Züchtung, Zertifizierung und Zirkulation arabischer Vollblut-Pferde - Zur Lokalität globaler...

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1 Züchtung, Zertifizierung und Zirkulation arabischer Vollblut-Pferde Zur Lokalität globaler translokaler Netzwerke Christoph Lange 1. Zusammenfassung ............................................................................................................... 1 2. Forschungsstand .................................................................................................................. 2 3. Eigene Vorarbeiten .............................................................................................................. 5 4. Forschungsziele und Methoden ........................................................................................... 6 5. Zeit- und Arbeitsplan der Feldforschung/des Förderzeitraums........................................... 8 6. Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 9 1. Zusammenfassung Am Anfang des letzten Jahrhunderts begannen euroamerikanische Privatzüchter, Händler und Liebhaber_innen des arabischen Pferdes einen globalen Markt zu schaffen, indem sie verstärkt reinrassige arabische Pferde aus Ägypten, Syrien und Nordarabien nach Europa und in die USA importierten, dort heimische Zuchtprogramme und -linien etablierten, um so das authentische arabische Pferd zu erschaffen. Seit den letzten Jahren drängen auf diesen globalen, mittlerweile hochkapitalisierten und von transnationalen Interessenverbänden beherrschten Markt verstärkt investitionsstarke arabische Eliten, die ihrerseits versuchen, unter dem Motiv der Rück- bzw. Wieder- aneignung arabisch-beduinischer Tradition Fuß zu fassen. Die hier beantragte Feldforschung in Ägypten möchte, (I) die Verflechtungen und Übersetzungsketten untersuchen, durch die Züchtungs- standards und Distributionsreglements verhandelt, zirkuliert und in den jeweiligen lokalen Kontexten verortet werden. Dazu ist es notwendig, (II) die Kontroversen und Bruchzonen vor Ort in den Fokus zu nehmen, die entlang der Kommodifizierung und Industrialisierung des Pferdezuchtgewerbes und einhergehender Authentizitätsdiskurse über Reinheit und Abstammung verlaufen, um so (III) Aufschlüsse über Transformationsprozesse translokal agierender Akteure und Eliten zu gewinnen. Die Feldforschung soll so untersuchen, wie sich spezifische Muster lokalen Handelns in einen globalen Markt (zurück-)übersetzen, diesen rekursiv (mit-)hervorbringen und zugleich vor Ort nutzbar machen.

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Züchtung, Zertifizierung und Zirkulation arabischer Vollblut-Pferde

Zur Lokalität globaler translokaler Netzwerke Christoph Lange

1.   Zusammenfassung ............................................................................................................... 1  

2.   Forschungsstand .................................................................................................................. 2  

3.   Eigene Vorarbeiten .............................................................................................................. 5  

4.   Forschungsziele und Methoden ........................................................................................... 6  

5.   Zeit- und Arbeitsplan der Feldforschung/des Förderzeitraums ........................................... 8  

6.   Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 9  

1. Zusammenfassung

Am Anfang des letzten Jahrhunderts begannen euroamerikanische Privatzüchter, Händler und Liebhaber_innen des arabischen Pferdes einen globalen Markt zu schaffen, indem sie verstärkt reinrassige arabische Pferde aus Ägypten, Syrien und Nordarabien nach Europa und in die USA importierten, dort heimische Zuchtprogramme und -linien etablierten, um so das authentische arabische Pferd™ zu erschaffen. Seit den letzten Jahren drängen auf diesen globalen, mittlerweile hochkapitalisierten und von transnationalen Interessenverbänden beherrschten Markt verstärkt investitionsstarke arabische Eliten, die ihrerseits versuchen, unter dem Motiv der Rück- bzw. Wieder-aneignung arabisch-beduinischer Tradition Fuß zu fassen. Die hier beantragte Feldforschung in Ägypten möchte, (I) die Verflechtungen und Übersetzungsketten untersuchen, durch die Züchtungs-standards und Distributionsreglements verhandelt, zirkuliert und in den jeweiligen lokalen Kontexten verortet werden. Dazu ist es notwendig, (II) die Kontroversen und Bruchzonen vor Ort in den Fokus zu nehmen, die entlang der Kommodifizierung und Industrialisierung des Pferdezuchtgewerbes und einhergehender Authentizitätsdiskurse über Reinheit und Abstammung verlaufen, um so (III) Aufschlüsse über Transformationsprozesse translokal agierender Akteure und Eliten zu gewinnen. Die Feldforschung soll so untersuchen, wie sich spezifische Muster lokalen Handelns in einen globalen Markt (zurück-)übersetzen, diesen rekursiv (mit-)hervorbringen und zugleich vor Ort nutzbar machen.

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2. Forschungsstand

Das klassische arabische Pferd gilt als das Ergebnis jahrhundertelanger züchterischer Aktivitäten arabischer Beduinen aus dem Norden der arabischen Halbinsel und der syrischen Steppe. Die genaue Herkunft und eine exakte Datierung sind zwar umstritten, jedoch gilt es als sicher, dass das arabische Pferd bereits im 2. Jahrtausend v. u. Z. als eigenständige beduinische Zuchtrasse existierte, wobei keine Details über die Umstände und genauen beduinischen Zuchtmethoden und -techniken, die zur Etablierung der ›Rasse‹ führten, vorliegen (Derry 2003: 104f.). Die Zuchttradition der arabischen Beduinen und Fragen nach dem Ursprung und der kulturgeschichtlichen Konstituierung des arabischen Pferdes haben Wissenschaftler, Züchter und Pferde-Liebhaber seit jeher interessiert und so ein enormes Korpus an Publikationen produziert (z.B. Blunt 1879; Davenport 1909; Oppenheim 1939; Forbis 1980; Olms 1985; Nagel 1998; Paraskevas 2010, 2011).

Das Forschungsprojekts nimmt seinen Ausgang bei den radikalen Transformationsprozessen, die zur Etablierung des globalen Marktes für reinrassige Araberpferde in der britischen Tier- und Agrarwirtschaft seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts führten. Diese wurden primär durch ein von Robert Bakewell eingeführtes, neues System intensiver Rein- und Inzuchtmethoden für Rinder ausgelöst und hatten die Schaffung öffentlicher, standardisierter Register zur Kontrolle und Vermarktung der neuen Zuchtergebnisse zur Folge. Aus historischer Perspektive untersucht z.B. Margaret Derry die Verflechtungsgeschichten von Mensch und Tier an ausgewählten reinrassigen Züchtungen (neben dem arabisches Pferd auch Rind und Collie) und wie diese neuen Züchterpraktiken und das Entstehen immer weiterer neuer Spezialzüchtungen und -rassen im 18. und 19. Jahrhundert ein transnationales Vermarktungssystem zwischen Großbritannien und den USA hervorbrachten, das die globalen Verflechtungen und den Markt reinrassiger arabischer Pferde im 21. Jahrhundert weiter prägen wird (Derry 2003: 3ff.). Ihre Arbeit knüpft an die von Harriet Ritvo an, die ebenfalls als Historikerin über die im viktorianischen Großbritannien neu entstehenden Zuchttechniken und Tier- und Pflanzen-klassifikationssysteme forscht. Diese im Feld der human animal studies zu verortenden Arbeiten versuchen zu erhellen, wie sich soziale Herrschaftsansprüche, Überlegenheits- und Modernitätsdiskurse des Empire in biologisch-technischen Konzepten und ›Wissen‹ zu Tier- und Pflanzenzucht und ihren entsprechenden Taxonomien materialisieren (Ritvo 1989, 1997).

Eine ähnliche Perspektive wählen die beiden Ethnologinnen Rebecca Cassidy und Cristina Grasseni in ihren Ethnografien zur Welt des britischen Pferderennsports (Cassidy 2002) und zu Rinderzüchtern in den italienischen Voralpen (Grassini 2009). Beide untersuchen unter anderem, wie gruppen-konstituierende lokale Praxis – also hier die Vermittlung und Anwendung von Wissen über und Techniken im Umgang mit Pferden und Rindern – einerseits immer schon durch historische Ereignisse (wie die globale Verbreitung der Bakewell’schen Zuchtmethoden) beeinflusst wurde und konsolidierte; und dabei stetig technologische Innovationen und Transformationsprozesse aufgriffen und übersetzt werden, die meist nicht lokal sondern aus transnationalen globalen Verflechtungen in die Praxis hineinwirken.

Wie Derry betont, hat sich die Herausbildung eines globalen Marktes für reinrassige Araberpferde von Beginn an vollständig auf die USA als größten nationalen Absatzmarkt zentriert. In der Folge bildeten sich transnationale Handelsbeziehungen zwischen Züchtern weltweit, die nahezu vollständig vom US-Markt abhängig blieben. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts versuchten auch arabische Züchter aus Ägypten, Syrien und Jordanien verstärkt in diesen Markt vorzudringen (Derry 2003: 123ff.). Global

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agierende Privatzüchter, Händler, Investoren, Gestüts- und Zuchtprogrammleiter, professionelle Pferdetrainer und -fotografen sind Teil eines transnationalen globalen Netzwerks, das Leslie Sklair als »transnational capitalist class« (2001) beschreibt, und das sich vor allem durch potente Kapitaleigentümer, professionelle Experten, politische Eliten, Bürokraten sowie ›high end‹-Konsumenten auszeichnet, die gemeinsame (Geschäfts-)Interessen – also die Zucht und Zirkulation von arabischen Pferden – verfolgen und verbindet, die sich nur über eine Kooperation in transnationalen Netzwerken realisieren lässt (2002: 145).

Für das Forschungsprojekt sind deshalb vor allem ethnologische Arbeiten von Interesse, die sich mit solchen transnational agierenden Akteuren und der Zirkulation von Menschen, Dingen und Bildern (im erweiterten Sinne von Imaginationen) beschäftigen, und dabei Fragen der (globalen) Mobilisierung von Akteuren, Eröffnung und Generierung neuer Handlungsräume sowie Strategien der Legitimierung eben dieser durch die Hervorbringung neuer und Manipulation etablierter Öffentlichkeits- und Gegen-Öffentlichkeitsdiskurse (Appadurai 1988; Hannerz 1996; Lovell 1998; Ginsburg et. al. 2002; Marzalla 2004; Schulz 2012; Zillinger 2013) nachgehen.

Besonders die Forschungen zu Spielarten und Akteuren eines »New Cosmopolitanism« gehen dem Verhältnis vom transnationalem Handlungsraum und daran gekoppelten Elitismus-Konzepten nach. Die Vertreter setzen sich für ethnografisch fundierte Ansätze eines »rooted cosmopolitanism« (Werbner 2008:16ff.) ein und versuchen so, den jeweiligen lokalen Kontexten und Verbundenheiten, denen alle translokal agierenden Akteure verpflichtet und unterworfen sind, stärkeres Gewicht zu verleihen, als dies in früheren Forschungsansätzen der Fall gewesen ist. Für das postkoloniale Ägypten und die Verortung und Übersetzung globalisierter kapitalistischer Wirtschaftsdiskurse und -praktiken in konkrete lokale Projekte präsentiert Timothy Mitchell mit Rule of Experts – Egypt, Techno-Politics, Modernity (2002) eine gute Beispielstudie, wie eine dezidiert lokale Perspektive Aufschluss über translokal strukturierte Prozesszusammenhänge liefern kann.

Als Einstiegspunkt in die ethnografische Rekonstruktion des translokalen Netzwerks der Liebhaber reinrassiger Araber-Pferde soll das lokale Milieu ägyptischer Züchter als ›repräsentatives Feld‹ dienen. Dies hat zweierlei, teils paradoxe Gründe: Einerseits gilt Ägypten als eines der Ursprungsländer der modernen Zucht reinrassiger arabischer Pferde (Straight Egyptian Arabians sind eine der prominentesten Zuchtlinien innerhalb der Araberzucht) und entsprechend hoch ist die Nachfrage an und die Identifikation der involvierten Akteure mit der lokalen ägyptischen Araber-Zucht. Andererseits ist die ägyptische Position im transnationalen Netzwerk weiterhin äußerst peripher und marginal, was bei ägyptischen Züchtern als notwendigerweise zu überwindendes Problem betrachtet wird und sie deshalb zu einem Aktivismus zur Förderung der globalen Partizipation anspornt. Darüberhinaus bilden schon auf nationaler Ebene die Beziehungen der Akteursgruppen untereinander ein sehr heterogenes Geflecht mit ausgeprägten Verbindungen in entferntere internationale Netzsegmente. Deshalb – so die These – kann durch eine intensive lokale Erforschung in Form eines ›Nachfolgens‹ der ägyptischen Züchter durch ihre verschiedenen Räume/Arenen der Praxis hindurch, ein akteurspezifischer Ausschnitt des Netzwerks nachgezeichnet werden. Das ermöglicht es, einen Blick auf die Dynamiken der globalen Verflechtungs-aktivitäten zu werfen.

Die in diesem Forschungsvorhaben angelegte und zur Durchführung gewählte akteurzentrierte und praxisorientierte Perspektive knüpft in kombinierter Weise an eine Reihe von Forschungen an, die in den Feldern der ecological anthropology und ihrem prominentesten Vertreter Tim Ingold (1988, 2011[2000]), den Labor- und Netzwerkstudien der science and technology studies und ANT (Actor-Network-Theorie) rund um Bruno Latour (1988, 1995; Knorr-Cetina 1982; Callon 1986; Hennion 2007)

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sowie den sich mittlerweile großer Beliebtheit erfreuenden human animal studies (Cassidy 2002; Grassini 2009; Eben/Helmreich 2010; Birke/Hockenhull 2012; Maurstad/Davis 2013) angesiedelt sind.

Aus ethnologischer Perspektive ist die Forschungsarbeit im Feld der Multispecies Ethnography verortet und Teil einer neuen, ambitionierten und kreativen Strömung innerhalb einer langen Tradition in der Ethnologie, die sich seit jeher intensiv mit Mensch-Tier/Natur-Beziehungen auseinander setzt (Descola/Pálsson 1996; Eben/Helmreich 2010: 549ff). Die programmatischen Forderungen der Multispecies Ethnography im Besonderen und der human animal studies im Allgemeinen beschreiben eine radikale Dezentralisierung und Neuverhandlung der Rolle menschlicher Akteure in diesen Beziehungen. Spätestens seit den Arbeiten Bruno Latours (1988) werden Tieren, Dingen und allgemein nicht-menschlichen Akteuren Handlungsmacht/agency attestiert und damit versucht, den Dualismus von passiver Natur vs. aktiver Kultur aufzubrechen und Mensch-Tier-Interaktionen als ein ineinander verwobenes, relationales Handlungsfeld zu verstehen (Haraway 2008).

Das Forschungsvorhaben knüpft an diese Arbeiten an und soll die translokalen Verflechtungen, die ägyptische Züchter und Pferdeliebhaber untereinander und mit westlichen Züchtern und Interessenverbänden weltweit verbinden, als Übersetzungsketten (Rottenburg 2002: 15ff.) untersuchen, die sich in den Körpern der Pferde mittels spezifischer Technologien lokalisieren/materialisieren und sich so im Zentrum der kollaborativen Praxis oder »taskscape« der Akteure befinden (Ingold 2011[2000]: 195). Die Pferdezüchter bilden über diese kollaborative Arbeit am und mit dem Pferd »communities of practice« (Lave/Wenger 1991) aus, die sich durch lokal situiert vermittelte Fertigkeiten und Wissen konstituieren und jeweils spezifische Zugehörigkeits- und Ausschlusskriterien entwickeln. Diese situierten »skilled practices« (Ingold 2011[2000]: 291) übertreten stets den Rahmen des Lokalen, wenn sie beispielsweise auf globale Mainstream-Diskurse in Form von normativen Standardisierungs-programmen und -praktiken treffen, diese adaptieren und als neue Inputs wieder einspeisen (Grasseni 2007: 7-8). Das alle Akteure und Praktiken miteinander verbindende und netzwerkkonstituierende Element ist das arabische Pferd und dessen Zirkulation. Es dient als ›Mediator‹ für die translokalen Verflechtungen der Züchter und Liebhaber des arabischen Pferdes. Dieser Prozess der Vermittlung lässt sich mit Hennions „Soziologie des attachment“ entlang der Interaktion von Menschen und Tieren als »Bindung« beschreiben, die sich lokal und situiert im Umgang mit Pferden realisiert und sich in den globalen Arenen des Handels entlang materieller und medialisierter Elemente multipliziert (Hennion 2012: 108-109). Die Übersetzung dieser Bindungen und sozio-technischen Netzwerke in soziale Beziehungen, materiellen Praktiken und hierarchisierter Diskurse soll vor Ort untersucht werden.

In der Zucht reinrassiger Araberpferde dominiert ein hartnäckig gefochtener Authentizitätsdiskurs die globalen Zulassungs- und Ausschluss-Standards, der den sich gegenseitig bedingenden Prinzipien der ›Reinheit‹ und ›Abstammung‹ folgt: Die Gewährleistung der ›Reinheit des Blutes‹ ist nur durch eine lückenlos nachvollziehbare, genealogische Abstammung zu den ›beduinischen Ahnen‹ eines arabischen Pferdes in der arabischen Wüste gegeben und wird zur Zulassungsvoraussetzung und zum Hauptcharak-teristikum für die Güte eines jeden Pferdes. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem asilen (arab.: rein, echt, unverfälscht) Araber, also einem arabisches Pferd, das zu keiner Zeit mit einem nichtarabischen gekreuzt wurde und in seiner Abstammung direkt auf die »Beduinenzucht« zurück geht (Olms 1985: 53; auch Derry 2003: 103).

In diesem Sinne hat die westliche Züchtergemeinschaft zu Beginn des letzten Jahrhunderts eine lokale und jahrhundertelang oral vermittelte (Zucht-)Praxis der arabischen Beduinen aufgegriffen und adaptiert, um damit das gegenwärtig wirkende Zulassungs- und Standardisierungsregime für die Zirkulation der Tiere zu begründen. Die nationalen und internationalen Dachverbände mit ihren Mitgliederlisten,

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Pferderegistern, Gestütsbüchern, Zucht-, Haltungs- und Präsentationsstandards bilden »Rechen(schafts)-zentren«, die der Ethnologe Richard Rottenburg mit Hilfe von Bruno Latours »centres of calculations« als Kontroll- und Verwaltungszentralen des weiterhin hegemonialen, jedoch verschleierten, westlich-modernistischen Aufklärungsdiskurses identifiziert (Rottenburg 2002: 121). Die Kontrolle und Verwaltung des asilen Paradigmas, wie ich die akribisch betriebene Forderung und Überwachung der Reinrassigkeit aller offiziell arabisch ›gelabelten‹ Pferde vorerst nennen möchte, war und ist die Schlüsseltechnologie der Züchtergemeinschaft um Mitgliedschaften, Partikularinteressen und damit Kooperation auf dem globalen Markt zu verhandeln.

3. Eigene Vorarbeiten

Das Dissertationsforschungsprojekt knüpft direkt an ethnologische Forschungen an, die zwischen 2001 bis 2012 im Sonderforschungsbereich 586 »Differenz und Integration – Wechselwirkungen zwischen sesshaften und nomadischen Lebensformen in Zivilisationen der alten Welt« angesiedelt waren. Ab 2008 arbeitete ich im Teilprojekt »Akteure im Spielraum zwischen den Zentren des Wandels« an meiner eigenen, mittlerweile publizierten (Magisterarbeits-)Forschung (Lange 2012) zu syrischen Beduinen-Fernsehserien (arab. al-musalsalāt al-badawiya) über Formen kultureller und sozialer Repräsentation des ›Beduinischen‹ in der arabischen Welt. Ich versuchte herauszuarbeiten, wie beduinische Tradition und kulturelles Erbe in neue massenmediale Identitätsdiskurse übersetzt werden und entdeckte ein stark umkämpftes Feld, in dem traditionelle Beduinen-Topoi nicht nur von verschiedenen arabischen Eliten genutzt werden, um ihre jeweiligen visuellen Repräsentationen der Vergangenheit zu erschaffen, sondern auch wie lebendig und bedeutend das Spiel mit der eigenen lokalen Tradition in unserer globalisierten Welt. Das aktuelle Forschungsprojekt liefert gewissermaßen ein anderes, thematisch anschließendes Beispiel des gleichen regionalen Forschungskomplexes.

Thema und Idee des Dissertationsforschungsprojekts entwickelten sich seit 2012. Eine Literatur-Recherche zur einschlägigen Literatur in Züchterkreisen ist weitestgehend abgeschlossen, zu dem arbeite ich seit 2012 daran, meine Kontakte zu Züchtern und Zuchtverbänden in Deutschland (VZAP e.V., Asil Club e.V.) und Vertretern der internationalen Araber-Szene zu vertiefen, beispielsweise zu Dr. Walter Georg Olms, Züchter und Vorsitzender des Asil Club e.V.; dem Ehepaar Radtke, ehemalige Züchter, die Erfahrungen mit den Tahawi-Beduinen während der 1980er Jahre in Ägypten sammelten, und an einem bisher unveröffentlichten und immer wieder verschobenen Buch über die Tahawi arbeiten; Patricia Canfield, Kunsthistorikerin, Journalistin für das Arabian Horse Magazin und Expertin für Araber-Pferde, lebt seit den 1980er Jahren in Ägypten und verfügt über exzellente Kontakte in die Szene der ägyptischen Züchter. Zudem war es mir bereits möglich durch zwei explorative Aufenthalte in Ägypten die Durchführbarkeit des Forschungsprojekts abzuschätzen und eine stationäre Langzeitfeldforschung vorzubereiten: Im November/Dezember 2012 konnte ich im Rahmen einer Konferenzreise des SFB 586 einen Monat in Kairo erste Gestüte besichtigen und von November 2013 bis März 2014 war ich über das Promos-Sprachkursstipendien-Programm des DAAD ebenfalls in Ägypten. Beide Aufenthalte dienten einer explorativen Feldforschung und der Kontaktaufnahme mit potentiellen Informanten (inkl. erster Interviewaufzeichnungen), die dafür genutzt wurden, das Projekt gegenüber offiziellen Vertretern der Züchterszene vorzustellen. Während des Aufenthalts 2013/2014 absolvierte ich zur Vorbereitung der Feldforschung an der Universität Ain Shams in Kairo einen zweimonatigen Intensivsprachkurs im ägyptischen Dialekt. Bezüglich der Notwendigkeit einer Forschungsgenehmigung und möglichen Kooperation bei der Beantragung stehe ich bereits mit Irene El- Khorazaty von der DAAD-Außenstelle in Kairo in Kontakt. Seit meiner frühen Jugend verfüge ich über breite Erfahrung im Umgang mit

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Pferden und bin ein sicherer Reiter, beides kann ich für die Teilnehmende Beobachtung während der Feldforschung einbringen.

4. Forschungsziele und Methoden

Die Rekonstruktion und Analyse der Dynamiken und Beziehungen des transnationalen Akteursnetzwerks entlang der Zirkulation arabischer Pferde mittels einer ethnografischen Feldstudie in Ägypten wählt nicht nur eine ethnologische Perspektive, die in den Publikationen über die Welt der arabischen Pferdezucht bislang unbeachtet geblieben ist, sie möchte durch den Fokus auf die vermeintlichen Peripherien des Netzwerks und den dort verorteten Kontroversen um Authentizität, Anerkennung und Partizipation den grundlegenden Fragen nach Interaktions- und Kooperationspotentialen arabischer, transnational engagierter Akteursgruppen in einer trotz allem vom ›westlichen Denken‹ dominierten globalen Welt nachgehen. Daran natürlich anknüpfend sind Fragen nach den Bedingungen und der Neubestimmung bzw. Konstitution von Akteuren, die im Sinne von Sklair oder Mitchel überhaupt erst als »transnational capitalist class« oder »experts« in Erscheinung treten und agieren können. Die Forschung mit ägyptischen Züchtern, Händlern und Pferde-Liebhabern möge dafür exemplarisch stehen. Während meiner ersten explorativen Feldbesuche zeigte sich, dass die beteiligten ägyptischen Akteure dazu in drei Gruppen eingeteilt werden können:

Für die geplante Feldforschung hat sich erstens eine kleine Gruppe von Beduinen im Nildelta, die Tahawi, als zentral erwiesen, da sich in ihren Zuchtpraktiken, die sie als Fortsetzung und Pflege einer Tradition ihrer Vorväter ansehen, die Standardisierungen globaler Zucht-Institutionen am auffälligsten materialisieren. Ihre Pferde sind während der ersten Registrierungswelle in den 1950er jedoch nicht in den Gestütsbüchern des Staatsgestüts und der EAO (Egyptian Agricultural Organisation) als reinrassige Araber aufgenommen und damit vom globalen Markt ausgeschlossen worden. Seit Jahren führen sie mit Unterstützern weltweit einen medialen Kampf um die Anerkennung ihrer Pferde durch die EAO und WAHO (World Arabian Horse Organisation). Dieser Kampf ist zugleich Teil inner-ägyptischer Auseinandersetzungen um Definitions- und Repräsentationsmacht ägyptischer »Tradition«, die sich in Ansprüchen auf Ressourcen und die Gestaltung gesellschaftlicher Öffentlichkeit und Partizipation übersetzt oder übersetzen kann.

Zweitens, steht den Tahawi eine etablierte Züchter-Gemeinschaft ambitionierter, sehr reicher Unternehmer und Geschäftsleute gegenüber, die in den letzten Jahrzehnten durch die lukrativen Pferdegeschäfte enorm angewachsen ist, und über gute internationale Beziehungen in den euroamerikanischen Markt verfügt. Diese Privatzüchter haben unter der Führung einzelner einflussreicher Personen begonnen nach internationalem Vorbild sich ebenfalls in mehreren Privat-züchterverbänden, z.B. der EAHBA (Egyptian Arabian Horse Breeders Association) zu organisieren, um zum einen ihre Interessen gegenüber dem Staatsgestüt sowie internationalen Organisationen zu vertreten, zum anderen verfolgen sie ein eigenes Standardisierungsprogramm, das zur gesteigerten Aufmerksamkeit für ihre Züchtungen auf internationalen Präsentationsshows führen soll.

Dominiert wird das Feld hingegen, drittens, von staatlichen Akteuren. Die Egyptian Agriculture Organisation (EAO) und das ihr unterstellte Staatsgestüt sind das institutionalisierte Nadelöhr oder der »obligatory passage point« (Callon 1986) durch das jedes Pferd zur Registrierung hindurchgeschickt werden muss, um auf den Märkten und Bühnen der Szene national wie international partizipieren zu können. Das Staatsgestüt ist wiederum anderen internationalen Dachverbänden wie der World Arabian

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Horse Organisation (WAHO), oder der ECAHO (European Conference of Arab Horse Organisations), Rechenschaft schuldig.

Die Feldforschung soll untersuchen, wie diese unterschiedlichen ägyptischen Akteursgruppen ihre jeweiligen lokalen Handlungsmöglichkeiten und -ressourcen nutzen und in welchen Formen sie miteinander kooperieren (müssen), um sich über das gemeinsame und verbindende Streitobjekt des arabischen Pferdes etablierte Zugänge zum globalen Pferde-Markt offen zu halten und neue Wege der Partizipation zu finden. Es ist davon auszugehen, dass sich die Transformationsprozesse, die seit 2011 den gesamten arabischen Raum nachhaltig verändert haben, vielfältig auf diese transnationalen und lokalen Beziehungen wirken. Profitieren die Akteure von ihren transnationalen Pferde-Netzwerken in Zeiten des Umbruchs und der Krise oder sind auch diese dem Kollaps nahe? Welche Strategien existieren, um eine Re-Zentrierung der Handels- und Kooperationsaktivitäten innerhalb Ägyptens und auf dem internationalen Mark zu erreichen? Welche Rolle spielen dabei besonders die lokalen, nationalen und regionalen Märkte, insbesondere der arabischen Halbinsel? Mit welchen Techniken, Übersetzungsketten (Rottenburg 2002: 15ff.) bzw. Inversionen (Ingold 1993: 217ff.) wird der Transfer der globalen Standardisierungs- und Partizipationsreglements im Gewand der ›Modernisierung‹ in lokale, arabisch/ägyptische Kontexte und zurück realisiert? Und was für lokale kreative Handlungs-optionen und Beeinflussungen stehen den einzelnen Akteuren zur Verfügung und wie wirken diese auf die translokalen Strukturen? Welche Effekte haben diese Zusammenhänge für die Beziehungen zwischen urbanen, staatlichen Eliten und den beduinischen Gemeinschaften in Ägypten? Wie übersetzen sich globale Marktprozesse in lokale Politiken?

Der Fokus der Forschung auf die konkrete Arbeit an und mit dem Pferd wirft schließlich (auch ethische) Fragen der Biopolitik auf: Wie hat sich die globale Kommodifizierung und Industrialisierung der Züchteraktivitäten seit der Verbreitung der Bakewell’schen Zuchtmethoden auf das Leben der Pferde ausgewirkt? Welche Folgen haben die Authentizitäts-, Reinheits- und Abstammungsdiskurse und die mit ihnen verbundene exzessive Inzucht und Selektion durch die Bevorzugung und globale Distribution weniger ›Elitezuchthengste‹ (bzw. ihres tiefgefrorenen Samens)? Inwieweit strukturieren die Haltungs- und Zuchtprogramme – verstanden als ästhetische kulturelle Praxen einer irreversiblen Einschreibung in die Körper der Tiere – den sie umgebenen translokal strukturierten Raum und welche Auswirkungen haben diese menschlich-prokreativen Aktivitäten auf die Existenz einer (nicht-menschlichen) Spezies?

›Follow the horses!‹ Mit dieser Adaption des durch Malinowski begründeten, ethnographischen Imperativs »Follow the natives« und der heuristischen Maxime der Akteur-Network-Theory »Follow the actors« soll der Kern des ethnografisch-methodologischen Vorgehens beschrieben werden. Das Vorhaben orientiert sich zudem an zwei neueren Feldforschungskonzepten: der Multi-Sited Ethnography, um überregionalen Verknüpfungen folgen zu können (Marcus 1995) und der Multi-Species-Ethnography, um den spezifischen Herausforderungen der Arbeit mit nicht-menschlichen Akteuren gerecht zu werden (Eben/Helmreich 2010). Damit könnte man das Vorhaben unter den Gesamtbegriff einer ›localized multi-species-multi-sited-ethnography‹ bringen.

Der praxisorientierte und akteurzentrierte Ansatz erfordert eine orts- und situationsgebundene empirische Erhebung der Primärdaten. Die Erhebung der Daten soll dafür über den kompletten Zeitraum einer Zucht- und Event-Saison, die sich über den Geburtenzyklus des Pferdes (mit einer Trächtigkeitsdauer von ca. 11 Monaten) strukturiert, erfolgen und muss somit ein Jahr stationäre Feldforschung in Ägypten umfassen. Für den Datenerhebungsprozess werden qualitative ethnografische Feldforschungsmethoden (teilnehmende Beobachtung, offene, teilstrukturierte und Leitfaden-Interviews, Gruppendiskussionen, Aufnahme von Film- und Fotomaterial) eingesetzt. Die Daten und Informationen sollen in

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transnationalen Feldern des Netzwerks agierenden ägyptischen Gestüten und Zirkulationszentren erhoben werden: Momentan ist eine enge Kooperation mit jeweils einem Vertreter der oben beschriebenen Akteursgruppen vorgesehen: Yasser Ghanim Tahawi ist Leiter der Tahawi-Züchterinitiative und Gestütsbesitzer in der Region Sharqiya im Nildelta; hier soll ein Großteil der stationären Feldforschung absolviert werden. Dem Züchter, internationalen Punktrichter und renommierten Pferde-Fotograf Dr. Nasr Marei gehört eines der ältesten ägyptischen Gestüte, Albadeia, in Gizeh bei Kairo. Zu beiden Schlüsselinformanten konnte ich während meiner kurzen Aufenthalte in 2012 und 2013 einen Rapport herstellen und eine Kooperation vereinbaren. Eine weitere Etappe während der Feldforschung in Ägypten sollen längere Aufenthalte auf dem Staatsgestüt ausmachen, was die Erforschung der alltäglichen Routinen, Besuche von und Beziehungen zu Züchtern, die ihre Tiere registrieren lassen, als auch die Sichtung der hauseigenen Bibliothek mit einschließt. Auch hier bestehen bereits Kontakte zum Gestütsdirektor Dr. Saad Kamil und dem leitenden Veterinärmediziner Dr. Ayman, denen ich mein Projekt im Frühjahr 2014 vorgestellt habe. Die Feldforschung und Beobachtungen sollen sich auf die Beziehungen konzentrieren, die über die gestütseigenen Pferde im Alltag sowie auf Zucht-, Verkaufs- und Show-Events in Ägypten und wenn möglich auch exemplarisch vergleichend im Ausland, zu anderen Gestüten, Züchtern und Händlern etabliert werden. Experteninterviews mit Vertretern und Mitgliedern der internationalen Zuchtverbände sollen die gewonnenen Erkenntnisse ergänzen.

5. Zeit- und Arbeitsplan der Feldforschung/des Förderzeitraums

Der folgende Arbeitsplan orientiert sich an einem einjährigen Feldforschungsaufenthalt und folgt damit dem vollständigen Zyklus einer Zucht- und Event-Saison. Er gliedert sich in drei Feldforschungsetappen: Etappe I dient dem Erforschen und ›Erlernen‹ der skilled practices und konzentriert sich verstärkt auf den Umgang mit den Pferden, der Zucht-Tradition und Perspektive der Tahawi. Etappe II soll die gesammelten Erkenntnisse und Daten reflektieren und so auf Etappe III vorbereiten: Hier sollen vermehrt die ägyptischen Zentren der Zucht und des Handels aufgesucht werden und deren Verflechtungen untereinander und in den transnationalen Markt im Fokus stehen.

I. Etappe Auf dem Land: In Sharqiya bei den Tahawi

März bis Juli 2015

März: Rapport erstellen: Treffen mit Yasser Tahawi, Nasr Marei, Vertretern des Staatsgestüts in Kairo um Projektbeginn, -idee und -ziele abzustimmen. Reise ins Nildelta um vor Ort eine Unterkunft zu suchen und Mietmöglichkeiten zu klären. April: Umzug ins Delta/nach Sharqiya; Erkundung der Region, Dörfer, Kleinstädte. Intensivierung des Kontakts zu bekannten Züchter-Familien aus Aufenthalt 2013/14. Beginn der Datenerhebung über Anzahl der Züchter-Familien, Pferde, Zuchtlinien, Nutzung der Tiere, Einkommensquellen. Beginn der Mitarbeit auf dem Gestüt von Yasser Tahawi, Einarbeit in die Routinen und Arbeitsabläufe. Mai: Teilnehmende Beobachtung des Gestütsalltags, Kontaktaufnahme zu den Angestellten, offene biografische Interviews mit Personal/Eigentümer. Erweiterte Datensammlung über regionale Geschichte, demografische sozio-ökonomische Situation des Deltas, regionale Märkte, Landwirtschaft, (Handels)-beziehungen zu Metropolen (Alexandria/Kairo/Ismailiya). Juni: Fortsetzung der Gestütsarbeit, Erstellung eines Glossars der arab. Pferde-Fachtermini, Erlernen der visuellen Unterscheidungskriterien verschiedener Pferde/Zuchtlinien, ihrer Ursprungs- und Erwerbsgeschichten. Verfolgung erster (über)-regionaler Beziehungen (Futterbezugsquellen, Tierärzte, der nationale Pferde-Rennbahn-Betrieb in Alexandria/Kairo); Konzentration auf die Rolle des Pferdes bei den beduinischen Tahawi auf Hochzeiten, Initiations- und Männlichkeitsfeiern. Juli: Treffen und Diskussionsrunden mit der Züchter-Initiative; Sichtung historischer Quellen und privater Archive; Ausdehnung der Recherchen auf überregionale Beziehungen; Besuche und Ortserkundungen von Pferde-Rennen in Alexandria und dem Staatsgestüts in Kairo mit Züchtern aus Sharqiya. Erste Kontaktaufnahme zu privaten Züchtern aus der Unternehmerschicht über Nasr Marei.

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II. Etappe Zwischenbericht und -auswertung

August 2015

August: Ordnung der bisher gesammelten Felddaten, Fotos, Filmmaterial; Entwurf vorläufiger Kodierungsmuster für Interviews, teilweise Transkription; Reflexion des Materials und gegebenenfalls Reformulierung der Fragestellung; Erarbeitung/Ergänzung des Folgefragen-Katalogs; Besprechung des weiteren Vorgehens mit Hauptinformanten; Erstellung eines Feldforschungszwischenrapports für Dissertations-Betreuer Jun.-Prof. Dr. Martin Zillinger.

III. Etappe In der Metropole: Eliten und Unternehmer

September 2015 bis M

ärz 2016

September: Verlagerung der Feldforschung vom Nildelda auf Kairo/Staatsgestüt: Sichtung und Bearbeitung der EAO-Pferderegister; Kontaktaufnahme von Privatzüchtern über das Staatsgestüt, Besuch deren Gestüte, biografische Interviews; Gruppentreffen bei/mit Dr. Marei & Patrica Canfield und weiteren Züchtern, Thema: Probleme & Innovationspotentiale in der globalen Araberzucht; Datenerhebung über Araberzucht in Ägypten: Anzahl de Gestüte, Pferde, Anteil am BIP, staatl. Beteiligung (Besteuerung, Zölle). Oktober: Archiv und Bibliotheksarbeit in der EAO-Bibliothek; teiln. Beobachtung der Tagesabläufe auf Staatsgestüt, Fokus auf Registrierung: Teilnahme an Registrierungskamapagnen der WAHO-Repräsentanten auf Gestüten (nach formaler Eintragung erfolgt Überprüfung der Tiere, Entnahme von Gen-proben, Einsetzen eines Chips etc.) Konzentration auf Service-Sektor: Pferdefotografen, Tierärzte, Trainer, Reitlehrer, Event-Manager, Händler, Sponsoren; teilstrukturierte, biografische Interviews über Berufsalltag, Zukunftsperspektiven der Szene, Kontakte zur internationalen Szene. November: Beginn der Hauptsession für Zucht und Präsentationsshows, Besuch mehrerer Events, Teilnahme an Vorbereitung und Training der Tiere; Etappen des Pferde-Export: Export/Importzahlen, Spediteure, Mittelsmänner, Ein- und Ausfuhrbestimmungen und –kosten. Dezember: Rückkehr nach Sharqiya; Wiederaufnahme der Mitarbeit auf dem Gestüt; Rapport an Haupt-Informanten über Erlebnisse in Kairo/bei Privatzüchtern, Besuch der Züchter-Familien, Arbeit in privaten Archiven der Tahawi, Sichtung der Artefakt-Sammlung & Manuskripte und Urkunden; Beginn der Rekonstruktion der hist. Stammesbeziehungen, Erarbeitung von Tahawi-Pferde-Genealogien mit der Züchter-Initiative als Grundlage für teilstruk. & offene Gruppendiskussionen und Gesprächsrunden: Rolle/Bedeutung der Tahawi-Homepage & Facebook-Seite Januar: Fortsetzung der Archiv- und Dokumentationsarbeit über Privatarchive der Tahawi, Start eines eigener Fotografiearbeit über die Pferde als Diskussionsanstoß für visuelle Konzeptionen und ästhetische Standards; mgl. Vorschlag eines Ausstellungsprojekts der Tahawi, Diskussion von Kooperationsmöglichkeiten mit ägypt./internationalen NGOs Februar: Organisation eines Abschlusstreffens zwischen Vertretern aller drei Gruppen: EAO, Tahawi und Privatzüchter: Präsentation der angefertigten Tahawi-Genealogien & Stammesgeschichte um Diskussion über den Konflikt um Anerkennung & Authentizität zu initiieren März: Ordnen der Felddaten & Notizen, wenn nötig ergänzende Untersuchungen und Abschluss-befragungen. Beginn der Aufarbeitung der Felddaten für Präsentation im internen Forschungs-kolloquium und Abschlussfeldbericht für Betreuer Jun-Prof. Dr. Zillinger.

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