M. Flück, „… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren...

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Monografien der Stadtarchäologie Wien

Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung undWeitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

Monografien der Stadtarchäologie Wien

Band 7

I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung undWeitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

Ingeborg Gaisbauer/Martin Mosser (Bearb.)

Straßen und Plätze.

Ein archäologisch-historischer Streifzug

Wien 2013

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Impressum

Herausgeber: Stadtarchäologie Wien. Leitung: Karin Fischer Ausserer

Umschlag: Fotos: Wien, Knoten Inzersdorf: Stadt Wien, MA 41 – Stadtvermessung; Wien, Freyung, mittelalterliches Pflaster: Christine

Ranseder

Umschlaggestaltung: Martin Mosser, Christine Ranseder

Redaktion: Ursula Eisenmenger-Klug, Ute Stipanits

Gestaltung: Christine Ranseder

Satz: Roman Jacobek

Druck: Robitschek & Co. Ges.m.b.H., 1050 Wien

Auslieferung/Vertrieb: Phoibos Verlag

Anzengrubergasse 16/9, A-1050 Wien, Austria

Tel.: (+43) 1/544 03 191; Fax: (+43) 1/544 03 199

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[email protected]

Kurzzitat: MSW 7

© Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

Druckausgabe: ISBN 978-3-85161-103-8

E-Book (PDF): ISBN 978-3-85161-104-5; DOI http://dx.doi.org/10.7337/3851611045

Wien 2013

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

Alfred Schäfer, Straßenerschließung in der südlichen Vorstadt der ColoniaClaudia Ara Agrippinensium – Köln 9

Thomas Frank, Dendrochronologie der römerzeitlichen Holzfunde vomWaidmarkt in Köln 23

Georg Breitner/Maja Bettina Bremen, Das römische Straßennetz in Trier:Perspektiven neuer Forschungen 33

Matthias Flück, „… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein dieHeerstrassen und die Fähren …“. Straßen und Plätze in und um das römischeLegionslager Vindonissa (Windisch, Schweiz) 43

Julia Kopf/Karl Oberhofer, Alte und neue Forschungsergebnisse zur Hauptstraßeder römerzeitlichen Siedlung Brigantium/Bregenz 65

Ronald Risy, Straßen und Plätze in und um Aelium Cetium – St. Pölten,Niederösterreich 89

Michaela Kronberger/Martin Mosser, Die Straßen von Vindobona 107

Christian Gugl, Straßen und Platzanlagen in römischen Lagervorstädten, ausCarnuntiner Sicht betrachtet 157

Sergiy Taranenko, Streets and Roads in Kyiv from the 10th to the 13th Century:Procedure of Identification 181

Martin Mosser/Ingeborg Gaisbauer/Sigrid Czeika/Sabine Jäger-Wersonig, „… es istser ibler weg gewest …“. Alte Wegeverbindungen südlich von Wien 201

Anhang 247Abkürzungsverzeichnis 247AutorInnen 249

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Vorwort

Im Bestreben, sich über stadtarchäologische Themenkomplexe und Fragestellungen mit vergleichbaren Insti-tutionen auszutauschen, initiierte in den Jahren 2008 und 2009 das Budapester Aquincum Museum gemeinsammit dem Wien Museum und der Stadtarchäologie Wien zwei Workshops in den jeweiligen Städten. Derintensive Erfahrungsaustausch berührte neben Fragen der Organisation, rechtlichen Gesichtspunkten undÖffentlichkeitsarbeit vor allem auch wissenschaftliche Aspekte, die durch die relativ gut vergleichbare histo-rische Entwicklung von Budapest und Wien zu neuen Anregungen und Forschungsansätzen führten.1 Fragenzur Siedlungsentwicklung, die Kontinuitätsproblematik und schließlich spezielle, auf die typisch städtischeInfrastruktur ausgelegte Themen wie Stadtbefestigung, Wasser- und Rohstoffversorgung, Architektur undVerkehr etc. sind Inhalte, die von den beiden Veranstaltern in der Folge auch mit Institutionen anderervergleichbarer Städte diskutiert werden wollten. Hierzu bot sich der jährlich von der Stadtarchäologie Wienveranstaltete Kongress (Conference on Cultural Heritage and New Technologies) mit einer eigenen „stadt-archäologischen“ Session geradezu an. Im Jahr 2010 gelang erstmals das Vorhaben, entsprechende Themenaus der Sichtweise von Archäologen verschiedener mitteleuropäischer Städte in Überblicksreferaten zu präsen-tieren.2 In der Schlussdiskussion waren es die beiden Schweizer Tagungsteilnehmer Dölf Wild und ArmandBaeriswyl, die den Vorschlag unterbreiteten, für eine kommende Konferenz als Spezialthema aus stadtarchäo-logischer Sicht sich dem Themenkomplex „Straßen und Plätze“ zu nähern. Die Idee wurde von den Veran-staltern bereitwillig aufgenommen und ein Jahr später in die Tat umgesetzt. Unverhofft konnte gerade im Jahr2011 die Stadtarchäologie in Wien durch zwei recht spektakuläre Straßenneufunde einen neuen Forschungs-schwerpunkt setzen, der – fast zufällig – ausgezeichnet zum Tagungsthema passen sollte. Zahlreiche nationaleund internationale Beiträge regten zu Erfahrungsaustausch und intensiven Diskussionen an, die schließlich,neben der üblichen Veröffentlichung der Tagungsbeiträge,3 zur Idee einer eigenen ausführlichen Sammel-publikation zum Thema „Straßen und Plätze“ führten. In diesem Kontext waren durchaus auch epochenüber-greifende Artikel eingeplant, in denen auf bestimmte Themenkomplexe fokussiert werden sollte. FolgendePunkte sollten besondere Beachtung finden:1) Kontinuität und/oder Diskontinuität von Straßen und Plätzen; kurzfristige oder langfristige Nutzung vonWegenetzen; warum werden Straßen und Plätze aufgegeben, warum weitergenutzt?2) Funktionalität: Welchen Zweck erfüllen Straßen und Plätze innerhalb/außerhalb eines Siedlungsraumes?Probleme der Interpretation archäologischer Überreste von Wegen, Straßen und Plätzen. Wie sehen ihreOberflächen aus? Wovon hängt ihre Gestaltung ab? Welche Entwicklungen sind erkennbar? Welche Fundewurden geborgen und welche Merkmale weisen sie auf? Frage nach dem Verlauf der Straßen und ihrerBeeinflussung durch die Geländeform. Wie können Straßenverläufe bzw. Wegenetze in Städten und ihremUmland rekonstruiert werden?3) Methodik: Welche archäologisch/historischen „Werkzeuge“ stehen zur Verfügung, um Straßen und Plätzeinterpretieren zu können. Stichwort: archäologische Methoden (Grabung, Luftbildauswertung, Georadar …),naturwissenschaftliche Analysen, Quellenkunde, rechtliche Fragestellungen (Eigentumsverhältnisse: öffent-lich/privat); Begriffsdefinitionen.Auch wenn nicht alle hier angeführten Punkte von den AutorInnen gleichermaßen abgedeckt werden konnten,so ist in den hier vorliegenden Aufsätzen doch in gewisser Weise ein roter Faden zu erkennen, indem diegenannten Fragestellungen zur Diskussion gebracht werden. Dass der chronologische Schwerpunkt auf Ver-kehrswegen der Römerzeit, der geografische auf dem mitteleuropäischen Raum liegt, war nur bedingt so

1 Vgl. Vindobona–Aquincum. Probleme und Lösungen in der Stadtarchäologie. Budapest, 20.–22.11. 2008. Aquincum Nostrum II 5(Budapest 2009); Vindobona–Aquincum. Herausforderungen und Ergebnisse in der Stadtarchäologie. Wien, 3.–4.12. 2009. AquincumNostrum II 6 (Budapest 2010).

2 Proceedings of the 15th International Conference on Cultural Heritage and New Technologies, November 15–17, 2010 (Wien 2011)11–105.

3 Proceedings of the 16th International Conference on Cultural Heritage and New Technologies, November 5–7, 2011 (Wien 2012).

Vorwort 7

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geplant und ergab sich in dieser Form durch die entsprechenden Ab- und Zusagen der Beitragenden. Auffallenwird, dass Wien mit zwei im Durchschnitt weit ausführlicheren Aufsätzen vertreten ist. Wir hoffen, dass dieMitautorInnen ein Nachsehen mit den OrganisatorInnen der Publikation haben, welche hier den „Heimvorteil“nutzten, um einerseits den neuesten Forschungsstand zu den römischen Straßen im Wiener Raum zusammen-zufassen und andererseits eine für Wien bislang einmalige, vollständig vorgelegte archäologische Dokumen-tation eines spätmittelalterlich/neuzeitlichen Straßenabschnittes zu präsentieren. Darüber hinaus sind Beiträgezu den Straßen bzw. spezifischen Platzanlagen von drei römischen Legionsstandorten (Vindonissa, Vindobonaund Carnuntum) enthalten, im Weiteren wurden für die Städte Köln, Trier, Bregenz und St. Pölten dasjeweilige noch rekonstruierbare römische Straßennetz, zum Teil anhand von Fallbeispielen jüngerer Gra-bungen, analysiert. Dabei konnte vielfach Bezug auf teilweise vorhandene mittelalterliche Weiternutzungengenommen werden, wobei das im Mittelalter entstandene, archäologisch nachweisbare Straßennetz von Kiewin diesem Rahmen eine Sonderstellung einnimmt. Wir hoffen, dass mit diesem Buch für alle Interessierten einüberaus spannender und lesenswerter Querschnitt zum Thema „Straßen und Plätze“ vorliegt, der trotz vielerdazu bereits erschienener Publikationen aufgrund der genannten Schwerpunktsetzungen zu stadtarchäologi-schen Themen zahlreiche neue wissenschaftliche Aspekte aufgreift und weiterentwickelt.

Ingeborg Gaisbauer/Martin Mosser/Sylvia Sakl-Oberthaler

8 Vorwort

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„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein

die Heerstrassen und die Fähren …“1

Straßen und Plätze in und um das

römische Legionslager Vindonissa (Windisch, Schweiz)

Matthias Flück

Die Entdeckung des Legionslagers und seiner Straßen

Die Untersuchung von Straßen im Legionslager Vindonissa hat in der Anfangsphase der Erforschung desLegionslagers zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Primär wurden in dieserZeit die Befestigungsanlagen mit den entsprechenden Torbauten gesucht und gefunden.2 Nach einem erstenStraßenaufschluss im Lagerzentrum 18983 wurden die ersten Straßenabschnitte denn auch im Zusammenhangmit den Ausgrabungen am Nordtor (1906)4, Westtor (1919)5 und Südtor (1921/22)6 freigelegt (Abb. 1).Dadurch war es S. Heuberger, einem der Pioniere der Vindonissa-Forschung, bereits 1908 möglich, denVerlauf der nordsüdlichen Lagerhauptstraße zu rekonstruieren.7 Große Bedeutung wurde der Erforschungder Straßen vor allem bei der Frage nach der Orientierung des Lagers und der Benennung der Straßenachsenund Tore zugemessen. Da die Lokalisierung des Praetoriums bis in die 1960er Jahre nicht sicher war, ist dieheute als via decumana/via praetoria angesprochene, nordsüdliche Lagerhauptstraße zu Beginn der Vindo-nissa-Forschung als via principalis bezeichnet worden.8 Diese Benennung findet ihre Ursache in der vermeint-lichen Lokalisierung des Praetorium im Bereich des nachmalig als Lagerheiligtum identifiziertenGebäudekomplexes unmittelbar nordwestlich des groma-Kreuzungspunktes.9 In seiner Monographie von1935 publizierte R. Laur-Belart erstmals eine zusammenfassende Übersicht über die damals bekannten Stra-ßenbefunde von Vindonissa. Bei der via praetoria/decumana werden die relativ bescheidene Straßenbreite von3,6–4,5 m, die beidseitig der Straße gebauten steinernen Abwasserkanäle sowie die Bauweise aus einemUnterbau mit großen Kieseln und einer „nur 10 cm starken Kiesschicht“10 ausführlich thematisiert. Auchein unter der Straße verlaufender Graben, ebenfalls als Abwasserkanal angesprochen, wird erwähnt. Wieneuere Ausgrabungen und Auswertungen eines Teilstückes dieser Straße zeigten, gehören der Kiesel-Unterbauund der Abwassergraben unter der Straße zu einer älteren Bauphase dieser Straße (Abb. 2).11

Die heute als via principalis bekannte westöstliche Lagerhauptstraße wurde in Anlehnung an das 1919 ent-deckte Westtor als „Westtorstrasse“ bezeichnet. Dass diese Straße mit bis zu 7,4 m Breite inklusive derseitlichen Straßenkanäle deutlich breiter ausfällt als die nordsüdliche Straße hinderte R. Laur-Belart nichtdaran, diese weiterhin als via principalis zu bezeichnen.12 Auch über die „Westtorstrasse“ wurden früh

1 Beschreibung der verkehrsgeografischen Lage von Vindonissa-Windisch bei Koprio 1911, 174.2 M. Hartmann, Vindonissa. Oppidum – Legionslager – Castrum (Windisch 1986) 11–23; Ch. Meyer-Freuler, „… auf diesem unver-

gleichlich schönen Ausgrabungsfeld“. Die frühen Grabungen in Vindonissa und das Interesse der deutschen Archäologen an derErforschung des Legionslagers bis zum 1. Weltkrieg. In: Ch. Ebnöther/R. Schatzmann (Hrsg.), Oleum non perdidit. Festschr. fürStefanie Martin-Kilcher zu ihrem 65. Geburtstag. Antiqua 47 (Basel 2010) 23–35.

3 Windisch-Breite 1898. Vgl. E. Fröhlich, Bericht über die Ausgrabungen zu Windisch im Jahre 1898. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 1,1899, 184.

4 Windisch-Nordtor 1905–1907 (V.05.1). Vgl. Heuberger 1907.5 Windisch-Westtor 1919–1920 (V.19.1). Vgl. S. Heuberger, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1918. II. Auf der

Suche nach dem Westtore. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 22, 1920, 3–11; ders., Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre1919. Am Westtore des Legionslagers. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 23, 1921, 76–88.

6 Windisch-Südtor 1921–1922 (V.21.1). Vgl. Heuberger/Fels 1923.7 Heuberger 1909, 43–44. Zur Forschungsgeschichte der nordsüdlichen Lagerhauptstraße vgl. Trumm/Flück (im Druck).8 Vgl. die Diskussion in Heuberger/Fels 1923.9 Vgl. etwa Laur-Belart 1935, 44–46 Taf. 2; 16; Lawrence 2009, 4–6.10 Laur-Belart 1935, 38.11 Trumm/Flück (im Druck).12 Laur-Belart 1935, 40–41.

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Einzelheiten zur Bauweise bekannt: Beidseitig wird der Kieskoffer der Straße von gemauerten Abwasserkanä-len begleitet, auf denen ehemals steinerne Abdeckplatten und steinerne Säulenbasen lagen.13 Der ungewöhn-liche Verlauf der westöstlichen Lagerhauptstraße mit dem leichten Knick nach Nordosten im Bereich derPrincipia bzw. des Praetoriums veranlasste R. Laur-Belart dazu, diese Straße als „verkehrsfeindlich“ zu be-zeichnen.14

Im Verlaufe der ersten Jahrzehnte der Erforschung des Legionslagers wurden an verschiedenen Stellen auchAufschlüsse von Lagergassen dokumentiert, die zusammen mit den wachsenden Erkenntnissen zur Innen-bebauung des Lagers das Bild der inneren Gliederung des Lagers entstehen ließen (Abb. 3).15

Während sich das Straßenraster der Legionslager der 21. und 11. Legion aus der zweiten Hälfte des 1. Jahr-hunderts mit der Zeit durch zahlreiche lokale Nachweise verdichtete und in seiner Interpretation plausiblerwurde, bleibt die Straßenführung in den Lagern der 13. Legion aus tiberisch-claudischer Zeit noch mit vielen

13 Laur-Belart 1935, 40–41; Fellmann 1955–1956, 7–12; Bellettati/Meyer-Freuler 1994.14 Laur-Belart 1935, 41.15 Laur-Belart 1935, 41–42.

Abb. 1: Gesamtplan der bekannten archäologischen Befunde des späten 1. Jh. in Vindonissa (Stand 2012). Die Nummern bezeichnen dieStraßen und Plätze der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. in Tab. 1–4 (M 1:8000) (Plan/Plangrundlage: M. Flück/R. Bellettati, Kantons-archäologie Aargau).

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Fragezeichen behaftet. Die nordsüdliche Lagerhauptstraße (via praetoria/via decumana) scheint bereits imjüngsten Lager der 13. Legion an derselben Stelle verlaufen zu sein, wie dies im Lager der 21. und 11. Legionder Fall war.16 Die westöstliche Lagerhauptstraße (via principalis) hingegen befand sich nachweislich nichtauf demselben Trassee, wie diejenige der 21. und 11. Legion.17 Aufschlüsse im Bereich der Principia der 21.und 11. Legion deuten an, dass die Vorgängerstraße vermutlich nur wenige Meter weiter nördlich verlief.18

In den folgenden Jahrzehnten der Vindonissa-Forschung wurden immer wieder Teilstücke von Haupt- undNebenstraßen innerhalb des Lagers ausgegraben und dokumentiert, eine ausführliche Synthese der verschiede-nen Befunde steht allerdings bis heute aus.

Straßen intra muros

Aufgrund von neueren Grabungs- und Auswertungsergebnissen im Südteil des Legionslagers lassen sichausgewählte Straßenbefunde des gesamten 1. Jahrhunderts vergleichen (Tab. 1, Abb. 1). Von den Lager-hauptstraßen steht die West-Ost-Verbindung via principalis zumindest in ihrem östlichen Teil in der Konti-nuität einer spätlatènezeitlichen Straße aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.19 Im Gegensatz dazu scheint dienordsüdliche Lagerhauptstraße (via decumana/via praetoria) erst mit der Anlage des ersten Legionslagersex nihilo errichtet worden zu sein. Über die Zeit der militärischen Besatzung des 1. Jahrhunderts n. Chr. hinausbestand vermutlich insbesondere die West-Ost-Straßenverbindung weiter, während die nordsüdliche Straßevermutlich nur noch im Bereich der Kreuzung mit der West-Ost-Straße in Benutzung blieb. Gerade auf dem

16 Trumm/Flück (im Druck).17 Bellettati/Meyer-Freuler 1994, 22–23.18 Hagendorn et al. 2003, 140; Trumm 2010, 44 Abb. 5 (hier ist neben dem betreffenden Straßenabschnitt im Lagerzentrum auch der

Verlauf der jüngeren via principalis eingetragen).19 Vgl. den Nachweis eines Tores innerhalb der spätlatènezeitlichen Pfostenschlitzmauer, welches genau im Bereich der späteren via

principalis des Legionslagers liegt (Pauli-Gabi 2004, 14–19). Die Lage eines spätlatènezeitlichen Gräberfeldes könnte auf einewestliche Ausfallstraße im Bereich der späteren via principalis hindeuten (Pauli-Gabi et al. 2006, 85; 87 Abb. 5); ebenso derAusschnitt einer spätlatènezeitlichen Straße östlich außerhalb des späteren Legionslagers (M. Roth, Die keltischen Schichten ausder Grabung Risi 1995 Nord und deren Parallelisierung mit anderen Fundplätzen. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2000, 12–18).

Abb. 2: Rekonstruktionszeichnung zur Situation an der via praetoria zur Zeit der 21. Legion (45/47–69 n. Chr.) (Zeichnung: Ph. Bürli,Kantonsarchäologie Aargau).

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südlichen Abschnitt dieser Straße sind in neueren Grabungen Befunde im Bereich der Straße nachgewiesen,die auf eine Außerbetriebnahme im Verlauf des späten 2. Jahrhunderts bis zum frühen 3. Jahrhundert hindeu-ten.20 Auch für Lagergassen abseits der Hauptverbindungsstraßen des Legionslagers ist bereits ab der zweitenHälfte des 2. Jahrhunderts – rund 50 Jahre nach dem Abzug der 11. Legion – ein Überbauen der Straßen mitGebäuden in Pfostenbauweise belegt.21 Die via sagularis ist auf allen Seiten des Lagers mehrfach belegt; auchfür sie ist in der Zeit nach der Aufgabe des Legionslagers keine Kontinuität, teilweise sogar das Überbauen mitHolzgebäuden nachgewiesen.22 Als einzige Straße des Legionslagers „überlebt“ der Ostteil der via principalisbis heute als östlicher Teil der Dorfstraße. Die Aufgabe des Westteils ist ziemlich sicher mit dem Bau desKlosters Königsfelden 1308 und der Neugliederung des entsprechenden Areals im Westteil des ehemaligenLegionslagers zu erklären.23

Plätze intra muros

Offene Platzanlagen24 sind innerhalb der Legionslager des 1. Jahrhunderts in Vindonissa kaum bekannt. Nebenden teilweise großflächigen Innenhöfen von Großbauten (Tab. 2, Abb. 1) gelang jüngst für die Zeit der Lagerder 21. und 11. Legion der Nachweis eines möglicherweise unbebauten Platzes.25

20 Trumm/Flück (im Druck).21 Trumm/Flück (im Druck).22 Trumm/Flück (im Druck).23 Koprio 1911, 81; Baumann 1983, 25–75 bes. 41–42.24

„Platz“ wird hier im städtebaulichen, antiken Sinne als „unbebaute, verkehrsfreie Fläche innerhalb einer Stadt“ (H. Koepf/G. Binding,Bildwörterbuch der Architektur4 [Stuttgart 2005] 367–368) verstanden.

25 In der Grabung Windisch-Königsfelden (Gemüsegarten Nord) 1976 (V.76.1) wurden im Bereich der nordwestlichen Lagerecke aufeiner Fläche von rund 2200 m2 keine Steingebäude nachgewiesen (Benguerel et al. 2010, Beil. 4).

Abb. 3: Aufsicht auf das Siedlungsmodell von Vindonissa. Dargestellt ist eine rekonstruierte Szenerie im späten 1. Jh. n. Chr. (For-schungsstand 2008) (Vindonissa-Museum Brugg, Foto: B. A. Polyvás, Kantonsarchäologie Aargau).

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Tab.1:

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Kiesschicht

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„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“ 47

I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung undWeitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

Abb

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48 Matthias Flück

I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung undWeitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

Tab. 2: Tabellarische Zusammenstellung von römischen Platzbefunden im Legionslager Vindonissa ohne die Innenhöfe mutmaßlicherPrivathäuser.

Abb. 1 Lokalisierung Datierung Größe Bauweise Kontinuität Literatur– principia Hof 1 45/47–69/72 n. Chr. 2343 m2 Kiesplatz (Innenhof) ? Fellmann 1956–1957– principia Hof 2 45/47–69/72 n. Chr. 2875 m2 Kiesplatz (Innenhof) ? Fellmann 1956–195712 principia Hof 1 72–101 n. Chr. 2062 m2 Kiesplatz (Innenhof) Innenhof der claudisch-

neronischen principiaFellmann 1956–1957

13 principia Hof 2 72–101 n. Chr. 2125 m2 Kiesplatz (Innenhof) Innenhof der claudisch-neronischen principia

Fellmann 1956–1957

14 principia Hof 3 72–101 n. Chr. 781 m2 Kiesplatz (Innenhof) Innenhof der claudisch-neronischen principia

Fellmann 1956–1957

15 „Magazinbau“ 72–101 n. Chr. 1408 m2 Kiesplatz mit Straße(Innenhof)

– Moosbrugger-Leu1959–1960

16 Lagerheiligtum 72–101 n. Chr. 1317 m2 Kiesplatz, Podiums-tempel im Zentrum(Innenhof)

Innenhof einesneronischenHeiligtums (?)

Lawrence 2009

– valetudinarium 25/30–45/47 n. Chr. 654 m2 Kiesplatz (Innenhof) – Simonett 1937

17 valetudinarium 45/47–101 n. Chr. 843 m2 Kiesplatz, sacellumim Zentrum(Innenhof)

Innenhof destiberisch-claudischenvaletudinarium

Simonett 1937

18 nordwestlicheLagerecke

45/47–101 n. Chr. 2200 m2 unbebaute Fläche (?) – Benguerel et al. 2010

Straßen extra muros

Da die Erforschung von Vindonissa lange Zeit, abgesehen von Großbauten außerhalb des Lagers (Amphi-theater, „Forum“), fast ausschließlich auf das Legionslager selbst beschränkt war, wurden Straßen und Platz-anlagen außerhalb des Lagers erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingehender untersucht undanalysiert (Tab. 3 und 4). Mit der Zunahme der Großgrabungen im Bereich der Zivilsiedlung – vornehmlichwestlich und südlich des Legionslagers – ab dem Beginn des 21. Jahrhunderts hat insbesondere für dieseBereiche das Wissen um die Straßenführung stark zugenommen.26 Südlich des Legionslagers sind einzelne,meist nur auf wenigen Metern Länge ausgegrabene Straßenbefunde bekannt, die allerdings die mutmaßlichenHauptverkehrsachsen erkennen lassen (Abb. 1 und 3). Unmittelbar südlich des Legionslagers verläuft bereitsab spättiberischer Zeit eine West-Ost-Straße, welche südlich des Südtores des Legionslagers die aus dem Lagerhinaus verlängerte via praetoria schneidet.27 Nach rund 100 m stößt sie an den heutigen Plateauabhang zurReuss. Da dieser allerdings nachweislich nicht der antiken Topographie entspricht, ist eine Fortsetzung derStraße Richtung Unterwindisch, also nach Nordosten, durchaus möglich; auch ein Straßenverlauf entlang derHangkante nach Süden, in Richtung eines mutmaßlichen Reussübergangs28 scheint ein realistisches Szena-rio29. Insbesondere, da im Bereich dieser möglichen Straßenführung ein größerer Gebäudekomplex (mansio?)belegt ist (Abb. 1, unten rechts).30

Die oben erwähnte südliche Fortsetzung der via praetoria ist durch Grabungen in den 1960er und 1970erJahren bekannt,31 sie geht, westlich flankiert von einem großen Gräberfeld des 1. und frühen 2. Jahrhunderts,32

in direkter Richtung nach Süden. Wohin diese Straße dann weiter führte, bleibt derzeit offen, da in derZentralschweiz ein entsprechender römischer Zentralort derzeit nicht bekannt ist.33

26 Pauli-Gabi 2005; Schucany 2011; Flück 2011. Zur Entwicklung der Ausgrabungssituation in Vindonissa seit 1998 vgl. Trumm 2011a,3–4.

27 Meyer-Freuler 1989, 95 f.; Pauli-Gabi 2005, 68–70; Trumm 2008, 41; Trumm/Flück (im Druck).28 Hier ist bis 1528 eine Seilfähre bezeugt, vgl. Koprio 1911, 139–143; Baumann 1983, 300–331; U. A. Müller-Lhotska, Zur Verkehrs-

geschichte von Windisch. Von der Prähistorie bis ins 19. Jahrhundert (Murten 1993) 26–27.29 Eine solche Straßenführung wurde beim neuen Siedlungsmodell von Vindonissa im Vindonissa-Museum in Brugg rekonstruiert (vgl.

Abb. 3).30 Windisch-Fahrgut 2007 (V.007.6); gemäß den Aufschlüssen der Prospektion dürfte es sich um einen rund 16 × 32 m großen Bau mit

komplexer Raumanlage handeln (Th. Pauli-Gabi, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr 2007. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2007,88–90; Trumm 2011a, 15).

31 Zusammenfassend Hintermann 2000, 19–22.32

„Südfriedhof“ von Vindonissa, vgl. Hintermann 2000.33 Vgl. L. Flutsch/U. Niffeler/F. Rossi (Hrsg.), Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter 5. Römische Zeit (Basel 2002)

83 Abb. 54.

„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“ 49

I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung undWeitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

Tab.3:

Tabellarische

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einerAuswahlvonStraßenaußerhalbdesLegion

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50 Matthias Flück

I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung undWeitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

Westlich des Legionslagers ermöglichen verschiedene ausschnitthafte Aufschlüsse und Prospektionsergebnisseim Westteil des Plateaus34 und großflächige Aufschlüsse aus Großgrabungen im Bereich der westlichenZivilsiedlung die Rekonstruktion von Straßenachsen (Abb. 3).35 Hier gabelt sich die aus dem Legionslagerin gerader Linie heraus nach Westen führende Fortsetzung der via principalis in einen nach Nordwesten(Passübergang am Bözberg [mons Vocetius?] – Colonia Augusta Rauricorum)36 und einen gegen Westen(schweizerisches Mittelland, Aventicum)37 führenden Straßenzweig (Abb. 1 und 3).Nördlich des Plateaus von Vindonissa ist bislang keine sichere, in römische Zeit datierende Straßenverbindungnachgewiesen. Auch wenn diese – nicht zuletzt dank einer bildlich und archäologisch belegten westöstlichenStraßenverbindung am Hangfuß und einer direkt daran gelegenen Mühle aus dem 17. Jahrhundert – durchausrealistisch ist.38

Östlich des Legionslagers sind im Bereich der zwischen Reuss und Aare gelegenen Niederterrasse, welcherund 30 m tiefer liegt als das Plateau des Legionslagers, keine Aufschlüsse von der aus dem Osttor desLegionslagers hinaus führenden Straßenverbindung bekannt. Allerdings lassen die Topographie und die An-ordnung der bekannten römischen Gebäudestrukturen den Schluss zu, dass die vom Plateau auf die Terrassehinunter führende, römische Straße in ihrem Verlauf in etwa der neuzeitlichen bis modernen Straße ent-sprach.39

Plätze extra muros

Offene Plätze sind außerhalb des Legionslagers bislang erst in vier Fällen sicher nachzuweisen. Dabei handeltes sich in je zwei Fällen um Platzanlagen in Gebäudeinnenhöfen bzw. um gekieste Plätze in direkter Nach-barschaft von Straßen (Tab. 4). Allen Plätzen ist die Oberflächengestaltung in Form einer verdichteten Kies-schüttung gemeinsam. Zur Nutzung der Plätze liegen wenige Anhaltspunkte vor: Im Fall des über 12 000 m2

großen Innenhofes des lange Zeit als Forum interpretierten Großbaus südwestlich des Lagers deuten derGebäudegrundriss und die Fundarmut zusammen mit schriftlichen Quellen sowie Analogien zu anderen Fund-plätzen auf eine Nutzung als militärischer Übungsplatz (campus) hin.40 Beim zweiten innerhalb eines Ge-bäudes liegenden Platz von etwas über 500 m2 Fläche steht eine eingehende Auswertung noch aus. Gemäß derunpublizierten Grabungsdokumentation sind keine Befunde oder Funde vorhanden, welche auf eine spezifi-sche Nutzung hindeuten. Es könnte sich um einen gekiesten Innenhof in einem größeren – aufgrund seinerunmittelbaren Nachbarschaft zu einer mutmaßlichen Anlegestelle der Reuss möglicherweise mit Warenum-schlag in Verbindung stehenden – Gebäude handeln.41 Die zwei Plätze in direkter Nähe zu Straßen wurdenbeide in neueren Grabungen nachgewiesen. Im Fall des fast 1350 m2 großen Platzes innerhalb der westlichenZivilsiedlung lassen sich mehrere Erneuerungen der Kiesschüttung nachweisen, die zur Nivellierung desUntergrundes jeweils mit größeren Mengen an Lehmplanien fundamentiert wurden. Durch ältere, unter demPlatz liegende Gruben war dieser von starken Setzungs- und Senkungserscheinungen betroffen. Für dieNutzung des Platzes scheint es wichtig gewesen zu sein, diesen trocken und eben zu halten. Mehrfachnachgewiesene organische Bestandteile und Phosphatausfällungen könnten auf die örtliche Anwesenheitvon Tieren hindeuten.42 Ein mit diesem Befund gut vergleichbarer Platz südlich des Legionslagers wird untendetaillierter vorgestellt.

34 Pauli-Gabi et al. 2006; J. Trumm, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr 2010. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2010, 86–88; Trumm2011a, 9–10.

35 Schucany 2011 (Vorbericht); Trumm 2011b, 93 f.36 Schucany 2011, 50–53.37 Schucany/Wey 2009, 45 Abb. 3; 47; Schucany 2011, 50–53; Trumm 2011b, 93 f.38 Zu Straße und Mühle vgl. Baumann 1983, 281–283; Pauli-Gabi 2005, 58–60.39 Trumm 2011a, 9–11.40 Trumm (Anm. 34) 88–91; Trumm 2011b, 89 f.41 Grabung Windisch-Tschanz 1992 (V.92.3) und Windisch-Tschanz 1993 (V.93.1). Zur Uferverbauung und Anlegestelle vgl. Th. Pauli-

Gabi, Ein Flusshafen in Vindonissa. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2002, 27–36.42 Schucany 2011, 67.

„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“ 51

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Tab. 4: Tabellarische Zusammenstellung von römischen Platzbefunden außerhalb des Legionslagers Vindonissa ohne die Innenhöfemutmaßlicher Privathäuser.

Abb. 1 Lokalisierung Datierung Größe Bauweise Kontinuität Literatur19 „Campus“ 45/47–101 n. Chr. 12 600 m2 Kiesplatz

(Innenhof)nicht überbauterPlatz bis 2012

Trumm 2011a

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nicht überbauterPlatz bis 2012

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– Windisch-Tschanz 1992(V.92.1) unpubl.;Windisch-Tschanz 1993(V.93.1) unpubl.

20 Platz westlicheZivilsiedlung

Mitte 1. Jh. bis69/72 n. Chr.

1350 m2 Kiesplatzzwischen zwei Straßen

– Schucany 2011

Eine Situation im Detail: Straßen und ein Platz südwestlich des Legionslagers(V.011.1)Ausgelöst durch ein großes Wohn- und Geschäftsbauprojekt konnte in der Ausgrabung Windisch-Dorfzentrum2011–2012 (V.011.1) während rund elf Monaten Grabungsdauer erstmals ein größeres Areal südlich desLegionslagers Vindonissa untersucht werden (Abb. 1).43 Innerhalb des rund 4400 m2 großen Grabungsarealsstieß man – aufgrund bekannter Befunde aus Altgrabungen nicht ganz unerwartet – auf Reste mehrererrömischer Straßen. Allen Straßen ist ihre grundsätzliche Orientierung in Nord-Süd-Richtung gemeinsam.Ansonsten weisen sie jedoch deutliche Unterschiede in Anlage, Bauweise, Nutzungsdauer und siedlungstopo-graphischem Kontext auf.

43 Publizierte Vorberichte zur Grabung Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1): Flück 2011; M. Flück, Im Schatten des Aquae-duktes – Die erste Etappe der Ausgrabung Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Newsletter der Ges. Pro Vindonissa,Dezember 2011, 1–3; Flück 2012.

Abb. 4: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Ausschnitt Westprofil auf Linie 803.50. Stratigraphie mit Längsschnitt der dreiStraßen Pos. 303, 302 und 301 aus dem 1. Jh. n. Chr. (Umzeichnung: M. Fricker, Kantonsarchäologie Aargau).

52 Matthias Flück

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Die erste Straße (Straße Pos. 303)

In aufsteigender chronologischer Folge lässt sich als erste die Straße Pos. 303 nennen. Da der westliche Randder Straße nicht erfasst ist, lässt sich ihre Breite lediglich auf mindestens 8,5 m abschätzen. Die Straße bestehtaus einer nur rund 5–10 cm mächtigen Schüttung aus Fein- und Mittelkies und weist eine Orientierung inSüdwest-Nordost-Richtung auf (Abb. 4–6). Ein Unterbau scheint nicht bestanden zu haben. Der natürlichenTopographie folgend steigt die Straße auf ihrer nachgewiesenen Länge von rund 47 Metern mit rund 7% gegenSüden an. Über die gesamte Straßenoberfläche lassen sich 5–10 m breite und 2–7 cm tiefe Vertiefungen vonteilweise mehreren Metern Länge nachweisen. Es dürfte sich dabei um Wagenspuren handeln. Die Abständeder einzelnen Rinnen betragen regelmäßig 0,5–0,6 m, was für die Wagen Spurweiten von 1,0–1,2 m er-schließen lässt (Abb. 5).44

Abb. 5: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Blick auf denStraßenkies der ältesten Straße Pos. 303 mit den deutlich sicht-baren, in Südwest-Nordost-Richtung verlaufenden Wagenspuren.Am linken Feldrand ist der Straßenrand der nächstjüngeren, an-ders orientierten Straße Pos. 302 zu sehen. In der rechten Bild-hälfte wird die Stratigraphie von den Fundamentgruben zweierAquäduktpfeiler gestört (Foto: Kantonsarchäologie Aargau).

Abb. 6: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). ÖstlicherRand der ältesten Straße Pos. 303, in direktem Anschluss daranzeichnet sich als rund 1,2 m breiter dunkler Streifen der verfülltezugehörige Straßengraben Pos. 400 ab. Dieser wird zusätzlich voneiner jüngeren Grube (Bildmitte) gestört (Foto: Kantonsarchäolo-gie Aargau).

44 Auf der Straße nach Augusta Raurica im Bereich der Zivilsiedlung West von Vindonissa sind Wagenspuren mit 1,4 m Spurenweitenachgewiesen (Schucany 2011, 52). Achsenabstände römischer Wagen bewegen sich typischerweise zwischen 1,2–1,45 m. Vgl.J. Haser/Ch. Maise, Zum Nachbau eines römischen Reisewagens – Grundlagen und Aufwandsberechnung. Jahresber. Augst u.Kaiseraugst 24, 2003, 200.

„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“ 53

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Unmittelbar östlich an den Straßenkies von Pos. 303setzt direkt der V-förmige, parallel zur Straße Pos.303 verlaufende Graben Pos. 400 an (Abb. 6). Erweist eine obere Breite von 1,2 m (d. h. 4 röm.Fuß) und eine maximale Tiefe von 0,6 m (d. h. 2röm. Fuß) auf. Die Lage des Grabens und seine strati-grafische Einordnung sprechen eindeutig für eineNutzung als Straßengraben. Nach der Aufgabe vonStraße und Graben wurden beide Baustrukturen mitbis zu 0,4 m mächtigen Planieschichten überdecktbzw. verfüllt.

Das Fundmaterial aus dem Straßenkies selbst, jedochauch jenes aus der Verfüllung des flankierenden Stra-ßengrabens Pos. 400 und der über der Straße Pos. 303liegenden Planieschicht, lässt es zu, den Bau derStraße in frühtiberische Zeit zu setzen; für die Auf-gabe des Systems von Straße und Graben besteht einmünzdatierter Terminus ante quem von 30 n. Chr.45

Ein Platz neben der Straße (Bauperiode 3)

Auf den bis zu 0,4 m mächtigen Planieschichten überder ältesten Straße Pos. 303 und im zugehörigenStraßengraben Pos. 400, die zur Hauptsache ausSiedlungsabfällen und Baumaterial, mutmaßlich ausdem gleichzeitigen Legionslager, bestehen, wird eineneue Straße (Pos. 302) angelegt. Im Vergleich zurälteren Straße Pos. 303 ist einerseits die abweichendeOrientierung der neuen Straße augenfällig; anderer-seits weist die neue Straße eine deutlich aufwändige-re Bauweise auf (Abb. 4 und 7). Die neue Straße

verläuft um rund 12° gegen Norden von der älteren Straße abweichend.46 Auf einer rund 0,1–0,2 m dickenPackung aus lagig und dicht an dicht verlegten Kalkbruchsteinen47 (bis zu 0,35 m Länge), größeren Geröllen(bis zu 0,25 m Durchmesser) sowie vereinzelten Kalktuffen (bis 0,30 m Länge) liegt ein an der Oberflächestark verdichteter und mit Brandkalk gefestigter Kieskoffer aus sortiertem Fein- und Mittelkies, der zwischen0,1–0,2 m mächtig ist. Bei diesem Kies dürfte es sich um umgesetzten anstehenden Schotter (Bt-Horizont)handeln, wie er örtlich vorkommt. Am Ostrand der Konstruktion ist eine abschließende Steinreihe aus mehr-heitlich hochkant gestellten, plattigen Kalksteinen eingebaut (Abb. 8). Gegen Osten schließt unmittelbar andiese „Abschlusssteine“ ein rund 0,3 m breites, U-förmiges Gräbchen an. Innerhalb des Gräbchens sind inAbständen von rund 1,7–1,8 m angespitzte Pfosten von 5–10 cm Durchmesser gesetzt. In mehreren Profilauf-schlüssen ist deutlich zu sehen, dass die angespitzten Hölzer bis zu 0,2 m tiefer als das Gräbchensohlenniveaueingeschlagen wurden. Wie die Pfostennegative unmissverständlich andeuten, war im Gräbchen eine Holz-konstruktion eingebaut. An mindestens drei Stellen (Feld 2 und Feld 3) ist das erwähnte Gräbchen auf rund

45 Ich danke M. Nick (Kantonsarchäologie Aargau) für die Münzbestimmungen.46 Die Orientierungsänderung lässt sich mit den Umbauten der Lager der 13. Legion und der entsprechenden Anpassung des Verlaufes

der südlichen Ausfallstraße erklären. Sie wird in einem anderen Aufsatz ausführlicher thematisiert: M. Flück, Windisch-Dorfzentrum2011–2012 (V.011.1). Vorbericht zur Grabung (Arbeitstitel). Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2012 (in Vorbereitung).

47 Gemäß der Untersuchung des Geologen F. Matousek handelt es sich um Hauptmuschelkalk (Trochitenkalk und Plattenkalk) und umTrigonodusdolomite aus dem Oberen Muschelkalk: F. Matousek, Römischer Aquaedukt Vindonissa. Geologische Bestimmung derBausteine einiger originaler Pfeilerfundamente und Strassenreste (Baden 2011, unpublizierter Vorbericht) 6.

Abb. 7: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Am linkenBildrand ist die Oberfläche der Straße Pos. 302 mit stark ver-dichtetem Kieskoffer zu sehen. Östlich (rechts im Bild) schließtdas Negativ der Holzkonstruktion mit mehreren Pfostennegativenan, welche zur Straßenrandbefestigung gehört. Die rechte Bild-hälfte wird vom Platz eingenommen, der, wie oberhalb der Bild-mitte sichtbar, über direkte Verbindungen zur Straße verfügt (Foto:Kantonsarchäologie Aargau).

54 Matthias Flück

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1,5 m Länge unterbrochen (Abb. 7). Hier verläuft deröstlich des Gräbchens nachgewiesene Kiesbelag (sie-he unten) direkt weiter gegen Westen bis auf dasNiveau des Kieskoffers der Straße Pos. 302. Zu bei-den Seiten der Unterbrechungen des Gräbchens findetsich je ein Pfostennegativ, welches auf einen Ab-schluss eines Teilstückes der Holzkonstruktion hin-deutet.48

Zusammenfassend lässt sich folglich zur Straße Pos.302 eine sehr aufwändige Konstruktion mit Unter-bau, Branntkalkfestigung der Fahrbahn und einemseitlichen Straßenverbau nachweisen. Sie unterschei-det sich damit nicht nur bezüglich ihrer Orientierung,sondern auch bezüglich ihrer Bauweise deutlich vonder vorangehenden Straße Pos. 303.Von der Oberfläche der Straße stammt u. a. ein As desCaligula, geprägt zwischen 37 und 41 n. Chr.,49 so-wie eine gestempelte Terra-Sigillata-Bodenscherbe des AQVIT[ANVS]50. Diese Funde liefern für die Aufgabeder Straße einen Terminus post quem in frühclaudischer Zeit.

Unmittelbar östlich an die Straße Pos. 302 schließt ein maximal 11 m breiter Kiesbelag von nur rund 0,1 mDicke an (Abb. 7). Aufgrund von fehlenden Bebauungsspuren wird dieser Befund als offener Platz in direktemöstlichem Anschluss an die Straße Pos. 302 gedeutet. Die Unterbrüche in der oben erwähnten Straßenrandbe-festigung lassen mit ihrer durchgängigen Kiesschicht einen direkten Zugang bzw. eine direkte Zufahrt von derStraße auf den Platz und umgekehrt zu.Zahlreiche Phosphat-, Eisenoxid- und Manganausfällungen sowie deutliche Holzkohle- und Metallschlacke-konzentrationen, die sich insbesondere im Westteil auf der Kiesoberfläche fanden, könnten darauf hinweisen,dass die Kiesoberfläche zu handwerklichen Zwecken genutzt wurde oder hier zumindest wiederholt Abfälleund Nebenprodukte von Metallverarbeitung beseitigt wurden. Die deutlichen Phosphat- und Eisenoxidausfäl-lungen, welche teilweise zu regelrechten Verkrustungen der Kiesoberfläche geführt hatten, könnten durch denEintrag von Fäkalien (Reit- und Zugtiere?) und/oder Staunässe durch nicht abfließendes Niederschlagswasserbedingt worden sein (siehe auch Beitrag Kronberger/Mosser, 150).51

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Nord-Süd verlaufenden Straße Pos. 302 lässt sich also im Bereich einesPlatzes eine Aktivitätszone nachweisen, die vermutlich aus einer Begehung und dem zeitweiligen Aufenthaltvon Menschen und Tieren resultiert. Die 1,5 m breiten Verbindungsstreifen zwischen Straße und Platz dürftenals Einfahrten zu interpretieren sein, welche den Wagen von der Straße her eine direkte Zufahrt auf den Platzermöglichten. Diese logistisch-verkehrstechnische Anbindung des Platzes scheint deutlich für Warenumschlagan dieser Stelle zu sprechen.

Die Stratigraphie der Planieschichten über der Straße Pos. 302 und dem östlich anschließenden Platz deutet an,dass beide Infrastrukturbauten gleichzeitig aufgegeben und wie im Fall der ältesten Straße Pos. 303 mitPlanieschichten überdeckt wurden.

48 Vgl. identische Holzkonstruktionen an Straßen in Augusta Raurica bei R. Hänggi, Zur Baustruktur der Strassen von AugustaRauricorum. Mit einem Exkurs zu den Latrinen. Jahresber. Augst u. Kaiseraugst 10, 1989, 84–88.

49 KAAG, Inv.-Nr. V.011.1/205.1. As des Gaius für Agrippa, 37–41 n. Chr., A(3/3), K(3/3) (RIC I2 112, 58).50 FK 1011: M. Polak, South Gaulish Terra Sigillata with Potters’ Stamps from Vechten. RCRFActa Suppl. 9 (Nijmegen 2000) 170 A71.51 Ich danke Ph. Rentzel (Geoarchäologie, Institut für Integrative und Prähistorische Archäologie, Universität Basel) für die Diskussionen

während seiner Feldbesuche auf der Grabung. Anlässlich der Grabung wurden im Bereich des Platzes mehrere mikromorphologischeProben entnommen, deren Analyse allerdings noch aussteht.

Abb. 8: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Seitenansichtder Straßenrandbefestigung der Straße Pos. 302. Im Profil im Vor-dergrund ist rund 10 cm unterhalb der Schnur der Kies der ältestenStraße Pos. 303 zu sehen, Blick nach Westen (Foto: Kantonsar-chäologie Aargau).

„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“ 55

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Im übergeordneten Kontext kann die Änderung der Straßenorientierung von Pos. 303 zu 302 im 3. Jahrzehntn. Chr. in den Besatzungszeitraum der 13. Legion gesetzt und mittels einer rekonstruierten Verlängerung derStraßenfluchten nach Norden mit dem Umbau des älteren Lagers der 13. Legion zum jüngeren Lager der 13.Legion in Bezug gesetzt werden.52 Offensichtlich wurde beim Umbau des Legionslagers die Orientierung dersüdlichen Ausfallstraße an die neue Lagerorientierung angepasst.

EinBauprogrammvon Infrastrukturbauten: StraßeundAquäduktbrücke (Bauperiode4)

Vor dem Bau der jüngsten Straße Pos. 301 wurden auf die Straße Pos. 302 der Bauperiode 3 Planieschichtenvon bis zu 0,3 m Dicke aufgebracht. Im Gegensatz zu den stark kieshaltigen Planien zwischen der ältesten undzweitältesten Straße Pos. 303 und Pos. 302 sind die Planieschichten zwischen Pos. 302 und Pos. 301 deutlichkiesärmer und enthalten augenfällig lehmigere Sedimente.Hier dürften größere Mengen an Baumaterial (Wandlehm, teilweise bemalter Wandverputz, Mosaiksteine)sowie Siedlungs- und Werkabfälle beseitigt worden sein. Sehr viele großfragmentierte Keramikscherben,Knochen (vornehmlich Schlachtabfälle), Bronzebarren, zahlreiche Tracht- und Schmuckbestandteile, Werk-zeuge und Geräte aus Eisen, Militaria, Glasobjekte oder geschnitzte Knochen- und Geweihobjekte deuten aufSiedlungsabfälle hin. Vorbehaltlich einer eingehenden Auswertung dieses Fundspektrums, einschließlich derTierknochen, scheint es sich hier um Siedlungsabfälle einer sozial relativ privilegierten Anwohnerschaft, dievermutlich im gleichzeitigen Legionslager der 13. Legion zu suchen ist, zu handeln.

52 Zu den Lagern der 13. Legion in Vindonissa vgl. Hagendorn et al. 2003, 161–172; 464–467; Pauli-Gabi 2004, 19–25; M. Flück,Östlich des Keltengrabens. Auswertung der Grabung Windisch-Dorfschulhaus 1986/86. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2007, 31;Benguerel et al. 2010, 180–187; Trumm 2010, 46–49.

Abb. 9: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Übersicht über den Westteil des Grabungsareals von Windisch-Dorfzentrum. ImVordergrund sind drei Pfeilerfundamente der römischen Aquäduktbrücke zu sehen. Rechts davon verläuft in zweitausendjähriger Konti-nuität die moderne Hauserstrasse. Im westlichen Anschluss daran (rechter Bildrand) stand in der zweiten Hälfte des 1. Jh. der Campus(Foto: Kantonsarchäologie Aargau).

56 Matthias Flück

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Ähnlich wie die Vorgängerstraße Pos. 302 setzt sichauch Pos. 301 aus einem Unterbau mit Straßendeckezusammen: Der Unterbau besteht aus dicht an dichtverlegten Kalkbruchsteinen (bis zu 0,3 m Kantenlän-ge) und wenigen Geröllen (bis zu 0,25 m Durchmes-ser). Auffallend häufig sind die Steine hochkantgestellt oder zumindest schräg aneinander geschichtetworden; mehrfach ist unterhalb dieser Lage von grö-beren Steinen eine Schicht aus Grobkies und Geröl-len (bis zu 0,15 m Durchmesser) nachgewiesen, dieebenfalls noch zum Straßenunterbau gezählt wird(Abb. 4). Für diesen Unterbau lässt sich eine maxi-male Mächtigkeit von rund 0,25 m eruieren. Unmit-telbar darüber liegt eine 0,1 bis maximal 0,2 m dickeFeinkiesschicht mit wenig Mittelkies. Die Kiesel sindinsbesondere an der Oberfläche stark verdichtet und einheitlich horizontal eingeregelt. An der Oberfläche istder Straßenkies deutlich verschmutzt.

Die Nachweise dieser intakten Kiesoberfläche beschränken sich auf wenige Quadratmeter und konzentrierensich, wie oben bereits angemerkt, hauptsächlich auf den östlichen Straßenrand. Die westlich anschließendenStraßenbereiche sind durch sekundäre Eingriffe tiefgründig gestört. Einzig die untere Grobkies- und Gerölllagedes Unterbaus blieb über weitere Strecken unangetastet. Dies könnte darauf hindeuten, dass die großenKalkbruchsteine im oberen Teil des Unterbaus von Pos. 301 das Ziel der Beraubung waren.

Aus den Planieschichten zwischen der Straße Pos. 302 und dem Unterbau der Straße Pos. 301 stammen 10Münzen.53 Unter diesen sind insbesondere zwei nahezu prägefrische Asse des Claudius, geprägt zwischen 41und 50 n. Chr.,54 für die Anfangsdatierung der Straße Pos. 301 maßgeblich. Das Spektrum von Terra Sigillata,Terra-Sigillata-Imitationen und Feinkeramik passt mit Drag. 15/17, Drag. 18, Drag. 24, Drag. 27, Drag. 29,Drack 4, Drack 21 und Feinkeramik aus Lyon gut in diesen Zeitraum.

Östlich, im Abstand von 0,75–1,00 m zur Straße Pos. 301, sind auf einer ausgegrabenen Strecke von knapp 50Metern zehn Fundamente von Brückenpfeilern eines Aquäduktes nachgewiesen (Abb. 9). Es handelt sich dabeium quadratische, bis zu 1,6 m tief erhaltene Fundamente von rund 2,4 × 2,4 m Außenlänge. Zwischen denFundamenten sind Lücken von rund 2,2–2,4 m – also in etwa eine Pfeilerbreite – ausgespart. Die Fundamentebestehen aus lagig in vertikaler Position gesetzten Kalkbruchsteinen55, die jeweils von einer maximal 5 cmmächtigen Schicht aus kalkarmem Mörtel überdeckt werden (Abb. 10). Nach maximal acht Steinlagen lässtsich eine Änderung des Mauerwerks feststellen: Anstelle der Bruchsteine bilden nun quaderförmig zugehaueneMuschelkalksteine eine Art Mauerschale. Hier dürfte sich der Übergang zum aufgehenden Mauerwerk durcheinen Fundamentrücksprung in Form eines Absatzes oder einer Fase andeuten.Die Höhe dieses Wechsels von Fundamentbauweise zu Sichtbauweise passt genau auf die Oberkante dererhaltenen Teile der jüngsten Straße Pos. 301. Dies spricht zusammen mit der Datierung der Pfeilerfundamenteeindeutig für einen gemeinsamen Bau von Straße und Aquäduktbrücke kurz vor oder um die Mitte des 1.Jahrhunderts.

53 FK 135: As indet., A(0/0), K(4/4). FK 197: Dupondius des Gaius für Divus Augustus, 37–41 n. Chr., A(2/2), K(3/3) (RIC I2 112, 45).FK 206: As des Claudius, 41–50 n. Chr., A(0/2), K(3/2) (RIC I2 128, 100). FK 207: As des Gaius für Germanicus, 37–41 n. Chr., A(2/3), K(3/3) (BMC I 155, 54). FK 226: As des Augustus, 16–6 v. Chr., A(0/0), K(4/4). FK 228: Republik-As indet., halbiert, A(5/5), K(2/3). FK 237: As des Gaius für Agrippa, 37–41 n. Chr., A(2/2), K(2/2) (RIC I2 112, 58). FK 761: As des Claudius, 41–50 n. Chr., A(0/0), K(4/4) (RIC I2 128, 100). FK 762: As indet., 1. Jh. n. Chr. A(0/0), K(5/4). FK 1612: As des Caligula für Agrippa, 37–41 n. Chr., A(0/0), K(3/4) (RIC I2 112, 58).

54 FK 206 und 761 (siehe Anm. 53).55 Hauptmuschelkalk (Trochitenkalk und Plattenkalk) und Trigonodusdolomite aus dem Oberen Muschelkalk: Matousek (Anm. 47) 5.

Abb. 10: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Ansicht ei-nes Pfeilerfundamentes der Aquäduktbrücke (Foto: Kantonsar-chäologie Aargau).

„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“ 57

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Bereits in antiker Zeit wurden die Aquäduktpfeiler abgebrochen und das Steinmaterial wurde teilweise bis aufdie untersten Steinlagen des Fundamentes ausgebeutet. Unmittelbar auf den erhaltenen Teilen der Straße Pos.301 liegender Kalksteinschutt, der auch vereinzelte Fragmente von Terrazzomörtel enthält, weist zusammenmit den ab dem Niveau der Straße Pos. 301 eingreifenden Raubgruben der Pfeilerfundamente darauf hin, dassder Abbruch der Pfeiler und das Auskernen der Fundamente noch zur Zeit des Bestehens der Straße Pos. 301oder kurz nach ihrer Aufgabe stattfanden. Das wenige Fundmaterial aus den Raubgruben der Pfeiler deutet mitanderen Indizien, teilweise aus Altgrabungen, auf einen Abbruch der Aquäduktbrücke in der ersten Hälfte des2. Jahrhunderts hin.

Ob die großflächige Zerstörung des Ostteils der Straße Pos. 301 auch ihre vollständige Zerstörung bedeutete,ist ungewiss. Jedenfalls lässt die Kontinuität dieser Straßenverbindung bis in das 21. Jahrhundert annehmen,dass die Straße in irgendeiner Form weiterbestand (Abb. 11). Möglicherweise wurde die Straße lediglich anihrem Ostrand aufgelassen, jedoch weiter westlich weiter genutzt oder neu gebaut. Die Art und Weise derZerstörung der jüngsten Straße deutet jedenfalls nicht auf einen einmaligen, systematischen und vollständigenAbbruch, sondern eher auf verschiedene, zeitlich gestaffelte Eingriffe zur Gewinnung von Baumaterial.

Nur für die Bauperiode 4, welche der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts entspricht, lässt sich ein eigentlichesBauprogramm mit dem Bau einer neuen Straße und einer Aquäduktbrücke nachweisen. Aufgrund der Besat-zungschronologie des Legionslagers Vindonissa kann die Umsetzung dieses Bauprogramms zweifellos mit der21. Legion verbunden werden. Kurz nach ihrer Ankunft, welche gemäß neuesten Forschungen zwischen 45und 47 n. Chr. stattfand, scheint die Legion bald diese umfangreichen Infrastrukturbauten südlich des Le-

Abb. 11: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Blick auf sechs freigelegte Fundamente von Aquäduktpfeilern. Am westlichenFeldende (oben) verläuft parallel dazu der befestigte Rand der Straße Pos. 302 (Foto: Kantonsarchäologie Aargau).

58 Matthias Flück

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gionslagers realisiert zu haben.56 Im Gegensatz zum Straßenumbau von Pos. 303 zu 302, der eine deutlicheÄnderung der Straßenorientierung mit sich brachte, wurde die Orientierung der Straße Pos. 302 nun beibe-halten. Offensichtlich überstanden sowohl die Straße als auch die Aquäduktbrücke den Legionswechsel vonder 21. zur 11. Legion zwischen 69 und 72 n. Chr. und wurden auch in flavischer Zeit weiter genutzt.57

Östlich der Aquäduktbrücke

Im unmittelbar östlich an die Aquäduktbrücke anschließenden, auf rund 80 m Breite untersuchten Arealwurden keinerlei Spuren einer zeitgleichen, längerfristigen Besiedlung nachgewiesen. Die sehr geringe Sedi-mentationsrate, welche in diesem Bereich zu einer maximal 1,0 m mächtigen, antiken Stratigraphie geführt hat,deutet im Vergleich mit der bis zu 1,7 m mächtigen, antiken Stratigraphie im Westteil des Areals auf einefehlende Bebauung oder Besiedlung hin. Die Erhaltung der archäologischen Schichten und deren Übergängelegen ungeschützte Außenniveaus sowie starke Bioturbation und Humifizierung nahe.Als isolierte Befunde sind graben- oder gräbchenartige Strukturen von teilweise über 30 m Länge vorhanden,die sich allerdings am ehesten mit Parzellierungen oder Umfriedungen von möglicherweise landwirtschaftlichgenutzten Arealen in Verbindung bringen lassen (Abb. 12).

Als Schlussfolgerung aus diesen Ausgrabungsergebnissen lässt sich südlich der Legionslager der 21. und 11.Legion (45/47–101 n. Chr.) ein mindestens 50 m breiter Streifen unmittelbar vor der Lagerumwehrung aus-scheiden, der nicht als Siedlungsgebiet genutzt wurde. Entgegen früherer Annahmen (Abb. 3) scheint sich alsodie Zivilsiedlung südlich des Legionslagers auf wenige Gebäude entlang der Ausfallstraße der via praetoriabeschränkt zu haben (Abb. 1).58 Neue Prospektionsergebnisse vor der Westfront der Lager der 21. und 11.Legion bestätigen auch hier eine unbebaute Zone von mindestens 50 m Breite (Abb. 12). Damit reduziert sichdie Größe der Zivilsiedlung von Vindonissa auf rund 45 Hektar.59

56 Zur Ankunft und Stationierung der 21. Legion in Vindonissa, vgl. Trumm/Flück (im Druck).57 Zur 11. Legion in Vindonissa, vgl. Trumm/Flück (im Druck).58 Auch für diese Gebäude ist eine Datierung in das 1. Jh. nicht gesichert. Die entsprechenden Ausgrabungen aus den 1960er Jahren

wurden noch nicht ausgewertet.59 Trumm 2011a, 19–20.

Abb. 12: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Lebensbild einer möglichen Szenerie im letzten Drittel des 1. Jh. mit dem campus alsExerzierplatz der Legion links, der Aquäduktbrücke und einer nicht überbauten Zone östlich (rechts) davon (Grafik: M. Fricker, Kantons-archäologie Aargau).

„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“ 59

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Nach den Legionen – Brüche und Kontinuitäten

Ab dem 2. Jahrhundert gehen die Spuren von Besiedlung und Begehung des gesamten Areals stark zurück.Fast 300 Jahre römischer Präsenz in Vindonissa finden ihren Niederschlag in Form von wenig mittelkaiser-zeitlicher Keramik und rund 100 spätantiken Münzen. Die zivile Siedlungstätigkeit scheint sich in Vindonissaab der Mitte des 2. Jahrhunderts fast ausschließlich auf das Gebiet des vormaligen Legionslagers beschränkt zuhaben. Entlang der ehemaligen via principalis entstand ein kleiner Straßenvicus mit Bad und Tempelan-lagen.60 Die ehemalige, militärische Infrastruktur scheint dabei vorrangig zur Gewinnung von Baumaterialoder zur Anlage von Bestattungsplätzen genutzt worden zu sein.61 Das untersuchte Gebiet von Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1) befand sich im 4. und frühen 5. Jahrhundert zwischen dem castrumVindonissense auf dem Windischer Sporn und dem spätrömisch-frühmittelalterlichen Gräberfeld von Win-disch-Oberburg.62 Damit könnten eine zeitweilige Begehung des Areals und damit die Münzfunde aus dieserZeit erklärt werden. Mit den jüngsten römischen Münzen verschwindet das untersuchte Gebiet im „Dunkel derGeschichte“. Bis in die frühe Neuzeit war das gesamte, rund 16 875 m2 große Areal nie bebaut und dürfte alsTeil des klösterlichen Gutes lediglich zu extensiver Landwirtschaft genutzt worden sein.63 Auch die frühestenBildquellen aus dem 17. Jahrhundert64 zeigen im östlichen Anschluss an die kontinuierlich bestehende Hauser-strasse65 lediglich ein mit Baumgärten bepflanztes Stück Land, dessen Bebauung erst im letzten Viertel des 17.Jahrhunderts mit einem Gebäude in der nordwestlichen Ecke einsetzte (Abb. 13).66 Bis zum Bau des „Meier-Hofes“ in der nordöstlichen Ecke des Areals im frühen 18. Jahrhundert sollte dies das einzige Gebäudebleiben. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts begann sich die Häuserzeile entlang der West-Ost verlaufendenZürcherstrasse allmählich zu schließen; der Rest der Fläche weiter südlich blieb bis in das frühe 20. Jahr-hundert unbebaut. Als erste Baumaßnahme im Südteil des Areals wurden zwischen 1930 und 1934 zweiEinfamilienhäuser erbaut.67 Bereits 1931 war im Ostteil ein Gewächshaus für eine Gärtnerei errichtet worden.Die Kontinuität des unbebauten Areals hat also mindestens 1600 Jahre angehalten und wird mit dem aktuellenBauprojekt erstmals in seiner Geschichte unterbrochen. Im Gegensatz dazu steht die Kontinuität der Hauser-strasse, welche auf einer vor rund 2000 Jahre angelegten Straße fußt und als Kantonsstraße „K118“ zu Beginndes 21. Jahrhunderts täglich über 20 000 Fahrzeuge bewältigt.68

Im Vergleich zur römischen Zeit, wo die Ausfallstraßen zum Legionslager Vindonissa während des 1. Jahr-hunderts nachweislich der Ausdehnung und Ausrichtung der Lager angepasst wurden, scheinen in unserenTagen die Straßen im Kontext der raschen baulichen Veränderung die einzigen Konstanten zu sein.

60 Flück (Anm. 52) 41; Benguerel et al. 2010, 190; Trumm 2011a, 17 Abb. 4.61 Vgl. Bestattungen des 2. bis 4. Jh. im Bereich des Amphitheaters (G. Matter/Ch. Auf der Maur, Das Amphitheater von Vindonissa –

Archäologische Ergebnisse der Gesamtsanierung 2006–2011. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2011, 41) und des „Forum“ (Trumm2011b, 90).

62 Zusammenfassend zur Spätzeit von Vindonissa: Trumm 2010, 50–52; Trumm/Flück (im Druck).63 Dasselbe gilt auch für den Innenhof des römischen campus, der nach seiner Nutzung als Schrebergarten im 20. Jh. zu Beginn des 21.

Jh. erstmals vollständig überbaut wird (Trumm 2011b, 89 f.). Bezeichnenderweise trägt dieses Areal den Flurnamen „Klosterzelg“, soviel wie „bearbeitetes Feld“ (Baumann 1983, 208–209).

64 Etwa auf der Karte von „Königsfelden mitt seiner zugehörigen Landschaftt, genant das Eigen-Amnt“ von Hans Conrad Gyger,angefertigt um ca. 1660.

65 Die älteste urkundliche Erwähnung unter der Bezeichnung „Herweg“ von 1457 (Aargauer Urkunden 7 Brugg: 73 Nr. 128 von 1457,zitiert bei R. Bösch/C. Doswald/M. Giger/Ph. von Cranach, Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz IVS. Kanton Aargau[Bern 2007] AG 43.2) lässt auf einen mittelalterlichen Fernweg schließen. 1577 wird die Straße in der „Chorographia Bernensis“ als„gewöhnliche Strasse“ (via) zwischen Kloster Königsfelden und Lenzburg bezeichnet: Müller-Lhotska (Anm. 28) 30–33. Bis in dasfrühe 20. Jh. hieß diese Straße „Lenzburgerstrasse“.

66 Gebäude von R. Ammon, erbaut von 1674–1675 (vgl. M. Baumann, Die „Harmonie“ in Oberburg. Die Geschichte des HausesZürcherstrasse 18 in Windisch. Brugger Neujahrsblätter 111, 2001, 105).

67 Vgl. Baupläne des Architekten E. Brügger von 1933 (Plan in der Grabungsdokumentation der KAAG).68 2008 wurden auf der Hauserstrasse (vgl. Abb. 9) im Bereich westlich der Grabungsfläche von Windisch-Dorfzentrum 2011–2012

(V.011.1) an einem Tag 21 239 Fahrzeuge gezählt, wovon 6,3% Lastwagen waren (Belastungsplan 7b der Region Brugg-Mellingen derAbteilung Mobilität und Verkehr des Departementes Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau. Einsehbar unter: www.ag.ch/de/bvu/mobilitaet_verkehr/mobilitaet/verkehrsdaten/verkehrserhebungen_miv/belastungsplaene/belastungsplaene_1.jsp (19.03. 2012).

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Zusammenfassung

Der Aufsatz69 stellt die bekannten Straßen- und Platzbefunde in und um das römische Legionslager vonVindonissa zusammen. Dabei werden im ersten Teil in einem kurzen Abriss der Forschungsgeschichte zurEntdeckung und Erforschung die Straßen intra muros vorgestellt. Bei den Lagerhauptstraßen behält einzig dieehemalige via principalis, welche in ihrem Ursprung auf einer spätlatènezeitlichen Straßenachse gründet, nachder Aufgabe des Legionslagers 101 n. Chr. ihre Bedeutung als West-Ost-Achse. Das Straßenraster außerhalbdes Legionslagers wurde insbesondere im Zusammenhang mit Grabungen und Sondierungen der letztenbeiden Jahrzehnte erforscht. Platzanlagen außerhalb von Gebäuden sind im Legionslager bislang nicht nach-zuweisen, aus dem Gebiet extra muros hingegen können mehrere Beispiele dafür angeführt werden.Anhand aktueller Grabungs- und Auswertungsergebnisse der Großgrabung Windisch-Dorfzentrum 2011–2012(V.011.1) können den bislang bekannten Straßen- und Platzbefunden neue Befunde gegenübergestellt werden.Hier lassen sich drei Straßen(phasen) und eine Platzanlage aus dem 1. Jahrhundert nachweisen. In ihrernachrömischen Kontinuität lässt sich diese südliche Ausfallstraße bis in das 21. Jahrhundert verfolgen. Das-selbe gilt für größere Platzanlagen südlich des Legionslagers, welche – nach zweitausendjähriger Existenz alsnicht überbautes Areal – erst in diesen Tagen großflächigen Wohn- und Geschäftsbauten weichen müssen.

69 Für Hinweise und Anregungen danke ich J. Trumm und D. Berger (Kantonsarchäologie Aargau).

Abb. 13: Ausschnitt aus der Karte „Königsfelden mitt seiner zugehörigen Landschaftt, genant das Eigen-Amnt“ von Hans Conrad Gyger,1660/70. Die Karte wurde um 180° gedreht und der Grundriss des Legionslagers der 11. Legion sowie die Straßenverbindungen außerhalbdes Lagers darübergelegt. Durch die teilweise nicht maßstäbliche und verzerrt wiedergegebene Darstellung in der historischen Karteergeben sich im Vergleich mit dem maßstäblichen Grundriss des Legionslagers Verschiebungen (Bearbeitung: M. Flück/Plangrundlage:Bibliothek am Guisanplatz Bern, Kantonsarchäologie Aargau).

„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“ 61

I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung undWeitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

Summary70

The following paper compiles the known structures belonging to roads and open spaces in and around theRoman legionary camp of Vindonissa. In the first part, a short summary of the history on the discovery and theresearch of the streets intra muros is given. Of the main roads of the legionary camp, only the via principalis,which itself is built upon a Late-Latène road, maintains its significance as a West-East road after the camp hasbeen abandoned. The road disposition outside the walls of the camp has come into focus within the context ofrecent excavations and trial trenches. Up to now, within the legionary camp, it has not been possible to proveopen squares outside of the buildings. Extra muros, however, several examples can be listed.Recent results from excavations and studies from the excavation Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1)now complement the known structures belonging to roads and open squares. Here, three roads and an opensquare dating to the 1st century AD were uncovered. The post-Roman continuity of this southern arterial roadcan be traced up to the 21st century. The same goes for large open spaces to the south of the legionary camp,which – after two thousand years of lying idle – now have to make way for large-scale living and commercialcentres.

70 Ich danke A. Lawrence (Universität Bern) für die Übersetzung.

Abgekürzt zitierte LiteraturBaumann 1983 – M. Baumann, Geschichte von Windisch vom Mittelalter zur Neuzeit (Windisch 1983).

Bellettati/Meyer-Freuler 1994 – R. Bellettati/Ch. Meyer-Freuler, Vindonissa. Ein aufschlussreiches Profil im Osttrakt des

Klosters Königsfelden. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1994.

Benguerel et al. 2010 – S. Benguerel/V. Engeler-Ohnemus/H. W. Doppler/Ch. Meyer-Freuler/B. Stopp, Zum Lagerausbau im

Nordwesten von Vindonissa. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 21 (Brugg 2010).

Fellmann 1955–1956 – R. Fellmann, Die Grabungen im Legionslager Vindonissa im Jahre 1955 und Nachlese aus den Grabungen

der Jahre 1953–1955. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1955–1956, 5–34.

Fellmann 1956–1957 – R. Fellmann, Die Principia des Legionslagers Vindonissa. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1956–1957, 5–69.

Fels 1913 – C. Fels, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1912. I. An der Via principalis. Anz. Schweizer. Altkde.

N. F. 15, 1913, 284 f.

Flˇck 2011 – M. Flück, Windisch-Dorfzentrum. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2011, 87–89.

Flˇck 2012 – M. Flück, Windisch AG, Dorfzentrum (V.011.1). Jahrb. Arch. Schweiz 95, 2012, 197–199.

Hagendorn et al. 2003 – A. Hagendorn et al., mit Beiträgen von F. Bouchet et al., Zur Frühzeit von Vindonissa. Auswertung der

Holzbauten der Grabung Windisch-Breite 1996–1998. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 18 (Brugg 2003).

Hartmann 1979–1980 – M. Hartmann, Vindonissa. Stand der Erforschung. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1979–1980, 5–22.

Heuberger 1907 – S. Heuberger, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1906. Grabungen am Nordtor des Lagers von

Vindonissa Herbst 1905 bis Juni 1907. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 9, 1907, 94–106.

Heuberger 1909 – S. Heuberger, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1908. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 11, 1909,

31–56.

Heuberger 1926 – S. Heuberger, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1924. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 28, 1926,

213–220.

Heuberger/Fels 1923 – S. Heuberger/C. Fels, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa in den Jahren 1921 und 1922. I. Südwall

mit Wehrturm und Südtor. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 25, 1923, 83–100.

Hintermann 2000 – D. Hintermann, Der Südfriedhof von Vindonissa. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 17 (Brugg 2000).

Koprio 1911 – S. Koprio, Windisch zur Zeit des Mittelalters 400–1528; unter Berücksichtigung der Geschichte des Eigenamtes

(Brugg 1911).

Laur-Belart 1932 – R. Laur-Belart, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1931. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 34,

1932, 81–105.

Laur-Belart 1935 – R. Laur-Belart, Vindonissa. Lager und Vicus. Röm.-Germ. Forsch. 10 (Berlin/Leipzig 1935).

Lawrence 2009 – A. Lawrence, Neue Forschungen zum sog. Marsheiligtum im Zentrum des Legionslagers Vindonissa. Der Beitrag

der Grabungen von 1972 (Windisch-Wartmann/Spillmann 1971–72 [V.71.6]). Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2009, 3–25.

62 Matthias Flück

I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung undWeitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

Meyer-Freuler 1989 – Ch. Meyer-Freuler, Das Praetorium und die Basilika von Vindonissa. Die Ausgrabungen im südöstlichen

Teil des Legionslagers (Grabungen Scheuerhof 1967/68, Wallweg 1979 und Koprio 1980). Veröff. Ges. Pro Vindonissa 9

(Brugg 1989).

Moosbrugger-Leu 1959–1960 – R. Moosbrugger-Leu, Grabungen 1959 Areal Oelhafen. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1959–

1960, 5–23.

Pauli-Gabi 2002 – Th. Pauli-Gabi, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr 2002. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2002, 37–49.

Pauli-Gabi 2004 – Th. Pauli-Gabi, Ausgrabungen im Gebiet der spätlatènezeitlichen Befestigung von Vindonissa. Ein Vorbericht zu

den Ergebnissen der Grabung Römerblick 2002–2004 (V.002.11). Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2004, 13–39.

Pauli-Gabi 2005 – Th. Pauli-Gabi, Sondierungen am Schutthügel und im Vorgelände des Nordtores von Vindonissa. Jahresber. Ges.

Pro Vindonissa 2005, 53–60.

Pauli-Gabi et al. 2006 – Th. Pauli-Gabi, mit Beiträgen von D. Berger/C. Schucany/J. Trumm, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr

2006. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2006, 83–101.

Schucany 2011 – C. Schucany, Das zivile Quartier westlich des Legionslagers Vindonissa. Die Ausgrabungen Windisch-„Vision

Mitte“ 2006–2009. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2011, 47–79.

Schucany/Wey 2009 – C. Schucany/O. Wey, Am Nordwestrand der Zivilsiedlung von Vindonissa. Die Ausgrabungen im Areal der

Brugg Kabelwerke 2007–2008 (Bru.007.3). Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2009, 43–61.

Simonett 1937 – Ch. Simonett, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa in den Jahren 1935 und 1936 auf der Breite (K.-P. 1446).

Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 39, 1937, 81–92.

Trumm 2008 – J. Trumm, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr 2008. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2008, 37–50.

Trumm 2010 – J. Trumm, Vindonissa – Stand der Erforschung I. Vorgeschichte, keltische Zeit und der militärische Komplex.

Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2010, 37–53.

Trumm 2011a – J. Trumm, Vindonissa – Stand der Erforschung II. Der zivile Komplex. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2011, 3–22.

Trumm 2011b – J. Trumm, mit Beiträgen von M. Flück/G. Matter/B. Wigger, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr 2011. Jahresber.

Ges. Pro Vindonissa 2011, 81–101.

Trumm/Flˇck (im Druck) – J. Trumm/M. Flück, Am Südtor von Vindonissa. Die Steinbauten der Grabung Windisch-Spillmann-

wiese 2003–2006 (V.003.1) im Süden des Legionslagers. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 22 (im Druck).

„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“ 63

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