Soziologische Zeitdiagnosen als „Publikumsmagneten“: Gegenwartsdiagnostische...
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Soziologische Zeitdiagnosen als „Publikumsmagneten“: Gegenwartsdiagnostische Argumentationsmuster und deren massenmediale Anschlussfähigkeit
Fran Osrecki 37. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Trier, am 09.10.2014
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Public Sociology: Burawoys Konzept (2004, 2005)
n Moderne Soziologie differenziert in vier Felder Akademisches
Publikum Nicht-akademisches Publikum
Instrumentelles Wissen
Professionelle Soziologie
Anwendungs-bezogene Soziologie
Reflexives Wissen
Kritische Soziologie
Public Sociology
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Die Agenda
n Soziologie als „Feld der Macht“ n Dominanz der „professionellen Soziologie“ n Schwache öffentliche Wahrnehmung des Faches n V.a. „öffentliche Soziologie“ soll langfristig ein wichtigerer Status
zukommen n „Öffentliche Soziologie“ hat zwei Gesichter:
à „traditionelle öffentliche Soziologie“: öffentliche Intellektualität, nicht-intendierte
Popularisierung wissenschaftlichen Wissens à „public sociology“: organische Intellektualität, intendiertes öffentliches
Engagement mit zivilgesellschaftlichen Akteuren zum Zwecke der Lösung lebensweltlicher Probleme
à Professionelle Soziologie als „sine qua non“ öffentlicher Soziologie
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Kritik und Zustimmung
n Kritik: à Idealisiertes Bild der Zivilgesellschaft à Organische Intellektualität inkompatibel mit Objektivitätsansprüchen:
zu normativ à Zu starke Orientierung an „professioneller Soziologie“: zu wenig
normativ à Neuauflage des Streits um Werturteilsfreiheit
n Zustimmung: à Soziologie fehle gute Öffentlichkeitsarbeit à Kaum Diskussionen über Publizität der Soziologie
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Soziologie in den Massenmedien
n Findet als Thema kaum Berücksichtigung n Soziologie der Massenmedien: marginales Phänomen vor
dem Hintergrund technischen Medienwandels n Wissenschaftsforschung: v.a. an Naturwissenschaften
interessiert n „Verwaistes“ Thema à „Relativ“ selten Thema des Wissenschaftsjournalismus à Soziale Probleme à ZEITDIAGNOSTIK
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Soziologische Zeitdiagnostik: einige unklare Bestimmungen
n Stilistische Definitionen: „pointierte“, „essayistische“, „polemische“ Beschreibung sozialen Wandels à erlaubt keine soziologische Definition
n „Beschreibungen der gegenwärtigen Gesellschaft in ihrer Gesamtheit“: à erlaubt keine klare Unterscheidung zu Gesellschaftstheorien
n „Makrotheorien mit relativ geringem Abstraktionsgrad“ à schwierige Operationalisierung
Vorläufige Definition: Zeitdiagnosen als Gesellschaftsbeschreibungen, die für die Gegenwart Epochenbrüche konstatieren
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Zeitdiagnostik als massenmediales Genre
n Neben „sozialen Problemen“ DAS soziologische Genre mit der höchsten massenmedialen Beachtung
à Aktualitätsbezug: gegenwärtig sich vollziehende Epochenschwellen à Neuigkeitswert der Analysen
à Inklusivität der Themenwahl: ein neues Prinzip durchdringt alle Bereiche der Gesellschaft à garantiert breite Leserschaft
à Soziale Wettervorhersage: auf dem Weg in die …gesellschaft à garantiert Informationsbereitschaft
à Avantgarde-Milieus: Leser sind die Vorreiter einer neuen Epoche à stellt trotz Abstraktheit lokalen Bezug her
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Zeitdiagnostik als hybrides Genre
n Retrospektiver Realismus à Stilisierte Darstellung der Vergangenheit à Reduktion der Vergangenheit auf einen idealisierten Typus, von
dem sich die Gegenwart radikal unterscheiden kann
à Verdinglichung von umstrittenen Theorien über Vergangenheit
Drei Funktionen: 1. Sozialer Wandel als disruptiv à Neuigkeitswert sozialen Wandels 2. Konziliantes Angebot an Dogmatiker
3. Bezug zum akademischen Diskurs
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Was lernt man daraus?
n Relativ hohe Autonomie der Massenmedien: à auch wenn über Gesellschaft in ihrer Gesamtheit kommuniziert wird, registrieren das Massenmedien nur, wenn es in der Sprache der Massenmedien passiert à Gesellschaft als Ganzes kann als Nachricht verarbeitet werden à Risiko öffentlicher Soziologie: Überbetonung von Neuheiten, Geschichtsvergessenheit
n Relativ niedrige Autonomie der Soziologie: à Beschreibungen der Gesamtgesellschaft werden oft erst über den Umweg der Massenmedien zu Themen der akademischen Soziologie
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Herausforderungen an die Wissenschaftsforschung
n Im Falle der Soziologie kann nicht mit Handlungsmodellen der Wissenschaft gearbeitet werden, die ausgehen von:
à Intentionaler Grenzarbeit à Ausschluss von Laien à Intentionaler Professionalisierung à Intentionalem Objektivierung von Wissen à Intentionalem Rückzug auf „reine“ Wissenschaft
Zeitdiagnostik zeigt das Scheitern all dieser Bemühungen in der Soziologie