MILKA TERNINA UND MÜNCHEN
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DR. IVAN MIRNIK
MILKA TERNINA UND MÜNCHEN
…Bei uns wurde sehr viel und sehr oft Hausmusik gemacht. Wir hatten einen
sehr hübschen Musiksaal. Es kamen oft erste Sänger von der Oper. Da gab es
eine hervorragende Wagnersängerin, die Primadonna, sie nannte sich Ternina,
und mein Vater verehrte sie über alle Maßen. Die sang an den musikalischen
Abenden….1
Ohne die vielfache und uneigennützige Hilfe des damaligen
Leiters der Bibliothek der Bayerischen Staatsoper in München,
des ehemaligen Tänzers Franz HAJEK wären diese Zeilen nie
geschrieben worden, deshalb spreche ich ihm auch auf dieser
Stelle meinen innigsten Dank. Auch Frau Dr. Dunja KRAJNOVIĆ,
der Großßnichte des bedeutenden kroatischen Schauspielers und
Terninas guten Freundes, sowie Lebensschilders Mato GRKOVIĆ,
welche mir ohne Vorbehalt die ganze noch vorhandene
Dokumentation ihres Großonkels, bevor sie in das Kroatische
Staatsarchiv begracht wurde, zur Verfügung stellte, danke ich
herzlich. Professor Branko POLIĆ in Zagreb hat mir mit seinem
unerschöpflichen Wißen und guten Rat viel geholfen.
In München haben einen guten Willen auch Herr Dr. Gerhard
HELDT, sowie Frau Karin HEINDL-LAU, beide seinerzeit von der
Bayerischen Staatsoper, sowie Herr Dr. BUSLEY, Direktor des
Bayerischen Central-Staatsarchivs, gezeigt. Ebenso zeigten
sich sehr zuvorkommen Herr Dr. Manfred EGGER, der damalige
Direktor des Richard-Wagner-Museums in Bayreuth, sowie Herr
Dr. Oswald G. BAUER, Frau Susanne KUTSCHERA und Frau Marina
1 MANN, Katia. Meine ungeschriebenen Memoiren. Frankfurt am Main, 1976: 12-13:
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BAAG von dem Presse-Bureau der Wagner-Festspiele in Bayreuth.
Noch früher wurde mir eine große Hilfe von Herrn Dr. Gerhard
KNOLL, dem Leiter der Bremensien Rara Handschriften
Restaurierung der Staats- und Universitäts-Bibliotek in Bremen
geleistet, sowie seitens der Frau Ines SÄBISCH, der Sekretärin
für Dramaturgie der Theater der freien Hansa-Stadt Bremen.
Meinen Dank spreche ich auch dem seligen Boris SKIDELSKY
und Margaret NICHOLSON, ehemals Archivisten der Königlichen
Oper Covent Garden in London aus, und auch der seligen Vera
MILČINOVIĆ TASHAMIRA, der einmaligen kroatischen Tänzerin in
New York, der verstorbenen Zora REBAC aus München, welche mir
wertvolle Literatur über die Münchner Theater schenkte, Herrn
Univ.-Professor Stanko ŽEPIĆ in Zagreb und Frau Silvija von
VOJNIĆ-PURČAR in Wien.
Heute, mehr als siebzig Jahre nach dem Tode Milka
Terninas, trotz der zwei, 20062 und 20133 veröffentlichten
wertvollen Monografien über diese Sopranistin, müßen wir offen
gestehen wie wenig wir noch immer über sie wißen, und daß wir
ihre wahre Größe nur ahnen können. Nach Grković (1966), dem
noch ein großer Teil der Original-Dokumentation zur Hand lag,
sowie das unmittelbar von der Künstlerin, welche ihn mit ihrer
Freundschaft und Vertrauen beschenkte, an ihn Übertragene,
nirgends Aufgezeichnete, mußten wir noch lange warten. Nicht
einmal in München, wo man sie so hoch - zwischen 1889 und 1906
- verehrt hat, ist kaum eine Spur von Terninas Anwesenheit2 PREMERL, Nada, ed. Milka Ternina and the Royal Opera House. Milka Ternina i Royal OperaHouse. Zagreb, 2006.3 WEBER, Zdenka, ed. Milka Trnina. Križ, 2013
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mehr zu fühlen, hie und da, fast unbemerkbar, erscheint ihr
Name neben dem von Possart in Reminiszenzen über die epochale
Vorstellungen der neunziger Jahre des neunzehnten
Jahrhunderts. Diese Erinnerung an sie war jedoch noch in den
zwanziger und dreißiger Jahren unter den älteren Bürgern
Münchens sehr lebendig. Einer von ihnen war der Baron Alfred
von MENSI-KLARBACH, deßen Feder wir vielleicht die letzte
beste Analyise ihrer einmaligen Auftritte - die auch von
Grković zitiert werden - verdanken. Im Jahre 1932 hat Ternina
das fünfzigste Jubiläum ihres ersten öffentlichen Auftrittes
im alten Theater am Markusplatz in Zagreb (Agram) gefeiert.
Abklänge dieser rührenden Feier gelangten auch nach München
und bewogen den Oberbügrermeister Dr. Karl SCHARNAGL warme
Glückwünsche an ihre Agramer Adresse zu schicken. In diesen
Tagen stand in den Zeitungen das folgende:
Anfang April dieses Jahres waren fünfzig Jahre verfloßen, seit Milka Ternina, die
jetzt 69jährige Künstlerin, zum erstenmal in der Öffentlichkeit auftrat, und zwar in
Agram, der Hauptstadt ihres Geburtslandes, die damals zum österreichisch-
ungarischen Kaiserreich gehörte. Die Agramer Presse hat aus diesem Anlaß
Festartikel veröffentlicht, von denen uns der des in deutscher Sprache erscheinenden
Agramer Morgenblattes vorliegt. Die älteren Münchner erinnern sich noch dieser
hoheitsvollen, vornehmen Erscheinung mit dem gütigen, liebenswürdigen Lächeln,
mit dem tiefen, klaren Blick, dem schönen, bedeutenden Profil. Sie war in den
neunziger Jahren wohl eine der bedeutendsten Erscheinungen der Münchner
Hofoper, eine Künstlerin, die beide Kontinente zu ehrlichem Enthusiasmus
entflammen konnte. Eine Schülerin von Gänsbacher in Wien, hat sie in ihrer
künstlerischen Laufbahn, sowohl in gesanglicher wie in darstellerischer Hinsicht, fast
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Unübertreffliches geleistet, von dem sich die heutige Generation kaum mehr einen
Bregriff machen kann, In den großen Kunstzentren ihrer Zeit, in München, Bayreuth,
London und Neuyork, hat sie jahrelang die unverminderte begeisterte Verehrung
von Künstlern, Kritikern und Publikum genoßen. Ein Gesichstleiden hat sie später, zu
früh für ihre Verehrer, gezwungen, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Es würde
heute zu weit führen, ihre künstlerische Laufbahn im einzelnen zu schildern. Aber
um nur weniges hervorzuheben, erwähnen wir als unvergeßliche Eindrücke ihre
Darstellung der Elisabeth im Tannhäuser und der Leonore im Fidelio. Neben Elsa
sang sie auch die Ortrud. Einzigartige Leistungen waren auch ihre Senta im
Fliegenden Holländer, die Brünhilde und Sieglinde, Isolde und Kundry und die
Primadonnen der italienischen und französischen Oper. Wie der Ernst standen ihr
auch Grazie und Humor zu Gebote, und in den von Possart neuinszenierten
Aufführungen Mozarts "Così fan tutte" sang sie Fiordiligi, im "Figaro" die Gräfin und
riß das Publikum stets zu enthusiastischen Kundgebungen hin. Was für eine
gewaltige Donna Anna und was für Euryanthe und Valentine hatten wir in ihr.
Freiherr von Mensi hat in dem bei Knorr & Hirth, München, erschienenen Buch
"Alt-Münchner Theater-Erinnerungen" der großen Künstlerin ein ehrenvolles
Denkmal gesetzt. Viele werden sich freuen zu hören, daß sie in ihrem Heimatlande
den Rest ihres Lebens verbringt und dort noch alle künstlerische Ereigniße mit
größter Anteilnahme verfolgt... (Münchener Neueste Nachrichten, 19. IV.
1932)
Freiherr Alfred von Mensi-Klarbach hat tatsächlich (S.
143-153) das Wesentliche von Terninas Kunst in dem letzten
Kapitel seines Buches zusammengefaßt:
Milka Ternina ist aber nicht nur eine große, vielleicht die größte und sicher
harmonischeste Künstlerin, welcher die Münchner Oper im letzten halbjahrhundert
beseßen, sondern auch ein bedeutender Mensch. Mit offenem Auge hat sie die Welt
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gesehen und hat sich nicht zersplittert und an sie verloren. Davor hat sie der hohe
sittliche Ernst bewahrt, der dieser an sich gefestigten Persönlichkeit von Anfang an
eigen gewesen. "Wir werden nimmer ihresgleichen seh'n!"
ANKUNFT IN MÜNCHEN
Ich glaube in mehr als vierzig Jahren so ziemlich alle Sängerinnen der
Gegenwart und von Bedeutung gehört zu haben, aber bei keiner haben sich Wort,
Ton und Bewegung in einigen ihrer Hauptrollen mir so fest und unvergeßlich
eingeprägt wie bei dieser vorbildlichen Künstlerin.
Als dieses hochgewachsene Mädchen mit den etwas slawischen Gesichtszügen,
den schönen sprechenden Augen und seinem prachtvollen, intelligenten Profil in
München erschien, wußten wohl nur wenige, wie und woher sie kam und welchen
Bildunggang sie hinter sich hatte. Sie war keine Deutsche und sprach und sang doch
ein do musterhaftes Deutsch, wie wenige neben ihr....
Und worin lag der Reiz ihrer Stimme und ihrer Persönlichkeit? Wer ihn nicht
erlebt, dem ist der ganze Zauber von beidem schwer Faßbar zu machen, wie ja
überhaupt jeder Kunstgenuß. Milka Terninas Stimme war ein großer Sopran
bedeutenden Umfangs, trefflichster Bildung und Aussprache und vor allem von jener
von vornherein überzeugenden inneren Wärme, die gerade den Sopranen, je höher
sie sind, nichr allzu häufig eigen zu sein pflegt. Dazu gesellte sich aber eine so
hinreissende, vornehme und überzeugende Darstellungskunst, daß selbst die
schwächste Oper, in der die Ternina gesungen, nicht hätte durchfallen können.
So schrieb A. von Mensi-Klarbach in den zwanziger Jahren
vorigen Jahrhunderts (S. 143-145).
Der Einladung Milka Terninas nach München zu einem
Gastspiel zu kommen ging das Gastspiel des bekannten Münchner
Schauspielers, später Regisseurs und Intendantes Ernst von
POSSART (Berlin, 11. V. 1841 - München, 8. IV. 1921) in5
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Bremen von 3. bis 8. Dezember 1887 vor. Während seines Bremer
Aufenthaltes hatte er die Gelegenheit Ternina in verschiedenen
Rollen zu sehen und hören, z. B. in der Rolle der Ersten Dame
in der "Zauberflöte" (5. XII. 1887), als Elisabeth in
"Tannhäuser" (7. XII.) und als Bertalda in "Undine" (11.
XII.). Sein Entzücken über das Gesehene übereinstimmte mit dem
was die Ausschlaggebende Faktoren in München aus verschiedenen
Zeitungen lesen konnten, und auf diese Weise kam es zu einer
Einladung an die junge Künstlerin nach München singen zu
kommen. Es wurde verneinbart daß sie dreimal in drei
verschiedenen Rollen singen sollte: als Valentine in den
"Hugenotten" (15. VI. 1889), Amelia im "Maskenball" (18. VI.)
und schließlich als Elisabeth im "Tannhäuser" (23. VI). Über
diese für die Sängerin so wichtige Bühnenauftritte hat
M.Grković sehr schön berichtet (M. Grković 1966: 88-97):
Frl. Milka Ternina, die vielgeliebte und ungemeint beliebte dramatische
Sängerin des Bremer Stadtheaters, hat soeben ein dreimaliges Gastspiel am
königlichen Hoftheater in München absolvirt und zwar mit einem derartig
glänzenden Erfolge, daß nicht nur ihr festes Engagement sofort abgeschloßen,
sondern auch von Allerhöchsten Stellen gewünscht und genehmigt wurde. Die
Künstlerin sang als Antrittspartie die Valentine (Hugenotten), ihre zweite Rolle war
Amelie (Maskenball) und mit der Elisabeth (Tannhäuser) beschloß Frl. Ternina ein
Gastspiel, welches ihr die schmeichelhaftesten Ovationen, Beifallstürme, wie man sie
in München seit Jahren nicht gehört und ein festes Engagement unter den
vortheilhaftesten Bedingungen einbrachte. Aber auch die Anerkennung der Kritik
wurde der meisterlichen Sängerin in rückhaltlosester Weise zu Theil und berechten u
.A. über:
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Münchener Neueste Nachrichten. "Als Valentine stellte sich am Samstag Abend
in Meyerbeer's "Hugenotten" Frl. Ternina vom Stadtheater in Bremen unserem
Publikum vor, eine Sangerin welche über zwei wichtige Faktoren der
musikalisch=dramatischen Kunstübung verfügt: bei großen seelenvollem Tone über
eine schöne Wärme des gesanglichen Vortrages und bei feinsinniger Intelligenz über
hervorragenden Adel der Darstellung. Auf solch günstiger Grundlage beruht der
Charakter der Kunstleistung, welche Frl. Ternina am 15. dem zahlreich erschienenen
Publikum geboten und welche ihr bei diesem einen wohlverdienten Erfolg errungen
hat. Die dramatische Gewalt des Vortrages erreichte naturgemäß im Liebesduette
mit Raoul den Höhepunkt. Doch muß besonders betont werden, daß auch
rezitativische, scheinbar unwichtige Stellen durch den musikalischen Ausdruck der
Sängerin zu voller Bedeutung erhoben worden sind. Das Ganze repräsentirte sich als
einheitliche, auch schauspielerisch fein ausgearbeitete Lösung. Das Stimmorgan der
Künstlerin, ein Sopran von dunkelm, voluminösen Klangcharakter, ist ungemein
ausdruckfähig und in vieler Beziehung vortrefflich geschult."
Volks Zeitung. Die am Samstag, den 15.Juni stattgehabte
"Hugenotten"=Aufführung gab einer bedeutenden und wohlbekannten Sängerin,
dem Frl. Ternina vom Stadttheater in Bremen, sich hier als Valentine hören zu laßen.
Der dem Gaste vorangegangene gute Ruf war eine vollberechtigter Frl. Ternina ist
in der That eine hervorragende Sängerin mit einem klangvollen, vorzüglich
gebildeten Organ ausgerüstet, welches namentlich in der Tiefe von einem seltenen
Wohlklang erfüllt ist. Nicht minder schön ertönt die Höhe, der Ansatz ist rein und von
einer tadellosen Athemgebung unterstützt, dabei wurde die Valentine mit einem
bestrickenden Zauber herausgebildet, obwohl die ganze Veranlagung des Gastes auf
die Hauptverwendbarkeit im dramatischen Gesange hinweist. Frl. Ternina, die auch
eine vollendete Schauspielerin ist wird noch am Dienstag in dem Verdi'schen
"Maskenball" die Amelia singen und zweifeln wir nicht nach dem bereits Gehörten,
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daß diese Dame eine günstige Aquisition für unsre Oper wäre.
Freie Landesbote. Als zweite Gastrolle wählte sich Frl. Ternina vom Bremer
Stadttheater die Amelie in Verdi's "Maskenball". Die Gastin entzückte uns ebenso wie
als Valentine durch den weichen und gesättigten Klang ihrer Stimme, verbunden mit
einem edlen Spiel, so, daß wir oft glaubten, ein längst engagiertes Mutglied unserer
Bühne und keinen Gast vor uns zu haben. Jedenfalls würde unser Theater durch die
Verpflichtung jener Dame ein neues, thatkraftiges Mitglied bekommen, das wir sehr
wohl brauchen können.
Münchener Bote. Frl. Ternina vom Stadtheater in Bremen hat am Sonntag ihr
Gastspiel als Elisabeth im "Tannhäuser" beendigt und nachgerade Enthusiasums
erregt. Die gesanglich eminenten Vorzüge waren in dieser wie in den beiden ersten
Rollen der wirklich begnadeten Künstlerin mit dem mimischen Können im vollsten
Einklang. Der Ton dieser glockenreinen Stimme welcher anfänglich dem Hörer wie
ein zarter Hauch entgegenhallte, steigerte sich im Entstehen zu einer mächtig
bauenden Stärke und hatte in allen Lagen den gleichen edlen, weichen, milden
Wohlklang, so daß all die musikalischen Schönheiten einer Partie zur gänzlichen
Geltung gelangten. Und nun das Spiel dieser Elisabeth! Wir sahen das Ideal der
minnig sittigen deutschen Jungfrau voll fürstlicher Hoheit, erfüllt von Anmuth wie
von Tiefe und Innigkeit der Empfindens, eine in jeder Regung und Bewegung
geadelte Erscheinung. Der Höhepunkt dramatisch ergreifender Wirkung war die
Fürbitte für Tannhäuser und das Gebet vor dem Kreuze, welches wir seelenvoller
kaum gehört. Der enthusiastische Beifall im Stark besetzten Hause war endlos: er
erinnerte an die unvergeßlichen Bluthentage einer Stehle und Mallinger.
Bayerischer Courier. Ebenso fand der Gast Frl. Ternina als Elisabeth im
"Tannhäuser" am folgenden Abend die volle, reich verdiente Anerkennung des gut
besetzten Hauses. Die Partie hat für jede Sangerin ihre besondere Schwierigkeiten,
da sie mit voller Kraft auf den Plan zu treten genötigt ist und hinter den Koulissen
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Raum suchen muß, um sich einsingen zu können: viele junge Sängerinnen thun dies
in wenig sachgemäßer Weise, indem sie weit über ihre Mittel streben und mit viel
Ton Kraft beweisen wollen, die nicht nachhalten kann und die Schönheit des Klanges
beeinträctigt. Frl. Ternina wußte den Ausgleich zu finden, bei Kraft und Fülle des
Tones war keine Anstreungung merkbar und bezüglich der Vortrags kam der
wirklich hohe musikalische Werth der Partie zugangemeßenerem vollem und edlem
Ausdruck, was sichtlichen Eindruck auf die Hörer Machte. Die erste Scene des
zweiten Aktes ist überhaupt entscheidend: was die Elisabeth im dritten Akt zu singen
hat, schlägt mehr in's Lyrische über und ist die Aufgabe vielleicht leichter. Wenn wir
einer Mittheilung, die wir nicht verbürgt nennen wollen, glauben dürfen, soll die
Künstlerin für unsere Oper gewonnen sein: wir würden das Engagement freudig
begrüßen.
Münchener Neueste Nachrichten. Frl. Ternina beendete ihr Gastspiel als
Elisabeth im "Tannhäuser" unter enthusiastischen Beifallsbezeugungen des
zahlreich erschienenen Publikums. Die Künstlerin hat gezeigt, daß sie, wenigstens
dem Hauptsäschlichen nach, zur Bewältigung dieser hohen Aufgabe befähigt ist;
Spiel und Darstellung sind von einer Größe durchdrungen, welche in dieser
Beziehung für die Herausbildung des erhabenen Stiles volle Gewär leistet, wie
anderseits die reich entwickelte Gesangstechnik der Künstlerin es ihr ermöglicht,
ihrem Vortrage diejenige Fülle von seelenvollem Leben in allen erforderlichen
Abstufungen der Schattirung zu verbleiben, welche für dramatische Kunstleistungen
höherer Art unentbehrlich ist. Soll das dem Gastspiele die Summe bezogen werden,
so ist zu sagen, daß München in Frl. Ternina eine für die französische und
italienische Oper mit Sicherheit, für die deutsche mit große Wahrscheinlichkeit als
hochbedeutend bezeichnende künstlerische Individualität kennen gelernt hat.
(zitiert in: Deutschösterreichische Theater-Zeitung, Berlin,
17/1889, 28, vom 7. VII. 1889)9
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Wie wir sehen, alle Kritiker waren sich in einem einig: in
dem Wunsche daß die Sopranistin permanent in München engagiert
wird. Wie es scheint kam das Entscheidungswort unmittelbar vom
Prinzregenten Luitpold (1821-1886-1912) persönlich, denn wie
die Zeitungen berichten: "...daß nicht nur ihr festes Engagement sofort
abgeschloßen, sondern auch von Allerhöchster Seite gewünscht und genehmigt
wurde."
Nach ihrem Münchner Gastspiel kehrte Ternina nach Bremen
zurück um, dem Vertrag entsprechend, bis zum Ende der Saison
dort zu singen. In München erschien sie als ständiges Mitglied
der Hofoper am 3. VI. 1890 als Elisabeth in "Tannhäuser", in
einer Rolle in welcher sie eigentlich zum ersten Male in
München auftreten wollte, aber man ließ ihr keine Wahl,
sondern es wurde Valentine bevorzugt.
Die eine halbe Million Einwohner starke Hauptstadt von
Bayern empfing Ternina in ihrem vollen Glanz. Wagner war nur
einige Jahre tot, ebenso sein hoher Gönner, der König Ludwig
II. (1845-1864-1886). Der regierende König war zu der Zeit
Otto (1848-1886-1913-1916), der jedoch gestörten Sinnes hinter
den Gittern des Schloßes Fürstenried eingesperrt lebte. Es
regierte der, wie alle Wittelsbacher kunstliebende, Prinz-
Regent Luitpold.
Zur Zeit als Ternina Mitglied der Hofoper war, bestanden
in München zwei Hauptbühnen. Da stand das prachtvolle kleine
700 Sitze enthaltende Theater bei dem königlichen Schloß, das
sogenannte Residenztheater, heute das Alte Residenztheater,
oder nach seinem Erbauer François de Cuvilliès (1695-1768),10
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Cuvilliès-Theater genannt, ein vergoldetes Rokoko-Juwel, mit
vier Reihen Logen, mit der Königlichen Loge und Parkett und
einem Kronleuchter, der hinaufgezogen werden kann. Dieses
wunderbare Theater wurde 1753 gebaut und während des Zweiten
Weltkrieges zerstört. Glücklicherweise wurden die vergoldeten
Verzierungen geretten, weil man sie zu richtigen Zeit
abmontiert und gut aufgehoben hatte. Im Jahre 1958 wurde das
Theater in seinem ursprünglichen Glanz für das Publikum
wiedereröffnet. Auf den Brettern des Residenztheaters erschien
Ternina jedenfalls sehr selten, fast immer in von Possart
regierten Mozarts Opern.
Das zweite Theater war Das Hof- und Nationaltheater, das
immer wieder vom Feuer vernichtet wird, um dann wieder wie ein
Phönix aus der Asche und den Ruinen noch schöner aufersteht.
In heutiger Form wird es 1818 von Karl von FISCHER gebaut. Es
verbrannte völlig 1823 um 1825 noch schöner errichtet zu sein.
Es wurde wieder vom Feuer während des Zweiten Weltkrieges
verschlungen, und im Jahre 1963 wieder aufgebaut. Das Theater
besitzt eine prachtvolle Vorhalle mit einer Fassade in Form
eines antiken korinthischen Tempels mit acht Säulen auf
welchen ein mit Figuren verzierter Giebel ruht - das
eigentliche Theatergebäude besitzt einen mit goldenen Mosaik
verzierten Giebel. Das Hoftheater konnte fast 2500 Zuschauer
bewillkommen. In 1890 bekamen beide Theater neu eingerichtete
Bühnen, und in dem Cuvilliès-Theater wurde 1896 die erste
Drehbühne auf der Welt errichtet - falls man von ähnlichen
Einrichtungen in Japan im 17.Jahrhundert absieht. Als diese11
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Drehbühne mit einer Don-Giovanni-Vorstellung am 19. V. 1896
eingeweiht und der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sang in
dieser Oper Ternina die Partie der Donna Anna.
Nachdem sie München verlaßen hat, kam Ternina immer wieder
zurück und von 1901 an tritt sie auf der Szene des neuen
Theaters, das Prinzgregenten-Theater genannt worden ist, auf.
Die eigentliche Idee zum neuen Theaterbau kam von Possart,
welcher der Meinung war daß München noch ein Theater nur für
Festspiele nötig hatte. Der Architekt war Max LITTMANN (1862-
1931). Das Prinzregententheater wurde ähnlich wie das
Bayreuther Festspielhaus entworfen, mit einem versenkten und
unsehbaren Orchester und einem Zuschauerraum mit 1122 Sitzen.
Das neue Jugendstil-Theater ist nach einem 13-Monatigen Bau,
am 21. VIII. 1901. feierlich eröffnet worden. Es wurde viele
Jahre hindurch anstatt des zerstörten Natonaltheaters
gebraucht, und vor etlichen Jahren, zur großen Freude des
Münchner Publikums gerettet und restauriert worden.
Ternina trat auch im Königlichen Odeon, einem 1828
errichteten, heute leider abgerißenen Werk des Leo KLENZE
(1784-1864), bei Konzerten der Königlichen Musikalischen
Akademie, aber über diese Art ihrer Tätigkeit wißen wir noch
sehr wenig.
Administrativ betrachtet waren die Hoftheater das ganze
Jahr nindurch in Betrieb, d. h. es gab keine richtige Saisons,
die Teile von zwei Jahren deckten; Ferien gab es nur im Monat
Juli. Das Publikum konnte sich für je drei Abonnements, mit
ungefähr 60 Vorstellungen entscheiden. Im freien Verkauf waren12
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die Billets relativ allen besseren Gesellschaftskreisen
zugänglich, da man in dieser Metropole mit Subventionen nicht
sparte. Sitze auf der Gallerie kosteten zwischen 0.80 und l.
Mark, im Stehparterre zwischen 1.60 und 2 M, im Stehparquett
zwischen 4 und 5 M, und im Sitze im Parkett und am Balkon
zwischen 5 und 6 M, währen ein Balkonsitz in der ersten Reihe
von 7 bis 8 M kostete. Entrittsbillete für das
Prinzregententheater waren viel teurer: jeder Sitz kostete 20
M. Die Vorstellungen begannen um 1/2 7 Uhr abends,
ausnahmsweise um 6 Uhr.
Das hohe Niveau der Münchner Theater-Vorstellungen war zu
beneiden. Die Regie wurde von dem königlichen Ober-Regisseur
BRULLIOT, den Regisseuren Anton FUCHS, Robert MÜLLER, oder den
besten von allen, Ernst von POSSART (von 1894 an) geführt.
Hinter dem Vorhang verfügte man über die vollendeste
Maschinerie in ganz Europa, über welche, ebenso wie für die
Beleuchtung und das Dekor-Arangement Meister Karl
LAUTENSCHLÄGER wachte. Es war sein Verdienst daß 1890 beide
Bühnen umgebaut wurden, und 1896 entwarf er die, schon vorhin
erwähnte Drehbühne des Residenztheaters, welche sich völlig
während der epochalen Vorstellungen der "Così fan tutte"
bewährte. Es ist interessant zu wißen daß Anton Fuchs und Karl
Lautenschläger, als die besten vorhandenen Fachleute von
Conried für die am 24. Dezember 1903. in der Metropolitan
Opera stattgefundene erste Aufführung des "Parsifal" außerhalb
Bayreuth, in welchem Ternina Kundry kreierte, engagiert worden
waren. Die Kostüme und die gründlich durchstudierten Requisite13
14
waren meistens von Professor Josef FLÜGGEN, aber auch vom
königlichen Hof-Theater-Malers Hans FRAHM entworfen.
Die Kulissen bestellte man größtenteils bei dem k. u. k.
Hof-Theatermaler BURGHART in Wien, UNGER in München, und bei
Prof. BRÜCKNER in Coburg. Manchmal wußte man die wertvollen
prachtvollen und in Perspektive einzigartigen Theater-
Dekorationen-Entwürfe der verschiedener Söhne der berühmten
italienischen Familie QUAGLIO - des Angelo d. Älteren (1778-
1815), Angelo d. Jüngeren (1829-1890), oder Eugen, die von den
Meistern METTENLEITER oder Christian JANK ausgeführt wurden.
Die Dirigentennamen, zum Unterschied von dennen der
Regisseure, erscheinen auf den Theaterzetteln erst von 11. I.
1893 an: als erster ist der Name des großen Dirigenten Hermann
LEVI (1839-1900) gedruckt worden. Vorstellungen in welchen
Ternina teilnam dirigierten auch die Kapellmeister Hugo RÖHR
(1866-1937), Bernhard STAVENHAGEN (1862-1914),
Hofkapellmeister Franz von FISCHER (1849-1918), Max von
ERDMANNSDÖRFER (1848-1905) und Hofmusikdirektor RÜBER. Die
berühmtesten waren jedoch Felix MOTTL (1856-1911) und seit
1893 Richard STRAUSS (1864-1949), sowie Herman ZUMPE (1850-
1903). Eine Vorstellung Anno 1904 wurde von Felix WEINGARTNER
(1863-1942) dirigiert.
Als Ternina nach München kam war Karl von PERFALL noch der
absolut regierender Intendant (von 1867 bis 1893), der 1893
von Possart, dessen Era als die goldene Era des Münchner
Theaters eingeschrieben ist, als General-Intendant ersetzt
worden ist.14
15
Das Ballet-Ensemble geleitet von der königlichen
Primaballerina Flora JUNGMANN und dem königlichen
Balettmeister FENZL (und Eduard CAREY nach ihm), die auch
Koreographie führten, führten neben Ballet-Einsätze im Rahmen
der Oper, auch selbständig ausgeführten Ballets, aus. Das
Corps-de-Ballet war von den folgenden Künstlern
zusammengestellt, den Tänzerinnen: BALBO, CAPELLI, Maria
DIELINGER, GENEE, Antonie HABITZ, HERRLE, HEYDE, Anna HINKERT,
LACHMANN, S.MAYR, OLLY, SPEGELE, STANGENBERG, Gisela
WELLENBERG, M. und Otilie WOBORSKY, sowie den Tänzern: Eduard
CAREY, HASELBERGER, HERMANN, HERZ, KOPP, August LINDER,
LUMBERGER, NACHREINER, PRINNER, RISCHOFSKY, VOGEL u.a.
DAS REPERTOIRE
Die Verwaltung der königlichen Hoftheater wußte ihre
neürworbene Kraft schonen und auf richtiger Stellen
einzuspannen. In München hob sich Ternina auf die vorletzte
Stufe ihres Aufstieges. Monatlich trat sie nicht mehr als 6-7
mal, fast niemals aber Tag auf Tag. Sie war selten so krank
oder indisponiert daß man die vorgesehene Vorstellung absagen
oder ändern mußte, jedoch als es dringend war, sprang sie
immer für eine ihrer erkrankten Kolleginnen ein. Die
Intendantur pflegte ihr auch Urlaub zu bewilligen, um den Ruhm
der Münchner Oper dem englischen und amerikanischen Publikum
vorzustellen.
Während des Jahres 1890, da sie erst Beginn Juni
angetreten hat, sang Ternina nur 28 Male in 12 Rollen, 1891 46
Male in 16 Rollen, 1892 39 Mal (sie erschien nicht in Februar,15
16
März und den größten Teil April) in 16 Rollen, 1893 61 Mal in
21 Rollen, 1894 51 Mal in 18 Rollen; 1896 67 Mal in 18 Rollen;
1896 44 Mal (abwesend vom Januar bis Mitte April) in 16
Rollen, 1897 62 Mal in 19 Rollen, 1898 53 Mal (sie trat nich
auf in Juli, neben den normalen Ferien) in 19 Rollen, und im
letzten Jahr ihres permanenten Engagements 1899 nor 19 Mal in
12 Rollen. Die Zahl der verschiedenen Opern ist noch kleiner,
denn man darf nicht vergeßen daß sie manchmal auch zwei
Partien in einer Oper bemeisterte, z. B. Elsa und Ortrud,
Venus und Elisabeth, Walküre und Sieglinde, Donna Anna und
Donna Elvira, usw. Nachdem sie ihren Vertrag nicht erneuert
hat, sang Ternina nur noch im Rahmen der Wagner-Festspiele im
Prinzregententheater: 1900 11 Mal, 1901 4 Mal, 1902 zweimal
und 1906 viermal.
Beim Betrachten des Repertoires der Münchner Hoftheater
dieser Jahre darf man nicht vergeßen daß München die Citadelle
des deutschen Theaters und der deutschen Oper war, wo genau
viele berühmte, aber auch ganz vergeßene Opern ihr
Uraufführungen erlebt haben. Die meisten Opern in denen
Ternina auftrat waren auch von deutschen Komponisten, aber
auch alles andere wurde ausschließlich in deutscher Sprache
gesungen. Es stellte Ternina überhaupt kein Problem auf
Deutsch zu singen: das Deutsche war ihre zweite Sprache,
welche sie schon als Kind in Zagreb angelangt, fließend
sprach. Dieses Sprachkentniss perfektuierte sie von ihrem 16
Jahr als Schülerin des Gänsbacher in Wien. Deshalb können 1891
Kritiker nur ihre einwanfreie deutsche Aussprache, ohne16
17
jegliche Spur eines fremden Anzenten loben.
In München ist Ternina in den folgenden Rollen in
folgenden Opernwerken aufgetreten:
A) DEUTSCHE KOMPONISTEN
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
"Idomeneus" - Idamantes (l Mal)
"Die Hochzeit des Figaro" -Die Gräfin (57 Mal)
"Don Giovanni" - Donna Elvira (12 Mal)
-"- - Donna Anna (zweimal)
"Così fan tutte" - Fiordiligi (20 Mal)
"Die Zauberflöte" - Erste Dame (7 Mal)
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
"Fidelio" - Leonore (41 Mal)
Karl Maria von Weber (1786-1826)
"Euryanthe" - Eglantine (einmal)
"Oberon" - Rezia (9 Mal)
Albert Lortzing (1801-1851)
"Undine" - Bertalda (dreimal)
Franz Lachner (1803-1890)
"Catarina Cornaro" - Catarina Cornaro (dreimal)
Richard Wagner (1813-1883)
"Der fliegende Holländer" - Senta (47 Male)
"Tannhäuser" - Venus (8 Mal)
-"- - Elisabeth (48 Male)
"Lohengrin" - Elsa von Brabant (8 Mal)
-"- - Ortrud (7 Mal)
"Tristan und Isolde" - Isolde (viermal)17
18
"Die Walküre" - Brünnhilde (24 Male)
-"- - Sieglinde (9 Mal)
"Siegfried" - Brünnhilde (17 Mal)
"Die Götterdämmerung" - Brünnhilde (13 Mal)
Peter von Cornelius (1824-1874)
"Der Cid" - Chimene (14 Mal)
Viktor Nessler (1841-1890)
"Der Rattenfänger von Hammeln" - Gertrud (einmal)
Heinrich Vogl (1845-1900)
"Der Fremdling" - Nanna (4 Mal)
Johann Strauss (1852-1899)
"Die Fledermaus" - Prinz Orlofski (4 Mal)
Max von Schillings (1868-1933)
"Ingwelde" - Ingwelde (dreimal)
Alexander von Zemlinsky (1872-1942)
"Sarema" - Sarema (4 Mal)
NORWEGISCHER KOMPONIST
Gerhard Schjelderup (1859-1933)
"Sonntagsmorgen" - Borghild (zweimal)
ITALIENISCHE KOMPONISTEN
Gätano Donizzetti (1797-1848)
"Lucrezia Borgia" - Lucrezia Borgia (6 Mal)
Giuseppe Verdi (1813-1901)
"Der Troubadour" - Leonora (16 Male)
"Der Maskenball" - Amelia (4 Mal)
"Aida" - Aida (8 Mal)
Alberto Franchetti (1860-1942)18
19
"Asräl" - Nefta (zweimal)
Pietro Mascagni (1863-1945)
"Cavalleria rusticana" - Santuzza (einmal)
"Die Rantzau" - Louise (6 Mal)
FRANZÖSISCHER KOMPONISTEN
Etienne Mehul (1763-1817)
"Uthal" - Malvina (zweimal)
Giacomo Meyerbeer (1791-1864)
"Die Hugenotten" - Valentine (17 Male)
"Die Afrikanerin" - Selika (4 Mal)
Fromental Halevy (1799-1862)
"Die Jüdin" - Recha (10 Mal)
Hector Berlioz (1803-1869)
"Die Trojaner in Karthago" - Dido (8 Mal)
Charles Gounod (1813-1893)
"Faust" - Margarethe (einmal)
Georges Bizet (1838-1875)
"Djamileh" - Djamileh (dreimal)
"Carmen" - Micäla (einmal)
Emmanuel Chabrier (1841-1894)
"Gwendoline" - Gwendoline (12 Male)
SCHLAVISCHER KOMPONIST
Bedrich Smetana (1824-1884)
"Dalibor" - Milada (dreimal)
Das Repertoire ist, natürlich, zu der Zeit als Ternina
ständiges Mitglied der Münchner Hoftheater war, viel reicher
gewesen. Man führte noch eine sehr großen Anzahl anderer19
20
Opern, als oben angegeben, in welchen Ternina nicht gesungen
hat, obwohl sie viele von Rollen aus diesen Werken bemeistert
und früher oder später gesungen hat. In alphabetischer Reihe
der Komponisten geben wir ein Verzeichnis diese Opern, von
denen uns etliche heute, z. B. "Theuerdank" (Thuille) oner
"Kunihild" (Kistler) gar nichts zu sagen haben, an:
- Adolphe ADAM: "Der Postillon von Lonjumeau"
- Daniel Francois AUBER: "Des Teufels Antheil"; "Fra
Diavolo"; "Der schwarze Domino"
- Vincenzo BELLINI: "Norma"
- Hector BERLIOZ: "Die Eroberung (Zerstörung) von Troja"
- Ignaz BRÜLL: "Gringoire"
- Peter CORNELIUS: "Der Barbier von Bagdad"
- Gaetano DONIZETTI: "Marie, Tochter des Regiments";
"Lucia von Lammermoor"
- Friedrich von FLOTOW: "Alessandro Stradella"; "Martha"
- Christoph Willibald GLUCK: "Iphigenie in Aulis";
"Iphigenie auf Tauris"
- Heinrich HOFMANN: "Donna Diana"
- Engelbert HUMPERDINCK: "Hänsel und Gretel";
"Königskinder"
- Wilhelm KIENZL: "Der Evangelimann"
- Cyrill KISTLER: "Kunihild"
- Konradin KREUTZER: "Das Nachtlager von Granada"
- Ruggero LEONCAVALLO: "Bajazzo"
- Franz LISZT: "Legende der heiligen Elisabeth"
- Albert LORTZING: "Der Waffenschmied"; "Der Wildschütz"; 20
21
"Zar und Zimmermann"; "Die beiden
Schützen"
- Aime MAILLART: Das Glöckchen des Eremiten"
- Heinrich MARSCHNER: "Hans Heiling"
- Pietro MASCAGNI: "Cavalleria rusticana" (seit 1895 wird
sie zusammen mit "Bajazzo" ausgeführt)
- Andre MESSAGER: "La Basoche"
- Giacomo MEYERBEER: "Der Prophet"
- Wolfgang Amadeus MOZART: "Bastien und Bastienne"; "Die
Entführung aus dem Serail"; "Titus"
- Viktor NESSLER: "Der Trompeter von Säckingen"
- Gioacchino ROSSINI: "Der Barbier von Sevilla", "Wilhelm
Tell"
- Bedrich SMETANA: "Die verkaufte Braut"
- Johann STRAUSS: "Ritter Pasman"
- Peter Iljitsch TSCHAIKOWSKY: "Jolanthe"
- Ambroise THOMAS: "Mignon"
- Ludwig THUILLE: "Theuerdank"
- Giuseppe VERDI: "Falstaff"; "Othello", "Rigoletto";
"Violetta" ("La Traviata")
- Richard WAGNER: "Die Feen"; "Die Meistersinger",
"Rienzi", "Tristan und Isolde"
- Carl Maria von WEBER: "Der Freischütz"
Es wäre jedoch hochinteressant zu erfahren warum Ternina -
wieviel es uns bisher bekannt ist - nie Norma oder Desdemona
gesungen hat. Es ist bekannt daß ihre gute Freundin Lilli
LEHMAN einmal geäußert hat daß sie lieber alle drei21
22
Brünnhilden als einmal Norma singt. In München hat Ternina die
Königin der Erdgeister aus "Hans Heiling" (Marschner) nicht
gesungen, eine der von ihr sehr häufig ausgeführten Rollen in
Bremen. Eva aus den "Meisteringern", eine Partie, die ihr auch
gutlag (ein Bild von ihr im Kostüm für dieser Rolle war 1974
für eine Ausstellung in Covent Garden Oper ausgeliehen), hat
sie in München auch nicht gesungen. Sie hat auch die Partie in
der "Legende der hl. Elisabeth" (Liszt) gelernt und in München
nicht gesungen. Die schon bekannte Situation aus Bremen
wiederholt sich in München, denn ihre weltberühmte Isolde
singt sie in München erst 1901, das Publikum kannte von früher
aus nur ihren Isoldens Liebestod. "Cavalleria rusticana" war
in diesen Jahren in München beliebt, aber es ist uns nur eine
Erscheinen Terninas in der Rolle der Santuzza bekannt.
Natürlich, in vielen der oben angegebenen Opern war keine
Sopran-Partie die ihren Fach entsprach zu finden.
AUSSERORDENTLICHE VORSTELLUNGEN
Jedes Jahr gab es in München wenigstens eine Aufführung
des Ringes, manchmal entfalteten sich sogar richtige Wagner-
Feststpiele. So z. B. wurden im Sommer 1895 sogar elf seiner
Opern aufgeführt.
1890
Beethovens Geburtstag ist am 17. XII. 1890 im Königlichen
Hof- und Nationaltheater festlich gefeiert worden. Nach der
gespielten Ouverture "Die Ruinen von Athen" kam an die Reihe
das gleichnamige Spiel von Otto DEVRIENT nach KOTZEBUE,
regiert von Anton FUCHS, das von der Aufführung von "Fidelio"22
23
gefolgt wurde. Die Rollenverteilung war die folgende: Fuchs
(Don Fernando), Brucks (Pozarro), Heinrich Vogl (Florestan),
Ternina (Leonore), Gustav Siehr (Roco), Frl. Pewny
(Marzelline), Herr Schlosser (Jacquino). Der Text war eine
Übersetzung von Treitschke. Allem Wahrschein nach dirigierte
Hermann Levi.
1891
Am 9.III. stellte Ternina dem Münchner Publikum ihre
einmalig ergreifende Brünnhilde im "Siegfried" vor. Ausser in
verschiedenen Tageskritiken ist uns ein Augenzeugenbericht
über ihre Art Brünnhilde zu singen von der Feder der Freiherr
von Mensi-Klarbach geblieben:
So wie in ihrem Fidelio, so hat die Ternina auch in ihrer zweiten Lieblingsrolle,
der Brünnhilde, durch ihr schöpferisches Geine ein Vorbild geschaffen, das höchtens
an Therese Vogl eine Vorgängerin hatte, aber dem keine annähernd gleichwertige
erscheinung gefolgt ist. Es seien nur zwei Szenen hervorgehoben, weil sie nicht nur
für die hohe Intelligenz der Künstlerin überaus bezeichnend, sondern auch deshalb
und darüber hinaus interessant sind als ein Beweis, was für tiefe und unendlich reich
ausdeutbare Gefühlswerte in dem Werke Wagners selbst verborgen sind und sich
eben nur dem congenialen Künstler oder im unserem Falle der Künstlerin enthüllen
und dem Publikum, das im Stande ist, sie zu verstehen und ihr zu folgen.
Die längste und wohl auch schönste stumme Szene, die Wagner geschrieben,
ist jene im dritten Akte des "Siegfried", in der der jugendliche Held, nachdem er den
Brünhildenstein trotz der wabernden Lohe erstiegen Brünnhilde unte einer Esche
schlafend findet und sie durch einen langen Kuß erweckt. Diese bedeutungsvolle
Szene findet aber, vielleicht weil sie eine sogenannte stumme Szene ist, bei den
Darstellerinnen der Brünnhilde wie bei den Regisseuren selten oder nie jene
23
24
Beachtung, die sie mir zu verdienen scheint. Ich sehe sie seit vierzig Jahren alljährlich
und habe wohl so ziemlich alle jetzt lebenden Brünnhilden, und ein paar verstorbene
dazu, darin aufwachen gesehen. Ich sage dies nur, weil man mir dann vielleicht
einige Berechtigungen zugestehen wird, in diesem Erweckungskapitel eine Meinung
zu haben und zu äußern.
Auffaßung und Spiel pflegen ja bei Wagner weniger als bei andern
Tonkünstlern dem eigenen Ingenium des Darstellers überlaßen zu bleiben. Es hat
sich da bekanntlich eine feste Tradition herausgebildet - eine Tradition, die nicht
einmal immer auf Wagner selbst zurückgeht, die aber, verstanden oder
mißverstanden, einmal da ist, die naturgemäß von aus Bayreuth aus behütet,
manchmal auch dort erst geschaffen wurde, und gegen die jede Auflehnung von
vornherein perhorresziert wurde. Brünnhildens Erwachen wurde von den in
Bayreuth geeichten Brünnhilden genau so gespielt wie von den meisten andern,
nämlich meines Erachtens nicht so, wie es gespielt werden soll und wie es sich
Wagner gedacht hat.
Wenn wir uns, wie wir ja sollen, nur an Wagner, und zwar natürlich an seine
Partitur und an den Text seines "Siegfried" halten, so sinkt Siegfried nach den
Worten "So saug' ich mir das Leben aus süßesten Lippen - sollt' ich auch sterbend
vergeh'n!" auf die Schlafende und heftet mit geschloßenen Augen seine Lippen auf
ihren Mund. Von diesem Augenblick an nimmt eine zarte Begleitung, in der
Bassklarinette und Cello die Führung ubernehmen, das Wort, und es vergehen zwölf
Takte, bis Brünnhilde die Augen aufschlägt. "Siegfried fährt auf und bleibt vor ihr
stehen." So steht in der Partitur.
Gemacht wird die Sache anders. Er bleibt hinter oder neben ihrem Lager
stehen, denn er hat nun nichts zu singen. Von dem Augenaufschlag Brünnhildens bis
sie sich langsam zum Sitzen aufzurichten hat, zählen wir weitere sechs Takte, von da
an bi zum großen Geberde, mit der sie Himmel und Erde begrüsst, unter der
24
25
ausdrucksvoll anschwellenden Begleitung des Orchesters, insbesondere der
hinzutretenden Harfen, vergehen wieder ein paar Takte. Von hier an aber bis zum
ersten Ruf "Heil dir Sonne!" am Schluße dieser prachtvoll gesteigerten stummen, nur
dem Orchester übertragenen Szene, sind gar noch zweiundzwanzig Takte. Vom
ersten Augenblick des Kußes bis zum Heilruf vergehen im ganzen nich weniger als
vierundvierzig Takte! Diese 44 Takte nun sind durch möglichst "geistreiches"
stummes Spiel auszufüllen.
Hier kann nun die Brünnhilden-Darstellerin zeigen, weß Geistes Kind sie ist,
denn Wagner schreibt ihr nur die Hauptetappen der Bewegung vor. Nun habe ich es
hundertmal beobachtet, daß die Sängerin nur darauf bedacht, möglichst bald in die
zum Singen bequemere Lage des Sitzens zu kommen, sich nach dem Kuße Siegfrieds
rasch aufrichtet: gleich darauf die Füße vom Lager auf den Boden setzt, schön
darauf achtgibt, daß ihr Gewand hübsch mitkommt, eventuell mit der einen Hand
nachhilft und dann eine begeisterte Miene annimmt, um mit den Armen zur
Begrüßung weit auszugreifen. Sie merkt dann zu spät, daß sie sich dadurch jede
Möglichkeit, 44 Takte lang ihr Spiel zu steigern, vorweg genommen hat: sie sgelt
dann mit den Armen mehr oder minder ausdrucksvoll in der Luft herum, bis endlich,
endlich ihr Einsatz kommt. Così fan tutte oder fast tutte. Bei der einen sieht's beßer
aus, bei der andern weniger, je nachdem sie hübsch ist und schöne Arme hat. Fast
alle aber wachen auf wie aus einem Nachmittagschläfchen und bringen vor allem
ihre Toilette in Ordnung.
In Wahrheit handelt es sich aber um einen etwa auf zwei Jahrzehnte zu
veranschlagenden tiefen Schlaf - Siegfried mußte ja inzwischen erst geboren werden
und erwachsen sein -, also um eine große Sache; um eine tiefen Schlaf, in den Wotan
sein Lieblingskind versenkt hat und aus dem sie nicht mehr als solches, sondern als
wißendes Weib erwachen soll. Man denke sich ein solches Wiedersehen von Sonne
und Welt!
25
26
Von alledem ist in dieser großartigen Szene, in Spiel und Mienen unserer
Brünnhilden leider blutwenig zu finden. Es ist ja allerdings nicht leicht 44 Takte
durch stummes Spiel schön, wahrscheinlich und zugleich sich steigernd auszufüllen;
aber es ist möglich. das zeigte uns und dem Publikum beider Erdteile seinerzeit
Milka Ternina. Sie spielte die Szene des Erwachens so, als ob Siegfried's Kuß wirklich
die jahrelange Erstarrung ihres Körpers erst langsam, ganz langsam löse. Die Augen
öffneten sich langsam und staunend, der Körper war noch erstarrt, noch konnte er
sich nicht heben; langsam kam Leben in ihn, und zwar, wie es ja natürlich, von oben
nach unten; vom Haupt und Herzen aus. Langsam richtete sich der Oberkörper, wie
magnetisch von Siegrieds Blicken angezogen, auf, die Arme breiteten sich langsam,
wie erst versuchend, aus, und erst viel später und ganz zuletzt, aber gewiß
absichtlich, als natürlicherweise die Zuschauer dieses prachvoll gesteigerten Spieles
auf diese nebensächliche Bewegung nicht achteten, ließ die große Künstlerin die nun
ebenfalls aus der Erstarrung gelösten Beine, mit ihnen das Gewand, zu Boden
gleiten: sie saß; alles Ästhetisch-Unschöne war vermieden. Eines folgte natürlich aus
dem andern, Brünnhilde war nun ganz zum Leben erwacht und gleichzeitig war in
der Musik wie in der Bewegung der Höhepunkt der Steigerung erreicht. Kein
Wunder, daß diese Szene, so gespielt, noch bevor die Sängerin auch nur einen Ton
gesungen, einen großartigen Eindruck zurückließ - auch bei denen, die sich keine
Rechenschaft geben konnte, warum. So soll es such sein, so muß der Meister sie sich
gedacht haben.
Seit Jahren, wenn ich Brünnhildens Erwachen sehen, kämpfe ich mit diesen
schönen Erinnerungen. Sie hätten mich vielleicht längst treulos verlaßen, wenn sie
nur ein einziges Mal durch etwas Ähnliches oder gar beßeres ausgelöscht worden
wären. Umsonst, ich warte heute noch darauf, oder vielmehr ich warte längst nicht
mehr. Aber ich möchte sie heute hier festhalten für jene immer kleiner werdende
Schar, die sie mit mir teilt und - wenn es nicht zu optimistisch wäre - für jene weit
26
27
großere, der sie vielleicht von einigem Nutzen sein könnte.
Die andere Szene ist jene des zweiten Aufzugs in der "Götterdämmerung", in
der die über den vermeintlichen Verrat Siegfrieds empörte Brünnhilde Hagen das
Geheimnis von deßen Verwundbarkeit im Rücken verrät. Auf die Frage Hagens: "So
kann keine Wehr im schaden?" dingt Brünnhilde, während im Orchester
Nibelungenhaß-, Siegfried- und Schwert-Motiv anklingen:
"Im Kampfe nicht: - doch -
träf'st du im Rücken ihn.
Niemals - das wußt' ich
wich er dem Feind,
nie reicht er fliehend ihm den Rücken:
an ihm d'rum spart' ich den Segen."
Die Brünnhilde Terninas sang diese verräterischen Worde wie halb unbewußt
vor sich hin und zuckte zusammen, als Hagen darauf lauter antwortet: "Und dort
trifft ihn mein Speer!" - gleich als ob sie erst jetzt deßen inne werde, was sie gesagt.
Das ist ein psychologische sehr fein und weiblich empfundener Zug, der darum noch
nicht mit ihrer bald darauf losbrechenden Empörung gegen Gunther und mit ihrem
Einstimmen in deßen Ruf "Siegfried falle!" in Widerspruch zu kommen braucht
(Mensi-Klarbach: 147-152)
Ihre erste Premiere sang Ternina am 21. IV. 1891. Es war
"Der Cid" von Peter Cornelius, regiert von Brulliot, zum
ersten Male in Weimar in 1865 ausgeführt. Die Rollen waren
verteilt wie folgt: Heinrich Vogl (Don Fernando, König von
Kastilien), Gustav Siehr (Luyn Calvo), Ternina (Chimene),
Brucks (Ruy Diaz), Max Mikorey (Alvar Fanez). Die nächste
Vorstellung des "Cid" war besonders feierlich. Am 15. IV. 1891
feierten Prinz Alfred von Bayern (geb.1862) und Louise Fürstin27
28
von Alençon, Prinzessin von Orléans (geb. 1869) ihre Hochzeit
und erschienen zum ersten Male bei einer öffentlichen
Veranstaltung am 3. V. 1891. Für diese festliche Angelegenheit
schrieb die Theaterdirektion für die Damen das Abendtoilette
mit Kopfputz, Uniform für die hofbefähigten Herren, sowie die
in Zivil- und Militärdienst, für die übrigen Herren Frack und
weiße Kravatte, vor. Da sich zu der Zeit der bayerische Hof in
Trauer befand, wurde für diese Gelegenheit die Trauer
abgelegt. Diese Vorstellung (sie begann un 7 Uhr Abends und
endete um 1/2 10), hatte dieselbe Rollenverteilung wie bei der
Premiere. Wahrscheinlich dirigierte Hermann Levi.
Wagners Geburtstag wurde in demselben Jahr am 22 Mai mit
dem von Fuchs regierten "Fliegenden Holländer" gefeiert. Es
sangen: Siehr (Daland), Ternina (Senta), Mikorey (Erik), Blank
(Mary), Gerhäuser (Steuermann), Eugen Gura (Holländer).
Gegen das Ende der Saison, vor dem Ferienbeginn, aber auch
im Laufe des Jahres, pflegte man verschiedene Vorstellungen
außer Abonnement, mit niedrigeren Preisen von 0.60 bis 5 Mark,
zu geben.
Am 9. IX. sang man in Anwesenheit Wilhelms II., Kaisers
von Deutschland und Königs von Preussen den "Cid" (Cornelius),
mit beginn präcis um 7 Uhr, und Ende nach 9 Uhr Abends. Auch
diese Oper wurde wahrscheinlich von Hermann Levi dirigiert und
war von Bruilliot regiert. Don Fernando, König von Sizilien
wurde von Heinrich Vogl, Luyn Calvo von Gustav Siehr, Chimene
von Milka Ternina, Ruy Diaz von Bruck, Alvaro Fanez von Max
Mikorey, und Herold von Thoms gesungen. Die Eintrittspreise28
29
waren für diese Gelegenheit erhöht, zwischen 1 und 9 Mark.
Auch an diesem Abend waren alle Damen verpflichtet tief
ausgeschnittene Abendtoiletten zu anziehn und ihr Haar
aufzuputzen, die Herren aber entweder in Uniform oder Frack zu
erscheinen. Einige Tage vorher (am 5. IX. 1891) wurde der
hundertsten Geburtstag des Giacomo Meyerbeer mit einer
"Hugenotten"-Vorstellung gedacht. Der Text nach Scribe war von
Capelli gedichtet, es regierte Anton Fuchs. Margarethe Valois
war von Irene Abendroth interpretiert, Graf St. Bris von
Brucks, Valentine von St. Bris von Ternina, Graf Nevers von
Fuchs, Tavannes von Gerhäuser, Cosse von Schlosser, Thore von
Thoms, Meru von Grasser, Meaurevent von Bausewein, Raoul der
Nangis von Mikorey, sein Diener Marcel von Siehr, der Page
Urban von Frl. Link. Ballettszenen waren von Flora Jungmann
koreografiert.
Am 4. Oktober 1891 wurde Lachners "Catharina Cornaro" nach
dem Text von Saint-Georges (in Übersetzung von Aloys Müssel),
von Bruilliot regiert, neu vorbereitet. Die Ballet-Einsätze im
3. Akt waren auch von Flora Jungmann vorbereitet. Heinrich
Vogl sang Jakob von Lusignan, König von Zypern, Fuch den
Andrea Corcaro, Siehr den Onofrio, Ternina die Hauptrolle der
Katharina, Königin von Zypern, Max Mikorey den Marco Verner,
die Tenorpartie. Während desselben Monats (30. X.) war die
feierliche hundert-und-fünfzigste Aufführung von Wagners
"Lohengrin". Diese Oper wurde in der Regie von Fuchs gegeben
und die Verteilung der Rollen war die folgende: Heinrich -
Gustav Siehr, Lohengrin - Heinrich Vogl, Elsa - Frl. Dressler,29
30
Telramund - Brucks, Ortrud - Ternina, Herold - Fuchs.
Im Dezember 1891 wurde auch der hundertste Todestag
Mozart's mit sechs von seinen Opern, die außer Abonnement, mit
etwas niedrigeren Preisen und Ermäßigung für diejenigen die
die sämtlichen sechs Opern besuchen wollten, gedacht. Im
Rahmen dieses Festivals wurden die folgenden Opern aufgeführt.
"Idomeneus" (5. XII.), "Die Entführung aus dem Serail" (10.
XII.), "Die Hochzeit des Figaro" (13. XII.), "Don Juan" (16.
XII.), "Così fan tutte" (19. XII.), und schließlich "Die
Zauberflöte" (22. XII.). Milka Ternina nahm in einigen dieser
Vorstellungen teil. Am Mozarts Todestag wurde zuerst die
Symphonie Nr. 41 "Jupiter" gespielt, dann sprach der
Schauspieler Schneider einen Prolog aus der Feder des
Schriftstellers Paul Heyse, das von "Idomeneus" gefolgt wurde.
Der ursprüngliche italienische Text von G. B. Varesco war für
diese Gelegenheit von Leopold Lenz bearbeitet. Die Regie
führte der königliche Ober-Regisseur Brulliot. Man darf nicht
vergeßen daß die Urauffürhung dieser Oper in München am 29. I.
1781 statgefunden hat, aber noch im Cuvilliès-Theater. Diesmal
wurde Idomeneo von Vogl gesungen, sein Sohn Idamante von
Ternina, Ilia von Frl. Dressel, Elektra von Mathilde Wekerlin,
der Oberpriester im Poseidontempel von Max Mikorey, Arbaces
von Bausewein. Die Tanznummer im ersten Akt, getanzt von den
Damen Lachmann und Heyde, sowie vierzehn Mitglieder des Corps-
de-Ballet, war von Flora Jungmann koreografiert. Die Besatzung
der Rollen im "Figaro" war die folgende: Eugen Gura (Graf
Almaviva), Ternina (Gräfin), Frl. Borchers (Cherubin), Fuchs30
31
(Figaro), Frl. Dressler (Susanna), P. Sigler (Marzelline),
Bausewein (Dr. Bartolo), Walter (Basilio), Theodor Mayer
(Antonio), M. Sigler (Barbarina), und Schlosser (Don Curzio).
Das wunderbare italienische Libretto des Lorenzo da Ponte
wurde von Adolph Knigge verdeutscht, die Regie war von
Bruilliot. Es ist interessant zu bemerken daß Ternina noch
damals die Rolle der Fiordiligi in "Così" nicht
interpretierte.
1892
Die erste Premiere des Jahres 1892 war "Asrael" von dem
damals sehr beliebten Franchetti, in Übersetzung von H.
Wittmann, und in Regie von Brulliot. Asrael war gesungen von
Vogl, Nefta von Ternina, Loretta von Meysenheim, der König von
Brabant von Bauberger, seine Tochter Lidora von Frl. Blank,
Lucifer von Siehr, der Bauer von T. Mayer, der Herold von
Bausewein. Das Ballet war von Flora Jungmann vorbereitet, die
Szenographie, Maschinerie und Beleuchtung waren von Karl
Lautenschläger und die neuen Kostüme von Josef Flüggen. Die
Wiederholung fand am 17.I.1892 statt.
Am 19. I. 1892 ward "Aida" neu besetzt, mit Ternina in der
Hauptrolle. Die übrigen Personen waren die folgenden: der
König (Bausewein), Amneris (Therese Vogl), Radames (Mikorey),
Ramphis (Siehr) und Amonasro (Brucks). Der Text war eine
Übersetzung von Julius Schantz und die Regie leitete Fuchs.
Noch etwas später, muß man betonen, wurde noch eine
Vorstellung mit niedriegeren Preisen für breitere Kreise des
Publikums, und zugunsten der Stadtarmen vorbereitet:31
32
Beethovens "Fidelio". Don Fernando wurde von Eugen Gura
gesungen, Pizarro von Brucks, Florestan von Vogl, Leonore von
Ternina, Rocco von Siehr, Marzelline von Frl. Borchers und
Jacquin von Walter. Die Vorstellung ist von Fuchs regiert
worden.
1893
Am Mittwoch 4. Januar 1893 war die Premiere der Oper
"Djamileh", auf den Text von Louis Gallet, in Übersetzung von
Robert Müller. Die Hauptrolle wrude von Milka Ternina kreiert,
Harun von Walter, Splendian von Gura, die Tänzerin von Flora
Jungmann, der Sklavenhändler von Schlosser, und der Sklave von
I. Maier. Als zweiter Teil des Abends wurde noch "Cavalleria
rusticana" aufgeführt mit der folgenden Rollenverteilung:
Santuzza - Frl. Dressler, Turiddu - Mikorey, Mutter Lucia -
Frl. Blank, Alfio - Brucks, sowie Lola - Frau Meysenheim. Die
Reprise von "Djamileh" fand am 14. I., aber in Kombination mit
der Oper "Gringoire" von Ignaz Brüll (1846-1907) statt,
während man sie das dritte mal, am 24. I. zusammen mit "Den
beiden Schützen" von Albert Lortzing sang.
Mozarts Geburtstag 1893 (27 .I.) war mit einer Vorstellung
der "Zauberflöte" gefeiert, regiert von Herrn Müller,
dirigiert von Hofkapellmeister Franz von Fischer (1849-1918).
Es sangen die besten Kräfte der Münchner Oper mit Ternina in
der Rolle der Ersten Dame der Königin der Nacht.
Die erste Premiere für 1893 waren "Die Trojaner in
Karthago". Den Text von Berlioz sang man in der deutschen
Auffassung von Emma Klingenfeld, die Regie führte k. Regisseur32
33
Müller, und es dirigierte Hermann Levi. Die Rollenverteilung
war eine glänzende: Dido, die Königin von Karthago - Ternina;
Anna, ihre Schwester - Frl. Frank; Narbal, der kartaginesische
Heerführer - Siehr; Äneas - Vogl; Ascanius, sein Sohn - Frl.
Borchers; Jopas - Walter; Hylas - Stöger; Pantheus -
Bauberger; junger Karthagineser - Knote. Auf dieselbe Weise
waren auch die Rollen der Ersten Wache und der Geister
verteilt. Die Ballets waren von Frau Jungmann koreografiert.
Die Reprise fand am 2. II. 1893 mit denselben Sängern statt.
Am Freitag den 28. April 1893 wurde "Tannhäuser" in einer
neuen glänzenden Aufführung vorbereitet, dirigiert vom
Generaldirektor Hermann Levi und in der Regie von Fuchs. Die
Kostüme waren von Prof. Josef Flüggen entworfen, die
Maschinerie und die Beleuchtung standen unter der Aufsicht des
Karl Lautenschläger. Die Kulissen waren ganz neu: die Grotte
der Venus war in den Werkstätten des k. u. k. Hoftheatermalers
Burghart in Wien ausgeführt, welcher auch das Bild mit Europa
nach dem Entwurf von Unger aus München, sowie das Bild mit
Leda verfertigte. Die Frühlingslandschaft mit der Wartburg
stammte aus der Werkstatt des Professors Brückner aus Coburg.
Der zweite Akt wurde vor den Kulissen welche von Eugen Quaglio
entworfen und von Mettenleiter in München ausgeführt worden
ist. Die Herbstlandschaft mit der Wartburg war auch ein Werk
des Bruckner aus Coburg. Es wurde gesungen wie folgt: Hermann
(Siehr), Elisabeth (Dressler), Tannhäuser (Vogl), Wolfram
(Gura), Walther (Walter), Biterolf (Bauberger), Heinrich der
Schreiber (Knote), Reimar (Bausewein), junger Hirte33
34
(Borchers), und Venus (Ternina). Es ist auch ein gutes und
bezauberndes Bild Terninas in dieser Rolle aus diesen Jahren
erhalten - die im Kostüme der Elisabeth sind um etwas jünger.
Am Freitag 9. Juni 1893 wurde "Tannhäuser" zu Ehren der
Wanderversammlung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft
gesungen.
Gerhard Schjelderup wurde am 17. XI. 1859 in Christiansand
in Südnorwegen geboren. Es studierte Philologie in Christiania
(Oslo), spielte auch von der frühesten Jugend das Violoncello.
Später widmete er sich gänzlich der Musik, studierte Cello bei
Franchomme in Paris und Tondichtung bei Savard und Massenet.
Nach vollendeten Studien ging er nach Deutschland und lebte
seit 1896 in Dresden. Er ist der Autor verschiedener
Musikalischen Dramen, z. B. "Norwegische Hochzeit" (1900),
"Frühlingsnacht" (1908), "Sturmvogel" (1916), "Jenseits Sonne
und Mond" und "Ein Volk in Not". In 1920 übersiedelte er nach
München und starb am 29. VII. 1933 in Benediktbeuren. Sein
erster Erfolg war seine (Text und Musik) von Wagner
inspirierte, spätromantische Oper "Sonntagsmorgen", welche von
Hermann Levi am 9. V. 1893 in München ausgeführt wurde. Die
Übersetzung aus dem Norwegischen war von Emma Klingenfeld, und
die Regie von Müller. In diesem Einakter traten Milka Ternina
als Borghild, Frl. Frank als Ragna und der Tenor Mikorey als
Arne. Nach der Pause wurde Brülls "Gringoire" gegeben. Die
zweite Aufführung von "Sonntagsmorgen" fand am 30. V. 1893,
aber in Kombination mit dem "Cid" statt, und die Vorstellung
begann um 7 und endete nach 1/2 11 Abends. In der zweiten Oper34
35
war die folgende Rollenberteilung: Don Fernando (Vogl), Luyn
Calvo (Siehr), Chimene (Ternina), Ruy Diaz (Brucks), Alvar
Fanez (Mikorey), Herold (I. Maier). Die beiden Opern wurden
von Hermann Levi geleitet.
Die neu vorbereitete "Undine" von Albert Lortzing wurde
dem Publikum am 8. VI. 1893 gezeigt. Die musikalische Leitung
gehörte Franz v. Fischer, die Regie Muller, und die
Koreographie F. Jungmann, welche auch das Grand pas serieux im
zweiten Aufzug zusammen mit dem Herrn Linder, und den Damen
Spegele, Heyde, Lachmann und Habitz ausgeführt hat. Bertalda,
die Tochter der Fürsten Heinrich wurde von Ternina gesungen;
der Ritter Hugo von Ringstetten von Walter; Kühleborn, der
Fürst der Waßergeistern von Brucks, Tobias, ein alter Fischer
von Bausewein; Marta, sein Weib von Fl. Blank; Undine von Frl.
Dressler; Vater Heilmann von Bauberger; Ottfried von Schröder,
Veit von Knote und Hans von Th.Mayer.
Ein Jahr nach ihrer Florentiner Uraufführung, erlebte
Mascagnis neue Oper "Die Rantzau" am 29. X. 1893 ihre deutsche
Premiere in München. Die Handlung der Oper entwickelt sich in
einem Dorf in den Vogesen im Jahre 1829. Zwei Brüder, Johann
und Jakob leben in Zwist und am Ende werden sie durch die
Liebe der Luise, Johanns Tochter, zu Georg, dem Sohne Jakobs,
wieder zur Eintracht gebracht. Das Libretto nach Erckmann-
Chatrian wurde von G. Targioni-Tozetti und G. Menasci
zusammengesetzt und für die Münchner Premiere von Max Kalbeck
ins Deutsche übertragen. Es dirigierte Franz Fischer, und
regierte Müller. Johann Rantzau wurde von Brucks, Jakob35
36
Rantzau von Siehr, der Lehrer Florentius von Bauberger, Georg,
der Sohn Jakobs von Walter, Lebel von Knote, Luise von
Ternina, und Julia von Frl. Borchers gesungen. Die Reprise
fand am 11. XI. statt und die Sänger waren dieselben.
Beethovens Geburtstag wurde am 17. XII. auf die übliche
Weise mit einer Fidelio-Aufführung, zusammen mit der großen
Ouverture Nr. 3 in C-Dur gefeiert. Der Dirigent des Abends war
Hermann Levi, der Regisseur Müller. Die Rollen waren auf die
folgende Weise verteilt: Don Fernando (Fuchs), Pizarro
(Brucks), Florestan (Vogl), Leonore (Ternina), Rocco (Siehr),
Marzelline (P. Sigler), Jacquino (Lange).
1894
Unter den bemerkenswerten Vorstellungen des Jahres 1894
soll das Konzert im Hof- und Nationaltheater am 4. III.
erwähnt werden. Der Star des Abends war der neunjährige
Hofpianist Raoul KOCZALSKI (Warschau, 3. I. 1885 -
Poznan/Posen, 24. XI. 1948), dem noch eine fruchtbare
pianistische, komponistische, pädagogische, sowie
schriftstellerische (ein wertvolles Buch über Chopin) Karriere
bevorstand. Im ersten Konzertteil sang Ternina von Koczalski
begleitet die Lieder "Mainacht" von Johannes Brahms, sowie
"Das alte Lied" und "Sommeraben" von Eduard Lassen (1830-
1904). Nach der Pause trat neben Koczalski auch der Tenor Raul
Walter mit einigen Liedern von Schubert und Gounod.
Der Geburtstag des Prinzregenten Luitpold ist am 12. III.
1894 bei festlich beleuchtetem Haus mit einer Aufführung des36
37
"Fliegenden Holländer", unter musikalischer Leitung des
Hermann Levi gefeiert worden (die Regie war vom k. Ober-
Regisseur Fuchs, die Kostüme von Josef Lüggen, die Szene,
Maschinerie und Beleuchtung von Karl Lautenschläger). Daland
wurde von Fuchs, Senta von Ternina, Erich von Vogl, Mary von
Frl. Blank, der Steuermann von Walter, der Holländer aber von
dem Gast aus Wien, dem berühmten k. u. k. Kammersänger Theodor
Reichmann, den Ternina noch aus ihrer Grazer Zeit gut kannte,
und welcher im Laufe des Monats März in München mehrmals
auftrat, gesungen. Nach dieser Vorstellung erkrankte Ternina
und konnte erst am 11. April als Brünhilde in der "Walküre"
wieder auftreten.
Außer Abonnement wurde am 22. V. 1894, dem Geburtstag
Wagners, "Lohengrin" aufgeführt, diesmal mit neür
Inszenierung. Die Kulissen für alle drei Aufzüge (Am Ufer der
Schelde, Burghof, Brautgemach) wurden im Atelier des
Professors Burghart in Wien hergestellt, alle Kostüme und
Requisite waren von Josef Flüggen. Die dekorative Arangements,
der Betrieb der Maschinerie sowie die Beleuchtung standen
unter der sicheren Aufsicht von Karl Lautenschläger. Die
Rollen waren auf die folgende Weise verteilt: Heinrich der
Vogler (Bauberger), Lohengrin (Vogl), Elsa von Brabant
(Dressler), Friedrich von Telramund (Brucks), Ortrud
(Ternina), des Königs Heerrufer (Bertram). Diese Vorstellung
war, genau wie die folgenden, sehr gut aufgenommen. Nach dem
"Lohengrin" am 21. VI. (Ternina sang diesmal Elsa) erhielt sie
einen großen Blumenkorb von dem Prinzregenten, und nach der37
38
Vorstellung am 24. VI. schöne Blumen vom Fürsten Wrede und
Baron Soden. Am 1. VII. mußte "Lohengrin" wegen Terninas
Halsentzündung abgesagt werden - es war das erste Mal das ihr
etwas ähnliches paßiert ist.
Im Sommer 1894 fuhr Ternina über Berlin (wo die erste
Probe abgehalten worden ist) nach Moskau um im Rahmen eines,
von Kaiser Wilhelm II. für den Czar Nikolaus II. und seine
Gemahlin Czarin Alexandra während ihrer
Krönungsfeierlichkeiten veranstalteten Konzertes aufzutreten.
Vor dem ganz ergriffenen russischen Hofe sang Ternina Isoldens
Liebestod. Nach dem Konzerte wurde sie von den Höflingen reich
beschenkt, vom russischen Kaiser bekam sie eine Brillanten-
und Rubinen-Brosche in Form eines Sternes (heute im
Kunstgewerbemuseum in Zagreb), von der Kaisering aber einen
Armring. Später hat sie noch einmal vor derm russischen
Kaiserpaar in Darmstadt gesungen.
A propos deutscher Fürsten, scheint es daß Ternina eine
große Neigung zu einem von ihnen gehegt hat, welche auch
seinerseits erwiedert wurde, aber ihres nicht adeligen
Ursprunges und ihrer künstlerischen Tätigkeit wegen kam eine
Heirat nicht in Betracht. Es war auch der Grund warum sie aus
Leipzig nach Graz und aus Graz nach Bremen zog. Etwas darüber
wurde auch in Agram geflüstert denn der bekannte kroatische
Dichter, der große Bohème Antun Gustav MATOŠ veröffentlichte
bei einer Gelegenheit ein Epigramm mit dem folgenden Inhalt:
"Alle deutsche Fürsten sind richtige Einfaltspinsel, denn keiner von ihnen hat noch
um meine Hand angehalte! M.T."38
39
Méhuls "Uthal" wurde am Mittwoch 31. X. 1894 neu
einstudiert. Das Libretto nach Macphersons Ossian wurde auf
Französich von Saint Victor geschrieben, und die freie
deutsche Übersetzung von Otto Devrient zusammengesetzt. Die
musikalische Leitung war unter dem Stab von Hermann Levi, die
Regie von Fuchs. Larmor wurde von Bauberger gesungen, seine
Tochter Malvina von Ternina, ihr Mann Uthal von Vogel, Ullin
von Bertram und die Barden von Frl. Blank, Herren Knote,
Stöger und Hauptmann. Der zweite Teil des Abends war von der
Einakt-Oper "Saint-Foix" von Hans Sommer (1837-1922), nach
Alexandre Duval in der Übersetzung des Hans von Wolzogen
ausgefüllt. Diese Uraufführung wurde von Hermann Levi
dirigiert, in der Regie von Herrn Müller. Eugen Gura stellte
Chevalier de Saint Foix dar, Raoul Walter den Florbel, Gustav
Siehr den Marquis de Belleville, Katharina Bettaque, eine alte
Kollegin von Ternina noch aus ihrer Bremer Zeit, sang Manon,
Frl. Borchers Nina, Heinrich Knote den Picard, und schließlich
Theodor Mayer den Gast.
Am 28. November 1894 fand die Premiere von Smetanas Oper
"Dalibor" statt, die Reprise war am 1. Dezember. Den Text von
Josef Wenzig überarbeitete für die deutsche Bühne Max Kalbeck.
Auch am diesen Abend dirigierte Levi und die Regie war von
Müller geführt. Die Rollen waren auf die folgende Weise
verteilt: Wladislaw, der König von Böhmen (Brucks), Dalibor
(Vogl), Budiwoj (Bertram), der Richter (Bauberger), Benusch
(Weigand), Veit (Walter), Milada (Ternina), Jutta (Frl.
Dressler).39
40
Am folgenden Abend spielte Ternina ihre Rolle, sie sang
sie nicht. Es ist die Rede von Lord Byrons "Manfred", einem
Dramatischen Epos in drei Akten, das in Regie von Ernest
Possart, Terninas alten Freund, ausgeführt wurde. Als Possart
noch in Bremen ihrer schauspielerischen Gabe, ihrer
majestätischen Erscheinung und ihrer weittragenden
Sprechstimme bewahr wurde, gedachte er ihrer als er die Rollen
für den "Manfred" verteilte, und meinte die Rolle des Geistes
der Göttin Astarte, die Manfred am Ende des vierten Szene des
II. Aktes erscheint, wäre das Richtige für sie. Der Text den
sie sprechen solle ist sehr kurz:
"Manfred!"
.............
"Manfred! Dein Erdenleben endet morgen, lebewohl."
............
"Lebewohl."
............
"Manfred!" - verschwindet.
Ernst Possart zu Liebe spielte Ternina Astarte in Bremen
am 6. XII. 1887 und wieder in München, wo neben Possart der
Manfred darstellte, noch neunzehn Schauspieler und anderer
Opernsolisten der Münchener Oper erscheinten.
1895
Unter den bemerkenswerten Vorstellungen des Jahres 1895
muß die Operette "Die Fledermaus", welche am Dienstag 15. I.
1895 zum ersten Mal in München, zum Besten der Genossenschaft
deutscher Bühnenangehöriger, aufgeführt wurde, erwähnt werden.40
41
Nachdem "Die Fledermaus" ihre Uraufführung in Wien im Theater
an der Wien (damals noch Theater an der Wieden genannt) am 5.
IV. 1874, sowie der Aufführungen in New York noch in demselben
Jahr, in London 1876, und endlich in der Wiener Hofoper unter
Gustav Mahler, wo sie die erste Operette auf dieser Bühne war,
erlebte, meinte auch die Intendantur der Münchner Hoftheater
es wäre Zeit daß man sie auch zeigen konnte. Es dirigierte
Hermann Levi, und die Regie führte Müller. Gabriel von
Eisenstein wurde von R. Walter gesungen, seine Frau Rosalinde
von Pauline Schöller, den Strafanstaltsdirektor Frank von
Basil, Prinz Orlofski von Milka Ternina, Alfred von M.
Mikorey, Doktor Falke von Fuchs und Adele von K. Bettaque. Der
Csardas im II. Akt war aus der Oper "Ritter Pazman"
übernommen, und für diese Gelegenheit neu von Flora Jungmann
einstudiert und von ihr sowie der Tänzerinnen Balbo, Heyde und
den Tänzern Linder, Herz und Haselberger, sowie acht anderen
Tänzern und Tänzerinnen, getanzt. Die zweite Aufführung dieser
brillanten Operette war am 19. I., wieder außer Abonnement,
diesmal für das Journalisten= und Schriftstellerverein.
Ternina hat den Prinz Orlofski noch in Bremen während der
Saison 1887/88 (viermal) interpretiert.
Am 15. II. 1895. trat Ternina zum ersten Mal auf die
Bretter der Bühne des K. Residenztheaters - bis zu dem Moment
sang sie nur im K. Hof= und Nationaltheater, sowie im Odeon.
Possart hat nähmlich für die neue Aufführung von "Figaros
Hochzeit" diesen prachtvollen barocken Rahmen viel intimerer
Maße als das große Theater ausgewählt. Diese Vorstellung wurde41
42
vom Generalmusikdirektor H. Levi geleitet. Die Kulissen waren
nach den erhaltenen alten Zeichnungen von Christian Jank und
Angelo Quaglio von den Malern Frahm und Mettenleiter in
München ausgeführt. Neue Requisiten und Kostüme waren von
Josef Flüggen entworfen, das Dekorationsarrangement und die
Maschinerie sowie die Beleuchtung waren von K. Lautenschläger.
Der Graf Almaviva wurde von Eugen Gura gesungen, die Gräfin,
seine Frau, von Milka Ternina, Cherubin von Frl. Dressler,
Figaro von Fuchs, Susanne von K.Bettaque, Marzelline von Frl.
Blank, Bartolo von Siehr, Antonio von T. Mayer, Barbarina von
Frl. Borchers, und Don Curzio von H. Knote. Die zweite
Aufführung war am 17. II. 1895, und eine von den weiteren war
zur Feier der Geburtstages des Prinzregenten Luitpold, am 13.
III. 1895. bei festlich beleuchtetem Schauspielhaus. Die
Rollenverteilung bei dieser Gelegenheit war dieselbe, nur
Susanne des Abends war von der berühmten Sopranistin dieser
Zeit Bianca BIANCHI-POLLINI gesungen.
"Die Trojaner" wurden von Levi und Müller aufgestellt,
diesmal im Ganzen, in zwei Teilen, zum ersten Mal am 23. und
24. III. 1895, bei dem "Die Zerstörung Trojas" seine Premiere
noch am 17. III. erlebte. Ternina ist damals in der Rolle der
Königin Dido im zweiten Teil der "Trojaner", d. h. in
"Trojaner in Karthago" erschienen. Die übrigen Rollen wurden
von den folgenden Künstlern besetzt: Frl. Fank (Anna), G.
Siehr (Narbal), H. Vogl (Äneas), Fr. Borchers (Ascanius), H.
Knote (Jopas), Stöger (Hylas), Bauberger (Pantheus), Th. Mayer
und Bausewein (die Schildwache), Frl. Blank (Merkur), T.42
43
Bertram (Priamus), Eduard Schügraf (Koroeb) Wiegand (Hektor),
Frl. Schallhammer (Kassandra). Die Tänze waren, wie üblich,
von F.Jungmann koreografiert.
Am 2. April wurde "Lohengrin", zu Ehren des 13. Kongresses
der internen Medizin, der in München tagte, gezeigt. Es
dirigierte H. Levi, regierte H. Possart, und es sangen Weigand
(Heinrich), Vogl (Lohengrin), Dressler (Elsa), E. Schügraf
(Telramund), Ternina (Ortrud) und Th. Bertram (Herold). Im
selben Jahr wurden in München Wagner-Festspiele veranstaltet,
bei welchen die Operndirektion im Stande war nicht weniger als
elf Wagners Opern dem Publikum zeigen zu können! So sah man
zwichen dem 8. August und 27. September die folgenden Opern:
"Die Feen" (8. VIII., 8. IX.); "Rienzi" (9. VIII., 9. IX.);
"Der Fliegende Holländer" (11. VIII., 11. IX.); "Tannhäuser"
(13. VIII., 13. IX.); "Lohengrin" (15. VIII., 15. IX.); "Das
Rheingold" (17. VIII., 17. IX.); "Die Walküre" (18. VIII:, 18.
IX.), "Siegfried" (20. VIII., 20. IX.); "Götterdämmerung" (22.
VIII., 22. IX.); "Tristan und Isolde" (24., 29. VIII, 25. IX.)
und schließlich "Die Meistersinger von Nürnberg" (27. VIII.,
27. IX.). Die Opern waren mehr oder weniger in chronologischer
Folge ihrer Entstehung aufgereiht. Es fehlte natürlich die
letzte, die längste und die eksklusivste von allen:
"Parsifal". Dies war ein einmaliges Unternehmen in der
Operngeschichte und zeugt von dem außerordentlich hohen Niveau
der damaligen hochdotierten Münchner Oper. Unter den
auftretenden Sängern befanden sich meistens lokale Kräfte,
aber auch Sänger von anderen deutschen Bühnen. Im Rahmen43
44
dieser Festspiele ist Ternina am 11. VIII., im "Fliegenden
Holländer" als Senta aufgetreten, ferner am 13. VIII. als
Elisabeth im "Tannhäuser", am 11. IX. wieder als Senta, am 13.
IX. anstatt der erkrankten Kollegin Dressler als Elisabeth, am
15. IX. als Ortrud im "Lohengrin"; am 18. IX. als Brünnhilde
in "Der Walküre"; am 20. IX. als Brünnhilde im "Siegfried"; am
22. IX. als Brünnhilde in "Der Götterdämmerung". Die Wagner-
Festspiele wurden von Franz Fischer, Richard Strauss und Felix
Mottl dirigiert.
Am 20. XI. 1895. übernahm Pietro Mascagni persöhnlich die
Leitung des Konzertes im Königlichen Hof- und Nationaltheater.
Als erste wurde das Vorspiel zum dritten Akt der Oper "L'amico
Fritz". Dann wurden zwei von seinen Liedern, "Pena d'amore"
und "M'ama...non m'ama" von Milka Ternina ausgeführt, gefolgt
von R. Walter, der eine Arie aus der Oper "Die Rantzau" sang.
Die beiden Künstler wurden von Mascagni am Flügel begleitet.
Im zweiten Teil des Abends dirigerte Mascagni seine
bekannteste Oper "Cavalleria Rusticana" und es sangen Frl.
Dressler (Santuzza), Walter (Turiddu), Frl. Blank (Lucia),
Brucks (Alfio) und Frl. Borchers (Lola). Auch dieses Werk war
von Müller regiert. Es ist interessant daß noch vor allem das
Stück "Die Neuvermählten" gegeben wurde.
Die letzte Premiere des Jahre war die populäre
"Afrikanerin" am 1. XII. 1895., die damals neubesetzt wurde.
Das Libretto von Scribe wurde von Ferdinand Gumbert übersetzt.
Die musikalische Leitung übernahm diesmal F. Fischer, die
Regie wurde von Müller geführt, die Maschinerie und44
45
Beleuchtung von K. Lautenschläger, während die Kostüme von J.
Flüggen entworfen worden sind. Die Oper wurde in der folgenden
Besetzung gesungen: Don Pedro (Bertram), Don Diego
(Bausewein), Ines (Schöller), Vasco da Gama (Vogl), don Alvaro
(Knote), der große Inquisitor Lissabnons (Siehr), Nelusco
(Brucks), Selika (Ternina). Es scheint aber daß im letzten
Augenblick Ternina erkrant ist und eine ihre Kolleginnen für
sie eingesprungen ist - unter Terninas eigenhändigen
Auftritts-Aufzeichnungen ist diese gestrichen worden, obwohl
im Programm ihr Name zu lesen ist. Jedenfalls sang sie Selika
in der Reprise am 8. XII. 1895.
1896
In der Zeit zwischen Januar und Hälfte April 1896 ist
M.Ternina ein Urlaub bewilligt worden - während dieses Urlaubs
überquerte Ternina zum erstenmal den Ozean um in den
Vereinigten Staaten mit großem Erfolg zu singen - darüber
schreibt Grković (s. 100-141). Nach ihrer Rückkehr ist Ternina
zum erstenmal am 19. April als Brünhilde in der
"Götterdämmerung" aufgetreten, welche in neuer Inszenierung,
neuen Kulissen aus der Werkstatt des Malers Burgkart in Wien
gesungen wurde. Am Freitag 29. V. 1896, um halb sieben abends
ist Ternina in noch einer der Vorstellungen, welche als
Schulbildend genannt werden müßen, und die mit goldenen
Buchstaben in die Chronik der Münchner Theater eingetragen
worden ist, aufgetreten. Wie Karl Lautenschläger es selbst
schildert: "Am 29. 5. 1896 ist in unserem Kgl. Residenztheater bei der
Neueinstudierung und Neuinszenierung von Mozarts "Don Giovanni" (unter welchem
45
46
Titel hier der "Don Juan" gegeben wird) meine Erfindung zum 1. Male praktisch
angewendet worden und hat sich nach dem einstimmigen Urteil der Müchener wie
der auswärtigen Presse bewährt; die Bühne mit drehbarem Podium ist also keine
theoretische Sache mehr, sondern eine erprobte Einrichtung, nachweisbar dazu
berufen entscheidend in die Umgestaltung der gegenwärtig noch bestehenden
Bühneneinrichtungen einzugreifen." (Die Münchner Theater, s.p.)
Für diese Gelegenheit wurde das Libretto Lorenzo da Pontes
in Übersetzung des Franz Grandauers neu durch Hermann Levi
überarbeitet. Der Dirigent war Richard Strauß und die Oper
wurde vom Intendanten Possart regiert. Die neuen Kostüme waren
das Werk des Professors Joseph Flüggen, die Kulissen für den
ersten Akt (Straße in Sevilla, Garten des Don Giovanni,
Festsaal Don Giovanni's) und das 1. Bild des II. Aktes (Straße
in Sevilla) des Mettenleiter in München. Die Dekorationen für
den zweiten Akt (geschloßene Kirchhofshalle; Zimmer der Donna
Anna, Speisesaal Don Giovanni's) waren von Frahm ausgeführt,
welcher auch der Autor der ersten Szene des ersten Aktes
(Garten des Comthurs) war. An diesem Abend sangen: Hermann
Gura (Don Giovanni), Katharina Senger-Bettaque (Donna Anna),
Heinrich Vogl (Don Ottavio), Heinrich Wiegand (Comthur), Milka
Ternina (Donna Elvira), Anton Fuchs (Leporello), Alfred
Bauberger (Masetto), Hanna Stark aus dem Stadttheater in Halle
(Zerlina). Die Reprise fand am 31. V. 1896 statt.
Unter anderen bedeutenden Vorstellungen des Jahres war
"Cavalleria Rusticana" am 21. XI., in welcher Ternina, dem
Rate Mascagnis folgend, zum ersten Male die Rolle der Santuzza
mit kolossalem Erfolg kreiert hat. Mikorey war Turiddu, Frl.46
47
Blank Lucia, Brucks Alfio und Frl. Borchers Lola. Der Dirigent
war Hugo Röhr (1866-1937), die Oper von Müller regiert. Als
zweiter Teil des Abends folgte das Ballet "Coppelia" von Leo
Delibes.
Beethoven's Geburtstag wurde auch in diesem Jahr auf die
übliche Weise gefeiert, nämlich mit einer "Fidelio"-
Aufführung am 17. XII. 1896., nach der gespielten "Die Ruinen
von Athen"-Ouvertüre. Auch an diesem Abend sang Ternina ihre
einmalige Leonore. Es dirigierte Franz Fischer.
1897
Mozart's Geburtstag am 27. I. wurde mit einer festlichen
Aufführung der "Figaros Hochzeit", welche von F. Fischer
geleitet war. Es sangen: Theodor Bertram (Graf Almaviva),
Ternina (Gräfin), Frl. Dressler (Cherubin), Fuchs (Figaro),
Bianca Bianchi (Susanne), Frl. Blank (Marzelline), Bausewein
(Bartolo), Walter (Basilio), Theodor Mayer (Antonio), Frl.
Hoffmann (Barbarina), Heinrich Knote (Don Curzio).
Bald aber konnte Ternina in der Vorstellung "Der
Hugenotten" am 21. II. 1897 auf der großen bayerischen Szene
eine ihrer Landsfrauen begrüßen, die zu dieser Zeit ebenso wie
sie selbst einmal, fünfzehn Jahre vorher, Mitglied des
Leipziger Stadttheaters war. Es war Blaženka (Beatrix) KERNIC,
welche schon ein Jahr später auch als Koloratur-Sopranistin
nach München berufen worden war. In der erwähnten Vorstellung
sang Ternina Valentine und Frl. Kernic den Page Urban.
Der hundertste Geburtstag des deutschen Kaisers Wilhelm I.
wurde am 21. III. 1897 mit zweien Vorstellungen feierlich47
48
gedacht. Als erste wurde Wagners "Kaisermarsch" unter der
Leitung des Franz Fischer gespielt, und es folgte das
"Festspiel", das vor einem Bühnenbild welches das Denkmal
Wilhelm I. am Kyffhäuser darstellte (ausgeführt vom Maler
Frahm), in Regie des Jocza Szavits gespielt worden ist. Nach
der Pause wurde noch "Lohengrin" in Regie E. Possarts
gesungen, so daß die Vorstellung am 6 Uhr nachmittags begann
und endete um 11 Uhr abends. Die musikalische Leitung übernahm
F. Fischer. Die Rollenverteilung war die folgende: Heinrich
(Schmalfeld), Lohengrin (Vogl), Elsa (Dressler), Telramund
(Brucks), Ortrud (Ternina), Herold (Bertram).
Die Erstlingsoper Max (von) Schillings war "Ingwelde",
nach der Dichtung des Grafen Ferdinand Spock, welche zuerst in
Karlsruhe 1894 mit sehr gutem Erfolg gegeben wurde und als
Neuigkeit ihre erste Münchner Aufführung am 8. V. 1897
erlebte. Auf die Szene war sie vom Ober-Regisseur Fuchs
gesetzt und vom Hofkapellmeister Richard Strauss dirigiert.
Die Handlung dieser romantischen Oper ist in die Vikingerzeit
gesetzt. Thorsteinsöhne: Klas, den Vikingerkönig sang Theodor
Bertram, den Bran Vogl, Siwart Knote und Gorm Klöpfer, sowie
Ortolf, ihren Sprecher Mikorey. Schmalfeld war Grandulf von
Gladgard, und Ternina seine Tochter Ingwelde, sowie Bauberger
Gest. Die Reprise dieser Oper fand am 30. V. 1897 statt.
Der Abend am 25. VI. 1897 (Freitag) im Königlichen
Residenztheater war auch einer von dennen die man sich bis zum
heutigem Tag merken sollte. "Zum ersten Male, nach dem Original, in
neuer Inscenierung und Ausstattung, auf der drehbaren Bühne" wurde Mozarts48
49
vernachläßigte und sehr oft auf die schlechteste mögliche Art
umgearbeitete, sowie verkannte Oper "Così fan tutte, osia La
Scola degli amanti", auf Deutsch "So machen's Alle, oder Die
Schule der Liebhaber". Manche Musikfreunde und Kenner halten
sie für die vollkommendste aller Opern Mozarts. Niemand hat je
Mozarts Musik in Frage gestellt, das Libretto war aber noch im
18. und vorigen Jahrhundert sehr oft ("albernste Zeug") genannt -
außer E. T. A. Hoffmannm, welcher es zu schätzen verstand. Der
gefürchtete und gestrenge Musikkritiker Eduard Hanslick
schrieb Anno 1875 daß er diese Oper nicht mehr für lebensfähig
halte, und die Ursache dafür lag nach seiner Meinung teilweise
im Publikum, teils in dem Werke selbst. Traditionsgemäß soll
Kaiser Joseph II. das Thema aus dem damaligen sehr galanten
Wiener Gesellschaftsleben ausgesucht haben, und der
Generalprobe wohnten Joseph Haydn und Michael Puchberg bei.
Die Uraufführung fand am 26. I. 1790 in Burgtheater statt und
vor dem Tode des Kaisers wurde sie noch viermal und nach der
ausgelaufenen vorgeschriebenen Trauerzeit noch fünfmal
gegeben. Die erstklassige Münchener Besatzung war die
folgende: Fiordiligi (Ternina), Dorabella (Schloss), Guglielmo
(Gura), Ferrando (Walter), Despina (Dressler), Don Alfonso
(Bertram). Den italienischen zart-ironischen Text Lorenzo da
Pontes, und Devrients und Nieses deutsche Übersetzung wurde
von Hermann Levi umgearbeitet, und es regierte Possart. Der
Dirigent war Richard Strauss, welcher auch die secco-
Rezitative am Flügel begleitete. Alle Kulissen waren in der
besten Wiener Werkstätte des Hermann Burghart bestellt, neue49
50
Kostume hat Josef Flüggen entworfen, und all die Maschinerie,
einschließlich der Drehbühne, sowie die meisterhafte
Beleuchtung waren das Werk Karl Lautenschlägers. Der Erfolg
war groß wie bei dem Publikum, so bei den Kritikern. Es
sollten einige Zeilen aus der Feder des Oskar Merz zitiert
werden:
Für die diesmalige Aufführung nun hat Generalmusikdirektor Levi mit
wenigen kleinen Kürzungen nach dem Originale, unter Benutzung der
Übertragungen von Niese und C. Devrient, eine recht gute Neuübersetzung geliefert,
die dem Sinne und Charakter des Urtextes überall gerecht zu werden strebt. Meister
Lautenschläger hat das Werk szenisch für die Drehbühne eingerichtet, so daß die
acht Szenenbilder, die früher, bei geschloßenem Vorhang eine
Gesammtverwandlungszeit von über enen halbe Stunde in Anspruch nahmen, jetzt
innerhalb der einzelnen Akte in unmittelbaren Folge gebracht werden können, was
nicht wenig zur Erhaltung des Stimmung bei den Zusachauern beiträgt. Der
köstliche Rahmen des Residenztheaters, in den Größenverhältnißen ähnlich
demjenigen des heute nicht mehr stehenden alten Wiener Burgtheaters, das einst
die Aufführungen unter Mozart gebracht hat, gibt dem Unternehmen die rechte
Grundlage. Hier kann, wie schon des Öfteren dargelegt, das Orchester auf das
richtige Verhältniß zu der häufig den Kammermusikstil beruhenden Komposition
zurückgeführt werden, und zu der so modifizierten Begleitungßtärke auch richtig
"Mozartisch" gesungen, der richtige musikalische Lustspielton festgehalten,
insbesondere auch für die Secco Recitative das erforderliche, flüßige Tempo
gewonnen werden. Hiezu sei sogleich die ebenso lebendige wie diskrete
Klavierbegleitung dieses wichtigen Theiles der Aufführung durch Hofkapellmeister
Strauss hervorgehoben, der sie meist stilgemäß ausführt, mitunter aber mit Zügen
feinen Künstlerhumors führt, so z. B. mit dem niedlichen Einfall der zartesten
50
51
Einfügung der "Vogelstimme" bei den entsprechenden Worten Alfonsos in der
sechsten Szene des zweiten Aktes. Zu welch' überaus reizvollen und graziöser
Wirkung Mozarts geniale Partitur, die einen unerschöpflich scheinenden Schatz von
Musik birgt, in den Verhältnißen unserer Aufführung gelangt, davon legt der vokale
wie der instrumentale Theil reichstes Zeugniß ab. Es ist ganz unmöglich, all die
herrlich frischem und erquickenden musikalischen Züge aufzuzählen, die auf's
Lieblichste hervortreten. Nur zwei, das unvergleichlich klangschöne "Addio"-
Quartett-Sätzchen (im Quintette Nr.9) und die ebenso geistreich empfundene wie
stimmungsvoll charakteristische, duftige Instrumentalbegleitung des
darauffolgenden Terzettes müßen genannt und das liebliche Duett der beiden
Damen: "Ich erwähle mir den Braunen" und der so echt Mozartisch gemüthstiefe
Canon des zweiten Finales "In Dein Glas und in das meine" mit seiner
herzgewinnenden Melodie ihnen zur Seite gestellt werden. Das sind Perlen der
Musik, deren kostbare Faßung in unserer Aufführung für sich allein schon den
wärmsten Dank aller Kunstfreunde verdienen. Unbedenklich darf man sich deshalb
dem Anspruche anschließen, der einer musikalischen Autorität ersten Ranges
unserer Stadt Levi, zugeschrieben wird, daß - wenn Possart in den vier Jahren seiner
bisherigen Amtsführung an originalen Thaten nichts weniger geboten hätte, als die
erfolgte Neustudirung oder vielmehr die restitutio in integrum der vier Mozart'schen
Opern im Residenztheater durchzuführen - damit allein schon für unser Theater ein
hervorragendes Verdienst um die Kunst erworben wäre. Mußte man kurz vor seinem
Amtsantritte darüber klagen, daß "an unserer Oper Nichts mehr opriginal" sei
("Münchner Neueste Nqanchrichten", 1893, Nr. 4), so darf man nun mit
Genugthuhung darauf hingewisen werdeb, daß hierin nun gründlich Wandel
geschaffen worden ist. Die Konsequenz der Vervollkommung bei den
Durchführungen der Neueinstudierungen, die von Werk zu Werk in der That noch
vollkommener wurden, bietet nach dieser Richtung hin wohl auch für die Zukunft
51
52
Gewähr.
Die Besetzung der gegenwärtigen Novität war gröstentheils hervoragend
günstig. Mit einer kaum zu eubertreffenden Wiedergabe der "Fiordiligi" entzückte
Fräulein Ternina das Publikum; die ausgezeichnete Leistung enfesselte Beifallstürme
und hatte den eigentlich verpönten Hervorruf bei offener Szene zur Folge. Das
schöne Organ der Künstlerin zeigte sich bei den Arien in seinen ganzen Umfange
und vollem Glanze. Eine überaus glücklich charakterisierende "Dorabella" stand ihr
in Frln. Schloss, ein sehr guter "Ferrando" in Walter und ein lebensvoller, lustiger
"Guglielmo" in Gura zur Seite, - zusammen ein wahrhaft prächtiges Quartett. Der
"Alfonso" Bertrams ist ebenfalls eine voll entsprechende Leistung, was dagegen von
der "Despina" des Fräulein Dressler nur in schauspielerischer Hinsicht gesagt
werden kann, obwohl man sich dieses eigentlich noch wesentlich leichter, zierlicher
und lustiger denken möchte. Die von der Regie geschickt eingeführten Chöre fanden
sehr schöne Ausführung. Das Orchester bot wahre Kabinetstücke des
geschmackvollen Instrumentalvortrages, an deren fast ununterbrochener Folge sich
jeder Musikfreund erfreuen und entzücken wird. Man kann sie nicht aufzählen; allen
dort Mitwirkenden gebührt gleiche Anerkennung.
Der Regie-Führung Possarts, die das Ganze belebt und es auf die Stufe gestellt
hat, auf der es sich nun dem Zuschauer zeigt und seine packende, hinreißende
Wirkung ausübt, gebührt unbeschrängte Anerkennung und und Bewunderung,
desgleichen der mit der Regie Hand in Hand gehenden glänzenden Ausstattung, zu
der Meister Lautenschläger mit der Drehbühne das Seine redlich beigetragen hat.
Die Dekorationen stammen aus dem Atelier Burgharts in Wien. Sie erreichen durch
die Sattheit in der Farbe großen Effekt; besonders der "Golf von Neapel" zeichnet
sich durch Gluth der Farbenwirkung aus.
So ist von allen Seiten das Mögliche geschehen, um dem viel verkannten Werke
Mozarts zu neuem Leben zu verhelfen und unseren Repertoire eine neue Zierde
52
53
einzuverleiben. Die Bedeutung dieser künstlicher That wird nicht nur vom
musikalischen München, sondern wohl in den weitesten Kreisen der gesammten
Musikwelt erkannt werden.
Oskar Merz
Die Reprise dieses Werkes war am 27. VI. und das große
Intereße verminderte sich auch nicht während der vielen
folgenden Aufführungen .
Im Hof- und Nationaltheater wurde am 23. VIII. 1897. ein
großes Woltätigkeits-Konzert zu Gunsten der von der
Überschwemmung betroffenen veranstaltet. Deshalb waren auch
die Eintrittspreise erhöht - von 2 auf 12 Mark. Im ersten Teil
spielte man zuerst unter der nicht allzu genialer Leitung
Siegfried Wagners, des Sohnes des Komponisten, die Ouverture
zum "Fliegenden Holländer". Als Nächstes wurde das Prolog von
Paul Heyse von Matthieu Lützenkirchen gesprochen, und weiter
sang Raoul Walter Schummans "Dichterliebe". Dann kam Anton van
Rooy an die Reihe mit Schuberts "Doppelgänger" und "Sei mir
gegrüßt", sowie mit Beethovens "Gottes Ehre". Milka Ternina
sang unter dem Dirigentenstab Franz Fischers Isoldes Liebestod
- wenn sie schon ihre Isolde nicht als permanentes Mitglied
der Bayerischen Oper singen durfte, sondern im Rahmen ihrer
späteren Gastspiele in München, wollte sie allen zeigen wie
sehr ihr Isolde besonders nahe lag. Nach der Pause dirigierte
Siegfried Wagner "Les Préludes" seines Großvaters Franz Liszt
und dann rezitierte Ernst Possart "Des Siegers Mutter" von
Paul Heyse. Es folgten zwei Balladen des Karl Löwe "Archibald
Douglas" und "Fredericus Rex" und am Ende kam Wotans Abschied53
54
und Das Feürzauber aus "Der Walküre" in der Ausführung des
Anton van Rooy, auch unter der Leitung von Siegfried Wagner.
Die Klavierbegleitung der Lieder war von Dr. Georg Dohrn
(1876-1943).
Noch ein zeitgenossisches Werk erlebte seine Uraufführung
in demselben Jahr. Das war "Sarema" von Alexander von
Zemlinszky (1872-1942). Die Handlung der Oper, welche den
Luitpoldspreis erhalten hatte, ist auf R. Gottschals "Rose vom
Kaukasus" mit der im Jahre 1841 stattfindenden Handlung
gegründet. Diese Uraufführung, deren Erfolg nur ein
mittelmäßiger war, dirigierte H. Röhr, die Regie war von
Müller, die Kostüme von J. Flüggen. Am 10. X., sowie während
der Reprise am 16. X. 1897 sangen T. Bertram (Fürst
Tscherikow), Emmanuel Kroupa, welcher unmittelbar vorher ein
Mitglied der Argamer Oper gewesen ist, (Godunov), Ternina
(Sarema), Bauberger (Amul Beg, ihr Vater), M. Mikorey (Aslar),
Schmalfeld (Der Prophet), Stöger (Soldat), und Vogl. Jun.
(Tscherkese).
Nach langer Zeit konnte Ternina am 2. XII. wiedermal in
einer italienischen Oper auftreten, und dies in "Lucrezia
Borgia" von Donizetti, welche neu in Regie Müllers und unter
H. Röhrs musikalischer Leitung vorbereitet war. Die Rollen
waren auf die folgende Weise verteilt. Alfonso, der Herzog von
Ferrara (Bertram), Lucrezia Borgia, seine Frau (Ternina),
Gennaro (Walter), Massio Orsino (Frank), Jeppo Liverotto (L.
Mayerhofer), Apostolo Gazella (Bausewein), Ascanio Petrucci
(Klöpfer), Oloferno Vitelozzo (Stöger), Gubetta (Schmalfeld),54
55
Rustighello (Knote), Astolfo (T. Mayer), der Mundschenk (J.
Mayer). In dem zweiten Teil des Abends wurde die Pantomime
"Eine Tänzerin auf Reisen" von Paolo Taglioni mit
musikalischen Motiven von Auber getanzt.
1898
Unter den wichtigeren Vorstellungen dieses Jahres soll die
des "Fidelio" am 20. IV., welche zu Ehren der Silberhochzeit
des Prinzen Lepold von Bayern (1846-1930) und seiner Gattin
Gisela (1856-1932), geborener Erzherzogin von Österreich und
der ältesten Tochter Kaiser Franz Josephs I. und der Kaiserin
Elisabeth erwähnt werden. Auch die Theaterzettel des Abends
waren auf eine besondere Weise gedruckt. Die Oper wurde von
Richard Strauss dirigiert und die Regie von Müller geführt.
Von den Sängern sind Fuchs (Fernando), Bertram (Pizarro), Vogl
(Florestan), Ternina (Leonore), Bausewein (Rocco), Frl.
Schloss (Marzelline) und Knote (Jacquino) aufgetreten.
Die immer gerne gesehene "Zauberflöte" ist am Abend 30.
IV. 1898 in neuer Inszenierung und Austattung gezeigt worden.
Die Kulissen waren meistens neu in Wien bei Heinrich Burghart
bestellt worden, nur drei Szenen waren von Hans Frahm. Die
prachtvollen Kostüme waren wieder das Werk von Josef Flüggen,
und Meister Lautenschläger leitete die Maschinerie und die
Beleuchtung. Klöpfer sang den Sarastro, Vogl den Tamino, B.
Bianchi-Pollini die Königin der Nacht, Frl. Schloss die
Pamina, Fuchs den Tamino, Frl. Borchers die Papagena, Mikorey
den Monostatos, Bauberger den Sprecher, Knote den Ersten
Priester, den Zweiten Th. Mayer, den Dritten J. Mayer, Ternina55
56
die Erste Dame, Frl. Frank die Zweite, Frl. Blank die Dritte,
und die drei Knaben wurden von Frl. Scheff (die berühmte
Fritzi Scheff, 1879-1954, welche in der "Tochter des
Regimentes" ein Jahr füher debutiert hat), Frl. Höfer und Frau
Gaab gesungen, die Geharnischten von Stöger und Bausewein.
1899
Am 12. Dezember 1898 reiste Ternina aus München nach Paris
ab - ein Tag vorher hat sie noch Elisabeth im "Tannhäuser"
gesungen. Am 14. XII. kam sie in Cherbourg an und ging auf
Bord eines Luxusdampfers um am 21. XII. in New York zu landen.
Sie war nie gegen die Meereskrankheit unempfindlich und als
sie ankam war sie schon zu erschöpft und konnte nicht
auftreten. Nach etlichen Komplikationen und Krankheit verließ
sie Amerika am 1.II. und kehrte nach Europa zurück. In München
trat sie wieder am 3. IV. 1899 in der Rolle der Elisabeth im
"Tannhäuser" auf. Am Freitag 7. IV. nahm sie im Königlichen
Odeon im Rahmen eines von Bernhard Stavenhagen (1862-1914)
dirigierten Konzertes, in welchem auch der Geiger Joseph
Joachim (1831-1907) aufgetreten ist, auf. Auf dem Programm
waren die Tragische Ouvertüre von Brahms, Beethovens
Violinkonzert in D-Dur, ferner die Uraufführung einer Szene
aus "Lurlei" für Sopran und vier Männerstimmen, komponiert von
ehemaligen Intendant der Münchener Theater Karl von Perfall
(1824-1907), Sonate für Violine-Solo von J. S. Bach und am
Ende die Uraufführung der 3. Symphonie der Fürsten Heinrich
XXIV. von Reuß (1855-1910). Ternina sang die Sopranpartie in
Perfalls Stück.56
57
Heinrich Vogl, der leitende Tenor der Münchener Oper und
Terninas Kollege war auch Komponist, und schrieb Lieder und
Balladen. Sein Opernwerk "Der Fremdling", auf den Text des
Felix Dahn (urpsrünglich für Karl Goldmark geschrieben), ist
am 7. V. 1899 in dem Königlichen Hof- und Nationaltheater in
München aufgeführt worden. Es sangen: Klöpfer (Odin), Mang
(Thor), der Autor selbst, Vogl (Baldur), Mikorey (Loki), Frl.
Hoffmann (Freia), Frl. Frank (Hardrun), Feinhals (Hako),
Ternina (Nanna), Bauberger und Bausewein (Gräber), Schloz
(Bote). Der Maitanz für den ersten Akt wurde von F. Jungmann
vorbereitet. Die Kulissen für den ersten Akt "Im Asgardhs
Goldenem Saal" wurden von Hans Frahm entworfen und ausgeführt,
die Kostüme waren von Flüggen, während das dekorative
Arrangement, Maschinerie und Beleuchtung von Karl
Lautenschläger ausgewählt wurden. Die Reprise war am 10. V.
1899.
Wagners Geburtstag amd 22. V. 1899 wurde durch eine
festliche Aufführung von "Lohengrin", regiert von Possart und
geleitet von Stavenhagen, gedacht. Die Rollen waren auf die
folgende Weise verteilt: Heinrich (Sieglitz), Lohengrin
(Walter), Elsa (Ternina), Telramund (Feinhals), Ortrud
(Frank), der Heerrufer (Fuchs).
Terninas Vertrag mit der K. Bayerischen Hofoper war bis
Ende Juni 1899 gültig, sie hatte aber keine Absicht es zu
verlängern - darüber schreibt Grković (S. 192-193). Ihr
letzter Auftritt war im Fidelio am 30. VI. 1899. In derselben
Oper nahmen auch die folgenden Könstler teil: Alfred Bauberger57
58
(Fernando), Franz Feinhals (Pizarro). Raoul Walter
(Florestan), Ternina (Leonore), Kaspar Bausewein (Rocco),
Beate Kernic (Marzelline), Heinrich Knote (Jacquino). Der
Kritiker Dillman schrieb über diesen Abend: "Ternina hat sich selbst
übertroffen. Der gefühlvolle Adel welche in der Rolle enthalten ist wurde mit
hinreißender Kraft gegeben." (Grković 1966: 193) Das Publikum,
seines bevorstehenden Verlustes bewußt, klatschte ohne Ende,
auch nachdem der große eiserne Vorhang geschloßen worden war.
Seit diesem Augenblick sang Ternina in München nur als Gast.
Während des Sommers war Ternina eingeladen in den
Parsifalvorstellungen in Bayreuth teilzunehmen (Grković 1966:
194-214). In der schweren Rolle der Kundry alternierte sie mit
der Schwedin Ellen Gulbranson (1863-1947). Am 31. VII. wurde
Amfortas von Hans Schütz gesungen, Titurel von Wilhel Fenten,
Gurnemanz von Felix Kraus, Parsifal von Alois Burgstaller,
Klingsor von Demeter Popovici, Kundry von Milka Ternina, die
Gralsritter von Hans Durber und Peter Heidkamp, die Knappen
von Adele Morano, Adrienne Osborne, Louise Pennarini und Hans
Breuer. Darunter sangen auch die Sängerinnen Emilie Feuge-
Gleiss, Else Breuer, Johanna Dietz, Josefine v. Artner, Marion
Weed und nochmals Adele Morano. Am 7. VIII. war die Besatzung
dieselbe, und am 11. VII. war der Unterschied nur darin daß
Emil Gerhäuser den Parsifal verkörperte. Am Sonntag dem 20.
VIII. 1899 ist mit Ternina ihr dritter Parsifal des Sommers,
der Däne Erik Schmedes, schon das zweite Jahr der führende
Tenorist der Wiener Hofoper und großer Liebling des Wiener
Publikums, aufgetreten. Die Parsifal-Vorstellungen, welche um58
59
16 begannen und om 22 Uhr endeten, dirigierte Franz Fischer.
Es scheint jedoch daß zwischen Cosima Wagner und Ternina
Meinungsverschiedenheiten betreffs der Interpretation Kundrys
entstanden, und daß Ternina von ihrer Auffassung dieses
Charakters nicht abweichen wollte. Ternina wurde für ihre
Leistung sehr gelobt und gepriesen, aber von Cosima Wagner kam
keine Einladung mehr bei den Wagner-Festspielen teilzunehmen.
So entstand der Keim des Krieges der von Bayreuth aus gegen
Ternina geführt worden ist und welcher am Weihnachtsabend 1903
in der nichtautorisierten Parsifal-Premiere in der
Metropolitan Opera kulminierte.
GASTSPIELE 1900-1906
Nachdem ihr Münchner Vertrag ausgelaufen ist, verließ
Ternina ihre Wohnung in Maffeystraße 4, liquidierte ihren
eleganten Haushalt und wandte sich zusammen mit ihrer Tante
und Begleiterin Laura Jurković der großen Welt zu. Es fiel ihr
sehr eigentlich sehr schwer sich von dieser Stadt, in welcher
sie so freundlich warm emfangen worden war und zehn Jahre lang
am Piedestale gehalten hatte, zu verabschieden. Hier wurde sie
mit dem Titel "Königliche Bayerische Kammersängerin", welcher auch in
ihrer Grabinschrift am Hauptfriedhof Mirogoj in Zagreb in
schwarzem Granit eingemeißelt steht, geehrt. Auch mit der
Königlichen Ludwigsmedaille für Kunst und Wissenschaft ist sie
ausgezeichnet worden. Aus diesen vielen Gründen trachtete
Ternina so bald wie möglich unter ihre zahlreiche Freunde und
ihr ergebenes Publikum zurückzukehren. Schon 1900 trat sie
elfmal in dem K. Hof- und Nationaltheater und sang Elisabeth59
60
im "Tannhäuser" (21., 26. IX.), Leonore in "Fidelio" (23. IX.,
3. X.), Senta im "Fliegenden Holländer" (29. IX), Leonore im
"Troubadour" (1. X.), Ortrud in "Lohengrin" (5. X.), und
Brünnhilde in der Trilogie (10., 12., 14. X.), und schließlich
Lucrezia in "Lucrezia Borgia" (18.X.). Sie traf bei dieser
Gelegenheit ihre alte Kollegen, wie unter Sängern, so unter
Dirigenten. Das Publikum begrüßte sie mit "Freudlichem Rufen und
schönen Blumen" (Grković 1966: 238). Leider mußte sie zwei
Vorstellungen absagen.
Nach München kam Ternina um bei den Festspielen 1901
teilzunehmen, aber trat nut viermal auf, außchließlich in
Wagners Opern: "Tannhäuser" (29. VIII., 6. IX), "Lohengrin"
(8. IX.) und endlich als die von ihr lange ersehnte Isolde in
"Tristan und Isolde" (12. IX.). Darüber berichtet auch Grković
(S.243-246). Diese Vorstellungen wurden festlich im neuen
Prinzregententheater, das nach einmaligen dreizehnmonatigen
Erbaungszeit am 21. VIII. 1901 mit den "Meistersingern" unter
Zumpes Dirigentenstab eröffnet worden ist.
Ternina beabsichtigte auch viermal während der Festspiele
im Jahre 1902 aufzutreten, nur war sie unpäßlich am 6. IX. und
mußte ihren Auftritt absagen, so sprang Frl. Koboth statt ihr
ein. Am 30. VIII. sang sie Elisabeth im "Tannhäuser"; die
übrigen Rollen wurden von Klöpfer (Hermann),Knote
(Tannhäuser). Feinhals (Wolfram), Walter (Walter), Senger-
Bettaque (Venus) gesungen und es dirigierte Hermann Zumpe. Die
Koreographin war Flora Jungmann und die Beleuchtung und
Maschinerie waren unter sorgfältiger Aufsicht von Karl60
61
Lautenschläger und Julius Klein; die Kostüme waren
Phantasiefrüchte des Josef Flüggen, die Regie führte Ernst von
Possart. Es ist interessant zu lesen was damals die Kritiker
schrieben:
...In der hochpuetischer Rolle der Elisabeth zeigte sich dem Publikum ein stets
gern gesehener Gast, Fräulein Ternina, die neuerdings bewies, daß ihre Elisabeth mit
vollem Rechte vorbildlich genannt zu werden verdient. (Allgäuer Zeitung, 31.
VIII. 1902)
...In der gestrigen Aufführung des Tannhäuser (Samstag) hatten wir die
Freude, einmal wieder Fräulein Ternina als Elisabeth zu begrüßen. Die in jeder
Richtung vornehme Leistung der großen Künstlerin, die für die Verkörperung des
hochsinnigen Fürstenkindes schlechthin als vorbildlich gelten kann, ist an dieser
Stelle oft gewürdigt worden. Mag sie auch in rein klanglicher Hinsicht übertroffen
werden, so erhebt sie sich als Ganzes zu einer künstlerischen Höhe, vor der die Kritik
bewundernd verstummt...." (Der Sammler, 2. IX. 1902)
...Die Anerkennung des Publikums für die Gesammtdarbietung war groß. Nicht
minder bei dem folgenden "Tannhäuser" mit Ternina als Elisabeth. Den geistigen
Gehalt der Rolle hat die Meisterin nun ganz ausgeschöpft, und wunderbar bringt sie
ihn zum Vortrag. Beßer kann man's nicht machen, vielleicht aber innerlicher. Auch in
die Darstellung sich hier und dort ein leises "Zuviel" der Mache und Pose. An sich ist's
ja sehr schön und - etwa von der Art der Brillantboutons in den Ohren der
Sangeskönigin des Minnehofs der Wartburg - stört es nich mehr als dieser funkelnde
Modeschmuck. Aber man merkt doch, daß die große Künstlerin, seit sie die unsere
war eine Virtuosenfahrt nach Amerika gemacht hat. Daß ihre Künstlerschaft aber
wirklich verdient, hüben wie drüben gefeiert zu werden, bewies sie in dem Gebet, das
in abgeklärtester zartester Schönheit zu herrlichem Ausdruck kam... (Norddeutsche
Allemeine Zeitung, 3. IX. 1902)61
62
Hier läßt sich ein leises Gefühl der Eifersucht des
Verlaßenen ahnen: "seit sie unser war". Der Kritiker erwähnt auch
den Brillantenschmuck der Sopranistin. Sie hat tatsächlich
eine wahre Menge davon gehabt. Es wurde von Robert Salzberger,
dem besten Zagreber Juwelier, erzählt daß, als die Ternina
gestorben war, ihre zahlreichen Nichten und Neffen ihn gebeten
haben den ganzen Schmuck zu schätzen: es waren so viele Etuis
daß zwei große herausgezogene Speisetische voll von ihnen
waren! Und zwei Zagreber Juweliere gaben ihre Schätzungen:
Robert Salzberger und Dragutin Vasić.
Nach dem "Tannhäuser" folgten noch zwei Ausführungen von
"Tristan und Isolde". Die erste Vorstellung wurde von einem
Lorbeerkranz großer Namen gesungen: Ejnar Forchhammer
(Tristan), Viktor Klöpfer (Marke), Ternina (Isolde), Theodor
Bertram (Kurwenal), Max Mikorey (Melot), Olive Fremstad
(Brangäne), Sebastian Hofmüller (Hirte), J. Mayer
(Steuermann), Raoul Walter (Seeman). Der Dirigent war Franz
Fischer, der Regisseur Robert Müller, Lautenschläger und Klein
führten die Maschinerie und Beleuchtung, die Kostüme waren von
Flüggen, alles aber war Possart unterstellt. Über die erste
Tristan-Vorstellung können wir das folgende lesen:
Frl. Ternina der Isolde des Abends, gebührt wohl die Palme und ihrer
einzigartigen, dem lyrischen und dramatischen Teile in gleicher Weise
gerechtwerdenden Darstellungskunst ist der glänzende Erfolg vor Allem zu danken;
in der grandiosen Auffaßung ihrer Partie wird sie wohl schwerlich eine unserer
berühmten Sängerinnen über sein... (Salzburger Tagblatt, 5. IX. 1902)
.-s. München, 2. Sept. Aufführungen Richard Wagner'schen Werke im
62
63
Prinzregenten=Theater. Das neue Festspielhaus bietet zur Zeit durch die Mitwirkung
von Frl. Ternina einen besonderen Anziehungspunkt für Fremde und Einheimische.
Wer sich die verschiedenen herrlichen Frauengestalten Wagner'schen Muse in der
Verkörperung durch diese eminente Künstlerin erinnert, dürfte auch an diese Isolde
mit den höchsten Ansprüchen herantreten. Und in der That - das viel mißbrauchte
Wort "von der gereiften Künstlerschaft" - hier ist es voll und ganz am Platze. Frl.
Ternina gibt mit ihrer außergewöhnlichen Gesangstechnik, dem durchgeistigten
Spiel und der einzig schönen Verinnerlichung eine gewiß seltene Übereinstimmung
von "Können" und "Wollen". Der Adel der Empfindung, ein Zauber vornehmer
Weiblichkeit, das feine Maß tragischer Pathetik, alles wirkt zusammen zu einem
unvergeßlichen Bilde. "Das Erste und Vorzüglichste in der Musik, welches mit
wunderbarer Zauberkraft das menschliche Gemüth ergreift, ist die Melodie". Der
"melodische" Tonfall dieser weichen, sympathischen und doch der höchsten
Leidenschaft mächtigen Stimme ist unbeschreiblich. Gewiß - man wandelt nicht
ungestraft als "Star" die Wanderbahn eines strahlenden Kometen. Der zweite und
dritte Akt brachte uns aber eine solche Fülle von Kraft und Metallglanz, daß die
Bedenken nach jener Seite nich gerechtfertigt erschienen...
(Augsburger Postzeitung, 4. IX. 1902)
Der zweite "Tristan und Isolde"-Abend wurde in derselben
Besatzung gesungen, nur Brangäne wurde von Gisela Staudigl von
der Dresdener Hofoper gesungen.
Im Jahre 1903 ist Ternina nicht in München erschienen,
sondern ein Jahr später, aber nur zweimal als Isolde (12. und
24. VIII. 1904). Tristan wurde damals von Heinrich Knote
gesungen, König Marke von Paul Bender, Kurwenal von Alfred
Bauberger am ersten und Anton van Rooy am zweiten Abend, Melot
von Hans Koppe am ersten und Max Mikorey am zweiten Abend,63
64
Brangäne von Olive Fremstad bzw. Margarethe Matzenauer, der
Hirte von Sebastian Hofmüller, Steuermann von Fritz Brodersen,
und Matrose von Raoul Walter. Als erster Dirigent ist Felix
Weingartner und als zweiter Franz Fischer aufgetreten.
Auch im Jahre 1905 ist es ausgefallen daß Ternina wieder
nicht in München singen konnte. Jedoch ihre Teilahme bei den
Festspielen des Jahres 1906 erwies sich als endgültig
schicklsalsreich für sie. Von den vorgesehenen mehreren
Vorstellungen sang sie nur in drei: in "Tannhäuser" am 14.
VIII., von Richard Strauss dirigiert, und mit Karel Burrian
(1870-1924) in der Titelrolle. Am 19. VIII. sang sie Sieglinde
in der "Walküre", ond ebenso am 1. IX. In beiden Vorstellungen
traten die folgenden Könstler auf: Ernst Kraus (Siegmund),
Bender (Hunding), Fritz Feinhals (Wotan), Thila Plaichinger
(Brünnhilde), Charlotte Huhn (Fricka), sowie Schöller, Gehrer,
Bosetti, Schumann-Heink, Flith, Koch, Blank und Höfer
(Walküren). Es dirigierte Felix Mottl. Nach diesem Auftritt
ist Milka Ternina nie mehr öffentlich aufgetreten - falls man
von dem unglücklich ausgefallenen Woltätigkeitskonzert
zugunsten der verwundeten kroatischen Soldaten im Agramer
Dome, während des I. Weltkrieges, am 15. IV. 1916 absieht. Sie
konnte nicht mehr die Qualen ihres kranken nervus facialis, der
ihr nie auf der Bühne Ruhe ließ bemeistern und sie wußte nie
wann ihr unkontrollierbare Krämpfe erscheinen konnten. Als
Gesammtkünstlerin wollte sie nicht weiterhin nur schön singen,
ohne ihrer weltberühmten dramatischen Katharsis. Als
Schauspielerin, wie man ihr oft geraten hatte, wollte sie auch64
65
nicht weiter machen. Dazu war sie zu stolz.
Merkwürdigerweise wurde M. Ternina gerade 1906 vom
berühmten Bildhauer und Medailleur Benno Elkan (Dortmund, 2.
XII. 1877 – London, 10. I. 1960) auf einen Medaille
poträtiert – das man - abgesehen von den Poträts von den
kroatischen Malern Vlaho Bukovac (Öl auf Leinwand) und
Celestin Mato Medović (Kupferstich) - als das beste Bildnis
von dieser Sopranistin betrachten kann. (Mirnik 1973; 2003).
Diese Medaille wurde vergrößert und auf einer Gedenktafel
kann man es in der Nähe von den nach der Künstlerin genannten
Wasserfälen der Plitvice-Seen in Kroatien bewundern kann.
Milka Ternina ist in der Vollkraft ihrer Jahre und ihres Künstlertums aus ihrer
Laufbahn herausgerißen worden. Aber wenn man gerade ihr am meisten jene
Selbstkritik zutrauen konnte, die beim Theater so seltene Einsicht: zu rechten Zeit
aufzuhören, so ist es vielleicht ein gnädiges, wenn auch grausames Geschick
gewesen, daß sie auf der Höhe ihrer Triumphe von der Bühne abberief. Ein
Gesichtsleiden, die Lähmung und nicht geglückte Operation des Gesichtsnervs hatte
zunächst zur Folge, daß Milka Ternina eine Gastspiel-Tournee in Deutschland
rückgängig machen mußte und auch nicht mehr nach Amerika gehen konnte. Nie
hat der Nervus facialis, der "mimische Nerv ein größeres Unheil angerichtet.
Mit Puccini hatte sie 1900 in London noch seine Tosca creiert, nachdem sie
schon 1898 dort zuerst in einem Konzert aufgetreten war und zwei Jahre vorher
innerhalb zehn Tagen die Isolde einstudiert hatte, die Conried für das Metropolitan
Opera House angekündigt hatte. In Bayreuth hatte ihre Kundry alle Welt entzückt.
Bei den Münchener Festspielen des Prinzregenten-Theaters im August 1906 hörte
man noch ihre Sieglinde, ahnungslos, daß es das letztemal sein sollte. Ohne
Abschiedsfeier trat die in beiden Hemisphären gefeierte Sängerin und vorbildliche
65
66
Darstellerin, insbesondere Wagnerscher Fraüngestalten von der Bühne ab. (Mensi-
Klarbach: 151-2)
UNVORSEHBARES
Da alle Künstler ganz gewöhnliche Menschen aus Fleisch und
Blut sind, und den Luftdruck-, Feuchtigkeits-, Temperatur- und
Wetterschwankungen, Krankheiten, Unpäßlichkeiten, Trema und
anderen nicht erwünschbaren Geschehnißen unterlegen sind, es
besteht immer die Möglichkeit daß im letzten Moment etwas
Unvorsehenes auftaucht. Besonders empfindlich sind natürlich
die Opernsänger, denn ihr Beruf ist der härteste und der
schwerste von allen, ein für einen jeder Auftritt müßen sie
gänzlich Herr über den Geist, den Körper und die Kehle sein.
In einem jeden Augenblick können hunderte von Zuschauern im
Stande sein eine jegliche Schwäche und Dekonzentration des
Künstlers entdecken. Ternina hat als eine starke, gesunde und
disziplinierte Persönlichkeit fast immer kleinere
Unanämlichkeiten überwinden können, es geschah trotz ihrem
vollendeten Sich-selbst-Bemeistern, daß manche Auftritte
abgesagt werden mußten. Viel öfters aber paßierte es daß sie
im letzten Moment für eine ihrer erkrankten Kolleginen
einspringen, oder in einer nicht im Theaterplan vogesehenen
Oper singen zu müßen, weil es zu einer Programmänderung kam.
Schon bei dem Beginn ihrer Tätigkeit in München bekam sie
eine Halsentzündung, und die für den 31. VII. 1890 vorgesehene
Aufführung des "Tannhäuser" mußte eine neue Elisabeth in der
Person von Lilli Dressler bekommen. Bis zum 3. VIII. hat sich
Ternina völlig erholt und konnte im "Fidelio" einen großen66
67
Erfolg feiern. Für den Erfolg des "Maskenballs" am 8. VII. hat
sie selbst gemeint daß er sehr mittelmäßig war. Deshalb aber
trug sie für "Den Fliegenden Holländer" am 14. VIII. 1890.:
"großer Erfolg". Am 26. XII. 1890 wurde Therese Volg heiser
und anstatt "Tannhäuser" wurde die Oper "Gwendoline" mit
Ternina in der Hautrolle gespielt.
Am Abend des 21. VI. 1891 sollten "Lucia von Lammermoor"
mit Irene Abednroth, welche damals noch Mitglied des
Stadttheaters in Riga war, und nachher noch zwei Ballette
("Vorbereitung zum Balle" und "Im Morgenlande") gegeben
werden, aber im letzten Moment wurde diese Vorstellung mit dem
"Troubadour" mit Ternina als Leonore und Frl. Ranco aus dem
Stadttheater in Magdeburg als Azucena umgetauscht. Liszts
Oratorium "Die Legende der Hl. Elisabeth" vorgesehen für den
30. VIII. 1891 wurde abgesant und an seiner Stelle wurde
"Fidelio" mit Ternina gesungen. Im September desselben Jahres
(27. IX.) wurde anstatt "Oberon" "Der Fliegende Holländer" mit
Ternina in der Rolle der Senta gegeben. In demselben Jahre ist
auch passiert daß eine Vorstellung des "Maskenballs" (3. XI.
1891) wegen der Unpäßlichkeit des Max Mikorey, sowie ein
"Tannhäuser" (24. XI.), in welchem auch Ternina auftreten
sollte, wegen der Erkrankung des Herrn Brucks, mit "Fidelio"
(Leonore - Ternina) ersetzt wurden.
Am 1. II. 1892. bekam Ternina eine Grippe und als sie aus
dem Krankenbett ausstehen konnte, reiste sie nach Gardone,
einem koloristischen Dorf am Ufer des Garda-Sees, um sich zu
erholen. Als sie am 13. III. nach München zurückkam, besuchte67
68
sie am nächsten Tag ihren Arzt Dr. Schach und das Resultat war
daß sie bis zum 24. IV (Fidelio) nicht auftreten durfte. Am
12. V. 1892 mußte sie Senta im "Fliegenden Holländer" singen,
weil es zu einer Umänderung des Spielplanes kam: der Tenorist
Vogl, welcher Tannhäuser singen sollte war indisponiert. Zwei
Tage nachher mußte die Direktion der Hofoper "Den Troubadour"
mit Ternina als Leonore und Emanuela Frank vom Stadttheater in
Düsseldorf als Azucena, an Stelle der angesagten populären
Oper "Der Prophet" einsetzen, weil sich Heinrich Vogl nicht
wohl fühlte.
Die Jahre 1893 aund 1894 sind ohne größere Umgestaltungen
des Spielplanes glücklich verlaufen. Nur die Vorstellung "Der
Undine" am 11. VI. 1894. mußte abgesagt werden. Es ist auch
geschehen daß Ternina wegen der Halsentzündung ihren Auftritt
als Elsa von Brabant im "Lohengrin" am 1. VII. absagen mußte
und erst am 12. VIII. 1894 wieder singen konnte (Brünnhilde in
"Der Walküre"). Am Theaterzettel des K. Hof- und
Nationaltheaters in München für den 8. I. 1895 stand gedruckt
"Wegen der plötzlichen Unpäßlichkeit des Frl. Dressler anstatt
der angesagten Vorstellung "Margarethe": Fidelio" - auf diese
Weise mußte Ternina augenblicklich einspringen und Leonore
singen. Auch Ternina erkrankte unmittelbar nach der
Vorstellung der "Figaros Hochzeit" zu Ehren des Geburtstages
der Prinzregenten Luitpold am 12. III. 1895 und war im Stande
am 11. IV. wieder auf den Brettern zu singen, diesmal
Brünhlide in "Der Walküre".
Am Samstag den 26. I. 1895 erkrankte Ternina wieder und68
69
sang nicht bis zum 15. II. als sie im Residenztheater die
Gräfin in "Figaros Hochzeit" inerpretieren konnte. Am 5. VI.
1895. erschienen auf allen Plakatstellen der Hoftheater in
München Bekanntmachungen mit folgendem Inhalt: "Wegen der
Unpäßlichkeit des Frl.Ternina..." Am 13. IX. sprang Ternina für die
erkrankte Lilli Dressler ein und sang an ihrer Stelle
Elisabeth im "Tannhäuser". In dieser Vorstellung sang die
Rolle des Wolframs Karl Scheidemantel, damals noch Mitglied
des Königlichen Hoftheaters zu Dresden.
Wegen eines Todesfalles in der Familie des Sängers und
Schauspielers Bauberger mußte Goldmarks Oper "Heimchen am
Herder", nach einer der Weihnachstgeschichten von Charles
Dickens komponiert, am 10. XII. 1896. mit "Dem Troubadour" in
welchem Ternina als Leonore augetreten ist, ersetzt werden.
Im Jahre 1892. sind im Theaterprogramm folgende Änderungen
geschehen: am 13. II. sollte Tristan von Heinrich Vogl
gesungen werden, da seine Stimme rauh geworden ist, wurde
anstatt "Tristan und Isolde" "Tannhäuser" gegeben - Ternina
sang bei dieser Gelegenheit Elisabeth; am 5. V. hatte Frl.
Schloss eine Halsentzündung, und so mußte statt des
angesangten "Don Giovanni" im Residenztheater "Figaros
Hochzeit" (Ternina als Gräfin) gespielt. In demselben Theater
sollte die Oper "Così fan tutte" am 22. IX. 1897 gesungen
werden, da aber Raoul Walter, welcher die Rolle des Ferrando
inne hatte heiser war, muste eine Änderung gemacht werden: so
kam "Figaros Hochzeit" mit Ternina als Gräfin an die Reihe.
Heinrich Vogl, Skalde Bran in "Ingwelde" war am 14. I.69
70
1898 indisponiert, so mußte Ternina in "Fidelio" die
Hauptrolle singen. Am 22. VIII. sprang sie auch für die
angesagte Mathilde Fränkel-Claus, vom Königlichen deutschen
Landestheater in Prag, welche als Gräfin in "Figaros Hochzeit"
erscheinen sollte - diese Änderung ist auf allen Tafeln
bekannt gemacht worden, aber es war zu spät sie auch auf den
Theaterzettel zu drucken. Einige Tage nachher, am 27. VIII.
1898 war Raoul Walter heiser, und deshalb wurde "Figaros
Hochzeit" im Residenztheater gegeben (Ternina als Gräfin). Am
Dienstag, 8. XI. 1898 ist "Aida" wegen der Indisposition der
Amneris des Abends (Frl. Frank) mit "Fidelio" mit Ternina
ersetzt worden.
Auch in dem Jahresabschnitt 1899 als Ternina noch Mitglied
der Hofoper war, kam es zu einigen Programmänderungen. Zu z.
B. wurde am 18. V. 1899. "Der Fremdling" von Heinrich Vogl
plötzlich eingesetzt, und in dieser Oper kreierte Ternina die
Rolle der Nanna. Am 4. VI. hatte Ternina wieder die Pflicht
als Fidelio/Leonore aufzutreten, weil Hilda Pazofsky, die in
der "Zauberflöte" singen sollte, unpäßlich geworden ist.
KOLLEGEN IM THEATER
Die Hofoper in München hat in diesen Jahren wahrlich mit
vielen erstklassigen Sängern verfügt. Einige von ihnen
befanden sich zu der Zeit als Ternina auf Münchens Bühnen
glänzte, noch am Beginn ihrer ausgezeichneten Laufbahn, andere
waren im Begriff ihre langjährige erfolgreiche Tätigkeit zu
Ende zu bringen. Fast alle Künstler waren entweder Deutsche
oder Österreicher, obwohl ihre Künstlernamen manchmal sehr70
71
italienisch klungen. Etliche von ihnen kannte Ternina schon
während ihres Engagements in Leipzig, Graz ober Bremen, wo sie
entweder Mitglieder der Oper waren, oder im Rahmen
verschiedener Gastspiele autraten. Die erhaltenen Seiten
Terninas Tagebuches geben uns in kargen Worten ihre
aufrichtige Meinung über Auftritte ihrer Kollegen - die
Künstler welche sie am höchsten schätzte werden von ihr in die
fragmentarisch erhaltene Liste ihrer Auftritte eingetragen.
Unter verschiedenen Sopranistinnen welche längere Zeit in
München gesungen hatten, treffen wir solche Namen wie: Irene
Abendroth, Johanna Borchers, Lilli Dressler, Frl. Hoffmann,
Frl. Koboth, Frl. Link, Fanny Moran-Olden, Hilde Pazofsky,
Olga Pewny, Charlotte Schloss, Pauline Schöller, Margarethe
Sigler, Therese Vogl, Frl. Vollmar und Mathilde Wekerlin.
Altistinnen bzw. Mezzosopranistinnen dieser Ära waren:
Victoria Blank, Margarethe Ernst, Emanuela Frank, Rosa
Kohlberg, Frl. Meysenheim und Paula Sigler.
Die Tenoristen waren die folgenden: Gerhäuser, Mang, Max
Mikorey, Franz Nachbaur, Schlosser, Heinrich Vogl und Raoul
Walter, die Baritonisten Alfred Bauberger, Kaspar Bausewein,
Brucks, Anton Fuchs, Theodor Mayer und Albin Scholz. Auch eine
größere Anzahl Baßisten war in München verpflichtet: Eugen und
Hermann Gura, Klöpfer, Rudolf Schmalfeld, Georg Sieglitz,
Siegmund, Gustav Siehr Heinrich Wiegand u. a.
In Alphabetischer Folge sollen wir einigen von den
wesentlichen Sängern gedenken:
Irene ABENDROTH (Lemberg/Lwow, 4. VI. 1872 - Weidling bei71
72
Wien, 1. IX. 1932) war eine von Lambertini und Campanini in
Mailand, sowie bei der Lehrerin Wilczek in Wien ausgebildete
Sopranistin. Zum erstenmal ist sie in Karlsbad/Karlowy Vary
1888 im Rahmen eines Konzertes aufgetreten. Schon im folgenden
Jahr konnte sie als Amina in der "Nachtwandlerin" (Bellini) in
der Wiener Hofoper debütieren. In Wien blieb sie zwischen 1889
und 1891, nachher war sie Opernmitglied in Riga (1891-92), und
in München sang sie in der Zeit 1892-95. Anno 1895 kehrte sie
nach Wien zurück und blieb fünf weitere Jahre dort, um nachher
in Dresden zu singen. In Dresden kreierte sie die erste Tosca
in Deutschland - genau wie sie Ternina für das englische und
amerikanische Publikum kreiert hat. In ihren späteren Jahren
widmete sich Irene Abendroth dem Konzertgesang zu, und noch
später der pädagogischen Tätigkeit. Wie man nach den sechs
erhaltenen, besonders seltenen, in Dresden im Jahre 1902
aufgenommenen Schallplatten (Grammophone & Typewriter)
urteilen kann, war ihre Stimme eine der wenigen bei welchen
die Koloraturvirtuosität mit dramatischen Ausdruck vereint
waren (Kutsch-Riemens 1962: 5; Steane 1974: 84, 193).
In München hat Ternina sehr oft mit dem Tenoristen Max
ALVARY (eigentlich Aschenbach; Düsseldorf, 3. V. 1856 -
Grosstabarz, Thüringen, 7. XI. 1898) gesungen. Er war der Sohn
des bekannten Malers Andreas Aschenbach, welcher sich gegen
die Theater-Laufbahn seines Sohnes sträubte. Max Alvary war
ein Schüler des Stockhausen in Frankfurt und des Lamberti in
Rom. Er debütierte in Weimar - und schon 1885 trat er in der
Metropolitan Opera in der Rolle des Don José auf (Carmen wurde72
73
von Terninas guten Freundin Lilli Lehmann gesungen). In New
York blieb Alvary bis 1889, und kehrte nach Europa zurück. Er
war ein bekannte Tristan und Tannhäuser in Bayreuth in 1891.
Mahler wählte ihn als Siegfried für die Covent Garden Oper in
1892, damit daß der "Ring" nicht mit dem "Rheingold" sondern
des Tenors wegen mit "Siegfried" begann. Am 13. II. 1891 sang
er in München Tannhäuser zu Terninas Elisabeth; am 20. II.
1891 Florestan zu Terninas Leonore; 27. II. 1891 trafen sie
sich wieder in "Tannhäuser" und am 5. und 9. III. 1892, 25.
IX. und 27. IX. 1894 als Siegfried und Brünnhilde im
"Siegfried". Sie sangen wieder zusammen in Amerika (Grković
1966: 134-136). Es ist interessant zu merken daß Alvary der
erste bartlose Wagner-Sänger war. Er wurde mit dem Titel des
K. Sächsischen Kammersängers ausgezeichnet. Wegen seiner
angerütteter Gesundheit mußte er sich 1897 zurückziehen.
(Riemann 1919: 9; Mensi-Klarbach: 138-142; Rosenthal 1973: 9).
Einer der häufigen Partnern Terninas in München war auch
der berühmte Baritonist Theodor BERTRAM (Stuttgart, 12. II.
1862 - Bayreuth, 24. XI. 1907). Als Gast sang er mit ihr am 7.
X., 25. X. 1893 Pizarro (Ternina Leonore), am 28. X. 1893
Kühleborn (Ternina - Bertalda) in "Undine" von Lortzing. Am
21. XII. 1893 sing er den Leporello schon als permanentes
Mitglied der Münchener Oper. Er war der Sohn des Baritonisten
Heinrich und der Sopranistin Marie Bertram, so daß er von
seinen Eltern das Singen erlernen konnte. Er trat in Ulm 1889
zum ersten Male auf, 1891 war er Mitglied der Hamburger Oper,
1893 Krolls Oper in Berlin. In München blieb er zwischen 189373
74
und 1899, dann ging er nach Amerika (New York, Philadelphia,
Chicago, Boston), um 1901 im Rahmen der Bayreuther Feststpiele
aufzutreten. Hier erntete er Lorbeerkränze als Wolfram von
Eschinbach und Amfortas. Im Jahre 1902 unterzeichnete er einen
Vertrag mit der K. k. Hofoper in Wien, aber bald entschloß er
sich für weitere Gastspiele in Deutschland. Bald nach dem Tode
seiner Frau Fanny Moran-Olden begann er zu trinken und endete
sein Leben mit dem Selbstmord. Von seinem Singen zeugen viele
Grammophonaufnahmen aus der Zeit 1902-1906. (Mensi-Klarbach:
124-132; Riemann I/1959: 158: Muzička enciklopedija I/1971:
192, Kutsch-Riemens 1892: 62-64).
Bianca BIANCHI-POLLINI (geborene Bertha Schwarz,
Heidelberg, 27. VI. 1855 - Salzburg, II. 1947), hatte eine
lyrische Sopranstimme. In Paris war die Schülerin von Pauline
Viardot-Garcia. Sie debütierte in Karlsruhe als Barbarina in
"Figaros Hochzeit" in 1873. Weiterhin war sie in Mannheim (von
1876) in Karlsruhe, Wien (von 1880 an) und Budapest tätig. Sie
konnte auf ihren Titel einer K. u. k. Kammersängerin stolz
seln. Nach 1902 war sie als Gesangslehrerin am Münchener
Konservatorium tätig. Ternina trat mit ihr in den "Hugenotten"
am 11. X. 1893 auf (Ternina Valentine, Bianchi Margarethe von
Valois), dann sang sie Susanne in "Figaros Hochzeit" in
welcher Ternina die Gräfin interpretierte (am 12. III., 14.
III., 19. III. 1895). In der Zeit von 1895 und 1898 war
Bianchi ständig an München gebunden und seit 1898 kommt sie
wiederholt als Gast. (Riemann 1919: 113, Rosenthal 1973: 40).
Terninas besonders geschätzter Gesangspartner in vielen74
75
Opern war Francesco D'ANDRADE (Lissabon, 11. I. 1859 -
Berlin, 8. II. 1921). Mit ihm zusammen ist sie in Bremen
siebenmal aufgetreten und in München trafen sie sich wieder
1892. Seinen Namen trug sie immer in ihr Auftrittsverzeichniß
jedesmal als sie mit ihm sang ein. D'Andrade war als Interpret
des Don Juan weltberühmt und in München sang er diese Partie
unter anderen am 28.XII.1892, 2.I., 21.XII.1893; 14. I. 1894,
28. XII., 30. XII. 1894 (Ternina als Donna Elvira) und 26.
XII. 1895 (Ternina als Donna Anna). Weiterhin sangen sie
zusammen im "Troubadour" am 20. I. und 20. XII. 1894 (Ternina
Leonore, D'Andrade Graf Luna). Am 4. I. 1895 hat er Wolfram in
"Tannhäuser" gesungen (Ternina Elisabeth), und am 8.und 15.
XII. 1895 Nelusco und Ternina Selika. D'Andrade wurde in
Mailand bei Miraglio und Ronconi ausgebildet und trat zum
ersten Male als Amonasro in San Remo 1882 auf. Er gastierte in
ganz Europa um sich von 1889 fast ausschließlich an Berlin zu
binden; dort sang er noch Don Juan 1919. Er hat um zehn
Grammophonaaufnahmen für die Firma Lyrophone realisiert
(Spemann Nr.707; Riemann 1919: 28; Kutsch-Riemens 1962: 85;
Muzička enciklopedija 1/1971: 49, Rosenthal 1973: 11; Kutsch-
Riemens 1982: 157-158).
Der Baritonist Fritz FEINHALS (Köln, 14. XII. 1869 -
München, 30. VIII. 1940) ist am 11. I. 1898 als Holländer
zusammen mit Senta von Ternina gesungen aufgetreten. Dieser
bedeutender Sänger lernte das Singen bei Aldo Giovanini in
Mailand und in Padova be Alberto Salva; zum erstenmal stellte
er sich dem Essener Publikum 1895 in der Rolle des Silvio in75
76
"Bajazzo" vor. Nach zwei Jahren die er in Essen verbrachte
sang er eine Saison lang in Mainz (1896/7) und von 1898 bis
zum Ende seiner öffentlichen Tätigkeit war er Mitglied der
Kgl. Hofoper in München. Er hat auch in London, Paris, Wien
und New York mit anerkannten Erfolg in verschiedenen Opern
Wagners, aber auch von Mozart und Verdi gesungen. Er hat auch
einige Platten und Zylinder für verschiedene Firmen
aufgenommen. (Riemann 1919: 323; Kutsch-Riemens 1962: 119;
Riemann 1/1972: 346; Rosenthal 1983: 130; Kutsch-Riemens 1982:
220)
Auch mit der schwedischen Sopranistin bzw. Altistin Olive
FREMSTAD (Stockholm, 14. III. 1871 - Irvington-Hudson bei New
York, 21. IV. 1951) hat Ternina gesungen, so z. B. am 20. IV.
1899 (Ternina Aida, Fremstad Amneris), 16. VI. 1899 (Ternina
Brünhilde, Fremstad Waltraute und die Dritte Rheintochter).
und 1. IX. 1902 (Ternina Isolde, Fremstad Brangäne). Diese
große Sangerin ist, ähnlich wie Maria Callas, als Kind nach
Amerika gekommen - in Boston ist sie 1890 in einer der
reizenden Gilbert & Sullivan Operetten ("Patience") zum
erstenmal aufgetreten, aber schon von 1893 an finden wir sie
in Europa, in Berlin, als Schülerin von Terninas Freundin
Lilli Lehmann. Nach ihrem wiederholten Debut als Azucena in
Köln 1894 (wo sie bis 1896 bleibt), folgen München, Wien,
Bayreuth, London und 1903 Metropolitan Opera, und dort singt
sie bis 1914. In New York hat sie auch ihre größten Erfolge
als Carmen (1906) und Salome (1907), Armide (1910 mit Caruso)
genoßen. Sie hat auch Sieglinde, Kundry und Isolde gesungen.76
77
Bis 1920 pflegte sie Konzerte zu geben, und bis zum Tode hat
sie mehrere junge Sänger aufgezogen. Toscanini hat Fremstad
besonders hoch geschätzt. Es bestehen auch mehrere bei
Columbia aufgenommene Grammophonaufnahmen dieser prachtvollen
dramatischen Stimme. (Riemann 1/1959: 547; Kutsch-Riemens
1962: 131-2; Muzička enciklopedija 1/1971: 619; Rosenthal
1973: 141; Kutsch-Riemens 1982: 240).
Terninas alter Freund und Kollege, mit welchem sie
mehrmals in Bremen aufgetreten ist, der Tenor Heinrich GUDEHUS
(Altenhagen, Celle/Hannover, 30. III. 1845 - Dresden, 9.
IX. 1909) hat sich mit ihr auf Münchens Brettern nur einmal
getroffen: am 12. VIII. 1894, er als Siegmund, sie als
Brünnhilde. Hinter ihm lag schon eine fruchtbare organistische
und erfolgreiche Sänger-Laufbahn. Gudehus hat schon 1870/71 in
Berlin gesungen, später auch in Riga, Lübeck,
Freiburg/Breisgau, Bremen, Dresden (1880-90), New York (1891),
Hofoper in Berlin u. a. In Bayreuth sang er Parsifal noch 1882
und kehrte dorthin bis 1889 zurück (Spemann Nr. 874), Riemann
1919: 441; Riemann 1/1959: 692; Rosenthal 1973: 164; Muzička
enciklopedija 2/1974: 41).
Der Baritonist Hermann GURA (Breslau/Wrocław, 5. IV. 1870
- Bad Wiessee, 13. IX. 1944) war Terninas Partner in mehreren
Opern von Mozart, Verdi und Wagner in München im Jahre 1896.
Er war ein Schüler seines Vaters, ebenfalls Sängers, und des
Musikkonservatoriums in München. Seinen Debut hat er in Weimar
in 1890 erlebt, um einige Jahre auf vielen deutschen Szenen
aufzutreten, sowie in Covent Garden (1913), und es folgten77
78
noch weitere viele Jahre in welchen er als Produzent,
Operndirektor und Gesangslehrer tätig war. Auch seine Frau,
Annie Gura-Hummel, und seine Tochter Anita Gura waren
bedeutende Sopranistinnen. Von Hermann Gura bestehen etliche
Aufnahmen aus dem Jahre 1905 (Riemann 1919: 446; Riemann
1/1959: 700; Kutsch-Riemens 1962: 1616-1; Rosenthal 1973: 165)
Der Bass-Bariton Eugen GURA (Saaz/Zetec, Böhmen, 18. XI.
1843 - Aufkirchen/Starnbergsee, 26. VIII. 1906), der Vater
Hermanns, hat mit Ternina während ihrer ganzen Münchner Zeit
von 1896 an gesungen. Er hat in Wien und München zugleich
Gesang und Malerei gelernt - und hat schon 1895 zum erstenmal
in München gesungen ("Der Waffenschmied"). Dann war er in den
Opern von Breslau (1867-70), Leipzig (1870/1876), Hamburg
(1876-1883), wieder in München (1883-95) angestellt. Er hat in
Bayreuth 1876-96 gesungen und in London 1882, und ist zum
letztenmal als Hans Sachs bei der Eröffnung des
Prinzregententheaters augetreten. Als Leporello, Don Juan,
Hans Heilig, Rigoletto, Donner, Gunther, Abul Hassan usw. war
er sehr bekannt. Musikkritiker schrieben daß seine
Gesangskunst eine sehr kultivierte, nich nur auf der Szene,
sondern auch auf dem Konzertpodium, wo er sehr gerne Lieder
von Löwe und Hugo Wolf vorzutragen pflegte war. Er hat auch
seine Aufzeichnungen veröffentlicht (Riemann 1919: 446; Mensi-
Klarbach: 118-124; Riemann 1/1959: 700; Rosenthal 1973: 165,
Muzička enciklopedija 2/1974: 48).
Im Jahre 1898 wurde noch eine kroatische Sängerin für die
Müchener Oper durch Vertrag verpflichtet: Blaženka (Beatrix)78
79
KERNIC (Glina, Kroatien, 2. XI. 1870 - Hannover, 15. V. 1947).
Sie war in Agram eine Schülerin von v. Zajc und ist im alten
Theater am Markusplatz 1888 aufgetreten. Jedoch, wie Ternina
mußte sie ihr Brot im Ausland suchen. Sehr bald ist sie ein
geschätztes Mitglied des Bresslauer Theaters, sowie der Opern
in Leipzig, Bayreuth (Eva), München (bis 1904), Frankfurt
(1904-1910) und Hannover geworden, gastierte auch in den Kgl.
Hofpern in Berlin und Dresden. Neben Sopran- und
Koloratursopranartien hat sie auch Mezzosopranrollen
bemeistert - z. B. Carmen, Mignon, Hänsel ("Hänsel und
Gretel"), Santuzza ("Cavalleria rusticana"), ebenso wie
verschiedene Rollen in Wagners Opern. Sie hat sich besonders
durch ihre Interpretation der Mařenka ("Die Verkaufte Braut"),
Ännchen ("Der Freischütz"), Margarethe ("Margarethe"),
Violetta ("La Traviata") und Marie ("Der Waffenschmied")
ausgezeichnet. Beate Kernic war auch eine bedeutende
Konzertsängerin und Pädagoge. Als Gast hat sie in Zagreb
zwischen 1892 und 1924 gesungen. Es sind einige
Grammophonaufnahmen in 1904 in Frankfurt gemacht (Grammophone
& Typewriter) werhalten auf welchen man "ein ausgesprochen schönes
Sopran" hören kann. Mit Ternina zusammen hat ihre Landsfrau nur
einigemal aufgetreten, so z .B. in den "Hugenotten" am 21. II.
1897, in welchen Ternina Valentine und Kernic den Pagen Urban
gesungen haben. Nachdem B. Kernic engagiert wurde (ihr erster
Auftritt als Marie im "Waffenschmied" am 10. XI. 1898), hat
sie noch den Waldvogel im "Siegfried" am 14. VI. 1899, in
welchem Ternina ihre einmalige Interpretation der Brünnhilde79
80
wiedergab gesungen (Hrvatsko narodno kazalište 1969: 443;
Muzička neciklopedija 2/1974: 389; Kutsch-Riemens 1982: 356,
Leksikon jugoslavenske muzike,1/1984: 482).
Katharina KLAFSKY (Szent Janos, Ungarn, 19. IX. 1855 -
Hamburg, 22. IX. 1896), eine Sopranistin vom Weltruf, die
Vorgängerin und Rivalin Terninas in Bremen, hat sich mit ihr
nur ein einziges Mal in München getroffen, am 26. VII. 1894.
In "Der Walküre" hat Ternina Sieglinde und Klafsky Brünnhilde
interpretiert. (Spemann: K; Riemann 1919: 584; 1/1959: 928;
Rosenthal 1973: 203).
Der Tenorist Heinrich KNOTE (München, 26. XI. 1870 -
Garmisch, 12. I. 1953) ist 1892 Mitglied der Hofoper in
München geworden, als er vom Generalintendant Baron v. Perfall
engagiert worden ist. Die Schönheit seines "Heldentenors" und
die Erscheinung des Künstlers haben ihn bei dem Publikum
Münchens, wo er bis 1914 geblieben ist, beliebt gemacht,
ebenso wie in London (1901-1913), New York (1904-1908),
Hamburg, Wiesbaden, Amerika (1923-24) usw. Von dem Publikum
verabschiedete er sich 1932 in München in der Rolle des
Siegfried ("Siegfried"). Mit Ternina hat er nicht nur in
München, sondern auch in Covent Garden und Metropolitan Opern
gesungen. Er hat viele Aufnahmen, wie Zylinder, so auch
Akustische und schon elektrische Platten gemacht, aus welchen
alle seine stimmliche Qualitäten zu erkennen sind: er beßas
einen wagnerianischeren Tenor, welcher eine große
Ausdruckskraft und Traghaftigkeit hatte. (Riemann 1919: 599;
1/1959: 941; Kutsch-Riemens 1962: 197-8; Rosenthal 1973: 205;80
81
Kutsch-Riemens: 364)
Ein anderer Heldentenor mit welchen Ternina in München und
auch anderswo zusammen aufgetreten ist war Ernst KRAUS
(Erlangen, 8. VI. 1863 - Walchstadt, 6. IX. 1941).
Ursprünglich Bierbrauer hat er, dem Rate Heinrich Vogls
folgend, zu singen begonnen und lernte Gesang in Mailand und
München. Im Jahre 1893 hat er als Tamino in Mannheim
debüttiert. Mit Damrosch sang er 1894/5 in Amerika, in Berlin
1898-24, London 1900, 1907, 1910, Bayreuth 1899-1909 und in
München war er ständiges Mitglied der Hofoper von 1896 bis
1898. Spater hat er sich mit pädagogischer Arbeit befaßt. Als
wagnerianischer Sänger bekannt, war er nicht weniger als
Herodes in "Salome" (R. Strauss) bei der Premiere geschätzt
worden. Wir können seine Stimme "unerschöpflicher Stärke und mit
besonders intensivem Ausdruck, vielleicht der voluminösester Tenor je auf
Grammophonaufnahmen aufgenommen" auf verschiedenen Zylindern
und Grammophonaufnahmen hören. (Riemann 1919, 621; 1/1959:
690; Kutsch-Riemens 1962: 203-4; Rosenthal 1973: 207; Steane
1974: 95; Kutsch-Riemens 1982: 375).
Einige Platten haben für uns die Stimme des bekannten
Buffo-Tenors Julius LIEBAN (Lundenberg, Mähren, 19. II. 1857 -
Berlin, 1. II. 1940), mit welchen zusammen während derselber
Vorstellung Ternina viermal aufgetreten ist (23. VIII., 27.
IX. 1893; 20. IX. 1895; 12. X. 1900), aber nicht mit ihm
zusammen gesungen, aufbewahrt. Er war der berühmteste Mime
seiner Zeit, und im "Siegfried" sang Ternina Brünnhilde,
welche am Ende des Werkes erscheint. Beide waren Schüler von81
82
Gänsbacher in Wien. Lieban erwuchs in Brünn/Brno und
Karlstad/Karlovac (Kroatien) in der Österrich-Ungarischen
Monarchie. In Leipzig war Lieban engagiert zwischen 1877 und
1881, und weiter in Berlin 1882-1912 - noch 1933 war er
imstande Mime zu singen, aber später war es ihm nicht mehr
nicht nur des vorgeschrittenen Alters wegen, sondern wegen
seiner jüdischen Abstammung, möglich. (Riemann 2/1961: 68,
Kutsch-Riemens 1962: 224; 1982: 406)
Der Tenorist Max MIKOREY (Weihmichel, Bayern, 15. IX. 1850
- München, 29. IX. 1907) gehörte zu sehr häufigen Partnern
Terninas. Sein Lehrer, später auch Kollege, war der bekannte
Heinrich Vogl, welcher auch gelang ein Engagement für seinen
jüngeren Kollegen bei der Münchener Hofoper durchzusetzen.
Hier sang Mikorey von 1878 an. In Bayreuth ist er schon 1882-
84 als der Drite bzw. Zweite Knappe in "Parsifal" aufgetreten.
In den Opernchroniken wird er als einer der vortrefflichen
Opernsängern erwähnt. (Riemann 1919: 762; Riemann 1961: 219)
In diesen Jahren (1891-95) war in München auch Fanny
MORAN-OLDEN (Oldenburg, 28. IX. 1855 - Berlin, 13. II. 1905),
eine ausgezeichnete Sopranistin tätig. Sie war die Tochter des
Arztes Dr. Tapperhorn, welcher nich mit der Idee daß sein Kind
eine Opernsängerin wird einverstanden war. Trotz Allem brachte
sie durch daß sie eine musikalische Bildung in Dresden und
Hannover erhielt. Sie trat im Rahmen eines Konzertes im
Gewandhaus unter einem Künstlernamen zum ersten Male auf, und
noch später als Norma in der Dresdener Hofoper. Sie hatte
Engagements in Frankfurt (1878), Leipzig (1884-1891) und82
83
München. Ihr erster Mann war der Tenorist Karl Moran und der
zweite Theodor Bertram. Ihre Tochter Dora Moran war eine
Koloratursopranistin. Fanny Moran-Olden starb suf eine
tragische Weise in einer Irrenanstalt. (Riemann 1919: 779;
Mensi-Klarbach: 124-132)
Berta MORENA (eigentlich Mayer; Mannheim, 27. I. 1878 -
Rottach-Egern/Tegernsee, 7. X. 1952) war eine bekannte
Schönheit ihrer Zeit und ist auch eine erstklassige Sangerin
Dank dem Dringen des Malers Franz Lenbach (1836-1904) und der
Milka Ternina geworden. So konnte sie nach einem Studium bei
mehreren Lehrerinnen als Agathe in München debütieren. Bis zum
Ende ihrer künstlerischen Laufbahn (1924) ist sie München treu
geblieben, außer einigen Gastspielen in New York (1908-11,
1924-25), London (1914), Berlin, Hamburg, Amsterdam, Wien,
Barcelona usw. Sie wurde als eine große Isolde und Brünnhilde
gefeiert und hat Platten für zwei Firmen aufgenommen.
(Rosenthal 1973: 269; Kutsch-Riemens 1982: 482)
Noch einer unter mehreren guten Tenoren mit welchen die
Münchener Hofoper verfügte war der Veteran Franz NACHBAUR
(Schloß Giessen/Tettwang/Bodensee, 25. III. 1835 - München,
21. III. 1902). Zürst hat er Polytechnik studiert, nachher
aber begann er in Basel in einem Chor zu singen. Als Tenorist
ist er in Theatern in Lunéville, Mannheim, Hannover, Prag,
Darmstadt, Wien und München (1866-1890) aufgetreten. Bei der
Uraufführung von den "Meisteringern" 1868 sang er den
Stolzing. Auch er wurde zum Kgl. bayerischen Kammersänger
ernannt. (Riemann 1919: 804; Mensi-Klarbach: 111-116;83
84
Rosenthal 1973: 277)
Die große amerikanische Sopranistin Lillian NORDICA
(eigentlich Norton, Farmington/Maine, 12. V. 1857 - Batavia/
Java, 10. V. 1914) hat mehrere vortreffliche Plattenaufnahmen
sowie phonographische Zylindern (unter Anderem Maplesons
Piratenaufnahmen), auf welchen sie sehr gut klingt,
hinterlassen. In München hat sie in Gesellschaft von Milka
Ternina zweimal gesungen - am 11. X. 1894 und 8. IX. 1901.
Beide Male war sie Elsa von Brabant und Ternina die dämonische
Ortrud. (Riemann 1919: 888; Kutsch-Riemens 1962: 273;
Rosenthal 1973: 284; Kutsch-Riemann 1982: 505-506)
Im Jahre 1895 hat Ternina zum Partner den deutschen
Baritonisten Karl PERRON (Frankenthal/Pfalz, 3. I. 1858 -
Dresden, 15. VII. 1928) gehabt. Am 11. VIII. sang sie Senta,
Perron den Holländer, ferner am 13. VIII. Elisabeth und Perron
den Wolfram. Perron war ein Schüler von Hey und Stockhausen.
Am längsten war er an die Hofoper in Dresden gebunden (Kgl.
Kammersänger, Ehrenmitglied der Dresdener Oper, 1891-1913),
aber trat auch in vollem Glanz in Bayreuth von 1896 an auf
(Wotan, Amfortas). Bei den Uraufführungen von "Salome",
"Elektra" und "Rosenkavalier" kann auch sein Name bemerkt
werden. (Riemann 1919: 889; 2/1961: 390)
Noch im Dezember 1885 hat Ternina die Gelegenheit gehabt
mit dem weitberühmten Baritonisten Theodor REICHMANN (Rostock,
15. III. 1849 - Marbach/Bodensee, 22. V. 1903) in Marschners
"Hans Heiling" in Graz aufzutreten. Sie trafen sich wieder
mehrmals im Jahre 1893 und 1894 in München und sangen im84
85
"Fliegenden Holänder" (Reichmann als Holländer, Ternina als
Senta), in der "Walküre" (Reichmann als Wotan, Ternina als
Brünnhilde), im "Siegfried" (Reichmann als Wanderer, Ternina,
Brünnhilde), und schließlich im "Maskenball" (Ternina Amelia,
Reichmann Renato). Reichmann hat Gesang in Prag, Berlin und
Mailand studiert und debütierte in Magdeburg im Jahre 1869. Er
sang in Berlin, Rotterdam (1870), Straßburg (1872), Hamburg
(1873), München (1875), Wien (1882-89), Bayreuth (1882-1892,
der erste Amfortas), und wieder in Wien und Bayreuth. Er hat
grosee Triumphe in der Covent Garden und Metropolitan
gefeiert. (Riemann 1919: 963; 2/1961: 482; Rosenthal 1973:
331)
Anton van ROOY (Rotterdam, 1. I. 1870 - München, 28. XI.
1932) gehörte zu den meist geliebten und geschätzten Partnern
Terninas auf beiden Kontinenten. In München trafen sie sich
bei einem Konzert am 23. VIII. 1897, und in der Oper am 24. X.
1897 und am 25. I. 1898 in "Der Walküre" (Ternina als
Brünnhilde, van Rooy als Wotan) und in "Siegfried" am 27. X.
1897 (Ternina Brünhilde, van Rooy Wanderer). Dieser gefeierte
Bass-Baritonist war ein Schüler des Frankfurter Professors
Stockhausen und trat in Bayreuth 1897 zum erstenmal auf
(Wotan). Fast alljährlich war er in London (1898-1913) und New
York (1898-1908) Gast, später sang er meist in Frankfurt (von
1909). Unter Anderem nahm er zusammen mit Ternina Anteil bei
der "illegalen" Premiere des "Parsifal" in der Metropolitan
Opera 1903. Die wenigen "live" Piraten= und Grammofonaufnahmen
dieses bedeutenden Künstlers können uns nur zum Teil die von85
86
allen Kritikern gelobte hohe Qualität seiner Stimme
hervorzaubern. (Riemann 2/1961: 535; Kutsch-Riemens 1962: 320-
321; Rosenthal 1973: 342; Steane 1974: 92, 335, 584-5; Muzička
enciklopedija 3/1977: 228; Kutsch-Riemens 1982: 595-6)
Von 21. VIII. 1897 an wußte Ternina auf verschiedenen
Vorstellungen mit ihrer neuen Kollegin, der Sopranistin Fritzi
SCHEFF (geborene Anna Yäger; Wien, 30. VIII. 1879 - New York,
8. IV. 1954) teilzunehmen. An dem Abend war es die Aufführung
des "Così fan tutte" (Fiordiligi - Ternina; Despina -Scheff).
Fritzi Scheff hat zürst bei ihrer Mutter, Hortense Scheff,
ebenfalls Sängerin von Beruf, dann in München und Frankfurt
das Singen gelernt. Sie hat in Frankfurt 1897 in der Rolle der
Julia in "Romeo und Julia" (Gounod) debütiert, nachher sang
sie in München (1987-1900), Wien (1898), Covent Garden (1900-
1903) und Metropolitan (1900-1903). Mit der Zeit änderte sie
ihr "Fach", verließ die Oper und ist zum größten Operettenstar
Broadways geworden - noch in den dreißiger Jahren spielte sie
in Theaterstücken wie "Arsenic and Old Lace". (Rosenthal 1973:
358; Muzička enciklopedija 3/1977: 285; Kutsch-Riemens 1982:
622)
Karl SCHEIDEMANTEL (Weimar, 21. I. 1859 - 26. VI. 1926)
gehörte zu den großen Baritonisten - Partnern der Ternina. Im
Jahre 1893 sangen sie zusammen (11. VII. Scheidemantel
Wolfram, Ternina Venus; 12. IX. Scheidemantel Holländer,
Ternina Senta; 14., 19. IX. Scheidemantel Wolfram, Ternina
Venus und Elisabeth) und 1894 (13. IX. Scheidemantel Wolfram,
Ternina Elisabeth; 15. IX. Scheidemantel Telramund, Ternina86
87
Ortrud). Er gehörte zu der älteren Generation der Schüler
Stockhausens, und hat 1878 in seiner Geburtstadt debütiert. Er
war gerne in Bayreuth (Amfortas 1886), Dresden und in ganz
Europa gesehen. Es ist interessant daß er wahrend der ganze
Zeit seiner Sängerlaufbahn seine Stimme bei verschiedenen
Pädagogen ausbildete und daß er die Resultate seines enormen
Wissens in zwei Büchern veroffentlicht hat. In seiner weiteren
Laufbahn war er der erste deutsche Baron Scarpia, Kunrat und
Faninal, und befasste sich auch mit dem Leiten eines Theaters
und mit Regie. Es bestehen sieben seltendste Aufnahmen von ihm
aus den Jahre 1901 und 1907-8. (Riemann 1919: 1043; 2.1961:
591; Rosenthal 1973: 358-9; Muzička enciklopedija 3/1977: 285;
Kutsch-Riemens 1982: 622).
Katharina (Kathi) SENGER-BETTAQUE (Berlin, 2.VIII.1862
- ?) war von 1887 an Terninas Kollegin in Bremen und später
kam manchman nach München und sang mit ihr zusammen
(Sieglinde, Ternina Brünnhilde, 29. VI., 21. VII. 1893, 17.
VIII. 1894). Im Jahre 1895 wurde sie auch Mitglied der
Münchener Hofoper. Diese Dame war zuerst Tänzerin, und als
ihre schöne Stimme entdeckt worden war, wurde sie eine
Schülerin von Heinrich Dorn in Berlin. In Krolls Oper ist sie
zum erstenmal aufgetreten, und in der Kgl. Hofoper als Agathe
1879. Weiter folgten Engagements in Mainz (1880-82), Leipzig
(1883), Rotterdam (1884-88), Bremen (1888-92), Bayreuth
(1888), Hamburg (1893-94), München (1895-1906) und Stuttgart.
Diese Sopranistin hat 1897 auch den Titel der Kgl. bayerischen
Kammersängerin erhalten. (Spemann Nr.1202; Riemann 1919: 1097)87
88
Under den Münchener Bassisten war Gustav SIEHR
(Arnsberg/Westfalen, 17. IX. 1837 - München, 8. V. 1896), der
Kgl. Bayerische Kammersanger, ein angesehener Konzert= und
Opernsänger, zweifellos einer der besten. Er sang auch in
Bayreuth 1872 (Hagen) und 1882 (Gurnemanz). (Riemann 1919:
1106)
Es ist viermal geschehen daß Ternina den Beifall des
enthusiastischen Publikums mit der berühmten deutschen
Sopranistin Rosa SUCHER (geb. Hasselbeck; Velburg, Bayern, 23.
II. 1849 - Aachen, 16. IV. 1927) geteilt hat. So z. B. sangen
die beiden Damen am 1. und 19. IX. 1893 in "Tannhäuser" (Venus
- Sucher; Elisabeth - Ternina); 25. IX. 1893 und 26. IX. 1898
in der "Walküre" (Brünnhilde - Ternina; Sieglinde - Sucher).
Rosa Sucher war eine Münchener Schülerin und hat in Trier ihr
Debut gemacht. Es folgten Verpflichtungen in Danzig/Gdansk,
Berlin, Leipzig, London, Hamburg usw. Sie war sehr gesucht in
Bayreuth (1886-1894) und Amerika (1895). Im Jahre 1903 hat sie
sich in Berlin von Publikum verabschiedet und wirkte als
Gesangslehrerin in Wien. Ihr Gemahl war der Dirigent Joseph
Sucher (1843-1908). (Riemann 1919: 1162; 2/1961: 755;
Rosenthal 1973: 389)
Ein sehr häufiger Gesangspartner der kroatischen
Primadonna in München war der Tenor Heinrich VOGL (München,
15. I. 1845 - 21. IV. 1903). Er war der Nachfolger von Ludwig
Schnorr von Carolsfeld in der Rolle des Tristan, auch war er
der erste Loge und der erste Siegmund. In Bayreuth hat er von
1876 bis 1897 fast alle Tenorpartien gesungen und in London88
89
war er ein gerne gesehener Gast. Zuerst ging er in eine
Lehrerschule in Freising und begann als Lehrer in Ebersberg
zwischen 1862 und 1865 zu arbeiten. Er hat immer gerne
gesungen hat viel Zeit seinem Gesang gewidmet. Einmal wagte er
bei einer Audition vor dem damaligen Intendanten der
Hoftheater in München Wilhelm Schmitt zu erscheinen und
vorzusingen. Nach einigen Monaten Arbeit mit Franz Lachner
durfte Vogl in November 1865 als Max im "Freischütz" zu
debütieren. Auf diese Weise ist er bis zu seinem Tode mit der
Münchner Oper verbunden geblieben. Es wäre nicht uninteressant
zu bemerken daß er noch in vorgeschrittenen Jahren nach
Mailand fuhr um an seiner Stimme weiter zu arbeiten. Außer in
vielen Opern trat er auch bei Konzerten, besonders viel in
Bachs Oratorien auf. Ternina sang mit ihm zusammen bei der
Uraufführung seiner einzigen Oper "Der Fremdling" im Jahre
1899. (Riemann 1919:1266; Mensi-Klarbach: 104-110; Rosenthal
1973: 426; Muzička enciklopedija 3/1977: 691)
Die Gemahlin des Heinrich Vogl, Therese VOGL (geb.Thoma,
Tutzing/ Starnbergersee, 12. XI. 1845 - München, 29. IX. 1921)
geörte unter die führende Sopranistinnen in München und war
als Inerpretin Wagners Heroinen hoch geschätzt. Auf dieselbe
Weise wie Heirnich Vogl viele Jahre als der einzige Tristan in
Deutschland gepriesen worden war, so war sie sie einzige die
Isolde singen konnte. Sie war die erste Sieglinde, und in
London die erste Brünnhilde. Als eine Schülerin des
Konservatoriums in München trat sie in Karlsruhe 1864 zum
erstenmal auf, um ein Jahr später nach München zu kommen und89
90
dort für immer zu bleiben - Heinrich Vogl heiratete sie 1868.
Ternina wurde oft mit ihr und mit Mathilde Mallinger
verglichen. (Riemann 1919: 1266; Mensi-Klarbach: 104-110;
Rosenthal 1973: 426-7).
Dr. Raoul WALTER (Wien, 16. VIII. 1865 - München, 21.
VIII. 1917) war der Sohn des berühmten Tenoristen Gustav
Walter und der Bruder der Sopranistin Minna Walter. Er war in
München vielmals der Partner Terninas. Seine lyrische
Tenorstimme ist uns auf einigen sehr seltenen, in München
1905-07 aufgenommenen, Grammophonplatten erhalten geblieben.
Seine Bildung war vielseitig und bevor er sich dem Gesang
widmete hat er seinen Doktor in Philosophie gemacht und war
eine Weile österreichischer Staastbeamter. Als Sänger
debütierte er 1888 in Wien im Theater an der Wien. Es folgten
Engagements in Brünn/Brno 1889, und in 1891 München, wo er
lange Zeit der gefeierte lyrische Tenor, wie im Konzertsaal,
so im Theater, geblieben ist. Walter hat sich auch mit Regie
befaßt. (Riemann 1919: 1285; Mensi-Klarbach: 116-118; Kutsch-
Riemens 1982: 723-4).
Diesen Kranz großer Sängernamen welche Milka Ternina in
München umgaben schließen wir mit einem vortrefflichen
Bassisten. Heinrich WIEGAND (Fränkisch-Krumbach/Odenwald, 9.
IX. 1842 - Frankfurt/Main, 28. V. 1899) war vor München in
Zürich, Köln, Frankfurt (1873-7) engagiert, und bis 1877 hat
auch in Vereinigten Staaten, dann wieder in Leipzig (1878-
1882), Wien, Hamburg (1884-90) und zwischen 1891 und 1897, als
sich sein Geist verdunkelte, in München gesungen. Er war auch90
91
ein häufiger Gast in Bayreuth - hier sang er den König Marke,
auch Gurnemanz einige Saisons hindurch (1886, 1888, 1889,
1891). Sein Auftreten im "Ring" in Berlin 1881 und in London
1882 erregte großes Aufsehen. (Rieman 1919: 1309-10)
Im Rahmen der häufigen Gastspiele traten zusammen mit
Ternina in München viele, größtenteils deutsche Künstler,
welche in Theaterchroniken als bedeutende genannt werden. Von
den Sopranistinnen waren es die folgenden: Karolina FLOR,
Mathilde FRÄNKEL-CLAUS, Johanna GADSKI, Mathilde HOFFMANN,
Marie JOACHIM, Frl. KLEINO, Marianne KLENO, Elisabeth KÖNIG,
Pauline MEILHAC, Louise MEISLINGER, Henriette MOTTL, Hilda
PAZOFSKY, Frau STAVENHAGEN, Pauline STRAUSS DE AHNA und
Cäcilie von WENZ. Unter Mezzosopranistinnen und Altistinnen
erwähnen wir Frau FEINHALS, Emanuela FRANK, Rosa KOHLBERG,
Margarethe MATZENAUER, Frau RANCO, Ernestine SCHUMANN-HEINK
und Gisela STAUDIGL. Die Tenore-Gäste waren: Georg ANTHES,
Karel BURRIAN, Ejnar FORCHHAMMER, Emil GERHÄUSER, Wilhelm
GRÜNING, Sebastian HOFMÜLL, Paul KALISCH, Martin KLEIN, Max
PICHLER, Nicolaus ROTHMÜLL, Matthias SCHLADDENBERG und Gustav
SCHWEIGER; Baritonisten: Fritz FRIEDRICHS, Leone FUMAGALLI,
Jean von GORKOM, Emmanuel KROUPA, Demeter POPOVICI, Vladimir
REDER, Otto SCHELPER und Karl Somer; Bassisten: Robert BLASS,
Georg DÖRING, Karl GRENGG, Emil HOLM, Rudolf SCHMALFELD,
Ludwig SCHRAUFF, Anton WERNER und Rudolf WITTEKOPS. Einige von
diesen Namen sind auch heute dem Opernhistoriker bekannt, und
damals waren sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in der
Österreichisch-Ungarischen Monarchie sehr geschätzt, mehrere91
92
Sänger haben sogar Covent Garden und Metropolitan Opera
erobern können.
DIRIGENTEN
In München hat M. Ternina das Glück gehabt mit den besten
deutschen Dirigenten der Epoche zu arbeiten:
Max von ERDMANNSDÖRFER (Nürnberg, 14. VI. 1848 - München,
14. II. 1905) war ein Schüler des Leipziger Konservatoriums,
und in Dresden studierte er bei Dietz. Er begann seine
Laufbahn in Sondershausen als Hofkapellemister (1871-80), wo
er viel zeitgenössische Musik propagierte. Nach einem kürzerem
Aufhalten in Leipzig, nahm er 1882 das Angebot die Leitung der
Kaiserlichen russischen Musikgesellschaft und des
Stodentenorschesters in Moskau zu übernehmen. Zwischen 1889
und 1895 war er in Bremen und 1896-97 in Sankt Petersburg
tätig. Im Jahre 1897 ist er Hofkapellmeister und Professor an
der Musikakademie in München geworden - aber auf kurze Zeit,
denn er wurde 1898 pensioniert. Er ist der Komponist mehrerer
völlig vergessener Vokal= und Symphoniewerke. Erdmannsdörfer
leitete die Vorstellung der "Figaros Hochzeit" am 10. X. 1897,
in welcher Ternina die Gräfin interpretierte. (Riemann 1919:
308; 1/1959: 471; Muzička enciklopedija 1/1971: 535)
Franz von FISCHER (München, 29. VII. 1849 - 8. VI. 1918)
war Violoncellist und Dirigent zugleich. Unter Hans Richter
war er 1870 Solocellist in der Nationaloper in Ofen/Budapest,
dann war er in München und bei Wagner in Bayreuth (1876)
tätig, zwischen 1877-79 war er Hofkapellmeister in Mannheim,
und nachher hatte er diesselber Stellung in München inne. Er92
93
wurde 1912 mit dem Titel Generalmusikdirektor in Ruhestand
gesetzt. Wagner schätzte ihn besonders wegen seiner
Musikalität und wegen seiner organisatorischen Fähigkeiten,
welche bei der Gründung der Bayreuther Festspiele zum Ausdruck
kamen. Cosima Wagner gestattete nur Levi und ihm die Leitung
von "Parsifal". Ternina sang unter ihm öfters, in Bayreuth
auch. (Riemann 1919: 334; Mensi-Klarbach: 94-98).
Generalmusikdirektor Herman LEVI (Giessen, 7. XI. 1839 -
München, 13. V. 1900) war ein Schüler von Lachner und begann
seine Laufbahn in Saarbrücken (1859-61), setzte sie in
Rotterdam fort (1861-65). Bevor er zu München befohlen worden
ist war er Hofkapellmeister in Karlsruhe (1864-72). Er
dirigierte die Uraufführung von "Parsifal" trotz seiner
jüdischen Abstammung und trotz Wagners ausgesprochenem
Antisemitismus. Vier Jahre vor dem Tode ist er pensioniert
worden. In München war er nicht nur als Dirigent (sein Name
erscheint auf Theaterzetteln erst vom 14. I. 1893), sondern
auch als Übersetzer tätig. Ternina z. B. sang seine
Auffassungen der Libretti von "Gwendoline", "Così fan tutte",
"Don Giovanni", "Figaros Hochzeit" und "Trojaner". Seine
Vielseitigkeit hat sich auch im Komponieren und
Schriftstellerwerken abgespiegelt. (Riemann 1919: 673; Mensi-
Klarbach: 86-94; Riemann 2/1961: 63-4; Rosenthal 1973: 222;
Muzička enciklopedija 2/1974: 449)
Felix MOTTL (Unter-Sankt-Veit/ Wien, 24. VIII. 1851 -
München, 2. VII. 1911) leitete zwischen 1893 und 1896 mehrere
Opernvorstellungen in welchen Ternina sang - auch am 1. IX.93
94
1906 dirigierte er, ohne es zu wißen, die letzte Vorstellung
in welcher sie überhaupt aufgetreten ist. Dieser Dirigent und
Komponist hat in Wien studiert, einer von seinern Lehrer war
Bruckner. In Wien hat er 1875 zu dirigieren begonnen, und ein
Jahr nachher ist er Wagners Assistent in Bayreuth geworden.
Nach Bayreuth kommt er immer wieder zwischen 1886 und 1902. Im
Jahre 1881 ist er Hofkapellmeister in Karlsruhe geworden, und
dort blieb er bis 1903, als er nach München kam. Ein Jahr
nachher ist er zum Direktor der Musikalischen Akademie ernannt
worden und 1907 kommt auch die Leitung der Hofoper dazu. Mottl
galt als der beste Dirigent seiner Zeit; davon konnte sich das
Publikum aller großen Kulturzentern der Welt überzeugen.
(Riemann 1919: 785-6; Mensi-Klarbach: 101-104; Riemann 2/1961:
261; Rosenthal 1973: 271, Muzička enciklopedija 2/1974: 617)
Unter der Leitung von Hugo RÖHR (Dresden, 13. II. 1866 -
7. VI. 1937), einem Dresdener Schüler und Kapellmeister in
Augsburg, Prag, Breslau/Wroclaw, Mannheim und seit 1896 in
München, hatte Ternina mehrmals die Gelegenheit gehabt zu
singen, so z. B. am 21. XI. 1896 als sie Santuzza sang,
weiterhin am 29. IX. 1900 ("Der fliegende Holländer") und am
18. X. 1900 ("Lucrezia Borgia"). Röhr hat sich nach 1912 mehr
der pädagogischen Arbeit gewidmet. Er hat auch einige
Kompositionen (Lieder, Opern) hinterlassen. (Riemann 1919:
996; 2/1961: 525)
Der Pianist und Dirigent Bernhard STAVENHAGEN (Geriz/Reuß,
25. XI. 1862 - Genf, 26. XII. 1914) kam 1898 als
Hafkapellmeister nach München, wo er von 1901 bis 1904 auch94
95
die Musikalische Akademie geleitet hat. Seit 1907 lebte er und
war in Genf tätig. Unter Stavenhagens Lehrern muß man Franz
Liszt erwähnen. Er war ein Laureat des Mendelssohn-Preises
1880. In Weinmar war er Hofpianist und später auch Dirigent.
Er hat auch Lieder und verschiedene Klavierstücke gedichtet.
Am 22. V. 1899 dirigerte er den "Lohengrin" mit Ternina und
1900 leitete er weitere fünf Vorstellungen in welchen sie sang
(21., 23., 16. IX., 3, 5. X.). (Riemann 1919: 1139; 2/1961:
720; Muzička enciklopedija 2/1974: 446)
Über Richard STRAUSS (München, 11. XI. 1864 - Garmisch, 8.
IX. 1949) wäre auf dieser Stelle überflüssig zu sprechen. Im
Jahre 1886 ist er der dritte Hofmusikdirektor in München
geworden, drei Jahre später Hofkapellmeister in Weimar. Er
kehrte nach München zurück und hier dirigierte er von 1894 bis
1898. Es sollte auch erwähnt werden daß er Glucks "Iphigenie
in Aulis" überarbeitet hat und daß er 1894 die Sängerin
Pauline de Ahna geheiratet hat. (Riemann 1919: 1157; Muzička
enciklopedija, 3/1977: 469-471)
Felix WEINGARTNER (Zadar/Zara, 2. VI. 1863- Winterthur, 7.
V. 1842) leitete in München nur eine Vorstellung mit Ternina -
es war am 12. VIII. 1904 im Prinzregententheater. Dieser große
Dirigent war in Königsberg, Danzig/Gdansk, Hamburg, Mannheim
und Berlin tätig. In München hat er Kaims-Orchester 1898-1903
geleitet und zwischen 1908 und 1911 ist er Direktor der K. u.
k. Hofoper in Wien gewesen. Es folgten Stellen in Hamburg,
Darmstadt, wieder Wien, Basel und Interlaken. (Riemann 1919:
1297-8; Muzička enciklopedija 2/1977: 722)95
96
Hermann ZUMPE (Taubenheim, 9. IX. 1850 - München 4. IX.
1903) hat 1898 in London mit Ternina mitgearbeitet und in
München hat er verschiedene Vorstellungen mit ihr zusammen im
Jahre 1901 (29. VIII, 6., 8. IX.) und 1902 (30. VIII.)
geleitet. Dieser tüchtige Dirigent hat Richard Wagner bei
seinem ersten "Ring" 1873-76 geholfen. Sonst war er in
Leipzig, Salzburg, Würzburg, Magdeburg, Frankfurt, Stuttgart,
Schwerin und München (1900-1903) tätig und hat auch
komponiert. (Riemann 1919: 1232-11353; Mensi-Klarbach: 98-101;
Riemann 2/1961:974; Rosenthal 1973: 446; Muzička enciklopedija
3/1977:767)
DAS FRÖHLICHE ERSCHALLEN AUS DER VERGANGENHEIT
Am 3. Oktober 1937 erschien in den "Münchner Neuesten
Nachrichten" die folgende Geschichte:
Die ohne Namen. Erzählung aus dem Theaterleben/ von Max Bayrhammer
Im Hochsommer des Jahre 1898 saß der Direktor einer österreichischen
Provinzbühne auf seinem Büro, stützte sorgenvoll sein Haupt auf die Hand und
murmelte vor sich hin: "Mit meiner Primadonna bin i in der letzten Saison schön
reingfalln. Fesch ausgschaun duat s' freili, aber mit der Stimm' wirds alleweil
schlechter und schlechter. Und dabei hat's no für die nächste Saison an
unkündbaren Kontrakt! - Also da hilft nix, i muaß für den Herbst a paar Gastspiel'
von einem berühmten Star oder sonst an vollwertigen Ersatz bringen!"
Es war gerade schönes Wetter und der Direktor beschloß, das angenehme mit
dem nützlichen zu verbinden, nämlich mit dem Rad nach München zu fahren, um
die berühmte Sangerin Ternina womöglich für einige Gastspiele zu verpflichten. In
einem Dorf zwischen Innsbruch und Kufstein hatte er einen Raddefekt. Mißmutig
ging er, während die Dorfbewohner sich daran machten, das Vehikel wieder
96
97
auszubeßern, dem Ort entlang spazieren. Da hörte er plötzlich aus einem Hause die
schönste, frischeste, reinste und gefühlvollste Stimme von der Welt erschallen. Man
denke sich sein Erstaunen!
Er näherte sich dem betreffenden Gebäude und befand sich bald dem
Gegenstand seiner Aufmerksamkeit gegenüber. Die Sängerin war ein kräftiges,
großes, schönes Mädchen in einem schlichten Dirndlgewand. Der Bühnengewaltige
trat heran und frug, ob das Fräulein Gesang studiert hätte oder ob alles sueben
Gehörte nur reines Naturtalent seil. Die Gefragte antwortete: "Ja, ich kenne schon
etwas Musik, auch nach Noten!"
Augenblicklich zog der Direktor einige Blätter aus dem "Freischütz", die er
zufällig bei sich hatte, aus seiner Tasche, und bat die Sangerin ihm einige Takte aus
der Partie der "Agathe" vorzusingen. Die Gebirglerin lächelte und sang mit
ebensoviel Anmut, künstlerischem Vortrag und musikalischer Genauigkeit.
Der Direktor war vor Entzücken außer sich.
"Sie Fräulein", sagte er, "ich war im Begriff nach München zu radeln, um
Fräulein Ternina, die große Berühmtheit, für mein Theater als Gast engagieren. Weil
i aber durch an glücklichen Zufall Sie gfunden hab, is meine Reis' völlig zwecklos
geworden. Sie ersetzen mit tatsächlich die Ternina. Ich biete ihnen 200 Kronen für
die Vorstellung und verpflichte Sie vorläufig für zwölf Abende, wenn Sie die Partien
studiert haben."
"Und wieviel hätten Sie denn der Ternina gegeben?" frug naiv das Fräulein im
Dirndlkostüm.
"Ja, die Ternina, dös is was anders! Der hätt i wenigstens 1000 Kronen pro
Abend geben müßen!"
"Ja, und warum bekomme ich denn um so viel weniger?"
"Aber, Fräulein, bedenken S'do: Die Ternina hat einen Pfundsnamen, während
Sie vorderhand noch so gut wie gänzlich unbekannt sind!"
97
98
"Herr Direktor, vor einem Augenblick haben Sie mir gesagt, ich könnt Ihnen die
Ternina vollständig ersetzen! Drum verlange ich genau dasselbe, was Sie für die
Ternina bestimmt haben. Nicht a Krönrl laß ich runter handeln."
"Aber schaugn S' Fräulein, des ist unmöglich: I muß Sie dorch erst lancieren! -
Also meinetwegen Fräulein, wollen S' 300 Kronen? Da ließ sich am End noch reden."
"Nein"
"Alsdann is nix z'machen, Sie ungeschickte Urschel Sie! Weiter kann i net gehn!"
Da die Sängerin schwieg, wollte der Direktor mit einem kurzen "Servus" die
Unterhaltung beenden.
"Warum wollen S' denn jetzt gehn?" Warf das Mädchen mit einem
verführerischen Lächeln noch einma ein.
"Kruzitürken, ich hab Ihnen doch schon gsagt: Weil Ihr Name noch unbekannt
ist, riskier ich alles, Sie nix! Sie hätten ihr Lebensglück machen können, wenn S'
schön brav kloan angfangen hätten, wie sich's gehört. Aber Sie schlagen meinen
Antrag in den Wind!... Also zum letztenmal: Pfüat Gott! Segn S', jetzt muß i do die
Ternina holn!"
Es schwang sich auf das unterdessen reparierte Rad und fuhr ab.
*
Der Direktor kam ein paar Tage später in München an und erkundigte sich
nach Ternina. Der Intendant antwortete ihm: Fräulein Ternina sei auf zwei Monate
verreist und verlebe ihren Urlaub bei Bekannten auf dem Lande.
"Wo?"
"In Tirol."
"Und wo da?"
"In dem Dorfe N., zwischen Innsbruck und Kufstein."
"Was in dem Dorfe, in dem ich den Radunfall hatte?...Ich bin verloren!"
Aber Theaterdirektoren sind immer nur einen Augenblick verloren, rasch raffen
98
99
sie sich zusammen und suchen den besten Ausweg. So reiste we augenblicklich
wieder ab, kam nach Tirol zurück und fand sein "Singendes Dirndl" noch vor,
allerdings in einer jetzt für ihn respektvolleren Gestalt.
"Fräulein", rief er aus "ich weiß jetzt wer Sie sind! Ich wiederhole, frech, wie ich
bin, meinen abermaligen Gastspielantrag, obwohl Sie das grausamste Spiel mit mir
getrieben haben."
"Ich? Hören Sie, Herr Direktor, da Sie mich jetzt kennen und da Sie vor einigen
Tagen so unklug waren, mich, die "Ungeschickte Urschel", nicht einmal in der Eile
nach dem Namen frugen, da Sie zudem die erste beste, die Sie gerade antrafen, mir
vorziehen wollten, so erkläre ich Ihnen rundweg, daß ich jetzt überhaupt kein
Gastspiel mit Ihnen abschließe."
Der Direktor wollte erst verzweifeln. Es gelang ihm aber, die Primadonna
schließlich noch zu überreden, nach langem Flehen und unter der Zusicherung eines
Abendhonorares von 3000 Kronen für jede Gastvorstellung,
Als die Versöhnung vollständig besiegelt war, erklärte die berühmte Sangerin
sogar, sie beanspruche von einem der Gastspielabende überhaupt nichts für sich.
"Oh, ich dank' Ihnen für dieses Entgegenkommen", sagte freudestrahlend der
Direktor.
"Missverstehen Sie mich nicht!" gab die Ternina mit feinem Lächeln zurück, "für
Sie springt deshalb doch nichts dabei heraus. Sie bezahlen auch an diesem Abend
das Honorar. Ich verzichte nur für meine Person darauf. Wir stiften es nur für einen
woltätigen Zweck."
"Nämlich?" warf der Direktor ein.
"Zur Unterstützung junger Kolleginnen, die etwas können, aber die keinen
Namen haben!"
Unser Theaterdirektor soll in späteren Tagen vorsichtiger geworden sein.
AUFTRITTSVERZEICHNISS99
100
1889
15.VII. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
18.VII. "Amelia oder: Der Maskenball" (Verdi) - Amelia
23.VII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
1890
3.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
12.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
16.VI. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
30.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
3.VIII. "Fidelio (Beethoven) - Leonore
8.VIII. "Der Maskenball" (Verdi) - Amelia
14.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
20.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
27.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
2.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
5.IX. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
12.IX. "Figaros Hochzeit" - Gräfin
24.IX. "Faust" (Gounod) - Margarethe
2.X. "Die Jüdin" (Halevy)* - Recha (*neu einstudiert)
5.X. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
9.X. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha
30.X. "Euryanthe" (Weber)* - Eglantine von Puiset (*neu
einstudiert)
7.XI. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha
20.XI. "Gwendoline" (Chabrier)* - Gwendoline (*zum ersten
Male)
23.XI. "Gwendoline" (Chabrier)* - Gwendoline (*zum ersten100
101
Male wiederholt)
28.XI. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline
30.XI. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
7.XII. "Der Rattenfänger von Hameln" (Nessler)* - Gertrud
(*neu einstudiert)
14.XII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
17.XII. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (*Beethovens
Geburtstag)
21.XII. "Oberon" (Weber) - Rezia
26.XII. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline
28.XII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
1891
4.I. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
14.I. "Der Maskenball" (Verdi) - Amelia
16.I. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline
20.I. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
2.II. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
4.II. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline
13.II. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
15.II. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
20.II. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
27.II. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
9.III. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
29.III. "Oberon" (Weber) - Rezia
21.IV. "Der Cid" (Cornelius)* - Chimene (*zum ersten Male)
24.IV. "Der Cid" (Cornelius)* - Chimene (*zum ersten Male
wiederholt)101
102
3.V. "Der Cid" (Cornelius)* - Chimene (*zu Ehren des
erstmaligen Erscheinens der neuvermählten Prinzen Alfons von
Bayern und Prinzessin Louise von Bayern, Herzogin von Alençon)
14.V. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene
18.V. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
22.V. "Der fliegende Holländer" (Wagner)* - Senta
(*Richard Wagners Geburtstag)
28.V. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene
18.VI. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene
21.VI. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
23.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
29.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
3.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
16.VIII. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
30.VIII. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
5.IX. "Die Hugenotten" (Meyerbeer)* - Valentine (*zum
100jährigen Geburtstag Meyerbeer's)
9.IX. "Der Cid" (Cornelius)* - Chimene (*zu Ehren der
Anwesenheit des Deutschen Kaisers Wilhelm II.)
12.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
22.IX. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
27.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
29.IX. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene
4.X. "Catharina Cornaro" (Lachner)* - Catharina Cornaro
(*Oktoberfest, neu einstudiert)
16.X. "Catharina Cornaro" (Lachner) - Catharina Cornaro
20.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore102
103
25.X. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
30.X. "Lohengrin" (Wagner)* - Ortrud (*zum 150. Male)
4.XI. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha
6.XI. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene
24.XI. "Fidelio" (Beethoven" - Leonore
26.XI."Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
29.XI. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
2.XII. "Catharina Cornaro" (Lachner) - Catharina Cornaro
5.XII. "Idomeneus" (Mozart)* - Idamantes (*zur Feier von
Mozarts hundertstem Todestag; neu einstudiert)
10.XII. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore (*in Regensburg)
13.XII. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (*zur Feier
von Mozarts hundertstem Todestag)
26.XII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
1892
1.I. Konzert am Hofe
10.I. "Asräl" (Franchetti)* - Nefta (*zum ersten Male)
12.I. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
17.I. "Asräl" (Franchetti)* - Nefta (*zum ersten Male
wiederholt)
19.I. "Aida" (Verdi)* - Aida (*neu einstudiert)
24.I. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
24.IV. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
27.IV. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
8.V. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
12.V. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
15.V. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore103
104
21.V. Konzert des Wagner-Vereines: 3 Lieder von Cornelius
und 3 von Liszt
5.VI. "Oberon" (Weber) - Rezia
10.VI. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline
16.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
19.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus (zum ersten Mal)
26.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus
7.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus
9.VIII. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
12.VIII. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
15.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
26.VIII. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline
9.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
11.IX. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
13.IX. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
16.IX. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
23.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
30.IX. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha
4.X. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira (zum ersten Mal)
13.X. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha
20.X. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira
21.X. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
27.X. "Aida" (Verdi) - Aida
6.X. "Oberon" (Weber) - Rezia
9.XI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
20.XI. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene
24.XI. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (* Vorabend zur 104
105
Perfalls 25-Jährigen Feier; zum Besten der Stadtarmen.
Ausser Abonnement mit ermässigten Preisen)
27.XI. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
30.XI. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
2.XII. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
27.XII. Konzert in Würzburg
28.XII. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira
1893
2.I. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira
4.I. "Djamileh" (Bizet)* - Djamileh (*zum ersten Mal)
8.I. "Aida" (Verdi) - Aida
14.I. "Djamileh" (Bizet)* - Djamileh (*zum ersten Mal
wiederholt)
15.I. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha
24.I. "Djamileh" (Bizet) - Djamileh
27.I. "Die Zauberflöte" (Mozart)* - Die erste Dame
(*Mozarts Geburtstag)
29.I. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz)* - Dido (*zum
ersten Mal)
2.II. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz)* - Dido (*zum
ersten Mal wiederholt)
5.II. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
7.II. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz) - Dido
16.II. Konzert mit Senger
18.II. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
23.II. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
26.II. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde105
106
6.III. Konzert im Odeon - Requiem (Verdi) mit dem
Oratorium-Verein
9.III. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz) - Dido
20.III. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
21.III. Konzert der Musikalischen Akademie: "Sulamieh"
(Chabrier) - La Sulamita
2.IV. "Oberon" (Weber) - Rezia
5.IV. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz) - Dido
13.IV. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline
16.IV. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
22.IV. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene
28.IV. "Tannhäuser" (Wagner)* - Venus (*neu einstudiert)
30.IV. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus
5.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus
9.V. "Sonntagsmorgen" (Schjelderup)* - Borghild (*zum
ersten Male)
11.V. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
14.V. "Tannhäuser" (wagner) - Elisabeth
22.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
28.V. "Die Trojaner in Karthago (Berlioz) - Dido
30.V. "Sonntagsmorgen" (Schjelderup)* - Borghild (*zum
ersten Male wiederholt)
"Der Cid" (Cornelius) - Chimene
8.VI. "Undine" (Lortzing)* - Bertalda (*neu einstudiert)
9.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
11.VI. "Undine" (Lortzing) - Bertalda
20.VI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta106
107
29.VI. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
11.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus
15.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
21.VIII. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
23.VIII. "Siegfried" (Wagner) -Brünnhilde
25.VIII. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
1.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
12.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Venus
14.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus
19.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
25.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
27.IX. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
29.IX. "Götterdämmerung" (Wagner) -Brünnhilde
7.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
10.X. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
25.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
28.X. "Undine" (Lortzing) - Bertalda
29.XI. "Die Rantzau" (Mascagni)* - Luise (*zum ersten
Male)
2.XI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
4.XI. Konzert in Constanz
8.XI. Konzert in Frankfurt am Main
11.XI. "Die Rantzau" (Mascagni)* - Luise (*zum ersten Male
wiederholt)
26.XI. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
27.XI. Konzert in Augsburg
2.XII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth107
108
5.XII. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
8.XII. "Die Rantzau" (Mascagni) - Luise
10.XII. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
17.XII. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (*Beethovens
Geburtstag)
21.XII. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira
1894
3.I. "Die Rantzau" (Mascagni) - Luise
14.I. "Don Juan" (Mozart) - Donna Anna
16.I. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
20.I. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
26.I. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha
31.I. Konzert in Zagreb/Agram
1.II. Matinee in Zagreb/Agram
4.II. Konzert in Graz
7.II. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
11.II. "Aida" (Verdi) - Aida
17.II. "Die Rantzau" (Mascagni) - Luise
23.II. Konzert der Musikalischen Akademie im Odeon
25.II. "Die Rantzau" (Mascagni) - Luise
3.III. "Der fliegende Holländer" (Wagner)* - Senta (*neu
einstudiert)
4.II. Concert im K. Hof- und National=Theater: Mainacht
(Brahms); Das alte Lied, Sommerabend (Lassen),
Klavierbegleitung: Raoul Koczalski
10.III. "Der Maskenball" (Verdi) - Amelia
12.III. "Der fliegende Holländer" (Wagner)* - Senta108
109
(*wiederholt; bei festlich beleuchtetem Hause, zur Feier der
Geburtsfestes des Prinz-Regenten Luitpold)
11.IV. "Die Walküre" (Wagner)* - Brünnhilde (*neue
Dekoration)
15.IV. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
17.IV. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
22.IV. "Aida" (Verdi) - Aida
24.IV. Konzert in Prag
26.IV. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
10.-16.V. Musikfest in Aachen
17.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
22.V. "Lohengrin" (Wagner)* - Ortrud (*Richard Wagner's
Geburtstag; zum ersten Male in neuer Inszenirung und
Ausstattung; neu einstudiert)
24.V. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
27.V. Matinee im Museumssaal: Konzert zu Ehren Mathilde
Mallinger
31.V. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
7.VI. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde
14.VI. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
21.VI. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa von Brabant
24.VI. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa von Brabant
5.VII. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isoldens Liebestod
(*Konzertauftritt in Moskau, im Rahmen der
Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Nikolaus II.)
12.VIII. "Die Walküre" (Wagner)* - Brünnhilde (*neue
Dekoration)109
110
14.VIII. "Siegfried" (Wagner)* - Brünnhilde (*neue
Dekoration)
16.VIII. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
26.VIII. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde
9.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde
23.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
25.IX. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
27.IX. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
3.X. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
7.X. "Die Zauberflöte" (Mozart) - Die erste Dame
11.X. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
14.X. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
22.X. Konzert mit Pipo Conti im Odeon
25.X. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline
31.X. "Uthal" (Méhul)* - Malvina (*neu einstudiert)
1.XI. Konzert der Musikalischen Akademie im Odeon
9.XI. "Uthal" (Méhul)* - Malvina (*Reprise)
10.XI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
17.XI. "Manfred" (Byron) - Astarte
23.XI. "Die Walküre" (Wagner)* - Brünnhilde (*in
Amsterdam)
28.XI. "Dalibor" (Smetana)* - Milada (*zum ersten Mal)
29.XI. "Manfred" (Byron) - Astarte
1.XII. "Dalibor" (Smetana)* - Milada (*zum ersten Male
wiederholt)
5.XII. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde
16.XII. "Dalibor" (Smetana) - Milada110
111
20.XII. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
28.XII. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira
30.XII. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira
1895
4.I. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
6.I. Konzert mit D'Andrade und Del Grande
8.I. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
10.I. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
15.I. "Die Fledermaus" (J.Strauss)* - Prinz Orlofski (*zum
Besten der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger)
19.I. "Die Fledermaus" (J.Strauss)* - Prinz Orlofski (*zum
Besten des Journalisten- und Schriftstellervereins)
20.I. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha
15.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (*K.
Residenztheater; neu einstudiert)
17.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
19.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
23. u. 24. II. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (*in
Meiningen)
27.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
12.III. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (* bei
festlich beleuchtetem Hause; zur Feier des Geburtsfestes des
Prinzregenten Luitpold)
14.III. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
19.III. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
24.III. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz)* - Dido (*neu
einstudiert)111
112
27.III. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz) - Dido
29.III. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
31.III. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
2.IV. "Lohengrin" (Wagner)* - Ortrud (*zu Ehren des in
München tagenden 13. Congresses für innere Medicin)
4.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
8.IV. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
15.IV. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde
17.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
18.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
20.IV. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
25.IV. Konzert in London (indisponiert)
8.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
10.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
16.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
17.V. Wohltätigkeitskonzert für Ljubljana/Laibach:
"Carmen" (Bizet) - Arie der Micaëla
19.V. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
21.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
23.V. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
28.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
31.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
4.VI. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
6.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (*anstatt am
5. VI. als Ternina unpässlich geworden war; K. Residenz-
Theater)
8.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin 112
113
12.VI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
14.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin
18.VI. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha
20.VI. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
22.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
7.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
11.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
13.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
2.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
11.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
13.IX. "Tannhäuser" (Wagner)* - Elisabeth (*anstatt Frl.
Dressler)
15.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
18.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
20.IX. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
22.IX. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
28.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
4.X. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
10.X. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
13.X. "Carmen" (Bizet) - Micäla
14.X. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
19.X. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
6.XI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
7.XI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
12.XI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
17.XI. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
20.XI. Konzert: Pena d'amore; M'ama...non m'ama113
114
(Mascagni), Klavierbegleitung: P. Mascagni
24.XI. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa
28.XI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
1.XII. "Die Afrikanerin" (Meyerbeer)* - Selika (Terninas
Auftritt in dieser Vorstellung unsicher) (*neu einstudiert)
8.XII. "Die Afrikanerin" (Meyerbeer) - Selika
15.XII. "Die Afrikanerin" (Meyerbeer) - Selika
26.XII. "Don Juan" (Mozart) - Donna Anna
1896
19.IV. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
23.IV. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
29.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
3.V. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
6.V. "FIgaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
13.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
17.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
21.V. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
29.V. "Don Giovanni" (Mozart)* - Donna Elvira (*K.
Residenztheater; neue Inszenirung und Ausstattung)
31.V. "Don Giovanni" (Mozart) - Donna Elvira
16.VI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) -Senta
21.VI. "Don Giovanni" (Mozart) - Donna Elvira
25.VI. "Don Giovanni" (Mozart) - Donna Elvira
27.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
29.VI. "Don Giovanni" (Mozart) - Donna Elvira
2.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
6.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth114
115
9.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
11.VIII. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
15.VIII. "Lohengrin" (Wagner) - Leonore
16.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
3.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
5.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
10.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
13.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
17.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
20.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
22.IX. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
26.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa
29.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
4.X. "Die Afrikanerin" (Meyerbeer) - Selika
8.X. "Oberon" (Weber) - Rezia
15.X. "Oberon" (Weber) - Rezia
22.X. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline
25.X. Konzert für das russische Kaiserpaar in Darmstadt
28.X. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
30.X. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline
19.XI. "Die Zauberflöte" (Mozart) - Die erste Dame
21.XI. "Cavalleria rusticana" - Santuzza (zum ersten Male)
25.XI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
28.XI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
10.XII. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
13.XII. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
17.XII. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (*Beethoven's115
116
Geburtstag)
26.XII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
30.XII. "Die Walküre" (Wagner) -Brünnhilde
1897
24.I. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
27.I. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (*Mozart's
Geburtstag)
7.XII. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene
13.II. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
21.II. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
23.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
28.II. "Die Fledermaus" (J.Strauss) - Prinz Orlofski
1.III. "Die Fledermaus" (J.Strauss) - Prinz Orlofski
10.III. "Der Cid" (Cornelius) -Chimene
14.III. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
21.III. "Lohengrin" (Wagner)* - Ortrud (*Gedächtnissfeier
zum 100. Geburtstage Kaiser Wilhelm's I.)
1.IV. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
4.IV. "Oberon" (Weber) - Rezia
13.IV. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
19.IV. "DIe Afrikanerin" (Meyerbeer) - Selika
22.IV. "Lohengrin" (Wagner)* - Ortrud (*anstatt Frl.
Frank)
24.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
5.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
8.V. "Ingwelde" (Schillings)* - Ingwelde (*zum ersten
Male)116
117
16.V. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
19.V. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
27.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
30.V. "Ingwelde" (Schillings)* - Ingwelde (*zum ersten
Male wiederholt)
1.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
11.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
25.VI. "Così fan tutte" (Mozart)* - Fiordiligi (*zum
ersten Male nach dem Original in neuer Inszenirung und
Ausstattung, auf der drehbaren Bühne; K. Residenz-Theater)
27.VI. "Così fan tutte" (Mozart)* - Fiordiligi (*zum
ersten Male wiederholt)
29.VI. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
21.VIII. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
23.VIII. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolden's
Liebestod (*Wohltätigkeits=Concert zum Besten der durch
Hochwasser Geschädigten)
25.VIII. "Cosìfan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
28.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
31.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
2.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
4.IX. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
7.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
9.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa
11.IX. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
14.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
18.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin117
118
22.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
25.XI. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa
28.IX. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
2.X. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
10.X. "Sarema" (Zemlinszky)* - Sarema (*zum ersten Male)
16.X. "Sarema" (Zemlinszky)* - Sarema (*zum erten Male
wiederholt)
18.X. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
20.X. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
24.X. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
27.X. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
27.X. "Sarema" (Zemlinszky) - Sarema
3.XI. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
14.XI. "Oberon" (Weber) - Rezia
17.XI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
20.XI. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
2.XII. "Lucrezia Borgia" (Donizetti)* - Lucrezia Borgia
(*neu einstudiert)
4.XII. "Lucretia Borgia" (Donizetti) - Lucrezia Borgia
9.XII. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
16.XII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
19.XII. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine
22.XII. "Così fan tutte" (Mozart) -Fiordiligi
26.XII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
1898
11.I. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
14.I. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore118
119
16.I. "Lucrezia Borgia" (Donizetti) - Lucrezia Borgia
20.I. "Ingwelde" (Schillings) - Ingwelde
22.I. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
25.I. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde
13.II. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
16.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
18.II. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
27.II. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
25.III. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
27.III. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
5.IV. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
11.IV. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
13.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
16.IV. "Lucrezia Borgia" (Donizetti) - Lucrezia Borgia
18.IV. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
20.IV. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (*Fest-Vorstellung
zur Feier der silbernen Hochzeit des Prinzen und der
Prinzessin Leopold von Bayern)
23.IV. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
30.IV. "Die Zauberflöte" (Mozart)* - Die erste Dame (*Zum
ersten Male: nach dem Original in neuer Inscenirung und
Ausstattung)
1.V. "Die Zauberflöte" (Mozart) - Erste Dame
3.V. "Sarema" (Zemlinszky) - Sarema
5.V. "Die Zauberflöte" (Mozart) - Erste Dame
8.V. "Die Zauberflöte" (Mozart) - Erste Dame
13.V. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde119
120
15.V. "Siegfried" (Wagner) - Brünhilde
17.V. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
24.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
3.VI.-9.VII. Gastspiel in London (Royal Opera House Covent
Garden), 8 Auftritte
2.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
6.VIII. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
8.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
13.VIII. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
15.VIII. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
22.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (*anstatt
Mathilde Fränkel-Claus)
27.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
30.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
4.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa
13.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) -Senta
24.IX. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
26.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
28.IX. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
30.IX. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
4.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
9.X. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
11.X. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
18.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
22.X. "Lucrezia Borgia" (Donizetti) - Lucrezia Borgia
29.X. "Aida" (Verdi) - Aida
3.XI. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine120
121
5.XI. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
8.XI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
13.XI. "Oberon" (Weber) - Rezia
11.XII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
1899
3.IV. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
5.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin
8.IV. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
7.IV. "Lurlei" (v.Perfall) - Szene, für eine Sopranstimme,
vier Männerstimmen und Orchester (*zum ersten Male; Concert
der Musikalischen Akademie; im K. Odeon)
8.IV. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
20.IV. "Aida" (Verdi) - Aida
26.IV. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
7.V. "Der Fremdling" (Vogl)* - Nanna (*zum ersten Male)
10.V. "Der Fremdling" (Vogl)* - Nanna (*zum ersten Male
wiederholt)
18.V. "Der Fremdling" (Vogl) - Nanna
22.V. "Lohengrin" (Wagner)* - Elsa (*Wagner's Geburtstag)
26.V. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde
31.V. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi
4.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
12.VI. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
14.VI. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
16.VI. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
20.VI. "Der Fremdling" (Vogl) - Nanna
22.VI. "Aida" (Verdi) - Aida121
122
27.VI. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
30.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
31., 7., 11., 20.VIII. "Parsifal" (Wagner)* - Kundry
(*Bühnenfestspielhaus Bayreuth)
1900
21.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
23.IX. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
26.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
29.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta
1.X. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore
3.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore
5.X. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
10.X. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde
12.X. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde
14.X. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde
18.X. "Lucrezia Borgia" (Donizetti) - Lucrezia Borgia
1901
29.VIII. "Tannhäuser" (Wagner)* - Elisabeth
(*Prinzeregenten-Theater)
6.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
8.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud
12.IX. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolde
1902
30.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
1.IX. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolde
10.IX. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolde122
123
1904
12.VIII. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolde
24.VIII. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolde
1906
14.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth
19.VIII. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde
1.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde (ihr letzter
Auftritt)
-*-
MILKA TERNINA*
Ich habe früher, bei meinem Lebensbild Marie Conrad-Ramlos erzählt, wiediese sich entzückt darüber geäußert, das Damen, «wirkliche Damen», für die jungeKünstlerin geschwärmt hätten. Bei Herren, meint sie in ihren prächtigenTagebuchblättern, wäre dies ja kein Kunststück. Es ist immer ein gutes Zeichen,nicht nur für eine Künstlerin, sondern auch für den Menschen, das Weib in ihr, wenreine Mädchen und Frauen sich für sie so begeistern können wie die Männer. Undfür Milka Ternina haben sich beide, Männer wie Frauen, ehrlich begeistern können.Ich glaube in mehr als vierzig Jahren so ziemlich alle Sangerinnen der Gegenwartund von Bedeutung gehört zu haben, aber bei keiner haben sich Wort, Ton undBewegung in einigen ihrer Hauptrollen mir so fest und unvergeßlich eingeprägt wiebei dieser vorbildlichen Künstlerin.
Als dieses hochgewachsene Mädchen mit den etwas slawischen Gesichtszügen,den schönen sprechenden Augen und seinem prachtvollen, intelligenten Profil inMünchen erschien, wußten wohl nur wenige, wie und woher sie kam und welchenBildungsgang sie hiner sich hatte. Sie war keine Deutsche und sprach und sangdoch ein so musterhaftes Deutsch, wie wenige neben ihr.
Am 19. Dezember 1863 war sie in Vezisce, einem kleinen Orte an derkroatischen Militärgrenze, also im damaligen Oesterrich-Ungarn, geboren, undTrnina wird ihr Name in ihrer Muttersprache geschrieben. Kroatisch sang undsprach die kleine Milka zuerst. Ihr Vater, ein Mühlen- und Gutsbesitzer, starb früh,und sie kam in das Haus ihres Onkels, der Regierungsrates Janko Jurkovic, dessenGattin später die treueste Begleiterin und Beschützerin der Sängerin auf ihren
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Weltfahrten werden sollte. Auch in München erinnert man sich wohl der beidenunzertrennlichen stattlichen Gestalten von Tante und Nichte. In dem Hause Jurkovicgenoß Milka auch deutsche und Weltbildung, kurz die Erziehung einer jungen Dameder besten Gesellschaft. Hier kehrten auch berühmte Gesangsgrößen als stetswillkommene Gäste ein. An ihnen fühlte sich die junge Sängerin doppelt zu ihrenfrühen Gesangsstunden begeistert.
Mit sechzehn Jahren kam sie schon in die zweite, die Opernklasse der WienerKonservatoriums und hatte das Glück, Gänsbacher zu ihrem Lehrer und Meister zuerhalten – die gediegenste Schule, die man sich nur wünschen konnte. In denOpernaufführungen der Konservatoriums und in Konzerten ließ sie sich zuersthören, dann zunächst im Theater ihrer heimatlichen Hauptstadt Agram, wo sie,schon mit der südlichen Glut ihrer Landseleute gefeiert, mit allen Mittelnfestgehalten werden sollte. Aber zu ihrem Glück entschloß sie sich, doch nachDeutschland zu gehen. Denn deutsch, durch und durch deutsch, war ja ihre Kunst.
Sie folgte zunächst einem Rufe Stägemanns nach Leipzig, 1883, fand aber dortnicht den erhofften Wirkungskreis und ging ein Jahr später nach Graz, in dessenvon jeher guten Oper sie die starke, erwünschte Beschäftigung, vornehmlich in dengroßen Wagnerpartien, fand, doch aber nur zwei Jahre blieb, um nach Deutschlandzurückzukehren. Sie kam zunächst an das Bremer Stadtheater, und von dort folgtesie dem Rufe an das Münchner Hoftheater.
Hier erst konnte sie ihre volle Begabung entfalten: von hier aus ging sie nachLondon, zweimal mit Damrosch, der eigentlich Wagner in Amerika popularisierte,an's Metropolitan Opera House nach New York, sang in Boston, Philadelphia,Washington und Baltimore, bei den Krönungsfeierlichkeiten in Moskau usw. Sie warnun längst eine berühmte Sängerin geworden, der die ganze Welt offen stand. Undworin lag der Reiz ihrer Stimme und ihrer Persönlichkeit? Wer ihn nicht erlebt, demist der ganze Zauber von beidem schwer faßbar zu machen, wie ja überhaupt jederKunstgenuß. Milka Terninas Stimme war ein großer Sopran bedeutenden Umfangs,trefflichster Bildung und Aussprache und vor allem von jener von vornhereinüberzeugenden inneren Wärme, die gerade den Sopranen, je höher sie sind, nichtallzu häufig eigen zu sein pflegt. Dazu gesellte sich aber eine so hinreißende,vornehme und überzeugende Darstellungskunst, daß selbst die schwächste Oper, inder die Ternina gesungen, nicht hätte durchfallen könne.
Ohne sich vorzudrängen, stand die Gestalt, der sie Verkörperung lieh, stets imMittelpunkte des allegemeinen Interesses: Niemand konnte sich ihrem Bann jeentziehen. Und was hat sie alles gesungen? Die erste Rolle, die sie sich selbsteinstudiert, war die Elsa, die erste in der sie im Wiener Konservatorium aufgetreten,die Leonore im «Troubadour». Was sie aus dieser welschen Primadonnenrolle zumachen verstand, hat später München staunend erlebt, als sie diese mit Francescod'Andrade als Partner und Graf Luna zusammen sang. Diese beiden Rollen sind
124
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gewissermaßen die beiden Pole italienischer und deutscher Kunst, zwischen denenunzählige Darbietungen aus allen Opern und Stilgattungen liegen.
Milka Ternina sang neben der Elsa auch Ortrud, die Elisabeth, Senta, dieBrünnhilde und Sieglinde, die Isolde und Kundry, die Primadonnen der italienischenund französichen Oper. Mit ihrer Ximene in Peter Cornelius's köstlichem «Cid», mitihrer Dido in Berlioz' «Trojanern» sind diese wertvolle Opern aus den Speilplänender deutschen Opern, wie es scheint, auf immer verschwunden. Freilich, wer könntesich heute mit ihrem Andenken in diesen Rollen, mit ihrer wahrhaft antiken Größemessen!
Aber wie der Ernst, so stand ihr auch Grazie und Humor zu Gebote. Icherinnere mich noch gut der allegemeinen Ueberraschung und der Entzückens, alsdie Ternina in der durch Possart neu inszenierte Aufführung von Mozarts «Cosi fantutte» die Firodiligi, im «Figaro» die Gräfin verkörperte. Was für eine gewaltigeDonna Anna, was für eine Euryanthe und Valentine hatten wir an ihr. Ja, Possartruhte nicht, bis sie nicht einmal in Byron-Schumanns «Manfred» die paarSprechworte der Astarte übernahm, nur um sich von ihr das einzige Wort«Manfred» zurufen su lassen.
Nur in zwei Rollen konnte man sich die Ternina nicht gut vorstellen – in zweifranzösischen: als Mignon und als Gounods Gretchen. Beide hat sie in ihrer Jugendgesungen; und über die letztere sagte sie einmal später, als sie in allen Ländern undSprachen interviewt wurde, daß ihr dieses französische Gretchen innerlich ganzfremd geblieben sei, und daß wohl auch das Publikum derselben Meinung gewesensein müsse, «denn man glaubte mir nicht daß ich so dumm sein könnte!»
Am höchsten standen aber ihr Fidelio und ihre Elisabeth. Als ersterer trat sieam 12. Juni 1890 ihr Münchner Engagement an. Schon körperlich durch ihre hohe,vornehme Erscheinung vorzüglich für diese Gräfin Leonore Florestan geeignet,deren Seelenadel auch die ärmliche Verkleidung des Fidelio durchleuchtete,erschütterte sie alt und jung durch die große Arie und besonders in derKerkerszene. Man muß ihren Aufschrei «Töt' erst sein Weib!» und ihr «Nichts!» beiihrem Zusammenbrechen nachher gehört haben, um es nie mehr zu vergessen. Wienatürlich und ungezwungen wußte sie in den ersten Szenen allen Berührungendurch Marzelline und Rocco auszuweichen, welche diesen ihr wahres Geschlechtverraten hätten – stets in ihrer Männerrolle, während heute in dieser Oper, wie inanderen, Streicheln, Betasten und Umarmen zu einer solchen Unsitte gewordensind, daß man manchmal glauben könnte, man sein in einer Massageanstalt undnicht im Theater. Den Fidelio und die Brünnhilde hat Milka Ternina in einem derzahlreichen Interviews, denen sie als «Star» überall ausgesetzt gewesen, auch alsihre Lieblingspartien bezeichnet.
Und wie erstarrte alles zu atemloser Ergriffenheit, wenn ihre Elisabeth in ihrerFürbitte für Tannhäuser im Ritartando das Andante im zweiten Akt begann: «Seht
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mich, die Jungfrau..» Die herbe Jungfräulichkeit dieser vielleicht keuschestenWagner'schen Gestalt und zugleich ihrer Interpretin, dieser im hellenischen Ursinnedes Wortes, echten Aristokratin ihrer Kunst, kam kaum je zu solch einheitlicherWirkung wie in der Elisabeth einer Ternina. Aber sie hat auch die übrigenWagner'schen Frauengestalten, die Senta, die Elsa wie die Ortrud, sie Sieglinde unddie Isolde geradezu vorbidlich verkörpert. Überall war sie verläßlich «wie derFelsen» - diese Anfangsworte ihrer «Felsenarie» in «Cosi fan tutte» wurden damalsfür sie als Kennwort geprägt.
So wie in ihrem Fidelio, so hat die Ternina auch in ihrer zweiten Lieblingsrolle,der Brünnhilde, durch ihr schöpferisches Genie ein Vorbild geschaffen, dashöchtens an Therese Vogl eine Vorgängerin hatte, aber dem keine annäherndgleichwertige Erscheinung gefolgt ist. Es seien nur zwei Szenen hervorgehoben, weilsie nicht nur für die hohe Intelligenz der Künstlerin überaus bezeichnend, sondernauch deshalb und darüber hinaus interressant sind als ein Beweis, was für tiefe undunendlich reich ausdeutbare Gefühlswerte in dem Werke Wagners selbst verborgensind und sich eben nur dem congenialen Künstler oder im unserem Falle derKünstlerin enthüllen und dem Publikum, das im Stande ist, sie zu verstehen und ihrzu folgen.
Die längste und wohl auch schönste stumme Szene, die Wagner geschrieben,ist jene im dritten Akte des "Siegfried", in der der jugendliche Held, nachdem er denBrünhildenstein trotz der wabernden Lohe erstiegen, Brünnhilde unter einer Escheschlafend findet und sie durch einen langen Kuß erweckt. Diese bedeutungsvolleSzene findet aber, vielleicht weil sie eine sogenannte stumme Szene ist, bei denDarstellerinnen der Brünnhilde wie bei den Regisseuren selten oder nie jeneBeachtung, die sie mir zu verdienen scheint. Ich sehe sie seit vierzig Jahrenalljährlich und habe wohl so ziemlich alle jetzt lebenden Brünnhilden, und ein paarverstorbene dazu, darin aufwachen gesehen. Ich sage dies nur, weil man mir dannvielleicht einige Berechtigungen zugestehen wird, in diesem Erweckungskapitel eineMeinung zu haben und zu äußern.
Auffassung und Spiel pflegen ja bei Wagner weniger als bei andernTonkünstlern dem eigenen Ingenium des Darstellers überlassen zu bleiben. Es hatsich da bekanntlich eine feste Tradition herausgebildet - eine Tradition, die nichteinmal immer auf Wagner selbst zurückgeht, die aber, verstanden odermißverstanden, einmal da ist, die naturgemäß von aus Bayreuth aus behütet,manchmal auch dort erst geschaffen wurde, und gegen die jede Auflehnung vonvornherein perhorresziert wurde. Brünnhildens Erwachen wurde von den inBayreuth geeichten Brünnhilden genau so gespielt wie von den meisten andern,nämlich meines Erachtens nicht so, wie es gespielt werden soll und wie es sichWagner gedacht hat.
Wenn wir uns, wie wir ja sollten, nur an Wagner, und zwar natürlich an seine
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Partitur und an den Text seines "Siegfried" halten, so sinkt Siegfried nach denWorten "So saug' ich mir das Leben aus süßesten Lippen - sollt' ich auch sterbendvergeh'n!" auf die Schlafende und heftet mit geschlossenen Augen seine Lippen aufihren Mund. Von diesem Augenblick an nimmt eine zarte Begleitung, in derBaßklarinette und Cello die Führung ubernehmen, das Wort, und es vergehen zwölfTakte, bis Brünnhilde die Augen aufschlägt. "Siegfried fährt auf und bleibt vor ihrstehen." So steht in der Partitur.
Gemacht wird die Sache anders. Er bleibt hinter oder neben ihrem Lagerstehen, denn er hat nun nichts zu singen. Von dem Augenaufschlag Brünnhildensbis sie sich langsam zum Sitzen aufzurichten hat, zählen wir weitere sechs Takte,von da an bis zum großen Geberde, mit der sie Himmel und Erde begrüßt, unter derausdrucksvoll anschwellenden Begleitung des Orchesters, insbesondere derhinzutretenden Harfen, vergehen wieder ein paar Takte. Von hier an aber bis zumersten Ruf "Heil dir Sonne!" am Schlusse dieser prachtvoll gesteigerten stummen,nur dem Orchester übertragenen Szene, sind gar noch zweiundzwanzig Takte. Vomersten Augenblick des Kußes bis zum Heilruf vergehen im ganzen nich wenigervierundvierzig Takte! Diese 44 Takte nun sind durch möglichst "geistreiches"stummes Spiel auszufüllen.
Hier kann nun die Brünnhilden-Darstellerin zeigen, weß Geistes Kind sie ist,denn Wagner schreibt ihr nur die Hauptetappen der Bewegung vor. Nun habe iches hundertmal beobachtet, daß die Sängerin nur darauf bedacht, möglichst bald indie zum Singen bequemere Lage des Sitzens zu kommen, sich nach dem KußeSiegfrieds rasch aufrichtet: gleich darauf die Füße vom Lager auf den Boden setzt,schön darauf achtgibt, daß ihr Gewand hübsch mitkommt, eventuell mit der einenHand nachhilft und dann eine begeisterte Miene annimmt, um mit den Armen zurBegrüßung weit auszugreifen. Sie merkt dann zu spät, daß sie sich dadurch jedeMöglichkeit, 44 Takte lang ihr Spiel zu steigern, vorweg genommen hat: sie segeltdann mit den Armen mehr oder minder ausdrucksvoll in der Luft herum, bisendlich, endlich ihr Einsatz kommt. Cosi fan tutte oder fast tutte. Bei der einensieht's besser aus, bei der andern weniger, je nachdem sie hübsch ist und schöneArme hat. Fast alle aber wachen auf wie aus einem Nachmittagschläfchen undbringen vor allem ihre Toilette in Ordnung.
In Wahrheit handelt es sich aber um einen etwa auf zwei Jahrzehnte zuveranschlagenden tiefen Schlaf - Siegfried mußte ja inzwischen erst geborenwerden und erwachsen sein -, also um eine große Sache; um eine tiefen Schlaf, inden Wotan sein Lieblingskind versenkt hat und aus dem sie nicht mehr als solches,sondern als wissendes Weib erwachen soll. Man denke sich ein solchesWiedersehen von Sonne und Welt!
Von alledem ist in dieser großartigen Szene, in Spiel und Mienen unsererBrünnhilden leider blutwenig zu finden. Es ist ja allerdings nicht leicht 44 Takte
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durch stummes Spiel schön, wahrscheinlich und zugleich sich steigerndauszufüllen; aber es i s t möglich. das zeigte uns und dem Publikum beider Erdteileseinerzeit Milka Ternina. Sie spielte die Szene des Erwachens so, als ob Siegfried'sKuß wirklich die jahrelange Erstarrung ihres Körpers erst langsam, ganz langsamlöse. Die Augen öffneten sich langsam und staunend, der Körper war noch erstarrt,noch konnte er sich nicht heben; langsam kam Leben in ihn, und zwar, wie es janatürlich, von oben nach unten; vom Haupt und Herzen aus. Langsam richtete sichder Oberkörper, wie magnetisch von Siegrieds Blicken angezogen, auf, die Armebreiteten sich langsam, wie erst versuchend, aus, und erst viel später und ganzzuletzt, aber gewiß absichtlich, als natürlicherweise die Zuschauer dieses prachvollgesteigerten Spieles auf diese nebensächliche Bewegung nicht achteten, ließ diegroße Künstlerin die nun ebenfalls aus der Erstarrung gelösten Beine, mit ihnen dasGewand, zu Boden gleiten: sie saß; alles Ästhetisch-Unschöne war vermieden. Einesfolgte natürlich aus dem andern, Brünnhilde war nun ganz zum Leben erwacht undgleichzeitig war in der Musik wie in der Bewegung der Höhepunkt der Steigerungerreicht. Kein Wunder, daß diese Szene, so gespielt, noch bevor die Sängerin auchnur einen Ton gesungen, einen großartigen Eindruck zurückließ - auch bei denen,die sich keine Rechenschaft geben konnte, warum. So soll es auch sein, so muß derMeister sie sich gedacht haben.
Seit Jahren, wenn ich Brünnhildens Erwachen sehen, kämpfe ich mit diesenschönen Erinnerungen. Sie hätten mich vielleicht längst treulos verlassen, wenn sienur ein einziges Mal durch etwas Ähnliches oder gar Besseres ausgelöscht wordenwären. Umsonst, ich warte heute noch darauf, oder vielmehr ich warte längst nichtmehr. Aber ich möchte sie heute hier festhalten für jene immer kleiner werdendeSchar, die sie mit mir teilt und - wenn es nicht zu optimistisch wäre - für jene weitgrößere, der sie vielleicht von einigem Nutzen sein könnte.
Die andere Szene ist jene des zweiten Aufzugs in der "Götterdämmerung", inder die über den vermeintlichen Verrat Siegfrieds empörte Brünnhilde Hagen dasGeheimnis von dessen Verwundbarkeit im Rücken verrät. Auf die Frage Hagens: "Sokann keine Wehr im schaden?" singt Brünnhilde, während im OrchesterNibelungenhaß-, Siegfried- und Schwert-Motiv anklingen:
"Im Kampfe nicht: - doch -träf'st du im Rücken ihn.Niemals - das wußt' ichwich er dem Feind,nie reicht er fliehend ihm den Rücken:an ihm d'rum spart' ich den Segen."
Die Brünnhilde Terninas sang diese verräterischen Worde wie halb unbewußtvor sich hin und zuckte zusammen, als Hagen darauf lauter antwortet: "Und dorttrifft ihn mein Speer!" - gleich als ob sie erst jetzt dessen inne werde, was sie gesagt.
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Das ist ein psychologisch sehr fein und weiblich empfundener Zug, der darum nochnicht mit ihrer bald darauf losbrechenden Empörung gegen Gunther und mit ihremEinstimmen in dessen Ruf "Siegfried falle!" in Widerspruch zu kommen braucht. -
Milka Ternina ist in der Vollkraft ihrer Jahre und ihres Künstlertums aus ihrerLaufbahn herausgerissen worden. Aber wenn man gerade ihr am meisten jeneSelbstkritik zutrauen konnte, die beim Theater so seltene Einsicht: zu rechten Zeitaufzuhören, so ist es vielleicht ein gnädiges, wenn auch grausames Geschickgewesen, daß sie auf der Höhe ihrer Triumphe von der Bühne abberief. EinGesichtsleiden, die Lähmung und nicht geglückte Operation des Gesichtsnervs hattezunächst zur Folge, daß Milka Ternina eine Gastspiel-Tournée in Deutschlandrückgängig machen mußte und auch nicht mehr nach Amerika gehen konnte. Niehat der Nervus facialis, der "mimische Nerv», ein größeres Unheil angerichtet.
Mit Puccini hatte sie 1900 in London noch seine Tosca creiert, nachdem sieschon 1898 dort zuerst in einem Konzert aufgetreten war und zwei Jahre vorherinnerhalb zehn Tagen die Isolde einstudiert hatte, die Conried für das MetropolitanOpera House angekündigt hatte. In Bayreuth hatte ihre Kundry alle Welt entzückt.Bei den Münchener Festspielen des Prinzregenten-Theaters im August 1906 hörteman noch ihre Sieglinde, ahnungslos, daß es das letztemal sein sollte. OhneAbschiedsfeier trat die in beiden Hemisphären gefeierte Sängerin und vorbildlicheDarstellerin, insbesondere Wagnerscher Frauengestalten von der Bühne ab.
Sie ging ein paar Jahre als Gesangslehrerin nach Amerika, an das Damrosch-Konservatorium, nach Berlin, Wien, und lebt jetzt in Agram, verehrt, geliebt undgefeiert, wo sie sich vor ihren Landsleuten, die einen der prachtvollen Wasserfälle,der sich vom Kozjak nach Milanovac ergießt, nach ihr benannt haben, sehen undmitunter auch wohl hören läßt. Als die dort vor 25 Jahern zum erstenmal alsgefeierte internationale Gesangsgröße zurückgekehrt war, überschüttete man siemit Ehren und Geschenken aller Art. Nach der Gastvorstellung der Elisabethspannte man ihr die Pferde aus, und die elegantesten Herren der Stadt zogen denWagen in's Hotel, vor welchem sich eine erdrückende Menschenmenge gestauthatte, die keine Ruhe gab, bis sich die vergötterte Ternina auf dem Balkonwiederholt gezeigt hatte. Zum Andenken an diesen Tag hat jetzt die kroatischeZeitschrift «Novi Illustrovani Dom i Svijeti» eine eigene Ternina-Nummerherausgegeben, die neben einer biographischen Würdigung zahlreiche Bildnisseder Gefeierten enthält.
Milka Ternina hat wohl auch einige Schüllerinnen ausgebildet, denen sie,hilfbereit wie immer, alles geben konnte außer ihrer einzigartigen Individualität,denn diese bleibt eben unübertragbar und unersetzlich. Trotzdem ist es sehr zubeklagen, daß man sich in München, und überhaupt in Deutschland, nichtrechtzeitig dieser hervorragenden Lehrkraft für eine Akademie versichert hat. Wiefruchtbar hätte ihre Gesangs- und besonders ihre Vortragskunst für diese und für
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die Oper werden können. Nicht minder ist es zu bedauern, daß die sohochgebildete, sprachenmächtige Künstlerin, die wie ihre Freunde wissen, die Federso gewand zu führen weiß, ihre reichen Erlebnisse und Erfahrungen in deutschen,englischen und amerikanischen Kunstleben nicht in einem Buche niedergelegt hat.Es wäre ein Buch von höchst persönlichem Reiz, voll künstlerischen Ernstes wiegewiß auch voll Humor geworden.
Milka Ternina ist aber nicht nur eine große, vielleicht die größte und sicherharmonischeste Künstlerin, welcher die Münchner Oper im letzten Halbjahrhundertbesessen, sondern auch ein bedeutender Mensch. Mit offenem Auge hat sie die Weltgesehen und hat sich nicht zersplittert und an sie verloren. Davor hat sie der hohesittliche Ernst bewahrt, der dieser an sich gefestigten Persönlichkeit von Anfang aneigen gewesen. "Wir werden nimmer ihresgleichen seh'n!"
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