived within the

empirersquos frontiers as Christians and were bound to the empireby treaties []laquo Stephenson 2000 110 ndash raquoMixobarbaroi werealso Greeks (or members of some other urban culture) whoadopted some of the habits of the rsaquonaturelsaquo peoples without adeveloped urban culture In medieval Anatolia mixovarvaroiwere often persons of mixed parentage one parent having anurban or settled-farming heritage and the other a patrimony ofnomadism or transhumance They also included persons whosereligious identity fluctuated as they became the dependents ofa lord of one faith (Christian) or the other (Muslim) In someBalkan disctricts they were people with a floating sense of eth-nic and or religious consciousness identifying []laquo Stoiano-vich 1994 131 ndash Vgl auch Ahrweiler 1998

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

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NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Patriarch Nikephoros I in seinem um die Wende zum 9 Jahrehundert entstandenen sog breviarium da vondass zwischen Cherson und Bosporos weitere Voumllker in Archontien gelebt haumltten 56 Diese Archontien sindwohl mit den in anderen Texten erwaumlhnten Klimata identisch 57 was der Kompilator des griechisch-lateini-schen raquoCyrilluslaquo-Glos sars des 7 oder 8 Jahrhunderts als regio pagus oder tractus verstand und womitwohl generell eine eher baumluer liche und vielleicht auch mehr oder minder rurale Einheit gemeint ist 58 DieseGliederung war ausgesprochen dauerhaft wird sie doch noch im 14 Jahrhundert bezeugt 59Von einer Herrschaftsstruktur houmlren wir aber nichts Der Widerstand den die Archonten dem Wuumlten Justi -nians II entgegengesetzt haben sollen der eine Armee auf die Krim geschickt hatte um sich ndash wie es heiszligtndash fuumlr seine Behandlung im dortigen Exil zu raumlchen wurde wenn man unserer einzigen Quelle Nikepho -ros 60 folgen mag und ein Schluss e silentio erlaubt sei von niemandem zentral koordiniert Eine hierarchische Struktur tritt uns erstmals in der zwischen 815 und 842 entstandenen Vita des Johannesvon Gotthia entgegen in welcher der Autor fuumlr die Zeit nach 754 eine Dreigliederung der gotthischenGesellschaft in einen Kyros seine Archonten und das Volk den Laos in dessen Bedeutungsumfang dieBetonung des christlichen Volks enthalten ist beschreibt 61 Dabei ist davon auszugehen dass allgemeinauch in dieser Zeit Kyros eine Bezeichnung fuumlr einen besonders hervorgehobenen Herrn ist keinesfalls aberein Titel sondern Titulatur 62Die beiden Viten des Theodor Studites nennen wenn im Zusammenhang mit dem sog MoicheianischenStreit 63 die Rede auf die ehebrecherischen Verfehlungen einiger politischer Anfuumlhrer an den Grenzen desReiches kommt einen Rhex der Longibardia einen Toparchen von Bosporos und einen Titellosen naumlmlichraquoden der Gotthialaquo ὁ τῆς Γοτθίας (Vita B) in der anderen Version der Vita ist von einem untituliertenHerren von Bosporos sowie von den uumlbrigen Anfuumlhrern der Provinzen und den Stadtvorstaumlnden die Redewaumlhrend der Herr der Gotthia schlicht der raquoGotthoslaquo ist 64 Die diesem Ereignis naumlherstehende Vita desPatriarchen Nikephoros erzaumlhlt ihrerseits von einem der in dieser Zeit die Herrschaft uumlber das Volk in einemder Tauri schen Klimata erworben habe 65 der freilich nicht zwingend mit diesem Gotthos identisch seinmuss Auch der zeitnahe Brief des Theodor Studites an die Bruumlder in Sakkudion der auf ca 808 zu datie-ren ist nennt einen Plural von Kratontes bzw Archontes der Gotthia und ihrer Klimata 66

486 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

56 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 107 Undzwar durchaus λαοί und nicht ἔθνα also ndash zumindest nachseinem Verstaumlndnis ndash Christen

57 Ajbabin 2011198 ndash Zuckerman 1997 217-219 ndash Einschraumln-kend Bayer 2001 71 f

58 Vgl Zuckerman 1997b 218 f ndash Vgl zur Datierung dieses Glos-sars Berschin 1980 43

59 Papadopoulos-Kerameus 1897 117 f ndash vgl Rosenqvist 199660 Nicephori breviarium historiae (Mango 1990) c 45 108 Vgl

Albrecht 2012a 34 ndash Vgl aber auch Theophanis Chronogra-phia (Boor 1885) ndash Albrecht 2012a 43 wobei es hier keineRede von den Archonten sondern nur von den Einwohnern derumliegenden Staumldte ist

61 Ebenda 219 Der Kyros der Gotthia von 790 ist wohl kaum mitdem des Theodor Studites von 808 zu identifizieren wissen wirdoch aus der Vita des Nikephoros dass der Herr dort erst kuumlrz-lich die Macht uumlbernommen hatte Fatouros 1992 88 =Albrecht 2012a 217 ndash Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a167 ndash Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 186

62 Koch 1903 82-84 raquoDas Praumldikat domnus ndash griechisch κύριοςndash kommt abgesehen von den Angehoumlrigen der kaiserlichenFamilie der obersten Titularklasse zu also den illustres magni-fici gloriosilaquo Damit steht diese Fremdbezeichnung in der Naumlhe

zur Bezeichnung der Herzoumlge von Benevent (nos domnus virgloriosissimus N summis dux gentis Langobardorum) die dieseMitte des 8 Jhs gebraucht haben H Wolfram bemerkte auchdass princeps und domnus denselben Bedeutungsinhalt haumltten(Wolfram 1967 194-200) Gleichwohl gilt dies nur fuumlr den lan -gobardisch-fraumlnkischen Raum

63 Moicheia d i Ehebruch 795 verlieszlig Kaiser Konstantin VI seineFrau um eine Hofdame zu heiraten wogegen die hauptstaumldti-schen Moumlnchspartei protestierten Pratsch 1998 83-146 ndashGemmiti 1993

64 Vita A raquoοὕτως HΒοσπόρου οὕτως HΓότθος οὕτως οἱ λοι-ποὶ τῶν ἐπαρχιῶν ἡγεmicroόνες καὶ οἱ ἄλλως ταῖς πόλεσινἐφεστῶτεςlaquo BHG 1755 137 = Albrecht 2012a 185 ndash Vita BBHG 1754 252 = Albrecht 2012a 184 Der Verfasser der VitaB Michael Monachos war wohl ein Moumlnch des Studiu-Klostersder diese Vita nicht vor 868 geschrieben hat Die Vita A wirdTheodor Daphnopates (ca 890900 - nach 960) dem Protase-kretis des Romanos Lakapenos zugeschrieben

65 Boor 1880 160 = Albrecht 2012a 116 raquoκαθrsquo ἓντῶν Ταυ -ρικῶν κλιmicroάτων πεπραχὼς ἀναφαίνεται Hγὰρ τὴν τότετοῦ ἔθνους ἡγεmicroονίαν ἐπανῃρηmicroένοςlaquo

66 Fatouros 1992 88 = Albrecht 2012a 217

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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Schulze-Doumlrrlamm 2009 M Schulze-Doumlrrlamm ByzantinischeGuumlr telschnallen und Guumlrtelbeschlaumlge im Roumlmischen-Ger ma ni -schen Zentralmuseum Teil 2 Die Schnallen mit Scharnier -beschlaumlg und die Schnallen mit angegossenem Riemendurchzugdes 7 bis 10 Jahrhunderts Kataloge vor- und fruumlhgeschicht-licher Altertuumlmer 30 2 (Mainz 2009)

Sigrist 2005 Ch Sigrist Regulierte Anarchie Untersuchungen zumFehlen und zur Entstehung politischer Herrschaft in segmen -taumlren Gesellschaften Afrikas (Muumlnster 42005)

Soročan 2002 S B Soročan Vizantija i Chazary v Tavrike Gos pod -stvo ili kondominium Problemy istorii filologii kulrsquotury 122002 509-543

Stearns 1989 M Stearns Das Krimgotische Reallexikon der ger-ma nischen Altertumskunde Er gaumlnzungs band 3 (Berlin 1989)175-194

Tarde 2008 G Tarde Die Gesetze der Nachahmung (Frankfurt amMain 2008)

Theiner 1860 A Theiner Vetera monumenta Poloniae et Lithua -niae gentiumque finitarum historiam illustrantia 1 (Romae 1860Nachdr Osnabruumlck 1969)

Tsetskhladze 1998 G R Tsetskhladze (Hrsg) The Greek Colon isa -tion of the Black Sea Area Historia Einzelschriften 121 (Stuttgart1998)

Uldin 2005 T Uldin Kuumlnstliche Schaumldeldeformation In M Knaut D Quast (Hrsg) Die Voumllkerwanderung Europa zwischen An ti keund Mittelalter Archaumlologie in Deutschland Sonderheft 2005(Stutt gart 2005) 32-33

Vinogradov 2005 A Vinogradov (Hrsg) S Andreae Apostoli tra-ditio graeca ed Andreas Vinogradov Tom I Vitae BibliotecalaquoOriens Cristianiraquo 3 (Moscovite 2005)

2010 A Ju Vinogradov raquoMinovala uže zima jazyčeskogo bezu-mijalaquo Cerkovrsquo i cerkvi Chersona v IV veke po dannym litera-turnych istočnikov i ėpigrafiki (Moskva 2010)

Wallace 1956 A Wallace Revitalization Movements AmericanAn thropologist 58 1956 264-281

Whitmarsh 2010 T Whitmarsh (Hrsg) Local knowledge and mi -cro identities in the imperial Greek world (Cambridge u a 2010)

Wolfram 1967 H Wolfram Lateinische Koumlnigs- und Fuumlrstentitelbis zum Ende des 8 Jahrhunderts Intitulatio Mitteilungen desInstituts fuumlr Oumlsterreichische Geschichtsforschung Er gaumlnzungs -band 21 (Graz Wien Koumlln 1967)

Zuckerman 1997 C Zuckerman Two notes on the early history ofthe thema of Cherson Byzantine and Modern Greek Studies 211 1997 210-222

2006 C Zuckerman Byzantiumrsquos Pontic Policy in the Notitiaeepiscopatuum In C Zuckerman (Hrsg) La Crimeacutee entreByzance et le Khaganat Khazar Collegravege de France ndash CNRSCentre de rechercheacute drsquohistoire et civilisation de ByzanceMonographies 25 (Paris 2006) 201-230

494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

All das spricht fuumlr eine besonders herausgehobene Stellung dieses einen Herrn unter den Archonten derKlimata der Gotthia die die allesamt nichtjuristischen byzantinischen Quellen aber terminologisch nicht fas-sen konnten jedoch auch offensichtlich nicht einfach umschreiben wollten 67 Die eigenartig zoumlgerliche Nomenklatur die die Byzantiner fuumlr diesen Herrn der Gotthia seit der zweitenHaumllfte des 8 Jahrhunderts gefunden haben das selbststaumlndige Agieren von kleineren Gemeinschaften dasFehlen von Spuren von Instabilitaumlt und die beobachtete Kleinteiligkeit in der Landschaft eroumlffnen dieMoumlglichkeit die gesellschaftliche Struktur dort mittels des Modells der raquoregulierten Anarchielaquo zu verste-hen Innerhalb eines solchen Modells waumlre es vorstellbar dass es unter den verschiedenen Gruppen die als Ar -chontien oder Klimata angesprochen werden eine dominante Gruppe gab die ihren Rang unter anderemaus ihrer besonderen Beziehung mit Byzanz ableitete Diese besondere Beziehung koumlnnte wiederum aufder Innehabung der eponymen Ortschaft Dory raquoder Stadt vor dem gotthischen Landelaquo beruht haben DerKyros der spaumltere raquoGotthoslaquo koumlnnte demnach als der Vorsteher jener Gruppe verstanden werden die denZugang der anderen Gruppen zu Byzanz bzw konkret zu dem raquoport of tradelaquo Cherson kontrollierte unddadurch die anderen Gruppen hierarchisierte und integrierte ohne sie freilich zu beherrschen Dafuumlrspricht dass die materielle Kultur der auf dem und um den als Dory identifizierten Mangup lebendenMenschen zum Ausgang des 7 Jahrhunderts weitgehend byzantinisiert warZu den solchermaszligen hierarchisierten Gruppen koumlnnten auch jene Bewohner der Tauroskythia gehoumlren dienach der Vita des Johannes Abgaben an die Gotthia zahlten Auch die enigmatischen Tzardinoi aus einerHandschrift der Unterschriftenliste des Quinisextum die gemeinsam mit Doros erscheinen moumlgen in einersolchen Form dem Land Dory zugeordnet gewesen sein Denkbar wenn auch nicht beweisbar waumlre auch dass die Gruppe um die Stadt Dory die uumlbrigen Gruppendurch Verweis auf eine Origoerzaumlhlung zu organisieren vermochte 68 Eine weitere Integrationsform duumlrfte das Christentum gewesen sein das bereits lange vor der Errichtungdes Bistums Gotthia praumlsent war das aber durch die Anwesenheit eines Bischofs wesentlich an Inte gra-tions kraft gewonnen haben duumlrfte Diese Stabilitaumlt wurde in der zweiten Haumllfte des 8 Jahrehunderts kurzzeitig erschuumlttert als Johannes vonGotthien dort als Bischof wirkte

Johannes von Gotthia und die Chazaren

Zu Beginn des 8 Jahrhunderts stand das Land Dory offensichtlich nur in einem bestenfalls losen Verhaumlltniszu Byzanz und unterhielt wenigstens gute Beziehungen zu den Chazaren denn der entthronte Justinian IIfluumlchtete dorthin um Kontakt zum Khagan aufzunehmen In Dory bestand schon vor 754 eine Eparchiedie spaumltestens mit dem Episkopat des Johannes von Gotthia raquoGotthialaquo genannt wird Der kirchlicheEinfluss aus Byzanz und der politische der Chazaren uumlberschnitten sich hier folglich offensichtlich konflikt-frei sodass die moderne Forschung anstelle von einem Vasallitaumltsverhaumlltnis jetzt von einem chazarisch-byzantinischen Kondominium auf der Krim spricht 69

487Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

67 Die Uumlberlegungen F Curtas zum Titel Kyri(o)s es sei hier einraquochieftain Lordlaquo und der raquoterritorial aspect of a form ofpowerlaquo pressen den Begriff in das Prokrustesbett einer politi-schen Interpretation die die groszlige Flexibilitaumlt der Wortbedeu-tung nicht zulaumlsst Curta 2006 10-22

68 Der raquoGotthoslaquo erinnert nicht zuletzt an den Spitzenahn derAmaler Gaut

69 Naumenko 2005 ndash Soročan 2002

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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493Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Zum Konflikt kam es erst gegen Ende des Episkopats des Johannes als ein Aufstand ausbrach in den dieGotthia und Chazaren verwickelt waren Uumlber den Grund und uumlber den Anlass schweigen die Texte

daruumlber wer anfing weichen sie voneinander ab In der Vita heiszligt es Johannes habe sich mit dem Kyros

den Archonten und dem ganzen Volk verbuumlndet damit die Chazaren nicht Herr uumlber ihr Land werden 70

Im Synaxar von Christ Church das auf eine andere moumlglicherweise aumlltere Vorlage zuruumlckgreift ist da gegen

von einem Aufstand der von Chaganoi ausging die Rede 71

Wer diese Chazaren oder Chaganoi waren ist nicht ganz klar Sie duumlrften aber kaum identisch sein mit denChazaren der raquoTitularnationlaquo des Chazarenreichs Mit ihnen koumlnnten moumlglicherweise konkret die Be -wohner bzw Archonten der Chazaria auf der Krim gemeint sein also des Ostteils der Halbinsel Fuumlr dieMitte des 8 Jahrhunderts ist hier ein steigender Einfluss als bulgarisch angesprochener Zuwanderer fest-gestellt worden Sie siedelten etwa auf dem Plateau von Tepsenrsquo das mit dem in schriftlichen Quellenbelegten Phulai identifiziert wird 72 Dort ist bereits gegen Ende des 8 Janrhunderts in der Notitia 3 Phulaials Bistum fuumlr die sog Chotziroi belegt 73 Eine erste Kirche war dort im zweiten Viertel des 8 Janrhundertsentstanden und etwas spaumlter durch eine groumlszligere ersetzt worden Um 765 wird ein Bischof der Chazariaerwaumlhnt die in der Naumlhe von Cherson gelegen sein muss 74 In der ersten Haumllfte des 8 Jahrhunderts ent-wickelte sich Sugdaia infolge eines dynamischen wirtschaftlichen Wachstums auf der Ostkrim in einen fuumlrdie Region bedeutenden chazarischen Handelshafen Dort entstand ebenfalls um 765 ein neues Bistum Diegenannte Notitia er waumlhnt noch einige weitere neue Bistuumlmer ndash die freilich Suffragane von Gotthia sein soll-ten Alle diese Siedlungen standen in engem Kontakt sowohl mit dem byzantinischem als auch mit demchazarischen Reich Die Einwohner uumlbernahmen sukzessive byzantinische Gebraumluche und eroumlffneten soeine Kon kur renz situation mit dem Land Dory und insbesondere mit dessen Hauptort Dies war moumlglicher-weise geeignet das Selbstverstaumlndnis der Bewohner von Dory zu gefaumlhrden zumal die Einsetzung vonBischoumlfen mit der Anerkennung der neuen Territorien durch Byzanz einherging Es waumlre auszligerdem denkbar dass bisher der Gotthia Abgabenpflichtige sich von dem Zinsverhaumlltnis loumlsenwollten Dass die Gotthia von anderen Gegenden Abgaben erhielt ist wenigstens fuumlr das sog Land derTauroskythen an der Suumldwestkuumlste der Krim belegt 75 also fuumlr ein Gebiet das wenigstens teilidentisch istmit den vorgenannten Territorien Waumlhrend sich so die Hintergruumlnde fuumlr den Konflikt zwischen Dory und Chazaria erklaumlren lieszligen bleibt derunmittelbare Anlass des Aufstandes genauso unklar wie die Frage wer damit angefangen hat Da dieGotthia mit ihrem Kyros weiterbestand wurde der Konflikt vom Khagan offensichtlich letztlich sozusagenguumltlich beigelegt und der status quo ante wiederhergestellt Fuumlr die schiedsrichterliche Rolle des Khagans

488 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

70 Auzepy 2006 7471 Ἐπαναστάσεως δὲ γενοmicroένης ἐν τῇ χώρᾳ αὐτοῦ παρὰ τῶν

Χαγάνων καὶ πολλοὺς τῷ ξίφει ἀναιτίους καὶ οὐ διὰ Χρι-στὸν διχάσαντες ἔφυγε δυνηθείς καὶ περάσας εἰς Ἄmicroα-στριν τετρα ετῆ χρόνον πεποίηκεν Halkin 1948 80 =Albrecht 2012a 201

72 Wenn die Identifikation mit dem Plateau von Tepsen richtig istwofuumlr m E viel spricht Vgl Ajbabin 2011 194 ndash Majko 200411-24 ndash Khrushkova 2007 83

73 Zur Datierung vgl Zuckerman 2006 204-207 der als Entste-hungszeitraum die Jahre 802-805 annimmt vorsichtiger aumluszliger -te sich juumlngst Moulet 2011 45 f (750-800)

74 Unter dem 28 August wird im Synaxar von Konstantinopel voneinem namenlosen Moumlnch aus dem Sosthenion erzaumlhlt dernach Cherson verbannt worden war und von dort in die Cha-zaria floh um getoumltet zu werden Delehaye 1902 263 =Albrecht 2012a 202

75 Von Johannes von Gotthien heiszligt es er stammte aus dem Landder Tauroskythen das dem Gebiet der Gotthoi Abgaben zahlte(raquoὁρmicroώmicroενος ἐκ τῆς περατικῆς τῶν Ταυροσκυθῶν γῆς τῆςὑπὸ τὴν χώραν τῶν Γότθων τελούσηςlaquo) Auzeacutepy 2006 79 =Albrecht 2012a 165 ndash Vgl das Synaxar von Konstantinopeldas hier den Aspekt der Herrschaft hervorhebt indem es χώραdurch ἐξουσία ersetzt Delehaye 1902 772 = Albrecht 2012a200 Das Land der Tauroskythen scheint sich in der Vorstellungder Byzantiner des 9 Jhs von Cherson (Halkin 1984 255 =Albrecht 2012a 126 raquo5 Ταυροσκυθῶν χώρα 5 ὁmicroορούση τῇΧερσώνιlaquo) bis Bosporos erstreckt zu haben (so bei Niketas vonPaphlagon BHG 100) (Vinogradov 2005 208 = Albrecht 2012a176 raquo5 Βόσπορος πόλις πλησίον τῆς τῶν Ταυροσκυθῶνχώραςlaquo) so aber auch schon Prokop von Caesareas De aedifi-ciis III710 (Haury Wirth 1964 100 = Albrecht 2012a 258)

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

489Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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493Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

spricht dass die Leute um Johannes nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zu ihm flohen 76 und dassder Kyros vom Khagan geschont wurde Vielleicht griff der Khagan hier auch in lokale Streitigkeiten zwi-schen seinen Leuten und den Bewohnern von Dory ein Es bleibt zu klaumlren welche Rolle Bischof Johannes in diesem Aufstand spielte und welches Ziel er mit seinemEngagement verfolgte und schlieszliglich wie man diese Erzaumlhlung in ein Gesellschaftsmodell der Gotthiaintegrieren koumlnnteAusweislich der Vita uumlbernahm der Bischof selbst die Initiative er vertrieb die chazarische Besatzung vonDoros und uumlbernahm die Kontrolle einiger Paumlsse Der Schluumlssel zum Verstaumlndnis und zur Legitimation seines Handelns scheint uns durch eine typologisch-allegorische Interpretation gegeben zu sein die sich mit den verwendeten Antitypen des Samuel und desJeremias auseinandersetzen mussDie Verwendung beider Antitypen bedarf der Klaumlrung Der Bezug zu Jeremia ist zunaumlchst einfach herzu -stel len Wahrscheinlich wollte der Hagiograph darauf hinaus dass Johannes raquonoch ehe ich dich im Mutter -leib formtelaquo berufen war Moumlglicherweise ist auch die Klage Jeremias uumlber den Ungehorsam seines eige-nen Volks gemeint das ihn in die Zisterne werfen lieszlig (Jer 381-6) Jeremias flieht schlieszliglich ins suumldlicheAumlgyptenAuszligerdem dachte der Hagiograph vermutlich auch an die Vision des Jeremias in der es heiszligt raquoEinendampfenden Kessel sehe ich sein Rand neigt sich von Norden her Da sprach der Herr zu mir Von Nordenher ergieszligt sich das Unheil uumlber alle Bewohner des Landes Ja ich rufe alle Staumlmme der Nordreiche ndashSpruch des Herrn ndash damit sie kommen und ihre Richterstuumlhle an den Toreingaumlngen Jerusalems aufstellengegen all seine Mauern ringsum und gegen alle Staumldte von Judalaquo (Jer 113-15) Verhaumllt es sich so dannkoumlnnte es eine Anspielung auf Johannesrsquo Kampf gegen die Nordvoumllker die Chazaren sein Welche Bezuumlge ergeben sich zum Propheten Samuel 77 Dessen Mutter Hanna war lange kinderlos geblie-ben und hatte Gott darum gebeten ihr die Gnade der Mutterschaft zu gewaumlhren Als sie Samuel ge borenhatte weihte sie ihn Gott und Samuel wurde ein Nasiraumler Das asketische Ideal des Nasiraumlers kann ohneWeiteres auf Johannes uumlbertragen werden Entscheidend fuumlr die typologische Deutung dieser Stelle in der Vita ist aber dass Samuels Leben zwischender regulierten Anarchie der Richterzeit die regelmaumlszligige Invasionen der benachbarten Voumllker kannte undder Einfuumlhrung einer Monarchie in Israel steht Als die Israeliten nach einem Sieg uumlber die angreifendenAmmoniter von Samuel die Einsetzung ihres Heerfuumlhrers Saul als Koumlnig fordern ernennt er nach einigemZoumlgern Saul zum ersten Koumlnig uumlber die Staumlmme Israels 78 Wenn der Hagiograph also Johannes mit diesem Samuel gleichsetzt dann rechtfertigt er offensichtlich seinunbischoumlflich gewaltsames Handeln mit dem prophetischen Auftrag der Bevoumllkerung des Landes Doryeinen Koumlnig zu geben Johannes wollte vielleicht noch mehr denn erst in Johannesrsquo Zeit ist der Name raquoGotthialaquo uumlberliefert 79Durch diese Namensgebung versuchte er moumlglicherweise den dort siedelnden raquoMixobarbaroilaquo in Ruumlckgriffauf fruumlhere Jahrhunderte eine neue und staumlrkere christliche Identitaumlt mit einem klaren roumlmischen Bezug zugeben waren doch die Goten fruumlh Christen und Verbuumlndete der Roumlmer Das Handeln des Johannes lieszlige sich dann insgesamt als ein raquoRevivalist movementlaquo deuten 80 TypischeStadien einer solchen Bewegung waumlren nach einer stabilen Phase ein Stadium eines durch verschiedene

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76 Auzeacutepy 2006 81 = Albrecht 2012a 16777 Vgl Sam 1 passim78 Vgl Neu 1992

79 Lamberz 2004 ndash Lamberz 20082012 ndash Albrecht 2012a 30780 Linton 1943 ndash Wallace 1956 270-275 ndash Lang 2006

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Faktoren bedingten Drucks der schlieszliglich zu gesellschaftlichen Aufloumlsungserscheinungen fuumlhrt In dieserSituation kann ein raquoProphetlaquo aufgrund goumlttlicher Inspiration ein Leitbild formulieren durch dessen Be fol -gung sich die Situation zum Besseren wenden werde Regelmaumlszligig greift dieses Leitbild auf (ggf erfunde-ne) Traditionen zuruumlck und verweist auf die als gut empfundene alte Zeit zuruumlck Gelingt es dem raquoPro phe -tenlaquo eine Massenbewegung hervorzubringen kann es zum Umbau der Gesellschaft kommen In der Bergkrim koumlnnte es angesichts der Veraumlnderungen die seit der chazarischen Herrschaftsuumlbernahmeauf der Krim hervorgebracht worden waren zu gesellschaftlichen Destabilisierungsphaumlnomenen gekom-men sein wie eben beschrieben In dieser Situation versuchte dann Johannes mit dem oben erwaumlhntenRuumlckgriff eine Neuorganisation der Gesellschaft Das Projekt einer herrschaftlich verfassten Gotthia schei-terte aber offensichtlich Die Dynamik die sich durch die Gruumlndung eines Bistums in Dory und durch denAufstand des Johannes in den Gesellschaften der Bergkrim entfaltete brachte dauerhaft keine Zen tra li sie -rung unter dem Herrn von Dory mit sich Sollte es je dazu Ansaumltze gegeben haben waren sie mit derErrichtung des Themas der Klimata endguumlltig beendet Wenig spaumlter wurde die alte (Doppel-)Einheit mitCherson wiederhergestellt indem das Thema τῶν Κλιmicroάτων τῆς Χερσῶνος 81 in Thema Cherson um be -nannt wurde Innerhalb dieses Themas gab es einen Turmarchen der Gotthia 82 was die Existenz einergesonderten Einheit innerhalb des Themas weiter verdeutlicht Man wird nicht fehlgehen wenn man an -nimmt dass die Beziehungen der Sonderheiten dieser Einheit untereinander wesentlich fuumlr beide Iden ti tauml -ten waren So wie die Gotthier existenziell auf ihre Beziehung mit Cherson und Byzanz angewiesen warenso verdankte sich das Dasein der Chersoniten wesentlich durch ihre Abgrenzung von den Mixobarbaroi derBergeAllerdings blieb das Bistum Gotthia mit seinem Sitz in Dory dauerhaft erhalten 83 Es behielt auch seinenNamen nach dem Land der das Bistum als raquoNationalbistumlaquo am Rande des Byzantinischen Reiches cha-rakterisiert wie es auch bei vergleichbaren anderen Faumlllen zu beobachten war (Alania Moravia ZekchiaRhosia) Dass Gotthia in den kirchenpolitischen Plaumlnen der Wende zum 9 Jahrhundert eine hervorragendeRolle als Metropolie fuumlr eine Reihe im Gebiet der Chazaren gelegenen Suffragane spielte 84 koumlnnte einResultat des Kampfes um Vorrang sein den Johannes von Gotthien eingeleitet hatte und zugleich die Kon -stan ti no poli ta ner Vorstellungen von der politischen Struktur der Krim widerspiegeln 85 Das Bistum Gotthiabildete dann auch vermutlich einen wichtigen strukturellen Traditionskern fuumlr das im spaumlten 14 Janr -hundert entstehende Fuumlrsten tum Theodoro

AUSBLICK UND OFFENE FRAGEN

Das hier praumlsentierte Modell ist ndash um es zu wiederholen ndash hypothetisch Es erklaumlrt aber den beobachtba-ren archaumlologischen und historischen Befund auf der Basis einer humanoumlkologischen und kulturanthropo-

490 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

81 Sokolova 1983 149 f Nr 14 ndash Zuckerman 1997 221 moumlchtedie Lesung τῶν Κλιmicroάτων καὶ Χερσῶνος vorschlagen dabeide Einheiten stets voneinander getrennt gewesen seien Ge -rade der Hinweis auf die Unterschrift des Bischof von Chersonim Land Dory auf dem Quinisextum und die uumlbrigen Hinweisemachen aber deutlich dass Cherson und die Klimata als einegesonderte Einheit aufgefasst wurden Beide Lesarten haumlttendaher ihre Berechtigung

82 Alekseacuteenko 199683 Eine aumlhnliche weitere Entwicklung wie zwischen Gotthia und

Cherson ist vermutlich zwischen Sugdaia und Phulloi zu beob-achten Anders als im Fall von Gotthia wird die Sonderheit inderen Einheit spaumltestens 1117 aufgegeben als das Bistum Sug-dophulloi erstmals erwaumlhnt wird Joannou 1952 ndash Vgl zur Ver-einigung Darrouzegraves 1989 233-236

84 Vgl Zuckerman 200685 Zum schwierigen Umgang mit den Notitiae neben dem etwas

zuversichtlicheren Zuckerman der der Ansicht ist dass raquodiffe-rent notitiae reflect reality to a different degreelaquo vgl besMichtel 2000 144

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

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NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

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NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

logischen Perspektive Dass dabei viele Fragen offen bleiben ist uns ebenso bewusst wie die Tatsache dasses in manchen Punkten bisherigen Forschungsansichten widerspricht Zumindest aber erlaubt es das Modell offene Fragen und weiteren Forschungsbedarf zu benennenFuumlr kuumlnftige landschaftsarchaumlologische Forschungen wird die Frage nach der Veraumlnderung der Sied lungs -strukturen in der Spaumltantike entscheidend sein Inwiefern knuumlpfen die raquoalano-gotischenlaquo fruumlhmittelalter-lichen Siedlungsstrukturen an aumlltere Siedlungen an Welche Rolle spielte dabei die Entstehung der Houmlhen -siedlungen Mangup im 45 Jahrhundert und Ėski Kermen in den letzten Jahrzehnten des 6 JahrhundertsIn der Diskussion uumlber die Rolle dieser Siedlungen spielten die Schriftquellen traditionell eine zentrale RolleDie Aumluszligerungen von Prokop wonach die Goten nicht gerne hinter Mauern gelebt haumltten und die unterJustinian errichtete raquolange Mauerlaquo gaben viel Anlass zur Spekulation uumlber gezielte BauprogrammeForschungen zu Sachkultur und Bestattungssitten werden weiterhin nach kulturellen Traditionen fragenmuumlssen sollten aber staumlrker die moumlglichen sozialen Funktionen fuumlr die Darstellung individueller sozialerRollen und Raumlnge aufgreifen Wann und wo treten erstmals fremde Traditionen in der Landschaft aufLaumlsst sich eine Differenzierung in verschiedene Zonen anhand regionaler Verbreitungskarten absichern Dieandauernden Pluumlnderungen der Graumlberfelder sind hier freilich ein entscheidendes Problem da dieserAnsatz nur mit gesicherten Grabinventaren zu realisieren istDas vorgestellte Modell behauptet nicht abschlieszligend alle Fragen der Kulturtransformation auf der Krimgeloumlst zu haben Im Gegenteil Es wirft neue Fragen auf und fordert dazu heraus alte Forschungsthemennoch einmal in neuem Licht zu betrachten Ob die hier skizzierte Vorstellung tragfaumlhig ist werden kuumlnfti-ge Studien zeigen muumlssen Ihr Reiz besteht darin dass sie die Prozesse auf der Krim erklaumlren kann ohneauf gaumlngige Interpretationsmuster zuruumlckzugreifen Diese sollen damit nicht als falsch erwiesen werden

491Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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492 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

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BHG 1755 Vita et conversatio sancti patris nostri et confessorisTheodori praepositi studitarum Patrologia Graeca 99 1860113-232

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494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

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21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

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Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

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NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

im Druck O S Ivanova Amphoren und Terra Sigillata-Keramikaus den Graumlberfeldern in Almalyk-Dere Adym-Čokrak undJužnoe I In M Mączyńska u a Das fruumlhmittelalterliche Grauml -berfeld Almalyk-dere am Fusse des Mangup auf der Suumld -westkrim Monographien RGZM 115 (Mainz im Druck)

Jakobson 1970 A L Jakobson Rannesrednevekovye selrsquoskie pose-nija jugo-zapadnoj Tavriki Materialy i issledovanija po archeolo-gii SSSR 168 (Moskva 1970)

1995 K Wessel M Restle (Hrsg) Reallexikon zur byzantini-schen Kunst 5 (Stuttgart 1995) 375ndash 439 s v Kreuz ndash Mal -technik (A L Jakobson)

Joumlns 2002 H Joumlns Eisenzeitliche und fruumlhmittelalterliche Reich -tumszentren Zentral- und Handelsplaumltze an der suumldlichen Ost -seekuumlste In B Haringrdh L Larsson (Hrsg) Central places in themigration and Merovingian periods Papers from the 52nd

Sachsensymposium Lund August 2001 Upparingkrastudier 6 ActaArchaeologica Lund Ser 8 39 (Stockholm 2002) 231-245

Joslashrgensen 2003 L Joslashrgensen Manor and Market at Lake Tissoslash inthe Sixth to Elevenths Centuries The Danish raquoProductivelaquo SitesIn T Pestell K Ulmschneider (Hrsg) Markets in Early MedievalEurope Trading and Productive Sites 650-850 (Macclesfield2003) 175-207

Koch 1903 P Koch Die Byzantinischen Beamtentitel von 400 bis700 (Jena 1903)

Lamberz 2004 E Lamberz Die Bischofslisten des VII Oumlkumeni-schen Konzils (Nicaenum II) Bayerische Akademie der Wis sen -schaften Phil-Hist Klasse Abhandlungen N F Heft 124 (Muumln -chen 2004)

2008 2012 E Lamberz (Hrsg) Concilium universale Nicae -anum Secundum Acta conciliorum oecumenicorum ser II 31-2 (Berolini Novi Eboraci 2008 u 2012)

Lang 2006 B Lang Der Ruf zur Umkehr Israels Religions -geschichte aus ethnologischer Sicht In A Wagner (Hrsg)Primaumlre und sekundaumlre Religion als Kategorie der Reli gions -geschichte des Alten Testaments Beihefte zur Zeitschrift fuumlr diealttestamentliche Wissenschaft 364 (Berlin New York 2006)121-137

Latyšev 1911-1912 V V Latyšev (Hrsg) Menologii anonymiByzan ti ni saeculi X quae supersunt fasciculos 2 sumptibusCaesareae Acad Scientiarum e cod Mosquensi 376 VladSubsidia By zantina lucis ope iterata 12 (Petropoli 1911-1912Nachdr Leip zig 1970)

Linton 1943 R Linton Nativistic Movements American An thro -pologist 45 1943 230-240

Loboda 2005 I I Loboda Raskopki Krasnomaskogo mogilbnika v1983-1984 gg Materialy po archeologii istorii i ėtnografii Tavrii11 2005 192-251

Mango 1990 C Mango (Hrsg) Short history Nikephoros Patri -arch of Constantinople Corpus fontium historiae Byzantinae 13(Washington 1990)

Mendelsohn 1878 L Mendelsohn (Hrsg) Appiani HistoriaRomana 1-2 (Lipsiae 1878 u 1905)

Moulet 2011 B Moulet Eacutevecircques pouvoir et socieacuteteacute agrave Byzance(VIIIe-XIe siegravecle) Territoires communauteacutes et individus dans la so -cieacuteteacute provinciale Byzantine Byzantina Sorbonensia 25 (Paris2011)

Myc 2006 V L Myc Čatyr-Dag ndash Nekropolrsquo rimskoj epochi v Kry -mu (Sankt Petersburg 2006)

Naumenko 2005 V E Naumenko K voprosu o charaktere cha-zars kogo prisustvija v taurike v načale VIII v Primer ChersonBospora Antičnaja drevnostrsquo i srednie veka 36 2005 51-65

Neil 2006 B Neil Seventh-Century Popes and Martyrs The Polit -ical Hagiography of Anastasius Bibliothecarius (Turnhout 2006)

Neu 1992 R Neu Von der Anarchie zum Staat Ent wick lungs -geschichte Israels vom Nomadentum zur Monarchie im Spiegelder Ethnosoziologie (Neukirchen-Vluyn 1992)

Ohme 2013 H Ohme (Hrsg) Concilium Constantinopolitanum a6912 in Trullo habitum (Concilium Quinisetum) Acta concilio-rum oecumenicorum ser II 2 4 (Berolini Novi Eboraci 2013)

Papadopoulos-Kerameus 1897 A Papadopoulos-Kerameus (Hrsg)Miracula S Eugenii Trapezuntini a loanne Lazaropulo c 18(BHG 612) Fontes Historiae Imperii Trapezuntini I (St Pe ters -burg 1897) 78-136

Paršina 1988 E A Paršina rsaquoĖski-Kermenskaya bazilikalsaquo In Ar chi -tekturno-archeologičeskie issledovaniya v Krymu (Kiev 1988) 36-59

Plontke-Luumlning 2012 A Plontke-Luumlning Christianisierung am Ran -de des Imperiums Die Krim In S Ristow N Krohn O Hein rich-Tamaska (Hrsg) Die Christianisierung Europas Ent -stehung Entwicklung Konsolidierung im archaumlologischenBefund (Wies baden 2012) 343-362

Polanyi 1963 K Polanyi Ports of Trade in Early Societies TheJournal of Economic History 23 1963 30-45

Pratsch 1998 Th Pratsch Theodoros Studites (759-826) ndash zwi-schen Dogma und Pragma Der Abt des Studiosklosters inKonstantinopel im Spannungsfeld von Patriarch Kaiser undeige nem Anspruch Berliner Byzantinistische Studien 4 (Frankfurtam Main 1998) 83-146

Radt 2007 S Radt Strabons Geographika 6 (Goumlttingen 2007)

Rasmussen 1995 B M Rasmussen Brokaer Ein Reich tums zen -trum der roumlmischen Kaiserzeit in Suumldwestjuumltland Acta Arch(Koslashbenhavn) 66 1995 39-110

Renfrew 1984 C Renfrew Approaches to Social Archaeology(Edin burgh 1984)

Romančuk Heinen 2005 A I Romančuk H Heinen Studien zurGeschichte und Archaumlologie des byzantinischen ChersonColloquia Pontica 11 (Leiden u a 2005)

493Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

Rosenqvist 1996 J O Rosenqvist The Hagiographic Dossier of StEugenios of Trebizond Studia Byzantina Upsaliensia 5 (Uppsala1996)

Rousseau 1991 A Rousseau (Hrsg) Sur les traces de Busbecq etdu gotique Collection UL 3 ndash Travaux et recherches (Lille 1991)

Rummel 2007 P von Rummel Habitus barbarus Kleidung undReprauml sentation spaumltantiker Eliten im 4 und 5 Jahrhundert RGAEr gaumlnzungs band 55 (Berlin 2007)

Saprykin 1998 S J Saprykin The Foundation of Tauric Cher so ne -sus In G R Tsetskhladze (Hrsg) The Greek Colonisation of theBlack Sea Area Historia Einzelschriften 121 (Stuttgart 1998)227-248

Schreg 2010a R Schreg Archaumlologie des Mittelalters und derNeuzeit eine historische Kulturwissenschaft par excellence InM Dreyer J Kusber u a (Hrsg) Historische Kultur wissen schaf -ten Positionen Praktiken und Perspektiven Mainzer Histo rischeKulturwissenschaften 1 (Bielefeld 2010) 335-366

2010b R Schreg Panamanian coarse handmade earthenwareas melting pots of African American and European traditionsPost-Medieval Archaeology 44 2010 135-164

im Druck R Schreg Historical Archaeology and Cultural Sci en -ces ndash Ideas About History and its Implications In N Mehler(Hrsg) Historical Archaeology in Central Europe (im Druck)

Schtschukin Furasjew 2007 M B Schtschukin A G FurasjewDie Krimgoten In W Menghin M Bertram (Hrsg) Mero win -ger zeit ndash Europa ohne Grenzen Archaumlologie und Geschichte des5 bis 8 Jahrhunderts Archeologija i istorija V-VIII vv = Me ro -wingerzeit ndash Europa ohne Grenzen = The Merovingian period ndashEurope without borders (Wolfratshausen 2007) 72-77

Schulze-Doumlrrlamm 2009 M Schulze-Doumlrrlamm ByzantinischeGuumlr telschnallen und Guumlrtelbeschlaumlge im Roumlmischen-Ger ma ni -schen Zentralmuseum Teil 2 Die Schnallen mit Scharnier -beschlaumlg und die Schnallen mit angegossenem Riemendurchzugdes 7 bis 10 Jahrhunderts Kataloge vor- und fruumlhgeschicht-licher Altertuumlmer 30 2 (Mainz 2009)

Sigrist 2005 Ch Sigrist Regulierte Anarchie Untersuchungen zumFehlen und zur Entstehung politischer Herrschaft in segmen -taumlren Gesellschaften Afrikas (Muumlnster 42005)

Soročan 2002 S B Soročan Vizantija i Chazary v Tavrike Gos pod -stvo ili kondominium Problemy istorii filologii kulrsquotury 122002 509-543

Stearns 1989 M Stearns Das Krimgotische Reallexikon der ger-ma nischen Altertumskunde Er gaumlnzungs band 3 (Berlin 1989)175-194

Tarde 2008 G Tarde Die Gesetze der Nachahmung (Frankfurt amMain 2008)

Theiner 1860 A Theiner Vetera monumenta Poloniae et Lithua -niae gentiumque finitarum historiam illustrantia 1 (Romae 1860Nachdr Osnabruumlck 1969)

Tsetskhladze 1998 G R Tsetskhladze (Hrsg) The Greek Colon isa -tion of the Black Sea Area Historia Einzelschriften 121 (Stuttgart1998)

Uldin 2005 T Uldin Kuumlnstliche Schaumldeldeformation In M Knaut D Quast (Hrsg) Die Voumllkerwanderung Europa zwischen An ti keund Mittelalter Archaumlologie in Deutschland Sonderheft 2005(Stutt gart 2005) 32-33

Vinogradov 2005 A Vinogradov (Hrsg) S Andreae Apostoli tra-ditio graeca ed Andreas Vinogradov Tom I Vitae BibliotecalaquoOriens Cristianiraquo 3 (Moscovite 2005)

2010 A Ju Vinogradov raquoMinovala uže zima jazyčeskogo bezu-mijalaquo Cerkovrsquo i cerkvi Chersona v IV veke po dannym litera-turnych istočnikov i ėpigrafiki (Moskva 2010)

Wallace 1956 A Wallace Revitalization Movements AmericanAn thropologist 58 1956 264-281

Whitmarsh 2010 T Whitmarsh (Hrsg) Local knowledge and mi -cro identities in the imperial Greek world (Cambridge u a 2010)

Wolfram 1967 H Wolfram Lateinische Koumlnigs- und Fuumlrstentitelbis zum Ende des 8 Jahrhunderts Intitulatio Mitteilungen desInstituts fuumlr Oumlsterreichische Geschichtsforschung Er gaumlnzungs -band 21 (Graz Wien Koumlln 1967)

Zuckerman 1997 C Zuckerman Two notes on the early history ofthe thema of Cherson Byzantine and Modern Greek Studies 211 1997 210-222

2006 C Zuckerman Byzantiumrsquos Pontic Policy in the Notitiaeepiscopatuum In C Zuckerman (Hrsg) La Crimeacutee entreByzance et le Khaganat Khazar Collegravege de France ndash CNRSCentre de rechercheacute drsquohistoire et civilisation de ByzanceMonographies 25 (Paris 2006) 201-230

494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Rosenqvist 1996 J O Rosenqvist The Hagiographic Dossier of StEugenios of Trebizond Studia Byzantina Upsaliensia 5 (Uppsala1996)

Rousseau 1991 A Rousseau (Hrsg) Sur les traces de Busbecq etdu gotique Collection UL 3 ndash Travaux et recherches (Lille 1991)

Rummel 2007 P von Rummel Habitus barbarus Kleidung undReprauml sentation spaumltantiker Eliten im 4 und 5 Jahrhundert RGAEr gaumlnzungs band 55 (Berlin 2007)

Saprykin 1998 S J Saprykin The Foundation of Tauric Cher so ne -sus In G R Tsetskhladze (Hrsg) The Greek Colonisation of theBlack Sea Area Historia Einzelschriften 121 (Stuttgart 1998)227-248

Schreg 2010a R Schreg Archaumlologie des Mittelalters und derNeuzeit eine historische Kulturwissenschaft par excellence InM Dreyer J Kusber u a (Hrsg) Historische Kultur wissen schaf -ten Positionen Praktiken und Perspektiven Mainzer Histo rischeKulturwissenschaften 1 (Bielefeld 2010) 335-366

2010b R Schreg Panamanian coarse handmade earthenwareas melting pots of African American and European traditionsPost-Medieval Archaeology 44 2010 135-164

im Druck R Schreg Historical Archaeology and Cultural Sci en -ces ndash Ideas About History and its Implications In N Mehler(Hrsg) Historical Archaeology in Central Europe (im Druck)

Schtschukin Furasjew 2007 M B Schtschukin A G FurasjewDie Krimgoten In W Menghin M Bertram (Hrsg) Mero win -ger zeit ndash Europa ohne Grenzen Archaumlologie und Geschichte des5 bis 8 Jahrhunderts Archeologija i istorija V-VIII vv = Me ro -wingerzeit ndash Europa ohne Grenzen = The Merovingian period ndashEurope without borders (Wolfratshausen 2007) 72-77

Schulze-Doumlrrlamm 2009 M Schulze-Doumlrrlamm ByzantinischeGuumlr telschnallen und Guumlrtelbeschlaumlge im Roumlmischen-Ger ma ni -schen Zentralmuseum Teil 2 Die Schnallen mit Scharnier -beschlaumlg und die Schnallen mit angegossenem Riemendurchzugdes 7 bis 10 Jahrhunderts Kataloge vor- und fruumlhgeschicht-licher Altertuumlmer 30 2 (Mainz 2009)

Sigrist 2005 Ch Sigrist Regulierte Anarchie Untersuchungen zumFehlen und zur Entstehung politischer Herrschaft in segmen -taumlren Gesellschaften Afrikas (Muumlnster 42005)

Soročan 2002 S B Soročan Vizantija i Chazary v Tavrike Gos pod -stvo ili kondominium Problemy istorii filologii kulrsquotury 122002 509-543

Stearns 1989 M Stearns Das Krimgotische Reallexikon der ger-ma nischen Altertumskunde Er gaumlnzungs band 3 (Berlin 1989)175-194

Tarde 2008 G Tarde Die Gesetze der Nachahmung (Frankfurt amMain 2008)

Theiner 1860 A Theiner Vetera monumenta Poloniae et Lithua -niae gentiumque finitarum historiam illustrantia 1 (Romae 1860Nachdr Osnabruumlck 1969)

Tsetskhladze 1998 G R Tsetskhladze (Hrsg) The Greek Colon isa -tion of the Black Sea Area Historia Einzelschriften 121 (Stuttgart1998)

Uldin 2005 T Uldin Kuumlnstliche Schaumldeldeformation In M Knaut D Quast (Hrsg) Die Voumllkerwanderung Europa zwischen An ti keund Mittelalter Archaumlologie in Deutschland Sonderheft 2005(Stutt gart 2005) 32-33

Vinogradov 2005 A Vinogradov (Hrsg) S Andreae Apostoli tra-ditio graeca ed Andreas Vinogradov Tom I Vitae BibliotecalaquoOriens Cristianiraquo 3 (Moscovite 2005)

2010 A Ju Vinogradov raquoMinovala uže zima jazyčeskogo bezu-mijalaquo Cerkovrsquo i cerkvi Chersona v IV veke po dannym litera-turnych istočnikov i ėpigrafiki (Moskva 2010)

Wallace 1956 A Wallace Revitalization Movements AmericanAn thropologist 58 1956 264-281

Whitmarsh 2010 T Whitmarsh (Hrsg) Local knowledge and mi -cro identities in the imperial Greek world (Cambridge u a 2010)

Wolfram 1967 H Wolfram Lateinische Koumlnigs- und Fuumlrstentitelbis zum Ende des 8 Jahrhunderts Intitulatio Mitteilungen desInstituts fuumlr Oumlsterreichische Geschichtsforschung Er gaumlnzungs -band 21 (Graz Wien Koumlln 1967)

Zuckerman 1997 C Zuckerman Two notes on the early history ofthe thema of Cherson Byzantine and Modern Greek Studies 211 1997 210-222

2006 C Zuckerman Byzantiumrsquos Pontic Policy in the Notitiaeepiscopatuum In C Zuckerman (Hrsg) La Crimeacutee entreByzance et le Khaganat Khazar Collegravege de France ndash CNRSCentre de rechercheacute drsquohistoire et civilisation de ByzanceMonographies 25 (Paris 2006) 201-230

494 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

Zusammenfassung Abstract Резюме

Synthese ein hypothetisches Modell konkurrierender NachbarschaftenDie vielschichtigen Forschungsansaumltze des Projektes erlaubten die Entwicklung eines hypothetischen Modells Es solldie Siedlungsverhaumlltnisse in der Bergkrim und ihre Beziehungen zur Kuumlste erklaumlren sowie deren potentielle Rolle fuumlr diestabile regionale Kulturentwicklung und die Herrschaftsstrukturen aufzeigen Auf der suumldwestlichen Krim lassen sich drei Zonen unterscheiden 1 die Zone entlang der Kuumlste die durch die Hafenstaumldte gekennzeichnet ist (Zone der raquoports of tradelaquo)

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

2 eine byzanznahe Kontaktzone in der der Zugang zu den Ressourcen der ports of trade zu einem Status bestim-menden Faktor wird (Zone der raquogateway communitieslaquo)

3 eine byzanzferne Zone mit geringer und wenig regelhafter InteraktionDiese drei Zonen boten Raum fuumlr eine soziale Dynamik die am besten mit den gleich naumlher zu erlaumluternden Konzep-ten einer raquoregulierten Anarchielaquo der raquoports of tradelaquo und von Reichtumszentren beschrieben werden kann Innerhalb der lokalen Gesellschaften im Hinterland ergibt sich eine Differenzierung zweier Zonen mit unterschiedlichemZugang zu den ports of trade Neben der raumlumlichen Naumlhe spielt hier die Akzeptanz oder Ablehnung der fremden Kul-tur an der Kuumlste durch die einzelnen lokalen Sozialverbaumlnde eine wesentliche Rolle Ėski Kermen und Mangup stehenfuumlr die zweite Byzanz nahe Zone in der sich zahlreiche byzantinische Einfluumlsse erkennen lassen Sie sind sowohl in denGrabbeigaben wie in den Befestigungsanlagen aber auch in den gesellschaftlichen Entwicklungen der Christianisierungsowie der Herrschaftsstrukturen zu erkennen Die Siedlungen von Ėski Kermen und Mangup aber auch von Čufut Kalekann man dabei als raquogateway communitieslaquo innerhalb dieser zweiten Zone begreifen bei denen es der ansaumlssigenGemeinschaft gelungen ist ihre Position durch diesen Zugang zu den Ressourcen der byzantinischen Welt auszubauenEine dritte Zone ist relativ zur zweiten Zone durch weit geringere Kontakte gekennzeichnet Noumlrdlich des Berglandessowie in den Bergen der mittleren Krim sind die Zeugnisse einer raquoalano-gotischenlaquo Kultur sehr spaumlrlich ohne dass wirdavon ausgehen koumlnnten dass diese Regionen nicht besiedelt waren Hier befinden sich beispielsweise sog Noma-denbestattungen des 5 und 6 Jahrhunderts Fuumlr die Charakterisierung der Siedlungen in der ersten und zweiten Zone greifen wir auf die Begriffe des raquoports oftradelaquo und der raquogateway communitylaquo zuruumlck Beide Begriffe wurden vor allem in der processual archaeology der1970er und 80er Jahre rezipiert und vertreten ein sehr funktionales Geschichtsbild das zwischenzeitlich vielfach kriti-siert worden ist In dem publizierten Modell wird jedoch auf diese Aspekte mit inhaltlichen Modifikationen reagiert diehier aus Platzgruumlnden nicht darzustellen sindUnserem Modell folgend standen Houmlhensiedlungen wie der Eski Kermen und der Mangup Kale unter der Kontrollevon gateway communities Dieser Begriff urspruumlnglich in der Archaumlologie Mesoamerikas entwickelt wurde bereits1982 von Richard Hodges auf verschiedene Gemeinschaften des fruumlhen Mittelalters bezogen Er bezeichnete damit sol-che Gesellschaften deren Eliten es durch den Zugang zu auswaumlrtigen Ressourcen gelungen ist sich eine herausra-gende Stellung zu sichern Hodges Modell sah die gateway communities als Plaumltze an die zu einem raquocore arealaquo vermitteln das in unserem Modellmit Byzanz gleichzusetzen waumlre welches im regionalen Rahmen durch die auf Kolonien zuruumlckgehenden Hafenstaumldtepraumlsent ist Der Sozialverband der im Umfeld des schriftlich uumlberlieferten (Haupt-)Ortes Dory siedelte zeichnete sichdemnach durch einen privilegierten Zugang zum byzantinischen Kultur- und Wirtschaftsraum ausVor dem Hintergrund einer Streusiedlungsweise mit zahlreichen Weilern in denen Angehoumlrige verschiedener Gruppenin der Bergkrim siedelten ist eine Entwicklung zweier eng benachbarter konkurrierender Houmlhensiedlungen ndash des ĖskiKermen und des Mangup Kale ndash im Rahmen einer zentralisierten Gesellschaft schwer denkbar Die zugehoumlrigen Grauml-berfelder sind zwar reich ausgestattet lassen aber keine Fuumlrstengraumlber erkennen Die Kammergraumlber mit ihren gene-rationenuumlbergreifenden Mehrfachbestattungen wie sie im Bergland der Krim gaumlngig sind lassen die Bedeutung per-soumlnlicher Sozialbeziehungen die vermutlich als Deszendenzgruppen anzusprechen sind erkennenWas bisher statisch beschrieben wurde war in Wahrheit ein langfristig andauernder Prozess in dem Raumlnge stets neuausgehandelt werden mussten und Identitaumlten wohl auch deshalb schon veraumlnderlich waren Die Ansprache der Bewohner der Bergkrim durch die Byzantiner als Gotthoi kann als eine Praxis imperialer Identifikationverstanden werden die maszliggeblichen Einfluss auf die Gesellschaftsbildung und Autoidentifikation ausuumlbte Die Zuschrei-bung von Identitaumlten durch Fremde gilt generell als ein wesentlicher Faktor bei der Konstituierung sozialer Identitaumlt Dieses Modell eignet sich auch dazu um bei der Untersuchung von Transformationsprozessen in anderen Kontakt -zonen auf die Probe gestellt zu werden Neben den zu erwartenden Erkenntnissen fuumlr die Siedlungs- und Land-schaftsarchaumlologie bietet sich so insbesondere die Moumlglichkeit Forschungsergebnisse der Krimarchaumlologie uumlber einenKreis regionaler Experten hinaus in die Bearbeitung uumlbergreifender historisch-kulturwissenschaftlicher Fragestellungeneinzubringen

Synthesis a hypothetical model of competing neighborhoodsThe diverse research approaches of the project allowed the development of a hypothetical model This model shouldexplain the settlement conditions in the Crimean Mountains and the relationship of this region to the coast The modelshould be able to point out the potential role of those settlement conditions for the stable development of culture andthe power structures in the region In the South-Western Crimea three zones can be distinguished 1 The zone along the coast which is characterized by the ports (zone of the raquoports of tradelaquo)

495Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

2 a Byzantium-related contact zone where access to the resources of the raquoports of tradelaquo is a relevant factor deter-mining the social and political status (zone of the raquogateway communitieslaquo)

3 a Byzantium-distant zone with low and unsteady interactionThese three zones offered room for a social dynamic which can be described best with the concepts of raquoregulatedanarchylaquo raquoports of tradelaquo and raquoproductive sitesrdquo (Reichtumszentren) Within the local societies in the hinterland a differentiation of two zones with varying access to the ports of trade beco-mes noticeable In addition to proximity the acceptance or rejection of the foreign culture on the coast by each localsocial grouping plays an essential role Eski-Kermen and Mangup stand for the second Byzantium-related contactzone where it is possible to spot numerous signs of Byzantine influence They could be detected in grave goods for-tifications but also in the social developments of Christianization and power structures At the same time the settle-ments of Eski-Kermen and Mangup but also of Chufut kale could be understand as raquogateway communitieslaquo withinthis second zone where the local communities have succeeded in strengthening their position through this access tothe resources of the Byzantine worldA third zone is characterized by much smaller contacts relative to the second zone North of the Crimean Mountainsas well as in the mountains of the Central Crimea the evidence of a raquoAlano-gothiclaquo culture are very sparse but not-withstanding we cannot assume that these regions were not settled For example the so-called raquoNomadic burialslaquo ofthe 5th and 6th century have been found there For the characterization of the settlements in the first and second zones we rely on the terms of raquoports of tradelaquo andraquogateway communitylaquo Both terms were received mainly in the processual archaeology in the 1970s and 80s years andrepresented a very functional view of history which has been criticized in the meantime in many cases The publishedmodel responds to these aspects with modifications with regard to contents which cannot be rendered here for rea-sons of spaceFollowing our model the hill fortresses such as Eski-Kermen and Mangup Kale were under the control of gateway com-munities This term originally developed in the archaeology of Mesoamerica was applied as early as 1982 by RichardHodges to various communities of the early middle ages He described societies which elites succeeded through theiraccess to external resources to secure an outstanding position Hodges model saw the raquogateway communitieslaquo as places that connect to a raquocore arealaquo that would in our model beequated with the Byzantine Empire which was present in a regional context through the ports the erstwhile Greekcolonies Therefore the social group which settled around the place Dory known through written sources was distin-guished by a privileged access to the Byzantine cultural and economic areaAgainst the background of a scattered settlement with copious hamlets where the members of different groups of theCrimean Mountains dwelled it is difficult to think of a development of two closely neighbouring competing hill fort-resses ndash Eski Kermen and Mangup Kale ndash within the framework of a centralised society And though the associatedcemeteries are richly furnished we cannot find any princely barrow The Chamber tombs with its cross-generationalmultiple burials that are common in the Crimean mountains let us realize the importance of personal social relationsin descent groupsWhat has been until now described as a static situation was in fact a long-term lasting process Within this process theranking order always had to be renegotiated and identities were hence variable The fact that the Byzantines categorized the inhabitants of mountainous Crimea as Gotthoi might be understood as apractice of Imperial identification that exerted significant influence on the formation of the community and on auto-identification since the ascription of identities by aliens is generally considered an essential factor in the constitutionof social identity This model might be tested in regard to transformation processes in other zones of contact In addition to the expec-ted findings for the archaeology of settlement and landscape on the Crimean peninsula research results of Crimeaarchaeology may be discussed in comparison with other similar situations

Синтез гипотетическая модель конкурирующих соседейСовокупность исследовательских подходов в проекте позволила сформулировать нам гипотетическуюмодель которая призвана объяснить положение и обстановку поселений в горном Крыму в контексте ихотношений с крымским побережьем а также показать их потенциальную роль для стабильного культур-ного развития региона и властных структурНа территории юго-западного Крыма можно выделить три отличных зоны1 зона простирающаяся вдоль побережья которое доминируется портовыми городами (зона raquoports of tradelaquo)2 византийская контактная зона в которой доступ к ресурсам портовых городов становится факторомопределяющим статус того или иного сообщества (зона raquogateway communitieslaquo)

496 S Albrecht ua middot Neue Forschungen auf der Krim

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

3 византийская зона с незначительными и менее регулярными интерактивными связямиУказанные три зоны создавали и функционировали как пространство социальной динамики котораялучше всего поддается описанию при помощи концепций raquoрегулируемой анархииrdquo raquoports of tradelaquo ицентров изобилия (Reichtumszentren)Внутри локальных сообществ хинтерланда выделяются две зоны с различным доступом к ports of tradeНаряду с пространственной близостью существенную роль здесь играли открытость или замкнутость иотторжение чужих культур отдельными локальными социальными сообществами прибрежной полосыЭски-Кермен и Мангуп принадлежали ко второму типу зон близкому к Византии в котором присутство-вали многочисленные следы византийского влияния Их можно обнаружить как в погребальном инвентареи фортификационных сооружениях так и в общественной динамике христианизации и властных структурПри этом можно отнести поселения Эски-Кермен и Мангуп а также Чуфут-Кале к raquogateway communitieslaquoвнутри этой второй зоны Сообществам этих поселений удалось укрепить свои позиции благодаря доступук ресурсам византийской эйкуменыТретья зона по сравнению со второй отличается своей незначительной контактной активностью К северуот нагорья а также в горах среднего Крыма встречаются лишь редкие свидетельства raquoалано-готскойlaquo куль-туры однако мы не можем утверждать что эти регионы не были заселены Здесь встречаются напримертак называемые raquoзахоронения кочевниковlaquo V и VI веков нэДля характеристики поселений первой и второй зон мы используем понятия raquoports of tradelaquo и raquogatewaycommunitylaquo Оба термина были введены в 1970-80-х годах в рамках процессуальной (raquoновойlaquo) археологии иимплементируют четкую функциональную картину истории которая с тех пор неоднократно подверга-лась критике Предложенная нами модель учитывает однако критические аспекты дискуссий и включаетсодержательные модификации Объем данной статьи не позволяет к сожалению подробно рассмотретьэти модификацииСогласно нашей модели пещерные города на горном плато юго-западного Крыма такие как Эски-Кермени Мангуп-Кале находились под контролем raquogateway communitieslaquo Этот термин введенный в научный обо-рот изначально в рамках археологии Мезоамерики был распространен уже в 1982 году Ричардом Ходже-сом (Richard Hodges) на различные сообщества раннего Средневековья Ходжес применял этот термин ктаким обществам чьи элиты основывали и укрепляли свои позиции в социальной иерархии благодарядоступу к внешним ресурсамВ модели Ходжеса raquogateway communitieslaquo описываются и определяются как посредники осуществляющиесвязь с raquoядром ареалаlaquo (raquocore arealaquo) В нашем случае raquocore arealaquo являлась Византия Ее региональное при-сутствие в Крыме было представлено портовыми городами выросшими из византийских колоний Соци-альное сообщество (центрального) поселения Дори о котором сохранились письменные свидетельствахарактеризовалось таким образом привилегированным доступом к византийскому культурному и эконо-мическому пространствуНа фоне типа поселений горного Крыма с многочисленными мелкими деревнями в которых проживалипредставители различных групп можно предположить развитие двух тесно соседствующих и конкури-рующих пещерных города на горном плато ndash Эски-Кермен и Мангуп-Кале ndash в рамках централизованногообщества Хотя относящиеся к этим поселениям некрополи и содержат богатые погребения но среди нихне обнаруживаются захоронения князей Склепы с повторными захоронениями относящимся к несколь-ким поколениям типичные для горного Крыма позволяют сделать вывод о значимости персональныхсоциальных связей в основе которых лежало родствоОписанное выше статически представляло собой в реальности процесс длительной протяженности в ходекоторого постоянно и неизбежно переопределялся статус а вместе с этим оказывались подвержены дина-мике и идентичностиОбозначение жителей горного Крыма византийцами как коты можно интерпретировать как практикуимперских идентификаций существенно влиявшую на формирование общественных структур и само-идентификацию Приписывание идентичности извне само по себе относится к важнейшим факторам кон-ституирования социальной идентичностиПредложенная модель может быть также использована и испытана при изучении трансформационныхпроцессов в других контактных зонах Наряду с ожидаемым приращением знания в рамках археологиипоселений и ландшафтов мы видим ее особый потенциал в применении результатов крымской археоло-гии за рамками локальной и дисциплинарной научной экспертизы в контексте изучения проблем нося-щих междисциплинарный историко-культурологический характер

497Die Houmlhensiedlungen im Bergland der Krim

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

1 Auflage 2011 356 S mit 246 meist farb Abb

21times28cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-186-3

euro 34ndash

Benjamin Fourlas middot Vasiliki Tsamakda

Wege nach ByzanzPublikation anlaumlsslich der Ausstellung raquoWege nach Byzanzlaquo im Landesmuseum Mainz vom 6 November 2011 bis zum 5 Februar 2012

Fuumlr das mittelalterliche Europa nahm Byzanz ndash das christianisierte und grauml-zisierte ostroumlmische Reich ndash in vielerlei Hinsicht den Status einer nach -ahmenswerten raquoLeitkulturlaquo ein Dennoch wird das byzantinische Erbe dasin der orthodoxen Kirche und der griechischen Sprache bis heute lebendigist in Westeuropa meist nicht als wesentlicher Teil der kulturellen IdentitaumltEuropas wahrgenommen Der Titel raquoWege nach Byzanzlaquo ist mehrdeutig zuverstehen Einerseits sind mit den raquoWegenlaquo tatsaumlchliche Annaumlherungen andas Byzantinische Reich und seine Kultur gemeint (z B uumlber Pilger- undHandelswege diplomatische Kontakte Kreuzzuumlge) andererseits geistes-und rezeptionsgeschichtliche Zugaumlnge Breiten Raum nehmen die raquoWegeder Forschunglaquo ein Hier werden die Quellen methodische Grundlagenund Erkenntnismoumlglichkeiten uumlber die byzantinische Kultur thematisiertDas Buch ist als Begleitband und Katalog zur gleichnamigen Ausstellung imLandesmuseum Mainz konzipiert Die Eintraumlge zu den uumlber 100 Exponatenvermitteln Einblicke in zentrale Aspekte der byzantinischen Kultur jenseitsder gelaumlufigen Klischees

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 92268 S mit 270 meist farb Abb

21times297cmHardcover fadengeheftetISBN 978-3-88467-172-6 (RGZM)

euro 76ndash

Ljudmila Pekarska

Jewellery of Princely KievThe Kiev Hoards in the British Museum and The Metropolitan Museum of Art and Related Material

In the capital of Kievan Rusrsquo princely Kiev almost 70 medieval hoards havebeen discovered to date The hoards contained gold and silver jewellery ofthe ruling dynasty nobility and the Christian Church They were unique toKiev and their quantity and magnificence of style cannot be matched by anything found either in any other former city of Rusrsquo or in Byzantium Mostof the objects never had been published outside the former Soviet UnionDuring the 17th-20th centuries many medieval hoards were gradually un -earthed some disappeared soon after they were found This book providesa complete picture of the three largest medieval hoards discovered in Kievin 1906 1842 and 1824 and traces the history and whereabouts of otherlost treasures Other treasures took pride of place in some of the worldrsquostop museums This publication highlights the splendid heritage of medievalKievan jewellery It illustrates not only the high level of art and jewellerycraftsmanship in the capital but also the extraordinary religious politicalcultural and social development of Kievan Rusrsquo the largest and most power ful East Slavic state in medieval Europe

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NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 106318 S 168 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-202-0euro 75ndash

Neslihan Asutay-Effenberger middot Falko Daim (Hrsg)

ΦΙΛΟΠΑΤΙΟΝSpaziergang im kaiserlichen GartenBeitraumlge zu Byzanz und seinen Nachbarn

Festschrift fuumlr Arne Effenberger zum 70 Geburtstag

Das Philopation war eine zum Vergnuumlgen der Kaiser bestimmte Garten-und Jagdanlage auszligerhalb Konstantinopels Ihm entsprach vor den Mauernvon Konya ein aumlhnlicher Ort mit Namen raquoFilubadlaquo an dem die Sultane Zer-streuung suchten Unter dem Namen Philopation wurde Arne Effenbergerdem ehemaligen Direktor des Museums fuumlr Byzantinische Kunst (Bode-Museum) zu seinem 70 Geburtstag eine Festschrift gewidmet Die hierinenthaltenen Beitraumlge erzaumlhlen von der groszligen Strahlkraft des ostroumlmischenImperiums und spiegeln zugleich wenigstens einen Teil der lange gehegtenund weitlaumlufigen Forschungsfelder des Jubilars wider die sich von Byzanzbis Aumlgypten von der Spaumltantike bis zur Neuzeit von Venedig bis Konyaerstrecken wobei ihm Konstantinopelİstanbul stets besonders am Herzenliegt

Monographien des RGZM Band 101363 S

ISBN 978-3-88467-197-9euro 48ndash

Stefan Albrecht

Quellen zur Geschichte der byzantinischen Krim Die Erforschung der byzantinischen Krim wurde bisher dadurch erschwertdass die vielen schriftlichen Quellen weit verstreut und auch aus sprach-lichen Gruumlnden nicht immer gut zugaumlnglich waren Diese Sammlung solldem abhelfen Sie umfasst die bekannten wie auch die selten benutztengriechischen lateinischen und slawischen Quellen aus dem 4-12 Jahrhun-dert Die 90 Texte bzw Textauszuumlge liegen teils erstmals in deutscher Uumlber-setzung vor Sie werden durch eine kurze Beschreibung und eine Einord-nung in den Kontext der bisherigen Forschung ergaumlnzt

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen

Verlag des Roumlmisch-Germanischen Zentralmuseums MainzErnst-Ludwig-Platz 2 middot 55116 Mainz middot Tel 0 6131 91 24-0 middot Fax 0 6131 91 24-199E-Mail verlagrgzmde middot Internet wwwrgzmde middot httpshoprgzmde

NEUERSCHEINUNGEN

Monographien des RGZM Band 108110 S mit 12 Abb

61 meist farb TafISBN 978-3-88467-206-8

euro 42ndash

Jan Bemmann middot Katharina Schneider middot Aleksandr Gercen Sergej Černyš middot Magdalena Mączyńska middot Agnieszka Urbaniakdagger Uta von Freeden

Die fruumlhmittelalterlichen Graumlberfeldervon Adym-Čokrak Južnyj I und Južnyj IIam Fuszlige des MangupDie Graumlberfelder gehoumlren zu den sechs bisher bekannt gewordenen spaumlt-antiken bis fruumlhmittelalterlichen Nekropolen rund um den Tafelberg Man-gup in der suumldwestlichen Bergkrim Sie wurden z T zur gleichen Zeit ge -nutzt und lassen sich zu den Siedlungs- und Befestigungsphasen auf demPlateau in Bezug setzen Seit Beginn der 1990er Jahre konnten im Rahmenvon Rettungsgrabungen bisher nur Teilflaumlchen der Bestattungsplaumltze unter-sucht werden trotzdem sind anhand des geborgenen Fundmaterials ersteAussagen zum Nutzungszeitraum moumlglich

Monographien des RGZM Band 113511 S 234 meist farb Abb

ISBN 978-3-88467-220-4euro 85ndash

Stefan Albrecht middot Falko Daim middot Michael Herdick (Hrsg)

Die Houmlhensiedlungen im Bergland der KrimUmwelt Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen Reiches

Die Aufsatzsammlung markiert den Abschluss eines internationalen Pio-nierprojektes Im Fokus stand die Frage welche Faktoren in der Bergkrimeine regionale Identitaumlt entstehen lieszligen die uumlber Jahrhunderte hinweg inpolitischen und kirchlichen Strukturen in einem besonderen kulturellenGedaumlchtnis in der noch lange verwendeten gotischen Sprache und nichtzuletzt in der materiellen Kultur erkennbar ist Die Beitraumlge dokumentierendie ganze Bandbreite des Projektes das archaumlologische historische kunst -historische geodaumltische und anthropologische Untersuchungen um fassteSie gewaumlhren Einblick in die Entwicklung einer Region die den Byzantinernals zwar entlegener aber doch integraler Bestandteil des Imperiums galt Inden kolonialen Kuumlstenstaumldten dieses Gebiets war dagegen die byzantini-sche Kultur Richtschnur und Orientierungspunkt der lokalen sozia len Grup-pen