Untersuchungen über das Verhältnis des Unterkiefers zum Gesichtsschädel beim Ausgleich eines...

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Madsen, Untersuehungen fiber dasVerhi~ltnis d.Unterkiefers zum Gesiehtssch~del usw. 255 Aus der kieferorthopi~disehen Abteilung (Leiter : Prof. Dr. E. H a u s s er) der Universitiitsklinik und Poliklinik fiir Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten (Direktor: Prof. Dr. Dr. K. Sehuehardt), Hamburg Untersuchungen iiber das Verhiiltnis des Unterkiefers zum Gesichtssch/idel beim Ausgleich eines Distaibisses mit funktionskieferorthopiidischen Behelfen ~) Von Eduardo Madsen, Vifia del Mar, Chile Mit 20 Abbildungen Das Bemiihen der Kieferorthop/tdie ist sehon lange darauf geriehtet, bei der Behebung eines Distalbisses, der dureh eine dorsale Lage der unteren Zahnreihe und des ganzen Unterkiefers verursaeht ist, die vergesellsehaftete R/ieklage des Untergesiehtes in giinstiger Weise zu beeinflussen. Die dabei beabsiehtigte Vor- entwieklung des ganzen Unterkiefers, d. h. die M6gliehkeit, den Unterkiefer im Ganzen naeh vorn zu versehieben, st.eht noah im Mittelpunkt. der Diskussion. Als ein besonders wirksamer Behelf zur L6sung dieser therapeutisehen Aufgabe erseheint der Aktivator yon Andresen-Hgupl auf Grund seiner Erfassung des ganzen Kauorgans. Die Sehule der Funktionskieferorthop~Ldie vertritt aueh die Meinung, dab ein gesteigerter Waehstumsimpuls dem Unterkiefer vermittelt und eine Anbau-Abbau-Umformung des Gelenkes zu einem Ausgleieh des Distalbisses bei der Behandlung mittels des Aktivators ftihren wiirde. Breitner, H~upl- Psansky und Deriehsweiler haben histologisehe Beweise yon Umformungen des Kiefergelenkes dureh kieferorthop/idisehe Behandlungsmal3nahmen im Sinne einer Mesialversehiebung des Unterkiefers an Hand von Experimenten an Affen vorgebraeht. Korkhaus konnte mittels r6ntgenologisehen-planigraphisehen Un- tersuehungen naeh der Methode Lindblom-Hausser bei Aktivatorbehand- lungen ein Hineinwaehsen des Gelenkk6pfehens in die Pfanne im Laufe der Behandlung und eine 2~nderung der Neigung zwisehen Kondylus und Kollum fest- stellen. In diesem Sinne beriehtet Sleiehter aueh yon der Tendenz der Gelenk- k6pfehen, in ihre urspriingliehe Lage vor der Behandlung zuriiekzuwandern. Das Ergebnis dieser Umformungen w/ire eine gr6Bere Vorverlagerung des zahntragenden Unterkieferk6rpers als die, die ohne die Behandlung dureh das normale Waehstum allein zustande kommt. Dieser gesteigerte Waehstumsimpuls, erg~tnzt dureh die gezielten dentoalveol/tren Umfornmngen und Steuerungen der nat/irliehen Zahnbewegung dureh den Aktivat.or, wiirde demnaeh die BiBversehie- bung bewirken. B j 6 r k und S oft 1 y finden dagegen, dab die Folge des Einflusses des Aktivators bei der Distalbigbehandlung lediglieh eine Summe yon kleinen Ver/~nderungen der Position und Inklination der Z/thne sei. Der obere Zahnbogen wiirde in seinem alveol/iren mesialen Waehstum gehindert und der untere begiinstigt. Diese Mei- nung wird aueh vorwiegend im ~ngelsgehsisehen Sehriftt.um vert.ret.en, wie aueh, ~) Auszug aus einer Med. Dissertation, Hamburg 1959.

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Madsen, Untersuehungen fiber dasVerhi~ltnis d.Unterkiefers zum Gesiehtssch~del usw. 255

Aus der kieferorthopi~disehen Abteilung (Leiter : Prof. Dr. E. H a u s s er) der Universitiitsklinik und Poliklinik fiir Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten

(Direktor: Prof. Dr. Dr. K. Sehuehardt) , Hamburg

Untersuchungen iiber das Verhiiltnis des Unterkiefers zum Gesichtssch/idel beim Ausgleich eines Distaibisses

mit funktionskieferorthopiidischen Behelfen ~)

Von Eduardo Madsen, Vifia del Mar, Chile

Mit 20 Abbildungen

Das Bemiihen der Kieferorthop/tdie ist sehon lange darauf geriehtet, bei der Behebung eines Distalbisses, der dureh eine dorsale Lage der unteren Zahnreihe und des ganzen Unterkiefers verursaeht ist, die vergesellsehaftete R/ieklage des Untergesiehtes in giinstiger Weise zu beeinflussen. Die dabei beabsiehtigte Vor- entwieklung des ganzen Unterkiefers, d. h. die M6gliehkeit, den Unterkiefer im Ganzen naeh vorn zu versehieben, st.eht noah im Mittelpunkt. der Diskussion.

Als ein besonders wirksamer Behelf zur L6sung dieser therapeutisehen Aufgabe erseheint der Aktivator yon A n d r e s e n - H g u p l auf Grund seiner Erfassung des ganzen Kauorgans. Die Sehule der Funktionskieferorthop~Ldie vertr i t t aueh die Meinung, dab ein gesteigerter Waehstumsimpuls dem Unterkiefer vermit tel t und eine Anbau-Abbau-Umformung des Gelenkes zu einem Ausgleieh des Distalbisses bei der Behandlung mittels des Aktivators ftihren wiirde. B r e i t n e r , H ~ u p l - P s a n s k y und D e r i e h s w e i l e r haben histologisehe Beweise yon Umformungen des Kiefergelenkes dureh kieferorthop/idisehe Behandlungsmal3nahmen im Sinne einer Mesialversehiebung des Unterkiefers an Hand von Experimenten an Affen vorgebraeht. K o r k h a u s konnte mittels r6ntgenologisehen-planigraphisehen Un- tersuehungen naeh der Methode L i n d b l o m - H a u s s e r bei Aktivatorbehand- lungen ein Hineinwaehsen des Gelenkk6pfehens in die Pfanne im Laufe der Behandlung und eine 2~nderung der Neigung zwisehen Kondylus und Kollum fest- stellen. In diesem Sinne beriehtet S l e i e h t e r aueh yon der Tendenz der Gelenk- k6pfehen, in ihre urspriingliehe Lage vor der Behandlung zuriiekzuwandern.

Das Ergebnis dieser Umformungen w/ire eine gr6Bere Vorverlagerung des zahntragenden Unterkieferk6rpers als die, die ohne die Behandlung dureh das normale Waehstum allein zustande kommt. Dieser gesteigerte Waehstumsimpuls, erg~tnzt dureh die gezielten dentoalveol/tren Umfornmngen und Steuerungen der nat/irliehen Zahnbewegung dureh den Aktivat.or, wiirde demnaeh die BiBversehie- bung bewirken.

B j 6 r k und S o f t 1 y finden dagegen, dab die Folge des Einflusses des Aktivators bei der Distalbigbehandlung lediglieh eine Summe yon kleinen Ver/~nderungen der Position und Inklination der Z/thne sei. Der obere Zahnbogen wiirde in seinem alveol/iren mesialen Waehstum gehindert und der untere begiinstigt. Diese Mei- nung wird aueh vorwiegend im ~ngelsgehsisehen Sehriftt.um vert.ret.en, wie aueh,

~) Auszug aus einer Med. Dissertation, Hamburg 1959.

256 Fortschritte der Kieferorthop~die Bd. 23 H. 1 u. 2 (1962)

dab der Unterkiefer dureh kieferorthops MaBnahmen nieht naeh mesial verlagert werden kann, wenn nicht vorher eine funktionelle Hemmung wie bei einer dureh die Okklusion erzwungenen Distalverdr~tngung des Unterkiefers (Zwangsbif3) und des Gelenkk6pfchens in der Gelenkpfanne besteht. Es wird je- doch betont, dab die besten klinischen Erfolge bei den Fs die eine groBe Waehstum~tendenz des Unterkiefers zeigen, erzielt werden.

Um zu dieser Frage einen weiteren Beitrag zu leisten, wurden aus dem Patien- tengut der Kieferorthop~dischen Abteilung des Universit~tskrankenhauses Eppen- dorf 25 Fs mit behandeltem DistalbiB untersueht. Bei allen Patienten war zum Ausgleich der Anomulie eine ~esialentwicklung des Unterkiefers mit dem Aktiva- tor angestrebt worden. Alle Patienten befanden sich zu Behandlungsanfang zwi- sehen dem 8. und 16. Lebensjahr.

Von jedem Patienten waren Anfangs- und Endmodelle, Profilphotographien und FernrSntgenprofilaufaahmen vorhanden, die miteinander verglichen wurden.

Bei der ~[odelluntersuchung wurden die GebiBanomalien nach der genetischen Einteilung der GebiBfehlbildungen nach K o r k h a u s eingeordnet, wobei das Aus- maB des Distalbisses in Prs und der FrontzahniiberbiB in Milli- meter gemessen wurden.

Das Profilphoto diente zur Feststellung sagittaler Vers der Kinn- lage im Profilverlauf. Diese wurde an Hand des Winkels Nasionsenkrechte- Nasion-Pogonion beurteilt.

Zur Analyse und zum Vergleieh der FernrSntgenprofilaufnahmen wurden folgende ~ i n k e l und Strecken verwandt :

1. Sellamitte-Nasion-A-Punkt (SNA) nach D o n o v an. 2. Sellamitte-Nasion-B-Punkt (SNB) nach D o n o v a n. 3. Fazialwinkel naeh A. M. S e h w a r z (I-Winkel). 4. Kieferbasiswinkel. 5. Gonionwinkel (UK-Winkel). 6. <~ 111 zur OKB. 7. <~ 1-~ zur UKB. 8. NS-Y-Achsenwinkel. 9. Abstand Gonion-Gnathion (Go-Gn).

10. Abstand Gonion-oberer Rand des GelenkkSpfchens (Go-cap. mand.),

An Hand dieser Strecken und Winkel werden die FernrSntgenbilder unter drei Gesichtspunkten analysiert (Abb. 1 bis 5):

a) Beurteilung der dentoalveol~ren Umformungen im Einzelkiefer unter Aus- schluB des kiefereigenen Waehstums.

Es wurde als erstes versucht, die dentoalveols Vers die w~hrend der Behandlung eingetreten waren, zu beurteilen, wobei die w/ihrend der Be- handlungszeit - - etwa 3 - - 4 Jahre einsehlieBlieh Retentionszeit - - eingetretenen waehstumsbedingten Ver~nderungen mSglichst weitgehend ausgeschaltet werden sollten.

In dieser Hinsicht erwies sieh als zweckms im Oberkiefer als Vergleichs- basis den sagittalen Verlauf des kn6ehernen Gaumens zu benutzen, wie es K o r k - h a u s empfohlen hat. Die Benutzung dieser Vergleichsbasis erwies sich als zweck- m~13ig, wean aueh in der N/~he des Alveolarfortsatzes ira Bereich der Frontz/ihne gewisse Ver/inderungen bei der Behandlung mit abnehmbaren Platten oder mit dem Aktivator im Zusammenhang mit umfangreichen Retrusionsbewegungen der

M a d s e n , U n t e r s u c h u n g e n i i b e r d a s V e r h g l t n i s d . U n t e r k i e f e r s z u m G e s i c h t s s c h ~ d e l u s w . f i57

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Abb-1 bis 3

Abb. 4 Abb. 5 Abb. 4 und 5. Fast ausschl[efllich mandibul~rer Ausgleich des Distalbisses

Abb. 1 bis 5. Fall 10. W. A., Alter 108/~--14 Jahre. K.K. mit front. Engst. bei DistalbiB

Vergleich der FernrSntgenbilder Abb. 1. Eine mesiale Verlagerung der 6 ~ kam aus~epr~gter als bei den 6-~- sum Vorschein, dagegen ein Proch-

wach~n dieser "~ ~" konnte beobachtet werden Abb. 2. Eine sagittale Vorverlagerung des Unterkiefers im Umfang yon etwa 5 m m gab AnlaB dazu, den Distalbil~ dieses Fanes als fast ausschlieBlich mandibular ausgeglichen anzusehen. Eine Bil]hebung und Verringerung des

Frontzahnitberbisses ist kaum zustande gekommen Abb. 3. Der Oberkiefer wies zum GesiehtsscbRdel eine l~etropos~tion auf. Der Kieferbasi~winkel befand sieh inner- halb des Daxchschnittswer tes. Der Kieferbere]ch zeigte eine Verlagerung gleiehm~Big nach vorn unten, j edoch beim Unterkiefer war eine mehr horizontale Tendenz aufzufinden. Beim NS-Y-Achsenwinkel trat eine Verkleinertmg auf, wie auch beirn K-Basiswinkeh Diese Yer~inderung steht mit dem gro~en Anteil an Lfingenwachstum beim auf- steigenden Ast und mit einer Verkleinerung des UK-Winkels in Zusammenhang. Es trat ein gfinstigeres Verh~ltnis der apikalen Basen zueilaander ein, so dab das Kinn im Profilphoto eine bessere sagittale Lage aufwies (Abb. 4 u. 5)

17 Fortsehritte der Kieferorthop~idie Bd. 23 H. 1 u. 2

258 Fortsehritte der Kieferorthopiidie Bd. 23 It. 1 u. 2 (1962)

oberen F ron t e in t re ten k6nnen ( I t o f f e r ) . AuBerdem wurde die Oberkieferbasis- ebene naeh dem Vorsehlag yon A. M. S e h w a r z als Vergleiehsbasis verwandt .

E i n e m Vorsehlag yon S t e i n e r folgend, wurde im Unte rk ie fe r fiir diese Ver- gleiehszweeke der Ver lauf des kn6ehernen Kinns mad des un teren Randes des hor izonta len Astes benutz t . Diese ana tomisehen Teile sollen im Behandlungsa l te r vergleiehsweise zu anderen Gebie ten des Unterk ieferk6rpers nur wenig Waehs- tumsersehe inungen aufweisen. Die Durehze ichnungen des Unterkiefers wurden daher auf die Unterk ie fe rbas i sebene und auf den Kinnprof i lve r lauf zur Deekung gebraeht .

b) Beur te i lung der Ver/~nderungen im Kieferbereieh.

Um einen Einbl iek in die sagi t ta len Ver/ inderungen innerhalb des Kauorgans zu gewinnen, wurde versueht , dieses Gebiet isoliert zu bet raehten, d. h. den Ein- fluB der a l lgemeinen Waehs tumsersehe inungen des Gesiehtssehfidels auszu- sehalten. Diese ~{ethode, yon K o r k h a u s und A. 5I. S e h w a r z empfohlen, sollte es erm6gliehen, den Ante i l des Unterk ieferkSrpers an der Bil3versehiebung fest- zustel len und zu beurtei len.

Als Vergleiehsbasen wurden die sagi t ta le G a u m e n k u r v a t u r und (tie Ober- kieferbasis herangezogen, es wurden somit dieselben Bezugsebenen wie bei der Beur te i lung der dentoalveol~ren U m f o r m u n g e n des Oberkiefers benutzt , so dal~ die gleiehen Durehze iehnungen dafiir in Ansprueh genommen werden konnten.

e) Beur te i lung der BiBversehiebung im Zusammenhang mi t den al lgemeinen Ver~nderungen des Gesiehtssehgdels.

Tabelle I. Z u s a m m e n s t e l l u n g des U n t e r s u e h u n g s -

2 1 3 20 11 14 16 25 4 Alter zu Behandlungsbeginn . . .

7.11 8.5 8.2 9.9 9.2 10.1 10.2 10.4 10.6

Durchbrueh der 2. Molaren v. Beh.

Fast ausschl, mand. Ausgl . . . .

Vorw. mand. Ausgl . . . . . . .

Vorw. alv. Au~cgl . . . . . . . .

Fast aussehl, alv. Ausgl . . . . .

Kinnprofilvergnderung . . . . .

Keine Bighebung . . . . . . .

M~igige Bighebung . . . . . . .

Starke Bighebung . . . . . . .

Vorw. L~ingenw. aufst. Ast . . .

Gleiehm. Waehst. des UK . . . .

Vorw. Langenwaehst. hor. Ast . .

K. K. mit liiek. Protrusion . . .

K. K. mit front. Engst . . . . . .

K. K. mit engst. Protrusion . . . .

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Madsen, U n t e r s u e h u n g e n tiber das V e r h g l t n i s d. U n t e r k i e f e r s z u m Ges iehtsseh~del u s ~ . 259

Die dritte Analyse sollte es erm6gliehen, die Auswirkungen der Behandlung des Distalbisses innerhalb der Gesiehtsseh/~delentwieklung nigher zu untersuchen. Als Vergleichsbasis wurde die B r o a d b e n t s c h e Nasion-Sellaebene hinzugezogen und beide Durchzeiehnungen wurden auf dieser Ebene und auf dem Sellapunkt fibereinandergelegt. An Hand der WJnkel SNA und SNB sollten die Verh/iltnisse der apikalen Basen und somit die des Ober- und Unterkiefers zum Gesichtssch&del vor und naeh der Behandlung untersueht werden. Die Variierungen der all- gemeinen Wachstumsrichtung des Gesichtssch/~dels und besonders die des Unter- kiefers entlang der Y-Achse wurden an Hand des NS-Y-Aehsemvinkels gemessen.

E r g e b n i s der U n t e r s u c h u n g e n :

Naeh den Befunden konnte eine unterschiedliche Reaktion des Kauorgans auf die kieferorthopgctischen Behandlungsmagnahmen einer Bigverschiebung beobaehtet werden. Es seheint, dab nach den gegebenen Entwicklungstendenzen des Unterkiefers, die gfinstig oder ung/instig im Sinne des Behandlungszieles sein k6nnen, der mandibul/tre (Abb. 1 bis 5) oder alveol/tre Anteil (Abb. 6 bis 10) an der BiBversehiebung stfirker beteiligt ist.

Es konnt.e bei

10 Fiillen ein fast aussehlieBlich mandibulfirer Ausgleich 10 . . . . vorwiegend . . . .

3 . . . . a lveo l~rer . ,

2 . . . . fas t a'usschlieBiieh . . . .

festgesteltt werden (Tabelle I).

e r g e b n i s s e s d e r b e h a n d e l t e n D i s t a l b i g f g l l e

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F o r t s c h r i t t e d e r K i e f e r o r t h o p ~ d i e B d . 23 H . I u. 2 (1962)

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Abb. 6 his 8

Abb. 9 Abb. 10

Abb. 9 und 10. lJberwiegend alveol~trer Ausgieich des Distalbisses Abb. 6 bis 10. Fall 12. D. It . Alter 126/,~--164/1z Jahre. K. K. mit liL Protr. bei Distalbi6 yon 1 PB. Mand.

Retrusion Vergleich der FernrSntgenbilder

Abb. 6. I m OK konnte neben der starken Distalkippung der oberen Front eine giinstige Distalverlagerung der 6~6 beobachtet werden. I m Unterkiefer trat eine Mesialkippung derFront wie auch der 6er zusammen mit einem ttoch-

wachsen der unteren Zahnreihe ein Abb. 7. Der Unterkiefer wies eine fast ausschlieBlich vertikale Verlagerung im GebiBbereieh auf, so dab auf einen llberwiegend alveolfixen Ausgleich des Distalbisses geschlossen werden konnte. Trotz der starken Retrusionsbewe-

gung der Front blieb dot FrontzahnfiberbiB gleich, was in einer starken Bi6hebung seine Erklfirung finder Abb. 8. I m Gesichtssch~del war eine Anteposition mi t einer Retroinklination des OK zu beobaehten. Der K-Basis- winkel bofand sich innerhalb des Durchschnittswertes. Eine vorwiegend vertikale Verlagerung des Kieferbereiehes wurde beobachtet. Eine VergrSflerung des NS-yoAchsenwinkels als auch ein grSBerer Anteil an L~ngenwachstum des aufsteigenden Astes konnte festgestellt werden. Eine ~nderung der sagittalen Verh~lmisse der apikalen Basen

und der Kinnlage ira Frofllbild konnte nicht beobaehtet werden (Abb. 9 und 10)

Madsen, Untersuehungen tiber dasVerh~Lltnis d. Unterkiefers zum Gesichtssehiidel usw. 261

Bei der Gruppe yon 5 Patienten, die alveol/ire Umformungen zur Behebung des Distalbisses aufwiesen, konnte ein starkes vertikales Wachstum des Gesichts- sehi~dels und mit einer Ausnahme auch ein st/irkeres L~ngenwaehstum am auf- steigenden Ast festgestellt werden. Es scheint das Alter dabei eine gewisse Rolle zu spielen, denn diese Ffille - - m i t einer Ausnahme (Fall 2, siehe Tabelle I I ) - - waren nach dem 12. Lebensjahr behandelt worden, und die 2. Molaren waren schon durchgebrochen. Bei 6 yon 20 F~llen mit mandibul/irem Ausgleich war die Behandlung naeh dem 12. Lebensjahr begonnen worden und bei 5 Fgllen davon waren ebenfalls die 2. Molaren durchgebrochen. Es hat jedoch bei 10 von den 20 F/~llen ein st/irkeres Wachstum im aufsteigenden Ast stattgefunden.

Diese Beobachtung spricht ffir eine zweifache Wirkungsweise des Aktivators bei der Behandlung des Distalbisses. Einerseits kann eine Intensivierung der sagittalen Wachstumsprozesse des Unterkiefers zu einem besseren Verh/~ltnis der Kieferk6rper zueinander fiihren, andererseits besteht die M6gliehkeit, bei vorwiegend vertikaler Entwicklungstendenz sowie bei Naehlassen der Wachs- tumstendenzen im Unterkiefer, die im Zusammenhang mit dem Alter stehen kSnnen, durch dentoalveol/~re Umformungen den Ausgleich der Anomalie herbei- zuffihren (Abb. 11 bis 15).

Z u r P r o f i l b e u r t e i l u n g : Eine Verbesserung des Verh/tltnisses der Kieferk6rper zueinander und zuln

Gesiehtsseh/idel ffihrte im allgemeinen zu einer Vorverlagerung des Weiehteilkinns im Profil. Die Differenzen der Winkel SNA, SNB und ANB vor und naeh Be- handlung ergaben folgende Werte:

Bei der SNA-Winkeldifferenz mit einem Mittelwert yon -/0,06 Grad (Min. --2,5, Max. +2,5 Grad) und einer Standardabweiehung yon 1,09 Grad konnte eine gewisse Invariabilit/tt der Verh~tltnisse des Oberkiefers zum Gesiehtsseh/tdel w/thrend der Behandlung festgestellt werden. Die SNB-~rinkeldifferenz dagegen zeigte eine klare VergrSBerung bei einem Mittelwert yon - - 2 Grad (Min. - 0,5, Max. -54 Grad) und einer Standardabweiehung yon 1,14 Grad. Die Bereehnung des Mittelwertes bei der ANB-Winkeldifferenz ergab jedoeh einen kleineren Wert yon --1,84 Grad.

Diese Bereehnungen best/~tigen aueh unsere Beobaehtungen, dag im all- gemeinen eine Tendenz zur Verbesserung der Verh/tltnisse der Kieferk6rper allein dureh die Vorentwieklung des Unterkiefers zustande gekommen war. Bei den F/tllen, die eirten gnathisehen Ausgleieh des Distalbisses aufwiesen, konnte die Verkleinerung des ANB-Winkels 6fters und in grSBerem Mage beobachtet werden. Ihre unmittelbaren Auswirkungen auf die Kinnlage im Weiehteilprofil wurden dementspreehend festgestellt. 6 yon den 10 Fallen, die einen fast aussehlieglieh mandibul/~ren Ausgleieh, und 5 yon den 10 Fallen, die einen vorwiegend man- dibul/iren Ausgleieh der Anomalie aufwiesen, zeigten eine sagittale Besserung der Kinnlage. Dagegen konnte bei den F/tllen, die alveolar ausgegliehen worden waren, keine Ver/inderung festgestellt werden.

Insgesamt wurden 11 F/ille mit und 14 Fiille ohne wesentliehe Vorentwicklung des Kinns beobaehtet. Dieses besagt, dag nicht immer bei einer DistalbiBbehand- lung, selbst wenn die kieferorthop~dischen Ehlgriffe im besten Behandlungsalter im Sinne einer Frfihbehandlung unternommen werden, eine Besserung der Kinn- lage eintritt. Genauer wird diese Feststellung, wenn wir die 5 F/ille mit alveoliirem Ausgleieh ausschalten, so bleiben noch immer 9 F/ille mit unver/indertem gegen- fiber 11 F/tllen mit vergndertem Kinnprofil (Abb. 16 bis 20).

262 F o r t s e h r i t t e de r K ie fe ro r thopad ie Bd. 23 H. 1 u. 2 (19~12)

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264 Fortschrit te der Kieferorthop~idie Bd. 23 H. 1 u. 2 (1962) w

Abb. 11 bis 13

Abb. 14 Abb. 15 Abb. 14 und 15. Sp~,tbehandelter Fal l m i t a lveol~rem Ausgleich

Abb. 11 bis 15. Fal l 17. R . M. Al ter 14~~ Jahre . K . K. m i t lfi. Protr . bei DistalbiI~

Vergleich der FernrSntgenbi lder Abb. 11. I m Unte rk ie fe r konn te - e ine V o r k i p p u n g der F r o n t und eine Mesia lwanderung der ~.'~'['~j festgestel l t

werden (e twa 3 m m ) Abb. 12. E ine Ver lagerung des Unterk ie fe rs im Gebi~bereich war unwesent l ich, diese be t rug in der sag i t ta ien un- ge f~hr 2 r am. Es handel te sich in d iesem Fall u m einen f a s t aussehlie~lich alveoliiren Ausgleich des Distalbisses.

E ine Verkle inerung des Frontzahnf iberb isses t r a t ein, was ff ir eine m~i~ige BiBhebung sprach Abb. 13. D e r O K zeigte bei 89,5 Grad eine s ta rke Anteposi t ion, die unseren Befund ,,Maxill~ire P ro t ru s ion" un te r - stf l tzte. Es t r a t e ine unwesent l iche Ver lagerung des Kieferbere iches i m Gesichtsschitdel ein, nu r eine kleine ver t ika le Ver lagerung des Unterk ie fe rs w a r zu ve rmerken . E ine Besserung der Kinn lage und eine Verkle inerung des A N B - Winke l s wa ren n ich t festzustellen, ke ine Ver~nderung des Weichte i lk inns i m Prof i lphoto bes t~t ig te diese Be-

obaeh tung . Es handel te sich hier u m einen ausgesprochen sp~tbehandel ten Fall m i t alveol~rem Ausgleieh F a s t ausschlieBllch mandibu l~re r Ausgleieh des Dis ta lbisses ohne wesentl iche Prof i lver i inderung (Abb. 14 und 15)

Madsen, Unte rsuchungen fiber das Verh~ltnis d. Unterkiefers zum Gesichtssch~del usw. 265

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Abb. 16 bis 18

Abb. 16 bis 20. Fal l 1. S . K . Al ter 8~1tt--12'/1~ Jahre . K . K . m i t 10. Protr . bei Distalbifl . Folgen vorzei t i - gen Zahnver lus tes ~ . Mandibulitre

Re t rus ion Vergleieh der FernrOntgenbi lder

Abb. 16. I m O K wurde eine Dis ta lk ip- pung der mi t t l e ren SehneidezAhne a n d eine ger inge Vorwanderung der 1. Molaren festgestell t , die teilweise d e m Seitenzahnwechsel zuzurechnen ist. I m Unterk ie fe r wurde dagegen ein s tarkes Hochwachsen der ganzen un- teren Zahnreihe und ansche inend eine ger inge alveoliire Vorver lagerung der "6]~" (e twa I ram) beobachte t . Dieses n u t ger inge Vorwandern der

Abb. 19 Abb. 20

i s t m i t der Behand lung ver- gesellschaftet , da e ine Dis ta lbewegung dieser Ziihne ve r such t wurde, u m den P la t zmange l ff i r die : ) '7~, der infolge

eines vorzei t igen Milchzahnver lus tes e inge t re ten war , zu beheben Abb. 17. Der U K zeigte zum O K eine gleichmitBige Ver lagerung nach v o r n und besonders nach unten . Als g i ins t ig konnte das Hochwachsen der~ ' [~- bezeichnet werden, da infolge der schr~gen Lage des U K z u m O K die Ver lagerung dieser Z~hne im GebiDbereich nach oben und v o r n ver l ie f . Es konn te ke ine Ver r inge rung des t iefen Bisses, der

durch alas Ret rus ie ren der F r o n t sogar u n t ~ m m gr0Ber wurde , er re ieht werden Abb. 18. I m Sehiidelbereich konnte e ine ge r inggrad ige Antepos i t ion und Re t ro ink l lna t ion des O K festgestel l t wer- den. Der Kieferbas iswinkel zeigte eine VergrSflerung z u m S e h w a r z s c h e n Durchsehn i t t swer t von 20 + 5 Grad. Nach der Behandlung wies der O K eine gleiehmiiBige Ver lagerung nach v o r n un t en auf, der U K dagegen e ine

vorwiegend ve r t ika le W a n d e r u n g Trotz der s t a rken Wachs tumser sche inungen i m U K , die i m hor izonta len wie i m aufs te igenden As t gleiehmiifl ig au f t r a t en , k o n n t e n die s t a r k e re la t ive d is ta le Ve r l age rung des Ge lenkk0pfchens wie auch die Verk le inerung des U K - W i n k e l s als ung i ins t ig f i i r eine sag i t ta le Verbesserung der U K - L a g e angesehen werden . Der NS-Y-Achsen- winkel wies eine Vergr013erung auf , was f i i r eine ~nehr ve r t ika le Ver l age rung des U K spraeh . Die sag i t t a len Ver- hliltnisse der ap ika len Basen und des U K z u m Gesichtssch~del (ANB-Winke l ) wiesen n u r eine ger inge J~nde-

rung auf. Dieses konn te bei der Beur te i lung der Prof l lphotographie bes t s werden (Abb. 19 und 20)

266 Fortschritte der Kieferorthclo~idie Bd. 23 ]:I. 1 u. 2 (1962)

Dieses Untersuehungsergebnis deekt sieh weitgehend mit dem von G r e s h a m . Bei einer Untersuchung an 20 mit Aktivatoren behandelten Distalbigfgllen konnte er an Hand des Winkels SNPg eine Besserung der sagittalen Kinnlage bei 14 F/illen beobaehten. Eine Gruppe von 12 behandeltert Fgllen wurde mit einer Gruppe yon 20 unbehandelten DistalbiBf/tllen, also gleicher Anomalie, mit gleichem Alter und Geschleeht vergliehen. Zwischen den Mittehverten der Differenzen der Winkel SNPg beider Gruppen fand G r e s h a m eine statistische Signifikanz. Auch bei seinem Material waren behandelte F/ille, die keine -~nderung des Profils bei star- kem vertikalem Waehstum des Gesichtssehiidels aufwiesen.

Aufsehlugreich war die Feststellung der Variierungen des NS-Y-Achsenwin- kels. Bei den Fgllen mit Profilver/inderung wiesen 9 eine Verkleinerung und 1 Fall eine VergrSBerung auf. Bei einem Fall trat keine Ver/inderung auf. Von den Fgllen, ohne Kinnvorverlagerung wiesen dagegen 10 eine Vergr6gerung, 2 eine Verklei- nerung und 2 keine -~,nderung des Winkels auf.

Zur B i g h e b u n g :

Die zweite Frage, die uns besehgftigte, war die Feststellung einer Beeinflussung der Unterkieferentwieklung dutch eine BiBhebung. Bei allen Pat ienten war eine Nivellierung "der BiBh6he durch entsprechende Gestaltung des Aktivators zur Behebung des tiefen Bisses unternommen worden. Es konnte bei 2 F~llen keine nennenswerte, bei 17 eine miiBige und bei 6 F~illen eine starke BiBhebung be- obachtet werden. Bei den Fiillen mit fast aussehlieBlieh mandibul~rem Ausgleich warer~ 1 Fall ohne und 9 F~lle mit m~iBiger BiBhebung, bei den F/illen mit vor- wiegend mandibul~irem Ausgleich 1 Fall mit keiner, 6 mit m/~Biger und 3 mit starker BiBhebung. Bei den 5 alveol/ir ausgeglichenen F~llen fanden sich 3 mit starker und 2 mit m/~Biger BiBhebung. Die BiBhebung war somit bei einem alveo- 1/iren Ausgleich des Distalbisses erfolgreicher als bei einem mandibul/~ren Ausgleieh.

Bei allen Patienten (n = 6), die eine starke BiBhebung aufwiesen, konnte ein starkes vertikales Wachstum des Gesiehtsseh~idels und mit einer Ausnahme (Fall 7) ein stgrkeres L/ingenwachstum am aufsteigenden Ast beobachtet werden. Mit der Ausnahme yon 2 Patienten (F/ille 1 l u n d 19) waren alle (n = 4) naeh dem 12. Lebensjahr behandelt worden.

Diese Beobachtungen lassen uns die Meinung/iuBern, dab die BiBhebung eine Abh~ingigkeit yon der Wachstumstendenz des Gesichtsschiidels, insbesondere des Unterkieferbereiches, aufweist. Die Fglle, die mehr eine Vorentwicklung des Unterkiefers und somit eine mandibul/tre Tendenz zum Ausgleieh des Distalbisses aufwiesen, zeigten im allgemeinen eine weniger g/instige Neigung zur Behebung des tiefen Bisses dutch eine BiBhebung, dagegen wurde bei den F/illen mit fiber- wiegend vertikalem Wachstum des Unterkiefers eher eine gfinstige Tendenz zu einer BiBhebung beobaehtet.

Bei diesen Feststellungen scheint auch das Alter eine geivisse Rolle zu spielen. Es ist bekannt, dab im allgemeinen vor dem Zahndurehbruch ein gr6Beres Wachs- turn im Gesiehtssch/tdel in der Sagittalen und in der Transversalen eintritt und ein vorwiegend vertikales Wachstum erst mit dem vollst/indigen Durchbruch erfolgt. Bei den 12 Jahre alten F/illen darf mit dem Durchbruch der 2. Molaren die zweite Dentition mit Ausnahme des Weisheitszahnes als abgesehlossen an- gesehei1 werden. Eine vertikale Tendenz im Sch~delwachstum konnte auch bei diesen F/illen 6fters beobachtet werden. Bei unseren 8--12j/ihrigen Patienten war der Durchbruch der 2. Dentition erst im Gange und es waren auch dementspre-

3Iadsen. Untersuehungen fiber dasVerhS~ltnis d. Unterkiefers zum Gesiehtssehgdel usw. 267

ehend vorwiegend horizontale Waehs tums tendenzen besonders im Unterkiefer festzustellen.

Der Kieferbasiswinkel zeigte eine Tendenz zur Verkleinerung. Der Mit tehvert der Differenzen dieser Winkel w)r und naeh der Behand lung war - -0,96 Grad (Min. - - 5 , Max. - /2 Grad) bei einer S tandardabweiehung yon 2,03 Grad. Die Frage, ob ein Zusammenhang zwisehen der s t a t tge fnndenen B ighebung und den Varia t ionen dieses Winkels besteht, wurde stat is t iseh untersueht . Bei den 16 Fgl len mit mgBiger Bi l thebung wurde Bin Mittehvert yon - -1 ,25 Grad, bei denen mi t starker Bil3hebung (7 F/~lle) ein Durehsehrfit t yon +0 ,35 Grad gefunden. Der Vergleieh dieser zwei St iehproben ergab einen s ignif ikanten Untersehied (zwisehen 5% und 1% Zufallswahrseheinliehkeit) . Aus dieser Beobaeh tung ist zu folgern, dab bei s tarker Bighebung der Kieferbasiswinkel ziemlieh k o n s t a n t bleibt, da- gegen bei den Fgllen mit, mSBiger oder fehleader BiBhebung sieh eine Tendenz zur Verkleinerung des Kieferbasiswinkels feststellen 1/~gt.

Der I -~Snke l zeigte vor und naeh der Behand lung bei e inem Mit telwert der Differenzen von ~-0,4 Grad (Min. - -2 ,5 , Max. - -2 Grad) eine gewisse UnverAnder- liehkeit. Die UK-Winkeldi f ferenzen wiesen dagegen bei e inem Durehsehni t t swer t yon @0,48 Grad (Min. - -6 ,5 , Max. --5,5 Grad) eine groBe St reuungsbre i te auf.

Z lisa 111 inell~aSSllll~"

Es wurden 25 behandelte Falle mit Distalbift auf die Veranderungen. die sich wahrend der kieferorthop/idisehen Behandhmg ergeben haben, an Hand von FernrOntgenprofil- aufnahmen untersueht. Dabei konnte festgestellt werden:

1. Dec Ausgleieh des Distalbisses erfolgt dutch alveol~ire und mandibul~ire Umfor- mungen.

2. Bei den Fallen, bei denen eine Behandhmg vor dem 12. Lebensjahr begonnen wurde, konnte in der Mehrzahl der F~ille eine gegeniiber dem Oberkiefer starkere Vorentwieklung des Unterkiefers festgestellt werden, die sieh aueh in einer Verbesserung des Weiehteil- profils auswirkte.

Bei den F~illen, die naeh dem 12. Lebensjahr behandelt wurden, waren starkere ver- ~ikale Ver~inderungen im gesamten Gesiehtssch~idel zu beobaehten, und der Ausgleieh des Distalbisses erfolgte bei diesen Fallen oftmals, ohne dab dadureh der Profilverlauf eine nennenswerte Beeinflussung in sagittaler Riehtung erfuhr.

3. Bei den F~llen mit vorwiegend mandibularem Ausgleieh des Distalbisses zeigte der NS-Y-Aehsenwinkel eine Verkleinerung, wahrend er bei den anderen F~illen eine Ver- grSBerung aufwies.

4. Die Bekgmpfung eines tiefen Bisses war bei den naeh dem 12. Lebensjahr behandelten F/ilten gfinst.iger als bei den ]t'mgeren Patienten. So zeigten die [ilteren Patienten im all- gemeinen Bil3hebungen grSBeren Ausmages.

5. Der Kieferbasiswinkel zeigte bei den Fallen mit starker Bighebung keine wesentliehe Ver~nderung seiner GrSfte vorund naeh der Behandlung.

Es wurde somit der Eindruek gewonnen, dab die Waehstumstendenzen des Kiefer- bereiehes und insbesondere des Unterkiefers im Zusammenhang mit dem Alter dureh die Behandhmg mit dem Aktivator intensiviert werden. So kSnnen im giinstigen Alter zwisehen dem 8. und 12. Lebensjahr die sagittalen Waehs~umstendenzen des Unterkiefers eine FSr- derung erfahren, die zur Behebung des Distalbisses beitr~igt. Naeh diesem Alter seheinen die FKO-Maf3nahmen die Naehentwieklung des Unterkiefers oft in vertikaler Riehtung zu steigern, wie es im allgemeinen die st~irker eingetretenen Bil~hebungen beweisen. Der Ausgleich des Distalbisses trat bei diesen Fallen in stSxkerem Mage dureh dentoalveol~ire Umformungen ein.

268 For tschr i t te der Kieferorthopiidie Bd. 23 If. 1 u. 2 (1962)

Schrifttum

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Ansehr i f t d. Verf . : Dr . E d u a r d o M a d s e n , Villa del Mar (Chile), Cane Valparaiso 230