Aktuelle Diagnostik bei MuskeldystrophienNeue Entwicklungen, Untersuchungs- methoden und...

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F.X.Weilbach 1 · W. Kreß 2 · H.M. Straßburg 3 · C.R. Müller 2 · R. Gold 1 1 Neurologische Klinik und Poliklinik,Muskelzentrum an der Julius-Maximilians-Universität, Würzburg 2 Institut für Humangenetik, Muskelzentrum an der Julius-Maximilians-Universität,Würzburg 3 Kinderklinik der Universität,Würzburg Aktuelle Diagnostik bei Muskeldystrophien Neue Entwicklungen, Untersuchungs- methoden und Fallbeispiele sache der kongenitalen Muskeldystro- phien [29, 57] während die Emery-Drei- fuss-Muskeldystrophie auf das Fehlen des Kernmembranproteins „Emerin“ zurückzuführen ist. Interessanterweise sind beide Proteine nicht streng muskel- spezifisch exprimiert, so daß ein immu- nologischer Nachweis auch in Hautbiop- sien (Merosin) bzw. Leukozyten (Eme- rin) möglich ist [41, 53]. Nach wie vor kann allerdings ein Teil der rezessiv ver- erbten Gliedergürteldystrophien ätiolo- gisch nicht zugeordnet werden, und Pa- thogenese und Ursache der phänotypi- schen Variabilität bleiben noch in vielen Fällen offen. In Zukunft wird möglicher- weise die Identifizierung von zusätzli- chen Bestandteilen des Dystrophin-as- soziierten Proteinkomplexes der Mus- kelmembran oder des Zytoskeletts wei- teren Aufschluß über deren Funktion und Pathologie geben. Anhand einer Übersicht und Fall- beispielen aus unserer Praxis sollen die- se Erkenntnisse illustriert werden und die Bedeutung der verschiedenen zur Verfügung stehenden immunhistoche- mischen und molekularbiologischen Diagnoseverfahren bei der Klassifizie- Seit der letzten Mitteilung einiger der Autoren in diesem Journal [24] sind durch bemerkenswerte Fortschritte auf dem Gebiet der molekularen Genetik neue Erkenntnisse über die Struktur und Zusammensetzung der Muskelzell- membran gewonnen worden, die u.a. das Krankheitsspektrum der Dystophi- nopathien [33] deutlich erweiterten (s. Tabelle 1) Mit den Methoden der Kopp- lungsanalyse in umschriebenen Popula- tionen (z.B. Amish People und Bewoh- ner der Insel Reunion im indischen Oze- an), sowie der erfolgreichen Klonierung von neuen Bestandteilen des Dystro- phin-assoziierten Glykoproteinkomple- xes, ist es gelungen, einige der autosomal vererbten Gliedergürtel-Muskeldystro- phien als Sarkoglykandefekte zu klassi- fizieren [16, 42]. Auch bei zwei komple- xeren Myopathien, die meist klinisch von den o.g. Formen abgrenzt werden können, gelang es, die ursächlichen De- fekte zu charakterisieren: die Defizienz des extrazellulären Matrixproteins Me- rosin (=α2-Laminin) ist eine häufige Ur- Der Nervenarzt 2·99 | 89 Übersicht Nervenarzt 1999 · 70: 89–100 © Springer-Verlag 1999 Zusammenfassung Neue Ergebnisse der molekularen Genetik haben in den vergangenen Jahren zu der Einsicht geführt, daß das klinische Spektrum der Erkrankungen, die auf Defekte des Mus- kelmembranproteins Dystrophin zurückge- führt werden können, erheblich breiter ist, als bisher angenommen wurde. Außerdem konnten die molekularen Ursachen anderer Unterformen der progressiven Muskeldys- trophien identifiziert werden: ein Teil der au- tosomal-rezessiv vererbten Muskeldystro- phien vom Gliedergürteltyp beruht auf Mu- tationen der Sarkoglykangene, andere auf Defekten der sarkoplasmatischen Protease Calpain-3; als Ursache der Emery-Dreifuss- Muskeldystrophie konnte ein Membran-Pro- tein der Kernhülle identifiziert werden; etwa die Hälfte der kongenitalen Muskeldystro- phien beruht auf Störungen des Merosins (=a2-Laminin), einer Komponente der ex- trazellulären Matrix. Es steht heute ein Re- pertoire an spezifischen Antikörpern gegen fast alle der o.g.Muskelproteine für die Im- munhistologie zur Verfügung. Zusammen mit den Methoden der molekularen Genetik kann somit ein differenziertes diagnosti- sches Schema entwickelt werden, das in vie- len Fällen zu einer definitiven Diagnose führt. Anhand eigener Fallberichte werden diese Krankheitsentitäten referiert und auf die differentialdiagnostische Bedeutung ei- ner erweiterten immunhistochemischen und molekularen Diagnostik eingegangen. Priv.-Doz. Dr. R. Gold Neurologische Universitätsklinik und Poliklinik, Josef-Schneider-Straße 11, D-97080 Würzburg Schlüsselwörter Gliedergürteldystrophie · Dystrophin · Sarko- glykan · Adhalin · Emery-Dreifuss-Dystrophie · Emerin · Merosin · Calpain-3 · Muskeldystro- phie Duchenne · Muskeldystrophie Becker

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F.X.Weilbach1 · W. Kreß2 · H.M. Straßburg3 · C.R. Müller2 · R. Gold1

1Neurologische Klinik und Poliklinik, Muskelzentrum an der Julius-Maximilians-Universität,

Würzburg2Institut für Humangenetik, Muskelzentrum an der Julius-Maximilians-Universität,Würzburg3Kinderklinik der Universität,Würzburg

Aktuelle Diagnostik bei MuskeldystrophienNeue Entwicklungen, Untersuchungs-methoden und Fallbeispiele

sache der kongenitalen Muskeldystro-phien [29, 57] während die Emery-Drei-fuss-Muskeldystrophie auf das Fehlendes Kernmembranproteins „Emerin“zurückzuführen ist. Interessanterweisesind beide Proteine nicht streng muskel-spezifisch exprimiert, so daß ein immu-nologischer Nachweis auch in Hautbiop-sien (Merosin) bzw. Leukozyten (Eme-rin) möglich ist [41, 53]. Nach wie vorkann allerdings ein Teil der rezessiv ver-erbten Gliedergürteldystrophien ätiolo-gisch nicht zugeordnet werden, und Pa-thogenese und Ursache der phänotypi-schen Variabilität bleiben noch in vielenFällen offen. In Zukunft wird möglicher-weise die Identifizierung von zusätzli-chen Bestandteilen des Dystrophin-as-soziierten Proteinkomplexes der Mus-kelmembran oder des Zytoskeletts wei-teren Aufschluß über deren Funktionund Pathologie geben.

Anhand einer Übersicht und Fall-beispielen aus unserer Praxis sollen die-se Erkenntnisse illustriert werden unddie Bedeutung der verschiedenen zurVerfügung stehenden immunhistoche-mischen und molekularbiologischenDiagnoseverfahren bei der Klassifizie-

Seit der letzten Mitteilung einiger derAutoren in diesem Journal [24] sinddurch bemerkenswerte Fortschritte aufdem Gebiet der molekularen Genetikneue Erkenntnisse über die Strukturund Zusammensetzung der Muskelzell-membran gewonnen worden, die u.a.das Krankheitsspektrum der Dystophi-nopathien [33] deutlich erweiterten (s.Tabelle 1) Mit den Methoden der Kopp-lungsanalyse in umschriebenen Popula-tionen (z.B. Amish People und Bewoh-ner der Insel Reunion im indischen Oze-an), sowie der erfolgreichen Klonierungvon neuen Bestandteilen des Dystro-phin-assoziierten Glykoproteinkomple-xes, ist es gelungen,einige der autosomalvererbten Gliedergürtel-Muskeldystro-phien als Sarkoglykandefekte zu klassi-fizieren [16, 42]. Auch bei zwei komple-xeren Myopathien, die meist klinischvon den o.g. Formen abgrenzt werdenkönnen, gelang es, die ursächlichen De-fekte zu charakterisieren: die Defizienzdes extrazellulären Matrixproteins Me-rosin (=α2-Laminin) ist eine häufige Ur-

Der Nervenarzt 2·99 | 89

ÜbersichtNervenarzt 1999 · 70: 89–100 © Springer-Verlag 1999

Zusammenfassung

Neue Ergebnisse der molekularen Genetik

haben in den vergangenen Jahren zu der

Einsicht geführt, daß das klinische Spektrum

der Erkrankungen, die auf Defekte des Mus-

kelmembranproteins Dystrophin zurückge-

führt werden können, erheblich breiter ist,

als bisher angenommen wurde. Außerdem

konnten die molekularen Ursachen anderer

Unterformen der progressiven Muskeldys-

trophien identifiziert werden: ein Teil der au-

tosomal-rezessiv vererbten Muskeldystro-

phien vom Gliedergürteltyp beruht auf Mu-

tationen der Sarkoglykangene, andere auf

Defekten der sarkoplasmatischen Protease

Calpain-3; als Ursache der Emery-Dreifuss-

Muskeldystrophie konnte ein Membran-Pro-

tein der Kernhülle identifiziert werden; etwa

die Hälfte der kongenitalen Muskeldystro-

phien beruht auf Störungen des Merosins

(=a2-Laminin), einer Komponente der ex-

trazellulären Matrix. Es steht heute ein Re-

pertoire an spezifischen Antikörpern gegen

fast alle der o.g. Muskelproteine für die Im-

munhistologie zur Verfügung. Zusammen

mit den Methoden der molekularen Genetik

kann somit ein differenziertes diagnosti-

sches Schema entwickelt werden, das in vie-

len Fällen zu einer definitiven Diagnose

führt. Anhand eigener Fallberichte werden

diese Krankheitsentitäten referiert und auf

die differentialdiagnostische Bedeutung ei-

ner erweiterten immunhistochemischen

und molekularen Diagnostik eingegangen.

Priv.-Doz. Dr. R. GoldNeurologische Universitätsklinik und Poliklinik,

Josef-Schneider-Straße 11, D-97080 Würzburg

Schlüsselwörter

Gliedergürteldystrophie · Dystrophin · Sarko-

glykan · Adhalin · Emery-Dreifuss-Dystrophie

· Emerin · Merosin · Calpain-3 · Muskeldystro-

phie Duchenne · Muskeldystrophie Becker

während der Muskelkontraktion und -relaxation involviert ist.

Bei der Muskeldystrophie Duchen-ne führen Out-of-frame-Mutationen, diedas Leseraster der mRNA verschieben,zu einem Verlust der Dystrophinexpres-sion oder zumindest des Carboxytermi-nus, während In-frame-Mutationen beider milder verlaufenden Becker-Formdas Leseraster erhalten und in der Folgefür modifizierte oder verkürzte Dystro-phinproteine kodieren [13]. In 2/3 derDuchenne-Patienten lassen sich Deletio-nen nachweisen, meist in einem vonzwei „deletion hot spots“ zwischen denExonen 3–12 oder 44–55; 5–10% der Be-troffenen haben Duplikationen; bei denrestlichen Patienten sind wohl Punkt-mutationen oder kleinere Deletionenverantwortlich. Das Krankheitsbild ei-ner milden Dystrophinopathie mit Mus-kelschmerzen und Krämpfen zeigt ge-wöhnlich In-frame-Deletionen in denExonen 12–44 [27]. Manche Patientenmit abnormalem Dystrophin haben le-diglich eine Erhöhung des CK-Wertes[23, 34], während sich bei anderen dieStörung als primäre Herzmuskelerkran-kung zeigt [44]. In beiden Fällen mag dieformale Bezeichnung des Krankheitsbil-des als Muskeldystrophie inkorrekt sein[2]. Die molekulare Basis für die großephänotypische Variabilität (s. Tabelle 1)der Dystrophinopathien sowie für die

rung und Diagnostik der Muskeldystro-phien erläutert werden.

Dystrophinopathien

Die häufigste erbliche Muskelerkran-kung des Menschen im Kindesalter istdie Muskeldystrophie Duchenne. Hier-bei fehlt das MuskelmembranproteinDystrophin, während bei der milderenVariante – der Becker-Dystrophie – Dy-strophin mit abnormer Größe und/oderMenge nachweisbar ist [32]. Das Dys-trophingen liegt auf dem kurzen Armdes X-Chromosoms und besteht geno-misch aus 2,4 Mio. Basenpaaren; die ko-dierende Sequenz ist auf 79 Exone auf-geteilt und umfaßt eine mRNA von 14Kilobasen. Für das Gen existieren min-destens 7 verschiedene Promotoren. Dy-strophin wird in einer Vielzahl von Ge-weben wie dem Skelettmuskel, Herz,glatter Muskulatur, Gehirn, peripheremNerv und der Netzhaut in verschiedenenIsoformen exprimiert [1, 49]. Das Prote-in liegt unter der Plasmamembran desSkelettmuskels. Es besitzt keine trans-membranen Anteile, sondern ist in einerregelmäßigen wabenähnlichen Strukturan assoziierte Glycoproteine (s.Abb.1) fi-xiert. Die exakte Funktion von Dystro-phin ist noch nicht bekannt; in Analogiezu Spektrin nimmt man in den heutegängigen Modellen an, daß Dystrophinjedoch in die Membranstabilisierung

| Der Nervenarzt 2·99

Übersicht

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F.X.Weilbach · W. Kreß · H.M. Straßburg ·C.R. Müller · R. Gold

Diagnostic approach to musculardystrophies-recent developments andcase reports

Summary

Recent progress in the field of molecular

genetics revealed a broader spectrum of

dystrophin-related disorders than previously

assumed. In addition, the pathogenetic basis

of other types of muscular dystrophies could

be identified: some autosomal-recessive

limb girdle dystrophies are caused by

mutations of sarcoglycan genes, others are

caused by deficiency of the sarcoplasmatic

enzyme calpain-3. Emery-Dreifuss muscular

dystrophy is due to the deficiency of the

nuclear membrane protein emerin. About

50% of congenital muscular dystrophies are

related to mutations of a extracellular matrix

protein merosin (a-laminin). A series of

monoclonal antibodies for immunohisto-

chemistry is now available recognizing many

cytoskeletal muscle proteins. In combination

with molecular genetics a diagnostic flow

chart can be developed which allows a

definite diagnosis in most cases. In this

review disease entities are illustrated by case

reports.We discuss the significance of

immunohistochemical and molecular

methods for diagnosis.

Key words

Limb-girdle dystrophy • Dystrophin •

Sarcoglycan • Adhalin • Emery-Dreifuss

muscular dystrophy • Emerin • Merosin •

Calpain-3 • Becker muscular dystrophy •

Duchenne muscular dystrophy

Nervenarzt 1999 · 70: 89–100 © Springer-Verlag 1999

Tabelle 1

Krankheitsspektrum der Dystrophinopathien

Bezeichnung Klinik

Muskeldystrophie Duchenne Muskelschwäche vor dem 5. LJ,Lebenserwartung meist unter 30 LJ

Muskeldystrophie Becker Muskelschwäche nach dem 5. LJ, langsamereProgression, Gehfähigkeit bis zum 20–30 LJerhalten, in anderer Gruppe bis zum 50 LJ

Gliedergürtel Variante, Variables Bild, im allgemeinen sehr Quadrizeps-Myophathie Variante, günstiger VerlaufDistale Myopathie Variante

„Idiopathische“ Variante Beginn nach dem 5. LJ, Keine signifikante mit Myalgien und Krämpfen Muskelschwäche, evtl. milde Atrophie

Dilatative Kardiomyopathie Kardiale Insuffizienz, keine wesentliche

Affektion der Skelettmuskulatur

Progredienz der Erkrankung ist über-wiegend noch ungeklärt.

Sarkoglykanopathien

Die Entdeckung von Mutationen in denGenen der Dystrophin-assoziierten Pro-teine ermöglichte in den letzten Jahrendie Zuordnung einiger autosomal-rezes-siv vererbter Gliedergürteldystrophien

mer als Komplex an der Zellmembrannachweisbar sind (s. Abb. 1). Fällt eineder Komponenten des Dystrophin-asso-ziierten Membran-Komplexes aus, wirddas Sarkolemm empfindlicher gegen-über mechanischen Beanspruchungen[43]. Darüber hinaus werden dann auchdie anderen Komponenten konsekutivreduziert. Häufiger vorkommende Mu-tationen bei Sarkoglykanophatien fin-den sich im α-Sarkoglykangen [11, 16].

Die Muskeldystrophien, die auf denprimären Mangel eines der Sarkoglyka-ne zurückgehen, zeigen klinisch unter-schiedlichen Beginn,Verlauf und Schwe-re und sind pathophysiologisch nochnicht ausreichend verstanden. Sehr sel-tene schwere kindliche Dystrophien(SCARMD,„severe childhood autosomalrecessive muscular dystrophy”, [42]) miteinem Duchenne-ähnlichen Phänotypund Krankheitsverlauf werden dabeivon Non-sense-Mutationen verursacht,während eine Gruppe von autosomal re-zessiv vererbten Gliedergürteldystrophi-en des Erwachsenenalters auf Missense-Mutationen zurückgeführt werdenkonnten [20]. Muskeldystrophien mitdem SCARMD-Phänotyp sind in Mittel-europa relativ selten. Häufiger sind Pa-tienten mit Beginn im Kindesalter undeinem milderen Krankheitsverlauf miteiner langsam progredienten proxima-len Hüft- und Schultergürtelschwäche.Die Kreatinkinase ist dabei meist starkerhöht. Es ist wichtig festzustellen, daßPatienten mit einer primären Sarkogly-kanopathie klinisch von Duchenne-Pa-tienten oft nicht zu unterscheiden sind.Allerdings sind Intelligenzbeeinträchti-gungen, die bei Muskeldystrophie Du-chenne beobachtet werden, bei den Sar-koglykanopathien bisher nicht beschrie-ben worden.

Störungen von Enzymen:Calpain-3

Das Gen, das für die Gliedergürteldys-trophie LGMD2A verantwortlich ge-macht werden konnte, kodiert nicht fürein Zellmembranprotein, sondern fürein intrazellulär lokalisiertes Enzym, dieProtease Calpain-3 (Kalzium-aktivierteneutrale Protease [48]). Bisher wurdenmehr als 50 verschiedene Mutationen

zu Störungen der Sarkoglykane (s. Ta-belle 2). Bisher sind 4 Sarkoglykane mitMolekulargewichten von 50, 43, 35 und35 kDa als α,β,γund δSarkoglykane be-kannt (α Sarkoglykan heißt auch Adha-lin, nach dem arabischen Wort Adhal fürMuskel). Die Sarkoglykane bilden eineGruppe von Transmembranproteinen,die Dystrophin mit den z.T extrazellulä-ren Dystroglykanen verbinden und im-

Der Nervenarzt 2·99 | 91

Abb. 1 m Schematische Illustration des Dystrophin-Glykoproteinkomplexes der Muskelmembran undLokalisation von Emerin und Calpain-3: Der Dystrophin-Glykoprotein-Komplex besteht aus Dystro-phin, Dystroglykanen (a Dystroglykan 156 kDa, b Dystroglykan 43 kDa), Sarkoglykanen (a-Sarkogly-kan mit 50 kDa, b Sarkoglykan mit 43 kDa, g-Sarkoglykan mit 35 kDa und d Sarkoglykan mit 35 kDa)und Syntrophinen [8]. An der extrazellulären Oberfläche ist die Muskelzelle mit der Extrazellulärma-trix aus Kollagen, Laminin und Proteoglykanen verbunden. Skelettmuskellaminin besteht aus 3 Ein-heiten (b1, g1, a2-Lamininuntereinheiten; a2-Laminin wird auch als Merosin bezeichnet). Der Lami-ninkomplex bindet an a-Dystroglykan auf der Muskelzelloberfläche [19]. Auf der zytoplasmatischenSeite binden nach neueren Erkenntnissen Dystrobrevin und Syntrophine an die C-terminale Domänedes Dystrophins [50]. Über den N-Terminus des Dystrophins wird dieser Komplex über das dort ge-bundene Aktin in das intrazelluläre Zytoskelett verankert. Darüber hinaus sind auf cytoplasmati-scher Seite 3 Syntrophinproteine mit dem C-terminalen Dystrophin-assoziierten Komplex gebunden.Emerin konnte in der Kernmembran lokalisiert werden und soll am hydrophoben C-terminalen Endein der inneren Kernmembran verankert sein [40]. Die Protease Calpain-3 (Kalzium-aktivierte neutra-le Protease [48]) ist ein intrazellulär lokalisiertes Enzym

entdeckt; 50% davon sind sog.“Missen-se-Mutationen“, während die anderenNull-Mutationen darstellen. Möglicher-weise hat dieses Enzym bei den betroffe-nen Patienten seine Funktion verloren.Das Substrat dieses Enzyms ist derzeitnoch nicht bekannt. Calpaine sind i.allg.keine degradierenden, sondern aktivie-rende Proteasen, die andere Proteinedurch selektive Spaltung in den aktivenZustand überführen. Calpain-3 hat wohlSignalfunktionen und soll im Zellkern[55] Transskriptionsfaktoren modifizie-ren [31]. Die betroffenen Patienten ent-wickeln um das 10. Lebenjahr (3–30) ei-ne symmetrische Atrophie der Glieder-gürtel- und Rumpfmuskulatur mit einerbereits frühzeitig feststellbaren Kon-traktur der Achillessehnen. Eine Herz-beteiligung fehlt und die Atemmuskula-tur ist nur geringgradig betroffen [22].Die Erkrankung ist progredient, dieHälfte der Patienten ist im Alter von 20Jahren rollstuhlpflichtig. Eine Beein-trächtigung der Intelligenz ist bishernicht berichtet.

ellen Expressionsdefekt der Laminin-α2Kette beruhen [57]. Diese Kinder habenim kranialen MRI ebenso Auffälligkeitendes Marklagers verbunden mit einer nurmilden Form von Muskeldystrophie.

Als Sekundärphänomen wird einMerosinmangel bei der überwiegend inJapan beschriebenen kongenitalen Mus-keldystrophie Fukuyama angesehen, de-ren zugrundeliegender genetischer De-fekt auf Chromosom 9q lokalisiert istund nicht am Genort für Laminin α 2auf Chromosom 6 [59].

Kürzlich wurden erstmals Defekteder β1-Kette des Laminins mit einerlangsam progredienten pelvifemoralenGliedergürteldystrophie im Erwachse-nenalter [38] und einer früh beginnen-den Gliedergürteldystrophie mit „rigidspine“ [58] in Verbindung gebracht.

Störungen von nukleären Membranproteinen: Emerin

1994 wurde das Gen, das für die X-chro-mosomal rezessiv vererbte Form derEmery-Dreifuss-Dystrophie (EMD) ver-antwortlich ist, identifiziert [7]. DiesesGen auf Chromosom Xq28 kodiert fürEmerin, ein kleines Protein von 34 kDa,das sich in der Kernmembran von quer-gestreiftem Muskel,Herzmuskel und an-deren Geweben befindet und bei X-chromosomalen EMD Patienten fehlt[45]. Die Funktion dieses Proteins istderzeit noch nicht bekannt; aufgrundvon Strukturhomologien scheint es inden Vesikeltransport und -sekretion in-volviert zu sein. EMD-Patienten zeigeneine langsam progrediente Gliedergür-telschwäche mit für diese Erkrankungtypischen frühen Kontrakturen der Ell-bogen und Achillessehne und Reizlei-tungsstörung und/oder Kardiomyopa-thie. Die frühzeitige Diagnose dieser Er-krankung ist wichtig, da der Einsatz ei-nes Herzschrittmachers lebensrettendsein kann [18] (s. Pat. 4).

Kasuistiken

Patient 1

T.D., geb. 30.11.1969. Der 28jährige Pati-ent hatte bereits vor der Pubertät einelangsam fortschreitende beinbetonte

Störungen von Extrazellulär-matrixproteinen: Merosin

Ungefähr die Hälfte aller Kinder mit ei-ner kongenitalen autosomal rezessivenMuskeldystrophie haben einen Mangelder Laminin-a2 Kette (=Merosin), dieeinen Bestandteil des Extrazellulärma-trixproteins Laminin darstellt [52, 60].Laminin ist einer der Hauptbestandtei-le der Basallamina, so daß sich eine di-rekte Interaktion zwischen den extrazel-lulären und den intrazellulären Protei-nen über Dystrophin und Dystrophin-assoziierte Glykoproteine ergibt. Die La-minin α-2 Kette kommt im Muskel, ZNSund Schwannzellen vor [17]. Die betrof-fenen Kinder zeigen eine schwere Hypo-tonie der Muskulatur, Steifigkeit der Ge-lenke, Kontrakturen und eine normaleIntelligenz trotz Veränderungen der wei-ßen Substanz im ZNS.Ein primäres Feh-len von Laminin α-2 kann sich histolo-gisch auch als transiente entzündlicheMyopathie präsentieren [47].Muskeldys-trophien, die im Gegensatz zu dieserkongenitalen Störung erst in der spätenKindheit beginnen, können nach neue-ren Erkenntnissen auch auf einem parti-

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Übersicht

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Tabelle 2

Klassifikation autosomal vererbter Gliedergürteldystrophien

Vererbungs- Erkrankung Genort Protein OMIMmodus

X chrom Duchenne, Xp21 Dystrophin 310200

Becker

Emery-Dreifuss Xq28 Emerin 310300

Typ 1 aut dom LGMD1A 5q31–33 unbekannt 159000

LGMD1B 1q11–21 unbekannt 159001

Typ 2 aut rez LGMD2A 15q15.1–15.3 Calpain-3 253600

LGMD2B 2p13.3 Dysferlin 253601

LGMD2C 13q12 g Sarcoglykan 253700

LGMD2D 17q12–21.33 a Sarcoglykan 600119

LGMD2E 4q12 b Sarcoglykan 600900

LGMD2F 5q33–34 d Sarcoglykan 601287

LGMD2G 17q11–12 unbekannt 601954

LGMD2H 9q31-q34.1 unbekannt 254110

kongenitale 6q22–23 Merosin (a 2 Laminin) 156225

Dystrophie

Kurzbezeichnung, bekanntem Genort und betroffenem Protein (LGMD,„limb girdle muscular dystrophy”), OMIM„online mendelian inheritence in man”, jeweilige Klassifizierungsnummer

Der Nervenarzt 2·99 | 93

Muskelschwäche entwickelt. Die Famili-enanamnese für neuromuskuläre Er-krankungen war leer. In der Muskelbi-opsie aus dem M. quadrizeps zeigte sichein myopathisches Muster. Die Immun-histochemie (Abb. 2) ergab mit Antikör-pern für den N- und C-terminalen Teildes Dystrophins ein nur leicht abge-schwächtes Signal, mit einem Antikör-per für die Hot spot Region im zweitenGenabschnitt (F-22) fand sich ein kom-plett fehlendes Signal. Somit konnte die

Deletion bereits auf Proteinebene einge-grenzt werden. Die Diagnose einerBecker-Muskeldystrophie ließ sich imWesternblot bestätigen, in dem Dystro-phin mit normaler Menge jedoch ver-mindertem Molekulargewicht nachge-wiesen wurde.

Patient 2

G.C., geb. 26.8.1992. Der 4jährige Jungewurde wegen zufällig aufgefallener, er-

höhter CK-Werte von 7340 U/l (Normbis 80 U/L) mit Verdacht auf Muskeldys-trophie zugewiesen. Die motorischeEntwicklung war altersentsprechend.Hinsichtlich neuromuskulärer Erkran-kungen war die Familienanamnese un-auffällig. Bei der körperlichen Untersu-chung fiel die schwach ausgebildeteMuskulatur mit Pseudohypertrophieund Volumen- und Konsistenzvermeh-rung der Wadenmuskulature auf, ähn-lich wie bei der Muskeldystrophie Du-chenne. Weitere pathologische Labor-werte wurden gefunden für GOT 153 U/l,GPT 128 U/l und LDH 1291 U/l. Im PCR-Deletionsscreening konnte keine Dele-tion im Dystrophingen nachgewiesenwerden. Im Muskelbiopsat fanden sichfloride Faseruntergänge, sowie eine gro-ße Anzahl von hypereosinophilen zu-grundegehenden Fasern. In der Immun-histochemie (Abb. 3) zeigten der Anti-körper gegen den C-Terminus des Dys-trophins ein regelrechtes Färbemuster,der Antikörper gegen DAG-50 (Adhalin)hingegen nur ein schwaches Signal. ImWesternblot wurde Dystrophin norma-ler Größe und Menge gefunden. Die ent-sprechende Untersuchung für α-Sarko-glykan (Adhalin) wies eine Mengenre-duktion auf weniger als die Hälfte nach.Die Sequenzierung des α-Sarkoglykan-gens zeigte schließlich eine homozygo-te Mutation, die die Aminosäure Argi-nin in Position 77 durch Cystein ersetzt.

Patient 3

M.C., geb. 19.3.1987. Der 7jährige Jungewurde wegen Auffälligkeiten im Sport-unterricht der Grundschule zugewiesen.Das erste von 2 Kindern gesunder Elternentwickelte sich unauffällig bis zum Al-ter von 6 Jahren. Dann wurden erstmalsmotorische Störungen beobachtet, dieCK war wiederholt auf >1000 U/l er-höht. In der körperlichen Untersuchungfand sich eine hypotone Muskulatur, ei-ne ausgeprägte Wadenhypertrophiebeidseits mit typischem Gowers-Zei-chen, Hyperlordose sowie ein trippeln-des Gangbild. Der Fersengang war nichtmöglich.Das molekulargenetische PCR-Screening konnte keine Duchenne-typi-sche Deletion im Dystrophingen nach-weisen. In der Muskelbiopsie zeigte sich

a b

c d

e f

Abb. 2a–f m Immunzytochemische Diagnostik an Stufenschnitten für Spektrin (a, b), C-Terminus desDystrophins (c, d) und die „Becker-hot-spot-Region“ (e, f ). a, c, e: Normalbefund eines Muskels eines Er-wachsenen. b, d, f: Pat. T.D. mit Beckerscher Muskeldystrophie. Während Spektrin (b) und Dystrophin(d) eine normale Membranfärbung aufweisen, fehlt ein Signal für die „Becker-hot-spot-Region“(f ).Durch den stärkeren Phasenkontrast treten einige Gefrierartefakte hervor (–=50 µm)

mit einer schweren Bradykardie mitPulsfrequenzen um 40/min und inter-mittierenden asystolischen Pausen biszu 8 s vorstellig. Es konnte eine ausge-prägte dilatative Kardiomyopathie nach-gewiesen werden, die in der Folge eineSchrittmacherimplantation erforderlichmachte. Der Immunoblot aus periphe-ren Blutlymphozyten ergab ein fehlen-des Signal für Emerin (s.Abb. 5) und be-stätigte die klinische Verdachtsdiagnoseeiner EMD.

Diskussion: diagnostisches Vor-gehen bei Verdacht auf Vorlie-gen einer Muskeldystrophie

Die immunhistologische Untersuchungvon Dystrophin ist mittlerweile in vie-len Labors bei der Untersuchung von Pa-tienten mit progressiver proximalerMuskelschwäche, erhöhtem Serum CKund histologischem Nachweis einesmuskeldystrophischen Prozesses routi-nemäßig etabliert. Angesichts der refe-rierten Daten hat eine pauschale ge-schlechtsabhängige Einteilung der Pati-enten mit Muskeldystrophie (Knabenhaben eine Duchenne/Becker-Muskel-dystrophie, Mädchen eine LGMD) keineGrundlage mehr. Zum einen sind dieGliedergürteldystrophien klinisch, hi-stopathologisch und laborchemisch oftnicht von X-chromosomal vererbtenMuskeldystrophien zu unterscheiden,zum anderen sind ca. 10% von isoliertenweiblichen Patienten mit „Gliedergür-tel“dystrophien symptomatische Kon-duktorinnen für einen Dystrophindefekt[3, 34], d.h. bei diesen Frauen finden sichabhängig vom Anteil der inaktiviertengesunden X-Chromosomen (Lyonisie-rung) in einem Teil der MuskelfasernDystrophindefekte. Schließlich kannauch bei einer fazioskapulohumeralenMuskeldystrophie (FSHD) die faziale Be-teiligung sehr gering sein und der Phä-notyp einer Gliedergürteldystrophie äh-neln; in solchen Fällen hilft nur die mo-lekulargenetische Untersuchung weiter.

Als Suchtest bei isolierten männli-chen Patienten mit proximaler Muskel-schwäche und erhöhter CK bietet sichnach Erhebung einer vollständigen Fa-milienanamnese einschließlich CK-WertBestimmung bei den Eltern und vorhe-

| Der Nervenarzt 2·99

Übersicht

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ein schwer dystrophisches Bild mit flori-den Faseruntergängen und Regeneratio-nen.Die Antikörper gegen den N-Termi-nus und Mittelteil des Dystrophins erga-ben ein regelrechtes Färbemuster, wäh-rend für den C-Terminus sich stellen-weise ein unspezifisch reduziertes Mem-bransignal fand. Der Antikörper gegendas α-Sarkoglykan färbte nicht an. DieSequenzierung des α-Sarkoglykangensergab bisher keine der beschriebenenbekannten Mutationen; weitere Analy-sen sind im Gange.

Patient 4

B.F., geb. 24.7.1967. Bei dem 28jährigenwar bereits im Schulkindalter eine Mus-kelatrophie der Oberarme und der Un-terschenkel aufgefallen. Darüberhinausbestanden damals bereits Kontrakturender Bizepssehnen mit Streckhemmungder Ellbogengelenke. Im Alter von 17Jahren war anhand einer Muskelbiopsieeine Myopathie diagnostiziert worden.Im Alter von 28 Jahren wurde der Pati-ent bei guter körperlicher Belastbarkeit

a b

c d

e f

Abb. 3a–f m HE-Färbung (a, b) und immunzytochemische Diagnostik an Stufenschnitten für den C-Ter-minus des Dystrophins (c, d) und a-Sarkoglykan (e, f ). a, c, e: Normalbefund eines Kontrollmuskels. b, d,

f: Patient G.C. mit Adhalinopathie. In der HE-Färbung (b) des Patientenmuskels zeigt sich ein myopa-thisches Muster mit Faserhypertrophien und hypereosinophilen Fasernekrosen (->) ähnlich wie beiDuchennepatienten. Während für Dystrophin (d) ein regelrechtes Signal vorliegt, zeigt sich einedeutliche globale Reduktion des a-Sarkoglykansignals (e). Die mit * bezeichnete Stelle in d stellt einFärbeartefakt dar, das sich auf Stufenschnitten nicht wiederfinden ließ (–=50 µm)

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riger genetischer Beratung ein DNA-De-letions Test des Dystrophingens aus demperipheren Blut mittels der PCR Metho-de [5, 12] an (Flow Chart in Abb. 4). Fallshier keine Deletion nachgewiesen wer-den kann oder prognostische Aussagenfür DMD/BMD-Patienten getroffen wer-den sollen, ist die immunzytochemischeUntersuchung einer Muskelbiopsie inKombination mit dem Western Blot er-forderlich. Sporadische männliche Pati-enten mit einer Muskelschwäche seit derKindheit haben mit 50% Wahrschein-lichkeit eine Becker-Dystrophie und mit50% eine autosomal rezessive Glieder-

gürteldystrophie [33]. Die Diagnose vonBecker-Patienten ist durch die kombi-nierte Nutzung von mindestens drei ver-schiedenen monoklonalen Antiköpergegen die verschiedenen Domänen desDystrophins (C-Terminus, N-Terminusund proximale Stäbchenregion) deutlichverbessert worden [25]. Der Immuno-blot erlaubt darüberhinaus die Identifi-zierung qualitativ und quantitativ ver-änderter Dystrophine.Da bei Becker-Pa-tienten mit milden Krankheitsverläufendie Immunhistochemie mit mehrerenAntikörpern annähernd auch einenNormalbefund ergeben kann, empfiehlt

sich immer die Kombination mit einemImmunoblot, der auch diskrete Größen-unterschiede des Dystrophins detektiert.

Bei Patient 1 konnte die klinisch ver-mutete Diagnose einer Becker Dystro-phie erst mit dem Einsatz eines Antikör-pers gegen die Stabregion (F-22) zwei-felsfrei nachgewiesen werden. Die Anti-körper für den C-Terminus (Dys-2) undfür den N-Terminus (Dys-3) hatten einnur leicht abgeschwächtes Signal erge-ben. In diesem Falle führte die Mutationzu einer normal starken Expression ei-nes Dystrophins, das allerdings, wie imWesternblot gezeigt, ein im Vergleich

Abb. 4 m Entscheidungsbaum zur Diagnostik bei Gliedergürteldystrophien

zum Wildtyp-Dystrophin vermindertesMolekulargewicht aufwies. Das Epitopfür diesen Antikörper ist aufgrund einerDeletion nicht mehr vorhanden. Der un-auffällige Befund hinsichtlich der Dys-trophinmenge spricht für eine günstigePrognose.

Duchenne-Patienten zeigen in derImmunhistochemie ein fehlendes Signalfür Dystrophin (in fortgeschrittenemKrankheitsstadium finden sich gele-gentlich wenige dystrophinpositive Fa-sern; diese entsprechen Reversmutanten[26, 35], die ausgehend von einer Fra-meshift-Mutation im Dystrophingendurch eine erneute Mutation die Bildungeines verkleinerten Dystrophins ermög-lichen). Nur in wenigen Fällen habenDuchenne-Patienten ein positives Signalfür die Amino-terminale Region desDystrophins bei völligem Fehlen für denC-terminalen Teil [9].

Für die Diagnostik der Sarkoglyka-nopathien ist die immunhistochemischeAnalyse einer Skelettmuskelbiopsie miteinem α-Sarkoglykan-Antikörper ein ge-eigneter Suchtest, da bei allen Sarkogly-kanstörungen in der Regel auch die übri-gen intakten Sarkoglykane im Muskelvermindert exprimiert werden.So konn-te die fehlende Expression von α-Sarko-glykan (Adhalin) als sekundäre Defizi-enz bei einer Störung des γ-Sarkoglykans[4] nachgewiesen werden. Die weitereDifferenzierung gelingt dann nur müh-sam durch Mutationssuche nach Se-quenzierung der 4 Sarkoglykangene.

In den Kasuistiken 2 und 3 konnteder initiale klinische Verdacht auf Vor-liegen einer Muskeldystrophie Duchen-ne weder durch PCR-Deletionsscreening

kann nämlich eine leichte Reduktion derSarkoglykanexpression auch als sekun-däres Phänomen auftreten (s. Tabelle 4).Bei einer großen Serie von Patienten mitgenetisch bedingten Myopathien undnormalem Dystrophin fanden Dugganet al. eine Störung der Sarkoglykane inca. 10% (komplette Defizienz in 4,5%,partielle Defizienz in 5,2%) [16]. EineMutation in den Sarkoglykangenenkonnte allerdings nur in 58% der Adha-linstörungen nachgewiesen werden, sodaß möglicherweise ein großer Teil derSarkoglykanopathien als Sekundärphä-nomen noch ungeklärter Störungen desDystrophin-assoziierten Proteinkom-plexes aufzufassen sind. Eigene Erfah-rungen belegen, daß partielle α-Sarko-glykandefizienzen bei unauffälligemFärbeverhalten in der Immunhistoche-mie teilweise erst im Western Blot nach-gewiesen wurden (s. auch [21]). Alle Pa-tienten mit Sarkoglykanopathien hattenklinische Stigmata wie Wadenhypertro-phie, Gowers Zeichen und erste motori-sche Störungen im Alter vom 6±4 Le-bensjahren (α- und γ-Sarkoglykanopa-thien) und 3±2 Jahren bei β-Sarkogly-kanstörung. Bei Nachuntersuchung un-seres eigenen Patientengutes fanden wirauf Proteinebene bei 5.6% der einge-sandten Biopsien mit Verdacht auf Mus-keldystrophie, aber normalem Dysto-phin, Störungen im Sarkoglykankom-plex (s. Tabelle 3). Alle betroffenen Pati-enten waren jünger als 15 Jahre, so daßein immunhistochemisches Screeningfür Sarkoglykane zumindest bei allenkindlichen und jugendlichen Patientenmit Muskeldystrophien indiziert ist, fallssich kein Dystrophindefekt zeigt.

noch durch die Immunhistochemie derMuskelbiopsie bestätigt werden.Die Un-tersuchung mit 3 verschiedenen Dystro-phinantikörpern hatte keine sicherenPathologika ergeben. Die bei uns routi-nemäßig eingeführte Immunhistoche-mie für Adhalin (α-Sarkoglykan), β-Dystroglykan und γ-Sarkoglykan er-möglichte durch die fehlende Färbungfür α-Sarkoglykan bei Pat. 2 und 3 dieDiagnose einer Sarkoglykanopathie. BeiPat. 2 konnte bei der nachfolgenden Se-quenzierung die häufigste Mutation desα-Sarkoglykangens (Arg77->Cys) nach-gewiesen werden (Übersicht in [16]) undsomit die Diagnose einer primärenAdhalinopathie gestellt werden.

Da es gegenwärtig unmöglich ist,Phänotypen, Klinik oder pathologischeZeichen von verschiedenen primärenund sekundären Sarkoglykanstörungenzu unterscheiden [10], ist die immunhi-stochemische Untersuchung von Sarko-glykanen im allgemeinen nur dann wei-terführend, wenn die Dystrophinim-munhistochemie zuvor unauffällig war.Bei Patienten mit Dystrophinopathien

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Übersicht

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Abb. 5 m Western-Blot-Analyse von Emerin. Homogenisat eines gesunden Kontrollmuskels (Spur 1)und lymphoblastoider Patientenzellen (Spuren 3–8). In Spur 2 und 5 fehlt das Emerin Signal; es liegteine Emery-Dreifuss-Dystrophie vor

Tabelle 3

Untersuchungen von Muskelbiopsien im Institut für Humangenetik und der Neu-rologischen Klinik der Universität Würzburg von 1989–1997. Eine Untersuchungder Sarkoglykane wurde im allgemeinen angeschlossen, wenn keine Dystrophin-veränderungen vorlagen

Alter Gesamtzahl Dystrophin- Untersucht Nachgewiesener veränderungen Sarkoglykane Adhalindefekt

<15 LJ 214 156 (73%) 29 4 (6%)>15 LJ 119 41 (34%) 42 0

Bei ubiquitär vorkommenden Pro-teinen können Defizienzen oder Expres-sionsstörungen auch in leichter zugäng-lichen Geweben als im Skelettmuskeldiagnostiziert werden. Dies gilt derzeitfür Emerin und Merosin, die beide inHautbiopsien immunhistochemisch un-tersucht werden können [41, 53]. FürEMD-Patienten ist die Durchführung ei-ner immunhistochemischen Untersu-chung von Fibroblasten oder eines We-sternblots aus Leukozyten als ein imVergleich zur Muskelbiopsie und DNA-Analyse schnelleres und nichtinvasivesDiagnoseverfahren vorgeschlagen wor-den. Das Fehlen von Emerin ist ein spe-zifischer Befund und erlaubt die Dia-gnose einer X-chromosomalen Emery-Dreifuss-Erkrankung, da eine Redukti-on von Emerin bisher bei keiner ande-ren Muskelerkrankung beobachtet wur-de [45]. Einschränkend ist jedoch be-merkt worden, daß Mutationen, die nurzu leichten Quantitätsänderungen derProteinexpression führen, der Ent-deckung im Westernblot entgehenkönnten. Über 95% aller Mutationen imEmerin-Gen sind allerdings Stop-Muta-tionen.

Bei Patient 4 bestand bei nachge-wiesenen Kontrakturen bereits die Ver-dachtsdiagnose einer Emery-Dreifuss-Dystrophie, die im Immunoblot (s.Abb.5) von Muskelgewebe durch den fehlen-den Nachweis eines Emerin-Signals ve-rifiziert werden konnte. Dieser Patientgelangte erst zur endgültigen Diagnose-stellung, als bereits eine potentiell le-bensbedrohliche dilatative Kardiomyo-pathie mit Herzrhythmusstörungen auf-getreten war.

Die epidemiologische Bedeutungder LGMD2A Dystrophie mit zugrunde-liegendem Defekt des intrazellulärenEnzyms Calpain-3 wird derzeit vielleichtnoch unterschätzt. Erste Befunde legennahe, daß die Calpainstörung für einengrößeren Anteil der restlichen nichtdurch Sarkoglykanopathien bedingtenautosomal-rezessiven Gliedergürteldys-trophien verantwortlich sein könnte. Dadas defekte Protein allerdings nicht einStrukturprotein,sondern ein Enzym mitkurzer Halbwertszeit ist, sind hier an dieproteindiagnostischen Nachweisverfah-ren gesteigerte Anforderungen gestellt.

chung nur an spezialisierten Zentrendurchgeführt werden, um eine optimaleAufarbeitung des Biopsiematerials zugewährleisten.

Neue Möglichkeiten zum Studiumder Pathogenese und therapeutischer In-terventionen bei Gliedergürteldystrophi-en sind von verbesserten Tiermodellenzu erwarten. So weisen neuere Untersu-chungen im Falle der Dystrophinopathi-en darauf hin, daß das Protein Utrophineine Dystrophindefizienz partiell kom-pensieren kann. Doppelknockout-Mäu-se für Dystrophin und Utrophin zeigenerstmals eine der Muskeldystrophie Du-chenne ähnliche Pathologie und Klinik[14, 28] und könnten als Tiermodelle fürdie Pathogenese und Therapie der Dys-trophinopathien dienen.

Bei Gliedergürteldystrophien wur-den bisher Defekte der Sarkoglykane,von Merosin und Dystrophin beschrie-ben; bei Syntrophinen und Dystroglyka-nen sind noch keine krankheitsassozi-ierten Mutationen bekannt. Erstmalswurde im vergangenen Jahr eine mildverlaufende proximale Gliedergürtel-dystrophie ohne Wadenhypertrophieauf einen Defekt des β-Dystroglykanszurückgeführt [51]. Die Identifizierungweiterer Bestandteile des Dystrophin-Glykoprotein-Komplexes und neuer

Erste Berichte, in denen gezeigt wurde,daß Calpain mit einem polyklonalenAntikörper im Immunoblot nachgewie-sen werden konnte, wurden jedoch be-reits publiziert [56].Ein kommerziell er-hältlicher Antikörper für die Routine-diagnostik steht derzeit unseres Wissensnicht zur Verfügung.

Ausblick

Die beschriebenen genetisch unter-schiedlichen Gliedergürteldystrophiensind durch einen Funktionsverlust oderReduktion der betroffenen Membran-proteine gekennzeichnet. Diverse thera-peutische Anstrengungen werden seitJahren unternommen (Gentherapie[39], Myoblastentransfer [30, 37], Stero-idtherapie [46, 54]). Die meisten dieserVersuche scheitern jedoch momentannoch an technischen und konzeptionel-len Problemen. Trotzdem ist es auch imHinblick auf die korrekte humangeneti-sche Beratung notwendig, die Diagnoseeiner Muskeldystrophie durch Einsatzverschiedener Methoden zu sichern. Oftist die Muskelbiopsie als einfachesScreeningverfahren unersetzlich, zumalsie nach unserer Erfahrung bei erwach-senen Patienten wenig belastend ist. Al-lerdings sollte diese invasive Untersu-

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Tabelle 4

Befundkonstellationen der kombinierten immunhistochemischen Dystrophin-,a-Sarkogykan-, Merosin- und Emerinanalytik bei Gliedergürteldystrophien. Zubeachten ist, daß die Sarkoglykanfärbung als Sekundärphänomen bei DuchennePatienten immer unspezifisch reduziert ist. Ein fehlendes Emerinsignal ist alsspezifischer Befund zu werten, da es bei keinen anderen Myopathien vorkommt

Krankheit Dystrophin a Sarkoglykan Merosin Emerin

Duchenne nicht reduziert normal oder normaldetektierbar reduziert

Becker reduziert normal oder normal normalreduziert

Sarcoglykano- normal oder nicht normal oder normalpathie reduziert detektierbar reduziert

kongenitale normal normal reduziert oder normalDystrophie nicht detektierbar

Emery Dreifuss- normal normal normal nicht Dystrophie detektierbar

dystrophinähnlicher Moleküle wird un-ser Verständnis für die Bedeutung die-ser Membranproteine in der Muskel-membran erweitern. Vor allem noch zudefinierende Proteinsubstrate von Cal-pain-3 könnten Kandidaten für Ursa-chen weiterer Gliedergürteldystrophiensein.

Methoden

Muskelbiopsien wurden nach Standard-methoden durchgeführt [15]. Immunzy-tochemische Untersuchungen wurdenmit den monoklonalen AntikörpernNCL-DYS2 (aa3669–3685) und NCL-DYS3 (aa321–394; beide Novacastra Labors,Newcastle upon Tyne, UK) in den jewei-ligen Verdünnungsstufen 1:5, 1:200 und1:50 durchgeführt. Dys F-22 für die Stab-region des Dystrophins (aa1840–2266,Alexis Deutschland GmbH, Grünberg)wurde in der Verdünnung 1:10 eingeste-tzt. Weiterhin wurden die AntikörperNCL-50 DAG (1:200), NCL 43-DAG(1:500) und NCL-35 DAG (1:100) undNCL-Emerin (1:40) und NCL-Merosin(1:100, alle Novacastra Labors, Newcas-tle upon Tyne, UK) benützt. Die Detekti-on erfolgte mit einem biotinyliertenF(ab’)2 Fragment von Anti-Maus IgG(Amersham-Buchler, Braunschweig)und Avidin-Peroxidase (Sigma Diagno-stics, Deisenhofen) in Verdünnungsstu-fen von 1:200. Die Gewebsschnitte wur-den mit Diaminobenzidin in einer Kon-zentration von 0.5 mg/ml in 0,1 M TRIS-gepufferter PBS Lösung 10 min versetzt,um das Reaktionsprodukt sichtbar zumachen.

Western Blots für Dystrophin,Adhalin und Emerin und die genetischeAnalyse des Dystrophin-Gens wurdenwie andernorts beschrieben durchge-führt [6]. Zur Durchführung von We-stern blots wurde NCL-DYS-2 undMANDYS8 (Sigma Diagnostics, Deisen-hofen) gegen die Stabregion und ein af-finitäts-gereinigtes polyklonales Antise-rum gegen ein 30 kDa Fusionsprotein[36] benützt; für Western blots zumNachweis von Emerin wurde ein poly-klonaler Antikörper „AP 8“ (Labor vonJohn Yates) verwendet.

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Die Autoren danken Herrn Prof. Dr. med W.Schachenmayr, Institut für Neuropathologieder Justus-Liebig-Universität Giessen (K.G.),Herrn Prof. Dr. med K. Dietzmann, Institutfür Neuropathologie und Herrn Dr. med. T.Bettecken, Institut für Humangenetik derUniversität Magdeburg (D.T.) für die Über-lassung von Krankengeschichten und Zusen-dung von Biopsiematerial, Herrn Prof. L. M.Kunkel, Division of Genetics and the HowardHughes Medical Institute at Children’s Hospi-tal, Boston, Massachusetts, USA für die Se-quenzierung des Adhalingens bei G.C. Dar-überhinaus gilt der Dank Herrn Prof. Dr.med. K.V. Toyka für wertvolle Anregungenund Herrn Prof.Dr.med.K.H.Reiners für ste-tige Unterstützung bei der Diagnostik neu-romuskulärer Patienten.

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Nachtrag bei der Korrektur

In der Zwischenzeit wurden noch zweiweitere autosomal dominante Glieder-gürteldystrophien beschrieben:

Erkrankung Genort Protein OMIMLGMD1C 3p25 Caveolin-3 601253LGMD1D 6q23 ? familiäre dilatative

Kardiomyopathie mit Leitungs-störungen und Muskeldystrophie [1]

Für die GliedergürteldystrophieLGDM2B konnte mittlerweile das GenDYSF identifiziert werden, das für dasProtein Dysferlin codiert. Interes-santerweise hatten identische Muta-tionen dieses Gens bei Angehörigeneiner Familie drei verschiedene Phänotypen: Gliedergürteldystrophie

3. Anderson LV, Davison K, Moss JA, Richard I,

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LGDM2B, Miyoshi Myopathie (distaleDystrophie mit Beginn im Erwach-senenalter) und eine neu beschriebenedistale Myopathie des M. Tibialisanterior [2]. Bei V.A LGMD2A sindmittlerweile Untersuchungen imWestern-Blot möglich [3]. Kürzlichwurde ein e-Sarkoglycan charakteri-siert, das in der quergestreiftenMuskulatur und auch in der Lungeexprimiert wird. Bisher konnten dem e-Sarkoglycan noch keine Krankheits-bilder zugeordnet werden [4,5].

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