Klady – Göhlitzsch. Vom Kaukasus nach Mitteldeutschland oder umgekehrt? In: H. Meller (Hrsg.),...
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S T E I N Z E I T A U F D E M S E Z I E R T I S C H
Auf einem weitläufig umwehrten Höhenplateau in Mitteldeutschland
geschah Rätselhaftes: Vor über 5000 Jahren wurden dort Rituale gepflegt,
die uns heute seltsam und bizarr erscheinen. In den beiden kilo meter-
langen Umgrenzungsgräben des Erdwerkes von Salzmünde in
Sachsen-Anhalt wurden Schädel von Verstorbenen niedergelegt oder
die Toten in Gruben unter dicken Schichten zerschlagener Keramik
im Inneren der Anlage bestattet. Mit modernsten Untersuchungsmethoden
und kriminologischem Geschick ergründet ein interdisziplinäres
Forscherteam seit 2007 die mysteriösen Geschehnisse in Salzmünde.
In diesem Begleitband erfährt der Leser, was genau an diesem
jungsteinzeitlichen Kultplatz geschah, ergreifende Einzelschicksale von
gewaltsam ums Leben gekommenen Menschen geben neue Einblicke
in eine längst vergangene Welt im Herzen Europas.
Der Bau der Anlage von Salzmünde erfolgte in einer Epoche mit un-
glaublichen Innovationen, wie beispielsweise die Erfindung des
Pfluges und damit einhergehend die Nutzung der tierischen Zugkraft.
Landwirtschaft und Handel erfuhren einen deutlichen Aufschwung.
In monumentalen Grabanlagen, verteilt über ganz Europa, spiegeln sich
zugleich neue Glaubenswelten und weitläufige Kommunikationsnetze
wider. Durch den Blick auf bekannte, zeitgleiche Ritualplätze wird
der Fundort Salzmünde so eingebunden in eine jungsteinzeitliche Welt
der Ahnen und Rituale im 4. Jahrtausend v. Chr.
ISBN 978-3-943904-33-8
w w w. n a - v e r l a g . d e
Gesamtleitungharald Meller
ProjektleitungAnja stadelbacher
Konzeption und AusstellungstexteAnja stadelbacher, torsten schunke, Kurt W. Alt (Mainz), susanne friederich, Arnold Muhl, nicola scheyhing, Alexandra Wessel (Basel)
Wissenschaftliche Beratungniels h. Andersen (højbjerg), Albert hafner (Bern), lutz Klassen (randers), louis d. nebelsick, ralf schwarz, thomas saile (regensburg), Christian strahm (Bollschweil), Alexandra Wessel (Basel), Bernd zich
GestaltungJuraj lipták (München), Karol schauer (salzburg)
ÖffentlichkeitsarbeitMichael schefzik, Alfred reichenberger, tomoko Emmerling, Konstanze geppert
BesucherbetreuungMonika Bode, sven Koch
Leihverkehrurte dally
Koordination Ausstellungsbausandra Müller
Technische Leitunggerhard lamm (halle [saale])
Ausstellungsvorbau und Haustechniklutz Bloy und team
Sammlung und Exponatverwaltungroman Mischker, ina Widany, Marcel Weiß
Restauratorische BetreuungKarsten Böhm, heiko Breuer, friederike hertel, reinhard Kappler (halle [saale]), hartmut von Wieckowski (nehlitz), Christian-heinrich Wunderlich, ines Brandt (Kraftsdorf), Kyril radetzky (Berlin), Bauhütte naumburg (naumburg)
Rekonstruktion „Frau“Atelier daynès (Paris)
Exponateinrichtungthomas fißler & Kollegen, Exponateinrichtung und lichtgestaltung (niederschöna)
AusstellungsgrafikKlaus Pockrandt (halle [saale])
der Ausstellungsteil zum fundort salzmünde beruht auf den Ergebnissen des Projektes„Katastrophe oder Ritual? – ein Kriminal fall aus dem 4. Jtsd. v. Chr. – Eine inter disziplinäre Studie zu einer ungewöhnlichen Mehrfachbe-stattung –“Gefördert durch die VolkswagenStiftung im Rah-men des Programms „Forschung in Museen“. Kooperationsprojekt des landesamtes für denkmalpflege und Archäologie sachsen-Anhalt – landesmuseum für Vorgeschichte halleharald Mellermit der universität Mainz, fachbereich Biologie, institut für Anthropologie Kurt W. Alt
Projektleitungsusanne friederich
Wissenschaftliche Mitarbeitsarah Karimnia (institut für Anthropologie Mainz)Björn schlenker (ldA sachsen-Anhalt)Marcus stecher (institut für Anthropologie Mainz)Jennifer ziegler (institut für Anthropologie Mainz)
Zusätzlich flossen wissenschaftliche Ergebnisse folgender Personen in den Ausstel-lungsteil zum Fundort Salzmünde ein:guido Brandt (Mainz)hans-Jürgen döhleMonika hellmundsvenja höltkemeyer (Paris)Corina Knipper (Mainz)Christian Meyer (Mainz)nicole nicklisch (Mainz)lioba renner (Mainz)frank ramsthaler (homburg/saar)torsten schunke ralf schwarz
Ebenso fanden erste Ergebnisse aus dem dfg-Pro-jekt „Kulturwandel = Bevölkerungswechsel ? Die Jungsteinzeit des Mittelelbe-Saalegebietes im Spiegel popula tionsdynamischer Prozesse“ Eingang in die Ausstellung und den Begleitband.
Wir danken dem gesamten „Grabungsteam Salzmünde“
Projektleitung: Veit dresely, susanne friederich
Weiterhin danken wir: Konstanze Eckert, Anne Kokles, Andrea Moser, stephanie Munke, Pierre Pétrequin, Michael strambowski
BEglEitBAnd
Herausgeberharald Meller
KonzeptionAnja stadelbacher
RedaktionKathrin legler, Manuela schwarz
LektoratJennifer Bröcher (halle [saale]), frauke itzerott (Mainz)
Layout, Satzscancomp gmbh, Melanie Jungels (Wiesbaden)
UmschlaggestaltungKlaus Pockrandt (halle [saale])
Bildbearbeitungnora seeländer, Brigitte Parsche (halle [saale]), scancomp gmbh, helmut ludwig (Wiesbaden)
Recherche Bildrechtestephanie Munke
Übersetzung Beitrag Melis und AndersenMarion Page (Cirencester)
Lithografiescancomp gmbh, helmut ludwig (Wiesbaden)
Druck und Bindunglösch MedienManufaktur (Waiblingen)
Werbung und Vertriebnünnerich-Asmus Verlag & Media (Mainz)
Bibliografische information der deutschen national-bibliothekdie deutsche nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen nationalbibliografie; detaillierte bibliografische daten sind im internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2013 by nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz am rhein
isBn 978-3-943904-33-8
Alle rechte, insbesondere das der übersetzung in fremde sprachen, vorbehalten. ohne ausdrückliche genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestat-tet, dieses Buch oder teile daraus auf fotomecha-nischem Wege (fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfälti-gen oder unter Verwendung elektronischer systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.für den inhalt der Beiträge sind die Autoren verant-wortlich.
3300 BC. MystEriösE stEinzEittotE und ihrE WElt
sonderausstellung vom 14. November 2013 bis 18. Mai 2014 im landesmuseum für Vorgeschichte halle
Wir dAnKEn unsErEn lEihgEBErn
Die Ausstellung wird finanziert durch Mittel des Landes Sachsen-Anhalt
SACHSEN-ANHALTKultusministerium
gefördert durch
Deutschland
Berlin, staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und frühgeschichte
Berlin, staatliche Museen zu Berlin, Vorderasia-tisches Museum
Braunschweig, Braunschweigisches landes-museum
Bruchsal, städtisches Museum
dresden, staatliche Kunstsammlungen dresden – Museum für Völkerkunde dresden
lutherstadt Eisleben
Erfurt, Museum für thüringer Völkerkunde
Erfurt, stadtmuseum „haus zum stockfisch“
Esslingen, landesamt für denkmalpflege Baden-Württemberg
göttingen, geowissenschaftliches zentrum der universität, Museum
gotha, stiftung schloss friedenstein
halberstadt, städtisches Museum
hemmenhofen, Privatsammlung
herne, lWl-Museum für Archäologie – Westfälisches landesmuseum
Jena, friedrich-schiller-universität – ur- und frühgeschichtliche sammlung
Kassel, Museumslandschaft hessen Kassel
Köthen, Kultur- und Marketing gmbh – Prähistorische sammlung
Konstanz, Archäologisches landesmuseum Baden-Württemberg
landshut, städtische Museen
Mainz, general direktion Kulturelles Erbe rhein-land-Pfalz – landesmuseum Mainz
Mainz, römisch-germanisches zentral museum
München, Archäologische staatssammlung – Museum für Vor- und frühgeschichte
obergünzburg, heimatmuseum mit süd see-sammlung
regensburg, Bayerisches landesamt für denk-malpflege – dienststelle regensburg
speyer, generaldirektion Kulturelles Erbe rheinland-Pfalz, direktion landes archäologie – Außenstelle speyer
Wittenberg, stadt Wittenberg – Bereich städti-sche sammlungen
Dänemark
Copenhagen, national Museum of denmark
højbjerg, Moesgård Museum
Frankreich
lons-le-saunier, Musée d’archéologie du Jura
Italien
reggio Emilia, Musei Civici
Jordanien
Amman, department of Antiquities of the hashemite Kingdom of Jordan
Niederlande
leiden, rijksmuseum Volkenkunde
Österreich
Wien, naturhistorisches Museum
Wien, Weltmuseum Wien
Polen
Poznan, Muzeum Archeologiczne
Schweiz
Basel, Museum der Kulturen
frauenfeld, Amt für Archäologie des Kantons thurgau
zürich, Kantonsarchäologie
zürich, schweizerisches landesmuseum
zug, Museum für urgeschichte(n)
Slowenien
ljubljana, Mestnicity Muzej ljubljana
Slowakische Republik
Bratislava/Martin, slovenské národné múzeum-Múzeá v Martine
Tschechische Republik
Brno, Moravské zemské muzeum
Ungarn
Budapest, Magyar nemzeti Múzeum
Wir dAnKEn unsErEn fördErErn
inhalt 9 grussWort
reiner haseloff
10 grussWort
Wilhelm Krull
11 VorWort
harald Meller
12 Einführung
14 CHRoNoLoGIETABELLE ZUM NEoLITHIKUM
von ralf schwarz
18 EINLEITUNG ZUR AUSSTELLUNG
von harald Meller, Anja stadelbacher
22 DAS FoRSCHUNGSPRoJEKT DER VoLKSWAGENSTIFTUNG
von susanne friederich, harald Meller, Kurt W. Alt
24 IM SCHWEISSE SEINES ANGESICHTS MACHT ER SICH DIE ERDE UNTERTAN – NEoLITHISIERUNG UND NEo LITHIKUM IN MITTELEURoPA
von harald Meller
30 LAKToSEUNVERTRäGLICHKEIT – DIE BEDEUTUNG DER MILCH FÜR DIE ERNäHRUNG DES MENSCHEN
von Kurt W. Alt
33 VoM JäGER UND SAMMLER ZUM BäUERLICHEN DASEIN – DER URSPRUNG DER MoDERNEN INFEKTIoNSKRANKHEITEN
von nicole nicklisch, Kurt W. Alt
38 BIoARCHäoLoGIE – DIE METHoDEN
von Kurt W. Alt
42 NEoLITHIKUM – NEU ERFoRSCHT!
von susanne friederich, guido Brandt, Veit dresely, harald Meller, Kurt W. Alt
45 DAS LICHT DES NoRDENS – FoRSCHUNGS- GESCHICHTE ZUM NEoLITHIKUM IN MITTEL- DEUTSCHLAND
von Kathrin legler, louis d. nebelsick
54 KulturgEsChiChtE Vor 6000 JAhrEn
57 NEUE FoRSCHUNGEN ZU ALTEN INNoVATIoNEN
57 dAs 4. JAhrtAusEnd V. Chr. – rEforMAtionEn iM totEnrituAl
von Christian strahm
63 diE rEisE dEr grünEn BEilE
von Anja stadelbacher
71 sAlzMündE – KuPfEr: Erst PrEstigE, dAnn tEChnologiE
von Christian strahm, roland Wiermann, nils Müller-scheeßel
78 trAKtion und ihr Einfluss Auf diE EntWiCKlung Von rAd, WAgEn und Pflug
von Bernd zich
83 diE rindErBEstAttungEn Von ProfEn – Mit rAd und WAgEn
von susanne friederich, Verena hoffmann
85 diE rindEroPfEr Von niEdErWünsCh – BElEgE EinEs uMfAngrEiChEn rituAlgEsChEhEns iM sPätEn 4. JAhrtAusEnd V. Chr.
von Eric Müller, torsten schunke
93 VAtEr – MuttEr – Kind: EinE rindErfAMiliE für dAs JEnsEits
von Kathrin Balfanz
95 zu dEn AnfängEn dEr PfErdEhAltung in MittEl - dEutsChlAnd
von norbert Benecke, hans-Jürgen döhle, Arne ludwig, Monika reißmann, saskia Wutke
98 PfAhlBAutEn: nEolithisChE und BronzEzEitliChE sEEufErsiEdlungEn iM AlPEnrAuM
von Albert hafner
100 sEEufErsiEdlungEn und KliMA iM 4. JAhrtAusEnd V. Chr.
von Albert hafner
105 sEEufErsiEdlungEn dEs 4. JAhrtAusEnds V. Chr. iM AlPEnrAuM: EinzigArtigE fundE
von Albert hafner
111 ötzi – Ein zEitgEnossE dEr sAlzMündEr Kultur
von Karol schauer
117 MoNUMENTALITäT UND MEGALITHIK
117 MEgAlithiK – MonuMEntAlE zEugEn MEnsChliChEr gEsChiChtE
von Christoph steinmann
121 MEgAlithiK und MonuMEntAlität iM nordEn
von Bernd zich
126 MEnhirE – niCht EinfACh nur „lAngE stEinE“ (BrEtonisCh)
von Bernd zich
132 KonzEPtion und uMsEtzung Von MonuMEn - tAlität AM MEgAlithgrAB KüstErBErg iM hAldEnslEBEr forst
von Kay schmütz
135 MonuMEntE dEr zusAMMEnKunft: diE KrEisgrABEnAnlAgEn BEllEBEn i und ii – KultPlAtz, WEttKAMPf- und VErMittlungsstättEn
von francois Bertemes, oliver rück
139 diE BEfEstigtE siEdlung BisChofsWiEsE, hAllE-dölAuEr hEidE
von torsten schunke
143 BildErflut iM dunKEln – grABhügEl 6 in dEr dölAuEr hEidE und diE innEn VErziErtE stEinKAMMEr
von torsten schunke
151 KlAdy – göhlitzsCh. VoM KAuKAsus nACh MittEldEutsChlAnd odEr uMgEKEhrt?
von torsten schunke
156 trAPEzAnlAgEn iM EuroPäisChEn KontExt: BEstAttungsPlätzE BEsondErEr WürdEnträgEr?
von ralf schwarz
163 MoNUMENTALE ARCHITEKTUR IN EURoPA
163 diE MonuMEntAlEn nEolithisChEn und ChAlKolithisChEn siEdlungsstruKturEn dEr iBErisChEn hAlBinsEl
von roberto risch
174 Von riEsEn gEMACht – MEgAlithBAutEn Auf MAltA
von nicola scheyhing
178 dAs PrähistorisChE hEiligtuM Von MontE d´ACCoddi (itAliEn)
von Maria grazia Melis
181 MEgAlithgräBEr in irlAnd – diE nEuordnung dEr gEistigEn lAndsChAft
von Anja stadelbacher
188 dAs nEolithiKuM Auf dEn orKnEy insEln – stEinE für diE EWigKEit
von Kathrin legler
195 DAS PHäNoMEN „ERDWERKE“
195 ErdWErKE dEs 5. und 4. JAhrtAusEnds V. Chr.
von Michael geschwinde
202 tAusEnd totE, ABEr KEinE gräBEr – dEr rätsEl- hAftE rituAlort Von hErxhEiM
von Andrea zeeb-lanz
207 dAs „MiChElsBErgEr ErdWErK“ Von BruChsAl „AuE“ – Ein PlAtz ViElfältigEr AKtiVitätEn
von ute seidel
214 WEst trifft ost – KulturEllEr Einfluss iM 4. JAhrtAusEnd V. Chr.
von susanne friederich, Johannes schroeter
216 AlthEiM: Ein JungnEolithisChEs ErdWErK in niEdErBAyErn
von thomas saile
222 diE grABEnAnlAgEn Von sAruP (dänEMArK)
von niels h. Andersen
231 FoKUS MITTELDEUTSCHLAND
231 dAs MittElnEolithiKuM in sAChsEn-AnhAlt – diE KulturEn und ihrE ErdWErKE
von ralf schwarz
239 dEr AnfAng VoM EndE. üBErlEgungEn zur EntstEhung dEs KriEgEs iM nEolithiKuM
von harald Meller
246 diE sAlzMündEr Kultur – EinE AussErgEWöhn - liChE stEinzEitKultur in MittElEuroPA
von torsten schunke
257 dEr MAgisChE KlAng – diE tontroMMEln dEs 4. JAhrtAusEnds V. Chr.
von nicola scheyhing, torsten schunke
262 diE WElt dEr zEiChEn – syMBoliK in dEr sAlzMündEr Kultur
von torsten schunke
267 BEstAttungssittEn dEr sAlzMündEr Kultur
von Björn schlenker, Marcus stecher
270 sAlzMündEr BEfundE AM EPonyMEn fundort
272 DER FUNDPLATZ SALZMÜNDE – 100 JAHRE FoRSCHUNGSGESCHICHTE
von susanne friederich
276 BESIEDLUNGSGESCHICHTE DES FUNDoRTES SALZMÜNDE
von susanne friederich
282 DIE SCHERBENPACKUNGSGRäBER
von Marcus stecher, Björn schlenker, Kurt W. Alt
290 EINE KoMPLExE MEHRFACHBESTATTUNG DER SALZMÜNDER KULTUR
von Christian Meyer, sarah Karimnia, Corina Knipper, Marcus stecher, guido Brandt, Björn schlenker, frank ramsthaler, Kurt W. Alt
300 DIE LEHMENTNAHMEGRUBEN
von Björn schlenker, Marcus stecher
306 AUSGEWäHLTE BEFUNDE DES SALZ- MÜNDER PLATEAUS
von Björn schlenker, Marcus stecher
318 DER GRABEN
von Björn schlenker, Marcus stecher, Kurt W. Alt
324 BESTATTET IM GRABEN – DIE UMBETTUNG EINES KoLLEKTIVGRABES DER BERNBURGER KULTUR
von torsten schunke, Corina Knipper, lioba renner
332 SZENARIo SALZMÜNDE
von Björn schlenker, torsten schunke, harald Meller
336 AhnEnKult und totEnrituAl: diE WElt hintEr dEn BEfundEn
338 MEHRSTUFIGE BESTATTUNGSSITTEN
von ralf schwarz
342 AHNENKULT
von louis d. nebelsick
349 DIE AHNEN SCHÜTZEN DEN HEILIGEN oRT – BELEGE FÜR KoPF- UND SCHäDEL- KULT IN SALZMÜNDE
von harald Meller, torsten schunke
362 MENSCHENoPFER
von Alfred reichenberger
368 LEBEN MIT DEN AHNEN IN MELANESIEN (oZEANIEN)
von Alexandra Wessel
372 WIE MENSCHEN ZU AHNEN WERDEN
von Alexandra Wessel
376 VoN DER ALLTäGLICHKEIT KRIEGERISCHER AUSEINANDERSETZUNGEN
von Alexandra Wessel
379 ANHANG
380 impressionen zum Aufbau der Ausstellung
383 Autorenverzeichnis
150 kulturGeSChiChte vor 6000 Jahren
klady – Göhlitzsch. vom kaukasus nach Mitteldeutschland oder umgekehrt?
von torsten Schunke
Als im Jahr 1750 bei der Kaninchenjagd ein Hügel bei Göhlitzsch, einem Orts
teil von Leuna im Saalekreis, angegraben wurde, stieß man auf eine innen verzierte Steinkammer. Sie erregte Aufsehen und die sogleich erfolgte Zuordnung des Begräbnisses zu einem heidnischen Herrscher oder Heerführer bewog den regierenden Fürsten, durch den Merseburger Stiftsbaumeister Moritz Ehrenreich Hoppenhaupt den Jüngeren eine der ältesten archäologischen Doku
mentationen auf deutschem Boden überhaupt anfertigen zu lassen (Hoppenhaupt 1750; Kaufmann/Matthias 1984). Diese beeindruckende kolorierte Handschrift ist einer der Schätze der Sammlungen des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle und auch heute noch von unschätzbarem wissenschaftlichem Wert. Sie zeigt die auf die Steinplatten aufgemalten Verzierungen in einem Zustand, der aufgrund der später erfolgten 160jährigen Aufstellung der Kam
abb. 1Göhlitzsch, Saalekreis. Die große nordwand-platte mit der Darstellung von reflexbogen und köcher mit sechs Pfeilen.
abb. 1
klaDY – GöhlitZSCh. voM kaukaSuS naCh MittelDeutSChlanD oDer uMGekehrt? 151
152 kulturGeSChiChte vor 6000 Jahren
mer im Merseburger Schlosspark so nicht mehr erhalten ist.
Die Göhlitzscher Steinkammer besaß eine Größe von 2,40 m x 1,55 m und lag vermutlich als Nachbestattung asymmetrisch in einem ovalen Grabhügel. Sie war aus sechs Wandsteinen aufgebaut. Auffällig sind die eingravierten und mit roter und schwarzer Farbe nachgezogenen Verzierungen (Abb. 1), die weitgehend einem einheitlichen Verzierungssystem folgen. Am oberen Abschluss läuft rundum ein Muster aus hängenden geschachtelten Winkeln (Abb. 2). Die ornamentalen Ausschmückungen der Platten bestehen aus horizontalen und vertikalen Linien mit darauf stehenden Strichelchen und Dreiecken sowie ineinander geschachtelten Zickzacklinien. Von außer ordentlicher Bedeutung sind jedoch die gegenständlichen Darstellungen, insbesondere auf den beiden breiten Platten: Auf einer Platte ist eine geschäftete Axt dargestellt. Auf der anderen ist oben fast über die gesamte Breite in Rot und Schwarz ein großer Bogen liegend abgebildet. Seine Sehne verläuft gerade, doch der Bogenkörper ist wellenartig geschwungen und läuft an den Enden jeweils über die Bogensehne hinaus – offensichtlich die Darstellung eines RecurveBogens, also eines Reflexbogens. Links daneben ist ein Köcher in Schwarz zu erkennen, in dem sechs befiederte Pfeile stecken. Die Art der Darstellung des Köchers mit einer Verbreiterung am oberen Ende und einer Art „Henkel“ ist bemerkenswert und schwer zu erklären. Neben dem Köcher findet sich ein kleines krummstabförmiges Zeichen. Eine weitere, nicht rein ornamental zu interpretierende Ritzung ist auf dem Westgiebel zu sehen: Es ist ein eckig ovales Gebilde, dem drei sanduhrförmige Leiterbänder eingeschrieben sind, sodass vier ungefüllte Spitzovale ausgespart bleiben. Es entzieht sich zunächst einer Deutung.
Seit Langem werden sowohl die Datierung des Grabes als auch die Deutung der Darstellungen kontrovers diskutiert. Die Funde aus der Kammer – eine Amphore und eine facettierte Streitaxt, außerdem wohl noch ein Kupferring und eine Feuersteinklinge (Matthias 1982, 45; Kaufmann/Matthias 1984, 38) – sind der Schnurkeramikkultur zugehörig. Die Abbildung der Axt auf der Platte schien eine Zusammen
gehörigkeit zu unterstreichen, wie auch einige der Muster der Schnurkeramikkultur angehören könnten (Fischer 1956, 119; Behrens u. a. 1956, 44; Schwarz in Vorb.). Andere Analysen der Ziermuster, die Existenz von drei weiteren innen verzierten mitteldeutschen Steinkammern sowie das Vorkommen des Krummstabmotives und der Fiederung in der Steinkammer aus der Dölauer Heide (siehe Beitrag „Bilderflut im Dunkeln“, S. 143) weisen jedoch darauf hin, dass die Kammer von Göhlitzsch bereits in der Zeit der Bernburger Kultur gebaut worden sein dürfte (Müller 1994, 178). Die Ausgrabungen in Salzmünde haben darüber hinaus einen Beleg für das Ziermotiv des Frieses aus geschachtelten Dreiecken an einem Gefäß erbracht (siehe Beitrag „Die Welt der Zeichen“; Abb. 6, S. 262), das dem 32./31. Jahrhundert v. Chr. angehören dürfte, also zeitgleich mit der frühen Bernburger Kultur datiert.
Neue Argumente zur Datierung und Interpretation der Göhlitzscher Steinkammer ergeben sich nun auch von ganz unerwarteter Seite. Eine Nachbestattung im Grabhügel 28 des sehr reich ausgestatteten Gräberfeldes der NovosvobodnajaGruppe der MaikopKultur, gelegen bei Klady im nördlichen Kaukasus, ist eine Steinkammer mit Türlochstein (Rezepkin 2000, Taf. 38–41). Solche Türkonstruktionen kennen wir z. B. aus kaukasischen Dolmen und auch aus den viel größeren hessischen Galeriegräbern wie aus Züschen. Besonders hervorstechend sind die Ausmalungen in Rotocker und Schwarz auf weißem Grund, die drei Wände der Kammer bedeckten (Abb. 3). Bereits die Tatsache, dass dort zwei Menschenfiguren auftreten, ist absolut außergewöhnlich. Für unsere Betrachtung sind jedoch die zugehörigen Waffen und die Art ihrer Darstellung von besonderem Interesse: Auf zwei Platten ist an vergleichbarer Stelle wie auf der Göhlitzscher Platte liegend und nach oben weisend ein RecurveBogen zu sehen, außerdem links davon jeweils ein Köcher, der eine identische, oben verbreiterte Grundform besitzt, einschließlich des merkwürdigen „Henkels“. Daneben liegen in beiden Fällen ovale Gebilde mit seitlichen Armen, die Schilde oder Schamanentrommeln sein könnten. Möglicherweise ist das Motiv an der kleinen Giebelplatte von Göhlitzsch (Abb. 2) ähnlich zu interpretieren.
152 kulturGeSChiChte vor 6000 Jahren
abb. 2Göhlitzsch, Saalekreis. umzeichnungen der drei Platten mit bildlichen Darstellungen. Bogen und köcher sind hervorgehoben.
abb. 3klady, nordkaukasus. umzeichnungen der drei Platten mit bildlichen Darstellungen, Bogen und köcher sind hervorgehoben. Der kreis in der unteren Platte ist das türloch.
abb. 2
abb. 3
klaDY – GöhlitZSCh. voM kaukaSuS naCh MittelDeutSChlanD oDer uMGekehrt? 153
0 100 cm
0 100 cm
Trotz unterschiedlicher „Handschriften“ sind die Übereinstimmungen in den Darstellungen bis hin zu sehr spezifischen Details über eine Distanz von fast 2300 km hinweg bemerkenswert (Abb. 4) und können keinem Zufall entspringen. In den dazwischen liegenden Gebieten und auch andernorts ist nichts auch nur ansatzweise Vergleichbares bekannt. Annahmen, dass ein solches Bildprogramm über diese Entfernung als pure Idee übermittelt oder über
Jahrhunderte hinweg tradiert worden sein könnte, sind eher unwahrscheinlich. Vielmehr ist davon auszugehen, dass konkrete Personen sich mit dieser Idee über diese Strecken fortbewegt haben und auch eine ähnliche Zeitstellung für beide Gräber anzunehmen ist. Das hilft, die Göhlitzscher Steinkammer um 3000 v. Chr. entsprechend der Kammer aus Klady (Rezepkin 2000, 17–22; Hansen 2010, 303; Rahmstorf 2010, 263–265) zu verankern. Damit bestätigt sich
Göhlitzsch
Klady
abb. 4
abb. 4Die Steinkammern von Göhlitzsch und klady liegen knapp 2300 km voneinander entfernt. Solche Strecken waren schon vor 5000 Jah-ren nicht unüberwindbar.
154 kulturGeSChiChte vor 6000 Jahren
die Einordnung in die Zeit der Bernburger Kultur und die schnurkeramischen Funde stellen sich als Teile einer Nachbestattung heraus (Müller 1994, 178). Die Ornamentik in Göhlitzsch und die höhere Abstraktion weisen das Grab als im heimischen Milieu verankert aus, so wie die Beigaben im Grab aus Klady zwar außergewöhnlich, jedoch nur im kaukasischen Bereich denkbar sind (Abb. 5).
Wie ist dieser Transfer also vorstellbar und v. a. von wo nahm er seinen Ausgang? Welche war die gebende und welche die
nehmende Seite? Diese Fragen lassen sich noch nicht schlüssig beantworten, sollte es überhaupt ein Ausgangsgebiet an den „Polen“ im Nordkaukasus oder in Mitteldeutschland gegeben haben. Während vom Ausgräber in Klady Einwanderer aus Mitteleuropa angenommen werden (Rezepkin 2000, 31; vgl. Häusler 1994), sehen mitteleuropäische Autoren eher die Gegenrichtung als wahrscheinlicher an oder vertreten eine Entstehung unabhängig voneinander (Häusler 1994).
literaturverZeiChniS
Behrens u. a. 1956 h. Behrens/P. Fasshauer/h. kirchner, ein neues innen verziertes Steinkammergrab der Schnurkeramik aus der Dölauer heide bei halle (Saale). Jahresschr. Mitteldt. vorgesch. 40, 1956, 13–50.
Fischer 1956 u. Fischer, Gräber der Steinzeit im Saalegebiet. vor-gesch. Forsch. 15 (Berlin 1956).
hansen 2010 S. hansen, Communication and exchange between the northern Caucasus and central europe in the fourth millennium BC. in: S. hansen/a. hauptmann/i. Motzen-bäcker/e. Pernicka (hrsg.), von Majkop bis trialeti. Gewinnung und verbreitung von Metallen und obsidian in kaukasien im 4.–2. Jahrtausend v. Chr. koll. vor- u. Frühgesch. 13 (Bonn 2010) 297–316.
häusler 1994 a. häusler, Die Majkop-kultur und Mitteleuropa. Zeit-schr. arch. 28, 1994, 191–246.
hoppenhaupt 1750 M. e. hoppenhaupt, ausführliche Beschreibung eines alten heydnischen Grabes. Colorierte handschrift (Merseburg 1750).
kaufmann/Matthias 1984 D. kaufmann/W. Matthias, M. e. hoppenhaupt. ausführ-liche Beschreibung eines alten heydnischen Grabes. Faksimiledruck. veröff. landesmus. vorgesch. halle 37 (Berlin 1984).
Matthias 1982 W. Matthias, kataloge zur mitteldeutschen Schnurke-ramik. teil 5: Mittleres Saalegebiet. veröff. landes-mus. vorgesch. halle 35 (Berlin 1982).
Müller 1994 D. W. Müller, Die Bernburger kultur Mitteldeutschlands im Spiegel ihrer nichtmegalithischen kollektivgräber. Jahresschr. Mitteldt. vorgesch. 76, 1994, 75–200.
rahmstorf 2010 l. rahmstorf, indications of aegean-Caucasian relations during the third millennium BC. in: S. hansen/a. haupt-mann/i. Motzenbäcker/e. Pernicka (hrsg.), von Majkop bis trialeti. Gewinnung und verbreitung von Metallen
und obsidian in kaukasien im 4.–2. Jahrtausend v. Chr. koll. vor- u. Frühgesch. 13 (Bonn 2010) 263–295.
rezepkin 2000 a. D. rezepkin, Das frühbronzezeitliche Gräberfeld von klady und die Majkop-kultur in nordwestkauka-sien. arch. eurasien 10 (rahden/Westf. 2000).
Schwarz in vorb. r. Schwarz, Menhire und verzierte Steinkammergrä-ber. in: h. Meller (hrsg.), Früh- und Mittelneolithikum. kat. Dauerausstellung landesmus. vorgesch. halle 2 (halle [Saale] in vorb).
aBBilDunGSnaChWeiSabb. 1, 5 J. lipták
abb. 2 Müller 1994, 160–164 abb. 65; 66; 69
abb. 3 l. kaudelka nach häußler 1994, 198 abb. 8; rezepkin 2000, taf. 40
abb. 4 k. Pockrandt, kartengrundlage © klett- Perthes verlag Gmbh, Gotha 2008; modifi-ziert durch t. Schunke
154 kulturGeSChiChte vor 6000 Jahren klaDY – GöhlitZSCh. voM kaukaSuS naCh MittelDeutSChlanD oDer uMGekehrt? 155
abb. 5Göhlitzsch, Saalekreis. auf der großen Süd-wandplatte ist in der unteren hälfte ein ge-schäftetes Beil zu erkennen (siehe auch um-zeichnung S. 153).
Rätselhaftes ging vor in Mitteldeutschland
Harald Meller (Hrsg.) 3300 BC Mysteriöse Steinzeittote und ihre Welt 384 Seiten, 376 Abbildungen geb. 24,5 x 30 cm € 29,90 (D) / sFr 40,90 / € 30,80 (A) ISBN 978-3-943904-33-8
Neuigkeiten aus der Steinzeit Sensationelle Erkenntnisse zu Lebenswelt und Kultgeschehen Erstmals gezeigte Bilder von Funden aktueller Ausgrabungen
Buchbestellung Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH Robert Koch-Straße 8 55129 Mainz Hiermit bestelle ich portofrei
Anzahl ISBN (978-3-943904-…) Titel Preis
33-8 3300 BC 29,90 € (D)
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