Innovatives Ehrenamt in der Altenversorgung
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Fachhochschule Burgenland
Department Gesundheit
Masterstudiengang Gesundheitsmanagement und Integrierte Versorgung
Innovatives Ehrenamt
in der Altenversorgung
Implementierung eines Ehrenamts
am Beispiel am Haus St. Vinzenz
Masterarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts in
Business
Gesundheitsmanagement und Integrierte Versorgung
Autorin: Ulrike Koch, BA
Personenkennzeichen: 2010795011
Betreuerin: FH- Prof. MMag. Dr. scient. med. Ute Seper
Datum: 30. 05. 2022
Department Gesundheit
I
EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG
Ich erkläre hiermit, dass ich die Masterarbeit selbständig verfasst habe. Die von mir
verwendeten Hilfsmittel habe ich angegeben, Zitate kenntlich gemacht.
Rohrbach, 30. 05. 2022
Ort, Datum Unterschrift
Department Gesundheit
II
DANKSAGUNG
Ein herzliches Dankeschön richtet sich an Frau Prof. (FH) Dr. MMag. Ute Seper. Ihre
unterstützende Lotsenfunktion als Betreuerin war für mich eine große Bereicherung.
Frau Seper weist nicht nur eine hohe fachliche Expertise auf, sondern tritt auch ihrem
Gegenüber wertschätzend auf. Sie hatte immer ein offenes Ohr für meine Anliegen.
Dafür bin ich sehr dankbar und weiß dies sehr zu schätzen.
Ebenso möchte ich mich bei Herrn Prof. (FH) Ing. Mag. Peter J. Mayer, MAS, MSc,
MBA für seine ruhige und verständnisvolle Persönlichkeit bedanken. Seine netten
Worte waren immer sehr aufbauend und stärkend für mich.
Ein herzliches Dankeschön richtet sich auch an meine Vorgesetzte, Frau Claudia
Prenner und an, alle Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen des Haus St. Vinzenz.
Mit einer überaus verständnisvollen Art und dem rücksichtsvollen Halt in dieser
schnelllebigen Zeit, wurde mir sehr oft der Rücken freigehalten und gestärkt. Mir ist
bewusst, dass dies nicht selbstverständlich ist. Vielen herzlichen Dank dafür.
Auch meiner Familie, besonders meine Mutter und meinem Stiefvater, möchte ich
danken, dass sie mich täglich bekräftigte diese Arbeit zu vollenden und immer hinter
mir standen. Vor allem für die Verköstigungen in der finalen Phase.
Aber dennoch gilt das allergrößte Dankeschön- meinem Lebenspartner- danke, dass
du immer für mich da warst und mich in jeden Lebenssituationen unterstützt hast und
wirst. Ohne dein Verständnis, deine Liebe und deine Geduld, hätte ich dieses Werk
nicht vollenden können.
Bei meinen Interviewpartner*innen möchte ich mich herzlich für die intensiven und
anregenden Gespräche bedanken.
Last but not least, danke liebe Verena für dein großartiges Lektorat.
Department Gesundheit
III
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
BMASGK Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und
Konsumentenschutz
BMLRT Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und
Tourismus
BMSGPK Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz
ebd. ebenda
NQZ Nationale Qualitätszertifikat für Alten- und Pflegeheime
usw. und so weiter
www world wide web
Department Gesundheit
IV
KURZFASSUNG
Problemstellung: Die Alarmglocken aufgrund des demografischen Wandels ertönen
immer wie kräftiger und zunehmend treten Problemfelder in der Altenversorgung auf.
Damit die Lebensqualität von Senior*innen in Pflegeheimen aufrecht bleibt,
Pflegepersonal entlastet und mehr Zufriedenheit im Alltag ermöglicht wird, leistet das
Einsetzen eines freiwilligen Engagements einen unverzichtbaren Beitrag. Ziel der
Arbeit ist es, inwiefern ein ehrenamtliches Engagement für Pflegeeinrichtungen
nützlich ist.
Methodik: Die Masterarbeit bezieht sich auf eine literarische und empirische
Analyse. In erster Linie wurde die IST- Situation der Thematik anhand einer
systematischen und umfassenden Literaturrecherche erfasst und dargestellt. Um
eine Nachvollziehbarkeit zu gewähren, wurde dies in einem Flussdiagramm und
Suchprotokoll festgehalten. Für die empirische Analyse wurden acht
leitfadengestützte und problemzentrierte Interviews mit Personengruppen
durchgeführt, aus den Bereichen der Ehrenamtskoordination, Sozialen Setting und
Vertreter von kommunalen Einrichtungen. Die Datenauswertung erfolgte im Rahmen
der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring.
Ergebnisse: Um eine ehrenamtliche Tätigkeit auszuüben sind zahlreiche
Motivationsfaktoren dafür ausschlaggebend, beispielsweise die Selbstverwirklichung.
Die Langzeitpflege weist die Tatsache auf, dass sie an personelle Grenzen kommen
und kaum Zeitressourcen für die Betreuung zur Verfügung stehen. Dies gibt Anlass
dafür, dass ehrenamtliches Engagement zukünftige einen hohen Stellenwert in der
integrierten Versorgung einnehmen wird. Um dies zu forcieren braucht es einen klar
angestrebten Weg von der Akquirierung bis hin zum ansprechenden Aufgabenprofil.
Schlussfolgerung: Die Realität ist, dass weniger Personen eine Pflegeausbildung
absolvieren, der Zeitdruck in der Pflege intensiviert wird und dass ältere Menschen
Sehnsüchte nach Geborgenheit, Schutz und Anerkennung haben. Dies lässt darauf
schlussfolgern, dass die Chance des Ehrenamts in Pflegeeinrichtungen ergriffen
werden soll. Obendrein wird eine zusätzliche Leistung in der integrierten Versorgung
aufgewiesen.
Keywords: ehrenamtliches Engagement, Koordination im Ehrenamt, ältere
Menschen, integrierte Versorgung, Schnittstellenmanagement, Altenversorgung
Department Gesundheit
V
ABSTRACT
Problem: The alarm bells due to demographic change are ringing ever more strongly
and problem areas in the care of the elderly are increasingly emerging. In order to
maintain the quality of life of senior citizens in nursing homes, to relieve nursing staff
and to enable more satisfaction in everyday life, the use of voluntary commitment
makes an indispensable contribution. The aim of this work is to find out to what
extent voluntary commitment is useful for care institutions.
Methods: The master thesis refers to a literary and empirical analysis. First and
foremost, the current situation of the topic was recorded and presented by means of
a systematic and comprehensive literature search. In order to ensure traceability, this
was recorded in a flow chart and search protocol. For the empirical analysis, eight
guided and problem-centred interviews were conducted with groups of people from
the fields of volunteer coordination, social setting and representatives of municipal
institutions. The data was analysed using qualitative content analysis according to
Mayring.
Results: There are many motivating factors for doing voluntary work, such as self-
fulfilment. Long-term care shows the fact that they are reaching staffing limits and
hardly any time resources are available for care. This gives reason to believe that
volunteer work will play a major role in integrated care in the future. In order to push
this, there needs to be a clearly targeted path from acquisition to an appealing task
profile.
Conclusion: The reality is that fewer people are completing care training, the time
pressure in care is intensified and older people have longings for security, protection
and recognition. This suggests that the opportunity of volunteering in care institutions
should be seized. On top of that, an additional service in integrated care is shown.
Keywords: volunteering, coordination in volunteering, older people, integrated care,
interface management, care for the elderly
Department Gesundheit
VI
INHALTSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG ........................................................................1
1.1 Problemstellung .............................................................................................. 1
1.2 Zielsetzung und Forschungsfrage ................................................................ 3
1.3 Methodik und Vorgehensweise ..................................................................... 4
1.3.1 Methodik zur Literaturanalyse ....................................................................... 4
1.3.2 Methodik zur empirischen Analyse ................................................................ 7
2 BEGRIFFSERLÄUTERUNG ................................................8
2.1 Ehrenamtlichkeit ............................................................................................. 9
2.2 Freiwilligkeit .................................................................................................. 12
2.3 Alten- und Pflegewohnheim ......................................................................... 14
2.4 Integrierte Versorgung ................................................................................. 17
2.5 Schnittstellenmanagement .......................................................................... 20
3 ALTENVERSORGUNG IM WANDEL ................................22
3.1 Versorgungslandschaft in Österreich ......................................................... 22
3.2 Herausforderungen in der Altenpflege ....................................................... 26
3.3 Entwicklungen der Altersstruktur in Österreich ........................................ 30
3.4 Veränderungen in der Pflegelandschaft ..................................................... 32
4 ENTWICKLUNG VON EHRENAMT ...................................35
4.1 Engagement 4.0 ............................................................................................ 35
4.2 Hürden des Ehrenamts ................................................................................ 37
4.3 Beweggründe und Motive des Ehrenamts .................................................. 40
4.4 Einführung von Freiwilligenmanagement................................................... 45
Department Gesundheit
VII
4.5 Werteorientierung ......................................................................................... 48
5 INNOVATIVES EHRENAMT ..............................................52
5.1 Abgrenzung zwischen einem traditionellen und innovativen Ehrenamt . 52
5.2 Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen ................................... 54
5.3 5-A-Modell zur Gewinnung von Freiwilligen ............................................... 57
5.4 Ehrenamtsmarketing .................................................................................... 60
5.5 Relevanz der Ehrenamtskoordination ........................................................ 63
6 EMPIRISCHER METHODENTEIL ......................................68
6.1 Methodik und Methodenbegründung .......................................................... 68
6.2 Zielgruppenauswahl ..................................................................................... 70
6.3 Entwicklung des Interviewleitfadens .......................................................... 71
6.4 Datenerhebung ............................................................................................. 73
6.5 Kategorienschema ........................................................................................ 74
6.6 Ergebnisse und Diskussion ......................................................................... 74
6.6.1 Beweggründen und Motive .......................................................................... 75
6.6.2 Orientierung und Erwartungshaltung ........................................................... 82
6.6.3 Rekrutierung im Ehrenamt ........................................................................... 87
6.6.4 Attraktivität und Aufgabenfelder .................................................................. 92
6.6.5 Ehrenamtskoordinator*in ............................................................................. 97
7 SCHLUSS .........................................................................103
7.1 Zusammenfassung ..................................................................................... 103
7.2 Beantwortung der Forschungsfragen ....................................................... 104
7.3 Limitation..................................................................................................... 109
7.4 Fazit und Ausblick ...................................................................................... 109
Department Gesundheit
VIII
8 VERZEICHNISSE .............................................................113
8.1 Literaturverzeichnis .................................................................................... 113
8.1.1 Literaturquellen .......................................................................................... 113
8.1.2 Internetquellen ........................................................................................... 118
8.2 Abbildungsverzeichnis............................................................................... 121
8.3 Tabellenverzeichnis .................................................................................... 122
A Anhang ............................................................................................................. I
A.1 Interviewleitfaden ......................................................................................... I
A.2 Teiltranskript Interview Ehrenamtskoordinator*in I ..................................... VIII
A.3 Teiltranskript Interview Ehrenamtskoordinator*in II ...................................... XI
A.4 Teiltranskript Interview Kommune III ............................................................ XVI
A.5 Teiltranskript Interview Kommune IV .......................................................... XVIII
A.6 Teiltranskript Interview Kommune V ........................................................... XXIII
A.7 Teiltranskript Interview Organisation VI .................................................... XXIV
A.8 Teiltranskript Interview Organisation VII ................................................. XXVIII
A.9 Teiltranskript Interview Organisation VIII .................................................. XXXI
A.10 Suchprotokoll ........................................................................................... XXXIV
Department Gesundheit
1
1 EINLEITUNG
Schon damals bekam der karitative Aspekt des „Ehrenamtes“, überwiegend im
Care- Kontext, eine hohe Bedeutung zugesprochen, bei dem es um die
gesundheitliche Versorgung der Armen ging. Die Wurzeln des wohltätigen
Ansatzes des Ehrenamtes entstanden in ehrenamtlichen Vereinskulturen zur
Wohlfahrtspflege, in dem Armenpfleger*innen unentgeltlich eingesetzt wurden.
So wie damals, ist auch heute noch das System der Wohlfahrtspflege durch
duale Strukturen, welche in der Hand der Gesamtverantwortlichkeit der
öffentlichen Träger liegt, gekennzeichnet (Fleckinger, 2018, S. 59).
Aufgrund dessen können innovative Lösungsansätze geschaffen und
implementiert werden, um ältere Menschen zu integrieren und sie abzuholen,
wo deren Bedürfnisse und Wünsche liegen. Ganz nach dem Motto: „Tu ich dir
Gutes, tu ich mir Gutes.“ kann das Einsetzen von ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen der Schlüssel zum Erfolg in der Langzeitpflege sein.
1.1 Problemstellung
Das Pflege- und Betreuungssystem in Österreich steht vor einem Wendepunkt
und die wachsende und alternde Bevölkerung ertönt als Warnsignal
insbesondere im Kontext der Altenversorgung. Für das Jahr 2040 werden in
Österreich 7,8 % bis 9,7 % der Bevölkerung, Hochbetagte prognostiziert
(Statistik Austria, 2021, www). Darüber hinaus wechselt der Trend von
informeller Pflege zur formellen Pflege, da es aufgrund unterschiedlichster
Faktoren, beispielsweise den häuslichen Rahmenbedingungen oder der
niedrigen Pflegekompetenz, für An- und Zugehörige nicht möglich ist, ihre
älterwerdenden Liebsten zu betreuen und zu pflegen (Heusinger, Hämel, &
Kümpers, 2017, S. 439-440).
Department Gesundheit
2
Der mediale Alarmglockenschlag wurde in den letzten Jahren häufiger getätigt
und der Mangel an Pflegefachkräften gab Anlass, alarmierende Schlagzeilen zu
propagieren. Jedoch löst Alarmismus keine Probleme, sondern weist
gegebenenfalls nur darauf hin (Nowossadeck, 2013, o.S.).
Ganzheitliche Lösungswege müssen geschaffen werden, um den andauernden
Prozess des demografischen Wandels zu entsprechen. Nichts desto trotz
gehen mehr Pflegekräfte in den Ruhestand, als junge Menschen den
Pflegeberuf ergreifen möchten. Das Image des Berufes hat sicher eine sehr
große Bedeutung für die Berufswahl junger Menschen (ebd., o.S.).
Angesichts dieser Tatsache und Entwicklung ist es ungewiss, wer sich künftig
würdig um die älteren Menschen, die Schwachen und die Kranken der
Gesellschaft sorgen wird (Fleckinger MA, 2013, S.9).
Die Schere zwischen Pflegebedarf und Pflegepotenzial öffnet sich mehr und
mehr und die Thematik der sozialen Ehrenamtlichkeit bekommt zunehmend
Relevanz in der Versorgung (ebd., S.9).
Das bekannte Sprichwort „die kleinen Dinge des Lebens machen das Leben
lebenswert“ schlägt im Bereich des Ehrenamts einen Paukenschlag. Denn 88 %
der Bevölkerung fehlt im beruflichen Alltag die Sinnhaftigkeit. Oftmals fehlt die
Begeisterung und Demotivation führt zur inneren Kündigung (Wurster &
Prinzessin von Sachsen-Altenburg, 2019, XI-XII).
Rund 3,4 Millionen Menschen in Österreich engagieren sich ehrenamtlich.
Knapp 1,2 Millionen Menschen der Engagierten sind im formellen als auch
informellen Freiwilligensektor aktiv (BMSGPK, 2019, S. 14-15).
Das Ehrenamt hat mit seinem sinnstiftenden Aspekt in Österreich bereits an
hoher Bedeutung erlangt und findet vor allem im Setting Alten- und
Pflegewohnheim deren Wertigkeit und Wichtigkeit. Durch den Einsatz von
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen gelingt es nicht nur, dass das
Selbstwertgefühl gestärkt, sondern zielt auch darauf ab, dass das
Zusammenleben der Gesellschaft bereichert wird (BMLRT, 2021, www).
Department Gesundheit
3
Große Lücken der Versorgungsketten in Bezug auf die Altenpflege werden
sichtlich und bleiben oftmals unbehandelt. Basierend auf dem Hintergrund der
demografischen Entwicklung, der älterwerdenden Bevölkerung und der Mangel
an Pflegefachkräften, müssen alle Möglichkeiten für die Betreuung und Pflege
ausgeschöpft werden.
Das Ziel welche die Ehrenamtlichkeit in der Pflege verfolgt ist, dass die
Autonomie bewahrt wird, dass soziale Bindungen aufgebaut und dass
Pflegekräfte und Bezugspersonen entlastet werden. Nebstdem wird die Ich-
Wichtigkeit der Pflegebedürftigen in den Vordergrund gestellt und die eigene
Persönlichkeit wird zeitgleich gestärkt, welches einen wesentlichen Beitrag auf
die Lebensqualität abzielt.
1.2 Zielsetzung und Forschungsfrage
Angesichts der Tatsache, dass Freiwilligenarbeit sinnvoll, sinnstiftend,
bereichernd und erfüllend ist, sieht das Alten- und Pflegewohnheim Haus St.
Vinzenz vor, die ehrenamtliche Arbeit mehr in der Organisation zu forcieren und
einzugliedern.
Das Ziel dieser Masterarbeit ist es, die Wirkung und den Nutzen eines
ehrenamtlichen Engagements aufzuzeigen. Ein weiteres Hauptaugenmerk wird
auf die Gelingensbedingungen des Ehrenamtskoordinators gelegt und welche
strukturellen Rahmenbedingungen es benötigt, diesen zu implementieren.
Die Problemstellung (s. Kapitel 1.1) und die Zielsetzung (s. Kapitel 1.2) geben
Anlass für folgende Forschungsfragen:
Wie gestaltet sich der strategische Weg zu einem innovativen Ehrenamt?
Welchen Mehrwert leistet der/die Ehrenamtskoordinator*in in einem
Alten- und Pflegewohnheim im Kontext der integrierten Versorgung?
Der Nutzen der wissenschaftlichen Arbeit liegt überwiegend darin, allen
Zielgruppen, den Heimträgern, der Hausleitung, den Bewohner*innen, den
Mitarbeiter*innen, den ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen als auch den An- und
Zugehörigen aufzuzeigen, dass ein vielfältiges Betreuungsangebot im Setting
Department Gesundheit
4
Altenwohn- und Pflegeheim eine besondere Wichtigkeit aufweist und
gesellschaftliche und epidemiologische Veränderungen gut strukturiert und
organisiert werden müssen.
1.3 Methodik und Vorgehensweise
Um die obliegenden Forschungsfragen zu beantworten, gliedert sich die
Masterarbeit in einen theoretischen und einen empirischen Teil. In den
darauffolgenden Untergliederungen erfolgt eine detaillierte
Methodenbeschreibung.
1.3.1 Methodik zur Literaturanalyse
Primär wird eine Ist- Literaturanalyse des Masterarbeitsthemas vollzogen,
theoretisch abgegrenzt und narrativ in Form gebracht.
Dieser Teil der Masterarbeit basiert auf einschlägiger Fachliteratur. Nach einer
umfangreichen Literaturrecherche wurden Forschungsberichte, Fachbücher und
Artikel aus Fachzeitschriften zu den Themen Ehrenamtlichkeit, ehrenamtliche
Mitarbeiter*innen, integrierte Versorgung, Schnittstellenmanagement und Alten-
und Pflegewohnheim als Grundlage für diese Arbeit verwendet.
In relevanten Datenbanken, wie Google Scholar, Bibliothek der Fachhochschule
Burgenland und in der hauseigenen Bibliothek des Haus St. Vinzenz, wurde
eine systematische Literatursuche durchgeführt. Zusätzlich wurde eine
Handsuche vollzogen. Abgerundet wurde die Suchstrategie mit Internetquellen
von einschlägigen Organisationen wie zum Beispiel der Statistik Austria oder
des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz, um gezielte Publikationen und Links zum Thema
Ehrenamt entnehmen zu können.
Um dem Suchfeld einen Feinschliff zu verleihen wurden folgende Keywords
ausgewählt: Ehrenamtlichkeit, Freiwilligkeit, freiwilliges Engagement, Alten- und
Pflegeheim, Ehrenamtskoordinator*in, gesellschaftliche Entwicklungen,
demografischer Wandel, soziales Engagement, volunteer work, volunteer
Department Gesundheit
5
engagement und social change. Zudem wurden die Suchbegriffe mit
booleschen Operatoren ODER (OR), UND (AND) oder NICHT (NOT) in
Verbindung gesetzt, um eine gezieltere Auswahl der Literatur zu ermöglichen.
Um die Eingrenzung der Literatur festlegen zu können, wurden Ein- und
Ausschlusskriterien festgelegt. In der folgenden Tabelle wird dies
veranschaulicht dargestellt (s. Tabelle 1).
Tabelle 1: Ein- und Ausschlusskriterien, Quelle: Eigene Erstellung
Kriterien Einschluss Ausschluss
Thematische Relevanz Keywords und abgewandelte Synonyme
andere Wörter
Publikationsjahr Publikation von 2000-2021 Veröffentlichung vor 2000
Publikationsort innerhalb von Europa außerhalb von Europa
Sprache deutsche- und englischsprachige Literatur
fremdsprachige Literatur
Literaturart Fachbücher (Monografien und Herausgeberwerke), Fachzeitschriftenartikel
Zeitungsartikel
Qualitätskriterium Journals
Publikationen in peer-reviewed Journals
Publikationen in nicht peer- reviewed Journals
Um eine Konkretisierung der Literatur vorzunehmen, wurde in folgenden drei
Schritten angesetzt: primär wurde ein Titelscreening, gefolgt von einem
Abstractscreening und letztendlich ein Volltextscreening durchgeführt. Dieser
Vorgang wurde so oft wiederholt, bis sich eine Sättigung abzeichnete.
Um die Nachvollziehbarkeit darzustellen, wurde im Zugedessen ein
Flussdiagramm erstellt. Dieses Instrument beschreibt, welche Werke nach der
Anwendung der diversen Screenings ausgeschlossen werden mussten (s.
Abbildung 1).
Department Gesundheit
6
Abbildung 1: Flussdiagramm, Quelle: Eigene Erstellung
Datenbanksuche (n=55)
Verbleiben nach Entfernen von Duplikaten (n=50)
Handsuche (n=2)
In Vorauswahl aufgenommen (n=46)
Ausgeschlossen (n=3)
Begründung: falscher Kontext, falsche Zielgruppe, anderes Fachgebiet, anderer Fokus
Volltext auf Eignung beurteilt (n=43)
Identi- fikation
Studien eingeschlossen (n=41)
Voraus-wahl
Eignung
Ein-geschlos
-sen
Ausgeschlossen (n=2)
Begründung: Informationen veraltet oder unzureichend, kein
Volltext verfügbar
Department Gesundheit
7
1.3.2 Methodik zur empirischen Analyse
Um neue Erkenntnisse gewinnen und zukunftsorientierte Perspektiven
aufzeigen zu können, weist diese Masterarbeit einen empirischen Charakter
auf. Diesbezüglich wurde die Methode eines qualitativen, problemzentrierten,
leitgestützten Interviews gewählt. Für die Beantwortung der Forschungsfragen
werden acht Interviews durchgeführt. Unter den Interviewpartner*innen
befinden sich Leitungspersönlichkeiten von Sozialeinrichtungen in Österreich,
Ehrenamtsbeauftragte aus einer Pflegeeinrichtung in München, regionale
Gebietskörperschaften, ehrenamtliche Vereine und eine Ordensgemeinschaft
rund um und in Pinkafeld.
Der detaillierte Aufbau der empirischen Untersuchung, der
Methodenanwendung und der Datenerhebung wird im Kapitel „empirischer
Methodenteil“ (s. Kapitel 6) erläutert. Die Inhaltsanalyse nach Mayring findet
sich in der Interviewauswertung wieder.
Department Gesundheit
8
2 BEGRIFFSERLÄUTERUNG
Die Pflege und die Betreuung älterer Menschen gelten in der österreichischen
Sozialpolitik als zentrale Themen. In Österreich passiert ein Großteil der Pflege
durch informelle Pflege, welche sich ausschließlich durch die Pflege und die
Betreuung An- und Zugehöriger im häuslichen Umfeld widerspiegelt. Jedoch
sollen Angehörige und Betreuungspersonen entlastet werden und
pflegebedürftige Menschen wieder zurück in die Sozialisation finden. Daher ist
es bedeutend, dass in der Lebenswelt Alten- und Pflegeheim neue Strukturen
ergriffen und erschaffen werden.
Mithilfe der Begriffserläuterungen „Ehrenamtlichkeit“ und „Freiwilligkeit“ wird ein
Überblick über das allgemeine Verständnis gegeben und warum es von
Bedeutung ist, diese beide Definitionen abzugrenzen.
In der darauffolgenden Untergliederung wird die Wichtigkeit eines Alten- und
Pflegewohnheims beschrieben. In diesem Kapitel erlangen die Begrifflichkeiten
„Integrierte Versorgung“ und „Schnittstellenmanagement“ ihre Bedeutsamkeit
und werden detailliert erläutert.
Die darauffolgende Abbildung (s. Abbildung 2) zeigt, welche Vielzahl an
Begrifflichkeiten im Kontext des Ehrenamts in der Literatur gefunden wurden. In
diesem Kapitel werden aufgrund der Vielfältigkeit die Begriffe Ehrenamtlichkeit,
Freiwilligkeit, Alten- und Pflegewohnheim, Integrierte Versorgung und
Schnittstellenmanagement gewählt und näher beleuchtet.
Department Gesundheit
9
Abbildung 2: Vielfältige Begriffsbestimmungen des Ehrenamts, Quelle: Eigene Erstellung
2.1 Ehrenamtlichkeit
Im Jahr 1980, bereits in einem modernen Zeitalter, bekam der Begriff Ehrenamt
eine deutliche Zuwendung zu spüren. Die klassische Definition für
Ehrenamtlichkeit ist eine freiwillige, unbezahlte und uneigennützige Tätigkeit,
deren Lohn die „Ehre“ ist. Im Vordergrund steht die Institutionalisierung des
ehrenamtlichen Handelns im Rahmen eines Amtes. Auch moderne
Bezeichnungen beispielsweise „bürgerschaftliches Engagement“ und
„freiwilliges Engagement“ ziehen in den Begriffskatalog ein und stehen für die
Aspekte der Partizipation und der Individualisierung (Weber, 2020, S. 3).
Department Gesundheit
10
Der Ausgangspunkt des Ehrenamts war bereits schon viel früher. Im 19.
Jahrhundert, in der nachnapoleonischen Zeit, führte der Weg von den
Reformen bis zur kommunalen Selbstverwaltung, in dem Bürger*innen bereits
verpflichtet wurden öffentliche Stadtämter zu übernehmen, ohne dafür eine
monetäre Leistung zu erhalten und erwarten zu können (Weber, 2020, S. 3).
Ein weiterer geschichtlicher Meilenstein erschließt sich mit einer weiteren
sozialen Reform, das „Elberfelder System“. Mitte des 19. Jahrhunderts machten
die Beamten aus dem Bürgertum Hausbesuche bei hilfsbedürftigen Personen,
um festzustellen, ob die Hilfsbedürftigkeit würdig war, um die Armenhilfe durch
die kommunale Verwaltung zu erhalten. Um als Armenpfleger*in qualifiziert zu
werden, bedarf es damals an lokaler Vertrautheit und an Präsenz. Die
Entwicklungsgeschichte des Ehrenamts zeigt, dass es sich um eine staatlich
abgeleitete Tätigkeit handelt. Dadurch, dass der/die Einzelne etwas Gutes für
deren Kommune tut, wird dies dafür am Ende mit der Ehre für das Geleistete
belohnt (ebd., S. 3).
Im heutigen Zeitalter kommt man üblicherweise durch Wahl, Berufung oder
Beauftragung zu einem Ehrenamt. Zahlreiche Positionen beispielsweise
Gemeinde- oder Stadtrat, Schöffe oder Elternbeirat werden von Personen
besetzt, deren Engagement als eine selbstverständliche Tätigkeit verstanden
wird. Vor allem wird Ehrenamt auch als eine moralisch-ethische Verpflichtung
verstanden, die die besondere Verbundenheit zu einem Amt oder Organisation,
mit der Belohnung oder mit dem Ausgleich „Ehre“ gewährt wird (ebd., S. 3).
Von diesem Hintergrund des Ehrenamtes, ausgerichtet auf die
Staatsinteressen, bündeln sich unterschiedliche Formen von freiwilligen, nicht
materiellen gewinn- und gemeinsinnorientierte Tätigkeiten. In der folgenden
Abbildung werden essentielle Kriterien des Ehrenamts erkenntlich gemacht
(s. Abbildung 3).
Department Gesundheit
11
Ehrenamt gemeinwohl-orientiert
kein materieller
Gewinn
freiwillig, eigeninitiativ, unabhängig
öffentlicher Raum
gemeinschaft-lich/
kooperativ
regelmäßig
mit oder ohne
Qualifikation
formal/nicht formal
legitimierte Funktionen
Abbildung 3: Kriterien des Ehrenamts, Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung an Weber; Fleckinger
(2020, S.4; 2018, S. 56-57)
In der obliegenden Abbildung ist gut die Bedeutung von Ehrenamt erkennbar
und welchen Ansatzpunkt dieser verfolgt. Ein ehrenamtliches Engagement wird
nicht nur freiwillig ausgeübt, sondern eigeninitiativ, regelmäßig und unabhängig.
Des Weiteren orientiert sich das Ehrenamt nicht auf einen materiellen Gewinn
sondern es verfolgt den Gemeinwohlsinn, findet im öffentlichen Raum statt und
widerspiegelt sich in der Regel in der Gemeinschaftlichkeit und in der
Zusammenarbeit. Die Funktion eines Ehrenamts wird als formal und als nicht
formal legitimiert betrachtet, sowie kann mit oder ohne Qualifikation ausgeübt
werden (Weber, 2020, S. 4; Fleckinger, 2018, S. 56-57).
Die Literatur zeigt, dass es keine einheitliche begriffliche Bestimmung für das
Ehrenamt gibt. Wie bereits beschrieben, werden zahlreiche Synonyme für
Ehrenamt verwendet. Im Wesentlichen zeigt die beträchtliche Definition eine
Unklarheit, in der Verbindung beider Aspekte des Engagements, also auf der
individuellen und der institutionellen Ebene (ebd., S. 56).
Viele Bürger*innen stehen nicht voll und ganz deren Arbeitsverhältnis (Wurster
& Prinzessin von Sachsen- Altenburg, 2019, o. S.).
Department Gesundheit
12
Oftmals fehlen die Begeisterung und der tiefere Sinn hinter all dem, was im
beruflichen Alltag gefordert wird (Wurster & Prinzessin von Sachsen- Altenburg,
2019, o. S.).
Die Erkenntnis welche erlangt wird ist, dass, die tiefer gehende Bedeutung
vermisst wird, was getan wird. Demnach entdecken mehr und mehr Menschen
bei der Suche nach dem „fehlenden Etwas“, schließlich das ehrenamtliche
Engagement. Unter anderem finden engagierte Persönlichkeiten den tieferen
Sinn im sozialen, gemeinnützigen Bürger*innenengagement und somit entsteht
parallel zum Berufsleben eine zweite Identität im Privatleben. Die Realität zeigt,
dass engagierte Personen somit ein Doppelleben führen. Am Tag sind sie ein/e
unmotivierte/r Bankangestellte/r und sobald der Feierabend einläutet, werden
die Rollen gewechselt und diejenige/derjenige Engagierte ist Vorstand eines
Vereins und führt mit Begeisterung erfolgreich ein Ehrenamtsteam (ebd., o. S.).
2.2 Freiwilligkeit
In europäischen Ländern engagieren sich zwischen 92 und 94 Millionen
Menschen über 15 Jahre freiwillig, das sind rund 23 % der Europäer*innen.
Dicht gefolgt von Niederlanden, Schweden und Großbritannien ist Österreich
europäischer Spitzenreiter. In Österreich leisten 46 % der Erdenbürger*innen
ab 15 Jahren Freiwilligenarbeit (BMSGPK, 2021, www).
Freiwilligkeit ist ein bereits etablierter Begriff und orientiert sich am englischen
„volunteering“. Nach dem geschichtlichen Hintergrund übernahmen vorwiegend
Männer freiwillige Ämter und erworben in der Armenpflege somit Respekt und
Anerkennung. Im täglichen Sprachgebrauch werden die Begriffe
Ehrenamtlichkeit und Freiwilligkeit mit einander assoziiert. Jedoch erbringen
freiwillige Engagierte außerhalb des eigenen Haushaltes unentgeltlich
gemeinnützige Leistungen. Dies kann eine einmalige Tätigkeit sein,
beispielsweise in einem Projekt befristet mit einem bestimmten Zeitraum oder
regelmäßig passieren. Die Freiwilligenarbeit wird in zwei große Bereiche geteilt
(BMASK, 2012, S.8).
Department Gesundheit
13
Zum einen die formelle Freiwilligenarbeit und zum anderen die informelle
Freiwilligenarbeit. Zur formellen Freiwilligenarbeit zählen jene ehrenamtlichen
Tätigkeiten in Vereinen, Institutionen und Organisationen. Eine informelle
Freiwilligenarbeit im privaten Bereich kann die Nachbarschaftshilfe sein
(BMASK, 2012, S.8).
Ferner werden Maßnahmen zur persönlichen und fachlichen Aus- und
Fortbildung für diese Tätigkeit angestrebt. Fallen im Rahmen der
Freiwilligentätigkeit Kosten an, wie zum Beispiel: Fahrtkosten, Porto,
Telefonkosten oder Materialaufwand, können diese zum Teil ersetzt werden
(Österreichischer Integrationsfonds, 2017, www; Hansen, 2008, S. 24).
Freiwillig engagierte Personen ersetzen keine hauptberuflichen Kräfte, sondern
weisen eine Unterstützungsfunktion auf und gliedern sich in die
Arbeitsmarktneutralität ein. Insbesondere ist die Arbeitsmarktneutralität
gegeben durch den Einsatz Freiwilliger, die aufgrund Einstellung neuer
unselbstständigen Beschäftigten nicht verhindert werden kann. Einer kritischen
Analyse bedarf dies jedoch, vor allem wenn engagierte Personen
herangezogen werden, um personelle oder finanzielle Engpässe
auszugleichen. Demzufolge würde sich dies, mit der Intention der
Arbeitsmarktneutralität widersprechen. Aus diesen Gründen sind Institutionen
gefordert, arbeitsmarktneutral vorzugehen, klare Tätigkeitsbereiche, Funktionen
und ein Tätigkeitsausmaß für Hautberufliche und Freiwillige festzulegen
(BMSGPK, 2022, www).
Die Freiwilligkeit ist vielfältig. Menschen engagieren sich in Sportvereinen, in
dem sie Kinder und Jugendliche trainieren oder als eine Schiedsrichterfunktion
agieren, gestalten Konzerte und Ausstellungen, sowie engagieren sich aktiv in
einem Chor. Auch die eigenen Interessen werden vertreten. Engagierte
tauschen sich in Selbsthilfegruppen aus, welche sich in einer ähnlichen
Situation befinden. Aus diesen Gründen ist ein freiwilliges Engagement in
einem sozialen Umfeld unverzichtbar und hat in den letzten Jahren einen hohen
Stellenwert bekommen. Die Debatte des freiwilligen Engagements zeigt
wesentliche Vorteile auf (Simonson, Vogel, Ziegelmann & Tesch- Römer, 2017,
S. 31; Weber, 2020, S, 3).
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14
Die Erwartungen der gesellschaftliche Partizipation ist positiv gestiegen, die
Individualisierung eines Einzelnen nimmt zu, der Zusammenhalt der
Gesellschaft wird verbessert, die Demokratie wird weiterentwickelt und
innovative Problemlösungen werden nachhaltig aufgezeigt (Simonson, Vogel,
Ziegelmann & Tesch- Römer, 2017, S. 31; Weber, 2020, S, 3).
2.3 Alten- und Pflegewohnheim
Die Wartelisten von stationären Alten- und Pflegewohnheimen platzen aus allen
Nähten. Verschuldet dafür sind Gründe wie zum Beispiel: der Mehraufwand der
Pflege im häuslichen Setting, geringe Verfügbarkeit von selbstständigen
Pfleger*innen, die häuslichen Gegebenheiten, Pflege zu vollziehen und
Isolation von einem sozialen Umfeld. Überdies spüren Alten- und
Pflegeeinrichtungen deutlich die Auswirkungen des demografischen Wandels.
Die Pflegebedürftigen werden immer älter, sind gekennzeichnet von
Multimorbidität, der Pflegebedarf steigt dadurch und mobile soziale Dienste
reichen nicht mehr aus. Das Prinzip der Freiwilligkeit ist ausschlaggebend für
eine Aufnahme in einer stationären Einrichtung. Das bedeutet, dass der/die
Pensionist*in bzw. der/die ausgewählte Erwachsenenschutzvertreter*in
ausdrücklich für eine Aufnahme zustimmen muss (Öffentliches
Gesundheitsportal Österreich, 2021, www).
Im Jahr 2020 wurden knapp 96.000 Erdenbürger*innen in ein stationäres Alten-
und Pflegewohnheim aufgenommen und betreut. In etwa 7.000 Personen
nahmen eine Kurzzeitpflege in der Langzeitversorgung in Anspruch (Statistik
Austria, 2020, www).
Um An- und Zugehörige in der formellen Pflege zu entlasten gibt es weitere
Abgrenzungen zur stationären Pflegeeinrichtung für ältere Personen (s.
Abbildung 4).
Department Gesundheit
15
Abbildung 4: Abgrenzungen der Altenversorgung in stationären Pflegeeinrichtungen, Quelle: Eigene
Erstellung in Anlehnung an Öffentliches Gesundheitsportal Österreich (2021, www)
Nehmen An- und Zugehörige eine Übergangspflege in Anspruch, erstreckt sich
der Aufenthalt in einem Pflegeheim prinzipiell nur auf die Dauer der
Pflegebedürftigkeit. Dies kann zum Beispiel nach einem Spitalsaufenthalt zur
Rehabilitation sein. Durch die Pflege und Therapie kann die Rückkehr in das
häusliche Umfeld gewährt werden, wobei mobile und soziale Dienste eine
durchaus selbstbestimmte Lebensführung gewährleisten (Öffentliches
Gesundheitsportal Österreich, 2021, www).
Können pflegende Angehörige eine adäquate häusliche Pflege nicht verrichten,
besteht die Möglichkeit, einer vorübergehenden, stationären Betreuung
(Kurzzeitpflege) des pflegebedürftigen Menschen in einem Alten- und
Pflegeheim. Gesundheitliche oder berufliche Gründe der pflegenden
Angehörigen können dafür ausschlaggebend sein (ebd., www).
Durch die Inanspruchnahme der Urlaubspflege können die pflegenden
Angehörigen eine Pause vom Pflegealltag einlegen und neue Energie tanken.
Dadurch können betreuungsbedürftige Personen einem Alten- und Pflegeheim
anvertraut werden (ebd., www).
Übergangspflege
Kurzzeitpflege Urlaubspflege
Department Gesundheit
16
Einen bedeutsamen Meilenstein erzielt der Bundesverband der Alten- und
Pflegeheime Österreichs, das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit,
Pflege und Konsumentenschutz, die Länder, der Seniorenrat mit der
Einbeziehung von Expert*innen. Gemeinsam wurde das „Nationale
Qualitätszertifikat für Alten- und Pflegeheim in Österreich“ (NQZ) entwickelt.
Alten- und Pflegewohnheime können mit diesem Zertifikat ausgezeichnet
werden. Im Vordergrund steht, eine hohe individuelle Lebensqualität der
Bewohner*innen zu erstreben. Mit einem bereits eingeführten
Qualitätsmanagementsystem wird eine objektive Bewertung der Qualität
sichtbar gemacht. Diese geben Impulse und Anreize zur Weiterentwicklung
(BMSGPK, 2019, www; Das Nationale Qualitätszertifikat, 2022, www).
Im Fokus stehen die Lebens- und Arbeitsbedingungen des
Zertifizierungsprozesses. Die Abläufe an den Bedürfnissen der
Bewohner*innen, oder welche Maßnahmen bezüglich der
Bewohner*innenzufriedenheit und Mitarbeiter*innenzufriedenheit getroffen
worden sind, wird durch das Zertifizierungsteam überprüft (ebd., www; ebd.,
www).
Anschließend werden Handlungsempfehlungen gegeben, die als Grundlage für
die Qualitätsentwicklung dienen. Ziele und Maßnahmen können danach
individuell von den Pflegeeinrichtungen abgeleitet werden und sind für die
Lebensqualität der Bewohner*innen von großer Bedeutung. Kommt es zu einer
Rezertifizierung, werden die Umsetzungen der Empfehlungen überprüft (ebd.,
www; ebd., www).
Department Gesundheit
17
2.4 Integrierte Versorgung
Integrierte Versorgung wird oft im Gegensatz zu fragmentierter und
episodischer Versorgung verwendet und synonym zu Begriffen wie koordinierte
Versorgung und nahtlose Versorgung verwendet. Allerdings gibt es keine
einheitliche Definition oder ein gemeinsames konzeptionelles Verständnis der
integrierten Versorgung, was wahrscheinlich auf die „polymorphe Natur der
integrierten Versorgung“ zurückzuführen ist (World Health Organization, 2016,
S. 3). In der Tat sind die Perspektiven, aus denen sich das Konzept
zusammensetzt, wahrscheinlich von den Ansichten und Erwartungen der
verschiedenen Akteure des Gesundheitssystems geprägt (ebd., S. 3).
Im § 3 Z 24-26 des Vereinbarungsumsetzungsgesetzes 2017 (VUG 2017) wird
der Begriff integrierte Versorgung wie folgt beschrieben „…eine
patientenorientierte, kontinuierliche, sektorenübergreifende, interdisziplinäre
und/oder multiprofessionelle und nach standardisierten Versorgungskonzepten
ausgerichtete Versorgung…“.
Gemäß § 6 Abs. 2 Z 13-15 des VUG 2017 werden Ziele und Handlungsfelder
vereinbart, in dem die Verbesserung der integrierten Versorgung angestrebt
wird. Folgendes Ziel wurde definiert: „Die Verbesserung der integrierten
Versorgung, insbesondere bei chronischen Erkrankungen, sind interdisziplinäre
und multiprofessionelle sowie intersektorale Zusammenarbeitsformen
auszubauen sowie Behandlungsprozesse und Versorgungsstandards zu
definieren.“
Der österreichische Strukturplan 2017 definiert integrierte Versorgung als eine
nach standardisierten Versorgungskonzepten ausgelegte Form der Versorgung,
welche sich an spezifische Krankheitsbilder und/oder Bevölkerungsgruppen
orientiert (BMASGK, 2017, S. 192-193).
Department Gesundheit
18
In der folgenden Abbildung werden die Perspektiven für die Gestaltung der
integrierten Versorgung detailliert dargestellt (s. Tabelle 2).
Tabelle 2: Perspektiven der integrierten Versorgung, Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung an World
Health Organization (2016, S. 3)
Integrierte Versorgung
Anbieter (Provider) Koordiniert Dienstleistungen, Aufgaben und Patientenversorgung über die fachlichen und organisatorischen Systemgrenzen hinaus
Pflegefachkraft (Care professionals) Fürsprecher der Dienstleistungsnutzer, bieten und koordinieren Gesundheits- und soziale Betreuung
Manager*in Aufrechterhaltung und Aufbau einer gemeinsamen Kultur und Werte, Beaufsichtigung von gemeinsamen Ressourcen und von Finanzierungsströmen, Koordinierung der Ziele, Verwaltung komplexer organisatorischer Strukturen und Beziehungen
Dienstleistungsnutzer (Service user) Erleben einen verbesserten Zugang durch die Elemente der Pflege, einschließlich der Informationsbeschaffung
Gemeinschaft (Community) Helfen lokale Dienstleistungen zu gestalten
Bewerter*in (Evaluator) Messung der Integration anhand nationaler und lokaler Maßnahmen, Leisten Beitrag zur faktengestützten Integration
Regulierungsaufsicht (Regulator) Registrierung integrierter Anbieter, Bewertung des Pflegeangebots, Überwachung gemeinsamer Versorgung, Gegensteuerung bei niedriger Qualität und Sicherheit
Politische Entscheidungsträger (Policy- maker)
Gestaltung einer integrationsfreundlichen Politik, Regulierung der Finanzierung, Entwicklung geeigneter Versorgungssysteme, Prozesse, Qualitätsstandards, Unterstützung einer ganzheitlichen Bewertung von integrierten Systemen und Programmen
Department Gesundheit
19
Greiling & Dudek (2009, S. 46) sehen integrierte Versorgung als „… die Qualität
der Versorgung für den Patienten über alle beteiligten Leistungsbereiche
hinweg zu verbessern und dabei möglichst den Ersatz der benötigten
Ressourcen zu optimieren. Dieser Ansatz eint die unterschiedlichen Ziele und
Nutzenaspekte der einzelnen Leistungserbringer.“
Die integrierte Versorgung kann auf verschiedenen Ebenen und in
verschiedenen Settings innerhalb des Gesundheitssektors stattfinden,
beispielsweise zwischen Primärversorgung und Krankenhäusern oder als
Integration von Gesundheits- und Sozialsektor, zum Beispiel: bei der
Versorgung für Langzeitpatienten. In diesem Zusammenhang kann die
Integration nach ihrer Intensität kategorisiert werden. Vollständige Integration
bedeutet, dass der Gesundheits- und der Sozialsektor in ein neues
Organisationsmodell integriert werden (World Health Organization, 2016, S. 6).
Der multidimensionale Charakter der Integrationsprozesse verweist auf die
Komplexität, der Aufbau integrierter Versorgungsmodelle, sowie auf die Vielfalt
der Möglichkeiten bei ihrer Gestaltung hin (ebd., S. 6).Damit integrierte
Versorgung gut funktioniert, muss das Ziel sein, Gesundheitsleistungen optimal
anbieten zu können, um die Lebenserwartung und die Lebensqualität zu
steigern. Ein weiteres Ziel beinhaltet Kosten und Qualität der
Gesundheitsversorgung (Greiling & Dudek, S. 2009, S. 55).
Es führen keine niedrigen, kostengünstigeren Versorgungsebenen zu
Qualitätssteigerungen, sondern lassen sie oftmals sinken, beispielsweise die
Verlagerung von der stationären Versorgung zum teilstationären oder
ambulanten Bereich ist möglich, aber nicht immer notwendig und effektiv. Ein
weiteres Bestreben betrifft die Kooperation und die Koordination aller
Beteiligungsgruppen. Somit kann durch eine Schnittstellenoptimierung bessere
Qualität und Wirtschaftlichkeit erlangt werden. Besonders essentiell ist der
zeitnahe Informationsaustausch zwischen den Leistungserbringern unter
Partizipation der Patient*innen und deren An- und Zugehörigen. Durch eine
verbesserte Kommunikation kann gleichzeitig die Versorgungsqualität
angestrebt werden (ebd., S. 55).
Department Gesundheit
20
Mühlbacher (2002, S. 211) definiert allgemein eine Schnittstelle als ein
„Berührungspunkt zwischen verschiedenen Sachverhalten oder Objekten“.
Schnittstellenmanagement bedeutet somit eine Übergangs- bzw.
Verbindungstelle zwischen im Prozess verbundenen organisatorischen
Einheiten, Bereichen bzw. Mitarbeiter*innen, die unterschiedliche Handlungs-,
Aufgaben-, Kompetenz-, und Verantwortungsbereichen aufweisen und durch
die Wertschöpfungskette verbunden sind (ebd., S. 68).
2.5 Schnittstellenmanagement
Schnittstellenmanagement im Gesundheitswesen wird von Streissler (2004, S.
47) als „Unterbrechung des Behandlungsverlaufs durch den Wechsel von einer
zu einer anderen Versorgungsebene“ definiert. Als eine Versorgungsebene
werden Einrichtungen im ambulanten, stationären und teilstationären Sektor
verstanden (Streissler, 2004, S. 47).
Um eine Schnittstelle genauer zu beleuchten, müssen mindestens zwei
Leistungseinheiten erforderlich sein. Dadurch kann ein angefangener Prozess
fortgesetzt und durch eine Teilleistung einen Beitrag zur Gesamtleistung
erbracht werden. Zusätzlich lassen sich zwei differenzierte Schnittstellen
abgrenzen (Mayr & Lehner, 2009, S. 10).
Zum einen eine unternehmensinterne Schnittstelle, diese stellt den Übergang
von einer Leistungsstelle innerhalb einer Organisation sicher und zum anderen
eine unternehmensexterne Schnittstelle. Hierbei findet eine Beziehung
außerhalb der Organisationen zur Unternehmensumwelt statt. Diese
Schnittstellentypen haben Auswirkungen auf die Determinanten Kosten,
Qualität und Zeit (ebd., S. 10).
Um strategische Ziele zu erreichen, bedarf es einer zielgerichteten Planung im
Rahmen des Innovationsmanagements. Deshalb erscheint es ohne eine
Abstimmung der Entwicklungsprozesse, also der Ziele, der Strategien und der
Maßnahmen aller betroffenen Unternehmensbereiche überhaupt nicht möglich,
Schnittstellen optimal aufrechtzuerhalten (Lorenz, 2014, S. 529-537).
Department Gesundheit
21
Der Erfolg des Schnittstellenmanagements wird zwischen den beteiligten
Bereichen am Prozess gemessen und ist von einem verwendeten
Koordinationskonzept abhängig. Um ein Koordinationskonzept zu gestalten, ist
es sinnvoll, geeignete Instrumente auszuwählen. Die Literatur präsentiert eine
Vielzahl verschiedenster Koordinationsinstrumente. Diese unterliegen
unterschiedlichsten Abgrenzungen und Klassifikationen (Lorenz, 2014, S. 529-
537).
Um Schnittstellen zu behandeln, spielen personale Koordinationsinstrumente
eine besondere Bedeutung. Unter personalen Koordinationsinstrumenten lässt
sich eine dezentrale Selbstkoordination oder eine zentrale Fremdkoordination
gliedern (ebd., S. 529-537).
Eine dezentrale Selbstkoordination kann geleitet werden von einer Abteilung
durch Gremien, Teams oder Projektmanager*innen. Hierarchische
Unterweisungen gliedern sich in der Form der zentralen Fremdkoordination. Die
Sinnhaftigkeit der Auswahl des einzusetzenden Koordinationsinstruments stellt
einen möglichst effizienten Koordinationsmix zur Erreichung der
Koordinationsstrategie dar. Fasst man den dezentralen Ansatz ins Auge, stellt
dies eine Möglichkeit der Autonomie, selbst zu bestimmen dar, ohne Einfluss
von hierarchischen Instanzen. Mit Hilfe von Grundtypen, beispielsweise von
Gremien, Teams und Projektgruppen, kann ein autonomes gemeinschaftliches
Verfolgen der Ziele möglich sein (ebd., S. 529-537).
Department Gesundheit
22
3 ALTENVERSORGUNG IM WANDEL
Der Wandel und die daraus resultierenden starken Veränderungen lassen die
Altenversorgung auf den Kopf stellen. Aufgrund der steigenden Anzahl von
Hochbetagten, verminderte Auswahl des Pflegeberufes und steigender
Pflegebedarf haben Gesundheits- und Sozialeinrichtungen nicht die
Möglichkeit, dies alles in einem zu kompensieren. Demotivation, Überforderung
und Unzufriedenheit entwickeln sich betrachtend der
Mitarbeiter*innenperspektive. Erfahrungswerte zeigen, dass Personen mit einer
Pflegebedürftigkeit aufgrund dieser obliegenden genannten Faktoren nicht in
der Langzeitpflege aufgenommen werden können. Frustration, Traurigkeit und
das nicht wissen, was man machen soll, entstehen, beleuchtend aus der Sicht
der An- und Zugehörigen als auch aus der Sicht der Pfleglinge.
In diesem Kapitel, Altenversorgung im Wandel, wird die Versorgungslandschaft
näher thematisiert und einer genaueren Betrachtung unterzogen.
Des Weiteren werden die Herausforderungen in der Altenpflege und
Versorgung detailliert untersucht. Im Unterkapitel wird die Altersstruktur in
Österreich näher beleuchtet, sowie die Untergliederung, Veränderungen in der
Pflegelandschaft und deren Schwachstellen finden in diesem Kapitel ihren
Platz.
3.1 Versorgungslandschaft in Österreich
Österreichs Gesundheitssystem ist geprägt von den föderalistischen politischen
Strukturen des Landes, der Delegation von Kompetenz an die selbstverwalteten
Akteure des Sozialversicherungssystems sowie durch akteur- übergreifende
Strukturen auf Bundes- und Landesebene. Die Verteilung der Kompetenzen zur
kooperativen Planung, Koordinierung und Finanzierung ist in der
Bundesverfassung klar geregelt (Hofmarcher-Holzhacker, 2013, S. VII-IX).
Department Gesundheit
23
Das Ziel in der Vereinbarung gem. Artikel 15a B-VG zur Zielsteuerung
Gesundheit wurde zwischen den Systempartnern Bund, Länder,
Sozialversicherung festgehalten, und richtet sich an eine gemeinsame und
sektorenübergreifende Steuerung (Hofmarcher-Holzhacker, 2013, S. VII-IX).
Für weitere operative Umsetzungen wurde eine Zielsteuerungsvereinbarung auf
Bundesebene für die Jahre 2017 bis 2021 vereinbart. Zentrale Schwerpunkte
beispielsweise Aktivitäten zur Stärkung der ambulanten Versorgung, effektive
Umsetzung der neuen Primärversorgung oder Sicherstellung der Verfügbarkeit
des erforderlichen Gesundheitspersonals werden darin explizit festgehalten
(BMASGK, 2019, S. 10; Bachner, Bobek, Haindl, Rainer & Zuba, 2020, S. 1-5).
Die Vollziehung und die Zuständigkeit für Gesetzgebung im Gesundheitswesen
obliegen somit beim Bund. Auf Basis bundesrechtlicher Rahmenbedingungen
wird die Durchführung der Krankenversicherung von der Sozialversicherung in
einem eigenen Wirkungsbereich wahrgenommen. Die Bereitstellung von
Vertragsleistungen im extramuralen Setting, die Bereitstellung von
Medikamenten und Heilbehelfen im stationären als auch in der ambulanten
Rehabilitation lassen sich im Wirkungsbereich eingliedern (BMASGK, 2019, S.
10; Bachner, Bobek, Haindl, Rainer & Zuba, 2020, S. 1-5).
Die Bundesländer sind für die Erlassung von Ausführungsgesetzen und zur
Vollziehung der Gesetzgebung zuständig, um eine ausreichende Versorgung
mit Krankenhausleistungen gewähren zu können. Im Übrigen haben die
Bundesländer die Verantwortung, präklinische Notfallversorgung sicherzustellen
und für die soziale Versorgung (inklusive Pflege und Langzeitversorgung) zu
garantieren. Zusätzlich wirken weitere wichtige Akteure wie zum Beispiel
Patientenorganisationen, Selbsthilfegruppen, karitative Einrichtungen und
Forschungs- und Planungseinrichtungen im Gesundheitssystem mit (BMASGK,
2019, S. 8-9). Die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung ist eine
öffentliche Aufgabe und beruht auf einem durch Pflichtversicherung
gekennzeichneten Sozialversicherungsmodell (BMASGK, 2019, S. 6-7;
Öffentliches Gesundheitsportal Österreich, 2022, www).
Department Gesundheit
24
Alle versicherten Personen haben den Rechtsanspruch auf solidarisch
finanzierte Leistungen. Aufgrund der Prinzipien der Solidarität und der
Selbstverwaltung, welcher die österreichische Sozialversicherung folgt, werden
diese hauptsächlich über Versicherungsbeiträge finanziert. Die Versicherung
tritt mit der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit ein. Selbstständige und freiwillig
Versicherte beantragen die Aufnahme in die Versicherungsgemeinschaft selbst.
Solidarität bedeutet, einen Ausgleich zwischen mehr und weniger
schutzbedürftigen Personen- wie etwa zwischen einkommensstarken und
einkommensschwachen Gruppen, zwischen Erwerbstätigen und Arbeitslosen
zu schaffen (BMASGK, 2019, S. 6-7; Öffentliches Gesundheitsportal Österreich,
2022, www).
Durch die große Anzahl an Versicherten können breit gestreute Risiken
abgefedert werden. In Österreich waren im Jahr 2017 rund 8,7 Millionen
Menschen in der sozialen Krankenversicherung anspruchsberechtigt, davon
waren knapp 6,7 Millionen Personen Beitragsleistende und der Rest
Mitversicherte, insbesondere Kinder. Der Beitrag für die Mehrheit der
Krankenversicherten beträgt 7,65 % des Bruttoeinkommens bis zu einer
Höchstbeitragsgrundlage von 5.670 € (BMASGK, 2019, S. 6-7; Öffentliches
Gesundheitsportal Österreich, 2022, www).
Je nach notwendigen Leistungen teilt sich das Gesundheits- und Sozialwesen
die Befugnis für die medizinische, pflegerische und soziale Versorgung. Die
Versorgung von älteren Personen in Österreich basiert auf drei wesentlichen
Säulen: Betreuung durch Angehörige (informelle Pflege), stationäre und
ambulante Versorgung. Die Säule der informellen Pflege überwiegt durch die
Betreuung älterer Menschen von An- und Zugehörige, die etwa 80 % - 90 % der
Hilfe leisten. Primär tragen Angebote, beispielsweise Hauskrankenpflege oder
eine Unterstützungskraft durch Alten- und Pflegehelfer*innen bei, An- und
Zugehörige zu entlasten, die Aufnahme in einer stationären Einrichtung zu
vermeiden und durch das Verweilen in einer gewohnten Umgebung eine höhere
Lebensqualität zu erzielen (Gatterer, 2007, S. 34-35).
Department Gesundheit
25
Des Weiteren machen auch teilstationäre Maßnahmen wie Tageszentren
(Tagesbetreuung inklusive Versorgung und Beschäftigung) und Tageskliniken
(mit einer medizinischen Ausrichtung) den Verbleib in der gewohnten
Umgebung möglich (Gatterer, 2007, S. 34-35).
Zusätzlich stellen sie mit dem extramuralen Bereich und dem intramuralen
Bereich, eine Nahtstelle zur Prävention einer frühzeitigen vollstationären
Langzeitbetreuung, sowie einer Unterversorgung dar. Aufgrund dessen rücken
Nahtstellen mit einer spezifischen Funktion bei der Erfüllung der Aufgaben der
Optimalversorgung von älteren Menschen mit verschiedensten Erkrankungen
ins Tageslicht (ebd., S. 34-35).
In der folgenden Abbildung können die Versorgungsstrukturen für ältere
Menschen in Österreich eingesehen werden (s. Abbildung 5).
Abbildung 5: Versorgungsstrukturen für ältere Menschen, Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung an
Gatterer (2007, S. 34)
Department Gesundheit
26
Zahlreiche Versorgungsstrukturen stehen für hilfsbedürftige Personen in
Österreich zur Verfügung. Ein Blick auf zwei ausgewählte Systempartner wird
geworfen.
Mobile Dienste
Knapp 23 % der über 80- Jährigen nahmen bereits vor einem
Krankenhausaufenthalt mobile Dienste in Anspruch. Die restlichen 77 %
wurden von keinem mobilen Dienst betreut.
Die professionellen ambulanten in Anspruch genommenen Dienste lassen sich
folgend unterteilen:
Betreuung durch Hauskrankenpflege
Nutzung der Angebote von Vereinen, beispielsweise Essen auf Rädern
Betreuungsdienste durch Altenfachbetreuer
Dienste von Heimhilfen (Mayer & Lehner, 2009, S. 107).
Stationäre Versorgung
Oftmals reichen extramurale oder teilstationäre Betreuungsformen nicht aus,
um Menschen mit beispielsweise einer fortschreitenden Demenz adäquat zu
versorgen. Demzufolge werden Personen in eine stationäre Einrichtung
aufgenommen und die Verlegung in ein Krankenhaus oder in eine
Pflegeeinrichtung nimmt massive psychische Belastungen für die Betroffenen
mit sich. Insbesondere in diesem Bereich werden innovative Ideen gefordert,
um die Sicherheit und auch um die Freiheit der pflegebedürftigen Menschen zu
berücksichtigen (Gatterer, 2007, S. 37).
Department Gesundheit
25
Tabelle 3: Überblick der betreuten/gepflegten Personen in Osterreich, Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung an Statistik Austria (2020, www)
Die obliegende Tabelle gibt einen guten Überblick, wie viele Personen einen Betreuungs- und Pflegedienst in Anspruch
nahmen. Entnehmbar sind die einzelnen Betreuungsformen und je nach Bundesländern aufgelistet (s. Tabelle 3). Gut
erkennbar ist, dass knapp 151. 600 hilfesuchende Personen, mobile Dienstleistungen in Anspruch nehmen.
Betreute/gepflegte Personen im Jahr 2020
Bundesland Mobile Dienste
Alltagsbegleitungen und Entlastungs-
dienste
Teilstationäre Tagesbetreuung
Stationäre Dienste
Kurzzeitpflege Alternative Wohnformen
Insgesamt 151.582 2.199 7.695 95.263 6.968 3.602
Burgenland 6.628 246 265 2.927 204 268
Kärnten 11.670 165 246 7.996 250 114
Niederösterreich 31.294 430 616 13.394 2.969 -
Oberösterreich 20.799 200 1.195 15.216 1.490 45
Salzburg 11.821 54 902 5.789 292 -
Steiermark 8.505 764 806 17.886 - 1.436
Tirol 27.950 - 1.137 7.894 250 -
Vorarlberg - 608 2.921 693 199
Wien 340 1.920 21.240 820 1.540
Department Gesundheit
26
Wie bereits in diesem Kapitel erwähnt, entlasten mobile Dienste An- und
Zugehörige und ermöglichen ein längeres Verweilen in der persönlichen
Umgebung. Auch widerspiegeln sich die stationären Dienste in der Säule der
Altenversorgung. Etwa 95.000 Erdenbürger*innen wurden in einer stationären
Einrichtung gepflegt und betreut. Am wenigsten wurden Alltagsbegleitungen
oder Entlastungsdienste genutzt. Hier verzeichnet die Statistik Austria eine
Inanspruchnahme von 2.199 Hilfesuchende.
Im kommenden Kapitel, Herausforderungen in der Altenpflege und Versorgung,
wird dem/der Leser*in verdeutlicht, welche Herausforderungen in der
Altenpflege auftreten, betrachtend der veränderten Altersstrukturen (s. Tabelle
3 und s. Abbildung 5) und der demografischen Mega- Trends.
3.2 Herausforderungen in der Altenpflege
Der demografische Wandel hat einen wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung,
Umsetzung und Evaluierung von Pflegeangeboten und der Bund, die
Bundesländer und die Gemeinden stehen für eine gegenwärtige
Konzeptionierung von Versorgungsangeboten vor großen Herausforderungen
(Habermann & Stagge, 2015, S. 601).
Die Hauptdeterminanten der demografischen Entwicklung stehen mit folgenden
Mega- Trends im Einklang:
Niedrige Geburtenrate und wachsende Kinderlosigkeit
Rückgang in der Gesamtbevölkerung
o Der Rückgang der Bevölkerung ist nicht gleichzusetzen mit dem
Rückgang der Haushalte. Hier wird beobachtet, dass sich seit
Jahren ein Trend zur Zunahme von kleineren, insbesondere von
Ein-Personen-Haushalt, abzeichnet.
Globale Trends zur Alterung der Gesellschaft
Steigerung der Migrationspopulation (Heinze & Naegele, 2008, S. 12).
Department Gesundheit
27
Die nachhaltigen Veränderungen in der Bevölkerungs-, Haushalts- und
Familienstruktur in Bezug auf die Pflege und Betreuung von älteren Personen,
rücken immer stärker ins öffentliche Bewusstsein. Zukünftig wird das
Pflegepotenzial der An- und Zugehörigen deutlich absinken aber dennoch der
Pflegebedarf generell steigen. Parallel zu den Familien- und
Haushaltsstrukturen, ändern sich auch die Geburtenraten. Die Anzahl an
Kindern pro Familie ist rückläufig geworden und geht mit einer steigenden Zahl
an kinderlosen Personen einher (Mayr & Lehner, 2009, S.14).
Betrachtend der Haushaltsstrukturen dominieren in den nächsten Jahren
Einpersonenhaushalte, wobei die Bevölkerungsgruppe der über 65- Jährigen
von dieser Entwicklung betroffen ist und alleine sowie ohne Unterstützung oder
Rückhalt den Alltag meistern und bewältigen muss. Der Bedarf an
Unterstützung durch außerfamiliäre Netzwerke steigt (ebd., S.14).
Ältere, hochbetagte und chronisch kranke Personen bestimmen den
Versorgungsalltag. Rund 70 % der in der Langzeitpflege betreuten alten
Menschen weisen zusätzlich zu ihren somatischen Leiden, psychische
Probleme auf. Damit stellen stationäre Einrichtungen vor neuen
Herausforderungen. Außerdem zeigen Senior*innen im Alter von 65 bis 84
Jahren neue Bedürfnisse in vielfältigen Dienstleistungsbereichen auf, speziell in
Bezug auf Gesundheit, Wohnen, Versorgung und Pflege (Gatterer, 2007, S. 34-
35).
Die Zahl der Pflegebedürftigkeit nimmt in Österreich drastisch zu. Bereits im
Jahr 2008 bezogen knapp 400.000 Menschen Pflegegeld. Das sind in etwa 5 %
der österreichischen Gesamtbevölkerung. Bis ins Jahr 2030 wird ein deutlicher
Anstieg erwartet (ebd., S.9).
Den Höhepunkt der gesundheitspolitischen Diskussionen hat die Multimorbidität
im Zusammenhang mit den künftigen Altersgenerationen erreicht. Primär
nehmen drei epidemiologische Typen, der Herz- Kreislauf- Erkrankungen
inklusive des Diabetes mellitus, der Tumorerkrankungen und der Demenz im
hohen Alter deutlich zu (Kolb, 2012, S. 932).
Department Gesundheit
28
In der darauffolgenden Abbildung werden die drei Typen nach einer zeitlichen
Abfolge gestaffelt und dargestellt. Sie werden als „die Rolle der Multimorbidität“
oder „als demografische Gebirge“ betitelt (s. Abbildung 6) (Kolb & Weißbach,
2015, S. 1701).
Abbildung 6: Das demografische Gebirge, Quelle: Kolb (2012, S. 932)
Die Wahrscheinlichkeit an einem Herzinfarkt oder an einem Schlaganfall zu
erkranken, wächst mit steigender Lebenserwartung, insbesondere durch
Diabete mellitus. Weiters kommt es zu einer Verschiebung der
Ersterkrankungen im höheren Lebensalter als auch einer
Morbiditätsverdichtung, ausschlaggebend durch eine wirksame Medikation,
sowie allgemeiner Vorbeugungsmaßnahmen der Ernährung, der Bewegung
und des Sportes (Kolb, 2012, S. 932).
Eine kontinuierliche Zunahme zeigen die Tumorerkrankungen hinsichtlich ihrer
Inzidenz und Prävalenz mit dem wachsenden Lebensalter. Ein relatives Risiko
besteht, bezugnehmend auf die Erkrankung eines Mammakarzinoms bei einer
40- Jährigen Frau 1:3000, während eine 80- Jährige Dame ein viel höheres
Risikoverhältnis von 1:10 aufweist (Kolb & Weißenbach, 2015, S. 1701).
Department Gesundheit
29
Ähnlich verhalten sich auch andere Tumorerkrankungen. Aus diesem Grund
steht die Todesursache der Erkrankungen an Krebs an erster Stelle (Kolb &
Weißenbach, 2015, S. 1701).
Die Häufigkeit an Demenz zu erkranken nimmt vor allem bei Hochbetagten
rasant zu. Jeder dritte Mann und jede zweite Frau erlangen eine dementielle
Erkrankung. Basierend der steigernden Lebenserwartung kann dies zu
Problematiken führen. Im Jahr 2000 erkrankten in etwa 90.500 Personen in
Österreich an einer dementiellen Erkrankung. Laut einer Studie von Wancata
wird diese Zahl bis zum Jahr 2050 verdoppelt. In der Langzeitpflege werden
40 % - 70 % mit einer diagnostizierten Demenz betreut. Dies sind Gründe
weshalb kurative Maßnahmen, Pflege und Betreuung im Kontext der
Altenversorgung ausgebaut werden müssen (Kolb, 2012, S. 932; Mayer &
Lehner, 2009, S. 10).
Die veränderbaren Strukturen einer Alten- und Pflegeeinrichtung sind in den
kommenden Jahren nicht nur ausschließlich den Aspekten der demografischen
Alterung oder epidemiologischen Entwicklungen geprägt, sondern auch durch
politische Entscheidungsträger determiniert. Häufig wird die Pflege und
Versorgung in Österreich ausgelagert und findet in Billiglohnländern statt,
welche eine enorme Auswirkung auf die Globalisierung und der Ökonomie
haben. Jedoch sollen künftig neue Strategien der Altenversorgung den Weg
weisen. Mit „ambulant vor stationär“ sowie die Legalisierung der „24- Stunden-
Betreuung“ lassen sich Bewohner*innenstrukturen in den Alten- und
Pflegewohnheimen nachhaltig verändern (ebd., S. 932; ebd., S. 11).
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30
3.3 Entwicklungen der Altersstruktur in Österreich
Die österreichische Bevölkerungsstruktur differenziert sich nach dem Alter, dem
Geschlecht und der Staatsangehörigkeit. Die untenstehende Tabelle bezieht
sich auf den Bevölkerungsstand und die -struktur (s. Tabelle 4). Der
Zusammenhang mit der darauffolgenden Abbildung (s. Abbildung 7) findet in
diesem Kapitel seinen Platz.
Tabelle 4: Bevölkerungsstand- und struktur, Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung an Statistik Austria
(2022, www)
Statistik Austria schätzte im Jahr 2018, dass im Kalenderjahr 2030, ein Anstieg
der 65- jährigen Erdenbürger*innen, um 4,4 %, knapp 476.000
Österreicher*innen erwartet wird. Eine Stagnation, um 4,3 % findet bis zum Jahr
2030 bei den 20 bis 64 Haupterwerbsaltrigen statt. Diese Bevölkerungsgruppe
verzeichnet eine starke Zuwachsrate aus dem In- und Ausland, primär in
urbanen Gebieten unter dem beobachtbaren Rückgang in ruralen Regionen.
Aus der letzten Kategorie, Null bis 19- jährige Kinder und Jugendliche, ist
entnehmbar, dass eine nahezu Kontinuität zwischen den Jahren 2018 und 2030
besteht (Statistik Austria, 2022, www).
In der darauffolgenden Abbildung (s. Abbildung 7) wird der bevorstehende
Anstieg der Bevölkerungsgruppen deutlich und steht mit der obenstehenden
Tabelle im Einklang (s. Tabelle 4).
Bevölkerungsstand und -struktur
n= 2018 2018 in %
n= 2030 2030 in %
Abweichung
Anteil 0- 19 Jahre
1.714.515 19,4 % 1.777.558 19,3 % -0,1 %
Anteil 20- 64 Jahre
5.461.703 61,8 % 5.295.834 57,5 % -4,3 %
Anteil 65 und mehr Jahre
1.661.489 18,8 % 2.136.753 23,2 % +4,4 %
Department Gesundheit
31
Abbildung 7: Bevölkerungsprognose, Quelle: Statistik Austria (2022, www)
Die obliegende Bevölkerungsprognose zeigt die Verteilung der Altersgruppen
von Null bis 19 Jahre, von 20 bis 64 Jahre und von 65 und mehr Jahren. Laut
der Prognose der Statistik Austria werden nur mehr zwei Personen im
erwerbsfähigen Alter auf eine Person im Pensionsalter kommen. Wohingegen
im Jahr 1950 sechs Personen im erwerbsfähigen Alter auf eine Person im
Pensionsalter kamen. Aus langfristiger Sicht sinkt die Zahl der Personen im
erwerbsfähigen Alter, von den 20 bis 64 Jährigen unter dem jetzigen Wert.
Prognostiziert wird, dass es bis 2040 knapp 300.000 Personen im
erwerbsfähigen Alter weniger geben wird als 2019. Aufgrund der steigenden
Lebenserwartung nimmt die Bevölkerungsstruktur der 65 und mehr Jährigen
deutlich zu. Konstant bleiben Zuwächse in Österreich bis ins Jahr 2080
(Statistik Austria, 2022, www).
Department Gesundheit
32
3.4 Veränderungen in der Pflegelandschaft
Der Pflegenotstand lässt im medialen Kontext die Alarmglocken höher
schlagen. Dazu wächst die Anzahl der pflege- und betreuungsbedürftigen
älteren Personen bis ins Jahr 2050 auf rund 900.000 Personen drastisch.
Parallel dazu, steigen die Ansprüche der Bevölkerung an eine altersgerechte
Versorgung und der Rückgang der familiären Pflegekapazitäten, verstärken die
Entwicklungen. Dramatisch sind auch die Defizite im Ausbildungsangebot der
gesetzlich geregelten Gesundheitsberufe. Speziell bedarf es an innovativen
Ausbildungsmöglichkeiten in den Pflege- und (Alten-) Betreuungsberufen.
Darunter zählt: Diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal,
Pflegehelfer*innen, Altenfachbetreuer*innen, Sozialfachbetreuer*innen, usw.
Die Attraktivität dieser genannten Gesundheitsberufe leidet unter einer Reihe
von ungünstigen Rahmenbedingungen beispielsweise: die hohe psychische
und physische Belastungen, ungünstige und unregelmäßige Dienstzeiten,
niedriges Einkommen und geringe Aufstiegs- und Karrierechancen (Dornmayr,
2003, S. 1-2).
In Zukunft bedarf es der Umsetzung des Qualifikationsmixes, der
Berücksichtigung der Erwartungen der verschiedenen Generationen, einer
Führung mit klaren Zielen und eine sichtbare Pflege mit messbaren Outcome.
Durch definierte und transparente Tätigkeitsprofile und der Beachtung der
Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter*innen, welche sich schlussendlich zu
einem Ganzen in der Versorgung einordnen lässt. Damit dies gelingen kann
sind Führungskräfte künftig vor neuen Herausforderungen gestellt. Dienlich
dafür sind eine ausreichende Zahl an qualifizierten Pflegepersonen,
Maßnahmen zur Steigerungen der Professionen, durch Fort, Aus- und
Weiterbildungen, sowie gezielte Maßnahmen zur Mitarbeiter*innenbindung- und
gewinnung. Das Zepter hat nun die Pflege in der Hand, anstatt auf die Politik,
die Öffentlichkeit und die Institutionen zu warten (Molzen, et al., 2022, S. 14).
Department Gesundheit
33
Bereits in den letzten Jahren sind die Anforderungen und die Zusatzaufgaben
der Pflegepersonen deutlich gestiegen und dies verstärkt somit die
Gesamtbelastung im Beruf. Die Durchführung von aufwendigen
Dokumentations-, Qualitätssicherung-, und Fehlermanagementsystemen,
nehmen einen hohen Anteil der täglichen Arbeitszeit in Anspruch und erhöhen
somit den Zeit- und Leistungsdruck. Pflegefachkräfte entfernen sich von den
Kernaufgaben der Pflege, die Sinngebung des Gesundheitsberufes wird somit
der Grundlage entzogen und die bewohner*innenorientierte und
zwischenmenschliche Betreuung rückt in den Hintergrund. Darüber hinaus wird
die Komplexität aller Anforderungen oftmals vergessen. Denn der Gesundheits-
und Krankenpflegeberuf wird vorrangig von Frauen ausgeübt. Der Berufsalltag
ist geprägt von Teildiensten und die Herstellung der Balance zwischen Familie
und Beruf bedarf ein hohes Maß an Flexibilität und Eigeninitiative (Freifrau von
Hirschberg, 2015, S. 195).
Primär gilt das soziale Umfeld der Patient*innen als zentrale Ressource für eine
effiziente Versorgungsstrategie zu erkennen und gehört zu einem dienlichen
Handwerkszeug von Professionen. Es ist zu betrachten, dass ein permanenter
Wechsel räumlicher und sozialer Umgebung, Auswirkungen auf die Gesundheit
und auf die Lebensqualität hat. Der Schlüssel dahinter ist die Partizipation aller
Beteiligten, um den Gesundungs- und Krankheitsprozess auf den
Versorgungsbedarf auszurichten (Mayr & Lehner, 2008, S. 22).
Pflegeheime schaffen nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur Befriedigung der
Grundbedürfnisse der dort lebenden Personen, sondern leisten eine sichere
Umgebung-, Pflege- und Betreuungsleistung in diversen Aktivitäten. Der
Indikator Lebensqualität resultiert aus positiver Einstellung der Bewohner*innen,
angenehmer und höflicher Umgang mit den Bewohner*innen, wohnliche
Atmosphäre, Kulinarik, ein vielfältiges Angebot an Aktivitäten, qualitativ
hochwertige Pflege, Bedürfnisorientierung und Sauberkeit. Die Schaffung von
Bewusstseinsbildung in Alten- und Pflegewohnheimen ist in Bezug auf die
Lebensqualität ein Qualitätsindikator (Winkler, 2021, S. 58-59).
Department Gesundheit
34
Denn ein Pflegeheimeinzug zeigt eine geringe Zufriedenheit von lebenden
älteren Menschen im Vergleich mit den zuhause lebenden. Aus diesem Grund
können Pflegeheime bewusst die subjektive Lebensqualität von Personen
positiv beeinflussen. Hält man sich die zentralen Dimensionen der Autonomie,
der Privatsphäre, der Ruhe, der Vielfalt an Aktivitäten, die Ich- Wichtigkeit, die
Sicherheit und die Gesundheit vor Augen, und errichtet man einen strukturellen
Rahmen, kann die Lebensqualität für die lebenden Personen gesteigert werden
(Winkler, 2021, S. 58-59).
Florence Nightingale geht als Pflegepionierin in die Geschichte ein und brachte
es schon damals auf den Punkt: „Der Krankenpflege kommt eine entscheidende
Rolle bei der Versorgung der Patienten zu.“
Department Gesundheit
35
4 ENTWICKLUNG VON EHRENAMT
Das Ehrenamt mit all seinen Facetten, Hürden und innovativen Ansätzen findet
in diesem Kapitel einen besonderen Platz. Diese Stück der Masterarbeit soll
dem/der Leser*in verhelfen, einen einheitlichen Überblick über das Ehrenamt zu
erlangen. Vorwiegend werden die Trends im Ehrenamt als auch die Motive und
Beweggründe näher beleuchtet. Obendrein werden die sechs Funktionen der
Motivation in diesem Kapitel thematisiert und ihre Wichtigkeit gegenüber
gestellt.
Abgerundet wird dieses Kapitel mit der Werteorientierung. Denn wenn
Menschen sich freiwillig engagieren, berufen sie sich vorwiegend auf die
eigenen gelebten Werte. Um dies näher zu thematisieren, wird in diesem
Kapitel das Wertemodell nach Schwartz vorgestellt.
4.1 Engagement 4.0
Engagement 4.0 wird in der Literatur nur im Zusammenhang mit den
Entwicklungsschritten gebracht. Die Gesellschaft befindet sich in einem Wandel
und mit ihr auch die Engagementarbeit. Bereits im 19. Jahrhundert schlug die
Geburtsstunde des bürgerlichen Ehrenamts, in dem
Wohltätigkeitsorganisationen gegründet wurden. Beginnend waren
Geselligkeitsvereine, beispielsweise Gesangs- und Turnvereine stark vertreten,
folgend von kommunalen Tätigkeiten, wie die der Feuerwehren.
In den 1980 Jahren kam vieles ins Schwanken, vorwiegend in der Arbeitswelt,
das Privatleben wurde vielseitiger, neue Familienformen entstanden und
traditionelle Bindungen zu Kirchen, Gewerkschaften und Parteien nahmen ab.
Über Jahrzehnte hielt sich das „formstabile Dauerengagement“ konstant in der
Gesellschaft über Wasser. Mit dem Engagement 2.0 tritt das
„Lebensabschnittsengagement“ ein (Roß, 2019, S. 42-45).
Für Personen steht an erster Stelle, in allen Bereichen des Lebens
mitzubestimmen, eigene Ideen einzubringen und eine Balance von Eigennutz
und Gemeinwohl zu finden (ebd., S. 42-45).
Department Gesundheit
36
Abgesehen davon nimmt die Bereitschaft, ehrenamtliche Tätigkeiten in großen
Organisationen oder Verbänden zu übernehmen, tatsächlich ab. Neue Formen
des Engagements etablieren sich. Im Vordergrund des letzten Jahrzehnts des
20. Jahrhunderts stehen Globalisierung, Ökonomisierung, nachhaltige
Entwicklungen zu Themen der sozialen Sicherung und sind ausschlaggebend
für gesellschaftliche Veränderungen. Vorrangig richtet sich der Blick im
Engagement auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die
Daseinsvorsorge. In diesem Kontext rückt das bürgerliche Engagement in eine
zentrale Funktion und erlangt eine neue gesellschaftspolitische Bedeutung.
Eine Vollziehung im Rahmen eines Vereins bis zur Bürgerinitiative haben die
bisher genannten Entwicklungen gemein (Roß, 2019, S. 42-45).
Das Engagement 4.0 spielt sich im 21. Jahrhundert ab und setzt die
obliegenden genannten Trends fort. Das Engagement der Bevölkerung nimmt
kontinuierlich zu, viel mehr in selbstorganisierten Formen als in klassischen
Vereinen und Verbänden. Die Vielfalt des Engagements 4.0 kennt keine
Grenzen. Menschen wollen autonom bestimmen, partizipiert werden, mit
machen, in der Gruppe zusammenhalten und für neue Kulturen offen sein.
Darüber hinaus prägen soziale Medien das freiwillige Engagement. Mit der
Digitalisierung werden Grenzen der Engagementarbeit überschritten. Die
Kehrseite der Medaille ist, dass neue Engagementformen in sozialen
Leistungen des Staates eingebaut und Engagement- Tätigkeiten monetär
vergütet werden. Engagement 4.0 steht mit professionellen Tätigkeiten überein,
welches hingegen Konfliktpotenzial aufwirft. Schließlich bringt die 21.
Jahrhundert- Entwicklung neue politisierte und polarisierte Weisen mit (ebd., S.
42-45). Eine Besonderheit, welche das „neue“ Ehrenamt mit sich bringt, ist die
Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung (Karl, Aner, Bettmer &
Olbermann, 2008, S. 16).
Viel mehr Bedingungen werden gestellt. Die Ehrenamtlichen wollen stärker in
den Organisationszusammenhängen partizipiert werden und autonom
entscheiden, soweit ihr Engagement betroffen ist (Karl et al., 2008, S. 16).
Department Gesundheit
37
4.2 Hürden des Ehrenamts
Die Ehrenamtstätigkeit ist stark verwurzelt und weit verbreitet, fordert jedoch
laufende Entwicklungen der Gesellschaft und Anpassungen der
Rahmenbedingung. Ausschlaggebend können der demografische Wandel mit
den Geburtenrückgängen und das zunehmende Ungleichgewicht in der
Alterspyramide zwischen Jung und Alt sein. Andere Generationen weisen
andere Wertehaltungen auf und zunehmende Individualisierung, nachlassende
Bereitschaft für eine dauerhafte Verpflichtung sowie Umgestaltung der
Freizeitgewohnheiten dominieren. Das Resultat daraus ist, dass viele junge
Menschen die Freiwilligkeitsarbeit nicht mehr als eine Lebensaufgabe innerhalb
einer Organisation sehen. Dies ist der Grund weshalb sich viele dauerhaft im
beruflichen als auch privaten Bereich nicht binden können (Atz et al., 2014, S.
57).
Die Politik und die Wissenschaft umgeben sich mit den Fragen nach dem
Umfang der Entwicklung des Engagements, der Motive, der Ausprägungen und
der Wirkungen. Dennoch mahnt die Wissenschaft, zumindest teilweise eine
differenzierte Betrachtung in Erwägung zu ziehen, um Grenzen und zukünftige
einschränkende Bedingungen eines Engagementausbaus zu erkennen. Für
Organisationen ist der Rückgang des Engagements und der
Engagementbereitschaft deutlich zu spüren. Hinzu kommt, dass die Bedeutung
des Engagements für die Einrichtungen und für die/den Einzelne/n
bezugnehmend auf die Aktivitäten, konträr sein können. Ein Engagement für
Organisationen ist gefragt, wenn dies regelmäßig, in einem gewissen
Zeitumfang erfolgt oder in und bei lösungsorientierten Aufgaben unterstützt. Bei
den zukünftigen Engagierten stellt sich dies anders dar. Für sie kann bereits
eine einmalige ausgeübte Tätigkeit ein Engagement darstellen (Priller, 2015,
S.162-163).
Neben diesen divergierenden Einschätzungen der Engagementsituation
bestehen Abweichungen zwischen den einzelnen Tätigkeitsbereichen und den
Aufgabenfeldern von Engagierten (Priller, 2015, S.162-163).
Department Gesundheit
38
Eine weitere Herausforderung kann durch das Einsetzen von ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen in Hospiz- und Palliativ Care darstellen. Grundlegend wandelt
sich die Rolle des Ehrenamts. Hospiz wird nicht nur als Sterbebegleitung unter
der Prämisse von „Lebensqualität am Lebensende“ gesehen, sondern steht als
„Leben-Helfen am Lebensende“ im Mittelpunkt. Das Aufgabenfeld ist
breitgefächert: Nachtwachen, organisatorische Alltagstätigkeiten bei und für die
sterbende Person und Angehörigen, welche geregelt werden sollen und dies
wohlmöglich in immer kürzeren Zeitabständen (Schneider, 2017, S.72).
Die Aufgabenfelder und die Rollenanforderungen werden intensiviert, verdichtet
und vervielfältigt. Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen stoßen an deren Grenzen.
Die Folge: Fremd- und Selbstüberlastung. Zusätzlich steigen die Anforderungen
der Qualifikationen der Hospizarbeit für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen und
das Verhältnis zwischen Professionalitäten und Engagierten ist im Zuge dessen
passend zu gestalten. Der Anspruch für eine zukünftige Begleitung mit höheren
Kompetenzen Der Anspruch wird in den Raum gestellt, dass Begleitungen am
Lebensende in Zukunft mit mehr hochwertigen Kompetenzen verbunden sein
müssen. Trotzdem darf Ehrenamtlichkeit „nicht-beruflich“ sondern als
Freiwilligkeit gesehen werden (ebd., S.72).
„Engagement ist nicht umsonst!“- diese Aussage trifft auf das innovative
Ehrenamtsmanagement zu. Hierbei handelt es sich nicht nur um materielle
Unterstützungsleistungen, sondern auch die Hauptamtlichen müssen einen Teil
der Arbeitszeit für die Unterstützung der Freiwilligen aufwenden,
gegebenenfalls neue Aufgaben übernehmen. Der Sinn und Zweck ist nicht,
dass für Hauptamtliche die Zeit für die eigentlichen Tätigkeiten fehlt. Deshalb
müssen ausreichende Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden. Oftmals
prasseln Fragen, Probleme und Hilfeersuchen zur unpassenden Zeit ein. Dies
stellt einen weiteren Grund da, Freiwillige in die Arbeitsabläufe zu integrieren.
Für die Organisationen ist es wesentlich, dass sie aufgrund des Ehrenamts
ihren Wettbewerb verbessern können. Einen Mehrwert lässt sich durch das
Verbinden der Vorstellungen der Freiwilligen mit denen der Organisation
ableiten (Karl et al., 2008, S. 16-18).
Department Gesundheit
39
Nichts desto trotz müssen einige Hürden bewältigt werden. Organisationen
können Ansprüche und Bedingungen der neuen Ehrenamtlichen an
Selbstständigkeit und Selbstentfaltung kaum vorhersehen, besonders im
Hinblick auf die Nützlichkeit der Ergebnisse. Dies ist ein Grund, warum
Institutionen geneigt Einfluss nehmen können. Nennenswert ist auch die
Forderung nach Gleichrangigkeit der Freiwilligen zu Hauptamtlichen. Der
Konkurrenzdruck steigt, wenn höher qualifizierte Ehrenamtliche, Tätigkeiten der
Hauptamtlichen entnehmen, welche aufgrund von Belastungen nicht erledigt
werden können. Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen müssen mehr Bewusstsein
und mehr Sensibilität mitbringen, wenn sie vermeiden wollen, bei den
Hauptamtlichen auf Ablehnung zu stoßen (ebd., S. 18). Auch die Kluft zwischen
Urban und Rural stellt eine große Herausforderung dar. Traditionelles Ehrenamt
ist eher im ländlichen Bereich verbreitet. Menschen auf dem Land suchen
oftmals nach der Arbeit eine Freizeitbeschäftigung in Vereinen und die
Gemeinschaftlichkeit ist vorrangig. In urbanen Raum suchen Menschen als
Individuum den Ausgleich zum Berufsalltag in Angeboten an Sport,
Unterhaltung und Kultur. Deswegen ist die Bereitschaft, sich freiwillig in einer
Organisation zu betätigen, nachrangig und eher gering (Atz et al., 2014, S. 60).
Das innovative Ehrenamt wird im Kapitel (s. Kapitel 5) detailliert beschrieben.
Abschließend ist festzuhalten, dass Organisationen soziale Systeme sind und
die Möglichkeiten aufgrund ihrer Vielfältigkeit Hürden und Herausforderungen
der Ehrenamtlichkeit zu überwinden, haben. Vielmehr soll ein Gap und eine
Einheitlichkeit zwischen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und Erwerbstätigen
geschaffen werden. Hier bedarf es klarer Strukturen, partizipative Ansätze aller
Beteiligten und einer internen Strategie des Wissenstransfers, der
Kommunikation und der Anforderungs-, als auch Tätigkeitsprofile für
ehrenamtliche Mitarbeiter*innen.
Department Gesundheit
40
4.3 Beweggründe und Motive des Ehrenamts
Zahlreiche Motive determinieren Personen, die sich freiwillig engagieren
möchten. Das individuelle Handeln wird durch ein ganzes Motivationsbündel
geleitet und ehrenamtliches Engagement ist „multimotiviert“. Engagement wird
im Rahmen der Altruismusforschung eingebettet und beschäftigt sich mit
verschiedenen Formen von prosozialem Handeln. Engagierte Tätigkeiten
werden als geplante, formelle Form prosozialen Handelns gesehen, indem
Entscheidungen zum Unterstützen und Helfen nach reichlichen Überlegungen
verstanden werden. Zu dem prosozialen Handeln werden zwei Kategorien
zugeordnet, die grob die Unterscheidung zwischen Altruismus und Egoismus
widerspiegeln (Moschner, 2022, S. 4-8).
Definiert wird Altruismus als Selbstlosigkeit oder Uneigennützigkeit und weist
eine belohnende Qualität auf durch die Beruhigung des eigene Gewissen oder
eine Dankbarkeit der Hilfesuchenden anstelle von finanzielle Gratifikationen.
Des Weiteren spiegelt sich auch die Norm der sozialen Verantwortung im
altruistischen Motiv wider. Dies bedeutet, dass ehrenamtliches Engagement
eine Übernahme von Verantwortung von Personen nimmt, die sich selbst nicht
helfen können. Obendrein fühlen engagierte Personen sich im
gesellschaftlichen und kulturellen Bereich verantwortlich, gesellschaftliche
Missstände zu verbessern (ebd., S. 4-8).
Egoismus wird von Altruismus abgegrenzt. Egoistische Motive werfen einen
Blickwinkel auf die Befriedigung der Wünsche und Bedürfnisse der
Helfer*innen. Sinnerfahrung lässt sich als eine weitere Form unter egoistischen
Motiven einordnen und stellt die Selbsthilfe, um dem eigenen Leben ein Ziel,
Richtung oder Sinn zu geben. Ehrenamtliche Personen erfahren aufgrund einer
sinnstiftenden Funktion, fernab dem beruflichen Alltag, neue Perspektiven. Über
dies darf die Zwischenmenschlichkeit und die Bedürfnisorientierung der
Individuen nicht fehlen. Gelegenheiten sollen geschaffen werden, um
Bindungen aufzubauen, Individualisierung und Autonomie zu berücksichtigen
und Einsamkeit und Desisolation schützen (ebd., S. 4-8).
Department Gesundheit
41
Ein nennenswerter Betrachtungspunkt ist auch, dass existentielle
Schuldgefühle, welche durch eine günstige und schlechte Lebenslage
hervorgerufen werden kann, denn solche Schuldgefühle können ein Bedürfnis
nach einem Ausgleich bilden (Moschner, 2022, S. 4-8).
Zunehmend an Bedeutung gewinnen neben den extrinsischen Faktoren auch
die intrinsischen Motive. Wissenserwerb, Selbstverwirklichung und
Karrierenutzen sind die häufigen Trigger dafür, sich ehrenamtlich zu
engagieren.
In der folgenden Tabelle sind einige Motivationen aufgelistet und in
extrinsischer und intrinsischer Sicht dargestellt (s. Tabelle 5).
Tabelle 5: Extrinsische und intrinsische Motivatoren, Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung an Atz et al.
(2014, S.21)
Extrinsisch Intrinsisch
Bestätigung Selbstverwirklichung
Wertschätzung Wissenserwerb/persönliche Weiterbildung
Anerkennung Karrierenutzen
Entwicklung eines WIR- Gefühls Abwechslung zum Alltag, Spaß
Gemeinschaft, Miteinander
Einfluss durch (Macht-,) Position
Soziales Netzwerk
Gesundheit fördern
Autonomie
Erfolg
Freiwillige stellen deren Zeit und Engagement aus den unterschiedlichsten
Gründen zur Verfügung. Die Grundlage der Motivation basiert von Theorien des
Altruismus und der Selbstlosigkeit, wobei die Hauptmotivation darin besteht,
dass Freiwillige anderen helfen wollen. Es sollten jedoch auch andere Motive
nicht ausgeschlossen werden, um die Freiwilligen zu verstehen und sie für ein
effizientes Ehrenamtsmanagement zu nutzen. Die heutigen Vorstellungen von
Freiwilligenarbeit sind oft projektorientierter und beinhalten spezifische
Erwartungen in Bezug auf Form, Zeit und Inhalt des freiwilligen Engagements
(Bang & Ross, 2009, 62).
Department Gesundheit
42
In diesem Zusammenhang stehen unterschiedliche Motivatoren im Vordergrund
wie soziale Kontakte, persönliche Interessen und emotionale Bedürfnisse.
Ehrenamtlich Engagierte werden nicht nur von altruistischen sondern auch von
egoistischen Motivatoren geleitet und legen nahe, nicht nur der Organisation zu
helfen, sondern erwarten sich auch eine Art persönliche Belohnung (Bang &
Ross, 2009, 62).
Um die verschiedenen zugrunde liegenden Motivationsprozesse zu verstehen,
müssen sechs folgende Funktionen erfüllt werden (s. Tabelle 6):
Tabelle 6: Sechs Funktionen den Motivationsprozess zu verstehen, Quelle: Eigene Erstellung in
Anlehnung an Bang & Ross (2009, S. 62-65)
Wertefunktion Eigene Wertevorstellungen können zum Ausdruck gebracht werden Zum Beispiel: Hilfe für Pflegebedürftige anbieten, Besorgnis um das Wohlergehen anderer und Mitgefühl empfinden
Erfahrungsfunktion Neues kann gelernt werden, Interessen werden geweckt, praktische Erfahrungen werden gesammelt, um ein soziales Umfeld zu erkennen und nicht zuletzt sich selbst besser zu verstehen
Soziale Anpassungsfunktion Einbindung in eine Gruppe wird verstärkt, Erwartungen des sozialen Umfelds kann durch eigenes Engagement entsprochen werden
Karrierefunktion Neue Kontakte können geknüpft werden, für den Beruf dienliche Fähigkeiten und Fertigkeiten lassen sich erwerben, berufliche Türen und neue Möglichkeiten können geschaffen werden
Schutzfunktion Ablenkung der eigenen Sorgen ist gegeben, Gefühl von Einsamkeit wird reduziert, Schuldgefühle entlastet, aufgrund es besser zu haben als andere Menschen
Selbstwertfunktion Das Gefühl gebraucht zu werden wird vermittelt, Selbstwertgefühl wird gesteigert, neue Kontakte werden geknüpft
Department Gesundheit
43
Es wird davon ausgegangen, dass das Ausmaß, in dem die Erfahrungen in der
Freiwilligenarbeit die genannten Funktionen erfüllen, mit der Zufriedenheit der
Freiwilligentätigkeit zusammenhängt.
Im Zusammenhang der Literaturrecherche wurde ein weiteres Item enthüllt. Bei
der Funktion soziale Gerechtigkeit geht es darum, ob Menschen durch
Engagementarbeit Chancengleichheit in der Gesellschaft fördern, Ungleichheit
verringern, und gleiche gesellschaftliche Teilhabe für alle Menschen geschaffen
werden (Reifenhäuser, 2016, S. 157).
Der Freiwilligensurvey machte im Jahr 2014 eine Befragung für die Anstöße
zum Ehrenamt durch. Knapp die Hälfte der engagierten Befragten gab an, dass
leitende Personen aus einer Organisation den konkreten Anstoß zum
Engagement gegeben haben. Des Weiteren kamen 44,9 % über bereits
engagierte Familienmitglieder, Freund*innen oder Bekannte zu deren
freiwilligen Tätigkeit. Nicht nur das soziale Umfeld, sondern auch die
Erfahrungen, welche innerhalb der Familie gemacht wurden, geben Anlass für
ein Engagement. Neben dem beruflichen Setting, nahmen auch knapp 14 %
der Befragten an, durch Schule, Hochschule oder Ausbildung an einer
freiwilligen Tätigkeit teil. Ungefähr 9,5 % der Befragten fanden den Anstoß von
außerhalb des direkten sozialen Umfeldes über eine Informations-, und
Kontaktstelle oder aus diversen medialen Kanälen (Müller, Hameister & Lux,
2016, S. 420).
Eine detaillierte Betrachtung der Anstöße zu einem Engagement kann in der
darauffolgend Abbildung entnommen werden (s. Abbildung 8).
Department Gesundheit
44
Abbildung 8: Anstöße zu einem Engagement, Quelle: Müller, Hameister & Lux (2016, S. 420)
Die treibende Kraft für die Engagierten ist, etwas zu tun, das eine Freude
bereitet, dass sie etwas mit anderen Menschen zusammen tun und zusätzlich
einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten können. Eine geringe Rolle
spielt dabei der Stellenwert in der Gesellschaft, auf dem Arbeitsmarkt oder in
der finanziellen Profitlage. Im Übrigen geben Frauen häufiger als Männer
Motive, die sich auf das eigene Wohlbefinden oder auf den sozialen Aspekt
beziehen, an. Dahingegen nennen Männer eher als Frauen Motive, die einen
materiellen oder immateriellen Gewinn enthalten. Ununterscheidbar in Bezug
auf die Reihenfolge der Wichtigkeit dieser Motive. Vorrangig steht bei beiden
Geschlechtern der Spaß als das Dazuverdienen (Müller, Hameister & Lux,
2016, S. 427-428).
Abschließend kann festgehalten werden, dass die Beweggründe und die Motive
im Ehrenamt eine hohe Komplexität aufweisen und wahrscheinlich
vielschichtiger sind, als angenommen.
Department Gesundheit
45
Die Motive von zukünftigen freiwilligen Personen können nicht eindeutig als
altruistischen oder egoistischen Auslöser eingestuft werden. Viele Menschen
geben an, dass die Kombination von Fremd-, und Eigennützigkeit
ausschlaggebend für die Freiwilligentätigkeit sind.
4.4 Einführung von Freiwilligenmanagement
Die nachfolgende Abbildung zeigt eine schrittweise Einführung von
Freiwilligenmanagement. In erster Linie widerspiegelt es die moderne
Engagementkultur eines systematischen Freiwilligenmanagement. Dieses
Modell charakterisiert einen vereinfachten Ablauf eines
Implementierungsprozesses. Nachstehend wird dieses Modell erklärt und
detailliert beschrieben (s. Abbildung 9).
Abbildung 9: Vorgehensmodell für die schrittweise Einführung von Freiwilligenmanagement nach
Reifenhäuser und Kegel Quelle: Reifenhäuser (2013, S.17)
Department Gesundheit
46
In erster Linie ist es bedeutsam, dass auf der Ebene der Organisation,
strategische Entscheidungen getroffen werden, besonders die die Ressource
des Freiwilligenengagements bereitstellen. Mit Hilfe einer/s
Projektverantwortlichen gelingt es einen reibungslosen Projektablauf zu
gewähren (Reifenhäuser, 2013, S. 62-65).
Mit klar definierten Grundsätzen und Entwicklungen von
Freiwilligenkonzepten wird der Weg zum Engagementziel in einer Einrichtung
transparenter und nachvollziehbarer. Begriffsbestimmungen, Abgrenzungen
und der zukünftige Umgang mit Ehrenamtlichen sollen in einem Konzeptpapier
ersichtlich sein (ebd., S. 62-65).
Die Partizipation und Mitgestaltung der Beteiligten steigert die Akzeptanz
und die Motivation. Deshalb ist es unumgänglich, dass Mitarbeiter*innen im
Veränderungsprojekt mit einbezogen werden. Dies stellt somit eine positive
Grundhaltung dem ehrenamtlichen Engagement gegenüber und schafft somit
eine attraktive Engagementkultur. Mit geeigneten Informationsformaten wie
beispielsweise Workshops, Informationsabenden und Versammlungen können
Anregungen, Befürchtungen und neue Ideen aufgegriffen und abgefragt
werden. Anschließend ist es auch bedeutsam, dass vorgeschlagenes im
Rahmenkonzept Einklang findet (ebd., S. 62-65).
Ein weiteres zentrales Element für die Einführung eines
Freiwilligenmanagements ist, die Benennung eines Ehrenamtskoordinators.
Mit erworbenen Führungsverhalten können Ehrenamtskoordinator*innen auch
ein Teil des Organisationentwicklungsprojektes werden und fungieren zeitgleich
als Multiplikator*innen, um die Einführung und den Ausbau der
Engagementarbeit kontinuierlicher zu agieren (ebd., S. 62-65).
Nennenswert ist auch, dass organisatorische Rahmenbedingungen ihren
Platz finden müssen, damit eine Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen
überhaupt gelingen kann, welche das Qualitätsmanagement lenkt. Mit
konkreten Regelungen, Verfahren, Formularen und Vorlagen werden
Qualitätsstandards festgelegt (ebd., S. 62-65).
Department Gesundheit
47
Schaffen Organisationen im Rahmen der Engagementarbeit eine gute
Kultur, zeigt sich dies auch in der wertschätzenden Umgangsform, in der
Partizipation und in der Mitgestaltung der Engagierten. Bedeutsam ist auch,
dass eine gute Engagementkultur nur dann wachsen und gepflegt werden kann,
wenn Bewusstseinsbildung bei allen Mitarbeiter*innen gelingt. In Form von
Informationen, starke Überzeugungskraft und dem Vorleben, werden
Missverständnisse und Konflikte minimiert. Fördernd ist auch der ständige
Austausch zwischen den Engagierten, sowie die Festlegung von Grundsätzen
und Leitlinien, welche die Ehrenamtliche binden (Reifenhäuser, 2013, S. 62-65).
Betrachtend diesem Modell kann zusammengefasst werden, dass eine
Implementierung eines Freiwilligenmanagement erfolgreich ist, wenn alle
Mitarbeiter*innen einer Organisation über strukturelle, personelle und über alle
Neuerungen informiert werden. Zusätzlich ist es essentiell über
Aufgabenprofile, Grundsätze, Regelungen und Verfahren in Kenntnis gesetzt zu
werden. Des Weiteren ist die Initiierung eines Bewusstseinsprozesses für eine
gute Engagementkultur bedeutsam. Mit einem internen Handbuch kann eine
Organisation den Baustein für zukünftige Engagierte legen. Mit einem
Richtliniencharakter und der kontinuierlichen Überprüfung im Rahmen eines
Verbesserungsprozesses kann das Handbuch ständig weiterentwickelt werden.
Abschließend ist festzuhalten, dass durch starke Überzeugungskraft der/die
Freiwilligenkoordinator*in die größte Wirkung für eine gute Anerkennungs-, und
Partizipationskultur erzielen kann (ebd., S. 62-65).
Department Gesundheit
48
4.5 Werteorientierung
Gelebte Werte lenken Menschen und ihre Gesellschaft, geben Orientierung auf
der Verhaltensebene und bauen Beziehungen zu Menschen, Natur und Umwelt
auf. Traditionelle Sozialstrukturen und Bindungen an institutionellen Verbänden
(Kirche, Familie usw.) gehen zurück. Das Individuum als der eigene
Entscheidungsträger steht klar im Vordergrund. Im heutigen Zeitalter gelangen
Werte wie Unabhängigkeit und Autonomie hohe Relevanz (Haller & Müller Kmet
2019, S.51).
Der Sozialpsychologe Shalom H. Schwartz (2012) entwickelte eine umfassende
Typologie von Werten. Im Fokus stehen die Vorstellungen eines Menschen,
was für ihn im Leben wichtig ist.
Das Wertemodell bezieht sich auf sechs folgende Aspekte:
1. Vorstellungen, die mit Gefühlen verbunden sind
2. wünschenswerte Ziele
3. allgemeiner Charakter, welche zu verschiedenen Handlungen und
Situationen führen
4. konkrete Ereignisse
5. Ordnung von relativen Bedeutungen
6. Bestimmung der Handlung, wenn ein Bereich als wichtig erachtet wird
(ebd., S. 54).
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49
Abbildung 10: Wertemodell nach Schwartz; Quelle: Haller & Müller Kmet (2019, S. 54-55)
Der Sozialpsychologe Schwartz definiert Werte als das, was uns im Leben
wichtig ist. Speziell betrachtet er die allgemeine bereichsübergreifende
Vorstellung, welche mit Emotionen im Einklang stehen, dass das Handeln
motiviert und nach Wichtigkeit ordnet. Des Weiteren kondensiert Schwartz von
diversen Werten beispielsweise Weisheit, Freiheit, Gleichheit, Liebe und
Freundschaft eine Liste von zehn Grundwerten (s. Abbildung 10). Folgende
Grundwerte wurden definiert: Wohlwollen, Konformität, Tradition,
Universalismus, Sicherheit, Macht, Leistung, Hedonismus, Stimulation und
Autonomie. Diese Grundwerte werden in vier Wertetypen gegliedert. Zum einen
in die Offenheit gegenüber Wandel (openness to change) im Gegensatz zu
Bewahrung der Ordnung (conservation) und Selbsterhöhung (self-
enhancement) versus Selbsttranszendenz (self- transcendence) (Haller &
Müller Kmet, 2019, S. 54-55).
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50
Laut Schwartz sind diese Werte universell, weil sie drei universelle
Erfordernisse der menschlichen Existenz und der sozialen Verbundenheit
gewährleisten. Das erste universelle Erfordernis ist die Förderung und die
Sicherstellung der kooperativen und unterstützenden Beziehung zwischen den
Mitgliedern. Gefolgt von der Motivation der Individuen, welche Zeit und Energie
in produktive Tätigkeiten und Ideen stecken. Zu guter Letzt steht die
Legitimation der selbstbezogenen Bedürfnisse im Vordergrund (Haller & Müller
Kmet, 2019, S. 54-55).
Freiwilligenarbeit kann entweder ein Mittel zum Erreichen bestimmter
gewünschter Endzustände sein oder ein Mittel für Menschen, ihre Werte
"auszuleben". Werte, Normen und Haltungen sind Maßstäbe, nach denen die
Dinge als mehr oder weniger richtig, mehr oder weniger gut und, mehr oder
weniger ehrenhaft sind. Auf der allgemeinsten Ebene beziehen sich die Werte
auf eher abstrakte und allgemeine Ideen, wie zum Beispiel die individuelle
Freiheit oder autonomes Handeln. Auf einer spezifischeren Ebene beziehen
sich die Werte auf Themen wie Hunger, Armut, Rassismus, Obdachlosigkeit,
Drogenmissbrauch, Abtreibung und dergleichen. Wenn Menschen sagen, dass
sie sich freiwillig für dieses oder jenes engagieren, weil es das Richtige ist,
berufen sie sich auf Werte. Sie erwarten nicht, dass wir fragen, warum es das
Richtige ist, das Richtige zu tun (Musick & Wilson, 2008, S. 82-85).
Werte existieren nicht isoliert, sondern gebündelt in Ideologien oder
Weltanschauungen, wie "liberal" und "konservativ". Die Werte beeinflussen
nicht nur, ob sich jemand freiwillig meldet, sondern sie lenken auch in die
Richtung bestimmter Aktivitäten und Organisationen. Oftmals rekrutieren
Organisationen nur Freiwillige, wenn die Werteidentifikation übereinstimmt.
Materielle Anreize werden niemals ausreichen, da sich Freiwillige in erster Linie
von ihrem Gewissen, ihrem Gefühl für richtig und falsch geleitet werden. Die
Freiwilligenarbeit der beste Weg ist, um Probleme zu lösen. Bestimmte Werte
sprechen zum Beispiel das menschliche Bedürfnis nach Würde und
Selbstachtung an (ebd., S. 82-85).
Department Gesundheit
51
In Anbetracht dieser Werte ist es moralisch korrekt, eine Art und Weise, eine
Dienstleistung umsonst zu erbringen, weil dies die einzige Möglichkeit ist, das
Problem zu lösen und damit die Würde erhalten bleiben kann. Für viele
Menschen ist das Bedürfnis, "etwas zu tun", genauso stark wie das Bedürfnis,
"etwas zu erledigen" (Musick & Wilson, 2008, S. 82-85).
Speziell bei der jüngeren Generation wird ein Wertewandel beobachtet. Im
Vergleich zu früher sind die Wertedimensionen differenzierter und vielfältig. Die
persönlichen Werte rücken stark in den Vordergrund, andere
Wertedimensionen werden vermehrt in den Hintergrund gedrängt. Die
Bedeutung dahinter ist, dass Menschen viel mehr aus den Gründen der
Selbstverwirklichung und nicht aus einem Pflichtgefühl gegenüber der
Gemeinschaft sich dazu entscheiden, ehrenamtlich oder freiwillig tätig zu sein.
Freiwillige erhoffen sich durch ihr Engagement eine Bereicherung fürs eigene
Leben zu erlangen (Atz et al., 2014, S. 22).
Department Gesundheit
52
5 INNOVATIVES EHRENAMT
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Weg zu einem innovativen Ehrenamt. Im
Mittelpunkt steht eine klare Betrachtungsweise und Abgrenzung zwischen
einem traditionellen und innovativen Ehrenamt.
Des Weiteren werden die Gelingensbedingungen zur Gewinnung von
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen aufgezeigt und das 5- A- Modell in Hinblick
auf die Entwicklung von Engagementbereichen hingewiesen. Zusätzlich wird
der Nutzen einer Öffentlichkeitsstrategie dargelegt und detailliert beschrieben.
Abgerundet wird dieses Kapitel mit der Relevanz einer koordinierenden Stelle in
einer sozialen Einrichtung und auf Aufgabenprofile, Kompetenzen und die
Grundhaltung der Anerkennung aufmerksam gemacht.
5.1 Abgrenzung zwischen einem traditionellen und
innovativen Ehrenamt
Unter einem „traditionellen“ werden Tätigkeiten verstanden, die im lokalen
Umfeld verankert sind. In der Regel handelt es sich um formelle Tätigkeiten in
einer Organisation. Bedeutend sind traditionelle Werte, Einbindung in der
Gemeinschaft und Familientraditionen aufrechtzuerhalten. Dadurch kann eine
langfristige Bindung entstehen. Im Kontrast dazu steht das innovative
Ehrenamt, welches auf kurzfristige und eigenständige Bereitschaft setzt (Atz et
al., 2014, S. 21). Die dargestellte Tabelle grenzt ein traditionelles zu einem
innovativen Freiwilligenmanagement ab (s. Tabelle 7).
Department Gesundheit
53
Tabelle 7: Vergleich "traditionelles" und "innovatives" Ehrenamt, Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung
an Atz et al. (2014, S. 21)
Traditionell Innovativ
Langfristig engagiert Kurzfristig engagiert, abhängig der Zeitressourcen
Dauerhafte Mitgliedschaft Projektbezogen
Formelle Tätigkeiten über einen Verein Eigenständiges Engagement (Kooperationspartner)
Verantwortung übernehmen Ungezwungen
Ortsabhängig Ortsunabhängig
Traditionelle Dienste (Besuchs-, und Begleitdienste, Spaziergänge, Arztbesuche)
Innovative Dienste (projektbezogene Tätigkeiten)
Klassische Rekrutierung durch Mundpropaganda, Bereitschaft durch Familientraditionen
Nutzung von Social-Media-Kanäle für die Gewinnung von neuen Ehrenamtlichen
Traditionelle und hierarchische Führung, Belohnung durch Auszeichnungen
Partizipativer Ansatz; kurzzeitiges Engagement
Bekannte Leistungen Ideen einbringen, neue Leistungen kreieren
Neue Ideen und neue Lösungsansätze braucht es, um Veränderungen
innovativ weiterzuentwickeln. Die Freiwilligen wollen gehört werden,
Verantwortungen übernehmen und autonom agieren, gerade wenn sie eine
Kooperation mit einer Organisation eingehen. Um die Produktivität und
Motivation der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen zu steigern, braucht es eine
gleichberechtigte Stellung in der Einrichtung. Hilfreich dafür sind eine gelebte
Anerkennungs-, Feedback-, und Fehlerkultur. Dies sind treibende Aspekte
damit ein Engagement erfolgreich und sinnvoll erscheint. Vorwiegend liegt der
Erfolg einer Arbeit bei konstruktiven und regelmäßigen Feedbackrunden. Das
„neue“ Ehrenamt orientiert sich an das Gemeinwohl und an die Ausschöpfung
zur Selbstentfaltung. Ansprechpersonen ermöglichen leichte Zugänge und
unbürokratische Kommunikationswege. Sind Ansprechpartner*innen explizit in
einer Einrichtung implementiert, finden Ideen, Anliegen und Bedürfnisse leichter
Gehör (Karl et al., 2008, S. 14-19).
Department Gesundheit
54
In der nachfolgenden Grafik werden bestimmte Wirkungsfaktoren
hervorgerufen, die den Wandel vom „traditionellen“ zum „innovativen“ Ehrenamt
determinieren (s. Abbildung 11).
Abbildung 11: Einflussfaktoren auf ein innovative Ehrenamt, Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung an
Atz et al. (2014, S. 22)
5.2 Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
Die demografischen Entwicklungen tragen dazu bei, dass sich der Bedarf an
Ehrenamtlichen stark verändert. Durch die geburtenschwachen Jahrgänge
verschiebt sich auch die Engagementbereitschaft. Einen Mangel an
Ehrenamtlichen wird in den Bereichen der Besuchsdienste, der individuellen
Betreuung und der Aktivitäten von Senior*innen sichtbar. Die Gründe für das
fernbleiben von Ehrenamtlichen sind vielschichtig, beispielsweise: die aufrechte
Erwerbstätigkeit der Ehrenamtlichen, die Berührungsängste in der
Senior*innenarbeit, speziell mit Kranken oder Dementen, das fehlende Wissen
Department Gesundheit
55
und Erfahrungen, die Finanzen und die mangelende Freizeit. Auffallend sinkt
diese bei der jungen Generation und verändert auch das Interesse an der
breiten Angebotspalette (Limbeck et al., 2014, S. 34-36).
Für die Anwerbung von Freiwilligen ist die Schaffung von organisatorischen
Voraussetzungen bedeutsam. Das Aufgabenprofil ist das meist genannte
Instrument, um Freiwillige zu gewinnen. Mit dem Einsetzen des Aufgabenprofils
können konkrete Tätigkeiten und Projekte auf der organisationseigenen
Homepage oder in der Presse geworben werden. Gelingen kann dies durch
eine klare Aufgabenbeschreibung um die Neugier zu wecken. Dadurch wird
Transparenz, Sicherheit und Seriosität geschaffen (Reifenhäuser, 2013, S. 151-
152). Sind Konzepte erstellt, die Vorstellungen, die Erwartungshaltungen in der
Struktur geklärt und die Aufgabenfelder konkretisiert, dann kann mit der
Anwerbung und Gewinnung von zukünftigen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
begonnen werden (Theilengerdes, 2012, S. 41-42).
Um Ehrenamtliche zu gewinnen und die unterschiedlichsten Generationen
anzusprechen, ist es unumgänglich, dass aktuelle Entwicklungen betrachtet
und differenzierte Werbeformen eingesetzt werden. Die jüngere Generation
fühlt sich über Social-Media-Kanälen häufiger angesprochen, als die
geburtenstarken Jahrgänge, welche die persönliche Ansprache oder
Informationsveranstaltungen bevorzugen. Die Jungen werden durch die
Plattformen Facebook, Instagram oder ähnliches erreicht. Wurfsendungen,
Homepagebeiträge oder Zeitungsinserate sind weitere Möglichkeiten, um
Ehrenamtliche zu gewinnen. Nennenswert ist auch, dass jene Personen, die
länger eine Koordinationsfunktion in der Ehrenamtlichkeit ausüben, weniger
Werbung im Internet, Inserate in der Zeitung oder Flyer verteilen, als jene/r
Koordinator*innen, die weniger als sechs Jahre die Tätigkeit verrichten. Viel
mehr werden Personen direkt angesprochen, um sie für ein Engagement zu
gewinnen (ebd., S. 29-30).
Department Gesundheit
56
Unter anderem soll der angesprochene Personenkreis sich mit den
Aufgabenfeldern identifizieren, denn nicht jede/r Engagierte ist für ein
Engagement in der Altenbetreuung geeignet (Limbeck et al., 2014, S. 29-30;
Theilengerdes, 2012, S. 41-42). Für die zukünftigen Ehrenamtlichen ist ein
positives Image der Organisationen bedeutsam, um die Ausübung der Tätigkeit
verrichten zu können (Theilengerdes, 2012, S. 41-42).
Die Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen ist eine
Managementaufgabe, um die ehrenamtliche Arbeit als Attraktion zu gestalten.
Dahingehend müssen Arbeitsbedingungen entsprechend gestaltet und
Kraftquellen für ein Engagement berücksichtigt werden (ebd., S. 41-42).
Abbildung 12: Leistungsanreize im Ehrenamt, Quelle: Eigene Erstellung
Die obliegende Abbildung werden die Leistungsanreize der Ökonomie, der
Funktionalität, der Sozialität und der Identifikation als Ansporn für ein
Engagement gesehen (s. Abbildung 12). Betrachtet man die wirtschaftlichen
Anreize, steht das Geld an oberster Stelle, welches natürlich nicht für die
ehrenamtliche Arbeit zutreffend ist. Eintrittskarten zu Veranstaltungen oder
Gutscheine, sowie Pflege von persönlichen Beziehungen lassen sich darunter
ordnen. Die funktionalen Leistungsanreize beziehen sich auf anlassbezogene
öffentliche Auftritte oder Übernahme einer sinnvollen Tätigkeit, die Informations-
, und Wissensvorsprünge aufweisen (Wadsack, 2003, S. 43-44).
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57
Ein ganz zentraler Betrachtungspunkt sind die sozialen Leistungsanreize, in
denen es um die persönlichen Beziehungen geht. Akzeptanz, Anerkennung,
Austausch und vertrauenswürdige Zusammenarbeit sind ausschlaggebend, um
wertvolle Erlebnisse zu erlangen. Die letzte Gruppe der Leistungsanreize rundet
die Form der Identifikation ab. Ein wesentlicher Ansatz der Identifikation sind
klar formulierte Ziele der Organisation, welche eine hohe Verbundenheit
schaffen. Auch Traditionen wie zum Beispiel: Rituale oder Abzeichen dürfen
nicht außer Acht gelassen werden und lenken die Arbeit in Richtung auf das
Ziel ein (Wadsack, 2003, S. 43-44).
Um potentielle Freiwillige anzusprechen, ist es bedeutsam, dass eine ganze
Reihe von Informationen und Aktionen publik geschaltet werden. Auf eine
Bandbreite von Öffentlichkeitsmaßnahmen kommt es an, um auf Beweggründe
und Erwartungen der zukünftigen Ehrenamtlichen einzugehen. Wirkungsvoll ist
das Einsetzen von Multiplikator*innen. Sie haben einen besonderen
Wirkungsmechanismus, vermitteln Botschaften und erreichen die Menschen
(Biedermann, 2012, S. 62).
5.3 5-A-Modell zur Gewinnung von Freiwilligen
Das zielgruppenspezifische Stufenmodell zur Gewinnung von Freiwilligen
verhilft ein Engagementangebot in struktureller Hinsicht zu entwickeln. Das 5-A
Modell nach Carola Reifenhäuser (2013) bietet einen Orientierungsfaden für die
Entwicklung von Engagementbereichen. Mit diesem Modell gelingt es Angebote
für Freiwillige zu konkretisieren und adäquat darzustellen. Näher beleuchtet
werden die Motive und der Nutzen des Engagements. Der Fokus liegt dabei
durch allgemeine Aufrufe, den eigentlichen Nutzen des freiwilligen
Engagements kundzutun (Reifenhäuser, 2013, S. 108).
In der darauffolgenden Abbildung (s. Abbildung 13) kann das Stufenmodell
nach Reifenhäuser zur Gewinnung von Ehrenamtlichen entnommen werden.
Anschließend erfolgt eine detaillierte Beschreibung.
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58
Abbildung 13: 5-A Modell nach Reifenhäuser, Quelle: Reifenhäuser (2013, S. 108)
Attraktivität
Der erste Schritt des 5-A Modells befasst sich deutlich, warum das freiwillige
Engagement attraktiv ist und welchen Mehrwert eine Freiwilligkeit bietet. Meist
spielen die Motive für ein Engagement eine wichtige Rolle (Reifenhäuser, 2013,
S. 108-110).
Aufgabe und Ausstattung
Eine Aufgabe oder mehrere Teilgebiete können zu einem Tätigkeitsbereich
gebündelt werden. Ein primäres Ziel ist, dass Aufgabenprofil entsprechend
ihren Raum finden und wichtige Informationen beispielsweise Ziele,
Zeitressourcen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Hier steht im Fokus, Tätigkeiten
detailliert wie möglich zu beschreiben, um das Interesse der zukünftigen
Freiwilligen zu wecken. Zentral ist die klare Abgrenzung der Aufgabenprofile der
Haupt-, und Ehrenamtlichen. Dadurch wird kein Raum für Konfliktpotenziale
und gegebenenfalls Demotivation gelassen (ebd., S. 108-110).
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59
Aufwendungen
Im Teilprozess „Aufwendungen“ geht es darum, die Engagierten zu betreuen,
zu unterstützen, sie zu begleiten und zu motivieren. Gefördert kann dies durch
regelmäßige Vernetzungstreffen und Besprechungen werden. Die
Gegenleistung für die Ehrenamtliche ist die Anerkennung, welche angemessen
und passend zum Ausdruck gebracht werden muss. Gelingen kann dies
beispielsweise durch:
Partizipation von Entscheidungen,
Erfragungen nach Meinungen und Ideen,
Feste feiern,
Versicherungsschutz zu gewähren,
Geburtstagskarten, Ehrungen für besondere Leistungen,
Danksagung und angemessene Verabschiedung (Reifenhäuser, 2013,
S. 108-110).
Angebot
Der letzte Teilprozess des 5-A Modells befasst sich mit der Erstellung des
Angebotes, einschließlich der zuvor gesammelten Informationen. An erster
Stelle stehen die Aufmerksamkeit und das Interesse zu erlangen, um neue
Freiwillige zu gewinnen. Ganz klar ist hier eine gezielte Vermarktung gefragt.
Die potentiellen Ehrenamtlichen müssen sich direkt angesprochen fühlen (ebd.,
S. 108-110).
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60
5.4 Ehrenamtsmarketing
Eine strategisch ausgerichtete Öffentlichkeitsarbeit schafft nicht nur neue
Mitarbeiter*innen zu akquirieren, sondern ist auch die Grundlage, die
Organisation publik zu machen (Reifenhäuser, 2013, S. 89).
Mit gezielten Informationsbeiträgen rundum das Engagement, der Aktivitäten
und dem täglichen Geschehen in einer Einrichtung, wird in Bezug auf die
Engagementfreundlichkeit ein langfristiges Bewusstsein bestimmter
Interessensgruppen sichergestellt. Interessensgruppen in der
Öffentlichkeitsarbeit sind beispielsweise:
Gesellschaften (Medien, Presse, öffentliche Kundgebungen)
Entscheidungsinstanzen (Fördermittelgeber, Unterstützer, Sponsoren)
Ehrenamtliche (engagierte Mitarbeiter*innen, Bürger*innen)
Institutionen (Kooperationspartner*innen, Netzwerke, Verbände)
Hauptamtliche Mitarbeiter*innen oder Mitglieder (Geschäftsführung,
Hausleitung, Engagierte in der Einrichtung) (Reifenhäuser, 2013, S. 89).
Im Fokus der Öffentlichkeitsarbeit steht, dass durch entstandene positive
Meinungsbilder auch eine Aufwertung und Wertschätzung gegenüber dem
Ehrenamt gebracht wird (ebd., S. 89).
Des Weiteren kann das Image einer Organisation je nach dem positiv oder
negativ auf Mitarbeiter*innen, mögliche Ehrenamtliche oder weitere Institutionen
wirken und determiniert stark die Loyalität (ebd., S. 89).
Im Ehrenamtsmarketing wird nicht nur explizit auf die Gewinnung von
Engagierten Wert gelegt, sondern ob zukünftige ehrenamtliche Interessierte für
ein entsprechendes Engagement passend sind. Das Ehrenamtsmarketing
verfolgt auch das Ziel der Bindung von bestehenden Freiwilligen. Wie bereits im
Kapitel „5.3 Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen“ erwähnt, bedarf
es unterschiedlichen Überlegungen, um die diversen Zielgruppen in den
passenden Marketingkanälen anzusprechen (Redmann, 2018, S. 106-108).
Department Gesundheit
61
In dem genannten Kapitel wurde auch schon auf den Multiplikator*innenansatz
verwiesen. Sie dienen dazu, um sich selbst oder die Organisation nach außen
sichtbar zu machen und zu präsentieren. Somit wird der Bekanntheitsgrad
gesteigert und auf die Mitwirkungsmöglichkeit aufmerksam gemacht (Redmann,
2018, S. 106-108).
Um engagierte Mitarbeiter*innen zu gewinnen, ist es notwendig,
zukunftsorientierte und ausgewählte Aktionen, Beiträge und Angebote zu
wählen, beispielsweise einen Schnuppertag für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen
(ebd., S. 106-108). Ein Grund zur ständigen Weiterentwicklung zwingt
Organisationen, die Digitalisierung. Die Ansprüche an die moderne
Kommunikation haben sich grundlegend durch die Verbreitung des Internets
geändert (Maring & Lichtsteiner, 2018, S. 31).
Laut Statistik Austria (2022, www) sind knapp 95 % der österreichischen
Haushalte mit einem Internetzugang ausgestattet. In etwa 75 % der
Altersklasse zwischen 16 bis 74- Jährigen nutzt das World Wide Web mehrmals
täglich. Mehr als die Hälfte, knapp 57 % surfen in sozialen Netzwerken.
Flächendeckend versenden grundsätzlich die jüngere Generation, Nachrichten
über WhatsApp oder Facebook Messenger. Nebstdem recherchieren 60 % im
Internet gesundheitsbezogene Informationen (Statistik Austria, 2022, www).
Printmedien, Radio und Fernsehen rücken in den Hintergrund. Oftmals
verfügen Organisationen nicht über die ausreichenden Ressourcen, um alle
Medien mit ausreichenden Informationen zu bespielen. Primär galten nur
Websites zur reinen Informationsvermittlung, jedoch ergaben sich aufgrund des
digitalen Zeitalters neue Dialogformen in sozialen Medien. Einen wesentlichen
Vorteil im Austausch zwischen den Organisationen und ihren Zielgruppen
verschaffen die sozialen Medien, verlangen gleichzeitig jedoch mehr Personal-,
und Zeitressourcen, um den anspruchsvollen Anforderungen des digitalen
Umfeldes gerecht zu werden. Organisationen müssen sich zukünftig die Frage
stellen, wie die bestimmte Zielgruppe mit der besten Werbeform effektiv erreicht
wird. Die jüngere Generation wird am häufigsten über Social-Media-Kanälen
erreicht, während die Älteren eine andere Strategie benötigen (ebd., S. 31).
Department Gesundheit
62
Im ruralen Gebieten löst die Mund-zu-Mund-Propaganda den optimalen
Wirkungsmechanismus aus (Limbeck et al., 2014, S.29-30).
Außerdem wirken Informationsveranstaltungen als Überzeugungsarbeit
nachhaltig auf zukünftig Ehrenamtliche. Zusätzlich sind diverse regionale
Printmedien nach wie vor in ländlichen Bereichen ausschlaggebend, um
Engagierte zu erreichen. Das Verteilen von Flyer oder Wurfmedien sind
ergänzend (ebd., S.29-30).
Viele schrecken vor dem digitalen Zeitalter zurück. Dennoch können sich
vielfältige Chancen durch die Digitalisierung ergeben. Permanente
Möglichkeiten der Vernetzung, Kommunikation der Bedürfnisse, stärkere
Bindung der Mitarbeiter*innen und Online- Partizipationsinstrumente
ermöglichen eine zeit-, und ortsunabhängige Beteiligung der Organisation.
Neue Wege der Interessenvertretung und Beeinflussung werden in den
Plattformen im Web eröffnet, in dem Kampagnen von Aktionen oder
Argumenten geschaltet werden. Das kollektive Verhalten in den digitalen
Medien vermittelt das Gefühl an etwas Größerem mitzuwirken und etwas
Sinnvolles zu tun und beeinflusst schlussendlich ganze Teile der Gesellschaft.
Darüber hinaus schaffen Plattformen Chancen, sich mit geringen monetären
Mitteln einem breiten Publikum zu präsentieren. Des Weiteren bieten die Web-
Anwendungen weitere positive Effekte. Beiträge können geteilt oder
kommentiert und im eigenen Netzwerk verbreitet werden. Somit gelingt die
Verbreitung von organisationalen Inhalten einfacher und eine breitere Maße an
Nutzer*innen wird auf neue Interessenbereiche, die sich vorher nicht kannten,
aufmerksam. Nennenswert ist auch, dass es im Web zur Informationsflut und
zum Konkurrenzkampf führen kann. Daher ist es sinnvoll und aus strategischer
Sicht, bedachte Inhalte preiszugeben und die Kanäle gut auszuwählen. Ist
dieser Schritt gesetzt wird die Bindung zu den Nutzer*innen und das Wir-
Gefühl gestärkt (Erpf & Maring, 2018, S. 7-9).
Department Gesundheit
63
5.5 Relevanz der Ehrenamtskoordination
Die Koordination von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen kann aufgrund der
Erfahrungen beim Personaleinsatz hauptamtlicher Mitarbeiter*innen
zurückgegriffen werden, jedoch nicht alle Ansätze sind übertragbar.
Beispielsweise sind nicht die gleichen Wochenarbeitszeiten, wie bei den
hauptamtlichen Mitarbeiter*innen zu leisten. Durch institutionsinterne Strukturen
und Rahmen kann ein effizientes Einbringen der ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen gelingen (Birnkraut, 2012, S. 213).
Erwähnenswert ist auch, dass Koordinator*innen im Ehrenamt künftige Lücken
und Ausfälle aufgrund der demografischen Entwicklungen füllen und
ausgleichen können. Die Koordinationsfunktion ist sehr frauendominierend,
speziell im stationären Setting. Nennenswert ist auch der vielfältige
Aufgabenbereich. Neben den reinen Koordinationstätigkeiten gliedern sich auch
die Vernetzung zu anderen sozialen Leistungen oder die Akquirierung von
künftigen Ehrenamtlichen in die tägliche Arbeit von Koordinierenden. Dazu
gehört auch die Einschätzung, für welche Bereiche die zukünftigen
Ehrenamtlichen tätig sein möchten, sowie die Betreuung von Ehrenamtlichen
zum Tätigkeitsprofil des Ehrenamtskoordinators (ebd., S. 213).
In der folgenden Abbildung werden die Aufgabenfelder der
Freiwilligenkoordination deutlich dargestellt (s. Abbildung 14).
Department Gesundheit
64
Abbildung 14: Aufgaben bezüglich der Koordination, Quelle: Reifenhäuser (2013, S. 28)
Wie bereits in diesem Kapitel erwähnt, zählt die Einsatzplanung als ein
wesentliches Tätigkeitsfeld der außerwählten Koordinator*in. Auch die Planung
der Fort- und Weiterbildungen, die Aufrechterhaltung der Kontakte zu dem
Ehrenamtlichen sowie die Durchführung von Veranstaltungen sind nur wenige
Aufgaben, welche durch eine Schlüsselfunktion erfüllt werden muss. Außerdem
sind sie die erste Ansprechperson in der Einrichtung, wenn Fragen, Wünsche
oder Anmerkungen durch Ehrenamtliche auftreten (Reifenhäuser, 2013, S. 23-
29).
Insbesondere sind Ehrenamtskoordinatoren die erste Anlaufstelle bei Konflikten
und bei entstandenen Reibungspunkten in der Zusammenarbeit zwischen
Haupt-, und Ehrenamtliche. Grundsätzlich fühlen sie sich für beide
Personengruppen gleichermaßen verantwortlich und bemühen, sich Probleme
weitgehend zu vermeiden (Meier-Gräwe & Sennlaub, 2011, S. 14-15).
Department Gesundheit
65
Die Strategie welche ein/e Ehrenamtskoordinator*in zu verfolgen hat, ist der
enge Kontakt zu halten und den Einsatz erwartungsgemäß zu kontrollieren.
Oftmals befürchten Hauptamtliche nämlich, dass ihre Arbeit durch das
Ehrenamt teilweise ersetzt wird (Meier-Gräwe & Sennlaub, 2011, S. 14-15).
Ein wichtiger Grundstein eines effizienten Einsatzes der Zusammenarbeit
zwischen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, ist die Integration in der
Gemeinschaft und in den Abläufen. Je eindeutiger die Abläufe definiert, desto
einfacher können ehrenamtliche Mitarbeiter*innen im Prozess integriert werden
(Birnkraut, 2012, S. 213).
Zu einem weiteren nennenswerten Aufgabenbereich des Ehrenamtsmanagers
zählt, hauptamtliche Mitarbeiter*innen zu empowern, die Ehrenamtlichen
kompetent zu begleiten, zu unterstützen, zu motivieren und sie anzuleiten. Das
Ziel ist auch, den Erwerbsfähigen aufzuzeigen, dass der Nutzen, welcher durch
Volunteering entsteht, größer ist, als die Schwierigkeit im Umgang mit
Volunteering (ebd., S. 214).
Für ein/e Ehrenamtskoordinator*in ist es besonders hilfreich, einen guten
Überblick über die Möglichkeiten, Chancen und Grenzen von Kooperationen zu
erlangen. Die Fähigkeit zu kooperieren ist ein vielfältiges Element und
verschafft Ehrenamtliche, Ehrenamtskoordinator*innen oder Organisationen in
der lebendigen Gesellschaft zusammenzuhalten (Schaaf-Derichs, 2013, S. 83-
85).
Die Entwicklung einer Anerkennungskultur ist ein weiterer Mehrwert für die
Ehrenamtlichen. Es wird ausgedrückt, wie das Engagement der ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen wertgeschätzt wird. Drei nennenswerte Formen der
Anerkennung lassen sich unterscheiden.
1. Ideelle Anerkennung: Drückt die zwischenmenschliche Kommunikation
aus
2. Geldwerte Anerkennung: Bereitstellung von geldwerter
Rahmenbedingung, beispielsweise gute technische Ausstattung,
Geschenke, Angebote von Fort- und Weiterbildungen, Ausflüge, Come-
Together (Schaaf-Derichs, 2013, S. 83-85).
Department Gesundheit
66
3. Monetäre Anerkennung: Aufwandsentschädigung mit einem
auskömmlichen Geldbetrag im Sinne eines Taschengeldes
Darüber hinaus lassen sich drei Ebenen der Anerkennung ableiten:
1. Anerkennung von Mensch zu Mensch; individuelle Ebene vom
Koordinator zum Ehrenamtlichen
2. Anerkennung der Organisation oder des Teams für den Ehrenamtlichen
3. Anerkennung der Gesellschaft für den Ehrenamtlichen (Schaaf-Derichs,
2013, S. 83-85).
Im Rahmen dieser literarischen Grundlage wird in der folgenden Tabelle eine
an das Haus St. Vinzenz angepasste Matrix der Anerkennungskultur erstellt (s.
Tabelle 8).
Tabelle 8: Anerkennungsmatrix, Quelle: Eigene Erstellung
Persönliche Ebene
Soziale Ebene Gesellschaftliche Ebene
Ideelle Anerkennung
Bezugspflege, Geburtstags- wünsche in Form einer kleinen Aufmerksamkeit, Danke sagen
Lobend in Bereichsleitersitzungen erwähnen, Monatsinfo kommunizieren, Homepage und Social Media Auftritte, Zertifikate
Pressebericht, Herstellung von Kontakten, öffentliche Danksagung bei Veranstaltungen
Geldwerte Anerkennung
Fort- und Weiterbildungen anbieten, kleine Geschenke (Blumen, Süßigkeiten, usw.) schenken, Freizeitkarten schenken, Ganztätige Verpflegung sicherstellen
Arbeitsutensilien bereitstellen, Fahrten mit Dienst- PKW ermöglichen, Reisekostenübernahme
PR- Auftritt für Anerkennung im regionalen Setting
Monetäre Anerkennung
Aufwandsent-schädigung durch Geldgeschenke
Geringfügige Stundenentgelte für geleistete Dienste
Aufwandsentschädig-ung durch Reisen mit dem privaten PKW
Department Gesundheit
67
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Organisationen sich vor
Augen halten müssen, dass Ehrenamtskoordinator*innen in ihrer Funktion
unumgänglich sind. Zeitgleich werden die Ehrenamtlichen unterstützt und
geführt. Insbesondere haben Ehrenamtskoordinator*innen aufgrund ihrer
Expertise und ihrer Erfahrungen einen ganzheitlichen Überblick in Projekten, in
der Organisation und in der Zusammenarbeit zwischen den haupt- und
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. Nicht außer Acht gelassen werden darf, dass
die Anerkennung und die Wertschätzung essentiell sind, um entsprechend die
Ehrenamtlichen zu Ehren und sie als volles Mitglied in der Organisation sind.
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68
6 EMPIRISCHER METHODENTEIL
Dieses Kapitel widerspiegelt das systematische Vorgehen im empirischen-
methodischen Teil, basierend auf einer theoriegestützten Inhaltsanalyse. Die
bereits beschriebenen Kapitel legen die Ist- Situationen der
Engagementperspektiven dar und ermöglichen einen ganzheitlichen Blick auf
die Ehrenamtlichkeit. Durch den Einsatz und die adäquate Vorgehensweise
eines problemzentrierten, leitfadengestützten Interviews, können neue
Erkenntnisse in der Engagementhilfe gesammelt werden. Die Befragungen
stellen das subjektive Befinden der Interviewpartner*innen dar. Im Besonderen
ermöglichen die gewonnenen Kenntnisse einen umfangreichen
Betrachtungsradius auf die Arbeit, wie in Zukunft gelingen kann, die
Gesellschaft zu mehr Ehrenamtstätigkeit zu partizipieren und zu empowern.
Unter Einhaltung der theoriegebildeten Fragestellungen und durch das
Heranziehen der Interviews, werden die Ergebnisse der empirischen Analyse
interpretiert.
6.1 Methodik und Methodenbegründung
Die wissenschaftliche Methode orientiert sich an die systematische, qualitativ
orientierte Inhaltsanalyse nach Mayring unter Berücksichtigung folgender
Gütekriterien:
Objektivität (Aussagekraft und Kommunikationsinhalte)
Reliabilität (Zuverlässigkeit)
Validität (Gültigkeit) (Mayring, 2003, S.46).
In erster Linie entsteht eine Vertrauenssituation zwischen Interviewer und
Interviewten. Der Grundgedanke eines problemzentrierten Interviews ist, der
sprachliche Zugang, um die Fragestellungen auf dem Hintergrund subjektiver
Bedeutungen zurückzuführen. Die Auslöser der Forschung lassen sich
vorwiegend an bestimmten gesellschaftlichen Problemen einordnen. Die
objektive Betrachtungsseite wurde primär in Form einer literarischen Analyse
beschrieben.
Department Gesundheit
69
Die Analysephase wird in Verbindung mit theoriegestützten Ansätzen gebracht
und aufgebaut. Um die Umfrage und die daraus resultierenden Inhalte zu
intensivieren, stehen die im Vorfeld reduzierten Kernaussagen im Vordergrund.
Durch den Interviewleitfaden kann der/die Interviewte auf bestimmte
Fragestellungen hingelenkt werden, soll aber ohne Antwortvorgaben offen
reagieren. Abgebildet wird der Ablauf des problemzentrierten Interviews in der
folgenden Abbildung (s. Abbildung 15).
Abbildung 15: Ablaufmodell des problemzentrierten Interviews, Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung
an Mayring (2002, S.71)
Primär werden intensive und ausführliche Gespräche mit den
unterschiedlichsten Interessensgruppen geführt und leiten zu einer
detaillierteren Auseinandersetzung zu dem bedeutsamen Thema des
Ehrenamts ein. Des Weiteren wird ein effektives und valides Ergebnis der
Befragung möglich, indem Meinungen von Expert*innen aus
Sozialeinrichtungen, regionale Kommunen und Ehrenamtskoordinator*innen,
erfasst. Um eine explorative Erhebung der Meinungen zu ermöglichen, wurde
eine Ehrenamtsbeauftragte aus einer Pflegeeinrichtung in München befragt.
Die Interviews basieren auf persönlichen Erfahrungen, Empfindungen und
Meinungen.
Die Aussagen der Interviewpartner*innen untermauern die literarischen Fakten
der Masterarbeit, welche auf die deduktive Kategoriendefinition aufbaut.
Aufnahme
Interviewdurchführung
Leitfadenerprobung
Leitfadenkonstruktion
Problemanalyse
Department Gesundheit
70
Mit Hilfe einer Kategorisierung wird die deduktive Kategorienbildung
systematisch reduziert und folgendermaßen verfahren:
1. Kategoriendefinition
Textbestandteile werden einer definierten Kategorie zugeordnet
2. Ankerbeispiele
Explizite Textstellen, welche unter eine Kategorie fallen werden
beispielhaft angeführt
3. Kodierregeln
Wo Abgrenzungsprobleme zwischen den Kategorien bestehen, werden
Regeln formuliert, um eine eindeutige Zuordnung zu ermöglichen
(Mayring, 2015, S. 97).
Das Ziel dieser zentralen inhaltanalytischen Technik, ist, eine bestimmte
Struktur aus dem Material herauszufiltern und in Form eines Kategoriensystems
ans Material heranzutragen. Um das Material systematisch zu extrahieren,
werden die Kategorien aller Textbestandteile angesprochen. Damit das
Strukturverfahren allgemein beschrieben werden kann, ist es grundsätzlich
wichtig, dass die Strukturierungsdimensionen genau bestimmt werden, welche
aus der Fragestellung abgeleitet und theoretisch begründet werden. Die
Ausprägungen und die Dimensionen werden zu einem Kategoriensystem
gebildet (Mayring, 2003, S.83).
6.2 Zielgruppenauswahl
Um einen ganzheitlichen Blick auf die Engagementbereitschaft zu erlangen,
wurden bei der Auswahl der Interviewpartner*innen Personen karitativer
Organisationen, Ehrenamtskoordinator*in in Österreich und Deutschland,
ehrenamtliche Vereine, Kommunen und Ordensgemeinschaften herangezogen.
Besonders wurde auf den 360 Grad- Blick geachtet, indem drei differenzierte
Personengruppen befragt wurden. Die untenstehende Auflistung der
Interviewpartner*innen gibt Aufschluss, dass für dieses bedeutsame Thema
eine flächendeckende Aussage notwendig ist und die Befragungen sehr
ausgeschweift wurden. Vorwiegend wurden Befragungen in karitativen
Department Gesundheit
71
Einrichtungen durchgeführt. Dies ist besonders für das Haus St. Vinzenz
wichtig, da die Forcierung von Ehrenamt mit den christlichen Werten und
Botschaften im Vordergrund stehen. Dazu wurden Meinungen und Erfahrungen
von der regionalen Kommune, mit der Ordensgemeinschaft und mit dem Verein
„Essen auf Rädern“ gefragt, um einen regionalen Mehrwert zu erlangen.
Nennenswert ist auch das „Best-Practice“ Beispiel in Deutschland, indem seit
mehreren Jahren Ehrenamtlichkeit ein fixer Bestandteil in der christlichen
Organisation ist und Ehrenamtskoordinator*innen erfolgreich implementiert
wurde. Mit der letztgenannten Personengruppe wurde sichergestellt, dass
Expert*innen außerhalb von Österreich befragt wurden. Auffallend ist, die
Verteilung der männlichen und weiblichen Interviewpartner*innen. In dieser
Masterarbeit wurde vorwiegend versucht, einen guten genderspezifischen
Ausgleich zu schaffen. Aufgrund dessen wurden insgesamt acht
leitfadengestützte Interviews in Bezug der empirischen Analyse in der
Masterarbeit durchgeführt (s. Tabelle 9).
Tabelle 9: Übersicht der Interviewpartner*innen; Eigene Erstellung
Teilnehmer*innen
I. Ehrenamtskoordinator*in München: 43 Jahre weiblich II. Ehrenamtskoordinator*in Wien: 55 Jahre männlich III. Kommune Bezirk Oberwart: 67 Jahre männlich IV. Kommune Bezirk Oberwart: 49 Jahre, männlich V. Kommune Bezirk Oberwart: 70 Jahre, männlich VI. Organisation Bezirk Oberwart: 28 Jahre weiblich VII. Organisation Bezirk Oberwart: 44 Jahre weiblich VIII. Organisation Graz: 48 Jahre weiblich
6.3 Entwicklung des Interviewleitfadens
Anfang Jänner dieses Jahres wurden die unterschiedlichen Interviewleitfäden
für die differenzierten Interviewpartner*innen erstellt. Im Anhang A.1. befindet
sich ein exemplarischer Interviewleitfaden. Basierend der theoretischen
Grundlagen wurden die Interviewleitfäden erstellt, aussagekräftige Aspekte
analysiert und in Kategorien gegliedert. Schlussendlich erlangten die
Interviewleitfäden eine Struktur.
Department Gesundheit
72
Mit Hilfe des SPSS- Prinzip von Helfferich wurde der Interviewleitfaden erstellt.
Vier Schritte stehen hinter der Abkürzung SPSS:
1. Sammeln: Grundlegende Fragesammlung zum Thema
2. Prüfen: Überprüfung der Anwendbarkeit der Fragen
3. Sortieren: Gliederung nach Perspektiven
4. Subsummieren: Unterordnung der differenzierten Fragenblöcke
Mit dieser Vorangehensweise macht man sich mit den unterschiedlichsten
Frageformen vertraut (Helfferich, 2011, S. 182-189).
Die Interviewleitfäden mit den passenden Fragen wurden explizit für
Personengruppen Ehrenamtskoordinator*in, Kommune und Organisation
konzipiert, bestehend aus fünf Kategorien
Kategorie 1: Beweggründe und Motive
Kategorie 2: Orientierung und Erwartungshaltung
Kategorie 3: Rekrutierung im Ehrenamt
Kategorie 4: Attraktivität und Aufgabenfelder
Kategorie 5: Ehrenamtskoordinator*in
Zu Beginn der Interviews wurde erfragt, ob ehrenamtliche Mitarbeiter*innen als
„vollwertige“ Mitarbeiter*innen in einer Organisation betrachtet werden sollten.
Nach Abschluss der sogenannten Eisbrecherfrage, wurde in die erste Kategorie
„Beweggründe und Motive“ eingeleitet. Hier wurde erfragt, ob
Motivationsfaktoren eine bedeutende Rolle, sowie die Erfüllung von Werten und
Bedürfnissen, spielen. In der zweiten Kategorie „Orientierung und
Erwartungshaltung“ ging es darum, welche Eigenschaften oder Vorkenntnisse
zukünftige ehrenamtliche Mitarbeiter*innen mitbringen sollen. Je nach
Interviewleitfaden, gliederten sich Fragestellungen nach der Wichtigkeit eines
Ehrenamtskonzeptes sowie die Relevanz von Fort- und Weiterbildungen für
ehrenamtliche Mitarbeiter*innen ein. In der Kategorie drei „Rekrutierung im
Ehrenamt“ bezogen sich die Fragestellungen auf die Öffentlichkeitsarbeit und
Department Gesundheit
73
auf das 5-A- Modell, welches sich in den Interviewleitfäden variierte. Fragen zur
Attraktivität und zu den Aufgabenfeldern wurden ebenfalls angesprochen. Des
Weiteren bezieht sich die letzte Kategorie „Ehrenamtskoordinator*in“ auf die
bedeutsame Funktion, primär geht es darum, welche besonderen Aufgaben sie
zu erfüllen hat, und welchen Kompetenzbereich diese Person aufweisen muss.
6.4 Datenerhebung
Zwischen Februar und Ende März fanden die Interviews aller Teilnehmer*innen
statt. Alle Interviewpartner*innen wurden telefonisch kontaktiert und im Zuge
dessen ein Gesprächstermin vereinbart. Die telefonische Kontaktaufnahme
ermöglichte ein erstes Kennenlernen. Coronabedingt fanden fünf Befragungen
via Zoom statt und drei Interviews konnten persönlich abgehalten werden.
Vorteile, welche sich über ein Kommunikationsmedium ableiten lassen, sind
zum einen die Ortsunabhängigkeit und zum anderen eine vermehrte Offenheit
gegenüber dem Forschungsgegenstand. Im Gegenzug von Face-to-face
Interviews können nonverbale Elemente mit einbezogen werden. Am Anfang
des Interviews erhielten alle Teilnehmer*innen eine ausführliche Aufklärung
über den Ablauf und den Inhalt des Themas. Durch die Anwendung der
qualitativen Befragung konnte die subjektive Sichtweise der
Interviewpartner*innen optimal abgebildet werden und Einblicke in Verhalten
und persönlichen Erfahrungen erlangt werden. Bevor die Aufzeichnung des
Interviews gestartet wurde, stimmten alle acht Befragten einer
Tonbandaufnahme zu. Frei, spontan und das was einem in den Sinn kam, über
subjektive Erfahrungen zur Ehrenamtlichkeit konnten eruiert werden. Im
Durchschnitt dauerte ein Interview 25 Minuten und die Leitfäden konnten bei
allen Befragten eingehalten werden. Nach Abschluss der Interviews wurde die
verbale Sprache, bereinigt von Dialekten und grammatikalischen Fehlern, in ein
normales Schriftdeutsch übertragen.
Diese Übertragungsform ist weitestgehende Protokolltechnik und dadurch der
Satzbau gehoben und der Stil geglättet (Mayring, 2016, S.91).
Department Gesundheit
74
6.5 Kategorienschema
Bereits im Kapitel 6.1 erläutert, wurde zur Analyse der Interviews von
Ehrenamtskoordinator*innen, Kommune und Organisationen ein
Kategorienschema entwickelt. In der entworfenen Tabelle kann die
Beschreibung der Kategorien entnommen werden (s. Tabelle 10).
Tabelle 10: Kategorienschema; Quelle: Eigene Erstellung
Nr. Hauptkategorie Subkategorie
K1 Beweggründen und Motive
Bedeutung von Ehrenamt
Veränderungen der Ehrenamtlichkeit aufgrund der Pandemie
Beurteilung der Ehrenamtslandschaft
Werte und Bedürfnisse
Motivationsfaktoren
K2 Orientierung und Erwartungshaltung
Erwartungen an ehrenamtliche Mitarbeiter*innen
Eigenschaften und Vorkenntnisse der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
Fort- und Weiterbildungen
Relevanz eines Ehrenamtskonzeptes
K3 Rekrutierung im Ehrenamt Erklärung & Bedeutsamkeit des 5- A Modell
Öffentlichkeitsarbeit/ Bekanntheitsgrad
Integration in einer Struktur
Anreizsysteme, Anerkennung, Wertschätzung
K4 Attraktivität und Aufgabenfelder
Bevorzugte Einsatzbereiche
Bevorzugte Zielgruppen
Mehrwert für eine Sozialeinrichtung
Auswirkungen auf hilfesuchende Personen
K5 Ehrenamtskoordinator*in Relevanz einer Koordination
Positionierung in einer Organisation
Aufgabenbereiche
Kompetenzen, Fähigkeiten der Koordinator*in
Meinungsfrage: Vernetzung
6.6 Ergebnisse und Diskussion
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der durchgeführten qualitativen
Inhaltsanalyse nach Mayring präsentiert und interpretiert. Um dem/der Leser*in
einen ganzheitlichen Blick zu ermöglichen, werden die folgenden Kapitel
anhand der Haupt- und Subkategorien strukturiert.
Department Gesundheit
75
Die Zitate aus den Gesprächen werden deutlich gekennzeichnet.
Abgeschlossen werden die Ergebnisteile mit einer jeweiligen Diskussion.
6.6.1 Beweggründen und Motive
Bedeutung von Ehrenamt
Das Wort Ehrenamt ist vielfältig und wird häufig mit Freiwilligkeit in Verbindung
gebracht. Ehrenamt bedeutet je nach Zielgruppe sehr unterschiedliches. Bereits
im Kindesalter wird beigebracht, zu helfen, wenn jemand in Not ist. Weiteres
wird nicht nur der Weg zur Selbstfindung entdeckt, sondern die Bedürfnisse der
Hilfesuchenden werden gestillt, andere werden gehört und wahrgenommen.
„Für mich bedeutet Ehrenamt, dass sich freiwillig, unentgeltlich und
regelmäßige engagieren für gesellschaftliche Zwecke.“ ([Interview VIII-a]
s. Anhang A. 9)
Für die befragten Ehrenamtskoordinator*innen bedeutet Ehrenamt einheitlich
eine Möglichkeit zu schaffen, die Privatzeit sinnstiftend zu nutzen. Sowohl für
die anderen als auch für sich selbst.
„[…] mit dem Hintergrund zu wissen, da ist jemand da, der wirklich uns
jetzt Zeit schenkt, die er für andere erübrigt und das auch gern macht,
weil das ja immer auch freiwillig ist und auch immer abgesprochen ist, in
welchem Umfang […]“ ([Interview I-a] s. Anhang A. 2)
Sowohl Organisationen als auch Kommune im Bezirk Oberwart teilen die
Meinung der Bedeutung über Ehrenamt, in dem das Einsetzen der gegebenen
Zeitressourcen es erlauben, wertevolle Begegnungen und Gespräche zu
führen. Zusätzlich werden soziale Werte an die Gesellschaft vermittelt.
Veränderung der Ehrenamtlichkeit aufgrund der Pandemie
Die gegenwärtige Corona- Pandemie veranlasste viele Menschen zum
Nachdenken. Eine Vielzahl an Personen verschlug es in die Ehrenamtlichkeit.
Unter dem Aspekt, jenen Personen zu helfen, die auf sich alleine gestellt sind
und die über kein unmittelbares soziales Umfeld verfügen.
Department Gesundheit
76
Einige Menschen sind auf die Hilfe anderer angewiesen, können aufgrund
diverser Aspekte, wie zum Beispiel einer Gebrechlichkeit oder einer Krankheit,
keine lebensnotwendigen Besorgungen und Erledigungen tätigen. Die
demografische Entwicklung prognostiziert eine älterwerdende Bevölkerung. Die
junge Generation zieht es in die urbane Lebenswelt und die rückläufige
Geburtenrate ist ausschlaggebend, dass viele ältere Personen alleine in den
eigenen vier Wänden ohne Betreuung und Pflege von An- und Zugehörigen
wohnen. Die Welle für „mehr geben statt nehmen“, zeigte sich in den
unterschiedlichsten Bereichen eines Engagements.
„Die Notwendigkeit, sich für andere Menschen zu engagieren, dass es
eine Vereinsamung vieler Menschen, vor allem der älteren Generation
gibt durch die Pandemie. Es sind große Probleme aufgetreten und da ist
es wichtig, dass sich das Ehrenamt oder, dass es Menschen gibt, die
sich da auch kümmern darum.“ ([Interview III-a] s. Anhang A. 4)
Für Pflegeeinrichtungen ist die Veränderung der Ehrenamtlichkeit aufgrund der
Pandemie deutlich zu spüren. An- und Zugehörige konnten ihre Liebsten
oftmals nicht besuchen und engagierten sich aufgrund dessen ehrenamtlich in
der eigenen Umgebung.
„[…] gerade in der Zeit einfach, wo man gesehen hat, wie es in einem
Pflegeheim zum Beispiel ist, dass da die Angehörigen nicht kommen
haben können, dass da sicher viel gesehen haben, wie es da abläuft und
dass man sich vielleicht auch überlegt, dass man in die Richtung selbst
was tun möchte.“ ([Interview VI-a] s. Anhang A. 7)
Nennenswert ist auch, dass im stationären Sektor die Ehrenamtlichkeit am
Beginn der Pandemie stark gemindert wurde. Jedoch konnte betrachtet werden,
dass ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in einer Sozialeinrichtung essentiell sind,
um eine ganzheitliche Betreuung der Senior*innen ermöglichen zu können.
Auch auf der Seite der kommunalen Gemeinschaft wird bekräftigt, dass sich
das ehrenamtliche Engagieren wegen der Pandemie gewendet hat. Trotzdem
Department Gesundheit
77
war es für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen kaum möglich, bezüglich der
Eintrittsmaßnahmen, in eine Pflegeeinrichtung einzutreten.
Beurteilung der Ehrenamtslandschaft
Hinsichtlich der Gewichtung der Ehrenamtsamtslandschaft in Österreich ist
dieses für alle Interviewpartner*innen von gleicher Bedeutung. Anhand einer
Skala von Null bis 10 wird unter den Befragten die Ehrenamtslandschaft in ihrer
Relevanz eingestuft. Die Skalenstufen, beginnend mit Null, deuten auf eine
Unersetzbarkeit des Ehrenamts in Österreich, wohingegen die Stufe 10 eine
Irrelevanz aufweist. In der folgenden Abbildung wird die Wichtigkeit des
ehrenamtlichen Engagierens grafisch dargestellt (s. Abbildung 16).
Abbildung 16: Ehrenamtslandschaft in Österreich und ihre Relevanz, Quelle: Eigene Erstellung
Sechs von acht Befragten sehen, dass das Ehrenamt in Österreich unersetzbar
ist. Ein Kontrast der Altersgruppen zwischen den Befragten ist nicht erkennbar.
Zwei der Befragten siedeln die Wichtigkeit der Ehrenamtlichkeit in Österreich im
oberen Drittel der Stufenskala an.
Viele Bereiche können ohne Ehrenamt gar nicht existieren. Diesen
Meinungspunkt teilen sich die Ehrenamtskoordinatoren und stellen fest, dass
ehrenamtliche Tätigkeiten bezahlt werden könnten, dies jedoch den
Budgetrahmen sprengen würde.
„Wenn wir Ehrenamt komplett, also auf Ehrenamt verzichten müssten,
würde vieles einfach nicht mehr da sein.“ ([Interview I-b] s. Anhang A. 2)
Department Gesundheit
78
Besonders die befragten Organisationen, speziell im Setting der Altenpflege,
sehen das ehrenamtliche Engagieren als unverzichtbar, da gerade in der
Pflege, Personalmangel herrscht und zukünftig auf ehrenamtliche
Mitarbeiter*innen zurück gegriffen werden muss.
„Gerade in der Pflege, ist Pflegemangel, und ich glaube, dass das ganz
wichtig ist, dass man da noch zusätzlich zu ehrenamtlichen Mitarbeitern
zugreifen kann.“ ([Interview VI-b] s. Anhang A. 7)
Das Ehrenamt weist in Österreich einen hohen Stellenwert auf, besonders auch
in den Entwicklungsländern, wo es noch sehr ausbaufähig ist. Darüber hinaus
teilen alle Befragten die gleiche Meinung, dass Ehrenamt in Österreich
unverzichtbar ist, und Potenzial gegeben ist, dies völlig auszuschöpfen und
auszubauen.
Werte und Bedürfnisse
Werte und Bedürfnisse spielen besonders im Ehrenamt eine bedeutsame Rolle.
Mit dem Eingehen auf individuelle Bedürfnisse werden neue Synergieeffekte für
Organisationen geschaffen. Anliegen und Wünsche der ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen werden gehört und sie können sich vollständig mit der
Einrichtung identifizieren.
„[…] auf Werte und Bedürfnisse eingehen, denke ich mir, ist das Um und
Auf jeder Organisation, die mit Freiwilligen zusammenarbeitet.“
([Interview II-a] s. Anhang A. 3)
Auch die differenzierte Wertehaltung der unterschiedlichsten Generationen darf
nicht außer Acht gelassen werden. Die früheren christlichen Werte, etwas
Gutes für die Gesellschaft tun, rücken in den Hintergrund. In den Vordergrund
der jüngeren Generation rücken viel mehr die persönlichen Wertehaltungen, die
im Einklang mit den institutionellen Werten stehen. Gründe der
Selbstverwirklichung sind primär ausschlaggebend, um ehrenamtlich tätig zu
sein. Dies untermauert auch der Literaturteil.
Department Gesundheit
79
„[…] die zukünftigen Ehrenamtlichen schauen viel mehr darauf, wo sie
ihre Werte auch wirklich reflektiert bekommen, wo sie wirklich
ankommen, wo die Werte wirklich stimmen.“ ([Interview VIII-b] s. Anhang
A. 9)
Die Befragten Ehrenamtskoordinator*innen und die Organisationen sehen es
als eine Selbstverständlichkeit, Vorstellungen und gemeinsame Zukunftswege
mit den künftigen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen abzustecken. Somit wird
das Wohlgefühl gesteigert, die Vorlieben und Erwartungen an die Organisation
gefördert.
„Und es wird auch sicher oder ich denke mir, bei uns in der Organisation
das so gestalten, dass man auch schaut, was hat der für Vorlieben.“
([Interview VI-c] s. Anhang A. 7)
Ein Befragter aus der kommunalen Ebene in Oberwart merkt an, dass
vorhandene Kompetenzen der zukünftigen Personen als bedeutsame Faktoren,
speziell in der Lebenswelt Pflegeheim, sind. Denn in diesem sensiblen Bereich,
bedarf es ein überaus hohes und wertschätzendens Gegenübertreten der
Betroffenen und pflegebedürftigen Personen.
„[…] dann muss ich schauen, welche Qualifikationen, Kompetenzen
bringen sie mit und da muss man auf die Ehrenamtlichen auch Rücksicht
nehmen, weil ich glaube nicht jeder kann mit allen unterschiedlichen
Pflegestufen umgehen.“ ([Interview IV-a] s. Anhang A. 5)
Das Erfüllen der Werte und Bedürfnisse ist nicht nur für Hauptamtliche in Bezug
auf die Wertschätzung von hoher Bedeutung, sondern auch für die
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen.
Durch deren Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu betätigen, sich selbst zu
verwirklichen und anderen eine Freude zu bereiten, gilt die Werteorientierung
als Schlüssel zum Erfolg, vor allem für Sozialeinrichtungen. Mit einem positiven
Verhalten der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, stärken sie nicht nur ihr
Selbstwertgefühl, sondern übertragen dies auch auf deren Gegenüber.
Department Gesundheit
80
Motivationsfaktoren
Der Antrieb, um eine ehrenamtliche Tätigkeit auszuführen, unterliegt
differenzierten Aspekten. Die Literatur zeigt, dass engagierte Personen von
unterschiedlichsten Motiven geleitet werden. Unterschieden wird zwischen
Altruismus, welches sich stark auf die Dankbarkeit der Hilfesuchenden bezieht,
wohingegen Egoismus einen Blick auf die eigenen und sinnhaftigen
Lebensziele orientiert.
„[…] ich würde mal sagen altruistische Motivation und auch egoistische
Motivation. Nämlich Sinnstiftung ganz stark für die betroffenen Personen,
die Möglichkeit sich zu engagieren für andere und auch die Möglichkeit,
eigene Bedürfnisse in der Praxis zu leben, zu durchleben, also eigene
Sinnstiftung, eigenes Gefühl des Angekommenseins, des nützlich
Seins.“([Interview VIII-c] s. Anhang A. 9)
Für viele ist auch die soziale Einbindung in eine Gruppe ein Verstärker, sich
freiwillig zu betätigen. Neue Kontakte können geknüpft und Fähigkeiten und
Fertigkeiten erworben werden, die zeitgleich neue Möglichkeiten bieten. Die
Literatur besagt auch, dass ein Hauptauslöser für das Engagement das Gefühl
gebraucht zu werden, ist.
„[…] das Thema Gerechtigkeit, ich bin für eine gerechte Welt und daher
engagiere ich mich, weil es Leuten einfach nicht gut geht und das ist
ungerecht.“ ([Interview II-b] s. Anhang A. 3)
Die Motivpalette ist vielfältig. Viele Personen sind neben der Erwerbstätigkeit
auf der Suche nach einem Abenteuer, welches das Selbstwertgefühl steigert.
Andere möchten sich einfach in einem routinierten Ablauf neben der
Pensionierung eingliedern und die Zeit sinnvoll nutzen. Um dies
herauszufinden, ist es nicht möglich, die Motive für alle Beteiligten zu
verallgemeinern.
„Und deswegen ist es auch umso wichtiger, dann jeweils im Einzelfall
herauszufinden, was genau motiviert den Einzelnen, weil es einfach so
vielfältig sein kann.“ ([Interview II-c] s. Anhang A. 3)
Department Gesundheit
81
Ein Interviewter aus der Kommune in Oberwart sieht das persönliche und
familiäre Umfeld, als größte Motivation in der Hilfsbereitschaft.
„[…] der Mensch an und für sich, wie er erzogen ist, da ist wichtig das
Elternhaus, das heißt, wie er aufgewachsen ist mit Hilfsbereitschaft, auch
mit Engagement der Eltern, der Großeltern und so weiter.“ ([Interview III-
b] s. Anhang A. 4)
Fünf von acht Befragten sind sich einig, dass das eigene Gebrauchtwerden,
eine Aufgabe zu haben und, sich nutzlos zu fühlen zentrale Themen im
Ehrenamt sind und Organisationen es als Auftrag sehen, sich einfühlsam den
Ehrenamtlichen zu orientieren.
„[…] gerade wenn man mit älteren Menschen zusammenarbeitet, da
bekommt man extrem viel zurück eigentlich.“ ([Interview VI-c] s. Anhang
A. 7)
All diese genannten Motivationsfaktoren sind auch dem Literaturteil gegenüber
zu stellen. Zukünftig stehen jedoch Organisationen vor großen
Herausforderungen, um die Faktoren der Motivation deutlich zu erkennen. Denn
die jüngere Generation steuert viel mehr auf den Weg zur Selbst(sinn)findung,
als die Generation der Baby- Boomer, welche von der Motivation der
Gesellschaft etwas Zurückzugeben, geleitet werden.
Diskussion
Die Erkenntnisse aus dem literarischen und empirischen Teil zeigen, dass es
von hoher Bedeutsamkeit ist, dass Organisationen, welche sich das Ziel gesetzt
haben mit ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen zu arbeiten, sich mit dem
facettenreichen Ehrenamt mit den Beweggründen und Motiven künftig
auseinanderzusetzen müssen. Mit dem demografischen Wandel steht auch die
Engagementarbeit vor großen Herausforderungen und der Trend zu mehr
Autonomie, mehr Partizipation und mehr Sinnhaftigkeit lässt die
Engagementbereitschaft steigen (Roß, 2019, S. 42-45). Schließlich werden
freiwillig Engagierte von zahlreichen Motiven geleitet. Engagierte Personen
werden nicht von monetären Mitteln motiviert, sondern es handelt sich viel mehr
Department Gesundheit
82
um die Beruhigung des eigenen Gewissens oder der Dankbarkeit der
Hilfesuchenden. Zusätzlich möchten Engagierte neue Erfahrungen sammeln
und einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen, damit die Einsamkeit und
Desisolation keine Determinante einnimmt. Des Weiteren dürfen die Motive und
Beweggründe nicht verallgemeinert werden. Vielmehr steht die Individualität der
künftigen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen im Mittelpunkt. Dies ermöglicht den
Organisationen durch das Eingehen auf die einzelnen Personen besser die
Motivationsfaktoren zu verstehen.
Vergleicht man den empirischen mit dem literarischen Teil, stimmen die
Aussagen, dass Werteorientierung Menschen bindet. Laut dem
Sozialpsychologen Schwartz stehen Werte im Einklang zu Gefühlen, welche
das Handeln motiviert und lenkt (Haller & Müller Kmet, 2019, S.82-85). Zu
betrachten ist auch künftig der Wertewandel der jüngeren Generation.
Persönliche Werte und die Selbstverwirklichung rücken in den Vordergrund und
das Pflichtgefühl gegenüber der Gesellschaft, etwas Zurückzugeben verliert viel
mehr an Bedeutung und legt die Maßstäbe zu einem innovativen Ehrenamt
neu.
6.6.2 Orientierung und Erwartungshaltung
Erwartungen an ehrenamtliche Mitarbeiter*innen und deren Eigenschaften
Viele Senioren, die in einer Pflegeeinrichtung leben, sind oftmals der
Vereinsamung ausgesetzt. An- und Zugehörige leben in anderen Wohnorten
oder in anderen Städten und können tägliche Besuche nicht ermöglichen.
Jedoch, belegen Studien, dass regelmäßiger sozialer Kontakt die
Lebensqualität steigern lässt. Für soziale Einrichtungen ist es besonders
wichtig, dass sie sich auf die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen verlassen
können. Drei Interviewpartner*innen sehen die Pünktlichkeit als
Grundvoraussetzung, um das ehrenamtliche Engagement als sinnvoll zu
betrachten, da das Vertrauen durch Nichteinhaltung von vereinbarten Terminen
gebrochen werden kann.
Department Gesundheit
83
„[…] einfach pünktlich, dass sie wirklich da auch das einhalten, dass sie
aber auch flexibel sind, dass sie soziales Engagement haben
[…]“([Interview VI-d] s. Anhang A. 7)
Ein anderer Teil der befragten Personen sieht, dass es Ehrenamtliche eine
empathische Haltung dem Gegenüber einnehmen müssen, um eine gute und
solide Gesprächs-, und Betreuungsbasis aufbauen zu können. Denn tritt man
den Hilfesuchenden nicht wertschätzend gegenüber, kann eine negative
Situation oder ein Konflikt hervorgerufen werden und Senior*innen in eine
rückziehende Haltung bringen.
„[…] dass die einen guten Zugang haben zu den Menschen, dass man
sie am Anfang auch ganz gut einführt und begleitet, damit das nicht in
die negative Richtung ausartet, wenn die die Bewohner begleiten.
“([Interview VII-a] s. Anhang A. 8)
Fort- und Weiterbildungen
Sozial-, und Gesundheitseinrichtungen ist ein soziales System, in dem jede/e
Einzelne/r mit der angeeigneten Kompetenz eine Leistung für Hilfesuchende
entgegen bringt. Dies bedeutet, dass es besonders wichtig, dass eine
Kompetenzerweiterung ermöglicht wird, um eintreten Situationen zu
kompensieren. Außerdem werden Fort- und Weiterbildungen als Wertschätzung
und als Anerkennung betrachtet und finden besonders bei der jüngeren,
wissbegierigen Generation deutlich Anklang. Eine befragte Person sieht interne
Weiterbildungsmöglichkeiten auch als ein Anreiz, um einer ehrenamtlichen
Tätigkeit nach zukommen.
„[…] dass die Fortbildungen aus meiner Sicht nicht nur für
Qualifizierungszwecke dienen, sondern dass sie auch eine Art Geschenk
für Freiwillige sein können… die wissen das sehr zu schätzen, dass sie
Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote kriegen. “([Interview II-e] s.
Anhang A. 3)
In mehreren Interviews wird auch die Schwerpunktsetzung von Fort- und
Weiterbildungen thematisiert. Um optimal auf die Bedürfnisse und Situationen
im Setting der Altenpflege eingehen zu können, bedarf es einer adäquaten
Department Gesundheit
84
Überlegung, welche Inhalte der Wissenserweiterung angeboten werden. Die
Literatur besagt, dass sich die Themenfestlegung von Fort- und
Weiterbildungen in die Aufgabenfelder des Ehrenamtskoordinators eingliedern
lässt. Durch deren Fähigkeit in der Koordination können Bedarfe, gemeinsam
mit den Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen erhoben und dementsprechend
Fort- und Weiterbildungsthemen recherchiert und angeboten werden.
„[…] sind auch wichtig, allerdings müsste man hier auf die Art und Weise
achten, welche thematischen Schwerpunkte setzt man. “([Interview IV-b]
s. Anhang A. 5)
Besonders der partizipative Ansatz kommt hier deutlich zum Vorschein, denn
nicht jede Person kann Situationen mit beispielsweise demenzerkrankten
Menschen kompensieren und umgehen. Dies ist der Grund, weshalb es
essentiell ist, dass sich Einrichtungen, mit dem Lebenslauf der einzelnen
Person befassen und dabei die Bedürfnisse, die Erwartungen und Motive der
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen abstecken. Schließlich wirkt sich dies auf die
Lebensqualität der Hilfesuchenden aus.
„[…] wenn wir die Langzeitpflege betrachten, braucht der Ehrenamtliche
auch Hilfen im Umgang mit einem Menschen, der sich im Laufe seiner
Betreuungszeit vielleicht verändert, auch dementielle Strukturen
aufweist, also da brauchen Ehrenamtliche definitiv auch Unterstützung
[…]“([Interview I-c] s. Anhang A. 2)
Laut einer befragten Person aus einer konfessionellen Einrichtung, soll es keine
Abgrenzung der Bedeutsamkeit von Fort- und Weiterbildungen zwischen Haupt-
und Ehrenamtliche in einer Einrichtung geben. Sondern der Wissenserwerb soll
je nach eigenen Entwicklungen stattfinden und ermöglicht werden.
„[…] gleich wie bei hauptamtlichen Mitarbeiter*innen, es sind, es gibt
viele Entwicklungen, es ist ganz wichtig, sich dazu auch offen zu sein, so
wie unterschiedliche Einsatzfelder von Mitarbeiter*innen,
unterschiedliche Ausbildungen, unterschiedliche Fortbildungen bedürfen,
so ist es auch beim Ehrenamt. “([Interview VIII-d] s. Anhang A. 9)
Department Gesundheit
85
Relevanz eines Ehrenamtskonzeptes
Die Erstelllung eines Ehrenamtskonzeptes ist genauso wichtig, wie ein Konzept
für Hauptamtliche der Betreuung, der Pflege oder der Unternehmenszwecke
meinen die befragten Personen. Jedoch nach sorgfältiger Literaturrecherche
herrscht hier noch ein Aufholbedarf. Es wird nicht groß über die Wichtigkeit
eines Ehrenamtskonzepts thematisiert und gesprochen. Viel mehr weisen die
befragten Ehrenamtskoordinator*innen darauf hin.
„[…] würde sicher Sinn machen. Also in der Großstadt ist Ehrenamt
sicher nicht so intensiv und so umfassend wie in kleineren Gemeinden
oder Dörfer […] sich ehrenamtlich zu betätigen, glaube ich, eine viel
höhere als im urbanen Bereich. “([Interview III-c] s. Anhang A. 4)
Im Allgemeinen sehen die Befragten ein Ehrenamtskonzept als einen
Orientierungsfaden, um einen Einblick für die Erfüllung von Pflichten, der
Erwartungen und der Bedürfnisse zu geben. Somit wird auch das
Zusammenwirken von Haupt-, und Ehrenamtlichen geregelt, um gegen Frust,
Überforderung und unausgesprochenen gegenseitigen Erwartungen entgegen
zu wirken.
„[…] weil es neuen, interessierten Ehrenamtlichen auch schon einen
Einblick bietet und man kann dann mit dem Konzept, das kann man
durchgehend bei der Anwerbung von Ehrenamtlichen und kann man
schon gewisse Punkte eigentlich darin ausarbeiten und so auch viele
Unklarheiten vielleicht von Beginn weg schon einmal beseitigen
“([Interview VII-b] s. Anhang A. 8)
In Hinblick auf diese Thematik sehen alle Befragten ein Konzept als
Steuerungselement für jede Einrichtung als nützlich und sinnvoll, und
betrachten dies für die Zusammenarbeit und die Integration von ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen als ein wichtiges Managementtool. Ein Ehrenamtskonzept soll
auch im Einklang mit den Visionen von Unternehmen stehen, welche auf die
strategischen Ziele lenken. Dadurch kann auch der Weg zur Gewinnung von
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen ersichtlich werden.
Department Gesundheit
86
„Deshalb kann ein gutes Konzept […] Es wird einmal mit wenig
beginnen, aber das Entscheidende ist, wenn diese Ehrenamtlichen auch
vom Unternehmen gut quasi integriert werden, mitgenommen werden in
die Vision des Unternehmens, ja, in das Leitbild […] dass das auch sehr
befruchtet sein, dass sich auch andere noch melden. “([Interview IV-c] s.
Anhang A. 5)
Diskussion
Im Hinblick auf die Erwartungshaltung der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
kann in der Literatur entnommen werden, dass das kollektive Verhalten, wie
zum Beispiel Pünktlichkeit, kommunikative Haltung und Vertrauenswürdigkeit
überwiegend bedeutsam, um eine ehrenamtliche Tätigkeit zu verrichten, ist.
Diese genannten Grundvoraussetzungen lenken die Zusammenarbeit mit den
Erwerbstätigen und den Hilfesuchenden positiv. Demzufolge wird dem
Konkurrenzdruck zwischen den Haupt- und Ehrenamtlichen kein Raum
gelassen.
Stellt man einen Vergleich zwischen den inhaltlichen Ergebnissen und dem
literarischen Teil dar, stimmen die Aussagen, dass organisatorische
Rahmenbedingungen helfen, die Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen zu
stärken. Mit der Entwicklung eines Engagementskonzeptes kann das Ziel der
Engagementbereitschaft verdeutlicht werden. Daraufhin ermöglicht ein Konzept
einen roten Faden im Umgang mit Erwartungen, Pflichten und Bedürfnissen
(Reifenhäuser, 2013, S. 62-65). Die Aussage, dass ein internes Handbuch
einen Einfluss auf die Engagementkultur hat, stimmt mit den empirischen
Ergebnissen überein. Jedoch wird in der Literatur allerdings wenig über Fort-
und Weiterbildungen von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen thematisiert, jedoch
ergaben sich neue Erkenntnisse aufgrund des qualitativen Studiendesigns.
Nicht jede Persönlichkeit hat dieselben Stärken und kann Situationen wie zum
Beispiel mit dementiellen Erkrankten händeln oder im Sterbeprozess begleitend
sein. Um auch hier einen Qualitätsstandard in der Langzeitpflege zu setzen, ist
es künftig essentiell, spezielle Schwerpunkte für Fort- und Weiterbildungen
hausintern zu setzen, um dies zu kompensieren.
Department Gesundheit
87
Durch einen gezielten Wissenserwerb fällt es ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
einfacher, optimal auf Bedürfnisse und Wünsche der Hilfesuchenden
einzugehen. Erwähnenswert ist auch, dass Fort- und Weiterbildungen einen
Anreiz-, und eine Anerkennungskultur darstellen. Damit eine
Kompetenzerweiterung stattfinden kann, gliedert sich die Festlegung der
Themenschwerpunkte in das Aufgabenprofil des Ehrenamtskoordinators
(Reifenhäuser, 2013, S. 23-29).
6.6.3 Rekrutierung im Ehrenamt
Erklärung und Bedeutsamkeit des 5-A- Modells
Im Literaturteil befindet sich ein Kapitel „5.3 5-A-Modell zur Gewinnung von
Freiwilligen“, welches dazu verhilft, ein Engagementangebot in struktureller
Hinsicht zu entwickeln. Im Zuge der Interviews wurde das 5-A-Modell erklärt
und erfragt, ob dieses zielgruppenspezifische Stufenmodell bekannt ist. Fünf
der acht befragten Personen, haben davon noch nichts gehört. Spannend zu
betrachten ist, dass jene Personen, die dieses Modell kennen und auch
anwenden, Ehrenamtskoordinator*innen und Leitungsfunktionen einer sozialen
Einrichtung sind. Daraus resultieren lässt sich, dass das Modell sehr
praxisbezogene Aspekte, der Attraktivität, der Aufgabe und Ausstattung, der
Aufwendungen und der Angebote beinhaltet. Für Personen, die Interesse an
einer Engagementarbeit haben, kann dieses Modell hilfreich sein, um sich
schlussendlich tatsächlich für den Weg in die Ehrenamtlichkeit zu entscheiden.
„[…] weil man damit aufzeigt, wie sich das gestalten kann im Haus und
wenn man diese Punkte bearbeitet und sich das anschaut und
aufschlüsselt danach, ist das natürlich auch für Außenstehende dann
leicht betrachtbar, wie das Ehrenamt sich gestaltet oder wie das
ausschaut bei uns im Haus. “([Interview VI-e] s. Anhang A. 7)
Im Fokus dieses Modells steht, den tatsächlichen Nutzen des freiwilligen
Managements kundzutun und Angebote für Freiwillige zu konkretisieren. Eine
befragte Person, wendet dieses Modell bereits in einer Pflegeeinrichtung an
Department Gesundheit
88
und sieht es als besonders hilfreich, speziell in der Implementierung eines
Ehrenamtskonzeptes.
„Extrem hilfreich, also wir wenden das auch an. Wir haben auch in
diesem Bereich schon mehrfach auch sozusagen Schwerpunkte gesetzt
und das fließt ein Stück weit auch in unser Ehrenamtskonzept mit ein.
“([Interview I-d] s. Anhang A. 2)
Öffentlichkeitsarbeit/Bekanntheitsgrad
Die Öffentlichkeitsarbeit oder das Marketing im Allgemeinen ist im heutigen
Zeitalter stark im Onlinebereich ausgerichtet. Publikationen in Printmedien,
Radioschaltungen oder Fernsehspots rücken in den Hintergrund und die
Digitalisierung drängt Organisationen zur ständigen Weiterentwicklung.
Außerdem haben sich auch die Ansprüche an die moderne Kommunikation
hinauf geschraubt. Knapp 57 % der österreichischen Bevölkerung nutzen
primär soziale Netzwerke, wie zum Beispiel: Facebook, Instagram oder
WhatsApp, welche wesentliche Vorteile der Vernetzung, der Kommunikation
von Bedürfnissen und der Mitarbeiter*innenbindung aufweisen. Darauffolgend
schafft man mit der Vermittlung von Kollektivität und der Verbreitung von dem
Gefühl, an etwas Größerem mitzuwirken und Impulse der Zugehörigkeit der
Einrichtung.
„Ich bin immer davon überzeugt, dass best practice Beispiele einfach
auch vor den Vorhang gehören. […] um natürlich auch andere noch zu
gewinnen.“ ([Interview IV-d] s. Anhang A. 5)
Häufig schrecken Organisationen oder Unternehmen von dem digitalen Zeitalter
zurück und möchten sich nicht der Bedeutsamkeit dahinter widmen oder mehr
Aufmerksamkeit darauf lenken. Die Tatsache, dass es nicht nur einen höheren
Personaleinsatz benötigt und dass ältere Personen, speziell im ruralen
Gebieten geringer mit Online- Marketing erreicht werden, merken auch drei
befragte Personen an.
„[…] das nutzen wir für Werbung von Freiwilligen eigentlich nur ganz
marginal.“ ([Interview II-f] s. Anhang A. 3)
Department Gesundheit
89
Überaus positiv nennen fünf der befragten Personen den
Wirkungsmechanismus der sozialen Medien. Vor allem die jüngere Generation
wird dadurch erreicht, während die Älteren eine andere
Aufmerksamkeitsstrategie benötigen.
„Auf jeden Fall, also die sozialen Medien, künftig darf man, glaube ich, in
keinem Punkt unterschätzen, was sie bewirken.“ ([Interview VII-c] s.
Anhang A. 8)
Integration in einer Struktur
Um ein innovatives Ehrenamt in einer Organisation zu forcieren und zu
implementieren, führt kein Weg an der Integration von Ehrenamtlichen in einem
bestehenden Team, daran vorbei. Das Engagement 4.0 bezieht sich auf die
Besonderheit, dass Ehrenamtliche gesellschaftliche Verantwortung
übernehmen möchten und dass sie viel stärker in den
Organisationszusammenhängen eingegliedert, sowie partizipiert werden.
Schlussendlich wollen sie autonom entscheiden, soweit ihr Engagement
betroffen ist. Dies widerspiegelt sich auch in diesem angewandten qualitativen
Studiendesign, der befragten Personen wider. Eine befragte Person aus einer
sozialen Organisation, gibt an, dass die Integration mit einer passenden
Ansprechperson gelingen kann, um sich auch der Tätigkeit zu widmen,
zufrieden zu sein und gerne die ausgewählte Einrichtung besucht.
„[…] neue Ehrenamtliche oder überhaupt Ehrenamtliche gehören sicher
ganz gut ins Team integriert und da ist, glaube ich, auch wichtig, dass die
dann immer fixe Ansprechpersonen dort haben, um auch ihre Tätigkeit
da gut ausüben zu können. “([Interview VII-d] s. Anhang A. 8)
Die befragten Ehrenamtskoordinatoren sind derselben Meinung. Mit
regelmäßigen Freiwilligentreffen und Austauschmeetings können sich
Engagierte hochwertiger vernetzen, Sorgen und Erlebnisse werden dadurch
besprochen und eine gute solide Vertrauensbasis kann aufgebaut werden.
Department Gesundheit
90
„Also was ja in der Regel gemacht wird, sind Freiwilligentreffen, mit einer
gewissen Regelmäßigkeit zum Erfahrungsaustausch, aber auch für
Inputs oder vielleicht sogar manchmal auch für Schulungen
[…]“([Interview II-g] s. Anhang A. 3)
Alle Befragten beantworteten auf die gleich gestellte Frage, ob es bedeutsam
ist, dass Ehrenamtlich, welche auch nur zweimal im Monat kommen in ein
bestehendes Team zu integrieren, sinnvoll ist, mit einem ja. Es soll kein
Unterschied gemacht werden, ob jemand öfters im Monat eine ehrenamtliche
Tätigkeit ausübt oder weniger. Sondern es geht darum, dass die
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen genauso viel Wertschätzung und
Anerkennung erfahren, wie Erwerbstätige.
„Es ist ein fester Bestandteil, egal wenn er nur zwei Monate kommt oder
wenn er nur einmal monatlich da ist, ist ein feststehender
Ehrenamtlicher, der auch präsent ist. “([Interview I-e] s. Anhang A. 2)
Anreizsysteme, Anerkennung, Wertschätzung
Erfolgreich sind soziale Einrichtungen erst dann, wenn sich eine Zufriedenheit
über strukturelle und personelle Bedingungen aller lebenden und arbeitenden
Personen abzeichnen lässt. Insbesondere in Bezug auf ältere Menschen. Wie
bereits in der obenstehenden Kategorie der Integration lässt das Integrieren in
ein bestehendes Team die Möglichkeit zu, dass ehrenamtliche
Mitarbeiter*innen Wertschätzung erfahren. Eine befragte Person sieht es als
eine wertschätzende Geste, je nach organisatorischen Rahmenbedingungen,
gemeinsame Abende zu verbringen.
„[…] einmal im Jahr zu einem gemeinsamen Abendessen
zusammensetzen und auf das freut sich das ganze Team. “([Interview V-
a] s. Anhang A. 6)
Diejenigen Personen, die eine Hilfeleistung bieten, werden nicht von dem Motiv
„Geld zu verdienen“ geleitet, sondern prinzipiell, dass sich selbst etwas Gutes
tut. Dies stellt eine Expert*in aus einer Pflegeeinrichtung fest und sieht dies als
einen größten Anreiz.
Department Gesundheit
91
„[…] ich glaube, dass das wirklich jeder selbst für sich tun muss oder
möchte und dass es dann eigentlich das, ja, für einen selber das als
Anreizsystem gilt. “([Interview VI-f] s. Anhang A. 7)
Anhand der Literaturrecherche wird verdeutlicht, dass die Gegenleistung für die
Ehrenamtlichen, die Anerkennung ist, welche ohne großen monetären
Aufwand, seitens eines Unternehmens, angemessen entgegengebracht werden
soll. Gelingen kann dies durch Partizipation von Entscheidungen, Ehrungen für
besondere Leistungen oder ein Come- Together in einem angenehmen und
kulinarischen Rahmen.
„[…] also wenn Ehrenamtliche, sage ich einmal, zweimal im Jahr zu
einem Austausch kommen können, ja, und da zum Beispiel, ich sage
jetzt einmal salopp mit Kaffee und Kuchen begleitet werden und dort sich
austauschen können, ist das im Prinzip eine sehr schöne Anerkennung.
“([Interview IV-e] s. Anhang A. 5)
Wie bereits in der vorherigen Kategorie thematisiert und angebracht, ist es
immens wichtig, dass ehrenamtliche Mitarbeiter*innen gleich viel sozialen
Einbezug erfahren, wie Erwerbstätige. Diese sollen auch in Feierlichkeiten wie
zum Beispiel Weihnachtsfeier mit einem Geschenk, oder einer
Geburtstagskarte gleichberechtigt behandelt werden.
„[…] dass man sie immer wieder einlädt auch zu Veranstaltungen und
Feiern, dass sie auch da die Wertschätzung bekommen, dass sie
genauso wie Mitarbeiter dann auch zu Weihnachten ein Geschenk
bekommen oder zum Geburtstag ein Dankeschön. “([Interview VII-e] s.
Anhang A. 8)
Diskussion
Die Literatur zeigt, dass das 5- A Modell zur Gewinnung von ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen ein effektives Tool ist, um ein Engagementangebot
bereitzustellen. Dies ergibt sich auch durch die empirischen Ergebnisse. Primär
stehen die Attraktivität, die Aufgabe, die Ausstattung, die Aufwendungen und
das Angebot an oberster Stelle und ummantelt, den Mehrwert des
Department Gesundheit
92
Engagements, die möglichen oder bereits etablierten Aufgabenprofile sowie
deren Abgrenzung zur Hauptamtlichentätigkeiten. Nennenswert ist auch die
Partizipation von Entscheidungen und Implementierung einer adäquaten
Anerkennungskultur, also auch das Gewinnen von Aufmerksamkeit von
potentiellen Ehrenamtlichen (Reifenhäuser, 2013, S. 108-110).
Insbesondere ist die Öffentlichkeitsstrategie nicht außer Acht zu lassen und
speziell im heutigen Zeitalter sind Social- Media Kanäle, um eine breitere
Reichweite zu erlangen, unumgänglich. Geschaffen wird damit eine
permanente Kommunikation, eine Vernetzung und eine zeit-, und
ortsunabhängige Beteiligung an der Organisation, welche nicht unterschätzt
werden darf.
Nachrangig darf nicht die Wirkung der Integration in ein Team von
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen betrachtet werden. Durch die
Zusammenarbeit wird klarer der Ablauf definiert, Hauptamtliche werden
entlastet und Wertschätzung und Anerkennung wird gegenüber gebracht
(Birnkraut, 2012, S. 213; Schaaf-Derichs, 2013, S. 83-85).
Wenn Personen den Weg in die Ehrenamtlichkeit wählen, bedeutet dies nicht,
dass die geleisteten Dienste honoriert werden müssen, sondern es wird viel
mehr Wert auf die zwischenmenschliche Kommunikation gelegt. Zusätzlich
können Organisationen weitere Intentionen zur Anerkennung setzen. Einordnen
kann sich darunter, dass Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildungen
geschaffen werden, dass eine ganztägige Verpflegung zur Verfügung steht oder
dass geleistete Dienste ausgezeichnet werden und öffentliche Danksagungen
gemacht werden.
6.6.4 Attraktivität und Aufgabenfelder
Bevorzugte Einsatzbereiche
Die literarischen Untersuchungen ergeben, dass bereits im 19. Jahrhundert die
Geburtsstunde des bürgerlichen Engagements begann. Primär wurden
Tätigkeiten in den Geselligkeitsvereinen erbracht. Jedoch im Laufe der
Jahrhunderte wendete sich das Engagement. Zwischenzeitlich stand die
Department Gesundheit
93
Balance zwischen Eigennutzen und Gemeinwohl im Raum, in dem die
Bereitschaft in großen Organisationen übernommen wurde.
„Wünschen würde ich mir natürlich Soziales, bin mir aber nicht sicher, ob
es wirklich der höchste Einsatzbereich ist. “([Interview I-f] s. Anhang A. 2)
Die Engagementbereitschaft nahm jedoch seit dem Beginn des 21.
Jahrhunderts kontinuierlich zu und die vielfältigen Aspekte der Autonomie, der
Partizipation und der Selbstentfaltung nahmen an Bedeutung zu. Einige der
befragten Personen, speziell aus kommunalen Bereichen, sehen den sozialen
Aspekt, in dem sich auch die Nachbarschaftshilfe befindet, als ein bevorzugtes
Aufgabenfeld.
„Ich halte viel von Nachbarschaftshilfe […] Wenn ich jemanden habe,
also in der Nachbarschaft, der die Augen offen hat, der sieht, was
notwendig wäre. “([Interview V-b] s. Anhang A.6)
Mit den Hintergründen des demografischen Wandels und einer
zukunftsorientierten Perspektive in der Langzeitpflege, sehen vier befragte
Personen, die zunehmende Relevanz des ehrenamtlichen Engagements im
Pflegebereich.
„[…] in der Pflege wird sich das meiner Meinung nach sicher noch mehr
entwickeln und zunehmend werden. “([Interview VII-f] s. Anhang A. 8)
Bevorzugte Zielgruppen
Die Einschätzungsfrage, welche Zielgruppe für ehrenamtliche Tätigkeiten am
häufigsten angesprochen wird, wurde sehr differenziert angegeben. Eine
befragte Person aus dem Bereich der Freiwilligenkoordination, richtet den Blick
auf Senior*innen, welche noch agil sind, um dieser Tätigkeit nachzukommen.
„[…] habe natürlich meine Senioren und Seniorinnen im Blick, weil das
natürlich zwangsläufig auch unser Fokus ist. “([Interview I-g] s. Anhang
A. 2)
Spannend zu betrachten ist auch die Aussage eines Interviewpartners, welche
den Mehrwert von der jüngeren Generation oder von jenen mit einer
Department Gesundheit
94
Beeinträchtigung sieht. Die Literatur steht auch im Einklang mit dieser Aussage
wo verdeutlicht wird, dass das Erlernen neuer Lebenserfahrungen
ausschlaggebend für ein ehrenamtliches Engagement ist.
„[…] wichtig finde ich es auch, dass das zum Beispiel jüngere Personen
machen oder Personen mit irgendeiner Beeinträchtigung, können
genauso mit den Bewohnern in Kontakt treten. “([Interview VI-g] s.
Anhang A. 7)
Erwähnenswert ist auch, dass es im kommunalen Setting keine klare
Zielgruppendefinierung gibt, sondern, dass Engagement zu helfen alleine
ausreichend ist.
„Ich glaube, da ist jeder willkommen, der sich ehrenamtlich betätigen will.
“([Interview III-d] s. Anhang A. 4)
Mehrwert für eine Sozialeinrichtung
Den Hauptamtlichen fehlt es an Kapazitäten, um den hilfesuchenden Personen
in Sozialeinrichtungen eine Stütze zu geben, vor allem in der Sterbebegleitung,
wo die Aufgabenfelder breitgefächert sind. Nachtwachen, organisatorische
Alltagstätigkeiten bei und für sterbende Personen lassen sich darunter ordnen.
Eine befragte Koordinierungsstelle in einer Langzeitpflege, weist auf einen
besonderen Mehrwert hin. Viele Hauptamtliche, die schon länger in einer
Organisation tätig sind, nehmen Veränderungen und deren Auswirkungen kaum
wahr. Neue Ideen, Adaptierungen in Abläufen und Strukturen können dank der
Offenheit, den unterschiedlichsten Betrachtungsweisen und den Erfahrungen
von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen erkannt und umgesetzt werden.
„[…] deutliche Entlastung der Hauptamtlichen und aber auch nochmal ein
Ideengeber für Veränderungen, für Strukturen, die unter Umständen
überwacht werden können, sie sind jemand, der auch am kritischen Weg
Fragen mal stellt… da kann ein Ehrenamtlicher äußerst hilfreich sein,
also eigene Arbeit einfach zu reflektieren. “([Interview I-h] s. Anhang A. 2)
Wie bereits im Literaturteil aufgezeigt wurde, erwähnt auch ein Experte im
Rahmen des Interviews zwar, dass ehrenamtliche Mitarbeiter*innen einen
Department Gesundheit
95
positiven Einfluss auf die Entlastung des Pflegepersonals haben. Jedoch
Erwerbstätige nicht nur einen Teil der Arbeitszeit für die Unterstützung der
Freiwilligen aufwenden, sondern der Konkurrenzdruck zwischen Professionen
und den qualifizierten Ehrenamtlichen erhöht wird.
„[…] das Pflegepersonal wird ein Stückweit entlastet, obwohl das
Pflegepersonal dann auch ein Stückweit zurückgedrängt wird, ja, wenn
es Ehrenamtliche gibt. “([Interview IV-f] s. Anhang A. 5)
Nichts desto trotz sehen zwei der befragten Personen das Implementieren von
Ehrenamtlichen als zusätzliche Strategie für die Werbung des guten Rufes
einer Sozialeinrichtung. Denn soziale Organisationen leben von
Weiterempfehlungen von An- und Zugehörigen, von Mitarbeiter*innen, von
Hilfesuchenden und von ehrenamtlich Engagierten. Deswegen ist es sinnvoll,
dass Freiwillige in die Arbeitsabläufe und in die Teams integriert werden, dass
auf Wünsche und Bedürfnisse eingegangen wird und dass ein gutes
Zusammenspielen zwischen dem Personal und der gewählten Organisation
funktionieren.
„[…] für den Ruf, glaube ich, der Einrichtung, ist das sicher künftig auch
ein Thema, weil die ja, das, was sie wahrnehmen, die Ehrenamtlichen
auch nach außen tragen und das aber in einer neutraleren Rolle als es
vielleicht Angehörige machen. “([Interview VII-g] s. Anhang A. 8)
Auswirkungen auf hilfesuchende Personen
Die Aussagen der befragten Personen, welche Wirksamkeit auf hilfesuchende
Personen die Engagierten aufweisen, sind vielfältig. Ein Befragter aus dem
kommunalen Setting erwähnt, dass Ehrenamtliche Geborgenheit vermitteln und
für einen wesentlichen Beitrag in der Integration des sozialen Umfelds
zuständig sind.
„[…] Heimat, Geborgenheit, Gesprächspartner sein und das zu
vermitteln, während der, der in der Pflege steht, der hat die Zeit nicht
dazu… Von daher würde der Ehrenamtliche […] ich sage sogar ein
Stückweit Integration zuständig sein. “([Interview IV-g] s. Anhang A. 5)
Department Gesundheit
96
Der Blick eines Engagements richtet sich auf die Entwicklungen der Themen
der sozialen Sicherung, welche für die gesellschaftlichen Veränderungen,
ausschlaggebend sind. Es werden neue Freundschaften geschlossen und
Hilfesuchende vertrauen sich den neuen Bezugspersonen an. Dadurch wird die
Vereinsamung und das „alleine gelassen werden“ ausgeglichen und erlangen
mehr Lebensfreude.
„[…] man gewinnt neue Bezugspersonen oder eine neue Person dazu,
die man kennenlernt, die was unternimmt mit einem, die für einen da ist
und vielleicht Erledigungen macht, wie zum Beispiel was einkaufen
gehen. “([Interview VI-h] s. Anhang A. 7)
Von großer Bedeutung und Relevanz sieht eine befragte Person aus einem
sozialen Bereich, dass das Einsetzen von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
nicht nur Neugier der Hilfesuchenden weckt, sondern vielmehr die
Lebensqualität der zu betreuenden Personen, mit einem vielseitigen
Abwechslungsprogramm steigern lässt.
„[…] trägt sicher zur Lebensqualität, also zur Steigerung der
Lebensqualität von den Bewohnern bei, weil es zusätzlich zu den
Alltagsaktivitäten, die es gibt halt dann noch eine Abwechslung geboten
wird. “([Interview VII-h] s. Anhang A. 8)
Diskussion
Die Engagementbereitschaft ist im Schwanken. Neue Familienformen
entstehen, Privat-, und Freizeitleben wird vielseitiger und traditionelle
Bindungen an Kirchen, Gewerkschafte, Parteien nehmen seit dem Jahr 1980
deutlich ab. Mit dem Wandel der Gesellschaft ändert sich auch die
Freiwilligenarbeit. Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und
Konsumentenschutz gibt bekannt, dass sich die Nachbarschaftshilfe stark in die
bevorzugte Ehrenamtsarbeit eingliedern lässt.
Gefolgt von der Bereitschaft in Vereinen, Selbsthilfegruppen, Institutionen oder
Organisationen (BMASK, 2012, S. 8; Simonson, Vogel, Ziegelmann & Tesch-
Römer, 2017, S. 31).
Department Gesundheit
97
Nichts desto trotz können mit klar strukturierten Rahmenbedingungen und
partizipativen Ansätzen gelingen, dass Hauptamtliche im Berufsalltag entlastet,
dass Vereinsamung von Hilfesuchenden minimiert werden, dass die
Lebensqualität durch ehrenamtliche Mitarbeiter*innen steigt und dass dies zu
mehr Autonomie verhilft. Obendrein wird die Neugier der Hilfesuchenden
geweckt. Zusätzlich ermöglichen ehrenamtliche Mitarbeiter*innen auch einen
neuen Weg zu veränderbaren Strukturen, das wiederrum schützt die
Betriebsblindheit.
6.6.5 Ehrenamtskoordinator*in
Relevanz eines Koordinators
Der/Die Ehrenamtskoordinator*in in dieser Funktion zeigt in einem sozialen
Setting einen überaus hochwertigen Charakter auf. Insbesondere sind
diejenigen auserwählten Personen die erste Anlaufstelle, wenn Fragen,
Anliegen und Wünsche zwischen allen beteiligten Personengruppen der
Hauptamtlichen, der Ehrenamtlichen und der Hilfesuchenden hervortreten. Dies
untermauert auch eine befragte Person und verdeutlicht, dass die
koordinierende Stelle in einer sozialen Einrichtung unumgänglich ist, wenn
Veranstaltungen und Feierlichkeiten anstehen.
„Ehrenamtskoordinator finde ich ganz wichtig, weil ich mir denke, dass
dann wirklich eine Person ist, das ist mein Ansprechpartner vor Ort, der
schaut, wie komme ich zu ehrenamtlichen Mitarbeitern oder der
koordiniert das Ganze, wenn man Feierlichkeiten hat. “([Interview VI-i] s.
Anhang A. 7)
Zu betrachten ist auch die Meinung über die Relevanz eines
Ehrenamtskoordinators einer bereits etablierten Koordinationsstelle im
stationären Setting. Diese befragte Person weist darauf hin, dass jene
koordinierende freiwillige Stelle nicht die notwendigen Zeitkapazitäten
aufweisen kann, als jene/r Ehrenamtskoordinator*in, die in einem
Arbeitsverhältnis in der Einrichtung tätig ist. Sind die zeitlichen Ressourcen
Department Gesundheit
98
gegeben und das Aufgabenfeld klar definiert, ist die Einsatzplanung einfacher
zu gestalten. Diese Aussage stimmt auch mit dem Literaturteil überein.
„[…] weil das extrem zeitintensiv ist, Ehrenamtliche richtig einzusetzen…
Das kann jemand, der nur wenig Zeitkontingent hatte oder hat, im
Grunde nicht ausreichend leisten. “([Interview I-i] s. Anhang A. 2)
Erwähnenswert ist auch, dass die Koordination einen Grundstein bildet, um der
Zusammenarbeit zwischen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen in allen
Belangen zu unterstützen und Führungskompetenzen gefragt sind. Zu den
Aufgaben zählen, dass alle beteiligten Personen im Ehrenamtskreis
gleichermaßen unterstützt, motiviert und entsprechend angeleitet werden. In
allen abgehaltenen Interviews, erwähnte eine Person aus einer konfessionellen
Einrichtung, das Element der Teamleitung.
„[…] es geht weit über Koordination hinaus… das ist Teamleitung, das ist
Teamführung und hat ganz viel vernetzende Elemente im eigenen Haus,
weil man natürlich viele, also sowohl die Bewohnerinnen als auch die
hauptamtlichen Mitarbeiterinnen als auch Angehörige quasi leitet.
“([Interview V III-e] s. Anhang A. 9)
Positionierung in einer Organisation
Ein Betrachtungspunkt in der Implementierung einer koordinierenden
ehrenamtlichen Stelle ist auch die adäquate Positionierung in einer
Organisation. Wird die Stelle im Organigramm kenntlich gemacht, dient dies der
hohen Bedeutsamkeit in der Organisation und widerspiegelt die Transparenz.
„[…] wo diese Person angesiedelt ist, ist es eine eigene Stabstelle, ist es
irgendwo in der Linie… Besser wäre weiter oben, wem ist man
weisungsgebunden, wem ist berichtspflichtig […] Was ist die Rolle,
welche Erwartungen werden mit dieser Position und Funktion verbunden.
“([Interview II-g] s. Anhang A. 3)
Drei von acht befragten Personen, sind derselben Meinung, dass
Koordinator*innen im Ehrenamt künftige Lücken und Ausfälle im Setting der
Department Gesundheit
99
Pflege kompensieren können und als Brücke zwischen erwerbstätigen und
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen dient.
„[…] da ist der Koordinator ganz wichtig, dieses Bindeglied zwischen
dem hauptamtlichen Personal… und eben dem freiwilligen Personal.
“([Interview IV-h] s. Anhang A. 5)
Im Berufsleben befindet sich eine Vielzahl an differenzierten Charakteren, die
auf einen Rückhalt der Leitungsfunktion ausgesetzt sind. Um einen guten
Überblick über Möglichkeiten, Chancen und Grenzen zu erlangen, dienen
Führungskräfte als Schlüsselfunktionen. Dies ist der Grund, weshalb kein
Unterschied zwischen einer Führungskraft eines bestehenden Teams und eines
Ehrenamtskoordinators gemacht werden darf. Beide Schlüsselfunktionen
weisen in einer Einrichtung einen besonderen Mehrwert auf, und können
aufgrund der hohen sozialen und fachlichen Kompetenz, Konflikte meiden und
den Zusammenhalt im Team und in der Organisation stärken.
„[…] Also eigentlich ist ein Ehrenamtskoordinator, Koordinator*in von der
Wohnbereichsleitung natürlich nicht zu unterscheiden. “([Interview VIII-f]
s. Anhang A. 9)
Aufgabenbereiche
Das Tätigkeitsprofil eines Ehrenamtskoordinators ist breitgefächert. Eine
befragte Person, welche die Funktion der Koordination eines Ehrenamts
ausübt, zeigt auf, dass die Koordination über die Personaleinteilung hinaus
geht. Es bedarf auch an Feingefühl, um an zukünftige Ehrenamtliche
heranzutreten, mit ihnen ein Treffen zu vereinbaren und den gewünschten
Einsatzbereich adäquat anzubieten.
„[…] die Einteilung, die Rekrutierung, aber natürlich auch Organisation
von Treffen, von Gesprächsgruppen, aber auch Überprüfung von
Einsatzbereichen […] “([Interview I-j] s. Anhang A. 2)
Mit strukturellen Rahmenbedingungen und dem einheitlichen Vorgehen von der
Rekrutierung bis hin zu Ausgliederung aus der Organisation, schafft man es,
eindeutige Abläufe zu definieren. Nicht nur für hauptamtliche Mitarbeiter*innen
Department Gesundheit
100
relevant, sondern auf für Personen die eine ehrenamtliche Tätigkeit verrichten
möchten.
„[…] zeitgemäße Begleitung vom Einstieg bis zum Ausstieg, aber auch
wie bereite ich eine Organisation drauf vor, wie kann ich diese
Rahmenbedingungen Schritt für Schritt in der Organisation […] mit allen
Entscheidungsträgern etablieren. “([Interview II-h] s. Anhang A. 3)
Kompetenzen und Fähigkeiten der Koordinator*in
Die Interviewpartner*innen sind derselben Ansicht, dass soziale Kompetenzen
im Kompetenzprofil des Ehrenamtskoordinators an erster Stelle stehen. Denn
weisen Führungskräfte eine empathische Grundhaltung auf, verspüren
zukünftige Ehrenamtliche, eine hohe Anerkennung und verstärkend
Wertschätzung. Nichtsdestotrotz, bedarf es auch hoher kommunikativer
Fähigkeiten, in dem, das höfliche Gegenübertreten oder das Anreden von
Konflikten oder Problemen nicht fehlen darf.
„[…] Gewisse Einfühlsamkeit, aber auch Abgrenzungsfähigkeit, weil auch
Freiwillige brauchen natürlich Grenzen, es muss jemand sein, der gut
beziehungsfähig ist…“([Interview II-i] s. Anhang A. 3)
Ein Interviewpartner aus dem kommunalen Setting bringt an, dass aus Sicht
eines Ehrenamtskoordinators ein zukunftsorientierter Blick verhilft,
Herausforderungen oder Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Besonders die
eigenen Visionen dürfen in der Engagementarbeit ihren Platz finden.
„[…] selbst auch Visionen haben […] “([Interview IV-i] s. Anhang A.5)
Die Ehrenamtskoordinator*innen stehen vor großen Herausforderungen und
müssen sich künftig Führungskompetenzen aneignen, um Stärken sowie auch
Schwächen von Ehrenamtlichen zu erkennen. Demzufolge können
Interventionen gesetzt werden.
„[…] es braucht da wirklich gute Führungspersonen, die genau so
erkennen, die Stärken der Ehrenamtlichen, genauso erkennen, wo kann
ich die gut einsetzen, genauso erkennen, das ist übergriffig, da muss
Department Gesundheit
101
man Stopp setzen, da muss man auch Ehrenamt beenden
[…]“([Interview VIII-g] s. Anhang A.9)
Wie bereits angedeutet, sind nicht nur Kommunikationskompetenzen essentiell,
um einen modernen Führungsstil aufzuweisen, sondern
Organisationskompetenzen dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Dadurch
werden alle beteiligten Personengruppen in der Engagementarbeit gelotst und
in deren Kompetenzfeld unterstützt.
„[…] Kommunikationskompetenzen, […] natürlich auch
Organisationskompetenz, ich würde auch ein Stück weit die
Kompetenzbedürfnisse zu erkennen oder Bedarfe zu erkennen […] Also
man braucht schon Fähigkeiten, Menschen zu lenken und auch auf
Menschen einzugehen. “([Interview I-k] s. Anhang A. 2)
Meinungsfrage: Vernetzung
Der Großteil der befragten Expert*innen sieht die Vernetzung zu anderen
Vereinen, Organisationen und Institutionen, welche die Engagementarbeit
forcieren, als sehr wichtig. Einige Befragte nennen die Aspekte: des
Praxisbezuges, der Schwerpunktsetzungen oder der Hürdenüberwindungen als
Ansatzpunkte um gegenseitig voneinander zu lernen.
„[…] jeder Austausch mit anderen Gruppen, ist ganz wichtig, dass man
sich unterhält, wer macht was oder wie wird was eingesetzt und was sind
gewisse Schwerpunkte in anderen Bereichen. “([Interview VI-j] s. Anhang
A. 7)
Eine Person aus dem kommunalen Bereich empfiehlt, dass gut etablierte
Konzepte der Engagementarbeit Publik gemacht werden, um anderen eine
Stütze zu sein, als Antrieb oder als Austauschmöglichkeit zu dienen.
„[…] best practice Beispiele gehören vor den Vorhang und jeglicher
Austausch kann uns helfen, für unser Unternehmen, für unseren Betrieb
auch fündig werden. “([Interview IV-j] s. Anhang A. 5)
Department Gesundheit
102
Diskussion
Die Wichtigkeit der Funktion eines Ehrenamtskoordinators kam nicht nur durch
den Literaturteil zum Vorschein, sondern kam auch deutlich durch die geführten
Interviews zu einer Übereinstimmung. Die Koordinationsstelle in einer sozialen
Organisation ist unumgänglich, um Anliegen, Wünsche und Bedürfnisse aller
Beteiligten zu erfragen, gerecht zu werden und adäquat in den Berufsalltag
umzusetzen. Des Weiteren weist die Ehrenamtskoordination eine bedeutsame
Schnittstelle auf und kann aufgrund von angeeigneten Führungskompetenzen,
Kritiken, Beschwerden, Sorgen und Ängste empathisch lösen. Mit den sozialen
Fähigkeiten und Fertigkeiten schafft die koordinierende Stelle Hauptamtliche zu
empowern, Ehrenamtliche zu unterstützen, ermutigen und motivieren sowie gibt
die Chance, eigene Visionen und Ideen in das Konzept des Ehrenamts mit
einzugliedern. Vor allem eine gute Vernetzung zu anderen sozialen Vereinen
oder Organisationen ist für den Weitblick und das Eingehen auf Individuen
besonders wichtig und lässt neue Perspektiven aufzeigen (Reifenhäuser, 2013,
S. 28; Birnkraut, 2012, S.214).
Department Gesundheit
103
7 SCHLUSS
Der Schlussteil widmet sich den zentralen Elementen der Masterarbeit, in
zusammenfassender Form. Die Zusammenfassung der Ergebnisse läutet das
Unterkapitel „Beantwortung der Forschungsfrage“ ein. Aus der literarischen und
empirischen Untersuchung werden die Kernaussagen verdeutlicht und erläutert.
Anschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse in der Schlussfolgerung
thematisiert und ausgewiesen. Abgerundet wird das Schlusskapitel mit dem
Fazit und dem Ausblick, welches weitere Zukunftsperspektiven für das Haus St.
Vinzenz aufweist.
7.1 Zusammenfassung
Angesicht der Tatsache, dass das Ehrenamt seit dem 21. Jahrhundert stetig
zunimmt, kommt die Anerkennung des Ehrenamts in Gesundheits- und
Sozialeinrichtungen wenig Gehör. Betrachtet man die Gesundheitsversorgung
in Österreich, wird deutlich, dass integrierte Versorgung nicht nur in aller Munde
ist, sondern, dass gezielte Konzepte, um Gesundheitsdienstleistungen besser
zu vernetzen und zu koordinieren, etabliert werden und sind. Primär geht es
jedoch darum, den Hilfesuchenden die bestmögliche und schnellste Versorgung
zu gewähren, um die Gesundheit nicht zu beeinträchtigen. An diesem Punkt
angelangt, ist das Ehrenamtsengagement der Schlüssel in der Versorgung für
hilfsbedürftige ältere Menschen in der Lebenswelt Pflegeheim. Die große
Herausforderung jedoch ist, dies zu erkennen und in Sozial- oder
Gesundheitseinrichtungen zu konzipieren. Weitere nennenswerte Hintergründe,
wie zum Beispiel die globalen und gesellschaftlichen Mega- Trends des
demografischen Wandels, oder die Forderung über ausreichende Betreuung
der hilfesuchenden Personen, sind ausschlaggebend, um künftig
Zusatzangebote sicherzustellen und anzubieten.
Demzufolge stehen Pflegeeinrichtungen vor großen Herausforderungen. In
diesem Zusammenhang ist auch der Wertewandel nicht unbedeutend. Nicht
alle Generationen weisen die gleichen Verhaltenseinstellungen oder die selben
Department Gesundheit
104
Wertehaltungen auf. Die jüngere Generation verfolgt mehr den Sinn der
Selbstverwirklichung, wohingegen die ältere Ehrenamtsgesellschaft aus dem
Pflichtgefühl, der Gemeinschaft etwas Zurückgeben zu müssen, handelt.
Erkennen soziale Einrichtungen diesen besonderen Mehrwert der
Werteorientierung, kann der Zugang zu künftigen Ehrenamtlichen
dementsprechend gelenkt werden. Sprechen Organisationen genau jene
Personengruppen an, die beispielsweise den Weg zur Selbstverwirklichung
wählen, kann die Personalführung und das Aufgabenprofil adäquat angepasst
werden. Zusätzlich wirkt sich das individuelle Eingehen auf Wünsche und
Bedürfnisse der künftigen Ehrenamtlichen weiter positiv auf die Zufriedenheit
aus und eine längerfristige Bindung ist dadurch gegeben.
Um ein innovatives Ehrenamt zu etablieren, sind Anwerbungsstrategien und
gezielte Auftritte in der Öffentlichkeit nicht unwichtig. Das Ziel welches dadurch
verfolgt wird, ist zukünftige ehrenamtliche Mitarbeiter*innen zu rekrutiert, zu
binden und die Vorteile des Ehrenamts in der Organisation öffentlich kundzutun.
Demzufolge sind Social- Media Auftritte nicht belanglos. Inwiefern dies gelingen
kann, stellt sich die Relevanz eines Ehrenamtskoordinators in den Vordergrund.
Mithilfe dessen Know- Hows und den Kompetenzen der Management-, und
Projektlehre, stellt dieser eine Schnittstelle zwischen künftigen ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen, der Bewohner*innen und den Hauptamtlichen dar und ist eine
erste Anlaufstelle, wenn sich Fragen oder Anregungen ergeben. Die
Umsetzung der innovativen Ehrenamtsstrategie ist erfolgreich, wenn
Hauptamtliche und Ehrenamtliche in dem Ehrenamtsprozess partizipiert
werden, und frei sind, Ideen, Anstöße und Gedankenwege einzubringen.
7.2 Beantwortung der Forschungsfragen
Mithilfe der Literatur und der empirischen Forschungsresultate, welche durch
Interviews von Koordinator*innen, Organisationen und der Kommune gewonnen
werden konnten, erfolgt in diesem Unterkapitel die Beantwortung der
Forschungsfragen. Bereits im Kapitel 1.2 wurden die Forschungsfragen gestellt
und nun wie folgt beantwortet.
Department Gesundheit
105
I. Wie gestaltet sich der strategische Weg zu einem innovativen
Ehrenamt?
Der Gemeinschaft, etwas Zurückgeben zu müssen, sich langfristig zu
engagieren und formelle Tätigkeiten in einem Engagementbereich zu
übernehmen, zählen nicht als Anhaltspunkte in einem innovativen Ehrenamt.
Vielmehr geht es in einem innovativen Ehrenamt darum, ungezwungen zu sein,
kurzfristig sich zu engagieren, in Abhängigkeit der Zeitressourcen und freiwillige
Personen zu partizipieren. Die Generation der neuen künftigen Ehrenamtlichen
wollen Verantwortungen übernehmen, autonom agieren und eigene Visionen
und neue Ideen einbringen. Um all die Aspekte des neuen Ehrenamts
ordentlich auszuschöpfen, sind Anerkennungs-, Feedback-, und Fehlerkulturen
ein kleiner Teil zum Erfolg und Koordinationsstellen dafür geeignet. Befindet
sich eine Anlaufstelle für Anliegen, Ideen, Wünsche und Bedürfnisse, lassen
sich Lösungswege einfacher abzeichnen. Schließlich weist eine
Koordinationsstelle einen Mehrwert, für künftige Ehrenamtliche, für
Hilfesuchende und Hauptamtliche auf. Um keinen Raum für Konfliktpotenziale
zu lassen, ist die klare Abgrenzung der Aufgabenprofile zwischen Haupt-, und
Ehrenamtlichen unerlässlich.
Des Weiteren gestaltet sich auch der Weg in die Öffentlichkeit in einem
innovativen Ehrenamt differenzierter als in einem traditionellen Ehrenamt.
Social- Media Kanäle sprechen vor allem die jüngere Generation an. Durch die
Plattformen Facebook, Instagram und Co. werden zwar geburtenstarke
Jahrgänge weniger angesprochen, dennoch erreicht man eine viel höhere
Reichweite, als mit Wurfsendungen oder Zeitungsinseraten. Besonders wertvoll
und sinnvoll ist, Beiträge zu schalten, die den Werten der anzusprechenden
Personengruppen entspricht. Somit gelingt eine engere Bindung zu der
Organisation und zukünftige ehrenamtliche Mitarbeiter*innen finden ihre
Wertehaltungen als wertschätzend.
Setzen sich Sozial- und Gesundheitsbereiche das Ziel ein innovatives
Ehrenamt in einer Sozialeinrichtung zu implementieren, ist es notwendig Tools
der Managementlehre anzuwenden. Für die Anwendung dafür werden die
Ehrenamtskoordinator*innen als Hauptfigur gesehen, denn dieser hat einen
Department Gesundheit
106
ganzheitlichen Blick auf die Engagementbereitschaft in der Organisation, hat
das notwendige Know- How, eine Akquise von Freiwilligen zu tätigen und die
entsprechenden Ressourcen, den Nutzen, die Aufwendungen, das Angebot, die
Aufgaben, die Ausstattung und die Attraktivität im Rahmen einer Strategie zu
benennen. Mit einem Orientierungsfaden können die Motive und der Nutzen
des Engagements adäquat aufgezeigt werden und sich schlussendlich in der
Gestaltung zur Gewinnung und Aufrechterhaltung von Freiwilligen wieder
finden.
Erwähnenswert und auf keinem Fall außer Acht gelassen werden darf, die
Anerkennung und Wertschätzung. Um Engagierte zu motivieren, sie zu fördern,
sie zu begleiten und sie zu unterstützen, bedarf es einer angemessenen
Gegenleistung. Der Gedanke hinter einer ehrenamtlichen Tätigkeit ist nicht,
Geld zu verdienen, sondern Hilfesuchenden etwas Gutes zu tun, sinnvoll die
Freizeit zu nutzen, neue Erfahrungen zu sammeln und die eigene
Persönlichkeit zu stärken und weiterzuentwickeln. Um den Ausdruck für diese
wertschätzende Tätigkeit gegenüber zu bringen, können zum Beispiel:
Geburtstagskarten, Vernetzungstreffen, Come- together´s mit Kuchen und
Kaffee, Ehrungen für besondere Leistungen oder Weihnachtsfeiern und
Betriebsausflüge bedeutsam sein.
Auf dem Weg in ein innovatives und erfolgreiches Ehrenamt können auch
Hürden, beispielsweise eine höhere Qualifizierung der Ehrenamtlichen, zum
Vorschein kommen. Dies lässt oftmals den Konkurrenzdruck zwischen den
Hauptamtlichen und den Ehrenamtlichen steigen, und löst Ablehnung aus. Um
dies nicht als eine Hürde zu betrachten, bedarf es auch hier mehr Sensibilität,
mehr Bewusstseinsbildung und mehr Einbindung in die Erstellung von
Aufgabenfeldern beider Interessensgruppen.
Angesichts dieser Tatsachen und der bevorstehenden Veränderungen im
Kontext des Ehrenamts muss der strategische Weg zu einem innovativen
Ehrenamt gut durchdacht werden. Sozial- und Gesundheitseinrichtungen sollen
sich langfristige Ziele setzen, Orientierungsleitfäden angelehnt an das 5-A
Modell erstellen und alle Beteiligten, Mitarbeiter*innen, Bewohner*innen und
Ehrenamtliche in den Veränderungsprozess mit einbinden. Vor Augen soll man
Department Gesundheit
107
sich immer halten, dass es sich um das Wohlbefinden der Hilfesuchenden
handelt. Auch die Bedeutsamkeit eines Ehrenamtskonzeptes darf nicht in Frage
gestellt werden. All die Inhalte, der Personalführung, der Akquise, der
Orientierung und der Aufgabenprofile sollen sich wiederfinden, welche für
künftige Ehrenamtliche als Leitlinie gilt.
Mit dieser strategischen Ausrichtung steht einem innovativen Ehrenamt nichts
mehr im Wege.
II. Welchen Mehrwert leistet der/die Ehrenamtskoordinator*in in
einem Alten- und Pflegewohnheim im Kontext der integrierten
Versorgung?
In Organisationen werden Erwerbstätige von Leitungsfunktionen in deren Tun
und Handeln gefördert, geleitet und bekommen jegliche Unterstützung in der
Selbstentwicklung, sowie auch im Erwerb von fachlichen Kompetenzen. Um
ehrenamtliche Mitarbeiter*innen auch in den Kompetenzfeldern zu unterstützen,
sich gut in das Team zu integrieren und Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen,
ist eine Koordinierungsstelle, angesiedelt in der Organisation, unumgänglich.
Um dies zu erkennen, bekommt die Geschäftsführung eine bedeutsame
Funktion zu gesprochen. Denn mit dem Engagement und dem Weitblick auf die
Relevanz der Ehrenamtlichkeit in der integrierten Versorgung, lenkt die
Geschäftsleitung den Weg in die Forcierung und die Gewinnung auf
ehrenamtliche Mitarbeiter*innen ein und zeigt den Nutzen sowie den Mehrwert
einer Koordinierungsstelle, in der Einrichtung auf. Dies ist der erste Schritt, um
ein zusätzliches Angebot im Setting der Altenpflege zur Verfügung zu stellen,
welches sich nicht nur in der Organisationsstruktur einordnen lässt, sondern viel
mehr als einen wesentlichen, in der integrierten Versorgung aufweist.
Demzufolge wird eine patientenorientierte, interdisziplinäre und
multiprofessionelle Versorgung sichergestellt, die die Lebensqualität erhöht und
die Ansätze der Nutzenaspekte der einzelnen Leistungserbringer verbessert.
Das Tätigkeitsprofil des Ehrenamtskoordinators ist vielseitig. Vorwiegend
bewahren die Ehrenamtskoordinatoren einen guten Überblick über Bedarfe,
Bedürfnisse, Wertehaltungen, Beweggründe und Motive der ehrenamtlichen
Department Gesundheit
108
Mitarbeiter*innen. Besonders werden entsprechende Maßnahmen gesetzt, um
die Ehrenamtlichkeit in der Organisation kontinuierlich zu verbessern, von der
Öffentlichkeitsstrategie bis hin zur Gewinnung von ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen. Mithilfe der Verankerung der Funktion im Organigramm
erlangt der Ehrenamtskoordinator*in in dem Aufgabenfeld und in der
Einrichtung deutlich mehr Gehör und fungiert somit als Schnittstelle zwischen
Hauptamtliche, Ehrenamtliche und Bewohner*innen.
Mit einem überaus hohen Wissen an fachlichen Managementmethoden und
einem hohen Einfühlvermögen schafft der/die Ehrenamtskoordinator*in einen
guten Zugang zu (möglichen zukünftigen) Engagierten. Werden Vorteile durch
das Einsetzen von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen in den bestehenden
Teams aufgezeigt, beispielsweise Entlastung des Pflegepersonals, oder die
Steigerung der Bewohner*innenzufriedenheit, gewinnt der/die
Ehrenamtskoordinator*in zusätzlich Unterstützung von Hauptamtlichen. Mit
diesem partizipativen Ansatz wird mehr Akzeptanz geschaffen und die Angst
der Ersetzbarkeit verschwindet dadurch.
Abschließend kann festgehalten werden, dass das Einsetzen von
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen mit der Lotsenfunktion eines
Ehrenamtskoordinators in der integrierten Versorgung zukünftig als einen festen
Bestandteil gesehen werden soll. Denn mit dieser Unterstützung schaffen
soziale und gesundheitliche Einrichtungen einen Gap zwischen höherer
Lebensqualität und steigender Lebenszufriedenheit aller Beteiligten, der
Hauptamtlichen, der Ehrenamtlichen, der Bewohner*innen sowie auch der An-
und Zugehörigen. Anschließend findet eine Strukturiertheit mit einem
adäquaten Richtweg in einer sozialen Einrichtung zu einem deutlich höheren
Engagementergebnis, als jene Organisation, die die Ehrenamtlichkeit und die
koordinierende Stelle nicht von hoher Bedeutung sehen.
Department Gesundheit
109
7.3 Limitation
Dadurch, dass die Masterarbeit während der Coronapandemie erstellt wurde,
konnten die Hälfte der Interviews nur virtuell abgehalten werden. Deswegen
wirkten einige Interviews als sehr unpersönlich und das „Brennen“ hinter
diesem bedeutsamen Thema wurde verwehrt, wohingegen ein persönlicher
Austausch zu einem intensiveren Auseinandersetzen anregt. Im Allgemeinen
konnte ein guter Einblick der Interviewpartner*innen hinsichtlich der Relevanz
der Ehrenamtlichkeit erfasst werden. Betrachtend des Genderaspektes konnte
ein guter Mix der weiblichen und der männlichen Perspektive ermöglicht
werden. Zusätzlich wurde auch ein Interview in einem benachbarten
europäischen Land durchgeführt. Aus Grund der Entfernung war die virtuelle
Befragung überaus positiv zu betrachten. Dahingehend musste aufgrund von
Coronaerkrankungen zweimal ein Interview verschoben werden und verzögerte
dadurch den Auswertungsprozess.
Während des Befragungsprozesses sprang wegen dem Krieg in der Ukraine
eine Interviewpartnerin ab. Dies stellte sich als eine weitere Herausforderung in
der Materialbeschaffung dar, welche kaum absehbar war. Nichtsdestotrotz
konnte eine Interviewpartnerin, welche eine bedeutsame Funktion in einer
konfessionellen Einrichtung aufweist, gewonnen werden. Dies erwies sich als
überaus positiv, dadurch der Blickwinkel in einer konfessionellen Einrichtung,
wie das Haus St. Vinzenz, erweitert wurde.
7.4 Fazit und Ausblick
Aus den gewonnenen Erkenntnissen, der Literatur und der Empirie, wird
verdeutlicht, dass sich neue Chancen und Möglichkeiten, im Hinblick auf das
Ehrenamt, speziell für das Setting Altenwohnheim in Zukunft ergeben werden.
Der demografische Wandel lässt zwar die Alarmglocken in der Altenversorgung
höher schlagen, doch viel mehr betätigen, ältere Menschen diese, welche auf
der Suche nach Geborgenheit, Schutz, Anerkennung und Liebe sind.
Department Gesundheit
110
Betrachtend für eine konfessionelle Einrichtung, wie das Haus St. Vinzenz, wo,
Werte, Bedürfnisse, Wünsche, Individualität und Autonomie dominieren und fest
in der Unternehmenskultur verankert sind, wird die Ehrenamtlichkeit als eine
Zusatzleistung für die Senior*innen gesehen.
Die Praxis zeigt, dass das Pflegepersonal zwar gerne mehr Zeit für die
Betreuung zur Verfügung stellen möchte, jedoch aus Gründen des
Personalmangels, der zeitintensiven Pflege, sowie den administrativen
Tätigkeiten, dies oftmals nicht kompensieren können. Mit Hilfe von
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen schaffen Pflegeeinrichtungen die
Betreuungsarbeit aufrechtzuerhalten. Ein zusätzlicher Benefit welcher
entnehmbar ist, ist dass die Ich- Wichtigkeit der Bewohner*innen steigt, dadurch
mehr Lebensqualität erlangen und sich schlussendlich positiv auf die
Gesundheit auswirkt. Bemerkenswert ist auch, dass der Beanspruchungsbogen
der Hauptamtlichen mindert, zeitgleich die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen
gesteigert wird. Alldas lässt die Krankenstände minimieren und auch
Überstunden reduzieren. Dies sind ausschlaggebende Punkte, warum das
Haus St. Vinzenz die Bedeutsamkeit hinter der Ehrenamtlichkeit sieht. Mit
einem überdimensionalen Weitblick in die Zukunft, in dem die Technologie zwar
herrschend ist, aber keine zwischenmenschlichen Bindungen zulässt, schlägt
das Haus St. Vinzenz den Weg der Ehrenamtlichkeit ein. Der erste Grundstein
ist getan, die Relevanz des Ehrenamts aufgezeigt, der/die
Ehrenamtskoordinator*in in seiner/ihrer Funktion betrachtet und die Gewinnung
von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen forciert, wurde mit dieser Masterarbeit
aufgezeigt. Mit diesen Erkenntnissen implementiert das Haus St. Vinzenz eine
Projektgruppe, bestehend aus einem interdisziplinären Team aus allen
Bereichen (Hauswirtschaft, Küche, Pflege, Verwaltung), um ein
Ehrenamtskonzept zu erstellen. Mit der Mitarbeiter*innenpartizipation schafft
das Haus St. Vinzenz eine Schnittstelle zwischen den zukünftigen
Ehrenamtlichen, den Mitarbeiter*innen und den Bewohner*innen. Für die
regelmäßigen Treffen der Projektgruppe stellt das Haus St. Vinzenz zwei
Arbeitsstunden pro Monat sowie die Räumlichkeiten zur Verfügung, und schafft
Department Gesundheit
111
somit den Raum für eine hohe Relevanz. Um die Arbeitsgruppe bestmöglich zu
betreuen und zu lotsen, wurde eine Projektleiterin auserwählt, welche zeitgleich
als Ehrenamtskoordinator*in vorab benannt wurde. Mit dem ganzheitlichen Blick
auf das Thema Ehrenamt, dem bereits erworbenen Wissen, kann die
Bedeutsamkeit adäquater vermittelt und das Empowerment der beteiligten
Personen gesteigert werden.
Langfristig kann ein innovatives Ehrenamt im Haus St. Vinzenz gelingen, wenn
alle Beteiligten den Nutzen und den Mehrwert hinter der Ehrenamtlichkeit
entdecken und wenn Ideen, Vorschläge und Wünschen in einem Konzept
Einklang finden. Das zukunftsorientierte Gemeinschaftsdenken und das
Ausschöpfen aller Möglichkeiten in der Altenversorgung, verhelfen neue
Perspektiven aufzuzeigen, Ziele zu verfolgen und Pfleglinge adäquat zu
betreuen. Dem Haus St. Vinzenz steht zu einem innovativen Ehrenamt nichts
mehr im Wege (s. Abbildung 17).
Abbildung 17: Gemeinsam Ziele verfolgen, Quelle: Eigene Erstellung
Department Gesundheit
112
Mein persönliches Resümee
Aus dieser Arbeit nehme ich mit, dass man viel umsichtiger, mutiger und
aufgeschlossener in der Lebenswelt Pflegeheim sein muss, um neue Wege zu
definieren und einzuschlagen. Die Einfachheit, das Miteinander, die Liebe zum
Menschen und der Humor verhelfen zu einem wertschätzenden Berufsalltag
und steuern die Betreuung in der Altenversorgung. Ein gutes Konzept in der
Ehrenamtlichkeit ermöglicht eine Zusatzleistung in der integrierten Versorgung
und stellt somit die hohe Relevanz des Ehrenamts positiv in den Raum.
Abgeschlossen wird dieses Werk mit einem Zitat der heiligen Luise von
Marillac, welche Schutzpatronin des Haus St. Vinzenz ist: „Ich muss alle
Möglichkeiten ausschöpfen, um meinem Nächsten etwas Gutes zu tun.“.
-
Department Gesundheit
113
8 VERZEICHNISSE
8.1 Literaturverzeichnis
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Abbildung 4: Abgrenzungen der Altenversorgung in stationären
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Abbildung 5: Versorgungsstrukturen für ältere Menschen, Quelle: Eigene
Erstellung in Anlehnung an Gatterer (2007, S. 34) ............................................ 25
Abbildung 6: Das demografische Gebirge, Quelle: Kolb (2012, S. 932) ................. 28
Abbildung 7: Bevölkerungsprognose, Quelle: Statistik Austria (2022, www) .......... 31
Abbildung 8: Anstöße zu einem Engagement, Quelle: Müller, Hameister & Lux
(2016, S. 420) ................................. ................................................................. 44
Abbildung 9: Vorgehensmodell für die schrittweise Einführung von
Freiwilligenmanagement nach Reifenhäuser und Kegel Quelle:
Reifenhäuser (2013, S.17) .............. ................................................................. 45
Abbildung 10: Wertemodell nach Schwartz; Quelle: Haller & Müller Kmet
(2019, S. 54-55) .............................. ................................................................. 49
Abbildung 11: Einflussfaktoren auf ein innovative Ehrenamt, Quelle: Eigene
Erstellung in Anlehnung an Atz et al. (2014, S. 22) ........................................... 54
Abbildung 12: Leistungsanreize im Ehrenamt, Quelle: Eigene Erstellung .............. 56
Abbildung 13: 5-A Modell nach Reifenhäuser, Quelle: Reifenhäuser (2013, S.
108) ................................................. ................................................................. 58
Abbildung 14: Aufgaben bezüglich der Koordination, Quelle: Reifenhäuser
(2013, S. 28) ................................... ................................................................. 64
Abbildung 15: Ablaufmodell des problemzentrierten Interviews, Quelle: Eigene
Erstellung in Anlehnung an Mayring (2002, S.71) ............................................. 69
Abbildung 16: Ehrenamtslandschaft in Österreich und ihre Relevanz, Quelle:
Eigene Erstellung ............................ ................................................................. 77
Department Gesundheit
122
Abbildung 17: Gemeinsam Ziele verfolgen, Quelle: Eigene Erstellung ................. 111
8.3 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Ein- und Ausschlusskriterien, Quelle: Eigene Erstellung ........................... 5
Tabelle 2: Perspektiven der integrierten Versorgung, Quelle: Eigene Erstellung
in Anlehnung an World Health Organization (2016, S. 3) .................................. 18
Tabelle 3: Überblick der betreuten/gepflegten Personen in Osterreich, Quelle:
Eigene Erstellung in Anlehnung an Statistik Austria (2020, www) ..................... 25
Tabelle 4: Bevölkerungsstand- und struktur, Quelle: Eigene Erstellung in
Anlehnung an Statistik Austria (2022, www) ..................................................... 30
Tabelle 5: Extrinsische und intrinsische Motivatoren, Quelle: Eigene Erstellung
in Anlehnung an Atz et al. (2014, S.21) ............................................................. 41
Tabelle 6: Sechs Funktionen den Motivationsprozess zu verstehen, Quelle:
Eigene Erstellung in Anlehnung an Bang & Ross (2009, S. 62-65) ................... 42
Tabelle 7: Vergleich "traditionelles" und "innovatives" Ehrenamt, Quelle: Eigene
Erstellung in Anlehnung an Atz et al. (2014, S. 21) ........................................... 53
Tabelle 8: Anerkennungsmatrix, Quelle: Eigene Erstellung ..................................... 66
Tabelle 9: Übersicht der Interviewpartner*innen; Eigene Erstellung ........................ 71
Tabelle 10: Kategorienschema; Quelle: Eigene Erstellung ...................................... 74
Department Gesundheit
I
A Anhang
A.1 Interviewleitfaden
Interviewleitfaden
Thema Masterarbeit
Innovatives Ehrenamt in der Altenversorgung
Implementierung eines Ehrenamts am Beispiel Haus St. Vinzenz
Ziel der Masterarbeit:
Das Ziel der Masterarbeit ist es, die Wirkung und den Nutzen eines
ehrenamtlichen Engagements aufzuzeigen. Ein weiteres Hauptaugenmerk wird
auf die Gelingensbedingungen des Ehrenamtskoordinators gelegt und welche
strukturellen Rahmenbedingungen für den Ehrenamtsaufbau benötigt sind,
diesen zu implementieren.
Ablaufaufklärung
Herzlichen Dank, dass Sie sich für das Interview Zeit genommen haben. Dafür
danke ich Ihnen sehr.
Ich studiere an der FH Burgenland in Pinkafeld das letzte Semester des
Masterstudiengangs „Gesundheitsmanagement und Integrierte Versorgung“
und freue mich einen weiteren Meilenstein in meinem Leben zu erreichen. Im
Rahmen meiner Masterarbeit befasse ich mich mit der Implementierung eines
Ehrenamtskoordinators im Haus St. Vinzenz in Pinkafeld.
Da für meine Datenerhebung eine subjektive Betrachtungsweise zentral ist,
lade ich Sie ein, so frei wie möglich auf meine Fragen zu antworten. Sein Sie
spontan und erzählen Sie mir was Ihnen gerade in den Sinn kommt. Es gibt
kein Richtig oder Falsch. Ich werde auch keine Rückmeldungen über das
Gesprochene geben, wie in einer üblichen Kommunikation. Das Interview
dauert maximal 30 Minuten.
Department Gesundheit
II
Hiermit bitte ich Sie höflichst, um Ihre mündliche Zustimmung, dass ich das
Interview mit einem Tonband aufzeichne. Die Tonbandaufnahme dient lediglich
der Transkription der Daten und wird nicht an Dritte weitergegeben. Einige
Zitate werden aus dem Interview in meiner Arbeit einfließen, jedoch so, dass
keine Rückschlüsse auf die Person möglich sind. Haben Sie noch Fragen zu
dem Interview?
Allgemeines
Datum des Gesprächs
Beginn des Gesprächs
Ende des Gesprächs
Dauer des Gesprächs
Meetingkanal
Angaben zur Person
InterviewpartnerIn
Funktionsbezeichnung
Tätigkeit in der Organisation
Höchste abgeschlossene Ausbildung
Angaben zur Organisation
Institutions-/ Organisationsname
Bereich
Anzahl der Mitarbeiter*innen
Anmerkung zum Interview:
Eisbrecherfrage:
Die Ehrenamtlichkeit oder das ehrenamtliche Engagieren hat seit einigen
Jahren einen hohen Stellenwert in Österreich erlangt. Immer mehr Soziale- und
Gesundheitseinrichtungen holen pensionierte Mitarbeiter*innen in ein
Department Gesundheit
III
Ehrenamtspool oder akquirieren neue ehrenamtliche Mitarbeiter*innen. Für
viele Einrichtungen hat sich die Ehrenamtlichkeit in der Unternehmenskultur
verankert, Werte werden realisiert, Gemeinschaft und Gemeinsinn wird gepflegt
und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen werden als „ehrliche“ Mitarbeiter*innen
betrachtet. Was sagen Sie zu dieser Aussage?
Interviewleitfaden
Fragen zu Kategorie 1
Beweggründe und Motive
Meinungsfrage:
Wie sehen Sie die Altenversorgung im ruralen/ländlichen Bereich?
Kann das Einsetzen von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen das
Versorgungsangebot unterstützen? Wenn ja, inwiefern? Können Sie konkrete
Bespiele aus ihrem Bereich/ ihrer Region nennen?
Was bedeutet für Sie persönlich Ehrenamt?
Glauben Sie hat das ehrenamtliche Engagieren sich aufgrund der Pandemie
verändert?
Wenn ja: Wie hat es sich verändert?
Wenn nein: Warum hat es sich nicht verändert?
In einer Skala von 0 bis 10 „unersetzbar“ und „irrelevant“ wie sehen Sie die
Ehrenamtslandschaft in Österreich?
unersetzbar irrelevant
Nach Ihrer Intention was bedeutet diese Einstufung für Sie?
Beispiele: nur ein Imageauftritt, das eine zusätzliche Hilfestellung geboten
wird, usw.
Glauben Sie ist es notwendig auf die Werte und Bedürfnisse der zukünftigen
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen einzugehen?
Wenn ja: Wie geht Ihre Einrichtung auf ehrenamtliche Mitarbeiter*innen ein?
Wenn nein: Gibt es Ihrer Meinung nach Erfolgsfaktoren, um Bedürfnisse und
Wünsche der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen zu erfüllen?
10 9 8 7 6 5 4 3 2 1
Department Gesundheit
IV
Welche Motivationsfaktoren spielen eine wesentliche Rolle in der
Hilfsbereitschaft?
Fragen zu Kategorie 2
Orientierung und Erwartungshaltung
Angenommen eine Person interessiert sich für ehrenamtliche Tätigkeiten. Die
ehrenamtliche Person ist motiviert, unterhält sich gerne mit Leuten, ist gesellig,
spielt ein Instrument, jedoch ist sie sehr unpünktlich, sagt oft Termine ab und ist
nicht verlässlich.
Welche Eigenschaften oder welche Vorkenntnisse hat eine ehrenamtliche
MitarbeiterIn mitzubringen?
Welche Erwartungen an zukünftigen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen könnte
man haben?
Inwiefern spielen das Angebot für Fort- und Weiterbildungen eine Rolle für
künftige Ehrenamtliche?
Wenn ja: Wo könnte man einen Bildungsschwerpunkt setzen (Soft Skills, usw.)
?
Wenn nein: Sehen Sie Fort- und Weiterbildungen nicht als einen Mehrwert für
Ihre zukünftigen freiwilligen Mitarbeiter*innen?
Welche Wichtigkeit weist ein Unternehmensleitbild für freiwillige
Mitarbeiter*innen auf?
Sehen Sie als einen Orientierungsleitfaden, ein Unternehmensleitbild?
Wenn ja: Wie kann eine Übermittlung stattfinden?
Wenn nein: Warum sehen Sie ein Unternehmensleitbild nicht als einen
Orientierungsleitfaden?
Welchen Mehrwert kann ein Ehrenamtskonzept aufweisen?
Department Gesundheit
V
Fragen zu Kategorie 3
Rekrutierung im Ehrenamt
Kurze Erklärung:
Das 5-A- Modell bezieht sich auf fünf effektive Säulen (Angebot,
Aufwendungen, Ausstattung, Aufgaben und Attraktivität)
Es geht hierbei um ein Engagementsangebot bereitzustellen, Leistungen
(Fortbildungen, Versicherungen, Supervision) aufzuzeigen, fordernde Aufgaben
kundzutun, Tätigkeitsprofil attraktiv zu gestalten und die Attraktivität der
Einrichtung hervorzuheben, so wie eine klare Zielgruppendefinierung
festzulegen.
Haben Sie schon von dem 5- A- Modell zur Gewinnung von Freiwilligen gehört?
Wenn ja: Was sagt Ihnen zu, bei diesem Modell? Welche positiven oder auch
negativen Aspekte sind Verbindung mit diesem Modell zu nennen?
Wenn nein: Nach dieser Erklärung, finden Sie das Eingehen auf das 5- A-
Modell effektiv?
Welche Kanäle werden generell in der Öffentlichkeitsarbeit genutzt und in
welcher Häufigkeit?
Wer kann, mit welchem Medium am Besten erreicht werden?
Ist das Einsetzen von sozialen Medien essentiell, um neue ehrenamtliche
Mitarbeiter*innen anzusprechen?
Wenn ja: Sagt Ihnen die Social Media Kanäle: Facebook, Instagram, LinkedIn,
Twitter, Skype etc. etwas?
Wenn nein: Kennen Sie Beispiele, wie hier Werbung für das Ehrenamt
betrieben wird?
Was denken Sie, ist eine Integration von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen,
welche nur zum Beispiel 2x im Monat die Einrichtung besuchen, in einem
bestehenden Team wichtig?
Ist Ihrer Meinung nach es bedeutsam, wenn es eine Einschulungsphase für
freiwillige Mitarbeiter*innen gibt?
Wenn ja: Was ist bei einer Einschulungsphase besonders bedeutsam und wie
kann diese gestaltet werden?
Wenn nein: Warum glauben Sie hat dies keinen Zweck?
Department Gesundheit
VI
Welche Anreizmodelle könnte man implementieren, um Anerkennung und
Wertschätzung gegenüber zu bringen?
Denken Sie an nicht- monetäre Anreize (Bsp: Weihnachtsfeier, Betriebsausflug,
gratis Mittagsessen usw.)
Fragen zu Kategorie 4
Attraktivität und Aufgabenfelder
Bei einem ehrenamtlichen Engagement, welche Einsatzbereich interessieren
die zukünftigen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen am meisten:
Pflege
Bildung
Migration
Soziales (Nachbarschaftshilfen, Essen auf Rädern, usw)
Wenn sich jemand bei Ihnen meldet, der Interesse an einer ehrenamtliche
Tätigkeit hat, haben Sie da eine klare Zielgruppe vor Augen? Zum Beispiel:
Senior*innen
Kinder/Jugendliche
Menschen mit Behinderung
Menschen mit Mirgrationshintergründen
Wohnungslose
Kranke, usw.
Welche Einsatzform würden Sie bevorzugen?
Körperliche/praktische (Besuche tätigt, Erledigungen macht, Spaziergänge
tätigt)
Planbare/Organisierende (Projektbezogene Aktivitäten- temporärbezogene
Aktivitäten, anhand von einer bestehenden Projektgruppe/Betreuungsgruppe)
Welchen Mehrwert für ein Pflegeheim leistet das Einsetzen von ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen? (Entlastung des Pflegepersonals, Unterstützung für
hilfesuchende Personen usw.)
Welche nachhaltigen Auswirkungen haben ehrenamtliche Mitarbeiter*innen auf
hilfesuchende Personen?
Department Gesundheit
VII
Fragen zu Kategorie 5
Ehrenamtskoordinator*in
Um optimal die Ehrenamtlichen zu unterstützen und zu lotsen, ist es
unumgänglich einen Koordinator in einer Einrichtung einzusetzen. Was ist Ihre
Meinung dazu?
Wie könnte die Positionierung eines Ehrenamtskoordinators funktionieren?
Welche Kompetenzen bedarf ein/e Ehrenamtskoordinator/in?
Glauben Sie ist es auch wichtig, dass die Geschäftsführung hinter der Tätigkeit
des Ehrenamtskoordinators steht?
Welche Aufgaben soll diese/r Ehrenamtskoordinator/in erledigen?
Was sagen Sie zu dieser Aussage: Ein/e Ehrenamtskoordinator/in verursacht
ein zusätzliches Budget und eine neue MitarbeiterIn können wir uns nicht
leisten. Deshalb können wir keine ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen aufnehmen.
Glauben Sie, kann eine nicht explizite Stelle in einer Organisation
ehrenamtliche koordinieren, unterstützen und betreuen?
Sehen Sie einen Austausch von unterschiedlichen Ehrenamtsnetzwerken für
sinnvoll? Kann man von anderen profitieren?
Wenn ja: Welche Vorteile können Sie daraus erkennen?
Wenn nein: Welche Nachteile können Sie daraus erkennen?
Möchten Sie noch gerne etwas sagen, etwas anbringen?
Danke für Ihre Zeit, Ihre Hilfe und Ihr Engagement!
Department Gesundheit
VIII
A.2 Teiltranskript Interview Ehrenamtskoordinator*in I
F: Was bedeutet für Sie Ehrenamt?
E 1: Also maximales Engagement für andere, Einsatz auch mit einer, ich sage
jetzt mal schon, mit einem Gefühl, ich möchte helfen und auch mit dem
Hintergrund zu wissen, da ist jemand da, der wirklich uns jetzt Zeit
schenkt, die er für andere erübrigt und das auch gern macht, weil das ja
immer auch freiwillig ist und auch immer abgesprochen ist in welchem
Umfang und das ist einfach ja ein wunderschöner Dienst letztendlich für
Mitbürger oder für Mitmenschen oder bei uns halt dann einfach für unsere
Heimbewohner.
F: In einer Skala von 0 bis 10, 0 ist unersetzbar und 10 ist irrelevant, wie
würden Sie die Ehrenamtslandschaft sehen, sei es in Deutschland zum
Beispiel?
E 1: Es geht ja, also von der Tendenz geht es ja fast in die 0. Also viele
Bereiche können ohne Ehrenamt gar nicht mehr existieren. Also auch
Verbandsarbeit, sage ich jetzt mal, also da bin ich jetzt so gar nicht direkt am
Menschen, aber das alles ist Ehrenamt. Wenn wir Ehrenamt komplett, also
auf Ehrenamt verzichten müssten, würde vieles einfach nicht mehr da
sein. Deswegen hätte ich ja, also würde ich es fast in der Tendenz bis 0 sehen.
F: Inwiefern spielt das Angebot für Fort- und Weiterbildungen eine Rolle für
künftige Ehrenamtliche?
E 1: Eine große, weil wir auch sehen, also gerade wenn wir die
Langzeitpflege betrachten, braucht der Ehrenamtliche auch Hilfen im
Umgang mit einem Menschen, der sich im Laufe seiner Betreuungszeit
vielleicht verändert, auch demenzielle Strukturen aufweist, also da
brauchen Ehrenamtliche definitiv auch Unterstützung, Hilfen, die brauchen
auch Entlastungsmöglichkeiten, auch Gespräche, im Sinne von begleitenden
Gesprächen, also damit sie auch hier gut aufgestellt sind und sich auch nicht
überlastet und überfordert fühlen.
Department Gesundheit
IX
F: Was sagen Sie dazu zu diesem Modell?
E 1: Extrem hilfreich, also wir wenden das auch an. Wir haben auch in
diesem Bereich schon mehrfach auch sozusagen Schwerpunkte gesetzt
und das fließt ein Stück weit auch in unser Ehrenamtskonzept mit ein.
F: Was denken Sie, ist eine Integration von ehrenamtlichen Mitarbeitern, welche
zum Beispiel nur zweimal im Monat die Einrichtung besuchen, in einem
bestehenden Team wichtig?
E 1: Ja. Definitiv. Es ist ein fester Bestandteil, egal wenn er nur zwei
Monate kommt oder wenn er nur einmal monatlich da ist, ist ein
feststehender Ehrenamtlicher, der auch präsent ist.
F: Bei einem ehrenamtlichen Engagement, welche Einsatzbereiche
interessieren künftige Ehrenamtliche am meisten? Pflege, Bildung, Migration
oder Soziales wie Nachbarschaftshilfen oder Essen auf Rädern?
E 1: Wünschen würde ich mir natürlich Soziales, bin aber nicht sicher, ob
es wirklich der höchste Einsatzbereich ist.
F: Wenn sich bei Ihnen jemand meldet, der Interesse an einer ehrenamtlichen
Tätigkeit hat, haben Sie da eine klare Zielgruppe vor Augen? Zum Beispiel
Kinder und Jugendliche, Menschen mit einer Beeinträchtigung oder
Wohnungslose, Kranke, Senioren und Senior*innen?
E 1: Bei mir klar, ich habe natürlich meine Senioren und Senior*innen im
Blick, weil das natürlich zwangsläufig auch unser Fokus ist.
F: Welchen Mehrwert für ein Pflegeheim leistet das Einsetzen von
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen?
E 1: Eine deutliche Entlastung der hauptamtlichen Mitarbeiter und aber
auch nochmal ein Ideengeber für Veränderungen, für Strukturen, die unter
Umständen überwacht werden können, sie sind jemand, der auch am
kritischen Weg Fragen mal stellt, also einfach uns selber auch noch ein Stück
Department Gesundheit
X
weit nochmal auch immer wieder neu zu betrachten und das kann ein
Ehrenamtlicher, also wirklich da kann ein Ehrenamtlicher äußerst hilfreich
sein, also eigene Arbeit einfach zu reflektieren.
F: Um optimal die Ehrenamtliche zu unterstützen und sie zu lotsen ist es
unumgänglich, eine Koordinator*in oder Koordinator in einer Einrichtung
einzusetzen. Was ist Ihre Meinung dazu?
E 1: Ja, ich teile diese Meinung, weil das extrem zeitintensiv ist,
Ehrenamtliche richtig einzusetzen und auch so auch sie soweit nach ihren
Fähigkeiten auch einsetzen zu können und natürlich auch zu begleiten. Das
kann jemand, der nur wenig Zeitkontingent hatte oder hat, im Grunde
nicht ausreichend leisten.
F: Welche Aufgaben soll der Ehrenamtskoordinator alles erledigen?
E 1: Also einen Teil habe ich ja schon angesprochen, also die Einteilung, die
Rekrutierung, aber natürlich auch Organisieren von Treffen, von
Gesprächsgruppen, aber auch die Überprüfung von Einsatzbereichen,
also überprüfen im Sinne von ich bespreche wie geht es ihnen mit dem
Bewohner, den sie besuchen oder mit ihrem Aufgabenbereich, sind sie
ausgefüllt, brauchen sie noch Unterstützung, also das ist dann aber auch die
regelmäßigen Gesprächsführungen für die Angehörigen, für die Betreuten und
für den Ehrenamtlichen, weil das ja zweigeteilt ist.
F: Welche Kompetenzen bedarf eine Ehrenamtskoordinator*in oder ein
Ehrenamtskoordinator?
E 1: Erst mal natürlich Kommunikationskompetenzen, er braucht natürlich
auch Organisationskompetenz, ich würde auch sagen, natürlich auch ein
Stück weit die Kompetenzbedürfnisse zu erkennen oder Bedarfe zu
erkennen und natürlich auch dieses Gefühl ein Gegenüber zu haben, dem
Menschen gegenüber, der jetzt da sitzt und seine Hilfe anbietet. Also es ist
schon nicht immer einfach mit Ehrenamtlichen, weil die natürlich auch ihre
Vorstellungen haben von dem wie sie sich einbringen möchten und brauchen
Department Gesundheit
XI
eine gewisse Art von Lenkung. Also man braucht schon Fähigkeiten,
Menschen zu lenken und auch auf Menschen einzugehen.
A.3 Teiltranskript Interview Ehrenamtskoordinator*in II
F: Glauben Sie, ist das auch notwendig, auf Werte und Bedürfnisse der
zukünftigen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen einzugehen?
E 2: Ja, nicht nur der zukünftigen, insgesamt immer, jederzeit, also auf Werte
und Bedürfnisse einzugehen, denke ich mir, ist das Um und Auf jeder
Organisation, die mit Freiwilligen zusammenarbeitet, weil bei den
Bedürfnissen, da gehören auch dann die Motive dazu, die sich daraus ableiten,
warum jemand das machen möchte, fängt einfach das Kennenlernen an.
F: Welche Motivationsfaktoren spielen eine wesentliche Rolle in der
Hilfsbereitschaft?
E 2: Also da gibt es schon viele Masterthesises und Thesen und
Untersuchungen dazu, also die Klassiker von Geselligkeit,
Interessensorientierung, Gemeinwohlorientierung, wie es im deutschen
Freiwilligenbericht dr*innen stehen, im Freidienstservice sind natürlich zentral
und es ist das Thema Gerechtigkeit, ich bin für eine gerechte Welt und
daher engagiere ich mich, weil es Leuten einfach nicht gut geht und das
ist ungerecht. Das Thema Werteorientierung, es ist mir etwas wichtig und
deswegen will ich das machen, Schutzmotiv haben wir immer wieder mal, Leute
wollen sich durch freiwilliges Engagement vor negativen Gefühlen schützen. Sie
machen Einsätze, damit es ihnen besser geht emotional, psychisch. Wir haben
das Motiv, ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben, mir ist es gut
gegangen und das möchte auch ein bisschen ausgleichen. Es gibt das Motiv
des Ausgleichs auch in Richtung bezahlter Job, Freiwilligenarbeit, also ich
suche eine Freiwilligenarbeit, die mir ein bisschen was anderes, neue
Erlebnisse schafft im Vergleich zum bezahlten Job, dort kenne ich mich aus,
dort mache ich meine Routine, aber ich suche ein bisschen sogar das
Department Gesundheit
XII
Abenteuer. Das Thema Selbstwertsteigerung spielt mit. Ich möchte etwas tun,
um meinen Selbstwert aufzumöbeln. Also die Palette ist riesig, von Motiven, die
da mitspielen. Und deswegen ist es auch umso wichtiger, dann jeweils im
Einzelfall herauszufinden, was genau motiviert den Einzelnen, weil es
einfach so vielfältig sein kann und jemand mit Geselligkeitsorientierung zu
mir kommt und möchte unter die Leute kommen, dann kann ich ihn nicht alleine
in eine Kleiderkammer für Asylwerber*innen Gewand schlichten schicken, weil
das ist er halt alleine und dieses ganze Geselligkeitsmotiv ist ausgehebelt. Das
wird nicht funktionieren.
F: Es kommt jetzt zum Beispiel eine Person in die Einrichtung und sagt: „Ich
würde gerne ehrenamtlich mitarbeiten, kann ich euch helfen." Muss diese
Person irgendwelche Vorkenntnisse, glauben Sie, mitbringen oder auch
gewisse Eigenschaft oder hat man gewisse Erwartungen an ehrenamtliche
Mitarbeiter?
E 2: Ja, ganz sicher. Das ist jetzt auch wiederum sehr, sehr, das kann man
nicht so global beantworten, denke ich, weil es gibt einfach gewisse
Einsatzbereiche, wenn jemand bei uns im mobilen Hospizdienst mitarbeiten
möchte als Freiwilliger, was ja möglich ist, dann brauchen wir einfach diese
Ausbildung Lebens-, Sterbe-, Trauerbegleitung, die eine gewisse Dauer hat und
die mit Praktika verbunden ist, also wenn sie das nicht haben können sie in
dem Bereich nicht eingesetzt sein. Genauso gibt es sogar gesetzlich
vorgeschriebene Ausbildungen verbunden sind. Dort muss er diese reine
Kompetenz mitbringen, sonst kann er gar nicht in dem Einsatzfeld sein.
Andererseits gibt es viele Bereiche, wo wir auch sagen, es reicht, wenn ich
ein Mensch bin und wenn ich eine gewisse Kommunikations-,
Teamfähigkeit und Menschenfreundlichkeit mitbringe, dann und je nach
Aufgabe hat man bestimmte fachliche Kompetenzen, dann geht das schon,
wenn ich in der Lernhilfe tätig bin oder tätig sein möchte, dann würde ich davon
ausgehen, also Koordinator in der Einrichtung, dass die Person, wenn sie
Deutsch Nachhilfe geben möchte, entsprechend Deutsch kann. Also das ist
schon eine Voraussetzung. Es gibt auch Bereiche, da brauche ich in
Department Gesundheit
XIII
Wirklichkeit keine Voraussetzung, wenn ich die erwähnte Kleiderkammer
Gewand schlichte, außer einer gewissen Sorgfalt und eine gewisse
Zeitressource, die ich bereitstelle, aber sonst Kenntnisse brauche ich nicht.
Wenn ich bei einem Flohmarkt mithelfe, beim herräumen und sortieren der
Ware, brauche ich auch nicht viel Voraussetzungen. Aber wenn ich im Verkauf
vielleicht dann bin, braucht es vielleicht auch wieder eine menschenfreundliche
Umgangsform, das ist sehr je nach Aufgabengebiet. Jetzt sind Sie ganz
eingefroren. Ich mache jetzt ein paar Dinge zu, da vielleicht. Ja, eben ich höre
Sie gerade ganz schlecht. Ich versuche da ein paar Dinge zuzumachen bei mir
und vielleicht ändert das was an meinem Internet. Vielleicht habe ich dann eine
größere Bandbreite.
F: Inwiefern spielen Fort- und Weiterbildungsangebote eine Rolle für künftige
Ehrenamtliche? Wenn ja, wo könnte man hier einen Bildungsschwerpunkt
setzen?
E 2: Also das ist, Sie stellen so Fragen, was so vielfältig, wo ich immer weiter
ausholen muss. Also ich denke mir, das ist einerseits natürlich der
Anerkennungs- und Wertschätzungskultur auch, also dass die Fortbildungen
aus meiner Sicht nicht nur für Qualifizierungszwecke dienen, sondern
dass sie auch eine Art Geschenk für Freiwillige sein können und viele
Freiwillige, gerade die sich weiterentwickeln wollen in ihrem Tun auch als
Freiwillige, die wissen das sehr zu schätzen, dass sie Qualifizierungs- und
Weiterbildungsangebote kriegen. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch
im Sinne der Organisation, dass wir Fortbildungen anbieten, die die Leute dann
für ihre Tätigkeiten für ihre Einsätze brauchen und das ist einerseits auf der
Persönlichkeitsbildungsebene oder andererseits auf der fachlichen Ebene.
F: Nutzen Sie auch den Weg von Social-Media-Kanälen für einen
Öffentlichkeitsauftritt?
E 2: Benutzen wir auch, primär halt Facebook. Wir sind zwar das Wiener
Hilfswerk auf Instagram, aber das nutzen wir für die Werbung von
Freiwilligen eigentlich nur ganz marginal.
Department Gesundheit
XIV
F: Was denken Sie ist eine Integration von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen,
welche zum Beispiel nur zweimal im Monat die Einrichtung besuchen in einem
bestehenden Team wichtig?
E 2: Schwierige Frage, weil die Integration in ein bestehendes Team ist, glaube
ich, schon wichtig. Wenn jemand nur zweimal im Monat aktiv ist, ist es sicher
eine schwierige Aktion, diese Person ins Team zu integrieren. Also was ja in
der Regel gemacht wird, sind Freiwilligentreffen, mit einer gewissen
Regelmäßigkeit zum Erfahrungsaustausch, aber auch für Inputs oder
vielleicht sogar manchmal auch für Schulungen und da, glaube ich, sollte
man auf jeden Fall alle einladen, die in einer Einsatzstelle gemeldet sind. Ob
die jetzt einmal im Monat, einmal im Jahr oder jede Woche zweimal tätig sind.
F: Wie könnte eine optimale Positionierung des Ehrenamtskoordinators
gelingen?
E 2: Na ja, ich denke, dass es ganz klar sein muss, dass also, wo diese
Person angesiedelt ist, ist es eine eigene Stabstelle, ist es irgendwo in der
Linie, wo ist es in der Linie angedockt, weit unten oder weit oben. Besser wäre
weiter oben, wem ist man weisungsgebunden, wem ist berichtspflichtig,
dass das alles geklärt ist. Was ist die Rolle, welche Erwartungen werden mit
dieser Position und Funktion verbunden. Ein klares Funktionsprofil dieser
Stelle, dass das vorhanden ist und für alle auch einsichtig ist und man weiß was
macht der oder die.
F: Welche Aufgabenbereiche sollte der Ehrenamtskoordinator erledigen?
E 2: Eine zeitgemäße Begleitung vom Einstieg bis zum Ausstieg, aber
auch wie bereite ich eine Organisation drauf vor, wie kann ich diese
Rahmenbedingungen Schritt für Schritt in der Organisation in Abstimmung
natürlich mit allen Entscheidungsträgern etablieren.
F: Welche Kompetenzen sollte der Ehrenamtskoordinator mitbringen?
E 2: Es braucht persönliche Kompetenzen. Es muss jemand sein, der teamfähig
Department Gesundheit
XV
ist. Es muss jemand sein, der eine Menschenfreundlichkeit an den Tag legt. Er
muss mit Leuten gut umgehen können. Gewisse Einfühlsamkeit, aber auch
Abgrenzungsfähigkeit, weil auch Freiwillige brauchen natürlich Grenzen,
es muss jemand sein, der gut beziehungsfähig ist, weil es wird viel über
Beziehung im Freiwilligenbereich abgewickelt. Jemand der auch in der Lage ist,
die administrativen Tätigkeit, die ebenfalls notwendig sind in der
Freiwilligenkoordination gut durchzuführen und jemand sorgfältig wäre auch
sehr hilfreich.
Department Gesundheit
XVI
A.4 Teiltranskript Interview Kommune III
F: Glauben Sie, hat das ehrenamtliche Engagieren sich aufgrund der Pandemie
auch verändert?
K III: Naja, das hat sich sicherlich insofern verändert, dass die Notwendigkeit
vieler Dinge größer geworden ist. Die Notwendigkeit, sich für andere
Menschen zu engagieren, dass es eine Vereinsamung vieler Menschen,
vor allem der älteren Generation gibt durch die Pandemie. Auf der anderen
Seite auch ganz, ganz wichtig für unsere Jugend, die ja dadurch, dass sie nicht
regelmäßig in die Schule gehen konnte und auf Homeoffice mehr oder weniger
ausgerichtet war, also es sind große Probleme aufgetreten und da ist es
wichtig, dass sich das Ehrenamt oder dass es Menschen gibt, die sich da
auch kümmern darum.
F: Welche Motivationsfaktoren spielen eine wesentliche Rolle in einer
Hilfsbereitschaft?
K III: Ja, das ist einmal das persönliche Umfeld zum einen, das ist die, der
Mensch an und für sich, wie er erzogen ist, da ist wichtig das Elternhaus,
das heißt, wie er aufgewachsen ist mit Hilfsbereitschaft, auch mit
Engagement der Eltern, der Großeltern und so weiter. Also das ist ganz,
ganz wichtig. Also der Erziehungsfaktor spielt da eine große Rolle.
F: Glauben Sie, weist auch ein Ehrenamtskonzept, also wenn man jetzt speziell
ein Konzept entwickelt, einen Mehrwert auf?
K III: Ein Konzept für Ehrenamtliche sicher, würde sicher Sinn machen. Da
muss man immer auch unterscheiden zwischen urbanem Bereich und
ländlichen Bereich, nicht? Also in der Großstadt ist Ehrenamt sicherlich
nicht so intensiv und so umfassend wie in kleineren Gemeinden oder
Dörfern, wie es da im Burgenland ist. Also da ist die Bereitschaft, sich
ehrenamtlich zu betätigen, glaube ich, eine viel höhere als im urbanen
Bereich.
Department Gesundheit
XVII
F: Wenn sich jemand melden würde, der Interesse an ehrenamtlicher Tätigkeit
hat, hat man da, glauben Sie, eine klare Zielgruppendefinierung oder werden da
alle Personen willkommen geheißen?
K III: Ich glaube, da ist jeder willkommen, der sich ehrenamtlich betätigen
will, den wird man halt dann. Wenn jetzt einer zu mir kommt, ein Mitbürger von
Pinkafeld, der sagt, er will sich ehrenamtlich betätigen, dann werde ich sagen,
ja wo oder wie? Und dann werde ich ihm sicherlich sagen einen Verein oder
eine Institution oder eine Organisation.
Department Gesundheit
XVIII
A.5 Teiltranskript Interview Kommune IV
F: Glauben Sie, ist es notwendig, auf die Werte und Bedürfnisse der
zukünftigen ehrenamtlichen Mitarbeiter**innen einzugehen?
K IV: Ja, unbedingt, denn ich kann nicht jeden Menschen für jeden
Ehrenamtsdienst verwenden. Ich glaube, man muss wirklich schauen, welche
Zeitressourcen bringen die Menschen mit? Welche Kompetenzen oder
Qualifikationen bringen sie mit. Wenn wir am Beginn des Gesprächs davon
ausgegangen sind, dass es pensionierte Pflegekräfte sind, die ins Ehrenamt
kommen, dann wissen wir um deren Qualifikationen, ja, wir wissen nur nicht um
ihre Zeitressourcen. Wenn ich jetzt daher gehe und ich sage, ich möchte einen
Besuchsdienst à la Erzählcafe oder gemeinsames Backen, gemeinsames
Basteln oder egal was machen, dann muss ich schauen, welche
Qualifikationen, Kompetenzen bringen sie mit und da muss man auf die
Ehrenamtlichen auch Rücksicht nehmen, weil ich glaube, nicht jeder kann
mit allen unterschiedlichen Pflegestufen umgehen.
F: Genau. Danke. Inwiefern spielen Angebote für Fort- und Weiterbildungen
eine Rolle für künftige Ehrenamtliche? Glauben Sie, wo könnte man hier
Bildungsschwerpunkte setzen?
K IV: Ich glaube, das ist ganz wichtig, denn zum einen ist es wichtig, die
Ehrenamtlichen zusammenzuholen und ihnen die Möglichkeit des Austausches
zu geben, weil ich vermute oder nein, ich bin überzeugt, muss ich sagen, dass
der Austausch sehr gut ist, wenn man weiß, das hat funktioniert oder
funktioniert bei dem oder der macht das so und die macht das so und hat damit
gute Erfahrungen gemacht, dann können wir voneinander lernen. Das ist einmal
das, wo ich sage, der Austausch unter den Ehrenamtlichen wäre sehr wichtig.
Fortbildungen muss ich gestehen, sind auch wichtig, allerdings müsste man
hier auf die Art und Weise achten, welche thematischen Schwerpunkte
setzt man? Ist es jetzt, dass man sagt, okay, Umgang mit Altersdemenz, ja, wo
ich mir denke, wenn man natürlich auf der Station ist, wo sehr viele demente
Menschen sind, mit denen muss man anders umgehen als mit denen, die frisch
Department Gesundheit
XIX
gekommen sind und eben keine Demenz haben, sondern nur körperliche
Beeinträchtigungen. Ich denke da auch zum Beispiel, dass ein wichtiger
Themenschwerpunkt auch für Ehrenamtliche ist, ein, wie nenne ich es jetzt am
besten, dass ich nicht zu hochstilisiert antworte, eine Methode oder ein Einüben
in das Abschiednehmen. In das Abschiednehmen jetzt konkret von Personen,
aber auch in das Abschiednehmen von Fähigkeiten, ja? Weil eben mit dem
Alter kommt manches erschwerend hinzu und sehr viele Menschen tun sich
schwer, sie schwelgen so im Früher, nicht? Früher habe ich alles noch können
und da bin ich herumgesprungen und jetzt? Sie kommen dann in so ein
Jammern hinein. Und ich glaube, auch hier würde eine Veranstaltung gut tun,
wie nehme ich bewusst Abschied, die ich jetzt eben nicht mehr selbst
bewerkstelligen kann, auch für die Ehrenamtlichen ist das wichtig, ja? Weil
sonst können sie nicht nachvollziehen, wie sich die Klientin, der Klient fühlt, ja?
Aber zum anderen auch das Abschiednehmen am Ende des Lebens. Ich habe
das nämlich erst vor zehn Tagen ungefähr erlebt, wo ich im Haus gewesen bin
und ich bemerkt habe, wie schwer sich da, ja, Leute tun. Jetzt nicht einmal
Betroffene, sondern solche, die auch auf Besuch kommen.
F:Welchen Mehrwert kann ein Ehrenamtskonzept aufweisen? Glauben Sie, ist
das wichtig?
K IV: Also einen Mehrwert für das Unternehmen hat jeder einzelne
Ehrenamtliche, der kommt. Denn das, was der Ehrenamtliche leistet in seiner
Freizeit, in seinem Ehrenamt, das muss das Unternehmen nicht bezahlen. Und
zum anderen möchte ich schon sagen, je mehr, noch einmal, wir stehen ja in
diesem Dilemma zwischen Ehrenamt und Hauptamt, nicht, den bezahlten
Mitarbeiter*innen, Mitarbeitern, die nach bestem Wissen und Gewissen tun und
gerne mehr tun würde, aber aufgrund der Dokumentationspflicht und aller
anderen Richtlinien, diese Zeit nicht aufbringen können. Deshalb kann ein
gutes Konzept für Ehrenamtliche das vielleicht mit wenigen beginnt und ich
glaube, wir dürfen nicht davon ausgehen, dass man auf Anhieb dreißig hat oder
auch nicht zehn. Es wird einmal mit wenig beg*innen, aber das
Entscheidende ist, wenn diese Ehrenamtlichen auch vom Unternehmen
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XX
gut quasi integriert werden, mitgenommen werden in die Vision des
Unternehmens, ja, in das Leitbild, das heißt, sie haben dort wirklich also eine
Aufgabe und das spricht sich herum, dann glaube ich, dass das auch sehr
befruchtet sein, dass sich auch andere noch melden.
F: Ist das Einsetzen von sozialen Medien essentiell, um neue ehrenamtliche
Mitarbeiter anzusprechen?
K IV: Also ich denke, sofern es den Datenschutz nicht widerspricht, finde ich es
gut, ja. Ich bin immer davon überzeugt, dass best practice Beispiele
einfach auch vor den Vorhang gehören, ja? Allerdings, wie gesagt, also
wenn sie den Datenschutzrichtlinien nicht widersprechen, ja? Aber natürlich
auch, also diese Social Medias einbauen, um natürlich auch andere noch zu
gew*innen, natürlich.
F: Welche Anreizmodelle könnte man implementieren, um Anerkennung und
Wertschätzung gegenüberzubringen? Denken Sie nicht an monetäre Anreize.
K IV: Nein, also ich denke da eher daran, wie gesagt, also wenn
Ehrenamtliche, sage ich einmal, zweimal im Jahr zu einem Austausch
kommen können, ja, und da zum Beispiel, ich sage jetzt einmal salopp mit
Kaffee und Kuchen begleitet werden und dort sich austauschen können,
ist das im Prinzip eine sehr schöne Anerkennung. Eine Anerkennung
könnte auch sein, das mache ich bei ehrenamtlichen Mitarbeitern, dass sie
eben speziell zum Geburtstag eine Karte bekommen, ja? Oder eben dann
irgendwann einmal eine kleine Blume oder eine kleine Aufmerksamkeit. Ich
denke, oder dass es zum Beispiel, wenn es ein Hausfest gibt, ja, auch
eingeladen werden. Dort muss man nichts gratis bekommen, ja, aber sie sollen
sich als Teil des Unternehmens fühlen, ja? Und das ist für mich schon das
Entscheidende, ja? Um zur vorigen Frage nochmal ganz kurz zurück zu
kommen, es war die Frage nach einer Einschulung. Ich glaube, es braucht eine
Begleitung, ja? Eine Begleitung, damit man sich im Unternehmen gut bewegen
kann, ja? Weil das Schulung klingt immer so formal, ja?
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XXI
F: Welchen Mehrwert für ein Pflegeheim leistet das Einsetzen von
ehrenamtlichen Mitarbeitern?
K IV: Ist ein Stückweit Entlastung des Pflegepersonals, aber ich sehe es noch
mehr natürlich also, das stimmt hundertprozentig, das Pflegepersonal wird ein
Stückweit entlastet, obwohl das Pflegepersonal dann auch ein Stückweit
zurückgedrängt wird, ja, wenn es Ehrenamtliche gibt. Das Pflegepersonal
macht wirklich das, was seine Aufgabe ist. Aber für die Integration, das sich
Wohlfühlen, das beheimatet Fühlen sind dann mitunter auch die
Ehrenamtlichen mitzuständig, ja? Weil im Prinzip, wenn ich weiß, dort ist
jemand, der kommt, was weiß ich, jede Woche und spielt mit seiner Harmonika
oder es gibt einen Liedernachmittag oder so, dann ist das einfach ein toller
Mehrwert, ja? Oder es liest jemand vor es gibt dort, es gibt in der Crew einen,
der sagt, ich möchte kreativ mit den Menschen dort arbeiten, ja? Sprich, wir
malen ein paar Bilder oder wir spielen ein Stück Theater oder so, ja?
F: Welche nachhaltigen Auswirkungen haben ehrenamtliche Mitarbeiter**innen
auf hilfesuchende Personen? Wie wirkt sich das aus?
K IV: Also ich glaube, das ist einfach Heimat und Geborgenheit. Das ist die
Aufgabe der Ehrenamtlichen. Heimat, Geborgenheit, Gesprächspartner zu
sein und das zu vermitteln, während der, der in der Pflege steht, der hat
die Zeit nicht dazu. Der kann zwar vielleicht einmal einen Schmäh reißen und
sich einmal eine Minute länger dort aufhalten, aber dann muss er diese Minute,
die er dort für den Patienten mehr verwendet, vielleicht beim Nächsten wieder
abzwicken, nicht? Wir kennen das aus der Hauskrankenpflege, wo genau
festgelegt ist, für dieses und jenes darfst du so viele Minuten verwenden und
das ist natürlich sehr hinderlich, ja? Von daher würde der Ehrenamtliche
natürlich also für die Beheimatung, die Geborgenheit, ich sage sogar ein
Stückweit Integration zuständig sein.
F: Um optimal die Ehrenamtlichen zu unterstützen, um sie zu lotsen, ist es
unumgänglich, einen Koordinator in einer Einrichtung einzusetzen. Was ist Ihre
Meinung dazu?
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XXII
K IV: Also ich glaube, dass es, ich sage einmal so, dass es so einen Menschen
braucht, ja, unbedingt. Ob Mann, ob Frau, das sei dahingestellt, das ist egal, ja?
Aber es braucht jemanden, der das Ganze nicht nur koordiniert, sondern der
sich auch quasi um die Ehrenamtlichen annimmt ein Stückweit, ja, der sie
wirklich begleitet. Der ihnen nicht sagen muss, so geht es und so geht es. Das
ist nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe ist tatsächlich, am Anfang Sorge zu
tragen, dass es eine Begleitung gibt, dass man das Unternehmen gut
kennenlernt. Dann ist seine Aufgabe mitunter zu schauen, in den
verschiedenen Wohnbereichen wahrscheinlich, wann lässt die normale
Tagesstruktur im Haus es zu, dass das Ehrenamt sich engagiert, weil es gibt
gewisse Zeiten, wo ich den Ehrenamtlichen nicht brauchen kann. Ich kann den
Ehrenamtlichen zum Beispiel gleich in der Früh nicht brauchen, ja, weil da geht
es um Körperpflege, um Hygiene und so weiter, ja? Ich kann ihn zum Beispiel
auch am Abend teilweise nicht brauchen, ja? Dazwischen muss man dann
schauen, und ich glaube, da ist der Koordinator ganz wichtig, dieses
Bindeglied zwischen dem hauptamtlichen Personal oder dem bezahlten,
nennen wir es so und eben dem freiwilligen Personal. So als Schnittstelle.
F: Welche Kompetenzen muss ein Ehrenamtskoordinator mitbringen?
K IV: Das ist eine gefinkelte Frage. Naja, zum einen muss er natürlich das, er
muss das Unternehmen gut kennen, ja? Da wird er wohl einige Zeit mit dabei
sein müssen, das Unternehmen zu kennen. Zum anderen müsste er auch sehr
einfühlsam sein und selbst auch Visionen haben, die Ehrenamtlichkeit in
diesem Unternehmen, in diesem Betrieb möglich ist. Also er muss oder sie, er
oder sie, ja, muss wirklich, also sehr überzeugt sein von der Ehrenamtlichkeit
und muss auch Feder für sich sehen, um sie dem anderen schmackhaft zu
machen.
F: Sehen Sie auch einen Austausch von unterschiedlichen
Ehrenamtsnetzwerken für sinnvoll? Kann man von anderen
Ehrenamtsnetzwerken profitieren?
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XXIII
K IV: Noch einmal, also best practice Beispiele gehören vor den Vorhang
und jeglicher Austausch kann uns helfen, für unser Unternehmen, für
unseren Betrieb auch fündig werden. Also ich glaube, dass das wichtig ist,
dass man sich hier weiter vernetzt, wirklich vernetzt, austauscht und
voneinander lernt, weil es gibt sicherlich einige, wo das mit dem Ehrenamt sehr
gut funktioniert, wo das auch sehr wertgeschätzt wird und von diesen Bereichen
könnte man lernen.
A.6 Teiltranskript Interview Kommune V
F: Welche Anreizmodelle könnte man implementieren, um Anerkennung und
Wertschätzung gegenüber zu bringen. Also jetzt nicht im monetären Bereich
K V: Also ich kann nur von uns sagen, ich arbeite wirtschaftlich auch. Und wir
können uns einmal im Jahr zu einem gemeinsamen Abendessen
zusammensetzen und auf das freut sich das ganze Team.
F Bei einem ehrenamtlichen Engagement, welche Einsatzbereiche, glauben
Sie, interessiert zukünftige Mitarbeiter**innen am meisten? Pflege, Bildung,
Migration oder Soziales, wie Nachbarschaftshilfen und Essen auf Rädern?
K V: Ich sage, ich halte viel von Nachbarschaftshilfe, weil mit der
Nachbarschaftshilfe fällt das ganze System. Wenn ich jemanden habe, also in
der Nachbarschaft, der die Augen und Ohren offen hat, der sieht, was
notwendig wäre.
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XXIV
A.7 Teiltranskript Interview Organisation VI
F: Glauben Sie, hat das ehrenamtliche Engagieren sich auch aufgrund der
Pandemie auch verändert?
O VI: Ich glaube, gerade in der Zeit einfach, wo man gesehen hat, wie es in
einem Pflegeheim zum Beispiel ist, dass da die Angehörigen oft nicht
kommen haben können, dass da sicher mit viel das auch gesehen haben,
wie es da abläuft und dass man sich vielleicht auch was überlegt, dass
man da in die Richtung selbst was tun möchte. Viele haben auch Zeit gehabt
in der Zeit, einfach zu überlegen auch, was natürlich in einem Pflegeheim jetzt
nicht möglich war, also dass viele kommen haben können. Aber wenn man an
andere Organisationen denkt, so wie eine Tafel oder Sonstiges, dass da sicher
ganz wichtig, dass die ehrenamtliche Mitarbeiter mehr werden und ich glaube,
dass da durch die Pandemie sicher einige dazugekommen sind.
F: Auf einer Skala von null bis zehn, also null ist unersetzbar und zehn ist
irrelevant, wie sehen Sie die Ehrenamtslandschaft in Österreich von null bis
zehn?
O VI: Von null bis zehn, also ich würde es fast bei neun einschätzen, weil ich
mir denke gerade in den nächsten Jahren, es wird immer wichtiger werden,
dass man ehrenamtliche Mitarbeiter hat. Gerade in der Pflege, es ist mancher
Pflegepersonalmangel und ich glaube, dass das ganz wichtig ist, dass
man da noch zusätzlich zu ehrenamtlichen Mitarbeitern zugreifen kann.
F: Glauben Sie, ist es notwendig, auf die Werte und Bedürfnisse der
zukünftigen ehrenamtlichen Mitarbeiter**innen einzugehen? Wie geht Ihre
Einrichtung auf die, also wenn ja, wie geht Ihre Einrichtung auf ehrenamtliche
Mitarbeiter**innen ein?
O VI: Also ich denke mir, es ist ganz wichtig, dass man auf die Bedürfnisse und
die Wünsche drauf eingeht, weil wenn ich jetzt sage, ich möchte das machen
und dann passt mir aber das Umfeld nicht oder ich komme mit den Bewohnern
oder mit dem Pflegepersonal gerade nicht zusammen, dann ist es auch
Department Gesundheit
XXV
schwierig, dass der mit einer Freude da herkommt und das gerne macht und
auch so nach außen weiterhin bringt, dass er sagt, okay, das nächste Mal
kommt noch jemand mit, der Ehrenamt machen möchte. Und dadurch glaube
ich, dass es wichtig ist, einfach dass man das miteinander macht und gestaltet
und dass man sich das auch anschaut, was für Bedürfnisse der eben hat. Und
es wird auch sicher oder ich denke mir, bei uns in der Organisation das so
gestalten kann, dass man auch schaut, was hat der für Vorlieben? Ist das
ein Musikant, ja, dann werde ich natürlich schauen, dass der musizieren kann
und ist es jetzt jemand, der nichts Musikalisches kann, na, dann werde ich ihn
nicht zu einer Singrunde dazusetzen. Also ich glaube, dass man das dann
schon so ein bisschen differenzieren kann.
F: Welche Motivationsfaktoren spielen eine wesentliche Rolle in der
Hilfsbereitschaft?
O VI: Ich glaube, dass der Größte da einfach ist, dass man was Soziales tun
möchte und einfach auch durchs Ehrenamt viel zurückgeben kann an die
Gesellschaft, gerade wenn man mit älteren Menschen zusammenarbeitet,
da bekommt man extrem viel zurück eigentlich, ja.
F: Welche Erwartungen können Einrichtungen an zukünftige ehrenamtliche
Mitarbeiter**innen haben?
O VI: Die Erwartung, ja, so wie wir gerade gesagt haben, einfach pünktlich,
dass sie wirklich da auch das einhalten, dass sie aber auch flexibel sind,
dass sie soziales Engagement haben und dass sie einfach auch den
Zugang zu den Bewohner*innen und Bewohner bei uns haben, weil das
finde ich ganz wichtig, dass das harmonisieren muss und dass man sich da
einfach auch traut und vielleicht da über seinen Schatten springt und dann
wirklich den Zugang sucht.
F: Was würden Sie mit dieser kurzen Erklärung zu diesem Modell sagen?
Glauben Sie, hat das einen positiven, hat das positive oder negative Aspekte?
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XXVI
O VI: Ich glaube, dass es dahingehend sicher positive Aspekte hat, einfach,
weil man damit aufzeigt, wie sich das gestalten kann im Haus und wenn
man diese Punkte bearbeitet und sich das anschaut und aufschlüsselt
danach, ist das natürlich auch für Außenstehende dann leicht betrachtbar,
wie das Ehrenamt sich gestaltet oder wie das ausschaut bei uns im Haus.
F: Welche Anreizmodelle könnte man implementieren, um Anerkennung und
Wertschätzung gegenüberzubringen. Keine monetäre Anreize
O VI: Was ist der größte Anreiz fürs Ehrenamt wirklich sein muss, das ist, dass
ich sozial etwas und der Gesellschaft zurückgeben möchte. Das muss man von
sich aus tun, weil es bringt nichts, wenn ich jemanden zwinge dazu, dass ich
sage, du musst jetzt ehrenamtlich in ein Pflegeheim gehen. Sondern ich
glaube, dass das wirklich jeder selbst für sich tun muss oder möchte und
dass es dann eigentlich das, ja, für einen selber das als Anreizsystem gilt.
F: Wenn sich jemand bei Ihnen meldet, der Interesse an einer ehrenamtlichen
Tätigkeit hat, haben Sie da eine klare Zielgruppe vor Augen, zum Beispiel
Senioren oder Jugendliche oder Menschen mit einer Beeinträchtigung oder mit
Migrationshintergründen?
O VI: Eh also, also gezielte Gruppe hätte ich nicht vor Augen. Natürlich, es gibt
pensionierte Mitarbeiter, wo man sagt, da kann es sich gut vorstellen und da
weiß man, dass die Interesse daran haben. Aber genauso wichtig finde ich es
auch, dass das zum Beispiel jüngere Personen machen oder Personen mit
irgendeiner Beeinträchtigung, können genauso mit den Bewohnern in
Kontakt treten und heißt das nicht, dass die gewisse, ja, Aufgaben nicht
erfüllen können oder nicht machen können oder begleiten können. Und
deswegen glaube ich, dass man da ganz offen sein muss und wirklich jedem
eine Chance geben kann.
F: Welche nachhaltigen Auswirkungen haben ehrenamtliche Mitarbeiter**innen
auf hilfesuchende Personen? Wie wirkt sich das aus?
Department Gesundheit
XXVII
O VI: Es ist einfach, man gewinnt eine neue Bezugsperson oder eine neue
Person dazu, die man kennenlernt, die was unternimmt mit einem, die für
einen da ist und vielleicht Erledigungen macht, wie zum Beispiel was
einkaufen gehen. Gerade viel Bewohner haben auch wenig Angehörige oder
gar keine und wenn die wissen, da gibt eine Person, die kommt zu mir, die
unterhält sich mit mir, die ist für mich da, dann glaube ich, dass das schon ein
wichtiger ist auch
F: Um optimal die Ehrenamtlichen zu unterstützen, sie zu lotsen, ist es
unumgänglich, einen Koordinator in einer Einrichtung einzusetzen. Was ist Ihre
Meinung dazu?
O VI: Also ein Ehrenamtskoordinator finde ich ganz wichtig, weil ich mir
denke, dass dann wirklich eine Person ist, das ist mein Ansprechpartner
vor Ort, der schaut, wie komme ich zu ehrenamtlichen Mitarbeitern oder
der koordiniert das Ganze, wenn man Feierlichkeiten hat. Der schaut auch,
wo ist Bedarf auf welchem Wohnbereich? Dass man sich da mit denen in
Verbindung setzt, der ist einfach so ein Verbindunglied im Haus zwischen
Ehrenamtliche und zwischen den Wohnbereichen, den Bewohnern. Und ich
glaube, dass das ganz wichtig ist, dass man da einfach wirklich so einen fixen
Anlaufpunkt hat.
F: Sehen Sie auch einen Austausch von unterschiedlichen
Ehrenamtsnetzwerken für sinnvoll? Kann man davon profitieren?
O VI: Natürlich kann man profitieren davon, dass jeder Austausch mit
anderen Gruppen auch, ist ganz wichtig, dass man sich unterhält, wer
macht was oder wie wird was eingesetzt und was sind gewisse
Schwerpunkte in anderen Bereichen.
Department Gesundheit
XXVIII
A.8 Teiltranskript Interview Organisation VII
F: Welche Erwartungen an zukünftige ehrenamtliche Mitarbeiter**innen könnte
man haben?
O VII: Von der Erwartung her, glaube ich, muss man nur schauen, dass die
einen guten Zugang haben zu den Menschen, dass man sie am Anfang
auch ganz gut einführt und begleitet, damit das nicht in die negative
Richtung ausartet, wenn die die Bewohner begleiten. Ja.
F: Da wären wir bei dem Punkt eines Ehrenamtskonzeptes. Glauben Sie, weist
das einen Mehrwert auf, wenn man ein Ehrenamtskonzept erstellt?
O VII: Auf jeden Fall, weil es neuen, interessierten Ehrenamtlichen auch
schon einen Einblick bietet und man kann dann mit dem Konzept, das
kann man durchgehend bei der Anwerbung von Ehrenamtlichen und kann
man schon gewisse Punkte eigentlich darin ausarbeiten und so auch viele
Unklarheiten vielleicht von Beginn weg schon einmal beseitigen.
F: Glauben Sie, ist auch das Einsetzen von sozialen Medien essentiell, um hier
neue ehrenamtliche Mitarbeiter**innen anzusprechen?
O VII: Auf jeden Fall, also die sozialen Medien, künftig darf man, glaube
ich, in keinem Punkt unterschätzen, was die bewirken.
F: Was denken Sie, ist eine Integration von ehrenamtlichen Mitarbeiter**innen,
welche nur zum Beispiel zweimal im Monat die Einrichtung besuchen, in einem
bestehenden Team wichtig?
O VII: Ja, also neue Ehrenamtliche oder überhaupt Ehrenamtliche gehören
sicher ganz gut ins Team integriert und da ist, glaube ich, auch wichtig,
dass die dann immer fixe Ansprechpersonen dort haben, um auch ihre
Tätigkeit da gut ausüben zu können.
Department Gesundheit
XXIX
F: Welche Anreizmodelle könnte man implementieren, um Anerkennung und
Wertschätzung gegenüber zu bringen, also nicht-monetäre Anreize.
O VII: Ich glaube, dass man Ehrenamtliche dann auch so ganz gut einbinden
muss und dass man sie immer wieder einlädt auch zu Veranstaltungen und
Feiern, dass sie auch da die Wertschätzung bekommen, dass sie genauso
wie Mitarbeiter dann auch zu Weihnachten ein Geschenk bekommen oder
zum Geburtstag ein Dankeschön. Das sind so Kleinigkeiten, glaube ich, die
nicht viel monetär ausmachen, aber trotzdem eine nette Geste sind.
F: Und eine große Wirkung haben. Zu der nächsten Kategorie kommen wir nun.
Das sind die Attraktivität und Aufgabenfelder. Bei einem ehrenamtlichen
Engagement, welche Einsatzbereiche, glauben Sie, interessieren zukünftige
ehrenamtliche Mitarbeiter**innen am meisten, zum Beispiel Pflege, Bildung,
Migration oder Soziales, so wie, da fällt Nachbarschaftshilfen rein und Essen
auf Rädern?
O VII: Ich glaube, Nachbarschaftshilfe wird künftig sicher ein großes Thema
werden. Also das wird sicher immer mehr forciert werden, das Essen auf
Rädern, was da dazugehört. Migration war immer schon so schwerpunktmäßig
dann Thema. Und in der Pflege wird sich das meiner Meinung nach sicher
noch mehr entwickeln und zunehmend werden.
F: Welchen Mehrwert für ein Pflegeheim leistet das Einsetzen von
ehrenamtlichen Mitarbeiter**innen? Was ist da Ihre Meinung?
O VII: Denn viele, die vielleicht weniger Angehörige haben, die können so auch
die Bedürfnisse nach Gesprächen auch mit Externen und nicht nur mit den zu
Pflegenden oder mit den Pflegern immer führen. Ja und auch die, für den Ruf,
glaube ich, der Einrichtungen, ist das sicher künftig auch ein Thema, weil
die ja, das, was sie wahrnehmen, die Ehrenamtlichen auch nach außen
tragen und das aber in einer neutraleren Rolle als es vielleicht Angehörige
machen.
Department Gesundheit
XXX
F: Welche nachhaltigen Auswirkungen haben ehrenamtliche Mitarbeiter*innen
auf hilfesuchende Personen?
O VII: Es trägt sicher zur Lebensqualität, also zur Steigerung der
Lebensqualität von den Bewohnern bei, weil es zusätzlich zu den
Alltagsaktivitäten, die es gibt, halt dann noch eine Abwechslung geboten
wird.
Department Gesundheit
XXXI
A.9 Teiltranskript Interview Organisation VIII
F: Glauben Sie, ist es notwendig, auf Werte und Bedürfnisse der zukünftigen
ehrenamtlichen Mitarbeiter einzugehen?
O VIII: Ganz massiv, ich glaube es, ich glaube, dass die zukünftigen
Ehrenamtlichen, egal ob das frisch Pensionierte sozusagen sind, die jetzt, wo
jetzt eine andere Generation, die Baby Boomer-Generation jetzt in Pension geht
und schon wieder ganz andere Werte und Ansprüche vertritt als auch junge
Menschen, die neben der Ausbildung, neben Studium ehrenamtlich sich
betätigen, dass die Wertkomponente eine viel, viel Wichtigere wird. Und zwar
glaube ich, dass Menschen mehr hinterfragen, also dieses früher sehr stark
christlich geprägte Ehrenamt, das tut man, man tut das quasi aus
gesellschaftlichem Grund, das wird viel mehr hinterfragt und die zukünftigen
Ehrenamtlichen viel mehr darauf schauen, wo sie ihre Werte auch wirklich
reflektiert bekommen, wo sie wirklich ankommen, wo die Werte wirklich
stimmen. Ich glaube, das wird zusehends, also wird immer wichtiger werden
und da müssen die Einrichtungen auch viel klarer werden in dem welche Werte
vertreten sie. Ich glaube, das hat ganz, ganz einen entscheidenden Einfluss auf
zukünftig erfolgreiche Ehrenamtlichenarbeit.
F: Welche Motivationsfaktoren spielen eine wesentliche Rolle in der
Hilfsbereitschaft?
O VIII: Die Grundmotivation des Hauptamtes ist bei allen noch immer der
Erwerbstätigkeit nachgeht, auch nachgehen muss zu einem bestimmten, ist
einfach so, das ist Erwerbstätigkeit. Das Ehrenamt und das ist auch der Vorteil
des Ehrenamts ist nicht Erwerbstätigkeit, sondern ich würde mal sagen
altruistische Motivation und auch egoistische Motivation. Nämlich
Sinnstiftung ganz stark für die betroffenen Personen, die Möglichkeit sich
zu engagieren für andere und auch die Möglichkeit, eigene Bedürfnisse in
der Praxis zu erleben, zu durchleben, also eigene Sinnstiftung, eigenes
Gefühl des Angekommenseins, des nützlich Seins du so. Also egoistische
Department Gesundheit
XXXII
Ziele auch, völlig berechtigt. Also ich glaube, die Grundmotivationen sind
unterschiedliche. Das bedarf auch einer unterschiedlichen Handhabung.
F: Inwiefern spielen Angebot für Fort- und Weiterbildungen eine Rolle für
künftige Ehrenamtliche
O VIII: Auch das finde ich ganz gleich wie hauptamtlichen Mitarbeiter*innen,
es sind, es gibt viele Entwicklungen, es ist ganz wichtig, sich dazu auch
offen zu sein, so wie unterschiedliche Einsatzfelder von Mitarbeiter*innen,
unterschiedliche Ausbildungen, unterschiedliche Fortbildungen bedürfen,
so ist es auch beim Ehrenamt. Also finde ich ganz genauso wichtig, egal ob
haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiter.
F: Dankeschön. Kommen wir zu der letzten Kategorie, das ist der
Ehrenamtskoordinator. Um optimal die Ehrenamtlichen zu unterstützen, sie zu
lotsen ist es unumgänglich eine Koordination in einer Einrichtung einzusetzen.
Was ist Ihre Meinung dazu?
O VIII: Unumgänglich kann ich 100% unterstreichen. Ich weiß eigentlich gar
nicht, warum sich dieses Wort Ehrenamtskoordinator so durchgesetzt hat. Weil
Koordination, es geht weit über Koordination hinaus. Dieser Job geht weit
über Koordination hinaus, das ist Teamleitung, das ist Teamführung und hat
ganz viel vernetzende Elemente im eigenen Haus, weil man natürlich viele,
also sowohl die Bewohner*innen als auch die hauptamtlichen
Mitarbeiter*innen als auch Angehörige quasi leitet.
F: Wie könnte die Positionierung eines Ehrenamtskoordinators funktionieren?
O VIII: Also eigentlich ist ein Ehrenamtskoordinator, Koordinator*in von
der Wohnbereichsleitung nicht zu unterscheiden.
Department Gesundheit
XXXIII
F: Welche Kompetenzen bedarf ein/e Ehrenamtskoordinator/in?
O VIII: Inhaltlich natürlich, weil eine Wohnbereichsleitung natürlich die
pflegerische Komponente mit hat, aber der Ehrenamtsverantwortliche hat ganz
genauso Personalführung, hat ganz genauso Verantwortung gegenüber den
Bewohner*innen, die auch Erwartungen haben, halt nicht im pflegerischen,
sondern im psychosozialen Bereich oder im Aktivitätsbereich und ich glaube,
das darf man nicht unterschätzen, es braucht da wirklich gute
Führungspersonen, die genau so erkennen, die Stärken der
Ehrenamtlichen, genauso erkennen, wo kann ich die gut einsetzen,
genauso erkennen, das ist übergriffig, da muss man Stopp setzen, da
muss man auch Ehrenamt beenden, auch das gibt es. Man muss sich nicht
alles gefallen lassen, man hat auch eine Verantwortung die Bewohner*innen zu
schützen, auch da braucht es Klarheit genauso wie im Hauptamt. Also wenn
das irgendwie geht, wäre ich dafür, das Wort Koordination zu ersetzen mit
Ehrenamtsleiter. Oder so. Also es ist weit mehr wie eine Koordination.
Department Gesundheit
XXXIV
A.10 Suchprotokoll
Suchprotokoll Datenbank Fachhochschule Burgenland
Nr. Datum Datenbank Suchbegriffe Anzahl Auswahl
# 1 12.10.2021 FH Burgenland
Bibliothek
Ehrenamt 655 7
# 2 14.10.2021 FH Burgenland
Bibliothek
Demografischer Wandel 1.858 3
# 3 10.11.2021 FH Burgenland
Bibliothek
Integrierte Versorgung 2.341 2
# 4 12.11.2021 FH Burgenland
Bibliothek
Schnittstellen-
management
113 3
# 5 01.12.2021 FH Burgenland
Bibliothek
Wertewandel in Österreich 57 1
# 6 05.12.2021 FH Burgenland
Bibliothek
Gesundheitswesen 66.844 1
# 7 12.01.2022 Google Scholar Engagementkultur 341 1
# 8 15.01.2022 FH Burgenland
Bibliothek
Ehrenamtsmanagement 6 1
# 9 21.02.2022 FH Burgenland
Bibliothek
Lebensqualität 15.933 1
# 10 21.02.2022 Google Scholar Ehrenamt 35.800 2
# 11 22.02.2022 FH Burgenland
Bibliothek
Volunteering for elderly
people
360 1
# 12 22.02.2022 FH Burgenland
Bibliothek
Pflegebedürftigkeit 1.172 1
# 13 22.02.2022 Google Scholar Gesundheits- und
Sozialwesen in Österreich
4.710 1
# 14 23.02.2022 FH Burgenland
Bibliothek
Ehrenamtlichkeit 43 3
# 15 23.02.2022 Google Scholar Volunteer motivation 725.000 1
# 16 23.02.2022 FH Burgenland
Bibliothek
Zukunft Pflege 1.368 1
Department Gesundheit
XXXV
# 17 24.02.2022 Google Scholar Ehrenamt attraktiv
gestalten
16.800 2
# 18 25.02.2022 FH Burgenland
Bibliothek
Demografische
Veränderungen in der
Altenpflege
18 3
# 19 26.02.2022 Google Scholar Innovatives Ehrenamt 17.100 1
# 20 28.03.2022 FH Burgenland
Bibliothek
Koordination im Ehrenamt 23 1
# 21 29.03.2022 Google Scholar Freiwilliges Engagement 994 3
# 22 01.04.2022 FH Burgenland
Bibliothek
Qualitative Inhaltsanalyse 2.161 1