MILKA TERNINA UND MÜNCHEN

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DR. IVAN MIRNIK MILKA TERNINA UND MÜNCHEN …Bei uns wurde sehr viel und sehr oft Hausmusik gemacht. Wir hatten einen sehr hübschen Musiksaal. Es kamen oft erste Sänger von der Oper. Da gab es eine hervorragende Wagnersängerin, die Primadonna, sie nannte sich Ternina, und mein Vater verehrte sie über alle Maßen. Die sang an den musikalischen Abenden…. 1 Ohne die vielfache und uneigennützige Hilfe des damaligen Leiters der Bibliothek der Bayerischen Staatsoper in München, des ehemaligen Tänzers Franz HAJEK wären diese Zeilen nie geschrieben worden, deshalb spreche ich ihm auch auf dieser Stelle meinen innigsten Dank. Auch Frau Dr. Dunja KRAJNOVIĆ, der Großßnichte des bedeutenden kroatischen Schauspielers und Terninas guten Freundes, sowie Lebensschilders Mato GRKOVIĆ, welche mir ohne Vorbehalt die ganze noch vorhandene Dokumentation ihres Großonkels, bevor sie in das Kroatische Staatsarchiv begracht wurde, zur Verfügung stellte, danke ich herzlich. Professor Branko POLIĆ in Zagreb hat mir mit seinem unerschöpflichen Wißen und guten Rat viel geholfen. In München haben einen guten Willen auch Herr Dr. Gerhard HELDT, sowie Frau Karin HEINDL-LAU, beide seinerzeit von der Bayerischen Staatsoper, sowie Herr Dr. BUSLEY, Direktor des Bayerischen Central-Staatsarchivs, gezeigt. Ebenso zeigten sich sehr zuvorkommen Herr Dr. Manfred EGGER, der damalige Direktor des Richard-Wagner-Museums in Bayreuth, sowie Herr Dr. Oswald G. BAUER, Frau Susanne KUTSCHERA und Frau Marina 1 MANN, Katia. Meine ungeschriebenen Memoiren. Frankfurt am Main, 1976: 12-13:

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DR. IVAN MIRNIK

MILKA TERNINA UND MÜNCHEN

…Bei uns wurde sehr viel und sehr oft Hausmusik gemacht. Wir hatten einen

sehr hübschen Musiksaal. Es kamen oft erste Sänger von der Oper. Da gab es

eine hervorragende Wagnersängerin, die Primadonna, sie nannte sich Ternina,

und mein Vater verehrte sie über alle Maßen. Die sang an den musikalischen

Abenden….1

Ohne die vielfache und uneigennützige Hilfe des damaligen

Leiters der Bibliothek der Bayerischen Staatsoper in München,

des ehemaligen Tänzers Franz HAJEK wären diese Zeilen nie

geschrieben worden, deshalb spreche ich ihm auch auf dieser

Stelle meinen innigsten Dank. Auch Frau Dr. Dunja KRAJNOVIĆ,

der Großßnichte des bedeutenden kroatischen Schauspielers und

Terninas guten Freundes, sowie Lebensschilders Mato GRKOVIĆ,

welche mir ohne Vorbehalt die ganze noch vorhandene

Dokumentation ihres Großonkels, bevor sie in das Kroatische

Staatsarchiv begracht wurde, zur Verfügung stellte, danke ich

herzlich. Professor Branko POLIĆ in Zagreb hat mir mit seinem

unerschöpflichen Wißen und guten Rat viel geholfen.

In München haben einen guten Willen auch Herr Dr. Gerhard

HELDT, sowie Frau Karin HEINDL-LAU, beide seinerzeit von der

Bayerischen Staatsoper, sowie Herr Dr. BUSLEY, Direktor des

Bayerischen Central-Staatsarchivs, gezeigt. Ebenso zeigten

sich sehr zuvorkommen Herr Dr. Manfred EGGER, der damalige

Direktor des Richard-Wagner-Museums in Bayreuth, sowie Herr

Dr. Oswald G. BAUER, Frau Susanne KUTSCHERA und Frau Marina

1 MANN, Katia. Meine ungeschriebenen Memoiren. Frankfurt am Main, 1976: 12-13:

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BAAG von dem Presse-Bureau der Wagner-Festspiele in Bayreuth.

Noch früher wurde mir eine große Hilfe von Herrn Dr. Gerhard

KNOLL, dem Leiter der Bremensien Rara Handschriften

Restaurierung der Staats- und Universitäts-Bibliotek in Bremen

geleistet, sowie seitens der Frau Ines SÄBISCH, der Sekretärin

für Dramaturgie der Theater der freien Hansa-Stadt Bremen.

Meinen Dank spreche ich auch dem seligen Boris SKIDELSKY

und Margaret NICHOLSON, ehemals Archivisten der Königlichen

Oper Covent Garden in London aus, und auch der seligen Vera

MILČINOVIĆ TASHAMIRA, der einmaligen kroatischen Tänzerin in

New York, der verstorbenen Zora REBAC aus München, welche mir

wertvolle Literatur über die Münchner Theater schenkte, Herrn

Univ.-Professor Stanko ŽEPIĆ in Zagreb und Frau Silvija von

VOJNIĆ-PURČAR in Wien.

Heute, mehr als siebzig Jahre nach dem Tode Milka

Terninas, trotz der zwei, 20062 und 20133 veröffentlichten

wertvollen Monografien über diese Sopranistin, müßen wir offen

gestehen wie wenig wir noch immer über sie wißen, und daß wir

ihre wahre Größe nur ahnen können. Nach Grković (1966), dem

noch ein großer Teil der Original-Dokumentation zur Hand lag,

sowie das unmittelbar von der Künstlerin, welche ihn mit ihrer

Freundschaft und Vertrauen beschenkte, an ihn Übertragene,

nirgends Aufgezeichnete, mußten wir noch lange warten. Nicht

einmal in München, wo man sie so hoch - zwischen 1889 und 1906

- verehrt hat, ist kaum eine Spur von Terninas Anwesenheit2 PREMERL, Nada, ed. Milka Ternina and the Royal Opera House. Milka Ternina i Royal OperaHouse. Zagreb, 2006.3 WEBER, Zdenka, ed. Milka Trnina. Križ, 2013

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mehr zu fühlen, hie und da, fast unbemerkbar, erscheint ihr

Name neben dem von Possart in Reminiszenzen über die epochale

Vorstellungen der neunziger Jahre des neunzehnten

Jahrhunderts. Diese Erinnerung an sie war jedoch noch in den

zwanziger und dreißiger Jahren unter den älteren Bürgern

Münchens sehr lebendig. Einer von ihnen war der Baron Alfred

von MENSI-KLARBACH, deßen Feder wir vielleicht die letzte

beste Analyise ihrer einmaligen Auftritte - die auch von

Grković zitiert werden - verdanken. Im Jahre 1932 hat Ternina

das fünfzigste Jubiläum ihres ersten öffentlichen Auftrittes

im alten Theater am Markusplatz in Zagreb (Agram) gefeiert.

Abklänge dieser rührenden Feier gelangten auch nach München

und bewogen den Oberbügrermeister Dr. Karl SCHARNAGL warme

Glückwünsche an ihre Agramer Adresse zu schicken. In diesen

Tagen stand in den Zeitungen das folgende:

Anfang April dieses Jahres waren fünfzig Jahre verfloßen, seit Milka Ternina, die

jetzt 69jährige Künstlerin, zum erstenmal in der Öffentlichkeit auftrat, und zwar in

Agram, der Hauptstadt ihres Geburtslandes, die damals zum österreichisch-

ungarischen Kaiserreich gehörte. Die Agramer Presse hat aus diesem Anlaß

Festartikel veröffentlicht, von denen uns der des in deutscher Sprache erscheinenden

Agramer Morgenblattes vorliegt. Die älteren Münchner erinnern sich noch dieser

hoheitsvollen, vornehmen Erscheinung mit dem gütigen, liebenswürdigen Lächeln,

mit dem tiefen, klaren Blick, dem schönen, bedeutenden Profil. Sie war in den

neunziger Jahren wohl eine der bedeutendsten Erscheinungen der Münchner

Hofoper, eine Künstlerin, die beide Kontinente zu ehrlichem Enthusiasmus

entflammen konnte. Eine Schülerin von Gänsbacher in Wien, hat sie in ihrer

künstlerischen Laufbahn, sowohl in gesanglicher wie in darstellerischer Hinsicht, fast

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Unübertreffliches geleistet, von dem sich die heutige Generation kaum mehr einen

Bregriff machen kann, In den großen Kunstzentren ihrer Zeit, in München, Bayreuth,

London und Neuyork, hat sie jahrelang die unverminderte begeisterte Verehrung

von Künstlern, Kritikern und Publikum genoßen. Ein Gesichstleiden hat sie später, zu

früh für ihre Verehrer, gezwungen, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Es würde

heute zu weit führen, ihre künstlerische Laufbahn im einzelnen zu schildern. Aber

um nur weniges hervorzuheben, erwähnen wir als unvergeßliche Eindrücke ihre

Darstellung der Elisabeth im Tannhäuser und der Leonore im Fidelio. Neben Elsa

sang sie auch die Ortrud. Einzigartige Leistungen waren auch ihre Senta im

Fliegenden Holländer, die Brünhilde und Sieglinde, Isolde und Kundry und die

Primadonnen der italienischen und französischen Oper. Wie der Ernst standen ihr

auch Grazie und Humor zu Gebote, und in den von Possart neuinszenierten

Aufführungen Mozarts "Così fan tutte" sang sie Fiordiligi, im "Figaro" die Gräfin und

riß das Publikum stets zu enthusiastischen Kundgebungen hin. Was für eine

gewaltige Donna Anna und was für Euryanthe und Valentine hatten wir in ihr.

Freiherr von Mensi hat in dem bei Knorr & Hirth, München, erschienenen Buch

"Alt-Münchner Theater-Erinnerungen" der großen Künstlerin ein ehrenvolles

Denkmal gesetzt. Viele werden sich freuen zu hören, daß sie in ihrem Heimatlande

den Rest ihres Lebens verbringt und dort noch alle künstlerische Ereigniße mit

größter Anteilnahme verfolgt... (Münchener Neueste Nachrichten, 19. IV.

1932)

Freiherr Alfred von Mensi-Klarbach hat tatsächlich (S.

143-153) das Wesentliche von Terninas Kunst in dem letzten

Kapitel seines Buches zusammengefaßt:

Milka Ternina ist aber nicht nur eine große, vielleicht die größte und sicher

harmonischeste Künstlerin, welcher die Münchner Oper im letzten halbjahrhundert

beseßen, sondern auch ein bedeutender Mensch. Mit offenem Auge hat sie die Welt

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gesehen und hat sich nicht zersplittert und an sie verloren. Davor hat sie der hohe

sittliche Ernst bewahrt, der dieser an sich gefestigten Persönlichkeit von Anfang an

eigen gewesen. "Wir werden nimmer ihresgleichen seh'n!"

ANKUNFT IN MÜNCHEN

Ich glaube in mehr als vierzig Jahren so ziemlich alle Sängerinnen der

Gegenwart und von Bedeutung gehört zu haben, aber bei keiner haben sich Wort,

Ton und Bewegung in einigen ihrer Hauptrollen mir so fest und unvergeßlich

eingeprägt wie bei dieser vorbildlichen Künstlerin.

Als dieses hochgewachsene Mädchen mit den etwas slawischen Gesichtszügen,

den schönen sprechenden Augen und seinem prachtvollen, intelligenten Profil in

München erschien, wußten wohl nur wenige, wie und woher sie kam und welchen

Bildunggang sie hinter sich hatte. Sie war keine Deutsche und sprach und sang doch

ein do musterhaftes Deutsch, wie wenige neben ihr....

Und worin lag der Reiz ihrer Stimme und ihrer Persönlichkeit? Wer ihn nicht

erlebt, dem ist der ganze Zauber von beidem schwer Faßbar zu machen, wie ja

überhaupt jeder Kunstgenuß. Milka Terninas Stimme war ein großer Sopran

bedeutenden Umfangs, trefflichster Bildung und Aussprache und vor allem von jener

von vornherein überzeugenden inneren Wärme, die gerade den Sopranen, je höher

sie sind, nichr allzu häufig eigen zu sein pflegt. Dazu gesellte sich aber eine so

hinreissende, vornehme und überzeugende Darstellungskunst, daß selbst die

schwächste Oper, in der die Ternina gesungen, nicht hätte durchfallen können.

So schrieb A. von Mensi-Klarbach in den zwanziger Jahren

vorigen Jahrhunderts (S. 143-145).

Der Einladung Milka Terninas nach München zu einem

Gastspiel zu kommen ging das Gastspiel des bekannten Münchner

Schauspielers, später Regisseurs und Intendantes Ernst von

POSSART (Berlin, 11. V. 1841 - München, 8. IV. 1921) in5

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Bremen von 3. bis 8. Dezember 1887 vor. Während seines Bremer

Aufenthaltes hatte er die Gelegenheit Ternina in verschiedenen

Rollen zu sehen und hören, z. B. in der Rolle der Ersten Dame

in der "Zauberflöte" (5. XII. 1887), als Elisabeth in

"Tannhäuser" (7. XII.) und als Bertalda in "Undine" (11.

XII.). Sein Entzücken über das Gesehene übereinstimmte mit dem

was die Ausschlaggebende Faktoren in München aus verschiedenen

Zeitungen lesen konnten, und auf diese Weise kam es zu einer

Einladung an die junge Künstlerin nach München singen zu

kommen. Es wurde verneinbart daß sie dreimal in drei

verschiedenen Rollen singen sollte: als Valentine in den

"Hugenotten" (15. VI. 1889), Amelia im "Maskenball" (18. VI.)

und schließlich als Elisabeth im "Tannhäuser" (23. VI). Über

diese für die Sängerin so wichtige Bühnenauftritte hat

M.Grković sehr schön berichtet (M. Grković 1966: 88-97):

Frl. Milka Ternina, die vielgeliebte und ungemeint beliebte dramatische

Sängerin des Bremer Stadtheaters, hat soeben ein dreimaliges Gastspiel am

königlichen Hoftheater in München absolvirt und zwar mit einem derartig

glänzenden Erfolge, daß nicht nur ihr festes Engagement sofort abgeschloßen,

sondern auch von Allerhöchsten Stellen gewünscht und genehmigt wurde. Die

Künstlerin sang als Antrittspartie die Valentine (Hugenotten), ihre zweite Rolle war

Amelie (Maskenball) und mit der Elisabeth (Tannhäuser) beschloß Frl. Ternina ein

Gastspiel, welches ihr die schmeichelhaftesten Ovationen, Beifallstürme, wie man sie

in München seit Jahren nicht gehört und ein festes Engagement unter den

vortheilhaftesten Bedingungen einbrachte. Aber auch die Anerkennung der Kritik

wurde der meisterlichen Sängerin in rückhaltlosester Weise zu Theil und berechten u

.A. über:

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Münchener Neueste Nachrichten. "Als Valentine stellte sich am Samstag Abend

in Meyerbeer's "Hugenotten" Frl. Ternina vom Stadtheater in Bremen unserem

Publikum vor, eine Sangerin welche über zwei wichtige Faktoren der

musikalisch=dramatischen Kunstübung verfügt: bei großen seelenvollem Tone über

eine schöne Wärme des gesanglichen Vortrages und bei feinsinniger Intelligenz über

hervorragenden Adel der Darstellung. Auf solch günstiger Grundlage beruht der

Charakter der Kunstleistung, welche Frl. Ternina am 15. dem zahlreich erschienenen

Publikum geboten und welche ihr bei diesem einen wohlverdienten Erfolg errungen

hat. Die dramatische Gewalt des Vortrages erreichte naturgemäß im Liebesduette

mit Raoul den Höhepunkt. Doch muß besonders betont werden, daß auch

rezitativische, scheinbar unwichtige Stellen durch den musikalischen Ausdruck der

Sängerin zu voller Bedeutung erhoben worden sind. Das Ganze repräsentirte sich als

einheitliche, auch schauspielerisch fein ausgearbeitete Lösung. Das Stimmorgan der

Künstlerin, ein Sopran von dunkelm, voluminösen Klangcharakter, ist ungemein

ausdruckfähig und in vieler Beziehung vortrefflich geschult."

Volks Zeitung. Die am Samstag, den 15.Juni stattgehabte

"Hugenotten"=Aufführung gab einer bedeutenden und wohlbekannten Sängerin,

dem Frl. Ternina vom Stadttheater in Bremen, sich hier als Valentine hören zu laßen.

Der dem Gaste vorangegangene gute Ruf war eine vollberechtigter Frl. Ternina ist

in der That eine hervorragende Sängerin mit einem klangvollen, vorzüglich

gebildeten Organ ausgerüstet, welches namentlich in der Tiefe von einem seltenen

Wohlklang erfüllt ist. Nicht minder schön ertönt die Höhe, der Ansatz ist rein und von

einer tadellosen Athemgebung unterstützt, dabei wurde die Valentine mit einem

bestrickenden Zauber herausgebildet, obwohl die ganze Veranlagung des Gastes auf

die Hauptverwendbarkeit im dramatischen Gesange hinweist. Frl. Ternina, die auch

eine vollendete Schauspielerin ist wird noch am Dienstag in dem Verdi'schen

"Maskenball" die Amelia singen und zweifeln wir nicht nach dem bereits Gehörten,

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daß diese Dame eine günstige Aquisition für unsre Oper wäre.

Freie Landesbote. Als zweite Gastrolle wählte sich Frl. Ternina vom Bremer

Stadttheater die Amelie in Verdi's "Maskenball". Die Gastin entzückte uns ebenso wie

als Valentine durch den weichen und gesättigten Klang ihrer Stimme, verbunden mit

einem edlen Spiel, so, daß wir oft glaubten, ein längst engagiertes Mutglied unserer

Bühne und keinen Gast vor uns zu haben. Jedenfalls würde unser Theater durch die

Verpflichtung jener Dame ein neues, thatkraftiges Mitglied bekommen, das wir sehr

wohl brauchen können.

Münchener Bote. Frl. Ternina vom Stadtheater in Bremen hat am Sonntag ihr

Gastspiel als Elisabeth im "Tannhäuser" beendigt und nachgerade Enthusiasums

erregt. Die gesanglich eminenten Vorzüge waren in dieser wie in den beiden ersten

Rollen der wirklich begnadeten Künstlerin mit dem mimischen Können im vollsten

Einklang. Der Ton dieser glockenreinen Stimme welcher anfänglich dem Hörer wie

ein zarter Hauch entgegenhallte, steigerte sich im Entstehen zu einer mächtig

bauenden Stärke und hatte in allen Lagen den gleichen edlen, weichen, milden

Wohlklang, so daß all die musikalischen Schönheiten einer Partie zur gänzlichen

Geltung gelangten. Und nun das Spiel dieser Elisabeth! Wir sahen das Ideal der

minnig sittigen deutschen Jungfrau voll fürstlicher Hoheit, erfüllt von Anmuth wie

von Tiefe und Innigkeit der Empfindens, eine in jeder Regung und Bewegung

geadelte Erscheinung. Der Höhepunkt dramatisch ergreifender Wirkung war die

Fürbitte für Tannhäuser und das Gebet vor dem Kreuze, welches wir seelenvoller

kaum gehört. Der enthusiastische Beifall im Stark besetzten Hause war endlos: er

erinnerte an die unvergeßlichen Bluthentage einer Stehle und Mallinger.

Bayerischer Courier. Ebenso fand der Gast Frl. Ternina als Elisabeth im

"Tannhäuser" am folgenden Abend die volle, reich verdiente Anerkennung des gut

besetzten Hauses. Die Partie hat für jede Sangerin ihre besondere Schwierigkeiten,

da sie mit voller Kraft auf den Plan zu treten genötigt ist und hinter den Koulissen

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Raum suchen muß, um sich einsingen zu können: viele junge Sängerinnen thun dies

in wenig sachgemäßer Weise, indem sie weit über ihre Mittel streben und mit viel

Ton Kraft beweisen wollen, die nicht nachhalten kann und die Schönheit des Klanges

beeinträctigt. Frl. Ternina wußte den Ausgleich zu finden, bei Kraft und Fülle des

Tones war keine Anstreungung merkbar und bezüglich der Vortrags kam der

wirklich hohe musikalische Werth der Partie zugangemeßenerem vollem und edlem

Ausdruck, was sichtlichen Eindruck auf die Hörer Machte. Die erste Scene des

zweiten Aktes ist überhaupt entscheidend: was die Elisabeth im dritten Akt zu singen

hat, schlägt mehr in's Lyrische über und ist die Aufgabe vielleicht leichter. Wenn wir

einer Mittheilung, die wir nicht verbürgt nennen wollen, glauben dürfen, soll die

Künstlerin für unsere Oper gewonnen sein: wir würden das Engagement freudig

begrüßen.

Münchener Neueste Nachrichten. Frl. Ternina beendete ihr Gastspiel als

Elisabeth im "Tannhäuser" unter enthusiastischen Beifallsbezeugungen des

zahlreich erschienenen Publikums. Die Künstlerin hat gezeigt, daß sie, wenigstens

dem Hauptsäschlichen nach, zur Bewältigung dieser hohen Aufgabe befähigt ist;

Spiel und Darstellung sind von einer Größe durchdrungen, welche in dieser

Beziehung für die Herausbildung des erhabenen Stiles volle Gewär leistet, wie

anderseits die reich entwickelte Gesangstechnik der Künstlerin es ihr ermöglicht,

ihrem Vortrage diejenige Fülle von seelenvollem Leben in allen erforderlichen

Abstufungen der Schattirung zu verbleiben, welche für dramatische Kunstleistungen

höherer Art unentbehrlich ist. Soll das dem Gastspiele die Summe bezogen werden,

so ist zu sagen, daß München in Frl. Ternina eine für die französische und

italienische Oper mit Sicherheit, für die deutsche mit große Wahrscheinlichkeit als

hochbedeutend bezeichnende künstlerische Individualität kennen gelernt hat.

(zitiert in: Deutschösterreichische Theater-Zeitung, Berlin,

17/1889, 28, vom 7. VII. 1889)9

10

Wie wir sehen, alle Kritiker waren sich in einem einig: in

dem Wunsche daß die Sopranistin permanent in München engagiert

wird. Wie es scheint kam das Entscheidungswort unmittelbar vom

Prinzregenten Luitpold (1821-1886-1912) persönlich, denn wie

die Zeitungen berichten: "...daß nicht nur ihr festes Engagement sofort

abgeschloßen, sondern auch von Allerhöchster Seite gewünscht und genehmigt

wurde."

Nach ihrem Münchner Gastspiel kehrte Ternina nach Bremen

zurück um, dem Vertrag entsprechend, bis zum Ende der Saison

dort zu singen. In München erschien sie als ständiges Mitglied

der Hofoper am 3. VI. 1890 als Elisabeth in "Tannhäuser", in

einer Rolle in welcher sie eigentlich zum ersten Male in

München auftreten wollte, aber man ließ ihr keine Wahl,

sondern es wurde Valentine bevorzugt.

Die eine halbe Million Einwohner starke Hauptstadt von

Bayern empfing Ternina in ihrem vollen Glanz. Wagner war nur

einige Jahre tot, ebenso sein hoher Gönner, der König Ludwig

II. (1845-1864-1886). Der regierende König war zu der Zeit

Otto (1848-1886-1913-1916), der jedoch gestörten Sinnes hinter

den Gittern des Schloßes Fürstenried eingesperrt lebte. Es

regierte der, wie alle Wittelsbacher kunstliebende, Prinz-

Regent Luitpold.

Zur Zeit als Ternina Mitglied der Hofoper war, bestanden

in München zwei Hauptbühnen. Da stand das prachtvolle kleine

700 Sitze enthaltende Theater bei dem königlichen Schloß, das

sogenannte Residenztheater, heute das Alte Residenztheater,

oder nach seinem Erbauer François de Cuvilliès (1695-1768),10

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Cuvilliès-Theater genannt, ein vergoldetes Rokoko-Juwel, mit

vier Reihen Logen, mit der Königlichen Loge und Parkett und

einem Kronleuchter, der hinaufgezogen werden kann. Dieses

wunderbare Theater wurde 1753 gebaut und während des Zweiten

Weltkrieges zerstört. Glücklicherweise wurden die vergoldeten

Verzierungen geretten, weil man sie zu richtigen Zeit

abmontiert und gut aufgehoben hatte. Im Jahre 1958 wurde das

Theater in seinem ursprünglichen Glanz für das Publikum

wiedereröffnet. Auf den Brettern des Residenztheaters erschien

Ternina jedenfalls sehr selten, fast immer in von Possart

regierten Mozarts Opern.

Das zweite Theater war Das Hof- und Nationaltheater, das

immer wieder vom Feuer vernichtet wird, um dann wieder wie ein

Phönix aus der Asche und den Ruinen noch schöner aufersteht.

In heutiger Form wird es 1818 von Karl von FISCHER gebaut. Es

verbrannte völlig 1823 um 1825 noch schöner errichtet zu sein.

Es wurde wieder vom Feuer während des Zweiten Weltkrieges

verschlungen, und im Jahre 1963 wieder aufgebaut. Das Theater

besitzt eine prachtvolle Vorhalle mit einer Fassade in Form

eines antiken korinthischen Tempels mit acht Säulen auf

welchen ein mit Figuren verzierter Giebel ruht - das

eigentliche Theatergebäude besitzt einen mit goldenen Mosaik

verzierten Giebel. Das Hoftheater konnte fast 2500 Zuschauer

bewillkommen. In 1890 bekamen beide Theater neu eingerichtete

Bühnen, und in dem Cuvilliès-Theater wurde 1896 die erste

Drehbühne auf der Welt errichtet - falls man von ähnlichen

Einrichtungen in Japan im 17.Jahrhundert absieht. Als diese11

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Drehbühne mit einer Don-Giovanni-Vorstellung am 19. V. 1896

eingeweiht und der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sang in

dieser Oper Ternina die Partie der Donna Anna.

Nachdem sie München verlaßen hat, kam Ternina immer wieder

zurück und von 1901 an tritt sie auf der Szene des neuen

Theaters, das Prinzgregenten-Theater genannt worden ist, auf.

Die eigentliche Idee zum neuen Theaterbau kam von Possart,

welcher der Meinung war daß München noch ein Theater nur für

Festspiele nötig hatte. Der Architekt war Max LITTMANN (1862-

1931). Das Prinzregententheater wurde ähnlich wie das

Bayreuther Festspielhaus entworfen, mit einem versenkten und

unsehbaren Orchester und einem Zuschauerraum mit 1122 Sitzen.

Das neue Jugendstil-Theater ist nach einem 13-Monatigen Bau,

am 21. VIII. 1901. feierlich eröffnet worden. Es wurde viele

Jahre hindurch anstatt des zerstörten Natonaltheaters

gebraucht, und vor etlichen Jahren, zur großen Freude des

Münchner Publikums gerettet und restauriert worden.

Ternina trat auch im Königlichen Odeon, einem 1828

errichteten, heute leider abgerißenen Werk des Leo KLENZE

(1784-1864), bei Konzerten der Königlichen Musikalischen

Akademie, aber über diese Art ihrer Tätigkeit wißen wir noch

sehr wenig.

Administrativ betrachtet waren die Hoftheater das ganze

Jahr nindurch in Betrieb, d. h. es gab keine richtige Saisons,

die Teile von zwei Jahren deckten; Ferien gab es nur im Monat

Juli. Das Publikum konnte sich für je drei Abonnements, mit

ungefähr 60 Vorstellungen entscheiden. Im freien Verkauf waren12

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die Billets relativ allen besseren Gesellschaftskreisen

zugänglich, da man in dieser Metropole mit Subventionen nicht

sparte. Sitze auf der Gallerie kosteten zwischen 0.80 und l.

Mark, im Stehparterre zwischen 1.60 und 2 M, im Stehparquett

zwischen 4 und 5 M, und im Sitze im Parkett und am Balkon

zwischen 5 und 6 M, währen ein Balkonsitz in der ersten Reihe

von 7 bis 8 M kostete. Entrittsbillete für das

Prinzregententheater waren viel teurer: jeder Sitz kostete 20

M. Die Vorstellungen begannen um 1/2 7 Uhr abends,

ausnahmsweise um 6 Uhr.

Das hohe Niveau der Münchner Theater-Vorstellungen war zu

beneiden. Die Regie wurde von dem königlichen Ober-Regisseur

BRULLIOT, den Regisseuren Anton FUCHS, Robert MÜLLER, oder den

besten von allen, Ernst von POSSART (von 1894 an) geführt.

Hinter dem Vorhang verfügte man über die vollendeste

Maschinerie in ganz Europa, über welche, ebenso wie für die

Beleuchtung und das Dekor-Arangement Meister Karl

LAUTENSCHLÄGER wachte. Es war sein Verdienst daß 1890 beide

Bühnen umgebaut wurden, und 1896 entwarf er die, schon vorhin

erwähnte Drehbühne des Residenztheaters, welche sich völlig

während der epochalen Vorstellungen der "Così fan tutte"

bewährte. Es ist interessant zu wißen daß Anton Fuchs und Karl

Lautenschläger, als die besten vorhandenen Fachleute von

Conried für die am 24. Dezember 1903. in der Metropolitan

Opera stattgefundene erste Aufführung des "Parsifal" außerhalb

Bayreuth, in welchem Ternina Kundry kreierte, engagiert worden

waren. Die Kostüme und die gründlich durchstudierten Requisite13

14

waren meistens von Professor Josef FLÜGGEN, aber auch vom

königlichen Hof-Theater-Malers Hans FRAHM entworfen.

Die Kulissen bestellte man größtenteils bei dem k. u. k.

Hof-Theatermaler BURGHART in Wien, UNGER in München, und bei

Prof. BRÜCKNER in Coburg. Manchmal wußte man die wertvollen

prachtvollen und in Perspektive einzigartigen Theater-

Dekorationen-Entwürfe der verschiedener Söhne der berühmten

italienischen Familie QUAGLIO - des Angelo d. Älteren (1778-

1815), Angelo d. Jüngeren (1829-1890), oder Eugen, die von den

Meistern METTENLEITER oder Christian JANK ausgeführt wurden.

Die Dirigentennamen, zum Unterschied von dennen der

Regisseure, erscheinen auf den Theaterzetteln erst von 11. I.

1893 an: als erster ist der Name des großen Dirigenten Hermann

LEVI (1839-1900) gedruckt worden. Vorstellungen in welchen

Ternina teilnam dirigierten auch die Kapellmeister Hugo RÖHR

(1866-1937), Bernhard STAVENHAGEN (1862-1914),

Hofkapellmeister Franz von FISCHER (1849-1918), Max von

ERDMANNSDÖRFER (1848-1905) und Hofmusikdirektor RÜBER. Die

berühmtesten waren jedoch Felix MOTTL (1856-1911) und seit

1893 Richard STRAUSS (1864-1949), sowie Herman ZUMPE (1850-

1903). Eine Vorstellung Anno 1904 wurde von Felix WEINGARTNER

(1863-1942) dirigiert.

Als Ternina nach München kam war Karl von PERFALL noch der

absolut regierender Intendant (von 1867 bis 1893), der 1893

von Possart, dessen Era als die goldene Era des Münchner

Theaters eingeschrieben ist, als General-Intendant ersetzt

worden ist.14

15

Das Ballet-Ensemble geleitet von der königlichen

Primaballerina Flora JUNGMANN und dem königlichen

Balettmeister FENZL (und Eduard CAREY nach ihm), die auch

Koreographie führten, führten neben Ballet-Einsätze im Rahmen

der Oper, auch selbständig ausgeführten Ballets, aus. Das

Corps-de-Ballet war von den folgenden Künstlern

zusammengestellt, den Tänzerinnen: BALBO, CAPELLI, Maria

DIELINGER, GENEE, Antonie HABITZ, HERRLE, HEYDE, Anna HINKERT,

LACHMANN, S.MAYR, OLLY, SPEGELE, STANGENBERG, Gisela

WELLENBERG, M. und Otilie WOBORSKY, sowie den Tänzern: Eduard

CAREY, HASELBERGER, HERMANN, HERZ, KOPP, August LINDER,

LUMBERGER, NACHREINER, PRINNER, RISCHOFSKY, VOGEL u.a.

DAS REPERTOIRE

Die Verwaltung der königlichen Hoftheater wußte ihre

neürworbene Kraft schonen und auf richtiger Stellen

einzuspannen. In München hob sich Ternina auf die vorletzte

Stufe ihres Aufstieges. Monatlich trat sie nicht mehr als 6-7

mal, fast niemals aber Tag auf Tag. Sie war selten so krank

oder indisponiert daß man die vorgesehene Vorstellung absagen

oder ändern mußte, jedoch als es dringend war, sprang sie

immer für eine ihrer erkrankten Kolleginnen ein. Die

Intendantur pflegte ihr auch Urlaub zu bewilligen, um den Ruhm

der Münchner Oper dem englischen und amerikanischen Publikum

vorzustellen.

Während des Jahres 1890, da sie erst Beginn Juni

angetreten hat, sang Ternina nur 28 Male in 12 Rollen, 1891 46

Male in 16 Rollen, 1892 39 Mal (sie erschien nicht in Februar,15

16

März und den größten Teil April) in 16 Rollen, 1893 61 Mal in

21 Rollen, 1894 51 Mal in 18 Rollen; 1896 67 Mal in 18 Rollen;

1896 44 Mal (abwesend vom Januar bis Mitte April) in 16

Rollen, 1897 62 Mal in 19 Rollen, 1898 53 Mal (sie trat nich

auf in Juli, neben den normalen Ferien) in 19 Rollen, und im

letzten Jahr ihres permanenten Engagements 1899 nor 19 Mal in

12 Rollen. Die Zahl der verschiedenen Opern ist noch kleiner,

denn man darf nicht vergeßen daß sie manchmal auch zwei

Partien in einer Oper bemeisterte, z. B. Elsa und Ortrud,

Venus und Elisabeth, Walküre und Sieglinde, Donna Anna und

Donna Elvira, usw. Nachdem sie ihren Vertrag nicht erneuert

hat, sang Ternina nur noch im Rahmen der Wagner-Festspiele im

Prinzregententheater: 1900 11 Mal, 1901 4 Mal, 1902 zweimal

und 1906 viermal.

Beim Betrachten des Repertoires der Münchner Hoftheater

dieser Jahre darf man nicht vergeßen daß München die Citadelle

des deutschen Theaters und der deutschen Oper war, wo genau

viele berühmte, aber auch ganz vergeßene Opern ihr

Uraufführungen erlebt haben. Die meisten Opern in denen

Ternina auftrat waren auch von deutschen Komponisten, aber

auch alles andere wurde ausschließlich in deutscher Sprache

gesungen. Es stellte Ternina überhaupt kein Problem auf

Deutsch zu singen: das Deutsche war ihre zweite Sprache,

welche sie schon als Kind in Zagreb angelangt, fließend

sprach. Dieses Sprachkentniss perfektuierte sie von ihrem 16

Jahr als Schülerin des Gänsbacher in Wien. Deshalb können 1891

Kritiker nur ihre einwanfreie deutsche Aussprache, ohne16

17

jegliche Spur eines fremden Anzenten loben.

In München ist Ternina in den folgenden Rollen in

folgenden Opernwerken aufgetreten:

A) DEUTSCHE KOMPONISTEN

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)

"Idomeneus" - Idamantes (l Mal)

"Die Hochzeit des Figaro" -Die Gräfin (57 Mal)

"Don Giovanni" - Donna Elvira (12 Mal)

-"- - Donna Anna (zweimal)

"Così fan tutte" - Fiordiligi (20 Mal)

"Die Zauberflöte" - Erste Dame (7 Mal)

Ludwig van Beethoven (1770-1827)

"Fidelio" - Leonore (41 Mal)

Karl Maria von Weber (1786-1826)

"Euryanthe" - Eglantine (einmal)

"Oberon" - Rezia (9 Mal)

Albert Lortzing (1801-1851)

"Undine" - Bertalda (dreimal)

Franz Lachner (1803-1890)

"Catarina Cornaro" - Catarina Cornaro (dreimal)

Richard Wagner (1813-1883)

"Der fliegende Holländer" - Senta (47 Male)

"Tannhäuser" - Venus (8 Mal)

-"- - Elisabeth (48 Male)

"Lohengrin" - Elsa von Brabant (8 Mal)

-"- - Ortrud (7 Mal)

"Tristan und Isolde" - Isolde (viermal)17

18

"Die Walküre" - Brünnhilde (24 Male)

-"- - Sieglinde (9 Mal)

"Siegfried" - Brünnhilde (17 Mal)

"Die Götterdämmerung" - Brünnhilde (13 Mal)

Peter von Cornelius (1824-1874)

"Der Cid" - Chimene (14 Mal)

Viktor Nessler (1841-1890)

"Der Rattenfänger von Hammeln" - Gertrud (einmal)

Heinrich Vogl (1845-1900)

"Der Fremdling" - Nanna (4 Mal)

Johann Strauss (1852-1899)

"Die Fledermaus" - Prinz Orlofski (4 Mal)

Max von Schillings (1868-1933)

"Ingwelde" - Ingwelde (dreimal)

Alexander von Zemlinsky (1872-1942)

"Sarema" - Sarema (4 Mal)

NORWEGISCHER KOMPONIST

Gerhard Schjelderup (1859-1933)

"Sonntagsmorgen" - Borghild (zweimal)

ITALIENISCHE KOMPONISTEN

Gätano Donizzetti (1797-1848)

"Lucrezia Borgia" - Lucrezia Borgia (6 Mal)

Giuseppe Verdi (1813-1901)

"Der Troubadour" - Leonora (16 Male)

"Der Maskenball" - Amelia (4 Mal)

"Aida" - Aida (8 Mal)

Alberto Franchetti (1860-1942)18

19

"Asräl" - Nefta (zweimal)

Pietro Mascagni (1863-1945)

"Cavalleria rusticana" - Santuzza (einmal)

"Die Rantzau" - Louise (6 Mal)

FRANZÖSISCHER KOMPONISTEN

Etienne Mehul (1763-1817)

"Uthal" - Malvina (zweimal)

Giacomo Meyerbeer (1791-1864)

"Die Hugenotten" - Valentine (17 Male)

"Die Afrikanerin" - Selika (4 Mal)

Fromental Halevy (1799-1862)

"Die Jüdin" - Recha (10 Mal)

Hector Berlioz (1803-1869)

"Die Trojaner in Karthago" - Dido (8 Mal)

Charles Gounod (1813-1893)

"Faust" - Margarethe (einmal)

Georges Bizet (1838-1875)

"Djamileh" - Djamileh (dreimal)

"Carmen" - Micäla (einmal)

Emmanuel Chabrier (1841-1894)

"Gwendoline" - Gwendoline (12 Male)

SCHLAVISCHER KOMPONIST

Bedrich Smetana (1824-1884)

"Dalibor" - Milada (dreimal)

Das Repertoire ist, natürlich, zu der Zeit als Ternina

ständiges Mitglied der Münchner Hoftheater war, viel reicher

gewesen. Man führte noch eine sehr großen Anzahl anderer19

20

Opern, als oben angegeben, in welchen Ternina nicht gesungen

hat, obwohl sie viele von Rollen aus diesen Werken bemeistert

und früher oder später gesungen hat. In alphabetischer Reihe

der Komponisten geben wir ein Verzeichnis diese Opern, von

denen uns etliche heute, z. B. "Theuerdank" (Thuille) oner

"Kunihild" (Kistler) gar nichts zu sagen haben, an:

- Adolphe ADAM: "Der Postillon von Lonjumeau"

- Daniel Francois AUBER: "Des Teufels Antheil"; "Fra

Diavolo"; "Der schwarze Domino"

- Vincenzo BELLINI: "Norma"

- Hector BERLIOZ: "Die Eroberung (Zerstörung) von Troja"

- Ignaz BRÜLL: "Gringoire"

- Peter CORNELIUS: "Der Barbier von Bagdad"

- Gaetano DONIZETTI: "Marie, Tochter des Regiments";

"Lucia von Lammermoor"

- Friedrich von FLOTOW: "Alessandro Stradella"; "Martha"

- Christoph Willibald GLUCK: "Iphigenie in Aulis";

"Iphigenie auf Tauris"

- Heinrich HOFMANN: "Donna Diana"

- Engelbert HUMPERDINCK: "Hänsel und Gretel";

"Königskinder"

- Wilhelm KIENZL: "Der Evangelimann"

- Cyrill KISTLER: "Kunihild"

- Konradin KREUTZER: "Das Nachtlager von Granada"

- Ruggero LEONCAVALLO: "Bajazzo"

- Franz LISZT: "Legende der heiligen Elisabeth"

- Albert LORTZING: "Der Waffenschmied"; "Der Wildschütz"; 20

21

"Zar und Zimmermann"; "Die beiden

Schützen"

- Aime MAILLART: Das Glöckchen des Eremiten"

- Heinrich MARSCHNER: "Hans Heiling"

- Pietro MASCAGNI: "Cavalleria rusticana" (seit 1895 wird

sie zusammen mit "Bajazzo" ausgeführt)

- Andre MESSAGER: "La Basoche"

- Giacomo MEYERBEER: "Der Prophet"

- Wolfgang Amadeus MOZART: "Bastien und Bastienne"; "Die

Entführung aus dem Serail"; "Titus"

- Viktor NESSLER: "Der Trompeter von Säckingen"

- Gioacchino ROSSINI: "Der Barbier von Sevilla", "Wilhelm

Tell"

- Bedrich SMETANA: "Die verkaufte Braut"

- Johann STRAUSS: "Ritter Pasman"

- Peter Iljitsch TSCHAIKOWSKY: "Jolanthe"

- Ambroise THOMAS: "Mignon"

- Ludwig THUILLE: "Theuerdank"

- Giuseppe VERDI: "Falstaff"; "Othello", "Rigoletto";

"Violetta" ("La Traviata")

- Richard WAGNER: "Die Feen"; "Die Meistersinger",

"Rienzi", "Tristan und Isolde"

- Carl Maria von WEBER: "Der Freischütz"

Es wäre jedoch hochinteressant zu erfahren warum Ternina -

wieviel es uns bisher bekannt ist - nie Norma oder Desdemona

gesungen hat. Es ist bekannt daß ihre gute Freundin Lilli

LEHMAN einmal geäußert hat daß sie lieber alle drei21

22

Brünnhilden als einmal Norma singt. In München hat Ternina die

Königin der Erdgeister aus "Hans Heiling" (Marschner) nicht

gesungen, eine der von ihr sehr häufig ausgeführten Rollen in

Bremen. Eva aus den "Meisteringern", eine Partie, die ihr auch

gutlag (ein Bild von ihr im Kostüm für dieser Rolle war 1974

für eine Ausstellung in Covent Garden Oper ausgeliehen), hat

sie in München auch nicht gesungen. Sie hat auch die Partie in

der "Legende der hl. Elisabeth" (Liszt) gelernt und in München

nicht gesungen. Die schon bekannte Situation aus Bremen

wiederholt sich in München, denn ihre weltberühmte Isolde

singt sie in München erst 1901, das Publikum kannte von früher

aus nur ihren Isoldens Liebestod. "Cavalleria rusticana" war

in diesen Jahren in München beliebt, aber es ist uns nur eine

Erscheinen Terninas in der Rolle der Santuzza bekannt.

Natürlich, in vielen der oben angegebenen Opern war keine

Sopran-Partie die ihren Fach entsprach zu finden.

AUSSERORDENTLICHE VORSTELLUNGEN

Jedes Jahr gab es in München wenigstens eine Aufführung

des Ringes, manchmal entfalteten sich sogar richtige Wagner-

Feststpiele. So z. B. wurden im Sommer 1895 sogar elf seiner

Opern aufgeführt.

1890

Beethovens Geburtstag ist am 17. XII. 1890 im Königlichen

Hof- und Nationaltheater festlich gefeiert worden. Nach der

gespielten Ouverture "Die Ruinen von Athen" kam an die Reihe

das gleichnamige Spiel von Otto DEVRIENT nach KOTZEBUE,

regiert von Anton FUCHS, das von der Aufführung von "Fidelio"22

23

gefolgt wurde. Die Rollenverteilung war die folgende: Fuchs

(Don Fernando), Brucks (Pozarro), Heinrich Vogl (Florestan),

Ternina (Leonore), Gustav Siehr (Roco), Frl. Pewny

(Marzelline), Herr Schlosser (Jacquino). Der Text war eine

Übersetzung von Treitschke. Allem Wahrschein nach dirigierte

Hermann Levi.

1891

Am 9.III. stellte Ternina dem Münchner Publikum ihre

einmalig ergreifende Brünnhilde im "Siegfried" vor. Ausser in

verschiedenen Tageskritiken ist uns ein Augenzeugenbericht

über ihre Art Brünnhilde zu singen von der Feder der Freiherr

von Mensi-Klarbach geblieben:

So wie in ihrem Fidelio, so hat die Ternina auch in ihrer zweiten Lieblingsrolle,

der Brünnhilde, durch ihr schöpferisches Geine ein Vorbild geschaffen, das höchtens

an Therese Vogl eine Vorgängerin hatte, aber dem keine annähernd gleichwertige

erscheinung gefolgt ist. Es seien nur zwei Szenen hervorgehoben, weil sie nicht nur

für die hohe Intelligenz der Künstlerin überaus bezeichnend, sondern auch deshalb

und darüber hinaus interessant sind als ein Beweis, was für tiefe und unendlich reich

ausdeutbare Gefühlswerte in dem Werke Wagners selbst verborgen sind und sich

eben nur dem congenialen Künstler oder im unserem Falle der Künstlerin enthüllen

und dem Publikum, das im Stande ist, sie zu verstehen und ihr zu folgen.

Die längste und wohl auch schönste stumme Szene, die Wagner geschrieben,

ist jene im dritten Akte des "Siegfried", in der der jugendliche Held, nachdem er den

Brünhildenstein trotz der wabernden Lohe erstiegen Brünnhilde unte einer Esche

schlafend findet und sie durch einen langen Kuß erweckt. Diese bedeutungsvolle

Szene findet aber, vielleicht weil sie eine sogenannte stumme Szene ist, bei den

Darstellerinnen der Brünnhilde wie bei den Regisseuren selten oder nie jene

23

24

Beachtung, die sie mir zu verdienen scheint. Ich sehe sie seit vierzig Jahren alljährlich

und habe wohl so ziemlich alle jetzt lebenden Brünnhilden, und ein paar verstorbene

dazu, darin aufwachen gesehen. Ich sage dies nur, weil man mir dann vielleicht

einige Berechtigungen zugestehen wird, in diesem Erweckungskapitel eine Meinung

zu haben und zu äußern.

Auffaßung und Spiel pflegen ja bei Wagner weniger als bei andern

Tonkünstlern dem eigenen Ingenium des Darstellers überlaßen zu bleiben. Es hat

sich da bekanntlich eine feste Tradition herausgebildet - eine Tradition, die nicht

einmal immer auf Wagner selbst zurückgeht, die aber, verstanden oder

mißverstanden, einmal da ist, die naturgemäß von aus Bayreuth aus behütet,

manchmal auch dort erst geschaffen wurde, und gegen die jede Auflehnung von

vornherein perhorresziert wurde. Brünnhildens Erwachen wurde von den in

Bayreuth geeichten Brünnhilden genau so gespielt wie von den meisten andern,

nämlich meines Erachtens nicht so, wie es gespielt werden soll und wie es sich

Wagner gedacht hat.

Wenn wir uns, wie wir ja sollen, nur an Wagner, und zwar natürlich an seine

Partitur und an den Text seines "Siegfried" halten, so sinkt Siegfried nach den

Worten "So saug' ich mir das Leben aus süßesten Lippen - sollt' ich auch sterbend

vergeh'n!" auf die Schlafende und heftet mit geschloßenen Augen seine Lippen auf

ihren Mund. Von diesem Augenblick an nimmt eine zarte Begleitung, in der

Bassklarinette und Cello die Führung ubernehmen, das Wort, und es vergehen zwölf

Takte, bis Brünnhilde die Augen aufschlägt. "Siegfried fährt auf und bleibt vor ihr

stehen." So steht in der Partitur.

Gemacht wird die Sache anders. Er bleibt hinter oder neben ihrem Lager

stehen, denn er hat nun nichts zu singen. Von dem Augenaufschlag Brünnhildens bis

sie sich langsam zum Sitzen aufzurichten hat, zählen wir weitere sechs Takte, von da

an bi zum großen Geberde, mit der sie Himmel und Erde begrüsst, unter der

24

25

ausdrucksvoll anschwellenden Begleitung des Orchesters, insbesondere der

hinzutretenden Harfen, vergehen wieder ein paar Takte. Von hier an aber bis zum

ersten Ruf "Heil dir Sonne!" am Schluße dieser prachtvoll gesteigerten stummen, nur

dem Orchester übertragenen Szene, sind gar noch zweiundzwanzig Takte. Vom

ersten Augenblick des Kußes bis zum Heilruf vergehen im ganzen nich weniger als

vierundvierzig Takte! Diese 44 Takte nun sind durch möglichst "geistreiches"

stummes Spiel auszufüllen.

Hier kann nun die Brünnhilden-Darstellerin zeigen, weß Geistes Kind sie ist,

denn Wagner schreibt ihr nur die Hauptetappen der Bewegung vor. Nun habe ich es

hundertmal beobachtet, daß die Sängerin nur darauf bedacht, möglichst bald in die

zum Singen bequemere Lage des Sitzens zu kommen, sich nach dem Kuße Siegfrieds

rasch aufrichtet: gleich darauf die Füße vom Lager auf den Boden setzt, schön

darauf achtgibt, daß ihr Gewand hübsch mitkommt, eventuell mit der einen Hand

nachhilft und dann eine begeisterte Miene annimmt, um mit den Armen zur

Begrüßung weit auszugreifen. Sie merkt dann zu spät, daß sie sich dadurch jede

Möglichkeit, 44 Takte lang ihr Spiel zu steigern, vorweg genommen hat: sie sgelt

dann mit den Armen mehr oder minder ausdrucksvoll in der Luft herum, bis endlich,

endlich ihr Einsatz kommt. Così fan tutte oder fast tutte. Bei der einen sieht's beßer

aus, bei der andern weniger, je nachdem sie hübsch ist und schöne Arme hat. Fast

alle aber wachen auf wie aus einem Nachmittagschläfchen und bringen vor allem

ihre Toilette in Ordnung.

In Wahrheit handelt es sich aber um einen etwa auf zwei Jahrzehnte zu

veranschlagenden tiefen Schlaf - Siegfried mußte ja inzwischen erst geboren werden

und erwachsen sein -, also um eine große Sache; um eine tiefen Schlaf, in den Wotan

sein Lieblingskind versenkt hat und aus dem sie nicht mehr als solches, sondern als

wißendes Weib erwachen soll. Man denke sich ein solches Wiedersehen von Sonne

und Welt!

25

26

Von alledem ist in dieser großartigen Szene, in Spiel und Mienen unserer

Brünnhilden leider blutwenig zu finden. Es ist ja allerdings nicht leicht 44 Takte

durch stummes Spiel schön, wahrscheinlich und zugleich sich steigernd auszufüllen;

aber es ist möglich. das zeigte uns und dem Publikum beider Erdteile seinerzeit

Milka Ternina. Sie spielte die Szene des Erwachens so, als ob Siegfried's Kuß wirklich

die jahrelange Erstarrung ihres Körpers erst langsam, ganz langsam löse. Die Augen

öffneten sich langsam und staunend, der Körper war noch erstarrt, noch konnte er

sich nicht heben; langsam kam Leben in ihn, und zwar, wie es ja natürlich, von oben

nach unten; vom Haupt und Herzen aus. Langsam richtete sich der Oberkörper, wie

magnetisch von Siegrieds Blicken angezogen, auf, die Arme breiteten sich langsam,

wie erst versuchend, aus, und erst viel später und ganz zuletzt, aber gewiß

absichtlich, als natürlicherweise die Zuschauer dieses prachvoll gesteigerten Spieles

auf diese nebensächliche Bewegung nicht achteten, ließ die große Künstlerin die nun

ebenfalls aus der Erstarrung gelösten Beine, mit ihnen das Gewand, zu Boden

gleiten: sie saß; alles Ästhetisch-Unschöne war vermieden. Eines folgte natürlich aus

dem andern, Brünnhilde war nun ganz zum Leben erwacht und gleichzeitig war in

der Musik wie in der Bewegung der Höhepunkt der Steigerung erreicht. Kein

Wunder, daß diese Szene, so gespielt, noch bevor die Sängerin auch nur einen Ton

gesungen, einen großartigen Eindruck zurückließ - auch bei denen, die sich keine

Rechenschaft geben konnte, warum. So soll es such sein, so muß der Meister sie sich

gedacht haben.

Seit Jahren, wenn ich Brünnhildens Erwachen sehen, kämpfe ich mit diesen

schönen Erinnerungen. Sie hätten mich vielleicht längst treulos verlaßen, wenn sie

nur ein einziges Mal durch etwas Ähnliches oder gar beßeres ausgelöscht worden

wären. Umsonst, ich warte heute noch darauf, oder vielmehr ich warte längst nicht

mehr. Aber ich möchte sie heute hier festhalten für jene immer kleiner werdende

Schar, die sie mit mir teilt und - wenn es nicht zu optimistisch wäre - für jene weit

26

27

großere, der sie vielleicht von einigem Nutzen sein könnte.

Die andere Szene ist jene des zweiten Aufzugs in der "Götterdämmerung", in

der die über den vermeintlichen Verrat Siegfrieds empörte Brünnhilde Hagen das

Geheimnis von deßen Verwundbarkeit im Rücken verrät. Auf die Frage Hagens: "So

kann keine Wehr im schaden?" dingt Brünnhilde, während im Orchester

Nibelungenhaß-, Siegfried- und Schwert-Motiv anklingen:

"Im Kampfe nicht: - doch -

träf'st du im Rücken ihn.

Niemals - das wußt' ich

wich er dem Feind,

nie reicht er fliehend ihm den Rücken:

an ihm d'rum spart' ich den Segen."

Die Brünnhilde Terninas sang diese verräterischen Worde wie halb unbewußt

vor sich hin und zuckte zusammen, als Hagen darauf lauter antwortet: "Und dort

trifft ihn mein Speer!" - gleich als ob sie erst jetzt deßen inne werde, was sie gesagt.

Das ist ein psychologische sehr fein und weiblich empfundener Zug, der darum noch

nicht mit ihrer bald darauf losbrechenden Empörung gegen Gunther und mit ihrem

Einstimmen in deßen Ruf "Siegfried falle!" in Widerspruch zu kommen braucht

(Mensi-Klarbach: 147-152)

Ihre erste Premiere sang Ternina am 21. IV. 1891. Es war

"Der Cid" von Peter Cornelius, regiert von Brulliot, zum

ersten Male in Weimar in 1865 ausgeführt. Die Rollen waren

verteilt wie folgt: Heinrich Vogl (Don Fernando, König von

Kastilien), Gustav Siehr (Luyn Calvo), Ternina (Chimene),

Brucks (Ruy Diaz), Max Mikorey (Alvar Fanez). Die nächste

Vorstellung des "Cid" war besonders feierlich. Am 15. IV. 1891

feierten Prinz Alfred von Bayern (geb.1862) und Louise Fürstin27

28

von Alençon, Prinzessin von Orléans (geb. 1869) ihre Hochzeit

und erschienen zum ersten Male bei einer öffentlichen

Veranstaltung am 3. V. 1891. Für diese festliche Angelegenheit

schrieb die Theaterdirektion für die Damen das Abendtoilette

mit Kopfputz, Uniform für die hofbefähigten Herren, sowie die

in Zivil- und Militärdienst, für die übrigen Herren Frack und

weiße Kravatte, vor. Da sich zu der Zeit der bayerische Hof in

Trauer befand, wurde für diese Gelegenheit die Trauer

abgelegt. Diese Vorstellung (sie begann un 7 Uhr Abends und

endete um 1/2 10), hatte dieselbe Rollenverteilung wie bei der

Premiere. Wahrscheinlich dirigierte Hermann Levi.

Wagners Geburtstag wurde in demselben Jahr am 22 Mai mit

dem von Fuchs regierten "Fliegenden Holländer" gefeiert. Es

sangen: Siehr (Daland), Ternina (Senta), Mikorey (Erik), Blank

(Mary), Gerhäuser (Steuermann), Eugen Gura (Holländer).

Gegen das Ende der Saison, vor dem Ferienbeginn, aber auch

im Laufe des Jahres, pflegte man verschiedene Vorstellungen

außer Abonnement, mit niedrigeren Preisen von 0.60 bis 5 Mark,

zu geben.

Am 9. IX. sang man in Anwesenheit Wilhelms II., Kaisers

von Deutschland und Königs von Preussen den "Cid" (Cornelius),

mit beginn präcis um 7 Uhr, und Ende nach 9 Uhr Abends. Auch

diese Oper wurde wahrscheinlich von Hermann Levi dirigiert und

war von Bruilliot regiert. Don Fernando, König von Sizilien

wurde von Heinrich Vogl, Luyn Calvo von Gustav Siehr, Chimene

von Milka Ternina, Ruy Diaz von Bruck, Alvaro Fanez von Max

Mikorey, und Herold von Thoms gesungen. Die Eintrittspreise28

29

waren für diese Gelegenheit erhöht, zwischen 1 und 9 Mark.

Auch an diesem Abend waren alle Damen verpflichtet tief

ausgeschnittene Abendtoiletten zu anziehn und ihr Haar

aufzuputzen, die Herren aber entweder in Uniform oder Frack zu

erscheinen. Einige Tage vorher (am 5. IX. 1891) wurde der

hundertsten Geburtstag des Giacomo Meyerbeer mit einer

"Hugenotten"-Vorstellung gedacht. Der Text nach Scribe war von

Capelli gedichtet, es regierte Anton Fuchs. Margarethe Valois

war von Irene Abendroth interpretiert, Graf St. Bris von

Brucks, Valentine von St. Bris von Ternina, Graf Nevers von

Fuchs, Tavannes von Gerhäuser, Cosse von Schlosser, Thore von

Thoms, Meru von Grasser, Meaurevent von Bausewein, Raoul der

Nangis von Mikorey, sein Diener Marcel von Siehr, der Page

Urban von Frl. Link. Ballettszenen waren von Flora Jungmann

koreografiert.

Am 4. Oktober 1891 wurde Lachners "Catharina Cornaro" nach

dem Text von Saint-Georges (in Übersetzung von Aloys Müssel),

von Bruilliot regiert, neu vorbereitet. Die Ballet-Einsätze im

3. Akt waren auch von Flora Jungmann vorbereitet. Heinrich

Vogl sang Jakob von Lusignan, König von Zypern, Fuch den

Andrea Corcaro, Siehr den Onofrio, Ternina die Hauptrolle der

Katharina, Königin von Zypern, Max Mikorey den Marco Verner,

die Tenorpartie. Während desselben Monats (30. X.) war die

feierliche hundert-und-fünfzigste Aufführung von Wagners

"Lohengrin". Diese Oper wurde in der Regie von Fuchs gegeben

und die Verteilung der Rollen war die folgende: Heinrich -

Gustav Siehr, Lohengrin - Heinrich Vogl, Elsa - Frl. Dressler,29

30

Telramund - Brucks, Ortrud - Ternina, Herold - Fuchs.

Im Dezember 1891 wurde auch der hundertste Todestag

Mozart's mit sechs von seinen Opern, die außer Abonnement, mit

etwas niedrigeren Preisen und Ermäßigung für diejenigen die

die sämtlichen sechs Opern besuchen wollten, gedacht. Im

Rahmen dieses Festivals wurden die folgenden Opern aufgeführt.

"Idomeneus" (5. XII.), "Die Entführung aus dem Serail" (10.

XII.), "Die Hochzeit des Figaro" (13. XII.), "Don Juan" (16.

XII.), "Così fan tutte" (19. XII.), und schließlich "Die

Zauberflöte" (22. XII.). Milka Ternina nahm in einigen dieser

Vorstellungen teil. Am Mozarts Todestag wurde zuerst die

Symphonie Nr. 41 "Jupiter" gespielt, dann sprach der

Schauspieler Schneider einen Prolog aus der Feder des

Schriftstellers Paul Heyse, das von "Idomeneus" gefolgt wurde.

Der ursprüngliche italienische Text von G. B. Varesco war für

diese Gelegenheit von Leopold Lenz bearbeitet. Die Regie

führte der königliche Ober-Regisseur Brulliot. Man darf nicht

vergeßen daß die Urauffürhung dieser Oper in München am 29. I.

1781 statgefunden hat, aber noch im Cuvilliès-Theater. Diesmal

wurde Idomeneo von Vogl gesungen, sein Sohn Idamante von

Ternina, Ilia von Frl. Dressel, Elektra von Mathilde Wekerlin,

der Oberpriester im Poseidontempel von Max Mikorey, Arbaces

von Bausewein. Die Tanznummer im ersten Akt, getanzt von den

Damen Lachmann und Heyde, sowie vierzehn Mitglieder des Corps-

de-Ballet, war von Flora Jungmann koreografiert. Die Besatzung

der Rollen im "Figaro" war die folgende: Eugen Gura (Graf

Almaviva), Ternina (Gräfin), Frl. Borchers (Cherubin), Fuchs30

31

(Figaro), Frl. Dressler (Susanna), P. Sigler (Marzelline),

Bausewein (Dr. Bartolo), Walter (Basilio), Theodor Mayer

(Antonio), M. Sigler (Barbarina), und Schlosser (Don Curzio).

Das wunderbare italienische Libretto des Lorenzo da Ponte

wurde von Adolph Knigge verdeutscht, die Regie war von

Bruilliot. Es ist interessant zu bemerken daß Ternina noch

damals die Rolle der Fiordiligi in "Così" nicht

interpretierte.

1892

Die erste Premiere des Jahres 1892 war "Asrael" von dem

damals sehr beliebten Franchetti, in Übersetzung von H.

Wittmann, und in Regie von Brulliot. Asrael war gesungen von

Vogl, Nefta von Ternina, Loretta von Meysenheim, der König von

Brabant von Bauberger, seine Tochter Lidora von Frl. Blank,

Lucifer von Siehr, der Bauer von T. Mayer, der Herold von

Bausewein. Das Ballet war von Flora Jungmann vorbereitet, die

Szenographie, Maschinerie und Beleuchtung waren von Karl

Lautenschläger und die neuen Kostüme von Josef Flüggen. Die

Wiederholung fand am 17.I.1892 statt.

Am 19. I. 1892 ward "Aida" neu besetzt, mit Ternina in der

Hauptrolle. Die übrigen Personen waren die folgenden: der

König (Bausewein), Amneris (Therese Vogl), Radames (Mikorey),

Ramphis (Siehr) und Amonasro (Brucks). Der Text war eine

Übersetzung von Julius Schantz und die Regie leitete Fuchs.

Noch etwas später, muß man betonen, wurde noch eine

Vorstellung mit niedriegeren Preisen für breitere Kreise des

Publikums, und zugunsten der Stadtarmen vorbereitet:31

32

Beethovens "Fidelio". Don Fernando wurde von Eugen Gura

gesungen, Pizarro von Brucks, Florestan von Vogl, Leonore von

Ternina, Rocco von Siehr, Marzelline von Frl. Borchers und

Jacquin von Walter. Die Vorstellung ist von Fuchs regiert

worden.

1893

Am Mittwoch 4. Januar 1893 war die Premiere der Oper

"Djamileh", auf den Text von Louis Gallet, in Übersetzung von

Robert Müller. Die Hauptrolle wrude von Milka Ternina kreiert,

Harun von Walter, Splendian von Gura, die Tänzerin von Flora

Jungmann, der Sklavenhändler von Schlosser, und der Sklave von

I. Maier. Als zweiter Teil des Abends wurde noch "Cavalleria

rusticana" aufgeführt mit der folgenden Rollenverteilung:

Santuzza - Frl. Dressler, Turiddu - Mikorey, Mutter Lucia -

Frl. Blank, Alfio - Brucks, sowie Lola - Frau Meysenheim. Die

Reprise von "Djamileh" fand am 14. I., aber in Kombination mit

der Oper "Gringoire" von Ignaz Brüll (1846-1907) statt,

während man sie das dritte mal, am 24. I. zusammen mit "Den

beiden Schützen" von Albert Lortzing sang.

Mozarts Geburtstag 1893 (27 .I.) war mit einer Vorstellung

der "Zauberflöte" gefeiert, regiert von Herrn Müller,

dirigiert von Hofkapellmeister Franz von Fischer (1849-1918).

Es sangen die besten Kräfte der Münchner Oper mit Ternina in

der Rolle der Ersten Dame der Königin der Nacht.

Die erste Premiere für 1893 waren "Die Trojaner in

Karthago". Den Text von Berlioz sang man in der deutschen

Auffassung von Emma Klingenfeld, die Regie führte k. Regisseur32

33

Müller, und es dirigierte Hermann Levi. Die Rollenverteilung

war eine glänzende: Dido, die Königin von Karthago - Ternina;

Anna, ihre Schwester - Frl. Frank; Narbal, der kartaginesische

Heerführer - Siehr; Äneas - Vogl; Ascanius, sein Sohn - Frl.

Borchers; Jopas - Walter; Hylas - Stöger; Pantheus -

Bauberger; junger Karthagineser - Knote. Auf dieselbe Weise

waren auch die Rollen der Ersten Wache und der Geister

verteilt. Die Ballets waren von Frau Jungmann koreografiert.

Die Reprise fand am 2. II. 1893 mit denselben Sängern statt.

Am Freitag den 28. April 1893 wurde "Tannhäuser" in einer

neuen glänzenden Aufführung vorbereitet, dirigiert vom

Generaldirektor Hermann Levi und in der Regie von Fuchs. Die

Kostüme waren von Prof. Josef Flüggen entworfen, die

Maschinerie und die Beleuchtung standen unter der Aufsicht des

Karl Lautenschläger. Die Kulissen waren ganz neu: die Grotte

der Venus war in den Werkstätten des k. u. k. Hoftheatermalers

Burghart in Wien ausgeführt, welcher auch das Bild mit Europa

nach dem Entwurf von Unger aus München, sowie das Bild mit

Leda verfertigte. Die Frühlingslandschaft mit der Wartburg

stammte aus der Werkstatt des Professors Brückner aus Coburg.

Der zweite Akt wurde vor den Kulissen welche von Eugen Quaglio

entworfen und von Mettenleiter in München ausgeführt worden

ist. Die Herbstlandschaft mit der Wartburg war auch ein Werk

des Bruckner aus Coburg. Es wurde gesungen wie folgt: Hermann

(Siehr), Elisabeth (Dressler), Tannhäuser (Vogl), Wolfram

(Gura), Walther (Walter), Biterolf (Bauberger), Heinrich der

Schreiber (Knote), Reimar (Bausewein), junger Hirte33

34

(Borchers), und Venus (Ternina). Es ist auch ein gutes und

bezauberndes Bild Terninas in dieser Rolle aus diesen Jahren

erhalten - die im Kostüme der Elisabeth sind um etwas jünger.

Am Freitag 9. Juni 1893 wurde "Tannhäuser" zu Ehren der

Wanderversammlung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft

gesungen.

Gerhard Schjelderup wurde am 17. XI. 1859 in Christiansand

in Südnorwegen geboren. Es studierte Philologie in Christiania

(Oslo), spielte auch von der frühesten Jugend das Violoncello.

Später widmete er sich gänzlich der Musik, studierte Cello bei

Franchomme in Paris und Tondichtung bei Savard und Massenet.

Nach vollendeten Studien ging er nach Deutschland und lebte

seit 1896 in Dresden. Er ist der Autor verschiedener

Musikalischen Dramen, z. B. "Norwegische Hochzeit" (1900),

"Frühlingsnacht" (1908), "Sturmvogel" (1916), "Jenseits Sonne

und Mond" und "Ein Volk in Not". In 1920 übersiedelte er nach

München und starb am 29. VII. 1933 in Benediktbeuren. Sein

erster Erfolg war seine (Text und Musik) von Wagner

inspirierte, spätromantische Oper "Sonntagsmorgen", welche von

Hermann Levi am 9. V. 1893 in München ausgeführt wurde. Die

Übersetzung aus dem Norwegischen war von Emma Klingenfeld, und

die Regie von Müller. In diesem Einakter traten Milka Ternina

als Borghild, Frl. Frank als Ragna und der Tenor Mikorey als

Arne. Nach der Pause wurde Brülls "Gringoire" gegeben. Die

zweite Aufführung von "Sonntagsmorgen" fand am 30. V. 1893,

aber in Kombination mit dem "Cid" statt, und die Vorstellung

begann um 7 und endete nach 1/2 11 Abends. In der zweiten Oper34

35

war die folgende Rollenberteilung: Don Fernando (Vogl), Luyn

Calvo (Siehr), Chimene (Ternina), Ruy Diaz (Brucks), Alvar

Fanez (Mikorey), Herold (I. Maier). Die beiden Opern wurden

von Hermann Levi geleitet.

Die neu vorbereitete "Undine" von Albert Lortzing wurde

dem Publikum am 8. VI. 1893 gezeigt. Die musikalische Leitung

gehörte Franz v. Fischer, die Regie Muller, und die

Koreographie F. Jungmann, welche auch das Grand pas serieux im

zweiten Aufzug zusammen mit dem Herrn Linder, und den Damen

Spegele, Heyde, Lachmann und Habitz ausgeführt hat. Bertalda,

die Tochter der Fürsten Heinrich wurde von Ternina gesungen;

der Ritter Hugo von Ringstetten von Walter; Kühleborn, der

Fürst der Waßergeistern von Brucks, Tobias, ein alter Fischer

von Bausewein; Marta, sein Weib von Fl. Blank; Undine von Frl.

Dressler; Vater Heilmann von Bauberger; Ottfried von Schröder,

Veit von Knote und Hans von Th.Mayer.

Ein Jahr nach ihrer Florentiner Uraufführung, erlebte

Mascagnis neue Oper "Die Rantzau" am 29. X. 1893 ihre deutsche

Premiere in München. Die Handlung der Oper entwickelt sich in

einem Dorf in den Vogesen im Jahre 1829. Zwei Brüder, Johann

und Jakob leben in Zwist und am Ende werden sie durch die

Liebe der Luise, Johanns Tochter, zu Georg, dem Sohne Jakobs,

wieder zur Eintracht gebracht. Das Libretto nach Erckmann-

Chatrian wurde von G. Targioni-Tozetti und G. Menasci

zusammengesetzt und für die Münchner Premiere von Max Kalbeck

ins Deutsche übertragen. Es dirigierte Franz Fischer, und

regierte Müller. Johann Rantzau wurde von Brucks, Jakob35

36

Rantzau von Siehr, der Lehrer Florentius von Bauberger, Georg,

der Sohn Jakobs von Walter, Lebel von Knote, Luise von

Ternina, und Julia von Frl. Borchers gesungen. Die Reprise

fand am 11. XI. statt und die Sänger waren dieselben.

Beethovens Geburtstag wurde am 17. XII. auf die übliche

Weise mit einer Fidelio-Aufführung, zusammen mit der großen

Ouverture Nr. 3 in C-Dur gefeiert. Der Dirigent des Abends war

Hermann Levi, der Regisseur Müller. Die Rollen waren auf die

folgende Weise verteilt: Don Fernando (Fuchs), Pizarro

(Brucks), Florestan (Vogl), Leonore (Ternina), Rocco (Siehr),

Marzelline (P. Sigler), Jacquino (Lange).

1894

Unter den bemerkenswerten Vorstellungen des Jahres 1894

soll das Konzert im Hof- und Nationaltheater am 4. III.

erwähnt werden. Der Star des Abends war der neunjährige

Hofpianist Raoul KOCZALSKI (Warschau, 3. I. 1885 -

Poznan/Posen, 24. XI. 1948), dem noch eine fruchtbare

pianistische, komponistische, pädagogische, sowie

schriftstellerische (ein wertvolles Buch über Chopin) Karriere

bevorstand. Im ersten Konzertteil sang Ternina von Koczalski

begleitet die Lieder "Mainacht" von Johannes Brahms, sowie

"Das alte Lied" und "Sommeraben" von Eduard Lassen (1830-

1904). Nach der Pause trat neben Koczalski auch der Tenor Raul

Walter mit einigen Liedern von Schubert und Gounod.

Der Geburtstag des Prinzregenten Luitpold ist am 12. III.

1894 bei festlich beleuchtetem Haus mit einer Aufführung des36

37

"Fliegenden Holländer", unter musikalischer Leitung des

Hermann Levi gefeiert worden (die Regie war vom k. Ober-

Regisseur Fuchs, die Kostüme von Josef Lüggen, die Szene,

Maschinerie und Beleuchtung von Karl Lautenschläger). Daland

wurde von Fuchs, Senta von Ternina, Erich von Vogl, Mary von

Frl. Blank, der Steuermann von Walter, der Holländer aber von

dem Gast aus Wien, dem berühmten k. u. k. Kammersänger Theodor

Reichmann, den Ternina noch aus ihrer Grazer Zeit gut kannte,

und welcher im Laufe des Monats März in München mehrmals

auftrat, gesungen. Nach dieser Vorstellung erkrankte Ternina

und konnte erst am 11. April als Brünhilde in der "Walküre"

wieder auftreten.

Außer Abonnement wurde am 22. V. 1894, dem Geburtstag

Wagners, "Lohengrin" aufgeführt, diesmal mit neür

Inszenierung. Die Kulissen für alle drei Aufzüge (Am Ufer der

Schelde, Burghof, Brautgemach) wurden im Atelier des

Professors Burghart in Wien hergestellt, alle Kostüme und

Requisite waren von Josef Flüggen. Die dekorative Arangements,

der Betrieb der Maschinerie sowie die Beleuchtung standen

unter der sicheren Aufsicht von Karl Lautenschläger. Die

Rollen waren auf die folgende Weise verteilt: Heinrich der

Vogler (Bauberger), Lohengrin (Vogl), Elsa von Brabant

(Dressler), Friedrich von Telramund (Brucks), Ortrud

(Ternina), des Königs Heerrufer (Bertram). Diese Vorstellung

war, genau wie die folgenden, sehr gut aufgenommen. Nach dem

"Lohengrin" am 21. VI. (Ternina sang diesmal Elsa) erhielt sie

einen großen Blumenkorb von dem Prinzregenten, und nach der37

38

Vorstellung am 24. VI. schöne Blumen vom Fürsten Wrede und

Baron Soden. Am 1. VII. mußte "Lohengrin" wegen Terninas

Halsentzündung abgesagt werden - es war das erste Mal das ihr

etwas ähnliches paßiert ist.

Im Sommer 1894 fuhr Ternina über Berlin (wo die erste

Probe abgehalten worden ist) nach Moskau um im Rahmen eines,

von Kaiser Wilhelm II. für den Czar Nikolaus II. und seine

Gemahlin Czarin Alexandra während ihrer

Krönungsfeierlichkeiten veranstalteten Konzertes aufzutreten.

Vor dem ganz ergriffenen russischen Hofe sang Ternina Isoldens

Liebestod. Nach dem Konzerte wurde sie von den Höflingen reich

beschenkt, vom russischen Kaiser bekam sie eine Brillanten-

und Rubinen-Brosche in Form eines Sternes (heute im

Kunstgewerbemuseum in Zagreb), von der Kaisering aber einen

Armring. Später hat sie noch einmal vor derm russischen

Kaiserpaar in Darmstadt gesungen.

A propos deutscher Fürsten, scheint es daß Ternina eine

große Neigung zu einem von ihnen gehegt hat, welche auch

seinerseits erwiedert wurde, aber ihres nicht adeligen

Ursprunges und ihrer künstlerischen Tätigkeit wegen kam eine

Heirat nicht in Betracht. Es war auch der Grund warum sie aus

Leipzig nach Graz und aus Graz nach Bremen zog. Etwas darüber

wurde auch in Agram geflüstert denn der bekannte kroatische

Dichter, der große Bohème Antun Gustav MATOŠ veröffentlichte

bei einer Gelegenheit ein Epigramm mit dem folgenden Inhalt:

"Alle deutsche Fürsten sind richtige Einfaltspinsel, denn keiner von ihnen hat noch

um meine Hand angehalte! M.T."38

39

Méhuls "Uthal" wurde am Mittwoch 31. X. 1894 neu

einstudiert. Das Libretto nach Macphersons Ossian wurde auf

Französich von Saint Victor geschrieben, und die freie

deutsche Übersetzung von Otto Devrient zusammengesetzt. Die

musikalische Leitung war unter dem Stab von Hermann Levi, die

Regie von Fuchs. Larmor wurde von Bauberger gesungen, seine

Tochter Malvina von Ternina, ihr Mann Uthal von Vogel, Ullin

von Bertram und die Barden von Frl. Blank, Herren Knote,

Stöger und Hauptmann. Der zweite Teil des Abends war von der

Einakt-Oper "Saint-Foix" von Hans Sommer (1837-1922), nach

Alexandre Duval in der Übersetzung des Hans von Wolzogen

ausgefüllt. Diese Uraufführung wurde von Hermann Levi

dirigiert, in der Regie von Herrn Müller. Eugen Gura stellte

Chevalier de Saint Foix dar, Raoul Walter den Florbel, Gustav

Siehr den Marquis de Belleville, Katharina Bettaque, eine alte

Kollegin von Ternina noch aus ihrer Bremer Zeit, sang Manon,

Frl. Borchers Nina, Heinrich Knote den Picard, und schließlich

Theodor Mayer den Gast.

Am 28. November 1894 fand die Premiere von Smetanas Oper

"Dalibor" statt, die Reprise war am 1. Dezember. Den Text von

Josef Wenzig überarbeitete für die deutsche Bühne Max Kalbeck.

Auch am diesen Abend dirigierte Levi und die Regie war von

Müller geführt. Die Rollen waren auf die folgende Weise

verteilt: Wladislaw, der König von Böhmen (Brucks), Dalibor

(Vogl), Budiwoj (Bertram), der Richter (Bauberger), Benusch

(Weigand), Veit (Walter), Milada (Ternina), Jutta (Frl.

Dressler).39

40

Am folgenden Abend spielte Ternina ihre Rolle, sie sang

sie nicht. Es ist die Rede von Lord Byrons "Manfred", einem

Dramatischen Epos in drei Akten, das in Regie von Ernest

Possart, Terninas alten Freund, ausgeführt wurde. Als Possart

noch in Bremen ihrer schauspielerischen Gabe, ihrer

majestätischen Erscheinung und ihrer weittragenden

Sprechstimme bewahr wurde, gedachte er ihrer als er die Rollen

für den "Manfred" verteilte, und meinte die Rolle des Geistes

der Göttin Astarte, die Manfred am Ende des vierten Szene des

II. Aktes erscheint, wäre das Richtige für sie. Der Text den

sie sprechen solle ist sehr kurz:

"Manfred!"

.............

"Manfred! Dein Erdenleben endet morgen, lebewohl."

............

"Lebewohl."

............

"Manfred!" - verschwindet.

Ernst Possart zu Liebe spielte Ternina Astarte in Bremen

am 6. XII. 1887 und wieder in München, wo neben Possart der

Manfred darstellte, noch neunzehn Schauspieler und anderer

Opernsolisten der Münchener Oper erscheinten.

1895

Unter den bemerkenswerten Vorstellungen des Jahres 1895

muß die Operette "Die Fledermaus", welche am Dienstag 15. I.

1895 zum ersten Mal in München, zum Besten der Genossenschaft

deutscher Bühnenangehöriger, aufgeführt wurde, erwähnt werden.40

41

Nachdem "Die Fledermaus" ihre Uraufführung in Wien im Theater

an der Wien (damals noch Theater an der Wieden genannt) am 5.

IV. 1874, sowie der Aufführungen in New York noch in demselben

Jahr, in London 1876, und endlich in der Wiener Hofoper unter

Gustav Mahler, wo sie die erste Operette auf dieser Bühne war,

erlebte, meinte auch die Intendantur der Münchner Hoftheater

es wäre Zeit daß man sie auch zeigen konnte. Es dirigierte

Hermann Levi, und die Regie führte Müller. Gabriel von

Eisenstein wurde von R. Walter gesungen, seine Frau Rosalinde

von Pauline Schöller, den Strafanstaltsdirektor Frank von

Basil, Prinz Orlofski von Milka Ternina, Alfred von M.

Mikorey, Doktor Falke von Fuchs und Adele von K. Bettaque. Der

Csardas im II. Akt war aus der Oper "Ritter Pazman"

übernommen, und für diese Gelegenheit neu von Flora Jungmann

einstudiert und von ihr sowie der Tänzerinnen Balbo, Heyde und

den Tänzern Linder, Herz und Haselberger, sowie acht anderen

Tänzern und Tänzerinnen, getanzt. Die zweite Aufführung dieser

brillanten Operette war am 19. I., wieder außer Abonnement,

diesmal für das Journalisten= und Schriftstellerverein.

Ternina hat den Prinz Orlofski noch in Bremen während der

Saison 1887/88 (viermal) interpretiert.

Am 15. II. 1895. trat Ternina zum ersten Mal auf die

Bretter der Bühne des K. Residenztheaters - bis zu dem Moment

sang sie nur im K. Hof= und Nationaltheater, sowie im Odeon.

Possart hat nähmlich für die neue Aufführung von "Figaros

Hochzeit" diesen prachtvollen barocken Rahmen viel intimerer

Maße als das große Theater ausgewählt. Diese Vorstellung wurde41

42

vom Generalmusikdirektor H. Levi geleitet. Die Kulissen waren

nach den erhaltenen alten Zeichnungen von Christian Jank und

Angelo Quaglio von den Malern Frahm und Mettenleiter in

München ausgeführt. Neue Requisiten und Kostüme waren von

Josef Flüggen entworfen, das Dekorationsarrangement und die

Maschinerie sowie die Beleuchtung waren von K. Lautenschläger.

Der Graf Almaviva wurde von Eugen Gura gesungen, die Gräfin,

seine Frau, von Milka Ternina, Cherubin von Frl. Dressler,

Figaro von Fuchs, Susanne von K.Bettaque, Marzelline von Frl.

Blank, Bartolo von Siehr, Antonio von T. Mayer, Barbarina von

Frl. Borchers, und Don Curzio von H. Knote. Die zweite

Aufführung war am 17. II. 1895, und eine von den weiteren war

zur Feier der Geburtstages des Prinzregenten Luitpold, am 13.

III. 1895. bei festlich beleuchtetem Schauspielhaus. Die

Rollenverteilung bei dieser Gelegenheit war dieselbe, nur

Susanne des Abends war von der berühmten Sopranistin dieser

Zeit Bianca BIANCHI-POLLINI gesungen.

"Die Trojaner" wurden von Levi und Müller aufgestellt,

diesmal im Ganzen, in zwei Teilen, zum ersten Mal am 23. und

24. III. 1895, bei dem "Die Zerstörung Trojas" seine Premiere

noch am 17. III. erlebte. Ternina ist damals in der Rolle der

Königin Dido im zweiten Teil der "Trojaner", d. h. in

"Trojaner in Karthago" erschienen. Die übrigen Rollen wurden

von den folgenden Künstlern besetzt: Frl. Fank (Anna), G.

Siehr (Narbal), H. Vogl (Äneas), Fr. Borchers (Ascanius), H.

Knote (Jopas), Stöger (Hylas), Bauberger (Pantheus), Th. Mayer

und Bausewein (die Schildwache), Frl. Blank (Merkur), T.42

43

Bertram (Priamus), Eduard Schügraf (Koroeb) Wiegand (Hektor),

Frl. Schallhammer (Kassandra). Die Tänze waren, wie üblich,

von F.Jungmann koreografiert.

Am 2. April wurde "Lohengrin", zu Ehren des 13. Kongresses

der internen Medizin, der in München tagte, gezeigt. Es

dirigierte H. Levi, regierte H. Possart, und es sangen Weigand

(Heinrich), Vogl (Lohengrin), Dressler (Elsa), E. Schügraf

(Telramund), Ternina (Ortrud) und Th. Bertram (Herold). Im

selben Jahr wurden in München Wagner-Festspiele veranstaltet,

bei welchen die Operndirektion im Stande war nicht weniger als

elf Wagners Opern dem Publikum zeigen zu können! So sah man

zwichen dem 8. August und 27. September die folgenden Opern:

"Die Feen" (8. VIII., 8. IX.); "Rienzi" (9. VIII., 9. IX.);

"Der Fliegende Holländer" (11. VIII., 11. IX.); "Tannhäuser"

(13. VIII., 13. IX.); "Lohengrin" (15. VIII., 15. IX.); "Das

Rheingold" (17. VIII., 17. IX.); "Die Walküre" (18. VIII:, 18.

IX.), "Siegfried" (20. VIII., 20. IX.); "Götterdämmerung" (22.

VIII., 22. IX.); "Tristan und Isolde" (24., 29. VIII, 25. IX.)

und schließlich "Die Meistersinger von Nürnberg" (27. VIII.,

27. IX.). Die Opern waren mehr oder weniger in chronologischer

Folge ihrer Entstehung aufgereiht. Es fehlte natürlich die

letzte, die längste und die eksklusivste von allen:

"Parsifal". Dies war ein einmaliges Unternehmen in der

Operngeschichte und zeugt von dem außerordentlich hohen Niveau

der damaligen hochdotierten Münchner Oper. Unter den

auftretenden Sängern befanden sich meistens lokale Kräfte,

aber auch Sänger von anderen deutschen Bühnen. Im Rahmen43

44

dieser Festspiele ist Ternina am 11. VIII., im "Fliegenden

Holländer" als Senta aufgetreten, ferner am 13. VIII. als

Elisabeth im "Tannhäuser", am 11. IX. wieder als Senta, am 13.

IX. anstatt der erkrankten Kollegin Dressler als Elisabeth, am

15. IX. als Ortrud im "Lohengrin"; am 18. IX. als Brünnhilde

in "Der Walküre"; am 20. IX. als Brünnhilde im "Siegfried"; am

22. IX. als Brünnhilde in "Der Götterdämmerung". Die Wagner-

Festspiele wurden von Franz Fischer, Richard Strauss und Felix

Mottl dirigiert.

Am 20. XI. 1895. übernahm Pietro Mascagni persöhnlich die

Leitung des Konzertes im Königlichen Hof- und Nationaltheater.

Als erste wurde das Vorspiel zum dritten Akt der Oper "L'amico

Fritz". Dann wurden zwei von seinen Liedern, "Pena d'amore"

und "M'ama...non m'ama" von Milka Ternina ausgeführt, gefolgt

von R. Walter, der eine Arie aus der Oper "Die Rantzau" sang.

Die beiden Künstler wurden von Mascagni am Flügel begleitet.

Im zweiten Teil des Abends dirigerte Mascagni seine

bekannteste Oper "Cavalleria Rusticana" und es sangen Frl.

Dressler (Santuzza), Walter (Turiddu), Frl. Blank (Lucia),

Brucks (Alfio) und Frl. Borchers (Lola). Auch dieses Werk war

von Müller regiert. Es ist interessant daß noch vor allem das

Stück "Die Neuvermählten" gegeben wurde.

Die letzte Premiere des Jahre war die populäre

"Afrikanerin" am 1. XII. 1895., die damals neubesetzt wurde.

Das Libretto von Scribe wurde von Ferdinand Gumbert übersetzt.

Die musikalische Leitung übernahm diesmal F. Fischer, die

Regie wurde von Müller geführt, die Maschinerie und44

45

Beleuchtung von K. Lautenschläger, während die Kostüme von J.

Flüggen entworfen worden sind. Die Oper wurde in der folgenden

Besetzung gesungen: Don Pedro (Bertram), Don Diego

(Bausewein), Ines (Schöller), Vasco da Gama (Vogl), don Alvaro

(Knote), der große Inquisitor Lissabnons (Siehr), Nelusco

(Brucks), Selika (Ternina). Es scheint aber daß im letzten

Augenblick Ternina erkrant ist und eine ihre Kolleginnen für

sie eingesprungen ist - unter Terninas eigenhändigen

Auftritts-Aufzeichnungen ist diese gestrichen worden, obwohl

im Programm ihr Name zu lesen ist. Jedenfalls sang sie Selika

in der Reprise am 8. XII. 1895.

1896

In der Zeit zwischen Januar und Hälfte April 1896 ist

M.Ternina ein Urlaub bewilligt worden - während dieses Urlaubs

überquerte Ternina zum erstenmal den Ozean um in den

Vereinigten Staaten mit großem Erfolg zu singen - darüber

schreibt Grković (s. 100-141). Nach ihrer Rückkehr ist Ternina

zum erstenmal am 19. April als Brünhilde in der

"Götterdämmerung" aufgetreten, welche in neuer Inszenierung,

neuen Kulissen aus der Werkstatt des Malers Burgkart in Wien

gesungen wurde. Am Freitag 29. V. 1896, um halb sieben abends

ist Ternina in noch einer der Vorstellungen, welche als

Schulbildend genannt werden müßen, und die mit goldenen

Buchstaben in die Chronik der Münchner Theater eingetragen

worden ist, aufgetreten. Wie Karl Lautenschläger es selbst

schildert: "Am 29. 5. 1896 ist in unserem Kgl. Residenztheater bei der

Neueinstudierung und Neuinszenierung von Mozarts "Don Giovanni" (unter welchem

45

46

Titel hier der "Don Juan" gegeben wird) meine Erfindung zum 1. Male praktisch

angewendet worden und hat sich nach dem einstimmigen Urteil der Müchener wie

der auswärtigen Presse bewährt; die Bühne mit drehbarem Podium ist also keine

theoretische Sache mehr, sondern eine erprobte Einrichtung, nachweisbar dazu

berufen entscheidend in die Umgestaltung der gegenwärtig noch bestehenden

Bühneneinrichtungen einzugreifen." (Die Münchner Theater, s.p.)

Für diese Gelegenheit wurde das Libretto Lorenzo da Pontes

in Übersetzung des Franz Grandauers neu durch Hermann Levi

überarbeitet. Der Dirigent war Richard Strauß und die Oper

wurde vom Intendanten Possart regiert. Die neuen Kostüme waren

das Werk des Professors Joseph Flüggen, die Kulissen für den

ersten Akt (Straße in Sevilla, Garten des Don Giovanni,

Festsaal Don Giovanni's) und das 1. Bild des II. Aktes (Straße

in Sevilla) des Mettenleiter in München. Die Dekorationen für

den zweiten Akt (geschloßene Kirchhofshalle; Zimmer der Donna

Anna, Speisesaal Don Giovanni's) waren von Frahm ausgeführt,

welcher auch der Autor der ersten Szene des ersten Aktes

(Garten des Comthurs) war. An diesem Abend sangen: Hermann

Gura (Don Giovanni), Katharina Senger-Bettaque (Donna Anna),

Heinrich Vogl (Don Ottavio), Heinrich Wiegand (Comthur), Milka

Ternina (Donna Elvira), Anton Fuchs (Leporello), Alfred

Bauberger (Masetto), Hanna Stark aus dem Stadttheater in Halle

(Zerlina). Die Reprise fand am 31. V. 1896 statt.

Unter anderen bedeutenden Vorstellungen des Jahres war

"Cavalleria Rusticana" am 21. XI., in welcher Ternina, dem

Rate Mascagnis folgend, zum ersten Male die Rolle der Santuzza

mit kolossalem Erfolg kreiert hat. Mikorey war Turiddu, Frl.46

47

Blank Lucia, Brucks Alfio und Frl. Borchers Lola. Der Dirigent

war Hugo Röhr (1866-1937), die Oper von Müller regiert. Als

zweiter Teil des Abends folgte das Ballet "Coppelia" von Leo

Delibes.

Beethoven's Geburtstag wurde auch in diesem Jahr auf die

übliche Weise gefeiert, nämlich mit einer "Fidelio"-

Aufführung am 17. XII. 1896., nach der gespielten "Die Ruinen

von Athen"-Ouvertüre. Auch an diesem Abend sang Ternina ihre

einmalige Leonore. Es dirigierte Franz Fischer.

1897

Mozart's Geburtstag am 27. I. wurde mit einer festlichen

Aufführung der "Figaros Hochzeit", welche von F. Fischer

geleitet war. Es sangen: Theodor Bertram (Graf Almaviva),

Ternina (Gräfin), Frl. Dressler (Cherubin), Fuchs (Figaro),

Bianca Bianchi (Susanne), Frl. Blank (Marzelline), Bausewein

(Bartolo), Walter (Basilio), Theodor Mayer (Antonio), Frl.

Hoffmann (Barbarina), Heinrich Knote (Don Curzio).

Bald aber konnte Ternina in der Vorstellung "Der

Hugenotten" am 21. II. 1897 auf der großen bayerischen Szene

eine ihrer Landsfrauen begrüßen, die zu dieser Zeit ebenso wie

sie selbst einmal, fünfzehn Jahre vorher, Mitglied des

Leipziger Stadttheaters war. Es war Blaženka (Beatrix) KERNIC,

welche schon ein Jahr später auch als Koloratur-Sopranistin

nach München berufen worden war. In der erwähnten Vorstellung

sang Ternina Valentine und Frl. Kernic den Page Urban.

Der hundertste Geburtstag des deutschen Kaisers Wilhelm I.

wurde am 21. III. 1897 mit zweien Vorstellungen feierlich47

48

gedacht. Als erste wurde Wagners "Kaisermarsch" unter der

Leitung des Franz Fischer gespielt, und es folgte das

"Festspiel", das vor einem Bühnenbild welches das Denkmal

Wilhelm I. am Kyffhäuser darstellte (ausgeführt vom Maler

Frahm), in Regie des Jocza Szavits gespielt worden ist. Nach

der Pause wurde noch "Lohengrin" in Regie E. Possarts

gesungen, so daß die Vorstellung am 6 Uhr nachmittags begann

und endete um 11 Uhr abends. Die musikalische Leitung übernahm

F. Fischer. Die Rollenverteilung war die folgende: Heinrich

(Schmalfeld), Lohengrin (Vogl), Elsa (Dressler), Telramund

(Brucks), Ortrud (Ternina), Herold (Bertram).

Die Erstlingsoper Max (von) Schillings war "Ingwelde",

nach der Dichtung des Grafen Ferdinand Spock, welche zuerst in

Karlsruhe 1894 mit sehr gutem Erfolg gegeben wurde und als

Neuigkeit ihre erste Münchner Aufführung am 8. V. 1897

erlebte. Auf die Szene war sie vom Ober-Regisseur Fuchs

gesetzt und vom Hofkapellmeister Richard Strauss dirigiert.

Die Handlung dieser romantischen Oper ist in die Vikingerzeit

gesetzt. Thorsteinsöhne: Klas, den Vikingerkönig sang Theodor

Bertram, den Bran Vogl, Siwart Knote und Gorm Klöpfer, sowie

Ortolf, ihren Sprecher Mikorey. Schmalfeld war Grandulf von

Gladgard, und Ternina seine Tochter Ingwelde, sowie Bauberger

Gest. Die Reprise dieser Oper fand am 30. V. 1897 statt.

Der Abend am 25. VI. 1897 (Freitag) im Königlichen

Residenztheater war auch einer von dennen die man sich bis zum

heutigem Tag merken sollte. "Zum ersten Male, nach dem Original, in

neuer Inscenierung und Ausstattung, auf der drehbaren Bühne" wurde Mozarts48

49

vernachläßigte und sehr oft auf die schlechteste mögliche Art

umgearbeitete, sowie verkannte Oper "Così fan tutte, osia La

Scola degli amanti", auf Deutsch "So machen's Alle, oder Die

Schule der Liebhaber". Manche Musikfreunde und Kenner halten

sie für die vollkommendste aller Opern Mozarts. Niemand hat je

Mozarts Musik in Frage gestellt, das Libretto war aber noch im

18. und vorigen Jahrhundert sehr oft ("albernste Zeug") genannt -

außer E. T. A. Hoffmannm, welcher es zu schätzen verstand. Der

gefürchtete und gestrenge Musikkritiker Eduard Hanslick

schrieb Anno 1875 daß er diese Oper nicht mehr für lebensfähig

halte, und die Ursache dafür lag nach seiner Meinung teilweise

im Publikum, teils in dem Werke selbst. Traditionsgemäß soll

Kaiser Joseph II. das Thema aus dem damaligen sehr galanten

Wiener Gesellschaftsleben ausgesucht haben, und der

Generalprobe wohnten Joseph Haydn und Michael Puchberg bei.

Die Uraufführung fand am 26. I. 1790 in Burgtheater statt und

vor dem Tode des Kaisers wurde sie noch viermal und nach der

ausgelaufenen vorgeschriebenen Trauerzeit noch fünfmal

gegeben. Die erstklassige Münchener Besatzung war die

folgende: Fiordiligi (Ternina), Dorabella (Schloss), Guglielmo

(Gura), Ferrando (Walter), Despina (Dressler), Don Alfonso

(Bertram). Den italienischen zart-ironischen Text Lorenzo da

Pontes, und Devrients und Nieses deutsche Übersetzung wurde

von Hermann Levi umgearbeitet, und es regierte Possart. Der

Dirigent war Richard Strauss, welcher auch die secco-

Rezitative am Flügel begleitete. Alle Kulissen waren in der

besten Wiener Werkstätte des Hermann Burghart bestellt, neue49

50

Kostume hat Josef Flüggen entworfen, und all die Maschinerie,

einschließlich der Drehbühne, sowie die meisterhafte

Beleuchtung waren das Werk Karl Lautenschlägers. Der Erfolg

war groß wie bei dem Publikum, so bei den Kritikern. Es

sollten einige Zeilen aus der Feder des Oskar Merz zitiert

werden:

Für die diesmalige Aufführung nun hat Generalmusikdirektor Levi mit

wenigen kleinen Kürzungen nach dem Originale, unter Benutzung der

Übertragungen von Niese und C. Devrient, eine recht gute Neuübersetzung geliefert,

die dem Sinne und Charakter des Urtextes überall gerecht zu werden strebt. Meister

Lautenschläger hat das Werk szenisch für die Drehbühne eingerichtet, so daß die

acht Szenenbilder, die früher, bei geschloßenem Vorhang eine

Gesammtverwandlungszeit von über enen halbe Stunde in Anspruch nahmen, jetzt

innerhalb der einzelnen Akte in unmittelbaren Folge gebracht werden können, was

nicht wenig zur Erhaltung des Stimmung bei den Zusachauern beiträgt. Der

köstliche Rahmen des Residenztheaters, in den Größenverhältnißen ähnlich

demjenigen des heute nicht mehr stehenden alten Wiener Burgtheaters, das einst

die Aufführungen unter Mozart gebracht hat, gibt dem Unternehmen die rechte

Grundlage. Hier kann, wie schon des Öfteren dargelegt, das Orchester auf das

richtige Verhältniß zu der häufig den Kammermusikstil beruhenden Komposition

zurückgeführt werden, und zu der so modifizierten Begleitungßtärke auch richtig

"Mozartisch" gesungen, der richtige musikalische Lustspielton festgehalten,

insbesondere auch für die Secco Recitative das erforderliche, flüßige Tempo

gewonnen werden. Hiezu sei sogleich die ebenso lebendige wie diskrete

Klavierbegleitung dieses wichtigen Theiles der Aufführung durch Hofkapellmeister

Strauss hervorgehoben, der sie meist stilgemäß ausführt, mitunter aber mit Zügen

feinen Künstlerhumors führt, so z. B. mit dem niedlichen Einfall der zartesten

50

51

Einfügung der "Vogelstimme" bei den entsprechenden Worten Alfonsos in der

sechsten Szene des zweiten Aktes. Zu welch' überaus reizvollen und graziöser

Wirkung Mozarts geniale Partitur, die einen unerschöpflich scheinenden Schatz von

Musik birgt, in den Verhältnißen unserer Aufführung gelangt, davon legt der vokale

wie der instrumentale Theil reichstes Zeugniß ab. Es ist ganz unmöglich, all die

herrlich frischem und erquickenden musikalischen Züge aufzuzählen, die auf's

Lieblichste hervortreten. Nur zwei, das unvergleichlich klangschöne "Addio"-

Quartett-Sätzchen (im Quintette Nr.9) und die ebenso geistreich empfundene wie

stimmungsvoll charakteristische, duftige Instrumentalbegleitung des

darauffolgenden Terzettes müßen genannt und das liebliche Duett der beiden

Damen: "Ich erwähle mir den Braunen" und der so echt Mozartisch gemüthstiefe

Canon des zweiten Finales "In Dein Glas und in das meine" mit seiner

herzgewinnenden Melodie ihnen zur Seite gestellt werden. Das sind Perlen der

Musik, deren kostbare Faßung in unserer Aufführung für sich allein schon den

wärmsten Dank aller Kunstfreunde verdienen. Unbedenklich darf man sich deshalb

dem Anspruche anschließen, der einer musikalischen Autorität ersten Ranges

unserer Stadt Levi, zugeschrieben wird, daß - wenn Possart in den vier Jahren seiner

bisherigen Amtsführung an originalen Thaten nichts weniger geboten hätte, als die

erfolgte Neustudirung oder vielmehr die restitutio in integrum der vier Mozart'schen

Opern im Residenztheater durchzuführen - damit allein schon für unser Theater ein

hervorragendes Verdienst um die Kunst erworben wäre. Mußte man kurz vor seinem

Amtsantritte darüber klagen, daß "an unserer Oper Nichts mehr opriginal" sei

("Münchner Neueste Nqanchrichten", 1893, Nr. 4), so darf man nun mit

Genugthuhung darauf hingewisen werdeb, daß hierin nun gründlich Wandel

geschaffen worden ist. Die Konsequenz der Vervollkommung bei den

Durchführungen der Neueinstudierungen, die von Werk zu Werk in der That noch

vollkommener wurden, bietet nach dieser Richtung hin wohl auch für die Zukunft

51

52

Gewähr.

Die Besetzung der gegenwärtigen Novität war gröstentheils hervoragend

günstig. Mit einer kaum zu eubertreffenden Wiedergabe der "Fiordiligi" entzückte

Fräulein Ternina das Publikum; die ausgezeichnete Leistung enfesselte Beifallstürme

und hatte den eigentlich verpönten Hervorruf bei offener Szene zur Folge. Das

schöne Organ der Künstlerin zeigte sich bei den Arien in seinen ganzen Umfange

und vollem Glanze. Eine überaus glücklich charakterisierende "Dorabella" stand ihr

in Frln. Schloss, ein sehr guter "Ferrando" in Walter und ein lebensvoller, lustiger

"Guglielmo" in Gura zur Seite, - zusammen ein wahrhaft prächtiges Quartett. Der

"Alfonso" Bertrams ist ebenfalls eine voll entsprechende Leistung, was dagegen von

der "Despina" des Fräulein Dressler nur in schauspielerischer Hinsicht gesagt

werden kann, obwohl man sich dieses eigentlich noch wesentlich leichter, zierlicher

und lustiger denken möchte. Die von der Regie geschickt eingeführten Chöre fanden

sehr schöne Ausführung. Das Orchester bot wahre Kabinetstücke des

geschmackvollen Instrumentalvortrages, an deren fast ununterbrochener Folge sich

jeder Musikfreund erfreuen und entzücken wird. Man kann sie nicht aufzählen; allen

dort Mitwirkenden gebührt gleiche Anerkennung.

Der Regie-Führung Possarts, die das Ganze belebt und es auf die Stufe gestellt

hat, auf der es sich nun dem Zuschauer zeigt und seine packende, hinreißende

Wirkung ausübt, gebührt unbeschrängte Anerkennung und und Bewunderung,

desgleichen der mit der Regie Hand in Hand gehenden glänzenden Ausstattung, zu

der Meister Lautenschläger mit der Drehbühne das Seine redlich beigetragen hat.

Die Dekorationen stammen aus dem Atelier Burgharts in Wien. Sie erreichen durch

die Sattheit in der Farbe großen Effekt; besonders der "Golf von Neapel" zeichnet

sich durch Gluth der Farbenwirkung aus.

So ist von allen Seiten das Mögliche geschehen, um dem viel verkannten Werke

Mozarts zu neuem Leben zu verhelfen und unseren Repertoire eine neue Zierde

52

53

einzuverleiben. Die Bedeutung dieser künstlicher That wird nicht nur vom

musikalischen München, sondern wohl in den weitesten Kreisen der gesammten

Musikwelt erkannt werden.

Oskar Merz

Die Reprise dieses Werkes war am 27. VI. und das große

Intereße verminderte sich auch nicht während der vielen

folgenden Aufführungen .

Im Hof- und Nationaltheater wurde am 23. VIII. 1897. ein

großes Woltätigkeits-Konzert zu Gunsten der von der

Überschwemmung betroffenen veranstaltet. Deshalb waren auch

die Eintrittspreise erhöht - von 2 auf 12 Mark. Im ersten Teil

spielte man zuerst unter der nicht allzu genialer Leitung

Siegfried Wagners, des Sohnes des Komponisten, die Ouverture

zum "Fliegenden Holländer". Als Nächstes wurde das Prolog von

Paul Heyse von Matthieu Lützenkirchen gesprochen, und weiter

sang Raoul Walter Schummans "Dichterliebe". Dann kam Anton van

Rooy an die Reihe mit Schuberts "Doppelgänger" und "Sei mir

gegrüßt", sowie mit Beethovens "Gottes Ehre". Milka Ternina

sang unter dem Dirigentenstab Franz Fischers Isoldes Liebestod

- wenn sie schon ihre Isolde nicht als permanentes Mitglied

der Bayerischen Oper singen durfte, sondern im Rahmen ihrer

späteren Gastspiele in München, wollte sie allen zeigen wie

sehr ihr Isolde besonders nahe lag. Nach der Pause dirigierte

Siegfried Wagner "Les Préludes" seines Großvaters Franz Liszt

und dann rezitierte Ernst Possart "Des Siegers Mutter" von

Paul Heyse. Es folgten zwei Balladen des Karl Löwe "Archibald

Douglas" und "Fredericus Rex" und am Ende kam Wotans Abschied53

54

und Das Feürzauber aus "Der Walküre" in der Ausführung des

Anton van Rooy, auch unter der Leitung von Siegfried Wagner.

Die Klavierbegleitung der Lieder war von Dr. Georg Dohrn

(1876-1943).

Noch ein zeitgenossisches Werk erlebte seine Uraufführung

in demselben Jahr. Das war "Sarema" von Alexander von

Zemlinszky (1872-1942). Die Handlung der Oper, welche den

Luitpoldspreis erhalten hatte, ist auf R. Gottschals "Rose vom

Kaukasus" mit der im Jahre 1841 stattfindenden Handlung

gegründet. Diese Uraufführung, deren Erfolg nur ein

mittelmäßiger war, dirigierte H. Röhr, die Regie war von

Müller, die Kostüme von J. Flüggen. Am 10. X., sowie während

der Reprise am 16. X. 1897 sangen T. Bertram (Fürst

Tscherikow), Emmanuel Kroupa, welcher unmittelbar vorher ein

Mitglied der Argamer Oper gewesen ist, (Godunov), Ternina

(Sarema), Bauberger (Amul Beg, ihr Vater), M. Mikorey (Aslar),

Schmalfeld (Der Prophet), Stöger (Soldat), und Vogl. Jun.

(Tscherkese).

Nach langer Zeit konnte Ternina am 2. XII. wiedermal in

einer italienischen Oper auftreten, und dies in "Lucrezia

Borgia" von Donizetti, welche neu in Regie Müllers und unter

H. Röhrs musikalischer Leitung vorbereitet war. Die Rollen

waren auf die folgende Weise verteilt. Alfonso, der Herzog von

Ferrara (Bertram), Lucrezia Borgia, seine Frau (Ternina),

Gennaro (Walter), Massio Orsino (Frank), Jeppo Liverotto (L.

Mayerhofer), Apostolo Gazella (Bausewein), Ascanio Petrucci

(Klöpfer), Oloferno Vitelozzo (Stöger), Gubetta (Schmalfeld),54

55

Rustighello (Knote), Astolfo (T. Mayer), der Mundschenk (J.

Mayer). In dem zweiten Teil des Abends wurde die Pantomime

"Eine Tänzerin auf Reisen" von Paolo Taglioni mit

musikalischen Motiven von Auber getanzt.

1898

Unter den wichtigeren Vorstellungen dieses Jahres soll die

des "Fidelio" am 20. IV., welche zu Ehren der Silberhochzeit

des Prinzen Lepold von Bayern (1846-1930) und seiner Gattin

Gisela (1856-1932), geborener Erzherzogin von Österreich und

der ältesten Tochter Kaiser Franz Josephs I. und der Kaiserin

Elisabeth erwähnt werden. Auch die Theaterzettel des Abends

waren auf eine besondere Weise gedruckt. Die Oper wurde von

Richard Strauss dirigiert und die Regie von Müller geführt.

Von den Sängern sind Fuchs (Fernando), Bertram (Pizarro), Vogl

(Florestan), Ternina (Leonore), Bausewein (Rocco), Frl.

Schloss (Marzelline) und Knote (Jacquino) aufgetreten.

Die immer gerne gesehene "Zauberflöte" ist am Abend 30.

IV. 1898 in neuer Inszenierung und Austattung gezeigt worden.

Die Kulissen waren meistens neu in Wien bei Heinrich Burghart

bestellt worden, nur drei Szenen waren von Hans Frahm. Die

prachtvollen Kostüme waren wieder das Werk von Josef Flüggen,

und Meister Lautenschläger leitete die Maschinerie und die

Beleuchtung. Klöpfer sang den Sarastro, Vogl den Tamino, B.

Bianchi-Pollini die Königin der Nacht, Frl. Schloss die

Pamina, Fuchs den Tamino, Frl. Borchers die Papagena, Mikorey

den Monostatos, Bauberger den Sprecher, Knote den Ersten

Priester, den Zweiten Th. Mayer, den Dritten J. Mayer, Ternina55

56

die Erste Dame, Frl. Frank die Zweite, Frl. Blank die Dritte,

und die drei Knaben wurden von Frl. Scheff (die berühmte

Fritzi Scheff, 1879-1954, welche in der "Tochter des

Regimentes" ein Jahr füher debutiert hat), Frl. Höfer und Frau

Gaab gesungen, die Geharnischten von Stöger und Bausewein.

1899

Am 12. Dezember 1898 reiste Ternina aus München nach Paris

ab - ein Tag vorher hat sie noch Elisabeth im "Tannhäuser"

gesungen. Am 14. XII. kam sie in Cherbourg an und ging auf

Bord eines Luxusdampfers um am 21. XII. in New York zu landen.

Sie war nie gegen die Meereskrankheit unempfindlich und als

sie ankam war sie schon zu erschöpft und konnte nicht

auftreten. Nach etlichen Komplikationen und Krankheit verließ

sie Amerika am 1.II. und kehrte nach Europa zurück. In München

trat sie wieder am 3. IV. 1899 in der Rolle der Elisabeth im

"Tannhäuser" auf. Am Freitag 7. IV. nahm sie im Königlichen

Odeon im Rahmen eines von Bernhard Stavenhagen (1862-1914)

dirigierten Konzertes, in welchem auch der Geiger Joseph

Joachim (1831-1907) aufgetreten ist, auf. Auf dem Programm

waren die Tragische Ouvertüre von Brahms, Beethovens

Violinkonzert in D-Dur, ferner die Uraufführung einer Szene

aus "Lurlei" für Sopran und vier Männerstimmen, komponiert von

ehemaligen Intendant der Münchener Theater Karl von Perfall

(1824-1907), Sonate für Violine-Solo von J. S. Bach und am

Ende die Uraufführung der 3. Symphonie der Fürsten Heinrich

XXIV. von Reuß (1855-1910). Ternina sang die Sopranpartie in

Perfalls Stück.56

57

Heinrich Vogl, der leitende Tenor der Münchener Oper und

Terninas Kollege war auch Komponist, und schrieb Lieder und

Balladen. Sein Opernwerk "Der Fremdling", auf den Text des

Felix Dahn (urpsrünglich für Karl Goldmark geschrieben), ist

am 7. V. 1899 in dem Königlichen Hof- und Nationaltheater in

München aufgeführt worden. Es sangen: Klöpfer (Odin), Mang

(Thor), der Autor selbst, Vogl (Baldur), Mikorey (Loki), Frl.

Hoffmann (Freia), Frl. Frank (Hardrun), Feinhals (Hako),

Ternina (Nanna), Bauberger und Bausewein (Gräber), Schloz

(Bote). Der Maitanz für den ersten Akt wurde von F. Jungmann

vorbereitet. Die Kulissen für den ersten Akt "Im Asgardhs

Goldenem Saal" wurden von Hans Frahm entworfen und ausgeführt,

die Kostüme waren von Flüggen, während das dekorative

Arrangement, Maschinerie und Beleuchtung von Karl

Lautenschläger ausgewählt wurden. Die Reprise war am 10. V.

1899.

Wagners Geburtstag amd 22. V. 1899 wurde durch eine

festliche Aufführung von "Lohengrin", regiert von Possart und

geleitet von Stavenhagen, gedacht. Die Rollen waren auf die

folgende Weise verteilt: Heinrich (Sieglitz), Lohengrin

(Walter), Elsa (Ternina), Telramund (Feinhals), Ortrud

(Frank), der Heerrufer (Fuchs).

Terninas Vertrag mit der K. Bayerischen Hofoper war bis

Ende Juni 1899 gültig, sie hatte aber keine Absicht es zu

verlängern - darüber schreibt Grković (S. 192-193). Ihr

letzter Auftritt war im Fidelio am 30. VI. 1899. In derselben

Oper nahmen auch die folgenden Könstler teil: Alfred Bauberger57

58

(Fernando), Franz Feinhals (Pizarro). Raoul Walter

(Florestan), Ternina (Leonore), Kaspar Bausewein (Rocco),

Beate Kernic (Marzelline), Heinrich Knote (Jacquino). Der

Kritiker Dillman schrieb über diesen Abend: "Ternina hat sich selbst

übertroffen. Der gefühlvolle Adel welche in der Rolle enthalten ist wurde mit

hinreißender Kraft gegeben." (Grković 1966: 193) Das Publikum,

seines bevorstehenden Verlustes bewußt, klatschte ohne Ende,

auch nachdem der große eiserne Vorhang geschloßen worden war.

Seit diesem Augenblick sang Ternina in München nur als Gast.

Während des Sommers war Ternina eingeladen in den

Parsifalvorstellungen in Bayreuth teilzunehmen (Grković 1966:

194-214). In der schweren Rolle der Kundry alternierte sie mit

der Schwedin Ellen Gulbranson (1863-1947). Am 31. VII. wurde

Amfortas von Hans Schütz gesungen, Titurel von Wilhel Fenten,

Gurnemanz von Felix Kraus, Parsifal von Alois Burgstaller,

Klingsor von Demeter Popovici, Kundry von Milka Ternina, die

Gralsritter von Hans Durber und Peter Heidkamp, die Knappen

von Adele Morano, Adrienne Osborne, Louise Pennarini und Hans

Breuer. Darunter sangen auch die Sängerinnen Emilie Feuge-

Gleiss, Else Breuer, Johanna Dietz, Josefine v. Artner, Marion

Weed und nochmals Adele Morano. Am 7. VIII. war die Besatzung

dieselbe, und am 11. VII. war der Unterschied nur darin daß

Emil Gerhäuser den Parsifal verkörperte. Am Sonntag dem 20.

VIII. 1899 ist mit Ternina ihr dritter Parsifal des Sommers,

der Däne Erik Schmedes, schon das zweite Jahr der führende

Tenorist der Wiener Hofoper und großer Liebling des Wiener

Publikums, aufgetreten. Die Parsifal-Vorstellungen, welche um58

59

16 begannen und om 22 Uhr endeten, dirigierte Franz Fischer.

Es scheint jedoch daß zwischen Cosima Wagner und Ternina

Meinungsverschiedenheiten betreffs der Interpretation Kundrys

entstanden, und daß Ternina von ihrer Auffassung dieses

Charakters nicht abweichen wollte. Ternina wurde für ihre

Leistung sehr gelobt und gepriesen, aber von Cosima Wagner kam

keine Einladung mehr bei den Wagner-Festspielen teilzunehmen.

So entstand der Keim des Krieges der von Bayreuth aus gegen

Ternina geführt worden ist und welcher am Weihnachtsabend 1903

in der nichtautorisierten Parsifal-Premiere in der

Metropolitan Opera kulminierte.

GASTSPIELE 1900-1906

Nachdem ihr Münchner Vertrag ausgelaufen ist, verließ

Ternina ihre Wohnung in Maffeystraße 4, liquidierte ihren

eleganten Haushalt und wandte sich zusammen mit ihrer Tante

und Begleiterin Laura Jurković der großen Welt zu. Es fiel ihr

sehr eigentlich sehr schwer sich von dieser Stadt, in welcher

sie so freundlich warm emfangen worden war und zehn Jahre lang

am Piedestale gehalten hatte, zu verabschieden. Hier wurde sie

mit dem Titel "Königliche Bayerische Kammersängerin", welcher auch in

ihrer Grabinschrift am Hauptfriedhof Mirogoj in Zagreb in

schwarzem Granit eingemeißelt steht, geehrt. Auch mit der

Königlichen Ludwigsmedaille für Kunst und Wissenschaft ist sie

ausgezeichnet worden. Aus diesen vielen Gründen trachtete

Ternina so bald wie möglich unter ihre zahlreiche Freunde und

ihr ergebenes Publikum zurückzukehren. Schon 1900 trat sie

elfmal in dem K. Hof- und Nationaltheater und sang Elisabeth59

60

im "Tannhäuser" (21., 26. IX.), Leonore in "Fidelio" (23. IX.,

3. X.), Senta im "Fliegenden Holländer" (29. IX), Leonore im

"Troubadour" (1. X.), Ortrud in "Lohengrin" (5. X.), und

Brünnhilde in der Trilogie (10., 12., 14. X.), und schließlich

Lucrezia in "Lucrezia Borgia" (18.X.). Sie traf bei dieser

Gelegenheit ihre alte Kollegen, wie unter Sängern, so unter

Dirigenten. Das Publikum begrüßte sie mit "Freudlichem Rufen und

schönen Blumen" (Grković 1966: 238). Leider mußte sie zwei

Vorstellungen absagen.

Nach München kam Ternina um bei den Festspielen 1901

teilzunehmen, aber trat nut viermal auf, außchließlich in

Wagners Opern: "Tannhäuser" (29. VIII., 6. IX), "Lohengrin"

(8. IX.) und endlich als die von ihr lange ersehnte Isolde in

"Tristan und Isolde" (12. IX.). Darüber berichtet auch Grković

(S.243-246). Diese Vorstellungen wurden festlich im neuen

Prinzregententheater, das nach einmaligen dreizehnmonatigen

Erbaungszeit am 21. VIII. 1901 mit den "Meistersingern" unter

Zumpes Dirigentenstab eröffnet worden ist.

Ternina beabsichtigte auch viermal während der Festspiele

im Jahre 1902 aufzutreten, nur war sie unpäßlich am 6. IX. und

mußte ihren Auftritt absagen, so sprang Frl. Koboth statt ihr

ein. Am 30. VIII. sang sie Elisabeth im "Tannhäuser"; die

übrigen Rollen wurden von Klöpfer (Hermann),Knote

(Tannhäuser). Feinhals (Wolfram), Walter (Walter), Senger-

Bettaque (Venus) gesungen und es dirigierte Hermann Zumpe. Die

Koreographin war Flora Jungmann und die Beleuchtung und

Maschinerie waren unter sorgfältiger Aufsicht von Karl60

61

Lautenschläger und Julius Klein; die Kostüme waren

Phantasiefrüchte des Josef Flüggen, die Regie führte Ernst von

Possart. Es ist interessant zu lesen was damals die Kritiker

schrieben:

...In der hochpuetischer Rolle der Elisabeth zeigte sich dem Publikum ein stets

gern gesehener Gast, Fräulein Ternina, die neuerdings bewies, daß ihre Elisabeth mit

vollem Rechte vorbildlich genannt zu werden verdient. (Allgäuer Zeitung, 31.

VIII. 1902)

...In der gestrigen Aufführung des Tannhäuser (Samstag) hatten wir die

Freude, einmal wieder Fräulein Ternina als Elisabeth zu begrüßen. Die in jeder

Richtung vornehme Leistung der großen Künstlerin, die für die Verkörperung des

hochsinnigen Fürstenkindes schlechthin als vorbildlich gelten kann, ist an dieser

Stelle oft gewürdigt worden. Mag sie auch in rein klanglicher Hinsicht übertroffen

werden, so erhebt sie sich als Ganzes zu einer künstlerischen Höhe, vor der die Kritik

bewundernd verstummt...." (Der Sammler, 2. IX. 1902)

...Die Anerkennung des Publikums für die Gesammtdarbietung war groß. Nicht

minder bei dem folgenden "Tannhäuser" mit Ternina als Elisabeth. Den geistigen

Gehalt der Rolle hat die Meisterin nun ganz ausgeschöpft, und wunderbar bringt sie

ihn zum Vortrag. Beßer kann man's nicht machen, vielleicht aber innerlicher. Auch in

die Darstellung sich hier und dort ein leises "Zuviel" der Mache und Pose. An sich ist's

ja sehr schön und - etwa von der Art der Brillantboutons in den Ohren der

Sangeskönigin des Minnehofs der Wartburg - stört es nich mehr als dieser funkelnde

Modeschmuck. Aber man merkt doch, daß die große Künstlerin, seit sie die unsere

war eine Virtuosenfahrt nach Amerika gemacht hat. Daß ihre Künstlerschaft aber

wirklich verdient, hüben wie drüben gefeiert zu werden, bewies sie in dem Gebet, das

in abgeklärtester zartester Schönheit zu herrlichem Ausdruck kam... (Norddeutsche

Allemeine Zeitung, 3. IX. 1902)61

62

Hier läßt sich ein leises Gefühl der Eifersucht des

Verlaßenen ahnen: "seit sie unser war". Der Kritiker erwähnt auch

den Brillantenschmuck der Sopranistin. Sie hat tatsächlich

eine wahre Menge davon gehabt. Es wurde von Robert Salzberger,

dem besten Zagreber Juwelier, erzählt daß, als die Ternina

gestorben war, ihre zahlreichen Nichten und Neffen ihn gebeten

haben den ganzen Schmuck zu schätzen: es waren so viele Etuis

daß zwei große herausgezogene Speisetische voll von ihnen

waren! Und zwei Zagreber Juweliere gaben ihre Schätzungen:

Robert Salzberger und Dragutin Vasić.

Nach dem "Tannhäuser" folgten noch zwei Ausführungen von

"Tristan und Isolde". Die erste Vorstellung wurde von einem

Lorbeerkranz großer Namen gesungen: Ejnar Forchhammer

(Tristan), Viktor Klöpfer (Marke), Ternina (Isolde), Theodor

Bertram (Kurwenal), Max Mikorey (Melot), Olive Fremstad

(Brangäne), Sebastian Hofmüller (Hirte), J. Mayer

(Steuermann), Raoul Walter (Seeman). Der Dirigent war Franz

Fischer, der Regisseur Robert Müller, Lautenschläger und Klein

führten die Maschinerie und Beleuchtung, die Kostüme waren von

Flüggen, alles aber war Possart unterstellt. Über die erste

Tristan-Vorstellung können wir das folgende lesen:

Frl. Ternina der Isolde des Abends, gebührt wohl die Palme und ihrer

einzigartigen, dem lyrischen und dramatischen Teile in gleicher Weise

gerechtwerdenden Darstellungskunst ist der glänzende Erfolg vor Allem zu danken;

in der grandiosen Auffaßung ihrer Partie wird sie wohl schwerlich eine unserer

berühmten Sängerinnen über sein... (Salzburger Tagblatt, 5. IX. 1902)

.-s. München, 2. Sept. Aufführungen Richard Wagner'schen Werke im

62

63

Prinzregenten=Theater. Das neue Festspielhaus bietet zur Zeit durch die Mitwirkung

von Frl. Ternina einen besonderen Anziehungspunkt für Fremde und Einheimische.

Wer sich die verschiedenen herrlichen Frauengestalten Wagner'schen Muse in der

Verkörperung durch diese eminente Künstlerin erinnert, dürfte auch an diese Isolde

mit den höchsten Ansprüchen herantreten. Und in der That - das viel mißbrauchte

Wort "von der gereiften Künstlerschaft" - hier ist es voll und ganz am Platze. Frl.

Ternina gibt mit ihrer außergewöhnlichen Gesangstechnik, dem durchgeistigten

Spiel und der einzig schönen Verinnerlichung eine gewiß seltene Übereinstimmung

von "Können" und "Wollen". Der Adel der Empfindung, ein Zauber vornehmer

Weiblichkeit, das feine Maß tragischer Pathetik, alles wirkt zusammen zu einem

unvergeßlichen Bilde. "Das Erste und Vorzüglichste in der Musik, welches mit

wunderbarer Zauberkraft das menschliche Gemüth ergreift, ist die Melodie". Der

"melodische" Tonfall dieser weichen, sympathischen und doch der höchsten

Leidenschaft mächtigen Stimme ist unbeschreiblich. Gewiß - man wandelt nicht

ungestraft als "Star" die Wanderbahn eines strahlenden Kometen. Der zweite und

dritte Akt brachte uns aber eine solche Fülle von Kraft und Metallglanz, daß die

Bedenken nach jener Seite nich gerechtfertigt erschienen...

(Augsburger Postzeitung, 4. IX. 1902)

Der zweite "Tristan und Isolde"-Abend wurde in derselben

Besatzung gesungen, nur Brangäne wurde von Gisela Staudigl von

der Dresdener Hofoper gesungen.

Im Jahre 1903 ist Ternina nicht in München erschienen,

sondern ein Jahr später, aber nur zweimal als Isolde (12. und

24. VIII. 1904). Tristan wurde damals von Heinrich Knote

gesungen, König Marke von Paul Bender, Kurwenal von Alfred

Bauberger am ersten und Anton van Rooy am zweiten Abend, Melot

von Hans Koppe am ersten und Max Mikorey am zweiten Abend,63

64

Brangäne von Olive Fremstad bzw. Margarethe Matzenauer, der

Hirte von Sebastian Hofmüller, Steuermann von Fritz Brodersen,

und Matrose von Raoul Walter. Als erster Dirigent ist Felix

Weingartner und als zweiter Franz Fischer aufgetreten.

Auch im Jahre 1905 ist es ausgefallen daß Ternina wieder

nicht in München singen konnte. Jedoch ihre Teilahme bei den

Festspielen des Jahres 1906 erwies sich als endgültig

schicklsalsreich für sie. Von den vorgesehenen mehreren

Vorstellungen sang sie nur in drei: in "Tannhäuser" am 14.

VIII., von Richard Strauss dirigiert, und mit Karel Burrian

(1870-1924) in der Titelrolle. Am 19. VIII. sang sie Sieglinde

in der "Walküre", ond ebenso am 1. IX. In beiden Vorstellungen

traten die folgenden Könstler auf: Ernst Kraus (Siegmund),

Bender (Hunding), Fritz Feinhals (Wotan), Thila Plaichinger

(Brünnhilde), Charlotte Huhn (Fricka), sowie Schöller, Gehrer,

Bosetti, Schumann-Heink, Flith, Koch, Blank und Höfer

(Walküren). Es dirigierte Felix Mottl. Nach diesem Auftritt

ist Milka Ternina nie mehr öffentlich aufgetreten - falls man

von dem unglücklich ausgefallenen Woltätigkeitskonzert

zugunsten der verwundeten kroatischen Soldaten im Agramer

Dome, während des I. Weltkrieges, am 15. IV. 1916 absieht. Sie

konnte nicht mehr die Qualen ihres kranken nervus facialis, der

ihr nie auf der Bühne Ruhe ließ bemeistern und sie wußte nie

wann ihr unkontrollierbare Krämpfe erscheinen konnten. Als

Gesammtkünstlerin wollte sie nicht weiterhin nur schön singen,

ohne ihrer weltberühmten dramatischen Katharsis. Als

Schauspielerin, wie man ihr oft geraten hatte, wollte sie auch64

65

nicht weiter machen. Dazu war sie zu stolz.

Merkwürdigerweise wurde M. Ternina gerade 1906 vom

berühmten Bildhauer und Medailleur Benno Elkan (Dortmund, 2.

XII. 1877 – London, 10. I. 1960) auf einen Medaille

poträtiert – das man - abgesehen von den Poträts von den

kroatischen Malern Vlaho Bukovac (Öl auf Leinwand) und

Celestin Mato Medović (Kupferstich) - als das beste Bildnis

von dieser Sopranistin betrachten kann. (Mirnik 1973; 2003).

Diese Medaille wurde vergrößert und auf einer Gedenktafel

kann man es in der Nähe von den nach der Künstlerin genannten

Wasserfälen der Plitvice-Seen in Kroatien bewundern kann.

Milka Ternina ist in der Vollkraft ihrer Jahre und ihres Künstlertums aus ihrer

Laufbahn herausgerißen worden. Aber wenn man gerade ihr am meisten jene

Selbstkritik zutrauen konnte, die beim Theater so seltene Einsicht: zu rechten Zeit

aufzuhören, so ist es vielleicht ein gnädiges, wenn auch grausames Geschick

gewesen, daß sie auf der Höhe ihrer Triumphe von der Bühne abberief. Ein

Gesichtsleiden, die Lähmung und nicht geglückte Operation des Gesichtsnervs hatte

zunächst zur Folge, daß Milka Ternina eine Gastspiel-Tournee in Deutschland

rückgängig machen mußte und auch nicht mehr nach Amerika gehen konnte. Nie

hat der Nervus facialis, der "mimische Nerv ein größeres Unheil angerichtet.

Mit Puccini hatte sie 1900 in London noch seine Tosca creiert, nachdem sie

schon 1898 dort zuerst in einem Konzert aufgetreten war und zwei Jahre vorher

innerhalb zehn Tagen die Isolde einstudiert hatte, die Conried für das Metropolitan

Opera House angekündigt hatte. In Bayreuth hatte ihre Kundry alle Welt entzückt.

Bei den Münchener Festspielen des Prinzregenten-Theaters im August 1906 hörte

man noch ihre Sieglinde, ahnungslos, daß es das letztemal sein sollte. Ohne

Abschiedsfeier trat die in beiden Hemisphären gefeierte Sängerin und vorbildliche

65

66

Darstellerin, insbesondere Wagnerscher Fraüngestalten von der Bühne ab. (Mensi-

Klarbach: 151-2)

UNVORSEHBARES

Da alle Künstler ganz gewöhnliche Menschen aus Fleisch und

Blut sind, und den Luftdruck-, Feuchtigkeits-, Temperatur- und

Wetterschwankungen, Krankheiten, Unpäßlichkeiten, Trema und

anderen nicht erwünschbaren Geschehnißen unterlegen sind, es

besteht immer die Möglichkeit daß im letzten Moment etwas

Unvorsehenes auftaucht. Besonders empfindlich sind natürlich

die Opernsänger, denn ihr Beruf ist der härteste und der

schwerste von allen, ein für einen jeder Auftritt müßen sie

gänzlich Herr über den Geist, den Körper und die Kehle sein.

In einem jeden Augenblick können hunderte von Zuschauern im

Stande sein eine jegliche Schwäche und Dekonzentration des

Künstlers entdecken. Ternina hat als eine starke, gesunde und

disziplinierte Persönlichkeit fast immer kleinere

Unanämlichkeiten überwinden können, es geschah trotz ihrem

vollendeten Sich-selbst-Bemeistern, daß manche Auftritte

abgesagt werden mußten. Viel öfters aber paßierte es daß sie

im letzten Moment für eine ihrer erkrankten Kolleginen

einspringen, oder in einer nicht im Theaterplan vogesehenen

Oper singen zu müßen, weil es zu einer Programmänderung kam.

Schon bei dem Beginn ihrer Tätigkeit in München bekam sie

eine Halsentzündung, und die für den 31. VII. 1890 vorgesehene

Aufführung des "Tannhäuser" mußte eine neue Elisabeth in der

Person von Lilli Dressler bekommen. Bis zum 3. VIII. hat sich

Ternina völlig erholt und konnte im "Fidelio" einen großen66

67

Erfolg feiern. Für den Erfolg des "Maskenballs" am 8. VII. hat

sie selbst gemeint daß er sehr mittelmäßig war. Deshalb aber

trug sie für "Den Fliegenden Holländer" am 14. VIII. 1890.:

"großer Erfolg". Am 26. XII. 1890 wurde Therese Volg heiser

und anstatt "Tannhäuser" wurde die Oper "Gwendoline" mit

Ternina in der Hautrolle gespielt.

Am Abend des 21. VI. 1891 sollten "Lucia von Lammermoor"

mit Irene Abednroth, welche damals noch Mitglied des

Stadttheaters in Riga war, und nachher noch zwei Ballette

("Vorbereitung zum Balle" und "Im Morgenlande") gegeben

werden, aber im letzten Moment wurde diese Vorstellung mit dem

"Troubadour" mit Ternina als Leonore und Frl. Ranco aus dem

Stadttheater in Magdeburg als Azucena umgetauscht. Liszts

Oratorium "Die Legende der Hl. Elisabeth" vorgesehen für den

30. VIII. 1891 wurde abgesant und an seiner Stelle wurde

"Fidelio" mit Ternina gesungen. Im September desselben Jahres

(27. IX.) wurde anstatt "Oberon" "Der Fliegende Holländer" mit

Ternina in der Rolle der Senta gegeben. In demselben Jahre ist

auch passiert daß eine Vorstellung des "Maskenballs" (3. XI.

1891) wegen der Unpäßlichkeit des Max Mikorey, sowie ein

"Tannhäuser" (24. XI.), in welchem auch Ternina auftreten

sollte, wegen der Erkrankung des Herrn Brucks, mit "Fidelio"

(Leonore - Ternina) ersetzt wurden.

Am 1. II. 1892. bekam Ternina eine Grippe und als sie aus

dem Krankenbett ausstehen konnte, reiste sie nach Gardone,

einem koloristischen Dorf am Ufer des Garda-Sees, um sich zu

erholen. Als sie am 13. III. nach München zurückkam, besuchte67

68

sie am nächsten Tag ihren Arzt Dr. Schach und das Resultat war

daß sie bis zum 24. IV (Fidelio) nicht auftreten durfte. Am

12. V. 1892 mußte sie Senta im "Fliegenden Holländer" singen,

weil es zu einer Umänderung des Spielplanes kam: der Tenorist

Vogl, welcher Tannhäuser singen sollte war indisponiert. Zwei

Tage nachher mußte die Direktion der Hofoper "Den Troubadour"

mit Ternina als Leonore und Emanuela Frank vom Stadttheater in

Düsseldorf als Azucena, an Stelle der angesagten populären

Oper "Der Prophet" einsetzen, weil sich Heinrich Vogl nicht

wohl fühlte.

Die Jahre 1893 aund 1894 sind ohne größere Umgestaltungen

des Spielplanes glücklich verlaufen. Nur die Vorstellung "Der

Undine" am 11. VI. 1894. mußte abgesagt werden. Es ist auch

geschehen daß Ternina wegen der Halsentzündung ihren Auftritt

als Elsa von Brabant im "Lohengrin" am 1. VII. absagen mußte

und erst am 12. VIII. 1894 wieder singen konnte (Brünnhilde in

"Der Walküre"). Am Theaterzettel des K. Hof- und

Nationaltheaters in München für den 8. I. 1895 stand gedruckt

"Wegen der plötzlichen Unpäßlichkeit des Frl. Dressler anstatt

der angesagten Vorstellung "Margarethe": Fidelio" - auf diese

Weise mußte Ternina augenblicklich einspringen und Leonore

singen. Auch Ternina erkrankte unmittelbar nach der

Vorstellung der "Figaros Hochzeit" zu Ehren des Geburtstages

der Prinzregenten Luitpold am 12. III. 1895 und war im Stande

am 11. IV. wieder auf den Brettern zu singen, diesmal

Brünhlide in "Der Walküre".

Am Samstag den 26. I. 1895 erkrankte Ternina wieder und68

69

sang nicht bis zum 15. II. als sie im Residenztheater die

Gräfin in "Figaros Hochzeit" inerpretieren konnte. Am 5. VI.

1895. erschienen auf allen Plakatstellen der Hoftheater in

München Bekanntmachungen mit folgendem Inhalt: "Wegen der

Unpäßlichkeit des Frl.Ternina..." Am 13. IX. sprang Ternina für die

erkrankte Lilli Dressler ein und sang an ihrer Stelle

Elisabeth im "Tannhäuser". In dieser Vorstellung sang die

Rolle des Wolframs Karl Scheidemantel, damals noch Mitglied

des Königlichen Hoftheaters zu Dresden.

Wegen eines Todesfalles in der Familie des Sängers und

Schauspielers Bauberger mußte Goldmarks Oper "Heimchen am

Herder", nach einer der Weihnachstgeschichten von Charles

Dickens komponiert, am 10. XII. 1896. mit "Dem Troubadour" in

welchem Ternina als Leonore augetreten ist, ersetzt werden.

Im Jahre 1892. sind im Theaterprogramm folgende Änderungen

geschehen: am 13. II. sollte Tristan von Heinrich Vogl

gesungen werden, da seine Stimme rauh geworden ist, wurde

anstatt "Tristan und Isolde" "Tannhäuser" gegeben - Ternina

sang bei dieser Gelegenheit Elisabeth; am 5. V. hatte Frl.

Schloss eine Halsentzündung, und so mußte statt des

angesangten "Don Giovanni" im Residenztheater "Figaros

Hochzeit" (Ternina als Gräfin) gespielt. In demselben Theater

sollte die Oper "Così fan tutte" am 22. IX. 1897 gesungen

werden, da aber Raoul Walter, welcher die Rolle des Ferrando

inne hatte heiser war, muste eine Änderung gemacht werden: so

kam "Figaros Hochzeit" mit Ternina als Gräfin an die Reihe.

Heinrich Vogl, Skalde Bran in "Ingwelde" war am 14. I.69

70

1898 indisponiert, so mußte Ternina in "Fidelio" die

Hauptrolle singen. Am 22. VIII. sprang sie auch für die

angesagte Mathilde Fränkel-Claus, vom Königlichen deutschen

Landestheater in Prag, welche als Gräfin in "Figaros Hochzeit"

erscheinen sollte - diese Änderung ist auf allen Tafeln

bekannt gemacht worden, aber es war zu spät sie auch auf den

Theaterzettel zu drucken. Einige Tage nachher, am 27. VIII.

1898 war Raoul Walter heiser, und deshalb wurde "Figaros

Hochzeit" im Residenztheater gegeben (Ternina als Gräfin). Am

Dienstag, 8. XI. 1898 ist "Aida" wegen der Indisposition der

Amneris des Abends (Frl. Frank) mit "Fidelio" mit Ternina

ersetzt worden.

Auch in dem Jahresabschnitt 1899 als Ternina noch Mitglied

der Hofoper war, kam es zu einigen Programmänderungen. Zu z.

B. wurde am 18. V. 1899. "Der Fremdling" von Heinrich Vogl

plötzlich eingesetzt, und in dieser Oper kreierte Ternina die

Rolle der Nanna. Am 4. VI. hatte Ternina wieder die Pflicht

als Fidelio/Leonore aufzutreten, weil Hilda Pazofsky, die in

der "Zauberflöte" singen sollte, unpäßlich geworden ist.

KOLLEGEN IM THEATER

Die Hofoper in München hat in diesen Jahren wahrlich mit

vielen erstklassigen Sängern verfügt. Einige von ihnen

befanden sich zu der Zeit als Ternina auf Münchens Bühnen

glänzte, noch am Beginn ihrer ausgezeichneten Laufbahn, andere

waren im Begriff ihre langjährige erfolgreiche Tätigkeit zu

Ende zu bringen. Fast alle Künstler waren entweder Deutsche

oder Österreicher, obwohl ihre Künstlernamen manchmal sehr70

71

italienisch klungen. Etliche von ihnen kannte Ternina schon

während ihres Engagements in Leipzig, Graz ober Bremen, wo sie

entweder Mitglieder der Oper waren, oder im Rahmen

verschiedener Gastspiele autraten. Die erhaltenen Seiten

Terninas Tagebuches geben uns in kargen Worten ihre

aufrichtige Meinung über Auftritte ihrer Kollegen - die

Künstler welche sie am höchsten schätzte werden von ihr in die

fragmentarisch erhaltene Liste ihrer Auftritte eingetragen.

Unter verschiedenen Sopranistinnen welche längere Zeit in

München gesungen hatten, treffen wir solche Namen wie: Irene

Abendroth, Johanna Borchers, Lilli Dressler, Frl. Hoffmann,

Frl. Koboth, Frl. Link, Fanny Moran-Olden, Hilde Pazofsky,

Olga Pewny, Charlotte Schloss, Pauline Schöller, Margarethe

Sigler, Therese Vogl, Frl. Vollmar und Mathilde Wekerlin.

Altistinnen bzw. Mezzosopranistinnen dieser Ära waren:

Victoria Blank, Margarethe Ernst, Emanuela Frank, Rosa

Kohlberg, Frl. Meysenheim und Paula Sigler.

Die Tenoristen waren die folgenden: Gerhäuser, Mang, Max

Mikorey, Franz Nachbaur, Schlosser, Heinrich Vogl und Raoul

Walter, die Baritonisten Alfred Bauberger, Kaspar Bausewein,

Brucks, Anton Fuchs, Theodor Mayer und Albin Scholz. Auch eine

größere Anzahl Baßisten war in München verpflichtet: Eugen und

Hermann Gura, Klöpfer, Rudolf Schmalfeld, Georg Sieglitz,

Siegmund, Gustav Siehr Heinrich Wiegand u. a.

In Alphabetischer Folge sollen wir einigen von den

wesentlichen Sängern gedenken:

Irene ABENDROTH (Lemberg/Lwow, 4. VI. 1872 - Weidling bei71

72

Wien, 1. IX. 1932) war eine von Lambertini und Campanini in

Mailand, sowie bei der Lehrerin Wilczek in Wien ausgebildete

Sopranistin. Zum erstenmal ist sie in Karlsbad/Karlowy Vary

1888 im Rahmen eines Konzertes aufgetreten. Schon im folgenden

Jahr konnte sie als Amina in der "Nachtwandlerin" (Bellini) in

der Wiener Hofoper debütieren. In Wien blieb sie zwischen 1889

und 1891, nachher war sie Opernmitglied in Riga (1891-92), und

in München sang sie in der Zeit 1892-95. Anno 1895 kehrte sie

nach Wien zurück und blieb fünf weitere Jahre dort, um nachher

in Dresden zu singen. In Dresden kreierte sie die erste Tosca

in Deutschland - genau wie sie Ternina für das englische und

amerikanische Publikum kreiert hat. In ihren späteren Jahren

widmete sich Irene Abendroth dem Konzertgesang zu, und noch

später der pädagogischen Tätigkeit. Wie man nach den sechs

erhaltenen, besonders seltenen, in Dresden im Jahre 1902

aufgenommenen Schallplatten (Grammophone & Typewriter)

urteilen kann, war ihre Stimme eine der wenigen bei welchen

die Koloraturvirtuosität mit dramatischen Ausdruck vereint

waren (Kutsch-Riemens 1962: 5; Steane 1974: 84, 193).

In München hat Ternina sehr oft mit dem Tenoristen Max

ALVARY (eigentlich Aschenbach; Düsseldorf, 3. V. 1856 -

Grosstabarz, Thüringen, 7. XI. 1898) gesungen. Er war der Sohn

des bekannten Malers Andreas Aschenbach, welcher sich gegen

die Theater-Laufbahn seines Sohnes sträubte. Max Alvary war

ein Schüler des Stockhausen in Frankfurt und des Lamberti in

Rom. Er debütierte in Weimar - und schon 1885 trat er in der

Metropolitan Opera in der Rolle des Don José auf (Carmen wurde72

73

von Terninas guten Freundin Lilli Lehmann gesungen). In New

York blieb Alvary bis 1889, und kehrte nach Europa zurück. Er

war ein bekannte Tristan und Tannhäuser in Bayreuth in 1891.

Mahler wählte ihn als Siegfried für die Covent Garden Oper in

1892, damit daß der "Ring" nicht mit dem "Rheingold" sondern

des Tenors wegen mit "Siegfried" begann. Am 13. II. 1891 sang

er in München Tannhäuser zu Terninas Elisabeth; am 20. II.

1891 Florestan zu Terninas Leonore; 27. II. 1891 trafen sie

sich wieder in "Tannhäuser" und am 5. und 9. III. 1892, 25.

IX. und 27. IX. 1894 als Siegfried und Brünnhilde im

"Siegfried". Sie sangen wieder zusammen in Amerika (Grković

1966: 134-136). Es ist interessant zu merken daß Alvary der

erste bartlose Wagner-Sänger war. Er wurde mit dem Titel des

K. Sächsischen Kammersängers ausgezeichnet. Wegen seiner

angerütteter Gesundheit mußte er sich 1897 zurückziehen.

(Riemann 1919: 9; Mensi-Klarbach: 138-142; Rosenthal 1973: 9).

Einer der häufigen Partnern Terninas in München war auch

der berühmte Baritonist Theodor BERTRAM (Stuttgart, 12. II.

1862 - Bayreuth, 24. XI. 1907). Als Gast sang er mit ihr am 7.

X., 25. X. 1893 Pizarro (Ternina Leonore), am 28. X. 1893

Kühleborn (Ternina - Bertalda) in "Undine" von Lortzing. Am

21. XII. 1893 sing er den Leporello schon als permanentes

Mitglied der Münchener Oper. Er war der Sohn des Baritonisten

Heinrich und der Sopranistin Marie Bertram, so daß er von

seinen Eltern das Singen erlernen konnte. Er trat in Ulm 1889

zum ersten Male auf, 1891 war er Mitglied der Hamburger Oper,

1893 Krolls Oper in Berlin. In München blieb er zwischen 189373

74

und 1899, dann ging er nach Amerika (New York, Philadelphia,

Chicago, Boston), um 1901 im Rahmen der Bayreuther Feststpiele

aufzutreten. Hier erntete er Lorbeerkränze als Wolfram von

Eschinbach und Amfortas. Im Jahre 1902 unterzeichnete er einen

Vertrag mit der K. k. Hofoper in Wien, aber bald entschloß er

sich für weitere Gastspiele in Deutschland. Bald nach dem Tode

seiner Frau Fanny Moran-Olden begann er zu trinken und endete

sein Leben mit dem Selbstmord. Von seinem Singen zeugen viele

Grammophonaufnahmen aus der Zeit 1902-1906. (Mensi-Klarbach:

124-132; Riemann I/1959: 158: Muzička enciklopedija I/1971:

192, Kutsch-Riemens 1892: 62-64).

Bianca BIANCHI-POLLINI (geborene Bertha Schwarz,

Heidelberg, 27. VI. 1855 - Salzburg, II. 1947), hatte eine

lyrische Sopranstimme. In Paris war die Schülerin von Pauline

Viardot-Garcia. Sie debütierte in Karlsruhe als Barbarina in

"Figaros Hochzeit" in 1873. Weiterhin war sie in Mannheim (von

1876) in Karlsruhe, Wien (von 1880 an) und Budapest tätig. Sie

konnte auf ihren Titel einer K. u. k. Kammersängerin stolz

seln. Nach 1902 war sie als Gesangslehrerin am Münchener

Konservatorium tätig. Ternina trat mit ihr in den "Hugenotten"

am 11. X. 1893 auf (Ternina Valentine, Bianchi Margarethe von

Valois), dann sang sie Susanne in "Figaros Hochzeit" in

welcher Ternina die Gräfin interpretierte (am 12. III., 14.

III., 19. III. 1895). In der Zeit von 1895 und 1898 war

Bianchi ständig an München gebunden und seit 1898 kommt sie

wiederholt als Gast. (Riemann 1919: 113, Rosenthal 1973: 40).

Terninas besonders geschätzter Gesangspartner in vielen74

75

Opern war Francesco D'ANDRADE (Lissabon, 11. I. 1859 -

Berlin, 8. II. 1921). Mit ihm zusammen ist sie in Bremen

siebenmal aufgetreten und in München trafen sie sich wieder

1892. Seinen Namen trug sie immer in ihr Auftrittsverzeichniß

jedesmal als sie mit ihm sang ein. D'Andrade war als Interpret

des Don Juan weltberühmt und in München sang er diese Partie

unter anderen am 28.XII.1892, 2.I., 21.XII.1893; 14. I. 1894,

28. XII., 30. XII. 1894 (Ternina als Donna Elvira) und 26.

XII. 1895 (Ternina als Donna Anna). Weiterhin sangen sie

zusammen im "Troubadour" am 20. I. und 20. XII. 1894 (Ternina

Leonore, D'Andrade Graf Luna). Am 4. I. 1895 hat er Wolfram in

"Tannhäuser" gesungen (Ternina Elisabeth), und am 8.und 15.

XII. 1895 Nelusco und Ternina Selika. D'Andrade wurde in

Mailand bei Miraglio und Ronconi ausgebildet und trat zum

ersten Male als Amonasro in San Remo 1882 auf. Er gastierte in

ganz Europa um sich von 1889 fast ausschließlich an Berlin zu

binden; dort sang er noch Don Juan 1919. Er hat um zehn

Grammophonaaufnahmen für die Firma Lyrophone realisiert

(Spemann Nr.707; Riemann 1919: 28; Kutsch-Riemens 1962: 85;

Muzička enciklopedija 1/1971: 49, Rosenthal 1973: 11; Kutsch-

Riemens 1982: 157-158).

Der Baritonist Fritz FEINHALS (Köln, 14. XII. 1869 -

München, 30. VIII. 1940) ist am 11. I. 1898 als Holländer

zusammen mit Senta von Ternina gesungen aufgetreten. Dieser

bedeutender Sänger lernte das Singen bei Aldo Giovanini in

Mailand und in Padova be Alberto Salva; zum erstenmal stellte

er sich dem Essener Publikum 1895 in der Rolle des Silvio in75

76

"Bajazzo" vor. Nach zwei Jahren die er in Essen verbrachte

sang er eine Saison lang in Mainz (1896/7) und von 1898 bis

zum Ende seiner öffentlichen Tätigkeit war er Mitglied der

Kgl. Hofoper in München. Er hat auch in London, Paris, Wien

und New York mit anerkannten Erfolg in verschiedenen Opern

Wagners, aber auch von Mozart und Verdi gesungen. Er hat auch

einige Platten und Zylinder für verschiedene Firmen

aufgenommen. (Riemann 1919: 323; Kutsch-Riemens 1962: 119;

Riemann 1/1972: 346; Rosenthal 1983: 130; Kutsch-Riemens 1982:

220)

Auch mit der schwedischen Sopranistin bzw. Altistin Olive

FREMSTAD (Stockholm, 14. III. 1871 - Irvington-Hudson bei New

York, 21. IV. 1951) hat Ternina gesungen, so z. B. am 20. IV.

1899 (Ternina Aida, Fremstad Amneris), 16. VI. 1899 (Ternina

Brünhilde, Fremstad Waltraute und die Dritte Rheintochter).

und 1. IX. 1902 (Ternina Isolde, Fremstad Brangäne). Diese

große Sangerin ist, ähnlich wie Maria Callas, als Kind nach

Amerika gekommen - in Boston ist sie 1890 in einer der

reizenden Gilbert & Sullivan Operetten ("Patience") zum

erstenmal aufgetreten, aber schon von 1893 an finden wir sie

in Europa, in Berlin, als Schülerin von Terninas Freundin

Lilli Lehmann. Nach ihrem wiederholten Debut als Azucena in

Köln 1894 (wo sie bis 1896 bleibt), folgen München, Wien,

Bayreuth, London und 1903 Metropolitan Opera, und dort singt

sie bis 1914. In New York hat sie auch ihre größten Erfolge

als Carmen (1906) und Salome (1907), Armide (1910 mit Caruso)

genoßen. Sie hat auch Sieglinde, Kundry und Isolde gesungen.76

77

Bis 1920 pflegte sie Konzerte zu geben, und bis zum Tode hat

sie mehrere junge Sänger aufgezogen. Toscanini hat Fremstad

besonders hoch geschätzt. Es bestehen auch mehrere bei

Columbia aufgenommene Grammophonaufnahmen dieser prachtvollen

dramatischen Stimme. (Riemann 1/1959: 547; Kutsch-Riemens

1962: 131-2; Muzička enciklopedija 1/1971: 619; Rosenthal

1973: 141; Kutsch-Riemens 1982: 240).

Terninas alter Freund und Kollege, mit welchem sie

mehrmals in Bremen aufgetreten ist, der Tenor Heinrich GUDEHUS

(Altenhagen, Celle/Hannover, 30. III. 1845 - Dresden, 9.

IX. 1909) hat sich mit ihr auf Münchens Brettern nur einmal

getroffen: am 12. VIII. 1894, er als Siegmund, sie als

Brünnhilde. Hinter ihm lag schon eine fruchtbare organistische

und erfolgreiche Sänger-Laufbahn. Gudehus hat schon 1870/71 in

Berlin gesungen, später auch in Riga, Lübeck,

Freiburg/Breisgau, Bremen, Dresden (1880-90), New York (1891),

Hofoper in Berlin u. a. In Bayreuth sang er Parsifal noch 1882

und kehrte dorthin bis 1889 zurück (Spemann Nr. 874), Riemann

1919: 441; Riemann 1/1959: 692; Rosenthal 1973: 164; Muzička

enciklopedija 2/1974: 41).

Der Baritonist Hermann GURA (Breslau/Wrocław, 5. IV. 1870

- Bad Wiessee, 13. IX. 1944) war Terninas Partner in mehreren

Opern von Mozart, Verdi und Wagner in München im Jahre 1896.

Er war ein Schüler seines Vaters, ebenfalls Sängers, und des

Musikkonservatoriums in München. Seinen Debut hat er in Weimar

in 1890 erlebt, um einige Jahre auf vielen deutschen Szenen

aufzutreten, sowie in Covent Garden (1913), und es folgten77

78

noch weitere viele Jahre in welchen er als Produzent,

Operndirektor und Gesangslehrer tätig war. Auch seine Frau,

Annie Gura-Hummel, und seine Tochter Anita Gura waren

bedeutende Sopranistinnen. Von Hermann Gura bestehen etliche

Aufnahmen aus dem Jahre 1905 (Riemann 1919: 446; Riemann

1/1959: 700; Kutsch-Riemens 1962: 1616-1; Rosenthal 1973: 165)

Der Bass-Bariton Eugen GURA (Saaz/Zetec, Böhmen, 18. XI.

1843 - Aufkirchen/Starnbergsee, 26. VIII. 1906), der Vater

Hermanns, hat mit Ternina während ihrer ganzen Münchner Zeit

von 1896 an gesungen. Er hat in Wien und München zugleich

Gesang und Malerei gelernt - und hat schon 1895 zum erstenmal

in München gesungen ("Der Waffenschmied"). Dann war er in den

Opern von Breslau (1867-70), Leipzig (1870/1876), Hamburg

(1876-1883), wieder in München (1883-95) angestellt. Er hat in

Bayreuth 1876-96 gesungen und in London 1882, und ist zum

letztenmal als Hans Sachs bei der Eröffnung des

Prinzregententheaters augetreten. Als Leporello, Don Juan,

Hans Heilig, Rigoletto, Donner, Gunther, Abul Hassan usw. war

er sehr bekannt. Musikkritiker schrieben daß seine

Gesangskunst eine sehr kultivierte, nich nur auf der Szene,

sondern auch auf dem Konzertpodium, wo er sehr gerne Lieder

von Löwe und Hugo Wolf vorzutragen pflegte war. Er hat auch

seine Aufzeichnungen veröffentlicht (Riemann 1919: 446; Mensi-

Klarbach: 118-124; Riemann 1/1959: 700; Rosenthal 1973: 165,

Muzička enciklopedija 2/1974: 48).

Im Jahre 1898 wurde noch eine kroatische Sängerin für die

Müchener Oper durch Vertrag verpflichtet: Blaženka (Beatrix)78

79

KERNIC (Glina, Kroatien, 2. XI. 1870 - Hannover, 15. V. 1947).

Sie war in Agram eine Schülerin von v. Zajc und ist im alten

Theater am Markusplatz 1888 aufgetreten. Jedoch, wie Ternina

mußte sie ihr Brot im Ausland suchen. Sehr bald ist sie ein

geschätztes Mitglied des Bresslauer Theaters, sowie der Opern

in Leipzig, Bayreuth (Eva), München (bis 1904), Frankfurt

(1904-1910) und Hannover geworden, gastierte auch in den Kgl.

Hofpern in Berlin und Dresden. Neben Sopran- und

Koloratursopranartien hat sie auch Mezzosopranrollen

bemeistert - z. B. Carmen, Mignon, Hänsel ("Hänsel und

Gretel"), Santuzza ("Cavalleria rusticana"), ebenso wie

verschiedene Rollen in Wagners Opern. Sie hat sich besonders

durch ihre Interpretation der Mařenka ("Die Verkaufte Braut"),

Ännchen ("Der Freischütz"), Margarethe ("Margarethe"),

Violetta ("La Traviata") und Marie ("Der Waffenschmied")

ausgezeichnet. Beate Kernic war auch eine bedeutende

Konzertsängerin und Pädagoge. Als Gast hat sie in Zagreb

zwischen 1892 und 1924 gesungen. Es sind einige

Grammophonaufnahmen in 1904 in Frankfurt gemacht (Grammophone

& Typewriter) werhalten auf welchen man "ein ausgesprochen schönes

Sopran" hören kann. Mit Ternina zusammen hat ihre Landsfrau nur

einigemal aufgetreten, so z .B. in den "Hugenotten" am 21. II.

1897, in welchen Ternina Valentine und Kernic den Pagen Urban

gesungen haben. Nachdem B. Kernic engagiert wurde (ihr erster

Auftritt als Marie im "Waffenschmied" am 10. XI. 1898), hat

sie noch den Waldvogel im "Siegfried" am 14. VI. 1899, in

welchem Ternina ihre einmalige Interpretation der Brünnhilde79

80

wiedergab gesungen (Hrvatsko narodno kazalište 1969: 443;

Muzička neciklopedija 2/1974: 389; Kutsch-Riemens 1982: 356,

Leksikon jugoslavenske muzike,1/1984: 482).

Katharina KLAFSKY (Szent Janos, Ungarn, 19. IX. 1855 -

Hamburg, 22. IX. 1896), eine Sopranistin vom Weltruf, die

Vorgängerin und Rivalin Terninas in Bremen, hat sich mit ihr

nur ein einziges Mal in München getroffen, am 26. VII. 1894.

In "Der Walküre" hat Ternina Sieglinde und Klafsky Brünnhilde

interpretiert. (Spemann: K; Riemann 1919: 584; 1/1959: 928;

Rosenthal 1973: 203).

Der Tenorist Heinrich KNOTE (München, 26. XI. 1870 -

Garmisch, 12. I. 1953) ist 1892 Mitglied der Hofoper in

München geworden, als er vom Generalintendant Baron v. Perfall

engagiert worden ist. Die Schönheit seines "Heldentenors" und

die Erscheinung des Künstlers haben ihn bei dem Publikum

Münchens, wo er bis 1914 geblieben ist, beliebt gemacht,

ebenso wie in London (1901-1913), New York (1904-1908),

Hamburg, Wiesbaden, Amerika (1923-24) usw. Von dem Publikum

verabschiedete er sich 1932 in München in der Rolle des

Siegfried ("Siegfried"). Mit Ternina hat er nicht nur in

München, sondern auch in Covent Garden und Metropolitan Opern

gesungen. Er hat viele Aufnahmen, wie Zylinder, so auch

Akustische und schon elektrische Platten gemacht, aus welchen

alle seine stimmliche Qualitäten zu erkennen sind: er beßas

einen wagnerianischeren Tenor, welcher eine große

Ausdruckskraft und Traghaftigkeit hatte. (Riemann 1919: 599;

1/1959: 941; Kutsch-Riemens 1962: 197-8; Rosenthal 1973: 205;80

81

Kutsch-Riemens: 364)

Ein anderer Heldentenor mit welchen Ternina in München und

auch anderswo zusammen aufgetreten ist war Ernst KRAUS

(Erlangen, 8. VI. 1863 - Walchstadt, 6. IX. 1941).

Ursprünglich Bierbrauer hat er, dem Rate Heinrich Vogls

folgend, zu singen begonnen und lernte Gesang in Mailand und

München. Im Jahre 1893 hat er als Tamino in Mannheim

debüttiert. Mit Damrosch sang er 1894/5 in Amerika, in Berlin

1898-24, London 1900, 1907, 1910, Bayreuth 1899-1909 und in

München war er ständiges Mitglied der Hofoper von 1896 bis

1898. Spater hat er sich mit pädagogischer Arbeit befaßt. Als

wagnerianischer Sänger bekannt, war er nicht weniger als

Herodes in "Salome" (R. Strauss) bei der Premiere geschätzt

worden. Wir können seine Stimme "unerschöpflicher Stärke und mit

besonders intensivem Ausdruck, vielleicht der voluminösester Tenor je auf

Grammophonaufnahmen aufgenommen" auf verschiedenen Zylindern

und Grammophonaufnahmen hören. (Riemann 1919, 621; 1/1959:

690; Kutsch-Riemens 1962: 203-4; Rosenthal 1973: 207; Steane

1974: 95; Kutsch-Riemens 1982: 375).

Einige Platten haben für uns die Stimme des bekannten

Buffo-Tenors Julius LIEBAN (Lundenberg, Mähren, 19. II. 1857 -

Berlin, 1. II. 1940), mit welchen zusammen während derselber

Vorstellung Ternina viermal aufgetreten ist (23. VIII., 27.

IX. 1893; 20. IX. 1895; 12. X. 1900), aber nicht mit ihm

zusammen gesungen, aufbewahrt. Er war der berühmteste Mime

seiner Zeit, und im "Siegfried" sang Ternina Brünnhilde,

welche am Ende des Werkes erscheint. Beide waren Schüler von81

82

Gänsbacher in Wien. Lieban erwuchs in Brünn/Brno und

Karlstad/Karlovac (Kroatien) in der Österrich-Ungarischen

Monarchie. In Leipzig war Lieban engagiert zwischen 1877 und

1881, und weiter in Berlin 1882-1912 - noch 1933 war er

imstande Mime zu singen, aber später war es ihm nicht mehr

nicht nur des vorgeschrittenen Alters wegen, sondern wegen

seiner jüdischen Abstammung, möglich. (Riemann 2/1961: 68,

Kutsch-Riemens 1962: 224; 1982: 406)

Der Tenorist Max MIKOREY (Weihmichel, Bayern, 15. IX. 1850

- München, 29. IX. 1907) gehörte zu sehr häufigen Partnern

Terninas. Sein Lehrer, später auch Kollege, war der bekannte

Heinrich Vogl, welcher auch gelang ein Engagement für seinen

jüngeren Kollegen bei der Münchener Hofoper durchzusetzen.

Hier sang Mikorey von 1878 an. In Bayreuth ist er schon 1882-

84 als der Drite bzw. Zweite Knappe in "Parsifal" aufgetreten.

In den Opernchroniken wird er als einer der vortrefflichen

Opernsängern erwähnt. (Riemann 1919: 762; Riemann 1961: 219)

In diesen Jahren (1891-95) war in München auch Fanny

MORAN-OLDEN (Oldenburg, 28. IX. 1855 - Berlin, 13. II. 1905),

eine ausgezeichnete Sopranistin tätig. Sie war die Tochter des

Arztes Dr. Tapperhorn, welcher nich mit der Idee daß sein Kind

eine Opernsängerin wird einverstanden war. Trotz Allem brachte

sie durch daß sie eine musikalische Bildung in Dresden und

Hannover erhielt. Sie trat im Rahmen eines Konzertes im

Gewandhaus unter einem Künstlernamen zum ersten Male auf, und

noch später als Norma in der Dresdener Hofoper. Sie hatte

Engagements in Frankfurt (1878), Leipzig (1884-1891) und82

83

München. Ihr erster Mann war der Tenorist Karl Moran und der

zweite Theodor Bertram. Ihre Tochter Dora Moran war eine

Koloratursopranistin. Fanny Moran-Olden starb suf eine

tragische Weise in einer Irrenanstalt. (Riemann 1919: 779;

Mensi-Klarbach: 124-132)

Berta MORENA (eigentlich Mayer; Mannheim, 27. I. 1878 -

Rottach-Egern/Tegernsee, 7. X. 1952) war eine bekannte

Schönheit ihrer Zeit und ist auch eine erstklassige Sangerin

Dank dem Dringen des Malers Franz Lenbach (1836-1904) und der

Milka Ternina geworden. So konnte sie nach einem Studium bei

mehreren Lehrerinnen als Agathe in München debütieren. Bis zum

Ende ihrer künstlerischen Laufbahn (1924) ist sie München treu

geblieben, außer einigen Gastspielen in New York (1908-11,

1924-25), London (1914), Berlin, Hamburg, Amsterdam, Wien,

Barcelona usw. Sie wurde als eine große Isolde und Brünnhilde

gefeiert und hat Platten für zwei Firmen aufgenommen.

(Rosenthal 1973: 269; Kutsch-Riemens 1982: 482)

Noch einer unter mehreren guten Tenoren mit welchen die

Münchener Hofoper verfügte war der Veteran Franz NACHBAUR

(Schloß Giessen/Tettwang/Bodensee, 25. III. 1835 - München,

21. III. 1902). Zürst hat er Polytechnik studiert, nachher

aber begann er in Basel in einem Chor zu singen. Als Tenorist

ist er in Theatern in Lunéville, Mannheim, Hannover, Prag,

Darmstadt, Wien und München (1866-1890) aufgetreten. Bei der

Uraufführung von den "Meisteringern" 1868 sang er den

Stolzing. Auch er wurde zum Kgl. bayerischen Kammersänger

ernannt. (Riemann 1919: 804; Mensi-Klarbach: 111-116;83

84

Rosenthal 1973: 277)

Die große amerikanische Sopranistin Lillian NORDICA

(eigentlich Norton, Farmington/Maine, 12. V. 1857 - Batavia/

Java, 10. V. 1914) hat mehrere vortreffliche Plattenaufnahmen

sowie phonographische Zylindern (unter Anderem Maplesons

Piratenaufnahmen), auf welchen sie sehr gut klingt,

hinterlassen. In München hat sie in Gesellschaft von Milka

Ternina zweimal gesungen - am 11. X. 1894 und 8. IX. 1901.

Beide Male war sie Elsa von Brabant und Ternina die dämonische

Ortrud. (Riemann 1919: 888; Kutsch-Riemens 1962: 273;

Rosenthal 1973: 284; Kutsch-Riemann 1982: 505-506)

Im Jahre 1895 hat Ternina zum Partner den deutschen

Baritonisten Karl PERRON (Frankenthal/Pfalz, 3. I. 1858 -

Dresden, 15. VII. 1928) gehabt. Am 11. VIII. sang sie Senta,

Perron den Holländer, ferner am 13. VIII. Elisabeth und Perron

den Wolfram. Perron war ein Schüler von Hey und Stockhausen.

Am längsten war er an die Hofoper in Dresden gebunden (Kgl.

Kammersänger, Ehrenmitglied der Dresdener Oper, 1891-1913),

aber trat auch in vollem Glanz in Bayreuth von 1896 an auf

(Wotan, Amfortas). Bei den Uraufführungen von "Salome",

"Elektra" und "Rosenkavalier" kann auch sein Name bemerkt

werden. (Riemann 1919: 889; 2/1961: 390)

Noch im Dezember 1885 hat Ternina die Gelegenheit gehabt

mit dem weitberühmten Baritonisten Theodor REICHMANN (Rostock,

15. III. 1849 - Marbach/Bodensee, 22. V. 1903) in Marschners

"Hans Heiling" in Graz aufzutreten. Sie trafen sich wieder

mehrmals im Jahre 1893 und 1894 in München und sangen im84

85

"Fliegenden Holänder" (Reichmann als Holländer, Ternina als

Senta), in der "Walküre" (Reichmann als Wotan, Ternina als

Brünnhilde), im "Siegfried" (Reichmann als Wanderer, Ternina,

Brünnhilde), und schließlich im "Maskenball" (Ternina Amelia,

Reichmann Renato). Reichmann hat Gesang in Prag, Berlin und

Mailand studiert und debütierte in Magdeburg im Jahre 1869. Er

sang in Berlin, Rotterdam (1870), Straßburg (1872), Hamburg

(1873), München (1875), Wien (1882-89), Bayreuth (1882-1892,

der erste Amfortas), und wieder in Wien und Bayreuth. Er hat

grosee Triumphe in der Covent Garden und Metropolitan

gefeiert. (Riemann 1919: 963; 2/1961: 482; Rosenthal 1973:

331)

Anton van ROOY (Rotterdam, 1. I. 1870 - München, 28. XI.

1932) gehörte zu den meist geliebten und geschätzten Partnern

Terninas auf beiden Kontinenten. In München trafen sie sich

bei einem Konzert am 23. VIII. 1897, und in der Oper am 24. X.

1897 und am 25. I. 1898 in "Der Walküre" (Ternina als

Brünnhilde, van Rooy als Wotan) und in "Siegfried" am 27. X.

1897 (Ternina Brünhilde, van Rooy Wanderer). Dieser gefeierte

Bass-Baritonist war ein Schüler des Frankfurter Professors

Stockhausen und trat in Bayreuth 1897 zum erstenmal auf

(Wotan). Fast alljährlich war er in London (1898-1913) und New

York (1898-1908) Gast, später sang er meist in Frankfurt (von

1909). Unter Anderem nahm er zusammen mit Ternina Anteil bei

der "illegalen" Premiere des "Parsifal" in der Metropolitan

Opera 1903. Die wenigen "live" Piraten= und Grammofonaufnahmen

dieses bedeutenden Künstlers können uns nur zum Teil die von85

86

allen Kritikern gelobte hohe Qualität seiner Stimme

hervorzaubern. (Riemann 2/1961: 535; Kutsch-Riemens 1962: 320-

321; Rosenthal 1973: 342; Steane 1974: 92, 335, 584-5; Muzička

enciklopedija 3/1977: 228; Kutsch-Riemens 1982: 595-6)

Von 21. VIII. 1897 an wußte Ternina auf verschiedenen

Vorstellungen mit ihrer neuen Kollegin, der Sopranistin Fritzi

SCHEFF (geborene Anna Yäger; Wien, 30. VIII. 1879 - New York,

8. IV. 1954) teilzunehmen. An dem Abend war es die Aufführung

des "Così fan tutte" (Fiordiligi - Ternina; Despina -Scheff).

Fritzi Scheff hat zürst bei ihrer Mutter, Hortense Scheff,

ebenfalls Sängerin von Beruf, dann in München und Frankfurt

das Singen gelernt. Sie hat in Frankfurt 1897 in der Rolle der

Julia in "Romeo und Julia" (Gounod) debütiert, nachher sang

sie in München (1987-1900), Wien (1898), Covent Garden (1900-

1903) und Metropolitan (1900-1903). Mit der Zeit änderte sie

ihr "Fach", verließ die Oper und ist zum größten Operettenstar

Broadways geworden - noch in den dreißiger Jahren spielte sie

in Theaterstücken wie "Arsenic and Old Lace". (Rosenthal 1973:

358; Muzička enciklopedija 3/1977: 285; Kutsch-Riemens 1982:

622)

Karl SCHEIDEMANTEL (Weimar, 21. I. 1859 - 26. VI. 1926)

gehörte zu den großen Baritonisten - Partnern der Ternina. Im

Jahre 1893 sangen sie zusammen (11. VII. Scheidemantel

Wolfram, Ternina Venus; 12. IX. Scheidemantel Holländer,

Ternina Senta; 14., 19. IX. Scheidemantel Wolfram, Ternina

Venus und Elisabeth) und 1894 (13. IX. Scheidemantel Wolfram,

Ternina Elisabeth; 15. IX. Scheidemantel Telramund, Ternina86

87

Ortrud). Er gehörte zu der älteren Generation der Schüler

Stockhausens, und hat 1878 in seiner Geburtstadt debütiert. Er

war gerne in Bayreuth (Amfortas 1886), Dresden und in ganz

Europa gesehen. Es ist interessant daß er wahrend der ganze

Zeit seiner Sängerlaufbahn seine Stimme bei verschiedenen

Pädagogen ausbildete und daß er die Resultate seines enormen

Wissens in zwei Büchern veroffentlicht hat. In seiner weiteren

Laufbahn war er der erste deutsche Baron Scarpia, Kunrat und

Faninal, und befasste sich auch mit dem Leiten eines Theaters

und mit Regie. Es bestehen sieben seltendste Aufnahmen von ihm

aus den Jahre 1901 und 1907-8. (Riemann 1919: 1043; 2.1961:

591; Rosenthal 1973: 358-9; Muzička enciklopedija 3/1977: 285;

Kutsch-Riemens 1982: 622).

Katharina (Kathi) SENGER-BETTAQUE (Berlin, 2.VIII.1862

- ?) war von 1887 an Terninas Kollegin in Bremen und später

kam manchman nach München und sang mit ihr zusammen

(Sieglinde, Ternina Brünnhilde, 29. VI., 21. VII. 1893, 17.

VIII. 1894). Im Jahre 1895 wurde sie auch Mitglied der

Münchener Hofoper. Diese Dame war zuerst Tänzerin, und als

ihre schöne Stimme entdeckt worden war, wurde sie eine

Schülerin von Heinrich Dorn in Berlin. In Krolls Oper ist sie

zum erstenmal aufgetreten, und in der Kgl. Hofoper als Agathe

1879. Weiter folgten Engagements in Mainz (1880-82), Leipzig

(1883), Rotterdam (1884-88), Bremen (1888-92), Bayreuth

(1888), Hamburg (1893-94), München (1895-1906) und Stuttgart.

Diese Sopranistin hat 1897 auch den Titel der Kgl. bayerischen

Kammersängerin erhalten. (Spemann Nr.1202; Riemann 1919: 1097)87

88

Under den Münchener Bassisten war Gustav SIEHR

(Arnsberg/Westfalen, 17. IX. 1837 - München, 8. V. 1896), der

Kgl. Bayerische Kammersanger, ein angesehener Konzert= und

Opernsänger, zweifellos einer der besten. Er sang auch in

Bayreuth 1872 (Hagen) und 1882 (Gurnemanz). (Riemann 1919:

1106)

Es ist viermal geschehen daß Ternina den Beifall des

enthusiastischen Publikums mit der berühmten deutschen

Sopranistin Rosa SUCHER (geb. Hasselbeck; Velburg, Bayern, 23.

II. 1849 - Aachen, 16. IV. 1927) geteilt hat. So z. B. sangen

die beiden Damen am 1. und 19. IX. 1893 in "Tannhäuser" (Venus

- Sucher; Elisabeth - Ternina); 25. IX. 1893 und 26. IX. 1898

in der "Walküre" (Brünnhilde - Ternina; Sieglinde - Sucher).

Rosa Sucher war eine Münchener Schülerin und hat in Trier ihr

Debut gemacht. Es folgten Verpflichtungen in Danzig/Gdansk,

Berlin, Leipzig, London, Hamburg usw. Sie war sehr gesucht in

Bayreuth (1886-1894) und Amerika (1895). Im Jahre 1903 hat sie

sich in Berlin von Publikum verabschiedet und wirkte als

Gesangslehrerin in Wien. Ihr Gemahl war der Dirigent Joseph

Sucher (1843-1908). (Riemann 1919: 1162; 2/1961: 755;

Rosenthal 1973: 389)

Ein sehr häufiger Gesangspartner der kroatischen

Primadonna in München war der Tenor Heinrich VOGL (München,

15. I. 1845 - 21. IV. 1903). Er war der Nachfolger von Ludwig

Schnorr von Carolsfeld in der Rolle des Tristan, auch war er

der erste Loge und der erste Siegmund. In Bayreuth hat er von

1876 bis 1897 fast alle Tenorpartien gesungen und in London88

89

war er ein gerne gesehener Gast. Zuerst ging er in eine

Lehrerschule in Freising und begann als Lehrer in Ebersberg

zwischen 1862 und 1865 zu arbeiten. Er hat immer gerne

gesungen hat viel Zeit seinem Gesang gewidmet. Einmal wagte er

bei einer Audition vor dem damaligen Intendanten der

Hoftheater in München Wilhelm Schmitt zu erscheinen und

vorzusingen. Nach einigen Monaten Arbeit mit Franz Lachner

durfte Vogl in November 1865 als Max im "Freischütz" zu

debütieren. Auf diese Weise ist er bis zu seinem Tode mit der

Münchner Oper verbunden geblieben. Es wäre nicht uninteressant

zu bemerken daß er noch in vorgeschrittenen Jahren nach

Mailand fuhr um an seiner Stimme weiter zu arbeiten. Außer in

vielen Opern trat er auch bei Konzerten, besonders viel in

Bachs Oratorien auf. Ternina sang mit ihm zusammen bei der

Uraufführung seiner einzigen Oper "Der Fremdling" im Jahre

1899. (Riemann 1919:1266; Mensi-Klarbach: 104-110; Rosenthal

1973: 426; Muzička enciklopedija 3/1977: 691)

Die Gemahlin des Heinrich Vogl, Therese VOGL (geb.Thoma,

Tutzing/ Starnbergersee, 12. XI. 1845 - München, 29. IX. 1921)

geörte unter die führende Sopranistinnen in München und war

als Inerpretin Wagners Heroinen hoch geschätzt. Auf dieselbe

Weise wie Heirnich Vogl viele Jahre als der einzige Tristan in

Deutschland gepriesen worden war, so war sie sie einzige die

Isolde singen konnte. Sie war die erste Sieglinde, und in

London die erste Brünnhilde. Als eine Schülerin des

Konservatoriums in München trat sie in Karlsruhe 1864 zum

erstenmal auf, um ein Jahr später nach München zu kommen und89

90

dort für immer zu bleiben - Heinrich Vogl heiratete sie 1868.

Ternina wurde oft mit ihr und mit Mathilde Mallinger

verglichen. (Riemann 1919: 1266; Mensi-Klarbach: 104-110;

Rosenthal 1973: 426-7).

Dr. Raoul WALTER (Wien, 16. VIII. 1865 - München, 21.

VIII. 1917) war der Sohn des berühmten Tenoristen Gustav

Walter und der Bruder der Sopranistin Minna Walter. Er war in

München vielmals der Partner Terninas. Seine lyrische

Tenorstimme ist uns auf einigen sehr seltenen, in München

1905-07 aufgenommenen, Grammophonplatten erhalten geblieben.

Seine Bildung war vielseitig und bevor er sich dem Gesang

widmete hat er seinen Doktor in Philosophie gemacht und war

eine Weile österreichischer Staastbeamter. Als Sänger

debütierte er 1888 in Wien im Theater an der Wien. Es folgten

Engagements in Brünn/Brno 1889, und in 1891 München, wo er

lange Zeit der gefeierte lyrische Tenor, wie im Konzertsaal,

so im Theater, geblieben ist. Walter hat sich auch mit Regie

befaßt. (Riemann 1919: 1285; Mensi-Klarbach: 116-118; Kutsch-

Riemens 1982: 723-4).

Diesen Kranz großer Sängernamen welche Milka Ternina in

München umgaben schließen wir mit einem vortrefflichen

Bassisten. Heinrich WIEGAND (Fränkisch-Krumbach/Odenwald, 9.

IX. 1842 - Frankfurt/Main, 28. V. 1899) war vor München in

Zürich, Köln, Frankfurt (1873-7) engagiert, und bis 1877 hat

auch in Vereinigten Staaten, dann wieder in Leipzig (1878-

1882), Wien, Hamburg (1884-90) und zwischen 1891 und 1897, als

sich sein Geist verdunkelte, in München gesungen. Er war auch90

91

ein häufiger Gast in Bayreuth - hier sang er den König Marke,

auch Gurnemanz einige Saisons hindurch (1886, 1888, 1889,

1891). Sein Auftreten im "Ring" in Berlin 1881 und in London

1882 erregte großes Aufsehen. (Rieman 1919: 1309-10)

Im Rahmen der häufigen Gastspiele traten zusammen mit

Ternina in München viele, größtenteils deutsche Künstler,

welche in Theaterchroniken als bedeutende genannt werden. Von

den Sopranistinnen waren es die folgenden: Karolina FLOR,

Mathilde FRÄNKEL-CLAUS, Johanna GADSKI, Mathilde HOFFMANN,

Marie JOACHIM, Frl. KLEINO, Marianne KLENO, Elisabeth KÖNIG,

Pauline MEILHAC, Louise MEISLINGER, Henriette MOTTL, Hilda

PAZOFSKY, Frau STAVENHAGEN, Pauline STRAUSS DE AHNA und

Cäcilie von WENZ. Unter Mezzosopranistinnen und Altistinnen

erwähnen wir Frau FEINHALS, Emanuela FRANK, Rosa KOHLBERG,

Margarethe MATZENAUER, Frau RANCO, Ernestine SCHUMANN-HEINK

und Gisela STAUDIGL. Die Tenore-Gäste waren: Georg ANTHES,

Karel BURRIAN, Ejnar FORCHHAMMER, Emil GERHÄUSER, Wilhelm

GRÜNING, Sebastian HOFMÜLL, Paul KALISCH, Martin KLEIN, Max

PICHLER, Nicolaus ROTHMÜLL, Matthias SCHLADDENBERG und Gustav

SCHWEIGER; Baritonisten: Fritz FRIEDRICHS, Leone FUMAGALLI,

Jean von GORKOM, Emmanuel KROUPA, Demeter POPOVICI, Vladimir

REDER, Otto SCHELPER und Karl Somer; Bassisten: Robert BLASS,

Georg DÖRING, Karl GRENGG, Emil HOLM, Rudolf SCHMALFELD,

Ludwig SCHRAUFF, Anton WERNER und Rudolf WITTEKOPS. Einige von

diesen Namen sind auch heute dem Opernhistoriker bekannt, und

damals waren sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in der

Österreichisch-Ungarischen Monarchie sehr geschätzt, mehrere91

92

Sänger haben sogar Covent Garden und Metropolitan Opera

erobern können.

DIRIGENTEN

In München hat M. Ternina das Glück gehabt mit den besten

deutschen Dirigenten der Epoche zu arbeiten:

Max von ERDMANNSDÖRFER (Nürnberg, 14. VI. 1848 - München,

14. II. 1905) war ein Schüler des Leipziger Konservatoriums,

und in Dresden studierte er bei Dietz. Er begann seine

Laufbahn in Sondershausen als Hofkapellemister (1871-80), wo

er viel zeitgenössische Musik propagierte. Nach einem kürzerem

Aufhalten in Leipzig, nahm er 1882 das Angebot die Leitung der

Kaiserlichen russischen Musikgesellschaft und des

Stodentenorschesters in Moskau zu übernehmen. Zwischen 1889

und 1895 war er in Bremen und 1896-97 in Sankt Petersburg

tätig. Im Jahre 1897 ist er Hofkapellmeister und Professor an

der Musikakademie in München geworden - aber auf kurze Zeit,

denn er wurde 1898 pensioniert. Er ist der Komponist mehrerer

völlig vergessener Vokal= und Symphoniewerke. Erdmannsdörfer

leitete die Vorstellung der "Figaros Hochzeit" am 10. X. 1897,

in welcher Ternina die Gräfin interpretierte. (Riemann 1919:

308; 1/1959: 471; Muzička enciklopedija 1/1971: 535)

Franz von FISCHER (München, 29. VII. 1849 - 8. VI. 1918)

war Violoncellist und Dirigent zugleich. Unter Hans Richter

war er 1870 Solocellist in der Nationaloper in Ofen/Budapest,

dann war er in München und bei Wagner in Bayreuth (1876)

tätig, zwischen 1877-79 war er Hofkapellmeister in Mannheim,

und nachher hatte er diesselber Stellung in München inne. Er92

93

wurde 1912 mit dem Titel Generalmusikdirektor in Ruhestand

gesetzt. Wagner schätzte ihn besonders wegen seiner

Musikalität und wegen seiner organisatorischen Fähigkeiten,

welche bei der Gründung der Bayreuther Festspiele zum Ausdruck

kamen. Cosima Wagner gestattete nur Levi und ihm die Leitung

von "Parsifal". Ternina sang unter ihm öfters, in Bayreuth

auch. (Riemann 1919: 334; Mensi-Klarbach: 94-98).

Generalmusikdirektor Herman LEVI (Giessen, 7. XI. 1839 -

München, 13. V. 1900) war ein Schüler von Lachner und begann

seine Laufbahn in Saarbrücken (1859-61), setzte sie in

Rotterdam fort (1861-65). Bevor er zu München befohlen worden

ist war er Hofkapellmeister in Karlsruhe (1864-72). Er

dirigierte die Uraufführung von "Parsifal" trotz seiner

jüdischen Abstammung und trotz Wagners ausgesprochenem

Antisemitismus. Vier Jahre vor dem Tode ist er pensioniert

worden. In München war er nicht nur als Dirigent (sein Name

erscheint auf Theaterzetteln erst vom 14. I. 1893), sondern

auch als Übersetzer tätig. Ternina z. B. sang seine

Auffassungen der Libretti von "Gwendoline", "Così fan tutte",

"Don Giovanni", "Figaros Hochzeit" und "Trojaner". Seine

Vielseitigkeit hat sich auch im Komponieren und

Schriftstellerwerken abgespiegelt. (Riemann 1919: 673; Mensi-

Klarbach: 86-94; Riemann 2/1961: 63-4; Rosenthal 1973: 222;

Muzička enciklopedija 2/1974: 449)

Felix MOTTL (Unter-Sankt-Veit/ Wien, 24. VIII. 1851 -

München, 2. VII. 1911) leitete zwischen 1893 und 1896 mehrere

Opernvorstellungen in welchen Ternina sang - auch am 1. IX.93

94

1906 dirigierte er, ohne es zu wißen, die letzte Vorstellung

in welcher sie überhaupt aufgetreten ist. Dieser Dirigent und

Komponist hat in Wien studiert, einer von seinern Lehrer war

Bruckner. In Wien hat er 1875 zu dirigieren begonnen, und ein

Jahr nachher ist er Wagners Assistent in Bayreuth geworden.

Nach Bayreuth kommt er immer wieder zwischen 1886 und 1902. Im

Jahre 1881 ist er Hofkapellmeister in Karlsruhe geworden, und

dort blieb er bis 1903, als er nach München kam. Ein Jahr

nachher ist er zum Direktor der Musikalischen Akademie ernannt

worden und 1907 kommt auch die Leitung der Hofoper dazu. Mottl

galt als der beste Dirigent seiner Zeit; davon konnte sich das

Publikum aller großen Kulturzentern der Welt überzeugen.

(Riemann 1919: 785-6; Mensi-Klarbach: 101-104; Riemann 2/1961:

261; Rosenthal 1973: 271, Muzička enciklopedija 2/1974: 617)

Unter der Leitung von Hugo RÖHR (Dresden, 13. II. 1866 -

7. VI. 1937), einem Dresdener Schüler und Kapellmeister in

Augsburg, Prag, Breslau/Wroclaw, Mannheim und seit 1896 in

München, hatte Ternina mehrmals die Gelegenheit gehabt zu

singen, so z. B. am 21. XI. 1896 als sie Santuzza sang,

weiterhin am 29. IX. 1900 ("Der fliegende Holländer") und am

18. X. 1900 ("Lucrezia Borgia"). Röhr hat sich nach 1912 mehr

der pädagogischen Arbeit gewidmet. Er hat auch einige

Kompositionen (Lieder, Opern) hinterlassen. (Riemann 1919:

996; 2/1961: 525)

Der Pianist und Dirigent Bernhard STAVENHAGEN (Geriz/Reuß,

25. XI. 1862 - Genf, 26. XII. 1914) kam 1898 als

Hafkapellmeister nach München, wo er von 1901 bis 1904 auch94

95

die Musikalische Akademie geleitet hat. Seit 1907 lebte er und

war in Genf tätig. Unter Stavenhagens Lehrern muß man Franz

Liszt erwähnen. Er war ein Laureat des Mendelssohn-Preises

1880. In Weinmar war er Hofpianist und später auch Dirigent.

Er hat auch Lieder und verschiedene Klavierstücke gedichtet.

Am 22. V. 1899 dirigerte er den "Lohengrin" mit Ternina und

1900 leitete er weitere fünf Vorstellungen in welchen sie sang

(21., 23., 16. IX., 3, 5. X.). (Riemann 1919: 1139; 2/1961:

720; Muzička enciklopedija 2/1974: 446)

Über Richard STRAUSS (München, 11. XI. 1864 - Garmisch, 8.

IX. 1949) wäre auf dieser Stelle überflüssig zu sprechen. Im

Jahre 1886 ist er der dritte Hofmusikdirektor in München

geworden, drei Jahre später Hofkapellmeister in Weimar. Er

kehrte nach München zurück und hier dirigierte er von 1894 bis

1898. Es sollte auch erwähnt werden daß er Glucks "Iphigenie

in Aulis" überarbeitet hat und daß er 1894 die Sängerin

Pauline de Ahna geheiratet hat. (Riemann 1919: 1157; Muzička

enciklopedija, 3/1977: 469-471)

Felix WEINGARTNER (Zadar/Zara, 2. VI. 1863- Winterthur, 7.

V. 1842) leitete in München nur eine Vorstellung mit Ternina -

es war am 12. VIII. 1904 im Prinzregententheater. Dieser große

Dirigent war in Königsberg, Danzig/Gdansk, Hamburg, Mannheim

und Berlin tätig. In München hat er Kaims-Orchester 1898-1903

geleitet und zwischen 1908 und 1911 ist er Direktor der K. u.

k. Hofoper in Wien gewesen. Es folgten Stellen in Hamburg,

Darmstadt, wieder Wien, Basel und Interlaken. (Riemann 1919:

1297-8; Muzička enciklopedija 2/1977: 722)95

96

Hermann ZUMPE (Taubenheim, 9. IX. 1850 - München 4. IX.

1903) hat 1898 in London mit Ternina mitgearbeitet und in

München hat er verschiedene Vorstellungen mit ihr zusammen im

Jahre 1901 (29. VIII, 6., 8. IX.) und 1902 (30. VIII.)

geleitet. Dieser tüchtige Dirigent hat Richard Wagner bei

seinem ersten "Ring" 1873-76 geholfen. Sonst war er in

Leipzig, Salzburg, Würzburg, Magdeburg, Frankfurt, Stuttgart,

Schwerin und München (1900-1903) tätig und hat auch

komponiert. (Riemann 1919: 1232-11353; Mensi-Klarbach: 98-101;

Riemann 2/1961:974; Rosenthal 1973: 446; Muzička enciklopedija

3/1977:767)

DAS FRÖHLICHE ERSCHALLEN AUS DER VERGANGENHEIT

Am 3. Oktober 1937 erschien in den "Münchner Neuesten

Nachrichten" die folgende Geschichte:

Die ohne Namen. Erzählung aus dem Theaterleben/ von Max Bayrhammer

Im Hochsommer des Jahre 1898 saß der Direktor einer österreichischen

Provinzbühne auf seinem Büro, stützte sorgenvoll sein Haupt auf die Hand und

murmelte vor sich hin: "Mit meiner Primadonna bin i in der letzten Saison schön

reingfalln. Fesch ausgschaun duat s' freili, aber mit der Stimm' wirds alleweil

schlechter und schlechter. Und dabei hat's no für die nächste Saison an

unkündbaren Kontrakt! - Also da hilft nix, i muaß für den Herbst a paar Gastspiel'

von einem berühmten Star oder sonst an vollwertigen Ersatz bringen!"

Es war gerade schönes Wetter und der Direktor beschloß, das angenehme mit

dem nützlichen zu verbinden, nämlich mit dem Rad nach München zu fahren, um

die berühmte Sangerin Ternina womöglich für einige Gastspiele zu verpflichten. In

einem Dorf zwischen Innsbruch und Kufstein hatte er einen Raddefekt. Mißmutig

ging er, während die Dorfbewohner sich daran machten, das Vehikel wieder

96

97

auszubeßern, dem Ort entlang spazieren. Da hörte er plötzlich aus einem Hause die

schönste, frischeste, reinste und gefühlvollste Stimme von der Welt erschallen. Man

denke sich sein Erstaunen!

Er näherte sich dem betreffenden Gebäude und befand sich bald dem

Gegenstand seiner Aufmerksamkeit gegenüber. Die Sängerin war ein kräftiges,

großes, schönes Mädchen in einem schlichten Dirndlgewand. Der Bühnengewaltige

trat heran und frug, ob das Fräulein Gesang studiert hätte oder ob alles sueben

Gehörte nur reines Naturtalent seil. Die Gefragte antwortete: "Ja, ich kenne schon

etwas Musik, auch nach Noten!"

Augenblicklich zog der Direktor einige Blätter aus dem "Freischütz", die er

zufällig bei sich hatte, aus seiner Tasche, und bat die Sangerin ihm einige Takte aus

der Partie der "Agathe" vorzusingen. Die Gebirglerin lächelte und sang mit

ebensoviel Anmut, künstlerischem Vortrag und musikalischer Genauigkeit.

Der Direktor war vor Entzücken außer sich.

"Sie Fräulein", sagte er, "ich war im Begriff nach München zu radeln, um

Fräulein Ternina, die große Berühmtheit, für mein Theater als Gast engagieren. Weil

i aber durch an glücklichen Zufall Sie gfunden hab, is meine Reis' völlig zwecklos

geworden. Sie ersetzen mit tatsächlich die Ternina. Ich biete ihnen 200 Kronen für

die Vorstellung und verpflichte Sie vorläufig für zwölf Abende, wenn Sie die Partien

studiert haben."

"Und wieviel hätten Sie denn der Ternina gegeben?" frug naiv das Fräulein im

Dirndlkostüm.

"Ja, die Ternina, dös is was anders! Der hätt i wenigstens 1000 Kronen pro

Abend geben müßen!"

"Ja, und warum bekomme ich denn um so viel weniger?"

"Aber, Fräulein, bedenken S'do: Die Ternina hat einen Pfundsnamen, während

Sie vorderhand noch so gut wie gänzlich unbekannt sind!"

97

98

"Herr Direktor, vor einem Augenblick haben Sie mir gesagt, ich könnt Ihnen die

Ternina vollständig ersetzen! Drum verlange ich genau dasselbe, was Sie für die

Ternina bestimmt haben. Nicht a Krönrl laß ich runter handeln."

"Aber schaugn S' Fräulein, des ist unmöglich: I muß Sie dorch erst lancieren! -

Also meinetwegen Fräulein, wollen S' 300 Kronen? Da ließ sich am End noch reden."

"Nein"

"Alsdann is nix z'machen, Sie ungeschickte Urschel Sie! Weiter kann i net gehn!"

Da die Sängerin schwieg, wollte der Direktor mit einem kurzen "Servus" die

Unterhaltung beenden.

"Warum wollen S' denn jetzt gehn?" Warf das Mädchen mit einem

verführerischen Lächeln noch einma ein.

"Kruzitürken, ich hab Ihnen doch schon gsagt: Weil Ihr Name noch unbekannt

ist, riskier ich alles, Sie nix! Sie hätten ihr Lebensglück machen können, wenn S'

schön brav kloan angfangen hätten, wie sich's gehört. Aber Sie schlagen meinen

Antrag in den Wind!... Also zum letztenmal: Pfüat Gott! Segn S', jetzt muß i do die

Ternina holn!"

Es schwang sich auf das unterdessen reparierte Rad und fuhr ab.

*

Der Direktor kam ein paar Tage später in München an und erkundigte sich

nach Ternina. Der Intendant antwortete ihm: Fräulein Ternina sei auf zwei Monate

verreist und verlebe ihren Urlaub bei Bekannten auf dem Lande.

"Wo?"

"In Tirol."

"Und wo da?"

"In dem Dorfe N., zwischen Innsbruck und Kufstein."

"Was in dem Dorfe, in dem ich den Radunfall hatte?...Ich bin verloren!"

Aber Theaterdirektoren sind immer nur einen Augenblick verloren, rasch raffen

98

99

sie sich zusammen und suchen den besten Ausweg. So reiste we augenblicklich

wieder ab, kam nach Tirol zurück und fand sein "Singendes Dirndl" noch vor,

allerdings in einer jetzt für ihn respektvolleren Gestalt.

"Fräulein", rief er aus "ich weiß jetzt wer Sie sind! Ich wiederhole, frech, wie ich

bin, meinen abermaligen Gastspielantrag, obwohl Sie das grausamste Spiel mit mir

getrieben haben."

"Ich? Hören Sie, Herr Direktor, da Sie mich jetzt kennen und da Sie vor einigen

Tagen so unklug waren, mich, die "Ungeschickte Urschel", nicht einmal in der Eile

nach dem Namen frugen, da Sie zudem die erste beste, die Sie gerade antrafen, mir

vorziehen wollten, so erkläre ich Ihnen rundweg, daß ich jetzt überhaupt kein

Gastspiel mit Ihnen abschließe."

Der Direktor wollte erst verzweifeln. Es gelang ihm aber, die Primadonna

schließlich noch zu überreden, nach langem Flehen und unter der Zusicherung eines

Abendhonorares von 3000 Kronen für jede Gastvorstellung,

Als die Versöhnung vollständig besiegelt war, erklärte die berühmte Sangerin

sogar, sie beanspruche von einem der Gastspielabende überhaupt nichts für sich.

"Oh, ich dank' Ihnen für dieses Entgegenkommen", sagte freudestrahlend der

Direktor.

"Missverstehen Sie mich nicht!" gab die Ternina mit feinem Lächeln zurück, "für

Sie springt deshalb doch nichts dabei heraus. Sie bezahlen auch an diesem Abend

das Honorar. Ich verzichte nur für meine Person darauf. Wir stiften es nur für einen

woltätigen Zweck."

"Nämlich?" warf der Direktor ein.

"Zur Unterstützung junger Kolleginnen, die etwas können, aber die keinen

Namen haben!"

Unser Theaterdirektor soll in späteren Tagen vorsichtiger geworden sein.

AUFTRITTSVERZEICHNISS99

100

1889

15.VII. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

18.VII. "Amelia oder: Der Maskenball" (Verdi) - Amelia

23.VII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

1890

3.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

12.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

16.VI. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

30.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

3.VIII. "Fidelio (Beethoven) - Leonore

8.VIII. "Der Maskenball" (Verdi) - Amelia

14.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

20.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

27.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

2.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

5.IX. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

12.IX. "Figaros Hochzeit" - Gräfin

24.IX. "Faust" (Gounod) - Margarethe

2.X. "Die Jüdin" (Halevy)* - Recha (*neu einstudiert)

5.X. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

9.X. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha

30.X. "Euryanthe" (Weber)* - Eglantine von Puiset (*neu

einstudiert)

7.XI. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha

20.XI. "Gwendoline" (Chabrier)* - Gwendoline (*zum ersten

Male)

23.XI. "Gwendoline" (Chabrier)* - Gwendoline (*zum ersten100

101

Male wiederholt)

28.XI. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline

30.XI. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

7.XII. "Der Rattenfänger von Hameln" (Nessler)* - Gertrud

(*neu einstudiert)

14.XII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

17.XII. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (*Beethovens

Geburtstag)

21.XII. "Oberon" (Weber) - Rezia

26.XII. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline

28.XII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

1891

4.I. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

14.I. "Der Maskenball" (Verdi) - Amelia

16.I. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline

20.I. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

2.II. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

4.II. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline

13.II. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

15.II. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

20.II. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

27.II. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

9.III. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

29.III. "Oberon" (Weber) - Rezia

21.IV. "Der Cid" (Cornelius)* - Chimene (*zum ersten Male)

24.IV. "Der Cid" (Cornelius)* - Chimene (*zum ersten Male

wiederholt)101

102

3.V. "Der Cid" (Cornelius)* - Chimene (*zu Ehren des

erstmaligen Erscheinens der neuvermählten Prinzen Alfons von

Bayern und Prinzessin Louise von Bayern, Herzogin von Alençon)

14.V. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene

18.V. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

22.V. "Der fliegende Holländer" (Wagner)* - Senta

(*Richard Wagners Geburtstag)

28.V. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene

18.VI. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene

21.VI. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

23.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

29.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

3.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

16.VIII. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

30.VIII. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

5.IX. "Die Hugenotten" (Meyerbeer)* - Valentine (*zum

100jährigen Geburtstag Meyerbeer's)

9.IX. "Der Cid" (Cornelius)* - Chimene (*zu Ehren der

Anwesenheit des Deutschen Kaisers Wilhelm II.)

12.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

22.IX. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

27.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

29.IX. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene

4.X. "Catharina Cornaro" (Lachner)* - Catharina Cornaro

(*Oktoberfest, neu einstudiert)

16.X. "Catharina Cornaro" (Lachner) - Catharina Cornaro

20.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore102

103

25.X. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

30.X. "Lohengrin" (Wagner)* - Ortrud (*zum 150. Male)

4.XI. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha

6.XI. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene

24.XI. "Fidelio" (Beethoven" - Leonore

26.XI."Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

29.XI. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

2.XII. "Catharina Cornaro" (Lachner) - Catharina Cornaro

5.XII. "Idomeneus" (Mozart)* - Idamantes (*zur Feier von

Mozarts hundertstem Todestag; neu einstudiert)

10.XII. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore (*in Regensburg)

13.XII. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (*zur Feier

von Mozarts hundertstem Todestag)

26.XII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

1892

1.I. Konzert am Hofe

10.I. "Asräl" (Franchetti)* - Nefta (*zum ersten Male)

12.I. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

17.I. "Asräl" (Franchetti)* - Nefta (*zum ersten Male

wiederholt)

19.I. "Aida" (Verdi)* - Aida (*neu einstudiert)

24.I. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

24.IV. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

27.IV. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

8.V. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

12.V. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

15.V. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore103

104

21.V. Konzert des Wagner-Vereines: 3 Lieder von Cornelius

und 3 von Liszt

5.VI. "Oberon" (Weber) - Rezia

10.VI. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline

16.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

19.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus (zum ersten Mal)

26.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus

7.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus

9.VIII. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

12.VIII. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

15.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

26.VIII. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline

9.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

11.IX. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

13.IX. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

16.IX. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

23.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

30.IX. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha

4.X. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira (zum ersten Mal)

13.X. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha

20.X. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira

21.X. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

27.X. "Aida" (Verdi) - Aida

6.X. "Oberon" (Weber) - Rezia

9.XI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

20.XI. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene

24.XI. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (* Vorabend zur 104

105

Perfalls 25-Jährigen Feier; zum Besten der Stadtarmen.

Ausser Abonnement mit ermässigten Preisen)

27.XI. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

30.XI. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

2.XII. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

27.XII. Konzert in Würzburg

28.XII. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira

1893

2.I. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira

4.I. "Djamileh" (Bizet)* - Djamileh (*zum ersten Mal)

8.I. "Aida" (Verdi) - Aida

14.I. "Djamileh" (Bizet)* - Djamileh (*zum ersten Mal

wiederholt)

15.I. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha

24.I. "Djamileh" (Bizet) - Djamileh

27.I. "Die Zauberflöte" (Mozart)* - Die erste Dame

(*Mozarts Geburtstag)

29.I. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz)* - Dido (*zum

ersten Mal)

2.II. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz)* - Dido (*zum

ersten Mal wiederholt)

5.II. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

7.II. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz) - Dido

16.II. Konzert mit Senger

18.II. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

23.II. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

26.II. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde105

106

6.III. Konzert im Odeon - Requiem (Verdi) mit dem

Oratorium-Verein

9.III. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz) - Dido

20.III. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

21.III. Konzert der Musikalischen Akademie: "Sulamieh"

(Chabrier) - La Sulamita

2.IV. "Oberon" (Weber) - Rezia

5.IV. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz) - Dido

13.IV. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline

16.IV. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

22.IV. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene

28.IV. "Tannhäuser" (Wagner)* - Venus (*neu einstudiert)

30.IV. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus

5.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus

9.V. "Sonntagsmorgen" (Schjelderup)* - Borghild (*zum

ersten Male)

11.V. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

14.V. "Tannhäuser" (wagner) - Elisabeth

22.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

28.V. "Die Trojaner in Karthago (Berlioz) - Dido

30.V. "Sonntagsmorgen" (Schjelderup)* - Borghild (*zum

ersten Male wiederholt)

"Der Cid" (Cornelius) - Chimene

8.VI. "Undine" (Lortzing)* - Bertalda (*neu einstudiert)

9.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

11.VI. "Undine" (Lortzing) - Bertalda

20.VI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta106

107

29.VI. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

11.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus

15.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

21.VIII. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

23.VIII. "Siegfried" (Wagner) -Brünnhilde

25.VIII. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

1.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

12.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Venus

14.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Venus

19.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

25.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

27.IX. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

29.IX. "Götterdämmerung" (Wagner) -Brünnhilde

7.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

10.X. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

25.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

28.X. "Undine" (Lortzing) - Bertalda

29.XI. "Die Rantzau" (Mascagni)* - Luise (*zum ersten

Male)

2.XI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

4.XI. Konzert in Constanz

8.XI. Konzert in Frankfurt am Main

11.XI. "Die Rantzau" (Mascagni)* - Luise (*zum ersten Male

wiederholt)

26.XI. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

27.XI. Konzert in Augsburg

2.XII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth107

108

5.XII. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

8.XII. "Die Rantzau" (Mascagni) - Luise

10.XII. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

17.XII. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (*Beethovens

Geburtstag)

21.XII. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira

1894

3.I. "Die Rantzau" (Mascagni) - Luise

14.I. "Don Juan" (Mozart) - Donna Anna

16.I. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

20.I. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

26.I. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha

31.I. Konzert in Zagreb/Agram

1.II. Matinee in Zagreb/Agram

4.II. Konzert in Graz

7.II. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

11.II. "Aida" (Verdi) - Aida

17.II. "Die Rantzau" (Mascagni) - Luise

23.II. Konzert der Musikalischen Akademie im Odeon

25.II. "Die Rantzau" (Mascagni) - Luise

3.III. "Der fliegende Holländer" (Wagner)* - Senta (*neu

einstudiert)

4.II. Concert im K. Hof- und National=Theater: Mainacht

(Brahms); Das alte Lied, Sommerabend (Lassen),

Klavierbegleitung: Raoul Koczalski

10.III. "Der Maskenball" (Verdi) - Amelia

12.III. "Der fliegende Holländer" (Wagner)* - Senta108

109

(*wiederholt; bei festlich beleuchtetem Hause, zur Feier der

Geburtsfestes des Prinz-Regenten Luitpold)

11.IV. "Die Walküre" (Wagner)* - Brünnhilde (*neue

Dekoration)

15.IV. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

17.IV. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

22.IV. "Aida" (Verdi) - Aida

24.IV. Konzert in Prag

26.IV. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

10.-16.V. Musikfest in Aachen

17.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

22.V. "Lohengrin" (Wagner)* - Ortrud (*Richard Wagner's

Geburtstag; zum ersten Male in neuer Inszenirung und

Ausstattung; neu einstudiert)

24.V. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

27.V. Matinee im Museumssaal: Konzert zu Ehren Mathilde

Mallinger

31.V. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

7.VI. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde

14.VI. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

21.VI. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa von Brabant

24.VI. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa von Brabant

5.VII. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isoldens Liebestod

(*Konzertauftritt in Moskau, im Rahmen der

Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Nikolaus II.)

12.VIII. "Die Walküre" (Wagner)* - Brünnhilde (*neue

Dekoration)109

110

14.VIII. "Siegfried" (Wagner)* - Brünnhilde (*neue

Dekoration)

16.VIII. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

26.VIII. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde

9.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde

23.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

25.IX. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

27.IX. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

3.X. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

7.X. "Die Zauberflöte" (Mozart) - Die erste Dame

11.X. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

14.X. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

22.X. Konzert mit Pipo Conti im Odeon

25.X. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline

31.X. "Uthal" (Méhul)* - Malvina (*neu einstudiert)

1.XI. Konzert der Musikalischen Akademie im Odeon

9.XI. "Uthal" (Méhul)* - Malvina (*Reprise)

10.XI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

17.XI. "Manfred" (Byron) - Astarte

23.XI. "Die Walküre" (Wagner)* - Brünnhilde (*in

Amsterdam)

28.XI. "Dalibor" (Smetana)* - Milada (*zum ersten Mal)

29.XI. "Manfred" (Byron) - Astarte

1.XII. "Dalibor" (Smetana)* - Milada (*zum ersten Male

wiederholt)

5.XII. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde

16.XII. "Dalibor" (Smetana) - Milada110

111

20.XII. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

28.XII. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira

30.XII. "Don Juan" (Mozart) - Donna Elvira

1895

4.I. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

6.I. Konzert mit D'Andrade und Del Grande

8.I. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

10.I. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

15.I. "Die Fledermaus" (J.Strauss)* - Prinz Orlofski (*zum

Besten der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger)

19.I. "Die Fledermaus" (J.Strauss)* - Prinz Orlofski (*zum

Besten des Journalisten- und Schriftstellervereins)

20.I. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha

15.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (*K.

Residenztheater; neu einstudiert)

17.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

19.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

23. u. 24. II. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (*in

Meiningen)

27.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

12.III. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (* bei

festlich beleuchtetem Hause; zur Feier des Geburtsfestes des

Prinzregenten Luitpold)

14.III. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

19.III. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

24.III. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz)* - Dido (*neu

einstudiert)111

112

27.III. "Die Trojaner in Karthago" (Berlioz) - Dido

29.III. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

31.III. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

2.IV. "Lohengrin" (Wagner)* - Ortrud (*zu Ehren des in

München tagenden 13. Congresses für innere Medicin)

4.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

8.IV. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

15.IV. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde

17.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

18.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

20.IV. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

25.IV. Konzert in London (indisponiert)

8.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

10.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

16.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

17.V. Wohltätigkeitskonzert für Ljubljana/Laibach:

"Carmen" (Bizet) - Arie der Micaëla

19.V. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

21.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

23.V. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

28.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

31.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

4.VI. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

6.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (*anstatt am

5. VI. als Ternina unpässlich geworden war; K. Residenz-

Theater)

8.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin 112

113

12.VI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

14.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin

18.VI. "Die Jüdin" (Halevy) - Recha

20.VI. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

22.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

7.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

11.VIII. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

13.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

2.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

11.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

13.IX. "Tannhäuser" (Wagner)* - Elisabeth (*anstatt Frl.

Dressler)

15.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

18.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

20.IX. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

22.IX. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

28.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

4.X. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

10.X. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

13.X. "Carmen" (Bizet) - Micäla

14.X. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

19.X. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

6.XI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

7.XI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

12.XI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

17.XI. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

20.XI. Konzert: Pena d'amore; M'ama...non m'ama113

114

(Mascagni), Klavierbegleitung: P. Mascagni

24.XI. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa

28.XI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

1.XII. "Die Afrikanerin" (Meyerbeer)* - Selika (Terninas

Auftritt in dieser Vorstellung unsicher) (*neu einstudiert)

8.XII. "Die Afrikanerin" (Meyerbeer) - Selika

15.XII. "Die Afrikanerin" (Meyerbeer) - Selika

26.XII. "Don Juan" (Mozart) - Donna Anna

1896

19.IV. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

23.IV. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

29.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

3.V. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

6.V. "FIgaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

13.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

17.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

21.V. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

29.V. "Don Giovanni" (Mozart)* - Donna Elvira (*K.

Residenztheater; neue Inszenirung und Ausstattung)

31.V. "Don Giovanni" (Mozart) - Donna Elvira

16.VI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) -Senta

21.VI. "Don Giovanni" (Mozart) - Donna Elvira

25.VI. "Don Giovanni" (Mozart) - Donna Elvira

27.VI. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

29.VI. "Don Giovanni" (Mozart) - Donna Elvira

2.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

6.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth114

115

9.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

11.VIII. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

15.VIII. "Lohengrin" (Wagner) - Leonore

16.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

3.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

5.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

10.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

13.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

17.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

20.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

22.IX. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

26.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa

29.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

4.X. "Die Afrikanerin" (Meyerbeer) - Selika

8.X. "Oberon" (Weber) - Rezia

15.X. "Oberon" (Weber) - Rezia

22.X. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline

25.X. Konzert für das russische Kaiserpaar in Darmstadt

28.X. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

30.X. "Gwendoline" (Chabrier) - Gwendoline

19.XI. "Die Zauberflöte" (Mozart) - Die erste Dame

21.XI. "Cavalleria rusticana" - Santuzza (zum ersten Male)

25.XI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

28.XI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

10.XII. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

13.XII. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

17.XII. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (*Beethoven's115

116

Geburtstag)

26.XII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

30.XII. "Die Walküre" (Wagner) -Brünnhilde

1897

24.I. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

27.I. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (*Mozart's

Geburtstag)

7.XII. "Der Cid" (Cornelius) - Chimene

13.II. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

21.II. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

23.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

28.II. "Die Fledermaus" (J.Strauss) - Prinz Orlofski

1.III. "Die Fledermaus" (J.Strauss) - Prinz Orlofski

10.III. "Der Cid" (Cornelius) -Chimene

14.III. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

21.III. "Lohengrin" (Wagner)* - Ortrud (*Gedächtnissfeier

zum 100. Geburtstage Kaiser Wilhelm's I.)

1.IV. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

4.IV. "Oberon" (Weber) - Rezia

13.IV. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

19.IV. "DIe Afrikanerin" (Meyerbeer) - Selika

22.IV. "Lohengrin" (Wagner)* - Ortrud (*anstatt Frl.

Frank)

24.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

5.V. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

8.V. "Ingwelde" (Schillings)* - Ingwelde (*zum ersten

Male)116

117

16.V. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

19.V. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

27.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

30.V. "Ingwelde" (Schillings)* - Ingwelde (*zum ersten

Male wiederholt)

1.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

11.VI. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

25.VI. "Così fan tutte" (Mozart)* - Fiordiligi (*zum

ersten Male nach dem Original in neuer Inszenirung und

Ausstattung, auf der drehbaren Bühne; K. Residenz-Theater)

27.VI. "Così fan tutte" (Mozart)* - Fiordiligi (*zum

ersten Male wiederholt)

29.VI. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

21.VIII. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

23.VIII. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolden's

Liebestod (*Wohltätigkeits=Concert zum Besten der durch

Hochwasser Geschädigten)

25.VIII. "Cosìfan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

28.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

31.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

2.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

4.IX. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

7.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

9.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa

11.IX. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

14.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

18.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin117

118

22.IX. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

25.XI. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa

28.IX. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

2.X. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

10.X. "Sarema" (Zemlinszky)* - Sarema (*zum ersten Male)

16.X. "Sarema" (Zemlinszky)* - Sarema (*zum erten Male

wiederholt)

18.X. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

20.X. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

24.X. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

27.X. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

27.X. "Sarema" (Zemlinszky) - Sarema

3.XI. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

14.XI. "Oberon" (Weber) - Rezia

17.XI. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

20.XI. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

2.XII. "Lucrezia Borgia" (Donizetti)* - Lucrezia Borgia

(*neu einstudiert)

4.XII. "Lucretia Borgia" (Donizetti) - Lucrezia Borgia

9.XII. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

16.XII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

19.XII. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine

22.XII. "Così fan tutte" (Mozart) -Fiordiligi

26.XII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

1898

11.I. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

14.I. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore118

119

16.I. "Lucrezia Borgia" (Donizetti) - Lucrezia Borgia

20.I. "Ingwelde" (Schillings) - Ingwelde

22.I. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

25.I. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde

13.II. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

16.II. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

18.II. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

27.II. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

25.III. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

27.III. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

5.IV. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

11.IV. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

13.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

16.IV. "Lucrezia Borgia" (Donizetti) - Lucrezia Borgia

18.IV. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

20.IV. "Fidelio" (Beethoven)* - Leonore (*Fest-Vorstellung

zur Feier der silbernen Hochzeit des Prinzen und der

Prinzessin Leopold von Bayern)

23.IV. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

30.IV. "Die Zauberflöte" (Mozart)* - Die erste Dame (*Zum

ersten Male: nach dem Original in neuer Inscenirung und

Ausstattung)

1.V. "Die Zauberflöte" (Mozart) - Erste Dame

3.V. "Sarema" (Zemlinszky) - Sarema

5.V. "Die Zauberflöte" (Mozart) - Erste Dame

8.V. "Die Zauberflöte" (Mozart) - Erste Dame

13.V. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde119

120

15.V. "Siegfried" (Wagner) - Brünhilde

17.V. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

24.V. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

3.VI.-9.VII. Gastspiel in London (Royal Opera House Covent

Garden), 8 Auftritte

2.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

6.VIII. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

8.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

13.VIII. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

15.VIII. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

22.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart)* - Gräfin (*anstatt

Mathilde Fränkel-Claus)

27.VIII. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

30.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

4.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Elsa

13.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) -Senta

24.IX. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

26.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

28.IX. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

30.IX. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

4.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

9.X. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

11.X. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

18.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

22.X. "Lucrezia Borgia" (Donizetti) - Lucrezia Borgia

29.X. "Aida" (Verdi) - Aida

3.XI. "Die Hugenotten" (Meyerbeer) - Valentine120

121

5.XI. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

8.XI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

13.XI. "Oberon" (Weber) - Rezia

11.XII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

1899

3.IV. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

5.IV. "Figaros Hochzeit" (Mozart) - Gräfin

8.IV. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

7.IV. "Lurlei" (v.Perfall) - Szene, für eine Sopranstimme,

vier Männerstimmen und Orchester (*zum ersten Male; Concert

der Musikalischen Akademie; im K. Odeon)

8.IV. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

20.IV. "Aida" (Verdi) - Aida

26.IV. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

7.V. "Der Fremdling" (Vogl)* - Nanna (*zum ersten Male)

10.V. "Der Fremdling" (Vogl)* - Nanna (*zum ersten Male

wiederholt)

18.V. "Der Fremdling" (Vogl) - Nanna

22.V. "Lohengrin" (Wagner)* - Elsa (*Wagner's Geburtstag)

26.V. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde

31.V. "Così fan tutte" (Mozart) - Fiordiligi

4.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

12.VI. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

14.VI. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

16.VI. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

20.VI. "Der Fremdling" (Vogl) - Nanna

22.VI. "Aida" (Verdi) - Aida121

122

27.VI. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

30.VI. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

31., 7., 11., 20.VIII. "Parsifal" (Wagner)* - Kundry

(*Bühnenfestspielhaus Bayreuth)

1900

21.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

23.IX. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

26.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

29.IX. "Der fliegende Holländer" (Wagner) - Senta

1.X. "Der Troubadour" (Verdi) - Leonore

3.X. "Fidelio" (Beethoven) - Leonore

5.X. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

10.X. "Die Walküre" (Wagner) - Brünnhilde

12.X. "Siegfried" (Wagner) - Brünnhilde

14.X. "Götterdämmerung" (Wagner) - Brünnhilde

18.X. "Lucrezia Borgia" (Donizetti) - Lucrezia Borgia

1901

29.VIII. "Tannhäuser" (Wagner)* - Elisabeth

(*Prinzeregenten-Theater)

6.IX. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

8.IX. "Lohengrin" (Wagner) - Ortrud

12.IX. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolde

1902

30.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

1.IX. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolde

10.IX. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolde122

123

1904

12.VIII. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolde

24.VIII. "Tristan und Isolde" (Wagner) - Isolde

1906

14.VIII. "Tannhäuser" (Wagner) - Elisabeth

19.VIII. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde

1.IX. "Die Walküre" (Wagner) - Sieglinde (ihr letzter

Auftritt)

-*-

MILKA TERNINA*

Ich habe früher, bei meinem Lebensbild Marie Conrad-Ramlos erzählt, wiediese sich entzückt darüber geäußert, das Damen, «wirkliche Damen», für die jungeKünstlerin geschwärmt hätten. Bei Herren, meint sie in ihren prächtigenTagebuchblättern, wäre dies ja kein Kunststück. Es ist immer ein gutes Zeichen,nicht nur für eine Künstlerin, sondern auch für den Menschen, das Weib in ihr, wenreine Mädchen und Frauen sich für sie so begeistern können wie die Männer. Undfür Milka Ternina haben sich beide, Männer wie Frauen, ehrlich begeistern können.Ich glaube in mehr als vierzig Jahren so ziemlich alle Sangerinnen der Gegenwartund von Bedeutung gehört zu haben, aber bei keiner haben sich Wort, Ton undBewegung in einigen ihrer Hauptrollen mir so fest und unvergeßlich eingeprägt wiebei dieser vorbildlichen Künstlerin.

Als dieses hochgewachsene Mädchen mit den etwas slawischen Gesichtszügen,den schönen sprechenden Augen und seinem prachtvollen, intelligenten Profil inMünchen erschien, wußten wohl nur wenige, wie und woher sie kam und welchenBildungsgang sie hiner sich hatte. Sie war keine Deutsche und sprach und sangdoch ein so musterhaftes Deutsch, wie wenige neben ihr.

Am 19. Dezember 1863 war sie in Vezisce, einem kleinen Orte an derkroatischen Militärgrenze, also im damaligen Oesterrich-Ungarn, geboren, undTrnina wird ihr Name in ihrer Muttersprache geschrieben. Kroatisch sang undsprach die kleine Milka zuerst. Ihr Vater, ein Mühlen- und Gutsbesitzer, starb früh,und sie kam in das Haus ihres Onkels, der Regierungsrates Janko Jurkovic, dessenGattin später die treueste Begleiterin und Beschützerin der Sängerin auf ihren

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Weltfahrten werden sollte. Auch in München erinnert man sich wohl der beidenunzertrennlichen stattlichen Gestalten von Tante und Nichte. In dem Hause Jurkovicgenoß Milka auch deutsche und Weltbildung, kurz die Erziehung einer jungen Dameder besten Gesellschaft. Hier kehrten auch berühmte Gesangsgrößen als stetswillkommene Gäste ein. An ihnen fühlte sich die junge Sängerin doppelt zu ihrenfrühen Gesangsstunden begeistert.

Mit sechzehn Jahren kam sie schon in die zweite, die Opernklasse der WienerKonservatoriums und hatte das Glück, Gänsbacher zu ihrem Lehrer und Meister zuerhalten – die gediegenste Schule, die man sich nur wünschen konnte. In denOpernaufführungen der Konservatoriums und in Konzerten ließ sie sich zuersthören, dann zunächst im Theater ihrer heimatlichen Hauptstadt Agram, wo sie,schon mit der südlichen Glut ihrer Landseleute gefeiert, mit allen Mittelnfestgehalten werden sollte. Aber zu ihrem Glück entschloß sie sich, doch nachDeutschland zu gehen. Denn deutsch, durch und durch deutsch, war ja ihre Kunst.

Sie folgte zunächst einem Rufe Stägemanns nach Leipzig, 1883, fand aber dortnicht den erhofften Wirkungskreis und ging ein Jahr später nach Graz, in dessenvon jeher guten Oper sie die starke, erwünschte Beschäftigung, vornehmlich in dengroßen Wagnerpartien, fand, doch aber nur zwei Jahre blieb, um nach Deutschlandzurückzukehren. Sie kam zunächst an das Bremer Stadtheater, und von dort folgtesie dem Rufe an das Münchner Hoftheater.

Hier erst konnte sie ihre volle Begabung entfalten: von hier aus ging sie nachLondon, zweimal mit Damrosch, der eigentlich Wagner in Amerika popularisierte,an's Metropolitan Opera House nach New York, sang in Boston, Philadelphia,Washington und Baltimore, bei den Krönungsfeierlichkeiten in Moskau usw. Sie warnun längst eine berühmte Sängerin geworden, der die ganze Welt offen stand. Undworin lag der Reiz ihrer Stimme und ihrer Persönlichkeit? Wer ihn nicht erlebt, demist der ganze Zauber von beidem schwer faßbar zu machen, wie ja überhaupt jederKunstgenuß. Milka Terninas Stimme war ein großer Sopran bedeutenden Umfangs,trefflichster Bildung und Aussprache und vor allem von jener von vornhereinüberzeugenden inneren Wärme, die gerade den Sopranen, je höher sie sind, nichtallzu häufig eigen zu sein pflegt. Dazu gesellte sich aber eine so hinreißende,vornehme und überzeugende Darstellungskunst, daß selbst die schwächste Oper, inder die Ternina gesungen, nicht hätte durchfallen könne.

Ohne sich vorzudrängen, stand die Gestalt, der sie Verkörperung lieh, stets imMittelpunkte des allegemeinen Interesses: Niemand konnte sich ihrem Bann jeentziehen. Und was hat sie alles gesungen? Die erste Rolle, die sie sich selbsteinstudiert, war die Elsa, die erste in der sie im Wiener Konservatorium aufgetreten,die Leonore im «Troubadour». Was sie aus dieser welschen Primadonnenrolle zumachen verstand, hat später München staunend erlebt, als sie diese mit Francescod'Andrade als Partner und Graf Luna zusammen sang. Diese beiden Rollen sind

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gewissermaßen die beiden Pole italienischer und deutscher Kunst, zwischen denenunzählige Darbietungen aus allen Opern und Stilgattungen liegen.

Milka Ternina sang neben der Elsa auch Ortrud, die Elisabeth, Senta, dieBrünnhilde und Sieglinde, die Isolde und Kundry, die Primadonnen der italienischenund französichen Oper. Mit ihrer Ximene in Peter Cornelius's köstlichem «Cid», mitihrer Dido in Berlioz' «Trojanern» sind diese wertvolle Opern aus den Speilplänender deutschen Opern, wie es scheint, auf immer verschwunden. Freilich, wer könntesich heute mit ihrem Andenken in diesen Rollen, mit ihrer wahrhaft antiken Größemessen!

Aber wie der Ernst, so stand ihr auch Grazie und Humor zu Gebote. Icherinnere mich noch gut der allegemeinen Ueberraschung und der Entzückens, alsdie Ternina in der durch Possart neu inszenierte Aufführung von Mozarts «Cosi fantutte» die Firodiligi, im «Figaro» die Gräfin verkörperte. Was für eine gewaltigeDonna Anna, was für eine Euryanthe und Valentine hatten wir an ihr. Ja, Possartruhte nicht, bis sie nicht einmal in Byron-Schumanns «Manfred» die paarSprechworte der Astarte übernahm, nur um sich von ihr das einzige Wort«Manfred» zurufen su lassen.

Nur in zwei Rollen konnte man sich die Ternina nicht gut vorstellen – in zweifranzösischen: als Mignon und als Gounods Gretchen. Beide hat sie in ihrer Jugendgesungen; und über die letztere sagte sie einmal später, als sie in allen Ländern undSprachen interviewt wurde, daß ihr dieses französische Gretchen innerlich ganzfremd geblieben sei, und daß wohl auch das Publikum derselben Meinung gewesensein müsse, «denn man glaubte mir nicht daß ich so dumm sein könnte!»

Am höchsten standen aber ihr Fidelio und ihre Elisabeth. Als ersterer trat sieam 12. Juni 1890 ihr Münchner Engagement an. Schon körperlich durch ihre hohe,vornehme Erscheinung vorzüglich für diese Gräfin Leonore Florestan geeignet,deren Seelenadel auch die ärmliche Verkleidung des Fidelio durchleuchtete,erschütterte sie alt und jung durch die große Arie und besonders in derKerkerszene. Man muß ihren Aufschrei «Töt' erst sein Weib!» und ihr «Nichts!» beiihrem Zusammenbrechen nachher gehört haben, um es nie mehr zu vergessen. Wienatürlich und ungezwungen wußte sie in den ersten Szenen allen Berührungendurch Marzelline und Rocco auszuweichen, welche diesen ihr wahres Geschlechtverraten hätten – stets in ihrer Männerrolle, während heute in dieser Oper, wie inanderen, Streicheln, Betasten und Umarmen zu einer solchen Unsitte gewordensind, daß man manchmal glauben könnte, man sein in einer Massageanstalt undnicht im Theater. Den Fidelio und die Brünnhilde hat Milka Ternina in einem derzahlreichen Interviews, denen sie als «Star» überall ausgesetzt gewesen, auch alsihre Lieblingspartien bezeichnet.

Und wie erstarrte alles zu atemloser Ergriffenheit, wenn ihre Elisabeth in ihrerFürbitte für Tannhäuser im Ritartando das Andante im zweiten Akt begann: «Seht

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mich, die Jungfrau..» Die herbe Jungfräulichkeit dieser vielleicht keuschestenWagner'schen Gestalt und zugleich ihrer Interpretin, dieser im hellenischen Ursinnedes Wortes, echten Aristokratin ihrer Kunst, kam kaum je zu solch einheitlicherWirkung wie in der Elisabeth einer Ternina. Aber sie hat auch die übrigenWagner'schen Frauengestalten, die Senta, die Elsa wie die Ortrud, sie Sieglinde unddie Isolde geradezu vorbidlich verkörpert. Überall war sie verläßlich «wie derFelsen» - diese Anfangsworte ihrer «Felsenarie» in «Cosi fan tutte» wurden damalsfür sie als Kennwort geprägt.

So wie in ihrem Fidelio, so hat die Ternina auch in ihrer zweiten Lieblingsrolle,der Brünnhilde, durch ihr schöpferisches Genie ein Vorbild geschaffen, dashöchtens an Therese Vogl eine Vorgängerin hatte, aber dem keine annäherndgleichwertige Erscheinung gefolgt ist. Es seien nur zwei Szenen hervorgehoben, weilsie nicht nur für die hohe Intelligenz der Künstlerin überaus bezeichnend, sondernauch deshalb und darüber hinaus interressant sind als ein Beweis, was für tiefe undunendlich reich ausdeutbare Gefühlswerte in dem Werke Wagners selbst verborgensind und sich eben nur dem congenialen Künstler oder im unserem Falle derKünstlerin enthüllen und dem Publikum, das im Stande ist, sie zu verstehen und ihrzu folgen.

Die längste und wohl auch schönste stumme Szene, die Wagner geschrieben,ist jene im dritten Akte des "Siegfried", in der der jugendliche Held, nachdem er denBrünhildenstein trotz der wabernden Lohe erstiegen, Brünnhilde unter einer Escheschlafend findet und sie durch einen langen Kuß erweckt. Diese bedeutungsvolleSzene findet aber, vielleicht weil sie eine sogenannte stumme Szene ist, bei denDarstellerinnen der Brünnhilde wie bei den Regisseuren selten oder nie jeneBeachtung, die sie mir zu verdienen scheint. Ich sehe sie seit vierzig Jahrenalljährlich und habe wohl so ziemlich alle jetzt lebenden Brünnhilden, und ein paarverstorbene dazu, darin aufwachen gesehen. Ich sage dies nur, weil man mir dannvielleicht einige Berechtigungen zugestehen wird, in diesem Erweckungskapitel eineMeinung zu haben und zu äußern.

Auffassung und Spiel pflegen ja bei Wagner weniger als bei andernTonkünstlern dem eigenen Ingenium des Darstellers überlassen zu bleiben. Es hatsich da bekanntlich eine feste Tradition herausgebildet - eine Tradition, die nichteinmal immer auf Wagner selbst zurückgeht, die aber, verstanden odermißverstanden, einmal da ist, die naturgemäß von aus Bayreuth aus behütet,manchmal auch dort erst geschaffen wurde, und gegen die jede Auflehnung vonvornherein perhorresziert wurde. Brünnhildens Erwachen wurde von den inBayreuth geeichten Brünnhilden genau so gespielt wie von den meisten andern,nämlich meines Erachtens nicht so, wie es gespielt werden soll und wie es sichWagner gedacht hat.

Wenn wir uns, wie wir ja sollten, nur an Wagner, und zwar natürlich an seine

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Partitur und an den Text seines "Siegfried" halten, so sinkt Siegfried nach denWorten "So saug' ich mir das Leben aus süßesten Lippen - sollt' ich auch sterbendvergeh'n!" auf die Schlafende und heftet mit geschlossenen Augen seine Lippen aufihren Mund. Von diesem Augenblick an nimmt eine zarte Begleitung, in derBaßklarinette und Cello die Führung ubernehmen, das Wort, und es vergehen zwölfTakte, bis Brünnhilde die Augen aufschlägt. "Siegfried fährt auf und bleibt vor ihrstehen." So steht in der Partitur.

Gemacht wird die Sache anders. Er bleibt hinter oder neben ihrem Lagerstehen, denn er hat nun nichts zu singen. Von dem Augenaufschlag Brünnhildensbis sie sich langsam zum Sitzen aufzurichten hat, zählen wir weitere sechs Takte,von da an bis zum großen Geberde, mit der sie Himmel und Erde begrüßt, unter derausdrucksvoll anschwellenden Begleitung des Orchesters, insbesondere derhinzutretenden Harfen, vergehen wieder ein paar Takte. Von hier an aber bis zumersten Ruf "Heil dir Sonne!" am Schlusse dieser prachtvoll gesteigerten stummen,nur dem Orchester übertragenen Szene, sind gar noch zweiundzwanzig Takte. Vomersten Augenblick des Kußes bis zum Heilruf vergehen im ganzen nich wenigervierundvierzig Takte! Diese 44 Takte nun sind durch möglichst "geistreiches"stummes Spiel auszufüllen.

Hier kann nun die Brünnhilden-Darstellerin zeigen, weß Geistes Kind sie ist,denn Wagner schreibt ihr nur die Hauptetappen der Bewegung vor. Nun habe iches hundertmal beobachtet, daß die Sängerin nur darauf bedacht, möglichst bald indie zum Singen bequemere Lage des Sitzens zu kommen, sich nach dem KußeSiegfrieds rasch aufrichtet: gleich darauf die Füße vom Lager auf den Boden setzt,schön darauf achtgibt, daß ihr Gewand hübsch mitkommt, eventuell mit der einenHand nachhilft und dann eine begeisterte Miene annimmt, um mit den Armen zurBegrüßung weit auszugreifen. Sie merkt dann zu spät, daß sie sich dadurch jedeMöglichkeit, 44 Takte lang ihr Spiel zu steigern, vorweg genommen hat: sie segeltdann mit den Armen mehr oder minder ausdrucksvoll in der Luft herum, bisendlich, endlich ihr Einsatz kommt. Cosi fan tutte oder fast tutte. Bei der einensieht's besser aus, bei der andern weniger, je nachdem sie hübsch ist und schöneArme hat. Fast alle aber wachen auf wie aus einem Nachmittagschläfchen undbringen vor allem ihre Toilette in Ordnung.

In Wahrheit handelt es sich aber um einen etwa auf zwei Jahrzehnte zuveranschlagenden tiefen Schlaf - Siegfried mußte ja inzwischen erst geborenwerden und erwachsen sein -, also um eine große Sache; um eine tiefen Schlaf, inden Wotan sein Lieblingskind versenkt hat und aus dem sie nicht mehr als solches,sondern als wissendes Weib erwachen soll. Man denke sich ein solchesWiedersehen von Sonne und Welt!

Von alledem ist in dieser großartigen Szene, in Spiel und Mienen unsererBrünnhilden leider blutwenig zu finden. Es ist ja allerdings nicht leicht 44 Takte

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durch stummes Spiel schön, wahrscheinlich und zugleich sich steigerndauszufüllen; aber es i s t möglich. das zeigte uns und dem Publikum beider Erdteileseinerzeit Milka Ternina. Sie spielte die Szene des Erwachens so, als ob Siegfried'sKuß wirklich die jahrelange Erstarrung ihres Körpers erst langsam, ganz langsamlöse. Die Augen öffneten sich langsam und staunend, der Körper war noch erstarrt,noch konnte er sich nicht heben; langsam kam Leben in ihn, und zwar, wie es janatürlich, von oben nach unten; vom Haupt und Herzen aus. Langsam richtete sichder Oberkörper, wie magnetisch von Siegrieds Blicken angezogen, auf, die Armebreiteten sich langsam, wie erst versuchend, aus, und erst viel später und ganzzuletzt, aber gewiß absichtlich, als natürlicherweise die Zuschauer dieses prachvollgesteigerten Spieles auf diese nebensächliche Bewegung nicht achteten, ließ diegroße Künstlerin die nun ebenfalls aus der Erstarrung gelösten Beine, mit ihnen dasGewand, zu Boden gleiten: sie saß; alles Ästhetisch-Unschöne war vermieden. Einesfolgte natürlich aus dem andern, Brünnhilde war nun ganz zum Leben erwacht undgleichzeitig war in der Musik wie in der Bewegung der Höhepunkt der Steigerungerreicht. Kein Wunder, daß diese Szene, so gespielt, noch bevor die Sängerin auchnur einen Ton gesungen, einen großartigen Eindruck zurückließ - auch bei denen,die sich keine Rechenschaft geben konnte, warum. So soll es auch sein, so muß derMeister sie sich gedacht haben.

Seit Jahren, wenn ich Brünnhildens Erwachen sehen, kämpfe ich mit diesenschönen Erinnerungen. Sie hätten mich vielleicht längst treulos verlassen, wenn sienur ein einziges Mal durch etwas Ähnliches oder gar Besseres ausgelöscht wordenwären. Umsonst, ich warte heute noch darauf, oder vielmehr ich warte längst nichtmehr. Aber ich möchte sie heute hier festhalten für jene immer kleiner werdendeSchar, die sie mit mir teilt und - wenn es nicht zu optimistisch wäre - für jene weitgrößere, der sie vielleicht von einigem Nutzen sein könnte.

Die andere Szene ist jene des zweiten Aufzugs in der "Götterdämmerung", inder die über den vermeintlichen Verrat Siegfrieds empörte Brünnhilde Hagen dasGeheimnis von dessen Verwundbarkeit im Rücken verrät. Auf die Frage Hagens: "Sokann keine Wehr im schaden?" singt Brünnhilde, während im OrchesterNibelungenhaß-, Siegfried- und Schwert-Motiv anklingen:

"Im Kampfe nicht: - doch -träf'st du im Rücken ihn.Niemals - das wußt' ichwich er dem Feind,nie reicht er fliehend ihm den Rücken:an ihm d'rum spart' ich den Segen."

Die Brünnhilde Terninas sang diese verräterischen Worde wie halb unbewußtvor sich hin und zuckte zusammen, als Hagen darauf lauter antwortet: "Und dorttrifft ihn mein Speer!" - gleich als ob sie erst jetzt dessen inne werde, was sie gesagt.

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Das ist ein psychologisch sehr fein und weiblich empfundener Zug, der darum nochnicht mit ihrer bald darauf losbrechenden Empörung gegen Gunther und mit ihremEinstimmen in dessen Ruf "Siegfried falle!" in Widerspruch zu kommen braucht. -

Milka Ternina ist in der Vollkraft ihrer Jahre und ihres Künstlertums aus ihrerLaufbahn herausgerissen worden. Aber wenn man gerade ihr am meisten jeneSelbstkritik zutrauen konnte, die beim Theater so seltene Einsicht: zu rechten Zeitaufzuhören, so ist es vielleicht ein gnädiges, wenn auch grausames Geschickgewesen, daß sie auf der Höhe ihrer Triumphe von der Bühne abberief. EinGesichtsleiden, die Lähmung und nicht geglückte Operation des Gesichtsnervs hattezunächst zur Folge, daß Milka Ternina eine Gastspiel-Tournée in Deutschlandrückgängig machen mußte und auch nicht mehr nach Amerika gehen konnte. Niehat der Nervus facialis, der "mimische Nerv», ein größeres Unheil angerichtet.

Mit Puccini hatte sie 1900 in London noch seine Tosca creiert, nachdem sieschon 1898 dort zuerst in einem Konzert aufgetreten war und zwei Jahre vorherinnerhalb zehn Tagen die Isolde einstudiert hatte, die Conried für das MetropolitanOpera House angekündigt hatte. In Bayreuth hatte ihre Kundry alle Welt entzückt.Bei den Münchener Festspielen des Prinzregenten-Theaters im August 1906 hörteman noch ihre Sieglinde, ahnungslos, daß es das letztemal sein sollte. OhneAbschiedsfeier trat die in beiden Hemisphären gefeierte Sängerin und vorbildlicheDarstellerin, insbesondere Wagnerscher Frauengestalten von der Bühne ab.

Sie ging ein paar Jahre als Gesangslehrerin nach Amerika, an das Damrosch-Konservatorium, nach Berlin, Wien, und lebt jetzt in Agram, verehrt, geliebt undgefeiert, wo sie sich vor ihren Landsleuten, die einen der prachtvollen Wasserfälle,der sich vom Kozjak nach Milanovac ergießt, nach ihr benannt haben, sehen undmitunter auch wohl hören läßt. Als die dort vor 25 Jahern zum erstenmal alsgefeierte internationale Gesangsgröße zurückgekehrt war, überschüttete man siemit Ehren und Geschenken aller Art. Nach der Gastvorstellung der Elisabethspannte man ihr die Pferde aus, und die elegantesten Herren der Stadt zogen denWagen in's Hotel, vor welchem sich eine erdrückende Menschenmenge gestauthatte, die keine Ruhe gab, bis sich die vergötterte Ternina auf dem Balkonwiederholt gezeigt hatte. Zum Andenken an diesen Tag hat jetzt die kroatischeZeitschrift «Novi Illustrovani Dom i Svijeti» eine eigene Ternina-Nummerherausgegeben, die neben einer biographischen Würdigung zahlreiche Bildnisseder Gefeierten enthält.

Milka Ternina hat wohl auch einige Schüllerinnen ausgebildet, denen sie,hilfbereit wie immer, alles geben konnte außer ihrer einzigartigen Individualität,denn diese bleibt eben unübertragbar und unersetzlich. Trotzdem ist es sehr zubeklagen, daß man sich in München, und überhaupt in Deutschland, nichtrechtzeitig dieser hervorragenden Lehrkraft für eine Akademie versichert hat. Wiefruchtbar hätte ihre Gesangs- und besonders ihre Vortragskunst für diese und für

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die Oper werden können. Nicht minder ist es zu bedauern, daß die sohochgebildete, sprachenmächtige Künstlerin, die wie ihre Freunde wissen, die Federso gewand zu führen weiß, ihre reichen Erlebnisse und Erfahrungen in deutschen,englischen und amerikanischen Kunstleben nicht in einem Buche niedergelegt hat.Es wäre ein Buch von höchst persönlichem Reiz, voll künstlerischen Ernstes wiegewiß auch voll Humor geworden.

Milka Ternina ist aber nicht nur eine große, vielleicht die größte und sicherharmonischeste Künstlerin, welcher die Münchner Oper im letzten Halbjahrhundertbesessen, sondern auch ein bedeutender Mensch. Mit offenem Auge hat sie die Weltgesehen und hat sich nicht zersplittert und an sie verloren. Davor hat sie der hohesittliche Ernst bewahrt, der dieser an sich gefestigten Persönlichkeit von Anfang aneigen gewesen. "Wir werden nimmer ihresgleichen seh'n!"

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