„Library work is not philantropy“. Zur historischen Rolle der Volksbüchereien im Kontext der...

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Zur Geschichte aa der Offentlichen Bibtiotheken in Österreich Hrsg. von Alfred Pfoser und Peter Vodosek

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Zur Geschichteaa

der OffentlichenBibtiothekenin ÖsterreichHrsg. von Alfred Pfoser undPeter Vodosek

Christian Stifter

,,Library work is not philaratropy,,lZur historischen Rolle der volksbüchereien im Kontext derVolksbildung des 19. und 20. Jahrhunderts

we-nn schon ganz allgemein zutrifft, daß es im Bereich der historiographischenErforschung österreichischer Erwachsenenbildung ernstzunehmende nerrzite gilt;so gilt dies im besonderen Maße für die Entstehungsgeschichte des öffenilichenBüchereiwesens. Eine seit längerem in den anderen europäischen Ländern statt-findende universitäre Forschung aufkomparatistischer irundlage konnte daranbislang wenig ändern.

Tbotz des vorhandenseins einiger synoptischer Gesamtdarstellungen und desallgemeinenAnstiegs fachspezifrscher Literatur zur Erwachsenenbilding seit Mit-te der 70er Jahre fehlt sowohl für die Frühgeschichte der liberalen vollsbildungwie auch für die Aafänge des öffentlichen Büchereiwesens eine tiefgehendere undtheoriegeleitbte Auseinandersetzung.2 Im Kontext bisheriger publikationen zurGeschichte der österreichischen Erwachsenenbildung kommt das Büchereiwesenjedenfalls, wenn überhaupt, bloß am Rande vor. unt dies, obwohr, wie noch zuzeigen sein wird, der Errichtung von volksbüchereien und Lesehalien gerade imZusammenhang mit der aufsteigenden volksbildungsbewegung des spatJn 19. undbeginnenden 20. JahrhunderLs zentrale Bedeutung zukommt und sL einen nichtunwesentlichen Erklärungsfaktor für die wachsende Bedeutung der popularisie-rung von Wissenschaft und Bildung im Fin de siöcle d,arctellt.

F)inerr kontrastflihigen Ausgangspunkt fiiLr die folgenden historischen überlegun_gen bildet die gegenwärtige Situation: Formal betrachtet sind die öffentlichen Büche-reien heute integraler Bestandteil der österreichischen Erwachsenenbildungsland-schaft; inhaltlich bzrv. terminologisch verstehen sich die öffentlichen Büchereien je-doch weitgehend nicht mehr als Institution der Erwachsenenbildung, sondern viel-mehr als spezifisch eigenständigeAnbieter. Die zu Beginn der 70er Jahre aufgrundministerialer Initiative (BMUKS) einsetzenden Bemtiihungen fiir die Schaffirng ei_ner kooperativen Plattform aller großen Dachorgansiationen der Erwachsenenbil-dung in Österreich fiihft,en rg72im ersten schritizur Gründung der ,,Konferenz derErwachsenenbildungösterreichs" (KEBö)., Diese,top down, Grrindungdes Bundes-ministerums erieichterte die folgende Finalisierung des ein Jahr späier geschaffe-nen Förderungsgesetzes fäLr Erwachsenenbildung, worin allerersfdie gäsetzlicheGryndlage fiir die Legalität staatlicher subventionen festgeschrieber, *rrrd".

In dem unabhängigen vertretungsgremium der KEB-ö, das dem Ministeriumsowohl alsAnsprechpartner gegenüber öffentlichen subventionen als auch als be,ratendes organ in sachen Erwachsenenbildung dienen soll, ist neben neun weite-ren organisationena auch der ,,Büchereiverband österreichs,,- der 194g übrigensselbst auf Initiative des Bundesministeriums für unterricht zustande gekommenwars - vertreLen.

In der gemeinsamen Aufgabensetzung dieses Forums ist unter and.erem festge-haltel, daß es um ein gemeinsames Auftreten in der öffentlichkeit gehe, um dasAnsehen der Erwachsenenbildung im Bewußtsein der Bevölkerung uid der itffent-lichen stellen zu stärken. weiters soll innerhalb dieses Gremiums eine ständige

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Aussprache zwischen den beteiligten Einrichtungen im Hinblick aufpädagogischeSachfragen erfolgen.G

Wie weit nun die Arbeit iler von ministerialer Seite her initiierLen Plattforminsgesamt als geglückt zu betrachten ist, soll hier nicht Gegenstand weiterer Inter-pretationen sein. Als deklariertes Ziel der Büchereien innerhalb der KEBÖ wurdein einer Selbstdarstellung 1986 jedenfalls festgehalten: ,,Öffentliche Büchereienbetreiben Leseftjrderung unil Volksbildung lsicJ durch Leseberatung, Bereitstellenvon Büchern und anderen Medien..."?.

Tatsächlich hielt sich dieAuffassung, Büchereiarbeit sei als 'Erziehung zum Buch,mit gleichsam staatspolitischer Bedeutung zu verstehen8 bzw. die Vermittlung vonLese-Fähigkeit und Lektüre sei eine direkte Aufgabe der Volkshochschules, wie sienach 1945 vor allem seitens der Pioniergeneration vertreten wurde, in abgeschwäch-ter Form bis in die heutigen Tage- Demgemäß wurde bis Ende der 60er Jahre inden Städtischen Büchereien primär,,literarische Volksbildung praktiziert, die dasLeitbild des aufgekltirten Humanismus bisweilen zum Diktat erhob und Offenheitvermissen ließ. Literatur, die den dunkleren, zerstörerischen Dimensionen desMenschen nachging, wurde glatt aus den Büchereien verbannt."r0

Gegenwärtig vollzieht sich Erwachsenenbildung und Büchereiarbeit de factoweitgehend geLrennt. Die Öffenttiche Bibliothek von heute ist ein mehr oder weni-ger professionalisierter, jedenfalls in den größeren Städten ehrenamtlichter kom-munaler Dienstleistungsbetrieb, dessen Arbeit sich wenig bis gar nicht nach denhehren Idealen der Volksbildung früherer Tage strukturiert, sondern im Gegenteildurch die primäre Ausrichtung auf die Konsumenten charakberisiert ist.l1

Basis für diesen ,turn' der Büchereiarbeit von einer vormals literarisch-selekti-ven Bevormundung zur kooperativen Informations- und Medienbeschaffungshilfebildete die Egalisierung der Beziehung von Leser und Bibliothekar, mit anderenWorten die Demokratisierung des Lesers infolge tiefgehender ökonomischer undgesellschaftlicher Wandlungsprozesse. Die formale Akzeptanz der prinzipiellenMündigkeit der Leser hat gegenwärtig die traditionellen und auch überholten Mo-delle einer kustodialen Literaturvermittlung mit dem primären Ziel der prophy-laktischen Verhinderung von ,,Schmutz und Schund" und der Vermittlung des 'Gu-ten Buches, zum Behufe besserer Bildung völiig verdrängt. Weiche Bandbreite anMöglichkeiten einer neugefaßten Büchereiarbeit trotz - oder gerade wegen - derAbkehrvom Paradigma einer pädagogischen,,Zwangsbeglückung" im Bereich sozi-al-kommunikativer sowie kulturellerAufgabenstellungen offen stehen, hat jüngstAlfred Pfoser eingehend analysiert.l2

Die Öffentlichen Büchereien sind zwar heute integraler Bestandteil eines allge-mein gefaßten Konzepts von Erwachsenenbildung, in das nach dem Modell dereducation permanente oder der continuing education alle weiterftihrenden Bildungs-maßnahmen und -prozesse im Erwachsenenalter miteingerechnet werden, aberErwachsenenbildung im engeren theoretischen und praktischen Sinn schließt Bü-chereiarbeit nicht unbedingt mit ein. Ebenso wie in derArbeit zahlreicher andererkultureller Einrichtungen wie z.B. von Archiven, Kulturzentren, Theatern oderMuseen, tritt Erwachsenenbildung in der konkreten Form von Büchereiarbeit ma-ximai als ,Nebenfunktion, auf, nicht als 'Hauptfunktion,.l3

Historisch gesehen stellt diese reale Aufgaben- und Funktionstrennung denEndpunkt eines Inversionsprozesses dar, in dem sich Erwachsenenbildung undVolksbüchereiarbeit sukzessive voneinander entkoppeit haben, nachdem sie ur-sprünglich aus- und miteinander entstanden waren.

Ausgehend von der heutigen Situation ist zu konstatieren, daß der Vermittlungs-

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dienst Leser-Buch in der gegenwärtigen Erwachsenenbildung - beispielsweise inder volkshochschularbeit, einmal abgesehen von einzelnenAlphabetisierungspro-jekten und verschiedentlichen lokalen Kooperativen - so gut wie keine unmittelba-re Rolle mehr spielt.

Dies ist insofern von Interesse, als entwicklungsgeschichtlich betrachtet die Ein-richtung von Öffentlichen Büchereien geradezu eine Erfindung der aufstrebendenVolksbildung des 19. Jahrhunderts darstellt, die in der Büchereiarbeit das zentraleund vordringliche Aufgabengebiet der Volksbildung sah.

stellt man sich nun die Frage, warum gerade Ende des 19. Jahrhunderts dievolksbildung einen derart großenAufschwung nehmen konnte, so ist zunächst aufden generellen Bedeutungsanstieg von wissen und Bildung injener Epoche zu ver-weisen, verursacht durch die raschen naturwissenschaftlich-technischen Neuerun-gen des beginnenden Industriezeitalters.

Dieser allgemeine Bedeutungsanstieg, der sich auch in Reformen des schul- unduniversitätssystems niederschlug, korrespondierte einem wachsenden Bedarf anArbeitskräften, die zumindest über basale Kenntnise in Lesen, Rechnen und schrei-ben verftigten. Aber trotz dieser Reformen blieb das österreichische schulsystembis Anfang des 20. Jahrhunderts in dieser Hinsicht defizittir.

Dem allmählichen wandel im system des wissens lagen veränderungen zugrun-de, wie sie in der langsam fortschreitenden Industrialisierung, der verstädterung,der Zentralisierung der verwaitung, der zunehmend konkurrenz-ökonomisch aus-gerichteten staatspolitik sowie in der,,sozialen Frage" zumAusdruck kommen. Diegenannten Faktoren brachten - gemeinsam mit dem Kampf um politische partizi-pation seitens des zu wirtschaftlicher Prosperität gelangten Bürgertums und deraufsteigenden Arbeiterbewegung - Dynamik ins feudale Gefüge der Habsburgi-schen Gesellschaft.

vor dem szenario zunehmender vergesellschaftungs- und Kapitalisierungspro-zesse und dem sozial-ökonomischen Aufstieg des Bürgertums auf Basis naturwis-senschaftlich geprägter Produktionstechniken, erklärt sich die Ausstrahlungskraftvon Schlagwörtern wie ,,Wissen ist Macht" oder ,,Bildung macht frei.,, worin sichdeutlich das neuartige vertrauen in die emanzipatorische wirkung der damit asso-ziierten Kenntnisse findet: wissen und Bildung, abgekoppelt von den feudalenAutoritäten, sind nicht mehr länger das Monopol einer konservativen Elite, son-dern scheinen im Gegenteil imstande, derenAblöse zu befürdern. ,Erziehung, und'Bildung. werden derart zu Schlüsselbegriffen dieser Epoche.la

Im konsequenten Eintreten für die Belange einer allgemeinen volksbildung er-gab sich für das liberale Bürgertum - neben allen humanistisch-aufklärerischenMotiven - auch die chance für einen gesellschaftlich-politischen Landgewinn. InErmangelung direkter politischer Partizipationsmöglichkeiten schien eine allge-meine volksbildung den Proponenten folglich Garant für eine rückversicherndeEmanzipation aus klerikal-reaktionärer Bevormundung zu sein, die liüher oderspäter auch im Bereich politischer Einflußnahme zum Tlagen käme. Mit der For-derung nach einer Demokratisierung des Zugangs zu wissen und Bildung als zen-trale Antwort auf die soziale Frage ließ sich sowohl die Erosion der ständisch-feu-dalen Gesellscha{tsordnung befürdern, ais auch die eigene gesellschaftliche positi-on gegenüber den konservativ-reaktionären Herrschaftseliten festigen. Der Kampfums Buch war in dieser Hinsicht gleichbedeutend mit dem Kampf um das Bewußt-sein und die Urteilskraft der unterdrückten Massen, in deren Aufgeklärtheit manzumindest virtuell einen Koalitionspartner gegen die altenAutoritäten und für dieAnforderungen der neuen )modernen< Zeit sah.

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Nachdem sich die gebildeten Stände infolge unaufhaltsam wachsender ,,Lese-wut" bereits in der zweiten Häl{te des 18. Jahrhunderts zu ,,Lekturkabinetten",,,Leseclubs" oder ,,Lesegesellschaften"ls zusammengeschlossen hatten, entstandenunter dem Einfluß aufklärerischer Ideen zur Zeit des Vormärz auch erste betontbürgerlich-liberale Lesevereine, so z. B. der 1818 als Gegengründung zum adeligen,,Casino" in Graz ins Leben gerufene Leseverein ,,Joanneum" unter der Führungdes freisinnigen Aufl<lärers in der Lederhose, Erzherzog Johann.i6 In Wien widme-te sich seit 1840 der ,,Severinus-Verein" neben der Armenpflege und Wohltätig-keitsarbeit - gegen monatliches Entgelt von 20 Hellern - der Vermittlung von ,,pas-sender Lektüre" an ein weiter nicht definiertes Publikum. 1913 unterhielt der Ver-ein immerhin bereits vier Büchereien mit einem Gesamtbestand von 20.289 Bän-den.17 Der im Dezember 1948 vonAlexandervon Helfert und Wilhelmvon Schwarz-Senborn gegr:ündete ,,Österreichische Volksschriftenverein" stellte sich die Aufga-be, die ,,Volksbildung im Geiste wahrer Humanität, Gesittung, fortschreitenderAufklärung und guten Geschmacks vorzüglich unterjenen Volksschichten, welchestreng wissenschaftliche Kenntnisse sich nicht erwerben können, durch Verbrei-tung angemessener Druckschriften zu fijrdern..."18. Daneben existierte fäLr die Frauendes gebildeten Bürgertums seit 1862 ein ,,Damen-Leseverein", dessen Bibliothekvon einer hauptamtlichen Bibliothekarin geleitet wurde und hauptsächlich Werkereligiösen sowie allgemein-belehrenden Inhalts in deutscher, französischer, engli-scher, italienischer und spanischer Sprache enthielt,le

Aber wie die meisten auch nach 1848 in der Zeit der neoabsolutistischen Reaktiongegründeten bürgerlichen Lese-Casinos - beispielsweise der 1850 in Krems gegrün-dete Verein ,,Casino"20, ein erster entfernter Vorläufer einer Volksbibliothek, oder dieBibliothek des 1864 gegründeten,,Fortbildungsvereins für Buchdrucker" -, die land-wirtschaftlichen Casinos, katholischen Gesellenvereine sowie die konfessionellenWohlfahrtsvereine,2l blieben diese Unternehmungen in ihren Bildungsaktivitätenzunächst primär auf Stand und Herkunft limitiert. Die breite werktätige Masse derBevölkerung war vom Angebot dieser Vereine zur Gänze ausgeschlossen.

Erst mit den liberalen Vereinsgesetzen von 1867, sozusagen der legistische Aus-druck des zu Besltz und (politischer) Macht aufgestiegenen Bürgertums, vollzogsich der Übergang von der korporatiu-exhlusioen Standes- und Berufsgruppenbil-dung zur assoziatiu-offenen YoLks- und Arbeiterbildung. In rascher Folge entstan-den in den meisten größeren Städten der habsburgischen Länder Volksbildungs-vereine. In der überwiegenden Mehrzahl handelte es sich hierbei um Gründungenliberaler und sozialreformerisch-bürgerlicher Kreise, repräsentierb in Berufsgrup-pen wie Arzten, Juristen, Apothekern oder Angehörigen des Lehrerstandes. In alldiesen Volks- und Arbeiterbildungsvereinen der liberalen Ara wurde dem Aufbauvon Volksbiblioiheken zentrale Bedeutung beigemessen. Die Beherrschung derKulturtechnik,,Lesen" warja einerseits eine der wichtigsten Voraussetzungen füreine produktive Volksbildungsarbeit, wie auch umgekehrt die Existenz einer enga-gierten Volksbildungsbewegung, also die öffentliche Propagierung einer allgemei-nen Bildung für die breite Masse gegen den oftmals vehementen Widerstand kleri-kal-konservativer Kreise, eine notwendige Voraussetzung für die Errichtung vonVolksbüchereien darstellte.

Im 19. Jahrhundertbedeutete der Kampfum die Demokratisierung des Zugangszu Bildung und Wissen also in erster Linie den Kampf gegen die llliterarität. Lesenzu können entschied, noch bevor es zu einem sozialen Aufstiegskriterium wurde,zunächst vor,allem einmal darüber, ob und in welcher Form eine Person vom Ange-bot der Volksbildungsvereine überhaupt erreicht werden konnte.

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Zum einen warenja die Vortragsthemen eben so wie Zeit und Ort der Veranstal-tungen - abgesehen von der sicherlich nicht zu vernachlässigenden Mundpropa-ganda - den Ankündigungszetteln und -plakaten zu entnehmen.22 Daneben fun-gierten aber auch Kalender, Broschüren, Flugblätter und die Vereinsmitteilungender Volksbildungsvereine als direkte Volksbildungsmittel, denen verschiedenartig-ste Sach- und Wissensinformationen sowie praktische Tips zu entnehmen waren.Das Angebotsspektrum reichte von geographischen, technischen, poiitischen oderlokal-historischen Informationen bis hin zur Hühnerzucht für Fortgeschrittene.

Im bereits angesprochenen Kontext von ,,Wissen ist Macht" stellte die Fähig-keit, sich aus eigener Kraft weiterzubiiden, Iesen zu können, durchaus ein Politi-kum dar, da es diejahrhundertelange buchfeindliche Ttadition eines von obrigkeit-Iichen Stellen seit der Gegenreformation geradezu gehegten und gepflegten Ar-alphabetismus unterminierte und damit dessen Legitimation in Frage stellte. Aufden im Zusammenhang mit der Entstehung neuzeitlicher Buchkultur überaus wich-tigen Aspekt sozialer und politischer Herrschaftssicherung durch die strategischeKontrolle der Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten der BevöIkerung hat jüngstJohann Dvorak hingewiesen.23 Bis weit ins 19. Jahrhundert blieb die Unwissenheitund Illiterarität der breiten Masse die Grundlage für die öffentliche Ordnung unddie politische Ökonomie.

Vor dem Hintergrund einer auch weiterhin an politischer Unmündigkeit der Be-völkerung interessierten Obrigkeit bedeutete die Aneignung von Lesekompetenzsicherlich einen wesentlichen ersten Schritt aus der traditionell-autoritären Be-vormundung seitens der herrschenden Elite hin zu mehr intellektueller Autono-mie.

,$.us der Zeit Metternichs und des Konkordats stammte die Regierungsmaxime,daß das Voik von allen Bildungsmitteln auszuschiießen sei. Man hatte Angst vorder Gefahr geistiger Befreiung des Volkes, in der richtigenAnnahme, daß die politi-sche ihr auf den Fuß foigen werde (...) DieAnschauungen, die in Österreich herrsch-ten, waren in den Fünfzigerjahren nicht reaktionärer, als etwa in Preußen, wo KarlOtto v. Raumer, der Unterrichtsminister im Kabinett Manteuffel, in seinen berüch-tigten Regulativen (1854) selbst den Zöglingen der Seminare die Beschäftigung mitden deutschen Klassikern versagt und den Grundsatz aufgestellt hat: 'Die höherenStände sind im Besitz a1ler Bildungsmittel, die unteren sollen sie gar nicht haben,das Volk darf nicht weiter unterrichtet werden, als es zu seiner Arbeit paßt.. Manwollte nicht denkende Menschen, sondern Knechte, gefügige Werkzeuge, die manleicht regieren konnte."2a

Zeitungen lesen zu können, imstande zu sein, das Geschehen in Politik und Wirt-schaft zu verfolgen, Informationen über Vorgänge in aller Welt vergleichen zu kön-nen, hieß wohl gleichsam einen neuen Kontinent zu betreten, aufdem der Zutrittbislang versperrt blieb. Die mit der technisch-intellektuellen Beherrschung des

Lesens einhergehende Dekodierung der,Ordnung der Dinge,, bedeutete wohl auchein plötzliches transparent-Werden von Gesellschalt und Natur, deren Konstrukti-on und Funktionieren zu erklären sich eine Fülle an populär'wissenschaftlichemSchriftgut und volkstümlichen Broschüren vornahm.

Allerdings war man sich auf Seite des sozialreformerischen liberalen Bürger-tums, wie in abgewandeiter Form dann auch unter den Führern derArbeiterbewe-gung, klar darüber, daß Bildung und Lektüre, neben allen emanzipativen und auf-klärerischen Qualitäten, auch eine ,,paziftzieren.de" und,domestizierende"Wirkungentfalten, sozusagen die zivilisatorische Tiockenlegung wilder Unzufriedenheit unduvielieicht auch ungestümer Forderungen.

KIar zum Ausdruck brachte dies die ,Versöhnungstheorie der Klassen., die da-von ausging, daß durch die Vermittlung von Bildung und Wissen ein sozialer undzugleich friedvollerAusgleich zwischen den Klassen zu erreichen wäre: Bildung alsAni:wort auf die soziale Frage.

In diesem Sinne fungierten Bildung und Wissen Ende des 19. Jahrhunderts alsideologisch neutrale Wette sui generis, die - wie in den zeitgenössischen Schriftenimmer wieder betont wurde - sozusagen über den Klassen stehend von großem,,collectiven Nutzen" für die Entwicklung der gesamten Gesellschaft wären. Übereine Art Synergieeffekt sollte gute Lektüre sowie weiterführender Unterricht im-stande sein, einerseits die unterprivilegierte Masse der Bevölkerung aus der beste-henden Unmündigkeit und drohenden Verrohung zu führen; andererseits erhoffteman sich durch die Verbreitung von Bildung und Wissen rückwirkend eine l-ibera-lisierung und Demokratisierung der Gesellschaft sowie die Verbesserung der wirt-schaftlichen und letztlich auch militärischen Konkurrenzfähigkeit des Staates.

Kein Wunder also, daß derartige Vorstellungen, wie sie aufSeite des sozialrefor-merischen Bürgerbums arbikuliert und verwirklicht wurden, partiell mit den staats-politischen Interessen der ministerialen Organe des Habsburgerstaates korrespon-dierten. So ergab zum Beispiel eine Inspektion des Niederösterreichischen Voiks-bildungsvereines nach etwaige unpassende Schriften durch den Landesausschuß,daß, wie der Reichsratsabgeordnete und spätere Unterrichtsminister Ritter: vonHartel feststellte, ,,der Verein bei der Auswahl seiner Bücher mit der größten Ge-wissenhaftigkeit verfährt, daß eine Reihe trefflicher Schriften, welche das patrioti-sche Gefühl zu steigern imstande sind, in seinen BibliothekenAufnahme gefundenhaben"25. Freilich wußte man auf Seite der sozialreformerischen Avantgarde, dieihre volksbildnerischenAktivitäten gegenüber Klerus undAdel legetimieren muß-te, um die Wirksamkeit solcher auf den ,,collectiven Nutzen" abstellender Argu-mente, sodaß rnan diese oft gezielt zur Kalmierung behördlich-poiizeilicher BefüLrch-tungen zum Einsatz brachte.

Wie nun die organisatorische Tätigkeit der Volksbildungsvereine zeigt - in fastallen existierten eigene Büchereiausschüsse -, fungierte das Buch in der frühenVolksbildungsbewegung als Volksbildungsmittel Nummer Eins. Durch die Einrich-tung von frei zugänglichen und kostenfreien 'Freibibliotheken,, ausgehend vomHauptsitz der Vereine in den größeren Städten, wurden Bücherinseln inmitten ei-ner kulturellen Wüste geschaffen, die darüberhinaus Kristallisationspunkte fürdie Schaffung neuer dezentraler Volksbildungsfilialen bildeten. Auf diese Weiseentstand in den meisten heutigen Bundesländern ein Versorgungsnetz mit kleinenBüchereien und hochaktiven Volksbildungszweigstellen.

Um dies anhand einiger Beispiele zu illustrieren, sei zunächst aufden 1870 ge-grärrdeten und aus dem ,,Deutschen Demokratenverein in Graz" hervorgegange-nen ,,Steiermärkischen Volksbildungsverein" verwiesen, der sich besonders heftiggegen die klerikale Patronage im Schulwesen stemmte und mittels der Sammlungdes sogenannten Schulpfennigs für die Anschaffung adäquater Lehrmittel für dieregionalen Schulen eintrat. Lange Zeit beschränkte sich der Verein auf die Unter-stützung von Schulbibliotheken bis der Vorstand 1889 beschloß, eigene Volksbü-chereien zu errichten. In der Folge wurden in Graz und Umland kontinuierlichkleinere Volksbücherein ins Leben gerufen, sodaß der Verein im Jahr 1902 bereits62 Büchereien mit einem Buchbestand von insgesamt 15.159 Bänden führte. InGraz entstand aufgrund der testamentarisch vermachten Privatbibliothek einesVereinsmitglieds die ,,Saria-Bibliothek", welche 1897 mit einem Arfangsbestandvon 2.200 Bänden eröffnet wurde.26 Im Vereinsorgan Der Dorfbote veröffentlichte

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der Büchereireferent des Vereins Unterweisungen für die Bibliothekare, sowie er-ste, wenn auch sehr dürftige, Statistiken.

Auch der 7872 ln Linz gegründete ,,Oberösterreichische Volksbildungsverein"errichtete sukzessive Volksbüchereien und publizierte im 1885 geschaffenen Ver-einsorgan Der Volhsbote bereits eine allgemeine Büchereiordnung, die die Unent-geltlichkeit der Benützung, das Anlegen eines Katalogs, die Führung einer Büche-reistatistik, fixe Ausleihzeiten und den Aufbau eines Ausleihkatalogs fur Revisi-onsarbeiten vorschrieb. 1894 existierten immerhin bereits 61 Büchereien mit ei-nem Gesamtbestand von 18.594 Bänden und 42.505 Entlehnungen.2T

Ende 1895 errichtete der Verein eine erste größere Bücherei in Linz - die Hoi,zinger Volksbücherei -, die drei Jahre später bereits 6.127 Bände umfaßte und bei1.901 Lesern aü 46.414 Entlehnungen verweisen konnte.z8 Flier war man aller-ding bereits vom Prinzip der Unentgeltlichkeit abgegangen, indem nun ein jährli-cher oder monatlicher Mitgliedsbeitrag zu zahlen war. Dafür konnte sich die Bü-cherei bereits einen gedruckten Katalog sowie zwei hauptamtliche Bibliothekarin-nen leisten.

Der aufAnregung des Bezirksstadtschulrates 1868 in Krems gegründete libera-ie,,Constitutionelle Fortschrittsverein", der sich zumZiel gesetzt hatte, den,,Be-stand und Besitz der konstitutionellen Staatgrundgesetze und Freiheiten im Volks-bewußtsein zu festigen"2e, schufin allen acht Gerichtsbezirken des Landes Nieder-österreich mit einem Gesamtaufuand von 1.000 Gulden frei zugängliche Bibliothe-ken.30 Wobei 'Bibliothek. in der Regel einen Anfangsbestand von durchschnittlich100 Bänden meinte.

Der Buchbestand wurde sorg{?iltig nach der ,,naiven Anschauung" und dem -wie es hieß - ,,beschränkten Fassungvermöge1((:t der Benutzer zusammengestellt,mit der Gewichtung auf populär-belehrender Literatur. Neben Klassikern wie Schil-ler und Goethe, fanden sich darunter Märchen-, Sagen- und Volksbücher wie dievon Bechstein oder der Gebrüder Grimm, illustrierte Chroniken, Geschichtsdar-stellungen, aber auch Erzäihler wie James F. Cooper und Daniel Defoe oder volks-tümliche Lyriker wie Ludwig llhland.s2 Daneben bemühte sich der ,,Fortschritts-verein" erfolgreich um Subventionen seitens des Niederösterreichischen Landtags(300 Gulden) und initiierte in Person des Vereinsvorstands, des Gymnasialprofes-sors Dr. Richard von Muth, die Gründung einer Stadtbibliothek in Krems, die 1876eröffnet wurde33 und zusammen mit den Stadt- bzw. Gemeindebibliotheken in Retz(1875), St. Pölten (1882) und Wels (1889) zu den ältesten kommunalen Bibliothe-ken Österreichs zählt.3a

Daß die Errichtung von Volksbüchereien kein unpolitisches Unterfangen dar-stellte, sondern im Gegenteil unter dem Blickwinkel eines Kulturkampfes geführtwurde, davon geben beispielsweise programmatische Außerungen Richard vonMuth,s Auskunft, der meinte, daß man ,,Ort um Ort, Bezirk um Bezirk den Geg-nern abringen (muß). Ein wuchtiges und ehrenvolles Agitationsmittel nun bietetdie Errichtung von Volksbibliotheken (...) Der Volksbibliothek gegenüber hat sichbisher die klerikale Agitation völlig machtlos erwiesen; die Macht der Neugierde,der Reiz der Neuheit sind zu groß, und hat der richtige Mann an einem Ort dieSache in der Hand, den die Bevölkerung kennt, dem sie Vertrauen schenkt, so kommtein Nachbar um den anderen und verlangt Bücher."35

Auch in Wien war bereits 1877 im 7. Gemeindebezirk der ,,Erste Wiener Volksbi-bliotheksverein" gegründet worden, der im selben Jahr noch eine Fiiiale eröffneteund insgesamt 9.200 Bände zur kostenlosen Benützung anbot.36

Zwei Jahre später (1879) entstand als Gründung des ,,Gemeinnützigen Vereins

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Alsergrund" unter Führung des engagierten Volksbildners Freiherr von Schwarz-Senborn3T (der geradezu volksbildnerisches ,multi-tasking. betrieb, indem er in fastalle Vereine entweder persönlich involviert war oder Buchspenden leistete) eineFreibibliothek und erste Frei-Lesehalie, die auch über Zeitungen und Zeitschriftenverfügte, sowie ein eigenes Vereinsorgan zur freien Benützung auflegte.

1885 erfoigte die Gründung des ,Allgemeinen Niederöster-reichischen Volksbil-dungsvereines" der der Büchereiarbeit unter den genannten Volksbildungsverei-nen die größte Bedeutung zukommen ließ und diese explizit nach dem Modell derenglischen 'Public Free-Library, ausrichtete. 1888 hatte der Verein immerhin be-

reits 48 Volksbüchereien eingerichtet. Nachdem der Verein einzelne bereits existie-rende Volksbüchereien wie z. B. die des ,,Fortschrittsvereins Stockerau" übernom-men hatte, existierten 1900 insgesamt 129 solcher Freibüchereien mit einem Ge-

samtbestand von 58.816 Bänden.38 Für die Einrichtung und Führung der einzel-

nen Büchereien fixierte die Vereinsführung Präliminarien, die in einer ,,Bücherei-ordnung" festgehalten wurden. Die oberste Leitung der Büchereien obiag einemBüchereileiter, der Sitz und Stimme in der Hauptleitung hatte. Für die Führungder einzelnen Freibüchereien hielt der Paragraph 10 der Büchereiordnung fest,

daß ein Vorstand bestehend aus drei bis fünf Mitgliedern zu nominieren sei, derzunächst aus ,,Mitgliedern der Gemeindevertretung und des Ortsschulrates, inso-fern sie Mitglieder des Vereines sind, gewählt werden (womöglich sollen Ortsvor-steher und Lehrer im Vorstande vertreten sein)"3s soll. Die Erhaltung und Führungder Büchereien, deren Benützung jedermann freistand, ,,ausgenommen der schul-pflichtigen Jugend"ao, wurde ehrenamtlichen Büchereiwarten übertragen.

Der $12 der Büchereiordnung definierte, daß ,,selbstverständlich nur solche Bü-cher und schriften aufzunehmen (sind), welche wahren Bildungswert besitzen, sitt-lich veredelnd, geistig aufklärend und nach keiner Richtung hin berechtigtenAn-stoß enegen"al. Als vordringlichste Aufgabe der Büchereiarbeit wurde, wie in allenanderen Volks- und Arbeiterbüchereien, der Kampf gegen Schund- und Kolporba-geliteratur angesehen. Daß man es dabei wirklich ernst meinte, davon zeugt das

Motto des Niederösterreichischen Volksbildungsvereins, das da lautete: ,,Möge je-der Bibliotheksvorstand an dem Grundsatze festhalten: iieber keine Bücher als

unpassende"a2.Aber den richtigen Durchbruch einer organisierten urbanen Büchereiarbeit

schaffte erst der 1887 zunächst als Zweigstelle des Niederösterreichischen Vtiiks-bildungsvereines gegründete ,,Wiener Volksbildungsverein", der sich 1893 als ei-genständiger Verein verselbständigte.a3 Wie anläßlich der Gründung in zahlreichenTagesblättern Wiens verlautbart wurde, definierte der Verein seine Aufgabe fol-gendermaßen: ,,Den breiten Schichten des Volkes die unentgeltliche Selbstbildungzu ermöglichen. Dies so|l erreicht werden durch die Herausgabe volkstümlicherSchriften und durch die Veranstaltung unentgeltlicher Vorträge in den Bezirkenund Vororten Wiens, besonders aber durch Errichtung zahlreicher Freibibliothe-ken und Freilesehallen, die jedermann offen stehen und die an jede vertrauens-würdige Person ohne Entgelt gute Bücher zur häuslichen Lektüre verleihen."aa

Bereits 1887 wurde in Wien Simmering (Simmeringer Haupstraße 62) eine er-

ste Freilesehalle mit rund 1.300 Bänden eingerichtet. In rascher Folge kam es zuweiteren Gründungen, sodaß 1914 bereits ein Netz vorr 27 Büchereien existiertemit einer Entlehnziffer von knapp 2 Millionen Bänden:45

Der kostenaufwendige Ausbau des Vortragswesens, der sogenannten,yolkstüm-lichen sonntagsvorträge", der 1895 schlußendlich zur Institutionalisierung derUniversity Extension an der Wiener Universität führte, löste bald erste Diskussio-

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nen über die Frage der unentgeltlichen Benützung der Volksbüchereien aus. Au-ßerdem brachte die Akademisierung der Volksbildungsarbeit, also die zunehmendeVerwissenschaftlichung des Angebots, auch eine stärkere Ausrichtung des Bücher-angebots in Richtung wissenschaftlicher Werke. So meinte auch Ludo Moritz Hart-mann, daß sich die Bibliotheken in den Volkshochschulen - 1901 war ja in Wien dieerste richtige 'Volks-Hochschule., das Volksheim Ottakring, gegründet worden -von den Volksbibliotheken im wesentlichen dadurch unterscheiden, daß,,sie reinwissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Inhaltes sind. Eine Ergänzungkann eine Lesehalle und eine Volksbibiiothek bilden."a6 Auch anläßlich der Grün-dung derArneth-BibliothekaT, der insgesamt 14. Volksbibliothek des Vereins, wel-che im September 1900 in der Goldschlaggasse im 15. Bezirk mit einem Bestandvon 7.000 Bänden eröffnet wurde, hielt man eigens fest, daß demAusbau der popu-lär-wissenschaftlichen Abteilung künftig besondere Aufmerksamkeit gewidmetwerde.as Neben diesem bis in die Zwischenkriegszeit immer stärker werdenden Tlendzur popuiäirwissenschaftlichen Bibliothek wurde seitens des Wiener Volksbildungs-vereines aber auch sehr früh versucht, Büchereiarbeit und Sozialarbeit zu verknüp-fen. So enstanden neben mehreren Garnisonsbibliotheken, wo dem laut EduardLeisching hohen Sekundär-Analphabetismus der Rekrutenae entgegengearbeitetwerden sollte, beispielsweise auch,,Gefangenenhausbibliotheken", Hausbibliothe-ken in Männerasylen oder Bibliotheken in Krankenhäusern.

Zwischen 1887 und 1912 errichtete Bibliotheken des Wiener Volksbildungsvereinesso

1.8.1887 Eröffirung der Volksbibliothek Nr. 1 in Simmering1.3.1888 Eröffnuag der Voiksbibliothek Nr. 2 in Währing15.4.1888 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 3 in Favoriten

(ab 1907 ,,Peez-Bibliothek"s) '''19.5.1889 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 4 in Floridsdorf15.4. 1890 Eröffmrng der Garnisonsbibliothek Nr. L (Artilleriearsenal)22.6.L890 Eröftoung der Volksbibliothek Nr. 5 in Meiclling26.6.1890 Eröffnung der VolksbibliothekNr. 6 in Döbling1.1.1892 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 7 in Kaiser-Ebersdorf1.2.1893 Eröffnung der Gefangenenhausbibliothek Nr. 1 irl $i

(Bezüks gericht Simmering)25.4.L893 Eröffirung der Krankenhausbibliothek Nr. 1 (Klinik Schrötter)31.7.1893 Erdffimrng der Volksbibliothek Nr. 8 in Leopoldstadt

30.10.1893 Eröffoung der Krankenhausbibliothek Nr. 2 (KlinikAlbert)Okt. 1893 Eröffirung von Lehrlingsbibliotheken im II., fV., VII., urrd

XVI. Wiener Bezirk1.6.1894 Eröffirung der Volksbibliothek Nr. 9 in Hernals5.8.1894 Eröffnung der Klnnkenhausbibliothek Nr. 3 (Klinik Nothnagel)

1..10.1894 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 10 aufder Landstraße1.72.1894 Eröffirung der Volksbibliothek Nr. 11 in Nußdorf1.4.1895 Eröffnung der Garnisonsbibliothek Nr. 2 (Technische Militärakademie)

29.5.1895 Eröffnung der Garnisonsbibliothek Nr. 3 (Marinesektion)

1.6.1895 Eröffnung der Garnisonsbibliothek Nr. 4 (81. Infanterieregiment,später 4. Infanterieregiment)

1.8.1895 Eröffirung der Garnisonsbibliothek Nr. 5(Divisions-Artillerieregiment Nr. 6)

78

1.9.1897 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 13(,,Leopold Auspitz-Bib1iothek"52) in Margareten

1.12.1897 Eröffiruug der Gefangenenhausbibliothek Nr. 2 (Wiener Landesgericht)1.1.1900 Eröffnrmg einer Bibliothek füLr die Häuser der ,,Kaiser Franz Josef I.

Jubiläumsstiftung für Volkswohnungen undWohlfahrtseinrichtungen" im 13. Bezirk

1.9.1900 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 14 ("Arneth-Bibliothek') in Fün{haus1-1.1902 Errichtung einer Hausbibliothek für den Häuserblock des Bau- und

Sparvereines der Bediensteten der Staatsbeamten (Hütteldorfl1. 10.1904 Errichtung einer Bücherausgabestelle

(außerhalb der Volksbibliothek) in Floridsdorf5.11.1905 Eröffnung der Volkslesehalle im Volksheim Ottakring1.10.190? Errichtung einer Hausbibliothek im Männerheim

Meldemannstraße (Brigittenau)1. 12. 1909 Eröffnung einer Bücherausgabestelle in Groß-Jedlersdorf1.3.1910 Errichtung einer Hausbibliothek im Männerheim in Hernals

1.6.3.1912 Eröffmrng einer Kinderlesehalle im Volksbildr:agshaus Stöbergasse

Die Ausgaben für die Büchereien, die vorwiegend durch Spenden und Subventio-nen finanziertwurden, stiegen laufend an, sodaß 1894 eine monatliche Leihgebühreingeführt wurde und erste, zum Teil kontroversielle, Diskussionen über die Ein-führung eines sogenannten ,Leihhellers, nach dem Vorbild anglo-amerikanischerBibliotheken ausbrachen.

1893 wurde auf Initiative des Bibiiotheksreferenten des Wiener \ölksbildungs-vereines, Eduard Reyer, eine erste größere Bibliothek im 2. Wiener Gemeindebe-zirk mit einem Bestand von 10.000 Bänden gegründet, die von den Benutzern vonvornherein eine monatliche Gebühr von 5 Kreuzern forderte.53 Infolge der gutenErfahrungen mit dieser Einschreibgebühr wurde das Prinzip der Unentgeltlich-keit aufgegeben, was das Ende der Freibibliotheken bedeutete. Als Eduard ReyeqBibliotheksexperte und Kenner des englischen und amerikanischen Bibliotheks-wesensba, den,,Leihheller" aufjedes entlehnte Buch auch in Wien einführen wollte,nachdem er damit bereits in der von ihm gegründeten Grazer Volksbibliothek ( 1895)Erfolg gehabt hatte, kam es zu Differenzen im Vorstand des Volksbildungsverei-nes. Das von Reyer vertretene Prinzip einer extensiven Büchereiarbeit und diezusätzlich erhobene Forderung nach einem Fallenlassen jeglicher Vorselektion, alsodie Forderung nach einem völlig neutralen Prinzip der Bucheinstellung, das nurtatsächliche Schundschriften ausgeschlossen sehen wollte, aber nicht ideologischeSchriften, führte 1896 zu seinemAusscheiden aus dem Wiener Volksbildungsver-ein55 und damit zu einer der bedeutendsten Bücherei-Neugründungen auf WienerBoden: zur Gründung des ,,Vereins Zentralbibliothek" im Jahr 1897.56

Das Vorwärtsweisende dieser Einrichtung, die trotz aller Differenzen weiterhinmit dem Volksbildungsverein kooperierte, lag darin, daß sie ein in dieser Formvöllig neues, kooperatives Modell der Büchereiarbeit verwirklichte. Neben der ei-genen Zentrale, der Bezirksfilialen folgten, wurden die Bestände der großen Biblio-theken der Wiener Handel- und Gewerbekammer sowie des Juridisch-PolitischenLesevereins mit deren Signaturen in die eigenen Kataloge aufgenommen. Auf die-se Weise vergrößerte sich der Bestand der Zentralbibliothek um einen virtuellenBibliotheksbestand, der nach dem Vorbild des amerikanischen Delivery-Systemsauch dem Benutzer in entlegenen Filialen den Zugriff auf die teuren Bände imBereich von Volkswirtschaft, Geographie, Sozialpolitik oder Handelswissenschaft

79

lauben ein 600 m2 Loka] beziehen konnte, wurde ein überaus effizientes systemder Buchausleihe verwirklicht, wo mittels Dreirad Bücher in die Filialen transpor-tiert wurden.57 Wie die Bücher rotierten auch die angestellten Bibliothekare des

Vereins zwischen den Filialen, um so sicherzustellen, daß sie gegebenenfalls über-

all einspringen zu konnten.Ebenso wie im wiener volksbildungsverein wurden in Form eines Buchkartensy-

stems Bücher mit einer Entlehnfrist von 14 Tagen ausgegeben, bei wissenschaftli-

chen werken mit einer Frist von 30 Tagen, mit der Möglichkeit einer verlängerung.

Ein weiteres feature der Zentralbibliothek bestand darin, daß sie über spezial-

abteilungen verfügte. So bestand seit 1898 eine eigene wissenscha{tliche Abtei-

lung, die es sich im verbund mit den genarlnten Bibliotheken zurAufgabe machte,

die ieser mit jedem gewünschten wissenschaftlichen Buch zu versorgen. Wie starkdiesesAngebotvon den Benutzern angenommenwurde, zeigt der umstand, daß imJahr 1900 allein in der Zentrale 230.000 wissenschaftliche Bände entliehen wur-d.en, was insg esamt 54Ü/a aller Entlehnungen ausmachte.ss Neben der wissenschaft-

lichen existierte noch eine eigene belletristische Abteilung, eine Musikbibliotheksowie eine Jugendschriftensammlung. Bleibt zu erwähnen, daß der verein 1902

unter dem Protektorat des Fürsten Liechtenstein eine eigene Zentralbibliothek fürBlinde gründete, ein fürjene Zeit überaus progressiver Schritt'

1910 verteilte sich über Wien ein Netz von 23 Filialen des Vereins Zentralbiblio-thek, der jährlich auf eine Entlehnziffer von über 3,3 Millionen Bänden kam. Alleinin der Zentrale wurden täglich um die 6.000 Bände ausgegeben. wie allerdings die

statistik zeigt, entfieien die meisten Entlehnungen auf studenten und Beamte,

nur etwas iber 77o der Benutzer stellten Arbeiter und Arbeiterinnen dar, was je-

doch bei der unglaublich hohen Benutzerfrequenz noch immer eine beachtiiche Zahl

ausmacht.se wie Josef Luitpold stern vorrechnet, kamen Zentralbibliothek und

volksbildungsverein im Jahr 1909 zusammengenommen auf über 5,1 Millionen

Entlehnungen.G0 Diese Zahl - obwohl man mit zahlen sicher vorsichtig sein muß -wurde selbst von den Wiener Arbeiterbüchereien ntr Zeit ihres Höhepunkts in der

Ersten Republik bei weitem nicht erreicht.Gemäß dem Motto ,,Library work is not philantropy"Gl war die Ausleihe natür-

lich nicht gratis. Die monatlich zu entrichtende Leihgebühr wurde nach den einzel-

nen Filialän und deren Beständen gestaffelt und pro Band eine Gebühr von zwei

Heilern eingehoben. Mit den erzielten Einnahmen, die im 1. Bezirk am höchsten

ausfielen, wurden Defizite in den Büchereien der Randbezirke ausgeglichen. wieJosef Luitpold Stern enthusiastisch anmerkte, war es die Bevölkerung, die aus

eigener Kraft ihre Büchereien erhielt.Auch das 1905 in ein eigenes Gebäude übersiedelnde volksheim ottakring, die

erste ,Abendvolks-Hochschule. Europas, widmete sich der Büchereiarbeit. In dem

weiträumigen Gebäude des volksheims bot sich Platz genug, um den wiener volks-

bildungsverein mit einer eigenen Lesehalle einmieten zu lassen, in der den Leserin-

.r"r,.,r.rd L"""rn gegen vier Heller Eintrittsgebühr 280 Zeitschriften, 50 Tagesblätter

sowie eine reichhaltige Handbibliothek zur Benützung offen standen.62 Neben dieser

gut frequentierten Lesehalle des Volksbildungsvereines existierte im Souterrain die

äofgrund von zahlreichen Spenden zusammengetragene Bibliothek des Vereins, wel-

che vorwiegend populärwissenschaftliche werke umfaßte und für dte !927 ein eige-

ner Gesamtkatalog erstelit wurde.63 Das Spezifikum des Volksheims ottakring lag

aber imAulbaubeeindr-uckender wissenschaftlicher Spezialbibliotheken im Rahmen

der sogenannten Fachgruppenarbeit de1. Volkshochschulen. Diese Fachgruppen stell-

BO

Fachbereichen (physik, Mathematik, philosophie, Biologie, Geschichte, Geographie,Photographie etc.) ilar, wo Experten und Laien in seminarartiger F orm auf egalitä-rer und demolratischer Basis w-issenschaftlich zusammenarbeiteten. Einige Biblio-theken dieser insgesamt 2? Fachgruppen des Volksheims Ottakring, wie beispielwei-se diejenige der Literaturfachgruppe, erreichte im Arbeitsjahr 1930/3 1 den beachtli-chen Bestand von 8.555 Bänden Fachliteratur.Ga

Mit diesen wissenschaftlichen spezialbibliotheken der verschiedenen Fachgrrrp-pen an den Volkshochschulen - auch im Wiener Volksbildungsverein existierten rund14 Fachgruppen - manifestierte sich im Bereich der Bücherei- und Bibliotheksarbeitder volksbildungsvereine der seit der Jahrhunderbwende einsetzende Tlend zur ver-wissenschaftlichung des Bildungsangebotes am deutlichsten. Neben diesem Ttendzur wissenscha{tlichen Ausrichtung der Büchereien und Bibliotheken führte aberein anderer umstand schlußendlich zurAuslagerung der volksbüchereiarbeit: Derim vergleich zur sonstigen volksbildungsarbeit enorme Kostenaufwand der Büche-reiarbeit.s fi.ihrte spätestens in dert zwarzigeq'ahren zu deren verselbständigung,indem diese nun nicht mehr als Agende der votksbildungsvereine, sondern, wennüberhaupt, über ausgelagerbe bzrv. assoziierte Büchereikomitees administriert wur-de. Bleibt an dieser stelle zu erwähnen, daß die volksbildungsvereine, und hier auchdie 1897 gegründete urania, neben den Bibliotheken seit der Jahrhundertwendeeigene kieine Buchhandlungen betrieben, in denen die veranstaltungsteilnehmervonden Vereinen verlegte spezifische Volksbildungsliteratur (Verlag des Wiener Volks-bildungsvereins, schriftenreihe der wiener urania) oder als pädagogisch oder fach-lich werbvoli erachtete Literatur kostengünstig erwerben konnten.

versucht man die volksbüchereiarbeit, wie sie sich um die Jahrhunderhrendeherauskristallisierte, zu bewerten, so stellt sich wohl als bedeutendste Leistungheraus, daß diese engagiert betriebenen Aktivitäten in ganz entscheidender weisehalfen, das volkstümliche Lesen zu popular:isieren. Oft genug waren, vor allem inder ländlichen Bevölkerung, gr:oßer widerstand und skepsis gegenüber einer quasivon oben nach unten gereichten Kultur des Buches zu überwinden. widerstände,die dem Mißtrauen gegenüber kulturell-politischer Bevormundung sowie der nach-haltigen wirkung eines jahrhundertelangen, obrigkeitsstaatlich induzierten An-alphabetismus entsprangen. Tlotz des Reichsvolksschulgesetzes von 186g und derdamit beschlossenen achtjährigen unterrichtspflicht blieb die bildungspolitischeWirkung aufgrund erheblicher schulischer Mängel (weiterbestehender Kinderar-beit, Ressentiments seitens der Eltern usw) äußerst dür{tig. DieAnalphabetismus-rate lag dementsprechend hoch: 1910 rangierte der Anteil der Halb- oder Totalan-alphabeten in der Bevölkerung noch bei knapp 20vo.66 Das Lesebedürfnis der po-tentiellen Konsumenten mußte also zumeist erst 'er-lernt. werden, bevor es weiterstimuliert werden konnte. Der aufstrebenden Arbeiter- und volksbildungsbewe-gung kommt das große Verdienst zu, derartige Widerstände nachhaltig abgebautzu haben und die breite Bevölkerung erstmals in der Geschichte mit einem - vorallem in den größeren Städten - hervorragend organisierten und dezentralisiertenNetz an Öffentlichen Bibliotheken versorgt zu haben.

Noch etwas soll an dieser Stelle hervorgehoben werden: Die proponenten dervolksbüchereibewegung etablierten überArtikel und Buchrezensionen in diversenZeitschrilten und ,Mitteilungen, erstmals einen regelrechten Bücherei- und Biblio-theks-Diskurs, der sich noch dazu international verstand, indem wechselseitigeKontakte über den Stand des Bibliothekswesens gepflogen und Erfahrungen aus-getauscht wurden. Reyer unterhieit bekanntlich fachliche Beziehungen bis nach

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Renomrnee seiner in wien geleisteten Arbeit Vorbrldwirkung bis in den skandrna-

vischen Raum entfaltete.6ssieht man sich die einschlägigen volksbildungs-Periodikajener Zeit durch, fällt

einem der hoheAnteil an sachpublikationen zu Fragen des Bücherei- und Biblio-

thekswesens auf. Aus diesem Blbliottreks-Diskurs entsprangen auch erste Überle-

gorrg"n hinsichtlich einer legistischen verankerung volksbibiiothekarischer Erfor-

ä"rÄrr", deren konzise Quiitat selbst unter heutigen Maßstäben innovativ und

progressiv anmutet.Z1r Illustration ein konkretes Beispiel: Am IV. ordentlichen Delegiertentag cles

Zentralverbandes der deutsch-österreichischen volksbiltlungsvereinece, der am

2. November 1901 in Wien stattfand, wurde ein Vorschlag bezüglich der Schaffung

eines ,Reichsvolksbibliotheksgesetzes, diskutiert, der vom Österreichischen Verein

für Bibliotheksweseilo in einem Memorandum an das unterrichtsministerium ge-

richtet worden war.?l Darin wurde, mit Hinweis auf die bildungs- und sozialpoliti-

sche Bedulltong des volksbüchereiwesens, die Einrichtung von zwei oder mehreren

zentralenVolksbibliothekenfürjedesKronlandgefordert,dieimVerbundmitzu,"rr.rrurra"" Bezirksbibliotheken die Gemeindebibliotheken im Austauschweg mit

sü"t'".,'versorgensollten.DanebenproponiertedasMemorandumdieSchaffungvon Schul- undlehrerbezirksbibliotheken in allen cisleithanischen Ländern' Die

Führung der Bibliotheken sollte wissenschafblich ausgebildeten Bibliotheksbeam-

;;il;;rg"n werden. Für clie Organisation und Durchführung dieses Vorhabens

sollte der Rägiurrrrrg in Form eines ,,Bibliotheksbeirates" ein qualifiziertes Gremi-

um beigesteit werdln, nicht zuletzt um, wie Emil von Fü,rth, obmannstellvertre-

ter des'wiener volksbildungsvereines dies formulierte, dadurch die Einflußnahme

aufdie Bücherauswahl seiiens des Staates zu,,paralysieren".?2 Zudem sollten die

vorhandenen k.k. studienbibliotheken zu Landesbibliotheken mit erweitertem Ent-

lehnrecht ausgebaut und entsprechend ilotiert werden.?3 Ein d'etaillierter Finan-

,i"..rrrg"p1urr, äer mehrere Ausbaustufen vorsah, wurde dem Plan beigelegt'

Esistmtißighinzuzufiigen,daßdieserunerhörtprogressivePlan,der,wenn

"rr"f, oi"t t guoz ungeteilt, Z-ustimmung des Zentralverbandes gefunden haüte, nicht

realisiert werden konnte. Das Beispiel gibt aber dennoch einen guten Eindruck von

a"r.Jri"rr"" eualität, in d.er die damalige Diskussion geflihrt wurde' -

um die Jahrhundertwende entstanden quasi als Gegenreaktion aufdie aufklä-

rerische Tatigkeit der liberal-neutralen bürgerlichen volksbildungsvereine und der

sozialdemokratischen Arbeiterbildungsvereine sowohl auf dem Land als auch in

der Stadt verstärkt konfessionelle Biidungsvereine mit dem Zweck der ,,Verbrei-

iorrg.,nor Bildung und Gesittung im Sinne der Christlichen Welt".7a Um nur einige

ilfpfuf" ,., o"rri"o, sei hier kurz auf die 1899 von christlich-sozialer Seite gegrih-

ä"t"',Vott"t""ehallel' verwiesen, auf den 1909 gegründeten,,Katholischen Biblio-

theks- unrl Leseverein" mit der Zentrale im Heiligenkreuzerhof s-owie auf den 1"928

nach deutschem Vorbild ins Leben gerufenen ,,Österreichischen Borromäusverein"

*it Sll, in Salzburg.Ts Aber obwohidiese unter konfessioneller Kuratel stehenden

Büchereien zum Teil aufbeachtliche Bestände und Entlehnziffern kamen, blieb die

wirksamkeit dieser unternehmungen - abgesehen von den Pfarrbüchereien auf

dem Lande _, zumal sie sich in deiRegel auf die bloße Ausgabe von Büchern be-

schränkten, im vergleich zu den ,,neutralen" volksbüchereien vergleichsweise ge-

lng.Allein dieArbeiterbüchereien, für derenAulbauJosefluitpold Stern seit 1912

veäntwortlich zeichnete,?6 nahmen einen enormen Aufschwung, bis sie Ende der

20er Jahre entlehnziffernmäßig in die Nähe der votksbibliotheken kamen' 1930

82

grercn zu z Mrlhonen aller Wiener Arbeiterbüchereien.??Vor dem Hintergrund dieser Zahlen ist es also sicherlich nicht korrekt, geeerell

von einem allgemeinen Bedeutungsrückgang der Volksbibliotheken in der Zwischen-kriegszeit zu sprechen.Ts Richtig ist allerdings, daß sich die neutrale urbane Volksbil-dungsarbeit nach der Jahrhunderbwende stärker in Richtung Popularisierung vonWissenschaft und Kunst entwickelte und dabei vermehrtes Augenmerk auf kleine,leistungsflihige Fachbibliotheken legte, als aufexbensive Volksbüchereien. SpätestensMitte der 20er Jahre, der Zeit der Hochbiüte der Wiener Volksbildung, hatten sichdie Volksbüchereien, obwohl nach wie vor organisatorisch in die Volksbildungsverei-ne integriert, zu eigenständigen Faktoren der Bildungsarbeit entwickelt.

Nach der allgemeinen Alphabetisierung der Bevölkerung konnte eine wissen-schaftlich orientierte Volksbildung, die wie im Fall der Volkshochschulen mit Hör-sälen und Labors ausgestattet war,?s bei anderen Voraussetzungen beginnen alsprimär bei der Büchereiarbeit. Mit der Expansion eines ausdifferenzierten undabgestuftenAngebots an Bildungsveranstaltungen - das, wie Emil Reich dies ein-mal ausdrückte, von Rechtschreibkursen bis zur Kant-Kritik reichtes0 und zu-nehmend auch Filmveranstaltungen integrierte - geriet der VermittlungsdienstLeser - Buch allmählich an die Peripherie der Volksbildungsarbeit.

Argesichts der hohen Funktionärsverflechtung zwischen clen Volksbildungsver-einen und sozialdemokratischen Bildungsorganisationen und des hohenAnteils derArbeiterschaft an den Tbilnehmern der Volksbildungsveranstaltungen scheint auchdas bislang in Verwendung stehende Interpretationsmodell einer direkten Kon-kurrenz oder Gegrrerschaft zwischen neutraler Volksbildung und sozialdemokrati-scherArbeiterbildung wenig operabel zu sein. Daß sich in so mancher sozial-revo-lutionären Phrase das ,,bürgerliche" und ,,pseudo-neutrale" Volksbildungswesenverunglimpft sah, ändert daran nur wenig.

Grosso modo wurde die neuürale Volksbildung seitens der Sozialdemokratie, wiedies zum Beispiel die Auswertung der Zeitungsberichterstattung zeigt, als Koope-rationspartner angesehen und deren Bildungsakbivitäten nach Kräften unterstützt.8l

Das vorläufige und gründliche Ende ftir die existierenden Volks- undArbeiter-büchereien kam jedenfalls mit demAustrofaschismus r:ad dem nachfolgenden Na-tionalsozialismus. Die Volks- undArbeiterbüchereien wurden aufgelöst, zahlreicheBibliothekare entlassen, die Bestände ,,gesäubert" und sogenannte 'Schwarze Li-sten, mit indiziertenAutoren erstellt. Wie dies bereits Karl Lugmayer, der Verwal-ter der ,Vaterländischen Front" für beschlagrrahmte Einrichtungen in Wien undPräsident des ,,Wiener Volksbildungswerks"s2 zumAusdruck brachte, galt nunmehrdas ,,Standrecht der Bücherauswahl"83. Das NS-Regime beseitigte dann mit derKommunalisierung und Normierung der Büchereiarbeit auf rassistischer Grund-lage die letzten Reste früherer Büchereiarbeit.

Nach 1945 war das Büchereiwesen in Österreich vöUig zerstört. Von rund 800Büchereien in Österreich existierten 1945 nur mehr 400 mit stark dezimiertenBestäinden und einem hohen Anteil an nationalsozialistischem Schriftgut.sa

Organisatorisch vollzog sich der Wiederaufbau der Erwachsenenbildung und derÖffentlichen Büchereien auf unterschiedlicher Grundlage. Die Kommunalisierungder Büchereien wurde beibehalten, während die Mehrzahl der Volksbildungsein-richtungen, wie beispielsweise die Volkshochschulen, aufvereinsmäßiger Grundla-ge wiederaufgebaut wurden.

Obwohl in den unmittelbaren Jahren nach 1945 in Form der ,,Gesellschaft derBildungsfreunde" ein überaus ambitioniertes Projekt ein umfassendes Kooperati-

83

;;;;ä;;;;.1*";#;;,-ä;;ä#-;;äzu;i;;;';äi;""^*';ää;""#;ö;äisation hätte integrieren so1ien,85 blieb dieses vorhaben ebenso unrealisiert wie der

p.oj"t ti"*ua"n äu eines an die Volkshochschulen angeschlossenen Büchereinetzes''- ir"g" Zeit erfolgreich verliefen hingegen die von Wolfgang Speiser nach nieder-

sächsislchem Vorbild Mitte der 50er Jahre eingerichteten ,,Buchstudienkreise", zu-

;;il;;;]d"" vom österreichischen Rundfunk aufgenommen und in Kooperation

mit den volkshochschulen weiter ausgebaut wurde. Täschenbuchausgaben von deut-

schen Klassikern, philosophischen Texten oder wissenschaftlich-technischer Lite-

ratur wurden via bücheiristen allen Volkshochschul-Kursleitern zur Verfügung

gestellt, um diese dann im Kontext der inhaltlichen Schwerpunkte der jeweiligen

Kurse zu diskutieren'Der Rundfunk erweiterte dieses Projekt, indem unter Ernst Glaser, dem dama-

ligen Intendanten von Radio \ilien, eine eigene Sendereihe ,,Lesen und Verstehen..

"äg"ri.ht"t *urde, worin Fachleute verschiedene wohlfeile wissenschaftliche Bü-

"h"', io 6 bis 13 wöchentlich stattfindenden Hörfunksendungen besprachen' An-

schließend an die Radiosendungen wurden die besprochenen Bücher in den Buch-

studienzirkeln der wiener voikshochschulen weiter iliskutiert und ilie im Rund-

funk aufgeworfenen Fragen zu beantworten versucht'

unteiden besprocherien Büchern finden sich ritel wie ortega y Gassets ,'Auf-

stand der Massen,,, Arnold Gehlens ,,Die seele im technischen Zeitalter", David

Riesmanns ',Die einsame Masse.,, C. G. Jungs ,,Bewußtes und Unbewußtes.., Bert-

randRusselis,,WissenschaftwandeltdasLeben",JohannHuizingas"HomoLu-d".rs", St"fan Zweigs ,,Sternstunden der Menschheit" oder Georg Lukacs"'Von Nietz-

.ch" zu Hitler,,.86 Infolge wachsender Programmvielfalt in Rundfunk und Fernse-

henwurdedieseKooperativejeclochAnfangder?OerJahreeingestellt'Schlußendlich *rrid"n in \iien 1966 auch die letzten Volkshochschul-Bücherei-

"n in nn.tg*eten, Ottakring, Alsergrund und Urania aufgegeben'87

Obwoh1-in jtingster Zeit vJreinzeliVersuche unternommen wurden, an Volkshoch-

schulen Mediätheken einzurichten, liegt doch allgemein, nicht zuletztangesichts der

damit verbundenen Kosten und dem gewaltigen Nachteil gegenüber der breitenAn-

gebotspalette bereits existierender Büchereien und Bibliotheken, die chance der

öt*u.itrun"rrbililungseinrichtungen von heute in ganz anderen Bereichen'

Das Buch ist und bleibt - ro *i" in Zukunft wahrscheinlich elektronisch abge-

speicherte Infornation - sowohl vorausgesetzter als auch integraler Bestandteil

dLr Erwachsenen- bzw. Weiterbildungspraxis: als veranstaltungsbegleitende Lek-

türe für die Teilnehmer, als unterlag" füt ai" EB-interne weiterbildung, als Medi-

;; JJ öffentlichkeitsarbeit (Verbandspublikationen etc.), aber eben nicht mehr

als direktes Mittel der Erwachsenenbildung'

1 Statement von JosefLuitpold Stern, Vgl dazuAnmerkung 61'

2Vgl.dazuallgemeinChristianStifter,Analyse,KritikundGedächtnis.EB-ForschungohneArchiv. Kritische e.r-"rto.rg"n ,r'- v".halttit von Zeitgeschichte und Erwachsenenbil-

äoog. fo: Erwachsenenbildung in Österreich, S/1994, S' 14-18'

B Hans Altenhuber, Zehn Jahr! Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs 6EBÖ)-

{i. Er*o"h""nenbild'ung in Österreich', Büchereiheft.3/1982' S' 1'

4 Diese sind: Arbeitsgemeinschaft der Bildungsheime Österreichs, Berufsftirderungsinstitut' tiiilj,-i""dt"ti""ä r..trr"ii."r,er ErwachsJnenbildung, Ländliches. Fortbildungsinstitut,

österreichische Volkswirtschaftliche Gesellschaft, Ring Österreichischer Bildungswerke,

a4

h;;;;;J";äöTi:1;1':ffi;i,:ä':;;#-:'ääffii:ää: #l.1lffä:ä:iäää::',#"'i"I5 Vgl. dazu Gerhard Bisovsky, Blockierte Bildungsreform. Staatliche Erwachsenenbildungs-

Politik in Östereich seit 1970, Wien 1991, 34 f.6 Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport (Hg.), KEBÖ-Grundlehrgang für Er-

wachsenenbildner. Institutionen der Erwachsenenbildung - Selbstdarsteliung der in derKonferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) vertterenen Institutionen, Wien1986 (2. Aufl.), 3.8.

7 Ebenda.

8 Gustav Sichelschmidt, Die Erziehung zum Buch. Eine volksbildnerische Lebensfrage. In:Neue Volhsbildung, Sl1965, S. 346.

9 Zu diesem Dispositiv siehe u.a. Richard Bamberger, Volksbildung und Buch. In: FranzHurdes (Hg.), Zur Volksbildungsarbeit in Niederösterreich, Wien 1950, S. 84 ff; weitersWolfgang Speiser, Buch und Volkshochschule - Bericht aus Wien I. In: Jean Hartmann(Hg.), Das Buch in der Erwachsenenbildung, Beriin o. J., S. 52 f.

10 Alfred Pfoser, Die Wiener Städtischen Büchereien. Zur Bibliothekskultur in Österreich,Wien 1994, S. 52 f.

11 Ebenda, S. 42 ff.12 Ebenda, S. 45 ff.13 Vgl. Gerhard Bisovsky (1991), loc. cit., S. 19.

14 Vgi, Christian Stifter, Knowledge and Authority. The impact of University Extension onPopular Education in Vienna between 1890-1910. What was to be extended? Unveröffentl.Forschungspapier, vorgelegt beim IVth European Fesearch Seminar. Cross-culturai Influ-ences in the History ofAdult Education in Europe, University of Salamanca, 5.-9. Septbm-ber 1994, S. 19; erscheint 1995 in Bd. 4 d,er Leeds Studies in Continuing Education.

15 VgI. Wilhelm Brauneder, Leseverein und Rechtskultur. Der Juridisch-politische Lesever-ein zu Wien 1840-1990, Wien 1992, S. 14 ff.

16 Nach der Mitteilung des Polizeiministers Josef Graf Sedlnitzky an den Protektor Erzher-zog Johann, daß ein,,allerhöchstes Verbot der Lesecabinette" bestünde, und sich demge-mäß die bloße Erweiterung der bereits am Joanneum bestehenden Bibliothek empfehle,wurde 1819 die ,,Erweiterte Leseanstalt am Joanneum" eröffnet. Vgl. ebenda, S. 41. ZurvolksbildnerischenAktivität ErzherzogJohanns siehe HansAltenhuber undAladar Pfniß,Bildung - Freiheit - Fortschritt. Gedanken österreichischer Volksbiidner. Eine Ausr,vahl,Wien 1965, 5.27-45-

17 Michael Stickler (1980), Ioc. cit., S. 159.

18 Eduard Leisching, 40 Jahre Wiener Volksbildungsverein L887-1927. Denkschrift. Mit Bei-trägen von Mitarbeitern sowie Hörern und Lesern von einst und jetzt, Wien 1927, S. 8.

19 Ebenda, S. 160.

20 Elisabeth Baumgartner, Die ersten Volksbibliotheken im Raum von Krems 1873-1877. In:Neue Vol ksbildung, 121t966, S. 54O -

21 Vgl. Helmut Engelbrecht, Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Erziehung undUnterricht aufdem Boden Österreichs. Bd. 4: Von 1848 bis zum Ende der Habsburgermon-archie, Wien 1986, S. 331 f.

22YgI. dant Christian Stifter, Die historischen Plakate der Volkshochschuien: Repräsentati-onsgeschichtliche Überlegungen zur Plakatproduktion der Wiener Volkshochschulen. In:Kurt Aufderklamm, Wilhelm Filla, Erich Leichtenmüller (He.), No Sex, No Crime. Volks-hochschule und Medien, Wien 1993, S. I25-t42.

23 Johann Dvorak, Literatur, Lesen und Erkennen in der Neuzeit. Il:. Erwachsenenbildungin Österreich, U1995, S. 29 ff.

24 Eduard Leisching (1927),Ioc. cit., S. 10.

25 Erika Gerstenrnayr, Das Volksbildungswesen in Niederösterreich. Mit besonderer Rück-sicht aufden,$llgemeinen Niederösterreichischen Volksbildungsverein (1886-1938)", phil.Diss., Universität Wien, 1962, S. 86.

26 Michael Stickler, Volksbüchereien in Österreich bis 1938. In: Neue Volksbildung, 3/1967,s. 98.

85

27 Michael stickler, Die volksbüchereibewegung in osterreich. In: Fridoiin Dressler und uel--

n"ra U"U"r" (Hg.), Elemente des Buch- und Bibliothekswesens Bd' 7; Die Bibliotheken

Österreichs in Värgangenheit und Gegenwart, Wiesbaden 1980, S 161'

28 Ebenda.2g Andreas Kompek, volksbildung im Raum von Krems von 1848-1918 unter besonderer Be-

rücksichtigung gesamtösterrei-chischer Verhältnisse, Dipl.-Arb., Universität Wien 1988'

s, 93.

30 Elisabeth Baumgartner, Die ersten volksbibliotheken im Raum von Krems 1873-1877. In:

Neue Volksbitdung, 121L966, 5. 540'

37 Kremser Woch'enblatt' 18. Jg., Nr, 45, vom S November 1873'

32 Andreas Kompek (1988), loc. cit., S. 169 f'

33 VgI. Paul schaider, Die starltbücherei Krems a.d. Donau- Ihre Geschichte und ihre umge---

,tättrrrrg. I- Von cter Gründung bis zum.,Jahre l-928. In: Votksbildung' Zeitschrift für d'ie

iaiä-ui"S a"" Yolksbildungsöesens in österreic\,H3 " der Volksbildungsstelle im Bun-

desminisärium für Unterricht, 10. Jg', April 1930, Heft 4, S 117'

34 Elisabeth Baumgartner (1966), loc. cit', S' 539'

35 Richard von Muth, Die Errichtung von Votksbibliotheken auf dem Lande. It' Kremser

Wochenblatt, 18. Jg., Nr. 43,.rrom Zi.fO.1AZS. Zitiert nach Elisabeth Baumgartner (1966),

loc. cit., S. 543.

36 Michael 51is[]g1 (1967), loc. cit., S' 98'

3? Vgl. Christian Stifter, Staatsmann und Volksbildner. Wilhe]m von Schwarz-Senborn, Frei--

hlrr(1816-1gOB).Iß:Mitteitungend.esVereinszurGescltichtederVolhshochschulen,S'Jg',4/1992, S. 18-19.

38 Gerstenmal'r (1962), loc' cit., S. 104'

39 Zitiefi nach Andreas Kompek (1988), loc' cit', S' 163'

40 Ebenda, S. 162.

41 Ebenda, S. 163.

42Nied.erösterreichiscJrcVolksbildungsblätter,2. Jg., Nr. 30, zitiert nach Erika Gerstenmayr

(1962), ]oc. cit., S. 86.

4SVgl.dazuWilhelmFiila,Vorl00Jahren:Q1in^dunsdesWienerVolksbildungsvereines.-- Eü Beit"rg zur Gründungsgeschichte. ln: Die Östeireicltisch.e Volkshochscltule, Nr' 142

1986, S. 8.

44 Isidor Himmelbauer, Der wiener volksbildungsverein. Bibliothekswesen (1887-1912)' In:- -

Ailä""e und Staat' Volksbibliotheken, Wien-Leipzig 1912, S' 36 f'

45 Ebenda, S. 38 f.

46LudoMoritzHartmann,DasVolkshochschu]wesen.ZitiertnachHansAltenhuberundAladar Pfniß (1965), loc. cit', S. 129.

47A]fredvonArneth(1819-1897),Historiker,DirektordesHaus.Hof-undStaatsarchivsund- Frasident der Akademie iler frissenschaiten. Aus AnIaß des Abiebens von Arneth 1897,

seit 1g92 Obmann des Wiener Volksbildungsvereins, wurde ihm zu Ehren ein Fond einge-

ii"ht"t, uo. dessen Mittel dann der Buchbestand angekauft wurde'

48 Zentratblatt für Volhsbildungsroesez, 1900/01, S' 33'

4g vgl. Ecluard Leisching, Erinnerungen. In: RobertA. Kann und Peter Leisching (He.)' Ein-

Läben für Kunst und Volksbildungi Eduard Leisching 1858-1938, Wien 1978, S' 54 f'

S0Quelle:25JahreVolksbildung.Chronikd":Y".l"."Volksbildungsvereinesvonl88Tbis- iltz. Mit einem Geleibwort von Dr. Friedrich Jodl, Wien 1912, S' 5 ff'

51 Dr. Alexander v. Peez, (1829-1912), Nationalökonom; Industrieller und Politiker; erster

Obmann des Wiener Volksbildungsvereins'

52 Leopold Auspitz war ein bedeutender Förderer des wiener volksbildungsvereines, der tlie-

sem 25.000 Kronen sPendete.

53 Isidor Himmelbauer (1912), ]oc. cit., S' 41

54 Eduard Leisching (1978), Ioc' cit., S' 82 '

55 vgl. Peter Vodosek, Eduard Reyer 1849-1914 (= Deutscher Bibtiotheksverband - Arbeits--

st"eue für das Bibliothekswesen, Biobibliographien, Bd. 5), Berlin 1976, S' 14.

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rlEJsa ulu

spektiven 3/1989, S. 13-22.57 JosefLuitpold Stern, Wiener Volksbildungswesen, Jena 1910, S. 32-

58 Ebenda, S. 28.59 Ebenda, S. 30.60 Ebenda, S. 34.

61 Ebenda, S. 36.62 Isidor Himmelbaur (191-2), Ioc. cit., S. 46.

63 A. Gottschald, Wiener Volksbildungswesen 1918 bis 1928. In: Volksbildung. Zeitschrift fürd,ie Förderung des Volhsbildungswesens in Österreich,8. Jg., Nr. 1Ll12, 1928, S. 300.

64 Wilhelm Filla, Wissenschaft für und mit Laien. Fachgruppenarbeit an Wiener Volkshoch-schulen. ln: Die ÖsterreichischeVolhslrochschule, Nr. 150/1988, S. 39.

65 A. Gottschald (1928), loc. cit., S. 296.66 AJfred Pfoser, Lesen in früheren Zeiten. Arbeiterbüchereien in Österreich. In: Erwachse-

nenbild.ung in Österreich.,7-811980, S. 485.67 Peter Vodosek (1976), loc. cit., S. 14.

68 Ebenda.69 Dem Zentralverband gehörten folgende 12 Vereine an: Allgemeiner niederösterreichischer

Volksbildungsverein (Krems), Wiener Volksbildungsverein, Deutscher Verein zur Verbrei-tung gemeinnütziger Kenntnisse (Prag), Verein,,Zentralbibliothek" (Wien), Volksheim Ot-takring (Wien), Deutsch-Mährischer Volksbildungsverein (Brünn), Ethische Gesellschaft(Wien), Österreichischer Verein gegen Tlunksucht (Wien), Obersteirischer Volksbildungs-verein (Leoben), Vereinigung österreichischer Hochschuldozenten (Wien), Verein zur Er-haltung einer freien Schule für Voiksbildung (Wien), Lehrerfortbildungsverein (Wien).

70 Obmann dieses Vereins war der Direktor der k.k. Hofbibliothek, Prof. Dr. JosefKarabacek.7I Zentralblatt für Volhsbildungsraesez, 1901, S. 1"8 f.

72 Ebenda, S. 18.

73 Ebenda, S. 21.

74 Christian Hoffmann, Zur Geschichte der Volksbüchereien in Wien 1887-1987. In: UrsulaKnittler-Lux (HB.), Bildung bewegt. 100 Jahre Wiener Volksbildung. Ausstellungskatalog,Wien 1987, S. 63.

75 Michael Stickler (1980), loc. cit., S. 164ff.76 Alfred Pfoser, Literatur und Austromarxismus, Wien 1980, S. 87.

77 JosefLuitpold Stern (1910), loc. cit., S. 34.78 Vgl. Alfred Pfoser (1980), loc. cit., S. 89.

79 Vgl. dazu allgemein Ursula Knittier-Lux (Hg.), Biidung bewegt. 100 Jahre Wiener Volks-bildung. Ausstellungskatalog, Wien 1987.

80 Emil Reich, 25 Jahre Volksheim: Eine Wiener Volkshochschulchronik, Wien 1926, S. 8.

81 Christian Stifter, Making Popular Education known to the Public: Dissemination of VolÄs-hochschulen in Austria 1870-1930. In: Stuart Marriott und Barry J. Ilake (Hg.), Culturaiand Intercultural Experiences in EuropeanAdult Education. Essays on Popular and High-er Education since 1890 (= Leeds Studies in Continuing Education, Cros-Cultural Studiesin the Education ofAdults), Bd. 3, University of Leeds 1994, S. 274 tr.

82 Vgl. Wilhelm Filla, Die österreichischen Volkshochschulen in der Zeit des Austrofaschis-rnus 1934-1938. ln Mitteilungen des Vereins zu Geschichte der Volhshochschulen, S. Jg.,Nr. 1-211994, S. 18.

BS Karl Lugmayer in einem Interview mit der Kleinen-Volkszeitung vom 22. März L934, zi-tiert nach Walter Göhring, Volksbildung in Ständestaat und Ostmark. Österreich L934-45(= Schriftenreihe Österr. Gesellschaft für Schule und EB, Bd. 2), Mattersburg 1985, S. 25.

84 Vgl. Christian Hoffman, Zur Geschichte der Volksbüchereien in Wien 1887-1987. In: Ursu-1a Knittler-Lux (Hg.) (1987), loc. cit. S. 69.

85 Wolfgang Speiser, Wiener Volksbildung nach 1945, Wien 1982, S. 37 f.86 Ebenda, S. 123 ff.87 Christian Hoffmann (1987), loc. cit., S. 69

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