Über die Beziehungen zwischen Münzstätten in Tallinn (Reval) und Finnland in den 1520er Jahren
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Scripta varia numismaticoTuukka Talvio
sexagenario dedicata
Suomen Numismaattisen Yhdistyksen julkaisuja n:o 6 Helsinki 2008 Publications of the Finnish Numismatic Society nr 6
Über die Beziehungen zwischen Münzstätten in Tallinn (Reval) und Finnland in den 1520er Jahren
Ivar Leimus
Es ist schon lange bekannt, dass Finnland, Schweden und
Livland im Mittelalter wirtschaftlich eng verbunden waren.
Das zeigt mitunter auch das Münzwesen dieser Region, denn
die livländischen Prägungen haben während des ganzen
Mittelalters im Münzumlauf Finnlands immer eine wichtige Rolle gespielt.
König Gustav I. Vasa persönlich vertrat noch im Jahre 1526 die Meinung, dass
in Finnland die revalschen Münzen alleine zirkulieren sollten (... kunde
hans nadhe wel lidha ath j findtlandt ginge aleneste reffuelsth mynth ...).1
Doch nicht nur die Münzzirkulation, sondern auch die Münzprägung wurde
von der Revaler Seite beeinflusst.
Schon am Anfang der 1980er Jahren gelang es mir, im Stadtarchiv von
Tallinn einige Aktstücke zu entdecken, die die Prägetätigkeit des Revaler
Ratsherrn Jakob Richerdes erst in Turku (Åbo) in 1523–1524, dann in Reval
(seit Mitte 1524 bis Herbst des selben Jahres) erleuchten und diese zu
publizieren.2 Als seinen Münzmeister hatte er einen gewissen Magister
Leinhart Pauwermann angestellt. Ein anderer Münzmeister desselbes
Namens, vermutlich sein Vater, sollte laut Carl Russwurm im Jahre 1510 in
Reval gestorben sein.3 Doch ist den Angaben Russwurms kein vollständiges
Vertrauen zu schenken. Sie können nicht überprüft werden, da Russwurm
seinem Aufsatz keine verwendbaren Fußnoten beigefügt hatte. Auch sonst
ist das Wirken und Leben von Leinhart Pauwermann oder eines anderen
Münzmeisters in damaligem Reval nicht nachzuweisen. Nämlich stand die
Revaler Münze gerade in der genannten Zeit (etwa 1505–1514) still, da wegen
des Silbermangels die Prägetätigkeit in ganzem Livland unterbrochen war,
was natürlich nicht bedeutet, dass ein Herr Leinhart damals in Reval nicht
wohnen konnte.
Die Bestände des Tallinner Stadtarchivs enthüllen jedoch noch einige
zusätzliche Angaben über Leinhart Pauwermanns Tun. Er scheint im Jahr 1522
nicht in Reval, sondern in Turku gelebt zu haben. Ein gewisser Hans Moller,
über dem wir nichts weiteres erfahren, der aber ein Turkuer Kaufmann
gewesen zu sein scheint, hat Dem ersamen manne meyster leynhardt
mu[n]temeister vp Cust einen Brief [...] tho abow der middewekens vor vnßer
leuen fruwen gebort anno xxii4 nachfolgendes Inhalts geschrieben:5
Erßame leue meyster leynhartdt besunder ghode frundt ick ehn weyt Jw
sunder[li]ges nicht tho schriuen dan dat myn fruntlicke bede is tho Jw dat
gy my willen senden by bewyße dusses breues Oßwalth Bernt wessels synem
knechte vic Mrk densch szo gy my laste[n] laueden van knuth schriuers
wegen Wente ick hebbe des geldes nu her tho donde Ick macke reyde na Reuell
vn[n]d wyll morgen van hyr vn[n]d wyl wild gadt nicht lange van hyr wesen
wyl gy wes mede vann Reuell hebben dat schriuet my vn[n]d hebbe gy Reuels
gelt dat sendet my her mede [...].
Also bittet Hans Moller von dem Münzmeister die ihm beim letzten Mal
versprochene Summe von 600 dänischen Mark, da er nun das Geld braucht, um
den nächsten Tag nach Reval zu segeln, und fragt, ob er aus Reval irgendwas
mitbringen sollte. Zugleich bittet er von dem Münzmeister auch um das
Revaler Geld, falls dies möglich wäre.
Da es sich um eine sehr kurzfristige Bitte handelt – das im Brief
Geschilderte sollte während eines einzigen Tages geschehen – scheint es
ganz klar, das beide, sowohl Hans Moller als auch Magister Leinhart, sehr
nah beieinander gewohnt haben mussten, mit einem Wort – in Turku. Was
die Worte vp Cust im Brief bedeuten sollen, bleibt unsicher. Sie beziehen
sich möglicherweise auf den Wohnungsort des Münzmeisters, z.B. konnte er
irgendwo auf der Küste gelebt haben, aber das ist nicht nachzuweisen.
Damit wissen wir, dass Meister Leinhart schon im Jahr 1522 in Turku
gelebt hat. Das bedeutet aber keinesfalls, dass er damals wirklich Münzen
geschlagen haben musste. Im Mittelalter war es üblich, dass die Leute nach
ihrem Profession genannt wurden, sogar wenn sie ihren Amt nicht ausübten.
Andererseits hat Leinhart gegebenenfalls seinem Mitbürger Geld (wobei es
sich um verschiedene Währungen handelte) geliehen, was typische Tätigkeit
eines tätigen Münzmeisters war. Diese Vermutung bestätigen jedoch auch
andere Umstände, die im Folgenden präsentiert werden.
Am 21. November 1526 hat der berühmte Graf Johan van Hoya wegen eines
seinen Untertanes namens Georg Münzer aus Viborg an den Revaler Rat ein
Schreiben mit folgendem Inhalt geschickt.6 Der genannte Georg Münzer
habe seligen Münzmeister Leinhart drittehalb Jahre treulich gedient, sei
aber von ihm unbezahlt geblieben. Weil Münzer aber vernommen habe, ein
Teil seines Guts noch bei dem Revaler Rat nachständig sei, hatte er den
Grafen gebeten, nach Reval zu schreiben, um seines Schadens nachzukommen.
Zwei Tatsachen ergeben sich aus diesem Brief. Erstens: Da der Münzmeister
zum Schluss des Jahres 1524 seine Prägetätigkeit in Reval beenden musste,7
hatte er vermutlich damals auch Georg Münzer entlassen. Das aber
bedeutet, dass dieser spätestens seit Mitte 1522 schon bei Herrn Magister
gearbeitet haben musste. Auch weist sein Nachname auf den Beruf hin,
obwohl wir das nicht mit voller Sicherheit behaupten können.
Das Jahr 1522 kennzeichnet überhaupt die Anfänge der Münzprägung in
ganzem Schwedischen Reich. In Uppsala, Arboga, möglicherweise auch in
Västerås hat man damals angefangen, Geld zu schlagen.8 Zu diesem Kontext
würde auch die Tätigkeit eines Münzmeisters in Turku gut passen, wenn es
da nicht einen Haken gäbe: Finnland befand sich von Mai 1522 bis August 1523
unter der Herrschaft des berüchtigten Seeräubers Søren (Severin) Norbys,
dem das ganze Westfinnland vom dänischen König verlehnt wurde. Angesichts
dieser Tatsache wäre eine schwedische Münzprägung in Turku damals völlig
ausgeschlossen. Wir kehren aber zu dieser Frage nochmal zurück.
Zweitens: Da der Münzmeister Leinhart „selig” genannt wurde, war er zum
Schluss des Jahres 1526 schon verstorben. Das aber steht im Widerspruch mit
einem anderen Brief, der schon vor langem veröffentlicht worden ist und
der einen Turkuer Münzmeister Namens Keynert Ponnemann in 1528 nennt.9
Diese zwei Namensformen – Leinhart Powermann und Keynert Ponnemann
sehen verdächtig ähnlich aus und es fragt sich, ob es bei ihnen sich nicht um
eine und dieselbe Person handeln könnte. Glücklicherweise ist der Aktstück
im Revaler Stadtarchiv bisher erhalten und leicht auszufinden.10 Tatsächlich
stehen da ganz klar der Name Leynert Pouwermann und die Jahreszahl
1524. Da es sich noch einige zusätzliche Lesefehler in der Widergabe des
Dokuments in FMU befinden, sei es erlaubt, den besprochenen Brief an dieser
Stelle nochmals zu veröffentlichen (Abb. 1):
Wy borger messter vnnde ratmann der sstat Abo doenn kunnt vnnde
bokennen ower mytz deyssenn onssenn oppene breff, dat vor vns is kammen,
dar vy to rechtte ssettenn, de besscheddenne ma[gister] messter Leynert
Pouwermann, etzont montzmesster hyr to Abo, vnnde hefft sick boklaghet
eytliker sscholde halue[n], de em Hans Moller sscholdych sy, alse nomelich
– vjc mark densch, de Hans Moller hefft vann em hallenn lattenn ann
ssefferinn montten, vor[?] de Hans Moller dem montz mester mester [sic!]
gelauet hefte ssueddes gelt vedder vor tosschaffen, des scholde em de
mo[n]tz mester eynn eytlik vp gelt geuenn, velck sswedes gelt Hanns Moller
enntffangen hefft De tyt van Torker Tommes, de de tyt he hoffmann vas vp
Abo; sso heff[t] for bonomet messter Leynert11 vor enn kommen latten Petter
vann Ackken, vnsse medde brodder, vnnde Ossewalt Pulle, vnnde het se
beydde by eren eyddenn manne latten was enn vytlick vere der ssaken halue;
So denn vor bonomede Petter vann Ackken vnnde Ossewalt Pulle hebben
aldar vor vnsz myt vt gestreckkennde armen vnnde vp gerychttene ffynger
lyfliken sswerende to gadde vnd synnen hylligenn vargemaket, dat dat en
dat wytlick is gelick alse dar vor gesschreuen steyt, dat enn Got so helppe
vnnde de hyligen. So it dann vor vns is getuget, so thugen vy eyt ffor o[...].
To orkonnde der vorheyt wy onsser stat singenet wytlikenn hyr vnder donn
dencken. Gegeuen vnnde geschreyuen eyn Abo Des myt vekens ffor sonnten
Egydie innt jar vnsses Herrenn 15 vnde 24.12
Damit verliert die Behauptung, es hätte am Ende der 1520er Jahren in
Turku ein Münzmeister Keynert Ponnemann tätig gewesen,13 jeglichen
Grund. Zwar hat Revaler Bürgermeister Jacob Richerdes um 1530 über
den neuen, in Finnland geschlagenen 4-lötigen Fyrken gesprochen,14 aber
wahrscheinlich hat er darunter doch die von ihm selbst in Reval in 1524
geprägten „finnischen“ Münzen gemeint, die wirklich 4-lötig waren. Darüber
hinaus kennen wir ja keine Turkuer Münzen, die zum oben behandelten
Zeitabschnitt passen.
Auch die „neuen Turkuer Örtugen”, die ein Finne Tymen Olofsson noch
in 1529 bei sich hatte und die er dem Revaler Kaufmann Helmich Ficke
verschuldete,15 waren offensichtlich als Arbeiten von Magister Leinhart
entstanden. Ein Ausschnitt aus dem Schuldbuch Fickes lautet:16
It[em] an[n]o d[om]i[n]i xxix vp sunte mertyn17
It[em] noch heft tyma[n] bj sick my hort an nug[en] abuwer orte – l Mrk
ryg[es]
it[em] hir vp heft tyma[n] i schryft myt myner hant her va[n] dusse[m]
gelde va[n] tyma[ns] moder eme an do sul[u]en gelde – xxxv Mrk.
Vermutlich handelt es sich hier um dieselbe 50 Mark an suedessche[m]
Gelde die Helmich Ficke an Pfingsten 1527 Herrn Tyman gegeben hatte und
wofür der Letztgenannte dem Revaler Kaufmann einige Kessel schaffen
sollte.18 Dass Ficke auch selbst solche Münzen bestellt haben konnte, beweist
die nachfolgende Eintragung in seinem Schuldbuch:19
It[em] an[n]o d[omi]n[i] xxiiij deß dyncdag[es] na sunte fycktor20 Do
leuede jck de muntte mester mester lenert Dar bertelt bohouwer by waße
lx Mrk lodych xij lot suluers de mrk lodych tho – xviij Mrk j frd dyt sal he
betalle[n] myt punyghen thusch[en] nu vn[d] wychnachte[n]
lopet dyt suluer in dat gelt jm xlviij Mrk xv ß ij d
it[em] vor dyt gelt dar vor djt baue[n] sch[reuen] suluer sal kome[n] ys
bertelt bomhower gut vn[d] sal my dat gelt leuern.
Es kann sich hierbei nur um die „finnische” Fyrken handeln, denn es
sind keine Revaler Münzen aus dem Jahr 1524 bekannt. Des Weiteren war der
städtliche Münzmeister Gert Konik auch seit 1522 weg aus Uppsala,21 und
Arnt Prall lieferte keine Münzen mehr aus der Münze aus.22. Jedenfalls
fiel es dem Kaufmann nicht einfach, das Geld aus der Münze zu bekommen.
Gegenüber der erwähnten Eintragung hat er später ganz grimmig
hinzugefügt:
it[em] djt teg[en] auer ghesch[reuen] gelt hebbe jck va[n] der munte
untfa[n]ge[n] vn[d] de munter holt syn wort alß en schorck.23
Also waren die finnischen Münzen in Reval allgemein bekannt als
schwedische. Es ist denkbar, dass um diese Zeit auch unter den anderswo als
„schwedisch” bezeichneten Münzen tatsächlich die „finnischen” zu verstehen
sind. Ob noch die 200 Mark an suedeschen ferck, die Ficke während des
Weihnachten von 1532 dem Münzmeister lieferte und von den er von jeder
Mark 2 Schillinge Aufgeld haben mochte,24 ebenfalls vom Meister Leinhart
geprägt waren, muss dahingestellt bleiben. Angesichts der Tatsache, dass
die in Reval gemünzten Fyrken 4-lötig, die neuen, seit 1531/2 geprägten
livländischen Schillinge aber nur 3-lötig waren,25 sollte das Aufgeld wohl
höher gewesen sein. Andererseits konnte es sich hier aber um verbotene
Münzen handeln, deren Besitz eine Strafe mitführen musste. Deswegen
musste es äußerst wünschenswert gewesen sein, sie wieder loszuwerden.
Noch eine Tatsache in dem oben zitierten Brief von 1524 verdient unsere
besondere Aufmerksamkeit. Ganz offensichtlich handelte es sich hier um
dieselbe Summe, die Hans Moller im Jahr 1522 von dem Münzmeister geliehen
hatte – 600 Mark dänisch. Wichtig ist jedoch, dass sie aus den Münzen
bestand, die Søren Norby prägen lassen hatte (an ssefferinn montten). Vor
kurzem hat Tuukka Talvio in einem sehr aufschlussreichen Aufsatz die in
Finnland gefundenen Münzen Søren Norbys untersucht und ihr Vorkommen
analysiert. Es gibt nicht viele Funde, bloß 17 Münzen, dabei alle Schillinge,
doch sind sie alle (mit einer Ausnahme) in der Umgebung Turkus entdeckt
worden.26 Normalerweise enthalten die Legenden der Schillingen Norbys ein
S-ähnliches Zeichen, was auf den Namen des damaligen Wisbyer Münzmeisters
Hans Seyer hinweisen dürfte.27 Es gibt jedoch auch eine andere Münzgruppe,
die anstatt gotischer Schrift schon das moderne Antiqua trägt und in der
Legende eine Buchstabe L aufweist.28 Und eben diese Münzgruppe (mit nur
zwei Ausnahmen) herrschte in Finnland konkurenzlos vor.29
Anhand dieser Analogie könnten wir mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit annehmen, dass der andere Münzmeister, der die um
Turku gefundenen norbyschen Schillinge geprägt hatte, einen Namen
mit L getragen hat. Tatsächlich gab es in Turku 1522 unseren Münzmeister
Leinhart, der in demselben Jahr auch sefferinn montten ausgeliefert hat.
Darüber hinaus hat er ein Jahr später, 1523, seine erste schwedische Öre
den L-Schillingen Norbys sehr ähnlich beschriftet. Also weisen sowohl
die Fundtopographie, die Anfangsbuchstabe des Münzmeisternamens als
auch die Beschriftung der in Finnland gefundenen Norby-Münzen auf ihre
Entstehungsort in Turku hin. Unter den Umständen, dass Søren Norby außer
Wisby auch noch in Landskrona und Ronneby Geld prägen ließ,30 ist das
nicht überraschend. Aller Anschein nach hat Münzmeister Leinhart mit der
Anfertigung der Münzen sogar früher begonnen, als bisher angenommen,
und zwar schon im Jahr 1522 und nicht 1523. Welche Gründe Leinhart dafür
haben konnte, bleibt unklar, aber vielleicht sind auch hier wie anderswo die
Bedürfnisse der Söldner einzubeziehen.31
Doch bleibt mit dieser Theorie unbeantwortet, warum dann die ersten, in
Turku geprägten Münzen Norbys den gotländischen Lamm auf der Rückseite
haben, also die Wisbyer Münzen nachahmen, derer Prägung bekanntlich erst
ein Jahr später begonnen hat.32 Andererseits gibt es aber keinen Grund, warum
Søren Norby schon in 1522 auch in Wisby nicht das Geld schlagen konnte. Es
war doch schon seit 1517 sein Wirkungsgebiet.33 Der Behauptung Peder Swarts,
dass seine Münzprägung vtom alla Konungars och Förstars tilstond loff
eller minne geschah,34 darf man nicht allzu großes Vertrauen schenken.
Nils Ludvig Rasmusson hat seinerzeit sich gewundert, dass schon nach zwei
Wochen nach dem Königs Christiern II. Flucht im April 1523 Sóuerins mynt in
den stockholmischen Rechnungen vorkommen.35 Georg Galster hat versucht,
dies mit einem schon früher geschlossenen Abkommen zwischen Admiral und
König zu erklären.36 Søren Norby hat nämlich selbst am 14. September 1523 dem
König Christiern II. geschrieben und Silber für seine Münzung gefordert.37
Das aber bedeutet, dass seine Tätigkeit keinesfalls unrechtmäßig und
heimlich war, sondern mit dem Erlaubnis und der Vollmacht des Königs
statt fand. Also konnte er ebensogut auch 1522 mit dem Münzen in Wisby
angefangen haben.
❧ Fassen wir die Resultate unserer Quellenstudie zusammen. Nach einigen
im Revaler Stadtarchiv erhaltenen Briefen hat Münzmeister Leinhart
Pauwermann im Jahr 1522 in Turku gewohnt und da möglicherweise für Søren
Norby Schillinge nach gotländischem Muster geprägt. Das aber bedeutet,
dass auch die Münztätigkeit Norbys in Wisby schon in diesem Jahr begonnen
haben muste. Nach der Münzaffaire des Revaler Bürgermeisters Jacob
Richerdes in 1523–1524 ist Meister Leinhart irgendwann zwischen 1525 und 1526
gestorben. Der in 1528 angeblich erwähnte Münzmeister Keinert Ponnemann
ist eine fiktive Person, die infolge der falschen Lesung des bezüglichen
Schreibens entstand. Es gibt keine, weder schriftliche noch numismatische
Belege für eine Münztätigkeit Gustav Vasas in Turku in den Jahren 1525–1556.
ABSTRACT
Contacts between the mints in Tallinn (Reval) and Finland in 1520sThe paper discusses some written sources from the Tallinn City Archives dealing with minting in Turku
by mintmaster Leinhart Pauwermann who is known to have struck coins for Tallinn's burgomaster
Jakob Richerdes in Turku and Tallinn in 1523–1524. The sources suggest that in 1522 Leinhart Pauwermann
permanently lived in Turku and most probably minted shillings of the Visby type (but with the character
L as the minter's sign) for the famous pirate Søren Norby who was granted Western Finland by the King
of Denmark. This means that Norby's minting should have started in Visby, too, in 1522 at latest, instead of
1523 as was believed before. Also, closer scrutiny of the sources reveals that there was no such mint master
as Keynert Ponnemann in Turku in 1528. The corresponding document dates from 1524, in fact, and names
the well-known mintmaster Leinhart Pauwermann, who is referred to as having died in 1526 according to
another letter.
ANMERKUNGEN UND LITERATURVERZEICHNIS / NOTES AND BIBLIOGRAPHY
1 Konung Gustaf den Förstes Registratur 3, 134.
2 Leimus, I. Jacob Richerdes’ myntningsaffär i Finland och i Reval. Historisk Tidskrift för Finland 1984:2, 107–122.
3 Russwurm, C. Revals Münzrecht und Münze. Beiträge zur Kunde Ehst-, Liv- und Kurlands 3, H. 1. Reval 1882, 93.
4 Am 3. September 1522.
5 Tallinna Linnaarhiiv (TLA), f. 230, n. 1, A.a.18, Fol. 69.
6 TLA f. 230, n. 1, s. B.B.1, Fol. 7.
7 Leimus 1984, 114.
8 Lagerqvist, L. O. Äldre vasatid. Myntningen i Sverige 995–1995. Numismatiska Meddelanden 40. Stockholm
1995, 128.
9 Finlands Medeltidsurkunder (FMU) 6424.
10 TLA f. 230, n. 1, s. B.C. 1 II, fol. 8. Ich bedanke mich herzlich bei Dr. Tiina Kala für eine schnelle und
ergebnisvolle Hilfe.
11 Hier und nur hier sieht die Anfangsbuchstabe des Namens wirklich unterscheidlich aus und erinnert an
ein ’k’.
12 Am 31. August 1524. Also befand Magister Leinhart sich noch in August in Turku und ist etwas später nach
Reval gezogen, als ich früher annahm.
13 Sarvas, P. Två unika Åbo-mynt. Nordisk Numismatisk Unions Medlemsblad 4/1995, 54; Lagerqvist 1995, 131.
14 Leimus 1984, 114, 115.
15 Vgl. Kerkkonen, G. Borgare och bondeseglare. Handelssjöfart på Reval genom och i SV-Finlands skärgård
under tidigt 1500-tal. Historiallisia Tutkimuksia 106. Helsingfors 1977, 113.
16 TLA f. 230, n. 1, s. A.f.17, Fol. 53 (109).
17 Am 11. November 1529.
18 TLA f. 230, n. 1, s. A.f.17, Fol. 45 (93).
19 TLA f. 230, n. 1, s. A.f.33, Fol. 222 v.
20 Am 13. Oktober 1524.
21 Z. B. Leimus, I. Några anteckningar beträffande Gustav Vasas myntning i Uppsala. Svensk Numismatisk
Tidskrift 3/1996, 52–54.
22 Tallinna mündiraamatud 1416–1526 / Revaler Münzbücher 1416–1526. Tallinna Linnaarhiivi toimetised 3 /
Veröffentlichungen des Stadtarchivs Tallinn 3. Välja andnud / Hrsg. I. Leimus. Tallinn 1999, 193–196.
23 TLA f. 230, n. 1, s. A.f.33, Fol. 223.
24 TLA f. 230, n. 1, s. A.f.35, Fol. 41v.
25 Leimus, I. Das Münzwesen Livlnds im 16. Jahrhundert (1515–1581/94). Stockholm Studies in Numismatics 1.
Stockholm 1995, 23.
26 Talvio, T. The coins of Søren Norby in Finnish finds. Magister Monetae. Studies in Honour of Jørgen Steen
Jensen. Ed. M. Andersen, H. W. Hornæs, J. Chr. Moesgaard. Publications of the National Museum. Studies in
archaeology and History 13. Copenhagen 2007, 203–206.
27 Hauberg, P. Gyllands Myntvæsen. Kjøbenhavn 1891, 67, Nr. 114–116; Rasmusson, N. L. Kring en myntmästare
i Sören Norbys tjänst. Nordisk Numismatisk Unions Medlemsblad 1961, 87–96; Lagerqvist, L. O. Svenska mynt
under vikingatid och medeltid samt gotländska mynt. Stockholm 1970, 155. In disem Zusammenhang verdient
unsere Aufmerksamkeit die Tatsache, dass der Name eines Münzergesells in Turku – Hans Slessyger (FMU
6165) – den Namen des Wisbyer damaligen Münzmeisters Hans Seyer ziemlich nahe kommt, besonders wenn
wir die Aussprache der Beiden in Betracht ziehen. Ist das bloß ein Zufall oder handelt es sich um eine und
dieselbe Person?
28 Hauberg 1891, 67, Nr. 117–118.
29 Talvio 2007, 204.
30 Rasmusson 1961.
31 Hauberg 1891, 49.
32 Hauberg 1891, 49; Galster, G. Unionstidens udmøntninger. Danmark og Norge 1397–1540, Sverige 1363–1521.
København 1972, 37.
33 Ebenda.
34 Zitiert nach Rasmusson 1961, 92.
35 Rasmussen 1961, 91–92.
36 Galster 1972, 37.
37 Hauberg 1891, 49, Anm. 2.