DER SCHATZ DER KÖNIGIN? VÖLKERWANDERUNGSZEITLICHE SCHATZFUNDE UND WEIBLICHE ELITEN

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Römisch-Germanisches Zentralmuseum Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte WEIBLICHE ELITEN IN DER FRÜHGESCHICHTE FEMALE ELITES IN PROTOHISTORIC EUROPE Internationale Tagung vom 13. bis zum 14. Juni 2008 im RGZM im Rahmen des Forschungsschwerpunktes »Eliten« Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 2011 Dieter Quast (Hrsg.) Sonderdruck aus

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Römisch-Germanisches ZentralmuseumForschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte

WEIBLICHE ELITEN IN DER FRÜHGESCHICHTE

FEMALE ELITES IN PROTOHISTORIC EUROPE

Internationale Tagung vom 13. bis zum 14. Juni 2008 im RGZMim Rahmen des Forschungsschwerpunktes »Eliten«

Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 2011

Dieter Quast (Hrsg.)

Sonderdruck

aus

Dieter Quast

Weibliche Eliten – eine Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Hierarchien und Selbstdarstellung weiblicher Eliten in der Frühgeschichte

Matthias Hardt

Königstöchter – Konkubinen – Hausherrinnen. Gesellschaftliche Stratifizierungen weiblicher Mitglieder der merowingerzeitlichen Oberschicht anhand schriftlicher Quellen . . . . . . . . . . . . 7

Ursula Koch

Hierarchie der Frauen merowingerzeitlicher Hofgesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Ulla Lund Hansen

Women’s World? Female Elite Graves in Late Roman Denmark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Max Martin

Merowingerzeitliche Wagengräber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Antoinette Rast-Eicher, Patrick Périn

Die merowingerzeitlichen Frauenbestattungen aus der Basilika von Saint-Denis. Neue interdisziplinäre Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

Gabriele Graenert

Grabausstattung und Standesbewusstsein – eine Problemskizze zur romanischen Beigabensitte mit Fallbeispielen aus der Burgundia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

Orsolya Heinrich-Tamáska

Frühe »Awarinnen« und späte »Germaninnen«? Bemerkungen zur Interpretation reicher Frauengräber der Frühawarenzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Lotta Fernstål

Female Boat Graves in Sweden. Aspects of Elite and Cosmopolitanism during the Late Iron Age . . . . 111

Dieter Quast

Der Schatz der Königin? Völkerwanderungszeitliche Schatzfunde und weibliche Eliten . . . . . . . . . . . . 121

Weibliche Eliten in Kult, Religion und Jenseits

Michael J. Enright

Warlords and Women in the First Millennium. The Case of the Prophetess, and the Experience of the Followers’ Wives and Daughters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

INHALT

Jacek Andrzejowski

Out of the Social Structure? A Late Roman Period Female Grave from Jartypory, Eastern Poland . . . . 185

Eszter Istvánovits, Valéria Kulcsár

Satana and Others: Priestesses, Witches and Queens of the Steppe-Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201

Rudolf Simek

The Late Roman Iron Age Cult of the matronae and Related Germanic Deities . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

Margrethe Watt

Images of the Female »Elite«? Gold Foil Figures (Guldgubbar )

from the 6th and 7th Century Scandinavia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

John Ljungkvist

Mistresses of the Cult – Evidence of Female Cult Leaders from an Archaeological Perspective . . . . . . 251

Anne-Sofie Gräslund

Female Elites in Viking Age Scandinavia during the Christianization . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267

Antje Kluge-Pinsker

Weibliche Würdenträger in klerikalen Kontexten des Frühmittelalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279

Vernetzung weiblicher Eliten

Timo Stickler

Römisch-barbarische Heiratsbeziehungen in der Völkerwanderungszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297

Jan Schuster

Frühe Gräber weiblicher Eliten bei den Germanen und ihre Vernetzung im Barbaricum . . . . . . . . . . . 307

Marzena J. Przybyła

Die Regionalisierung der reichen Frauentracht und die Nachweismöglichkeiten

jüngerkaiserzeitlicher Heiratskreise am Beispiel Nordeuropas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321

Karen Høilund Nielsen

Animal Style and Elite Communication in the Later 5th and 6th Centuries . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361

Alexandra Pesch

Gold Bracteates and Female Burials. Material Culture as a Medium of Elite Communication

in the Migration Period . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377

Dieter Quast (unter Mitwirkung von Dominique Wiebe)

Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399

Verzeichnis der Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409

DIETER QUAST

DER SCHATZ DER KÖNIGIN?

VÖLKERWANDERUNGSZEITLICHE SCHATZFUNDE UND WEIBLICHE ELITEN

Untersuchungen zu Eliten in der Vor- und Frühgeschichte erfolgen zumeist auf der Grundlage von Prunk-gräbern 1. Betrachtet man derartige Bestattungen der ersten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrtau-sends, so fällt auf, dass sie quasi eine »wellenartige« Erscheinung sind: Es gibt bestimmte Zeiten mit Prunk-gräbern und solche ohne. Frühgeschichtliche Prunkgräber stellen echte Horizonte dar, die anhand einzelnerFundorte treffend zu charakterisieren sind: In der älteren Kaiserzeit sind es die Lübsow-Gräber, in derjüngeren Kaiserzeit die Haßleben-Leuna-Gruppe, in der Attilazeit die Bestattungen der Gruppe Unter -siebenbrunn und zeitlich direkt daran anschließend der Horizont Apahida-Rüdern-Tournai 2. Vergleicht mandas Geschlechterverhältnis innerhalb der einzelnen Horizonte, so gewinnt man den Eindruck, dass einederartige Bestattung mehr Männern als Frauen zukam – sicher zu quantifizieren ist das derzeit aber nicht 3.Natürlich gibt es herausragende Frauengräber, etwa das der Fürstin von Haßleben (Kr. Sömmerda) oder dasBootsgrab von Oseberg (Slagen, Vestfold/N), doch sind diese nicht nur aufgrund ihrer Beigaben in Archäo -logenkreisen so bekannt, sondern auch, weil sie eben auffällige Ausnahmen darstellen 4. Lediglich in derGruppe Untersiebenbrunn scheint dieses Geschlechterverhältnis zu kippen. Es gibt zwar auch in der

121Weibliche Eliten in der Frühgeschichte

Abb. 1 Verbreitung der polychromen Silberblechfibeln der »Werkstattgruppe Szilágysomlyó«: 1 Airan (Valmeray, com. Moult, dép. Cal -vados/F). – 2 Gelénes (Kom. Szalbolcs-Szatmar-Bereg/H). – 3 Kerč (Krim/UA). – 4 Laskov(?) (Volyns’ka obl./UA). – 5 Młoteczno (ehem.Hammersdorf, woj. Warmińsko-Mazurskie/PL). – 6 Nežin (Černigovs’ka obl./UA). – 7 Poršnino (Orlovskaja obl./RUS). – 8 Rábapordany(Kom. Győr-Moson-Sopron/H). – 9 Regöly (Kom. Tolna/H). – 10 Szilágysomlyó (heute Şimleul Silvaniei, jud. Sălaj/RO). – 11 Un ter sieben -brunn (Gde. Gänserndorf, Niederösterreich/A). – 12 »Varese« (Prov. Varese/I). – 13 Velţ (jud. Sibiu/RO). – (Zusammenstellung nach Stark2000, 140f.).

Stufe D 2 – also grob gesagt in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts – prunkvolle Männergräber, etwa inWolfsheim (Lkr. Mainz-Bingen) und Altlussheim (Rhein-Neckar-Kr.) 5, doch wird der Horizont zweifellos vonFrauenbestattungen mit polychromen Fibeln bestimmt 6. Trotz der enormen Verbreitung derartiger Gräberzeichnet sich ein Schwerpunkt im Karpatenbecken ab, also im hunnischen Herrschaftsbereich (Abb. 1).Dort werden diese Frauengräber im Allgemeinen der »ostgermanischen Koine« zugeschrieben, einem vonVolker Bierbrauer geprägten Terminus 7. In diesem Kulturkreis war es nicht üblich, Männer mit Waffen undReitzubehör auszustatten, so dass sie archäologisch nicht nachweisbar sind 8. Das Geschlechterverhältnisdes Horizontes Untersiebenbrunn ist also der Beigabensitte geschuldet.Verlässt man die Ebene der Prunkgräberarchäologie, so bieten auch die Schatzfunde einen möglichenZugang zu den weiblichen Eliten der Attilazeit 9. Seit Langem bekannt sind die Komplexe aus Szilágysomlyó(heute Şimleul Silvaniei, jud. Sălaj/RO), Pietroasa (Pietroasele, jud. Buzău/RO) und Cluj-Someşeni (jud.Cluj/RO), doch beschäftigten sich die bisherigen Forschungen hauptsächlich mit dem Versuch einermöglichst präzisen chronologischen Einordnung, um daraus eine Zuweisung zu einem der im jeweiligenRaum durch die Schriftquellen nachgewiesenen Stämme zu gewinnen. Gepiden, Ostgoten, Westgoten –bei letzteren sogar namentlich Athanarich (†381) – wurden als Eigentümer der Schätze von Szilágysomlyóund Pietroasa erwogen 10. Eng mit diesen Zuweisungen sind die Gründe für die Verbergung der großenvölkerwanderungszeitlichen Schatzfunde des Karpatenbeckens verknüpft: Sie werden einhellig in den

122 D. Quast · Der Schatz der Königin?

Abb. 2 Lage der im Text behandelten Schatzfunde mit Bestandteilen weiblicher Kleidung und einiger großer Solidus- und Barrenhorteaus dem Karpatenbecken (� Kleidungszubehör; � Münzen/Goldbarren): 1 Desana (Prov. Vercelli/I). – 2 Reggio Emilia (Prov. ReggioEmilia/I). – 3 Zamość (woj. Lublin/PL). – 4 Bíňa (okr. Nové Zámky/SK). – 5 Budapest (H). – 6 Szikáncs (Hódmezővásárhely, Kom. Cson -grád/H). – 7 Szilágysomlyó (heute Şimleul Silvaniei, jud. Sălaj/RO). – 8 Cluj-Someşeni (jud. Cluj/RO). – 9 Feldioara (jud. Braşov/RO). –10 Crasna (jud. Covasna/RO). – 11 Pietroasa (jud. Buzău/RO).

123Weibliche Eliten in der Frühgeschichte

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politisch unruhigen Zeiten gesehen, die vielerorts zu profanen Versteckfunden führten. Neben diesenProblemen der historischen Einordnung wurden immer wieder einzelne Sachgruppen der Schatzfundebearbeitet, etwa die Kette aus Szilágysomlyó, die Medaillons, einzelne Gefäße und natürlich die Fibeln 11.Die Zusammensetzung, die verarbeiteten Materialien und die handwerkliche Qualität der Objekte ließen beikeinem Bearbeiter Zweifel daran aufkommen, dass es sich um (Teile von) Königsschätze(n) handelnmüsse 12. Vergleicht man die reichen völkerwanderungszeitlichen Schatzfunde des Karpatenbeckens, so werden trotzder geringen Gesamtzahl zwei Gruppen erkennbar (Abb. 2): Es gibt reine »Rohmaterialschätze« wie dieMünzschätze aus Bíňa (okr. Nové Zámky/SK) und Szikáncs (Hódmezővásárhely, Kom. Csongrád/H) sowie dieGoldbarrendepots aus Crasna (Sita Buzăului, jud. Covasna/RO) und Feldioara (jud. Braşov/RO) 13. Eineweitere Gruppe enthält Schmuck sowie Edel- und Buntmetallgefäße, aber anscheinend nie Münzen; auchMilitaria fehlen komplett, und Teile männlicher Kleidung sind sehr selten (Tab.1). Geradezu auffällig sindhingegen die vielen qualitativ hochwertigen Bestandteile weiblicher Kleidung. Dennoch gibt es keine Schatz-funde, die ausschließlich Objekte aus der weiblichen Welt enthalten. Wie ist dieser auffällig hohe Anteil anBestandteilen der weiblichen Kleidung gerade in Szilágysomlyó zu erklären, und inwiefern korrespondiert ermit dem weitgehenden Fehlen männlicher Prunkgräber? Vergleiche der einzelnen Schatzfunde unterein-ander, aber auch mit anderen zeitgleichen Horten, bieten Interpretationsansätze. Zusätzlich zu den Fund-orten Szilágysomlyó und Cluj-Someşeni in Siebenbürgen sowie Pietroasa in der Walachei werden einigeKomplexe innerhalb des ehemaligen Römischen Reiches hinzugezogen – wenngleich fraglich bleibt, inwie-weit sich römische Strukturen in Pannonien erhalten haben, von wo ein kleiner Schatzfund aus dem Amphi-theater des antiken Aquincum, dem heutigen Budapest, stammt 14. Zwei weitere Komplexe, nämlich Desana(Prov. Vercelli/I) und Reggio Emilia (Prov. Reggio Emilia/I) aus Oberitalien, werden ebenfalls kurz gestreift,während die Fibelhorte aus den alamannischen Höhensiedlungen Runder Berg bei Urach (Lkr. Reutlingen)und Gelbe Bürg bei Dittenheim (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) hier ausgeklammert wer den 15. Eine inter-essante Referenz stellt der Schatzfund aus Zamość (woj. Lublin/PL) nördlich des Karpatenbogens dar.

DIE SCHATZFUNDE MIT WEIBLICHEM KLEIDUNGSZUBEHÖR

Der 1837 in einem Steinbruch entdeckte Fundkomplex von Pietroasa ist nur unvollständig überliefert 16.Von den mindestens 22 Objekten sind nur noch zwölf erhalten, die anderen gingen unmittelbar nach derEntdeckung verloren 17. Nur wenige Objekte sind der männlichen oder weiblichen Kleidung zuzuweisen.Unter den verschollenen Stücken werden aber mit Steinen verzierte Armbänder genannt, die mit hoherWahrscheinlichkeit Bestandteile einer weiblichen Schmuckausstattung waren. Die Fibeln sind nur teilweisezuweisbar: Die große »Adlerfibel« stellt sicherlich die Imitation einer römischen Kaiserfibel dar 18. Dasselbekönnte auch für die »kleine« Fibel aus Pietroasa zutreffen, allerdings gehört eine »kleine« Fibel auch zumFehlbestand – eventuell handelt es sich um ein Gegenstück zur Erhaltenen 19. Als Fibelpaar wäre es sichervon einer Frau getragen worden, genau wie die beiden »Ibisfibeln« (Abb. 3). Michael Schmauder hat auchfür den Goldhalskragen auf »die nächsten Vorbilder in der spätantik-frühbyzantinischen Frauentracht derKaiserin und ihres höfischen Umfeldes« hingewiesen 20. Den Großteil der Funde aus dem Schatz von Pietroasa bilden allerdings die Edelmetallgefäße. Ihre Funktionist kaum eindeutig zu klären. Ein Teil könnte sakralen Zwecken gedient haben, was die meisten Bearbeiterauch durch die Benennung der Goldschale mit der plastischen Frauenfigur als »Patera« zum Ausdruckbringen 21. Bei anderen Stücken handelt es sich wohl um Tafelgeschirr oder vielleicht sogar um Teile desthesaurus ohne praktische Funktion. Ein zumindest indirekter Bezug zur weiblichen Welt ergibt sich für das

124 D. Quast · Der Schatz der Königin?

Tafelgeschirr insofern, als das »Servieren« bei Banketten zu den Aufgaben der Frauen herrschaftlicher Fami-lien gehörte 22.Aus Szilágysomlyó liegen zwei Komplexe vor, die eventuell einen zusammengehörigen Schatzfund dar -stellen 23. Der erste wurde 1797 entdeckt, der zweite 1889 in unmittelbarer Nähe beim Kartoffelpflanzen.Michael Schmauder kam nach seiner sorgfältigen antiquarischen Analyse der Funde zu einem relativ großenDatierungsspielraum für die Zusammenstellung des Schatzes. Einen terminus ante quem stellt die Verber-gung des Gesamtkomplexes im zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts dar, einen terminus post quem derThesaurierungsbeginn in der Zeit um 360/370, der durch die Medaillons bestimmt werden kann 24. Für das Thema ist der zweite Fund von großem Interesse, denn er enthielt – neben einer goldenen Kaiser-fibel mit einem sorgfältig geschliffenen Schichtachat – zehn Fibelpaare (Abb. 4): ein Paar goldener Buckel-fibeln, zwei Paare massiver goldener Bügelfibeln, ein Paar Silberfibeln mit Goldblechverkleidung und Email-verzierung auf der Kopfplatte sowie sieben Paare polychromer Silberblechfibeln, die alle in der für dieGruppe charakteristischen Technik hergestellt wurden. Der Korpus aus Silber ist mit einem Goldblechverkleidet, auf dem die unterschiedlichsten Verzierungen angebracht sind: Cabochons, Cloisonné, Granu-lation, Filigran. Während ein erster Blick auf die Fibelpaare den Eindruck erweckt, dass sämtliche Nadel -

125Weibliche Eliten in der Frühgeschichte

Abb. 3 Die »Ibisfibeln« aus dem Schatzfundvon Pietroasa (jud. Buzău/RO) und die re -konstruierte Trageweise. – (Nach Kat. Frankfurt 1994, 235 Abb 98, 10; Brown 1972,115 Abb. 3). – o. M.

apparate fehlen, zeigen einige überlieferte Seitenleisten, dass der heutige Zustand der Fibeln durch dieunsachgemäße Bergung bedingt sein muss. Auffällig ist die z.T. starke Abnutzung der einzelnen Fibel-paare 25.Der erste Schatz von Szilágysomlyó ist durch die 15 Goldmedaillons charakterisiert. Während es sich beizwei von ihnen um barbarische Nachahmungen handelt, stammen die anderen aus dem RömischenReich 26. Interessanterweise enthält der erste Schatz aus der weiblichen Welt eine goldene Kette mit zahl-reichen Miniaturanhängern, für die Max Martin auf Vergleiche aus dem Mittelmeerraum hingewiesenhat 27. Zusammen mit der Kaiserfibel aus dem zweiten Schatz lassen die genannten Objekte die engenBeziehungen der barbarischen Oberschichten zum Römischen Reich erkennen.Noch deutlicher wird das bei dem 1963 bei Bodenarbeiten entdeckten Schatzfund aus Cluj-Someşeni(Abb. 5). Die Zusammensetzung könnte, trotz des Fehlens von Fibeln, auf ein Grab hindeuten, doch lagen

126 D. Quast · Der Schatz der Königin?

Abb. 4 Die Fibelpaare aus dem 1889 entdeckten Teil des Schatzes von Szilágysomlyó (heute Şimleul Silvaniei, jud. Sălaj/RO). – (NachSeipel 1999, 200ff. Kat.-Nr. 46-65). – M. = 1:4.

alle Gegenstände in einem Tongefäß 28. Die qualitativ hochwertigen Cloisonnéarbeiten zeigen stilistischeÄhnlichkeiten zu denjenigen aus den nur wenige Kilometer entfernten Apahida-Gräbern und erlaubendamit eine Datierung in die Stufe D3 (ca. 450-480/90). Die vegetabile Ornamentik der Rückseite desrunden Kettenanhängers aus Cluj-Someşeni lässt keinen Zweifel an der Herkunft aus einer oströmischenWerkstatt aufkommen 29. Ungefähr zeitgleich gelangte der Komplex in den Boden, der sich bei Ausgrabungen im Amphitheater desrömischen Militärlagers in Budapest fand (Abb. 6) 30. Auch hierbei handelt es sich um Funde, die ebenso gutaus der Bestattung einer Frau stammen könnten. Der Schatzfund wurde zwar lange Zeit in das 6. Jahrhun-dert datiert und mit den Langobarden in Verbindung gebracht, doch erlauben die eng verwandten Fibelnaus dem Grab von Repcelak (Kom. Vas/H) keinen Zweifel an einer Einordnung in die Stufe D3 31. Während die beiden zuletzt genannten Horte in ihrer Zusammensetzung durchaus der Kleidungsausstat-tung eines reichen Frauengrabes vergleichbar sind, ähneln die zwei Schatzfunde aus Italien wieder eherdenen aus Szilágysomlyó und Pietroasa. In Reggio Emilia (Prov. Reggio Emilia/I) wurden 1957 bei derAusgrabung frührömischer Gebäudereste zahlreiche Objekte in einer verschlossenen Bleiröhre gefunden(Abb. 7) 32. Neben zwei Silbergefäßen und elf Hacksilberstücken fanden sich zahlreiche Schmuckstücke,besonders Ohrringe (Abb. 7, 5-7) und Ketten und Fingerringe aus Gold, davon einer mit einem Mono-gramm, dass als MARCVS (Abb. 7, 3) aufgelöst wird und ein »Ehering« mit den germanischen NamenETTILA und STAFARA (Abb. 7, 4). Die männliche Komponente ist im Schatz von Reggio Emilia durch die

127Weibliche Eliten in der Frühgeschichte

Abb. 5 Schatzfund aus Cluj-Someşeni (jud. Cluj/RO): Auswahl der Funde. – (Nach Horedt / Protase 1970, Taf. 21-24). – M. = 1:2.

128 D. Quast · Der Schatz der Königin?

Abb. 6 Schatzfund aus Budapest. – (Nach Nagy 1993, 379f. Abb. 5-6). – M. = 1:2.

goldene Zwiebelknopffibel vertreten (Abb. 7, 8). Nahezu alle Objekte aus dem Komplex wird man medi-terranen Werkstätten zuschreiben können – ein fremdes Element stellt lediglich das Paar »ostgotischer«Bügelfibeln dar (Abb. 7, 1-2). Auffällig ist der hohe Anteil an Objekten, die zur Ausstattung von Frauen zuzählen sind (Ohrringe, Ketten, Fibelpaar). Von den 60 beigegebenen, stempelfrischen Solidi liefert einePrägung der dritten Emission von Basiliscus und Marcus (476-477) einen terminus post quem. Gerade dieseMünze wird als »leicht abgenützt« beschrieben 33. Die Bügelfibeln wird man etwas später, nämlich in dasausgehende 5. oder eher sogar in das frühe 6. Jahrhundert, datieren. Der Schatzfund aus Desana (Prov. Vercelli/I) wurde 1938 aus dem Kunsthandel erworben (Abb. 8). Hierbeibeweisen wiederentdeckte Akten, dass es sich wirklich um einen Schatzfund handelt 34. Einer jüngst vorge-legten Dissertation zufolge wurde er anscheinend in der Nähe einer spätantiken Villa verborgen 35. Münzenfehlen im Gegensatz zu Reggio Emilia. Auch hier ist aber das einzige sicher der männlichen Amtstrachtzuweisbare Objekt eine goldene Zwiebelknopffibel (Abb. 8, 14). »Tafelsilber« ist durch die 18 Löffel belegt.Je ein Paar cloisonnierter Bügelfibeln (Abb. 8, 1-2) und silberner Bügelknopffibeln (Abb. 8, 5-6) sowieunterschiedliche Ringe (Abb. 8, 7-12) – darunter ein goldener Ehering mit dem germanischen Frauen-namen VALATRV und dem römischen Männernamen STEFANI(VS) (Abb. 8, 13) – verdeutlichen wiederum

129Weibliche Eliten in der Frühgeschichte

Abb. 7 Schatzfund aus Reggio Emilia (Prov. Reggio Emilia/I), Auswahl der Funde. – (Nach Bierbrauer 1975, Taf. 32-33. 35). – 3-4 M.ca. 1:1; sonst M. = 2:3.

den hohen Anteil an Objekten der weiblichen Welt. Die Niederlegung des Schatzes erfolgte mit hoherWahrscheinlichkeit im ausgehenden 5. Jahrhundert 36.Nachdem den völkerwanderungszeitlichen Schatzfunden des Karpatenbeckens solche aus dem (ehemals)römischen Reichsgebiet gegenübergestellt wurden, soll als Vergleich noch ein Komplex aus dem Barba-ricum nördlich des Karpatenbogens angeführt werden. Er wurde bereits 1839 bei Arbeiten in der Festung

130 D. Quast · Der Schatz der Königin?

Abb. 8 Schatzfund aus Desana (Prov. Vercelli/I). Auswahl der Funde. – (Nach Bierbrauer 1975, Taf. 6-12). – 13 M. ca. 1:1; sonstM. = 2:3.

von Zamość (woj. Lubelskie/PL) entdeckt (Abb. 9) 37. Trotz der undokumentierten Auffindung zeigen be -reits die 16 Siliquae Constantius II. (352-355), dass es sich nicht um (einen) Grabfund(e) handelt, sondernum einen Schatz. Weitere Bestandteile des Fundkomplexes sind zwei Prunkfibelpaare, eine Einzelfibel, zweiGürtelschnallen und eine große Riemenzunge. Die Gürtelbeschläge sind mit Stempelornamentik im Stil derGruppe Sösdala-Untersiebenbrunn-Coşoveni verziert und datieren die Niederlegung in die Stufe D2(400/410-440/450). Abweichend von den zeitgleichen Befunden aus dem Karpatenbecken sind in ZamośćMünzen und Kleidungszubehör kombiniert.

ZWISCHENBILANZ

Betrachtet man die vorgestellten Schatzfunde, so wird deutlich, dass die völkerwanderungszeitlichen Kom -plexe aus dem Karpatenbecken eine besondere Gruppe darstellen. Natürlich warnt die geringe Gesamt zahlvor Verallgemeinerungen, doch werden Unterschiede zu anderen Regionen und Zeitstufen deutlich.

131Weibliche Eliten in der Frühgeschichte

Abb. 9 Schatzfund aus Zamość (woj. Lubelskie/PL). – (Nach Kat. Bevern 1995, 99 Abb. 63). – o. M.

Szilágysomlyó und Pietroasa fallen schon aufgrund ihres ungeheuren Reichtums aus dem Rahmen. Dieanderen Schatzfunde wird man als Familienschätze, Versteckfunde oder vielleicht sogar im Sinne einerSelbstausstattung werten müssen. Die Zusammensetzung der völkerwanderungszeitlichen Horte des Karpatenbeckens unterlag einem»Filter«. Bestimmte Sachgruppen fehlen, wie z.B. Beschläge der Männergürtel, Militaria oder Münzen.Auch fehlen Ohr- und Fingerringe, die innerhalb des Römischen Reiches fast in jedem Schatzfund in einigerZahl auftreten und auch aus den D2-zeitlichen Gräbern mit Silberblechfibeln bekannt sind. Von großerBedeutung hingegen sind anscheinend »Importe« aus dem Römischen Reich. Es handelt sich also nur umTeile von »Königsschätzen«. Die bewusste Auswahl lässt nicht nur Zweifel daran aufkommen, dass dieHorte als Versteckfunde in politisch unruhigen Zeiten angelegt wurden: Sie wirft in unserem Kontextvielmehr die Frage auf, warum Bestandteile weiblicher Kleidung gerade in Szilágysomlyó so überrepräsen-tiert sind – zumal außerhalb des eigentlichen hunnischen Machtzentrums (sowohl im Barbaricum als auchim Römischen Reich) bzw. nach Verfall des hunnischen Großreiches abweichende Zusammensetzungen beiden Schatzfunden vorliegen. Sind daraus Hinweise auf die ehemaligen Besitzer und die Gründe für dieNiederlegung zu erschließen?

WEIBLICHE ELITEN, MÄNNLICHE ELITEN UND IHRE KONTAKTE ZUM RÖMISCHEN REICH

Von den genannten Schatzfunden enthält Szilágysomlyó mit zehn Fibelpaaren den beeindruckendsten Satzweiblichen Kleidungszubehörs. Dem steht lediglich eine Kaiserfibel gegenüber. Ein kurzer Vergleich dieserFibeln bietet interessante Einblicke in die Welten männlicher und weiblicher barbarischer Eliten. Im archäologischen Material gibt es einige wenige Fibeln, die aus dem (ost)Römischen Reich im Rahmenvon Vertragsabschlüssen zu den nördlich der Donau ansässigen Barbaren gelangten. Sie werden als Kaiser-fibeln bezeichnet 38 und sind – natürlich deutlich abgestuft – an den kaiserlichen Ornat angelehnt, der u.a.auf mehreren Mosaiken dargestellt ist. Sie werden dementsprechend der Männerwelt zugerechnet. Eshandelt sich stets um Einzelfibeln. Bereits aus dem jüngerkaiserzeitlichen Prunkgrab von Ostrovany (ehem.Osztropátaka; okr. Sabinov/SK) stammt eine derartige Fibel mit Pendilien und einem dreischichtigenOnyx 39. Bereits ins frühe 5. Jahrhundert datieren die prächtigen Exemplare aus Rebrin (ehem. Rebrény beiNagy Mihály; Zemplínska Široká, okr. Michalovce/SK) und aus dem Schatzfund von Szilágysomlyó. AusPietroasa sind auch lokale Imitationen bekannt 40. Diese Kaiserfibeln sind aber Ausnahmen, denn diemeisten bekannten Gewandspangen des völkerwanderungszeitlichen Karpatenbeckens gehören zur weib-lichen Kleidung, wo sie paarweise getragen wurden. Im Gegensatz zu den Kaiserfibeln sind für die poly-chromen Silberblechfibeln keine bildlichen Darstellungen bekannt, was wohl darin begründet ist, dass sieim Römischen Reich nicht zur Kleidung der Frauen gehörten. Diese verschlossen ihr Gewand mit rundenScheibenfibeln 41. Die Gruppe der polychromen Silberblechfibeln ist nördlich der Donau beheimatet undgeht auf typologische Vorbilder der Černjachov-Sîntana-de-Mureş-Kultur zurück. Vor gut zehn Jahren hatsich Robert Stark umfassend mit herstellungstechnischen Fragen und Werkstattfragen der Fibeln aus Szilágysomlyó auseinandergesetzt und dabei interessante Ergebnisse erzielt. Seiner Meinung nach deutenvor allem die notwendige Werkstattlogistik, zu der besonders die Versorgung mit Halbedelsteinen gehörte,die Emaileinlagen auf einem Goldfibelpaar und die hohe Qualität der Fibeln auf eine Anfertigung in spezia -lisierten Betrieben südlich der Donau, also innerhalb des Römischen Reiches, hin. Diese produzierten fürbarbarische Abnehmer, die die Objekte als diplomatische Geschenke oder im Zusammenhang mit sonstigen

132 D. Quast · Der Schatz der Königin?

Abgaben erhielten 42. Diese Ergebnisse sind zwar nicht zwingend, aber ich möchte dennoch die Implika-tionen beschreiben, die sich daraus ergeben würden (Abb. 10).Die männlichen barbarischen Herrscher erhielten in einem streng geregelten höfischen Zeremoniell Fibeln,die in Anlehnung an den Kaiserornat standen. Prokop (De Aedificiis III, 1, 17-23) beschreibt relativ genaudie Fibeln, die den fünf Satrapen Armeniens verliehen wurden: Sie waren aus Gold, mit einem wertvollenStein in der Mitte, von dem drei Saphire an goldenen Ketten locker herabhingen. Diese Beschreibungerinnert natürlich an die archäologisch überlieferten Kaiserfibeln aus Ostrovany und Szilágysomlyó. AuchAgathias (Historiarum Libri Quinque III, 15, 2) beschreibt eine »Investitur«. Tzathes, ein Herrscher aus Lazikeim Kaukasus, erhielt in Konstantinopel aus der Hand des Kaisers Justin I. im Jahr 522 eine mit kostbarenSteinen besetzte Krone, ein golddurchwirktes Gewand, purpurfarbene Schuhe, einen mit Gold und Edel-steinen verzierten Turban und eine Fibel »glänzend mit Juwelen besetzten Anhängern und anderen Ver -zierungen« als Insignien. Zumindest für das Gewand wird explizit erwähnt, dass es dem kaiserlichen sehrähnlich sei, sich aber durch bestimmte Merkmale von diesem unterschied. So war am kaiserlichen Hofschon anhand der Fibel und des Mantels erkennbar, dass der Träger in der Hierarchie deutlich unter demKaiser stand. Interessant ist in diesem Kontext die Beschreibung des Besuches der Königin der Sabirischen Hunnen amHof Justinians durch Johannes Malalas (Chronographia 18, 13). Als Verbündete erhielt sie viele Geschenke:»kaiserliche Gewänder, eine Auswahl an Silbergefäßen und nicht wenig Geld«. Zwar bleibt unklar, wasgenau sich hinter den »kaiserlichen Gewändern« verbirgt, doch sind Fibeln, wie sie für die männlichenVerbündeten detailliert beschrieben werden, anscheinend nicht dabei. Auch Gesandtschaften ins Barba-ricum hatten Geschenke für hochgestellte Frauen dabei. Priskos (Fragmente 8) etwa berichtet, dass er undseine Begleiter in einem Dorf übernachteten, das einer von Bledas Frauen gehörte. Als Dank für die

133Weibliche Eliten in der Frühgeschichte

Abb. 10 Distributionswege polychromer Silberblechfibeln unter der Prämisse, dass sie aus süddanubischen, römischen Werkstättenstammen.

gewährte Gastfreundschaft schenkten sie ihr »drei silberne Schalen, rotgefärbtes Leder, indischen Pfeffer,Datteln aus Phönizien und verschiedene Näschereien« 43 – Schmuck war nicht dabei.Es zeigt sich also ein markanter Unterschied in der Behandlung weiblicher und männlicher Eliten durch dasoströmische Reich. Frauen erhielten keine höfischen Formen, etwa in Anlehnung an die der Kaiserin;vielmehr wurden für sie Fibeln gefertigt, die im höfischen Zeichensystem unbekannt und somit nicht einzu-ordnen waren. Sie waren nur im Barbaricum Prestigeobjekte von hoher Bedeutung. Die männlichen Herr-scher waren hingegen auf beiden Seiten der Donau klar einzuordnen. Demnach können die polychromenFibeln auch nur durch die Vermittlung männlicher Herrscher ins Barbaricum gelangt sein (Abb. 10).Die angeführten Implikationen ergeben sich allerdings nur, wenn sich die Ergebnisse der Untersuchungenvon Robert Stark als richtig erweisen sollten. Was ist aber, wenn die polychromen Fibeln im Barbaricumgefertigt wurden? Bereits die jüngerkaiserzeitlichen Prunkgräber der Stufe C2 sind durch aufwändig gestal-tete Fibeln miteinander verbunden. Einige davon weisen herstellungstechnische Elemente auf, die auch beiden polychromen Fibeln auftreten: nämlich die Verkleidung eines silbernen Corpus mit einem Goldblech,das wiederum als Träger für die Verzierungen dient. Im Rahmen einer Elitenkommunikation wurden auchneue Goldschmiedetechniken rasch verbreitet, wodurch ein weitgehend einheitliches Zeichensystemgeschaffen wurde. Dies ist natürlich auch für die völkerwanderungszeitlichen polychromen Silberblech -fibeln denkbar. Eine Verbreitungskarte der polychromen Silberblechfibeln der »Werkstattgruppe Szilágy-somlyó« verdeutlicht noch einmal, dass wir es hier mit weiträumig vernetzten Eliten zu tun haben(Abb. 1) 44. Gerade am Hof Attilas ist mit hochqualifizierten Handwerkern zu rechnen – auch mit solchenfremder Herkunft. Dass Priskos (Fragmente 8) unter den Geschenken für den Herrscher der Hunnen »indi-sche Edelsteine« nennt, könnte durchaus darauf hinweisen, dass derartige Materialien dort auch ver -arbeitet werden konnten 45. Für barbarische Herrscherinnen wäre dadurch ein unmittelbarer Zugriff auf derartige Produkte möglich.Ihren Zeichencharakter haben die polychromen Fibeln aber dennoch nur in der barbarischen Welt; im römi-schen Zeichensystem sind sie ohne Bedeutung. Wie eine auf internationalem Parkett agierende Herrscherinaussieht, zeigt das Orestes-Diptychon mit der Büste der Amalasuintha, die ähnlich der byzantinischenKaiserin Theodora auf dem Mosaik der Kirche San Vitale in Ravenna gekleidet ist (Abb. 11). Im archäologi-schen Befund fehlt meines Wissens aber Vergleichbares 46.

134 D. Quast · Der Schatz der Königin?

Abb. 11 1 Amalasuintha auf dem Orestes-Diptychon. – 2 Theodora auf dem Mosaik der Kirche San Vitale in Ravenna. – (1 nach Del-brueck 1929, Taf. 32; 2 nach Deichmann 1958, Taf. 360).

1 2

DER SCHATZ DER KÖNIGIN?

Szilágysomlyó und Pietroasa werden in der Forschung einheitlich als völkerwanderungszeitliche Königs-schätze oder zumindest als Teile von solchen interpretiert 47. Das gehäufte Vorkommen von weiblichemKleidungszubehör wirft aber die Frage auf, ob es sich nicht eher um Schätze von Königinnen handelnkönnte. Dabei ist es zunächst egal, ob mit dem Begriff Königin die Frau eines Herrschers oder eine eigen-ständige Regentin gemeint ist. Der hohe Anteil an Fibeln fiel schon früher auf und führte zu unterschied-lichen Interpretationen. Gyula László sah im ersten Schatz von Szilágysomlyó den eines Fürsten, im zweitenhingegen den einer Fürstin 48. Allerdings sind die beiden »Teile« nicht als ausschließlich weiblich und männ-lich zu trennen. István Bóna vermutete den Schatz eines zehnköpfigen Stammesrates und ihrer Frauen zuerkennen und überforderte damit sicherlich (trotz seiner profunden Quellenkenntnis) die Aussagefähigkeitder archäologischen Quellen 49.Im Nibelungenlied, aber auch in späteren Jahrhunderten etwa bei Ostgoten, Franken und Langobarden,treten uns politisch einflussreiche Frauen entgegen 50. Für das völkerwanderungszeitliche Karpatenbeckensind Herrscherinnen in den Schriftquellen aber nicht überliefert. Das muss allerdings nichts heißen, denndie schriftliche Überlieferung unterliegt einer gewissen Zufälligkeit. Es sei hier nur auf OMHARVS und HEVAhingewiesen, deren reiche Grabausstattungen wir aus Apahida und Pouan (dép. Aube/F) kennen, die aberin den Schriftquellen unbekannt sind 51. Martina Hartmann hat darauf hingewiesen, dass die frühmittelalterlichen Königinnen über einen eigenstän-digen Besitz an Fiskalgut verfügten und Vermögen »auch in Gestalt eines eigenen Königinnenschatzesneben dem Königsschatz« zusammentragen konnten 52. Zwar bleibt unklar, ob es sich nicht »nur« umgroßen Reichtum handelt, der keinesfalls die Funktion des Königsschatzes innehatte – doch spielt das inunserem Kontext keine Rolle. Der Königsschatz war eine unabdingbare Grundlage der Herrschaftsausübung und wohl teilweise überGenerationen angesammelt. Er wurde nicht versteckt aufbewahrt, sondern diente zum einen zum Vor -zeigen, also zur Demonstration eigener Größe, zum anderen zur Vergabe von Geschenken an das eigeneGefolge oder an andere Herrscher. Selbst der Schatz einer Herrscherin wie beispielsweise Amalasuinthakonnte also aufgrund seiner Funktion gar keine »geschlechtsspezifische Ausprägung« aufweisen. Aller-dings ist auch bei den Königsschätzen häufiger die Verwaltung derselben durch die Königin belegt 53.Betrachtet man die Schatzfunde im völkerwanderungszeitlichen Karpatenbecken, so fällt zunächst einmalauf, dass es solche gibt, die ausschließlich aus Objekten zusammengestellt sind, die man auch in Frauen -gräbern finden könnte: Cluj-Someşeni und Budapest gehören in diese Gruppe. Die »größeren« Schätzehingegen, wie Szilágysomlyó und Pietroasa, enthalten gemischte Zusammensetzungen. Interessant ist indiesem Kontext, dass im Königsschatz auch Bestandteile weiblicher Kleidung vorhanden waren. Schrift-quellen nennen die Bestandteile solcher thesauri: ornamenta (ein Terminus, der Schmuck bis hin zum Zaumzeug umfassen konnte), Münzen, Waffen, Gewänder und Bücher. Fibeln, die in großer Zahl in Szilá -gysomlyó auftreten, werden zwar nicht explizit erwähnt, verbergen sich aber vermutlich unter jenen orna-menta. Im Allgemeinen dürften diese Objekte zur Weitergabe bestimmt gewesen sein. Wenngleich über300 Jahre älter, so gibt doch Tacitus’ Germania (18) einen wichtigen Einblick in Mitgift und Ehe bei denGermanen 54. Tacitus erwähnt, dass bei den Germanen der Mann der Frau bei der Heirat die Mitgift über -gibt. Es gab also auch bei den Kriegern einen Bedarf an weiblichen Trachtbestandteilen. Die Fibeln desKönigsschatzes könnten also zur Weitergabe an hochrangige Gefolgsleute bestimmt gewesen sein, diediesen dann als Teil einer Mitgift nutzten (Abb. 10). Ähnliche Distributionsmechanismen vermutet HeikoSteuer beispielsweise für merowingerzeitlicher Bügelfibeln, in deren teils weiträumiger Verbreitung er eherdie »Widerspiegelung des Wirkungskreises einer Gefolgschaft und weniger Handel und Austausch« sieht 55.

135Weibliche Eliten in der Frühgeschichte

Denkbar wäre aber auch, dass für den »Eigenbedarf« gehortet wurde, also für Mehrfachehen, die zumin-dest für Attila schriftlich überliefert sind; und auch Tacitus berichtet, dass die Germanen zwar monogamseien und nur sehr wenige davon abwichen – jedoch »nicht aus Sinnlichkeit, sondern weil sie wegen ihresAdels mehrfach um Eheverbindungen angegangen werden« (Germania 18) 56.In Szilágysomlyó sprechen allerdings die Abnutzungsspuren, die sich auf allen Fibeln fanden, gegen der -artige Interpretationen. Alle Stücke waren in Benutzung gewesen und kaum zur Weitergabe geeignet.Daher bleibt zu diskutieren, ob die Gründe für die Niederlegung für das Überwiegen von Bestandteilen derKleidung weiblicher Individuen verantwortlich gemacht werden können. Theoretisch lassen sich Depot-funde in unterschiedliche Kategorien aufgliedern (Tab. 2), doch ist die Zuweisung einzelner Komplexe prak-tisch nicht immer ganz einfach. Reggio Emilia und Desana könnten aufgrund der »Mischung« der Fundeund der zusätzlichen Münzen durchaus profane Versteckfunde darstellen – ähnlich denen, die aus dem3. Jahrhundert in einiger Zahl aus dem Römischen Reich bekannt sind 57. Allerdings wird immer unklarbleiben, ob die »Mischung« nicht doch eine ganz bewusste Auswahl darstellt. Budapest und Cluj-Some-şeni könnten »Selbstausstattungen« sein, denn der Inhalt der beiden Horte könnte genauso gut aus jeeinem Frauengrab stammen – lediglich die Befunde bezeugen, dass es sich um Schätze handelt. Ebensowären beide Komplexe aber auch als »späte Ausläufer« eines Hortfundhorizontes der ersten Hälfte des5. Jahrhunderts zu interpretieren 58. Gerade bei den Horten dieses Horizontes ist eine bewusste Auswahlder deponierten Objekte zu erkennen, seien es Halsringe im südlichen Skandinaven und am Niederrheinoder eben Fibeln in Szilágysomlyó. Im Karpatenbecken liegen als interessante Referenzgruppe zeitgleiche, reich ausgestattete Gräber vor. DieEliten stellten sich durch Prunkgräber dar – allerdings fast nur die Frauen! In der männlichen Welt bestandzu einer solchen Selbstdarstellung anscheinend kein Anlass, auch nicht durch die Niederlegung von Horten.Die bewusste Auswahl der Objekte im Schatz von Szilágysomlyó zeigt also eigentlich eine Parallelerschei-nung zu den Prunkgräbern. Und diese wie jene wurden von den lokalen Eliten zur Selbstdarstellunggenutzt. Die zeitgleichen Horte vom Niederrhein interpretierte Hendrik Anthonie Heidinga als von denlokalen Eliten niedergelegte Weiheopfer, die u.a. diese kultischen Handlungen, die ihre Nähe zu Götternund Vorfahren unterstreichen sollten, dazu nutzen, ihre Herrschaft zu sichern 59.Es stellt sich damit erneut die Frage, warum in Szilágysomlyó nahezu ausschließlich Bestandteile weiblicherKleidung niedergelegt wurden. Hatten Frauen eine besondere Funktion bei der Zeremonie während derNiederlegung, oder galt das Opfer einer weiblichen Gottheit 60? Beides ist möglich, aber anhand der ar chäo -

136 D. Quast · Der Schatz der Königin?

Depotfunde

profan sakral

Versteck Selbstausstattung Opfer

individuell/gemeinschaftlich individuell individuell/gemeinschaftlich

»Mischung« persönliche Ausstattung ausgewählte Objekte

Tab. 2 Mögliche Kriterien für die Interpretation von Depotfunden.

logischen Quellen nicht zu bestimmen. Einen Zugang zur formulierten Frage bietet die beschriebene Paralle-lität zu den Grabausstattungen. Die markanten geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigen, dass die militä-rische Komponente, die sicherlich bestimmend war für das Leben der meisten Männer, nach dem Tod keineRolle mehr spielte. Waffenausstattungen und zugehörige Gürtungen sowie Rangabzeichen in Form von Arm-und Halsringen brauchte man im Jenseits anscheinend nicht! Warum also sollte man sie opfern? Niederle-gungen, die im Sinne männlicher Selbstausstattungen zu interpretieren wären, liegen deshalb nicht vor. In der weiblichen Welt fehlt die militärische Komponente. Dort sind andere Objektgruppen statusanzei-gend, die weitgehend dem Bereich der Kleidung zuzuweisen sind. Eventuell sind aber auch gesellschaft-liche Aufgaben durch Tafelgeschirr repräsentiert. Es sind also nicht politische, sondern ganz einfach religiöse Gründe dafür verantwortlich, dass in dengroßen Schatzfunden Bestandteile weiblicher Kleidung überwiegen. Dass gerade dieser Bereich desmenschlichen Lebens als Filter für das Zustandekommen bewusst niedergelegter Komplexe verantwortlichist, ist zwar eine Binsenweisheit, doch selten zeigt sich eine Parallelität zwischen Gräbern und Horten sodeutlich wie im völkerwanderungszeitlichen Karpatenbecken. Da die Selbstdarstellung lokaler Eliten zu meistentweder über Depots oder über Gräber erfolgte, ist ein Abgleich zumeist unmöglich. Für weiter gehendereligionsgeschichtliche Untersuchungen bietet diese aufgezeigte Parallelität daher eine wichtige Basis.

137Weibliche Eliten in der Frühgeschichte

Anmerkungen

1) Kossack 1974.

2) Quast 2009a.

3) Zu Lübsow Gebühr 1974, 82-128 Abb. 1.

4) Zahn / Schulz 1933. – Dušek 1999. – Christensen / Ing stad /Myhre 1993. – Nyman u.a. 2003.

5) Wieczorek / Périn 2001, 118f. Nr. 2, 10; 121 Nr. 2, 12.

6) Stark 1999; 2000.

7) Zuletzt Bierbrauer 2008, 26ff. bes. 33ff.

8) Bierbrauer 1975, 68f.; 1994, 55. 108. 124. 137.

9) Zuletzt zusammenfassend Schmauder 2007.

10) Stark 2000, 124ff. – Schmauder 2002, 48 Anm. 274; Kiss1999b, beide jeweils mit der entsprechenden Lit.

11) Capelle 1994. – Bursche 1998, 48ff. 241ff. Nr. 22. – Stark2000. – Seipel 1999. – von Heland 1973. – Harhoiu 1999. –Vgl. auch Anm. 27.

12) Schmauder 2002, 37. 231ff. – Zu den Königsschätzen zuletzt,jeweils mit älterer Literatur: Hardt 2004. – Gasparri 2004. –Bougard 2004. – Lediglich Capelle 1968 sprach sich aufgrundder Inschrift gegen einen Königshort aus.

13) Kolnikova 1967/68. – Biró Sey 1975/76. – Grierson / Mays1992, 279f. Tab. 43 (Bíňa), 290; Tab. 48 (Szikancs). – Cavruc1998, 134 Nr. 31a (mit vollständiger Bibliographie zu Cras-na). – Kiss 2001b, 235ff. Nr. 2. 8. 14. 22. – Reinert 2008b. –Zur Interpretation der Solidihorte vgl. jetzt Guest 2008.

14) Nachweise unten bei der Besprechung der jeweiligen Befunde.

15) Christlein 1974, 15ff.; 1979, 20. – Dannheimer 1962, Taf. 3,1.3. – Zu den anderen Fundorten vgl. unten.

16) Zuletzt je mit älterer Literatur: Kat. Frankfurt 1994, 230ff. Nr.98. – Harhoiu 1998, 184f. – Schmauder 2002, Bd. 2, 49ff.

17) Zur Fundgeschichte vgl. Brown 1972, 111-116. – Schmauder2002, Katalogteil 49.

18) So zuerst meines Wissens nach Brown 1972.

19) Ebenda 111. – Schmauder 2002, 65f.

20) Schmauder 2002, 123.

21) von Heland 1973, 11ff. 96ff. – Schmauder 2002, 193ff. –Harhoiu 1999, 276ff.

22) Le Jan 2008, 282. – Rosengarten 2007/08. – Vgl. BeitragEnright in diesem Band.

23) Harhoiu 1998, 189ff. – Kiss 1999a. – Schmauder 2002, Bd. 2,72ff. (jeweils mit älterer Literatur). – Stark 2000, 45ff. 107ff.äußert sich kritisch zur genauen Lokalisierung der beidenFundstellen. – Vgl. jetzt auch Hilberg 2009, 161f., der vonzwei getrennten Niederlegungen ausgeht und einen Zu sam -menhang mit dem Reichtumszentrum Gudme auf Fünen undMłoteczno/Ham mersdorf erkennt.

24) Schmauder 1999, 124. – Stark 2000, 102ff.

25) Stark 2000, 54ff. (bei jeder Kat.-Nr. finden sich unter »D« Hin-weise zu Abnutzung und Reparaturen). – Seipel 1999, 205ff.Nr. 66-70.

26) Bursche 1998, 48ff. 241 Nr. 22. – Stark 2000, 102ff. –Schmauder 2002, 160ff. – Dembski 2008.

27) Martin 1997, 365ff.; gekürzte Fassung unter gleichem Titel(Martin 1999).

28) Horedt / Protase 1970. – Harhoiu 1998, 171f. – Schmauder2002, Bd. 2, 27ff. – Wieczorek / Périn 2001, 162ff. Nr. 4.11;147ff. auch die genannten Gräber von Apahida.

29) Schmauder 2002, 128ff.

30) Bóna 1956, 217-220 Taf. 48-50. – Werner 1962, 67. 115-116. 157 Nr. 62 Taf. 26, 1-2. – Nagy 1993, 378-380 Abb. 4-6 Taf. 5-6.

31) Martin 2004, 168ff. – Zu Répcelak vgl. Kiss 2001a.

32) Bierbrauer 1975, 302ff. Nr. 25. – Kat. Milano 1994, 202ff.Nr. III, 28. – Baldassarri / Chiara Favilla 2004, 177f. Nr. 15.

33) Bierbrauer 1975, 202.

34) Ebenda 263ff. Nr. 7 (dort noch als Grablege). – Kat. Milano1994, 208ff. Nr. III, 29. – Baldassarri / Chiara Favilla 2004, 80Nr. 22. – Aimone 2009.

35) Aimone 2009, 311ff.

36) Anders, mit Datierung ins erste Drittel des 6. Jhs., Bierbrauer1975, 116. 204ff. – Aimone 2009, 307ff.

37) Sulimirski 1966. – Kropotkin 1970. – Kat. Bevern 1995, 192Nr. 4859-4856 Abb. 63. – Zuletzt Madyda-Legutko 2006,149.

38) Schmauder 2002, 55ff.; 1999.

39) Prohászka 2006, 40ff. – Schmauder 2002, 74f.

40) Schmauder 1999, 125. – Reinert 2008c.

41) Zuletzt mit weiterer Literatur Quast 2006.

42) Vgl. zur Terminologie Engemann 2005.

43) Doblhofer 1955, 38. – Blockley 1983, 263.

44) Stark 2000, 140ff. mit detaillierter Merkmalsanalyse.

45) Doblhofer 1955, 27. – Blockley 1983, 249f.

46) Fuchs 1943, 128ff. Abb. 16. – Delbrueck 1929, 148f. Nr. 32Taf. 32. – Volbach 1976, 40f. Nr. 31 Taf. 16. – Deichmann1958, Taf. 360. – Vgl. allg. auch McClanan 2002, bes. 121ff.

47) Schmauder 2002, 35f.

48) László 1970, 25f.

49) Bóna 1976, 67ff. – Vgl. Stark 2000, 113.

50) Vgl. jetzt Hartmann 2009. – Zum Nibelungenlied zuletztSchwarzmaier / Herrbach-Schmidt 2003.

51) Wieczorek / Périn 2001, 144ff. Nr. 4, 6; 156 Nr. 4, 9 (mit älte-rer Literatur).

52) Hartmann 2004, 31ff.; 2009, 159f. – Stafford 2000.

53) Gasparri 2004, 55ff. – Gräslund 2006, 164. – Vgl. BeitragHardt in diesem Band.

54) Much 1967, 282ff.

55) Steuer 1994, 139.

56) Much 1967, 282ff.

57) Martin-Kilcher / Amrein / Horisberger 2008, 121ff.

58) Quast 2009b, 220ff.

59) Heidinga 1990, 16ff.

60) Vgl. z.B. von Brunn 1980, 123ff.

138 D. Quast · Der Schatz der Königin?

Quellen

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Zusammenfassung / Abstract / Résumé

Der Schatz der Königin? Völkerwanderungszeitliche Schatzfunde und weibliche ElitenAufgrund ihres außerordentlichen Goldreichtums werden die großen völkerwanderungszeitlichen Hortfunde des Kar -pa ten beckens aus Pietroasa, Szilágysomlyó und Cluj-Someşeni im Allgemeinen als Königsschätze bezeichnet. Aller-dings beinhalten sie auffällig viele qualitativ hochwertige Bestandteile weiblicher Tracht, während Militaria komplettfehlen und Teile männlicher Kleidung sehr selten sind. Eine Erklärung für dieses Überwiegen weiblichen Kleidungs -zubehöres bieten die zeitgleichen Grabausstattungen. Es sind zumeist überdurchschnittlich reiche Frauengräber be -kannt, während die Männer weitgehend beigabenlos bestattet wurden. Waffenausstattungen brauchte man im Jen -seits anscheinend nicht. Hierfür sind also religiöse Gründe verantwortlich zu machen. Deutet man die Horte auf grundihrer Zusammensetzung eher als Opfer denn als Versteckfunde, so könnte die Parallelität zu den Gräbern das weit -gehende Fehlen der männlichen Komponente in den Schatzfunden verständlicher machen.

The Queen’s Treasure? Treasure Discoveries and Female Elites of the Migration PeriodThe hoard finds of the Migration period of the Carpathian basin from Pietroasa, Szilágysomlyó and Cluj-Someşeni, arecommonly referred to as royal treasures thanks to their extraordinary abundance of gold. Interestingly, they include aconspicuous amount of high-quality elements of female clothing, while militaria lack entirely and parts of male clothingare very rare. An explanation for the majority being of female accessories possibly lies in the contemporary grave equip-ments itineraries. Of the known graves, the female ones are mostly unusually rich and men were buried almost withoutgrave goods. Apparently armed equipment was innecessary for the life to come. Consequently the decribed situationmust have been due to religious reasoning. Assuming that the composition of the finds indicates them to be offeringsrather than hidden finds, then the parallel development to the previously named graves makes the lack of male compo-nents in the treasure finds more reasonable. Translation: G. Pare

Le trésor de la reine? Dépôts et élites féminines de l’époque des Grandes MigrationsEn raison de leur extraordinaire richesse en or, les importants dépôts de l’époque des Grandes Migrations de Pietroasa,Szilágysomlyó et Cluj-Someşeni, dans la cuvette des Carpathes, sont généralement désignés comme étant des trésorsroyaux. Ils contenaient cependant un nombre remarquablement élevé de pièces d’habillement féminin de hautequalité, tandis que les militaria sont totalement absents et les éléments vestimentaires masculins très rares. Les assem-blages funéraires de la même période fournissent une explication à cette prédominance des pièces d’habillementféminin. La plupart du temps, ce sont les tombes de femmes plus riches que la moyenne qui sont connues, alors queles hommes étaient dans une large mesure inhumés sans mobilier d’accompagnement. La déposition d’armes n’étaitvisiblement pas nécessaire pour le passage dans l’au-delà. On peut ainsi également invoquer des raisons religieuses. Si,en raison de leur contexte, on interprétait ces trésors plutôt comme des offrandes que comme des caches, le parallé-lisme avec les tombes permettrait de mieux comprendre le manque récurrent d’éléments masculins dans les dépôts.

Traduction: G. Pierrevelcin