Potential und Problematik echtzeitgenerierter interaktiver Netzmusik

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1 Alge, Barbara, „’hier und netz’ und ‚song ping-pong’: Potential und Problematik echtzeitgenerierter interaktiver Netzmusik”, veröffentlicht via https://hmt- rostock.academia.edu/BarbaraAlge „hier und netz“ und „song ping-pong“: Potential und Problematik echtzeitgenerierter interaktiver Netzmusik J.Prof. Dr. Barbara Alge Hochschule für Musik und Theater Rostock Das Internet trägt nicht nur zur Informationsverbreitung bei, sondern fördert auch den Dialog seiner Nutzer 1 . Wenn in Chats und Emails nun Musik statt geschriebener Worte verwendet wird, wird kollektives Schaffen und die Produktion von offenen und sich kontinuierlich entwickelnden Arbeiten möglich. Mit der Verbreitung von Musik mittels einem Dynamophon via Telefon experimentierte Taddeus Cahill schon um 1900. Musikalische Computernetzwerke gehen in die 1960er und 1970er zurück – man denke bspw. an die League of Automatic Music Composers (1977/8) und ihre Nachfolgegruppierung The Hub (ab 1985) oder an die Vernetzung von Telefonanrufern und Rundfunkübertragungswegen in den Projekten Public Supply (ab 1966) und Radio Net (1977) von Max Neuhaus. Hier dient der Computer als Kommunikationsmedium. Das Phänomen „Netzmusik“ setzt dann mit der Popularisierung des Internets durch das World Wide Web (www) um 1994 ein. Man versteht darunter „das Internet als Verbund einzelner Computer, die sich dezentral zu einem größeren, nicht hierarchischen Zusammenhang formieren und Gebrauchsformen provozieren, die diese Strukturen spiegeln“ (Föllmer 2008: 78). Es handelt sich dabei um eine medienspezifische Praxis, die sich von anderen musikalischen oder klangkünstlerischen Formen abgrenzt – allerdings nicht unbedingt in stilistischer oder formaler Hinsicht. Mitte der 1990er rückt das Netz auch inhaltlich und formal ins Zentrum der Beschäftigung und „interaktive Technologie“ wird in den 1990ern zum „heißen“ Konzept. Ab 2000 wendet man sich allerdings von der Fokussierung auf Strukturen des Internets und Charakteristika von Netzwerken wieder ab. Heute wird das Netz mit anderen Medien verknüpft und dient die Vernetzung als Gestaltungsmittel von Musik. Strukturelle und disziplinäre Offenheit zeichnet diese Medienpraxis aus (Föllmer 2008: 78, 79, 85; Saltz 1997: 117). Durch neue technische Möglichkeiten verändern sich auch die Werkzeuge für Künstler und neue künstlerische Ausdrucksformen werden möglich. Gewohnte Kunstformen erhalten ein neues Profil und es entstehen neue Formen und Inhalte. Komponisten wie der Wiener Karlheinz Essl (*1960) setzen Informationstechnologie und Netzwerkkommunikation bewusst in ihrem musikalischen Schaffensprozess ein, indem sie echtzeitgenerierte Klang-Installationen produzieren und mit Computer, Live- Musiker und Internet zugleich arbeiten (http://www.essl.at, Zugriff am 1.4.2010). Sound-Kunstprojekte wie Crossfade leiten ihre künstlerischen Ansätze aus Eigenschaften und Möglichkeiten einer prozessorientieren Netzwerktechnologie ab (http://crossfade.walkerart.org, Zugriff am 25.3.2010). In diesem Artikel gebe ich Einblick in zwei interaktive musikalische Internet-Projekte des Künstlers Lucas Dietrich aus Vorarlberg (Österreich). Das Projekt hier und netz fand im Oktober und November 2008 im Net Culture Lab (NCL) in Dornbirn (Österreich) in Form von live-Konzerten statt, während es sich beim anderen Projekt mit dem Namen song ping-pong (seit 2009) um eine webbasierte Form des interaktiven Komponierens in spielerischer Form handelt. Ziel ist bei beiden Projekten, die

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Alge, Barbara, „’hier und netz’ und ‚song ping-pong’: Potential und Problematik echtzeitgenerierter interaktiver Netzmusik”, veröffentlicht via https://hmt-rostock.academia.edu/BarbaraAlge

„hier und netz“ und „song ping-pong“: Potential und Problematik echtzeitgenerierter interaktiver Netzmusik

J.Prof. Dr. Barbara Alge

Hochschule für Musik und Theater Rostock Das Internet trägt nicht nur zur Informationsverbreitung bei, sondern fördert auch den Dialog seiner Nutzer1. Wenn in Chats und Emails nun Musik statt geschriebener Worte verwendet wird, wird kollektives Schaffen und die Produktion von offenen und sich kontinuierlich entwickelnden Arbeiten möglich. Mit der Verbreitung von Musik mittels einem Dynamophon via Telefon experimentierte Taddeus Cahill schon um 1900. Musikalische Computernetzwerke gehen in die 1960er und 1970er zurück – man denke bspw. an die League of Automatic Music Composers (1977/8) und ihre Nachfolgegruppierung The Hub (ab 1985) oder an die Vernetzung von Telefonanrufern und Rundfunkübertragungswegen in den Projekten Public Supply (ab 1966) und Radio Net (1977) von Max Neuhaus. Hier dient der Computer als Kommunikationsmedium. Das Phänomen „Netzmusik“ setzt dann mit der Popularisierung des Internets durch das World Wide Web (www) um 1994 ein. Man versteht darunter „das Internet als Verbund einzelner Computer, die sich dezentral zu einem größeren, nicht hierarchischen Zusammenhang formieren und Gebrauchsformen provozieren, die diese Strukturen spiegeln“ (Föllmer 2008: 78). Es handelt sich dabei um eine medienspezifische Praxis, die sich von anderen musikalischen oder klangkünstlerischen Formen abgrenzt – allerdings nicht unbedingt in stilistischer oder formaler Hinsicht. Mitte der 1990er rückt das Netz auch inhaltlich und formal ins Zentrum der Beschäftigung und „interaktive Technologie“ wird in den 1990ern zum „heißen“ Konzept. Ab 2000 wendet man sich allerdings von der Fokussierung auf Strukturen des Internets und Charakteristika von Netzwerken wieder ab. Heute wird das Netz mit anderen Medien verknüpft und dient die Vernetzung als Gestaltungsmittel von Musik. Strukturelle und disziplinäre Offenheit zeichnet diese Medienpraxis aus (Föllmer 2008: 78, 79, 85; Saltz 1997: 117). Durch neue technische Möglichkeiten verändern sich auch die Werkzeuge für Künstler und neue künstlerische Ausdrucksformen werden möglich. Gewohnte Kunstformen erhalten ein neues Profil und es entstehen neue Formen und Inhalte. Komponisten wie der Wiener Karlheinz Essl (*1960) setzen Informationstechnologie und Netzwerkkommunikation bewusst in ihrem musikalischen Schaffensprozess ein, indem sie echtzeitgenerierte Klang-Installationen produzieren und mit Computer, Live-Musiker und Internet zugleich arbeiten (http://www.essl.at, Zugriff am 1.4.2010). Sound-Kunstprojekte wie Crossfade leiten ihre künstlerischen Ansätze aus Eigenschaften und Möglichkeiten einer prozessorientieren Netzwerktechnologie ab (http://crossfade.walkerart.org, Zugriff am 25.3.2010). In diesem Artikel gebe ich Einblick in zwei interaktive musikalische Internet-Projekte des Künstlers Lucas Dietrich aus Vorarlberg (Österreich). Das Projekt hier und netz fand im Oktober und November 2008 im Net Culture Lab (NCL) in Dornbirn (Österreich) in Form von live-Konzerten statt, während es sich beim anderen Projekt mit dem Namen song ping-pong (seit 2009) um eine webbasierte Form des interaktiven Komponierens in spielerischer Form handelt. Ziel ist bei beiden Projekten, die

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Interaktion von Musikern zu ermöglichen, die sich an unterschiedlichen geographischen Orten befinden. Meine Ausführungen basieren auf einem persönlich aufgezeichneten Gespräch vom 27.12.2009 und einem nicht aufgezeichneten Telefongespräch mit Lucas Dietrich vom 31.3.2010, einem Hörbeitrag auf Radio Vorarlberg vom Dezember 2008, der Dokumentation des NCL vom Januar 2009, Internetquellen und Literatur zu Echtzeit-, Laptop- und Netzmusik. Primär diskutiere ich Chancen und Probleme, die diese Form des Musikmachens mit sich bringen. Dabei stellen sich Fragen nach dem Wandel von Konzertgewohnheiten, nach Aufführungspraxis, nach der Entstehung neuer Musikgenres, nach der Erfahrung der Musiker und des Publikums, nach technischen Hürden, neuen Kooperationsmöglichkeiten sowie – ausgehend von Theorien der Performance Studies – nach Körperlichkeit und Präsenz. Im Sinne Bruno Nettls (1983) werden abschließend Überlegungen angestellt, inwieweit sich in der sich stetig wandelnden Neuen Musik Charakteristiken der heutigen westlichen Gesellschaft wiederspiegeln. h/ausmusik Lucas Dietrich, geboren 1978 in Vorarlberg, ist freischaffender Kontrabassist, Komponist und Webdesigner sowie Mitglied verschiedener musikalischer Formationen wie dem HDV-Jazztrio aus Vorarlberg. Seit vielen Jahren arbeitet er in musikalischen Projekten mit dem deutschen Pianisten Ingvo Clauder (*1976) zusammen, der auch zeitgenössische Musik und Computermusik studiert hat. Im Jahr 2007 begannen die beiden, an einer Lösung zu arbeiten, um trotz der räumlichen Distanz – Clauder wohnte damals in Liechtenstein und Dietrich in Vorarlberg – weiterhin miteinander musizieren zu können. Daraus resultierte das Projekt h/ausmusik (http://hausmusik.ctaam.net/, Zugriff am 25.3.2010). Als Clauder 2008 nach Berlin zog, widmeten sich die beiden Musiker im Rahmen von h/ausmusik Netzmusik, neuen Musikkonzepten und Formen der Interaktion im Allgemeinen. Sie stellten sich die Frage, wie man als Musiker die heutzutage schnelle Internetverbindung verwenden könne. Daraus resultierte das h/ausmusik-Projekt „hier und netz“, dessen Instrumentarium Computer, akustische und elektronische Musikinstrumente sowie analoge und digitale Klangerzeuger jeder Art umfasst. 2008 wurde Dietrich auch auf das Net Culture Lab (NCL) aufmerksam, das 2007 in Wien und Dornbirn auf Initiative der Kreativwirtschaft Austria und der Telekom Austria eingerichtet wurde. Gefördert werden bei dieser Einrichtung innovative, nicht gewinnorientierte Netz-Projekte, für das Kuratoren Infrastruktur, Know-How und einen Geldbetrag zur Verfügung stellen (http://lab.netculture.at/, Zugriff am 25.3.2010). hier und netz bewarb sich und wurde vom NCL Dornbirn angenommen. Es setzte sich aus drei Netzkonzerten von je einer Stunde und einem ganztägigen Workshop zusammen. Schlagworte der Veranstaltung waren „Improvisation und Interaktion mit Netzwerk, Live-Stream und Live-Publikum, Public Listening und Non-Public-Making-Of-Music, interaktive Musik über [große] Distanzen, aktuelle Technologien und Grenzen der Netzmusik, Konzert und gleichzeitige Vermittlung von Musik“ (Clauder und Dietrich 2009: 5). Beim ersten Konzert mit dem Titel „Impuls Dornbirn“ am 23.10.2008 saßen Dietrich und Clauder im NCL Dornbirn zwei Meter voneinander entfernt am gleichen Tisch und waren miteinander über Netzwerk verbunden. Neben der Performance wurde das Publikum - live und über einen Audio-Stream via Internet - in die Technik eingeführt (Audio 1).

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Abbildung 1: Lucas Dietrich (hinten rechts) und Ingvo Clauder (hinten links) mit hier und netz, NCL Dornbirn, 23.10.2008 (Foto: Eric Poscher)

Das zweite Konzert „Reaktion Berlin“ fand am 14.11.2008 statt. Dietrich war im NCL in Dornbirn anwesend und Clauder befand sich in Berlin, die beiden waren wieder über Netzwerk verbunden. Abgesehen von der Reaktion auf musikalische Klänge, kommunizierten die beiden audiovisuell und schriftlich via Webcam und dem IP-Telefonanbieter Skype. Das Publikum war wieder live und per Internet dazugeschaltet. Das Thema des Abends lautete „Distanzen überwinden“. Am 28.11.2008 fand unter dem Motto „aus/musik[er]“ ein ganztägiger Workshop statt, in dem einem Live- und Internet-Publikum Netzmusik, Technologie und konzeptioneller Hintergrund des Projektes vorgestellt wurden. Beim Konzert am Abend mit dem Thema „Verbindung, Age of the Loop“ war nun kein Musiker mehr im NCL Dornbirn anwesend. Clauder und Dietrich befanden sich gemeinsam in unterschiedlichen Räumen der Fachhochschule in Dornbirn. Obwohl ursprünglich geplant war, dass sich die beiden an unterschiedlichen Orten befinden, mussten sie sich aufgrund der nötigen aufwendigen Infrastruktur auf diesen Ort beschränken. Sie musizierten gemeinsam trotzdem ausschliesslich über Netzwerk und kommunizierten über Webcam und Skype. Das Publikum konnte die Musiker über einen mittels Beamer auf die Wand projezierten virtuellen Stream im NCL sehen. In den drei sich vom Live- zum Computerkonzert entwickelnden Veranstaltungen folgten Clauder und Dietrich einem grob skizzierten Ablauf, in dem beispielsweise festgelegt wurde, wer wann von den akustischen Instrumenten an den Rechner wechselt oder ab wann die während des Konzerts generierten Samples wieder integriert werden. Es gab auch Spielanweisungen ähnlich einer klassischen Partitur: Dynamik und Dynamikverläufe, dichte und offene Stellen, Soloparts u.a. waren lose festgelegt. Zudem hatten sich Dietrich und Clauder auf ein Setup, d.h. eine Auswahl von Instrumenten, Software und Anzahl der Audiokanäl, geeinigt. Die eigentliche Ausführung dieser „Partitur“ erfolgte dann allerdings relativ frei, fast improvisiert.

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Musiziert wurde mit akustischen Klangerzeugern wie der Stimme, Perkussionsinstrumenten (Küchengeräte, Shakers und anderen Geräuscherzeugern), einem Stick-Bass, Ukulele und dem Lamellophon sansula sowie analogen und virtuellen Synthesizern und Effektgeräten (Delay-, Loop-, Fuzz Factory-, Kaoss-Pedal und Octaver). Als Hauptinstrument diente der Computer, der für den Synthesizer, Max/MSP, Sample-Player, die Editierung des Audiomaterials in Echtzeit und als Schalt- und Schnittstelle verwendet wurde. Computer-Maus und MIDI/USB-Tastatur sowie Mikrophon und Audio-Interface waren Eingabegeräte. Virtuelle computerbasierte Klangerzeuger (Logic, Mainstage, Max/MSP-Patches), Software für Mixing und Routing (Logic, AU-Lab, Soundflower) sowie Intranet für die Kommunikation zwischen den beiden Künstlern kamen ebenfalls zum Einsatz. Über das Internet konnte ein virtuelles Netzwerk (Open-VPN) hergestellt werden. Innerhalb des Netzwerkes wurden für die Audio-Kanäle zwischen den Musikern AU-Net Send und AU-Net Receive von Apple benutzt, die über die Bonjour-Technologie funktionieren. Wenn keine VPN-Verbindung bestand, wurde die Plug-In-Lösung T-U-B-E2 für Audiokommunikation und Streaming genommen. Dabei wurde ein Rechner zum Server, zum Sammler und Verteiler der Audio-Signale der beiden Musiker. Der Server konnte auf dem Rechner eines Musikers oder auf einem seperaten Rechner laufen. Für diese Lösung mussten die Musiker an die Porteinstellung ihres Routers gelangen, da geschlossene Ports den Signalfluss unterbinden. Für das Internet-Publikum schickten die Künstler den Inhalt ihrer Webcam an den Streaming-Service Ustream.tv. Zusammengefasst und mit dem Audiosignal des Master-Outs des Konzertsaals versehen, wurde der Audio-Videostream dem Internetpublikum zur Verfügung gestellt.3 Das live-Publikum setzte sich bei den einzelnen Events von hier und netz aus zwischen einer und zehn Personen zusammen. Es handelte sich vorwiegend um ein eher jüngeres Publikum (20 bis 30 Jahre), und zwar Leute aus dem Umfeld des NCL Dornbirn. Beim Workshop war nur eine Person den ganzen Tag anwesend. Via Internet nahmen zwischen fünf und zwanzig Hörer teil – am 28.11.2008 einige mehr, weil auch über das Vorarlberger Internetradio Achwelle gestreamt wurde. Eigentlich zielte das Projekt auf die Anwesenheit des gleichen Publikums bei allen drei Veranstaltungen ab, aber dieses Ziel wurde nicht erreicht (Clauder und Dietrich 2009 und Interview mit Lucas Dietrich vom 27.12.2009 (Audio 2)). song ping-pong Im November 2009 schuf Dietrich ein weiteres webbasiertes Musikprojekt mit dem Namen „song ping-pong“. Hier spielen zwei Musiker ein Musik-Ping-Pong-Match in drei Sätzen: Ein Musiker eröffnet mit einem Audiotrack (Fragment oder Komposition) in beliebiger Länge (Service), es folgt der Austausch per Internet. Der zweite Musiker überarbeitet, ergänzt oder verfremdet den Track (Return). Nach drei Sätzen steht das Resultat fest: sechs Audiotracks. Gewinner gibt es keinen. Es handelt sich mehr um einen musikalischen Gedankenaustausch, der auf einer öffentlichen Plattform präsentiert wird. Die Idee entstand in Anlehnung an den Photoshop-Layer-Tennis (http://www.layertennis.com/, Zugriff am 5.4.2010). Die Match-Homepage bietet ein in sich geschlossenes System und einen Rahmen, sowie die Möglichkeit, dass das Publikum den Schaffungsprozess mitverfolgt. Als problematisch erweist sich allerdings das Warten des Publikums während des Kompositionsprozesses. Wie Dietrich im Interview vom 27.12.2009 anmerkt, gäbe es die Möglichkeit, jedem Musiker eine Stunde Zeit zu geben, um den Return zu liefern, sodass in der Zwischenzeit das Publikum bspw. schriftliche Kommentare abgeben könnte (http://songpingpong.ctaam.net/001/, Zugriff am 1.4.2010; Audio 3).

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Echtzeitgenerierte interaktive Netzmusik: Potentiale und Probleme Labelling Wie anfangs erwähnt, ist Netzmusik heute eine Medienpraxis, die sich durch strukturelle und disziplinäre Offenheit auszeichnet. Grenzen künstlerischer Formen verschwimmen – wie im Falle der hier beschriebenen Projekte bspw. zwischen Internetkunst, Musik, Sound- und Video-Performance. Auch musikalisch lässt sich diese Form des Musikmachens nicht einer Kategorie zuordnen. Ein Begriff, der die hier beschriebenen Projekte formal wohl am Besten erfasst, ist „echtzeitgenerierte interaktive Netzmusik“, wobei es sich bei hier und netz um Improvisation und bei song ping-pong um Komposition handelt. In der Berliner Szene wird der Begriff „Echtzeitmusik“ stellvertretend für Improvisation verwendet und dort versteht man darunter „eine Musik aus konzeptuellen, kompositorischen, performativen und kommunikativen Elementen, die – unwiederholbar – in Echtzeit entsteht“ (Gisela Nauck in Positionen 62, 2005: 3). Echtzeitmusik schafft neue Räume für Innovation, die sich in der durch musizierende Kommunikation entstehenden Kreativität, live-Charakter, Internationalität und einem Instrumentarium an der Schnittstelle von akustischen und elektronischen Instrumenten ausdrückt. Nicht nur bei Clauder und Dietrich, sondern auch in anderen Echtzeitmusik-Projekten gibt es einen Verlaufsplan, d.h. ist nicht alles völlig improvisiert. Beim Musiker Burkhard Beins entstehen Strukturen durch die Arbeit mit Modulen. Axel Dörner führt das Entstehen von Strukturen auf die Zusammenarbeit von Musikern mit ähnlichen Klangvorstellungen zurück und Serge Baghdassarians meint, dass die strukturell-formale Konsequenz eines Stückes im Ermessen des Einzelnen liegt. Laut Andrea Neumann sind bei Echtzeitmusik Überraschungen und spontane Entscheidungen genauso wichtig wie Struktur und Form (in Positionen 62, 2005: 3, 9-11). Um überhaupt via Internet kommunizieren zu können, ist der Computer bzw. Laptop nicht zu entbehren. Neben seiner Funktion als Kommunikationsmedium dient er in den hier untersuchten Projekten zugleich als musikalisches Hauptinstrument, d.h. es wird Laptopmusik gemacht. Stilistisch ist die echtzeitgenerierte interaktive Netzmusik Lucas Dietrichs von der Neuen Musik, Klassik und Jazz beeinflusst. Wie er im Interview am 27.12.2009 meint, möchte er aber noch einen Schritt weitergehen und glaubt, dass sich erst in Zukunft ein Label für diese Musik bzw. neue Kunstform entwickeln wird. Nicht nur die Grenzen musikalischer Genres, sondern auch die Grenzen zwischen Komponist, Instrumentendesigner und Performer verschwinden bei interaktiver Computermusik (Saltz 1997: 117). Für Echtzeitmusik findet Annette Krebs „altertümliche“ Begriffe wie Komponist und Interpret ebenfalls unpassend (in Positionen 62, 2005: 9). Um ein Netzkonzert alleine durchführen zu können, müsste eine Person zugleich Musiker, Audio- und Netzwerktechniker sein, aber eben hier fehlt es den Musikern noch an Erfahrung. Eine spezifische Ausbildung für dieses Berufsfeld gibt es auch nicht. Bei ihrem letzten hier und netz-Event am 28.11.2008 waren Clauder und Dietrich aufgrund der Materialabhängigkeit gezwungen, sich beide an einem Ort aufzuhalten – auch wenn die Räume getrennt waren. Die Ausstattung für Netzmusiker erweist sich nämlich als technisch komplex, da Ressourcen wie Computer und Audio-Interfaces doppelt vorhanden sein müssen. Während für „konventionelle“ Konzerte Infrastruktur in entsprechenden Sälen zur Verfügung steht (Flügel, Mikrophone etc.), gibt es dies (noch) nicht für Netzmusik, bedauert Lucas Dietrich im persönlichen, nicht aufgezeichneten Gespräch vom 31.3.2010. Publikum, Feedback und Aufführungspraxis

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Durch den Einsatz neuer Techniken ergeben sich auch neue Möglichkeiten der Kommunikation mit dem Publikum. Das heisst, dass die Aufführung von Werken nicht mehr unbedingt im Konzerthaus oder im Musikverein stattfinden muss, sondern auch zum Beispiel im Internet stattfinden kann (Karlheinz Essl in einem Interview mit Hanns Abele vom 29.12.1998, http://www.essl.at/bibliogr/essl-abele.html, Zugriff 1.4.2010). Bei gleichzeitigem Vorhandensein von Live- und Internetpublikum ist die Rede somit auch nicht mehr von einem „Publikum“, sondern von mehreren „Publiken“. Diesen Publiken werden bspw. durch das Hochladen von schriftlichen oder Audio-Kommentaren im Netz zugleich neue Formen des Feedbacks ermöglicht. Hochgeladene Audiosignale könnten in beinaher Echtzeit von den Musikern integriert werden, allerdings ist die Quantität der integrierbaren Signale durch die verfügbare Internet-Bandbreite beschränkt – so Dietrich am 27.12.2009. Das Projekt h/ausmusik will mit Netzkonzerten keinen Ersatz für ein Konzert, eine Radioübertragung oder eine Aufnahme bieten, sondern eine weitere Alternative in den Pool der Aufführungsmöglichkeiten werfen. Serge Baghdassarians meint, dass sich Echtzeitmusik-Projekte allgemein aus dem Apparat der Musikverbreitung herausnehmen. Die herkömmliche Aufführungspraxis werde hier in Frage gestellt, indem die Musiker ihre Musik selbst produzieren, komponieren, aufführen, die Infrastruktur aufstellen und sich um Foren kümmern (in Positionen 62, 2005: 11). Kooperationsmöglichkeiten Netzmusik bietet weiters neue Kooperationsmöglichkeiten: Ein Netzmusiker könnte bei einem Livekonzert bspw. nur bei einem einzigen Stück, einem Solo oder einer Kadenz aus der Ferne „mitspielen“. Netzmusik könnte als Parallelevent zu einem Konzert abgehalten werden, bei dem das Konzert oder Elemente des Konzerts nicht einfach übertragen werden, sondern bei dem es – ganz im Sinne der ursprünglichen Bedeutung von der Netzmusik – durch die Übertragung zur eigenen Kunstform wird. Im Rahmen von Netzkonzerten könnten nicht nur Musiker zusammenkommen, sondern auch Visual Artists, Schriftsteller und Programmierer. Ein u.a. im ökologischen Sinne bedeutender Aspekt interkativer Netzmusik ist die Ermöglichung von Austausch zwischen Musikern, die sich an verschiedenen Orten befinden und so für ein Konzert nicht extra anreisen müssen. Dadurch wird auch interkultureller Austausch von Musikern verschiedener Länder gefördert. Das Wort „Musik-Transfer“ ist hier also nicht nur im übertragenen Sinne passend. In Zusammenhang mit dem song-ping-pong-Projekt sieht Dietrich sogar die Möglichkeit, ein virtuelles Treffen mit anderen Musikern zu verabreden, um dann zu entscheiden, ob in Zukunft auch live, also in leiblicher Präsenz, zusammengespielt werden kann. Da das Zusammenspiel mit ihm unbekannten Musikern im Rahmen der hier vorgestellten Projekte noch nicht stattgefunden hat, wirft dies die Frage nach dem sozialen Aspekt des Musizierens auf. Dietrich hat die Experimente bis jetzt bewusst mit Leuten gemacht, mit denen er eine starke künstlerische Verbindung und eine gemeinsame Sprache hat, um so das Partizipatorische leichter aufrechtzuerhalten.4 Welche Ergebnisse würden aber erzielt mit einander unbekannten Musikern, die sich nur via Interaktion im Netz kennenlernen? Technische Hürden und Latenzzeit Zur Mobilität des Netzmusikers ist es noch ein großer Schritt, denn die Vernetzung ist gebunden an Technologien, Interfaces und Instrumente, die Platz einnehmen. Netzwerkmusiker müssen sich auf das Allernötigste reduzieren oder stationär arbeiten, also in einem konzipierten Studioapparat. Das Ideal sieht Lucas Dietrich darin, dass sich eine Person um die technischen Aspekte des Netzkonzertes wie u.a. die

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Internetverbindung kümmert, sodass sich die Musiker auf die Musik konzentrieren können. Beim dritten und letzten Event von hier und netz - so gesteht er - sei technisch vieles schief gelaufen. Anfangs habe z.B. eine halbe Stunde lang der Stream nicht funktioniert. Mir selbst als Zuhörerin gelang es ebenfalls nicht, mich via Ustream.tv dazuzuschalten. Es gibt also nicht nur für die Interpreten technische Hürden zu überwinden, sondern auch für das Publikum, das das Konzert via Internet mitverfolgen möchte. Das wohl immer noch größte Problem echtzeitgenerierter Improvisation via Netz ist das der Latenzzeit in der Übertragung. Schon 1999 schreibt Sergi Jorda: „But 20 years later real-time collective improvisation still poses serious timing difficulties at a global scale” (Jorda 1999: 5). In einem Interview mit Golo Föllmer im Jahr 2000 meint der Komponist Karlheinz Essl, dass vielleicht in fünf Jahren die Möglichkeit bestünde, ein so breites Internet-Band zu haben, dass Audio und Video in Echtzeit gestreamt werden können (http://www.essl.at/bibliogr/essl-foellmer.html, Zugriff am 1.4.2010). Doch noch heute (2010) ist das Internet nicht zeitgenau. Im Projekt hier und netz gab es für Ingvo Clauder und Lucas Dietrich keinen gemeinsamen Puls und es war keine simultane Interaktion möglich. In der Latenzzeit sieht Dietrich jedoch auch neue Möglichkeiten wie die Entstehung einer neuen Art des Musikschaffens oder eines neuen Musikgenres, in dem eben diese Zeit miteingerechnet werden muss. Durch die limitierte Übertragungs-Bandbreite ist weiters die Tonqualität eingeschränkt. Neue Hörgewohnheiten werden so gepflegt – was in unserer heutzutage mp3-orientierten Welt womöglich nichts Besonderes mehr ist. Präsenz und Körperlichkeit Ob es „seitens des Publikums überhaupt wünschenswert ist, wenn die Musiker (teilweise) nicht mehr vorhanden sind“, diese Frage warf Eric Poscher, Leiter des NCL Dornbirn auf (Clauder und Dietrich 2009: 11). Auch ich frage mich, welchen Unterschied es wohl macht, live bei einem solchen Konzert dabei zu sein oder es via Internetstream zu verfolgen. Clauder und Dietrich möchten – wie schon zuvor gesagt wurde – mit hier und netz weder ein Konzert noch eine reine Übertragung, sondern eine alternative Aufführungsmöglichkeit bieten. Obwohl nicht das gleiche Publikum zu allen Events von hier und netz erschien, zielte die gesamte Veranstaltung eigentlich darauf ab, den Wandel von der Präsenz zur Nicht-Präsenz der Musiker deutlich zu machen. Auch das letzte Netzkonzert am 28.11.2008 ohne anwesenden Musiker war mehr als eine reine Übertragung, da sich das Publikum gemeinsam traf, um sich die Musik anzuhören und das Schaffen der Musiker via Webcam auf die Wand projeziert mitzuverfolgen. Erika Fischer-Lichte definiert Präsenz als

[...] keine expressive, sondern eine rein performative Qualität, die durch spezifische Prozesse der Verkörperung erzeugt wird, mit denen der Darsteller seinen phänomenalen Leib als einen raumbeherrschenden und die Aufmerksamkeit des Zuschauers erzwingenden hervorbringt (Fischer-Lichte 2004: 165).

Sie führt aber auch an, dass Präsenz als eine spezifische ästhetische Qualität in der heutigen Ästhetik-Diskussion auch im Sinne von Präsenz-Effekten den Produkten der technischen und elektronischen Medien zugesprochen wird (ibid: 160). Präsenz-Effekte werden von Clauder und Dietrich durch Webcam-Projektionen und Klänge erzeugt. Die autopoietische feedback-Schleife, die von einer leiblichen Anwesenheit von Akteuren und Zuschauern ausgeht, ist laut Fischer-Lichte bei mediatisierten Aufführungen, bei denen Produktion und Rezeption getrennt voneinander ablaufen, ausser Kraft gesetzt (ibid: 115). Ich bin jedoch der Meinung, dass bei mediatisierten Performances wie hier und netz eine andere Art der feedback-Schleife erzeugt wird: Die

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Reaktionen von Akteuren und Zuschauern beeinflussen sich – wie an früherer Stelle dieses Textes gesagt wurde – gegenseitig beispielsweise, indem die Musiker auf die Anzahl an Internetzuhörern und auf schriftliche oder Audio-Kommentare via Internet reagieren. Das Publikum in Dornbirn – so Dietrich im Interview vom Dezember 2009 – empfand die fehlende Präsenz der Musiker aber durchaus als irritierend und auch für ihn selbst erwies sich die Abwesenheit seines Musikerkollegen Clauder beim zweiten hier und netz-Event „Reaktion Berlin“ als schwierig. Die Sicherheit durch die Anwesenheit einer zweiten Person war ihm nämlich genommen. Er war im NCL Dornbirn alleine verantwortlich für die Netzmusik, genauso wie Clauder allein verantwortlich war in Berlin. Beim zweiten und dritten Event von hier und netz konnte zudem kein direkter Augenkontakt und kein direktes Reagieren auf die Gesten des anderen Musikers hergestellt werden. Wie Dietrich feststellt, werden Gesten via Webcam anders wahrgenommen als live und seiner Meinung nach wäre es zunächst einmal zu lernen, wie man mit einer Webcam den gleichen Effekt erzielt wie in der leibhaftigen Kommunikation von Menschen. Clauder und Dietrich haben durch ihr Experiment die „liveness“ eines Konzerts anders schätzen gelernt und ihre Sichtweise darauf hat sich verändert. Interessant wäre nun herauszufinden, ob sich die Unterschiede der Interaktion der Musiker vom ersten und dritten hier und netz-Event auch musikalisch wiederspiegeln. Lucas Dietrich konnte mir dazu nichts sagen, glaubt aber, dass diese Unterschiede wohl kaum auffallen, da sich für so eine freie und abstrakte Musikform eine Ästhetik erst entwickelt und es keine messbaren Referenzen gibt. Reaktionen des Publikums Dass das Publikum nur schwer mit der leiblichen Abwesenheit der Musiker umgehen konnte, ist eine Seite. Dazu kommt noch der zusätzliche Abstraktionsgrad durch die Verwendung von Laptops bzw. Computer als Hauptinstrument. Das Publikum in Dornbirn zeigte seine Verblüffung in Aussagen wie „und dass ihr da hinter dem Laptop steht und da kommt Musik raus“ (Information von Lucas Dietrich, 27.12.2009). Vielleicht kommt hier zum Ausdruck, was Kirsten Reese beobachtet, nämlich dass

die Machtposition des Laptop-Musikers dadurch gestärkt wird, dass für das Publikum das Geschehen auf der Bühne nicht nachvollziehbar ist.[...] Während sonst die Intensität von Aufführungen auch durch eine Verletzlichkeit der PerformerInnen entsteht, die etwas von ihrem Können zeigen, sich offenbaren und das Risiko des Scheiterns eingehen, wirkt eine Laptop-Performance wie eine undurchdringliche Wand. (Reese 2008: 107)

Durch die Zeitverschiebung erschließt sich die Musik weiters nicht jedem leicht. Sie sei speziell für Musiker bzw. Leute mit offenen Ohren spannend – so Dietrich. In Dornbirn war das Publikum vor allem von den technischen Möglichkeiten und den neuen Klangräumen fasziniert. Das Teilhaben der Hörer an der Klangarbeit und der Entstehung musikalischer Prozesse ist auch das Ziel in anderen Echtzeitmusik-Projekten (Positionen 62: 11 und 12). Es geht nicht primär darum, durch die Musik eine Botschaft zu übermitteln. Ausdruck unserer Gesellschaft? Bruno Nettl gab einst einem älteren Musikwissenschaftler auf dessen Entsetzen über elektronische Musik den Rat: „It certainly sounds strange. One must learn how to listen to it, find the meaning of its various components.” (Nettl 1983: 44). Bei der Einführung neuer Musik sind laut Nettl Regeln zu beachten, die damit zu tun haben, wie die Gesellschaft funktioniert und die unabhängig sein können vom musikalischen System, das sich über Stilcharakteristiken definiert (ibid: 48). Erst mit dem Durchbruch des

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Internets in den 1990ern konnte sich eine „Netzmusik“ entwickeln und heute können Netzmusiker via Internet-Chat und Webcam in beinaher Echtzeit kommunizieren. Die Beliebtheit virtueller Kommunikation spiegelt sich in allen Lebensbereichen und wird mit absteigendem Alter der Bevölkerung global immer stärker. Schüler treffen sich zum Freizeitspiel oft nicht persönlich, sondern im Cyberspace und sogar Musikinstrumente können heute via Internet gelernt werden.5 Das Publikum innovativer Projekte wie h/ausmusik und song ping-pong ist ebenfalls eher unter der jüngeren Bevölkerungsschicht im urbanen Kontext zu finden. Wie gesellschaftliche Funktion, Stil und Inhalt übereinstimmen und bis zu welchem Grad kulturelle Charakteristiken einer musikalischen Gemeinschaft in ihrer Musik wiedergespiegelt werden, sind für Nettl zentrale Forschungsprobleme „der Zukunft“. Zu den Charakteristiken der westlichen Gesellschaft zählt er u.a. hochentwickelte Technologie und die Gier nach Konsumgütern. Auch die Neue Musik sei von komplexer elektronischer Technologie abhängig und setze sich aus unterschiedlichen Stilen zusammen, die nicht mehr unter einen Begriff gefasst werden könnten (ibid: 51, 142). Durch das Internet werden heute neue Realitäten geschaffen: Kommunikation wird in beinaher Echtzeit ermöglicht, interkultureller Austausch wird gefördert, Kontakte werden über Internet gefunden und geführt, Musik wird informell verbreitet und Radio sowie Konzerte werden via Web gestreamt. Über Internetplattformen wie youtube und myspace tauchen zudem neue Musikstars auf. Dass die Musikauswahl dadurch beliebig wird, Menschen mit Informationen überflutet werden, sich die soziale Kompetenz von Menschen verändert und die Klangqualität von Musik abnimmt, sind Folgen davon. Doch trotz aller hier aufgezeigten Probleme echtzeitgenerierter interaktiver Netzmusik, sind Clauder und Dietrich überzeugt, dass es spannend und lohnenswert ist, dieses Konzept weiter zu entwickeln (Clauder und Dietrich 2009: 11). Anmerkungen 1 Die männliche Form schließt in diesem Artikel immer zugleich die weibliche mit ein, d.h. in diesem Fall „Nutzer und Nutzerinnen“. 2 T-U-B-E ist eine Open Source Anwendung http://www.t-u-b-e.de/ 3 weitere Erklärungen zur Umsetzung in der Praxis siehe Clauder und Dietrich 2009: 7-10 4 vgl. die vorher angeführte Ansicht von Axel Dörner, dass Struktur in Echtzeitmusik durch das Zusammenspielen von Personen mit ähnlichen Klangvorstellungen entsteht 5 Bsp. http://www.orgma.de/, Zugriff am 2.4.2010 LITERATUR Fischer-Lichte, Erika

2004 Ästhetik des Performativen, Frankfurt am Main: Suhrkamp Föllmer, Golo

2008 „Meshing Sound Arts: Klang und Vernetzung als Gegenstand und Gestaltungsmittel“, in: Sound Studies: Traditionen – Methoden – Desiderate. Eine Einführung, hg. von H. Schulze, Bielefeld: transcript, 77-91

Jorda, Sergi

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1999 „Faust Music on Line: An Approach to Real-Time Collective Composition on the Internet”, Leonardo Music Journal, Bd. 9 “Power and Responsibility: Politics, Identity and Technology in Music”, 5-12

Nauck, Gisela (Hg.) 2005 „Echtzeitmusik“, Positionen. Beiträge zur Neuen Musik, Bd. 62, Berlin:

Positionen Nettl, Bruno

1983 The Study of Ethnomusicology. Twenty-nine Issues and Concepts, Urbana: University of Illinois Press

Reese, Kirsten

2008 „Geschlechtslose elektronische Musik? PerformerInnen am Laptop“, in Performativität und Performance, hg. von M. Oster, W. Ernst und M. Gerards, Hamburg: Lit-Verlag, 99-110

Saltz, David Z.

1997 „The Art of Interaction: Interactivity, Performativity, and Computers”, The Journal of Aesthetics and Art Criticism, Bd. 55/2 „Perspectives on the Arts and Technology”, 117-127

INTERNETQUELLEN Clauder, Ingvo und Lucas Dietrich

2009 Dokumentation zu „hier und netz. h/ausmusik im Net Culture Lab Dornbirn“, 31.1.2009, http://hausmusik.ctaam.net/projekte/hausmusik-dokumentation, Zugriff am 1.4.2010

http://crossfade.walkerart.org, Zugriff am 25.3.2010 http://hausmusik.ctaam.net/, Zugriff am 25.3.2010 http://lab.netculture.at/, Zugriff am 25.3.2010 http://songpingpong.ctaam.net/001/, Zugriff am 1.4.2010 http://www.essl.at, Zugriff am 1.4.2010 http://www.essl.at/bibliogr/essl-abele.html, Zugriff am 2.4.2010 http://www.essl.at/bibliogr/essl-foellmer.html, Zugriff am 1.4.2010 http://www.layertennis.com/, Zugriff am 5.4.2010 http://www.orgma.de, Zugriff am 2.4.2010 AUDIO-BEISPIELE Audio 1: Ausschnitt einer Improvisation von Lucas Dietrich und Ingvo Clauder, Net Culture Lab, Dornbirn, 23.10.2008 (Aufnahme: Eric Poscher, Bearbeitung: Lucas Dietrich und Ingvo Clauder) Audio 2: Interview mit Lucas Dietrich, Lustenau, 27.12.2009 (Aufnahme der Autorin mit Flashcard Recorder) Audio 3: Song-ping-pong-Komposition von Lucas Dietrich und David Helbok, November 2009 (Privatarchiv Barbara Alge)