Großsiedlungen der Tripol’e Kultur in der Ukraine

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DEUTSCHES ARCHAOLOGISCHES INSTITUT EURASIEN-ABTEILUNG EURASIA ANTIQUA ZEITSCHRIFT FL""R ARCHAOLOGIE EURASIENS BA..'\'ll 1 1995 SO:\'llERDRCCK SCHRIFTLEITUNG BERLIN 1M DOL 2-6 PHILIPP VON ZABERN . MAINZ AM RHEIN

Transcript of Großsiedlungen der Tripol’e Kultur in der Ukraine

DEUTSCHES ARCHAOLOGISCHES INSTITUT

EURASIEN-ABTEILUNG

EURASIA ANTIQUA

ZEITSCHRIFT FL""R ARCHAOLOGIE EURASIENS

BA..'\'ll 1

1995

SO:\'llERDRCCK

SCHRIFTLEITUNG BERLIN 1MDOL 2-6

PHILIPP VON ZABERN . MAINZ AM RHEIN

GroBsiedlungen der Tripol'e-Kultur in der Ukraine

Von Michail Videjko, Kiev

Die Tripol'e-Kultur, eine der bedeutenden kupferzeitlichen Kulturen Sudosteuropas, um­fa13te in ihrer Bltitezeit vom Ende des 5. bis zum Anfang des 4. Jt. v. Chr. ein Areal von 110.000 km2 Grobe, das sich vom rumanischen Karpatengebiet im Westen bis zum Dnepr im Osten erstreckte (Abb. 1). Die archaologische Erforschung der Tripol'e-Siedlungen wahrt nunmehr tiber 100 Jahre. Die in der Fachliteratur verbreiteten Vorstellungen vom Aussehen der Tripol'e-Siedlungen beruhen auf den Ausgrabungen in Kolomijscina I in den dreissiger Jahren und in Vladirnirovka in den vierziger Jahren. Die Siedlung Kolomij­scina I besteht aus 39 kreisformig angelegten Stampflehmbauten, die eine Flache von etwa 20.000 m2 einnehmen, Vladimirovka aus bis zu 200 gleichen Hausern auf einer Flache von etwa 340.000 m2

I. Vladirnirovka galt bisher als die grolite kupferzeitliche Siedlung der Ukraine.

Ende der sechziger Jahre erkannte K. Siskin bei der Auswertung von Luftbildem aus dem Gebiet Uman archaologische Objekte mit einem Umfang von Dutzenden oder gar Hunderten von Hektar. Von diesen Fundstellen waren nach den archaologischen Erkun­dungen Siedlungen der Tripol'e-Kultur bekannt (Abb.2). Dazu gehoren Majdaneckoe (270 ha), Dobrovody (250 ha), Tal'janki (400 ha), Kosenovka (70 ha), Cicerkozovka (50 ha), P'janezkovo (60 ha) u.a.", Eine Uberpriifung zeigte, daB hier tatsachlich auf gro­Ben Flachen Uberreste von zerpfliigten, verbrannten Bauten der Tripol'e-Kultur liegen, z. B. in Majdaneckoe, wo N. Smaglij 400 Bauwerke nachweisen konnte". Die traditionel­len archaologischen Methoden - Prospektion und Ausgrabung - reichen fur eine Untersu­chung so groBer Objekte nicht aus. Es sei erwahnt, daB die Ausgrabung der 39 Wohnstat­ten von Kolomijscina I etwa funf Grabungskampagnen und die Konzentration vieler Fachleute sowie betrachtlicher fmanzieller Mittel in Anspruch nahm. Die inzwischen neu entdeckten archaologischen Objekte, die grolien Tripol'e-Siedlungen, konnen nur durch eine Kombination von Luftbild- und geophysikalischer Prospektion (geomagne­tische Vermessungen) zusammen mit archaologischen Ausgrabungen erforscht werden. Soleh komplexe und interdisziplinare Forschungen fiihrten Smaglij, V. Dudkin und K. Zin'kovs'kij in Majdaneckoe durch",

Dudkin untemahm im Jahre 1971 eine experimentelle geomagnetische Vermessung und 1972 bis 1974 die eingehende geomagnetische Aufnahme der gesamten noch erhal­tenen Siedlungsflache von Majdaneckoe (etwa 180 ha). Dabei wurde der optisch­mechanische Magnetometer M-27 verwendet. Dudkin gliederte die Siedlung in Einzelfla­chen von 100 m x 100 m. Die Aufnahmen erfolgten nach einem Raster von 4 m x 4 m GroBe. Kontrollgrabungen zeigten, daf sich bei diesem Vermessungssystem die Mehrzahl der Uberreste von Tripol'e-Hausern durch gebrannten Hiittenlehm nachweisen laBt (Abb. 3). Der Vermessungsplan weist 1.575 geomagnetische Anomalien auf, die der Ver­breitung von verbrannten Bauwerken der Tripol'e-Kultur entsprechen (Abb. 4i.

1 Ilaccex 1949, 80; 132 Abb. 36; 70. 2 IllHIIIKiH 1973,32-42. 3 IllMarrriii:u. a. 1973,30. 4 IllMarrriii:u. a. 1973,23-31. 5 IlynKHH 1978,35-45.

46 Michail Videjko

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Abb. 1. Tripol'e-Kultur. GroBsiedlungen.

1m Jahre 1981 nahm die unter Leitung von I. Artemenko stehende groBe Tripol'e­Expedition des Instituts fur Archaologie der Akademie der Wissenschaften der Ukraine ihre Arbeit auf. Dabei wurden in mehreren GroBsiedlungen Ausgrabungen durehgeftihrt: in Tal'janki dureh V. Krue und S. Ryzov, in Veselyj Kut dureh E. Cvek, in Dobrovody und Kosenovka dureh T. Movsa, femer in Majdaneckoe dureh Smaglij und Videjko. Ar­temenko und V. Klocke untersuehten in Dobrovody und Tal'janki auf dem Areal von Tri­pol'e-Siedlungen gelegene Kurgane. Dudkin publizierte anhand der geomagnetisehen Vermessungen einen Grundrif der grobten bislang untersuehten Tripol'e-Siedlung Tal'janki (Abb.5). In dem 400 ha groBen noeh erhaltenen Teil der Siedlung werden

Abb. 2. Tripol'e-Kultur, Luftbildaufnahmen von Siedlungen. a Majdaneckoe; b Tal'janki, Nach Illaurxaa.

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GroJ3siedlungen der Tripol'e-Kultur

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48 Michail Videjko

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Abb. 3. Majdaneckoe. Sied1ung. Flache III, Ergebnis der geomagnetischen Vermessung 1971. 1 Profillinien; 2 Vermessungen; 3 Konturen der P1attformen; 4 Profilnummern, Nach IlYI\KHH.

2.700 Wohnstatten vermutet". Unter Heranziehung von Luftbildaufnahmen erfolgte fer­ner eine Kartierung der Tripol'e-Siedlungen dieser Region. Die dabei gewonnenen Be­funde ermoglichen es, ihre Datierung zu errnitteln (Abb.Ll ; 12/. AuJ3erdem fuhrte man palaogeographische, palaobotanische und palaozoologische Untersuchungen durch",

Die gewonnenen Informationen ergaben gewisse Vorstellungen bezuglich Planung und Anlage dieser groBen Siedlungen sowie ihrer Feinchronologie und Periodisierung. Weiterhin konnten Aussagen zur Bevolkerungsstruktur und Wirtschaftsweise der in den Siedlungen lebenden Menschen gemacht werden", Dabei entbrannte eine Diskussion tiber das Wesen der GroBsiedlungen der Tripol'e-Kultur. Einige Autoren, Smaglij und Videjko, vertreten die Auffassung, diese Siedlungen seien als Vorlaufer von Stadten anzusprechen, als okonomische, administrative, militarische und kultische Zentren eines bestimmten Bezirkes lO

• Andere, so V. Masson, V. Zbenovic, Kruc, sprechen die GroBsiedlungen als einfache Agglomerationen einer Landwirtschaft treibenden Bevolkerung an ll . Smag­lij und Videjko sind der Auffassung, die GroBsiedlungen hatten sich infolge der sozio­

6 Kpyu 1989,117-120. 7 KpYU/PH)KOB 1985,45 f.; IIIMarmH/Bil\eHKo 1992, 124-130. B IlaIlIKeBH',[ 1989,142-148; KpeMeHeUHH 1991, 1-188; 51HYIlIeBH',[ u. a. 1993, 143-152; 2KypaBJIeB

1990,134-138. 9 IIIMarJIHH 1980, 198-203; IIIMarmH/Bil\eHKo 1987a, 58-71; KpYU!PH)KOB 1985, 26-29; PhI)KOB

1990,83-90; IIIMarJIHH/BHl\eHKo 1990a, 91-94. 10 Ilbaarnia/Binenxo 1993,52-62. 11 Maccon 1990, 8-10; 36eHoBH'I 1990, 1012.

49GroJ3siedlungender Tripol'e-Kultur

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Abb.4. Majdaneckoc. Vcrrnessungsplan der Siedlung. Nach llIManIHH.

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Michail Videjko

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Abb. 5. Tal'janki. Vermessungsplan der Siedlung. Nach Kpyu,

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51 GroBsiedlungen der Tripol'e-Kultur

okonomischen Entwicklung der frtihen Ackerbaubevolkerung herausgebildet'f. Kruc sieht in den GroBsiedlungen Zentren, die zum Schutz gegen Angriffe der Steppenstamme ent­standen sind". Die mit den groBen Tripol'e-Siedlungen zusammenhangenden Probleme wurden 1990 und 1991 an der Grabungsstatte Tal'janki auf zwei Feldseminaren disku­tiert. Ferner wurde eine Anzahl von Vorberichten und Mitteilungen publiziert"'.

Der vorliegende Beitrag enthalt die Hauptergebnisse der Untersuchung der groBen Tripol'e-Siedlungen im Zeitraum von 1971 bis 1993.

Chronologie

Periodisierung und kulturelle Zuweisung

Die am besten erforschten groBen Tripol'e-Siedlungen liegen zwischen stidlichem Bug und Dnepr. Dartiber hinaus sind 30-100 ha groBe Siedlungen auch weiter im Westen, im Norden Moldaviens, sowie zwischen stidlichem Bug und Dnestr bekannt. Wir wollen uns zunachst den Fundstellen im Areal zwischen stidlichem Bug und Dnepr zuwenden.

Eine Vergrofserung der Siedlungen begann hier in der Frtihstufe der Tripol'e-Kultur (Tripol'e A). wie die Siedlung Mogil'noe III (Grobe etwa 20 ha) am stidlichen Bug an­zeigt. Diese Tendenz setzte sich auch in der mittleren Stufe der Tripol'e-Kultur (Tripol'e B I und Tripol'e B Il) fort. Damals entstand im Gebiet zwischen dem stidlichen Bug und dem Dnepr eine von Cvek herausgestellte Lokalvariante der Tripol'e-Kultur, die als Ost-Tripol'e-Kultur bezeichnet wird. Ein Kennzeichen dieser Variante ist, daB in ihrem Keramikkomplex nach wie vor eine alterttimliche Keramik mit eingetieften Verzierungen dominiert, wahrend in den westlichen Regionen bemalte Ware vom Typ Cucuteni zu dominieren begann'" Die Grelle der Siedlungen betragt in der Stufe B I zwischen 20 ha (Cickovka) und 60 ha (Onoprievka), erreicht gegen Ende von Tripol'e B Ibis An­fang Tripol'e B II 150 ha (Veselyj Kut) oder sogar 200 ha (Miropol'e). Die Tripol'e­Kultur ist bis zum Dnepr hin verbreitet'" Zu Beginn von Tripol'e B II wird nach Auffas­sung einiger Autoren die Bevolkerung, welche die Siedlungen der Ost-Tripol'e-Kultur schuf, nach und nach in das mittlere Dneprgebiet abgedrangt und teilweise von einer Bevolkerung assimiliert, von der die Fundstellen mit einer vorwiegend bemalten Keramik stammen. Das Herkunftsgebiet dieser Bevolkerung lokalisiert man am Dnestr und am stidlichen Bug 17. Dabei werden mehrere einander kontinuierlich ablosende Gruppen von

12 lliMarJIHH/BHlleHKo 1990b, 12-16. 13 Kpyu 1989,129-131 Abb. 5. 14 PaHHe3eMJIelleJIbQeCKHe 1990, 1-222. - Die Berichte tiber die Entdeckung und Erforschung dieser

Fundstellen sind seit den ersten Referaten von Smaglij auf intemationalen wissensch"aftlichen Kongressen groBem Interesse begegnet. Vgl. Ilbaarnatt 1982, 62-70; lliMarJIHH 1986, 257-264. - Obwohl die For­schungsergebnisse den Fachleuten des Westens in weiten Zugen bekannt geworden sind, befinden sich die meisten Veroffentlichungen an schwer zuganglichen Stellen, vor allem in russischer und ukrainischer Spra­che. Die in der englischsprachigen Literatur angefiihrten Informationen beruhen auf dem Forschungsstand der siebziger Jahre in Majdaneckoe und in anderen Fundstellen und sind heute veraltet. Vgl. z. B. Ellis 1984. - Eine Zusammenfassung in deutscher Sprache bei Smaglij 1982,7 ff.

15 Ilues 1980,163-185; UBeK 1985, 31-45; UBeK 1989, 107-117. 16 UBeK 1990,21-24. 17 MOBIlla 1984, 60-83; PIDKOB 1985,46 f.; PHJKOB 1987, 12 f.

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Lokalgruppen Stufe

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Tomasevka-Gruppe

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Nebelevka-Gruppe

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Grebenjukov Jar Sabatinovka 2

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Tab. 1. Periodisierung von Tripol'e-Siedlungen irn Bug-Dnepr-Zwischenstromland.

Fundstellen mit bemalter Keramik aufgestellt: Vladimirovka-Gruppe (Tripol'e B II), Ne­belevka-Gruppe (Wende Tripol'e B IIffripol'e C I), Tomasevka-Gruppe (Tripol'e C 1), Kosenovka-Gruppe (Wende Tripol'e C Iffripol'e C II). Die ersten drei, Vladimirovka, Nebelevka und Tomasevka, sind untereinander eng verwandt, wahrend die Kosenovka­Gruppe mit einem Zustrom der Bevolkerung aus den westlichen Arealen der Tripol'e­Kultur zusammenhangt'". In der Nebelevka-Gruppe werden zwei Phasen (eine Fruh- und eine Spatphase) unterschieden, in der Tomasevka-Gruppe deren vier'". Bei den Fundstel­len der Kosenovka-Gruppe unterscheidet man zwei oder drei Phasen, wobei zu den frtihen Kosenovka, Ol'chovec und Sobkovka, zu den spaten die Siedlung Kozerzincy (Sul'govka) sowie einige Hiigelgraber von Kolodistoe20 gerechnet werden. Damit existier­ten wahrend des Bestehens der Tripol'e-Kultur im Areal zwischen dem siidlichen Bug und dem Dnepr mindestens drei Lokalgruppen der Tripol'e-Kultur, welche untereinander in Kontakt standen. Fur jede von ihnen wurde inzwischen eine detaillierte Phasengliede­rung erarbeitet (Tab. 1).

18 Kpyl.{/PIDKOB 1985, 55. 19 P1DKOB 1993, 101-113; Kpyl.{/PIDKOB 1985,45-54. 20 Kpyl.{/PIDKOB 1985, 54.

53 GroLlsiedlungen der Tripol'e-Kultur

Sied1ung Probennr. b.p. b. c. B. C.

Vese1yj Kut Bln-2137 5180 + 65 3230 + 65

Vese1yj Kut Ki-903, 5100 + 100 3150 + 100 4120-3800

Majdaneckoe B1n-2087 4890 + 50 2940 + 50 4300-3570

Majdaneckoe Ki-1212 4600 + 80 2650 + 80 3540-3380

Tab. 2. GroLlsiedlungen der Tripol'e-Kultur. 14C-Datierungen.

Absolute Datierung

Fur die Datierung der Tripol'e-Kultur wurden 14C-Datierungen sowie Archaomagnetda­tierungen verschiedener Laboratorien21 ausgewertet. Da die Archaomagnetdatierungen seinerzeit an unkalibrierte 14C-Daten angehangt wurden, konnen wir sie heute kaum fur absolute Datierungen heranziehen. Allerdings widersprechen sie nicht der auf traditionel­lem Wege erzielten relativen Chronologie. Die vorliegenden 14C-Datierungen werden hier in Tab. 2 angefuhrt. Nehmen WIT den Beginn der GroBsiedlungen mit Veselyj Kut an (Ubergang Tripol'e B II Tripol'e B II; Grofe 150 ha), fallt ihr Auftreten im groBen und ganzen in das letzte Viertel des 5. Jts. v. Chr.; sie dauern, wenn WIT von den vorliegenden Datierungen von Majdaneckoe ausgehen, etwa bis zur Mitte des 4. Jts. v. Chr. an. Das Vorkommen der Siedlungen dieses Typs urnfaBt somit etwa 700 Jahre. Die Archaoma­gnetdatierungen zeigen, daB zwischen dem Untergang von Veselyj Kut und der Brandka­tastrophe von Majdaneckoe mindestens 500 Jahre lagen22. Berticksichtigen wir, daf Maj­daneckoe in die dritte Phase der Tomasevka-Gruppe gehort, auf die mindestens drei wei­tere Phasen folgen (Tomasevka, Phase 4 sowie zwei Phasen der Kosenovka-Gruppe), folgt daraus ebenfalls eine Zeitspanne von 700 Jahren. Damit entfallen in dieser Region auf jede Phase der Tripol'e-Kultur 50 bis 70 Jahre.

Feinchronologie groBer Tripol'e-Siedlungen

Schon zu Beginn der Untersuchungen der GroBsiedlungen erhob sich die Frage, ob eine so groBe Anzahl von Hausern (in Majdaneckoe 1.575 und in Tal'janki 2.700) gleichzeitig bestanden haben konnte. Diese Frage ist fur eine palaodemographische Rekonstruktion ebenso wie fur die Interpretation der Fundstellen selbst von prinzipieller Bedeutung.

Fur eine Erarbeitung der Feinchronologie der groBen Tripol'e-Siedlungen konnen verschiedene Befunde herangezogen werden: 1. Stratigraphie; 2. GrundriB einer Sied­lung; 3. typologisch-statistische und stilistische Keramikanalyse von Fundkomplexen; 4. Archaomagnetdatierungen, Fragen der Feinchronologie wurden bereits hinsichtlich der beiden gut erforschten Siedlungen Majdaneckoe und Tal'janki behandelt'"

In dieser Hinsicht wichtige Ergebnisse wurden in der Siedlung Majdaneckoe erzielt. Stratigraphische Beobachtungen erlaubten einige Grubenverfullungen. Insgesamt wurden dort 15 Gruben untersucht, die aus der Zeit vor der Errichtung und dem Bestehen der

21 Tencria 1985, 10-12. 22 Teneria 1985, 11. 23 PhDKOB 1990, 83-90; IIlMarJIRR/BRJl:eRKo 1990a, 91-94.

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nachstgelegenen Bauten stammten. Diese Gruben waren entweder von den Uberresten letzterer tiberdeckt oder sie enthielten gebrannten Lehm, Reste von Bauwerken, die be­reits vor dem graBen Brand, durch den die Siedlung zerstort wurde, einem Feuer ZUlU

Opfer gefallen waren. Beispielsweise flihrte Grube 2, von unten nach oben gerechnet, folgendes Fundmaterial: Schicht I (0,10-0,3 m tiber dem Boden) Lehm mit Kerarnik­scherben und Tierknochen, Schicht 2 (0,3-0,7 m) verbrannter Htittenlehm und Schicht 3 (0,7-1,2 m) Lehm mit Tripol'e-Scherben und Tierknocherr". Dieser Befund zeigt, daB hier Hauser (mit denen die Entstehung der Primarfullung von Grube 2 mit Abfallen zu­sammenhangt) standen, welche sparer verbrannt sind. Die Reste dieser Bauten wurden in die Grube verbracht (Schicht 2), danach dauerte die Besiedlung des Platzes noch eine gewisse Zeit an (Schicht 3). Solche Objekte sind in Majdaneckoe sowohl im Zentrum als auch an der Peripherie der Siedlung zu finden. Besonders interessant sind die Falle, in denen solche Gruben in der Nahe von Hausern lagen oder von dartiberliegenden Bauten tiberdeckt wurden, die zum zweiten Bebauungsring (vom Zentrum der Siedlung aus ge­sehen) gehoren. Dieser wurde 1986 bis 1992 ausgegraben". Bei der Errichtung dieser Hauser wurden somit in diesen Bereiehen Reste der alteren Bebauung zerstort, In diesem Fane dtirfen wir anhand der Stratigraphie mindestens zwei Entwieklungsphasen der Siedlung sieher annehmen, eine Phase planloser Bebauung (Bauschutt in den Gruben) und eine Phase geplanter, zentrierter Bebauung (unberiihrt liegende Hausreste).

Die typologisch-statistische Analyse des Fundmaterials aus 22 Hauskomplexen und Gruben ergab keine chronologische Aufgliederung der Bauwerke. Das Verhaltnis be­stimmter Gefalstypen dtirfte eher die wirtschaftlichen Besonderheiten der einzelnen Wohnstatten widerspiegeln, wahrend der Verzierungsstil der bemalten Keramik keine wesentlichen Unterschiede aufweist. Das beweist, daB die Siedlung nur kurzfristig exi­stierte und daB die meisten Wohnstatten der Siedlung gleichzeitig bestanden.

Der Aufbau der Siedlung wurde von Smaglij untersucht'". Dabei darf als sieher gel­ten, daB die ovalen Hauserstrukturen gleiehzeitig entstanden, denn die Ausgrabungen ergaben, daB sie in konstruktiver Hinsicht ein geschlossenes Ganzes darstellen (Bebau­ungsoval 1 und 2). Die Siedlung dtirfte wahrscheinlich von der Mitte zum Rand hin ge­wachsen sein, da zwischen den beiden Ovalen ein unbebauter Zwischenraum von 70­100 m liegt, wohl von fortifikatorischer Bedeutung (Abb.6,1-2). Die ungeordnetere Be­bauung in den sich andeutenden Ovalen 3 und 4 spiegelt moglicherweise die Endphase der Siedlung sowie ihre Ausdehnung rings um einen bestehenden Kern wieder (Abb.6,3-4).

Eine Archaomagnetdatierung ftihrte G. Zagnij vom Institut fur Geophysik der Aka­demie der Wissenschaften der Ukraine durch. Die errnittelte Zeitspanne betragt fur Maj­daneckoe etwa 150 Jahre und gibt den Zeitpunkt des Untergangs der Siedlung an. Aus den Datierungen folgt, daB einige Hauser friiher, andere sparer durch Brande zerstort wurden. Diesen Ergebnissen widersprechen allerdings die Befunde der 1986 bis 1992 durchgeftihrten Ausgrabungen. Denn diese ergaben, daB einzelne Wohnbauten, aus denen Proben fur die Datierung entnommen wurden, konstruktiv miteinander verbunden waren und daher nur gleiehzeitig existiert haben konnten. Die Archaomagnetdatierung benach­barter Hauser ergab dagegen Zeitunterschiede von 50 bis 100 Jahren27

, die eher auf

24 IllMarJIHH/BHLleHKo 1990a, 91. 25 Illssarnia/Binenxc 1993, Abb. 2-3. 26 IllMarJIHH 1980, 202 f. 27 IllMarJIHH/BHLleHKo 1990a, 93.

55 GroBsiedlungen der Tripol'e-Kultur

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Abb. 6. Majdaneckoe. Bebauungsphasen der Siedlung. 1 erste Bauten; 2 inneres Befestigungsoval; 3 zwei­ter, aus Hausern bestehender Befestigungsring; 4 Endphase.

56 MichaiJ Videjko

die Art der Proben zunickzufuhren sein diirften, da sie von umgelagerten Bauresten stammten.

Fur die Feinchronologie von Majdaneckoe kommen wir zu folgendem Ergebnis: I. Die Siedlung wuchs allmahlich und erreichte ihre grdlite Ausdehnung in der Endphase

ihrer Bebauung. 2. Ein GroBteil der Hauser existierte gleichzeitig und fiel einer Brandkatastrophe zum

Opfer (Abb. 6). Fiir die Untersuchung der Feinstratigraphie von Tal'janki wertete Ryzov die bemalte

Keramik aus verschiedenen Bauten der Siedlungen aus: aus dem Zentrum, aus Hausern der Siedlungsovale sowie aus den radialen Hauserreihen. Das Fundmaterial wurde nach Hausbefunden beurteilt. Es wurden etwa 5.000 vollstandige Gefalse, Gefafiteile und Ein­zelfragmente berticksichtigt und die GefaBtypen sowie das Verzierungsschema herange­zogen. Die Berechnungen ergaben, daB die Parameter der Fundkomplexe in den meisten Positionen tibereinstimmen. Von diesem homogenen Untergrund hob sich jedoch das Fundmaterial von Haus 2 ab, das dem alteren Fundmaterial der Tomasevka-Gruppe naher stand. Auch Haus 3 ahnelte ihm in dieser Hinsicht. Beide wurden der fruhen Bebauungs­phase von Tal'janki zugewiesen. Ryzov schloB daraus, daB die Bebauung von Tal'janki in zwei Phasen erfolgte. Zunachst entstanden die Hauser des zentralen Bereichs und des ersten Ovals, wahrend man in der zweiten Siedlungsphase die Bauten des zweiten Ovals errichtete und den zentralen Bereich weiter bebaute. In der Endphase existierten samtli­che Hauser gleichzeitig, bis sie durch ein groBes Feuer vernichtet wurderr".

Aus obigen Ergebnissen folgt, daB die groBen Tripol'e-Siedlungen nach und nach entstanden. Es laBt sich eine erste Bebauungsphase erkennen - bisweilen in Form verein­zelter Bauten, die nicht nach einem Plan errichtet wurden. Es folgte eine Phase planvoller Bebauung, wahrscheinlich in Form von ovalen Strukturen, aber auch von RadialstraBen oder von WohnvierteIn im Mittelteil der Siedlung. Dann schloB sich eine Phase erwei­terter, aber planvoller Bebauung, vorwiegend am Siedlungsrand, an, die mit der Zersto­rung der Siedlung durch Feuer endete. Die aufgezahlten Phasen fallen in einen relativ kurzen Zeitabschnitt, denn im Keramikinventar unterschiedlicher Baustrukturen lassen sich kaum Unterschiede erkennen. Dies entspricht der absoluten Datierung, die belegt, daBjede Siedlungsphase nicht langer als 50 bis 70 Jahre andauerte.

Siedlungsgeschichte

Vegetationsgeschichtliche Beobachtungen

In den GroBsiedlungen Tal'janki, Majdaneckoe und Dobrovody wurden Pollenprofile erstellr", Gegen Ende des Atlantikums wurde das von der Tripol'e-Kultur besiedelte Ge­biet zwischen stidlichem Bug und Dnepr von einer Wiesen-Waldsteppe bedeckt, die auch Waldstticke mit Eiche, WeiBbuche, Ulme sowie anderen Laubholzern aufwies. Die Pol­lenprofile von Majdaneckoe sind fur die Waldsteppe typisch. Wir konnen drei Schichten unterscheiden: Die untere entspricht dem sterilen Horizont unter der Kulturschicht. Sie

2R PbDKOB 1990, 83-90. 29 IIaIIIKeBH'I 1989, 132 f.; KpeMeHeUKHH 1991, 110-113.

57 GroJ3siedlungen der Tripol'e-Ku1tur

enthalt Pollen von Laubbaumen. Die Grasdecke war fur eine Getreide-Grassteppe ty­pisch. Die beiden oberen Schichten zeigen Veranderungen der Vegetation an, die durch die hier lebende Bevolkerung beeinfluBt wurde. So nimmt in der zweiten Schicht (B) der Anteil an Baumpollen ab, wahrend bei den Graspollen auch Reste von Getreidepollen auftreten. In der oberen Schicht geht der Anteil der Baumpollen noch weiter zuruck und das Graserspektrum verliert seine Vielfaleo.

Die Pollenanalyse von Dobrovody und Tal'janki ergibt ein ahnliches Bild. Laubwal­der mit Eiche, WeiBbuche, Ulme und Ahorn besetzten die Westhange der Schluchten, das Unterholz bestand aus NuBwald. An den Flussen und Hangen wuchs Auwald mit ErIe, Weide, Pappel und Ulme. Das Unterholz bestand aus Holunder, Schneeball, Kreuzdorn und schwarzer Johannisbeere. An den Sudhangen dehnten sich Gras-Wiesensteppen aus, in denen Graser mit einem hohen Anteil an Mesophyt-Grasern dominierten".

In der zweiten Halfte des Atlantikums und Anfang des Subboreals bewirkte das zunehrnend feuchte Klima eine Mesophytisierung der Grasdecke, es kamen Feuchtigkeit liebende Geholze auf, und in den Waldern sowie in der Waldsteppe kam die Buche binZU

32.

Die nachfolgenden Klimaschwankungen des Subboreal bewirkten eine weitere Ver­anderung in der Pflanzendecke der Waldsteppe, schlielilich breiteten sich Steppenforma­tionen aus. Im Endergebnis kam es in der Wirtschaft der Tripol'e-Kultur zu einem grundlegenden Wandel. Es erfolgte ein Niedergang der fur die Bliitezeit der Tripol'e­Kultur typischen Landwirtschaft. Nach V. Petrenko herrschten in der Ukraine in der Kup­fer- und Bronzezeit folgende palaogeographische Bedingungen: Tripol'e A (Frilhtripol'e) entspricht einer trockenen Klirnaphase, Tripol'e B (mittleres Tripol'e) einer Feuchtphase, wahrend Tripol'e C 1 und die Usatovo-Kultur in den Abschnitt einer gemalligten Feuch­tigkeit und schlieBlich die Zeit der Grubengrabkultur in einen trockenen Klirnaabschnitt fallen33

. Wir erkennen daraus, daB die Trager der Tripol'e-Kultur in die Waldsteppe vor­drangen, als die klimatischen Bedingungen fur eine auf Bodenbau und Viehhaltung beru­hende Komplexwirtschaft am giinstigsten waren. An der Wende vom Atlantikum zum Subboreal kam es zu einer Klimaanderung, welche die Wirtschaft der "Kurgankulturen" vom Typ der Grubengrabkultur begunstigte. Diese Beobachtungen werden auch durch das archaologische Fundbild des Bug-Dnepr-Gebietes fur die Zeit nach der Tripol'e­Kultur, in der ausschlielilich Kurgane der Grubengrabkultur belegt sind, gut illustriert'",

Siedlungsaufbau und Architektur

In den groBen Tripol'e-Siedlungen sind heute 140 verschiedene Bauten untersucht, die meisten davon in den letzten 20 Jahren. Am vollstandigsten wurde die Bebauung von Majdaneckoe (32 Hauser), Tal'janki (23 Hauser) sowie Veselyj Kut (25 Bauten) erfaBes.

Wir haben es mit den sog. "Tripol'e-Plattformen" zu tun. Die Berichte tiber diese Bau­werke beruhen auf den Befunden von Ausgrabungen, die in der Regel 40 bis 50 Jahre

30 KpeMeHeUKHH 1991, 110 f. 31 IIaUIKeBH'f 1989, 133-136. 32 51HymeBH'f u. a. 1993,145. 33 IIeTPeHKo 1992,23-25. 34 ApXeOJIOIHSI 1985, 282 Karte 8. 35 Kpyu 1990,43-47; Bmrettso 1990a, 115-120.

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Abb. 7. Majdaneckoe. Siedlung. Bereich der durchgehenden Bebauung. - a Ausschnitt der Grabungsflache im Jahre 1987; b Rekonstruktion der Hauser, ObergeschoB; c Gruben der ersten Bebauung. - 1 Konturen der

P1attforrnen; 2 Innenausstattung, Herde, Pilaster, Altare; 3 Gruben.

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Abb. 8. Hauser der Tripol'e-Kultur. 1 Majdaneckoe, Rekonstruktion eines Hansinnem aufgrund des Grabungs­befundes; 2 Rassochovatka, Tonmodell eines zweistiickigen Hauses.

59 GroBsiedlungen der Tripol'e-Kultur

zuriickliegen und von T. Passek und Ju. Kricevskij durchgefiihrt wurderr". Seit Beginn der siebziger Jahre kam es durch Anwendung neuer Methoden zu einer anderen Deutung der Plattformen. Diese neue Deutung geht auf die Ausgrabung von V. Markevic und K. Zin'kovskij zuruck", der heute die meisten Forscher der Tripol'e-Siedlungen zustimmen".

Die untersuchten Bauten der Tripol'e-Siedlungen bestehen aus rechteckigen Agglo­merationen aus gebranntem Lehm in einer Lange von 6-10 bis zu 20-30 m und einer Starke von 0,1-0,3 m. Der verwendete Lehm ist mit organischem Material (Getreide­abfallen) gemagert. Die versttirzten Reste der Bauten konnen aus einer oder zwei bis drei Lehmbewurfschichten bestehen, einzelne Teile der Bauten aber auch aus gebranntem Lehm ohne pflanzliche Magerung; das sind in der Regel verschiedene Pflasterungen, Reste von Ofen, Herden und Altaren (Abb.7). Uber einem groben Lehmbewurf mit Hackselmagerung treten Spuren von Stuck aus reinem Lehm auf, der bisweilen rot ge­farbt ist. Die seinerzeit von Passek und Kricevskij vorgelegte traditionelle Rekonstruktion sah in diesen Befunden die Uberreste von Hausfulibdden. Sie waren so entstanden, daB man Lehm auf einem auf der Erde verlegten Belag verstrich, der anschlieBend mit Hilfe eines dartiber angelegten Feuers gebrannt wurde. Die Lehmbewurfschichten galten als Spuren zahlreicher Renovierungen und der allmahlichen Vergrolierung des Hauses, weil die darin lebende Familie grober geworden sei39

. Die unter der Lehmbewurfschicht liegenden Funde von Keramik, Arbeitsgeraten und Tonplastiken erklarte man durch kultische Opfer anliiJ3lich ritueller Handlungen wahrend des Hausbaus40

.

Verschiedene Beobachtungen veranlaBten Markovic, die bisherigen Vorstellungen tiber den Hausbau der Tripol'e-Kultur zu uberprufen. Seiner Meinung nach sind die Lehmbewurfschichten mit Abdriicken von Holzkonstruktionen Reste von Uberdachun­gen. Zahlreiche Funde von Hausrat unter dem Lehmbewurf sprechen dafur, daB es sich hier urn Raume (Wohn- oder Wirtschaftsraume) handelt, die von Versturzmassen der zusammengebrochenen Uberdachung bedeckt waren. Bei einer sorgfaltigen Untersu­chung der Grabungsobjekte zeigte sich, daf sich Ofen bzw. offene Herde nicht nur auf dem Erdboden befanden, sondern auch dartiber auf den Zwischendecken. Das heiBt, daB sich auch auf diesem Niveau, das somit einem zweiten Stockwerk entsprechen konnte, moglicherweise Wohnraume befanden'".

Die Untersuchungen von Zin'kovskij wahrend der Ausgrabungen in Majdaneckoe von 1972 bis 1974 bestatigten diese Rekonstruktion, denn hier bestanden die Wohnkom­plexe aus Bauten mit zwei Stockwerken und mit einer Uberdachung des Hausbodens'".

Bei spateren Ausgrabungen konnte dieser Konstruktionstyp auch fur Tal'janki nach­gewiesen werden. Es wurde deutlich, daB die friiher von A. Spicyn und M. Jakimovic in den GroBsiedlungen von Vladimirovka, Staraja Buda, Kolodistoe sowie an anderen Stel­len untersuchten Plattformen43 sich von den oben genannten nicht unterscheiden. G. Buzjan und E. Jakubenko sind zurn Ergebnis gekommen, daf es sich auch in Kosenovka urn zweistockige Bauten handelt".

36 KpWleBCKHH 1940,479-592; IIacceK/KpWleBcKHH 1946,14-22; Ilaccex 1949,83; 136 Abb. 38, b; 72. 37 Mapxcnas 1981,76-88; 3iH'KOBCKHH 1975, 13 ff.; 3HHKOBCKHH 1976,36--49. 38 Kpyu 1990,45 f.; Ilbaarnia/Bineaxo 1987a, 59-62; ny3.IIH!.5IKy6eHKo 1990,58-64. 39 Kpn-rcacxatt 1940,568-570. 40 KpwreBCKHH 1940,577-580. 41 MapKeBH'I 1990,47-51. 42 3iH'KOBChKHH 1975; 13-21. 43 Binenxo 1992,8 f. 44 ny3.IIH!.5IKy6eHKo 1990,58-64.

61 GroBsiedlungen der Tripol'e-K.u1tur

Eine Besonderheit der meisten Bauwerke der groBen Sied1ungen ist, daf in der Re­gel das zweite Stockwerk bewohnt war. Dort befanden sich ein Ofen oder ein offener Herd, standen Vorratsgefalie und weitere Keramik. Das erste Stockwerk, das gewohnlich weder Herdstellen noch Ofen besali, diente anscheinend nur wirtschaftlichen Zwecken. Hier finden wir Tongeschirr und Uberreste von vertika1en Webstiihlen, wahrend an den freien Stellen wahrscheinlich das Vieh untergebracht war (Abb. 8,1). Ferner sind verein­zelte Wirtschaftsbauten zu nennen, darunter auch zweistockige, Es sei betont, daf die Ausstattung der einzelnen Hauser manchma1 bis in die Einzelheiten der Ausstattung der bekannten Tonmodelle der Tripol'e-Kultur von Popudnja und Suskovka45 entspricht. Wie das zweite Stockwerk ausgesehen haben mag, wird aus dem Modell eines zweistockigen Hauses der Tripol'e-Sied1ung Rassochovatka deutlich. Hier erkennt man ebenfalls eine Flechtwerk-Pfostenkonstruktion der Wande (Abb. 8,2/6

Wir haben die Grelle der untersuchten Hauser unter der Voraussetzung, daB zwei Stockwerke vor1agen, ausgewertet. Danach entfallen 82,3 % auf Bauten mit einer Ge­samtflache von 60-160 m2 und 10,1 % auf solche von 270-400 m2 Grobe, wahrend die tibrigen Objekte eine Grelle von bis zu 50 m2 haben", Smaglij zeichnete in seiner inter­pretation der geomagnetischen Vermessung und Kartierung von Majdaneckoe ein analo­ges Bild. Es ist jedoch zu berucksichtigen, daB die Anomalien der Vermessung zwar un­gefahr der rea1en Grolie der Wohnbauten entsprechen, was fur die Konturen, aber nicht fur den Aufbau der Hauser aus einem oder aus zwei Stockwerken zutrifft (Abb. 9/8

• Die allgemeinen Tendenzen stirnmen jedoch tiberein.

Wie die Ausgrabungen zeigten, liegen zweistockige Wohn- und Wirtschaftskomp1e­xe vor, bei denen das zweite Stockwerk bewohnt war. Man beheizte die Wohnraume mit offenen Feuerstellen. Sie bestehen aus einem ungemagerten Lehmpflaster, von durch­schnittlich 2 m x 2 m Grelle bei 0,30-0,40 m Dicke. Das Feuer wurde jeweils in der Mitte ange1egt. Der Rauch zog durch eine Offnung von 0,30-0,40 m Durchmesser im Dach des Obergeschosses ab, das mit Lehm bestrichen, mit Stuck bedeckt und gefarbt war. Bei den tonemen Hausmodellen der Tripol'e- Kultur kommen auch Kuppelofen vor, die durch Ausgrabungen allerdings noch nicht nachgewiesen werden konnten'". Das zweite Stockwerk enthielt entweder zwei Raume (9,2 %) oder haufiger einen Raum (90,8 %) mit Herden oder Ofen. Die Ansicht von Passek, es hatte auch "Tripol'e­Plattformen" mit mehreren Raumen gegeben, lief sich durch die neuen Ausgrabungen nicht bestatigen. Die Wohnraume weisen auBer Herden manchmal Lehmbanke (L 4-8 m, B 0,4 m, H bis 0,2 m) an einer Wand auf, femer Mahlsteine und eingetiefte Tontroge. Kultplatze, .Altare" in Form einer rundlichen oder kreuzformigen Erhohung, sind durch Ausgrabungen nachgewiesen und auch aufgrund von Tonmodellen bekannt'", Es sei be­tont, daf in zahlreichen Siedlungen Spuren roter Bema1ung auf einzelnen Partien des Lehmbodens festgestellt wurden. In Kosenovka ge1ang der Nachweis eines bemalten Lehmbewurfs fur den FuBboden des ersten Stockwerks. Diese Tradition diirfte mit der Tripol'e-Ku1tur Mo1daviens und des Dnestrgebietes zusammenhangerr''.

45 Ilaccex 1949,95; 100; 122; 125 Abb. 50,4; 54; 55; 68; 69. 46 Apxeonoris 1971, 192. 47 Biaeaxo 1992, 8. 48 IIIMafJIHH 1980,202 f. 49 Ilaccex 1949, 122; 125 Abb. 68,2.3; 69,1-4. 50 Ilaccex 1949, Abb. 40; 44 b,4-6; 68,3. 51 ny3RH/5IKy6eHKo 1990,61.

62 Michail Videjko

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Abb. 9. Majdaneckoe. Siedlungsareale. 1 Wohnviertel; 2 Eingang, inneres Oval; 3 Teil der Ringbebauung. ­a Konturen der Hauser nach der geomagnetischen Vennessung; b Hausbefunde.

Zur Ausstattung des Wohn- und Wirtschaftskomplexes gehoren zwischen 10 bis 20 und 120 bis 150 Tongefalie verschiedener Typen, femer Gerate zur Bodenbearbeitung, zur Herstellung von Gewebe und Kleidung sowie fur andere hausliche Gewerbe. Unter der Keramik dominieren groJ3e doppelkonische oder birnenformige Gefalie, femer Ku­chengeschirr zur Nahrungsbereitung und Schalen.

AuJ3er Wohn- und Wirtschafts- sowie reinen Wirtschaftsbauten gab es in den Sied­lungen anscheinend noch offentliche Bauten. Ein Befund dieser Art, der Komplex "M", wurde in Majdaneckoe ausgegraben. Es handelt sich urn ein zweistockiges Bauwerk (Grundflache 24 m x 7 m) mit einer Gesarntflache von 336 m2

• Das ObergeschoJ3 bestand 2aus zwei Raumen von 7 m xIS m (lOS m ) und 7 m x 9 m (63 m2

) Grolle. In dem grolle­ren Raurn befanden sich an den Wanden Reste von Lehmbanken, Ihre Breite betrug 0,4 m, die Hohe 0,2 m. Diese Banke bestanden aus mit Hacksel gemagertem Lehrn, wa­ren mit Stuck bedeckt und wiesen Spuren einer roten Farbe auf. Hier befand sich auJ3er­dem ein kleeblattformiger Herd. Der kleinere Raum wies einen gut geglatteten FuJ3boden auf, der mit Lehrnstuck bedeckt und rot bemalt war. Dieser durch einen offenen Herd beheizte Raurn enthielt mehrere bemalte Tongefalie und Mahlsteine, Das Gebaude mit der ungewohnlichen Gestaltung und Inneneinrichtung war vielleicht der Versarnmlungs­platz einer bestimmten Gruppe der Siedler von Majdaneckoe".

Die Bevolkerung, welche die GroJ3siedlungen der Tripol'e-Kultur schuf, errichtete auch ein fur diesen Raurn ungewohnliches System von Verteidigungsanlagen. Es bestand aus den zweistockigen Wohn- und Wirtschaftskomplexen, die in Abstanden von 0,5­

52 Ilbaarnin/Binenxo 1993, 56 f. Abb. 4,5-6.

3

63 GroBsied1ungen der Tripol'e-Kultur

Abb. 10. Majdaneckoe. Sied1ung. Rekonstruktion der Bebauung und Befestigung.

1,5 m parallel zueinander lagen. Sie waren in der Hohe des zweiten Stockwerks unterein­ander verbunden. Der Zugang zu den Behausungen befand sich an der Innenseite der Siedlung, so daB die Schmalseiten mit den Rundfenstem im Obergeschof nach auJ3en wiesen (Abb. 10). Ein derartiger Bauabschnitt wurde in Majdaneckoe in einer Lange von 200 m ausgegraben (Abb. 7,a-b; Abb. 11,2). Dieser Bereich gehort zurn zweiten Oval der Siedlung. In Majdaneckoe wurde bereits fruher der Komplex "M" im ersten Oval unter­sucht. Er wies die gleiche Konstruktion auf.

Vor diesem Komplex lagen femer Reste einer an der Basis bis zu einem Meter brei­ten Stampflehmmauer, die hier die Verteidigungsanlagen verstarkte und 4-5 m vor der aus Hausern bestehenden Fortifikation verlief53

. Eine Analyse der Siedlungsplane und der Luftbildaufnahmen anderer Siedlungen zeigt, daB die meisten von ihnen aus zwei Verteidigungslinien bestehende Befestigungen aufweiserr".

Die geomagnetische Vermessung ergab im Falle von Majdaneckoe auch Uberreste von Bauwerken im Siedlungszentrum. Ihre GroBe betragt, wenn wir von den Vermes­sungsanomalien ausgehen, 400-600 m", Handelt es sich urn Reste von Heiligttimem? Diese Objekte wurden bisher noch nicht untersucht.

Im Zuge von groliflachigen Ausgrabungen konnte ein Verteilungssystem von un­terschiedlich grolien Wohn- und Wirtschaftseinheiten innerhalb der ovalen Sied­lungsstrukturen errnittelt werden. Man erkannte, daB in Majdaneckoe in einem solchen Areal Komplexe von 60-160 m2 Grofe mit solchen von 20-300 m2 abwechseln. Die ein­fachen Bauten wiesen die iibliche Innenausstattung und ein tibereinstimmendes Inventar auf. Bei den grofien Komplexen ist die Ausstattung uppiger, es kommen KultgefaJ3e und Tonplastiken vor: anthropomorphe und zoomorphe Statuetten, die oft in der Ver­fullung von mit Ascheschichten durchsetzten, in den FuJ3boden eingetieften Gruben konzentriert sind. Der Komplex ,,2" lieferte femer zwei Hortfunde au;s beinemen Anhan­gem und einer kleinen Kupferaxt. Auf ein solches "GraBhaus" und die zu diesem Komplex gehorenden Bauten entfallen jeweils 12 bis 16 standardisierte Wohn- und Wirtschaftseinheiten'", Wenn dieses System nicht auf Zufall beruht, liegen hier viel­

53 Illwarnirt/Biaeaxo 1987a, 60-64. 54 IIIHmKiH 1985,72-77 Abb. 2-4. 55 BHlleil:Ko 1990. 116-118.

64 Michail Videjko

leicht Wohnstatten einer bestimmten Gruppe vor, die grofier als eine gewohnliche Fa­milie war.

Fiir Untersuchungen zum Aufbau von Grobsiedlungen stehen uns heute 24 Luftbild­aufnahmen sowie zwei veroffentlichte Plane der geomagnetischen Vermessung zur Ver­ftigung". Daraus lassen sich bestimmte Vorstellungen iiber die Planung der Siedlungen ableiten (Abb. 2; 4; 5). Zunachst sei auf die Plane der geomagnetischen Vermessung eingegangen, da sie genauer und detaillierter sind.

Die Siedlung Tal'janki (Abb.5) weist geschlossene Konturen in Gestalt von zwei Ellipsen auf. Sie schlielien sich, getrennt von einem 70-100 m breiten, unbebauten Raum, eng aneinander. Im Siidteil der Siedlung ist eine innere Reihe erkennbar, die parallel zu den beiden erstgenannten verlauft und von der ersten 50-70 m entfemt liegt. Der Zwi­schenraum war hier allerdings nicht frei. Bei der ersten Ellipse mit Wohnbauten war der Nordteil am starksten bebaut. Hier sind radiale, zum Zentrum hin verlaufende Hausreihen zu erkennen. Im Zentrum liegt eine unbebaute, etwa 60 ha grolie Flache. Die radiale Be­bauung des Zentrums konnte durch Ausgrabungen bestatigt werden (Hausergruppe 2, 4, 5, 6 sowie die Hauserpaare 11/12 und 15/16). Die Lange der radialen Reihen betragt 100-300 m. Sie bestehen aus Bauten unterschiedlicher Grobe, doch wird die Fluchtlinie der .Fassaden" jeweils beibehalten. Hier kann eine StraBe vermutet werderr",

Die Siedlung Majdaneckoe (Abb. 4) besteht ebenfalls aus zwei ineinander gesetzten ovalen Strukturen, zwischen denen ein unbebauter Zwischenraum von 70-100 m Breite liegt. In manchen Partien der Siedlung kommen Hinweise auf ein drittes oder viertes Hauseroval zum Vorschein, auch wenn die Bebauung hier stellenweise ungeordnet wirkt. Im zentralen Bereich der Siedlung fallen unbebaute Flachen von 4-6 ha Grofe auf. Hier lassen sich auch ganze Wohnviertel sowie StraBenziige erkennen (Abb.11,l-2). Einige StraBen setzen an Liicken in der Hauserellipse ein, die offenbar Eingange zum zentralen Teil der Siedlung darstellerr".

Auf den Luftbildem sind femer aulierhalb der Siedlung ringformige Strukturen aus­zumacherr". Sie gehoren moglicherweise zu kiinstlichen Aufschiittungen mit einer Hohe von bis zu zwei Metem und einem Durchmesser von 40-60 m (Abb. 2). Dies sind jedoch keine Grabhiigel. Vielleicht handelt es sich um Reste von Heiligtiimem, die von Graben umschlossen waren, in der Art, wie sie in Mitteleuropa aus dem Lengyel- und Polgar­Kreis bekannt sind.

Eine Anzahl von Siedlungen zeigt nach den Luftbildem eine analoge Struktur, z. B. Vladimirovka, Nebelevka, Dobrovody, Glybocek, Cicerkozovka u.a. (Abb. 11; 12)60. Daneben kommen Siedlungen mit dreieckigem Grundrif und einer ausgepragten Bebau­ung durch "Wohnviertel" wie in Jatranovka und Pescanaja vor'". Sie sind allerdings klei­ner als die oben erwahnten Siedlungen. Die Siedlungsstruktur durfte stets von der Anzahl der Wohn- und Wirtschaftseinheiten abhangen,

Der fur die Grolisiedlungen typische GrundriB aus geschlossenen Ovalen und un­bebauten Zwischenraumen tritt seit der Stufe Tripol'e B II (Vladirnirovka) auf und bleibt bis zum Ende dieses Siedlungstyps erhalten. Es liegt also eine konstante Bautradition

56 IlIHIIIKiH 1985, Abb. 2-4; IlIMarJIHH 1980, Abb. 2; Kpyu 1989, Abb. 3. 57 Kpyu 1990,43 f. 58 IlIMarJIHH 1980, 198-203. 59 IlIHIIIKiH 1973, Abb. 2. 60 IlIHIIIKiH 1985, Abb. 2; 3. 61 IlIHIIIKiH 1985, Abb. 3.

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Grobsiedlungen der Tripol'e-Kultur

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66 Michail Videjko

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Abb. 12. Tripo1'e-Kultur. Umgezeichnete Luftbildaufnahmen von GroBsiedlungen. 1 Glybocek; 2 Nebe1evka; 3 Jatranovka. Nach Illamxia 1985.

vor, die im Gebiet zwischen sudlichem Bug und Dnepr tiber Jahrhunderte beibehalten wurde.

Siedlungsarchaologische Beobachtungen in Kleinraumen

Die gut erarbeitete Periodisierung der Tripol'e-Kultur zwischen Bug und Dnepr, ihre Kartierung sowie die Aufschlusse tiber Umfang und Dichte der Bebauung lassen be­stimmte Strukturen der Siedelweise in den einzelnen Phasen erkennen (Abb. 13). Inner­halb einer Phase existierten neben GroBsiedlungen (100-400 ha) auch mittelgroBe (20­60 ha) sowie kleine (2-10 ha) Niederlassungen. Die Kartierung ergibt, daB in einem Um­kreis von drei bis zehn Kilometem urn die GroBsiedlungen ein bis zwei mittlere oder zwei bis drei kleine Nierlassungen liegen. ill diesem Areal existierten zwei bis vier Siedlungs­gruppen gleichzeitig, d.h. zwei bis drei groBe Zentren mit ihren "Trabanten". Die Entfer­nung zwischen den Gruppen betragt 20 bis 60 km. Eine GroBsiedlung ubertrifft in der Regel die anderen erheb1ich an Umfang'",

62 Bineaxo 1992, 11.

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Abb. 13. Tripol'e-Kultur. Verbreitung der griiBten Sied1ungen. - a GroBsied1ungen;b kleine Sied1ungen. - 1 Majdaneckoe; 2 Tal'janki; 3 Dobrovody; 4 Kosenovka; 5 Mosurov 2; 6. Mosurov 3; 7 Tal'noe 2; 8 Tal'noe 3.

Abb. 14. Tripol'e-Kultur, Verbreitung der Gruppen Vladimirovka, Nebe1evka, Tornasevka und Kosenovka nach Phasen. - 1 Vladirnirovka-Gruppe: 1-4 Gordasovka; 5 Po1onistoe; 6 Michaj1ovka; 7 Vladimirovka; 8 Mas1ovo. - 2 Nebe1evka-Gruppe 1: 1 Nebe1evka; 2 Torgovicja; 3 Pescanaja; 4 Jampol'; 5 Andreevka. - 3 Nebe1evka-Gruppe 2: 1 Glybocek: 2 Krivye Ko1ena; 3 Ko1odistoe; 4 Lekarevo; 5 Peregonovka; 6 Ostrovec. - 4 Tomasevka-Gruppe: 1 Verchnjacka; 2 Popudnja; 3 Tal'noe 1; 4 Staraja Buda. - 5 Tornasevka-Gruppe 2: 1 Cicerkozovka; 2 Novaja Ukrainka; 3 Rassochovatka; 4 Dobravody; 5 Suskovka; 6 Jatranovka; 7 Petroo­strov, - 6 Tomasevka-Gruppe 3: 1Kocerzincy; 2 Dmitruski; 3 Staryj Baban; 4 Tal'janki; 5-7 Mosurov 1-3; 8 Majdaneckoe; 9.10 Tal'noe 2-3; 11 Vasil'kov. -7 Tornasevka-Gruppe 4: 1 Tomasevka; 2 Cernovody: 3 Kor­

ievaja Slobodka; 4 Bondarka; 5 Goncaricha. - 8 Kosenovka-Gruppe,

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Michail Videjko

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69 GroBsiedlungen der Tripol'e-Ku1tur

Jede Mikrogruppe konnte aus einer groBen Siedlung, wie z. B. Gordasovka 1 (130 ha), und drei kleineren Siedlungen (Gordasovka 2,3,4) mit einer Flache von 3­10 ha bestehen, die in einem Umkreis bis zu sieben Kilometem entfemt lagen. Majda­neckoe (270 ha) besaB die beiden Trabantensiedlungen Tal'noe 2 (9 ha) und Tal'noe 3 (2 ha), 5-7 km voneinander entfemt. Wir kennen sodann einen zweiten Typ von Gruppie­rungen: Typ Dobrovody (250 ha), Suskovka (100 ha) und Jatranovka (40 ha), analog sind Glybocek (100 ha), Krivye Kolena (50 ha) und Kolodistoe (50 ha). Vielleicht wird bei weiteren Untersuchungen der Region die Zahl der 2-3 ha groBen Siedlungen etwas zu­nehmen. Das zeigten die Ausgrabungen von 1990, als gleich zwei derartige Siedlungen (Tal'noe 2 und Tal'noe 3) im relativ gut erforschten Umkreis von Majdaneckoe entdeckt wurden64

Es wurden auch kleinere Siedlungen (Mosurov 1, Tal'noe 2) archaologisch unter­sucht. In Tal'noe 2 gruben Kruc und Videjko im Jahre 1990 sieben Wohn- und Wirt­schaftskomplexe aus; Zagnij untemahm die geomagnetische Vermessung. Die Siedlung hatte eine Grefe von etwa 9 ha; ein Teil war bereits durch Bauarbeiten zerstort. Hier waren die Wohnstatten in zwei Kreisen angeordnet, die von einer 10-15 m breiten, unbe­bauten Zone voneinander getrennt waren. Die Hauserreihen lagen jeweils 1-2 m vorein­ander. Es sind kleine (4 m x 13 m) und grofere (4 m x 26 m und 22 m x 8,5 m) Bauten vertreten. Dabei handelt es sich um die ublichen zweistockigen Wohn- und Wirtschafts­komplexe, bei denen die Wohnetage oben lag. Die Innenausstattung ist standardisiert: offene Herdstellen, Lehmbanke an den Wanden, gefarbter FuBboden. Die Hauser unter­scheiden sich nicht von denjenigen der GroBsiedlungen. Wir finden Arbeitsgerate fur den Bodenbau und die hauslichen Gewerbe. Die Besonderheiten der Keramik zeigen, daB diese Fundstelle mit der 7 km entfemt gelegenen Siedlung Majdaneckoe zu synchronisie­ren ist65

• Es fallt auf, daB in Tal'noe 2 Befestigungen fehlen und daB die Hauser frei an­geordnet sind. Offenbar vertrauten die Siedler auf den Schutz und die Zuflucht in der benachbarten Grofisiedlung Majdaneckoe. MittelgroBe Siedlungen wurden bislang selte­ner untersucht. Hier gibt es keine Plane geomagnetischer Vermessungen.

Wirtschaft

Ackerbau und Viehzucht

Nach den palaobotanischen Untersuchungen wurden in dem mer besprochenen Zeitab­schnitt folgende Nahrungspflanzen kultiviert: Spelzweizen (es dorniniert Emmer, dane­ben treten Einkom und Spelz auf), Spelz- und Nacktgerste, Saathirse, Erbse und Enri­ville-Wicke. Das spricht fur einen primitiven Bodenbau und dafiir, daB der Anbau den okologischen Besonderheiten der Waldsteppe entsprach. Spelzweizen ist resistent gegen Trockenheit, Krankheiten, Schadlinge und schnell rei:r6

. Die Saaten waren in der Regel rein. Es wurde Feldbau betrieben'", An Geraten zur Bodenbearbeitung waren Hacken aus Hirschgeweih und Stein bekannt. Es gibt auch indirekte Zeugnisse fur die Verwendung des Pfluges, wie Darstellungen von Gespanntieren oder spezifische Spuren an den Kno­

64 Kpyu/Bineaxo 1990,31 f. 65 Kpyn/Bincaxo 1990,32. 66 IIallIKeBH'l 1989, 134-139. 67 51HyrneBH'l u. a. 1993, 144-149.

70 Michail Videjko

chen der beim Pflugen eingesetzten Rinder 68 . Berechnungen zufolge laBt sich eine Bo­

denbearbeitung unter Verwendung von Hacken auf grolieren Flachen der Waldsteppe mit dem Agrarzyklus dieser Region nicht vereinen. Ein holzerner Hakenpflug ermoglicht es dagegen, die Bodenbearbeitung urn mindestens das Ftinffache zu beschleunigenf". Somit gewinnt die Annahme eines Pflugackerbaus in der Tripol'e-Kultur dUTCh S. Bibikov an Wahrscheinlichkeit".

Die Aufschltisse tiber die Umwelt zeigen, daB rings urn die GroBsiedlungen groBe Wiesensteppen lagen, die auch als Felder bestellt werden konnten. Das machte einen Bodenbau moglich, bei dem nach der Bodenverarmung der alten Felder jeweils neue angelegt wurden. Grundlage dieses Systems ist der Anbau von Sommergetreide (zweizeiliger Weizen, Gerste). Der Nachweis von Erbsen- und Bohnenarten laBt an einen Fruchtwechsel denken. Dadurch lieB sich die Nutzungsdauer der bebauten Flachen ver­Iangern. FUr ein Anbausystem mit einer Verlegung der Anbauflachen spricht auch die kurzfristige Dauer der Siedlungen am gleichen Ort. Sie wurde von uns bereits friiher auf­grund der Periodisierung in den ftinfziger und siebziger Jahren errechnet. Die Fruchtbar­keit der Felder dtirfte im Laufe der Zeit aufgrund des extensiven Bodenbaus abgenom­men haben, deshalb war man gezwungen, die Siedlung zu verlegen. Die kleinen Neben­siedlungen ermoglichten es, den Urnfang des landwirtschaftlich genutzten Areals zu er­weitem. Das Fehlen mehrschichtiger Fundstellen im hier beschriebenen Gebiet spricht dafur, daB die Bevolkerung die alten Siedlungsplatze und wohl auch die alten Felder nicht wieder aufsuchte. Falls das zutrifft, haben die Tripol'e-Leute hier im Verlauf von 700 Jahren 58-82 % der fur den Anbau geeigneten Flachen bearbeitet".

Die Viehhaltung war der zweitwichtigste Wirtschaftszweig der Tripol'e-Kultur. Nach den palaozoologischen Befunden dominierte in den Herden das Rind, daneben gab es Schweine, Schafe und Pferden. Es wurden vorwiegend Rinder geztichtet, vielleicht tiberwiegend zur Milchproduktion. Die Fleischversorgung wurde durch eine allmahliche Zunahme des Schweinebestandes gesichert. Die Anzahl von Schafen und Ziegen erhohte sich anscheinend nur wahrend einer Wanderung (z. B. bei der Ausbreitung der Ne­belevka-Gruppe), wahrend der Bestand sparer wiederum den ursprunglichen Status er­reichte. Eine Faunauntersuchung zeigt, daB aile Altersklassen der Tiere vorlagen. Das deutet auf eine gute Futtergrundlage hin73

. Die Wiesensteppen im Urnkreis der Siedlun­gen konnten eine betrachtliche Menge an Phytomasse hervorbringen, auch wenn man die Nutzung des Landes als Felder berucksichtigt. Daneben wurden die mit Wald bestande­nen Hange der Schluchten als Viehweiden genutzt. Dies muBte sich auf die Umwelt ne­gativ auswirken und zu einer Degradation der Wald-Biozonose fuhren'". Die weiten Landschaften ermoglichten es den Tripol'e-Leuten, diese Verluste zu kompensieren. Vielleicht war die intensive Viehhaltung neben dem Bodenbau mit ein Grund, der die Tripol'e-Bevolkerung veranlaBte, ihre Siedlungen an neue Stellen zu verlagem, die noch nicht landwirtschaftlich genutzt waren.

68 Tonmodelle von Schlitten mit einem bzw. mit zwei Rinder-Protomen stammen von Majdaneckoe, Tal'janki sowie aus verschiedenen weiteren Siedlungen der Tomasevka-Gruppe, Deformationsspuren an den Stierknochen wurden im Fundmaterial von Majdaneckoe durch den Palaozoologen O. Zuravlev festgestellt.

69 Kopotixosa 1980, 212-216. 70 DH6HKOB 1965,48-62. 71 BHlleJlKO 1989. 72 )KypaBJIeB 1990, 136 f. 73 )Kypaanes 1991. 74 Teucipyx/Boanap 1973.

71 GroBsiedlungen der Tripol'e-Kultur

Alle Fachleute stimmen uberein, daB die Konzentration von Sied1ungen in groBen Zentren zwangslaufig eine steigende Beeinflussung der Umwelt und eine Zerstorung des Okosystems im Umkreis verursachen mul3te75.

Spezialisiertes Handwerk

G. Korobkova hat Gebrauchsspurenanalysen an Arbeitsgeraten aus Fundstellen der Ost­Tripol'e-Kultur vorgenommen"; Feuerstein war das wichtigste Rohmaterial. In Vladimi­rovka wurde ein einheimisches Silexvorkommen ausgebeutet". In den Fundstellen der Tomasevka-Gruppe dominiert aus Wolhynien und vom Dnestr importierter Feuerstein. Nachweise der Feuersteinbearbeitung liegen bis auf Vladimirovka kaum vor. Man ge­winnt den Eindruck, daf die Herstellung von Silexerzeugnissen zentral erfo1gte oder daB bereits Fertigerzeugnisse (bzw. Ha1bfabrikate) bezogen wurden. Unter den Funden befin­den sich zahlreiche Sicheleinsatze, daneben treten Pfeilspitzen und Schaber auf. Die in­tensive Nutzung des Feuersteins wird daran erkennbar, daf aus unbrauchbar gewordenen Siche1einlagen Bohrer und Stiche1 zur Geweih- und Knochenbearbeitung hergestellt wur­den ". Aus Geweih des Edelhirsches wurden Hacken und Hammer, aus Knochen ver­schiedene Ahlen gefertigt. Ferner sind Hacken, Beile und Querbeile aus lokalem Felsge­stein belegt". Metallerzeugnisse kommen se1tener vor. So z. B. einige Ahlen und eine kleine Kupferaxt aus Majdaneckoe und ein brillenformiger Kupferanhanger aus Veselyj Kut, fur den Paralle1en aus dem Karpatengebiet bekannt sind'".

In Vese1yj Kut und Miropol'e konnten spezialisierte Topferwerkstatten nachgewie­sen werden". FUr die Topferei der Tripol'e-Kultur sind ein groBes Typenspektrum, stan­dardisierte Formen, komplizierte Omamente und eine ausgereifte Technik typisch. Die Gefalie wurden aus einzelnen Tonstreifen von Hand aufgebaut, groliere Gefalie aus Einze1teilen (obere und untere Halfte) zusammengesetzt. Eine Tendenz zur Formenver­einfachung von den alteren zu jungeren Stufen wurde bei der Periodisierung der Tripol'e­Siedlungen deutlich. Die Entwicklung verlief von rundlichen zu doppelkonischen For­men, die Typenvielfalt nahm ab82

. Bei der bemalten Keramik ist eine Verringerung der bemalten Partien typisch, Insgesamt liegt eine Abnahme des Zeitaufwands fur die Ke­ramikherstellung vor, was fiir eine spezialisierte Produktion sprechen diirfte.

Die Tripol'e-Leute verstanden sich auch auf die Herstellung von Geweben. Aus der Ost-Tripol'e-Kultur sind Funde, die auf das Weben hinweisen, noch recht selten'". Aller­dings treten in den Fundstellen der Tomasevka-Gruppe Hunderte von Webgewichten von vertika1en Webstuhlen auf. Es gibt 17 Fundkomp1exe mit jeweils 20 bis 84 kompakt liegenden Webgewichten. Jeder Wohn- und Wirtschaftskomp1ex enthie1t in der Regel einen Webstuhl; in zwei Fallen waren es zwei (Majdaneckoe Z 2 und P). Aber nicht in jeder Behausung befand sich ein Webstuhl. In Majdaneckoe entfallen auf 35 Komplexe

75 UaHHJIeHKo/IllMarJIHH 1975,33-36; Kpyu 1989, 128 f.; BHJIeHKO 1990b, 101. 76 Kopofixosa 1987, 184-190; 270-274 Taf. 53-57. 77 Ilaccex 1949; qepHbIIII 1951, 85-95. 78 Bestimmung von Korobkova nach dem Material aus Majdaneckoe. 79 lIIMarmH/BiJIeHKo 1987a, 60 f.; Ilaccex 1949, Abb. 47. 80 UBeK 1989, 112-115 Abb. 5,7; lIIMarmH/BiJIeHKo 1987a, Abb. 2. 81 UBeK 1978, 39 f. 82 Kpyu/Paxos 1985,46-53 Abb. 2. 83 Kopooxosa 1987, Taf. 53-57.

72 Michail Videjko

ca. 15 Websttihle, darunter neun Wohnstatten mit zehn Webstiihlen, die an einer Stelle der Siedlung konzentriert waren, dies mag fiir eine Spezialisierung sprechen'".

PaIao demographie

Schon seit Beginn der Erforschung der grolien Tripol'e-Siedlungen wurde versucht, Auf­schltisse tiber ihre Bevolkerungszahl zu gewinnen. Smaglij gab in den siebziger und An­fang der achtziger Jahre die Anzahl der Einwohner von Majdaneckoe mit 20.000 bis 24.000 an85

. Als dann neue Erkenntnisse tiber die Bebauung der Siedlungen vorlagen, wurde diese Zahl auf 6.000 bis 9.000 reduziert. Es erwies sich, daB nicht aIle Bauten auch Wohnstatten waren. Nach den Ausgrabungen entfallen nur zwei Drittel der Bauten auf Wohngebaude'",

Kruc legte eine interessante Variante von palaodemographischen und palaookonomi­schen Berechnungen VOT. Sie beruhen auf den Ausgrabungen von Tal'janki, weiterer Siedlungen sowie auf Prospektionen'" Danach mochten in Tal'janki auf 2.700 Bauten in der Bltitezeit 14.175 Einwohner entfallen, in Majdaneckoe 8.267. In den mittelgroBen Siedlungen mochten zwischen 617 (Pescanaja, 20 ha) und 1.544 Menschen (Jatranovka, 50 ha) gelebt haben. Die Bevolkerungsdichte konnte nach Kruc zur Zeit der groBen Siedlungen bis zu funf Personen pro km 2 betragen haben.

Die archaologischen Befunde legen es nahe, verschiedene geseIlschaftliche Struktu­ren vorauszusetzen. Eine Gruppe von Wohnbauten einer groberen Siedlung (bis zu 20 Hauser) mag von einer Gemeinschaft von 100 bis 140 Personen bewohnt worden sein. Dabei geht man von fiinf bis sieben Einwohnern pro Haus aus. Kleinere Siedlungen (vom Typ Tal'noe 2 oder Pescanaja) konnten 200 bis 1.400 Einwohner beherbergen. Die Ein­wohnerzahl der GroBsiedlungen konnte zwischen 2.500 (Vladimirovka, 80 ha) und 14.000 (Tal'janki) betragen. Eine solche Siedlung mochte mit ihrem Umland zwischen 5.000 bis 6.000 und 14.000 bis 19.000 Einwohner besessen haben. SchlieBlich durfte eine Lokalgruppe aus mehreren solchen Zentren mit ihrem Umland zwischen 9.000 bis 12.000 und 25.000 bis 34.000 Einwohner urnfaBt haben'", Das sind nattirlich nur Annaherungs­werte, die auf dem heutigen Kenntnisstand beruhen. Es zeichnen sich eine Tendenz zur Bevolkerungszunahme von Vladimirovka bis zur Phase 3 der Tomasevka-Gruppe sowie eine Abnahme der Bevolkerung zum Zeitpunkt der Herausbildung der Kosenovka-Gruppe abo Die Bevolkerungszahl der GroBsiedlungen zusammen mit dem Umland nahm stetig zu,

Gedanken zur Entstehung der GroBsiedlungen

Es gibt heute zwei Auffassungen tiber die Grunde, die zur Entstehung der Tripol'e­Zentren im Areal zwischen dem stidlichen Bug und dem Dnepr fuhrten, Eine Auffassung erklart ihre Entstehung in der Waldsteppe durch den Druck von Nomadenstammen aus dem Osten. Diese seien periodisch eingefaIlen, urn im Sommer Vieh zu weiden und

84 IIIMarJIHH 1986, 262 Abb. 5. 85 IIIMarJIHH 1982,202. 86 Ilbaarnia/Binertxo 1987a. 87 Kpyu 1989, 126 f. 88 Kpyu 1993,30-36.

73 GroBsiedlungen der Tripol'e-Kultur

Raubziige zu untemehmen. Im Verlauf des Kampfes mit den Steppenstammen kam es zur Integration der Tripol'e-Gemeinschaften und die befestigten GroBsiedlungen am Siidrand der Waldsteppe bildeten sich89

Die sogenannte Steppenbevolkerung ist in der Zeit von Tripol'e B und C I durch die Srednij Stog-Kultur sowie durch die Untere Michajlovka-Kultur belegt, femer durch Grabkomplexe, deren kulturelle Zuweisung bisher noch unbestimmt ist90

• Sie sind jedoch nicht in der Steppe verbreitet, sondem in den Flulitalern konzentriert, insbesondere am siidlichen Bug und am Dnepr sowie an ihren Nebenfliissen. Sie stammen von einer seB­haften Bevolkerung, deren Herden, bei denen das Rind dominierte, in Hausnahe gehalten wurden. An manchen Fundstelien dominieren die Wildtiere, was fur Jagdwirtschaft spricht. Diese Bevolkerung betrieb in den fruchtbaren Flufitalern aber auch Acker­bau. Geht man vom Getreidebestand und der Zusammensetzung der Herden aus, ist die hier vorliegende Form der erzeugenden Wirtschaft der "Steppenbevolkerung" am wahrscheinlichsten unter dem Einfluf der Tripol'e-Kultur an Bug und Dnepr ent­standen, wobei die Herausbildung der "Steppenkultur" zeitlich mit der Tripol'e-Kultur ubereinstimmt.

Im Aneolithikum gab es noch keine okonomischen Griinde fur eine Auswanderung der zahlenmaJ3ig geringen Bevolkerung aus den Flulltalem. Die Nomadenviehzucht als Wirtschaftssystem konnte erst entstehen, als Anfang des 3. Jts. v. Chr. in den Steppen Eurasiens eine umfassende Aridisierung einsetzte'". Das militarische und demographi­sche Potential jeder GroBsiedlung ubertraf die Moglichkeiten alier "Steppenkulturen" zusammen. Was die militarische Nutzung des Pferdes in der Srednij Stog-Kultur seit Beginn des Aneolithikums zu militarischen Zwecken anbelangt'", so ist diese Frage zu­mindest umstritten. Somit gab es an der Wende vom 5. zum 4. Jt. v. Chr. weder okologi­sche, okonomische noch militarische Voraussetzungen fur "Steppeninvasionen".

Lange Zeit wurde vermutet, die Tripol'e-Bevolkerung des Bug-Dnepr-Raums sei von einer Steppenbevolkerung verdrangt worden. Das brachte man mit den zahlreichen Hugelgrabern im Verbreitungsgebiet der groBen Tripol'e-Siedlungen in Zusammenhang. Die Ausgrabungen in Majdaneckoe, Tal'janki, Dobrovody und Cicerkozovka ergaben jedoch, daf die Primarbestattungen dieser Grabhugel erst aus der Zeit der spaten Gru­bengrabkultur stammen. Zwischen dem Verschwinden der Tripol'e-Siedlungen und der Anlage dieser Graber waren also 400 bis 500 Jahre verstrichen (Ende 4., Anfang 3. Jt. v. Chr.). Bei den Ausgrabungen der Grabhugel wurde eine ca. 0,2 m machtige Schwarzerdeschicht nachgewiesen, die die Tripol'e-Plattformen bereits zum Zeitpunkt der Aufschuttung der Hugel bedeckte'", Die Ausbreitung der Hugelgraber erfolgte, wie bereits betont, erst in einer Zeit der Ausdehnung der Steppe. Damit kann das Verschwin­den der Tripol'e-Siedlungen, darunter auch der GroBsiedlungen, kaum auf militarische Einwirkungen zuruckgefuhrt werden, sondem ist eher die Folgeerscheinung einer okolo­gischen Krise. Die Publikation von Kruc enthalt zudem die auf Berechnungen beruhende Annahme, daf die Tripol'e-Bevolkerung weitgehend zur Veranderung der Landschaft in

89 Bineaxo 1992, 10 f. 90 Kruc 1989, 129 f. 91 Tencria 1973; MOBIIIa 1993, 36-51. 92 Haxonaesa 1991, 85-87. 93 Tenerin 1973, 136-139. 94 lliMarrrHH/BHJl:eHKO 1987b, 131-135.

7.+ Michail Videjko

der Waldsteppe beigetragen hat (Abholzung der Walder, Feldbearbeitung)". Auch wir haben die starke landwirtschaftliche Durchdringung des Gebietes durch die Tripol'e­Kultur betont. Der Anteil dieser Bevolkerung an der Verscharfung der okologischen Krise in der Waldsteppe bedarf aber noch weiterer Forschung.

Eine andere Deutung der Entstehung der GroBsiedlungen beruht darauf, daf es sich urn einen mit den okonomischen Besonderheiten der Tripol'e-Kultur gekoppelten natiirli­chen Prozef handelt. 1m 5. J1. v. Chr. hatte die Tripol'e-Gesellschaft im Gesamtbereich zwischen Karpaten und Dnepr etwa das gleiche Niveau der wirtschaftlichen Entwick­lung. Die in der Regel kleinen Ansiedlungen (Grobe bis 10 ha) waren vom gleichen Typ. Die Bevolkerung dehnte sich periodisch aus den dicht besiedelten Arealen des Karpaten­gebietes, Moldaviens sowie des Dnestrgebietes nach Osten aus. Dabei machte das Wirt­schaftssystem, dessen Grundlage ein sich nicht weiter vervollkommnender extensiver Bodenbau und die Viehhaltung war, die Inbesitznahme irnmer neuer Landereien erfor­derlich. Fur jede Gemeinschaft war die wichtigste Lebensgrundlage die Kontrolle eines bestirnmten Territoriurns. Da es wohl ein entwickeltes Militarwesen gab, gewannen in der Regel die jeweils groberen Bevolkerungsgruppen die Vorherrschaft,

Bei der Ausbreitung der Bevolkerung entstand eine Fuhrungsschicht, welche fur die Landwirtschaft, die Bodenverteilung, die Beachtung des Kalenders, fur die damit zu­sammenhangenden kultischen Verrichtungen sowie fur militarische Operationen die Ver­antwortung trug. Die Genese der einzelnen Varianten der Tripol'e-Kultur, die den Zerfall der ehemaligen kulturellen und sozialen Einheit widerspiegeln, verlief parallel dazu. Ge­gen Ende des 5. Jts. V. Chr. waren diese Unterschiede bereits so groB, daf manche For­scher sogar von einzelnen Kulturen innerhalb der Tripol'e-Kultur sprechen (z. B. Ost­Tripol'e-Kultur). Die vom Westen ausgehende Siedlungsbewegung ging nach wie vor in das Gebiet zwischen Bug und Dnestr, das schon fruher von verwandten Tripol'e­Gemeinschaften besiedelt wurde. Darnals konnten sie im Westen aber nicht mehr als Teil der ehemaligen geschlossenen Tripol'e-Gemeinschaft gesehen werden. Zwischen den verschiedenen groBen ethnohistorischen Gruppen der Tripol'e-Gemeinschaften diirfte die Frage der Landverteilung im Osten akut geworden sein.

Bei dem Konkurrenzkampf zwischen den Tripol'e-Gruppen konnten die groBen Siedlungen entstehen, in denen sich die Bevolkerung der einzelnen Gemeinschaften kon­zentrierte. Sie konnten dem Druck von auBen einzeln jedoch nicht widerstehen. Eine ent­sprechende Integration erfolgte sowohl innerhalb der Ost-Tripol'e-Kultur als auch bei den Zuwanderem, welche sich als zahlreicher und besser organisiert erwiesen (GroB­siedlungen mit groberen bemalten Gefaben) und die es verstanden, am Dnepr die Ost­Tripol'e-Bevolkerung zu verdrangen und teilweise auch zu assimilieren. Danach harte der Zustrom neuer Bevolkerungsgruppen vom Dnestr nach dem Osten fur nahezu 400 Jahre auf.

Die Grenze zwischen den einheimischen Tripol'e-Gruppen (Vladirnirovka, To­masevka) und den Tripol'e-Gruppen Podoliens und am siidlichen Bug laBt sich recht deutlich erkennen'". So entstand in einer im Prinzip verwandten Bevolkerung der Begriff der Grenze. Naturlich durften hier wirtschaftliche Interessen den Vorrang gehabt haben. Bei dem Kampf urn das Areal zwischen Bug und Dnepr entwickelten sich die stadtarti­gen Siedlungen der Tripol'e-Kultur, deren Verbande (Vladirnirovka-Gruppe, Nebelevka­

95 Kpyn 1989, 126-128.

75 GroBsied1ungen der Tripol'e-Kultur

Gruppe, Tomasevka-Gruppe) sich als himeichend stark und lebensfahig erwiesen. Die grobten Siedlungen wie Tal'janki (400 ha, 14.000 Einwohner) mochten in der jeweiligen Phase den Hauptsitz eines solchen Verbandes beherbergt haben. Die groBen Agglomera­tionen der landwirtschaftlichen Bevolkerung in der Waldsteppe rnogen wirtschaftlich gesehen unrationell gewesen sein. Ihre Entstehung und Existenz war jedoch durch das entstandene wirtschaftliche System gerechtfertigt, das auf der Eroberung irnmer neuer Ressourcen (Landereien) beruhte.

Die groBen Tripol'e-Siedlungen waren wirtschaftliche, militarische und kultische Zentren, in denen sich die Landwirtschaft treibende Bevolkerung balite. Sie kommen in diesen Merkmalen dem Begriff .fruhe stadtartige Siedlung", der in einer theoretischen Arbeit von Ja. Andreev formuliert wurde, recht nahe'": tiber 5.000 Einwohner, Monurnen­talarchitektur sowie Schriftkenntnis'", Die gigantischen Tripol'e-Siedlungen vom Typ Tal'janki und Majdaneckoe erfullen einige der dort genannten formalen Merkmale: 9.000 bis 14.000 Einwohner, Anfange einer Monurnentalarchitektur (groBe Gebaude, Befesti­gungen). Ferner wurden zwei Systeme der Fixierung von Informationen entdeckt. Sie entsprechen denjenigen, auf deren Basis in Mesopotarnien die Schrift entstand. Das sind tonerne Jetons (tokens) und eine hochentwickelte Ornamentik mit einer Vielzahl von Symbolen'", Die Vorgange, die die Entstehung der altesten Stadte Mesopotarniens verur­sachten, dtirften ahnlich verlaufen sein. Damals ballte sich die Bevolkerung kleinerer Siedlungen in Zentren, in denen sich bei einem erbitterten Kampf urn Land und Wasser die Stadte Surners entwickelten'". Fast gleichzeitig entstanden die stadtartigen Siedlun­gen der Tripol'e-Kultur. Dieser Siedlungstyp fand im Aneolithikum Europas jedoch keine Weiterentwicklung'P".

Die Erforschung der groBen Tripol'e-Siedlungen wird in geringerem Urnfang wie bisher fortgesetzt. Ausgrabungen fmden nur noch sporadisch statt. Kruc untersuchte in Tal'janki kleinere Areale. Inzwischen wurde ein Programm zur geomagnetischen Ver­messungen von Tripol'e-Siedlungen durch Dudkin in Zusammenarbeit mit dem Institut fur Archaologie der Akademie der Wissenschaften der Ukraine eingeleitet, Hierbei wur­den die Siedlung in Ol'chovka (110 ha) sowie weitere Objekte am Dnepr und stidlichen Bug vermessen. Die Ausgrabungen in Ol'chovka zeigten, daf die Fundstelle zur Ko­senovka-Gruppe gehort und eine der spatesten stadtartigen Siedlungen der Tripol'e­Kultur ist. Ihre Bevolkerung unterhielt nach Aussage der Keramik enge Kontakte zur Srednij Stog-Kultur. Das eroffnet fur die weitere Erforschung des Problems "Die Tri­pol'e-Kultur und die Steppen" neue Perspektiven. Dringend notig sind weitere Plane geomagnetischer Vermessungen und Ausgrabungen von GroBsiedlungen der Frtihstufe der Tripol'e-Kultur sowie Aufschltisse tiber die Struktur der mittelgrof3en Siedlun­gen (20-50 ha). Ferner ware die Untersuchung der groBen Bauwerke im Zentrurn von Majdaneckoe sowie der .Heiligtumer" am Rand dieser Siedlung wichtig. Ebenso ent­scheidend ist die Veroffentlichung der Grabungsbefunde aus den siebziger und achtziger Jahren.

96 KpYU/PIDKOB 1985, Abb. 1; PIDKOB 1985, Abb, 1. 97 AHJJ:peeB 1987, 3-18. 98 TKa'IyK 1990,152-154; BllJJ:eHKo 1987,32 f. 99 Adams 1969; Adams/Nissen 1972.

100 Obwohl die indoeuropaischen Sprachen noch entsprechende Termini aufweisen. - Paliga 1987, 23 ff.; Taylor 1987, 1-22.

76 Michail Videjko

Li teraturverzeichnis

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Michail Videjko Institut fur Archaologie

Akaderrrie der Wissenschaften der Ukraine ul. Vydubeckaja 40

UA-252 014 Kiev

Zusammenfassung

Zwischen 1971 und 1993 worden in der Ukraine mehrere Siedlungsplatze der Tripol'e-Kultur erforscht, die sich durch ihren Umfang zwischen 50 und 400 ha auszeichnen und desha1b a1s GroJ3siedlungenbezeichnet werden. Da herkommliche archaologische Methoden zur Untersuchung derartig groBer Objekten nicht ausreichen, worden mitte1s Luftbi1dem und geomagnetischen Ver­messungen Siedlungsplane erarbeitet, die durch Kontrollgrabungen in den Siedlungen Majdanec­

80 Michail Videjko, GroJ3siedlungen der Tripol'e-Kultur

koe (270 ha), Tal'janki (400 ha) u. a. iiberpriift wurden. Dadurch konnten Fragen der Architektur, Siedlungsstruktur und Chronologie geklart werden. Die GroBsiedlungen beginnen im letzten Vier­tel des 5. Jts. v. Chr. (Veselyj Kut) und dauem bis zur Mitte des 4. Jts, v. Chr. (Brandkatastrophe von Majdaneckoe) an. In den Siedlungen ist eine erste Phase planloser Bebauung mit vereinzelten Bauten zu erkennen. Es folgi eine Phase planvoller Bebauung, wahrscheinlich in Form von ovalen Strukturen, bei denen die Hauser in einem oder mehreren Ringen angeordnet sind, aber auch von RadialstraBen oder von Wohnvierteln im Mittelteil der Siedlung. Dann folgt einePhase erweiter­ter, planvoller Bebauung vorwiegend am Siedlungsrand, die mit der Zerstorung der Siedlung durch Feuer endet. Jede Siedlungsphase dauerte nicht langer als 50 bis 70 Jahre. Die Wohn- und Wirt­schaftsbauten waren zweistockig, Das Obergescholi, ausgestattet mit Feuerstellen und Lehmban­ken, diente als Wohnraum. Die meisten Bauten hatten eine Gesamtflache von 60-160 m2, daneben gab es auch solche von 270-400 m2 Grobe. Die Anlage der Hauser in zwei ineinander gesetzte Strukturen, zwischen denen ein bis zu 100 m breiter, unbebauter Zwischenraum liegt, diente wahl Verteidigungszwecken. Zu jeder GroBsiedlung gehorten mehrere kleinere Nebensiedlungen, die zu gleicher Zeit existierten. Die grolien Tripol'e-Siedlungen waren wirtschaftliche, militarische und kultische Zentren, in denen sich die Landwirtschaft treibende Bevolkerung konzentrierte. Sie kdnnten deshalb als friihe stadtartige Siedlungen bezeichnet werden. Dieser Siedlungstyp fand im Aneolithikum Europas jedoch keine Weiterentwicklung.

Pe3JOMe

KpyIIHhIe IIOCeJIeHHR rpHIIOJThCKOH KYJIbTYPhI aa YKpaHHe

M. BHJJ;eHKO

C 1971 IIO 1993 rOJJ; na YKpaHHe 6hIJIH HCCJIeJJ;OBaHhI MHorOlfHcrreHHhIe nocenenna rpHIIOJThCKOH KyJIbTYphI, KOTOphIe HMerrH IIJIOlllaAb OT 50 JJ;O 400 rexrap, B CMJIY Taro, 'ITO rpaJJ;HUHoHHO IIpHMeHReMhIe apxeonoraxecxae MeTOJJ;hI IIpH HCCJIeJJ;oBaHHH CTOJTh 60JThIIIHX o6beKTOB nenocrarosnsr, c IIOMOlllblO a3poqmTocbeMKH H reOMarHHTHhIX H3MepeHHH 6hIrrH COCTaBJIeHhI HX nnama, xoropsre IIpOBepRJIHCb KOHrpOJThHhIMH pacKOIIKaMH na noceneanax MaHJJ;aHeUKOe (270 ra.), TaJThRHKH (400 ra.) H JJ;p. 3TO JJ;aITO B03MO)KHOCTh BhIRCHHTb BOIIpOChI, CBR3aHHhIe C apxHTeKTYPOH H CrpyKTYpOH IIOCeJIeHHH, HX xpononoraa. KpyIIHhIe IIOCeJIeHHR B03HHKaIOT B nocnemrea xeraepra 5 ThIC. JJ;O H. 3. (BeCeJIhIH KyT) H cyutecrsyxrr JJ;O cepenmnr 4 ThIC. JJ;O H. 3. Ha IIOCerreHHRX BhIRBrreHa IIepBaR, He HMeBIIIaR IIJIaHa 4Ja3a 3acrpOHKH, IIpeJJ;CTaBJIeHHaR OTJJ;eJThHhIMH coopyacenasnr. EH cnenyer 4Ja3a IIJIaHOBOH 3acrpOHKH, BepORTHO B 4JopMe OBaITbHhIX CrpYKTYP, npa KOTOPOH 3JJ;aHHR paCIIOJIaraITHCb B OJJ;HH (H fionee) xpyr H pa3JJ;errRJIHCb paJJ;HJThHhIMH ynauasra, 06pa3yR )KHJIhIe KBapTaIThI. 3aTeM cnenyer 4Ja3a paCIIIKpeHHOH IIJIaHOBOH 3acrpOHKH, IIpHMYllleCTBeHHO na oxpaanax IIOCerreHHR, KOTopaR 3aKaHlfHBaeTCR IIO)KapOM H pa3pyIIIeHHeM. Ilocenemte cyllleCTBOBaITO He 60JIee 50-70 ner,

)KHJIhIe H X03RHCTBeHHhIe IIOCTPOHKH 6bUIH JJ;BYX3Ta)KHhIMH, BepXHHe, )KHrrhIe 3Ta)KH 6hI.lIH 060pYJJ;OBaHhI oxarasaa HrrrHHRHhIMH CKaMbRMH. BOJThIIIHHCTBO IIOCTpOeK HMerro 06mylO nnonrans 60-160 M2, HO HMerrHCb 3JJ;aHHR, nnourazrs KOTOPhIX JJ;OCTHrarra 270-400 M2. PaCIIOrr02KeHHe IIOCT­pees B nse, BKrrlOlfeHHhIe npyr B npyra crpyxrypu, Me2KJJ;y KOTOphIMH HaxOJJ;MJIOCb nesacrpo­enaoe npocrpancrso IIIKpHHOH 110 100 M, crry)KMJIO, BHJJ;HMO, 060pOHHTeJIhHhIM uerrRM. K Ka2KJJ;oMy KpyIIHOMy IIOCeJIeHHIO IIpHMhIKaITH He MHorolfHcrreHHhIe MaJIhIe, CHHxpOHHhIe esry cenama. KpyIIHhIe rpHIIOJThCKHe nocenenaa 6hIJIH X03RHCTBeHHhIMH, BoeHHhIMH H KyJThTOB.blMH trenrpasra, B KOTOphIX IIp02KHBaITO 3eMJIeJJ;eJThlfeCKOe HaCeJIeHHe. IIo3ToMy HX MO)KHO c-nrrart, paHHHMH IIOCeJIeHHRMH IIpOTOropOJJ;CKOrO THIIa. Ho 3TOT THII IIocerreHHH He IIOrrylfMJI aansaea­urero pa3BHTHR B3HeOrrHTe EBpOIIhI.

Abkiirzungsverzeichnis

Die in diesem Band vorkommenden Abkurzungen richten sich nach dem in der Archaologischen Bibliographie 1989 erschienenen Zeitschriftenverzeichnis sowie nach dem Sigel-Verzeichnis im Archaologischen Anzeiger 1992, 743-749. AuBer diesen wurden folgende Kiirzel und Sigel ver­wendet.

ADB BAM MatAllgA NDB Raj. ObI.

AH ApXHB MMMKPAH

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KCMA

KCMMMK

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MMA IIpo6JI. apx. PA CA CAM C3 TlliM Tf3 TXA33

Allgemeine Deutsche Biographie Beitrage zur Archaologie des Mittelmeerraumes Materialien zur Allgemeinen und VergIeichenden Archaologie Neue Deutsche Biographie Rajon ObIast

AKaileMIDl nayx ApXHB MHcTHYTa HCTOpHH MaTepHa.JThHOH KYJThTYphI POCCHHCKOH AKaileMHH HaYK Bonpocu apXeOJIOfHH Ypana. CBepilJIOBCK BecTHHK JIPeBHeH HCTOpHH MHCTHTYT apXeOJIOfHH M3BecTHSl MMnepaTopcKoH apXeOJIOfH'IeCKHH KOMHCCHH MCTOpHKO-¢HJIOJIOfH'IeCKHH XypHaJI. Epesaa MHCTHTYT Hay'IHOH HH¢OPM3.UHH no o6meCTBeHHhIM nayxasr AH CCCP KpaTKHe cootimeaaa 0 noxnanax H nOJIeBhIX HCCJIeilOBaHIDlX MHcTHryTa apXeOJIOfHH AH CCCP KpaTKHe coofimeaaa 0 noxnanax H nOJIeBhIX HCCJIeilOBaHHSlX MHcTHryTa HCTOpHH MaTepHa.JThHOH KYJThTYphI MaTepHaJIhI no 3THofpa¢HH MaTepHaJIhI no apXeOJIOfHH Cesepnoro IIpH'IepHOMopbSl. Onecca Marepiana i ilOCJIHilXeHHSl 3 apxeonorii IIpHKapnaTTSl i BOJIHlri.. KH'iB MaTepHaJIhI H HCCJIeilOBaHHSl no apXeOJIOfHH CCCP IIpo6JIeMhI apXeOJIOfHH POccHHcKaSl apXeOJIOfHSl COBeTcKaSl apXeOJIOfHSl ApXeOJIOfHSl CCCP: CBOil apXeOJIOfH'IeCKHX HCTO'IHHKOB COBeTcKaSl 3THofpa¢IDl Tpymr lOC. MCTOpH'IeCKoro MY3eSl Tpynu lOC. 3pMHTaXa Tpynu Xopesxrcxoti apxeonoro-amorparpusecxon sxcneaauaa