Gerechter Krieg und himmlische Ordnung. Chinesischer Realismus zwischen Relativismus und...
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Erschienen in: Antonius Liedhegener & Ines‐Jacqueline Werkner (Hrsg.) (2009): Gerechter Krieg – Gerechter Frieden. Religionen und friedensethische Legitimationen in aktuellen mili‐tärischen Konflikten, Wiesbaden, 295‐318.
GerechterKriegundhimmlischeOrdnung.ChinesischerRealismuszwischenRelativismusundUniversalismus
NadineGodehardt&OliverW.Lembcke
1 Einleitung
In den gegenwärtigen Diskursen über die Zukunft der internationalen Staatengemeinschaft nimmt China mittlerweile eine Schlüsselrolle ein. Als etablierte Ordnungsmacht in Ostasien weitet die Volksrepublik ihren Einflussbereich systematisch auf andere Regionen der Welt (Afrika, Naher Osten) aus, begleitet von einem intensivierten Engagement in den Internatio‐nalen Organisationen (UNO, WTO). Diese Entwicklung ist von der Literatur nicht unbeachtet geblieben. In zahlreichen Analysen ist dabei vor allem die „realistische“ Ausrichtung der chi‐nesischen Außenpolitik herausgestrichen worden, die sich hauptsächlich an den drei folgen‐den Interessenlagen ablesen lässt: erstens der Bedeutung der territorialen Integrität (Tibet, Xinjiang) und nationalen Identität (Taiwan) im Rahmen der One China Policy, zweitens an dem von China stets hervorgehobenen Grundsatz der in der UN‐Charta verbrieften staatli‐chen Souveränität, verstanden als Schutzschild gegen Interventionsbestrebungen von außen (Gill/Reilly 2000), sowie drittens an der Ablehnung einer „westlichen“ Deutungshoheit über die Ausrichtung der chinesischen Politik zugunsten eines kulturellen Selbstverständnisses in ethischen Grundfragen für eine „harmonische Gesellschaft“ (Lam 2004; Yang 2007).
Während über Chinas regionale und globale Interessen weitgehende Einigkeit in der Litera‐tur herrscht, besteht über den vermeintlich friedlichen Charakter der chinesischen Politik alles andere als Konsens. Analysen „realistischer“ Provenienz neigen zur Skepsis und verwei‐sen auf die strukturelle Gewalttätigkeit des chinesischen Regimes, die sich etwa im Umgang mit der politischen Opposition im eigenen Lande oder in den Dominanzbestrebungen inner‐halb der Region Ostasien zeigt.1 Eine solche Betrachtung ist jedoch im Kern auf die Analyse (geo‐)strategischer Interessenkonstellationen beschränkt und kann wenig zu einem Ver‐ständnis kulturell imprägnierter Politikstile und ‐werte beitragen. „Kulturalistische“ Ansätze hingegen tendieren zu einer positiveren Sicht auf die chinesische Politik, wonach diese ein‐gebettet sei in eine konfuzianische Tradition, die sich am Ideal der Ordnung und Stabilität orientiert. Das ist vor allem bei chinesischen Autoren der Fall: Die chinesische Politik der „harmonischen Gesellschaft“ wird zurückgeführt auf eine lange Tradition der Harmonie, die ihren Ursprung in der konfuzianischen Philosophie hat.
Diese Tradition einer kritischen Analyse zu unterziehen und dabei die Grundlagen und Gren‐zen legitimer Gewaltanwendung auszuloten, ist das Anliegen dieses Beitrages. Er gliedert
1 Eine solche Perspektive schließt nicht aus, dass Chinas Rolle aufgrund systemischer „constraints“ im inter‐nationalen System eingehegt werden kann. Zur Kartographie „optimistischer“ und „pessimistischer“ Ein‐schätzungen innerhalb realistischer und liberaler Theorieansätze vgl. Friedberg (2005), Christensen (2006) und Mearsheimer (2003).
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sich in die folgenden Abschnitte: In einer Rekonstruktion des Konfuzianismus, die sich auf die „klassische Phase“ (Mengzi, Konfuzius und Xunzi) beschränkt, sind zunächst die ideenge‐schichtlichen und begrifflichen Kontexte der traditionellen chinesischen Ordnungsvorstellung zu rekonstruieren (Kapitel 2). Sie bilden die Grundlage für die anschließende Diskussion der Unterscheidung von Krieg und Frieden sowie der Bestimmung des gerechten Krieges, dessen Zweck im konfuzianischen Denken die (Wieder‐) Herstellung einer stabilen (guten) Ordnung ist (Kapitel 3). Charakteristisch für das konfuzianische Denken über das Recht (und die Art), Krieg zu führen, ist die Vorstellung einer – modern gesprochen – Polizeiaktion in repressiver oder präventiver Form. Kriege sind Ordnungskriege und als solche gerechtfertigt, wobei die Kriterien dieser Ordnung sich wesentlich am Maßstab der Stabilität der Gemeinschaft und der Tugendhaftigkeit des Regenten orientieren. Es liegt auf der Hand, dass dieser Befund einem verfassungsstaatlichen Verständnis legitimer Gewaltanwendung und limitierender Herrschaftsausübung kaum zu genügen vermag. Er bietet aber einen Ansatz für ein vertieftes Verständnis der gegenwärtigen Rolle Chinas in den internationalen Beziehungen, das im ab‐schließenden Teil zumindest in zweifacher Weise anzusprechen ist (Kapitel 4): Erstens wird vor diesem Hintergrund deutlicher, dass eine fortwirkende Tradition konfuzianischen Den‐kens immer auch eine universalistische Dimension besitzt (Siemons 2007), in der die Ord‐nungsvorstellungen des „Reichs der Mitte“ als tendenziell vorbildlich für andere Staaten ge‐deutet werden (Hu 2007). Zweitens liegt die Interpretation nahe, sowohl den chinesischen Realismus als auch den prononcierten Kulturrelativismus selbst als eine Reaktion auf die mehrfachen Erschütterungen des konfuzianischen Universalismus zu verstehen. Diese Inter‐pretation des Zusammenhangs von Realismus und Konfuzianismus als prägende Elemente der chinesischen (Außen‐) Politik versteht sich darüber hinaus als Versuch, die Verwobenheit von (idealen) Ordnungsvorstellungen und (realen) Interessenlagen am Beispiel einer Reflexi‐on auf die Partikularismen einer Konzeption des gerechten Krieges im interkulturellen Ver‐gleich sichtbar zu machen (Kapitel 5).
2 Traditionelle Chinesische Ordnungsvorstellungen
In traditioneller chinesischer Lesart kreist die Welt um das „Reich der Mitte“ (Zhongguo). Bereits der Name China verweist auf die Vorstellung der chinesischen Kaiserreiche, das Zent‐rum der (damals bekannten) Welt zu sein. Dieser Anspruch leitet sich aus dem Selbstver‐ständnis einer „guten Ordnung“ her, in der sich Stabilität und Harmonie miteinander verbin‐den (Kapitel 2.1), der aber gerade aufgrund dieser besonderen Auszeichnung keine Grenzen gesetzt sind, sondern deren Reichweite sich auf „alle unter dem Himmel“ (tian xia) erstreckt (Kapitel 2.2).
2.1 Stabilität und Harmonie
In der Sicht des alten China beruht die eigene Überlegenheit gegenüber fremden oder „bar‐barischen“ Völkern nicht auf materieller, sondern kultureller Macht. Die politisch „gute Ord‐nung“ und „das richtige Regieren“ des Herrschers werden als Ausdruck einer harmonischen inneren Ordnung angesehen mit entsprechender Auswirkung auf alles, was in ihren Bann gerät. Repräsentiert wird diese Einheit von Harmonie und Stabilität durch den Herrscher, der das „Mandat des Himmels“ (tian ming) inne hält, das ihn zur Herrschaft legitimiert. Dieses
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Mandat ist der Kern des chinesischen Staatskonzepts der alten Zeit (Creel 1970: 93).2 Es ist ein von der „höchsten Gottheit“ (tian) an den Herrscher übertragenes Vertrauen, das ihm die Regentschaft anvertraut, und zwar so lange sich dieser um das Wohl des Volkes verdient macht; er ist der Sohn des Himmels (tian zi). Wer sein Amt für eigene Zwecke missbraucht oder sich als unfähig erweist, dem wird dieses „Mandat vom Himmel“ zugunsten seines Nachfolgers entzogen. Die Autorität des Herrschers hängt entscheidend von seiner Tugend ab, von seiner Fähigkeit also, seine Herrschaft im Sinne dieses Mandats auszuüben. Dieser Aspekt wird vor allem von den konfuzianischen Schriften betont. Die moralische Qualität ist damit zugleich Voraussetzung für seine (Aus‐) Wahl, Basis seiner Herrschaft und Maßstab, an dem er sich messen lassen muss. Sie ist mit anderen Worten identisch mit der Herrschaft selbst und lässt einer Unterscheidung zwischen Person und Amt kaum Raum.
Aus ganz ähnlichen Gründen hat auch die Gewalt keinen „rechten“ Ort in dieser Herrschafts‐konzeption. Die moralische Ausstrahlungskraft des Herrschers ist der Grund dafür, dass von allen Menschen erwartet werden kann, sich seiner Regentschaft zu unterwerfen. Kriege sind nach diesem Verständnis nicht mehr notwendig, denn es herrscht Friede, der seinem Ziel nach grenzenlos ist und sich in der Welt (tian xia) ausweitet.3 Ein des Himmelsmandats wür‐diger Herrscher ist demnach siegreich, ohne kämpfen zu müssen (Xunzi IX, 15). Er gewinnt und erhält seine Macht, ohne Gewalt anzuwenden, allein aufgrund seiner moralischen Auto‐rität.4 Den konfuzianischen Schriften zufolge besteht eine notwendige Verbindung von Poli‐tik und Moral, politisches Handeln ist im Wesentlichen ausübende Tugendlehre. Aber gerade diese Verbindung verhindert, dass Politik zu einer Aufgabe für jedermann wird. Die Frage, wie in einem Staat regiert werden soll, richtet sich ausschließlich an den Herrscher und seine Eliten. Ihnen obliegt die Regierung, in der es vereinzelt notwendig sein mag, das Mittel der Gewalt einzusetzen, die aber nicht auf Gewalt beruhen darf.
Die Gewalt ist in den konfuzianischen Schriften vor allem ein Krisensymptom verfehlter Herrschaft. Militärische Auseinandersetzungen, das Recht zum Krieg oder die Anwendung von Gewalt werden in der Regel nur beiläufig oder indirekt erwähnt. Einen weitaus größeren Raum nimmt hingegen die Vorbildfunktion des Edlen (junzi) ein, der die innere Stabilität der Ordnung gewährleisten soll. In einer Schlüsselpassage in den „Gesprächen“ (Lunyu) heißt es: „Ji Kang‐zi wollte von Konfuzius wissen, wie regiert werden solle. Dabei meinte er: ‚Sollte man nicht um einer guten Sache willen all jene töten, die nicht den rechten Weg gehen?’ Konfuzius entgegnete ihm: ‚Wieso müßt Ihr töten, wenn Ihr regiert? Ihr selbst müßt das Gute nur wirklich wollen, dann wird auch das Volk gut werden. Der Herrscher ist dem Winde gleich. Der gewöhnliche Mann gleicht dem Gras. Bläst der Wind übers Gras, dann biegt es sich’“ (Konfuzius XII, 19).
Die Beziehung zwischen dem Volk und seinem Herrscher ist auch bei Mengzi und Xunzi ein zentrales Thema: Jener hat eine etwas „volksnähere“ Sicht der Dinge (Mong Dsi IVa 9, 20; VIIb 14), dieser eine etwas „herrschaftsfreundlichere“ (Hsün‐tzu IX, XI). Einig sind sich alle drei Konfuzianer jedoch in der unaufgebbaren Hierarchie, die ihren Grund in der moralischen Autorität des Herrschers besitzt. Daraus erwachsen Pflichten, an die sich der Souverän zu halten hat, will er sich seiner Aufgabe als würdig erweisen; es erwachsen daraus aber keine –
2 Die Vorstellung vom Mandat des Himmels ist grundlegend für die Zhou‐Dynastie und wird von den nach‐folgenden Dynastien übernommen (Creel 1970: 44f.).
3 Zu den Nuancierungen in der Verwendung des Begriffs „Himmel“ unter den Konfuzianern Zhang (2002: 3‐11).
4 Vgl. Popitz (1999: 109), der Autorität pointiert als „waffenlose“ Macht bezeichnet.
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zu den Pflichten komplementären – Rechte des Volkes, die es zum Handeln in eigener Sache berechtigten. Der Wind (des Regenten) mag aus verschiedenen Richtungen kommen, das Volk hat sich (gleichwie) immer zu beugen (Schleichert 1990).
Eine schlechte Ordnung ist daher stets Folge einer schlechten Regierung. Oder anders ge‐sagt: Nicht das Volk ist schlecht, sondern das Volk wird schlecht regiert. Aus dem Verfall der alten hierarchischen Ordnung lassen sich darüber hinaus einige Schlussfolgerungen für die rechte Regierungspraxis ziehen. Das Augenmerk liegt dabei insbesondere auf der „Gefahr der Umkehrung von Oben und Unten in der Gesellschaft“ (Moritz 1988: 22; zum Beispiel Konfuzius XII, 11).5 Auf diese Gefahr hat nicht nur der Herrscher selbst sein Augenmerk zu richten, auf sie haben auch seine Eliten beständig zu achten, die Beamten am Hof oder in den Provinzen. Sie, die Beamten, sind es, die dem „kleinen Mann“ (xiao ren) täglich Vorbild zu sein haben (Shih 1993: 31)6, denn – so Konfuzius (IV, 16) – „Der Edle ist mit seinen Pflich‐ten vertraut; der Gemeine sieht nur den eigenen Vorteil“. Das Ideal einer harmonischen Ordnung liegt ganz in den Händen ihrer Träger. Von deren Eignung, Charakter und Kompe‐tenz hängt die Legitimation der Staatsmacht ab: „The Chinese world order, therefore, was as much an ethical as a political phenomenon. Harmony internationally as well as domestically was the product of the emperor’s virtue” (Zhao 1997: 18).
2.2 Grenzenlosigkeit der Herrschaft
Das Mandat des Himmels kennt keine Unterscheidung zwischen Innen‐ und Außengrenzen. Seine moralisch‐politische Fundierung ist keinerlei territorialen Beschränkungen unterwor‐fen (Chan 2008: 69), sondern umfasst prinzipiell die gesamte Welt (tian xia). Die Beziehun‐gen zu anderen und fremden Völkern sind daher strukturell innenpolitischer Art (Fairbank 1968: 2); an Stelle territorialer Grenzen sind es die hierarchischen Nähe‐ und Distanzverhält‐nisse zwischen dem Zentrum und der Peripherie, die der politischen Landkarte ihre Konturen verleihen. In altchinesischer Sichtweise lässt sich die Welt vom Mittelpunkt China ausgehend in drei Kreise unterteilen: Die „sinische Zone“, bestehend aus den kulturell verwandten und verlässlichen Tributstaaten (zum Beispiel Korea und Vietnam); die „innere asiatische Zone“ mit den tributpflichtigen Steppenvölkern Inner‐Asiens und schließlich die „Außenzone“ der weit entfernten (barbarischen) und hinsichtlich der Tributverpflichtungen unzuverlässigen Völker (Li 2002: 33; vgl. auch Fairbank 1968).
Außerhalb dieser Ordnung mit dem chinesischen Kaiserhof als Nukleus gibt es keine „ande‐re“ Ordnung; sie wäre dem Mandat des Himmels zuwider, ein gewissermaßen subversives Element, dem es aufgrund der fehlenden Beziehung zum Reich der Mitte an Harmonie von vornherein und notwendig fehle. Völker am Rande des chinesischen Einflussgebietes werden vornehmlich als „Barbaren“ (fan) oder „Vasallen“ wahrgenommen, denen es aus Sicht des Machtzentrums an kulturellen Voraussetzungen für eine eigenständige politische Ordnung von Belang mangelt. Faktisch mochte ein erhebliches Maß an politischer Selbstbestimmung vorhanden sein, jedweder Anspruch jedoch auf eine eigenständige Politik quer zu den chine‐sischen Interessen wäre aufgrund der strukturellen Anbindung an das Reich nichts anderes
5 Der Zerfall hierarchischer Ordnung markiert den Anlass der Schrift und begründet Konfuzius’ Rückblick (III, 14) auf eine Zeit relativer politischer Stabilität in der Ära der westlichen Zhou (1122 bis 771 v. Chr.).
6 Die Idee einer kompetenten Elite war im kaiserlichen China mit Hilfe des staatlichen Prüfungssystems bis 1905 institutionalisiert. Dabei waren die konfuzianischen Schriften wesentlicher Bestandteil dieser Prüfun‐gen; in dieser Funktion sind sie zum Allgemeingut einer (politischen) Kultur geworden, wirkmächtig bis zum heutigen Tag.
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als eine Rebellion (Zhao 1997: 19) – und damit Gegenstand einer chinesischen Strafexpediti‐on.
Aufgrund des grenzenlosen Herrschaftsanspruchs – begründet im Mandat des Himmels, ver‐körpert im chinesischen Kaiser – fehlt es in den konfuzianischen Schriften, die sich diesen Anspruch zu eigen gemacht haben, an einer reflektierten Unterscheidung zwischen Kriegen und inneren Konflikten. Beide sind unterschiedslos „Störungen“ der harmonischen Ordnung und stellen eine Gefahr für die politische Stabilität dar. Es ist daher eine der vorrangigsten Aufgaben des Herrschers, die Quelle des Unfriedens zu beseitigen und den natürlichen Frie‐den, verstanden als Abwesenheit von Unfrieden, wieder herzustellen. Ein solcher Friedens‐zustand kann selbst nicht gestiftet werden; es ist mithin auch kein politisches Konzept (wie bei Hobbes oder Kant), sondern ein präpolitischer Zustand der Harmonie. Gewalt selbst ist Unfrieden; und nach chinesischer Vorstellung hat sie nur als Reaktion auf Störungen und zur Wiederherstellung von Ordnung ihre Berechtigung. Die Nachbarn haben die Pflicht, sich der Ordnung unterzuordnen, so wie der Herrscher die Pflicht hat, ohne Gewalt zu herrschen. Konfuzius antwortet auf die Frage des Präfekten von She, wie regiert werden solle, mit einer klaren Handlungsmaxime: „Die eigenen Leute froh und glücklich machen, so dass Fremde angezogen werden“ (XIII, 16).
3 Gerecht(fertigt)er Krieg im konfuzianischen Denken
Die Stabilität einer Ordnung im Innern stellt die notwendige Bedingung für die Sicherheit eines Staates dar – ein Grundgedanke konfuzianischen Denkens. Aus ihm erwächst laut Mengzi die Aufgabe der politischen Eliten, die Stimmung im Volk im Falle einer anstehenden Kriegsgefahr genau zu beobachten und daraufhin zu beurteilen, ob ein etwaiger Kriegsgang Unterstützung bei der Bevölkerung findet. Virulent wird diese Aufgabe vor allem bei militäri‐schen Interventionen (und Annexionen), die den engen Rahmen eines Verteidigungskrieges überschreiten und statt dessen den Anspruch erheben, in dem feindlichen (fremden) Staat eine bessere Ordnung zu errichten. Für Mengzi lassen sich solche Maßnahmen dadurch rechtfertigen, dass die Bevölkerung des anderen Staates einer solchen Intervention entwe‐der positiv gegenübersteht, weil sie dadurch von ihrer Not erlöst wird, oder dass die schlech‐te – weil despotische – Herrschaft selbst zu einem offenkundigen Übel geworden ist, ihre Beseitigung mithin eine Pflicht für jenen Herrscher darstellt, der das Mandat des Himmels auf seiner Seite weiß.7 Wie bereits angedeutet kommt nur derjenige, der den konfuziani‐schen Maßstäben einer tugendhaften Regierung gerecht zu werden vermag, als ein Ord‐nungsstifter in Betracht, der zum Wohle des Volkes auch militärische Gewalt zur Beendigung despotischer Regime einsetzen darf.8 Im konkreten Fall einer Anfrage, ob das Fürstentum Qi das despotische Fürstentum Yan angreifen darf, antwortet Mengzi:
„Niemals! Schen Tung [ein hoher Beamter aus dem Staate Qi – die Verf.] hat ge‐fragt, ob der Staat Yan angegriffen werden könne. Ich habe ihm geantwortet, er
7 Zur Bedeutung dieses Elements konfuzianischen Denkens in der Moderne vgl. Bell (2008: 34).
8 Sofern das Volk nicht selbst zur Tat schreitet und sich von dem ungerechten Herrscher befreit, wozu es nach Mengzi ein Recht hat: König Xuan von Qi stellt die Frage, ob ein Diener den Herrscher ermorden dür‐fe. Mengzi antwortet darauf, dass „wer die Liebe raubt, ein Räuber und wer das Recht raubt, ein Schurke ist. Ein Schurke und Räuber ist einfach ein gemeiner Kerl“. Wenn nun ein Herrscher auch ein Schurke und Räuber ist, dann ist auch der Aufstand gegen ihn gerechtfertigt (Mong Dsi, Ib, 8).
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könne es. Daraufhin gingen sie hin und griffen ihn an. Wenn er mich aber gefragt hätte, wer ihn angreifen könne, so würde ich ihm geantwortet haben: wer als Knecht Gottes handelt, der kann ihn angreifen. Angenommen, es handle sich um einen Mörder, und es fragt jemand: Soll der Mann getötet werden? So würde man ihm antworten: Ja, er soll. Wenn er dann fragt: Wer soll ihn töten? So würde man ihm antworten: Wer Strafrichter ist, der soll ihn töten. Wie aber hätte ich dazu kommen sollen, zu raten, dass ein Yan das andere angreift?“ (Mong Dsi IIb, 8).
Auch in Xunzis Lehren ist die Sicherheit ein Produkt der inneren Stabilität einer Ordnung: „Wo also ein Herrscher auf Sicherheit (an) bedacht ist, da gibt es nichts Besseres für ihn, als für eine ausgeglichene (ping) Regierung zu sorgen und auf das gewöhnliche Volk Rücksicht zu nehmen“ (Hsün‐tzu IX, 8). Sicherheit schafft man nur im Einklang mit dem Volk, so Xunzi, nämlich dann, wenn es dem Herrscher gelingt, „das Volk für sich zu gewinnen“. Der ideale Herrscher dient dem Wohl des Volkes, der Despot oder Hegemon (ba) hingegen kennt nur sein eigenes Wohl. Kommt es aber im Falle eines Angriffes zum Schwur, so gibt es für die Untertanen keinen Anreiz, für den Hegemon, der über sie herrscht, das eigene Leben zu ris‐kieren und in den Kampf zu ziehen (Hsün‐tzu IX, 9). Aus diesem Grund ist ein despotisch re‐gierter Staat dem Untergang geweiht. Demgegenüber übt ein gut regierter Staat auf das ei‐gene Volk, aber auch für die Nachbarn, eine befriedende Wirkung aus. Ein Herrscher, der tugendhaft regiert, gewinnt in konfuzianischer Sicht an Autorität, mit der er idealiter die „ganze Welt beeindruckt“, so Xunzi, weshalb
„auf der ganzen Welt keiner [es wagt], sich ihnen [solchen Autoritäten – die Verf.] zu widersetzen. Durch ihre unwiderstehliche Autorität sind sie all denen eine Stütze, die ein gesittetes Dasein (jen‐tao) führen wollen. Auf diese Weise sind die idealen Herrscher siegreich, ohne kämpfen zu müssen, erreichen sie ihre Ziele, ohne zum Angriff schreiten zu müssen und ohne Militär bemühen zu müs‐sen, unterwirft sich ihnen die ganze Welt freiwillig“ (Hsün‐tzu IX, 15).
Mangelt es jedoch an einer solchen Ordnung, wächst die Gefahr einer destabilisierenden Wirkung nach außen. In den konfuzianischen Lehren wird dieser Zusammenhang immer wieder hervorgehoben: Der innere Zerfall eines Staates geht den Kriegen mit fremden Rei‐chen voraus. Die Instabilität der politischen Ordnung im Innern lässt diesen Staat gegenüber anderen Staaten als schwach erscheinen (zum Beispiel Hsün‐tzu XV, 1) mit der Folge, dass die Wahrscheinlichkeit externer Eingriffe wächst. Ein schlecht regierter Staat ist mithin nicht nur eine Belastung für das eigene Volk (Konfuzius XVI, 2), sie kann sich überdies zu einer Ge‐fahr für die gesamte Region auswachsen.9 In solchen Fällen kann der Einsatz präventiver militärischer Maßnahmen auch in konfuzianischer Sicht gerechtfertigt sein, um einen Flä‐chenbrand zu verhindern.
„Das Wahren der Tradition ist oberstes Gesetz jeder sozialen Ordnung, ist grund‐legende Voraussetzung für machtvolle Stärke, ist der rechte Weg (tao), welchen jede Autorität einhalten muß; ist schließlich und endlich, was sowohl Erfolg als
9 „The internal disintegration of a nation is more dangerous than its external aggression […]. Furthermore, internal disintegration is likely to invite aggression from without and in that case the State is defenceless for there is no unity within” (Hsü 1932: 73).
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auch Ruhm mit sich bringt. […]. Damit also ein Staat siegesgewiß ist, genügt es nicht, dass er starke Panzer und scharfe Waffen besitzt; damit er wirksame Auto‐rität erlangt, genügt es nicht, dass er strenge Befehle und zahlreiche Strafen er‐läßt. Kurz, nur derjenige Staat wird sich durchsetzen, der diesen rechten Weg (die Tradition) befolgt; wer ihn nicht befolgt, wird liquidiert“ (Hsün‐tzu XV, 24).
Diese – in heutigen Ohren martialisch klingende – Passage veranschaulicht noch einmal die enge Verbindung zwischen der Integrität des Herrschers (und seiner Kaste) einerseits und der Stabilität der Ordnung andererseits. Genau besehen folgt aus der Idealvorstellung einer guten Regierung nach konfuzianischen Maßstäben weniger ein Recht zur (Wieder‐) Herstel‐lung einer angemessenen Ordnung, als vielmehr die Pflicht dazu. Die Gewalt, vor allem in Form des Krieges zwischen politischen Verbänden, ist in dieser Sicht verwerflich und Aus‐druck einer verfehlten Herrschaft. Für Mengzi etwa ist der Krieg Inbegriff einer verfehlten Politik, zumal in jenen Fällen, in denen er aus Gründen geführt wird, die evidenterweise nur das Wohl der Herrschenden befördern (Schleichert 1990: 66). Vom Krieg ist jedoch diejenige Gewalt zu unterscheiden, die man mit „Strafe“ beziehungsweise „Strafexpedition“ (zhufa) übersetzen kann. Sie kann notwendig – und insoweit gerechtfertigt sein – als sie die gute Ordnung selbst zum Zweck hat, die es entweder zu verteidigen oder (neuerlich) zu errichten gilt.10 Ein solcher Zweck dient stets dem Volk, wird von diesem daher begrüßt und ist deswe‐gen, sofern es die Umstände erfordern, auch mit Waffengewalt durchzusetzen – allerdings nur von jenem Herrscher, der dazu qua Mandat des Himmels berufen ist. Eine solche Straf‐expedition setzt daher bereits eine qua moralischer Autorität vorhandene Asymmetrie zwi‐schen Ordnung und Unordnung, zwischen moralischer Integrität und schlechter Regent‐schaft voraus, damit sie nach konfuzianischer Lehre überhaupt zum Zuge kommen kann.11 Weil es an dieser Form der Überlegenheit mangelte, erteilte Konfuzius etwa dem Herrscher des Fürstentums Lu eine Absage, die Verhältnisse in Qi zu ordnen, obwohl diese einer sol‐chen Ordnung nach seiner Auffassung dringend bedurft hätten: Konfuzius berichtete von einem Putsch im Staate Qi durch einen Beamten, der den Herrscher mit dem Ziel ermordete, selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Konfuzius äußert gegenüber dem Herrscher von Lu die Auffassung, dass es notwendig sei, dieses unmoralische Vergehen zu bestrafen, um die innere Ordnung in Qi wiederherzustellen. Eine „Strafexpedition“ gegen den Staat Qi sei mit‐hin gerechtfertigt, jedoch nicht durch den Staat Lu, denn dort sei die Macht unter drei Adelsgeschlechtern aufgeteilt, wodurch im Grunde dieselben herrschten wie im Staate Qi (XIV, 21).
An diesem Beispiel lassen sich zusammenfassend drei Aspekte festhalten: Erstens zeigt sich, wie das Ideal einer guten Ordnung als Rechtfertigung für den Einsatz militärischer Gewalt im Konfuzianismus fungiert; zweitens muss eine solche Rechtfertigung stets schon eine vorhan‐dene (gute) Ordnung voraussetzen; und drittens bringt die Übersetzung des chinesischen
10 Vgl. auch bei Xunzi: „Was ein idealer Herrscher ist, der unternimmt wohl Strafaktionen, führt aber keine eigentlichen Kriege; der verteidigt wohl seine Städte, macht aber keine Angriffskriege; der hält sein Militär wohl parat, schlägt aber nicht zu. […] Aus all diesen Gründen frohlocken die Bewohner von Staaten ohne öffentliche Ordnung über die Regierungsweise eines idealen Königs, finden keine Ruhe bei ihren Regierun‐gen und wollen alle, dass er bald zu ihnen komme (oder: wollen all zu ihm kommen)“ Hsün‐tzu XV, 18.
11 „In dem Buch vom Auf‐ und Niedergang der Staaten sind keine gerechten Kriege erzählt (chunqiu wu yiz‐han), wenn auch der eine besser sein mochte als der andere. Eine Züchtigung kann nur vom obersten Herrn angeordnet werden gegen einen untertänigen Staat zu dessen Strafe. Gleichgeordnete Staaten kön‐nen keine Züchtigungen gegeneinander unternehmen“ (Mong Dsi VIIb, 2).
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Begriffs zhufa durch ‚Strafe’ oder ‚Strafexpedition’ zwar die notwendige Asymmetrie zwi‐schen dem Strafenden und dem zu Bestrafenden zum Ausdruck, sie ist aber als Begriff der Sache unangemessen: Denn das Wesen der Strafe besteht vor allem darin, ein Verbrechen nachträglich zu beurteilen. Zwischen den Konfuzianer besteht aber Einigkeit darüber, dass eine militärische Gewalt auch vorsorglich erfolgen kann, sofern die Umstände es verlangen. Um dieses präventive Moment militärischer Gewalt zu umfassen, das nach konfuzianischer Lehre ebenfalls gerechtfertigt sein kann, ist es daher angemessen, von Ordnungskriegen zu sprechen. Das Zusammenspiel aus „offenen Grenzen“ des Reiches der Mitte und der im Kern stets reaktiven Gewalt zur Wiederherstellung von Ordnung stellt das Pendant zum Konzept eines „gerechten Krieges“ dar. Als Grundlage zur Rechtfertigung dienen Stabilitäts‐ und Harmonievorstellungen, ohne jedoch ihrerseits Raum für einen quer zur Ordnung stehenden Gerechtigkeitsmaßstab zu ermöglichen. Stabilität und Harmonie fallen in die Beurteilungs‐kompetenz des Herrschers und seiner Eliten und befördern anders als Gerechtigkeitskonzep‐te keine Verrechtlichung der normativen Maßstäbe.
4 Konfuzianismus und Realismus
4.1 Harmonie und Hegemonie
Besonders im letzten Jahrzehnt hat der „Konfuzianismus“ wieder Einzug in die politische Rhetorik der Chinesen erhalten. Begriffe wie Harmonie (hexie), harmonische Entwicklung (hexie shehui) oder harmonische Welt (hexie shijie) prägen die Selbstdarstellungen der chi‐nesischen Politik, mit denen die Volksrepublik ihr Selbstverständnis als friedliche Nation ge‐rade auch gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft zum Ausdruck bringt (Billioud 2007). Das Motto der Olympischen Spiele 2008 „One World, One Dream“ liefert dafür das jüngste Beispiel. Weniger offenkundig, aber dafür möglicherweise nachhaltiger, sind die Be‐strebungen, über die Kulturpolitik das eigene Image in der Welt positiv zu beeinflussen, etwa durch die Etablierung von Konfuzius‐Instituten, deren Zahl in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Das Ziel liegt auf der Hand: Indem die Volksrepublik sich in die Tradition der konfuzianischen Lehren stellt, knüpft es an die Prinzipien der guten – weil tugendhaften und maßvollen – Regierungsweise an und kann gleichzeitig die Eigenständigkeit des Kultur‐kreises gerade auch hinsichtlich seines Beitrags zu einer friedlichen Kooperation in einer multipolaren Welt hervorheben. Gleichwohl liegt dieser Ausrichtung der chinesischen Politik, jedenfalls soweit sie die außenpolitische Seite betrifft, eine gewisse Spannung zugrunde. Das konfuzianische Denken ist – wie gesehen – stark vom Zentrum‐Peripherie‐Modell und dem damit verbundenen Anspruch kultureller Hegemonie bestimmt. Es bietet damit zwar einer‐seits einen Ansatz, den gewachsenen politischen Einfluss Chinas mit dem Ideal einer verant‐wortungsbewussten Regierung in einer globalen Welt zu verbinden; andererseits lässt der Konfuzianismus wenig Raum für die Idee einer integrierten Weltgesellschaft, in der die Staa‐ten, insbesondere die Nachbarstaaten, von China als gleichberechtigte Akteure wahrge‐nommen werden.12
12 Vgl. zum kulturpolitischen Hintergrund der Konfuzius‐Institute Guo (2008: 13): „Contrary to the cultural image reflected in Confucian teaching, the setting‐up of the institutes seems to emphasize the global in‐fluence of China as one of the world’s largest economies.”
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Diese spannungsreiche Grundstruktur der chinesischen Politik ist ein wesentlicher Grund dafür, warum – hauptsächlich in Gesellschaften der westlichen Industriestaaten13 – Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Volksrepublik bestehen, tatsächlich ein im Sinne konfuzianischer Lehren dem Frieden verpflichteter Mitspieler im Konzert der Weltpolitik zu sein; zumal der chinesische Anspruch durch die strukturelle Gewalt gegenüber der politischen Opposition im eigenen Land regelmäßig konterkariert wird. Es liegt daher nahe, die Bezugnahme auf die konfuzianischen Lehren einer harmonischen Welt als eine ideologische Rechtfertigungsideo‐logie dem realpolitischen Handeln der Volksrepublik unterzuordnen. Eine solche „realisti‐sche“ Sichtweise vermag allgemein das Streben nach Macht und Einfluss der Volksrepublik in den letzten Jahrzehnten zu erklären. Offen bleiben jedoch die Eigenart der strategischen Ausrichtung, „the Chinese way“ im Umgang mit den Herausforderungen der internationalen Politik und die für die chinesische Außenpolitik charakteristische Unterscheidung zwischen ihrer Rolle als globaler und als regionaler Akteur. In dieser Hinsicht erscheint der Konfuzia‐nismus weniger als eine bloße Rechtfertigungsideologie, sondern als ein Reservoir an politi‐schen Handlungsmustern, mit denen die Volksrepublik ihre Ziele zu erreichen versucht.
Wenn man unter politischem Realismus – in Anlehnung an Max Weber und im Gegensatz zum politischen Moralismus – eine Position versteht, die auf der Eigenständigkeit des Politi‐schen beharrt, das sich den Normen einer vorgängigen Moral entzieht, dann ist die Politik Chinas kaum anders als realistisch zu nennen. Maßstab dieses Realismus ist die Stabilität der politischen Ordnung, in der das Denken und Handeln, wie es scheint, in den Kategorien von Effizienz und Effektivität wenig Spielraum für normative und kritische Maßstäbe gegenüber dieser Ordnung zulassen. Es wäre ein Irrtum, die konfuzianische Harmonie als ein Aliud ge‐genüber diesem für China charakteristischen politischen Realismus zu begreifen. Im chinesi‐schen Selbstverständnis imprägniert er vielmehr die politischen Ziele des modernen Chinas. Dass eine „harmonische“ Gesellschaft im Reich der Mitte wieder einmal eine Art Vorbild‐ und Leitfunktion in einem Zentrum‐Peripherie‐Modell für andere Gesellschaften erhalten könnte, ist dabei realer als es der Konjunktiv zum Ausdruck bringt.
Führt man sich vor Augen, dass das konfuzianische Denken immer schon als eine praktische Anleitung zur Herrschaftsausübung verstanden worden ist, so schwindet der Gegensatz zwi‐schen „realistischer“ Machtpolitik einerseits und „idealistischer“ Moralpolitik andererseits. Vielmehr ist dem Konfuzianismus eine gewisse kulturelle Eigenmacht zuzuschreiben, die er trotz – oder gerade wegen – der nachhaltigen Transformationen auf dem Weg in die Moder‐ne für die chinesische Politik behalten hat. Zu diesen Transformationen gehört in erster Linie – abstrakt formuliert – die Integration der Idee und Wirklichkeit von Grenzen zur Unter‐scheidung politischer Systeme. Diese Integrationsleistung, Kennzeichen des modernen Chi‐na, ist kurz zu skizzieren, bevor einige Beispiele die Prägekraft der „modernisierten“ Struktu‐ren konfuzianischen Denkens veranschaulichen sollen. Auf dieser Grundlage lassen sich dann auch Rückschlüsse für ein modernes chinesisches Verständnis eines gerecht(fertigt)en Krie‐ges ziehen.
4.2 Souveränität und Internationalität
Das Konzept der „offenen Grenzen“ und der Glaube an die eigene moralische Stärke finden spätestens im Opiumkrieg ein Ende; seitdem sind Grenzen ein politisch nachhaltig bestim‐mendes Thema für das (einstige) Reich der Mitte. Die Notwendigkeit der Abgrenzung und
13 Vgl. The PEW Global Attitudes Project: Global Economic Gloom – China and India Notable Exceptions, June 2008, http://pewglobal.org/reports/pdf/260.pdf (8. August 2008).
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die Übernahme des klassischen Souveränitätsdogmas war vor allem die Folge des „clash of civilization“ im 19. Jahrhundert samt Scheitern des Tributsystems14 nebst der anschließen‐den Erschütterungen durch den Bürgerkrieg zwischen Nationalisten und Kommunisten und der äußeren Bedrohung durch die Invasion der Japaner im Zweiten Weltkrieg (Spence 2001). Die nationale Einheit 1949, im Wesentlichen der Erfolg von Mao Zedong, gehört seit dieser Zeit im Selbstverständnis der Chinesen zu den wichtigsten Aufgaben der eigenen Politik. Ei‐nen „offiziellen“ Ausdruck findet diese Entwicklung in den fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz, 1954 von Zhou Enlai erstmals formuliert. Zu diesen Prinzipien gehören die Ach‐tung der Souveränität und territorialen Integrität, der gegenseitige Nichtangriff sowie die wechselseitige Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten, Gleichberechtigung und beiderseitiger Nutzen, schließlich die friedliche Koexistenz trotz unterschiedlicher Systeme. Der starke Bezug zur nationalen Souveränität, der diesen Prinzipien zugrunde liegt, spielt auch fünfzig Jahre später noch eine maßgebliche Rolle, so etwa bei der Gründung der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ). Der so genannten Shanghai spirit, von dem unter anderem der damalige SOZ Generalsekretär Zhang Deguang bei der Erschaffung des Sekretariats (2004) sprach, liest sich wie eine moderne Kopie der fünf Prinzipien von 1954. Es gehe darum, friedliche Nachbarschaftsbeziehungen aufzubauen; auf der Basis ge‐genseitigen Vertrauens und gemeinsamen Wohlstandes zu kooperieren; sich nicht in die internen Angelegenheiten eines anderen Staates einzumischen und die unabhängige Souve‐ränität der Staaten zu akzeptieren (Sun 2007).15
In der internationalen Politik unterstützt die chinesische Regierung wie kaum eine andere Regierung das Prinzip der Souveränität. Besonders deutlich wird diese Haltung in der Ausei‐nandersetzung um die Universalität der Menschenrechte (Dicke 1997), die von China nicht zuletzt deswegen relativiert wird, weil Peking eine Auflösung des klassischen Souveränitäts‐dogmas befürchtet. Ähnliche Beobachtungen lassen sich mit Blick auf Chinas Verhalten im UN‐Sicherheitsrat machen, sofern es um so genannte UN Peacekeeping Operations (UNPKO) geht (Stähle 2008). In diesem Bereich zeigen sich allerdings auch gewisse Veränderungen in der chinesischen Außenpolitik (He 2007): China hat sich bis Mitte der 1990er Jahre regelmä‐ßig bei der Frage von Peacekeeping‐Einsätzen enthalten – mit Ausnahme der UN Mission in Kambodscha. Die Angst der chinesischen Regierung vor einer unkontrollierbaren Anwendung von Gewalt im Namen der Vereinten Nationen sowie die Angst vor dem damit einhergehen‐den Souveränitätsverlust liegen dieser reservierten Haltung zugrunde. Diese Position hat sich Ende der 1990er Jahre verändert (Stähle 2008: 647); so unterstützte die chinesische Regie‐rung beispielsweise im September 1999 erstmals eine UN Peacekeeping Mission – die Inter‐nationalen Streitkräfte Ost‐Timor (INTERFET). Seit dieser Zeit hat Peking dieses Thema als eine Chance begriffen, um sich im Forum der Vereinten Nationen als ein verantwortungsvol‐ler Staat zu präsentieren (Ling 2007; Mao 2006). Allerdings zeigt Chinas Stellungnahme ge‐genüber dem Bericht der Internationalen Kommission der Intervention und Staatssouveräni‐
14 Zum Tributsystem vgl. Greenberg (1965) und Fairbank (1953): Das System war im chinesischen Selbstver‐ständnis Ausdruck der Erhabenheit des Hofes. Gleichzeitig erfüllte es die Funktion eines diplomatischen Mediums, da ein neuer Herrscher in einem tributpflichtigen Land am chinesischen Hof zunächst um sein imperiales Mandat bitten musste (meistens in Form einer Tributgesandtschaft). Alle „internationalen Be‐ziehungen“ (auch der Handel) liefen über das Tributsystem ab. Das Geheimnis bestand darin, dass Fremde mit China nur auf Basis von chinesischen Regeln Kontakt aufnehmen konnten (Fairbank 1953: 31).
15 Art. 2 SOZ‐Charta verlangt u. a. „mutual respect for states’ sovereignty, independence, and territorial integrity, the sanctity of borders, nonaggression, noninterference, in internal affairs, the non‐use of force or the threat of force in international relations, and the renunciation of unilateral military superiority in contiguous areas”.
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tät („Responsibility to Protect“, R2P), dass die chinesische Regierung – trotz verstärkten En‐gagements – insbesondere an der Stabilität des internationalen Umfeldes interessiert ist. Charakteristisch dafür ist die folgende Passage: „It is inadvisable to make hasty judgements that the State concerned is unable to protect its own citizen and rush to intervene.”16
Chinas Position zur nationalen Souveränität ist eng verbunden mit seinen Bestrebungen, die eigene territoriale Integrität zu wahren: Hongkong bildet dabei ein Beispiel für die erfolgrei‐che Wiedereingliederung nach dem Prinzip: „Ein Land und zwei Systeme“. Es zeigt überdies, zu welchen Konzessionen China bereit ist, damit die territoriale Integrität erhalten oder – wie in diesem Fall – wieder hergestellt wird (Cradock 1994; Tsang 2004). Das Gegenbeispiel liefert Taiwan, das bislang weder mit militärischen Mittel oder Drohgebärden – zuletzt in der „Minikrise“ 1995/96 – noch durch politische Verhandlungen zur Wiedereingliederung Tai‐wans – die im Wesentlichen 1999 scheiterten – zurück gewonnen werden konnte. Derzeit bestimmt eine Politik der Annäherung das Verhältnis der beiden Staaten zueinander, die ihren Ausdruck in wechselseitigen Gesprächsinitiativen oder in der taiwanesischen Zusage zur Einführung von Direktflügen zwischen der VR China und Taiwan findet. Eine solche Politik trägt jedoch auch dem Umstand Rechnung, dass mittlerweile ein hoher Grad an wirtschaftli‐cher Dependenz auf beiden Seiten der Taiwanstraße herrscht.17 Bezüglich der Tibet‐ und Xinjiang‐Frage geht es vor allem um die Abwehr einer Internationalisierung territorialer Kon‐flikte innerhalb Chinas und der Region. Dabei steht vor allem die Bekämpfung von Separa‐tismus, Fundamentalismus und Terrorismus im Zentrum. Seit dem 11. September 2001 nimmt die Terrorismusbekämpfung in der politischen Rhetorik Chinas eine wesentlich stär‐kere Rolle ein. In diesen Kontext fallen auch die Grenzverhandlungen zwischen China und Russland sowie mit den postsowjetischen Nachfolgestaaten in Zentralasien (Kasachstan, Kir‐gistan, Tadschikistan) im Rahmen der Shanghai‐Fünf Gruppe in den 1990er Jahren, aus de‐nen dann 2001 die Shanghaier Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (SOZ) her‐vorgegangen ist (Fravel 2005).
4.3 Kooperative Dependenzen
Das außenpolitische Konzept der „harmonischen Welt“ (hexie shehui), das von Hu Jintao auf der Feier zum 60jährigen Bestehen der Vereinten Nationen im Jahre 2005 das erste Mal auf dem internationalen Parkett vorgestellt wurde, unterstreicht die chinesischen Bemühungen, durch „aktive“ Außenpolitik Einfluss auf die internationale wie regionale Ordnung zu neh‐men. Mit dem Konzept der „harmonischen Gesellschaft“ wird die innenpolitische Ausrich‐tung beibehalten; die Politik der „harmonischen Welt“ unterstreicht hingegen den Wandel
16 Siehe hierzu die Positionen der Mitgliedsstaaten unter: www.reformtheun.org (20. Oktober 2008). Stähle (2008: 650‐653) hebt in seiner Analyse des chinesischen Wahlverhaltens gegenüber UN Peacekeeping Mis‐sions zwei Grenzen der neuen Flexibilität Chinas hervor: Peking stimmt einer Intervention nur dann zu, wenn diese vom Sicherheitsrat beschlossen wurde und die Regierung des Gastgeberlandes auch zustimmt – sofern es sich um keinen failed state handelt. Eine zweite Begrenzung der chinesischen Flexibilität liegt im Wettstreit mit Taiwan um internationale Anerkennung. China versucht, seinen Einfluss auf UNPKO zu nutzen, um Taiwan diplomatisch zu isolieren.
17 Siehe in diesem Zusammenhang die umstrittene Reise Chen Yunlin nach Taiwan Anfang November 2008. Vgl. International Herald Tribune vom 3. November 2008: „Negotiating with their giant neighbor is a deli‐cate task for the Taiwanese. They want the benefits of better trade ties with China's booming economy. But they are still worried about being absorbed by the mainland, viewed by many as being repressive, backward and prone to bullying”.
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der chinesischen Politik mit Blick auf ihre neuen globalen Einflussmöglichkeiten (Zheng/Tok 2007: 1).
Dieser Kurswechsel der Außenpolitik steht im Gegensatz zu Deng Xiaopings außenpolitischen Strategie, sich den Realitäten und Aufgaben (beziehungsweise Pflichten) des internationalen Systems zu entziehen und möglichst im Schatten der Großmächte die eigene Stärke aufzu‐bauen. Für Deng bestand das wichtigste Ziel darin, die chinesische Wirtschaftskraft zu festi‐gen, um im internationalen Wettbewerb dauerhaft bestehen zu können. Deshalb bestand die außenpolitische Maxime lange Zeit darin, potentielle Konflikte zu vermeiden und das politische Engagement nach innen zu richten. Dieses Denken wird heute mit der Maxime: „sein Licht unter den Scheffel stellen und den rechten Augenblick abwarten“ (taoguang yang hui) umschrieben (Guo 2008: 17). Erst mit dem Wechsel zu Jiang Zemin und vor allem mit dessen Nachfolger Hu Jintao ist das Bestreben erkennbar, mögliche Einflussbereiche zu er‐weitern und das politische Engagement auch international auszudehnen: Zunächst wurde die Rhetorik vom „friedlichen Aufstieg“ (heping jueqi), die auf Zheng Bijian zurückgeht, von Premierminister Wen Jiabao im Dezember 2003 in seiner Harvard‐Rede eingeführt. Bald folgte der politische Slogan der „friedlichen Entwicklung“ (heping fazhan). Die Strategie der außenpolitischen Zurückhaltung, wie sie noch von Deng Xiaoping angeregt wurde, rückte mit dem Millenniumswechsel immer mehr in den Hintergrund. An ihre Stelle tritt das Ziel, ein Modell für eine „neue“ internationale Ordnung zu liefern, in dem China eine Schlüsselrolle zukommt:
„Through this shift of strategy, the role of China is seen to have experienced a transformation from that of a listener to that of a speaker, which, in the words of one CCP Central Party School international strategist, marks a transition in Chi‐na’s international strategic thinking from ‚inward looking’ (evasive) to ‘outward looking’ (engaging)” (Guo 2008: 23).
Nach wie vor gilt in der offiziellen Politik Pekings, dass eine harmonische Gesellschaft nur erreicht werden kann, wenn die wirtschaftliche Entwicklung des Landes weiterhin erfolgreich voranschreitet. Aus diesem Grund liegt ein „ruhiges“ und „stabiles“ internationale Umfeld im Interesse Chinas (Zheng/Tok 2007: 6). Aber ergänzend zur harmonischen Gesellschaft ge‐winnt das Konzept der harmonischen Welt an Bedeutung. In diesem Zusammenhang werden von offizieller Seite hauptsächlich die folgenden vier Aspekte betont: (1) Ein effektiver Multi‐lateralismus mit einer zentralen Rolle der Vereinten Nationen; (2) die Entwicklung eines kol‐lektiven Sicherheitsmechanismus; (3) Wohlstand für alle aufgrund gegenseitiger Kooperation und (4) Toleranz und Erweiterung des Dialogs zwischen verschiedenen Kulturen (D’Hooghe 2007: 10). In diesem Dialog beginnt sich China als Vermittler zu engagieren, um aus diesem Engagement einen politischen Führungsanspruch als etablierte Großmacht (da guo) im asia‐tischen Raum mit globaler Reichweite abzuleiten. Eine Reihe von Anzeichen deutet mittler‐weile darauf hin, dass China dabei vor allem bestrebt ist, seine eigenen Einflussmöglichkei‐ten über pragmatische Kooperationsformen und weniger durch offene Konfrontationen zu erweitern.18 Was lange Zeit als eine spezifische Machtform der USA erschien – soft power,
18 „The practice of China’s diplomacy has seen rapid developments too and has become more pragmatic, constructive and sophisticated. China’s ‘new diplomacy’ can be characterized by a soft approach and growing flexibility. China’s leaders listen closely to the interests of partners and are creative in finding win‐win solutions and deals, using economic and political incentives when needed. With this soft approach, Beijing avoids antagonizing partners and buys itself time to adjust to new realities. China’s diplomatic style
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eine Art expansionsfähiges Erfolgsmodell des eigenen way of life, mit dem sich der eigene Einfluss in anderen Regionen der Welt erhalten und steigern ließ – wird nun von China ko‐piert und mit einer Strategie der Gegenmacht zu den Vereinigten Staaten verbunden (Kur‐lantzick 2007).19
Augenfällig ist dabei die Rollendifferenzierung Chinas in Abhängigkeit der verschiedenen Handlungsebenen: Auf internationaler Ebene präsentiert sich China vor allem als status quo power, orientiert an nationaler Souveränität und internationaler Stabilität. Verantwortungs‐bewusstes Handeln heißt hier in chinesischer Lesart vor allem, die multipolare Weltordnung zu bewahren und hegemoniale Strukturbildungen durch die westlichen Industrienationen zu verhindern. In den verschiedenen Regionen der Welt, vor allem im asiatischen Raum, strebt China hingegen als rising power selbst nach hegemonialer Führungsmacht durch Ausbau und Intensivierung von Kooperationen, mit denen die Nachbarstaaten an die Volksrepublik ge‐bunden werden (sollen). Besonders in Ostasien und Südostasien ist diese Politik der koope‐rativen Dependenzen durch Chinas Verhalten während der Asienkrise befördert worden:
„China’s unwillingness to take advantage of the Asian financial crisis of 1997 fur‐thered Southeast Asian views of China as a responsible actor in the region. China did not devalue its currency at the time, and this was interpreted by ASEAN as a sign of goodwill” (Kang 2007: 131).
Mittlerweile ist ein positiver Stimmungswandel in dieser Region zugunsten der politischen Führung in Peking zu verzeichnen. China wird nicht mehr als Bedrohung, sondern als verläss‐licher Partner wahrgenommen (Shambaugh 2004/05: 64). China hat überdies eine Kombina‐tion aus sicherheitspolitischen Garantien und ökonomischen Entwicklungsaussichten anzu‐bieten, die im Interesse der meisten asiatischen Staaten liegt. Ein Umstand, der seinen Aus‐druck unter anderem darin findet, dass die VR China im Jahre 2003 als erste Großmacht au‐ßerhalb des Verbundes Mitglied des ASEAN’s Treaty of Amity and Cooperation geworden ist.20 Die Folgen dieser wachsenden Anbindung sind dabei nicht allein regionaler Art; durch die wirtschaftliche Abhängigkeit (Freihandelszone) erhöhen sich die wirtschaftlichen und politischen Kosten der ASEAN‐Staaten, im Falle eines Konfliktes zwischen den USA und China amerikanische Interessen zu befördern.
Das chinesische Engagement in Zentralasien ist demgegenüber vergleichsweise stärker si‐cherheitspolitischer Art. Vor dem 11. September 2001 war Zentralasien eine Region, die in der außenpolitischen Strategie der USA kaum eine Rolle spielte. China hingegen hat die Her‐ausforderungen der offenen Grenzfragen mit den post‐sowjetischen Staaten – Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Russland haben zusammengenommen mehrere tausend Kilo‐meter gemeinsames Grenzgebiet mit China – angenommen und als Chance begriffen, den eigenen Einfluss in Zentralasien zu erhöhen (Godehardt 2008). Die Gründung der SOZ ist da‐
is increasingly recognized by the international community, and could well lead to a future role for China as a mediator in international conflicts” (D’Hooghe 2007: 11).
19 Siehe hierzu das noch von Deng Xiaoping initiierte Programm, einen Index für die „umfassende nationale Stärke“ (zonghe guoli) zu ermitteln; dazu Pillsbury (2000).
20 „Beyond multilateral diplomacy, China has made a concerted effort in the last decade to cultivate eco‐nomic and security partners in Southeast Asia, reassuring nations that China’s development presents long‐term economic opportunities and does not threaten their security interests. Strategic reassurance, com‐bined with rapidly expanding trade and investment relationships, links ASEAN’s economic fortunes to Chi‐na and seeks to present China in a less threatening light” Meideiros (2005/06: 155f.).
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für ein Beleg. Diese Organisation basiert in erster Linie auf dem Versuch, die regionale Si‐cherheit – nach chinesischem Muster – zu stabilisieren. Die chinesische Fähigkeit, tragfähige Interessenkonstellationen zu schmieden und den Einflussbereich der USA zu begrenzen, er‐weist sich unter anderem in dem – aus Sicht Chinas und Russlands zweifelsohne erfolgrei‐chen – Zusammenwirken der SOZ‐Staaten, auf deren Druck hin die USA ihre Truppen aus Usbekistan 2005 abgezogen haben (Bailes et al. 2007: 1‐27, 45‐59).
Ähnlich erfolgreich war die chinesische Einflussnahme im jüngsten Konflikt zwischen Russ‐land und Georgien. Mit der unilateralen Anerkennung Russlands gegenüber den beiden Pro‐vinzen Südossetien und Abchasien hat die russische Führung in chinesischer Lesart die natio‐nale Integrität eines Staates verletzt und damit einer zentralen Maxime chinesischer Politik zuwidergehandelt. Auch wenn China sich in offiziellen Verlautbarungen mit Kritik am russi‐schen Vorgehen zurückhielt, sind doch die diplomatischen Bemühungen unverkennbar ge‐wesen, mit denen China dafür sorgte, dass der russische Alleingang keine Rückendeckung von den Mitgliedstaaten der SOZ auf dem jährlichen Gipfeltreffen in Dushanbe (Kasachstan) gefunden hat.21 Darüber hinaus hat sich China als Handelspartner der zentralasiatischen Staaten etabliert, besonders die billigen „weißen Waren“ aus China finden einen lukrativen Absatzmarkt in den schwachen Ökonomien in Zentralasien (Laruelle 2008). Russland besitzt zwar derzeit militärisch den größten Einfluss auf die Region, aber China nimmt wirtschaftlich eine zunehmend einflussreichere Rolle ein, die in absehbarer Zeit eine größere Wirkkraft auf die Staaten der Region besitzen könnte als die zögerlichen Versuche der EU beziehungsweise der OECD, die demokratische beziehungsweise zivilgesellschaftliche Entwicklung voranzu‐treiben.
5 Krieg und Frieden
Vergegenwärtigt man sich die Ziele und Prinzipien der chinesischen Außenpolitik, so wird vor allem der Unterschied zwischen der internationalen und der regionalen Ebene im Handeln deutlich. Holzschnittartig verkürzt könnte man sagen, dass die ehemalige, das konfuzianische Denken bestimmende Einheit von Stabilität und Harmonie als Grundlage des Ordnungsden‐kens aufgebrochen worden ist: Während das Stabilitätsdenken Chinas heute auf internatio‐naler Ebene mit dem klassischen Souveränitätsparadigma konvergiert, spiegelt sich die Har‐monieorientierung auf regionaler Ebene im Streben nach hegemonialer Führungsmacht in der Region wider. In der Reflexion über Krieg und Frieden hat sich eine Reihe von Gedanken konfuzianischer Art konserviert. Der Schwerpunkt der Literatur, die sich mit dem Verhältnis von Krieg und Frieden beschäftigt, liegt in der Auseinandersetzung mit der chinesischen Mili‐tärgeschichte sowie in der Entwicklung des Kriegswesens (zum Beispiel Yu 2006; Zhou 2005). Zur Thematik des Gerechten Krieges – der mit zhengyi zhanzheng, yi zhan oder yi bing um‐schrieben wird (Lewis 2006) – findet sich hingegen nur wenig Material. Sofern Veröffentli‐chungen sich mit diesem Thema beschäftigen, so oftmals im Kontext einer allgemeinen Dis‐kussion über Moral, Tugend und Krieg (Wang 2005).22 Regelmäßig ist auch die Bezugnahme auf die europäische Tradition des Begriffs von Bedeutung: So werden unter anderem die
21 Vielmehr wurde das Hauptziel der SOZ deutlich, separatistische Bewegungen zu bekämpfen, nicht zu för‐dern (Godehardt 2008: 4).
22 Gong (2000) stellt die Ansichten der einzelnen Schulen der klassisch chinesischen Philosophie vor. Den Gerechten Krieg behandelt Gong vor allem in Verbindung mit dem Konfuzianismus. Im Vordergrund steht dabei die Verknüpfung des Militärstrategen Wuzi mit den Ansichten des Konfuzianismus.
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begriffliche Entwicklung nachgezeichnet oder die Differenzierung zwischen ius ad bellum und ius in bello diskutiert (Wu 2004; Zhang 2005). Aufschlussreicher für das eigene politische Denken in diesem Bereich sind aber die Diskussionen über den amerikanischen Krieg im Irak. Handelt es sich hierbei um einen (gerechtfertigten) Verteidigungskrieg?
Dass sich der Irakkrieg als ein Verteidigungskrieg begreifen lässt, wird ganz überwiegend bezweifelt (Zuo 2005: 43‐48; Zhu 2005). Verteidigung setze das Ziel der Selbstverteidigung (ziwei) oder Selbsterhaltung (zibao) voraus, die das Handeln der USA gegenüber dem Irak jedoch nicht bestimmt hätten.23 Die entscheidende Kritik richtet sich vor allem darauf, dass die USA sich nicht der Zustimmung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen versichert haben. Ohne ein solches Mandat aber ist die Frage nach dem gerechten Grund, vor allem aber – in konfuzianischer Tradition – nach einer legitimen Autorität, die darüber zu entschei‐den vermag, von besonderer Bedeutung (Zuo 2005: 45). Antworten auf diese Fragen sind die Amerikaner in den Augen der chinesischen Fachöffentlichkeit schuldig geblieben. In dem Artikel „Wer ist der bewaffnete Wächter der globalen Ethik?“ (Gong 2003) wird das Problem militärischer Interventionen im Lichte der „Goldenen Regel“ vertieft, die auch im Lunyu (Kon‐fuzius IV, 24) als Richtschnur des Handelns dienen soll.24 Danach, so der Autor, ließe sich argumentieren, dass die von den USA geführte Koalition im zweiten Golfkrieg Moralität und Gerechtigkeit verteidigt habe, zumal das Eingreifen in Kuwait auch vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gedeckt war.25 Das amerikanische Vorgehen im jüngsten Irakkrieg ist damit jedoch nicht zu vergleichen: zum einen weil der Sicherheitsrat kein Mandat erteilt ha‐be, zum anderen weil die USA vornehmlich ihre sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Interessen wahren wollten, während das Ziel der Demokratisierung im Mittleren Osten vor‐geschoben war. Die USA haben sich wie ein globaler Hegemon verhalten, wie ein schlechter, nur auf seinen Eigennutz bedachter Regent.
Der Rückgriff auf konfuzianische Lehren wird noch deutlicher (zum Beispiel Shi 1999),26 wenn die chinesische Tradition dem europäischen Denken über Krieg und Frieden gegenüberge‐stellt wird. Die wichtigsten Einsichten dieser Lehren lassen sich wie folgt zusammenfassen: (1) es gibt gerechte und ungerechte Kriege; (2) die Zustimmung des Volkes ist die wichtigste Basis eines legitimen Krieges; (3) nur Kriege, welche die Gerechtigkeit anerkennen und un‐terstützen, können gerechtfertigt sein; (4) vor dem Eintritt in den Krieg hat Vorsicht zu wal‐ten; Angriffskriege sind grundsätzlich zu verurteilen; (5) das eigentliche Ziel des Krieges be‐steht nicht allein darin, Verbrechen zu bestrafen, sondern die universale Moralität und Ge‐rechtigkeit zu etablieren (Zhang 2005: 18). Diesen vielfachen Rückbezügen auf die Klassiker des Konfuzianismus zum Trotz bleibt dabei allerdings oftmals das spezifische chinesische Moment im Unterschied zum europäischen Denken über den Gerechten Krieg im Vagen,
23 Zuo (2005: 44) verweist darauf, dass seitens der USA die Terroranschläge vom 11. September 2001 als Begründung für die Invasion im Irak herangezogen werden. Aber dieser Logik zufolge hätten die USA vor allem Saudi‐Arabien angreifen müssen.
24 In der Übersetzung von Ralf Moritz heißt es im Lunyu: „Was man mir nicht antun soll, will ich auch nicht anderen Menschen zufügen“.
25 Gong (2003) verweist auf Mengzi, der die Strafe für den schlechten Regenten durch den „Sohn des Him‐mels“ als gerechtfertigt ansieht. Vgl. auch Bell (2008: 32f.).
26 Eine Sammlung von Aussagen Konfuzius über Krieg findet sich bei Ni Lexiong (1999). Mit Blick auf die Wur‐zeln des Internationalen Rechts und der Souveränität während der Frühlings ‐und Herbstperiode sowie der Zeit der Streitenden Reiche findet sich eine Diskussion am Beispiel der Ideen Mozis bei Sang Donghui (2006). Für die zahlreichen Artikel über die gegenwärtige Bedeutung Sunzis für China steht beispielsweise Yao/Ma (2004).
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zumindest dann, wenn damit mehr als die – eher behauptete als ausgewiesene – Ausrich‐tung auf den Frieden bezeichnet werden soll (Zhang 2005: 20). Differenzierungen können hier vermutlich auch erst dann in den Blick gelangen, wenn der Begriff des Gerechten Krie‐ges in ein Konzept des gerechten Friedens eingebettet wird. Auf dieser Grundlage ließe sich entscheiden, ob das Ziel eines gerechtfertigten Krieges in konfuzianischer Tradition mehr als die Wiederherstellung einer stabilen Ordnung durch eine tugendhafte Regierung zum Inhalt haben kann. Dazu wäre es unter anderem erforderlich, dem Volkswillen – für Konfuzianer Basis einer legitimen Regierung – die Möglichkeit eines lebendigen Ausdrucks zu geben. An‐dernfalls wäre zwischen der Ruhe des Volkes und der Stabilität der Ordnung kaum zu unter‐scheiden. Es ist nicht auszuschließen, dass sich in der chinesischen Kritik am Irakkrieg der USA die eigentliche Bedeutung des konfuzianischen Denkens für das heutige China offen‐bart: „For Confucians, however, so long as the Iraqi people were not being deliberately de‐prived of the means of subsistence, the intervention could not be justified“ (Bell 2008: 33).
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Hinweis
Das vorliegende private Manuskript ist mit der oben genannten Publikation nicht seiteniden‐tisch und enthält auch nicht die im Zuge der Fahnenkorrektur vorgenommenen Veränderun‐gen letzter Hand.
Kontakt
eMail: Nadine.Godehardt@swp‐berlin.org; mail@oliver‐lembcke.de