…vom schönsten Sex

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...vom schönsten Sex

Transcript of …vom schönsten Sex

...vomschönsten Sex

...ein kleiner Streifzug durch die weite Welt derMasturbation

aus dem Internet zusammengestellt von

gerhart „ghino“ ginner

...der Autor wünscht all seinen Lesern noch vielVergnügen dabei!!!

INHALT

Im Zoo der wilden Wichser S. 4

DIE WILDEN WICHSER S. 9Masturbation

S. 12Autoerotischer Unfall

S. 29Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern

S. 34Seltsame Geschichten um den guten KOBOLD-Staubsauger S. 37Propeller am Penis

S. 45WIXEN S. 53Sex im Tierreich S. 62SEXUALITÄT, Klappern unterm Schädeldach S. 64RENDEZVOUS MIT MIR S. 70Geschichte der Onanie S. 74

Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeineund Integrative Psychotherapie, Abteilung Medizinische

Psychosomatik, Psychopathologie und Psychiatrie, BereichSexualität, und hier speziell zum Thema:

SELBSTBEFRIEDIGUNG (Onanie, Masturbation)Geschichte einer metaphysischen und wissenschaftlichen Verirrung - des sog. "einsamen Lasters"

S. 82

SCHADET ZU HÄUFIGES ONANIEREN DEM TESTOSTERONSPIEGEL?S. 94

-3-Im Zoo der wilden Wichser

Masturbation im Tierreich

Quelle:T931231.184 TAZ Nr. 4202 Seite 29 vom 31.12.1993

Original von:contrapress media GmbH

Gebannt starren die Kinder auf die brünstigangeschwollenen Schamlippen. "Was macht der Affe da? "fragen sie ihre Eltern im Menschenaffenhaus desFrankfurter Zoos. Doch die wollen nicht antworten,sondern unbedingt weitergehen. Dabei wäre die Antwortganz einfach: Die Schimpansin nutzt einen vom Wärterbeiseite gelegten Wasserschlauch, um zu masturbieren -die Beine über dem dünnen Strahl gespreizt, reibt sieihre Vulva. Und sie hat offensichtlich Spaß daran.

Schließlich schaffen es die Eltern, ihre Kinderwegzulocken. Es nützt ihnen nichts. Im übernächsten Käfigist ein Zwergschimpansenweibchen ebenfalls mit ihremKitzler beschäftigt und steckt sich obendrein einenFinger in den Enddarm. Fraglich, ob diese Eltern soschnell wieder einen Zoobesuch vorschlagen.

Denn obwohl heute in allen Fernsehprogrammen über Sexgesprochen wird, ist vielen das Thema Masturbationweiterhin peinlich. Bei einer Allensbach- Umfrage gaben39,7 Prozent der Deutschen an, nie zu onanieren, 25,6Prozent machten gleich gar keine Angaben. Und das, obwohldie Befrager angewiesen waren, beim Ankreuzenwegzuschauen und den Fragebogen im verschlossenenUmschlag entgegenzunehmen. Immerhin halten 84 Prozent derjüngeren Deutschen Selbstbefriedigung für eine ganznormale Sache. Dabei bekommen sie Schützenhilfe aus derNaturwissenschaft, denn ein Blick in das Tierreichbeweist: Onanie ist nicht nur normal, sondern auch ganznatürlich.

Denn Alberto Moravia irrt, wenn er behauptet: "DieSelbstbefriedigung stellt den einzigen Sexualakt dar, deretwas mit Kultur zu tun hat, weil er ganz aus derPhantasie kommt. " Und auch Mark Twain unterschätzte diesexuelle Verspieltheit vieler Tiere; er schrieb: "DerAffe ist das einzige Tier, ausgenommen der Mensch, dasdiese Wissenschaft praktiziert - daher ist er unser

Bruder. " Jeder Hundebesitzer hätte ihn eines Besserenbelehren können.

-4-Lange hüllten sich die Biologen in Schweigen über das,was sie in Wüsten, Dschungeln und Savannen beobachtenkonnten. Sex, so die Lehrmeinung, sei nur dann natürlich,wenn er der Fortpflanzung diene. Was aber tun, wenn dieNatur sich unnatürlich verhält? Die Regel ist: Am bestennicht darüber reden.

Mit seinem 1918 erschienenen Werk "Physik der Liebe"versuchte Remy de Gourmont zwar alle Spielartentierischen Verlangens zu würdigen, doch die Selbstlustwird in dem 283-Seiten-Buch nur mit ein paar Sätzenabgehandelt. Gourmont berichtet von Hündinnen, die "ihreVulva am Erdboden wetzen", und von Hirschen, die ihre"Rute an den Baumstämmen reiben". Dabei war derfranzösische Essayist alles andere als verklemmt. "Esgibt nichts Widernatürliches", behauptete er schondamals. Die eigentümlichste sexuelle Verirrung war fürihn die Keuschheit.

Um Keuschheit bemüht sind bis heute viele Tierbücher, indenen immer noch Sexualität mit Fortpflanzunggleichgesetzt wird. Onanie kommt in dem 1953 erschienenenWerk "Das Liebesleben der Tiere" ebensowenig vor, wie indem Buch "Die Liebeswelt der Tiere" von 1927. Obwohlsogar ein Hund beschrieben wird, der sich Hühner "aufsehr geschickte Weise zu seinen Gattinnen machte". Selbstin Adrian Forsyths zoologischem Liebeslexikon "DieSexualität in der Natur" von 1986 erscheint das StichwortMasturbation nur an zwei Stellen: im Zusammenhang mitAffen.

Eine Sammlung von Onanie- Beobachtungen, die derehemalige Zoodirektor von Hannover, Lothar Dittrich, 1968erstellte, kommt nicht ohne moralischen Zeigefinger aus.Sie beginnt mit dem Satz: "Neben normalen heterosexuellen

Geschlechtsbeziehungen kann man im Zoo homosexuelles undgelegentlich auch anderes abnormes sexuelles Verhalten,am häufigsten Masturbation, beobachten. " Als ob dieStrafe für solche "Abnormitäten" auf dem Fuß folgt,nehmen viele der von Dittrich beschriebenen Tiere einschlimmes Ende.

Ein Affenweibchen machte "einen gestörten, fast krankenEindruck", ein anderer Affe "magerte sehr stark ab undstarb schließlich", ein halbwüchsiger Kudu ist "balddanach tödlich verunglückt", ein onanistischer Ameisenbär"starb schließlich an Entkräftung", und die Hoden einessündigen Elefanten waren "völlig degeneriert".

-5-Erst eine neue Generation von Wissenschaftlern nähertsich dem Thema so unbefangen wie der Dichter RobertGernhardt mit seinem berühmten Zweizeiler: Der Kragenbär,der holt sich munter, einen nach dem andern runter. WobeiGernhardt in der dazugehörigen Zeichnung die manuellenFähigkeiten von Bären überschätzte, die Biegsamkeit derWirbelsäule aber unterschätzte. Nicht mit der Tatze,sondern mit der Schnauze befriedigt sich der Bär.

Der Anthropologe und Verhaltensforscher Volker Sommer,der 1990 das erste Standardwerk über Homosexualität imTierreich verfasste, arbeitet an einem Buch übertierische Autoerotik. Er hat sich damit ein weites Feldvorgenommen. Sex an und für sich ist bei Känguruhs,Walen, Giraffen, Tauben, Wellensittichen und Hundertenweiterer Tiere beobachtet worden. Dieses großeArtenspektrum lässt vermuten, dass sich die gesamtehöhere Fauna gelegentlich dem eigenen Genital zuwendet.

Die Methoden stehen im Einfallsreichtum den menschlichenPraktiken in nichts nach. Zoodirektor Dittrich beschreibtzwei junge Orang-Utan-Weibchen, die "ihr Genitale gegendie aus dem Gitterwerk vorstehenden Schweißkuppenrieben". In Grzimeks Enzyklopädie wird von wildenNubischen Steinböcken berichtet, die sich die eigenePenisspitze in den Mund stecken. Den gleichen Trickbeherrschen weibliche Fleckenhyänen mit ihrer riesigenKlitoris. Ein Nashornbulle wurde dabei beobachtet, wie ersich sein Glied klatschend gegen den Leib schlug, bis erejakulierte.

Elefantenbullen besaugen ihr Genital mit dem Rüssel. DieWeibchen dagegen suckeln an ihren zwischen denVorderbeinen gelegenen Zitzen und schlagen sichgleichzeitig mit dem Schwanz auf die Vulva. Von denDelphinen, die die US-Navy zum Bergen von Torpedoseinsetzt, wird berichtet, dass sie ihr Geschlechtsteil anden Unterwasserwaffen rieben. Die ausgefeilteste Technikbesitzen unsere engsten Verwandten: Schimpansinnen könnensich Holzstückchen passgenau zurechtbeißen, um sie in dieScheide einzuführen. Prinzipiell scheint die Regel zugelten: Jeder nach seinen Bedürfnissen, jeder nach seinenMöglichkeiten.

Die meisten zoologischen Masturbationsbeobachtungenstammen von Säugern oder Vögeln. Das Verhalten dieserhoch entwickelten Tierklassen ähnelt in vielen Facettendem menschlichen. Bei Affen beiderlei Geschlechts konntesogar nachgewiesen werden, daß sie einen Orgasmus haben.Die Forscher maßen die Hirnströme und dieMuskelkontraktionen. Sogar Laien können die Lustgefühlevon Primaten einfach erkennen: Wenn eine Bärenmakake denHöhepunkt erreicht, bebt der Körper und der Mund formtein "O". -6-Obwohl die meisten Berichte aus Zoos und Laboren stammen,ist eines sicher: Selbstbefriedigung ist keineKnastneurose. Biologen gehen heute davon aus, dass alleVerhaltensweisen, die in Gefangenschaft registriert

werden, auch in freier Wildbahn vorkommen. Nur dieHäufigkeit der Masturbation mag durch das Zooleben, wodie Tiere sich nicht mehr um ihr Fressen kümmern müssen,gefördert werden.

Glaubt man den gesammelten Daten, so machen es Weibchenseltener als Männchen. Ein ähnliches Bild erbrachtenUmfragen unter Menschen: Etwa zehn Prozent weniger Frauenals Männer gestehen ein zu masturbieren. Bei beidenErgebnissen ist fraglich, ob sie wirklich die ganzeWahrheit ans Licht bringen. Viele Männer prahlen ebengern mit ihrer Sexualität. Viele Frauen dagegen neigenzum Herunterspielen ihres Trieblebens.

Was die Tiere betrifft, muss einkalkuliert werden, dassjeder Beobachter auffälliges Verhalten eher registriertals unauffälliges. Männliche Geilheit ist durch denerigierten Penis gekennzeichnet, der sich kaum verbergenlässt. Die Ejakulation zeigt den Höhepunkt an. Einweibliches Tier jedoch kann sich ein stilles Glückverschaffen, indem es auf dem Boden herumrutscht oder dasHinterteil an einen Baumstamm reibt. Beides ist nichtunbedingt als sexuelle Handlung erkenntlich.

Überhaupt ist Selbstbefriedigung keine Praxis, die genaueingegrenzt werden könnte. Der eine rubbelt alleine, weiler keine Partnerin findet, die andere streichelt sich,weil sie gerade keinen Partner will. Affenpaschas wurdengesehen, die, umgeben von ihrem sexwilligen Harem,genüsslich onanierten. Paare gleichen oderunterschiedlichen Geschlechts masturbieren voreinanderund helfen sich gelegentlich dabei. Experte VolkerSommer: "Es ist ein Komplex in einem Kontinuum von allenmöglichen sexuellen Äußerungen, von denen 99,9 Prozentnicht zu einer Befruchtung führen. "

Die Soziobiologie lehrt jedoch, dass nur solchesVerhalten sich in der Evolution durchsetzt, das denIndividuen einen Fortpflanzungserfolg verschafft. Schwervorstellbar, wie Onanie bei der Fortpflanzung dienlich

sein könnte - sie ist es aber doch, wie Wissenschaftlerherausgefunden haben. Wenn ein Männchen masturbiert, istder Samen beim nächsten Geschlechtsverkehr frischer.Jüngere Spermien sind erfolgreicher, wenn im Körper einesWeibchens Samen von mehreren Partnern in Konkurrenztreten. Der Onanist verschafft seinen Spermien also einenStartvorteil beim Zielschwimmen auf das Ei, behaupten diebritischen Biologen Robin Baker und Mark Bellis.

-7-Auch weiblichen Wesen verschafft die Selbstbefriedigunggesteigerte Vermehrungschancen: Sie halten ihreScheidemuskeln fit und ihre Vaginalsekrete frisch. Dasist sehr nützlich, denn der weibliche Körper bestimmt,welcher Samen das Ei befruchten darf. Die Vorstellung vonSpermien, die ein Ei erobern, ist eine männlicheWunschphantasie. Sie ist genauso falsch wie daslanggehegte Vorurteil, männliche Tiere (und auch Männer)würden sich Weibchen (bzw. Frauen) aussuchen. In Wahrheitwählen die Weibchen, und die Eizellen ziehen die Spermienan, um sie förmlich einzusaugen.

Außer dem Trainingsaspekt kann die Masturbation demweiblichen Wesen einen weiteren Vorteil verschaffen.Baker und Bellis fanden heraus, dass Frauen, die imAbstand von einigen Tagen mit zwei Partnern verkehren,durch Onanie beeinflussen können, welcher Samen siebefruchtet. Trägt die Frau beispielsweise Spermien vomMontag in sich, masturbiert am Mittwoch und hat amFreitag einen neuen Liebhaber, dann bewirkt diemittwöchliche Übung, dass die alten Samen des erstenPartners reaktiviert werden und die des zweiten kaum eineChance zum Befruchten haben.

Darüber hinaus kann Onanie auch soziale Vorteile bringen.Ein gutes Beispiel dafür sind die Zwergschimpansen, auchBonobos genannt. Sie führen ein ausschweifendesSexualleben, zu dem auch alle Formen der Masturbationgehören. Der Verhaltensforscher Frans de Waal sieht darinden Grund für ihr überaus friedliches Sozialleben. Ihre

Brüder, die Schimpansen, sind viel weniger lustbetont,dafür aber wesentlich aggressiver.

Doch jenseits der soziobiologischen Theorie und desdarwinistischen Konkurrenzdenkens kann den Tieren dieMasturbation einfach Spaß machen. Lothar Dittrichberichtet von einer Hulman-Äffin, die ungezählte Male amTag Hand an sich legte und beim Höhepunkt "fastanfallartige, krampfartige Erschütterungen des ganzenKörpers anzeigte".

Der Zoodirektor schließt die Beschreibung dessexbesessenen Tieres mit einem Vergleich, der jedemOnanie-Genießer aus dem Herzen spricht: "Einen Orgasmussolcher Intensität erleben bei der normalen Paarung wederdie Hulmans noch andere Affenarten. "

Michael Miersch

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DIE WILDEN WICHSERAuch Tiere masturbieren

Masturbation ist in der Tierwelt völlig normal.Hauptsächlich Säugetiere und Vögel befriedigen sichselbst. Egal ob durch Reiben, Saugen, Lecken oder miteinem Hilfsmittel: Tiere zeigen bei der Befriedigungihren sexuellen Trieben Kreativität. Masturbation ist im Tierreich völlig normal. BesondersAffen scheinen im Bezug auf die eigene Lust besonderskreativ zu sein.

Homosexualität und Selbstbefriedigung ist in vielenReligionen, allen voran der katholische Kirche, ein

absolutes Tabuthema und eine riesige Sünde. Doch was imgesellschaftlichen Leben der Menschen durchaus negativbehaftet ist, ist im Tierreich völlig normal. SchwuleTiere sind dort genauso alltäglich wie Tiere, die selbst«Hand an sich legen».

Eltern kennen es. Beim Zoobesuch bilden sich großeTrauben um die Gehege, in denen Tiere sich gerade paaren.Auf neugierige Fragen der Kinder wird dann sehr oftgeantwortet, dass da nur gekuschelt wird oder sich dieTiere ganz doll lieb haben. Anders verhält es sich daschon, wenn ein Tier mit seinen Geschlechtsteilen spieltund das völlig allein und dabei vielleicht sogar einHilfsmittel benutzt. Was der Affe da macht, wollen Kinderwissen. Panik steigt in den Eltern auf. Die Kleinenmüssen dann schleunigst unter einem Vorwand vom Käfigweggelockt werden.

Homosexualität im Tierreich: Die 10 schwulsten Tiere derWeltIm Zoo in Bremerhaven haben sich 2 männliche Pinguinelieben gelernt - dank Mangel an weiblichen Artgenossen.Ein Versuch, die vom Aussterben bedrohten Pinguine zurPaarung zu bewegen, lief leider schief.

Masturbation im Tierreich völlig normal

In den Medien ist Sex omnipräsent. Dennoch tun sich vieleMenschen auch in der heutigen aufgeklärten Zeit nochimmer mit dem Thema Masturbation schwer. Doch ein Blickin die Tierwelt beweist, dass Selbstbefriedigung völlignatürlich ist. Die meisten Onanie-Beobachtungen konntenbei Säugetieren und Vögeln ausgemacht werden. Affen habennachweislich sogar einen Orgasmus.

-9-Im Tierpark sind besonders die Menschenaffen amhäufigsten beim Onanieren zu beobachten und dabeischeinen sie sehr kreativ zu sein. Ein

Schimpansenweibchen wurde bebend vor Lust im FrankfurterZoo beim Masturbieren mit einem laufenden Wasserschlauchentdeckt.

Fast alle Säugetiere und Vögel befriedigen sich selbst

«Der Affe ist das einzige Tier, ausgenommen den Menschen,das diese Wissenschaft praktiziert; daher ist er unserBruder; es existiert ein Band der Sympathie und derVerwandtschaft zwischen uns», schrieb Mark Twain in einerAbhandlung über die «Wissenschaft des Onanismus». Dochjeder Haustierbesitzer und Zoobesucher kennt da ganzandere Geschichten.

Nach Ansicht der Wissenschaftler war Sex lange Zeit auchim Tierreich nur natürlich, wenn er der Fortpflanzungdient. Doch in der Fauna widmen sich die Tiere weithäufiger ihren Genitalien zu. Hunde rubbeln ihreGeschlechtsorgane am Boden oder an den Beinen vonMenschen. Hirsche hingegen reiben ihren Penis anBaumstämmen, Papageien bewegen sich rhythmisch an ihrenKäfigstangen und Elefanten befriedigen sich mit ihremRüssel.

Elefanten holen sich mit dem Rüssel einen runter

Die riesigen Landsäuger können mit ihrem Rüssel nicht nurDinge greifen, sondern sie können sich mit ihremRiechorgan auch wunderbar selbst besaugen. Die weiblichenElefanten nuckeln hingegen mit dem Rüssel an ihren Zitzenund schlagen mit ihrem Schwanz gleichzeitig auf ihreVagina.

Gegenstände als Lustspielzeug auch in der Tierwelt

Sogar Meeressäuger befriedigen ihre Gelüste. Delfineverwenden sogar tote Fische für den sexuellen Drang. LautTaz haben US-Soldaten die geselligen Meeresbewohner sogardabei beobachtet, wie sie sich an Unterwasserwaffenrieben.

Menschenaffen bauen sich sogar regelrecht kleineLustspielzeuge. Holzstücke werden von weiblichenSchimpansen so zurechtgebissen, dass sie wie eine ArtDildo perfekt in ihre Scheide passen.

-10-Masturbation bringt aber nicht nur Lust und Spaß. Glaubtman Verhaltensforschern, so kann sie durchaus sozialeVorteile bieten. Bonobos zum Beispiel haben einausschweifendes Sexualleben. Im Gegensatz zu den prüderenSchimpansen sind sie aber deutlich weniger aggressiv.Tiere in Gefangenschaft leben ihre Triebe deutlich öfteraus als ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Das liegtwahrscheinlich daran, dass sich Zootiere weniger Gedankenum ihr Essen machen müssen und somit auch deutlich mehrZeit für ihre Freizeitgestaltung haben.

Masturbation bietet evolutionären Vorteil

Masturbation ist sogar aus evolutionstheoretischer Sichthilfreich. Durch die häufige Ejakulation wird sozusagenaltes Sperma entsorgt. Junge Spermien sind dagegenschneller und verschaffen den Tieren einen Vorteilgegenüber der Konkurrenz. Weibliche Tiere trainieren soihren Unterleib und können durch die Selbstbefriedigungsogar bestimmen, wessen Samen sie befruchten dürfen.

Doch scheinbar legen die Tiere nicht nur aus reinbiologischen Gründen die Hand an sich selbst an. EinigeBeobachtungen lassen darauf schließen, dass sie es auchdurchaus aus reiner Lust tun. Eine Affendame befriedigtesich mehrmals kurz hintereinander selbst und hatte jedesMal anfallartige Orgasmen. Es geht also nicht nur bei denMenschen ganz schön wild zur Sache.

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Masturbation...und was Wikipaedia darüber sagt:

Masturbation (Zeichnung von Gustav Klimt, 1913)

Unter Masturbation wird eine – überwiegend manuelle –Stimulation der Geschlechtsorgane verstanden, die in derRegel zum Orgasmus führt. Dabei können auch verschiedeneHilfsmittel zum Einsatz kommen.

Formen der Masturbation

Im häufigsten Fall handelt es sich bei der Masturbationum eine geschlechtliche Selbstbefriedigung, also eineForm der Autosexualität. Eine Masturbation kann jedochauch an und durch andere Personen ausgeführt werden.Neben der häufigsten Form der Masturbation durch dieBenutzung der Hand als Stimulationswerkzeug gibt es auchverschiedene Sexspielzeuge und Masturbationshilfen, diezur Unterstützung der Masturbation eingesetzt werdenkönnen.

-12-Die Masturbation stellt gemeinsam mit demGeschlechtsverkehr die häufigste Form sexueller Aktivitätdar. Auch als Sexpraktik gemeinsam mit dem Partner istsie beliebt, da bei vielen Menschen durch die Beobachtungdes masturbierenden Partners die sexuelle Erregunggesteigert wird. Sie ist oft Teil des Pettings und stellteine Möglichkeit des „Safer Sex“ dar.

Etymologie

Die Wortherkunft ist nicht sicher geklärt. Amplausibelsten scheint die lateinische Herkunft aus derVorsilbe „mas-“ („männlich“) mit dem Stammwort „turbare“(„stören, heftig bewegen“); eine stark moralisierende undkirchennahe, aber unetymologische Deutung ergibt sich mitder aus dem Mittellatein schwach belegbaren Ableitung vonlateinisch manustupratio (von manus „Hand“ und stuprum„Unzucht“). In dieser Form wird der Begriff häufig als„Befleckung, Unzucht mit der Hand“ übersetzt.

Andere Bezeichnungen vor allem für die Masturbation alsSelbst-Befriedigung sind:

Autoerotik bzw. bei Sigmund Freud Autoerotismus.

Onanie (abgeleitet von der biblischen Gestalt Onan) –dieser führte jedoch einen Coitus interruptus aus, um dieZeugung eines ihm unerwünschten Kindes zu vermeiden (1Mos 38,1−11 EU); danach wurden Menschen, diemasturbierten, auch Onanisten genannt.

Ipsation (lateinisch von ipse „selbst“).

Es gibt zahlreiche vulgärsprachliche Bezeichnungen wie z.B. „wichsen“ oder bei Männern „sich einen runterholen“.Jugendliche haben u. a. durch die „Liberalisierung derJugendsexualität“ ein breites sexualsprachlichesVokabular und gegenüber der Vulgärsprache weit wenigerVorbehalte als Erwachsene.[1]

-13-Gesundheitliche Aspekte

Masturbation ist nicht mit gesundheitlichen Schädenverbunden. Sie wird nur dann als störend oder sogarkrankhaft gewertet, wenn sie öffentlich bzw. zwanghaftausgeübt und zur Sucht wird. Vom psychologischenStandpunkt aus ist Suchtverhalten in jedem Lebensbereichmit Risiken und möglichen Gefährdungen der eigenen Personoder anderer verbunden, daher auch im Hinblick auf dieSelbstbefriedigung. Für Menschen, die ihreMasturbationsgewohnheiten als Sucht einschätzen und vonihnen loszukommen versuchen, gibt es Selbsthilfegruppenähnlich den Anonymen Alkoholikern.

Bei Männern

Einige Studien zeigen, dass regelmäßige Ejakulationengewissen Prostatabeschwerden vorbeugen können.[2][3] DieserZusammenhang wird in anderen Studien jedoch nichtbestätigt.[4] Manche Männer leiden nach dem Samenergussunter Symptomen des Postorgasmic Illness Syndroms.[5] Zuden häufigsten Krankheitserscheinungen gehörengrippeähnliche Symptome wie erhöhte Körpertemperatur,Schwitzen und Schüttelfrost sowie unspezifische Symptomewie Konzentrationsschwäche, extreme Müdigkeit,Erschöpfung und Gereiztheit.

Techniken und Statistiken

Der Anteil masturbierender Männer beträgt ca. 94 %, dervon Frauen ca. 80 %.[6] Viele entdecken die Masturbationund ihren eigenen Körper bereits in der frühen Pubertät,einige erst später und manche schon als Kleinkind. Männermasturbieren laut einer Studie mit ungefähr zwölf Jahrenzum ersten Mal und ab dann etwa zweimal wöchentlich;Frauen oft erst regelmäßig nach der Pubertät. [6]

Masturbiert wird auf ganz unterschiedliche Weise. Mit denHänden und Fingern oder mit Hilfsmitteln werden dieeigenen erogenen Zonen des Körpers stimuliert. Dabeikönnen Gleitmittel die Reizung verbessern. Seit derErfindung des Vibrators gegen Ende des 19. Jahrhunderts,entwickelte sich ein großer Markt anMasturbationshilfmitteln, wie Vibratoren und Dildos,Masturbatoren und Sex-Puppen. Durch optische undakustische Reize, wie das Betrachten erotischer oderpornographischer Fotos oder Filmen können die bei derSelbstbefriedigung empfundenen Lustgefühle gesteigertwerden.

-14-Männliche Masturbation

Masturbierender Mann, deutlich erkennbar sind die Muskelkontraktionenwährend des männlichen Orgasmus sowie der begleitende Samenerguss.

Männer masturbieren üblicherweise durch Stimulation desPenises durch Bewegung der Vorhaut über den Penis undinsbesondere die Eichel oder durch Streichen der Handüber das Glied. [7] Wesentlich seltener ist dieSelbstbefriedigung durch das reiben des Penises gegeneinen weichen Gegenstand. Auch anale und urethraleSelbstbefriedigung sind selten.[8] Gelenkigen Männern istauch die orale Selbstbefriedigung – Autofellatio genannt– möglich. Der Kinsey-Report nennt einen Anteil von 0,2bis 0,3 % der männlichen Bevölkerung, der dazu in derLage ist. Hingegen ist die Zahl der Männer, die dieswenigstens ausprobiert haben, wesentlich höher; auch istdies ein nicht seltener Bestandteil masturbatorischerTraum-Phantasien. Kinsey vermutete hier einenanimalischen Hintergrund, denn bei Primaten istAutofellatio eine normale Form der sexuellen Betätigung.[8]

Üblicherweise erfolgt bei Männer die Masturbation unterstarker Beteiligung der Phantasie. [8]

-15-Weibliche Masturbation

Masturbation bei der Frau mittels eines Vibrators

Die verbreitetste Arte der Masturbation bei Frauen istdie Stimulation von Clitoris und Vulva mit der Hand,[9]

wobei die meisten Frauen auf dem Rücken liegen.[9] Häufigwird zur Stimulation der Clitoris auch ein Vibratorverwendet. Nur relativ wenige Frauen führen beimMasturbieren ihre Finger oder Gegenstände wie Dildos indie Vagina ein, die Angaben dazu liegen in verschiedenenStudien bei unter 20 Prozent.[10] Laut Kinsey-Report habenetwa 20% der Frauen schon einmal im Rahmen derMasturbation etwas in ihre Vagina eingefügt, wobei vieledavon dies taten weil sie zu diesem Zeitpunkt noch nichtwussten das clitoriale Stimulation befriedigender istoder aber weil das Zusehen ihren Partner ereggte.[11]

-16-Laut Hite praktizieren etwa 12% der Frauen vaginaleMasturbation zumindest manchmal in Kombination mitclitorialer Stimulation und etwa 2% manchmal auch reinevaginale Masturbation.[9] Eine Schwedische Studie aus demJahr 2006 fand, dass 69% der schwedischen Frauen sichbevorzugt clitorial befriedigen, 28% bevorzugen eineKombination aus clitorialer und vaginaler Masturbationbevorzugen und weniger als 3% reine vaginaleMasturbation.[12] Weitere weniger verbreitete Formen derMasturbation bei Frauen sind das reiben der Vulva anweiche Gegenstände, das Rhythmische zusammenpressen derOberschenkel, die Stimulation der Clitoris und Vulvadurch Wasser.[9] Anale Stimulation wird von manchen Frauenzusätzlich zur clitorialen oder vaginalen Masturbationausgeübt. Die orale Selbstbefriedigung – genanntAutocunnilingus – ist bei Frauen mit extrem wenigenAusnahmen unmöglich.

Während erotische Phantasien bei Männern sehr verbreitetsind haben laut Kinsey nur die Hälfte der Frauen bei derMasturbation regelmäßig sexuelle Phantasien, für mehr alsein drittel der Befragten ist Masturbation sogar reinkörperlich.[11] Laut Hite genießen sogar die meisten Frauendie Masturbation meist zwar Physisch nicht jedochPsychologisch.[9] Die Phantasien der Frauen sind dabeistärker als bei Männern auf die bereits erlebten ArtenSexueller Handlungen beschränkt.[11]

In Kinseys Studien gaben 45% der Frauen an üblicherweisemittels Masturbation innerhalb von 3 Minuten einenOrgasmus zu erreichen, weitere 25% erreichen den Orgasmusüblicherweise in 4-5 Minuten, wobei viele der Frauen dieden Orgasmus erst noch später erreichten ihn mit Absichthinauszögerten.[11] Viele Frauen geben an zu masturbierenum die ablenkende sexuelle Erregung möglichst schnellabzubauen.[11]

-17-Einschätzungen

Medizingeschichtlich

Korsett zur Verhinderung der Masturbation, aus einem französischen Buchvon ca. 1815

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Titelblatt von Versuch von denen Krankheiten, welche aus derSelbstbefleckung entstehen (1760)

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Auch im antiken Griechenland mit seiner moralischenFreizügigkeit war Sexualität durchaus kein tabulosesThema. Dennoch gab es Vertreter des Kynismus, die dasZiel hatten, zum Naturzustand zurückzukehren, „den sie intierischen und kindlichen Verhaltensweisen gegenüber derKultur, dem Anerzogenen (Paidéia) sahen.“[13] Einer ihrerVertreter, Diogenes von Sinope, galt als Meister derProvokation und sagte, als er sich öffentlich auf demMarktplatz befriedigte: „Könnte man doch auch den Bauchebenso reiben, um den Hunger loszuwerden“. Viele anderegriechische Philosophen standen der Masturbation jedochkritischer gegenüber als Diogenes.[13]

Ab dem späten Mittelalter wurde sie genauso wie alleanderen Formen der Sexualität, die nicht ausschließlichder Fortpflanzung dienten, von der römisch-katholischenKirche als Sünde betrachtet und teilweise alswidernatürliche Unzucht. In der 1768 eingeführten und bis1787 gültigen Constitutio Criminalis Theresiana wird esim selben Paragrafen wie die anderen „Unkeuschheitenwider die Natur“ abgehandelt und es war mindestens eineangemessene Leibesstrafe vorgesehen. Über den späterenfranzösischen König Ludwig XIII. (1601–1643) ist dagegenbekannt, dass dessen Leibarzt schrieb, Kindermädchensollten zur „abendlichen Beruhigung“ Jungen im „Kitzelndes Penis“ unterweisen.

In der Aufklärung erfuhr sie eine Brandmarkung als„soziale Gefahr“ und „unnatürliches Verhalten“ jenseitsder rein religiösen Verurteilung.

Im Jahr 1712 erschien in England das vermutlich von demgeschäftstüchtigen Quacksalber und Schriftsteller JohnMarten geschriebene und anonym veröffentlichte PamphletOnania: or, the Heinous Sin of Self-Pollution[14] („Onanieoder die abscheuliche Sünde der Selbstbeschmutzung“), dasnach und nach in alle europäischen Sprachen übersetztwurde und große Verbreitung erfuhr. Darin wurdebehauptet, dass exzessive Masturbation vielfältigeKrankheiten wie Pocken und Tuberkulose verursachen könne.

Bezeichnend ist, dass John Marten gleichzeitig zahlreichekleinere softpornografische Schriften veröffentlichte undin Onania eine von ihm erfundene „Medizin“ gegen dieangeblich aus der Masturbation resultierenden Krankheitenanbot. Selbst die großen Aufklärer der Zeit glaubten demanonym veröffentlichten Werk. Denis Diderot nahm diefragwürdigen Thesen unter dem Artikeltitel MANSTUPRATIONou MANUSTUPRATION[15] sogar in seine Encyclopédie auf.

-20-Im 18. und 19. Jahrhundert fand in der Folge in ganzEuropa geradezu ein „Feldzug gegen die Masturbation“statt. Es erschienen unzählige wissenschaftliche undpopulärwissenschaftliche Veröffentlichungen, die dieangeblichen Gefahren der Masturbation anprangerten undMethoden zu ihrer Verhinderung anboten. Als Standardwerkkann die ab 1760 in unzähligen Auflagen verbreiteteSchrift L'Onanisme. Dissertation sur les maladiesproduits par la masturbation.[16] (Die Onanie. Abhandlungüber Krankheiten durch Masturbation.) des LausannerArztes Simon-Auguste Tissot gelten.

Erst von jener Zeit an wurde die betreffende Bibelstelleüber Onan nicht mehr als Coitus interruptus begriffen.

Falsche Vorstellungen kursierten über Jahrhunderte, dass„Selbstbefleckung” die gesunde geschlechtlicheEntwicklung eines Knaben behindere und zurGehirnerweichung und zum Rückenmarksschwund führe. AuchKrebs, Wahnsinn oder Lepra sollten angeblich die Folgeder Masturbation sein. Erst nachdem Robert Koch 1882 denTuberkelbazillus entdeckte, behaupten die Mediziner nichtmehr, dass Masturbieren Tuberkulose hervorrufe.

Neben gesundheitlichen Gefahren wurden auch moralischeArgumente gegen die Masturbation vorgebracht: sie seiegoistisch, verleite zur Disziplinlosigkeit, stelle ein„nutzloses Vergnügen“ dar und wurde mitunter als„sexueller Missbrauch“[17] bezeichnet. Die Masturbation

fördere die Abkapselung des Masturbators von derGesellschaft, da er zu seiner sexuellen Befriedigungkeinen Partner benötigt.

Sigmund Freud befasste sich eingehend mit derMasturbation als Ursache neurotischer Erkrankungen,insbesondere der Neurasthenie als sogenannterAktualneurose. Kindliche Masturbation sah er je nachStand seiner Theorieentwicklung als Ausdruck einervorhergehenden Verführung des Kindes oder im Rahmen derTheorie der infantilen Sexualität als spontanes,entwicklungsbedingtes Geschehen an. Gelegentlichbezeichnete er die Masturbation als die Ursucht, an derenStelle später andere, erwachsenentypische Süchte wie dasRauchen etwa träten. Als suchthaftes Verhalten aberspiele sie auch eine ungeheure Rolle im Verständnis der(als Psychoneurose beurteilten) Hysterie.[18] Die Frage derSchädlichkeit der Onanie war um 1912 Gegenstand einerDebatte der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung; Freudwendete sich resümierend gegen eine grundsätzlicheVerharmlosung:

-21-In der Neurasthenie als direkte Folge, aber auch durchVerminderung der Potenz, Verweichlichung des Charaktersdurch Fixierung auf phantasierte Befriedigung stattrealer Anstrengung und Stagnation der allgemeinenpsychosexuellen Entwicklung disponiere dieSelbstbefriedigung zur Neurose.[19]

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war der Glaube weitverbreitet, dass Akne durch Masturbation hervorgerufenwerde. Die Hypothese konnte sich wohl deshalb so langehalten, weil Jugendliche in der Pubertät fast immer unterAkne leiden und gleichzeitig in der Pubertät auch häufigmasturbieren (siehe auch Cum hoc ergo propter hoc). Bisin die 1980er Jahre wurde Masturbation auch inmedizinischen Kreisen gelegentlich als unreife, im

Erwachsenenalter als pathologische Form der Sexualitätbetrachtet.[20]

Pädagogisch

Die Pädagogen der Aufklärung griffen im 18. Jahrhundertdie medizinischen Argumente auf und verarbeiteten siemethodisch in ihren Lehrgeschichten. Namentlich aus denReihen der Philanthropen (Villaume, Salzmann u.a.) kamenzahlreiche Monografien, die neben den vermeintlichenkörperlichen Schäden auch die seelischen Verwüstungendarstellten, die die „Selbstschändung“ hervorrufe. DieUrsachen sahen die Pädagogen in einer nach ihrerEinschätzung verbreiteten verzärtelnden Erziehung undbesonders in mangelhafter Hygiene, in zu weichen Betten,in falscher Ernährung, im Bewegungsmangel und in zu engerund zu warmer Kleidung.

Zu den Fehlern der häuslichen Erziehung kämen diefalschen Lehrinhalte in den Schulen. Ein Hauptübel seiendie Literatur und die sogenannten „schönen Künste“. Daspermanente Schmachten, das ständige Verliebtsein undSehnen nach dem Glück setze falsche Akzente. DieLiteratur des "Sturm und Drang" wurde besonders geächtet.Aber auch die alten Griechen blieben nicht verschont.

Die größte Gefahr freilich sahen die Philanthropen imsozialen Umgang der Kinder. Die Ammen, die die Kleinen inder Frühzeit betreuten, legten oft das Fundament für einedauerhafte Verführung. Kinderwärterinnen, Gouvernanten,Bedienstete, Knechte, Mägde, Friseure, Schneider undTanzlehrer setzten die Fehlleitung der Kinder undJugendlichen systematisch fort. Nicht ungenannt bliebenauch die Lehrer im Haus und in der Schule. Als Mittel derGegenwirkung empfahlen die Philanthropen indirekte unddirekte Maßnahmen.

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Zu den indirekten zählte die allgemeine Korrektur derErziehung. Dazu gehörten Selbstzucht und Askese alsLeitprinzipien, die Mäßigung im Essen, Trinken undSchlafen. Abhärtung und hygienische Maßnahmen, sowie eineallgemeine Erziehung zur Schamhaftigkeit und derErzeugung von Ekel bei geschlechtlichen Dingen.

Egal nun aber, wie das pädagogische Feld bestellt sei:oberstes Prinzip der Erzieher müsse es sein, den Zöglingständig zu überwachen und zu kontrollieren. „Lasst ihnweder Tag noch Nacht allein; schlaft wenigstens in seinemZimmer“, hatte Rousseau in seinem Emile empfohlen. Zu dendirekten Maßnahmen zählten die sogenannten „wahrenGeschichten“ aus dem Leben, in denen die Pädagogen diezahllosen leib-seelischen Gebrechen anschaulich an denLebensläufen unglücklicher Jungen und Mädchendarstellten, die der Masturbation verfallen waren. LangesSiechtum und Tod waren nicht selten der Ausgang derHorrorberichte, die die Jugendlichen wieder auf den Pfadder Tugend führen sollten.

Blieben diese Mittel ohne Wirkung, so empfahlen diePädagogen das Anlegen von Fesselbändern, Gürteln undLeibchen. Als drastischste Maßnahme in der Pädagogik mussdie Infibulation bezeichnet werden. Darunter verstand maneinen Draht, der durch die Vorhaut über die Eichelangelegt wurde. Joachim Heinrich Campe, bedeutenderPädagoge und Verleger der deutschen Aufklärung,propagierte diese Methode nachhaltig und konnte nurbedauern, dass die Infibulation „nur bei der einen Hälfteunserer Jugend“ anwendbar sei.

Zudem hat es Überlegungen gegeben, die weiblichenGeschlechtsorgane operativ zu manipulieren. Die Maßnahmenreichen vom Vernähen der Vagina bis zuKlitorisbeschneidungen. In die Pädagogik wurden solcheEmpfehlungen jedoch nicht aufgenommen. Konsens bestandunter den Erziehern, dass dem „Erkennen des Masturbanten“große Bedeutung zukomme. Hierfür entwarfen sie einen

systematischen Beobachtungsplan, der Kriterienauflistete, die den Sünder überführen sollten.[21]

Anthropologisch

In Muelos: A Stone Age Superstition about Sexualityrekonstruiert der US-Anthropologe Weston La Barre dieUrsachen des weltweiten Aberglaubens, männlicheMasturbation führe zur Minderung von Nervensubstanz, undentdeckt sie in einer primitiven Fehleinschätzung desWesens menschlicher Hirnmasse, die nicht als Substrat fürInformationsverarbeitung, sondern Kraftstoff vorgestelltwerde.

-23-Philosophisch

Der Philosoph der Aufklärung Immanuel Kant sahSelbstbefriedigung als eine sittliche Verfehlung. Für ihnist der natürliche Zweck des Sexualtriebs, dem nichtzuwidergehandelt werden dürfe, die Fortpflanzung. Inseiner Metaphysik der Sitten legt er dar, dass die„wohllüstige Selbstschändung“ (d. h. die Masturbation)eine Verletzung der Pflicht des Menschen gegen sichselbst sei, weil er seine eigene Persönlichkeit aufgebe,indem er sich selbst als reines Mittel zur Befriedigungseiner Triebe gebrauche.[22] Diese Selbstaufgabe erforderenicht einmal Mut, sondern nur ein Nachgeben gegenüber demTrieb, und wird deshalb von Kant als noch schlimmeresmoralisches Vergehen bewertet als der Selbstmord.

Religiös

Christentum

Die Einordnung der Masturbation als sündhaft von denverschiedenen Kirchen ist nicht einheitlich. Es gibt aberBibelstellen, die üblicherweise auf Masturbationangewendet werden. Die genaue Interpretation istumstritten.

Grundsätzlich ist anzumerken, dass Gott in der Bibel demVolk Israel detaillierte Vorschriften bezüglich seinesSexualverhaltens macht (Lev 18,6-23 EU und Lev 20,10-21EU), dabei jedoch Masturbation nicht ausdrücklicherwähnt. Meist wird die Bibelstelle Gen 38,8-10 LUT alsLehrmeinung gegen Masturbation zitiert. Allerdingsbestraft Gott Onan (daher der Begriff Onanie) nicht wegenMasturbation, auch nicht wegen des Coitus interruptus,sondern wegen des Nichtvollzugs des im Judentumvorgeschriebenen Levirats (Heirat der Witwe seinesverstorbenen Bruders, um ihr Nachkommen zu gewähren, diesie im Alter versorgen und den Namen des Brudersweiterbestehen lassen).

Andere Bibelstellen befassen sich mit übersteigertenGrundbedürfnissen und kritisieren beispielsweise in Gal5,19-26 LUT Sucht und suchtähnliche Gewohnheiten. Hiergeht es auch um die Frage, inwiefern die betroffenePerson noch über ihre eigenen Gefühle herrscht. Außerdemgibt es teilweise die Auffassung, dass Sexualitätgenerell in die Ehe gehöre.

Wenn sie sich aber nicht enthalten können, sollen sieheiraten; denn es ist besser zu heiraten, als sich inBegierde zu verzehren. (1 Kor 7,9 LUT)

-24-Nach rabbinischer Auslegung lag das heiratsfähige Alterbei 12 (Mädchen) beziehungsweise 13 (Jungen) Jahren, wasnach Fritz Rienecker auf die frühere Pubertät insüdlichen Ländern zurückzuführen sei.[23] Deshalb geht dieBibel nicht auf vorehelichen Geschlechtsverkehr ein undbezeichnet lediglich Untreue beziehungsweise Ehebruch alsSünde. Weiterhin warnt die Bibel in Mt 5,27-28 LUT vorsexuellen Fantasien mit einem anderen als dem eigenenEhepartner. Über innereheliche Selbstbefriedigung dagegentrifft die Bibel keine klare Aussage, jedoch sind dieEheleute nach 1 Kor 7,4-5 LUT aufgefordert, sich einandernicht zu entziehen.

Nach Auffassung der römisch-katholischen Kirche stelltSelbstbefriedigung als „absichtliche Erregung derGeschlechtsorgane, mit dem Ziel, geschlechtliche Lusthervorzurufen“ (KKK Nr. 2352),[24] wie auch jeglicherfreiwillige, außereheliche „Gebrauch derGeschlechtskraft“, eine „in sich schwere ordnungswidrigeHandlung“ dar.[25] Sie gehört neben Pornographie undhomosexuellen Praktiken zu den Sünden, die schwer gegendie Keuschheit verstoßen (KKK 2396).[24] Allerdings werdenin der Seelsorge Faktoren wie „affektive Unreife, dieMacht eingefleischter Gewohnheiten, Angstzustände undweitere psychische oder gesellschaftliche Faktoren“berücksichtigt, „welche die moralische Schuld vermindernoder sogar auf ein Mimimum beschränken können.“[24]

Islam

Im Koran findet sich folgendes:

1 Erfolg fürwahr krönt die Gläubigen, […] 5 die ihreSinnlichkeit im Zaum halten – 6 Es sei denn mit ihrenGattinnen oder denen, die ihre Rechte besitzt, denn dannsind sie nicht zu tadeln; 7 Die aber darüber hinausGelüste tragen, die sind die Übertreter (Sure 23, Verse 1und 5–7)

Zwar ist diese Koranstelle bezüglich Masturbation inihrer Aussage ähnlich unscharf wie die o. g. Bibelzitate,in der 24. Koransure findet sich aber eine eindeutigeAussage in Vers 33:

33 Und diejenigen, die keine (Gelegenheit) zur Ehefinden, sollen sich keusch halten, bis Allah sie ausSeiner Fülle reich macht. […]

Es gibt darüber hinaus eine Reihe von Hadithen, von denensich einige auch zur Masturbation ablehnend äußern. Unteranderem wird Fasten zur Vermeidung von Sünde empfohlen.

-25-Judentum

Für das Judentum gelten die Gesetze und Regeln der Thora,der fünf Bücher Mose (Pentateuch), mitsamt ihrerAuslegung durch den Talmud.

Die jüdischen Schriften äußern sich nicht eindeutig zurMasturbation. Es gibt rituelle Unreinheit, die denMenschen von der Begegnung mit Gott (z. B. imGottesdienst) ausschließt. Samenerguss nach Lev 15,16 LUTgilt im Judentum (wie auch Eiterfluss, krankhafte Blutungoder die weibliche Menstruation) als Verlust vonLebenskeimen bzw. Lebenskraft und verunreinigt so denKörper. Von der Sünde unterscheidet sich diese Unreinheitdadurch, dass Sünde nur durch Opfer beseitigt werdenkann, Unreinheit erfordert demgegenüber rituelleWaschungen (Mikwe) und eine Wartezeit (meist bis zumnächsten Abend).[26]

Der Kizzur Schulchan Aruch (ein populäres halachischesKompendium von 1834, das sich u. a. durch dieausschließliche Behandlung von häufig auftretendenrechtlichen Fragen des täglichen Lebens auszeichnet)sagt:

Es ist verboten, nutzlos Samen zu verschwenden. Dies istein Verbrechen, das schwerer ist, als alle anderenVerstöße gegen die Thora. Diejenigen, die masturbierenund so nutzlos Samen verschwenden, übertreten nicht nurein strenges Gebot, sondern jemand, der das tut, mussauch mit dem Bann belegt werden. Über so jemanden stehtgeschrieben: ‚Deine Hände sind voll Blut‘ (Jesaja 1,15).Er ist somit einem Mörder gleich. (Kizzur Schulchan Aruch151, 1)

Daoismus

→ Hauptartikel: Daoistische Sexualpraktiken

Im Unterschied zu vielen anderen Religionen sieht derDaoismus in der Masturbation keine „Sünde“, betrachtetaber die zum Samenerguss führende männliche Masturbationkritisch, weil sie durch die Verschwendung des Samenseinen Verlust an Qi verursache und zu Schwächung undKrankheit des Körpers führe. Die daoistisch korrekt –also ohne Ejakulation – ausgeführte Masturbation dagegenwird nicht nur toleriert, sondern sogar als für denKörper gesund angesehen. [27] (Siehe auch: DaoistischeSexualpraktiken, Abschnitt zur männlichen Ejakulation)

-26-Masturbation im Tierreich

Bei einer großen Breite von Tierarten wurde Masturbationbeobachtet. Auch das Herstellen von Werkzeugen, die derMasturbation dienen, ist bei einigen Arten bekannt.[28]

Siehe auch:>Autoerotischer Unfall>Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern

LiteraturGustav Bachus: Über Herzerkrankungen bei Masturbanten. 1894.Caroline Erb, Deborah Klingler: Mysterium Masturbation. Wenn sich Frauenselber lieben. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2004, ISBN 3-631-52098-0.Shere Hite: Das sexuelle Erleben der Frau. 5. Auflage. Goldmann, München1987, ISBN 3-442-11252-4.Arne Hoffmann: Onanieren für Profis. Marterpfahl-Verlag, Nehren 2005,ISBN 3-936708-16-9.Wiebke und Axel H. Kunert: Das Handbuch der Onanie. Schwarzkopf &Schwarzkopf, Berlin 2002, ISBN 3-89602-402-7.Thomas Laqueur: Solitary Sex – A Cultural History of Masturbation. ZoneBooks, New York 2003, ISBN 1-890951-32-3.[29]Ludger Lütkehaus: O Wollust, o Hölle – Die Onanie, Stationen einerInquisition (= Fischer-Taschenbuch 10661 : Geist und Psyche). Fischer,Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-596-10661-3.Gudrun Piller: Private Körper. Spuren des Leibes in Selbstzeugnissen des18. Jahrhunderts. Böhlau, Köln 2007, ISBN 978-3-412-05806-7, S. 190–197.Weblinks Commons: Masturbation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wiktionary: Masturbation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft,Synonyme, Übersetzungen Wikisource: Versuch von denen Krankheiten, welche aus derSelbstbeflekung entstehen – Quellen und VolltexteLudger Lütgehaus: O Wollust, o Hölle. In: Die Zeit. 15. November 1991(abgerufen am 29. Januar 2013)Teufelszeug. Interview mit Thomas Laqueur. In: Die Zeit. 18. April 2008(abgerufen am 29. Januar 2013)Einzelnachweise1↑ Claus Buddeberg: Sexualberatung – Eine Einführung für Ärzte,Psychotherapeuten und Familienberater. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart/New York 2005, ISBN 3-13-136574-9, S. 114–116, Auszüge online.2 ↑ G. G. Giles u. a.: Sexual Factors and Prostate Cancer. In: BJUInternational Band 92 (2003), Nr. 3, S. 211–216, PMID 14678395.3 ↑ M. D. Leitzmann: Ejaculation Frequency and Subsequent Risk ofProstate Cancer. In: JAMA Band 291 (2004), Nr. 13, S. 1578–1586, PMID15069045.4 ↑ S. J. Jacobsen u. a.: Frequency of Sexual Activity and ProstaticHealth: Fact or Fairy Tale? In: Urology. Band 61 (2003), Nr. 2, S. 348–353, PMID 12597946.5 ↑ Marcel D. Waldinger, Marcus M. H. M. Meinardi, Aeilko H. Zwinderman,Dave H. Schweitzer: Postorgasmic Illness Syndrome (POIS) in 45 DutchCaucasian Males: Clinical Characteristics and Evidence for anImmunogenic Pathogenesis (Part 1). In: The Journal of Sexual Medicine.2011, Band 8, Nr. 4, S. 1164–1170, doi:10.1111/j.1743-6109.2010.02166.x..

-27-6 ↑ Hochspringen nach: a b Lifeline: Selbstbefriedigung. aufgerufen am7. August 2008.7 ↑ Roger R. Hock: Human Sexuality. 3. Auflage. Pearson, 2012, ISBN 978-0-205-22743-3.7 ↑ nach: a b c Kinsey u. a.: Sexual Behavior in the Human Male. 1948.8 ↑ nach: a b c d e Shere Hite: The Hite Report - A National Study ofFemale Sexuality. Seven Stories Press, 2003.Hochspringen ↑ Erwin J. Haeberle: MASTURBATION Human Sexuality: AnEncyclopedia.8 ↑ nach: a b c d e Kinsey u. a.: Sexual Behavior in the Human Female.1953.9 ↑ Kerstin S. Fugl-Meyer, u. a.: On Orgasm, Sexual Techniques, andErotic Perceptions in 18- to 74-Year-Old Swedish Women. In: The journalof sexual medicine. 3.1 (2006).10 ↑ nach: a b Christine Pernlochner-Kügler in: Körperscham und Ekel –wesentlich menschliche Gefühle (= Philosophie. Band 51; zugleichUniversität Innsbruck, Dissertation, 2003). LIT, Münster 2004, ISBN 3-8258-7492-3, (Google Books) mit einem Zitat von Diogenes in Laertius:Leben und Meinungen berühmter Philosophen. S. 316 f.11 ↑ Einsehbar unter: [1] (Pdf, 234 Kb; abgerufen am 29. Januar 2013).12 ↑ Artikel (frz.) aus der ENCYCLOPÉDIE OU DICTIONNAIRE RAISONNÉ DESSCIENCES, DES ARTS ET DES MÉTIERS.

13 ↑ Einsehbar auf Wikisource (s. Weblinks)Hochspringen ↑ Etwa Leopold Loewenfeld (1847–1924): Über die geistigeArbeitskraft und ihre Hygiene. Bergmann, 1905, S. 35 und einige anderevon etwa 1860 bis 1910/1920.14 ↑ Brief an Fließ vom 22. Dezember 1897; zitiert nach Max Schur:Sigmund Freud. Leben und Sterben. 2. Auflage. Frankfurt am Main 2000, S.80.15 ↑ Protokoll der 170. Sitzung der Wiener PsychoanalytischenVereinigung. (PDF-Datei, 428 kB abgerufen am 1. Februar 2013).16 ↑ Vgl. etwa Einträge »Masturbation« und »Perversion« In: AndréDomart, Jacques Bourneuf (Hrsg.): Nouveau Larousse Médical. LibrairieLarousse, Paris 1981, ISBN 2-03-501301-1.17 ↑ Friedrich Koch: Sexualität, Erziehung und Gesellschaft. Von dergeschlechtlichen Unterweisung zur emanzipatorischen Sexualpädagogik.Frankfurt 2000, S. 72 ff.18 ↑ Immanuel Kant: Die Metaphysik der Sitten. 2. Teil, I. § 719 ↑ Fritz Rienecker: Lexikon zur Bibel. 19. Gesamtauflage, Brockhaus,Wuppertal 1988, ISBN 3-417-24585-0, Artikel zur Ehe.20 ↑ nach: a b c Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2352 & 2396.Neuübersetzung aufgrund der Editio Typica Latina. Oldenbourg, München2005 (online)21 ↑ Kongregation für die Glaubenslehre: Erklärung Persona humana vom29. Dezember 1975, Nr. 922 ↑ Fritz Rienecker: Lexikon zur Bibel. 19. Gesamtauflage, Brockhaus,Wuppertal 1988, ISBN 3-417-24585-0.23 ↑ Stephen T. Chang: Das Tao der Sexualität. Genf 1992, ISBN 3-7205-1701-2, S. 87 ff.24 ↑ Bruce Bagemihl: Biological Exuberance: Animal Homosexuality andNatural Diversity. St. Martin's Press, New York 1999, ISBN 0-312-19239-8.Hochspringen ↑ Lutz Sauerteig: (ausführliche) Rezension In: sehepunkte.15. November 2004, Band 4, Nr. 11.

-28-

Autoerotischer UnfallVon Wikipaedia

Le délaissé („Der Vernachlässigte“), satirische Zeichnung von Martin vanMaële, 1905

Überwiegend kommt es bei autoerotischen Betätigungen zuleichten oder schwereren Verletzungen, die statistischnicht erfasst werden. Betroffen sind überwiegend Männer.Da viele Patienten den tatsächlichen Unfallhergang ausScham dem Arzt gegenüber verschweigen, liegen genaueZahlen über die Häufigkeit nicht vor. Auch bei tödlichenautoerotischen Unfällen werden diese häufig nicht alssolche erkannt und untersucht. In Deutschland sterbenjedes Jahr geschätzt mindestens 100 Menschen; dieDunkelziffer wird höher liegen. Andere Schätzungen gehenvon einem bis zwei tödlichen Unfällen im Zusammenhang mitder Selbstbefriedigung pro einer Million Personen undJahr aus.[2]

-29-

Ein autoerotischer Unfall infolge eines über den Penis gezogenenEherings (Penisstrangulation). In diesem Bild wird der Ring durch einen

Arzt nach elf Stunden mit einem Ringschneider geöffnet. [1]

Arten

Autoerotische Unfälle lassen sich grob in folgendeKategorien einteilen:

Penisverletzungen durch Masturbation unter Zuhilfenahmevon Gegenständen

Einführen von ungeeigneten Gegenständen inKörperöffnungen, etwa „Harnröhrenstimulation“ oderFremdkörper in Anus und RektumUnfälle bei autoerotischer Betätigung, die Lustschmerz,erotische Elektrostimulation, Bondage oder erotischeAsphyxiation (Strangulation) enthalten erheblichesGefahrenpotential bilden Praktiken der

Selbstbefriedigung, die auf unterschiedliche Weise eineBegrenzung oder Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr zumGehirn bewirken und dadurch sexuelles Empfindenintensivieren sollen (Asphyxiophilie oder Hypoxyphilie);

-30-ebenso die Anbringung von mechanischen und auchelektrischen Reizquellen an erogenen Zonen undGenitalien, aber auch unterschiedlichste Formen derStrangulation oder Abschnürung von Körperteilen undGenitalien. Bei vielen dieser Techniken kommt es häufigerauch trotz vorher durchgeführter Sicherheitsmaßnahmen zuschweren bis tödlichen Verletzungen bei derSelbstbefriedigung.

Der Penis mit starker Ödembildung nach dem Öffnen des EheringsEin autoerotischer Unfall ist ein Vorgang, bei dem sich ein Mensch bei

der Masturbation oder einer anderen autoerotischen Betätigungunabsichtlich eine erhebliche Verletzung zufügt. Im Falle einertödlichen Verletzung verwendet man den Begriff autoerotischer

Selbsttötungsunfall.

ErforschungSchon um 1900 wurden einzelne kuriose Auffindesituationenbei Todesfällen mit offenbar autoerotischem Hintergrundin Aufsätzen beschrieben, doch erst in den 1960er Jahrenwurden autoerotische Unfälle systematisch erforscht undDissertationen und Zeitschriftenaufsätze hierzuveröffentlicht. Besondere öffentliche Aufmerksamkeiterregte eine 1978 verfasste Dissertation überStaubsauger-Unfälle. [3]

-31-Die Wirkungsweise der Hypoxyphilie ist nicht genaugeklärt. Arbeitshypothese ist: Sauerstoffmangel löse imGehirn eine narkotische und gleichzeitig euphorisierendeWirkung aus. Bei gleichzeitigem Orgasmus könnte einDopaminschub ausgelöst werden, der den Orgasmusintensiver mache. Diese Kombination soll einen Rauscherzeugen, der einem Drogentrip ähnele.

Forensische Probleme

Auch ohne Verschleierungsversuche von Hinterbliebenenoder der Betroffenen selbst besteht die Schwierigkeiteinen tödlichen autoerotischen Unfall von einemallgemeinen Unfall, einem Sexualdelikt oder von einemSuizid zu unterscheiden. Indizien für einenautoerotischen Hintergrund bei einem Leichenfund könnenbeispielsweise sein: die Entblößung von Genitalien, dasVorhandensein von Knebelungen, Schnürungen, Fesselungenvon Körperteilen, angelegte elektrische Kabel am Körper,aufgestellte Spiegel zur Selbstbetrachtung,pornografische oder Aktdarstellungen am Fundort, beimännlichen Opfern auch Damenkleidung in unmittelbarerNähe oder in angelegter Form.

Rechtliche Probleme

Wenn Betroffene versuchen, die Ursache ihrer Verletzungenzu verschleiern, kommt es gelegentlich zu Problemen mitder Krankenversicherung. Durch Rekonstruktion desHergangs durch rechtsmedizinische Sachverständige mussdann geklärt werden, ob es sich um einen häuslichenUnfall oder einen Eingriff handelt, den der Versichertean seinem Körper vorgenommen hat. [4]

Ein autoerotischer Unfall mit Todesfolge zählt nicht alsUnfall im Sinne der AllgemeinenUnfallversicherungsbedingungen und führt von daher nichtzu einer Leistungspflicht der Unfallversicherung. [5]

LiteraturA. Sauvageau und S. Racette: Autoerotic deaths in the literature from1954 to 2004: a review. In: J Forensic Sci 51, 2006, S. 140–146. PMID16423241Werner Kammer, Klinik der Penisverletzungen unter Berücksichtigung desmasturbatorischen Aspektes, med. Diss. Universität München, 1971Hans Krings, Autoerotische Unfälle, Diss. Universität Köln, 1973Peter Schwab, Todesfälle durch Strangulation und Rückatmung beiautoerotischer Betätigung, Diss. Universität Düsseldorf, 1975Werner Naeve, Sigrid Wittram, Tödliche autoerotische Unfälle. Dieversicherungsmedizinische Untersuchung und Begutachtung von Todesfällenin „autoerotischer Fundsituation“, 1977 (basierend auf der Dissertationvon S. Wittram, Universität Hamburg, 1975)Theimuras Michael Alschibaja: Penisverletzungen bei Masturbation mitStaubsaugern. Diss. TU München 1978

-32-Atlas der gerichtlichen Medizin. hrsg. v. Waldemar Weimann, Otto Prokopund Georg Radam, 2. Aufl. 1987 (ISBN 3-8055-4144-9), S. 581–605Zahlreiche Artikel in der Zeitschrift Archiv für Kriminologie(Band/Seite): 125/164, 129/16/71, 131/166, 133/142, 135/16, 136/22,137/17, 142/133, 148/106, 163/25, 171/19, 188/20, 192/17, 199/27,200/65, 207/148, 212/176 usw.WeblinksAutoerotischer Unfall bei Rechtsmedizin der Uni Leipzig, archiviert aufarchive.orgSandra Kuhn: Autoerotische Todesfälle in Hamburg und München 1983-2002,Dissertation, Hamburg, 2009Einzelnachweise1↑ G. M. Pinggera u. a.: Penile strangulation in a patient withParkinson's disease: a case report. In: Cases Journal 2, 2009,9379doi:10.1186/1757-1626-2-9379

2↑ Vgl. Klaus M. Beier (Hrsg.), Sexualmedizin. Grundlagen und Praxis, 2.Aufl. 2005, S. 4893↑ T. M. Alschibaja: Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern(pdf-Datei; 993 kB)4↑ J. Falk, T. Riepert, M. Rothschild: Traumatische Teilamputation desPenis – zur Rekonstruktion eines Unfallgeschehens. In:Versicherungsmedizin 57.2005,1, S. 17–19. PMID 157598105↑ LG Heidelberg, Urteil vom 14. Dezember 1995, Az. 1 O 187/95

-33-

Penisverletzungen beiMasturbation mit

StaubsaugernAus Wikipaedia

Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern isteine Dissertation des Urologen Michael AlschibajaTheimuras (* 17. Februar 1943 in Paris, Frankreich). DieDissertation aus dem Jahr 1978, die von der TechnischenUniversität München angenommen wurde, beschreibt einespezielle Form von autoerotischen Unfällen und ist durcheine Reihe von Medienberichten und durch eine Lesereisebekannt geworden.

Modell des Staubsaugers-34-Der Autor untersuchte acht Fälle aus der urologischenAbteilung des Klinikums rechts der Isar, fünf Fälle ausdem städtischen Krankenhaus Rosenheim und drei Fälle ausdem Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-St. Georg, bei denenVerletzungen des Penis infolge von Masturbation mittelseines Staubsaugers festgestellt wurden. In allen Fällen,in denen das verwendete Gerät bekannt war, handelte essich um das Modell Kobold, einen Handstaubsauger derFirma Vorwerk. Die Patienten hatten jeweils den nichterigierten Penis in den elf Zentimeter langenAnsaugstutzen des Staubsaugers eingeführt, um sich durchden Luftstrom sexuell stimulieren zu lassen. Dabei warensie jedoch mit dem rotierenden Ventilator des Geräts inBerührung gekommen und hatten sich multiple Riss-Quetschwunden zugezogen. Der Autor erklärt die

Unfähigkeit der Betroffenen, die Gefahren dieserMasturbationspraxis zu erkennen, mit ihrem ausschließlichniedrigen Bildungsstand. Vorsätzlich selbstverletzendesVerhalten liege nicht vor.

Rezeption

Nachdem Vorwerk unter anderem durch die Recherchen desAutors für seine Dissertation auf das Verletzungsrisikoaufmerksam wurde, änderte das Unternehmen Ende der 1970erJahre die Konstruktion des Modells Kobold so ab, dass diebeschriebenen Verletzungen mit den seither produziertenGeräten nicht mehr auftreten sollen. [1]

Wegen des ungewöhnlichen Themas gelangte die Dissertationzu einiger Bekanntheit. 1985 reichte die Firma Vorwerkeine Unterlassungsklage gegen den Chaos Computer Clubein, der auf einer Bildschirmtext-Seite den Sachverhaltunter der Überschrift Onanie macht krank aufgegriffenhatte.[2] Die Klage wurde zurückgezogen, nachdem sich dieEchtheit der beschriebenen Fälle und der als Quelleangegebenen Dissertationsarbeit herausgestellt hatte. InFachkreisen bezeichnete man solche Verletzungenscherzhaft als Morbus Kobold. [3]

In der Presse wurde die Dissertation mehrfach zitiert, umsich über vermeintlich praxisferne und lebensfremdePromotionsthemen lustig zu machen. [4][5]

2004 rezitierten Charlotte Roche und Christoph MariaHerbst den Text der Dissertation im Ersten KölnerWohnzimmertheater. [6] Später gingen sie mit der Lesung(die auch als „Penislesung“ bekannt wurde) erfolgreichauf Tournee. Einige Auftritte absolvierte Charlotte Rocheauch zusammen mit Heinz Strunk. [7]

-35-Im Oktober 2011 wurde die Dissertation als Hörbuchveröffentlicht, gelesen von Ulrike Sophie Kapfer. [8]

WeblinksSeltsame Geschichte um den guten „Kobold“ (Version vom 29. August 2012im Internet Archive) — Hintergrundbericht zum Gerichtsprozess auf dervirtuellen Museumsseite www.vorwerk-museumprivat.de mit Bildern derverschiedenen Modelle (Version vom 29. August 2012 im Internet Archive)Propeller am Penis. In: Der Spiegel. Nr. 5, 1986 (online). und als PDF,4 Seiten, 556 KB.Einzelnachweise1↑ Siehe S. 59 der Dissertation2↑ Propeller am Penis. In: Der Spiegel. Nr. 5, 1986 (online). und alsPDF, 4 Seiten, 556 KB, Seite 66–72 und Weblink (unten) zumGerichtsprozess3↑ J. Dörges in: Versicherungsmedizin 57.2005,3, S. 154. PMID 161805414↑ Mariela Sartorius: Doktor, summa cum gaudi. In: Focus, 13. Februar1995, S. 162–164. Dort wird der Titel der Dissertation allerdingsfälschlicherweise mit Penisverletzungen beim Onanieren unterZuhilfenahme eines Staubsaugers angegeben.4↑ Kathrin Kommerell: Fang den Hut. In: Süddeutsche Zeitung, 18. März1996, S. 115↑ Bericht über die Lesung vom 2. August 20046↑ Notiz in der taz Nord, Bremen aktuell, vom 26. April 20077↑ Michael Alschibaja Theimuras & Ulrike Sophie Kapfer:Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern (60 Minuten, MP3-Download), Edition Hörbuch FM, abgerufen am 19. September 2013

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Seltsame geschichten umden guten KOBOLD

Das der Kobold ein wahres Universalgerät ist, wer weißdas nicht? Nur geht diese Praktik nicht ein wenig zuweit???

Mit freundlicher Genehmigung der http://www.noranetz.de

Sex mit dem Staubsauger war 1985das Thema einesunglaublichen Rechtsstreites zwischen der Firma Vorwerkund dem Chaos Computer Club: Eine kaum glaubliche Posseaus der Frühzeit des Netzes, als T-online noch Btx hieß.Damals wurde folgender Bericht veröffentlicht:..

Manfred Piwinger, Chef des Ressorts Öffentlichkeitsarbeitder Vorwerk-Gruppe, ist stolz darauf, bei einer "sehrseriösen Firma" beschäftigt zu sein, "die schon überhundert Jahre besteht" und sich eines "außerordentlichguten Rufes" erfreut..Mit ganz besonderer Befriedigungpräsentiert die Unternehmensgruppe ihre diversenStaubsauger-Modelle, etwa den "Tiger 250", der lautWerbung eine "praktische Kombination zweier Funktionen"bietet, vor allem aber den Klassiker "Kobold", einenHandstaubsauger, der schon "seit1930 Weltspitze" ist.Ihre jahrzehntelangen Verdienste im Kampf gegen Schmutzund Staub rühmen die Vorwerker seit einiger Zeit auch ineinem neumodischen Medium. Wenn einer der 40 000westdeutschen Besitzer eines Bildschirmtext-Gerätes denBtx-Anschluss *61700# wählt, erscheinen auf seiner

Mattscheibe in blauen, roten und grünen Letternvielversprechende Vorwerk-Slogans wie: "Nur saugen alleingenügt nicht", bekräftigt durch ein strammesAusrufungszeichen, das im Sekundentakt aufblinkt. Seitein paar Wochen ist die Lust der Vorwerker an ihrem neuenWerbemedium getrübt.

"Von außerhalb" (Piwinger) ist die Firma daraufhingewiesen worden, das der gute Name der Saubermännervon einem anderen Btx-Programmanbieter permanent in denSchmutz gezogen werde. In der Tat: Über die Vorwerk-Sauger, von denen es in der Werbung heißt, sie seien"immer schnell zur Hand" und ihre Düsen gelangten "selbstan unzugängliche Stellen", ist unter der Btx-Nummer*655322# nur Missliches zu erfahren. Die altehrwürdigeFirma wird dort, wie die Vorwerker mit "äußerstemBefremden" feststellten, "in Zusammenhang mitOnaniepraktiken" erwähnt.

-37-Dieser Umstand hat mittlerweile einen Zivilprozessausgelöst, dessen Skurrilität in der Geschichte desdeutschen Presserechts ohnegleichen ist. Es geht dabei,neben der Firma Vorwerk, um den kuriosen "Chaos ComputerClub" (CCC), der sich selber als "eine galaktischeVereinigung ohne feste Strukturen" bezeichnet, und um einBielefelder Alternativblatt mit dem provozierenden Namen"Dreck"; beteiligt sind ferner Elektronikexperten,Rechtsgelehrte, Medizinwissenschaftler und, womöglich, imHintergrund Mitarbeiter von Postminister ChristianSchwarz-Schilling.

Die Sache nahm ihren Lauf, als der Hamburger CCC letztesJahr die Btx-Version seiner Zeitschrift "Datenschleuder"(Untertitel: "Das wissenschaftliche Fachblatt fürDatenreisende") aktualisierte. "Datenschleuder"-Verantwortlicher Steffen Wernery, 24, einer der vonPostlern und Datenbankern gefürchteten Hacker, rückteunter der Rubrik "Telepublishing" des elektronischen

Magazins einen Text ein, den er zunächst "einfachamüsant" gefunden hatte..Seither können Btx-Nutzer -neben CCC-Beiträgen über "Geheimtelephone" derBundeswehr, einer lebensnahen Reportage von einer Hacker-Fete ("Alle hängen mit Bierflaschen und Kaffeetassenbewaffnet vor dem Monitor") und einer Blödelversion desMärchens "Aschenputtel" im Jugend-Jargon ("scharf wie'nSkalpell") - auch einen Beitrag zum Thema "Erotik desStaubsaugers" auf ihrem heimischen Bildschirm abrufen.

Auf der Bildschirmtext-Seite *655321648501310# publiziertder CCC - unter der Schlagzeile "Onanie macht krank" -"zur Abschreckung", wie es heißt, einen Beitrag über"Verletzungen durch Masturbation mit Staubsaugern". Weil"Kobold"-Staubsauger der Marke "Vorwerk" in dieserBeziehung besonders gefährlich" seien, verbreitet dasChaos-Team darin auch "eine kurze Erläuterung über Aufbauund einige technische Daten dieses Typs".Leseprobe: ."Der Vorwerk-"Kobold" unterscheidet sich vonden übrigen Modellen vor allem dadurch, dass sich derMotor am unteren Ende eines Stieles befindet und währenddes Saugens mit diesem über den Boden hin- und herbewegtwird. Durch diese Konzeption ist der üblicheVerbindungsschlauch zwischen Saugdüse und Motorgehäuseüberflüssig geworden.

-38-Entfernt man nun die Saugdüse, so trennt ein 11 cm langerAnsaugstutzen von 3,2 cm Durchmesser den Propeller vonder Staubsaugerspitze. Wie die eingehende Explorationeiniger Patienten ergeben hat, führten die Patienten dennicht erigierten Penis in den Ansaugstutzen. Durch den

Luftstrom wird der Penis in Vibration versetzt underigiert. Mit zunehmender Erektion wird der Sog stärker,und schließlich wird der ganze Staubsauger an denUnterleib gepresst und der Penis völlig in denAnsaugstutzen gezogen. In diesem Augenblick kommt er mitdem rotierenden Propeller in Berührung und wird je nachMotorleistung und Schnelligkeit des Abwehrreflexes, derLänge und dem Erektionszustand unterschiedlichtraumatisiert.

Hier wurde wohl oben beschriebenes beachtet und um derVerletzungsgefahr durch den Propeller entgegenzuwirkendie Praktik durch einen angeschlossenen Saugschlauchausgeschaltet. Wem´s gefällt und dadurch seine Lusterfüllend befriedigen kann.............

-39-"Diese Darstellung, nach Ansicht der sauberen Vorwerkerein "Ergebnis abwegiger Phantasie", mochte die impietistischen Wuppertal ansässige Firma nun doch nichtauf sich beruhen lassen. Ihr Berliner Anwalt Jens-PeterLachmann forderte Mitte Dezember das Chaos-Team ultimativauf, binnen einer Woche "verbindlich zu erklären, dassSie a) es sofort unterlassen, meine Auftraggeberinund/oder deren Produkte in Zusammenhang mitOnaniepraktiken mittels Staubsauger zu erwähnen, b) sichverpflichten, meiner Auftraggeberin für jeden Fall derZuwiderhandlung einen Betrag von DM 6000,- zu zahlen".Andernfalls würden "unverzüglich gerichtliche Schritte"eingeleitet.

"Ein irgendwie auch nur in Ansätzen berechtigtesInteresse" des CCC, den Onaniebeitrag zu verbreiten,"besteht nicht", ließ der Vorwerk-Anwalt die"Datenschleuder"-Macher wissen. Dagegen werde durch den"anreißerischen" Text sehr wohl "das Recht meinerAuftraggeberin am eingerichteten und ausgeübtenGewerbebetrieb verletzt" - ganz abgesehen davon, daß derBeitrag "auch gegen andere Vorschriften, insbesonderegegen solche zum Schutze der Jugend, verstößt".

Als der anwaltliche Schriftsatz den Hamburger Hacker-Cluberreichte, glaubten der "Datenschleuder"-VerantwortlicheWernery und sein Mitstreiter, der EDV-Experte Herwart("Wau") Holland, zunächst, ihn nicht sonderlich ernstnehmen zu müssen. Wernerv: "lch habe erst mal eine halbeStunde gelacht." Als die "gescheiten Existenzen" (CCC-Eigenlob) jedoch von ihrem Berliner Anwalt JohannEisenberg erfuhren, das ein Prozess "mit einem Streitwertvon 100 000 Mark in der Hauptsache" ihren Club finanziellruinieren könnte, machten sie sich daran, ihre Quellen zuüberprüfen.

Den inkriminierten Staubsauger-Text hatten Wernery undHolland dem Bielefelder Alternativblatt "Dreck"

entnommen, dessen Redaktion sich auf vier Druckseitenbemüht hatte, ein publizistisches Tabu zu brechen."Dreck"-Vorspann: "Es wird gerubbelt, gerieben undgestreichelt in Deutschland, Europa und der ganzen Welt.Tagsüber, nachts, zu jeder Zeit, an jedem Ort. Nur seltenspricht oder schreibt einer darüber.

-40-"Garniert mit einem Woody-Allen-Zitat ("Onanie ist Sexmit jemandem, den ich sehr liebe") und illustriert mitvier Staubsauger-Photos, berichtet der "Dreck"-Artikelüber den angeblich gar nicht so seltenen Missbrauch desWuppertaler Gerätes, der in der Öffentlichkeit allerdingsaus einleuchtenden Gründen totgeschwiegen werde: "UnsereGesellschaft verurteilt derartige Praktiken, und sowerden sie von denen, die sie betreiben, striktgeleugnet. Treten hierbei, wie berichtet, auch noch sogravierende Verletzungen auf, so ist das für dieBetroffenen doppelt peinlich und unangenehm. Das darfnicht sein. Uneingeschränkte Aufklärung ist angesagt.

"Als Hauptquelle für ihren Enthüllungsbeitrag nennt die"Dreck"-Redaktion - ebenso wie das Chaos-Team in der Btx-Kurzfassung des Artikels - eine 1978 in Münchenerschienene Dissertation eines "Theimuras MichaelAlschibaja". Titel: "Penisverletzungen bei Masturbationmit Staubsaugern".

Von dem Hinweis auf die wissenschaftliche Arbeit ließensich die Vorwerk-Juristen freilich nicht irritieren -dass Alternativ-Autoren Satire mögen und Verfassernamenwie Quellen schlicht erfinden, kommt schließlich alle

Tage vor. Es sei "schwer vorstellbar", ließ die FirmaVorwerk daher dem CCC schreiben, "dass deutscheUniversitäten derartig abwegige Themen vergeben".

Die von Vorwerk aufgeworfene Frage. ob es die Alschibaja-Dissertation "tatsächlich gibt und ob sie den behauptetenlnhalt hat", konnte das Chaos-Team rasch klären - mitHilfe des Münchner Telephonbuchs: Alschibaja existiert,er ist georgischer Abstammung und hat 1978 in der Tateine penibel recherchierte Doktorarbeit überPenisverstümmelungen durch Staubsauger-Missbrauchgeschrieben.

"Die meisten Urologen, die in Kliniken arbeiten", sagtder Mediziner heute, "haben solche Verletzungen schon malgesehen." Typisch, schreibt Alschibaja, der jetzt inMünchen als Urologe praktiziert, sei etwa die als "Fall14" in seiner Arbeit dokumentierte Verletzung eines 31jährigen Schweißers:

" Die Frau des Patienten war für 2 Wochen verreist undsollte am nächsten Tag zurückkommen. Beim Saubermachender Wohnung habe er zwischendurch in lllustriertengeblättert und sei dadurch erregt worden. In seinerPhantasie befasste er sich mit Fellatio und assoziiertedabei "Saugen" und "Staubsauger". Daraufhin führte erseinen halb erigierten Penis mit zurückgezogener Vorhautin das laufende Ansaugrohr eines " Kobold"-Staubsaugersein. Im selben Augenblick habe es fürchterlich geknallt,und er habe stark am Penis geblutet."

-41-Ähnlich "Fall 15", der mit diesem Unfall in engemZusammenhang steht: " Der Vater des in Fall 14vorgestellten Patienten stellte seinen Sohn am Tag, andem dieser nach der bekannten Penisverletzung aus demKrankenhaus entlassen worden war, zur Rede. Er wolltenicht glauben, dass er sich seine Penisverletzung miteinem Staubsauger beigebracht habe. Er beschuldigte ihn,seine Ehefrau, die zu der Zeit verreist war, mit eineranderen betrogen zu haben. Die Penisverletzung führte er

auf eine Bisswunde zurück. Am nächsten Tag beschloss erzu prüfen, ob eine derartige Verletzung mit einemStaubsauger möglich sei. Er steckte zu diesem Zweckseinen Penis in einen laufenden "Kobold"-Staubsauger. ImBruchteil von Sekunden wurde der Staubsauger an denKörper herangezogen. Er spürte einen stechenden Schmerz.

"Oder "Fall 10", der einem Mechaniker widerfuhr: "SeineFreundin habe am Unfalltag die Wohnung saubergemacht. Ersei auf dem Bett gelegen. Sie habe ihn necken wollen undsei mit dem Staubsauger über seinen Unterleib gefahren.Er hätte ein erregendes Kitzeln im Penis gespürt. Um dasnoch zu intensivieren, hätte sie den Bürstenaufsatz vomStaubsauger (Marke "Kobold") genommen. Als seine Freundindann seinen nicht erigierten Penis mit demStaubsaugerstutzen berührt hätte, sei er in denStaubsauger gesogen worden. Er habe einen fürchterlichenSchmerz gespürt. Weil er sich genierte, habe er erstversucht, seine Peniswunden selbst zu versorgen. Als abernach 10 Stunden die Blutungen immer noch nicht zumStillstand gekommen waren, sei er zum Arzt gefahren."

Durch Alschibajas Phall-Sammlung sah sich der Computer-Club ermutigt, das Vorwerk-Ultimatum einfach zu negierenund es auf einen Prozess ankommen zu lassen. "Kleinbeigeben? In der Sache nicht", hat sich Ober-HackerHolland geschworen, den es ärgert, "dass, währendKraftfahrzeug-Hersteller Autos mit defekten Bremsenzurückrufen, hier eine Firma sogar versucht,Verbraucheraufklärung zu verhindern".

Nachgeben will aber auch die Gegenseite nicht. ObgleichVorwerk-Öffentlichkeitsarbeiter Piwinger den Fall füreine "ganz abstruse Geschichte" hält, hat das Unternehmenin Berlin mittlerweile Unterlassungsklage eingereicht;Wernery soll durch Androhung eines "Ordnungsgeldes bis zu500 000 DM" oder von "Ordnungshaft bis zu sechs Monaten"zum Rückzug bewegt werden.

-42-Gerichtlich geklärt werden muss nun die presserechtlichdelikate Frage, was schwerer wiegt: ein nur in seltenenFällen von Produktmissbrauch auftretendes Risiko oder dasvon Vorwerk ins Feld geführte Unternehmensinteresse anseinem "guten Ruf".

Ein "Persönlichkeitsrecht", so die Firma, stehe durchaus"auch juristischen Personen sowie Personengesellschaften"zu. Die Vorwerk-Vertreter betonen zudem, dass jener"Kobold", vor dem Alschibaja 1978 gewarnt hat, "vomModell her überholt" sei. Eine "neue Gerätegeneration"lasse, beteuert Piwinger, eine "Abusus-Verwendung" an undfür sich nicht mehr zu.

Chaos-Anwalt Eisenberg will im anstehenden Penis-Prozeßvortragen, daß es seinen Mandanten um Aufklärung undnicht darum gegangen sei, "das Unternehmen in seinemUnternehmensinteresse zu schädigen". Die Ehre einer Firmasei außerdem keineswegs gesetzlich geschützt; etwasanderes lasse sich auch aus dem berühmten Herrenreiter-Urteil des Bundesgerichtshofs nicht folgern. (lm Jahre1958 entschied der BGH, der "Okasa" Hersteller Hormo-Pharma habe einem Unternehmer 10000 Mark Schadenersatzfür einen Eingriff in dessen Persönlichkeitssphäre zuzahlen. Der Unternehmer war ohne sein Wissen in einerAnzeige für das Stärkungsmittel "in der Pose desHerrenreiters" (BGH) abgebildet worden. ).Im übrigen hältEisenberg den Staubsauger-Streit womöglich für die Folgeeiner politischen Intrige. Die Gegenseite nämlich habeihm verraten, Vorwerk sei durch die Deutsche Bundespostauf die umstrittenen Btx-Seiten des CCC hingewiesen underst dadurch zu jenem Prozess veranlasst worden, der nun"erhebliche wirtschaftliche Folgen" für den Hacker-Clubhaben könnte. Wenn die Post tatsächlich ihren Btx-KundenCCC auf diese Weise denunziert habe, wäre das, meintEisenberg, ein "politisch skandalöser Vorgang".

Ein Interesse, sich am Chaos Computer Club(Eigenbezeichnung: "Bildschirmpest") zu rächen, könntenPostler durchaus haben: Keine andere Organisation hat inden letzten Jahren so beharrlich auf dieDatenschutzlücken in den neuen elektronischen Medien derPost hingewiesen wie der Hamburger Hacker-Verein, undkaum jemand sonst hat den glücklosen BundespostministerChristian Schwarz-Schilling so mitleidlos als bösen"Gilb" oder als umweltfeindlichen "Dr. Bleifuß"verspottet.

Wie immer der "Kobold"-Konflikt ausgeht - diegesundheitlichen Gefahren, vor denen die "Datenschleuder"warnt, sind vorerst keineswegs gebannt. Noch immerstünden, weiß Anwalt Eisenberg, Unmengen von alten, nichtentschärften "Kobold"-Modellen in westdeutschenHaushalten herum.

-43-Zur Prozessvorbereitung hat sich der Anwalt jüngst imBekanntenkreis so ein Exemplar besorgt. Bereits einbloßer Blick ins Ansaugrohr ließ den Juristen"Beängstigendes" erkennen: "Das sieht nicht aus wie einPropeller, da lauert ein richtiger Fleischwolf."

Übrigens ganz witzig, irgendwas scheint den Kobold wohlzum anziehenden Selbstbefriedigungsgerät zu machen, dennin der 2 ten Kalenderwoche 2005 wurde ich von einerAnwaltskanzlei angeschrieben und man hat mich gebeteneine detaillierte Zubehörliste und genaue Maßangaben desKobold 116 und 117 zur Verfügung zu stellen. Eine Anfragediese Informationen direkt über Vorwerk zu erhalten seiabgelehnt worden...............

-44-

Propeller am Penis

Der Staubsauger-Hersteller Vorwerk hat den Hamburger"Chaos Computer Club" verklagt - wegen einer "ganzabstrusen Geschichte". *

Manfred Piwinger, Chef des Ressorts Öffentlichkeitsarbeitder Vorwerk-Gruppe, ist stolz darauf, bei einer "sehrseriösen Firma" beschäftigt zu sein, "die schon überhundert Jahre besteht" und sich eines "außerordentlichguten Rufes" erfreut.

-45-Mit ganz besonderer Befriedigung präsentiert dieUnternehmensgruppe ihre diversen Staubsauger-Modelle,etwa den "Tiger 250", der laut Werbung eine "praktischeKombination zweier Funktionen" bietet, vor allem aber denKlassiker "Kobold", einen Handstaubsauger, der schon"seit 1930 Weltspitze" ist.

Ihre jahrzehntelangen Verdienste im Kampf gegen Schmutzund Staub rühmen die Vorwerker seit einiger Zeit auch ineinem neumodischen Medium. Wenn einer der 40000westdeutschen Besitzer eines Bildschirmtext-Gerätes denBtx-Anschluss *61700# wählt, erscheinen auf seinerMattscheibe in blauen, roten und grünen Letternvielversprechende Vorwerk-Slogans wie: "Nur saugen alleingenügt nicht", bekräftigt durch ein strammesAusrufungszeichen, das im Sekundentakt aufblinkt.

Seit ein paar Wochen ist die Lust der Vorwerker an ihremneuen Werbemedium getrübt. "Von außerhalb" (Piwinger) istdie Firma darauf hingewiesen worden, dass der gute Nameder Saubermänner von einem anderen Btx-Programmanbieterpermanent in den Schmutz gezogen werde.

In der Tat: Über die Vorwerk-Sauger, von denen es in derWerbung heißt, sie seien "immer schnell zur Hand" undihre Düsen gelangten "selbst an unzugängliche Stellen",ist unter der Btx-Nummer *655322# nur Missliches zuerfahren. Die altehrwürdige Firma wird dort, wie dieVorwerker mit äußerstem Befremden feststellten, "inZusammenhang mit Onaniepraktiken" erwähnt.

Dieser Umstand hat mittlerweile einen Zivilprozessausgelöst, dessen Skurrilität in der Geschichte desdeutschen Presserechts ohnegleichen ist. Es geht dabei,neben der Firma Vorwerk, um den kuriosen "Chaos ComputerClub" (CCC) der sich selber als "eine galaktischeVereinigung ohne feste Strukturen" bezeichnet, und um einBielefelder Alternativblatt mit dem provozierenden Namen"Dreck"; beteiligt sind ferner Elektronikexperten,

Rechtsgelehrte, Medizinwissenschaftler und, womöglich, imHintergrund Mitarbeiter von Postminister ChristianSchwarz-Schilling.

Die Sache nahm ihren Lauf, als der Hamburger CCC letztesJahr die Btx-Version seiner Zeitschrift "Datenschleuder"(Untertitel: "Das wissenschaftliche Fachblatt fürDatenreisende") aktualisierte. "Datenschleuder"-Verantwortlicher Steffen Wernery, 24, einer der vonPostlern und Datenbankern gefürchteten Hacker, rückteunter der Rubrik "Telepublishing" des elektronischenMagazins einen Text ein, den er zunächst "einfachamüsant" gefunden hatte.

-46-Seither können Btx-Nutzer - neben CCC-Beiträgen über"Geheimtelephone" der Bundeswehr, einer lebensnahenReportage von einer Hacker-Fete ("Alle hängen mitBierflaschen und Kaffeetassen bewaffnet vor dem Monitor")und einer Blödelversion des Märchens "Aschenputtel" imJugend-Jargon ("scharf wie ''n Skalpell") - auch einenBeitrag zum Thema "Erotik des Staubsaugers" auf ihremheimischen Bildschirm abrufen.

Auf der Bildschirmtext-Seite *655321648501310# publiziertder CCC - unter der Schlagzeile "Onanie macht krank" -"zur Abschreckung", wie es heißt, einen Beitrag über"Verletzungen durch Masturbation mit Staubsaugern". Weil"''Kobold''-Staubsauger der Marke Vorwerk" in dieserBeziehung besonders gefährlich seien, verbreitet dasChaos-Team darin auch "eine kurze Erläuterung über Aufbauund einige technische Daten dieses Typs". Leseprobe:

" Der Vorwerk-"Kobold" unter scheidet sich von den "" übrigen Modellen vor allem dadurch, dass sich der Motor

"" am unteren Ende eines Stieles befindet und während des

"" Saugens mit diesem über den Bo den hin- und herbewegt "

" wird. Durch diese Konzeption ist der übliche "

" Verbindungsschlauch zwischen Saugdüse und Motorgehäuse“überflüssig geworden "

" ... "

" Entfernt man nun die Saugdüse, so trennt ein 11 cm "" langer Ansaugstutzen von 3,2 cm Durchmesser den

Propeller "" von der Staubsaugerspitze. Wie die eingehende

Exploration "" einiger Patienten ergeben hat führen die Patienten den

"" nicht erigierten Penis in den Ansaugstutzen. Durch den

"" Luftstrom wird der Penis in Vibration versetzt und "

" erigiert. Mit zunehmender Erektion wird der Sogstärker, "

" und schließlich wird der ganze Staubsauger an den "" Unterleib gepresst und der Penis völlig in den "

" Ansaugstutzen gezogen. In diesem Augenblick kommt ermit "

" dem rotierenden Propeller in Berührung und wird je nach"

" Motorleistung und Schnelligkeit des Abwehrreflexes, der"

" Länge und dem Erektionszustand unterschiedlich "" traumatisiert. "

Diese Darstellung, nach Ansicht der sauberen Vorwerkerein "Ergebnis abwegiger Phantasie", mochte die impietistischen Wuppertal ansässige Firma nun doch nichtauf sich beruhen lassen.

-47-Ihr Berliner Anwalt Jens-Peter Lachmann forderte MitteDezember das Chaos-Team ultimativ auf, binnen einer Woche"verbindlich zu erklären, daß Sie a) es sofortunterlassen, meine Auftraggeberin und/oder deren Produktein Zusammenhang mit Onaniepraktiken mittels Staubsauger

zu erwähnen, b) sich verpflichten, meiner Auftraggeberinfür jeden Fall der Zuwiderhandlung einen Betrag von DM6000,- zu zahlen". Andernfalls würden "unverzüglichgerichtliche Schritte" eingeleitet.

"Ein irgendwie auch nur in Ansätzen berechtigtesInteresse" des CCC, den Onaniebeitrag zu verbreiten,"besteht nicht", ließ der Vorwerk-Anwalt die"Datenschleuder"-Macher wissen. Dagegen werde durch den"anreißerischen" Text sehr wohl "das Recht meinerAuftraggeberin am eingerichteten und ausgeübtenGewerbebetrieb verletzt" - ganz abgesehen davon, dass derBeitrag "auch gegen andere Vorschriften, insbesonderegegen solche zum Schutze der Jugend, verstößt".

Als der anwaltliche Schriftsatz den Hamburger Hacker-Cluberreichte, glaubten der "Datenschleuder"-VerantwortlicheWernery und sein Mitstreiter, der EDV-Experte Herwart("Wau") Holland, zunächst, ihn nicht sonderlich ernstnehmen zu müssen. Wernery: "Ich habe erst mal eine halbeStunde gelacht." Als die "gescheiten Existenzen" (CCC-Eigenlob) jedoch von ihrem Berliner Anwalt JohannEisenberg erfuhren, dass ein Prozess "mit einemStreitwert von 100000 Mark in der Hauptsache" ihren Clubfinanziell ruinieren könnte, machten sie sich daran, ihreQuellen zu überprüfen.

Den inkriminierten Staubsauger-Text hatten Wernery undHolland dem Bielefelder Alternativblatt "Dreck"entnommen, dessen Redaktion sich auf vier Druckseitenbemüht hatte, ein publizistisches Tabu zu brechen."Dreck"-Vorspann: "Es wird gerubbelt, gerieben undgestreichelt in Deutschland, Europa und

der ganzen Welt. Tagsüber, nachts, zu jeder Zeit, anjedem Ort. Nur - selten spricht oder schreibt einerdarüber."

Garniert mit einem Woody-Allen-Zitat ("Onanie ist Sex mitjemandem, den ich sehr liebe") und illustriert mit vier

Staubsauger-Photos, berichtet der "Dreck"-Artikel überden angeblich gar nicht so seltenen Missbrauch desWuppertaler Gerätes, der in der Öffentlichkeit allerdingsaus einleuchtenden Gründen totgeschwiegen werde: "UnsereGesellschaft verurteilt derartige Praktiken, und sowerden sie von denen, die sie betreiben, striktgeleugnet. Treten hierbei, wie berichtet, auch noch sogravierende Verletzungen auf, so ist das für dieBetroffenen doppelt peinlich und unangenehm. Das darfnicht sein. Uneingeschränkte Aufklärung ist angesagt."-48-

the middle oft he book

...nur zur Bestätigung derHaarfarbe...

...ENDE DER MITTE DES BUCHES !!!

Als Hauptquelle für ihren Enthüllungsbeitrag nennt die"Dreck"-Redaktion - ebenso wie das Chaos-Team in der Btx-Kurzfassung des Artikels - eine 1978 in Münchenerschienene Dissertation eines "Theimuras MichaelAlschibaja". Titel: "Penisverletzungen bei Masturbationmit Staubsaugern".

Von dem Hinweis auf die wissenschaftliche Arbeit ließensich die Vorwerk-Juristen freilich nicht irritieren -dass Alternativ-Autoren Satire mögen und Verfassernamenwie Quellen schlicht erfinden, kommt schließlich alleTage vor. Es sei "schwer vorstellbar", ließ die FirmaVorwerk daher dem CCC schreiben, "dass deutscheUniversitäten derartig abwegige Themen vergeben".

Die von Vorwerk aufgeworfene Frage. ob es die Alschibaja-Dissertation "tatsächlich gibt und ob sie den behauptetenInhalt hat", konnte das Chaos-Team rasch klären - mitHilfe des Münchner Telephonbuchs: Alschibaja existiert,er ist georgischer Abstammung und hat 1978 in der Tateine penibel recherchierte Doktorarbeit überPenisverstümmelungen durch Staubsauger-Missbrauchgeschrieben.

"Die meisten Urologen, die in Kliniken arbeiten", sagtder Mediziner heute, "haben solche Verletzungen schon malgesehen." Typisch, schreibt Alschibaja, der jetzt inMünchen als Urologe praktiziert, sei etwa die als "Fall14" in seiner Arbeit dokumentierte Verletzung eines 31jährigen Schweißers:

" Die Frau des Patienten war für 2 Wochen verreist und "" sollte am nächsten Tag zu rückkommen. Beim Saubermachen

"" der Wohnung habe er zwischendurch in Illustrierten "" geblättert und sei da durch erregt worden. In seiner "" Phantasie befasste er sich mit Fellatio und assoziierte

"" dabei "Saugen" und "Staubsauger". Daraufhin führte er "

" seinen halb erigierten Penis mit zurückgezogenerVorhaut "

" in das laufen de Ansaugrohr eines " Kobold"-Staubsaugers "

" ein. Im selben Augenblick habe es fürchterlichgeknallt, "

" und er habe stark am Penis geblutet. "

-49-Ähnlich "Fall 15", der mit diesem Unfall in engemZusammenhang steht:

" Der Vater des in Fall 14 vor gestellten Patienten "" stellte seinen Sohn am Tag, an dem dieser nach der "

" bekannten Penisverletzung aus dem Krankenhaus entlassen"

" worden war, zur Rede. Er wollte nicht glauben, dass er"

" sich seine Penisverletzung mit einem Staubsauger "" beigebracht habe. Er beschuldigte ihn, seine Ehe frau,

"" die zu der Zeit verreist war, mit einer anderen

betrogen "" zu haben. Die Penisverletzung führte er“

auf eine Bisswunde zurück. "" Am nächsten Tag beschloss er zu prüfen, ob eine "

" derartige Verletzung mit einem Staubsauger möglich sei."

" Er steckte zu diesem Zweck seinen Penis in einen "" laufenden "Kobold"-Staubsauger. Im Bruchteil von

Sekunden "

" wurde der Staubsauger an den Körper herangezogen. Er "" spürte einen stechenden Schmerz. "

Oder "Fall 10", der einem 59jährigen Mechanikerwiderfuhr:

" Seine Freundin habe am Unfalltag die Wohnung "" saubergemacht. Er sei auf dem Bett gelegen. Sie habe

ihn "" necken wollen und sei mit dem Staubsauger über seinen "" Unterleib gefahren. Er hätte ein erregendes Kitzeln im

"" Penis gespürt. Um das noch zu intensivieren, hätte sie

"" den Bürstenaufsatz vom Staubsauger (Marke "Kobold") "

" genommen. Als seine Freundin dann seinen nichterigierten "

" Penis mit dem Staubsaugerstutzen berührt hätte, sei erin "

" den Staubsauger gesogen worden. Er habe einen "" fürchterlichen Schmerz gespürt. Weil er sich genierte,

"" habe er erst versucht, seine Peniswunden selbst zu ver

"" sorgen. Als aber nach 10 Stunden die Blutungen immer "" noch nicht zum Stillstand gekommen waren, sei er zum

Arzt "" gefahren. "

Durch Alschibajas Phall-Sammlung sah sich der Computer-Club ermutigt, das Vorwerk-Ultimatum einfach zu negierenund es auf einen Prozess ankommen zu lassen.

"Klein beigeben? In der Sache nicht", hat sich Ober-Hacker Holland geschworen, den es ärgert, "dass, währendKraftfahrzeug- Hersteller Autos mit defekten Bremsenzurückrufen, hier eine Firma sogar versucht,Verbraucheraufklärung zu verhindern".

-50-Nachgeben will aber auch die Gegenseite nicht. ObgleichVorwerk-Öffentlichkeitsarbeiter Piwinger den Fall füreine "ganz abstruse Geschichte" hält, hat das Unternehmenin Berlin mittlerweile Unterlassungsklage eingereicht;Wernery soll durch Androhung eines "Ordnungsgeldes bis zu500000,- DM" oder von "Ordnungshaft bis zu sechs Monaten"zum Rückzug bewegt werden.

Gerichtlich geklärt werden muss nun die presserechtlichdelikate Frage, was schwerer wiegt: ein nur in seltenenFällen von Produktmißbrauch auftretendes Risiko oder dasvon Vorwerk ins Feld geführte Unternehmensinteresse anseinem "guten Ruf".

Ein "Persönlichkeitsrecht", so die Firma, stehe durchaus"auch juristischen Personen sowie Personengesellschaften"zu. Die Vorwerk-Vertreter betonen zudem, dass jener"Kobold", vor dem Alschibaja 1978 gewarnt hat, "vomModell her überholt" sei. Eine "neue Gerätegeneration"lasse, beteuert Piwinger, eine "Abusus-Verwendung" an undfür sich nicht mehr zu.

Chaos-Anwalt Eisenberg will im anstehenden Penis-Prozessvortragen, dass es seinen Mandanten um Aufklärung, undnicht darum gegangen sei, "das Unternehmen in seinemUnternehmensinteresse zu schädigen". Die Ehre einer Firmasei außerdem keineswegs gesetzlich geschützt; etwasanderes lasse sich auch aus dem berühmten Herrenreiter-Urteil des Bundesgerichtshofs nicht folgern. _(Im Jahre1958 entschied der BGH, der ) _("Okasa" Hersteller Hormo-Pharma habe ) _(einem Unternehmer 10000 Mark )_(Schadenersatz für einen Eingriff in ) _(dessenPersönlichkeitssphäre zu zahlen. ) _(Der Unter nehmer warohne sein Wissen in ) _(einer Anzeige für dasStärkungsmittel ) _("in der Pose des Herrenreiters" (BGH)) _(abgebildet worden. )

Im übrigen hält Eisenberg den Staubsauger-Streitwomöglich für die Folge einer politischen Intrige. Die

Gegenseite nämlich habe ihm verraten, Vorwerk sei durchdie Deutsche Bundespost auf die umstrittenen Btx-Seitendes CCC hingewiesen und erst dadurch zu jenem Prozeßveranlaßt worden, der nun "erhebliche wirtschaftlicheFolgen" für den Hacker-Club haben könnte. Wenn die Posttatsächlich ihren Btx-Kunden CCC auf diese Weisedenunziert habe, wäre das, meint Eisenberg, ein"politisch skandalöser Vorgang".

-51-Ein Interesse, sich am Chaos Computer Club(Eigenbezeichnung: "Bildschirmpest") zu rächen, könntenPostler durchaus haben: Keine andere Organisation hat inden letzten Jahren so beharrlich auf dieDatenschutzlücken in den neuen elektronischen Medien derPost hingewiesen wie der Hamburger Hacker-Verein, undkaum jemand sonst hat den glücklosen BundespostministerChristian Schwarz-Schilling so mitleidlos als bösen"Gilb" oder als umweltfeindlichen "Dr. Bleifuß"verspottet (SPIEGEL 38/1985).

Wie immer der "Kobold"-Konflikt ausgeht - diegesundheitlichen Gefahren, vor denen die "Datenschleuder"warnt, sind vorerst keineswegs gebannt. Noch immerstünden, weiß Anwalt Eisenberg, Unmengen von alten, nichtentschärften "Kobold"-Modellen in westdeutschenHaushalten herum.

Zur Prozessvorbereitung hat sich der Anwalt jüngst imBekanntenkreis so ein Exemplar besorgt. Bereits einbloßer Blick ins Ansaugrohr ließ den Juristen"Beängstigendes" erkennen: "Das sieht nicht aus wie einPropeller, da lauert ein richtiger Fleischwolf." _(MitBtx-Gerät. )

Im Jahre 1958 entschied der BGH, der "Okasa" HerstellerHormo-Pharma habe einem Unternehmer 10000 MarkSchadenersatz für einen Eingriff in dessenPersönlichkeitssphäre zu zahlen. Der Unter nehmer warohne sein Wissen in einer Anzeige für das Stärkungsmittel"in der Pose des Herrenreiters" (BGH) abgebildet worden.Mit Btx-Gerät.

DER SPIEGEL 5/1986Alle Rechte vorbehaltenVervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGEL-Verlag Rudolf AugsteinGmbH & Co. KG.

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WIXENKaum jemand gibt offen zu, wie und wie oft er (oder sie)»es« tut. Der Sex mit sich selbst hat eben immer nocheinen schlechten Ruf. Dank neuer biologischerErkenntnisse könnte sich das gründlich ändern.

Ich erzähle fast niemandem, weder Kollegen noch Freunden,von meinem Vorhaben, über das Thema Onanie zu schreiben.Meine Frau schaut skeptisch, als ich ihr von meinenRecherchen erzähle. Und vor meinen pubertierenden Söhnenverstecke ich die einschlägige Literatur, die ich mir aus

der Bibliothek geholt habe. Manche der bestellten Bücherdarf ich ohnehin nur im Lesesaal in Augenschein nehmen.Sie kommen wohl direkt aus dem Bücher-Giftschrank.

Und das alles im Jahr 2005! Die sexuelle Revolution liegtbeinahe vierzig Jahre zurück. Im Suchprogramm Google sindunter dem Stichwort »Masturbation« etwa 6,5 MillionenWebseiten aufgelistet – Tendenz steigend. Eine dieserSeiten, »Männerberatung«, versichert anhand eineraktuellen Umfrage, nur 0,6 Prozent Prozent der befragtenMänner hätten noch nie masturbiert. Umfragen unter Frauenzeigen, dass etwa 85 Prozent »es« tun. Ein beunruhigterUser namens Sven stellt dem Webseitenbetreiber die Frage,ob es normal sei, dass er täglich mehrmals onaniere. DieAntwort lautet: »Es ist normal.« »Aber«, fügt der Expertevon der »Männerberatung« hinzu, »warum machen Sie sichdarüber Gedanken?«

Genau darum geht es: So aufgeklärt wir auch sein mögen –das Thema Onanie berührt uns offenbar immer nochpeinlich. Darüber witzeln – ja; offen darüber sprechen –das geht kaum. Themen wie Sex oder Homosexualität sind umein Vielfaches salonfähiger als jene Handlung, welche derPhilosoph Kant einst die »wohl-lustige Selbstschändung«nannte. »Wichser« gehört zu den schwer wiegendstenBeleidigungen in der deutschen Sprache. Als der KomponistRichard Wagner einmal indirekt andeutete, sein Bekannter,der Philosoph Friedrich Nietzsche, zähle zu dieser»Zunft«, ging die Freundschaft sogleich in die Brüche.

Erstaunlicherweise gibt es keinen einzigen nüchternenBegriff, um diese Art der Sexualität wertfrei zubeschreiben. »Masturbation« klingt wie Krankheit,»Onanie« wie Verbrechen, »Selbstbefriedigung« wieEgoismus. Der deutsche Sexualforscher Karl Heinz Blochschlug 1989 den Ausdruck »Selbststimulation« vor. Dochauch dieser macht das Gespräch über die privateste allersexuellen Praktiken nicht leichter.

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Das am meisten benutzte deutsche Wort »Onanie« beruhteigentlich auf einem Irrtum. In einer Stelle in der Bibel(1. Buch Mose) wird erzählt, dass der Jüngling Onan seineSchwägerin Tamar schwängern sollte, um den Namen seinestoten Bruders vor dem Aussterben zu bewahren. Diese»Schwagerehe« war ein sehr verbreiteter Brauch in derAntike. »Aber da Onan wusste, dass der Nachwuchs nichtsein eigener sein sollte, ließ er seinen Samen »auf dieErde fallen und verderben, wenn er einging zu seinesBruders Frau ...«. Seine »Sünde« war also nicht die nachihm benannte »Onanie«, sondern der unterbrocheneGeschlechtsverkehr.

Nirgends in der Bibel – weder im Alten noch im NeuenTestament – steht ein klärendes Wort über dieMasturbation. Vieles deutet darauf hin, dass sie für dieAntike kein besonders problematisches Thema war. Aufgriechischen Tonkrügen werden geile Satyrn bei lustvollerSelbstbefriedigung dargestellt. Der griechische ArztGalen (2. Jahrhundert) lehrte, der männlicheGeschlechtstrieb sei nichts anderes als das körperlicheBedürfnis, überschüssigen Samen abzustoßen. Auf welcheWeise das geschehe, sei unwichtig. Er zitiert dazu eineAnekdote über den berühmten Philosophen Diogenes, dersich eines Tages zu diesem Zweck eine Prostituiertebestellte. Da sie sich verspätete, habe er nach langemungeduldigem Warten die Sache selbst in die Handgenommen. Er masturbierte in aller Öffentlichkeit. Alsdas unpünktliche Mädchen endlich erschien, verkündete dergrantige Philosoph, »das Hochzeitslied« sei schongesungen, und schickte es ohne Bezahlung weg.

Allerdings: Bei aller antiken Toleranz in Sachen Onanie –sie galt doch als eine Liebesart zweiter Wahl. Derrömische Dichter Martial erzählt in einem Gedicht, wie ersich, nachdem ihm sein Lustknabe einen Korb gegebenhatte, mit den Diensten der »laeva« (seiner linken Hand)begnügen musste. In einem anderen Vers schilderte er, wieerregte phrygische Sklaven des Helden Hektor Handanlegten, als sie das Liebesgestöhne ihres Herrn

belauschten. Übrigens: Einzig Martial benutzt in seinenGedichten das heute verwendete Wort »Masturbation«,ansonsten kommt es in der altrömischen Literatur nichtvor. Ein möglicher Hinweis, dass es sich um einenumgangssprachlichen Begriff handelte.

-54-Schuld- oder Schamgefühle aber wären keinem altenGriechen oder römischen »Handlanger« in den Sinngekommen. Keiner hätte sich in der damaligen Zeit wohl,wie der oben erwähnte Sven, gefragt, ob es normal sei,»es« täglich zu tun. Im Alten Ägypten wurde das einsameLiebesspiel sogar zu höchsten Ehren erhoben. Dort wusstejeder, dass der höchste Gott Amun praktisch im Alleingangdas Wunder der Schöpfung vollbracht hatte. Wie? Na ja,raten Sie mal.

Die älteste Kritik an der Onanie findet sich in denBemerkungen mancher Rabbiner im jüdischen Talmud (etwa 5.Jahrhundert). Diese strengen Monotheisten betrachtetenMasturbation als eine Art Götzendienst – der Mensch betedabei Fantasiegebilde an. Doch zu mehr als zu einermilden Rüge ist es in der jüdischen Tradition niegekommen.

Erst das Christentum begann damit, sich eingehend mitOnanie zu befassen. In seiner Anfangszeit vertrat es eineradikal körperfeindliche Haltung. Grund: Die erstenChristen rechneten mit dem unmittelbar bevorstehendenWeltuntergang – vor diesem düsteren Hintergrund war essinnlos, sich mit Sex abzugeben. Dennoch hielten sich dieKirchenväter mit Kritik zurück. Wenn überhaupt,prangerten sie vor allem die Mönche an. Da diese

Keuschheit gelobt hatten, galten sie als besondersanfällig für Onanie. Ähnlich wie die jüdischen Rabbinerbefürchteten die Bischöfe, die naiven Ordensbrüderkönnten ihrer eigenen Einbildungskraft zum Opfer fallen.Denn vor dieser Versuchung schützt auch nicht die dicksteKlostermauer.

So erklärte beispielsweise Abt Johannes Cassianus (um 360bis 430) in Marseille, die Überwindung der Onanie sei dererste und wichtigste Schritt auf dem Weg zur vollkommenenKeuschheit. Er verfasste für seine Mönche klareAnweisungen, damit sie »jeglicher Zückung des Fleisches«Einhalt gebieten konnten. Vor allem dürfe man sich nichtin »angenehme Gedanken« verbeißen. Der Abt erwartete vonseinen Mönchen, dass sie Frauen ohne sexuelle Erregungbetrachten konnten – nur so seien sie auch vor»verführerischen Bildern von Frauen im Schlaf« bewahrt.Auch die »nächtliche Pollution« war für Cassianus einThema. Obwohl diese ungewollt passiert, hielt der Abt siedoch für den Ausdruck eines tiefen seelischen Problems.

-55-Vor allem die so genannten »Bußbücher« des Mittelalterslassen erkennnen, wie die Kirche die Schwere der neuen»Sünde« Onanie einschätzte. Für jedes Vergehen listendiese Strafgesetzsammlungen die passende Sühne sorgfältigauf. Danach musste ein Priester, der eine Frau geküssthatte, zur Strafe 40 Tage fasten. Auf eine sexuelleBeziehung zwischen einem Mönch und einer Ordensschwesterstand sogar eine siebenjährige Buße. Daneben nimmt sichdie Strafe für einen Priester, der »anhand seinerEinbildungskräfte Samen ergießt«, vergleichsweise milde

aus: Laut Erzbischof Theodor von Canterbury (Ende 7.Jahrhundert) hatte er als Buße eine Woche lang zu fasten.

Die Haltung der kirchlichen Würdenträger zur Onanie waralso im Allgemeinen relativ entspannt. Dennoch gab esauch scharfe Gegner. Peter Damiani, Prior einesEinsiedlerordens in Oberitalien, verfasste im 11.Jahrhundert ein Buch über »Sünden wider die Natur«. Zuden schlimmsten – gleichwertig mit Homosexualität undHurerei – rechnete er die Masturbation. Drohte das Feuerdieser Leidenschaft ihn selbst zu übermannen, eilte erschnurstracks zum nahe gelegenen Fluss – auch nachts –und stürzte sich ins kalte Wasser, bis sein Körpererstarrte. Dann begab er sich in die Kapelle undrezitierte inbrünstig Psalmen bis zum Morgengebet. DieSeele des Onanierers sei verloren, lehrte er. Deshalbwandte er sich an den damaligen Papst Leo IX. mit derBitte, die Masturbation wie auch die Homo-sexualitätöffentlich zu verdammen und damit aus der Welt zuschaffen. Der Papst allerdings zeigte sich milder als dereifrige Prior.

Alles spricht dafür, dass die Menschen – trotzchristlicher Ächtung – mit ihrem »Laster« weiterhinirgendwie unbekümmert lebten. Bis in die Neuzeit hineinkann jedenfalls nicht die Rede sein von einem allgemeinverbreiteten Schuldbewusstsein in SachenSelbstbefriedigung. Mitte des 17. Jahrhunderts schriebder englische Marinebeamte Samuel Pepys hemmungslos inseinem Tagebuch über sein Solo-Vergnügen. Einmal war erbesonders stolz auf sich: Während einer Bootsfahrt aufder Themse habe er es ohne Hände getan und somit »einePrüfung der Stärke meiner Fantasie« bestanden.

-56-1712 aber bahnt sich ein Umbruch an. In London erscheinteine etwa hundertseitige Broschüre mit dem wortreichenTitel »Onania – oder die erschreckliche Sünde derSelbstbefleckung mit allen ihren entsetzlichen Folgen sodieselbe bei beiderlei Geschlecht nach sich zu ziehenpflegt«. Der Autor blieb anonym, gab sich aber alsChirurg aus, der eine wichtige Botschaft hat. Und dielautete: Die scheinbar harmlose Gewohnheit der Onanie isteine gefährliche Volksseuche. Nicht nur Jugendliche seieninfiziert, sondern auch Erwachsene – Verheiratete undLedige, Junge und Alte. Besonders heimtückisch an derSeuche: Sie blüht im Verborgenen; das Laster findet nurselten vor Zeugen statt.

Das ist der Anfang eines völlig neuen Gedankens. Nun gibtes keine moralischen Einwände gegen die Onanie, wie siedie Kirche hervorgebracht hat. Es geht um die Gesundheit.Die Onanie, behauptet der anonyme Autor, zerre an denKörperkräften, verursache Geschwüre, Schwindsucht,Unfruchtbarkeit, bei Frauen Hysterie und führeschließlich zum Tod. Allerdings sei Rettung mithilfe vonzwei sehr wirksamen Arzneien möglich: einer »stärkendenTinktur« und eines »prolifischen Pulvers«, beide fürteures Geld im Laden des Buchhändlers Mr. Croucherhältlich.

Wer heute »Onania« liest, entlarvt das Buch sofort alsWerk eines Quacksalbers. Historiker betrachten es alsfrühes Beispiel für die Gattung »medizinischePornografie«. 1712 war es aber ein Renner und erschiendreißig Jahre lang in immer neuen Auflagen. Nach und nachverdreifachte sich sein Umfang: Zahlreiche »Geheilte«berichteten darin über ihre Erfahrungen mit denWunderarzneien. Das Buch verbreitete sichsteppenbrandartig, bis nach Amerika. In Deutschlanderschien die erste Übersetzung 1736 in Leipzig.

Irgendwie war die Zeit wohl reif, aus der Onanie eineVolkskrankheit zu ma-chen. Das Thema jedenfalls wurdebegierig aufgenommen. Im »Universallexikon« des JohannHeinrich Zedler (Ausgabe 1743) erschien ein langerArtikel zum Stichwort »Selbstbefleckung«. Auch derfranzösische Aufklärer Denis Diderot ließ 1765 einenBeitrag darüber in seiner berühmten Enzyklopädieerscheinen. Jetzt meldeten sich auch ernsthafte Autorenzu Wort. Der Philosoph Voltaire beschrieb die Onanie als»perverse Selbstliebe«, und sein Kollege Jean-JacquesRousseau schimpfte, sie mache junge Menschen zu Sklavenverkorkster Fantasiegebilde.

-57-Besonders einflussreich war ein Buch, das der angeseheneSchweizer Arzt Samuel Auguste David Tissot 1760veröffentlichte: »Onanismus, oder eine physiologischeDissertation über die Krankheiten, die von derMasturbation verursacht werden«. Tissot, der einerenommierte Arbeit über die Pocken geschrieben hatte,distanzierte sich vom marktschreierischen Autor der»Onania«, hielt die Selbstbefriedigung dennoch für dieUrsache vieler schlimmer Krankheiten. Die Masturbationrufe den Verlust der kostbaren Samenflüssigkeit hervor,»wenn wir unsere Verluste nicht wieder quitt machen,verfallen wir bald einer todbringenden Schwäche«. Ineiner Fallgeschichte beschrieb Tissot einen Uhrmacher,der das »Laster« seit seinem 17. Lebensjahr dreimaltäglich ausgeübt hatte. Er sei immer blasser undschwächer geworden, bis er 1757 völlig debil starb.Während der antike Arzt Galen also noch dafür plädierthatte, überschüssige Spermien abzustoßen, riet Tissotjetzt dazu, mit dem kostbaren Gut hauszuhalten.

Tissots Standpunkt setzte sich zunehmend durch. Im 19.Jahrhundert wurde die Onanie von den meisten Ärzten undWissenschaftlern als Seuche angesehen. Vor dem Reitenohne Sattel wurde dringend gewarnt. Quacksalberverkauften allerlei Tabletten gegen die »Krankheit«,Erektionsalarme, Penishüllen, Schlafhandschuhe,Geschirre, um Mädchen daran zu hindern, die Beine im Bettzu spreizen ...

Auch noch im 20. Jahrhundert lebten die Menschen imWesten größtenteils im Bewusstsein, Onanie gehöreverboten. Amerikanische Pfadfinderhandbücher klärtendetailliert über die Gefahr dieses Lasters auf. Langeüberlegte man sogar, ob es nicht angebracht sein, Mädchendas Fahrradfahren zu verbieten.

Wie war es aber möglich, dass die Onanie im 18.Jahrhundert urplötzlich in Europa und Amerika ohne großenWiderstand zu einer »Volkskrankheit« abgestempelt werdenkonnte – nachdem sie Jahrtausende hindurch geduldetwurde?

-58-Der Sexualforscher Karl Heinz Bloch tippt auf denEinfluss des Puritanismus im 17. und 18. Jahrhundert.Diese Glaubensrichtung gewann immer mehr an Gewicht, vorallem in England. 1640 hatte ein Theologe namens Capel ander Universität Oxford ein Werk über die Onanie mit demTitel »Versuchungen« veröffentlicht. 1687 kursierte zumThema wieder ein warnendes Traktätchen in England,

»Letters of Advice« (»Ermahnungsbriefe«). 1706 er-schienin der Schweiz eine »Abhandlung gegen die Unkeuschheit«von einem Prediger namens Osterwald. Mit anderen Worten:Die Tendenz lag schon in der Luft. »Onania« istkeineswegs aus dem Nichts entstanden. Und nicht zuvergessen: Im 16./17. Jahrhundert setzte sich derBuchdruck immer mehr durch, die Massenverbreitung vonInformation – in gedruckter Form – eröffnete neueMöglichkeiten, eine Botschaft an Mann und Frau zubringen.

Der amerikanische Historiker Thomas W. Laqueur geht inseiner Kulturgeschichte noch einen Schritt weiter. Ersieht in der Verurteilung der Onanie eine unmittelbareFolge der Aufklärung. Die Lieblings-begriffe jener Zeithießen »Individualität« und »Demokratie«. Das gemeinsameStreben für das Wohl aller Menschen wurde zum Idealerhoben. Die Onanie passte schlecht in dieses neueVerständnis. Und zwar, meint Thomas W. Laqueur, aus dreiGründen: 1. In einem Zeitalter der Offenheit war dieHeimlichkeit der Onanie suspekt; 2. obwohl im Überflussausgeübt, trage sie zum Gemeinwohl nichts bei; 3. derInhalt der Selbstbefriedigung sei lediglich Fantasie, siebringe also keinen Gewinn in der wirklichen Welt.

Der volkswirtschaftliche Charakter dieser Argumente istlaut Laqueur kein Zufall. Im 18. Jahrhundert war diebürgerliche Gesellschaft und mit ihr der Kapitalismus aufdem Vormarsch. In heutiger Sprache ausgedrückt, wurdeOnanie als eine Art »Energieverschwendung« gesehen. Mitihr hatte es scheinbar jeder in der Hand, den Fortschrittzu torpedieren.

Erst mit dem Aufkommen der Psychoanalyse Ende des 19.Jahrhunderts begannen Ärzte das »Laster« – zumindestteilweise – zu rehabilitieren. Jetzt lehnten sie dieabsurden Gerüchte über durch Onanie verursachteKrankheiten strikt ab. Sigmund Freud erklärte dieSelbstbefriedigung zu einem normalen Entwicklungsschrittdes Menschen. Allerdings war der Wiener der Meinung, im

Erwachsenenalter sei sie Ausdruck psychischer Störungenoder lediglich Ersatzhandlung bei sexueller Frustration.

-59-Gänzlich rehabilitiert wurde die Onanie erst in den1960er und 70er Jahren. Jetzt galt sie vielen Expertensogar als wichtig für das Selbstvertrauen. Ironischbemerkt der kanadische Psychiater Thomas Szaz dazu: »Im19. Jahrhundert betrachtete man sie als Krankheit, im 20.Jahrhundert als der Krankheit Heilung.«

Von einer ganz anderen Warte gehen heuteNaturwissenschaftler an das Thema heran. Sie suchen nachGründen, warum es die Onanie überhaupt gibt. Vor etwazehn Jahren betrieb die deutsche Zoologin Ruth Thomsenauf der japanischen Insel Yaku-shima Recherchen über diedort lebenden Makaken. Dort fiel ihr auf, dass dieMasturbation bei diesen Affen sehr verbreitet ist – vorallem bei den jungen männlichen Tieren. Und: Die Tieretun »es« kurz vor der Kuppelung mit willigen Weibchen.Eine Untersuchung des durch Masturbation gewonnenenSamens wies darauf hin, dass die Spermien darin träge,beinahe abgestorben waren. Das heißt: Die Tiere onanierenvermutlich, damit sie sich mit frischem, zeugungsfähigemSamen paaren können. Denn nur durch diesen Trick, mutmaßtdie Wissenschaftlerin, haben die Jungtiere eine Chance,die Weibchen mit ihrem Samen zu befruchten. Denn siekonkurrieren ständig mit stärkeren, dominanten Männchen,müssen also schnell und effizient vorgehen. Die Strategiescheint aufzugehen. Untersuchungen haben ge-zeigt: ZweiDrittel aller neugeborenen Makaken werden von Jungtierengezeugt.

Die Biologen Robin Baker und Mark Bellis von derUniversität Manchester in England haben zudemfestgestellt, dass die männliche Masturbation bei vielenTieren (unter ihnen Kängurus, Wale, Giraffen, Tauben)

ebenso wie beim Menschenmann stets diesen wichtigen Zweckerfüllt: die Qualität des Samens zu optimieren, damit dasmännliche Tier konkurrenzfähig bleibt. Bei Menschenübrigens bringt die Onanie einen zusätzlichen Vorteil:Häufige Ejakulation, so das angesehenene Journal of theAmerican Medical Association, (und damit ist mindestens21-mal monatlich gemeint) halbiert das Risiko vonProstatakrebs im Alter. Diese Vorbeugung giltinsbesondere für Männer zwischen 20 und 40 Jahren.

Auch die im Tierreich ebenfalls weit verbreiteteweibliche Masturbation hat einen biologischen Sinn. Dieamerikanische Sexologin Shere Hite drückt es so aus: DieOnanie gibt der Frau ein »biologisches Feedback« über deneigenen Körper, dient also der Vorbereitung auf denGeschlechtsverkehr.

-60-Also alles ganz natürlich? Kein Grund, das Thema peinlichzu vermeiden? Ja. Und doch sieht es ganz danach aus, dassOnanie weiterhin absolute Privatsache bleibt und deshalbauch in Zukunft zu jenen intimen Geheimnissen gehört,über die »man nicht spricht«. Der Komiker Woody Allen hates besonders schön formuliert: »Onanie ist Sex mit einem,den man wirklich liebt.«

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Sex im Tierreich"Wahnsinn, wir hatten Sex wie die Tiere!" Echt? Wie habenTiere eigentlich Sex? Viele Arten haben uns Einigesvoraus. Über die sprichwörtlichen 15 Zentimeter könnenviele nur lachen, und dreimal täglich ist auch nichtwirklich der Rede wert.

40 Stunden Sex, ohne Pause - was uns Menschen über unserekörperlichen Grenzen hinausführen würde, ist für diePräriewühlmaus der ganz normale Wahnsinn. Stell dir vor,

du würdest am Freitagabend um 19 Uhr anfangen und erst amSonntagvormittag um 11 zum Orgasmus kommen, rechtzeitigzum Frühstück. Dann bräuchtest du mindestens bisMontagfrüh zum Erholen. Oder müsstest dich gleich amSonntag in die Notaufnahme bringen lassen.

Wie die Nase des Mannes...

Das dickste Ding haben Blauwale: Satte zweieinhalb Meterversenken die Männchen in ihrer Partnerin. Im Verhältniszu ihrer Körpergröße ist das allerdings nichts imVergleich zu Elefanten, schließlich werden dieMeeressäuger bis zu 30 Meter lang. Die Rüsseltiere werdenihrer Bezeichnung in zweierlei Hinsicht gerecht.Elefanten haben nämlich nicht nur einen langen Rüssel,sondern, wenn es an die Paarung geht, auch noch einenzweiten: eineinhalb bis zwei Meter! Die Hoden wiegenjeweils zwei Kilo und pumpen zwei Liter Elefantenspermadurch den wellenförmig geschwungenen "Rüssel".

Was heißt schon Quickie?

Wir Menschen können normalerweise steuern, ob wir einenQuickie haben wollen oder einen laaaaaaangen Akt.Schimpansen haben keine Wahl, nach acht Sekunden ist derSpaß vorbei. Damit die Weibchen auch etwas davon haben,schieben sie sich oft ein Stöckchen "unten rein", OrangUtans basteln sich richtige Sexspielzeuge undmasturbieren fleißig. Schließlich sind die Affenherrennicht nur schnell, sondern auch nicht gerade gutbestückt. Sogar das beste Stück eines Gorillas isteigentlich nur ein Stückchen - drei Zentimeter. Und dasin voller Lebensgröße!

-62-Von wegen Treue

Seitensprung? Untreue? Angesichts unserer nahenVerwandtschaft zu den Affen können wir froh sein, dasswir verhältnismäßig treue Wesen sind. Schimpansen zumBeispiel können nicht nur schnell, sondern auch oft: 60Mal am Tag - und das kann durchaus jedes Mal mit einemanderen Weibchen sein. Klick dich durch unsere Auswahl antierischem Sex, im Tierreich lassen sich die kuriosestenPraktiken finden. Nur eines nicht: Selbst für den bestenSex würden Tiere niemals bezahlen.

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SEXUALITÄTKlappern unterm Schädeldach

Von Dworschak, Manfred

Was verbindet den Menschen, der sich selbst befriedigt,mit dem Börsenspekulanten, der Optionsscheine verjuxt?Erstaunlich viel, wie eine neue Geschichte derMasturbation zeigt.

-64-Um das Jahr 1712 erschien in London ein anonymes Traktatmit dem Titel "Onania; oder Die abscheuliche Sünde derSelbstbefleckung". So etwas hatte es noch nicht gegeben.Die Welt, so behauptete der Verfasser, sei vollerMasturbanten; unbeschreiblich das Elend. Im Schutz derHeimlichkeit rubbelten diese Leute sich um dieGesundheit, den Verstand und am Ende gar das Leben.

Das Werk wurde ein gewaltiger Erfolg. Es verbreitete sichrasch über ganz Europa, und die zehnte Auflage schaffteauch den Sprung in die amerikanischen Kolonien. Bald wardas Publikum überzeugt von der Schädlichkeit des"einsamen Lasters" - und erfinderische Fabrikantenerkannten die Gunst der Stunde. Sie warfen Penisbehälterauf den Markt, rubbelsichere Schlaffäustlinge und fürMädchen Schenkelgeschirre, die das Spreizen der Beineunterbanden.

Woher die Aufregung? Konnte es sein, dass ein lachhaftesBuch die halbe Menschheit in Wallung brachte, und dasauch noch mitten im aufgeklärten 18. Jahrhundert? ThomasLaqueur, Historiker an der Universität von Kalifornien inBerkeley, ging jahrelang diesen Fragen nach. In seinemjüngsten Buch, "Solitary Sex", ist das Ergebnisversammelt: eine Kulturgeschichte derSelbstbefriedigung*.

Die Antwort beginnt damit, dass das Traktat "Onania" inwahrhaft aufregende

Zeiten platzte. Kaum zwei Jahrzehnte lag die Gründung derBank von England zurück. Und der Kapitalismus, noch ganzjugendfrisch, hatte schon seine ersten Spekulationsblasenhinter sich - angefangen mit dem großen Tulpenwahn, derzahllose Hasardeure um Verstand und Vermögen brachte;manch einer verschleuderte damals für eine einzigeZwiebel den Gegenwert einer Stadtvilla in Amsterdam.

Hier das kaum begreifliche Kreditwesen und dieunerhörten, ja schwindelhaften Exzesse der Gewinnsucht -dort der Lüstling, der sich einsame Orgasmen stiehlt. DenZeitgenossen muss wohl geschwant haben, sagt Laqueur, wienah der Spekulant dem Masturbanten ist: beide maßlos inihrer fiktionsgetriebenen Gier, beide dem Gemeinwesen undder Kontrolle so gut wie entronnen.

-65-Vor 1712 kannte man den Begriff der Onanie überhauptnicht. Und der zugehörige Vorgang hatte wenig Aufsehengemacht. Zwar erschlug der Gott der Schöpfungsgeschichteim Zorn den Onan, aber in Wahrheit nur wegen eines Coitusinterruptus - der Trotzkopf hatte sich geweigert, dasWeib seines verstorbenen Bruders zu begatten. ImAllgemeinen galt die Selbstbefriedigung als mäßigaufregendes Laster erwachsener Männer, welche, dem Herrnsei''s geklagt, zuweilen wie Onan ihren Samen vergeuden.

Manche wurden sogar eigens frühzeitig in der rechtenTechnik geschult. In Frankreich etwa pflegten bis ins 17.Jahrhundert die Kindermädchen kleinen Knaben den Penis zukitzeln, um sie ruhig zu halten. Selbst König LudwigXIII. hatte als Knirps noch die bewährte Behandlung

genossen, und sein Leibarzt ließ sich darüber ungescheutin der Öffentlichkeit aus.

Mit dem Traktat von 1712 war nun auf einen Schlag derFrieden vorbei. Der Autor blieb dennoch fast dreiJahrhunderte lang unbekannt; erst Laqueur konnte ihnausfindig machen. Er stieß auf einen Quacksalber namensJohn Marten, der seine Einkünfte mit selbst verfasstenSchriften etwa über Geschlechtskrankheiten aufbesserte -nicht ohne dabei weidlich auszumalen, wie man sich diesezuziehen kann.

Auch in seinem folgenreichsten Werk hielt der Publizistgekonnt die Mitte zwischen Medizinporno undVolksgesundheit. In der Sache trumpfte er sogar auf wienie: Von einem ausgezehrten Jüngling war da zum Beispielzu lesen, der sich achtmal in einer Stunde befriedigteund dennoch keine Ruhe mehr fand.

Schauerliche Folgen, so Marten, drohten demwidernatürlichen Tun: Blindheit, Irresein, früher Tod.Mit jeder Auflage steigerte er die Zahl der Belegfälle,meist eingerückt in Gestalt fingierter Bekennerschreiben.Da traf es sich, dass der Verfasser zusammen mit dem Buchgleich auch teure Pülverchen und Tinkturen anbietenkonnte.

"Eine erstaunliche Erfindung", schreibt der HistorikerLaqueur. Kein Mensch zuvor war auf den Einfall gekommen,dass Masturbieren krank machen könne - nicht einmal diekatholische Kirche. Für John Marten aber war es, wie sichzeigte, die Idee seines Lebens. Selbst gelehrtenZeitgenossen nämlich leuchtete sie auf der Stelle ein.

-66-Das Gedankengut des Quacksalbers wurde rasch in diehöchsten Zirkel der Aufklärung promoviert. Bald nahmen

sich die ersten Enzyklopädien der Sache an. Und 1760meldete sich der berühmte Arzt Samuel Tissot aus Lausannezu Wort: In einem Werk mit dem Titel "L''Onanisme", einemdicken Band von rund 400 Seiten, stempelte er den armenOnan endgültig zum Schutzpatron der Wichser ab. Vor allemaber versah er die abstruse Idee des Quacksalbers Martenmit den Weihen strenger Wissenschaftlichkeit.

Es gehe hier keineswegs um Sünde, erklärte Tissot, einPionier der Pockenbekämpfung. Die Sünde bleibe dem Klerusüberlassen. Es gehe allein um die Belange der Medizin.Der Befund allerdings konnte deutlicher nicht ausfallen:Nichts wirke so verheerend auf den Körper wie dieMasturbation - nicht einmal die Pocken.

Vor allem das Hirn leide unter dem übermäßigen Abflussvon Körperflüssigkeiten; letztlich müsse es ausdörren.Ein Mann, berichtet Tissot, habe sich dem sexuellenExzess dermaßen hingegeben, dass man sein Denkorgan inder Schale klappern hörte.

Dieses Buch wurde, mehr noch als das Machwerk desPfuschers Marten, in ganz Europa als Sensation erlebt.Deutsche Übersetzungen erschienen in Frankfurt, Leipzig,Augsburg, Hamburg, Eisenach und Wien. Im Gefolge desWälzers kamen Bücher über Urologie, Gynäkologie,Psychiatrie heraus, die genüsslich zeigten, wie man sichdie Übeltäter vorzustellen hatte: verschrumpelt dieGlieder, erloschen der Blick, und auf dem Handtellersprießen die Haare.

Selbst der Aufklärer Immanuel Kant fühlte sich berufen,die "wohllüstige Selbstschändung" zu verdammen. Nichteinmal der Selbstmord, der ja wenigstens "Mut erfordert",sei so verwerflich wie die "weichliche Hingebung antierische Reize".

Wie konnte ein unschuldiges Vergnügen derart in Verrufkommen? Die Aufklärer waren ja nicht prüde; sie durftensich sogar rühmen, die Sexualität vom Ruch der Erbsünde

und der Verdammnis befreit zu haben. Doch hier ging es umetwas anderes: Wer masturbiere, so hieß es, der betreibeRaubbau am Gemeinwohl.

-67-Aus drei Gründen, sagt Laqueur, witterte das Bürgertumhöchste Gefahr für die öffentliche Moral: Das "einsameLaster" war radikal privat, fern aller mäßigendenKontrolle durch andere Menschen. Es erschöpfte sich,zweitens, in der Begegnung mit einem Phantasma; derMasturbant verkehrt quasi mit seiner eigenenEinbildungskraft. Und drittens findet der Spaß nirgendwoeine Grenze. Mit immer neuen Gaukelbildern kann derLüstling herauskitzeln, was immer sein Körper hergibt -unerschöpflich das Angebot, grenzenlos der Konsum. SelbstFrauen und Kinder konnten sich frei bedienen, wie denZeitgenossen langsam dämmerte - ehedem hatten sie immernur an Männer gedacht.

Verborgenheit, Phantasterei, Maßlosigkeit: Was hört dergeübte Kulturforscher da heraus? Die Antwort bildet dasZentrum von Laqueurs Buch. Es genügt, diese dreiAnklagepunkte etwas freundlicher zu benennen, schreibt er- und schon hat man drei Grundpfeiler der neuenBürgergesellschaft: das Privatleben, das weder Obrigkeitnoch Gemeinwesen etwas angeht. Sodann die Phantasie,nämlich den Erfindungsreichtum, der den neuen Menschenüber alle Schranken hinausträgt. Und schließlich denGlauben an das grenzenlose Wachstum der Bedürfnisse, dasden Güterkreislauf von Herstellung und Verbrauch in immerneue Gewinnzonen treibt.

Mit einem Wort: Das Bürgertum erkannte im Masturbanteneine Art Modellathleten der Marktwirtschaft - allerdingsschon herabgekommen zu einer Spottgestalt. Er sah aus wiedas Inbild aller Zweifel, die einem angesichts desaufblühenden Kapitalismus bereits kommen mochten. SeineExistenz zeigte, dass die Sache auch schief gehen konnte.

Der Moralphilosoph Adam Smith hatte das so erklärt: DerKapitalismus funktioniert, solange all die individuellenAkte von Gewinnstreben und Eigennutz am Ende doch zumallgemeinen Wohl ausfallen. Der Ort dieses Ausgleichs istder Markt, denn dort müssen alle hin und ihre Gütertauschen.

Schon der Spekulant aber schien sich der Segenswirkungdes Tauschens zu entziehen. Denn was hatte dieKreditökonomie mit ihren spukhaften Transaktionen noch zutun mit der Welt der realen Gebrauchsgüter?

-68-Noch weit augenfälliger entzieht sich der einsameWichser, der auf seine Weise sogar noch den Gütertauschdes Geschlechtsverkehrs untergräbt. Er bildet einegesetzlose, windige Einmannökonomie, die sich derSelbstverzehrung ergeben hat.

So wurde der Masturbant zum Angstgespenst der Epoche, zum"bösen Doppelgänger der Aufklärung", wie Laqueur esausdrückt. Und er verblieb in der Rolle fast zweiJahrhunderte lang.

Unterdessen ist die Aufregung weitgehend ausgestanden,wenigstens was den Sex mit sich selbst betrifft; diemoderne Medizin hat der Sache allen Schrecken genommen.Rehabilitiert ist sie damit nicht. Seit Sigmund Freud undseinen Nachfolgern gilt das autogene Lustspiel irgendwie

als Durchgangsstadium zur sexuellen Reife - einesVollmenschen also nicht ganz würdig.

Bis heute wirkt in der Öffentlichkeit ein gewisserPeinlichkeitsvorbehalt. Filmschauspieler, die vor derKamera Onanieren spielen (Sharon Stone in "Sliver",Harvey Keitel in "Bad Lieutenant") gelten als mutigeSelbstentblößer. Ähnlich halten es die Jungens im Film"Crazy", die das gemeinsame "Rudelwichsen" gerade wegenseiner doch nicht ganz verblichenen Anstößigkeit alsMutprobe schätzen.

Im Alltagsleben aber gelten einfachere Regeln: Wer sichzur Kunst des Rubbelns bekennt, zeigt mindestens, dass ersie nötig hat. Das ist wenig vorteilhaft in Zeiten, davielfältige Sexualkontakte aus dem Portfolio desErfolgsmenschen kaum mehr wegzudenken sind.

Ein gewisses Unheil wird also wohl weiterhin um dieselbst verfertigte Wollust wittern. Am besten wissen dasdie Menschen, die beruflich das Volk befragen.

Laqueur hat sich erkundigt. Nur zwei Themen, sagt er,sind selbst abgebrühten Bewohnern des drittenJahrtausends bei Umfragen wirklich noch peinlich: dasEinkommen und die Selbstbefriedigung.

MANFRED DWORSCHAK

* Szene aus "Crazy" (Deutschland, 2000); Sharon Stone in "Sliver" (USA,1993). ** Thomas W. Laqueur: "Solitary Sex. A Cultural History ofMasturbation". Zone Books, New York; 501 Seiten; 34 Dollar.DER SPIEGEL 16/2004Alle Rechte vorbehaltenVervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGEL-Verlag Rudolf AugsteinGmbH & Co. KG.

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RENDEZVOUS MIT MIR

Selbstbefriedigung ist die privateste Sache der Welt: Inder sexuellen Eroberung des eigenen Ichs gehen Körper undGeist eine geheimnisvolle Liaison ein.

Sie streichelt den Körper, kitzelt die Sinne, erfülltSehnsüchte, erzählt Geschichten. Sie führt uns inbekannte und oft auch fremde Welten, geradeaus zum Gipfelder Lust oder auf Umwegen. Sie ist so geheim, dass sie imVerborgenen spielt. Um sie zu entdecken, braucht esjedoch nicht viel – etwas Ruhe, ein wenig Konzentration,zwei geschickte Hände; und schon haben wir sie: dieSelbstbefriedigung. Das vollendete Zusammenspiel vonKörper und Geist, die lustbare Harmonie von Fantasie undschlichter Handarbeit. Geschätzte 98 Prozent der Männertun es, bei den Frauen sind es exakt 77,8 Prozent – soeine aktuelle Studie der Berliner Charité. 18 Prozent derDamen machten aber keine Angaben, was die StudienleiterinDr. Sabine Grüsser-Sinopoli als Beleg für weiblicheHemmungen ansieht: „Masturbation ist offenbar für einengrößeren Teil der Frauen immer noch ein Tabu.“

MÄNNER SIND UNBEFANGENER

Sind Frauen verklemmter, wenn es darum geht, den Genussder Selbstliebe zuzugeben? „Zumindest haben sie esschwerer“, sagt Dr. Frank Sommer, Urologe undPrivatdozent an der Universität Köln. „Ihnen fehlt in derKindheit lange der Bezug zum eigenen Körper. DieGeschlechtsorgane sind bei ihnen stärker tabuisiert.“Bereits die unterschiedliche anatomische Ausstattung istwohl ein Hemmschuh auf dem Weg zur Entdeckung der eigenenLust. Jungs berühren ihr bestes Stück öfter undnatürlicher – bei jedem Gang zur Toilette. Kleine Mädchendagegen haben mit ihren Händen zwischen den Beinen nichtwirklich was zu suchen.

GESCHICHTE DER SELBSTBEFRIEDIGUNGONANIE ALS TODSÜNDE

Die Geschichte der Onanie alles andere als eine Schuleder Lust. Sie galt als Todsünde und dieserjahrhundertealte Irrglaube wirkt bis heute nach. Vonvielen wird Selbstbefriedigung immer noch verpönt.

-70-Freizügig und unbeschwert, schreibt der amerikanischeGeschichtsprofessor Thomas W. Laqueur in „Solitary Sex. ACultural History Of Masturbation“, sei man mit der Onaniebestenfalls in der Antike umgegangen: Kunstwerke aus demalten Griechenland zeigen masturbierende Männer undGötter mit monströsen Erektionen. Dann, im Lauf der Zeit,die Wende zum Bösen: Als „Sünde gegen die Natur“ wurdeOnanie im Mittelalter von der Kirche scharf verurteilt.Die dunkelste Epoche brach im 18. Jahrhundert an: Nunsollte Onanie ernsthaft für eine Flut furchtbarerKrankheiten wie Lepra, Krebs, Pocken, Rückenmarkschwund,Tuberkulose, Epilepsie, Wahnsinn und sogar für frühen Todverantwortlich sein. Ein Bruchteil dieser uraltenVerdammung, so Laqueur, sei heute noch moralischverankert: Ein Rest Scham bleibe, und bei manchem dasGefühl, einem krankhaften Zwang nachzugeben. Doch genaudas Gegenteil ist richtig …

SELBSTBEFRIEDIGUNG ALS THERAPIE

Der Orgasmus ist ein Wonnebad für Körper und Seele. DerHormoncocktail schenkt Glücksgefühle, stimuliert denKreislauf und wirkt gegen Stress. Daher wird Onanie auchvon Wissenschaftlern in der Sexualtherapie empfohlen. EinHeer von Wissenschaftlern – Urologen, Psychologen,Gynäkologen – favorisiert Masturbation heute alssexualtherapeutisches Instrument: einfach in derAnwendung, unproblematisch in der Dosierung und mitdurchweg positiven Nebenwirkungen. Die intensiveDurchblutung beugt langfristig Gefäßverengung vor. Auchder Beckenbodenmuskel (Pubococcygeus) feiert ein

Freudenfest. Durch häufige Beanspruchung werden diesexuellen Empfindungen gesteigert – denn diese Zoneleitet die Erregung über die Nerven ins Gehirn. Männerlernen mit Handarbeit, ihren „point of no return“hinauszuzögern – und es kommt noch besser …

FÜR MANN UND FRAUDIE PURE LUST

Ob Mann oder Frau – für beide Geschlechter ist das Spielmit dem eigenen Körper ein faszinierendes Erlebnis.Geheime Obsessionen und Sehnsüchte werden hierverwirklicht: Alles ist erlaubt.

-71-In einer Studie von Dr. Frank Sommer sollten Paareschätzen, wie lange ihr Geschlechtsverkehr dauert. DieMänner tippten auf 25 Minuten, Frauen auf 17 bis 20Minuten. Die tatsächlich gemessene Zeit lag aber nur beimageren 3,5 Minuten. Zu wenig für Frauen, die beim Koitusdurchschnittlich 12 Minuten bis zum Gipfel brauchen, undein Wonnepunkt für die Selbstbefriedigung, denn „65Prozent der Frauen erreichen den Höhepunkt mit sichselbst in weniger als 5 Minuten: Ein enormerUnterschied“, so Frank Sommer. Also ist die Selbstliebefür Damen, denen es auf Tempo ankommt, besonderssegensreich. Doch genug der schnöden wissenschaftlichenFakten. Die schönste Wohltat der Selbstliebe entfaltetsich auf psychologischer Ebene. „Ich war der Beste, denich je hatte“, sagte Woody Allen. Mit Recht.

EINE EIGENE TRAUMWELT

Denn Selbstbefriedigung ist pure Lust, die nichtsfordert, nichts verlangt, nur um der Lust willenexistiert. Geheime Obsessionen, Sehnsüchte, Fantasien –sie alle dürfen raus, umherschweifen, Grenzenüberschreiten, schillernde Szenarien entwerfen. SpontaneBlow-Jobs, Sex mit Fremden, Dominanz oder Unterwerfung:In der Traumwelt ist alles erlaubt. Frei von Erwartungen,frei von Irritationen. Vielleicht ist diese Freiheit auchder wahre Grund, warum man sein letztes Geheimnis nichtausplaudern und in der übersexualisierten Gesellschaftnicht öffentlich preisgeben, sondern schützen möchte. Alseine letzte Bastion des Selbst. Warum also weiter vieleWorte verlieren – wo doch die Lust eine so viel schönereSprache spricht. Es gibt keinen vernünftigen Grund, sichnicht zu lieben: Sie nehmen Ihr Leben ansonsten doch auchselbst in die Hand, oder?

INTERVIEW MIT DR. FRANK SOMMER„ONANIE STÄRKT DIE ZWEISAMKEIT“

Kann Masturbation schädlich sein? Oder wie erlebt Fraumehr Lust? FIT FOR FUN-Experte Dr. Frank Sommer, Urologeund Privatdozent an der Uni Köln, beantwortet Fragen zumThema „Onanie“.

Welche physiologischen Argumente sprechen bei Männern fürden Sex mit sich selbst?

-72-Beim Mann werden die glatten Muskelzellen desSchwellkörpers trainiert und die Durchblutung dersensiblen Blutgefäße am Penis stimuliert. Dort merkt manals Erstes, wenn etwas nicht in Ordnung ist – zumBeispiel bei Arteriosklerose. Daher ist Masturbation einklasse Training für die Gefäße. Außerdem nicht unwichtig:

Wer unter frühzeitigem Samenerguss leidet, und das istimmerhin jeder Vierte bis Fünfte unter vierzig, lernt ihnhinauszuzögern – wie beim Etappentraining für einenMarathon.

Und was haben die Frauen davon?Bei ihnen gelten die gleichen Punkte. Die Klitorisbesteht aus dem gleichen Gewebe wie der Penis, daher gibtes auch hier spürbare Trainingseffekte.

So erlebt die Frau mehr Lust?Genau. Sie weiß besser, wie sie ihren Orgasmus erreicht,damit wird sie auch beim Partnersex selbstbewusster.Davon haben ja beide etwas. Überhaupt: Schon der Spaßhält gesund. Mit mehr Energie und Freude im Leben erzieltman auch positivere gesundheitliche Effekte.

Gibt es auch ein Zuviel des Guten?Ob einmal im Monat oder am Tag – das ist alles normal.Darüber hinaus kann Masturbation krankhafte Zügeannehmen, nämlich dann, wenn die Betroffenen dadurchihren Alltag nicht mehr organisiert bekommen.

Kann Masturbation auch Einsamkeitsgefühle verstärken?Nein. Im normalen Maß kann Masturbation nur positiv sein.Innerhalb der Partnerschaft verstärkt sie nicht dieEinsamkeit, sondern die Zweisamkeit. Abgesehen vombeiderseits wachsenden sexuellen Selbstbewusstsein: Weretwa den Partner in seine geheimen Fantasien einweiht,der kann damit der gemeinsamen Sexualität eine neueQualität geben.

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Geschichte der OnanieIch erzähle fast niemanden, weder Kollegen noch Freunden,von meinem Vorhaben, über das Thema Onanie zu schreiben.Meine Frau schaut skeptisch, als ich ihr von meinenRecherchen erzähle. Und vor meinen pubertierenden Söhnenverstecke ich die einschlägige Literatur, die ich mir ausder Bibliothek geholt habe. Manche der bestellten Bücherdarf ich ohnehin nur im Lesesaal in Augenschein nehmen.

Sie kommen wohl direkt aus dem Büchergiftschrank. Und dasalles im Jahr 2005!

Die sexuelle Revolution liegt beinahe vierzig Jahrezurück. Im Suchprogramm Google sind unter dem Stichwort"Masturbation" etwa 6,5 Millionen Webseiten aufgelistet –Tendenz steigend. Eine dieser Seiten, "Männerberatung",versichert anhand einer aktuellen Umfrage, nur 0,6Prozent Prozent der befragten Männer hätten noch niemasturbiert.

Umfragen unter Frauen zeigen, dass etwa 85 Prozent "es"tun. Ein beunruhigter User namens Sven stellt demWebseitenbetreiber die Frage, ob es normal sei, dass ertäglich mehrmals onaniere. Die Antwort lautet: "Es istnormal." "Aber", fügt der Experte von der"Männerberatung" hinzu, "warum machen Sie sich darüberGedanken?"

Genau darum geht es: So aufgeklärt wir auch sein mögen –das Thema Onanie berührt uns offenbar immer nochpeinlich. Darüber witzeln – ja; offen darüber sprechen –das geht kaum. Themen wie Sex oder Homosexualität sind umein Vielfaches salonfähiger als jene Handlung, welche derPhilosoph Kant einst die "wohllustige Selbstschändung"

nannte. "Wichser" gehört zu den schwer wiegendstenBeleidigungen in der deutschen Sprache.

Als der Komponist Richard Wagner einmal indirektandeutete, sein Bekannter, der Philosoph FriedrichNietzsche, zähle zu dieser "Zunft", ging die Freundschaftsogleich in die Brüche. Erstaunlicherweise gibt es keineneinzigen nüchternen Begriff, um diese Art der Sexualitätwertfrei zu beschreiben. "Masturbation" klingt wieKrankheit, "Onanie" wie Verbrechen, "Selbstbefriedigung"wie Egoismus.

-74-Der deutsche Sexualforscher Karl Heinz Bloch schlug 1989den Ausdruck "Selbststimulation" vor. Doch auch diesermacht das Gespräch über die privateste aller sexuellenPraktiken nicht leichter. Das am meisten benutztedeutsche Wort "Onanie" beruht eigentlich auf einemIrrtum. In einer Stelle in der Bibel (1. Buch Mose) wirderzählt, dass der Jüngling Onan seine Schwägerin Tamarschwängern sollte, um den Namen seines toten Bruders vordem Aussterben zu bewahren. Diese "Schwagerehe" war einsehr verbreiteter Brauch in der Antike. "Aber da Onanwusste, dass der Nachwuchs nicht sein eigener seinsollte, ließ er seinen Samen "auf die Erde fallen undverderben, wenn er einging zu seines Bruders Frau ...".

Seine "Sünde" war also nicht die nach ihm benannte"Onanie", sondern der unterbrochene Geschlechtsverkehr.Nirgends in der Bibel – weder im Alten noch im NeuenTestament - steht ein klärendes Wort über dieMasturbation. Vieles deutet darauf hin, dass sie für dieAntike kein besonders problematisches Thema war. Aufgriechischen Tonkrügen werden geile Satyrn bei lustvollerSelbstbefriedigung dargestellt.

Der griechische Arzt Galen (2. Jahrhundert) lehrte, dermännliche Geschlechtstrieb sei nichts anders als das

körperliche Bedürfnis, überschüssigen Samen abzustoßen.Auf welche Weise das geschehe, sei unwichtig. Er zitiertdazu eine Anekdote über den berühmten PhilosophenDiogenes, der sich eines Tages zu diesem Zweck eineProstituierte bestellte. Da sie sich verspätete, habe ernach langem ungeduldigem Warten die Sache selbst in dieHand genommen. Er masturbierte in aller Öffentlichkeit.Als das unpünktliche Mädchen endlich erschien, verkündeteder grantige Philosoph, "das Hochzeitslied" sei schongesungen, und schickte es ohne Bezahlung weg.

Allerdings: Bei aller antiker Toleranz in Sachen Onanie –sie galt doch als eine Liebesart zweiter Wahl. Derrömische Dichter Martial erzählt in einem Gedicht, wie ersich, nachdem ihm sein Lustknabe einen Korb erteilthatte, mit den Diensten der "laeva" (seiner linken Hand)begnügen musste. In einem anderen Vers schilderte er, wieerregte phrygische Sklaven des Helden Hektor Handanlegten, als sie das Liebesgestöhne ihres Herrn mitseiner Frau belauschten.

-75-Übrigens: Einzig Martial benutzt in seinen Gedichten dasheute verwendete Wort "Masturbation", ansonsten kommt esin der altrömischen Literatur nicht vor. Ein möglicherHinweis, dass es sich um einen umgangssprachlichenBegriff handelte. Schuld- oder Schamgefühle aber wärenkeinem alten Griechen oder römischen "Handlanger" in denSinn gekommen. Keiner hätte sich in der damaligen Zeitwohl, wie der oben erwähnte Sven, gefragt, ob es normalist, "es" täglich zu tun.

Im Alten Ägypten wurde das einsame Liebesspiel sogar zuhöchsten Ehren erhoben. Dort wusste jeder, dass der

höchste Gott Amun praktisch im Alleingang das Wunder derSchöpfung vollbracht hatte. Wie? Na ja, raten Sie mal.Die älteste Kritik an der Onanie findet sich in denBemerkungen mancher Rabbiner im jüdischen Talmud (etwa 5.Jahrhundert). Diese strengen Monotheisten betrachtetenMasturbation als eine Art Götzendienst – der Mensch betedabei Fantasiegebilde an. Doch zu mehr als zu einermilden Rüge ist es in der jüdischen Tradition niegekommen.

Erst das Christentum begann damit, sich eingehend mitOnanie zu befassen. In seiner Anfangszeit vertrat es eineradikal körperfeindliche Haltung. Grund: Die erstenChristen rechneten mit dem unmittelbar bevorstehendenWeltuntergang – vor diesem düsteren Hintergrund war esvöllig sinnlos, sich mit Sex abzugeben. Dennoch hieltensich die Kirchenväter mit Kritik zurück. Wenn überhaupt,prangerten sie vor allem die Mönche an. Da dieseKeuschheit gelobt hatten, galten sie als besondersanfällig für Onanie.

Ähnlich wie die jüdischen Rabbiner befürchteten dieBischöfe, die naiven Ordensbrüder könnten ihrer eigenenEinbildungskraft zum Opfer fallen. Denn vor dieserVersuchung schützt auch nicht die dickste Klostermauer.So erklärte beispielsweise Abt Johannes Cassianus (um 360bis 430) in Marseille, die Überwindung der Onanie sei dererste und wichtigste Schritt auf den Weg zur vollkommenenKeuschheit. Er verfasste für seine Mönche klareAnweisungen, damit sie "jeglicher Zückung des Fleisches"Einhalt gebieten konnten. Vor allem dürfe man sich nichtin "angenehme Gedanken" verbeißen.

Der Abt erwartete von seinen Mönchen, dass sie Frauenohne sexuelle Erregung betrachten konnten – nur so seiensie auch vor "verführerischen Bildern von Frauen imSchlaf" bewahrt. Auch die "nächtliche Pollution" war fürCassianus ein Thema. Obwohl diese ungewollt passiert,hielt der Abt sie doch für den Ausdruck eines tiefenseelischen Problems.

-76-Vor allem die so genannten "Bußbücher" des Mittelalterslassen erkennnen, wie die Kirche die Schwere der neuen"Sünde" Onanie einschätzte. Für jedes Vergehen listendiese Strafgesetzsammlungen die passende Sühne sorgfältigauf. Danach musste ein Priester, der eine Frau geküssthatte, zur Strafe 40 Tage fasten. Auf eine sexuelleBeziehung zwischen einem Mönch und einer Ordensschwesterstand sogar eine siebenjährige Buße.

Daneben nimmt sich die Strafe für einen Priester, der"anhand seiner Einbildungskräfte Samen ergießt",vergleichsweise milde aus: Laut Theodor Erzbischof vonCanterbury (Ende 7. Jahrhundert) hatte er als Buße eineWoche lang zu fasten. Die Haltung der kirchlichenWürdenträger zur Onanie war also im allgemeinen relativentspannt. Dennoch gab es auch scharfe Gegner. PeterDamiani, Prior eines Einsiedlerordens in Oberitalien,verfasste im 11. Jahrhundert ein Buch über "Sünden widerdie Natur". Zu den schlimmsten – gleichwertig mitHomosexualität und Hurerei – rechnete er dieMasturbation. Drohte das Feuer dieser Leidenschaft ihnselbst zu übermannen, eilte er schnurstracks zum nahegelegenen Fluss – auch nachts – und stürzte sich inskalte Wasser, bis sein Körper erstarrte.

Dann begab er sich in die Kapelle und rezitierteinbrünstig Psalmen bis zum Morgengebet. Die Seele desOnanierers sei verloren, lehrte er. Deshalb wandte ersich an den damaligen Papst Leo IX. mit der Bitte, dieMasturbation wie auch die Homosexualität öffentlich zuverdammen und damit aus der Welt zu schaffen. Der Papstallerdings zeigte sich milder als der eifrige Prior.Alles spricht dafür, dass die Menschen – trotzchristlicher Ächtung – mit ihrem "Laster" weiterhinirgendwie unbekümmert lebten. Bis in die Neuzeit hineinkann jedenfalls nicht die Rede sein von einem allgemein

verbreiteten Schuldbewusstsein in SachenSelbstbefriedigung.

Mitte des 17. Jahrhunderts schrieb der englischeMarinebeamte Samuel Pepys hemmungslos in seinem Tagebuchüber sein Solo-Vergnügen. Einmal war er besonders stolzauf sich: Während einer Bootsfahrt auf der Themse habe eres ohne Hände getan und somit "eine Prüfung der Stärkemeiner Fantasie" bestanden. 1712 aber bahnt sich einUmbruch an. In London erscheint eine etwa hunderseitigeBroschüre mit dem wortreichen Titel "Onania – oder dieerschreckliche Sünde der Selbstbefleckung mit allen ihrenentsetzlichen Folgen so dieselbe bei beiderlei Geschlechtnach sich zu ziehen pflegt". Der Autor blieb anonym, gabsich aber als Chirurg aus, der eine wichtige Botschafthat.

-77-Und die lautete: Die scheinbar harmlose Gewohnheit derOnanie ist eine gefährliche Volksseuche. Nicht nurJugendliche seien infiziert, sondern auch Erwachsene –Verheiratete und Ledige, Junge und Alte. Besondersheimtückisch an der Seuche: Sie blüht im Verborgenen; dasLaster findet nur selten vor Zeugen statt. Das ist derAnfang eines völlig neuen Gedankens. Nun gibt es keinemoralischen Einwände gegen die Onanie, wie sie die Kirchehervorgebracht hat. Es geht um die Gesundheit. DieOnanie, behauptet der anonyme Autor, zerre an denKörperkräften, verursache Geschwüre, Schwindsucht,Unfruchtbarkeit, Hysterie bei Frauen und führeschließlich zum Tod. Allerdings sei Rettung mithilfe vonzwei sehr wirksamen Arzneien möglich: einer "stärkendenTinktur" und eines "prolifischen Pulvers", beide fürteueres Geld im Laden des Buchhändlers Mr. Croucherhältlich.

Wer heute "Onania" liest, entlarvt das Buch sofort alsWerk eines Quacksalbers. Historiker betrachten es als

frühes Beispiel für die Gattung "medizinischePornografie". 1712 war es aber ein Renner und erschiendreißig Jahre lang in immer neuen Auflagen. Nach und nachverdreifachte sich sein Umfang: Zahlreiche "Geheilte"berichteten darin über ihre Erfahrungen mit denWunderarzneien. Das Buch verbreitete sichsteppenbrandartig, bis nach Amerika. In Deutschlanderschien die erste Übersetzung 1736 in Leipzig. Irgendwiewar die Zeit wohl reif, aus der Onanie eineVolkskrankheit zu machen. Das Thema jedenfalls wurdebegierig aufgenommen.

Im "Universallexikon" des Johann Heinrich Zedler (Ausgabe1743) erschien ein langer Artikel zum Stichwort"Selbstbefleckung". Auch der französische Aufklärer DenisDiderot ließ 1765 einen Beitrag darüber in seinerberühmten Enzyklopädie erscheinen. Jetzt meldeten sichauch ernsthafte Autoren zu Wort. Der Philosoph Voltairebeschrieb die Onanie als "perverse Selbstliebe", und seinKollege Jean-Jacques Rousseau schimpfte, sie mache jungeMenschen zu Sklaven verkorkster Fantasiegebilde.Besonders einflussreich war ein Buch, das der angeseheneSchweizer Arzt Samuel Auguste David Tissot 1760veröffentlichte: "Onanismus, oder eine physiologischeDissertation über die Krankheiten, die von derMasturbation verursacht werden".

Tissot, der eine renommierte Arbeit über die Pockengeschrieben hatte, distanzierte sich vommarktschreierischen Autor der "Onania", hielt dieSelbstbefriedigung dennoch für die Ursache vielerschlimmen Krankheiten.

-78-Die Masturbation rufe den Verlust der kostbarenSamenflüssigkeit hervor, "wenn wir unsere Verluste nichtwieder quitt machen, verfallen wir bald einertodbringenden Schwäche". In einer Fallgeschichte

beschrieb Tissot einen Uhrmacher, der das "Laster" seitseinem 17. Lebensjahr dreimal täglich ausgeübt hatte. Ersei immer blasser und schwächer geworden, bis er 1757völlig debil starb.

Während der antike Arzt Galen also noch dafür plädierthatte, überschüssige Spermien abzustoßen, riet Tissotjetzt dazu, mit dem kostbaren Gut hauszuhalten. TissotsStandpunkt setzte sich zunehmend durch. Im 19.Jahrhundert wurde die Onanie von den meisten Ärzten undWissenschaftlern als Seuche angesehen. Vor dem Reitenohne Sattel wurde dringend gewarnt. Quacksalberverkauften allerlei Tabletten gegen die "Krankheit",Erektionsalarme, Penishüllen, Schlafhandschuhe,Geschirre, um Mädchen daran zu hindern, die Beine im Bettzu spreizen ...

Auch noch im 20. Jahrhundert lebten die Menschen imWesten größtenteils im Bewusstsein, Onanie gehöreverboten. Amerikanische Pfadfinderhandbücher klärtendetailliert über die Gefahr dieses Lasters auf. Langeüberlegte man sogar, ob es nicht angebracht sein, Mädchendas Fahrradfahren zu verbieten. Wie war es aber möglich,dass die Onanie im 18. Jahrhundert urplötzlich in Europaund Amerika ohne großen Widerstand zu einer"Volkskrankheit" abgestempelt werden konnte – nachdem sieJahrtausende hindurch geduldet wurde?

Der Sexualforscher Karl Heinz Bloch tippt auf denEinfluss des Puritanismus im 17. und 18. Jahrhundert.Diese Glaubensrichtung gewann immer mehr an Gewicht, vorallem in England. 1640 hatte ein Theologe namens Capel ander Universität Oxford ein Werk über die Onanie mit demTitel "Versuchungen" veröffentlicht. 1687 kursierte zumThema wieder ein warnendes Traktätchen in England,"Letters of Advice" ("Ermahnungsbriefe"). 1706 erschienin der Schweiz eine "Abhandlung gegen die Unkeuschheit"von einem Prediger namens Osterwald. Mit anderen Worten:Die Tendenz lag schon in der Luft. "Onania" istkeineswegs aus dem Nichts entstanden.

Und nicht zu vergessen: Im 16./17. Jahrhundert setztesich der Buchdruck immer mehr durch, dieMassenverbreitung von Information – in gedruckter Form –eröffnete neue Möglichkeiten, eine Botschaft an Mann undFrau zu bringen. Der amerikanische Historiker Thomas W.Laqueur geht in seiner Kulturgeschichte noch einenSchritt weiter.

-79-Er sieht in der Verurteilung der Onanie eine unmittelbareFolge der Aufklärung. Die Lieblingsbegriffe jener Zeithießen "Individualität" und "Demokratie". Das gemeinsameStreben für das Wohl aller Menschen wurde zum Idealerhoben. Die Onanie passte schlecht in dieses neueVerständnis.

Und zwar, meint Thomas W. Laqueur, aus drei Gründen: 1.)In einem Zeitalter der Offenheit war die Heimlichkeit derOnanie suspekt; 2.) obwohl im Überfluss ausgeübt, tragesie zum Gemeinwohl nichts bei; 3.) der Inhalt derSelbstbefriedigung sei lediglich Fantasie, sie bringealso keinen Gewinn in der wirklichen Welt. Dervolkswirtschaftliche Charakter dieser Argumente ist lautLaqueur kein Zufall. Im 18. Jahrhundert waren diebürgerliche Gesellschaft und mit ihr der Kapitalismus aufdem Vormarsch. In heutiger Sprache ausgedrückt, wurdeOnanie als eine Art "Energieverschwendung" gesehen. Mitihr hatte es scheinbar jeder in der Hand, den Fortschrittzu torpedieren.

Erst mit dem Aufkommen der Psychoanalyse Ende des 19.Jahrhunderts begannen Ärzte das "Laster" – zumindestteilweise – zu rehabilitieren. Jetzt lehnten sie dieabsurden Gerüchte über durch Onanie verursachteKrankheiten strikt ab. Sigmund Freud erklärte dieSelbstbefriedigung zu einem normalen Entwicklungsschrittdes Menschen. Allerdings war der Wiener der Meinung, imerwachsenen Alter sei sie Ausdruck psychischer Störungen

oder lediglich Ersatzhandlung bei sexueller Frustration.Gänzlich rehabilitiert wurde die Onanie erst in den1960er und 70er Jahren. Jetzt galt sie vielen Expertensogar als wichtig für das Selbstvertrauen.

Ironisch bemerkt der kanadische Psychiater Thomas Szazdazu: "Im 19. Jahrhundert betrachtete man sie alsKrankheit, im 20. Jahrhundert als der Krankheit Heilung."Von einer ganz anderen Warte gehen heuteNaturwissenschaftler an das Thema heran. Sie suchen nachGründen, warum es die Onanie überhaupt gibt. Vor etwazehn Jahren betrieb die deutsche Zoologin Ruth Thomsenauf der japanischen Insel Yakushima Recherchen über diedort lebenden Makaken. Dort fiel ihr auf, dass dieMasturbation bei diesen Affen sehr verbreitet ist – vorallem bei den jungen männlichen Tieren. Und: Die Tieretun "es" kurz vor der Kuppelung mit willigen Weibchen.

Eine Untersuchung des durch Masturbation gewonnenenSamens wies darauf hin, dass die Spermien darin träge,beinahe abgestorben waren. Das heißt: Die Tiere onanierenvermutlich, damit sie sich mit frischem, zeugungsfähigemSamen paaren können. Denn nur durch diesen Trick, mutmaßtdie Wissenschaftlerin, haben die Jungtiere eine Chance,die Weibchen mit ihrem Samen zu befruchten.

-80-Denn sie konkurrieren ständig mit stärkeren, dominantenMännchen, müssen also schnell und effizient vorgehen. DieStrategie scheint aufzugehen. Untersuchungen habengezeigt: Zwei Drittel aller neugeborenen Makaken werdenvon Jungtieren gezeugt.

Die Biologen Robin Baker und Mark Bellis von derUniversität Manchester in England haben zudemfestgestellt, dass die männliche Masturbation bei vielenTieren (unter ihnen Kängurus, Wale, Giraffen, Tauben)ebenso wie beim Menschenmann stets diesen wichtigen Zweckerfüllt: die Qualität des Samens zu optimieren, damit dasmännliche Tier konkurrenzfähig bleibt. Bei Menschen

übrigens bringt die Onanie einen zusätzlichen Vorteil:Häufige Ejakulation, so der angesehenene Journal of theAmerican Medical Association, (und damit ist mindestens21-mal monatlich gemeint) halbiert das Risiko vonProstatakrebs im Alter.

Diese Vorbeugung gilt insbesondere für Männer zwischen 20und 40 Jahren. Auch die im Tierreich ebenfalls weitverbreitete weibliche Masturbation hat einen biologischenSinn. Die amerikanische Sexologin Shere Hite drückt es soaus: Die Onanie gibt der Frau ein "biologisches Feedback"über den eigenen Körper, dient also der Vorbereitung aufden Geschlechtsverkehr.

Also alles ganz natürlich? Kein Grund, das Thema peinlichzu vermeiden? Ja. Und doch sieht es ganz danach aus, dassOnanie weiterhin absolute Privatsache bleibt und deshalbauch in Zukunft zu jenen intimen Geheimnissen gehört,über die "man nicht spricht". Der Komiker Woody Allen hates besonders schön formuliert: "Onanie ist Sex mit einem,den man wirklich liebt."

Autor: P. J. Blumenthal

-81-Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeineund Integrative Psychotherapie, Abteilung Medizinische

Psychosomatik, Psychopathologie und Psychiatrie, BereichSexualität, und hier speziell zum Thema:

Selbstbefriedigung (Onanie, Masturbation)Geschichte einer metaphysischen und wissenschaftlichen

Verirrung - des sog. "einsamen Lasters"

von Rudolf Sponsel, Erlangen

_Einführung in das Thema Selbstbefriedigung (Masturbation,Onanie) Dokument-1 "Das einsame Laster" nach Ariès & Duby (dt.1999, fr. 1987) Dokument-2 Simon-André Tissot (dt. 1776) "Die Onanie,oder Abhandlung ... " Dokument-3 Aus dem "Kinseyreport" des 19 Jahrhundertsvon Iwan Bloch Dokumente-4 Selbstbefriedigung um die Jahrtausendwende2001LiteraturhinweiseQuerverweis: Übersicht: Sexualität in der IP-GIPT

Einführung:

Die Verteufelung der Selbstbefriedigung durch Religionund Kirche ganz im Einklang mit der teilweise völligverrückten Bewertung durch die historische Psychiatrieausgehend von Tissots (1760, dt. 1776) "Onania" hatvielen und besonders jungen Menschen nun über bald 250Jahre hinweg große und völlig unnötige Probleme bereitet.

Das Schuldgefühl, etwas Verbotenes oder angeblichUnnatürliches oder obendrein gar etwas Schädliches zutun, dürfte im Laufe der Zeit tatsächlich manchen nichtnur in schwere Neurosen, sondern sogar in die Psychosegetrieben haben. So macht nicht etwa Selbstbefriedigungkrank - die erhält eher gesund - sondern derschuldbeladene, konfliktreiche und zermürbende Kampf mit

ihr, wie gerade auch das Schicksal Ludwigs II. König vonBayern und seine Tagebücher in tragischer Weise beweisen.

-82-Selbstbefriedigung kann nicht nur dazu dienen, sichsexuell zu entladen und zu entlasten, das ist sozusagendie einfachste Variante, sie kann auch eine gute Schulungder Phantasie, Hingabe und Technik sein: in derbesonderen Form der "Squeeze Technik" ist sie durchMasters & Johnson ja sogar als wichtige therapeutischeHilfsmethode in der Therapie der Ejaculatio Praecox(vorzeitiger Samenerguß) und der Impotenz (mangelndeErektion) eingegangen.

Dokument 1

aus: Ariès, Philippe & Duby, Georges (dt. 1999, fr.1987). "Das einsame Laster". Geschichte des PrivatenLebens. Bd. 4, 462-464. Augsburg: Weltbild (Bechtermünz).

Das einsame Laster

Der Horror der bürgerlichen Gesellschaft vorautoerotischen Praktiken gibt uns Aufschluß über dasAusmaß der in ihr geläufigen Heuchelei. Viele Historiker,von Jean-Louis Flandrin bis zu Jean-Paul Aron, habenhervorgehoben, wie übertrieben die medizinischeDiskussion über dieses von der Kirche seit langemverdammte Übel war. Ein wichtiges Datum war das Jahr1760, in dem Dr. Tissots berühmte Onania erschien, diedann bis 1905 mehrfach neu aufgelegt wurde. In derFachwelt war die Frage nach der Ausbreitungmasturbatorischer Praktiken umstritten, eine Frage, überdie uns auch die quantitative Geschichtsforschung keinedefinitiven Auskünfte liefern kann. Verschiedene Faktoren

sprechen dafür, daß autoerotische Praktiken auf demVormarsch waren - es sei denn, die Sublimierung hätte indemselben Maße zugenommen -; genannt seien das höhereHeiratsalter, das Entstehen von Junggesellen-Gettos inden Großstädten, der Wegfall der traditionellenvorehelichen Sexualität auf dem Lande, die steigende Zahlder Internate, die Verbreitung des Schlafzimmers und desEinzelbettes sowie die allgemeine Furcht vorGeschlechtskrankheiten. Hinzu kommt, daß jeneErrungenschaften, von denen oben die Rede war und die dasIndividuum stärkten und seinen inneren Monolog förderten,auch diese Form des sexuellen Vergnügens begünstigt habenmüssen. Denken wir ferner an die Faszination derGrenzüberschreitung, an die Wonnen des Erliegens undSündigens, aber auch - bei unbefriedigten Ehefrauen - anden Wunsch nach Ersatz oder nach Rache, verbunden mit demBestreben, die mit der Wahl eines Geliebten verknüpftenKomplikationen zu vermeiden. Dies alles läßt vermuten,daß die Kampagnen der Moralisten gegen die »Onanie« nichtso heftig ausgefallen wären, wenn die einschlägigenPraktiken nicht wirklich verbreitet gewesen wären.

-83- Wenden wir uns nun wieder den grimmigen Mahnungen derMediziner zu, deren abschreckende Wirkung wohl nicht zuunterschätzen ist. Die endlosen Diatriben gegen dieMasturbation, die im übrigen mit der von Michel Foucaultbeobachteten Sexualisierung der Kindheit einhergingen,gründeten in erster Linie auf dem Wahnbild einer gesunden»Ökonomie des Spermas«, das man um keinen Preis verlierenoder vergeuden durfte. [FN 19] Daher führte die männlicheAutoerotik, wie man nicht müde wurde zu betonen, zurapidem Verfall. Auszehrung, vorzeitigerAltersschwachsinn und dann der Tod, das waren dieWegstationen dieser hohlwangigen, blassen, anämischenWesen, die offenbar die Wartezimmer der Ärztebevölkerten. In dieser Dramatisierung des klinischenBildes pochte die panische Furcht, die Masturbation könnedie Kraftreserven des Mannes erschöpfen und ihnarbeitsunfähig machen; dahinter verbarg sich die

Weigerung, den Menschen über seine Lust lernen zu lassenund die hedonistische Funktion der Masturbationanzuerkennen.

Besonders unerträglich und verpönt war derSelbstgenuß der Frau ohne Mitwirkung des Mannes. Diese»Manualisierung« war das Laster schlechthin; für den Mannwar sie etwas absolut Geheimnisvolles nochgeheimnisvoller als die Erregung der Frau beim Orgasmus.Die Gefahren der Kraftvergeudung konnte man hiergegennicht ins Feld führen, schien doch die erotischeKapazität der Frau unerschöpflich zu sein. Dafür malteman andere, nicht minder schreckliche Visionen an dieWand: Keine klinische Erhebung, keine Lebensgeschichteeiner Nymphomanin, Hysterikerin oder Prostituierten, dienicht mit dem Bild der jungen Onanistin beginnt. Wirhaben es hier mit der bekannten Feindschaft der Medizindes 19. Jahrhunderts gegen die Klitoris zu tun - einOrgan, das einzig der Lust dient und für die Zwecke derFortpflanzung überflüssig ist.

Die Überwachung des Onanisten

Zum Kampf gegen das Übel der Onanie waren die Eltern, derPfarrer, vor allem jedoch der Arzt aufgerufen. DieFachliteratur empfahl strenge häusliche Überwachung derKinder. In den Augen kirchlicher Erzieher hatte derSchlaf ein Abbild des Todes zu sein, das Bett einEbenbild des Grabes, das Erwachen ein Vorgeschmack derAuferstehung. Im Schlafsaal der Mädchenpensionate wachteeine Schwester darüber, daß es beim Zubettgehen und beimAufstehen »sittsam« zuging. Tagsüber war es ratsam, dieKinder nicht ungebührlich lange sich selbst zuüberlassen. Die Schulordnung in den Häusern derUrsulinerinnen schrieb vor, daß jedes Mädchen stets inSichtweite mehrerer Kameradinnen zu bleiben hatte.

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Die Ärzte warnten vor zu warmen und feuchten Betten; sieverboten Daunen und eine zu große Zahl von Decken undverordneten eine bestimmte Lage beim Schlafen. ReitendeFrauen erregten ebenso ihren Verdacht wie dieNähmaschine, die von der Académie de Médecine 1866offiziell verurteilt wurde.

Bei der Verhütung der Onanie waren Geräteherstellerund Orthopäden behilflich. 1878 empfahlen Fachleute dieAusrüstung der Toiletten mit Spezialtüren, die oben undunten eine Öffnung aufwiesen, durch die sich die Haltungdes Benutzers hinter der Tür beobachten ließ. MancheÄrzte präferierten als Kleidungsstück für Jungen daslange Hemd mit Zugsaum. In hartnäckigen Fällen von»Onanismus« sollten, so die Meinung der Fachleute bis1914, besondere Bandagen angelegt werden; für Mädchenwurden »Züchtigkeitsgürtel« hergestellt. InIrrenanstalten fesselte man geisteskranke Nymphomaninnenmit Handschellen und legte ihnen Apparate an, dieverhinderten, die Oberschenkel aneinander zu reiben.Wurde das Übel nicht behoben, konnte der Chirurgeingreifen. So scheint die Kauterisierung der Harnröhreziemlich häufig vorgenommen worden zu sein. TheodoreZeldin schildert das Martyrium eines achtzehnjährigenKommis, der diese Prozcdur, die den unfreiwilligenSamenabgang unterbinden sollte, siebenmal über sichergehen lassen mußte. [FN 20] Noch aufschlußreicher sinddie Torturen, die Amiel erdulden mußte und die er selbstausführlich dargestellt hat. Der Ärmste »erlitt« inregelmäßigen Abständen »Samenabgänge«. »Jede Pollutionist ein Schlag in Ihr Gesicht«, hatte ein Facharzt demNeunzehnjährigen erklärt, und seitdem registrierte Amielbesorgt jeden seiner nächtlichen Ergüsse. Er gelobteBesserung und faßte immer neue Vorsätze; abends nahm erein kaltes Bad, aß feingestoßenes Eis und rieb denUnterleib mit Essig ein. Nichts half; am 12. Juni 1841beschloß er, nachts nicht länger als vier bis fünfStunden zu schlafen, und zwar auf einem Stuhl sitzend . ..

Die Kauterisierung der Klitoris und derScheidenöffnung blieb hingegen eine seltene Prozedur.Noch seltener war die Klitorisdektomie, die Dr. Robertseit 1837 vornahm und die Dr. Demetrius Zambaco noch umdie Jahrhundertwende praktizierte. Man muß allerdingsAugenmaß bewahren und darf die Häufigkeit solchfurchtbarer Praktiken nicht überschätzen, so negativ ihreFolgen für die Betroffenen auch waren.

-85- Wir haben gesehen, wie im Laufe des 19. Jahrhundertsder Körper zu einer Obsession des privaten Lebensgeworden war. Das Horchen auf die geheimen Zeichen imInnern des Körpers, die Wachsamkeit gegen diefleischliche Versuchung, die ständige Bedrohung, welcherdie Scham sich ausgesetzt wähnte, die stets möglicheFaszination der sexuellen Grenzüberschreitung - diesalles trug zur Aufwertung des Körpers bei. Man vermiedjetzt den Anblick kopulierender Tiere. Aus harmlosenAnspielungen wurden schmutzige »Herrenwitze«, über dieman heute nicht einmal mehr schmunzeln kann. Man gründeteLiedertafeln und Vereine zu dem alleinigen Zweck, übersexuelle Dinge zu reden und zu lachen. Die Nacktheitunter ihren vielen Hüllen erregte die Phantasie derMänner. Die Besucher der Comtesse Sabine in Zolas RomanNana diskutierten lang und breit über die Form der Hüftenihrer Gastgeberin. Im Vergleich dazu wirkt unsere heutigevielbeschworene Sexualisierung unsinnlich, ja, geradezukrude."

Dokument 2

Siehe bitte unter Tissots (dt. 1776) Originalarbeit"Onania"

"Die Onanie, oder Abhandlung über die Krankheiten die vonder Selbstbefleckung herrühren." Nach der beträchtlichvermehrten sechsten Originalausgabe aus dem Französischenneu übersetzt (dt. 1776, 1774) von Samuel Auguste Tissot.Erstausgabe 1758. Zur Geschichte einer metaphysischenund wissenschaftlichen Verirrung.Hier wird im Laufe der Zeit das Originalwerk eingescannt(als GIF - Faksimilie, pro zwei Seiten ca. 40 k) - Beginn9.9.2001 - und somit der Allgemeinheit zur Verfügunggestellt. Fortsetzungen werden jeweils bekannt gegebenund können im Inhaltsverzeichnis Aktuell nachgeschlagenwerden.

Dokument 3(In Vorbereitung)

Aus dem "Kinseyreport" des 19 Jahrhunderts: Bloch, Iwan(1907). Das Sexualleben unserer Zeit. Berlin: LouisMarcus. Das über 800 Seiten Werk wurde 1906 erstmalsveröffentlicht und erforderte wenige Monate späterbereits die dritte Auflage.

Dokumente 4(In Vorbereitung)

Selbstbefriedigung um die Jahrtausendwende 2001. Literaturhinweise (psychoanalytische Arbeiten sind miteiner gewissen Vorsicht zu genießen): -86-Einige Werke aus den Literaturhinweisen werden im Laufeder Zeit ausführlicher und kritisch vorgestellt

Aufklärungsbücher.Barbach, Lonnie G. (dt. 1984, engl. 1975). For Your Self.Die Erfüllung weiblicher Sexualität [von einerSexualtherapeutIn]. Frankfurt: Ullstein.Bornemann, Ernest (1978). Stichwort: Selbstbefriedigung.In: Lexikon der Liebe. Materialien zurSexualwissenschaft. 4 Bde. Frankfurt: Ullstein.

Dodson, Betty (dt. 1999, engl. 1974ff). Sex for One. DieLust am eigenen Körper. München: Mosaik (Goldmann).Emme, Mark (dt 1993, frl. 1993). Selbst ist der Mann. Daslustvolle Handbuch der Selbstbefriedigung. Berlin:Gmünder.Kunert, Wiebke & Kunert, Axel (2002). Das Handbuch derOnanie. Berlin: Schwarzkopf.Masters, R.E.L (dt. 1969, engl. 1967, Hrsg.). Dasheimliche Laster. Sexual Self- Stimulation. München:Lichtenberg. [schlechter Titel, historisch u.kulturvergleichend interessant.]Masters, W. H. & Johnson, V. E. (dt. 1993 TB, orig.1985). Solitäeres (partnerunabhängies) Sexualverhalten(12. Kapitel). In: Liebe & Sexualität, 315-338.Frankfurt: UllsteinMeulenbelt, Anja (1980). Für uns selbst. Koerper undSexualitaet aus der Sicht von Frauen. Frankfurt:Ullstein.Rowan, Edward L. (dt. 2001, engl. 2000). Schamloseigenhändig. Sex an und für sich: ein Handbuch fürSelbstbesorger.Löhrbach: Der grüne Zweig.Schülerduden Sexualität: Stichwort Selbstbefriedigung.

Medien & Videos zum Thema Selbstbefriedigung

Aus Liebe zu mir (Frankreich, 2007, 52mn) ARTE F Freitag,26. März 2010 um 01.45 Uhr

Regie: Jean-Paul Fargier Stereo 16:9 (Breitbildformat)

"Im Mittelpunkt des Films stehen die beiden JugendlichenManu und Emma, die über den Blog "Aus Liebe zu mir:Masturbation" ihre Fantasien zur sexuellenSelbstbefriedigung austauschen. In diesem Blog kommtalles zur Sprache, was man und frau schon immer überOnanie wissen wollte. Die beiden Jugendlichen, die sichnoch nie getroffen haben, suchen alle Websites zur Onanieauf und entdecken dabei die Geschichte der kulturellenund politischen Aspekte einer pikanten Debatte.

-87- Die Helden dieses Films sind zwei Jugendliche, Manuund Emma. Ungeniert und ohne Komplexe tauschen sie ihreIdeen und Fantasien zur sexuellen Selbstbefriedigung überden Blog "Aus Liebe zu mir: Die Masturbation" aus, dessengrafische Gestaltung die geheimsten Wunschvorstellungennährt. Außerdem veröffentlicht Emma im Blog ihreGespräche mit Schriftstellern, Philosophen, Künstlern undÄrzten, die Einblick in die Geschichte der Onanie-Debattegewähren.

Zur Veranschaulichung des Themas zeigt der Filmaußerdem Kunstwerke von Rodin, Klimt und Schiele,exzessive Fantasien Salvador Dalís, provokanteTheaterperformances von Jan Fabre aus den 70er Jahren,Spielfilmausschnitte und eine Auswahl von Sex-Toys.Dieser kaleidoskopische Blick auf die Masturbation machtdeutlich, dass das Thema nach wie vor die künstlerischeProduktion inspiriert und den Meinungsstreit entfacht.

Zu Wort kommen neben den beiden Jugendlichen unteranderem der Psychiater Philippe Brenot, die PhilosophinBeatriz Preciado, die Autorin und KunstkritikerinCatherine Millet, die Literaturprofessorin Anne Deneys,der Schriftsteller Philippe Sollers, der PhilosophPatrice Maniglier und die Fotografin Ariane Lopez-Huici."

Jetzt Onanie! (115mn) ARTE F Freitag, 23. November 2007um 22.10 Uhr

"Aufgrund einer religiös und medizinisch geprägtenSozialmoral gilt in vielen Gesellschaften die sexuelleSelbstbefriedigung auch heute noch als Tabu oderPerversion. Der Themenabend will die gängigen Vorurteilegegen Onanie und Masturbation entkräften und lässtWissenschaftler, Künstler und Jugendliche zu Wort kommen.

Von der Kirche wird sie seit je geschmäht, von derGesellschaft im Namen einer teils religiös, teils

medizinisch geprägten Sexualmoral eher verurteilt undnoch heute scheiden sich die Geister an der Onanie oderMasturbation, der sexuellen Selbstbefriedigung. Im Jahr1995 drängte die angesehene britische Medizinzeitschrift"Lancet" darauf, die Masturbation endlich vorurteilsloszu erörtern, da sie ein Aspekt des menschlichenSexualverhaltens sei. Diesem Rat schließt sich derThemenabend ganz entschieden an. In den beidenDokumentationen "Aus Liebe zu mir: Die Masturbation" und"Klitoris, die schöne Unbekannte" behandelt er diewesentlichen Punkte des Streits zwischen Gegnern undBefürwortern der sexuellen Selbstbefriedigung undversucht, die Vorurteile hinsichtlich dieser Praktiken zuentkräften."

Masturbation ist wie alleine essengehen!-88-"Masturbation" ist offenbar ein heisses Thema. Das warmir lange nicht bewusst, doch musst ich mich schon frühereinmal mit Vorwürfen herumschlagen, ich "hätte mit meiner(früheren) Kolumne die Masturbation verherrlicht".

Das stimmt aber nicht, denn die Sexualmedizin, der ichmich verpflichtet fühle, sieht in der Beziehung zu einemanderen Menschen den wichtigsten Schritt zum eigenenGlück und die Sexualität als Instrument zum Glückinnerhalb der Beziehung.

Dennoch habe ich mich entschlossen, das Thema"Masturbation" wieder aufzunehmen in diese Männerseiten,denn es ist zweifelsohne ein sehr wichtiges Thema, undnicht mal nur für Männer, sondern auch für Frauen.

Mein Entschluß, wieder über "Masturbation" zu schreiben,entspringt auch der Idee, mich nicht einer Zensur beugenzu wollen. Nur weil es Leute gibt, die in derSelbstbefriedigung immer noch ein Machwerk des Teufelssehen, kann ich diese Kolumne den interessierten Männernnicht vorenthalten.

Eigentlich ist Sex "Kommunikation"....

Eigentlich ist Sex Kommunikation zwischen zwei sichliebenden Menschen. Das mit dem "Lieben" trifft nichtimmer zu, doch eines ist sicher: wenn man sich liebt, istSex am schönsten. Er dient ja auch dazu, Liebe zuvermitteln, ein Kompliment zu machen, der Partnerin zuzeigen, wie sehr man auf sie "steht".

Auch "Essengehen" hat so seine soziale Komponente. Mansitzt zusammen und isst, oder eigentlich ist esumgekehrt, man isst (oder trinkt), wenn man zusammensitzt. Die Gesellschaft anderer Leute ist ein guterVorwand "aufzutischen", das ist in allen Kulturen so.Manchmal, ungern aber doch, isst man auch alleine. Wassoll man denn machen, wenn sich keine Tischgesellschaftauftreiben lässt, und der Hunger ist ja ein großerHerrscher, der wichtigste und dominanteste Trieb, den esgibt. Verhungern sollte ja keiner....und Hunger leiderist ein quälendes Gefühl.

Alleine Essengehen kann schon mal schmecken, man muss janicht immer "kommunizieren", manchmal möchte man auchseine Ruhe haben, meistens aber macht Alleineessen wenigSpass, man liest die Zeitung nebenbei...und schon sindwir auch schon da, wo ich hinwollte. Alleine Essengehendient nicht einer sozialen Sache, es befriedigt denHunger und sonst gar nichts, hat daher keine sozialeKomponente.

-89-Ganz ähnlich ist das mit der Masturbation. Sieist....eben wie alleine essen gehen. Die Lust ist da,doch leider kein/e Partner/in, oder der Partner ist daund hat grad keine Lust oder man möchte sich eben malselbst was Gutes tun.

Wie auch immer, Männer und Frauen masturbieren, selbst inglücklichen Beziehungen. Das weiss doch jeder,wahrscheinlich aus eigener Erfahrung!

Geschlechtsunterschiede

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, daß beideGeschlechter masturbieren, schon in sehr jungen Jahren,sebst praepubertär.

Doch Männer sind hier wesentlich fleissiger, das ist nunmal so beim Sex. Die Grundlage dafür ist das größereInteresse der Männer an okkasionellen Sexualkontakten.Dies gilt als erwiesen und wenn halt keine Partnerinvorhanden ist, dann wird masturbiert, in jungen Jahrenmanchmal auch mehrmals täglich.

Männer masturbieren wesentlich häufiger als Frauen,obwohl die Frequenz mit zunehmendem Alter deutlichabnimmt. Hier unterscheiden sich Männer von den Frauen,die je älter sie werden umso häufiger masturbieren, dieFrequenz der Männer aber niemals erreichen. Frauen habeneinen noch stärker tabuisierten Bezug zur ganzenThematik, sie masturbieren und wollen sich gar nichtbewusst sein, was sie da machen. "Beckenbodengymnastik"oder "Entspannungsübungen" nennen sie das dann,wahrscheinlich als Legitimation für vermeintlichverbotenes Treiben.

Masturbation ist nicht schädlich

Masturbation ist nicht schädlich, so lange die Sexualitätmit dem Partner nicht darunter leidet. Wenn dem so seinsollte, muss mittels Sexulatherapie der Grund dafürgefunden werden, denn für die Beziehung ist dieVerweigerung der Sexualität ein bedrohlicher Zustand.

Das Verbot der Masturbation ist eine Errungenschaft desChristentums (=> siehe unten!). Unter dem Vorwand demKörper zu schaden, wurde Masturbation verboten. Das istaber natürlich wissenschaftlich nicht haltbar.

-90-Es gibt zahlreiche Abhandlungen, die zu erklärenversuchen, warum es zu unterlassen sei, sich selbst zubefriedigen. Die einfachste Erklärung ist dabei, eshandle sich um "Energieverschwendung“, und die dabeiverschwendete Energie könne anders nutzvoller eingesetztwerden. Der Irrglaube, der Samen käme direkt aus demRückenmark und zu häufige Ejakulationen führten zur"Verblödung" oder aber auch, es stehe nur eine begrenzteMenge an Samen zu Verfügung und man(n) müsse"haushalten", sind andere Gründe für die geforderteEnthaltsamkeit, die jeder Grundlage entbehren.

Kurz und gut: Masturbation ist nicht schädlich, das kanngetrost so behauptet werden. Die einzige Ausnahme ist fürmich die generelle Bevorzugung der Masturbation gegenüberder Sexualität mit einem Partner, aber so etwas hatsicher seinen Grund und bedarf einer Exploration.

Um viele an mich gerichtete Anfragen zu beantworten,nehme ich noch Bezug auf die "erlaubte Häufigkeit" fürMasturbation.

"Ist häufiges Masturbieren schädlich?" wollen viele jungeMänner wissen. Auch hier die klare Antwort: Nein! JungeMänner masturbieren je nach individueller Lust auchmehrmals täglich, das ist normal und zeugt von derungeheuren sexuellen Energie der männlichen Jugendlichen.

"Schädlich" ist es dann, wenn Körper oder Psycheüberfordert wird, also sich ein Zustand einstellt, denman als "Sexsucht" beschreiben könnte. Sexsucht ist einZustand, bei dem Gedanken an Sex oder das Tun ein Ausmaßerreichen, dass andere Lebensbereiche zu kurz kommen.

Geschichte der Masturbation

Die Zivilisationsgeschichte in Europa begann für dieMasturbation sehr hoffnungsvoll. Die alten Ägypter, aber

auch die Griechen und die Römer hatten einen völligunbedarften Zugang zur Selbstbefriedigung und offenbarkeinerlei Schuld- oder Schamgefühle. Darstellungen aufgriechischen Tonkrügen oder römische Statuen zeigenMänner bei ihrer lustvollen Tätigkeit und kein Mensch derAntike hat sich dabei etwas Schlechtes gedacht.Interessanterweise findet sich auch in der Bibel, wederim Alten, noch im Neuen Testament kein Wort überSelbstbefriedigung. Ich würde das gerne so verstehen,dass es die "natürlichste Sache der Welt" war, dass eseben kein problematisches Thema war.

-91-Erst das spätere Christentum begann sich mit diesem Themaabwertend auseinander zu setzen. Warum die Masturbationdabei derart dämonisiert wurde ist bis heute nicht ganzklar, wobei Religionen offenbar überhaupt größtesInteresse daran haben, die Sexualität an sich zureglementieren. Das beginnt mit der strengen Monogamie,und endet bei der angeordneten Keuschheit der Mönche, dieauch die Masturbation umfasste. Der Abt Cassianus (360-430 n. Chr.) verbietet seinen Ordensbrüdern nicht nur dieOnanie, sondern sogar die „angenehmen Gedanken“, diedabei aufkämen. Selbst der unwillkürliche, nächtlicheSamenerguss, über den Männer gar nicht selbst entscheidenkönnen, war für Cassianus der Ausdruck eines tiefenseelischen Problems.

Bedeutung der Masturbation für die Männer

Um nicht (wieder) in den Verdacht zu geraten,"Masturbation verherrlichen" zu wollen, eingangs nocheine Klarstellung: "Nichts ist so schön wie ein regesSexualleben innerhalb einer durch Liebe geleitetenBeziehung!" Wir alle wissen aber, dass das Glück einerliebevollen Partnerschaft nicht jedem beschieden ist undich als Sexualmediziner weiss ein Lied davon zu singen,dass innerhalb von Beziehungen aus verschiedenstenGründen das Sexualleben nicht "rege" sein muss.

Es ist eine Weisheit der Sexualmedizin, dass"Beziehungslosigkeit krank macht, nicht aberOrgasmuslosigkeit", dennoch gilt auch für die männlichenGeschlechtsorgane: „Wer rastet, der rostet!“. Wir wissenheute, dass es mindestens dreier Ejakulationen pro Wochebedarf um Männer gesund zu erhalten. Selbst der freilichverfolgte, aber dennoch sehr erfolgreiche KirchengründerMartin Luther empfiehlt den Männern ausdrücklich zweiEjakulationen pro Woche…!

Regelmäßige Ejakulationen sind also ein wichtiger Faktorbei der Gesunderhaltung des Männerkörpers.

Es kommt dabei nicht auf die Kohabitation, sondern aufdie Ejakulation an…., was nichts anderes heißt, als dassvom biologischen Standpunkt Masturbation genauso gesundist, wie „richtiger Sex“, wollen wir mal von deremotionalen Komponente absehen…

-92-Regelmäßige Ejakulationen halten aber nicht nur denGeschlechtsapparat in Schuss, sondern führen über diereaktive Ausschüttung von Hormonen zu einer Vielzahl vonpositiven Auswirkungen auf den Gesamtorganismus.

Es kommt zur vermehrten Ausschüttung von Testosteron,Wachstumshormon, Melatonin, Prolactin, Oxytoxin,Vasopressin und anderen endogenen Botenstoffen, dieGlücksgefühl und Wohlbefinden verursachen.

Masturbationsphantasien

Masturbationsphantasien sind der "Film" im Kopf, ohne dennichts geht.

Jeder Mann hat "seine" eigenen Masturbationsphantasien,denn in der Sexualmedizin geht man davon aus, dass jederMann masturbiert.Der Film, der hier abläuft hat konkrete Inhalte, immerdieselben, ohne die das Erreichen des Höhenpunktes nichtmöglich ist. Man kann davon ausgehen, dass der Inhaltdieses "Films" dem individuellen Erregungsmuster einesMannes folgt, das im Erwachsenenalter als unveränderbargilt.

Beispiel: androphile (homosexuelle) Männer denken beimSex - auf Grund des fehlenden Partners noch mehr bei derMasturbation - an Männer, gynäphile (Männer, die aufFrauen "stehen") Männer an Frauen. DieMasturbationsphantasie gibt also Aufschluss über diesexuellen Vorlieben, die sexuelle Praeferenz.

Die Exploration von Masturbationsphantasien spielt in derSexualmedizin eine wichtige Rolle. Leider werden sienicht so einfach preisgegeben, vor allem dann nicht, wennsie paraphilen (abnormen) Inhaltes sind. Der Gedanke anVerbotenes bei der Masturbation ist ein bestgehütetesGeheimnis, es entlarvt nämlich die wahre sexuellePraeferenz. Umso wichtiger ist es, sie dem Mann zuentlocken. Manchmal dauert es viele Stunden, die Wahrheitans Tageslicht zu bringen.

Masturbatonsphantasien spiegeln die wahren sexuellenVorlieben wider, sie zu erfahren ist wichtigerBestandteil einer Sexualtherapie.

LESERFRAGEN zu dieser Thematik

-93-SCHADET ZU HÄUFIGES ONANIEREN DEM TESTOSTERONSPIEGEL?

Lieber....!

Sex ganz allgemein, ganz besonders aber der Samenergussführt zu einem Ansteigen des Testosteronspiegels. Diesist ja einer der Gründe, warum sexuelle Betätigung alsgesundheitsfördernd eingestuft wird. Unter sexuellerBetätigung ist hier auch die Selbstbefriedigung gemeint.

Wie in allen Belangen des Lebens gibt es auch hier"Grenzen", denn - wie Du weisst - ist allzu vielungesund. Sexsucht ist eine Störung der Psyche, die denKörper stresst und dann steigt anstatt des Testosteronsdas Stresshormon Cortisol. Cortisol führt zu einerVerminderung des Testosteronspiegels und zu sexuellenStörungen.

Die Frage, ab wann man nur "gut drauf" ist oder ab wannman "sexsüchtig" ist, lässt sich nicht so einfach sagen.Ich halte es jedenfalls für normal, wenn Männer auchmehrmals täglich zum Samenerguss kommen. Nötigenfalls istes auch möglich, den Testosteronspiegel zu bestimmen,dann weißt Du ganz genau, ob Dein häufiges Onanierenschadet.

Schädlich ist zu häufiges Onanieren erst dann, wenndadurch andere Bereiche des Lebens zu leiden beginnen.Das nennt man dann Sexsucht!

mfgDr. Georg Pfau***

Diskussionsforum zum Thema "Masturbation"

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Dieses Diskussionsforum handelt von Masturbation. FürInteressierte hier der Link:http://www.imedo.de/group/topics/show/62921-zuviel-masturbation-oder-einfach-nur-aufregung-bzw-der-anfang

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