S. Groh, Excurs: Macella mit Tholoi in Kleinasien, in: H. Sedlmayer (Hrsg.), Große Thermen,...

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Große Thermen, Palästra, Macellum und

Schola im Zentrum der Colonia Carnuntum

N/lit Beiträgen vorl Stefan Groh, Gabrielle Kremer, Elisabeth Pichlerund Ursula Schaehinger

l{elga SeClmayer

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Straßentabernen RXXIV-RXXViR46 am Cardo maximus

Zentrum der Colonia Carnuntum. Befunde vonTabernen im Vergleich

kaufsräume im Macellum ab. Die im Gesamtausmaß(9,0 x 9,20 m, 82,8 m2) erfassbare Taberne RXXIVwar fünffach so groß wie die Räume im Mittelteil und

in den Seitenflügeln des Macellums (Abb. 266). Die

Breite von RXXIV entsprach in etwa dem Längen-maß der großen Tabernen an der Westseite desForums sowie nördlich der Basilika (Abb. 266). Derzwischen die größeren Räume (RXXIll. R46) ein-geschobene schmälere RXXV ist vergleichbar mitähnlich dimensionierten Strukturen (B 1,70-3,10 m)

in den Tabernentrakten des Forums und nördlichder Basilika; diese schmalen Räume werden alsWest- und Ostzugänge zum Forum interpretiert(Abb. 266)111. Eine Funktion als Eingangsbereichder Palästra ist für RXXV aufgrund des Baubefundsauszuschließen, wahrscheinlicher ist die eines Stie-genhauses (Kap. 2.6). Ein Zugang zur Palästra an

der Ostseite ist nördlich des Tabernentrakts RXX|ll*XXV/R46 durch einen Schwellstein (Bef. 796) indi-ziert, der an die Südostecke von R42 anschließt(Abb. 190).Die Tabernen RXX|l|-XXV/R46 öffneten sich nichtin Richtung Palästra. Tabernen, die in den Baukör-per eines Thermengebäudes zwar integriert waren,

111 Kandler - Eder-Hinterleitner - Löcker - Neubauer - Melichar

- Seren 2006,282 f. Abb. 4.

348

jedoch nicht von diesem aus, sondern ausschließ-lich von der Straßen- bzw. Außenfront begehbarwaren, sind ein übliches Phänomen in der Kon-zeption von Badeanlagen; häufig handelt es sichausschließlich um eine einreihige Anordnung vonRäumen112. So ist in den Caracallathermen der Ein-gangsbereich zum Bad Teil eines Gebäudeflügelsmit Läden113

3.1.3 Exkurs: Macella mit Tholoi in KleinasienStefan Groh

Die Fragestellung der rtholus macelli< soll im fol-genden Beitrag mit Blickwinkel auf die kleinasia-tischen Belege erörtert werden. Seit der 1983 von

C. De Ruyt vorgenommenen typologischen Zusam-menstellung liegen neue Evidenzen zu Macellades Typs 1 aus Ephesos, Sagalassos-A$lasun undElaiussa Sebaste-Ayas (Tab. 79) vor. ln Sagalassoserbrachten die laufenden Grabungen wichtige Auf-schlüsse zu den Tabernen um die Quadriportikus,in Ephesos und Elaiussa Sebaste können neuePlatzanlagen vorgestellt werden. ln Pompeiopolis-Tagköprü liegt zudem der erstmalige Nachweiseines Macellums mit oktogonaler Tholos in Klein-asien vor (Tab. 79; Kap.3.1.2).

Macellum in der Oberstadt von Ephesos (sog.Lukasgrab)ln der Oberstadt von Ephesos befindet sich südöst-lich der Oberen Agora (sog. Staatsmarkt) eine Platz-

an lage m it Tholosl 1 4. D ieser Platz wurde 2002-2006geophysikalisch und '1997 sowie 2001-2004 mitkleinflächigen Grabungen untersucht (Abb. 2671tts.Aus der Synthese der beiden Einzelprojekte ergibtsich ein schlüssiges Bild der architektonischenGestaltung dieses öffentlichen Raums mit eindeutigmerkantiler Funktion (Abb.267 , 1). Er setzt sich auseiner Quadriportikus, einer zentral gelegenen Tho-los, einem monumentalen prostylen Eingang undaus Tabernen zusammen, die im Westen, Südenund wahrscheinlich auch im Osten die Portikus flan-kierten. Die Dimension der Gesamtstruktur ist fastausschließlich anhand der lnterpretation der geo-physikalischen Messungen mit Georadar erkennt-lich, womit Abweichungen im Dezimeterbereich fÜr

die Rekonstruktion bedacht werden müssen.Die Außenmaße der Platzanlage betragen demnachrund 63 x B'1 m, jene des lnnenhofs ca. 48 x 57 m.

Die Portikus mit Ziegelboden ist im Süden, wo sie

112 1|";r"n 1993, l, 4. Bouet 2003b, 107 . 141 f. - lm Zentrum des

durch >boutiques< gegliederten Abschnitts der Thermen von

Barzan (Charente-Maritime) nimmt Bouet 2003b, 147-150zudem eine Schola an, die von den Eingängen zum Bad flan-

kiert wurde.113 Nielsen 1993, l, 53.114 Groh 2006, 94Abb. 20 (lnsula 512-513).115 pülz2O1O.

40m

Straßenlabernen nördlich der Basilika am Decumanus maximus

267 Macellum (sog. Lukasgrab) in der Oberstadt von Ephesos und seine Einbindung in den kaiserzeitlichen Stra-ßenJlnsularaster. 1-Macellum.2-ProstylerTorbau.3-Sog.Straßenbrunnen.4-Sog.Basilika.5-Ge-bäude im Nordwesten des Macellums. 6 - Gebäude im Südwesten des Macellums. 7 - Gebäude im Südteilder lnsula 514. B - Sog. Wollfabrik/Sakralbau (?)

auch archäologisch untersucht wurde, etwa 6,40 mbreit und wird zum Innenhof hin durch eine aufeinem ca. 1,20 m breiten Stylobat ruhende Säu-lenstellung begrenzt116. Die geophysikalischenMessdaten indizieren dieselben Breiten im Wes-ten, Norden und Osten. lm Nordosten liegt, 6,40 mbzw. um die Breite der Portikus nach Westen ein-gerückt, in der Verlängerung,der östlichen Außen-mauer des lnnenhofs, der B x 9,60 m große pros-tyle Torbau 2 von insgesamt 7,20 m lichter Weitemit drei ca. 1,60 m breiten Durchgängen (Abb. 267,2). Die Platzanlage wird von der Hauptstraße '11 imNorden über eine 40 m lange Stichstraße erschlos-sen. Ein zweiter, lediglich 5 m breiter Zugangliegt axialsymmetrisch in der Flucht der Tholos imWesten zwischen den beiden Gebäuden 5 und 6(Abb. 267, 5-6;rtz. Vergleichbar ist die Situationder Agora von Side, die vom Nordwesten über einPropylon betreten wurde und an ihrer Südwestseiteeinen ungefähr 4 m breiten zweiten Eingang besaß(Abb. 268)118. An ihrer Südseite flankiert die ephesi-

116 Pütz 2010, 49-58 ra'n.79,82.117 Der an der Ostseite gelegene Eingang zum Macellum von

Elaiussa Sebaste ist ebenfalls 5 m breit: Morselli 2010,34Abb. 26.

118 Mansel 1963, 99Abb. 75.

sche Quadriportikus eine Raumreihe, von der eineTaberne partiell archäologisch untersucht wurde.Die 0,70-0,75 m breite Nordmauer wird durch eine1,20 m weite Türöffnung unterbrochen, die südlicheAußenmauer ist 0,80-0,85 m breit, die lichte Weiteder ergrabenen Taberne beträgt 2,35 m; ihre Breiteist nicht bekanntlle. Die offensichtlich sehr kleinräu-migen südseitigen Tabernen dürften als Lagerräumegenutzt worden sein. Es ist unklar, ob sie nur vomMacellum im Norden oder auch alternierend, wie inPerge, von der Straße aus zugänglich waren.An der Nordwestseite der Platzanlage befindetsich der 7,80 x 26,50 m große Baukörper 5 mitzwei Raumreihen, von denen, wie auch im Süden,die östliche entlang der Portikus eine lichte Weitevon 2,40 m aufweist und die westliche von 4,10 m(Abb. 267, 5). An der Südwestseite des Platzesliegt das 22,70 x 33,20 m große Gebäude 6 mitdie Portikus säumenden Tabernen von ca. 3,80 mlichter Weite (Abb. 267, 6). Die an der Südportikusgelegenen, schmalen Tabernen setzen sich entlangder Nordseite der Straße 7 fort. Das aus mehrerenKorridoren und unterschiedlich großen Räumenbestehende Gebäude 6 wird durch einen ca.2,20 mbreiten Korridor von dem weiter westlich gelege-

11s Pülz 2o1o. 49-s2 raf . 79

349

=-

nen Gebäude 7 getrennt. Ahnliche Grundrisse sindan den nördlichen und südlichen Nebengebäudendes Macellums der Zivilstadt Aquincum-Budapest in

Pannonia lnferior (Abb. 261) zu erkennen120.An der Südostseite der Portikus ist ebenfalls eineFortführung der schmalen Raumreihe entlang derStraße 7 festzustellen. Auch an der Nordostecke isteine Verlängerung der Außenmauer sichtbar, wasauf einen zusammenhängenden Gebäudekomplexöstlich des Macellums schließen lässt. Hier befindetsich die von J. T. Wood erwähnte sog. Basilika, vonder jedoch einzig die ca. 6,80 x 60 m breite östlicheVerbauung im Feld geodätisch gemessen werdenkonnte (Abb. 267, 4)121. Diese dürfte im Verbandmit dem Macellum gestanden haben. ln den Geora-dardaten sind keine Mauerzüge zwischen der östli-chen Quadriportikus des Marktes und den kartiertenMauern der sog. Basilika erkennbar, was auf eineca. 16 x 63 m große Freifläche schließen lassenkönnte.lm Zentrum des Macellums liegt eine Tholos mit15,80 m Durchmesser, die von A. Pülz als Monop-terosbrunnen des dritten Viertels des 2. Jahrhun-derts n. Chr. vorgestellt wird122. Der auf zwei unglei-chen lnterkolumnien bzw. Fundamentvorsprüngenfußende Rekonstruktionsvorschlag der Brun-nenanlage mit zwei axialsymmetrisch gelegenenTreppenaufgängen lehnt sich an das Vorbild vonAezani-Qavdarhisar in Phrygien (Abb. 270) an. Diearchäologischen Evidenzen lassen gleichwohl keineeindeutige Lösung zu, in Analogie zur architektoni-schen Gestaltung der Tholos von Side, die jedochals Tempel der Tyche interpretiert wird, wäre auchein einseitiger Aufgang denkba1123. Das Macel-lum dürfte nach A. Pülz nicht in einem Bauvorgangerrichtet worden sein, die West- und Südhallenkönnten bereits Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr.oder im 1. nachchristlichen Jahrhundert bestandenhaben. Das architektonische Konzept mit unter-schiedlich großen Tabernenreihen an drei Seitender Platzanlage findet sich auch an der Agora vonSide (Abb. 268).Das Macellum liegt in nur 104 m Entfernung südlichder Oberen Agora an der die Oberstadt von Ephe-sos vom Magnesischen Tor im Osten nach Westendurchquerenden Hauptstraße 11 auf zwei lnsulae(512-5131124. Die Außenmauer der westlichen Por-tikus kommt exakt auf der Mittellinie der vier lnsu-lae 512-515 zu liegen. Die antiken Reste nördlichund nordwestlich des Markts dürften bei der Anlage

120 De Ruyt 1983,38-40Abb. 14.121 51n" im Süden der sog. Basilika gelegeneApsis stammt aus

der spätantik/byzantinischen Überbauung und findet hier imPlan des kaiserzeitlichen Macellums keine Berücksichtigung.

122 Pülz201 o, 59-70. 96-98123 Pütz2o1o,62raf . 43,47-48.124 Zw Benennung der lnsulae und Straßen des kaiserzeitliehen

Ephesos: Groh 2006, 73*79 Abb.20.

350

der modernen Straße und des Parkplatzes weit-gehend zerstört worden sein, in den geophysikali-schen Messdaten sind kaum Strukturen erkenn-bar125.lm Süden schließt an das Macellum auf denlnsulae 412-415 ein Wohnviertel an126.

Auf den beiden lnsulae 512-513 befinden sich derin traianischer Zeit errichtete sog. Straßenbrunnen(Abb.267,3)127 und die sog. Basilika ( bb.267,4)mit dem Macellum (Abb. 267 , 1). Auf der lnsula 514sind Gebäudereste mit Tabernen zu erkennen,welche die Westportikus des Macellums säumen(Abb. 267,5-7). Auf der lnsula 515 befindet sichdie sog. Wollfabrik, ein Ziegelgebäude auf einemPodium, das bereits von J. T. Wood kartiert wurde(Abb. 267, 8). Diese sog. Wollfabrik zeigt sich inden geophysikalischen Messdaten als quadra-tischer, ca. 47 x 47 m großer, von mächtigen, biszu 2 m starken Außenmauern umfasster Bau mitSubstruktionen. Nach Norden verschoben ist einca. 17 x 17 m großer Einbau mit sich nach Nor-den fortsetzenden Begrenzungsmauern auszuma-chen. Die äußerst massive Bauart dieses auf einemPodium oder einer Geländekuppe (52 m ü M) gele-genen, das Macellum (45 m ü M) 7 m überragen-den Baukörpers lässt, im Kontext mit einem dortvorgefundenen römischen Porträtkopf >heroischerGröße< und mit Weihinschriften, an eine sakraleFunktion denken128. Einer der lnschriftensockel trugdie Statue des P. Vedius Antoninus und wurde vonden lanariizu seinen Ehren errichtet, eine weitereEhreninschrift auf einem Podest aus der sog. Woll-fabrik ist dessen Sohn P. Vedius Papianus Antoni-nus gewidmetl2e. Denkbar wäre, dass es sich bei

der sog. Wollfabrik um einen von den Vediern gestif-

teten Sakralbau aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.handeltl30.

125 Dies könnte jedoch auch als Hinweis auf eine Freifläche/Platzanlage in römischer Zeit gewertet werden.

126 S. Groh, Strategies and Results of the Urban Survey in theUpper City of Ephesus, in: F. Vermeulen - G.-J. Burgers - S.

Keay - C. Corsi (Hrsg.), Urban Landscape Survey in ltaly and

the Mediterranean (Oxford 2012) 65-68 Abb.7.4.127 U. Quatember, Der Brunnen an der Straße zum Magnesi-

schen Tor in Ephesos, ÖJh77,2008,219-264.128 Groh 2006,94 Anm. 182.12e Auf dieser lnschrifl, aufgefunden in einem Gebäude nahe

dem Odeion/Bouleuterion (!) (>from a pedestal found in a

building near the Odeum<), fußt die von J" T. Wood erstmalsvorgenommene lnterpretation des Baus als Marktgebäudeoder Halle der Wollfabrikanten: J. T. Wood, Discoveries at

Ephesus (Hildesheim 1975) 59 f. (lnschriften des SuburbiumsNr. 4 bzw. 9).

130 Vgl. dazu H. Halfmann, Städtebau und Bauherren im römi-schen Kleinasien, lstMitt Beih. 43 (Tübingen 2001) 73-83.

Platzanlage in der Unterstadt von Ephesosln der Unterstadt von Ephesos ist auf Luftbilderneine ca. 85 x 88 m große, sich über drei lnsulae(1929-1931 ) ausdehnende Platzanlage zu erken-nen (Abb. 269). Sie setzt sich aus einem etwa9-10 m breiten Umgang und einer zentral gelege-

nen Tholos von rund 20 m Durchmesser zusam-men131. Diese Platzanlage ist bislang nicht archäo-logisch untersucht, sie wurde 2003 erstmals vonS. Klotz, basierend auf Luftbildinterpretationen,kartiert132. Die Platzanlage muss bereits in der Kai-

serzeit bestanden und eine besondere Bedeutungbesessen haben, sie wird beim Bau der byzantini-schen Stadtmauer intentional in die Stadt eingeglie-dert und an das spätantike/byzantinische Kanalnetzangeschlossen" Der Platz ist durch die vom >sÜd-

lichen Hafentor< axialsymmetrisch auf die Tholoszielende Straße 35 vom Hafen aus erschlossen und

liegt zwischen den beiden Hauptstraßen 33 und 37.

Die Untere Agora, die Handelsagora des römischenEphesos, befindet sich in nur 60 m Entfernung süd-östlich der Platzanlage, direkt nördlich liegen dieHafenthermen mit den Verulanushallen.Wie auch beim Macellum in der Oberstadt ist dietopografische Nähe von

- Agora (Unterstadt: Untere Agora/Oberstadt:Obere Agora),MacellumThermen (Unterstadt: Hafenthermen/Oberstadt:Thermen am Staatsmarkt)Sakralbauten (Unterstadt: Serapeion/Oberstadt:sog. Wollfabrik bzw. Domitianstempel)

als Teil eines städtebaulichen Programms zu sehen.Die lnterpretation der in unmittelbarer Nähe zurUnteren Agora und zum Hafen situierten Platzan'lage als Macellum erscheint daher sowohl hinsicht-lich ihres Grundrisses als auch ihrer städtebauli-chen Einbindung wahrscheinlich.

Platzanlage auf der rog. RLropolis von EphesosAuf einem in römischer Zeit eingeebneten HÜgel-plateau (sog. Akropolis) im Nordteil der Unterstadtbefindet sich auf den lnsulae 2424-2426 eineca. 83 x 87 m große Platzanlage mit 5-9 m breitenPortiken. Die zentral gelegene Tholos von ca.22 mDurchmesser setzt sich aus einem etwa 16,50 mweiten Kernbau mit 20 (rekonstruierten) rund2,50 m strahlenförmig vorkragenden Fundament-mauern zusammen133. Die vorspringenden Funda-mente könnten als lndiz fÜr eine Peripteraltholosgewertet werden. Die Funktion dieser im Grund-riss mit den beiden oben angefÜhrten Macella ver-gleichbaren Platzanlage wird diskutiert. Gegen eineFunktion als Macellum spricht die topografische

131 croh 2006, 84.132 Klolz 2003, 656-659 Abb. 3.133 Groh 2006,82 (noch mit einer lnterpretation als Macellum)

Lage auf einem Hügelplateau ca" 20 Höhenmeterüber der Unterstadt von Ephesos, die urbanistischeEinbindung und die Bautechnik der Tholos, C. De

Ruyt vergleicht den Bau mit der Peripteraltholos desHeiligtums bei Kepoi am Pontos Euxeinos (Tholos:21,20 m mit 32 Säulen und 16,40 m weitem Kern-bau), die in das ausgehende 3. bzw. beginnende2. Jahrhundert v. Chr. datiert. Sie sieht die Gesamt-anlage mit Peristylhof und ringsum laufendenRaumreihen im kultischen Kontext angesiedeltl3a.

Macella mit Tholoi des Typs 1 nach De Ruyt inKleinasienFür Ephesos ist die Existenz eines kaiserzeitlichenMacellums gesichert, ein weiteres sehr wahrschein-lich. Die Größe des Markts in der Oberstadt und diediskutierte Existenz eines zweiten Macellums sindim römischen Kontext sehr außergewöhnlich und

unterstreichen den Stellenwert der an der westklein-asiatischen Küste gelegenen Handelsmetropole.Die meisten römischen Städte besitzen lediglich ein

Macellum, was sich aus seiner speziellen Funktion,nämlich der Versorgung der Bevölkerung mit Tierenund leicht verderblichen Lebensmitteln wie Fleischund Fisch ableiten lässt135. Rom und das in traiani-scher Zeit gegründete Thamugadi-Timgad in Nord-afrika stellen mit ihren zwei gleichzeitig betriebenenMacella eine Ausnahme da1136, ihnen darf wohlauch Ephesos hinzugefügt werden"Die den Bautyp bestimmenden Elemente sind eineverschließbare/begrenzende rechteckige oder qua-

dratische Umfassung und eine zentral gelegeneBrunnenanlage oder monumental gestaltete Tholos.Der auf griechischen Vorbildern fußende Bautyp derTholos wird primär im lnneren von HeiligtÜmern und

Agorai situiert, im Hellenismus erweitert man seineVerwendung auch auf die Wohn- und Gartenarchi-tekturl37.Die kleinasiatischen Macella vom Typ '1 nach C. De

Ruyt bezeugen einen starken Einfluss der tradi-tionellen griechischen Agora wie jener von Side(Abb. 268). Diese Vorbildwirkung macht sich in

annähernd quadratischen Grundrissen, zentralgelegenen Tholoi und in, relational zum Gesamt-maß der Macella, großen Hofflächen bemerkbar(Abb. 270; Tab. B0). Das größte, in der ersten Hälftedes 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtete Macellum vonPerge in Pamphylien wird über sieben Eingängeerschlossen und ist in seinem Grundriss quadra-tisch (Abb. 270yse.ln der ProvinzAsia besitzen dasMacellum in der Oberstadt von Ephesos ebenso

134 De Ruyt 2000, 182; F. Seiler, Die griechische Tholos (Mainz

am Rhein 19BO) 115-119Abb.48.135 De Ruyt 2000,17Bf .

136 De Ruyt 2000,178 f. 193-203.137 De Ruyt .1983, 285.138 De Ruyt 1983, 129*133Abb.49.

351

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268 Agora von Side (Pamphylien)

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269 Platzanlage mit Tholos in der Unterstadt von Ephesos

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-Elaiussa Sebaste

270 Macella mit runden Tholoi in Kleinasien

353

wre jenes von Aezani-Qavdarhisar langrechteckigePlatzanlagen vergleichbarer Größe mit zentral gele-genen Tholoi (Abb. 267. 27o1tso. Die beiden Tho-loi von 15,80 m und 13,27 m Durchmesser werdenals B ru n nenanlagen mit Wasserbecken i nterpretiert.Die gegen die Mitte oder in der zweiten Hälfte des2. Jahrhunderts n. Chr. errichtete Tholos von Aezanibesitzt zwei axialsymmetrisch gelegene Aufgängezu dem auf einem 2,37 m hohen Podium gelegenenWasserbecken. Die im dritten Viertel des 2. Jahr-hunderts n. Chr. gebaute Tholos des Macellumsin der Oberstadt von Ephesos wird von A. Pülz mitzwei Aufgängen rekonstruiert. Die Podiumshöhebeträgt hier, wie in Aezani, ebenfalls 2,37 ml40.Die beiden kleineren Macella Kleinasiens mit annä-hernd quadratischem Grundriss befinden sich inSagalassos in Pisidien und in Elaiussa Sebaste inKilikien (Abb. 270). Deren zentral gelegenen Tholoisind mit 5,90 m und 7,70 m Durchmesser (Tab. 79)fast genau halb so groß wie die Tholoi von Aezaniund Ephesos. Das im letzten Viertel des 2. Jahrhun-derts n. Chr. gebaute Macellum von Sagalassos öff-net sich nach Süden mit einer offenen Portikus undist gesichert an seiner Ost- und Westseite, wahr-scheinlich aber auch an der Nordflanke von Täber-nen umgeben. Die Tholos hat mit ihrem Wasserbe-cken eine Funktion als Brunnenlal. pu. Macellumin der Oberstadt von Ephesos besitzt zumindestan zwei, wahrscheinlich aber auch an drei SeitenTabernen, für das in der zweiten Hälfte des 2. Jahr-hunderts n. Chr. errichtete Macellum von ElaiussaSebaste liegen Evidenzen für Tabernen lediglichan der Westseite vor. Das Macellum von Perge istan allen vier Seiten von Tabernen gesäumt undbesitzt sieben Zugänge. Diese Grundrissgestaltungund Begehbarkeit von allen Seiten zeigen in Pergedie stärksten funktionalen Affinitäten zu Agorai wiejener von Side.

Die kleinasiatischen wacetta des Typs 1 (Abb" 270)lehnen sich in ihrer architektonischen Konzeptionmit Tholos und Quadriportikus an die Architektur derHandelsagorai hellenistischer Städte an. lhre Bau-zeit bzw. endgültige Ausgestaltung datiert ab derMitte bis gegen das Ende des 2. Jahrhunderts n.Chr. Mit Ausnahme von Perge, wo das Macellumdie Funktion der Agora übernimmt, und Aezani, woausreichende Befunde für eine Rekonstruktion feh-len, treffen auf die Macella Kleinasiens die Kriterieneiner verschließbaren/begrenzenden rechteckigen

13e Die Platzanlage des Macellums von Aezani liegt bislang ohneGrabungsergebnisse nur in einer Rekonstruktion vor (DeRuyt 1 983, 22-25 Beil. 3).

140 De Ruyt 1983, 23Abb. 6 bzw. ?ü122012,70 Taf.42 (Stein-plan mit Evidenzen für zumindest einen Aufgang) und Taf. 43;47 (Rekonstruktion mit zwei Aufgängen).

141 Waelkens- Poblome 2011, 127 -129 mitAbb. Richard -Wael-kens 20'12, BB-90.

354

oder quadratischen Umfassung und einer zentralgelegenen Brunnenanlage oder Tholos zu. Eineoder mehrere Seiten der Quadriportikus sind nichtvon Tabernen gesäumt, die Zugänge werden durchToranlagen geregelt. Die Größe der Tholoi steht inproportionalem Verhältnis zu jener der Höfe. Andersals bei den afrikanischen und italischen Macellades Typs 2 werden bei-den kleinasiatischen desTyps 1 keine Einzelräume architektonisch beson-ders akzentuiert, Sakralbauten befinden sich in derNachbarschaft außerhalb der Platzanlage.

3.2 Baubefunde privaten Gharakters westlichdes >Macellum-Thermen'Komplexes<

lm Zuge der Grabungen des Jahres 1939 wurdenpartiell auch Stadtflächen, die im Westen an den>Macellum-Thermen-Komplex< grenzten, archäolo-gisch untersucht. Konkrete lnformationen über dieBefundsituation liegen im Areal nördlich des Decu-manus maximus in einer rund 5 m breiten Zonewestlich der Umfassungsmauer (Bef. 3) des Kom-plexes vor, und zwar zwischen einer Straßenhalleals Fortsetzung der Südportikus im Süden und einerkleinteiligen Verbauung, die sich westlich der Terras-senmauer (Bef. 1B)zwischen Palästra und Thermenerstreckte (s. u.). Ein auch auf dem Luftbild des Jah-res 1939 sichtbarer Suchschnitt (Abb. 11), der weitin diese westlichen Stadtflächen reichte, wurde nieim Detail dokumentiert. Anhaltspunkte zu solchenarchäologischen Untersuchungen liefern Notizen imFundprotoksl2la2. * Geophysikalische Prospektio-nen der Jahre 2006 und 2008 konnten eine dichtestädtische Verbauung dokumentieren, die allerdingsim Unterschied zu den Strukturen des >Macellum-Thermen-Kom plexes< kei nen öffentl ichen Cha raktergehabt haben dürfte.

Straßenrandbebauung westlich der Schola: Andas Südende der westlichen Umfassungsmauer(Bef. 3) schlossen - mit Fuge - zwei West-Ostverlaufende Mauer (Bef. 41. 55) mit Breiten von0,60-0,70 und '1,10 m an, die etwas nach Nordenversetzt eine Fortführung der Südportikus nachWesten indizieren (Abb. 3. 37. 271 a).Weltere Hinweise auf die Verbauung zwischendieser Wandelhalle und dem Gebäudeteil R3-4(Abb. 271 g) liefern die auf Höhe der Schola inregelmäßigen Abständen dokumentierten West-Ost orientierten Mauerzüge in den Schnitten c undd, die mit der Umfassungsmauer (Bef. 3) nicht in

ttz 7p 1939, F664-665 >Westliches Nachbarfeld der Grabg.Versuchsschnitt(. F669-670 >Westlich der Grabungsstelle in

e. Versuchsschnitt, 9,50 m von der W[est]front des Thermen-Komplexes entfernt<. F67 4-67 5 >Versuchsschnitt durch dasder Grabungsstelle unmittelbarwestl[ich] benachbarte Feld<"