Eliten an Elitenbildung in der Mykenologie

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MARIE-LOUISE B. NOSCH Eliten und Elitenbildung in der Mykenologie Einleitung Die Entdeckung der hochrangigen Schachtgräber in Mykene durch Heinrich Schliemann im Jahre 1867 gab Wissenschaftlern und Laien Einblick in die elitäre Welt der Mykenäer. Seitdem hat die Wissenschaft sich bemüht, Umfang, Rolle und Entwicklung dieser Eliten zu definieren. Ausgangspunkt dieses Aufsatzes ist die Analyse von Eliten im wissenschaftlichen Werk Sigrid Deger- Jalkotzys und somit ihr Beitrag zur Geschichte unserer Wissenschaft, der Mykenologie. Eine kontinuierliche Bibliographie der Arbeiten Sigrid Deger-Jalkotzys bietet einen Überblick über 35 Jahre Wissenschafts- geschichte und spiegelt Trends und Tendenzen unserer Wissenschaft wider. Ich schließe mich deshalb ihrer Aussage aus dem Jahre 1983 an: „Dabei möchte mein Beitrag aus der Situation des Historikers verstanden werden, der die mykenische Ära als einen Teil der grie- chischen Geschichte betrachtet und darstellen will. Da ist es notwendig, von Zeit zu Zeit inmitten der Behandlung von Einzel- aspekten und bei aller Diskussion von Detailinterpretationen innezuhalten und zu fragen, welches System von Kräften und Form- prinzipien sich in den Aussagen der Linear B-Texte manifestiert.“ 1 Die Kräfte und Formprinzipien, die sich in Sigrid Deger-Jalkotzys Forschung manifestieren, werden hier im Kontext der Mykenologie und im Dialog mit anderen mykenologischen Werken diskutiert. Schwerpunkt dieses Bandes ist „Elitenbildung und elitärer Konsum von der mykenischen Palastzeit bis zur homerischen Epoche“. Darum erscheint es sinnvoll, die Art der Präsentation der Eliten in den wissenschaftlichen Arbeiten von Sigrid Deger-Jalkotzy und anderen Mykenologen einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Wer ist die Elite? Welche Theorien und welche Vergleiche werden zur Erklärung des Verhaltens und der spezi- fischen Identität mykenischer Eliten herangezogen? Die mykenischen Eliten Nach Ansicht der meisten Forscher handelt es sich bei mykenischen Eliten um eine undefinierte Aristo- kratie, um höhere Beamte, Priester und andere Würdenträger und, vor allem, um den König und die könig- liche Familie. In der Erforschung der Eliten in der Mykenologie gibt es vor allem zum Thema der myke- nischen Monarchie eine reichhaltige Literatur. In dieser Diskussion steht die Entwicklung der Monarchie häufig im Zentrum – und zwar sowohl ihr Ursprung als auch ihre weitere Entwicklung im 1. Jahrtausend vor unserer Zeit. Obwohl in den schriftlichen Quellen wenig belegt, herrscht heute über die Grundeigenschaften der mykenischen Monarchie weitgehend Einigkeit. Eine andere mykenische Gruppe, die wohl ebenfalls auf gewisse Weise zur Elite gehört, ist die der so genannten ‚collectors‘. Obwohl in den schriftlichen Quellen sehr gut belegt, sind Funktion, Status und Ur- sprung der ‚collectors‘ noch sehr umstritten. 3 Es ist vor allem Sigrid Deger-Jalkotzys Verdienst, dass die Mykenologie über eine eingehende Studie zu einer besonderen mykenischen Elitengruppe verfügt: die e-qe-ta. In der Schlussbemerkung zum Buch „E-qe- ta“ platziert sie die e-qe-ta innerhalb der mykenischen Elite und schreibt über die e-qe-ta das Folgende – wo- bei diese Definition für mykenische Eliten allgemeine Gültigkeit besitzt: 1 Deger-Jalkotzy 1983, 89. Carlier 1984, 3–134; Carlier 1990; Thomas 1976; Palaima 1995. Wenn Sigrid Deger-Jalkotzy die mykenische Monarchie diskutiert, greift sie zurück auf Prinzipien von ‚Grundherrschaft‘ – eine ursprüngliche Herrschaft, die auf persönlichem Treueeid und Güter- und Landverteilung basiert (Deger-Jalkotzy 1996a, 70). Siehe auch Deger-Jalkotzy 1999. 3 Bennet 199; Carlier 199; Driessen 199; Godart 199; Killen 1995; Olivier 001; Rougemont 1998; Rougemont 001.

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Marie-Louise B. Nosch

Eliten und Elitenbildung in der Mykenologie

Einleitung

Die Entdeckung der hochrangigen Schachtgräber in Mykene durch Heinrich Schliemann im Jahre 1867 gab Wissenschaftlern und Laien Einblick in die elitäre Welt der Mykenäer. Seitdem hat die Wissenschaft sich bemüht, Umfang, Rolle und Entwicklung dieser Eliten zu definieren.

Ausgangspunkt dieses Aufsatzes ist die Analyse von Eliten im wissenschaftlichen Werk Sigrid Deger-Jalkotzys und somit ihr Beitrag zur Geschichte unserer Wissenschaft, der Mykenologie. Eine kontinuierliche Bibliographie der Arbeiten Sigrid Deger-Jalkotzys bietet einen Überblick über 35 Jahre Wissenschafts-geschichte und spiegelt Trends und Tendenzen unserer Wissenschaft wider. Ich schließe mich deshalb ihrer Aussage aus dem Jahre 1983 an:„Dabei möchte mein Beitrag aus der Situation des Historikers verstanden werden, der die mykenische Ära als einen Teil der grie-chischen Geschichte betrachtet und darstellen will. Da ist es notwendig, von Zeit zu Zeit inmitten der Behandlung von Einzel-aspekten und bei aller Diskussion von Detailinterpretationen innezuhalten und zu fragen, welches System von Kräften und Form-prinzipien sich in den Aussagen der Linear B-Texte manifestiert.“1

Die Kräfte und Formprinzipien, die sich in Sigrid Deger-Jalkotzys Forschung manifestieren, werden hier im Kontext der Mykenologie und im Dialog mit anderen mykenologischen Werken diskutiert. Schwerpunkt dieses Bandes ist „Elitenbildung und elitärer Konsum von der mykenischen Palastzeit bis zur homerischen Epoche“. Darum erscheint es sinnvoll, die Art der Präsentation der Eliten in den wissenschaftlichen Arbeiten von Sigrid Deger-Jalkotzy und anderen Mykenologen einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Wer ist die Elite? Welche Theorien und welche Vergleiche werden zur Erklärung des Verhaltens und der spezi-fischen Identität mykenischer Eliten herangezogen?

Die mykenischen Eliten

Nach Ansicht der meisten Forscher handelt es sich bei mykenischen Eliten um eine undefinierte Aristo-kratie, um höhere Beamte, Priester und andere Würdenträger und, vor allem, um den König und die könig-liche Familie. In der Erforschung der Eliten in der Mykenologie gibt es vor allem zum Thema der myke-nischen Monarchie eine reichhaltige Literatur.� In dieser Diskussion steht die Entwicklung der Monarchie häufig im Zentrum – und zwar sowohl ihr Ursprung als auch ihre weitere Entwicklung im 1. Jahrtausend vor unserer Zeit. Obwohl in den schriftlichen Quellen wenig belegt, herrscht heute über die Grundeigenschaften der mykenischen Monarchie weitgehend Einigkeit.

Eine andere mykenische Gruppe, die wohl ebenfalls auf gewisse Weise zur Elite gehört, ist die der so genannten ‚collectors‘. Obwohl in den schriftlichen Quellen sehr gut belegt, sind Funktion, Status und Ur-sprung der ‚collectors‘ noch sehr umstritten.3

Es ist vor allem Sigrid Deger-Jalkotzys Verdienst, dass die Mykenologie über eine eingehende Studie zu einer besonderen mykenischen Elitengruppe verfügt: die e-qe-ta. In der Schlussbemerkung zum Buch „E-qe-ta“ platziert sie die e-qe-ta innerhalb der mykenischen Elite und schreibt über die e-qe-ta das Folgende – wo-bei diese Definition für mykenische Eliten allgemeine Gültigkeit besitzt:

1 Deger-Jalkotzy 1983, 89. � Carlier 1984, 3–134; Carlier 1990; Thomas 1976; Palaima 1995. Wenn Sigrid Deger-Jalkotzy die mykenische Monarchie diskutiert,

greift sie zurück auf Prinzipien von ‚Grundherrschaft‘ – eine ursprüngliche Herrschaft, die auf persönlichem Treueeid und Güter- und Landverteilung basiert (Deger-Jalkotzy 1996a, 7�0). Siehe auch Deger-Jalkotzy 1999.

3 Bennet 199�; Carlier 199�; Driessen 199�; Godart 199�; Killen 1995; Olivier �001; Rougemont 1998; Rougemont �001.

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„Als Ergebnis dieser Studie können wir festhalten, dass das Gefolgswesen bei den Griechen, so wie bei anderen indogermanischen Völkern, staatenbildende Wirkung und gesellschaftstragende Bedeutung bewies […]; […] bereits in mykenischer Zeit wirkten Ge-folgschaften bei der Errichtung von Herrschaften und bei Eroberungen, bei der Verwaltung eines Reiches und in der Sozialstruktur eines Staates.“4

Die von den Althistorikern auf mykenische Eliten angewendeten Definitionen und Terminologien sind von unterschiedlichen Richtungen beeinflusst. Ein durchgehender Ansatz in der Mykenologie sind kompa-rative Studien zu den Palästen im Nahen Osten.

Komparative Studien

Vergleiche zwischen bronzezeitlichen ägäischen und vorderorientalischen Gesellschaften haben tiefe Wurzeln.5 Ursprünglich sahen Forscher einen Antagonismus zwischen einer orientalischen semitischen Kul-tur und einer indogermanischen Kultur. Als dann Hrozný das Hethitische als indogermanische Sprache identifizierte,6 war das Bild einer einheitlichen vorderorientalischen Kultur nicht länger haltbar.

Aus linguistischen Gründen suchte die Wissenschaft vor allem Vergleiche zwischen indogermanischen Institutionen.7 So der Linear B-Forscher Leonard Palmer in Oxford, der für Linear B-Inschriften die Bedeu-tung des Hethtischen als Vergleichsmaterial betonte, weil er meinte, in den beiden indogermanischen Spra-chen, dem Griechischen und dem Hethitischen, vergleichbare sprachliche Wurzeln und vergleichbare indo-germanische Gesellschaftsstrukturen erkennen zu können.8

Die Beziehungen zwischen dem ägäischen und dem vorderorientalischen Raum folgen vermutlich poli-tischen und kulturellen Mustern. Es gibt in dieser Hinsicht zwei Interpretationen der Beziehungen zwischen bronzezeitlichen Kulturen: 1. Manche Kulturen dominieren und inspirieren andere, kleinere und/oder schwächere Kulturen; oder �. zwischen Kulturen herrscht ein einigermaßen ausgeglichener Austausch.

Als Exponent für die erste Situation gilt Horst Klengels Analyse der syrischen Geschichte, in der er be-tont:„Der Rhythmus der syrischen Geschichte wurde gerade während der späten Bronzezeit […] weitgehend vom Einwirken auswärtiger Mächte bestimmt.“9

Andere Wissenschaftler, wie zum Beispiel C. Gordon, sahen eine ausgeglichene und gleichberechtigte Beziehung zwischen der Ägäis und dem Orient, in der eher Zusammenspiel als Dominanz vorherrscht.10 Für den ägäischen Raum förderte vor allem Colin Renfrew diese Sichtweise und plädierte gegen ex oriente lux.11 Renfrew beschreibt eigene, individuelle minoische und mykenische Zivilisationen. In der Einleitung seines Buches „The Emergence of Civilisation“ (197�) schreibt er:„I have come to believe that this widely held diffusionist view that Aegean civilisation was something borrowed by Europe from the Orient, is inadequate. It fails to explain what is actually seen in the archaeological record. We can no longer accept that the sole unifying theme of European prehistory was, in the words of Gordon Childe, the irradiation of European barbarism by Oriental civilisation.“1�

4 Deger-Jalkotzy 1978, �11. 5 Melena 1984; Uchitel 1974. 6 Hrozný 1916. 7 Benveniste 1966–74. 8 Palmer 1955; Palmer 1956; Jasink 198�, 9�–3; Carlier �006, �96–7. 9 Klengel 1969, �0. 10 Gordon 196�, �3: „At no time were the Near East and the Aegean out of touch with each other, though in some periods, such as

the Amarna and Hellenistic Ages, the contacts were especially strong.“ 11 Renfrew schreibt in der Einleitung seiner Monographie von 197� (XXV): „When Heinrich Schliemann discovered Troy in 1871,

and then the rich princely burials in the Shaft Graves at Mycenae, with their gold drinking vessels and their ingeniously decorated weapons, he inaugurated the study of Aegean prehistory. Yet the Mycenaean civilization which he discovered was not at first generally accepted as something distinctively European or Aegean. Many scholars felt that such rich and sophisticated objects must have been manufactured in the well-known and more advanced civilizations of the Near East and Egypt. Today the indivi-duality of the Mycenaeans, and of the Minoan civilization of Crete, is everywhere recognised. Yet is it widely felt that these civi-lizations of Europe were an offshoot of oriental civilization, by which they were inspired, and without which they would not have existed.“

1� Das Buch wurde der Erinnerung an Gordon Childe gewidmet.

301Eliten und Elitenbildung in der Mykenologie

Parameter für komparative Studien orientalischer und mykenischer Gesellschaften ist, nach Meinung Sigrid Deger-Jalkotzys, die Präsenz ähnlicher sozialer und ökonomischer Strukturen. Sie benennt dazu die Sklaverei als Teil der sozialen Struktur.13 Für ihre Arbeiten zieht sie Material aus der mittelassyrischen, spätassyrischen, und neubabylonischen Periode und das Alte Testament heran.14 Dieser Zugang, mit dem festen Blick auf den Orient, stellt eine Konstante in Sigrid Deger-Jalkotzys Bibliographie dar, die vielleicht von ihren Studien in Cambridge und ihrem langjährigen Kontakt mit John Chadwick beeinflusst wurde.15 Gemeinsam mit Michael Ventris beschäftigte sich Chadwick schon in der ersten Fassung von „Documents in Mycenaean Greek“ eingehend mit orientalischen Vergleichen, vor allem mit Ugarit.16

Anna Margherita Jasink wies auf die methodischen Probleme eines komparativen Ansatzes hin.17 Die Schwierigkeiten des Vergleichs zweier unterschiedlicher Kulturen ohne Beeinträchtigung durch von neuzeit-lichen Gesellschaftstheorien ausgehende Interferenzen, wie man sie bei Engels, Childe und Weber findet, und ohne Bezug auf moderne Gegebenheiten auf diesen Gebieten kommen hinzu.

Oikos-Theorien

„Ein bei der Interpretation der Sozialstruktur der Alten Welt viel zu wenig berücksichtigter Denkansatz geht von der ökonomischen Lehre Max Webers aus.“18

Das oikos-Konzept in Bezug auf die Bronzezeit wurde von P. de Fidio in einem Aufsatz eingehend ana-lysiert.19 Als ökonomische Institution tritt das oikos-Konzept erstmals 1865 in einer Studie von Karl Rodber-tus über römische Besteuerung in Erscheinung.�0 1893 greift Karl Bücher das Konzept auf, und verwendet es als im Altertum vorherrschende ökonomische Einheit.�1 Bücher bezeichnet es als ‚geschlossene Hauswirt-schaft‘ und stellt die These auf, diese Institution hätte in alten Gesellschaften bis ungefähr 1 000 nach Christus dominiert. Diese Interpretation der ökonomischen Struktur im Altertum wurde von Eduard Meyer kritisiert.�� Meyer sah im Altertum eher Mechanismen, die Ähnlichkeit mit modernen ökonomischen Struk-turen besaßen und kritisierte vor allem, dass Bücher Geld und Handel zu wenig Beachtung schenkte. Selbst-verständlich waren Meyer noch viele Gegebenheiten der mykenischen Gesellschaft unbekannt, jedoch be-rücksichtigte er, um die Existenz internationaler Transaktionen, Handel und privates Unternehmertum zu belegen, die vorderorientalischen Paläste aus dem 3. und �. Jahrtausend in seiner Analyse.

Auch Moses Finley ließ sich bei der Beschreibung bronzezeitlicher Gesellschaften vom Oikos-Konzept inspirieren. In seinen Arbeiten ist ein oikos ein geschlossenes und eher bescheidenes System aus Landwirt-schaft und einem strukturierten System von Arbeitskräften.�3

Klaus Kilian übertrug die oikos-Organisation und die oikos-Wirtschaft auf die SH IIIC-Gesellschaft.�4 1988 stellte Klaus Kilian dazu die These auf, dass die Basis für das mykenische Königtum bereits in der so

13 Deger-Jalkotzy 197�, 141: „As for the comparative material, we have to refer to civilizations where slavery was a part of the so-cial structure and where, at the same time, an organization of social and/or economic life comparable to the Mycenaean type can be observed. In the first place, this is true for the peoples of the Ancient Near East, contemporary with or earlier than the My-cenaean civilization. There is good reason to suppose that Mycenaean economy was structured, in principle, similarly to Meso-potamian and Syro-Palestinian patterns, although some variations, due to different requirements may be expected.“

14 Deger-Jalkotzy 197�, 141, Anm. 11. Landbesitzverhältnisse werden auch mit dem Orient verglichen. Die pylische E-Serie wird mit Quellen aus Altmesopotamien (vor allem durch die Arbeiten von I.-J. Gelb und I. M. Diakonoff), Nuzi-Texten, mittelassy-rischen Texten sowie Texten aus Ugarit und Alalakh verglichen, Deger-Jalkotzy 1983.

15 In der letzten Anmerkung von Deger-Jalkotzy 197� dankt sie John Chadwick. Siehe auch Deger-Jalkotzy 1998–99, 65. 16 Ventris und Chadwick 1973. 17 Jasink 198�; Heltzer 1988, 7–18. 18 Deger-Jalkotzy 1983, 101 mit Referenz zu Weber 197�. 19 De Fidio �000. �0 Rodbertus 1865. �1 Bücher 1906. �� Der Artikel wurde für den dritten Deutschen Historikerkongress 1895 geschrieben, aber später publiziert. Siehe Meyer 19�4. �3 Finley 1978. �4 Kilian 1985, 80.

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genannten proto-palatialen Periode in SH I und SH II etabliert gewesen sei. Aus dieser Oikos-Struktur wuchs eine königliche Ideologie heran.�5

In historiographischen Arbeiten über die Mykenologie, die in den letzten Jahren erschienen sind,�6 vor allem bei Pia de Fidio, werden Sigrid Deger-Jalkotzys von Max Weber inspirierten historischen Analysen herangezogen. Pia de Fidio, die sich eingehend mit der Geschichte der Mykenologie befasst hat, bespricht Sigrid Deger-Jalkotzys Forschung mehrmals: „It is in the field of Oriental studies that we see a more positive reaction, and even outright acceptance of the oikos theory, which we also find, as far as Mycenaean studies are concerned, in the recent definition, of declared Weberian origin, of the Mycenaean mo-narchy in terms of ‚ständisch-patriomoniale Herrschaft‘ as proposed by S. Deger-Jalkotzy.“�7

Genau genommen bezieht sich Sigrid Deger-Jalkotzy nur wenig auf Webers oikos-Theorien�8 sondern zieht Webers Theorien eher zur Analyse der Herrschaftsformen und Eliten heran. Vor allem in ihrem Ar-tikel über Charakter und Herausbildung der mykenischen Sozialstruktur von 1983 finden Webers Theorien deutlich Verwendung. Sigrid Deger-Jalkotzy weist die in den mykenischen Palästen realisierte Herrschafts-struktur dem Bereich der ‚traditionale[n] Herrschaft‘ Webers zu. Dieser Typus hat zwei Ausformungen: 1. Die ‚patrimoniale Herrschaft‘, die durch die persönliche Abhängigkeit der Untertanen vom Herrscher

definiert ist.�. Die ‚ständische Herrschaft‘, in der die Teilhabe an den Herrschaftsrechten, und damit ein eigener Stand,

durch Geburt besteht oder durch Verdienst erworben werden kann.

Sigrid Deger-Jalkotzy geht von einem Begriff *telos in mykenischer Zeit (vertreten te-re-ta und te-re-ja-e) aus, den sie mit den verschiedenen Bedeutungen von télos im 1. Jahrtausend v. u. Z. verbindet. Sie schließt daraus, dass mit *telos eine ehrenhafte Position, eine eigene Autorität und Würde bezeichnet wird, was sie zu folgender, deutlich von Weber inspirierter Interpretation veranlasst: „Man möchte also dem Gedanken näher treten, dass sich der königliche Sektor innerhalb der mykenischen Sozialordnung im Sinne der sogenannten ‚ständischen Herrschaft‘ unter den Ausformungen der traditionalen Herrschaft nach M. Weber organisierte, wäh-rend der Alte Orient deren ‚patrimoniale‘ Form realisierte.“�9

Diese ‚patrimoniale‘ Form wird folgendermaßen erklärt: „Es gab im Alten Orient keinen Adel im Sinne von M. Webers ‚appropriierende[n] ständische[n] Inhaber[n] von Herrengewalten‘ durch Geburt oder Verdienst. Position und Rang des patrimonial Abhängigen hingen vielmehr allein von der Gunst des Herrschers ab. Selbst die Höchstrangigen und Einflussreichsten konnten ihre Position verlieren (sofern sie nicht anderen Rückhalt besaßen), ein Vorgang, der beim Adel ständischer Prägung nicht ohne weiteres möglich wäre.“30

Die von Weber inspirierte Interpretation der Eliten weist also auf eine eher prekäre Situation der Eliten im Orient hin, während sich die mykenischen Eliten gemäß Deger-Jalkotzy in einer eher sicheren Position befunden haben dürften.

Ein dritter Weber-Beleg, diesmal aus dem Haifa-Symposium, veröffentlicht im Jahre 1988, der den Cha-rakter der Abgaben an die mykenischen Paläste diskutiert, ist in diesem Zusammenhang besonders interes-sant. Deutlich scheint mir hier ein Oszillieren zwischen einem orientalisch inspirierten Erklärungsmodell und einem von Weber inspirierten Erklärungsmodell vorzuliegen:„Die Belastungen, die den Gemeinden vom Staat = Palast kollektiv auferlegt waren, sind entweder als Gegenleistungen für die Überlassung des Bodens aufzufassen, oder aber als Leistungen, die dem Palast in seiner Eigenschaft als staatlicher Herrschaftsträger in Anerkennung dieser Herrschaft zu erbringen waren.“31

�5 Kilian 1988, �91–30�. �6 Über die Mykenologie in Österreich siehe Nosch �006. �7 De Fidio �000, 75; siehe auch de Fidio �006, 18: „[…] del tutto eccezionale è rimasto l’esplicito richiamo […], alle categorie

concettuali della sociologia di Max Weber (com’è avvenuto nello studio delle Herrschaftsformen tipiche della società micenea da parte di Sigrid Deger-Jalkotzy).“

�8 Oikos wird als ökonomisches Modell für die nachpalatiale Zeit benutzt in Deger-Jalkotzy 1991a, 57–9. �9 Deger-Jalkotzy 1983, 106. 30 Deger-Jalkotzy 1983, 106, Anm. 104. 31 Deger-Jalkotzy 1988, 43.

303Eliten und Elitenbildung in der Mykenologie

Dies bedeutet entweder eine Gegenleistung für die Überlassung des Bodens, etwa vergleichbar dem assyrischen ilku, oder, alternativ, „Leistungen, die dem Palast in seiner Eigenschaft als staatlicher Herrschafts-träger in Anerkennung dieser Herrschaft zu erbringen waren“, was eher den Einfluss von Webers charismati-scher Herrschafts-Anerkennung und vielleicht auch von Marcel Mauss’ „Essai sur le don“ widerspiegelt.3�

Der Palaststaat

Eine große Rolle in der Mykenologie spielt innerhalb der Entwicklung der politischen Institutionen und regierenden Strukturen die Position des mykenischen Palastsystems. Zwei vorherrschende Theorien konkur-rieren hier miteinander und man ist geneigt, sich der etwas ironischen Meinung Sigrid Deger-Jalkotzys von 1983 anzuschließen: „Was nun die mykenischen Verhältnisse betrifft, so wurde sowohl die Feudalthese wie auch die Vorstellung einer ‚asiatischen Despo-tie‘ bzw. ‚asiatischen Produktionsweise‘ an den Aussagen des Linear B-Materials erprobt. Voll ging die Rechnung aber nie auf.“33

Wenige Jahre später sollte Sigrid Deger-Jalkotzy selbst ein politisches und ökonomisches Modell für die mykenischen Paläste vorschlagen. Aber auch wenn sie die Ähnlichkeiten zwischen nahöstlichen und myke-nischen Gesellschaften, vor allem in sozialen Aspekten, anerkennt, wendet sie sich ab 1986, in Bezug auf die Unterschiedlichkeit der ökonomischen Systeme, wieder kritisch dieser Frage zu.34 Jedoch distanziert sich Sigrid Deger-Jalkotzy von den Begriffen ‚Near Eastern Economy‘ und ‚Asiatic Economy‘, da diese Begriffe keine Staatsform einbeziehen. Sie nuanciert damit auch bewusst Begriffe, wie sie sich bei John Killen35 und Moses Finley36 finden. John Killen seinerseits beginnt seinen Artikel über die mykenische Ökonomie mit dem Satz:„It has long been clear that the closest parallels for the type of economy which is revealed by the Linear B tablets are to be found, not in the later Graeco-Roman world, but in the contemporary and earlier ancient Near East (and incomparable societies in other areas and periods).“37

Anstatt von ‚asiatischer Ökonomie‘ zu sprechen, schlägt Sigrid Deger-Jalkotzy einen neuen Begriff vor, der durchaus in der Literatur erhalten geblieben ist: Palaststaat.38

Bei den dunklen Seiten und Problemen, die sich mit dem mykenischen Staat verbinden, handelt es sich nach Sigrid Deger-Jalkotzy nicht etwa um ursprüngliche Probleme oder staatsimmanente Konflikte, sondern um Konsequenzen einer extremen Zentralisation,39 und bei der extremen Zentralisation um einen charakte-ristischen und konstituierenden Teil des Palastsystems selbst.40 Die gesellschaftliche und politische Organi-sation im Palaststaat beruht nicht auf persönlicher Herrschaft oder auf persönlichen Bindungen zwischen Beamten und dem König, sondern auf einem „rationalen Verwaltungsprinzip territorialer Gliederung“.41 Auch wenn Treueeid, Familien, Sippen und viele andere Gruppierungen mit größter Wahrscheinlichkeit die mykenische Gesellschaft zusammengehalten haben, definieren diese Gruppen nicht den Palaststaat in sich: „Nicht der Personenverband und die persönlich an den König gebundene Herrschaft kennzeichneten den mykenischen Palaststaat, sondern das Zusammenwirken von Institutionen.“4�

3� Mauss 19�3–�4. 33 Deger-Jalkotzy 1983, 10�. 34 Deger-Jalkotzy 1988. 35 Killen 1985. 36 Finley 1973, �8; Deger-Jalkotzy 1988, 33. 37 Killen 1985, �41. 38 Deger-Jalkotzy 1988, 33: „Ich würde es vorziehen, von einer ‚Palastherrschaft‘ oder einem ‚Palaststaat‘ zu sprechen, auch in

Fällen wo dieses System ein Großreich umfasste.“ Siehe auch Deger-Jalkotzy 1987. 39 Deger-Jalkotzy 1996a, 718. 40 Deger-Jalkotzy 1996a, 718. 41 Deger-Jalkotzy 1991a, 56. 4� Deger-Jalkotzy 1996b, �0.

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Das öffentliche Leben im Palaststaat spielte sich teils auf der Ebene der monarchischen Zentralregierung,43 und teils auf der Ebene lokaler Grundbesitzverhältnisse ab.44 Sigrid Deger-Jalkotzy geht davon aus, dass die Gemeinden eine gewisse Selbständigkeit haben: Der Damos tritt als Geber von /dosmoi/ auf (PY Un 718.7), und die Gemeinden verteilen selbst e-to-ni-jo Rechte, zum Beispiel an die Priesterin.45 Die Zentraladminis-tration bleibt zunächst unbeteiligt. Jedoch stellt Sigrid Deger-Jalkotzy, inspiriert durch einen Vergleich mit hethitischen Quellen, die These auf, dass sich auch in der mykenischen Welt diese beiden ursprünglich ge-trennten Bereiche miteinander verbinden und dass der kommunale Bereich langsam in den staatlichen Bereich einfließt.46 Schon im „E-qe-ta“-Buch wurde eine ähnliche Theorie zur Entwicklung des Herrschaftsgebietes von Pylos vorgeschlagen. Allerdings geschehe dies auf Kosten kleinerer Staaten in der Umgebung.47

Die Errichtung des Palaststaats datiert Sigrid Deger-Jalkotzy in die Übergangszeit von SH IIB zu SH IIIA1. Diese Errichtung überlagerte oder besiegte die früheren Kleinkönigtümer, auch wenn Überreste der Grund-eigentumsverhältnisse in den mykenischen Palaststaaten erhalten blieben. Auslösende Faktoren für die Etab-lierung des Palaststaats sind nach Sigrid Deger-Jalkotzy die Eroberung Kretas und wahrscheinlich auch ein gewisser Einfluss der zentralisierten Gesellschaften des Vorderen Orients.48

Entwicklung der Eliten

Ein viel diskutierter Titel – qa-si-re-u/basileus – soll hier als Beispiel in die Elitediskussion einbezogen werden. Pierre Carlier definierte mehrere Charakteristika: Ein qa-si-re-u übt Kontrolle über Bronzeverarbei-tung in einigen Gegenden aus; ein qa-si-re-u übt Kontrolle über Verbände namens qa-si-re-wi-ja aus; ein qa-si-re-u erscheint in den Linear B-Texten oft in Zusammenhang mit Kultpersonal und könnte mit Heiligtümern verbunden sein.49 Sigrid Deger-Jalkotzy betont dazu die mögliche Erblichkeit des Amtes qa-si-re-u und seine Autorität über Mannschaften und Verbände, die mit Handwerk oder Militärdienst beschäftigt sind.50

Woher stammen die qa-si-re-we? Sigrid Deger-Jalkotzy interpretiert sie als Nachkommen der früheren Kleinkönige, die vor SH II und vor dem Palaststaat in Griechenland regierten.51 Palaima datiert den Ursprung der qa-si-re-we sogar in die mittelhelladische Zeit.5� In SH IIIC erfolgte dann der Aufstieg von lokaler Füh-rung zum Königtum.53

Für mehrere Forscher sind die Schachtgräber in MH III ein Zeichen für den Aufstieg mykenischer Eliten.54 Ob die Veränderungen in MH III als Resultat einer längeren Entwicklung zu sehen sind oder ob sie als ein neues Phänomen verstanden werden müssen, wird in einem Aufsatz von Sofia Voutsaki diskutiert. Sofia

43 Deger-Jalkotzy 1983, 89–90: „Der staatliche Eigentumssektor an Grund und Boden ist einerseits im /temenos/ des Königs und des /lawagetas/ zu sehen und […] in der als ko-to-no ki-ti-me-na bezeichneten Landkategorie.“

44 Deger-Jalkotzy 1983, 90–1: „Die Ebene der lokalen Grundbesitzverhältnisse manifestiert sich in dem als ka-ma und ke-ke-me-na ko-to-na bezeichneten Land. Zumindest ein Teil dieses Grund und Bodens lag in der Verfügungsgewalt der als /dāmos/ bezeich-neten Körperschaft, unter der man sich die (ländliche) Siedlungsgemeinschaft einzelner Ortschaften (Dörfer) vorstellen wird. Die Verfügungsgewalt des /dāmos/ im Rahmen des ke-ke-me-na Landes geht aus der Zuweisung von Nutzanteilen an Einzelper-sonen unter der Formel e-ke o-na-to ke-ke-me-na ko-to-na pa-ro da-mo (die verschiedenen Stilisierungsvarianten spielen dabei im gegenwärtigen Zusammenhang keine Rolle) hervor. Auch die Klassifizierung eines Grundanteils als da-mi-jo in PY Ea 803 führt zum selben Schluß. Weiters gibt uns der glückliche Umstand, dass in PY Eb 297 der Terminus ko-to-no-o-ko anstelle von /dāmos/ (Ep 704.5) aufscheint, die Möglichkeit, innerhalb des umfassenden Begriffes dāmos feiner zu differenzieren: Es war offenbar ein als /ktoinohokhoi/ bezeichneter Kreis von /dāmos/-Mitgliedern, welcher über die ke-ke-me-na Ländereien verfüg-te.“

45 Deger-Jalkotzy 1983, 91; PY Ep 704. 46 Deger-Jalkotzy 1988, 47. 47 Deger-Jalkotzy 1978, �01. 48 Deger-Jalkotzy 1996b, �3: „Auslösender Faktor war sicherlich die Eroberung Kretas durch mykenische Griechen. Allerdings gibt

es, wie schon erwähnt, Hinweise darauf, daß auch der extreme Zentralismus der vorderasiatischen Reiche das Vorbild für die neue Herrschaftsform in Griechenland bot.“

49 Carlier 1995. 50 Deger-Jalkotzy 1996b, 18–9. 51 Deger-Jalkotzy 1996b, �1; siehe auch Kilian-Dirlmeier 1986; Voutsaki 1995. 5� Palaima 1995. 53 Deger-Jalkotzy 1991b. 54 Kilian-Dirlmeier 1995, 49–51.

305Eliten und Elitenbildung in der Mykenologie

Voutsaki präsentiert die unterschiedlichen Meinungen in der Wissenschaft zum Thema Elitenentwicklung.55 In ihrer Analyse von Gräberfunden und Bestattungspraxis kommt sie zu dem Schluss, dass die Schachtgräber-Eliten noch keine stabile Schicht bildeten56 und sich aus ‚kinship‘-Relationen in MH I–II entwickelt haben: „My hypothesis regarding MH I–II social structure is that the main organising principle during this period was kinship rather than wealth or social status; that authority, being inscribed and embedded in kin relations, did not require legitimation by means of ela-borate practices and material distinctions.“57

Als unterstützende Faktoren für die Elitenentwicklung in MH III bildet sich vor dem Hintergrund der mittelhelladischen Periode ein Amalgam aus externen und internen Faktoren. Klaus Kilian und Imma Kilian-Dirlmeier beschreiben, wie sich ab SH I aus den mittelhelladischen Elitestrukturen die mykenische Monar-chie herauskristallisiert.58

Hinsichtlich der Frage nach dem Verlauf der Entwicklungsgeschichte der mykenischen Eliten plädiert Sigrid Deger-Jalkotzy für eine langjährige endogene griechische Sonderentwicklung. In einer Diskussion der qa-si-re-we macht sie diese zum Teil einer Entwicklungstheorie: „[…] these local chieftains were the successors of the elite groups who had held sway over the small polities which formed the geo-graphical map of the Early Mycenaean Age. The Mycenaean palace system emerged and several of those petty principalities were incorporated into the territory of a Mycenaean palace kingdom, and their rulers were reduced to the status of a small scale, local aristocracy.“59

Diese Interpretation findet heute bei den meisten Forschern Zustimmung.60 Interessanterweise wird auch eine alternative Eliten-Entwicklungstheorie vorgestellt:„Es mag kein Zufall sein, dass sich – ungefähr zu derselben Zeit wie die mykenischen Zentren – im Orient das Alte Reich der He-thiter und der hurritische Staat Mitanni konstituierten. So liegt der Schluss nahe, dass die führenden mykenischen Kreise zugleich mit dem neuen Kriegs- und Prestigegerät die ‚dazu passende‘, oben kurz skizzierte Sozialstruktur übernahmen. Die Parallelen zwi-schen der mykenischen Gesellschaftsordnung und den Verhältnissen im Alten Orient finden so eine zwangslose Erklärung. Sicher kann man an eine parallele Spontanentwicklung denken. Die innere Logik spricht aber m. E. eher für eine Übernahme, doch haben die Mykenäer zweifellos eigene Modifikationen vorgenommen.“61

Besondere Berücksichtigung in den Arbeiten Sigrid Deger-Jalkotzys findet die politische Struktur in der SH IIIC-Periode. Durch die Kombination archäologischer Befunde mit historischer Theorie und sprach-wissenschaftlichen Belegen zeigt Sigrid Deger-Jalkotzy, wie die frühere Herrschaftsideologie in SH IIIC mit Tholosgräbern, Megaronplan und Freskenmalerei sowie kriegerischen Themen in der Vasenmalerei reakti-viert wird.6� In dieser Zeit wird der Würden-Titel basileus wieder belebt oder eingesetzt. Sigrid Deger-Jal-kotzy bringt dies mit Zypern, der dortigen Keramik im 1�. und 11. Jahrhundert, und dem zypriotischen Kö-nigstitel pa-si-re-u-se/basileus in Verbindung.

Die Anthropologie als Methode in der Analyse der Eliten

Schon Colin Renfrew hat in den 70er-Jahren von einem ‚great divide‘ zwischen Archäologie und Anthro-pologie gesprochen. In den 80er-Jahren spielte die Anthropologie eine bedeutende Rolle in der Altertums-kunde und in der klassischen Archäologie.

55 Voutsaki 1999, 105–7, 11�–3. 56 Voutsaki 1999, 11�: „I suggest that the Shaft Grave riches are not really, or not only an expression of the power of the Shaft Grave

elite, but rather an indication that its claims to power are still tenuous and contested.“ 57 Voutsaki 1999, 107. 58 Kilian-Dirlmeier 1986; Kilian 1988. 59 Deger-Jalkotzy 1998–99, 73. 60 Siehe z. B. Palaima 1995, 1�3–5. 61 Deger-Jalkotzy 1983, 109; siehe auch Deger-Jalkotzy 1996b, 17: „In jedem Fall ist man sich darüber einig, daß die Entstehung

des /wanax/-Königtums mitsamt der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Ordnung der mykenischen Palaststaaten nicht auf dem Weg einer endogenen, einheimischen helladischen bzw. griechischen Entwicklung entstanden sein konnte, sondern aus-wärtigen Vorbildern verpflichtet war.“

6� Deger-Jalkotzy 1998, 336–8.

Marie-Louise B. Nosch306

James Wright analysiert die Entwicklung ‚from chief to king‘ in der mykenischen Gesellschaft, vom Anfang der mykenischen Gesellschaft Ende der mittelhelladischen Periode bis zu den Anfängen der Palastgesell-schaft in der Zeit um SH IIIA.63 Zu diesem Zweck greift er zurück auf Theorien und Modelle, wie sie in den Arbeiten der Anthropologen T. Earle,64 M. Fried,65 J. Friedman and M. Rowlands entwickelt wurden.66 Hier werden Begriffe und theoretische Modelle wie ‚secondary state formation‘ (M. Fried), ‚prestige exchange mechanism‘ (Friedman und Rowlands), und ‚chiefdoms‘ (T. Earle) herangezogen. Das Redistributions-Kon-zept gemäß Wright macht in dieser Periode von MH bis SH III, in der die Eliten eine bedeutende Rolle spielen, eine Wandlung durch. Im ‚chiefdom‘ dient die Redistribution der Festigung der Autorität des An-führers und der Unterstützung seiner Helfer. In der Palastzeit hingegen unterstützt die Redistribution die gesamte Palaststruktur und dient der Unterstützung der Ökonomie des Palaststaates. Die Helfer befinden sich jetzt in Ämtern, die unabhängig von Personen definiert werden.67

Allerdings ist die Anthropologie in die Mykenologie sehr spät und eigentlich erst in den letzten Jahren vorgedrungen.68 Es ist deshalb interessant zu sehen, dass es auch in den Arbeiten von Sigrid Deger-Jalkotzy schon früh anthropologische Ansätze gab. 1996 fallen Begriffe wie die von „gentil strukturiertem Gemein-wesen“ und „[…]politische[n] Organisationsformen, die auf den Grundlagen von Verwandtschaftsverbänden oder von gentilen Strukturen aufgebaut waren.“69 In ihrer Diskussion der Titel qa-si-re-u, ke-ro-te, ke-ro-si-ja kommt Sigrid Deger-Jalkotzy zu der Aussage:

„The later semantic developments of these terms lead to the conclusion that in the Mycenaean period, too, there existed societies which were based on kin groups (sibs) which were subdivided into decent groups (lineages? ramages?). […] In view of the highly developed social structure of the Early Mycenaean period which had formed the background of this organisation, it may further be assumed that it was a ranked society, and that qa-si-re-u should not be seen in terms of a ‘headman’, but as a chieftain and leader of his kin group. Ke-ro-si-ja then would signify a (governing) body consisting of ‘senior’, that is to say the most distinguished members of a kin group, who were perhaps representatives of descent groups.“70

Sigrid Deger-Jalkotzy bedient sich hier Termini wie ‚ranked‘ und ‚kin group‘, und verwendet das germa-nische sib in anthropologischer Bedeutung – in die Fachliteratur eingeführt wurde dieser Terminus von amerikanischen Anthropologen als Bezeichnung für einen Klan ohne territorialen Bezugspunkt und/oder Ursprung.71

Die Anthropologie hat als Erste die Frage nach dem lokalen, familiengebundenen Adel oder der Elite gestellt. Weder die Linear B-Täfelchen noch die Archäologie geben hierüber eingehend Aufschluss. Hin-gegen sind sich die meisten Forscher einig, dass es solche Verbände gegeben hat. ‚Phratrie‘ und ‚Phyle‘ sind alte Worte, die sehr wahrscheinlich sowohl semantisch wie morphologisch nicht erst im 1. Jahrtausend ent-standen sind. Sigrid Deger-Jalkotzy deutet ke-ro-si-ja als Kollegium von Sippenhäuptern oder Exponenten der Gentilgruppen.7�

Zusammenfassung

In jedem Zweig der Wissenschaft lohnt sich für die beteiligten Wissenschaftler von Zeit zu Zeit ein Rück-blick, nicht nur, um Kollegen über die Schulter zu schauen, sondern um die Prozesse des wissenschaftlichen Betriebs verstehen zu lernen. Hans-Joachim Gehrke betont dies in seiner Bilanz der Alten Geschichte und ihrer Entwicklung im �0. Jahrhundert:

63 Wright 1995; siehe auch Wright 198�. 64 Earle 1987; siehe auch Beiträge von Earle über die Entwicklung von ‚chiefdoms‘ in Earle 1991, 5–8, 71–99. 65 Fried 1967. 66 Friedman und Rowlands 1977. 67 Wright 1995, 66. 68 Als Beispiel siehe Beiträge in Galaty und Parkinson 1999. 69 Deger-Jalkotzy 1998, 334. 70 Deger-Jalkotzy 1998–99, 76–7. 71 Deger-Jalkotzy 1998–99, Anm. 6�. 7� Deger-Jalkotzy 1996b, �0.

307Eliten und Elitenbildung in der Mykenologie

„Vergleichbar mit Trends in vielen anderen Fächern, nicht zuletzt auch in denen des altertumswissenschaftlichen Spektrums, wird auch die Geschichte des eigenen Faches immer eingehender erforscht. Insofern Selbstvergewisserung und Standortbestimmung zweifellos genuine Aufgaben jeden wissenschaftlichen Tuns sind, sind derartige Untersuchungen unerlässlich und bedeutsam. Un-verkennbar ist freilich auch, dass sich dabei nicht selten eine Tendenz zur Produktion von ‚Tertiärliteratur‘ ergibt, die uns gegenüber manchen Verästelungen der Wissenschaftsgeschichte skeptisch stimmen sollte, wenn diese nach dem Gesichtspunkt des ‚l’art pour l’art‘ getrieben wird.“73

Thema dieses Bandes sind das Konsumverhalten und die entsprechenden Strategien der Eliten von der mykenischen Palastzeit bis zur homerischen Epoche. In der Mykenologie – und in den Arbeiten von Sigrid Deger-Jalkotzy – finden sich zwei Interpretationen von Eliten: ein für Besteuerung, Abgabesysteme und Arbeitsorganisation der Bevölkerung verantwortliches Beamtentum; und, etwas an den Rand gedrängt, lo-kale Eliten mit Strategien, um Reichtum und Konsum zu manifestieren.

Die noch andauernde Diskussion über das Verhältnis zwischen mykenischer und homerischer Zeit prägt unsere Wissenschaft seit vielen Jahren. Im Bezug auf Linear B wurde die Diskussion von Fritz Gschnitzer74 und Anna Morpurgo Davies75 in ihren Analysen von Kontinuität und Bruch im Linear B-Vokabular initiiert. Der Kongress von 1988 „Transizione dal miceneo all’alto archaismo“,76 und nicht zuletzt das Symposium „The History of the Hellenic Language and Writing: From the Second to the First Millennium B.C. Break or Continuity?“ von 1996 haben uns gleichermaßen geprägt und Historiker und Archäologen neuerlich in die Diskussion einbezogen.77 Sigrid Deger-Jalkotzy hat zu dieser Diskussion beigetragen, indem sie vor allem die Periode SH IIIC differenziert und präzisiert78 und die Peripherie und die Elite ins Spiel bringt. Ihre Meinung zum Thema Bruch – Kontinuität scheint in den letzten Jahren eher in der Richtung des Bruches gegangen zu sein. Neue archäologische Funde, Studien und Erkenntnisse „unterstreichen den fast unüberbrückbaren Unterschied zwischen den sozialen ökonomischen und politischen Verhältnissen, wie sie aus den Linear B-Texten und den archäologischen Überresten der spätbronzezeitlichen Paläste erschlossen werden können, und der Welt der homerischen Epen.“79 Den klaren Bruch zwischen der mykenischen Periode und der nach-folgenden Zeit sieht sie im Unterschied zwischen den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen der Palaststaaten und jenen des 1. Jahrtausends.80

Dr. Marie-Louise B. Nosch Department of History University of Copenhagen Njalsgade 10� DK-�300 Kopenhagen Dänemark [email protected]

73 Gehrke 1995, 187. 74 Gschnitzer 1979. 75 Morpurgo-Davies 1979. 76 Musti et al. 1991. 77 Society for the Study and Spreading of Hellenic History 1998. 78 Sie zieht Bilanz über ihre Meinung zum Thema Kontinuität und Bruch sowie mykenische Zeit – homerische Zeit in Deger-Jalkotzy

1996b, 15: „Ich selbst verstand homerisches Königtum zwar auch als ein dichterisches Konstrukt der epischen Tradition haupt-sächlich der ‚Dark Ages‘, gestand ihm aber – im Unterschied zu A. Heubeck’s Position – zu, daß es im Lauf dieser Überlieferung reale Gegebenheiten der jeweiligen politischen und sozialen Entwicklungen absorbierte und auf dem Weg der spezifischen Technik der epischen Aoiden in den Stoff- und Formelbestand der ‚Oral Poetry‘ einarbeitete. Unschwer ist der Einfluß der Theorie G.S. Kirk’s von einem dichterischen ‚Amalgam‘ auf diese meine Sichtweise zu erkennen, der die homerischen βασιλῆες im wesentlichen als Vertreter eines Heerkönigtums erschienen, das aus der Wanderungszeit des 1�.–10. Jahrhunderts hervorgegangen war […]“

79 Deger-Jalkotzy 1996b, 16; siehe auch Deger-Jalkotzy 1991a, 58: „Demnach stehen wir vor einem fundamentalen Unterschied zwischen dem mykenischen Palaststaat und dem homerischen Gemeinwesen.“

80 Persönliche Mitteilung von Sigrid Deger-Jalkotzy in E-mail vom 16.01.06.

Marie-Louise B. Nosch308

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