"Der Große Krieg"

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1 "Der Große Krieg" Programm August 2014 Arnoldstein / Isonzotal / Kötschach-Mauthen --------------------------------------------------------------------------- Viktor Ullmann - Paul Scheerbart - August Stramm Ernst Friedrich - Kurt Kretschmann - Robert Jungk - Wilhelm Jerusalem - France Bevk

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"Der Große Krieg"

Programm August 2014

Arnoldstein / Isonzotal / Kötschach-Mauthen

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Viktor Ullmann - Paul Scheerbart - August Stramm Ernst Friedrich - Kurt Kretschmann - Robert Jungk -

Wilhelm Jerusalem - France Bevk

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Mit Unterstützung von: Bundeskanzleramt Kunstsektion Land Kärnten Land Salzburg Marktgemeinde Arnoldstein Valentinalm / Marktgemeinde Kötschach-Mauthen Kulturforum Hallein KULTURNO DRUŠTVO ČEDERMAC

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1. August 2014, 18.00 Uhr Ausstellungseröffnung Klosterruine Arnoldstein „Kriegslügen“ die am Wiener Ballhausplatz inszenierten Kriege mit neuen Originaldokumenten. Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 31. August 2014 1. August 2014, 19.00 Uhr „Kriegstheater“ aus der revolutionären Theater-Bibliothek des Paul Scheerbart - Der amerikanische Geschäftsmann William C. Rumboldt schlägt vor, anstatt Kriege zu führen, doch große Massenspektakel mit Armeen, Waffen und Gerät „Kriegstheater“ in großen Arenen zu spielen. Was wäre, wenn sich eine solche Idee durchsetzt ... das wäre im Sinne Paul Scheerbarts phantastisch und revolutionär! Gespielt von Werner Mössler und Markus Rupert. PREMIERE Klosterruine Arnoldstein 1. August 2014, 20.00 Uhr Eröffnung des Symposions Klosterruine Arnoldstein „Inszenierung und Wirklichkeit - Propaganda und Dokumente zum Großen Krieg und seiner Entwicklung 1914“ „Vom Großen Krieg zum Anti-Kriegsmuseum, vom Zeughaus ins Anti-Kriegsmuseum - über das kulturelle Erbe von Ernst Friedrich, Kurt Kretschmann“ Originale und Dokumente präsentiert vom Anti-Kriegsmuseum Berlin und Friedensbibliothek Berlin.

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2. August, 10.00 Uhr Symposion Exkursion ins Isonzotal „Inszenierung und Wirklichkeit - Propaganda und Dokumente zum Großen Krieg und seiner Entwicklung 1914“ Exkursion in das obere Isonzotal mit Besuch jener Kriegsschauplätze, an denen der Komponist Viktor Ullmann als Artilleriebeobachter im Ersten Weltkrieg tätig war. Einstiegstellen in den Bus in Villach um 9.00 Uhr(Parkplatz beim Parkhotel) und 10.00 Uhr Museum Arnoldstein bei der Klosterruine Arnoldstein. 2. August 2014, 10.00 - 18.00 Uhr Theaterprogramm während der Exkursion ins Isonzotal „Patrouille“ von August Stramm - Festung am Predilpass (Italien), „Wacht“ von August Stramm Festung Kluže (Slowenien), „Zwei Herren“ von Paul Scheerbart - Lepena ehemaliges Offizierskasino (Slowenien), „Detonation“ von Francesco Cangiullo - Tunnel am Vršič-Pass (Slowenien), „Kriegsgrab“ von August Stramm - Russisch-Orthodoxe Kirche am Vršič-Pass (Slowenien); gespielt von Werner Mössler, Markus Rupert, Herbert Gantschacher. 2. August, 20.00 Uhr „Kriegstheater“ aus der revolutionären Theater-Bibliothek des Paul Scheerbart gespielt von Werner Mössler und Markus Rupert. Klosterruine Arnoldstein 3. August, 10.00 - 13.00 Uhr und 15.00 - 18.00 Uhr Klosterruine Arnoldstein Symposion „Inszenierung und Wirklichkeit - Propaganda und Dokumente zum Großen Krieg und seiner Entwicklung 1914“ Klosterruine Arnoldstein mit Vorträgen von Marjan Bevk (Bovec / Slowenien), Annegret Klemens (Berlin / Deutschland), Jochen Schmidt (Berlin Deutschland), Hubert Steiner (Wien / Österreich), Irene Suchy (Wien / Österreich), Jean-Jacques van Vlasselaer (Ottawa / Kanada), Herbert Gantschacher (Salzburg-Villach-Wien / Österreich) mit Präsentation von „Väter - Söhne - Enkel - Urenkel - Ururenkel / Mütter - Töchter - Enkelin - Urenkelin - Ururenkel“ vom Dichter, Philosophen, Kriegsgegner, Pazifisten, Soldaten, Kapellmeister im August 1914 zum / zur Regisseur, Autor, Arzt, Filmemacher, Photographen, Lehrkraft, Masseur, Postbeamten im August 2014 - auf den Spuren von France Bevk, Wilhelm Jerusalem, Josef Ortner und Karl Wolfsgruber unter Verwendung von Originaldokumenten

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3. August, 20.00 Uhr „Haben in unsrer unfehlbaren, Alles durchdringenden Weisheit beschlossen, über all unser Gebiet den großen, segensreichen Krieg aller gegen alle zu verhängen.“ Interdisziplinäres Kunstprojekt mit dem Projektchor von Bernhard Wolfsgruber, Johann Egger (Saxophon-Quartett), Text- und Objektinstallationen von 1000&, Figuren von Burgis Paier und Texten von Gerald Eschenauer URAUFFÜHRUNG Klosterruine Arnoldstein

26. und 27. August, jeweils 20.00 Uhr „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ / „Hölderlin-Lieder“ / „Wendla im Garten“ von Viktor Ullmann - das grandiose Melodram Viktor Ullmanns in neuer Interpretation und Musik von Viktor Ulllmann aus dem Ersten Weltkrieg mit Werner Mössler (Schauspieler), Rupert Bergmann (Sänger und Sprecher), Christoph Traxler (Klavier) PREMIERE Klosterruine Arnoldstein

28. August, 13.00 Uhr „Kriegstheater“ aus der revolutionären Theater-Bibliothek des Paul Scheerbart; gespielt von Werner Mössler und Markus Rupert. Untere Valentinalm am Plöckenpass in der Gemeinde Kötschach-Mauthen

30. August, 20.00 Uhr „Kriegstheater“ aus der revolutionären Theater-Bibliothek des Paul Scheerbart; gespielt von Werner Mössler und Markus Rupert. Klosterruine Arnoldstein

31. August, 20.00 Uhr „Haben in unsrer unfehlbaren, Alles durchdringenden Weisheit beschlossen, über all unser Gebiet den großen, segensreichen Krieg aller gegen alle zu verhängen.“ Interdisziplinäres Kunstprojekt mit dem Projektchor von Bernhard Wolfsgruber, Johann Egger (Saxophon-Quartett), Text- und Objektinstallationen von 1000&, Figuren von Burgis Paier und Texten von Gerald Eschenauer Klosterruine Arnoldstein

31. August 2014, 22.00 Uhr Finisage Klosterruine Arnoldstein „Kriegslügen“ die am Wiener Ballhausplatz inszenierten Kriege mit neuen Originaldokumenten.

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2014 jährt sich zum 100. Male der Beginn des Großen Krieges (heute benannt als Erster Weltkrieg mit dem „Prolog“ der drei Balkankriege 1912, 1913 und auch 1914), der dann in der Folge in einem zweiten Weltkrieg und den kalten Krieg mündete (als „Epilog“ die Balkankriege in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts, deren Konfliktpotential bis heute nicht entschärft ist). Der Krieg im Jahr 1914 begann als ein von Europäischen Mächten lokal begrenzter Konflikt am Balkan im Juli 1914, der dann von den Administrationen der Herrscherhäuser Hohenzollern und Habsburg zu einem Europäischen Krieg gemacht worden ist, wobei hier die Administration am Ballhausplatz in Wien federführend war, weil sie ohne formale Kriegserklärung mit der k.u.k. Wehrmacht ins neutrale Belgien einmarschierte. Somit bewies die Habsburg Administration in exemplarischer Art und Weise, dass sie kein Interesse daran hatte, dass der Konflikt am Balkan mit Serbien lokalisiert bleibt. Im cisleithanischen Teil der Vielfachmonarchie hatte der Habsburgerherrscher den Ausnahmezustand verfügt und konnte so auch einfach den Krieg verordnen! Das sollte uns eine immerwährende Warnung sein! Denn 2014 jähren sich auch zum 75. Male der Beginn des Zweiten Weltkrieges, der 70. Todestag des Komponisten Viktor Ullmann, der 25. Jahrestag des Falles der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhanges (aus der Mitte Europas an den Rand der Europäischen Union gerückt), der 100. Jahrestag des Beginns des Großen Krieges und 225 Jahre Französische Revolution. Deshalb beginnt ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater im August 2014 in Arnoldstein, Kötschach-Mauthen in Kärnten das internationale Projekt „Krieg=daDa“ (mit Exkursion an Originalschauplätze des Großen Krieges). Arnoldstein und Kötschach-Mauthen sind Kärntens Brennpunkte im Großen Krieg 1914-1918 gewesen, 2014 sind es Orte der Kunst und des Dialogs als eine Form der Kunst der Künste.

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"Krieg=daDa" Grundgedanken zur Konzeption des gesamten Projektes.

Der 1914 begonnene Große Krieg zeigt bis heute Auswirkungen auf unsere Lebenssituation. Daher widmet sich "Krieg=daDa" von 2014 bis 2019 der Auseinandersetzung dazu als interdisziplinäres Projekt in den Bereichen der Künste Im Kontext der historischen Situation in heutiger Sicht gesehen durch den Spiegel der Kunst. Musik, Theater, bildende Kunst, Geschichte und Wissenschaft werden an Orten zu Projekten verwoben, die im hier und heute Bezüge zum Großen Krieg aufweisen und sich nicht in den heutigen Zentren befinden, sondern heute an der Peripherie zu finden sind, die aber Brennpunkte der Geschichte waren, deren Auswirkungen den Gang der Welt bis heute beeinflussen. Daher wirken an diesem Projekt zusammen: Autorinnen, Komponistinnen, MusikerInnen, SängerInnen, SchauspielerInnen, bildende KünstlerInnen,

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Kulturschaffende aus dem Bereich der so bezeichneten Volkskultur (somit das Gemeinsame über das Trennende stellen!), HistorikerInnen, DiplomatInnen, MusikwissenschafterInnen, Politikwissenschafterinnen, Schulen (mit SchülerInnen und Lehrkräften), aber auch Nachkommen von Personen, die den Großen Krieg selbst erlebt haben, von denen Dokumente erhalten sind, die einerseits Gegner des Krieges waren bzw. zu Gegnern des Krieges geworden sind, die andererseits als einfache Soldaten am Großen Krieg teilnahmen und das Glück hatten, den Großen Krieg und andere Kriege zu überstehen, zu überleben. Denn es geht darum, dass im Hier und Heute jene Schlüsse für die Zukunft gezogen werden, die aus der Vergangenheit erfahrbar sind in vielerlei Formen des Lebens. Daher sind nun an diesem Projekt Orte aus der südlichen Peripherie im Zentrum, die aus Gründen der Grenznähe, verkehrstechnischen, militärischen aber auch künstlerischen Gründen im Großen Krieg eine Rolle spielten, wobei jene Orte auch heute noch aus verkehrstechnischen und künstlerischen Gründen eine Rolle spielen oder anstelle des Militärischen das Historische getreten ist. Begonnen wir das Projekt im August 2014 aus Anlass des Beginns des Großen Krieges 1914. Beendet wird das Projekt am 18. Oktober 2019 aus Anlass des 75. Todestages des Komponisten Viktor Ullmann (Mord am 18.10.1944 in Auschwitz)

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und hundertjährigen Wiederkehr der Unterzeichnung der Pariser Vororteverträge durch die Republik (Deutsch) Österreich. Die Verbindung von Hochkultur und Volkskultur in einem gemeinsamen interdisziplinären Projekt soll auch zeigen, dass das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wird und sich einer zeitgemäßen Umsetzung stellt mit neuen Texten und zeitgemäßer visueller und musikalischer Interpretation und Umsetzung als interdisziplinäres Projekt in Raum und Zeit von 1914-2014 bis 1919-2019. Die weiteren künstlerischen Projekte mit Werken von Viktor Ullmann, Arnold Schönberg, Helen Keller, Wilhelm Jerusalem, Dževad Karahasan, Theodor Burkali, August Stramm, Paul Scheerbart, Albin Egger-Lienz, Filippo Tommaso Marinetti, Franz Kafka, Paul Klee, Wilfred Owen, Alfred Lichtenstein, Guillaume Apollinaire, Andreas Latzko, Giuseppe Ungaretti, Ernst Wilhelm Lotz, Wladimir Majakowski, Ossip Mandelstam, Ernst Stadler, Rudyard Kipling, Herbert Thomas Mandl sowie den Künstlergruppen der Futuristen, „Dada“ „De Stijl“ und die Novembergruppe mit Vorstellungen, Konzerten, Ausstellungen, Symposien und Filmen, szenischen Konzerten sowie interdisziplinären Kunstprojekten zeigen auch, dass Kriegserfahrung zu künstlerischer Produktion führen kann. Im Fall des Komponisten Viktor Ullmann ist dies insofern von besonderer Bedeutung, erinnert er sich doch als Häftling im Konzentrationslager Theresienstadt (der ehemaligen Militärfestung der k.u..k. Wehrmacht und ehemaligen Hochsicherheitsgefängnis) im Rahmen der Freizeitgestaltung an seine Erfahrungen an den Großen Krieg und komponiert 1943/44 die große Antikriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Todt-Verweigerung". Im Fall des Dichters Dževad Karahasan ist dies auch von besonderer Bedeutung, arbeitet er doch aus der Situation des 1993 Geflüchteten aus Sarajevo an einem Librettotext über einen in Theresienstadt Inhaftierten (1914-1918) im heutigen Kontext .... Neu entdeckte Dokumente werfen auch ein anderes Bild auf den Beginn des Großen Krieges. Der Krieg der k.u.k. Wehrmacht mit Serbien im Juli 1914 ist von den europäischen Mächten akkordiert und als Aktion der Wiener und Budapester Regierung, nicht mehr und nicht weniger. Neu entdeckte Dokumente zeigen auch, das der Große Krieg in Europa in Belgien begonnen hat mit dem Einmarsch deutscher Truppen und Truppen der k.u.k. Wehrmacht, letztere haben Belgien völkerrechtswidrig überfallen.

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Wenn also die Behauptung aufgestellt wird, das Erzhaus Habsburg wollte den Krieg, aber keinen Weltkrieg, so entspricht dies nicht den Tatsachen. Wenn Christoph Clark, der Autor des Bestsellers "The Sleepwalkers / Die Schlafwandler" für seine Recherchen in wichtigen Archiven beispielsweise lediglich auf die Einsicht von vier Kartons mit den Aktenstücken PA I / 810, 811, 812, PA X /149 im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv beschränkt diese Einsicht an einem einzigen Tag (15. September 2011) durchführt, so ist das mehr als hinterfragenswert. Keine Frage, der Autor ist in der Sache belesen, doch bei so einer Quellenlage ist das Ergebnis mehr als unbefriedigend.

Wissenschaft & Tradition zur Ausstellung "Oberösterreich im Ersten Weltkrieg" im Linzer Schlossmuseum am 25.Mai 2014, die Biergläser sind noch voll und schon leer!

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Und der Autor von "The Sleepwalkers / Die Schlafwandler" stellt auch nicht beweisbare Behauptungen auf. In einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung vom 5.Mai 2014 stellt Herr Clark die Behauptung auf, dass die deutsche Neutralitätsverletzung Belgien eigentlich nichts mit England Entscheidung zu tun hat, in den Krieg zu ziehen. Da hat Herr Clark wohl auch in London einige Dokumente von König Georg V. und dem Außenminister des British Empire Grey nicht gelesen, beide sagen expressis verbis, dass für sie die Neutralität Belgiens und der Schutz der französischen Küste Kriegsgründe sind.

Lesenswerte Amtliche Mitteilung, Tiroler Landeszeitung 2b, Juni 2014 Dass Großbritannien eine Welt nicht entstehen lassen will, die ihren Interessen zuwiderläuft, ist eine mehr als logische Folgerung, denn ein zentraleuropäisches Hegemonialreich mit dem Haus Hohenzollern und dem Erzhaus Habsburg und deren Verbündeten ist für British Empire nicht hinnehmbar schon aus Gründen der weltpolitischen Machtverteilung. Daher haben Großbritannien und dessen Spitzenrepräsentanten eine rote Linie gezogen, die da heißt, kein Einmarsch in Belgien, keine Bedrohung Frankreichs. Publikationen wie jene des Herrn Clark erwecken somit den Eindruck, als ob schon in der Konzeption eine bestimmte Theorie als Ergebnis des 700 Seiten starken Buches herauskommen soll. Die Erzählkunst beherrscht der Autor in jedem Fall und sein Bestseller ist zwar eine Leistung im Sinn der Kreativwirtschaft jedoch im vorliegenden Fall keine Leistung für die Geschichtswissenschaft. Problematisch ist auch, dass die verschiedenen

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Ausgaben der "Schlafwandler" zum Teil unterschiedliche Angaben zur Literatur machen, in der einen Ausgabe ausführlich, in der anderen verkürzt. Und so bleiben doch alle Fragen wieder offen, zu all diesen Fragen gibt es jedoch eine Leseempfehlung, die amtliche Mitteilung der Tiroler Landeszeitung Ausgabe 2b von Juni 2014 beschäftigt sich zum Teil auf erstaunliche Art und Weise mit der Thematik und wagt sogar eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema. Herbert Gantschacher (2014)

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August Stramm (1874-1915) "Patrouille“ Die Steine feinden Fenster grinst Verrat Äste würgen Berge Sträucher blättern raschlig Gellen Tod.

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August Stramm (1874-1915) "Wacht" Die Nacht wiegt auf den Lidern Müdigkeit flackt und neckt Der Feind verschmiegt Die Pfeife schmurgt Verloren Und Alle Räume Frösteln Schrumpfig Klein.

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"Zwei Herren" aus der "Revolutionären Theater-Bibliothek" von Paul Scheerbart

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te Stille. Ein Revolverschuß. orhang.

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Personen: EIN PROJEKTIL Eine nächtliche Straße, Kälte, Leere. Eine MinuV

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ugust Stramm (1874-1915) "Kriegsgrab" A Stäbe flehen kreuze Arme Schrift zagt blasseBlumen frechen Staube scFlimmeTränetGlast V

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OTIZ ZU AUGUST STRAMM (1874-1915)

land bei Kampfhandlungen zu ode gekommen. Das rechte Bild zeigt sein Kriegsgrab.

erbert Gantschacher

N August Stramm, deutscher Dichter (Bild links); mit ihm beginnt die moderne Dichtkunst. Am 1. September 1915 an der Kriegsfront gegen RussT H

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NOTIZ ZU FRANCESCO CANGIULLO (1888- 1977)

n Krieg gibt s nicht, die Kriegsführer rechnen immer mit Toten im Gegensatz zum Tod.

Herbert Gantschacher

Francesco Cangiullo gehört zur Gruppe der Futuristen. Die italienischen Futuristen verstehen sich Avantgardisten. Sie träumen den „Traum vom künstlerischen Krieg“ und versuchen, ihre Kriegsphantasien in Kunst umzuformen und dies bereits vor Beginn des ersten Weltkrieges: Den Eintritt Italiens in diesen „Großen Krieg“ sehnen sie förmlich herbei. Am 15. Mai 1915 hält Gabriele d´Annunzio eine große Rede in Rom im Senat. Am 20. Mai 1915 beobachtet er genau das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten über die Kriegsfrage, das Votum ist mit 407 Stimmen für den Krieg und 74 Stimmen gegen den Krieg eindeutig. Gabriele d'Annunzio wird selbst die Kriegserklärung gegen die k.u.k. Monarchie mitverfassen, ab dem 23. Mai 1915 ist Italiens im Kriegszustand mit der Vielfachmonarchie der Habsburger. Die Manifeste der italienischen Futuristen könnten nun in die Wirklichkeit übersetzt werden. Aber: einen künstlerischee

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"Kriegstheater" aus der "Revolutionäen Theater-Bibliothek" von Paul Scheerbart

NEUINSZENIERUNG Inszenierung: Herbert Gantschacher Bühne + Kostüme: Sanzaba Dimna Es spielen: Werner Mössler und Markus Rupert Paul Scheerbart (1863-1915), der auch unter den Pseudonymen Kuno Küfer und Bruno Küfer Bücher und Texte veröffentlicht hatte, war auch Zeichner bekannt, wie beispielsweise seine Überlegungen zu einem "Perpetuum Mobile" zeigen. Scheerbart wird als Autor gemeinhin auch zur phantastischen Literatur hinzugezählt.

Paul Scheerbart verdanken wir sowohl "Regierungsfreundliche Schauspiele" als auch die "Revolutionäre Theaterbibliothek". Aus Scheerbarts "Revolutionärer Theater-Bibliothek" stammt auch der phantastische Text "Kriegstheater" Der amerikanische Geschäftsmann William C. Rumboldt schlägt vor, anstatt Kriege zu führen, doch große Massenspektakel mit Armeen, Waffen und Gerät "Kriegstheater" in großen Arenen zu spielen. Was wäre, wenn sich eine solche Idee durchsetzt ... das wäre im Sinne Paul Scheerbarts phantastisch und revolutionär !

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"Haben in unsrer unfehlbaren, Alles durchdringenden Weisheit beschlossen, über all unser Gebiet den großen, segensreichen Krieg aller gegen alle zu verhängen." Ein interdisziplinäres Kunstprojekt mit Musik & Literatur, alten & neuen Texten, Raum- und Textinstallation Originalproduktion 2014 Gesang: Projektchor & Chorleitung: Bernhard Wolfsgruber mit den Gesangssolisten Sonja Mitterer (Sopran), Petra Kopeinigg-Pirolt (Alt), Christoph Hofer (Tenor), Bernhard Wolfsgruber (Bass) Musik & Improvisation: Johann Egger mit Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxphon Texte & Interpretation: Gerald Eschenauer Raum- & Textinstallation: 1000& Puppen & Figuren: Burgis Paier

"Haben in unsrer unfehlbaren, Alles durchdringenden Weisheit beschlossen, über all unser Gebiet den großen, segensreichen Krieg aller gegen alle zu

verhängen." Viktor Ullmann Originalpartitur Theresienstadt 1943/44.

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"Haben in unsrer unfehlbaren, Alles durchdringenden Weisheit beschlossen, über all unser Gebiet den großen, segensreichen Krieg aller gegen alle zu

verhängen." Der Originaltext aus dem Libretto von Viktor Ullmanns Oper "Der Kaiser von Atlantiis oder Die Todt-Verweigerung" in einer neuen Wortskulptur

von 1000&.

Aus einem historischen Kontext heraus wird diese Produktion unter Mitwirkung von KünstlerInnen und Künstlern aus den sprachlich nach wie vor getrennten so genannten Hochkultur und Volkskultur ein gemeinsames interdisziplinäres Projekt, das sich dem Gemeinsamen verbunden weiß und das Trennende hintanstellt und sich der zeitgemäßen Umsetzung stellt mit neuen Texten und zeitgemäßer visueller und musikalischer Interpretation und Umsetzung in den Räumen und am Gelände der Klosterruine Arnoldstein als interdisziplinäres Projekt in Raum und Zeit 1914-2014. Dass dies im historischen bereits funktioniert hat, beweisen die Volks- und Kriegsliedersammlungen des Bela Bartók, Zoltan Kodály und Bernhard Paumgartner sowie die musikalischen Werke dieser drei Komponisten. Auf der Suche nach Volksliedern unternimmt der ungarische Komponist Bela Bartók (1881-1945) vor dem

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Großen Krieg ausgedehnte Reisen durch Ungarn, Rumänien, der Slowakei und dem Nahen Osten. Dabei sammelte er an die zehntausend Lieder, die er selbst vor Ort transkribierte oder mit einem Phonographen auf Wachswalzen aufnahm.. Der Beginn des Großen Krieges im August 1914 unterbricht die Suche nach Volkslieder. Für den Dienst in der k. u. k. Wehrmacht ist Bartók zwar untauglich, jedoch wird er zum Leiter der Musikabteilung des Kriegspressequartiers in Budapest bestellt und dabei von seinem Komponistenkollegen Zoltán Kodály (1882-1967) unterstützt. In Wien leitet der Dirigent und Komponist Bernhard Paumgartner (1887-1971) die Musikabteilung. Sie veranlassen die Sammlung von Soldatenliedern. Es werden die Noten gesammelt beziehungsweise nach Gesang aufgeschrieben Diese Lieder werden zum Teil nun auch schon mit einem Phonographen aufgezeichnet. Noten und Aufnahmen sind heute noch teilweise erhalten. Gemeinsam geben sie für die k. u. k. Wehrmacht ein Liederbuch für Soldaten heraus, das mehrere Auflagen erlebt. Der Komponist Viktor Ullmann (1898-1944) ist während seiner gesamten Großen Krieges Artilleriebeobachter bei der 38cm Haubitze der Batterie Nr. 4 des Bataillons Nr. 5 des Festungs-Artillerie-Regiments Nr. 1 Dienst zugeteilt. Bei dieser Einheit wird Ullmann nun seine gesamte aktive Wehrdienstzeit als "Einjährig Freiwilliger Aspirant" verbringen. Die von Škoda produzierte 38cm Haubitze ist jene Artilleriewaffe mit der größten Zerstörungskraft im Großen Krieg und unterliegt der Geheimhaltung. Ullmann wird als Artilleriebeobachter auch Zeuge des Gasangriffs bei Bovec / Plezzo / Flitsch vom 24. Oktober 1917. Auch als Musikoffizier seines Bataillons ist Ullmann im Großen Krieg tätig Er verfügt über eine eigene Kapelle, die in der Besetzung seiner später im Konzentrationslager komponierten Oper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Todt-Verweigerung" sehr ähnelt. In dieser Oper wird Ullmann in Theresienstadt seine Erfahrungen aus dem Großen Krieg verarbeiten. Dazu ist Ullmann auch als Komponist und Pianist im Rahmen der Musikabteilung des Kriegspressequartiers an der Front tätig. Gemeinsam mit dem Cousin seiner Freundin Anny Wottitz, Josef von Szirmai (er ist auch in derselben Einheit wie Ullmann) gibt er mehrere Konzerte in Kirchen. Und im Saal der Gewerbetreibenden im Volkshaus der Slowenen in Barcola bei Triest geben beide zwei Konzerte. Für das Konzert am 7. März 1918 bearbeitet Ullmann die Symphonie Mozarts in g moll für Geige und Klavier und spielt selbst das Klavier. Das Konzert am 23. März 1918 wird wohltätigen Zwecken gewidmet: „Das Reinerträgnis wird den armen Kindern von Barcola und dem Invalidenfond Fest. Art. Baons. 5 überwiesen. Überzahlungen werden dankend angenommen“.

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"Kriegers Abschied" aus der Sammlung von Bela Bartók und Bernhard Paumgartner.

Das interdisziplinäre Kunstprojekt aus den Bereichen der Musik, der Literatur und der bildenden Kunst wird sich nun der Oper "Der Kaiser Atlantis oder Die Todt-Verweigerung" bedienen, ein Zitat aus der Oper ist auch der Titel dieser Produktion: "Haben in unsrer unfehlbaren, Alles durchdringenden Weisheit beschlossen, über all unser Gebiet den großen, segensreichen Krieg aller gegen alle zu verhängen." und nimmt Bezug auf den Kriegsausbruch im August 1914. Dazu kommt noch Mozarts Symphonie in g moll sowie aus der Liedersammlung von Bela Bartók und Bernhard Paumgartner das Lied "Des Kriegers Abschied".

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Gerald Eschenauer Krieg 2014 Krieg dem Informationsfluss – Schuss ins Knie und auf den Bildschirm. Wirst sehn, wie weh das tut. Verlässt dich der Mut? – mach auf den Mund, tu kund was in uns wund und unrund sich fortpflanzt, breit grinsend tanzt. Auf unseren Straßen, verlassene Gassen sitzt am Computer, bestellst die ganze Welt, und frisst sie auf bis du daran erstickst und platzt – ratz fatz platzt. Krieg ist hier und jetzt und überall. Ein Schwall erwischt mich, streift den Arm packt mich und hält mich fest. Und Feste feiern sie darauf, es ist zum Kotzen – scheiß jetzt drauf mach auf den Mund – tu kund was unrund und wund die Ärmsten und Schwächsten die stimmlos, mutlos, wortlos walten, vergesst nicht die Gebrechlichen und Alten >Behinderte gehören vergast< 2014 – es herrscht Krieg, und Krieg ist niemals und für niemand Sieg.

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KRIEGERS ABSCHIED I. Lebet wohl es ruft die Stunde Muß zum Kampfe fort von hier Still die Thräne heil die Wunde Und den letzten Kuß gib mir Mädchen leb´ wohl wir seh´n uns bald wieder Stille die Thränen und weine nicht mehr Mädchen leb´ glücklich draußen warten die Brüder Mache den Kriegern das Herze nicht schwer. II. Doch die Stunde hat geschlagen Komm noch einmal an mein Herz Zitter nicht darauf zu zagend Wiedersehn heilt jeden Schmerz Dort wo Schwerter auf Schwerter erklingen Sollst Du ein schützender Engel mir sein Sollten mich Tod und Verderben umringen Kämpf ich mit Gott für mein Liebstes allein. III. Warum drückst Du mich so heftig An die stumpfbesorgte Brust Nur für Dich mein Liebstes kämpfe ich Denn der Kampf ist meine Lust Doch bald wirst Du den Sieger bekränzen Mit Lorbeer geschmückt sein treues Haupt Sollten auch Tränen im Auge Dir glänzen Worten sei Dir Dank die Freude geraubt.

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Dževad Karahasan „Prinzip Gabriel“

Figuren von Burgis Paier Personen: Princip, Pappenheim

Gavrilo Princip, Nedeljko Čabrinović und Trifko Grabež sind nach dem Doppelmord von Sarajevo im Oktober 1914 zu lebenslanger Haft verurteilt worden, Princip war zur Tatzeit am 28.Juni 1914 noch minderjährig gewesen. Die Haft verbrachten sie im k.u.k. militärischen Hochsicherheitsgefängnis von Theresienstadt in Einzelzellen in Dunkelhaft, Gavrilo Princip war zu Haftbeginn in seiner Zelle noch zusätzlich angekettet. Martin Pappenheim war Militärpsychiater der k.u.k. Wehrmacht und war 1916 im k.u.k. Hochsicherheitsgefängnis von Theresienstadt für den Gesundheitszustand von Gavrilo Princip verantwortlich. Im Zuge dieser Arbeit verfasste Pappenheim einige Texte über Gavrilo Princip und erhielt von diesem auch einige schriftliche Aufzeichnungen. Zwei dieser Briefe haben sich in einem Büchlein mit dem Titel "Gavrilo Princips Bekenntnisse" erhalten. Das Büchlein erschien 1926 in Wien. In der Österreichischen Nationalbibliothek sollte sich

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ein Büchlein laut Katalog erhalten haben, doch dieses ist verschwunden. Durch Glück ist das Büchlein jedoch als Mikrofilm erhalten geblieben. Nedeljko Čabrinović sind in Theresienstadt am 23.Jänner 1916, Trifko Grabež ebendort am 21.Oktober 1916 und Gavrilo Princip am 28.April 1918 auch ebendort gestorben, die Todesursache bei allen drei war Tuberkulose, das war den Haftbedingungen in Theresienstadt geschuldet.

Der Text zu den Figuren von Burgis Paier stammt vom bosnischen Dichter Dževad Karahasan aus Sarajevo, dem Hausautor und Hausdichter von ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater, und wurde vom Suhrkamp-Verlag freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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„Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ „Hölderlin-Lieder“ / „Wendla im Garten“ von Viktor Ullmann Originalfassungen erstellt nach der Originalpartituren des Komponisten NEUINSZENIERUNG Inszenierung: Herbert Gantschacher Bühne + Kostüme: Sanzaba Dimna Lichtgestaltung: Bidpai Klavier: Christoph Traxler Es singen und spielen: Rupert Bergmann (Bassbariton) und Werner Mössler In einem Brief vom Frühjahr 1918 an seine damalige Freundin Anny Wottitz bittet Viktor Ullmann um die Zusendung von Literatur an die Front Unter den Büchern befindet sich auch Rilkes Gedicht in Prosa „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. Rainer Maria Rilkes Gedicht beschäftigt sich mit der Situation des Cornets Rilke im Krieg gegen die Türken, in dem er schließlich den Tod findet. Die Situation des Heldentods trug dazu bei, dass das Werk im Ersten Weltkrieg von vielen Soldaten euphorisch gelesen wurde, was jedoch nicht der Position des Dichters zu seinem Werk entsprach. 1910 und 1912 war Rilke Gast auf Schloß Duino in der Nähe von Triest. Im Ersten Weltkrieg verlief von 1915 bis 1917 hier die Front während der zwölf Isonzo-

Brief Ullmanns von der Front wegen Rilke (links) Schloss Duino gesehen vom Beobachtungsstand (Mitte) – Titelblatt der Theresienstädter Vertonung Ullmanns

von Rilkes Gedicht (rechts).

schlachten. Rilke selbst tat während des Ersten Weltkrieges Dienst im Kriegsarchiv in Wien. Ullmann tat während des Ersten Weltkrieges in der Nähe von Duino 1918 als

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Duino 1918 als Fähnrich (Cornet) Dienst. Ullmann war im Frühjahr 1918 in der Nähe von Duino als Soldat auf einem Beobachtungsstand und hat während seiner Stationierung in Barcola bei Triest den Gedichtzyklus in Versen wiedergelesen. Ullmann hat 1944 im KZ Theresienstadt aus dem Werk ein Melodram gemacht. Die Textfassung für das Melodram hat er selbst geschaffen.

Ebenfalls in Theresienstadt sind im Jahr die „Hölderlin-Lieder“ 1943 entstanden, die Ullmann zu den Gedichten „Abendphantasie“, „Wo bist du?“ und „Der Frühling“ von Friedrich Hölderlin (1770-1843) komponiert hat, die die existentielle Situation des Dichters Hölderlin umreißen und durchaus in Korrespondenz zu Viktor Ullmanns Situation in Theresienstadt zu sehen sind. In Theresienstadt wiederkomponiert aus der Erinnerung hat Viktor Ullmann „Wendla im Garten“ nach Frank Wedekind, das er erstmals 1918 komponiert hatte. Somit knüpft Ullmann in seiner Theresienstädter Zeit ganz bewusst an die Zeit des Großen Krieges 1914-1918 an, denn Ullmann verweist im Autographen ausdrücklich auf das Entstehungsjahr 1918 hin und bezieht sich auch in der Widmung vom 30.Juli 1944 an Friedl Dicker-Brandeis, die ebenfalls in Theresienstadt inhaftiert ist, ausdrücklich auf den 30.Juli 1918: „Sind wir anders als vor … Jahren, da ich Dir, liebe Friedl, das

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nämliche Lied zum Geburtstage widmete? Nein, wir zwei sind zueinander ‚die Alten’ geblieben und bleiben es.“ Friedl Dicker-Brandeis und ihre „Bubikopf“-Frisur sind auch Paten für den Charakter gleichen Namens in der Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Todtverweigerung“ gewesen. Die Inszenierung versteht diese Zusammenstellung als programmatisches Triptychon. Viktor Ullmanns Bühnenwerke gespielt in der Originalversionen durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater 1993 - 2014 2014 jährt sich zum 70. Mal der Todestag von Viktor Ullmann, der am 16. Oktober 1944 von Theresienstadt deportiert und am 18.Oktober 1944 in Auschwitz in der Gaskammer ermordet worden ist. Viele Jahre lang ist das Werk von Viktor Ullmann vergessen gewesen, dann wurden Bearbeitungen der Bühnenwerke von Viktor Ullmann auf das Theater gebracht, die Viktor Ullmann im Konzentrationslager Theresienstadt im Rahmen der Freizeitgestaltung komponiert hatte. Niemand hat bis Anfang der neunziger Jahre jene Künstler in Theaterproduktionen miteinbezogen, die die Konzentrationslager und Todesfabriken der Nationalsozialisten überlebt und noch mit Viktor Ullmann in Theresienstadt im Rahmen der Freizeitgestaltung musiziert hatten. Als ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater die künstlerische Auseinandersetzung mit den erhaltenen Musiktheaterwerken, ist sofort der Kontakt zu diesen Künstlern gesucht worden. "Dass das Theater nicht lügen darf", hat der bosnische Dichter Dževad Karahasan formuliert, als er 1993 aus Sarajevo vertrieben nach Österreich kam und Dramaturg der Produktion von Ullmanns Oper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung" geworden ist, zu der überlebende Künstler aus Theresienstadt in der Produktions- und Aufführungszeit ihre Kenntnisse beigetragen haben, damit das Werk so werkgetreu wie nur möglich gespielt werden konnte. Ermöglicht wurde diese Werktreue durch den Sänger der Partie des Todes der Theresienstädter Proben der Ullmannschen Oper, Karel Berman, den Konzertmeister des Orchesters der Theresienstädter Proben der Ullmannschen Oper, Paul Kling und den Geiger Herbert Thomas Mandl, letzterer hat die Theresienstädter Proben von Ullmanns Oper "Der Kaiser von Atlantis" mitverfolgt und hat selbst in Theresienstadt in Ullmanns Villon-Projekt die Violine gespielt. Die Berichte und Dokumente der

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Überlebenden haben ein klares Bild zur Freizeitgestaltung in Theresienstadt ergeben. Das Rollenbuch der Partie des Todes aus Ullmanns Oper "Der Kaiser von Atlantis" für die Theresienstädter Proben, das Karel Berman aus Theresienstadt retten konnte, hat wichtige Hinweise zu einer werkgetreuen Aufführung geliefert. Ergänzt durch die authentischen Berichte von Karel Berman, Paul Kling und Herbert Thomas Mandl ist der Musikwissenschafter Ingo Schultz in die Lage versetzt worden, die Rekonstruktion der Originalversion der Oper zu erarbeiten. Dazu hat Schultz auch eigene musikhistorische Forschungen gemacht, durch die er belegen konnte, dass Teile der Komposition der Ullmannschen Oper älteren Datums sind. Auch bei meinen Forschungsarbeiten zu Viktor Ullmann und dessen Militärdienst im Großen Krieg von 1916 bis 1918 konnte Verblüffendes zutage gefördert werden. Die kammermusikalische Besetzung der Oper ähnelt im übrigen verblüffend jenem Orchester, das Ullmann im Großen Krieg im Rahmen der Freizeitgestaltung für Konzerte zur Verfügung stand, Ullmann war in seinem Bataillon und seiner Batterie einerseits Artilleriebeobachter und andererseits Musikoffizier im Rahmen der Freizeitgestaltung für die k.u.k. Wehrmacht von 1917 bis 1918. Mit professioneller Freizeitgestaltung war Ullmann also schon lange vor seiner Theresienstädter Zeit vertraut. Durch die erhaltenen Partituren von Ullmanns "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" in der Fassungen für Klavier und Orchester konnten auch für diese beiden Werke die Originalversionen wiederhergestellt werden. Herbert Gantschacher Der Große Krieg 1914-1918 und Viktor Ullmann (1898-1944).

Die Welt der Musik, des Theaters und der Kunst beschränkt die Sichtweise auf das künstlerische Schaffen des Komponisten und Musikers Viktor Ullmann zu sehr auf seine letzte Periode seines künstlerischen Schaffens nämlich jene im Konzentrationslager Theresienstadt, die künstlerisch betrachtet äußerst produktiv war.

Außer Acht gelassen werden die künstlerischen Anfangsjahre von Viktor Ullmann, die untrennbar mit dem Großen Krieg von 1914 bis 1918 verbunden sind.

Denn Ullmann nimmt in vielen seiner in Theresienstadt geschaffenen Werke explizit Bezug auf die Zeit des Großen Krieges.

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Und sein Publikum, seine Musiker und seine Komponistenkollegen haben diese

Bezüge sehr wohl verstanden, waren doch der Großteil der in Theresienstadt Inhaftierten selbst im Großen Krieg involviert.

Daher ist ein Blick auf die Vita und das beginnende künstlerische Schaffen Viktor Ullmanns zur Zeit des Großen Krieges mehr als lohnend. Dieser Blick zeigt Quellen für das künstlerische Schaffen Viktor Ullmann sowohl auf das private als auch politische Umfeld zutreffend.

Viktor Ullmanns heutzutage bekanntestes Werk, die Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Todt-Verweigerung“ kommt aus seinen persönlichen Kriegserfahrungen aus dem Großen Krieg zwischen den Jahren 1916 und 1918.

Auch das Melodram „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ von Viktor Ullmann nach Rainer Maria Rilkes gleichnamigem Gedicht ist von seinen persönlichen Kriegserfahrungen geprägt.

Auch ein Teil der Lieder Viktor Ullmanns geht auf seine Zeit des Großen Krieges zurück, so widmet er das in Theresienstadt 1944 wiederkomponierte Lied „Wendla im Garten“ der Künstlerin Friedl Dicker-Brandeis, die wie er in Theresienstadt inhaftiert ist; in der Widmung weist Ullmann unmissverständlich auf das Jahr 1918 hin. Oder Ullmann komponiert während des Großen Krieges an der Front zum Gedicht „Marsch“ von Theodor Kramer ein musikalisches Motiv zur Aufführung mit kleiner Trommel (dieses Gedicht Theodor Kramers ist in dessen Nachlass nicht enthalten. Es ist in einem Brief Viktor Ullmanns an seine damalige Freundin Anny Wottitz erhalten geblieben).

Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang der Vater von Viktor Ullmann. Oberst Maximilian Ullmann mit der Rangnummer 41 zählt in der k.u.k. Wehrmacht zu den 130 ranghöchsten Offizieren. Während der letzten Isonzoschlacht nimmt er eine bedeutende Funktion, die derzeit Gegenstand der wissenschaftlichen Erforschung. Sein Sohn Viktor nimmt als Artillerist zwölften Isonzoschlacht teil, die historisches Vorbild seiner Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Todt-Verweigerung“ im Libretto und einigen musikalischen Motiven werden wird, wie dies auch die beiden letzten Kaiser aus dem Erzhaus Habsburg werden und die anderen handelnden Personen der Oper. Das Projekt „Krieg=daDa“ wird von 2014 bis 2019 auch die künstlerischen und historischen Korrespondenzen zwischen Sarajevo und Theresienstadt, also auch die Situationen von Gavrilo Princip und Viktor Ullmann reflektieren.

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Symposion 2014 "Krieg = daDa"

"Inszenierung und Wirklichkeit -

Propaganda und Dokumente zum Großen Krieg und seiner Entwicklung 1914"

"Väter - Söhne - Enkel - Urenkel - Ururenkel /

Mütter - Töchter - Enkelin - Urenkelin - Ururenkel"

"Vom Großen Krieg zum Anti-Kriegsmuseum, vom Zeughaus ins Anti-Kriegsmuseum -

über das kulturelle Erbe 2014 von Ernst Friedrich, Kurt Kretschmann und Robert Jungk"

Referate - Personen & Institutionen

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„Inszenierung und Wirklichkeit – Propaganda und Dokumente und zum Großen Krieg und seiner Entwicklung 1914“ Jede kriegführende Macht hat seine Wahrheit über den großen Krieg veröffentlicht. Die Habsburgische Vielfachmonarchie veröffentlichte seine Rotbücher. Neben den österreichisch-ungarischen Rotbüchern gibt es die Weißbücher des Deutschen Reiches, die Grünbücher Italiens, die Blaubücher Großbritanniens, die Gelbbücher Frankreichs, die Orangebücher Russlands, die Blaubücher Serbiens und die Graubücher Belgiens. Doch neben der Entwicklung der Propaganda der kriegführenden Mächte werden aber auch wissenschaftlich Ressourcen entwickelt und eingesetzt, um die rechtliche Stellung des Großen Krieges im Völkerrecht zu untersuchen. Oder es werden Kriegsverbrechen mit wissenschaftlichen, forensischen Techniken untersucht. So gesehen ist es mehr als interessant zu beobachten, wie lange sich so manches Propagandamanöver in der Geschichtsschreibung halten kann oder sogar wieder umgeschrieben wird, so wie dies beispielsweise in österreichischen Schulbüchern geschieht. Schulbücher sollen dem Zweck dienen, jungen Menschen Bildung und Wissen zu vermitteln. Auch die Historie soll Gegenstand solcher Bildungsvermittlung sein. So gibt es auch im Geschichtsunterricht in der Republik Österreich den Historischen Weltatlas, dessen erste Ausgabe der Pädagoge Friedrich Wilhelm Putzger 1878 veröffentlicht hat. In der Ausgabe von 1972(48.Auflage) wird dort auf den Seiten 118 und 119 in Karten der Erste Weltkrieg dargestellt und dabei auch die Eroberung des Lebensraums im Osten durch die Zentralmächte( auch Mittelmächte genannt) gezeigt. In der aktualisierten Fassung dieses historischen Weltatlas von 2008 wird auf Seite 78 auch der Erste Weltkrieg dargestellt, die Eroberung des Lebensraums im Osten wird nun aber nicht mehr durch die Zentralmächte des Deutschen Kaiserreichs und der Habsburgermonarchie Österreich-Ungarn und deren Verbündeten bewerkstelligt, sondern nur noch von Deutschen, Türken und Finnen. Diese glatte Geschichtsfälschung verschweigt nun die Teilnahme Österreich-Ungarns an der Eroberung des Lebensraums im Osten(die Armee des k.u.k. Generals Böhm-Ermolli zum Beispiel hatte 1918 Odessa besetzt – Böhm-Ermolli wird später den nationalsozialistischen Großen Diktator unterstützen), oder Offiziere der

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Das k.u.k. Ministerium des kaiserl. und königl. Hauses und des Äußern veröffentlicht seine Propaganda in Form eines „Rotbuches“ über den

Kriegsbeginn 1914. (links) - Am 12. August 1914 verabschiedet das k.u.k. Kriegsministerium die Kriegsberichterstatter, sie werden mit der Bahn an die Frontlinien nach Serbien und Russland verschickt. Links vorne neben dem

Eisenbahnschaffer steht die Journalistin Alice Schalek, die im Drama über den Großen Krieg „Die letzten Tage der Menschheit“

von Karl Kraus die ihr gebührende Würdigung bekommt. (Mitte) – Für die USA wird eine englische Fassung des „Rotbuches“ in New York produziert. (rechts)

österreichisch-ungarischen Wehrmacht waren an der Oktoberrevolution beteiligt und kämpften im finnischen Bürgerkrieg auf der Seite des Generals Mannerheims (Offiziere der k.u.k. Wehrmacht nahmen an der Siegesparade von Mannerheim in Helsinki am 14.April 1918 teil, das ist durch Bilder und Filme dokumentiert. In Petrograd waren in Zusammenarbeit mit der Deutschen Heeresleitung auch Offiziere der k.u.k. Wehrmacht an der Errichtung der bolschewistischen Herrschaft beteiligt, das ist durch Dokumente aus den National Archives in Washington D.C. dokumentiert). Diese Art der Geschichtsfälschung ist umso perfider, da junge Menschen so kein Wissen um Geschichte mehr vermittelt wird sondern geschönte Propaganda über die historischen Vorgänge im Ersten Weltkrieg.

"Inszenierung und Wirklichkeit - Propaganda und Dokumente zum Großen Krieg und seiner Entwicklung 1914" Referenten & Referate in alphabetischer Reihenfolge:

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Marjan Bevk (Bovec / Slowenien) "Der Dichter France Bevk und sein Schaffen gegen Krieg und Totalitarismus" Herbert Gantschacher (Arnoldstein-Salzburg-Wien) "Der Große Krieg beginnt im August 1914 in Belgien - der Einmarsch der k.u.k. Wehrmacht ohne Kriegserklärung" unter Verwendung von Originaldokumenten Annegret Klemens (Berlin / Deutschland) "Vom Pazifismus zum Natur- und Umweltschutz dargestellt am Beispiel von Kurt Kretschmann" Jochen Schmidt (Berlin / Deutschland) "Ernst Friedrich und der praktische Pazifismus im Großen Krieg" Hubert Steiner (Wien-Klagenfurt / Österreich) "Kärnten im August 1914 gesehen im europäischen Kontext" Irene Suchy (Wien / Österreich) "Musik und Musikkapellen als emotionaler Faktor am Beginn des Großen Krieges" Jean-Jacques Van Vlasselaer (Ottawa-Windsor / Kanada) "Der Große Krieg als `Nationbuilding' in Kanada" "Väter - Söhne - Enkel - Urenkel - Ururenkel / Mütter - Töchter - Enkelin - Urenkelin - Ururenkel" "Vom Dichter, Philosophen, Kriegsgegner, Pazifisten, Soldaten, Kapellmeister im August 1914 zum / zur Regisseur, Autor, Arzt, Filmemacher, Photographen, Lehrkraft, Masseur, Postbeamten im August 2014" Auf den Spuren von France Bevk, Wilhelm Jerusalem, Josef Ortner und Karl Wolfsgruber unter Verwendung von Originaldokumenten "Vom Großen Krieg zum Anti-Kriegsmuseum, vom Zeughaus ins Anti-Kriegsmuseum - über das kulturelle Erbe 2014 von Ernst Friedrich, Kurt Kretschmann und Robert Jungk" Antikriegsmuseum & Friedensbibliothek Berlin (Deutschland) "Dokumentation über das von Ernst Friedrich eingerichtete erste Antikriegsmuseum" mit Präsentation von Originaldokumenten Friedensbibliothek Berlin (Deutschland) "Dokumentation über Kurt Kretschmann und dessen Weg von Ernst Friedrichs Antikriegsmuseum zum Natur- und Umweltschützer" mit Präsentation von Originaldokumenten mit einem Exkurs zu Robert Jungk.

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„Kriegslügen“ die am Wiener Ballhausplatz inszenierten Kriege mit Originaldokumenten Ausstellung kuratiert von Herbert Gantschacher

1913 wird der Minister des k.u.k. Hauses und des Äußern, Berchtold sogar in der „New York Times“ für seine Bemühungen um Frieden gewürdigt (links) – das

zweite Gesicht zeigt Berchtold auf der Titelseite des Magazins „Sport & Salon – Illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt“ von 1.August 1914. Er lässt von sich eine Bildmontage im Harnisch anfertigen. Berchtold ist einer der Architekten den

Großen Kriegs (rechts). In dieser Ausstellung wird Kriegspropaganda und Wirklichkeit gegenüber gestellt. Bis heute wird in der Geschichtsschreibung Sarajevo als jener Ort genannt, der als „Sündenbock“ für den Großen Krieg 1914-1918 herhalten soll.

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Ausstellung in Arnoldstein mit Kopien von Originaldokumenten für die Besucher zum Selbststudium.

An einem Großen Krieg im Jahr 1914 hat vorerst niemand wirklich ein Interesse. Doch die beiden Zentralmächte repräsentiert durch das Erzhaus Habsburg und das Haus Hohenzollern sehen im Krieg Chancen zur Dominanz der europäischen und Weltpolitik.

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Ausstellung in Arnoldstein.

Die europäischen Mächte erlauben der Wiener Administration des Erzhauses Habsburg eine begrenzte Aktion der k.u.k. Wehrmacht gegen Serbien als Folge des Doppelmordes von Sarajevo. Wien und Budapest können also ihren Krieg als dritten Balkankrieg führen nicht mehr und nicht weniger.

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Doch die beiden europäischen Zentralmächte des Erzhauses Habsburg und der Hohenzollern wollen den Krieg zur Erreichung der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Ziele. Der Schlüssel zum Krieg liegt dabei aber nicht in Berlin sondern in Wien. Denn nur die Wiener Administration kann 1914 einen Kriegsgrund vorweisen mit dem Doppelmord von Sarajevo. Nun wird versucht, einen Kriegsgrund zu konstruieren, nämlich der Lieferung von Waffen durch Belgien an Serbien. So könnte der Einmarsch der deutschen Truppen nach Belgien begründet werden. Dabei marschieren Artilleriebatterien der k.uk. Wehrmacht in Belgien ein ohne Kriegserklärung, solch ein Einmarsch und Überfalls ist ein Bruch des internationalen Völkerrechts. Die Ausstellung stellt neue Originaldokumente vor, zum "Lombardeiprojekt" der k.u.k. Monarchie am Balkan, zum "Lebensraum im Osten", zu den Gerüchten über den Doppelmord von Sarajevo, zu den von den europäischen Großmächten erlaubten Krieg der k.u.k. Wehrmacht gegen Serbien als begrenzter Krieg - also der dritte Balkankrieg, die Haltung Großbritanniens dokumentiert durch König Georg anhand von Briefen und Gesprächen.

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„Der Große Krieg und die Spuren im Isonzotal" Dieses Projekt beschäftigt sich im August 2014 mit der Situation am Beginn des Großen Krieges unter Berücksichtigung der lokalen Situation in Kärnten aber auch mit Sicht auf den Großen Krieg aus der Sicht von Friedensaktivisten, Künstlern und Dichtern.

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1914 waren die Kriegsschauplätze in Europa im Osten und Westen. Italien war neutral. Im Mai 1915 wurden die kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa um einen weiteren Kriegsschauplatz erweitert. Das italienische Königreich trat in den Großen Krieg ein. Ursprünglich ein Bündnispartner des Deutschen Reiches und der Österreichisch-Ungarischen Monarchie verhielt sich Italien zu Beginn des Krieges im

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Jahr 1914 neutral, war jedoch 1915 Partner der französisch-englisch-russischen Entente geworden. Der Kriegsanlässe waren in der Öffentlichkeit schon längst kein Thema mehr, jeder versuchten den jeweils anderen mit kriegerischen Mitteln zu vernichten und im Falle eines sogenannten folgenden Sieges den jeweils anderen die verursachten Kosten aufzurechnen sei es in Form von Reparationszahlungen oder auch Gebietsabtretungen. Das italienische Königreich hatte also im Mai 1915 der österreichisch-ungarischen Monarchie und dem Deutschen Reich den Krieg erklärt. Neben der Ost- und Westfront in Europa kam nun auch die Südwestfront dazu. Diese Südwestfront verlief von der schweizerisch-italienisch-österreichischen Grenze entlang der Berggipfel Tirols, Kärnten und der Julischen Alpen zum Adriatischen Meer. Der Große Krieg hatte die alpine Welt erreicht. Auf Berggipfeln wurden nun auch kriegerische Auseinandersetzungen geführt in Eis und Schnee, ein Krieg, der heute so

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gut wie vergessen ist, weil er die menschliche Vorstellungskraft übersteigt. Zivilpersonen wurden aus dem neuen Frontgebiet evakuiert und in das Landesinnere der k.u.k. Monarchie deportiert wie beispielsweise nach Leibnitz in der Steiermark oder Bad Bleiberg in Kärnten. Slowenische Soldaten der k.u.k. Wehrmacht mussten an der Frontlinie auf ihre eigenen Häuser schießen. Soldaten mussten unter unmenschlichen Bedingungen in Fels- und Erdlöchern hausen und einen Teil des militärischen Geräts selbst in die Berge tragen, weil die Steilheit im Gebirge andere Transportformen nicht zuließen. Hunderte von Soldaten (egal auf welcher Seite sie kämpften) wurden Opfer von Schneelawinen. Kriegsgefangene, die Strassen im Gebirge bauten (die Passstrasse über den Vrsič-Pass von Kranjska Gora in das Soča-Tal in Slowenien ist ein Werk russischer Kriegsgefangener), wurden oft auch Opfer von Lawinen. Dieser Gebirgskrieg ist jedoch weitgehend in Vergessenheit geraten, und die Natur hat sich die Berge und die Landschaft wieder zurückerobert. Der Sieg bei der letzten Isonzoschlacht wurde übrigens durch das massive Einsetzen von Giftgas bei Bovec erreicht. Die italienischen Truppen waren diesen Kampfmittel (bedient von deutschen Spezialtruppen) am 24.Oktober 1917 hilflos ausgesetzt, und so konnten dann die Truppen der k.u.k. Wehrmacht unter dem persönlichen Oberbefehl von Kaiser und König Karl einen letzten großen militärischen Sieg erringen.

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Die Stellungen des Ersten Weltkrieges spielen dann im Isonzotal noch eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Faschisten und Nationalsozialisten. Widerstandskämpfer nutzen die Kavernen in Bergen als Rückzugsorte. Immer wieder schlagen sie mit Angriffen gegen die Besatzer zu. Die Stellungen auf den Bergen aus dem Ersten Weltkrieg rund um Bovec eignen sich bestens für Widerstand.

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Doch für viele dieser Angriffe verüben sowohl die italienischen als auch deutschen Truppen in der Folge schwere Vergeltung.

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Ein besonders übles Beispiel sind dafür die Ereignisse in Strmec vom 9. bis 11. Oktober 1943. Am 11. Oktober lassen deutsche Truppen die männliche Bevölkerung in der Kirche des Orts zusammentreiben, sperren sie ein und zünden die Kirche an, alle in der Kirche Inhaftierten verbrennen. Die Kirche ist in der Folge nicht wiederaufgebaut worden. Seit 1983 erinnert eine kleine Kapelle mit Gedenktafel an eines dieser Gräueltaten verübt durch Truppen der deutschen Wehrmacht.

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Der Widerstand gegen die italienischen Besatzer und die Faschisten Mussolinis aber auch gegen die deutsche Wehrmacht war im Isonzotal auch mit seinem Namen verbunden, dem Dichter France Bevk. Er wurde im mittleren Isonzotal/Sočatal in Zakojca geboren und war ein slowenischer Dichter, der in der Zeitschrift Zora (Morgenröte) schon 1913 - also zu Beginn der Balkankriege - pazifistische Gedichte veröffentlichte, das führte dazu, dass Bevk nicht in Laibach/Ljubjana studieren konnte, sondern zu nach Zagreb, dann nach Wien und schließlich nach Prag verschickt wurde. Während des Ersten Weltkrieges war Bevk als Soldat an der Front am Isonzo/Soča eingesetzt. Nach dem Inkrafttreten der Verträge von St. Germain war auch das Isonzotal/Sočatal Teil Italiens, Bevk war vor allem aktiv gegen das faschistische Regime Mussolinis tätig sowohl als Schriftsteller als auch Widerstandskämpfer, den er ab 1943 auch militärisch betrieb.

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Orte des Projektes 2014 Arnoldstein Die Eisenbahn spielte in der Geschichte des Ortes immer eine große Rolle. Ab Mai 1915 wurde der Bahnhof zu einem wichtigen Knotenpunkt für die Transporte zur Front im Gail- und Lesachtal und zum Militärflughafen in Nötsch. Auch zur Belieferung des Kanal- und Isonzotals wurde der Bahnhof genutzt. Das obere Isonzotal war darüber hinaus bis 1916 sonst nur mehr über Tarvis und den Predilpass erreichbar. Die Straße über den Vrsič-Pass wurde von russischen Kriegsgefangenen erst 1916 fertig gestellt. Die Bahnhöfe in der Gemeinde Arnoldstein waren noch außerhalb der Schusslinie der italienischen Truppen. Kötschach-Mauthen Der Ort war im Ersten Weltkrieg ab Mai 1915 die kriegs- und grenznahste Gemeinde Kärntens. Nur wenige Kilometer entfernt verlief die Front am Plöckenpass zwischen dem Italienischen Königreich und der k. u. k. Monarchie. Zur dieser Zeit wurde auch die Bahnstrecke von Hermagor bis Kötschach- Mauthen aus kriegswichtigen Gründen (Transport von Soldaten und Kriegsmaterial) verlängert. Der Grenzverlauf der Republik Österreich ist hier auch heute noch derselbe wie zur Zeit der Monarchie, alle anderen Grenzen wurden neu gezogen. Bovec (Plezzo / Flitsch) Bovec ist der wichtigste Ort im oberen Sočatal. Im Mai 1915 nach dem Kriegseintritt Italiens auf der Seite der Entente zogen sich die österreichisch- ungarischen Truppen aus dem Ort zurück, die Bevölkerung wurde zwangsevakuiert. Die italienische Armee besetzte den Ort, der im Verlauf der zwölf Isonzoschlachten fast vollständig zerstört worden ist. Am 24. Oktober 1917 begann die k.u.k. Wehrmacht mit deutscher Unterstützung mit einem Gasangriff bei Bovec die letzte Isonzoschlacht. Der zum Zusammenbruch der italienischen Front war die Folge. Nach dem Friedensvertrag von Saint-Germain vom März 1919 wurde Bovec Teil von Italien, nach 1945 Teil von Slowenien. Kluže Am Weg von Bovec zum Predilpass befindet sich die Festung Kluže. Ihr heutiges äußeres Aussehen erhielt die Festung Kluže Ende des 19. Jahrhunderts. Um die Verteidigung bei Bovec zu stärken, beschloss die österreichisch-ungarische Militärführung oberhalb der Festung Kluže eine weitere Festung mit schwerer Festungsartillerie zu bauen. 1904 wurde diese Festung mit dem Namen „Fort Hermann“ fertiggestellt. 1915 wurde „Fort Hermann“ innerhalb kürzester Zeit von der italienischen Artillerie zerstört. Die Festung Kluže blieb während des 1. Weltkrieges von Treffern verschont, weil sie im toten Winkel der italienischen Geschütze lag. In den letzten Jahren wurde die Festung Kluže umgebaut, behielt jedoch das äußere Aussehen.

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Lepena Lepena ist ein kleines Seitental des oberen Sočatals, dort war die schwere Artillerie für die letzte Isonzoschlacht konzentiert worden. Auch Viktor Ullmann war im Oktober 1917 in diesem Tal stationiert. Trenta Trenta liegt im oberen Sočatal, von dort aus kann der Aufstieg auf den Triglav erfolgen. Im Ersten Weltkrieg war in Trenta ein Feldspital, zudem war Trenta der erste Ort im Sočatal an der in den Kriegsjahren 1915/1916 erbauten Passstraße über Vršič-Pass (Passo della Moistrocca / Werschitz- oder Werschetzpass). Passo di Predil (Predel / Predilpass) Der Predilpass war über Jahrhunderte die wichtigste Verbindung aus dem adriatischen Raum über die Alpen in den Norden. Die Truppen Napoleons marschierten Anfang des 19. Jahrhunderts über den Pass nach Villach, wobei Hauptmann Hermann erbitterten Widerstand leistete. Nach ihm wurde „Fort Hermann“ oberhalb der Festung Kluže benannt. Am Predilpass befand sich auch ein Werk der Festungsartillerie der k.u.k. Armee, das 1915 von der italienischen Armee zerschossen worden ist. Der Predilpass befand sich in der Reichweite der italienischen Geschütze, war aber 1915 die einzige Verbindungsstrasse ins obere Sočatal. Erst 1916 stand mit der Strasse über den Vrsič-Pass von Krajnska Gora aus eine Strasse in obere Sočatal zur Verfügung, die nicht in der Reichweite der italienischen Artillerie lag. Trotzdem musste schweres Kriegsgerät weiterhin über den Predilpass (meistens in der Nacht) in obere Sočatal transportiert werden, weil die Tunnels am Vrsič-Pass zu klein waren. Seit dem Friedensvertrag von Saint-Germain 1919 gehört der Predilpass zu Italien. Das Werk der Festungsartillerie gehört heute zum „Museo Storico Tarvisio“.

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Referentinnen, Referenten, Institutionen des Symposions in alphabetische Reihenfolge MARJAN BEVK ist ein aus Bovec / Plezzo / Flitsch (Slowenien) kommender Regisseur und Autor. Er inszenierte und inszeniert an allen Theatern Sloweniens (auch an den Staatstheatern in Maribor, Ljubljana, Nova Gorica, Koper) und arbeitet auch mit Theatergruppen aus dem slowenischen Raum Kärntens. Er unterrichtet auch im Lehrgang Schauspiel in Nova Gorica, der vom Gymnasium und dem Staatstheater in Nova Gorica betrieben wird. Ein Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit ist die Arbeit zu Themen aus dem Ersten Weltkrieg, die ihn schon mehrmals zu Inszenierungen an Originalschauplätzen des Großen Krieges inspirierten u.a. das Theaterstück "Pisma / Briefe", das die Situation der Soldaten auf beiden Seiten der Front anhand von Briefen zeigte, Schauspieler und Schauspielerinnen aus Slowenien, Italien, Kroatien und Ungarn benutzten dabei in der Aufführung auch die deutsche, slowenische, kroatische, italienische und ungarische Sprache. Darüber berichtete er in seinem Essay "Formen des Theaters in den Ruinen des Krieges" der im Buch "Das Verbindende der Kulturen" im August 2004 erschienen ist, das u.a. von Noam Chomsky, Tschingis Aitmatov, Samuel Rapoport, Peter Horn, Herbert Arlt herausgegeben worden ist. Marjan Bevks Wohnort Bovec / Plezzo / Flitsch war im Ersten Weltkrieg jener Ort im Oberen Isonzotal/Sočatal, von dem aus die Truppen der k.u.k. Wehrmacht und des Deutschen Reiches am 24. Oktober 1917 mit einem Gasangriff den Beginn der letzten Isonzoschlacht markierten. HERBERT GANTSCHACHER ist Regisseur, Produzent, Autor und Ausstellungsgestalter. Ein Schwerpunkt seines Schaffen war und ist das musiktheatralische Werk des Komponisten Viktor Ullmann. Er recherchiert im Österreichischen Staatsarchiv und an Originalschauplätzen nach biographischen Material zu Viktor Ullmann und dessen Vater Maximilian Ullmann, die beide im Ersten Weltkrieg an der Isonzofront Dienst versahen, Vater Maximilian kommandierte im Bača- und Idrijatal als Generaloberst ein Regiment, Sohn Viktor war Artilleriebeobachter und als solcher sah er auch den Gasangriff und das Schießen seiner Batterie am 24. Oktober 1917. Die eigenen Kriegserfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg bilden sich auch in Ullmanns Oper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Todt-Verweigerung" ab. Die

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Erforschung der Biographien von Maximilian und Viktor Ullmann im Ersten Weltkrieg ist auch Teil des gesamten Projektes "Krieg=daDa". Als Regisseur arbeitete Gantschacher für folgende Institutionen: Schauspielhaus Graz, dem Salzburger Landestheater, dem Tiroler Landestheater Innsbruck, das Donaufestival Krems, die Wiener Kammeroper, das Theater an der Winkelwiese in Zürich, das Festival Musica Iudaica in Prag, die Kulturbrauerei in Berlin, das Festival "Theater ohne Grenzen" in Stettin, das Nationaltheater in Priština, das National Arts Centre in Ottawa, der Concordia University in Montréal, dem Unitedn States Holocaust Memorial Museum in Washington D.C., dem Los Angeles Museum of the Holocaust, dem Singapore Arts Festival, Staatsschauspiel Dresden, die kleine Szene der Semperoper, das Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik, das Festspielhaus Hellerau, das Kulturhuset in Stockholm, die Königliche Oper (Kungliga Operan) in Stockholm, sowie in Erfurt, Odessa, Sankt Petersburg, Helsinki und Bergen, wo er auch Gastdozent an der Theaterfakultät der Universität Bergen. Herbert Gantschacher war von 1994 bis 1999 Mitglied des Kärntner Kulturgremiums im Fachbeirat Literatur. Seit September 2013 ist er wieder Mitglied des Kärntner Kulturgremiums und im Fachbeirat für Darstellende Kunst tätig und war 2013 und 2014 dessen Vorsitzender. ANNEGRET KLEMENS kommt aus der ostdeutschen Antikriegs- und Friedensbewegung der achtziger Jahre und ist in ihrer Arbeit sehr vom Natur- und Umweltschützer Kurt Kretschmann beeinflusst worden, dessen Wurzeln auf das Anti-Kriegsmuseum von Ernst Friedrich zurückgehen. In Ihren Vorträgen, Texten und Ausstellungen beschäftigt sie sich mit den Themen Krieg und Frieden, Kriegsdienstverweigerung, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit, zuletzt arbeitete sie an einem Ausstellungsprojekt über den Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter. JOCHEN SCHMIDT kommt aus der ostdeutschen Antikriegs- und Friedensbewegung, wobei sein Schaffen auch von Ernst Friedrich maßgeblich beeinflusst ist, der nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin das erste Anti-Kriegsmuseum der Welt eröffnete und somit die Gräuel und Folgen des Großen Krieges einer breiten Öffentlichkeit zeigte. Daher sind die Arbeiten von Jochen Schmidt sehr von einer pazifistischen Grundhaltung geprägt mit den zusätzlichen Schwerpunkten wie Antisemitismus. Es wurde also in der DDR durch Personen wie Jochen Schmidt aktiv über Friedenspolitik diskutiert und dabei abweichende Meinungen zur Staatsmacht vertreten, das wiederum geschah unter den

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Augen und Ohren der Staatssicherheit. es gehörte also viel Mut dazu, sich über das Thema Frieden, Friedens- und Antiatombewegung seine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten. So blieb z.B. 1982 die erste Ausstellung über die Folgen von Hiroshima und Nagasaki für die Menschen in Japan auch in der DDR nicht folgenlos. Denn die Zahl der Wehrdienstverweigerer im Ausstellungsbezirk Schwerin stieg nach der Ausstellungsschau an, wie die bezirkliche Hauptverwaltung der Staatsicherheit später akribisch notierte. Heute arbeitet Schmidt im "Haus der Demokratie" in Berlin-Pankow. HUBERT STEINER ist ein österreichischer Historiker. Von 1976 bis 1984 studierte er Geschichte, Alte Geschichte und Altertumskunde an der Karl-Franzens-Universität in Graz. In seiner Dissertation befasste er sich mit der Stadt Klagenfurt im Ersten Weltkrieg. Seit 1987 ist Hubert Steiner am Österreichischen Staatsarchiv in Wien beschäftigt, wo er das Aktenmaterial des Bundesministeriums für Finanzen der Ersten und Zweiten Republik betreut. 1990 begann er in der Folge der Affäre Waldheim gemeinsam mit Christian Kucsera mit der elektronischen Erfassung eines Teilbestandes der nationalsozialistischen Vermögensverkehrsstelle, den Vermögensanmeldungen. Mehr als 50.000 Datensätze wurden in die Form des Findbehelfs Recht als Unrecht gebracht. Seine Tätigkeit verbindet ihn auf das Engste mit dem österreichischen Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus und der Anlaufstelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien für jüdische NS-Verfolgte. Von 1998 bis 2003 leistete er seinen Beitrag zur Arbeit der österreichischen Historikerkommission. Über seine wissenschaftliche Arbeiten hielt Hubert Steiner Vorträge in Wien, Köln, Berlin, Warschau, Jerusalem, Chicago und New York zum Thema des Vermögensentzuges und der Restitution in Österreich. In Villach war er Gast der "villacherdialoge" von Bertram Karl Steiner. Für seine Tätigkeiten erhielt Steiner 1999 die Friedrich-Torberg-Medaille der IsraelitischenKultusgemeinde Wien (Laudator: Franz Vranitzky), 2002 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und 2010 das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

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IRENE SUCHY ist eine österreichische Musik- und Kulturpublizistin. 1989 Beginn der Tätigkeit als Mitarbeiterin bei Radio Ö1. Seither regelmäßige Gestaltung und Moderation von Musiksendungen wie „Pasticcio“, „Musikgalerie“, „Ö1 bis 2“, „Zeitton“, „Spielräume“, „Apropos Musik“ Producerin-Verantwortung für „Apropos Musik – das Magazin“; Gestaltung von „Tonspuren“, „Hörbilder“, „Journal Panorama“, „Intrada“, „Betrifft Geschichte“, „Dimensionen“, „Europajournal“, von Musik- und Literatur-Features für Radio DRS 2, SWR und andere deutschsprachigen Sendeanstalten. Publikationen unter anderem über die Musiker und Komponisten Gustav Mahler, Erich Wolfgang Korngold, Hugo Wolf. 2011 erhielt sie den Bank Austria Kunstpreis für Kulturjournalismus. Im Dezember 2013 wird Irene Suchy den Karl-Renner-Preis für "Strasshof an der Nordbahn. Die NS-Geschichte eines und ihre Aufarbeitung." erhalten. JEAN-JACQUES VAN VLASSELAER ist ein kanadischer Musikwissenschafter und Publizist aus Ottawa, der sich um die Verbreitung des musikalischen Werkes von Viktor Ullmann in Kanada und USA verdient gemacht hat. Van Vlasselaer ist Vizepräsident der International Music Critics Association und ständiger Kritiker der Bayreuther und Salzburger Festspiele für Tageszeitungen, Musikmagazine in Kanada und USA sowie Canadian Radio. Er publizierte auch in der Kärntner Kulturzeitschrift "Die Brücke" und hielt in Österreich Vorträge über Viktor Ullmann an den Musikuniversitäten Graz, Linz, Salzburg und Wien sowie über Arnold Schönberg und Viktor Ullmann am Arnold-Schönberg-Center in Wien der an der Karls-Universität Prag im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas 2000. Einer seiner Essays über Viktor Ullmann "The Triumph of Human Spirit: Ullmann in Theresienstadt" ist im Buch "Das Verbindende der Kulturen" im August 2004 erschienen, das u.a. von Noam Chomsky, Tschingis Aitmatov, Samuel Rapoport, Peter Horn, Herbert Arlt herausgegeben worden ist. Van Vlasselaer arbeitete viele Jahre an der Carleton Universität in Ottawa. Derzeit ist er Senior Advisor des Präsidenten der Universität von Waterloo in Ontario.

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"Väter - Söhne - Enkel - Urenkel - Ururenkel / Mütter - Töchter - Enkelin - Urenkelin - Ururenkel" vom Dichter, Philosophen, Kriegsgegner, Pazifisten, Soldaten, Kapellmeister im August 1914 zum / zur Regisseur, Autor, Arzt, Filmemacher, Photographen, Lehrkraft, Masseur, Postbeamten im August 2014 auf den Spuren von France Bevk, Wilhelm Jerusalem, Josef Ortner und Karl Wolfsgruber: Ein Schwerpunkt des Symposions ist einerseits Persönlichkeiten gewidmet, die schon vor Kriegsbeginn den Mut hatten, für den Frieden zu arbeiten, zu schreiben, Kriegsgegner, Pazifisten geworden sind, und andererseits ist das Symposion in diesem Schwerpunkt auch Persönlichkeiten gewidmet, die als Soldaten Kriegsdienst leisteten. In diesem Schwerpunkt wird nun das Thema Erinnerung an August 1914 bearbeitet am Beispiel der vier Biographien von FRANCE BEVK, WILHELM JERUSALEM, JOSEF ORTNER, KARL WOLFSGRUBER im Bezug zu August 2014 auch aus sehr persönlichen Blickwinkeln, denn Söhne, Enkel, Urenkel, Ururenkel, Töchter, Enkelinnen, Urenkelinnen, Ururenkelinnen treten in einen Dialog mit Personen aus dem Kreis der Geschichtswissenschaften, der Lehre und der Künste. FRANCE BEVK (1890-1970) wurde im mittleren Isonzotal/Sočatal in Zakojca geboren und war ein slowenischer Dichter, der in der Zeitschrift Zora (Morgenröte) schon 1913 - also zu Beginn der Balkankriege - pazifistische Gedichte veröffentlichte, das führte dazu, dass Bevk nicht in Laibach/Ljubjana studieren konnte, sondern zu nach Zagreb, dann nach Wien und schließlich nach Prag verschickt wurde. Während des Ersten Weltkrieges war Bevk als Soldat an der Front am Isonzo/Soča eingesetzt. Nach dem Inkrafttreten der Verträge von St. Germain war auch das Isonzotal/Sočatal Teil Italiens, Bevk war vor allem aktiv gegen das faschistische Regime Mussolinis tätig sowohl als Schriftsteller als auch Widerstandskämpfer, den er ab 1943 auch militärisch betrieb. Daraus wurde dann nach dem zweiten Weltkrieg für einige Zeit eine politische Tätigkeit, er war nach Kriegsende kurz mit der Leitung der Zone von Triest/Trst/Trieste beauftragt, bevor er Parlamentspräsident der jugoslawischen Teilrepublik Slowenien und dann 1947 Vizepräsident Sloweniens wurde. France Bevk lebte als freier Schriftsteller in Laibach/Ljubljana.

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In seinem einaktigen Drama "V kaverni / Die Kaverne" (verfasst 1922) schildert France Bevk die Schrecken des Krieges an der Front im Isonzotal/Sočatal. In seinem Geburtshaus in Zakojca befndet sich heute ein Museum, die Stadtbibliothek von Nova Gorica trägt seinen Namen. Im deutschen Sprachraum ist France Bevk so gut wie unbekannt geblieben, da es nur wenige Übersetzungen, vor allem von seinen Kinderbüchern gibt. JOSEF ORTNER war von 1914 bis 1918, also den gesamten Großen Krieg hindurch Soldat in der k.u.k. Wehrmacht. An den Schlachten am Isonzo/Soča war auch er eingesetzt. Nach dem zweiten Weltkrieg war er viele Jahre Bürgermeister Kärntner Gemeinde Afritz. Von ihm sind Dokumente aus dem Ersten Weltkrieg erhalten, er selbst hat seinen Nachfahren über den Großen Krieg erzählt. KARL WOLFSGRUBER war von 1914 bis 1918, also auch den gesamten Großen Krieg hindurch Soldat der k.u.k. Wehrmacht und an den Schlachten am Isonzo/Soča beteiligt. In Arnoldstein wurde er dann unter anderem Kapellmeister des Eisenbahnermusikvereins, der bis 1918 seinen Sitz in der damaligen Grenzstadt Pontafel/Pontebba hatte und nach dem Inkrafttreten des Vertrags von St. Germain seinen Vereinssitz nach Arnoldstein verlegte. Auch von Karl Wolfsgruber sind Dokumente aus dem Großen Krieg erhalten. WILHELM JERUSALEM (1854-1923) wurde in Dřenice/Drenitz geboren, studierte in Prag,wurde Professor am Gymnasium von Nikolsburg/Mikulov, bevor dann in Wien im Gymnasium im 8.Bezirk unterrichtete und an der Universität in Wien über die taubblinde Laura Bridgman habilitierte. Bis 1918 war er externer Privatdozent an der Universität Wien und wurde nur nach der Anzahl seiner Hörer bezahlt. Weil er Jude war und weder zum römisch-katholischen Glauben noch einem anderen christlichen Glauben übertrat und auch nicht Atheist wurde, konnte er in Habsburgischen Vielfachmonarchie keine Karriere machen. Dies war erst ab 1919 möglich, als er in der Republik Österreich als gleichberechtiger Bürger zuerst außerordentliicher und dann 1923 ordentlicher Professor für Philosophie und Pädagogik wurde. Wegen seiner kritischen Sicht der Bildungssituation ist er 1908 aus dem Schuldienst entlassen und in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, also zwangspensioniert worden. Zu seinen großen wissenschaftlichen Leistungen zählen die Arbeit über und mit den Taubblinden Laura Bridgman, Marie Heurtin und Helen Keller (mit ihr pflegte er bis zu seinem Tod einen Briefwechsel, der von Herbert Gantschacher gefunden und ins

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Deutsche übersetzt worden ist), die Übersetzung des "Pragmatismus" in die deutsche Sprache, die Schriften zur Bildung und Pädagogik, seine "Einleitung in die Philosophie", die bis 1923 insgesamt zehn Auflagen erlebte und an Gültigkeit bis heute nichts verloren hat und Lehre und Forschung wieder eingesetzt werden sollte. Bemerkenswert sind vor allem jene Schriften, die Wilhelm Jerusalem als Pazifisten und Gegner des Großen Krieges ausweisen wie eben beispielsweise bereits seine während des Großen Krieges publizierten Bücher zeigen, "Der Krieg im Lichte der Gesellschaftslehre" 1915, "Zu dem Menschen redet eben die Geschichte" in "Friedenspflichten des Einzelnen" 1917, "Moralische Richtlinien nach dem Kriege" 1918. Die in den Pariser Vororten ausgehandelten Friedensverträge sah Wilhelm Jerusalem als keine Lösung, wie er in einem Brief an Helen Keller formulierte. Wilhelm Jerusalem war ein erklärter Gegner von Nationalismus und Nationalsozialismus und dokumentiert dies bereits 1919. Mit Arnold Rosé, Tonkünstler und Konzertmeister des Opernorchesters und der Wiener Philharmoniker gehört zu den dreißig österreichischen Unterzeichnern des Manifests von Romain Rolland, unter denen Alfred Adler, Mathias Hauer, Erich Wolfgang Korngold, Heinrich Lammasch, Alexander Moissi, Arthur Schnitzler, Egon Wellesz oder Stefan Zweig zu finden sind. Die deutsche Fassung des Manifest stammt von Georg Friedrich Nicolai, dem Urgroßenkel Otto Nicolais, der in Wien 1842 die erste "Philharmonische Akademie" abhält. Die Unterzeichner dieses Manifests dokumentieren damit explizit ihre Haltung gegen den Nationalismus der Deutschen Arbeiterpartei und den Nationalsozialismus, die Unterzeichner des Manifests stehen für ein demokratisch organisiertes Europa und gegen die in den Vororten von Paris vorgelegten Friedensabkommen. Zu Schülern und Stuidenten von Wilhelm Jerusalem zählten unter anderem Stefan Hock (Dramaturg von Max Reinhard), Karl Renner, Otto Felix Kanitz, Anton Wildgans und auch der Komponist Viktor Ullmann. Eine Tochter und ein Sohn Wilhelm Jerusalem sind in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches ermordet worden, die Pädagogin Irene Jerusalem in Lodz (nach ihr ist heute eine Strasse in Wien-Hietzing benannt), der Jurist und Richter Erwin Jerusalem in Auschwitz, Sohn Edmund Jerusalem gelang 1938 mit seiner Familie rechtzeitig die Flucht aus Wien.

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KÜNSTLERINNEN & KÜNSTLER des Projektes 2014 (in alphabetischer Reihenfolge) 1000& (sprich TAUSENDPLUS) ist das Pseudonym des Künstlerduos Martin F. Hahnl und Irmgard Siepmann und verweist mit ihrem Pseudonym auf den Arbeits- und Lebensmittelpunkt - auf über 1000 Meter Seehöhe auf der Saualm in Kärnten. Von 1991 bis 2004 künstlerische Arbeiten im Untergrund, bevor 1000& dann mit dem Gewinn der Ausschreibung zur Ausgestaltung der hämatologischen Ambulanz des Landeskrankenhauses Graz zum ersten Mal in der Öffentlichkeit in Erscheinung traten. Mit ihren Projekten und Ausstellungen waren sie auch der Langen Nacht der Museen vertreten. 1000& hat auch an Projekten mit dem Kärntner Universitatskulturzentrum "Unikum" zusammengearbeitet. Mit "eXpedition_9%11" verfolgen 1000& ein mehrjähriges Multimediaprojekt, das auch über die Kunst hinaus spartenübergreifend wirkt. Aufsehen erregte von 1000& unter anderem das Projekt "WortReich/Carstvo Besed", der Kärntner-Slowenischer Friedensvertrag 2011. Zuletzt war von 1000& das Bild-Wortskulpturen-Projekt "facehook-dein Profil ist mein Geschäft" 2013 in der Stadtgalerie Klagenfurt zu sehen. RUPERT BERGMANN, Bassbariton, erhielt seine Ausbildung an der Universität für Musik in Graz bei Roberta Knie und Christian Pöppelreiter und in Wien bei Wicus Slabbert und Walter Berry. 1990 hatte er sein Debüt am Opernhaus Graz und arbeitete in den letzten Jahren an verschiedenen Theatern in Wien (Volksoper, Theater an der Wien, Kammeroper, Neue Oper), Klagenfurt, Bad Ischl, Berlin, Hamburg, Nürnberg und Schwerin und hatte zahlreiche weitere Auftritte in Europa, Nord- und Südamerika und Japan. Er arbeitete u.a. mit den Regisseuren Ruth Berghaus, Marco Arturo Marelli, Dominique Mentha und Martin Schüler und den Dirigenten Ulf Schirmer, Johannes Kalitzke und Beat Furrer. Sein Repertoire umfaßt Rollen im Deutschen Fach (Kurwenal, Besenbinder, Kaspar), im zeitgenössischen Musiktheater (Titelrollen in Wozzeck, Punch and Judy, Mr.Emmet Takes a Walk) und in der Operette (Ollendorf, Zeta, Zsupan, Baron Weps). Er wirkte bei zahlreichen Uraufführungen mit, u.a. am Theater an der Wien in drei für ihn geschriebenen Mini-Mono-Opern 'Vogel Herzog Idiot'. Die Rolle des Frank in der Fledermaus führte ihn nach Santiago de Chile und 2009 und 2011 ans New National Theatre Tokyo, 2012 debütierte er am Prinzregententheater München und 2013 bei den Seefestspielen Mörbisch.

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JOHANN EGGER ist Klarinettist und Saxophonist und verfügt auch über ein eigenes Saxophonquartett und Saxophonensemble. Johann Egger war viele Jahre Kapellmeister des Eisenbahnermusikvereins in Arnoldstein und verstand es, für Konzerte der Kapelle auch namhafte Solisten zu gewinnen wie beispielsweise den Solotrompeter Prof. Ebner aus Hallein, den slowenischen Saxophonisten Otto Vrhovnik oder den Soloklarinettisten Milan Kalhous von der Militärmusik aus Brünn/Brno in Tschechien. Johann Egger studierte dann an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz die Instrumentalgruppen zu den Instrumenten Klarinette und Saxophon und schloss dieses Studium auch mit dem Diplom ab. GERALD ESCHENAUER ist Autor und Schauspieler. Er studierte an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt in den Fächern Sprachwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften und Philosophie. Die Schauspielausbildung schloss er 2001 ab. Als Autor veröffentlichte er 2012 die "Miefke Saga" im Verlag Bibliothek der Provinz, im Jänner 2013 war er Mitautor der Anthologie "Schmutzkübelkampagne", die im Drava-Verlag Klagenfurt/Celovec erschienen ist. Derzeit arbeitet er am zweiten Teil der "Miefke Saga", der als Roman wiederum im Verlag Bibliothek der Provinz im November 2013 erscheinen wird. Im Mai 2013 veranstaltete Gerald Eschenauer gemeinsam mit "Buch 13" anlässlich der 80. Wiederkehr der nationalsozialistischen Bücherverbrennung eine Veranstaltungsreihe in Klagenfurt, Rosegg und Villach, an der eine Reihe von KünstlerInnen und LiteratInnen teilnahmen. WERNER MÖSSLER ist ein Schauspieler und Übersetzer von literarischen Texten in die Österreichische Gebärdensprache, der seine Ausbildung unter anderem beim gehörlosen amerikanischen Schauspieler und Regisseur Howie Seago und dem früheren Dekan der Akademie der szenischen Künste Dževad Karahasan erhielt. Für das Bayerische Fernsehen machte er eine Verfilmung des szenischen Konzertes "Die andere Seite der Stille", die Kunstfertigkeit seiner Schauspiellkunst brachte ihm auch Einladungen nach Szczecin (Polen), Brüssel (Belgien), Brünn/Brno (Tschechien), Bovec (Slowenien), Moskau (Russland), zur Europäischen Kulturhauptstadt nach Stockholm (Schweden) und zum Festival "Deaf Way II" in Washington D.C. (USA) ein.

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BURGIS PAIER ist eine Puppenmacherin, zeitgenössische bildende Künstlerin, Kostüm- und Bühnenbildnerin. Sie lebt und arbeitet in Wien. Ihre erste Ausstellung zeigte sie 1977 in der Klagenfurter Galerie Hildebrand und in der Galleria d’Arte in Udine (Italien). Sie ist Mitglied des Kunstverein Kärnten. Sie experimentiert mit verschiedensten Materialien und schafft aus ihnen verschiedenste individuelle Skulpturen. Der Dichter H.C.Artmann schreibt über sie: "Burgis in Friaul macht wunderschöne Puppen und sammelt Rosenblätter pfundweise in Bottichen oder sind es steinerne Becken sie duften schwach aber ziemlich individuell ein Feuerkäfer der über die Fensterscheibe läuft träumt von den Rosenblättern in Walburgis Palladiovilla". Günter Brus schreibt über sie, dass die Menschen, die den Puppen Modell standen, ihr Schicksal schon längst überantwortet haben. Mit Günter Brus hat sie einige gemeinsame Ausstellungsprojekte gemacht darunter auch ein Projekt über Kaspar Hauser mit dem Titel "Der Einspinner". Seit den achtziger Jahren arbeitet Burgis Paier auch als Kostüm- und Bühnenbildnerin für das Stadttheater Klagenfurt, das Theater an der Wien, die Wiener Festwochen, ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater, das Wiener Kabinetttheater, das Teatr Śląski in Katowice und das Stary Teatr im. Heleny Modrzejewskiej w Krakowiein (Polen). Für ihre Arbeiten ist Burgis Paier auch mit Preisen ausgezeichnet worden unter anderem dem Förderungspreis des Landes Kärnten für bildende Kunst 1986, der Goldenen Maske "Zlota Maska" für die Kostüme der Inszenierung "Der Bauer als Millionär" von Ferdinand Raimund des Stary Teatr im. Heleny Modrzejewskiej w Krakowie in Polen 1996 oder dem Frauenkulturpreis "Pro Kultur - contra Gewalt" Klagenfurt 2005. MARKUS RUPERT Absolvierte die Schauspielschule Sachers in Innsbruck: Engagements in der freien Theaterszene sowie am Tiroler Landestheater folgten. Im Salzburger Theater Toihaus ist seit 2007 regelmäßig in Produktionen zu sehen. Mit dem Regisseur Robert Dornhelm drehte er als einer der Hauptdarsteller den Film über die Erstbesteigung des K2 im Himalaya. Mit ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater arbeitet er regelmäßig seit 2005 zusammen u.a. in den Produktionen "Der Tod des Empedokles" von Friedrich Hölderlin (in einer Fassung von Dževad Karahasan und Herbert Gantschacher), "Woyzeck" von Georg Büchner (in der Fassung von Dževad Karahasan) oder dem 2014 uraufgeführten Musiktheaterwerk "Prinzip Gabriel" von Dževad Karahasan (Libretto) und Theodor Burkali (Musik).

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CHRISTOPH TRAXLER ist einer der vielseitigsten österreichischen Pianisten seiner Generation. Nach dem Klavierunterricht an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz bei Ranko Markovic und Horst Matthaeus folgte das Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Heinz Medjimorec und Stefan Arnold, welches er 2012 mit einstimmiger Auszeichnung abschloss. Seit Traxlers Debut im Wiener Konzerthaus 2004 führen ihn Konzertreisen in die großen Säle Österreichs (Brucknerhaus Linz, Musikverein Wien, Wiener Konzerthaus, Musikverein Graz), sowie in viele Länder Europas, nach Asien, Afrika und in die USA. Dort konzertiert er regelmäßig als Solist mit Orchestern wie der Staatskapelle Halle, dem Wiener Kammerorchester, der Wiener Kammerphilharmonie, den Münchner Sinfonikern, dem Dubrovnik Symphony Orchestra und dem Symphonieorchester Kaposvar unter Dirigenten wie Manfred Honeck, Ralf Weikert und Stefan Vladar. Christoph Traxler ist Gewinner des Bösendorfer-Stipendiums, sowie Stipendiat des Herbert von Karajan Centrums und der Wiener Beethoven Gesellschaft. Weiters ist er Sieger und Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe. Traxler tritt auch häufig in Kammermusikkonzerten mit namhaften Partnern wie Ernst Ottensamer, Hansjörg Schellenberger, Franz Bartolomey, Volkhard Steude und „The Philharmonics“, sowie als Liedbegleiter (u.a. mit Heinz Zednik, Bo Skovhus, Angelika Kirchschlager und Bernarda Fink) auf. Mit Daniel Ottensamer erschien 2011 eine Einspielung der Sonaten für Klavier und Klarinette von Johannes Brahms und Carl Maria von Weber bei Classic Concert Records. Rundfunk- und Fernsehaufnahmen, sowie die Tätigkeit als Dozent bei Masterclasses in Charleston/USA, Tokyo/Japan, Addis Abeba/Äthiopien, Rabat/Marokko und Österreich runden Traxlers künstlerisches Schaffen ab. Das Projekt "Krieeg=daDa" ist die erste Zusammenarbeit mit ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater. BERNHARD WOLFSGRUBER ist in Villach geboren und macht durch sein Elternhaus schon früh seine ersten musikalischen Erfahrungen und kommt so auch mit Chormusik in Berührung. Neben Klavier lernt er auch Klarinette, weshalb es ihn in seinen Jugendjahren zur Blasmusik verschlägt. Aber durch das Singen in verschieden Schulchören und den Besuch mehrerer Singwochen wird bald klar, dass seine Zukunft in der Chormusik liegt. So beginnt er, neben seinem Lehramtsstudium für Musik und Geschichte an der Kunstuniversität Graz, auch den Lehrgang für Chorleitung und Gruppenstimmbildung am J. J. Fux Konservatorium Graz bei Mag. Franz Herzog, der zu einem musikalischen

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Mentor für Bernhard Wolfsgruber wird. In dieser Zeit übernimmt er auch zwei Chöre in der Steiermark, den Gesangsverein Ilz und den Singkreis der Kärntner in Graz. Als Sänger ist er bei verschiedenen namhaften Chören tätig. (Vocalforum Graz, Cantanima, Kammerchor der Kunstuniversität Graz, Cantus) Das wichtigste musikalische Projekt neben dem Singkreis Porcia ist die a cappella Gruppe „Ois Voice!“, wo Bernhard Wolfsgruber als Tenor, Komponist und Arrangeur tätig ist. Seit Beendigung seines Studiums ist Bernhard Wolfsgruber als Lehrer für Musik und Geschichte am Bundesgymnasium Porcia in Spittal an der Drau tätig. Seit 2007 ist Bernhard Wolfsgruber Chorleiter vom SINGKREIS PORCIA, einem der renommiertesten Chöre des Landes Kärnten. Seit 2010 hat Bernhard Wolfsgruber auch die musikalische Leitung vom KÄRNTNER LANDESJUGENDCHOR inne, der mit Unterstützung des Kärntner Sängerbundes gegründet worden ist mit dem Ziel, um Jugendlichen im Alter von 16 bis 25 Jahren die Möglichkeit zu geben, Liedprogramme mit Qualität einzustudieren und sich musikalisch weiterzuentwickeln. udem arbeitet Wolfsgruber auch an mit einem PROJEKTCHOR, für den er sich die Stimmen aus jenen Chören zusammenstellt, mit denen er gearbeitet hat beziehungsweise arbeitet. Dieser Projektchor steht auch für die Auseinandersetzung mit neuer und auch experimenteller Musik offen. ür das Projekt "Krieg=daDa" stehen je nach Komposition und musikalischer Herausforderung Singkreis Porcia, Kärntner Landesjugendchor und Projektchor zur Verfügung. 2014 wird der Projektchor im interdisziplinären Kunstprojekt mitwirken. ANTI-KRIEGSMUSEUM 1923 vom Pazifisten Ernst Friedrich (1894-1967) in der Parochialstraße in BERLIN gegründet war das erste seiner Art weltweit. Im Museum waren Artefakte aus dem Großen Krieg 1914-1918 ausgestellt, die die Schrecken des Krieges deutlich herausstellte. 1924 und 1925 veröffentlichte Friedrich zum Thema die beiden Bände "Krieg dem Kriege!". Viele spätere Friedens-, Umwelt- und Anti-Atomaktivisten sind von Ernst Friedrichs Vision einer gewaltfreien Welt beeinflusst worden, darunter auch Kurt Kretschmann (1914-2007), der Wehrdienstverweigerer und Deserteur zur Zeit der Nazi-Herrschaft war und später Natur- und Umweltschützer in der DDR und BRD war, darunter aber auch Robert Jungk (1913-1994), der durch die Besuche der Ausstellung im Anti-Kriegsmuseum und Gesprächen mit Ernst Friedrich später zum Friedensaktivisten und Anti-Atom-Aktivisten, wovon heute noch die ROBERT JUNGK BIBLIOTHEK in SALZBURG zeugt.

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Viktor Ullmann - Paul Scheerbart - August Stramm - Ernst Friedrich - Kurt Kretschmann - Robert Jungk -

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1933 plünderten und schlossen die Nationalsozialisten das Anti-Kriegsmuseum, doch Ernst Friedrich hatte viele der originalen Ausstellungsstücke in Sicherheit bringen können, und drei Jahre später konnte er in Brüssel erneut das Anti-Kriegsmuseum eröffnen, das 1940 von der deutschen Wehrmacht zerstört worden ist, während das ehemalige Anti-Kriegsmuseum der SA als Sturmlokal diente und eine der berüchtigsten Folterkammer der SA. Im Zuge des Entstehens der Anti-Atom und Friedensbewegung in der DDR wurden auch das Anti-Kriegsmuseum in Ost-Berlin in den siebziger Jahren und in West-Berlin 1982 durch den Enkel von Ernst Friedrich, Tommy Spree, wiederbegründet. Eine Wiederrichtung des ursprünglichen Anti-Kriegsmuseums am alten Ort in der Parochialstraße ist in Überlegung. DIE FRIEDENSBIBLIOTHEK BERLIN wurde Anfang der siebziger Jahre im damaligen Ostberlin gegründet und baut auf den Arbeiten des Natur- und Umweltschützers Kurt Kretschmann auf, dessen Arbeit vom Friedens- und Antikriegs-Aktivisten Ernst Friedrich wiederum beeinflusst war. Am 14. September 1970 wurde in Ostberlin die erste halböffentliche Antikriegsausstellung zu den Atombombenabwürfen in Hiroshima und Nagasaki gezeigt. Das Interesse war enorm, sodass ab 1982 die Friedensbibliothek ihre Projekte öffentlich machen zeigen konnte und ab 1984 über einen eigenen ständigen Ausstellungsraum verfügen konnte, dazu kamen 1985 noch Räumlichkeiten für die Bibliothek. Heute ist die Friedensbibliothek im Haus der Demokratie und Menschenrechte angesiedelt. Bis Dezember 2012 wurden an 540 Orten 2035 Projekte und Ausstellungen 4,09 Millionen Besuchern zugänglich gemacht.

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ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater in Wien-Salzburg-Klagenfurt versteht sich zur Förderung des Neuen Musiktheaters, von Szenischen Konzerten, des Theaters der Jugend, Gehörlosentheater, Inszenierten Räumen, Theatralischen Ausstellungen sowie Formen grenzüberschreitender Kunst. Kooperationspartner von ARBOS gibt es in 29 Ländern auf vier Kontinenten. Wichtigste ARBOS-Produktionen: „Der Kaiser von Atlantis“ von Viktor Ullmann und Petr Kien – Musiktheaterproduktion des Jahres 1993 in Prag (Divadelni Noviny). / „Kar“ Musiktheater für den Berg von Herbert Lauermann und Christian Fuchs MAECENAS-Preis 1994 für das beste Kunstsponsoring-Projekt in Österreich. / „Different Trains“ Artecokunstpreis 1999. / EUROPÄISCHER KUNSTPREIS der FINANCIAL TIMES 1999. / „Theaterfallen in der Wiener U-Bahn“ MAECENAS-Preis 2002. / Ich sehe was, was Du nicht siehst“ und „Sprechende Hände“ EUROPASIEGEL 2002. / „Dada in Straßenbahnlinie 1 und Straßenbahnlinie 2“ MAECENAS-PREIS 2003. Nominierung zum Bank Austria Kunstpreis 2012, Ehrenpreis des Bundesministeriums für Bildung und Frauen 2014. IMPRESSUM: Konzeption des Projektes: Herbert Gantschacher – © 2012-2014 Die verwendeten Originaldokumente sind aus dem Archiv von Herbert Gantschacher, dem Österreichischen Staatsarchiv, und der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz. Die in diesem Text verwendeten Personen- und Berufszeichnungen werden im Sinne der besseren Lesbarkeit nur in einer Form verwendet, sind aber stets gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen. „Krieg = daDa“ ist ein Projekt von ARBOS-Gesellschaft für Musik und Theater. Das Projekt ist urheberrechtlich geschützt, Missbrauch wird geahndet Homepage: www.arbos.at

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Bildnachweise 1 Viktor Ullmann (rechts) im Großen Krieg, Zeitungsphoto aus dem Jahr 1917 2 Beobachtungsstand nahe der Festung Kluže 3 Log pod Mangartom (Mittelbreth) – Portal der Eisenbahn von Cave de Predil (Raibl) 4 Ansichtskizze Flitsch 1917 vom Javorček (mit Strasse Čezsoča-Bovec) 5 Ansicht Flitsch 2003 vom Javorček (mit Strasse Čezsoča-Bovec) 6 Artilleriefestung am Predilpass, 1915 durch italienische Artillerie zerstört 7 Festung Kluže (wurde im Großen Krieg nie getroffen, weil die Festung im toten Winkel für Angriffe italienischen Artillerie liegt 8 Offiziersmesse im Lepenatal, über den Besuch dieser Offiziersmesse schreibt Viktor Ullmann in seinen Briefen von der Front an seine Freundin Anny Wottitz 9 Widmungsstein vor der Offiziersmesse, erbaut im Jahr 1916 10 Tunnel am Vršič-Pass (italienisch: Passo della Moistrocca, deutsch: Werschitzpass) erbaut 1915 / 1916 von russischen Kriegsgefangenen 11 Russisch-orthodoxe Kirche am Vršič-Pass, in der Nähe Friedhöfe, in den russische Kriegsgefangene begraben sind. Vršič-Pass 12 Straßensenke bei Čezsoča Kaverne 2003 (Gasangriff 24.10.1917) Sperrgebiet ! 13 Skizze Čezsoča-Vodence (Gasangriff 24.10.1917) 14/15 Denkmäler für den Widerstand gegen die faschistische Besetzung am Golobar 16/17 Strmec (Oberbreth) - Gedenktafel für das Massaker der deutschen Wehrmacht 11.10.1943 18 Olympia 2006 – Bewerbung Slowenien-Österreich-Italien

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