Die Staatswerdung Bulgariens zwischen Rom und Byzanz. Migration, Christianisierung und Ethnogenese...

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Pontos Euxeinos, 461 – 472 Die Staatswerdung Bulgariens zwischen Rom und Byzanz Migration, Christianisierung und Ethnogenese auf der Balkanhalbinsel (6.–11. Jh. nach Christus) von Thomas Brüggemann Der geographische Rahmen der folgenden Ausführun- gen umschließt die Region zwischen Donau im Nor- den, Adria im Westen, mittlerer Schwarzmeerküste im Osten und schließlich der Ägäis im Süden; derern Besiedlung durch zuwandernde türkische und slawi- sche Völkerschaften sowie beider letztendliche Ver- schmelzung, die im 7. Jh. 1 ihr insgesamt größtes Aus- maß erreichte, aber auch allmählich zum Stillstand kam, bilden den Kern der vorliegenden Untersu- chung 2 . Das Schicksal der zu Beginn der Immigration in diesem Gebiet endemischen thrakischen Bevölke- rung, die durch die zu schildernden Vorgänge alsbald nahezu vollständig verdrängt beziehungsweise absor- biert werden sollte, kann jedoch nicht Bestandteil dieser Abhandlung sein 3 . Einleitung (1.–6. Jh.) Nachdem die Römer den Balkan von der Adria aus in Besitz genommen hatten, ließen sie zunächst ein thra- kisches Königreich fortbestehen, bevor sie die Region 1 Alle Jahresangaben, sofern nicht anders gekennzeichnet, sind im Folgenden als ‚nach Christi Geburt’ zu verstehen. 2 Zu den slawischen Wanderungen Weithmann 1978, bes. 172– 182; auch Hermann 1986, 34–62. 3 Homer, Il. 2, 844 f. und 10,434 f., nennt die Thraker bereits als trojanische Verbündete und Herodot, V 14 ff., bezeichnet sie beispielsweise als das nach den Indern zahlenmäßig größte Volk, auch fanden thrakische Elemente früh Eingang in die grie- chische Mythologie (Tod und Wiedergeburt), was durchaus als Indiz für die Nähe beider Kulturen gewertet werden darf; vgl. exemplarisch für die griechische Epoche Jordanov 1991, 37–59 sowie für die römische Epoche Samsares 1993, 45–67; abgese- hen von ihren rein materiellen Hinterlassenschaften ist über die Thraker kaum etwas bekannt, da sie offenbar nicht über eine Schriftkultur verfügten. 44/46 endlich in römische Provinzen gliederten 4 . Die intensive Urbanisierung, der starke Zustrom neuer Siedler und römischer Veteranen, die verstärkte Ein- bindung in das wirtschaftliche und politische Leben des römischen Reiches und die umfänglichen Trup- penrekrutierungen aus der Mitte der thrakischen Be- völkerung ließen schon im 1. Jh. rasch die indigenen ethnischen und kulturellen Elemente in den Hinter- grund treten. Zur Zäsur kam es schließlich am Beginn des 4. Jhs. durch Kaiser Konstantin den Großen, als dieses Gebiet 324 durch Gründung der neuen Reichs- hauptstadt Konstantinopel von der Peripherie des Reiches unmittelbar in dessen Zentrum rückte: Thra- kien wurde damit faktisch zum Hinterland der römi- schen Hauptstadt 5 . Während das römische Reich den Balkan bis zur Donau kontrollierte, hatten sich weiter nördlich bereits seit der Mitte des 2. und dem Ende des 7. Jhs. ethnische Verschiebungen größeren Aus- maßes zu vollziehen begonnen, die im 8. und 9. Jh. nochmals aufflackern und letztlich das Gesicht Euro- pas grundlegend verändern sollten. In mehreren Wel- len drangen hunnische, turkstämmige, mongolische und andere Völkerschaften aus Mittel- beziehungswei- se Zentralasien durch die Landbrücke zwischen dem Uralgebirge und dem Kaspischen Meer über die süd- russischen Gebiete zwischen Wolga, Don, Dnjepr und Dnjestr bis nach Ostmittel-, Mittel- und Südosteuropa 4 46 richtete Claudius nach der Ermordung des letzten thrakischen Regenten Rhaskuporis die Provinz Thracia ein; um 84 wurde die Provinz Moesia in Moesia Inferior und Superior geteilt und schließlich durch Trajan 106 nach seinen beiden erfolgreichen Kriegen die Provinz Dacia gebildet; vgl. Samsares, 1993. 5 Dazu Mango 1995, 11–23 und zur Gründung Konstantinopels exemplarisch Bleckmann 1996, 109–119.

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Pontos Euxeinos, 461 – 472

Die Staatswerdung Bulgariens zwischen Rom und Byzanz

Migration, Christianisierung und Ethnogenese auf der Balkanhalbinsel (6.–11. Jh. nach Christus)

von Thomas Brüggemann Der geographische Rahmen der folgenden Ausführun-gen umschließt die Region zwischen Donau im Nor-den, Adria im Westen, mittlerer Schwarzmeerküste im Osten und schließlich der Ägäis im Süden; derern Besiedlung durch zuwandernde türkische und slawi-sche Völkerschaften sowie beider letztendliche Ver-schmelzung, die im 7. Jh.1 ihr insgesamt größtes Aus-maß erreichte, aber auch allmählich zum Stillstand kam, bilden den Kern der vorliegenden Untersu-chung2. Das Schicksal der zu Beginn der Immigration in diesem Gebiet endemischen thrakischen Bevölke-rung, die durch die zu schildernden Vorgänge alsbald nahezu vollständig verdrängt beziehungsweise absor-biert werden sollte, kann jedoch nicht Bestandteil dieser Abhandlung sein3.

Einleitung (1.–6. Jh.) Nachdem die Römer den Balkan von der Adria aus in Besitz genommen hatten, ließen sie zunächst ein thra-kisches Königreich fortbestehen, bevor sie die Region

1 Alle Jahresangaben, sofern nicht anders gekennzeichnet, sind im

Folgenden als ‚nach Christi Geburt’ zu verstehen.

2 Zu den slawischen Wanderungen Weithmann 1978, bes. 172–182; auch Hermann 1986, 34–62.

3 Homer, Il. 2, 844 f. und 10,434 f., nennt die Thraker bereits als trojanische Verbündete und Herodot, V 14 ff., bezeichnet sie beispielsweise als das nach den Indern zahlenmäßig größte Volk, auch fanden thrakische Elemente früh Eingang in die grie-chische Mythologie (Tod und Wiedergeburt), was durchaus als Indiz für die Nähe beider Kulturen gewertet werden darf; vgl. exemplarisch für die griechische Epoche Jordanov 1991, 37–59 sowie für die römische Epoche Samsares 1993, 45–67; abgese-hen von ihren rein materiellen Hinterlassenschaften ist über die Thraker kaum etwas bekannt, da sie offenbar nicht über eine Schriftkultur verfügten.

44/46 endlich in römische Provinzen gliederten4. Die intensive Urbanisierung, der starke Zustrom neuer Siedler und römischer Veteranen, die verstärkte Ein-bindung in das wirtschaftliche und politische Leben des römischen Reiches und die umfänglichen Trup-penrekrutierungen aus der Mitte der thrakischen Be-völkerung ließen schon im 1. Jh. rasch die indigenen ethnischen und kulturellen Elemente in den Hinter-grund treten. Zur Zäsur kam es schließlich am Beginn des 4. Jhs. durch Kaiser Konstantin den Großen, als dieses Gebiet 324 durch Gründung der neuen Reichs-hauptstadt Konstantinopel von der Peripherie des Reiches unmittelbar in dessen Zentrum rückte: Thra-kien wurde damit faktisch zum Hinterland der römi-schen Hauptstadt5. Während das römische Reich den Balkan bis zur Donau kontrollierte, hatten sich weiter nördlich bereits seit der Mitte des 2. und dem Ende des 7. Jhs. ethnische Verschiebungen größeren Aus-maßes zu vollziehen begonnen, die im 8. und 9. Jh. nochmals aufflackern und letztlich das Gesicht Euro-pas grundlegend verändern sollten. In mehreren Wel-len drangen hunnische, turkstämmige, mongolische und andere Völkerschaften aus Mittel- beziehungswei-se Zentralasien durch die Landbrücke zwischen dem Uralgebirge und dem Kaspischen Meer über die süd-russischen Gebiete zwischen Wolga, Don, Dnjepr und Dnjestr bis nach Ostmittel-, Mittel- und Südosteuropa

4 46 richtete Claudius nach der Ermordung des letzten thrakischen

Regenten Rhaskuporis die Provinz Thracia ein; um 84 wurde die Provinz Moesia in Moesia Inferior und Superior geteilt und schließlich durch Trajan 106 nach seinen beiden erfolgreichen Kriegen die Provinz Dacia gebildet; vgl. Samsares, 1993.

5 Dazu Mango 1995, 11–23 und zur Gründung Konstantinopels exemplarisch Bleckmann 1996, 109–119.

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vor6. Besonders der Ansturm der hunnischen Reiter-heere um 375 bewirkte die ersten großen Erschütte-rungen und Umwälzungen der bis dahin bestehenden europäischen Bevölkerungs-, Siedlungs-, Wirtschafts- und Herrschaftsstrukturen, in deren Folge beispiels-weise das ostgotische Reich vernichtet wurde und die Westgoten in römische Gebiete flohen7. Zwischen 433 und 453 entstand unter dem hunnischen Khan Attila die erste Tributherrschaft asiatischer Eroberer über europäische Völker und Territorien mit einer Ausdeh-nung vom Kaukasus bis zum Rheinland8. Vor und nach dem Tode Attilas 453 wanderten slawische Stämme aus ihren ursprünglichen mittel- und südrus-sischen Siedlungsgebieten nach Süden über die Donau und wurden auf der Balkanhalbinsel sesshaft9.

Durch Diplomatie, Schutzgeldzahlungen sowie den Ausbau einzelner Befestigungsanlagen gelang es den Römern noch während des gesamten 6. Jhs., sich offiziell den Anschein von stabiler militärischer Kon-trolle und politischem Einfluss über den Balkan bis an die Donau zu erhalten. Mit dem Auftreten der Awaren in der Region allerdings verflüchtigte sich diese römi-sche Illusion sehr zügig: Am Beginn des 7. Jhs. sollte der Zusammenbruch der römischen Donaugrenze gegen Slawen und Awaren endlich auch in Konstanti-nopel akzeptiert werden10.

6 Vgl. zu den Anfängen der Völkerwanderung und den sie tragen-

den Gruppen Maenchen-Helfen 1997, 15–42; Ditten 1993, 11–44; Jackson 1999, 12–38; Golden 1992, 85–114; Göckenjan 2001, xi–xvi samt Karten I und II; zudem Pohl 2002, 11–34.

7 Maenchen-Helfen 1997, bes. 21–37; Lindner 1982, 689–711; die den Hunnen folgenden ‚germanischen’ Wanderungen erschütter-ten die Mitte, den Nordwesten, den Westen, den Südwesten so-wie schließlich das Zentrum des römischen Reiches, dessen ‚in-nere Auflösung’ allerdings bereits durch seine 395 erfolgte Tei-lung eingeleitet worden war; vgl. auch Lilie 2003, 40–56.

8 Vgl. zu Attila und seinem Machtbereich Maenchen-Helfen 1997, 69–106; Lindner 1982, 689–711.

9 Speziell zu den slawischen Wanderungen grundsätzlich Weithmann 1978, 54–84; Zástěrová 1983, 59–65; Die Abwande-rungen und Fluchtbewegungen slawischer Völkerschaften von Osten nach Ostmittel- und besonders nach Südosteuropa zwi-schen dem 5. und 8. Jh. wurden im 8. und 9. Jh. durch die awari-schen und magyarischen Einfälle und Eroberungen noch einmal verstärkt; zu den awarischen Einfällen Pohl 1988, 23–31; zu den Magyaren Göckenjan 1972, 67–93; Ditten 1993, 83–88.

10 Die Awaren kamen, von den Türken aus Mittelasien vertrieben, im Gefolge der Hunnen im Verlaufe des 6. Jhs. in den Kaukasus, vgl. Golden 1992, 88–92; nach ihrem Sieg über die Gepiden 567 ließen sie sich zunächst im Karpartenbecken nieder und began-nen, nachdem Byzanz am Ende des 6. Jhs. ihr Gesuch um Sied-lungsplätze abgelehnt hatte, den Balkan zu unterwerfen; Schramm 1997, 15 ff.; Pohl 1988, 23–31.

Einwanderung der Turkstämme (6.–7. Jh.) Unzählige Historiographen haben die Wanderungsbe-wegungen jener Tage und deren Vorgeschichte doku-mentiert, insbesondere in Gestalt von in der Regel umfänglichen und zum Teil verwirrender Ausführun-gen über türkische und slawische Völkerschaften sowie ihrer Ethnonyme. In erster Linie wurden hier natürlich Gruppierungen behandelt, die bereits im unmittelbaren Herrschaftsgebiet, d. h. auf dem Territo-rium des spätrömischen beziehungsweise Byzantini-schen Reiches im Süden der Balkanhalbinsel ansässig geworden waren11. Daher erscheinen auch für diese Region die ersten Anhaltspunkte auf eingesickerte turkstämmige, gewissermaßen pro-protobulgarische Gruppen bereits zwischen dem 4. und 6. Jh.12.

Seit dem 6. Jh. beherrschten Turkvölker das Wolga-gebiet und die Ebene nördlich des Kaukasus. Ihre Stämme hatten zur Mitte des 6. Jhs. eine ethnisch gemischte Föderation von Steppenvölkern aus Innera-sien bis an das westliche Ende der ukrainischen Step-pe geführt13. Am Nordufer des Schwarzen Meeres brachte im Verlauf der zweiten Hälfte des 6. Jhs. die Verbindung von Utirguren, Kutriguren, Hunnuguren und Onugunduren erste staatsähnliche Strukturen hervor14. Schon bald jedoch, mit dem Regierungsan-tritt des byzantinischen Kaisers Maurikios in den 80er Jahren des 6. Jhs., begann sich diese nach wie vor nördlich des Kaukasus ansässige Föderation wieder in ihre ‚Bestandteile’, d. h. in zahlreiche kleinere Khana-te, zu teilen. Eines der größeren von ihnen war das der Bulgaren, einer wohl zum Stammesverband der Hun-nen gehörenden Völkerschaft, die bereits seit dem 2. Jh. als ein lockeres Konglomerat verschiedener in Sibirien siedelnder Stämme bekannt gewesen ist15.

11 Ditten 1993, 83–92; ders. 1983, 95–119; ders. 1978, 73–160;

ders. 1976, 77–91.

12 Vgl. Golden 1992, 85–114 sowie 233–282; wichtige Hinweise finden sich zudem bei Prokopius in seinen um 550 entstandenen Schriften über die Slaweneinfälle, beispielsweise in der Historia Arcana oder im bell. Goth. III 14,22–30, wo er für diese den Terminus Sklabhno… (lat. Sclaveni) einführt.

13 Bereits in den 60er Jahren des 6. Jhs. war es zwischen den Türken und Byzanz zu diplomatischen Kontakten gekommen, da Iustinian II. ihre Unterstützung einerseits gegen die Awaren, an-dererseits aber auch gegen die Perser gewinnen wollte, vgl. Gol-den a. a. O. 111.

14 Nik. Patr. 22,2 spricht von den OÙnnogoundoÚoi; Golden a. a. O. 88–114 sowie 245 f.

15 Das onugundurisch-türkische Element dürfte dabei das domi-nante gewesen sein; am wahrscheinlichsten ist eine etymologi-sche Verbindung zum alttürkischen bulgamak = ‚verwirren’, ‚mischen’, so dass man den Namen durchaus passend als ‚Mischvolk’ übersetzen kann, vgl. Benzing 1959, 685–695 so-

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Alsbald gerieten diese onugundurisch-türkischen Bul-garen wohl zunächst unter die (nominelle) Vorherr-schaft der Awaren, von der sie endgültig erst Khan Kobratos 635 wieder befreite. Neben dem Khanat der Bulgaren erlangte auch das der Chazaren, eines al-taisch-türkischen Stammes, der seit dem 3. Jh. doku-mentiert ist, nach dem oben angesprochenen Zerfall der kurzzeitigen Konföderation zahlreicher türkischer Stämme, regionale politische Bedeutung. In der ersten Hälfte des 7. Jhs. konnten die Chazaren sogar ein eigenes Reich zwischen Schwarzem Meer und Don etablieren16.

Nachdem Kobratos 635 die Hegemonie der Awaren abgeschüttelt hatte, begann er am Nordufer des Schwarzen Meeres, westlich und östlich des Asow-schen Meeres, für die Angehörigen seines Stammes um das Zentrum Phanagoria ein reichsähnliches Ge-bilde zu errichten. Die sich in der Folge herausbilden-de militärisch organisierte Konföderation, die in zeit-genössischen byzantinischen Quellen „das Alte Groß-bulgarien“ genannt wird17, ist zwischen 630 und 665 zunächst von Kobratos selbst angeführt worden. Zügig wurde dieses ‚Reich’ von Byzanz anerkannt, da Kaiser Herakleios dringend Verbündete gegen die Awaren und Anten in dieser Region benötigte18. Nach dem Tode des Kobratos jedoch gelang es seinen Söhnen nicht mehr sehr lange, dem testamentarisch verfügten Willen des Vaters Folge zu leisten und den Bestand des ‚Reiches’ gegen die Chazaren zu erhalten. Sie scheiterten sicher auch, weil sie in letzter Konsequenz jeweils eigene Interessen verfolgten19. Da die Ausdeh-

wie neuerlich Golden 1992, 244–253; im Zuge der Westbewe-gung der zentralasiatischen Stämme erscheinen so schließlich auch die BoÚlgaroi im Gebiet zwischen Donau und Wolga; seit dieser Zeit werden offensichtlich ständige Raubzüge und Einfäl-le der Bulgaren in die Donauprovinzen des Byzantinischen Rei-ches zur Regel, wenngleich auch zeitgenössische Autoren zwi-schen den verschiedenen Völkerschaften keineswegs eindeutig differenziert haben dürften: Iord. Rom. 388 spricht beispielswei-se von der instantia cottidiana Bulgarum, Antium et Sclavino-rum.

16 Vgl. Golden 1992, 233–236 sowie Dunlop 1954, 20 ff.; die Chazaren waren ursprünglich Nomaden, aber spätestens mit der Etablierung ihres Reiches zwischen Schwarzem Meer und Don im 7. Jh. sesshaft geworden.

17 Also palai¦ […] meg£lh Boulgar…a, wie Nik. Patr. 35,3–4 bemerkt.

18 Nik. Patr. 22,2 berichtet, dass Herakleios in diesem Zusammen-hang dem Khan sogar den Titel eines patr…kioj verliehen habe; Kobratos ist in Konstantinopel ausgebildet worden und dort wohl auch bereits um 619 auf Initiative des (vorausschauenden) Herakleios zum Christentum konvertiert, um den Stammesführer enger an Byzanz zu binden; Golden 1992, 245 mit Anm. 70.

19 Es ist allerdings umstritten, ob die Allianz der insgesamt fünf Söhne nicht möglicherweise doch wegen des chazarischen

nung der Chazaren in das Gebiet der Bulgaren von letzteren also nicht verhindert werden konnte, verur-sachte sie um 670 die Zersplitterung der bulgarischen Konföderation: Kleinere Gruppen zogen westwärts nach Ostmittel-, Südost- und Mitteleuropa bis nach Norditalien, die beiden größten jedoch wichen vor den Chazaren nach Norden und Süden aus. Der ‚nördliche’ Verband etablierte bald das ‚Reich’ der so genannten Wolgabulgaren, das jedoch mit der Ausweitung der mongolisch-tartarischen Herrschaft über Teile des europäischen Russland unterging20. Der ‚südliche’ Verband unter Asparuch wanderte durch die südrussi-schen Steppen an der Nordküste des Schwarzen Mee-res entlang bis ins Donaudelta, in die nördliche und südliche Dobrudscha sowie in weiter landeinwärts gelegene Gebiete. Schon 679 sollte es Konstantin IV. Pogonatos nicht mehr gelingen, die byzantinische Grenze an der Donau zu verteidigen, als diese Donau-bulgaren den Fluss überschritten. Sie stellten zeitge-nössischer Überlieferung zufolge die größte der Grup-pen unter den Söhnen des Kobratos21. Mit ihrem Er-scheinen in Südosteuropa zum Ende des 7. Jhs. finden die ‚Völkerwanderungen’ auf der Balkanhalbinsel im Wesentlichen ihren Abschluss.

Siedlung der Slawen (6.–7. Jh.) Die Bezeichnung Sklabhno… setzt in zeitgenössischen byzantinischen Quellen zu Beginn des 6. Jhs. zunächst bei Prokopios in Verbindung mit dessen Schilderung der Kriege Iustinian I. ein22. Sind in diesem Zusam-menhang die ersten Einfälle slawischer Völkerschaf-ten auf byzantinisches Reichgebiet gut belegt, gestaltet

Drucks von außen so schnell zerbrach, Golden a. a. O. 245: Zwei Söhne wurden im pontischen Steppengebiet rasch im sich ausbreitenden chazarischen Reich absorbiert, ein dritter zog über den Ister nach Pannonien und ein vierter schließlich wurde von Byzanz unterworfen, so bereits übereinstimmend Nik. Patr. 35, 16 und Theoph. I 356 ff.

20 Vgl. exemplarisch Golden 1982, 77–97.

21 Wobei hier jedoch die Angaben zwischen 30.000 bis 50.000 und 250.000 bis 300.000 Personen schwanken; dennoch müssen die-se aus der zeitgenössischen Historiographie bekannten Zahlen nicht übertreibende Absicht oder Irrtum sein, es ist ebenso mög-lich, dass mit der niedrigeren Zahl die der Krieger beziehungs-weise Familienoberhäupter, mit der höheren aber die aller An-gehörigen des Verbandes gemeint war, vgl. für die Region und Zeit beispielsweise Lindner 1982, 692, bes. Abb. 1, sowie Gju-zelev 1986, 46 ff.

22 Besonders aufschlussreich in diesen Zusammenhang ist der ‚Slawenexkurs’ in Prok. Bell. Goth. III 14,22–30; der lateinische Terminus ‚Sclaveni’ erscheint in diesem Zusammenhang dann auch bei Iord. De rebus Getarum 23, in: De origine actibusque Getarum. Jordanis Roma et Getica (MGH V,1).

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sich doch nach wie vor die Suche ihrer Herkunft, d. h. einer slawischen ‚Urheimat’, kontrovers23.

Bereits zwischen dem 6. und 8. Jh. waren durch Landnahmen in Südosteuropa autochthone südslawi-sche Stammesverbände mit sich allmählich herausbil-denden lokalen und regionalen Idiomen, eigenen Sied-lungsformen, Gemeinschafts- und Lebensweisen, kul-turellen und religiösen Vorstellungen entstanden24. Erste Nachrichten über diese Völker, die erst später unter der Sammlung ‚Slawen’ firmieren, stammen aus den griechischen Siedlungen in den Mündungsgebie-ten von Djnestr und Djnepr25.

Die slawische Bevölkerung war ganz besonders von den ersten großen Wellen der Wanderungsströme im 4. und 5. Jh. betroffen. Ihre Abwanderungen und Fluchtbewegungen in südosteuropäischer Richtung beginnen in dieser Phase26. Für diese Zeit erscheinen bei Iordanes erste Hinweise auf den möglicherweise ähnlichen oder sogar gleichen etymologischen Ur-sprung und die synonyme Bedeutung der Bezeichnung für ‚Slawen’ und ‚Sklaven’ beziehungsweise ‚Sklave-nen’, wenn er Venetharum natio populosa beschreibt, die principaliter tamen Sclaveni et Antes nominan-tur27. Agathias und Iordanes berichten um 550 über ‚Slawen’ und andere, deren Beschreibungen auf die hier in Rede stehenden Gruppierungen hindeuten und bei Theophanes werden sie gar als ein „neu erschiene-nes, abscheuliches Volk“ bezeichnet28. Dass diese

23 Iord. Get. 34 spricht in diesem Zusammenhang davon, dass die

Sclaveni trans fluvius Istrum non procul a ripa sedes patrias ha-bent; vgl. zudem Udolph 1979, 1–22.

24 Vgl. exemplarisch Hermann 1986, 34–62; Weithmann 1978, 69–96 sowie 115–126.

25 Bei Hdt. erscheinen außer ‚Skythen’ auch ‚Neuren’, möglicher-weise ‚Urslawen’, und ‚Budinen’, deren Siedlungsgebiete heute gelegentlich mit den Flussläufen des Bug, Dnjepr und Don an-genommen wurden, worüber jedoch kein Konsens besteht; in diesem Zusammenhang finden sich weitere Hinweise auch be-reits bei Ptol. III 5,15 und III 5,20, Tac. Germ. 46; bei Plin. nat. hist. IV 97 ist von Vened(t)i (dt. ‚Wenden’ beziehungsweise ‚Windische’) und Sarmati die Rede, wobei es sich vermutlich um die Beschreibung von Stämmen handelte, deren Siedlungs-biete in der sog. ‚urslawischen’ Zeit im weitesten Sinne zwi-schen der Ostsee und dem Schwarzen Meer lagen; vgl. Udolph 1979, 1–22; Hermann 1986, 23 ff.; Weithmann 1978, 6–19.

26 Berichte über einen gotischen Stammesführer Ermanrik, der um 330 oder 370 über slawische Stämme in Dakien herrschte, fin-den sich beispielsweise bei Iord. Get. 23, wo er feststellt, dass Veneti, Entis, Sclavi – tunc omnes Ermanrici imperiis servie-runt; hierzu Maenchen-Helfen 1997, 19 f.; Ditten 1993, 11–44; Zástěrová 1983, 59–65; Hermann 1986, 16–32.

27 Iord. Get. 34; Maenchen-Helfen 1997, 9–12; Pritsak 1983, 353–424.

28 Theoph. I 357; generell werden in den byzantinischen Quellen für ‚Slawen’ negative, mit pejorativen Konnotationen verbunde-

pejorative oströmisch-byzantinische Sicht auf die Slawen ihre nachvollziehbare Begründung in den politischen Zeitumständen fand, sollte sich zeigen, als Awaren und Slawen den Balkan unterwarfen, während Byzanz in ausdauernde Kriege mit Persern und Ara-bern im Nahen Osten involviert war, indem sie bei-spielsweise 582 Sirmium, westlich von Belgrad an der Save gelegen, einnahmen, die wichtigste römische Festung in der Region und 583 schließlich auch Singi-dunum an die awarisch-slawische ‚Koalition’ fiel29. Der Weg über die Donau war nunmehr für sie frei, so dass im Gefolge ihrer Raubzüge, die 586 sogar zur (letztlich erfolglosen) Belagerung von Thessalonike führten, immer größere Gruppen byzantinisches Ge-biet besiedelten30. Die romanisierte Bevölkerung des Nordens wurde dadurch teils nach Süden, teils auf die Hochebenen des Balkan verdrängt31. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war 626 erreicht, als Konstantino-pel von einer anti-byzantinischen Allianz aus Slawen, Awaren, Bulgaren, ostergermanischen Gepiden und Persern gleichzeitig belagert worden ist32. Nach dem Scheitern der Belagerung, die auf europäischer Seite von der seinerzeitigen awarischen ‚Hegemonialmacht’ angeführt wurde, kam es zu Rebellionen slawischer Stammesgruppen gegen die Awaren, die ihnen letzt-lich den Verlust ihrer Vormachtstellung eintrugen33. Da sich die Awaren diese auch nicht mehr zurückho-len konnten, begannen nun ihrerseits Slawen und

ne Bezeichnungen verwandt; es gilt heute als sicher, dass ‚Sla-wen’, in den entsprechenden ‚slawischen’ Idiomen, als Selbstbe-zeichnung verbreitet war, ‚Sklave’, entsprechend in den nicht-slawischen Sprachen, hingegen nie als Selbst-, sondern stets als Fremdbezeichnung erscheint, vgl. Weithmann 1978, bes. 17 ff.

29 Theoph. Hist. I 4,1–3; zudem Schramm 1997, passim und Pohl 1988, 23 ff.

30 Ferluga, Byzanz, 245–259; Weithmann 1978, 97–104.

31 Für die Flucht nach Süden (beispielsweise Thessalonike) vgl. Miracula Sancti Demetrii II 2,296ff (PG CXVI 1349A); im Norden in den Hochebenen ist in dieser Zeit der Ursprung der Wlachen zu sehen, hierzu Lemerle 1954, 265–308.

32 Zu dieser Episode, auch zur Beteiligung der Perser, Nik. Patr. XIII 1–40.

33 Es wird berichtet, dass diese Aufstände der Slawen angestiftet wurden von einem Samo, einem fränkischen Händler, der in by-zantinischem Auftrag gehandelt haben soll; dies sei ebenso ei-nem Plan des Herakleios gefolgt, der zuvor bereits den bulgari-schen Khan Kobratos in Konstantinopel zur Konversion zum Christentum gebracht hatte (s.o.), wie des Kaisers parallel mit den ‚West-Bulgaren’ eingegangene Allianz gegen die Chazaren: Auf die Historizität der byzantinischen Geheimdiplomatie, Gol-den 1992, 112, soll hier allerdings nicht weiter eingegangen wer-den; vgl. Obolensky 1971, 59.

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Bulgaren in das entstandene Machtvakuum auf dem Balkan einzudringen34.

Die Herauslösung des protobulgarischen Stammes-verbandes aus dem awarischen Machtbereich durch Khan Kobratos war 635 die unmittelbarste Konse-quenz dieser Ereignisse. Einige Jahrzehnte später gelang es einem seiner Söhne, Asparuch, 679 endlich, die Donau komplett zu überschreiten und ein nen-nenswert großes byzantinisches Gebiet zu besetzen, das im Norden von der Donau, im Westen vom Isker, im Osten vom Schwarzen Meer und im Süden vom Balkanhauptkamm bezeichnet wurde. Dabei stellten die aus dem Norden mitgewanderten Slawen nun bereits einen bedeutenden Teil des bulgarischen Hee-res, wurden aber in der Folge schnell von jenen Sla-wen absorbiert, die sich bereits vorher südlich der Donau niedergelassen hatten. Ähnliches vollzog sich im Verlaufe des 9. Jhs. letztlich auch zwischen der quantitativ sehr viel kleineren Bevölkerungsgruppe der donaubulgarischen ‚Führungsschicht’ und ihren slawischen ‚Untertanen’ – die Türken gaben ihre Spra-che zugunsten des Slawischen auf. Alle gemeinsam werden seither ‚Bulgaren’ genannt, die türkischen Elemente werden als protobulgarisch jedoch von den slavobulgarischen unterschieden35.

Äußere Staatswerdung – Krieg und Territorium (7.–9. Jh.) Nach Überschreiten der Donau begann im Frühjahr 680 entlang der westlichen Schwarzmeerküste der Angriff der Protobulgaren auf das byzantinische Thra-kien über Odessos bis vor die Tore Konstantinopels. Wie oben bereits angedeutet, gelang es Konstantin IV. Pogonatos zwischen April und Oktober nicht mehr, die Reichsgrenze an der Donau gegen Asparuch zu sichern und die Eindringlinge zurückzuwerfen36. Schon Anfang 681 hatte sich die Herrschaft des Khan durch die Verbindung mit den sog. ‚sieben slawischen Stämmen’37 der Dobrudscha soweit gefestigt, dass der

34 Da die awarische Föderation durch ihre vorausgegangenen

Raubzüge trotz ihrer politischen Bedeutungslosigkeit über im-mense ökonomische Reserven verfügte, konnte sie noch bis zum Ende des 8. Jhs. weiter existieren, als sie schließlich den Fran-ken anheim fiel; vgl. zur awarischen ‚Spätphase’ Tomka 1971, 217–252.

35 Hierzu Golden 1992, 244–253; Ditten 1993, 84 ff.; Tăpkova-Zaimova 1976, 66–72.

36 Nik. Patr. 36,1–5, ausführlich zu den verschiedenen Schlachten des Jahres; auch Theoph. I 359,13 ff.

37 Nik. Patr. 36, 24 ff.; vgl. auch Ostrogrosky 1963, 82, der zutref-fend feststellt, dass die Bulgaren den „slawischen Bevölkerun-

Feldzug gegen Byzanz im Sommer 681 schließlich erfolgreich zum Abschluss gebracht und das Gebiet bis zum Balkangebirge in Besitz genommen werden konnte38. Der in der Folge geschlossene Friedensver-trag gilt als ‚Gründungsdokument’ des Ersten Bulga-renreiches und kam wahrscheinlich zwischen Juni und August 681 zustande39. Nach dem Tode Konstantin IV. 685 wurde der Friedensvertrag von seinem Sohn und Nachfolger Iustinian II. Rinotmetos40 687 aller-dings schon gebrochen, indem er zu einem wenig erfolgreichen Feldzug gegen ‚Sklavinien’ und Bulga-rien aufbrach. Beim Rückmarsch nach Konstantinopel geriet das byzantinische Heer zudem noch in einen bulgarischen Hinterhalt, aus dem es sich nur unter großen Verlusten befreien konnte41.

gen […] nicht nur den Namen [gaben], sondern auch die ihr feh-lende militärische und politische Organisation“; allerdings muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass es offenbar nicht wenige slawische Stämme gab, die die byzantinische Herr-schaft im Vergleich zur bulgarischen als das geringere Übel an-sahen, was sich in Leo VI. Tact. XVIII 99 (PG 107, 968Sq) an-deutet, wo von to‹j `Rwmai ko‹j douleÚein kaˆ Øpokl…nesqai

nÒmoj gesprochen wird; vgl. Graebner 1975, 41 ff. und bes. 50; Ditten 1983a, 85–95.

38 Theoph. I 357 schreibt, dass sich „der Kaiser [Konstantin IV.] gezwungen [sah], Frieden mit ihnen [den Bulgaren] zu schlie-ßen, indem er sich bereit erklärte, ihnen jährlich Tribut zu zahlen zur Schmach der Römer […]. Denn ferne und nahe Völker ver-nahmen mit Erstaunen, dass dieser [Konstantin IV.] […] von diesem schmutzigen und neuerschienenen Volk besiegt werden konnte“.

39 Nik. Patr. 36, 27 ff.; seit 681 wird die Existenz dieses Staatswe-sens neben Byzanz als neuem Rivalen in Südosteuropa sowohl von zeitgenössischen als auch von späteren Historiographen und Chronisten dokumentiert, so beispielsweise durch Sig. Gem. Chron. IV 326 (MGH Script. 1844), der im 11. Jh. dazu fest-stellt, dass ab hinc ergo Bulgarorum regnum caepit; allerdings wird in der offiziellen byzantinischen ‚Hofgeschichtsschreibung’ nach dem Vertrag von 681 zwar von ‚Bulgaren’ beziehungswei-se ‚Bulgarien’ in unterschiedlichen Fassungen oder Begriffsbil-dungen gesprochen, also ein reichsähnliches ‚Gebilde’ durchaus zuerkannt, von einem bulgarischen ‚Staatswesen’, das in dem Byzantinischen Reich vergleichbaren Kategorien wahr-genommen und akzeptiert worden wäre, kann hier jedoch noch nicht die Rede sein – dies ist erst nach der Christianisierung 865 zunehmend zu beobachten, nachdem sich Boris I. hatte also griechisch-orthodox nach byzantinischem Ritus taufen lassen (vgl. unten Anm. 54); erst nach diesem Ereignis erscheinen zu-nehmend juristisch verbindliche Staatsbezeichnungen und auch die bis dahin für Bulgaren gebräuchlichen pejorativen Attribute werden weniger; so beziehen sich die acht Einträge über Bulga-rien in der Chronik des Nestor Monachus (ed. Tschižewskij, Wiesbaden 1969) beispielsweise ausschließlich auf die Zeit nach der Annahme des Christentums, die 150 Jahre davor werden nicht erwähnt.

40 Iustinian II, ‚Der Nasenlose’, (685–695; 705–711), Nik. Patr. Patr. 40, 35 f.

41 Theoph. I 364, 15–18; Nik. Patr. 36; die Feldzüge des Iustinian II. der Jahre 688/89 richteten sich zunächst gegen die ‚makedo-

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In der Folgezeit zeigte sich, dass byzantinische und protobulgarische Innen- und Außenpolitik kaum mehr voneinander zu trennen waren: Für Byzanz waren die Bulgaren auf dem Balkan nicht mehr nur militärische Gegner. Nachdem beispielsweise der Nachfolger und Sohn des Asparuch, Tervel, Iustinian II. 705 wieder auf den byzantinischen Thron verholfen hatte, verlieh ihm der Kaiser zum Dank den Titel eines ka‹sar42. Das bulgarische Heer diente den Byzantinern auch, als die Araber 718 Konstantinopel belagerten43. Grund-sätzlich aber war Byzanz nicht glücklich mit dem neuen Alliierten und versuchte daher wiederholt, sich seiner zu entledigen. Das (proto-)bulgarische Khanat konnte sich allerdings wohl insbesondere dank seiner Lage nördlich des Balkangebirges behaupten, das die Grenze zum byzantinischen Territorium bildete und daher auch mit Festungen versehen wurde.

Pliska, von den Byzantinern auch Pl…skoba ge-nannt, wurde Residenz- beziehungsweise Hauptstadt im Reich der bulgarischen Khane: Ihr Gründer Aspa-ruch hatte seine ‚Stadt’ wohl ursprünglich als nomadi-sches Winterlager eingerichtet44. Sicher diente dieser feste Stützpunkt zunächst hauptsächlich militärischen Bedürfnissen und wurde erst allmählich zur Stadt. Strategisch günstig nördlich des Haimos gelegen, ließen sich wichtige Gebirgspässe kontrollieren. Jene

nischen’ Slawen, somit nicht nur gegen die ‚mösischen’ Proto-bulgaren, sondern auch gegen die südlicher siedelnden ‚make-donischen’ in der Gegend von Thessalonike, vgl. oben Anm. 31; letztlich waren die Kampagnen des Kaisers nicht erfolgreich und auch die Einrichtung der zusätzlichen Verwaltungszone (Thema) ‚Thrakien’ brachte keine Fortschritte gegen die Bulgaren, so Konst. Porph. de them.1, 25–29; Ditten 1993, 87 f. und 173.

42 Nik. Patr. 41, 25–42 und bes. 42, 20–25; Theoph. I 371, 16–24; der Caesarentitel war in dieser Zeit einer der höchsten Ehrenti-tel, die Byzanz zu vergeben hatte, vgl. Ostrogorsky 1963, 119 f. sowie zur ‚Ereignisgeschichte’ und den Begleitumständen aus-führlich Guilland 1947, 168–194; Iustinian II. war zuvor 695 wegen seiner rigorosen Verwaltungs- und Finanzmaßnahmen vom Ursupator Leontios, der dem Kaiser zudem die Nase ab-schneiden ließ, gestürzt worden; er floh zunächst zu den Chaza-ren, Nik. Patr. 40, 25–38.

43 Nik. Patr. 55, 19–26; Theoph. 397, 28 ff:; 716 hatte Theodosius III. (715–717) einen Friedens- und Handelsvertrag mit den Bul-garen geschlossen, der ihnen einen Teil Thrakiens zusprach und jährliche Tributzahlungen des Reiches gewährte; schon 718 sol-len die Bulgaren 20.000 Araber bei der Belagerung Konstanti-nopels getötet haben; vgl. auch Ditten 1993, 89; Beševliev 1980, 247–251 sowie 262; Cankova-Petkova 1976a, 37–40.

44 Zu den nomadischen Ursprüngen der Stadt zuletzt Михайлова 2003, 259–266 sowie auch Василев 2003, 104–108; auch die Erkenntnisse der jüngsten Grabungskampagne des Sommers 2005 sprechen für eine solche Annahme: Der Verfasser dankt R. Raschev für den Hinweis, dass inzwischen unter dem ersten Khan-Palast eine runde, d. h. jurten-ähnliche frühere Bauphase nachgewiesen werden konnte.

Bergkette war zudem vom Süden aus offenkundig schwerer zu überqueren als vom Norden: Das zeigte sich daran, dass die byzantinischen Heere dieses Hin-dernis mehrfach vergeblich sowohl entlang der Küs-tenlinie als auch über die Bergpässe selbst zu über-winden suchten45. Schließlich wagte sich der byzanti-nische Kaiser Nikephoros I. 811 weit vor mit dem Ziel, das bulgarische Reich im Norden endlich zu beseitigen: Obwohl Pliska völlig zerstört und geplün-dert werden konnte, wurde dennoch der Kaiser an-schließend vom regierenden Khan Krum besiegt46. Sein Sieg, der mit der vollständigen Vernichtung eines byzantinischen Heeres am 26. Juli 811 endete, gilt als der bedeutendste militärische Erfolg des ersten Bulga-renreiches. Danach drang Krum bis ins byzantinische Ostthrakien und Makedonien vor und unterwarf we-gen der militärischen Schwäche der Byzantiner die dortigen Slawen: Im Jahre 812 wurde mit Me-sembria47 die letzte byzantinische Festung am Ufer des Schwarzen Meeres erobert, 813 fiel sogar Adria-nopel48. Zudem baute Krums Sohn Omurtag das wich-tigste (pagane) protobulgarische Heiligtum bei Madara im Balkangebirge aus. Er sollte später auch die neue Hauptstadt Preslav gründen49. Allerdings sollten bald

45 Theoph. 409,29 – 410,3; im Verlaufe des 8. Jhs. behauptete sich

das bulgarische Reich gegen Byzanz sowie gegen Angriffe der Awaren, Magyaren und Petschenegen, vgl. unten Anm. 58; be-sonders die nach wie vor freundschaftlichen Beziehungen zwi-schen Byzanz und den Chazaren waren der Antrieb für Konstan-tinopel, immer wieder gegen die Protobulgaren zu ziehen; so er-neuerte Leo III. (717–741) das Bündnis mit den Chazaren und auch sein Sohn und Nachfolger Konstantin V. (741–775), der mit einer Tochter des Chazarenkhans verheiratet war, nutzte die-se Beziehungen für (letztlich immer wieder erfolglose) Feldzüge gegen die Bulgaren; Ditten 1993, 174 f.; Göckenjan 1972, 89–113.

46 Theoph. I 491 berichtet nicht nur über die vernichtende Nieder-lage Nikephoros I., der in der Schlacht fiel, sondern auch dar-über, dass Krum die abgeschlagene Schädeldecke des Kaisers fortan als Trinkschale verwendet haben soll; Golden 1992, 249 sowie Ditten 1993, 194 f. und passim.

47 Theoph. 497,15 – 499,15; Ioh. Sky. Mich. I 6, 12, Ditten 1983, 100 mit Anm. 28; Ostrogorsky 1963, 167; Beševliev 1980, 248–252.

48 Theoph. 500,2 – 503,5 Ioh. Sky. Mich. I 2–3, 5,75–9,2; unter Leo V. (813-820) gingen die Feindseligkeiten mit Krum und den Bulgaren weiter, als letzterer Adrianopel belagern ließ und sieg-te, so Ditten 1993, 354 f.; Ostrogorsky 1963, a. a. O. 167 ff.; Beševliev 1980, 252 ff.

49 Eine protobulgarische Inschrift, in der auch die Rede davon ist, dass Omurtag sein Heer gegen „die Griechen und Slawen“ bis an die ToÚtza (Tiča) geführt habe, dokumentiert, dass „Gott dem göttlichen Herrscher [Omurtag] ermöglichen [möge], den Kaiser [Michael II. (820–829)] mit seinem Fuß solange hinun-terzupressen, wie der Fluß Tiča fließt, und möge er den Bulga-ren viele Gefangene bescheren“, dazu Beševliev 1963, 260–277, Nr. 56 (Text und deutsche Übersetzung).

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die verschleppten Christen sowie die Unterwerfung ehemaliger byzantinischer Untertanen dazu beitragen, die Kultur im erstarkenden bulgarischen Staat grund-legend zu verändern und zur Ausbreitung christlicher Ideen führen.

Innere Staatswerdung – Religion und Sprache (8.–10. Jh.) Seit dem Ende des 8. Jhs. geriet das im Südosten Eu-ropas entstandene Gebilde in eine neue, seine künftige Entwicklung entscheidend prägende und verändernde Lage. Außer der Notwendigkeit, sich politisch-staatlich und militärisch gegen das byzantinische Kai-serreich und die Khanate der Chazaren50 und Awaren zu behaupten, begann nun die Rivalität zwischen Rom und Byzanz einen regelrechten Wettbewerb um die Vorherrschaft bei der Christianisierung der Bulgaren und Slawen zu entfachen51. Denn nachdem sich Rastislav, Fürst des kurzlebigen, im Norden des bul-garischen gelegenen großmährischen Reiches, gegen die zunehmende fränkische Expansion in seinen Machtbereich an Byzanz um Unterstützung gewandt und um Missionare gebeten hatte52, paktierte der Bul-gare Boris I. mit den Franken und damit bewusst auch gegen die byzantinisch-orthodoxe Kirche und mit den

50 Die Chazaren, wie oben gesehen turkstämmige Nomaden, hatten ja schon in der ersten Hälfte des 7. Jhs. ein reichsähnliches Ge-bilde errichtet, dass zunächst vom Schwarzen Meer bis zum Don reichte; mit ihnen hatte Byzanz schon zur Zeit des Herakleios (610–641) freundschaftliche Beziehungen im gemeinsamen Kampf gegen das sassanidische Persien unterhalten, so Theoph. 315,26 – 316,16; in ihren Eroberungszügen drangen sie bis Chersonesos und ins Khanat der Protobulgaren vor; im ersten arabisch-chazarischen Krieg waren sie zunächst Verbündete, dann Feinde der Byzantiner, was letztlich dazu führen sollte, dass bereits 737 ihr ‚Reich’ von der Arabern erobert werden konnte; vgl. Golden 1980, 127–156 sowie Dunlop 1954, 47 ff.

51 Die Konversion des Kobratos zum Christentum am Ende des 7. Jhs. war ein Einzelfall und hatte innerhalb des bulgarischen Rei-ches keine weiteren Übertritte zur Folge, vgl. dazu oben Anm. 33.

52 Konst. Porph. de admin. imp. 38, 40 ff. zum Großmährischen Reich; hierzu heißt es bei Bujnoch 1972, 93: „Der mährische Fürst Rostislav […] schickte Gesandte zum Kaiser Michael [III. (842–867)] und ließ sagen: ‚Obwohl sich unser Volk vom Hei-dentum abgewandt hat und nun das christliche Gesetz beachtet, haben wir keinen solchen Lehrer, der uns in unserer Sprache den wahren christlichen Glauben erklären könnte, damit auch andere Länder, wenn sie dies sehen, mit uns wetteifern. Schick also, Gebieter, einen solchen Bischof und Lehrer, denn von euch geht immer ein gutes Gesetz in alle Länder aus’“; vgl. zum Großmäh-rischen Reich zudem Boba 1971, 42–57 sowie Fine 1983, 113–131.

Katholiken in Rom53. Als er allerdings bald danach im Norden seines Reiches mit den Franken gegen Rastis-lav ziehen wollte, nutzte Byzanz die Gunst der Stunde, d. h. die entblößte Flanke, um im Süden einzufallen: Boris musste um Frieden bitten und sich zudem als kaiserliche Bedingung für denselben 865 von byzanti-nisch-orthodoxen Priestern taufen lassen, um sein ‚Reich’ zu retten: Das Christentum wurde zur Staats-religion, Boris I. musste byzantinische Missionare ins Land lassen54. Bereits zuvor waren byzantinische Christen als Kriegsgefangene oder aus fortbestehen-den frühchristlichen Gemeinden auf protobulgari-schem Territorium in den Einflussbereich des bulgari-schen Khan gelangt. Aber erst nach seiner erzwunge-nen Taufe begann Boris I. im bulgarischen Reich mit dem Bau von Kirchen, so beispielsweise der ‚Großen Basilika’ in der Nähe des Khan-Palastes von Pliska55.

Durch die oben geschilderte Einnahme der byzanti-nischen Städte und Festungen Thrakiens, beispiels-weise auch Serdicas 809, waren schon in der ersten Hälfte des 9. Jhs. zahlreiche Christen eingegliedert worden und in die bulgarischen Hierarchien gelangt. Das ‚Reich’ wurde also ethnisch und religiös zuneh-mend vielschichtiger und Boris I. musste wohl erken-nen, dass es nunmehr einer ‚Klammer’, eines gemein-samen ‚Nenners’, einer geistigen und geistlichen Grundlage, bedurfte, die ethnisch und kulturell dispa-raten Einzelelemente seiner Herrschaft zu einem ho-mogenen ‚Volk’ werden zu lassen56. Die Art und Wei-

53 Boris I. war wohl um 860 die treibende Kraft des Bündnisses,

vgl. Golden 1992, 251 f.

54 Als Zeichen der Unterwerfung unter byzantinische Hegemonie nahm Boris I. als orthodox-christlichen Taufnamen sogar den des seinerzeitigen Kaisers ‚Michael’ (III.) an; Golden a. a. O. 252; dennoch begann er schon 866, nachdem er eine heidnische Revolte niedergeschlagen hatte, seine ‚Fühler’ wieder nach Rom auszustrecken, von wo aus der Papst nach wie vor Einfluss in Bulgarien zu gewinnen suchte; Boris I. schickte also politische Gesandte nach Rom mit vorgeschobenen religiösen Fragen zum ‚praktischen Christentum’, um Rom und Byzanz gegeneinander auszuspielen und so die eigene Position dazwischen aufzuwer-ten; als man in Rom dem Khan einen unabhängigen Patriarchen (den Konstantinopel abgelehnt hatte) für Bulgarien anbot, wenn Boris I. den Papst als Oberhaupt anerkenne, lehnte dieser, auch unter byzantinischen Druck, ab, so dass nach dem Konzil 869/70 Bulgarien zunächst zum Patriarchat von Konstantinopel ‚ge-schlagen’ wird, Golden a. a. O. und Ditten 1993, 250 f.; die Kir-che in Bulgarien erhält zunächst einen halbautonomen orthodo-xen Erzbischof und später einen eigenen Patriarchen.

55 Zur sog. Großen Basilika von Pliska, die in er Zeit Boris I. ihre Ursprünge hat, zuletzt Донцева 2003, 230–236.

56 Es ist anzunehmen, dass Boris I. das Christentum, gleich wel-cher Provenienz, für sein Reich als sinnvolle ‚Ergänzung’ be-trachtete, muss ihm doch aus der Geschichte des Römischen Reiches die von Konstantin und Iustinian I. bereits erkannte

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se, wie er die Christianisierung seines Reiches nach seiner eigenen Konversion durch- und weiterführte, zeigt, dass er sich der integralen, fundamentalen Be-deutung einer einheitlichen Religion durchaus bewusst gewesen sein dürfte. Mit der endgültigen Annahme des Christentums griechisch-orthodoxer Ausrichtung als ‚Reichsreligion’ um 864/65 wurden die Bulgaren dann sogar zu Vermittlern griechisch-byzantinischer Kultur an die Slawen57. Die innere Stärkung des wachsenden ‚Staates’ war außerdem unbedingt erfor-derlich, um den ständig wechselnden äußeren Bedro-hungen standhalten zu können58.

Nachdem aus dem heidnischen Khanat im Verlaufe des 9. Jhs. also ein christlich-orthodoxes Königreich geworden war, rückte dies alsbald sehr viel näher an die Einflusssphäre des Byzantinischen Reiches und seiner christlich-orthodoxen Repräsentanten. Dennoch waren nach wie vor sowohl der oströmische Kaiser in Konstantinopel, als auch der Papst in Rom bestrebt ihren Einfluss auszuweiten, so dass Bulgarien zum Streitobjekt komplizierter und wechselvoller diploma-tischer und missionarischer Bemühungen wurde59. Folge dieses Streites war die nachdrückliche Distan-zierung Bulgariens von Byzanz in Gestalt der ersten slawisch-orthodoxen Kirche mit eigener Schrift. Ob-wohl naturgemäß die Hinwendung zum Christentum zunächst auch eine Hinwendung zur griechischen Sprache bedeutete, legten die ursprünglich im Auftrag der byzantinischen Mission handelnden Kyrill und

Bindekraft einer einheitlichen ‚Staatsreligion’ als leuchtendes Beispiel vor Augen gewesen sein.

57 Damit waren gleichzeitig eine Reform der neu entstehenden Reichskirche, eine Verwaltungs- und Rechtsreform verbunden, in diesem Sinne auch Ditten 1983a, 85–95 sowie ders. 1983, 95–119.

58 Anzusprechen sind hier die magyarischen Überfälle 894–896, Golden 1992, 260–263, sowie die Überfälle der Petschenegen, Göckenjan 1972, 89–113, und letztlich auch der Kumanen, Gol-den 1984, 45–87, und ders. 1987, 5–29, in die nördliche Dobru-dscha; auf diese Ereignisse kann allerdings hier nicht näher ein-gegangen werden; der erste Sohn und Nachfolger Boris I., Vla-dimir-Rasate, erwies sich als Apostat, der 889 gestützt auf Teile des protobulgarischen Adels versuchte, das Christentum abzu-schaffen und protobulgarische sowie andere nicht-christliche re-ligiöse Kulte wieder einzuführen. Boris I. verließ das Kloster, in das er nach seiner Abdankung eingetreten war, entmachtete sei-nen Sohn, beseitigte die Adelsopposition und übertrug die Herr-schaft einem weiteren seiner Söhne, Simeon (893–927); unter Simeon I. schließlich wurde Pliska im Jahre 893 zugunsten der neuen, nun vollständig christlichen Haupt- und Residenzstadt Preslav aufgegeben.

59 Vgl. hierzu oben Anm. 54; Lilie 2003, 210 f.

Method bewusst den Grundstein einer slawischspra-chigen Kirche60.

Ethnogenese – Bulgaren ohne Land (11.-12. Jh.) Vor und nach der Übernahme des Christentums führte Boris I. erfolgreiche Feldzüge gegen die sein Reich umgebenden Gegner. Die Auseinandersetzungen mit dem ostfränkischen König Ludwig II., dem Deut-schen, endeten mit einem Waffenstillstand und einer Art Militärbündnis61. Das Vordringen der Waräger-fürsten Rjurik und Oleg in die Grenzgebiete des bul-garischen Khanates bei ihren Feldzügen gegen Kon-stantinopel wehrte er ab, und als nach der Ermordung Michael III. dessen Nachfolger Basileios I. byzantini-scher Kaiser geworden war, hatte Boris I. mit ihm schon 863 einen dreißigjährigen Frieden geschlossen, indem er den ebenso langen, allerdings mehrfach gebrochenen Friedensvertrag zwischen Khan Omurtag und Leo V., dem Armenier, von 814 erneuerte62. Auch Boris’ I. Sohn und Nachfolger Simeon I. führte von 893 bis 927 fast ununterbrochen Kriege: Es gelang ihm, Bedrohungen und Einfälle durch warägisch-ostslawische, russische Fürsten sowie durch die Ma-gyaren an den Nordgrenzen des Reiches zurück zu schlagen. Zwischen 918 und 922 belagerte er Kon-stantinopel, es kam zu Friedensverhandlungen mit Romanos I. Lakapenos. Simeon versäumte es jedoch, die weitsichtigen Pläne seines Vaters Boris I. zur vorrangig friedlichen Stärkung des Reiches sowie der infrastrukturellen Erschließung des strategisch so wichtigen südwestlichen Gebietes mit der Gründung einer neuen Hauptstadt weiter zu verfolgen. Statt die

60 863 begannen beide, Kyrill und Method, im Großmährischen

Reich nach dem Ersuchen des Rastislav, oben Anm. 52, mit ih-rer so genannten „Mission der Slawenapostel“; in den ‚Pannoni-schen Legenden’, Randow 1972, 52 f., wird die Erfindung der Schrift, also die Schöpfung der Glagolica, als Grundlage und Mittel der großmährischen Mission geschildert; der byzantini-sche Kaiser Michael III. teilte Rastislav auf seine Bitte mit, dass der erwünschte Lehrer „für eure Sprache eine Schrift [schuf] […] damit ihr zu den großen Völkern gezählt werdet, die Gott in ihrer Sprache loben“, zit. Nach Bujnoch 1972, 94; die der slawi-schen Phonetik angepasste, frei erfundene Schrift, Glagolica, sollte hauptsächlich dazu dienen, die Bibel ins Slawische über-setzen zu können; zur weiteren Entwicklung des Kyrillischen vgl. exemplarisch Boba 1971, 42–57 sowie Fine 1983, 113–131.

61 Zur politischen und militärischen Situation auf der Balkanhalb-insel und der verschiedenen Bündnisse unter wechselseitiger Einbeziehung des ostfränkischen und großmährischen Reiches Lilie 2003, 212–216.

62 Vgl. Lilie 2003, 195–201; Ditten 1993, 89; Ostrogorsky 1963, 42–56; Beševliev 1963, 190 ff., Nr. 41 und bes. 203–206; Can-kova-Petkova 1976a, 36–45.

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stets gefährdeten Grenzen nach Norden und Westen sowohl durch militärische Macht als auch durch wirt-schaftliche Sicherheit und diplomatische Anstrengun-gen dauerhaft zu sichern, hatte für ihn das wagemutige Ziel der Eroberung des Byzantinischen Reiches abso-lute Priorität63. In den Kriegen mit Byzanz erschöpften sich die militärischen Kräfte Bulgariens, die bereits erreichte innere Stabilität wurde wieder fragiler und auch die Zahl der äußeren Feinde verringerte sich nicht. Simeon I. Nachfolger Petăr I. erkannte diese das Bulgarenreich bedrohenden Gefahren. Er versuchte, über Heirat mit der Enkelin des byzantinischen Herr-schers und einen wiederum dreißigjährigen Friedens-vertrag außenpolitisch Entlastung zu bekommen, um innenpolitisch für Ordnung und Aufschwung zu sor-gen, was ihm tatsächlich kurzzeitig auch gelang – bis die nördlichen Nachbarn, insbesondere Magyaren und Russen, wieder mit ihren Einfällen begannen64.

Daneben hatte geradezu selbstverständlich auch der ‚traditionelle’ Gegensatz zum Byzantinischen Reich fortwährend Bestand: 971 schließlich sollte er darin gipfeln, dass Kaiser Johannes I. Tzimiskes die bulga-rische Hauptstadt Preslav eroberte und zerstörte, den inzwischen regierenden Boris II. absetzte und Ostbul-garien in das Byzantinische Reich eingliederte. West-bulgarien hingegen verblieb zunächst autonom und unter der Regentschaft Samuils: Zwischen 976 und dem Ende des 10. Jhs. schien es tatsächlich so, als ob sich dieser Teil, gleichsam als Nachfolger des Ersten Bulgarenreiches auf der Balkanhalbinsel etablieren könnte65. Samuil eroberte von der nun westlicher gelegenen Hauptstadt Ochrid aus Teile des alten Rei-ches zurück, schlug die Byzantiner mehrfach fast vernichtend66 und gewann Kämpfe gegen die Kiever

63 Theoph. Cont. VI 29 420,1–7; Ioh. Skyl. Rom. 23, 225,1–

226,19; vgl. Lilie 2003, 219, zudem Ditten 1993, 274 ff. mit aus-führlicher Literatur zu den Ereignissen auf der Peloponnes be-ziehungsweise zu den Bulgaren und Simeon I. vor Konstantino-pel zwischen 921 und 925.

64 Vgl. Golden 1991, 58–101; zu den Magyaren Göckenjan 1972, 67–93; Ditten 1993, 83–88 sowie zu Petăr I. 274 f.; Anmm. 51 und 57.

65 Dieses Westbulgarische Reich war weder geographisch noch ethnisch dem Ersten Bulgarischen Reich identisch; dennoch be-trachteten sowohl die Bulgaren selbst als auch die Byzantiner dieses Gebilde als ‚Fortsetzung’ des untergegangenen Reiches und Samuil in einer Linie mit den protobulgarischen Khanen; vgl. Lilie 2003, 250 f.

66 Die Auseinandersetzung sollte, nachdem Basileios II. 991 mit dem Feldzug gegen die Bulgaren begonnen hatte, nahezu 20 Jahre andauern; nachdem zunächst die Bulgaren Byzanz nahezu sämtliche während der ersten Hälfte des 10. Jhs. eroberten Ge-biete wieder entreißen konnten – sie nahmen sogar zeitweilig Dyrrhachion und Adrianopel ein – wendete sich das Blatt zu-

Rus67. Auf Dauer jedoch konnte der allzu kleine Rest Bulgariens der byzantinischen Militärmacht nicht standhalten. Schließlich war es Basileios II., der sich mit Entschlossenheit dem Ziel widmete, das bulgari-sche Reich endgültig zu beseitigen. Nach über einem Jahrzehnt verbissener Kriegführung kam es im Juli 1014 zur Entscheidungsschlacht am Pass von Kimba-longos (Klidion). Die Bulgaren verloren, etwa 15.000 Krieger wurden gefangen genommen und Basileios sollte durch das Strafgereicht, das er an ihnen vollzie-hen ließ, als Bulgaroktonos in die Geschichte einge-hen68. Damit hatte der byzantinische Kaiser nach jahr-zehntelangen Kämpfen sein wesentlichstes Ziel er-reicht: Den Bulgaren war, zumindest einstweilen, jede territoriale Basis, nun auch in Gestalt des rudimentä-ren Nachfolgestaates ihres ersten Reiches, entzogen69. Demgegenüber war die Ethnogenese des bulgarischen Volkes aber ist zu diesem Zeitpunkt längst unumkehr-bar abgeschlossen, so dass der Landverlust in dieser Hinsicht letztlich keine Auswirkungen mehr zeitigen konnte70. Fazit Die Staatswerdung Bulgariens vollzog sich in drei Phasen, wobei der zwischenzeitliche Niedergang des Ersten Bulgarenreiches und die vorübergehende Wie-dereingliederung seines Territoriums in den byzantini-schen Machtbereich während des 11. und 12. Jhs. nur von nachgeordneter Bedeutung sind. Die erste Phase

gunsten des Kaisers erst mehr als ein Jahrzehnt nach dem Be-ginn seines Feldzuges; vgl. Lilie 2003, a. a. O. passim.

67 Golden 1991, 58–101, ders. 1982, 77–97.

68 Der byzantinische Kaiser ließ die Gefangenen blenden; jedem hundertsten von ihnen wurde allerdings ein Auge gelassen, um die Verstümmelten zurückzuführen; Samuil soll im Oktober 1014 nach ihrem Anblick gestorben sein; obwohl zunächst des-sen Sohn Gavril Radimir sein Nachfolger wurde, ist auch dieser sehr rasch seinerseits von Ivan Vladislav (1015–1018), dem schließlich letzten Herrscher des verbliebenen westbulgarischen sowie Ersten Reiches, verdrängt worden; aus dessen Regie-rungszeit ist die sog. ‚Bitolja-Inschrift’ erhalten, die ihn als Ret-ter der Stadt Bitolja nennt, des griechischen Herakleia Lynkestis, in der südmakedonischen Ebene von Pelagonia, das er hat befes-tigen lassen, das Original ist eine Bilingue in altbulgarischer und kirchenslawischer Sprache, ausführlich Saimov 1970.

69 Mit dieser Niederlage war zwar der bulgarische Widerstand endgültig gebrochen, der Krieg aber noch nicht zu Ende: Erst 1018 fiel die bulgarische Hauptstadt Ochrid und Basileios II. benötige noch weitere fünf Jahre, bis er die letzten versprengten Gebiete Bulgariens seinem Herrschaftsbereich eingliedern konn-te; dann aber hatte Byzanz bis zum Ende des 12. Jhs. mit der Donau die bereits vormalige Außengrenze seines Territoriums wieder zurückgewinnen können; vgl. Lilie 2003, 250 f.

70 Zu Basileios II. Ditten 1993, 91 ff.

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bildeten vom 5. bis 7. Jh. die Wanderungsbewegungen der Turkvölker und der Slawen in den Balkanraum, die zweite Phase während des 7. uns 8. Jhs. mit ihrer Verschmelzung von türkischer Oberschicht und quan-titativ erheblich größeren slawischen Bevölkerungs-elementen muss als eigentliche Ethnogenese Bulga-riens bezeichnet werden, die dritte Phase endlich schloss im 9. Jh. mit der Christianisierung die Ent-wicklung des neuen staatlichen Gebildes ab. Wichtig für die innere Stabilität war die Homogenisierung der türkischen Bulgaren mit den griechisch sprechenden ‚Römern’ und den Slawen zu einer kulturellen Einheit, was erst durch die Erhebung des Christentums zur ‚Staatsreligion’ durch Boris I. 864 gelang. Nur das Christentum konnte in dieser Phase zur Klammer, zum gemeinsamen, weil zunächst einzigen Nenner aller drei Ethnien werden. Daneben wurde auch die ge-meinschaftlich benutzte griechische Sprache, die zwangsläufig die verbindliche Grundlage jeder Kom-munikation der drei einander fremdartigen Bevölke-rungsgruppen werden musste, einstweilen zum Kata-lysator des bulgarischen Ethnos. Daher war es diese Sprache, die die bulgarischen Khane zunächst zur offiziellen machten: Die protobulgarischen Inschriften des 8. und 9. Jhs. sind alle in griechischen Buchstaben verfasst und selbst das im 9. Jh. einsetzende Schrift-tum vermochte in den höheren Schichten an der Be-deutung der Sprache des benachbarten Kaiserreiches lange nichts zu ändern.

Die Tatsache, dass das byzantinische Kaiserreich das bulgarische Staatswesen erst dann als gleichwerti-ge ‚Nation’ akzeptierte, als es das Christentum zur Staatsreligion gemacht hatte, kann in diesem Zusam-menhang zweierlei dokumentieren. Zum einen wird deutlich, was in dieser Zeit die Zugehörigkeit zu ei-nem ‚Staat’ definierte, nämlich zuallererst die gemein-same Religion und eben nicht nur der gemeinsame Siedlungsraum; zum anderen zeigt sich, da die grie-chisch-orthodoxe Konversion Bulgariens nach byzan-tinischem Ritus zu erfolgen hatte, dass sie von Byzanz ausgegangen war: Deutlicher kann eine Hierarchie, zumindest in der Wahrnehmung des byzantinischen Kaiserhofes, wohl kaum fixiert werden.

Obwohl das erste bulgarische Reich ebenso wenig als homogener ‚Nationalstaat’ bezeichnet werden darf wie das benachbarte Byzanz, hatte es in jedem Fall aber über sein formales Ende 1014 hinaus den ende-mischen Bevölkerungen des Balkans dauerhaft das bulgarische Element hinzufügen können.

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Anschrift Dr. Thomas Brüggemann Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Institut für Klassische Altertumswissenschaften Universitätsplatz 12 06099 Halle/Saale E-mail: [email protected]