und MICHAEL KNÜPPEL, “Nachtrag zur Edition der Briefe des Turkologen, Archäologen und Ethnologen...

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JOURNAL OF ORIENTAL AND AFRICAN STUDIES Vol. 23 (2014)

Transcript of und MICHAEL KNÜPPEL, “Nachtrag zur Edition der Briefe des Turkologen, Archäologen und Ethnologen...

JOURNAL

OF

ORIENTAL AND AFRICAN STUDIES

Vol. 23 (2014)

Mohammed Ali (G. Ebers: Egypt Descriptive, Historical, and Picturesque. Translated from the Orig-

inal German by Clara Bell. With introduction and notes S. Birch. Published by

Cassell & Company, Limited; New York. Undated, but c1890).

JOURNAL

OF

ORIENTAL AND AFRICAN

STUDIES

VOLUME 23

2014

ATHENS – GREECE

MICHAEL KNÜPPEL UND ALOÏS VAN TONGERLOO

NACHRICHTEN AUS DEN ANFÄNGEN DER ARCHÄOLOGISCHEN UND PHILOLOGISCHEN

ZENTRALASIENFORSCHUNG

1

Aloïs van Tongerloo / Michael Knüppel

Nachtrag zur Edition der Briefe des Turkologen, Archäologen

und Ethnologen Albert von Le Coq an Willi Bang Kaup

aus den Jahren 1909-1914

Nachdem die Vff. des vorliegenden kleinen Beitrags die Arbeit am Manu-skript ihres Buches �Albert von Le Coq (1860-1930). Der Erwecker Manis im Spiegel seiner Briefe an Willi Bang Kaup aus den Jahren 1909-1914�,1 das als Ergebnis des Editions-Projekts gleichen Titels im Rahmen der Arbeit der Kommission �Manichäische Studien� der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen2 entstanden ist, bereits abgeschlossen hatten, wurden diesen weitere Materialien zugänglich, die den bereits für die Publikation aufbereiteten hinzuzufügen sind. Diese Materialien sollen nachfolgenden bekannt gemacht werden und sind den bisherigen Editionsprinzipien folgenden wiedergegeben.

Bei den erwähnten Materialien handelt es sich im einzelnen um die fol-genden Dokumente: 1), einen Brief A. v. Le Coqs an J. F. W. Bousset (1865-1920)3 vom 1.10.1912, 2) einen Brief von Sir Marc Aurel Stein (1862-1943)4

����������������1. Knüppel, Michael/ van Tongerloo, Aloïs: Albert von Le Coq (1860-1930). Der

Erwecker Manis im Spiegel seiner Briefe an Willi Bang Kaup aus den Jahren 1909-1914. Berlin 2014 (AAWG, N.F. 34).

2. Zur Einrichtung und Arbeit sowie den Aufgaben der Manichäischen Kommission cf. Knüppel, Michael: Ein manichäologisches Forschungs-Projekt. In: UAJb N.F. 22. 2008, pp. 292-293 u. ders.: �Manichäische Studien� � ein neues Forschungs-Projekt. In: ZRGG 61 (2). 2009, pp. 179-182.

3. Der deutsche Religionshistoriker Johann Franz Wilhelm Bousset (3.9.1865-8.3.1920). Zu W. Bousset cf. Verheule, Anthonie F.: Wilhelm Bousset. Leben und Werk. Ein theologiegeschichtlicher Versuch. Amsterdam 1973.

4. Hier der ungarisch-britische Archäologe und Zentralasienreisende Sir Marc Aurel Stein (26.11.1862-26.10.1943). Zu Sir M. A. Stein cf. Whitfield, Susan: Aurel Stein on the Silk Road. London 2004 u. dies.: Aurel Stein und die Archäologie an der östlichen Seiden-

72 ������������������������ Michael Knüppel und Aloïs van Tongerloo

an A. v. Le Coq vom 10.4.1911 und 3) einen Brief E. v. Le Coqs (1862-1944)5

an den Turkologen, Iranisten, Anglisten und Altaisten W. Bang Kaup (1869-1934)6 vom 25.11.1913. Zudem wird an dieser Stelle erstmals ein bislang un-bekanntes Portrait A. v. Le Coqs, das sich im Privatbesitz des Mit-Autors A. van Tongerloo befindet, gegeben.

Die im vorliegenden Beitrag edierten Dokumente 1 und 3 sind hand-schriftlich abgefaßt, lediglich gegebenenfalls enthaltene Aufdrucke (z. B. Briefköpfe) sind gedruckt, Dokument 2 ist maschinenschriftlich. Ergänzungen der Bearbeiter sind in geschweiften Klammern { } gegeben, die Addenda und Corrigenda der Korrespondierenden sind ! soweit diese zwischen den Zeilen oder auf den Seitenrändern nachgetragen wurden ! in spitze Klammern < > gesetzt. Überflüssige Wörter, Silben oder Grapheme sind nicht gesondert markiert.

Dokument 1

Das erste der hier edierten Dokumente ist von besonderem Interesse, bezieht es sich auf eine �Kontroverse�, die mit dem Erscheinen von A. v. Le Coqs Arbeit �Türkische Manichaica I�7 resp. einer Besprechung derselben durch den Mit-Begründer der Göttinger Religionsgeschichtlichen Schule, W. Bousset,8 ausgelöst worden ist. Der scharfe Ton, in dem Bousset die Arbeit kritisiert hatte, allerdings auch eine Reihe von Mißverständnissen, hatten zunächst A. v. Le Coq vermuten lassen, daß Bousset von seinem Widersacher, dem St. Petersburger Turkologen W. Radloff (1837-1918)9 zu der Bespre-

����������������straße. In: Trümpler, Charlotte (Hrsg.): Das Große Spiel. Archäologie und Politik zur Zeit des Kolonialismus (1860�1940). Begleitbuch zur Ausstellung im Ruhr Museum Essen. Köln 2008, pp. 166-177.

5. Elenor v. Le Coq geb. Weber war die Tochter des bekannten Ophthalmologen Adolf Weber (19.6.1829-17.7.1915).

6. Cf. zu Leben und Werk von Johann Wilhelm (�Willi�) Max Julius Bang Kaup (9.8.1869-8.10.1934) die in Knüppel, Michael/ van Tongerloo, Aloïs: Die orientalistische Gelehrtenrepublik am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Der Briefwechsel zwischen Willi Bang(-Kaup) und Friedrich Carl Andreas aus den Jahren 1889 bis 1914. Berlin 2012 (AAWG N.F., Bd. 20) zusammengestellte Literatur.

7. Le Coq, Albert v.: Türkische Manichaica aus Chotscho I. Berlin 1912 (aus: AKPAW. Phil.-hist. Kl. 1911, Anhang: Abhandlungen nicht zur Akademie gehöriger Gelehrter 6).

8. Bousset, Wilhelm: Neue manichäische Fragmente. In: Theologische Literaturzeitung1912 (14), coll. 445-447.

9. Hier der russ. Turkologe Wilhelm (Vasilij Vasil�evi�) Radloff (Radlov). Cf. zu Leben und Wirken von W. Radloff Temir, Ahmet Leben und Schaffen von Friedrich Wilhelm

Nachrichten aus den Anfängen der Zentralasienforschung �����������������73

chung resp. der gewählten Tonart, angestiftet worden sei. So vermutete er in einem seiner Briefe an W. Bang Kaup:

�Anbei {W.} Bousset den ich zurück erbitte. Wenn er, wie ich glaube, mit {W.} R{adloff} unter eine Decke steckt ist es vielleicht am besten, ich warte ab bis {W.} R{adloff} sich auf ihn bezieht, um ihm dann nachzuweisen, dass er die so herb gerügten Arbeiten nur ganz oberflächlich gelesen hat. Die Gleichung Azrua = Zarv�n ist doch uralt + ich bin nicht verpflichtet jedesmal wieder ein Diagramm zu lieferen. {W.} Radloff�s leichtsinnige Arbeit aber tadelt er bei Leibe nicht�.10

Tatsächlich scheint Bousset jedoch in keinerlei Verbindung mit Radloff gestanden zu haben � im Göttinger Bousset-Nachlaß (in den Beständen der Abteilung Handschriften und Seltene Drucke der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek zu Göttingen) finden sich keine Hinweise auf einen solchen Kontakt. Der Streit konnte aber schließlich ohnehin beigelegt werden, wie einerseits der versöhnliche Ton des Briefes von A. v. Le Coq an Bousset bezeugt und andererseits eine von Bousset nachgeschickte Berichtigung, in der seine Kritik an v. Le Coqs Arbeit teilweise zurückgenommen resp. relativiert wurde.11

Beschreibung

1 Blätter = 4 pp. Gesamtmaße der Blätter: 28 cm (br) x 22,1 cm (h).

Schriftspiegel: Blatt 1, recto: 13,1 cm (br) x 20,9 cm (h). Blatt 1, verso: 13 cm (br) x 19,8 cm (h). Blatt 2, recto: 13,3 cm (br) x 20,8 cm (h). Blatt 2, verso: 13,1 cm (br) x 20,3 cm (h).

Blatt 1, recto: 21 Z.n. Blatt 1, verso: 22 Z.n.

����������������Radloff. In: Oriens 8 (1955), pp. 51-93 und ders.: Türkoloji tarihinde Willhelm Radloff devri. Hayat!-ilmî ki�ili�i-eserleri. Ankara 1991 (Türk Dil Kurumu Yay"nlar" 552).

10. Knüppel/ van Tongerloo (2014), Nr. 93. 11. Bousset, Wilhelm: Neue manichäische Fragmente (Berichtigung). In: Theologische

Literaturzeitung 1912 (23), col. 732.

74 ������������������������ Michael Knüppel und Aloïs van Tongerloo

Blatt 2, recto: 23 Z.n. Blatt 2, verso: 22 Z.n. [Blatt 1, recto]

Halensee, Johann-Georg Str. 13 1/10/12

Sehr verehrter Herr Professor,

Ihre freundlichen Zeilen vom 15 Ult. sind mir, nebst dem Entwurf, am 29 Ult. durch die Güte des Herrn Professor Titius12 zugegangen.

Die Aufrichtigkeit, mit der Sie die mir natürlich sehr fatale Angelegen-heit13 behandeln hat mich erfreut und beruhigt; ich erkläre mich gern mit dem anbei zurückfolgenden Entwurf einverstanden und bitte Sie, meine Antwort vernichten zu wollen.

Mein Verhältniss zu Herrn Radloff bedarf einiger Worte der Erklärung. Die Polemik, die ich gegen ihn zu führen genöthigt war (in Zukunft wer-

de ich ihm nicht mehr antworten#) ist nicht von mir begonnen, sondern mir von ihm aufgezwungen worden.

Wenn Sie sich die Mühe nehmen wollen, meine Übersetzung in �Ein manich.-uigur. Fr{a}gm{en}t�14

[Blatt 1, verso]

mit der seinen (in Bull{etin} de l�Ac{adémie} Imp{ériale} 190815) und mit dem darauf bezügl{ichen} Passus in F. W. K. Müller�s16 �Uigurica (I)�17 S.

����������������12. Gemeint ist hier offenbar der sowohl in Göttingen, als später auch in Berlin wirken-

de evangelische Theologe Arthur Titius (28.7.1864-7.9.1936). 13. Cf. zu der �fatalen Angelegenheit� die einleitenden Bemerkungen zu diesem Doku-

ment. 14. Le Coq, Albert v.: Ein manichäisch-uigurisches Fragment aus Idiqut-Schahri. In:

SKPAW 1908, pp. 398-414. 15. Radloff, Wilhelm: Die vorislamitischen Schriftarten der Türken und ihr Verhältnis

zu der Sprache derselben. In: BASP 6, Serija 2. 1908, pp. 835-856. 16. Der Iranist, Turkologe und Buddhologe Friedrich Wilhelm Karl Müller (21.1.1863-

18.4.1930). Zu Müller cf. Lessing, Ferdinand: F. W. K. Müller zum Gedächtnis. In: OZ 6. 16, 3-4 (1930), pp. 141-144 (auch in: Berliner Museen 51, 3 (1930), pp. 54-55); Weller, F./ Schindler, B.: F. W. K. Muellero qui principis ac rectoris munere in museo ethnographico Berolinensi fungitur viro linguarum orientalium peritissimo sexagenario. F. W. K. Müller. In: AM 2, 1 (1925), pp. VII-X; Ol�denburg, S. F.: Pamiati F. V. K. Miullera, 21 I 1863 - 18 IV 1930. In: IAN, otd. lit. i jaz. 6 (1930), pp. 377-382; Pelliot, Paul: Friedrich Wilhelm Karl Müller. In: T�Psér. 2, 27 (1930), pp. 239-241; Poppe, Nicholas: Introduction to Altaic linguistics. Wiesbaden

Nachrichten aus den Anfängen der Zentralasienforschung �����������������75

51, zu vergleichen, werden Sie sehen wie er alles mühsam errungene wieder vernichtet: aus dem zru�� (= Zerdu�t) macht er, unbekümmert [...]18 das deut-lich geschriebene Wort, zu �sro���, was Gauthiot19 (A propos du nom de Zoroastre (Mém. de la Soc. de Linguistique, tome XVI20) tadelt � aus dem [...]baum macht er einen Lichttempel � Kurz er kehrt sich an gar Nichts + übersetzt nach seinem Belieben.

Obwohl ihm Ungeheuerlichkeiten in Menge nachgewiesen worden sind, geniesst er dennoch immer noch grosses Ansehen; es hat mich daher erfreut, dass Cumont21 mir in einem anerkennenden Brief mitgetheilt hat, dass er erst

����������������1965 (Ural-Altaische Bibliothek XIV), p. 113; Eren, Hasan: Müller, Friedrich Wilhelm Karl. In: Eren, Hasan (Hrsg.): Türklük Bilimi Sözlü�ü. I: Yabanc! Türkologlar. Ankara 1998 (TDK, Yay"nlar", 705), pp. 230-232; Durkin-Meisterernst, Desmond: F. W. K. Müller�s work on Iranian languages. In: Durkin-Meisterernst, Desmond/ Raschmann, Simone-Christiane/ Wilkens, Jens/ Yaldiz, Marianne/ Zieme, Peter (Hrsg.): Turfan revisited - the first century of research into the arts and cultures of the silk road. Berlin 2004 (Monographien zur indischen Archäologie, Kunst und Philologie 17), pp. 68-71; Lüders, Heinrich: Gedächtnisrede auf Friedrich Wilhelm Karl Müller. In: SPAW (1931), pp. CXXIX-CXXXIII [auch als Sonderabdruck]; Trautz, F. M.: Professor Dr. F. W. K. Müller. �18. April 1930. In memoriam. [Berlin, o. J.], 8 pp. [auch in Ya-mato 2. 1930, pp. 118-126]; Ross, E. D.: F. W. K. Müller. In: JRAS 62, 4 (1930), pp. 967-969; Walravens, Hartmut: Müller, Friedrich Wilhelm Karl. In: NDB 18 (1997), coll. 381b-382b; Wendtland, Antje: Müller, Friedrich Wilhelm Karl. In: Stammerjohann, Harro (Hrsg.): Lexicon Grammaticorum. A bio-bibliographical companion to the history of linguistics. 2 Bde. 2. Aufl. Tübingen 2009, pp. 1061-1062; Haenisch, Erich: Zum Tode von F. W. K. Müller und A. von Le Coq. In: Litterae orientales 43 (1930), pp. 2-7; Ol�denburg, S. F. / Kra�kovskij, I.: Zapiska ob u�enych Trudach prof. F. V. K. Mjullera. In: IAN OGN Ser. VII (1928), pp. 470-475; Trautz, F. M.: Professor Dr. F. W. K. Müllers Veröffentlichungen von 1889-1924. In: AM 2, 1 (1925), pp. XI-XVI.

17. Müller, Friedrich Wilhelm Karl: Uigurica [I]. 1. Die Anbetung der Magier, ein christ-liches Bruchstück. 2. Die Reste des buddhistischen �Goldglanz-S�tra�. Ein vorläufiger Bericht. Berlin 1908 (AKPAW, Phil.-hist. Cl. 1908: 2).

18. Das Wort war nicht lesbar. 19. Der franz. Iranist und Zentralasienreisende Robert Edmond Gauthiot (13.6.1876-

11.9.1916). Zu Gauthiot cf. Cordier, Henri: Lettre de M. Robert Gauthiot de la mission dans le Turkestan russe. In: Comptes-rendus des séances de l�Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 57 (6). 1913, pp. 449-450, ders.: Nécrologie: Robert Gauthiot. In: T�P N.S. 17 (2). Mai 1916, pp. 265-267, Junker, Heinrich F. J.: Robert Gauthiot. In: IJb 6. 1918, pp. 126-129, van Tongerloo, Aloïs / Michael Knüppel: Einige Briefe Robert Edmond Gauthiots (1876-1916) an Willy Bang Kaup und Friedrich Carl Andreas aus den Jahren 1909-11. In: BIS 21. 2014, pp. 11-30.

20. Gauthiot, Robert: A propos du nom de Zoroastre. In: Mémoires de la Société lin-guistique de Paris (MSLP), tome 16. 1910, pp. 318-320.

21. Der belgische Klassische Philologe, Archäologe und Religionshistoriker Franz-Valéry-Marie Cumont (3.1.1868-25.8.1947).

76 ������������������������ Michael Knüppel und Aloïs van Tongerloo

durch meine Ausgabe des Khuastuanift22 verstanden habe, worum es sich handele; dies sei ihm bei R�s.23 unmöglich geblieben.

Der Grund zu R�s Feindseligkeit dürfte darin liegen, dass R. als Vorsit-zender des russ. �Comité zur Erforschung Mittelasiens� dem Berliner Localcomité (Pischel,24 Harnack,25 Ed. Meyer,26 Sachau27 etc) zwar das Turfaner Gebiet als Arbeitsfeld für die

[Blatt 2, recto]

nächste deutsche Expedition (die meine) formell cedirt hatte, bei meinem Eintreffen dort aber dem Consularagenten in Urumtschi drei mal aufgefordert hatte, dort alles was er könne vor mir in Sicherheit zu bringen, im Interesse des russ. Comités � der Agent hat mir das Alles unumwunden in einem Brief erklärt. Als ich den Brief an Prof. Pischel sandte, wurde von diesem bei R. reclamirt + dieser des Treuebruchs überführt.

Was unsere Arbeiten angeht, möchte ich noch hervorheben, dass von uns Museumsleuten encyclopädisches Wissen verlangt wird; heute Manichäisches � morgen vielleicht Lamaistisches, übermorgen andere Dinge, wie z.B. die genaue Kenntniss der Schwerttypen28 unter den Hindu und Muhammedanern

����������������22. Le Coq, Albert v.: Chuastuanift, ein Sündenbekenntnis der manichäischen Audi-

tores. Gefunden in Turfan (Chinesisch-Turkistan). Berlin (AKPAW, Phil.-hist. Cl. 1910. Anhang: Abhandlungen nicht zur Akademie gehöriger Gelehrter 4).

23. Radloff, Wilhelm: Chuastuanit, das Bußgebet der Manichäer. St. Petersburg 1909. 24. Hier der deutsche Indologe Richard Pischel (18.1.1849-26.12.1908). Zu R. Pischel

cf. Borchers, Dörte (2009): Pischel, Richard. In: Stammerjohann, Harro (Hrsg.): Lexicon Grammaticorum. A bio-bibliographical companion to the history of linguistics. 2nd edition. Vol. II. Tübingen, pp. 1174-1175.

25. Der Theologe Karl Gustav Adolf von Harnack (7.5.1851-10.6.1930). 26. Gemeint ist der Ägyptologe und Altorientalist Edward Meyer (25.1.1855-

31.8.1930). Zu Meyer cf. Otto, Walter: Eduard Meyer und sein Werk. In: ZDMG 85. 1931, pp. 1-24 und Calder, William M. III./ Demandt, Alexander (Hrsgg.): Eduard Meyer. Leben und Leistung eines Universalhistorikers. Leiden 1990 (Mnemosyne Supplementband 112).

27. Hier der deutsche Orientalist Carl Eduard Sachau (20.7.1845-17.9.1930). 28. v. Le Coq selbst befaßte sich auch außerhalb der Turfan-Forschung mit asiatischen

Waffen und hatte nach seinem Eintritt in die Indische Abteilung des Museums für Völkerkun-de im Auftrag des Direktors des Berliner Zeughauses, Major Edgar Eduard v. Ubisch-Koleva die Bestimmung und Auszeichnung der asiatischen Waffen der Sammlung des Prinzen Friedrich Karl von Preußen (1828-1885) besorgt. Später beschaffte A. v. Le Coq in London auch einige asiatische Waffen für die Bestände des Völkerkunde-Museums (Crahmer: Mu-seum für Völkerkunde. Alte indische Waffen. In: Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen 32 (11). August 1911, pp. 8-12, hier p. 8) und beasaß auch privat eine ansehliche Sammlung entsprechender Stücke.

Nachrichten aus den Anfängen der Zentralasienforschung �����������������77

Central-Indiens etc. Die �Manichaica I�29 sind unter besonders schwierigen Verhältnissen

entstanden: ich sollte im Juni-Juli d{es} J{ahres} wieder nach Turfan gehen + musste daher bis zu diesem Termin nicht nur alle meine grossen buddh{istischen} Wandgemälde aufstellen, sondern auch den beschreibenden Text zu dem diese Gemälde beschreibenden Tafelwerk30 liefern

[Blatt 2, verso]

� der Dienst im Museum, von 10-3 täglich, muss daneben versehen werden und ausserdem musste ich die Reisevorbereitungen treffen.

Das Alles vollzieht sich überdies noch unter nicht besonders günstigen Verhältnissen zu unserem höchsten Chef, Exc. Bode,31 der mehr auf dem künstlerischen als auf dem wissenschaftl{ichen} Standpunkt steht. �

Ihre Arbeit �Hauptprobleme�,32 sowie Cumonts Buch,33 sowie das (da-mals noch nicht erschienene) französische opus Pelliot-Chavannes,34 sind mir damals nicht zugänglich gewesen + ich gebe zu, dass ihr Studium unerlässlich ist � lieber hätte ich meinen alten Beausobre35 vernachlässigen sollen#

Ihre Vermuthung, dass die �Blitzjungfrau� + die Lichtjungfrau identisch sein dürften, ist mir durch diese Literatur näher gebracht worden. Aber �Känig i ro�n� ist der oft belegte Name der letzteren � vielleicht sprechen Sie einmal mit Andreas,36 der auch zweifelt, über diesen wichtigen Punkt.

����������������29. v. Le Coq (1912) [cf. oben Anm. 1]. 30. Le Coq, Albert v.: Chotscho. Facsimile-Wiedergaben der wichtigeren Funde der

Ersten Königlich Preußischen Expedition nach Turfan in Ost-Turkistan. Berlin (Ergebnisse der Königlich Preußischen Turfan-Expeditionen 1).

31. Der Kunsthistoriker und Generaldirektor der Königlichen Museen zu Berlin Arnold Wilhelm von Bode (10.12.1845-1.3.1929). Zu v. Bode cf. Ohlsen, Manfred: Wilhelm von Bode. Zwischen Kaisermacht und Kunsttempel. Biographie. 2. Aufl. Berlin 2007 und Klose, Wolfgang: Wilhelm von Bode � Otto Kümmel. Briefwechsel aus 20 Jahren. Facts and opin-ions. The first twenty years of East Asian arts in Berlin. Norderstedt 2009.

32. Bousset, Wilhelm: Hauptprobleme der Gnosis. Göttingen 1907 (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 10).

33. Cumont, Franz Valery Marie: Recherches sur le Manichéisme. Bd. 1: La cosmo-gonie Manichéenne d�après Théodore Bar Khôni. Bruxelles 1908.

34. Chavannes, Édouard/ Pelliot, Paul: Un traité manichéen retrouvé en Chine. Part I. In: JA 10. sér., XVIII, 1911, pp. 499-617; part II. In: JA 11. sér., I, 1913, pp. 99-199 u. 261-394.

35. Beausobre, Isaac de: Histoire critique de Manichée et du manichéisme. Amsterdam 1734-1739.

36. Gemeint ist der Iranist Friedrich Carl Andreas (14.4.1846-3.10.1930). Zu Andreas cf. Lentz, Wolfgang: F. C. Andreas (*14. April 1846, �3. Oktober 1930). In: ZII 8. 1931, pp.

78 ������������������������ Michael Knüppel und Aloïs van Tongerloo

In vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener A. v. LeCoq

Dokument 2

Das zweite hier gegebene Dokument, ein Brief Sir M. A. Steins an v. Le Coq, ist insofern von Interesse, als es nicht nur den freundschaftlichen Ton, der zwischen den beiden Kollegen, deren Konkurrentenverhältnis bei der Jagd nach den Altertümern Ost-Turkist�ns so oft überzeichnet wurde, widerspie-gelt, sonden auch sehr deutlich die Kooperation zwischen den beiden Gelehr-ten (cf. bspw. den Hinweis auf v. Le Coqs Besuch bei Stein) sowie jenen mit weiteren Kollegen (hier Bang und Andreas) � was in einem krassen Gegensatz zu dem geradezu feindseligen Verhältnis, in dem sich Bang und v. Le Coq mit den St. Petersburger Kollegen befanden, stand.

Beschreibung

Mit Prägestempel auf beiden Blättern: Brit. Wappen mit Schriftzug �India Office�.

2 Blätter = 4 pp. Gesamtmaße der Blätter: 20,6 cm (br) x 24,3 cm (h).

Schriftspiegel:

����������������8-20, v. Selle, Götz: F. C. Andreas. In: IJb 15. 1931, pp. 366-367, Littmann, Enno: Andreas, Friedrich Carl. In: NDB 1. 1953, p. 284, Röhrborn, Klaus: Friedrich Carl Andreas, 1846�1930. In: Göttinger Gelehrte. Die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in Bildnissen und Würdigungen 1751�2001. 1. Bd. Hrsg. v. Karl Arndt, Gerhard Gottschalk und Rudolf Smend. Göttingen 2001, p. 312 und Knüppel/ van Tongerloo (2012) (cf. oben, Anm. 6), bes. pp. 10-15 sowie eine autobiographische Skizze, die H. Kanus-Credé 1974 aus dem Andreas-Nachlaß herausgegeben hat (Kanus-Credé, Helmart: Aus dem Nachlass von F. C. Andreas [I]. In: IrM 8. 1974, pp. 42-75), und die von E. Pfeiffer aus dem Nachlaß von Lou Andreas Salomé herausgegebene Biographie (Pfeiffer, Ernst: (Hrsg.): Andreas Salomé, Lou: Lebens-rückblick. Grundriß einiger Lebenserinnerungen. Zürich, Wiesbaden 1951, pp. 237-252). Zu seiner Bibliographie cf. Eyser, Jonas: Beiträge zu einer Andreas-Bibliographie. In: Festschrift Friedrich Carl Andreas zur Vollendung des 70. Lebensjahres am 14. April 1916 dargebracht von Freunden und Schülern. Leipzig 1916, pp. 137-142. Daneben die verschiedenen aus sei-nem Nachlaß stammenden, von Kanus-Credé selektiv, unvollkommen und fehlerhaft edierten Korrespondenzen.

Nachrichten aus den Anfängen der Zentralasienforschung �����������������79

Blatt 1, recto: 14,9 cm (br) x 19,4 cm (h). Blatt 1, verso: unbeschrieben. Blatt 2, recto: 17,4 cm (br) x 19,4 cm (h). Blatt 2, verso: unbeschrieben.

Blatt 1, recto: 20 Z.n beschrieben (Maschinenschrift). Blatt 2, recto: 21 Z.n beschrieben (18 Maschinenschrift + 3 Z. Handschrift).

[Blatt 1, recto]

Merton College, Oxford.

Apr. 10th, 1911.

My dear Von Lecoq, Please excuse very hurried thanks for your two kind letters, and also that I

send them through fingers quicker than my own. I have been greatly pleased to learn what you tell me about Prof. Müller�s work and the prospect of seeing it carried on to an early completion. I was also very glad to learn of Prof. Thom-sen�s37 letter. It saves me troubling him with an enquiry just now.

I am much interested in what you tell me about Bang, whose collabora-tion would indeed be most valuable; but I fear whatever we had of Runic Turki is gone either in original or in photographs to Thomsen;38 so I cannot hold out any immediate prospect. I shall, however, keep B{ang}�s kind offer in view, in case something should turn up.

I am very grateful to you for encouraging F.W.K. {Müller} to continue his labours. I on my own part shall arrange to have/

����������������37. Gemeint ist der dän. Sprachwissenschaftler Vilhelm Ludvig Peter Thomsen

(25.1.1842-12.5.1927). Zu Thomsen cf. Schaeder, Hans Heinrich: Vilhelm Thomsen. 25. Januar 1842 - 13. Mai 1927. Ein Nachruf. In: ZDMG N. F. 6 (81). 1927, pp. 278-283, Setälä, Eemil Nestor: Vilhelm Thomsen. In: NT 4. 1928, pp. 181-194, Hjelmslev, Louis: Vilhelm Thomsen. In: Gads Danske Magasin 36. 1942, pp. 136-147, Hovdhaugen, E./ Karlsson, F./ Henriksen, C./ Sigurd, B.: The history of linguistics in the Nordic countries. Helsinki 2002, pp. 151-153, 167-168, 179, 300-302 u. 337 und Scharlipp, Wolfgang: The Danish linguist Vilhelm Thomsen and his contribution to Turkish studies. In: Kazakstan Respublikas! Täyelsizdi�inin 10 z!d!�!na arnal�an Bay!rg! Türki Örkenieti. Almaty 2001, pp. 52-61.

38. V. Thomsen gab später verschiedene Mss. in �runen-türkischer� Schrift heraus: Thomsen, Vilhelm: Ein Blatt in türkischer �Runen�schrift aus Turfan. In: SKPAW 1910 (15), pp. 296-306, ders.: Dr. M. A. Stein�s manuscript in Turkish �Runic� script from Miran and Tun-huang. In: JRAS 1912, pp. 181-227.

80 ������������������������ Michael Knüppel und Aloïs van Tongerloo

[Blatt 2, recto]

have rotary prints of more Soghdian materials ready for him. I heard recently from Andreas, who seems to have arrived at results close-

ly agreeing with those already embodied by Gauthiot in his article for the April number of the J.R.A.S.39

As he has asked for more materials to work upon, I have after consulta-tion with Cowley40 decided to supply both him and Gauthiot with photographs of our complete documents, so that both may be able to continue their investi-gations independently.

I cannot tell you fully what a pleasure your visit has given to me, and how much I regret that it could not be longer. We should have so much to talk over together. I wish you all success in regard to your grand publication and a brighter spring than you found here.

With kindest regards, Yours very sincerely,

/dazu 3 Z. HS:/

M. Aurel Stein Freundlichste Grüsse an Ihre Herren Collegen im Museum.

Dokument 3 (Nr 1385)

Das dritte hier edierte Dokument ist ein Brief E. v. Le Coqs an W. Bang Kaup aus der Zeit der vierten deutschen Turfan-Expedition � verfaßt nach der Er-krankung A. v. Le Coqs während einer der Grabungskampagnen. E. v. Le Coq nimmt hier nicht nur den abfälligen Ton ihres Mannes und W. Bang Kaups gegenüber Grünwedel auf, sondern vermutet hinter dessen Anwesenheit in St. Petersburg während der laufenden Expedition ein Komplett desselben gegen-über den an den Grabungen Beteiligten. Den Hintergrund dieser Mutmaßun-gen (oder vielmehr Befürchtungen?) bildete der Streit zwischen A. v. Le Coq und A. Grünwedel, der sich an der Frage entzündet hatte, wem das Verdienst

����������������39. Gauthiot, Robert: Note sur la Langue et l'Ecriture inconnues des Documents Stein-

Cowley. In: JRAS 43, April 1911, pp. 497-507. 40. Der brit. Bibliothekar und Semitist Sir Arthur Ernest Cowley (13.12.1861-

12.10.1931).

Nachrichten aus den Anfängen der Zentralasienforschung �����������������81

der Erstidentifikation des manichäischen Charakters der türkischen Manichaica (Grünwedel oder dem mit A. v. Le Coq befreundeten F. W. K. Müller) zukommt. Der Brief ist in den Kontext der in der Arbeit �Albert von Le Coq (1860-1930). Der Erwecker Manis im Spiegel seiner Briefe an Willi Bang Kaup aus den Jahren 1909-1914�41 edierten Dokumente Nr. 105-107 zu stellen.

Brief Gesamtmaß: 27,7 cm (br) x 22 cm (h).

Schriftspiegel: Recto 1: 13,6 cm (br) x 20,2 cm (h). Verso 1: 13,5 cm (br) x 19,3 cm (h). Recto 2: ca. 13 cm (br) x 19 cm (h). Verso 2: ca. 13,5 cm (br) x 20,2 cm (h) [ohne senkrechte Z.n auf dem rechten Rand].

Seite 1 recto: 19 Z.n beschrieben. Seite 1 verso: 21 Z.n beschrieben. Seite 2 recto: 21 Z.n beschrieben. Seite 2 verso: 23 Z.n beschrieben + 2 Z.n senkrecht auf dem rechten Rand und Fortsetzung von 6 Z.n im linken oberen Bereich von Seite 1 recto.

Recto 1

Dahlem. 25. November {1913}

Lieber Herr Professor# Trotz Flickerei, und Ihre Frau wird wissen, was das für eine Darmstädter guteHausfrau bedeutet, die ich mich indeß rühme, nicht zu sein# � will ich mich gleich hinsetzen und Ihr Herz beruhigen.

Meinem Mann geht es scheint�s gut, gestern früh hatte ich die letzte Nachricht, vom 13. October.42 Aber nun gräbt er wieder in Qumtura, und Bartus43 wo anders. Die Folgen der schweren Krankheit44 scheint er ganz

����������������41. Knüppel/ van Tongerloo (2014) (cf. oben, Anm. 1). 42. Bezieht sich auf die Kampagne im Rahmen der vierten deutschen (dritten preußi-

schen) Turfan-Expedition. Zu v. Le Coqs Erkrankung cf. unten Anm. 43. Gemeint ist der Museumstechniker und Sammlungsaufseher Bernhard August

82 ������������������������ Michael Knüppel und Aloïs van Tongerloo

überwunden zu haben, und ich zittere nur, daß die winterliche Kälte im Lager schon einen Rückfall bringt, den er sicher schwer überwinden könnte.

/senkrecht im oberen linken Bereich:/

c/o Sir George Macartney45

via AndijanIn herzlicher Freundschaft die caco Coqua.

Verso 1

Er schaut jeden Abend voller Sehnsucht in die untergehende Sonne, aber nach Hause kommen, tut er doch nicht, trotzdem er schon lange 70 Kisten mit Funden abgesandt hat, die nun wohl Kashgar passiert haben, aber dann noch den Rußen in die Hände fallen können# Warum der Gauner Grünwedel46

����������������Theodor Ludwig Bartus (30.1.1858-28.1.1941). Zu Th. Bartus cf. Jordan, Bernd: Theodor Bartus � ein Pommer in Ostturkistan. In: Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte 1993, p. 7, ders.: Theodor Bartus (1858-1941). In: Heimathefte für Mecklenburg und Vorpommern 10 (4). 2000, pp. 29-30, ders.: Ein Lassaner in Ost-Turkestan: die Lebensstationen des Theodor Bartus. In: Heimatkurier 2001 (12), p. IV sowie Knüppel, Michael: Theodor Bartus (1858-1941) � Anmerkungen zu seinem siebzigsten Todestag. In: Pommern 48 (4). 2010, pp. 14-18 und ders.: Von Lassan nach Ostturkist�n � zu Leben und Wirken von Theodor Bartus (1858-1941). In: Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte 2011, pp. 36-61 sowie Knüppel, Michael/ van Tongerloo, Aloïs: Theodor Bartus und die Turfan-Forschung. In: IAZ 15. 2011, pp. 70-82.

44. Während des Endes der 3. Kampagne der vierten Expedition erkrankte A. v. Le Coq an der Ruhr und mußte die Leitung schließlich krankheitsbedingt an Th. Bartus abgeben (cf. hierzu Knüppel/ van Tongerloo [2014], cf. oben, Anm. 1).

45. Gemeint ist Sir George Macartnay (19.1.1867-19.5.1945), der brit. General-Konsul in Ka�gar.

46. Hier der Buddhologe, Tibetologe, Ethnologe, Kunstwissenschaftler und Archäologe Albert Grünwedel (31.7.1856-28.10.1935). Zu A. Grünwedel cf. Müller, R. F. G.: Albert Grünwedel. In: Mitteilungen zur Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik 35. 1936, p. 255; Schubert, J.: A. Grünwedel und sein Werk. In: ArtAs 6. 1936-1937, pp. 124-142; Hoffmann, Helmut: Ein Bild Grünwedels. In: Bilder hundert deutscher Indolo-gen. Hrsg. v. W. Rau. Wiesbaden 1965, p. 60 u. ders.: Grünwedel, Albert. In: NDB 7. 1966, 204-205; Grönbold, Günter: Grünwedels Naropa-Handschrift. In: CAJ 17 (4). 1974, pp. 251-252; Stache-Rosen, Valentina: German Indologists: Biographies of scholars in Indian studies writing in German. New Delhi 1981, pp. 138-140; Franz, Heinrich Gerhard: Kunst und Kultur entlang der Seidenstraße. Graz 1986; Walravens, Hartmut: Albert Grünwedels Briefwechsel. Eine neue Quelle zur Vorgeschichte des Museums für Indische Kunst. In: Jahrbuch Preussi-

Nachrichten aus den Anfängen der Zentralasienforschung �����������������83

gerade jetzt in Rußland bei Seinesgleichen weilt, ist mir rätselhaft, besonders da man mir im Museum die Sache verschwiegen hat, und ich sie nur durch einen Aufseher erfahren. Das Museum ist ganz verwaist: Müller, Grünwedel und Le Coq können nicht so leicht ersetzt werden#

Müller hat sich glänzend erholt in Bornholm,47 kann aber nicht arbeiten, nicht schreiben, nicht lesen, dann schläft er sofort ein. Sonst ist er

Recto 2

geistig der Alte; es drückt etwas auf dem Augeinneren. Wenn das sich nicht auch noch bessert, dann wird die Situation kritisch, denn er hat vom Leben sonst nie was gehabt. Seine Frau liegt im Krankenhaus, seine Tochter zu Hause, und der Sohn, studiert eben Medizin, mußte für die ganze Familie sorgen, da sie ja selten einen dienstbaren Geist haben. Es sind immer die-selben unhaltbaren Zustände zu Hause, die Frau arbeitet sich zu Tode, weil der Herr Gelehrte keine fremden Leute vertragen kann# Dabei liebt er sie wahn-sinnig# Lassen Sie mich nicht auf das Tema [sic"] �Männer� kommen, sonst höre ich gar nicht wieder auf# Wie anders könnte vieles in der Welt sein, wenn die Männer ein Einsehen hätten. Aber daran hapert�s eben immer. Aber Schluß#

Verso 2

Unser Hühnerstall ist pompös geworden, ohne unser Wollen, einfach ideal, und nun wird uns die preußische Regierung gar nicht mehr anstellen, sie denkt, wir haben das Geld mit Löffel [sic"] zu essen. Dabei ist es mit sehr wenig gebaut. Vor 14 Tagen habe ich meine silberne Hochzeit gefeiert, höchst modern, ohne Mann � mindestens macht man ja auch die Hochzeitsreis allein# � und habe das Haus voll Besuch gehabt, mein 84jähriger Vater, der ganz Berlin unsicher gemacht hat, meine Schwester und eine Freundin unsres

����������������scher Kulturbesitz 25. 1988, pp. 125-150, ders.: Albert Grünwedel: Briefe und Dokumente. Wiesbaden 2001 (Asien- und Afrika-Studien der Humboldt-Universität zu Berlin 9) und Albert Grünwedel � Leben und Werk. In: Turfan revisited � the first century of research into the arts and cultures of the silk road. Hrsg. v. Durkin-Meisterernst, Desmond/ Raschmann, Simone-Christiane/ Wilkens, Jens/ Yaldiz, Marianne/ Zieme, Peter. Berlin 2004 (Monogra-phien zur indischen Archäologie, Kunst und Philologie 17), pp. 363-370; Sundermann, Werner: Grünwedel, Albert. In: Encyclopaedia Iranica XI. Fasc. 4. 2002, pp. 377-378; Dreyer, Caren: Albert Grünwedel. Zeichnungen und Bilder von der Seidenstraße im Museum für Asiatische Kunst. Berlin 2011; van Tongerloo, Aloïs / Michael Knüppel: Fünf Briefe A. Grünwedels an F. C. Andreas aus den Jahren 1904-1916. In: ZDMG 162 (1). 2012, pp. 127-140.

47. F. W. K. Müller verbrachte seine Ferien zumeist auf der dän. Ostsee-Insel.

84 ������������������������ Michael Knüppel und Aloïs van Tongerloo

Hauses. Die erste Post brachte mir 3 Briefe aus Turkestan, ein Telegramm war schon 2 Tage früher gekommen, und dann wurde ich überschüttet mit Blumen und Telegrammen und Briefen. Unsre Ahnengallerie wurde durch ein ausge-zeichnetes Ölbild unseres Sohnes48 vergrößert. So erwarten meinen Mann die schönsten Ueberraschungen# Ja, Alter schützt vor Thorheit nicht#

/senkrecht auf dem rechten Rand:/

Marquart49 und de Groot50 habe ich im October gesehen; sie sind 2 Fremdlinge in Berlin# Schreiben Sie zu Neujahr, d. h. jetzt gleich nach Kashgar.

Abb. 1: Albert August v. Le Coq (Recto-Seite). Abb. 2: Verso-Seite der Photographie mit Anmerkungen in uig. Schrift und Datierung.

����������������48. Der einzige Sohn A. v. Le Coqs, Albert v. Le Coq (21.7.1897-21.7.1917), der im

Ersten Weltkrieg fiel. 49. Der deutsche Orientalist Josef Marquart (Markwart) (9.12.1864-4.2.1930). Zu Mar-

quart cf. Pelliot, Paul: Joseph Marquart. In: TP sér. 2, 27, pp. 236-237, Schaeder, Hans Hein-rich: Josef Markwart�. In: UAJb 10. 1930, pp. 113-119, und Schmitt, Rüdiger: Markwart, Josef. In: NDB 16. 1990, p. 227.

50. Der niederländ. Sinologe Jan Jacob Maria de Groot (18.2.1854-24.9.1921). Zu de Groot cf. Stange, Hans O. H.: de Groot, Jan Jacob Maria. In: NDB 7. 1966, pp. 130-131.