Missverstandene Texte und missverstandenes Mittelalter. 'Der Ritter vom Turn' und andere Dichtungen

32
Horst Haub MissverstandeneTexte 1 Missverstandene Texte und missverstandenes Mittelalter 'Der Ritter vom Turn' und andere Dichtungen Horst Haub Frankfurt, Mai 2016

Transcript of Missverstandene Texte und missverstandenes Mittelalter. 'Der Ritter vom Turn' und andere Dichtungen

Horst Haub MissverstandeneTexte 1

Missverstandene Texte und missverstandenesMittelalter

'Der Ritter vom Turn' und andere Dichtungen

Horst HaubFrankfurt, Mai 2016

Horst Haub MissverstandeneTexte 2

Missverstandene Texte und missverstandenes MittelalterDer Ritter vom Turn und andere Dichtungen

Weiterhin wird der von Marquard von Stein aus dem Französischen übertragene Text Der Ritter vom Turn1, gedruckt 1493 in Basel, ebenso wie das von Geoffroy de La Tour Landry zwischen 1371-1373 geschaffene Original2 als ein Werk der moralisch-didaktischen Literatur erbaulichen Inhalts gelesen.3 Am moralisch-lehrhaften Zweck des Ritter vom Turn, der bereits im 19. Jahrhundert konstatiert wurde4 und dessen „offiziellen Ernstes“5, wird wohl auch deshalb nicht gezweifelt, weil die ritterlichen Autoren diesen lehrhaft-moralischen Zweck ihrer Schriften jeweils im Vorwort ihrer Werke als deren Absicht ausgeben.6 So formuliert Marquard von Stein ausdrücklich, er habe seine Übersetzung des französischen Werkes angefertigt, um seinen Töchtern und anderen an Stelle von Müßiggang, der allen Übels Anfang sei, fruchtbare Unterweisung in sittlichen Angelegenheiten erteilen zu können.7 Ebenso schreibt Geoffroy de La Tour Landry, er habe sein Buch angefertigt, um seine Töchter durch Beispiele guter und böser Frauen darin zu belehren, wie man dem Guten nachfolgen könne und wie das Böse zu vermeiden sei.8 Folgt die Mediävistik also bisher der von den Autoren erfolgreich aufgebauten Behauptung über den angeblichen Zweck ihrer aufwendig realisierten Schriften, so kann ein neuer interpretierender Zugriff, der nicht nur die intertextuellen Bezüge berücksichtigt, sondern insbesondere den jeweiligen historisch-gesellschaftlichen Kontext einbezieht in dem die Ritter schreiben, deutlich machen, dass es sich hier keineswegs um Schriften handelt, die der Belehrung und Erziehung von Töchtern und Frauen dienen sollen, sondern um Texte, die sich in einer spezifischen Situation auf ein gegnerisches Lager im Adel beziehen, mit der Absicht dessen politisch-ideologische Positionen als völlig haltlose, ja absurde zu verspotten und damit das gegnerische Lager zu diskreditieren, mit dem gleichzeitigen Effekt, das eigene adlige Lager politisch-ideologisch zu konsolidieren. Auch wenn es hier nicht darum gehen soll erneut die beabsichtigten Aussagen der Ritter mittels ihrer Texte ausführlich darzustellen, da dies ja bereits in der vorliegenden Studie geleistet wurde9, sondern es um die Konsequenzen gehen soll, die eine Fülle missverstandener Texte zwangsläufig für unser Mittelalterbild haben muss, so soll doch zur besseren Verständlichkeit des Gemeinten kurz der jeweilige gesellschaftliche Kontext

1 Marquard vom Stein, Der Ritter vom Turn, krit. hg. von Ruth Harvey, Berlin 1988.2 Le Livre du Chevalier de La Tour Landry pour l' enseignement de ses filles, hg. von M. Anatole de

Montaiglon, Paris 1854. Bisher werden für die Entstehungszeit der Handschrift die Jahre 1371-1372 angenommen, was jedoch nach der von mir vorgenommenen Interpretation nicht zutreffend sein dürfte, da sich Geoffroy in seinem Text auf den Tod von Amaury IV von Craon bezieht, der jedoch erst 1373 erfolgte. Siehe H. Haub. „Der Ritter vom Turn...“, 2015, S. 79.

3 „Der Ritter vom Turn schließlich ist eine Repräsentant der erbaulich, moralisch-didaktischen Literatur....“, Rosmarie Zeller: „Das Buch der Liebe ….“ 2010, S. 145.

4 Etwa Georg Gottfried Gervinus: “Geschichte der poetischen Nationalliteratur....“ Bd. II. 1836, S. 387: „ein Buch, das noch einmal die alte Sittenmoral , die Convenienz, die Sitte beim Aufstehen, bei der Morgenandacht und dergleichen predigt“, und Gustav Roethe: Marquard vom Stein. Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 35 (1893), S. 666-667.

5 Werner Röcke: „Schwanksammlung und ….“, 1991, S. 182.6 Marquard vom Stein, Der Ritter vom Turn, (Aja):Titelblatt „Der Ritter vom Turn von den Exempeln der

gotsforcht vnd erberkeit“, Ruth Harvey, 1988, S. 85.7 Dann wo sy die selben minen dòchtern / jn steten gůter ùbung vnd zymlichen wesen hyltenn / wer mir vß

vatterlicher liebe besonders fròd / (RvT 87,27), Vorwort des Marquard vom Stein.8 RvT 89, 12.9 Horst Haub: „Der Ritter vom Turn“ des Marquard vom Stein / Geoffroy de La Tour Landry. Eine getarnte

politische Streitschrift. GRIN Verlag, München 2015.

Horst Haub MissverstandeneTexte 3

skizziert werden, der Geoffroy de La Tour Landry ebenso wie Marquard vom Stein dazu brachte sich literarisch zu betätigen.

Prekäre machtpolitische Lage als Anstoß zu literarischem Handeln

Durch eine Reihe von Übersetzungsprojekten am Hofe des französischen Königs Karl V. stehen etwa die Civitas dei des heiligen Augustinus, das pädagogische Hauptwerk des Vincenz von Beauvais de eruditione puerorum nobilium, dessen Erziehungslehre Education des enfants nobles aktuell ebenso in der Volkssprache zur Verfügung, wie die Collations de Peres, die Geoffroy selbst als seine Quelle benennt, auf die er sich bezieht. All diese frommen moralischen Schriften, etwa der Miroir des bonnes femmes, den Geoffroy bei der Kompilation seines Werkes weitgehend als Vorlage benutzt10 und wie die bereits in Umlauf befindlichen Werke z.B. des Jacobus de Voragine Legenda aurea, des Dominikaners und Erzbischofs von Genua (13. Jahrhundert), ein Idealbild frommer christlicher Lebensführung propagieren und nun in der Volkssprache zur Verfügung stehen, üben auf den den weltlichen Adel Frankreichs, der in den Provinzen des Königreiches selbstbewusst keineswegs immer einer frommen asketischen Lebensweise frönt, einen erheblichen Legitimationsdruck aus. Hinzu kommt im Falle des Anjou, in dem Geoffroy offenbar als Gefolgsmann dem mächtigen adligen Lager der Craon angehört, dass der jüngere Bruder des Königs als Landesherr Herzog Ludwig I. von Anjou das Projekt betreibt, seinen Schwiegervater Karl von Blois heilig sprechen zu lassen und im Vorfeld des Kanonisationsprozesses, der 1371 in Angers stattfinden soll, also eine entsprechende Konjunktur von Zeugnissen einer vorbildlich frommen heiligen Lebensführung, die auch ein idealer weltlicher Ritter verwirklichen sollte, dominiert haben dürften. Hinzu kommt, dass wohl um 1366 das Haus Craon von einem Eheskandal erschüttert wird, einer öffentlich gewordenen Ehebruchs-Geschichte zwischen Guillaume I.von Craon und der bedeutenden, ebenfalls mächtigen Gräfin von Maine und die Folgen dieses Fehltritts auch zu Schreibbeginn von Geoffroy offenbar noch als umlaufendes Gerücht im hohen Adel, die sittliche Verlotterung des Hauses Craon betreffend, präsent sind. Da ein anderer Mächtiger des Geschlechts der Craon, Amaury IV, der für den französischen König Karl V. als einer der wichtigsten Kriegsherren, Capitaine der Provinzen Touraine, Anjou, Maine und Niedere Normandie fungiert, seit dem Wiederaufflammen der Kampfhandlungen zwischen England und Frankreich im Jahre 1370 als Ehemann der Peronelle de Thoars in einen Loyalitätskonflikt gerät, da er territorial als solcher auch gegenüber den Engländern lehenspflichtig ist, so werden die Craon seitens der französischen Krone seither scheinbar auch als unsichere Kantonisten aufmerksam beäugt. Für Geoffroy de La Tour Landry ist es also im Jahre 1371 aufgrund dieser Fülle von Motiven wohl unumgänglich mit einer Schrift zum politisch-ideologischen Gegenangriff gegen das Lager der königlichen Dienstleute anzutreten, zu denen etwa als Berater Karls V. Philippe de Mézières (ca. 1327-1405)11 und Eustache Deschamps (ca. 1345-1404)12 als „Chefideologen“ der sogenannten 'Mormousets'13 gehören, während Boucicaut, Beaumanoir und Jean de Saintré als Angehörige jener Adelsfraktion das

10 Miroir des bonnes femmes (I-III), John L. Grigsby, Romania 82 (1961)11 Philipp de Mézières rendering into French of the Griselda story was detached from his Livre de la vertu

du sacrement de mariage et réconfort des dames mariées and imcorporated into both the Ménagier de Paris and the Cevalier de la Tour Landry. Kathleen Ashley and Robert L.A. Clark (Hg.); Medieval Conduct,Introduction, 2001, S. X.

12 Zu dessen emphatischem Lob der heiligen Nothelfer, deren Anrufung Deschamps in jetweder Gefahr empfiehlt, siehe Johan Huizinga: „Herbst....“, 1975, S. 239 und H. Haub, 2015, S. 140.

13 Heribert Müller: Karl VI....“, 1996, S. 308.

Horst Haub MissverstandeneTexte 4

Schwert des Königs führen und als berühmte Kriegshelden in Geoffroys Schrift deshalb auch entsprechend verspottet werden. Das 'Livre' des Chevalier Geoffroy die La Tour Landry stellt also vor allem eine Schrift dar, die der Verteidigung und Selbstbehauptung eines bestimmten Lagers in Frankreich in einer prekären politischen Situation dient. Es kann nur als politische Streitschrift, die sich gegen die Vorstellungswelt der 'Marmousets' richtet und deren inhaltliche Positionen als für den weltlichen hohen Adel völlig verfehlte und absurde charakterisiert, angemessen verstanden werden. Eine ähnliche politisch-gesellschaftliche Situation in Württemberg, etwa 120 Jahre später, veranlasst dann den Ritter und Landvogt von Mömpelgard/Montbéliard Marquard vom Stein, die ihm bekannte Schrift seines französischen Standesgenossen durch eine „Übersetzung“ als Instrument einzusetzen, mit etwa den gleichen Intentionen Geoffroys. Hier ist es der Landesherr Eberhard im Bart (1445-1496), der mit seiner ernsthaften Frömmigkeit und Sittlichkeit eine schwer verdauliche Zumutung für einen Teil des württembergisch-süddeutschen Adels darstellt, weshalb dieser sich eher an dem designierten Nachfolger des Landesherren aus dem württembergischen Grafenhaus, Eberhard dem Jüngeren (1447-1504), orientiert. Jener Eberhard d.J., der sich durch einen nicht eben frommen, sondern ausschweifend-verschwenderischen Lebensstil auszeichnet,ist zur Realisierung desselben ständig auf der Suche nach neuen Finanzquellen, wobei er es mit der Legalität seiner Aktionen nicht so genau nimmt. Kommt es 1488 deshalb fast zueiner militärischen Konfrontation mit dem regierenden Landesherrn Eberhard im Bart, so geht Eberhard d.J., im von Eberhard im Bart angestrengten sogenannten 'Frankfurter Entscheid' König Maximilians I. (1459-1519) von 1489 einiger unmittelbar von ihm verwalteter Territorien und Privilegien verlustig. Die Stellung der beiden Grafensöhne aus der Stuttgarter Linie, Graf Heinrich (ca. 1448-1519) und Graf Eberhard d.J., stellt sich zu Beginn der 90er Jahre als eine stark geschwächte dar. Muss sich Eberhard d.J. Im 'Frankfurter Entscheid' z.B. dazu bereit finden, dass seine potentielle Nachfolge als Landesherr auf den Stuttgarter Teil Württembergs beschränkt wird, so wird Graf Heinrich gar wegen seiner Umtriebe 1490 von seinem Vetter Eberhard im Bart als geistig Verwirrterin Gewahrsam genommen und dauerhaft auf dessen Burg Hohenurach festgesetzt. Zwar wird im 'Esslinger Vertrag' von 1492 die Nachfolgeregelung für die Grafschaft wieder zugunsten von Eberhard d.J. revidiert, jedoch werden weitgehende Beschränkungen der Herrschaft bei einem möglichen Regierungsantritt Eberhards d.J. vorgenommen.14 Demnach kann ein noch von Eberhard im Bart zu bestimmendes Regiment, das einen Landhofmeister und 12 Räte umfasst, im Konfliktfall auch ohne Eberhard d.J. regieren.15 Währenddessen festigen sich die Herrschaft und das Ansehen des Landesfürsten. Durch den Beitritt Württembergs zum 'Schwäbischen Bund' 1488 steht Eberhard im Bart ein Bündnis kollektiver Sicherheit zur Verfügung. Seine guten Beziehungen zu König Maximilian I. und Kaiser Friedrich III. kommen durch seine Aufnahme in den exklusiven 'Orden vom Goldenen Vlies' 1492, der von den Habsburgern geführt wird, zum Ausdruck. Das Fass zum Überlaufen, bzw. den letzten Anstoß sein „Übersetzungswerk“ zu beginnen,dürfte für Marquard vom Stein jedoch das von frommem Ernst getragene „Modellprojekt“ gewesen sein, das Eberhard im Bart 1492 in Angriff nimmt. Es handelt sich um die Gründung einer Niederlassung der 'Brüder vom gemeinsamen Leben'16 in St. Peter im Einsiedel, die Eberhard großzügig mit finanziellen Mitteln, Ländereien und seinem Jagdschloss ausstattet und die er unter den Schutz von Kaiser und Papst stellen lässt.

14 Sönke Lorenz: „Vom herrschaftlichen Rat....“, 2010, S. 20.15 Im Esslinger Vertrag von 1492 sollte Eberhard der Jüngere unter die Kuratel eines ständischen Beirats

gestellt werden. Volker Press: „Eberhard im Bart....“, 1994, S. 25. Axel Metz: „Der Stuttgarter...“, 2010, S. 106.

16 Gerhard Faix: „Gabriel Biel und ...“, 1999.

Horst Haub MissverstandeneTexte 5

Hatte Eberhard im Bart die Gründung von Brüderhäusern der 'Brüder vom gemeinsamen Leben' bereits seit der Uracher Gründung von 1477 in der Grafschaft Württemberg unterstützt17, so kommt der Gründung in St. Peter eine besondere Rolle zu. Sie stellt wohl so etwas wie die Realisierung einer gesellschaftlichen Utopie des Grafen dar. Nicht nur handelt es sich bei den 'Brüdern vom gemeinsamen Leben' um eine religiöse Vereinigung18, die jenseits kirchlicher Hierarchie, Machtpolitik und Pfründe-Wirtschaft ein einfaches Leben in Armut und Bescheidenheit führen will19, mit der Gründung von St. Peter im Einsiedel mutet Eberhard seinem Adel auch eine ideale Lebensform zu, in der Adlige, Geistliche und Bürgerliche jenseits der Standesgrenzen friedlich und einträchtig zusammen leben sollen. Bei ihrem Eintritt in die Gemeinschaft legen die Brüder kein Gelübde ab, sondern es genügt das Versprechen keusch, einmütig und in Gemeinschaft leben zu wollen. Nicht nur wird die Gründung von St. Peter im Einsiedel von Eberhard im Bart prominent in Szene gesetzt, er lässt im März 1493 auch die Statuten des Stifts als Büchlein in Druck geben, womit dieses als programmatischer Text für eine empfohlene Lebensweise jenseits kirchlicher Dogmatik, kruden Materialismus und fleischlicher Begierde dem württembergischen Adel auch verschriftlicht zur Verfügung steht.20 Die Aussicht jedoch, ein bescheidenes kontemplatives Leben zu führen, in dem sich das Mitglied in der Gemeinschaft Gleichgesinnter den fundamentalen Fragen menschlicher Existenz widmen und sich darüber austauschen kann, begeistert nicht alle im württembergischen Adel gleichermaßen wie Eberhard im Bart, worauf das Übersetzungswerk Marquards wiederum deutlich hinweist.Wenn Marquard von Stein 1493 in Basel eine „Übersetzung“ des Livre von Geoffroy de La Tour Landry in Druck gehen lässt, dann verbreitet er damit ebenso eine Verteidigungs- undSelbstbehauptungsschrift eines bestimmten Lagers im württembergisch-süddeutschen Adel, wie dies bei seinem französischen Standesgenossen der Fall war. Dieses adlige Lager, das wie dargestellt, zu Beginn der 1490er Jahre einem starken Legitimationsdruck ausgesetzt ist, befindet sich nicht nur durch die Schwäche seiner Leitfiguren aus der Stuttgarter Grafenlinie in einer prekären machtpolitischen Lage. So werden etwa 1487 zahlreiche Räte aus der Umgebung Erzherzog Sigmunds von Tirol von Kaiser Friedrich III.mit der Reichsacht belegt, weil sie die Weigerung des Erzherzogs unterstützten, einer vorzeitigen Abtretung der Grafschaft Tirol als Teil der habsburgischen Besitzungen an den Sohn Friedrichs III., Maximilian I., zuzustimmen. Zwar werden die meisten der „bösen Räte“ Sigmunds 1489 wieder rehabilitiert, aber der Sohn des einstmals mit Mechthild von Rottenburg so vertrauten Werner von Zimmern, Johann Werner von Zimmern, bleibt in derAcht, wird aus seiner Herrschaft Meßkirch verbannt und muss ins Schweizer Exil. Die Werdenberger, die 1487/88 in die Herrschaft Meßkirch eingesetzt werden, bemächtigen sich 1493 auch noch der den Zimmern zugehörigen Stadt Oberndorf21, was sich auch wieder erst 1496, im Jahr der Regierungsübernahme Württembergs durch Eberhard d.J. revidieren lässt. Die politisch-ideologische Intervention mittels eines literarischen Textes, so lässt sich resümieren, ist sowohl im Falle Geoffroys als auch Marquards praktisch untrennbar mit den machtpolitischen Interessen und Gegensätzen eines bestimmten adligen Lagers in

17 Die Brüder sind nicht nur für Eberhards persönliche Religiosität wichtig, sondern spielen auch für seine Reformkonzept einschließlich seiner Bildungspolitik eine fundamentale Rolle, so Dieter Mertens: „Eberhard...“, 1994, S. 52.

18 Auf die geistliche Reformbewegung der devotio moderna zurück gehend, die von dem Bußprediger GeertGrote (1340-1384) in den Niederlanden ins Leben gerufen wurde.

19 Gerhard Faix, 1999, S. 8.20 Auch in einer der Truhen seines Bücherschatzes, die im Februar 1507 in der Wiener Neustadt

inventarisiert werden, bewahrt Kaiser Maximilian I. ein gedrucktes Exemplar der Statuten des Stifts auf . Theodor Gottlieb: „Büchersammlung....“, 1900, S. 37.

21 Casimir Bumiller: „Die Herren und Grafen...“, 2012, S. 23.

Horst Haub MissverstandeneTexte 6

Frankreich/Deutschland verknüpft und lässt sich nur als solche hinreichend verstehen.

Codierung der Texte und öffentliche Wahrnehmung

Die Frage, warum das Text-Missverständnis bezüglich des Ritters vom Turn sich bis in unsere unmittelbare Gegenwart hinein unangefochten halten konnte, verweist allerdings, neben der eingangs erwähnten irreführenden Ausschilderung der Texte als Lehr- und Erziehungsschriften für adlige Töchter, exemplarisch auf ein Verstehens-Defizit, nicht nur was das Verständnis ähnlich konstruierter Texte angeht, sondern was das Verständnis mittelalterlicher literarischer Kommunikation insgesamt anbelangt. Die Methode, die Geoffroy bei der Realisierung seiner literarischen Fiktion anwendet, um aus einer nicht dominanten Position heraus die Vorstellungswelt seiner politischen Gegnerzu karikieren und zu verspotten, ist eine wohl im hohen Adel beliebte, die höchstes Anspruchsniveau reklamieren darf. Es ist die Methode, dem politisch-ideologischen Gegner nicht offen zu widersprechen, sondern sich ihm gleichsam anzuverwandeln, also scheinbar im Einvernehmen mit dessen inhaltlichen Positionen zu sein. Der Gegensatz zu den gegnerischen Positionen im eigenen Text wird dann in der Regel nur durch besondersgroteske Übertreibungen, doppeldeutige sprachliche Konstruktionen und Anspielungen, sowohl auf bestimmte literarische Werke als auch politische Ereignisse in der historischen Wirklichkeit, erkennbar. Diese Technik, die es erlaubt den politischen Gegner als ziemlich vertrottelten und realitätsuntüchtigen der Lächerlichkeit preis zu geben, dürfte dann in einer Runde Gleichgesinnter zu einem kaum überbietbaren Vergnügen mit befreiendem Gelächter geführt haben, das sich wiederum zur Stärkung der Bindekraft des eigenen politisch-ideologischen Lagers eignet. Der Vorteil der Technik der Angleichung an den politisch-ideologischen Gegner besteht darin, dass man diesen und seine repräsentativen Vertreter nach Herzenslust verspotten und schmähen kann, also im Falle Frankreichs etwaGeoffroy de Charny, Träger der französischen Schlachtenstandarte Oriflamme unter KönigJohann II., seine Frau Jeanne de Vergy, die das Leichentuch Jesu (Turiner Grabtuch) als Reliquie in einer Kirche zur Schau stellen darf22, Ludwig den Heiligen, sowie seine Mutter Blanka von Kastilien23 etc. oder im Falle Württembergs etwa die starken, selbstbewussten und mächtigen Gräfinnen Württembergs; Mechthild von Rottenburg, die Mutter Eberhards im Barte und dessen Großmutter Henriette von Mömpelgard24, ohne dass die Autoren dafür haftbar gemacht werden können. Denn im Falle von Angriffen auf sie wegen ihrer ungebührlichen Attacken können sich die Autoren jeweils auf den einfachen Wortsinn ihrerTexte berufen, der gemeint sei und können anderweitige Auslegungen ihrer Texte empört als ehrenrührige Unterstellungen zurückweisen. Da beiden Lagern im hohen Adel dieses subtile Spiel mit Doppeldeutigkeiten bekannt ist, werden direkte Attacken auf die Autoren, um diese zur Rechenschaft zu ziehen, also wohl tunlichst unterbleiben, da es allen Beteiligten klar ist, dass solche Versuche ins Leere gehen müssen und dem politischen Gegner allenfalls die Genugtuung verschaffen würden, dass seine subtil konstruierten Unverschämtheiten wahrgenommen wurden und zur beabsichtigten ohnmächtigen Wut bei den Adressaten führten. Für die solcher Art Attackierten macht es mehr Sinn, den durchaus wahrgenommen Spott stillschweigend zu übergehen, sich das Wahrnehmen nicht anmerken zu lassen und es dem politischen Gegner bei anderer Gelegenheit politisch, militärisch oder literarisch heimzuzahlen. In der Konsequenz werden solch doppeldeutig konzipierte Texte wohl nur in eng begrenzten Zirkeln der unmittelbar

22 H. Haub, 2015, S. 68.23 Siehe insbesondere Kap. VII. Von lustigen Witwen und einem heiligen König. H. Haub, 2015, S. 95ff.24 Siehe Kap. XI.3.3. Die Witwe des Ritters vom Kreuz, H. Haub 2015, S. 184.

Horst Haub MissverstandeneTexte 7

beteiligten Kontrahenten als solche öffentlich. Bleibt also selbst im Adel der größte Teil wohl von einem zutreffenden Verständnis solcher Texte ausgeschlossen, so dürfte dies erst recht für bürgerliche Kreise, etwa humanistische Gelehrte, Kaufleute und Ratsherren gelten. Wenn die späteren Nachfolger der humanistischen Gelehrten als Philologen des 19. und 20. Jahrhunderts dann ebenfalls zwischen frommen und auf strenge Sittlichkeit zielenden Texten, wie etwa dem Miroir des bonnes femmes und solche Texte verspottenden Texte, wie dem Livre du Chevalier Geoffroy de La Tour Landry, keinen Unterschied machen, dann kann dies kaum verwundern. Im Ergebnis wird dann jedoch ein Bild vom Mittelalter entworfen, in dem die realen Gegensätze und Auseinandersetzungen in der gesellschaftlich maßgeblichen Schicht, dem Adel, gar nicht wahrgenommen werden.25 Statt lebendig Kämpfe und Auseinandersetzungen im Adel darzustellen und den literarischen Diskurs als politische Kommunikation zu begreifen, wird so eine mittelalterliche Gesellschaft kreiert, in der bestimmte sittliche Normen und fromme christliche Gebräuche scheinbar unangefochten Geltung beanspruchen können. Wenn dann für die Frühe Neuzeit, das 16. Jahrhundert, das Schwinden metaphysischer Sicherheiten und eines homogenen Welt- und Menschenbildes konstatiert werden, in dem traditionelle Legitimierungen zunehmend prekär werden, obgleich Herrschaft, Macht und Wissen nach wie vor durch hohes Alter und vornehme Abkunft autorisiert werden können26, dann stellt sich diese konstatierte epochale Veränderung als Basisannahme ihrer Analysen, die von den Autoren jedoch bewusst jenseits eines geschichtsphilosophischen Telos und Pathos vorgenommen werden sollen27, vermutlich nur deshalb so dar, weil der Widerspruch zu den herrschendenNormen und dem scheinbar homogenen Welt- und Menschenbild in einem Teil der Literatur bereits in Mittelalter und Spätmittelalter als solcher gar nicht wahrgenommen wird. Johan Huizinga nimmt in seinem materialreichen Mittelalterbuch diesen Widerspruch zwischen offizieller Frömmigkeit und Sittlichkeit und diese verspottenden obszönen Darstellungen zwar wahr, verlegt diesen Widerspruch aber als Charaktermerkmal in das Wesen des leidenschaftlichen mittelalterlichen Menschen. Demnach befinden sich die rotblühende Sünde und eine überströmende Frömmigkeit nebeneinander in der gleichen Brust des mittelalterlichen Menschen28 und treten abwechselnd hervor: „Wenn man einen mittelalterlichen Dichter die frömmsten Lobhymnen und dann wieder so profane und obszöne Verse dichten sieht, wie es Deschamps, Antoine de la Salle, Jean Molinet und viele andere tun, dann ist das noch weniger als bei einem modernen Dichter ein Grund, dieses Problem auf vermeintliche Perioden der Weltlichkeit und solche der Einkehr zu verteilen. Der Widerspruch, der uns schier unbegreiflich erscheint, muß hingenommen werden.“29 Bei dem Widerspruch, der von J. Huizinga wahrgenommen, jedoch völlig anders gedeutet wird, dürfte es sich um eben jene vom Ritter vom Turn

25 Von dem Spezifikum volkssprachlicher höfischer Dichtung, sich im Gegensatz zu lateinisch verfassten Werken darum zu bemühen, dass ihre historische Zugehörigkeit im Umkreis fürstlicher Adelsfamilien und ihre historisch konkrete Ideologiebildung weitgehend ausgeblendet bleibt, ja konsequent negiert wird, weiß im Zusammenhang des neuen Paradigmas der mittelalterlichen Literaturgeschichte 'Familienhistorie' auch Ursula Peters zu berichten. U. Peters: „Familienhistorie...“, 1994, S. 160.

26 Beate Kellner, Jan.Dirk Müller, Peter Strohschneider u.a. (Hg.): Erzählen und Episteme, Einleitung der Herausgeber, 2011, S. 2.

27 Habe die Geistesgeschichte das Schwinden metaphysischer Sicherheiten und eines homogenen Welt- und Menschenbildes als Überwindung mittelalterlichen Traditionalismus gefeiert, vor deren Hintergrund der 'Aufbruch' in die Neuzeit und die 'Entfaltung' des Individuums überhaupt erst möglich gewesen seien, so wollen die Autoren von 'Erzählen und Episteme' ohne solches geschichtsphilosophisches Telos und Pathos ihre literarischen Gegenstände untersuchen. Beate Kellner u.a., 2011, S. 2.

28 Der moderne Mensch mache sich in der Regel keine Vorstellung von der zügellosen Extravaganz und Entflammbarkeit des mittelalterlichen Gemütes, so J. Huizinga: „Herbst...“, 1975, S. 18

29 Johan Huizinga: „Herbst....“, 1975, S. 252

Horst Haub MissverstandeneTexte 8

angewendete literarische Technik handeln, sich zum einen in die Rolle des politisch-ideologischen Gegners zu versetzen und diesen in spöttischer Absicht nachzuahmen und zum anderen entsprechend der eigenen Überzeugungen ernst gemeinte Texte zu produzieren.

Literarischer Diskurs als politische Kommunikation

Die exemplarische Bedeutung, die einer zureichenden Interpretation des Ritter vom Turn zukommt, dürfte also vor allem die sein, dass das Werk darauf aufmerksam machen kann,dass seit dem Beginn eines volkssprachlichen literarischen Diskurses im Mittelalter dieser als politische Kommunikation über die Normen und Werte zu verstehen ist, die in der Gesellschaft Geltung beanspruchen sollten und in der sich jeweils zwei gegensätzliche Lager im Adel gegenüber stehen. Wäre im deutschen Kulturbereich dann etwa von Heinrich von Veldeke, Eneasroman und Herbort von Fritzlar, liet von Troye als Vertretern gegensätzlicher Lager im Adel auszugehen, im französischen Kulturbereich etwa Crétien de Troyes mit seinem chevalier de la charrete auf der einen und Gautier d' Arras mit dem Eracle auf der anderen Seite30 oder später der Roman de la Rose, geschrieben von Guillaume de Lorris einerseits und Jean de Meun andererseits31 usw., dann stellt mittelalterliche fiktionale Literatur im Gang der Geschichte offenbar jeweils das diskursive Material bereit, konkrete politische Auseinandersetzungen politisch-ideologisch zu begleiten. Ohne eine Aufarbeitung der historisch-gesellschaftlichen Situation in der diese Literatur jeweils entsteht und auf die sie reagiert, sind die Texte in der Regel nicht hinreichend zu verstehen.32 Insbesondere deshalb nicht, da diese politisch-gesellschaftliche Situation der Zeit, wie der Ritter vom Turn zeigt, neben Verweisen auf andere literarische Texte als Kommentar fungiert, der für die betroffenen Zeitgenossen zweifellos verständlich war, dessen Rekonstruktion zur Entschlüsselung der Text-Botschaften für nachfolgende Generationen jedoch zu einem angemessenen Verständnis unentbehrlich ist. Wird die Complainte der Margarete von Österreich etwa als Liebesklage gelesen, die sich im Kontext der französischen Gattung Complainte in die Kontinuität von Liebesklagen (Complaints) stellen lässt, wie sie auch von Guillaume de Machaut (ca. 1300-1377) und Charles d' Orléans (1394-1465) verfasst wurden33, in der das allegorische Universum das Margarete aufruft dazu diene einen Dialog zwischen den unterschiedlichen Stimmen der Gedanken zu bewirken, eine Liebesklage, in der das lyrische Ich die Widersprüche einer Seele darstelle, die mit dem Leiden der Liebe behaftet und als Beute freigegeben sei34,

30 Der Eracle erscheine als „Versuch den historischen Heracliusstoff in die Form des volkssprachlichen Romans“ zu übersetzen und „die biographische Tradition des Heiligenlebens mit der Heldenbiographie im Stil des Alexanderromans zu verbinden.“ Friedrich Wolfzettel, 1992, S. 146. Siehe hierzu auch Kap. VIII. Patrides/Paridès oder Gautier d' Arras als Vorbild, H. Haub, 2015, S. 113ff.

31 Der Rosenroman, übersetzt und eingeleitet von Karl August Ott, 1976.32 Auf die Bedeutung des gesellschaftlichen Kontextes zum Verständnis von Texten hatte Quentin Skinner

bereits in den 1960er Jahren verwiesen: „If it is conceputually improper, in the ways I have suggested, to concentrate simply on a given idea or a given text in itself, perhaps the best approach does consist – as the methodologists themselves increasingly insist – in recognizing instead that our ideas constitute 'a response to more immediate circumstances' and that we should in consequence study not the texts in themselves, but rather 'the context of other happenings which explain them.“ Quentin Skinner: Meaning and understanding....“, 1969, S. 39. Siehe hierzu etwa auch die Sammelbände 'Text und Kultur', hg. von Ursula Peters 2001 und 'Text und Kontext', hg. von Jan-Dirk Müller, 2007.

33 Monika Wodsak: „Die Complainte....“, 1985, S. 43 u. S. 72ff.34 Müller, Catherine M; „La poétique de Marguerite....”, 2010, S.76.

Horst Haub MissverstandeneTexte 9

dann kann es dazu kommen, dass die politische Dimension des Klage-Gedichts der Kaisertochter nicht wahrgenommen wird. Es geht nämlich hier, wenn auch verschlüsselt, keineswegs um die unglückliche Liebe Margaretes zu einem adligen Liebhaber, etwa Antoine de Lalaing35, sondern um eine Verteidigungs- und Selbstbehauptungs-Schrift, die die Ereignisse, die zu ihrer Ablösung als Regentin der burgundischen Niederlande im Januar 1515 führten, aus ihrem Blickwinkel heraus darstellen will, um ihre unerschütterliche Loyalität und Liebe zum väterlichen Kaiser als auch ihrem Neffen Karl (V.) zu bekräftigen, sowie ihre Anerkennung der Bedeutung der Ritter vom Goldenen Vlies,und sich mittels der Realisierung ihrer kleinen Handschrift, die sie in ihre Bibliothek einstellen lässt, erneut für eine Regierungsaufgabe zu qualifizieren, was dann auch sukzessive ab 1517 der Fall sein wird.36 Die 'Klage' der Margarete von Österreich, nur begriffen als stilisierte Liebesklage oder Erlebnislyrik, kann weder die Aussageabsicht der Autorin erfassen noch ihre potentielle Wirkung auf einen bestimmten adligen Rezipientenkreis, um den es jedoch geht, abschätzen.37 Auch hier also steht nicht die Herstellung eines literarischen Werkes im Vordergrund, das der Geselligkeit und dem künstlerischen Wettbewerb am Mechelner 'Musenhof'38 dient, sondern der Versuch mittels eines literarischen Werkes in die zeitgenössische Wirklichkeit einzugreifen und auf diese in bestimmter Absicht einzuwirken. Ebenso dürfte eine Einschätzung der Sammelhandschrift Ambraser Heldenbuch, die Kaiser Maximilian zwischen 1504 und 1516 herstellen ließ, fehl gehen, die die Herstellung des Prachtkodex den bibliophilen Neigungen Maximilians geschuldet sieht, der die Sammelhandschrift hier vielleicht als Beitrag einer festen Bücher- und Dokumentensammlung nach burgundischem Vorbild auf seiner Burg Runkelstein aufstellen lassen wollte.39 Bei dem Frauenehre-Fragment des Stricker, mit dem das Ambraser Heldenbuch beginnt, handelt es sich keineswegs nur um das „repräsentative Incipit“ des Heldenbuches40, welches das zentrale Motiv adlig-ritterlichen Ethos, die Frauenehre, leitmotivisch zur Geltung bringen soll. Die konkrete Gestalt der Frauenehre imAmbraser Heldenbuch, Fragment mit Mehr- und Minderversen, kann als Botschaft Maximilians an seinen Sohn Philipp der Schöne und dessen Hof in Burgund verstanden werden. Hier kommt es seit 1502/1503 immer wieder zu lautstarken Auseinandersetzungen und Eifersuchtsszenen zwischen Philipp und seiner Frau Juana. Da Juana als Tochter des Königspaares Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien die Nachfolge im spanischen Königreich beanspruchen kann, in jedem Fall in Kastilien, muss Maximilian entsetzt feststellen, dass der Zwist zwischen Philipp und Juana, der bei Juana zu Gleichgültigkeit und Apathie den Staatsgeschäften gegenüber führt, sich für die Habsburger zum Verlust des Königreiches Spanien auswachsen kann.41 Wenn Maximilian daher 1504 einem Stricker-Gedicht, in dem er treffend eigene Gedanken vor-formuliert findet, durch Vers-Verdoppelung derselben so etwas wie magische Kraft zukommen lassen will, um eine Verhaltensänderung Philipps gegenüber Juana zu erreichen und beabsichtigt diesen Text als Mahnung Philipp und seinem Hof zukommen zu lassen, so liegt auch in diesem Fall der Herstellung, modifizierten Abschrift eines literarischen Textes,ein hochpolitisches Motiv zugrunde.

35 So die Vermutung von Dagmar Eichberger: „Leben mit Kunst...“, 2002, S. 263.36 Die neuerliche Ernennung Margaretes zur Regentin der Niederlande durch Karl V. sei erst am 1. Juli 1519

durch Karl mit der entsprechenden Unterzeichnung der lettres patentes erfolgt, so Ursula Tamassino: „Margarete....“, 1995, S. 215.

37 Siehe H. Haub: „Die 'Klage' der Margarete....“, 2012.38 Josef Strelka: „Der burgundische Renaissencehof....“, 1957, S. 20.39 Martin Wierschin: „Das Ambraser Heldenbuch....“, 2005, S. 120.40 Hans-Herbert S. Räkel: „Die 'Frauenehre'....“, 1976, S. 163.41 Siehe H. Haub: „Ambraser Heldenbuch, 2010, S. 28 ff.

Horst Haub MissverstandeneTexte 10

Wollte man die Konzeption des Ambraser Heldenbuchs von Kaiser Maximilian I. insgesamtverstehen, so müsste man sich von der Vorstellung verabschieden, es handele sich hier um eine erlesene Sammlung alter volkssprachlicher Texte42 aus der Zeit vor 130043 und müsste insbesondere die dort versammelten Unika44 als Auseinandersetzung Maximilians und seiner „literarischen Beiräte“ mit den politisch-ideologischen Gegnern auf gesamteuropäischer Ebene befragen.45 Zwar war es sicherlich fruchtbar, wenn dem in breiteren Kreisen immer noch verbreiteten Bild von Kaiser Maximilian I. als dem 'letzten Ritter'46 dessen gedechtnus Projekt gegenübergestellt wurde47, das sich der Modernität des Herrschers widmet, der hier, Teuerdank, Weißkunig, Ehrenpforte etc. mit seinen humanistisch gelehrten Mitarbeitern volkssprachliche Werke produziert, die von den Ruhmvorstellungen der Renaissance geprägt sind.48 Jedoch wurde hierbei wohl übersehen, dass es sich bei diesen Projekten eher um eine Literatur handelt die für das „Volk“gedacht ist, jene für Maximilian als König und Kaiser durchaus auch wesentliche Schicht von städtischen Schreibern, Ratsherren, Großkaufleuten, niederem Adel, Klerus etc., die propagandistisch bearbeitet werden soll. Wenn Maximilian aus machtpolitischen Gründen versucht auch etwa auf die Stadtschreiber und und Mitglieder der führenden Schicht reichsfreier Städte oder aber die Mitarbeiter fürstlicher Kanzleien durch seine propagandistischen Werke Einfluss auszuüben, dann muss dies jedoch wohl getrennt werden vom literarischen Diskurs, der auf den Hochadel zielt und in dem programmatisch eigene Ziele, Norm- und Wertvorstellungen verhandelt werden, wie dies offenbar im Ambraser Heldenbuch der Fall ist. Dementsprechend wird das Ambraser Heldenbuch auch als Prachtexemplar einer Pergamenthandschrift mit kostbaren Illuminationen, also auf höchstem Anspruchsniveau realisiert, während Maximilians Theuerdank nur eben den Anschein der Kostbarkeit erwecken will, mittels eines Druckverfahrens, dass den Schrifttypder Prunkschrift der Reichskanzlei imitiert. Indem Maximilian seinen Hofbuchdrucker Hans Schönsperger zu strikter Geheimhaltung des Herstellungsverfahrens verpflichtet, kann er hoffen, dass seine Exemplare des Theuerdank ebenfalls als einzigartige Kostbarkeiten und nicht etwa als billige Reproduktionen bei den bereits zuvor

42 Klaus Graf: „Ritterromantik?....“,1999, S. 6.43 Ingeborg Glier: „Artes amandi...“ 1971, S. 391.44 Zu den Unika des Ambraser Heldenbuchs mit ihrem paradoxen Überlieferungsbefund und einer

originellen, jedoch nicht unbedingt weiterführenden These, siehe Nicola Kaminski: „Die Unika im Ambraser ...“, 2009. Zu den Unika des Ambraser Heldenbuches gehören der Moritz von Craon; Hartmannvon Aue, Die Klage; Das sogenannte zweite Büchlein; Heinrich von dem Türlin Der Mantel; Kudrun; Biterolf ; Wolfdietrich A; Die böse Frau; Herrant von Wildon: Die getreue Hausfrau; Der verkehrte Wirt; Der nackte Kaiser; Die Katze; Ulrich von Liechtenstein: Frauenbuch; Der Priester Johann. Ebenso findet sich hier die einzig weitgehend vollständig erhaltene Handschrift des Erec von Hartmann von Aue.

45 Angemessen zu verstehen wäre das Heldenbuch also wohl nur, wenn man es als Teil eines gesamteuropäischen adligen Diskurses versteht, das sich, auf die literarische Tradition beziehend, zeitgenössisch verbindliche Ideale und höfische Lebensformen thematisiert, sowie auch auf aktuelle politische Konstellationen Bezug nimmt. H. Haub: „Ambraser Heldenbuch...“, 2010, S. 20. In Anbetracht seiner Bedeutung als programmatischer Auseinandersetzung des Habsburger-Lagers mit seinen politischen Gegnern auf europäischer Ebene, welche offenbar die politisch-ideologische Basis für die Bedeutung der Habsburger in den darauffolgenden Jahrhunderten schafft, ist das Desinteresse der öffentlichen wie privaten Forschungsförderung in Deutschland an diesem Thema schon bemerkenswert.

46 „Maximilian I., breiteren Kreisen immer noch mit dem Schulbuch-Etikett 'der letzte Ritter' geläufig“. Klaus Graf: „Ritterromantik?...“, 1999, S. 1.

47 Jan-Dirk Müller: „Gedechtnus...“, 1982. 48 „Die Hofkultur des „letzten Ritters“ galt lange Zeit als Versuch, spätmittelalterlich-chevalereske

Traditionen fortzuführen, wobei das Burgund des 15. Jahrhunderts unerreichtes Muster blieb. Mein inzwischen 25 Jahre alter Versuch hatte demgegenüber den Anteil der gelehrten Literaten am Hof stark gemacht und zu zeigen versucht, wie auch die volkssprachliche gedechtnus von Ruhmvorstellungen der Renaissance geprägt ist.“ Jan-Dirk Müller: „Maximilian und die Hybridisierung...“, 2009, S. 4.

Horst Haub MissverstandeneTexte 11

ausgesuchten Adressaten wahrgenommen werden49, an die sie nach dem Tode Maximilians verteilt werden sollen.50 Das gleiche Verfahren der Herstellung einer kostbaren für den Hochadel gedachten Handschrift und eines für die „Massen“ realisierten Exemplars, wendet Maximilian offenbar auch im Falle des Triumphzug an. Einer luxuriösenAusarbeitung der vielteiligen Bilderfolge auf Pergament, deren erste Entwurfzeichnungen vom Hofmaler Jörg Kölderer bereits 1507 angefertigt werden, steht der in einem städteübergreifenden Projekt von mehreren Künstlern, Hans Burgkmair in Augsburg, Albrecht Altdorfer in Regensburg und Albrecht Dürer in Nürnberg entworfene Riesenholzschnitt gegenüber.51 Ebenso verfährt Maximilians Tochter Margarete von Österreich in Burgund bei der Darstellung des triumphalen Einzugs ihres Neffen Karl (V.) in Brügge. Einer großzügig illuminierten Prachthandschrift, die nach Fertigstellung in der Mechelner Bibliothek der Erzherzogin aufgestellt wird, steht eine einfachere, mit Holzschnitten versehene Ausgabe des Textes gegenüber.52 Durch die Herstellung einer prächtigen Handschrift soll also wohl die Aura der Einzigartigkeit und Exklusivität des dargebotenen Textes erweckt werden, zu dem nur wenige Auserwählte Zugang haben sollen, jene eben, denen der Zutritt in die fürstliche Bibliothek gestattet ist. Widersetzt sich der Herzog Federigo von Urbino der Aufnahme gedruckter Werke in seine Bilbliothek und beschränkt diese auf kostbare, individuell ausgestattete Handschriften53, so behauptet er mit der Weigerung der Vulgarisierung auch das höchste Anspruchsniveau. Noch im Jahre 1563 wird eine Papierhandschrift vom Ritter vom Turn hergestellt, Nach zahlreichen Druckauflagen des RvT ist dies die erste Handschrift, die von Marquards Werk hergestellt wird. Nicht etwa die von Cammerlander überarbeitete Version des RvT von 1538 wird abgeschrieben, sondern eine „fast sklavisch“ auf den ursprünglichen Baseler Druck von 1493 zurückgehende.54 Das mit der Handschrift gegebene Anspruchsniveau; ein für den süddeutschen Raum wichtiges Werk soll einem hochgestellten Adligen nahe gebracht werden und der Zeitpunkt deuten darauf hin, dass hier dem als Herrscher designierten Nachfolger des habsburgischen Kaisers Ferdinand I. (1503-1564) für Tirol und die österreichischen Vorlande, seinem ebenfalls Ferdinand (1529-1595) genannten Sohn, Wissen über die zentralen politisch-ideologischen Auseinandersetzungen seines zukünftigen Herrschaftsbereiches vermittelt werden soll.55

Wendet sich das Ambraser Heldenbuch mit seinem Anspruchsniveau also neben dem engsten Familienkreis der Habsburger wohl vor allem an den maßgeblichen, mit ihm verbundenen europäischen Hochadel, so spielen die volkssprachlichen Projekte, die Maximilian mit seinen gelehrten Mitarbeitern durchführt, doch wohl in einer anderen Liga.

49 J.-D. Müller, 1982, S. 269.50 Der Theuerdank wurde 1517 in einer exklusiven Auflage von 40 Pergamentexemplaren und 300

Papierexemplaren gedruckt,die Auslieferung allerdings bis nach dem Tode Maximilians 1519 zurück gehalten. Stephan Füssel: „Der Theuerdank von 1517...“, S. 13.

51 Dagmar Eichberger: „Neue Wege....“, 2002, S. 30.52 D. Eichberger ebenda.53 J.-D. Müller, 1982, S. 269.54 Ruth Harvey: „Marquard vom Stein....“, 1988, S. 53. 55 H. Haub, 2015, S. 214.

Horst Haub MissverstandeneTexte 12

Fiktionale Zwecke; Bilder von Gewalt gegen Frauen und sexueller Freiheit am Hof inmittelalterlichen Texten

Wenn mittelalterliche Texte durch den Titel oder durch Widmungsvorreden den angeblichen Zweck der Texte angeben, so sollten diese Aussagen immer mit Skepsis betrachtet werden. Etwa wenn Boccaccio sich in seiner Vorrede zum Decameron als Frauentröster geriert, da Frauen weit mehr als die Männer auf seinen literarischen „Trost und Beistand“ angewiesen seien56 oder wenn Niklas von Wyle, scheinbar dem Bedürfnis nach Unterhaltung und nach etwas Neuem entsprechend57, der Pfalzgräfin vom Rhein und österreichischen Erzherzogin 1461 die Übersetzung eines Briefes von Enea Silvio Piccolomini an Niclǎsen Wartemberger, zwischenzeitlich zum Papst Pius II. gewählt, widmet, in dem Piccolomini vor der leidenschaftlichen Liebe warnt58, ebenso wenn die dem hochwerten und hochgeschätzten Herrn, dem gnädigen Herzog von Burgund, Brabant usw. gewidmeten Hundert Neuen Novellen davon sprechen, das Werk, das auf Geheiß des Herzogs hergestellt worden sei, solle als Beitrag zu dem vom Herzog als bedeutend und wertvoll empfohlenen guten und nützlichen Zeitvertreib und der angenehmen Übung des Lesens und Studiums dienen.59 Die Cent Nouvelles Nouvelles werden auch Antoine de la Sale zugeschrieben, was darauf beruht, dass La Sale als Verfasser eines Prosaromans und ähnlicher Werke bekannt war und dass er in den Cent Nouvelles Nouvelles als Verfasser der 50. Novelle genannt wird. Er wird in den CNN auch als Haushofmeister (Premier Maistre d' Hostel) des Herzogs von Burgund bezeichnet.60 Das eigentliche Interesse der Autoren und ihrer Auftraggeber an der Herstellung oder Übersetzung der Texte kommt in den Vorreden zu diesen hier natürlich ebenso wenig zur Sprache, wie dies auch bei anderen Texten, etwa der Mörin des Hermann von Sachsenheim 1453 oder dem Buch der Beispiele der alten Weisen, das von Anton von Pforr Anfang der 1470er übersetzt wird, der Fall ist. Mit ziemlicher Sicherheit darf man aber davon ausgehen, dass eine einigermaßen schlüssige Interpretation der Motive und Interessen, die zur literarischen Realisierung führten, ohne eine Rekonstruktion des historisch-gesellschaftlichen Kontextes nicht möglich ist. Wobei auch hier natürlich die Erkenntnis der New Philology zu berücksichtigen wäre, dass jede Fassung eines Textes im Zeitalter der Handschriften als untereinander gleichberechtigte Realisierung angesehenwerden muss.61 Da es im Mittelalter nicht darum geht getreue Kopien eines ursprünglichenTextes herzustellen, sondern jeder Text als Variante des Originals versucht dieses Originalden veränderten Zeitumständen und bestimmten gesellschaftlichen Konstellationen anzupassen, um in einer aktuellen Situation Wirkung zu erzielen, wären die

56 “Und wer könnte leugnen, daß des Trostes, wie immer es auch um ihn bestellt sein mag, weit mehr als die Männer die holden Frauen bedürfen?“ Givoanni Boccaccio, Das Decameron, 1989, S. 8. Diese Stilisierung eines Dichters, der für die Frauen schreibt, scheint jedoch etwa für Margarete Zimmermann weitgehend glaubwürdig. „Wir haben es also, wie bereits bei anderen mittelalterlichen Autoren, bei Boccaccio mit einem Autor zu tun, der 'das Bild der lesenden Frau vor Augen“ hat, jener lesenden Frauen, deren Anteil an der Entwicklung der volkssprachlichen Literaturen laut Herbert Grundmann bedeutend gewesen sein muß.“ Margarete Zimmermann: „Boccaccios Decameron...“, 1989, S. 234.

57 Vnd als üwer fürstlich gnǎd vf min erbieten üch nechst schriftlich getǎn, yetz durch üwer gnǎden Camrer, maister Jörgen rat, an mich begert hǎt ob ich ützit lobliches oder kurtzwyligs von dem latine zůo tütsch gebrăcht hett oder noch bringen wurd / Albrecht von Keller (Hg.) „Translationen...“, 1967, S. 92.

58 Für den Markgrafen von Baden übersetzt Wyle in den frühen 1460er Jahren auch die Boccaccio Novelle von gwiscardo vnd Sigismunda. Translationen, 1967, S. 3.

59 Die Hundert Neuen Novellen, 1975, S. 7. Heute werde allgemein angenommen, dass die CNN in dem starken Jahrzehnt zwischen 1456 und 1467 verfasst wurden. Peter Amelung: “Die Hundert Neuen Novellen, Nachwort, 1975, S. 617.

60 Peter Amelung: “Die Hundert Neuen Novellen, Nachwort, 1975, S. 615.61 Siehe z.B. Karl Stackmann: Neue Philologie?, 1994, S. 401.

Horst Haub MissverstandeneTexte 13

unterschiedlichen Realisierungen einer Handschrift jeweils auf die variierenden Botschaften hin zu untersuchen und auf das Verhältnis zur gesellschaftlichen Realität, das diese Variationen motivierte.62 Zwar ist es nicht immer gesagt, dass der Versuch einer Rekonstruktion des gesellschaftlichen Kontextes der literarischen Texte erfolgreich ist, auch wenn sich etwa Peter Strohschneider im Falle der Mörin63 und Frank Piontek im Falledes Buch der Beispiele der alten Weisen64 darum intensiv bemühen. Jedoch ist bei diesemmethodischen Ansatz zumindest die Chance gegeben, den Text als Antwort auf Probleme der historisch-gesellschaftlichen Situation der Zeit zu verstehen und somit sowohl eine zutreffendere Einschätzung des Textes als auch ein besseres Verständnis der historischenEntwicklungen einer Zeit geben zu können.Peter Strohschneider entwirft in seiner funktionsgeschichtlichen Textinterpretation zur Mörin ein Mittelalterbild, in dem er den Venushof der küngin frow Venus Min65

als den der Mechthild von Rottenburg identifiziert66, an deren Hof ein solches Maß an Liberalität geherrscht habe, dass es dem Autor der Mörin möglich gewesen sei freizügig über Sexuelles, ja Obszönes zu sprechen67 „Den Freiraum, in dem solcherart offenes Reden über Erotisches und Sexuelles möglich war“, vermutet Strohschneider „in den Lebensformen jenes Gesellschaftsgefüges, in dem und für das Hermann von Sachsenheim schrieb68 und die nach allen Ermittlungen weit weniger prüde waren, als Mechthilds von Österreich Biographen im 19. Jahrhundert.“69 Auch wenn man mit Peter Strohschneider davon ausgeht, dass „das Bild des höfischen Sozialgefüges im Text sich insatirischer Brechung auf eine bestimmte Hofgesellschaft bezieht“70 und sich nicht der Prüderie von Mechthilds Biographen des 19. Jahrhunderts verbunden weiß, so dürfte docheine Interpretation, die am Hof Mechthilds ein Maß an Liberalität vermutet, an dem selbst Obszönes und Zotiges, das auf diesen Hof selbst bezogen gewesen sei, toleriert wurde 71,

62 Siehe hierzu z.B. das Kapitel IX. 'Geoffroy als Autor', insbesondere S. 147 ff., in: H. Haub: „Der Ritter vomTurn'.....“, 2015. Die inhaltlichen Variationen der Handschriften können dann wiederum bezogen auf historisch gesellschaftliche Entwicklungen zu einer genaueren Datierung der jeweiligen Handschriften-Varianten führen. Auf die Tatsache, dass die neuzeitliche hermeneutische Prämisse von ästhetischer Originalität und Innovation die Bedeutung der literarischen Bearbeitung von Vorgängigem, des Verfahrensdes 'Wiedergebrauchs', lange Zeit verkannt und damit grundlegend das Verständnis mittelalterlicher Literatur eher verdeckt habe, verweist auch der von Joachim Bumke und Ursula Peters herausgegebene Band 'Retextualisierung in der mittelalterlichen Literatur', (ZfdPh 124, Sonderheft) 2005, Einleitung S. 2.

63 Peter Strohschneider: „Studien zu einer funktionsgeschichtlichen...“, 1986, S. 7-290.64 Frank Piontek: „Ein Fürst...“, 1997.65 Die Mörin, 1974, V. 614ff.66 “neben den Andeutungen und expliziten Aussagen der Mörin selbst und den ästhetischen Strategien (…)

deuten schließlich auch biographische, handschriftengeschichtliche und textchronologische Sachverhalte auf die Hofgesellschaft Mechthilds von der Pfalz und deren Umfeld als Kommunikationszentrum hin, dem der Text des schwäbischen Ritters zuzuordnen ist.“ P. Strohschneider, 1986, S. 26.

67 „Dem Autor aber war ein anscheinend sehr weiter Spielraum für zotiges Sprechen zugemessen. Als bei den Verhandlungen über die Details des Vergleichs, den der Ich-Erzähler mit Venus schließt, die Frage seines zukünftigen Aufenthaltsortes zu klären ist, brennt er ein ganzes Feuerwerk erotisch-sexueller Bezüge ab. P. Strohschneider; „Studien...“, 1986, S. 98.

68 Dem schwäbischen Ritter gehe es darum, „einer kleinen adligen Elite im Dissoziationsprozess der feudalaristokratischen Welt exklusivische Selbstidentifikation zu ermöglichen,“ die Mörin deute also in gewissem Sinne auf die Rottenburger Residenz als Residuum traditioneller Ritterethik. P. Strohschneider,1986, S. 472.

69 P. Strohschneider, 1986, S. 103.70 P. Strohschneider, 1986, S. 56.71 „Der Hinweis auf das weit verbreitete Blinde-Maus-Spiel nimmt jeden Zweifel daran, daß hier von

sexuellen Verhältnissen die Rede ist. Die Replik richtet sich damit nicht nur gegen den jungen Ritter, sondern zugleich gegen die Landesherrin (Venus, Mechthild) und besagt auch: daß der junge Ritter der Landesherrin beischläft, begründet noch keineswegs einen außergewöhnlichen Rang oder Immunität gegen das Zurückzahlen mit gleicher Münze, denn es ist ja wahrlich nichts Besonderes.“ P. Strohschneider, 1986, S. 95. „Die erotische, die obszöne Rede in der Mörin, so scheint es, war als solche

Horst Haub MissverstandeneTexte 14

weit an der historischen Realität vorbei gehen. Schon deshalb, weil es sich bei dem gemeinten Hof der Mörin keineswegs um den der Mechthild von Rottenburg handelt. Ebenso wie die Vorstellung; im Vergleich von Minnesang und Herbort von Fritslars' 'Trojanerkrieg' könne anhand der Szene, in der „der liebesbegierige Jason der als schön und edel beschriebenen Medea bei ihrer ersten Begegnung unters Kleid greift,“ die ungeheure zivilisatorische Leistung festgestellt werden, die der Minnesang mit seiner Aufrichtung der höfischen Ideale im Verhältnis zu einer vorgängigen Zivilisationsstufe dargestellt habe72, dürfte sich dieser scheinbare Beleg73 für eine mittelalterlich Gesellschaft, in der andere Schamschwellen und ein anderer Triebhaushalt herrschten und in der noch eine spontane Realisierung der Affekte möglich gewesen sei74, einem Verständnis von mittelalterlicher Alterität verdanken, die letztlich als Generationenprojekt zu identifizieren wäre.75 Auch wenn solche Entwürfe alternativer Lebensformen und Verhaltensweisen durchaus im Bereich des Möglichen zu liegen scheinen und auch geeignet waren bis in die jüngste Zeit hohe Wellen zu schlagen76, so dürften sie doch für eine Erweiterung unseres Wissens über Kultur und Geschichte des Mittelalters ungeeignetsein.Wird eine Beschreibung der Beziehungen von Mann und Frau im Mittelalter und der elenden Lage der Frauen dort gegeben, so dienen die Texte Geoffroys und Marquards häufig als Beleg für die gewalttätige patriarchale Konditionierung, die Väter und Ehemänner mittels dieser Texte vorgenommen hätten. So verweist etwa Anne Simon, die den Ritter vom Turn als höfischen Text sieht, der junge Mädchen zur Internalisierung der dort beschriebenen Regeln sozial gebilligten Verhaltens bringen soll77, auf die Gewalt mit der einer trotzig, herausfordernden Frau dort im Exempel begegnet wird. Königin Jezebel, die sowohl verbal im Text als auch visuell mittels eines Holzschnitts die herausfordernde Frau verkörpere78, wird durch Enthauptung bestraft, ihrer verbalen Gewalt folge die Bestrafung durch physische Gewalt.79 Der in Text und Bild ausgedrückte männliche Zorn führe zu einer Drohung, die die Unterwerfung und Willfährigkeit von Frauen intendiere.80 Zweifellos wird man Verständnis dafür haben, wenn Ingrid Bennewitz angesichts der

in jener Kultursphäre , die sich im Text spiegelt und für die dieser bestimmt ist problemlos möglich.“ P. Srohschneider, 1986, S. 104.

72 Helmut Brackert: “Minnesang...”,.1989 , S. 275.73 Zur Interpretation dieser Stelle im Rahmen einer Negativdidaxe Herborts siehe Helga Lengenfelder: „Das

'Liet von Troyge'....“, 1975.74 „Wenn an Stelle relativ unabhängiger , gesellschaftlicher Funktionen mehr und mehr abhängige in der

Gesellschaft hervortreten – zum Beispiel an Stelle freier Ritterhöfische Ritter und schließlich Höflinge oder an Stelle relativ unabhängiger Kaufleute abhängige Kaufleute und Angestellte – dann verändert sichnotwendigerweise zugleich die Affektmodellierung, der Aufbau des Triebhaushalts und des Denkens, kurzum der ganze, soziogene Habitus und die sozialen Attituden der Menschen,...“. Norbert Elias: „Über den Prozeß...“, Zweiter Band, 1976, Wandlungen der Gesellschaft, Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation, S. 146. Zur materialreich-überzeugenden Kritik dieser Vorstellung vom Zivilisationsprozesss siehe Hans Peter Duerr: Der Mythos vom Zivilisationsprozess, Bd. 1-5, 1988-2002.

75 Sieh H. Haub: „Achtundsechziger Altgermanistik und das Paradigma Alterität...“, 2006. 76 So zog etwa im März 2013 der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle seine

Zusage einer Preisrede (Theodor-Heuss-Preis) auf den zu ehrenden Ex-68er Rebellen und Politiker der Grünen Daniel Cohn-Bendit zurück, da in der Öffentlichkeit dessen literarische Vorstellungen zu einem alternativen Verhältnis bezüglich der sexuellen Beziehungen von Erwachsenen und Kindern aus dem Jahre 1975 ('Der große Basar') aufgetaucht waren, die dem zwischenzeitlich mit einer schönen Rente ausgestatteten etablierten Politiker als all zu große Nähe zum Phänomen der Pädophilie angekreidet wurden.

77 „As a courtesy text, the Ritter vom Turn aims to instil into young girls the precepts of socially sanctioned behavior which should govern their lives:“ Anne Simon: „Sharp tounges...“, 2006, S. 48.

78 Anne Simon, 2006, S. 52.79 Jezabel's verbal violence is punished by physical violence. A. Simon, 2006, S. 45.80 A. Simon, 2006, S. 58.

Horst Haub MissverstandeneTexte 15

Lektüre von Episoden aus dem Alten Testament im Ritter vom Thurn , einer „Ansammlung von Brutalitäten und Frauenverachtung“, davon spricht, diese seien dazu angetan „körperliche Übelkeit auszulösen“.81 Das Problem besteht ja eben nur darin, dass Geoffroyde La Tour Landry diese Reaktion auf seinen Text offenbar bereits für sein damaliges Publikum einkalkulierte und eben mit diesem Abscheu seines Publikums die ganze Absurdität der Vorstellungswelt seiner politisch-ideologischen Gegner beweisen wollte, aufderen Kritik seine Streitschrift zielt. Ebensowenig wie man im Falle der Texte Herborts von Fritslar im 12. Jahrhundert und Hermanns von Sachsenheim im 15. Jahrhundert auf eine sexuelle Spontaneität (liet von troyge) oder aber eine erstaunliche Freizügigkeit des Sprechens auch über Obszönes am Hof (Die Mörin) im Mittelalter wird schließen können, ebenso wenig lässt sich Der Ritter vom Turn als Beleg für eine rigide Konditionierung von adligen Töchtern und Frauen in der mittelalterlichen Wirklichkeit lesen, die mittels literarischer Gewaltandrohung zur Verinnerlichung strenger Normen, zur Unterwerfung undWillfährigkeit gegenüber der Männerwelt gebracht werden sollten. Der Ritter vom Turn undähnliche Texte stellen hingegen einen Beleg für das Gegenteil dar. Durch ihre Verspottung der gegnerischen Positionen strenger Moral und Frömmigkeit, die völlig realitätsfern und absurd seien, fordern sie ja zu einer gegenteiligen, wesentlich freizügigeren Haltung in derrealen Lebenswelt auf. Wenn Rüdiger Schnell mit Blick auf den Ritter vom Turn, die Chastoiement des dames des Robert von Blois und die Winsbeckin (Lehre der Mutter für Tochter) postuliert, die Texte dienten der Warnung vor dem anderen Geschlecht (den Männern) und damit in erster Linie der moralisch-sittlichen Disziplinierung der Frauen82, dann könnte sich dies gleich bei allen drei genannten Texten als Irrtum erweisen83 Nicht die moralisch-sittliche Erziehung von Frauen wird angestrebt, sondern jeweils offenbar die Verspottung eines politisch-ideologischen Gegners, der mit seinen biederen Lebenslehren insgesamt84 völlig an der gesellschaftlichen Wirklichkeit vorbei lebe. Noch der 800 Seiten starke und 13 Romane umfassende Folio-Band, das Buch der Liebe,vom Verleger Sigmund Feyerabend 1587 herausgebracht, kann wohl zu diesen weiterhin bestehenden politisch-ideologischen Fronten Auskunft geben. So erwähnt Rosmarie Zellerbei der Frage nach einem möglichen Konzept Feyerabends bei der Zusammenstellung derTexte für sein Buch der Liebe, dass sich der Verleger Feyerabend gar in einen Streit mit dem Verleger des Ritter vom Turn einließ, nur um dieses Werk, das „auf den ersten Blick nicht besonders gut in die Sammlung zu passen scheint“, in seine Sammlung von Liebesromanen aufnehmen zu können.85 Geht man davon aus, dass Der Ritter vom Turn auch Jahrzehnte nach seinem ersten Erscheinen noch als programmatische Streitschrift eines Teils des deutschen Adels verstanden wird86, dann ist der Wunsch Feyerabends diese Schrift in seine Sammlung zum Thema Liebe aufzunehmen durchaus nachvollziehbar. In einer Sammlung von Liebesromanen wohl gleicher Positionierung wie der Ritter vom Turn, deren Werke und Tendenzen aber teilweise dem Publikum noch unbekannt waren87, trägt die Aufnahme des prominenten Ritter vom Turn offenbar

81 Ingrid Bennewitz: „Lukretia, oder:...“, 1989, S. 122.82 Rüdiger Schnell: „Frauendiskurs.....“, 1998, S. 217 und Anmerkung 204.83 Zu Robert von Blois, Chastoiements des dames siehe H. Haub, 2015, S. 142 f.84 Der Winsbecke (ca. 1215), eine Ritterlehre, die als Vater-Sohn Unterweisung das komplementäre

Gegenbild zur Winsbeckin darstellt, bietet neben anderem das „so einfache wie anspruchsvolle Modell einer Minnelehre“. Jenseits aller differenzierten Minnediskussion der Klassik und in einigem Abstand zu Thomasins von Zirklaere (Welsche Gast) werden das höfisch idealisierte Frauenbild und ritterliches Dienststreben als klare Norm gesetzt, so Ingeborg Glier: „Artes amandi...“, 1971, S. 32 f.

85 Rosmarie Zeller: „Das Buch der Liebe....“, 2010, S. 150.86 Zur Druckgeschichte nach 1493 siehe Kap. XII. Resümee und Ausblick – Deutschland, H. Haub, 2015, S.

197 ff.87 Von Camillo und Emilia beispielsweise sei außerhalb des Buchs der Liebe kein Druck bekannt, so

Rosmarie Zeller, 2010, S. 150.

Horst Haub MissverstandeneTexte 16

Signalcharakter für das potentielle Publikum. Ein Garant wohl, der deutlich macht welche geistigen Genüsse man sich hier von den Romanen des kostbaren Foliobandes erwarten darf. Der vom Herausgeber des Le Livre du Chevalier de La Tour Landry pour l' enseignement de ses filles , Anatole de Montaiglon, 1854 konstatierte Widerspruch zwischen den in den Illuminationen der Handschriften mit erlesen prächtigen Gewändern dargestellten Mitgliedern der Familie La Tour Landry (Autor mit Töchtern im Garten) und der völlig gegensätzlichen Botschaft des Buches, sich bei Kleidung und Aufmachung nur eines maßvoll-mittelmäßigen Aufwandes zu bedienen88, stellte natürlich für das mittelalterliche Publikum der Livre gar keinen Widerspruch dar, da ihm ja die eigentlich gemeinte Botschaft des Autors ebenso verständlich war, wie die prächtige Illustration: Kostbare Kleidung und Aufmachung stellen einen selbstverständlichen, unverzichtbaren und notwendigen Teil adliger Lebensführung dar und sind über jeden Zweifel erhaben.

Keine kulturelle Widerständigkeit gegen die 'Einbürgerung' antiker Autoren ?

Kann auch im Falle von Feyerabends Buch der Liebe wieder deutlich werden, dass das Verfassen und Vervielfältigen von Werken im literarischen Diskurs des Adels wohl nie nur dem Unterhaltungsbedürfnis oder der bibliophilen Neugier und Wissenserweiterung dient, sondern immer auch in ihren politischen Bezügen verstanden werden muss, so kommt dies in der Demosthenes Übersetzung89, die Johann Reuchlin für Eberhard im Bart zwischen Juli und September 1495 anfertigt, ganz offensichtlich zum Ausdruck. Die erste olynthische Rede des Demosthenes, die die Athener beschwören soll durch Hilfsmaßnahmen für das bedrohte Olynth der rapide um sich greifenden makedonischen Herrschaft entgegen zu treten, lässt sich auf dem Wormser Reichstag als publizistische Schrift im Sinne Eberhards und der kaiserlichen Politik verwenden, die die Unterstützung der versammelten Reichsstände gegen den Hegemonie-Anspruch des französischen Königs suchen, den dieser in Italien bereits mit militärischer Macht vertrat.90 Wenn Reuchlin, der selber in Tübingen verblieben, aber über die Entwicklungen auf dem Wormser Reichstag im Bilde ist, seinem Dienstherren mittels einer funktional einsetzbaren„publizistischen Schrift“ zu Hilfe kommt91, so darf er sich wohl dessen Dankbarkeit sicher sein. Mit solch aktuellen Zwecken für die die Übersetzungswerke gedacht sind, muss jedoch auch im Falle von Niklas von Wyle, Translationen und Anton von Pforr, Das Buch der Beispiele der alten Weisen gerechnet werden. Die Frage ist nicht die, ob diese Übersetzungen aus dem Lateinischen einem politischen Zweck dienen sollten, sondern wäre die, wie im Falle der Übersetzung des Ritter vom Turn, herauszuarbeiten, welches diese politischen Zwecke waren, was durchaus möglich wäre.Kommt Worstbrock im Kontext seiner Überlegungen zum schwäbischen Frühhumanismus,der führenden Übersetzungsbewegung der 60er und 70er Jahre, also etwa der Übersetzungen Niklas von Wyles' auf die Übersetzung antiker Autoren zu sprechen, die unter Johann von Dalberg, seit 1481 Kanzler des pfälzischen Kurfürsten, von Johann

88 Roberta L. Krueger: „Nouvelles ….“, 2001, S. 61 f., (Montaiglon S. XXXVIII). Die Handschrift der Bibliothèque Nationale ms. fr. 1190, die eine solch prächtige Szene biete, werde von Montaiglon als die älteste überlieferte angesehen.

89 Franz Josef Worstbrock: „Zur Einbürgerung....“, 1970, S. 5390 F. J. Worstbrock, 1970, S. 54.91 Die Olynthische Rede Reuchlins sei als das reinste Beispiel einer literarisch praktizierten Fürsichtigkeit zu

sehen, die in einer im Wortlaut unangetasteten Übersetzung für aktuelle Zwecke eingesetzt werden kann.Frank Piontek: „Ein Fürst....“, 1997, S. 50.

Horst Haub MissverstandeneTexte 17

Gottfried durchgeführt wurden92, so stellt er bezogen auf dessen „Übersetzung“ mit dem Titel Beschirmung Epycuri erstaunt fest; die Lebensform dieser humanitas lasse, ohne Widerspruch zu spüren, selbst jener Lehre Daseinsrecht, deren Leitsatz laute: lusten sin das hohist vnd obirste gut des menschen vnd vmb der lusten willen alle dinge sin zu suchen und versteht diese Tatsache als das Gelingen der Einbürgerung der Übersetzung antiker Autoren, ohne dass deren provozierende Aussagen Widerstände hervorriefen. Diese Einschätzung jedoch könnte täuschen. Denn bei Gottfrieds Vorlage seiner Übersetzung vom 22. Februar 1490, Defensio Epicuri, handelt es sich um die briefliche Auseinandersetzung eines Ungenannten mit einem ebenfalls anonymen Adressaten93, wobei Gottfried im Widmungsbrief betont, dass ihm der Verfasser seiner Vorlage ebenfalls unbekannt sei. Bei Texten allerdings, die in Sammelwerken Berücksichtigung finden, bei denen aber keine entsprechenden Vorlagen mehr bekannt sind, müsste man neben der Tatsache, dass es sich um Überlieferungs-Verluste handeln könnte, auch mit der Möglichkeit rechnen, dass es sich hier um Mogelpackungen handelt, also Texte für die nie eine identische Vorlage existierte und die bewusst in die Sammelwerke eingeschleust wurden, um eigene Vorstellungen und Positionen um so wirkungsvoller dem Publikum präsentieren zu können, bzw. grundlegenden Überzeugungen des gegnerischen Lagers effizienter entgegentreten zu können. Wird der Autor der Defensio Epicuri, der als der in Cremona geborene Cosma Raimondi (1400-1435/36) von Simone Drücke identifiziert wird94, von Johann Gottfried nicht genannt95, dann gibt ihm dies die Gelegenheit den Text von Raimondi in der von ihm gewünschten Weise zu modifizieren96 und etwa seine Ergänzungen nicht als eigene Leistungen angeben zu müssen.97 Steht die Beschirmung Epycuri unauffällig zwischen Übersetzungen von Cicero, Seneca, Aristoteles, Livius und Lukian etc.98, so scheint die altehrwürdige Herkunft und Autorität des gesamten Textes gesichert. Dieses Phänomen der nicht vorhandenen Vorlagen von Dichtungen findet sich ebenso in der gewaltigen 80.000 Verse umfassenden Kompilation von Grals- und

92 Im Dalbergkreis, in dem der deutsche Humanismus zuerst zu Selbständigkeit und eigener Blüte gediehensei, Kult und Kennerschaft der Antike sich in einem diesseits der Alpen bislang nicht gekannten Maße entfalteten, habe auch der Gedanke der Übersetzung ins Deutsche seinen geschichtlich nachhaltigsten Anstoß erfahren. F.J. Worstbrock, 1970, S. 57.

93 F.J. Worstbrock, 1970, S. 73.94 Simone Drücke: „Humanistische Laienbildung...“, 2001, S. 124.95 Kommt Simone Drücke zu dem Ergebnis, dass von den 4 bekannten Handschriften, die den lateinischen

Text der Defensio Epicuri überliefern, als Vorlage für Johann Friedrich nur die Textfassung der Berliner Handschrift B [Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Codex lat.fol.604 (B)] in Frage kommt (S. 134), so weist diese Handschrift jedoch in der Überschrift den Namen des Verfassers aus.: Cosmae Raimondi Cremonensis ad Ambrosium Tignosium quod recte Epicurus summum bonum in voluptate constituerit maleque de ea re Achademici, Stoici, Peripatheticiqu senserint. Simone Drücke, 2001, S. 131.

96 Seine eigene Stellung zu Epikur mache Johann Gottfried auf verschiedene Weise deutlich; „nirgends eineAblehnung, überall Zustimmung, auch in den Zusätzen und Verbreiterungen des Übersetzers.“ Hubert Cancik: „Antikerezeption...“,2012, S. 32.

97 Zum.Beispiel: / vnd den nit schetz sin einen dogenthafftigen, erlichen fursten, der do / vnzuchtige, vngeschickte vnd vngestalt knecht hat, also son auch / die zu verspotten, die do in der ordenunge der seligkeit des menschen /den lip von dem gemude ader selen abscheyden.... Beschirmung Epycuri, Simone Drücker 2001, S. 454. Wer mit dem Fürsten gemeint ist, der den sinnlichen Genüssen zu wenig Aufmerksam schenkt und sich mit ebensolchen Leuten umgibt und dem daher der Rang eines tugendhaften und ehrlichen Fürsten abgesprochen werden müsse, dürfte für das Publikum angesichts der Nähe von Eberhard im Bart zu den 'Brüdern vom gemeinsamen Leben', deren Ansiedlung in Württemberg der Landesfürst tatkräftig unterstützt, klar sein.

98 In der 150 foll. starken Papierhandschrift Germ. Qu. 1477 Berlin. F.J. Worstbrock 1970, S. 59. Die Übersetzung der Beschirmung Epycuri wurde später auch gedruckt, unter dem Titel: Ein schons buchlein.Vō rechtem waren wullust menschlichs lebēs zu eren dē Edlen vnd Strengen Hern Friderichē von Dalburck etc. Durch Hern Johan Gotfridi weilant Pfarhern zu Oppenhē verdeutscht idē verstendigē kurtzwilig zu horē oder lesen (Exemplar Staatsbibl. München, 4° Ph. Pr. 68) Hier tägt der Widmungsbrief das Datum 22.Feb. 1490. F.J. Worstbrock, 1970, S. 63.

Horst Haub MissverstandeneTexte 18

Artusepik, die von Ulrich Füetrer als Buch der Abenteuer im Auftrag des Münchner Hofes in mehrjähriger Arbeit realisiert und um 1491/95 abgeschlossen wird.99 Für Persibein, Poytislier und Flordimar sind keine Vorlagen erhalten.100 Peter Strohschneider etwa erwägtin seiner Analye der Persibein-Erzählung aus verschiedenen Gründen101, dass es sich hiernicht um Elemente handelt, die sich bereits in Füetrers' Quelle befunden haben dürften, sondern dass es sich hier um Füetrers' eigenes Werk gehandelt haben könnte.102 Geht man also von der Möglichkeit aus, dass es sich bei der Beschirmung Epycuri ebenso wie bei Persibein oder den zahlreichen Unika des Ambraser Heldenbuchs103 um ein propagandistisches Werk handelt, das in einer spezifischen politischen Situation die Position des Heidelberger Hofes wirkmächtig darstellen soll, dann handelte es sich bei dem Interesse des Heidelberger Hofes an humanistischen Werken weniger darum sich durch Übersetzungen die „Kulturmacht Antike“ anzueignen104, sondern darum, in der politisch-ideologischen Auseinandersetzung mit einem gegnerischen Lager im Adel zusätzliche Argumente für die eigene Positionierung ins Feld führen zu können. Bei der Beschirmung Epycuri ginge es dann weniger um eine Verteidigung Epikurs, als vermutlich realitätsnaher, um eine Verteidigung des für seinen ausschweifenden Lebenswandel bekannten Vetters des tugendhaften württembergischen Landesfürsten Eberhard im Bart und anderer. Eberhard im Bart, der dem gegnerischen Lager der Habsburger verbunden ist, hat soeben seinen ebenfalls Eberhard (der Jüngere) genannten Vetter durch den 'Frankfurter Entscheid' König Maximilians von 1489 abstrafen lassen. Wenn der Heidelberger Kurfürst als Gegner der Habsburger und seines Nachbarn Eberhard im Bart durch die Beschirmung Epycuri literarisch verschlüsselt Sympathien für einen potentiellen Bündnispartner zeigt, dem gerade für seinen sinnenfreudigen Lebenswandel abgestraften jüngeren Württemberger Grafen Eberhard gegenüber, dann dürfte es bei der BeschirmungEpycuri weniger um das Interesse an der Aneignung der 'Kulturmacht Antike' gehen105, alsschlicht um machtpolitische Interessen für die der Text funktionalisiert wurde. Der Übersetzung antiker Autoren käme dann ebenso die Funktion zu, Munition im politisch-ideologischen Gefecht gegensätzlicher politischer Fraktionen zu sein, wie dies für den Heidelberger Hof wohl auch bei den Übertragungen französischer Heldenepik aus dem Mittelniederländischen um 1460/80 106, etwa dem Ogier von Dänemark 1479107, der Fall war oder bei der Herstellung des dreibändigen Prosa-Lancelot-Corpus108 um 1460/80 aus dem Bereich der Artusepik. Hartmut Beckers geht angesichts der Tatsache, dass sich für Teil II des PrL-Corpus keine handschriftlichen Zeugnisse aus dem 14. Jahrhundert auffinden lassen, davon aus, dass Teil II vermutlich erst kurz vor 1476 ins deutsche übersetzt wurde, der „Literatenkreis am pfalzgräflichen Hof“ also offensichtlich auch hier

99 Bernd Bastert: „Der Münchner Hof....“,1993, S. 295100Bernd Bastert, 1993, S. 159, 101Siehe hierzu H. Haub, 2013, Kap. 5.1 Literarischer Diskurs des Adels, S. 81.102Peter Strohschneider: „Ritterromantische Versepik....“, 1986, S. 358103Zur paradoxen Überlieferungssituation des Ambraser Heldenbuchs siehe Nicola Kaminski: „Die Unika im

Ambraser....“, 2009.104So F.J. Worstbrock, 1970, S. 46. „in erster Linie fremdsprachlich überliefertes Wissen zur Förderung der

eigenen kulturellen Entwicklung bereitgestellt werden soll“, so auch Simone Drücke, 2001, S. 152.105F. J. Worstbrock, 1970, S. 46. „in erster Linie fremdsprachlich überliefertes Wissen zur Förderung der

eigenen kulturellen Entwicklung bereitgestellt werden soll“, so Simone Drücke, 2001, S. 152.106Danielle Buschinger: „Die Literatur am burgundischen Hof...“, 2009, S. 340107Laut Kolophon 1479. Das Rezeptionsinteresse für solch einen Text liege angesichts der schier

übermächtigen Stellung der Territorialherren im deutschen Reich auf der Hand, wie für die Niederlande angesichts der Konflikte zwischen den burgundischen Herzögen und dem französichen König, so Hilkert Weddige. Ogier von Dänemark nach der Heidelberger Handschrift CPG 363 hrsg. von Hilkert Weddige u.a. 2002, S. XLVII.

108Lancelot. Nach der Heidelberger Pergamenthandschrift Cod. Pal. germ. 147, ed. v. Reinhold Kluge, I-III, Berlin 1948, 1963, 1974.

Horst Haub MissverstandeneTexte 19

um 1460 kreativ tätig wurde.109 Wenn die Beschimung Epycuri aus dem Lateinischen „übersetzt“ werden konnte ohne Widerspruch hervorzurufen, „ohne daß kulturelle Widerständigkeiten, Normkonflikte oder sprachliche wie inhaltliche Irritationspotentiale ausdrücklich thematisiert würden“110, dann dürfte dies wohl weniger daran gelegen haben, dass die Lebensform der humanitas als „Kult und Kennerschaft der Antike sich in einem diesseits der Alpen bislang nicht gekannten Maße“ entfaltete111, sondern daran, dass es den am literarischen Diskurs Beteiligten klar war, dass es sich hier um eine, wenn auch gut maskierte, politisch-ideologische Herausforderung des habsburgischen Lagers im Adel und eigene Positionierung des Heidelberger Hofes, der wittelsbachischen Fürsten, handelte, also um einen machtpolitisch gut abgestützten Widerspruch und Widerstand. Niklas von Wyle, der mittels seines späteren Dienstherren Ulrich von Württemberg-Stuttgart für das konkurrierende kaiserliche Lager tätig ist, ist mit seinen wort-vsz-wort Übersetzungen wohl weniger an einer vollständigen Eindeutschung lateinischer Stilistik interessiert112, als daran, dass ihm nicht unterstellt werden könne, er identifiziere sich womöglich mit den in seinen Übersetzungen dargebotenen Inhalten, was er dann etwa in seiner Widmungsvorrede der Brief-Übersetzung von Eneas Siluius an niclăsen wartemberger gegenüber der Fürstin Mechthild von Rottenburg 1461 auch deutlich zum Ausdruck bringt.113 Hält er sich also wortgetreu an seine lateinische Vorlage, kann er hoffen diesem Vorwurf zu entgehen. Die Antike-Übersetzungen Gottfrieds aus dem Latein erfüllen also letztlich die gleiche Funktion wie die Übersetzung der Olynthischen Rede durch Reuchlin oder die Übersetzung des Buch der Beispiele der alten Weisen durch Anton von Pforr oder aber die Übersetzung Marquards' vom Stein; Texte zu sein, die in einem politischen Kontext für eines der gegensätzlichen Lager im Adel einen bestimmten Zweck erfüllen sollen.Lässt man einmal die postmoderne Skepsis des Konstruktivismus beiseite114, der die

109Hartmut Beckers: „Der Püecher Haubet...“, 1986, S. 37 f. Für den zweiten Teil des PrL existieren überhaupt keine älteren Zeugen als die um 1475 geschriebene Heidelberger Handschrift P (Cod. Pal. Germ. 147). Hartmut Beckers hat daher erwogen, dass der Mittelteil überhaupt erst um 1460 am pfalzgräflichen Hof und direkt für den Heidelberger Zyklus entstanden sein könnte. Hans-Hugo Steinhoff: „Lancelot und der Gral, Prosalancelot IV, (Bibliothek des Mittelalters Band 17), 2003, S. 730.

110Jan.Dirk Müller, Jörg Robert: „Poetik und Pluralisierung....“,2007, S. 18.111F.J. Worstbrock, 1970, S. 57.112Diese Haltung setze eine bruch- und restlose Integrierbarkeit der konkurrierenden Sprachen und

Traditionen voraus. Jan-Dirk Müller, Jörg Robert, 2007, S. 18. Er habe sich mit seinen Übersetzungen bemüht die deutsche Sprache dem Stilideal des Latein anzugleichen und eine möglichst genaue Nachahmung der lateinischen Vorlage zu erreichen. Stephan Füssel: Deutsche Dichter der frühen Neuzeit....“, Einleitung, 1993, S. 25. Das am Vorbild der antiken Autoren neuformierte humanistische Latein, das seiner besten Vertreter, habe Niklas von Wyle als sprachkünstlerische Norm schlechthin gewertet. Die methodische Konsequenz, die Wyle aus seinen Prämissen zog, sei ein Übersetzen „nach dem latine so gnäwist ich mocht“ gewesen. Franz Josef Worstbrock: Niklas von Wyle, 1993, S. 40.

113hier von nit me sagende dann daz ich mich, mit disem wyten vszlouffe, gegen allen das künftenklich lesenden frŏwen, entschuldiget haben wil: vnd denselben geben zeuersteen: ,mich disz wercks nit verfangen han als ain genaigter zůscheltung vnd abzuge wyplicher eeren vnd wirden, die ich giriger bin mit lobe allzyt zeerheben: sunder als ainer, der des gebetten worden ist, von ainer person, dero mir nit geburt ützit zeversagen. Niklas von Wyle, Translationen, 1967, S. 94 f. Ähnlich hatte sich bereits Johann Hartlieb in seiner Übersetzung des lateinischen Tractats De Amore von Andreas Capellanus, im Jahre 1440 für Albrecht VI. von Österreich verfasst, dagegen verwahrt, für dessen Inhalt mit frauen straff belegt zu werden, schließlich habe er seine wort zu wort Übersetzung aus dem lateinischen ins deutsche doch nur angefertigt, weil dies von seinem genedigsten herren und anderen Mitgliedern des Hofes gewünscht worden sei. Alfred Karnein: „De Amore deutsch...“, 1970, S. 18.

114“Der KONSTRUKTIVISMUS basiert auf der Annahme, dass es überhaupt keine Fakten, Tatsachen an sich gibt, dass wir vielmehr alle Tatsachen nur durch unsere vielfältigen Diskurse oder wissenschaftlichen Methoden konstruieren. Markus Gabriel: „Warum es die Welt....“, 2013, S. 11.

Horst Haub MissverstandeneTexte 20

Rekonstruktion historischer Tatsachen nicht für möglich hält115, so kann der Ritter vom Turn zeigen in welch erstaunlichem Ausmaß eine Kombination von Text und Kontext, von Textinterpretation unter Berücksichtigung der verfügbaren Informationen von Historikern, geeignet ist historische Wirklichkeit116 zu rekonstruieren117, bis hin zu atmosphärischer Dichte, emotionalen Aufwallungen; etwa dem aggressiven Eifer der Gräfin von Maine bei ihrem Versuch den in ihren Augen anmaßenden Aufsteiger Boucicaut im Rahmen eines adligen Festes auf einen inferioren Platz zu verweisen.118

Wird volkssprachliche Literatur, die von Adligen (etwa Hermann von Sachsenheim und Marquard vom Stein) oder aber von den Gehilfen der Fürsten in ihrem Auftrag hergestellt wird (Ulrich Füetrer, Niklas von Wyle, Jacob Püterich von Reicherzhausen, Anton von Pforr, Johann Reuchlin, Johann Gottried, Gabriel Sattler, Augustin Tünger etc.), nur als Literatur verstanden und nicht als politisches Handeln mit der Absicht in der gesellschaftlichen Realität Wirkung zu entfalten, wie es im Mittelalter in der Regel der Fall ist, dann wird ihre Funktion für die Entwicklung europäischer Kultur und Geschichte nur unzureichend verstanden. Wird der literarische Diskurs des Adels nicht als politische Kommunikation verstanden, dann wird die Idee von der repräsentativen Öffentlichkeit durch die das Mittelalter geprägt gewesen sei119, keine grundlegende Korrektur erfahren können.120 Ebenso wenig wird man für „das Auffälligste an der mittelalterlichen Dichtung

115Wahrheit der Tatsachen: „Von diesen wird heute im Brustton der Überzeugung gesagt, sie ließen sich nicht feststellen, es gebe sie nicht, weil ohnehin alles Meinung, verzerrte Überlieferung, interaktiver Diskurs sei..“ Werner Paravicini: Die Wahrheit der Historiker, 2010, S. 8. Dies habe schon Friedrich Nietzsche, „der erste radikale Dekonstruktivist“ behauptet: „ Alle Historiker erzählen von Dingen, die nie existiert haben, außer in der Vorstellung“. In: Friedrich Nietzsche; Morgenröte Nr. 307 (S. 1191), so W. Paravicini, 2010, S. 22.

116„Der Neue Realismus geht vielmehr davon aus, dass wir die Welt so erkennen, wie sie an sich ist. Natürlich können wir uns täuschen, dann befinden wir uns unter Umständen in einer Illusion. Aber es stimmt einfach nicht, dass wir uns immer oder auch nur fast immer täuschen.“ W. Gbriel, 2013, S. 13. Der'Neue Realismus' hingegen behauptet, „dass jede wahre Erkenntnis Erkenntnis eines Dinges an sich (oder einer Tatsache an sich) ist. Eine wahre Erkenntnis ist keine Halluzination oder Illusion, sondern eineErscheinung der Sache selbst. Markus Gabriel, 2013, S. 155. Werner Paravicini insistiert mit Wolfgang Reinhard darauf, dass es 'historische Wirklichkeit' gibt, unabhängig davon, ob sie von Menschen erkannt wird oder nicht: „Ich schlage vor, bei dieser Unterscheidung (von Wirklichem und Möglichem) zu bleiben und weiter darauf zu bestehen, daß es historische Wirklichkeit gibt und daß diese nicht auf Bedeutungen beschränkt werden darf, die Menschen der Vergangenheit wirklich oder angeblich ihrer Welt gegeben haben.“ Wolfgang Reinhard, 2005, zit, nach Werner Paravicini, 2010, S. 42.

117“Was tut der Historiker? Mit Realitätsfragmenten eine unvollständig überlieferte Wirklichkeit rekonstruieren. Dafür braucht er sowohl Kenntnis als auch Phantasie. (….) Der Historiker darf nie konstruieren, er muß (und darf) lediglich rekonstruieren. (….) Nur der Rekonstruktionsversuch hält die Grenzen ein, die ihm die Quellen setzen, und nur er erfüllt die Hoffnung zu erfahren 'wie es eigentlich gewesen'. Denn diese 'Sehnsucht nach Wahrheit' darf nicht lächerlich gemacht werden, sie ist ein Durst, der zu unseren tiefsten Bedürfnissen gehört.“ Werner Paravicini, 2010, S. 49.

118Siehe H. Haub, 2015, Kap. II, Geoffroy de La Tour Landry und der Herr von Craon, S. 18 ff. 119„Die Entfaltung der repräsentativen Öffentlichkeit ist an Attribute der Person geknüpft: an Insignien

(Abzeichen, Waffen), Habitus (Kleidung, Haartracht), Gestus (Grußform, Gebärde) und Rhetorik (Form der Anrede förmliche Rede überhaupt), mit einem Wort - an einen strengen Kodex 'edlen' Verhaltens.“ DieÖffentlichkeit der höfisch-ritterlichen Repräsentation, die sich auch an Festtagen, den 'Hohen Zeiten' , eher als an Gerichtstagen voll entfaltete, sei keine Sphäre der politischen Kommunikation. Jürgen Habermas: „Strukturwandel....“, 1975, S. 20 f. Noch die höfische Aristokratie des 17. Jahrhunderts stelle nicht eigentlich ein Lesepublikum dar. Zwar unterhalte sie Literaten wie ihre Bediensteten, aber der mäzenatisch begründeten Produktion entspreche eher eine Art 'conspicious consumption' als im Ernst dieLektüre eines interessierten Publikums. J. Habermas, 1975, S. 54.

120Das Verständnis eines Begriffs von Öffentlichkeit, der aus unterschiedlichen Gründen etwa bei Jürgen Habermas als auch bei Otto Brunner für das Mittelalter als ein anachronistischer verstanden werde, der auf dieses Zeitalter nicht anwendbar sei, kritisiert auch Peter von Moos, der bedauert, dass Alteritätsfetischismus, Kontinuitätsblindheit und Unbehagen an der Gegenwart in der Lage seien in

Horst Haub MissverstandeneTexte 21

und ihr Ärgernis“; ihre Konventionalität, ihre Schema-, Muster- und Traditionsbezogenheit, all jene omnipräsenten Strukturierungen, welche Texte als allenfalls variierende Wiederholungen, Bearbeitungen, Über- und Fortsetzungen anderer Texte oder überhaupt dessen erscheinen lassen, was immer schon literarisch gesagt worden ist“121, erklären können, ohne dem Umstand Rechnung zu tragen, dass es sich bei literarischen Äußerungen immer auch um ein Bekenntnis der Zugehörigkeit zu einem bestimmten politisch-ideologischen Lager handelt. Die 'Uniformität', 'bemerkenswerte Einförmigkeit' und 'Formelhaftigkeit' etwa des Minnesangs, die für eine am Begriff der romantischen Lyrikorientierte Forschung ein ästhetisches Ärgernis darstellte122, wäre dann, bei gegebener Entscheidungsfreiheit, als auch das jeweils von jedem einzelnen Adligen zu formulierendeBekenntnis der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Fraktion des Adels zu verstehen. Der Ritter vom Turn kann deutlich machen mit welcher Erbitterung gegensätzliche politisch-ideologische Lager im europäischen Adel um die ideologische Hegemonie und damit gleichzeitig um die politische Macht ringen.

Europäische Kultur und Geschichte verstehen

Wird der Versuch aufgegeben durch die Interpretation von Texten in Kombination mit der Rekonstruktion von historischen Kontexten neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu generieren, da ja auch die historischen Hintergründe sprachlich vermittelt seien und der Diskurs bis zur Unkenntlichkeit mit der Dimension der Macht kontaminiert sei123, dann werden die Grundlagen europäischer Kultur und Geschichte wohl weiterhin zum großen Teil im Dunkel verbleiben, das dem Mittelalter ja immer wieder attribuiert wurde. Die Tendenz könnte dann dahin gehen auch das Bild vom Mittelalter den Romanschreibern zu überlassen.124 „Denn wir haben uns daran gewöhnt zu akzeptieren, dass alles um uns herum ein irgendwie kulturelles Konstrukt sein soll und das allenfalls noch die Naturwissenschaften die Dinge an sich beschreiben. Was die sogenannten Geisteswissenschaften freilich in eine schwierige Position bringt. Denn wenn sie es im Gegenzug nur noch mit kulturellen Konstrukten zu tun haben, verschwindet der Unterschied von wahr und falsch, und die Interpretation eines Gedichtes oder eines historischen Tatbestandes wird zu einer beliebigen Halluzination. Der Wahlspruch des fröhlichen Konstruktivisten lautet: Jedem sein eigener Faust oder seine eigene Novemberrevolution! Es ist dann eben alles eine Frage der Wahrnehmung.“125 Die Bürokratie der Kultusministerien hat hier offenbar schon angesichts dieser Situation, der für sie besonders obskuren Halluzinationen im Bereich der Mediävistik, die schlüssige

verhängnisvoller Weise ganze Wissenschaftstraditionen zu bestimmen. Peter von Moos: „Das Öffentliche...“, 1998, S. 11.

121Peter Strohschneider: „Situationen des Textes....“, 1997, S. 82.122Volker Held: „Die 'romantische' Deutung ...“, 1977, S. 58.123„Ich setze voraus, daß in jeder Gesellschaft die Produktion des Diskurses zugleich kontrolliert, selektiert,

organisiert und kanalisiert wird – und zwar durch gewisse Prozeduren, deren Aufgabe es ist, die Kräfte und die Gefahren des Diskurses zu bändigen, sein unberechenbar Ereignishaftes zu bannen, seine schwere und bedrohliche Materialität zu umgehen.“ (….) „der Diskurs – dies lehrt uns immer wieder die Geschichte – ist auch nicht bloß das, was die Kämpfe oder die Systeme der Beherrschung in Sprache übersetzt: er ist dasjenige, worum und womit man kämpft; er ist die Macht deren man sich zu bemächtigen sucht.“ Michel Foucault: „Die Ordnung....“, 1991, S. 11.

124“In letzter Konsequenz könnte man zur Auffassung kommen, das Schreiben von Geschichte lohne den Aufwand nicht und man könne es deshalb auch gleich gänzlich unterlassen. Beziehungsweise: Man könne diese Tätigkeit gerne anderen überlassen. Da gibt es Leute, die ein ungleich größeres Publikum erreichen als die Berufshistoriker: Das sind die Romanciers, die ja ohnehin aus dem Fragmentarischen immer ein Ganzes machen können.“ Werner Paravicini: „Die Wahrheit...“, 2010, S. 16.

125Markus Gabriel: Warum es die Welt...“, 2013, S. 156.

Horst Haub MissverstandeneTexte 22

Konsequenz gezogen, mittelalterliche Literatur in der gymnasialen Oberstufe nicht mehr zu behandeln. Ein weiterer logischer Schritt könnte dann etwa der sein, die Abteilung der Altgermanistik mit der der Neueren deutschen Literatur an den Universitäten zusammen zu legen. Denn wenn Romane über das Mittelalter ja, wie von Werner Paravicini angedeutet und den Kostruktivisten behauptet, keinen Nachteil an Erkenntnisgewinn darstellen, dann könnte man auf mittelalterliche Literatur und deren Interpretation im Studium der Germanistik verzichten und sich stattdessen auf die Behandlung auflagenstarker Mittelalter-Romane der Gegenwart in der Neuen Abteilung beschränken.

Will man sich jedoch beim Versuch europäische Kultur und Geschichte zu verstehen, nicht völlig der moderne Romanliteratur anvertrauen und an der Idee festhalten, dass die wissenschaftlichen Disziplinen wie die Geschichtswissenschaften, Literaturgeschichte, Kunstgeschichte, Religionsgeschichte etc. einen erhellenden Beitrag hierbei liefern könnten126, dann müsste man sich wohl parallel zum Verständnis der modernen Geschichtswissenschaft, die sich jenseits des Paradigmas von Verfall und Funktionsverlust der adlig-ritterlichen Welt in Spätmittelalter und Früher Neuzeit bewegt127 und die Frage in den Mittelpunkt stellt, wie es für den Adel möglich war über einen solch langen Zeitraum hinweg, zumindest bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, die bestimmende politische Kraft zu bleiben128, mit fiktionaler Literatur unter dem bereits erläuterten Gesichtspunkt befassen, dass ihr seit dem Mittelalter als literarischem Diskurs des Adels auch die Funktion politischer Kommunikation zukam und sie somit einen bedeutenden Anteil an dieser historischen Erfolgsgeschichte reklamieren dürfte. Zwar wirdin der jüngeren literaturhistorischen Mediävistik betont, man wolle sich jenseits eines geschichtsphilosophischen Telos und Pathos, das die Geistesgeschichte in der Überwindung mittelalterlichen Traditionalismus, 'Aufbruch' in die Neuzeit und 'Entfaltung' des Individuums feierte, um die volkssprachlichen Erzählungen bemühen129 und wird in Aufsätzen zur Literaturgeschichtsschreibung das Ziehen von Epochengrenzen problematisiert130, jedoch könnten sich durch die Hintertür wiederum Episteme einschleichen, die für das 16. Jahrhundert das „Schwinden metaphysischer Sicherheiten

126So resümiert denn auch Joachim Heinzle, wenn er zur Vorstellung von der essentiellen Andersartigkeit des Mittelalters gegenüber der Neuzeit Stellung nimmt; die Jahrhunderte, die man dem Mittelalter zurechne, gehörten zum Zusammenhang der 'modernen' Welt. Die Aufgabe, die aller Geschichtswissenschaft gestellt sei, sei es zu erhellen, „wie die Welt geworden ist, in der wir leben“. Joachim Heinzle: Einleitung: Modernes Mittelalter, 1994, S. 29.

127Siehe hierzu etwa die Aufsätze von Klaus Graf: „Ritterromantik?...“, 2002, S. 517-532 und derselbe: „Retrospektive Tendenzen...“, 1996, S. 389-420.

128Schließlich sei die Führungsposition des Adels „zumindest vor der Mitte des 18. Jahrhunderts in kaum einem Land Europas wirklich offen und fundamental in Frage gestellt worden. Ronald G. Asch: „Europäischer Adel...“, 2008, S. 5. In der frühneuzeitlichen Epoche der Staatsbildung kann sich der Adel weitgehend unangefochten als Elite behaupten. Horst Carl: „Genossenschaft...“, 2005, S. 406. Die jüngere Forschung verstehe politische Herrschaft in der Frühen Neuzeit weniger als institutionelle Struktur oder als Ereignis, sondern eher als kontinuierlichen Prozess des Aushandeln, insbesondere zwischen Fürst und Adel eines Territoriums. Die jeweilige spezifische Kultur eines Territoriums konstituiere das diskursive Feld, in dem mit Hilfe von Bildern, Methaphern, Ritualen und Handlungen im Rahmen allgemein akzeptierter Wertsetzung Herrschaft legitimiert werde. Die Durchsetzung von Herrschaft habe somit nicht auf Zwang beruht, sondern auf Überzeugung („act of persuasion“) in einem Prozess des Aushandelns („negotiation“). Dagmar Freist: „Staatsbildung...“, 2005, S. 13 ff.

129Beate Kellner, Jan-Dirk Müller und Peter Strohschneider (Hg.): Einleitung, „Erzählen und Episteme...“, 2011, S. 2. Kathrin Stegbauer, Herfreid Vögel, Michael Wltenberger (Hg.): Einführung,„Kulturwissenschaftliche Frühneuzeitforschung...“, 2004, S. 19.

130Joachim Heinzle: Wann beginnt das Spätmittelalter?, 1983; Dorothea Klein: Wann endet das Spätmittelalter in der Geschichte der deutschen Literatur?, 2003; Horst Brunner: Probleme der Literaturgeschichtsschreibung des Spätmittlealters, 2012; Peter von Moos: Gefahren des Mittelalterbegriffs. Dignostische und präventive Aspekte, 1994.

Horst Haub MissverstandeneTexte 23

und eines homogenen Welt- und Menschenbildes“131 im Verhältnis zur mittelalterlichen Epoche behaupten und hierbei die Kontinuität einer adligen Kommunikation nicht beachten, die als literarischer Diskurs organisiert war und in der vom volkssprachlichen Anbeginn an zwei gegensätzliche politisch-ideologische Lager gegeneinander streiten. Wie Der Ritter vom Turn exemplarisch verdeutlicht, kann von einem homogenen Welt- undMenschenbild auch z.B. im ausgehenden 14. Jahrhundert wohl kaum die Rede sein. Folgte man den Spuren des adligen literarischen Diskurses, der sich vom volkssprachlichen Anbeginn an als Dialog gegensätzlicher Positionen konstituiert, dann könnte es sich herausstellen, dass es sich bei diesem literarischen Diskurs um einen adligen Diskurs handelt, der beginnend im Mittelalter auch im 18. Jahrhundert noch keineswegs seine Funktion verloren hatte.132 Ebenso wenig wie etwa der Adlige zu Pferde im Kriegswesen auch im 18. Jahrhundert noch keineswegs, wie oft behauptet, seine Existenzberechtigung eingebüßt hatte, wie die große mitunter schlachtentscheidende Bedeutung der Reiterei noch in den friderizianischen Kriegen zeige.133 Würde sich die literaturhistorische Mediävistik wieder verstärkt der Frage nach dem 'Sitz im Leben' literarischer Werke zuwenden und im hier skizzierten Sinne die maßgeblichen Werke identifizieren, die den adligen volkssprachlichen Diskurs ausmachten, dann wäre wohl nicht nur die Möglichkeit gegeben die existierenden Missverständnisse von Texten durch angemessenere Interpretationen zu korrigieren und damit zu einem besseren Verständnis des Mittelalters zu gelangen, sondern darauf aufbauend, auch zu einem zutreffenderen Bild von europäischer Geschichte und Kultur bis hin zu unserer Gegenwart.

131Beate Kellner u.a.: „Erzählen und Episteme...“, 2011, S. 2.132Peter von Moos sieht bereits 1994 einen gewissen interdisziplinären Konsens gegeben, der der

Epochenzäsur um 1800 ungleich größere Bedeutung zumesse als derjenigen um 1500. Peter von Moos: „Gefahren des Mittelalterbegriffs...“, 1994, S. 48. Er verweist in diesem Zusammenhang allerdings auch auf die längste denkbare Mittelalter Kontinuität, die „Gegenwart des Mittelalters“, der insbesondere Umberto Eco öffentliche Beachtung verschafft habe. P. v. Moos, 1994, S. 47. Siehe etwa den Essay von Umberto Eco: Auf dem Weg zu einem neuen Mittelalter, in: Umberto Eco: „Über Gott und die Welt...“, 1985. „Das Mittelalter hat die Erbschaft der Vergangenheit auf seine Weise gehütet: nicht indem es sie wie einen Schatz vergrub, sondern indem es sie laufend neuübersetzte, benutzte und adaptierte, in einer enormen Bastelarbeit auf der Kippe zwischen Hoffnung, Nostalgie und Verzweiflung. Unter einem so immobil und dogmatisch erscheinenden Äußeren hatte es paradoxerweise ein Moment von 'Kulturrevolution'.“ Umberto Eco, (Aufsatz von 1972), a.a.O., S. 33.

133Andreas Pečar: Rezension von Martin Wrede: Ohne Furcht und Tadel – Für König und Vaterland. Frühneuzeitlicher Hochadel zwischen Familienehre, Ritterideal und Fürstendienst, Stuttgart: Thorbecke 2012, in: sehepunkte 13 (2013), Nr. 5, URL: http:// www. Sehepunkte. De/ 2013/07/21972.html.

Horst Haub MissverstandeneTexte 24

Literaturverzeichnis

Texte

Ambraser Heldenbuch. Vollst. Faks.-Ausg. Im Originalformat des Codex Vindobonensis Series Nova 2663 der österreichischen Nationalbibliothek. Komm. von Franz Unterkircher. Graz 1973.

Anton von Pforr, Das Buch der Beispiele der alten Weisen, kritisch herausgegeben nach der Straßburger Handschrift mit den Lesarten aller bekannten Handschriften und Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts, Erster Teil: Text, herausgegeben von Friedmar Geissler, Akademie Verlag, Berlin 1964.

Augustin Tüngers Facetiae. Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart, 118. Hrsg.: Adalbert von Keller, Tübingen, H. Laupp, 1874

Beschirmung Epicury, Übersetzung Johann Gottfrieds nach ms.germ.qu.1477 (fol. 97v-102v), in: Simone Drücke: Humanistische Laienbildung um 1500; das Übersetzungswerk des rheinischen Humanisten Johann Gottfried. Vandenhoek u. Ruprecht, Göttingen 2001, S.448-466.

De Amore deutsch. Der Tractatus des Andreas Capellanus in der Übersetzung Johann Hartliebs. Hg. v. Alfred Karnein: Münchner Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Hg. v. der Kommission für deutsche Literatur des Mittelalters der bayrischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 28, C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München 1970.

Der Ehrenbrief Jacob Püterichs von Reicherzhausen. Theodor von Karajan (Hg.) in: Zeitschrift für deutsches Altertum, Leipzig 1848, S. 31-59.

Der guote Gerhart von Rudolf von Ems, herausgegeben von John A. Asher, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1971.

Der Rosenroman Guillaume de Lorris und Jean de Meun. Übersetzt und eingeleitet von Karl August Ott. Wilhelm Fink Verlag, München 1976.

Die Hundert Neuen Novellen. Vollständige Ausgabe. Aus dem Französischen übertragen von Alfred Semerau, mit einem Nachwort von Peter Amelung und den 41 Holzschnitten der Pariser Ausgabe von 1486. Deutscher Bücherbund, Stuttgart, Hamburg 1975.

Giovanni Boccaccio, Das Dekameron. Aus dem Italienischen übersetzt von Ruth Macchi. Nachdichtung der ersten drei Tage von August Wilhelm Schlegel, der Verse der folgenden Tage von Karl Witte. Mit einem Nachwort von V. Macchi. Aufbau Verlag, Berlin und Weimar 1989.

Horst Haub MissverstandeneTexte 25

Herbort's von Fritslâr, liet von Troye. Hg. v. Ge. Karl Frommann, Quedlinburg und Leipzig, 1937. Amsterdam 1966 (Quedlinburg und Leipzig 1837).

Hermann von Sachsenheim, Die Mörin. Nach der Wiener Handschrift ÖNB 2946 herausgegeben und kommentiert von Horst Dieter Schlosser. F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1974.

Le Livre du Chevalier de La Tour Landry pour l' enseignement de ses filles, ed. Anatole de Courde de Montaiglon (Bibliothèque Elzevirienne), Paris 1854; Nachdruck Nendeln/Liechtenstein 1982.

Prosalancelot IV, Lancelot und der Gral II. Nach der Heidelberger Handschrift Cod. Pal. germ. 147, herausgegeben von Reinhold Kluge, ergänzt durch die Handschrift Ms.Allem. 8017-8020 der Bibliothèque de l' Arsenal Paris, (Bibliothek des Mittelalters Band 17, Texte und Übersetzungen, Vierundzwanzig Bände mit Illustrationen , Hg. von Walter Haug) Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 2003.

Prosalancelot II, Lancelot und Ginover II,. Nach der Heidelberger Handschrift Cod. Pal. germ. 147, herausgegeben von Reinhold Kluge, ergänzt durch die Handschrift Ms.Allem. 8017-8020 der Bibliothèque de l' Arsenal Paris, (Bibliothek des Mittelalters Band 15, Texte und Übersetzungen, Vierundzwanzig Bände mit Illustrationen , Hg. von Walter Haug) Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1995.

Marquard vom Stein, Der Ritter vom Turn / (Geoffroy de LaTour Landry). Krit. hrsg. von Ruth Harvey, Berlin 1988.

Miroir des bonnes femmes (I-III), John L. Grigsby, Romania 82 (1961), S. 458-481. Miroir des bonnes femmes (IV), Romania 83 (1962), S. 30-51.

Ogier von Dänemark: nach der Heidelberger Handschrift Cpg 363 / hrsg. von Hilkert Weddige...- Berlin: Akad. Verl., 2002 (DTM; Bd. 83).

Robert von Blois, Chastoiement des dames, Enseignement des princes und reiligiöse Dichtungen, hg. von Jacob Ulrich (Gesamtausgabe Bd. 3), Berlin 1895 (Nachdruck: Genève 1978).

Translationen von Niclas von Wyle. Herausgegeben von Adalbert Keller, Georg Olms Verlagsbuchhandlung, 1967.

Ulrich Füetrer, Das Buch der Abenteuer, Teil 2 Das annder púech. Von Wigalois – Von Seyfrid – Von Melerans – Von Iban – Von Persibein – Von Poytislier – Von Flordimar. Nach der Handschrift A (Cgm. 1 der Bayerischen Staatsbibliothek) in Zusammenarbeit mit Bernd Bastert herausgegeben von Heinz Thoelen. Kümmerle Verlag, Göppingen 1997.

Winsbeckische Gedichte nebst Tirol und Fridebrant. Herausgegeben von Albert Leitzmann. Dritte, neubearbeitete Auflage von Ingo Reiffenstein. Max Niemeyer Verlag Tübingen 1962.

Horst Haub MissverstandeneTexte 26

Sekundärliteratur

Asch, Ronald G: Europäischer Adel in der Frühen Neuzeit. Eine Einführung Köln, Weimar, Wien, 2008.

Ashley, Kathleen and Robert L. A. Clark: Introduction Medieval Conduct: Texts, Theories, Practices, in Kathleen Ashley und Robert L. A. Clark (Hg.); Medieval Conduct, Minnesota Press, Minneapolis 2001, S. IX-XX.

Bastert, Bernd: Der Münchner Hof und Füetrers 'Buch der Abenteuer'. Literarische Kontinuität im Spätmittelalter. Frankfurt am Main, Berlin etc. 1993.

Beckers, Hartmut:Beckers, Hartmut: Der püecher haubet, die von der Tafelrunde wunder sagen. Wirich von Stein und die Verbreitung des 'Prosa Lancelot' im 15. Jahrhundert, in: Werner Schröder (Hg.): Schweinfurter 'Lancelot'-Kolloquium 1984. Erich Schmidt Verlag, Berlin 1986, S. 17-45.

Bennewitz, Ingrid: Lukretia oder: Über die literarischen Projektionen von der Macht der Männer und der Ohnmacht der Frauen. Darstellung und Bewertung von Vergewaltigung in der „Kaiserchronik“ und im „Ritter vom Thurn“, in: Der frauwen buoch. Versuche zu einer feministischen Mediävistik, hg. von Ingrid Bennewitz, Göppingen 1989, S.113-134.

Brackert, Helmut: Minnesang. Mittelhochdeutsche Texte und Übertragungen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1989.

Brunner, Horst: Probleme der Literaturgeschichtsschreibung des Spätmittelalters, in: Neuere Aspekte germanistischer Spätmittelalterforschung hg. von Freimut Löser, Robert Steinke, Klaus Vogelsang und Klaus Wolf. Reichert Verlag, Wiesbaden 2012, S. 23-33.

Bumiller, Casimir: Die Herren und Grafen von Zimmern – Eine exemplarische oder eine extraordinäre Geschichte? In: Casimir Bumiller, Bernhard Rüth und Edwin Ernst Weber (Hg.): Mäzene, Sammler, Chronisten. Die Grafen von Zimmern und die Kultur des schwäbischen Adels. Im Auftrag der Landkreise Rotweil und Sigmaringensowie der Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur, Verlagsbüro Waisund Partner 2012, S. 12-27.

Bumke, Joachim und Ursula Peters (Hg.): Retextualisierung in der mittelalterlichen Literatur. Zeitschrift für deutsche Philologie (ZfdPh), 124. Band 2005, Sonderheft

Buschinger, Danielle: Die Literatur am burgundischen Hof und ihre Ausstrahlung auf das Reich, in: Kaiser Maximilian I. (1459-1519) und die Hofkultur seiner Zeit. Hg. von SieglindeHartmann und Freimut Löser unter Mitarbeit von Robert Steinke. Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft, Band 17, Wiesbaden 2009, S. 335-347.

Horst Haub MissverstandeneTexte 27

Carl, Horst: Genossenschaft und Herrschaftsverdichtung. Zur politischen Kultur von Adelseinungen im Alten Reich, in: Ronald G. Asch, Dagmar Freist (Hg.): Staatsbildung als Kultureller Prozess. Strukturwandel und Herrschaft in der Frühen Neuzeit. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien, 2005, S. 405-427.

Cohn-Bendit, Daniel: Der große Basar, Trikont Verlag, München 1975.

Cancik, Hubert: Antikerezeption – Humanismus – humanitäre Praxis. Drei Texte zur Klärung humanistischer Grundbegriffe, in: Martin Gieselmann, Jürgen Straub (Hg.): Humanismus in der Diskussion. Rekonstruktionen, Revisionen und Reinventionen eines Programms. transcript Verlag, Bielefeld 2012, S. 23-41.

Drücke: Simone: Humanistische Laienbildung um 1500; das Übersetzungswerk des rheinischen Humanisten Johann Gottfried. Vandenhoek u. Ruprecht, Göttingen 2001.

Duerr, Hans Peter: Der Mythos vom Zivilisationsprozess.

Bd. I Nacktheit und Scham . Frankfurt am Main 1988. Bd. II Intimität. Frankfurt am Main 1990. Bd. III Obszönität und Gewalt. Frankfurt am Main 1993. Bd. IV Der erotische Leib. Frankfurt am Main 1997.Bd. V Die Tatsachen des Lebens. Frankfurt am Main 2002.

Eco, Umberto: Über Gott und die Welt. Essays und Glossen; aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber. Carl Hanser Verlag, München 1985, S. 8-33.

Elias, Norbert: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und Psychogenetische Untersuchungen.- Bd. I Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes. Baden Baden 1977. (Bern 1969)- Bd. II Wandlungen der Gesellschaft. Entwurf einer Theorie der Zivilisation. Baden Baden 1976. (Bern 1969).

Eichberger, Dagmar: Leben mit Kunst Wirken durch Kunst. Sammelwesen und Hofkunst unter Margarete von Österreich, Regentin der Niederlande. Turnhout, Belgiuim,2002.

Eichberger, Dagmar: Neue Wege in der Kunst des Hochdrucks: der Riesenholzschnitt, in: R. Schoch, M. Mende und A. Scherbaum (Hg.); Albrecht Dürer. Das Druckgraphische Werk. Holzschnitte und Holzschnittfolgen Band II, München 2002, S. 28-36 und Abb.

Faix, Gerhard: Gabriel Biel und die Brüder vom Gemeinsamen Leben: Quellen und Untersuchungen zu Verfassung und Selbstverständnis des Oberdeutschen Generalkapitels. Tübingen: Mohr Siebeck, 1999.

Foucault, Michel: Die Ordnung des Diskurses. Aus dem Französischen von Walter Seitter. Mit einem Essay von Ralf Konersmann, Fischer Tb, Frankfurt am Main 1991.

Horst Haub MissverstandeneTexte 28

Freist, Dagmar: Staatsbildung als kultureller Prozess Einleitung, in; Ronald G. Asch, Dagmar Freist (Hg.), Staatsbildung als kultureller Prozess. Strukturwandel und Legitimation von Herrschaft in der Frühen Neuzeit. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien, 2005.

Füssel, Stephan: Der Theuerdank von 1517. Kaiser Maximilian und die Medien seiner Zeit.Eine kulturhistorische Einführung. Taschen GmbH, Köln 2003.

Füssel, Stephan (Hg.): Deutsche Dichter der frühen Neuzeit (1450-1600): ihr Leben und Werk; Einleitung. Erich Schmidt, Berlin 1993.

Gabriel, Marcus: Warum es die Welt nicht gibt. Ullstein Buchverlag, Berlin 2013.

Gervinus, Georg Gottfried: Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen Band II. Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1836.

Glier, Ingeborg: Artes Amandi. Untersuchung zu Geschichte, Überlieferung und Typologie der deutschen Minnereden. München 1971.

Gottlieb, Theodor: Büchersammlung Kaiser Maximilians I. mit einer Einleitung über älterenBücherbesitz im Hause Habsburg. Verlag von M. Spirgatis, Leipzig 1900.

Graf, Klaus: Ritterromantik? Renaissance und Kontinuität des Rittertums im Spiegel des literarischen Lebens im 15. Jahrhundert, in: Wolfgang Haubrichs/Hans Walter Herrmann (Hg.): Zwischen Deutschland und Frankreich. Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau Saarbrücken. St. Ingbert 2002. (=Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung e. V. 34), S. 517-532.

Graf, Klaus: Retrospektive Tendenzen in der bildenden Kunst vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Kritische Überlegungen aus der Perspektive des Historikers, in: Andrea Löther (Hg.): Mundus in imagine: Bildersprache und Lebenswelten im Mittelalter. München, 1996, S. 389-420.

Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Neuwied, Berlin 1975.

Haub, Horst: „Der Ritter vom Turn“ des Marquard vom Stein / Geoffroy de La Tour Landry. Eine getarnte politische Streitschrift. GRIN Verlag, München 2015.

Haub, Horst: Die 'Klage' der Margarete von Österreich über Vater Maximilian I. und Neffen Karl (V.) Erlebnislyrik – Literarisches Manifest – Politisches Signal (Cod. 2584, Wien(ÖNB), GRIN Verlag, München 2012.

Haub, Horst: Ambraser Heldenbuch und Kaiser Maximilian I. Zu Konzeption und Anfang der Handschrift mit dem 'Frauenehre'-Fragment des Stricker. GRIN Verlag, München 2010.

Horst Haub MissverstandeneTexte 29

Haub, Horst: Achtundsechziger Altgermanistik und das Paradigma Alterität. Von der Revolte mit emanzipatorischem Anspruch zu erneuter Erkenntnisblockade. Grin Verlag, München 2006.

Heinzle, Joachim: Einleitung: Modernes Mittelalter, in: Joachim Heinzle (Hg.); Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche. Frankfurt am Main und Leipzig 1994, S. 9-29.

Heinzle, Joachim: Wann beginnt das Spätmittelalter?, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Bd. 112 (1983), S. 207-223.

Held, Volker: Die 'romantische' Deutung des Minnesangs. Ein Beitrag zur Forschungsgeschichte, in: Lili Heft 26 (1977), S. 58-81.

Huizinga, Johan: Herbst des Mittelalters. Stuttgart 1975.

Kaminski, Nicola: Die Unika im Ambraser Heldenbuch: ein überlieferungsgeschichtlicher „Unfalo“?, in: Kaiser Maximilian I. (1459-1519) und die Hofkultur seiner Zeit. Hg. vonSieglinde Hartmann und Freimut Löser unter Mitarbeit von Robert Steinke. Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft, Band 17, Wiesbaden 2009, S.179-199.

Karnein, Alfred: De Amore in volkssprachlicher Literatur. Untersuchungen zur Andreas-Capellanus-Rezeption in Mittelalter und Renaissance. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1985.

Klein, Dorothea: Wann endet das Spätmittelalter in der Geschichte der deutschen Literatur?, in: Forschungen zur deutschen Literatur des Spätmittelalters, Festschrift für Johannes Janota, hg. von Horst Brunner und Werner Williams-Krapp, S. 299-316.

Kellner, Beate, Jan-Dirk Müller und Peter Strohschneider unter Mitarbeit von Tobias Bulang und Michael Waltenberger (Hg.): Erzählen und Episteme, Einleitung der Herausgeber, in: Erzählen und Episteme. Literatur im 16. Jahrhundert, Walter de Gruyter, Berlin/New York, S. 1-19.

Krüger, Roberta L: „Nouvelles choses“: Social Instability and the Problem of Fashion in theLivre du Chevalier de la Tour Landry, the Ménagier de Paris and Christine de Pizan's Livre des Trois Vertus, in: Kathleen Ashly and Robert L.A. Clark (Hg.): Medieval Conduct, Minnesota 2001, S. 49-85.

Lengenfelder, Helga: Das 'Liet von Troyge' Herborts von Fritzlar. Frankfurt/M 1975.

Lorenz, Sönke: Vom herrschaftlichen Rat zu den Landständen in Württemberg. Die Entwicklung vom 13. bis zum 16. Jahrhundert, in: Sönke Lorenz und Peter Rückert (Hg.): Auf dem Weg zur politischen Partizipation? Landstände und Herrschaft im deutschen Südwesten. W. Kohlhammer Verlag Stuttgart, 2010, S. 1-27.

Horst Haub MissverstandeneTexte 30

Mertens, Dieter: Eberhard im Bart und der Humanismus. Anhang: Zur Bibliothek Eberhards. In: Hans Martin Maurer (Hg.); Untersuchungen zu Politik und Kultur im ausgehenden Mittelalter. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1994, S. 35-81.

Metz, Axel: Der Stuttgarter Landtag von 1498 und die Absetzung Herzog Eberhards II., in: Lorenz Sönke und Peter Rückert (Hg.): Auf dem Weg zur politischen Partizipation? Landstände und Herrschaft im deutschen Südwesten. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2010, S. 103-119.

Moos, Peter von: Das Öffentliche und das Private im Mittelalter. Für einen kontrollierten Anachronismus, in: Gert Melville und Peter von Moos (Hg.); Das Öffentliche und das Private in der Vormoderne. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 1998.

Moos, Peter von: Gefahren des Mittelalterbegriffs. Diagnostische und präventive Aspekte, in: Joachim Heinzle (Hg.); Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche. Frankfurt am Main und Leipzig ,1994. S. 33-63.

Müller, Cathérine M: La poétique de Marguerite d' Autriche: pour une relecture de sa Complainte (ms Vienne, ÖNB 2584), in: Dagmar Eichberger u.a.; Women at the Bourgundian Court and Influence, Turnhout, Belgium, 2010, S. 73-85. (Burgundica XVII.)

Müller, Heribert: Karl VI. 1380-1422, in: Die französischen Könige des Mittelalters: von Odo bis Karl VIII., 888-1498, hg. von Joachim Ehlers u.a., München 1996, S.303-320.

Müller, Jan-Dirk: Maximilian und die Hybridisierung frühneuzeitlicher Hofkultur. Zum Ludus Diane und der Rhapsodia des Konrad Celtis, in: Kaiser Maximilian I. (1459-1519) und die Hofkultur seiner Zeit. Hg. von Sieglinde Hartmann und Freimut Löser unter Mitarbeit von Robert Steinke. Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft, Band 17, Wiesbaden 2009, S. 3-21.

Müller, Jan-Dirk, Jörg Robert: Poetik und Pluralisierung in der Frühen Neuzeit – eine Skizze, in: Jan-Dirk Müller; Maske und Mosaik: Poetik, Sprache, Wissen im 16. Jahrhundert, Münster 2007.

Müller, Jan-Dirk Müller (Hg.) unter Mitarbeit von Elisabeth Müller-Luckner: Text und Kontext. Fallstudien und theoretische Begründungen einer kulturwissenschaftlich angeleiteten Mediävistik. R. Oldenbourg Verlag München 2007.

Müller, Jan-Dirk: Gedechtnus. Literatur und Hofgesellschaft um Maximilian I. Wilhelm Fink Verlag, München 1982.

Nietzsche, Friedrich: Morgenröte. Gedanken über die moralischen Vorurteile, in: ders., Werke in drei Bänden. Hg. v. Karl Schlechta. Bd. 2 (1954). Darmstadt 1997, S. 1009-1279.

Paravicini, Werner: Die Wahrheit der Historiker. (Historische Zeitschrift, Beihefte, [Neue Folge], hg. von Lothar Gall, Band 23) R. Oldenbourg Verlag, München 2010,

Horst Haub MissverstandeneTexte 31

Pečar, Andreas: Rezension von Martin Wrede: Ohne Furcht und Tadel – Für König und Vaterland. Frühneuzeitlicher Hochadel zwischen Familienehre, Ritterideal und Fürstendienst, Stuttgart: Thorbecke 2012, in: sehepunkte 13 (2013), Nr. 5, URL: http:// www. Sehepunkte. De/ 2013/07/21972.html.

Peters, Ursula (Hg.): Text und Kultur. Mittelalterliche Literatur 1150-1450. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart, Weimar, 2001.

Peters, Ursula: Familienhistorie als neues Paradigma der mittelalterlichen Literaturgeschichte? In: Joachim Heinzle (Hg.); Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche. Frankfurt am Main und Leipzig ,1994.

Piontek, Frank: Ein Fürst und sein Buch. Beiträge zur Interpretation des Buchs der Beispiele.Kümmerle Verlag, Göppingen 1997.

Press, Volker: Eberhard im Bart von Württemberg als Graf und Fürst des Reiches, in: Hans Martin Maurer (Hg.): Eberhard und Mechthild. Untersuchungen zu Politik und Kultur imMittelalter. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1994, S. 9-34.

Räkel, Hans Herbert: Die „Frauenehre“ von dem Stricker. In: Österreichische Literatur zur Zeit der Babenberger. Hg. von Alfred Ebenbauer u.a., Wien 1977 (=Wiener Arbeiten zur germanistischen Altertumskunde und Philologie Bd. 10), S. 163-176.

Röcke, Werner: Schwanksammlung und Schwankroman, in: Ingrid Bennewitz und Ulrich Müller (Hg.); Von der Handschrift zum Buchdruck: Spätmittelalter, Reformation, Humanismus 1320-1572 (= Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte, hg. von Horst Albert Glaser Band 2), Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1991, S. 180-195.

Roethe, Gustav: Marquard von Stein. Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 35 (1893), S. 666-667.

Schnell, Rüdiger: Frauendiskurs, Männerdiskurs, Ehediskurs. Textsorten und Geschlechterkonzepte in Mittelalter und Früher Neuzeit. Campus Verlag, Frankfurt/Main, New York 1998.

Simon, Anne: Sharp tounges and sharper swords: violence towards woman in the Ritter vom Turn, in: Helen Chambers (Hg.); Cultural Identity Studies. Essays on German and Austrian Literature Politics and Society. Peter Lang AG, European Academic Publishers, Bern 2006, S. 47-64.

Skinner, Quentin: Meaning and understanding in the History of Ideas, in: History and Theory, Vol. 8, No. 1 (1969), S. 3-53, hg. von Blackwell Publishing for Wesleyan University. URL: http://www.jstor.org/stable/2504188, vom 17/01/2012.

Stackmann, Karl: Neue Philologie?, in: Joachim Heinzle (Hg.); Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1994, S. 398-427.

Horst Haub MissverstandeneTexte 32

Stegbauer; Kathrin, Herfried Vögel, Michael Waltenberger: Kulturwissenschaftliche Frühneuzeitforschung. Beiträge zur Identität der Germanistik. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2004

Strelka, Josef: Der burgundische Renaissancehof Margarethes von Österreich und seine literaturhistorische Bedeutung. Wien 1957.

Strohschneider, Peter: Situationen des Textes. Okkasionelle Bemerkungen zur 'New Philology', in: Helmut Tervooren und Host Wenzel (Hg.); Philologie als Textwissenschaft, ZfdPh 116. Band 1997, Sonderheft, S. 62-86.

Strohschneider, Peter: Ritterromantische Versepik im ausgehenden Mittelalter. Studien zu einer funktionsgeschichtlichen Textinterpretation der „Mörin“ Herrmanns von Sachsenheim sowie zu Ulrich Fuetrers „Persibein“ und Maximilians I. „Teuerdank“. Verlag Peter Lang, Frankfurt a. M., Bern, New York 1986.

Wierschin, Martin: Das Ambraser Heldenbuch Maximilians I. In: Wierschin, M., Philologia, Würzburg 2005 (1976), S. 101-146.

Wodsak, Monika: Die Complainte. Zur Geschichte einer französischen Populärgattung. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1985.

Wolfzettel, Friedrich: Rom und die Anfänge des altfranzösischen Romans, Liebe, Religion und Politik bei Gautier d' Arras, in: Bernhard Schimmelpfennig und Ludwig Schmugge (Hg.); Rom im hohen Mittelalter ; Studien zu den Romvorstellungen und zur Rompolitik vom 10. bis zum 12. Jahrhundert; Reinhard Elze zur Vollendung seines siebzigsten Lebensjahres gewidmet. Sigmaringen: Thorbecke 1992, S. 139-163.

Worstbrock, Franz Josef: Niklas von Wyle, in: Stephan Füssel (Hg.); Deutsche Dichter der

frühen Neuzeit (1450-1600): ihr Leben und Werk. Erich Schmidt, Berlin 1993.

Worstbrock, Franz Josef: Zur Einbürgerung antiker Autoren im deutschen Humanismus, in:ZfdA 81 (1970).

Zeller, Rosmarie: Das Buch der Liebe im moralischen Romandiskurs, in: Fortunatus, Melusine, Genovefa. Internationale Erzählstoffe in der deutschen und ungarischen Literatur der Frühen Neuzeit. Hg. von Dieter Breuer, Gábor Tüskés u.a. Peter Lang, Bern, Berlin u.a. 2010, S. 147-166.

Zimmermann, Margarete: Boccaccios 'Decameron' - ein frühes „Frauenbuch“?, in: Ingrid Benewitz (Hg.); Der frauwen buoch. Versuche zu einer feministischen Mediävistik. Kümmerle Verlag, Göppingen 1989, S. 227-263.