Der Wortschatz des klassischen Äthiopisch

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Sonderdruck aus: Alter Orient und Altes Testament Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients und des Alten Testaments Herausgeber: Manfried Dietrich • Oswald Loretz Band 317 Studia Semitica et Semitohamitica Festschrift für RAINER V OIGT anläßlich seines 60. Geburtstages am 17. Januar 2004 Herausgegeben von Bogdan BURTEA, Josef TROPPER und Helen YOUNANSARDAROUD 2005 U gari t - Verlag Münster

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Sonderdruck aus:

Alter Orient und Altes Testament Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients

und des Alten Testaments

Herausgeber: Manfried Dietrich • Oswald Loretz

Band 317

Studia Semitica et Semitohamitica

Festschrift für RAINER V OIGT

anläßlich seines 60. Geburtstages am 17. Januar 2004

Herausgegeben von

Bogdan BURTEA, Josef TROPPER und Helen YOUNANSARDAROUD

2005 U gari t -Verlag

Münster

Der Wortschatz des klassischen Äthiopisch I Stefan Weninger (Marburg)

Im Grundriß der Arabischen Philologie veröffentlichte Anton Schall (1982) einen meisterhaften Abriß der Genese und der Schichtung des arabischen Wortschatzes. Für das klassische Äthiopisch steht eine solche Gesamtschau noch aus. In meinem Artikel über die altäthiopische Sprache in der Encyclopaedia Aethiopica Ir (Weninger, im Druck) hatte ich leider zu wenig Platz, um auf die Frage des Wort­schatzes so detailliert einzugehen, wie Schall es im Grundriß für das Arabische getan hat, und so möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um einen Überblick über die Geschichte des altäthiopischen Wortschatzes zu geben und in diesem Zusammenhang einige Etymologien neu zu diskutieren.

o. Perioden der äthiopischen Sprachgeschichte

Die Sprachgeschichte des Klassischen Äthiopisch oder des Altäthiopischen zer­fällt in zwei distinkte Perioden, die im folgenden die "aksumitische Periode" und die "nachklassische Periode" genannt werden. Die altäthiopische Sprache ist im Reich von Aksum inschriftlich seit dem vierten Jahrhundert belegt. In der Zeit vom 4. bis etwa zum 7. Jh. wurden die Bibel und eine Reihe altchristlicher Schriften aus dem Griechischen ins Äthiopische übersetzt. Nach dem Niedergang des aksumitischen Reiches geht auch die literarische Tätigkeit stark zurück. Nach dem Aufstieg der Salomonischen Dynastie 1270 entsteht eine umfangreiche theologische und profane Originalliteratur. "Nachklassisch" ist diese Periode, die bis ins 19. Jahrhundert reicht, deshalb zu nennen, weil G~(~z nun nicht mehr Um­gangssprache, sondern reine Literatursprache ist. Aufgrund dieser Sprach­geschichte nannte M. Kropp (1990:270) vor einiger Zeit G~ ( ~z das "Latein und Mittellatein" Äthiopiens. Beschäftigt man sich sprachwissenschaftlich mit dem Altäthiopischen, insbesondere in den Bereichen Syntax, Phraseologie und Lexik, so tut man gut daran, die Unterscheidung bei der Perioden zu beachten.

1 Überarbeitete Version eines am 2.2.2001 an der Philipps-Universität Marburg gehaltenen Vor­trags. - Äthiopische Quellen sind in Ermangelung eines akzeptierten Abkürzungssystems ausführ­lich zitiert. Arabische Quellen können nach den Siglen von WKAS II zitiert werden. Für die Mit­teilung von Belegen der arabischen Wurzeln bls und blsn danke ich Herrn Prof. Dr. Manfred Ullmann (Tübingen), für Auskünfte aus der Ägyptologie Herrn Prof. Dr. Frank Kammerzell (Berlin) und für solche indologischen Inhalts Herrn Dr. Roland Steiner (Marburg).

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1. Semitische Erbwörter

Es nimmt nicht Wunder, daß der Grundwortschatz des Äthiopischen aus semiti­schen Erbwörtern besteht. Verwandtschaftsverhältnisse, Körperteile, einfache Himmelserscheinungen, Landschaftsformen und Zahlwörter sind zu großen Teilen etymologisch identisch mit den anderen klassischen semitischen Sprachen, wobei es aber überall auch Sondergut gibt. So ist *bin ,Sohn' durch die Neubildung walef ersetzt worden, der Bauchnabel (";;mb~rt) hat wohl eine kuschitische Etymologie3

, neben dem gemein semitischen ,Mond' warlj steht die neugebildete ,Sonne' ~al:zay, neben m;xlr ,Boden', der sich gut semitisch anbinden läßt, steht qalay ,Abgrund' mit kuschitischer Etymologie. Auch primäre Adjektive wie ,gut' (ljer) , ,hoch' (l~ ul) oder ,tief' (t~l:zut) gehören zum gemeinsemitischen Erbe. Auch der Grundbestand an Primärverben gehört im Äthiopischen zum semiti­schen Erbe. Die im Äthiopischen (im Gegensatz zum Altsüdarabischen) zahlrei­chen vier- und fünfradikaligen Verben lassen sich zu großen Teilen als Erweite­rungen gemeinsemitischer Wurzeln erklären, sofern sie nicht denominiert sind, doch bleiben eine ganze Reihe von unerklärten mehrradikaligen Verben, wie z.B.

, danga~a ,erschrecken' (intr.).

Versucht man nun festzustellen, welche speziellen lexikalischen Verwandtschafts­beziehungen zwischen dem Äthiopischen und anderen semitischen Sprachen herrschen, stellt man fest, daß dazu Vorarbeiten weitgehend fehlen. Fishers ugari­tisch-äthiopischem Vergleich (1969) mangelt es dadurch etwas an Schärfe, daß er alle äthiosemitischen Sprachen zusammennimmt, doch einige Beobachtungen, die sich hauptsächlich auf die Abwesenheit bestimmter ugaritischer (und gemeinsemi­tischer) Lexeme beziehen, sind interessant: So finden wir im Äthiopischen kaum semitische Pflanzennamen, und auch die Tierbezeichnungen sind nicht allzu zahl­reich. Ich möchte hinzufügen, daß sich unter den vorhandenen Bezeichnungen solche für Wildtiere ebenso wie für Haustiere finden:

Haustiere: kalb ,Hund' (akk. kalbu, hebr. kcelceb, arab. kalb), sor ,Stier' (akk. süru, hebr. sor, syr. taura, arab. tawr).

Wildtiere: namr ,Leopard' (hebr. namer, arab. namir etc.), z~b ,Hyäne' (arab. (]i b ,Wolf' akk. zlbu etc.), ~~b (,Hyäne' (arab. 4abu : hebr. $abüa

( etc.).

2 Die Transkription richtet sich mit Ausnahme von $ = fJ statt 4 nach Leslau (1987), ist also eher graphematisch orientiert.

3 Die von Militarev und Kogan (2000:103/§110) erwogene Anbindung an *fJ,abal-, *fJ,ibl, ,Foetus, Nabelschnur' überzeugt nicht.

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Wolf Leslau verzichtet in seinem äthiopisch-südarabisch-hebräischen Wortschatz­vergleich (1958b) völlig auf eine semantische Analyse. Studiert man W. W. Mül­lers Zusammenstellung derjeniger Wörter, die das Äthiopische und das Sabäische unter Ausschluß des Arabischen gemeinsam haben (1983), stellt man ein auf­fälliges Übergewicht von Wörtern fest, die mit den folgenden drei Bereichen zu tun haben: 1. Landwirtschaft und ihre Verwaltung 2. Bautätigkeit und Gebäude 3. Nahrungsmittel Diese Gemeinsamkeiten sind durch die Schicht von sabäischen Einwanderern nach Äthiopien in der Mitte des ersten Jahrtausends vor Christus erklärbar.

Wie kaum anders zu erwarten, weist der Wortschatz des Äthiopischen auch einen beträchtlichen Anteil nichtsemitischer Wörter auf, für deren Schreibung in der äthiopischen Schrift sogar zwei neue Zeichenreihen eingeführt wurden, eine für glottalisiertes p (~) und eine für einfaches p (T), da diese Laute in semitischen Erbwörtern nicht vorhanden sind.

2. Das kuschitische Substrat

Die generell akzeptierte Theorie von der Entstehung der äthiosemitischen Spra­chen geht von einer Einwanderung von der arabischen Halbinsel aus, die aller­dings schon deutlich vor der historisch bezeugten Einwanderung sabäischer Ko­lonisten im 5. Jh. vor Chr. stattgefunden haben muß.4 Die Substratsprachen, die die frühen Semiten Äthiopiens vorfanden, waren kuschitische Sprachen. Welche kuschitischen Sprachen dies genau waren, können wir nur vermuten. Geht man von der heutigen Verteilung und Klassifikation der kuschitischen Sprachen aus, müßten es zentralkuschitische Sprachen gewesen sein, also Vorläufer der heute vom Aussterben bedrohten Agaw-Sprachen. Bei der Erforschung des Verhältnis­ses zwischen dem Äthiopischen und seinem kuschitischen Substrat stellen sich mehrere Probleme: Die kuschitischen Sprachen sind erst in neuester Zeit doku­mentiert, und nur für die großen der insgesamt 20 Sprachen dieser Familie existie­ren Wörterbücher. Ein vergleichendes etymologisches Wörterbuch der kuschiti­schen Sprachen, mit Hilfe dessen man sich an die Rekonstruktion des Zustandes zur früh- oder voraksumitischen Zeit herantasten könnte, wird in absehbarer Zeit nicht existieren. Andererseits haben aber auch die kuschitischen Sprachen, be­dingt durch die kulturelle Dominanz mehrerer äthiosemitischer Sprachen viel se­mitisches Wortgut aufgenommen, so daß es in vielen Fällen gar nicht möglich ist

4 Auf der Basis geolinguistischer Argumente entwirft Hudson (1978) ein gegenteiliges Bild.

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zu entscheiden, ob ein gemeinsames Wort auf kuschitisch-semitische Entlehnung oder umgekehrt zurückgeht, oder etwa auf gemeinsames afroasiatisches Erbe.

Das Äthiopische hat schon früh viele kuschitische Fremdwörter aufgenommen,

doch nicht ganz so viele, wie man bei der unkritischen Lektüre von Wolf Leslaus kuschitisch-äthiopischer Wortschatzanalyse (1988) meinen könnte. Eine genauere Betrachtung der Tiemamen z.B. , für die Leslau kuschitische Etymologie wahr­scheinlich macht, zeigt, daß von 31 aufgeführten Tierbezeichnungen nur 19, also 61 % schon in aksumitischer Zeit belegt sind. Die übrigen 12 (39%)5 lassen sich entweder erst in nachklassischer Zeit namhaft machen, so daß man annehmen

muß, daß sie über andere äthiosemitische Sprachen ins Äthiopische eingedrungen sind, oder sie sind nur in Wortlisten belegt. Die oben aufgrund geographischer Gegebenheiten aufgestellte Vermutung, daß die frühen Kontaktsprachen des

Äthiopischen zentralkuschitische Sprachen waren, findet eine Bestätigung darin, daß wir unter den modemen Parallelen der früh belegten kuschitischen Wörter im

Äthiopischen überproportional viele Wörter aus zentralkuschitischen Sprachen wie Bilin, Q~mant und Khamir finden, und nicht aus den sehr viel besser doku­mentierten ostkuschÜischen Sprachen.

Sichere kuschitische Lehnwörter lassen sich hauptsächlich aus den folgenden Be­

reichen nachweisen: 1. Tierbezeichnungen, und zwar vor allem wild lebende Tiere wie ba!:zakw ,Stein­bock', anbatä ,Heuschrecke', anbasä ,Löwe,6, asä ,Fisch', dagob~ä ,Heu­

schrecke', g:J!:ze ,Klippdachs', zarät ,Giraffe' etc ., aber auch Haustiere wie bagg:J ( ,Schaf', däbelä ,Ziegenbock', dorho ,Hahn'. 2. Pflanzen, wie z.B. s:Jrnäy ,Weizen', t:Jlabe ,Flachs'. 3. Hausgeräte und Waffen: gan (,großer Krug', sä )r ,Lederflasche' kWinät ,Speer'.

Während die bisher beschriebenen Bereiche typisch für Substratwortschatz sind, erstaunt es doch, und zeugt von der tiefgreifenden semitisch-kuschitischen Sym­

biose, auch kuschitische Bezeichnungen für Körperteile zu finden, wie ga$$ ,Ge­sicht', !:z;mb:Jrt ,Bauchnabel " s:Jgä ,Fleisch' und $agWr ,Haar ' . In der nachklassi­

schen Periode tauchen in der äthiopischen Literatur kaum neue kuschitische Fremdwörter auf, die nicht über andere semitische Sprachen vermittelt wurden.

5 'ablaUt ,stinging beetle', ~gäzan ,antelope', b::l (;nä ,kind of antelope' , bäzrä ,mare', gundan

,spider ' , ganet / gänet (sie! Nicht ganetä wie bei Leslau; vgl. das Glossar des K::lbra nagast)

,mare ' , mantale ,hare', qabaro ,jackal ' , sagano ,ostrich', $;mb::lläL ,butterfly ', wäLä ,chamois'

(wohl nicht kuschitisch!), Z::lgrä ,guinea-fowl '.

6 Die Lautung ist, wie bereits Littmann (1933:374) festgestellt hat, entgegen Leslau (l987:64a) nicht anbasä. Die Schreibung mit ayn in Hommels Physiologus-Ausgabe erfolgte nur auf der Basis etymologischer Überlegungen und gegen das Zeugnis der Handschriften.

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3. Griechische Lehnwörter

Das kurz nach der Zeitenwende gegründete Aksum begann schon früh, seinen Einfluß bis zur Küste auszubreiten, um am Handelsverkehr teilzunehmen. Der frü­

heste namentlich bekannte König von Aksum, der im ersten Jahrhundert re­gierende Zoskales, wird im Periplus maris Erythraei7

, einem zeitgenössischen Seefahrerhandbuch, als habgierig, aber von griechischer Bildung beschrieben. Als Aksum im 3. Jahrhundert beginnt eigene Gold-, Silber- und Kupfermünzen zu prägen, tragen auch diese zum größten Teil nicht äthiopische, sondern griechische Münzlegenden, da sie für den internationalen Handel gedacht waren. Auch die äthiopische Epigraphik weist eine Anzahl größerer und kleinerer griechischer

Inschriften auf (RrE8 269-287). Nach der Bekehrung des aksumitischen Herrscherhauses zum Christentum im 4. Jh. wurden im folgenden Bibel, Apo­kryphen und weitere christliche Schriften aus dem Griechischen ins Gg CgZ über­

setzt. Vor diesem Hintergrund erstaunt es wenig, wenn wir als weitere bedeutende Quelle des äthiopischen Wortschatzes auch einen großen Anteil griechischer Fremdwörter finden. Geht man zunächst vom Lexikon aus, scheint das grie­

chische Element sehr groß zu sein. Eine Auszählung der mit t anlautenden Wörter und Wurzeln im Comparative Dictionary ergibt ein Verhältnis von 16 griechischen Wörtern gegenüber 138 Wörtern und Wurzeln anderer Herkunft, also

10,4 %. Zählt man dagegen einen Text aus, wie z.B. Kapitel 15 des äthiopischen Markusevangeliums, so kommt man auf ein ganz anderes Verhältnis: Unter ca. 236 Wörtern sind, abgesehen von Eigennamen, nur 4 griechische Wörter zu fin­den,9 also 1,7 %. Andere Proben ergeben ähnliche Zahlenverhältnisse. Wir sehen,

daß die griechischen Wörter im Äthiopischen als types zahlreich sind, als tokens niederfrequent. Tatsächlich finden sich unter den griechischen Fremdwörtern des

Äthiopischen eine hohe Anzahl von älTas AEyO\lEva. Diese kommen zumeist dadurch zustande, daß die Übersetzer griechische Wörter ihrer Übersetzungsvor­lage nicht übersetzten, sondern nur transkribierten, entweder weil für das auszu­drückende Konzept kein geeignetes äthiopisches Wort vorhanden war, oder sie

das betreffende griechische Wort ganz einfach nicht kannten. Beispiele für solche Fälle sind: ~kimonlO = IXVEV\lWV ,Ichneumon.!!; t;f;mqes (Act. 27,14) = TV<pW­

V1KO) ,Sturm, Taifun'; qil:xjinon (Esth. 1,7) = KVAlK1VOV ,kleiner Becher'; ~wr~

7 Periplus, ed. Casson (1989) 5:2.19-20.

8 = Bernand, Drewes & Schneider 1991-2000 ff.

9 s;;Jppirä = OTfElpa ,Schar, Kohorte ' (v. 16), Qaränyö makän = Kpalvov TOTfoS ,Schädelstätte'

(v. 22), so/n;;Jg = OTfoyyOS ,Schwamm' (v. 36), sandun = OIVbwv ,(indische) Leinwand' (v. 46,

zweimal) .

10 Die aethiopische Uebersetzung des Physiologus, ed. F. Hommel, Leipzig 1877, p. 26.

11 Herpestes ichneumon, Pharaonsratte.

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yon (N um. 14, 25) = aüp lOV ,morgen'. 12 Die Hilflosigkeit der Übersetzer äußert sich manchmal auch darin, daß sogar die griechische Kasusendung in der äthiopi­schen Übersetzung beibehalten wird, wie z.B. in gipoSl3= YVlTOS, Gen. von YV"V

,Geier'. Die griechischen älTas AEYOIJEVa im Äthiopischen sind fast durchwegs Nomina. Um der Vollständigkeit willen sei auch auf die große Anzahl von hebräischen Wörtern hingewiesen, die bereits in der Septuaginta unverstanden stehenblieben und lediglich transkribiert wurden. Die äthiopischen Übersetzer hat­ten nun keine Möglichkeit mehr, diese Probleme noch zu klären, und konnten das Unverstandene nur weiter ins Äthiopische transportieren, z.B.: ;'~;J. ,Kulthöhe' (Hez. 20, 29) > ßalJa > bämä.

Neben diesen nur einmal, oder sehr selten belegten Wörtern gibt es allerdings auch eine Anzahl von griechischen Wörtern, die offenbar in die Sprache integriert sind und öfter vorkommen. Was die Wortfelder betrifft, verteilen sie sich einer­seits auf die religiöse und kirchliche Sphäre, andererseits auf Güter des Fern­handels, z.B. manakos lJovaXOS ,Mönch', ) abus qubus = ElTlOKOlTOS ,Bischof', batrayärk = lTaTplO:PXTJS ,Patriarch' , päppäs = lTO:lTlTas ,Metropolit, Bischof', sandun = OIVOWV ,(indische) Leinwand', bisos = ßVOOOS ,Byssus', akät::Js = aXO:TTJS ,Achat', tay, t:Jy = SElOV ,Schwefel'. Daß diese Wörter tatsächlich in den äthiopischen Wortschatz integriert sind, zeigt sich daran, daß von ihnen mit den normalen Mitteln der äthiopischen Wortbildung weitere Lexeme abgeleitet werden: mankwasa ,Mönch werden', manakosäwi ,monastisch', m;;mkw::Js;;mnä ,Mönchtum'; apappasa ,zum Metropoliten ernennen',p::JJ?p::Js;;mnä ,Episkopat'.

Doch die mit der Hellenisierung und Christianisierung des aksumitischen Reichs einhergehende Rezeption griechisch geprägter Konzepte hat über die Fremdwort­übernahme hinaus weitere lexikalische Auswirkungen. Ich spreche von Lehnbe­deutungen und Lehnprägungen. Je ein Beispiel soll genügen. Eine Lehnbedeutung liegt vor, wenn das alte Wort für ,Gesicht' ga$$ im theologischen Diskurs nach dem Vorbild von lTPOOWlTOV ,Gesicht, (göttliche) Person' die terminologische Nebenbedeutung ,(göttliche) Person' erhält. Eine Lehnprägung wurde notwendig, um ein äthiopisches Äquivalent für griechisch EVaVSpWlTTJOIS ,Menschwerdung' « äv8pwlToS ,Mensch ') zu gewinnen. Aus den Konsonanten des Wortes sab ) ,Mensch' und einer Nominalform für Abstracta t:Jqt::Jlt wird das neue Wort t::Jsb::J 1 geprägt. 14

12 Weitere Beispiele sind im "Index vocabulorum peregrinorum, quae rarius occurrunt, neque com­muni usu recepta sunt" in Dillmanns Lexicon zu finden (1865: 1399-1408). 13 Physiologus, p. 19.

14 Vgl. z.B. das terminologische Glossar in Qerellos III: Der Dialog ,Daß Christus einer ist' des Kyrillos von Alexandrien, ed. B. M. Weischer (Aethiopistische Forschungen 2), Wiesbaden 1977, p. 247 f.

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Die nachklassische Periode der äthiopischen Literatur zeigt einen ganz anderen Befund. Die wenigen griechischen Wörter, die integriert sind, werden weiterver­wendet, die meisten geraten in Vergessenheit und müssen in den einheimischen Lexika, den sawäs,gw erklärt werden. Gelegentlich werden neue aufgenommen, dann aber nicht mehr direkt, sondern durch arabische Vermittlung, z.B.: akliros< akllriis (arab.) < KATlPOS ,Klerus'; balqam < balgam (arab.) < q>AEYlla ,Schleim'. R. Voigts Artikel (1991) zu diesem Thema ist leider nur bis zum ein­leitenden ersten Teil gediehen. Um nun festzustellen, welcher Entlehnungsschicht ein griechisches Fremdwort angehört, ist es tunlich, die Unterscheidung von ak­sumitischer und nachklassischer Periode zu beachten. Ein Beispiel: Leslau (1987:488 b) gibt für das Wort s~~g15,Schwamm' an, es wäre über arabisch sa­fang aus griechischem OlToyyOS entlehnt. Der Grund für diese Ansetzung ist si­cherlich, daß die äthiopische Wortform, wie die arabische, ein f hat, wo das grie­chische Wort ein lT aufweist. Doch betrachtet man die Bezeugung, so kommt man schnell zu einem anderen Schluß. Die frühesten Belege für s~~g finden sich in der Kreuzigungsszene des Neuen Testaments (Mt. 27,48, Mk. 15,36, Joh.19, 29), und zwar als Übersetzung von griechisch OlToyyOS. Arabische Vermittlung an­zusetzen ist nicht notwendig, zumal man sicherlich davon ausgehen kann, daß die Evangelien zusammen mit dem Psalter zu den ältesten Teilen der äthiopischen Bibel gehören. Die Übernahme von OlToyyOS ins Arabische dürfte davon unab­hängig sein. Für die Lautung von s~~g mitfwürde ich eine andere Interpretation vorschlagen: Ich würde es als Indiz dafür werten, daß das Wort nicht nur aus dem griechischen Ausgangstext beibehalten wurde, sondern schon vorher in der äthiopischen Sprache präsent war und der äthiopischen Phonologie angepaßt wur­de. Doch Probleme dieser Art umfassend anzugehen, wäre Aufgabe einer For­schungsarbeit vom Umfang einer Dissertation.

4. Aramäische Lehnwörter

Das Problem der aramäischen bzw. syrischen Lehnwörter im Altäthiopischen ist eng verbunden mit dem vielfach diskutierten Problem der syrischen Einflüsse in der äthiopischen Kultur, an der Gelehrte wie 1. Guidi, C. Conti Rossini, Th. Nöl­deke, F. Praetorius, H. J. Polotsky, A. Vööbus, E. Ullendorff, F. Anfray, P. Mar­rasini und W. Witakowski teilgenommen haben. Es ist hier nicht der Platz, diese komplexe Diskussion, in der oft genug linguistische, textkritische und historische Fragestellungen vermengt wurden, in der direkte und indirekte Einflüsse ver­wechselt wurden, und vage Vermutungen die Basis für weitreichende Schlüsse

15 Im übrigen ist dies auch die bestbezeugteste Form, nicht safnag wie bei Leslau als Haupteintrag angegeben.

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waren, auch nur zu resümieren. 16 Eines der Probleme ist, daß aus aksumitischer Zeit nur wenige verwertbare externe Quellen über syrisch-äthiopische Kontakte vorhanden sind. Was z.B. die ,Neun römischen Heiligen' betrifft, die der hagiographischen Tradition zufolge im 5. Jahrhundert, nach dem Konzil von Chalkedon, aus dem römischen Reich nach Äthiopien gekommen waren und dort Klöster gründeten, und die nach Conti Rossini aus Syrien stammten, so hat Marrassini (1990) klar gezeigt, daß Conti Rossinis onomastische Argumente für einen syrischen Ursprung dieser Missionarsgruppe nicht tragfähig sind.

Für unsere Fragestellung mag folgendes genügen: Es gibt schon seit der aksumiti­schen Zeit eine nicht geringe Anzahl von aramäischen Lehnwörtern im Äthiopi­schen. Nöldeke (1910:32-46) hat eine Liste von 80 solchen Wörtern zusammenge­stellt, die den Wortfeldern Religion, menschliche Herrschaft, Kleidung und Schmuck, Geräte, Pflanzungen, Zeitausdrücke und Varia angehören. Diese Liste, die die Basis für die weitere Diskussion war, sollte im Licht der neueren For­schung überarbeitet werden. So wird man z.B. gayyara ,mit Kalk arbeiten', das Nöldeke (1910:45) aus hebr. glr ,Kalk' oder bibl.-aram. glrä ,Kalk' herleiten wollte, angesichts von sabäischem gyr, verputzen' und mgyrt ,Verputz' (letzteres auch qatabanisch) nicht mehr ohne weiteres als aramäisches bzw. nordwestsemiti­sches Lehnwort ansehen wollen. Das gleiche gilt für s;ms~l ,Kette', das Nöldeke (1910:42) mit nachbiblischem hebr. siSlt, aram. sesaltä etc. verbindet. Doch wei­sen spätsabäisch sls3lt / slsllt "Kette" in eine andere Richtung. Im Altsüdarabi­schen assimiliert sich n an folgenden Konsonanten, nicht aber I. Von daher ist das äthiopische Wort eher mit dem sabäischen zu verbinden und wohl kein ara­mäisches Lehnwort.

Für Conti Rossini war es offensichtlich, daß elf dieser 80 Wörter, besonders sol­che, die der religiösen Sphäre angehören, eindeutig nicht nur aramäisch, sondern spezifisch syrisch sind. Conti Rossinis Liste wurde von Polotsky und Marrassini klar widerlegt, so daß der Befund jetzt so aussieht: Für die übergroße Mehrheit der aramäischen Wörter läßt sich nicht ermitteln, aus welchem aramäischen Dialekt sie stammen. Spezifisch syrische Wörter lassen sich keine ausmachen. Einige wenige erweisen sich als jüdisch-aramäisch, z.B.:

Polotsky (1964:6): m~$wät ,Almosen' < mi$wätä (jüd.-aram.) ,Almosen (pl.)' täbot ,Arche; Bundeslade' < te!]ötä (jüd.-aram.) i: qe!]iitä (syr.) ,Od.)' tä ~t ,Idol; Götzendienst' < tä utä (jüd.-aram.) i: tä yiitä (syr.) ,Fehler'

16 Vgl. die Literaturübersicht bei Marrassini (1990:42-43) und bei Witakowski (1989-1990:199 ff.).

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Bei den Wörtern, die aus dem religiösen Bereich stammen, handelt es sich oft um recht allgemeine Begriffe, die ebensogut christlich wie jüdisch sein können:

~rit ,Gesetz' < ~rayta (syr., jüd.-aram.) gazara ,beschneiden' < gzar (syr., jüd.-aram.) sagada ,sich huldigend niederwerfen' < sged (syr.), sgid (jüd.-aram.)

Wie dieser Befund in eine Kulturgeschichte des aksumitischen Reiches einzu­ordnen ist, muß die Zukunft erweisen.

Aramäische Lehnwörter sind i.d.R. gut in die morphologische Struktur des Äthiopischen integriert, wie z.B. verschiedene verbale und nominale Derivationen von ta ot ,Götze' zeigen:

ata awa ,Götzen anbeten', mat awi ,Götzendiener, Heide'

5. Arabische Lehnwörter l7

5.1. Frühe Kontakte

Nöldeke hat als Anhang seiner Abhandlung "Fremdwörter in und aus dem Äthiopischen" (1910:60-64) einige dem Arabischen und Äthiopischen gemeinsa­me Wörter zusammengestellt, "bei denen es zum großen Teil zweifelhaft ist, ob sie aus ursemitischer oder noch südsemitischer Gemeinschaft herrühren, oder ob sie von den Arabern zu den Äthiopen oder von diesen zu jenen gekommen sind." (1910:60). Bei diesen Regionalismen der Region um das Rote Meer handelt es sich hauptsächlich um Seefahrtsausdrücke wie balJr / balJr (arab.) ,See', sarm ,Abgrund' / sarm (arab.) ,Meer(estiefe)" !:JgWat ,Abgrund, Tiefe' / !ugga (arab.) ,tiefes Wasser, hohe See, Wasserrnasse, Flut', s:Jra ( / sira ( ,Segel' (arab.) o.ä. BalJr wird dabei auch von sabäisch und minäisch blJr gestützt. Daß auch baq! ,Maultier' < bg! (sab.) / bag! (arab.) in diese alte Entlehnungsschicht von der arabischen Halbinsel nach Äthiopien gehört, hat jetzt Sima (2000:41) wahr­scheinlich gemacht.

5.2. Arabische Lehnwörter in nachklassischer Zeit

In nachklassischer Zeit ist das arabische Element im äthiopischen Wortschatz leichter faßbar. Wir haben es in der Hauptsache mit zwei Arten von Entlehnungen zu tun, einmal mit volkssprachlichen Übernahmen, die ihren Niederschlag auch in

17 Zum Thema dieses Abschnitts vgl. auch Weninger (2004).

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G;:} \n-Texten finden, und mit gelehrten Entlehnungen aus der Übersetzungslitera­tur.

5.2.1. Volkssprachliche Übernahmen

Äthiopien lag in der nachaksumitischen Zeit als christliche Insel in einer islamischen Umgebung. Mit arabischsprachigen muslimischen Händlern und Soldaten hatten die Äthiopier engen Kontakt, der ganz natürlich in der Übernahme arabischer Wörter für Handelswaren und Militärtechnik resultierte. Nicht wenige dieser Termini fanden auch ihren Weg in die Schriftsprache, besonders wenn, wie es in den Königschroniken der Fall war, zeitgenössische Ereignisse in altäthiopi­scher Sprache aufgezeichnet werden mußten. So kommt es zu Lehnwörtern wie den folgenden, die alle in den Königschroniken häufig vorkommen l8

: naft ,Ge­wehr' < naft (arab.), madf~ ( ,Kanone' < midfa ( (arab.), ~lämä ,Feldzeichen' < ~läma (arab.), r~säs ,Gewehrkugel ' < ra$ä$ (arab.) ,Blei', q;;ftän ,Kaftan' <

qaftän (arab.), r~käb, ) ~rkäbl9 ,Steigbügel', mash.20 < mish. ,grober Stoff, Sack­leinen' .

5.2.2. Gelehrte Übernahmen aus der Übersetzungsliteratur

Nach dem Aufstieg der salomonischen Dynastie seit 1270 wird auch die Über­setzung von christlichen Literaturwerken ins Äthiopische wieder aufgenommen. Doch in Ägypten, dem geistigen Bezugspunkt Äthiopiens, schreibt man jetzt nicht mehr Griechisch, sondern Arabisch. Entsprechend wird nicht mehr aus dem Grie­chischen, sondern aus dem Arabischen übersetzt. Ein großer Strom an Über­setzungsliteratur ergießt sich in drei Wellen über Ägypten nach Äthiopien, die mit den Hauptschaffensperioden der nachklassischen äthiopischen Literatur im 14., 15. und 16. Jahrhundert zusammenfallen. Übersetzt werden Werke aus den Be-

18 Belege für diese Wörter bei Nöldeke (1893 :231) und Praetorius (191O:627f.). Beide Rezensio­nen sind ungenannte Quellen für die mit "Lt" (=Literature) gekennzeichneten Einträge des Compa­rative Dictionary. Das bei Praetorius (1910:627) unter den "Kriegswörtern" genannte manduqe, das er "vermutungsweise" mit arabisch bunduq"iya ,,Flinte" gleicht, gehört nicht hierher. Der Kon­text (Historia regis Sar~a Dengel [Malak Sagad], ed. K. Conti Rossini [CSCO, Series altera 3 I CSCO 20, Scriptores aethiopici 3 (Numerierung des Nachdrucks)], Lipsiae 1907, p. 38, 15) zeigt eindeutig, daß es sich um ein Kleidungsstück handelt. Damit muß amh. mänduqe ,garment that is girded around the waist' gemeint sein. Es stellt sich jetzt nur die Frage, ob es für g;:) ' ;:)z manduq

(ohne -e) ,rifle, gun' , das Leslau (1987:349a) mit ,,Lt" belegt, noch einen weiteren Textbeleg gibt, oder ob der Eintrag damit hinfällig ist. 19 Oder ) ;Jr-r;Jkäb = I..:-lts)\ ?

20 So bei Historia regis Sar~a Dengel, p. 39, 35 . Leslau (1987:364, mit "Lt." belegt) hat dagegen m;Jsh.

Der Wortschatz des klassischen Äthiopisch 475

reichen Theologie, Liturgie, Hagiographie, Kirchenrecht, Geschichtsschreibung u.a. Dabei wurde eine nicht geringe Anzahl von arabischen Wörtern und Wen­dungen in die äthiopischen Übersetzungen hineingetragen. Zum großen Teil sind diese Arabismen als individuelle Fehlleistungen anzusehen, die das äthiopische Lexikon um einige älTas AEYOIJEVa bereichern, aber sonst keine weiteren Kon­sequenzen haben, z.B. im Fall von arabisch wasä )id, dem Plural von wisäd ,Kis­sen, Polster', den der Übersetzer des Pseudo-Josephus nicht übersetzt, sondern als wasay;xl21 schlicht beibehalten hat, entweder weil ihm das entsprechende äthiopi­sche Wort (.~;}g C) nicht geläufig war, oder er es für einen speziellen terminus tech­nicus hielt. Daß dieser Fall isoliert ist, sieht man im übrigen den entsprechenden Einträgen bei Leslau (l958a:164=1990:76, 1987:620b) nicht an. Wasäy;xl22 ist dort als Arabismus gekennzeichnet, doch ohne Angabe der Bezeugung sieht der Benutzer nicht, daß es sich um einen letztlich irrelevanten Einzelfall handelt.

Sprachgeschichtlich wichtiger sind Lehnbedeutungen, die durch die Sprache der Übersetzungsliteratur ins nachklassische Äthiopisch eindringen. Z.B. hat das ara­bische Wort bäb die Hauptbedeutung ,Tor, Türe', und eine Nebenbedeutung ,Ka­pitel , Abschnitt' eines Textes. Äthiopisch anqa$ ,Tor, Türe' wird nun nicht nur zur Übersetzung von bäb ,Tor', sondern auch von bäb im Sinne von ,Kapitel' ver­wendet. 23 In dieser Nebenbedeutung wird anqa$ dann auch weithin in nachklassi­schen Originalwerken verwendet. 24

6. Koptische Lehnwörter

Äthiopien wurde im 4.Jh. von Ägypten aus christianisiert und war bis 1959 in seiner kirchlichen Hierarchie von der koptischen Kirche Ägyptens abhängig. Angesichts dieser langen und tiefen, wenn auch asymmetrischen Beziehungen, die die bei den Kirchen pflegten, ist es erstaunlich, wie wenige koptische Wörter wir im Äthiopischen finden. Im Grunde sind es hauptsächlich die koptischen Monats­namen. Die Lautgestalt verrät auch hier oft arabische Vermittlung. Da das Arabi­sche kein stimmloses p hat, wurde dafür stimmhaftes b substituiert:

Bäbäh < Bäba (arab.) < n~on€ (2. Monat des kopt. Kalenders) l!:Jtur< Hatur (arab.) < z~ewp (3. Monat des kopt. Kalenders)

21 Des Josef ben Gorion (Josippon) Geschichte der Juden tL'i: hßv-f:::, ed. M. Kamil, New York 1937, p. 199, 1. 12.

22 Die Schreibung wasäyxl ist von Dillmann (1865:907) nur anhand des Arabischen erschlossen!

23 Z.B . in I1 "Petha Nagast" 0 "Legislazionze dei re". Codice ecclesiastico e civile di abissinia, ed. I. Guidi, Napoli 1936. 24 Z.B. in 'Enbäqom. Anqa~a amin (La porte de la foi). Apologie ethiopienne du christianisme contre I'Islam a partir du Coran, ed. E. J. van Donzel, Leiden 1969.

476 Stefan Weninger

Tobi, Tub, Tubäh, TubälJ< Tuba< TWB€ (4. Monat des kopt. Kalenders) Baraml:Lät < Baramhät (arab.) < n.\.pHz,orn (7. Monat des kopt. Kalenders) Barmudä < Barmuda (arab.) < n.\.pHOYT€ (8. Monat des kopt. Kalenders) Bason:Js < Basans (arab.) < n.\.tyONC (9. Monat des kopt. Kalenders) Ba Junäh < Ba )una (arab.) < n.\.WN€, (10. Monat des kopt. Kalenders)

Die koptischen Monatsnamen haben die äthiopischen nicht verdrängen können. Sie werden fast nur in Traktaten zur Kalenderberechnung verwendet. In der prak­tischen Datierung werden die normalen äthiopischen Monatsnamen benutzt. Mit­unter wird ein verschlepptes koptisches Wort in einer arabischen Übersetzung in die koptische Tochterübersetzung weitergetragen, wie im Falle von tarwä ,Diste1'25, das (T).\.POOY€ ,Diste1'26 wiedergibt?7 Ein weiteres koptisches Lehn­wort könnte das schon klassisch belegte s:Jbin ,Weihrauch' sein. Leslau (l987:495b) hatte es zu s:Jbna ,warm sein oder werden' gestellt, doch die semanti­sche Begründung "the incense producing a sweet odor when burnt" überzeugt nicht. Wesentlich wahrscheinlicher ist demgegenüber die Lösung, die Banti und Contini (1997: 175) vorgeschlagen haben, s:Jbin zu koptisch ty0Y-HN€ (Sahid., Fayum., Achmim.) / tyO-Z,€N (Bohair.) ,Räucherwerk' zu stellen. Ebenfalls schon klassisch belegt ist b:Jrs:Jn ,Linsen', das Dillmann (1865:502) zu Recht von n­.\.ptylN ,(ART) + Linsen' ableitet. Leslaus (1987:107) Vorschlag, b:Jrs:Jn von einem arabischen bulsun ,Linsen' abzuleiten ("with alternance l:r") ist abzu­lehnen. Eine 1 - r-Alternanz zwischen dem Arabischen und dem Äthiopischen ist sonst nicht belegt. Der Vorschlag ist wohl nur durch aberratio oculi zustandege­kommen, da Dillmann im Zusammenhang mit b:Jrs:Jn auch die arabischen Wörter buls und bulsun erwähnt, ohne explizit zu deren Verhältnis zu dem äthiopischen Wort Stellung zu nehmen. Bulsun bzw. bilsin ist im Hocharabischen kaum belegt. Die einzigen sicheren Textbelege sind der anonyme Tawll-Halbvers wa-hal känati l-a räbu ta rifu bulsunan "Kannten denn die Beduinen Linsen?" Tahglb 13, 155 b 8 = Lis. (Där Sädir) 13, 58 a 17 (blsn) und der BadIt sa ~ltuhu im $adaqati l­lJabbi. Ja-qäla: fihi kullihi $-$adaqatu. wa-q,akara q,-q,urata wa-d-dubna wa-l­gulguläna wa-l-bulsuna wa-l-ilJrh!a wa-t-taqdata "Ich fragte ihn nach dem Almosen in Form von Körnern. Er sagte: All dies ist fürs Almosen geeignet, und erwähnte Hirse, Sorghum28, Sesam, Linsen, Safflor und Koriander." Fä 'iq (Bg.) I

25 Noch nicht bei Leslau (1987) gebucht.

26 L'homelie sur l'eglise du rocher attribuee a Timothee lEIure. Texte ethiopien et traduction, par G. Colin (Patrologia orientalis 49.2/ n° 218), Turnhout 2001,236 [46] , 13. 27 Allerdings wurde die arabische Version, die auch andere Abweichungen hat, später offenbar ge­

glättet. Der erhaltene arabische Text liest ~."..:u J Ub. ,Halfa-Gras und Dornen ', was nicht Vorlage für soka tarwä sein kann (L'homelie sur l'eglise du rocher attribuee a Timothee IEI ure. Texte copte et trad. par A. Boud'hors, deux textes arabes et trad. par R. Boutros [Patrologia orientalis 49.1/ n° 217], Turnhout 2001 , 120,18). 28 ..

Vb. nach Dietrich 1988:11 248.

Der Wortschatz des klassischen Äthiopisch 477

231, 5 = Nih. 93, 3. Der von Naswan zitierteI:IadItfi l-bilsini $-$adaqatu29 dürfte nur eine Kurzfassung des eben genannten sein. Die Lexika und andere Syno­nymenlisten erklären es als jemenitisches Wort für Linsen oder etwas ähnliches.3D

Doch blsn ist bereits mehrfach in mittelsabäischen Stäbchen belegt (vgl. zusam­menfassend Sima 2000: 196-198). Im modemen jemenitischen Dialekt ist es ein gängiges Wort für "Linsen" (Selwi 1987:45). Es handelt sich also um einen alten jemenitischen Regionalismus, der im Hocharabischen nur zufällig so dürftig belegt ist. Davon ist balas "Feige" zu trennen, das mitunter orthographisch (~/ ~) mit bulsun verwechselt wird.3! Die Vokalisierung mit u könnte auf eine se­kundäre Kontaminierung der bei den Wörter zurückgehen, oder bulus ist eine Kurzform (so Dietrich 1991: 118). ~P<YIN geht auf äg. rsn zurück, das selbst Lehnwort aus dem Westsemitischen ist (cf. hebr. (aqiiszm, arab. adas). Das Wort ist im Neuen Reich belegt (Hoch 1994:74/§84, Vittmann 1996:438), doch die Entsprechung sem. d - äg. r deutet darauf hin, daß es sich um eine ältere Ent­lehnung des Mittleren Reiches handeln könnte. 32 Auch brsn, die demotische Form dieses Wortes (ErichsenI954:119), käme als Etymon in Frage. Die Entsprechung äg./kopt. s - äth. s wird vollends problemlos, wenn wir annehmen, daß das Wort zu einer Zeit entlehnt wurde, als semitisch * / im Voräthiopischen noch die Lau­tung [S] hatte. Fazit: Alles spricht dafür, daß b~rs~ eine alte, evtl. sogar sehr alte Entlehnung ist, und kein junges, über das Arabische vermitteltes Fremdwort.33 Ein weiteres koptisches Wort ist das in magischen Texten vorkommende santaw ,Parfüm' < CONT€ / C~NT€ ,(wohlriechendes) Harz'. Für das ebenfalls nur nach­klassisch belegte Wort b~lje ,Nilpferd,34 wurden von Leslau (Leslau 1987:93b)

29 Naswän al-IjimyarI, Sams al- 'ulüm wa-dawä ' kaläm al- ' Arab min al-kulüm, edd. Ij. al- ' AmrI et al., Damaskus 1420/1999, 1,620 a.

30 Z.B.: ' Ain (Smr.) VII 344, -5; GIm (lby.) I 85 b 8; Gamh. 1288 b 1; b. 'Abbäd, al-Mu~It fi l-lu­ga, ed. M. B. Äl YäsIn, Beirut 1414/1994, VIII 434, 1; Si~ . (ed. A. 'A. ' Mtär) V 2020 b 4; Muba~­~a~ 11,62, 8f; Mu~kam VIII 435 b 10; Lis. [Där Sädir] 13,58 a 16; Täg 34 (ed. 'A. HilälI, Kuwait 142112001), 274 b; DInaw. Nabät V 2, 66, 3 (nr. 113), b. -Baitär Gämi ' I 114, 10; b. -Baitär Diyüsq. 11 92; weitere Quellen bei Dietrich 1988:11 256 und 1991:118. 31 Z.B. b. Qut. Adab 104, paen ., wo die eine Hälfte der Textzeugen bulsun, die andere bulus hat, ähnlich auch Hamd. Gaz. 123, 1 f Ein vergleichbarer Fall ist auch der IjadH man ah-abba an yariqqa qalbuhü Ja-l-yudmin akla l-balasi ,Wer will, daß sein Herz weich wird, soll sich dem Verzehr von Feigen hingeben.' (Fä 'iq [Bg.] I 128, 10 = al-HarawI: [K] al-GarIbain fi l-Qur 'än wa­l-IjadH, edd. F. I:IigäzI et al., ar-Riyäq 1419/1999, I 210, -3 = Nih. 193,3 = b. Qut. Adab 104,6 f), zu dem die alte Variante bulsun tradiert wird .

32 Auskunft von Prof. Dr. Frank Kammerzell (Berlin).

33 Ob jemenitisch bLSn > bi/sin nicht doch damit zusammenhängt, ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen. Immerhin deutet die Vierradikalität darauf hin, daß hier kein genuin sabäisches Wort vor­liegt. Es besteht also doch die Möglichkeit, daß es unabhängig von dem äthiopischen Wort aus dem Ägyptischen entlehnt wurde, obwohl andererseits die Schreibungen von rsn nicht darauf hin­deuten, daß der notorische ägyptische Wechsel von l und r auch hier stattgefunden hat.

34 Den Belegen bei Dillmann (1865:517) ist noch hinzuzufügen: Kebra Nagast. Die Herrlichkeit der Könige, ed. C. Bezold (Abhandlungen der K Bayer. Akademie der Wiss. I. Kl. XXIII. Bd. I. Abt.), München 1905, p. 21 a.

478 Stefan Weninger

zwei konkurrierende koptische Etymologien vorgeschlagen: n-I~ ,(ART)+Dä­mon ,35 und n-€2.€ , (ART)+Kuh ,.36 Jedoch scheint das ägyptisch-arabische MIJ" das Leslau als Zwischenglied annimmt, nicht zu existieren.37 Darüber hinaus hat A. Zaborski (1995) versucht, für einige etymologisch unklare Wörter das Kopti­sche als Gebersprache namhaft zu machen. Doch handelt es sich hierbei meist um Wörter, bei denen nicht nur die Etymologie unklar ist, sondern auch die Be­zeugung, wie in apärupe ,Küster', worin Zaborski (1995:538), semantisch wenig plausibel, eine Zusammensetzung aus ~n~ ,(ehrender Titel)' und pn€38 ,Tempel' sehen möchte. Für dieses Wort, das Leslau einem einheimischen Lexikon entnommen hat und mit lTPEOßVTEPOS zusammenbringt (Leslau 1987:34), liegt kein einziger Textbeleg vor, so daß zweifelhaft ist, ob es je existiert hat. 39 In eine ähnliche Kategorie fällt auch das von Zaborski nicht behandelte Wort b:Jstäwros ,Kreuz'. Hier ist die Etymologie klar: Es handelt sich um das griechische Wort für ,Kreuz' oTavpos, dem der koptische Artikel pe- präfigiert wurde, für dessen stimmloses p ebenfalls durch arabische Vermittlung stimmhaftes b substituiert wurde. Das Problem ist auch hier die Bezeugung: Der älteste bekannte Beleg ist das Lexikon des Justus von Urbina, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts ent­standen ist (Grebaut 1952:426). Ob es jemals in einem Text verwendet wurde, und wenn ja, in welchem Kontext, ist unklar.

Fazit: Das wenige, das koptisch ist, ist mit wenigen Ausnahmen entweder margi­nal, oder schlecht bezeugt. Dieser erstaunlich geringe sprachliche Einfluß des Koptischen auf das Äthiopische zeigt, daß in der Frühzeit der ägyptisch-äthiopi­schen Beziehungen Griechisch das Kommunikationsmedium war, und in der spä-

35 Daß dieses Wort auch als Etymon der ägyptisch-arabischen Interjektion biaa ,interjection used to startle someone ;::::; boo!' in Anspruch genommen wird (Literatur bei Vittmann 1991 :207), was weder zu beweisen noch zu widerlegen ist, zeigt erneut, wie wenig Sicheres sich doch bei so kur­zen sprachlichen Einheiten sagen läßt. 36 Koptisch €l€ wird auch als Etymon für 'alJ,ä ,Kuh' in Anspruch genommen. Doch ist dieses Wort nur in der römischen Ausgabe des NT bei Lk 14, 19 (ed. Petrus Aethiops, Romae 1548) be­legt. Andere Ausgaben haben hier das normale Wort 'alh;;Jmt (Littmann 1926:408), so auch im äl­

testen Textzeugen Abbä Garimä 111 377v b (In der Hs. Abbä Garimä I, fol. 131r fehlen das Ende von Vers 18 und der Anfang von Vers 19). Für das G;;, ';;,z ist dieses Wort daher wohl zu streichen.

Allerdings kommt das Wort im Tigre vor und könnte tatsächlich mÜ €l€ in Verbindung zu setzen sein (Littmann 1926:408).

37 Der Satz "Note that Littmann, ZA 21 (1908).63 considers Ar. bllJ, an Ancient Egyptian loan­word." ist so nicht ganz richtig. Littmann kommentiert die Glosse in dem von ihm bearbeiteten tigrinisch-arabischen Glossar, die ein arabisches blh = gumare "Nilpferd" behauptet, folgender­maßen: "Aus dem Arabischen ist mir bllJ, sonst nicht bekannt. ( ... ) Nach unserem Glossar wäre dies Wort, das wohl aus dem Aegyptischen stammt, auch in das Arabische gedrungen." 38 Nicht mit langem e, wie bei Zaborski.

39 Auch zu parähi ,Heiligtum' (evtl. zu lTEP10Xrl , umschlossener Platz' (Leslau 1987:415), für das Zaborski eine koptische Etymologie als Alternative vorschlägt, ist kein Textbeleg bekannt.

Der Wortschatz des klassischen Äthiopisch 479

teren Zeit Arabisch. Die koptische Sprache spielte im direkten Verkehr keine Rol­le.

7. Lehnwörter aus indischen Sprachen

Das Reich von Aksum verdankte seine Prosperität unter anderem dem Seeweg von Ägypten nach Indien, den schon die Ptolemäer entdeckt hatten. Die Schiffe legten in Adulis, dem Hafen Aksums an, und über diesen Hafen nahm Aksum am Indienhandel teil, und so ist es nicht verwunderlich, daß sich im äthiopischen Wortschatz auch einige Wörter aus indischen Sprachen finden. Dabei lassen sich mit E. Littmann (1926) drei Schichten unterscheiden:

7.1. Mittelindische Wörter aus direktem Sprachkontakt

In dieser Entlehnungsschicht sind nur zwei Wörter festzustellen. Das eine ist nage ,Elefant', das in aksumitischer Zeit oft belegt ist, und aus einer volkssprachlichen Entsprechung von sanskrit niiga (vgl. Turner 1966:no. 7039) stammt. Über die Frage, warum im Altäthiopischen das Wort für Elefant aus Indien entlehnt wurde, obwohl der Elefant in Ostafrika ja heimisch ist, und es in anderen äthio­semitischen Sprachen mit dem Wort /:tarmaz auch noch eine andere Bezeichnung für den Elefanten gibt, wurde von Littmann (1926:412-13) ausführlich erörtert. Sein Schluß ist "daß die Abessinier in alter Zeit von indischen Kaufleuten in Adulis das Wort niiga kennen gelernt und auch für ihre eigenen Elefanten ge­braucht haben, am ehesten wohl für die gezähmten am Königshofe. Das Wort mag vornehmer geklungen haben und deshalb in der höheren Literatursprache allge­meiner verwandt sein." Diese Erklärung gewinnt noch mehr an Wahrschein­lichkeit, wenn man berücksichtigt, daß die Mehrzahl der Textbelege für nage sich in der Fügung qama nage ,Elefantenhorn (d.h. Elfenbein)' findet, und Elfenbein sich besser als Handelsware eignet als lebende Elefanten. Das andere Wort ist das früh aus einer volkssprachlichen Entsprechung von skr. sarkarii "Zucker" (Turner 1966:no. 12338, z.B. pali sakkharii) entlehnte sokar ,Zucker', das allerdings nicht den Rohrzucker bezeichnet, sondern in der äthiopischen Bibelübersetzung das Wort \lEAI ,Honig' übersetzt, also denjenigen Süßstoff, der vor der Einführung des Zuckers verwendet wurde. Offenbar wurde er in Form von Sirup gehandelt, da ihn der Periplus (14:5.12-13) als "Rohrhonig" bezeichnet (\lEAI Ta KaAcl\lIVOV Ta AEy6\lEVOV oclKXapl). Diese Belege zeigen, daß sokar nicht wie Leslau angibt (1987:497), auf dem Weg über persisch säkär und arabisch sukkar entlehnt wur­de, sondern schon zu aksumitischer Zeit, und damit wohl direkt.

480 Stefan Weninger

7.2. Literarische Entlehnungen über das Griechische und Arabische

Neben diesen bei den Wörtern stehen eine Anzahl indischer Wörter für Edelsteine und Aromata, die durch die Übersetzung griechischer und arabischer Texte ins Äthiopische geraten sind, wie z.B. närdos, närdu ,Narde' < vapoos, gen. -ou, das wohl aus pali narada o.ä. (skr. naiada) stammt (Mayrhofer 1956-1976:II 140 f.; id. 1992-2001:II 23).40 Durch arabisches filfii ,Pfeffer' ist f:Jlf:Ji ,Pfeffer,41 vermittelt, das letztlich aus pali pipphalf (skr. pippalf, Turner 1966: no. 8205) stammt und über aram. pipi) (syr. peipiä) vermittelt wurde. Auch für m:Jsk

,Moschus' ist mit Littmann (1926:415) das Arabische misk als Zwischenquelle anzusehen, obwohl das Wort im Sabäischen schon im 2. oder 3. Jahrhundert be­legt ist (Ryckmans, Müller, Abdallah 1994: no. 15). Doch für äthiopisches m:Jsk

liegen nur wenige, nachklassische Belege aus Texten vor, die aus dem Arabischen übersetzt wurden.42 Das arabische Wort stammt aus pers. musk ,Moschus' das aus altindisch mU$ka ,Hode' stammt, oder mit diesem verwandt ist (Mayrhofer 1956-1957:II 657). Nicht in diese Gruppe gehört samper, s:Jnpir ,Saphir' < OalT<pElpoS. Das griechische Wort wurde mehrfach von skr. sanipriya ,Saphir' abgeleitet.43

Doch dieses Wort ist erst sehr spät und nur lexikalisch bezeugt. Mayrhofer (1956-1976:II1 295) hält es für eine "volksetymologische Umformung ("dem Saturn lieb") einer Übernahme des westlichen Edelsteinnamens ( ... ); unter keinen Um­ständen ist" es "die Quelle der semit. oder griech. Bezeichnung.,,44

7.3. Junge Entlehnungen

Die dritte von Littmann behandelte Schicht, volkssprachliche Entlehnungen neue­rer Zeit in die moderneren Sprachen Äthiopiens, gehört eigentlich nicht in diesen Zusammenhang. Erwähnenswert ist lediglich das in einem Text des 16. Jahrhun­derts belegte Wort dot145 aus neuindisch dhotl ,baumwollenes Tuch, das als Len­denschurz benutzt wird', das E. Littmann (1926) entgangen ist und wohl deshalb auch in Leslaus Comparative Dictionary fehlt. Ein anderes Beispiel könnte das

40 Hebr. nerd kann ohne weiteres auch über das Griechische entlehnt sein, da es erst in Hld. belegt ist. Altsüdarab. rnd gehört entgegen Powels (1992: 193) u.a. nicht zu vapöos (Sima 2000:276 f.).

41 Varr.f;ifaL,falfaL. Dem Beleg bei Dillmann (1865 :1347) ist noch hinzuzufügen: Kebra Nagast,

p. 24 a.

42 Den Belegen bei Dillmann (1865 : 179) ist noch hinzuzufügen: Kebra Nagast, p. 23 b.

43 Zuerst von de Lagarde (1866:72) mit Bezug auf syr. sappllä; weiter z.B. von Ellenbogen (1962: 125) zu hebr. sapplr, von Littmann (1926:416) mit Bezug auf das äth. Wort, implizit Leslau 1987:489 ("Indian origin"), zuletzt noch bei Köhler-Baumgartner 1995:722).

44 Im Prinzip hat dies schon von Schwyzer (1934:231, Anm. 1) erkannt. Für die Semitistik wurde diese Erkenntnis m. W. erst von Powels (1992: 198) rezipiert.

45 Historia regis Sar~a Dengel, p. 40, I. 1.

Der Wortschatz des klassischen Äthiopisch 481

Wort gantä sein, falls dieses auf einen volkssprachlichen Reflex von skr. gha11fä ,Glocke' zurückgeht (Turner 1966:238). Littmann (1926:414) nennt nur somali gant/o ,Glocke', doch ein klassisch-äthiopisches Wort gantä ist im Ma$fJ,afa

Aksum belegt.46 Ob das Wort gantä, das Leslau (1987:199) mit ,small trumpet, flute' glossiert, und zu skr. ghal1tä (skr.) ,Glocke' stellt, wirklich aus einer indischen Sprache kommt, hängt wohl davon ab, ob es sich um ein Schlag- oder Blasinstrument handelt. Der Beleg im Ma$fJ,afa Aksum ist leider nicht aussagekräftig genug. Das von Dillmann (1865: 1176) zitierte einheimische Lexikon spricht von einem qarn gantä, was auf ein Blasinstrument hindeutet, glossiert es aber mit nagärit, womit wohl eine große Trommel gemeint ist (Powne 1968:12-14). Daß ein Wort für ,Glocke' ein Blasinstrument bezeichnen soll, wäre schwer vorstellbar. Andererseits soll im Amharischen gänta aber "large drum, flute, trumpet, horn, megaphone, bullhorn' bezeichnen (Kane 1990:2005), was evtl. weiterer Untersuchung bedarf.47

8. Lateinische Lehnwörter48

Fast in der entgegengesetzten Richtung, nur etwas weiter, liegt ein weiteres Aus­strahlungszentrum, aus dem Wörter (und die damit bezeichneten Sachen) nach Äthiopien gedrungen sind. Ich spreche vom lateinischen Sprachraum. Die lateini­schen Fremdwörter lassen sich hauptsächlich drei Wortfeldern zuordnen:

8.1. Religion und Magie

Die einzelnen Wörter des sogenannten "Satorquadrats" (sator arepo tenet opera rotas, evtl.: ,Sämann Arepo hält mit Mühe die Räder') wurden in Äthiopien als Namen der Kreuzesnägel bzw. der Wunden Christi interpretiert:

SATOR > sädor AREPO > ~rodrf9 TENET > dänät

OPERA > ~dera ROTAS > rodas

46 Vgl. Dillmann (1865:1176) und K. Conti Rossini (ed.), Documenta ad illustrandam historiam. I. Liber Axumae, Louvain 1954 (CSCO 54/ Scriptores aethiopici 24), p. 71, 1. 22.

47 M. Powne macht in seinem Werk über äthiopische Musik (1968) keine Angaben zu gänta.

48 Zum Thema dieses Abschnitts vgl. auch Weninger (2000).

49 ~rodä (hC'~:) verlesen aus * ~r;}po (hC*:).

482 Stefan Weninger

Die so entstandenen Bezeichnungen werden vor allem in magischen Texten wie den weit verbreiteten Zauberrollen verwendet. Das dem Neuen Testament (Mk. 5, 9; Lk. 8, 30) entnommene Wort ,legio' ,Heeresabteilung' wird seinem neutesta­mentlichen Kontext entsprechend als Dämonenname in magischen Kontexten ver­wendet:

legio > AEYIWV (Mk. 5, 9; Lk. 8,30) > legewon

8.2. Rangbezeichnungen

Einige Rangbezeichnungen haben ihren Weg aus dem Lateinischen ins Äthiopi­sche gefunden:

batriq, batrXj, batritii ,Edler', fern. batriqii < arab. batrfq < lTaTplKloS < patri­ClUS

tribunos (Varr.: trebunos, trebuniis usw.) ,Tribun (Offiziersrang)' < TPIßOVVOS < tribunus. qantoriihi ,Bewaffneter, Anführer von Bewaffneten' < KEVTOPlWV oder < syr. qentronii < centurio

Auch hier sieht man an den Beispielen, daß entweder griechische oder arabische Vermittlung anzusetzen ist.

8.3. Materielle Kultur

Im Bereich der Bezeichnungen für Elemente der materiellen Kultur sind es vor al­lem Bezeichnungen für Kleidungsstücke, die auf unterschiedlichen Wegen nach Äthiopien kamen. Interessiert man sich für die Entlehnungswege, muß man auch hier streng auf die Chronologie der Bezeugung achten. Ich möchte zwei Beispiele geben, die sich mir hier aufdrängen. A. Jeffery gibt in seinem Werk über die Lehnwörter im Koran (1938:243) an, lateinisch camisia ,Hemd, Tunika mit langen Ärmeln' sei als KalllOlov aus dem Griechischen ins Äthiopische gewan­dert, von wo aus es seinerseits die Quelle für das arabische Wort qamf$ ,Hemd' wurde: camisia (Jat.) ,Hemd, Tunika mit langen Ärmeln' > KalllOlov > qami$ / qamis (äth.) > arab. qamf$. Leslau (1987:433b) referiert diese Ansicht kommen­tarlos. Doch da äth. qami$ ausschließlich nachklassisch bezeugt ist (vgl. Dillmann 1865:420), Jahrhunderte nach der Erstbezeugung im Arabischen bei dem vor­islamischen Dichter Imra) al-Qais5o

, ist diese Etymologie abzulehnen. Sie ist wie

50 Imrlq. 142, 5/ (Ibr. 4) 174,2.

Der Wortschatz des klassischen Äthiopisch 483

folgt umzudrehen: camisia (lat.) > Ka\JIOIov > qam1S (arab.) > qamis / qamis (äth.).

Ein anderes Beispiel für Fehler, die durch Mißachtung der Chronologie zustande­kommen, ist äth. qasalii, das "Krone, Diadem, Kranz, verzierte Kopfbedeckung, Girlande, Borte, Rand' bedeutet. Es kommt über gr. KaoovAa aus lat. casula ,Übermantel mit Kapuze'. Arabisch qasla "Kapuze, verzierter Rand am Meßge­wand" gehört, wie J. Aßfalg (1954) gezeigt hat, ebenfalls hierher. Doch ist es, ent­gegen Leslau (1987:449), sicherlich nicht das Zwischenglied zwischen dem grie­chischen und dem äthiopischen Wort, da äthiopisch qasalii schon früh bezeugt ist. Zudem wird arabisches S bei der Entlehnung ins Äthiopisch meist ja als s wahrge­nommen. Das bedeutet, daß beide Wörter unabhängig voneinander entlehnt wur­den:

qasalii (äth.) < KaoovAa < casula qasla (arab.) « syr. qussiilii51

) < KaoovAa < casula

9. Amharische Lehnwörter

Die letzte Quelle für Fremdwörter im Äthiopischen, die hier zu nennen ist, ist das Amharische. Die Sprache des Hofes und der staatstragenden Bevölkerungsteile war nach 1270 Amharisch, im modemen Äthiopien war es bis zum Sturz des Mengistu-Regimes 1991 Staatssprache und hat auch heute über sein eigenes Sprachgebiet hinaus eine wichtige Funktion als lingua franca. Naturgemäß finden sich amharische Wörter nur in der zweiten Periode der äthiopischen Literatur. Be­sonders häufig sind sie in den äthiopischen Königschroniken, in denen oft Kon­zepte ausgedrückt werden müssen, für die der tradierte altäthiopische Wortschatz nicht ausreicht. Dabei sind z.B. Titel und Amtsbezeichnungen der höfischen und militärischen Hierarchie zu nennen. Für das Hofamt des blattmlgeta ,Vorsteher der Pagen' ist keine Gg \}z-Bezeichnung zu finden.

Weiter sind es oft Elemente aus der Alltagskultur, für die in den Texten auf das Amharische zurückgegriffen wird. Betrachten wir z.B. den folgenden kurzen Satz aus einer Chronik des 16. Jahrhunderts, der nicht weniger als drei amharische Wörter enthält:

wa- ):Jm-Z;} tanafoa sänti wa-n:JS:7 qänä wa-tazabta d:iJ hnbas~2

51 Oder auch qüsallä zu vokalisieren. Eine Nebenform mit $ ist im Thesaurus Syriacus, entgegen Aßfalg (1954: 137), nicht erwähnt. Dementsprechend ist syrisch qU$$älä auch bei Leslau (1987 :449b) zu streichen.

484 Stefan Weninger

,Dann wurden die Flöte (namens santi) und die große Flöte (genannt Adlerrohr) geblasen, und es wurde die große Trommel geschlagen.'

Sicherlich wäre es möglich gewesen, für Flöten und Trommeln Bezeichnungen im G~ (~z zu finden, z.B. in Leviticus, aber um der Einfachheit und Deutlichkeit wil­len wählte der Chronist die amharischen Wörter seiner Alltagssprache. Daß es sich dabei um Elemente handelt, die der eigentlich zu verwendenden altäthiopi­schen Sprache fremd sind, war den Autoren wohl bewußt. Mitunter versuchten sie zunächst, ein altäthiopisches Wort zu finden, das dann oft etwas blaß ist, oder sie versuchten, den intendierten Begriff zu umschreiben, setzten aber dann doch zur Verdeutlichung das alltagssprachliche amharische Wort dazu, wie in der folgen­den Passage aus der seI ben Chronik:

matana 50 lj:Jruyiinihomu J:Jljuziina asy* wa-q:mutiina matiib:J/:t za-w:J J:Jtu sotal 53 qomu ...

,(Vor seinem Angesicht) standen fünfzig Auserwählte von ihnen, die Schwerter trugen und mit Dolchen, von der Art, die man Sotäl nennt, gegürtet waren. '

Das schon in der äthiopischen Bibel verwendete Wort matbii/:tt, pI. matiib:J/:t kann Messer, Dolch, Schwert oder auch Axt bedeuten. Dem Chronisten war dies offen­sichtlich zu undeutlich. Zur Ergänzung setzt der Autor den terminologisch klaren sotäl hinzu, der eindeutig einen zweischneidigen Dolch von bestimmter Machart meint. Neben den Chroniken sind auch Rechtstexte zu nennen, die voll von Am­harismen sind. Manfred Kropp (1992:225) nannte eines dieser Werke einen Text, der "nur noch in den Strukturwörtern G~ ( ~z" sei, der Rest sei Amharisch. Der Grund dafür ist bei diesen Texten nun nicht mehr nur in der mangelnden Verfügbarkeit einschlägiger termini technici zu suchen, sondern darin, daß hier mündlich, und damit amharisch tradierte Rechtsnormen auf G~ ( ~z kodifiziert werden. Wie weit amharische Wörter ihrer altäthiopischen Umgebung angepasst werden, wird unterschiedlich gehandhabt. Das Schriftsystem läßt alles zu, da die amharischen Zusatzzeichen ohne Schwierigkeiten auch in einem altäthiopisch intendierten Text verwendbar sind. Die meisten amharischen Wörter werden unverändert gebraucht. Doch mitunter versuchen Autoren auch, amharischen Wörtern ein altäthiopisches Aussehen zu geben. In Erbwörtern erscheint altäthiopisches $ im Amharischen als t, wie z.B. in $allaya ,beten' > tälläyä ,be­ten'. Dieses simple Lautgesetz war einem Schreiber am äthiopischen Königshof, der amharisch sprach und altäthiopisch schrieb, sicher intuitiv geläufig. Wenn Chronisten nun das amharische Wort für ,Bier' tälla verwenden oder t:Jggät

52 Historia regis Sar~a Dengel, p. 135, I. 25 .

53 Historia regis Sar~a Dengel , p. 147, I. 22.

Der Wortschatz des klassischen Äthiopisch 485

,Milchkuh', so geben sie ihnen durch den Wechsel zur Schreibung $allä54 bzw. $aggat55 / $~ggat56, gegen die Etymologie, ein altäthiopisches Aussehen, ein klas­sischer Fall der Ryperkorrektion . Auch dieser Sachverhalt ist weder dem Eintrag über $allä im Comparative Dictionary (Leslau 1987:554a) noch dem über $aggat (550b) zu entnehmen.

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56 Historia regis Sarsa Dengel , p. 89, 35 .

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort ........................................................................................................ vii

Inhaltsverzeichnis ... ...... ........... .......... ... ... ..... .................. ..... ........ .. ............... ix

Schriftenverzeichnis Rainer Voigt .......................... ........ .. .... ... ........... .. .. .... ... 1

Arnold, Werner

Zur Geschichte der Samaritaner im 20. Jahrhundert.

Ein Text im arabischen Dialekt der Samaritaner von Holon (Israel) ..... 21

Banti, Giorgio

Comparative Notes on the Cushitic Imperative ...................... ..... .. ......... 39

Burtea, Bogdan

Ein mandäischer magischer Text aus der Drower Collection .... ...... ...... 71

Goldenberg, Gideon

Exponents of Independent Indicative .................. .............. ...................... 97

Hayajneh, Hani

Ein Prozeß über Zuteilung von Datteln

in einer neuen l).a<;lramitischen Inschrift .. ... .............................. ..... ....... . 109

Jansen- Winkeln, Karl

'Asyndetische' Relativsätze im Ägyptischen und Arabischen ....... ...... 125

Jastrow, DUo

Der bestimmte Artikel im Aramäischen -

ein Blick auf 3000 Jahre Sprachgeschichte ........................................... 137

Jungraithmayr, Herrmann

Genusverlust am tschadischen Pronomen-

ein afrikanischer Aneignungsprozeß..................................................... 151

Knauf, Ernst Axel

Deborah's Language.

Judges Ch. 5 in its Hebrew and Semitic Context ......... ...... ..... ..... ......... 167

Kogan, Leonid

*y in Ethiopian ..................................... .... ... ............................... .......... 183

Lamberti, Marcello

Some Notes on the Gawwada Language .... ... ............................. .......... . 217

Inhaltsverzeichnis

Lusini, Gianfi'ancesco

Una pagina di storia eritrea: kabasä tra linguistica e filologia ..... ... ... ... 243

Müller, Walter W.

"Bisweilen spricht er aus Impuls".

Eduard Glasers Briefe an Aloys Sprenger. .................... ... .... ... ... .. ... .... . 253

Nieten, Ulrike-Rebekka

Die griechische Ethoslehre und ihr Einfluß auf den Orient ....... .... ....... 269

Pennacchietti, Fabrizio A.

Sull'etimologia e sul significato della preposizione araba 'an ............ 283

Quack, Joachim Friedrich

Zu den vorarabischen semitischen LeImwärtern im Koptischen .... ...... 307

Redkin, Oleg

Notes on Yemeni Arabic.

The language and the his tory of the society ............. ...... .. ..... .... .. ... .. ..... 339

Richter, Hans-Friedemann

y,n ,~) Ein Beitrag der

jüdischen Theologie zum Problem der Theodizee .... ...... ... .. ... ..... ... ...... 351

Schorch, Stefan

"Siehe, wohl dem Mann . . . " . Die hebräischen

Interjektionen )"J~t{ und n~n und die Partikel - y ........ .... .. ........ .. .... .. .... 379

Smidt, Wolbert

Selbstbezeiclmungen von Tdgrdfifia-Sprechern

CI:Iabäsa, Tägaru, Tdgrdfifia u.a.) ........ ................... .... .... ....... ... ... .... ... .... 385

Testen, David

The Akkadian Demonstrative ammiu ..................................... .... ...... .... 405

Trapper, Jose!

Die T-Verbalstämme des Biblisch-Hebräischen .................................. . 417

Varghese, Baby

Liturgical Use ofthe Word roz6 : A Preliminary Survey .. .. ......... ......... 425

Wagner, Ewald

Das Auftreten der Zayali'a

im arabischen kulturellen Leben zu Beginn des 14. Jahrhunderts ........ 433

Wedel, Gerhard

Computergestützte Textanalyse arabischer Biographien .. .. ... ..... .. .. ... ... 451

Inhaltsverzeichnis

Weninger, Stefan

Der Wortschatz des klassischen Äthiopisch ......................................... 465

Younansardaroud, Helen

Die türkischen Texte aus dem Buch

'Manuel de Piete' von Paul Bedjan (1893) .......................................... 489

Indizes ....................................................................................................... 527

1. Sachen .............................................................. ............ ..... ..... ...... 527

2. Namen ....................... ......... .......... .. .............................................. 531

3. Besprochene Wörter ... ....................................... ....... .................... 533

4. Zitierte Textstellen ....................................................................... 537