Studie zum Fürsorgeerziehungssystem der Länder Tirol und Vorarlberg in der Zweiten Republik....

29

Transcript of Studie zum Fürsorgeerziehungssystem der Länder Tirol und Vorarlberg in der Zweiten Republik....

Michaela Ralser

Nora Bischoff

Flavia Guerrini

Christine Jost

Ulrich Leitner

Martina Reiterer

Studie zum Fürsorgeerziehungssystem der Länder Tirol und Vorarlberg in der Zweiten Republik Insbesondere die öffentliche Heimerziehung, die Heime und die Heimwirklichkeiten betreffend

Forschungsprojekt Studie zum Fürsorgeerziehungssystem der Länder Tirol und Vorarlberg in der Zweiten Republik Insbesondere die öffentlic he Heimerziehung, die Heime und die Heimwirklic hkeiten betreffend Bericht erstellt im Auftrag der Länder Tirol und Vorarlberg Projektleitung A. Univ.-Prof. Dr. Mic haela Ralser Projektmitarbeiterinnen Nora Bisc hoff, M.A. Mag.a Flavia Guerrini Mag.a Christine Jost MMag. Dr. Ulric h Leitner Mag.a Martina Reiterer, B.A. Institut für Erziehungswissensc haft Universität Innsbruc k Liebeneggstraße 8 A-6020 Innsbruc k April 2014 Abbildung am Deckblatt: Überwachungskarte aus einer Jugendfürsorgeakte, zur Verfügung gestellt vom Stadtarchiv Innsbruck

| 1

Inhalt

Vorbemerkung 2

1. Ausgangssituation 3

2. Forschungsfragen und Ziele der Forschung 5

3. Forschungsleitende Prämissen 7

4. Stand der Aktenrec herc he und Auswertung 9

4.1. Personenbezogene Akten 10

4.2. Sachakten 14

4.3. Öffentlichkeiten 15

4.4. Weitere schriftliche Quellen 16

5. Stand der Interviewerhebung und Auswertung 17

6. Jagdberg: Interviewerhebung, Quellenrec herche und Auswertung 21

7. Erste Aufmerksamkeiten und weiteres Vorgehen 22

Strategien zur Vermittlung der Forschungsergebnisse 24

| 2

Vorbemerkung

Der Zwischenbericht stellt sich zur Aufgabe, einen knappen Überblick darüber zu geben, was

mit welchem Ziel bis zur Halbzeit des Projektes unternommen wurde, welche schriftlichen und

mündlichen Quellen im Detail erschlossen, erhoben und bearbeitet wurden, welche ersten

Ergebnisse und neuen Aufmerksamkeiten sich daraus ergeben, in welchem Rahmen sie bisher

diskutiert und publiziert wurden und noch werden und schließlich, was bis zum Ende der

Laufzeit des Forschungsprojektes erreicht und umgesetzt werden will.

Die regionale Heimgeschichteforschung verdankt sich den Aussagen der Betroffenen, einer

neuen politischen Aufmerksamkeit für das Thema und dem zunehmenden wissenschaftlichen

Interesse für dieses Stück gewaltvoller Institutionengeschichte öffentlicher (Ersatz-)Erziehung.

Der Nachvollziehbarkeit und Kommunikation der mit öffentlichen Geldern geförderten

Forschung dient unter anderem das Internetportal des Forschungszusammenhangs „Regime der

Fürsorge. Geschichte der Heimerziehung in Tirol und Vorarlberg (1945-1990)“, in dessen

Rahmen auch das Projekt „Das Fürsorgeerziehungssystem der Länder Tirol und Vorarlberg“

steht. Der hier vorgelegte Zwischenbericht (Stand: April 2014) verpflichtet sich der Öffent-

lichkeit und kann über eben diese Internetseite abgerufen werden:

http://www.uibk.ac.at/iezw/heimgeschichteforschung/.

| 3

1. Ausgangssituation

Am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck stehen seit April 2013 unter

der Leitung von A. Prof. Dr. Michaela Ralser österreichische Heimkindheiten der Zweiten

Republik im Fokus des laufenden Forschungsprojektes „Fürsorgeerziehungssystem der Länder

Tirol und Vorarlberg in der Zweiten Republik, insbesondere die öffentliche Heimerziehung, die

Heime und die Heimwirklichkeiten betreffend“. Vor dem Hintergrund einer im Sommer 2012

abgeschlossenen Vorstudie1 steht die historisch besonders dicht mit Erziehungsheimen

ausgestattete Region, Tirol und Vorarlberg, im Zentrum der Untersuchung. Das durch die

beiden Länder Tirol und Vorarlberg geförderte Projekt analysiert die Geschichte des

Fürsorgeerziehungssystems einerseits durch historisches Quellenstudium, wobei vor allem

Mündel- und Zöglingsakten, Personalakten der ErzieherInnen und HeimleiterInnen sowie

Dokumente der jeweiligen Landesjugendämter und Landesregierungen ausgewertet werden.

Andererseits mithilfe der in narrativen Interviews erinnerten Erlebnisse und Erfahrungen von

Zeitzeugen und Zeitzeuginnen mit dem Fürsorgeapparat.

Erste Ergebnisse der Studie verweisen auf ein komplexes Netz von Machtstrukturen bestehend

aus verschiedenen Institutionen, AkteurInnenkonstellationen, diskursiven Regelwerken, welches

das sechsköpfige ForscherInnenteam2 als „Fürsorgeerziehungsregime“ bezeichnet. Zu den

österreichischen Fürsorgeregimen liegen für Wien und Salzburg erste Forschungsergebnisse

vor.3 In Tirol stieß der Zeithistoriker Horst Schreiber mit einer bedeutsamen Erststudie4

weitere Untersuchungen zum Tiroler Heimalltag und Heimwesen an. Dazu gehören auch der

Bericht der medizinisch-historischen ExpertInnenkommission zur Innsbrucker Kinderbeo-

1 Siehe zum Forschungsprojekt die Projekthomepage: http://www.uibk.ac .at/iezw/heimgeschichteforschung/; siehe auch die Vorstudie: Bechter, Anneliese; Guerrini, Flavia; Ralser, Michaela (2012): Geschichte der Tiroler und Vorarlberger Erziehungshei-me und Fürsorgeerziehungsregime der 2. Republik – Eine Vorstudie. abzurufen unter: http://www.uibk.ac .at/iezw/heimgeschichteforschung/dokumente/vorstudie.pdf.

2 Neben der Projektleitung arbeiten mit unterschiedlichen Zeitvolumina am Projekt: Nora Bischoff M.A., Mag. Flavia Guerrini, Mag. Christine Jost, MMag. Dr. Ulrich Leitner, Mag. Matthias Rangger (bis 31.12.2013), Mag. Martina Reiterer (seit 01.01.2014). Sie wurden in einer öffentlichen Ausschreibung für die Mitarbeit gewonnen und kommen aus den Geschichts-, den Erziehungswissenschaften und der Soziologie.

3 Sieder, Reinhard; Smioski, Andrea (2012): Der Kindheit beraubt. Gewalt in den Erziehungsheimen der Stadt Wien. Innsbruck/ Wien/ Bozen. Bauer, Ingrid; Hoffmann, Robert; Kubek, Christina (2013): Abgestempelt und ausgeliefert. Fürsorgeerziehung und Fremdunterbringung in Salzburg nach 1945. Mit einem Ausblick auf die Wende hin zur Sozialen Kinder- und Jugendarbeit von heute. Innsbruck/Wien/Bozen.

4 Schreiber, Horst (2010): Im Namen der Ordnung. Heimerziehung in Tirol. Innsbruck/Wien/Bozen.

| 4

bachtungsstation der Psychiaterin Maria Nowak-Vogl,5 sowie der Bericht des Landes zum

Heim St. Martin in Schwaz, der durch Teile der Steuerungsgruppe zur Begleitung der

historischen Forschung der Fürsorgeerziehung (FE) im Landesmädchenheim vorgelegt wurde.6

Die Forschungen zur Nachkriegsgeschichte des einzigen eigentlichen Erziehungsheimes

Vorarlbergs, des Jagdbergs, bleiben trotz einer außergewöhnlich dichten Quellenlage bis dato

auf die im laufenden Forschungsprojekt erhobenen Erkenntnisse beschränkt.

Eine wichtige Anlaufstelle des Forschungsprojektes hinsichtlich der Kontaktaufnahme mit

ZeitzeugInnen sind die seitens der Länder Tirol und Vorarlberg eingerichteten Opferschutz-

stellen, zumal sich bei diesen in der ersten Aufmerksamkeitswelle 771 Männer und Frauen7

gemeldet haben, einige von ihnen auch mit der Bereitschaftsbekundung für die wissenschaft-

liche Aufarbeitung zur Verfügung stehen zu wollen. Des Weiteren wurde ein regionaler sowie

überregionaler ZeitzeugInnen-Aufruf gestartet, um Personen zu erreichen, die von ihren

Erfahrungen berichten möchten. Zu einigen konnte im laufenden Projekt Kontakt hergestellt

werden. Insgesamt erfolgte mit 87 ZeitzeugInnen eine Kontaktaufnahme, wovon mit 44

Personen ein ausführliches Interview geführt werden konnte. Die ForscherInnengruppe

unterhält auch Kontakt zum „Tiroler Verein für Kinder im Heim“,8 welcher auch bei der

Kontaktaufnahme zu ehemaligen „Heimkindern“ und bei der Organisation von Vermittlungs-

veranstaltungen seine Bereitschaft zur Mithilfe signalisiert und schon realisiert hat.

Die Aktenanalyse erfolgt in Kooperation mit dem Tiroler Landesarchiv (TLA), dem

Vorarlberger Landesarchiv (VLA), dem Innsbrucker Stadtarchiv (StAI) sowie der Bibliothek

des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum.

5 Siehe: https://www.i-med.ac .at/pr/presse/2013/Bericht-Medizin-Historische-ExpertInnenkommission_2013.pdf.

6 Beimrohr, Wilfried; Gertrud, Gaugg; Laichner, Daniela; Schennach, Dietmar (2013): Arbeit in Heimen – Jugendliche in der Fürsorgeerziehung, Kurzbericht der Arbeitsgruppe. Innsbruck, im Oktober 2013. https://wwwstatic .tirol.gv.at/t3tiro/uploads/media/arbeit_in_heimen.pdf.

7 Stand 07. April 2014.

8 Siehe: http://www.wir-heimkinder.at/index.php?page=Thread&threadID=6367.

| 5

2. Forsc hungsfragen und Ziele der Forsc hung

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Tiroler und Vorarlberger Heimgeschichte erfordert die

Analyse eines komplexen institutionellen Netzwerkes, die Bearbeitung von machtvollen

AkteurInnenkonstellationen und die Rekonstruktion von Regelwerken, welche in der

Fürsorgeerziehung (FE) wirken. Gemeinsam bilden sie das „Fürsorgeerziehungsregime“, das

sich dem analytischen Blick als eine Konfiguration von Mächteverhältnissen präsentiert. Um die

komplexen Machtstrukturen herauszuarbeiten, wurden Forschungsfragen entwickelt, die auf der

Ebene der Institutionen, der Erziehungspraxen und der AkteurInnenkonstellationen ansetzen

und sowohl auf die Akten- wie die Interviewanalyse abzielen. Es sind die folgenden:

Auf der Ebene der Institutionen:

» Welches waren die für die FE relevanten Institutionen in Tirol und Vorarlberg ab 1945

und worin bestand ihre jeweilige Wirkmächtigkeit?

» Können für die Zeit vor, während und nach dem NS-Regime Kontinuitäten oder

Brüche in Verfahrensweisen der Fürsorgeinstitutionen und der darin agierenden

Personen nachgewiesen werden?

Auf der Ebene der Erziehungspraxen:

» Wie wirkten sich die rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen auf die

Ausgestaltung der FE aus?

» Wie wurden die bestehenden Erziehungswirklichkeiten von den beteiligten Kindern

und Jugendlichen, aber auch von MitarbeiterInnen der verschiedenen Arbeitsbereiche

der FE erlebt?

» Inwiefern wirkten sich bestehende Geschlechtervorstellungen sowie, normalisierende

Sexualitäts- und Klassenverhältnisse auf die FE von Mädchen und Buben aus?

Auf der Ebene der AkteurInnenkonstellationen:

» Welche Kräfte und Machtwirkungen kennzeichneten das Fürsorgeerziehungssystem bis

in die 1980er Jahre?

» Welche AkteurInnen und Einrichtungen hatten welchen Anteil an der langanhaltenden

Modernisierungsresistenz der regionalen Heimerziehung?

| 6

Die Forschungsziele des Projektes orientieren sich an den oben skizzierten forschungsleitenden

Fragestellungen. Sie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Auf der Ebene der Institutionen:

» Dezidiertes Ziel ist die Rekonstruktion der Geschichte des Ensembles der Tiroler

Landeserziehungsheime St. Martin in Schwaz, Kleinvolderberg und Kramsach-Mariatal

sowie des einzigen Landeserziehungsheimes in Vorarlberg, dem Jagdberg, hinsichtlich

ihrer Genese, ihrer Verortung in der Geschichte der Region und der Spezifität der im

jeweiligen Heim geltenden Regelwerke.

» Vor dem Hintergrund der These der komplexen Systemwirkung zielt die Forschung

zudem auf das Aufzeigen der Verbindungslinien des jeweiligen Erziehungsheimes zu

andern Institutionen der FE, vor allem der Kinderpsychiatrie und dem

Landesjugendamt wie den Bezirksjugendämtern.

Auf der Ebene der Erziehungspraxen:

» Das Projekt will Aussagen zu den jeweils historisch spezifischen Erziehungspraktiken in

den Heimen tätigen. Aber auch Informationen liefern zu den sich über die Zeit

wandelnden Einweisungspraktiken von „Zöglingen“ in das Heim, wie sie u.a. aus den

Fürsorge- und Zöglingsakten rekonstruiert werden können. Zudem soll das Projekt

Aussagen über die das Leben der AkteurInnen im Heim normierenden

Heimordnungen machen. Ferner sollen Aussagen zu geschlechterspezifischen und

geschlechterkonstruierenden Arbeits- und Aufgabenfeldern getroffen werden, die

Schlussfolgerungen über Geschlechternormierungen erlauben.

Auf der Ebene der AkteurInnenkonstellationen:

» Das Projekt will Auskunft geben über das Zusammenwirken, die Handlungsstrategien

und -(un)möglichkeiten von „Zöglingen“, ErziehernInnen, dem Hauspersonal sowie

den HeimleiterInnen im Heim selbst, und deren Verbindung mit den Institutionen

außerhalb desselben: dem Jugendamt, dem Bezirks- oder Landesgericht oder der

Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ein Fokus liegt auf den Anpassungsstrategien an die

Normen des Heims, ebenso wie auf den Widerständen gegen dieselben, beispielsweise

„Heimrevolten“ und Fluchten der „Zöglinge“.

» Daneben zielt das Projekt auf das Nachzeichnen von Typologien einzelner AkteurInnen

im Heim. Von besonderem Interesse sind die Fragen nach den Berufsbiographien der

ErzieherInnen sowie der HeimleiterInnen, nach den (Familien-)Biographien der

| 7

ehemaligen „Heimkinder“ und Jugendlichen sowie wichtiger VertreterInnen anderer

Institutionen, z.B. dem Leiter der beiden Landesjugendämter.

3. Forsc hungsleitende Prämissen

Die Untersuchung der Forschungsfragen erfolgt, wie bereits erwähnt, mittels schriftlicher

Quellen wie etwa Akten auf der einen und ZeitzeugInnen-Interviews auf der anderen Seite, da

anhand dieser beiden Quellensorten unterschiedliche Zugänge zum Forschungsthema eröffnet

werden.

Zum Ersten wird eine Rekonstruktion von „Fakten“ angestrebt, d.h. etwa politische Beschlüsse,

Statistiken, Daten zu Heimlaufzeiten und Belegung der Heime, Informationen zum Personal

(u.a. Anzahl, Ausbildung), zu den Gebäuden und zur Einrichtung, zu den Kosten und zu den

für die historische Jugendhilfe insgesamt aufgewendeten Geldern etc. verarbeitet, soweit dies

eben mit der gegebenen Quellenlage möglich ist. Derartige Angaben können etwa, was Tirol

anlangt, den administrativen Akten des Landesjugendamtes oder den Berichten des Landes-

Kontrollamtes entnommen werden. Allerdings bleibt zu bedenken, dass die dazu überlieferten

Dokumente fragmentarisch sind und zudem nicht immer eindeutige bzw. teilweise sogar

widersprüchliche Angaben aufweisen (was etwa das Anfertigen von statistischen Übersichten

erheblich erschwert).

Zum Zweiten wird der Frage nach den zeitgenössischen Diskursen und Politiken in Bezug auf

die Heime, auf die Kinder, die in die Heime eingewiesen wurden, sowie auf deren Familien,

schließlich auch in Bezug auf zeitgenössische Erziehungsnormen und -methoden der

sogenannten „Ersatzerziehung“ nachgegangen. Entsprechende Aktenstücke übermitteln die

Perspektive der Institutionen samt Systemumwelt sowie die ihrer VertreterInnen; die als sprach-

und handlungsmächtige AkteurInnen im Feld der FE agierten und damit eine besondere

Wirkung auf die ihnen institutionell Ausgelieferten entfalteten. Einen anderen Blick auf

zeitgenössische Diskurse gewinnt man durch die Protokolle der Landtagssitzungen: Anhand der

hier vorliegenden Verschriftlichung der politischen Debatten lässt sich in der öffentlichen Rede

über die Heimerziehung ein Für und Wider nachzeichnen.

Obwohl der Zugang zur Vergangenheit auch über die Interpretation von schriftlichen Quellen

stets ein vermittelter ist, gibt es von Seiten mancher ZeithistorikerInnen gegenüber der

Verwendung von Interviews mit ZeitzeugInnen zur Klärung historischer Sachverhalte immer

wieder Bedenken: Die erzählten Erinnerungen seien durch das gegenwärtige Leben der

SprecherInnen geprägt, historische Dokumente hingegen würden aufgrund ihrer zeitlichen

| 8

Unmittelbarkeit ein Korrektiv zum (kollektiven) gegenwärtigen Erinnerungsdiskurs darstellen.

Allerdings zeichnen sich bekanntermaßen auch historische Quellen durch eine jeweils

spezifische Perspektive ihrer VerfasserInnen aus, welche das Dargestellte prägt und mitunter

weniger zur Aufklärung als zur Verschleierung der Geschehnisse beiträgt. Zudem bedeutet eine

Beschränkung auf die zumeist schriftlichen historischen Quellen trotz quellenkritischer Lektüre

allzu oft, eine Geschichte der Macht und der Mächtigen zu schreiben. Dies zeigt sich besonders

an der Geschichte der Fürsorge- und Zwangserziehung: Durch das hierarchische Verhältnis der

VerfasserInnen der Dokumente gegenüber den über sie erfassten Personen, kann das in ihnen

enthaltene Wissen als „obrigkeitliches Wissen“ entlarvt werden. Zudem wurden nur jene

Begebenheiten festgehalten, in denen die Betreffenden auffällig geworden waren, so dass die

angelegten Akten den Blick auf die Kinder und Jugendlichen und deren Lebensrealität nur

bedingt frei geben. Dasselbe gilt für die Akten der Erzieherinnen und Erzieher.

Die bisherige Auswertung der schriftlichen historischen Dokumente zeigt, dass die Stimmen

der Kinder und Jugendlichen kaum schriftlich dokumentiert wurden und sie offenbar auch

keinen merklichen Einfluss auf die über sie getroffenen Entscheidungen ausüben konnten.

Deshalb plädieren wir drittens im Zuge der Aufarbeitung dieses spezifischen Teils der

Vergangenheit nicht nur für ein „Vetorecht der Quellen“, sondern auch für ein „Vetorecht der

Erzählungen“, die in unseren Augen die zeitgenössischen Quellen kontrastieren, ergänzen oder

in Frage stellen können. Gerade Themen wie die konkrete Ausgestaltung des Heimalltags oder

die erlebte Gewalt finden oftmals nur über ZeitzeugInnen-Interviews Eingang in den

(Erinnerungs-, Geschichts- und Wissenschafts-)Diskurs der Gegenwart.

Es sollen viertens auch die psychischen und lebensgeschichtlichen Verarbeitungen der

Heimerziehung gezeigt werden. Auch diese können nicht durch schriftliche Quellen erschlossen

werden, denn die „Objekte“ der FE verschwanden nach Abschluss der Erziehungsmaßnahme

zumeist rasch aus dem Blick der Institutionen. Die Verarbeitung der eigenen Geschichte, der

Prozess des „making sense“, und damit auch eine Geschichte der Subjektivität und Erfahrung

sollen zumindest exemplarisch Teil der in Arbeit befindlichen Studie zum Fürsorgeer-

ziehungssystem der Länder Tirol und Vorarlberg werden.

| 9

4. Stand der Aktenrec herc he und Auswertung

Im Rahmen der Vorstudie wurde eine erste Bestandsaufnahme der vorhandenen Archivalien

durchgeführt, wobei besonders die unmittelbar mit den Fürsorgeerziehungsmaßnahmen in

Verbindung stehenden, amtlichen Quellen erfasst wurden (vgl. Vorstudie 191-197). Es handelt

sich um die Bestände der Mündel-/Jugendwohlfahrtsakten (vgl. Vorstudie S. 52-60), der

Zöglingsakten (vgl. Vorstudie S. 66-70), der Vormundschaftsgerichtsakten (vgl. Vorstudie S.

80-83), der Kinderkrankenakten (vgl. Vorstudie S. 84-89) sowie der Personalakten (vgl.

Vorstudie S. 94-99), die im TLA, VLA und im Stadtarchiv Innsbruck lagern. Diese sind, das

bestätigt die gegenwärtige Untersuchung, die relevanten überlieferten personenbezogenen

Aktenbestände. Hinzu kommen, auf Tirol bezogen, das allgemeine Verwaltungsschriftgut der

betreffenden Ämter und Abteilungen, des Landesjugendamts bzw. der Abteilung Vb –

Jugendwohlfahrt und des Präsidiums der Landesregierung.

In der ersten Projektphase (bis zur Halbzeit) wurden diese Bestände gesichtet und erste

Aktenstücke einer Auswertung unterzogen. Besondere Aufmerksamkeit wurde hierbei den

Mündelakten und den Personalakten sowie den Sachakten des Tiroler Landesjugendamtes

zuteil. Ferner wurden neue Archivbestände und weiteres Quellenmaterial zu den oben

genannten Landeserziehungsheimen recherchiert, die zum Zeitpunkt der Vorstudie noch

unbekannt waren. Sie beleuchten insbesondere Öffentlichkeiten, die außerhalb des Fürsorge-

erziehungsregimes standen, aber dennoch auf unterschiedliche Weise mit den Agenturen des

Regimes verbunden waren, wie etwa die Landesparlamente und Sozialreferenten der Länder.

Schließlich wurden zur Erhellung der Geschichte der Heime vor 1945 sowohl Akten als auch

andere Drucksachen aus dem Zeitraum 1880 bis 1945 recherchiert und ausgewertet.

Es folgt nun ein detailreicher Nachweis der bereits erfolgten, der zurzeit erfolgenden und der in

unmittelbarer Zukunft noch vorgesehenen Quellenrecherche und -auswertung, nach Quellen-

gattungen gegliedert.

| 10

4.1. Personenbezogene Akten

A) MÜNDEL-/JUGENDWOHLFAHRTSAKTEN

Tirol: Die Bestände der Mündelakten im TLA und StAI wurden sowohl Jahrgangsweise (also

nach ausgewählten Jahrgängen) als auch anhand der Zöglingseingangsbücher von St. Martin

und Kleinvolderberg gesichtet. Dies sollte auf der einen Seite einen Querschnitt durch die

Arbeit der Bezirksjugendämter in den Jahrzehnten zwischen 1945 und 1990 ermöglichen.

Andererseits sollten damit einzelne Fälle herausgefiltert werden, in denen FE angeordnet

wurde. Bisher wurden 68 Akten von Kindern und Jugendlichen aus vielen hundert Akten

herausgefiltert, die Grundlage für eine tiefer gehende Betrachtung der FE in den einzelnen

Tiroler Landesheimen bieten. Die Anzahl der Mündelakten, die zu den Heimen Kleinvolder-

berg und Kramsach bisher zur Verfügung stehen, soll durch weitere Durchsicht der Bestände,

insbesondere für die Zeit vor 1970, noch erhöht werden. Ebenso sollen weitere Mündelakten

von Tiroler Kindern, welche im Jagdberg untergebracht waren, erhoben werden.

Abb.1: Überlieferte und eingesehene bzw. verarbeitete Mündel-/Jugendwohlfahrtsakten nach Jahrgängen: Tirol mit Innsbruck Stadt

Im weiteren Vorgehen werden daher drei Tiroler Jugendämter exemplarisch herausgegriffen,

welche sich sowohl aus inhaltlichen wie auch aus formalen Gründen für die oben genannte

Recherche besonders eignen: das Bezirksjugendamt Schwaz, das seine Arbeit in einem

kleinstädtisch und durch verarbeitendes Gewerbe geprägten Bezirk versah, das Stadtjugendamt

Innsbruck als Beispiel für einen urbanen Kontext, und das Bezirksjugendamt Reutte, das in

Mündel-/Jugendwohlfahrtsakten: Tirol mit Innsbruck Stadt

Bezirkshauptmannschaft Zahl der archivierten Mündel-/Jugendwohlfahrtsakten

Angabe komplett erfasster Jahrgänge

Kitzbühel

1925-1941: 1468

1942-1949: 1945

1950-1958: 1831

Jg. 1942

Kufstein 1963-1989: 8484 Jg. 1963,1973, 1983

Reutte 1941-1955: 1360

1956-1970: 1137 Jg. 1955

Schwaz 1920-1957: 6550

1958-1970: 3515

(Bestand alphabetisch geordnet, Sichtung ausgewählter Buchstaben ist geplant)

Stadt Innsbruck ca. 1900-1989: mehrere 10.000 Jg. 1948, 1955

einem sehr ländlich geprägten

zur genaueren Analyse an, da

die Unterlagen zur FE zur

Bezirksjugendämtern versprich

in den einzelnen Jahrzehnten

Mündelakten zu Tage geför

Zeitraum von 1945 bis 1990

Bezirksjugendämtern ans TL

vollständig gesichteten Jahrgä

Vorarlberg: Die Bestände d

eingehend gesichtet worden,

(Vorarlberger Kinder- und Ju

ober 2013) geschuldet ist. D

ebenfalls beispielhaft einzelne

Weise (s.o.) zur näheren Unte

Abb. 2: Ist- und Sollstand der auf die einz

Abbildung 2 gibt Aufschluss ü

Tiroler Jugendämter sowie di

wie für Vorarlberg (jeweils

werden.

��

��

��

��

��

��

��

����� ���

������ �����

�����

�� �� � �

ten Bezirk tätig war. Diese drei Bestände bieten s

da sie jeweils den gesamten Untersuchungszeitrau

ur Gänze beinhalten. Die gezielte Recherche zu

icht einerseits Einblick in die Arbeit der verschiede

ten zu geben, andererseits können über diesen S

fördert werden, die die FE in den Landeserzie

90 dokumentieren. Abbildung 1 zeigt die Zahl de

TLA abgelieferten Mündelakten sowie die bis

gänge.

der Vorarlberger Bezirksjugendämter sind bi

en, was hauptsächlich der späteren Freigabe de

Jugendhilfegesetz vom 8. Mai 2013, in Kraft getre

. Dies wird in der zweiten Projektphase gesche

lne Jugendämter ausgewählt werden sollen, die sich

ntersuchung eignen.

nzelnen Landesheime entfallenen Mündelakten

ss über die bisher recherchierten Fälle von FE aus d

die angestrebten Fallzahlen, die bis zum Projektab

ils aufgeschlüsselt nach den Landeserziehungshe

������� ���

������ �����

�����

������� ���

������ �����

��� �������

����

����

����

���

"

| 11

n sich auch deshalb

raum abdecken und

zu den genannten

edenen Jugendämter

Sampelingvorgang

ziehungsheimen im

der von den Tiroler

bisher exemplarisch

bisher noch nicht

der Aktenbestände

etreten zum 1. Okt-

chehen, wobei hier

ich in vergleichbarer

s den Beständen der

tabschluss für Tirol

sheimen) bearbeitet

���� ���

����!�������

" ������

� #� $%

| 12

B) ZÖGLINGSAKTEN

Die Aktensorte der Zöglingsakten ist für den Bereich der öffentlichen Erziehungsheime in

Tirol und Vorarlberg nur aus dem Heim Jadgdberg erhalten und wird im Anschluss näher

beschrieben werden (Vgl. Quellenlage Jagdberg, Abschnitt 6 des vorliegenden Berichts).

C) KINDERKRANKENAKTEN UND VORMUNDSCHAFTSGERICHTSAKTEN

Die 3.650 überlieferten Kinderkrankenakten aus der Kinderbeobachtungsstation des

Innsbrucker Landeskrankenhauses wurden bisher nur ansatzweise in die Analyse einbezogen,

zumal an der Universität Innsbruck derzeit ein eigenes Forschungsprojekt zur

Kinderbeobachtungsstation anläuft, mit dem eine enge Kooperation angedacht ist.9 Es lässt sich

bereits zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass sich zahlreiche Anknüpfungspunkte zwischen den

Kinderkrankenakten und dem bisher erhobenen Material ziehen lassen. So liegen in mehreren

Fällen zu den Mündelakten auch Kinderkrankenakten vor. Der Kinderkrankenaktenbestand

wird in der zweiten Projektphase ergänzend herangezogen, um etwa die Verflechtung der

Institutionen sowie die Zirkulation der Informationen und deren diskursive Verdichtung

aufzuzeigen. Gleichfalls sollen die Mündelakten der „Heimkinder“ um die entsprechende

Vormundschaftsgerichtsakten ergänzt werden. Diese dokumentieren nicht nur die Beschlüsse,

die zur Vormundschaft und Fürsorgeerziehung führten, sondern auch den Prozess der

Beschlussfassung. Damit liefern sie weitere wertvolle Hinweise zu den beteiligten AkteurInnen

und Agenturen der FE.

Anhand der bisher genannten personenbezogenen Akten kann vor allem gezeigt werden, wie die

„befürsorgten“ Kinder und Jugendlichen von den mit ihnen befassten Institutionen wahrgenommen

und beschrieben wurden, sowie welche lebenslaufentscheidenden Eingriffe in die Biographie der ihnen

Anvertrauten und vielfach Ausgelieferten diese vornahmen. Mit Hilfe der genannten Aktensorten lässt

sich der sogenannte „erzählte Zögling“ rekonstruieren und die Macht und Gewalt nachvollziehen, die

auch dem jeweiligen Aktenstück selbst innewohnt, bemisst man die Wirkung, die es entfaltet.

9 Insbesondere die Ergebnisse der Projektteile I und II aus dem mit Mai 2014 beginnenden, an den Instituten für Geschichtswissenschaften und Ethnologie, Zeitgeschichte und Erziehungswissenschaft angesiedelten interdisziplinären Projekt zur Kinderbeobachtungsstation der Maria Nowak Vogl werden in die Gesamtstudie einfließen und deshalb im vorliegenden Zwischenbericht nicht eigens ausgeführt.

| 13

D) PERSONALAKTEN

Die im TLA und VLA vorliegenden Bestände der Personalakten des erzieherischen Personals

(nicht des allgemeinen Personals) der Erziehungsheime wurden vollständig gesichtet und erste

Auswertungen sind erfolgt. Abb. 3 gibt einen Einblick in die Personalaktenbestände im TLA

und VLA. Die in den Personalakten befindlichen Dokumente, die während des Aufenthaltes

der jeweiligen Person im Heim entstanden sind, geben einen anschaulichen Eindruck

hinsichtlich des Zusammenwirkens der verschiedenen AkteurInnen und Institutionen der FE.

Vor allem ist die Kommunikation zwischen den Erziehungsheimen ersichtlich, sowie jene der

jeweiligen Heime mit dem jeweiligen Landesjugendamt, dem Arbeitsamt, den Ärzten, der

Polizeidirektion oder dem Bezirks- bzw. Landesgericht.

Abb. 3: Bestand der Personalakten der Tiroler und Vorarlberger Erziehungsheime

In den Akten häufen sich die Informationen dann, wenn es durch die Bediensteten zu

Abweichungen von den Normvorstellungen des Heimes kam. Diese Vorfälle schlagen sich in

der Regel in sogenannten Aktenvermerken nieder, deren Inhalt gängige Verhaltensnormen,

Werte und Geschlechtervorstellungen sowie deren Nichtbeachtung widerspiegelt und zwar

großteils durch die Linse des Tiroler „Fürsorgeregimes“. Die Personalakte kann als Instrument

der Normierung und der Maßregelung seitens der betreffenden Institutionen gelten. Das zeigt

sich nicht zuletzt an dem Sachverhalt, dass sie der wissenschaftlichen Aufarbeitung der

Heimgeschichte vielfach nur den Blick der Institutionen auf die jeweilige Person gewährt. Die

Dokumente sind in der Regel von den LeiterInnen der Heime oder des Landesjugendamtes

verfasst. Egodokumente der ErzieherInnen finden sich in den Personalakten hingegen selten.

Die Akten lassen aber Rückschlüsse auf die Berufsbiographien der ErzieherInnen und

HeimleiterInnen zu und geben Auskunft über die pädagogische Ausbildung des Personals.

Bedeutend sind sie insbesondere für die Rekonstruktion von Fehlverhalten seitens der

ErzieherInnen oder der jeweiligen HeimleiterInnen. Hierzu zählen die „unsachgemäße

Bestand (Archiv) Zahl Personalakten Zeitraum Geschlechterverh.

Allgemeines Personal (TLA) 279 1939-1962 235 Frauen

44 Männer

ErzieherInnen

HeimleiterInnen (TLA)

159 1945-1990 100 Frauen

59 Männer

ErzieherInnen

Heimleiter (VLA)

145 1939-1998 52 Frauen

93 Männer

| 14

Gebarung“ mit Zöglingsgeldern, sogenanntes „unsittliches Verhalten“ und die körperliche

Züchtigung der „Zöglinge“ über den gesetzlich erlaubten Rahmen hinaus.

4.2. Sac hakten

Das Verwaltungsschriftgut des Tiroler Landesjugendamts (Abt. Vb) ist in weiten Teilen

gesichtet und bearbeitet. Es gibt Aufschluss über die Jugendamtsarbeit beispielsweise durch

Sachakten zur Regelung der Kostenerstattung für die FE oder durch an das Landesjugendamt

abgelieferte Statistiken der einzelnen Bezirksjugendämter. Auch liefert das Verwaltungs-

schriftgut vielfältige Informationen zu den einzelnen Tiroler Landeserziehungsheimen

bezüglich deren Finanzierung, Instandsetzung und anderer Investitionen. Es spiegelt aber auch

die Anforderungen an die Heimerziehung sowie die Versuche zur Umsetzung von Reformen ab

Beginn der 1970er Jahre. Hier sind insbesondere die in dieser Zeit vom Land Tirol vergebenen

Forschungsaufträge hervorzuheben, die erstmals, wenn auch letztlich wenig wirkungsvoll, eine

wissenschaftlich fundierte Leitlinie der Heimerziehung an die Tiroler Landesbehörde lieferten.

Diverse ergänzende Informationen zur Ausgestaltung der Tiroler Heime zwischen 1945 und

1960 (Personal, Pachtverträge, Vorfälle u.a.) enthält das Verwaltungsschriftgut des Präsidiums

der Tiroler Landesregierung, welches bisher erfasst, aber noch nicht bearbeitet wurde.

Eine weitere Quelle stellen die Berichte des Landes-Kontrollamtes dar, welches die

Landeseinrichtungen regelmäßig überprüfte und dem Tiroler Landtag Rechenschaft über deren

Führung ablegte. Zu allen drei Tiroler Landeserziehungsheimen liegen solche Berichte vor

(Kleinvolderberg: 1952, 1960, 1963, 1977, 1982; St. Martin/Schwaz: 1960, 1977, 1987;

Kramsach: 1960). Neben einer Bestandsaufnahme zum Zustand der Heime, der

Personalsituation und der Auslastung legen die genannten Berichte den Einsatz der finanziellen

Mittel zur Ausgestaltung der Heime offen und zeigen Missstände auf (z.B. Fehlinvestitionen

bzw. unnötige oder übermäßige Ausgaben, Unterschlagung von Geldern oder unsachgemäße

Verwaltung der „Zöglingsgelder“). Teilweise liegt zusätzlich eine Stellungnahme des Tiroler

Landesjugendamtes zu den Berichten vor.

In der zweiten Projektphase soll überprüft werden, inwieweit die Bestände des Bauamts

(Abteilung Hochbau, VId bzw. VId 1) ergänzend herangezogen werden können, um

insbesondere Informationen zur Verwendung und zum Zustand der Heimgebäude sowie zu

spezifischen Einrichtungen derselben (z.B. Karzer, Ummauerung, Gynäkologisches Zimmer

etc.) zu erhalten.

Anhand einer Zusammenschau der genannten Sachakten verspricht dieses Aktenmaterial einen

konkreten Einblick in die Besonderheit der einzelnen Landeserziehungsheime.

| 15

GESCHICHTE DER HEIME VOR 1945

Zur Untersuchung der Verwendung der Heime während der NS-Zeit (1939-1945) wurde das

Verwaltungsschriftgut der Gauselbstverwaltung, die Tiroler Heime und Allgemeines betreffend,

durchgesehen. Bisher konnten hierdurch Informationen über die Gauerziehungsheime

Kleinvolderberg, Kramsach und Schwaz, sowie allgemeine Informationen über die gesetzliche

Regelung und die Durchführung der FE im Gau Tirol-Vorarlberg zusammengestellt werden.

Ausständig ist die Auswertung der Gauselbstverwaltungsakten bezüglich der Heime Jagdberg,

Hall und Viktorsberg. Für die NS-Zeit liegen ferner Bauakten der Gauselbstverwaltung, Abt.

Gebäudeverwaltung und Hochbauamt, sowie Gaukämmerer, Abt. Grundeigentumsverwaltung

vor, die noch einer Analyse zu unterziehen sind.

4.3. Öffentlic hkeiten

Die sogenannten „Stenographischen Berichte“ der Sitzungen des Tiroler Landtags (1919-1933,

1945-1990) sind bisher für die unmittelbare Nachkriegszeit (1945-1949), also dem Zeitpunkt

der Entstehung bzw. Neueinrichtung der Landeserziehungsheime, sowie für die Reformzeit

1969-1976 überprüft, und geben vielschichtige Einsichten in die Debatten über Heimerziehung

bei den politischen Entscheidungsträgern, im Landtag und den Landesregierungen

(Landessozialreferenten, Finanzreferenten, Baureferenten). Letztere bestimmten die

Rahmenbedingungen der FE, indem sie die Finanzierung und allgemeine Ausrichtung auf

Heime oder auf Alternativen festlegten. Es ist für eine Aufarbeitung der Geschichte der

Fürsorgeerziehung mithin unumgänglich, die Stellungnahmen von Seiten der verschiedenen

politischen Kräfte zu beleuchten, wobei sich abzeichnet, dass die Positionierung der

Diskursbeiträge nicht entlang der Grenzen der jeweiligen politischen Lager zu ziehen sein

dürfte, sondern diese sich überkreuzen und eine eindeutige Verortung von BefürworterInnen

und KritikerInnen der Heimerziehung nicht möglich ist. Gleiches gilt sehr wahrscheinlich für

die Sitzungsprotokolle des Vorarlberger Landtages, deren Bearbeitung noch aussteht. Ebenso

gilt es, die restlichen Jahrgänge der Tiroler Landtagsprotokolle einzusehen.

Eine weitere Öffentlichkeit erschließt sich über Zeitungsberichte, die in der Bibliothek des

Landesmuseums Ferdinandeum zugänglich sind und bisher im Hinblick auf die Heime St.

Martin und Kramsach gesichtet wurden.

Schließlich erlaubt die sogenannte „Handakten Madersbacher“ (Tiroler Verein für Soziale

Arbeit und Pflegefamilien), der dem Forschungsprojekt zur Einsicht und Archivierung

überlassen wurde, Einsichten in zivilgesellschaftliche Kritik am System der Heimerziehung und

das Aufzeigen von Alternativen zur Heimerziehung seit den 1970er Jahren.

| 16

4.4. Weitere sc hriftlic he Quellen

Weitere gedruckte Quellen, wie etwa Ortschroniken, Druckschriften oder zeitgenössische

Fachliteratur10 werden zur Rekonstruktion der Geschichte der jeweiligen Heime herangezogen,

zumal alle Heime eine Vorgeschichte als Erziehungsinstitutionen aufweisen: Kleinvolderberg11

und Kramsach12 als Einrichtungen des Erzstifts Salzburg bzw. des Salzburger katholischen

Vereins der Kinderfreunde, Jagdberg13 als Einrichtung des Vorarlberger Kinderrettungsvereins

10 Mehrere Heime betreffend: Böhm, Karl (1948): Die Fürsorge- und Landeserziehungsanstalten Tirols. Innsbruck. Daneben liegen mehrere Dissertationen vor, die im Rahmen von wissenschaftlichen Studien zur Heimerziehung an den Universitäten Innsbruck [Hug, Markus (1971); Zangerle, Heinz (1974); Übelhör, Karl (1975)] und Salzburg [Artner, Karoline (1974); Mair, Christiane (1974); Schmid, Michael (1974); Schulze, Axel (1974)] angefertigt wurden.

11 Kleinvolderberg: Hager, Edmund (1896): Nothruf zur Verbesserung der Erziehung und Rettung der Jugend insoweit jeder Christ sich daran betheiligen kann und soll. Martinsbühel; Ders. (1899): Handbüchlein des katholischen Vereins der Kinderfreunde. Innsbruck; Katholischer Verein der Kinderfreunde (1934): Handbüchlein des katholischen Vereins der Kinderfreunde. Innsbruck; Greinz, Christian (1898): Das soc iale Wirken der katholischen Kirche in der Erzdiözese Salzburg. Wien; Klimtschek, Ägidius (1916): Entstehungsgeschichte des Privat-Gymnasiums in Volders. In: Zweiter Jahresbericht des Benediktiner-Privatgymnasiums Josefinum in Volders. Volders, 2-14; Tiroler Landesarchiv (Hg.) (1973): Chronik von Volders. Innsbruck; Moser, Heinz (Hg.) (1984): Volders. Eine Wanderung durch drei Jahrtausende. Volders.

12 Kramsach: Gögl, Norbert (o.J.): Chronik der Gemeinde Kramsach. Bd. 1 (hg. vom Verkehrsverein Kramsach), Kramsach; Urbanner, Hermann (1985): Kramsach. Eine Tiroler Gemeinde im Spiegel der Zeit. Kramsach; Hinterhuber, Hartmann (1998): Wider das Vergessen. Nationalsozialistische Verbrechen an psychisch Kranken und Behinderten aus Nord- und Südtirol. In: Klammer, Bruno (Hg.): Aus der Norm. Arunda. 11-19; Ders. (2008): Ein Ehrenkranz für Schwester Anna Bertha Königsegg. In: Häupl, Waltraud (Hg.): Der organisierte Massenmord an Kindern und Jugendlichen in der Ostmark 1940-1945. Gedenkdokumentation für die Opfer der NS-Euthanasie. Wien/Köln/Weimar. 37-44; Thoma, Helga (2004): Mahner – Helfer – Patrioten. Portraits aus dem österreichischen Widerstand. Eine Dokumentation. Wien; Amt der Oberösterreichischen Landeregierung – Landeskulturdirektion (Hg.) (2008): wert des lebens. Gedenken – Lernen – Begreifen. Begleitpublikation zur Ausstellung des Landes OÖ „Wert des Lebens“ im Schloss Hartheim. Linz. 116-123; Neugebauer, Wolfgang (1998): „Unser Gewissen verbietet uns, in dieser Aktion mitzuwirken.“ Der NS-Massenmord an geistig und körperlich Behinderten und der Widerstand der Sr. Anna Bertha Königsegg. Vortrag anlässlich einer Gedenkveranstaltung für Sr. Anna Bertha Königsegg. Schloss Goldegg am 12. November (gekürzt), http://doew.vbox17.braintrust.at/cms/download/d7kv5/wn_koenigsegg.pdf abgerufen am 07.04.2014; Schlosser, Hannes (2004): Ein Monument für 61 unvergessene Mitmenschen. In: Gaismair-Jahrbuch, Gegenwind 4/2004. Innsbruck u.a. 185-195; Ruep, Stefanie (2014): Couragierte Ordensschwester gegen NS-Euthanasie. In: Der Standard vom 13. 01.2014, siehe hierzu: http://diestandard.at/1388650823643/Couragierte-Ordensschwester-gegen-NS-Euthanasie, abgerufen am 25.02.2014.

13 Jagdberg: Albertani, Cornelia (2007): Der Jagdberg – vom Meyerhof zur Erziehungsanstalt. In: Montfort. Vierteljahreszeitschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs, 59. Jg., Nr. 3/4, 299-307; Bösch, Adolf (1984): Die Schulaufsicht in Vorarlberg. o.O. Juli 1984; Bundschuh, Werner (1996): Schlins 1850-1950. Bregenz; Egger, Gernot (1990): Ausgrenzen – Erfassen – Vernichten. Arme und „Irre“ in Vorarlberg. Bregenz; Frick, Alfons (o.J.): Jagdberg. In: Polytechnischer Lehrgang (Hg.): 25 Jahre Polytechnischer Lehrgang. Bregenz; Gamon, Thomas; Ortner, Birgit (Hg.) (2009): Spiele auf der Burg. 60 Jahre Spielgemeinde Schlins. Schlins; Grabherr, Josef (1899): Johannes Jehly: Pfarrer von Thüringen und Director auf Jagdberg. Ein Lebensbild. Bregenz; Hausordnung für das Rettungshaus auf Jagdberg (o.J.), Feldkirch; Jehly, Johannes (1883): Kurze Belehrung über das in und für Vorarlberg zu gründende Rettungshaus für die sittlich-verwahrloste Jugend. Bregenz; Petras, Dieter (Hg.) (2011): Lebensraum Schlins. Natur – Geschichte – Architektur. Schlins; Petras, Dieter (Hg.) (2012): Kirchengeschichte von Schlins. Schlins; Spies, Johannes (2012): Der Vorarlberger Kinderrettungsverein und die institutionalisierte Erziehung auf Jagdberg 1880 bis 1945. In: Spies, Johannes; Wanner, Gerhard: Kindheit, Jugend und Familie in Vorarlberg 1861 bis 1938. Bregenz/Feldkirch. 247-338; Vorarlberger Kinderrettungsverein (Hg.) (o.J.): Die Geschichte und das Wirken des Vorarlberger Kinderrettungsvereins in den Jahren 1884-1936, Innsbruck; Wachter, Rosa (1930): Die Entwicklung des Volksschulwesens im Gerichte Jagdberg seit der Theresianischen Schulordnung. In: Vorarlberger Landesmuseum (Hg.): Heimat. Vorarlberger Monatshefte. Jg. 11. 210-232 und 309-320.

| 17

und St. Martin/Schwaz14 als Korrigendinnenanstalt und frühestes staatliches Erziehungsheim in

Tirol und Vorarlberg.

5. Stand der Interviewerhebung und Auswertung

Neben den schriftlichen Quellen wird im Rahmen des Forschungsprojektes auf Erzählungen

von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen zurückgegriffen. Zur Erhebung derselben wurde das

narrativ-biografische Interview15 als Methode gewählt, begründet durch das spezifische

Erkenntnisinteresse sowie forschungsethischer Überlegungen. Die u.a. von Fritz Schütze

entwickelte Methode stellt ein etabliertes Datenerhebungsverfahren in der qualitativen

Sozialforschung dar. Sie ermöglicht „einen umfassend[en] und in sich strukturierten Zugang zur

Erfahrungswelt“16 befragter Personen. Beim narrativen Interview wird kein im Voraus

entwickelter Leitfaden eingesetzt, sondern vom/von der InterviewerIn eine offen formulierte,

erzählgenerierende Eröffnungsfrage gestellt. Diese soll eine Stegreiferzählung17 anregen, in der

sich Erinnerungen und Gedanken formen können, welche im Rahmen einer engeren

Fragestellung nicht thematisiert würden. Erst im Anschluss daran wird vertiefend nachgefragt.

Durch das Erzählen der „gesamte(n) Lebensgeschichte mit eigener Akzentsetzung“18 soll

vermieden werden, das Leben der befragten Person auf ihre Zeit im Heim zu reduzieren.

Erste Kontaktaufnahmen mit ZeitzeugInnen fanden im Juli 2013 zunächst über die

Opferschutzstellen der Länder Tirol und Vorarlberg statt, an die sich betroffene Personen im

Zuge der Entschädigungsverfahren gewandt und ihre Bereitschaft für ein ZeitzeugInneninter-

14 St. Martin/Schwaz: Alexander, Helmut (1999): Schwaz. Der Weg einer Stadt. Andreatta, Hans; Kandler, Klaus (1993): Schwaz. Porträt einer Tiroler Bezirksstadt. Innsbruck; Egg, Erich; Gstrein, Peter; Sternad, Hans (1986): Stadtbuch Schwaz. Natur – Bergbau – Geschichte. Schwaz; Stekl, Hannes (1978): Österreichs Zucht- und Arbeitshäuser; Sternad, Hans (2001): Schwaz in alten Ansichten. Band 2. Zaltbommel, Europäische Bibliothek; Suchanek, Viktor (1924): Jugendfürsorge in Österreich, Wien; Egg, Erich (1960): Die Silberstadt Schwaz. Ein Führer durch Geschichte und Kunst. Innsbruck; Stocker, Herbert (1989): Seewald, Hans (1948): Schwaz in Tirol 1809-1899; Stecher, Albert (1940): Die wirtschaftlichen Verhältnisse in Schwaz seit 1809. Dissertation Uni Innsbruck; Widmoser, Eduard (Hg.) (1974): Schwaz in alten Geschichtsdokumenten. Schwaz; Taddei, Elena, (2009): Stadlhof. http://psychiatrische-landschaften.net/Stadelhof (eingesehen am 28.10.2013); Ungedruckte Quellen St. Martin: Statut der Zwangsarbeitsanstalt (1889); Statut der Korrigendenabteilung (1904).

15 Vgl. dazu u.a.: Deppermann, Arnulf; Luc ius-Hoene, Gabriele (2004): Rekonstruktion narrativer Identitäten. Ein Arbeitsbuch zur Analyse narrativer Interviews. 2. Aufl. Wiesbaden; Flick, Uwe (2012): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 5. Aufl. Reinbek bei Hamburg; Kleemann, Frank; Krähnke, Uwe; Matuschek, Ingo (2013): Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung in die Praxis des Interpretierens. 2. korrigierte und aktualisierte Aufl. Wiesbaden; Rosenthal, Gabriele (2014): Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung, 4. Aufl. Weinheim/München.

16 Flick, Uwe (2012): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 5. Aufl. Reinbek bei Hamburg. 227.

17 Die Stegreiferzählung wird von dem/der Interviewenden nicht z.B. durch Zwischenfragen unterbrochen.

18 Rosenthal, Gabriele (2008): Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung. Weinheim/München. 146.

| 18

view signalisiert hatten. Im August 2013 folgte ein ZeitzeugInnen-Aufruf19 in lokalen,

regionalen und überregionalen Medien20, auf den hin sich weitere Personen meldeten.

Denjenigen, die sich zu einem Interview bereit erklärten, wurde ein Informationsblatt

zugesandt, in dem Wesentliches zur Interviewmethode, zum Forschungsprojekt und zur

Anonymisierung der erhobenen Daten festgehalten wurde. Wichtig war die Betonung der

Freiwilligkeit der Teilnahme am Projekt und der Möglichkeit das Interview seitens der

ZeitzeugInnen jederzeit abzubrechen. Zudem wurde seitens der ForscherInnen das rein

wissenschaftliche Interesse an der Erzählung der ZeitzeugInnen sowie die Unabhängigkeit des

Forschungsprojekts von den Entschädigungsverfahren der Länder betont.

Zur Durchführung der Interviews standen zum einen Räumlichkeiten am Institut für

Erziehungswissenschaft in Innsbruck, zum anderen das Büro des Kinder- und Jugendanwalts in

Feldkirch zur Verfügung. Es wurde jedoch auch die Möglichkeit angeboten, das Gespräch

beim/bei der ZeitzeugIn zuhause zu führen. Der Gesprächsort konnte von den Befragten

gewählt werden. Als Richtwert für die Länge eines Gesprächs waren drei bis vier Stunden

vorgesehen.21 Die Gespräche wurden mit einem Aufnahmegerät festgehalten und als

Audiodatei in einer projektinternen Datenbank gesichert. Nach jedem Interview wurde eine

Einwilligungserklärung in zweifacher Ausfertigung von dem/der InterviewerIn und dem/der

ZeitzeugIn unterzeichnet, um einerseits die Verwendung der Daten für die Forschung zu

sichern und andererseits die befragten Personen vor einem Missbrauch der Daten zu schützen.

Ziel der ersten Erhebungsphase (Juli 2013 bis März 2014) war es, ein möglichst breites Sample

an ZeitzeugInnen zu erreichen, in dem der festgelegte Untersuchungszeitraum von 1945 bis

1990 so breit wie möglich abgedeckt und zugleich alle vier Landeserziehungsheime in den

Fokus genommen werden.22 Insgesamt gab es Kontakte zu 87 Personen, die als ZeitzeugInnen

in Frage kamen. 76 dieser 87 Personen waren ehemalige „Heimkinder“. Sechs Personen waren

direkt in den Erziehungsheimen als ehemalige ErzieherInnen oder Heimleitungen tätig. Acht

Personen können als „außenstehende ZeitzeugInnen“ bezeichnet werden. Sie waren als

19 Der überwiegende Teil der ZeitzeugInnen nahm in den Monaten August, September und Oktober 2013 Kontakt auf. Vereinzelte Kontaktaufnahmen finden immer noch statt.

20 Der Aufruf wurde u.a. in der Tiroler Tageszeitung, dem Zwanzger, in den Vorarlberger Nachrichten, der Tageszeitung Dolomiten, dem Standard, auf orf.at und derstandard.at sowie auf Radio Tirol, Radio Vorarlberg und der RAI-Sender Bozen veröffentlicht. Angesprochen wurden ehemalige „Heimkinder“ und ErzieherInnen, die sich bereit erklärten von ihren Erlebnissen in Tiroler und Vorarlberger Heimen zu berichten.

21 Die durchschnittliche Interviewdauer lag bei 131 Minuten, wobei das kürzeste Interview 40 Minuten, das längste 270 Minuten dauerte.

22 Vorhandene Lücken sollen in einer zweiten Erhebungsphase durch die gezielte Suche von ZeitzeugInnen geschlossen werden. Siehe dazu: Kapitel 7.

JournalistInnen, Kurzzeitpra

unterschiedlicher Weise und

ungsregime konfrontiert.

Von diesen 87 Personen wu

waren drei InterviewpartnerI

(1960er und 1970er Jahre)

Jagdberg (1950er bis 1990er

Praktikantin in eben diesen H

Kinder in einem Erziehung

Landeserziehungsheime vertei

Abb. 4: Geführte Interviews verteilt auf d

Neun Personen waren in ihre

Kleinvolderberg und zwei in

keinem der Landeserziehung

bereits in den Akten aufgefall

23 Darin enthalten ist auch ein GespAufzeichnung des Gesprächs gibt. verschoben. Gründe für die Entscheden von uns untersuchten oder selwaren. Mit 20 Personen wurde keinallem, weil das Interesse oder die Ze

24 Vier davon waren sowohl im Landese

&

'

��

��

��

praktikantInnen, SachwalterInnen oder als ziv

nd Intensität im Untersuchungszeitraum mit dem

wurde mit insgesamt 44 Personen ein Interview

erInnen ehemalige Angestellte des Erziehungsh

e) sowie zwei ehemalige Angestellte des Lande

er Jahre). Zwei Personen waren in den 1970ern al

n Heimen tätig. 34 Interviews wurden mit Persone

ngsheim waren. Diese sind wie folgt auf die

rteilt:

die jeweiligen Heime (Mehrfachnennungen bei Wechsel zwischen den

hrer Kindheit bzw. Jugend in St. Martin, 14 im Ja

in Kramsach-Mariatal. Vier der interviewten Pe

ngsheime, jedoch in anderen Tiroler Heimen, un

fallene „Verschickungssystem“ zwischen einzelnen H

spräch und ein Interview, von denen es jeweils ein Gesprächst. 23 Gespräche wurden „zurückgestellt“, d.h. auf einen möglicheidung einer „Rückstellung“ waren, dass die Personen entweder in elbst noch nicht bereit für ein Interview (bspw. aufgrund bestehin Gesprächstermin – auch nicht zu einem möglichen späteren ZeitZeit für eine Teilnahme fehlten bzw. der Kontakt verloren ging.

serziehungsheim Jagdberg als auch in Kleinvolderberg.

Ehem. "Heimk

Personal

andere Zeitze

| 19

zivile Personen in

em Fürsorgeerzieh-

w geführt.23 Davon

gsheims St. Martin

deserziehungsheims

als Praktikant bzw.

onen geführt, die als

ie unterschiedlichen

en Heimen)

Jagdberg24, acht in

Personen waren in

untergebracht. Das

n Heimen zeigt sich

hsprotokoll, jedoch keine ichen späteren Zeitpunkt in einem anderen Heim als hender Therapieprozesse)

eitpunkt – vereinbart, vor

mkinder"

zeugInnen

auch bei den Interviewpartner

waren, waren in mehreren H

konfessionellen (5) oder städti

- auf der Innsbrucker Kinderb

Abb. 5: Anzahl der geführten Interviews Zeitraum des Aufenthalts im jeweilige He

Zwei Interviews konnten mi

untersuchten Heime (Jagdber

innerhalb des Fürsorgeerzieh

werden. Von den insgesamt 3

befragt. Der älteste Gespräch

jüngsten zwei 45. Der Großte

von Mitte der 1950er bis Mit

in der auch die größte Dichte

Bisher wurde insgesamt 91h 2

bis dato verschriftlicht, was etw

25 Dieses wird nach Abschluss der Unteund Methodik (WISDOM) aufbewahrt.

0

2

4

6

8

10

12

14

16

30er 40er 50er

nerInnen: 14 der Personen, die in einem der Lande

n Heimen untergebracht. Sie waren zusätzlich z

dtischen Heim der Stadt Innsbruck (4) und/oder -

erbeobachtungsstation (8).

s verteilt auf den Untersuchungszeitraum – die Angabe des Jahrzeheim

mit Personen geführt werden, die bereits vor 19

berg) waren. Im Vergleich können damit Kontinui

iehungsregimes über den Untersuchungszeitraum h

t 34 ehemaligen „Heimkindern“ wurden 15 Frauen

ächsteilnehmer war zum Zeitpunkt des Interviews

ßteil der Befragten war zwischen 50 und 65 Jahre

itte der 1970er in einem der vier Landeserziehun

te an Einweisungen in die Heime war.

h 27min Interviewmaterial erhoben.25 Etwa die Hä

etwa 1.700 Seiten Transkription entspricht.

tersuchung im Datenarchiv des Wiener Instituts für Sozialwissensch.

er 60er 70er 80er

Sonstige

Kramsach

Kleinvolderberg

Jagdberg

St. Martin

| 20

deserziehungsheime

zumeist in einem

in ihrer Mehrheit

ehnts bezieht sich auf den

1945 in einem der

uitäten und Brüche

hinaus untersucht

uen und 19 Männer

ws 85 Jahre alt, die

re alt und demnach

ungsheime, die Zeit

Hälfte davon wurde

chaftliche Dokumentation

| 21

6. Jagdberg: Interviewerhebung, Quellenrec herc he und Auswertung

Die außergewöhnlich dichte Aktenlage, die für das einzige Landeserziehungsheim Vorarlbergs,

den Jagdberg, im VLA vorliegt, verdient im vorliegenden Zwischenbericht ausführlicher

besprochen zu werden. Zudem gebührt dem Jagdberg aufgrund der hohen Zahl an

Gewaltmeldungen ehemaliger „Heimkinder“ bei der Vorarlberger Opferschutzstelle besondere

Aufmerksamkeit. Beide Sachverhalte lassen eine eigene Längsschnittuntersuchung zum

Jagdberg weiterhin dringend notwendig erscheinen. Die hohe Teilnahme von Zeitzeugen beim

laufenden Projekt „Das Fürsorgeerziehungssystem der Länder Tirol und Vorarlberg (1945-

1990)“ verweist auf ein unaufschiebbares Bedürfnis, über die subjektiven Erlebnisse und

Erfahrungen im Heim zu sprechen. Es ist zudem davon auszugehen, dass sich in der Laufzeit

des Projektes weitere ZeitzeugInnen melden werden. Gemeinsam mit dem Aktenmaterial, das

sich zu diesem Heim größtenteils im VLA befindet, liegt zum Jagdberg damit ein

außergewöhnlich vollständiges und einzigartiges Datenmaterial vor, das sich im Zeitrahmen der

vorliegenden Studie sichten, ordnen und auszugsweise analysieren, aber keinesfalls systematisch

wissenschaftlich bis zu Ende erschließen lassen wird. Dieses Forschungsdesiderat zu schließen,

wäre Aufgabe eines eigenen Projektes, zumal für die Zeit nach 1945 auch kaum

Sekundärliteratur zum Jagdberg existiert. Eine kurze Beschreibung des Quellenstandes und der

bisher erfolgten Arbeiten soll einen Eindruck der Fülle des vorhandenen Datenmaterials

verschaffen und darauf hinweisen, dass ein Teil der Recherche erst in der zweiten Halbzeit des

Projekt erfolgen wird können.

GEFÜHRTE INTERVIEWS: Von Juli 2013 bis März 2014 wurden insgesamt 14 narrativ-

biografische Interviews mit Männern geführt, die in ihrer Kindheit und Jugend am Jagdberg

untergebracht waren. Zudem wurden ein Interview mit einem ehemaligen Erzieher sowie eines

mit einem externen Betreuer geführt. Der langjährige Heimleiter des Jagdberges, Manfred

Schnetzer, stimmte einem Gespräch mit den ForscherInnen ebenfalls zu. Dieses wurde durch

ein Gesprächsprotokoll dokumentiert. Insgesamt wurden 2.013 Audiominuten Datenmaterial

von ehemaligen „Heimkindern“ des Jagdbergs gesammelt. Das entspricht einer Gesprächsdauer

von 33h 23min, wovon bis dato 698 Audiominuten (= 11h 38min) transkribiert wurden. Der

Umfang der Verschriftlichungen beläuft sich zurzeit auf 452 Seiten, die es auszuwerten gilt. Das

Interview mit dem ehemaligen Erzieher hat eine Länge von 64min, das des externen Betreuers

197min. Zusammen ergibt das eine Gesprächszeit von 261 Audiominuten (= 4h 21min), die

noch zu verschriftlichen sind.

AKTENBESTAND: Für den Jagdberg ist - wie erwartet - die höchste Dichte an Aktenmaterial

von allen im Rahmen der Gesamtstudie untersuchten Heimen zu verzeichnen. Dieses setzt sich

| 22

aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Quellensorten zusammen, die ihre je eigene

quellenspezifische Logik besitzen. Bei einer gründlichen Aufarbeitung haben die ForscherInnen

diesen Logiken gerecht zu werden. Zu den überlieferten Quellen zählen, worüber bereits die

Vorstudie Auskunft gibt - die Zöglingsakten (178 Schachteln), die Zöglingskarteikarten (1

Schachtel), die 2 Zöglingsbücher, die Nachbetreuungsakten (10 Schachteln), die Personalakten

(17 Schachteln), das Personalbuch, die 3 Rechenschaftsberichte, die Sammlung der

sogenannten „Fluchtberichte“ von „Zöglingen”, die Erzieherbesprechungen (2 Schachteln), 1

Schachtel mit Dokumenten zur Erzieherausbildung, 7 Jagdberger Heimchroniken. Daneben

verfügt das VLA über eine umfassende Fotodokumentation (36 Diakoffer) zum Jagdberg.

Bemerkenswert sind außerdem die Handakten Manfred Schnetzers, die er dem Forschungs-

projekt persönlich in 2 Schachteln zur Verfügung stellte, nachdem er sie ursprünglich dem

Vorarlberger Landesarchiv zur Verwahrung übergeben und anschließend wieder abgeholt hatte.

Im laufenden Projekt konnten bis dato die 17 Schachteln Personalakten (lediglich erzieherisches

Personal, ohne die konkrete Bearbeitung der umfassenden Daten zu den Erzieher-

praktikantInnen und dem allgemeinen Personal) sowie die Handakten Manfred Schnetzers

gesichtet werden.

Von den weiteren oben genannten Aktensorten konnten derzeit lediglich Informationen zu

Bestand und Dimension gewonnen werden. Ihre eingehende Bearbeitung ist für die zweite

Halbzeit vorgesehen.

7. Erste Aufmerksamkeiten und weiteres Vorgehen

Erste Ergebnisse lassen die je eigene Geschichte der einzelnen Institutionen erkennen und das

jeweilige Profil, das sie auszeichnet, herausstellen. Die Spezifik der einzelnen Heime lässt sich

u.a. über die materielle Ausstattung, die Baugeschichte, den Personalstand und die Belegzahlen

erschließen. Durch die Analyse der Interviews und der schriftlichen Quellen können zudem

eigene Spezifika zur Ausgestaltung der Erziehungspraktiken (beispielsweise spezifische Straf-

und andere disziplinierende Körperpraxen) und zur Struktur des Heimalltags herausgearbeitet

werden, etwa dahingehend, welche unterschiedlichen Auswirkungen eine offene bzw.

geschlossene Heimunterbringung gehabt haben.

Im Zusammenwirken der verschiedenen AkteurInnen und Institutionen ist zum Ersten eine

starke Vernetzung zum anderen aber gleichzeitig eine strikte Trennung der Aufgaben- und

Kompetenzbereiche zu erkennen. Eine besondere Rolle in der Reihe der Institutionen der FE

kommt der Kinderbeobachtungsstation und der Person Maria Nowak-Vogl zu, die Bezieh-

| 23

ungen zu verschiedenen Institutionen unterhielt und ihren Einfluss in verschiedene Richtungen

geltend machen konnte. Hier bietet sich die Kooperation zwischen dem Projekt zur FE und

dem derzeit an der Universität Innsbruck anlaufenden Forschungsprojekt zur Kinderbeo-

bachtungsstation an.

Zweitens kann bereits jetzt auf die herausragende Rolle der Jugendämter (der einzelnen

Bezirksjugendämter ebenso wie der Landesjugendämter) verwiesen werden, die noch

eingehender zu untersuchen sind. Hier empfiehlt sich einerseits die gezielte Sichtung der

Personalakten der Personen an den Leitungsstellen der entsprechenden Ämter, sowie

andererseits eine längsschnittartige und vergleichende Auswertung der Mündelakten im

Hinblick auf die Tätigkeiten der Fürsorgerinnen, SozialarbeiterInnen und sonstigen

JugendamtsmitarbeiterInnen.

Gerade die Fürsorgerin ist nach derzeitigem Untersuchungstand eine signifikante Figur in der

FE des untersuchten Zeitraums. Die Rolle, die diese Figur im Netzwerk des Fürsorgeregimes

spielt, kann jedoch nur durch intensive Recherchen zu einzelnen Personen erschlossen werden.

Die spezifische Rolle der Fürsorgerinnen kann als Desiderat der derzeitigen Forschung

formuliert werden, das es im Zuge des weiteren Projektverlaufes zu füllen gilt.

Im Bereich der Quellenerschließung gilt weiterhin den Zöglingsakten, Mündelakten und den

Verwaltungsakten sowie den Landtagsprotokollen das Hauptaugenmerk. Ein Anliegen an die

zukünftige Forschungsarbeit ist auch die Präzisierung statistischer Angaben zur FE, soweit sich

diese über das Aktenmaterial erschließen lässt.

Im weiteren Vorgehen der Interviewstudie werden in einer zweiten Erhebungsphase

(August/September 2014) gezielt ZeitzeugInnen gesucht, um die derzeitigen Lücken im

Sample (z.B. zu bestimmten Zeiträumen oder Heimen), die sich durch die erste

Erhebungsphase ergeben haben, zu schließen. Für das Erziehungsheim St. Martin sollte

zumindest eine InterviewpartnerIn für die Zeit vor 1955 gefunden werden. Für den Jagdberg

jedenfalls eine Person, die dort nach 1980 untergebracht war. Für Kleinvolderberg gilt es, ein

ehemaliges „Heimkind“ für die Zeit nach 1975 als Gesprächspartner zu finden. Das Sample

zum Erziehungsheim Kramsach-Mariatal ist derzeit noch stichprobenhaft, weshalb weitere

InterviewpartnerInnen für die Zeit vor 1955 und die Jahre nach 1965 zu suchen sind. Darüber

hinaus werden weitere Interviews mit Personen angestrebt, die ehemals im Rahmen der FE

beruflich tätig waren, d.h. nach Möglichkeit mit ehemaligen HeimleiterInnen, ErzieherInnen

sowie PraktikantInnen aber auch FürsorgerInnen oder politischen AkteurInnen.

| 24

Strategien zur Vermittlung der Forsc hungsergebnisse

Über den Projektrahmen hinaus wurden verschiedene Aspekte der laufenden Forschungs-

arbeiten der wissenschaftlichen und der breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Hierzu wurde die

Teilnahme an Tagungen und Konferenzen genutzt, die Organisation von Workshops,

Ausstellungen und Gastvorträgen sowie Publikationen. Die wichtigsten dieser Aktivitäten

werden im Folgenden genannt:

WISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGE

Michaela Ralser, Nora Bischoff, Flavia Guerrini, Christine Jost, Ulrich Leitner, Matthias

Rangger, Martina Reiterer: Abhaltung eines Forschungsforums (Moderation Maria A. Wolf)

„Heimkindheiten in Österreich: Fragen an eine Geschichte der Fürsorgeerziehungsregime nach

1945. Überlegungen zur Neubewertung von (öffentlicher) Erziehung und Gewalt“, beim

Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften an der HU Berlin. 12.

März 2014.

Michaela Ralser, Nora Bischoff, Flavia Guerrini, Christine Jost, Ulrich Leitner, Matthias

Rangger, Martina Reiterer: Posterpräsentation beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für

Erziehungswissenschaften an der HU Berlin, am 10. März 2014.

Michaela Ralser: „Anschlussfähiges Normalisierungswissen. Zur Kritik der Pathologie alter und

neuer ‚Kinderfehler‘“, Vortrag (Einzelbeitrag) am Kongress der Deutschen Gesellschaft für

Erziehungswissenschaften an der HU Berlin. 12. März 2014.

Nora Bischoff, Flavia Guerrini, Christine Jost: „Die (Wieder)Herstellung der Verhältnisse.

Heimerziehung von Mädchen am Beispiel des Landeserziehungsheims St. Martin in Schwaz

1945-1990“ [Arbeitstitel], in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften (ÖZG),

2014/1, Beitrag im Reviewverfahren angenommen, erscheint im Juni 2014.

Michaela Ralser: „Psychiatrisierte Kindheit - Expansive Kulturen der Krankheit. Machtvolle

Allianzen zwischen Psychiatrie und Fürsorgeerziehung“, in: Österreichische Zeitschrift für

Geschichtswissenschaften (ÖZG), 2014/1, Beitrag im Reviewverfahren angenommen, erscheint

im Juni 2014.

Michaela Ralser (gem. mit Reinhard Sieder): Herausgabe der Österreichischen Zeitschrift für

Geschichtswissenschaft/Austrian Journal of Historical Studies, Die Kinder des Staates, 2014/1,

erscheint im Juni 2014.

| 25

In Vorbereitung

Michaela Ralser: „Die Psychiatrie als Leitwissenschaft der Fürsorgeerziehung und

Heilpädagogik. Die neue Aufmerksamkeit für kindliche ‚Devianz‘ in den Nachkriegsjahr-

zehnten am Beispiel der Innsbrucker Psychiatrischen Kinderbeobachtungsstation (1954-1987)“.

Vortrag auf der Tagung „Gesellschaft und Psychiatrie in Österreich 1945-1970", Krems, 19.-

21. Juni 2014.

Ulrich Leitner (Organisation): „Internationales Forschungsnetzwerktreffens zur Fürsorge-

erziehung (Österreich – Deutschland – Schweiz)“ am 17. Juli 2014 in Bruneck/Südtirol. Es

nehmen teil: Michaela Ralser, Nora Bischoff, Flavia Guerrini, Martina Reiterer (Innsbruck),

Mechthild Bereswill, Magdalena Apel, Lina Eckhardt, Patrik Müller, Sabine Stange (Kassel),

Gisela Hauss (Olten/Schweiz).

Ulrich Leitner (Organisation): Tagung: „Corpus Intra Muros. Eine Geschichte räumlich

gebildeter Körper“ am 18.-19. Juli 2014 in Bruneck/Südtirol. Es nehmen mit eigenen Vorträgen

teil: Nora Bischof (Fluchtberichte aus dem Erziehungsheim Jagdberg), Flavia Guerrini (Der

Karzer im Mädchenerziehungsheim St. Martin) Michaela Ralser (Psychiatrie und Fürsorge-

erziehung).

Herbst 2014: Anfrage an Michaela Ralser und Team zur Einreichung eines Beitrags zum

Landeserziehungsheim Jagdberg in Schlins für die Zeitschrift „Zeitgeschichte“, 2015/2.

ÖFFENTLICHKEITSARBEITEN

Konzept und Erstellung des Internetauftrittes des Forschungsprojektes: „Heimgeschichte-

forschung an den Erziehungswissenschaften“, Siehe: http://www.uibk.ac.at/iezw/heimgeschich-

teforschung/.

Michaela Ralser, Flavia Guerrini: „Gewalt- und Ausbeutungspraktiken in früheren Erziehungs-

heimen in Tirol und Vorarlberg nach 1945. Eine Studie des Instituts für Erziehungswissen-

schaft der Universität Innsbruck“, 16. Oktober 2013, Theater am Saumarkt, Feldkirch.

Flavia Guerrini (Organisation): „… die Erinnerung wach halten“ Heimerziehung im

historischen Gedächtnis der Region, Ausstellung am Institut für Erziehungswissenschaft der

Universität Innsbruck, 24. Januar bis 07. Februar 2014. Im Rahmen der Ausstellung fanden

folgende Veranstaltungen statt:

| 26

» Mechthild Bereswill: „Verwahrlosung, Eitelkeit, Arbeitsbummelei – Ordnungsvorstellungen in

der westdeutschen Heimerziehung in den 1950er und 1960er Jahren“, Gastvortrag am Institut

für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck, 24. Januar 2014.

» Erfahrungsberichte von Andrea G., Christine Jung und Johanna Pellin mit einer Vorstellung des

neu gegründeten Tiroler Vereins für Kinder im Heim, Institut für Erziehungswissenschaft der

Universität Innsbruck, 24. Januar 2014.

» Erzählcafé mit ZeitzeugInnen: Das Erzählcafé bietet einen Rahmen für autobiographisches

Erzählen in einer Gruppe. Im Fokus steht das Hören und Erzählen von Lebensgeschichten, die,

auf einen thematischen Hintergrund bezogen, gemeinsam reflektiert werden, Institut für

Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck, 5. Februar 2014.

MEDIENBERICHTE (PRINT & ONLINE)

Christoph Tauber: Heimgeschichteforschung an den Erziehungswissenschaften (21.03.2013), i-

point der Leopold Franzens Universität: http://www.uibk.ac.at/ipoint/blog/1074448.html.

Christoph Tauber: Regime der Fürsorge: Forschungsprojekt „Geschichte der Heime in Tirol

und Vorarlberg“ startet großen ZeitzeugInnenaufruf (06.08.2013), i-point der Leopold Fran-

zens Universität: http://www.uibk.ac.at/ipoint/blog/1101734.html.

Medizinische Universität: Bericht zur Kinderbeobachtungstation der Maria Nowak Vogl

präsentiert, i-point der Leopold Franzens Universität und i-med der Medizinischen Universität

Innsbruck (10.11.2013): http://www.uibk.ac.at/ipoint/blog/1125388.html.

Ricarda Hofer: „Wanderausstellung zu Heimerziehung eröffnet“, i-point der Universität

Innsbruck: http://www.uibk.ac.at/ipoint/blog/1147649.html.

Christa Hofer: „Erziehungsheime und der Schrecken darin“, in: wissenswert. Magazin der

Leopold Franzens-Universität Innsbruck, als Beilage der Tiroler Tageszeitung vom 18. Februar

2014, 18-19: http://www.uibk.ac.at/public-relations/medien/wissenswert/wissenswert-februar-

2014.pdf.

Jutta Berger: Studie zur „verzögerten Modernisierung“ der Heime, in: Der Standard vom 17.

Oktober 2013: http://derstandard.at/1381368952610/Studie-zur-verzoegerten-Modernisierung

-der-Heime.