Griechen in Wien. In: Wir. Zur Geschichte und Gegenwart der Zuwanderung nach Wien. Katalog der 217....

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Die Ausstellung ist mit Unterstutzungder Oesterreichischen Nationalbank

zusta n degekom men.

oZur Geschichte und Gegenwart der Zuwanderung nach Wien

Mfi *nn!!(ur ul KUmR

217. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien

19. September bis 29. Dezember 1996

INHALT

Vorwort

Vorwort und Dank

Einleitung

Beitragsteil

Walter Sauer

Richard Perger

Lonnie Johnson

Richard Perger

Günther Berger

Günther Berger

lVaria A, Stassinopoulou

N/ehrafagh Gallenbacher-Heydarzadeh

Luisa Ricaldone

Eleonore Lappin

Josip Sersic

Roman Taborski

Erika Thurner

Gero Fischer

Feliks J Bifer

Dr Ursula Paferk, Amtfuhrende Stadträtin für Kultur von Wien

Hofrat Dr Günter Duriegl, Direktor der Museen der Stadt Wien

Dr Peter Eppel

Menschen aus dem ,,Dunklen Kontinent" Afrikaner in Wien

Altösterreicher deutscher Zunge

Amerikaner in Wien: Zuwanderung auf Zeit

Das deutsche Element in Wiens Bevölkerung

Fernost in Wien Seide-Seladon-Geisha und die Wirklichkeit

Franzosen in Wien

Griechen in Wien

lraner in Wien

Italiener in Wien

luden in Wien

Kroaten in Wien

Polen in Wien

Die Zuwanderung von Roma und Sinti

Serben in Wien

Auch die Lipizzaner sind Zuwanderer

Ein kurzer Beitrag zur langen Beziehungsgeschichte zwischen den Slowenen und Wien

Spanier in Wien

Tschechen und Slowaken in Wien

Türken in Wien

Ukrainer in Wien

Ungarn in Wien

Lebensgeschichten von Zuwanderern:

Charakteristika internationaler Biographien

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Ferdinand Opll

Monika Glettler

Hanne Egghardt

Alexander Ostheim-Dzerowycz

Gerhard Baumgartner

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INHALI

VorWort

VorWort

¡¡¡leit\\ \hd Dank

Dr, Ursula Pasterk, Amtsführende Stadträtin für Kultur von Wien

Hofrat Dr. Günter Düriegl, Direktor der Museen der Stadt Wien

Dr Peter EPPeI

Menschen aus dem ,,Dunklen Kontinent" Afrikaner in Wien

Altösterreicher deutscher Zunge

Amerikaner in Wien: Zuwanderung auf Zeit

Das deutsche Element in Wiens Bevölkerung

Fernost in Wien Seide-Seladon-Geisha und die Wirklichkeit

ftanzosen in Wien

Griechen in Wien

h lraner in Wien

Italiener in Wien

Juden in Wien

Kroaten in Wien

Polen in Wien

Die Zuwanderung von Roma und Sinti

Serben in Wien

Auch die Lipizzaner sind Zuwanderer

Ein kuzer Beitrag zur langen Beziehungsgeschrchte zwischen den Slowenen und Wren

5Panier in Wien

Tschechen und Slowaken in Wien

Türken in Wien

Ukrainer in Wien

Ungarn in Wien

Lebensgeschichten von Zuwanderern:

Zharakteristika internationaler Biographien

Albert Lichtblau

Albert Kaufmann

MichaelJohn

Rainer Munz

Kurzbiographien der Autoren

Katalogteil

1 Entstanden in Völkerwanderungen: Wien von der Antike bis zum Fruhmittelalter

2 Auf dem Weg zur Residenzstadt: Wien an der Wende zur Neuzeit

3 Weltstadt des Barock: Wien in seinem italienischen Jahrhunderl(1620 1740)

4 lm Sog der Auf klärung: Wien in der Reformära (1740 1800)

5 Schmelztiegel N/itteleuropas: Wien im 19 Jahrhundert (1800-1890)

6 Unbegrenzte Großstadt:Wien im Fin de Siècle (1890-1914)

7 Wien, die zweitgrößte tschechische Stadt

B Vom Chaos zur Katastrophe

Wien von der Auflösung des Habsburgerreiches bis zur nationalsozialistischen Herrschaft

9 Zielpunktvon Migrationsströmen:Wien von 1945 bis'1989

10 Wien seit 1989

1011 Einwanderungspolitik zwischen Fremdenfeindlichkeit und lntegration

1012 Kindergarten, Schule, Universität

1013 Familie

1014 Zweite Generation

10/5 Arbeit

1016 Kunf

1011 Frerzeit und Kommunikation

10/B Religion

1019 Wohnen

10/10 Wege zur lntegration

11 Wiener Küche

12 Sprache

Fotonachweis

Mosaik, Schmelztiegel, Weltstadt Wien ?

N/igration und multikulturelle Gesellschaft im 19. und 20 Jahrhundert

,,4 Hetz muaß sein !" Der Wiener und seine Fremden

Wohnsituation und räumliche Verteilung

von Zuwanderern im Wiener Stadtgebiet

Wanderungspolitik als Entscheidung über unsere Zukunft

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sur l'Autriche 5pécial colloque Relati-

Maria A, Stassinopoulou

Griechen in Wien

Der rothe sior N/iche Gallati/ N/it Basili Kalaffati,/

Das Scaramangas'sche Factotum/

Denn nie g'schieht etwas ohn'sein Votum./

Wo Pumpernikerl Jacobaki/ Mit dem pána¡rol Christaki/

Räuberhauptmann Tombakaki/ mit dem Riso Nikolaki/

Baumwollhengst Sensal l\/anega/ Mit Parasko sein Colega.

Aus: Der 13te Jänner, Gelegenheitsposse in einem Akt '

Die Hochblüte der Wiener griechischen Kolonie fällt in die erste

Hälfte des 19. Jahrhunderts Dies bestätigen sbwohl die Queilen

uber die Geschäftstätigkeit ihrer N4itglieder, insbesondere im Han-

delund im Bankwesen, als auch die Zeugnisse des kulturellen Auf-

schwungs, allem voran die in Wien vor dem Ausbruch des griechi-

schen Unabhängigkeitskrieges (1821 ) gedruckten Zeitungen, Zert-

schriften und Bucher in griechischer Sprache,'

Auch wenn Griechen aufgrund des lntegrationsprozesses nicht

mehr als gesonderte Gruppe im gesellschaftlichen Gedächtnis haf-

ten blieben und die Zahl der angesiedelten Familien zuruckging,

wirkten einige großbürgerliche, zum Teil geadelte Familien im

Wiener Finanz-, Bildungs- und Kulturleben auch in der zweiten

Hälfte des 19 Jahrhunderts weiter. Hier seien nur beispielhaft drei

bedeutende Persönlichkeiten erwähnt: Nikolaus Dumba, unter

anderem N/itglied des Herrenhauses, bleibt vor allem wegen seiner

Tätigkeit im Musikverern in Erinnerung.'Von den vielen Beziehun-

gen Simon Sinas zum Wiener Finanzleben erwähnen wir hier nur

seinen langjährigen Vorsitz in der Ersten Donaudampfschiffahrts-

gesellschaft; als f\4äzen verbindet ihn mit Wien unter anderem

eine seiner ersten Stiftungen in Österreich, die Technische Univer-

sität am Karlsplatz' Schließlich sei hier auch einer der bekannten

Nachfahren der im 18. Jahrhundert eingewanderten Familie Kara-

gianni, Theodor von Karajan, erwähnt, der 1866-1869 Präsident

der Österreichischen Akademie der Wissenschaften war, Während

wir über Publikatìonen betreffend herausragende Persönlichkeiten

sowie über Quelleneditionen zu den von der Wiener Polizei genau

beobachteten Aktivitäten der Griechen zur ZeiI des Wiener Kon-

gresses verfugen, ist ein zufriedenstellender Wissensstand über die

Kolonie, der über die rechtliche Organisation der Gemeinden hin-

ausgeht, nicht annähernd erreicht,'

lm Zuge der N/igration entlang der Handelswege des Balkans und

Ungarns gelangten nach der zweiten Belagerung Wiens 1683 und

der endgultigen Abwehr der Türken vorwiegend christliche und in

geringerer Zahl muslimische sowie jüclische Untertanen des Sul-

tans nach Wien. Die Friedensverträge und die damit verbundenen

Handelsverträge des späten 17 und 18. iahrhunderts zwischen

Österreich und dem Osmanischen Reich schufen den Rahmen für

die Handelstätigkeit der Einwanderer im Kaiserreich, die sich vor

allem auf den lmport von Rohstoffen fur die Textilindustrie kon-

zentrierte.6

Bereits 1766 wurden 134 osmanische Untertanen verzeichnet, die

von Wien aus Handel betrieben Sie wurden unter vier Kategorien

erfaßt: Turken, Juden, Armenier und Griechen' Neben den 82

Haushaltsvonländen der vierten Gruppe werden 31 Frauen, 48

Kinder, 5 Verwandte und 164 Dienstboten aufgezählt Zu dieser

Zeit gab es auch schon weitere griechisch-orthodoxe Kaufleute aus

dem Osmanischen Reich, die es vorgezogen hatten, um die öster-

reichische Staatszugehörigkeit anzusuchen und als österreichische

Untertanen ihre Geschäfte weiterzuführen Die Wahl der Staats-

zugehörigkeit hing neben der Entscheidung für die Verlegung des

Lebensmittelpunktes auch mit der Abwägung der unterschiedli-

chen Steuer-, Markt und Grundbesitzrechte zusammen

Das Gruppenverständnis um den Mittelpunkt der religiösen

Gemeinschaft, das die Balkankaufleute gemäß dem im Osmani-

schen Reich angewandten 0rganisalionsprinzip nach Religions-

gruppen' mitbrachten, konnte nicht immer die Spannungen ent-

lang ethnischer Differenzierungen verbergen. Diese kamen unter

anderem in der Frage der obersten kirchlichen lnstanz zum Aus-

druck, die nach dem Verständnis des Kaiserreiches der serbische

griechisch-orthodoxe N/etropolit von Karlowitz (Sremski Karlovci)'g

sein sollte, eine Regelung, welche die von Griechen dominierten

Gemeinden nur unter der Voraussetzung einer lediglich formellen

Hoheit akzeptrerten. Der Herkunftsort der Priesler und vor allem

die Sprache der Liturgie waren weiters Gegenstand von Auseinan-

de rsetzu ngen,

ln Wien, wo im Laufe des 1B Jahrhunderts dre zahlenmäßig stärk-

sten Gruppen von griechisch-orthodoxen Griechen, Serben und

Aromunen'0 waren, belegen die Quellen zwei Spannungsphasen

zwischen Griechen und Serben (die meistens in den österreichi-

Rouen1986

Nofrng-

Hålftede5

Jahrbuch,

Jahrhu

Wien

nderts

912

aus der sicht9

in Geschichteund Liter¿tul 24 Heftl9

lç258änden, Wien 992' 996

Tirol und Vorarlberq 945146

lnnsbtuck 996

¡wischen Österrelchern und Franzosen

und Literatu Jg, FoLqe 10, Dezem-

Wechselseitige Wahr-

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nns-

Kultur des B¿rock in

in Öterreich in

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s.31-43

in Wien Geschichte de5 Hauses

Fr¿nkrelchs ¿us vier Jahr-

28), Wien 1995

Wechselwitkungen osterretchi-

1981

im Dienle des Wiener Holes

derSt¿dlWien, 12 )9, 1955,

ds Vereins für Geschichte der

großen trau, Graz Wien-Köln

fleinaustellunq des Wlener

und Llleratur,

und ¿slmilierteZrmmermann (lnfjtut für

39

Zur Zeit der Hochblüte der Kolonie fanden die Griechen Eingang in

Nachschlagewerke der lVonarchie.'u Sartori erwähnt fur Wien um

1830 500, fur frühere Zeiten 1 000 Seelen, die National-Ency-

clopädie spricht 1835 von um die 85 angemeldeten Handelsfir-

men.'7 Für die Zeit zwischen 1814 und 1822 werden Zahlen zwi-

schen 3 000 und 4.000 erwähnt, die allerdings etwas ubertrieben

erscheinen Noch lB5T lebten die Griechen vor allem in den Häu-

serblöcken um die beiden Kirchen und machten in diesem Viertel

5 Prozent der Bevölkerung aus, während in ganz Wien die Grie-

chisch-0rthodoxen nur 0,1 Prozent darsteìlten,'' Die Wiener

Gemeinden waren erste Anlaufstellen kleinerer Gemeinden in

Ungarn, wenn es um die Finanzierung von Lehrerstellen, Reparatu-

ren von Kìrchen oder andere Nöte ging "Das Heiratsverhalten war zunächst das typische Verhalten einer

stark fluktuierenden, uberwiegend männlichen Kolonie, d h spä-

tes Heiratsalter nach ersten geschäftlichen Erfolgen und vorwie-

gend endogame Vermählungen mit Frauen aus den eigenen Her-

kunftsgebieten, d h. vor allem Thessalien, Epirus und West-Make-

donien Auch als sich immer mehr Familien in Österreich nreder-

ließen, blieben die Eheschließungen innerhalb des Siedlungs- und

Familiennetzes der Griechisch-0rthodoxen der Monarchie,

Mischehen mit Katholiken erscheinen vereinzelt in den ersten iah-

ren und etwas häufiger ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich

der Assimilationsprozeß beschleunigte'o Das konservative Sozial-

verhalten bestätigt sich auch in der Wahl des Taufpaten, der in der

griechisch-orthodoxen Verwandtschaftshierarchie eine bedeuten-

de Position innehat und ern wichtiges Bindeglied im Aufbau von

Familien- und Klientelnetzwerken darstellt,"

Unübersehbare Zeugnisse der Präsenz der Griechen in Wien sind

heute noch die zwei um den N/ittelpunkt der geschäftlichen Tätig-

keit ihrer N/itglieder erbauten Kirchen der beiden Gemeinden. Das

Gebäude, das seit der Grundung der Gemeinde die Kirche zur Hei-

ligen Dreifaltigkeit beherbergte, wurde 1857 bis 1859 mit Sina-

schen Stiftungen von Grund auf nach den Plänen von Sinas'Haus-

architekten, Theophil Hansen, renoviert,22 Gegen ihren rotgolde-

nen Prunk tritt der nur durch die Griechengasse getrennte, 1B9B

an der Stelle des alten Baus von 1803 errichtete Heilige Georg am

Hafnersteig mit seinem schlichten klassizistischen Äußeren nach

den Plänen Ludwiq Tischlers dem Besucher nÜchtern entgegen.

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G riechischer K auf nann, 1 7 7 5

Kat Nr 419

schen Quellen unter der Bezeichnung ,,lllyrer" auftreten). Zunächst

ging es um die Benutzung der Kapelle zum Heiligen Georg'', spä-

ter um unterschiedliche Auffassungen über die Herkunft der Prie-

ster," Die von Maria Theresia der Bruderschaft zum Heiligen

Georg erteilten Privilegien des Jahres 1776 löfen die Auseinander-

setzungen zur Zufriedenheit der griechischen Seite ''Die Privilegien wurden 1783 von Josef ll und in der Folge von weite-

ren Kaisern bestätigt. Bald darauf, im Jahre 1787, erhielt auch die

Gemeinde der österreichischen Untertanen zur Heiligen Dreifaltig-

keit kaiserliche Privilegien lVit einem gesonderten Dekret wurde

dieser Gemeinde 1804 die Gründung einer Schule gestattet.14 Die in

den Privilegien der Gemeinde zur Heiligen Dreifaltigkeit sprachlich

angedeutete zusätzliche Differenzierung zwischen Griechen und

Aromunen fuhrte zu keinen ubermäßigen Spannungen, da sich die

vorwiegend aus Epirus und West-N/lakedonien stammenden Aromu-

nen Wiens mehrheitlich dem Griechentum anschlossen.''

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Griechen Einganq tn Zum Teil faszrnierende Lebensgeschichten vermitteln die Grabìn-

schriften am St lVarxer Friedhof im 3 Wiener Gemeindebezirk,"

Nicht nur die gesellschaftliche Differenzierung wird anhand opu-

lenter wie auch bescheidener Grabsteine greifbar, auch die Wege,

die bis zur Niederlassung in Wien zuruckgelegt wurden, und der

Ubergang von einer zunächst in sich geschlossenen zu einer

zunehrnend in der Wiener Gesellschaft integrierten Gruppe lassen

sich an diesen lVosaiksteinchen der großen Diaspora-Erzählung

abiesen, Leider bricht sie abrupt ab, da die meisten Gräber, die

nach der Schließung des St, lVarxer Friedhofs 1874 auf den Zen-

tralfriedhof verlegt wurden, heute nicht mehr existieren,'o

Auch wenn die Zahl der in Wien ansässigen Griechen zuruckging

bzw. die Alteingesessenen sich zunehmend assimilierten - beide

Gemeinden blieben ¿llerdings bestehen -, war Wien noch bis ins

20 Jahrhundert Studienort fur junge Griechen, beliebtes Reiseziel

fur das Großbürgertum und auch ein für die literarische Phantasie

lebendiges Faszinosum," Ein bedeutender Schub griechischer Ein-

wanderer läßt sich allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg ver-

zeichnen, Österreich gehörte nicht zu den Zielländern der griechi-

schen Gastarbeitermigration in Europa.'u Nach Wien kamen vor

allem Studierende" oder Universitätsabsolventen, die sich in Wien

vorwiegend in freien Berufen etablierten, wobei der Studienort

Wien insbesondere bei der technischen Ausbildung eine starke Kon-

kurrenz in Graz fand'u Am deutlichsten fallen heute die von Grie-

chen betriebenen Gastronomiebetnebe auf, die neben den ,,ltalie-

nern" zu den ältesten Anbietern nichtheimischer Eßkultur gehören"

und wie der Griechenlandurlaub in den siebziger und achtziger Jah

ren zu einer Selbstverständlichkeit österreichischen Alltags wurden 'o

Die griechische Schule ist heute noch in den traditionsreichen Räu-

men der ehemaligen National-Schule im Gebäude der Kirche zur

Heiligen Dreifaltigkeit untergebracht, in dem sich auch die lVletro-

polis von Austria befindet Die Schule bietet täglich Ergänzungs-

unterricht nach dem Lehrplan der griechischen Volksschulen an,

der im letzten Schuljahr von 35 Schülern und Schülerinnen in

Anspruch genommen wurde Einmal in der Woche werden durch-

schnittlich '100 Kinder ìn den Grundlagen der griechischen Spra-

che, Kultur und der griechisch-orthodoxen Religion unterr.ichtet

ln den letzten 30 Jahren wurden in Wien griechische Vereine vor-

wiegend kultureller Ausrichtung gegründet - heute sind acht Ver-

Blick geqen die grtechische Kirche zur Heiligen Dreifahigkett

auf den tleischnarkt, um 1 850

Kat Nr 4122a

eine gemeldet Ähnlich wie die sonntäglichen Kaffeehausrunden

nach dem Kirchenbesuch fungieren sie als säkularisierter gesell-

schaftlich verbindender Ort der Begegnung, an dem der Herkunfts-

ort lebendig gehalten und das Gastland erklärt wird; Funktionen,

die das in wehmutiger Errnnerung beschriebene Kasino erfüllte,

das bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts existiert haben

soll: ,,Hier lagen alle möglichen griechischen Zeitschriften auf und

man traf dort alles, was in Wien zum Griechentume gehörie, leder

aus der Heimat neu Ankommende wandte sich zuerst um Rat und

Beistand dorthin, der auch willigf gewährt wurde Die jungen

Leute ubten hier ihre Muttersprache und machten sich die Erfah-

rung und Kenntnisse der Alten zunutze Unbemittelten, aber

strebsamen Mitgliedern wurde werktätige Unterstutzung nicht

versagt und manch schöne Lebensexistenz ist auf solcher Basis

gegründet worden, "''

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Anmerkungen

Zeilen 42-51 des anonym uberleferten, w¿hrschelnljch aus der Feder von Deme-

ter Theodor Trka (1802/3-1874) stammenden, humoristjschen,,Griechenkat¿-

oqs" N4ax Demeter Peyfuss, Eine grechsche Kaffeehausrunde tn Wen im lahre

1 837 ln. Dimensionen griechischer L teratur und Geschichte Fefschrift fÜr Pav os

Tzermias zum 65 Geburtstag Herausgegeben von Gunnal Heiing, Studien zur

Geschchte Südosteuropas, Bd 10, Frankfurt ua 1993,5 161-175 EnfÜhrend

wird im Text fefgehalten: ,,Die Handlung sp elt me st am Alten Flelschmarkt und

hauptsächlich m griechischen CaféhaLrs -/ Der Anfang gle ch nach der Kirche um

1 0 Uhr/ u¡d dauert b s um 2 Uhr wo man zum essen/ g.'ht -"

' Auf diese kulturelle Blüte und hre Bedeutung fÜr die gr iechische Diaspora und d e

Entstehung des griechischen Sta¿tes (1830) konzentrierten slch die von der,,Stif-

tung fùr Gr echische Ku tur" in Wien organ sierten Veranstaltungen und Ausstel-

lungen, s cl e Ausie ungskataloqe von Arkaterini Koumaranou, Die Griechische

Vorrevolutionäre Presse Wien Paris (1784-1821), Athen 1995, und K Sp Sta kos,

Die in Wien gedruckten grechschen Bücher 1749-1800, Athen 1995 Leider

bricht letzterer mlt 1800 ¿b, so d¿ß fÙr dre deutlich umfangre chere Drucklegung

gr ech scher Bücher der lahre'1800'1 821 in den Wiener Druckereien weiterh n auf

die allgemeinen b bliograph schen Hilfsmittel verwiesen werden muß Den Letzten

Stand der Forschung über den wahrscheìnlich bekanntefen Griechen, der jn Wien

weilte, clen wegen seinei poL t schen Tätigke t von Österre ch ¿n d¿s Osm¿nischc

Reich 1798 ausgelieferten und zum Tode verurteilten R gas Fer¿ os, s bei Olga Kal

siardi-Hering, R gas Feraìos Neue Daten aus den Triest ner Archiven (gr ) In: lvlni-

no¡1, 1918119, 5 1 50-1 74

' Elvira Konecny, Die F¿milie Dumb¿ und hre Bedeutung fúr Wien und Öferre ch

(Dissert¿tionen der Universltät Wien, Bd 179), Wlen 1 986

'Georgios 5 Laios, Sìmon Slnas (gr) (Bographien Nationaler Wohltäter, Bd 1),

Athen 1972

' E ne umfasende Monographie Über die Wiener Kolon e und die beiden Gemein-

den, wie se z B für die Triestiner Grechen vorlregt þ 0lga Katsardr-Hering, De

griechischeKoonievonTriest(1751-1830)(qr)(SoflaN SarpolouBibliothek52)2

Bde , Athen 1 986, steht noch aus Die ä tere Liter¿tur zu den Wiener Griechen faßt

Charalambos Papastathis, Un document inédit de 1726 1727 sur e conf t Hellè-

no-Serbe concern¿nt la chapelle Grecque à VLenne In. Balkan Studles 24, 1983, S

58'l-607, zusammen Vgl auch Peyfuss, a a O , Anm 4 Einen ersten Überb ck auf

cleutsch findet man bei Emanuel lurczynski, D e deutsch-griechrschen Kulturbezie-

hungen b s zur Berufung König Ottos (5Üdoleuropäische Arbeiten 48), lvlÜnchen

1959, S 89 95 Ein, wenn auch nicht systematisches, so doch malerisches und

bereits nostalgisches Bild, entwirft Alexander Pecz (=pss7¡, Die Griechischen Kauf-

Leute in Wien Separat-Abdruck aus der ,,Neuen Freien Presse", Wen 1888

u Übesichten zur reichhatìgen Literatur Ül¡er die grlechischen Kolonien tn Ungarn

uncl rhre Bedeutung fùr das griech sche und ungarische Wirtschafts- und Ku turle-

ben s in den Art keln von Peter I Hidas, Ödön Füves und lvlarth¿ Bur ln: Proceed-

ings of the Fint lnternation¿l Congress on the Hellenic Diaspora From Antiqulty to

N4ociern Times, Bd ll: From 1453 to Modern Times Herausgegeben von John lVl

Fosey Amsterdam 1991, S 131-1 66 Noch immer die bele EinfÜhrung zur Prob e-

matrk des B¿lkanhandels während der Osm¿nischen Herrschaft bietet Traian Stoia-

novich, The Conquering B¿lkan Orthodox IVerchant In: Derselbe, Between East

and West The Balkan and fVediten¿nean Worlds, Bd ll Economies and Socleties

Traders, Towns and Households, New Roche le, New York 1 992, S 1 -78 (Journ¿l

of Economic llstory 20 1960,5 234-313) Zu den rechtlichen Belimmungen

s va lt4ari¿nnev Herzfeld,ZurOrenihandespolitikÖsterrechsunterlt4¿rìaThe-

resi¿ in der Zeit von 1740 1771, In. Archiv fÜr Österreichische Geschchte 108,

1920,5 215 343

' Namenslifen aus dem Konskriptonsbuch wurden zunächst von Vasill Popovic,

Les march¿nds ottom¿ns à Vlenne en'1767 In. Révue Historique du Sud-Est

Européen XVI/7-9, 1940,5 166-187, veröffentlìcht Zu der von Polychronis K

Enepek des, Griechische Handelsgesellschaften und Kaufleute in Wìen aus dem

J¿hre 1766 (Ein Konskr ptionsbuch) (Geselschaft fÜr fr/¿kedonlsche Studen 27),

Thesalonìk 1959, besorgten Teledition des Dokuments vgl de Rezenson von

Georgios Laios In: Bulletin de la Soclété Historique et Ethnrque de la Grèce 14,

1960,S 615Íf

'Vor clen großen Reformen des 19 Jahrhunderts lm Osm¿n schen Reich l¡asierte

clre N,4illet-Organs¿tion auf keiner explzten gesetz chen Grundage, durchzìehl

jedoch jeclen Lebensbere ch der entsprechenden Bevölkerungsgruppen, d h det

griechisch orthodoxen, armenìsche¡ und róm sch-katholischen Christen sowie der

Juden Ausgezeichnet der Überblrck von lV O H Ursinus ln: Encyclopédie de

'sl¿m Vll, 1993, S 61 64

'Über clie griechisch-orthodoxe Bevölkerung der N4 tärgrenze und dre Bedeutung

clerlVetropolisvonKarlot'vitzvor'1848s Emanuel Turczynski,KonfesonundNati-

on Zur Fruhgesch chte der serbischen und rumänischen Nationsbildung (Geschich-

te und Gesellschaft 1 1 ), Düsseldorf 1 976, 5 50 ff

'¡ Vercleutschte Vers on der Selbsibezeichnung ,,armâói", einer vorwiegend im Pin-

clusgebirge in Griechenland und ln Süd-Albanien beheimateten romanìschsprachi-

gen BevölkerLrngsgruppe; ä tere noch verbreltete Beze chnungen bas eren aLtf den

von N¿chbarvölkern gebrauchten N¿men (serb Zinzaren, gr Kutzo- oder l\4¿kedo-

Wal¿chen); Literatur s in: Lexikon der Rom¿nistischen Linguistik, Bd lll , TÜbingen

1989,5 473 441

" Papastath s, Un document inédit (r¡rie Anm 5)

' Spyriclon D Louk¿tos, Das politische Leben der Wiener Griechen während der

Türkenzeit und dìe ihnen erteilten kaiserjchen Priv egen (qr) ln: Bulletin de la

Societé H forique et Ethnique de La Grèce 15, 1961, 5 287-350, 311 f

'Vgi clie bereits 1782 engetretene Spaltung zwischen Grechen und Serben n

Triest, die zur Gründung zweier ethnisch getrennten Geme nden führte, Katsiard -

Hering, Die griechische Kolonie(wieAnm 5), Bd'1, 5 85 117

'' K K Hof Dekret I lzusammen mit den Prvilegien 1822 ediert (wie Anm 22)

'5 fVax Demeter Peyfuss, Balkanorthodoxe K¿ufleute in Wien Soziale und nationale

Differenzierung m Spiegel der PrLvilegien für die griechisch-orthodoxe Kirche zur

heiliqen Dreifaltigkelt ln: ÖOH 11,1915,5 258 268, 265 5 auch Derselbe/Evira

Konecny, Der Weg der Familie Dumba von Mazedonìen nach Wten In' N,4lÖG,

Brl 58, 1980, S 313 327,320 Vgl dagegen die deutliche Veschäfung in der

Pester Genrernde während der ersten Hälïte des 1 9 Jh s, Gunnar Hering, Der Kon'

flikt zwischen Grlechen und Wal¿chen in der Pester orthodoxen Geme nde ln:

D mensionen qriech scher Lteratur und Gesch chte Felschrft fÜr Pavlos Tzermìas

zum 65 Geburtstag Herausgeqeben von Gunn¿r Herìng (Studien zur Geschichte

Südosteuropas, Bd 10), Fr¿nkfurt u a 1993, S 145 160

'u 5 ,,Neugr echische Liter¿tur in der österrelchischen fVon¿rchie" In. Franz 5artor,

Historsch-ethnographische Übersicht, Teil l, Wien 1830,5 180-207; ,,Grrechen im

österr Kaiserthume; Literatur und H¿nde derselben" In: Oeferreichische Natio-

nal-Encycopädie, Bd ll, V/ien 1835,5 419 422

"S¿rtori, a ¿ 0, l, S 180, National-Encyclopädie, ¿a 0, S 422

'' Die von mehreren Autoren erwähnte auf e ne Publikation von Rudolph Walsch

¿us dem J¿hre'1814 zurückgehende Berechnung auf 4000 konnte nicht verifiz ert

werden Joh¿nn Pezz , Neueste Beschreibung von Wien, Wien 1 822, vergleicht die

Zahl cler,,Anhänger der grechischen Kirche", worunter er ,,theìls Unrte, theils

Nicht-Unirte" versteht, rnit der von ihm angegebenen Zahl der ',Protestanten"

(3000 ,,Evangelische" und 800 ,,Reformirte"); vql allerdings die Daten der Kon-

skriptondesJahreslB5T,inder25'1 Griechenefaßtwurden,PeterSchmdtbauer,

Zur Familienstruktur der Griechen in Wien ln: Wiener Geschichtsblätter 35/ 3,

1980, 5 150-159, 152 f Die Statstik des lahres 1880 verzeichnet 106 ìn Wen

¿nwesende Fremde aus Gr echenl¿nd und 5 a s in Griechenl¿nd abwesend angege-

bene Ernen Tell der I 1 1 2 ¿us der Türke und Ägypten anwesenden Fremden fell

ten wahrschenlich Grechen d¿r, s Oelerreichlsche St¿tistik, Bd I, Teil l, Wien

1882,5 10-13'' Be spiele bietet der Dokumentenanh¿ng n Sofronios Evstratiad s, Dle Kirche zum

He iqen Georg in Wien und die Gemeinde der griechischen osmanischen Unterta-

42

nen (gr ), Alexandre¡a 191 2

,o Zum Heiratsverhalten s Schmrdtbauer, a a O S. 1 55 f Zum Übergang vom endo-

gamen zu einem etwas flexibleren Heiratsverhalten insbesondere unter den

großbürgerlichen Familien s die Stammlafel der Familie Dumba bei Konecny, Die

Familie Dumba (wie Anm 3), Anhang 5; die Vermählungen der vter Töchter von

Simon Sinas s, bei Michail-Dimitri Slurdza, Dictionnaire Historique et Généaloqique

des Grandes Familles de Grèce, d'Albanie et de Constantinople, Paris 1 983, S 41 4,

Vgl das unterschiedliche lVuster bei Familien, die bereits vor der Mitte des Jahr-

hunderts Wien verlasen und zu den Herkunftsgebìeten zurÜckkehren: Georgios

Laios, Siatista und die Handelshäuser Chatzimichail und Manousi (17-19 lh)(Gesellschaft für lr/akedonische Studien 60) (gr,), Thesaloniki 1982, 5 121 f und

168 f

'' 5 z B die zahlreichen Patenschaften der Familie Sina: Laios, Simon Sinas (wìe

Anm 4), S 67 f , und der Familie Dimitrìou: Derselbe, Siatista (wieAnm 20), 5. 83

" Einen Kupferslich der Kirche vor der Renovierung beinhaltet: Von Seiner Malestät

Kaiser Franz des Zweyten huldreichf verliehene Privilegien, Wien 1 822, dort auch

eln Kupferstich des sogenannlen Schulfondshauses in der Unteren Bäckerstraße

(heute Sonnenfelsgasse), das zunächst der Schule als Legat zugefallen war und in

späteren .lahren an die Gemeinde Wien bei einer Umgestaltung des Viertels ver-

äußert wurde.

" Derzeit arbeitet die Verfasserin an einer Belands¿ufnahme Die von Polychronis

K Enepekidis, Rhigas-Ypsilanti-Capodifria (gr.), Athen 1 965, 5, 297 f , veröffent-

lichte Aufstellung der in St Marx begrabenen Griechen dÙrfte auch Familien bein-

halten, deren Gräber n¿ch 1874 auf den Zentralfriedhof verlegt wurden.

" An ihrer Stelle konnte die ,,Österreichische Gesellschaft für Neugriechische Studi-

en" 1993 eine Tafel errichten, auf der die Namen der Familien, deren Grabsteine

abgetragen wurden, als Erinnerung erhalten bleiben

" 5 l\/aria A Stassinopoulou, Kipferl, lVelange und Psychoanalyse Das Bild Wiens

in der neugriechìschen Prosa seit dem Ersten Weltkrieg, in: Gertraud lt/¿rinelli-

König/Nina Pavlova (Hg,), Wien als Magnet Schriftsteller ¿us 0f-, Ostmittel- und

Südosteuropa über die Stadt, Wien 1 996 (im Druck), S 567-589

'u Leidei l¿ssen sich genaue Zahlenangaben über die Griechen in Wien nicht zusam-

menstellen Slatistisch greifbar sind bloß die in Wien gemeldeten Einwohner mit

griechischer Slaatsbürgerschaft bzw die Ölerreicher mit zweiter Staatsbürger-

schaft (s, z B die Aufschlüselung nach beiden Kategorien tn: Volkszählung 1 991 ,

Haupterqebnisse I Wien (Beiträge zur Öslerreichischen Statistik, Heft 1030/9), Wien

1993, die aber nur einen Teil der in Wien lebenden Griechen bilden, da viele in den

Nachkriegsjahren eingewanderte Griechen bereits die österreichische StaatsbürgeÊ

schaft besitzen und als Österreicher in den Statistiken aufscheinen. In den sechziger

und siebziger Jahren sind die Zahlen relativ slabil (zw 1 200 und l 300) mit Ausnah-

me des Jahres 1967 (2225), in dem wahrscheinlich wegen des lt/ilitärputsches vom

21 April in Griechenland mehr Leute in Österrerch sowie im übrigen Europa

Zuflucht suchten Seit den achtziger Jahren ist ein Rückgang der in Wien angemel-

deten Griechen zu verzeichnen - 1 983 fiel erstmals die Zahl unter die Tausender-

marke -, der sich zum Teil vieìleicht durch den erschwerten Zugang zum Studturn

für ausländische N4ittelschulabsolventen erklären läßl seit 1 993 macht sich wieder

ein leichter Aufstieg bemerkbar, s Stat¡stisches Jahrbuch der Stadt Wien fÜr die

Jahre 1970 (5 32), 1975 (S 38), 1985 (S 60) und 1994 (S 53) Die Gesamtzahl der

in Wien lebenden Griechen wird ¿uf 3500 bs 4000 geschätzt

" Gerade zur Zeit des Wiederaufbaus in Griechenland, als der Abschluß eines tech-

nischen Studiums eine sichere Kaniere garantieren konnte, studierten an der TU

Wien 340 Griechen und 23 Griechinnen (WS 1962/63, Beiträge zur Österreichi-

schen Statistik, Heft 85, Wien 1963), während an der Universität Wien nur 107

Griechen und 41 Griechinnen inskribierten Noch lVitte der siebziger Jahre studier-

ten an der fU Wien 203 Griechen und 23 Griechinnen (W5 1975/76, vgl, Univ

Wien 91 Studenten bzw 29 Studentinnen, Beiträge zur Östeneichtschen Statistik,

Heft 529, Wien 1979)

" An der Technischen Hochschule Graz studierten 1960/61 1400 Grìechen und 50

Gnechinnen, s Harald Heppner, ,,Graz und die Griechen" als Beispiel peripherer

Kulturrezeption ln: DlmensioneÌì griechischer Lileratur und Geschichle Felschrift

für P¿vlos Tzermias zum 65 Geburtstag Herausgegeben von Gunnar Hering (Stu-

dien zur Geschichte Südosteuropas 10), Frankfurt ua 1993,5, 199-208, va

5 203 ff

'7e Das erste griechische Restaurant in Wien wurde 1959 eröffnet 1995 gab es in

Wien 45 griechische Lokale, s Wien, wie es iß1.. , Wien 1995

'o Während '1975 3,9 Prozent Österreicher und Öferreicherinnen Griechenland

und 36,5 Prozent ltalien als Reiseziel ihrer beiden längfen Auslandsreisen anga-

ben, w¿ren,es 1990 bereits 12,3 Prozent, die nach Griechenland, und 19,1 Pro-

zent, die nach ltalien gereist waren, s Reisegewohnheiten der Österreicher im

Jahre 1990 (Beiträge zur Öslerreichischen st¿tifik, Heft 1065), Wien 1992, S 30

'' lVichel G, Koimzoglu, Geschichte der griechisch-orientalischen Kirchengemeinde

,,zum heil Georg" in Wien, Wien 1912, S 55

Anmerkungen

'Zeilen 42-51 des anonym überlieferten, wahrscheinlich aus der Feder von eme-

ter Theodor Tirka (1802/3-1874) stammenden, humoristischen ,,Griech kat¿.

logs" Max Demeter Peyfus, Eine griechische Kaffeehausrunde in Wien im Jahre

Vorrev 821), Athen 1995, und K, 5p. Staikos,

Die in her 1749-1800, Athen 1995. Leider

brichtsriechi 5ï',T''[.i'r'lt'å;iåï;:T:|*:iÏ

mon 7, 1978/79, S, 150_174: Elvira Konecny, Die Familie Dumba und ihre Bedeutung für Wien und ÖfeneichlDtssertationen der Universität Wien, Bd. I 79), Wien 1986.o Georgios S L¿ios, Simon Sinas (gr)(Biographien Nationaler Wohhäter, Bd 1),

Athen 1 972.5 E ber und diede Gri ga Kats¡

9ri 1 1 aripolouBd Die en wienCharalambos Papastathis, Un document inédit de 1726,1727 sur le conflit Hellè-

no-Serbe concernant la chapelle Grecque à Vienne In: B¿lkan Studies 24, 1983,5,

leute in druck aus der ,,Neuen Freien Presse", wien '1888.

u Übers tigen Literatur über die griechischen Kolonien in Ungarn

und ihr aigriechische und ungaiische Wirtschafts- und Kulturle-

ben s i Peter L Hidas, Ödön Füves und lVartha Bur. ln: Proceed-

ings of the First lntern¿tional Congress on the Hellenic Diaspora. From Antiquity t0

lVodern Times, Bd. ll: From 1453 to lvodern Times, Herausgegeben von John lV.

Fosey Amsterdam 1 991 , S 131-1 66 Noch immer die beste Einf üh rung zur Proble.

matik des Balkanhandels während der Osmanischen Herrschaft bietet Traian Stoia-

novich, The Conquering Balkan Orthodox fi/erchant. ln: Derselbe, Between East

¿nd West. lhe Balkan ¿nd lVediten¿nean Wolds, Bd. ll: Economies and Societies.

Traders, Tq\,v¡5 and Households, New Rochelle, New York 1992, 5 1-78 (Journ¿l

of Economic History 20 1960,5,234-313) Zu den rechtlichen Bestimmungens v a. Marianne v. Herzfeld, Zur Orienthandelspolitik Östeneichs unter Maria The-

resia in dg¡ Teitvo¡ 1140-1111, ln: Archiv für öferreichische Geschichte l0S,

1920, S 115-343? N¿menslisten aus dem Konskriptionsbuch wurden zunächst von Vasilj Popovic,

Les marchands ottomäns à Vienne en 1767. ln: Révue Historique du Sud-ßtEuropéen XV/7-9, 1940, S 166-187, veröffentlicht Zu der von polychronis

K

Enepekides, Griechische Handelsgesellschaften und Kaufleute in Wien ¿us dem

J¿hre 1766 (Ein Konskriptionsbuch) (Gesellsch¿ft fûr [/akedonische Studien 27),

Thessaloniki 1959, besorgten Teiledition des Dokuments vgl, die Rezension von

Georqios Laios. In: Bulletin de la Société Historique et Ethnique de la Grèce 14,

1s60,5 6l5ffs ysl f¿¡ großen Reformen des 19 Jahrhunderts im Osmanischen Reich basierte

die lr/ilþt-Organis¿tion auf keiner expliziten gesetzlichen Grundlage, durchzieht

iedoch þden Lebensbereich der entsprechenden Bevölkerungsgruppen, d.h. der

qrechis(h¡rthodoxen, ¿rmenischen und römisch-katholischen Chrjsten sowie der

tuden Ausçæichnet der Uberblick von lV. 0. H. Ursinus. ln: Encyclopédie de

fls¿m Vll, 1993,5 61-64

,ùber dþ grþchisch-orthodoxe Bevölkerung der lVilitärgrènze und die Bedeutung

dult4etropolsvonKarlowitzvorlS4Bs EmanuelTurczynski,KonfessionundNati-

on Zur trühgeschichte det serbischen und rumänischen Nationsbildung (Geschich-

te llnd Gesellsó¿ít 1 1 ), DÜseldorf 1 976, 5 50 ff,

,rVerdeuts(hte Veßion der Selbstbezeichnung ,,armåói", einer vonviegend im Pin-

dusge d und in Süd-Albanien beheimateten romanischsprachi-

oen B ältere noch verbreitete Bezeichnungen basieren auf den

von ¡r¡ uchten N¿men (serb. Zinzaren, gr. Kutzo- oder lV¿kedo-

Walachen); Literatur s in: Lexikon der Romanifischen Linguistik, Bd lll., Tùbingen

1g8g,s 423441

papotalhis, Ùn document inédrt (wie Anm 5).

', spyridon D. Louk¿tos, Das politische Leben der Wiener Griechen während der

Türkenæit und dþ ihnen erteilten kaiserlichen Privilegien (gr.). ln: Bulletin de la

S0ciétélli5toriql'ledEthnique de la Grèce 15, 1961, S 287 350, 311 f,Vqt. dþ .els 1782 eingetretene Spaltung zwischen Griechen und Serben in

fieil die Gründung zweier ethnisch getrennten Gemeinden fûhrte, K¿tsi¿rdi-

Hering, Die griechische Kolonie (wie Anm, 5), Bd 1, S 85 1 17

, K K l]of-Dekret [ ,,] zusammen mit den Privilegien 1822 ediert (wie Anm. 22)

u ¡4¿x Demeter Pefus, Balkanorthodoxe Kaufleute in Wien Soziale und nationale

Differenziertlng im Spiegel der Privilegien für die griechisch-orthodoxe Kirche zur

heliq Dref¿ltiqkeit In: Ö0H 17, 1975, s.258-268, 265. 5, auch Derselbe/Elvira

¡1Ñ , De.Weg du tamilie Dumba von lVazedonien nach Wlen. ln: MlöG,

Bd 5S, 1$0,5 313-327, 320. Vgl dagegen die deutliche Venchärfung in der

pp5¡sr Gemeinde während der ersten Hälfte des 1 9 Jh s, Gunnar Hering, Der Kon-

flikt ¡lschen Grþchen und Walachen in der Pefer orthodoxen Gemeinde ln:

Dimensionen griechischer Literatur und Geschichte, Fefschrift für Pavlos Tzermias

zum 65 Geburtstag Herausgegeben von Gunnar Hering (Studien zur Geschichte

Südotzuropas,Bd 10), Frankfurtua 1993, 5 145-160,

,'5 ,,¡eugrÞchische

Literatur in der österreichischen Monarchie". ln: Franz Sartori,

l]istoffh-ethnographis(he Übersicht, Teil l, wien 1830, s. 180-207; ,,Griechen im

österr, Kaiserthume; Literatur und Handel derselben", ln: Oesterreichische Natio-

nal-tncydopädie'Bd ll,Wien 1835, S 419-422

,,grt0ri,a¿0,1, 5 180; National-Encyclopädie, a a 0,5 422.

,r Die vorl lnehreren Autoren enträhnte auf eine Publikation von Rudolph Walsch

zusdem J¿hre 1814 zurùckgehende Berechnung auf 4000 konnte nicht verifiziert

werden Johann Pezl, Neueste Beschreibung von Wien, Wien 1822, vergleicht die

lahl der,,Anhänçr der griechischen Kirche", worunter er ,,theils Unirte, theils

Ni(ht-Uflirte"ve6teht, mit der von ihm angegebenen Z¿hl der ,,Protestanten"

(1000,tv¿nßlische" und 800 ,,Reformirte"); vgl allerdings die Daten der Kon-

1980,5 150-l$, 152 f Die Statlstik des Jahres 1880 verzeichnet 106 in Wien

¿nwesmde Fremde ¿us Griechenland und 5 als in Griechenland abwesend angege-

bene tinen

.Ieil der 1 1 1Z aus der Türkei und Ágypten anwesenden Fremden stell-

ten wahrscheinlich Griechen dar, s Oesterreichische Statistik, Bd l, Teil l, Wien

18S2,5 1G13

: p¡5pÞh bietelder Dokumentenanhang in Sofronios Evstratiadis, Die Kirche zum

¡e igm Georg in Wten und die Gemeinde der griechischen osmanischen Unterta-