Vom Smsw jqr zum g'schamsten Diener, in: Budka et al. (eds.), Florilegium Aegyptiacum, FS Helmut...

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GÖTTINGER MISZELLEN Beihefte Nr. 14 Florilegium Aegyptiacum Eine wissenschaftliche Blütenlese von Schülern und Freunden für Helmut Satzinger zum 75. Geburtstag am 21. Jänner 2013 herausgegeben von Julia Budka, Roman Gundacker & Gabriele Pieke Göttingen 2013

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GÖTTINGER MISZELLEN

Beihefte Nr. 14

Florilegium Aegyptiacum ‒ Eine wissenschaftliche Blütenlese von Schülern und Freunden für Helmut Satzinger zum 75. Geburtstag am 21. Jänner 2013

herausgegeben von

Julia Budka, Roman Gundacker & Gabriele Pieke

 

 

 

 

 

Göttingen 2013

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT ……………………………………………………………………………………......……..vii

BEITRÄGE

Konrad Antonicek Die Übernahme der Doppeloboe in die ägyptische Musikgeschichte ………………………………1-6

Edith Bernhauer Momentaufnahmen weiblicher Privatplastik …………………………………………....…...…….7-19

Erika Bleibtreu Die Feldzüge Assurbanipals nach Ägypten …………………………………………………….…21-40

Julia Budka Krokodil, Schlange und Kuhantilope. Ein frühptolemäischer Holzsarg aus dem Grab des Anchhor (TT 414) ……………………………………………………………...…..………....…...41-57

Silvia Einaudi Le Livre des Morts dans les deux salles hypostyles de la tombe de Padiaménopé (TT33). Étude en cours …………………………………………………………………………………….59-74

Stephen Emmel

“Foxes Flee before Lions”. The All-Important ⲁⲛ is missing in Leipoldt’s text because it was erased .……………………………………………………………………….……………..75-78

Roman Gundacker

Infinitiv und endungsloses Abstraktum. Zum Verhältnis einiger Nominalbildungstypen im Lichte der Älteren Komposita ……………………………………………...…..……..….…...…79-108

Rolf Gundlach

Der Status Sesostris’ I. auf dem Feldzug nach Libyen ………………..………………………..109-116 Monika Hasitzka

Die Kopten gingen auch nicht nackt. Untersuchung zu den Gewändern der Kopten anhand schriftlicher Zeugnisse ………………………………………………………...……......….…..117-124

Elfriede Haslauer Teilkartonagen an Mumien aus Gamhud in der Ägyptischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums, Wien ………………………………………………………………...………...…......…125-144

Regina Hölzl

Die Wiener “Gipsmumie” aus Schacht S 466 … und weitere Funde von Körperhüllen aus Gips aus den Österreichischen Grabungen im Friedhof von Giza ……………….....…… 145-157

Lubica Hudáková Innovative power of Middle Kingdom tomb decoration as reflected in the scenes of grain processing, bread-making and brewing ………………………………………………...…..… 159-188

vi

Michaela Hüttner Zwei Reliefs aus dem Besitz Kaiser Maximilians von Mexiko: Original oder Fälschung? ……189-197

Janet H. Johnson

R + infinitive in the Instructions of ʻOnchsheshonqy ……………….…………………………198-206 Claus Jurman

Vom Smsw jqr zum g’schamsten Diener. Eine etymologisch-kulturhistorische Spurensuche ….207-228 Angelika Lohwasser

Zu den Men-Cheper-Re-Skarabäen der 25. Dynastie ………...………………...……......….…229-234 Ulrich Luft

¤xm-¤-n-wsrt mAa-xrw versus @tp-¤-n-wsrt mAa-xrw? Remarks on arguments pro and contra the denomination of the pyramid town at El-Lâhûn ……………........…..……235-247

Gerald Moers

Erzählen, wenn es eng wird. Struktur- und Motivanalogien zwischen dem Schiffbrüchigen und dem Grüffelo ………………...…………………………………………………...…....…..248-254

Vera Müller

Ausgesonderter Hausrat, Privateigentum, Spezialfertigungen? Zur Zusammensetzung einer königlichen Grabausstattung der 1. Dynastie …………………………….........…………...….255-270

Peter Nagel

Ein Stauros-Text aus Qasr el-Wizz in koptischer und altnubischer Parallelversion …...….…..271-286 Michael Neumann

Bemerkungen zu Gardiners Deutung des Wortes sqbbwj ……………………………...…........287-293 Gabriele Pieke

Neue Reliefs aus dem Grab des Mereruka in der Berliner Abklatschsammlung …………..…. 295-311 Wafaa el Saddik

Das Alte Ägypten, Gestern und Heute! Das Kindermuseum in Kairo …………………….…...312-316 Gebhard Selz

On some Mesopotamian Early Dynastic toponyms ……………………………….………..….317-326 Danijela Stefanović

The late Middle Kingdom stela Avignon, Musée Calvet A10 …………………..………..……..327-342 Melanie Wasmuth & Georg Brein

Das Alabastergefäß VA Ass. 2258 aus Assur ……………………………………………….….343-367

Angelika Zdiarsky Mit vollkommenem Gesicht. Eine Mumienmaske mit Inschrift …………………….…………..369-388

vii

VORWORT

Am 21. Jänner 2013 wurde mit Helmut Satzinger einer jener Wiener Ägyptologen 75 Jahre alt, der das Fach in Österreich, aber auch auf internationaler Ebene in den letzten Jahrzehnten maßgeblich beeinflusst hat und noch immer prägt. Durch eine langjährige, nach wie vor an-dauernde Lehrtätigkeit an der Universität Wien weist der Jubilar viele Generationen von Schülerinnen und Schülern auf, insbesondere in den ägyptologischen Spezialgebieten der Phi-lologie und Sprachwissenschaft, der Epigraphik und der Kunst. Es sind speziell seine Studien zur ägyptischen Sprache und Grammatik, die Helmut Satzinger als Wissenschaftler und Leh-renden weit über Landes- und Fachgrenzen hinaus bekannt gemacht haben. Er hat vor allem in Wien, Hamburg, München, Kairo und Belgrad unterrichtet.

Zu seinen Stärken zählen eine große Offenheit und liberale Haltung: wohl kaum ein The-ma würde von ihm nicht betreut werden, und selbst bei seinen absoluten Spezialgebieten ist er immer bereit, andere Meinungen gelten zu lassen, so sie begründet und ihm plausibel gemacht werden können. Als Lehrer mutet das Sprachgenie Helmut Satzinger manchmal wie ein fleischgewordenes linguistisches Universallexikon an – nicht nur seine multilingualen Fä-higkeiten, sondern besonders seine zeit- und grenzüberschreitenden Ausführungen zu einzel-nen Begriffen, die oft in komplexen Exkursen münden, sind geradezu legendär und haben vie-le Erstsemestrige nachhaltig beeindruckt. Helmut Satzingers Unterricht in den verschiedenen ägyptischen Sprachstufen ist ganz nebenbei auch Kulturgeschichte, wobei seine Steckenpfer-de Etymologie, Lehnwortanalyse und Sprachvergleich regelmäßig zum Einsatz kommen. Als kostenlose Zugabe zur emphatischen oder, wie er sie gerne nennt, emphatisierenden Kon-struktion gibt es also Wissenswertes zu Wien und zur Donaumonarchie, zu Wörtern wie „Pa-latschinke“, „Schnitzel“ oder „Zucker“ und ihrer schillernden Geschichte zu hören; aktuell werden beispielsweise österreichisch-deutsche Wörter im Serbischen gemeinsam mit Danijela Stefanović untersucht. Altnubisch lag Helmut Satzinger neben Neuägyptisch und Koptisch immer außergewöhnlich am Herzen, sodass ein diesbezüglicher Lehrauftrag auf der Wiener Afrikanistik im Sommersemester 2013 dem Hörensagen zufolge nicht nur den Studierenden, sondern auch dem Lehrenden viel Freude bereitet hat.

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Neben Forschungen zum Ägyptischen in verschiedenen Sprachstufen generieren sich die Hauptverdienste Helmut Satzingers aus der Zeit seiner langjährigen Leitung der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien. Als eines der vielen Bei-spiele für die Konzipierung von Ausstellungen sei hier nur „Funde aus Ägypten“ 1982/83 ge-nannt. Das Projekt des Corpus Antiquitatum Aegyptiacarum wurde in Wien unter Helmut Satzingers Leitung beispielhaft vorangetrieben – erst jüngst ist wieder ein Band erschienen, vom Jubilar selbst verfasst und der mittlerweile 17. in der Wiener Reihe.1 Als jüngerer Ägyp-tologe wird man insgesamt ein bisschen verlegen angesichts der Fülle von Publikationen, die Helmut Satzinger allein in den zehn Jahren seit seiner Pensionierung vorgelegt hat.

Als fleißiger Konferenzteilnehmer hat Helmut Satzinger einen großen Bekanntheitsgrad erreicht, und die Liste an internationalen Vorträgen und Publikationen ist eindrucksvoll. Ein fachliches und persönliches Bild kann man sich auf der von ihm selbst gestalteten und regel-mäßig gepflegten Homepage – http://homepage.univie.ac.at/helmut.satzinger/ – machen. Dort finden sich auch diverse Materialien und digitalisierte Skripten sowie zahlreiche Publikatio-nen, die für den Gebrauch von jedermann bestimmt sind.

Die hier vorliegende Festschrift ist nunmehr die zweite2 für Helmut Satzinger, und sie ent-stand aus dem dringenden Bedürfnis seiner Schüler, mit ihm jemanden erneut zu ehren, der viel für das Fach der Ägyptologie insgesamt, unermeßlich viel aber für die Wiener Ägyptolo-gie geleistet hat und auch nach wie vor leistet. Es ist der Versuch, das breite Wirken und den großen Einfluss Helmut Satzingers auf internationaler Ebene zu würdigen und nun auch die jüngere Schülergeneration vermehrt zu Wort kommen zu lassen. Als Beitragende konnten wir aber neben direkten Schülerinnen und Schülern auch Wegbegleiter und Freunde aus dem In- und Ausland gewinnen. Die vorliegende Blütenlese von Beiträgen kann trotz einer bunten Mischung und einer weiten thematischen Streuung dennoch nur streiflichtartig die großen Fachschwerpunkte des Jubilars abdecken.

Beim Entstehen der Beiträge haben viele Autorinnen und Autoren die Möglichkeit ver-misst, sich über knifflige Stellen mit Helmut Satzinger austauschen zu können: möge ihm das Lesen der jeweiligen Endfassungen nun umso mehr Freude bereiten und sein Interesse we-cken! Daran, dass die kommenden Lebensjahre des Jubilars mit Kreativität und Produktivität erfüllt, voller Heiterkeit und auch für andere inspirierend sein werden, kann kein Zweifel be-stehen. Es bleibt uns also nur, hierfür viel Freude zu wünschen – und dass wir weiterhin aktiv daran teilhaben dürfen!

Wir bedanken uns herzlich bei allen Autorinnen und Autoren dieser Festschrift, besonders bei Heike Sternberg-el Hotabi für die freundliche Aufnahme in die Reihe der Göttinger Mis-zellen Beihefte, beim Seminar für Ägyptologie und Koptologie der Universität Göttingen für einen großzügigen Druckkostenzuschuss sowie bei Manfred Bietak und einzelnen Autoren dieses Bandes für die weitere finanzielle Unterstützung bei der Drucklegung.

Wien, im Oktober 2013

Julia Budka, Roman Gundacker und Gabriele Pieke

1 H. Satzinger, Hieroglyphische Inschriften aus der ägyptischen Spätzeit, Unter Mitwirkung von Monika

Randl und Günter Vittmann, Corpus Antiquitatum Aegyptiacarum. Kunsthistorisches Museum Wien, Ägyp-tisch-Orientalische Sammlung 17, Mainz 2012.

2 M. Hasitzka, J. Diethart & G. Dembski (Hgg.), Das Alte Ägypten und seine Nachbarn, Festschrift zum 65. Geburtstag von Helmut Satzinger, Krems 2003.

Festschrift Helmut Satzinger 2013, 207-228

Vom SmÈw jQr zum g’schamsten Diener Eine etymologisch-kulturhistorische Spurensuche*

Claus Jurman, Wien

Wer Helmut Satzinger als Autorität auf den Gebieten der afroasiatischen Linguistik und altägyptischen Kunstge-schichte charakterisiert, tut dies zwar zu recht, läuft aber gleichzeitig Gefahr, die weit über die genannten For-schungsfelder hinausreichenden Kenntnisse des Jubilars zu übersehen. Diesem breiten Interessensspektrum ist es zu verdanken, daß er seine Studenten nicht nur in die vertrackte Welt der ÈDm=f-Formen eingeführt hat, sondern sie auch immer wieder von seinem immensen Wissen über die Geschichte der Sprachkontakte und sprachlichen Interferenzerscheinungen im neuzeitlichen Europa profitieren ließ. Noch in lebhafter Erinnerung sind mir seine Ausführungen zur etymologischen Rezeptur des Wortes „Palatschinke“ und seiner kulinarischen Geschwister in den Ländern der ehemaligen Donaumonarchie, mit denen er vor etlichen Jahren auf einer Konferenz in Budapest das ägyptologische Fachpublikum zu faszinieren verstand. In diesem Sinne hoffe ich, daß die folgende Rund-reise vom Pharaonenhof der Frühzeit zu den Wiener Kaffeehäusern und zurück auf sein geneigtes Interesse sto-ßen wird.

1 Ägyptisch

1.1 Die Ursprünge

Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand betritt der SmÈw spätestens um 3000 v. Chr. die Bühne der Geschichte, und zwar in Gestalt des die Lautfolge SmÈ notierenden Radikogramms Gardiner Sign List T18 ( , zur Zeichenbedeutung siehe unten).1 In einem der ältesten einiger-

* An dieser Stelle sei Frau Dr. Ingeborg Geyer vom Institut für Corpuslinguistik und Texttechnologie der

ÖAW, Herrn Prof. Stefan Michael Newerkla vom Institut für Slawistik der Universität Wien und Frau Dr. Martha Keil vom Institut für jüdische Geschichte Österreichs herzlicher Dank für ihre freundlichen Aus-künfte und wertvollen bibliographischen Hinweise ausgesprochen. Für die Anregung, mich näher mit dem postpharaonischen Werdegang des ägyptischen SmÈw zu beschäfti-gen, bin ich Frau Mag. Susanne Lang-Bohdal zu Dank verpflichtet. Von ihr stammt auch die Zeichnung auf dieser Seite.

1 Gardiner (1957: 513).

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maßen präzise datierbaren Belege der Hieroglyphe, der sich auf einem hölzernen, vielleicht noch der Regierungszeit des Djer entstammenden Rollsiegel aus Umm el-Qaab findet,2 er-scheint sie innerhalb der Zeichenfolge ~ (SmÈw Nj.t?). Trotz der scheinbaren Plural-schreibung handelt es sich vermutlich um eine Wiedergabe des Nomen agentis SmÈw, „Ge-folgsmann“, einer Ableitung des Verbums SmÈj, das gewöhnlich mit „folgen“, „geleiten“ oder auch „dienen“ übersetzt wird (siehe unten).3 Aus dem Grab des Dewen kommt ein Spielstein in Form eines zylindrischen Getreidespeichers aus Elfenbein, in dessen Mitte sich die In-schrift SmÈ(j/w) %#È.tj/cmj.tj bd.t befindet, „dem (König) Chasti/Semiti folgen, Emmer“ bzw. „Gefolgsmann des (Königs) Chasti/Semiti, Emmer“.4 Ob der Spielstein, etwa im Rahmen des Senetspiels, quasi als Stellvertreter eines Gefolgsmanns des Königs fungieren sollte, läßt sich schwer beurteilen. Klar scheint nur, daß die SmÈ-Tätigkeit mit einem konkret benannten Kö-nig in Verbindung steht. Wahrscheinlich ebenfalls in die Regierung des Dewen datiert ein Holzetikett aus dem Umfeld seines Grabes in Umm el-Qaab,5 dessen unvollständig erhaltene Inschrift von Kahl mit Vorbehalt als Teil eines Personennamens CmÈw-nTr aufgefaßt wurde.6 Die Identifizierung des auf Gardiner T18 folgenden Vogelzeichens mit Gardiner G7, dem Falken auf der Standarte ( ), für nTr steht angesichts fehlender paläographischer Entspre-chungen7 allerdings auf wackeligen Beinen. Wie bereits Petrie selbst nahelegte,8 ist die Grup-pe, der eine fragmentarische Schiffshieroglyphe folgt, in Anbetracht einer Parallele aus dem-selben Grab9 wohl eher SmÈw "rw („Horusgeleit“) oder SmÈj "rw („Dem Horus folgen“) zu lesen. Außerhalb dieser vielfach diskutierten10 und vergleichsweise häufig belegten Verbin-dung taucht das Zeichen ab der 3. Dynastie vermehrt in Titeln oder Epitheta auf. Es notiert dort das Nomen agentis bzw. aktive Partizip SmÈ(w) oder seinen Plural SmÈ(w).w (z. B. in Xrp SmÈw.w11 oder SmÈw njÈwt12). Von Anbeginn der historischen Überlieferung läßt sich somit eine enge Verbindung zwischen der Bezeichnung SmÈw und dem königlichen Hofstaat grei-fen. Andererseits zeigt die von Kaplony und Kahl als Personenname interpretierte Verbindung SmÈw Nj.t auf dem zuvor erwähnten Rollsiegel aus Umm el-Qaab,13 daß sich der Gefolg-schaftsdienst im ideellen oder institutionellen Sinn schon damals auch auf eine Gottheit bezie-hen konnte.14 Wenngleich √SmÈ während der Frühzeit und des Alten Reiches in der Mehrzahl der Fälle eine Art von „folgen“ bezeichnet, die mit einem ausgeprägten hierarchischen Gefälle zwischen dem Folgenden und jenem, dem man folgt, verbunden ist,15 lassen sich aus dieser Zeit auch Belege für ein statusneutrales bzw. nicht personenbezogenes Folgen namhaft ma-chen. So lautet etwa der terminus technicus für den rituell begleiteten Transport von Kultsta-

2 Amélineau (1904: Taf. XXV.3); Kaplony (1963: III Taf. 6 [Abb. 12]). 3 Wb IV: 482; Faulkner (1962: 267); Hannig (2006a: 889). 4 Müller (2000: 111-113, Taf. 10d). Ich danke Frau Dr. Vera Müller für diesen Literaturhinweis. 5 Petrie(1901b: Taf. VIIA.6) & (1902: 7, Taf. XI.5). 6 Kahl (1994: 731). 7 Vgl. Regulski (2010: 428-429). 8 Petrie (1902: 7, Tabelle mit Hinweis auf Parallele). 9 Petrie (1900: Taf. XVI.22). Vgl. auch Kahl (1994: 732 [Quelle 1258]). 10 Siehe u. a. Kees (1927); Helck (1950); von Beckerath (1956) & (1980: 52); Kaiser (1960: 132); Wilkinson

(1999: 189, 220-221); Gundacker (2006: 316-318). 11 Kaplony (1963: III Abb. 319); Kahl (1994: 731 [Quelle 3187]). 12 Kaplony (1963: I 504); Dreyer (1987: 108-109 mit Abb. 13c); Kahl (1994: 732 [Quelle 3139]). Siehe auch

Pätznick (2005: 107). 13 Kaplony (1963: III Taf. 6, Abb. 12); Kahl (1994: 732). Vgl. Kaplony (1963: II 1092, 112). 14 Im frühzeitlichen Siegelmaterial von Elephantine ist zudem ein SmÈw nTr.t (> wohl Kultdiener der Göttin

von Elephantine) bezeugt. Siehe Pätznick (2005: 110 [mit Anm. 1140]). 15 Jones (2000: 991-992, Nr. 3665-3674).

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tuen zu einem Heiligtum oder zum Grab eines Beamten SmÈj twt(w).w.16 Gewisse Bedeutung kommt in Grabinschriften der 5. und 6. Dynastie auch dem Geleitetwerden durch den Ka bzw. die Ka-Kräfte des Verstorbenen zu (z. B. SmÈ.t(j)=f jn k#.w=f).17 Daneben kommen im Lauf des späten 3. und des 2. Jahrtausends v. Chr. Phrasen auf, die den Wunsch des Verstorbe-ne/Stifters zum Ausdruck bringen, dem Ka seiner selbst18 oder eines „göttlichen“ Wesens19 (insbesondere des Königs20) zu folgen. Der letztere Fall umfaßt sowohl Beispiele für eine Ge-folgschaft im moralischen Sinn21 als auch solche, die auf eine ganz konkrete Begleitung der Bezugsperson (dem jeweiligen Repräsentanten der Maat) etwa bei Prozessionen (göttlicher Bereich22) oder Kriegszügen (königlicher Bereich23) abzielen.24 In der Opferformel und in fu-nerärbiographischen Inschriften sind Formulierungen, die eines Gottes Begleitung ins Jenseits thematisieren, bis in die Ptolemäerzeit belegt.25 Erst für die Zeit nach dem Alten Reich läßt sich zeigen, daß auch Abstrakta wie jb die Rolle des Objekts von SmÈj einnehmen können.26

1.2 Das Verb

Im Berliner Wörterbuch,27 in Faulkners Concise Dictionary of Middle Egyptian28 und in den diversen Wörterbüchern Hannigs29 findet sich das in den Pyramidentexten meist als oder notierte Verbum unter dem Lemmaeintrag „SmÈ“ bzw. „Sms“, wird dort folglich als dreiradikaliges starkes Verb behandelt. Demgegenüber wies Sethe schon im Jahr 1899 darauf hin, daß das koptische Kognat S

šMše, šMše-, šMšht= „eine fem. Form“ sei. Er zog daraus den Schluß, SmÈ(j) müsse als IVae-infirmae-Verb klassifiziert werden, selbst wenn die über-lieferten Schreibungen dafür keine eindeutigen Anhaltspunkte böten.30 Ohne auf Sethe zu ver-weisen übernahmen sowohl Edel als auch Osing diese Klassifizierung.31 Während ersterer je-doch die Form des Infinitivs als Sìms°j rekonstruierte,32 ging Osing aufgrund der koptischen Status-pronominalis-Form (S

šMšht=) von einem Bildungstyp mit t-Infinitiv aus (< Sìmsít).33 Als problematisch an diesem Ansatz erweist sich allerdings, daß nach derzeitigem Kenntnis-stand keine hieroglyphische Schreibung des Verbs existiert, die eine t-Endung des Infinitivs oder überhaupt das Vorhandensein eines vierten schwachen Konsonanten eindeutig belegen würde (letzterem Befund kommt dabei freilich vergleichsweise geringe Aussagekraft zu). Die aus diesen Gründen von Allen34 für das Altägyptische angesetzte Infinitivform SmÈ ohne fina-

16 Postel & Régen (2005: 257-258). 17 Lapp (1986: 76 [§ 125], 82 [§ 136], 85-86 [§ 142]). 18 Vgl. z. B. Anthes, Bakry & Simpson (1965: 95 [Nr. 28]). 19 Vgl. z. B. el-Sayed (1980: 203 [Anm. K]). 20 Vgl. z. B. Vernus (1978: 52-53 [Doc. 57], Taf. VII). 21 Vgl. Janssen (1946: 111-112, II Fu); Guksch (1994: 62). 22 Z. B. heißt es in der Stele des Ichernofret, Berlin ÄMP 1204: jw jrj.n=j pr.t-o#.t SmÈj=j nTr r nmtw.t=f. Vgl.

Vittmann (1999: 49-50, 5.3). 23 Vgl. Guksch (1994: 58-61). 24 Ethische und konkrete Dimensionen des Folgens vermischen sich z. B. im Text der ptolemäischen Abydos-

Stele CG 22173. Vittmann (1999: 72-73, 5.58). Vgl. auch Vittmann (1995: 307 [Anm. 79]). 25 Vgl. Barta (1968: 217 [Bitte 133], 239). 26 Wb IV: 483, 9-15. Zu SmÈj-jb in der Lehre des Ptahhotep siehe etwa Žába (1956: 126-127 [zu P 186]). 27 Wb IV: 482. 28 Faulkner (1962: 267). 29 Pars pro toto: Hannig (2006: 889). 30 Sethe (1899: 306 [§ 690]). 31 Edel (1955: 101 [§ 231], 349 [§ 691]); Osing (1976: I 54). Analog auch Westendorf (1977: 315). 32 Edel (1955: 349 [§ 691]). 33 Osing (1976: I 26, 54). 34 Allen (1984: 62 [§ 100], 585 [§ 743, s.v. SmÈj]).

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les /j/ ist wiederum schwer mit dem überlieferten koptischen Lautbestand zu vereinbaren. Daß Schreibungen des Verbs in der zweiten Hälfte des 2. und im 1. Jahrtausend v. Chr. häufig die Dualstriche enthalten (z. B. ),35 trägt leider nichts zur genauen Rekonstruktion der Laut-entwicklung bei, zumal Dualstriche ähnlich wie und ab der 18. Dynastie gerne als Füll-zeichen verwendet werden und sich auch für eindeutig dreiradikalige Verben wie etwa ÈDm oder xnm nachweisen lassen.36 Dennoch sollte m. E. nicht völlig ausgeschlossen werden, daß sich das finale /t/ im koptischen Status pronominalis einer sekundären Analogiebildung ver-dankt. Mit Sicherheit eine späte Lautentwicklung stellt die für das Koptische nachweisbare Palatalisierung des /È/ dar (Assimilation an das initiale /S/).37

1.3 Zur Bedeutung und Form des Zeichens Gardiner T18

Die Hieroglyphe ist nach der traditionellen ägyptologischen Zeichenklassifikation Gardiners als T18 unter der Rubrik „Warfare, hunting, butchery“ eingeordnet.38 In dieser noch immer als Basisreferenz dienenden Zeichenliste beschreibt er die Hieroglyphe als „crook with a package containing a knife, etc. lashed to it“ und führt in einer Fußnote aus, daß es sich dabei vermutlich um die Ausrüstung von Begleitern eines frühen Häuptlings („equipment of an early chieftain’s attendant“) handle.39 Dies leitete er unter anderem daraus ab, daß mit die Konsonantenfolge SmÈ bezeichnet sei, deren Grundbedeutung ja zweifellos als „folgen“, „be-gleiten“ bestimmt werden könne. CmÈw "rw, „Horusgeleit“, lautet auch die Bezeichnung der ursprünglich alle zwei Jahre vom frühägyptischen Herrscher unternommenen Inspektions-fahrten sowie der Standarten, welche dem König üblicherweise bei seinen öffentlichen bzw. zeremoniellen Auftritten vorangetragen wurden.40

Gardiner folgte mit seiner Interpretation des Zeichens und der Herleitung seines Laut-wertes weitgehend den Ausführungen des französischen Ägyptologen Victor Loret, welcher in einem 1903 veröffentlichten Aufsatz von einem „modeste bagage d’un nomade primitif“ gesprochen hatte.41 Allerdings wurde schon im Jahre 1898 von Capart eine gänzlich anders geartete Theorie vorgebracht.42 Auf eine Darstellung des Amduat bezugnehmend wies Capart darauf hin, daß man in der achten Stunde neun an erinnernden Zeichen begegne, von deren oberem Ende jeweils der Kopf eines Feindes des Sonnengottes herabhänge (Abb. 1). Was Capart allerdings dabei verschwieg, ist die Tatsache, daß es auch Varianten gibt, bei denen die Köpfe eher auf einem Messer, das aus dem Schaft/Pfosten heraussteht (siehe Abb. 2), aufge-spießt zu sein scheinen, wenn sie nicht gar als aus dem Schaft herauswachsend vorzustellen sind und als solche die Personifizierung der SmÈ-Zeichen anzeigen.43 Da laut Capart das Zei-

35 Nach Durchsicht des DZA im TLA. Soweit ich sehen konnte, verteilen sich die Belege mit Dualstrichen auf

unterschiedliche morphologische Formen. 36 Vgl. Junge (1999: 41); Jansen-Winkeln (1996: 101 [§ 162]). 37 Vereinzelt auch schon in demotischen Graphien der Römerzeit nachzuweisen. Erichsen (1954: 511). Ein

ähnliches Phänomen liegt z. B. bei Sšou¥t („Fenster“) < ÈSd, B¥w¥en („Lotosblüte“) < sS(S)n und wohl auch bei Sšbši („eitles Gut“) <? SpÈ.w vor. Gardiner (1936: 189); Westendorf (1977: 305; 338); Vycichl (1983: 258; 276). Vgl. auch demotisches SpS.t, „Edelfrau“. Erichsen (1954: 504); Westendorf (1977: 323); vgl. Peust (1999: 126, 168-169).

38 Gardiner (1957: 513). 39 Gardiner (1957: 513, Anm. 1). Regulski, die Gardiners Deutung die größte Wahrscheinlichkeit beimißt,

weist darauf hin, daß das Messer erst in den Belegen der Djoser-Zeit hinzutritt (2010: 192). 40 Vgl. Wilkinson (1999: 220-221). 41 Loret (1903: 12-13 [Anm. 2]). 42 Capart (1898: 125-126). 43 Diese Deutung vertritt etwa Erik Hornung in seinem Übersetzungs- und Kommentarband zu den Unter-

weltsbüchern: Hornung (1997: 147, 501 [mit Anm. 66]).

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chen auf der Barke des Re im Amduat und verwandten Texten auch die Position von Seth, dem Bezwinger des paradigmatischen Sonnenfeindes Apophis (in Form einer Schlange wiedergegeben), einnehmen könne, bestünde ein direkter Bezug zwischen der Hieroglyphe und der Vernichtung bzw. Hinrichtung von Feinden. In einem weiteren Schritt legte er dar, daß es sich bei um nichts anderes als eine altafrikanische Hinrichtungsvorrichtung handle, wie sie etwa vom Ethnologen Albert Chapaux in einem 1894 erschienen Werk über den Kongo beschrieben worden sei:44 „Le malheureux destiné au trépas est assis, complètement nu. –– Les mains tombant un peu en arrière du corps sont attachées au sol par de petits piquets. –– Les pieds sont maintenus de la même manière que les mains. Puis à quatre mètres en avant, une grande perche très flexible, ayant au moins deux hauteurs d’homme, est en-chassée verticalement dans le terrain, dans le prolongement du misérable. Un homme grimpe à son sommet et s’y laisse pendre de façon à la plier vers la tête à couper. Celle-ci est prise dans un filet à fibres de jonc, terminé en haut par une ganse que l’on passe sur l’extrémité de la perche recourbée. Nous comprenons: rendu libre par la décollation, l’arbuste se redressera comme un ressort et enverra la tête tomber au loin.“45 Dem Ansatz Caparts schloß sich 1935 in seiner Bearbeitung der Pyramidentexte auch Sethe an.46 Er zog in seinem Kommentar zu Spruch 230 die zuvor genannte, erst über 1000 Jahre später bezeugte Bildvignette des Amduat heran, um eine unklare Passage, bei der vom SmÈ.t-Objekt und der felidengestaltigen Göttin Mafdet47 die Rede ist, als eine Anspielung auf die Hinrichtung der Feinde des Königs zu erklären, und bezeichnete SmÈ.t als ein Hinrichtungsgerät.48 Doch ent-gegen der bei Capart zitierten Beschreibung Chapauxs spricht Sethe davon, daß dem Delin-quenten der Kopf durch das Messer abgeschnitten werde.49 Wozu der Aufwand mit dem nie-dergebundenen Ast getrieben worden sein sollte, wenn die eigentliche Enthauptung mittels eines gewöhnlichen Messers erfolgte, geht aus seinem Kommentar nicht hervor. Obwohl sich Scharff 1943 in einer Arbeit zum ägyptischen Hieroglyphensystem (ohne direkt auf Sethe oder Capart Bezug zu nehmen) wieder für die von Loret vorgebrachte Deutung des Zeichens als Ausstattung des Gefolges eines frühzeitlichen Häuptlings ausgesprochen hatte, bestand

die „ethnographisch hinterfütterte“ Deutung als Hinrichtungsgerät in Teilen der deutschspra-chigen Ägyptologie fort.50 1977 verfaßte Helck einen Artikel für das Lexikon der Ägyptologie unter dem Titel „Hinrichtungsgerät“, worin auch er die Ansicht vertrat, daß tatsächlich eine vorgeschichtliche Hinrichtungsvorrichtung wiedergebe.51 Da das Zeichen auch auf Darstel-lungen königlicher Inspektionsfahrten während der ägyptischen Frühzeit am Hinterdeck der Königsbarke zu finden sei, müsse es ohne Zweifel als „Zeichen kgl. Macht und Gewalt über Leben und Tod“52 verstanden werden. Erst später sei es in den Bereich der Götterikonogra-phie übertragen worden und finde sich dann im Neuen Reich in der zuvor bereits angespro-

44 Capart (1898: 125-126). 45 Chapaux (1894: 534). 46 Sethe (1935: 194-195). 47 Die Göttin Mafdet bzw. der ihr zugeordnete Felide (meist mit einer Ginsterkatze oder einer anderen

Schleichkatze identifiziert) findet sich von der Frühzeit an immer wieder mit dem SmÈ-Zeichen assoziiert, ohne daß bis heute eine einleuchtende Erklärung für diesen Umstand vorgelegt worden wäre. Zu Mafdet siehe Graefe (1980: 1132-1133; mit Bezugnahme auf das vermeintliche „Hinrichtungsgerät“!); Kammerzell (1994: 14-15, 59 [Anm. 15]; auch hier keine kritische Auseinandersetzung mit der Interpretation von SmÈ.t als Hinrichtungsgerät). Zu Mafdets Rolle in den Pyramidentexten siehe Meurer (2002: 294-295).

48 Es erscheint noch in Allens jüngster Übersetzung als „executioner’s gear“. Allen (2005: 17). 49 Sethe (1935: 195). 50 Vgl. etwa von Beckerath (1956: 6). 51 Helck (1977: 1219). 52 Helck (1977: 1219).

212 Jurman

chenen Barke des Re abgebildet. Ein solcher Bezug läßt sich allerdings schon für die Zeit des Mittleren Reiches festmachen, als man manchen hohen Würdenträgern Modelle der Sonnen-barke mit ins Grab gab, deren Deck u. a. mit einer dreidimensionale Wiedergabe des SmÈ-Zei-chens versehen wurde (siehe Abb. 3).53

Auf eine der frühsten Darstellungen des SmÈ-Zeichens und der Göttin Mafdet aus dem Grab des Königs Den54 Bezug nehmend (Abb. 4), spricht Wilkinson von einer Ausrüstung für Hinrichtungen: „The fetish [gemeint ist das Zeichen ] of Mafdet shows execution equipment, and the goddess is thus regarded as a manifestation of judicial authority.“55 Guilhou geht in einem Artikel zur Göttin Mafdet von einer Art Harpune aus, wenn sie über den Beleg aus dem Grab des Den ausführt, die felidengestaltige Göttin dort dargestellt „marchant sur le manche d’une sorte de harpon, formé d’un bâton recourbé sur la hampe duquel est fixé un couteau.“56

In einem 1996 veröffentlichten Aufsatz greift Leitz den alten Ansatz von Capart wieder direkt auf, beschreibt den Hinrichtungsprozeß allerdings (wohl unbewußt) in etwas veränder-ter Form folgendermaßen: „Ein in der Erde befestigter starker Ast mit beweglicher Spitze, an den der Verurteilte mit dem Rücken gefesselt wurde. Der Kopf wurde mit den Haaren an dem beweglichen Teil befestigt, sodaß er beim Abschneiden mit einem Messer hochschnellte.“57 Das von Leitz wiedergegebene Verfahren ist ganz abgesehen vom Fehlen altägyptischer Be-lege dafür schwierig vorzustellen. Ein Delinquent, der lediglich mit den Haaren an einem zu-rückgebundenen Ast oder Baumstamm festgebunden worden wäre, hätte wohl seine Kopfhaut verloren, bevor sein Hals vollständig durchtrennt worden wäre.58 Als alternative Deutung des SmÈ-Zeichens führt Leitz den Hirtenstab an.59

Betrachtet man die oben angeführten Theorien und Ansätze im Hinblick auf das tatsäch-lich zur Verfügung stehende Quellenmaterial, so muß festgehalten werden:

Es existiert meines Wissens keine textliche oder bildliche Referenz innerhalb der altägyp-tischen Kultur, die auf eine Hinrichtungspraxis in der von Chapaux beschriebenen Art hin-deuten würde. Dies gilt insbesondere auch für die Quellen aus der ägyptischen Frühzeit, in der die Hinrichtung von Feinden bzw. die Tötung von Menschen des öfteren bildlich thematisiert wird.60 Ein gewisser Bezug zum -Zeichen läßt sich nur insofern feststellen, als die Verurteil-ten in der Regel mit hinter dem Rücken zusammengebundenen Händen an einem Pfahl gefes-selt sind.61 Die Abtrennung des Kopfes wird in der Regel jedoch mit einem Messer ohne Hinzunahme weiterer Hilfsmittel vorgenommen. Dabei ist auch hervorzuheben, daß die Klau-en der Göttin Mafdet in den Pyramidentexten mit den Spitzen jener Klingen verglichen wer-den, mit denen der König seine Gegner enthauptet.62 So ergibt sich zwar ein enger Bezug zwi-schen Mafdet nebst ihrem Kultsymbol auf der einen Seite und der Todesgerichtsbarkeit des Königs auf der anderen, doch läßt diese Beziehung in keinster Weise auf das Vorhandensein

53 Vgl. Reisner (1913: 101-103, 109, Taf. 22, 24, 33); Göttlicher & Werner (1971: Taf. 17 mit Text). 54 Petrie (1901b: Taf. VII.7); Kahl (1994: 903 [Quelle 1268]). 55 Wilkinson (1999: 251, vgl. auch 189). 56 Guilhou (1995: 59). 57 Leitz (1996: 402). 58 Vgl. Dougherty & Friedman (2008: 321-325). 59 Nur der Vollständigkeit halber sei DuQuesnes Theorie erwähnt, wonach es sich bei Gardiner T18 am wahr-

scheinlichsten um einen Schlitten handle. Weshalb dieser niemals horizontal dargestellt wurde, erklärt Du-Quesne freilich nicht. DuQuesne (1998: 91).

60 Zur Hinrichtungspraxis und Formen der körperlichen Bestrafung sowie zur Problematik frühgeschichtlicher Menschenopferungen bzw. der „Totenfolge“ in Ägypten siehe Willems (1990: 27-54); Beaux (1991: 33-53); Baud & Etienne (2000: 57-77); Müller-Wollermann (2004); Albert & Midant-Reynes (2006).

61 Vgl. z. B. Baud & Etienne (2000: 61 [Abb. 3]); Beaux (1991: 46 [Abb. 7]). 62 PT 519, § 1212a-d. Sethe (1910: 121-122). Vgl. Sethe (1962: 95).

G’schamster Diener 213

eines Hinrichtungsgerätes Capart’scher bzw. Chapaux’scher Funktionsweise schließen. Es hat eher den Anschein, als sei die Bedeutung des -Zeichens innerhalb von Hinrichtungskontex-ten darauf zurückzuführen, daß es neben anderen Macht symbolisierenden Ausrüstungsgegen-ständen63 auch das Messer/Schwert eines hohen Würdenträgers mit Exekutivgewalt wieder-gibt und demgemäß für die Todesgerichtsbarkeit schlechthin einstehen kann. In solch einer Funktion scheint das Zeichen auf der Sonnenbarke des Re aufzutreten, zumal es für den pro-totypischen Apophis-Vernichter Seth einstehen kann und damit gleichsam den Willen des Sonnengottes exekutieren hilft.

Nach wie vor Unklarheit besteht bezüglich des Referenzobjekts der in der Mitte des Zei-chens wiedergegebenen Verdickung. In den meisten Fällen erscheint sie als nur auf einer Sei-te des Stabes hervorstehendes Rechteck mit oder ohne abstehende Ecken und ist bisweilen mit einer Binnenstruktur versehen, wie man sie auch von detaillierten Wiedergaben des nTr-Zei-chens R7 ( ) kennt.64 Einer der frühsten, bezüglich seiner korrekten Identifizierung allerdings nicht unumstrittenen Belege von T18, zu finden auf einer Kalksteinstele aus Umm el-Qaab (Abb. 5),65 zeigt einen bienenstockartig um die Mitte des Stabes plazierten Ellipsoid, dessen rautenförmige Binnendetaillierung sich ohne Probleme als Stoffbeutel interpretieren ließe. Über den Inhalt eines solchen Beutels kann man freilich nur spekulieren, zumal den auf vor- und frühdynastischen Bildwerken dargestellten Herrscherautoritäten gerade keine Beutel, Szepter oder Waffenteile nachgetragen werden. Dies gilt auch für den *wdpw "r(w) ( ) überschriebenen Höfling,66 welcher König Narmer auf dessen berühmter Palette mit den kö-niglichen Sandalen sowie einem (Wasser-?)Gefäß in den Händen nachfolgt und zweifelsohne als SmÈw im Sinne späterer Epochen angesehen werden kann. Der für uns seltsame Umstand, daß das in bestimmten Kontexten als Herrschaftszeichen bzw. Autoritätsemblem67 fungieren-de Ikon innerhalb der Hieroglyphenschrift ausgerechnet der Wurzel √SmÈ, „(einer Autorität) folgen“, zugeordnet wurde, bleibt daher erklärungsbedürftig. Sollte ursprünglich tatsächlich ein enger Konnex zwischen der mutmaßlichen „Herrscherausrüstung“ Gardiner T18 und der Rolle des Königs als rechtsprechender Instanz bestanden haben, so könnte der Grund dafür, daß keine entsprechenden Darstellungen auf uns gekommen sind, mit den Regeln des Deko-rums zusammenhängen. Daneben wäre es auch möglich, daß die Assoziierung von Ikon und √SmÈ nur auf die Institution des SmÈw "rw zurückgeht, bei dem das Ikon und die königlichen Standarten eine zentrale Rolle spielten. Somit hätte zwischen Gardiner T18 und dem seman-tischen Feld um √SmÈ zunächst allenfalls ein indirekter Zusammenhang bestanden. Folgt man dieser These, dann erfuhr der semantische Nexus zwischen der Wurzel und den mit ihr assozi-ierten hieroglyphischen Wortbildern erst mittels der vereinzelt schon im Alten Reich bezeug-ten Kennzeichnung von SmÈj/w durch den Klassifikator „schreitende Beinen“, Gardiner D54 ( ), eine Konkretisierung. In jedem Fall erreichte diese Verbindung im Laufe der Zeit einen solchen Grad an Konventionalisierung, daß sich im Neuen Reiches eine nach dem gleichen Prinzip wie Gardiner W25 ( ) gestaltete Komposithieroglyphe herausbildete,68 die auch noch in der Dritten Zwischenzeit nachweisbar ist.69

63 Hierzu dürfte etwa der „Hirten-“ oder „Würdestab“ gehören, der auch als eigenständige Hieroglyphe Gardi-

ner S39 ( ) Eingang ins altägyptische Zeichenrepertoire gefunden hat. 64 Vgl. z. B. Steindorff (1913: Taf. 115). 65 Amélineau (1899: Taf. XXXVII); Petrie (1900: Taf. XXXII.2); Regulski (2010: 642, p_1095_A). 66 Zur Lesung siehe Schott (1950: 25); Simonet (1987: 53-54). Anders aber Morenz (2004: 82-84). 67 Von Kees nicht zu unrecht mit dem Lektorenbündel verglichen. Kees (1956: 105). 68 Vgl. Moje (2007: 387; Pdf-Supplement T10-T21, T18, 001 P; 005 O). 69 Vgl. z. B. Jansen-Winkeln (2007: 303 [Nr. 29.19, RS, 3]). Weitere Belege entstammen dem memphitischen

Raum.

214 Jurman

1.4 Von der Gefolgschaft zum (Kult-)Dienst

Da das Verbum SmÈj von der Frühzeit an besonders in Kontexten, die ein hierarchisches Ge-fälle implizieren, Verwendung findet, verwundert es kaum, daß schon bald eine Ausweitung seiner Bedeutung auf „dienen“ feststellbar ist. Bereits die Pyramidentexte bieten hierfür reich-liches Anschauungsmaterial. In einer Aussage zu Horus in PT 364 beispielsweise läßt sich SmÈj schwerlich anders als mit „dienen“ übersetzen: rDj.n=f n=k nTr.w nb(.w) SmÈj=Èn Tw ÈXm=k jm=Èn („Er hat dir alle Götter gegeben, damit sie dir dienen und damit du Macht über sie erlangst.“).70 Dieses der SmÈw-Beziehung innewohnende Statusgefälle ist allerdings nicht mit einem herkömmlichen Herr-Knecht-Verhältnis gleichzusetzen. Vielmehr impliziert der SmÈj-Tätigkeit ein ehrenvolles Dienen, das ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis voraussetzt und auch als Auszeichnung begriffen werden kann.71 In der höfischen Literatur des Mittleren Reichs wird der SmÈw (jQr) zum Inbegriff eines treuen Gefolgsmannes seines Herrn. Sowohl der Held der Erzählung des Schiffbrüchigen72 als auch Sinuhe73 sind im Hinblick auf ihren professionellen Status in erster Linie durch den unspezifizierten Titel SmÈw charakterisiert.74 Sinuhe selbst sagt von sich zu Beginn der Geschichte, ein „Gefolgsmann“ (SmÈw) zu sein, „der seinem Herrn (wohl Sesostris I. gemeint) folgt“, d. h. treuergeben ist (SmÈ(w) nb=f).75 Dabei ist wichtig zu betonen, daß SmÈw an sich keinen hohen Amts- oder Rangtitel darstellt,76 sondern in seinem Prestige vom Status jener Person oder Institution abhängig ist, die als Be-zugspunkt fungiert.77 Während SmÈw im Mittleren Reich innerhalb der höchsten Beamten-kreise ähnlich wie b#k eher als Metapher bzw. loyalistisches Epitheton denn als Standardtitel Verwendung findet,78 sind im mittleren Segment der Gesellschaft des öfteren SmÈw.w mit Titelspezifikationen anzutreffen. Mehrfach wurde die Vermutung geäußert, daß es sich bei den SmÈw.w in erster Linie um Elitesoldaten oder Angehörige einer Leibwache handle,79 doch spricht die Beleglage dafür, daß Personen mit der Bezeichnung SmÈw auch als persönliche Bedienstete bzw. Vertrauenspersonen ihrer Dienstherren fungierten und mit zivilen Angele-genheiten betraut werden konnten.80

Ist es im Mittleren und frühen Neuen Reich vor allem der ehrenvolle Dienst am König, der im Zentrum des SmÈw-Sozialgefüges steht, gewinnen im späten 2. und im 1. Jahrtausend v. Chr. religiöse Bezugsgrößen an Gewicht. Wie eine Durchsicht der von Jansen-Winkeln zu-sammengestellten biographischen Phrasen auf thebanischen Denkmälern der Dritten Zwi-schenzeit ergibt,81 wird neben dem Dienst am König (z. B. jw SmÈj=j nÈjj.w oD.kw m nSnj=Èn,82

70 PT 364, § 620a. Sethe (1908: 333). Vgl. die Zusammenstellung weiterer Belege bei Hannig (2003: 1306). 71 Vgl. Munro (1969: 101-104). 72 Moers (2001: 246). 73 Obsomer (1999: 238-239). 74 Auch wenn Sinuhe in seiner Anfangstitulatur eine Reihe von Hofrang- und Phantasietiteln führt, ist es der

Titel SmÈw, welcher seinem Namen unmittelbar vorangeht. Vgl. Baines (1990: 58 [Anm. 19]). 75 Sinuhe R2-3. Koch (1990: 2). Vgl. Obsomer (1999: 238-239). 76 Vgl. Parkinson (1997: 43 [Anm. 1]). 77 Vgl. Graefe (1981: II 41). 78 Vgl. Doxey (1998: 386, 15.8). Im Neuen Reich vereinzelt auch im Zusammenhang mit Personen zu finden,

die nicht der Elite angehören. Kruchten (1981: 37-38 [Anm. D]). 79 Helck (1982: 131); Quirke (1986: 116, 122); Chevereau (1991: 71); Obsomer (1999: 240). Sehr viel dif-

ferenzierter hingegen die Behandlung bei Berlev (1978: 206-209). Vgl. auch Pätznick (2005: 107-108) zur Situation im 3. Jahrtausend v. Chr.

80 Berlev (1978: 206-207, 209); Quirke (1990: 83); Stefanović (2008); Stefanović (2009: 299 [Anm. b]). 81 Jansen-Winkeln (1985: 317-427). 82 Würfelhocker CG 42208. Jansen-Winkeln (1985: 322, 1.4.4); CG 42231. Jansen-Winkeln (1985: 194, 198

[Anm. 3]).

G’schamster Diener 215

„Ich diente den Königen, wobei ich von ihrem Wüten verschont blieb.“) vermehrt auch der Dienst an bestimmten Gottheiten oder im Tempel genannt. Recht konkret auf den thebani-schen Tempeldienst bezogen sind die Erwähnungen des SmÈ Jmn(w) („Dienst des Amun“) in Tempelinschriften und auf Statuen der 22./„23.“ Dynastie.83 So enthält die Chronik des Osor-kon eine wohl an den namensgebenden Hohenpriester gerichtete Aufforderung, sich in noch stärkerem Maße (wohl vor allem in finanzieller Hinsicht) für den Kult des Amun zu engagie-ren (dj.Xr=k prw m SmÈ=f, „Führe seinem (Kult-)Dienst Zusätzliches zu.“).84 Wenn Goedickes Interpretation der in der Opferformel häufig auf die Gnadenbitte folgenden Phrase Hr SmÈj k#=f zutrifft, dann konnte man darunter bereits im Neuen Reich einen Kultdienst verstehen.85 Nichtsdestotrotz scheint sich in pharaonischer Zeit kein männliches Priesteramt herausgebil-det zu haben, daß dauerhaft mit dem Titel SmÈw verbunden gewesen wäre. Etwas anders ver-hält es sich mit dem weiblichen Pendant SmÈj.t. Wie Munro anhand einer Gruppe thebanischer Votivspiegel aus der 25. und 26. Dynastie nachweisen konnte, bestand zu jener Zeit in Theben eine weibliche Kultgemeinschaft bzw. eine Gruppe von Kultdienerinnen, die als SmÈj.wt Mw.t mit Kulthandlungen für die Göttin Mut betraut waren und diesen Titel bisweilen auch auf anderen Denkmälern als identifizierendes Element führten.86 Wenn es auf der Sitz-statue CG 42206 des Nachtefmut A aus der mittleren 22. Dynastie von der Mutter des Darge-stellten heißt, sie habe der Mut, der Herrin des Tempels, gedient, indem sie sie mit allem Schönen schmückte (SmÈj=j Mw.t Hnw.t pr Db#(=j) Èj m nfr nb87), dann liest sich dies beinahe wie eine Explikation zur erst 100 Jahre später bezeugten Funktion SmÈj.t Mw.t, die aufgrund der spezifischen Darstellungen auf den genannten Votivspiegeln mit hoher Wahrscheinlich-keit auch Tätigkeiten im Zusammenhang mit der „Toilette“ des Kultbildes beinhaltete.88 Wie bereits Munro herausgestellt hat, steht noch eine weitere „Explikation“ weiblicher Tempel-verrichtungen mit dem Verbum SmÈj in Beziehung. Es handelt sich um die auf einer saitischen Statuenbasis aus Mendes zu findenden Anrede an die Lebenden, in der dem männlichen wob nb als weibliches Pendant s.t nb(.t) SmÈj(.t) Hnw.t=È n xr.t-hrw n.t ro-nb Hno Hb.w wr.w n.w pÈD.t („jede Frau, die ihrer Herrin im täglichen Dienst und während der großen Feste der Neunheit dient“) an die Seite gestellt wird.89

Daß SmÈj spätestens in der Ptolemäerzeit einer der geläufigsten Ausdrücke für die Ver-richtung des Götterkults war, belegen nicht zuletzt die mehrsprachigen Priesterdekrete dieser Zeit, in denen hieroglyphisches und demotisches SmÈj90 (ersteres auch durch jrj dw#.t ersetzt) im Griechischen durch τὰς χρείας παρέχεσθαι („die Dienste vollziehen“) oder θεραπεύειν („Kultdienst leisten“) wiedergegeben werden.91 So erscheint es nur folgerichtig, daß die Be-deutung „Kult-“ bzw. „Gottesdienst leisten“ auch im Koptischen mit √SmÈ aufs engste asso-ziiert bleibt.92 Im Bohairischen erscheint der Götzenanbeter des 1. Korintherbriefs (1.Kor 10, 7) beispielsweise als ¥am¥eidwlon,93 im Sahidischen als ref¥M¥eeidwlon.94 Als griechi-

83 Block der Karnaker Priesterannalen, JE 36494. Jansen-Winkeln (1985: 224, 227 [Anm. 25], 386, 4.1.41). 84 Caminos (1958: 114 [§ 179, Anm. e]). 85 Goedicke (1981: 30 [Anm. 29]). 86 Munro (1969). 87 Jansen-Winkeln (1985: 28, 32 [Anm. 25]). 88 Munro (1969: 104); Darnell (2006: 10, Taf. IV). Vgl. auch die mögliche Beziehung zwischen den SmÈj.wt

Mw.t und den „Dienerinnen“ (צְֹבאֹת) des hebräischen „Zelts der Begegnung“ in Ex 38,8. Görg (1984: 13). 89 Basis heute im Nationalmuseum von Stockholm, NME 74. Munro (1969: 103); Piehl (1881: 28). 90 Siehe auch Erichsen (1954: 511). 91 Spiegelberg (1922: 192). 92 Crum (1939: 567); Westendorf (1977: 315). 93 Crum (1939: 567b). 94 Crum (1939: 567b); Horner (1911: 238).

216 Jurman

sche Entsprechungen des Verbs SAL¥M¥e / BF

¥em¥i / F¥hm¥i begegnen in der Septuaginta

Verben wie λειτουργεῖν, θεραπεύειν, λατρεύειν, διακονεῖν oder σέβεσθαι,95 die in ihren je-weiligen Kontexten einerseits auf die Ausübung kultischer Dienste oder eine fromme Gesin-nung verweisen, andererseits auch für „weltliches“ (Be-)Dienen stehen können. Der späte-stens seit dem Neuen Reich manifeste duale Aspekt des durch SmÈj bezeichneten „Dienens“ bleibt demgemäß bis in die späteste ägyptische Sprachstufe erhalten, wenngleich mit etwas veränderter Gewichtung.96

2 Aramäisch

An dieser Stelle könnte der Streifzug durch die Geschichte des ägyptischen SmÈw ein Ende finden, hätte √SmÈ nicht zu einem noch näher zu bestimmenden Zeitpunkt den Weg von Ägypten in die angrenzende Levante gefunden.

Über die Möglichkeit einer solchen Lehnwortbeziehung war man sich innerhalb der Ägyptologie bereits Anfang des 20. Jahrhunderts im klaren. Im Jahr 1921 notierte Spiegelberg in seinem Koptischen Handwörterbuch, daß das aramäische Verb ַׁשּמֵ ׁש ein vom ägyptischen SmÈ(j) abgeleitetes Lehnwort gleicher Bedeutung sei,97 und man kann davon ausgehen, daß die Bearbeiter des Berliner Wörterbuchs diese Ableitungsmöglichkeit zum damaligen Zeit-punkt ebenfalls schon in ihrer Kartei vermerkt hatten.98 Tatsächlich findet man in der 15. Auf-lage von Gesenius’ Hebräischem und aramäischem Handwörterbuch aus dem Jahr 1915 unter dem Lemmaeintrag ׁשּמׁש (aram.) neben zwei anderen Thesen zur Etymologie die auf Max Müller zurückgehende Bemerkung „beachte aber, daß kopt. S¥mS¥, Diener, als Sms altägypt. ist“.99 Bereits 35 Jahre zuvor hatte Stern in seiner Koptischen Grammatik eine Verbindung zwischen koptischem ¥em¥i und aramäischem ַׁשּמֵ ׁש postuliert, diese jedoch auf eine Urver-wandtschaft der beiden Wörter zurückgeführt,100 was angesichts der unzureichenden lautge-setzlichen Entsprechung101 und des späten Auftretens des Lexems im Aramäischen (siehe unten) allerdings keinesfalls in Betracht kommt.

Hält man nach dem näheren zeitlichen und kulturellen Umfeld Ausschau, innerhalb des-sen sich die Entlehnung des Wortes SmÈj ins Aramäischen vollzogen haben könnte, wird man zunächst vielleicht an die berühmte, Aramäisch sprechende jüdische Garnison auf Elephantine denken, die in der Perserzeit für den Schutz der südlichen Provinzgrenze sorgte.102 Allerdings steht einer solch naheliegend scheinenden These entgegen, daß das Verb ׁשּמׁש (ein D-Stamm) weder im Alt- noch im Reichsaramäischen bezeugt ist.103 Für den Ausdruck der Sememe „dienen“, „verehren“, „Kultdienst leisten“ verwendet man im Reichsaramäischen, aber auch

95 Crum (1939: 567a). 96 Im Demotischen scheinen die meisten Belege von √SmÈ der Bedeutung „dienen“ bzw. „(welticher) Diener“

zuzurechnen zu sein. Erichsen (1954: 511). Daneben finden sich zumindest im Frühdemotischen auch „klas-sische“ Verwendungsweisen im Sinne von „Gefolgsmann“. Vittmann (1998: II 555).

97 Spiegelberg (1921: 196). 98 Vgl. Wb IV: 482; DZA 30.120.070. 99 Gesenius: 928b. Die Ableitung vom Ägyptischen wird heute allgemein als die wahrscheinlichste Etymolo-

gie angesehen. Vgl. HALAT3 II: 1793a; Voigt (1981: 153); Beyer (2004: 496). 100 Stern (1880: 4). 101 Ägyptisches /S/ sollte nach Rössler im Nordwestsemitischen einem /H/ entsprechen. Vgl. Rössler (1971:

303-304 [§ 26]); Schneider (1997: 193). Westendorf versieht die These von der Entlehnung ins Aramäische mit einem Fragezeichen und verweist diesbezüglich auf Spiegelberg und Stern. Westendorf (1977: 315 [mit Anm. 7]).

102 Einen guten Überblick über die Geschichte der Aramäisch sprechenden Bevölkerungsgruppen in Ägypten bieten Vittmann (2003: 84-119) und Porten (2011).

103 Entsprechende Einträge im CAL fehlen. Vgl. auch Muchiki (1999: 55-203); Beyer (2004: 496).

G’schamster Diener 217

in den aramäischen Passagen des Alten Testaments üblicherweise das Verb 104,פלה seinerseits ein Lehnwort aus dem Akkadischen (< paläXum).105 Der älteste sicher datierbare Beleg für ׁשׁשּמ stammt dagegen aus dem aramäischen Teil des alttestamentlichen Buches Daniel, das

nach dem derzeitigen Forschungsstand in seinen meisten Teilen nicht vor dem 3. Jahrhundert v. Chr. verfaßt worden sein kann.106 Die betreffende Stelle im 7. Kapitel (Daniel 7,10: ְּוּנֵּהְּמׁשׁשַ י -Tausendmal Tausende dienten ihm.“),107 in der Daniels Vision von den vier Tie„ ,ֶאֶלף ַאְלִפיםren und dem Menschensohn wiedergegeben ist, erhielt ihre endgültige Form sicherlich nicht vor der Diadochenzeit.108 Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß sich die Entlehnung in den hellenistischen jüdischen Gemeinden Alexandrias oder anderer Zentren des Ptolemäerreiches vollzog.109

Das Verb und seine Ableitungen gehen danach in die meisten Dialekte des Mittelaramä-ischen ein.110 Im relativ früh entstandenen Palästinischen Targum (die ältesten Handschriften datieren ins 7. Jahrhundert, Manuskript E mit dem betreffenden Beleg wohl zwei Jahrhunder-te später111) ist für die Wurzel שמש zum ersten Mal die Bedeutung „bei jemandem liegen“ = „kopulieren“ (mit Präp. עם) belegt.112 In den mittelaramäischen Dialekten des jüdisch-babylo-nischen und des jüdisch-palästinischen Aramäischen begegnet שמש u. a. in den Bedeutungen „(be)dienen“, „den Gottesdienst vollziehen“, „ein Amt ausüben“, „Zeit verbringen“ und „ko-pulieren“.113 Daneben findet sich die nominale Ableitung ַׁשָּמׁש (SammäS) in der Bedeutung „Diener“ bzw. spezifisch „Synagogendiener“,114 die ins Jiddische übernommen wird.

3 Jiddisch und Deutsch

Im Westjiddischen erscheint der Synagogendiener als „schammes“ (ostjid. SammêS), das Wort kann in der Verbindung „Schammesseele“ aber auch abwertend für eine unterwürfige Person verwendet werden.115 Im Rotwelschen trifft man das gleichlautende „Schammes“ in den Be-deutungen „Diener“, „Gerichtsdiener“, „Schuldiener“, „Synagogendiener“, „Kantor“ und „Pe-nis“ an, letzteres ein metonymischer Gebrauch, der sich auf das Semem שמש, „kopulieren“, beziehen mag.116 Zudem verweist Wolf auf das Nomen actionis „Schimmusch“, das „Bei-schlaf“ oder „Bedienung“ heißen kann.117

Der Schammes verrichtete innerhalb der Synagoge ähnliche Tätigkeiten wie der christli-che Mesner/Küster und wurde demgemäß in christlichen Quellen des Spätmittelalters mitun-ter als „juden mesner“ bezeichnet (z. B. 1354 in Maribor/Marburg, 1378 in Wien).118 Als offi-zieller Amtsdiener einer jüdischen Gemeinde war er im Mittelalter und der frühen Neuzeit

104 Vgl. CAL. 105 Gesenius: 921; HALAT3 II: 1765a. Zum Bedeutungsumfang des akkadischen paläXum siehe CAD 12: 37-49. 106 Vgl. Collins (2001: 5-9). 107 BHS5: 1399. Bohairisch: ouox xanan¥o N¥o nau¥em¥i naf-pe. Tattam (1852, Bd. 2: 320). 108 Kratz (2001). 109 Zur jüdischen Präsenz im gräko-römischen Ägypten siehe Winnicki (2009: 180-259, bes. 239-259). 110 Vgl. Hoftijzer & Jongeling (1995: 1168); Beyer (2004: 496). 111 Klein (1986: I XXXVI). 112 Klein (1986: I 129). 113 Sokoloff (2000a: 1162) & (2002b: 559). 114 Sokoloff (2002b: 559a). 115 Weinberg (1973: 94-95); Stern (2000: 178-179). 116 Denkbar ist auch eine Anspielung auf die als Schammes bezeichnete Kerze, die zum Anzünden der restli-

chen Kerzen des Chanukkaleuchters verwendet wird. Weinberg (1994: 226). Vgl. die Konnotationen des Wortes „Stift“ im Rotwelschen: Kluge23: 796a.

117 Wolf (1956: 278, 4799). 118 Keil (2006: 50; pers. Mitteilung via E-Mail vom 8. 7. 2013, für die Frau Dr. Martha Keil vielmals gedankt sei).

218 Jurman

dafür verantwortlich, Eide abzunehmen, öffentliche Ankündigungen in der Synagoge zu ver-lesen, hebräisch verfaßte Urkunden vor christlichen Gerichten zu beglaubigen und als Schul-klopfer zum Gebet bzw. zu Versammlungen in die Synagoge zu rufen. Daneben fungierte er ganz generell als Mittelsmann zur christlichen Obrigkeit und später bisweilen auch als eine Art Laufbursche für Behördengänge.119 Man darf daraus schließen, daß wesentliche Teile der christlichen deutschsprachigen Bevölkerung bereits im Spätmittelalter relativ genau über die Tätigkeiten eines Schammes Bescheid wußten.

Zu welchem Zeitpunkt und auf welchem genauen Weg das Wort „Schammes“ in viele deutsche Dialekte gelangt ist, läßt sich aufgrund der synchronen Perspektive der meisten Dia-lektwörterbücher nicht mehr im einzelnen rekonstruieren. Sicher ist jedoch, daß sich die Be-reicherung der lokalen Lexik in einem beträchtlichen Teil des deutschen Sprachraums (beson-ders in den mitteldeutschen Dialektgebieten) nachweisen läßt.120 Die Bedeutungsbandbreite der dem Etymon „schammes“ zuordenbaren Wortformen reicht dabei von „Knecht“, „Diener“ über „dienstbeflissener“ und „nachlässiger Mensch“121 bis hin zu „Vorgesetzter“, „Angeber“ und „unersättlicher Mensch“.122 Die genannten Bedeutungen können relativ leicht vom Auf-gabengebiet des Synagogendieners und den ihm typischerweise zugeschriebenen Eigenschaf-ten abgeleitet werden. Als primäre Vermittler des Lehnwortes kommen unter anderem Ange-hörige des jüdischen Bürgertums in Frage, denen im 18. und frühen 19. Jahrhundert trotz ihrer weitgehenden sprachlichen Assimilierung Hebraismen und Jiddizismen durchaus geläufig wa-ren (siehe auch unten).123 Daneben muß aber auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Lehnwortübertragung in einzelnen Dialekten schon zu einem wesentlich früheren Zeit-punkt stattfand (eventuell vermittelt über das Rotwelsche). Von großem Interesse ist in die-sem Zusammenhang der Umstand, daß den auf Schammes/ שמש zurückführbaren Lehnwör-tern der deutschen Dialekte in vielen Fällen auch die Bedeutung „Liebhaber“ oder „Bräuti-gam“ zukommt, was nicht ohne weiteres vom „Synagogen-Schammes“ ableitbar ist, sondern eine Kenntnis dieser spezifischen Nebenbedeutung von „schammes“ im Jiddischen wahr-scheinlich macht. Die anzutreffenden Lautformen divergieren zum Teil recht stark voneinan-der und sind wohl partiell kontaminiert (vgl. z. B. thür.: Schammes und Schamrich;124 schles.: Schamprich;125 obersächs.: Schamprich, Schamperich, vereinzelt aber auch Schamsder, Dschamsder, (D)Schamsdrich126). Einige dieser Formen mit Dental in der letzten Silbe erin-nern auffallend an das Wienerische „(G)Schamster“ bzw. „(G)Schamsterer“ in der Bedeutung „Freund“, „Geliebter“,127 von dem weiter unten noch zu sprechen sein wird.

3.1 Die Grußform „(g)schamster Diener“

Lange Zeit hat man die obigen Wortformen als Verballhornungen der Grußformel „gehor-samster Diener“ > (g’)schamster (Diener) interpretiert,128 konnte aber nicht erklären, weshalb der erste Sibilant für bairische Dialekte vollkommen unerwartet eine Palatalisierung zeigt.

119 Vgl. Weinberg (1994: 226); Keil (2006: 50). 120 Vgl. Stern (2000: 178-179). 121 „Schammes“ als Schimpfwort im Hessischen verzeichnet bei Althaus (1963: 114). 122 Stern (2000: 178-179). 123 Vgl. Stern (2000: 8-9). 124 Spangenberg (1982: 463). 125 Mitzka (1965: 1175). 126 Bergmann (2003: 43). 127 Vgl. Wehle (1980: 148, 245); Hornung & Grüner (2002: 457). 128 So schon Hügel (1873: 134); vgl. auch Wehle (1980: 148 [s. v. Gschamsterdiener; Gschamsterer], 245 [s. v.

Schamsterer]).

G’schamster Diener 219

Auf semantischer Ebene erscheint wiederum die direkte Bedeutungsübertragung vom gehor-samen Diener zum Bräutigam bzw. Liebhaber unbefriedigend. Aus diesen Gründen tendiert man heute dazu, „g’schamster (Diener)“ als entstelltes Lehnwort aus dem Jiddischen anzuse-hen, welches wie das jiddische „schammes“ zusätzlich die Bedeutung „Liebhaber“ angenom-men hat.129 Eine ähnliche Weiterentwicklung konstatiert Newerkla für das Tschechische und Slowakische sowie für den polnisch-schlesischen Dialekt des Teschener Gebiets, in denen ebenfalls beide Bedeutungsvarianten bezeugt sind (pl.-schles. z. B. czamster, „hübscher Ka-valier“).130 Unbeantwortet bleibt hierbei jedoch die Frage, wie man sich im Deutschen die Genese des Dentals und des scheinbaren Nomen-agentis-Suffixes -er genau vorzustellen hat. Eine Erklärungsmöglichkeit bestünde darin, eine sekundäre volksetymologische Umdeutung bei gleichzeitiger schrittweiser Angleichung an das Lautbild des Superlativs von „gehorsam“ anzusetzen. Laut Sedlacek wäre am Anfang dieser Entwicklung eine tautologische Verdeutli-chung gestanden, wie sie das von Hügel überlieferte „Schamer-Diener“ darzustellen scheint.131 Allerdings handelt es sich bei dem Hügelschen Kompositum wahrscheinlich nicht um eine verdeutlichende Apposition im eigentlichen Sinn (> „Schamer, d. h. ein Diener“), sondern um eine univerbierte Grußformel bestehend aus einem als Adjektiv in der Positiv-stufe reanalysierten ersten Glied und einem folgenden Substantiv. Die Formel erscheint näm-lich schon in Druckwerken des frühen 19. Jahrhunderts in der Form „Schamer Diener“.132 In einer satirischen Schrift des pfälzischen Publizisten Georg Friedrich Rebmann aus dem Jahr 1793 begegnet sogar die Form „Schammer Diener!“.133 Andererseits deutet die Verdoppelung des <m> in letzterem Fall darauf hin, daß als unmittelbare Vorstufe tatsächlich ein tautologi-sches Kompositum mit eindeutiger Apposition wie „Schammes-Diener“ existierte. Wenn man es hingegen mit einer sekundären Rückbildung aus „Schamsterdiener“ bzw. „schamster Die-ner“ zu tun haben sollte, müßten letztere Formen früher belegt sein. Da der erste mir bekannte Beleg für „schamster Diener“ in das Jahr 1795 datiert,134 wage ich nicht, hierzu ein definitives Urteil abzugeben. Interessant ist jedoch an dem genannten Beleg, der sich in den satirischen Geniestreichen des sächsischen Schriftstellers und Forstrates Carl Gottlob Cramer findet, daß die Grußformel einem nach antisemitischen Stereotypen gezeichneten jüdischen Händler na-mens Izzig135 in den Mund gelegt wird. An anderer Stelle des Buches findet man auch das tra-ditionelle „gehorsamster Diener“ (aus dem Mund eines pommerschen Pfarrers).136 Läßt man sich darauf ein, auf dieser Grundlage eine Verallgemeinerung zu wagen, dann könnte man sich die Entwicklung von „Schammes“ hin zu „gschamster Diener“ folgendermaßen vorstel-len: In Jiddisch sprechenden Milieus des 18. Jahrhunderts wurde das Bezeichnung „scham-mes“ mitunter auch synonym zum jiddischen „diner“ bzw. zum deutschen „Diener“ verwen-det. Die späteren Belege von „Schamster“ als alleinstehende Grußformel könnten einen Re-flex derartiger Verwendungsweisen darstellen.137 In Kontaktsituationen, die eine mündliche Kommunikation mit der deutschsprachigen Obrigkeit beinhalteten, kam es im Rahmen der traditionellen Grußformel „gehorsamster Diener“ zu Interferenzerscheinungen, wobei nicht

129 Newerkla (2011: 405 [s. v. šamstr]; pers. Mitteilung via E-Mail vom 2. 7. 2013, für die Prof. Stefan M.

Newerkla vielmals gedankt sei); Sedlacek (2011: 113). 130 Newerkla (2003: 280 [s. v. szamster]) & (2011: 405 [s. v. šamstr]). 131 Sedlacek (2011: 113). 132 Z. B. Durach (1802: 92). 133 Rebmann (1793: Frontispiz, 94). 134 Cramer (1795: 254, 255). 135 Zum Itzig-/Izzig-Typus in der antisemitischen deutschsprachigen Literatur siehe Kwiet (2010: 140). 136 Cramer (1795: 87). 137 Vgl. z. B. Herloss (1827: 114).

220 Jurman

klar ist, von welcher der Kommunikationsparteien die Eindeutschung und Adjektivierung des Elements „Schammes“ zuerst vorgenommen wurde. Spätestens gegen Ende des 18. Jahrhun-derts verbreiteten sich die scherzhaften Alternativformen von „gehorsamster Diener“ unter deutschen Sprechern, wurden dabei aber in erster Linie Menschen geringer Bildung und/oder niedrigen Standes zugeordnet. Besonders erhellend ist in diesem Zusammenhang eine Rezen-sion des humoristischen Werkes „Die Maske“ von Siegfried August Mahlmann, die am 24. Jänner 1804 in der Literaturzeitschrift Der Freimüthige erschien: „So findet er [scil. Mahl-mann] es zum Beispiel sehr scherzhaft, den Hannswurst statt Gehorsamster Diener, Scham-ster Diener sagen zu lassen. Lieber Himmel, welcher Handwerksgesell in Kursachsen hat den Spaß nicht schon gemacht!“138 Im Augsburger Unterhaltungs-Blatt für Gebildete jeden Stan-des aus dem Jahr 1816 erfährt die dem Stadtschreiber von Bierlingen in den Mund gelegte Begrüßung „Schamer, Schamer!“ die Kommentierung „Ueblicher Provinzialismus für ‚Ge-horsamer‘“.139 Auch die 1818 publizierte Voßsche Übersetzung einer Passage des fünften Akts von Shakespeares Love’s Labour’s Lost ist bezeichnend: „(...) solche Verhudeler der Or-thografei, der z. B. sagt: ‚’r Gnaden, khorschamer Diener, und mein G’ähr,‘ da er doch aus-sprechen sollte secundum etymologiam: ‚Eure Genaden, gehorsamer Diener, und genädiger Herre.‘“140

Die Beibehaltung des initialen [ʃ] in der deutschen Umgangssprache scheint jedenfalls da-rauf hinzudeuten, daß man auch eine im Hochdeutschen inexistente Kurzform des Adjektivs „schamhaft“ (im Sinne von „schicklich“, „zurückhaltend“) im Hinterkopf hatte.141 Eine solche semantische Umdeutung auf Grundlage der empfängersprachlichen Lexik kann ohne weiteres als erwartbare sprachliche Interferenzerscheinung klassifiziert werden. Ein ähnlicher Fall liegt z. B. beim Wort „Saures“ in der bekannten Redewendung „jemandem Saures (< „Zores“) ge-ben“ vor.142 Das geschilderte Szenario würde bedeuten, daß es sich bei sämtlichen Wortfor-men mit Dental um sekundäre Weiterbildungen nach erfolgter Angleichung an „gehorsam-ster“ handelt. Andererseits zeigen Grußformeln wie das 1798 in einer deutschen Satirezeit-schrift abgedruckte „khorschamer Diener“,143 daß die Kontamination durch „gehorsam(st)er Diener“ relativ früh erfolgt sein muß und keineswegs auf den österreichischen Sprachraum beschränkt war. Einer der frühesten mir bekannten Belege für das klassisch gewordene Wie-ner „G’schamster Diener144“ findet sich in der anonym erschienenen antiredemptoristischen Schrift „Portfolio eines Oesterreichers“ aus dem Jahr 1844.145 Bei Nestroy hingegen er-scheint, anders als man es vielleicht erwarten würde, „nur“ die Form „Korschamerdiener“.146 In Karl Kraus’ Die Fackel werden „Schamerdiener“, „Schamsterdiener“ und „Korschamer-

138 Kotzebue & Merkel (1804: 65). 139 Mielach (1816: 86). 140 Voß (1818: 492). Im Original (1. Folio, 1623) heißt es: „(...) such rackers of ortagriphie, as to speake dout

fine, when he should say doubt; det, when he should pronounce debt; d e b t, not det: he clepeth a Calf, Caufe: halfe, haufe: neighbour vocatur nebour; neigh abreuiated ne (...).“ Hinman (1968: 136, 1759-1763).

141 Im Wienerischen vermutlich begünstigt durch die schon im 18. Jahrhundert bezeugte Adjektivform „gscha-mig“, deren Superlativ „gschamigst“ sich nur geringfügig von dem „gschamst“ der Grußformel unterschei-det. Das epithetische g- des Wienerischen ist auch anderweitig anzutreffen (vgl. z. B. Gspaß, Gspü etc.).

142 Stern (2000: 218). 143 Gretschel (1798: 370). 144 Über die Berechtigung des Apostrophs hinter „G“ läßt sich im Hinblick auf die oben skizzierte Etymologie

streiten. 145 NN (1844: 4). 146 Brukner & Rommel (1925: 156). Siehe auch BaiÖWB 5.1: 54. Um 1880 ist die Grußformel in Nordsieben-

bürgen/Sachsen als „kiršəmədǟnər“ belegt. Richter (1990: 1050).

G’schamster Diener 221

diener“ praktisch synonym gebracht.147 In jedem Fall ginge es an der Wahrheit vorbei, wenn man die „Grußformelgruppe“ „schamster (Diener)“ ausschließlich auf das Etymon „Scham-mes“ zurückführte.

Es ist wohl dem speziellen Naturell der Wiener Gesellschaft zuzuschreiben, daß eine ur-sprünglich als Scherz gedachte „Respektsbezeugung“ derartige Verbreitung erlangte und als prototypische Höflichkeitsfloskel des Obers bei der Verabschiedung der Gäste bis ins 20. Jahrhundert hinein den Inbegriff der Wiener Kaffeehauskultur darstellte. Selbst wenn die Floskel heute nicht mehr zu hören ist, hat sich die Tradition unter anderem noch im Namen eines Wiener Kaffeehauses im sechsten Bezirk konserviert.

3.2 Schamster und *SmÈw.tj

Kehren wir zum Abschluß unserer Rundreise nochmals kurz zum (G)Schamster(er) = „Freund“, „Liebhaber“ zurück. Hierbei stellt sich das Problem, daß die Lautgestalt des Wortes zwar von der modifizierten Grußformel „(g)schamster Diener“ beeinflußt und folglich sekun-där zu sein scheint, eine inhaltliche Ableitung aus derselben aber alles andere als zwingend ist. Viel näher liegt es, an eine Fortführung der jiddischen, bereits im Aramäischen vorge-prägten Zweitbedeutung von „Schammes“ zu denken, wie sie in ihrer ursprünglichen Gestalt zum Beispiel auch ins Thüringische eingegangen ist.148 Diese Entlehnung dürfte zunächst unabhängig von der Integration des „Schammes“ in die Grußformel erfolgt sein und wurde wohl erst im Laufe der Zeit an die durch „(g)schamster Diener“ etablierte Lautgestalt angegli-chen. Auch wenn es folglich keinen Grund dafür gibt, den Dental in „(G)Schamster(er)“ als Überbleibsel eines afroasiatischen Morphems zu werten, sei an dieser Stelle doch erwähnt, daß ein t-Suffix tatsächlich auch mit dem „ägyptischen Diener“ in Verbindung gebracht wer-den kann. In der demotischen zweiten Setne-Erzählung erscheinen an einer Stelle nämlich die SmSß.w n jmnß, „Diener des Jenseits“,149 und im Koptischen hat sich in zwei Dialekten für „Diener“ die Nebenform SL

šmšit erhalten (demgegenüber Brefšemši).150 Beiden Wörtern

liegt vermutlich eine Nisbeableitung vom Kollektivum SmÈw.t, „Gefolge“,151 zugrunde, von deren hieroglyphischem Pendant (*SmÈ.wtj) bislang kein Beleg bekanntgeworden ist.

4 Ausklang

Es bleibe dem Leser überlassen, ob er den altägyptischen SmÈw und den g’schamsten Diener der Donaumonarchie durch ein geistiges Band verbunden sehen möchte. Daß die beiden aber in doppelter Hinsicht gemeinsame Wurzeln haben, dürfte nach den obigen Ausführungen klargeworden sein. In diesem Sinne darf ich hier die Gelegenheit nützen, mich dem Jubilar als SmÈw jQr zu empfehlen.

147 Vgl. Welzig (1999: 443, 593); AAC „Die Fackel“. 148 Spangenberg (1982: Sp. 464). Im Österreichischen läßt sich auch das aufs westjiddische chaw(w)er (< bibel-

hebr. ָחֵבר) zurückgehende und mit einem zusätzlichen Tätersuffix -er versehene „Haberer“ vergleichen. Stern (2000: 73); Sedlacek (2011: 118-119).

149 TLA, Setne II (pBM 10822), II, 4 (Trans. u. Übers. Günter Vittmann). Vgl. Griffith (1900: 150). 150 Crum (1939: 568a). 151 Vgl. Wb IV: 487; Hannig (2006b: II 2467).

222 Jurman

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Abb. 1: CmÈ-Zeichen mit Kopf aus der achten Stunde des Amduat. Nach Sethe (1935: 195).

Abb. 2: Neun SmÈ-Zeichen mit Köpfen aus der achten Stunde des Amduat. Nach Hornung (1997: 143, Abb. 9).

Abb. 3: CmÈ-Zeichen auf einem Modell der Sonnenbarke (Kairo, Ägyptisches Museum CG 4949), aus der Nekropole von Deir el-Berscheh. Nach Reisner (1913: Taf. 22).

228 Jurman

Abb. 4: CmÈ-Zeichen mit Feliden als Emblem der Göttin Mafdet (re.), Reliefinschrift auf ei-

nem Steingefäßfragment aus dem Grab des Königs Den, 1. Dynastie. Nach Petrie (1901a: Taf. VII, 7).

Abb. 5: CmÈ-Zeichen und Ka-Arme auf einer Kalksteinstele aus Umm el-Qaab. Nach Petrie

(1900: Taf. XXXII, 32).