Okolište 2 – Spätneolithische Keramik und Siedlungsentwicklung in Zentralbosnien

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Okolište 2 – Untersuchungen einer spätneolithischen Siedlungskammer in Zentralbosnien

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Okolište 2 – Untersuchungen einer spätneolithischen Siedlungskammer in Zentralbosnien

Neolithikum und Chalkolithikum in Zentralbosnien 2

Herausgegeben von Johannes Müller, Knut Rassmann und Zilka Kujundžić-Vejzagić

In Kommission bei Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn2013

Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie

Band 234

Aus dem Institut für Ur- und Frühgeschichteder Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

von

Okolište 2 –

Spätneolithische Keramik und Siedlungsentwicklung in Zentralbosnien

Robert Hofmann

In Kommission bei Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn2013

Dr. Rudolf Habelt GmbH, BonnAnke Wesse, KielHolger Dieterich, KielHolger Dieterich, KielRobert Hofmann, Sara Jagiolla, Kiel, und Antonia Hofmann, Berlin

978-3-7749-3872-4Druckhaus Köthen GmbH, Köthen

VerlagRedaktion

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliogra� e.Detailliertere bibliogra� sche Daten sind im Internet über <h� p://dnb.d-nb.de> abru� ar.

Gedruckt mit Unterstüztung von der Deutschen Forschungsgemeinschaftund dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Erika Hofmann und Günter Hofmann †(Hainichen/Sachsen)

Meinen Eltern

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Inhaltsverzeichnis

Vorworte der Herausgeber 13Vorwort des Autors 17

Einleitung 19

Geschichte und Stand der Forschung 23 Forschungsgeschichte 23 Forschungen im Rahmen des bosnisch-deutschen Projektes „Rekonstruktion spätneolithischer Siedlungsprozesse in Zentralbosnien“ 28

Das Arbeitsgebiet 35

Der Fundplatz Okolište 39 Geographische Lage 39 Geomorphologie 39 Forschungsgeschichte 43 Geomagnetische Prospektion 43 Grabensystem 44 Geomorphologische Strukturen 45 Hausstrukturen 46 Moderne Strukturen 47 Siedlungsgröße 48 Schichtmächtigkeit 48 Volumen des Siedlungskörpers 49

Methoden und Konzepte 51 Grabungstechnik 51 Benennungen der Fundplätze, Grabungsflächen und Schnitte 51 Vermessungssysteme 51 Ausgrabungsmethodik 51 Systematik der Benennung von Grabungseinheiten 53 Verfahrensweise der Befundinterpretation 54 Befundgruppierung in den zentralen Siedlungsflächen 55 Befundgruppierungen im Wall-Grabensystem 55 Syntax für Benennungen der Befundgruppierungen 56 Organisation der Fundaufnahme und Kriterien der Stichprobenauswahl 57 Vorgehensweise bei der Materialaufnahme 57 Entwicklung der Systematik der Grobaufnahme 59 Zusammensetzung der Stichprobe der Feinaufnahme 59 Prämissen und Begriffsbestimmungen bei der quellenkritischen Bewertung von Fundinventaren 60 Methodische Prämissen für die chronologische Differenzierung der Befunde und des Keramikmaterials aus Okolište 62 Methoden zur chronologischen Ordnung von Siedlungsbefunden und Siedlungsfundinventaren 62 Chronologische Relevanz von Unterschieden der Schichtmächtigkeiten von Tellsiedlungen 64 Methoden zur Untersuchung von Architektur und Siedlungsstrukturen 65 Architektur 66 Siedlungsstrukturen auf lokaler Ebene 66 Siedlungsstrukturen auf regionaler Ebene 67 Methodik von Untersuchungen des Keramikmaterials in Bezug auf historische und sozialhistorische Fragestellungen 67 Methodische Prämissen für die Untersuchung von Gefäßfunktionen 68 Methodische Prämissen für die Untersuchung stilistischer Variabilität von Keramikgefäßen 70

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Methodik der stilistischen, technologischen und funktionalen Keramikuntersuchungen 74 Untersuchung der Keramikmengen 74 Untersuchung technologischer Merkmale 74 Untersuchung von Gefäßformen und morphologischen Merkmalen 75 Untersuchung von Keramikverzierungen 76 Übergreifende Untersuchungen zu Technologie, Gefäßformen und Verzierungen 76

Befundgruppierung und Befundinterpretation 77 Grabungsstrategie 77 Fläche 1 77 Umstände und Ziele der Grabungen 77 Grabungstechnik 79 Beschreibung der Befundsituation 79 Interpretation der Befundsituation 81 Befundgruppierungen und Stratigraphie 85 Fläche 2 85 Umstände und Ziele der Grabungen 85 Grabungstechnik 85 Beschreibung der Befundsituation 85 Interpretation der Befundsituation 89 Befundgruppierungen und Stratigraphie 89 Fläche 3 91 Umstände und Ziele der Grabungen 91 Grabungstechnik 91 Beschreibung der Befundsituation 93 Interpretation der Befundsituation 98 Befundgruppierungen und Stratigraphie 100 Fläche 4 102 Umstände und Ziele der Grabungen 102 Grabungstechnik 103 Beschreibung der Befundsituation 104 Interpretation der Befundsituation 107 Befundgruppierungen und Stratigraphie 111 Fläche 5 111 Umstände und Ziele der Grabungen 111 Grabungstechnik 112 Beschreibung der Befundsituation 113 Interpretation der Befundsituation 114 Befundgruppierungen und Stratigraphie 115 Fläche 6 115 Umstände und Ziele der Grabungen 115 Grabungstechnik 116 Beschreibung der Befundsituation 118 Interpretation der Befundsituation 123 Befundgruppierungen und Stratigraphie 125 Fläche 7 125 Umstände und Ziele der Grabungen 125 Grabungstechnik 127 Beschreibung der Befundsituation 127 Interpretation der Befundsituation 129 Befundgruppierungen und Stratigraphie 129 Fläche 8 130 Umstände und Ziele der Grabungen 130 Grabungstechnik 132 Beschreibung der Befundsituation 132 Interpretation der Befundsituation 133 Befundgruppierungen und Stratigraphie 135

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Fläche 9 135 Umstände und Verlauf der Grabung 135 Grabungstechnik 135 Bohrprofil BP 62010–BP 62023 136 Beschreibung der Befundsituation 137 Interpretation der Befundsituation 139 Befundgruppierungen und Stratigraphie 140 Fläche 10 140 Umstände und Ziele der bodenkundlichen Aufschlüsse 140 Grabungstechnik 141 Beschreibung und Interpretation der Befundsituation 142 Zusammenfassung und Perspektiven 142

Beschreibung des Keramikmaterials 143 Keramikmenge 143 Gefäßerhaltung 144 Keramiktechnologie 145 Klassifikation von Magerungszusätzen 145 Klassifikation von Magerungsmenge und Korngröße 149 Klassifikation der Oberflächenbehandlung 149 Klassifikation der Brennatmosphäre 149 Klassifikation der Oberflächenfarbe 150 Wand- und Bodenstärke 151 Wareneinteilung 151 Warenklassifikation der Grabungskampagne 2005 151 Warenklassifikation der Grabungskampagnen 2006–2008 152 Quellenkritik Warenbestimmungen 152 Korrespondenzanalyse technologischer Merkmale 155 Fragmentierung von Waren 159 Zusammenfassung zu Keramiktechnologie 159 Gefäßmorphologie 159 Randlippentypen 159 Halstypen 159 Hals-Schulter-Übergang 161 Schultertypen 161 Bauchtypen 161 Unterteiltypen 161 Henkel 161 Henkeltypen 161 Henkelausrichtung und -anbringungsort 163 Henkelmaße 163 Henkel und Waren 166 Ausgusstypen 167 Bodentypen 167 Füße 167 Fuß-Boden-Übergang 168 Fußschafttyp 169 Fußbasistyp 169 Fußunterseitentyp 169 Fußmaße 169 Fußtypen 170 Gefäßmaße 170 Gefäßtypologie 171 Töpfe (T) 174 Offene Töpfe 179 Geschlossene Töpfe ohne abgesetzten Randbereich 179 Geschlossene Töpfe mit abgesetztem Randbereich 179

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Töpfe mit Ausgusstülle 179 Doppelkonische Töpfe 179 Engmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung („kugelförmige Gefäße“) (E) 179 Weitmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung (W) 181 Gefäße mit kurzem trichterförmigem Rand (Tr) 181 Gefäße mit eingezogenem Oberteil und steiler Schulter („Kurzhalsgefäße“) (Ku) 181 Gefäße mit kurzem steilem Hals (KH) 183 Gefäße mit hohem engem Hals (HH) 183 Halstypen 183 Körpertypen von Halsgefäßen (Kö) 183 Kanopen (birnenförmige Gefäße) (K) 183 Körpertypen mit starkem unterem Einzug (Kö) 185 Körperformen von Standbodengefäßen (Kö) 185 Körpertypen bikonischer Gefäße (außer Schüsseln) (Kö) 185 Schalen/Schüsseln (S) 185 Konische bzw. schwach konvexe (trichterförmige) Schalen/Schüsseln 191 Kalottenförmige Schalen/Schüsseln (wohl vielfach Fußschalen) 191 Rundbauchige Schüsseln 191 Knickwandschüsseln 191 Bikonische Schüsseln 191 S-förmig profilierte Schüsseln 192 Geknickte Schüsseln 192 Schüsseln mit kissenförmigem Rand 192 Gefäße mit einem Fuß (F) 192 Zusammenhang von Körper-Fuß (K-F) 192 Mehrfußschalen (M) 192 Siebgefäße (Si) 193 Rechteckige Gefäße (R) 193 Näpfe (N) 193 Löffel (L) 193 Rhyta (Rhyt) 195 Aufbau- und Montagetechniken von Gefäßen 195 Gefäßklassen und Waren 197 Gefäßformen und Oberflächenbehandlung 197 Gefäßformen und Brennatmosphäre 197 Häufigkeit von Gefäßklassen/-typengruppen 199 Gewicht von Gefäßen 201 Zusammenfassung zur Gefäßmorphologie 202 Verzierungen 202 Systematik der Klassifikation von Keramikverzierungen in der Feinaufnahme 202 Klassifikation von Verzierungen in der Grobaufnahme 203 Verzierungselemente und Verzierungstechnik 204 Verzierungsmotive 204 Verzierungsmuster 213 Verzierungssysteme 213 Verzierungen und Waren 218 Anbringungsort von Verzierungen 219 Ausrichtung von Verzierungen 219 Verzierungen und Gefäßformen 220 Sonstige Keramikobjekte 221 Figurinen, bildliche Darstellungen an Gefäßen und Keramiktisch 221 Anthropomorphe Figurinen 221 Anthropomorphe Applikationen an Gefäßen 223 Zoomorphe Figurinen 223 Zoomorphe Applikationen an Gefäßen 225 Tischchen 225

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Durchbohrte Keramikscheiben 225 Webgewichte 227

Taphonomie 229 Keramikmenge und durchschnittliches Scherbengewicht in Schichtenverbänden 231 Vertikale Verteilung der Keramik 232 Vertikale Verteilung von Keramik in oberflächennahen Bereichen 233 Vertikale Verteilung von Keramik in tieferen Bereichen der zentralen Grabungsflächen 233 Vertikale Verteilung in Grabenverfüllungen 235 Horizontale Verteilung der Keramik 237 Fläche 3 237 Fläche 4 237 Fläche 6 239 Zusammenpassungen von Keramik 242 Fläche 3 243 Fläche 4 245 Fläche 5 247 Fläche 6 247 Fläche 9 250 Diskussion der Keramikverteilungen – Versuch einer taphonomischen Rekonstruktion 251 Oberflächennahe Horizonte 251 Häuser und Freiflächen in den zentralen Grabungsflächen 253 Gräben 255 Wallaufschüttungen 256 Eingetiefte Häuser 257 Auenlehm und begrabener Boden 257 Schichtpakete 258 Gruben und sonstige Befundkategorien 258 Zusammenfassung 259 Bewertung der Befundgruppierungen 261 Schlussfolgerungen für die typochronologische, funktionale und sozialhistorische Auswertung des Fundmaterials 261

Chronologie 263 Die chronologische Gliederung des Fundplatzes in Hauptphasen 263 14C-Chronologie 268 Quellenkritische Bewertung der Daten 268 Bayessche Altersmodelle 269 Modell 1 – Gesamtdauer der Besiedlung in Okolište 269 Modell 2 – Differenzierung der Grabungsflächen 270 Fläche 1 271 Fläche 2 271 Fläche 3 275 Fläche 4 277 Fläche 6 277 Zusammenfassung und Diskussion des Modells 2 280 Modell 3 – Dauer der Hauptphasen 281 Zusammenfassung und Diskussion der Altersmodelle 283 Seriation des Keramikmaterials 284 Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven in Befunden aus Fläche 3 285 Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven in Hausstelle Oko 3 A 287 Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven in Befunden aus Fläche 4 289 Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven in Befunden aus Fläche 6 289 Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven der Flächen 1, 3 und 4 293 Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden der Flächen 1–9 295

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Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen, Bodenformen und Gefäßtypen in Schichtenverbänden der Flächen 1–9 297 Zusammenfassung zu Seriationen des Fundmaterials 305 Relative und absolute Chronologie des Fundplatzes Okolište – Diskussion eines Phasenmodells 305 Hauptphase 1 307 Hauptphase 2 311 Hauptphase 3 314 Ausgesonderte Schichtenformationen 314 Zusammenfassung der Phasengliederung des Fundplatzes Okolište 314

Technologischer und stilistischer Wandel des Keramikmaterials 315 Keramikmenge 315 Technologie 317 Waren 317 Oberflächenbehandlung 317 Brennatmosphäre 317 Oberflächenfarbe 319 Wandstärke 319 Gefäßmorphologie 321 Randlippentypen 321 Henkeltypen 321 Bodentypen 323 Fußtypen 323 Relative Häufigkeit von Gefäßklassen 325 Laufzeit und Häufigkeit von Gefäßtypen 326 Töpfe (T) 327 Engmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung (E) 327 Weitmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung (W) 327 Gefäße mit kurzem trichterförmig ausgestelltem Rand (Tr) 329 Gefäße mit eingezogenem Oberteil und steiler Schulter (Ku) 329 Gefäße mit kurzem steilem Hals (KH) 329 Gefäße mit hohem engem Hals (HH) 329 Kanopen (K) 330 Körperformen (Kö) 330 Näpfe (N) 331 Siebgefäße (Si) 331 Rechteckige Gefäße (R) 331 Schalen/Schüsseln (S) 331 Konische Schalen/Schüsseln (S 01–S 05) 331 Kalottenförmige Schalen/Schüsseln (S 10–S 16) 332 Rundbauchige Schüsseln (S 20–S 26) 332 Knickwandschüsseln (S 30–S 32) 332 Bikonische Schüsseln (S 40–S 44) 332 S-förmig profilierte Schüsseln (S 50–S 52) 333 Geknickte Schüsseln (S 60–S 61) 333 Schüsseln mit kissenförmigem Rand (S 70) 333 Löffel (L) 333 Verzierungen 333 Verzierungsrate 333 Häufigkeit von Verzierungsarten 335 Stilistischer Wandel von Verzierungsmotiven 337 Linien 337 Bänder 337 Flächen 339 Reihen eingetiefter Elemente 345 Leisten und Randgestaltungen 346

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Plastische Elemente 348 Spiralen 348 Barbotine 350 Zeichen 350 Stilistischer Wandel von Verzierungsmustern 351 Bandmuster 351 Flächenmuster 351 Spiralen 351 Stilistischer Wandel von Verzierungssystemen 355 Diversität des Verzierungs- und Gefäßformenspektrums 355 Innovationsgeschwindigkeit 356 Sonstige Keramikobjekte 357 Figurinen, bildliche Darstellungen an Gefäßen, Keramiktisch und mögliche Rhyta 357 Keramikscheiben 359 Webgewichte 359 Zusammenfassung des technologischen und stilistischen Wandels des Keramikmaterials 359 Wandel der Keramikmenge 359 Technologischer Wandel 360 Stilistischer Wandel 360 Wandel in der Häufigkeit anderer keramischer Fundgruppen 361 Fazit 361

Architektur und Siedlungsstrukturen 363 Häuser 363 Untersuchte Merkmale 363 Haustypen 363 Zustand 363 Tragende Konstruktion der Häuser 363 Wandaufbau 369 Hausgrößen 373 Feuerungsanlagen und Raumanzahl 373 Siedlungsstrukturen 375 Brandhorizonte 375 Ausrichtung der Häuser 375 Siedlungsplan und Bebauungsdichte 376 Fläche 6 (Phasen 1–3) 377 Fläche 3 (Phasen 5–6) 377 Fläche 1 (Phasen 7–8) 378 Fläche 4 (Phasen 8–9) 379 Fazit zu Siedlungsplan und Bebauungsdichte 380 Schätzung der Hausanzahl und Bestandsdauer von Häusern 381 Berechnung des Materialbedarfs von Häusern 381 Schätzung der Anzahl gleichzeitiger Häuser 383 Diskussion der Schätzung gleichzeitiger Häuser 384 Zusammenfassung zu Architektur und Siedlungsstrukturen 384

Funktion der Keramik 387 Funktion von Gefäßklassen 387 Volumina von Gefäßklassen 387 Überlegungen zur Funktion von Gefäßklassen 389 Aktivitätszonen 392 Fläche 3 393 Beschreibung der Keramikverteilungen in Fläche 3 393 Interpretation der Keramikverteilungen in Fläche 3 396 Fläche 4 396 Beschreibung der Keramikverteilungen in Fläche 4 397 Interpretation der Keramikverteilungen in Fläche 4 397

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Hausinventare 397 Inventar des Hauses 1 398 Umfang und Zusammensetzung von Gefäßinventaren in Haushalten 403 Fläche 3 403 Fläche 4 404 Diskussion der Berechnungen von Umfang und Zusammensetzung von Gefäßinventaren in Haushalten 405 Zusammenfassung und Diskussion der Untersuchungen zu Gefäßfunktionen 406

Siedlungsgeschichte der Butmirgruppe 409 Obre 411 Butmir 413 Kundruci 415 Zagrebnice 417 Donje Moštre 423 Periodisierung und absolute Chronologie der Butmirgruppe 429 Relativchronologische Einordnung anderer Fundstellen 433 Eine Siedlungsgeschichte des Neolithikums in Zentralbosnien 435 Starčevo-Impresso 435 Kakanj 437 Siedlungsperiode Butmir 1 a (Spätkakanj) 437 Siedlungsperiode Butmir 1 b 437 Siedlungsperiode Butmir 2 a 438 Siedlungsperiode Butmir 2 b 439 Siedlungsperiode Butmir 3 a 439 Siedlungsperiode Butmir 3 b 439 Siedlungsperiode Butmir 4 (frühes Äneolithikum) 439 Fazit 441

Eine Synthese 443 Die Entwicklung des neolithischen Dorfes von Okolište im Rahmen der regionalen Siedlungsgeschichte 443 Stil, Technologie und Funktion der Gefäßkeramik aus Okolište im Kontext der lokalen und regionalen Siedlungs- und Sozialgeschichte 448 Bewertung des technologischen und stilistischen Wandels in der Frühphase von Okolište 448 Eine sozialhistorische Interpretation der stilistischen und technologischen Variabilität der Gefäßkeramik 450 Diskussion des technologischen und stilistischen Wandels in der letzten Siedlungsphase von Okolište 452 Versuch einer historischen Einordnung von Okolište und der Butmirgruppe 453

Zusammenfassung 459

Summary 469

Literaturverzeichnis 479

Hinweis zu den Datentabellen Anhänge 1–79, Dateinamen 487

Tafeln 1–75 489

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Die Reihe „Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie“ soll einem in der jüngeren Vergangenheit entstandenen Bedürfnis Rechnung tragen, nämlich Examensarbeiten und andere Forschungsleistungen vor-nehmlich jüngerer Wissenschaftler in die Öffentlichkeit zu tragen. Die etablierten Reihen und Zeitschriften des Faches reichen längst nicht mehr aus, die vorhandenen Manuskripte aufzunehmen. Die Universitäten sind deshalb aufgerufen, Abhilfe zu schaffen. Einige von ihnen haben mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln unter zumeist tatkräftigem Hand-anlegen der Autoren die vorliegende Reihe begründet. Thematisch soll da-rin die ganze Breite des Faches vom Paläolithikum bis zur Archäologie der Neuzeit ihren Platz finden.

Ursprünglich hatten sich fünf Universitätsinstitute in Deutschland zur Herausgabe der Reihe zusammengefunden, der Kreis ist inzwischen grö-ßer geworden. Er lädt alle interessierten Professoren und Dozenten ein, als Mitherausgeber tätig zu werden und Arbeiten aus ihrem Bereich der Reihe zukommen zu lassen. Für die einzelnen Bände zeichnen jeweils die Au-toren und Institute ihrer Herkunft, die im Titel deutlich gekennzeichnet sind, verantwortlich. Sie erstellen Satz, Umbruch und einen Ausdruck. Bei gleicher Anordnung des Umschlages haben die verschiedenen beteiligten Universitäten jeweils eine spezifische Farbe. Finanzierung und Druck er-folgen entweder durch sie selbst oder durch den Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, der in jedem Fall den Vertrieb der Bände sichert.

Kurt Alt (Mainz)Nikolaus Boroffka (Berlin)Peter Breunig (Frankfurt a. M)Philippe Della Casa (Zürich)Manfred K.H. Eggert (Tübingen)Clemens Eibner (Heidelberg)Frank Falkenstein (Würzburg)Ralf Gleser (Münster)Bernhard Hänsel (Berlin)Alfred Haffner (Kiel)Albert Hafner (Bern)Svend Hansen (Berlin)Ole Harck (Kiel)Joachim Henning (Frankfurt a. M.)Christian Jeunesse (Strasbourg)Albrecht Jockenhövel (Münster)Tobias L. Kienlin (Köln)Rüdiger Krause (Frankfurt a. M.)Klára Kuzmová (Trnava)Amei Lang (München)Achim Leube (Berlin)

Andreas Lippert (Wien)Jens Lüning (Frankfurt am Main)Joseph Maran (Heidelberg)Carola Metzner-Nebelsick (München)Johannes Müller (Kiel)Ulrich Müller (Kiel)Michael Müller-Wille (Kiel)Mária Novotná (Trnava)Bernd Päffgen (München)Diamantis Panagiotopoulos (Heidelberg)Christopher Pare (Mainz)Hermann Parzinger (Berlin)Britta Ramminger (Hamburg)Jürgen Richter (Köln)Sabine Rieckhoff (Leipzig)Wolfram Schier (Berlin)Heiko Steuer (Freiburg i. Br.)Thomas Stöllner (Bochum)Biba Teržan (Berlin)Karl-Heinz Willroth (Göttingen)Andreas Zimmermann (Köln)

Vorwort der Herausgeber

Herausgeber sind derzeit:

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Vorwort der Herausgeber der Reihe Okolište

Mit dem Band „Okolište 2“ wird die Vorlage der Forschungsergebnisse des Projektes „Die Rekonstruktion spätneolithischer Siedlungsprozesse in Zentralbosnien“ (Mu 1259/10) fortgesetzt. Wir veröffentlichen die Disser-tationsschrift unseres wissenschaftlichen Mitarbeiters Robert Hofmann, der in Okolište die örtlichen Grabungsleitung mit innehatte und sich äu-ßerst intensiv nicht nur mit den Funden, sondern auch der Befundinter-pretation, auseinandergesetzt hat. Entsprechend bildet seine Dissertation zur Keramikentwicklung, aber auch zur chronologischen und funktiona-len Gliederung der Architektur des Fundplatzes Okolište das „Rückgrat“ der Auswertungen des Gesamtprojektes. Robert Hofmann gebührt für den unermüdlichen Einsatz in Bosnien und in Kiel erheblicher Dank, ohne ihn wäre das Gesamtprojekt in dieser Form nicht möglich gewesen.

Bedanken möchten wir uns bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die langjährige Förderung des Forschungsprojektes, erst sie ermög-lichte die Gesamtarbeiten. Was die Gestaltung des Buches angeht, sind es Anke Wesse für die wissenschaftliche und Holger Dieterich für die tech-nische Redaktion, die in altbewährter Weise dieses schöne Buch im Kieler Institut produzierten. Ihnen sei herzlich gedankt.

Der in Arbeit befindliche Band „Okolište 3“ wird u. a. die Vorlage der ausgegrabenen Hausbefunde und -inventare, der Felsgesteingeräte, der os-teologischen Funde und archäobotanischen Makroreste beinhalten.

Johannes Müller • Knut Rassmann • Zilka Kujundžić-Vejzagić

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Vorwort des Autors

Die vorliegende Arbeit wurde im Juli 2011 als Dissertationsschrift an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Christian-Al-brechts-Universität zu Kiel eingereicht und seit der Verteidigung im De-zember 2011 leicht überarbeitet.

Ich betrachte es als einen großen Glücksfall, die Gelegenheit bekom-men zu haben, an einem interdisziplinären und aus meiner Sicht in wissen-schaftlicher Hinsicht beispielhaften Forschungsprojekt mit äußerst dyna-mischer Feldarbeit und ebenso intensiven Aufarbeitungskampagnen in den Museen von Sarajewo und Visoko nicht nur teilnehmen, sondern es aktiv mitgestalten zu können. Seitdem ich im Jahr 2002 als Student erstmals an den ersten Ausgrabungen in Bosnien teilnahm, hatte ich bei zahlreichen Reisen nach Bosnien-Herzegowina die Chance, vielen bemerkenswerten Menschen in einem durch den Bürgerkrieg der Jahre 1992–1995 tief er-schütterten Land zu begegnen, das über eine beeindruckende Geschich-te und Kultur sowie über zahlreiche landschaftliche Schönheiten verfügt. Wenn derzeit das Bosnisch-Herzegowinische Landesmuseum Sarajewo als eine der wichtigsten kulturellen Institutionen des Landes und damit auch die Existenzen unserer langjährigen Kollegen ernsthaft bedroht sind, möchte ich hiermit meiner Hoffnung Ausdruck geben, dass die menschli-chen und finanziellen Folgen dieses Krieges möglichst bald überwunden werden mögen und das Land in Europa und darüber hinaus die Aufmerk-samkeit erfährt, die ihm meiner Ansicht nach gebührt.

Fast unzählige Personen haben substanziellen Anteil am Gelingen des Projektes „Rekonstruktion spätneolithischer Siedlungsprozesse in Zen-tralbosnien“ und damit auch am Gelingen dieser Doktorarbeit. Sie alle zu nennen würde den Rahmen dieses Vorworts sprengen. Deshalb sollen vor allem diejenigen Personen namentlich erwähnt werden, die unmittelbaren Anteil am Entstehungs- und Publikationsprozess der Arbeit hatten.

An erster Stelle möchte ich ganz herzlich meinen Kollegen und Betreu-ern Johannes Müller (Kiel) und Knut Rassmann (Frankfurt a. M.) für das in mich gesetzte Vertrauen, die Freiräume und die gute Arbeitsatmosphäre sowohl an der Kieler Universität als auch im Feld danken. Unsere Zusam-menarbeit in dem Projekt hat mir stets große Freude bereitet. Herzlicher Dank gebührt auch meinem Kollegen Nils Müller-Scheeßel (Frankfurt a. M.). Die freundschaftliche Zusammenarbeit mit ihm und die stets kon-struktiven Diskussionen haben mein Wissen in vielerlei Hinsicht entschei-dend erweitert. Ganz herzlich danken möchte ich auch Zilka Kujundžić-Vejzagić (Sarajewo) für die mir entgegengebrachte Akzeptanz und dafür, dass sie uns die Arbeit in ihrem Land ermöglicht hat.

Mein besonderer Dank gilt dem ehrenamtlichen Denkmalpfleger Ilhan Dervović (Visoko), der unser Projekt von Anfang an mit großem Engage-ment unterstützte und uns darüber hinaus in zahlreichen Exkursionen und Treffen die schönen Seiten seines Landes näherbrachte. Dem Minera-logen Volker Schenk (Kiel) danke ich ganz herzlich für die Durchführung der naturwissenschaftlichen Analysen des Keramikmaterials und die zahl-reichen der am Mikroskop verbrachten Stunden, Helmut Kroll (Kiel) für erhellende Diskussionen und Hans-Rudolf Bork (Kiel) für die instruktiven Diskussionen zu den Bodenverhältnissen und zur Befundinterpretation in

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Okolište. Hans-Rudolf Bork danke ich außerdem ebenso wie Svend Han-sen (Berlin), Rüdiger Krause (Frankfurt a. M.), Wiebke Kirleis (Kiel) und Ingmar Unkel (Kiel) für ihre Bereitschaft, als Gutachter dieser Arbeit zu fungieren.

Großer Dank für Diskussionen gilt auch Carolin Lubos (Frankfurt a. M.) und Stefan Dreibrodt (Kiel). Ausdrücklich danken möchte ich außerdem Fritz Lüth (Berlin) für die kritische Durchsicht unserer Vorberichte, die zu wichtigen methodischen Verbesserungen führte. Zu Dank verpflichtet bin ich Martin Hinz, der mich bei der Herstellung von Diagrammen und sta-tistischen Analysen unterstützte sowie Martin Furholt für zahlreiche Dis-kussionen und die von ihm geleisteten Korrekturen. Wichtigen Anteil am Gelingen der Arbeit haben außerdem Katharina Fuchs, Marthe Gundelach, Julia Kunze, René Latza, Annika Martens und Richard Wetzel (alle Kiel), die als studentische Hilfskräfte zeitweise in unserem Projekt beschäftigt waren. Sie führten zahlreiche Arbeiten insbesondere im Zusammenhang mit der Aufbereitung der Grabungsdokumentation und auch der Montage der Tafeln durch. Unter ihnen möchte ich besonders Richard Wetzel für seine Akribie und seine kritische Reflexion unserer Arbeit danken.

Dank gebührt auch den Fotografinnen Agnes Heitmann, Sara Jagiolla und Christina Kiefer (alle Kiel), die sowohl im Feldeinsatz als auch bei der Aufbereitung des Fotomaterials große Arbeit leisteten. Danken möchte ich außerdem unseren Grafikern Holger Dieterich und Ines Reese, die als An-sprechpartner für technische Fragen stets bereitwillig zur Verfügung stan-den. Dank gilt auch Walter Dörfler und Svetlana Ibens, die die Analysen der Phosphatproben aus Okolište durchführten.

Besonders hervorheben möchte ich die hervorragende redaktionelle Ar-beit von Anke Wesse, ohne die dieses Buch zweifellos nicht die vorliegen-de Qualität hätte. Gleiches gilt für Holger Dieterich, der die Verbesserung zahlreicher Grafiken, den Umbruch und die technische Redaktion dieses Buches übernahm. Eileen Kücükkaraca danke ich für die Korrektur der englischen Zusammenfassung.

Mein insgesamt größter Dank gilt meiner Frau Antonia Hofmann (Ber-lin), die in mehreren Kampagnen mit herausragendem Engagement die Fundverwaltung leitete, im Rahmen der Museumsarbeit zahlreiche Kera-mikgefäße in geduldiger Arbeit restaurierte und damit viele Erkenntnisse erst möglich machte, die darüber hinaus einen Großteil der Textkorrek-turen bewältigte und entscheidend an der technischen Fertigstellung der Dissertationsschrift mitwirkte.

Nur formal an letzter Stelle gilt mein herzlicher Dank außerdem den zahlreichen Studierenden und Kollegen aus Deutschland, Bosnien, Polen und Tschechien und der Slowakei, die an den Ausgrabungen teilgenom-men haben. Ihre Namen sind im ersten Band der Reihe „Neolithikum und Chalkolithikum in Zentralbosnien“ dokumentiert.

Robert Hofmann

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Einleitung

Der Übergang menschlicher Gesellschaften hin zu einer produzierenden Wirtschafts- und einer sesshaften Lebensweise – der sich teils unabhängig voneinander in unterschiedlichen Teilen der Welt abspielte – stellt zwei-fellos einen Vorgang dar, dessen Bedeutung für den Verlauf der Mensch-heitsgeschichte kaum überschätzt werden kann. In der Folge des sich über mehrere Tausend Jahre hinziehenden Ausbreitungsprozesses dieser neu-en (Über-) Lebensstrategie aus dem vorderasiatischen und anatolischen Raum nach Europa etablierten sich hier in Abhängigkeit von regionalspe-zifischen Neolithisierungsverläufen und naturräumlichen Gegebenheiten unterschiedliche bäuerliche Gesellschaften. Deren Entwicklung verlief keineswegs linear und einheitlich, sondern unterlag in vielen Fällen dy-namischen Differenzierungsprozessen, wobei unter anderem eine mit der neuen Lebensweise einhergehende gesteigerte Reproduktionsrate und der daraus resultierende demographische und soziale Wandel eine entschei-dende Rolle spielten.

Entsprechende Entwicklungsprozesse von Gesellschaften sind Gegen-stand archäologischer Forschung, unter anderem im Rahmen einer wis-senschaftlichen Kooperation zwischen dem Bosnisch-Herzegowinischen Landesmuseum Sarajewo (Zemaljski Muzej), der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts und des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Dieses im Zeitraum zwischen 2002 und 2011 realisierte, durch die Deut-sche Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt bot die Chance, mit modernen Ausgrabungs- und Auswertungsmethoden im Maßstab einer in Zentralbosnien bei der Stadt Visoko gelegenen Siedlungskammer die Entwicklungsprozesse einer zur sogenannten Butmirgruppe gehörigen menschlichen Gesellschaft näher zu untersuchen, die in der Zeit zwischen etwa 5200 und 4300 v. u. Z. – nach der bereits etwas früher erfolgten Er-schließung dieses Gebietes – abgelaufen sind. Die Mittelgebirgslandschaft Zentralbosniens stellt hinsichtlich ihrer naturräumlichen Voraussetzun-gen keineswegs einen besonderen Gunstraum dar, sondern lag in ihrer Zeit vermutlich eher in einer Grenzsituation der menschlichen Ökumene. Da-her kann dieses Fallbeispiel sicherlich aufzeigen, mit welchen Strategien menschliche Gesellschaften diese Grenzen nach und nach überwunden haben und auch welchen Beschränkungen sie unterlagen.

Die vorliegende Arbeit ist als Teilbeitrag innerhalb eines erheblich um-fassenderen interdisziplinären Forschungsansatzes zu verstehen, in dem unter anderem auch naturwissenschaftliche Untersuchungen eine zentra-le Rolle spielen. Indem sich die Arbeit mit zentralen, originär archäologi-schen Quellengruppen eingehender befasst, nämlich in erster Linie dem Keramikmaterial und in zweiter Hinsicht mit der Architektur sowie den Siedlungsstrukturen, repräsentiert sie – aus der Sicht unseres Faches – eine „klassische“ Annäherung an das Forschungsthema, der ein induktiver Ansatz zugrunde liegt. Der Autor sieht sich einer quantitativen Arbeits-weise verpflichtet, die in vielerlei Hinsicht einen außerordentlich effektiven Methodenkomplex zur Verfügung stellt. Entsprechende quantitative Un-tersuchungen sind für Fundplätze des südosteuropäischen Neolithikums im Vergleich zu anderen Regionen noch eher selten.

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Im Zentrum unserer Forschungen im Visokobecken stand die Unter-suchung der Siedlung Okolište, welche durch ihre besondere Größe von etwa 7 ha und die Existenz eines komplexen Grabenwerkes innerhalb der Region als etwas Besonderes ausgewiesen ist. Die Feststellung, dass die neolithischen Fundplätze des engeren Untersuchungsgebietes teils enor-me Größenunterschiede aufweisen, deutet darauf hin, dass hier im Verlauf des Neolithikums ein hierarchisches Siedlungssystem im Sinne der zen-tralörtlichen Theorie Walter Christallers entstanden war. Als Hintergrund dieses Phänomens werden ökonomische soziale Differenzierungsprozesse vermutet.

Das primäre Ziel der vorliegenden Arbeit bestand darin, das Keramik-material aus Okolište und damit eine der umfangreichsten Fundkategorien zu systematisieren und dieses einschließlich seiner historischen Implika-tionen der Fachöffentlichkeit vorzulegen. Konkret werden die stilistische und technologische Entwicklung vor allem von Gefäßkeramik im Verhält-nis zur Siedlungsdynamik der zentralbosnischen Butmirgruppe analysiert. Auf einer allgemeineren Ebene stellt die Untersuchung eine Fallstudie zu der für die Archäologie grundlegenden Frage dar, inwieweit sich gesell-schaftliche und soziale Prozesse im stilistischen Ausdruck materieller Kultur niederschlagen.

Um das genannte Ziel erreichen zu können, war es notwendig, die im Rahmen von fünf Grabungskampagnen dokumentierten Befunde zu syste-matisieren und zu interpretieren, diese und die geborgenen Fundinventare in eine chronologische Ordnung zu bringen, die Depositionsbedingungen der Keramik zu klären und die auf lokaler Ebene beobachteten Muster mit der regionalen Siedlungsentwicklung zu synchronisieren. Auf regionaler Ebene konnte dabei auf die Ergebnisse älterer Forschungen sowie anderer im Rahmen unseres Projektes durchgeführte Grabungen und Prospektio-nen zurückgegriffen werden.

Weitergehende Fragestellungen der Arbeit zielen insbesondere darauf ab zu klären, inwieweit aus einer diachronen Perspektive heraus betrachtet – welche auf die Entwicklungsdynamik einer spätneolithischen Siedlungs-kammer in Zentralbosnien fokussiert ist – anhand des Keramikmaterials einer Gesellschaft Anzeichen steigender bzw. sinkender gesellschaftlicher Komplexität erkennbar sind und wie diese in eine sinnvolle Relation zu anderen Quellengruppen wie Siedlungsgrößen, Siedlungsdauer und ge-bauter Umwelt (Hausarchitektur) gestellt werden können. Darüber hinaus ergeben sich eine Vielzahl weiterer Fragen, etwa wie neolithische Gesell-schaften auf der Ebene eines Dorfes strukturiert waren, welche Rolle indi-viduelle Haushalte als die potentiell maßgeblichen Einheiten sozialer und wirtschaftlicher Reproduktion spielten und in welcher Relation diese zu größeren sozialen Einheiten wie der Dorfgemeinschaft als Ganzes standen.

Die Arbeit besteht aus mehreren Teilen, die letztlich auf die Verknüp-fung unterschiedlicher Quellengruppen hinzielen: Im Einleitungsteil wird zunächst ein Überblick über die Geschichte der Forschung zum Neolithi-kum in Bosnien-Herzegowina mit Fokus auf Zentralbosnien und den Er-gebnisstand unseres Projektes gegeben, dann das weitere und engere Ar-beitsgebiet der Untersuchung beschrieben und schließlich die Methoden der Untersuchung erörtert (siehe S. 23–76). Im Ergebnisteil der Arbeit er-folgt zunächst die Untersuchung der Befunde in einzelnen, in unterschied-lichen Teilen der Siedlung gelegenen Grabungsflächen (siehe S. 77–142). Dabei werden zuerst jeweils die Umstände und Ziele sowie grabungstech-nische Besonderheiten dargelegt. Anschließend folgen die Beschreibung, die Interpretation und eine Systematisierung der dokumentierten Be-fundsituationen. In einem zweiten Abschnitt des Ergebnisteils wird eine umfassende Beschreibung der technologischen, morphologischen und stilistischen Charakteristika des Keramikmaterials gegeben (siehe S. 143–

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227). Das folgende Kapitel widmet sich der Frage, auf welchen konkreten Faktoren die Zusammensetzung der Fundinventare in unterschiedlichen Bereichen und Kontexten der Siedlung beruht (siehe S. 229–262). Dabei wird unter anderem aus quellenkritischer Perspektive versucht zu klären, inwieweit diese Fundinventare für die Beantwortung weitergehender Fra-gen überhaupt geeignet sind. Darauf aufbauend wird unter Verwendung unterschiedlicher Methoden in mehreren Schritten ein chronologisches Modell für den Fundplatz Okolište erarbeitet (siehe S. 263–314). Dies stellt die Voraussetzung für die im anschließenden Kapitel erfolgte Darstellung des technologischen und stilistischen Wandels des Keramikmaterials und die Synchronisierung von Okolište mit anderen Fundplätzen der Region dar (siehe S. 315–362). Ausgehend von den Analysen der Befunde wird die Entwicklung von Architektur und Siedlungsstrukturen auf lokaler Ebene knapp dargestellt (siehe S. 363–385). Im Folgenden wird untersucht, welche Schlüsse aus morphologischen und technologischen Charakteristika der Keramik sowie aus Fundverteilungen zur Funktion des Materials gezogen werden können (siehe S. 387–408). Schließlich liefert das nächste Kapitel eine diachrone Darstellung der lokalen und regionalen Siedlungsentwick-lung (siehe S. 409–442). Im Diskussionsteil am Ende der Arbeit (siehe S. 443–458) wird schließlich versucht, die unterschiedlichen Teilergebnisse in synthetischer Form zusammenzuführen.

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Geschichte und Stand der Forschung

Um die Ausgangssituation dieser Arbeit zu verdeutlichen, sollen in den folgenden Kapiteln einige Eckpunkte der Forschungsgeschichte zum Neo-lithikum in Bosnien-Herzegowina skizziert und ein kurzer Überblick über den Stand der im Rahmen unseres Projektes durchgeführten Forschungen gegeben werden, ohne dabei allzu sehr ins Detail zu gehen. Für detaillierte-re Informationen zu früheren Untersuchungen sei auf Arbeiten verwiesen, welche die Forschungsgeschichte für einzelne oder verschiedene Perioden der Urgeschichte bzw. von Institutionen in Bosnien genauer behandeln (Benac 1961; Perić 1995; Marijanović 2003; Periša 2006; Čović 1988; Dautbegović 1988).

FORSCHUNGSGESCHICHTE

Institutionelle archäologische Forschung beginnt in Bosnien-Herzegowina mit der Gründung des bosnisch-herzegowinischen Landesmuseums Sara-jewo (Zemaljski Muzej Bosne i Hercegovine) im Jahre 1888, das bis heute die wichtigste archäologische Forschungseinrichtung im Land darstellt. Die Schaffung eines Landesmuseums, das nach dem Vorbild des Natur-historischen Museums in Wien und des Ungarischen Nationalmuseums in Budapest in vier Departments gegliedert war, stellte eine Maßnahme zur kulturpolitischen Flankierung der im Jahr 1878 erfolgten Okkupation Bosnien-Herzegowinas durch Österreich-Ungarn dar, das bis dahin Be-standteil des Osmanischen Reiches gewesen war.

Wie aus Abbildung 1 hervorgeht – in der die jährliche Anzahl von Aus-grabungen neolithischer und äneolithischer Fundplätze dargestellt ist – leitete die Gründung des Museums eine bis etwa 1913 andauernde Periode intensiver Feldforschungen ein1. Dabei wurden in dem archäologisch bis dato kaum erforschten Gebiet zahlreiche bedeutende Fundplätze entdeckt, die der Region große Aufmerksamkeit in der archäologischen Fachwelt Europas sicherten. Ausdruck dieses Interesses ist, dass im Jahr 1894 in Sa-rajewo ein internationaler Kongress von Anthropologen und Archäologen stattfand, an dem zahlreiche maßgebliche Archäologen der damaligen Zeit teilnahmen (Munro 1895, 53–88).

Kurz vor diesem Kongress war in dem westlich von Sarajewo gelegenen Sarajevsko Polje die Fundstelle Butmir entdeckt worden, die später zum namengebenden Fundort der jüngeren Phase des Neolithikums in Zen-tralbosnien wurde. In den Jahren 1893–1896 führte das Bosnisch-Herze-gowinische Landesmuseum hier großflächige Ausgrabungen durch, die zunächst von dem österreichisch-ungarischen Bergingenieur Wenzel Ra-dimský (geb. 1832 Nová Paka, gest. 1895 Sarajewo) und später vom Kustos des Museums Franz Fiala (geb. 1861 Brunn, gest. 1898 Sarajewo) geleitet wurden (Radimský/Hoernes 1895; Fiala/Hoernes 1898; Hofmann u. a.

1 Die der Graphik zugrunde liegenden Daten wurden größtenteils aus dem Arheloški Lek-sikon BiH (Sarajevo 1988) extrahiert und soweit möglich durch neuere Literatur und um die Grabungen ergänzt, die im Rahmen des Projektes „Rekonstruktion spätneolithischer Siedlungsprozesse in Zentralbosnien“ ausgeführt wurden.

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2006, 177–194). Bei den Grabungen kamen unter anderem zahlreiche teils sehr qualitätvolle anthropomorphe Figurinen und plastische Spiralverzie-rungen an Keramikgefäßen zutage, die den Ruhm der Fundstelle begrün-deten. Deren Zeitstellung wurde im Rahmen des Archäologenkongresses in Sarajewo jedoch zunächst noch intensiv diskutiert (Munro 1895).

In die gleiche Phase fallen die Entdeckung und ersten Untersuchungen in weiteren neolithischen und äneolithischen Fundorten wie zum Beispiel Debelo Brdo (1888, 1896) und Naklo (1891) durch F. Fiala oder Kraljevine durch T. Dragičević (1897).

Zwischen 1914 und 1923 kam die Forschungstätigkeit des Zemaljski Muzej aufgrund des Ersten Weltkrieges und der daraus resultieren-den Umwälzungen zunächst vollständig zum Erliegen. Sie lebte erst in der Zeit des Staates der Serben, Slowenen und Kroaten (1918–1929) und des Königreichs Jugoslawien (1929–1941/45) zwischen 1924 und 1942 in sehr geringem Umfang wieder auf. Untersuchungen an neolithischen oder äneolithischen Fundplätzen betrafen in dieser Phase in einigen Fäl-len mehrperiodische Fundplätze, wo die urgeschichtlichen Befunde und Funde vermutlich eher „Nebenerträge“ darstellten (z. B. Kastel, Gradac bei Homolj, Gradac bei Ilinjaca). Gezielte Ausgrabungen an einem neolithi-schen bzw. frühäneolithischen Fundplatz wurden im Jahr 1942 durch Josip Korošec in Crkvine bei Travnik durchgeführt (Korošec 1957).

Die Phase mit der bis heute höchsten Intensität archäologischer For-schung in Bosnien-Herzegowina begann nach der Gründung der Födera-tiven Republik Jugoslawien im Jahre 1945 und dauerte bis zum Beginn des Bosnienkrieges im Jahr 1992 an. Im Laufe dieser Zeit kam es im Bosnisch-Herzegowinischen Landesmuseum Sarajewo zu einer erheblichen perso-nellen Aufstockung von zunächst 23 im Jahr 1947 auf 99 Mitarbeiter im Jahr 1991 (Buturović 2000, 11 f.). Bis 1945 war archäologische Forschung in Bosnien-Herzegowina ausschließlich vom Zemaljski Muzej durchge-führt worden. Nun kamen zunehmend auch andere Institutionen wie die im Jahr 1966 gegründete Akademie der Wissenschaften und Künste so-

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1888 1898 1908 1918 1928 1938 1948 1958 1968 1978 1988 1998 2008Jahr

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Abb. 1. Jährliche Anzahl von archäologischen Ausgrabungen zum Neolithikum und Äneo-lithikum in Bosnien-Herzegowina zwischen 1888 und 2009.

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wie verschiedene Regionalmuseen in Tuzla (gegr. 1947), Banja Luka (gegr. 1930), Visoko (gegr. 1953) und Doboj (gegr. 1956) hinzu2.

Die Forschungen zum Neolithikum waren in dieser Zeit in besonderem Maße mit Aloiz Benac (geb. 1914 Plehan bei Derventa, gest. 1992 Sarajewo) verbunden. Dieser arbeitete zwischen 1947 und 1967 am Zemaljski Mu-zej, dessen Direktor er zwischen 1957 und 1967 war. Später wechselte er an das neu gegründete Zentrum für Balkanforschungen der Bosnischen Akademie der Wissenschaften und Künste und lehrte an der Universität Sarajewo3.

Zwischen 1948 und 1984 führte A. Benac systematische Forschungen zum Neolithikum und Äneolithikum an zahlreichen Fundorten in allen Teilen des Landes durch und schuf dadurch erst die Voraussetzung für die innere Periodisierung und kulturelle Einordnung dieser Perioden in einen überregionalen Rahmen. In Zentralbosnien wurden in der intensivsten Phase dieser Feldforschungen zwischen 1947 und 1970 unter anderem die neolithischen Fundplätze Nebo (1948, 1949, 1951), Kakanj (1954), Mujevine (1948), Arnautovići (1958, 1959), Okolište (1966) sowie die äneolithische Siedlung Gradina (Alihodža) (1948) erstmals untersucht (Benac 1949/50; 1952; 1956; 1961; 1965; 1966). Darüber hinaus wurden unter anderem auch an bereits länger bekannten Fundplätzen, wie in der an der südlichen Gren-ze des nordbosnischen Hügellandes gelegenen Butmirsiedlung Kraljevine (1958), neuerliche Grabungen angestellt.

Von Aloiz Benac und Borivoj Čović in nordbosnischen Tellsiedlungen wie zum Beispiel Varoš, Vinogradinje und Gornja Tuzla durchgeführte Grabungen zeigten, dass die frühneolithische Besiedlung dieser Region zwar ähnliche kulturelle Charakteristika wie jene in Zentralbosnien auf-wies, jedoch im Verlauf des Neolithikums eine andere, sehr viel stärker am zentralen Donaugebiet orientierte Entwicklung nahm (Benac 1960/61; 1973 a; 1973 b; Čović 1960/61). Auch im Flussgebiet der Drina in Ostbos-nien wurde in der bei Goražde gelegenen Fundstelle Lug eine eindeutige Anbindung an die zentraldonauländische Kulturgruppe Vinča festgestellt (Benac 1959). Das Fundgut des nur wenige Kilometer entfernten Fund-platzes Popov Do besitzt hingegen eine klare Orientierung in die Adria-region. Diese unterschiedlich gerichteten kulturellen Bezüge stellen ein generelles Kennzeichen neolithischer Gesellschaften der Gebirgsregion Zentral- und Ostbosniens dar und waren maßgeblich für deren kulturelle Prägung. Besonders deutlich wurde dies auch an dem am Oberlauf der Ne-retva gelegenen Fundplatz Lisičići, den Benac in den Jahren 1953 und 1954 untersuchte (Benac 1955). Die materielle Kultur dieser Fundstelle reprä-sentiert entsprechend ihrer geographischen Lage westlich des Kammes des Dinarischen Gebirges eine inländische Variante der in der ostadriatischen Küstenregion verbreiteten Hvar-Gruppe und weist zugleich Kennzeichen intensiver Kommunikation mit der Butmirgruppe in Zentralbosnien auf.

Einen Meilenstein bedeutete ein in den Jahren 1967 und 1968 durchge-führtes jugoslawisch-amerikanisches Ausgrabungsprojekt an zwei räum-lich eng benachbarten neolithischen Fundplätzen in Obre bei Kakanj (Zen-tralbosnien). Die Kooperation war zustande gekommen, da amerikanische Überschüsse im Außenhandel mit Jugoslawien gemäß eines bilateralen Abkommens für mehrere größere Grabungsprojekte, darunter auch in Di-vostin und in Anzabegovo, verwendet werden konnten (Benac 1973 b, 7; Rasson 1983, 16). Die Ausgrabungen in Obre wurden vom Zemaljski Mu-

2 Die Gründungsdaten wurden den Internetpräsentationen der genannten Museen ent-nommen (Tuzla: http://www.historijatuzle.net; Banja Luka: http://www.muzejrs.com; Visoko: http://zavicajnimuzej.com; Doboj: http://muzejdoboj.com [alle zuletzt besucht am 26.12.2011]).

3 http://bs.wikipedia.org/wiki/Alojz_Benac [08.06.2011].

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zej und der University of California durchgeführt und von Aloiz Benac so-wie Marija Gimbutas geleitet.

Die Forschungen an den beiden Fundorten erweiterten die Kenntnis vom zentralbosnischen Neolithikum in nahezu jeder Hinsicht und sind bis heute grundlegend für die Periodisierung dieser Epoche: Mit dem Fund-platz Obre Raskršće (Obre I) wurde in Zentralbosnien erstmals ein strati-fizierter Siedlungsplatz untersucht, dessen Beginn in eine späte Phase des balkanischen Frühneolithikums in die Zeit vor 5500 v. u. Z. zurückreicht und der auch im Mittelneolithikum kontinuierlich besiedelt war: Bis dahin war letztere Periode nur von den weitgehend unstratifizierten Fundplät-zen Kakanj und Arnautovići bekannt gewesen. Das älteste Material aus Obre I repräsentiert eine Mischgruppe aus adriatischem Impresso- und donauländischen Starčevo-Stilelementen, was – wie zum Beispiel Judith Ann Rasson (1983), Johannes Müller (1994, 213 f.) und Slaviša Perić (2001) hervorheben – die Einbindung des zentralbosnischen Raumes in ein weitläufiges Kommunikationsnetz belegt, das mit wechselnder Intensität und Orientierung bis zum Ende des Neolithikums bestand.

Der nur wenige hundert Meter südöstlich gelegene Fundplatz Obre Gornje Polje (Obre II) stellt mit einer etwa 3,50 m mächtigen Schichten-folge den höchsten Tell in Zentralbosnien überhaupt dar. Die ältesten Ho-rizonte schlossen erstmals die zeitliche Lücke, welche bis dahin zwischen mittelneolithischen Komplexen und anderen spätneolithischen Fundplät-zen der Butmirgruppe bestand. Insgesamt lieferten die beiden Fundstellen Obre I und II eine über zwölf Siedlungs- bzw. Wohnhorizonte reichende Sequenz von Hausbefunden, Werkplätzen, Herd- und Ofenanlagen usw. und decken die keramische Entwicklung nahezu des gesamten zentral-bosnischen Neolithikums ab, die durch eine Serie von 14C-Daten auch absolutchronologisch fixiert ist (Benac 1973 a; 1973 b; Gimbutas 1974 b). Kaum genug hervorgehoben werden kann die durch Eugene L. Sterud und Ann-Kristin Sterud vorgenommene quantitative Auswertung einer reprä-

Butmir IIc

Butmir IIb

Butmir IIa

SCHIER 1997OROSS 2007

Vinča A2

Vinča A3

Vinča B1a

Vinča B1b

Vinča B2

Vinča C1

Vinča C2

Vinča C3/D1

Vinča D2

Late Starčevo c

Protobutmir Ia

Protobutmir Ib

Butmir II

Butmir III

PERIĆ 1995

Kakanj II

BENAC 1973 a/bBENAC 1979

GIMBUTAS 1974 STERUD/STERUD1974

Late Starčevo d

Early Butmir c

Early Butmir b

Early Butmir a

Late Butmir cLate Butmir bLate Butmir a

Butmir Ia

Butmir Ib

Butmir IIIcButmir IIIbButmir IIIa

Butmir II(klassisch)

Butmir I(früh)

Butmir III(spät)

Kakanj I(früh)

Kakanj II(mittel)

Kakanj III(spät)

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v.u.Z.

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Kakanj I

Butmir IVa

Butmir IVb

Vinča A1

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5700

5600

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LateStarčevo Starčevo/Impresso

ZentralbosnienZentralbalkan

Danilo I

Danilo II

Danilo III

Hvar I /Danilo IV

Hvar II

Hvar III

BENAC 1979MÜLLER 1994

Dalmatien

Impresso C

Late Starčevo b

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Abb. 2. Chronologiesysteme zum zentralbosni-schen Neolithikum und deren Parallelisierung mit den Chronologiesystemen im zentralen Balkangebiet und in Dalmatien.

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sentativen Stichprobe des Fundmaterials, welche bisher in der Region na-hezu singulär dasteht (Sterud/Sterud 1974). Neben den mustergültigen Fund- und Befundvorlagen machten außerdem die paläobotanischen, pa-läozoologischen und anthropologischen Untersuchungen die Fundplätze für lange Zeit zum wichtigsten Ankerpunkt für das Neolithikum in der Region (Bökönyi 1974; Renfrew 1974; Nemeskéri 1974).

Die ausgehend von den Grabungen in Obre von Aloiz Benac entwickel-te relative Chronologie sieht ein Früh-, ein Mittel- und ein Spätneolithi-kum vor, welche den Formationen Starčevo-Impresso, Kakanj und Butmir entsprechen (Benac 1979). Zentralbosnien stellt demnach innerhalb des Zentral- und Westbalkans eine sekundäre Neolithisierungsregion dar, deren Erschließung mit späten Phasen von Impresso in der Adriaregion und Starčevo im Zentralbalkan synchronisiert und absolutchronologisch um 5700 v. u. Z. verortet werden kann (Abb. 2). Kakanj entspricht frühem Vinča bzw. Danilo. Die Herausbildung der Butmirgruppe erfolgte etwa zeitgleich mit Vinča B2 und spätem Danilo, wobei kulturelle Einflüsse bzw. Migration aus den benachbarten Regionen offenbar eine entscheidende Rolle spielten. Parallel zu klassischem Butmir entstand in der Adriaregion die Hvar-Lisičići-Gruppe.

Sowohl von Aloiz Benac als auch von Marija Gimbuats wird die ver-kehrsgünstige Lage der zentralbosnischen Region hervorgehoben, da die Täler der Flüsse Bosna, Fojnica und Neretva eine der am leichtesten zu bewältigenden Routen durch das Dinarische Gebirge darstellen (Benac 1973 b, 10–12; Gimbutas 1974 a, 11–13). Obwohl leicht in diesem Zusam-menhang nur als eine relative Aussage zu bewerten ist, wird dies neben den kulturellen Bezügen durch zum Teil aus jenseits der Adria gelegenen Regionen stammende Austauschgüter belegt.

Aus dem Grabungsprojekt in Obre ging unter anderem auch die im Jahr 1983 an der University of California in Los Angeles fertiggestellte Disserta-tion von Judith Ann Rasson zu Interaction spheres as adaptive mechanisms. Bosnian-Dalmatian relations in the Neolithic hervor, in der diese aus einer das gesamte Neolithikum umfassenden diachronen Perspektive im Vergleich die kulturelle Entwicklung in Nord- und Zentralbosnien sowie Dalmatien untersucht (Rasson 1983). Anhand des Materials von 21 Fundstellen dieses Raumes entwickelte sie ein Modell, welches einen fortschreitenden Prozess der kulturellen Einbindung und der Umorientierung Zentralbosniens vom zentralbalkanischen Gebiet hin zum ostadriatischen Raum konstatiert und diesen mit der Herausbildung einer sogenannten Interaktionssphäre erklärt4. Im Laufe dieser Entwicklung traten demnach zunächst zur Adria orientierte Gruppen mit Danilo- und Hvar-Lisičići-Keramik einerseits und Kakanj- so-wie Butmirgesellschaften andererseits in einen verstärkten Austausch von Informationen und exotischen Gütern, wobei es zu einem erhöhten Grad symbolischer Kommunikation und stilistischer Komplexität materieller Kultur kam. Später wandelt sich dieses Bild hin zu größerer stilistischer Ein-heitlichkeit sowie geringerer Verzierungskomplexität und -häufigkeit.

In den 1970er und 1980er Jahren wurden in die Feldforschungen in zunehmendem Maße eine jüngere Generation von Archäologen einbe-zogen. Zwei für das Neolithikum besonders bedeutsame Aspekte seien hervorgehoben: Die von Borivoj Čović und Zdravka Marića ausgegrabe-ne und von Brunislav Marijanović veröffentlichte Stratigraphie der Höhle Ravlića Pećina in der Herzegowina lieferte detaillierte Erkenntnisse zur Entwicklung des Neolithikums und Äneolithikums adriatischer Prägung (Marijanović 1980/81). Mit der Fundstelle Prusac (Biograd) bei Donji

4 Das Konzept der Interaktionssphäre wurde in den 1960er Jahren von C. Caldwell zur Erklärung des sogenannten Hopewell-Phänomens entwickelt, einer Kulturerscheinung der Middle Woodland Period im mittleren Westen der Vereinigten Staaten.

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Vakuf wurden von Zdenko Žeravica und Brunislav Marijanović Ausgra-bungen an einer Siedlung aus einem sehr frühen Abschnitt des Äneolithi-kums vorgenommen, der zuvor nicht bewusst wahrgenommen worden war (Marijanović 1989; 2001).

In monographischer Form befasste sich zuletzt Slaviša Perić in sei-ner 1995 veröffentlichten Dissertation Butmirska kultura. Geneza i raz-voj mit dem Neolithikum Zentralbosniens (Perić 1995; vgl. auch Perić 2001). Darin trug er die Informationen zu sämtlichen Fundstellen mit Butmirkeramik zusammen und nahm aus überregionaler Perspektive eine Neubewertung des Fundgutes mit Fokussierung auf die Frage nach dem Verhältnis von Starčevo, Kakanj und Butmir vor. Neben Material aus äl-teren Grabungen stützt er sich auf Material aus eigenen Feldforschungen in Okolište, Arnautovići und Dvor, die Perić im Rahmen seiner Tätigkeit am Museum Visoko und dem Landesmuseum Sarajewo durchgeführt hat-te (vgl. z. B. Perić 1985; 1986). In der Arbeit wird unter anderem erstmals der Versuch einer räumlichen und zeitlichen Differenzierung von Sied-lungen mit Butmirkeramik vorgenommen, der zufolge die Besiedlung von einer Kernregion um Kakanj und Visoko ausgeht und sich später auf fünf Siedlungskammern ausdehnt. Zusätzlich wird erstmals eine Spätphase der Butmirentwicklung greifbar, in der es zu starken Wandlungen des Sied-lungsmusters kam und neue Siedlungsstandorte auf landschaftsbeherr-schenden Spornen bevorzugt werden.

In überregional angelegten Arbeiten wurde mehrfach die Figuralplas-tik der Butmirgruppe behandelt (z. B. Höckmann 1968, 88–90; Hansen 2007, 222 f.). Svend Hansen hebt die hohe Qualität und stilistische Eigen-ständigkeit der Butmirplastik hervor und verweist auf die große Anzahl von Funden im Vergleich zu nach dem Adriagebiet orientierten Hvar-Lisičići-Kreis, welche er auf das frühneolithische Substrat zentralbalkani-scher Prägung zurückführt.

Als herausragende Leistung der archäologischen Forschung in Bosni-en-Herzegowina ist neben den umfangreichen Feldforschungen auch das unter der Ägide des Zemaljski Muzej entstandene, bisher in der Region einzigartige Archäologische Lexikon zu nennen, welches ein Inventar aller bis 1988 bekannten archäologischen Fundstellen in Bosnien-Herzegowina, einen detaillierten Kartenteil sowie zahlreiche weitere Informationen ent-hält (Čović 1988).

Durch den Ausbruch des Bosnienkrieges endete die lange Periode exzel-lenter Forschung im Jahr 1992 abrupt. Neben umfangreichen Zerstörun-gen, die unter anderem auch das Zemaljski Muzej direkt betrafen, führte der Krieg zu einschneidenden biographischen Brüchen, die sicherlich nie-mals wirklich überwunden werden können (vgl. Buturović 2000). Auch wenn mittlerweile eine neue Generation von Archäologen heranwächst, ist das politische Klima im Land auch 15 Jahre nach Kriegsende sehr stark von nationalistischen und regionalen Rivalitäten geprägt, was eine Anknüp-fung an die früheren Leistungen schwierig macht. Aufgrund dieser Situa-tion bestand neben den wissenschaftlichen Zielen eine Intention unserer Kooperation mit dem Zemaljski Muzej darin, bei der Ausbildung junger Archäologen und deren Einbindung in internationale Netzwerke behilflich zu sein.

FOR SCHUNGEN IM R AHMEN DES BOSNISCH-DEUTSCHEN PROJEK TES„REKONSTRUK TION SPÄTNEOLITHISCHER SIEDLUNGSPROZESSEIN ZENTR ALBOSNIEN“

Entscheidend für die inhaltliche Ausrichtung unserer aktuellen Feld-forschungen im Visokobecken war die Feststellung, dass der Fundplatz

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Okolište über eine außerordentliche Größe von etwa 7 ha verfügte und da-mit hinsichtlich seiner Dimension vollkommen aus dem Rahmen des bis dahin von Butmirsiedlungen Bekannten fällt. Im Jahr 2003 durchgeführte großflächige geomagnetische Prospektionen, bei denen innerhalb der Sied-lung dichte und regelmäßige Bebauungsstrukturen sowie die Existenz ei-nes komplexen Grabenwerkes nachgewiesen wurden, untermauerten und konkretisierten die Annahme, dass der Fundplatz im neolithischen Sied-lungsgefüge eine herausragende Stellung besessen haben muss.

Diese Ergebnisse führten zu der Arbeitshypothese, dass es im Spätneo-lithikum Zentralbosniens erstmals in der Region zur Entstehung eines hierarchisch strukturierten Siedlungssystems gekommen sein könnte. Der aus diesen Thesen entwickelte Forschungsansatz zielte insbesondere darauf ab, sowohl die Stellung und Entwicklungsdynamik der Siedlung Okolište innerhalb des Visokobeckens als auch die sozialen, ökonomi-schen und demographischen Rahmenbedingungen dieses Entwicklungs-prozesses auf kleinregionaler Ebene zu untersuchen. Von Beginn der Untersuchungen an lag ein wesentlicher Fokus der Forschungen auf dem Vergleich von Architektur und Fundinventaren individueller Haushalte, die den Theorien Marshall Sahlins (1974) zur Organisation neolithi-scher Gesellschaften zufolge als potentiell wichtigste wirtschaftliche und soziale Einheit in Betracht gezogen werden müssen. Entsprechend sollte aus dem Vergleich von Haushalten unter anderem auf den Grad sozia-ler Ungleichheit und innergesellschaftlicher Spezialisierung geschlossen werden können.

Die Limitiertheit der für Ackerbau geeigneten Flächen in Tälern und Becken Zentralbosniens und deren klare geographische Abgrenzung ge-genüber umliegenden Bergen ließ das als engeres Arbeitsgebiet ausgewähl-te Visokobecken besonders geeignet erscheinen, die demographischen Implikationen der offensichtlichen Bevölkerungskonzentrationen zu un-tersuchen. Ausgehend von Kalorienbedarfs- und Bevölkerungsschätzun-gen entwickelte Johannes Müller die Hypothese, dass im Spätneolithikum bereits weite Teile des Visokobeckens eine offene Landschaft darstellten und ackerbaulich genutzt wurden (Müller 2006; Hofmann u. a. 2006, 195–200). Daraus folgt die Implikation, dass die umliegende Bergwelt in größerem Umfang Bestandteil des Wirtschaftsraumes war und im Neo-lithikum möglicherweise bereits Transhumanz praktiziert wurde (vgl. auch Müller-Scheessel u. a. 2010 b). Die Existenz entsprechender Wirt-schaftsformen ist für das Hinterland des Ostadriagebietes bereits im Früh-neolithikum sehr wahrscheinlich (Müller 1994, 42–64; Mlekuž 2005), allerdings von archäozoologischer Seite für das Balkangebiet abgelehnt worden (Arnold/Greenfield 2006).

Die in den Jahren 2002–2008 im Visokobecken durchgeführten Aus-grabungen waren zunächst auf den Fundplatz Okolište fokussiert, wurden jedoch im Jahr 2008 auch auf die drei Siedlungen Donje Moštre, Kundruci und Zagrebnice ausgeweitet. Ergänzt wurden diese Untersuchungen durch eine Sondagegrabung an dem bei Sarajewo gelegenen Fundplatz Butmir sowie teils umfangreiche Vermessungen, geophysikalische Prospektionen, Bohrreihen und Oberflächenabsammlungen an insgesamt neun Fund-stellen in der Region Visoko und Kakanj. Der Vergleich dieser Fundplät-ze zeigte, dass zwar auch in anderen Siedlungen ähnliche zeilenförmige Bebauungsmuster wie in Okolište existierten, diese jedoch offenbar keine Grabenwerke besaßen (Hofmann/Müller-Scheessel 2013 c). Zugleich belegen unterschiedliche Schichtmächtigkeiten, Siedlungsgrößen und to-pographische Gegebenheiten eine ausgeprägte Diversität zwischen den Fundplätzen im Haupttal der Bosna und jenen in höheren Lagen der Sei-tentäler, die potentiell auf chronologischen und funktionalen Unterschie-den beruht.

30

Die Ergebnisse der in Okolište durchgeführten Prospektionen und Aus-grabungen wurden in mehreren Vorberichten bereits teilweise vorgelegt5. In den zentralen Siedlungsbereichen des Tells bestanden demnach in re-gelmäßigen Zeilen dicht beieinander angeordnete Hausstellen, in denen jeweils mehrere teils verbrannte, teils unverbrannte Häuser übereinan-derlagen. Die Bebauungsdichte erwies sich insgesamt als deutlich höher, als dies zunächst aus den Ergebnissen der geomagnetischen Prospektion ersichtlich gewesen war. Bei verbrannten Häusern waren in einigen Fällen die Rekonstruktionen von Grundrissen, Interieur, konstruktiven Details und Oberflächengestaltungen möglich, wobei sich sowohl Gemeinsamkei-ten als auch charakteristische Unterschiede zu Häusern aus Obre heraus-arbeiten ließen (Hofmann u. a. 2006, 87–94; 2008/09; Opiola 2006).

Untersuchungen von Fundverteilungen belegen deutliche Unterschiede zwischen Fundinventaren von Häusern sowie Gassen und ermöglichten die Identifizierung verschiedener inner- und außerhäuslicher Aktivitäts-zonen (Hofmann u. a. 2006, 131–143). Analysen des Abfallentsorgungs-verhaltens zeigten, dass ein Großteil des Hausmülls im unmittelbaren Um-feld der Häuser abgelagert wurde, darüber hinaus jedoch im Umfeld der Gräben peripher gelegene sekundäre Abfallzonen existierten (Müller-Scheessel u. a. 2010 c).

Die Prospektionen und Grabungen im Bereich des Grabenwerkes belegen dessen komplizierte Genese, im Rahmen derer sowohl mehrfach Erneue-rungen in den gleichen Verläufen als auch Anpassungen an stark veränder-te Siedlungsgrößen stattfanden (Hofmann u. a. 2006, 69–73; Müller-Scheessel u. a. 2007). Naturwissenschaftlichen Datierungen zufolge bestand das Grabenwerk nicht bis zum Ende der Besiedlung in Okolište, sondern wurde deutlich früher aufgegeben. In einem der Gräben lag eine größere Anzahl menschlicher Knochen, die sich zwar teilweise noch im anatomischen Verband befanden, jedoch mehrheitlich einzeln über einen längeren Abschnitt der Grabensohle streuten (Müller-Scheess el u. a. 2007; 2009). Von Jessika Schmitz (ehem. Kiel) durchgeführte anthropolo-gische Untersuchungen sowie die Beurteilung der gesamten Befundsituati-on legen den Schluss nahe, dass die Knochen eher im Rahmen eines relativ kurzfristigen Ereignisses als im Kontext eines regulären Bestattungsbrau-ches in die Gräben gelangten.

Parallel zu der in dieser Arbeit vorgenommenen Auswertung des Kera-mikmaterials findet die Bearbeitung anderer Artefaktgruppen aus Okolište statt. Durch Tim Schroedter (Kiel) erfolgte im Rahmen seiner Diplomarbeit neben der Untersuchung von Holzkohlen die Analyse von Dechseln, wobei er eine Typengliederung vornahm, die Werkzeuge in bestimmten Funkti-onsbereichen räumlich verortete und chronologische Unterschiede hin-sichtlich der Rohmaterialverwendung herausarbeitete (Schroedter 2009).

Die Auswertung des Silexmaterials erfolgt durch Nils Müller-Scheeßel (Frankfurt a. M.). Seinen Ergebnissen zufolge sind bei Rohmaterialien kla-re chronologische Unterschiede erkennbar, denn während der mittleren Siedlungsphasen bestand eine besonders gute Versorgungssituation, die sich unter anderem in sehr langen und breiten Klingen sowie vergleichs-weise schweren Restkernsteinen äußert (Müller-Scheessel 2013). Die letzten Phasen von Okolište sind durch eine deutliche Verschlechterung der Versorgungssituation gekennzeichnet, die zum Beispiel bei Pfeilspitzen mit einer klar rückläufigen Sorgfalt bei der Herstellung einhergeht.

Im Vergleich zu anderen Fundplätzen Südosteuropas weisen die Silex-Inventare aus Okolište einen sehr hohen Anteil an Produktionsabfall auf,

5 Kujundžić-Vejzagić u. a. 2004 a; 2004 b; 2004 c; Müller u. a. 2005; Hofmann/Mül-ler-Scheessel 2005; 2013 b; Hofmann u. a. 2006; 2008; 2008/09; 2010 a; Müller-Scheessel u. a. 2007.

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der innerhalb der Siedlung weit verteilt ist. Nils Müller-Scheeßel geht des-halb davon aus, dass entsprechende Geräte dezentral in jedem Haushalt produziert wurden. Funktional kann er einerseits Aktivitätsbereiche zur Herstellung von Feuersteingeräten von Arealen unterscheiden, in denen diese genutzt wurden. Andererseits können kleinräumig Werkbereiche mit unterschiedlichen Gerätetypen differenziert werden.

Die Bearbeitung einiger anderer im Rahmen unseres Projektes unter-suchter Siedlungsplätze ist mittlerweile bereits weitgehend abgeschlossen. Die Grabungen in Kundruci wurden von Martin Furholt (Kiel) umfassend ausgewertet und auch sozialhistorisch interpretiert (Furholt 2012; 2013). Butmir wurde im Rahmen eines Vorberichtes publiziert (Hofmann/Müller-Scheessel 2005; Hofmann u. a. 2008/09). Über die Grabungen in Donje Moštre wurde im Rahmen eines Vorberichtes erstmals berich-tet (Hofmann/Müller-Scheessel 2013 a). Eine ausführliche Vorlage der Befunde und Funde erfolgte durch Stefan Auber im Rahmen seiner Diplomarbeit (Auber 2010). Ein Bericht zu den Prospektionen und Aus-grabungen am Fundplatz Zagrebnice wurde ebenfalls bereits vorgelegt (Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a)

Bei dem im Visokobecken verfolgten Forschungsansatz spielen natur-wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirtschafts- und Landschaftsge-schichte eine zentrale Rolle. Die Bestimmungen des Tierknochenmaterials aus den untersuchten Siedlungen erfolgten durch Norbert Benecke (Ber-lin), welche Ulrich Bultmann im Rahmen seiner Diplomarbeit auswertete (Benecke 2006; 2013; Bultmann 2010). Im Gegensatz zu Obre II ist die Erhaltung der Knochen insbesondere in den oberen Schichten der Siedlun-gen Okolište, Kundruci und Zagrebnice aufgrund fortgeschrittener Boden-entkalkung sehr schlecht. Soweit derzeit klar ist, sind zwar die Spektren und die relativen Häufigkeiten der verschiedenen Haustierarten sowohl in den unterschiedlichen Phasen von Okolište als auch in den anderen unter-suchten Siedlungen sehr ähnlich zu jenen in Obre II, jedoch deuten sich zum Beispiel Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit von Wildtieren an. Während der Wildtieranteil in Obre II immerhin bei 10–15 % liegt, beträgt dieser in Okolište lediglich etwa 2 %. Anhand der festgestellten Wildtier-arten rekonstruiert Bultmann für das Visokobecken eine teilweise geöff-nete Landschaft, an die sich teils relativ offene, teils buschreiche Wälder anschlossen. Die Nachweise von Biber und Kranich deuten darauf hin, dass die Flüsse des engeren Arbeitsgebietes teilweise durch Biberdämme angestaut waren und dadurch vergrößerte Auengebiete mit teilweise ruhi-geren Stellen entstanden waren.

In großem Umfang wurden Analysen botanischer Großreste von Dušanka Kučan (Wilhelmshaven) und Helmut Kroll (Kiel) durchgeführt, die nun eine deutlich genauere Rekonstruktion der Ernährung im Neoli-thikum erlauben, als es bisher möglich war (Kučan 2006; Kroll 2013 a; 2013 b; in Vorbereitung). Als Hauptnahrungspflanzen wurden Nacktgers-te, Emmer, Einkorn, Linse und Erbse angebaut; Lein diente als Faser- und vielleicht Ölpflanze. Diese und einige andere Kulturpflanzen wurden er-gänzt durch ein reiches Spektrum an Sammelpflanzen und einige Drogen wie Bilsenkraut und Tollkirsche. Ferner kommt Sammelobst wie Hasel-nuss, Apfel und Cornelkirsche in derart großen Mengen vor, dass Helmut Kroll zufolge von der Existenz regelrechter Haine ausgegangen werden kann, unter denen gepflegte natürliche Bestände verstanden werden.

Zur Landschaftsrekonstruktion tragen auch die von Tim Schroedter (2009; Schroedter/Nelle 2013) vorgenommenen Untersuchungen von Holzkohlen aus Okolište entscheidend bei. In einem Fundkomplex aus der Gründungsphase der Siedlung ist das Spektrum der Holzarten noch nahe-zu vollständig von in Mischwäldern vorkommenden Baumarten wie zum Beispiel Buche bestimmt, während Licht liebende Gehölze wie Kernobstge-

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wächse und Hasel entweder noch vollständig fehlen oder nur in sehr gerin-ger Anzahl vorkommen. Bereits relativ früh in der Geschichte des Fundplat-zes zeigt sich am Anstieg der relativen Häufigkeit dieser Familien bzw. Arten eine Landschaftsöffnung, die in jüngeren Phasen immer weiter fortschreitet.

In einem ganz anders gearteten Ansatz untersuchte Ulrich Bult-mann (2010; 2012), Kiel, anhand von Siedlungsumfeldern das agrarische Potential unterschiedlicher neolithischer Standorte der Region Visoko und Kakanj, deren Größe der Bewegungsaufwand für 3 km im flachen Gelän-de zugrunde liegt. Die Umfelder werden in Relation zu unterschiedlichen Umweltfaktoren wie Bodengüte, Niederschlagsmenge und Hangneigung gewichtet. Das Ergebnis fällt für die einzelnen Fundplätze im Untersu-chungsgebiet sehr unterschiedlich aus. Während zum Beispiel das Umfeld der Siedlung Okolište das höchste agrarische Potential in der Region über-haupt besitzt, von dem aus theoretisch die gesamte Region hätte versorgt werden können, sind die Umfelder anderer Fundplätze wie Zagrebnice und Obre II im Verhältnis zu den geschätzten Bevölkerungsgrößen zu klein. Ob diese potentielle Unterversorgung durch unterschiedliche Subsistenz-strategien oder Spezialisierungen einzelner Siedlungen bewältigt wurde, wird in Zukunft noch zu diskutieren sein. Hinweise darauf ergeben sich unter anderem durch den Vergleich von Fundspektren und geochemischen Charakteristika von Sedimenten an unterschiedlichen Fundorten (Fur-holt 2012; 2013; Dreibrodt u. a. 2013).

Leider erwies sich die intensive Suche nach einem für Pollenanalysen geeigneten Gewässer oder Feuchtbereich, dessen Ablagerungen bis in das Neolithikum zurückreichen und das in Siedlungsnähe liegt, als nicht er-folgreich. Durch Steffen Wolters und Felix Bittmann (beide Wilhelmsha-ven) wurde ein Bohrkern aus dem etwa 3 km östlich von Obre in 630 m Höhe gelegenen Niedermoor von Seoce Jezero pollenanalytisch unter-sucht, der allerdings erst um 2000 v. u. Z. einsetzt (Wolters/Bittmann 2006). In der frühesten Phase war darin ein Buchenwald mit Eichenantei-len nachweisbar, der möglicherweise noch relativ naturnahe Verhältnisse widerspiegelt. Ab etwa 1400 v. u. Z. wird an einem deutlichen Anstieg von Getreidewerten und Auflichtungsanzeigern eine Aufsiedlung der Regi-on deutlich, die nach 700 v. u. Z. wieder rückläufig ist. Hinweise auf eine verstärkte Landschaftsnutzung durch den Menschen sind dann erneut ab etwa 300 v. u. Z. festzustellen.

Durch die Arbeitsgruppe um Walter Dörfler (Kiel) erfolgt die Bepro-bung und pollenanalytische Auswertung eines Bohrprofils aus dem etwa 25 km westlich des Visokobeckens im Vranicagebirge auf einer Höhe von 1670 m gelegenen See Prokoško Jezero. Die Untersuchung soll unter an-derem zur Klärung der Frage beitragen, ob und in welchem Maße höhere Gebirgsregionen bereits im Neolithikum für Viehtrieb genutzt wurden. Mittlerweile ist gesichert, dass das Profil eine kontinuierliche Sequenz von 16 000 v. u. Z. bis heute repräsentiert.

Innerhalb des Visokobeckens wurden ferner verschiedene geomorpho-logische und geoarchäologische Untersuchungen durchgeführt. Eine ers-te Beschreibung des Fundplatzes Okolište aus geomorphologischer Sicht nahm Wilfried Schulz (2004; 2006) im Jahr 2002 vor. Dabei wurde unter anderem ein unmittelbar östlich an das Siedlungsareal angrenzen-der verlandeter Altarm der Bosna beprobt, wobei man zunächst von einer neolithischen Zeitstellung der Rinne ausging. Pollenanalytischen Untersu-chungen Walter Dörflers (2006) zufolge, begann die Verlandung dieses Altarms um 1400 v. u. Z. Genauere Untersuchungen an dieser Rinne und an Sedimenten anderer Siedlungsstandorte im Visokobecken erfolgten später durch Hans-Rudolf Bork, Stefan Dreibrodt, Carolin Lubos und Jürgen Zah-rer (Dreibrodt u. a. 2013). Dabei wurden unter anderem grundlegende neue Ergebnisse zur Rekonstruktion der holozänen Fluss-Bodengeschichte

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der Region erzielt, die weit über das Neolithikum hinausreichen. Demnach lagerten sich im frühen Holozän – vermutlich in Zusammenhang mit ei-ner Kältephase um 6200 v. u. Z. – in der Aue der Bosna flächenhaft aus Löss entstandene Auensedimente ab, welche die Basis für die Bildung der anstehenden Parabraunerden bildeten. Im Neolithikum war die Bosna of-fenbar ein verhältnismäßig langsam fließendes Gewässer, was unter ande-rem an fehlenden Anzeichen für Extremhochwasser ersichtlich ist. Nach dem Neolithikum erfolgte eine Wiederbewaldung der Region, bevor um 2000 v. u. Z. eine deutlich verstärkte Aktivität der Bosna festzustellen ist. Diese kann mit großflächigen Rodungs- bzw. Aufsiedlungsprozessen auch deutlich höher gelegener Regionen im Einzugsbereich der Bosna korreliert werden, welche auch anhand von Fundstellenverbreitungen belegt sind. Erst im Rahmen dieses Prozesses entstanden die östlich des Fundplatzes Okolište verlaufenden Rinnen der Bosna.

Bodenkundliche und geochemische Untersuchungen an durch anthro-pogene Tätigkeit abgelagerten Sedimenten aus Kundruci, Zagrebnice und Donje Moštre belegen zum Beispiel hinsichtlich von Phosphatgehalten deutliche Unterschiede zwischen unterschiedlichen Siedlungsplätzen, die möglicherweise auf unterschiedlichen Subsistenzstrategien beruhen. Demnach betragen die Phosphoreinträge in Donje Moštre etwa das Zehn-fache wie in Kundruci (Dreibrodt u. a. 2013).

Neben den genannten Arbeiten wurden bereits unterschiedliche Ver-suche der sozialhistorischen Interpretation der archäologischen Quellen im Visokobecken unternommen. Aus architektursoziologischer Perspekti-ve sprechen die in Okolište und anderen Fundplätzen festgestellten regel-mäßigen Siedlungsstrukturen für eine sehr geplante Vorgehensweise bei der Anlage der Siedlungen, die unter anderem im Rahmen von bewussten Ortsgründungen erfolgt sein könnte. Die Siedlungspläne zeichnen sich – gesprochen in Termini der von Bill Hillier und Julienne Hanson entwickel-ten space syntax theory – durch ein hohes Maß an Axialität und einen ge-ringen Grad an Konvexität aus, was für eine soziale Verteilung räumlicher Kontrolle und ein hohes Maß an gegenseitiger sozialer Kontrolle sprechen würde (Müller-Scheessel u. a. 2010 a). Demnach müsste in der spätneo-lithischen Gesellschaft Zentralbosniens eine Ideologie geherrscht haben, in der das Dorf als Ganzes Bezugspunkt aller Sozialbeziehungen war.

Da es empirischen ethnographischen Parallelen zufolge nicht wahr-scheinlich ist, dass eine Siedlung in der Größenordnung wie Okolište ohne Führung ausgekommen ist, wurde die Frage nach den sozio-politischen Organisationsstrukturen der spätneolithischen Gesellschaft sowohl auf der Ebene einzelner Siedlungen als auch im Maßstab der Siedlungskam-mer aufgeworfen (Hofmann u. a. 2010 b). An Unterschieden von Sied-lungsgrößen und der Existenz des Grabensystems kann auf regionaler Ebene zeitweise ein Primat der Siedlung Okolište über andere Orte abge-leitet werden, das sich jedoch im Laufe des Spätneolithikums zunehmend verliert. Im Rahmen dieses Bedeutungsverlustes wanderten immer mehr Bewohner in andere Orte ab. Innerhalb der Siedlung blieb der Nachweis sozialer Unterschiede jedoch zunächst vage.

Anhand von Artefaktverteilungen der größten zusammenhängenden Grabungsfläche ließen sich Unterschiede zwischen den Inventaren von Hausstellen nachweisen, die auf die Existenz wirtschaftlich und rituell be-sonders aktiver Haushalte hindeuten (Müller 2010; Müller u. a. 2011; 2013 c). Diese Haushalte gehören zu Gruppen von Hausstellen, für die eine ähnliche Verzierungsornamentik postuliert wurde. Die Basis der Sozial-ökonomie der Siedlung Okolište könnte dem daraus entwickelten Modell zufolge ein kleinräumiges Interagieren von Personengruppen in Gruppen zusammengehöriger Haushalte dargestellt haben, zwischen denen ein rezi-proker Austausch von Gütern stattfand. In den Mitgliedern der wirtschaft-

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lich besonders aktiven Haushalte wird diejenige Personengruppe vermu-tet, welche die kommunalen Belange regelte. Dass die potentiell aus einer Überproduktion resultierende politische Macht auch über den Maßstab einzelner Siedlungen hinaus auf regionale Ebene gereicht haben könnte, deutet sich an Unterschieden des agrarischen Potentials und der Inventare einiger Fundplätze an (Hofmann u. a. 2010 b; Furholt 2012; 2013; Bult-mann 2012).

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Das Arbeitsgebiet

Das weitere Arbeitsgebiet dieser Untersuchung umfasst das Gesamtver-breitungsareal von Siedlungen mit Butmirkeramik, welches sich im We-sentlichen auf das Flussgebiet der Bosna und ihrer Nebenflüsse Miljačka, Fojnica sowie Lašva beschränkt, die über die Sava und die Donau in das Schwarze Meer entwässern. Im Laufe des Spätneolithikums bzw. frühen Äneolithikums greift die Besiedlung auch auf das Flussgebiet des weiter westlich gelegenen Vrbas über.

Das Verbreitungsgebiet der Butmirgruppe ist insgesamt Bestandteil des Dinarischen Gebirges, welches hier größtenteils Mittelgebirgscharakter besitzt. Im Norden reicht es bis an das nordbosnische Hügelland heran, im Westen, Südwesten und Süden wird es von den bis etwa 2000 m hohen Hochgebirgsmassiven Vlašić, Vranica, Bjelašnica und Jahorina eingerahmt (Abb. 3). Die östliche Begrenzung bildet der deutlich niedrigere Gebirgs-

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9

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13

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8

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6

5

4

3

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27(2 km)

16, 22(9, 10 km)

12(20 km)

15(25 km)

Vranica

Vlašić

Bjelašnica

Zvijezda

Jahorina

Igman

Bitovnja

Abb. 3. Karte von Zentralbosnien mit Lage von neolithischen und frühäneolithischen Fund-plätzen. Die Legende zu den Fundplatznum-mern findet sich in Tabelle 170 (siehe S. 434).

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zug Zvijezda, jenseits dessen im Flussgebiet der Krivaja (einem Nebenfluss der Bosna) die menschliche Siedlungstätigkeit erst in nachneolithischer Zeit einsetzt.

Die Gebirgslandschaft Zentralbosniens wird immer wieder von allu-vialen Einebnungsfeldern oder scharf umgrenzten Senken bzw. Becken durchbrochen, welche entsprechend der Faltungsrichtung der Dinariden meist Nordwest-Südost ausgerichtet sind und bestimmend für den Verlauf des heutigen Flusssystems waren. Diese Beckenlandschaften liegen auf Höhen zwischen 300–500 m über dem Meeresspiegel. Die Berge in ihrem unmittelbaren Umfeld übersteigen Höhen zwischen 1000–1500 m in der Regel nicht.

Im Zuge der variszischen Gebirgsbildung entstand im heutigen Zent-ralbosnien eine große intramontane Senke, welche im Oligozän und Mio-zän ein ausgedehntes Seebecken bildete (Abb. 4). Die hier während dieses Erdzeitalters abgelagerten tertiären Seesedimente, die unter anderem aus Mergeln und Sandsteinen bestehen, wurden während der letzten Eiszeiten ausgeräumt, großräumig ausgeblasen und während des frühen Holozäns in den Tälern in Form von lössartigen Auensedimenten nahezu flächenhaft abgelagert (Dreibrodt u. a. 2013). Dort bilden sie die Basis für sehr frucht-bare Parabraunerdeböden.

Die Kartierung von Fundplätzen aus dem Neolithikum und frühen Äneolithikum lässt eine klare Präferenz der frühen Siedler für jene Gebiete Zentralbosniens erkennen, deren Untergrund aus diesen tertiären Seesedi-menten besteht. Besonders deutlich wird der Bezug zum Beispiel bei den Siedlungskammern um Prusac im Tal des Vrbas, um Crkvine am Ober-lauf der Lašva oder von Lisičići am Oberlauf der Neretva, wo sich klein-regionale Siedlungsschwerpunkte offensichtlich an diesen Ablagerungen orientieren. Die Vermutung liegt nahe, dass gezielt diese sehr fruchtbaren Standorte aufgesucht wurden.

Das Klima des Arbeitsgebietes wird als „temperiert humid mit aus-geprägter, aber nicht sehr langer kalter Jahreszeit“ typisiert (Walter/Lieth 1960). In den Tälern liegt die langjährige mittlere Jahrestempera-tur zwischen 9,4–9,6 °C; die durchschnittliche Regenmenge beträgt etwa

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QuartärPlio-QuartärPliozänMiozänOligozänEozän-OligozänEozänKreideJura-KreideJuraTrias bis JuraTriasPerm-TriasPermKarbonDevonSilur-DevonSilur

Abb. 4. Vereinfachte geologische Karte Zen-tralbosniens mit Lage von Flüssen sowie neo-lithischen und frühäneolithischen Fundplät-zen.

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zwischen 850–890 mm pro Jahr, wobei Juli und Oktober die niederschlag-reichsten und August der niederschlagärmste Monat ist6.

Soweit Überlegungen über die natürliche Vegetation des Gebietes vor-liegen, soll Zentralbosnien im Übergangsbereich zwischen mitteleuropä-ischer Laub-Mischwaldzone und zentraleuropäisch montaner Buchen-waldzone liegen (Schroedter 2009, 11 f.). Bedingt durch das starke Relief existierten nach T. Schroedter in relativ großer Nähe zueinander durch Eichen- und Hainbuchen dominierte Laubmischwälder, Auenwälder mit Standorten von Esche, Ulme und Erle sowie ab 800 m Höhe submontane Wälder, in denen Eiche zugunsten von Buche zurücktritt und außerdem Tannen vorkommen.

Die ausgeprägte naturräumliche Diversität bestimmt bis zum heutigen Tag die Landnutzung in Zentralbosnien. Von Acker- und Gartenbau ge-prägte, dicht besiedelte Niederungen auf nur etwa 20 % der Landesfläche stehen weitläufigen montanen Zonen gegenüber, die schwerpunktmäßig der Waldwirtschaft (z. B. Holzkohlegewinnung) und der Viehweide dienen. Bis in die jüngste Vergangenheit waren die unbewaldeten Gebirgsregionen des Bjelašnica-, Vranica- und Vlašićgebirges während der Sommermona-te in großem Umfang Ziel von Fernviehwirtschaft, eine Wirtschaftsform, die in den letzten Jahren allerdings zunehmend im Rückgang begriffen ist (Beuermann 1967).

Als engeres Arbeitsgebiet des Projektes „Rekonstruktion spätneolithi-scher Siedlungsprozesse in Zentralbosnien“ wurde ursprünglich die im Haupttal der Bosna gelegene Beckenlandschaft um die Stadt Visoko de-finiert. Im Laufe der Untersuchungen kristallisierte sich immer mehr he-raus, dass eine isolierte Betrachtung der hier gelegenen, relativ wenigen und zeitlich sehr stark differenzierten Siedlungen nicht sinnvoll ist. Ent-sprechend wurden in die Prospektionen und Ausgrabungen auch westlich in verschiedenen Seitentälern und nördlich in der Siedlungskammer um Kakanj gelegene Fundplätze einbezogen (Abb. 5). In einem Umkreis von 15 km um Okolište sind derzeit 17 Siedlungen aus dem Neolithikum und frühen Äneolithikum bekannt.

Das eigentliche Visokobecken bildet eine 10 km lange und etwa 7 km breite Weitung des Bosnatales mit steiler Ostflanke und sanftem Anstieg nach Westen. Dieses Becken wird heute von breiten Auenbereichen der mä-andrierenden Bosna durchzogen, welche auf einer Höhe von 400–420 m über dem Meeresspiegel verläuft. Die Stadt Visoko liegt im Süden des Tales am Zusammenfluss von Bosna und Fojnica; weiter nördlich münden rechts die Goruša und links die Radovljanska Rijeka sowie der Liješavački potok. Das Becken ist auch entlang des Bosnalaufes insofern klar begrenzt, als das Tal südlich von Visoko nur wenig mehr als 100 m breit ist und im Norden in ein enges Durchbruchstal mündet, das zum 4 km flussabwärts gelege-nen Becken um Kakanj führt.

In dem etwa 380 m über dem Meeresspiegel gelegenen und vom Relief her stärker zergliederten Kakanjbecken stehen im Haupttal der Bosna ins-gesamt deutlich weniger für Ackerbau geeignete Flächen zur Verfügung als im Visokobecken. Die neolithische Besiedlung dieser Kleinregion schließt hier auch das Seitental der Tristionica bis zu einer Höhe von 440 m über dem Meeresspiegel ein, welche südlich von Kakanj rechts in die Bosna mündet.

Die neolithischen Siedlungsgebiete westlich und südwestlich des Viso-kobeckens umfassen den Einzugsbereich des linksseitig in die Bosna mün-denden Flusses Radovljanska Rijeka sowie mehrere parallel zum Bosnatal

6 Diesen Zahlen liegen die Klimadiagramme von Travnik und Sarajewo zugrunde.

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verlaufende Seitentäler der Bosna um das Dorf Dvor sowie um die Stadt Ki-seljak. In dieser bereits deutlich montaneren Region sind spätneolithische und frühäneolithische Siedlungsplätze bis zu einer Höhe von etwa 500 m über dem Meeresspiegel belegt.

Dvor

Lopata

Arnautovići

Donje Moštre

Okolište

Kundruci

Zagrebnice

Obre I, II

Plandište

Zbilje

CiflukGinjeBrdo

807

962

383

709

684

628

408669

680

751

837

589738

761

505

901

877

B o s n a

StijeneFojnica

früh- und mittelneolithischspätneolithischmittel- und spätneolithischäneolithisch

0 5km

Abb. 5. Neolithische und frühäneolithische Fundplätze im engeren Arbeitsgebiet des Viso-ko beckens, des südlichen Teils des Kakanj-beckens sowie dem Flusstal der Fojnica im Süden.

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Der Fundplatz Okolište

GEOGR APHISCHE L AGE

Der Fundplatz Okolište befindet sich etwas nördlich der breitesten Stelle nahe der Ostflanke des Visokobeckens (siehe Abb. 5). Von hier aus verengt sich das Tal bis zum 4 km nordwestlich gelegenen Eingang des Durchbruch-tales zum Becken um Kakanj. Zur genauen geographischen Verortung sind in Tabelle 1 die Weltkoordinaten des Fundplatzes den Koordinaten des lo-kalen Messsystems gegenübergestellt7.

Die Fundstelle liegt in einer Schleife des Flusses Bosna, der hier direkt am Fuß des Osthanges des Visokobeckens verläuft und wenig nördlich durch einen Ausläufer der umliegenden Berge nach Südwesten gelenkt wird. Der südliche Teil der Fundstelle ist heute durch den alten Kern des Straßendorfes Radinovići kleinteilig überbaut; unmittelbar nördlich der Fundstelle liegt der Ort Okolište (Abb. 6).

GEOMORPHOLOGIE

Die Siedlung liegt auf einer Terrasse aus kalkhaltigen Schottern, die wäh-rend des Pleistozäns abgelagert wurden (Schulz 2004; 2006). Diese wer-den von einem tonigen Auensediment aus dem frühen Holozän überlagert, auf dem sich eine Parabraunerde entwickelt hatte, die wiederum die Basis der Siedlungsablagerungen bildete (Dreibrodt u. a. 2013).

Mittels Höhendaten aus unterschiedlichen Bohrungen und Aufschlüs-sen kann das natürliche Relief unter den Siedlungsschichten teilweise rekonstruiert werden. Demnach stieg das Gelände von Südwesten nach Nordosten in Richtung der Ostflanke des Visokobeckens um etwa 1–1,5 m an (Abb. 8). Die am höchsten gelegenen Bereiche befanden sich im Nord-osten, die tiefsten im Südwesten des Fundplatzes. Westlich der Siedlung steigt das Gelände sanft zur Westseite des Visokobeckens an.

Östlich des Fundplatzes schließt sich ein etwa 200 m breiter Auenbe-reich an, innerhalb dessen mehrere oberflächlich sichtbare Rinnen verlau-fen (Abb. 9). Diese sind geomorphologischen Untersuchungen zufolge im Rahmen extremer Hochwasserereignisse ab der Bronzezeit entstanden, welche auf eine zunehmende Entwaldung auch höher gelegener Bereiche

Tab. 1. Konkordanzliste der Koordinaten des Fundplatzes Okolište zwischen lokalem Grabungssystem und Weltkoordinaten.

Lokales Koordinatensystem UTM-Koordinaten (WGS84) Zone 34 Geographische Koordinaten (Dezimal)

Rechtswert (E) Hochwert (N) Höhe (Z) Rechtswert (E) Hochwert (N) Länge (E) Breite (N) Höhe ü. NN

0 0 – 751264,868 4879067,894 18,135 44,022 –1000 1000 1000 751784,320 4880383,126 18,142 44,033 407

7 Dankenswerterweise wurde die Einhängung des lokalen Grabungsnetzes in Weltkoordi-naten von Herrn Dipl.-Ing. Mirzet Omanović (Okolište) mittels eines GPS-Gerätes vom Typ Leica ATX1230 vorgenommen.

40

des Einzugsgebietes der Bosna zurückzuführen sind (Dreibrodt u. a. 2013). Nördlich der Siedlung wird die Bosna durch einen Ausläufer der Ostflanke des Visokobeckens nach Westen gelenkt. Der um einige Meter tiefer liegende Auenbereich ist hier deutlich breiter.

Auch südlich des Fundplatzes deuten sich im Oberflächenrelief (wie-derum in einem deutlich verbreiterten Bereich) Mäander älterer Fluss-verläufe an, die erheblich flacher sind und durch die östlich der Siedlung verlaufenden Altarme durchschnitten werden. Diese Flussverläufe reprä-sentieren ältere, stärker mäandrierende und langsamer fließende Bosna-verläufe.

Insgesamt spricht die Situation dafür, dass das Areal des Fundplatzes im Neolithikum einen sanft nach Nordosten ansteigenden Sporn bildete, der durch die Absenkung des Geländes im Westen und möglicherweise durch an drei Seiten liegende Auenbereiche der Bosna wie auch den Fluss selbst offenbar natürlich geschützt war. Die Siedlung wurde demnach in exponierter Lage an einer Schnittstelle zwischen Auenbereichen und dem höher gelegenen Hinterland angelegt.

6

5

3

9 8

7

10

1

4

2

Bos

na

1250 m1150 m1050 m950 m850 m750 m650 m

1250 m1150 m1050 m950 m850 m750 m650 m

1200

m11

00 m

1000

m90

0 m

800

m70

0 m

1200

m11

00 m

1000

m90

0 m

800

m70

0 m

Grabungsflächenverlandeter Bosnaarmmoderne Ortslagen< 401.00

401.25401.50401.75402.00402.25402.50402.75403.00403.25403.50403.75

404.00404.25404.50404.75405.00405.25405.50405.75406.00406.25406.50

> 406.50

NW

SO

NO

SW

350300250200150100500

406,0405,5405,0404,5404,0403,5

Höh

e (m

)

350300250200150100500

405,5405,0404,5404,0403,5403,0402,5

Höh

e (m

)

SW NO

SONW

Abb. 6. Okolište. Höhenmodell des Siedlungs-hügels und seines Umfeldes mit Grabungsflä-chen 1–10, der Lage der Höhenprofile (siehe unten Abb. 7) sowie den Begrenzungen der modernen Ortslagen von Okolište im Norden und Radinovići im Süden. Südlich der Fund-stelle zeichnet sich ein älterer verlandeter Mä-ander der Bosna ab, der durch die im Osten verlaufenden Bosnarinnen geschnitten wird.

Abb. 7. Okolište. Höhenprofile durch den Sied-lungshügel (20-fach überhöht).

41

NO

SWm ü. NN

405

400

Bereich der pleistozänen Terrassen

Bereich der pleistozänen Terrassen Bereich der holozänen Terrassen

0 50 100 150 Meter

2b

32

1

2b

3

2

1

m ü. NN

405

400

395Meter200 250 300 350

Aue

Bosna

2b2a2

G r a b u n g

8

7

6a6a

54

6 6

1a

Im eigentlichen Siedlungsareal bilden die durch anthropogene Akti-vitäten akkumulierten Ablagerungen einen Nordost-Südwest ausgerich-teten Hügel über ovaler Grundfläche mit einer Ausdehnung von etwa 270 x 265 m. Wie die Profilschnitte durch den Siedlungshügel in Abbil-

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

mBohrpunkt/Aufschluss

< 402.00

402.00 - 402.25

402.25 - 402.50

402.50 - 402.75

402.75 - 403.00

403.00 - 403.25

403.25 - 403.50

> 403.50

Abb. 8. Okolište. Rekonstruktion des Reliefs an der Basis der anthropogenen Ablagerungen des Siedlungshügels aufgrund von Bohrungen und Aufschlüssen durch die Grabungen.

Abb. 9. Okolište. Querschnitt durch den ober-flächennahen Untergrund des Fundplatzes entlang einer in Südwest-Nordost-Richtung verlaufenden Bohrprofilreihe (nach Schulz 2006, Abb. 6). 1 Pleistozäne Terrasse, 1 a quartärer Schotter. 2 Auenlehm, 2 a Tonanrei-cherungshorizont, 2 b Lessivierungshorizont. 3 Kulturschichten. 4 Humose Rinnenverfüllung. 5 Ver gleyte Rinnenverfüllung. 6 Holozäne Ter-rasse. 6 a Material von 6 als Rinnenfüllung. 7 Entkalkte Rinnenfüllung. 8 Kolluviale Rinnen-füllung. Pfeile = Bohrungen.

42

dung 7 zeigen, weist dieser eine asymmetrische Form auf: Der mit etwa 406,1–405,8 m am höchsten gelegene Bereich befindet sich im Nordosten des Fundplatzes. Entlang der Ostseite des Hügels zieht sich ein nur wenig niedrigeres Areal bogenförmig zu dessen Südflanke. Im westlichen Teil des zentralen Siedlungsbereiches schließt sich eine größere weitgehend ebene Terrasse auf einem Niveau um 405,1–405,2 m an. Jenseits dieses Plateaus fällt das Gelände mit unterschiedlich ausgeprägter Neigung nach Norden und Westen zum Fuß des Tells ab. Während die Flanken des Siedlungshü-gels im Norden und Süden relativ steil sind und die Begrenzung der anth-ropogenen Aufschüttung deshalb hier sehr deutlich in Erscheinung tritt, ist der Anstieg des Tells im Westen hingegen sehr flach und die Außen-grenze mit dem bloßen Auge kaum erkennbar. Eine besondere Situation liegt im Osten vor, wo der Siedlungshügel wiederum vergleichsweise steil in die unmittelbar benachbarte verlandete Rinne der Bosna abfällt. Diese Situation ist durch die starke Seitenerosion der Bosna ab der Bronzezeit entstanden (vgl. Dreibrodt u. a. 2013). Wie aus dem Plan der geomagne-tischen Prospektion ersichtlich ist, gingen dabei Teile der Siedlungsfläche verloren (siehe S. 45).

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

89

1

3

4

6

7

10

1

3

4

6

7

10

55

22

Abb. 10. Okolište. Plan der geomagnetischen Prospektion mit Lage der Grabungsflächen.

43

FORSCHUNGSGESCHICHTE

Der Fundplatz Okolište wurde am Ende der 1950er Jahre entdeckt. Erste archäologische Untersuchungen fanden im Jahr 1966 unter Leitung von Aloiz Benac (1966) statt. Die 16 m2 große Sonda A befand sich an der öst-lichen Peripherie des Siedlungshügels etwa 60 m südsüdwestlich von Flä-che 1. Hier wurden Siedlungsschichten mit einer Mächtigkeit von 2,10 m festgestellt. Der untere Teil dieses Schichtpaketes ab 0,8 m Tiefe enthielt Material der Phase Butmir II, die darüberliegenden Schichten dagegen Butmir-III-Material mit Elementen Hvar-Lisičići-Keramik.

In den 1970er und 1980er Jahren wurden in Okolište mehrfach Auf-schlüsse im Rahmen von Baumaßnahmen dokumentiert (Perić 1986, 20; 1995, 36). Beim Bau eines Abwassersammlers durch den Dorfkern von Radinovići zeigte sich, dass im heute überbauten südlichen Teil des Tells die neolithischen Siedlungsschichten eine Stärke von 4 m erreichen und damit deutlich mächtiger sind als in der von Aloiz Benac untersuchten Fläche. Vermutlich ebenfalls im Dorfkern von Radinovići befand sich ein Aufschluss, der im Jahr 1984 beim Bau eines Hauses dokumentiert wur-de (Sonda B). Der Eingriff erreichte nur eine Tiefe von etwa 0,9 m und er-brachte ausschließlich Butmir-II-Material.

Im Jahr 1988 führte Slaviška Perić am südwestlichen Rand des Sied-lungshügels eine weitere Untersuchung mit einer Fläche von insgesamt 98 m2 durch (Sonda C; Perić 1995, 36 f.). Dabei wurde festgestellt, dass die Kulturschichten hier nur eine Stärke zwischen 1,1–1,4 m besitzen und ausschließlich Kakanj- und frühes Butmirmaterial enthalten, während Butmir-II- und Butmir-III-Keramik fehlt.

Durch die den laufenden Grabungen vorangegangenen Untersuchun-gen war grundsätzlich geklärt, dass in Okolište längerfristig von der spä-ten Kakanjzeit bis in die Stufe Butmir III gesiedelt wurde. Weiterführende Aussagen zum genauen Ablauf der Besiedlungsgeschichte oder der inneren Siedlungsstruktur waren aber vor 2002 aufgrund der kleinen Aufschlüsse nicht möglich.

GEOMAGNETISCHE PROSPEK TION

Im Verlauf mehrerer Jahre erfolgte im heute als Gartenland genutz-ten nördlichen Teil der Fundstelle Okolište zwischen den Ortslagen von Okolište und Radinovići eine nahezu lückenlose geomagnetische Prospek-tion (Abb. 10). Dagegen waren im südlichen Teil der Fundstelle, der durch den Ort Radinovići überbaut ist, nur sehr kleinflächige Messungen in den Gärten südlich der Häuser möglich.

Der größte Teil der Fläche wurde im Jahr 2003 im zweiten Jahr des Pro-jektes prospektiert. Die Umstände, apparative Ausstattung und Ergebnisse dieser Kampagne sind bereits beschrieben worden (Kujundžić-Vejzagić u. a. 2004 a; 2004 b; 2004 c; Müller-Scheessel u. a. 2007, 55–63). Ergän-zende Messungen fanden parallel zu den Ausgrabungen im September des Jahres 2004 und 2006 sowie im Rahmen eines Geländesurveys mit Stu-dierenden der Universität Kiel zwischen dem 01.–14.03.2008 statt (Hof-mann/Müller-Scheessel 2013 c).

Die geomagnetische Prospektion in Okolište erbrachte den Nachweis von wenigstens drei unterschiedlichen, potentiell urgeschichtlichen Be-fundkategorien sowie modernen Störungen: 1. Grabensystem2. geomorphologische Strukturen3. Hausstrukturen4. moderne Störungen

44

In den Abbildungen 11–14 sind die eindeutig identifizier- und interpre-tierbaren Anomalien des Geomagnetikplanes mit individuellen Bezeich-nungen versehen, um ihre Form und ihre räumlichen Beziehungen im Verhältnis zu den Grabungsbefunden in den folgenden Kapiteln konkret diskutieren zu können.

Grabensystem

Das Grabensystem zeichnet sich im Geomagnetikplan in Form linearer Anomalien ab, die eine erhöhte magnetische Flussdichte zwischen 5–20 nT aufweisen. Die Gräben werden regelhaft von Dipolen mit negativen Mess-werten begleitet. Wenn mit Steinen angereicherte Wallschüttungen exis-tierten, dürften diese durch die Dipole überstrahlt werden. Das Graben-werk umschließt im Norden, Osten und Westen ein ovales Areal an drei Seiten: Das Grabensystem ist in Übereinstimmung mit dem Höhenmodell des Siedlungshügels insgesamt Nordost-Südwest ausgerichtet, weist jedoch im Gegensatz zum Relief aufgrund seiner geraden Nordostseite eine Ten-

G 1

G 2

G 3

G 4

M 1–4 G 7

G 8

GS A

GS B

GS C

G 1

7G

16

G 1

5

GS D

Tor

P 2

G 6

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

G 9

G 5

G 9

G 5

G 10

G 12

G 11G 10

G 12

G 11

P 1

G 13

G 14

P 1

G 13

G 14

M 1M 2

M 2

M 1M 2

M 2

Grabenverlauf lt. GeomagnetikGrabenverlauf rekonstruiertEndpunkt eines GrabenverlaufesPrallhang eines alten Bosnalaufes

Abb. 11. Okolište. Plan der geomagnetischen Prospektion mit rekonstruierten Grabenver-läufen (G). Eingetragen sind außerdem Gra-benstränge (GS), Prallhänge (P) und vermut-lich rezente Anomalien (M).

45

denz zur Rechteckigkeit auf. In den kleinflächigen Prospektionen im Süden der Anlage sind keine Grabenstrukturen sichtbar.

Im Norden, Westen und Süden wurden auch Flächen außerhalb des Grabenwerkes prospektiert. In ihnen zeigte sich jeweils ein ruhiges un-gestörtes Bild. Übereinstimmend mit den Bohrprospektionen markieren demnach die Gräben die äußerste Grenze des Siedlungsareals (vgl. Schulz 2004; 2006).

Sowohl im Norden, Osten und Westen verlaufen bis zu vier Gräben im Abstand zwischen 5–10 m parallel und bilden Grabenstränge mit einer Ge-samtbreite von jeweils etwa 15 m. An der Nordecke der Anlage überschnei-den sich einzelne Grabenverläufe. Dies zeigt, dass nicht zwangsläufig von der Gleichzeitigkeit paralleler Gräben innerhalb eines Bündels von Gräben ausgegangen werden darf. Zur konkreten Ansprache einzelner Grabenver-läufe bzw. Grabenstellen erhalten diese in Abbildung 11 entsprechend der Definition bei den Befundgruppierungen im Wall-Grabensystem (siehe S. 55 f.) den Vorsatz G und eine laufende Nummerierung. An Stellen, an denen Gräben ineinanderlaufen, beginnt jeweils ein neuer Grabenverlauf. Parallele Gräben sind mit dem Vorsatz GS zu Gräbensträngen gruppiert und mit individuellen Buchstaben versehen. Ähnlich wie bei den einzel-nen Grabenverläufen beginnen neue Grabenstränge an Punkten, an denen Grabenstränge zusammenlaufen bzw. auffächern.

Im Norden fächert sich das Grabenwerk von Okolište in die beiden Stränge GS A und GS B auf, die im Nordwesten im Abstand von 20–25 m parallel verlaufen. Wie bei der chronologischen Gliederung des Fundplat-zes gezeigt werden kann (siehe S. 263 ff.), beruht diese Auffächerung auf Anpassungen des Grabensystems an veränderte Siedlungsgrößen. Wäh-rend der Verlauf der Gräben also im Nordwesten der Fundstelle sehr varia-bel war, sind an der Nordostseite der Siedlung nur vergleichsweise geringe Verlagerungen zu beobachten. Gleiches gilt auch für den Osten des Fund-platzes, wo einige Gräben an der linearen Struktur P 1 abbrechen, die über das Siedlungsareal hinaus nach Norden verläuft.

Bei der Vervollständigung der geomagnetischen Prospektion im Früh-jahr 2008 wurde in Grabenstrang GS C im Nordosten des Siedlungsareals eine mehrere Meter breite Unterbrechung des Grabenwerkes festgestellt, dem an der Innenseite eine lineare Struktur aus punktförmigen Anoma-lien vorgelagert ist. Offenbar handelt es sich dabei um eine Tor- bzw. Brü-ckenanlage, die den Zugang in das Siedlungsareal sicherte.

Geomorphologische Strukturen

Im Osten der prospektierten Fläche ist im Plan der Geomagnetik die line-are Struktur P 1 mit Messwerten zu beobachten, die erheblich weiter nach Norden reicht als das Siedlungsareal. Die Gräben G 13, G 15 und G 16 bre-chen an dieser Struktur abrupt ab, bei der es sich nach den Untersuchun-gen der Kieler geomorphologischen Arbeitsgruppe um den Prallhang des unmittelbar angrenzenden Bosnalaufes handelt (Dreibrodt u. a. 2013). Das Zusammenlaufen der Struktur mit den Gräben zeigt, dass hier ein Teil des Siedlungsareals beim Einschneiden des Altarmes erodiert ist. Der Um-stand, dass der innere Graben G 17 parallel zur Kante weiterläuft, deutet darauf hin, dass nur ein relativ kleiner Teil der Siedlungsfläche verloren ging.

Eine vergleichbare als P 2 bezeichnete Struktur ist über eine Länge von 35 m auch im Süden der Fundstelle nachzuweisen. Den Grabungsbefun-den in Fläche 8 zufolge handelt es sich bei diesem Befund ebenfalls um einen Prallhang eines Bosnalaufes, der südlich des Fundplatzes verlaufen sein muss und sich auch im Höhenmodell als sehr flache Senke abzeichnet.

46

Hausstrukturen

Konzentriert insbesondere im nordöstlichen Teil des Fundplatzes sind im Plan der Geomagnetik zahlreiche langrechteckige, 10–13 m lange und 4–5 m breite Strukturen zu beobachten, die eine einheitliche Ausrichtung in Nordost-Südwest-Richtung aufweisen und in parallelen Zeilen angeord-net sind. Die genannten Strukturen zeichnen sich durch eine hohe mag-netische Flussdichte mit Messwerten zwischen 25–60 nT gegenüber ihrer Umgebung ab. Aufgrund ihrer Ausmaße, tendenziell rechteckigen Form und regelhaften Anordnung wurden die genannten Anomalien als ver-brannte Hausstellen identifiziert.

Zwischen den beschriebenen stark magnetischen Anomalien sind viel-fach außerdem deutlich diffusere und schwächer sichtbare Strukturen mit Messwerten von maximal 8 nT sichtbar, die sich in die Zeilen verbrannter Häuser zwanglos einordnen und deshalb als unverbrannte oder schwach verbrannte Hausstellen interpretiert werden können (zur Definition von Hausstellen siehe S. 55). Die Ansprache der stark magnetischen Anomalien als Hausstellen wird auch dadurch gestützt, dass innerhalb vieler Struktu-ren Reste einer Innengliederung zu erkennen sind. Vielfach zeichnen sich

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

A 35

A 36

A 10

A 21

A 34

A 18

A 13

A 24A 30

A 19A 22

A 31A 32

A 33

A 20

A 29 A 23

A 16A 17

A 27

A 26A 25

A 14 A 15 A 9A 11A 12

A 7A 6A 5A 4 A 3

A 2A 1

A 8

A 28

A 35

A 36

A 10

A 21

A 34

A 18

A 13

A 24A 30

A 19A 22

A 31A 32

A 33

A 20

A 29 A 23

A 16A 17

A 27

A 26A 25

A 14 A 15 A 9A 11A 12

A 7A 6A 5A 4 A 3

A 2A 1

A 8

A 28

Abb. 12. Okolište. Plan der geomagnetischen Prospektion mit Nummerierung deutlich sichtbarer Hausstellen.

47

entlang der Mittelachse der Befunde punktförmige Bereiche mit negativen Messwerten ab, die offenbar Standorte von Firstpfosten darstellen.

Entsprechend zum Grabenwerk erhielten die im Plan der Geomagne-tik deutlich sichtbaren Anomalien von Hausstellen in Abbildung 12 eine durchlaufende Nummerierung mit dem Vorsatz A. Dabei nicht berück-sichtigt wurden unklare Strukturen, deren Lage jedoch falls erforderlich im Verhältnis zu eindeutigen Hausstellen beschrieben werden kann. Um die Zugehörigkeit einzelner Hausstellen zu Häuserzeilen konkret diskutie-ren zu können, erhielten auch entsprechende Reihungen von Anomalien eine laufende Zählung mit dem Vorsatz Z (Abb. 13).

Die beschriebenen Hausstrukturen weisen in dem durch das Graben-werk markierten Siedlungsareal eine sehr unterschiedliche Dichte auf, die sich plausibel mit dem heutigen Oberflächenrelief des Fundplatzes und den Grabenstrukturen korrelieren lässt: Auf der höchsten Terrasse im Nordos-ten des Fundplatzes ist demnach die größte Dichte und Regelmäßigkeit von Hausstellen zu beobachten (Zeilen 1–4 und 7–9). Dagegen zeichnen sich in dem im Südwesten angrenzenden Areal, das eine etwa 0,5 m tiefer liegende Terrasse bildet, nur einzelne Häuser bzw. kleine Gruppen von Gebäuden ab (Zeilen 5, 6 und 10). Überhaupt keine eindeutigen Hausstellen sind in der wiederum niedrigeren Fläche zwischen den Grabensträngen GS A und GS B im Nordwesten der Siedlung festzustellen.

Moderne Strukturen

In mehreren Fällen liegen gesicherte oder vermutete moderne Anoma-lien vor, die ebenso wie Gräben, Anomalien von Häusern, Häuserzeilen und geomorphologische Strukturen eine laufende Nummerierung mit dem Vorsatz M erhielten (siehe Abb. 11). Eine der auffälligsten derartigen Strukturen ist die im Durchmesser 15 m messende Anomalie M 1 im Zen-trum der Siedlung, die durch einen eisenbewehrten Strommast aus Beton verursacht wird.

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

Z 6Z 5

Z 7Z 3

Z 2

Z 1

Z 4

Z 9Z 8

Z 10

Z 6Z 5

Z 7Z 3

Z 2

Z 1

Z 4

Z 9Z 8

Abb. 13. Okolište. Plan der geomagnetischen Prospektion mit Kennzeichnung und Numme-rierung von Häuserzeilen.

48

Die linearen Strukturen M 2 und M 3 im Osten des Fundplatzes lau-fen entlang von Flurgrenzen und bilden wahrscheinlich Ackergrenzen ab. Ohne Ausgrabungen schwierig zu beurteilen sind die drei hangabwärts verlaufenden Anomalien M 4–6 im Westen, die mögliche Erosionsrinnen darstellen könnten.

SIEDLUNGSGRÖSSE

Ausgehend von den Ergebnissen der geomagnetischen Prospektionen, der Bohrungen und der Ausgrabungen kann die Ausdehnung des Fundplatzes Okolište mittlerweile sehr viel genauer bestimmt werden, als dies am Be-ginn der Untersuchungen möglich war. Demnach bildete das Grabenwerk die Begrenzung der Siedlung. Unsicherheiten bestehen im Osten, wo ein Teil der Siedlungsfläche durch die Aktivität der Bosna verloren ging. Eine ähnliche Situation liegt möglicherweise im Süden vor, wo ebenfalls ein ver-landeter Mäander der Bosna und der zugehörige Prallhang P 2 nachgewie-sen sind.

Die Fundstelle umfasst heute ein Areal von etwa 6,4 ha. Zieht man die Verluste der Siedlungsfläche an der Ost- und möglicherweise auch an der Südseite in Betracht, so ergibt sich für das Neolithikum eine maximale Siedlungsfläche von etwa 6,85 ha.

SCHICHTMÄCHTIGKEIT

Die in Abbildung 14 zusammen mit den Ergebnissen der geomagnetischen Prospektion kartierte Mächtigkeit anthropogener Ablagerungen am Fund-platz Okolište basiert auf Bohrprospektionen mit einem Pürckhauer und den Grabungsbefunden in den Flächen 2, 5, 6, 7, 8 und 9. Kartiert ist jeweils die Differenz zwischen dem Oberflächenniveau und der Höhe der jeweils

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1050 m1000 m950 m900 m850 m800 m750 m700 m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

1100

m10

50 m

1000

m95

0 m

900

m85

0 m

800

m

0,21,21,33,0

2,71,71,32,8

1,0

0,8

1,3

1,9

2,31,6

2,6

1,3

1,1

0,8 0,6

0,7

0,9

0,6

1,4

1,0

1,3

1,1

0,80,5

0,7

Schichtmäch-tigkeit (m)

< 1

1 – 2

2 – 3

> 3

1,0

22

1,922,552,552,652,652,752,32,3

1,8

1,61,91,6

1,82,12,1

2,2

2,62,6

2,6

1,31,11,11,75

Abb. 14. Okolište. Plan der geomagnetischen Prospektion mit Mächtigkeiten der anthro-pogenen Ablagerungen nach Bohrungen und Aufschlüssen durch die Grabungen.

49

zuoberst fassbaren anstehenden Schicht. In einigen Fällen handelte es sich dabei um die außerhalb des Auenbereiches flächig anstehende Auenlehm-schicht, teilweise war diese bereits abgetragen. In diesen Fällen wurde die Oberkante der pleistozänen Schotter kartiert.

Wie sich im weiter oben beschriebenen Oberflächenrelief der Fundstel-le andeutet, variiert die Mächtigkeit anthropogener Ablagerungen inner-halb des Siedlungshügels stark. Sie beträgt im zentralen Teil und im Süden des Tells zwischen 2,0–3,0 m. Mit 0,5–1,25 m deutlich geringere Schicht-mächtigkeiten wurden dagegen im Nordwesten, Westen und an der östli-chen Peripherie der Fundstelle festgestellt.

Die Schichtmächtigkeiten können insofern plausibel mit dem Plan der geomagnetischen Prospektion erklärt werden, als der Bereich mit geringe-rer Schichtdicke das Areal zwischen den Grabensträngen GS A und GS B im Nordwesten des Fundplatzes betrifft. Vorausgesetzt, dass Zeit und die Dicke der anthropogenen Ablagerungen voneinander abhängige Größen darstellen, kann für diesen Bereich eine deutlich kürzere Siedlungsdauer vermutet werden. Die Differenzierung des Grabenwerkes in verschiedene Stränge beruht demzufolge auf einer Anpassung des Grabenwerkes an eine verkleinerte Siedlungsfläche.

Nimmt man den Verlauf der gewachsenen Schichten an der Basis des Tells und die Schichtmächtigkeiten zusammen, so wird deutlich, dass das asymmetrische Relief des Siedlungshügels und dessen Untergliederung in mehrere Terrassen auf verschiedenen Faktoren beruhen: Demnach bilden die Höhendifferenzen zwischen westlicher und östlicher Seite des Tell in gewissem Umfang das Relief des natürlichen Untergrundes ab. In weit stär-kerem Maße wird die Morphologie des Siedlungshügels allerdings durch die unterschiedliche Mächtigkeit der Siedlungsschichten bestimmt.

VOLUMEN DES SIEDLUNGSKÖRPERS

Die Berechnung des Volumens der anthropogenen Ablagerungen in Okolište erfolgte mittels eines Rasterbildes im GIS-Programm Manifold v8.0 aus der Differenz zwischen dem Oberflächenrelief des Fundplatzes und dem auf Grundlage von Bohrprospektionen und Ausgrabungsergeb-nissen interpolierten Untergrund. Das Volumen des Siedlungskörpers be-trägt demnach zwischen 110 000–130 000 m3 und ist damit deutlich größer als jenes der Mehrheit von Fundplätzen einer von Eva Rosenstock unter-suchten Stichprobe von 339 Fundplätzen aus einem Raum von Südosteuro-pa und dem Vorderen Orient (Rosenstock 2009, 111–113)8.

8 Nach E. Rosenstock betrug das Volumen der Siedlungskörper von 87 % der 339 Fund-plätze, für die das Volumen berechnet werden konnte, jeweils unter 50 000 m3, wobei der Median für diese Schnittmenge 20 000 m3 betrug. Flachsiedlungen wiesen im Median nur ein Volumen von 6 000 m3, Tellsiedlungen von 31 000 m3 auf.

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Methoden und Konzepte

GR ABUNGSTECHNIK

Im folgenden Abschnitt sind die Grabungstechnik, die Vermessungssyste-me und die Systematik von Benennungen von Fundplätzen, Grabungsflä-chen, Grabungsschnitten, Befunden, Funden sowie Grabungs- und Doku-mentationseinheiten erläutert, die bei den im Rahmen des DFG-Projektes „Rekonstruktion spätneolithischer Siedlungsprozesse in Zentralbosni-en“ durchgeführten Prospektionen und Grabungen angewendet wurden. Wenn von den aufgeführten Prinzipien abgewichen wurde, ist dies bei der Behandlung der unterschiedlichen Grabungsflächen weiter unten geson-dert behandelt.

Benennungen der Fundplätze, Grabungsflächen und Schnitte

Zur eindeutigen Identifizierung der Fundplätze im Visokobecken dienen die in Tabelle 2 zusammengestellten Kürzel. Innerhalb dieser Fundplät-ze werden räumlich getrennte Grabungsareale als Flächen bzw. synonym als Grabungsflächen bezeichnet, die mit einer laufenden Nummerierung benannt sind (für Okolište siehe Tab. 3). Zur eindeutigen Identifizierung einer Grabungsfläche ist eine Kombination aus Fundplatzkürzel und Flä-chennummer erforderlich.

Ähnlich verhält es sich mit Schnitten. Eine Grabungsfläche setzte sich aus einem oder mehreren Schnitten zusammen, die auf Fundplatzebene eine unabhängige Nummerierung erhielten. Um Fehler bei der Zuordnung von Befunden und Funden zu Schnitten zu minimieren, weisen die Schnitt-nummernfolgen unterschiedlicher Flächen Lücken auf (für Okolište siehe Tab. 3).

Vermessungssysteme

An den einzelnen Fundplätzen wurden jeweils lokale Vermessungssysteme definiert, die annähernd genordet sind. Ein zentraler Ausgangspunkt erhielt die Koordinatenwerte Ost (E) 1000,00 m, Nord (N) 1000,00 m und Höhe (Z) 1000,00 m, so dass jeder Punkt innerhalb des jeweiligen Fundplatzes über einen Ost-, einen Nord- und einen Höhenwert eindeutig bestimmbar ist. Die Nachvollziehbarkeit der Messsysteme ist durch die Einrichtung von festen Messpunkten bzw. die Einmessung permanenter Punkte wie Haus-ecken usw. gesichert. Nachträglich erfolgte die Einhängung der lokalen Vermessungssysteme in das Weltkoordinatensystem mittels GPS.

Ausgrabungsmethodik

Die Ausgrabungen erfolgten in der Regel zunächst in künstlichen, an die jeweilige Befundsituation angepassten Abträgen mit Mächtigkeiten zwi-schen 10–30 cm. Innerhalb derer wurde gegebenenfalls der Verlauf natür-

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licher Befundgrenzen soweit wie möglich verfolgt. Im besonderen Maße betraf dies verbrannte und unverbrannte Reste von Häusern in Form von Brandlehmpackungen, auffälligen flächigen Lehmablagerungen und – bei eingetieften Häusern – Gruben. Durch diese variable Grabungsweise kam es in einigen Flächen in benachbarten Schnitten zu Abweichungen der Höhen benachbarter Plana; in anderen Grabungsflächen wurden be-nachbarte Schnitte auf einheitliche Planumshöhen gleicher Bezeichnung abgetieft. Wenn es die Befundsituation erforderte, wurden zwischen den genannten Hauptplana, die jeweils die gesamten Schnittflächen umfassten, in Teilbereichen von Schnitten Zwischenplana dokumentiert, bei denen es sich auch um freipräparierte Schichtoberkanten handeln kann. Dies wurde in der Regel dann notwendig, wenn besondere Fundsituationen vorlagen, die eine genauere Untersuchung und Ausgrabung nach den natürlichen Schichtverläufen erforderten.

In den Plana und Profilen wurden Befunde dokumentiert, unter denen Einheiten verstanden werden, die sich aufgrund von Materialeigenschaften wie der Art des Bodensubstrates, dessen Färbung sowie der Art, der Größe und der Menge enthaltener Beimengungen voneinander abgrenzen ließen. Es handelt sich folglich um eine vordergründig beschreibende Kategorie. Befunde erhielten auf Schnittebene durchlaufende Nummerierungen aus – je nach Schnittnummer – vier- oder fünfstelligen Zahlen, die sich aus Schnittnummer und einer laufenden, mindestens dreistelligen Befundzäh-lung zusammensetzen (z. B. 1001…).

Tab. 2. Kürzel von Fundplätzen in Zentralbosnien, an denen Prospektionen und archäolo-gische Ausgrabungen erfolgten.

Fundplatzname Fundplatzkürzel

Arnautovići ArnButmir ButDonje Moštre DomDvor DvoKundruci KunLopata LopObre ObrOkolište OkoVisoko VisZagrebnice ZagZagrebnice „Powerstation“ ZPS

Tab. 3. Okolište. Bezeichnung der Grabungsflächen und Schnitte sowie Zuordnung zu Gra-bungskampagnen.

Flächenbezeichnung Schnittbezeichnung Jahr

Oko Fläche 1 1–6 2002, 2004Oko Fläche 2 7.1, 7.2, 8.1, 8.2 2004Oko Fläche 3 10–21 2005Oko Fläche 4 31–36 2006Oko Fläche 5 37, 40–46 2006Oko Fläche 6 51, 52 2007Oko Fläche 7 61 2007Oko Fläche 8 62 2007Oko Fläche 9 63 2007Oko Fläche 10 90, 91 2008

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In gleicher Weise ist die fortlaufende Nummerierung der Funde auf Schnittebene organisiert. Es wurden Einzelfunde und Sammelfunde unter-schieden: Besonders aussagefähige Objekte wie dekorierte und besonders große Gefäßfragmente, Silexwerkzeuge, Felsgesteingeräte, Webgewichte sowie zoomorphe und anthropomorphe Figurinen wurden als Einzelfunde behandelt, deren räumliche Verortung über Punktkoordinaten mit E-, N- und Z-Werten vorgenommen wurde.

Bei Sammelfunden handelt es sich dagegen um Kollektionen von Fun-den, die mehrere Materialkategorien enthalten können. Ihre räumliche Verortung erfolgte innerhalb der Abträge in 1 x 1-m-Quadraten, innerhalb derer zusätzlich nach Befunden getrennt wurde. Lagen in einem Quadrat mehrere Befunde, existieren für dieses mehrere Sammelfunde.

Die Quadratteilung der Flächen zur Trennung der Funde basierte bei Grabungsflächen, deren Ausrichtung dem lokalen Vermessungssystem folgte, auf absoluten Koordinaten. Zur eindeutigen Angabe eines Quadrates sind in diesen Fällen vier Koordinatenwerte erforderlich (E 1–E 2/N 1–N 2). Bei Grabungsflächen, die von der Richtung des lokalen Vermessungssys-tems abwichen, wurden die Quadrate nach einem System aus Zahlen und Buchstaben benannt. Zur eindeutigen Identifizierung eines Quadrates ist in diesen Fällen eine Kombination aus einer Zahl und einem Buchstaben erforderlich (z. B. A/1).

Proben für botanische Großrestanalysen und 14C-Datierungen wurden im Laufe der Ausgrabungen unterschiedlich behandelt. Bis zum Jahr 2005 erfolgte ihre Erfassung in einer unabhängigen Zählung in gesonderten Probenlisten. Ab dem Grabungsjahr 2006 erhielten sie im Zuge der Um-stellung der Funderfassung in einer Projektdatenbank Fundnummern9. Die Identifizierung ihres Fundcharakters als Proben erfolgte – ebenso wie für Sammel- und Einzelfunde – in einer gesonderten Datenbankspalte.

Systematik der Benennung von Grabungseinheiten

Als Grabungseinheiten werden einerseits die künstlichen Abträge verstan-den, denen in Kombination mit Quadraten und Befunden die Funde zu-geordnet sind. Andererseits gehören dazu Dokumentationseinheiten wie Plana und Profile. Die Benennung von Grabungseinheiten ist wie folgt strukturiert:– Abträge: Die Nummerierung der künstlichen Abträge verlief von oben

nach unten, wobei in den meisten Fällen ein Abtrag auf einem die gan-ze Schnittfläche einnehmenden Hauptplanum mit gleichlautender Be-zeichnung endet. Wenn Zwischenplana angelegt wurden, die meist nur Teilbereiche der Schnittfläche einnahmen, erhielt in den meisten Fällen der über dem Zwischenplanum gelegene Teilabtrag den Zusatz a und der darunter liegende Teilabtrag den Zusatz b (usw.).

– Plana: Die Nummerierung der Plana verlief von oben nach unten, wobei in der Regel ein Planum auf einen Abtrag mit der gleichen Bezeichnung folgte. Die Benennung von Zwischenplana erfolgte über einen fortlau-fenden Buchstabenzusatz zur Planumsnummer (z. B. 1a, 1b usw.).

– Stege und Blöcke: In den Flächen 3 und 4 von Okolište erfolgte nach Erreichen der Endtiefe in den eigentlichen Schnitten der Abbau der Profilstege. Zur Gewährleistung einer lückenlosen Dokumentation der Profile wurden diese in Stege und Blöcke strukturiert und bezüglich ih-rer Benennung einheitlich jeweils dem südlich bzw. östlich angrenzen-den Schnitt zugeschlagen. Je nach Lage eines Schnittes im Raster der

9 Zur Strukturierung der Datenbank vgl. Müller-Scheessel/Hofmann 2013 b.

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Grabungsschnitte einer Grabungsfläche können demnach Nordstege, Weststege und Blöcke existieren.

– Profile: Die Benennung der Hauptprofile der Schnitte erfolgte nach den jeweiligen Himmelsrichtungen (in Blickrichtung)10. Kleinere Profile wurden auf Schnittebene mit einer laufenden Nummerierung versehen, die sich aus Schnittnummer und Profilnummer zusammensetzt11. Die Stirnprofile der Stege wurden nach Himmelsrichtungen benannt12. Ent-sprechend der Systematik bei der Zuordnung der Stege zu den Schnitten verfügen ein Nordsteg über ein Ost- und ein Westprofil und ein West-steg über ein Nord- und ein Südprofil.

VERFAHRENSWEISE DER BEFUNDINTERPRETATION

Einen entscheidenden Interpretationsschritt für die stratigraphische und funktionale Auswertung der im Visokobecken durchgeführten Grabungen stellt die Gruppierung sämtlicher dokumentierter Befunde zu größeren Einheiten dar. Für die Beschreibung der Befundgruppierungen und die Darstellung ihrer stratigraphischen Beziehungen wurde sich an die von Rudolf Echt für die Grabungen von Kāmid el-Lōz entwickelten Terminolo-gie angelehnt (Echt 1984; vgl. auch Hofmann u. a. 2006, 64–67).

Entsprechend der weiter unten erläuterten Struktur der festgestellten Siedlungsreste erfolgte die Gruppierung in einem hierarchischen System auf drei Ebenen (Abb. 15). Das gewählte Vorgehen bringt mehrere Vorteile mit sich: Es erlaubt, die während der Grabung beobachteten vertikalstra-tigraphischen Beziehungen der dokumentierten Befunde vergleichsweise übersichtlich in Harris-Matrizes darzustellen. Da den Befunden die Funde zugeordnet sind, ermöglicht es ferner den direkten Vergleich von Fund-vergesellschaftungen in Hausinventaren, Freiflächen und Grabenverfül-lungen im Hinblick auf die Identifizierung von Aktivitätsbereichen, auf Stil- und Inventarvergleiche zwischen Haushalten sowie im Hinblick auf Wandlungsprozesse der spätneolithischen Gesellschaft. Ferner stellt es ein Instrument zur Verknüpfung naturwissenschaftlicher Datierungen mit den festgestellten Siedlungsstrukturen dar.

Grundsätzlich erfolgt die hierarchisch gegliederte Befundgruppierung separat für die verschiedenen, räumlich zum Teil weit auseinanderliegen-

10 Wenn nötig Fundplatzkürzel + Schnitt + Schnittnummer + Profil + Himmelsrichtung.11 Profil + Schnittnummer + laufende dreistellige Profilnummer.12 Profil + Steg + Stegbezeichnung + Profilbezeichnung nach Himmelsrichtung.

Gliederungsebene Baustrukturierung Interpretation Strukturierung Interpretation

Schichtenformation Bauperiode PeriodegleichbleibenderBaustrukturierung

Grabenperiode zeitgleiche Gräben

Hausbereich Grabenbereich

Schichtenverband

Schichtengruppe

Befund/Schicht

Bauschicht

Baustadium

Bauphase

Haus

Abschnitte eines Hauses

Eingriffe in ein Haus

Graben

Grabenphase mehrere zusammen-gehörige Schichten

Bauphase

Gesamtheit einesGrabens

Verfüllschicht, Eingriff

Abb. 15. Systematik und Terminologie der Befundgruppierungen und Befundinterpreta-tionen in Haus- und Grabenbereichen (nach Hofmann u. a. 2006, 66 Tab. 1, modifiziert).

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den Grabungsflächen. Die chronologische Synchronisierung der definier-ten Einheiten wie auch die Rekonstruktion des Verlaufs von Gräben in verschiedenen Grabungsflächen stellt erst einen nachfolgenden Interpre-tationsschritt dar, der im Fall der Gräben teilweise auf den Ergebnissen der Geomagnetik, ansonsten jedoch insbesondere auf naturwissenschaft-lichen Datierungen und typochronologischen Analysen von Fundverge-sellschaftungen beruht.

Befundgruppierung in den zentralen Siedlungsflächen

Die höchste Ebene der Befundgruppierung bilden sogenannte Schichten-formationen. Das Hauptargument für die Einführung dieser Gruppie-rungsebene war die Feststellung, dass in den zentralen Siedlungsflächen an platzkonstanten Hausstellen über gewisse Zeiträume neue Häuser an gleicher Stelle errichtet wurden, ohne dass sich die Bebauungsstruktur änderte. In Schichtenformationen sind demzufolge Pakete von Siedlungs-schichten zu Bauperioden zusammengefasst, in denen innerhalb der un-tersuchten Siedlungsbereiche eine gleichbleibende Raumordnung bestand. Schichtenformationen schließen sowohl Häuser als auch die sie umgeben-den Gassenzonen ein und entsprechen damit in den zentralen Siedlungs-flächen hinsichtlich ihrer Skalierung den von A. Benac (1973 b, 19–30) in Obre II definierten Wohnhorizonten.

Untergeordnet sind Schichtenverbände bzw. Bauschichten, zu denen alle Befunde gruppiert werden, die im Zusammenhang mit der Errichtung, Nutzung und dem Verfall bzw. der Zerstörung jeweils eines Hauses ent-standen. Am gleichen Bauplatz übereinanderliegende Häuser der gleichen Schichtenformation werden in Hausstellen zusammengefasst. Die unterste Ebene der Gruppierung stellen sogenannte Schichtengruppen bzw. Bausta-dien dar, die bei Hausbefunden Teile eines Bauwerkes, wie zum Beispiel Versturzschichten der Wände, Pfostengruben, Fußböden oder Feuerungs-anlagen wie Öfen und Herde bezeichnen.

In den kontinuierlich aufgewachsenen Freiflächen im Umfeld der Häu-ser können zwar zum Beispiel schmale Gassen zwischen den Längsseiten der Häuser und breitere Wege zwischen den Giebelseiten der Gebäude auf der Ebene von Schichtenverbänden differenziert werden. Die Gruppierung fällt jedoch im Vergleich zu Hausstellen deutlich unschärfer aus, da eine Zuordnung zu konkreten Bauschichten bzw. Häusern in der Regel nur über die Abtragniveaus möglich ist. Zudem entfällt für die meist nicht weiter unterteilbaren Freiflächen vielfach die Differenzierung auf der Ebene von Schichtengruppen.

Befundgruppierungen im Wall-Grabensystem

Bei der Gruppierung der Befunde im Bereich des Grabenwerkes war die Möglichkeit zu berücksichtigen, dass mehrere Gräben und Wälle gleich-zeitig bestanden haben können. Entsprechend stellen sogenannte Graben-perioden, mit denen die Gesamtheit aller in einer Grabungsfläche gleich-zeitig bestehenden Gräben und Wälle bezeichnet ist, das Äquivalent zu Schichtenformationen in den zentralen Siedlungsflächen dar.

Vielfach war zu beobachten, dass Gräben ein- oder mehrmals verfüllt und anschließend an gleicher Stelle ein- oder mehrmals neu eingetieft worden waren. Die Gesamtheit der übereinander an einer Stelle eingetief-ten Gräben wird analog zu Hausstellen als Grabenstelle bzw. Grabenver-läufe bezeichnet. Analog wird mit Wällen verfahren, die zu Wallstellen bzw. Wallverläufen gruppiert werden können. Mehrere parallel verlaufen-

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de Gräben bilden einen Grabenstrang, wobei entsprechende Gruppierun-gen zunächst keinen sicheren Schluss zu ihrer Gleichzeitig- oder Ungleich-zeitigkeit erlauben.

In den einzelnen Grabungsflächen wurden die Graben- und Wallstellen unterschiedlich lange beibehalten. In einigen Abschnitten bestanden sie offenbar länger und weisen entsprechend mehr Phasen auf als in Flächen, in denen bedingt durch Änderungen der Siedlungsgröße eine Auffäche-rung in unterschiedliche Verläufe bzw. Stränge zu beobachten war. Diese spezielle Befundsituation bringt es in einigen Fällen mit sich, dass derselbe Graben in der einen Fläche in einer Grabenstelle mit anderen gruppiert ist, während er in einer anderen Fläche eine eigene Grabenstelle bildet.

Das oben erläuterte Konzept der Grabenperioden ist in Okolište nicht in voller Konsequenz anwendbar, da die Gleichzeitigkeit bzw. Ungleich-zeitigkeit benachbarter paralleler Gräben und Wälle vielfach nicht direkt stratigraphisch belegbar ist. Grabenperioden im oben genannten strengen Sinn sind folglich nicht allein aus den Befunden zu erschließen, sondern können allenfalls am Ende der Analysekette als Modell formuliert wer-den, nachdem auch naturwissenschaftliche Datierungen und Seriationen von Fundvergesellschaftungen in die Betrachtung einbezogen wurden. Die Konsequenz aus dieser Problematik besteht in dem Kompromiss, dass einzelne Gräben bzw. – soweit eine Zusammengehörigkeit aus den strati-graphischen Beziehungen direkt erschließbar ist – Gruppen zusammenge-höriger Gräben und Wälle auf die oberste Ebene der Befundgruppierung rücken.

Untergeordnet sind Grabenstadien, die zusammengehörige Einheiten innerhalb einer Grabenperiode wie zum Beispiel die Eintiefung und Ver-füllung eines Grabens oder die Aufschüttung eines Walles bezeichnen. Die oben beschriebenen Schwierigkeiten hinsichtlich der Erkennbarkeit von Grabenperioden bringt es mit sich, dass vielfach eine Grabenperiode und ein Grabenstadium eine identische Gruppierung von Befunden bein-halten.

Die unterste Gruppierungsebene Grabenphasen bzw. Wallphasen be-schreibt Differenzierungen innerhalb der Verfüllung eines Grabens oder einer Wallaufschüttung, wie die Anlage eines Grabens, verschiedene Ver-füllereignisse, die Schüttung eines Wallkörpers oder sich darin abzeich-nende Palisadenreihen.

Syntax für Benennungen der Befundgruppierungen

In den Anhängen 1–3 sind für jede der drei Befundgruppierungsebenen Listen möglicher Befundgruppentypen sowie die Syntax ihrer Benennung zusammengestellt. Die Benennungen wurden in der Projektdatenbank auf sämtliche dokumentierten Befunde angewandt. Die Benennungen setzen sich jeweils aus mehreren Komponenten zusammen, die eine Befundgrup-pe, je nach Ebene, eindeutig in einer Fundstelle, einer Grabungsfläche, ei-ner Schichtenformation usw. verorten. Soweit dies möglich war, sind in den Benennungen konkrete Interpretationen formuliert.

Da die Systematik der Befundgruppierung von einer idealen Befundsi-tuation ausgeht, die nicht in jedem Fall vorliegt, kommt es in einigen Fäl-len zu Schwierigkeiten bei der Zuordnung zur eigentlich richtigen Befund-gruppierungsebene: Dies betrifft beispielsweise Pfosten, die im Normalfall einem Haus bzw. einer Pfostenreihe zugeordnet sind und demzufolge ei-gentlich auf der Ebene Schichtengruppe angesiedelt sind. Handelt es sich allerdings um Pfosten, bei denen eine Zuordnung zu einem Schichtenver-band nicht möglich ist, müssen sie eine Gruppierungsebene höher einge-ordnet werden.

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Ähnlich kann es sich mit Feuerungsanlagen verhalten, die normalerwei-se auf der Ebene Schichtengruppe verortet sind, wenn sie eindeutig einem Haus oder einer Gasse zugeordnet werden können. Falls dies nicht der Fall ist, werden sie unter Schichtenverbänden eingruppiert. Bei Feuerungsan-lagen wurde die Problematik bei der Benennung der Schichtengruppen insofern berücksichtigt, als sie innerhalb der einzelnen Grabungsflächen durchlaufend nummeriert sind, unabhängig davon, auf welcher Befund-gruppierungsebene sie verortet sind. Bei Pfosten bietet sich eine vergleich-bare Lösung nicht an, da die Information, zu welchem Haus ein Pfosten gehört, möglichst explizit formuliert sein soll. Die Lösung in diesem Fall stellt einen Kompromiss dar: Bei Pfosten, die einem Haus oder einer Pfos-tenreihe zugewiesen werden können, setzt sich die Benennung aus dem Fundplatzkürzel, der Hausnummer und einer laufenden Nummer pro Haus bzw. Pfostenreihe zusammen. Nicht zugewiesene Pfosten müssen dagegen auf der Ebene der Grabungsflächen laufend nummeriert werden und erfordern daher die Nennung der Flächennummer.

Eigentlich würden sich aus den Benennungsprinzipien für die Schich-tengruppen sehr lange und unübersichtliche Bezeichnungen ergeben. Tat-sächlich müssen die Formulierungen in der Datenbank nicht ausgeführt werden, da für jeden Schichtenverband ein innerhalb des Visokobeckens unverwechselbarer Datensatz existiert. Die zweifelsfreie Identifizierung einer Schichtengruppe ergibt sich aus der Kombination mit dem zugehöri-gen Schichtenverband.

Eine Nummerierung von Schichtengruppen ist nur erforderlich, falls mehrere gleichartige Schichtengruppen innerhalb desselben Schichtenver-bandes vorkommen, die man nicht zusammen gruppieren möchte (z. B. ein Haus weist mehrere räumlich getrennte verbrannte Areale auf, es müssen mehrere Schichtpakete definiert werden, ein Graben weist mehrere, klar trennbare Verfüllhorizonte auf).

Sowohl innerhalb eines Schichtenverbandes als auch einer Schichten-gruppe kann es notwendig sein, Schichtpakete zu definieren, die vielfach Planierschichten oder Horizonte beschreiben, deren Interpretation nicht gänzlich klar ist. Diese können theoretisch aus einem Befund bestehen. Auf der Ebene Schichtenverband erhalten sie eine durchlaufende Num-merierung pro Fundplatz und Fläche, innerhalb von Schichtengruppen ist dagegen eine Nummerierung nur erforderlich, falls mehrere Schichtpakete existieren.

Zusätzlich zu den beschriebenen Befundgruppierungen hat die Daten-bank eine Spalte mit der Interpretation der Befunde nach der Auswertung (im Gegensatz zur während der Grabung vorläufig formulierten). In An-hang 4 sind die verwendeten Interpretationen aufgelistet. Über diese Spalte können Fundvergesellschaftungen klar definierter Befundkategorien abge-fragt werden. Zum Teil ergänzt die Spalte die drei Ebenen der Befundgrup-pierung, zum Beispiel bei der Differenzierung eines Pfostens in Pfostengrube und Pfostenstandspur bzw. bei der Unterscheidung der Teile eines Ofens.

ORGANISATION DER FUNDAUFNAHME UND KRITERIEN DER STICHPROBENAUSWAHL

Vorgehensweise bei der Materialaufnahme

Die Aufnahme des Fundmaterials aus den neolithischen und äneolithi-schen Siedlungen des Visokobeckens wurde in einem zweistufigen System organisiert. Der erste Erfassungsschritt – im Folgenden als Grobaufnahme bezeichnet – wird parallel zu den Grabungen bzw. in zeitnahen Aufarbei-tungskampagnen durchgeführt und umfasst das vollständige Material.

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Neben der quantitativen Erfassung der Funde erfolgt dabei eine erste ma-terial- und formenkundliche Klassifizierung der Funde (Anhang 5).

Aufbauend auf dem ersten Erfassungsschritt wird die Fundaufnahme in einer zweiten Stufe – die im Folgenden als Feinaufnahme bezeichnet wird – für qualifizierte Stichproben verfeinert, deren Zusammensetzung auf die jeweilige Materialgruppe und die an sie geknüpften Fragestellungen zugeschnitten ist. Bei der Aufnahme des Keramikmaterials werden tech-nologische Eigenschaften, morphologische Merkmale sowie Verzierungs-merkmale erfasst (siehe S. 143 ff.).

Im Gegensatz zu der ersten Stufe der Klassifizierung erfolgt die Fein-aufnahme auf der Ebene von zusammengehörigen Gefäßen bzw. Gefäß-teilen (Keramikeinheiten) losgelöst von ihrem Fundverband (Befund). Dies ermöglicht es, die räumliche und kontextuelle Verteilung von häufig über Befundgrenzen hinweg streuenden Keramikeinheiten im Hinblick auf funktionale Muster und taphonomische Prozesse zu analysieren.

Die Stichprobenauswahl für die Feinaufnahme der Keramik erfolgt nach den Erfordernissen der eingangs genannten Zielstellungen (siehe S. 19 ff.): Für die relativchronologische, sequenzielle Ordnung der morphologischen Merkmale, der technologischen Eigenschaften und der Verzierungsstile bedarf es einer möglichst breit gefächerten, Funde aller Siedlungsphasen

Tab. 5. Okolište. Kriterien für die Zusammensetzung und die Verteilung der Stichprobe der Feinaufnahme von Keramikeinheiten in den unter-schiedlichen Grabungsflächen.

Fläche Anzahl Keramikeinheiten Stichprobenkriterien

1 263 chronologische Gliederung: gezeichnete und fotografierte Einzelfunde in unterschiedlichen Befund-gruppierungen verteilter Befunde mit möglichst vielen Merkmalen

2 119 chronologische Gliederung: gezeichnete und fotografierte Einzelfunde in unterschiedlichen Befund-gruppierungen verteilter Befunde mit möglichst vielen Merkmalen

3 1002 Vergleich von Hausinventaren; Identifizierung von Aktivitätszonen und chronologische Gliederung: möglichst dichte Erfassung von Gefäßeinheiten

4 275 chronologische Gliederung: gezeichnete und fotografierte Einzelfunde in unterschiedlichen Befund-gruppierungen verteilter Befunde mit möglichst vielen Merkmalen; Fokussierung auf Schnitt 31, in dem die tiefste Stratigraphie vorlag; zusätzlich extreme Fälle und Fälle mit besonders hoher Informations-dichte aus der gesamten Fläche

5 203 chronologische Gliederung: Einzelfunde in unterschiedlichen Befundgruppierungen verteilter Befunde mit möglichst vielen Merkmalen

6 621 chronologische Gliederung: gezeichnete und fotografierte Einzelfunde in unterschiedlichen Befund-gruppierungen verteilter Befunde mit möglichst vielen Merkmalen; Fokussierung auf Schnitt 51; zusätz-lich extreme Fälle und Fälle mit besonders hoher Informationsdichte aus der gesamten Fläche sowie möglichst dichte Erfassung in dem ältesten eingetieften Haus Oko 38

7 84 chronologische Gliederung: Einzelfunde in unterschiedlichen Befundgruppierungen verteilter Befunde mit möglichst vielen Merkmalen

8 – aus Fläche 8 wurden keine diagnostischen Funde geborgen9 139 chronologische Gliederung: Einzelfunde in unterschiedlichen Befundgruppierungen verteilter Befunde

mit möglichst vielen Merkmalen

Tab. 4. Größe der Stichprobe der Feinaufnahme von Keramikeinheiten in Okolište, Kundruci und Zagrebnice.

Fundplatz Anzahl Keramikeinheiten

Okolište 2706Kundruci 192Zagrebnice 275

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beinhaltenden Stichprobe. Die funktionale Ansprache von Befundgrup-pen, die Rekonstruktion von Aktivitätsbereichen und der Vergleich von Hausinventaren erfordert dagegen eine hohe Stichprobendichte in beson-ders großflächig freigelegten Siedlungsarealen.

Entwicklung der Systematik der Grobaufnahme

Das System für die Grobaufnahme wurde im Laufe der unterschiedlichen Grabungskampagnen immer mehr optimiert, woraus sich bezogen auf die Erfassung von Keramik einige Inkonsistenzen ergeben: In den Grabungs-kampagnen 2002 und 2004 erfolgte die Erfassung des Gesamtgewichts und der Gesamtstückzahl eines Fundes. Ferner wurde das Gewicht verzierter Keramik sowie die Anzahl von Rand-, Wand- und Bodenscherben aufge-nommen. Verzierungen wurden beschrieben und teilweise skizziert.

Ab 2005 wurde eine durchgehende Warenklassifikation vorgenommen, die auf einer Kombination aus Oberflächentextur und Magerungsmaterial beruht. Zunächst wurden dabei im Wesentlichen nur Grobware sowie zwei unterschiedliche Feinwaren unterschieden. Die Aufnahme in einer Pro-jektdatenbank ermöglichte ferner die stärkere Differenzierung der Fund-beschreibungen in Bezug auf Anzahl, Gewicht, Gefäßteile, Gefäß- und Fußtypen sowie Verzierungstechniken.

Ab der Kampagne des Jahres 2006 wurde die Keramik technologisch genauer differenziert. Neben unterschiedlichen feinen und groben Waren erfolgte nun auch die Aufnahme von mittelfeinen Varietäten.

Wesentliche Veränderungen an dem Aufnahmesystem der Grobauf-nahme erfolgten zuletzt vor der Kampagne des Jahres 2008. Einerseits wurde eine Neuordnung der Gefäßtypenklassifikation vorgenommen und zusätzlich Rand-, Bauch- und Bodendurchmesser sowie Rand- und Boden-anteil erfasst, die zuvor nur im Rahmen der deutlich kleineren Stichprobe der Feinaufnahme aufgenommen worden waren. Andererseits wurde die Klassifikation von Verzierungen um Muster bzw. Verzierungsarten wie Bänder, Flächen usw. erweitert.

Zusammensetzung der Stichprobe der Feinaufnahme

Die Stichprobe der Feinaufnahme für die Siedlungen Okolište, Kundruci und Zagrebnice umfasst insgesamt fast 3 200 Keramikeinheiten, die sich entsprechend Tabelle 4 auf diese Fundplätze verteilen. Innerhalb der Sied-lung Okolište sind alle Flächen vertreten, wenn in ihnen ungestörte neoli-thische Befunde festgestellt wurden (Tab. 5). Dies ist nur in Fläche 8 nicht der Fall. Der größte Teil der Funde wurde direkt anhand des Original-materials erfasst, lediglich bei etwa 25 % der Keramikeinheiten erfolgte die Aufnahme nachträglich anhand von Zeichnungen und Fotos. Dies betrifft vor allem Funde der ersten Grabungskampagnen sowie einen Teil des Ma-terials aus Fläche 3 (Kampagne 2005).

Insgesamt 2 113 Keramikeinheiten (65 %) lieferten Informationen zu Verzierungen, die übrigen enthalten ausschließlich Angaben zur Gefäß-morphologie. Bei etwa ebenso vielen Gefäßeinheiten liegen Informationen zu technologischen Merkmalen vor.

Die Zusammensetzung der Stichprobe der Feinaufnahme wurde auf die unterschiedlichen Fragestellungen der Arbeit zugeschnitten (siehe Tab. 5). In den kleineren Flächen 1, 2 und 4–9 erfolgte eine Fokussierung auf die chronologische Differenzierung des Fundmaterials, indem sich bei der Aufnahme auf Befunde konzentriert wurde, in denen möglichst viele Merkmale vereint sind. In der größten ausgegrabenen Fläche 3 wurde eine

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möglichst dichte Erfassung von Gefäßeinheiten angestrebt, um horizonta-le Verteilungen von Merkmalen/Merkmalskombinationen in Häusern und Freiflächen untersuchen zu können.

Als wesentliches Kriterium für die Auswahl der aufzunehmenden Stü-cke diente jeweils die während der Grabung vorgenommene Auswahl von Einzelfunden. Die Entscheidung, welche Stücke bei der Feinaufnahme er-fasst wurden, erfolgte auf Grundlage einer bewussten Auswahl typischer und extremer Stücke. Der Nachteil dieses Verfahrens liegt darin, dass eine Repräsentativität wahrscheinlich nur in eingeschränktem Maße gegeben ist. Ein wesentlicher Vorteil bestand darin, dass sich auf Gefäßeinheiten konzentriert werden konnte, die möglichst viele Informationen zu un-terschiedlichen Teilfragestellungen enthalten13. Angesichts der starken Fragmentierung des Materials erschien ein entsprechendes Vorgehen im Hinblick auf die Identifikation von Abhängigkeiten zwischen Technolo-gie, Morphologie und Verzierungen vorteilhaft. Der Nachteil der teilwei-se eingeschränkten Repräsentativität wird meiner Ansicht nach durch die Möglichkeit ausgeglichen, die Stichproben der Feinaufnahme mit der Grobaufnahme zu vergleichen. Dadurch ist jeweils möglich, anhand der Grobaufnahme die Repräsentativität einer Merkmalsausprägung in der Feinaufnahme abzuschätzen.

PR ÄMISSEN UND BEGRIFFSBESTIMMUNGEN BEI DER QUELLENKRITISCHEN BEWERTUNG VON FUNDINVENTAREN

Bei der Interpretation von Fundvergesellschaftungen aus archäologischen Ausgrabungen im Allgemeinen und in Siedlungsgrabungen im Besonde-ren muss berücksichtigt werden, dass in vielen Fällen der Auffindungskon-text von Gegenständen nicht identisch mit ihrem Gebrauchskontext ist. Die Objekte unterlagen zwischen ihrer Nutzungszeit und der Auffindung durch Archäologen einer Reihe von Selektions- und Verlagerungspro-zessen, deren Analyse mit dem Versuch der Rekonstruktion vergangener Lebenswelten einhergehen sollte. Neben der quellenkritischen Relevanz für funktionale Vergleiche sind entsprechende Untersuchungen auch für die typochronologische Sequenzierung des Fundgutes im Hinblick auf die Beantwortung der Frage bedeutsam, welchen zeitlichen Rahmen Fundin-ventare repräsentieren und inwieweit sie für nachweisbare Fundkatego-rien vollständige Inventare darstellen. Dies gilt im besonderen Maße für Siedlungskontexte, die mit dem üblichen Verständnis von geschlossenen Funden nicht für weitergehende Analysen operationalisiert werden kön-nen.

13 Das Ergebnis des Versuchs einer im Frühjahr 2006 unternommenen Zufallsauswahl er-wies sich als sehr unbefriedigend, weil dabei fast nur relativ kleine Stücke mit sehr einge-schränktem Informationsgehalt in der Stichprobe enthalten waren, wofür vor allem die starke Fragmentierung des Materials verantwortlich ist.

Tab. 6. Typen taphonomischer Vergesellschaftungen und ihre Äquivalente im archäologi-schen Kontext.

Art der Vergesellschaftung Paläontologie Archäologie

Biozönose Lebensgemeinschaft GebrauchskontextThanatozönose Totengesellschaft AbfallkontextTaphozönose Grabgesellschaft AblagerungskontextOryktozönose Ausgrabungsgesellschaft Ausgrabung/Auswertung

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Die als Taphonomie bezeichnete Lehre von der Fossilisation wurde aus der Paläontologie entlehnt und zuerst im angloamerikanischen Raum systematisch für die Analyse archäologischer Fundvergesellschaftungen angewendet (z. B. Schiffer 1972). U. Sommer (1991) führte die Theorie in die deutschsprachige archäologische Forschung ein. Bisher stellen Un-tersuchungen zur Taphonomie leider noch keineswegs die Regel bei Vor-lagen von Grabungen dar, gewinnen jedoch aufgrund ihres Potentials für das Verständnis der Genese von Fundvergesellschaftungen und Sedimen-tationsprozessen auch über traditionelle Anwendungsfelder hinaus (z. B. in der paläolithischen Archäologie) unter anderem auch für neolithische Kontexte in Mittel- und Südosteuropa mehr und mehr an Bedeutung (z. B. Leuzinger 2000, 132–157; Röder/Huber 2007, 160–180; Wolfram 2008; Chapman/Gaydarska 2007).

In der Terminologie der Taphonomie werden entsprechend Tabelle 6 vier charakteristische Typen von Vergesellschaftungen bzw. Zuständen von Fundinventaren unterschieden, die folgenden Arten archäologischer Fundvergesellschaftungen entsprechen.

Fundspektren von Siedlungen sind in starkem Maße durch funktiona-le Selektionsprozesse geprägt. Generell werden die materiellen Hinterlas-senschaften, wenn es sich nicht um bewusst deponierte Objekte handelt, als Abfall bzw. Müll angesprochen, also als Objekte oder Materialien, die bereits zu Lebzeiten der untersuchten Gesellschaft weggeworfen bzw. um-genutzt worden waren. Güter, die man nach objektiven oder subjektiven Kriterien wertschätzte, waren in der Regel von diesen Vorgängen ausge-schlossen und sind demzufolge im Fundgut tendenziell unterrepräsentiert. Bei den Entsorgungsprozessen wurden bewegliche Gegenstände vielfach aus ihrem funktionalen Kontext entfernt und zusammen mit Gegenstän-den und Materialien aus anderen Kontexten abgelagert.

Für Keramik wurde festgestellt, dass die Zusammensetzung von Gefäß-inventaren in Abfallkontexten nicht der Zusammensetzung von Inventaren in Gebrauchskontexten entspricht (David/David-Hennig 1971; Sommer 1991, 80). Entsprechende Verzerrungen resultieren aus der unterschiedli-chen Lebensdauer von verschiedenen Funktionstypen und Größenklassen. Für den Vergleich von Fundinventaren von Häusern und daraus abgeleite-ten sozialhistorischen Implikationen hat dies insofern erhebliche Konse-quenzen, als generell gesichert sein sollte, dass diese vollständig und nicht durch Abfall kontaminiert sind.

Auch nach Abschluss der anthropogenen Ablagerung unterlagen Fund-inventare vielfach weiteren Veränderungsprozessen. Einerseits repräsen-tieren Fundinventare aus Mineralbodensiedlungen aufgrund ungünstiger Erhaltungsbedingungen für organische Materialien wohl generell nur ei-nen sehr kleinen Ausschnitt der materiellen Kultur einer Gesellschaft. Die überlieferten Gegenstände unterlagen in der Regel Umlagerungs- und Zer-störungsprozessen durch Erosion, Bioturbation oder durch nachsiedlungs-zeitliche anthropogene Tätigkeiten wie Ackerbau usw.

Im Folgenden sind einige Begriffe erläutert, wenn sie für die Diskussion der Fundverteilungen in Okolište von Bedeutung sind. Auf M. B. Schif-fer (1972, 161) geht die Unterscheidung zwischen primärem Abfall, der bis zu seiner Auffindung am Ort seines Gebrauchs verblieb, und sekundärem Abfall zurück, dessen Fundort nicht identisch mit seinem Verwendungs-ort ist. Eine dritte Kategorie bildet sogenannter de-facto-Abfall, der bei der Auflassung einer Behausung zurückgelassenes Material umfasst.

Nach U. Sommer (1991, 94 f.) werden innerhalb von Häusern aktive Zo-nen, in denen ständig gearbeitet und herumgelaufen wurde, von nicht stän-dig und intensiv genutzten passiven Zonen unterschieden. Aktive Zonen wurden während der Benutzungszeit der Gebäude regelmäßig gereinigt, während dies für passive Zonen nur in eingeschränktem Maße gilt. Au-

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ßerhäusliche Arbeitsbereiche stellen Aktivitätszonen dar, die in der Regel ebenfalls von Müll frei gehalten wurden. Dem stehen vielfach Abfallareale gegenüber, deren Ausprägung in starkem Maße von den Raumverhältnis-sen in einer Siedlung abhängig und generell kulturspezifisch ist (z. B. Keh-richtbereiche oder Abfallhaufen). Eine weitere Kategorie stellt sogenannter Fremdabfall dar, der Ablagerungen von Müll in verlassenen Behausungen und damit Vermischungen von Inventaren beschreibt.

Die konkrete Vorgehensweise bei der taphonomischen Analyse der Fundvergesellschaftungen in Okolište ist weiter unten näher beschrieben (siehe S. 269 ff.). Den entsprechenden Analysen folgt eine Kategorisierung der Befunde auf der Gruppierungsebene von Schichtenverbänden.

METHODISCHE PR ÄMISSEN FÜR DIE CHRONOLOGISCHE DIFFERENZIERUNG DER BEFUNDE UND DES KER AMIK MATERIAL S AUS OKOLIŠTE

Methoden zur chronologischen Ordnung von Siedlungsbefundenund Siedlungsfundinventaren

Die unten behandelte chronologische Gliederung der Befunde und des in ihnen vergesellschafteten Keramikmaterials aus Okolište basiert auf der Kombination mehrerer Methoden (siehe S. 263 ff.). Die Hauptschwierigkeit bei der angestrebten chronologischen Ordnung dieser beiden Quellen-gruppen besteht darin, dass die Befunde und Keramikfunde aus räumlich getrennten Grabungsflächen stammen, deren relativchronologisches Ver-hältnis nicht durch eine durchgehende stratigraphische Sequenz von Bau-horizonten abgesichert ist.

Generell können zwei unterschiedliche Ebenen chronologischer Dif-ferenzierung von Stratigraphien unterschieden werden: befundbezogene zeitliche Abfolgen von Siedlungsschichten bzw. Architekturresten und artefaktbezogene chronologische Sequenzen von Merkmalskombinatio-nen (Eichmann 1989, 1 f.). In befundbezogenen Stratigraphien gliedern Änderungen von Baustrukturen bzw. andere einschneidende Ereignisse der Siedlungsgeschichte eines Ortes, wie zum Beispiel die Erneuerung bzw. Verlagerung von Gräben, den Befundbestand mittels klarer Zäsuren. Dagegen ist bei der typologischen Entwicklung von Keramikmaterial nur in Ausnahmefällen mit derart scharf abgrenzbaren Brüchen zu rechnen. Vielmehr stellt ein kontinuierlicher Formenwandel der materiellen Hin-terlassenschaften menschlicher Gesellschaften einen empirisch belegten Fakt dar (Madsen 1988, 21), für den nicht zu generalisierende kulturelle Prozesse verantwortlich sind und in dem unterschiedliche Typen in der Regel verschieden lange Laufzeiten aufweisen. Entsprechende stilistische Veränderungen von Artefakten können mit unterschiedlicher Geschwin-digkeit ablaufen und damit zum Beispiel auf eine besonders hohe oder geringe Innovationsbereitschaft bzw. Transformationsdynamik einer Ge-sellschaft verweisen (Frirdich 1994, 353–359; Müller 2001, 32; Schier 2001).

Die Problematik, nicht durch direkte stratigraphische Beziehungen ver-knüpfte Ausgrabungen in eine zeitliche Ordnung zu bringen – unabhängig davon, ob sie am gleichen oder an unterschiedlichen Fundplätzen gelegen sind – kann im Wesentlichen auf zwei Wegen „gelöst“ werden: 1. Naturwissenschaftliche Datierungen liefern absolutchronologische

Altersspannen von Artefakten und Baustrukturen. Mittels Bayesscher Statistik ist es zum Beispiel möglich, die Datierungsspanne mehre-rer 14C-Einzeldaten in statistischen Modellen erheblich einzugrenzen, wenn ihr stratigraphisches Verhältnis bekannt ist (Bayliss u. a. 2007).

2. Unter der Prämisse, dass vor allem die Zeit für Unterschiede zum Bei-

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spiel von Keramikverzierungen und Gefäßformen verantwortlich ist, führt man eine sequenzielle Ordnung von Inventaren und der in ihnen enthaltenen stilistischen Merkmale durch. Die als Seriation bezeichnete Methode basiert auf der Koexistenz von Typen oder Merkmalen inner-halb geschlossener oder relativ geschlossener Befunde (siehe unten), die unterschiedliche Laufzeiten aufweisen können (Schier 1995, 172–176; Eggert 2001, 201–221). Da diese Laufzeiten sich mit den Laufzeiten anderer Typen überschneiden, lassen sich so über geeignete Ordinati-onsverfahren oder bloße Anschauung Sequenzen von Inventaren bzw. Merkmalskombinationen herstellen. Aufgrund der Überlappungen der Laufzeiten unterschiedlicher Typen kann so unter günstigen Bedin-gungen eine Sequenz der Inventare in richtiger relativchronologischer Reihenfolge erstellt werden, die allerdings unbedingt der Verifizierung durch andere Argumente bedarf (Stratigraphie, naturwissenschaftliche Datierungen).

Anders als bei Grabinventaren, in denen die gleichzeitige Niederlegung der vergesellschafteten Artefakte vielfach zumindest sehr wahrscheinlich ist, stellen Siedlungsbefunde keine geschlossenen Funde im klassischen von Oscar Montelius konzeptionalisierten Sinn dar (vgl. Eggert 2001, 54 f.). Vielmehr handelt es sich um Artefaktkollektionen, die im Rahmen komplexer Depositionsumstände entstanden sind (Sommer 1991; siehe hier S. 229 ff.). In Siedlungskontexten liegen demnach in enger räumlicher Verflechtung in unterschiedlich langen Zeiträumen akkumulierte Fundin-ventare vor. Während beispielsweise das in situ verwahrte Inventar eines niedergebrannten Hauses gewissermaßen eine Momentaufnahme dar-stellt, repräsentieren Fundkomplexe aus häufig begangenen und zur Ab-fallbeseitigung genutzten Freiflächen einen längeren Zeitraum und weisen dementsprechend eine gewisse zeitliche Unschärfe auf. In solchen Fällen wird von „relativ geschlossenen Befunden“ gesprochen (Müller 1997, 3 f.; 2001, 59).

Trotz der genannten Einschränkungen hat sich gezeigt, dass sich Se-riationsverfahren auch für die chronologische Differenzierung von Ma-terial aus Siedlungen sehr gut eignen. Voraussetzung ist, dass in dem zu analysierenden Komplex insgesamt eine hinreichend lange Zeitdauer repräsentiert ist, welche die Laufzeiten der einzelnen Typen des zu glie-dernden Komplexes deutlich übersteigt. Ferner dürfen Depositionspro-zesse nicht zu einer vollständigen Vermischung des Materials geführt haben, sondern innerhalb der einzelnen Fundkomplexe muss eine kri-tische Masse von zeitgleichen Artefakten enthalten sein. Bereits Oscar Montelius hatte darauf hingewiesen, dass mit der Anzahl der Artefakte in einem Inventar die statistische Sicherheit einer Gleichzeitigkeit steigt (Eggert 2001, 55).

Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche chronologische Se-quenzierung ist die annähernd unimodale Verteilung der Merkmale inner-halb der zeitlichen Dimension (Schier 1995, 172–176). Ist diese Bedingung aufgrund einer Vermischung von Inventaren, einer zu unscharfen Typen-definition oder einer spezifischen kulturellen Situation nicht erfüllt, also wenn eine bi- oder polymodale Verteilung dieser Typen in der Zeit vorliegt, werden nicht gleichzeitige Typen fälschlich miteinander verknüpft und in der Konsequenz die Qualität der Analyse beeinträchtigt. W. Schier (2001) hat anhand des Keramikmaterials aus Vinča methodisch beispielhaft ge-zeigt, dass durch eine Grabungstechnik in künstlichen Abhüben verschie-dene Grade der Kontamination von Fundvergesellschaftungen entstehen können. Im Fall von Vinča kann dieses Problem umgangen werden, indem vor den Seriationen sichergestellt wurde, dass die letztlich verwendeten Typen innerhalb der stratigraphischen Abfolge annähernd normalverteilt

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sind. Die Möglichkeit einer solchen Kontrolle ist allerdings nur in einge-schränktem Maße gegeben, wenn – wie in Okolište – keine durchgehende befundbezogene Stratigraphie vorliegt, die als unabhängiges Korrektiv für die definierte Typeneinteilung dienen kann. Allerdings liegen unterschied-liche Teilstratigraphien vor, deren Abfolgen sich in den Seriationen wieder-finden lassen sollten.

Die chronologische Differenzierung des Fundmaterials basiert immer auf statistischen Wahrscheinlichkeiten, die von der Unsicherheit und nur relativen Geschlossenheit der verglichenen Inventare ausgehen. Die fein-chronologische Differenzierung der Gefäßkeramik mit einer möglichst ho-hen zeitlichen Auflösung ist nur unter Anwendung statistischer Verfahren möglich, die den zeitlichen Ablauf zum Beispiel einer Keramikentwicklung als dynamischen Prozess begreifen und die Datierungsunschärfe der nur relativ geschlossenen und teilweise unvollständigen Inventare zulassen. Ein solches Verfahren bietet die Korrespondenzanalyse, die eine Ordnung von Fundgesellschaften nach deren mittlerer Häufigkeitswahrscheinlich-keit, also im chronologischen Sinne deren mittlerer Datierung, vornimmt (Müller/Zimmermann 1997). Das Verfahren zeichnet sich durch sta-tistische Robustheit aus und liefert eine „korrespondierende Darstellung von Typen und Fundeinheiten im Koordinatensystem der Eigenvektoren, [die] eine skalierte Darstellung der Ähnlichkeitsbeziehungen zwischen Funden und/oder Typen ermöglicht“ (Schier 1995, 172–176). Inwieweit in entsprechenden Darstellungen ein von anderen Faktoren unbeeinflusster zeitlicher Gradient repräsentiert ist, kann anhand der Anordnungen der Inventare bzw. Typen in Vertikalstratigraphien und in Relation zu natur-wissenschaftlichen Datierungssequenzen abgeschätzt werden.

Chronologische Relevanz von Unterschieden der Schichtmächtigkeitenvon Tellsiedlungen

Die Entstehung von Siedlungshügeln beruht gewissermaßen auf der Über-lagerung mehrerer Siedlungen und der Akkumulation des Baumaterials von Häusern, die vielfach in Superposition am gleichen Platz übereinan-derliegen (Rosenstock 2009, 187–197). Entsprechend besteht zwischen der Mächtigkeit anthropogener Ablagerungen und der Dauer der Besied-lung an einem Platz ein tendenzieller Zusammenhang. Im Fall des Tells von Okolište stellt sich die Frage, ob die oben beschriebenen Terrassie-rungen (siehe S. 39 ff.) und die damit korrelierenden Unterschiede der Schichtmächtigkeiten als Ausdruck unterschiedlich langer Siedlungsdauer interpretiert werden können oder andere Faktoren für diese Hügelform verantwortlich sind.

Asymmetrische Formen mit einer höheren steilen und einer niedrigeren flach abfallenden Seite weisen Siedlungshügel insbesondere des vorderasia-tischen Raumes auf. Nach A. Miller Rosen (1986, 25–52) besteht eine klare Korrelation zwischen diesen Asymmetrien und der naturräumli-chen Exposition der Hügel. Danach stellen entsprechende Tellformen in erster Linie ein Ergebnis von nachsiedlungszeitlichen Erosionsprozessen dar. Wie stark solche Effekte wirksam sind, hängt allerdings von unter-schiedlichen Faktoren wie Bewuchsdichte, Hauptwindrichtung und Nie-derschlagsmenge ab. Demnach sind die Erosionsraten in Regionen mit humidem Klima und dichtem Bewuchs – zu denen auch Zentralbosnien gehört – vergleichsweise sehr niedrig (vgl. Rosenstock 2009, 197 f.).

Variierende Mächtigkeiten anthropogener Ablagerungen innerhalb von Siedlungen wurden an Tells im östlichen Karpatenbecken konstatiert. In mehreren Fundplätzen dieser Region existieren relativ kleine Tells inmit-ten von ausgedehnten Flachsiedlungen (z. B. Raczky/Anders 2010; Racz-

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ky u. a. 2011). Als Erklärung für diese Variabilität wurden insbesondere Unterschiede der Bebauungsdichte von Häusern identifiziert, die zu un-terschiedlichen Sedimentationsmächtigkeiten führten. Die Laufzeit der Flachsiedlung unterscheidet sich im Fall der Fundstelle Polgár Csőszhalom zumindest nach derzeitiger Kenntnislage nur unwesentlich von jener der zugehörigen Tells.

Teilweise sehr ähnliche Situationen wie in Ostungarn wurden im Rah-men zweier aktueller Grabungsprojekte in Rumänien erkannt. In Uivar im rumänischen Banat war im Umfeld eines Tells eine Außensiedlung festge-stellt worden, die von einer möglicherweise mehrphasigen Grabenanlage umgeben war (Schier/Draşovean 2004; Draşovean/Schier 2010). Zu-nächst war die deutlich geringere Schichtmächtigkeit der Außensiedlung darauf zurückgeführt worden, dass eine ursprünglich wesentlich kleinere Vinča-Siedlung während der frühen Kupferzeit erweitert wurde und da-bei das Grabensystem an das vergrößerte Siedlungsareal angepasst wurde. Mittlerweile werden auch andere Szenarien in Betracht gezogen, darunter eines entsprechend dem für Polgár Csőszhalom skizzierten sowie eine Ver-kleinerung der Siedlung.

Im südrumänischen Pietrele ist das zeitliche Verhältnis zwischen einem Tell mit 7 m Schichtmächtigkeit und einer zugehörigen Außensiedlung zwar noch nicht abschließend geklärt, jedoch sind die beiden Teile der Siedlung offenbar in einer frühen und einer späten Phase der Siedlung zu-mindest partiell gleichzeitig (Hansen u. a. 2010; Hansen/Toderaş 2012; Reingruber 2012).

Aus dem anhand weniger Beispiele skizzierten Erwartungsrahmen wird deutlich, dass abgesehen von Laufzeitunterschieden auch noch andere Faktoren für variierende Schichtmächtigkeiten von Siedlungshügeln ver-antwortlich sein können. Im Fall von Okolište werden somit zur Interpre-tation des terrassenförmigen Reliefs des Tells unterschiedliche Argumente gegeneinander abzuwägen sein. Neben der typochronologischen und ra-diometrischen Einordnung des Fundmaterials aus oberflächennahen Be-funden unterschiedlicher Bereiche des Tells muss dabei insbesondere die Entwicklung des Grabensystems sowie Vergleiche der Bebauungsdichte und Hauskonstruktionsweise berücksichtigt werden.

METHODEN ZUR UNTERSUCHUNG VON ARCHITEK TURUND SIEDLUNGSSTRUK TUREN

Architektur und die aus ihr gebildeten Bebauungen strukturieren den Raum in einer Siedlung sowohl nach innen als auch nach außen in private und öffentliche Bereiche und lassen wichtige Rückschlüsse auf die Organi-sation einer Gesellschaft zu (zahlreiche Beiträge zu diesem Thema finden sich in Trebsche u. a. 2010). Für siedlungsarchäologische Untersuchungen mit sozialhistorischen Fragestellungen stellen Hausarchitektur und die darum gelegenen Areale entscheidende Bezugspunkte dar, da sie maßgeb-liche Einheiten des Vergleichs bieten, welche einen direkten Bezug zu den hier lebenden Menschen und ihrer Familien- bzw. Sozialstruktur haben. Dies gilt gleichermaßen auch für andere räumliche Ebenen wie Siedlungen als Ganzes und regionale Siedlungsgebiete.

Architektur und Siedlungsstrukturen sind in dieser Arbeit für die Dis-kussion weitergehender Fragestellungen nur insofern berücksichtigt, wie es für die kontextuelle Verortung des Keramikmaterials sowie der daraus abgeleiteten Implikationen notwendig erscheint. Die zugrunde liegenden Konzepte und Theorien sind im Folgenden in der gebotenen Kürze darge-stellt.

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Architektur

Bautypen und die Konstruktionsweise von Häusern liefern im lokalen und regionalen Vergleich Indizien dafür, inwieweit innerhalb eines Ortes bzw. einer Siedlungsregion kulturelle Homogenität vorliegt. Andererseits haben sie eine funktionale Dimension, da sie Indizien für eine mögliche funk-tionale Differenzierung zwischen den Bauten einer Siedlung darstellen können. Potentiell einen direkten Zugang zu den demographischen Ver-hältnissen bzw. Familiengrößen sowie dem Grad sozialer als auch funkti-onaler Differenzierung vermitteln Hausgrößen. Unterschiedliche Ansätze gehen davon aus, dass eine Relation zwischen der Größe eines Hauses und der Anzahl seiner Bewohner besteht (Chapman 1981, 60–62). Demnach vermitteln Unterschiede von Hausgrößen zumindest einen ungefähren Rahmen für anzunehmende Familiengrößen und deren Variabilität bzw. alternativ soziale Unterschiede in einer Gesellschaft. Entscheidende Sig-nifikanz können entsprechende Schätzungen durch die Einbeziehung der Anzahl von Räumen und Feuerungsanlagen sowie aus der Analyse von Fundverteilungen gewonnene Erkenntnisse zur funktionalen Organisation von Haushalten und im Umfeld befindlicher Aktivitätszonen erhalten.

Siedlungsstrukturen auf lokaler Ebene

Die Siedlungsstrukturen innerhalb eines Ortes werden vor allem von der Anordnung der Häuser zueinander bestimmt. Ein wichtiges Instrument zur Analyse und sozialen Interpretation dieser Bebauungsstrukturen stellt die von Bill Hillier und Julienne Hansen entwickelte space syntax theory dar, deren analytisches Potential im Fall der Siedlung Okolište bereits de-monstriert wurde (Müller-Scheessel u. a. 2010 a). Wichtige Parameter für die Beschreibung und den Vergleich von Siedlungsstrukturen stellen außerdem auch die Bebauungsdichte, der minimale Abstand zwischen Bauten (minimal interbuilding distance oder MIB-distance) und die Aus-richtungen von Häusern dar (z. B. Mattheusser 1991; Rosenstock 2009, 143). Auf lokaler Ebene sind Vergleiche dieser Größen potentiell zur funk-tionalen und sozialen Differenzierung unterschiedlicher Siedlungsareale geeignet; im diachronen Maßstab können sie auf soziale und organisatori-sche Veränderungen bzw. Kontinuitäten verweisen. Für die Frage nach der politischen und sozialen Ordnung einer Gesellschaft liefert ferner auch die Analyse von Veränderungen oder Kontinuitäten nach Zerstörungs- bzw. Brandereignissen wichtige Indizien, weil daran von kommunalen Institu-tionen gesteuerte administrative Maßnahmen bzw. gegebenenfalls Eigen-tumsstrukturen sichtbar werden können.

Für die Beantwortung unterschiedlicher Fragen sind Erkenntnisse zur Lebensdauer und Anzahl gleichzeitiger Häuser von großer Bedeutung. Ne-ben Hausgrößen ergeben sich aus der durchschnittlichen Lebensdauer von Häusern Indizien für die Zusammensetzung von Familien, je nachdem, ob diese eine oder mehrere Generationen umfassen. Aus Schätzungen der Bevölkerungsgröße lassen sich einerseits Erkenntnisse zum Grad und zu Formen der Landschaftsnutzung im Umfeld der Siedlung ableiten (Mül-ler 2006; Hofmann u. a. 2006, 195–200). Wie empirische Forschungen an ethnographisch untersuchten Gesellschaften zeigen, besteht anderer-seits auch zwischen Bevölkerungsgröße und gesellschaftlicher Komple-xität ein signifikanter Zusammenhang (Johnson 1982, 390 Abb. 21, 1). Die Schätzung der Lebensdauer und der Anzahl gleichzeitiger Häuser in Okolište geht von der Kenntnis des Materialvolumens von Gebäuden, der Bebauungsdichte, der Anzahl von Siedlungsschichten sowie des Volu-mens des Tellkörpers aus (zur genauen Methodik der Berechnung siehe S.

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376 ff.). Dass entsprechende Schätzungen möglich und gerechtfertigt sind, wird auch durch bodenkundliche und geochemische Untersuchungen ge-stützt, denen zufolge offenbar ein überwiegender Teil des Volumens von Siedlungshügeln aus Baumaterial von Häusern besteht (zusammenfas-send Miller Rosen 1986, 10–13; Rosenstock 2009, 120–123; vgl. auch Draşovean/Schier 2010, 182).

Siedlungsstrukturen auf regionaler Ebene

Auf regionaler Ebene spielen neben Vergleichen bereits in anderem Zu-sammenhang aufgeführter Parameter – wie Größe und Ausrichtung von Häusern sowie Bebauungsdichte – insbesondere Siedlungsplatzmaße wie Siedlungsgröße, Schichtmächtigkeit und Volumina von Tellkörpern eine wichtige Rolle. Die Analyse von Siedlungsplatzmaßen stellt innerhalb der Siedlungsarchäologie einen weithin akzeptierten Ansatz mit einer Vielzahl von Implikationen dar, der letztlich aus der Geographie entlehnt ist.

Variationen der Größe von Orten in regionalen und überregionalen Siedlungssystemen wurden mittels unterschiedlicher Theorien bzw. Ansät-ze konzeptionalisiert, deren Bedeutung für die Erforschung neolithischer Siedlungen des zentralbosnischen Visokobeckens bereits untersucht wur-de (Hofmann u. a. 2010 b). Nach W. Christallers (1933) zen tralörtlicher Theorie bestehen in entwickelten Siedlungssystemen zentrale Orte, die ge-genüber peripheren einen Bedeutungsüberschuss besitzen und diese mit speziellen Gütern und Dienstleistungen versorgen. Auf empirischen Beob-achtungen beruht die sogenannte Rang-Größen-Regel (rank size rule), der zufolge ein klarer Zusammenhang zwischen der Größe und der Bedeutung eines Ortes besteht (Bernbeck 1997, 175–179). In graphischen Darstellun-gen der Rang-Größen-Verteilungen können charakteristische Abweichun-gen von der beobachteten Idealverteilung mit konkreten ökonomischen und politischen Prozessen erklärt werden.

Bei Siedlungsgrößen kann es nach E. Rosenstock (2009, 109–111) zu Problemen hinsichtlich der Vergleichbarkeit kommen, je nachdem ob die-se nach der Ausdehnung von Fundstreuungen oder von Architekturresten bzw. Siedlungsablagerungen ermittelt wurden. Entsprechende Abweichun-gen können für die im Rahmen unseres Projektes prospektierten Siedlun-gen ausgeschlossen werden, deren Ausdehnung durch Bohrserien ermittelt wurde (vgl. Hofmann/Müller-Scheessel 2013 c). Dies gilt allerdings nicht für einige andere in diese Untersuchung einbezogenen Siedlungen in anderen Regionen Zentralbosniens, deren Größe in der Regel über die Ausdehnung von Fundstreuungen festgestellt wurde.

Auf die Problematik der Interpretation von Schichtmächtigkeiten von Siedlungshügeln war oben bereits eingegangen worden (siehe S. 64 f.).

METHODIK VON UNTERSUCHUNGEN DES KER AMIK MATERIALS IN BEZUG AUF HISTORISCHE UND SOZIALHISTORISCHE FR AGESTELLUNGEN

Um das Keramikmaterial aus Okolište und anderen neolithischen Sied-lungen des Visokobeckens über chronologische Fragen hinaus für die Rekon struktion der sozialen Verhältnisse und der Entwicklungsdynamik der spätneolithischen Gesellschaft zu konzeptionalisieren, konzentrieren sich die Untersuchungen auf die zwei größeren Themenbereiche Stil und Funktion, zwei Begriffe die hier allerdings nicht im Sinne einer Dichoto-mie interpretiert werden sollen. Funktion (oder Gebrauch) wird vielmehr eher als Teilaspekt von Stil verstanden, der selbst eine Übereinstimmung morphologischer, dekorativer und technologischer Eigenschaften einer

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Gruppe von Objekten beschreibt (vgl. Hahn 2005, 145–152). Die konkrete Frage wird sein, ob und inwieweit an dem Material aus Okolište stilisti-sche Variabilität und davon abgeleitet Unterschiede von Gefäßfunktionen zu beobachten sind, die im Kontext der Variabilität anderer Quellen- bzw. Materialgruppen – wie zum Beispiel der Bebauungsstruktur, von Hausgrö-ßen oder regionalen Siedlungsmustern – im Hinblick auf die Fragestellun-gen unseres Projektes interpretiert werden können (siehe S. 19 ff.).

Das Vorhaben umfasst sowohl eine zeitliche als auch eine räumliche Perspektive: In der zeitlichen Dimension sind diachrone stilistische und daraus abzuleitende funktionale Veränderungen materieller Kultur sicher-lich am besten mit der Entwicklung lokaler und regionaler Siedlungsstruk-turen sowie Bevölkerungsgrößen zu korrelieren und zu interpretieren. Da es in Siedlungen des Visokobeckens in einer Reihe von Fällen gelungen ist, konkrete Häuser zu identifizieren, die zumindest teilweise gleichzei-tig sind, kann das Keramikmaterial darüber hinaus in einer räumlichen Per spektive zur Klärung der Rolle von Haushalten in der spätneolithi-schen Gesellschaft beitragen. Dafür ist zu analysieren, wie sich stilistische Merkmale des Keramikmaterials in unterschiedlichen Häusern verteilen, um dabei im günstigen Fall sozial oder funktional determinierte Ausstat-tungsunterschiede zu identifizieren, die Hinweise auf Gruppenidentitä-ten, Spezialisierungen oder Prestige- bzw. Reichtumsunterschiede geben. Bevor konkreter auf die Vorgehensweise eingegangen wird, sind einige grundsätzliche Überlegungen zur Nachweisbarkeit und möglichen Bedeu-tungen funktionaler und stilistischer Variabilität vorangestellt.

Methodische Prämissen für die Untersuchung von Gefäßfunktionen

Bezüglich der Frage nach der Funktion von Gefäßen ist aus ethnographi-scher bzw. ethnoarchäologischer Perspektive nachdrücklich darauf hinge-wiesen worden, dass vielfach eine deutliche Diskrepanz zwischen dem bei der Herstellung intendierten Gebrauch und der tatsächlichen Verwendung von Gefäßen zu beobachten ist (Wotzka 1997, 292 f.). Demnach werden bei der in archäologischen Fundkomplexen anhand technologischer und formenkundlicher Merkmale sowie der Dimension von Gefäßen vorge-nommenen Klassifizierungen von Töpfereierzeugnissen eher die Kate-goriesysteme der Produzenten von Keramik als deren reale Funktionen rekonstruiert. Aus dem Umstand, dass die entsprechenden Kategorisie-rungen in unterschiedlichen kulturellen Kontexten in hohem Maße varia-bel sind, wird ferner geschlossen, dass Gefäßkategorien generell kulturelle Konstrukte darstellen, die teils scharf definierte Funktionen besitzen, teils aber auch in sehr variabler Weise verwendet wurden (Hahn 2005, 145).

Dieses Bild scheint sich aus Sicht der archäologischen Forschung inso-fern zu bestätigen, als sich in archäologisch dokumentierten Fundkontex-ten Regelmäßigkeiten einerseits in der Zusammensetzung von Haus- bzw. Rauminventaren und andererseits in der Anordnung unterschiedlicher Gefäßkategorien feststellen lassen, die die Existenz von Regelausstattun-gen von Haushalten sowie von funktional abgrenzbaren Aktivitätszonen belegen14. Entsprechende räumliche Verteilungsmuster implizieren die Existenz feststehender Gefäßfunktionen zumindest bezogen auf einen Teil der Gefäße.

Obwohl Keramikgefäße zweifellos in vielen Fällen mit diversen sekun-dären symbolischen oder rituellen Funktionen bzw. Bedeutungen belegt waren, die im archäologischen Kontext urgeschichtlicher Gesellschaften

14 Vgl. z. B. Benac 1973 b, 41–50; Madas 1988; Merkyte u. a. 2005, 49–64; Hofmann u. a. 2006, 131–143; Souvatzi 2008, 118–139; Reingruber 2010; 2012.

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nur in Ausnahmefällen erschlossen werden können, wird man ihnen dar-über hinaus primäre Funktionen als Behälter im Kontext täglicher Lebens-äußerungen zugestehen müssen. Um diese Werkzeugfunktionen von Ge-fäßen zu untersuchen, stehen der archäologischen Forschung verschiedene Methoden zur Verfügung. Sicherlich besonders zukunftsweisend sind na-turwissenschaftliche Analysen von Gefäßinhalten wie Speisekrusten oder in die Scherben eingelagerte Fette, da sie potentiell eine direkte Korrelation von archäologischer Klassifizierung und tatsächlicher Verwendung erlau-ben (z. B. Craig u. a. 2005; Reingruber 2012).

Klassische Annäherungen gehen vorzugsweise von Gefäßformen, -pro-portionen und technologischen Beobachtungen aus (Rice 1987, 207–243 mit umfangreichen Literaturverweisen). Als grundlegende Gefäßfunk-tionskategorien werden Lagerung, Zubereitung und Transport genannt, die nach verschiedenen Kriterien jeweils weiter unterteilt werden können (Abb. 16). Als Grundlage für Funktionszuweisungen wurde versucht, Ge-setzmäßigkeiten zwischen der Form (Aufbau, Proportion, Fassungsvermö-gen) und der Funktion von Gefäßen zu finden (z. B. Riemer 1997). Aller-dings ist gerade diese kulturvergleichende Perspektive in starkem Maße

STORAGE

shortterm

Longterm

Liquid

Liquid

Dry

Dry

Liquid

Liquid

Dry

Dry

Liquid

Dry

Liquid

Dry

PROCESSING

Withheat

Withoutheat

In

Over

In

Over

Tended

Untended

Tended

Untended

TRANSFER

Full

Empty

Longdistance

Shortdistance

Hot

Cold

Hot

Cold

Hot

Cold

Hot

Cold

Water, oil, wine, beer

Grain, seeds, herbs, salt

Oil, wine for shipping, aging; water

Grain, herbs, seeds

Boiling. Lamps

Simmering

Baking (ovens); brazier,scensers

Toasting, parching

Mixing, washing

Soaking

Mixing, pounding, grinding

Sun-drying

(impractical)

(impractical)

(impractical - use baskets)

Water; oil and wine shipping

Serving, eating

Water, carrying; serving, eating

Serving, eating

Serving, eating

Abb. 16. Schema mit Darstellung von Gefäß-funktionen (nach Rice 1987, 209 Abb. 7.1).

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kritisiert worden. Demnach sollten sich Funktionsanalysen möglichst auf einen konkreten kulturellen Kontext beziehen15.

Funktionale Differenzierungen von Gefäßassamblagen erscheinen dem Autor insbesondere dann plausibel, wenn sie durch technologische Unter-suchungen untermauert werden. Derartige Analysen stützen sich unter anderem auf Fragen nach der Zusammensetzung der Keramik im Hin-blick auf intentionelle Magerungszusätze, die Eigenschaften wie Hitzebe-ständigkeit, Transportfähigkeit oder Flüssigkeitsdichtigkeit beeinflussen können und damit die Funktionalität der Töpfereiprodukte verbessern. Wichtige Hinweise auf Gefäßfunktionen können zum Beispiel auch aus Scherbendicke, Porosität, Oberflächenbehandlung, sekundären Verände-rungen durch thermische Prozesse und mechanische Gebrauchsspuren geschlussfolgert werden.

Entscheidend für die Plausibilität entsprechender Differenzierungen von Keramikbeständen dürfte allerdings sein, in welchem Maße diese tat-sächlich technologisch differenziert werden können. Besonders schlüssig dürften einschlägige Untersuchungen sein, wenn klar unterscheidbare Ge-fäßformen mit klar unterscheidbaren technologischen Merkmalen korre-lieren.

Die Nützlichkeit entsprechender Differenzierungen – seien sie nun rein funktional oder im Sinne vergangener Kategoriesysteme betrachtet – besteht insbesondere darin, dass einerseits Funktionsunterschiede und Spezialisierungen von Haushalten erkannt und andererseits in zeitlicher Perspektive Änderungen von Gefäßspektren und -nutzungen identifiziert werden können. Gerade die diachrone Perspektive bietet so im günstigen Fall die Chance, den Hintergründen kulturellen und sozialen Wandels auf die Spur zu kommen.

Methodische Prämissen für die Untersuchung stilistischer Variabilitätvon Keramikgefäßen

Stilistische Variabilität materieller Kultur stellt ein komplexes Phäno-men dar, das lange Zeit nicht vollständig verstanden wurde und deshalb insbesondere in der angloamerikanischen Forschung eine kaum noch zu überschauende Literatur mit verschiedensten theoretischen Ansätzen her-vorgebracht hat (vgl. Hegmon 1992; Bernbeck 1997, 231–250; Parkin-son 2006). Unbestritten ist, dass materielle Kultur im Allgemeinen und so auch Töpfereiprodukte urgeschichtlicher Gesellschaften in unterschiedli-chen kulturellen Kontexten die verschiedensten Ausprägungen und sehr unterschiedliche Grade der Variabilität aufweisen, die im Hinblick auf die Beantwortung unterschiedlicher historischer Fragen zu interpretieren ein Kernanliegen archäologischer Forschung ist.

Verschiedene miteinander konkurrierende Einteilungen von Stilarten mit unterschiedlicher Begrifflichkeit wurden vorgenommen (Sackett 1977; Wiessner 1984). Dieser Wettstreit ist vor allem ideologischer Na-tur und zielt auf die sicherlich essenzielle Frage ab, auf welchen konkre-ten Faktoren stilistische Variabilität tatsächlich beruht. James R. Sackett unterschied sogenannten isochrestischen Stil von ikonologischem Stil. Iso-chrestischer Stil wird von ihm als Ausdruck einer in einem spezifischen kulturellen Kontext aus der unendlichen Anzahl theoretisch denkbarer stilistischer Möglichkeiten getroffenen Auswahl interpretiert, der durch soziales Lernen weitergegeben wird und nicht a priori funktional gedeu-

15 Vgl. die Diskussion zu Riemer 1997 mit Beiträgen von Editha Platte, Ulrich Veit, Elaine Morris, Ann Woodward und Hans-Peter Wotzka in den Archäologischen Informationen 20, 1997, 259–299.

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tet werden kann. Seiner Auffassung nach hat hingegen ikonologischer Stil tatsächlich eine primäre Funktion, nämlich den symbolischen Ausdruck sozialer Information.

Ausgehend von einem sehr einflussreichen informationstheoretischen Ansatz von M. Wobst (1977) argumentierte P. Wiessner (1984; 1985; 1989) in einem generell sehr viel funktionalistischeren Sinne, dass Stil In-formationen zu individueller und sozialer Identität übermittelt und durch die kognitiven Prozesse von Identifizierung und des sozialen Vergleichs, also in soziologischen Kategorien, erklärt werden kann. P. Wiessner un-terscheidet emblematischen Stil von sogenanntem assertivem Stil. Emb-lematischer Stil entspricht in etwa dem ikonologischen Stil J. R. Sacketts und übermittelt nach übereinstimmender Auffassung beider Autoren häufig konkret benennbare Informationen an konkrete Adressaten, die vielfach im Zusammenhang mit Gruppen und Grenzen stehen. Dagegen wird assertiver Stil als eine eher unbewusst eingesetzte Stilart verstanden, die keinen konkreten Adressaten hat und weniger leicht zu verbalisierende Informationen transportieren soll, die oft in Zusammenhang mit indivi-dueller Identität stünden und als Indikator dafür dienen könnten, in wel-chem Maße die Interessen zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft ausbalanciert sind.

Nach P. Wiessner (1985, 161 f.) besteht der wahrscheinlich wichtigste Faktor dafür, welche Stilarten an Objekten zur Anwendung kommen, in der sozialen und symbolischen Bedeutung, die diesem Objekt in der un-tersuchten Gesellschaft zugemessen wird. Demnach sollten Artefakte, die bevorzugt mit stilistischer Aufmerksamkeit bedacht wurden, relativ auf-wändig herzustellen sein, eine lange Lebensdauer besitzen und (!) vor al-lem für die Adressaten gut sichtbar sein. Dies impliziert, dass stilistischer Wandel an verschiedenen Arten von Objekten unterschiedlich verlaufen kann. Objekte, die mit ikonologisch-emblematischem und vielleicht auch assertivem Stil „aufgeladen“ sind, können sich im Rahmen sozialer Prozes-se dynamisch verändern. Dagegen sollten stilistische Ausprägungen, die auf dem isochrestischen Prinzip beruhen, über längere Zeiträume stabil bleiben.

Aus einer Vielzahl von ethnologischen und archäologischen Arbeiten zur Bedeutung stilistischer Variabilität materieller Kultur sind im Folgen-den einige wenige herausgegriffen, die das Potential einschlägiger Untersu-chungen für (sozial-)historische Untersuchungen verdeutlichen und einen möglichen Interpretationsrahmen für das Material aus Okolište abstecken.

Anhand ethnoarchäologischer Untersuchungen in Westkenia (Baringo-Region) stellte I. Hodder (1979) heraus, wie Stil materieller Kultur – in diesem Fall u. a. Tracht – an Grenzen von Kulturgruppen dazu dient, in Konflikten benachbarter Gruppen um ökonomische Ressourcen ethnische Identitäten zu betonen. Er kann aufzeigen, dass die Ausprägung stilisti-scher Abgrenzung mit dem Grad der Konflikte und des Wettbewerbs kor-reliert. Dass stilistische Variabilität materieller Kultur gleichermaßen auch in Konflikten zwischen Subgruppen innerhalb von Gesellschaften ganz ähnliche Funktionen haben kann, zeigt ein Beispiel aus einem anderen Le-bensbereich der Baringo: Polygame Heiratsgewohnheiten führen hier zu Konflikten zwischen jungen unverheirateten und älteren heiratsfähigen Männern um den Zugang zu Frauen bzw. Ehefrauen, die in unterschiedli-cher Tracht zum Ausdruck gebracht werden. Demnach spielen Artefakte als kulturelle Zeichen häufig eine wichtige Rolle bei der Symbolisierung und Unterstützung sozialer Beziehungen, wenn diese Beziehungen unter ökonomischem Stress bzw. Wettbewerb um Ressourcen stehen.

Darauf, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Innovativität und Diversität stilistischen Ausdrucks einerseits und ökonomischer Prosperi-tät andererseits bestehen kann, verweist ein von P. Wiessner (1989, 60 f.)

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beschriebenes Beispiel zu Hausdekorationen im Vietnam der 1970er und 1980er Jahre. Nach dem Ende des Vietnamkrieges wurde in der Region östlich von Hanoi das Land staatlicher Kooperativen unter Familien auf-geteilt. Diese hatten zwar Abgaben zu leisten, konnten jedoch über eine Quote hinausgehende Erträge auf eigene Rechnung verkaufen. Diese admi-nistrative Maßnahme führte zu höheren Einkünften dieser Familien und zu einem Bauboom von Wohnhäusern, welche von den Bewohnern selbst gebaut und dekoriert wurden. Der Vergleich dieser Fassadendekorationen mit denjenigen aus der vorangegangenen Periode zeigte, dass die Deko-rationen nach diesen Veränderungen sowohl deutlich heterogener und elaborierter ausfielen als auch innovativer waren als zuvor. Nach Ansicht von P. Wiessner war für diese Entwicklung neben den besseren wirtschaft-lichen Rahmenbedingungen insbesondere der Umstand ausschlaggebend, dass aufgrund der Friedenzeiten innergesellschaftlich eine geringere Not-wendigkeit zur Zusammenarbeit zwischen Familien bestand.

Aufbauend auf unterschiedlichen Vorarbeiten anderer Autoren verfolg-te Ch. Frirdich (1994) die stilistische Entwicklung von Keramikverzie-rungen bandkeramischer Siedlungen im Merzbachtal auf der Aldenhove-ner Platte im Landkreis Düren. Demnach sind die Keramikverzierungen nach der Aufsiedlung dieser Region zunächst für einige Generationen von großer Einheitlichkeit geprägt. Diese stilistische Homogenität resul-tiert nach Ansicht der Verfasserin auf der Existenz starker Traditions-bedingungen, die mit der Aufrechterhaltung überregionaler Kontakte in die Herkunftsregionen erklärt wird. In einer Gesellschaft mit einem auf Expansion ausgerichteten Siedlungsverhalten sei diese überregionale Kon-taktpflege, welche wahrscheinlich in den Händen von Familienoberhäup-tern lag, eine Notwendigkeit zum Schutz gegen Produktionsausfälle sowie zur Versorgung mit Rohmaterialien und Heiratspartnern gewesen. Kera-mikverzierungen hätten demnach in dieser Phase in erster Linie eine inte-grative Funktion zur Betonung sozialer Gemeinsamkeiten besessen.

Nach acht bis zehn Generationen ist im Merzbachtal eine schnelle Zu-nahme der Anzahl von Verzierungsmotiven zu beobachten, die offenbar im Zusammenhang mit der Gründung neuer Orte und der zunehmenden Aufsiedlung der Region in Zusammenhang steht. Im Rahmen dieser gra-duellen Entwicklung kam es zur Herausbildung unterschiedlicher lokaler Keramikstile. Diese Entwicklung führt Ch. Frirdich (1994) auf die zuneh-mende Notwendigkeit zurück, wirtschaftliche und soziale Kontakte, die bisher über größere Entfernungen gepflegt wurden, auf regionale Ebene zu verlagern. An der zunehmenden Diversität der Keramikverzierungen zeige sich die graduelle Auflösung der bestehenden Autoritätsverhältnisse und Traditionsbindungen, im Rahmen derer die Ältestengruppe und die Altersklassenstruktur an Bedeutung verloren. Die Interpretationen impli-zieren, dass Keramikverzierungen offenbar zunehmend eine Funktion zur Symbolisierung sozialer Unterschiede zum Beispiel zwischen Orten erhiel-ten.

In einer Arbeit zu Pueblo-I-Gesellschaften des 9. Jhs. u. Z. im ameri-kanischen Südwesten untersuchte M. Hegmon (1995) Bemalungsstile in zwei Regionen mit unterschiedlichen Besiedlungsstrukturen und Bevölke-rungsdichten (Bernbeck 1997, 239–241). Demnach wies das Black-Mesa-Gebiet nur eine sehr geringe Bevölkerungsdichte mit kleinen, relativ kurz-fristig besiedelten Orten auf, während die Region Mesa Verde durch eine deutlich höhere Besiedlungsdichte und größere langlebigere Orte gekenn-zeichnet war. In letztgenannter Region wurde eine erheblich größere stilis-tische Vielfalt (Diversität) insbesondere an repräsentativem Tafelgeschirr festgestellt, das im Rahmen sozialer Kontakte verwendet wurde. Dagegen bestanden in der Black-Mesa-Region offenbar sehr feste Regeln bezüglich der Dekoration von Gefäßen. Aus den stilistischen Unterschieden leitete

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Hegmon ab, dass die Bemalungsstile in diesen beiden Gesellschaften un-terschiedliche Funktionen besaßen. Während sie in der Black-Mesa-Regi-on ein Mittel zur Betonung sozialer Gemeinsamkeiten darstellten, dienten sie in der Mesa-Verde-Region offenbar als Informationsträger für soziale Unterschiede. Das Fallbeispiel zeigt sehr schön, dass die stilistische Va-riabilität eines Keramikkomplexes in der Regel nur sehr schwer aus sich heraus erklärt werden kann, sondern erst durch Vergleiche und ihre Ver-knüpfungen mit Unterschieden anderer Quellengruppen Signifikanz bzw. Plausibilität erhält, seien sie nun zeitlich oder räumlich verortet.

Eher auf den Nachweis von Strategien zur Bewältigung von ökonomi-schem und sozialem Stress zielt eine erstmals von Ester Boserup für archäo-logische und anthropologische Fragestellungen angewendete, als Intensi-vierung (intensification) bezeichnete Theorie zur Erklärung kulturellen Wandels (Kaiser/Voytek 1983; Rasson 1983, 402–408): Demnach führt zunehmende Sesshaftigkeit und damit einhergehendes demographisches Wachstum potentiell zu Widersprüchen zwischen Bevölkerungsgröße und zur Verfügung stehenden Ressourcen und daraus folgend zu ungünstigen sozialen und ökonomischen Bedingungen, denen Gesellschaften mit un-terschiedlichen Strategien begegnen können. Neben Migration stellt In-tensivierung eine solche Strategie dar, welche die Investition zusätzlicher Energie in ein System bzw. die Reorganisation des Energiehaushaltes einer Gesellschaft meint. Nach T. Kaiser/B. Voytek (1983) umfasst Intensi-vierung im Wesentlichen drei Formen: 1. Einerseits werden mehr Arbeit und Ressourcen in produktive Aktivitäten investiert. 2. Andererseits kann Spezialisierung stattfinden, im Rahmen derer durchschnittliche Personen tendenziell in immer weniger in einer Gesellschaft durchgeführte Aktivi-täten einbezogen sind. 3. Mit dem Ziel, größere Erträge zu erhalten, findet außerdem eine Diversifikation der Kombinationen von Arbeit und Res-sourcen statt.

Dass sich diese Strategien in stilistischer Variabilität materieller Kultur im archäologischen Kontext niederschlagen, belegen T. Kaiser/B. Voy-tek (1983) für Vinča-Gesellschaften und J. A. Rasson (1983, 417–437) für das zentralbosnische Neolithikum. Bezüglich der zusätzlichen Investition von Arbeit und Ressourcen konstatieren T. Kaiser/B. Voytek für Vinča eine zunehmende Keramikmenge, steigende Diversität von Typen, zunehmen-de Standardisierung von Gefäßproportionen, eine erhöhte Anzahl von Arbeitsschritten für die Herstellung von Gefäßen und die zunehmende Beherrschung der Brenntechnologie, die sich im Rückgang unvollkom-men reduzierter Gefäße äußert. Obwohl die Autorinnen vorläufig davon ausgehen, dass die Herstellung von Töpfereiprodukten auf der Ebene von Haushalten organisiert war, zeigen sich Spezialisierungen unter anderem an zunehmenden Anstrengungen, seltene nicht lokale Rohmaterialien für die Produktion unterschiedlicher Steingeräte zu beschaffen.

Wie die Beispiele belegen, beruht der Umstand, dass sich im Hinblick auf die Hintergründe stilistischer Variabilität lange Zeit kein gemeinsamer Nenner finden ließ, offenbar auf mehreren Gründen:1. Einerseits sind – je nach sozialem und historischem Kontext – unter-

schiedliche Bedeutungen von Stilen möglich (Hegmon 1992; Bernbeck 1997, 249). Stil kann (!) demnach ökonomische, soziale und politische Konflikte bzw. Wettbewerb zwischen ethnischen und innergesellschaft-lichen Gruppen symbolisieren und nach außen kommunizieren; er kann allerdings auch dazu dienen, Gemeinsamkeiten hervorzuheben und Gruppenideologien zu symbolisieren.

2. Andererseits ist stilistische Variabilität nicht für alle Felder von Kul-tur gleichermaßen signifikant. Es ist deshalb generell fraglich und im konkreten Einzelfall abzuwägen, ob die zur Verfügung stehenden Quel-lengruppen mit entsprechenden „Aufladungen“ belegt sind, welche ja

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in archäologischen Kontexten in der Regel nur einen Ausschnitt der materiellen Kultur einer Gesellschaft betreffen (Conkey 1989). Da sich soziale und symbolische Bedeutungen von Artefakten ändern können, ist ferner zu prüfen, ob stilistische Variabilität auf Funktionsänderun-gen, Veränderungen der sozialen Verhältnisse oder auf technologischem Fortschritt basiert.

Aus Sicht des Autors dieser Arbeit bestehen insgesamt wenig Zweifel da-ran, dass Stil ein nonverbales Medium symbolischer Kommunikation zwi-schen Individuen und Gruppen darstellen kann, das prinzipiell in archäo-logischen Kontexten nachweisbar ist (vgl. Müller 2005). In diesen Fällen kann die Erhöhung stilistischer Variabilität materieller Kultur auf eine Zu-nahme von Konflikten und Wettbewerb hindeuten bzw. stellt eine Reakti-on darauf dar, die sich in der Intensivierung der Produktion sowie zuneh-mender Spezialisierung äußert und durchaus auch zu Prosperität führen kann. Dagegen kann eine rückläufige stilistische Variabilität gegebenenfalls im Sinne abnehmenden sozialen und ökonomischen Stresses und Wettbe-werbs bzw. im Sinne der Herausbildung einer gemeinschaftlichen Ideologie interpretiert werden, welche innerhalb einer Gruppe die Oberhand über Partikularinteressen von Individuen oder Subgruppen gewann.

Methodik der stilistischen, technologischen und funktionalen Keramikuntersuchungen

Untersuchung der Keramikmengen

Generell stützen sich die Untersuchungen auf quantitative Methoden und zielen auf Aussagen zur absoluten Menge und Anzahl der hergestellten Gefäße ab. Dabei soll unter anderem geklärt werden, ob die Menge der produzierten Keramik im Verlauf der Besiedlungszeit möglicherweise Ver-änderungen unterlag, anhand derer beispielsweise die Intensivierung der Produktion oder grundlegende funktionale zeitliche Veränderungen bzw. räumliche Verteilungsunterschiede abgeleitet werden können. Bevor ent-sprechende Interpretationen möglich sind, muss allerdings sichergestellt sein, dass mögliche Variationen der Keramikmenge nicht auf taphonomi-schen Unterschieden beruhen (siehe dazu S. 60 ff.). Sinnvolle Einheiten für den Vergleich von Keramikmengen stellen einerseits Aushubmengen und andererseits Hausinventare bzw. Hausfläche und -anzahl dar (siehe unten).

Untersuchung technologischer Merkmale

Die technologische Differenzierung des Keramikmaterials aus Okolište er-folgt in erster Linie aufgrund makroskopisch sichtbarer Merkmale sowie metrischer Variablen. Bei der Aufnahme und Auswertung dieser Merk-male wird eine Doppelstrategie verfolgt: Einerseits wurde basierend auf Textur und Magerung der Keramik eine Wareneinteilung vorgenommen, die bei der Grobaufnahme für die Klassifizierung verwendet wird und da-mit die in quantitativer Hinsicht repräsentative Klassifizierung des Ma-terials ermöglicht. Unabhängig davon werden für die oben (siehe S. 59 ff.) beschriebene Stichprobe technologische Einzelmerkmale wie Art, Menge und Größe der Magerung, Oberflächenfarbe und -behandlung, Bruchat-mosphäre sowie die Wandstärke beschrieben. Inwieweit diese Merkmale miteinander regelhaft kombiniert sind bzw. korrelieren, wird bei der Aus-wertung mittels einer Korrespondenzanalyse untersucht und mit den Wa-reneinteilungen korreliert.

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Die technologischen Gruppen werden auf lokaler Ebene diachron ver-folgt und können perspektivisch auf regionaler und überregionaler Ebene in Beziehung zu anderen, auf ähnliche Weise untersuchten Keramikkom-plexen im nordbosnischen Raum, dem Donaugebiet sowie Dalmatien ge-setzt werden (z. B. Sterud/Sterud 1974; Rasson 1983; Müller 1994, 98–101; Spataro 2002; Gašparič 2004). Bei den technologischen Merkmalen handelt es sich offenbar um Elemente, die zwar in erster Linie funktional geprägt sind, allerdings auch einen kulturellen Aspekt repräsentieren, da unterschiedliche technische Lösungen für das gleiche Problem möglich sind.

Darüber hinaus wird die Verteilung technologischer Gruppen in Hausinventaren und anderen Befundgruppierungen untersucht, wo sie in erster Linie Schlüsse im Hinblick auf mögliche Spezialisierungen von Haushalten, funktionale Unterschiede zwischen Häusern und im günsti-gen Fall Schlüsse zu den Produktionsbedingungen von Keramik zulassen.

An einer kleinen 40 Proben umfassenden Stichprobe des Keramikmate-rials aus Okolište werden in Kooperation mit Prof. Dr. Astrid Holzheid und Prof. Dr. Volker Schenk vom Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Fachbereich Mineralogie, zusätzlich natur-wissenschaftliche Keramikuntersuchungen durchgeführt. Das Ziel dieser Untersuchungen besteht insbesondere darin, die Zusammensetzung und die Funktionalität der verschiedenen Waren genauer zu charakterisieren und festzustellen, worauf makroskopisch sichtbare technologische Ver-änderungen beruhen, die im Verlauf der Besiedlungszeit zu beobachten sind. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden Dünnschliffe angefer-tigt, die einer klassischen petrographischen Untersuchung im Polarisati-onsmikroskop unterzogen werden. Diese dient der Beschreibung der Kera-mik auf mikroskopischer Ebene und der Identifizierung nicht plastischer Komponenten, von Porengrößen, -verteilungen und -formen. Zur nähe-ren Bestimmung natürlicher und intentionell zugesetzter Magerungsbe-standteile werden diese mit der Elektronenstrahlmikrosonde analysiert. Um die Eigenschaften der verwendeten Tone zu charakterisieren, erfolgt außerdem die Analyse des pulverisierten Scherbenmaterials mittels Rönt-gendiffraktometrie. Leider sind die Untersuchungen derzeit noch nicht abgeschlossen und können deshalb nur in sehr geringem Umfang in diese Arbeit einfließen. Gleiches gilt für die Reihenuntersuchung einer etwa 500 Proben umfassenden Serie von Keramikfragmenten mittels eines mobilen Röntgenfluoreszensgerätes (portable RFA), die im Frühjahr 2010 im Ze-maljski Muzej Sarajewo durchgeführt wurde. Diese Untersuchungen sol-len zu einem späteren Zeitpunkt vorgelegt werden.

Untersuchung von Gefäßformen und morphologischen Merkmalen

Aufgrund der starken Fragmentierung des Keramikmaterials kann keine lückenlose Beschreibung des Spektrums und der Variabilität von Gefäß-formen aus Okolište vorgenommen werden. Die morphologische Eintei-lung, die mittels visueller Klassifikation erfolgte, stützt sich insbesondere bei größeren Gefäßen nur auf bestimmte Partien, in der Regel der Gefäß-oberteile. Eine hierarchische Einteilung der Gefäßformen ist deshalb nur ansatzweise möglich. Für Ränder, Böden und Füße wurden Typeneintei-lungen vorgenommen, die – soweit dies möglich war – der Systematik von E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974, 168–179) für die Fundstellen Obre I und II folgen.

Neben ihrer Bedeutung für die chronologische Differenzierung des Fundmaterials dienen die Gefäßformen und morphologischen Klassifizie-rungen von Gefäßteilen zur Untersuchung funktionaler Aspekte, indem

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ihre Verteilung sowohl diachron als auch in gleichzeitigen Häusern un-tersucht wird. Aufgrund von dokumentierten Gefäßgewichten wird ver-sucht, den Gesamtbestand der Keramik differenziert nach Gefäßklassen auf Haushalte aufzuschlüsseln, um einen Eindruck vom Umfang und der Zusammensetzung durchschnittlicher Gefäßinventare und dem Umfang der jährlichen Produktion zu erhalten. Anhand der Variabilität von Gefäß-maßen wird untersucht, ob und inwieweit Tendenzen einer Standardisie-rung zu beobachten sind, die gegebenenfalls Rückschlüsse auf die Produk-tionsbedingungen erlauben. Im Rahmen der stilistischen Auswertungen erfolgt die Untersuchung der Diversität des Typenspektrums.

Untersuchung von Keramikverzierungen

Im Rahmen der Feinaufnahme erfolgt die Klassifizierung von Keramikver-zierungen mittels eines hierarchisch aufgebauten, mehrere Ebenen umfas-senden Systems (siehe S. 202 f.). Abgesehen von den Herstellungstechniken der Verzierungen wurden außerdem Daten zu ihrem Anbringungsort, ih-rer Größe und ihrer Ausrichtung erhoben. Aufgrund der Fragmentierung des Materials war es in vielen Fällen nicht möglich, Informationen zu allen Klassifizierungsebenen aufzunehmen. Zusätzlich wurden bei der Grob-aufnahme an einer sicherlich für die meisten Siedlungsphasen statistisch repräsentativen Stichprobe Verzierungsarten erfasst.

Entsprechend des großen Potentials stilistischer Untersuchungen für die Beantwortung sozialhistorischer Fragestellungen (siehe oben) werden unterschiedliche Parameter untersucht. Abgesehen von einer detaillierten quantitativen und qualitativen Beschreibung des stilistischen Wandels werden in diachroner Perspektive die Verzierungsrate, die Verzierungsdi-versität und die Geschwindigkeit technologischen Wandels verfolgt. Die Berechnung der Verzierungsrate erfolgt nach Anzahl von Scherben und gibt den Anteil verzierter Scherben an deren Gesamtzahl an. Zwar besit-zen unterschiedliche Waren unterschiedliches Zerscherbungsverhalten, doch fällt der Fehler bei dem gewählten Verfahren insgesamt geringer aus als wenn das Scherbengewicht zugrunde gelegt worden wäre. Bei der Ver-zierungsdiversität wurde sich für die Verwendung des Indexes Shannon H entschieden, der sich als am besten geeignet erwies, Unterschiede der Stichprobengrößen auszugleichen (vgl. zur Problematik Leonard/Jones 1989). Die Geschwindigkeit technologischen Wandels ist durch die Anzahl in einer Phase erst- und letztmalig vorkommender Motive ausgedrückt.

Über diese diachronen Untersuchungen hinaus werden Vergesellschaf-tungen von Verzierungen in Häusern bzw. Hausstellen analysiert, einer-seits zur Klärung der Frage, ob Keramik auf Haushaltsebene produziert wurde, und andererseits, ob einzelne Haushalte bzw. Gruppen von Haus-halten stilistische Abweichungen zeigen.

Übergreifende Untersuchungen zu Technologie, Gefäßformen und Verzierungen

Um festzustellen, in welchem Maße die Keramik aus Okolište einer funktio-nalen Kategorisierung unterlag, werden Gefäßformen auf ihre Korrelation mit technologischen Merkmalen und Keramikstilen getestet. Während die Bindung definierter Gefäßformen an bestimmte Verzierungen und Wa-renarten eher intentionelle Aspekte repräsentiert, verspricht der Grad der Korrelation mit vielfach sekundären technologischen Merkmalen – wie Oberflächenfarbe und Brennatmosphäre – Auskunft über die tatsächliche Verwendung der Gefäße zu geben.

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Befundgruppierung und Befundinterpretation

Im Folgenden wird die Befundsituation in den einzelnen Grabungsflä-chen (alternativ: Fläche) in Okolište beschrieben und ihre Interpretation erläutert, welche die Grundlage für die Gruppierung der Befunde und stratigraphische Auswertung entsprechend der in Hofmann u. a. (2006, 65–67) und oben (siehe S. 54 ff.) in dieser Arbeit dargelegten Systematik bildet. Die konkreten Befundgruppierungen und Befundinterpretationen können dem Befundkatalog in Anhang 8 entnommen werden. Außer den genannten Beschreibungen und Erläuterungen sind zu jeder Grabungsflä-che außerdem kurz die Zielstellungen der Grabungen und gegebenenfalls grabungstechnische Besonderheiten erläutert (siehe S. 51 ff.). Die Ergebnis-se der stratigraphischen Auswertung sind für jede Fläche in Form einer vereinfachten Harrismatrix dargestellt.

GR ABUNGSSTR ATEGIE

Bei den Entscheidungen, welche Siedlungsbereiche in Okolište ausgegraben wurden, war zunächst von der Hypothese ausgegangen worden, dass der Geomagnetikplan in den zentralen Grabungsflächen Befunde einer Sied-lungsphase abbildet, die bei einem Großbrandereignis gleichzeitig zerstört worden waren. Ausgehend von dieser Annahme zielten die Grabungen in den zentralen Siedlungsbereichen darauf ab, diese in der Geomagnetik sichtbaren Reste in verschiedenen Siedlungsbereichen aufzudecken, um die Architekturreste und materiellen Hinterlassenschaften unterschiedli-cher, klar getrennter Haushalte bzw. Gruppen von Haushalten miteinander vergleichen zu können.

Einen zweiten Schwerpunkt bildete die Untersuchung des Graben-werkes. Dessen in der Geomagnetik sichtbare Gliederung in mehrere, jeweils aus 2–3 parallelen Gräben bestehende Stränge mit sich teilweise überschneidenden Verläufen ließ eine komplexe Entwicklung erkennen. Entsprechend war es ein Ziel der Grabungen, an ausgewählten Stellen die Genese und die Stratigraphie des Grabenwerkes zu untersuchen. Weiter-gehende Fragestellungen ergaben sich teilweise aus den Grabungen der Vorjahre, wie beispielsweise im Fall der aus Fläche 5 geborgenen menschli-chen Gebeine, deren Verbreitung innerhalb des Grabenwerkes untersucht wurde.

Ferner wurden in Fläche 10 an der Peripherie bzw. bereits außerhalb der Siedlung mehrere bodenkundliche Aufschlüsse zur Untersuchung des un-mittelbar an die Siedlung angrenzenden verlandeten Altarms der Bosna untersucht.

FL ÄCHE 1

Umstände und Ziele der Grabungen

Die Ausgrabungen in Fläche 1 erfolgten im September 2002 am Beginn der aktuellen Feldforschungen im Visokobecken. Das Ziel der Untersuchungen

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bestand insbesondere darin, erste Erkenntnisse zum Potential des Fund-platzes zu gewinnen. In zwei Schnitten wurden die Arbeiten im Jahr 2004 parallel zu den Arbeiten in Fläche 2 fortgesetzt.

Zum Zeitpunkt der Ausgrabungen war die geomagnetische Prospektion des Fundplatzes noch nicht erfolgt. Ausgehend vom Oberflächenrelief der Fundstelle wurde ein Grabungsareal im am höchsten gelegenen Teil des Tells im Osten des Fundplatzes ausgewählt. Dieses Areal lag in den Flur-stücken 106 und 123 der Gemarkung Radinovići nahe des Hanges zu der angrenzenden Bosnarinne.

Bei der im Jahr 2003 durchgeführten geomagnetischen Prospektion zeigte sich, dass im Bereich der Grabungen mehrere als Hausgrundrisse anzusprechende Anomalien liegen. Im unmittelbaren Umfeld der Gra-bungsfläche sind dies die zu Häuserzeile Z 3 gehörige Anomalie A 18 und

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Abb. 17. Okolište. Situationsfoto von Gra-bungsfläche 1 in Richtung Südosten fotogra-fiert.

Abb. 18. Okolište. Fläche 1, Befundplan.

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die zu Häuserzeile Z 8 gehörige Anomalie A 20 (siehe S. 46 f. Abb. 12–13). Insgesamt zeichnen sich die in dem Plan der Geomagnetik sichtbaren Strukturen im weiteren Umfeld von Fläche 1 nicht durch eine vergleich-bar regelmäßige Struktur aus, wie sie im Nordosten des Fundplatzes zu beobachten ist (vgl. Hofmann u. a. 2006, 59 Abb. 10). Die zueinander teils in der Längsachse verschobene, teils leicht verdrehte Lage der Anomalien lässt vermuten, dass in dem Bild Hausstellen verschiedener Siedlungspha-sen repräsentiert sind. Daher ließ die Auswertung der Ausgrabung ins-besondere Erkenntnisse zur Entwicklung der Bebauungsstruktur in dem untersuchten Bereich erwarten.

Grabungstechnik

Grabungsfläche 1 bestand aus den Schnitten 1–6, die insgesamt eine Flä-che von 20 x 10 m einnahmen (Abb. 17–18). Die Schnitte 1–4 bildeten eine quadratische Fläche von 10 x 10 m, an die sich östlich hintereinander die beiden Schnitte 5 und 6 anschlossen. Im ersten Grabungsjahr wurden die Schnitte 1–6 jeweils bis auf Planum 4 oder 5 abgetieft. Im Jahr 2004 wurde in den Schnitten 2 und 4 bis auf Planum 6 bzw. 8 weitergegraben.

Die Schnitte lagen innerhalb des annähernd Nord-Süd ausgerichteten Grabungssystems der Fundstelle. Entsprechend konnten die Quadrate durch jeweils zwei Nord- und zwei Ostwerte bezeichnet werden.

Da bei der Fortsetzung der Ausgrabungen im Jahr 2004 die Nummerie-rung der Funde neu bei 2001 bzw. 4001 begonnen wurde, war es zu ihrer eindeutigen Bezeichnung in der Datenbank erforderlich, die Funde des ers-ten Grabungsjahres mit dem Vorsatz 2002 zu versehen, wodurch sich acht-stellige Fundnummern ergaben (z. B. 20022001…). Davon nicht betroffen ist die Nummerierung der Befunde, die laufend fortgesetzt wurde.

In fast allen Schnitten wurden bei besonderen Befundsituationen Zwi-schenplana angelegt, die meist nur einen Teilbereich der Schnittfläche um-fassten und in der Regel mit einem Buchstabenzusatz kenntlich gemacht sind. Die relativ uneinheitlich gehandhabte Benennung dieser Zwischen-plana im Verhältnis zu den Hauptplana und die ebenfalls unterschiedliche Systematik der Bezeichnung der Abträge sind aus Anhang 6 ersichtlich.

Beschreibung der Befundsituation

Die Oberfläche des im unmittelbaren Bereich der Grabung sanft nach Os-ten abfallenden Geländes lag im Westen der Fläche auf einer Höhe von ca. 406,0 m und im Osten bei 405,5 m. Ungestörte Befundstrukturen traten in der Westhälfte der Fläche bei einer Höhe von ca. 405,5 m, im Osten bei ca. 405,2 m zutage. Die Grabung endete in den Schnitten 2, 4, 5 und 6 auf einem Niveau zwischen 405,05–404,9 m, in den beiden Schnitten 1 und 3 etwas höher bei 405,3 m bzw. 405,2 m.

Bereits relativ früh zeichneten sich in Fläche 1 sehr fund- und steinrei-che Areale ab, die in der Regel eine dunkle Färbung aufweisen. In diesen Arealen ließen sich im Wesentlichen zwei Typen von Befundstrukturen differenzieren: Im westlichen Teil der Fläche wurden mehrere, zum Teil fest verbackene Packungen verziegelten Lehmes dokumentiert (Abb. 18, A–I). Sowohl im Osten wie auch im Westen wurden außerdem Schich-ten bzw. Pakete unverbrannten gelben oder gelblich-grauen Lehmes fest-gestellt, die teilweise durch gerade, scharf ausgebildete Kanten gegenüber den dunkleren fundreichen Zonen abgegrenzt waren (Abb. 18, J–L).

Unter den verbrannten Befundstrukturen zeichnete sich insbesonde-re die etwa 0,3 m mächtige Brandlehmpackung A aus, in der sich unter

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einer Schicht unstrukturiert liegender Brandlehmbrocken größere um-gestürzte Wandpartien mit originalen Oberflächen und Abdrücken von Konstruktionshölzern sowie die Herdstelle Q (Feuerungsanlage Oko 1/2) herauspräparieren ließen. Darunter wurde eine durch Reduktionsbrand oberflächlich schwarz verfärbte Lehmschicht festgestellt (Abb. 20). Brand-packung A stellt die Fortsetzung der stark positiven Anomalie A 18 der geomagnetischen Prospektion nach Südwesten dar (siehe S. 44 Abb. 11).

Dagegen wiesen die Brandlehmpackungen B–I nur Mächtigkeiten zwi-schen 0,1–0,15 m und ein erheblich kleinstückigeres Gefüge ohne größere Wandreste auf. Aufgrund zahlreicher Störungen waren von diesen Be-fundstrukturen nur in Teilbereichen geradlinige Begrenzungen festzustel-len. Ihre Zuordnung zu konkreten Baustrukturen fällt deshalb teilweise schwer. Klar strukturierte Bereiche wurden lediglich im Süden des Gra-bungsareals angetroffen, wo sich die Brandlehmpackungen D und M ge-genüber dem dunklen Bereich N absetzten, der sehr viele Steine und Fund-material enthielt.

Unterschiedlich klar abgegrenzt waren auch die unverbrannten Lehm-pakete. Im Westen lag die Nordwest-Südost orientierte, 7,5 m lange und bis zu 3,3 m breite unverbrannte Lehmschicht J zwischen den Brandlehm-packungen A, C und H. Der Befund besaß eine rechteckige Form und wird deshalb als Gebäudegrundriss interpretiert. Ihm ist die innerhalb der Hausfläche gelegene Herdstelle R (Feuerungsanlage Oko 1/1) zuzuordnen.

Als in starkem Maße gestört erwiesen sich auch die unverbrannten ockerfarbenen Lehmschichten K und L in den Schnitten 5 und 6 im Os-ten der Grabungsfläche. Auch sie setzten sich teilweise deutlich gegenüber wiederum dunkleren, steinreichen Gassenzonen ab. Als besonders unklar erwies sich Lehmpackung K, die in Schnitt 5 südlich an eine sehr stein-reiche Zone angrenzt und bis mindestens an die südliche Schnittgrenze heranreicht. Östlich schloss sich Lehmpackung L an, innerhalb derer ab Planum 3 die Herdstelle P (Feuerungsanlage Oko 1/3) sichtbar wurde.

Ähnlich wie im Grabungsareal 3 wiesen auch in Fläche 1 einige Befund-strukturen einen mehrschichtigen Aufbau auf. Direkt unter Brandlehm-packung A und einem dunkel verfärbten Horizont befand sich eine 10 cm starke, unverbrannte gelbe Lehmschicht (siehe Abb. 20). Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die Reste eines zugehörigen Stampflehmfußbo-dens. Die Existenz einer älteren Baustruktur an der gleichen Stelle ist in-direkt durch den Rest eines Kuppelofens belegt, der unter dieser Lehm-schicht liegt (Feuerungsanlage Oko 1/4). Im letzten Planum 8 wurde eine unverbrannte Lehmschicht freigelegt, die wahrscheinlich die Reste des zu dem Ofen gehörigen Hauses repräsentiert, dessen genaue Lage, Ausrich-tung und Begrenzung jedoch nicht näher zu bestimmen ist.

Jeweils eine zweite unverbrannte Lehmschicht wurde auch unter den unverbrannten Strukturen J und L beobachtet (Abb. 19). Besonders klar strukturiert war die zwar vielfach gestörte, doch insgesamt rechteckige

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und

6.

Abb. 20. Okolište. Nordprofil der Schnitte 2 und 4.

81

und im Südwesten und Nordwesten teils scharf zu den dunklen Bereichen hin konturierte Lehmschicht unter Befund L. Der Horizont unter Lehm-schicht J ließ sich hingegen nur in Teilbereichen verfolgen.

Auch in Struktur K waren in der Erstvorlage der Grabungsfläche 1 zwei übereinanderliegende unverbrannte Lehmstrukturen festgestellt worden, die sich jedoch bei der nochmaligen Durcharbeitung der Dokumentation nicht verifizieren ließen.

In den Lehm der Hausstelle K war unter einer Reihe großer Steine eine längliche Grube eingelassen, in der um eine zerbrochene Steinplatte herum eine große Kollektion von Stein- und Knochenwerkzeugen lagen (vgl. Hof-mann u. a. 2006, 97). Dieser Befund stellt eine der wenigen Situationen aus Okolište dar, in denen das Inventar eines Werkplatzes in situ überliefert ist. Bei der Erstvorlage der Fläche 1 wurde angenommen, dass sich der Befund am Südende der Struktur K und damit wahrscheinlich an einer Giebelseite eines Hauses befand. Diese Aussage muss insofern revidiert werden, als die Situation nicht an dem Ende einer Hausstelle, sondern inmitten des unver-brannten Lehmpaketes K2 lag, welches sich weiter nach Süden fortsetzt.

Interpretation der Befundsituation

Für Fläche 1 wurde bereits eine Interpretation vorgelegt, die allerdings ei-nen Arbeitsstand repräsentierte und mittlerweile teilweise revidiert wer-den muss (Hofmann u. a. 2006, 82–86). Die Änderungen beziehen sich insbesondere auf die Identifizierung von einigen Hausresten, da die Zahl der Häuser reduziert werden muss. Um eine Vergleichbarkeit der Interpre-tation sicherzustellen, wurde die Nummerierung der Häuser beibehalten.

Für die verbrannten Befundstrukturen in Fläche 1 kann aufgrund von in ihnen eingelagerten, kollabierten Wandstrukturen grundsätzlich festge-stellt werden, dass es sich um Reste von niedergebrannten Häusern han-delt. Ausgehend von ihrer teils rechteckigen Form, den eindeutigen Pro-portionen und ihren zum Teil klaren Begrenzungen werden unverbrannte Lehmpakete ebenfalls als Reste von Bauten interpretiert, was maßgeblich durch die Ergebnisse der Befundauswertungen in Fläche 3 gestützt wird (siehe S. 91 ff.). Bei den dunklen, vielfach in starkem Maße mit Steinen und Fundmaterial angereicherten Arealen zwischen den genannten Strukturen handelt es sich dagegen um zwischen den Baustrukturen gelegene Freiflä-chen. Wie die unten (siehe S. 229 ff.) vorgelegten taphonomischen Analy-sen zeigen, liegt im Fall des im Gassenbereich zwischen den Strukturen K und L zunächst als „Werkplatz mit Steinsetzung“ interpretierten Befundes eine typische, durch Steine befestigte Gassensituation vor, die keinen un-mittelbaren Werkplatzcharakter besitzt (vgl. Hofmann u. a. 2006, 98).

Zu den am besten interpretierbaren Strukturen in Fläche 1 zählt Brand-lehmpackung A. Nach Ausweis der geomagnetischen Prospektion setzte sich der Hausbefund in Form der Anomalie A 18 außerhalb der Grabungs-fläche nach Nordosten fort. Der Befund stellt die in sich zusammengefalle-nen Reste eines etwa 11 m langen und ca. 5 m breiten Hauses dar, in dessen ausgegrabenem südwestlichen Teil sich eine große Herdstelle befand (Feu-erungsanlage Oko 1/2).

Unterhalb des Brandschuttes der ins Hausinnere gefallenen Wände wurden mehrere mit Brandschutt verfüllte Gruben festgestellt, die wohl als Reste von Pfostenstellungen interpretiert werden können. Aus ihrer teils unregelmäßigen Anordnung kann derzeit jedoch keine schlüssige In-terpretation der Konstruktion des Hauses abgeleitet werden. Wahrschein-lich repräsentieren die teilweise unter dem Profilsteg zwischen den Schnit-ten 2 und 4 gelegenen Pfosten 1 und 2 eine Mittelpfostenreihe, während die kleineren Pfosten 3–6 vielleicht die Lage der Außenwände markieren.

82

Gegen eine solche Interpretation spricht allerdings, dass sich dadurch eine im Vergleich zur Ausdehnung der verstürzten Wandstrukturen nur sehr geringe Hausbreite ergäbe, die die Feuerungsanlage Oko 1/2 nicht mit ein-schlösse.

Bereits hingewiesen worden ist auf die Tatsache, dass die übrigen Brandlehmpackungen B–I eine weniger massige, deutlich kleinstückige-re Struktur ohne kollabierte Wandpartien aufwiesen. Dieser Umstand er-scheint am besten dadurch erklärbar, dass diese Gebäudereste im Rahmen von Planierungsmaßnahmen sekundär gestört und teilweise verlagert wor-den sind. Einer solchen Deutung entspricht ihre stratigraphische Position unter unverbrannten Hausbefunden und die Tatsache, dass sich aus den genannten Befunden nur noch teilweise sinnvolle Baustrukturen rekon-struieren lassen. Demnach wurde das Material der Brandlehmpackungen B–I im Rahmen der Neubebauung des Areals nach einem Brandereignis offenbar bewusst zerkleinert und eingeebnet, um den Baugrund für eine Neubebauung vorzubereiten.

Aus diesem Sachverhalt wie auch aus der Lage, Verteilung und Strati-graphie der in Fläche 1 verteilten Befundstrukturen folgt, dass hier min-destens zwei aufeinanderfolgende Bauperioden entsprechend der oben (siehe S. 55) dargelegten Definition mit unterschiedlicher räumlicher Ordnung repräsentiert sind. Der ältere dieser beiden Bauhorizonte wurde im Rahmen eines Siedlungsbrandes zerstört, woraufhin eine Neubebau-ung erfolgte, von der mehrheitlich unverbrannte Baureste überliefert sind. Dem jüngeren Bauhorizont gehören allerdings wahrscheinlich die Reste des durch Brandlehmpackung A repräsentierten Gebäudes an, an dem sich keine Hinweise auf eine sekundäre Störung ergaben. Demzufolge ist auch für die jüngere Bauperiode ein Brandereignis wahrscheinlich, von dem al-lerdings nur ein Haus betroffen war. Der Interpretation überlassen bleibt die Beantwortung der Frage, ob die benachbarten Gebäude zum Zeitpunkt dieses Brandes bereits verfallen waren und deshalb nicht niederbrennen konnten oder ein Ausgreifen des Feuers auf die Nachbarhäuser verhindert werden konnte. Mit Blick auf die Interpretation der Befunde in Fläche 3 erscheint ersteres Szenario wahrscheinlicher.

Basierend auf diesen grundsätzlichen Feststellungen kann nun die kon-krete Zugehörigkeit der festgestellten Befundstrukturen zu den einzelnen Bauhorizonten und deren Struktur diskutiert werden. Eindeutig identi-fizierbare Hausstrukturen des älteren Bauhorizontes sind ausschließlich im Süden des Grabungsareals festzustellen. Einerseits handelt es sich um Brandlehmpackungen C und H in der Südwestecke des Grabungsareals, welche zu Haus Oko 28 verbunden werden. Im Plan der Geomagnetik zeichnet sich nur eine sehr schwach ausgeprägte Fortsetzung des Befundes nach Südwesten ab. Seiner Lage entsprechend war Haus Oko 28 gemein-sam mit Anomalie A 20 Bestandteil der Häuserzeile Z 8. Zu der gleichen Zeile gehört auch Haus Oko 26, von dem nur eine kleine Ecke in der Süd-westecke des Schnittes 3 freigelegt wurde und das sich im Plan der Geoma-gnetik ebenfalls als schwach sichtbare Anomalie abzeichnet. Das in dem Vorbericht etwas schematisch rekonstruierte Haus Oko 27 entfällt.

Aus den Brandlehmpackungen B, D, E, F, G und M im Zentrum der Grabungsfläche waren in der Erstvorlage der Befundsituation in Fläche 1 die Häuser 24 und 25 rekonstruiert worden. Ausschlaggebend dafür war insbesondere der Umstand, dass die Brandlehmpackungen D und M in einem kleinen Bereich sehr scharf gegenüber der fund- und steinreichen Gassenzone N abgegrenzt sind. Die Neuinterpretation des kleinstückigen Brandschuttes als verlagertes Material lässt auch diese Deutung in einem anderen Licht erscheinen. Demnach dürfte es sich bei den Brandlehmpa-ckungen B, D und G kaum um die Reste eines Hauses, sondern um im Rahmen von Planierungsmaßnahmen umgelagertes Material handeln.

83

Gleiches scheint auch für die Brandlehmpackungen E, F und M zu gelten. Auch wenn die Beobachtung weiterhin gültig ist, dass mit Gassenzone N ein sehr stark begangener Freiflächenbereich existierte, erscheint (basie-rend auf den zuvor angestellten Überlegungen) die Rekonstruktion der Häuser 24 und 25 nicht mehr sonderlich zwingend.

Bereits in Planum 4 wurde in Schnitt 4 unter Brandlehmpackung A die Oberkante der in sich zusammengesunkenen Kuppel eines Ofens sichtbar (Feuerungsanlage Oko 1/4). Nach der Terminologie von J. Petrasch (1986, 36–40) handelte es sich um die Reste eines einfachen Kuppelofens mit Ab-messungen von insgesamt 1,6 x 1,0 m. Der eigentlichen Brennkammer war im Südosten eine rot verziegelte Arbeitsplattform vorgelagert.

Obwohl die Reste der Kuppel bereits relativ früh sichtbar waren, kann aufgrund des Niveaus der verziegelten Arbeitsplattform mit großer Si-cherheit ausgeschlossen werden, dass der Ofen zum Interieur des Hau-ses Oko 18 gehörte. Diese Feststellung gilt umso mehr, weil sowohl gut untersuchte Befunde als auch Ofenmodelle in der Regel zeigen, dass die Ofentenne etwas abgehoben über dem Fußboden lag (z. B. Benac 1973 b, 50–56; Petrasch 1986, 38). In Fläche 1 von Okolište wird die Ofenanlage auch noch von einer gelben Lehmschicht überlagert, bei der es sich um den Stampflehmfußboden des Hauses Oko 18 handeln dürfte.

Die gut dokumentierten Befunde von Öfen in Obre II und anderen neo-lithischen Fundorten des zentralen und westlichen Balkangebietes zeigen, dass Kuppelöfen sich in der Regel innerhalb von Gebäuden befanden. In Obre II wurden Öfen mehrfach im südwestlichen Teil der Häuser fest-gestellt, wo sie meist mit dem Rücken zur nordwestlichen Längsseite des Hauses standen (Benac 1973 b, 41–56). Die Ausrichtung und Lage des Ofens in Fläche 1 unter Haus Oko 18 spricht dafür, dass hier eine ähnliche Situation vorliegt. Obwohl die eigentlichen Reste des zugehörigen Gebäu-des aufgrund der in Planum 8 nur noch sehr kleinen Grabungsfläche nicht zweifelsfrei identifiziert werden können, erscheint es am wahrscheinlichs-ten, dass sich dieses Haus an einer ähnlichen Position befand, allerdings leicht Richtung Südosten verschoben war. In Planum 8 zeichnete sich die Oberkante einer unverbrannten Lehmschicht ab, bei der es sich vermutlich um die Reste dieses Hauses Oko 19 handelt.

Insgesamt ergibt sich aufgrund der dargelegten Argumente für die ältere Siedlungsphase in Fläche 1 eine ähnliche Bebauungsstruktur, wie sie sehr viel sicherer in Fläche 3 festgestellt wurde: Im Abstand von etwa 5–6 m standen sich demnach zwei Zeilen von Häusern gegenüber, die jeweils nur zu relativ kleinen Teilen erfasst worden sind. Ein relativ großer Teil der Grabungsfläche repräsentiert wahrscheinlich einen in Nordost-Südwest-Richtung verlaufenden Weg zwischen diesen Häuserzeilen entsprechend der oben (siehe S. 55) dargelegten Definition. Für eine entsprechende Deu-tung spricht unter anderem auch die Verteilung von Steinen, die sich ins-besondere in der südöstlichen Hälfte dieser Zone konzentrieren.

Sicher der jüngeren Bebauungsphase in Fläche 1 zugewiesen werden können die unverbrannten Lehmpakete J und K, da sie Brandlehmpackun-gen teilweise überlagern. Die annähernd rechteckige, etwa 9,0 x 3,0 m mes-sende Struktur J mit der massiven Feuerungsanlage Oko 1/1 weist im Ver-gleich zu den anderen Hausresten eine um 90° abweichende Ausrichtung auf. Aufgrund der räumlichen Nähe und der stratigraphischen Position eher unwahrscheinlich ist ein gleichzeitiges Bestehen mit dem niederge-brannten Haus Oko 28 (Strukturen C und H).

Der Umstand, dass Hausstelle J im rekonstruierten Verlauf des Weges der älteren Bebauungsphase errichtet wurde, könnte eine Erklärung für ihre geringe Breite liefern. Größere Steine, wie sie für Gassenbereiche cha-rakteristisch sind, wurden in diesem Areal der Grabung nur in der verblei-benden Zone zwischen Lehmpackung J und Brandlehmpackung A festge-

84

stellt. Der Befund impliziert, dass der Weg weiterhin in Benutzung war und ein Durchgang freigehalten werden musste. Bemerkenswert erscheint die Lage und Ausrichtung von Hausstelle J insbesondere auch deshalb, weil die in der südlichen Zeile gelegenen Hausstellen, soweit erkennbar, nach dem Siedlungsbrand nicht wieder aufgebaut wurden.

In Struktur J lagen teilweise zwei Lehmschichten durch einen dunklen Horizont getrennt übereinander. Dies wird ausgehend insbesondere auch von der Befundsituation in Fläche 3 dahingehend interpretiert, dass nach-einander zwei Häuser am gleichen Standort errichtet wurden.

Die in dem Vorbericht zu Fläche 1 vorgelegte Interpretation des unver-brannten Lehmpaketes K muss insofern korrigiert werden, als dieses nur im Süden des Schnittes 5 als gesichert anzusehen ist und sich dort auch noch weiter nach Süden fortzusetzen scheint. Der Befund ist insgesamt nicht vergleichbar deutlich abgegrenzt wie dies bei den unverbrannten Lehmpaketen J und L der Fall ist. Gesichert erscheint, dass die Hausstel-le K ebenso wie Hausstelle J teilweise in den Weg der älteren Siedlungspha-se hineinreichte. Mittlerweile eher unwahrscheinlich ist die ursprünglich postulierte Zweiphasigkeit der Hausstelle. Revidiert werden muss auch die stratigraphische Interpretation des „Werkplatzes mit Geräten“. Offenbar wurde der Befund in den unverbrannten Lehm der Hausstelle K eingetieft, als das durch den Lehm repräsentierte Gebäude bereits wieder verfallen war.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls der jüngeren Siedlungsphase zugehörig war Haus Oko 18, repräsentiert durch Brandlehmpackung A, die im Gegensatz zu den Brandlehmpackungen B–I des älteren Bauhori-zontes nicht sekundär gestört war. Obwohl die genaue Lage eines durch die Ofenanlage Oko 1/4 repräsentierten Vorgängerbaus nicht festgestellt wurde, erscheint es zumindest wahrscheinlich, dass das Haus Oko 18 an-nähernd auf dem alten Standort wiedererrichtet worden war.

Die Zuordnung der Hausstelle L zur jüngeren Siedlungsphase beruht insbesondere darauf, dass diese wie die Strukturen J und K in unverbrann-tem Zustand überliefert ist. Die südöstliche Schmalseite bildet mit der Schmalseite der Brandlehmpackung A eine Bauflucht. Wie Hausstelle J stellt Struktur L zwei übereinanderliegende Bauten dar.

Zusammenfassend ergeben sich aus dem vorstehend Dargelegten für die jüngere Siedlungsphase in Fläche 1 folgende Implikationen: Im Bereich der nördlichen Häuserzeile wurde die Bebauungsstruktur der älteren nachge-wiesenen Bauperiode offenbar weitgehend beibehalten. Dort können die Häuser 18 in Struktur A sowie 22 und 23 in Lehmpaket L identifiziert wer-den. Anstelle der südlichen Häuserzeile erfolgte aus unbekannten Grün-den an einigen Hausstellen offenbar keine Neubebauung. Anstatt dessen wurde innerhalb des früheren Weges die Hausstelle J mit abweichender Ausrichtung gegründet, die jedoch in ihrer Ausdehnung beschränkt war, vermutlich um die weitere Benutzung des Weges zu ermöglichen. Wahr-scheinlich wurden an dieser Hausstelle nacheinander die beiden Häuser 16 und 17 errichtet. Auch Hausstelle K, die allerdings ziemlich diffus blieb, war teilweise in den älteren Wegebereich vorgeschoben.

In Analogie zur Interpretation der Befundstrukturen in Fläche 3 er-scheint es am plausibelsten, die enge räumliche Verflechtung von ver-brannten und unverbrannten Häusern dadurch zu erklären, dass zum Zeitpunkt des Brandes, bei dem Haus Oko 18 zerstört wurde, die Häuser 16, 20 und 22 bereits aufgelassen und verfallen waren. Ein indirekter Beleg für eine solche Abfolge stellt der Werkplatz mit Geräten in einer Grube dar, der in das Lehmpaket der Hausstelle K eingelassen war. Der Befund zeigt, dass die Nutzung des Areals mit dem Verfall des Hauses nicht abgeschlos-sen war.

85

Befundgruppierungen und Stratigraphie

Ausgehend von den vorstehenden Überlegungen wurden in Fläche 1 vier Schichtenformationen und 34 Schichtenverbände unterschieden, deren stratigraphisches Verhältnis in Abbildung 21 dargestellt ist (Tab. 7–8; Anhang 8). Nach Revision der Befundstrukturen lassen sich in Fläche 1 Reste von neun Häusern feststellen. Die insgesamt als Planierschicht in-terpretierten Schichtenverbände Brandlehm Oko 1/1 bis Oko 1/3 und Schichtpakete Oko 1/1 bis Oko 1/5 wurden Schichtenformation Oko 1/3 zugeschlagen, da das daraus stammende Material potentiell der älteren Be-bauungsphase angehört.

FL ÄCHE 2

Umstände und Ziele der Grabungen

Die Ausgrabungen in Fläche 2 erfolgten zwischen dem 04.09. und 02.10.2004 zeitlich parallel zur Fortsetzung der Arbeiten in Fläche 1 (Schnitte 2 und 4). Die Fläche befand sich im Flurstück 143 der Gemar-kung Okolište an der sanft abfallenden Nordostflanke des Siedlungshügels. Das Ziel der Ausgrabung bestand in der erstmaligen Untersuchung eines Teils des Grabensystems, welches im Jahr zuvor durch die geomagnetische und auch durch geoelektrische Prospektionen nachgewiesen worden war (Hofmann u. a. 2006, 55–63). Konkret betrafen die Ausgrabungen die Grabenverläufe G 9–G 11 (siehe S. 44 Abb. 11). Im Falle von G 10 und G 11 handelt es sich um den äußeren und mittleren Grabenverlauf des Graben-stranges GS C, bei G 9 in Schnitt 7.1 um den inneren Grabenverlauf des Grabenstranges GS B.

Grabungstechnik

Fläche 2 setzte sich aus den vier Schnitten 7.1, 7.2, 8.1 und 8.2 zusammen (Abb. 22), die so angelegt waren, dass sie die Gräben G 9, G 10 und G 11 ten-denziell rechtwinklig schnitten (siehe S. 42 Abb. 10). Die Schnitte besaßen Ausdehnungen von 9 x 2 m (8.1) und 6 x 2 m (7.1, 7.2, 8.2). Da die Schnitte schräg zum lokalen Messsystem der Grabung lagen, wurden die Quadra-te jeweils mit einem System aus Zahlen und Buchstaben bezeichnet. Die Nummerierung der Abträge entspricht der Benennung der jeweils dar-über liegenden Plana. Ähnlich wie in Fläche 5 wurden die Grabenverläufe mit Farben bezeichnet. Der äußere Grabenverlauf, welcher der Anomalie G 10 der geomagnetischen Prospektion entspricht, erhielt die Bezeichnung rot, der mittlere G 11 entsprechend orange. Bei der Einpflegung der Daten in die im Jahr 2005 angelegte Projektdatenbank stellte sich heraus, dass die Schnittnnummern in ihrer 2004 vorgesehenen Form nicht verarbeitet werden können. In der Datenbank sind die Funde und Befunde deshalb mit fünfstelligen Bezeichnungen wie zum Beispiel 81001… versehen.

Beschreibung der Befundsituation

Die Befundsituation in den Schnitten 8.1 und 8.2 ist bereits beschrieben worden (Hofmann u. a. 2006, 69–73). Die folgenden Ausführungen be-schränken sich deshalb auf eine überblicksartige Darstellung der Gra-bungsergebnisse. Wie in der Erstvorlage der Fläche wird auf die Beschrei-bung und Auswertung der Befunde in den Schnitten 7.1. und 7.2 vorerst

86

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87

Tab. 7. Okolište. Schichtenformationen in Fläche 1.

Schichtenformation Beschreibung

Oko 1/0 moderne StörungenOko 1/1 AckerhorizontOko 1/2 Bebauung mit den Hausstellen 1 A, 1 J, 1 K, 1 LOko 1/3 Bebauung mit den Hausstellen 1 A, 1 C, 1 F

Tab. 8. Okolište. Schichtenverbände in Fläche 1 und ihre Zugehörigkeit zu Schichtenformatio-nen und Hausstellen.

Schichtenverband Schichtenformation Hausstelle

Haus Oko 01 Oko 1/0 –Störung Oko 1/1 Oko 1/0 –Ackerhorizont Oko 1 Oko 1/1 –Freifläche Oko 1/A–J Oko 1/2 –Freifläche Oko 1/E–L Oko 1/2 –Freifläche Oko 1/J–K Oko 1/2 –Freifläche Oko 1/K-L Oko 1/2 –Freifläche Oko 1/nw A, J Oko 1/2 –Freifläche Oko 1/sö L Oko 1/2 –Freifläche Oko 1/sw J Oko 1/2 –Grube Oko 1/1 Oko 1/2 –Grube Oko 1/2 Oko 1/2 –Haus Oko 16 Oko 1/2 1 JHaus Oko 17 Oko 1/2 1 JHaus Oko 18 Oko 1/2 1 AHaus Oko 20 Oko 1/2 1 KHaus Oko 22 Oko 1/2 1 LHaus Oko 23 Oko 1/2 1 Lunverbrannter Lehm Oko 1/1 Oko 1/2 –Brandlehm Oko 1/1 Oko 1/3 –Brandlehm Oko 1/2 Oko 1/3 –Brandlehm Oko 1/3 Oko 1/3 –Freifläche Oko 1/nö C Oko 1/3 –Freifläche Oko 1/sö E, M Oko 1/3 –Gasse Oko 1/D–M Oko 1/3 –Haus Oko 19 Oko 1/3 1 AHaus Oko 26 Oko 1/3 1 FHaus Oko 28 Oko 1/3 1 CSchichtpaket Oko 1/1 Oko 1/3 –Schichtpaket Oko 1/2 Oko 1/3 –Schichtpaket Oko 1/3 Oko 1/3 –Schichtpaket Oko 1/4 Oko 1/3 –Schichtpaket Oko 1/5 Oko 1/3 –unverbrannter Lehm Oko 1/2 Oko 1/3 –

88

verzichtet, da dort der anstehende Boden nicht erreicht wurde und deshalb keine klaren Ergebnisse erzielt wurden.

Die Höhe der Geländeoberkante lag im Bereich der Schnitte 8.1 und 8.2 zwischen 404,00–404,65 m. Das Niveau des anstehenden Bodens außer-halb der Gräben variiert hier zwischen 403,15–403,65 m. Die Mächtig-keit anthropogen beeinflusster Ablagerungen beträgt demnach zwischen 0,9–1,0 m.

In den beiden Schnitten verliefen parallel zueinander zwei in Nordwest-Südost-Richtung streichende Grabenverläufe, mit breiten V-förmigen Pro-filen und gerundeter Sohle (Abb. 23). Die Gräben waren an der Oberkante 3,5–4,5 m breit und zwischen 1,0–1,3 m in den anstehenden Boden bzw. Schotter eingelassen (Tab. 9). Die Niveaus der Grabensohlen variieren in-sofern, als der äußere Grabenverlauf rot deutlich tiefer eingegraben ist als Grabenverlauf orange.

Die Gräben weisen differenzierte Verfüllungen teils aus stärker humo-sen Schichten mit eingelagertem Siedlungsabfall, teils aus stark mit Fluss-

Abb. 22. Okolište. Situationsfoto von Fläche 2. Im Vordergrund befindet sich Schnitt 71, im Hintergrund liegen die Schnitte 8.1, 8.2, Blick-richtung Nordost.

Ackerhorizont2. Verfüllung Graben rot3. Verfüllung Graben rot

1. Verfüllung Graben rot1. Aufschüttung Wall rot 2. Aufschüttung Wall rot

2. Verfüllung Graben orange3. Verfüllung Graben orange

1. Verfüllung Graben orange1. Aufschüttung Wall orange2. Aufschüttung Wall orange

Flussschotter

1 m

Abb. 23. Okolište. Fläche 2, Befundgruppie-rungen in den Schnitten 8.1 und 8.2, darge-stellt am Ostprofil (nach Hofmann u. a. 2006, 70 Abb. 17).

Tab. 9. Okolište. Fläche 2, Breite, Tiefe und Höhe der Unterkante der Grabenverläufe.

Grabenverlauf Breite (m) Tiefe ab Oberkante (m) Höhe Unterkante (m)

rot 4,5 1,3 995,00orange 3,5 1,0 995,85

89

geröllen angereicherten Lagen auf. Auffällig ist, dass die Schichten an den Grabenwänden zum Teil deutlich steiler einfallen als jene in der Mitte der Verfüllung und teilweise abrupt abbrechen.

Das Aushubmaterial der Gräben wurde nach innen geworfen und dort zur Aufschüttung von Wällen verwendet, von denen maximal 0,4 m hohe, stark mit Flussgeröllen und teils auch mit Siedlungsabfall durchsetzte Lehm packungen erhalten sind. Sowohl in den zu Grabenverlauf rot als auch in den zu Grabenverlauf orange gehörigen Wallkörpern sind jeweils einzelne mächtige Pfosten mit Durchmessern um 0,4 m nachweisbar.

Die Grabenverfüllungen und Wallschüttungen waren von einer 0,5–0,65 m mächtigen, weitgehend ungegliederten Lehmschicht überdeckt.

Interpretation der Befundsituation

In den Schnitten 8.1 und 8.2 liegt eine insgesamt recht eindeutig zu in-terpretierende Befundsituation vor, da hier parallel zueinander zwei Gra-benverläufe existierten, zu denen jeweils an der Innenseite abgelagerte Wallschüttungen gehörten. Die in zwei Wallschüttungen dokumen-tierten Pfosten deuten darauf hin, dass die Wälle in irgendeiner Weise zusätzlich befestigt waren. Um regelrechte Palisadenreihen handelt es sich allerdings nicht. Offenbar entschied man sich für eine schneller her-zustellende und weniger materialintensive Konstruktionsweise, bei der zwischen einzeln stehenden Pfosten möglicherweise horizontale Hölzer gelegt waren.

Die Lage und Ausrichtung der unterschiedlichen Verfüllschichten las-sen klar erkennen, dass die Gräben und Wälle im gleichen Verlauf mehr-fach erneuert worden sind. In den Gräben gingen diesen Erneuerungen jeweils Verfüllvorgänge voraus. In jedem der Gräben wurden drei Phasen festgestellt. Im Ostprofil der beiden Schnitte ist erkennbar, dass die Verfül-lung des ältesten Grabens im Verlauf orange gegen den zu Graben rot ge-hörigen Wallkörper geschüttet ist. Selbst wenn dadurch gesichert ist, dass der äußere Graben zum Zeitpunkt der Verfüllung des mittleren bereits existiert haben muss, lässt sich mithilfe der stratigraphischen Methode das zeitliche Verhältnis der Gräben nicht eindeutig bestimmen.

Relativ eindeutig ist der Charakter des über den Gräben und Wallschüt-tungen befindlichen Horizontes zu interpretieren. Bei der von Steinen weitgehend freien Schicht handelt es sich vermutlich um ein Kolluvium. Ein dunkler Horizont an der Unterseite dieser Schicht scheint von einer längeren Bodenbildungsphase zu stammen und impliziert ein insgesamt nachneolithisches Alter der Schicht. Eine ganz ähnliche Situation wurde in Fläche 6 angetroffen (siehe S. 115 ff.).

Befundgruppierungen und Stratigraphie

Die für Fläche 2 vorgenommenen Befundgruppierungen wurden von Nils Müller-Scheeßel erarbeitet. Da in den beiden Grabenverläufen jeweils drei Phasen festgestellt wurden, war zunächst von der Gleichläufigkeit der bei-den Grabenstratigraphien ausgegangen und dies bei der Bezeichnung der Schichtenformationen berücksichtigt worden. Im Rahmen der in dieser Arbeit durchgeführten chronologischen Differenzierung beruhend auf 14C-Daten und kombinationsstatistischen Analysen des Keramikmateri-als stellte sich allerdings heraus, dass diese Annahme nicht aufrechtzuer-halten ist (siehe S. 263 ff.). Deshalb wurden für die beiden Grabenverläufe unabhängige Bezeichnungen vergeben, deren numerische Benennung zu-nächst nichts über die Reihenfolge ihrer Entstehung aussagt.

90

Oko 2/7 rotOko 2/4 orange

Oko 2/6 rotOko 2/3 orange

Oko 2/5 rotOko 2/2 orange

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1. Wall rot1. Graben rot1. Wall orange1. Graben orange

2. Wall rot2. Graben rot2. Wall orange2. Graben orange

3. Graben rot3. Graben orange

Ackerhorizont

1. Eintiefung1. Eintiefung 1. Aufschüttung

1. Verfüllung

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1. Verfüllung

1. Erneuerung1. Erneuerung 2. Aufschüttung

2. Verfüllung

2. Aufschüttung

2. Verfüllung

2. Erneuerung2. Erneuerung

3. Verfüllung3. Verfüllung

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Tab. 10. Okolište. Schichtenformationen in Fläche 2.

Schichtenformation Beschreibung

Oko 2/1 Kolluvium/AckerhorizontOko 2/2 3. Stadium Graben orangeOko 2/3 2. Stadium Graben und Wall orangeOko 2/4 1. Stadium Graben und Wall orangeOko 2/5 3. Stadium Graben rotOko 2/6 2. Stadium Graben und Wall rotOko 2/7 1. Stadium Graben und Wall rot

Tab. 11. Okolište. Schichtenverbände und Zugehörigkeit zu Schichtenformationen in Fläche 2.

Schichtenverband Schichtenformation

Ackerhorizont/Kolluvium Oko 2 Oko 2/1Graben Oko 2/orange 3. Stadium Oko 2/2Graben Oko 2/orange 2. Stadium Oko 2/3Wall Oko 2/orange Erneuerung Oko 2/3Graben Oko 2/orange 1. Stadium Oko 2/4Wall Oko 2/orange Aufschüttung Oko 2/4Graben Oko 2/rot 3. Stadium Oko 2/5Graben Oko 2/rot 2. Stadium Oko 2/6Wall Oko 2/rot Erneuerung Oko 2/6Graben Oko 2/rot 1. Stadium Oko 2/7Wall Oko 2/rot Aufschüttung Oko 2/7

Abb. 24. Okolište. Fläche 2, vereinfachte Dar-stellung der stratigraphischen Beziehungen der Befundgruppierungen.

91

Insgesamt wurden in den beiden Schnitten 8.1 und 8.2 sechs Schich-tenformationen und elf Schichtenverbände unterschieden, deren stratigra-phisches Verhältnis in Abbildung 24 dargestellt ist (Tab. 10–11; Anhang 8).

FL ÄCHE 3

Umstände und Ziele der Grabungen

Die Grabungen in Fläche 3 fanden zwischen dem 05.09. und 07.10.2005 im ersten Jahr der Förderung des Projektes durch die Deutsche Forschungs-gemeinschaft statt. Das primäre Ziel der Ausgrabungen bestand darin, erstmals einen größeren zusammenhängenden Siedlungsausschnitt mit mehreren Gebäuden freizulegen, um konkrete Vergleiche zwischen der Ar-chitektur und den Fundinventaren individueller Haushalte anstellen und Aktivitätsbereiche herausarbeiten zu können.

Grabungsfläche 3 lag im westlichen Teil des zentralen Siedlungsberei-ches in der Mitte des Flurstücks 140 der Gemarkung Radinovići. Etwa 20 m westlich des Grabungsareals verläuft der Grabenstrang GS B. Der Plan der Geomagnetik wies im weiteren Umfeld der Grabungsfläche kei-ne vergleichbar dichte und regelmäßige Strukturierung durch Anomali-en auf, wie sie im Nordosten der Fundstelle beobachtet wurde. Vielmehr waren hier nur einzelne bzw. kleinere Gruppen von Anomalien sichtbar. Im unmittelbaren Grabungsareal lagen parallel zueinander die drei Nord-ost-Südwest ausgerichteten hochmagnetischen Anomalien A 31–A 33, die nach den Erfahrungen in Grabungsfläche 1 als Reste verbrannter Gebäude angesprochen wurden (Abb. 26).

Grabungstechnik

Grabungsfläche 3 bestand zunächst aus den zwölf 6 x 4 m großen Schnit-ten 10–21, die – jeweils durch 1 m breite Profilstege voneinander getrennt – eine Fläche von 19 x 20 m bildeten (Abb. 25–26). Später erfolgte etwas weiter östlich zusätzlich die Öffnung der Schnitte 24, 26 und 27, in denen

Abb. 25. Okolište. Fläche 3, Situationsfoto während der Ausgrabung, Blickrichtung Nor-den.

92

jedoch lediglich der rezente, etwa 0,3 m mächtige Ap-Horizont entfernt wurde, bevor die Grabungen aus Kapazitätsgründen wieder eingestellt wurden16. Entsprechend der Priorität, in erster Linie die in der Geomagne-tik sichtbaren Strukturen freizulegen, endete die Ausgrabung in fast allen Schnitten auf Höhe von Planum 4 etwa 1,0 m unter der Geländeoberkante. Auf diesem Niveau war die Unterkante der in der Geomagnetik sichtbaren Hausstellen erreicht. Die Profilstege und Blöcke wurden in der Endphase der Ausgrabungen komplett abgetragen und das Fundmaterial entspre-chend dem Schema in Abbildung 27 jeweils den im Süden und Osten an-grenzenden Schnitten zugeordnet.

Da die Fläche nach dem Messsystem des Fundplatzes ausgerichtet war, erfolgte die Benennung der Quadrate durch jeweils zwei Ost- und zwei Nordwerte. Bedingt durch die unterschiedliche Befundlage hatten die Hauptplana in den einzelnen Schnitten teilweise unterschiedliche Hö-hen. Die Grabung erfolgte in künstlichen Abträgen, innerhalb derer die Grenzen von Baubefunden und Herdstellen sorgfältig herauspräpariert

995

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995

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860 m 865 m 870 m 875 m 880 m 885 m 890 m 895 m

16-Nordsteg

15-Nordsteg 14-Nordsteg 13-Nordsteg

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15 14 13

121110

17 18

14 13

11 13

Abb. 26. Okolište. Fläche 3, Detailausschnitt aus dem Plan der geomagnetischen Prospekti-on mit Lage der Schnitte.

Abb. 27. Okolište. Fläche 3, Schnittplan und Zuordnung von Stegen und Blöcken.

16 Die lückenhafte Nummerierung der zusätzlichen Schnitte beruht darauf, dass eigentlich acht weitere Schnitte mit den Nummern 22–29 geöffnet werden sollten.

93

wurden. Die dadurch entstandenen Zwischenplana wurden entsprechend Anhang 7 benannt.

Größere Konzentrationen von Brandlehm wurden zunächst durch Oberflächennivellements dokumentiert. Ferner erfolgte die zeichnerische Erfassung von Lage, Ausrichtung und Durchmessern von Konstruktions-hölzern in Ausdrucken der fotogrammetrischen Aufnahme jeweils ge-trennt für an der Oberfläche der Brandlehmpackungen liegende Hölzer sowie in Overlays auf Transparentpapier für verdeckte Hölzer.

Das Fundmanagement erfolgte nach der oben (siehe S. 57 ff.) beschrie-benen Vorgehensweise. Zusätzlich wurden flächendeckend insgesamt 648 Bodenproben für botanische Großrestanalysen aus jedem größeren Be-fund innerhalb eines Quadrates entnommen, um detaillierte funktio nale Analysen durchführen zu können (vgl. Kroll in Vorbereitung).

Beschreibung der Befundsituation

Die Geländeoberkante verlief im Bereich der Grabungsfläche 3 auf einem Ni-veau zwischen 405,20–405,40 m relativ eben. Bereits im ersten Planum tra-ten auf einer Höhe von ca. 404,90–405,00 m ungestörte neolithische Befun-de in Form diffuser Verfärbungen zutage, aus denen sich im zweiten Abtrag mehrere massive, fest verbackene Brandlehmpackungen herauskristallisier-ten. Diese Brandlehmpackungen korrelieren hinsichtlich ihrer Lage mit den Anomalien A 31–A 33 der geomagnetischen Prospektion (siehe S. 46 Abb. 12).

Die Brandlehmlagen wiesen unterschiedliche Größen und Umrissfor-men auf. Zudem befanden sich ihre Oberkanten auf unterschiedlichen Niveaus (Abb. 28). Die größte Ausdehnung besaß die langrechteckige öst-liche Brandlehmpackung A mit einer Größe von 10 x 4 m (Hausstelle 3 A). Ihre Längsseiten waren in regelmäßigen Abständen von halbkreisförmigen Einbuchtungen perforiert (Abb. 29).

862 m 864 m 866 m 868 m 870 m 872 m 874 m 876 m 878 m 880 m

862 m 864 m 866 m 868 m 870 m 872 m 874 m 876 m 878 m 880 m

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1 m

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987

m98

9 m

991

m

LehmstrukturenBrandlehmstrukturen

< 997.45997.45997.50997.55997.60997.65997.70997.75997.80997.85997.90997.95998.00

Abb. 28. Okolište. Fläche 3, Höhenmodell der Oberflächen von Brandlehmpackungen.

94

C

B

A

G

H

EG

CB

A

FD

Abb. 29. Okolište. Fläche 3, Planum 2, Mon-tage fotogrammetrischer Aufnahmen mit Be-zeichnungen der Hausstellen (Grafik Klaus Rothe).

Abb. 30. Okolište. Fläche 3, Planum 3, Mon-tage fotogrammetrischer Aufnahmen mit Be-zeichnungen der Hausstellen (Grafik Klaus Rothe).

95

M

E

CL

I

HAbb. 31. Okolište. Fläche 3, Planum 4, Mon-tage fotogrammetrischer Aufnahmen mit Be-zeichnungen der Hausstellen (Grafik Klaus Rothe).

Abb. 32. Okolište. Fläche 3, Interpretation der Befundsituation.

5 m0

unverbrannter gelber Lehm

Brandlehm

Feuerstelle

Grube (Planum 2)

Pfostenloch

Stein

Grube (Planum 3)

Installation

Hausgrenze

wahrscheinliche Fortsetzung gesicherter Hausgrenze

unsichere Hausgrenze

Zwischenwand

Ansammlung von Webgewichten

AHäuser 1–3

HHaus 14

FHäuser 10–11

IHaus 15

BHäuser 4–5

CHäuser 6–7

EHäuser 8–9

GHaus 13

DHaus 12

KHaus 36

96

CB

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5mLe

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. 33.

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. 34.

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.

97

Die nordwestlich benachbarte Brandlehmpackung B war mit einer Län-ge von 10 m und einer Breite von 3,5 m ähnlich groß, jedoch im Vergleich zu Brandlehmpackung A von unregelmäßiger Form (Hausstelle 3 B). Die Brandlehmpackung war hier entlang ihrer Mittelachse wannenförmig ein-gesunken.

Erheblich kleinflächiger und aufgrund von Störungen wesentlich lü-ckenhafter erhalten waren dagegen die westliche Brandlehmpackung C mit einer Länge von 4,5 m und einer Breite von 4 m sowie die Brandlehm-packungen D und K in der Südwestecke der Grabungsfläche (Hausstellen 3 C, 3 D und 3 K). Letztere Packung, die erst im dritten Planum sichtbar wurde, war etwas weniger massiv und wurde deshalb erst im Rahmen der detaillierten Auswertung erkannt.

Die weitere Untersuchung der Brandlehmbefunde bestätigte die Ver-mutung, dass es sich bei ihnen um die Reste von niedergebrannten neo-lithischen Häusern handelte. In dem verbrannten Material lagen großflä-chige Partien zusammengestürzter Lehmwände mit glatten Oberflächen, Farbresten und Abdrücken von Konstruktionshölzern. Unter dem Wand-versturz wurden bei den Brandlehmpackungen A und B oberflächlich verziegelte Lehmflächen freigelegt, auf denen große Gefäßfragmente und Webgewichte lagen. Es handelt sich dabei um die Fußböden der Gebäude und die darauf verbliebenen Reste der Hausinventare.

Entlang der Außenkanten sowie in der Mittelachse der Brandlehm-packung A befanden sich in regelmäßigen Abständen insgesamt 21 mit Brandschutt verfüllte Gruben, die Durchmesser zwischen 0,5–1,0 m auf-wiesen. Dabei handelte es sich um Standgruben von Wand- und Mittel-pfosten, in denen durch Ausbrennen der Hölzer Hohlräume entstanden waren, die sich mit von oben nachgerutschtem Material gefüllt hatten. Wenngleich insgesamt lückenhafter wurden entsprechende Befunde auch in Brandlehmpackung B festgestellt. Das Nachrutschen von Material in die Hohlräume der mächtigen Mittelpfosten dürfte entscheidend für die wannenförmige Verformung dieses Befundkomplexes verantwortlich sein.

Außer den verbrannten Hausstrukturen traten in Fläche 3 auch Befunde aus unverbranntem gelben Lehm in Form von horizontalen Schichten oder flachen Hügeln zutage, die sich – abhängig von der Tiefe – in den Plana und Profilen gegenüber dem sie umgebenden dunkleren Material unter-schiedlich scharf abzeichneten (Abb. 30). Die Stärke der Lehmschichten schwankte zwischen 0,1–0,4 m.

Diese unverbrannten Lehmbefunde ließen sich sowohl unter- als auch außerhalb der Brandlehmpackungen feststellen. Unter Brandlehmpa-ckung A lagen im Wechsel mit dunklen Horizonten von 0,15–0,20 m Stär-ke zwei dünne Lehmschichten. Diese liefen – jeweils um einige Dezimeter nach innen versetzt – unter den Außenkanten der Brandlehmpackung aus.

Anders war die Situation bei Brandlehmpackung B: Hier lag der Brand-schutt direkt auf einem 0,3–0,4 m dicken Lehmpaket auf, das im Planum 3 insbesondere entlang der geraden südöstlichen Längsseite deutlich über die Außenkante der Brandlehmpackung hinausreichte. Gegenüber einer noch weiter südöstlich gelegenen Zone erheblich dunkleren Erdreichs war die Lehmfläche geradkantig scharf abgegrenzt.

Ähnlich war die Befundsituation bei der erheblich kleinflächigeren Brandlehmpackung C, da auch hier unter dem Brandschutt in Planum 3 eine scharf abgegrenzte, massive unverbrannte Lehmschicht angetroffen wurde, die den höher liegenden Brandschutt zu einer langrechteckigen Struktur mit ähnlichen Dimensionen wie die benachbarten Befundkom-plexe vervollständigte.

An die drei Hausstellen A–C im Zentrum des Grabungsareals schlos-sen sich sowohl im Nordwesten als auch im Südosten unverbrannte lang-rechteckige, Nordost-Südwest ausgerichtete Lehmflächen mit scharfen

98

Begrenzungen an. In beiden Fällen besaßen auch diese Lehmpackungen einen mehrschichtigen Aufbau, in dem zwei Lehmschichten durch deut-lich dunklere Horizonte voneinander getrennt waren (Abb. 33–34). Ein sowohl hinsichtlich seines stratigraphischen Aufbaues als auch seiner Orien tierung abweichender Befund wurde in der Nordostecke der Gra-bungsfläche festgestellt (G). Hier befand sich eine 0,25–0,30 m mächtige Schicht gelben Lehmes von langrechteckiger Form, die im Gegensatz zu al-len übrigen Lehmflächen Nordwest-Südost ausgerichtet war. Abweichend von den anderen Hausstellen war der Befund nicht mehrschichtig.

Wiederum etwas anders war die Situation bei den Hausstellen H und I: Beide Hausbefunde wurden nur oberflächlich freigelegt, da sie bereits zu einem älteren, anders strukturierten Bauhorizont gehörten. Entsprechend lagen die beiden Befundkomplexe nicht in der zentralen Häuserzeile, son-dern wiesen eine abweichende Lage auf. In beiden Fällen bildeten die Ober-kanten der Architekturreste flache Hügel (Abb. 31).

Insgesamt wurden in Grabungsfläche 3 sechs Feuerungsanlagen fest-gestellt, die sämtlich innerhalb von Hausstellen lagen (siehe S. 364 ff. Tab. 138). Es handelte sich in allen Fällen um offene Herdstellen, die teil-weise über einen Unterbau aus Flussgeröllen verfügten, ansonsten jedoch lediglich aus einer oder mehreren gebrannten Lehmtennen bestanden. In der Regel lagen die Brandplatten der Herde erhöht über den Fußböden auf einem niedrigen Podest, wodurch sie insbesondere im Schutt verbrannter Gebäude teilweise schwierig festzustellen waren.

Die Bereiche zwischen den beschriebenen Baubefunden zeichneten sich in der Regel durch ein deutlich dunkleres, graues bzw. graubraunes Boden-substrat aus, das in weit stärkerem Maße als die Hausstellen mit Steinen und Fundmaterial angereichert war. Südwestlich der Hausstellen 3 A und 3 B befand sich innerhalb einer entsprechenden Zone eine größere An-sammlung von Brandlehmbrocken, die jedoch nicht wie in den Hausstel-len miteinander verbacken waren, sondern ohne Verbund in der Freifläche lagen (siehe S. 94 Abb. 29).

Interpretation der Befundsituation

Die aus der geomagnetischen Prospektion resultierenden Erwartungen bestätigten sich insofern vollständig, als im Zentrum der Grabungsfläche drei Hausstellen freigelegt wurden, die offensichtlich einem Siedlungs-brand zum Opfer gefallen sind. Die drei Gebäude 1, 4 und 6 waren ein-heitlich Nordost-Südwest ausgerichtet und bilden eine Nordwest-Südost orientierte Häusergruppe. Durch das Brandereignis waren im Schutt der verbrannten Gebäude zahlreiche Detailinformationen zur Konstruktion und Ausstattung erhalten, die teilweise oder vollständige Grundrissrekon-struktionen von Häusern ermöglichen (siehe S. 368 Abb. 233).

Zusätzlich wurden in Grabungsfläche 3 Strukturen aus unverbranntem Lehm aufgedeckt, bei denen es sich um die Reste unverbrannter Häuser handelt. Diese Interpretation ergibt sich aus ihrer geradkantigen, lang-rechteckigen Form, aus der Lage und Orientierung der Objekte innerhalb der Grabungsfläche sowie ihrem räumlichen Bezug zu den verbrannten Gebäuden. Als zusätzliche Belege können in einigen Fällen vorhandene Reste konstruktiver und funktionaler Details (Pfostengruben an den Au-ßenkanten, Herdstellen) angeführt werden.

Die Lage der beschriebenen unverbrannten und verbrannten Hausbe-funde A–C sowie E und F lässt den Schluss zu, dass die drei verbrannten Häuser im Zentrum des Grabungsareals 3 keine isolierte Gebäudegrup-pe darstellten, sondern zusammen mit den angrenzenden unverbrannten Bauten zu einer geschlossenen Häuserzeile gehörten, deren Baufluchten

99

offensichtlich aufeinander Bezug nehmen (Abb. 32). Die im Nordosten und Südwesten der Fläche dokumentierten Befunde D, G und K sind Bestand-teile benachbarter Häuserzeilen. Befund G weicht zwar in seiner Aus-richtung von der in Okolište nach Ausweis der Geomagnetik für Häuser bevorzugten Nordost-Südwest-Ausrichtung ab, ordnet sich aber dennoch zwanglos in die Bebauung ein. Insgesamt erwies sich die Bebauung in Flä-che 3 demnach als erheblich dichter, als es zunächst durch die geophysika-lische Prospektion angezeigt war.

Wie weiter oben beschrieben wurde, besaß jede der Hausstellen A–C, E und F einen 0,3–0,5 m hohen, mehrschichtigen Aufbau. Entweder lagen – zumeist durch dunkle Schichten getrennt – mindestens zwei unverbrann-te oder aber eine verbrannte und eine unverbrannte Bauschicht überein-ander. Bezüglich einer möglichen Mehrphasigkeit nicht beurteilt werden kann die Situation für die Hausstellen D und K, da deren Unterkante nicht erreicht wurde.

Drei Bauschichten waren bei Hausstelle A zu beobachten: Der Brand-schutt der Wände überlagerte einen oberflächlich verziegelten Fußboden sowie zwei verhältnismäßig dünne, unverbrannte Lehmschichten. Die Pfostengruben des oberen verbrannten Hauses überschnitten zum Teil an-dere, ebenfalls an der Hausgrenze befindliche Pfostenstellungen, die den etwas tiefer liegenden unverbrannten Lehmschichten zugeordnet werden können. Es kann deshalb mit einiger Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, dass diese Schichten ältere Fußböden desselben Hauses darstellen. Folglich muss es sich um die Fußböden von zwei an gleicher Stelle errich-teten Vorgängerbauten handeln.

Die teilweise erheblich mächtigeren unverbrannten Lehmschichten un-ter den Brandlehmpackungen der Hausstellen B, C und G stellen vermut-lich nicht nur Fußböden dar. Vielmehr dürfte hier auch das Material der Wände am früheren Standort des Gebäudes verblieben sein, wo es in sich zusammenfiel bzw. beim Bau eines neuen Hauses eingeebnet wurde.

Die Hausstellen A–G sowie K vertreten gemeinsam eine längere Bau-periode, in der insgesamt mindestens 14 Häuser an acht Standorten in mehreren parallelen Häuserzeilen gebaut wurden (Häuser Oko 1–13, 36). Innerhalb dieser Bauperiode wurden an den einzelnen Standorten unter Beibehaltung der Baufluchten nacheinander jeweils bis zu drei Häuser er-richtet. Die Häuser erhielten eine durchgehende Nummerierung, deren Zählung bei mehreren übereinanderliegenden Häusern in der Regel von oben nach unten läuft.

Die Besiedlung endete im Bereich der Grabungsfläche 3 mit einem Brand, der die Gebäude 1, 4, 6 und 12 zerstörte. Der Umstand, dass diese Gebäude einen unterschiedlichen Verbrennungsgrad aufwiesen und in un-mittelbarer Nachbarschaft gänzlich unverbrannte Baubefunde beobachtet wurden, spricht für die sukzessive Aufgabe des Areals. Offenbar bestanden zum Zeitpunkt des Brandereignisses nur noch einige Häuser vollständig, während andere bereits teilweise oder komplett verfallen waren. So bil-det der verziegelte Wandversturz des Hauses 1, der im Vergleich zu den Nachbarbauten auf einem etwa 0,2 m höheren Niveau lag, dessen gesam-ten Grundriss vollständig ab, während die Brandlehmpackungen der be-nachbarten Bauten 4, 6 und 12 nur lückenhaft erhalten sind. Die Häuser 8 und 10 zeigen dagegen überhaupt keine Brandspuren. Wahrscheinlich war zum Zeitpunkt des Dorfbrandes nur noch das zuletzt erneuerte Haus 1 und vielleicht auch Haus 4 in einem bewohnbaren Zustand. Die Häuser 6 und 12 dürften hingegen nur noch teilweise und die Gebäude 8, 10 und 13 bereits vollständig verfallen gewesen sein.

Die aus den Grabungsbefunden erschlossene Abfolge bestätigt sich auch durch die Untersuchung der Fundverteilungsmuster. Demnach wurde die Fläche des Hauses 6 während der Benutzungszeit der Häuser 1 und 4 als

100

Ablagefläche für Siedlungsmüll und als Werkplatz zur Silexgeräteherstel-lung genutzt (Hofmann u. a. 2006, 131–139).

Die Schichten der beschriebenen Bauperiode sind nach unten durch mindestens vier ältere Hausbefunde klar abgegrenzt, die innerhalb der Flä-che eine andere Lage aufweisen (Hausstellen H, I, M, L; Häuser 14, 15, 35, 37). Da die Grabung auf der Oberkante dieser Baubefunde beendet wurde, ist unklar, ob die Bebauung dieser älteren Bauperiode lockerer war oder ob die Reste weiterer Bauten noch etwas tiefer liegen.

Das Haus 15, von dem nur die nördliche Hälfte freigelegt wurde, weist eine abweichende Ausrichtung in Nord-Süd-Richtung auf. Dagegen ent-sprechen die übrigen Gebäudereste hinsichtlich ihrer Ausrichtung den Häusern der jüngeren Bauperiode, weisen allerdings in ihrer Längsachse eine Verschiebung um mehrere Meter auf. Entsprechend befanden sich die Wege zwischen den Häuserzeilen an anderer Stelle als in der jüngeren Bau-periode.

Die Neuordnung der Bebauungsstruktur am Übergang von der älteren zur jüngeren Bauperiode im Bereich von Grabungsfläche 3 muss ein ein-schneidendes Ereignis dargestellt haben, da die Neubebauung des Areals die vollständige Niederlegung der älteren nachgewiesenen Häuser erfordert haben dürfte. Die Ausprägung der Reste der Häuser 14 und 15 als flache Hügel deutet darauf hin, dass keine Planierung der älteren Gebäudereste erfolgte, sondern diese möglicherweise allmählich in sich zusammenge-fallen sind. Aufgrund dieser Beobachtung erscheint es ein mögliches Sze-nario für die Änderung der Bebauungsstruktur, dass die Wiederbebauung erst nach einer zeitweiligen Auflassung des Areals erfolgte.

Befundgruppierungen und Stratigraphie

Ausgehend von den identifizierten größeren Befundeinheiten und der vorstehend erläuterten Interpretation der Befundsituation wurden in Gra-bungsfläche 3 drei Schichtenformationen sowie 43 Schichtenverbände de-

Oko 3/3

Oko 3/2

Oko 3/1

Haus 37Haus 35Haus 15Haus 14

Schichtpaket 2

Schichtpaket 6Schichtpaket 5 Schichtpaket 3Haus 2-3Haus 7

Schichtpaket 1Haus 11Haus 8-9 Haus 5Haus 1Grube 9 Grube 8 Grube 7Grube 6Grube 4 Grube 3Grube10 Gasse CE

Weg SWWeg NOSchichtpaket 4Haus 36Haus 13Haus 12Haus 10Haus 6 Haus 4 Grube 5Grube 2 Grube 1Grube 11 Gasse sö FGasse nw EGasse DHGasse BCGasse AFGasse AB

Ackerhorizont 3

Herd 6WandHerd 3

unverbr. Lehmunvebr. Lehmunverbr. Lehmunverbr. Lehm

n/a

n/an/a n/aundifferenziertSchichtpaketunverbr. Lehm

Herd 5 Herd 1

unverbr. Lehmunverbr. Lehm Wandverbr. Wand-versturz

n/aSchichtpaketSchichtpaket unverbr. LehmSchichtpaketn/a n/a n/an/an/a n/an/a n/a

verbr. Wand-versturz

Herd 4Herd 2Schichtpaket 2 unverbr. Lehm

verbr. Wand-versturzunverbr. Lehmverbr. Wand-

versturzunverbr. LehmSilexschlag-platz 1

verbr. Wand-versturz

n/an/an/an/aSchichtpaketSchichtpaketSchichtpaketSchichtpaketSchichtpaket 1 Schichtpaket n/an/a n/a n/a n/an/an/an/an/an/a

n/a

Abb. 35. Okolište. Fläche 3, vereinfachte Darstellung der stratigraphischen Beziehun-gen der Befundgruppierungen ohne Pfos-ten. Gelb = unverbrannte Lehmstrukturen; rot = verbrannte Lehmstrukturen.

101

Oko 3/3

Oko 3/2

Oko 3/1

Haus 37Haus 35Haus 15Haus 14

Schichtpaket 2

Schichtpaket 6Schichtpaket 5 Schichtpaket 3Haus 2-3Haus 7

Schichtpaket 1Haus 11Haus 8-9 Haus 5Haus 1Grube 9 Grube 8 Grube 7Grube 6Grube 4 Grube 3Grube10 Gasse CE

Weg SWWeg NOSchichtpaket 4Haus 36Haus 13Haus 12Haus 10Haus 6 Haus 4 Grube 5Grube 2 Grube 1Grube 11 Gasse sö FGasse nw EGasse DHGasse BCGasse AFGasse AB

Ackerhorizont 3

Herd 6WandHerd 3

unverbr. Lehmunvebr. Lehmunverbr. Lehmunverbr. Lehm

n/a

n/an/a n/aundifferenziertSchichtpaketunverbr. Lehm

Herd 5 Herd 1

unverbr. Lehmunverbr. Lehm Wandverbr. Wand-versturz

n/aSchichtpaketSchichtpaket unverbr. LehmSchichtpaketn/a n/a n/an/an/a n/an/a n/a

verbr. Wand-versturz

Herd 4Herd 2Schichtpaket 2 unverbr. Lehm

verbr. Wand-versturzunverbr. Lehmverbr. Wand-

versturzunverbr. LehmSilexschlag-platz 1

verbr. Wand-versturz

n/an/an/an/aSchichtpaketSchichtpaketSchichtpaketSchichtpaketSchichtpaket 1 Schichtpaket n/an/a n/a n/a n/an/an/an/an/an/a

n/a

Tab. 12. Okolište. Schichtenformationen in Fläche 3.

Schichtenformation Beschreibung

Oko 3/1 AckerhorizontOko 3/2 Bebauung mit den Hausstellen Oko 3 A–3 G, 3 KOko 3/3 Bebauung mit den Hausstellen Oko 3 H, 3 I, 3 L, 3 M

finiert (Tab. 12–13; Anhang 8). In Abbildung 35 sind die stratigraphischen Beziehungen dieser Gruppierungen einschließlich der jeweils zugehörigen Schichtengruppen in einer Harrismatrix graphisch dargestellt.

Da die Mehrphasigkeit der Hausstellen erst in der Auswertungsphase erkannt wurde, ließen sich die einzelnen Häuser im Rahmen der Befund-gruppierung teilweise nicht trennen. Entsprechend mussten in einigen Fäl-len die Reste zweier übereinanderliegender Gebäude in einem Schichten-verband zusammengefasst werden.

Die klar erkennbare Strukturierung des in Grabungsfläche 3 freigeleg-ten Siedlungsausschnittes ermöglichte für die Freiflächen im Umfeld der Häuser erstmals die Anwendung einer hierarchischen Systematik. Die schmalen Freiflächen innerhalb der Häuserzeilen zwischen den Längssei-ten der Häuser werden als Gassen bezeichnet. Es wird davon ausgegangen, dass diese Bereiche aufgrund des Dachüberstandes der Häuser nicht regu-lär begangen werden konnten, sondern Traufbereiche darstellten. Die brei-teren Areale zwischen den Häuserzeilen werden als Wege bezeichnet. Sie stellen vermutlich die Haupterschließungsachsen der Häuser dar, in denen sich das öffentliche Leben abspielte.

Nicht eindeutig einer der größeren Befundgruppierungen zuzuweisen waren einige Gruben in den Hausstellen A und C, die deshalb auf der Ebene von Schichtenverbänden verortet wurden. Im Fall der Grube Oko 3/1 in Hausstelle A handelt es sich um einen Eingriff, der nachweislich nach dem Brand dieses Gebäudes erfolgt sein muss. Eher unklar ist dagegen die stra-tigraphische Position der Gruben in Hausstelle C.

102

Tab. 13. Okolište. Schichtenverbände in Fläche 3 und ihre Zugehörigkeit zu Schichtenforma-tionen und Hausstellen.

Schichtenverband Schichtenformation Hausstelle

Ackerhorizont Oko 3 Oko 3/1 –Gasse Oko 3/A–B Oko 3/2 –Gasse Oko 3/A–F Oko 3/2 –Gasse Oko 3/B–C Oko 3/2 –Gasse Oko 3/C–E Oko 3/2 –Gasse Oko 3/D–H Oko 3/2 –Gasse Oko 3/nw E Oko 3/2 –Gasse Oko 3/sö F Oko 3/2 –Grube Oko 3/1 Oko 3/2 –Grube Oko 3/10 Oko 3/2 –Grube Oko 3/11 Oko 3/2 –Grube Oko 3/2 Oko 3/2 –Grube Oko 3/3 Oko 3/2 –Grube Oko 3/4 Oko 3/2 –Grube Oko 3/5 Oko 3/2 –Grube Oko 3/6 Oko 3/2 –Grube Oko 3/7 Oko 3/2 –Grube Oko 3/8 Oko 3/2 –Grube Oko 3/9 Oko 3/2 –Haus Oko 01 Oko 3/2 3 AHaus Oko 02–03 Oko 3/2 3 AHaus Oko 04 Oko 3/2 3 BHaus Oko 05 Oko 3/2 3 BHaus Oko 06 Oko 3/2 3 CHaus Oko 07 Oko 3/2 3 CHaus Oko 08–09 Oko 3/2 3 EHaus Oko 10 Oko 3/2 3 FHaus Oko 11 Oko 3/2 3 FHaus Oko 12 Oko 3/2 3 DHaus Oko 13 Oko 3/2 3 GHaus Oko 36 Oko 3/2 3 KSchichtpaket Oko 3/1 Oko 3/2 –Schichtpaket Oko 3/2 Oko 3/2 –Schichtpaket Oko 3/3 Oko 3/2 –Schichtpaket Oko 3/4 Oko 3/2 –Schichtpaket Oko 3/5 Oko 3/2 –Schichtpaket Oko 3/6 Oko 3/2 –Weg Oko 3/NO Oko 3/2 –Weg Oko 3/SW Oko 3/2 –Haus Oko 14 Oko 3/3 3 HHaus Oko 15 Oko 3/3 3 IHaus Oko 35 Oko 3/3 3 MHaus Oko 37 Oko 3/3 3 L

FL ÄCHE 4

Umstände und Ziele der Grabungen

Die Ausgrabungen in Fläche 4 fanden zwischen dem 04.09. und 06.10.2006 gleichzeitig mit den Grabungen in Fläche 5 statt. Entsprechend der oben (siehe S. 77) erläuterten Grabungsstrategie war im höchsten Bereich des Tells ein Areal in den Flurstücken 117, 118 und 120 der Gemarkung

103

Radinovići ausgewählt worden, in dem sich im Bild der Geomagnetik ein scheinbar sehr gut erhaltener ca. 13 m langer und 6 m breiter Nordost-Südwest ausgerichteter verbrannter Hausgrundriss abzeichnete (siehe S. 46 Abb. 12). Die genannte Hausstelle im Zentrum der Grabungsfläche ist Bestandteil der Häuserzeile Z 2 und damit der sehr regelmäßigen Bebau-ung im nordöstlichen Teil der Siedlung (siehe S. 47 Abb. 13). Am Rande der Grabungsfläche wurde mit A 11 ein weiterer Hausgrundriss teilweise erfasst, der etwa um eine halbe Hauslänge nach Südosten versetzt liegt und zu Häuserzeile Z 7 gehört. Die Ausgrabungen versprachen deshalb neben Erkenntnissen zu Hausbau und Nutzung auch Informationen zum zeitlichen Verhältnis der möglicherweise ungleichzeitigen benachbarten Häuserzeilen Z 2 und Z 7 und damit zu Veränderungen der Raumordnung innerhalb der Siedlung.

Bei im März 2008 im Rahmen eines Geländesurveys durchgeführten er-gänzenden geomagnetischen Prospektionen stellte sich nachträglich her-aus, dass die im Zentrum der Grabungsfläche gelegene Hausstelle A 9 in der Verlängerung der Achse der Toranlage und damit innerhalb der von dem Tor im Nordosten ausgehenden hypothetischen Haupterschließungs-achse der Siedlung liegt. Folglich ließen die Auswertungen der Ausgrabun-gen auch Erkenntnisse zur Frage erwarten, ob die genannte Hausstelle eine längere Platzkonstanz aufweist oder erst in der Endphase der neolithischen Siedlungstätigkeit in Okolište möglicherweise nach Aufgabe des Graben-werkes und der Toranlage angelegt worden war.

Grabungstechnik

Die Ausgrabung umfasste die sechs Schnitte 31–36 mit einer Größe von jeweils 4 x 6 m (Abb. 36). Zusammen mit den 1 m breiten Profilstegen nah-men diese ein Areal von 182 m2 mit einer Ausdehnung von 14 m in Nord-Süd-Richtung und 13 m in Ost-West-Richtung ein. Die Geländeoberfläche war im Bereich der Grabungsfläche auf einer Höhe zwischen 405,85 m und 405,65 m geringfügig nach Nordosten hin abschüssig.

Innerhalb der sechs Schnitte wurden die künstlichen Abträge auf Plana mit jeweils einheitlichen Höhen bis auf Planum 4 abgetragen, das

Abb. 36. Okolište. Fläche 4, Übersicht über das Grabungsareal, Blickrichtung Nordwesten.

104

0,7–0,8 m unter der Geländeoberkante auf einer Höhe von 405,00 m im lokalen Messsystem lag. Lediglich in Schnitt 31 wurde in einem Bereich von 2 x 2 m noch um 0,4 m tiefer auf Planum 6 und damit 1,1 m unter der Geländeoberkante gegraben, um auch stratifiziertes Fundmaterial älterer Horizonte zu bergen.

Ausgehend von den anfänglichen Erwartungen, knapp unter der Ober-fläche sehr gut erhaltene verbrannte Baustrukturen anzutreffen, wurde die Stärke der Abträge 2 und 3 mit 0,1 m bzw. 0,15 m zunächst relativ gering gewählt17. Als sich die Erwartungen nicht bestätigten, wurde die Dicke des 4. bis 6. Abtrages jeweils auf 0,2 m erhöht. Die Anlage von Zwischenplana war lediglich in den Schnitten 35 und 36 erforderlich. Sie wurden nach dem oben (siehe S. 53 f.) erläuterten Prinzip B nummeriert.

Soweit es die begrenzte Grabungszeit zuließ, wurden die Profilstege nach Abschluss der Arbeiten in den eigentlichen Schnitten teilweise ab-gebaut. Nicht ausgegraben wurden der Nordsteg des Schnittes 33 und der Weststeg des Schnittes 36.

Beschreibung der Befundsituation

Die Architekturreste im Zentrum der Grabungsfläche, die flächenintern die Bezeichnung Hausstelle A erhielten, traten erstmals in Planum 2 ca. 0,4 m unter der leicht nach Nordosten abschüssigen Geländeoberfläche bei einer Höhe von 405,35 m zutage. Entgegen den ursprünglichen Erwar-tungen erwies sich der Befundkomplex nicht als vollständig verbrannter Hausgrundriss. In situ liegende verziegelte Wandpartien waren großflächig nur im Nordosten sowie in kleineren Arealen im Zentrum der Hausstelle nachweisbar (Abb. 37).

Ansonsten bestand die Hausstelle aus einem ca. 0,3 m dicken, gegenüber den angrenzenden dunklen, sehr fundreichen Gassenzonen teils scharf be-grenzten Paket gelben Lehmes. In der Mitte besaß diese Packung (je nach Abtrag) eine Breite zwischen 6,0–7,2 m, am südwestlichen Ende zwischen 6,2–5,3 m. Die Länge des Befundes in Nordost-Südwest-Richtung beträgt 13,2 m. Auf dem Paket unverbrannten Lehmes lagen die verbrannten Wandpartien als etwa 0,1 m starke Schicht auf.

In der Mittelachse und der südöstlichen Längsseite von Hausstelle A waren mehrere, teilweise mit Brandschutt verfüllte Pfostengruben nach-weisbar, die eine ähnliche Hauskonstruktionsweise erkennen lassen, wie sie in Fläche 3 beobachtet worden war. Im Südwesten der Hausstelle wurde außerdem ein rechteckiges, aus großen Steinen gesetztes, wahrscheinlich zu einem Ofen oder Herd gehöriges Fundament dokumentiert. Ähnlich wie in zahlreichen anderen Fällen lag dieses etwa 0,2 m über den Resten der Hausstelle.

Die Lehmpackung im Zentrum der Fläche war an drei Seiten von einer dunkleren und deutlich humoseren Zone umgeben, die in unterschiedli-chem Maße mit Steinen und Fundmaterial angereichert war. Nordwestlich und südöstlich schlossen sich daran die Reste weiterer Hausstellen in Form von Packungen unverbrannten gelben bzw. grau-gelben Lehmes an, die je-weils nur teilweise innerhalb des Grabungsareals lagen.

Im Nordwesten trat die Lehmpackung B ab Planum 2 schwach hervor. Die Lehmschicht fiel nach Norden ab und wies insgesamt nur eine Stärke von 0,1–0,2 m auf. Sie war damit deutlich geringmächtiger als die Haus-reste im Zentrum der Fläche. In Planum 4 war die Hausstelle nur noch im

17 Abtrag 1: 0,3–0,4 m, Planum 1: 998,25 m; Planum 2: 998,35 m; Planum 3: 998,2 m; Pla-num 4: 998,0 m; Planum 5: 997,8 m; Planum 6: 997,7 m.

105

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Pfostenstandort

Pfostengrube (ohne Brandlehm)

Pfostengrube (enthält Brandlehm)

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hellgelber Lehm, mäßig kompakt

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AHäuser 29-30

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Abb. 37. Okolište. Fläche 4. a–b Vereinfachter Befundplan von Planum 3 (a) und Planum 4 (b) mit Bezeichnung von Hausstellen und Häusern.

106

Abb

. 37.

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107

Norden der Fläche sichtbar, ansonsten war sie bereits vollständig abgebaut. Zu Hausstelle B gehörte eine relativ kleinflächige kompakte Ansammlung von Brandlehm in der Südwestecke des Schnittes 35.

In der Südostecke der Grabungsfläche befand sich anstelle von Ano-malie A 11 der Geomagnetik die unverbrannte Hausstelle C, die ab Pla-num 2 zunächst nur sehr schwach sichtbar war, jedoch dann insbesondere in Planum 4 sehr deutlich und scharf begrenzt hervortrat. Die Basis der unverbrannten nordwestlichen Außenwand eines Hauses war hier in situ als 0,2 m breiter Streifen gelben Lehmes erhalten, der im Abstand von 1,1–1,9 m durch Pfostengruben mit Durchmessern von ca. 0,4 m unterbrochen war. Südöstlich schloss sich an diese Wand gräulich-gelbes Lehmmaterial an, bei dem es sich wohl um die Reste eines Lehmfußbodens handelt. Auf diesem wurde eine kompakte Steinpackung als Rest des Unterbaus eines Herdes oder Ofens dokumentiert.

In der südlichen Hälfte der Fläche überlagerten die beschriebenen Hausreste an verschiedenen Stellen teils sehr kompakte Packungen aus Brandlehm, die insbesondere ab Planum 4 sichtbar wurden. Da dies im größten Teil der Fläche zugleich die Endtiefe der Grabung darstellte, waren die Begrenzungen dieser Brandlehmpackungen nicht exakt feststellbar. In dem kleinen, tiefer abgegrabenen Areal in Schnitt 31 wurde jedoch deut-lich, dass der Brandlehm in den als Freifläche genutzten Bereich südwest-lich der zentralen Hausstelle A bis an die südliche Grabungsgrenze reichte. Die Brandlehmpackungen erhielten die Bezeichnungen D und E.

Interpretation der Befundsituation

Die drei Hausstellen A–C stellen die Reste einer Nordwest-Südost ausge-richteten Häuserzeile dar, innerhalb derer die Häuser Nordost-Südwest ori-entiert waren. Wie in Fläche 3 waren die Häuser jeweils durch 1,5–2,5 m breite Gassen voneinander getrennt, während sich südwestlich an Hausstel-le A ein mindestens 3,90 m breiter Weg anschloss. Auch in Fläche 4 erwies sich die Bebauung demzufolge als dichter als dies zunächst aufgrund der Ergebnisse der geomagnetischen Prospektion zu vermuten gewesen war.

Charakteristisch erscheinen der unterschiedliche Erhaltungsgrad, die feinskaligen Höhenunterschiede und die variierenden Volumina der Ab-lagerungen an den drei Hausstellen. Hausstelle A wies zwar nur in Teilbe-reichen verbrannte Wandpartien auf. Allerdings zeigte sich bei der Kar-tierung von Brandlehm, dass sich dieser in Abtrag 2 insbesondere in jenen Bereichen häufte, in denen keine verbrannten Wandbefunde angetroffen wurden (Abb. 38). Dies scheint dafür zu sprechen, dass eine ursprünglich auf der ganzen Fläche der Hausstelle vorhandene Brandschuttschicht zum Zeitpunkt der Grabung bereits zum großen Teil durch Erosion zerstört war und nur noch als Schleier relativ kleinstückigen Brandschutts in den ober-flächennahen Schichten streute.

Im Gegensatz zu Hausstelle A wurden die Reste der Hausstellen B und C erst etwa 0,1–0,2 m tiefer deutlich sichtbar und weisen überdies generell geringere Mächtigkeiten bzw. Volumina auf (Tab. 14). Ausgehend von die-ser Situation ist es sehr wahrscheinlich, dass die Hausstellen in Bereich von Fläche 4 unterschiedlich lange genutzt wurden und verschieden viele Bau-schichten enthielten. Während an den unverbrannten Hausstellen B und C offenbar jeweils nur ein Haus existierte, bestanden an Hausstelle A mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei übereinanderliegende Bauschichten. Einer Phase mit drei sehr eng nebeneinander stehenden Häusern folgte demnach eine Periode, in der nur noch das Gebäude im Zentrum der Fläche bestand. Dieses wurde dann bei einem Siedlungsbrand zerstört, der sich im Befund der Geomagnetik widerspiegelt.

108

Die aus den Befunden abgeleitete Nutzung der Hausstellen B und C als Gassenbereiche in der letzten Siedlungsphase wird durch verschiedene weitere Argumente gestützt. Eine Phosphatkartierung auf dem Niveau von Planum 3 zeigte, dass die Hausstelle A sich durch geringe Phosphatwerte von der durch sehr hohe Phosphatwerte gekennzeichneten Umgebung ab-hebt (Abb. 39). Die Hausstellen B und C unterscheiden sich hinsichtlich des Phosphatgehaltes nicht von den Gassenzonen.

In den Kartierungen der Keramikverteilung sticht insbesondere Haus-stelle A in allen Abträgen durch besondere Fundarmut aus der vergleichs-weise fundreicheren Umgebung heraus (siehe S. 238 Abb. 124). In den Hausstellen B und C entspricht die Keramikmenge in den Abträgen 2 und 3 im Wesentlichen jener der Gassenzonen, in der in bestimmten Bereichen wie zum Beispiel südwestlich der Hausstelle A besonders starke Häufungen zu beobachten sind. In Abtrag 4 ist im Bereich von Hausstelle C teilweise eine Ausdünnung festzustellen, auch wenn der Wechsel der Nutzung von zu bebauter Fläche zu Freifläche in den Hausstellen B und C nicht wirklich überzeugend aufgezeigt werden kann.

Der durch die Hausstellen A–C repräsentierten Bebauung ging eine äl-tere Bebauung voraus, die durch die als Hausstellen D und E bezeichneten

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Tab. 14. Okolište. Geschätzte Volumina der Ablagerungen an den Hausstellen 4 A–4 C in Okolište hochgerechnet auf die Grundfläche von Hausstelle 4 A.

Hausstelle Mächtigkeit (m) Fläche (m²) Volumen (m³)

Oko 4 A 0,40 ca. 76 30,0Oko 4 B 0,15 ca. 9 11,4Oko 4 C 0,20 ca. 24 15,2

Abb. 38. Okolište. Fläche 4, Brandlehmge-wicht (in g) der Abträge 2 und 3.

109

Brandlehmpackungen repräsentiert ist. Die Ausdehnung des Brandschut-tes dieser Hausstellen in den Wegbereich südwestlich von Hausstelle A – der allerdings nur sehr kleinflächig gefasst wurde – könnte darauf hindeu-ten, dass die Häuser dieser Bauperiode weiter südwestlich standen, also mit Beginn der Nutzung von A–C eine Verlagerung der Bebauung nach Nordosten und damit eine Neuordnung der Siedlungsstruktur stattgefun-den hat. In Bezug auf die oben anhand des Geomagnetikplanes geäußerte Frage zum zeitlichen Verhältnis der Häuserzeilen Z 2 und Z 7 würde dies bedeuten, dass die Zeile Z 7 älter als Zeile Z 2 ist.

Alternativ wäre auch denkbar, dass – ähnlich wie in Fläche 1 – Brand-schutt im Rahmen von Planierungen außerhalb von Hausstellen in ehe-maligen Freiflächen abgelagert wurde – ein Szenario, das aufgrund der partiellen Massivität der Brandlehmablagerungen allerdings eher unwahr-scheinlich ist.

Bei dem vorgestellten Modell, das von einer Verlagerung der Häuser-zeilen ausgeht, ist die Situation in Hausstelle C erklärungsbedürftig, die mit dem zu Zeile Z 7 gehörigen Befund A 11 in der Geomagnetik offenbar identisch ist: Entscheidend für die Interpretation ist, dass der unverbrann-te Hausbefund C das verbrannte Gebäude in Hausstelle 4 E eindeutig über-lagert. Da sich Anomalie A 11 nach Norden schwach erkennbar fortsetzt, darf davon ausgegangen werden, dass die unverbrannte Hausstelle C tat-sächlich zur Häuserzeile Z 2 gehört und der besser erkennbare südliche Teil von A 11 die darunterliegende verbrannte Hausstelle E abbildet.

Die Befundsituation in Fläche 4 bestätigte die Arbeitshypothese nicht, dass von der Toranlage im Nordosten der Siedlung eine zentrale Erschlie-ßungsachse ausging, die die Siedlung in Nordost-Südwest-Richtung durch-schnitt. Obwohl die Existenz einer solchen Wegeführung generell plau-sibel bleibt, sprechen die nachweislich durchgehenden Hauszeilen sowohl

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Abb. 39. Okolište. Fläche 4, Kartierung der Ergebnisse von Phosphatanalysen in mg P/g Bodensubstrat auf Höhe von Planum 3.

110

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111

in der älteren als auch der jüngeren festgestellten Siedlungsperiode gegen ihr Vorhandensein. Diese aufgrund der aufgedeckten Befundsituation ge-troffene Feststellung kann auch nicht durch Hinweis auf die relativ geringe Tiefe der Ausgrabung entkräftet werden, da von den Plana 2 bzw. 3 im Ras-ter von 2 m abgetiefte Bohrungen auf eine längere Hausplatzkontinuität hinzudeuten scheinen (Hofmann/Müller-Scheessel 2013 c, Abb. 10).

Befundgruppierungen und Stratigraphie

Ausgehend von den identifizierten größeren Befundeinheiten und der vorstehend erläuterten Interpretation der Befundsituation wurden in Gra-bungsfläche 4 drei Schichtenformationen sowie 13 Schichtenverbände de-finiert (Tab. 15–16; Anhang 8). In Abbildung 40 sind die stratigraphischen Beziehungen dieser Gruppierungen einschließlich der jeweils zugehörigen Schichtengruppen dargestellt.

FL ÄCHE 5

Umstände und Ziele der Grabungen

Die Ausgrabungen in Fläche 5 fanden zwischen dem 04.09. und 06.10.2006 gleichzeitig mit den Grabungen in Fläche 4 statt. Die Grabungsfläche be-fand sich in den Flurstücken 142 und 143 der Gemarkung Okolište am nördlichen Fuß des Tells, wo die an dieser Seite vergleichsweise steile Flan-ke des Siedlungshügels sanft nach Norden abfallend ausläuft.

In dem untersuchten Areal verlaufen die zum Grabenstrang GS A ge-hörigen Gräben G 1 und G 6 mit den Grabenverläufen G 11 und G 12 des

Tab. 15. Okolište. Schichtenformationen in Fläche 4.

Schichtenformation Beschreibung

Oko 4/1 AckerhorizontOko 4/2 Bebauung mit den Hausstellen Oko 4 A–4 COko 4/3 Bebauung mit den Hausstellen Oko 4 D, 4 E

Tab. 16. Okolište. Schichtenverbände in Grabungsfläche 4 sowie ihre Zugehörigkeit zu Schich-tenformationen und Hausstellen.

Schichtenverband Schichtenformation Hausstelle

Ackerhorizont Oko 4 Oko 4/1 –Haus Oko 29 Oko 4/2 4 AHaus Oko 30 Oko 4/2 4 AHaus Oko 31 Oko 4/2 4 BHaus Oko 32 Oko 4/2 4 CGasse Oko 4/sö A Oko 4/2 –Gasse Oko 4/nw A Oko 4/2 –Gasse Oko 4/A–B Oko 4/2 –Gasse Oko 4/A–C Oko 4/2 –Weg Oko 4/SW Oko 4/2 –Schichtpaket Oko 4/1 Oko 4/3 –Haus Oko 33 Oko 4/3 4 DHaus Oko 34 Oko 4/3 4 E

112

Grabenstrangs GS C zusammen und werden von den Grabenverläufen G 5 (GS A) und G 7 (GS B) geschnitten (siehe S. 44 Abb. 11). Das Ziel der Grabung bestand in der Klärung der stratigraphischen Verhältnisse am Schnittpunkt dieser Gräben. Von der Grabung wurde unter anderem die Beantwortung der Frage erwartet, welcher der Grabenstränge GS A oder GS B älter ist und damit, ob die Aufspaltung der Grabenstränge das Er-gebnis einer Vergrößerung oder einer Verkleinerung der Siedlungsfläche darstellt.

Grabungstechnik

Um in der geplanten Grabungszeit die Untersuchung einer relativ gro-ßen Fläche bewältigen zu können, erfolgte der Abtrag der oberen, die re-zente Ackerschicht und ein Kolluvium umfassenden Schichten in einem 22 x 15 m großen Areal, das die Bezeichnung Schnitt 37 erhielt, mit dem Bagger (Abb. 41). Die Mächtigkeit des Baggerabtrages betrug zwischen 0,55–0,75 m. Bei Erreichen der Oberkante der Gräben (Planum 1) wurde die Fläche im zweiten Abtrag auf 15 x 11 m verkleinert. Ab Planum 2 er-folgte eine Neuordnung der Ausgrabungsfläche, indem die sieben kleine-ren Schnitte 40–46 angelegt wurden, deren Form und Ausrichtung sich an den Befunden in Planum 2 und am Plan der Geomagnetik orientierten. Um Verwirrungen zu vermeiden, wurde die Abtragsnummerierung weiterge-führt. Die Befundnummerierung des obersten Abtrages 3 der verkleiner-ten Schnitte basiert auf der Befundnummerierung in Planum 2 des Schnit-tes 37. Die neuen Schnitte wurden so angelegt, dass sowohl Quer- als auch Längsschnitte durch die Gräben dokumentiert werden konnten.

Die Quadrateinteilung war am lokalen Vermessungssystem des Fund-platzes orientiert, ihre korrekte Bezeichnung besteht demnach aus zwei Ost- und zwei Nordwerten. Die Nummerierung der Abträge folgt jeweils der Bezeichnung des darüberliegenden Planums. Um eine zweifelsfreie Ansprache der unterschiedlichen Grabenverläufe zu gewährleisten, erhiel-

Tab. 17. Okolište. Fläche 5, Konkordanz der Grabenbezeichnungen nach der geomagnetischen Prospektion und der Grabung.

Geomagnetik Grabenstrang Grabung

G 1/G 10 A/C rotG 6/G 11 A/C orangeG 5 A blauG 7 B grün

Abb. 41. Okolište. Fläche 5, Überblick über die Grabungssituation, Blickrichtung Süden.

113

ten diese individuelle Bezeichnungen nach Farben. Eine Konkordanz die-ser Bezeichnungen mit den Ergebnissen der geomagnetischen Prospektion ist aus Tabelle 17 zu entnehmen.

Beschreibung der Befundsituation

In Grabungsareal 5 verlief die Geländeoberkante innerhalb des lokalen Messsystems auf einer Höhe zwischen 404,4–404,0 m. Der anstehende Auenlehm war bei etwa 403,5–403,4 m erreicht. Die Mächtigkeit der an-thropogen beeinflussten Ablagerungen beträgt demnach etwa zwischen 1,0–0,5 m. Die Oberkante der Gräben in Planum 2 befand sich bei 403,4–403,5 m im Norden und 403,3 m im Süden der Fläche. In der darüberlie-genden, mit dem Bagger abgetragenen Schicht wurden keine Befunde be-obachtet.

In der Fläche wurden vier Grabenverläufe festgestellt (Abb. 42): In Nordwest-Südost-Richtung verlaufen im Abstand von etwa 5,5 m parallel zueinander die Gräben rot und orange. Diese werden durch den Graben blau geschnitten bzw. teilweise überlagert, der von Westsüdwest kommend im Bereich des Grabenverlaufes G 1/G 10 seine Richtung nach Südosten än-dert. Etwa 4 m weiter südöstlich verläuft parallel zu Graben blau der Gra-ben grün, welcher im Nordosten der Fläche ebenfalls in Richtung Südost umschwenkt und dort mit leichtem seitlichen Versatz die Gräben rot und blau überlagert.

Die Gräben sind zwischen 2–3 m breit und ausgehend von Planum 2 zwischen 1,0–1,6 m tief (Tab. 18). Einer starken Variation unterliegen die

Schnitt 40

Schnitt 46

Schnitt 42

Schnitt 44 - SO

Schnitt 44 - NW

Schnitt 41

OstprofilFläche 5OstprofilFläche 5

Schnitt 45

Pfostengrube

Schnitt 43

Grabenverlauf rot (Oko 5/9-5/7)Grabenverlauf orange (Oko 5/6-5/6)

Grabenverlauf blau (Oko 5/4)Grabenverlauf grün (Oko 5/3)

0 5m

Steinpflaster (Oko 5/2)

E 935N 1117

E 935N 1102

E 912N 1117

E 912N 1102

Tab. 18. Okolište. Fläche 5, Breite, Tiefe und Höhe der Unterkante der Grabenverläufe.

Grabenverlauf Breite (m) Tiefe ab Oberkante (m) Höhe Unterkante (m)

rot 2,00 1,30 401,55orange 2,30–3,00 1,10 401,80blau 2,00 1,60 401,70–401,80grün 2,00–2,30 0,90–1,00 402,50–402,35

Abb. 42. Okolište. Fläche 5, vereinfachter Be-fundplan.

114

Niveaus der Grabensohlen, da jüngere Gräben weniger tief eingegraben wurden. Die Gräben rot und blau besitzen eine U-förmige Profilierung mit sehr steilen Wänden, während der Graben orange eher einen V-förmigen Querschnitt aufweist. Dass die Form innerhalb eines Grabens variieren kann, zeigt das Beispiel des Grabens grün, der im Osten V- und im Westen U-förmig ausgeprägt ist.

Die Verfüllungen der Gräben weisen in der Regel differenzierte Strati-graphien auf, in denen sich sehr steinreiche Lagen mit Horizonten deutlich feineren Materials abwechseln. Gelegentlich treten Schichten auf, in die größere Brandlehmbrocken eingelagert sind. Die Mächtigkeiten und Ver-läufe dieser Verfüllschichten sind insgesamt sehr variabel, sollen allerdings an dieser Stelle nicht im Detail diskutiert werden.

Eine besondere Situation wurde in der Verfüllung des Grabens grün do-kumentiert: Etwa auf halber Höhe waren in die Verfüllung neben „norma-lem“ Siedlungsabfall auf annähernd einheitlichem Niveau zahlreiche Tier- und Menschenknochen eingelagert. Die menschlichen Knochen waren mehrheitlich disartikuliert und streuten zusammen mit anderem Abfall einzeln bzw. in kleineren Gruppen über die gesamte untersuchte Länge des Grabens. In zwei Fällen sind jedoch auch vollständige Skelette in den Graben gelangt.

Abgesehen von den Gräben wurden in Fläche 5 außerdem zwei weitere Befundarten festgestellt. Im Zentrum der Fläche befand sich bereits ab Pla-num 2 eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende, etwa 2 m breite flache Rin-ne, in der eine Schicht Flussgerölle lag. Diese kann – unterbrochen durch die Gräben orange, grün und blau – auf einer Länge von mindestens 9,5 m nachgewiesen werden. Leider ließ sich die stratigraphische Position dieses Befundes bisher nicht abschließend klären.

Ähnlich schwierig zu beurteilen ist ein einzelner Pfosten an der südöst-lichen Wange des Grabens grün in Schnitt 40. Dieser Pfosten, der einen Durchmesser von etwa 0,3 m besaß, ist wahrscheinlich jünger als die Ver-füllung des Grabens grün.

Interpretation der Befundsituation

Bezüglich der Frage nach der zeitlichen Abfolge der in Fläche 5 gelegenen Grabenverläufe sind die stratigraphischen Ergebnisse eindeutig: Demnach stellen rot und orange die ältesten Grabenverläufe dar, wurden später von blau und dieser noch später von Grabenverlauf grün abgelöst. Ausgehend von dieser Feststellung kann die Aussage getroffen werden, dass im Nord-westen der Siedlung zuerst der äußere Grabenstrang GS A existierte und später im Rahmen einer Siedlungsverkleinerung die Anlage des Graben-stranges GS B erfolgte. Die Lage des Grabenstranges GS C blieb hingegen konstant.

anstehender SchotterGraben rot (Oko 5/9)

Graben rot (Oko 5/8)Graben rot (Oko 5/7)

Graben blau (Oko 5/4)Graben grün (Oko 5/3

E 930,5N 1116,5

E 998,0N 1112,3

403,4

401,4Abb. 43. Okolište. Fläche 5, Ostprofil des Schnittes 43, in dem mehrere teils mehrphasi-ge Grabenverläufe zusammentreffen.

115

Die Frage, ob die Grabenverläufe rot und orange gleichzeitig bestanden, kann mit der stratigraphischen Methode nicht beantwortet werden. Aller-dings gibt es Indizien, die zumindest für ihre teilweise Ungleichzeitigkeit sprechen: Auf ein höheres Alter des äußeren Grabenverlaufes rot deutet ei-nerseits dessen tieferes Sohlenniveau hin. Der zu beobachtende Trend hin zu immer flacheren Grabensohlenniveaus könnte auf dem allmählichen Aufwachsen anthropogener Ablagerungen innerhalb der Siedlungsfläche beruhen bzw. auf abnehmenden Aufwand bei der Herstellung der Gräben hindeuten. Da keine unterschiedlichen Niveaus der Grabenoberkanten festgestellt werden konnten – was sicherlich teilweise daran liegt, dass die-se verschliffen sind – erscheint eher letzterer Grund zuzutreffen.

Andererseits sind in den Grabenverläufen rot und orange Erneuerungen nachweisbar, denen offenbar jeweils die vollständige Verfüllung der Grä-ben vorausging (Abb. 43). Demnach wurde der äußere Graben rot zweimal und der Graben orange einmal im gleichen Verlauf erneuert. Die unter-schiedliche Anzahl von Gräben im gleichen Verlauf ist ein klares Indiz für die insgesamt längere Bestandsdauer des Grabenverlaufes rot, obwohl eine partielle Gleichzeitigkeit nicht ausgeschlossen werden kann. In den Gra-benverläufen blau und grün sind dagegen zwar mehrere Verfüllereignisse unterschiedlichen Charakters belegt, die Gräben wurden jedoch – zumin-dest soweit festzustellen ist – insgesamt nur einmal eingegraben.

Neben einigen Gräben wurden über dem anstehenden Auenlehm in ei-nigen Bereichen Schichten festgestellt, die als mögliche Wallreste infrage kommen. Inwieweit zugehöriges Material durch die Baggerarbeiten oder im Rahmen des 2. Abtrages manuell entfernt wurde, kann nicht mit Sicher-heit gesagt werden. Mehrheitlich stellt das Material über den Grabenober-kanten jedoch sicherlich ein Kolluvium aus der Zeit nach dem Ende der Besiedlung des Fundplatzes dar.

Die Menschenknochen in Graben grün sind bereits diskutiert worden (Müller-Scheessel u. a. 2007; 2009). Demnach ist es am Wahrschein-lichsten, dass die Gebeine im Rahmen eines relativ kurzzeitigen Ereignisses bzw. einer relativ kurzzeitigen Kette von Ereignissen in den Graben gelangt sind. Für eine solche Interpretation sprechen die Alters- und Geschlechts-zusammensetzung der Serie und der Umstand, dass sich die Knochen nur auf eine einzige Phase des Grabenwerks zu beschränken scheinen.

Befundgruppierungen und Stratigraphie

Die Befundgruppierungen für Fläche 5 wurden von Nils Müller-Scheeßel erarbeitet. Innerhalb von Fläche 5 wurden demnach neun Schichtenforma-tionen und zwölf Schichtenverbände differenziert, deren stratigraphisches Verhältnis in Abbildung 44 dargestellt ist (Tab. 19–20; Anhang 8). Hervor-zuheben ist, dass die Nummerierung der Schichtenformationen nur teil-weise eine stratigraphische Abfolge zum Ausdruck bringt. Auf eine nähere Differenzierung der Schichtenformation Oko 5/2 wurde verzichtet, da die Interpretation der zugehörigen Befunde weitgehend unklar ist.

FL ÄCHE 6

Umstände und Ziele der Grabungen

Grabungsfläche 6 befand sich im Flurstück 148 der Gemarkung Okolište in einem Gelände, das den Flurnamen Uzgraja trägt. Das Grabungsareal lag etwa 30 m südwestlich von Fläche 5, wo in der Verfüllung des Grabens G 7 (in Fläche 5 Schichtenformation Oko 5/3) eine größere Menge mensch-

Oko 5/9

Oko 5/8 Oko 5/6

Oko 5/7 Oko 5/5

Oko 5/4

Oko 5/3

Oko 5/2

Oko 5/1

1. Graben rot

2. Graben rot 1. Graben orange

3. Graben rot 2. Graben orange

Graben blau

Graben grün

undifferenziert

Ackerhorizont

Eintiefung

1. Verfüllung

1. Erneuerung WallEintiefung

2. Verfüllung 1. Verfüllung

Wall2. Erneuerung 1. Erneuerung

3. Verfüllung 2. Verfüllung

WallEintiefung

Verfüllung

Eintiefung

Verfüllung

n/a

n/a

Abb. 44. Okolište. Fläche 5, vereinfachte Dar-stellung der stratigraphischen Beziehungen der Befundgruppierungen.

116

lichen Knochenmaterials geborgen worden war (vgl. Müller-Scheessel u. a. 2007; 2009). Die Ausgrabungen in Fläche 6, die zwischen dem 03.09. und 05.10.2007 stattfanden, zielten primär auf die Freilegung eines länge-ren Abschnittes des gleichen im Plan der Geomagnetik sichtbaren Gra-bens ab, um weitere menschliche Skelettreste in situ zu dokumentieren und mehr Material für anthropologische Untersuchungen zu gewinnen. Zugleich ließ die Ausgrabung Befunde und Funde aus dem Areal zwischen den beiden Grabensträngen GS A und GS B im Nordwesten der Siedlung erwarten, wo ausgehend von der in Fläche 5 beobachteten Abfolge der Gra-benstränge oberflächennah Material aus früheren Phasen der Besiedlung in den zentralen Grabungsflächen zu erwarten war.

Grabungstechnik

Grabungsfläche 6 bestand aus den beiden 10 x 5 m und 9 x 5 m großen Schnitten 51 und 52, die in Längsrichtung des Nordost-Südwest strei-chenden Grabens G 7 hintereinanderlagen und zusammen mit einem 1 m breiten Profilsteg ein langrechteckiges Areal von 20 x 5 m einnahmen (Abb. 45).

Auf der gesamten Fläche wurde der gewachsene Lehm der Tellbasis er-reicht. Die Ausgrabung erfolgte bis zur Oberkante des gewachsenen Bo-dens in künstlichen Abträgen von meist 0,2 m Stärke auf jeweils einheit-licher Höhe. Die in den gewachsenen Boden hineinreichenden Strukturen

Tab. 19. Okolište. Schichtenformationen in Fläche 5.

Schichtenformation Beschreibung

Oko 5/1 Ackerhorizont/KolluviumOko 5/2 Rinne und PfostenOko 5/3 Graben grünOko 5/4 Graben und Wall blauOko 5/5 2. Stadium Graben orange Oko 5/6 1. Stadium Graben orange und zugehöriger WallOko 5/7 3. Stadium Graben rot und zugehöriger WallOko 5/8 2. Stadium Graben rotOko 5/9 1. Stadium Graben rot

Tab. 20. Okolište. Schichtenverbände und Zugehörigkeit zu Schichtenformationen in Fläche 5.

Schichtenverband Schichtenformation

Ackerhorizont Oko 5 Oko 5/1Oko 5/2 – undifferenziert Oko 5/2Graben Oko 5/grün Oko 5/3Graben Oko 5/blau Oko 5/4Wall Oko 5/blau Aufschüttung Oko 5/4Graben Oko 5/orange 2. Stadium Oko 5/5Graben Oko 5/orange 1. Stadium Oko 5/6Wall Oko 5/orange Aufschüttung Oko 5/6Graben Oko 5/rot 3. Stadium Oko 5/7Wall Oko 5/rot Aufschüttung Oko 5/7Graben Oko 5/rot 2. Stadium Oko 5/8Graben Oko 5/rot 1. Stadium Oko 5/9

117

wurden geschnitten und anschließend als Negativ ausgeschält. Der Profil-steg zwischen den Schnitten wurde nicht abgebaut.

In einigen Fällen erforderte die Befundsituation die Anlage von Zwi-schenplana, die entsprechend dem Schema in Abbildung 46 bezeichnet und korreliert werden. Die Benennung der Quadrate erfolgte ausgehend von der Westecke der Fläche nach Nordosten mit fortlaufenden Zahlen und nach Südosten mit Buchstaben.

Ab einer Tiefe von etwa 1 m (ab Planum 4) zeichneten sich in Fläche 6 Befundgrenzen erheblich deutlicher und schärfer ab als dies zuvor in den Flächen 1, 3 und 4 im zentralen Siedlungsbereich beobachtet worden war. Die Ausgrabungen in diesen Flächen waren stärker auf die Freilegung grö-ßerer Areale fokussiert und hatten deshalb eine entsprechende Tiefe nicht erreicht. Die deutlicheren Befundgrenzen brachten es mit sich, dass in Flä-che 6 sehr viele Gruben und Pfostenlöcher zu dokumentieren waren. Diese Aufgabe wurde mittels zahlreicher kleiner und größerer Profile bewerk-stelligt (Schnitt 51 n 95; Schnitt 52 n 35), die einhergehend mit dem Gra-

Abb. 45. Okolište. Fläche 6, Übersicht über den Endzustand der Grabungsfläche, Blick-richtung Nordosten (Foto Sara Jagiolla).

118

bungsvortrieb aufgenommen wurden. Da den Plana Priorität eingeräumt wurde, besitzen die Profile vielfach nur die Höhe des Abtrages. Um ein vollständiges Profil durch eine Grube oder einen Pfosten zu erhalten, ist es deshalb in einigen Fällen erforderlich, mehrere kleine Profile zu kom-binieren.

Beschreibung der Befundsituation

Die Ablagerungen mit anthropogenen Resten weisen in Fläche 6 über dem anstehenden Boden und einem begrabenen Humushorizont eine Mächtig-keit zwischen 0,9–1,1 m auf. Die innerhalb der Grabungsfläche um 0,15 m nach Nordwesten abschüssige Geländeoberkante lag auf einer Höhe zwi-schen 404,5–404,25 m und damit 1,5–1,75 m unter dem höchsten Punkt des Siedlungshügels.

Die Oberkante des Grabens G 7, der flächenintern die Bezeichnung Gra-ben Oko 6/1 erhielt, wurde auf einer Höhe von 403,8 m im Grabungsnetz erreicht. Über der Grabenverfüllung lag in der gesamten Grabungsfläche eine 0,15–0,2 m mächtige Siedlungsschicht (Schichtenformation Oko 6/2, Schichtpaket Oko 6/1). Innerhalb dieser Schicht konzentrierten sich in den Quadraten A–C/7–14 auf einer Höhe von 403,95–403,8 m größere Men-gen von Steinen, Mahlsteinen sowie Keramikmaterial, aus dem sich teil-weise nahezu vollständige Gefäße zusammensetzen ließen (Abb. 47–48). Nach Beobachtungen von Hans-Rudolf Bork (Kiel) lag diese Kulturschicht über einen längeren Zeitraum an der Oberfläche, während eine Bodenbil-dung stattfand.

Über diesem Horizont folgte ein 0,4–0,5 m mächtiges Paket aus Kollu-vien, in deren oberen Bereich sich der rezente Ap-Horizont gebildet hatte (Schichtenformation Oko 6/1, Abb. 49).

In einer Tiefe von etwa 0,6 m wurde im Planum 2 b die Oberkante des Grabens Oko 6/1 erreicht (Schichtenformation Oko 6/3). Offenbar resul-

Schnitt 51

Planum 1 Planum 1

Planum 2a

404,00

403,80

403,95Planum 2a

Planum 2b Planum 2b

Planum 3 Planum 3 403,60

Planum 4a403,50 403,55

Planum 5 403,20

Planum 5a

Planum 5b Planum 5c

403,20

Planum 4b Planum 4b Planum 4c 403,40

Planum 6

Planum 6a 403,10

Planum 6b

Planum 4a

403,00

Planum 7aPlanum7a Planum 7b

Planum 7b 402,95

402,80

Planum 8

Planum7c

Planum7d

402,84/87

402,60

Planum 9Planum 9

Planum 8

Schnitt 52

402,60

Abb. 46. Okolište. Fläche 6, schematische Dar-stellung der Benennung von Plana sowie ihre Höhen im lokalen Grabungsnetz. Dicke Lini-en = Planum umfasste gesamte Schnittfläche (Grafik Richard Wetzel).

119

1175 m 1176 m 1177 m 1178 m 1179 m

403

m40

4 m

403

m40

4 m

Ackerhorizont Oko 6Graben Oko 6/1Grube

Haus Oko 38Humus Oko 6/1Schichtpaket Oko 6/1

Schichtpaket Oko 6/2Schichtpaket Oko 6/3anstehender Boden

Abb. 47. Okolište. Fläche 6, Schnitt 51, Be-fundsituation mit Mahlsteinen, Steinen und teils großen Gefäßfragmenten in Schichtpaket Oko 6/1.

Abb. 49. Okolište. Fläche 6, Nordostprofil des Schnittes 51 mit Darstellung von Schichten-verbänden.

Abb. 48. Okolište. Fläche 6, Schnitt 52, Be-fundsituation in Planum 2 a mit Steinen und teils großen Gefäßfragmenten in Schichtpaket Oko 6/1.

120

tiert aus der relativ mächtigen Bedeckung die teilweise diffuse Sichtbarkeit der Struktur in der Geomagnetik. Der Graben war ab seiner Oberkante etwa 1,3 m in ein Paket älterer Siedlungsschichten und den darunterlie-genden anstehenden Boden eingetieft worden (siehe Abb. 49). Im Gegen-satz zur Situation in Fläche 5 waren bei der Eintiefung des Grabens im Bereich von Fläche 6 die kalkhaltigen Schotterschichten des Untergrun-des nicht erreicht worden. Obwohl auch hier aus dem Grabenaushub eine kleinere Anzahl menschlicher Knochen stammt, wurden keine Skelette im anatomischen Verband angetroffen.

Der Graben besaß einen im oberen Teil nach außen geknickten, V-för-migen Querschnitt. Seine ursprüngliche Breite an der Oberkante dürfte etwa 4 m betragen haben. Nach unten wird die Grabenaußenkante immer steiler, bevor sie in einer schmalen, gerundeten Sohle endete.

2019

1817

1615

1413

12

2019

1817

1615

1413

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E

D

C

B

A

E

D

C

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109

8

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54

32

1

109

8

76

54

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1

E

D

C

B

A

E

D

C

B

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892 m890 m888 m886 m884 m882 m880 m878 m876 m874 m

892 m890 m888 m886 m884 m882 m880 m878 m876 m874 m

1091

m10

89 m

1087

m10

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1083

m10

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1079

m10

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1075

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m10

75 m

1091

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892 m890 m888 m886 m884 m882 m880 m878 m876 m874 m

892 m890 m888 m886 m884 m882 m880 m878 m876 m874 m

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892 m890 m888 m886 m884 m882 m880 m878 m876 m874 m

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Graben Oko 6/1

Grube Oko 6/1

Schichtpaket Oko 6/1

Schichtpaket Oko 6/2

Graben Oko 6/1

Grube Oko 6/1

Haus Oko 39

Schichtpakete

Graben Oko 6/1

Grube

Haus Oko 39

Haus Oko 40

Pfostenreihe Oko 6/1

Schichtpaket Oko 6/3

Graben Oko 6/1

Grube

Haus Oko 38

Haus Oko 39

Haus Oko 40

Humus Oko 6/1

Pfostenreihe Oko 6/1

Schichtpaket Oko 6/3

anstehender Boden

Abb. 50. Okolište. Fläche 6, Planum 2 b, vereinfachter Befundplan mit Schichtenverbänden.

Abb. 52. Okolište. Fläche 6, Planum 4, vereinfachter Befundplan mit Schichtenverbänden.

Abb. 51. Okolište. Fläche 6, Planum 3, vereinfachter Befundplan mit Schichtenverbänden.

Abb. 53. Okolište. Fläche 6, Planum 5, vereinfachter Befundplan mit Schichtenverbänden.

121

Die Verfüllung des Grabens wies insgesamt eine homogene Struktur auf. Lediglich im unteren Teil war ein etwa 0,2 m mächtiges Paket dünner sandiger Straten zu beobachten, die sich offenbar während der Nutzungs-zeit abgelagert haben (Grabenverfüllung 1). In den darüber folgenden Ver-füllschichten, die sich in den Profilen kaum differenzieren ließen, konzen-trierten sich über mehrere Abträge hinweg jeweils in Mitte der Längsachse des Grabens größere Brandlehmbrocken und Steine (Grabenverfüllung 2). Aus einem eng begrenzten Bereich einer dieser Agglomerationen in den Quadraten D–E/6–7 in halber Höhe der Grabenverfüllung stammt unter anderem eine Anzahl relativ kleinteilig zerbrochener menschlicher Kno-chen, die Brandspuren aufweisen.

Der Graben Oko 6/1 war ausgehend von einem Niveau bei 403,8–403,9 m in ein 0,5–0,55 m mächtiges Paket von Siedlungsschichten ein-getieft worden, bei denen es sich insgesamt um anthropogene Ablagerun-gen handelt, die vor der Anlage des Grabenstranges GS B und der damit einhergehenden Siedlungsverkleinerung akkumuliert sein müssen. Dieses Schichtpaket wurde nordwestlich des Grabens auf einer Länge von 20 m und einer Breite von bis zu 3 m aufgedeckt (Abb. 49–53). Südöstlich des Grabens wurden entsprechende Schichten dagegen nur auf einem schma-len Streifen erfasst, der erst ab Planum 3 unter der Grabenböschung her-vortrat. Innerhalb des Schichtpaketes wurden zwei Horizonte unterschie-den. Bei dem oberen Horizont handelt es sich um ein 0,3–0,4 m mächtiges Schichtpaket, dessen durchgehend gelbliche Färbung auf der Existenz ebenerdiger Hausbauten beruhen dürfte (Schichtenformation Oko 6/4, Schichtpaket Oko 6/2). Diese Bauten waren im südwestlichen Teil der Flä-che durch mehrere mächtige, bis zu 1,55 m tief eingelassene Pfosten direkt nachweisbar. Aus den Pfosten 1–9 lässt sich ein mindestens 5 m langes und etwa 4,6 m breites, Nordost-Südwest ausgerichtetes unverbranntes Haus mit einer Mittelpfostenreihe rekonstruieren (Haus Oko 40). Innerhalb des über diesen Pfosten lagernden Schichtpaketes Oko 6/2 waren die Grenzen dieses Hauses allerdings nicht feststellbar.

Schichtpaket Oko 6/2 überdeckte einen 0,25–0,3 m mächtigen, von grauen Siedlungsschichten geprägten Horizont, in dem nur partiell Ein-lagerungen gelber Lehmschichten und Brandlehmschichten von Häusern zu beobachten waren (Schichtenformation Oko 6/5). Dieser Horizont lag auf einer dunkelgraubraunen begrabenen Humusschicht auf, die auf einer Höhe von 403,3–403,5 m die Basis des Tells bildete (Schichtenformation Oko 6/8).

Innerhalb von Schichtenformation Oko 6/5 waren an zwei Stellen ein-deutige Reste von Bauten zu identifizieren: Im Nordosten des Schnittes 52 wurde eine ca. 0,15 m dicke Lage aus Brandlehm und teils unverbrann-tem Lehm dokumentiert, bei denen es sich um die Reste eines verbrannten Hauses handelt (Haus Oko 39). Auf gleicher Höhe schlossen sich südwest-lich daran graue Siedlungsschichten an, in die im Bereich der Quadrate A–B/5–9 eine Nordost-Südwest streichende, 4,3 m lange Reihe kleiner Pfosten eingelassen war (Pfostenreihe Oko 6/1). Diese Pfostenreihe ließ sich keiner Baustruktur zuordnen.

Als nächst älterer Befundkomplex trat in Planum 5 in Schnitt 51 und in Planum 6 in Schnitt 52 in den Quadraten A–B/7–14 eine langrechtecki-ge eingetiefte Struktur mit scharfen Grenzen zutage (Schichtenformation Oko 6/6; Haus Oko 38). Diese Struktur war in Nordost-Südwest-Richtung orientiert und besaß eine leicht gebogene Form mit einer Länge von ins-gesamt 8,35 m. Die Grube mit abgerundeten Ecken war ausgehend von der Oberfläche des begrabenen Humus annähernd senkrecht eingegraben worden (Abb. 54). Die Ausdehnung in der Breite von 1,9 m war nur im Mittelteil fassbar, da die nordwestliche Längsseite am Nordost- und Süd-westende außerhalb der Grabungsfläche lag. Allerdings deutet der Verlauf

122

der Grubenwand nicht darauf hin, dass die Struktur wesentlich breiter als 2,0 m war.

Das Grubenobjekt mit einem Volumen von ca. 7,6 m3 war zwischen 0,35–0,65 m tief eingelassen, wobei der Boden von Südwesten nach Nord-osten von 402,65 m auf 402,9 m anstieg. Der Boden und die Wände wa-ren von einer nur wenige Zentimeter starken, fest verbackenen, gelblich-grünen Schicht überzogen, bei der es sich wahrscheinlich um eine durch Staunässe entstandene Eisenkonkretion handelte. Die Verfüllung der Grube bestand im unteren, etwa 0,1–0,2 m mächtigen Teil aus hellgrauem Material, dessen extrem feine, weiche Konsistenz jener von Holzasche ent-sprach. In der Südwesthälfte des Objektes waren darin zahlreiche größere Flussgerölle und Sandsteine eingelagert. An der südöstlichen Längsseite der Grube bildete dieses Material einen regelrechten Schuttkegel, woran die intentionelle Zuschüttung der Grube ersichtlich ist.

Die Ascheschicht wurde von einer bis zu 8 cm starken, in mehrere feine Straten gegliederten, schwarzgrauen Schicht überlagert, die große Men-gen an verkohlten Botanikresten enthielt (vgl. Kroll 2013 a). An der ram-penartig auslaufenden Nordostseite der Grube ging diese Schicht in einen Trampelhorizont über, der auch über die Grubengrenze hinausreichte. Wahrscheinlich markieren die Schichten einen Nutzungshorizont des Ob-jektes. Der obere Teil der Grubenverfüllung bestand wiederum aus hell- bis dunkelgrauem, in starkem Maße mit Holzasche, Steinen und Kieslinsen angereichertem Material. Insgesamt scheint die feingliedrige Schichtabfol-ge einen mehrphasigen Verfüllprozess zu spiegeln, in dem sich – unterbro-chen durch eine Nutzungsphase – zwei ähnliche Ereignisse wiederholten.

An der südwestlichen Längsseite des eingetieften Befundkomplexes wurden in Planum 5 c im Bereich der Quadrate A/12–13 auf einer Fläche von 1,15 m2 eine kompakte Lage Brandlehmes und unverbrannten Lehmes dokumentiert, die offenbar nach innen auf die jüngste Verfüllschicht der Grube gefallen sind. Dabei könnte es sich um die Reste einer umgestürzten Wand handeln.

An Haus Oko 38 schloss sich unmittelbar südwestlich mit Grube Oko 6/76 ein weiteres eingetieftes Objekt an, das bei Anlage des Hauses Oko 38 gestört worden war. Dieser als Schichtenformation Oko 6/7 be-zeichnete Befundkomplex lag nur zu einem kleinen Teil innerhalb der Gra-bungsfläche und setzte sich sowohl nach Südosten als auch nach Südwes-

Abb. 54. Okolište. Fläche 6, südwestlicher in Schnitt 51 gelegener Teil des eingetieften Hau-ses Oko 38 während der Ausgrabung (Planum 7 c).

123

ten in die Profile hinein fort. In den Plana unterschied sich die Verfüllung des Objektes kaum vom anstehenden Auenlehm. Das Grubenobjekt besaß flach einfallende Wände, die bruchlos in den Boden übergehen. Die unters-te Einfüllschicht stellte ein dünner, stark holzkohlehaltiger Brandhorizont mit eingelagertem Brandlehm dar.

Der begrabene Humushorizont Humus Oko 6/1 an der Basis der Tell-aufschüttung wies nach Beobachtungen von Hans-Rudolf Bork (Kiel) po-lygonale Rissnetze auf, die sich bei Abtrockung sehr schnell öffneten. Ver-mutlich erklären diese Risse den Umstand, dass innerhalb des Horizontes Keramik eingelagert war. Eine konkrete Zuordnung dieser Funde zu einem der eingetieften Objekte ist leider nicht möglich.

Bisher unerwähnt blieben zahlreiche Gruben verschiedener Größe aus fast allen Schichtenformationen. Diese Gruben sind auf verschiedenen Ebenen der Befundgruppierung verortet, je nachdem ob sie einem Schich-tenverband eindeutig zuzuordnen waren oder nicht. Einerseits handelte es sich um zahlreiche kleinere Gruben insbesondere in den unteren Horizon-ten, bei denen es sich vielfach um Pfosten handelt, die sich zu keiner Bau-struktur verbinden ließen. Andererseits wurden mehrere große runde oder ovale Gruben dokumentiert, die sich in der Regel durch eine in starkem Maße differenzierte Verfüllung auszeichneten.

Interpretation der Befundsituation

Die an die Untersuchung von Grabungsfläche 6 geknüpften Erwartungen erfüllten sich insofern, als hier ein Siedlungsbereich erfasst wurde, der offenbar im Zuge einer Verkleinerung des Dorfes und Rückverlegung des Grabensystems bereits nach relativ kurzer Zeit wieder aufgegeben worden war. Entsprechend kam es in dem Areal vor der Anlage des Grabens mit nur etwa 0,5 m zur Akkumulation von Siedlungsmaterial mit verhältnis-mäßig geringer Dicke. Dagegen konnten in den zentralen Grabungsflächen durch Bohrungen erheblich mächtigere anthropogene Ablagerungen nach-gewiesen werden (siehe S. 39 ff.).

Die ältesten belegten Siedlungsstrukturen in Fläche 6 stellen zwei ein-getiefte Objekte dar, die nacheinander in die Humusoberfläche eingegra-ben wurden. Der Charakter der älteren Eintiefung Grube Oko 6/76 ist weitgehend unklar, da sie nur teilweise innerhalb des Grabungsareals lag. Dagegen entspricht die jüngere langrechteckige Struktur Haus Oko 38 so-wohl hinsichtlich ihrer Dimension als auch ihrer Ausrichtung Hausbauten, wie sie in anderen Teilen der Siedlung freigelegt wurden. Eine nahezu iden-tische halb eingetiefte Struktur wurde im ältesten Bauhorizont der Fund-stelle Obre II freigelegt (Benac 1973 b, 30 ff.). Als zusätzliche Konstrukti-onselemente wurden dort ein Steinfundament entlang der Oberkante der Grube, eine Eingangssituation mit zwei Türangelsteinen an der nordöstli-chen Schmalseite sowie stark verbrannte Strohbündel einer Dachdeckung beobachtet. Angesichts dieser Befunde geht man sicherlich nicht fehl in der Annahme, dass es sich bei dieser Art von Objekten offenbar um einen speziellen Bautyp eingetiefter Häuser handelt.

Nachdem die Hausgrube von Haus Oko 38 in einem vermutlich mehr-phasigen Verfüllprozess zugeschüttet worden war, begannen in dem un-tersuchten Areal Siedlungsschichten zu akkumulieren, in denen mit den Gebäuden Haus Oko 39 und Haus Oko 40 zum Teil mächtige ebenerdige Pfostenbauten nachgewiesen sind. Obwohl sich diese Gebäude und die zu-gehörigen Siedlungsstrukturen aufgrund der begrenzten Grabungsfläche nur teilweise rekonstruieren lassen, wird durch sie der Übergang von ein-getiefter zu ebenerdiger (Pfosten-) Bauweise dokumentiert, der relativ kurz nach dem Beginn der Besiedlung des Areals erfolgt sein muss.

124

Nachdem in dem Bereich der Grabung die Siedlungstätigkeit aufgege-ben worden war, wurde in die Siedlungshorizonte der etwa 4 m breite und 1,3 m tiefe Graben G 7 mit V-förmigem Querschnitt eingegraben. Ein etwa 0,2 m mächtiges Paket dünner sandiger Straten an der Sohle des Grabens deutet darauf hin, dass dieser eine zeitlang offen stand. In der Folgezeit wurde der Graben zugeschüttet, wobei neben Siedlungsabfall eine Anzahl menschlicher Skelettreste in die Verfüllung gelangte. Der Umstand, dass keine Skelette gefunden wurden, spiegelt möglicherweise nicht die Realität wider, sondern beruht offenbar auf unterschiedlichen Erhaltungschancen für Knochenmaterial in den Flächen 5 und 6. Während die Gräben in Flä-che 5 direkt in die kalkhaltigen pleistozänen Schotter des Untergrundes eingetieft waren, lagen diese in Fläche 6 etwas unterhalb der Grabensohle. Entsprechend der fortgeschrittenen Entkalkung war das Knochenmaterial aus Fläche 6 wesentlich schlechter erhalten (vgl. Bultmann 2010).

Die Verfüllung des Grabens war flächenhaft von einer ca. 0,2 m mäch-tigen Siedlungsschicht überdeckt, deren Genese weitgehend unklar ist. Ansammlungen von Steinen, Mahlsteinen und weitgehend vollständigen Keramikgefäßen sprechen dafür, dass es sich nicht um umgelagertes Mate-rial, sondern um einen ungestörten Siedlungshorizont handelt, in dem al-lerdings keine Baustrukturen festzustellen waren. Der Horizont muss über einen längeren Zeitraum an der Oberfläche gelegen haben, während des-sen sich nach freundlicher Mitteilung von Hans-Rudolf Bork (Kiel) der Ah-Horizont eines Dauergrünlandbodens bildete. Möglicherweise ist dieser Bodenbildungsprozess zeitlich mit der Spätphase der Siedlungstätigkeit in Okolište zu korrelieren, in der nur noch ein kleiner Teil des ursprünglichen Siedlungsareals bebaut war. Alternativ wäre eine Entstehung im Rahmen

gew. Boden 6

Oko 6/8

Oko 6/7

Oko 6/6

Oko 6/5

Oko 6/4

Oko 6/3

Oko 6/2

Oko 6/1

gew. Boden 6

Humus 6/1

Grube 6/76

Grube 6/66Grube 6/65

Haus 38

Schichtpaket 6/5 Grube 6/26

Grube 6/60 Grube 6/25

Schichtpaket 6/4 Grube 6/72 Grube 6/69 Grube 6/68Grube 6/67Grube 6/64 Grube 6/63Grube 6/61Grube 6/59 Grube 6/58 Grube 6/57 Grube 6/56Grube 6/53 Grube 6/52Grube 6/50Grube 6/49 Grube 6/48Grube 6/47 Grube 6/46Grube 6/45 Grube 6/42 Grube 6/41Grube 6/40 Grube 6/39Grube 6/38 Grube 6/37Grube 6/36 Grube 6/33Grube 6/31 Grube 6/22Grube 6/20Grube 6/16 Grube 6/11

Schichtpaket 6/3Haus 39

Haus 40Grube 6/24 Grube 6/4

Schichtpaket 6/2

Grube 6/51Grube 6/14 Grube 6/13Grube 6/5Grube 6/2 Grube 6/01

Graben 6/1

Grube 6/23 Grube 6/17

Schichtpaket 6/1

Ackerhorizont Oko 6

Schotter

gew. Lehm

n/a

Verfüllung 1

Verfüllung 2

n/an/a

Brandlehm Eintiefung

Verfüllung

über Verfüllung

SchichtpaketGrube 28 n/a

n/a n/a

n/a n/a n/a n/an/an/a n/an/an/a n/a n/a n/an/a n/an/an/a n/an/a n/an/a n/a n/an/a n/an/a n/an/a n/an/a n/an/an/a n/a

Pfosten 1

unverbr. Lehm Grube 55 Grube 54Grube 44 Grube 43Grube 35Grube 32 Grube 30Grube 10

Schichtpaketneben BrandlehmBrandlehm Grube 29Grube 27Grube 21

Pfosten 9Pfosten 8Pfosten 7Pfosten 6Pfosten 5Pfosten 4Pfosten 3Pfosten 2Pfosten 1n/a n/a

Grube 19 Grube 15

SchichtpaketGrube 18 Grube 9Grube 8Grube 7Grube 6Grube 3

n/an/a n/an/an/a n/a

Eintiefung

Verfüllung 1

n/a n/a

n/a

Kolluvium

Grube 12

Verfüllung 2

Ackerhorizont

Abb. 55. Okolište. Fläche 6, vereinfachte Dar-stellung der stratigraphischen Beziehungen der Befundgruppierungen. Gelb = unver-brannte Lehmstrukturen; rot = verbrannte Lehmstrukturen.

125

der Wiederbewaldungsphase ab dem Ende des Spätneolithikums bzw. des frühen Äneolithikums zu erwägen, die durch die geoarchäologischen Un-tersuchungen belegt ist (Dreibrodt u. a. 2013). Der beschriebene Boden-bildungshorizont war von einem etwa 0,4 m mächtigen Kolluvium über-lagert, das sich ab der Bronzezeit gebildet haben kann (ebd.). Im oberen Bereich dieses Kolluviums bildete sich schließlich der rezente Ap-Horizont heraus.

Befundgruppierungen und Stratigraphie

Ausgehend von den identifizierten größeren Befundeinheiten und der vorstehend erläuterten Interpretation der Befundsituation wurden in Gra-bungsfläche 6 acht Schichtenformationen sowie 61 Schichtenverbände de-finiert (Tab. 21–22; Anhang 8). In Abbildung 55 sind die stratigraphischen Beziehungen dieser Gruppierungen einschließlich der jeweils zugehörigen Schichtengruppen dargestellt.

FLÄCHE 7

Umstände und Ziele der Grabungen

Die Ausgrabungen in Fläche 7 fanden zwischen dem 03.09. und 05.10.2007 zeitlich parallel zu den Arbeiten in den Flächen 6, 8 und 9 statt. Die Fläche lag im Flurstück 107 der Gemarkung Radinovići am östlichen Rand des

gew. Boden 6

Oko 6/8

Oko 6/7

Oko 6/6

Oko 6/5

Oko 6/4

Oko 6/3

Oko 6/2

Oko 6/1

gew. Boden 6

Humus 6/1

Grube 6/76

Grube 6/66Grube 6/65

Haus 38

Schichtpaket 6/5 Grube 6/26

Grube 6/60 Grube 6/25

Schichtpaket 6/4 Grube 6/72 Grube 6/69 Grube 6/68Grube 6/67Grube 6/64 Grube 6/63Grube 6/61Grube 6/59 Grube 6/58 Grube 6/57 Grube 6/56Grube 6/53 Grube 6/52Grube 6/50Grube 6/49 Grube 6/48Grube 6/47 Grube 6/46Grube 6/45 Grube 6/42 Grube 6/41Grube 6/40 Grube 6/39Grube 6/38 Grube 6/37Grube 6/36 Grube 6/33Grube 6/31 Grube 6/22Grube 6/20Grube 6/16 Grube 6/11

Schichtpaket 6/3Haus 39

Haus 40Grube 6/24 Grube 6/4

Schichtpaket 6/2

Grube 6/51Grube 6/14 Grube 6/13Grube 6/5Grube 6/2 Grube 6/01

Graben 6/1

Grube 6/23 Grube 6/17

Schichtpaket 6/1

Ackerhorizont Oko 6

Schotter

gew. Lehm

n/a

Verfüllung 1

Verfüllung 2

n/an/a

Brandlehm Eintiefung

Verfüllung

über Verfüllung

SchichtpaketGrube 28 n/a

n/a n/a

n/a n/a n/a n/an/an/a n/an/an/a n/a n/a n/an/a n/an/an/a n/an/a n/an/a n/a n/an/a n/an/a n/an/a n/an/a n/an/an/a n/a

Pfosten 1

unverbr. Lehm Grube 55 Grube 54Grube 44 Grube 43Grube 35Grube 32 Grube 30Grube 10

Schichtpaketneben BrandlehmBrandlehm Grube 29Grube 27Grube 21

Pfosten 9Pfosten 8Pfosten 7Pfosten 6Pfosten 5Pfosten 4Pfosten 3Pfosten 2Pfosten 1n/a n/a

Grube 19 Grube 15

SchichtpaketGrube 18 Grube 9Grube 8Grube 7Grube 6Grube 3

n/an/a n/an/an/a n/a

Eintiefung

Verfüllung 1

n/a n/a

n/a

Kolluvium

Grube 12

Verfüllung 2

Ackerhorizont

126

Tab. 21. Okolište. Schichtenformationen in Grabungsfläche 6.

Schichtenformation Beschreibung

Oko 6/1 Ackerhorizont und KolluviumOko 6/2 Siedlungsschicht mit BodenbildungshorizontOko 6/3 GrabenOko 6/4 Siedlungshorizont mit PfostenbauOko 6/5 Siedlungshorizont mit ebenerdigen HäusernOko 6/6 Haus Oko 38Oko 6/7 Grube Oko 6/76Oko 6/8 begrabener Humusanstehender Boden anstehender Boden

Tab. 22. Okolište. Schichtenverbände in Grabungsfläche 6 sowie ihre Zugehörigkeit zu Schich-tenformationen und Hausstellen.

Schichtenverband Schichtenformation Hausstelle

Ackerhorizont Oko 6/1 –Schichtpaket Oko 6/1 Oko 6/2 –Grube Oko 6/17, 6/23 Oko 6/2 –Graben Oko 6/1 Oko 6/3 –Grube Oko 6/1, 6/2, 6/5, 6/14, 6/13, 6/51 Oko 6/4 –Schichtpaket Oko 6/2 Oko 6/4 –Grube Oko 6/4, 24 Oko 6/4 –Haus Oko 40 Oko 6/4 6 AHaus Oko 39 Oko 6/5 6 BPfostenreihe Oko 6/1 Oko 6/5 –Schichtpaket Oko 6/3 Oko 6/5 –Schichtpaket Oko 6/4 Oko 6/5 –Schichtpaket Oko 6/5 Oko 6/5 –Grube Oko 6/11, 6/16, 6/20, 6/22, 6/25, 6/26, 6/31, 6/33, 6/36, 6/37, 6/38, 6/39, 6/40, 6/41, 6/42, 6/45, 6/46, 6/47, 6/48, 6/49, 6/50, 6/52, 6/53, 6/56, 6/57, 6/58, 6/59, 6/60, 6/61, 6/63, 6/64, 6/68, 6/69, 6/72

Oko 6/5 –

Haus Oko 38 Oko 6/6 6 CGrube Oko 6/65, 6/66, 6/76 Oko 6/7 –Humus Oko 6/1 Oko 6/8 –anstehender Boden – –

Fundplatzes. Das derzeit als Grünland genutzte Gelände fällt hier zu der verlandeten Bosnarinne ab, welche im Osten unmittelbar an die Fundstelle angrenzt (Abb. 56).

Im Plan der Geomagnetik zeichnete sich die Böschung dieses Bosna-Altarmes als in etwa Nord-Süd streichende positive Anomalie ab, an der weiter nördlich die Grabenverläufe G 13, G 15 und G 16 plötzlich abbre-chen (siehe S. 45). Innerhalb der Fläche lag außerdem der einzige an der Ostseite im Plan der Geomagnetik sichtbare Grabenverlauf G 17. Das Ziel der Ausgrabung bestand vorrangig darin abzuklären, ob in diesem Ab-schnitt des Grabenwerkes ähnlich wie in Fläche 5 menschliche Skelettreste abgelagert wurden.

127

Abb. 56. Okolište. Fläche 7, Übersichtsfoto des Grabungsareals, Blickrichtung Südosten.

Grabungstechnik

Grabungsfläche 7 bestand nur aus Schnitt 61, der sich ausgehend von den Befunden der geomagnetischen Prospektion zunächst auf den unteren Be-reich des Hanges fokussierte. Der anfangs 6 x 2 m große Schnitt, der im Verlauf der Grabung sukzessive auf 20 m Länge erweitert wurde, verlief dort rechtwinklig zu den Befunden der Geomagnetik P 1 sowie G 17. Ent-sprechend lag der Schnitt nicht in der Ausrichtung des Messsystems des Fundplatzes, sondern leicht verdreht dazu etwa in Richtung Westnord-west-Ostsüdost. Dies erforderte eine Bezeichnung der Quadrate mittels Buchstaben und Zahlen (Abb. 57, a). Aufgrund der Erweiterung des Schnit-tes nach Westen ergaben sich bei der Benennung der Quadrate teilweise Minuswerte (E–F/(-3) 16).

Wegen der Neigung der Fläche und der besonderen Befundsituation war es in Fläche 7 nicht möglich, auf einheitlichen Planumsniveaus zu arbeiten. Die Ausgrabung erfolgte deshalb in Abschnitten von 6 m bzw. in einem Fall von 2 m Länge, die jeweils separat dokumentiert wurden. Die Niveaus von Plana mit der gleichen Bezeichnung sind aufgrund dieser Verfahrens-weise in der Regel sehr unterschiedlich.

Beschreibung der Befundsituation

Die Geländeoberkante verlief im Bereich von Fläche 7 auf einer Höhe zwi-schen 403,35–402,25 m nach Ostsüdost abschüssig. Bei einer Tiefe zwischen 0,7–0,25 m wurde abgesehen von kleineren Bereichen der anstehende Kies der Tellbasis erreicht. Die Oberkante des Kiesköpers lag im Westen bei einer Höhe von 403,5 m, am östlichen Ende hingegen bei 402,5 m. Im Koordina-tenbereich E–F/0–(-3) lag darauf eine gelbe Lehmschicht, bei der es sich of-fenbar um den Rest des anstehenden Auenlehms über der Tellbasis handelte.

Aufgrund der geringen Erdbedeckung, die insbesondere im unteren Teil des Schnittes 61 eigentlich nur aus der Grasnarbe bestand, war das strati-graphische Verhältnis der in den Kies eingetieften Befunde teilweise nicht feststellbar. Im Koordinatenbereich E–F/-3–12 folgte unter dem Ackerho-rizont zunächst eine sehr stark mit Steinen und Fundmaterial angereicher-te Schicht, in der sich tiefer liegende Befunde nur sehr undeutlich als etwas steinärmere Areale abzeichneten.

128

Im unteren, ostsüdöstlichen Abschnitt des Schnittes trat bereits im zweiten Abtrag die steile Böschung der verlandeten Bosnarinne zutage, de-ren Lage sehr gut mit der geomagnetischen Anomalie P 1 korrespondierte. Die Verfüllung des Bosna-Altarmes wurde nur in einem kleinen Abschnitt im böschungsnahen Bereich bis zu einer Tiefe von maximal 1,1 m unter der Geländeoberkante ausgegraben. Die Verfüllung bestand aus einem weitgehend homogenen ockergelben Lehm, der in geringem Umfang mit urgeschichtlichem Keramikmaterial durchsetzt war.

Westlich der Böschung wurde im Koordinatenbereich E–F/7–8 eine etwa 2 m breite und ca. 0,75 m tiefe Eingrabung in den anstehenden Kies festgestellt, deren Lage jener der Anomalie G 17 in der geomagnetischen Prospektion entsprach. Da das Verfüllmaterial dieser Rinne in sehr starkem Maße mit Kies angereichert war, erwies es sich teilweise als sehr schwierig, ihre Grenzen zum anstehenden Schotterkörper des Tells herauszuarbei-ten. Der Befund war teilweise durch einige runde Gruben gestört.

Einige Meter oberhalb dieser Eintiefung traten unter dem sehr stark mit Steinen angereicherten Horizont Siedlungsschichten mit horizonta-lem Verlauf zutage. Innerhalb dieses Schichtpaketes können einige runde Gruben, die in den anstehenden Kies eingreifen, und ein Pfostenloch mit einer Verkeilung aus Mahlsteinen identifiziert werden. In den anstehenden Boden eingetieft waren außerdem einige 0,2–0,5 m breite Rinnen, die in den meisten Fällen in Nord-Süd-Richtung hangparallel verlaufen.

Abb. 57. Okolište. Fläche 7. a Planum 3, Be-fundplan mit Kartierung von Schichtenver-bänden. b Nordprofil mit Kartierung von Schichtenverbänden. Angegeben sind ferner die Abschnitte, in denen die Fläche dokumen-tiert wurde.

(11) - (16)(5) - (10)

(-1) - (4)

403

404

402Auenlehm Oko 7/1Pfosten Oko 7/1Rinnen Oko 7/1-7/3, 7/5Graben Oko 7/1

Grube Oko 7/1Grube Oko 7/2Grube Oko 7/3Grube Oko 7/6

Grube Oko 7/8Schichtpaket Oko 7/3SchotterSchichtpaket Oko 7/1

Pfosten Oko 7/1

Ackerhorizont Oko 7

Schichtpaket Oko 7/2

(-2)

a

b

161514131211

-3-2

10987

F

E

654

3210

-1

E 1034N 981

E 1052N 979

E 1034N 975

E 1052N 973

129

Interpretation der Befundsituation

Die besondere Befundsituation in Grabungsfläche 7 beruht auf der Über-prägung des Areals im Rahmen von nachsiedlungszeitlichen Prozessen: Wie das Abbrechen der Gräben G 13, G 15 und G 16 an der Böschungs-kante des angrenzenden Bosna-Altarmes zeigt, ging im Osten ein Teil der Siedlungsfläche verloren. Durch Erosion floss in dem untersuchten Hang-bereich, der sich innerhalb des Siedlungsareals befand, der größte Teil der hier akkumulierten Siedlungsschichten in die Bosnarinne ab. In der Rin-nenverfüllung sind diese kolluvialen Ablagerungen offenbar mit Auenlehm vermischt (vgl. dazu Dreibrodt u. a. 2013).

Im oberen westlichen Teil des Schnittes waren noch Reste einer anste-henden Lehmschicht und von ungestörten neolithischen Siedlungsschich-ten erhalten (Abb. 57, b). Aufgrund der begrenzten Größe des Grabungsa-reals können darin, abgesehen von einigen Gruben und einem Pfostenloch, allerdings keine Strukturen näher identifiziert werden.

Die Eintiefung im mittleren Bereich des Schnittes stellt mit einiger Wahrscheinlichkeit den unteren Rest eines Grabens dar, der während des Neolithikums verfüllt worden war. In die Verfüllung waren später Gruben eingetieft worden. Soweit dies aus dem Plan der geomagnetischen Prospek-tion beurteilt werden kann, handelt es sich möglicherweise um einen der jüngsten Gräben, der nach der ersten Verkleinerung der Siedlungsfläche angelegt worden war.

Derzeit nicht abschließend interpretiert werden können die schmalen, hangparallel verlaufenden Rinnen. Theoretisch könnte es sich bei ihnen ebenfalls um die letzten Reste nahezu vollständig erodierter Gräben han-deln, die sich allerdings im Plan der geomagnetischen Prospektion nicht abbilden. Gegen eine solche Deutung spricht, dass einer dieser Befunde (Rinne Oko 7/5) quer zum Hang verläuft.

Im oberen Bereich des Schnittes lag über den Resten der ungestörten Siedlungsschichten ein Horizont, dessen Verlauf der Hangneigung ent-spricht. Dabei dürfte es sich um Hangschutt mit entsprechend vermisch-tem Inventar handeln.

Befundgruppierungen und Stratigraphie

Ausgehend von der beschriebenen Befundsituation und ihrer Interpretati-on wurden die Befunde aus Fläche 7 zu sieben Schichtenformationen und 17 Schichtenverbänden gruppiert (Tab. 23–24; Anhang 8). Dabei musste dem Umstand Rechnung getragen werden, dass aufgrund der Hangerosion das stratigraphische Verhältnis der Siedlungsschichten im oberen west-lichen Teil der Fläche und des Grabenrestes in dessen Mitte nicht mehr feststellbar war. Entsprechend folgt die Nummerierung auf der Ebene von Schichtenformationen nur teilweise einer stratigraphischen Abfolge. So-weit die Bezüge bestimmbar waren, sind sie in der Harrismatrix in Abbil-dung 58 dargestellt.

Auf der Ebene von Schichtenverbänden wurden Gruben, ein Pfosten und die Rinnen im oberen Bereich des Hanges generell der Schichtenformation Oko 7/6 zugeordnet. Soweit ein entsprechender Zusammenhang deutlich war, wurden Gruben dem Siedlungsschichtpaket Oko 7/3 untergeordnet. In einigen Fällen war es allerdings erforderlich, Gruben auf der Ebene von Schichtenverbänden zu verorten, da ihre stratigraphische Einbindung an-sonsten unklar war. Auch die Rinnen wurden jeweils als eigene Schichten-verbände gruppiert, da ihre Zusammengehörigkeit nicht gesichert ist.

130

Tab. 23. Okolište. Schichtenformationen in Fläche 7.

Schichtenformation Beschreibung

Oko 7/1 AckerhorizontOko 7/2 kolluviale und alluviale GrabenverfüllungOko 7/3 HangschuttOko 7/4 Gruben und Schichtpaket über GrabenOko 7/5 GrabenOko 7/6 Siedlungsschichtpaket im oberen Teil des Schnittes anstehender Boden Oko 7 anstehender Kies und Lehm

Tab. 24. Okolište. Schichtenverbände in Fläche 7 und Zugehörigkeit zu Schichtenformationen.

Schichtenverband Schichtenformation

Ackerhorizont Oko 7 Oko 7/1Auenlehm Oko 7/1 Oko 7/2Schichtpaket Oko 7/1 Oko 7/3Schichtpaket Oko 7/2 Oko 7/4Grube Oko 7/1 Oko 7/4Grube Oko 7/2 Oko 7/4Graben Oko 7/1 Oko 7/5Schichtpaket Oko 7/3 Oko 7/6Rinne Oko 7/1 Oko 7/6Rinne Oko 7/2 Oko 7/6Rinne Oko 7/3 Oko 7/6Rinne Oko 7/4 Oko 7/6Rinne Oko 7/5 Oko 7/6Pfosten Oko 7/1 Oko 7/6Grube Oko 7/6 Oko 7/6Grube Oko 7/8 Oko 7/6anstehender Boden Oko 7 –

FLÄCHE 8

Umstände und Ziele der Grabungen

Die Grabungen in Fläche 8 fanden zwischen dem 10.09. und 14.09.2007 zeitlich parallel zu den Arbeiten in den Flächen 6 und 7 statt. Das Gra-bungsareal befand sich im Süden der Fundstelle innerhalb der Ortslage von Radinovići an der Grenze der Flurstücke 560/1 und 560/2, wo das Ge-lände etwa ab der Dorfstraße deutlich steiler abfällt als dies im Norden und Westen des Tells der Fall ist (siehe Abb. 6). Südlich der Ortslage von Radinovići verläuft die Geländeoberfläche dann auf einem erheblich tiefe-ren Niveau wieder eben.

Bereits im Jahr 2006 waren in den Streuobstgärten südlich der Dorf-straße von Radinovići kleinflächige geomagnetische Untersuchungen durchgeführt worden. Bei den Prospektionen war im Bereich von Fläche 8 die Ostnordost-Westsüdwest streichende lineare Struktur P 2 mit stark negativen Messwerten beobachtet worden, die als möglicher Graben- oder Wallverlauf in Betracht kam (Abb. 59). Den Ausschlag für die Ansicht, dass es sich bei der Anomalie um einen Bestandteil des Befestigungssystems handeln könnte, gab vor allem die Beobachtung, dass unmittelbar südlich im Bild der Geomagnetik keinerlei Störungen bzw. Anomalien mehr er-kennbar sind; dieses Areal also bereits außerhalb der Siedlung lag.

131

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132

Die Intention der Ausgrabung bestand vor allem darin, den möglichen Grabenverlauf auf einer kleinen Fläche zu erfassen und festzustellen, ob auch hier menschliche Reste vorkommen. Zur Klärung dieser Frage wurde rechtwinklig zum Verlauf der Anomalie ein relativ kleiner Schnitt ange-legt. Ergänzend fanden im weiteren Umfeld des Schnittes Bohrprospekti-onen statt (BP 62001–BP 62009: zur Lage der Bohrpunkte siehe Abb. 59).

Grabungstechnik

Fläche 8 bestand lediglich aus Schnitt 62 mit einer Ausdehnung von 6 x 2 m. Seine Ausrichtung war angepasst an die Befundsituation Nordnordwest-Südsüdost. Da der Schnitt von der Ausrichtung des lokalen Grabungsnet-zes abwich, wurde eine Quadrateinteilung aus Zahlen und Buchstaben eingerichtet.

Da man bei den Ausgrabungen ausschließlich auf nahezu sterile Schich-ten traf, wurde die Grabung auf dem Niveau von Planum 4 bei einer Höhe von ca. 402,7 m abgebrochen, jedoch zur Klärung des weiteren Schichten-verlaufes sowohl innerhalb als auch außerhalb des Schnittes Bohrungen niedergebracht (BP 62001 und BP 62002 ab Niveau von Planum 3).

Beschreibung der Befundsituation

Die im Bereich von Schnitt 62 im Plan der Geomagnetik beobachtete li-neare Struktur erwies sich nicht wie erwartet als Graben oder Wallrest, sondern als eine relativ dicht unter der Geländeoberfläche liegende Kante

Abb. 59. Okolište. Lage der Bohrprofilreihen BP 62001–BP 62009, BP 62010–BP 62023 und BP 63001–BP 63013 sowie der Flächen 8 und 9 im Süden des Fundplatzes in Bezug zur geo-magnetischen Prospektion.

BP 63013

BP 63011

BP 63009

BP 62010

BP 62011

BP 62012

BP 62013

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BP 62015

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BP 62009

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BP 62007

BP 62033

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Fläche 8Schnitt 62

BP 63008

BP 63007BP 63006

BP 63005

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BP 63003

BP 63002

BP 63001 BP 62001

BP 62004

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BP 62017BP 62023BP 62018BP 62022BP 62019

BP 62013

BP 62021

133

der Schotter des Telluntergrundes, die im Winkel von etwa 45° nach Süden abfällt. Die Böschungsoberkante war etwa 0,5 m dick mit einer sterilen gel-ben Lehmschicht überdeckt, die nach Süden hin an Mächtigkeit zunahm. Eine darunterliegende Schicht war vom Bodensubstrat und der Funddichte her sehr ähnlich, allerdings entlang des Schotterkörpers etwas humoser und überdies mit neolithischem Fundmaterial angereichert.

Interpretation der Befundsituation

Die Überlagerung von unmittelbar auf dem Schotter aufliegenden Be-funden mit neolithischem Fundmaterial durch weitgehend sterile Lehm-schichten zeigt, dass die dokumentierte Situation das Ergebnis von in nachneolithischer Zeit abgelaufenen Prozessen darstellt. Im Rahmen die-ser Vorgänge fand offenbar eine Nivellierung des ursprünglichen Reliefs statt. Die schlüssige Interpretation der Befundsituation gelingt am besten durch eine Kombination der Grabungsergebnisse mit den Resultaten der oben genannten Bohrprospektionen, die gewissermaßen eine Erweiterung des Schnittes 62 nach Norden, Süden und auch in die Tiefe darstellen.

Das genannte Bohrprofil zeigt, dass oberhalb der freigelegten Gelände-kante die Mächtigkeit der Siedlungsablagerungen über den auf einer Höhe von ca. 403,0 m weitgehend horizontal verlaufenden Schottern der Tellba-sis nach Norden immer mehr zunimmt (Abb. 62). Unmittelbar an der Kan-te beträgt sie ca. 0,7 m, in dem 8 m weiter nördlich gelegenen Bohrpunkt BP 61009 bereits 1,35 m. Geht man von einer ursprünglich weitgehend gleichmäßigen Mächtigkeit der Siedlungsablagerungen aus, wird deutlich, dass im Randbereich des Tells Material abgeflossen sein muss, welches sich am Fuß der festgestellten Geländekante ablagerte. Das überlagernde steri-le gelbe Sediment stellt durch Hochflutereignisse abgelagerten Auenlehm dar. Demnach liegt im Bereich der festgestellten Geländestufe eine Ver-schneidung von Kolluvien und Auensedimenten vor.

Südlich der Abbruchkante fällt die Oberkante der Schotter zunächst sehr schnell ab, liegt allerdings ca. 8,5 m weiter südlich im äußersten Bohr-punkt BP 62003 mit 994,15 m wieder etwas höher. Dies scheint darauf hin-zudeuten, dass entlang der südlichen Kante der Fundstelle Okolište eine Rinne ähnlich jener im Osten der Siedlung verläuft, die durch Altarme der Bosna eingeschnitten wurden. Die in der Geomagnetik und in den Gra-bungen erfasste Geländekante stellt demnach den Prallhang eines alten Bosnaarms dar. Da unmittelbar nördlich der Erosionskante in der Geo-magnetik Siedlungsreste in Form von Anomalien verbrannter Hausstellen erkennbar sind, liegt der Schluss nahe, dass die südliche Begrenzung des Tells durch einen Bosnalauf abgetragen wurde. Falls sich das Befestigungs-system der Siedlung Okolište auch im Süden erstreckte, was durchaus plau-sibel erscheint, müsste es durch diesen Flussverlauf vollständig abgetragen worden sein, ähnlich wie dies teilweise im Osten der Siedlung der Fall ist. Das Siedlungsareal hätte sich demnach ursprünglich möglicherweise noch weiter nach Süden erstreckt.

Untermauert wird die dargelegte Interpretation durch das Höhenmo-dell des Fundplatzes und seines Umfeldes: In diesem zeichnet sich südlich der Fundstelle ein nahezu verschliffener Mäander der Bosna ab, der im Vergleich zum heutigen Flussverlauf sehr viel weiter nach Westen ausgreift und direkt im Süden auf den Tell getroffen sein muss. Wie anhand der un-terschiedlichen Niveaus der Altarme erkennbar ist, ist diese Flussschleife älter als der unmittelbar östlich der Siedlung verlaufende, in die Bronzezeit datierende Altarm der Bosna (vgl. Dreibrodt u. a. 2013).

Oko 8/4

Oko 8/3

Oko 8/2

Oko 8/1

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Auenlehm 8/1

Auenlehm 8/2

Ackerhorizont 8

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Abb. 60. Okolište. Fläche 8, vereinfachte Dar-stellung der stratigraphischen Beziehungen der Befundgruppierungen.

134

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BP 62010

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BP 62021

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Schnitt 62, N-Profil

BP 62001

BP 62002

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BP 63003

BP 63002

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135

Befundgruppierungen und Stratigraphie

Aufgrund der beschriebenen Befundsituation und ihrer Interpretation wurden in Schnitt 62 bzw. Fläche 8 drei Schichtenformationen und drei Schichtenverbände definiert, deren stratigraphisches Verhältnis in Abbil-dung 60 dargestellt ist (Tab. 25–26; Anhang 8).

FLÄCHE 9

Umstände und Verlauf der Grabung

Fläche 9 lag etwa 40 m westlich von Fläche 8 im Süden der Fundstelle Okolište. Die Ausgrabungen fanden im Zeitraum vom 17.09. bis 03.10.2007 unmittelbar nach Abschluss der Arbeiten in Schnitt 62 (Fläche 8) statt. Fläche 9 befand sich etwa 4 m nördlich der in Fläche 8 untersuchten line-aren Struktur P 2 (siehe S. 132 Abb. 59). Im Plan der Geomagnetik sind im unmittelbaren Grabungsareal keine Auffälligkeiten erkennbar. Etwa 15 m nordwestlich befanden sich die Anomalien A 34 und A 35, die als Reste der Häuserzeile Z 10 interpretiert werden (siehe S. 46 f. Abb. 12–13).

Die Ausgrabungen stellten einen weiteren Versuch dar, das Wall-Graben-system im Süden der Siedlung zu lokalisieren. Den Ausschlag für die Aus-wahl des Grabungsareals im Flurstück 559/1 der Gemarkung Radinovići gaben die Resultate der Bohrreihe BP 62010–BP 62023 (Abb. 61). In diesem Bohrprofil zeichnete sich im Bereich der Bohrpunkte BP 62023, BP 62018 und BP 62022 in einer Tiefe von etwa 2 m eine Absenkung der Siedlungs-schichten ab, die als unter Siedlungsschichten begrabener möglicher Gra-benverlauf in Betracht kam.

Grabungstechnik

Grabungsfläche 9 bestand lediglich aus Schnitt 63, der eine Größe von 6 x 2 m hatte und rechtwinklig zu dem möglichen Grabenverlauf in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet war. Der Schnitt wurde bis zu einer maximalen Tiefe von 3,2 m unter die Geländeoberkante auf den gewachsenen Boden abgetieft. Dabei wurden elf Plana dokumentiert, die bis zu Planum 9 je-weils die gesamte Schnittfläche umfassten. Planum 9 wurde in zwei Schrit-ten dokumentiert (Pl. 9 Nord und Pl. 9 Süd), um ein Zwischenprofil durch

Tab. 25. Okolište. Schichtenformationen in Grabungsfläche 8

Schichtenformation Beschreibung

Oko 8/1 AckerhorizontOko 8/2 sterile AuenlehmschichtOko 8/3 sterile Auenlehmschicht, nur am Fuß des Schotterkörpers teils

mit neolithischem Fundmaterial angereichert

Tab. 26. Okolište. Schichtenverbände in Grabungsfläche 8 sowie ihre Zugehörigkeit zu Schich-tenformationen.

Schichtenverband Schichtenformation

Ackerhorizont Oko 8 Oko 8/1Auenlehmschicht Oko 8/2 Oko 8/2Auenlehmschicht Oko 8/1 Oko 8/3

136

die eingetieften Objekte der Schichtenformation Oko 9/6 zu erhalten (Pro-fil 63002). Die Plana 10 und 11 umfassten jeweils nur einen sehr kleinen Bereich im Nordwesten des Schnittes.

Bohrprofil BP 62010–BP 62023

Das Bohrprofil BP 62010–BP 62023 verlief in Nord-Süd-Richtung und hat-te eine Länge von 28,5 m (siehe Abb. 61). Die insgesamt 14 Bohrungen wur-den mit dem Pürckhauer bis zu einer maximalen Tiefe von 3 m vorgetrie-ben. Die Bohrpunkte hatten zunächst einen Abstand von ca. 2,5–3,5 m. Im Bereich zwischen den BP 62017 und BP 62021 erfolgte später eine Verdich-tung der Bohrpunkte.

Im nördlichen Teil des Bohrtransektes zwischen BP 62010 und BP 62016 wiesen die pleistozänen Schotter der Tellbasis einen annähernd waa-gerechten Verlauf auf einer Höhe von 402,3–402,5 m auf. Nur gelegent-lich war hier in den Bohrungen über dem Schotter noch die gewachsene

404

402

E 893,5 N 848,0

E 893,8N 842,0

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Haus Oko 41Haus Oko 42Haus Oko 43

Auenlehm (mit Artefakten)Grube Oko 9/1

Kolluvium/Boden

Kolluvium

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Abb. 64. Okolište. Fläche 9, Ostprofil des Schnittes 63 mit Kartierung von Schichtenver-bänden.

Abb. 65. Okolište. Fläche 9, Westprofil des Schnittes 63 mit Kartierung von Schichtenver-bänden.

137

Lehmschicht nachzuweisen. Über dem anstehenden Boden lagen Sied-lungsschichten, in denen mehrfach Bauschichten in Form unverbrannten Lehmes auftraten.

Ab BP 62016 fallen die Oberkanten des Schotters und des anstehenden Lehmes zur Niederung hin ab, bis sie ab BP 62023 unterhalb der erbohr-ten Tiefe lagen. Einsetzend zwischen den Bohrpunkten 62016 und 62017 schiebt im südlichen Teil des Profils auf die pleistozänen Schotter des Un-tergrundes eine tonige Schicht auf, deren Oberkante auf einer Höhe von etwa 402,0 m annähernd horizontal verläuft. Entsprechend der Neigung der Schotter nimmt die Stärke dieser Schicht nach Süden hin zu.

Die Mächtigkeit der Ablagerungen mit anthropogenen Beimengungen schwankt innerhalb des Profils zwischen 2,6–1,5 m. Lediglich im Bereich der Bohrungen BP 62018, BP 62019 und BP 62022 reichten sie deutlich tie-fer, weshalb hier zunächst ein alter Grabenverlauf vermutet wurde. Eine ähnliche Situation wurde auch in der weiter westlich gelegenen Bohrpro-filreihe BP 63001–63013 festgestellt (Abb. 63).

Beschreibung der Befundsituation

Ungestörte neolithische Befunde traten in Fläche 9 ab einer Tiefe von 0,8 m unter der Geländeoberkante zutage, welche im Bereich des Schnittes eine Höhe von 404,6–404,0 m hatte. In dem über diesen Befunden lagern-den Paket nach Süden abfallender Schichten folgte unter dem rezenten Hu-mushorizont zunächst eine homogene Schicht mit sehr geringem Humus-anteil und darunter – unmittelbar über den neolithischen Befunden – ein zweiter begrabener Humushorizont (Abb. 64–65).

Der Auenlehm wurde im Norden des Schnittes bei einer Tiefe zwischen 1,8–2,4 m unter der Oberfläche auf einem Niveau von 402,8–402,2 m er-reicht, von wo aus er sanft nach Süden abfällt. Die Stärke ungestörter neo-lithischer Siedlungsablagerungen beträgt demnach im Bereich des Schnit-tes 63 zwischen 1,0–1,6 m.

Entgegen den ursprünglichen Erwartungen erwies sich die in den Boh-rungen BP 62018, BP 62019 und BP 62022 festgestellte Einsenkung nicht als neolithischer Grabenverlauf, sondern als eine sehr große und tiefe, runde Grube (Oko 9/1). Ausgehend von ihrer Oberkante in Planum 2 störte dieser eingetiefte Befund tiefgründig alle älteren Siedlungshorizonte und stellt damit die jüngste erfasste Struktur dar. Die insgesamt 2,3 m tiefe Grube besaß in dem ab Planum 6 fassbaren unteren Teil einen Durchmesser von 4,0 m und senkrechte Wände. Ihr Boden war uneben und vom Wandfuß zur Mitte hin im Winkel von 20° geneigt. Die Verfüllung der Grube ist sehr feinteilig und weist etwa auf halber Höhe eine Zweiteilung auf, die durch eine Holzkohleschicht markiert ist. Oberhalb dieses Horizontes flachten die Grubenwände deutlich ab, so dass die Grenzen des Objektes außerhalb der Grenzen der relativ kleinen Grabungsfläche lagen.

Ältere Schichten waren nur in kleinen Bereichen nördlich und südlich der Grube Oko 9/1 erhalten. Die nächst älteren Befunde stellten mehrere kleinere Gruben dar (Oko 9/2 und 9/3). Diese waren in eine 0,55–0,7 m mächtige Siedlungsschicht (Schichtpaket Oko 9/2) eingetieft worden, welche wiederum einen ca. 0,2 m dicken, mit gelben Lehmflecken durch-setzten Horizont überlagerte, bei dem es sich wahrscheinlich um eine unverbrannte Bauschicht handelt (Haus Oko 43). Im Norden des Schnit-tes ging von diesem Bauhorizont ein etwa 1 m tief eingegrabener Pfosten aus.

Unter dem Schichtpaket Oko 9/2 trat in der südlichen Hälfte des Schnit-tes 63 ab Planum 7 eine 0,65–0,85 m tief eingegrabene Struktur mit ebe-nem Boden und annähernd senkrechten Wänden zutage, die im Nordwes-

138

ten durch Grube Oko 9/1 gestört war und sich sowohl nach Süden als auch nach Osten außerhalb der Grabungsgrenzen fortsetzte (Haus Oko 41 und Haus Oko 42). Die Außenkante dieser eingetieften Struktur war im Pla-num nur auf einer sehr kleinen Fläche im Südwesten fassbar, wo sie einen geraden Verlauf in Nordwest-Südost-Richtung aufwies (Abb. 66). An dieser Kante wie auch am Verlauf der Verfüllschichten war erkennbar, dass es sich um eine rechteckige Grube handelt.

Das eingetiefte Objekt besaß eine komplizierte Verfüllungsgeschich-te: Mehrfach wechseln sich Bündel aus nur wenigen Millimeter dünnen schwarzen Straten sowie dünnen Asche- und Lehmhorizonten mit mittel- und dunkelgrauen Kulturschichten ab. Der relativ ebene Boden des einge-tieften Objektes wies etwa 1 m südlich der nördlichen Grubenwand und 0,85 m östlich der westlichen Begrenzung eine Stufe auf, von der aus das Innere des Objektes nochmals um 0,2 m tiefer reichte. Im Ostprofil des Schnittes 63 ist erkennbar, dass die Niveauunterschiede des Bodens dar-auf beruhen, dass die Grube nach ihrer vollständigen Verfüllung in etwas verkleinerter Form auf ein tieferes Niveau erneut eingegraben wurde, also insgesamt zweiphasig ist (siehe Abb. 64).

Die rechteckigen Grubenobjekte waren von der Oberfläche eines 0,5–0,6 m mächtigen Bündels hellbrauner Schichten eingegraben worden, die den gewachsenen Lehm und die pleistozänen Schotter der Tellbasis über-lagern. Diese Schichten sind mit dem auch im Bohrprofil nachweisbaren tonigen Horizont identisch (siehe S. 136 f.). Innerhalb des hellbraunen

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anstehender Boden

Abb. 66. Okolište. Fläche 9, Planum 8 des Schnittes 63 mit Kartierung von Schichtenver-bänden. In der rechten unteren Ecke befindet sich das eingetiefte Gebäude Haus Oko 41–42, dessen Begrenzung im Westen gefasst wurde.

139

Schichtpaketes lassen sich anhand der Beimengungen zwei Horizonte un-terscheiden. Während der untere abgesehen von etwas Holzkohleflitter steril ist (Auenlehm Oko 9/1), war der obere gleichmäßig mit Holzkohle, Hüttenlehm und Keramik durchsetzt.

Interpretation der Befundsituation

Entgegen den anfänglichen Erwartungen befand sich Fläche 9 nicht an der Grenze der Siedlung, sondern noch innerhalb des neolithischen Dorfes. Bei den in dem Areal durchgeführten Untersuchungen war das Graben-werk nicht nachweisbar und muss sich deshalb – insofern es ursprünglich die gesamte Siedlung umschloss – weiter südlich befunden haben.

Den Resultaten der Bohrreihe BP 62010–BP 62023 und der Grabungen zufolge, lag Grabungsfläche 9 im Bereich einer alten Hangsituation, in der sich die Schotter der Tellbasis und der darüberliegende anstehende Lehm nach Süden hin absenkten. Wie oben bereits dargelegt wurde, befand sich am Fuße dieses Hanges ein heute im Gelände weitgehend nivellierter Bos-naverlauf. Der Nachweis der noch deutlich älteren Hangsituation zeigt, dass die Schotterterrasse, auf der das neolithische Dorf angelegt wurde, bereits vor dem Beginn der Besiedlung im Bereich von Grabungsfläche 9 endete. Demnach stellte das Areal von Fläche 9 vermutlich einen periphe-ren Siedlungsbereich dar.

Bei dem tonigen Horizont, der den Schotter im Hangbereich etwa ab Höhe des Grabungsschnittes überlagert, handelt es sich nach Auskunft von Hans-Rudolf Bork (Kiel) um Auenlehmschichten, die vor dem Beginn der Besiedlung in Okolište abgelagert wurden und dann die Basis für die Siedlungsablagerungen bildeten18.

Die ältesten Baustrukturen in Fläche 9 stellen die beiden nacheinan-der an gleicher Stelle in die Auenlehmhorizonte eingetieften rechteckigen Grubenobjekte dar (Schichtenformation Oko 9/6). Wegen ihrer geraden Außenseiten und der fein differenzierten Verfüllung aus zahlreichen mit Holzkohle und Asche angereicherten dünnen Straten entsprechen diese Strukturen Haus Oko 38 in Fläche 6 und einem sehr ähnlichen Befund in Obre II (siehe S. 115 ff.). Demnach handelt es sich bei diesem Befund-komplex vermutlich um die eingegrabenen Teile zweier am gleichen Platz errichteter Gebäude (Häuser Oko 41 und 42). Die im jüngeren Haus Oko 41 beobachtete wiederholte Sequenz mit Asche und Holzkohle angerei-cherter Schichtenbündel deutet darauf hin, dass die Verfüllung des Hau-ses auf mindestens zwei ähnlichen, sicher mit sehr charakteristischen Tä-tigkeiten assoziierten Ereignissen beruht, also eine gewisse zeitliche Tiefe aufweist.

Die Anreicherung des oberen Auenlehmhorizontes (Auenlehm Oko 9/2) mit neolithischem Fundmaterial beruht offenbar darauf, dass diese Schicht durch die menschlichen Aktivitäten in starkem Maße durchgearbeitet wur-de. Nach Ansicht von Hans-Rudolf Bork deutet dies auf die Unwegsamkeit und Feuchtigkeit des Areals insbesondere während des Winterhalbjahres

18 Hans-Rudolf Bork (Kiel) sei für die Information über seine im Rahmen eines mehrtägi-gen Besuchs auf der Grabung im September 2007 angestellten Beobachtungen und für seine freundliche Bereitschaft zur Diskussion über die Befundsituation in Okolište herz-lich gedankt. Eine 0,55 m mächtige Auenlehmablagerung wurde bei Untersuchungen im Jahr 2008 durch die Arbeitsgruppe um Hans-Rudolf Bork, Stefan Dreibrodt und Carolin Lubos (alle Kiel) auch unterhalb der anthropogenen Ablagerungen des Fundplatzes Don-je Moštre beobachtet. Einer Optisch stimulierten Lumineszenz (OSL)-Datierung zufolge hatte dieser Auenlehm ein Alter von 7,05 ± 1,42 ka, entstand also im Zeitraum zwischen ca. 6520 und 3680 v. u. Z. Möglicherweise ist die Entstehung des Auenlehms mit dem sogenannten 6.2-Event in Verbindung zu bringen (Dreibrodt u. a. 2013).

140

hin. Entsprechend sind in den eingetieften Objekten der Schichtenforma-tion Oko 9/6 sehr feuchte Bedingungen sowie zeitweise stehendes Wasser zu vermuten.

In dem nach der vollständigen Verfüllung der eingetieften Häuser ak-kumulierten Schichtpaket der Schichtenformation Oko 9/5 wurden un-verbrannte Ablagerungen der Wände und ein Pfosten eines ebenerdigen Hauses (Schichtenverband Haus Oko 43) beobachtet, über dessen Größe und Ausrichtung aufgrund der begrenzten Grabungsfläche nichts ausge-sagt werden kann. Sehr wichtig erscheint die Abfolge von älteren einge-tieften und jüngeren ebenerdigen Häusern, wie sie auch in Fläche 6 fest-gestellt wurde. Die Tatsache, dass eine entsprechende Aufeinanderfolge an zwei weit auseinanderliegenden Stellen der Siedlung festzustellen war, spricht für einen grundlegenden Wandel der Bauweise der Häuser relativ kurz nach der Siedlungsgründung (vgl. Müller-Scheessel u. a. 2010 a, 178–180).

Schwierig zu interpretieren sind die zahlreichen Gruben in den Schich-tenformationen Oko 9/3 und Oko 9/4. Möglichweise stammen diese Gru-ben aus einer Phase, in der das Areal peripher zu den eigentlichen Wohn-bereichen lag. Hinsichtlich seiner Dimension ist der Befund von Grube Oko 9/1 im Vergleich zu anderen Flächen in Okolište bisher beispiellos.

In dem Schichtpaket über den ungestörten neolithischen Befunden kön-nen zwei übereinanderliegende Horizonte differenziert werden. Zunächst folgt mit Schichtenformation Oko 9/2 ein etwa 0,3 m mächtiges Kolluvi-um, in dem sich eine Parabraunerde mit einem Tonverarmungshorizont gebildet hat. Der zugehörige Tonanreicherungshorizont lag im oberen Be-reich der Schichtenformationen Oko 9/3 bzw. Oko 9/4. Nach Ansicht von Hans-Rudolf Bork war dieser Boden zunächst einige Zeit beackert worden und muss in der Folgezeit für mehrere Jahrhunderte oder Jahrtausende un-ter Wald gelegen haben. Folglich kann davon ausgegangen werden, dass man das Areal um Fläche 9 nach dem Ende der Siedlungstätigkeit zunächst noch eine zeitlang landwirtschaftlich nutzte, bevor es gänzlich aufgelassen wurde.

Mutmaßlich mittelalterlich-frühneuzeitlicher Zeitstellung sind die obersten beiden, zusammen etwa 0,5 m mächtigen Horizonte, bei denen es sich um ein von höheren Partien des Tells abgeflossenes Kolluvium han-delt, das durch Beackerung homogenisiert wurde (Schichtenformation Oko 9/1). Demnach hat im Süden des Tells nach dem Ende der neolithi-schen Siedlungstätigkeit eine erhebliche Nivellierung des Geländes statt-gefunden.

Befundgruppierungen und Stratigraphie

Ausgehend von den dargelegten Interpretationen wurden die Befunde aus Fläche 9 in acht Schichtenformationen und 13 Schichtenverbände unter-gliedert, deren stratigraphisches Verhältnis aus Abbildung 67 ersichtlich ist (Tab. 27–28; Anhang 8).

FLÄCHE 10

Umstände und Ziele der bodenkundlichen Aufschlüsse

Die Arbeiten im Bereich von Fläche 10 fanden zwischen dem 24.09. und 06.10.2008 parallel zu Ausgrabungen in Donje Moštre, Kundruci und Za-grebnice statt. Die Fläche lag im Nordosten des Fundplatzes Okolište in-nerhalb der unmittelbar an die Siedlung angrenzenden verlandeten Bos-

Oko 9/1

Kolluvium Oko 9/2

n/a

Oko 9/2

Kolluvium Oko 9/1

n/a

Oko 9/3

Grube Oko 9/1

Verfüllung ob. Teil

Verfüllung unt. Teil

Eintiefung

Grube Oko 9/2

Oko 9/4

Grube Oko 9/3

Oko 9/8

Auenlehm Oko 9/1

n/a

Verfüllung Verfüllung

EintiefungEintiefung

Oko 9/5

Schichtpaket Oko 9/2

Haus Oko 43

unverbrannter Wandversturz

Pfosten Oko 43/1

n/a

Oko 9/7

Auenlehm Oko 9/2

n/a

Haus Oko 41

Verfüllung n/a

Eintiefung

Haus Oko 42

Verfüllung

Eintiefung

Schichtpaktet Oko 9/1

Oko 9/6

Abb. 67. Okolište. Fläche 9, stratigraphi-sche Beziehungen der Befundgruppierungen. Gelb = unverbrannte Strukturen.

141

narinne. Neolithische Befunde wurden nur im unmittelbaren Randbereich der Siedlung berührt. Aufgrund der kleinteiligen Grundstücksparzellie-rung des Untersuchungsareal erstreckten sich die Grabungen auf Teile mehrerer Flurstücke an der Gemarkungsgrenze zwischen Okolište und Radinovići: In der Gemarkung Okolište waren dies die Parzellen 107, 108 und 109; in Radinovići die Flurstücke 37 und 110.

Das Ziel der Untersuchung bestand in der Erforschung der holozänen Flussgeschichte der Bosna und deren Beziehungen zur neolithischen Sied-lung Okolište. Die Untersuchungen wurden durch die Kieler geoarchäolo-gische Arbeitsgruppe um Hans-Rudolf Bork und Stefan Dreibrodt ausge-führt.

Grabungstechnik

Aufgrund der großen zu bewältigenden Aushubmenge wurden die beiden Aufschlüsse mit einem Bagger angelegt. Die Fläche bestand aus den beiden Schnitten 90 und 91, welche Dimensionen von 20 x 3 m (Schnitt 90) sowie 22 x 3 m (Schnitt 91) besaßen und bis zu 4 m unter die Geländeoberkante abgegraben wurden. Teilweise wurden auch noch tiefer liegende Schich-ten durch Bohrungen erkundet. Die Dokumentation und Beprobung aus-

Tab. 27. Okolište. Schichtenformationen in Fläche 9.

Bezeichnung Beschreibung

Oko 9/1 Kolluvium (mittelalterlich/neuzeitlich), AckerhorizontOko 9/2 Kolluvium mit Bildung einer ParabraunerdeOko 9/3 große GrubeOko 9/4 mehrere kleinere GrubenOko 9/5 Siedlungsschichtpaket mit ebenerdigem Haus Oko 43Oko 9/6 eingetiefte Häuser Oko 41 und Oko 42 und SiedlungsschichtOko 9/7 Auenlehm mit Siedlungsschutt durchmischtOko 9/8 Auenlehm ungestörtanstehender Boden anstehender Lehm, pleistozäner Schotter

Tab. 28. Okolište. Schichtenverbände in Fläche 9 sowie ihre Zugehörigkeit zu Schichtenfor-mationen und Hausstellen.

Schichtenverband Schichtenformation Hausstelle

Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 Oko 9/1 –Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 Oko 9/2 –Grube Oko 9/1 Oko 9/3 –Grube Oko 9/2 Oko 9/4 –Grube Oko 9/3 Oko 9/4 –Schichtpaket Oko 9/2 Oko 9/5 –Haus Oko 43 Oko 9/5 9 BSchichtpaket Oko 9/1 Oko 9/6 –Haus Oko 41 Oko 9/6 9 AHaus Oko 42 Oko 9/6 9 AAuenlehm Oko 9/2 Oko 9/7 –Auenlehm Oko 9/1 Oko 9/8 –anstehender Boden anstehender Boden –

142

gewählter Profile erfolgte nicht nach der Systematik der archäologischen Grabungen, sondern nach den Standards der Kieler geoarchäologischen Arbeitsgruppe.

Beschreibung und Interpretation der Befundsituation

Die Befundsituation ist bereits beschrieben worden und soll an dieser Stelle nicht nochmals referiert werden (Dreibrodt u. a. 2013). Die den un-mittelbaren Bereich der Fundstelle Okolište betreffenden Ergebnisse der Untersuchung bestehen unter anderem in der Feststellung, dass der un-tersuchte Bosna-Altarm insgesamt erst in der Bronzezeit entstanden ist. Verstärkte Rodungsaktivitäten im Einzugsbereich der Bosna führten in dieser Zeit zu einem erhöhten Wassereintrag und in der Folge zu Stark-wasserereignissen.

Die Entstehung des Bosnaarmes in der noch im Gelände sichtbaren Form setzte an der Fundstelle eine Seitenerosion in Gang, durch die Teile der neolithischen Siedlungsfläche abgetragen wurden. Aus der geomagne-tischen Prospektion und auch den Grabungen in Fläche 7 geht hervor, dass Teile des Grabensystems noch erhalten sind. Demnach scheint sich die Abtragung auf periphere Bereiche der Siedlung beschränkt zu haben. Die Verfüllung des Altarmes bis auf das heutige Niveau erfolgte in mehreren Phasen mit Unterbrechungen bis zum Mittelalter.

ZUSAMMENFASSUNG UND PERSPEKTIVEN

Mit der in den vorstehenden Kapiteln erläuterten Beschreibung, Interpre-tation und Systematisierung der während sechs Feldkampagnen dokumen-tierten Grabungsbefunde ist ein entscheidender Schritt zur Kontextuali-sierung des in dieser Arbeit untersuchten Fundmaterials getan und eine wichtige Grundlage für die Darstellung der lokalen Siedlungs- und Archi-tekturentwicklung geschaffen. Die vorgenommenen Interpretationen und Befundgruppierungen sind in der Projektdatenbank verankert, wo sie di-rekt mit den Fundinformationen verknüpft sind (siehe Anhang 8). In den Ausführungen zu den einzelnen Flächen sind wesentliche Eckpunkte zu Lage, Zielstellung, Vorgehen bei der Ausgrabung und den angetroffenen Befundsituationen in den unterschiedlichen Flächen sowie deren Vertikal-stratigraphie beschrieben. Bevor darauf aufbauend eine taphonomische, chronologische und schließlich sozialhistorische Auswertung der Keramik erfolgen kann, ist im nächsten Arbeitsschritt zunächst eine Beschreibung und Systematisierung des Keramikmaterials zu leisten.

143

Beschreibung des Keramikmaterials

KER AMIK MENGE

Bei den Ausgrabungen in Okolište wurden insgesamt 2,39 t Keramik ge-borgen, die sich entsprechend Tabelle 29 auf die unterschiedlichen Gra-bungsflächen verteilen. Bei einer Gesamtaushubmenge der Grabungen von etwa 1 000 m3 entspricht dies einer durchschnittlichen Menge von 2–3 kg Keramikmaterial pro Kubikmeter Aushubvolumen.

Die Spannbreite dieses Wertes beruht auf verschiedenen Verfahren der Volumenberechnung und unterschiedlichen Stichprobengrößen der in die Berechnung eingeflossenen Keramik: Ein niedrigerer Wert um 2 kg ergibt sich bei Einbeziehung des gesamten Materials und der summarischen Vo-lumenberechnung für die einzelnen Grabungsflächen aus ihrer Fläche und Tiefe. Allerdings fällt bei dieser Berechnungsweise zum Beispiel verfäl-schend ins Gewicht, dass in Fläche 5 der Abtrag der obersten, sehr volumi-nösen Schicht über den Gräben mit einer Mächtigkeit von etwa 0,5–0,75 m mit dem Bagger erfolgte und deshalb in diesem Teil der Grabung Kera-mikmaterial sehr stark unterrepräsentiert ist. Deshalb dürfte ein durch-schnittlicher Wert um 2,7 kg Keramik erheblich verlässlicher sein, in des-sen Berechnung das Volumen und die Keramikmenge ausschließlich gut dokumentierter Befunde eingeflossen sind.

Tab. 29. Okolište. Aushubvolumen und Keramikgewicht in den Grabungsflächen 1–9 (Werte gerundet). Erläuterungen: 1 Gesamtmenge der Keramik aus den genannten Flächen. 2 Berech-nung des Gesamtaushubvolumens für die genannten Flächen aus der Fläche und Tiefe der jeweils zugehörigen Schnitte. 3 Summe der Keramik, die Befundgruppierungen zugeordnet werden konnte. Die Differenz zu den Werten in Spalte „Keramikgewicht 1“ ergibt sich aus dem Umstand, dass ein Teil des Keramikmaterials keinen Befunden zugeordnet ist (z. B. Funde vom Abstechen der Profile bzw. vom Putzen der Plana). 4 Summe der Aushubvolumina, die für die einzelnen Befundgruppierungen durch die exakte Berechnung der Flächen und die Abtragsmächtigkeiten ermittelt wurden.

Fläc

he

Ker

amik

gew

icht

1

(kg)

1

Aus

hubv

olum

en 1

(m

3)2

Gew

icht

/Vol

umen

1

(kg/

m3)

Ker

amik

gew

icht

2

(kg)

3

Aus

hubv

olum

en 2

(m

3)4

Gew

icht

/Vol

umen

2

(kg/

m3)

1 283 101 2,8 283 101 2,82 104 59 1,8 104 59 1,83 685 260 2,6 622 268 2,34 597 116 5,1 575 111 5,25 130 275 0,5 128 44 2,96 437 156 2,8 430 139 3,17 56 27 2,1 56 27 2,18 1 9 0,1 1 9 0,19 98 25 3,8 95 25 3,8

gesamt 2391 1028 2,4 2294 783 2,7

144

Bei Zugrundelegung eines Wertes von 2,7 kg/m3 betrug die Gesamt-menge in Okolište produzierter Keramik bezogen auf das ermittelte Gesamtvolumen anthropogener Ablagerungen des Tells Okolište von 110 000–130 000 m3 zwischen 300 t und 350 t.

GEFÄSSERHALTUNG

Das Keramikmaterial aus Okolište wurde in stark fragmentiertem Zustand aufgefunden. Die Rekonstruktion vollständiger Gefäßprofile bzw. größerer Gefäßteile erforderte in der Regel sehr großen Arbeitsaufwand und war ge-nerell nur in besonderen Befundsituationen überhaupt mit einigermaßen vertretbarem Zeitaufwand möglich19.

Bei der Materialaufnahme im Rahmen der Grobaufnahme wurden je-weils die Anzahl von Rand-, Wand-, Boden-, Fuß- und Henkelscherben usw. erfasst. Anhand dieser Daten kann der Grad der Fragmentierung ver-deutlicht werden (Tab. 30). Demnach waren zwischen 95–99 % des Mate-rials soweit fragmentiert, dass es nur einen einzelnen Gefäßteil repräsen-tiert. Mehrere angrenzende Gefäßteile sind relativ selten und vollständige Gefäßprofile wurden nur in Ausnahmefällen geborgen.

Zum Vergleich wurde der Keramik aus Okolište das Material aus an-deren untersuchten Siedlungen gegenübergestellt. Die relative Häufigkeit der verschiedenen Gefäßteile ähnelt sich demnach in den unterschiedli-chen Siedlungen sehr stark. Ränder machen etwa 9–10 %, Wandscherben 84–87 % und Bodenscherben 3–4 % am Gesamtmaterial aus. Unterschiede sind lediglich bei Füßen zu erkennen, die in Okolište mindestens doppelt so häufig sind als in den anderen Siedlungen.

19 Die Zusammenpassungen wurden mit großem Engagement von Diplom-Restauratorin Antonia Hofmann (Berlin) durchgeführt.

Tab. 30. Okolište, Donje Moštre, Kundruci und Zagrebnice. Im Rahmen der Grobaufnahme erfasste absolute und relative Häufigkeit von Gefäßteilen nach Scherbenanzahl. Das Ma-terial aus Okolište (Oko) stellt eine Stichprobe aus den Flächen 4–9 dar (Kampagnen 2006 und 2007).

Gewicht in g Anteil in %Gefäßteil Oko Dom Kun Zag Oko Dom Kun Zag

Rand-Wand-Boden 35 41 – 96 0,03 0,2 – 1Rand-Wand-Boden-Fuß 1 2 1 – 0,001 0,01 0,01 –Rand-Wand 1483 190 56 66 1 1 0,4 1Rand 9019 2233 1245 925 9 10 9 7Rand-Henkel 4 14 – 1 0,004 0,1 – 0,01Wand 86792 19728 12065 10766 84 85 86 87Wand-Henkel 237 54 8 11 0,2 0,2 0,1 0,1Wand-Boden 1435 130 77 142 1 1 1 1Boden 1798 651 554 314 2 3 4 3Wand-Boden-Fuß 14 1 – 1 0,01 0,004 – 0,01Boden-Fuß 1798 10 7 21 2 0,04 0,05 0,2Fuß 1018 34 42 22 1 0,1 0,3 0,2Henkel 230 49 22 23 0,2 0,2 0,2 0,2

145

KER AMIK TECHNOLOGIE

Klassifikation von Magerungszusätzen

In dem Keramikmaterial aus Okolište, Kundruci und Zagrebnice konnten makroskopisch elf unterschiedliche Magerungsmaterialien identifiziert werden (Tab. 31).

Um die Klassifizierungen zu verifizieren, wurden in Zusammenarbeit mit Volker Schenk vom Institut für Geowissenschaften der Universität Kiel Dünnschliffe von 40 Keramikproben aus Okolište angefertigt, deren Auswertung allerdings noch nicht abgeschlossen ist20. Hinsichtlich der Verifizierung der Magerungszusätze können deshalb hier erst vorläufige Ergebnisse präsentiert werden.

An der feinsten, regelhaft bei Schüsseln und Fußschalen auftretenden Keramikkategorie sind mit bloßem Auge in der Regel keine Magerungs-bestandteile oder geringe Mengen sehr feiner Sandmagerung mit Korn-größen zwischen 0,1–0,5 mm erkennbar. Hinzu kommt Glimmer, der wahrscheinlich ein natürlicher Bestandteil des Tones ist und in der Regel nur bei reduzierend gebrannter Keramik makroskopisch sichtbar wird21. Die Scherbenmatrix entsprechender Stücke weist besonders bei massiven Teilen wie zum Beispiel Füßen vielfach eine schlierige Struktur auf, die offenbar von der unvollständigen Homogenisierung bei der Formgebung

Tab. 31. Beschreibung makroskopisch identifizierter Magerungsmaterialien. * Erst ab Früh-jahr 2009 verwendet.

Magerungsart Beschreibung

nicht erkennbar keine Magerungsbestandteile erkennbar; Tonmaterial weist in der Regel im Querschnitt eine schlierige Struktur auf

Sand Quarzsand mit rundem Korn, max. Korngröße 0,1–8 mm; Mittelwert der max. Korngröße 1,1 mm

Grobsand/Quarz vermutlich Material aus dem Fluss, Farbe mittelgrau; runde und ovale meist abgeflachte Körner; max. Korngröße 0,5–9 mm; Mittelwert der max. Korngröße 2,9 mm

Kalk max. Korngröße 1–5 mm; Mittelwert der max. Korngröße 2,2 mm„organisch“ (Kalk?) max. Korngröße 0,1–27 mm; Mittelwert der max. Korngröße 2,6 mmGlimmer vermutlich natürlicher Bestandteil des Tones, der allerdings nur bei

reduzierend gebrannter Keramik makroskopisch sichtbar ist; max. Korngröße 0,1–0,2 mm; Mittelwert der max. Korngröße 0,1 mm

Schamotte abgerundete bis scharfkantige Körner; max. Korngröße 1–9 mm; Mit-telwert der max. Korngröße 3,37 mm; verursacht bei Grobware kan-tiges Bruchmuster; ist in Feinware makroskopisch nicht erkennbar, jedoch durch Dünnschliffe belegt

dunkelroter Stein vermutlich Hämatit, Farbe dunkelrot, rundes Korn; max. Korngröße 0,5–9 mm; Mittelwert der max. Korngröße 2,7 mm

Holzkohle nur einmal festgestellt; max. Korngröße 5 mmrosa Steine(scharfkantig)

Farbe rosa; eckiges Korn; max. Korngröße 1–9 mm; Mittelwert der max. Korngröße 4,8 mm

Quarz gebrochen* weiß; eckiges Korn; max. Korngröße 0,5–9 mm; Mittelwert der max. Korngröße 3,4 mm

20 Jeweils ca. zehn Proben aus unterschiedlichen Grabungsflächen und Siedlungsphasen wurden ausgewählt.

21 Glimmer wurde nur in der Aufnahmekampagne im Frühjahr 2006 als Magerungsbe-standteil erfasst.

146

Abb. 68. Okolište. Magerungszusätze von Keramik, Dünnschliff- und Elektronenmikroskop aufnahmen. a–d Probe Oko 13348 (Grobware 2005); e–h Oko 16438 (schwarze Feinware 2005). b. f Auflichtaufnahmen; c.d.g.h Elektronenmikroskopaufnahmen mit Kartierung der identifizierten Einschlüsse (Q=Quarz, Ru=Rutil, Il=Ilmenit, MS=Muskovit, Hbl=Hornblende, ?=unbekanntes vergangenes Magerungsmaterial); d Detailauf-nahme unbekannten Magerungsmaterials. a.e M. 1:1.

a e

b f

Schamotte

Q

Q

Q

Q

MSQ

Q

QIl

Ru

?

?

?

?

Q

Q

Q

c g

„Fe-Knoten“

d h

147

der Gefäße herrührt. Im Dünnschliff sind feine, parallel zur Scherben-oberfläche verlaufende Risse sichtbar (Abb. 68, f–h).

Als eindeutig identifizierbar erwies sich auch eine zweite Kategorie von Scherben, die durch eine zum Teil sehr intensive Magerung mit Quarzsand charakterisiert ist. Entsprechende Scherben wiesen je nach Brenntempe-ratur und Oberflächenbehandlung in der Regel eine körnige Struktur auf. Quarzsand tritt darüber hinaus in geringerer Menge regelhaft auch als se-kundärer Magerungszusatz in Kombination mit „organischer“ Magerung und Grobsand/Quarz auf. Bei letztgenannter Magerungskategorie han-delt es sich mehrheitlich um ein bräunliches bis mittelgraues Gestein, das durch fluviale Aktivität eine runde bis ovale abgeflachte Form erhalten hat und in der Regel deutlich größere maximale Korngrößen als Quarzsand aufweist.

Als sehr problematisch erwies sich die Bestimmung einer insgesamt sehr häufigen Kategorie von Scherben, deren Matrix zahlreiche Hohlräume sehr unterschiedlicher Größe aufweist. Zunächst wurde wohl fälschlicherweise davon ausgegangen, dass diese Lücken durch ausgebranntes organisches Material entstanden sind. Diese These warf weitreichende Fragen auf, da organische Magerung in Obre I und Obre II ausschließlich im Früh- und Mittelneolithikum belegt ist, während das Material des Spätneolithikums primär durch Zusätze von Sand oder Kalkstein charakterisiert ist (Ste-rud/Sterud 1974, 165–168). Grundlegende technologische Unterschiede zwischen eng benachbarten Siedlungen würden unterschiedliche Kera-miktraditionen implizieren, für die es aus stilistischer Perspektive wenig Hinweise gibt.

Als charakteristisches Merkmal frühneolithischer organisch gemager-ter Keramik wird – abgesehen von der Existenz typischer Hohlräume – erwähnt, dass diese über einen schwarz verrußten Scherbenkern verfügt (Sterud/Sterud 1974, 166; Manson 1995, 71; Spataro 2011, 258). Dieser entsteht, da die pflanzlichen Bestandteile aufgrund von Sauerstoffmangel im Scherbenkern in eine Art Schwelbrand übergehen und nicht vollständig ausbrennen. Auch in Okolište treten zwar zahlreiche Scherben mit dunk-lem Kern und oxidierend gebrannten Außenseiten auf, die jedoch im Rah-men eines intentionellen Reduktionsbrandes und anschließender sekun-därer Oxidation bei der Benutzung der Gefäße entstanden sind (siehe S. 149 f.). Entsprechend ist der Scherbenkern vielfach nicht schwarz, sondern eher grau.

Erste Auswertung der Dünnschliffuntersuchungen aus Okolište zeigen, dass die Hohlräume in dem Material eckige Formen aufweisen und des-halb nicht von organischen Bestandteilen stammen können (Abb. 68, b.c). In den Hohlräumen war im Scherbenkern vielfach ein weißlich-gelbliches Pulver eingelagert, das weder mit der Mikrosonde noch mittels RFA-Ana-lysen bestimmt werden konnte22. Regelmäßige Tests mit Salzsäure an die-sen Einschlüssen ergaben in der Regel keine sichtbare chemische Reaktion.

Derzeit ist am wahrscheinlichsten, dass in Okolište in ähnlichem Um-fang wie in Obre II Kalkmagerung verwendet wurde, die Carbonate jedoch durch das saure Bodenmilieu ionisiert und ausgeschwemmt wurden. Da der Kalkstein offenbar vollständig gelöst ist, kommen zur Identifizierung des Magerungsmaterials nur noch die Porenformen infrage. Eine entspre-chende Interpretation wird durch die sehr unterschiedliche Knochener-haltung an den Fundplätzen Okolište und Obre II und auch durch boden-kundliche Untersuchungen in Okolište gestützt. Während in Okolište nur ca. fünf Knochen pro Kubikmeter geborgen wurden, die zum allergrößten Teil aus Bereichen unmittelbar über oder in den kalkhaltigen Schottern des Untergrundes stammen, beträgt die Knochenmenge pro Kubikmeter

22 In der Mikrosonde wurde das Material durch den Elektronenstrahl zerstört.

148

Tab. 32. Merkmalsausprägungen von Mage-rungsmenge.

Magerungsmenge

nicht erkennbarfast nichtwenigmittelstark

Tab. 33. Art und Beschreibung von Oberflächenbehandlungen. * Erst ab Frühjahr 2009 ver-wendet.

Merkmal Beschreibung

glänzend poliert sehr glatt, metallischer Glanzpoliert sehr glattgeglättet in der Regel sehr glatt; Spuren der Glättung mit einem Werkzeuggrob geglättet* deutliche Spuren von Glättung mittels eines Werkzeugsverstrichen (alt) Merkmal wurde nach der Museumskampagne im Frühjahr des

Jahres 2006 nicht mehr verwendet, da es in unterschiedliche Merk-male differenziert wurde.

sorgfältig verstrichen rauer als geglättet; es sind keine oder nur ganz geringe Verstrich-spuren erkennbar

grob verstrichen zum Teil grobe Verstrichspuren deutlich erkennbar„porös“ ist nicht Ergebnis einer intentionellen Oberflächenbehandlung,

sondern von Verwitterung (tritt in der Regel nur bei sehr poriger Keramik auf)

Tab. 34. Okolište. Häufigkeit von Oberflächenbehandlungen in der Stichprobe der Feinauf-nahme (Anteil gerundet).

Oberflächenbehandlung Anzahl (n) Anteil (%)

01 glänzend poliert 110 502 poliert 343 1703 geglättet 481 2304 verstrichen (alt) 75 405 porös 33 206 sorgfältig verstrichen 464 2307 grob verstrichen 508 25

Tab. 35. Ausprägungen des Merkmals Brennatmosphäre und ihre Interpretation.

Brennatmosphäre Interpretation

hell intentioneller oder sekundärer Oxidationsbrandhell-dunkel sekundärer Oxidationsbrand; Verwendung im Rahmen py-

rotechnischer Prozesse bzw. Veränderungen im Rahmen von Hausbränden

hell-dunkel-hell

dunkel-hellintentioneller Reduktionsbrand, Technologie nicht vollstän-dig beherrscht; nicht im Rahmen pyrotechnischer Prozesse eingesetzt

dunkel-hell-dunkeldunkel-hell-dunkel-helldünne schwarze Oberflächedunkel intentioneller Reduktionsbrand, Technologie wurde be-

herrscht; nicht im Rahmen pyrotechnischer Prozesse ein-gesetzt

Tab. 36. Okolište. Häufigkeit der Ausprägungen des Merkmals Brennatmosphäre in der Stich-probe der Feinaufnahme.

Brennatmosphäre Anzahl (n) Anteil (%)

hell 400 18,2hell-dunkel 327 14,9hell-dunkel-hell 133 6,0dunkel 892 40,5dunkel-hell 114 5,2dunkel-hell-dunkel 114 5,2dunkel-hell-dunkel-hell-dunkel 10 0,5dünne schwarze Oberfläche 211 9,6

149

Aushub aus Obre II etwa doppelt soviel (zur Knochenerhaltung in Okolište vgl. auch Bultmann 2010). Durch bodenkundliche Untersuchungen sind für den Fundplatz Okolište ferner intensive Kalkverlagerungsprozesse be-legt (Dreibrodt u. a. 2013).

Ebenfalls noch nicht abschließend zu beurteilen ist die Frage, in wel-chem Umfang zerkleinertes Keramikmaterial (Schamotte) als Magerung eingesetzt wurde. Makroskopisch nachweisbar war der Zusatz fast aus-schließlich an sehr grober Keramik, an der er – je nach Größe der Stü-cke – zu sehr charakteristischen kantigen Bruchmustern führt. Allerdings wurde Schamotte durch die Dünnschliffuntersuchungen auch an Feinwa-re nachgewiesen (Abb. 68, g).

Vermutlich um identische Zusätze handelt es sich bei gebrochenem Quarz einerseits und scharfkantigen roten Steinen andererseits. Die rötli-che Färbung bei der letztgenannten Magerungsart beruht vermutlich auf dem Brand der Stücke, ist also wohl ein sekundäres Merkmal.

Ersten Ergebnissen von Mikrosondenuntersuchungen an den Dünn-schliffen zufolge handelt es sich bei den dunkelroten Körnern um Häma-tit. Derzeit ist unklar, ob diese intentionell zugesetzt wurden oder ein Be-standteil der Tonlagerstätten waren. Für einen Zuschlag würde sprechen, dass die Körner in fast 75 % aller Fälle an Feinware festgestellt wurden, während sie bei mittelfeinen (21 %) und groben Waren (5 %) selten sind. Allerdings könnten diese Unterschiede auch auf der guten Sichtbarkeit in der ansonsten kaum gemagerten dunklen Feinware beruhen.

Klassifikation von Magerungsmenge und Korngröße

Die Intensität bzw. Menge der Magerungsbestandteile wurde nach einem fünfstufigen System bestimmt (Tab. 32). Aufgrund der beträchtlichen Größenunterschiede der Magerungsbestandteile war es teilweise schwie-rig, einen absoluten Maßstab für die Anwendung der unterschiedlichen Intensitäten zu finden. Sicherlich spiegeln die realen Zuweisungen deshalb teilweise eher die relativen Verhältnisse bezogen auf das häufigste Vor-kommen einer Magerungsart. Ferner wurde für jede Magerungsart einer Scherbe die maximale Magerungskorngröße bestimmt.

Klassifikation der Oberflächenbehandlung

Die Klassifizierung der Oberflächenbehandlung erfolgte zunächst nach einer sechsstufigen Systematik (Tab. 33–34). Später wurde sie durch eine Differenzierung des Merkmals „verstrichen“ in „grob verstrichen“ und „sorgfältig verstrichen“ noch verfeinert. Die Unterschiede zwischen polier-ten und glänzend polierten Oberflächen dürften zumindest teilweise auf unterschiedlichen Verwitterungszuständen beruhen. Dies war an einigen Gefäßen erkennbar, die beide Merkmale aufweisen. Demnach dürfte der Anteil glänzend polierter Ware ursprünglich deutlich höher gewesen sein.

Klassifikation der Brennatmosphäre

Die Färbung des Bruches wurde in acht Kategorien unterteilt, die entspre-chend Tabelle 35 interpretiert werden können. Mehr als 60 % der unter-suchten Keramikeinheiten weisen mindestens außen eine dunkle Zone auf, wie sie unter reduzierenden Brandbedingungen entsteht (Tab. 36). Ein großer Teil der Scherben, die außen eine helle Färbung besitzen, ver-fügt über dunkle Kerne. Für diese Fälle ist eine sekundäre Verfärbung im

150

Tab. 37. Okolište. Ausprägungen des Merkmals Oberflächenfarbe in der Stichprobe der Fein-aufnahme (Anteile gerundet).

Oberflächenfarbe Anzahl (n) Anteil (%)

schwarz 462 23schwarzgrau 264 13dunkelgrau 333 16mittelgrau 67 3hellgrau 4 0,2rötlichgrau 314 15rot-grau beschmaucht 16 1graubraun 16 1dunkelrotbraun 37 2rot 243 12orange/hellorange 295 14

Tab. 38. Okolište. Warenklassifikation und -häufigkeit im Material der Grabungskampagne 2005, Fläche 3 (Werte gerundet).

Warenbezeichnung Gewicht (kg) Anteil (%)

Schwarze Feinware 268 39Rote Feinware 23 3Grauware 6 1Grobware 382 56Sonstiges 7 1

Rahmen von Hausbränden oder thermischen Prozessen wahrscheinlich23. Insgesamt wird deutlich, dass bei der Herstellung der Keramik in Okolište in der Regel eine dunkle Färbung des Materials durch Reduktionsbrand angestrebt wurde (Tab. 36). Wie an dem Material ersichtlich ist, gelang die Reduktion in sehr unterschiedlichem Maße bzw. wurde mit unterschiedli-chen Verfahren ausgeführt. Während 10 % der erfassten Keramikeinheiten lediglich eine dunkle Oberfläche aufweist, die durch eine sehr kurze Re-duktionsphase erreicht werden kann, ist ein deutlich größerer Anteil des Materials von etwa 40 % durchgehend reduziert. Um dies zu erreichen, war sicherlich eine verbesserte Kontrolle über den Brennprozess erforderlich, die beispielsweise in geschlossenen Brennöfen erreicht werden konnte.

Klassifikation der Oberflächenfarbe

Die Aufnahme der Oberflächenfarbe erfolgte an der Außenseite des Scher-bens. Pro Scherbe wurde jeweils nur eine Oberflächenfarbe bestimmt. In-sofern ein ungleichmäßiger Farbverlauf vorlag, wurde sich für eine Farbe entschieden und gegebenenfalls im Bemerkungsfeld auf die Ungleichmä-ßigkeit hingewiesen. Dies bedeutet insofern einen Informationsverlust, als – wie sich erst relativ spät herausstellte – die Farbeigenschaften des Keramikmaterials nicht gleichförmig sind. Vielmehr wies das Material der frühesten Phasen einen sehr viel ungleichmäßigeren Farbverlauf als die jüngere Keramik auf.

23 Teilweise kann dies an Scherben des gleichen Gefäßes nachvollzogen werden, die – je nach ihrer Lage in einem verbrannten Haus – entweder ihre dunkle Färbung behielten oder bei dem Brand eine rote Färbung annahmen (z. B. Keramikeinheit 244).

151

Etwa 50 % der erfassten Gefäßeinheiten weist eine schwarze, schwarz-graue oder dunkelgraue Oberflächenfarbe auf, während etwa 30 % der Scherben orange, rot oder dunkelrot gefärbt sind. Bei dem Rest des Mate-rials lagen entweder hell- und mittelgraue oder verschiedene rötlichgraue bzw. rötlichbraune Färbungen vor (Tab. 37).

Wand- und Bodenstärke

Die Wand- und Bodenstärken wurden in der Projektdatenbank in separa-ten Tabellen erfasst, die es erlauben, den unterschiedlichen Gefäßeinheiten jeweils mehrere Werte zuzuordnen. Besonders wichtig ist dies bei Schüs-seln, die an unterschiedlichen Wandteilen sehr unterschiedliche Wand-stärken aufweisen. Gleiches gilt auch für Standböden: Da diese vielfach im Übergangsbereich zur Gefäßwand deutlich stärker ausgebildet sind als in der Mitte des Bodens, wurden auch bei der Bodenstärke teilweise mehrere Maße angegeben.

Einen Sonderfall stellen an der Unterseite konkav nach oben gewölbte Böden dar (Bodentypen 10 und 11). An diesen erfolgten in der Regel zwei Messungen: An der dünnsten Stelle des Bodens wurde die Bodenstärke gemessen, zusätzlich die gesamte Höhe des Bodens von der Unterkante des Standrings bis zur Innenkante des Bodens. In der Projektdatenbank ist letzteres Maß in der Regel unter Fußhöhe eingetragen.

Wareneinteilung

Um bei der Grobaufnahme die Masse des Materials bewältigen zu können, erfolgte eine Einteilung der Keramik nach Unterschieden ihrer Machart in verschiedene Waren, wobei insbesondere die Oberflächenbehandlung und die Magerungsart berücksichtigt wurden. Ein Warenklassifikationssystem wurde in Okolište erstmals 2005 angewandt (Fläche 3) und im Verlauf der unterschiedlichen Grabungskampagnen mehrfach modifiziert. Diese im Folgenden beschriebenen Änderungen wurden notwendig, da in unter-schiedlichen Phasen verschiedene Waren auftreten.

Warenklassifikation der Grabungskampagne 2005

Während der Grabungskampagne 2005 wurde zunächst nur zwischen Fein- und Grobware unterschieden, wobei sich sehr schnell herausstellte, dass eine größere Menge mittelfeinen Materials in dieser Einteilung nur sehr unzulänglich unterzubringen war. Bei Feinware wurde zusätzlich zwischen reduzierend gebrannter, schwarzer, schwarzgrauer oder dunkel-grauer Ware (schwarze Feinware 2005) und oxidierend gebrannten roten Stücken unterschieden (rote Feinware 2005; Tab. 38). Bei der räumlichen Analyse stellte sich später heraus, dass die oxidierende Brennatmosphäre der roten Feinware vor allem auf sekundärer Verfärbung im Rahmen der Hausbrände beruht.

Eine wenig bedeutende Sonderkategorie stellt sogenannte Grauware dar, eine mittelfeine, hell- bis mittelgraue, mit Sand gemagerte Varietät, die einen deutlich härteren Brand als das übrige Material aufweist. Das Material entspricht Ware 3 b, die in den jüngeren Schichten von Butmir gehäuft vorkommt und vielfach mit Kanneluren verknüpft ist (Hofmann u. a. 2006, 183 ff.). Die Ware erwies sich allerdings in Okolište als sehr sel-ten und ihre Verteilung als nicht signifikant.

152

Warenklassifikation der Grabungskampagnen 2006–2008

Auf Grundlage einer Korrespondenzanalyse der Einzelmerkmale von 466 Keramikeinheiten, die im Frühjahr 2006 im Museum Visoko aufgenom-men worden waren, wurde die Warenteilung vor der Grabungskampagne im Herbst 2006 neu systematisiert. Wie aus Tabelle 39 hervorgeht, erfolgte dabei eine Einteilung des Materials in drei grobe, vier mittelfeine und zwei feine Waren. In Anlehnung an die technologische Differenzierung des Ma-terials aus Obre II von E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974, 164–167) beruht diese Einteilung schwerpunktmäßig auf der Oberflächenbehandlung und Magerungszusätzen. Aus noch nicht abschließend geklärten Gründen unterscheidet sich das Material in Okolište sehr deutlich von jenem aus Obre II. Eine direkte Übernahme der Systematik von E. L. Sterud/A.-K. Sterud erschien deshalb nicht sinnvoll. Wie die Waren aus Okolište mit technologischen Merkmalen korrelieren, wird unten (siehe S. 155 ff.) an-hand einer großen Stichprobe näher untersucht. Es wird deshalb darauf verzichtet, die oben genannten Analysen hier ausführlich darzustellen (sie-he Anhang 9, a.b).

Quellenkritik Warenbestimmungen

Die im Laufe des Bosnien-Projektes gesammelten Erfahrungen mit Waren-einteilungen für große Fundkomplexe zeigen, dass entsprechende Klassifi-kationssysteme sich ändernden Gegebenheiten möglichst zeitnah angepasst werden müssen. Passiert dies nicht, besteht die Gefahr, dass ein Fundkom-plex in eine an sich ungeeignete Systematik „hineingepresst“ wird.

Tab. 39. Okolište. Warenklassifikation und -häufigkeit im Material der Grabungskampagnen 2006–2007, Flächen 4–9 (Werte gerundet).

Warenbezeichnung Anzahl (n) Anteil (%) Gewicht (kg) Anteil (%)

1 grob, organisch 38365 37 529 402 grob, Sand/Quarz 10783 10 211 163 grob, Schamotte 113 0,1 2 0,14 mittelfein, Sand 10672 10 139 115 fein, schwarz 28777 28 258 206 fein, rot 459 0,4 5 0,47 mittelfein, grau 377 0,4 5 0,48 mittelfein, organisch/Sand 13909 13 168 13

Tab. 40. Okolište. Vergleich der Warenklassifikation durch unterschiedliche Bearbeiter wäh-rend der Grabungskampagne 2005, Fläche 3 (Angaben in %). * Umfasst mehrere Bearbeiter.

BearbeiterGrauware Grobware Rote Feinware Schwarze

FeinwareSonstiges

Bearbeiter 1 0,45 57,74 6,07 34,62 1,11Bearbeiter 2* 1,90 55,02 4,37 35,76 2,94Bearbeiter 3 0,15 57,01 3,13 39,37 0,34

Median 0,45 57,01 4,37 35,76 1,11Mittelwert 0,83 56,59 4,52 36,58 1,46Standardabweichung 0,76 1,15 1,21 2,02 1,09Varianz 0,88 1,98 2,18 6,13 1,78

153

Bei der Fundaufnahme in Okolište ist insbesondere die Warenklassi-fizierung des Jahres 2005 kritisch zu bewerten, da ein Vergleich mit den Klassifizierungen der übrigen Flächen nur in sehr begrenztem Umfang möglich ist. Wie aus den Warenanteilen hervorgeht, wurden die mittel-feinen Waren im Jahr 2005 relativ gleichmäßig auf Fein- und Grobware aufgeteilt. Ausdrücklich betont sei, dass diese vereinfachte Warenklassi-fikation den analytischen Wert des Materials innerhalb von seinem An-wendungsbereich (Fläche 3) keineswegs grundsätzlich beeinträchtigt. Dies zeigen die guten Ergebnisse, die bei der Analyse der Fundverteilungen in Fläche 3 erzielt wurden (Hofmann u. a. 2006, 131–139).

Da bei der Grobaufnahme der Funde jeweils Arbeitsgruppen von bis zu fünf Personen beteiligt waren, besteht die Gefahr systematischer Klassi-

Tab. 41. Okolište. Vergleich der Warenklassifikation durch unterschiedliche Bearbeiter wäh-rend der Grabungskampagne 2006, Flächen 4 und 5 (Angaben in %).

Bearbeiter 1 gr

ob, o

rgan

isch

2 gr

ob, S

and/

Qua

rz

3 gr

ob, S

cham

otte

6 fe

in, r

ot

7 G

rauw

are

8 m

ittel

fein

,

orga

nisc

h/Sa

nd

Bearbeiter 1 55,82 8,80 0,15 0,36 – 17,54Bearbeiter 2 56,83 10,22 0,45 0,11 – 15,23Bearbeiter 3 56,42 6,32 0,30 0,83 0,04 10,31Bearbeiter 4 50,45 4,49 0,09 0,31 – 19,24Bearbeiter 5 55,69 5,66 – 0,65 0,03 15,93Bearbeiter 6 52,15 11,58 0,36 0,35 – 14,65

Median 55,76 7,56 0,30 0,36 0,04 15,58Mittelwert 54,56 7,84 0,27 0,43 0,04 15,48Standardabweichung 2,39 2,54 0,13 0,24 0,01 2,77Varianz 6,83 7,77 0,02 0,07 0,00 9,21

Tab. 42. Okolište. Vergleich der Warenklassifikation durch unterschiedliche Bearbeiter wäh-rend der Grabungskampagne 2007, Flächen 6, 7 und 8 (Angaben in %).

Bearbeiter 1 gr

ob, o

rgan

isch

2 gr

ob, S

and/

Qua

rz

3 gr

ob, S

cham

otte

4 m

ittel

fein

, San

d

5 fe

in, s

chw

arz

6 fe

in, r

ot

7 G

rauw

are

8 m

ittel

fein

,

orga

nisc

h/Sa

nd

Bearbeiter 1 23,66 25,78 0,07 12,41 29,24 0,49 0,05 7,96Bearbeiter 2 19,91 27,19 0,00 9,30 31,63 0,22 – 11,62Bearbeiter 3 18,45 29,66 – 23,37 21,99 1,02 – 5,51Bearbeiter 4 37,26 24,30 0,07 8,10 14,91 0,22 – 15,14Bearbeiter 5 22,21 16,12 0,02 19,79 35,01 0,08 – 6,75Bearbeiter 6 27,13 23,76 – 15,48 26,37 0,47 – 6,78Bearbeiter 7 6,24 45,82 – 9,54 17,76 0,05 – 20,60

Median 22,21 25,78 0,045 12,41 26,37 0,22 0,05 7,96Mittelwert 22,12 27,52 0,04 14,00 25,27 0,36 0,05 10,62Standardabweichung 8,68 8,43 0,03 5,38 6,83 0,31 – 5,13Varianz 87,87 82,85 0,00 33,81 54,46 0,11 – 30,66

154

-2.0 2.51. EV-2.0

3.0

2. E

V

unbekannt1 grob, „organisch“2 grob, Grobsand/Quarz3 grob, Schamotte4 mittelfein, Sand5 fein, schwarz6 fein, rot8 mittelfein, „organisch”/Sand9 mittelfein, Kalkgrob (2005)Grauware (2005)fein, schwarz (2005)fein, rot (2005)

2

-2 31. EV

-23

2. E

V

0,5

1

2

3

4

?

1

2

3

4

5

6

7

1

2

3

4

56

123

4

5

1

2

3

12

3

4

5

1

23

4 5

6

7

1

23

4

7

1

2

3

1

5

1

3

1

3

0,5

1

2

0,5

1

23

4

5

7

?

1

2

34

5

6

7

0,5

1

2

3

4

5

6

7

3

3

45

3

6

?

0,51

0,5

1

2

0,5

1

2

3

?

0,5

1

2

5

1

2

3

43 45

1

2

3

2

0,5 0 – 1,5 mm1 0,6 – 1 mm2 1,1 – 2 mm3 2,1 – 3 mm4 3,1 – 4 mm5 4,1 – 5 mm6 5,1 – 6 mm7 > 6 mm

max. Korngröße

organischGrobsand/QuarzQuarz gebrochenKalkSandSchamottedunkelroter Steinkeine Magerung sichtbarandere Merkmale

Magerungsart

fast nichtwenig

mittel

stark

Magerungsintensität

Gruppe 1

Gruppe 5Gruppe 2

Gruppe 3

Gruppe 4

Abb. 69. Okolište. Korrespondenzanalyse technologischer Merkmale der Keramik. Ver-teilung der Gefäßeinheiten mit Kartierung von Waren.

Abb. 70. Okolište. Korrespondenzanalyse technologischer Merkmale der Keramik. Ver-teilung der Typen mit Kartierung von Mage-rungsart, Magerungsintensität und max. Ma-gerungskorngröße.

155

fizierungsfehler. Entsprechende Fehler können anhand der Projektdaten-bank des Projektes überprüft werden, da den einzelnen Fundkomplexen jeweils die Bearbeiter zugeordnet sind. Die Vergleiche sollen hier aus quel-lenkritischen Gründen vorgeführt werden, da sie einen Eindruck davon vermitteln, wie konsistent die Klassifizierungen sind.

Nach dem Eingang der Funde in dem Fundbearbeitungsbüro wurden diese zunächst gewaschen und trockneten dann je nach Wetterlage 2–4 Tage. Anschließend erfolgte die Fundklassifizierung der Grobaufnahme, wobei die Verteilung auf die einzelnen Bearbeiter zufällig erfolgte. Selbst wenn sich die Warenrelation mit zunehmender Tiefe der Grabung änderte, dürfte jeder Bearbeiter etwa ähnliche Anteile der unterschiedlichen Wa-ren klassifiziert haben.

In den Grabungsjahren 2005 und 2006 bestätigt sich diese Erwartung insofern, als die Abweichungen bei den Warenzuweisungen der unter-schiedlichen Bearbeiter maximal 5 % bzw. 9 % beträgt (Tab. 40–41). Dage-gen sind die Warenzuweisungen einiger Bearbeiter der Grabungskampag-ne 2007 teilweise problematisch (Tab. 42). Die starken Abweichungen von Bearbeiter 7 sind zu vernachlässigen, da dieser erst deutlich später zu der Arbeitsgruppe der Fundbearbeitung hinzukam, als sich die Verhältnisse der Waren bereits deutlich geändert hatten. Bei den übrigen Bearbeitern gibt es teilweise Unterschiede bei den Warenzuweisungen von bis zu 20 %. Insgesamt werden die Auswertungen durch die genannten Klassifizie-rungsprobleme nicht fundamental beeinflusst, sondern führen schlimms-tenfalls zu einer stärkeren Unschärfe in den chorologischen und chronolo-gischen Verteilungen.

Korrespondenzanalyse technologischer Merkmale

Zur Überprüfung und genaueren Charakterisierung der Waren wurden die im Rahmen der Feinaufnahme erhobenen, oben beschriebenen Einzel-merkmale auf der Ebene von Gefäßeinheiten einer Korrespondenzanaly-se unterzogen. In die Untersuchung flossen 1 532 Gefäßeinheiten aus den Grabungsflächen 3–9 ein. Für die Analyse wurden die maximalen Mage-rungskorngrößen und die minimalen Wandstärken ordinal skaliert (siehe Legenden der Abb. 70–71). Um Informationsverlust zu vermeiden, wurden Magerungsart, -intensität und Korngrößenkategorie zu insgesamt 113 un-terschiedlichen Magerungsmerkmalen kombiniert, die zusammen mit den Merkmalen von Oberflächenfarbe, Brennatmosphäre, Wandstärke und Oberflächenbehandlung analysiert wurden (siehe Anhänge 10, a.b).

Im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren gruppie-ren sich die untersuchten Gefäßeinheiten in einer parabelförmigen An-ordnung, welche die Tendenz zeigt, in unterschiedliche Subgruppen zu zerfallen (Abb. 69). Die Kartierung der Warenbestimmungen zeigt, dass der 1. Eigenvektor durch eine Dichotomie von Feinwaren rechts und un-terschiedlichen Grobwaren auf der linken Seite bestimmt wird. Zwischen diesen beiden Polen ordnen sich die verschiedenen mittelfeinen Waren ein. Auch wenn breite Überschneidungsbereiche existieren, bestätigt sich die vorgenommene Wareneinteilung zumindest in der Tendenz recht gut.

Um die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen technischen Merkmalen herauszuarbeiten, wurden in der Darstellung der Typenvertei-lungen verschiedene Kartierungen vorgenommen (Abb. 70–74). Demnach sind Ware 5 und schwarze Feinware (2005) durch nicht sichtbare oder we-nig sehr feine Sandmagerung, Wandstärken zwischen 2,5–5 mm, schwar-ze oder schwarzgraue Oberflächenfarbe, polierte oder glänzend polierte Oberflächenbehandlung und durch vollständig dunklen Bruch charakteri-siert (Gruppe 1). Als nicht plastische Komponenten treten in den genann-

156

-2 31. EV

-23

2. E

V

Wandstärkekategorie

andere Merkmale

< 2, 5 mm

2,6 – 5 mm

5,1 – 7,5 mm

10,1–12,5 mm

7,6 –10 mm

12,6 –15 mm

> 15 mm

-2 31. EV

-23

2. E

V

glänzend poliert

poliert

geglättet

verstrichen

sorgfältig verstrichen

grob verstrichen

grob geglättet

Barbotine

porös (verwittert)

andere Merkmale

Abb. 71. Okolište. Korrespondenzanalyse technologischer Merkmale der Keramik. Ver-teilung der Typen mit Kartierung von Wand-stärkekategorien.

Abb. 72. Okolište. Korrespondenzanalyse technologischer Merkmale der Keramik. Ver-teilung der Typen mit Kartierung von Oberflä-chenbehandlungskategorien.

157

-2 31. EV

-23

2. E

V

hell

hell - dunkel

hell - dunkel - hell

dunkel

dunkel -hell

dunkel - hell - dunkel

dunkel - hell - dunkel - hell - dunkel

black topped

andere Merkmale

-2 31. EV

-23

2. E

V

Farbeandere Merkmale

schwarzgrau

schwarz

dunkelgrau

rot

orange/hellorange

rötlich-grau

dunkelrot-braun

graubraunhellgrau

mittelgrau

orangebraun

rötlich-grau,beschmaucht

Abb. 73. Okolište. Korrespondenzanalyse technologischer Merkmale der Keramik. Ver-teilung der Typen mit Kartierung von Bruch-atmosphärenkategorien.

Abb. 74. Okolište. Korrespondenzanalyse technologischer Merkmale der Keramik. Ver-teilung der Typen mit Kartierung von Oberflä-chenfarben.

158

ten Waren außerdem regelmäßig dunkelrote Steine auf, die allerdings auch in groben Waren vorkommen und deshalb tendenziell in der Mitte des Or-dinationsdiagramms angeordnet werden.

Auf der linken Seite des Ordinationsdiagramms können unterschiedli-che Subgruppen differenziert werden, die vor allem den Waren 1–3 sowie Grobware 2005 entsprechen: Am linken unteren Ende der Darstellung ste-hen Gefäßeinheiten mit hohen Anteilen an „organischen“ Zuschlägen und intensiver Schamottemagerung (Gruppe 2). Oberhalb schließen sich ei-nerseits Scherben mit mittleren Mengen an „organischen“ Beimengungen (Gruppe 3) und mit Zusätzen von Grobsand/Quarz und deutlich weniger organischer Magerung an (Gruppe 4). In letztere Gruppierung ordnet sich außerdem Kalkmagerung und gebrochener Quarz ein. Die als Grobware klassifizierten Scherben zeichnen sich insgesamt durch deutliche stärke-re Wände zwischen 7,5 mm und >15 mm, durch geglättete, verstrichene, grob verstrichene oder poröse Oberflächen sowie durch orangefarbene, rote oder rötlichgraue Farbe und helle Brennatmosphäre aus.

Eine Sonderstellung nimmt eine abgesonderte Ansammlung als rote Feinware (2005) klassifizierter Keramikeinheiten ein, die durch eine deut-lich weniger ausgeprägte Schamottemagerung und nahezu keine Porigkeit charakterisiert ist (Gruppe 5). Es handelt sich um Material, das ursprüng-lich Ware 5 entsprach, jedoch durch sekundären Brand im Rahmen der Hausbrände verändert wurde. Durch diesen Sekundärbrand veränderte sich die Scherbenfarbe, Brennatmosphäre und Oberflächentextur. Außer-dem traten offenbar vielfach Schamottezusätze hervor, die bei schwarzen Waren normalerweise nicht mit bloßem Auge sichtbar sind.

Eher unscharf differenzieren sich die unterschiedlichen mittelfeinen Waren. Entsprechend existieren zwischen den Waren 4 (Sand) und 8 (orga-nisch/Sand) breite Überschneidungsbereiche. Die genannten Waren sind durch mittlere Wandstärken, sorgfältig verstrichene Oberflächen, hell- bis dunkelgraue Farbe und unterschiedliche Ausprägungen reduzierender Brennatmosphäre gekennzeichnet.

Die Warenbestimmungen korrelieren insgesamt deutlich mit den Kom-binationen makroskopisch aufgenommener technologischer Merkmale, bleiben allerdings teilweise diffus. Wie oben dargelegt wurde, beruht diese Unschärfe teilweise auf Klassifizierungsproblemen bei den Warenzuwei-sungen. Dennoch erscheint die vorgenommene Warenklassifizierung ge-eignet für weitergehende Untersuchungen zum Beispiel im Hinblick auf die funktionelle Differenzierung von Hausinventaren und die Darstellung keramiktechnologischer Entwicklungstrends.

Tab. 43. Okolište. Durchschnittliches Scherbengewicht für die wichtigsten Warenarten.

Ware Anzahl Gewicht (g) Gewicht/Scherbe (g)

5 Feinware, geglättet/poliert mit schwarzer Oberfläche

28624 256322 8,95

Schwarze Feinware (2005) 11710 117995 10,086 Rote Feinware 456 4960 10,888 Mittelfeine Ware, organisch/Sand 13831 167020,5 12,084 Mittel-/Feinware, Sand 10635 138588 13,031 Grobware, organisch 38263 526899 13,77Grobware (2005) 12075 181930 15,073 Grobware mit Schamottemagerung 113 1849 16,362 Grobware, Sand/Quarz 10764 210410 19,55

159

Fragmentierung von Waren

Die in Tabelle 43 aufgeführten unterschiedlichen Warenarten weisen je-weils ein spezifisches Bruchverhalten auf, das sich in unterschiedlichen durchschnittlichen Scherbengewichten äußert. Das durchschnittliche Ge-wicht von Feinwaren unterscheidet sich demnach deutlich von jenem der verschiedenen Grobwaren. Innerhalb der Grobwaren bestehen darüber hin aus Unterschiede, die auf der Art der Magerung beruhen. Während die sehr poröse, „organisch“ gemagerte Ware 1 mit durchschnittlich 14–15 g im mittleren Bereich der beobachteten Varianz der Warengewichte ran-giert, beträgt das durchschnittliche Gewicht der mit grobem Sand und Quarz gemagerten Grobware 2 um 20 g, also immerhin etwa das doppelte wie bei Feinwaren.

Zusammenfassung zu Keramiktechnologie

In den vorstehenden Kapiteln erfolgte eine Beschreibung wichtiger tech-nologischer Charakteristika und ihrer Häufigkeit in dem Keramikbestand der spätneolithischen Siedlung Okolište. Um die großen Keramikmengen aus den Grabungen in Okolište auswerten zu können, erfolgte zusätzlich zur Aufnahme und Analyse von Einzelmerkmalen anhand einer Stichpro-be eine Wareneinteilung. Es wird dargelegt, welchen Einfluss es auf die Konsistenz der Warenklassifikation hat, dass die Erfassung durch mehrere Personen vorgenommen wurde (siehe S. 152 ff.). Schließlich wird mittels ei-ner Korrespondenzanalyse untersucht, welche Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen technologischen Einzelmerkmalen bestehen und wie diese mit der Wareneinteilung übereinstimmen. Das folgende Kapi-tel befasst sich mit der Beschreibung und Klassifikation morphologischer Charakteristika der Gefäßkeramik, wobei unter anderem zu untersuchen sein wird, wie technologische und morphologische Gruppen der Keramik korrelieren.

GEFÄSSMORPHOLOGIE

Im Folgenden sind in knapper Form die im Rahmen der Feinaufnahme an dem Fundmaterial aus Okolište, Kundruci und Zagrebnice erfassten morphologischen Merkmale und ihre absolute und relative Häufigkeit in-nerhalb der Stichprobe der Feinaufnahme beschrieben sowie gegebenen-falls näher erläutert. Soweit es erforderlich erschien, sind morphologische Merkmalsausprägungen durch Verweise auf den Tafelteil der Arbeit, auf Typentafeln oder Prinzipskizzen illustriert.

Randlippentypen

Bei der Klassifizierung von Rändern wurde sich an der Systematik von E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974, 168–172) orientiert und diese teilweise erweitert. Insgesamt wurden 16 Randlippentypen unterschieden, die mit unterschiedlicher Häufigkeit auftreten (Abb. 75; Tab. 44).

Halstypen

Es wurden fünf Halstypen differenziert, von denen in Okolište ausladende Tulpenhälse mit 46 % die häufigste Ausprägung darstellen (Tab. 45). Bei

160

1 2 3 4/17 5 6

137

14 15 16 18/19

8 10 119/20

Abb. 75. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Randlippentypen. o.M.

Tab. 44. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Randlippentypen, ihre Konkordanz mit dem Klassifizierungssystem von Sterud/Sterud (1974) sowie ihre absolute und relative Häufig-keit in der Stichprobe der Feinaufnahme (Anteile gerundet).

Typ nach Sterud/ Sterud 1974

Anzahl (n) Anteil (%)Randlippentyp Oko Kun Zag Oko Kun Zag

01 gerade 1 62 5 2 7 6 202 elliptisch 2 110 22 34 12 25 3103 spitzig 3 27 – 3 3 – 304/17 asymmetrisch nach innen 4 219 18 9 24 20 805 „ausladend“ 5 34 1 1 4 1,1 0,906 außen wulstartig verdickt 6 31 1 4 3 1,1 407 außen aufgerollt 7 3 3 – 0,3 3 –08 verstärkt 8 12 1 1 1 1,1 0,909 innen verdickt 9 3 – – 0,3 – –10 rund 2 (?) 227 29 42 25 33 3912/18/19 asymmetrisch nach außen 4 97 4 11 11 5 1013 konisch 3 36 3 – 4 3 –14 keulenartig – 2 – – 0,2 – –15 spitzig nach innen gebogen – 5 – – 0,5 – –16 abgesetzt – 44 1 2 5 1,1 222 kissenförmig – 1 – – 0,1 – –

Tab. 45. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Halstypen und ihre absolute sowie relative Häu-figkeit in der Stichprobe der Feinaufnahme (Anteile gerundet).

Anzahl (n) Anteil (%)Halstyp Oko Kun Zag Oko Kun Zag z. B. Tafel

Kurzhals 15 2 5 19 40 38 20, 2–3Steilrand 1 – 3 1 – 23 70, 15Trichterhals (gerade) 15 – 2 19 – 15 29, 1Tulpenhals (konvex) 37 2 1 46 40 8 29, 3–4Zylinderhals (senkrecht) 13 1 2 16 20 15 28, 3.5

Tab. 46. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Hals-Schulter-Typen und ihre absolute sowie relative Häufigkeit in der Stichprobe der Feinaufnahme (Anteile gerundet).

Anzahl (n) Anteil (%)Hals-Schulter-Typ Oko Kun Zag Oko Kun Zag

scharf 6 – 1 11 – 9mäßig scharf 8 1 4 15 33 36rund 40 2 6 74 67 55

161

Trichter-, Tulpen- und Zylinderhälsen handelt es sich um hohe, schlanke Formen, während sogenannte Kurzhälse und Steilränder niedrige und teils weitmundige Ausprägungen repräsentieren.

Hals-Schulter-Übergang

Unterschiedliche Ausprägungen des Übergangs vom Hals zur Gefäßschul-ter können unterschieden werden (Tab. 46). An allen untersuchten Fund-orten stellen runde Übergänge die häufigste Ausprägung dar.

Schultertypen

Fünf verschiedene Ausprägungen der Gefäßschultern wurden differenziert (Tab. 47). An allen untersuchten Fundorten stellen gerade und leicht kon-vexe Ausformungen die häufigste Form dar.

Bauchtypen

Sechs Bauch- bzw. Umbruchformen wurden differenziert (Tab. 48). Unter-schiede zwischen den untersuchten Fundstellen deuten sich insbesondere bezüglich der Häufigkeit der Ausprägungen gerundeter und scharfer Um-brüche an. Die Ausprägung gerade bezieht sich auf Töpfe mit gerader Wan-dung sowie trichterförmige Schüsseln, wurde allerdings nicht konsequent angewendet.

Unterteiltypen

Die Ausformung der Gefäßunterteile ist in starkem Maße von den Ge-fäßtypen abhängig. Die Häufigkeit der insgesamt fünf unterschiedenen Ausprägungen von Unterteilen variiert zum Teil stark zwischen den un-tersuchten Fundstellen (Tab. 49). Eine Bewertung dieser Unterschiede ist erst nach der Untersuchung der Repräsentativität der Häufigkeiten von Gefäßklassen und -typengruppen möglich.

Henkel

Henkeltypen

Das Fundmaterial aus den Siedlungen Okolište, Kundruci und Zagrebnice enthält unterschiedliche Typen von Handhaben und Henkeln (Tab. 50). Am häufigsten treten Wulsthenkel mit unterschiedlichen Querschnitts-formen (50–54 %) und Ösenhenkel auf (27–44 %). Dagegen sind Henkel mit bandförmigem Querschnitt sehr selten (2–6 %). Die typologische Glie-derung von Wulst- und Bandhenkeln erfolgte im Wesentlichen ausgehend von den Querschnittsformen, da ansonsten kaum grundlegende Unter-schiede vorliegen.

Bei Handhaben bestand die Schwierigkeit, sie von plastischen Applika-tionen abzugrenzen, welche unter Verzierungen klassifiziert sind. Da ent-sprechende Gefäßaufsätze sicherlich eine Doppelfunktion als Handhabe und Verzierung haben, wurden sie in einigen Fällen sowohl als Henkel als auch als Verzierung klassifiziert. Da zwischen beiden Kategorien eine schwer definierbare Grauzone existiert und sich im Zweifelsfall für die Klassifizierung als Dekorationselement entschieden wurde, dürften Hand-

162

Tab. 48. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Bauchtypen und ihre absolute sowie relative Häufigkeit in der Stichprobe der Feinaufnahme (Anteile gerundet).

Anzahl (n) Anteil (%)Bauchtyp Oko Kun Zag Oko Kun Zag

01 gerade 5 – – 1 – –02 gestreckt rund 48 8 4 14 23 1403 rund 74 12 8 21 34 2904 gedrückt rund 21 1 1 6 3 405 gerundeter Umbruch 72 8 13 20 23 4606 scharfer Umbruch 133 6 2 33 17 7

Tab. 49. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Unterteiltypen und ihre absolute sowie relative Häufigkeit in der Stichprobe der Feinaufnahme (Anteile gerundet).

Anzahl (n) Anteil (%)Unterteiltyp Oko Kun Zag Oko Kun Zag

zylindrisch 5 – – 2 – –gerade 79 6 40 36 22 68leicht konvex 80 7 13 37 26 22konvex (rund) 36 13 2 17 48 3leicht konkav 18 1 4 8 4 7

Tab. 50. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Henkeltypen und ihre absolute sowie relative Häufigkeit in der Stichprobe der Feinaufnahme (Anteile gerundet).

Anzahl (n) Anteil (%)Henkeltyp Beschreibung z. B. Taf. Oko Kun Zag Oko Kun Zag

01 Handhabe runder, gerade vorstehender Knopf, oben gerade 36, 6 6 – – 4 – –02 Handhabe runder, gerade vorstehender Knopf, oben eingedellt 72, 2 1 – – 1 – –03 Handhabe tropfenförmig oder oval 47, 4 4 – – 2 – –07 Handhabe oval, sehr weit vorstehend 65, 13 1 – – 1 – –10 Ösenhenkel rund, kegelförmig, oben abgerundet 36, 14.15 36 – 8 22 – 4411 Ösenhenkel länglich-oval, kegelförmig oder rund 8, 12 4 – – 2 – –12 Ösenhenkel langgestreckt-oval 30, 4 2 – – 1 – –14 Ösenhenkel röhrenförmig (parallel) 41, 9 3 – – 2 – –20 Wulsthenkel runder Querschnitt 36, 12 15 – 2 9 – 1121 Wulsthenkel ovaler Querschnitt 48, 1 25 – – 15 – –22 Wulsthenkel ovaler Querschnitt mit Graten 48, 2 10 – 2 6 – 1123 Wulsthenkel außen gerundet, innen gerade 72, 15 39 1 5 24 17 2824 Bandhenkel langovaler Querschnitt 19, 8 2 – 1 1 – 625 Bandhenkel langovaler Querschnitt, gesattelt 48, 5 1 – – 0,6 – –30, 31 Bohrung Bohrung (vor oder nach Brand) 1, 9 15 5 – 9 83 –

Tab. 47. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Schultertypen und ihre absolute sowie relative Häufigkeit in der Stichprobe der Feinaufnahme (Anteile gerundet).

Anzahl (n) Anteil (%)Schultertyp Oko Kun Zag Oko Kun Zag

konvex (rund) 33 6 2 7 17 5leicht konvex 180 11 17 39 31 45gerade 151 13 17 33 36 45leicht konkav 74 6 2 16 17 5konkav 21 – – 5 – –

163

haben bei Henkeln dennoch insgesamt unterrepräsentiert sein (in Okolište 8 %).

Unter Henkeln wurden außerdem Durchbohrungen der Gefäßwand eingeordnet, da sie vermutlich zur Aufhängung von Gefäßen dienten (in Okolište 9 %). Alternativ wäre auch denkbar, dass die Bohrungen Repara-turen darstellen; ein zweifelsfreier Beleg für diese Annahme konnte aller-dings nicht erbracht werden24. Um die Funktion der Bohrungen zu ergrün-den, wurde versucht zu unterscheiden, ob die Löcher vor oder nach dem Brand des Gefäßes gebohrt wurden. Aufgrund von regelmäßig auftreten-den Abnutzungsspuren in Form von Verrundungen konnte diese Differen-zierung jedoch zumeist nicht vorgenommen werden.

Einige besondere Einzelstücke wurden bei der Typeneinteilung nicht be-rücksichtigt: Es handelt sich einerseits um eine Handhabe, die einen Röh-renhenkel imitiert (Taf. 37, 2). Auf dem Element ist eine Rippe angebracht, die an der höchsten Stelle in einen lappenartigen Fortsatz übergeht. Dieses Stück, das aufgrund eines Sekundärbrandes eine kräftig hellrote Farbe be-sitzt, konnte als Fernimport aus der apulischen Serra d’Alto-Gruppe iden-tifiziert werden (Hofmann u. a. 2006, 118 f.). Jeweils absolut singulär sind außerdem zwei Handhaben in Form einer menschlichen Hand und einer Bärentatze aus Grabungsfläche 4 (Taf. 48, 6.7).

Henkelausrichtung und -anbringungsort

Die Ausrichtung und der Anbringungsort von Henkeln ließ sich nur in re-lativ wenigen Fällen zweifelsfrei bestimmen (Tab. 51–52). Sowohl Ösen-henkel als auch Wulst- und Bandhenkel weisen demnach mehrheitlich eine horizontale Durchlochung (Ösenhenkel) oder Ausrichtung (Wulst- und Bandhenkel) auf.

Handhaben sind mehrheitlich unter dem Rand bzw. auf der Schulter und seltener auf dem Bauch von Gefäßen angebracht worden. Nimmt man größere plastische Applikationen hinzu wird allerdings deutlich, dass Handhaben ebenfalls auf dem Unterteil von Gefäßen montiert sind. Entsprechend sind auch Ösen- und Wulsthenkel sowie Bohrungen auf un-terschiedlichen Gefäßteilen belegt. Einzig Bandhenkel kommen – soweit dokumentiert – ausschließlich auf dem Bauch von Gefäßen vor, was aller-dings angesichts der geringen Anzahl von Belegen nicht repräsentativ sein muss.

Henkelmaße

Soweit möglich wurde die Zahl von Henkeln an einem Gefäß festgestellt. Allerdings gelang eine vollständige Rekonstruktion eines Henkelgefäßes in Okolište in keinem Fall. Darüber hinaus erfolgte die Aufnahme unterschied-licher Henkelmaße (Tab. 53). Wie diese Maße an den unterschiedlichen Henkelformen verortet sind, kann aus Abbildung 77 entnommen werden.

Zur Überprüfung der Typeneinteilung wurde die Höhe und Breite der Henkel im Streudigramm gegeneinander kartiert (Abb. 78) Die unter-

24 Sollten die Durchbohrungen – die in der Regel einen Durchmesser zwischen 3–11 mm (Mittelwert 6,5 mm) aufweisen – zur Reparatur beschädigter Gefäße gedient haben, wäre ein relativ eng stehendes Lochpaar zu erwarten, das aufgrund der Vorbeschädigung vermutlich zwischen den Löchern zerbrochen wäre und somit tendenziell nicht nach-weisbar ist. Tatsächlich wurden in einer Anzahl von Fällen eindeutig einzeln stehende Durchbohrungen ohne Pendant beobachtet. Die Ansprache als Aufhängung erscheint deshalb plausibler, zumal die Bohrungen in der Regel im „Bruch“ Abnutzungsspuren und einen sanduhrförmigen Querschnitt aufweisen.

164

Tab. 51. Okolište. Häufigkeit von Henkelaus-richtungen differenziert nach Typengruppen in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Henkeltypengruppe horizontal vertikal

Ösenhenkel 12 7Wulsthenkel 32 3Bandhenkel 1 1

Tab. 52. Okolište. Häufigkeit des Anbringungsortes von Henkeln differenziert nach Typen-gruppen in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Henkeltyp Bauch/Umbruch Rand Schulter unter Rand Unterteil

Handhabe 2 – 1 8 –Ösenhenkel 3 1 – 3 5Wulsthenkel 6 1 1 – 4Bandhenkel 2 – – – –Bohrung 1 – 5 2 5

Tab. 53. Okolište. Erläuterungen zu erhobenen Henkelmaßen.

Maß Erläuterungen

Zahl Anzahl beobachteter Henkel an einer GefäßeinheitZahl (rekonstruiert) rekonstruierte Zahl von Henkeln an einer GefäßeinheitBreite siehe Abb. 77Höhe siehe Abb. 77Spannweite lichte Weite, siehe Abb. 77Ausladung lichte Weite, siehe Abb. 77Durchmesser von Bohrungen größter Durchmesser

51 2 3 4

10-2

6 10-1

1211

20

7 8

21Abb. 76. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Bodentypen. o.M.

165

Abb. 77. Art und Weise der Messung von Henkeln und Füßen von Fußschalen. 1 Ösenhenkel; 2 Handhabe; 3 Wulst- und Bandhenkel; 4–5 Fuß-maße. o.M.

Breite

Ausladung

Höh

e

Breite

Ausladung

Höh

e

Dm

Boh

rung

1

2

Spannweite

Höh

e

Aus

ladu

ng3

Breite wird in Frontal-ansicht gemessen

F2:H

F3:H

/Fuß

höhe

F2:Dm

F3:Dm

F1:Dm

F2:H

F3:H

F4:H Fu

ßhöh

e

F2:Dm

F3:Dm

F4:Dm

F1:Dm

Fußt

iefe

4 5

F 1–4 = FußdurchmesserverortungH = HöheDm = Durchmesser

166

605040302010Breite (mm)

50

40

30

20

10

0

Höh

e (m

m)

25

24

23

22

21

20

14

12

11

10

07

05

03

02

01

Wulsthenkel

Ösenhenkel

Handhaben

Bandhenkel

unbekannt

Abb. 78. Okolište. Höhen-Breitenverteilung von Henkeln mit Kartierung von Henkeltypen.

Tab. 54. Okolište. Henkeltypengruppen und Warengruppen in der Stichprobe der Feinauf-nahme (Angaben in %).

Henkeltypengruppe grob mittelfein fein

Handhabe 64 27 9Ösenhenkel 60 19 21Wulsthenkel 42 32 26Bandhenkel – 33 67Bohrung 14 7 79

Tab. 55. Okolište, Kundruci, Zagrebnice und Donje Moštre. Häufigkeit von Ausgusstypen.

Ausgusstypen Oko Kun Zag Dom

röhrenförmig 18 2 – –schnabelförmig mit Steg – – 2 9

schiedlichen Typen gruppieren sich darin größtenteils in relativ klar von-ein ander abgesetzte Gruppen.

Henkel und Waren

Die unterschiedlichen Henkeltypen kommen an Gefäßen aus unterschied-lichen Waren vor (Tab. 54): Handhaben, Ösenhenkel und Wulsthenkel tre-ten mehrheitlich an grobkeramischen Gefäßen auf, während Bohrungen stärker an feinkeramische Gefäße – vor allem Schüsseln – gebunden sind. Sicherlich nicht repräsentativ ist das Vorkommen von Bandhenkeln.

167

Ausgusstypen

Zwei unterschiedliche Ausgusstypen wurden in Siedlungen des Visokobe-ckens gefunden, die einander möglicherweise zeitlich ablösen (Tab. 55; vgl. Sterud/Sterud 1974, 177 f.). Aus Okolište und Kundruci stammen aus-schließlich röhrenförmige Ausgüsse, die in der Regel kurz unter dem Rand grobkeramischer Gefäße angebracht waren und insgesamt relativ selten sind. In Zagrebnice und Donje Moštre wurden hingegen nur schnabelför-mige Ausgüsse gefunden, die an der Gefäßwand mit einem Steg überfan-gen sind (vgl. Auber 2010, 25 Taf. 12, 1; 19, 1; 28, 7.9).

Bodentypen

Zwölf Bodentypen wurden unterschieden (Abb. 76; Tab. 56). Mehrheitlich (61 %) handelt es sich um verschiedene Typen von Standböden, dicht ge-folgt von Böden mit Standring (37 %). Dagegen kommen Rundböden nur ausnahmsweise vor.

Füße

Der untere Abschluss von Gefäßen wurde als Fuß klassifiziert, wenn er sich klar vom Gefäßoberteil absetzt. Für das Keramikmaterial der Butmir-gruppe sind mit einem Anteil von 97 % am Gesamtaufkommen insbeson-dere Gefäße mit einem einzelnen Fuß charakteristisch, die als Fußschalen bzw. -schüsseln oder Fruchtschalen bezeichnet werden. Bei diesem Gefäß-typ übersteigt die Höhe des Fußes den größten Fußdurchmesser zumeist deutlich. Selten treten neben Fußschalen/-schüsseln außerdem mehrfüßi-ge Gefäße auf, die von sogenannten Rhyta (2 %) und anderen vierfüßigen Gefäßen (2 %) stammen (siehe S. 195). Generell traten in der überwiegen-den Mehrheit der Fälle Füße von Gefäßen einzeln auf. Nur sehr selten war es möglich, den darüberliegenden Teil des Gefäßes zu rekonstruieren.

Die Beschreibung von Füßen erfolgte auf zweierlei Art und Weise. Ei-nerseits wurde eine typologische Untergliederung von Füßen als Ganzes vorgenommen, die bei der Grobaufnahme zum Einsatz kam (siehe S. 170).

Tab. 56. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Häufigkeit von Bodentypen in der Stichprobe der Feinaufnahme (Anteile gerundet).

Anzahl (n) Anteil (%)Bodentyp Oko Kun Zag Oko Kun Zag

01 Standboden 76 7 33 31 58 5102 Standboden 11 1 5 4 8 803 Standboden 21 1 6 9 8 904 Standboden 15 2 15 6 17 2305 Standboden 3 – 1 1 – 206 Standboden 9 – – 4 – –07 Standboden 13 – 1 5 – 208 Standboden 3 – – 1 – –10 Standring 78 – 2 32 – 311 Standring 11 – – 4 – –12 Standring 2 1 1 – 220 rund 3 1 1 1 8 221 Dorn 1 – – 0,4 – –

168

Tab. 58. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Fußschafttypen und ihre Anzahl (n) in der Stich-probe der Feinaufnahme.

Fußschafttyp Oko Kun Zag

gewölbt 32 – 1oben verbreitert 35 1 1zylindrisch 66 6 7unten verbreitert 34 2 9

Tab. 59. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Fußbasistypen und ihre Anzahl (n) in der Stich-probe der Feinaufnahme.

Fußbasistyp Oko Kun Zag

nicht vom Schaft abgesetzt 51 5 7gerade 21 – –konkav 22 2 2konvex 48 – 1dreieckig 3 – –

Tab. 60. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Fußunterseitentypen und ihre Anzahl (n) in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Fußunterseitentyp Oko Kun Zag

hohl 37 1 16halbhohl 14 – –konkav 52 2 –gerade 45 1 2leicht konvex 11 1 2rund 10 1 3spitz 2 1 –

Tab. 57. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Typen des Übergangs vom Gefäßoberteil zum Fuß und ihre Anzahl (n) in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Typ Fuß-Boden-Übergang Oko Kun Zag

abgesetzt 77 – 1rund 50 – –gegabelt 4 6 19

Im Rahmen der Feinaufnahme erfolgte zusätzlich eine Erfassung von Ein-zelmerkmalen und unterschiedlichen Maßen, die im Folgenden beschrie-ben sind.

Fuß-Boden-Übergang

Die Merkmalsausprägungen abgesetzt oder rund dienen zur Differenzie-rung des Boden-Fußübergangs von Fußschalen bzw. -schüsseln (Tab. 57). Dagegen gehören Füße mit einem oben gegabelten Fußübergang zu mehr-füßigen Gefäßen (z. B. Taf. 45, 14.15).

169

Fußschafttyp

Die in Tabelle 58 aufgeführten unterschiedlichen Ausprägungen des Fuß-schaftes beziehen sich ausschließlich auf Fußschalen bzw. -schüsseln.

Fußbasistyp

Ausprägungen der Fußbasis sind in Tabelle 59 klassifiziert. Die Ausprä-gungen gerade, konkav sowie konvex beziehen sich auf Füße mit verbreiter-ter Basis und beschreiben an diesen den Verlauf der Oberseite. Das Merk-mal dreieckig – das ausschließlich in Okolište vorkommt – beschreibt die Gesamtform der Fußbasis (Taf. 45, 10.11).

Fußunterseitentyp

In Tabelle 60 ist die Ausprägung der Fußunterseiten beschrieben, deren Variabilität von unterschiedlichen hohlen Formen bis zu Vollfüßen mit rundem unteren Abschluss reicht.

Fußmaße

Entsprechend der in Abbildung 77 dargestellten Prinzipien wurden die Füße von Fußschalen metrisch erfasst (Anhang 11). Die Beschreibung ei-nes Fußes erfolgt demnach von unten nach oben durch mit F1, F2, F3 oder F4 bezeichneten Messungen in unterschiedlicher Höhe, die sich jeweils aus einem Durchmesser und einer Fußverortungshöhe zusammensetzen. Insofern dies möglich war, erfolgte zusätzlich die Messung Fußhöhe (Un-terkante Fuß – Unterkante Boden) und der „Fußtiefe“ (max. Eintiefung der Fußunterseite ab Unterkante Fuß). Insgesamt wurden Messungen an 224 Füßen aus Okolište vorgenommen, von denen allerdings nur 96 vollstän-dig vorlagen. In Fällen, in denen die ursprüngliche Fußunterkante nicht

-2.0 3.0-2.0

2.0

ÜB abgesetzt

ÜB rund

SCHA gewölbt

SCHA oben verbreitert

SCHA unten verbreitert

SCHA zylindrisch

BAS dreieckig

BAS gerade

BASkonkav

BAS konvex

BAS nicht abgesetzt

US gerade

US halbhohl

US hohl

US konkav

USleicht konvexUS rund

US spitz

2

3

4

10

11

12

13

14

15

16

17

21

1. EV

2. E

V

Abb. 79. Okolište, Kundruci und Zagreb-nice. Korrespondenzanalyse morphologischer Merkmale von Füßen mit Kartierung von Fuß-typen. ÜB = Übergang Fuß–Boden; SCHA = Schafttyp; US = Unterseitentyp; BAS = Basis-typ.

170

erhalten war, gehen die Fußverortungshöhen von der erhaltenen Unter-kante aus. Die Messungen sind in diesen Fällen ab F2 aufsteigend bezeich-net.

Fußtypen

In Okolište und anderen Siedlungen des Visokobeckens wurden aufgrund der Ausprägung von Fußschaft und Fußbasis 14 unterschiedliche Fußty-pen differenziert (Abb. 80; Tab. 61). Die Typen 1–16 und 21 stammen von Fußschalen/-schüsseln, die Typen 20 und 22 repräsentieren andere Gefäß-typen.

Während in Okolište und Kundruci bei Fußschalen Vollfüße mit 74 % dominieren, sind in Zagrebnice Hohlfüße häufiger, die allerdings mehr-heitlich einem Typ angehören, der in Okolište gar nicht vorkommt. An-hand einer Stichprobe von 174 vollständigen Füßen von Fußschalen – zu denen Einzelmerkmale erfasst wurden – wurde mittels einer Korrespon-denzanalyse eine Überprüfung der Fußtypologie vorgenommen (Abb. 79; Anhang 12, a.b). Darin bestätigt sich zwar grundsätzlich die vorgenomme-ne Untergliederung, zugleich werden jedoch auch ihre Grenzen und Un-schärfen deutlich.

Gefäßmaße

Abgesehen von der Erfassung morphologischer Typen erfolgte soweit mög-lich eine metrische Beschreibung der Gefäßeinheiten mittels ausgewählter Maße (Abb. 81; 82; Tab. 62). Neben Rand-, Bauch- und Bodendurchmesser sowie der Höhe des Gefäßes und seiner unterschiedlichen Teile wurden verschiedene Winkel gemessen (Rand-, Hals, Schulter- und Unterteilwin-kel), wenn die Ausrichtung des Scherbens gesichert erschien. Im Hinblick auf das Ziel der Rekonstruktion der Gefäßanzahl innerhalb von Hausin-ventaren wurden außerdem der Rand- und der Bodenanteil erfasst, die den Anteil eines Fragments an einem vollständigen Gefäß beschreiben.

Tab. 61. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Fußtypen und ihre absolute sowie relative Häufigkeit in der Stichprobe der Feinaufnahme (Anteile gerundet).

Anzahl (n) Anteil (%)Fußtyp Oko Kun Zag Oko Kun Zag

01 Hohlfuß niedrig 5 – 1 2 – 302 Hohlfuß hoch 47 – 1 20 – 303 Hohlfuß glockenförmig 1 1 2 0,4 11 704 Hohlfuß breiter oberer Abschluss – – 16 – – 5510 Vollfuß niedrig sanduhrförmig 6 – – 3 – –11 Vollfuß zylindrisch 37 5 2 16 56 712 Vollfuß zylindrisch konvexe Basis 14 – 1 6 – 313 Vollfuß verbreitert konkave Basis 8 2 – 3 22 –14 Vollfuß verbreitert konvexe Basis 11 – – 5 – –15 Vollfuß gewölbt konvexe Basis 21 – – 9 – –16 Vollfuß zylindrisch konkave Basis 8 – 1 3 – 317 Vollfuß unbekannten Typs 62 1 4 27 11 1420 Rhytonfuß 15 – – 6 – –21 Spitzfuß 4 – 1 2 – 322 Eckfuß (mehrfüßiges Gefäß) 4 – – 2 – –

171

Gefäßtypologie

Aufgrund der starken Fragmentierung des Materials stützt sich die Typen-einteilung von Gefäßformen in vielen Fällen nur auf bestimmte Teile der Gefäße wie zum Beispiel Oberteile oder Hälse. Eine durchstrukturierte hierarchische Einteilung, wie sie zum Beispiel W. Schier (1995, 32 ff.) an dem Keramikmaterial von Vinča vorgenommen hat, war in den spätneo-lithischen Siedlungen des Visokobeckens nicht zu realisieren. Es wurden verschiedene Gefäßgattungen unterschieden und diese teilweise in mehre-

16

20 21 22

1 3

1514

2

10

11 12

13

4

Abb. 80. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Fußtypen. M. 1:3.

172

Hal

shöh

e

Höh

e R

and

– U

mbr

uch

Unt

erte

ilhöh

e

1 2

3

4

HalsdurchmesserUnterkante

Dreieck, schraffiert Linie durchlaufend stilisierter Tierkopf

Liniegerade durchlaufend

Liniegerade kurz

Riefenlinie Riefenlinie Riefenlinie Applikation

stilisierter TierkopfLiniegerade durchlaufend

Dreiecke, gestapelt plastisches Einzelelement

gestapelte Dreiecke und plastische EinzelelementeVerzierungssystem

Verzierungsmuster

Verzierungsmotiv

Verzierungselement

Verzierungstechnik

Abb. 81. Prinzip der Messung verschiedener Winkel und Strecken an einem Keramikgefäß. 1 Randwinkel; 2 Halswinkel; 3 Schulterwinkel; 4 Unterteilwinkel.

re Typengruppen eingeteilt (Tab. 63). Wie diese möglicherweise funktional zu interpretieren sind, wird noch gesondert zu diskutieren sein (siehe S. 387 ff.).

Die Gefäßtypenklassifizierung erfolgte aufgrund visueller morphologi-scher Kriterien unter Berücksichtigung der Machart der Tongefäße anhand einer Stichprobe von 525 Keramikeinheiten von den Fundplätzen Okolište (416), Kundruci (62) und Zagrebnice (47). Im Folgenden wird diese Ein-teilung gesondert nach Gefäßklassen vorgestellt. Zu Beginn jedes Kapitels ist jeweils erläutert, welche Kriterien für die Typeneinteilung ausschlagge-bend waren und welche Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Gefäß-klassen bestehen. Da die Typeneinteilung anhand von Fundmaterial aus unterschiedlichen Siedlungen vorgenommen wurde, deren Material teil-weise im Tafelteil dieser Arbeit nicht berücksichtigt ist, wurden Typenta-feln erstellt (Abb. 83–94).

Abb. 82. Prinzip der Beschreibung von Verzie-rungen am Beispiel des Gefäßes Fundnummer Oko 14130 (Zeichnung siehe Abb. 81; Erläute-rung siehe S. 202 f.).

173

Tab. 62. Beschreibung und gegebenenfalls Erläuterungen zu erfassten Gefäßmaßen. * Zur De-finition von Kanopen siehe S. 183 ff.

Maß Erläuterungen

Randdurchmesser außen gemessenBauchdurchmesser –minimaler Bauchdurchmesser bei Ober- oder Unterteilen gemessen, an denen der

Gefäßumbruch nicht erhalten war Bodendurchmesser –Gefäßhöhe –Gefäßhöhe (Minimum) –Höhe Rand bis Umbruch –Rand-Umbruch (Minimum) –Randstellung siehe Abb. 81Randanteil (%) –Schulterstellung siehe Abb. 81Schulterwinkel (oben) siehe Abb. 81Schulterwinkel (unten) siehe Abb. 81Halshöhe –Halshöhe (Minimum) –Halsstellung siehe Abb. 81Halsdurchmesser (Unterkante) siehe Abb. 81Unterteilwinkel siehe Abb. 81Unterteilwinkel (oben) siehe Abb. 81Unterteilwinkel (unten) siehe Abb. 81Unterteilhöhe (Minimum) –Unterteilhöhe –Unterteilhöhe von Kanopen* zusätzliche Angabe erforderlich, da Kanopen min-

destens dreiteilige Gefäße darstellenUnterteilhöhe Kanopen (Minimum) –Unterteildurchmesser Kanopen zusätzliche Angabe erforderlich, da Kanopen min-

destens dreiteilige Gefäße darstellenBodenanteil (%) –Oberteilhöhe Fußschalen –Fußhöhe Unterkante des Fußes bis Unterkante des Gefäß-

bodensFußhöhe Minimum wenn unvollständig erhalten

Die Fragmentierung des Keramikmaterials ist insofern generell prob-lematisch, als vielfach lediglich charakteristische Teile von Gefäßen wie zum Beispiel Hälse, Oberteile oder Gefäßkörper klassifiziert werden konn-ten. Dieser Masse von Gefäßeinheiten steht jeweils eine kleine Anzahl von Fällen gegenüber, die vollständiger erhalten sind und als Ganzes beurteilt werden können. In diesen Fällen wurde sich dafür entschieden, die unter-schiedlichen Gefäßteile gesondert zu klassifizieren, wodurch es im Aus-nahmefall dazu kommen kann, dass einer Gefäßeinheit mehrere Typen zugeordnet sind.

Die genannte Problematik trifft in besonderem Maße auf die in der Regel sehr reich verzierten Gefäßklassen HH, E und K zu. Ausgehend von einigen vollständigeren Exemplaren ist klar, dass es sich bei den Klassen HH und E – die anhand der Ausprägung des Halses bzw. des Oberteils klassifiziert werden – in einigen Fällen um Kanopen handeln kann. Um eine möglichst große Zahl von Exemplaren überhaupt bestimmen zu können, erscheint die Zerlegung dieser Gefäße in häufig klassifizierbare Einheiten ein durchaus

174

Tab. 63. Systematik der Gefäßtypeneinteilung. * Zur Definition von Kanopen siehe S. 183 ff.

Gefäßklasse Abkürzung Gefäßtypengruppe

Töpfe T offene Töpfegeschlossene Töpfe ohne abgesetzten Randbereichgeschlossene Töpfe mit abgesetztem RandbereichTöpfe mit Ausgusstülledoppelkonische Töpfe

engmundige geschlossene Gefäße ohne Hals E –weitmundige geschlossene Gefäße ohne Hals W –Gefäße mit kurzem trichterförmigem Rand Tr –Gefäße mit eingezogenem Oberteilund steiler Schulter

Ku –

Gefäße mit kurzem steilem Hals KH –Gefäße mit hohem engem Hals HH Halstypen

KörpertypenKanopen* K –Schalen/Schüsseln S konisch/schwach konvex (trichterförmig)

kalottenförmigrundbauchigKnickwandbikonischS-profiliert„geknickt“steiler kissenförmiger Rand

Fußschalen F –Mehrfußschalen M –Siebgefäße Si –rechteckige Gefäße R –Näpfe N –Löffel L –Rhyta Rhyt –

praktikables Verfahren, selbst wenn dadurch diese Keramikeinheiten bei-spielsweise in den Korrespondenzanalysen überrepräsentiert sind. Betont sei, dass von diesem Vorgehen nur sehr wenige Exemplare betroffen sind.

Töpfe (T)

Als Töpfe wurde eine Gruppe von Gefäßen angesprochen, die aus grober Ware bestehen und in vielen Fällen eine oxidierend gebrannte Außenseite sowie einen dunkel reduzierten Scherbenkern aufweisen. Die genannten technologischen Eigenschaften deuten darauf hin, dass die Gefäße im Rah-men ihrer Herstellung zunächst reduzierend gebrannt wurden und dann während ihrer Nutzungsphase einem sekundären Oxidationsbrand unter-lagen. Es handelt sich demnach bei Töpfen um Gefäße, die bei thermischen Prozessen verwendet wurden.

Die typologische Differenzierung in fünf Typengruppen und 17 Typen erfolgte anhand der Rand- bzw. Schulterwinkel und in einigen Fällen durch charakteristische Randformen (Abb. 83–85). Es wurden also ausschließ-lich Merkmale der Gefäßoberteile herangezogen, da nur in einem Fall die Rekonstruktion eines vollständigen Gefäßprofils möglich war.

Aufgrund des starken Fragmentierungsgrades der Keramik ist es schwierig, offene Töpfe von trichterförmigen Schüsseln zu unterscheiden,

175

T 01

T 02

T 03

T04

T 05

T 10

T 11

Abb. 83. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Töpfe der Typen T 01–T 05, T 10–T 11. M. 1:4.

176

T 20

T 21 T 21

T 22

T 12

T 14

T 15

T 13

Abb. 84. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Töpfe der Typen T 12–T 15, T 20–T 22. M. 1:4.

177

T 23

T 23

T 24

T 24

T 30

T 40

T 31

Abb. 85. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Töpfe der Typen T 23–T 24, T 30–T 31, T 40. M. 1:4.

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E 01

E 02

W 02

W 01

E 03

E 04

Abb. 86. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Gefäßtypen der Klassen E (engmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung) und W (weitmun-dige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung). M. 1:4.

179

die ebenfalls aus Grobware hergestellt wurden. Da die gängigen Differen-zierungsmöglichkeiten nicht angewendet werden können, die sich auf die Gefäßproportionen stützen würden (Schüsseln: Gefäßhöhe kleiner als der größte Durchmesser des Gefäßes; Töpfe: Gefäßhöhe ≥ als der größte Durchmesser), wurde eine Differenzierung aufgrund des Schulter-/Unter-teilwinkels vorgenommen. Zu Töpfen werden nach dieser Systematik auch Gefäße mit Ausgusstülle gerechnet, da sie hinsichtlich Machart und Ge-fäßform diesen weitgehend entsprechen.

Offene Töpfe T 01 senkrechtes Oberteil, stark einbiegendes Unterteil T 02 konisch, gerade Wand (trichterförmig) T 03 konisch, gebogene Wand (kalottenförmig), gerundete bzw. elliptische Randlippe T 04 konisch, gebogene Wand (kalottenförmig), konische Randlippe T 05 konisch, nach innen einziehender Randbereich

Geschlossene Töpfe ohne abgesetzten Randbereich T 10 leicht einziehend, gestreckte Schulter, konische Randlippe T 11 leicht einziehend, gestreckte Schulter, runde, elliptische oder gerade Randlippe T 12 leicht einziehende Töpfe mit oben abgeplatteter, außen verdickter Randlippe T 13 leicht einziehende Töpfe mit runder Schulter T 14 bauchige Töpfe, Schulterwinkel flacher als bei eiförmigen Töpfen T 15 leicht einziehend, abgesetzte, sehr kurze steile Randlippe, die oben vielfach gerade abgestrichen ist

Geschlossene Töpfe mit abgesetztem Randbereich T 20 kurze steile, zur Gefäßschulter abgesetzte Randlippe T 21 hohe senkrechte Halszone, ausbiegende Mündung T 22 S-förmiges Gefäßprofil T 23 sehr kurzer gegenüber der Gefäßschulter abgesetzter Rand, runde Gefäßschulter T 24 gerade hohe, leicht konische Randzone, die gegenüber der Gefäßschulter abgesetzt ist

Töpfe mit Ausgusstülle T 30 offene Töpfe mit Ausgusstülle T 31 geschlossene Töpfe mit Ausgusstülle

Doppelkonische Töpfe T 40 steiles nach innen geneigtes, leicht konkaves Oberteil, flauer Umbruch, steiles Unterteil

Engmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung („kugelförmige Gefäße“) (E)

Bei engmundigen geschlossenen Gefäßen ohne Halsbildung, die in der Klassifikation der Grobaufnahme aufgrund ihrer flachen Schulter als ku-gelförmige Gefäße bezeichnet werden, handelt es sich um oft reich mit Bändern, Flächen und Spiralen verzierte und deshalb sehr repräsentative Töpfereierzeugnisse, die aus feiner oder mittelfeiner Ware hergestellt wur-den. Nichts deutet darauf hin, dass sie regulär im Rahmen thermischer Prozesse verwendet wurden.

Die Untergliederung in vier Typen beruht auf der Ausprägung des Ran-des und der Schulterzone (Abb. 86). Wegen der fragmentarischen Erhal-

180

Tr 01

Ku 01

Ku 01

Ku 01

Ku 01

Ku 02

KH 01 KH 01

Ku 03

Abb. 87. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Gefäßtypen der Klassen Tr (Gefäße mit trichterförmigem Rand), Ku (Gefäße mit eingezogenem Oberteil und steiler Schulter) und KH (Gefäße mit kurzem Hals). M. 1:4.

181

tung sind Überschneidungen mit sogenannten Kanopen (K) wahrschein-lich (vgl. Keramikeinheit 238, Taf. 31, 1). Engmundige Gefäße ohne Hals unterscheiden sich von Gefäßen der Klasse W (weitmundige Gefäße ohne Hals) einerseits aufgrund ihrer Randdurchmesser, die in der Regel deutlich kleiner als 200 mm sind, und andererseits aufgrund ihrer flachen Schulter mit einer maximalen Neigung von 45° (E 01) bzw. um die 30° (E 02, 03). E 01 gestreckte Schulter; Randlippe meist nach innen abgestrichen, seltener rund oder spitzig; Körperform vermutlich gedrückt rund E 02 runde Schulter; Randlippe rund oder nach innen abgestrichen; vermutlich kugelige Körperform E03 gestreckte flache Schulter (gedrückte Proportion); außen verdickte, abgesetzte Randlippe bzw. sehr kurzer steiler Rand; vermutlich gedrückte Körperform E 04 leicht gerundete, relativ steile Schulter; angesetzte steile Randlippe

Weitmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung (W)

Weitmundige Gefäße ohne Hals besitzen einen Randdurchmesser von mehr als 200 mm und einen steileren Schulterwinkel von > 45°. Ähnlich wie Gefäßklasse E sind sie aus mittelfeiner oder feiner Ware hergestellt, allerdings nicht mit Band- und Flächenverzierungen, sondern bevorzugt mit plastischen Applikationen dekoriert (siehe Abb. 86).

W 01 stark einziehende Schulter, nach innen abgestrichene RandlippeW 02 gerundete Schulter, nach innen abgestrichene Randlippe

Gefäße mit kurzem trichterförmigem Rand (Tr)

Gefäße mit einem markanten trichterförmig ausgestellten Rand sind so-wohl in Okolište als auch in anderen spätneolithischen Siedlungen des Visokobeckens sehr selten. Jeweils ein Exemplar wurde in Okolište und Zagrebnice gefunden (Abb. 87). Das Exemplar aus Okolište besteht aus ro-ter Feinware (2005), während das Gefäß aus Zagrebnice aus „organisch“ gemagerter Grobware 1 hergestellt ist. Tr 01 kurzer trichterförmig ausgestellter Rand mit innen abgestrichener Lippe, sehr steile Schulter

Gefäße mit eingezogenem Oberteil und steiler Schulter („Kurzhalsgefäße“) (Ku)

Sogenannte Kurzhalsgefäße sind durch eine leicht nach innen geneigte Randzone (Kurzhals) charakterisiert, von der aus das Gefäßprofil fließend in eine relativ steile Schulterzone übergeht. Die Differenzierung in drei Typen geht vom Randdurchmesser bzw. dem Maßverhältnis von Rand-durchmesser und Höhe der Randzone sowie der Neigung der Randzone aus (siehe Abb. 87). Während die Typen Ku 01 und Ku 02 ausschließlich in Okolište gefunden wurden, stammen sämtliche Exemplare des Typs Ku 03 aus Kundruci und Zagrebnice. Vom technologischen Standpunkt aus re-präsentieren Kurzhalsgefäße unterschiedliche Qualitäten. Typ Ku 01 tritt vor allem an sehr dünnwandigen rot auf grau bemalten Gefäßen auf. Dage-gen sind Gefäße der Typen Ku 02 und Ku 03 aus mittelfeiner oder grober Ware hergestellt und in der Regel unverziert. Ku 01 weitmundig, Oberteil leicht eingezogen Ku 02 engmundig, Oberteil stärker eingezogen Ku 03 mäßig engmundig, Oberteil stärker eingezogen, steiler, teils leicht nach außen geneigter Rand

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Kö 02

HH 01

HH 02

HH 04

HH 03

HH 02

Kö 01

Kö 03

Abb. 88. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Gefäßtypen der Klassen HH (Gefäße mit hohem engem Hals) und Kö (Körpertypen). M. 1:4.

183

Gefäße mit kurzem steilem Hals (KH)

Gefäße mit kurzem steilen Hals sind Kurzhalsgefäßen formal sehr ähn-lich, weisen allerdings einen deutlich schärfer ausgeprägten Übergang vom Hals zur Schulter auf und besitzen einen steileren, teils leicht nach außen geneigten Hals (siehe Abb. 87). Es handelt sich um eine kleine, in sich recht konsistente Gruppe von Gefäßen, die aus mittelfeiner Ware hergestellt wurde, mehrfach Verzierungen trägt und in einem Fall mit einem Wulst-henkel versehen ist. KH 01 eher engmundig, kurzer nahezu senkrechter Hals, der schnell zur flachen Schulter abbiegt bzw. abknickt

Gefäße mit hohem engem Hals (HH)

Um als Hochhalsgefäß klassifiziert zu werden, muss die Halshöhe einer Ge-fäßeinheit wenigstens die Hälfte des größten Halsdurchmessers erreichen. Die Unterteilung von hohen Hälsen in vier Typen beruht primär auf dem Verlauf und der Stellung des Halses (Abb. 88). Als sekundäres Merkmal für die Typendefinition wurde ferner die Stellung der Schulter herangezogen.

HalstypenHH 01 starke kontinuierliche Krümmung (konkav)HH 02 weniger starke Krümmung (leicht konkav)HH 03 trichterförmig (gerade)HH 04 Hals zylindrisch, Weitung erst im oberen Viertel (tritt mit sehr steiler und eher flacher Schulter auf)

Körpertypen von Halsgefäßen (Kö)Betrifft Halsgefäße, bei denen zusätzlich zur Halsform auch der Körper erhalten ist bzw. Stücke, deren Hals nur im unteren Teil erhalten ist. Kö 01 runder Übergang vom breiten Hals, steil hängende Schulter, gestaucht bauchiger Körper Kö 02 mäßig scharf umbiegender Übergang vom Hals (eher schmal), breite flache Schulter, hoch liegender Gefäßschwerpunkt, abrupter Umbruch Kö 03 scharfer Übergang zum Hals, flache Schulter, gedrückt rundbauchiger Körper Kö 04 runder Übergang vom relativ schmalen Hals, steil hängende Schulter, doppelkonischer Körper mit gerundetem Umbruch Kö 05 scharfer Übergang zum engen Hals, mäßig steile Schulter, gedrückt rundbauchiger Körper Kö 06 runder Übergang vom engen Hals, steil hängende Schulter, gerundet doppelkonischer Körper

Kanopen (birnenförmige Gefäße) (K)

Sogenannte Kanopen bzw. birnenförmige Gefäße stellen eine der markan-testen Gefäßformen der Butmirgruppe dar. Es handelt sich um drei- bis vierteilige Gefäße mit einem bauchigen Oberteil, an das sich unten ein deutlich verengtes Gefäßteil anschließt. Mehrheitlich besitzen Kanopen einen hohen Hals, seltener ist der obere Abschluss entsprechend von eng-mundigen Gefäßen ohne Hals ausgebildet. Um die Gefäße angemessen be-schreiben zu können, war es erforderlich, mehrere neue Maße einzuführen (siehe S. 173 Tab. 62). Aufgrund des starken Fragmentierungsgrades des Keramikmaterials ist die tatsächliche Bedeutung von Kanopen sicherlich

184

K 02

K 03

K 01

Abb. 89. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Gefäßtypen der Klasse K (Kanopen). M. 1:4.

185

unterbewertet. Vermutlich handelt es sich bei einem nicht unerheblichen Teil der Gefäßklassen HH, E und Kö um Teile entsprechender Gefäße. Ka-nopen wurden aus feiner oder mittelfeiner Ware hergestellt und weisen in der Regel flächenhaft Band- bzw. Flächenverzierungen auf. Die zweifels-freie Identifizierung von Kanopen gelingt in der Regel nur anhand von Un-terteilen. Entsprechend beruht die Differenzierung in drei Typen in erster Linie auf deren Ausprägung (Abb. 89). K 01 zylindrisches Unterteil, gedrückt bauchiger Körper mit hohem Schwerpunkt K 02 sich nach oben leicht weitendes Unterteil, gedrückt bauchiger Körper K 03 S-förmiges Unterteil, gedrückt bauchiger Körper

Körpertypen mit starkem unterem Einzug (Kö)Anhand der horizontalen Ausrichtung des unteren Einzuges von einigen fragmentarisch vorliegenden Gefäßkörpern erscheint es in einigen Fällen wahrscheinlich, dass es sich um Kanopen handelt. Kö 10 gedrückt bauchiger Körper, gleichmäßig runder Umbruch, flache Schulter Kö 11 gedrückt bauchiger Körper, runder Umbruch, hoch liegender Schwerpunkt (z. B. Abb. 89, K 01).

Körperformen von Standbodengefäßen (Kö)

Die Körperformen von Standbodengefäßen lassen sich recht zuverlässig an der Ausrichtung bzw. dem Verlauf des Unterteils identifizieren, auch wenn der Anschluss zum Boden nicht erhalten ist (Abb. 90). Kö 20 eher flache Schulter, gedrückt bauchiger Körper, gerades konisches Unterteil Kö 21 runder Bauch, leicht konvexes Unterteil

Körpertypen bikonischer Gefäße (außer Schüsseln) (Kö)

Kö 30 konkave Schulter, scharfer Umbruch, konvexes Unterteil Kö 31 leicht konvexe Schulter, scharfer Umbruch, leicht konvexes oder konvexes Unterteil Kö 32 gerade Schulter, scharfer Umbruch, konkaves Unterteil

Schalen/Schüsseln (S)

An sich ist die Abgrenzung von Schalen und Schüsseln durch das Ver-hältnis von Gefäßhöhe und größtem Durchmesser klar definiert25. Diese Klassifizierung ist an dem spätneolitischen Material aus dem Visokobe-cken aufgrund von Zerscherbung nicht anwendbar. Schalen und Schüsseln werden deshalb im Folgenden gemeinsam abgehandelt, wobei gemeinsam mit Fußschalen und Mehrfußschalen zehn Typengruppen unterschieden werden können (siehe S. 174 Tab. 63; Abb. 91–94). Grundsätzlich lassen sich Standbodenschalen/-schüsseln von Fußschalen/-schüsseln unter-scheiden. Eine gesicherte Zuordnung der vorrangig aufgrund der Oberteile klassifizierten Exemplare zu Standboden- oder Fußschalen/-schüsseln ist jedoch in den meisten Fällen nicht möglich. Abgesehen von den teilweise

25 Teller (plate): Höhe < 1/5 des Durchmessers; Schale (dish): Höhe 1/5–1/3 des Durchmes-sers; Schüssel (bowl): Höhe 1/3–1/1 des Durchmessers (Rice 1987, 215–217).

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Kö 06

Kö 05

Kö 10

Kö 04

Kö 31 Kö 32

Kö 20

Kö 21

Kö 30

Abb. 90. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Körpertypen Kö 04–Kö 06, Kö 10, Kö 20–Kö 21, Kö 30–Kö 32. M. 1:4.

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S 01

S 03

S 04

S 02

S 03

S 05

S 10

S 11

S12

S 13

S 14

S 14

S 16S 15

Abb. 91. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Typen konischer und kalottenförmiger Schalen/Schüsseln S 01–S 05, S 10–S 16. M. 1:4.

188

S 20 S 21

S 22

S 22

S 23

S 23

S 24 S 24

S 25

S 26

Abb. 92. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Typen rundbauchiger Schalen/Schüsseln S 20–S 26. M. 1:4.

189

S 43

S 44

S 30S 30

S 31S 31

S 41

S 40 S 40

S 40

S 41

S 43

S 42

S 32

S 32

Abb. 93. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Typen bikonischer Schalen/Schüsseln und von Knickwandschalen/-schüsseln. M. 1:4.

190

Abb. 94. Okolište, Zagrebnice und Kundruci. Typen S-förmig profilierter (S 50–S 52) und „geknickter“ Schüsseln (S 60–S 61) sowie von Schüs-seln mit verdickter Schulter (S 70), Oberteil-Fuß-Übergängen von Fußschalen (K-F), rechteckigen Gefäßen (R), Siebgefäßen (Si), Näpfen (N) und Löffeln (L). M. 1:4.

S 50

S 51

S 52 S 61

S 70

K-F 01

K-F 02

Si 01

Si 02

N 01

R 01

L 01

S 60

S 60

N 02

191

aus Grobware bestehenden konischen bzw. schwach konvexen Exemplaren bestehen Schalen und Schüsseln in der Regel aus reduzierend gebrannter, häufig polierter Feinware und repräsentieren damit vom technologischen Standpunkt gesehen eine der qualitätvollsten Gefäßklassen.

Konische bzw. schwach konvexe (trichterförmige) Schalen/Schüsseln

S 01 flach konisch, breite horizontale Eintiefung unter dem RandS 02 flach, schwach konvexS 03 steil konischS 04 mäßig steil, konischS 05 steil, schwach konvex

Kalottenförmige Schalen/Schüsseln (wohl vielfach Fußschalen) S 10 relativ flach konvex, Wand mäßig verdickt, konische RandlippeS 11 steil konvex, verschiedene RandlippenformenS 12 sphärisch, verdicktes Oberteil, asymmetrisch elliptische Randlippe (vermutlich Fußschalen)S 13 sphärisch, gleichmäßig dicke Wand, elliptische Randlippe (vermutlich Fußschalen)S 14 kurzer steiler, ganz leicht nach innen geneigter, verdickter Rand, gebrochen gebogener Wandverlauf, asymmetrisch elliptische RandlippeS 15 hoher steiler, leicht nach innen geneigter, nicht verdickter Rand, gebrochen gebogener Wandverlauf, asymmetrisch elliptische RandlippeS 16 kalottenförmig, senkrechter Rand, Standboden

Rundbauchige SchüsselnS 20 steiles verdicktes Oberteil, schmaler, durch Verjüngung abgesetzter Rand mit runder bzw. asymmetrisch nach innen abgestrichener LippeS 21 steiles, kaum verdicktes Oberteil, schmaler, durch Knickung abgesetzter Rand mit runder bzw. asymmetrisch nach innen abgestrichener LippeS 22 offene Schüssel, steiles, kaum verdicktes Oberteil, verdickte elliptische RandlippeS 23 hohes gerades Oberteil, gedrückt gerundeter Bauch, gestreckt konvexes UnterteilS 24 steiler ganz leicht nach innen geneigter Rand, gleichmäßige Wandstärke, elliptischer oder asymmetrisch nach innen abgestrichener RandS 25 gerades, eingezogenes Oberteil, gestaucht gerundeter Umbruch S 26 überhöhte Schüssel, hohes leicht konvexes Oberteil, gestreckt runder Bauch

KnickwandschüsselnS 30 hohes senkrechtes Oberteil, flauer Umbruch zum konvexen Unterteil, meist asymmetrisch nach innen abgestrichene RandlippeS 31 nach außen abknickendes Oberteil, flauer Umbruch zum relativ flachen, leicht konvexen UnterteilS 32 ganz schwach nach innen geneigtes, leicht konkaves Oberteil, mäßig scharfer bis scharfer Umbruch, kalottenförmiges Unterteil

Bikonische SchüsselnS 40 niedriges, gerades Oberteil, scharfer UmbruchS 41 niedriges bis mäßig hohes konkaves Oberteil, scharfer Umbruch

192

S 42 niedriges bis mäßig hohes konkaves Oberteil, gerundeter UmbruchS 43 relativ hohes, ganz leicht konvexes oder gerades Oberteil, kurzer steiler senkrechter Rand mit nach innen abgestrichener Lippe, gerundeter UmbruchS 44 gerades, stark einziehendes Oberteil, scharfer vorspringender Umbruch

S-förmig profilierte SchüsselnS 50 schwach S-förmiges Profil, Rand ausladendS 51 schwach S-förmiges Profil, senkrechter Rand, kurze SchulterS 52 S-förmiges Profil, sehr kurzer, leicht eingezogener Rand, gestauchter Körper

Geknickte SchüsselnS 60 eingezogener Rand, gleich lange SchulterS 61 eingezogener Rand, sehr kurze Schulter

Schüsseln mit kissenförmigem RandS 70 steiler kissenförmiger Rand, scharf abgesetzte runde Schulter

Gefäße mit einem Fuß (F)

Gefäße mit einem einzelnen zentrierten Fuß sind in dem untersuchten Fundmaterial sehr häufig. Als Fuß wurde ein unterer Gefäßabschluss klas-sifiziert, wenn seine Höhe gleich oder größer als sein größter Durchmes-ser ist. Niedrigere Exemplare wurden in der Regel als Böden eingeordnet. Eine Typenbildung von vollständigen Fußschalen war nicht möglich. Die morphologische Einteilung stützt sich vorrangig auf unterschiedliche Fuß-formen und in einigen Fällen auf den Übergang vom Fuß zum schalenför-migen Oberteil (siehe S. 323 mit Klassifikation der Fußformen). Wie an letzteren Gefäßeinheiten ersichtlich ist, kommen als Oberteile vor allem kalottenförmige Schalen/Schüsseln in Betracht.

Zusammenhang von Körper-Fuß (K-F)In einigen Fällen waren der untere Teil des schalenförmigen Oberteils und der Ansatz des Fußes erhalten. Anhand der Form des Übergangs zum Fuß und dem Profilverlauf der Schale ließen sich zwei Typen unterscheiden, die jedoch sicherlich nicht das gesamte Typenspektrum abdecken (Abb. 94). Der Typ K-F 02 dürfte insgesamt charakteristisch für Fußschalen mit Fuß-typ 02 sein (hoher Hohlfuß), die stets deutlich vom Oberteil abgesetzt wa-ren.

K-F 01 steiler Körper, runder Übergang zum FußK-F 02 flacher Körper, abgesetzter Übergang zum Fuß

Mehrfußschalen (M)

Ausschließlich anhand von Füßen identifiziert werden konnten auch mehrfüßige Schalen/Schüsseln. Die Füße standen schräg und gabeln sich im oberen Teil, um an der Ecke eines Gefäßes angebracht zu werden (Taf. 45, 14.15). Da entsprechende Füße sehr selten sind, wurden sie morpholo-gisch nicht weiter untergliedert.

193

Siebgefäße (Si)

Siebgefäße können in zwei Typen untergliedert werden (siehe Abb. 94). Typ Si 01, dessen schmalere Seite einen röhrenförmigen Abschluss besitzt, stellt den Regeltyp dar. Dagegen handelt es sich bei der Form Si 02 um ein Einzelstück.

Si 01 kalottenförmig mit RohrfortsatzSi 02 Gefäßform wie W 01

Rechteckige Gefäße (R)

Das rechteckige Gefäß mit der Fundnummer Oko 11012 stellt ein Einzel-stück dar (siehe Abb. 94).

R 01 senkrechte Wände, ebener Boden

Näpfe (N)

Als Näpfe werden schlanke, hohe, tiegelartige Gefäße angesprochen, die eine intensive Magerung mit Schamotte aufweisen und durchgehend oxi-dierend gebrannt sind (siehe Abb. 94). Es handelt sich um technische Ke-ramik, die offenbar besonders hohen Temperaturen standhalten sollte und diesen auch tatsächlich ausgesetzt war.

Teilweise ähnliche Gefäße aus Zentralbosnien wurden jüngst von Z. Kujundžić-Vejagić (2008) zusammengestellt, die eine Verwendung im Rahmen metallurgischer Prozesse vermutete26. Um nähere Hinweise auf die Funktion der Gefäße zu erhalten, wurde durch Thomas Stöllner und Michael Prange im Bergbaumuseum Bochum dankenswerterweise ein entsprechendes Gefäß auf Rückstände metallurgischer Reste untersucht (Hofmann u. a. 2013)27. Nach Aussage der Kooperationspartner waren da-bei allerdings keinerlei Metallspuren an der Oberfläche des Tiegels nach-zuweisen. Es wurde deshalb eine Funktion im Rahmen der Salzgewinnung in Betracht gezogen28.

N 01 konischer Napf mit gefastem StandbodenN 02 hoher spitzfußartiger Boden

Löffel (L)

In dem Fundmaterial aus Okolište wurde nur ein tönerner Löffel gefunden. Das in Längsrichtung 9 cm große Stück besteht aus einem tiefen ovalen Schöpfteil, an dem ein kurzer, etwa ein Drittel der Gesamtlänge des Ob-

26 Bei dem vor allem aus Butmir stammenden Material handelt es sich abgesehen von Näp-fen, die dem Material aus Okolište teilweise entsprechen, vor allem um unterschiedliche Miniaturgefäße.

27 Okolište Fundnummer 32138. Untersuchungsverfahren laut Expertise: „Der Kera-miknapf wurde vertikal gesägt und ein Dünnschliff des Objekts angefertigt, um nach eventuellen Spuren für metallurgische Prozesse zu suchen. Die Untersuchungen wurden mittels Licht- und Rasterelektronenmikroskopie sowie Röntgenspektroskopie (EDX) durchgeführt. Das sehr grob gemagerte Gefäß (Tiegel) wurde von außen beheizt, und zwar so hoch und lange, dass im Tiegelmaterial befindliche Eisenoxide zu Eisen redu-ziert worden sind.“

28 Diese These wird dadurch untermauert, dass in Gornja Tuzla – und damit in unmittelba-rer Nähe ergiebiger Salzquellen – im Jahr 2007 bei Testgrabungen, die im Rahmen einer Kooperation des Zemaljski Muzej Sarajewo (Zilka Kujundžić-Vejzagić) und der Univer-sität Wien (Andreas Lippert, Georg Tiefengraber) durchgeführt wurden, zahlreiche ent-sprechende Gefäße gefunden wurden (eigene Anschauung).

194

a

b

cd

e

f

g

h

i

j

Abb. 95. Montagetechniken. a „schlierige“ Struktur von schwarzer Feinware; b.c Montage von Standböden; d.e Montage von Böden mit Stand-ring; f Montagezonen an aufgebauten Gefäßen; g–i Positive und Negative von Montagezapfen von Henkeln; j typische schräge Brüche von Fein-ware und Negative von Montagezapfen von Zierknubben am Umbruch.

195

jekts langer Stiel angebracht ist. Dieser Stiel ist in Längsrichtung durch-bohrt. In Kundruci und Zagrebnice fehlen entsprechende Keramikobjekte. Dagegen wurden an dem Fundplatz Donje Moštre zwei in das frühe Äneo-lithikum datierende Löffelfragmente gefunden (Auber 2010, Taf. 32, 2.3).

L 01 oval, im Griff Durchbohrung in Längsrichtung (Taf. 3, 18).

Rhyta (Rhyt)

Reste flächenhaft verzierter vierfüßiger Rhyta, wie sie für Danilo- und Kakanj-Komplexe charakteristisch sind, fehlen im Fundmaterial der im Rahmen unseres Projektes untersuchten Siedlungen (vgl. z. B. Perić 1996). In Okolište wurden einige Füße mit schräger Unterseite bzw. einer leich-ten Krümmung als mögliche Reste von Rhyta angesprochen, da es sich bei ihnen weder um Bruchstücke von Fußschalen noch um Mehrfußgefäße der bekannten Typengruppe M handeln kann (Taf. 3, 16; 27, 10; 54, 14; 67, 7; 68, 2; 75, 1–7.9–11). Darüber hinaus wurden außerdem zwei Henkelfrag-mente als mögliche Reste von Rhyta klassifiziert, die aus dem normalen Typenspektrum herausstechen (Taf. 68, 3; 75, 8). Insgesamt ist die Grup-pe als Rhyta klassifizierter Stücke ausgesprochen heterogen. Obwohl sich in der Gesamtvorlage von Perić jeweils durchaus Parallelen für die unter-schiedlichen Formen finden lassen, erscheinen die Ansprachen insgesamt nicht unproblematisch, zumal eine gewisse Grauzone zwischen den mut-maßlichen Rhytafragmenten und anthropomorphen Figurinen zu beste-hen scheint. Aus Butmir stammt eine vierfüßige Schale oder ein Tisch, dessen Füße zwar nicht gebogen sind, ansonsten jedoch ebenfalls Ähn-lichkeit mit einigen der fraglichen Füße aus Okolište aufweisen (Fiala/Hoernes 1898, Taf. 7, 7).

Für vierfüßige Rhyta, deren Form klar zoomorph ist, wurden unter-schiedliche Funktionen vorgeschlagen, wobei aufgrund ihrer ungewöhn-lichen Form – vermutlich zu Recht – meist rituelle Deutungen im Vorder-grund stehen (z. B. Perić 1996; Benac/Marijanović 1993; Basler u. a. 1979).

Aufbau- und Montagetechniken von Gefäßen

Zwei unterschiedliche Prinzipien des Wandaufbaus von Gefäßen wurden beobachtet, die jeweils mit bestimmten Gefäßtypenklassen bzw. Waren assoziiert sind. Schüsseln und Fußschalen/-schüsseln aus den Waren 5 und aus schwarzer Feinware (2005) weisen vielfach im Bruch eine schlierige Struktur auf (Abb. 95, a). In keinem Fall wurde an Gefäßen aus dieser Ware eine horizontale Bruchzone beobachtet. Vielmehr verläuft die Bruchrich-tung schräg (Abb. 95, j). Dieses charakteristische Bruchmuster deutet da-rauf hin, dass die Gefäße in der Regel nicht aus einzelnen Teilen montiert, sondern freihändig aus einem Tonstück geformt wurden.

Dies trifft auch für die Montage des Fußes an Fußschalen/-schüsseln zu. Eine separate Herstellung und späterer Zusammenbau mittels eines halb-runden Zapfens, wie er in Vinča beobachtet wurde, kann in Okolište nicht festgestellt werden (vgl. Schier 1995, 160).

An aus mittelfeiner oder grober Ware gefertigten Gefäßen waren dage-gen oft horizontale Bruchzonen zu beobachten, die auf eine Aufbautech-nik aus schmalen Tonstreifen hinweisen (Abb. 95, f). Wie die charakteris-tischen Bruchmuster zeigen, bestand an den Verbindungsstellen dieser Tonstreifen eine erhöhte Bruchwahrscheinlichkeit. Die Auswertung eines kleinen Datensatzes von 48 Keramikeinheiten zur Höhe der Tonstreifen ergab, dass diese etwa 20 mm breit gewesen sein dürften (Tab. 64).

196

Tab. 64. Okolište. Abstandskategorien von durch die Aufbautechnik von Gefäßen ver-ursachten horizontalen Brüchen an Gefäßen und ihre Häufigkeit.

Höhe Tonstreifen (mm) Anzahl (n)

0–10 110–20 120–30 1630–40 1140–50 650–60 860–70 270–80 180–90 2

Tab. 65. Okolište. Gefäßklassen/-typengruppen und Waren in der Stichprobe der Feinaufnah-me, n = 1155 Keramikeinheiten (Angaben in %, Werte gerundet; Datentabelle siehe Anhang 16).

Gefäßklasse/-typengruppe grob mittelfein fein

E 27 27 46HH 11 33 55K 4 36 61Kö 22 26 53Ku 71 14 14F 5 39 56S-kalottenförmig 12 16 71S-bikonisch – 8 92S-Knickwand 6 47 47S-rundbauchig – 26 74S-? 12 18 71S-gesamt (außer S-konisch) 3 16 81S-konisch 62 35 3T 82 18 1T-Gießgefäß 50 25 25Tr 75 – 25Si 40 40 20Miniatur 100 – –N 100 – –Rhyt – 67 33

Tab. 66. Okolište. Gefäßklassen/-typengruppen und Oberflächenbehandlungen in der Stich-probe der Feinaufnahme (Angaben in %, Werte gerundet; Datentabelle siehe Anhang 17).

Gef

äßkl

asse

/-ty

peng

rupp

e

01/0

2 po

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03 g

eglä

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04 v

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07 g

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tric

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08 g

rob

gegl

ätte

t

09 B

arbo

tine

E 14 30 5 5 28 19 – –HH 41 31 – 2 23 2 – –K 43 43 – – 14 – – –Kö 18 30 – – 28 22 3 –Ku 18 27 – – 36 18 – –F 42 42 – 1 12 4 1 –S-kalottenförmig 55 11 9 – 16 9 – –S-bikonisch 68 20 1 2 7 1 – –S-Knick 76 25 – – – – – –S-konisch – 26 3 – 26 45 – –S-rundbauchig – 23 – – 8 8 – –S – 14 7 – 14 14 – –T – 16 6 2 19 47 7 0,4T-Gießgefäß – 17 33 – – 50 – –Tr – 100 – – – – – –N – – – – – 100 – –Rhyta 25 – 25 25 – 25 – –Si – – 25 – 50 25 – –

197

Henkel wurden in den meisten Fällen ohne zusätzliche Verankerung an die Gefäßwand angarniert. Dies führte vielfach dazu, dass die Henkel an dieser Montagestelle abfielen. Seltener waren die Henkel mit einem kur-zen abgerundeten Zapfen in die Gefäßwand eingelassen (Abb. 95, g–i). Auf ähnliche Weise wurden oft Zierknubben auf dem Umbruch von Schüsseln befestigt (Abb. 95, j).

Charakteristische Unterschiede bestehen auch hinsichtlich der Monta-getechniken von Böden: Standringe wurden in der Regel aus einem Mit-telstück und unterschiedlichen Randteilen zusammenmontiert (Bodenty-pen 10–12). Die massiven Böden fallen vielfach an diesen Montagestellen auseinander (Abb. 95, d.e). Bei Standböden der Typen 1, 2 sowie 4–6 wur-de hingegen eine Grundplatte gefertigt, auf die man oben die Gefäßwand aufmontierte (Abb. 95, b.c). Die meist sehr kleinen Standböden von fein-keramischen Schüsseln formte man zusammen mit den Gefäßwänden aus einem Stück (Bodentyp 3).

Gefäßklassen und Waren

Wie in den Typenschreibungen teilweise bereits erwähnt wurde, bestehen recht klare Korrelationen zwischen den unterschiedlichen Gefäßklassen bzw. -typengruppen und der Gefäßtechnologie (Tab. 65). Demnach ist die große Mehrheit von Schalen/Schüsseln und Fußschalen aus Feinware oder in geringerem Umfang aus mittelfeiner Ware hergestellt. Auch die in der Regel exklusiv dekorierten Gefäßklassen E, HH, K und Kö wurden in mehr als der Hälfte der Fälle aus einer der Feinwaren produziert. Dagegen stellte man Töpfe, konische Schüsseln (!), Näpfe und Kurzhalsgefäße bevorzugt aus Grobware her.

Gefäßformen und Oberflächenbehandlung

Hinsichtlich der Oberflächenbehandlung zeigen sich bei den unterschied-lichen Gefäßklassen klare Präferenzen (Tab. 66). Demnach weist die Mehr-heit der Schüsseln und ein großer Teil der Gefäße der Klassen HH, K und F polierte Oberflächen auf. Die übrigen Gefäßgattungen zeigen dagegen in der Regel gröbere Oberflächenbehandlungen.

Gefäßformen und Brennatmosphäre

Eindeutige Korrelationen bestehen auch zwischen den unterschiedli-chen Gefäßklassen und Ausprägungen des Merkmals Brennatmosphä-re (Tab. 67). Kurzhalsgefäße, konische Schüsseln (S-konisch), Töpfe (T), Gießgefäße (T) und Näpfe (N) sind regelhaft entweder durchgehend oxi-dierend gebrannt oder weisen außen eine helle Schicht auf. Die überwie-gende Anzahl von Schüsseln (S), Halsgefäßen (HH), Kanopen (K) und Fuß-schalen (S) wurde intentionell reduzierend gebrannt und fand demnach keine sekundäre Verwendung in Zusammenhang mit Hitze.

Bei mehrheitlich reduzierend gebrannten Gefäßtypen beträgt der An-teil untypischer Ausprägungen durchschnittlich 27 %, bei überwiegend oxidierend gebrannten im Mittel 21 %. Während diese Abweichungen bei mehrheitlich reduzierend gebrannten Gefäßklassen durch sekundären Brand zum Beispiel bei Hausbränden erklärlich erscheinen, könnten für den umgekehrten Fall untypische Verwendungen verantwortlich sein, wie sie in ethnographisch untersuchten Gesellschaften festgestellt wurden (sie-he S. 74 ff.). Wie unten (siehe S. 317 ff.) noch zu erläutern sein wird, spielen

198

Tab. 67. Okolište. Gefäßklassen/-typengruppen und Ausprägungen des Merkmals Brennat-mosphäre. h = hell, d = dunkel, Merkmale teilweise zusammengefasst (Angaben in %, Werte gerundet; Datentabelle siehe Anhang 18).

Gefäßklasse/-typengruppe h h-d/h-d-h d-h/d-h-d d

E 17 17 15 52HH 18 – 11 71K 15 – 15 69Kö 16 13 17 54Ku 27 45 18 9F 6 11 42 41S-kalottenförmig 9 7 11 73S-bikonisch 5 2 9 84S-Knickwand 18 12 18 53S-konisch 33 42 3 21S-rundbauchig 5 – 3 92S – 14 14 71T 31 40 16 13T-Gießgefäß 29 43 – 29Tr 25 – 25 50Si 20 20 – 60N 50 25 – 25Rhyt – 25 25 50

Tab. 68. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Relative Häufigkeit (in %) von Gefäßklassen/-typengruppen in unterschiedlichen Stichproben. 1.–5.=Berechnungsverfahren, siehe S. 199. * Außer S-konisch und F (Datentabelle siehe Anhang 19).

Gefäßklasse/-typengruppe

Oko Kun Zag1. 2. 3. 4. 5. 1. 2. 3. 4. 5. 1. 2. 3. 4. 5.

E 4 5 1 1 2 – 2 7 6 7 2 2 – – –HH 6 5 1 1 2 5 4 1 1 1 6 3 3 3 1K 1 1 1 0,5 0,2 – – – – – – 1 – – –K-F 0,5 – – – – – – – – – – – – – –KH 0,5 – – – – – – – – – 2 – – – –Kö 4 7 1 1 1 3 2 14 19 20 9 3 – – –Ku 2 1 1 0,3 0,5 2 1 4 5 4 4 2 4 4 9N 0,5 0,4 0,1 0,1 0,1 – 2 2 2 3 2 1 2 19 2R 0,2 – – – – – – – – – – – – – –F – 17 22 13 13 – 10 28 13 14 – 21 15 6 14S-konisch 3 3 1 1 1 10 5 2 2 2 4 2 3 3 7S-kalottenförmig 7 4 6 7 10 11 16 10 14 13 13 11 7 10 22S-rundbauchig 9 4 3 3 3 26 7 6 7 7 13 4 11 7 6S-Knickwand 5 2 1 1 1 16 7 2 4 5 6 8 2 3 4S-bikonisch 22 15 15 23 27 3 2 3 6 5 2 5 3 2 7S-verdickt – – – – – – – – – – – 1 0,3 0,3 1S-förmig 1 – – – – – – – – – – – – – –S-geknickt – – – – – 2 – – – – 9 – – – –S-? – 1 13 25 19 – 6 5 7 7 – 1 8 9 8S-gesamt* 44 26 38 59 60 58 38 26 38 37 43 30 31 31 48Si 2 1 0,2 0,3 0,4 – – – – – – – – – –T 30 32 34 23 19 23 34 13 9 9 23 35 41 32 17T-Gießgefäß – 1 0,1 0,2 0,2 – – 0,4 1 1 – 2 0,3 1 2Tr 1 0,4 – 0,0 0,01 – – – – – 2 1 – – –W 2 – – – – – – – – – 2 – – – –Rhyton – 0,3 0,1 0,1 0,1 – – – – – – – – – –Miniaturgefäß – – 0,1 0,2 0,2 – – 3 5 3 – – 1 0,3 1

199

außerdem chronologische Unterschiede insofern eine nicht unwesentliche Rolle, als die Stringenz, mit der zeitweise reduzierend gebrannte Ware her-gestellt wurde, in der letzten Siedlungsphase abnimmt. Bei phasengenauen Untersuchungen der beschriebenen Korrelationen wäre demnach noch ein erheblich klareres Ergebnis zu erwarten. Insgesamt zeigen die Verteilun-gen, dass im Umgang mit den unterschiedlichen Gefäßklassen offenbar recht feste Kategorien existierten.

Häufigkeit von Gefäßklassen/-typengruppen

Aus unterschiedlichen Stichproben bzw. Berechnungsverfahren ergeben sich sehr unterschiedliche relative Häufigkeiten der beschriebenen Gefäß-klassen und -typengruppen (Tab. 68):1. Detaillierte Feinaufnahme: umfasst 525 gezeichnete Keramikeinheiten,

die nach der vorstehend beschriebenen detaillierten Gefäßtypologie klassifiziert wurden.

2. Die Stichprobe der Feinaufnahme umfasst 1 559 Gefäßeinheiten, zu de-nen Informationen zur Gefäßform gesammelt wurden. Die Gefäße sind nach der Typeneinteilung klassifiziert worden, die auch im Rahmen der Grobaufnahme verwendet wurde. Diese Einteilung kann in den meis-ten Fällen mindestens mit den Gefäßklassen und vielfach auch mit den Gefäßtypengruppen der detaillierten Klassifikation korreliert werden (siehe Anhang 13).

3. Grobaufnahme nach Scherbengewicht: 8 082 Datensätze aus Okolište, Kundruci und Zagrebnice mit Angaben zur Gefäßklassifikation.

4. Grobaufnahme nach Scherbenanzahl: 8 082 Datensätze aus Okolište, Kundruci und Zagrebnice mit Angaben zur Gefäßklassifikation.

5. Grobaufnahme nach Anzahl der Datensätze: 8 082 Datensätze aus Okolište, Kundruci und Zagrebnice mit Angaben zu Gefäßklassifikati-on.

Sicherlich kaum repräsentativ dürfte die Stichprobe der detaillierten Feinaufnahme (1.) sein, da sie in sehr starkem Maße von den Überliefe-rungschancen morphologisch rekonstruierbarer Gefäße determiniert ist. Auch die Stichprobe der Feinaufnahme (2.) stellt tendenziell eine subjek-tive Auswahl dar, obwohl sich selbstverständlich bei der Auswahl aufge-nommener Stücke um Repräsentativität bemüht wurde. Generell reprä-sentativ sollten dagegen die Verhältnisse der Grobaufnahme sein (3.–5.), obwohl hier aufgrund der unterschiedlichen Bearbeiter sicherlich in stär-kerem Maße als in den anderen Stichproben Klassifikationsprobleme eine Rolle spielen.

Bei den unterschiedlichen Berechnungen nach Scherbengewicht (3.), Scherbenanzahl (4.) und Anzahl der Datensätze (5.) ergeben sich große Ab-weichungen der Prozentanteile der unterschiedlichen Gefäßklassen. Diese beruhen auf den divergierenden Materialeigenschaften der unterschiedli-chen Waren. Wie oben gezeigt werden konnte, weisen Scherben aus Grob-ware durchschnittlich das Anderthalbfache bis Doppelte des Gewichts von Fragmenten aus Feinware auf, was auf der größeren Wandstärke und der Tendenz beruht, dass die Stücke in der Regel größer sind (siehe S. 159). In der auf dem Scherbengewicht basierenden Berechnung wären demnach aus Grobkeramik hergestellte Gefäße über- und solche aus Feinware un-terrepräsentiert. Von allen Arten der Berechnung die zuverlässigste Annä-herung erscheint die auf der Anzahl der Scherben (4.) und der Anzahl von Datensätzen (5.) basierende Kalkulation, die beide ähnliche Werte ergaben.

Demnach stellen in Okolište Schalen/Schüsseln mit ca. 60 % die häu-figste Gefäßklasse dar, gefolgt von Töpfen mit ca. 20 % und Fußschalen mit

200

Tab. 69. Okolište und Zagrebnice. Gewicht von Gefäßen.

Gef

äßkl

asse

/-ty

peng

rupp

e

Fund

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le

Ker

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Bode

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m)

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Rand

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(%) g

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gesc

hätz

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ewic

ht (k

g)

E Oko -1311535323 210 300 25 100 3522 50–70 5,00E Oko 51056658 70 110 25 100 262 10 2,60HH Oko -1663341031 80 95 50 100 946 85 1,10HH Oko 239 60 85 75 60 286 65 0,44HH Zag 1718439035 100 160 60 100 2140 80–90 2,40K Oko 200 190 – 0 100 2915 80 3,60K Oko 238 130 90 60 100 1760 60 2,93K Oko 327401488 134 144 25 100 1426 65 2,20Kö Oko 243 120 – 0 20 910 30 3,03N Oko -1974338251 10 45 100 100 22 100 0,02N Zag 1070 – 70 100 100 92 100 0,09S-bikonisch Oko -208652834 105 390 20 30 114 25 0,46S-bikonisch Oko 264 57 240 70 80 706 55 1,28S-bikonisch Oko 304 5 110 50 30 40 40 0,10S-bikonisch Oko 2128820431 30 70 50 100 26 05 1,00S-kalottenförmig Oko -857540116 38 120 50 100 144 70 0,20S-kalottenförmig Oko 954164742 – 30 100 100 8 100 0,01S-konisch Oko -1691227594 65 95 17 15 61 16 0,38S-konisch Oko -472037842 90 180 15 100 302 55 0,55S-konisch Oko 638861088 200 210 7 15 110 10 1,00S-konisch Oko 1451689162 60 90 50 50 40 50 0,08S-rundbauchig Oko -1882036590 48 180 50 100 266 75 0,35S-rundbauchig Oko -624120317 30 40 100 100 50 100 0,05S-rundbauchig Zag -502963656 45 190 5 100 22 10 0,22S-rundbauchig Zag 1846122291 60 220 36 60 684 66 1,04T Oko 62 190 280 15 100 910 40 2,28T Zag 1514026678 125 320 20 90 2156 55 3,92T Zag 1844645824 115 250 9 24 273 16 1,65W Oko 244 114 220 80 30 807 55 1,47

Tab. 70. Okolište und Zagrebnice. Variationsbreite von Gefäßgewichten unterschiedlicher Gefäßklassen/-typengruppen (gerundet).

Gefäßklasse/-typengruppe Gewicht (kg)

E 2,5–5,0W 1,5–4,0HH 0,5–2,5K 2,0–3,5N 0,02–1,0S-bikonisch 0,5–1,25S-kalottenförmig 0,01–0,2S-konisch 0,1–1,25S-rundbauchig 0,05–1,0T 1,5–4,0

201

ca. 10 %. Die Gefäßklassen E, K, HH und Kö repräsentieren dagegen nur einen relativ geringen Anteil von zusammen etwa 4 %. Die übrigen Gefäß-gattungen sind jeweils sehr selten.

In Kundruci ist vor allem der hohe Anteil an Körperformen von um die 20 % auffallend. In Anbetracht der geringen Gesamtzahl klassifizier-ter Stücke liegt der Schluss nahe, dass die Stichprobe nicht repräsentativ ist und Töpfe sowie Schalen/Schüsseln jeweils unterrepräsentiert sind. Offensichtlich überrepräsentiert sind auch Näpfe in der aus der Anzahl der Scherben errechneten Stichprobe aus Kundruci (4.). Diese Überreprä-sentanz wird allerdings in Berechnung nach der Anzahl der Datensätze ausgeglichen (5.). Insgesamt sind demnach eindeutige Unterschiede hin-sichtlich der Häufigkeit der Gefäßklassen in den drei Siedlungen nicht nachweisbar.

Gewicht von Gefäßen

Im Hinblick auf die Rekonstruktion von keramischen Hausinventaren und die insgesamt geringe Zahl vollständiger Gefäße wurde versucht, das durchschnittliche Gewicht von Gefäßen unterschiedlicher Gefäßklassen zu bestimmen. Da relativ klare Korrelationen zwischen Waren und Gefäß-klassen bestehen, sollte es basierend auf den Keramikmengen und der Wa-renklassifikation der Grobaufnahme möglich sein, die Anzahl und Zusam-mensetzung von Gefäßen in einem Befundzusammenhang zu schätzen.

Mindestvoraussetzung für die Ermittlung eines Gefäßgewichtes ist, dass ein vollständiges Gefäßprofil vorliegt und jeweils der Rand- und der Bodenanteil bekannt sind bzw. eine Schätzung existiert, zu welchem Anteil ein Gefäß erhalten ist. Bedauerlicherweise ist die Anzahl von Fällen, für die dies zutrifft, in dem untersuchten Material sehr klein (Tab. 69). Den-noch vermitteln diese Beispiele zumindest einen Eindruck von der Grö-ßenordnung der Variabilität des Gewichtes von Gefäßen.

Aus den aufgelisteten Daten ergeben sich die in Tabelle 70 dargestell-ten Gewichtsbereiche für die unterschiedlichen Gefäßklassen und -typen-gruppen. Die Daten sind insofern nicht sonderlich repräsentativ, als insbe-

Tab. 71. Okolište. Mittlere Gewichte unterschiedlicher Fußtypen.

WertFußtyp 01 (hohl)

Fußtyp 02 (hohl)

Fußtyp 10 (voll)

Fußtyp 11 (voll)

Fußtyp 12–16 (voll)

Fußtyp 22 (Eckfuß)

Anzahl 4 6 5 7 11 4Mittelwert (g) 100 132 81 157 216 77Median (g) 94 118 70 145 200 82Standard-abweichung

50 61 47 81 104 51

Tab. 72. Okolište und Zagrebnice. Durchschnittliches Gewicht von Gefäßklassen.

Gefäßklasse durchschnittliches Gewicht (kg)

Schüsseln 1,0Näpfe ca. 0,05Kanopen, Hochhalsgefäße ca. 3,0Fußschalen (Hohlfuß) 0,25Fußschalen (Vollfuß) 0,5Töpfe ca. 3,0

202

sondere bei kleinen Gefäßen die Chance der Erhaltung vom Rand bis zum Boden hoch ist. Unter den aufgeführten Gefäßeinheiten sind dementspre-chend mehrere Gefäße, die unterdurchschnittlich klein sind.

Das durchschnittliche Gewicht von Füßen ist in starkem Maße von der Art des Fußes abhängig. Entsprechend der Aufstellung in Tabelle 71 sind Vollfüße mit einem mittleren Gewicht von etwa 0,15–0,2 kg etwa 1,5–2-mal schwerer als Hohlfüße (ca. 0,1 kg).

Die vorstehenden Ausführungen haben gezeigt, dass ausgehend von den vorgestellten Daten nur äußerst grobe Schätzungen des durchschnitt-lichen Gewichtes unterschiedlicher Gefäßklassen vorgenommen werden können, zumal mit einer erheblichen Variabilität zu rechnen ist. Dennoch soll unten (siehe S. 403 ff.) der Versuch unternommen werden, mithilfe der in Tabelle 72 aufgeführten durchschnittlichen Gewichte die Anzahl von Gefäßen in Hausinventaren zu schätzen.

Zusammenfassung zur Gefäßmorphologie

Die in den vorstehenden Kapiteln präsentierte Beschreibung und Systema-tisierung der Morphologie der Gefäßkeramik aus Okolište und zwei ande-ren spätneolithischen Siedlungen des Visokobeckens – die unter anderem erstmals den Versuch einer Systematierung der Gefäßformen beinhaltet – hat ergeben, dass das Material eine ausgeprägte morphologische Diffe-renzierung aufweist. Wie weiterhin gezeigt werden konnte, besteht zudem insgesamt eine deutliche Korrelation zwischen der Gefäßmorphologie und der Herstellungstechnologie, welche die Existenz eines entwickelten Kategoriesystems der Hersteller und Nutzer der Keramik impliziert, das sicherlich auch in starkem Maße mit einer funktionellen Differenzierung einhergeht. Bevor die Chronologie des Materials diskutiert werden kann, gilt es in den folgenden Kapiteln, eine entsprechende Klassifikation der Verzierungen vorzunehmen.

VER ZIERUNGEN

Systematik der Klassifikation von Keramikverzierungen in der Feinaufnahme

Die Klassifikation der Verzierungen erfolgte in der Feinaufnahme mittels einer hierarchisch aufgebauten, vierstufigen Systematik mit den Ebenen

Tab. 73. Kontingente der numerischen Kodierung von Verzierungsmotiven (Mo), Verzierungs-motivgruppen (MoG), Verzierungsmustern (M) und Verzierungsmustergruppen (MG).

Kodierung Verzierungsart Untergruppen

001–099 Linien, Kanneluren100–199 Bänder200–299 Flächen300–399 eingetiefte Elemente400–499 Leisten und plastische Rand-

gestaltungen500–599 plastische Elemente Einzelelemente, Doppelelemente, Gruppen,

Reihen600–699 Spiralen700–799 Barbotine

1000–1001 sonstiges (Zeichen)

203

Verzierungssystem, Verzierungsmuster, Verzierungsmotiv und Verzie-rungselement (siehe S. 172 Abb. 82). Die unterste Gruppierungsebene stellen Verzierungselemente dar, die die kleinsten Bestandteile einer De-koration wie einen Einstich, einen Stempel, eine Linie oder eine plastische Applikation bezeichnen, die in einer bestimmten Verzierungstechnik aus-geführt worden sind.

Aus einen oder mehreren Verzierungselementen konstituieren sich Ver-zierungsmotive, die zum Beispiel eine bestimmte Art einer plastischen Dekoration, die Form und Ausführung eines Bandes oder einer geome-trischen Fläche beschreiben. Verzierungsmotive wurden in sieben Haupt-gruppen unterteilt: Dies sind Linien und Kanneluren, Bänder, Flächen, ein-getiefte Elemente, Leisten, Applikationen und Barbotine, die entsprechend von Tabelle 73 numerisch kodiert wurden.

Da es in einigen Fällen aufgrund der Fragmentierung des Materials zu einer ungenauen Klassifikation von Verzierungsmotiven gekommen war, war vor dem Beginn der Auswertung eine Bereinigung der Systematik er-forderlich. Diese wurde durch sogenannte Verzierungsmotivgruppen be-werkstelligt, in denen zum Teil mehrere Verzierungsmotive zusammenge-fasst wurden (siehe Anhang 14).

Die nächst höhere Ebene der Klassifizierung von Verzierungen stellen Verzierungsmuster dar. Verzierungsmuster sind entsprechend Verzie-rungsmotiven kodiert und beschreiben die spezifischen Muster, die aus den jeweiligen Motiven gebildet werden. Ähnlich wie bei Verzierungsmoti-ven wurde nachträglich eine Neubewertung der Muster vorgenommen, die in der Projektdatenbank als Verzierungsmustergruppen integriert wurden (siehe Anhang 15).

Übergeordnet sind Verzierungssysteme, die mehrere an einem Gefäß vorkommende Muster beschreiben und die oberste Klassifikationsebene darstellen. Innerhalb der Projektdatenbank sind gesonderte Tabellen für diese Ebene nicht erforderlich, da die Musterkombinationen abgefragt werden können.

Sowohl auf den Klassifikationsebenen von Motiven als auch jenen von Mustern wurden jeweils Daten zu dem Anbringungsort, der Größe und der Ausrichtung von Verzierungen erhoben. Aufgrund der Fragmentie-rung des Materials war es in vielen Fällen nicht möglich, Informationen zu allen Klassifikationsebenen aufzunehmen. Häufig endete die Klassifikation bereits auf der Ebene von Verzierungsmotiven, da die Anordnung der Mo-tive zueinander und damit die Muster nicht identifizierbar waren. Bei der Klassifikation aufgrund von Zeichnungen entfiel auch die Klassifikation von Verzierungselementen und Verzierungstechniken, wenn eine konkrete Ansprache nicht möglich war.

Klassifikation von Verzierungen in der Grobaufnahme

Die Klassifikation von Verzierungen unterlag während der unterschiedli-chen Grabungskampagnen einer Entwicklung. Während der Kampagnen 2002 und 2004 wurde das Fundmaterial auf Datenblättern beschrieben. Von Einzelfunden und ausgewählten Sammelfunden wurden Skizzen an-gefertigt, die in der Regel eine nachträgliche Klassifikation und damit eine Anpassung an die spätere Systematik erlauben.

Mit der Einführung der Projektdatenbank im Rahmen der Kampa-gne 2005, während der eine wesentlich größere Fundmenge als in den vorangegangenen Grabungen anfiel, wurde erstmals eine normalisierte Klassifikation von Verzierungen vorgenommen, die auf besonders häufig vorkommende Verzierungen bzw. unterschiedliche Verzierungstechni-ken fokussiert war (Tab. 74). Dieses Klassifikationssystem erwies sich al-

204

lerdings insbesondere in Bezug auf die Differenzierung von geritzten und eingestochenen Flächen und Bändern als unzureichend.

Deshalb erfolgte vor der Grabungskampagne 2008 eine Anpassung des Aufnahmesystems. Dabei wurde das für die Feinaufnahme entwickelte Klassifikationssystem in stark vereinfachter Form auf die Grobaufnahme übertragen. Die neue Systematik sah zusätzlich zu den bereits bestehenden Kategorien Angaben zu Mustern bzw. Verzierungsarten vor (Tab. 75). Im Ergebnis ermöglicht die Systematik sowohl die Klassifikation von Verzie-rungsarten als auch von Verzierungstechniken. Soweit wie es anhand der Funddokumentation rekonstruierbar war, wurde das Material der älteren Grabungskampagnen nachträglich nach dieser neuen Verfahrensweise klassifiziert. Damit können anhand der Grobaufnahme Verteilungen von Verzierungen einer statistisch repräsentativen Stichprobe untersucht wer-den. Andererseits liegen mit der Feinaufnahme zu einer sicherlich nur par-tiell repräsentativen Stichprobe umfangreiche Detailinformationen zu den unterschiedlichen Verzierungen vor.

Verzierungselemente und Verzierungstechnik

Insgesamt wurden an dem Keramikmaterial aus spätneolithischen Siedlun-gen des Visokobeckens 49 verschiedene Verzierungselemente unterschieden, die mittels 21 verschiedener Techniken ausgeführt wurden (Tab. 76–77).

Verzierungsmotive

Es wurden 218 Verzierungsmotive unterschieden, die später zu 132 Ver-zierungsmotivgruppen bereinigt wurden (Tab. 78; Abb. 96–102; siehe An-hang 14).

Die beschriebenen Verzierungsmotive treten mit unterschiedlicher Häufigkeit auf. In Okolište kommen 21 Motive nur einmal vor während 18 Motive mehr als 20-mal beobachtet wurden. Am häufigsten sind die Motive MoG 402 (322-mal), MoG 101 (132-mal), MoG 102 (85-mal), MoG 515 (71-mal), MoG 205 (65-mal) und MoG 510 (61-mal). In Okolište stellen Leisten (23 %), Bänder (22 %), Flächen (12 %) und plastische Einzelelemente die häufigsten Verzierungsarten dar (Tab. 79). Zu anderen Fundstellen be-stehen teils erhebliche Unterschiede, die gesondert zu diskutieren wären.

Tab. 74. Klassifizierung von Verzierungenin der Grobaufnahme von 2005–2007.

Verzierungskategorien

RitzungEinstichStempelKannelurRandkniffungKnubbenplastische OrnamentikTierkopfplastische LeisteGlättmusterBemalungDurchbohrung

Tab. 75. Verzierungsarten der Grobaufnahme.

Verzierungsarten

BänderFlächenplastische RandgestaltungReihe eingetiefter ElementeReihe plastischer Elemente plastisches EinzelelementGruppe plastischer Elementeplastische LeisteKannelurSpiralen

205

Tab. 76. Beschreibung von Verzierungselementen auf Keramik aus spätneolithischen Siedlun-gen des Visokobeckens.

Nr. Beschreibung

01 Linie, gerade, durchlaufend02 Linie, leicht gebogen, durchlaufend03 Linie, stark gebogen, durchlaufend04 Linie, scharf gebogen (abknickend), durchlaufend05 Linie, gerade, kurz06 Rille, gerade oder gebogen, durchlaufend07 Kannelur, riefenlinienartig08 Linie, gebogen, kurz09 Linie aus kleinen Stempeln10 Einstich, gerade, rund11 Einstich, gerade, quadratisch oder eckig12 Einstich, schräg, mit Kern (mit hohlem Gerät ausgeführt)13 Einstich, schräg, lanzettförmig14 Einstich, gerade, Reihe (mit Kamm ausgeführt)15 Einstich, schräg, rund20 Eindruck, rund, flach21 Eindruck, oval, flach22 Eindruck, langoval, flach23 Eindruck, parallele Seiten (an Leisten)24 Fingertupfen25 Stempel, rund, senkrechte Wände26 Stempel, langoval, tendenziell rechteckig 27 Ausschabung, tendenziell rechteckig28 Fingertupfen29 Stempel, quadratisch30 Einschnitt, gerade31 Einschnitt/Fingernageleindruck, gebogen32 Kerbe/Einstich, schlank kornförmig mit spitzen Enden33 Kerbe, halbkreisförmig40 Knubbe, rund, flach41 Knubbe, rund, hoch42 Knubbe, oval bis langoval43 Rippe44 Absatz (entsteht an der Grenze von Ausschabungen um plastische Spiralen)45 Knubbe, abgeflacht oder eingedellt46 Kreisstempel50 plastische Leiste (Grundform), gerade, halbrunder Querschnitt51 plastische Leiste (Grundform), gerade, runder Querschnitt52 plastische Leiste (Grundform), gebogen, runder oder halbrunder Querschnitt53 plastische Leiste (Grundform), gerade, dreieckiger Querschnitt54 plastische Leiste (Grundform), gerade, lanzettförmiger oder oben abgerundeter

gestreckter Querschnitt55 „Bossen“, quadratisch, oben abgeflacht (Modifizierung von Leiste)56 „Bossen“, quadratisch, konkave Seiten, oben abgeflacht oder gerundet (Modifizierung

von Leiste)58 „Bossen“, langgestreckt (quer zur Richtung der Leiste)59 plastische Applikation in Form eines Hornviehs60 Fingertupfen, der vom nächsten überlagert wird61 Applikation sonstige62 Stierbuckel

206

Tab. 77. Okolište. Verzierungstechniken und ihre relative Häufigkeit bezogen auf die Anzahl verzierter Keramikeinheiten soweit bei diesen Verzierungselemente erfasst wurden (Stichpro-bengröße n=1158), Mehrfachzählungen möglich (Anteile gerundet).

Verzierungstechnik Anzahl (n) Anteil (%)

Applikation 603 34Bemalung nach Brand 12 1Bemalung vor Brand 3 0,2Eindrücke mittels stabförmigem abgerundetem Gerät 172 10Einstiche, einzeln, flaches abgerundetes Gerät 20 1Einstiche, einzeln, hohles Gerät 2 0,1Einstiche, einzeln, spitzes Gerät 91 5Einstiche mit mehrzinkigem Gerät 8 0,5Fingerkniffung 119 7Fingernagel 48 3Fingertupfen 225 13Hohlbohrer (Röhrenknochen) 1 0,1Kerben, eingeschnitten 6 0,3Kerben, eingeschrappt 3 0,2kurze Linie mit spitzem Gegenstand gezogen 4 0,2Modellierung (aus Material des Topfes) 26 2Relief 12 1Riefenlinie 348 20Ritzlinie 52 3Rollrädchen? 1 0,1

Tab. 78. Bezeichnung und Beschreibung von Verzierungsmotivgruppen (MoG) auf Keramik aus spätneolithischen Siedlungen des Visokobeckens (siehe S. 210 ff. Abb. 96–102).

Linien Beschreibung

MoG 001 Einzellinie umlaufendMoG 002 Doppellinie umlaufendMoG 003 Wellen- oder ZickzacklinieMoG 004 Liniengruppe (Kanneluren) MoG 005 durchgestrichene Liniengruppe (möglicherweise Zeichen)MoG 006 Flächenfüllung mit parallelen ZickzacklinienMoG 007 Girlanden mit Kreistempel (adriatisch)MoG 008 parallele Linien mit weitem Abstand füllen FlächeMoG 009 kurze schräge Linien unter horizontaler LinieMoG 010 Kanneluren, schmal, Grate verrundetMoG 011 Kanneluren, schmal, Riefen mit ZwischenraumMoG 012 Kanneluren, breit, GrateMoG 013 Girlanden aus LinienMoG 014 Kanneluren, breit mit ZwischenstegMoG 015 Gruppe umlaufender Linien

Bänder Beschreibung

MoG 100 Band, leerMoG 101 Band, Einstiche/Stempel, regelmäßig angeordnet, BegrenzungMoG 102 Band, Einstiche/Stempel, locker, ungeordnet, BegrenzungMoG 103 Band, Einstiche/Stempel, dicht, ungeordnet, BegrenzungMoG 104 Band, Schuppen, dicht, BegrenzungMoG 105 Band, Einstiche/Stempel, regelmäßig, ohne BegrenzungMoG 106 Band, Schuppen, dicht, ohne Begrenzung

207

Tab. 78. Fortsetzung. Bezeichnung und Beschreibung von Verzierungsmotivgruppen (MoG) auf Keramik aus spätneolithischen Siedlungen des Visokobeckens (siehe S. 210 ff. Abb. 96–102).

Bänder Beschreibung

MoG 107 Band, Längsschraffur (dünn), flüchtig, BegrenzungMoG 108 Band, Längsschraffur (dünn), flüchtig, ohne BegrenzungMoG 109 Band, schraffiert, BegrenzungMoG 110 Band, schraffiert, Richtungswechsel, BegrenzungMoG 111 Band, FischgrätmusterMoG 112 Band, aus Einschnitten, quer angeordnet ohne BegrenzungMoG 113 Band, adriatischMoG 114 Band, parallele Linien gleicher Breite und TiefeMoG 115 Band, Stempel blätterförmig angeordnet, mit oder ohne „Stängel“MoG 116 Band, Fischgrätmuster, unterbrochenMoG 117 Band, Linien aus Eindrücken

Flächen Beschreibung

MoG 200 Dreieck, leerMoG 201 Dreieck, Einstiche/Stempel, locker, ungeordnet, BegrenzungMoG 202 Dreieck, Schuppen, dicht, BegrenzungMoG 203 Dreieck, Einstiche/Stempel, regelmäßig, BegrenzungMoG 204 Dreieck, Einstiche/Stempel, regelmäßig, ohne BegrenzungMoG 205 Dreieck, schraffiert, locker, mit BegrenzungMoG 206 Dreieck, fächerförmig, ohne BegrenzungMoG 207 Quadrat, leerMoG 208 Quadrat, schraffiert, locker, mit BegrenzungMoG 209 Quadrat, Schuppen, dicht, BegrenzungMoG 210 Rhombus, leerMoG 211 Rhombus, Einstiche/Stempel, locker, ungeordnet, BegrenzungMoG 212 Rhombus, schraffiert, locker, BegrenzungMoG 213 Rhombus, schraffiert, (dünn), flüchtig, BegrenzungMoG 214 Rhombus, Einstiche/Stempel, locker, regelmäßig ohne BegrenzungMoG 215 Parallelogramm, leerMoG 216 Parallelogramm, schraffiert, locker, BegrenzungMoG 217 Girlanden, florale Motive, schraffiert, BegrenzungMoG 218 Fläche, schraffiert mit ZickzacklinienMoG 219 Girlanden, florale Motive, Einstiche/Eindrücke, dicht, ohne BegrenzungMoG 220 Quadrat, einstich-/eindruckverziertMoG 221 Rhombus, Einstiche/Stempel, regelmäßig, BegrenzungMoG 222 Dreieck, mit Punkt in der MitteMoG 223 Dreieck, mit KreuzMoG 224 Rhombus, Einstiche/Stempel, dicht, regelmäßig, BegrenzungMoG 225 Dreieck, dünn schraffiert, dicht, flüchtig, BegrenzungMoG 226 FlechtwerkMoG 227 Parallelogramm: Einstiche/Stempel, geordnet, BegrenzungMoG 228 Dreieck, fächerförmig schraffiert, mit BegrenzungMoG 229 Dreieck, dicht schraffiert, Bestandteil von BandmusterMoG 230 Dreieck, gemalt mit RahmungMoG 231 flächige BemalungMoG 232 Abdruckzier mit dreieckigen EinstichenMoG 233 Abdruckzier mit Einstichen, Kerben

208

Tab. 78. Fortsetzung. Bezeichnung und Beschreibung von Verzierungsmotivgruppen (MoG) auf Keramik aus spätneolithischen Siedlungen des Visokobeckens (siehe S. 210 ff. Abb. 96–102).

Eintiefungen Beschreibung

MoG 301 Reihe, senkrechte kurze Striche oder StempelMoG 302 Reihe, FingernageleindrückeMoG 303 Reihe, Einstiche (rund od. eckig) oder runde/ovale EindrückeMoG 304 Reihe, Fingertupfen/-eindrückeMoG 305 Reihe, halbrunde KerbenMoG 306 Reihe, Fingertupfen, einander überlagerndMoG 307 Reihe, schräge kurze Striche oder StempelMoG 308 Reihe, KerbenMoG 309 KreisstempelMoG 310 unterbrochene Reihe senkrechter StricheMoG 311 Reihe, quadratische StempelMoG 312 Reihe längs angeordneter länglicher Einstiche

Leisten Beschreibung

MoG 400 Leiste, appliziert, glattMoG 401 Leiste, herausmodelliert, glattMoG 402 Leiste, FingertupfenMoG 403 Leiste, parallele EindrückeMoG 404 Leiste, FingernageleindrückeMoG 405 Leiste, bogenfriesförmigMoG 406 Randleiste, FingertupfenMoG 407 Leiste, wellenförmigMoG 408 plastische Randgestaltung, gekerbtMoG 409 plastische Randgestaltung, wellenförmigMoG 410 plastische Randgestaltung, parallele EindrückeMoG 411 plastische Randgestaltung, FingertupfenMoG 413 Randgestaltung durch Kerben/kurze StricheMoG 414 Leiste, dreieckiger Querschnitt, KerbenMoG 415 Leiste, dreieckiger Querschnitt, bogenfriesförmigMoG 416 Leiste, gerade, dreieckiger Querschnitt, schräge EinschnitteMoG 417 Leiste, ovale Stempel übereinanderMoG 418 Leiste, halbrunder Querschnitt, ovale Stempel

Applikationen Beschreibung

MoG 501 Einzelelement, runde Knubbe, oben rundMoG 502 Einzelelement, runde Knubbe, spitz zulaufendMoG 503 Einzelelement, ovale Knubbe, oben rundMoG 504 Einzelelement, runde Knubbe, groß, leicht eingedelltMoG 505 Einzelelement, StierbuckelMoG 506 LeistenstückMoG 507 Einzelelement, tief eingesattelte KnubbeMoG 508 Einzelelement, Knubbe mit tiefer MuldeMoG 509 Einzelelement, stilisierter TierkopfMoG 510 Doppelelement, Doppelknubbe, rund, engMoG 511 Doppelelement, Doppelknubbe, rund, weitMoG 512 Doppelelement, Doppelknubbe, oval, horizontalMoG 513 Gruppe, RippenMoG 514 Gruppe, ovale KnubbenMoG 515 Reihe, runde Knubben

209

Tab. 78. Fortsetzung. Bezeichnung und Beschreibung von Verzierungsmotivgruppen (MoG) auf Keramik aus spätneolithischen Siedlungen des Visokobeckens (siehe S. 210 ff. Abb. 96–102).

Applikationen Beschreibung

MoG 516 Reihe, ovale KnubbenMoG 517 HenkelattrappeMoG 518 Einzelelement, große flach ansteigende Knubbe rund oder leicht ovalMoG 519 Einzelelement, viergliedrig, tief eingesatteltMoG 520 Dreiergruppe Knubben, dreieckig angeordnetMoG 521 Gruppe übereinander angeordneter KnubbenMoG 523 Einzelelement, Knubbe, groß, rund, hoch, kegelförmig, abgesetztMoG 524 Einzelelement, Knubbe, klein, rechteckigMoG 525 gebogene, langovale, „wurmförmige“ Applikation

Spiralen Beschreibung

MoG 601 Spiralen, plastischMoG 602 Spiralen, geritzt, einfachMoG 603 Spiralen, Bandspirale leer, eingebunden in SchraffurMoG 604 Spiralen, Bandspirale leer, eingebunden in Flächen mit Einstichen/Ein-

drückenMoG 605 rhombische MäanderMoG 606 Mäanderhaken, geritzt

Barbotine Beschreibung

MoG 701 Schlickrauung, unorganisierte BrockenMoG 702 Schlickrauung, parallele Bahnen

Zeichen Beschreibung

MoG 1000 Zeichen

Tab. 79. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Relative Häufigkeit (in %) von Verzierungsmo-tivgruppen (vereinfacht) in der Stichprobe der Feinaufnahme jeweils bezogen auf die Gesamt-zahl von Verzierungsmotiven innerhalb einer Fundstelle (Anteile gerundet).

Verzierungsmotivgruppe Oko Kun Zag

Linien 1 2 2Linien, zickzackförmig, füllen Fläche 1 – –Linien, parallel, füllen Fläche 1 1 1Kanneluren 1 3 9Linien, Girlanden 0,1 – 1Zeichen (?) 0,1 – –Bänder 22 17 2Flächen 12 12 3Eintiefungen flächig 0,1 – –Reihen eingetiefter Elemente 9 8 16Leiste 23 13 31plastische Randgestaltung 5 14 7plastisches Einzelelement 11 27 16plastisches Doppelelement 7 2 7Gruppe plastischer Elemente 1 – 1Reihen plastischer Elemente 4 2 2Spiralen 3 1 2Barbotine 0,2 – 1

210

MoG 001 MoG 002 MoG 003 (M 009) MoG 003 (M 010) MoG 004

MoG 004 MoG 005 MoG 006 MoG 007 MoG 008

MoG 009 MoG 010 MoG 012 MoG 013MoG 011

MoG 014 MoG 015

MoG 100 MoG 101 MoG 102 MoG 103 MoG 104

MoG 105 MoG 106 MoG 107 MoG 108 MoG 109

MoG 109 MoG 110 MoG 111 MoG 111 MoG 112

MoG 113 MoG 114 MoG 115 MoG 115 MoG 116

MoG 117

Abb. 96. Verzierungsmotivgruppen MoG 001–015 (Linienmotive). o.M.

Abb. 97. Verzierungsmotivgruppen MoG 100–117 (Bandmotive). o.M.

211

MoG 200 MoG 201 MoG 202 MoG 203 MoG 204

MoG 205 MoG 205 MoG 206 MoG 207 MoG 208

MoG 209

MoG 215 MoG 216 MoG 216 MoG 217

MoG 217 MoG 219 MoG 220 MoG 221 MoG 222

MoG 223 MoG 224 MoG 225

MoG 210 MoG 211 MoG 212 MoG 213

MoG 214

MoG 226 MoG 227

MoG 229 MoG 230 MoG 231 MoG 232 MoG 233

MoG 300

MoG 306 MoG 307 MoG 308 MoG 309

MoG 310 MoG 311 MoG 312

MoG 301 M 302 MoG 303 MoG 304

MoG 305

Abb. 98. Verzierungsmotivgruppen MoG 200–227 (Flächenmotive). o.M.

Abb. 99. Verzierungsmotivgruppen MoG 229–233 (Flächenmotive) und MoG 300–312 (ein-getiefte Motive). o.M.

212

MoG 400 MoG 401 MoG 402 (M 410) MoG 402 (M 411) MoG 403 (M 413)

MoG 403 (M 414) MoG 404 MoG 405 MoG 406 MoG 407

MoG 408 MoG 410 MoG 411 MoG 413

MoG 414

MoG 409

MoG 416 MoG 417 MoG 418

MoG 501 MoG 502 MoG 503 MoG 504 MoG 505

MoG 506 MoG 507 MoG 508 MoG 509 (M561) MoG 509 (M 560)

MoG 509 (M 562) MoG 509 (580) MoG 510 MoG 510

MoG 511 MoG 511 MoG 512 MoG 512 MoG 513

MoG 514 MoG 515 MoG 516MoG 516 MoG 517

MoG 509 (M 563)

MoG 518 MoG 519 MoG 521MoG 520 MoG 522

Abb. 100. Verzierungsmotivgruppen MoG 400–418 (Leisten und plastische Randgestal-tungen). o.M.

Abb. 101. Verzierungsmotivgruppen MoG 501–522 (plastische Motive). o.M.

213

MoG 602 MoG 603 MoG 604 MoG 605

MoG 606

MoG 701 MoG 702

MoG 1000 (M 005) MoG 1000 (M 011)

MoG 601

MoG 524 MoG 525MoG 523

Abb. 102. Verzierungsmotivgruppen MoG 523–525 (plastische Motive), MoG 601–606 (Spiralen), MoG 701–702 (Barbotine) und MoG 1000 (Zeichen?). o.M.

Verzierungsmuster

Auf Musterebene wurden 103 Verzierungsmuster unterschieden, die zu 47 Verzierungsmustergruppen zusammengefasst wurden (Tab. 80; Abb. 103–104; Anhang 15).

Die relative Häufigkeit unterschiedlicher Verzierungsmuster entspricht weitgehend jener von Verzierungsmotiven (Tab. 81). Der Vergleich mit den Ergebnissen der Grobaufnahme zeigt, dass in der Stichprobe der Fein-aufnahme zum Beispiel Bänder und plastische Einzelelemente über- und Leisten unterrepräsentiert sind (Tab. 82). Reale Unterschiede bestehen al-lerdings zwischen den unterschiedlichen Fundstellen des Visokobeckens.

Verzierungssysteme

In der Stichprobe der Feinaufnahme aus Okolište waren 125 Gefäßein-heiten mit Kombinationen aus mehreren Verzierungsarten dekoriert, was etwa 6 % der verzierten Keramikeinheiten entspricht. Bezogen auf die vollständigen Gefäße dürfte dieser Wert allerdings nicht als repräsenta-tiv anzusehen sein. In Tabelle 83 ist die Häufigkeit der Kombinationen zusammengestellt, wobei allerdings aus Gründen der Übersichtlichkeit die wenigen Fälle, in denen mehr als zwei Verzierungsarten zusammen

214

Tab. 80. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Bezeichnung und Beschreibung von Verzie-rungsmustergruppen (MG) auf Keramik (siehe S. 215 f. Abb. 103–104).

Linien Beschreibung

MG 001 Linien, gerade, einfach oder doppeltMG 002 Linien, gerade, mehrfachMG 003 Linien, wellenförmig, einfachMG 004 Linien, Zickzack, füllen FlächeMG 005 KannelurenMG 006 Linien, GirlandenMG 007 Linien, zickzackförmig, einzelnMG 008 Linie, von kurzen Linien gekreuztMG 009 Linien, parallel, füllen Fläche

Bänder Beschreibung

MG 101 Bandmuster, linear Zickzack oder Rhomben MG 102 Bandmuster, EinzelbandMG 103 Bandmuster, linear ungeordnetMG 104 Bandmuster, RhombenMG 105 Bandmuster, Zickzack (mehrfaches Winkelband)MG 106 Bandmuster, parallele BänderMG 107 Bandmuster, MäanderMG 108 Bandmuster, GirlandenMG 109 Rautenbänder

Flächen Beschreibung

MG 201 Flächenmuster, SchachbrettMG 202 Flächenmuster, RhombenMG 203 Flächenmuster, Dreieckreihen einfachMG 204 Flächenmuster, Dreiecke gestapeltMG 205 Flächenmuster, Dreiecke freigestelltMG 206 Flächenmuster, adriatischMG 207 Flächenmuster, ParallelogrammeMG 208 Flächenmuster, FlechtwerkMG 209 Flächenmuster, leeres Zickzackband zwischen DreieckenMG 210 flächige BemalungMG 211 „Pflanzenmuster“

Eintiefungen Beschreibung

MG 301 Reihen eingetiefter Elemente, durchlaufendMG 302 Reihen eingetiefter Elemente, unterbrochenMG 303 eingetiefte Elemente, flächig

Leisten Beschreibung

MG 401 Leisten, gerade, horizontalMG 402 Leisten, gebogenMG 403 plastischer Rand

Applikationen Beschreibung

MG 501 Reihen plastischer ElementeMG 502 plastische EinzelelementeMG 503 RippenMG 504 Gruppe plastischer Elemente

215

MG 001 MG 002 MG 003 MG 004 MG 005

MG 006 MG 007 MG 008 MG 009 MG 101

MG 107 MG 201 MG 202

MG 203 MG 204 MG 205 MG 206 MG 207

MG 102 MG 103 MG 104 MG 105 MG 106

?

?

MG 108 MG 109

MG 208 MG 210MG 209 MG 211

Abb. 103. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Schematische Darstellung der Verzierungs-mustergruppen MG 001–211. o.M.

Spiralen Beschreibung

MG 601 Spiralen, Zentralmotiv freistehendMG 602 Spiralen, Zentralmotiv, eingebunden in BänderMG 603 Spiralen, aneinandergereiht (Mäander)MG 604 Spiralen, BandspiralenMG 605 Spirale, in Schraffur eingebunden (Danilo)MG 606 Spirale, rhombischer Mäander

Barbotine Beschreibung

MG 701 Schlickrauung (Barbotine)

Zeichen Beschreibung

MG 1000 Zeichen

Tab. 80. Fortsetzung. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Bezeichnung und Beschreibung von Verzierungsmustergruppen (MG) auf Keramik (siehe Abb. 103–104).

216

MG 301 MG 302

MG 401 MG 402 MG 403

MG 501

MG 601 MG 602 MG 603 MG 604 MG 605

MG 502 MG 503

MG 606

MG 303

MG504

MG 303

MG 701

Abb. 104. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Schematische Darstellung der Verzierungs-mustergruppen MG 301–701. o.M.

Tab. 81. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Relative Häufigkeit (in %) von zusammenge-fassten Verzierungsmustergruppen (Verzierungsarten) in der Stichprobe der Feinaufnahme, Mehrfachzählungen möglich.

Verzierungsmustergruppe Oko Kun Zag

Linien 1 2 3Linien, Zickzack, füllen Fläche 1 – –Kanneluren 1 3 8Girlanden 0,2 – 1Linien parallel, weiter Abstand 1 1 1Zeichen 0,1 – –Bänder 21 13 2Flächen 9 11 2Reihen eingetiefter Elemente 9 8 15eingetiefte Elemente, flächig 0,3 – –Leisten 24 13 34plastische Randgestaltung 5 16 6Reihen plastischer Elemente 4 4 2plastische Einzelelemente 20 28 22Gruppe plastischer Elemente 1 – 1Spiralen 3 1 2Barbotine 0,2 – 1

217

vorkommen, in der Aufstellung nicht berücksichtigt sind. Besonders oft treten Bänder, Flächen, Leisten, plastische Einzelelemente und plastische Randgestaltungen in Kombination mit anderen Verzierungsarten auf. Be-sonders charakteristisch sind beispielsweise die Kombination von Bändern und Flächen mit einzelnen plastischen Applikationen, plastische Randge-staltungen und einzelne plastische Applikationen sowie Leisten und plas-tische Randgestaltungen.

Tab. 82. Okolište, Kundruci, Zagrebnice und Donje Moštre. Relative Häufigkeit (in %) von Verzierungsarten nach der Grobaufnahme bezogen auf die Anzahl von Datensätzen, Mehr-fachzählungen möglich (Datentabelle siehe Anhang 20).

Verzierungsart Oko Kun Zag Dom

Kanneluren 2 9 6 43Bänder 17 11 4 3Flächen 8 12 6 3Reihen eingetiefter Elemente 5 23 17 15Leisten 35 17 32 9plastische Randgestaltung 8 6 9 7plastische Einzelelemente – – – –Gruppen plastischer Elemente 15 19 22 17Reihen plastischer Elemente 8 3 5 3Spiralen 1 0,2 0,5 0,3Barbotine 0,1 – – –

Tab. 83. Okolište. Häufigkeit von Kombinationen mehrerer Verzierungsmuster (vereinfacht) in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Lini

enLi

nien

, Zic

kzac

k, F

läch

enfü

llung

Lini

en, p

aral

lel,

wei

ter A

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tisch

er E

lem

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plas

tisch

e Ei

nzel

elem

ente

Spir

ale

Linien . . . . . 9 3 1 . . 1 . . 2 1Linien, Zickzack . . . . . 3 . 1 . . . . 1 .Linien, parallel . . . . . . . . . 1 . 1 .Girlanden . . . . . 1 . . . . . .Kanneluren . . . . . . . . . 1 .Zeichen . . . . . 2 . . . .Bänder 18 2 4 . . 1 1 8 2Flächen 3 2 . . . . 4 1Bemalung flächig . 1 . . . 2 .Reihe eingetiefter Elemente . 7 1 . 10 1eingetiefte Elemente, flächig . . . 1 .Leisten 12 . 5 .plastische Randgestaltung . 15 .Reihe plastischer Elemente 2 .plastische Einzelelemente 3Spirale

218

Verzierungen und Waren

Die unterschiedlichen Verzierungsmuster weisen in vielen Fällen relativ klare Korrelationen mit bestimmten Waren auf (Tab. 84). Vorzugsweise an feinkeramischen Gefäßen wurden flächige rote Bemalung, Kanneluren, Bänder, Flächen, eingetiefte Elemente (flächig), Reihen plastischer Elemen-te, Gruppen plastischer Elemente und Spiralen angebracht. Schwerpunkt-mäßig an mittelfeiner Ware treten Linien, Girlanden und Barbotine auf. Mehrheitlich mit grober Ware assoziiert sind Reihen eingetiefter Elemen-te, Leisten und plastische Randverzierungen.

Tab. 84. Okolište. Korrelation von Verzierungsmustern (vereinfacht) und Warenarten (ver-einfacht) in der Stichprobe der Feinaufnahme (in %, Anteile gerundet; Datentabelle siehe Anhang 21).

Warenart

Verzierungsmuster grob mittelfein fein

Linien 18 46 36Linien, Flächenfüllung 30 30 40Girlanden – 75 25Kanneluren 6 17 78Bänder 18 19 63Flächen 17 22 61Bemalung, flächig – – 100Reihen eingetiefter Elemente 68 20 12eingetiefte Elemente, flächig – 25 75Leisten 82 16 2plastischer Rand 81 16 3Reihe plastischer Elemente – 4 96Gruppe plastischer Elemente – 33 67plastische Einzelelemente 38 15 46Spiralen 9 23 67Barbotine 25 75 –

Tab. 85. Okolište. Absolute und relative Häufigkeit von Anbringungsorten von Verzierungs-mustern in der Stichprobe der Feinaufnahme (Anteile gerundet).

Musterposition Anzahl (n) Anteil (%)

außen am Rand 209 17unter dem Rand 461 38oben auf dem Rand 64 5Hals 46 4Hals/Schulter 9 1Bauch 225 18Rand/Hals 1 0,1Schulter 133 11Schulter/Bauch 28 2Unterteil 43 4außen über Boden 1 0,1Bauch/Unterteil 4 0,3Fuß 1 0,1Innenseite 2 0,2Hals/Schulter/Unterteil 1 0,1Schulter/Unterteil 1 0,1

219

Anbringungsort von Verzierungen

Sechzehn verschiedene Anbringungsorte von Verzierungen wurden unter-schieden. In 96 % aller Fälle waren Verzierungen an der Hals-, Schulter- und Bauchzone angebracht (Tab. 85). Aufgrund der Fragmentierung des Materials sind Fälle sicherlich unterrepräsentiert, in denen mehrere Zonen eines Gefäßes verziert waren.

Die unterschiedlichen Verzierungsmuster bzw. -arten weisen vielfach charakteristische Anbringungsorte an den Gefäßen auf (Tab. 86). Bei-spielsweise sind Kanneluren in Okolište generell auf der Schulter (von Schüsseln) angebracht, während Leisten und Reihen plastischer Elemente sich meist auf eine Zone in Randnähe konzentrieren. Dagegen sind bei-spielsweise Spiralen vorzugsweise mit der Schulter- und Bauchzone von Gefäßen assoziiert, während sich die große Mehrheit von Reihen plasti-scher Elemente am Umbruch von Gefäßen befand. Nur in sehr seltenen Einzelfällen war dagegen das Innere von Gefäßen verziert.

Ausrichtung von Verzierungen

Sechs verschiedene Ausrichtungen von Verzierungsmotiven und Verzie-rungsmustern wurden unterschieden, die allerdings in hohem Maße von der Art des Motivs und des Gefäßfragments abhängig sind (Tab. 87). In den unterschiedlichen Siedlungen sind jeweils mehr als drei Viertel der

Tab. 86. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) des Anbringungsortes von Verzierungsmustern (vereinfacht) in der Stichprobe der Feinaufnahme; Zeilensumme jeweils 100 %.

Musterposition

Verzierungsmuster Inne

nsei

te

oben

auf

dem

Ran

d

auße

n am

Ran

d

unte

r dem

Ran

d

Rand

/Hal

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Hal

s

Hal

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hulte

r

Hal

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hulte

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nter

teil

Schu

lter

Bauc

h/U

nter

teil

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Schu

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Bauc

h

Schu

lter/

Unt

erte

il

Unt

erte

il

auße

n üb

er B

oden

Fuß

Linien 4 – – 39 – 22 – – 13 – 9 – – 13 – –Linien, zickzackförmig flächig – – – – – – 13 – 50 – – – – 25 – 13Linien, parallel, weiter Abstand – – – – – 67 – – – – 33 – – – – –Kanneluren – – – – – – – – 100 – – – – – – –Girlanden – – – – – – – – – – – 50 – 50 – –Zeichen – – – – – – – – – – – – – 100 – –Bänder – – 2 4 – 25 1 1 33 1 10 12 1 11 – –Flächen – – – 2 – 15 5 – 50 2 2 3 – 20 – –Bemalung flächig – – – – – 14 14 – – – – – – 71 – –Reihen eingetiefter Elemente – 1 59 37 – – – – – – 3 – – – – –eingetiefte Elemente, flächig – – – – – – – – 33 – 33 33 – – – –Leisten – – 15 83 – – 0,3 – 1 – 0,3 – – – – –plastischer Rand – 74 25 – 1 – – – – – – – – – – –Reihen plastische Elemente – – 10 8 – – – – 4 – 78 – – – – –plastische Einzelelemente – – 9 24 – – 0,4 – 7 0,4 56 2 – 2 – –Gruppe plastischer Elemente – – 15 8 – – – – 23 8 46 – – – – –Spiralen 6 – – – – 6 – – 44 – 6 38 – – – –Barbotine – – – – – – – – 100 – – – – – – –

220

Verzierungen horizontal ausgerichtet. Soweit Unterschiede erkennbar sind, resultieren diese aus chronologisch bedingten unterschiedlichen Häufigkeiten insbesondere von Band- und Flächenmotiven.

Verzierungen und Gefäßformen

Teilweise sehr klare Assoziationen bestehen zwischen Gefäßklassen und Verzierungsmustern (Tab. 88). Zum Beispiel kommen Bänder und Flä-chenmuster nahezu exklusiv (94 % und 87 %) an den Gefäßklassen E, HH, K sowie zugehörigen Körperformen vor. Kanneluren, Girlanden und Reihen plastischer Elemente sind vorzugsweise an Schalen/Schüsseln be-legt (100 %, 100 %, 82 %). Leisten und in geringerem Umfang auch Reihen eingetiefter Elemente sowie plastische Randgestaltungen treten schwer-punktmäßig an Töpfen auf (92 %, 65 %, 62 %). Insgesamt wird an diesen nur beispielhaft angeführten Fällen deutlich, dass hinsichtlich der Verzie-rung bestimmter Gefäßformen ein relativ klarer Kanon von Dekorations-arten bestand.

Tab. 87. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Absolute und relative Häufigkeit der Ausrich-tung von Verzierungsmotiven (Anteile gerundet).

Anzahl (n) Anteil (%)Motivausrichtung Oko Kun Zag Oko Kun Zag

hängend 53 1 – 5 2 –horizontal 883 47 77 75 77 87schräg/diagonal 155 12 5 13 20 6stehend 36 – – 3 – –ungeordnet 3 – – 0,3 – –vertikal 41 1 7 3 2 8

Tab. 88. Okolište. Korrelation von Verzierungsmustern (vereinfacht) und Gefäßklassen in der Stichprobe der Feinaufnahme (in %) nach Anzahl Keramikeinheiten (Anteile gerundet; Datentabelle siehe Anhang 22).

Gefäßklasse/-typengruppe Li

nien

Lini

en, w

eite

r Abs

tand

Kan

nelu

ren

Gir

land

en

Zei

chen

Bänd

er

Fläc

hen

Reih

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lem

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etie

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Elem

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fläc

hig

Leis

ten

plas

tisch

er R

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Reih

e pl

astis

cher

Ele

men

te

plas

tisch

e Ei

nzel

elem

ente

Gru

ppe

plas

tisch

er E

lem

ente

Spir

alen

Barb

otin

e

E 20 – – – – 14 31 10 – 1 6 – 6 – 16 –HH 20 50 – – – 27 19 1 – – 4 – – – 5 –K – – – – – 17 9 – – – – – – – 5 –Kö 25 50 – – – 36 28 4 67 1 2 4 12 9 53 –Ku – – – – – – 2 3 – – 8 – 1 – 5 –S 10 – 100 100 – 1 3 7 33 – – 82 54 36 5 –F – – – – – – 3 – – 0,3 – 1 1 – – –S-kalottenförm. 20 – – – – – 2 1 – 2 2 12 9 55 11 –S-konisch – – – – 100 1 – 8 – 4 17 – 2 – – –T – – – – – 2 – 65 – 92 62 – 16 – – 100T-Gieß – – – – – – – 1 – – – – 1 – – –Tr – – – – – 1 3 – – – – – – – – –

221

SONSTIGE KER AMIKOBJEK TE

Figurinen, bildliche Darstellungen an Gefäßen und Keramiktisch

Außer den genannten Füßen wurden in Okolište auch andere gefunden, die möglicherweise einen rituellen Charakter haben (Tab. 89). Neben an-thropomorphen und zoomorphen Figurinen sind dies insbesondere unter-schiedliche bildliche Darstellungen an Gefäßen und ein kleiner Tisch, der im Rahmen der Nutzung von Figurinen eine Rolle gespielt haben könnte (zur Deutung von Figurinen vgl. Hansen 2007).

Anthropomorphe Figurinen

Aus Okolište stammen insgesamt acht sichere und fünf unsichere anthro-pomorphe Figurinen (siehe Tab. 89; vgl. Hofmann/Hofmann 2013). In allen Fällen handelt es sich um Bruchstücke, die teilweise unterschiedli-che Größe, Stilistik und künstlerische Qualität aufweisen. In den meisten Fällen liegen die Figurinen als Fragmente vor (Tab. 90). Lediglich in einem Fall war ein Exemplar zu großen Teilen erhalten, bei dem allerdings auch das Unterteil fehlt (Taf. 53, 1).

Ausgehend von den Köpfen lassen sich die Figuren im Wesentlichen in drei Kategorien unterteilen. 1. Zwei Stücke besitzen kleine Köpfe mit einer Höhe zwischen 2–3 cm, ein

plastisch ausgearbeitetes Gesicht mit großer, stark vorspringender Nase und Knopfaugen (Taf. 42, 2; 68, 4). Mit einem langen Hinterkopf, einer Kinnpartie, einem hohen schlanken Hals und plastischen Augenbrauen ist das Exemplar aus Fläche 6 insgesamt detaillierter ausgearbeitet.

2. Ähnlicher Größe, doch hinsichtlich der Gestaltung der Kopfpartie gänzlich anders geartet, ist die Figurine aus Fläche 4 (Taf. 53, 1). Im Ge-gensatz zu den unter 1. beschriebenen Stücken verfügt die Figur über ein flaches nach oben gerichtetes Gesicht mit geraden Augenschlitzen und einer vergleichsweise kleinen Nase. An dem nicht ausgearbeiteten Hinterkopf sind durch senkrechte Ritzlinien Haare angedeutet. Der Körper der Figur weist abgesehen von kleinen Brüsten – die das Stück als Frauendarstellung ausweisen – und abgebrochenen Armen keinerlei Differenzierung auf.

3. Hinsichtlich der plastischen Ausarbeitung sicherlich eines der quali-tätvollsten Stücke stellte ursprünglich das Exemplar mit der Fundnum-mer 16309 aus Fläche 3 dar, dessen Gesicht allerdings abgeplatzt ist (Taf. 42, 1). Von den bereits beschriebenen Exemplaren unterscheidet es sich sowohl durch seine Größe als auch den Grad der Ausarbeitung von Details. Ausgehend von der Kopfgröße müsste das Fragment zu einer mindestens 20 cm hohen Figur gehört haben und damit doppelt so groß gewesen sein wie die anderen Exemplare. An dem Kopf ist mittels Rie-fenlinien eine asymmetrisch geschnittene Frisur mit einem Mittelschei-tel dargestellt. Überdies verfügte der Kopf über anmontierte Ohren, die allerdings abgefallen sind.

Sehr unterschiedlich sind auch die anderen Bruchstücke von Figurinen. Aus Fläche 7 stammt der Mittelteil einer sehr kleinen, doch recht detail-liert ausgearbeiteten Sitz(?)figur (Taf. 74, 2). Bruchstücke kleiner Beinchen mit ausgeformtem Fuß wurden in den Schichtenformationen Oko 3/2 und Oko 5/2 gefunden, die sicherlich ebenfalls zu kleinen Figuren gehören (Taf. 42, 3; 54, 19).

Teil eines größeren Exemplars dürfte hingegen ein gestrecktes Bein aus Schichtenformation Oko 6/3 sein (Taf. 68, 1). Das Stück weist an der Seite

222

Tab. 89. Okolište. Katalog von anthropomorphen und zoomorphen Figurinen, anthropomorphen und zoomorphen Applikationen an Gefäßen, Keramiktischchen sowie möglichen Rhytafragmenten.

Fundnummer Beschreibung Schichtenformation Schichtenverband Phase Tafel

anthropomorphe Figurinen (gesichert)15193 Kopf einer anthropomorphen Figurine 3/2 Weg Oko 3/SW 6 42, 216309 Kopf einer anthropomorphen Figurine 3/2 Haus Oko 06 6 42, 134287 Oberteil einer anthropomorphe Figurine 4/2 Haus Oko 31 9 53, 113131 Bein einer anthropomorphen Figurine 3/2 Haus Oko 02-03 6 42, 337111 Bein einer anthropomorphen Figurine 5/2 Kolluvium? 6 54, 1951401 Bein einer anthropomorphen Figurine 6/5 Schichtpaket Oko 6/2 3 68, 151912, 51914 Kopf einer anthropomorphen Figurine 6/3 Graben Oko 6/1 4 68, 461300 Mittelteil einer anthropomorphen Figurine 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 2/3 74, 2

anthropomorphe Figurinen (fraglich)33092 Beinfragment einer anthropomorphen Figurine (?) 4/2 Haus Oko 29 9 53, 334024 Arm einer anthropomorphen Figurine/Löffelchen (?) 4/1 Ackerhorizont 9 53, 263074 Unterteil einer anthropomorphen Figurine (?) 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 5/6 70, 2663407 Mittelteil einer anthropomorphen Figurine (?) 9/? ? ? 74, 141142 Bein einer anthropomorphen Figurine (?) 5/5 Graben Oko 5/orange 2. Stadium 2 75, 11

anthropomorphe Applikationen (Gesichter/Masken)21106 Applikation eines Gesichts/Maske an Gefäßwand 3/2 Haus Oko 08–09 6 36, 1035315 Modellierung eines menschlichen Gesichts an

einer Gefäßwand4/2 Gasse Oko 4/nw A 9 44, 6

anthropomorphe Applikationen (Hände)34269 Handhabe in Form einer menschlichen Hand 4/2 Haus Oko 31 9 48, 651220 Applikation in Form einer menschlichen Hand 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 6 58, 11

anthropomorphe Applikationen (Sonstige)52018 Appl. einer stark stilisierten menschlichen Figur (?) 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 6 58, 10

zoomorphe Figurinen52709 Rinderfigürchen 6/5 Grube Oko 6/24 3 68, 5

zoomorphe Applikationen17204 Applikation eines Bärenkopfes an eine Gefäßwand 3/2 Gasse Oko 3/B–C 6 37, 131636 Handhabe in Form einer Bärentatze 4/3 Schichtpaket Oko 4/1 8 48, 7

Tischchen41002 Tischchen 5/2 Oko 5/2 – undifferenziert 6 54, 18

Rhyta (fraglich)13194 Bein eines Rhytons (?) 3/2 Haus Oko 02–03 6 27, 918027 Bein eines Rhytons (?) 3/2 Weg Oko 3/NO 6 –32051 Bein eines Rhytons (?) 4/1 Ackerhorizont Oko 4 9 75, 533244 Bein eines Rhytons (?) 4/2 Gasse Oko 4/A–C 9 75, 733308 Bein eines Rhytons (?) 4/2 Haus Oko 29 9 75, 135179 Bein eines Rhytons (?) 4/2 Gasse Oko 4/nw A 9 75, 935265 Bein eines Rhytons (?) 4/2 Gasse Oko 4/nw A 9 75, 1036324 Bein eines Rhytons (?) 4/2 Haus Oko 30 9 75, 346010 Bein eines Rhytons (?) 5/3 Graben grün 4 54, 1451237, 511583 drei Beine eines Rhytons (?) 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 6 68, 252304 Henkel eines Rhytons (?) 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 3 75, 8511284 Bein eines Rhytons (?) 6/4 Haus Oko 40 3 75, 4521061 Bein eines Rhytons (?) 6/3 Graben Oko 6/1 4 67, 7521375 brotlaibförmiges Objekt (Rhytonhenkel?) 6/5 Grube Oko 6/24 3 68, 3

223

eine Abbruchkante auf, wo das zweite Bein montiert war. Oben verfügt es über eine Bohrung mit einer Tiefe von zwei Dritteln der Beinlänge, in der ein verkohltes Ästchen steckte. Offenbar diente diese Vorrichtung als Ar-mierung zur Befestigung des Beins am ursprünglich angarnierten Ober-teil. Entsprechende Bohrungen wurden auch an der Unterseite des Figuri-nenoberteils und eines möglichen Beinfragments aus Fläche 4 festgestellt (Taf. 53, 1.3).

Unsicherheit bezüglich der Frage, ob es sich um Teile von anthropomor-phen Figurinen handelt, besteht bei dem Teil eines Beines aus Schichten-formation Oko 5/5 (Taf. 75, 11), bei einem kleinen löffelförmigen Fragment aus Schichtenformation 4/1 (Taf. 53, 2) sowie bei zwei sehr ungewöhnli-chen Objekten aus Fläche 9 (Taf. 70, 26; 74, 1).

Anthropomorphe Applikationen an Gefäßen

Verhältnismäßig selten und insgesamt sehr individuell sind in Okolište an-thropomorphe Applikationen an Gefäßen (siehe Tab. 89). In zwei Fällen wurden Gesichter- bzw. Masken festgestellt (Taf. 36, 10; 44, 6). Möglicher-weise um eine ganze menschliche Figur handelt es sich bei einer Applika-tion aus Schichtenformation Oko 6/2 (Taf. 58, 10).

Abgesehen von den bereits genannten Gesichtern, sind in Okolište auch isolierte (?) Darstellungen von Händen belegt (Taf. 48, 6; 58, 11). In einem Fall ist eine Hand als Relief auf die Gefäßwand appliziert, im anderen han-delt es sich um eine handförmige Handhabe, an der mit Riefenlinien Finger sowie das Ornament eines Ärmels dargestellt sind.

Zoomorphe Figurinen

Ein Einzelstück in Okolište stellt eine kleine Rinderfigur aus Schichtenfor-mation Oko 6/4 dar (Taf. 68, 5). Die Hörner und Beine dieses Stückes sind abgebrochen. Ein etwas kleineres, doch generell vergleichbares Exemplar wurde an dem Fundplatz Zagrebnice gefunden (Müller-Scheessel u. a. 2010 b, Abb. 6)29.

Tab. 90. Okolište. Fragmentierung anthropomorpher Figurinen, differenziert nach sicher und unsicher identifizierbaren Exemplaren.

Fragmentierung sicher unsicher

Oberteil mit Kopf 1 –Unterteil – 1Mittelteil 1 1Köpfe 3 –Arme – 1Beine 3 2

29 Das Stück kam nicht bei den im Jahr 2008 an diesem Fundplatz durchgeführten Gra-bungen, sondern im Rahmen von Bauarbeiten an der unmittelbar benachbarten Auto-bahn zutage. Es wird derzeit von dem ehrenamtlichen Denkmalpfleger und Finder Ilhan Dervović (Visoko) aufbewahrt.

224

Tab. 92. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Häufigkeit von Keramikscheiben.

Typ Oko Dom Kun Zag

Durchbohrte Keramikscheibe 40 4 2 2Keramikscheibe 3 – – –

Tab. 91. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Material von Keramikscheiben.

Ware Anzahl (n) Anteil (%)

4 mittelfein, Sand 4 128 mittelfein, organisch/Sand 8 245 schwarz, fein 21 621–3 Grobware 1 3

Tab. 93. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Webgewichtstypen (siehe S. 226 Abb. 105; nach Hofmann u. a. 2006, 123 f.).

Typ Beschreibung

A klein, runder Umriss, ovaler, gelegentlich auch runder QuerschnittB groß, glockenförmig, mit rundem UmrissC groß, gestaucht tropfenförmigD klein morgensternförmigE groß, kugelförmig, mit geschlitzter DurchbohrungF klein, gestaucht tropfenförmigG wie Typ A, wesentlich größer

Tab. 95. Okolište. Vergleich der Häufigkeit von Webgewichten in Haus- und Grabenbereichen. 1 Fläche 2 und 5 sowie Schichtenformation Oko 6/3; 2 Flächen 1, 3 und 4.

Kontext Anzahl (n) Aushubvolumen (m3) Anzahl/m3

Grabenbereiche1 31 100 0,31Hausbereiche2 271 500 0,54

Tab. 94. Okolište, Kundruci und Zagrebnice. Absolute Häufigkeit von Webgewichten und Webgewichtstypen. * Nachsiedlungszeitliche Kolluvien wurden bei der Ermittlung der Aus-hubmenge aus Zagrebnice nicht berücksichtigt.

Fundstelle Typ

A

Typ

B

Typ

C

Typ

D

Typ

E

Typ

F

Typ

G

Typ

unbe

kann

t

Sum

me

Aus

hubm

enge

(m³)

Anz

ahl/m

³

Oko 144 5 3 8 3 2 5 176 346 ca. 1000 0,35Kun 1 . . . . . . 1 2 ca. 100 0,02Zag 6 . 2 . . . 2 5 15 32* 0,47

225

Zoomorphe Applikationen an Gefäßen

Deutlich zahlreicher als vollplastische Tierfiguren sind an Gefäßen ange-brachte zoomorphe Applikationen, in allen Fällen von einzelnen Körper-teilen. Am häufigsten kommen Köpfe von Tieren vor, die mehrheitlich sehr stark vereinfacht sind (Taf. 8, 1–4; 13, 16; 29, 2; 36, 1–5; 47, 3). Abgesehen von Exemplaren mit Hörnern lässt sich bei ihnen in der Regel nicht ent-scheiden, um welche Tierart es sich handelt30.

Bei zwei Ausnahmestücken ist dies gänzlich anders: Die in Okolište wohl insgesamt qualitätvollste bildliche Darstellung ist ein Protom in Form eines Bärenkopfes, dessen Schnauze abgebrochen ist (Taf. 37, 1). Das Stück weist eine außerordentlich sorgfältige Formung und Oberflächenge-staltung auf. Die Identifizierung als Bär beruht vor allem auf der runden Form der Ohren. Auf der Oberseite des Stückes ist ein Rautenband mit einer feinen Schraffur angebracht. Das Gesicht ist um die eingestochenen Augen und auf den Wangen gegen dieses Ornament durch flächige rote Bemalung abgesetzt.

Ähnlich sorgfältig ausgeführt ist eine aus Fläche 4 stammende Handha-be in Form einer Bärentatze (Taf. 48, 7). Die nach unten gekrümmte Hand-habe besitzt am Gelenk einen ovalen Querschnitt, verbreitert sich dann und läuft in sechs krallenförmigen Fortsätzen aus. An der Oberseite ist mittels in Doppelreihen angeordneter ovaler Mulden das Fell dargestellt.

Tischchen

Um ein Einzelstück handelt es sich bei einem kleinen Keramiktisch aus Schichtenformation Oko 5/2 (Taf. 54, 18). Dieser hat eine runde Form mit einem Durchmesser von 54 mm, vier Beine – von denen drei erhalten sind – und eine Gesamthöhe von etwa 40 mm. Das Stück ist recht sorgfältig geformt, weist allerdings eine sehr unebene Oberfläche auf.

Durchbohrte Keramikscheiben

Dass Gefäßkeramik auch sekundär genutzt wurde, belegt eine größere Anzahl von Keramikscheiben, die durch zumeist grobe Zurichtung und teilweise Überschleifung der Bruchkanten in eine tendenziell runde Form gebracht wurden (Taf. 74, 3–7). Diese Keramikscheiben weisen Durch-messer zwischen 20–60 mm mit Schwerpunkt zwischen 30–50 mm auf. Die Durchbohrungen – sofern vorhanden – besitzen eine Größe zwischen 3–8 mm; das Gewicht vollständiger Stücke beträgt zwischen 8–18 g. Ins-gesamt machen die Objekte einen auffallend normierten Eindruck.

Die Keramikscheiben wurden meist aus reduzierend gebrannter Fein-ware oder aus mittelfeiner Ware hergestellt, vermutlich überwiegend aus Fragmenten von Schüsseln (Tab. 91). Meist – allerdings keineswegs immer – weisen die Stücke an mehr oder weniger zentraler Stelle eine Bohrung auf. Diese Bohrungen besitzen vielfach sanduhrförmige gerundete Kanten, die im Rahmen der Nutzung der Stücke entstand. Ähnlich wie bei Bohrun-gen an Schüsseln (siehe S. 161 ff.) war deshalb in der Regel nicht ersicht-lich, zu welchem Zeitpunkt die Löcher angebracht wurden. Es ist sowohl denkbar, dass zur Herstellung dieser Scheiben Bruchstücke durchbohrter Gefäßteile ausgewählt worden sind oder die Löcher nachträglich in die Scherben eingebracht wurden.

30 Entsprechende Applikationen wurden als Verzierungsmotiv MoG 509 klassifiziert.

226

1 2

3

5

4

Abb. 105. Okolište, Kundruci, Zagrebnice und Donje Moštre. 1–5 Webgewichtstypen. 1 Typ A; 2 Typ D; 3 Typ B; 4 Typ C; 5 Typ E. M. 1:2.

227

Durchbohrte Keramikscheiben stammen aus allen von uns untersuch-ten Siedlungen des Visokobeckens (Tab. 92). Allerdings ist der Fundanfall bezogen auf die Aushubmenge in den Siedlungen Kundruci und Zagreb-nice nur etwa halb so hoch wie in Okolište und Donje Moštre.

Für entsprechende Artefakte, die man auch in anderen neolithischen Siedlungen Südosteuropas gefunden hat, wird vor allem in Betracht gezo-gen, dass es sich um Spinnwirtel handelt, obwohl zum Teil gleichzeitig auf den geringen Durchmesser verwiesen wird (McPherron u. a. 1988, 325 f.; Tringham/Stevanović 1990).

Webgewichte

Das Typenspektrum von Webgewichten aus Okolište wurde bereits be-schrieben (Hofmann u. a. 2006, 123 Abb. 62. – Siehe hier Tab. 93; Abb. 105). Ovale Exemplare des Typs A stellen die mit Abstand häufigsten Stücke dar, während andere Formen im Vergleich dazu sehr selten sind (Tab. 94). Webgewichte kommen zwar auch in anderen Siedlungen des Visokobeckens vor, sind jedoch zumindest in Kundruci deutlich seltener als in Okolište. Wie die Aufstellung in Tabelle 95 zeigt, würde die Überein-stimmung zwischen Okolište und Zagrebnice noch klarer ausfallen, wenn man nur Hausbereiche miteinander vergliche.

229

Taphonomie

Untersuchungsgegenstand der folgenden Kapitel sind die Faktoren und Formationsprozesse, die zur Entstehung bzw. Zusammensetzung der bei den Ausgrabungen in Okolište geborgenen Fundinventare geführt haben, um darauf aufbauend eine Bewertung der verschiedenen Fundkomplexe im Hinblick auf ihre funktionale und zeitliche Homogenität vornehmen zu können. Ausgehend von der Thematik der Arbeit erfolgen diese Analysen zunächst vorrangig anhand der geborgenen Keramik, welche die häufigste Materialgruppe in Okolište darstellt. Keramik bietet sich für entsprechen-de Analysen an, da ihre Menge kaum erhaltungsbedingt beeinträchtigt sein dürfte.

Um die Entstehung der Fundvergesellschaftungen und die Prozesse ih-rer Deposition zu verstehen, ist es darüber hinaus teilweise erforderlich, auf andere Materialgruppen zurückzugreifen. Bedauerlicherweise sind Tierknochen, anhand derer zum Beispiel Abfallbereiche leicht zu identifi-zieren wären, aufgrund ungünstiger Erhaltungsbedingungen insbesonde-re in den zentralen Siedlungsbereichen sehr stark unterrepräsentiert (vgl. Bultmann 2010). Dafür können dank einer flächendeckenden Proben-strategie aus botanischen Großrestanalysen wichtige Schlüsse abgeleitet werden (vgl. Kroll in Vorbereitung). Darüber hinaus kann auf Fundvertei-lungspläne diverser Materialgruppen für Fläche 3 und erste Ergebnisse zur Verteilung von Silexartefakten in anderen Flächen zurückgegriffen wer-den (vgl. Hofmann u. a. 2006, 131–143; Müller-Scheessel u. a. 2010 c; Müller-Scheessel 2013). Insgesamt ergibt sich aus diesen Komponenten bereits eine recht schlüssige Interpretation der unterschiedlichen Fundver-gesellschaftungen.

Die taphonomischen Analysen des Keramikmaterials stützen sich vor allem auf zwei voneinander unabhängige Parameter. Dies sind einerseits die Menge der Keramik normalisiert auf jeweils einen Kubikmeter Aus-hubvolumen und andererseits ihr Fragmentierungsgrad, ausgedrückt im durchschnittlichen Gewicht der Scherben innerhalb eines Komplexes. In einigen Kartierungen wurde darüber hinaus auch das maximale Scherben-gewicht bezogen auf das Quadratraster der Grabungen berücksichtigt.

Die genannten Parameter werden zunächst im Verhältnis zu Schichten-verbänden statistisch untersucht, welche die höchste Ebene funktionaler Differenzierung der Befunde darstellen. Die Ungenauigkeiten, die daraus resultieren, dass Schichtenverbände in einigen Fällen Fundgesellschaften ohne einheitliche Genese darstellen, werden in Kauf genommen. Dies be-trifft zum Beispiel die Funde aus Pfostengruben von Häusern, die vermut-lich einen gewissen Anteil an Material aus älteren Siedlungsphasen ent-halten.

Neben den statistischen Auswertungen stellen vertikale und horizon-tale Kartierungen der Keramikmenge und -fragmentierung das zweite Standbein der Analysen dar. Zusätzlich kann auf Zusammenpassungen von Gefäßen zurückgegriffen werden, die einen recht guten Eindruck da-von vermitteln, wie geschlossen die Fundinventare in konkreten Befund-einheiten sind.

Zunächst erfolgt die Beschreibung der eigentlichen Verteilungen, die dann in einem zweiten Schritt unter Verwendung der oben (siehe S. 60 ff.)

230

302520151050durchschnittliches Scherbengewicht (g)

15

10

5

0

Ker

amik

gew

icht

(kg/

m³)

Fläche 9

Fläche 6

Fläche 5

Fläche 4

Fläche 3

Fläche 2

Fläche 1

302520151050durchschnittliches Scherbengewicht (g)

15

10

5

0

Ker

amik

gew

icht

(kg/

m³)

81

6867

94 92

88

38

35

33

31

118

83

82

776257

55

53

23

12

145

105

8079

7869

63

616058

54

22

1413

10

71

146

121

12028

24

119

141

99

97

29123

143

142

140

109

108

103102

101

52

49

48

46

9

100

96

95

93

91

90

8987

37

36

34

76

75

74

73

42

40

21

8

6

5

4

3

147

122

17

16

149

148

39

2

Weg

Wall

verbranntes Haus

unverbranntes Haus

moderne Störung

Schichtpaket

Pfostenreihe

Kolluvium Ackerhorizont

begrabener Humus

Grube

Grabenverfüllung

Gasse

Freiflächen

eingetieftes Haus

Brandlehmpackung

Auenlehm

Ackerhorizont

70

43

106

5918

41

72

139

115

44

30

110

Abb. 106. Okolište. Streudiagramm mit Dar-stellung von Keramikgewicht (in kg pro m³ Aushub) und durchschnittlichem Scherbenge-wicht in Schichtenverbänden (in g) mit Kartie-rung von Grabungsflächen (Datentabelle siehe Anhang 23).

Abb. 107. Okolište. Streudiagramm mit Dar-stellung von Keramikgewicht (in kg pro m³ Aushub) und durchschnittlichem Scherben-gewicht in Schichtenverbänden (in g) mit Kar-tierung von Interpretationen. Die Identifizie-rung der individuellen Schichtenverbände ist über die Nummerierung in der Datentabelle in Anhang 23 möglich.

231

eingeführten einschlägigen Terminologie taphonomischer Prozesse disku-tiert werden. In einem letzten Schritt werden darauf aufbauend konkrete Bewertungen aller festgestellten Befundverbände nach einem Benotungs-system vorgenommen, die dann in die typochronologische Differenzie-rung des Keramikmaterials einfließen können.

KER AMIK MENGE UND DURCHSCHNIT TLICHES SCHERBENGEWICHTIN SCHICHTENVERBÄNDEN

Innerhalb von Schichtenverbänden bestehen hinsichtlich des Keramik-gewichts pro Kubikmeter Aushub – für das im Folgenden synonym der Begriff Keramikmenge gebraucht wird – teils erhebliche Unterschiede (siehe Anhang 23). Im Vergleich der Schichtenverbände in den einzelnen Grabungsflächen stechen insbesondere die Flächen 1 und 4 durch teilweise höhere Keramikmengen heraus, während die Unterschiede zwischen den meisten übrigen Flächen relativ unscharf ausfallen (Abb. 106). Durch un-terdurchschnittliche Keramikmengen sind die Schichtenverbände der Flä-chen 2 und 5 sowie teilweise der Fläche 9 gekennzeichnet.

Für den genaueren Vergleich der Keramikmengen wurden die Schich-tenverbände in Funktionskategorien eingeteilt, die in Abbildung 107 in ei-ner Gegenüberstellung von Keramikmenge pro Kubikmeter Aushub und dem durchschnittlichen Scherbengewicht kartiert sind31. Aus der Graphik geht hervor, dass Gassen und Wege im Vergleich zu Häusern in der Regel ein höheres Keramikgewicht aufweisen. Die generell höhere Keramikmen-ge in den Flächen 1 und 4 fällt insofern ins Gewicht, als die zugehörigen Schichtenverbände das Gesamtmuster teilweise etwas verunklaren. Ver-brannte Häuser weisen innerhalb der gleichen Grabungsflächen jeweils höhere Keramikmengen auf als unverbrannte Hausreste. Ausnahmen stellen die beiden unverbrannten Häuser Oko 31 und Oko 32 dar (Abb. 107, 79–80), die nach ihrer Auflassung als Gassenzonen genutzt wurden und in denen im Rahmen dieser Sekundärnutzung überdurchschnittlich viel Keramik abgelagert wurde.

Gräben und Wälle rangieren hinsichtlich der in ihnen abgelagerten Keramikmengen gemeinsam mit Ackerhorizonten, Kolluvien und Auen-lehmschichten eher im unteren Bereich des beobachteten Spektrums. Aus diesem Umstand resultieren die oben erwähnten unterdurchschnittlichen Keramikmengen in den Flächen 2 und 5. Der Unterschied von Gräben und Wällen zu zentralen Siedlungsbereichen dürfte sogar noch ausgeprägter sein, da das Keramikmaterial aus den Gräben zahlreiche Exemplare der sehr dicken und schweren Gefäßböden der Typen 10 und 11 enthielt. Diese Bodentypen, die nur für die frühen Phasen von Okolište charakteristisch sind (siehe S. 323), repräsentieren einen deutlich höheren Anteil am Ge-samtgewicht von Gefäßen als flache Böden, die im Material späterer Pha-sen (die in den zentralen Siedlungsbereichen aufgedeckt wurden) über-wiegen. Auf dem beschriebenen Effekt beruht auch die besonders große Keramikmenge in dem eingetieften Haus Oko 38 (Abb. 107, 122). Während hier 23,4 % des Gesamtgewichts der Keramik auf Böden entfällt, pegelt sich dieser Anteil in späteren Phasen auf ca. 10 % ein32.

31 Diese Funktionskategorien sind nicht kongruent mit den in Anhang 4 beschriebenen Interpretationen, die befundbezogen sind, sondern stellen eine Gesamtinterpretation ei-nes Schichtenverbandes dar. Obwohl es an sich wünschenswert ist, entsprechende Ana-lysen auch auf anderen Ebenen der Befundgruppierungen bzw. -interpretation vorzu-nehmen (besonders: Schichtengruppen und Befundinterpretation), hätte die Ermittlung der Volumina für alle diese Gruppierungen den zeitlichen Rahmen der Arbeit gesprengt.

32 Zum Beispiel Schichtenformation Oko 6/5: 15,05 %; Oko 6/4: 11,71 %; Oko 6/2: 8,14 %; Oko 4/2: 10,23 %.

232

Unter den als Kolluvien interpretierten Schichtenverbänden stechen Schichtpaket Oko 6/1 und Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 durch be-sonders hohe Keramikmengen heraus, die jene fast aller Häuser übersteigt (Abb. 107, 99.141).

Bei Gruben lassen sich anhand der Keramikmenge zwei Gruppen un-terscheiden: eine mit einem Keramikgewicht bis 2 kg/m3 und eine zweite, die Mengen um 5 kg/m3 enthielt und damit im unteren Bereich von Frei-flächen rangiert. Bei letzterer Gruppe handelt es sich in den meisten Fällen um sehr große Befunde, die teils eine differenzierte Verfüllung aufwiesen. Dagegen enthielt die zuerst genannte Gruppe, bei der es sich meist um mittlere bis kleinere, undifferenzierte Gruben handelte, weniger Keramik als die meisten Gräben, in etwa gleich auf mit Kolluvien.

Im Vergleich zu den Keramikmengen sind die Unterschiede des durch-schnittlichen Scherbengewichtes innerhalb der Schichtenverbände eher unspezifisch33: Eine größere Variationsbreite ist vor allem bei Grabenver-füllungen und Wällen zu beobachten. Durch besonders hohe durchschnitt-liche Scherbengewichte stechen unter anderem das verbrannte Haus Oko 1 (Abb. 107, 53), die unverbrannten Häuser Oko 2–3 sowie Oko 7 in Fläche 3 (Abb. 107, 54.58) und ferner die eingetieften Häuser Oko 38 und Oko 41 (Abb. 107, 141.142) heraus, während die übrigen Gebäudereste meist eine durchschnittliche Fragmentierung aufweisen.

VERTIK ALE VERTEILUNG DER KER AMIK

Ausgangspunkt der Kartierungen von vertikalen Verteilungen der Kera-mikmenge und -fragmentierung in Okolište war insbesondere die Beob-achtung, dass aus rezenten Ah-Horizonten im Vergleich zu den darunterlie-genden Schichten in den meisten Fällen nur sehr geringe Keramikmengen von zumeist deutlich unter 1 kg/m3 geborgen wurden. Entsprechend ver-mittelt die geringe Anzahl der auf der Oberfläche streuenden Stücke kaum einen Eindruck von der Funddichte der erheblich fundreicheren eigentli-chen Siedlungsschichten, die in der Regel spätestens 0,5 m unter der Ge-ländeoberkante erreicht wurden34.

In den Ackerhorizonten bildeten sich fundarme bzw. fundreiche Areale teilweise bereits frühzeitig ab, bevor die zugehörigen Befundstrukturen in der Fläche sichtbar wurden35. Entsprechend lag der Schluss nahe, dass die

33 Die Unterschiede wurden mittels eines two pair Kolmogorov-Smirnow-Tests auf Signi-fikanz getestet. Wohl aufgrund der teilweise relativ kleinen Anzahl von Fällen sind die genannten Unterschiede auf einem Signifikanzniveau von 0,05 nur teilweise signifikant. Signifikant unterschiedlich sind folgende Paare von Funktionsgruppen: Ackerhorizont–Gasse, Ackerhorizont–verbranntes Haus, Gasse–Graben, Gasse–unverbranntes Haus, Gasse–Wall, Graben–verbranntes Haus, unverbranntes Haus–verbranntes Haus, unver-branntes Haus–Wall, verbranntes Haus–Wall sowie Wall–Gasse.

34 Systematische Oberflächenabsammlungen wurden nicht in Okolište, jedoch in den gleichzeitigen bzw. etwas jüngeren Siedlungen des Visokobeckens in Dvor, Donje Moštre und Kundruci durchgeführt. In Dvor waren keine interpretierbaren Struktu-ren festzustellen, da die prospektierte Fläche sehr klein war. Dagegen wurden an dem äneolithischen Fundplatz Donje Moštre mehrere ausgedehnte Artefaktkonzentrationen festgestellt, die räumlich mit großen, in der Geomagnetik gut sichtbaren verbrannten Hausstrukturen korrelieren (vgl. Auber 2010). Diese scheinen die jüngste Bebauungs-phase der frühäneolithischen Besiedlung dieses Platzes zu repräsentieren. Der größere Teil der Siedlungsfläche unterschied sich in der Geomagnetik lediglich durch diffuse Störungen des Bodens von dem Umland der Siedlung. In diesen Arealen war das Fund-aufkommen vergleichsweise sehr gering. Sehr gute Ergebnisse erbrachte die Material-absammlung von Maulwurfshaufen des unter Grasland liegenden spätneolithischen Fundplatzes Kundruci (vgl. Furholt 2013). Deutlich zeichneten sich hier Gassen und Hausstrukturen ab, die später durch die Ausgrabungen verifiziert werden konnten.

35 Diese Aussage beruht ausschließlich auf Beobachtungen während der Grabung. Anhand von Fundverteilungsplänen kann dies nicht demonstriert werden, da das Fundmaterial der jeweils obersten Abträge nicht nach Quadraten getrennt wurde.

233

Fundarmut der oberen Horizonte auf postdepositionalen vertikalen Verla-gerungs- bzw. auf Zerstörungsprozessen des Fundmaterials beruht, wäh-rend eher moderate horizontale Verlagerungen des Fundgutes anzuneh-men sind (siehe S. 237 ff.). Bei den Analysen stellte sich heraus, dass auch unterhalb der Horizonte, für die postdepositionale Ab- bzw. Anreiche-rungsprozesse von Keramikmaterial plausibel erscheinen, zum Teil eine erhebliche Variabilität der Keramikmenge und ihres Fragmentierungsgra-des zu verzeichnen ist. Entsprechende Unterschiede müssen wohl vorran-gig durch depositionale Vorgänge erklärt werden. Vertikale Kartierungen der Keramikmenge und -fragmentierung erwiesen sich insbesondere auch für die Interpretation von Grabenverfüllprozessen und der Genese der dar-aus geborgenen Fundvergesellschaftungen als sehr nützlich. Entsprechend wird in den folgenden Kapiteln versucht, die Verteilungen mit den Inter-pretationen in Einklang zu bringen, die für die Schichtenverbände erarbei-tet wurden.

Die Analyse der Keramikmenge in den oberflächennahen Schichten sollte insbesondere die Frage klären helfen, ob diese Horizonte gänzlich zerstörte Siedlungsschichten repräsentieren oder durch andere postdepo-sitionale Prozesse gebildet wurden. Von dem Ergebnis hängt letztlich die Beantwortung der wichtigen Frage ab, ob in den Flächen 1, 3 und 4 tatsäch-lich sukzessiv aufgegebene Siedlungsbereiche erfasst wurden, wie es die Befundsituationen nahelegen (siehe S. 77–111).

Vertikale Verteilung von Keramik in oberflächennahen Bereichen

In den Kartierungen Abbildungen 108–119 zeichnen sich in den oberen drei Abträgen mindestens zwei unterschiedliche Muster der vertikalen Ke-ramikverteilung ab: In den Grabungsflächen 1, 2, 3 und 4 ist von oben nach unten jeweils ein kontinuierlicher Anstieg sowohl des Keramikgewichtes als auch des durchschnittlichen Scherbengewichtes zu beobachten (Abb. 108–112).

Dagegen folgt in den Grabungsflächen 6, 7 und 9 auf den obersten, sehr fundarmen ersten Abtrag jeweils ein Horizont mit überdurchschnittlich viel und groß fragmentierter Keramik (Abb. 118–119). Im dritten Hori-zont nimmt hier sowohl die Keramikmenge als auch das durchschnittliche Scherbengewicht wieder ab. In Grabungsfläche 6 wurden aus dem zweiten sehr fundreichen Abtrag sehr große Keramikfragmente geborgen, die sich teilweise zu nahezu vollständigen Gefäßen zusammensetzen ließen. Flä-che 9 stellt insofern einen Sonderfall dar, als hier die Funddichte in dem Ackerhorizont mit etwa 2 kg/m3 vergleichsweise sehr hoch war.

Vertikale Verteilung von Keramik in tieferen Bereichen der zentralen Grabungsflächen

In den tieferen Abträgen der zentralen Grabungsflächen 1, 3 und 4 nahm das Keramikgewicht ausgehend von einem sehr fundreichen Horizont im dritten Abhub wieder deutlich ab, während das durchschnittliche Kera-mikgewicht entweder weiter anstieg oder gleich blieb (Abb. 108; 111–112). In den Flächen 1 und 4 war im 7. bzw. 5. Abtrag erneut ein vergleichbarer Anstieg festzustellen. Eine ähnliche, allerdings sehr undeutliche Oszilla-tion zeigt sich auch in Fläche 6, wenn man den durch alle Horizonte un-terhalb von Abtrag 3 reichenden Graben Oko 6/1 aus der Analyse heraus-nimmt (Abb. 118).

234

87654321

10 10 20 30

Abt

rag

5 0

1110987654321

10 10 20 30

Abt

rag

89

10

7654321

10 10 20 30

Abt

rag

5 0

4

3

2

1

10 10 20 30

Abt

rag

5 0

6

5

4

3

2

1

10 10 20 30

Abt

rag

5 0

9

8

7

6

5

4

3

10 10 20 30

Abt

rag

5 0

1011

9876543

10 10 20 30

Abt

rag

5 0

8

7

6

5

4

3

10 10 20 30

Abt

rag

5 0

5 0

Keramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g Keramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g

Keramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g Keramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g

Keramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g Keramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g

ramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g Keramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g

Abb. 108. Okolište. Fläche 1, vertikale Verteilung von Kera-mikgewicht und durchschnittlichem Scherbengewicht.

Abb. 109. Okolište. Fläche 2, Schnitt 81, vertikale Vertei-lung von Keramikgewicht und durchschnittlichem Scher-bengewicht.

Abb. 110. Okolište. Fläche 2, Schnitt 82, vertikale Vertei-lung von Keramikgewicht und durchschnittlichem Scher-bengewicht.

Abb. 112. Okolište. Fläche 4, vertikale Verteilung von Kera-mikgewicht und durchschnittlichem Scherbengewicht.

Abb. 114. Okolište. Fläche 5, Schnitt 44, Graben blau, ver-tikale Verteilung von Keramikgewicht und durchschnittli-chem Scherbengewicht.

Abb. 115. Okolište. Fläche 5, Schnitt 40, Graben grün, ver-tikale Verteilung von Keramikgewicht und durchschnittli-chem Scherbengewicht.

Abb. 113. Okolište. Fläche 5, Schnitt 45, Graben orange, vertikale Verteilung von Keramikgewicht und durch-schnittlichem Scherbengewicht.

Abb. 111. Okolište. Fläche 3, vertikale Verteilung von Kera-mikgewicht und durchschnittlichem Scherbengewicht.

235

Vertikale Verteilung in Grabenverfüllungen

Zwei Arten von Grabenverfüllungen können unterschieden werden:1. In Fläche 5, in der die Grabenstränge GS A und GS B zusammenlaufen

und deshalb häufiger als in anderen Flächen in den Boden eingegriffen wurde, sind in allen Gräben mehr oder weniger massive Schotterpakete abgelagert worden, die sich mit deutlich steinärmeren Horizonten und zum Teil auch Kulturschichten abwechseln (Fl. 5, Graben blau; Fl. 5, Graben grün, Fl. 5, Graben orange; Fl. 5, Graben rot). Entsprechend he-terogen ist auch die Menge und Fragmentierung der in diesen Graben-abschnitten abgelagerten Keramik. In den vertikalen Kartierungen der Gräben grün, blau und orange sind jeweils Sprünge der Keramikmenge und Fragmentierungen zu beobachten, die mit den Wechseln des Gra-benverfüllmaterials korrelieren (Abb. 113–116). Allerdings tritt beson-ders viel und großstückig fragmentierte Keramik nicht ausschließlich in Kulturschichten, sondern teilweise auch in Schotterschichten auf.

2. In den Flächen 2 und 6 fehlen entsprechende Schotterlagen wie in Fläche 5. Auch wenn die Grabenverfüllungen deshalb zunächst weitgehend ho-mogen erscheinen, zeichnen sich in den vertikalen Kartierungen Unter-schiede ab, die auf Brüche der Verfüllmechanismen hindeuten (Abb. 109–110; 117). In der Verfüllung des Grabens Oko 6/1 in Fläche 6 war bis zum sechsten Abtrag ein kontinuierlicher Anstieg der Keramikmenge und des durchschnittlichen Scherbengewichtes zu beobachten. Ab dem siebenten Abtrag geht die Menge der Keramik plötzlich zurück. Der Bruch der Ke-ramikdichte korreliert mit einer Ansammlung von Steinen und Brand-lehmbrocken entlang der Mittelachse des Grabens in den Abträgen 4–5. Entsprechende Bestandteile fehlen in den darunterliegenden Abträgen.

Ein ähnliches Phänomen war in Fläche 2 festzustellen, wo die Kera-mikmenge und das durchschnittliche Scherbengewicht in Schnitt 82 bis

6

5

4

3

10 10 20 30

Abt

rag

5 0

8

7

6

5

4

3

10 10 20 30

Abt

rag

87654321

10 10 20 30

Abt

rag

5 0

456789

10

321

10 10 20 30

Abt

rag

5 0

5 0Keramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g Keramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g

ramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g Keramikgewicht kg/m³ | durchschnittl. Scherbengewicht g

Abb. 116. Okolište. Fläche 5, Schnitt 41, Graben grün, ver-tikale Verteilung von Keramikgewicht und durchschnittli-chem Scherbengewicht.

Abb. 118. Okolište. Fläche 6, ohne Graben 6/1, vertikale Verteilung von Keramikgewicht und durchschnittlichem Scherbengewicht.

Abb. 119. Okolište. Fläche 9, vertikale Verteilung von Kera-mikgewicht und durchschnittlichem Scherbengewicht.

Abb. 117. Okolište. Fläche 6, Graben 6/1, vertikale Vertei-lung von Keramikgewicht und durchschnittlichem Scher-bengewicht.

236

A

F

B

C

E

D

G

A

F

B

C

E

D

G

A

F

B

C

E

D

G

A

F

B

C

E

D

G

Abb. 120. Okolište. Fläche 3, Triangulation des Gewichts (in g) aller Keramikscherben in einer Tiefe von 0,2–0,6 m unter der Oberfläche (Schichtenformation Oko 3/2). Schraffiert = unverbrannter Lehm; ka-riert = Brandlehm (nach Hofmann u. a. 2006, 132 Abb. 68).

Abb. 122. Okolište. Kartierung von durchschnittlichem Scherbenge-wicht/Quadrat (in g) in Schichtenformation Oko 3/2.

Abb. 121. Okolište. Fläche 3, Relation von Grob- und Feinkeramik in einer Tiefe von 0,2–0,6 m unter der Oberfläche (Schichtenformation Oko 3/2). Schraffiert = unverbrannter Lehm; kariert = Brandlehm (nach Hofmann u. a. 2006, 133 Abb. 71).

Abb. 123. Okolište. Kartierung von maximalem Scherbengewicht/Quadrat (in g) in Schichtenformation Oko 3/2.

237

zum sechsten Abtrag langsam zunehmen, dann im nächsten Abtrag zu-rückgehen, um im achten Abtrag wiederum sehr plötzlich anzusteigen. Der benachbarte Schnitt 81 zeichnet sich durch eine durchweg sehr ge-ringe Keramikmenge aus, die jedoch im Abtrag 10 plötzlich ein sehr hohes durchschnittliches Scherbengewicht aufweist.

HORIZONTALE VERTEILUNG DER KER AMIK

Horizontale Kartierungen der Keramikmengen und -fragmentierung wur-den nur in den Flächen 3, 4 und 6 vorgenommen. Die Flächen 2, 7, 8 und 9 sind dagegen zu kleinflächig, um horizontale Verteilungsunterschie-de erkennen und adäquat bewerten zu können. Auch auf die Vorlage von Verteilungsplänen für Grabungsfläche 5 wird hier verzichtet, da die darin sichtbaren Unterschiede nicht über die Aussagen hinausgehen, die anhand der statistischen Auswertungen getroffen werden können.

Fläche 3

Da sich die Fundverteilungsmuster in verschiedenen Tiefen der Grabung in Fläche 3 deutlich unterschieden (vgl. Hofmann u. a. 2006, 131), bezie-hen sich die Kartierungen hier auf die Abträge 2 und 3, die sich hinsicht-lich der Verteilungsmuster weitgehend als übereinstimmend erwiesen. Dagegen repräsentiert Abtrag 4 offenbar bereits einen Übergangsbereich zu der baulich anders strukturierten Schichtenformation Oko 3/3 und bleibt unberücksichtig. Beim Keramikgewicht in Fläche 3 ist eine relativ klar abgegrenzte Massierung von Keramikmaterial in den Freiflächen zu beobachten, während in den Hausstellen deutlich geringere Keramikmen-gen auftraten (Abb. 120). Einen Sonderfall stellt Hausstelle Oko 3 C dar, die – auch nach Ausweis des übrigen Fundspektrums – nach Auflassung des Hauses 6 als Freifläche genutzt wurde. Aus dem Areal stammt deshalb eine entsprechend große Keramikmenge.

Eine verhältnismäßig klare Unterscheidung der Häuserzeile im Zen-trum der Fläche einerseits und den angrenzenden Wegen andererseits war anhand des Verhältnisses von Grob- zu Feinware festzustellen (Abb. 121; Müller-Scheessel u. a. 2007). Demnach ist der Anteil von Feinware im Bereich der Häuser deutlich höher als in den Wegen, wo Grobware domi-nierte.

Unschärfere Verteilungsmuster ergeben sich für das durchschnittli-che und das maximale Scherbengewicht: Hohe durchschnittliche Scher-bengewichte treten massiert in einigen Bereichen von Wegen und Gassen auf (Abb. 122). Die großflächigste Häufung von Material mit sehr hohem durchschnittlichen Scherbengewicht befand sich sowohl innerhalb als auch im Umfeld von Hausstelle Oko 3 C. Weitere Konzentrationen befan-den sich innerhalb des südwestlichen Weges vor der südwestlichen Gie-belwand von Hausstelle Oko 3 B sowie innerhalb von Hausstelle Oko 3 A.

Ein noch unschärferes Verteilungsmuster ergibt sich für die maximalen Scherbengewichte, die sich sowohl innerhalb der zentralen Häuserzeile als auch in den angrenzenden Wegen konzentrieren (Abb. 123). Ein eindeuti-ger Bezug zu den festgestellten Befundstrukturen ist hierfür nicht erkenn-bar.

Fläche 4

Die Keramikverteilungen in Fläche 4 entsprechen insofern recht gut den Verhältnissen in Fläche 3, als sich die im Zentrum der Fläche gele-

238

985 m981 m977 m

1044

m10

48 m

1052

m

1044

m10

48 m

1052

m

B

C

A

Abb. 124. Okolište. Fläche 4, Kartierung der Keramikmenge (in g) in Schichtenformation Oko 4/2.

Abb. 125. Okolište. Fläche 4, Schnitt 35, Ab-fallbereich mit Keramik über Hausstelle 4 B.

gene Hausstelle Oko 4 A sehr deutlich gegenüber den angrenzenden Be-reichen durch eine insgesamt erheblich geringere Keramikmenge abhebt (Abb. 124). Die angrenzenden Hausstellen Oko 4 B und Oko 4 C gleichen dagegen hinsichtlich der Gesamtmenge der geborgenen Keramik den Gas-senzonen und dem südwestlich angrenzenden Weg. Dies entspricht dem stratigraphischen Befund, dem zufolge diese Bereiche nach Auflassung der hier befindlichen Häuser und der damit einhergehenden Auflockerung der Bebauung als Freiflächen genutzt wurden36. In der Nordwestecke der

36 In den Kartierungen der Keramikmengen über die einzelnen Abträge in Fläche 4 bestä-tigte sich die oben (siehe S. 102 ff.) beschriebene Abfolge der Häuser in den Hausstellen Oko 4 B und Oko 4 C nicht. Zu erwarten gewesen wäre eine deutliche Abnahme der Ke-ramikmengen in tieferen Horizonten dieser Hausstellen. Teilweise ist dieser Umstand auf eine Verunklarung des Bildes zurückzuführen, die aus dem Abfall der Siedlungs-schichten nach Nordosten resultiert, während die Abtragsniveaus konsequent horizon-tal angelegt wurden. In den Kartierungen sind deshalb jeweils verschiedene Zustände in den gleichen Plänen sichtbar.

239

Grabungsfläche wurde über dem unverbrannten Hausbefund Haus Oko 31 in Hausstelle 4 B ein regelrechtes Scherbenpflaster angetroffen, das einer ähnlichen Häufung in dem Weg Oko 4/SW entspricht (Abb. 125).

Wiederum findet die relativ klare Abgrenzung von Hausstelle Oko 4 A in der Gesamtverteilung der Keramik ihre Entsprechung in dem höheren Anteil von Feinware, wobei allerdings die Warenverhältnisse insgesamt hin zu einem höheren Anteil von Grobware verschoben sind (Abb. 126).

In Abbildung 127 ist exemplarisch die Verteilung des durchschnittli-chen Scherbengewichtes in Abtrag 3 kartiert. Die größten Scherben wur-den demnach in zwei eng begrenzten Bereichen innerhalb von Hausstelle Oko 4 A abgelagert, die ansonsten durch stark fragmentiertes Material deutlich heraussticht. Größere Fragmente konzentrieren sich ansonsten in den Freiflächen und über den Hausstellen Oko 4 B und Oko 4 C. Eine ver-gleichbare Verbreitung ergibt sich auch bei der Kartierung des maximalen Scherbengewichtes.

Fläche 6

Aufgrund des langgestreckten Zuschnittes und der verhältnismäßig gerin-gen Breite des Areals, die durch die Eintiefung des Grabens Oko 6/1 noch zusätzlich verkleinert wird, ist die Interpretation der Keramikverteilungen in Grabungsfläche 6 schwieriger als in den zentralen Grabungsflächen. Er-schwerend kommt hinzu, dass sich innerhalb der Schichtenformationen Oko 6/2, 6/4 und 6/5 nur teilweise klare Befundstrukturen identifizieren ließen. In Grabungsfläche 6 ist vorteilhaft, dass ein direkter Vergleich von Siedlungsbereichen und Grabenverfüllungen möglich ist, wenn diese auch während unterschiedlicher Siedlungsphasen abgelagert wurden.

Die vergleichsweise größere Mächtigkeit der ausgegrabenen Siedlungs-schichten von deutlich über 1 m erforderte eine entsprechend größere Anzahl von Kartierungen als in den zentralen Grabungsflächen. Die Pläne

985 m981m977m

985 m981m977m

1044

m10

48 m

1052

m

1044

m10

48 m

1052

m

B

A

C

985 m981 m977 m973 m

985 m981 m977 m973 m

1042

m10

46 m

1050

m

1042

m10

46 m

1050

m

B

A

C

Abb. 126. Okolište. Fläche 4, Relation von Grob- und Feinwa-re in Schichtenformation Oko 4/2.

Abb. 127. Okolište. Fläche 4, durchschnittliches Scherbenge-wicht/Quadrat in Schichtenformation Oko 4/2.

240

in Abbildung 128–137 zeigen entsprechende Kartierungen des Keramik-gewichtes und des durchschnittlichen Scherbengewichtes für die Abträge 2–6, jeweils zusammen dargestellt mit den zugehörigen Befunden des dar-überliegenden Planums37.

In dem horizontal nicht differenzierten Bodenbildungshorizont Schichtpaket Oko 6/1 in Abtrag 2 zeichnete sich in der Mitte der Fläche eine Konzentration von Keramik ab, die in Nordwest-Südost-Richtung zu streichen scheint und zunächst als mögliche Freifläche zwischen nicht mehr als Verfärbung erkennbaren Häusern angesprochen wurde (Abb. 128). In dem genannten Bereich A–D/7–14 lagen insbesondere entlang der nordwestlichen Grabungskante zahlreiche große Keramikfragmente, die sich teilweise zu fast vollständigen Gefäßen zusammenpassen ließen. Al-lerdings schlägt sich dies nicht in vergleichbar hohen durchschnittlichen Scherbengewichten nieder, wie sie für andere Gassenbereiche charakteris-tisch sind (Abb. 129).

In den folgenden Abträgen setzt sich die Verfüllung des Grabens Oko 6/1 zumeist recht deutlich gegenüber dem nordwestlich angrenzenden Strei-fen älterer Siedlungsschichten durch höhere Keramikmengen ab, die sich allerdings insgesamt als vergleichsweise kleinteilig fragmentiert erwiesen (Abb. 130–133).

In den nordwestlich des Grabens liegenden Siedlungsschichten existier-te in den Abträgen 3 und 4 im Koordinatenbereich A–B/10–16 eine 6–7 m breite Zone mit sehr viel Keramik und hohen durchschnittlichen Scher-bengewichten, die als möglicher Weg in Betracht kommt.

Nordöstlich und südwestlich schlossen sich daran deutlich fundärmere Areale mit erheblich stärker fragmentiertem Material an, bei denen es sich um Hausstandorte handeln dürfte. Dem entspricht der Befund, dass im Koordinatenbereich A–B/1–9 sehr stark mit gelbem Lehm angereichertes Erdmaterial lag und in Planum 4 die Oberkanten großer Pfostengruben aufgedeckt wurden. Bei den Ablagerungen handelt es sich folglich mit ho-her Wahrscheinlichkeit um das unverbrannte Lehmmaterial der Wände des Hauses Oko 40. Entsprechend dürfte sich auch nordöstlich des vermu-teten Wegebereiches, etwa in der Lage identisch mit Haus Oko 39, ein wei-teres Gebäude befunden haben, das allerdings in den Befundplänen nicht identifiziert werden konnte.

Ab Planum 4 bzw. Abtrag 5 änderte sich die Keramikverteilung in dem Streifen nordwestlich des Grabens insofern, als ein fundreiches Areal mit erhöhten durchschnittlichen Scherbengewichten im Koordinatenbereich A–C/5–17 existierte (Schichtenformation Oko 6/5). Wiederum grenzen südwestlich und nordöstlich sehr fundarme Bereiche mit kleinteilig frag-mentierter Keramik an (Abb. 134–135). Im Koordinatenbereich A–E/17–20 wurden in einem dieser fundarmen Areale die Reste des verbrannten Hauses Oko 39 identifiziert. Ein Pendant im Südwesten vorausgesetzt (A–C/1–4), scheint demnach hier eine mit 11 m deutlich breitere Freifläche existiert zu haben.

In dem letzten kartierten Abtrag 6 war im größten Teil der Fläche be-reits der begrabene Humushorizont Humus Oko 6/1 erreicht, in den im mittleren Teil der Grabungsfläche A–B/7–15 das zur Schichtenformati-on Oko 6/6 gehörige Haus Oko 38 eingelassen war (Abb. 136–137). Die-se Hausgrube befand sich demzufolge in der Mitte des Areals, das in der nächst jüngeren Schichtenformation Oko 6/5 als sehr breite Freifläche zwi-schen ebenerdigen Bauten in Betracht kommt. Innerhalb der Grubenver-füllung befand sich überdurchschnittlich viel und in sehr geringem Maße fragmentiertes Keramikmaterial.

37 Da bei Kartierungen mittels Isolinien an den Außenkanten jeweils ein Streifen verloren geht, wurde für die sehr schmale Fläche 6 eine andere Darstellungsweise gewählt.

241

873 m 878 m 883 m 888 m 893 m

873 m 878 m 883 m 888 m 893 m

1079

m10

84 m

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m

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1000 – 1250

>1250

<55 – 1010 – 1515 – 20

20 – 25

>25

Abb. 128. Okolište. Fläche 6, Kartierung von Keramikge-wicht (in g) in Abtrag 2 mit Hinterlegung durch Schichten-verbände des Planums 1.

Abb. 130. Okolište. Fläche 6, Kartierung von Keramikge-wicht (in g) in Abtrag 3 mit Hinterlegung durch Schichten-verbände des Planums 2 b.

Abb. 131. Okolište. Fläche 6, Kartierung von durchschnitt-lichem Scherbengewicht (in g) in Abtrag 3 mit Hinterlegung durch Schichtenverbände des Planums 2 b.

Abb. 129. Okolište. Fläche 6, Kartierung von durchschnitt-lichem Scherbengewicht (in g) in Abtrag 2 mit Hinterlegung durch Schichtenverbände des Planums 1.

Abb. 132. Okolište. Fläche 6, Kartierung von Keramikge-wicht (in g) in Abtrag 4 mit Hinterlegung durch Schichten-verbände des Planums 3.

Abb. 133. Okolište. Fläche 6, Kartierung von durchschnitt-lichem Scherbengewicht (in g) in Abtrag 4 mit Hinterlegung durch Schichtenverbände des Planums 3.

242

ZUSAMMENPASSUNGEN VON KER AMIK

Im folgenden Kapitel werden Zusammenpassungen von Gefäßeinheiten aus jeweils mehreren Fundnummern für die Grabungsflächen 3, 4, 5, 6 und 9 untersucht, die bei der Dokumentation des Fundmaterials wäh-rend mehrerer Aufarbeitungskampagnen im Heimatmuseum Visoko und dem Landesmuseum Sarajewo insbesondere durch das große Engagement von Diplom-Restauratorin Antonia Hofmann erarbeitet wurden. Anhand der Streuung zusammenpassender Scherben sowohl in horizontaler und vertikaler Richtung als auch in Bezug zu den Befundgruppierungen kann recht gut abgeschätzt werden, in welchem Maße die zugehörigen Inventare durchmischt sind. Zugleich liefern sie in einigen Fällen auch stratigraphi-sche Informationen für die chronologische Auswertung und die Befundin-terpretation.

Generell konnten mit vertretbarem Zeitaufwand nur Zusammenpas-sungen von Gefäßen mit besonders auffälligen Verzierungen bzw. aus Fundsituationen bewältigt werden, in denen zusammengehörige Bruch-

873 m 878 m 883 m 888 m 893 m

873 m 878 m 883 m 888 m 893 m

1079

m10

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20 – 25

>25

<55 – 1010 – 1515 – 20

20 – 25

>25

Abb. 134. Okolište. Fläche 6, Kartierung von Keramikge-wicht (in g) in Abtrag 5 mit Hinterlegung durch Schichten-verbände des Planums 4.

Abb. 136. Okolište. Fläche 6, Kartierung von Keramikge-wicht (in g) in Abtrag 6 mit Hinterlegung durch Schichten-verbände des Planums 5.

Abb. 137. Okolište. Fläche 6, Kartierung von durchschnitt-lichem Scherbengewicht (in g) in Abtrag 6 mit Hinterlegung durch Schichtenverbände des Planums 5.

Abb. 135. Okolište. Fläche 6, Kartierung von durchschnitt-lichem Scherbengewicht (in g) in Abtrag 5 mit Hinterlegung durch Schichtenverbände des Planums 4.

243

stücke eines Gefäßes offensichtlich eng zusammenlagen. Fundsituationen mit in-situ-Lage weitgehend vollständiger Gefäße in Brandlehmpackun-gen von Häusern, wie sie in Vinča-Siedlungen häufig auftreten und auch in Obre II festgestellt wurden, waren in Okolište die große Ausnahme. Entsprechend sind die dokumentierten Zusammenpassungen exempla-risch zu verstehen, ohne auch nur ansatzweise ein vollständiges Bild vom tatsächlichen Ausmaß der Fundstreuungen zu vermitteln.

Im Hinblick auf Zusammenpassungen nicht behandelt werden einer-seits die Grabungsflächen 1 und 2, bei denen bei der Auswertung generell auf bereits vorliegende, insbesondere durch Thomas Söhn und Constan-ze Rassmann angefertigte Funddokumentationen zurückgegriffen wurde, ohne das Material persönlich neu durchzuarbeiten. Keine Zusammenpas-sungen wurden andererseits in den Grabungsflächen 7 und 8 festgestellt, die bei der Feinaufnahme des Keramikmaterials eine geringe Priorität hat-ten.

Fläche 3

Aus Grabungsfläche 3 stammen 25 Keramikeinheiten, die sich jeweils aus Fragmenten mehrerer Fundnummern zusammensetzen (insgesamt 118 Fundnummern) und sämtlich den Schichtenformationen Oko 3/1 und 3/2 angehören. Die Häufung entsprechender Funde im Umfeld der Hausstellen Oko 3 A und Oko 3 C beruht vermutlich vor allem darauf, dass für dieses Areal eine besonders detaillierte Bearbeitung erfolgte. In der vertikalen Di-mension verteilen sich die besprochenen Keramikeinheiten relativ gleich-mäßig38. Lediglich der Humus dürfte generell unterrepräsentiert sein, da das daraus stammende Fundmaterial bei der Feinaufnahme der Keramik größtenteils unberücksichtigt blieb. In Bezug auf Funktionsklassen der Be-funde sind ebenfalls keine extremen Ungleichverteilungen erkennbar39.

Zusammengehörige Fragmente von Keramikeinheiten streuen sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Richtung in einigen Fällen erheblich: Die Niveauunterschiede zwischen Teilen der gleichen Keramikeinheit be-tragen zwischen 0–0,5 m, wobei Häufungen in den Bereichen zwischen 0–0,1 m (n = 10 von 25) und 0,2–0,3 m (n = 7 von 25) auftreten (Abb. 138). In der Horizontalen ist die Streuung bis maximal 16 m Entfernung zu be-obachten (Abb. 139): Nur in etwa der Hälfte der Fälle stammen die Stü-cke aus dem gleichen bzw. einem oder zwei benachbarten Quadraten. Die Bruchstücke von 13 Keramikeinheiten lagen in größerer Entfernung zuein-ander.

In mehr als der Hälfte der Fälle (n = 15) streuen die zusammenpassen-den Fragmente einer Keramikeinheit innerhalb eines Schichtenverbandes, die übrigen stammen aus mindestens zwei unterschiedlichen Befundgrup-pierungen (Tab. 96). In vier Fällen verteilen sich die Scherben in Befun-den übereinanderliegender Hausstellen. Etwas seltener sind Streuungen in angrenzende Gassen und Wege sowie benachbarte Hausstellen. In extre-men Fällen sind Streuungen bis in die übernächste Hausstelle bzw. weit entfernte Freiflächenzonen zu beobachten. Insgesamt sind weder in der vertikalen noch in der horizontalen Streuung eindeutige Muster etwa in Form eines besonders stark durchmischten Tiefenbereiches oder beson-ders häufig betroffener Typen von Schichtenverbänden zu konstatieren. So

38 Anzahl von Fundnummern in den Abträgen: Abtrag 1 = 2; Abtrag 2 = 27; Abtrag 3 = 26; Abtrag 3 a = 6; Abtrag 3 b = 32; Abtrag 4 = 22; Abtrag 5 = 2.

39 Anzahl von Fundnummern in verschiedenen Funktionstypen von Befunden: Acker-horizont = 22; Gasse = 15; Grube = 1; unverbranntes Haus = 33; verbranntes Haus = 35; Weg = 11.

244

ist bei über besonders weite Strecken verteilte Keramikeinheiten (z. B. 112, -2145980515 und 178187858) keine größere Tiefenvarianz festzustellen als für solche, die auf engerem Raum streuen.

In welch starkem Maße offenbar vertikale Verlagerungen von Material stattgefunden haben, kann am Fall der Keramikeinheit 200 verdeutlicht werden, die aus insgesamt 37 Fundnummern zusammengesetzt wurde (sie-he Taf. 32). Aufgrund der Tatsache, dass die Reste dieses Gefäßes sekundär gebrannt sind, kann es mit einiger Sicherheit dem Inventar des verbrannten

404,30

404,40

404,50

404,60

404,70

404,80

404,90

405,00

-214

6545

356

-214

5980

515

-537

7638

67

-512

1127

27 83 108

112

135

166 173 177

184

200

238

239

243

244

254

264 267 275 278

1781

8785

8

1710

3709

92

2103

6808

30

Keramikeinheiten

Höh

e (m

ü. N

N)

Abb. 138. Okolište. Fläche 3, vertikale Streu-ung von Zusammenpassungen (Datentabelle siehe Anhang 25). Größe der Kreise entspricht Keramikgewicht.

Abb. 139. Okolište. Kartierung von Zusam-menpassungen von Keramikeinheiten in Flä-che 3 (Datentabelle siehe Anhang 25).

245

Hauses Oko 1 zugeordnet werden, dem obersten Haus in Hausstelle 3 A. Tatsächlich wurde die Mehrheit der zugehörigen Teile jedoch in Abtrag 3 b unterhalb des Fußbodens dieses Hauses gefunden, dessen Befunde den un-verbrannten Häusern Oko 2–3 zugeordnet werden (Abb. 140)40. Ähnliche Verteilungen weisen auch die Fragmente der Keramikeinheiten 239 und 244 auf, die aufgrund ihres Sekundärbrandes ebenfalls dem Inventar des Hauses Oko 1 zugewiesen werden können (siehe Taf. 28, 3; 31, 2).

Fläche 4

Für Grabungsfläche 4 wurden 14 Keramikeinheiten festgestellt, die Mate-rial aus mehr als einer Fundnummer enthalten (insgesamt 64 Fundnum-mern). In der vertikalen Dimension sind die entsprechenden Fundnum-mern insofern ungleichmäßig verteilt, als deutlich mehr als die Hälfte von ihnen aus dem dritten Abtrag stammt41. Die vertikale Streuung ist mit maximal 0,25 m nicht vergleichbar stark ausgeprägt wie in Fläche 3 (Abb. 141). Sämtliche Keramikeinheiten stammen aus dem gleichen (n = 9) bzw. unmittelbar angrenzenden Abtrag (n = 4); Es ist kein Fall belegt, in dem

Tab. 96. Okolište. Fläche 3, kontextuelle Verteilung von Keramikeinheiten, die aus unter-schiedlichen Fundnummern zusammengesetzt wurden (Datentabelle siehe Anhang 25). 1 Teilweise auch in Ackerhorizont; 2 stratigraphisch jüngerer Kontext stammt aus einer Pfos-tengrube.

Kontext Anzahl Keramikeinheiten

Gasse 6Weg 4gleiche Hausstelle, gleiches Haus 51

gleiche Hausstelle, übereinanderliegende Häuser 4benachbarte Hausstelle, jeweils oberes Haus 2benachbarte Hausstelle, unterschiedliche Bauschichten 12

übernächste Hausstelle 1Haus und angrenzende Gasse 1Haus und angrenzender Weg 1

4

3b

3a

2

Fußbodenniveau Haus Oko 01

0 1000 2000

Abt

rag

Gewicht (g)

40 Haus 1 = 1198 g; Haus 2 = 1657 g. Zur Diskussion dieses Befundes siehe S. 91 ff.41 Anzahl von Fundnummern in den Abträgen: Abtrag 1 = 1; Abtrag 2 = 13; Abtrag 3 = 38;

Abtrag 3 b = 2; Abtrag 4 = 7.

Abb. 140. Okolište. Fläche 3, vertikale Vertei-lung von Fragmenten der Keramikeinheit 200 in Hausstelle A (nach Gewicht in g).

246

eine Keramikeinheit in übereinanderliegenden Häusern derselben Haus-stelle streuen (Tab. 97).

Die horizontale Streuung zusammenpassender Scherben ist in Gra-bungsareal 4 allerdings ähnlich groß wie in Fläche 3: Aus dem gleichen bzw. unmittelbar angrenzenden Quadrat stammen lediglich die Scher-ben von fünf Gefäßeinheiten, während für sieben ein größerer Abstand zusammengehöriger Fragmente meist zwischen 2–4 m festgestellt wur-de (Abb. 142). Mit etwa 12 m die weiteste Streuung wies Keramikeinheit -1397824098 auf: Die zugehörigen Bruchstücke lagen beiderseitig der zen-tralen Hausstelle Oko 4 A im Fundmaterial der Freiflächen über den Haus-stellen Oko 4 B und Oko 4 C auf relativ einheitlicher Höhe.

404,90

405,00

405,10

405,20

405,30

405,40

405,50

405,60

405,70

-169

1227

594

-139

7824

098

-110

8356

229

-107

7691

432

1458

6444

9

4157

0957

9

6157

0037

0

8636

1742

0

1091

7314

91

1403

3239

61

1464

6951

71

1813

4696

80

1861

6485

67

1964

8090

98

Höh

e (m

ü. N

N)

Keramikeinheiten

Tab. 97. Okolište. Fläche 4, kontextuelle Verteilung von Keramikeinheiten, die aus unter-schiedlichen Fundnummern zusammengesetzt wurden (Datentabelle siehe Anhang 26). 1 Teilweise auch in Ackerhorizont.

Kontext Anzahl Keramikeinheiten

Ackerhorizont 2Gasse 31

Weg 31

gleiche Hausstelle, gleiches Haus 21

gleiche Hausstelle, übereinanderliegende Häuser –benachbarte Hausstelle, jeweils oberes Haus –benachbarte Hausstelle, unterschiedliche Bauschichten –übernächste Hausstelle –Haus und angrenzende Gasse 2Haus und angrenzender Weg –Gassen beiderseits einer Hausstelle 1

Abb. 141. Okolište. Fläche 4, vertikale Streu-ung von Zusammenpassungen (Datentabelle siehe Anhang 26). Größe der Kreise entspricht Keramikgewicht.

247

Wie Tabelle 97 zeigt, waren auch in Fläche 4 die Fragmente der meisten Keramikeinheiten innerhalb desselben Schichtenverbandes verteilt (n = 10 von 14). Ein Zusammenhang zwischen der Anzahl zusammenpassender Funde und Funktionsbereichen scheint auch in Fläche 4 nur insofern zu bestehen, als die generell größere Keramikmenge in den Freiflächen lag, während unverbrannte Häuser klar unterrepräsentiert sind42. An dem Auf-treten einer Reihe von Verbindungen zwischen dem Ackerhorizont und Befundverbänden der darunterliegenden Schichtenformation Oko 4/2 ist ersichtlich, dass in Fläche 4 offenbar die Oberkante ungestörter Befunde insgesamt nur unscharf erfasst wurde.

Fläche 5

In Grabungsfläche 5 wurden nur zwei Keramikeinheiten festgestellt, die sich aus mehr als zwei Fundnummern zusammensetzen (insgesamt sechs Fundnummern; siehe Anhang 27). In beiden Fällen stammen die zugehö-rigen Stücke jeweils aus dem gleichen Abtrag. Die Fragmente von Kera-mikeinheit -1882036590 aus der Verfüllung des jüngsten Grabens (Graben grün) stammen aus demselben Quadrat. Dagegen streuen die Bruchstücke von Keramikeinheit 51056658 in drei benachbarten Quadraten und Befun-den, die stratigraphisch Schichtenformationen Oko 5/2 zugewiesen wur-den (Schichten über den Gräben).

Fläche 6

Für Fläche 6 wurden 15 Keramikeinheiten festgestellt, die aus mehreren Fundnummern stammen (n = 41; Tab. 98). Generell konzentrierte sich

Abb. 142. Okolište. Kartierung von Zusam-menpassungen von Keramikeinheiten in Flä-che 4 (Datentabelle siehe Anhang 26).

42 Anzahl von Fundnummern in verschiedenen Funktionstypen von Befunden: Ackerhori-zont = 12; Gasse = 30; unverbranntes Haus = 1; verbranntes Haus = 7; Weg = 11.

248

402,8

403,0

403,2

403,4

403,6

403,8

404,0

404,2

-125

2881

169

-540

5873

90

-528

3069

50

-322

0465

34

-930

3676

4

-255

8533

6

3274

0148

8

4209

3402

4

8307

5558

0

1310

8642

74

1582

0724

30

1789

3285

76

2008

6560

40

2075

0264

23

Keramikeinheiten

Höh

e (m

ü. N

N)

Tab. 98. Okolište. Fläche 6, kontextuelle Verteilung von Keramikeinheiten, die aus unter-schiedlichen Fundnummern zusammengesetzt wurden (Datentabelle siehe Anhang 28).

Kontext Schichtenformation Anzahl Keramikeinheiten

innerhalb Schichtpaket 6/1 Oko 6/2 4innerhalb Graben 6/1 Oko 6/3 4innerhalb Schichtpaket 6/2 Oko 6/4 3innerhalb Schichtpaket 6/3 Oko 6/5 1innerhalb von Haus Oko 39 Oko 6/5 1in Schichtpaket 6/1 und Graben 6/1 Oko 6/2 und 6/3 2

die Keramikaufnahme in Fläche 6 auf Schnitt 51, während aus Schnitt 52 nur besonders prägnante Stücke erfasst wurden. Diese Prioritätensetzung schlägt sich auch in der Anzahl zusammengesetzter Keramikeinheiten nieder (Verhältnis 13:1).

Von den 15 Keramikeinheiten stammen acht entweder aus dem gleichen oder einem unmittelbar angrenzenden Quadrat (Verhältnis 6:2). Die sechs übrigen Exemplare streuten in größeren Arealen über mindestens drei Quadrate (Abb. 144). Sämtliche dieser weiter verteilten Keramikeinheiten kommen – ebenso wie die Mehrheit aller Fundnummern (n = 26) – entwe-der aus dem begrabenen Boden (Schichtpaket Oko 6/1), der Verfüllung des Grabens (Graben Oko 6/1) oder aus beiden Befundverbänden.

Dieses gehäufte Auftreten relativ weit verstreuter Keramikeinheiten in den jüngeren Befundgruppierungen bestätigt sich auch in der Kartie-rung der vertikalen Verteilungen (Abb. 143). Weite vertikale Streuungen weisen vor allem die Fragmente der beiden Keramikeinheiten -25585336

Abb. 143. Okolište. Fläche 6, vertikale Streu-ung von Zusammenpassungen (Datentabelle siehe Anhang 28). Größe der Kreise entspricht Keramikgewicht.

249

(0,3 m) und 830755580 (ca. 1 m) auf, die jeweils Verbindungen einerseits des Schichtpaketes Oko 6/1 und andererseits der Verfüllung des Grabens Oko 6/1 belegen. Die Bruchstücke aller anderen Keramikeinheiten sind je-weils auf einen einzigen Schichtenverband beschränkt.

Die beiden oben genannten Keramikeinheiten verdienen eine nähere Betrachtung, da sie wichtige Informationen zum stratigraphischen Ver-hältnis der Grabenverfüllung und der darüberliegenden Schicht bzw. zur Plausibilität der definierten Befundgruppierungen liefern: Die Keramik-einheit 830755580 besteht aus insgesamt 612 g Keramikmaterial, von dem sich 538 g in Schichtpaket Oko 6/1 (Abtrag 2) befanden und nur ein 74 g schweres Fragment im unteren Teil der Grabenverfüllung etwa 0,25 m über der Sohle lag (Abtrag 6). Im Gegensatz dazu stammen alle Teile der Keramikeinheit -25585336 aus einer Tiefe zwischen 996,62–996,82 m, wo-bei (soweit dies feststellbar ist) wiederum der größte Teil aus dem Schicht-paket Oko 6/1 (136 g) und nur ein kleines Fragment (32 g) aus der Graben-verfüllung stammt, diesmal allerdings aus einem deutlich höheren Teil der Grabenverfüllung.

An den beiden Funden wird deutlich, dass das Schichtpaket Oko 6/1 (Schichtenformation Oko 6/2) kaum als Ganzes jünger als der Graben sein kann. Vielmehr dürften die auffällig großen Keramikfragmente seit-lich des Grabens, auf die oben bereits hingewiesen wurde (siehe S. 123 ff.; 239 ff.), zeitlich vor der Eintiefung des Grabens datieren. Die Keramik-konzentration nordwestlich des Grabens ist demnach als Teil eines re-gulären Siedlungshorizontes (sekundärer Abfall) oder eines Auflassungs-horizontes (de-facto-Abfall) zu verstehen. Leider ist eine zuverlässige Trennung des Materials, das älter als der Graben ist, von demjenigen, das nach der Verfüllung des Grabens abgelagert wurde, anhand der Befunde nicht mehr möglich.

Abb. 144. Okolište. Fläche 6, Kartierungen von Zusammenpassungen von Keramikeinheiten (Datentabelle siehe Anhang 28).

250

Fläche 9

In Fläche 9 wurden drei Keramikeinheiten festgestellt, die sich aus mehre-ren Fundnummern zusammensetzen (insgesamt sieben Fundnummern). Die Funde stammen ausschließlich aus Befunden im zweiten und dritten Abtrag der Grabung in einer Tiefe zwischen 403,0–403,6 m und gehören entweder einem begrabenen Bodenbildungshorizont (Ackerhorizont/Kol-luvium Oko 9/1), dem großen Grubenobjekt Grube Oko 9/1 oder beiden Schichtenverbänden an. Die vertikale Streuung der Stücke beträgt in zwei Fällen etwa 0,3 m, wofür bei Keramikeinheit 350522938 die abschüssige Geländeoberfläche verantwortlich ist (Abb. 145; Anhang 29). Die Frag-mente der Keramikeinheiten -537403292 und -115623614 stammen jeweils aus demselben Quadrat. Dagegen wurden die Bruchstücke der bereits ge-nannten Keramikeinheit 350522938 im Abstand von 5 m an den beiden Enden des Schnittes gefunden.

Besonders hervorzuheben ist die Keramikeinheit -115623614, die teils aus der Grube Oko 1 und teils aus dem darüberliegenden Befundverband geborgen wurde. Letzterer weist in Bezug auf Fundmenge und Fragmen-tierung ähnliche Charakteristika wie Schichtpaket Oko 6/1 in Fläche 6 auf und wurde vorläufig als Kolluvium interpretiert, in dem über einen längeren Zeitraum eine Bodenbildung stattgefunden hat. Ähnlich wie in Fläche 6 wird ausgehend von den Keramikverteilungen ein Charakter als Bereich mit primärem Abfall oder de-facto-Abfall in Betracht zu ziehen sein.

Abb. 145. Okolište. Fläche 9, vertikale Streu-ung von Zusammenpassungen (Datentabelle siehe Anhang 29). Größe der Kreise entspricht Keramikgewicht.

402,9

403,0

403,1

403,2

403,3

403,4

403,5

403,6

403,7

-537

4032

92

-115

6236

14

3505

2293

8

Keramikeinheiten

Höh

e (m

ü. N

N)

251

DISKUSSION DER KER AMIK VERTEILUNGEN – VERSUCH EINER TAPHONOMISCHEN REKONSTRUK TION

Oberflächennahe Horizonte

In der archäologischen Literatur werden verschiedene Mechanismen be-schrieben, die vertikale Abwärtsbewegungen von Artefakten verursachen können oder ansonsten als Auslöser für die Fundarmut der oberen Hori-zonte in Okolište infrage kommen (z. B. Butzer 1982, 98–122; Sommer 1991, 115–123). In der Regel handelt es sich dabei um natürliche Vorgänge, die nach Auflassung eines Platzes über lange Zeiträume wirksam sind. Ge-nerell zu berücksichtigen ist, dass Überlagerungen sowohl von depositio-nalen und postdepositionalen Effekten als auch von verschiedenen postde-postionalen Mechanismen möglich sind.

In Okolište wurden in der Regel spätestens 0,5 m unter der Gelän-deoberkante ungestörte Befundsituationen erreicht, deren Ablagerung bereits während des Neolithikums erfolgt sein muss. Die folgende Dis-kussion postdepositionaler Veränderungen bezieht sich zunächst auf die Verteilungen von Keramik in diesem oberflächennahen Bereich, während Unterschiede in den tiefer liegenden Schichten des Tellkörpers als die Fol-ge primärer Depositionsvorgänge im Neolithikum angesehen werden und in den folgenden Kapiteln gesondert diskutiert werden.

Ein wesentlicher Faktor für die relative Fundarmut der Ackerhorizonte in Okolište dürfte die Zerkleinerung des Materials bis hin zur vollstän-digen Zerstörung durch Umwelteinflüsse, Durchwurzelung und in noch stärkerem Maße durch die nachsiedlungszeitliche ackerbauliche Nutzung des Areals sein. Im Visokobecken wurde offenbar nach einer möglichen Wiederbewaldungsphase während des Äneolithikums spätestens seit der Bronzezeit bis in die Gegenwart ohne größere Unterbrechungen Landwirt-schaft betrieben (vgl. Dreibrodt u. a. 2013). Glücklicherweise werden bis heute bei der Bestellung des Bodens keine tiefgründig eingreifenden Tech-niken angewendet, so dass der zerstörende Einfluss auf die Befunde relativ gering ist. Die mit Bodenbearbeitung und Witterungseinflüssen verbun-denen Zerkleinerungsprozesse von oberflächennah liegenden Artefakten erscheinen am besten geeignet, die in den zentralen Grabungsflächen von Okolište zu beobachtende sukzessive Abnahme der Menge und Größe der Funde bis zu einer Tiefe von mindestens 0,4 m in den Grabungsflächen 1–4 zu erklären.

Darüber hinaus dürfte die Fundarmut der oberen Horizonte das Ergeb-nis intensiver Bio- bzw. Faunalturbation darstellen (vgl. Balek 2002; Van Nest 2002; Canti 2003). Ein Hauptfaktor dabei war wahrscheinlich die Aktivität von Regenwürmern, die feines Bodenmaterial aus tieferen Hori-zonten an die Geländeoberfläche bringen und dort um die Eingänge ihrer Gänge ablagern. Über längere Zeiträume findet durch Wurmaktivität eine zunehmende Homogenisierung und Sortierung der Bodenbestandteile statt, insofern als schwere Bestandteile wie Artefakte und Steine überdeckt werden und sich in einer Tiefe von ca. 0,1–0,25 m anreichern (Canti 2003, 139–142 Abb. 6, 7). Entsprechend wäre in den vertikalen Kartierungen der Keramikmengen eine Häufung von Fundmaterial im zweiten Abtrag zu er-warten.

Tatsächlich waren in den Profilen der Grabungsfläche 1, 3 und 4 insbe-sondere in einigen Bereichen, die über Gassen und Wegen lagen, lineare Materialanreicherungen etwa 20 cm unter der Geländeoberkante zu be-obachten, wie sie typisch für vertikale Fundverlagerung durch Regenwür-mer sind. Offenbar sind diese Artefakt- und Steinakkumulationen jedoch zu gering, um sich in den vertikalen Kartierungen des Scherbengewichtes niederzuschlagen.

252

Einschlägige Untersuchungen sind vielfach auf Verlagerungsprozesse von Fundmaterial fokussiert, während Veränderungen an Befunden nur selten beschrieben werden. Charles Darwin (1882, 178–231) beschrieb anhand von Befunden römischer Villen in England, wie feste Baustruk-turen durch die Aktivität von Regenwürmern nach und nach unter Bo-denmaterial begraben wurden, ohne dass ein Bodenauftrag durch Erosion erfolgte. Durch die Wurmaktivität wurde Erdmaterial aus Bereichen unter den Fußböden über diese transportiert und dort abgelagert. An den Bau-resten führte diese Materialverlagerung zu charakteristischen Setzungs-erscheinungen, die in der Mitte von Räumen stärker ausgeprägt sind als entlang der Wände.

Die Untersuchungen Ch. Darwins zeigen, dass das Erdmaterial des rezenten, sehr fundarmen Ackerhorizontes in Okolište nicht von einem vollständig zerstörten Bauhorizont stammen muss, sondern durch postde-positionale Verlagerungen dorthin gelangt sein kann. Auf Wurmaktivität könnte abgesehen von den genannten Umlagerungsprozessen wohl auch die nicht unerhebliche Verunklarung der Befundgrenzen in den oberen Abträgen bis zu einer Tiefe von etwa 1 m beruhen.

Andere Verhältnisse als in den zentralen Grabungsarealen wurden in den Grabungsflächen 6, 7, 8 und 9 festgestellt, die unterhalb der Tellkup-pe mehr oder weniger an der Peripherie der Siedlung lagen. In den Flä-chen 6 und 9 waren sehr fundreiche Schichten, in denen Bodenbildungen stattfanden, jeweils von Kolluvien überlagert. In Fläche 7 war offenbar in Größenordnungen Material abgetragen und in die angrenzende Bosnarin-ne abgeflossen, die spätestens seit der Bronzezeit unmittelbar an das Sied-lungsareal angrenzte (siehe S. 125 ff.; Dreibrodt u. a. 2013). Eine ähnliche Situation findet sich in der im Süden des Fundplatzes gelegenen Fläche 8. Auch hier grenzt unmittelbar an das Siedlungsareal eine verlandete Bos-narinne an, die allerdings älter als jene bronzezeitliche im Osten zu sein scheint (siehe S. 130 ff.). An der Basis eines Prallhanges wurde hier vom Siedlungshügel abgeflossenes Material von Auensedimenten überlagert, die bei Hochflutereignissen akkumuliert sind.

Erosionsprozesse an Tells sind mehrfach diskutiert worden (z. B. Mil-ler Rosen 1986, 25–52; Rosenstock 2009, 197 f.). Abhängig von der Zeitdauer und dem Bewuchs kam es zu einer sukzessiven Verflachung des Reliefs von Siedlungshügeln, wobei Material von der Oberkante des Hügels abgetragen und am Hangfuß abgelagert wurde. Die Befunde in Okolište zeigen, dass die Größe und Menge des transportierten Materials in star-kem Maße von der Reliefenergie abhängig sind: Entsprechend dem relativ geringen Höhenunterschied zwischen dem zentralen und dem nordwest-lichen Siedlungsbereich war das Kolluvium in Fläche 6 sehr fundarm. Da-gegen wurde in Fläche 9 entsprechend der größeren Hangneigung offenbar mehr Fundmaterial abgelagert.

Der Fundreichtum und der geringe Fragmentierungsgrad in den begra-benen Böden der Flächen 6 und 9 (jeweils Abtrag 2) ist offenbar auf deposi-tionale, also siedlungszeitliche Abfallentsorgungsvorgänge zurückzufüh-ren. In beiden Flächen lagen die Reste teils nahezu vollständiger Gefäße relativ dicht unter der Oberfläche des begrabenen Bodens kleinräumig zu-sammen. Offenbar wurden sie in relativ kurzer Zeit einsedimentiert und dann zunächst unter Grünland oder Wald bewahrt43. Die gute Erhaltung des Fundmaterials geht vermutlich darauf zurück, dass die überlagernden Kolluvien sich relativ schnell nach der Wiederaufnahme der ackerbauli-chen Nutzung bildeten und es dadurch vor sekundären Zerkleinerungs-prozessen schützte.

43 Freundliche Mitteilung von Hans-Rudolf Bork (siehe auch S. 115 ff.).

253

Wiederum einen anders gelagerten Fall stellt die Fundanreicherung im zweiten Abtrag von Fläche 7 dar: Reste waagerecht verlaufender Sied-lungsschichten existierten in dieser Fläche nur noch am Oberhang im äußersten Westen des Schnittes 61. Weiter hangabwärts folgt dicht unter der Geländeoberkante der Schotterkörper der Tellbasis, der hier zu dem angrenzenden Altarm der Bosna einfällt. Offenbar ist die Entstehung der Hangsituation insgesamt auf nachsiedlungszeitliche Erosionsprozesse zu-rückzuführen, wofür auch die geringe Tiefe eines in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Grabenrestes spricht. Die unmittelbar auf dem Schotter auf-liegende Schicht dürfte demnach vermischtes Keramikmaterial enthalten.

Häuser und Freiflächen in den zentralen Grabungsflächen

Aus den statistischen Auswertungen und Kartierungen geht klar hervor, dass zwischen den identifizierten Befundgruppierungen in den zentralen Siedlungsflächen in Okolište charakteristische Unterschiede der abgela-gerten Keramikmengen, Fragmentierungsgrade und Warenverhältnisse bestehen, die insgesamt aus primären Abfallentsorgungsprozessen resul-tieren müssen: In den zentralen Siedlungsbereichen Okolištes wurde Ke-ramik insbesondere in den Freiflächen abgelagert. Der Umstand, dass das Material dort auch am geringsten fragmentiert ist, deutet darauf hin, dass die Gassenzonen sekundäre Abfallbereiche darstellen, in denen während des Neolithikums unbrauchbar gewordene Gefäße entsorgt wurden. Die Einbringung des Keramikmaterials in die Wege dürfte zu ihrer Befesti-gung beigetragen und ihre Begehbarkeit bei feuchtem Wetter entscheidend verbessert haben.

Auch innerhalb der Freiflächen ist das Keramikmaterial nicht völlig gleichmäßig verteilt, wie sich insbesondere an den Kartierungen in Gra-bungsfläche 3 zeigen lässt. Besonders konzentriert tritt es in den Wegen, den Einmündungsbereichen der Gassen und bereits aufgegebenen Haus-stellen auf. Innerhalb der Wege existieren wiederum örtliche Agglome-rationen, die sich vor den Schmalseiten einiger Häuser zu konzentrieren scheinen.

Eindeutig anders zu bewerten sind die in der Regel deutlich fundär-meren Inventare der Häuser bzw. Hausstellen: Ihrer Andersartigkeit hin-sichtlich Keramikmenge, -fragmentierung und Warenzusammensetzung zufolge waren die entsprechenden Bereiche von der Ablagerung sekundä-ren Mülls ausgenommen. Das in den Hausbereichen geborgene Keramik-material dürfte deshalb zumindest Teile der eigentlichen Hausinventare repräsentieren.

Unterschieden werden müssen die Inventare unverbrannter und ver-brannter Häuser: Verbrannte Gebäude enthielten in der Regel größere Keramikmengen als unverbrannte. In einigen Fällen konnten aus dem aus verbrannten Gebäuden stammenden Material nahezu vollständige Gefäße zusammengepasst werden. Im Fall besonders günstiger Überlieferungsbe-dingungen wie bei Haus Oko 1 in Grabungsfläche 3 ließen sich innerhalb des Gebäudes anhand der Kartierung von Gefäßtypen mehrere Funk-tionsbereiche unterscheiden (siehe S. 398 ff.). Dass dies keinen Einzelfall darstellt, zeigen ähnliche Befunde mit offenbar weitgehend vollständigen Hausinventaren in Funktionslage am Fundplatz in Obre II (Benac 1973 b). Ausgehend von diesen Befunden können verbrannte Häuser als innerhäus-liche Aktivitätsbereiche interpretiert werden, deren Ausstattung durch Brandereignisse in situ verwahrt und damit zu de-facto-Abfall wurde.

Wenn Inventare aus verbrannten Häusern tendenziell ungestörte Zu-stände der Biozönose repräsentieren, erscheint es naheliegend, die regel-haft geringere Keramikmenge in unverbrannten Häusern damit zu erklä-

254

ren, dass diese Gebäude geordnet aufgegeben und teilweise geräumt worden sind. Bei den Fundvergesellschaftungen in unverbrannten Häusern dürfte es sich demzufolge um Reste der ursprünglichen Hausinventare handeln, die primären Abfall darstellen bzw. zurückgelassen wurden und dadurch zu de-facto-Abfall wurden. Sonderfälle stellen die Häuser Oko 6, Oko 31 und Oko 32 dar, in denen nach ihrer Auflassung offenbar Fremdabfall aus anderen Haushalten abgelagert wurde.

Die vorstehende Interpretation der Fundvergesellschaftungen in den zentralen Grabungsflächen wird entscheidend durch die Tatsache unter-mauert, dass sowohl innerhalb von verbrannten als auch von unverbrann-ten Häusern regelhaft andere Warenverhältnisse als in den Freiflächen beobachtet wurden. Entsprechende Unterschiede sind charakteristisch für Keramikinventare der Biozönose bzw. der Thanatozönose und beruhen auf unterschiedlicher Bruchwahrscheinlichkeit bzw. Lebensdauer, die sowohl form- als auch funktionsbedingt ist (David/David-Hennig 1971; Som-mer 1991, 79–81). Es verwundert daher kaum, dass in Okolište grobkera-mische Gefäße, die in der Regel deutlich größer als feinkeramische waren und zudem bei pyrotechnischen Prozessen eingesetzt wurden, in den als Abfallzonen interpretierten Freiflächen wesentlich häufiger sind als in den ungestörten Funktionsbereichen der Häuser. Warenverhältnisse der Bio-zönose sind in Okolište demnach ausschließlich in den Hausinventaren einiger verbrannter Häuser repräsentiert.

Durch Kartierungen anderer Materialgruppen wird das durch die Ana-lyse der Keramikverteilungen gewonnene Bild von den Depositionsprozes-sen, die in den zentralen Grabungsflächen abgelaufen sind, gestützt und zum Teil maßgeblich ergänzt (vgl. Hofmann u. a. 2006, 131–143; Kroll in Vorbereitung). Folgende Schlüsse lassen sich daraus im Hinblick auf die Entstehung der Fundvergesellschaftungen ableiten:1. Ansammlungen von Webgewichten, die im Nordosten der verbrannten

Häuser Haus Oko 1 und Haus Oko 6 auf dem Fußbodenniveau unter dem Brandschutt gefunden wurden, untermauern deren Deutung als prinzipiell ungestörte Interpretationseinheiten (vgl. Hofmann u. a. 2006, Abb. 72).

2. Räumlich eng begrenzte Agglomerationen von Kernsteinen und Ab-schlägen sowie der Nachweis von Schlagplätzen belegen, dass die Frei-flächen – zu denen unter anderem das Areal des verlassenen Hauses Oko 6 gehörte – außerhäusliche Aktivitätszonen darstellten (vgl. Hof-mann u. a. 2006, Abb. 73).

3. Prinzipiell das Gleiche gilt für diverse Werkzeuge aus Silex und Felsge-stein, die in bestimmten Bereichen der Freiflächen gehäuft auftreten und dort wahrscheinlich Aktivitätszonen repräsentieren (vgl. Hofmann u. a. 2006, Abb. 74–76). Anders als bei den Resten der Silexgerätepro-duktion existieren für diese Artefakte allerdings erheblich schwächere Kriterien zur Unterscheidung von sekundärem, primärem und de-facto-Abfall. Aussagekräftiger sind in diesem Fall zum Beispiel Bruchstücke und Absplisse von Dechseln, die sich in Fläche 3 in den gleichen Berei-chen der Wege konzentrieren, wo auch die Werkzeuge gefunden wurden (vgl. ebd. Abb. 76, 2). Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass die Absplisse von Dechseln wahrscheinlich nicht im Rahmen der Her-stellung entsprechender Werkzeuge, sondern während ihrer Benutzung entstanden.

4. Obwohl die Menge von Knochen in den zentralen Siedlungsflächen von Okolište durch postdepositionale Entkalkungsvorgänge in extremem Maße reduziert ist, wurden sie vermehrt aus Freiflächen geborgen und stützen damit deren Deutung als sekundäre Abfallbereiche (vgl. Bult-mann 2010).

5. Besonders aussagefähige Kartierungen botanischer Großreste liegen

255

für Grabungsfläche 3 vor (vgl. Kroll in Vorbereitung): Verkohlte Ha-selnussschalen wurden insbesondere in Freiflächen und im Bereich der zuerst aufgelassenen Gebäude geborgen, wohingegen sich die länger ge-nutzten Hausstellen Oko 3 A und Oko 3 B als weitgehend frei von ent-sprechenden Funden erwiesen. Unkräuter treten tendenziell häufiger innerhalb von Hausstellen als in Freiflächen auf. Spelzreste von Getreide kommen gehäuft in den Wegen an beiden Schmalseiten der Hausstel-le Oko 3 C vor, während Agglomerationen von Getreidekörnern an der südwestlichen Schmalseite der Hausstelle Oko 3 A, vor der nordöstli-chen Giebelseite des Hauses 12 und an der südwestlichen Längsseite der Hausstelle Oko 3 G dokumentiert wurden.

Aus den beschriebenen Verteilungen kann man insbesondere ableiten, dass die Verteilung von Abfall – hier repräsentiert zum Beispiel durch Spelzen – offenbar durchaus noch einen direkten räumlichen Bezug zu den Ursprungshaushalten aufweist. Da sich in den wegseitigen Schmal-seiten der Häuser vermutlich deren Eingänge befanden, dürfte es sich bei Ansammlungen von Material vor einer Hausschmalseite um den zu dem Gebäude gehörigen Türabfall- bzw. Kehrichthaufen handeln. Diese Fest-stellung hat insoweit weitreichende Konsequenzen, als generell zumindest eine grobe Zuordnung von Artefakten auch aus den Freiflächen zu konkre-ten Hausinventaren versucht werden kann (vgl. Müller 2010).

Insgesamt kann aus den Analysen aller Fundverteilungen der zentralen Siedlungsbereiche geschlossen werden, dass die Fundvergesellschaftungen in den Freiflächen durch eine enge räumliche Verflechtung von Abfallent-sorgung und außerhäuslichen Aktivitäten entstanden, in ihnen also so-wohl die Biozönose als auch die Thanotozönose repräsentiert sind.

Derzeit nicht abschließend beurteilt werden können die vertikalen Un-terschiede der Keramikmengen unterhalb des durch postdepositionale Prozesse beeinflussten Bereiches. Die festgestellten Unterschiede scheinen mit den Ober- bzw. Untergrenzen der Schichtenformationen zu korrelie-ren, an denen sich per definitionem die Bebauungsstruktur in einem Sied-lungsbereich änderte. Allerdings ist unter anderem aufgrund der geringen Tiefe der Grabungen generell unklar, ob tatsächlich ein Muster vorliegt. Theoretisch denkbar erscheint, dass die fundärmeren Horizonte jeweils einen höheren Anteil von Baumaterial der jeweils vorangegangenen Sied-lungsperiode enthalten, der durch Einebnung älterer Häuser in die Freiflä-chen gelangte. Entsprechend würden fundreichere Horizonte während der Hauptnutzungszeit der jeweiligen Bebauung entstandene Anreicherungen von Fundmaterial repräsentieren.

Gräben

Die Verfüllungen der Gräben zeichneten sich hinsichtlich Keramikmen-ge und durchschnittlichem Scherbengewicht durch eine erheblich größe-re Variabilität als andere Befundtypen aus (siehe S. 230 Abb. 107). In der Mehrzahl der Fälle liegt die Keramikmenge in Gräben deutlich unter jener von Schichtenverbänden in den zentralen Siedlungsbereichen, während das durchschnittliche Scherbengewicht ausgesprochen variabel ist.

Im Fall eines der jüngsten Gräben in Okolište, der in mehreren Grabungs-flächen freigelegt wurde, bestehen hinsichtlich Keramikmenge und -frag-mentierung erhebliche Unterschiede (3. Stadium Graben rot in Fläche 2; Graben grün in Fläche 5 und Graben Oko 6/1 in Fläche 6). In den Flächen 5 und 6 wies dieser Grabenverlauf überdurchschnittlich große Keramikmen-gen auf, die teilweise den Mengen in Freiflächen der zentralen Siedlungsbe-reiche entsprechen, während sie in Fläche 2 sehr gering ausfallen.

256

Anhand von Beobachtungen der vertikalen Verteilungen von Arte-faktmengen und -fragmentierung in Bezug zu dem Bodensubstrat kann gezeigt werden, dass sich die Depositionsprozesse in Grabenverfüllungen kaum verallgemeinern lassen. In mehreren Gräben in Fläche 5 wechselten sich darin sehr fundreiche Lagen von Siedlungsabfall mit fundarmen oder -reichen Schotterhorizonten ab, die offenbar im Zusammenhang mit der Vertiefung vorhandener oder dem Aushub neuer Gräben entstanden. Auch im Graben Oko 6/1 in Fläche 6 belegen die vertikalen Verteilungen Diskon-tinuitäten bei den Verfüllprozessen.

Anhand einer einfachen Kalkulation kann verdeutlicht werden, dass offenbar nur ein relativ geringer Teil der gesamten in Okolište produzier-ten und genutzten Keramikmenge in die Verfüllung der Gräben gelangte: Die durch die geomagnetische Prospektion erschließbare Gesamtlänge von Gräben beträgt etwa 2 125 m. Wenn man in Betracht zieht, dass im Osten und Süden des Siedlungsplatzes etwa noch einmal die gleiche Län-ge durch die Erosion der Bosna verloren ging bzw. in der Geomagnetik nicht sichtbar ist, ergibt sich eine Gesamtlänge der Gräben von 4 250 m. Der Median der Profilflächen von Gräben aus mehreren Flächen beträgt ca. 3 m2. Das durchschnittliche Keramikgewicht pro Kubikmeter Aus-hub aus den Gräben beträgt etwa 2 kg. Insgesamt befanden sich dem-nach nicht mehr als rund 25 t Keramik in den Gräben44. Bezogen auf die oben (siehe S. 144) geschätzte Gesamtmenge der Keramik in Okolište von 300–350 t ist dies ein relativ kleiner Anteil in einer Größenordnung von maximal 10 %.

Insgesamt scheint für die Gräben zu gelten, dass diese zum Teil direkt als Abfallbereiche zur Ablagerung von Siedlungsmüll wahrscheinlich von angrenzenden Hausstellen genutzt wurden. Allerdings beruhte ihre Ver-füllung nicht vorrangig auf der Einbringung von Abfall: Vielmehr wurde außerdem deutlich fundärmeres Material eingeschüttet, in dem sich al-lerdings teilweise Müll befunden zu haben scheint, der zuvor an anderer Stelle gelegen hat. Wo das Füllmaterial konkret herstammt, lässt sich abge-sehen von Fläche 5 nicht nachvollziehen, wo offenbar beim Aushub neuer Gräben ältere verfüllt wurden. Zu bestätigen scheint sich insgesamt die aus der Struktur der Verfüllungen erschlossene Annahme, dass die Gräben vielfach intentionell verfüllt worden sind und nicht allmählich zusedimen-tierten. Fundreiche Schichten in den Grabenverfüllungen könnten Unter-brechungen der Verfüllprozesse anzeigen, während derer Gelegenheit zur Abfallentsorgung war. Zur Frage, ob sich entsprechende Verfüllprozesse über längere Zeiträume hingezogen haben, dürften die typochronologi-schen Untersuchungen näher Auskunft geben.

Wallaufschüttungen

Abgesehen von zwei Ausnahmefällen enthielten die Reste von Wallschüt-tungen in der Regel eine sehr geringe Keramikmenge, die vielfach jener von Auenlehmen und Kolluvien entspricht. Allerdings zeigt sich an der teils großen Variabilität des durchschnittlichen Scherbengewichtes, dass auch bei diesem Befundtyp ähnlich wie bei Grabenverfüllungen mit sehr diffe-renzierten Ablagerungsbedingungen zu rechnen ist. In einigen Fällen war in Wallschüttungen ein sehr starker Fragmentierungsgrad zu beobachten, der sicher auf die sekundäre Umlagerung des Keramikmaterials zurückzu-führen ist.

44 Berechnung wie folgt: Gesamtlänge der Gräben mal durchschnittlicher Querschnitts-fläche mal durchschnittlichem Keramikgewicht pro Kubikmeter Aushub in den Gräben, hier 4250 m * 3 m2 * 2 kg/m3 = 25 500 kg.

257

Eingetiefte Häuser

Die beiden eingetieften Häuser Oko 38 und Oko 41 zeichneten sich durch besonders hohe durchschnittliche Scherbengewichte aus und rangierten auch hinsichtlich der Keramikmenge im oberen Bereich des Spektrums. Im Fall des Hauses Oko 38 beruht die große Keramikmenge auf dem hohen Gewicht massiver Gefäßböden, die aus dem Gebäude in großer Zahl ge-borgen wurden. Im Vergleich zu jüngeren Schichtenformationen machen diese in Haus Oko 38 einen sehr hohen Gewichtsanteil von fast 25 % aus, was deutlich über den „normalen“ Werten von ca. 10 % liegt. Nach der An-zahl von Fragmenten gerechnet beträgt der Anteil von Bodenscherben an der Gesamtmenge der Keramik nur etwa 4 % und liegt damit im normalen Bereich.

Die Verfüllungen der beiden Hausbefunde Oko 38 und Oko 41, in denen sich Lagen von Asche mit stark holzkohlehaltigen Straten abwechseln, wei-sen frappierende Ähnlichkeiten auf. Entsprechend sind ähnliche Verfüll-prozesse anzunehmen. Besonders gut nachvollziehbar sind diese Vorgänge an dem weitgehend vollständig freigelegten Haus Oko 38, das offenbar in einem zweiphasigen Prozess mit sehr viel Asche, Steinen und Keramik zu-geschüttet wurde, wovon unter anderem ein regelrechter Schüttkegel aus Asche an der südöstlichen Längsseite zeugt (siehe S. 115 ff.). Die Befundsi-tuation deutet also insgesamt darauf hin, dass die Hausgruben nach ihrer Auflassung zur Müllentsorgung genutzt wurden. Dies bestätigen auch die Verteilungen von Keramik innerhalb der Hausgrube, denen zufolge sich die Keramik im tieferen Südwestteil um den Ascheschüttkegel konzen-trierte und sich keinerlei Anzeichen einer funktionsgerechten Anordnung erkennen lassen. Entsprechend ließen sich an dem Material kaum Zusam-menpassungen vornehmen, obwohl intensiv nach Verbindungen gesucht wurde. Aufgrund der dargelegten Argumente erscheint es insgesamt am Wahrscheinlichsten, dass die Inventare der eingetieften Häuser sekundäre Abfallbereiche repräsentieren, die jedoch durchaus auf einzelne Haushalte zurückgehen können. Insofern ist die Qualität der Fundinventare durchaus höher als jene aus Freiflächen zu bewerten, zumal eine Durchmischung mit den Resten anderer Aktivitäten nicht gegeben zu sein scheint.

Auenlehm und begrabener Boden

Der unterste Horizont in Fläche 9 bestand aus einem Auenlehm aus der Zeit vor dem Beginn der Siedlungstätigkeit. Dieser enthielt Keramikma-terial in einer Dichte von etwa 1 kg/m3, dessen Fragmentierung eine nor-male Größenordnung aufweist. In der höher gelegenen Fläche 6 bestand die Tellbasis aus einem begrabenen Humushorizont. Beiden Schichten ist gemeinsam, dass sie natürlich entstanden sind und in der initialen Phase der Siedlung die Oberfläche bildeten, während in unmittelbarer Nachbar-schaft eingetiefte Häuser genutzt wurden.

Das enthaltene Material dürfte in feuchten Zeiten des Jahres in die Schichten eingetreten worden bzw. während trockener Phasen in Risse ge-fallen sein. Im Falle der Humusschicht in Fläche 6 sind entsprechende, mit anderem Material verfüllte Rissbildungen direkt nachweisbar. Aufgrund der relativ geringen Funddichte ist allerdings schwer zu entscheiden, ob es sich um außerhäusliche Aktivitätszonen, sekundäre Abfallbereiche oder beides handelt.

258

Schichtpakete

Schichtpakete stellen eine sehr heterogene Gruppe von Befundverbänden dar, die in der Regel dann definiert wurden, wenn eine genauere Interpre-tation nicht vorgenommen werden konnte. In den Grabungsflächen 3 und 4 wurden in Schichtpaketen Befunde unter Hausstellen zusammengefasst, wenn die Oberkante der nächstälteren Schichtenformation noch nicht er-reicht war. Vermutlich handelte es sich in einigen Fällen um Planierschich-ten, die vor der räumlichen Neuordnung eines Siedlungsareals entstanden. In ihnen könnte sowohl primärer und sekundärer Müll als auch de-facto-Abfall aufgelassener Hausstellen repräsentiert sein.

Im Prinzip ähnlicher Zusammensetzung jedoch möglicherweise auf Befundebene in geringerem Umfang durchmischt ist das Material aus den Schichtpaketen in Grabungsfläche 6. In den Schichtpaketen waren hier in den Fundverteilungsplänen fundarme und fundreiche Areale zu beobachten, die Haus- und Gassenbereichen entsprechen dürften, jedoch nicht befriedigend gegeneinander abgegrenzt werden konnten. Demnach dürften die einzelnen Befunde dieser Schichtenformationen entweder un-verbrannten Häusern oder Freiflächen entsprechen. Dagegen beruht die Klassifizierung von Schichtpaketen in Fläche 9 insbesondere auf der be-schränkten Größe des Grabungsareals, die eine schlüssige Interpretation verhindert.

Aufgrund der uneinheitlichen Zusammensetzung entsprechender In-ventare kam es offenbar zur Nivellierung von Keramikmenge und -frag-mentierung. Dadurch ist plausibel erklärbar, warum entsprechende Fund-komplexe sich hinsichtlich der genannten Merkmale mehrheitlich in einem mittleren Bereich einordnen. Die Keramikmenge in entsprechenden Befundverbänden lag in der Regel etwas höher als jene in unverbrannten Häusern, erreichte jedoch nur in einigen Fällen Werte, wie sie für Freiflä-chen typisch sind.

Gruben und sonstige Befundkategorien

Auch Grubenverfüllungen erwiesen sich vor allem hinsichtlich der Ke-ramikmenge als eine Befundkategorie, die in mindestens zwei Gruppen unterteilt werden kann (siehe S. 231 f.). Große Gruben mit teils differen-zierten Verfüllungen waren vermutlich ein regulärer Anlaufpunkt bei der Abfall entsorgung. Eine zweite Gruppe von Gruben war dagegen allenfalls gelegentlich in entsprechende Prozesse eingebunden und enthielt deshalb nur geringe Keramikmengen, wies allerdings tendenziell einen höheren Fragmentierungsgrad auf. Daher wäre zu vermuten, dass entsprechende Gruben häufiger mehrfach umgelagertes Material enthalten.

Die in Fläche 1 gelegenen Brandlehmpackungen Oko 1/1–3 rangieren hinsichtlich Keramikmenge etwa gleichauf mit unterschiedlichen ver-brannten Häusern. Lediglich Brandlehmpackung Oko 1/1 weist einen ge-ringeren Wert auf und stützt damit die oben (siehe S. 81 ff.) entwickelte Interpretation, derzufolge es sich um im Rahmen von Planierungsarbeiten umgelagerten Brandschutt handelt. Bei den anderen beiden Brandlehmpa-ckungen Oko 1/2 und Oko 1/3 spricht vom Standpunkt der Keramikmenge und -fragmentierung nichts für eine solche Interpretation.

Sehr geringe Keramikmengen enthalten die Verfüllungen der kleinen Pfosten der Pfostenreihe Oko 6/1. Keine generalisierenden Aussagen kön-nen ferner zu den modernen Störungen in den Flächen 1 und 4 getroffen werden, deren Anreicherungsgrad mit Keramik sicherlich in erster Linie von den Fundverhältnissen im Umfeld der Störungen abhing.

259

ZUSAMMENFASSUNG

Die vorstehenden Analysen zeigen, dass sich die Menge und Zusammen-setzung von Fundinventaren in Okolište in Bezug auf die oben (siehe S. 77–142) definierten funktionalen Gruppierungen von Befunden in charak-teristischer Weise unterscheiden und folglich auch interpretiert werden können. Bezüglich der Depositionsprozesse des Fundmaterials ergibt sich daraus ein differenziertes Bild: Demnach erfolgte die reguläre Abfallent-sorgung in den unmittelbaren Umfeldern der Häuser, möglicherweise un-ter anderem, um die Begehbarkeit des bei Nässe außerordentlich schlüpf-rigen Bodens zu verbessern. Auf die olfaktorischen Auswirkungen eines solchen Abfallentsorgungs-Verhaltens, das mit heutigen Maßstäben kaum verstanden werden kann, ist bereits hingewiesen worden (Müller-Schee-ssel u. a. 2010 c).

In den gleichen Bereichen, in denen der Hausmüll entsorgt wurde, fan-den zahlreiche außerhäusliche Tätigkeiten wie zum Beispiel die Herstellung von Silexgeräten oder Holzbearbeitung statt. Entsprechend repräsentieren die Fundinventare in den Freiflächen der zentralen Siedlungsbereiche eine Kombination aus primärem und sekundärem Abfall unterschiedlicher Ak-tivitäten. Wie die Auffindung von Silexschlagplätzen in Fläche 3 und eines Werkplatzes in Fläche 1 zeigen, bedeutet die Überlagerung unterschiedli-cher Tätigkeiten in den gleichen Arealen allerdings keineswegs, dass Ak-tivitätsbereiche in Einzelfällen nicht direkt fassbar wären. Häusliche und außerhäusliche Tätigkeiten können vielmehr anhand der Kartierungen in der Regel klar unterschieden werden.

Innerhalb der Häuser ist die Situation insofern eine andere, als hier ge-nerell sehr viel weniger Artefakte abgelagert wurden. Dies beruht insbe-sondere darauf, dass die Häuser während ihrer Benutzungszeit von Abfall weitgehend freigehalten wurden. Sehr unterschiedlich zu bewerten sind die Reste verbrannter Häuser einerseits und unverbrannter Gebäude ande-rerseits. Während in Ersteren in günstigen Fällen offenbar einigermaßen vollständige Hausinventare unter dem Schutt in situ gleichsam versiegelt wurden, repräsentieren ungestörte unverbrannte Befunde wohl in der Re-gel nur einen Ausschnitt der ursprünglichen Inventarmenge. Offenbar be-ruht dies darauf, dass wesentliche Teile der Inventare solcher Haushalte bei der Auflassung des Hauses mitgenommen wurden45. Im Falle einiger Häuser ist es erwiesen, dass sie nach ihrem vollständigen oder teilweisen Verfall als Abfallbereiche anderer Haushalte genutzt wurden.

Die Analyse der Verfüllungen eingetiefter Häuser aus der frühesten Phase der Siedlungstätigkeit in Okolište ergab, dass diese wahrscheinlich nach der Auflassung der Gebäude mit Abfall benachbarter Haushalte ver-füllt wurden. Von Abfallbereichen in den zentralen Siedlungsbereichen unterscheiden sich die Inventare dadurch, dass in ihnen keine außerhäusli-chen Tätigkeiten repräsentiert sind.

Nicht im gleichen Maße reguläre Abfallzonen stellten offenbar die Schüttungen der Wälle und die Verfüllungen der Gräben dar. In den Grä-ben waren zwar vielfach Einschüttungen von Abfall festzustellen, dieser bildet jedoch nicht die Hauptmasse des Verfüllmaterials. Insgesamt ge-

45 Nach U. Sommer (1991, 105) ging der Aufgabe eines Hauses vielfach eine Verarmung von dessen Inventar voraus, die aus dem Verzicht auf Neuanschaffungen resultiert. Es wur-den nur solche Gegenstände mitgenommen, deren materieller oder symbolischer Wert die Transportkosten zur neuen Behausung übersteigt. Dass dies sehr weit gehen konn-te, zeigen die Auswertungen der vollständig ausgegrabenen Horgen-zeitlichen Siedlung Bad Buchau Torwiesen II. Sämtliche bei dieser Ausgrabung gefundenen Holzgeräte wa-ren entweder kaputt oder verworfene Halbfabrikate (Vortrag von Helmut Schlichtherle, Gaienhofen-Hemmenhofen, am 01.10.2010 im Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel).

260

langte nur ein relativ kleiner Teil des Fundmaterials in die Verfüllungen der Gräben, die ansonsten aus deutlich fundärmeren Einschüttungen be-stehen. Bei dem Keramikmaterial aus den Wällen scheint es sich in einigen Fällen um mehrfach umgelagertes Material zu handeln.

In den oberflächennahen Horizonten waren in allen Grabungsflächen von Okolište verschiedene postdepositionale Prozesse wirksam, die die Zusammensetzung der betroffenen Fundinventare und das Erscheinungs-bild des Siedlungshügels zum Teil maßgeblich beeinflussten. In den zen-tralen Grabungsflächen führte Bioturbation offenbar zur Bildung einer Sedimentschicht über den Hausbefunden und zur Anreicherung von Ar-tefakten an der Unterkante dieser Schichten. Durch Ackerbauaktivitäten in nachneolithischer Zeit erfolgte eine Zerkleinerung bzw. Zerstörung des Fundmaterials der oberen Horizonte, die sich graduell abnehmend bis zu einer Tiefe von mindestens 0,4 m niederschlägt. Das skizzierte Modell impliziert, dass in den Flächen 1, 3 und 4 tatsächlich jeweils die jüngsten Siedlungsaktivitäten erfasst wurden und demnach nicht mit einem weite-ren, vollständig zerstörten Bauhorizont gerechnet werden muss. Besonders plausibel erscheint dies für die Grabungsflächen 1 und 3, wo Befundsitua-tionen angetroffen wurden, die am besten durch die sukzessive Auflassung der Siedlungsareale über eine Zeitdauer von mindestens einer Hausgene-ration erklärbar erscheinen. Prinzipiell gültig ist sie auch für Fläche 4, wo allerdings bedingt durch ihre Lage auf der höchsten Erhebung des Tells ein nicht unbeträchtlicher Teil des jüngsten Hauses Oko 29 durch Ackerbau zerstört wurde.

An der Peripherie des Siedlungshügels waren an verschiedenen Stellen Kolluvien abgelagert, die nachsiedlungszeitliche Bodenbildungshorizonte überlagerten (Flächen 6 und 9). Im Osten des Tells wurde in nachneoli-thischer Zeit ein Altarm der Bosna eingeschnitten, wobei Teile der Sied-

Tab. 99. Okolište. Benotungssystem und Bewertungskriterien für Schichtenverbände.

Bewertung Erläuterung

Note 1 Weitgehend vollständige Inventare, deren Zusammensetzung und Anord-nung sich noch weitgehend im ursprünglichen Zustand der Biozönose befin-den (verbrannte Häuser, die nicht als Abfallzone genutzt wurden, z. B. auch Werkplatz in Fläche 1). Die Inventare dürften einen Zustand zum Zeitpunkt z. B. eines Brandereignisses repräsentieren.

Note 2 Unvollständige Inventare, deren Zusammensetzung noch teilweise dem Zu-stand Biozönose entspricht (unverbrannte Häuser, die nicht als Abfallzonen genutzt wurden). Im Rahmen der funktionalen Analysen ist zu prüfen, inwie-weit die Anordnung der Inventare noch funktionsgerecht ist oder im Rahmen von Auflassungsprozessen möglicherweise zerstört wurde.

Note 3 Sekundäre Abfallbereiche, in denen möglicherweise der Müll eines Haushal-tes repräsentiert ist und wahrscheinlich keine außerhäuslichen Aktivitäten stattfanden (eingetiefte Häuser).

Note 4 Sekundäre Abfallbereiche, in denen möglicherweise der Müll unterschiedli-cher Haushalte entsorgt wurde und eine Überlagerung mit materiellen Res-ten außerhäuslicher Aktivitäten belegt ist (Freiflächen wie Gassen, Wege und Hausstellen, die als Freifläche zur Müllentsorgung nachgenutzt wurden und deshalb Fremdabfall enthalten).

Note 5 Sekundäre Abfallbereiche, die vermutlich mehrphasig sind und teilweise mehrfach umgelagertes Material unterschiedlicher Aktivitäten und Kontexte enthalten (Grabenverfüllungen, Wallschüttungen).

Note 6 In ihrer Zusammensetzung durch postdepositionale Prozesse wie Fundzer-kleinerung und Umlagerung vermutlich in starkem Maße beeinträchtigte Fundkomplexe (Ackerhorizonte, Kolluvien).

261

lungsfläche verloren gingen. Im angrenzenden verbliebenen Bereich der Siedlung wurde ein großer Teil der Siedlungsschichten durch Erosion ab-getragen und floss in den angrenzenden Verlauf der Bosna ab, wo sie im Wechsel mit alluvialen Schichten abgelagert wurden (Flächen 7, 8, 10). Die Erosionsprozesse in den Randbereichen des Fundplatzes führten demnach in erheblichem Maße zu einer Verschleifung des ursprünglich wahrschein-lich deutlich markanteren Siedlungshügels.

BEWERTUNG DER BEFUNDGRUPPIERUNGEN

Ausgehend von den obigen Erkenntnissen zu den Depositionsprozessen wurde ein sechsstufiges Bewertungssystem mit abgestuften Kriterien entwickelt, mithilfe dessen eine konkrete quellenkritische Bewertung der Schichtenverbände vorgenommen wurde (Tab. 99; Anhang 24). Eine erste, auf die Gefäßkeramik der Flächen 2–6, 8 und 9 bezogene Auswertung die-ser Bewertung zeigt, dass nach dem Gewicht maximal 15 % des Keramik-materials in funktionsgerechter Anordnung vorgefunden wurden (Noten 1 und 2), während 57 % aus Abfallkontexten (Noten 3 und 4) und 28 % aus stark gestörten Zusammenhängen stammen (Noten 5 und 6).

SCHLUSSFOLGERUNGEN FÜR DIE T YPOCHRONOLOGISCHE, FUNK TIONALE UND SOZIALHISTORISCHE AUSWERTUNG DES FUNDMATERIALS

Nach den vorstehenden Analysen liegen in Okolište genauso wie bei al-len archäologischen Siedlungsbefunden nur in wenigen Fundkontexten ungestörte und tendenziell vollständige Inventare im ursprünglichen Funktionszusammenhang vor. Es handelt sich jeweils um Ausnahmen im gesamten Siedlungsgefüge, die durch besondere Depositionsprozesse und Lagerungen geschützt waren. Daneben existiert eine Mehrheit an Be-funden, die nur zum Teil erhalten sind und deren Fundbestand auf unter-schiedliche Depositionsprozesse zurückzuführen ist. Für die weitere Aus-wertung des Materials können daraus folgende Konsequenzen abgeleitet werden:1. Die chronologische Differenzierung des Fundmaterials basiert immer

auf statistischen Wahrscheinlichkeiten, die von der Unsicherheit und nur relativen Geschlossenheit der verglichenen Inventare ausgehen46. Die feinchronologische Differenzierung der Gefäßkeramik mit einer möglichst hohen zeitlichen Auflösung ist nur unter Anwendung statis-tischer Verfahren möglich, die den zeitlichen Ablauf zum Beispiel einer Keramikentwicklung als dynamischen Prozess begreifen und die Da-tierungsunschärfe der nur relativ geschlossenen und teilweise unvoll-ständigen Inventare zulassen. Ein solches Verfahren bietet die Korres-pondenzanalyse, die eine Ordnung von Fundgesellschaften nach deren mittlerer Häufigkeitswahrscheinlichkeit vornimmt, also im chronologi-schen Sinne nach deren mittlerer Datierung. Einfließen können hier alle Inventare auch unterschiedlicher „Benotungsqualität“. Ob sich dann ein Gradient als chronologisch identifizieren lässt, hängt von methodenun-abhängigen Aspekten und unabhängigen Variablen ab. Entsprechend muss die Verteilung von einzelnen Häusern oder Hausplätzen zugeord-neten Inventaren, von Vertikalstratigraphien und von radiometrischen

46 Wie erfolgreich solche Verfahren trotzdem sein können, zeigen zum Beispiel die weg-weisenden Studien zur Aldenhovener Platte, die auf der Basis von nur partiell ausge-grabenen Befunden unter Zuhilfenahme analytischen Geschickes feinchronologische Ergebnisse erbrachten (Frirdich 1994).

262

Datierungen in der Ergebnismatrix kartiert werden, um die chronolo-gische Auflösung – möglicherweise bis zur „Haushaltsgeneration“ – zu erreichen. Sukzessive müssen hier die unterschiedlichen Gruppierungs-ebenen (u. a. auch von Schichtenformationen) eingebunden werden, um die Schärfenunterschiede herauszuarbeiten.

Nicht grundsätzlich negativ zu bewerten sind Unschärfen, die durch die Zusammenpassungen von Keramikeinheiten in übereinanderliegenden Häusern bzw. in Häusern und benachbarten Freiflächen belegt sind. Für Fundkomplexe in Siedlungskontexten wurde das Konzept „relativ ge-schlossener Befunde“ entwickelt, das davon ausgeht, dass auch in einem teilweise vermischten Inventar eine kritische Masse zum Beispiel von Keramikeinheiten noch im richtigen Kontext vorliegt (Müller 1997, 3 f.; 2001 a, 59; Furholt 2009, 19 f.).

2. Angesichts der geringen Anzahl vollständiger Inventare, die den Zu-stand der Biozönose repräsentieren, basieren bisherige Versuche, Un-terschiede zwischen Hausinventaren herauszuarbeiten, nicht auf der alleinigen Berücksichtigung von Inventaren auf Hausfluren oder aus verbrannten Häusern, sondern definieren Hausinventare als solche, die sowohl die möglichen in-situ-Reste von Hausinventaren als auch den Müll aus Gassen und Freiflächen um die jeweiligen Häuser mit in die Analysen einbeziehen. Darüber hinaus hat J. Müller (2010) in seiner Studie aufgrund der Unterschiede zwischen verbrannten und unver-brannten Häusern nicht Einzelhäuser als Basis der Berechungen be-nutzt, sondern Hausstellen: Diese bestehen sowohl aus verbrannten als auch unverbrannten Häusern (Müller u. a. 2011; 2013 c).

3. Nebenprodukt bei allen Analysen kann es sein, den generellen Umfang von Hausinventaren und die Anzahl zu einem „Ideal-Durchschnitts-haushalt“ gehöriger Gefäße zu rekonstruieren. Voraussetzung dafür sind allerdings konkrete Vorstellungen zur Nutzungsdauer der Häuser. Ist dies gegeben, kann die Menge des Keramikmaterials aus einer Gra-bungsfläche in Beziehung zur Gesamtzahl der Haushalte gesetzt wer-den. Ungestörte Inventare vermitteln einen Eindruck davon, welcher Anteil dieser einem Haushalt zugehörigen Gesamtmenge gleichzeitig in Benutzung war. Daraus lässt sich schließlich ein Modell dafür ent-wickeln, welchen Umfang die Keramikproduktion einer Siedlung wie Okolište hatte und ob dafür eine spezialisierte Arbeitsorganisation an-zunehmen ist.

4. Von den quellenbedingten Einschränkungen allenfalls wenig berührt ist der stilistische Vergleich der Keramikinventare von Haushalten. Ne-ben dem Material aus den eigentlichen Hausbereichen kann dafür un-ter günstigen Bedingungen auch Keramik herangezogen werden, die im Umfeld des Eingangs gefunden wurde.

263

Chronologie

DIE CHRONOLOGISCHE GLIEDERUNG DES FUNDPL ATZES IN HAUPTPHASEN

Argumente zum zeitlichen Verhältnis der Befunde in den Flächen 1–9 er-geben sich unter anderem aus dem Oberflächenrelief des Siedlungshügels und den unterschiedlichen Mächtigkeiten der anthropogenen Ablagerun-gen: Wie oben dargelegt wurde (siehe S. 39 ff.), gliedert sich der Fundplatz Okolište in drei Bereiche unterschiedlicher Schichtmächtigkeit, deren Entstehung möglicherweise auf einer unterschiedlichen Siedlungsdauer beruhen könnte. An dem horizontalen Verlauf der Terrassierungen in den Profilen durch den Siedlungshügel ist unserer Ansicht nach relativ klar er-sichtlich, dass die Asymmetrie des Hügels primär kein Ergebnis von Ero-sion darstellt (siehe S. 40 Abb. 7). Da aufgrund der Grabungen außerdem signifikante Unterschiede der Dichte und Materialintensität der Bebauung ausgeschlossen wurden (siehe S. 376 ff.), können die einzelnen Terrassen-körper zu groben chronologischen Einheiten zusammengefasst werden: Auf der niedrigsten Terrasse liegt das Areal zwischen den in der Geomag-netik sichtbaren Grabensträngen GS A und GS B mit einer Schichtmäch-tigkeit von maximal 1,25 m. Etwa vom Verlauf des Grabenstranges GS B an steigt das Gelände nach Osten und Südosten an und bildet im zentralen und südlichen Teil des Tells eine große Terrasse mit relativ einheitlichem Niveau und Schichtmächtigkeiten zwischen 1,7 m und 2,0 m. Eine weitere, nochmals um 0,5 m bis etwa 1 m höhere, jedoch deutlich kleinere Terrasse befindet sich im Nordosten der Siedlung, die sich auch durch die erheblich bessere Sichtbarkeit von Hausbefunden in der geomagnetischen Prospek-tion vom Rest der Siedlung unterscheidet. Hier beträgt die Mächtigkeit der anthropogenen Ablagerungen bis zu 3,0 m.

Da andere bekannte Faktoren für die Unterschiede der Schichtmächtig-keit mit einiger Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden können, wird die festgestellte Terrassierung als Ausdruck einer schrittweisen Verkleine-rung der Siedlung interpretiert und als Ausgangspunkt für die Unterglie-derung des Fundplatzes in drei Hauptphasen genommen.

Diese Interpretation wird auch durch die geomagnetische Prospektion und die Stratigraphien der Flächen 5 und 6 untermauert: In der ältesten Hauptphase Okolište 1 besaß die Siedlung demnach ihre größte Ausdeh-nung von ca. 7 ha und war von dem äußeren Grabenwerk umgeben (Gra-benstränge GS A, C und D). Der Beginn der Hauptphase Okolište 2 ist

Tab. 100. Okolište. Vorläufiges relativchronologisches Modell der Grabungsbefunde aus den Flächen 1–6 auf der Ebene von Schichtenformatio-nen basierend auf Überlegungen zum Relief des Siedlungshügels und stratigraphischen Beobachtungen.

Hauptphase weitere Untergliederung Schichtenformationen

Okolište 1

1 Oko 2/4 Oko 5/9, 5/8, 5/7, 5/6, 5/5 Oko 6/8, 6/7, 6/62 Oko 6/53 Oko 2/3 Oko 5/4 Oko 6/4

Okolište 2 . Oko 2/2, 2/5, 3/3, 3/2, 3/1, 5/3, 6/3 . .

Okolište 3 . Oko 1/1, 1/2, 1/3, 4/1, 4/2, 4/3 . .

264

Tab. 101. Okolište. Katalog der vorliegenden 14C-Daten. Mit grau sind die aus quellenkritischen Gründen ausgesonderten Daten unterlegt (siehe S. 268 f.); * keine Angaben vom Labor.

Labo

rnum

mer

14C

-Alte

r

Fund

num

mer

Prob

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mer

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mm

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Abt

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1–N

2) o

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Schi

chte

nfor

mat

ion

Schi

chte

nver

band

Schi

chte

ngru

ppe

UtC11920 5670 ±50 . 2052 2003 4 1001,45/1006,32/998,40 Oko 1/2 Haus Oko 16 Feuerungsanlage Oko 1/1

UtC11968 5830 ±50 20026133 6016 4 1016 –1017/1000–1001 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K–L n/a

UtC11970 5975 ±44 20022124 2053 4 1004–1005/1007–1008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J

n/a

UtC11900 5901 ±45 . 3062 3043 6 1007,60/1000,43/998,30 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/3 n/a

UtC11901 5980 ±50 20025223 5029 4b 1012–1013/1000–1001 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a

UtC12038 5640 ±50 . 2053 2090 5 1005,05/1005,94/998,22 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/1 n/a

KIA28826 6086 ±31 . 82021 82029 9 942,84/1101,07/996,03 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange

Verfüllung

KIA28827 5889 ±32 . 82010 82009 8 942,82/1101,27/996,30 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange

Verfüllung

KIA28830 5943 ±38 . 82006 82008 6 942,35/1101,42/996,57 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange

Verfüllung

KIA28834 6043 ±39 . 81014 81041 8 941,36/1108,41/995,69 Oko 2/5 3. Stadium Graben rot

Verfüllung

KIA28831 6119 ±31 . 82008 82012 6 944,11/1099,04/996,65 Oko 2/3 Erneuerung Wall orange

n/a

KIA28828 6166 ±31 . 82016 82025 8 943,62/1100,16/996,10 Oko 2/4 1. Stadium Graben orange

Verfüllung

KIA28829 5823 ±48 . 82019 82018 8 943,30/1101,38/996,13 Oko 2/4 1. Stadium Graben orange

Verfüllung

KIA28833 6209 ±37 . 82014 82020 8 942,91/1099,57/996,44 Oko 2/4 Aufschüttung Wall orange

n/a

265

Tab. 101. Fortsetzung. Okolište. Katalog der vorliegenden 14C-Daten. Mit grau sind die aus quellenkritischen Gründen ausgesonderten Daten unterlegt (siehe S. 268 f.); * keine Angaben vom Labor.

Mat

eria

l

Mat

eria

l, D

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(95,

4 %

)

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ngen

(14C

-Lab

or)

Knochen unbestimmbar –23 ±* 0,8 4556–4450 BC (65,6 %) 4667–4663 BC (0,4 %) 4653–4640 BC (1,4 %) 4618–4367 BC (93,6 %)

.

Knochen mehrere Möglichkeiten

–23,1 ±* 1,84 4770–4752 BC (7,0 %) 4746–4613 BC (61,2 %)

4797–4548 BC (95,4 %) .

Knochen mehrere Möglichkeiten

–20,8 ±* 2,29 4932–4921 BC (5,0 %) 4911–4797 BC (63,2 %)

4986–4767 BC (92,7 %) 4756–4741 BC (1,9 %) 4736–4729 BC (0,8 %)

.

Knochen Rind –20,9 ±* 2,08 4827–4816 BC (6,7 %) 4801–4721 BC (61,5 %)

4906–4863 BC (5,3 %) 4856–4686 BC (90,1 %)

.

Knochen Rind –20,7 ±* 2,18 4934–4824 BC (59,1 %) 4818–4800 BC (9,1 %)

4994–4766 BC (92,0 %) 4756–4729 BC (3,4 %)

.

Knochen Rind –23,8 ±* 0,51 4537–4446 BC (55,8 %) 4420–4399 BC (9,7 %) 4381–4375 BC (2,7 %)

4584–4356 BC (95,4 %) .

Knochen Rind –21,83 ±0,05 3,9 5038–5008 BC (19,8 %) 5004–4942 BC (47,1 %) 4866–4864 BC (1,4 %)

5194–5182 BC 1,9 %) 5063–4906 BC 85,0 %) 4886–4878 BC (0,9 %) 4875–4852 BC (7,6 %)

.

Knochen mehrere Möglichkeiten

–21,91 ±0,13 4 4795–4765 BC (23,2 %) 4764–4716 BC (45,1 %)

4842–4820 BC (6,7 %) 4809–4706 BC (5,9 %) 4704–4691 BC (2,9 %)

.

Knochen Rind –26,07 ±0,25 3,8 4898–4892 BC (4,8 %) 4848–4817 BC (25,3 %) 4812–4774 BC (28,7 %) 4748–4734 BC (9.6 %)

4910–4870 BC(15,1 %) 4857–4766 BC (61,4 %) 4764–4719 BC (18,9 %)

.

Knochen Rind –22,38 ±0,14 3,4 4990–4970 BC (8,9 %) 4962–4902 BC (38,2 %) 4889–4876 BC (6,1 %) 4875–4851 BC (14,3 %) 4815–4815 BC (0,7 %)

5044–4835 BC (91,6 %) 4822–4804 BC (3,8 %)

.

Knochen Rind –22,31 ±0,11 3,7 5192–5182 BC (5,5 %) 5062–4981 BC (55,3 %) 4975–4960 BC (7,5 %)

5208–5173 BC (12,4 %) 5142–5112 BC (4,8 %) 5081–4939 BC (76,3 %) 4870–4860 BC (1,9 %)

.

Knochen Rind –20,59 ±0,11 3,9 5208–5168 BC (24,6 %) 5143–5109 BC (19,8 %) 5099–5091 BC (3,4 %) 5082–5048 BC (20,5 %)

5256–5242 BC (2,9 %) 5232–5219 BC (2,9 %) 5212–5158 BC (27,7 %) 5152–4998 BC (62,0 %)

.

Knochen Rind –27,28 ±0,67 4 4771–4752 BC (9,3 %) 4723–4667 BC (33,5 %) 4663–4615 BC (23,2 %) 4611–4605 BC (2,3 %)

4785–4547 BC (95,4 %) .

Knochen Rind –22,79 ±0,08 3,8 5257–5241 BC (7,6 %) 5232–5219 BC (6,2 %) 5213–5206 BC (3,4 %) 5179–5138 BC (21,4 %) 5130–5076 BC (29,7 %)

5292–5268 BC (4,8 %) 5264–5186 BC (29,6 %) 5185–5027 BC (61,1 %)

.

266

Labo

rnum

mer

14C

-Alte

r

Fund

num

mer

Prob

enum

mer

Befu

ndnu

mm

er

Abt

rag

Qua

drat

(E1–

E2/N

1–N

2) o

der E

/N o

der

Koor

dina

te (E

/N/Z

)

Schi

chte

nfor

mat

ion

Schi

chte

nver

band

Schi

chte

ngru

ppe

KIA32103-A 6069 ±37 10087 . 10010 3 861–862/973–974 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a

KIA32103-B 6147 ±42 10087 . 10010 3 861–862/973–974 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a

KIA32104 6063 ±38 12102 . 12023 4 878–879/974–975 Oko 3/2 Haus Oko 11 unverbrannterLehm

KIA32105 6220 ±47 13136 . 13036 3b 876–877/981–982 Oko 3/2 Haus Oko 02–03 undifferenziert

KIA32106 6179 ±35 13348 . 13161 2 873–874/980–981 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 16

KIA32108 6020 ±62 14111 . 14047 3 871–872/979–980 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 13

KIA32109 4935 ±40 15124 . 15003 3 864–865/979–980 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a

KIA32110-A 5814 ±48 17239 . 17140 2 867–68/987–988 Oko 3/2 Haus Oko 04 Schichtpaket

KIA32110-B 6351 ±48 17239 . 17140 2 867–868/987–988 Oko 3/2 Haus Oko 04 Schichtpaket

KIA32112 5987 ±34 12981 12050 12022 4 876–877/973–974 Oko 3/2 Haus Oko 11 unverbrannter Lehm

KIA41400 5826 ±32 31334 . 31016 3 977–978/1040–1041 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a

KIA41401 5943 ±27 31491 . 31036 4 976–977/1041–1042 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a

KIA41402 6095 ±37 511311 . 51104 6 D/10 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 2

KIA41404 5967 ±45 521821 . 52482 9 D/17 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 1

KIA41403 6194 ±36 511917 . 51524 7d B/8 Oko 6/6 Haus Oko 38 undifferenziert

Tab. 101. Fortsetzung. Okolište. Katalog der vorliegenden 14C-Daten. Mit grau sind die aus quellenkritischen Gründen ausgesonderten Daten unterlegt (siehe S. 268 f.); * keine Angaben vom Labor.

durch die Verkleinerung des besiedelten Areals auf 5,6 ha und die damit verbundene Anlage des Grabenstranges GS B markiert, der – wie in Gra-bungsfläche 6 eindeutig festgestellt wurde – ein Paket älterer Siedlungs-schichten durchschneidet und nur einphasig ist.

Am Verlauf der Grabenstränge GS C und D änderte sich hingegen nichts. Entsprechend sind in Fläche 2 – in der zwei Grabenverläufe im Gra-benstrang C untersucht wurden – jeweils mehrere, einander überlagernde Grabenphasen nachgewiesen, die sich im Bereich von Fläche 5 teilweise auffächern. Aufgrund ihres in der geomagnetischen Prospektion fest-

267

Mat

eria

l

Mat

eria

l, D

etai

ls

Del

ta 13

C-G

ehal

t

Col

lage

n-G

ehal

t (m

g)

kalib

rier

tes A

lter

(68,

3 %

)

kalib

rier

tes A

lter

(95,

4 %

)

Bem

erku

ngen

(14C

-Lab

or)

Knochen unbestimmbar –22,29 ±0,33 2,5 5038–4934 BC (68,2 %) 5197–5180 BC (2,2 %) 5063–4848 BC (93,2 %)

Probe kremiert bei >650 °C; Unter-schied zu Probe B statistisch nicht signifikant: Ergebnis zuverlässig

Knochen unbestimmbar –18,32 ±0,24 1,6 5207–5146 BC (28,7 %) 5138–5128 BC (4,1 %) 5120–5093 BC (12,3 %) 5080–5032 BC (23,2 %

5217–4983 BC (95,4 %) Probe kremiert bei >650 °C; Unter-schied zu Probe A statistisch nicht signifikant: Ergebnis zuverlässig

Knochen, Herbivore

mehrere Möglichkeiten

–20,87 ±0,29 3,6 5028–4932 BC (63,9 %) 4921–4911 BC (4,3 %)

5194–5181 BC (1,3 %) 5060–4845 BC (94,1 %)

.

Knochen Rind –22,4 ±0,13 1,5 5294–5263 BC (12,6 %) 5228–5203 BC (12,3 %) 5172–5073 BC (43,4 %)

5306–5052 BC (95,4 %) Probe kremiert bei >650 °C

Knochen Rind –26,55 ±0,06 2,9 5209–5201 BC (4,5 %) 5177–5069 BC (63,7 %)

5222–5011 BC (95,4 %) Probe kremiert bei >650 °C

Knochen Rind –24,11 ±0,23 0,9 4997–4838 BC (68,2 %) 5199–5178 BC (1,4 %) 5065–4766 BC (92,6 %) 4756–4729 BC (1,4 %)

Probe kremiert bei >650 °C

Knochen mehrere Möglichkeiten

–21,71 ±0,15 1 3761–3725 BC (21,3 %) 3715–3657 BC (46,9 %)

3791–3646 BC (95,4 %) .

Knochen Rind –16,14 ±0,15 1,1 4726–4595 BC (68,2 %) 4785–4547 BC (95,4 %) Ergebnis unsicher, starke Abwei-chung zwischen A- und B-Probe

Knochen Rind –21,01 ±0,21 1,2 5463-5447 BC (5,8 %) 5417-5411 BC (1,9 %) 5379-5297 BC (55,4 %) 5246-5231 BC (5,1 %)

5468-5402 BC (18,7 %) 5389-5223 BC (76,7 %)

Ergebnis unsicher, starke Abwei -chung zwischen A- und B-Probe

Knochen Rind –24,84 ±0,24 4,2 4933–4919 BC (8,9 %) 4914–4836 BC (59,3 %)

4981–4973 BC (0,9 %) 4964–4789 BC (94,5 %)

.

Holzkohle Cornus mas –25,85 ±0,21 4725–4653 BC (54,6 %) 4639–4617 BC (13,7 %)

4784–4592 BC (95,4 %) .

Holzkohle Cornus mas –25,52 ±0,2 4873–4871 BC (0,7 %) 4848–4781 BC (67,6 %)

4900–4864 BC (12,4 %) 4854–4727 BC (83,0 %)

.

Getreide Triticum monococcum

–25,55 ±0,16 5055–4947 BC (68,3 %) 5207–5147 BC (11,6 %) 5137–5128 BC (1,0 %) 5121–5094 BC (2,9 %) 5081–4908 BC (80,0 %)

.

Holzkohle Alnus –27,92 ±0,27 4928–4925 BC (1,4 %) 4909–4862 BC (27,0 %) 4859–4792 BC (39,9 %)

.

Getreide Triticum dicoccum

–23,39 5214–5202 BC (6,8 %) 5174–5071 BC (61,5 %)

5292–5249 BC (4,8 %) 5229–5039 BC (90,6 %)

.

Tab. 101. Fortsetzung. Okolište. Katalog der vorliegenden 14C-Daten. Mit grau sind die aus quellenkritischen Gründen ausgesonderten Daten unterlegt (siehe S. 268 f.); * keine Angaben vom Labor.

stellbaren Verlaufs sowie der Verteilung von menschlichen Skelettresten können Graben grün in Fläche 5 und Graben Oko 6/1 in Fläche 6 mitei-nander gleichgesetzt werden (Gräben G 7 und G 10). Der gleiche Graben kann wiederum ausgehend von der geomagnetischen Prospektion bis in Grabungsfläche 2 verfolgt werden, wo er der jüngsten Phase im Graben-verlauf G 10 entspricht (3. Stadium Graben rot). Die Zuordnung wird unter anderem ebenfalls dadurch bestätigt, dass auch in der Verfüllung dieses Grabens ein einzelner menschlicher Knochen gefunden wurde. Im zent-ralen Siedlungsbereich können der Hauptphase Okolište 2 die Befunde aus

268

Fläche 3 zugewiesen werden, die zwei aufeinanderfolgende Bauperioden aus der Zeit unmittelbar vor der Aufgabe der Siedlungstätigkeit auf dieser Terrasse umfassen.

Mit dem Beginn der dritten Hauptphase Okolište 3 erfolgte eine erneute substanzielle Verkleinerung des Siedlungsareals auf eine Größe von 1,2 ha. An dieses im Nordosten des Fundplatzes gelegene Areal – das sich durch eine deutliche Terrassierung absetzt – wurde das Grabenwerk nicht mehr angepasst. Es liegt daher der Schluss nahe, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben worden war. Entsprechend ihrer Lage auf der höchsten Terrasse des Siedlungshügels sind der Hauptphase Okolište 3 die Befunde der Grabungsflächen 1 und 4 zugehörig.

Ausgehend von den zuvor dargelegten Überlegungen können die oben (siehe S. 77–142) herausgearbeiteten Schichtenformationen entsprechend Tabelle 100 den drei Hauptphasen Okolište 1–3 zugeordnet werden. Zu-nächst nicht eindeutig zuzuweisen sind Befundgruppierungen der Flächen 7, 8 und 9. Vorerst nicht möglich erscheint auch die Einordnung der Schich-tenformationen Oko 2/1, Oko 5/2 und Oko 6/2. Die Horizonte überdecken jeweils die Verfüllungen der jüngsten Gräben und können deshalb sowohl aus Hauptphase 2 als auch Hauptphase 3 stammen.

Aus dem Umstand, dass sich die Gräben der Flächen 2, 5 und 6 teilweise synchronisieren lassen, ergeben sich für die Hauptphase 1 weitere Unter-gliederungsmöglichkeiten. Die Befundsituation in Fläche 5 belegt, dass vor der Verkleinerung der Siedlung mindestens vier Erneuerungen des Gra-benwerkes stattgefunden haben. In Fläche 6 sind drei Bauperioden belegt. Zunächst weitgehend unklar ist allerdings, wie diese unterschiedlichen Phasen synchronisiert werden können.

14C- CHRONOLOGIE

Mittlerweile liegen aus dem unmittelbaren Siedlungskontext in Okolište 29 14C-Datierungen aus verschiedenen Grabungsflächen vor, die mehrheitlich aus Knochenmaterial von Rindern gewonnen wurden (Tab. 101). Da sich aufgrund der schlechten Erhaltungsbedingungen von Knochenmaterial in Okolište immer wieder Schwierigkeiten hinsichtlich der Datierbarkeit von Proben ergaben, wurde bei der letzten Serie zur Datierung von kurzlebigen verkohlten botanischen Großresten übergegangen.

Quellenkritische Bewertung der Daten

Die im Folgenden diskutierten fünf Datierungen halten nach Ansicht des Autors einer quellenkritischen Prüfung nicht stand. In ihrem Kontext fraglich ist außerdem eine sechste Datierung. Entsprechend verringert sich die Anzahl der letztlich für die eigentlichen Analysen verwendbaren Da-tierungen auf 23 Proben (vgl. Bronk Ramsey 2009 b, 1024 f.).– UtC-11920 und UtC-12038: Auf den beiden aus Fläche 1 stammenden

Proben beruht die bereits mehrfach publizierte Datierung des Endes der Besiedlung in Okolište auf ca. 4500 v. u. Z. Vom 14C-Labor war auf den geringen Kollagengehalt der Probe UtC-12038 von etwa 0,5 mg und die daraus resultierende Datierungsunsicherheit hingewiesen worden. Mit 0,8 mg einen nur wenig höheren Kollagengehalt, der ebenfalls unter-halb der für präzise Datierungen empfohlenen Mindestmenge von 1 mg rangiert, weist auch die in den gleichen Altersbereich datierende zweite Probe UtC-11920 auf.

Neben dem geringen Kollagengehalt war für die Aussonderung der bei-den Datierungen auch der Umstand ausschlaggebend, dass ein um meh-

269

rere hundert Jahre geringeres Alter der Befunde in Fläche 1 gegenüber den Datierungen in Fläche 4 vom archäologischen Standpunkt her nicht plausibel erscheint, da die beiden Flächen innerhalb des Siedlungshügels in einem Abstand von ca. 35 m etwa auf gleicher Höhe liegen. Daher erscheinen die übrigen Proben aus Fläche 1 sowie die beiden Proben aus Fläche 4 zuverlässiger.

– KIA32109: Die Probe datiert in das 4. Jt. v. u. Z. und weicht damit sehr stark von den anderen Datierungen ab. Es wird deshalb davon ausgegan-gen, dass die Probe verunreinigt ist und einen Ausreißer darstellt.

– KIA32110-A und KIA32110-B: Es wurden zwei Messungen an ver-schiedenen Stücken der gleichen Probe vorgenommen. Diese gehörten ursprünglich zum gleichen Knochen. Die Datierungen sind Teil einer Serie, die an Probenmaterial gemessen wurde, das bei einem Siedlungs-brand bei einer Temperatur von über 650 °C kremiert ist. Die Datierung derartiger Knochen erfolgt nicht anhand von Kollagen, sondern von Carbonaten, die in anorganischem Calciumphosphat mit einer Apatit-ähnlichen Struktur in dem Knochen eingelagert sind (Lanting u. a. 2001; Naysmith u. a. 2007). Da bei den beiden Datierungen ein signi-fikant voneinander abweichender Altersunterschied entstand, wurden diese vom Labor als unzuverlässig eingestuft.

– KIA28829: Diese Probe stellt insofern einen Sonderfall dar, als sie vor allem aufgrund ihres Kontextes in einer der ältesten Grabenverfüllun-gen in Fläche 2 unglaubwürdig erscheint. Im Vergleich zu den übrigen beiden Datierungen dieser Schichtenformation stellt sie eindeutig einen Ausreißer dar. An den Messwerten fällt insbesondere der sehr niedrige Delta 13C-Wert ins Auge, der deutlich unter dem Normalwert für Rinder liegt.

Bayessche Altersmodelle

Die kalibrierten 14C-Daten aus Okolište fallen in einen Zeitabschnitt zwi-schen etwa 5220 und etwa 4680 bzw. 4600 v. u. Z. Die Kalibrationskurve weist zwischen etwa 5200 und 5080 sowie 4680 und 4620 Plateaus auf, ist jedoch ansonsten eher durch relativ steile Abschnitte gekennzeichnet (Abb. 146).

Die im Folgenden vorgestellten drei unterschiedlichen Altersmodelle wurden mittels der Analysefunktionen des Programms OxCal v4.1.1. er-rechnet (Bronk Ramsey 2009 a). Die Codes dieser Analysen und die voll-ständigen Ergebnistabellen finden sich in den Anhängen 30–47. In den Tabellen 102–109 sind die Ergebnisse in vereinfachter Form mit einer Wahr-scheinlichkeit von 68,2 % dargestellt. Zusätzlich zu den modellierten Datie-rungsspannen und dem Median ist in diesen Tabellen jeweils eine Spalte mit der höchsten Datierungswahrscheinlichkeit angefügt, die aus den Ein-zelplots der Ergebnisse (boundaries) entnommen wurden und insbesondere der Visualisierung der Daten dienen sollen (siehe S. 284 Abb. 158).

Modell 1 – Gesamtdauer der Besiedlung in Okolište

Um die durch die Proben repräsentierte Gesamtsiedlungsdauer abschät-zen zu können, wurde zunächst ein Altersmodell aus allen 23 als zuverläs-sig eingestuften 14C-Datierungen aus Okolište errechnet (Abb. 146; Tab. 102). Mittels der Funktion boundary kann der Beginn, das Ende und die Dauer der Siedlungstätigkeit in Okolište abgeschätzt werden.

Demnach ist durch die Daten in Okolište eine Besiedlungsdauer von 391–520 Jahren repräsentiert. Der Siedlungsbeginn in Okolište fällt in den

270

5400 5200 5000 4800 4600Modelled date (BC)

5800

6000

6200

6400

Rad

ioca

rbon

det

erm

inat

ion

(BP

)

OxCal v4.1.1 Bronk Ramsey (2009); r:5 IntCal04 atmospheric curve (Reimer et al 2004)

Tab. 102. Okolište. Altersmodell 1, Datierung und Gesamtdauer des Fundplatzes (vereinfach-te Darstellung mit Datierungswahrscheinlichkeiten in Höhe von 68,2 % in Spalte Datierung/Dauer; Code und detaillierte Datentabelle siehe Anhänge 30–31).

Phase Datierung/Dauer Median höchste Wahrscheinlichkeit

Beginn Okolište 5213–5119 BC 5168 BC 5150 BCDauer Okolište 394–524 Jahre 464 Jahre 450 JahreEnde Okolište 4748–4676 BC 4706 BC 4700 BC

Zeitraum zwischen 5213 und 5119 v. u. Z., das Siedlungsende zwischen 4748 und 4676 v. u. Z. Die höchste Datierungswahrscheinlichkeit für den Siedlungsbeginn liegt um 5150 und für das Siedlungsende um 4700 v. u. Z. Entsprechend ist eine Gesamtsiedlungsdauer von etwa 450 Jahren am wahrscheinlichsten.

Modell 2 – Differenzierung der Grabungsflächen

In einem zweiten Auswertungsschritt wurde ein detaillierteres, flächenbe-zogenes Modell der 14C-Daten aus Okolište erstellt, in dem zur Eingren-zung von Phasen ausschließlich gesicherte stratigraphische Bezüge berück-sichtigt sind. Da dies bei räumlich getrennten Flächen nicht der Fall ist, bilden diese jeweils separate Sequenzen (sequences). In der Regel konnten die Grenzen (boundary) zwischen zwei Schichtenformationen nur berech-net werden, wenn diese zwei unmittelbar aufeinanderfolgende stratigraphi-sche Einheiten darstellen. Eine Ausnahme bildet Fläche 6, wo der zeitliche Abstand der nicht unmittelbar aufeinanderfolgenden Schichtenformatio-nen Oko 6/6 und Oko 6/3 aufgrund der durchschnittlichen Sedimentati-onsrate des Siedlungshügels geschätzt werden kann. Zur Visualisierung der

Abb. 146. Okolište. Altersmodell 1 aus 23 14C-Datierungen zur Gesamtdauer der Besied-lung. Darstellung der modellierten Daten auf der Kalibrationskurve.

271

stratigraphischen Bezüge der Daten sind diese in den vereinfachten Harris-Matrizes der einzelnen Grabungsflächen eingetragen (siehe S. 77 ff.).

Fläche 1Nach der quellenkritischen Prüfung wurden vier Daten aus Fläche 1 in die Berechnung des Modells einbezogen, nachdem die Daten UtC11920 und UtC12038 aufgrund zu geringen Kollagengehalts ausgesondert worden sind (siehe S. 268 ff.). Jeweils zwei Daten verteilen sich auf die stratigra-phisch aufeinanderfolgenden Schichtenformationen Oko 1/3 und Oko 1/2. Die beiden Daten aus Schichtenformation Oko 1/3 datieren Befunde des Planierungshorizontes, der nach dem Brand der älteren festgestellten Be-bauung entstand. Die zwei Datierungen aus Schichtenformation Oko 1/2 datieren Freiflächen im Umfeld der Hausstellen K–L und A–J.

Das 14C-Alter der Probe UtC11900 aus der älteren Schichtenformati-on Oko 1/3 ist jünger als die zum jüngeren Bauhorizont gehörige Probe UtC11970. Auch wenn die Daten insgesamt relativ nahe zusammenliegen und die Sequenz daher zunächst in sich schlüssig erscheint, beträgt der agreement index47 des Modells – der im Folgenden als Übereinstimmung bezeichnet wird – nur 55,6 % (Abb. 147–148; Tab. 103). Der Modellierung zufolge akkumulierten die in Fläche 1 aufgedeckten beiden Bauhorizonte in dem Zeitraum zwischen 4835 und 4750 v. u. Z., wobei die Dauer der Bau-horizonte 35 und 50 Jahre beträgt.

Eine deutlich höhere Übereinstimmung zwischen Modell und Daten von 90,7 % wird in einem vereinfachten Modell ohne die Differenzierung zwischen den Schichtenformationen Oko 1/3 und Oko 1/2 erreicht (Tab. 104): Dabei ergibt sich allerdings eine deutlich längere Laufzeit zwischen etwa 4840 und 4730 v. u. Z.

Fläche 2Aus Fläche 2 stehen nach der quellenkritischen Bewertung – bei der das Datum KIA28829 aufgrund seiner jungen Datierung eines der stratigra-phisch ältesten Gräben ausgesondert wurde48 – sieben Daten zur Analyse zur Verfügung. Die beiden Datierungen KIA28828 und KIA28833 stam-men aus Schichtenformation Oko 2/4, die Datierung KIA28831 aus Schich-tenformation Oko 2/3, die Daten KIA28826, KIA28827 und KIA 28830 aus Schichtenformation Oko 2/2 sowie KIA28834 aus Schichtenformati-on Oko 2/5. Abgesehen von der Probe KIA28834 stammen alle Daten aus Schnitt 82 und damit aus Gräben bzw. Wallschüttungen, die im Verlauf des Grabens orange bzw. der Anomalie G 11 der geomagnetischen Prospektion liegen (siehe S. 44 Abb. 11). Vermutlich sind die beiden älteren Gräben in diesem Schnitt (Schichtenformation Oko 2/4 und Oko 2/3) mit den bei-den Phasen des Grabens orange aus Fläche 5 zu parallelisieren (Oko 5/5 und Oko 5/6 in der Anomalie G 6 der geomagnetischen Prospektion). Da diese beiden Gräben aus der Zeit vor der ersten Siedlungsverkleinerung stammen, gehören sie zur Hauptphase Okolište 1. Der jüngste Graben in Schnitt 82 (Schichtenformation Oko 2/2) stellt mit hoher Wahrscheinlich-keit eine Fortsetzung des mittleren Grabens G 8 des Grabenstranges GS B dar und ist damit der Hauptphase Okolište 2 zuzuordnen.

Das Datum aus Schichtenformation Oko 2/5 in Schnitt 81 datiert die Verfüllung des jüngsten Grabens im Verlauf der Anomalie G 10, der wahr-scheinlich mit Graben grün in Fläche 5 und Graben Oko 6/1 in Fläche 6

47 Es handelt sich um einen diagnostischen Wert für die Übereinstimmung des Modells (A-priori-Wahrscheinlichkeit) und der beobachteten Daten (Wahrscheinlichkeit; vgl. Bronk Ramsey 2009 a). Dieser Wert sollte 60 % übersteigen.

48 Die Einbeziehung des Datums in das Modell führt zu einer Herabsetzung der Überein-stimmung des Modells auf 60 %, die ohne dieses Datum 104,5 % beträgt.

272

Sequence Fläche 1

Boundary Beginn Oko 1/3

Phase Oko 1/3

UtC11901

UtC11900

Boundary Oko 1/3-Oko 1/2

Phase Oko 1/2

UtC11968

UtC11970

Boundary Ende Oko 1/2

5100 5000 4900 4800 4700 4600Modelled date (BC)

OxCal v4.1.1 Bronk Ramsey (2009); r:5 IntCal04 atmospheric curve (Reimer et al 2004)

UtC11901

UtC11900

UtC11968

UtC11970

5100 5000 4900 4800 4700 4600Modelled date (BC)

5700

5800

6000

6100

6200

Rad

ioca

rbon

det

erm

inat

ion

(BP

)

OxCal v4.1.7 Bronk Ramsey (2010); r:5 Atmospheric data from Reimer et al (2009);

5900

Tab. 103. Okolište. Altersmodell 2 a, Schichtenformationen der Fläche 1 (vereinfachte Dar-stellung mit Datierungswahrscheinlichkeiten in Höhe von 68,2 % in Spalte Datierung/Dauer; Code und detaillierte Datentabelle siehe Anhänge 32–33).

Phase Datierung/Dauer Median höchste Wahrscheinlichkeit

Beginn Oko 1/3 4905–4789 BC 4848 BC 4835 BCDauer Oko 1/3 0–77 Jahre 41 Jahre 35 JahreÜbergang Oko 1/3–Oko 1/2 4836–4761 BC 4800 BC 4800 BCDauer Oko 1/2 0–101 Jahre 54 Jahre 50 JahreEnde Oko 1/2 4803–4681 BC 4735 BC 4750 BC

Abb. 147. Okolište. Altersmodell 2 a für die Schichtenformationen Oko 1/2 und Oko 1/3 in Fläche 1. Darstellung der modellierten Datierungswahrscheinlichkeiten in Bezug zur Kalenderskala.

Abb. 148. Okolište. Altersmodell 2 a für die Schichtenformationen Oko 1/2 und Oko 1/3 in Fläche 1. Darstellung der Daten auf der Kali-brationskurve.

273

Tab. 104. Okolište. Vereinfachtes Altersmodell 2 a, Schichtenformationen der Fläche 1 (ver-einfachte Darstellung mit Datierungswahrscheinlichkeiten in Höhe von 68,2 % in Spalte Da-tierung/Dauer; Code und detaillierte Datentabelle siehe Anhänge 34–35).

Phase Datierung/Dauer Median höchste Wahrscheinlichkeit

Beginn Oko 1/3 4953–4752 BC 4884 BC 4840 BCDauer Oko 1/3 und 1/2 0–271 Jahre 184 Jahre 110 JahreEnde Oko 1/2 4800–4706 BC 4709 BC 4730 BC

Sequence Flaeche 2 Graben orange

Boundary Beginn Oko 2/4

Phase Oko 2/4

KIA28833

KIA28828

Boundary Oko 2/4-Oko 2/3

Phase Oko 2/3

KIA28831

Boundary Oko 2/3-Oko 2/2

Phase Oko 2/2

KIA28826

KIA28830

KIA28827

Boundary Ende Oko 2/2

Sequence Flaeche 2 Graben rot

Phase Oko 2/5

KIA28834

Boundary Ende Oko 2/5

5500 5400 5300 5200 5100 5000 4900 4800 4700Modelled date (BC)

OxCal v4.1.1 Bronk Ramsey (2009); r:5 IntCal04 atmospheric curve (Reimer et al 2004)

Boundary Beginn Oko 2/5

identisch ist (Schichtenformationen Oko 5/3 und Oko 6/3). Eine Paral-lelisierung mit Fläche 5 ist für die Gräben der Anomalie G 10 allerdings unsicher, da dort fünf, in Schnitt 81 jedoch nur drei aufeinanderfolgende Phasen festgestellt werden konnten.

Die Datierungen aus Fläche 2 sind insofern insgesamt schlüssig, als ihre Abfolge den stratigraphischen Verhältnissen entspricht. Die Datierungen umfassen eine Spanne zwischen etwa 5150 und 4730 v. u. Z. (Tab. 105; Abb. 149–150). Ausgehend von den weiter oben beschriebenen Parallelisierun-gen mit Fläche 5 ist der Übergang von Hauptphase Okolište 1 zu Haupt-phase Okolište 2, die durch die Grenze zwischen den Schichtenformati-onen Oko 2/3 und Oko 2/2 bzw. dem Beginn von Oko 2/5 markiert wird, etwa um 5000 v. u. Z. am wahrscheinlichsten.

Abb. 149. Okolište. Altersmodell 2 b für Schichtenformationen in Fläche 2. Darstel-lung der modellierten Datierungswahrschein-lichkeiten in Bezug zur Kalenderskala.

274

Hinsichtlich der Frage, in welchen Intervallen die Gräben erneuert wur-den, fallen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus: In den ältesten beiden Grabenverfüllungen des Grabenverlaufs orange (Schichtenformationen Oko 2/4 und Oko 2/3) beträgt die modellierte Dauer zwischen 60 und 90 Jahre. Dagegen fallen die Datierungsspannen der jüngsten Gräben in Flä-che 2 (Schichtenformationen Oko 2/2 und Oko 2/5) mit 270 und 120 Jahren größer aus. Dies könnte darauf hindeuten, dass sich die Verfüllprozesse der Gräben Oko 2/2 und Oko 2/5 über längere Zeiträume hinzogen, als es für die älteren Gräben des gleichen Grabenverlaufs der Fall ist. Der Umstand, dass sich die Daten der Schichtenformation Oko 2/2 in zwei unterschiedli-

KIA28833 (Oko 2/4)KIA28828 (Oko 2/4)

KIA28831 (Oko 2/3)KIA28826 (Oko 2/2)

KIA28830 (Oko 2/2)

KIA28827 (Oko 2/2)

KIA28834 (Oko 2/5)

5500 5400 5300 5200 5100 5000 4900 4800 4700Modelled date (BC)

5800

6000

6200

6400

6600

Rad

ioca

rbon

det

erm

inat

ion

(BP

)

OxCal v4.1.1 Bronk Ramsey (2009); r:5 IntCal04 atmospheric curve (Reimer et al 2004)

Tab. 105. Okolište. Altersmodell 2 b, Schichtenformationen der Fläche 2 (vereinfachte Dar-stellung mit Datierungswahrscheinlichkeiten in Höhe von 68,2 % in Spalte Datierung/Dauer; Code und detaillierte Datentabelle siehe Anhänge 36–37).

Phase Datierung/Dauer Median höchste Wahrscheinlichkeit

Graben orangeBeginn Oko 2/4 5223–5086 BC 5169 BC 5150 BCDauer Oko 2/4 0–123 Jahre 78 Jahre 90 JahreÜbergang Oko 2/4–Oko 2/3 5119–5031 BC 5076 BC 5060 BCDauer Oko 2/3 0–100 Jahre 68 Jahre 60 JahreÜbergang Oko 2/3–2/2 5050–4966 BC 5006 BC 5000 BCDauer Oko 2/2 185–369 Jahre 283 Jahre 270 JahreEnde Oko 2/2 4802–4667 BC 4726 BC 4730 BC

Graben rotBeginn Oko 2/5 5759–4906 BC 5223 BC 4990 BCDauer Oko 2/5 0–970 Jahre 607 Jahre 120 JahreEnde Oko 2/5 4967–4179 BC 4667 BC 4870 BC

Abb. 150. Okolište. Altersmodell 2 b für Schichtenformationen in Fläche 2. Darstel-lung der Daten auf der Kalibrationskurve.

275

chen Bereichen der Kalibrationskurve gruppieren, könnte auf einen mehr-phasigen Verfüllprozess hindeuten. Durch die wiederholte Erneuerung der Gräben an der gleichen Grabenstelle könnte allerdings auch älteres Mate-rial in die Verfüllung des jüngsten Grabens eingetragen worden sein.

Fläche 3Aus Fläche 3 stehen sieben Datierungen von sechs Proben zur Auswer-tung zur Verfügung, die sämtlich aus Knochenmaterial gewonnen wur-den. Aufgrund schlechter Erhaltungsbedingungen für Knochenmaterial und Siedlungsbränden erwies sich die Datierung der Mehrheit der Proben als problematisch. Lediglich die Proben KIA32104 und KIA32112 enthiel-ten genug Kollagen für eine normale Datierung. Die Proben KIA32103, KIA32105, KIA32106 und KIA32108 waren bei einer Temperatur von über 650 °C kremiert und wurden deshalb anhand des in die Knochen eingela-gerten Carbonats datiert. Vier weitere Proben der Serie erbrachten keine Ergebnisse bzw. mussten aus verschiedenen Gründen ausgesondert werden (KIA32109 und KIA32110A–B, siehe S. 268 ff.).

Die verbliebenen Datierungen gehören alle zur Schichtenformation Oko 3/2 und stammen mehrheitlich aus Häusern und in einem Fall aus dem Weg südwestlich der zentralen Häuserzeile in Fläche 3. Auf der Ka-librationskurve gruppieren sich die Datierungen in zwei voneinander ge-trennten Bereichen (Abb. 152). Daraus resultiert für Schichtenformation Oko 3/2 eine sehr lange Datierungsspanne von ca. 250 Jahren (Tab. 106; Abb. 151). Mit der höchsten Wahrscheinlichkeit des Modells setzte die Akkumulation der Schichtenformation Oko 3/2 um 5130 v. u. Z. ein und dauerte bis ca. 4890 v. u. Z.

Aus mehreren Gründen erscheint diese Datierungsspanne deutlich zu lang: Einerseits ergibt sich aus der maximalen Mächtigkeit der Siedlungs-schichten des Tells von 3 m und der in Altersmodell 1 errechneten Ge-samtdauer der Besiedlung in Okolište eine durchschnittliche Sedimenta-tionsrate von etwa 0,7 m/100 Jahre. Die Mächtigkeit der Ablagerungen in Fläche 3 beträgt dagegen nur maximal 1 m; jene von Schichtenformation Oko 3/2 ist sogar noch deutlich geringer. Andererseits stellen die in Schich-tenformation Oko 3/2 erfassten Baustrukturen die jüngsten Befunde in dem untersuchten Bereich der Siedlung dar, unter denen noch ein älteres Schichtpaket mit einer Mächtigkeit von mindestens 1 m liegt. Deshalb ist der frühe Beginn von Schichtenformation Oko 3/2 um 5130 v. u. Z. und da-mit nur wenig später als die ältesten Daten aus Okolište unwahrscheinlich.

Insgesamt ist das Ergebnis der Altersmodellierung für Fläche 3 offen-bar durch eine teilweise Unzuverlässigkeit der Messungen beeinträchtigt. Dieser Eindruck wird auch dadurch untermauert, dass innerhalb der Da-ten allenfalls eine äußerst unscharfe Korrelation mit den stratigraphischen Abfolgen in Fläche 3 festzustellen ist. Zwar ist das hohe Alter im Fall der Probe KIA32106 durch ihre Herkunft aus einer Pfostengrube – die älteres Material enthalten kann – durchaus erklärbar. Doch ist beispielsweise zwi-schen der Probe KIA32108 aus Haus 1, das den jüngsten Baubefund in Flä-che 3 darstellt, und den beiden Datierungen aus Haus 11, das zur frühesten Bauschicht der Schichtenformation Oko 3/2 gehört, keine eindeutige Diffe-renzierung erkennbar. Haus 11 müsste vom stratigraphischen Standpunkt eigentlich gleichzeitig mit den Häusern 2–3 sein, die unter Haus 1 lagen und das älteste Datum der Serie lieferten.

Auf der Suche nach möglichen Faktoren für die beschriebene Daten-struktur fällt insbesondere ins Auge, dass bei der älteren Gruppe von Da-ten in allen Fällen kremiertes Probenmaterial datiert wurde. Obwohl nach teils umfangreichen Tests sowohl die Vergleichbarkeit von Datierungen von Knochenapatit mit Holzkohledatierungen als auch die Reproduzier-barkeit von Apatitdatierungen gesichert erscheint (Lanting u. a. 2001;

276

Sequence Flaeche 3

Boundary Beginn Oko 3/2

Phase Oko 3/2

KIA32105

KIA32106

KIA32103-B

KIA32103-A

KIA32104

KIA32108

KIA32112

Boundary Ende Oko 3/2

5500 5400 5300 5200 5100 5000 4900 4800 4700 4600Modelled date (BC)

OxCal v4.1.1 Bronk Ramsey (2009); r:5 IntCal04 atmospheric curve (Reimer et al 2004)

KIA32105

KIA32106

KIA32103-B

KIA32103-AKIA32104

KIA32108

KIA32112

5400 5300 5200 5100 5000 4900 4800 4700Modelled date (BC)

5800

5900

6000

6100

6200

6300

6400

Rad

ioca

rbon

det

erm

inat

ion

(BP

)

OxCal v4.1.1 Bronk Ramsey (2009); r:5 IntCal04 atmospheric curve (Reimer et al 2004)

rot = kremierter Knochenschwarz = nicht kremiert

Tab. 106. Okolište. Altersmodell 2 c, Schichtenformationen der Fläche 3 (vereinfachte Dar-stellung mit Datierungswahrscheinlichkeiten in Höhe von 68,2 % in Spalte Datierung/Dauer; Code und detaillierte Datentabelle siehe Anhänge 38–39).

Phase Datierung/Dauer Median höchste Wahrscheinlichkeit

Beginn Oko 3/2 5228–5016 BC 5162 BC 5130 BCDauer Oko 3/2 173–420 Jahre 306 Jahre 240 JahreEnde Oko 3/2 4998–4801 BC 4872 BC 4890 BC

Abb. 151. Okolište. Altersmodell 2 c für Schich-tenformation Oko 3/2 in Fläche 3. Darstellung der modellierten Datierungswahrscheinlich-keiten in Bezug zur Kalenderskala.

Abb. 152. Okolište. Altersmodell 2 c für Schichtenformation Oko 3/2 in Fläche 3. Dar-stellung der modellierten Daten auf der Kali-brationskurve.

277

Nay smith u. a. 2007), entsteht der Eindruck, dass möglicherweise diese Proben teilweise unzuverlässig sein könnten. Jedenfalls erscheinen die Da-tierungen der jüngeren Gruppe, die in die Zeit zwischen ca. 5000 und 4900 v. u. Z. fallen, aus dem Gesamtkontext heraus plausibler. Alternativ wäre ein höheres Alter des Siedlungbeginns in Okolište in Betracht zu ziehen, als es bisher durch ein 14C-Datum in Fläche 6 und durch einige Daten aus Gräben in Fläche 2 indiziert ist (siehe S. 271 ff.; 277 ff.).

Fläche 4Die beiden Proben KIA41400 und KIA41401 aus Fläche 4 datieren den süd-westlich von Hausstelle Oko 4A gelegenen Weg Oko 4/SW. Die Datierun-gen stammen aus zwei aufeinanderfolgenden Abträgen dieser Freifläche und sind insofern konsistent, als ihre chronologische Abfolge der Strati-graphie entspricht. Allerdings weisen die beiden Datierungen einen relativ großen zeitlichen Abstand auf und sind deshalb nur relativ grob in den Zeitraum zwischen etwa 4840–4690 v. u. Z. einzugrenzen (Tab. 107; Abb. 153–154). Insgesamt bestätigt sich durch die Datierungen die relativchro-nologische Einordnung von Schichtenformation Oko 4/2 nach Befunden der Fläche 3 in die jüngste Hauptperiode 3 der Siedlung Okolište.

Fläche 6Aus Fläche 6 stammen die drei Datierungen KIA41402, KIA41403 und KIA41404. Die Probe KIA41403 datiert den unteren Bereich der Verfüllung des eingetieften Hauses Oko 38 in Schichtenformation Oko 6/6 und damit einen der ältesten Befunde in Fläche 6. Die beiden anderen Daten stam-men aus unterschiedlichen Tiefen des Grabens Oko 6/1 (Schichtenforma-tion Oko 6/3). Die Probe KIA41404 datiert die Nutzungsschicht des Gra-bens, die sich gegenüber der relativ homogenen Grabenverfüllung durch eine feine Stratifizierung auszeichnete. Die Entstehung dieser Straten ist sicherlich auf wiederholte Starkregenereignisse zurückzuführen, die statt-fanden, als der Graben offenstand. Die Probe KIA41402 datiert dagegen die darüberliegende eigentliche Verfüllung des Grabens.

Die Datierungsergebnisse aus Fläche 6 sind insofern generell plausibel, als die Probe aus Haus Oko 38 entsprechend der Stratigraphie deutlich älter ist als die beiden Datierungen aus dem Graben Oko 6/1 (Tab. 108; Abb. 155–156). Allerdings ergaben die beiden Proben aus dem Graben zur Stratigraphie inverse Alter. Demnach ist die Probe KIA41404 aus der Nut-zungsschicht des Grabens im Median um etwa 40 Jahre jünger als Probe KIA41402 aus der darüberliegenden Grabenverfüllung. Aufgrund der ge-ringen Probenanzahl kann derzeit nicht eingeschätzt werden, welche der beiden Datierungen zuverlässiger ist. Da man von einer mehr oder weniger kontinuierlichen Akkumulation von Nutzungs- und Verfüllschichten des Grabens ausgehen kann, wurde auf die zeitliche Differenzierung der bei-den Phasen verzichtet49.

Das Datierungsmodell für Fläche 6 kann wesentlich verbessert wer-den, indem die Dauer der bislang nicht datierten Schichtenformationen Oko 6/5 und Oko 6/4 aufgrund der durchschnittlichen Sedimentationsrate geschätzt wird. Mittels der Funktion gap des Programms OxCal v. 4.1.1 ist es möglich, eine Verbindung der Datierungen der Schichtenformationen Oko 6/6 und Oko 6/3 herzustellen. Während der in Modell 1 errechneten Gesamtbesiedlungsdauer in Okolište von 450 Jahren akkumulierten dem-nach Siedlungsschichten mit einer maximalen Mächtigkeit von 3 m. Dies entspricht einer durchschnittlichen Sedimentationsrate von etwas weniger

49 Ein entsprechender Versuch der Differenzierung führte zur Herabsetzung der Überein-stimmung des Modells auf deutlich unter 50 %, dessen statistische Wahrscheinlichkeit ansonsten bei 67 % liegt (siehe Anhänge 42–45).

278

als 0,7 m/100 Jahre. Entsprechend kann für das insgesamt 0,7 m mächtige Schichtpaket der Schichtenformationen Oko 6/5 und Oko 6/4 eine Entste-hungszeit von ca. 100 Jahren angenommen werden.

Entsprechend dem Modell begann die Besiedlung in Fläche 6 etwa um 5200 v. u. Z. oder etwas früher mit der Errichtung teilweise eingetief-ter Häuser. Bereits etwa 50 Jahre später ging man dazu über, ebenerdige Lehmbauten zu errichten, die durch die Schichtenformationen Oko 6/5

Sequence Flaeche 4

Boundary Beginn Oko 4/2

Phase Oko 3/2

KIA41401

KIA41400

Boundary Ende Oko 4/2

5100 5000 4900 4800 4700 4600 4500Modelled date (BC)

OxCal v4.1.7 Bronk Ramsey (2010); r:5 Atmospheric data from Reimer et al (2009);

KIA41400

KIA41401

5100 5000 4900 4800 4700 4600 4500Modelled date (BC)

5600

5700

5800

5900

6000

6100

6200R

adio

carb

on d

eter

min

atio

n (B

P)

OxCal v4.1.7 Bronk Ramsey (2010); r:5 Atmospheric data from Reimer et al (2009);

Tab. 107. Okolište. Altersmodell 2 d, Schichtenformationen der Fläche 4 (vereinfachte Dar-stellung mit Datierungswahrscheinlichkeiten in Höhe von 68,2 % in Spalte Datierung/Dauer; Code und detaillierte Datentabelle siehe Anhänge 40–41).

Phase Datierung/Dauer Median höchste Wahrscheinlichkeit

Beginn Oko 4/2 5034–4737 BC 4908 BC 4840 BCDauer Oko 4/2 0–567 Jahre 348 Jahre 150 JahreEnde Oko 4/2 4777–4472 BC 4598 BC 4690 BC

Abb. 153. Okolište. Altersmodell 2 d für Schichtenformation Oko 4/2 in Fläche 4. Dar-stellung der modellierten Datierungswahr-scheinlichkeiten in Bezug zur Kalenderskala.

Abb. 154. Okolište. Altersmodell 2 d für Schichtenformation Oko 4/2 in Fläche 4. Dar-stellung der modellierten Daten auf der Kali-brationskurve.

279

Sequence Flaeche 6

Boundary Beginn Oko 6/6

Phase Oko 6/6

KIA41403

Boundary Ende Oko 6/6Gap 100Boundary Beginn Oko 6/3

Phase Oko 6/3

KIA41402

KIA41404

Boundary Ende Oko 6/3

5600 5400 5200 5000 4800Modelled date (BC)

OxCal v4.1.7 Bronk Ramsey (2010); r:5 Atmospheric data from Reimer et al (2009);

KIA41403

KIA41402

KIA41404

5600 5400 5200 5000 4800Modelled date (BC)

5800

6000

6200

6400

6600

6800

Rad

ioca

rbon

det

erm

inat

ion

(BP

)

OxCal v4.1.7 Bronk Ramsey (2010); r:5 Atmospheric data from Reimer et al (2009);

Tab. 108. Okolište. Altersmodell 2 e, Schichtenformationen der Fläche 6 (vereinfachte Dar-stellung mit Datierungswahrscheinlichkeiten in Höhe von 68,2 % in Spalte Datierung/Dauer; Code und detaillierte Datentabelle siehe Anhänge 42–45).

Phase Datierung/Dauer Median höchste Wahrscheinlichkeit

Beginn Oko 6/6 5274–5104 BC 5207 BC 5200 BCDauer Oko 6/6 0–109 Jahre 63 Jahre 80 JahreEnde Oko 6/6 5181–5068 BC 5129 BC 5120 BCDauer Oko 6/5 und 6/4 geschätzt auf insgesamt 100 Jahre ausgehend von durch-

schnittlicher Sedimentationsrate in OkolišteBeginn Oko 6/3 5030–4928 BC 4977 BC 4970 BCDauer Oko 6/3 0–144 Jahre 88 Jahre 60 JahreEnde Oko 6/3 4970–4821 BC 4878 BC 4910 BC

Abb. 155. Okolište. Altersmodell 2 e für Schichtenformationen in Fläche 6. Darstel-lung der modellierten Datierungswahrschein-lichkeiten in Bezug zur Kalenderskala.

Abb. 156. Okolište. Altersmodell 2 e für Schichtenformationen in Fläche 6. Darstel-lung der modellierten Daten auf der Kalibra-tionskurve.

280

und Oko 6/4 repräsentiert sind. Im Rahmen einer Verkleinerung endete die Bebauung im Areal von Fläche 6 um 5000 v. u. Z., markiert durch die Eintiefung des Grabens Oko 6/1. Die Verfüllung dieses bereits zur Haupt-phase Okolište 2 gehörigen Grabens entstand im Verlauf des 49. Jhs. v. u. Z.

Zusammenfassung und Diskussion des Modells 2In Altersmodell 2 bestätigt sich die oben (siehe S. 263 ff.) aufgrund des Reliefs und stratigraphischen Beobachtungen vorgenommene relativchro-nologische Differenzierung des Fundplatzes Okolište in drei Hauptpha-sen. Besonders klar herausgearbeitet und in sich gegliedert werden kann Hauptphase Okolište 1, die in den Zeitraum zwischen etwa 5200 und 5000 v. u. Z. datiert. Aufgrund einer teilweise schwierigen Datenlage erweisen sich dagegen die Hauptphasen Okolište 2 und 3, die in die Zeit zwischen etwa 5000 und 4700 v. u. Z. fallen, mittels der vorliegenden 14C-Datierun-gen als kaum weiter zu untergliedern. Allerdings zeichnet sich insofern eine klare zeitliche Differenzierung ab, als die weiter oben vorläufig zu Hauptphase Oko 3 gruppierten Schichtenformationen der Flächen 1 und 4 eindeutig jünger datieren als die der Hauptphase Oko 2 zugeordneten Schichtenformationen.

Den insgesamt ältesten radiometrisch datierten Komplex aus Okolište stellt das eingetiefte Haus Oko 38 in Schichtenformation Oko 6/6 dar. Dem hohen Alter dieses Befundes entspricht keine Datierung aus einem der Gräben. Davon darf jedoch nicht die Schlussfolgerung abgeleitet werden, dass zur Zeit der Nutzung des Hauses Oko 38 noch kein Grabensystem be-stand: Während im Osten von Fläche 5 mit den drei Gräben im Grabenver-lauf rot, dem Graben blau sowie dem Graben grün insgesamt fünf Gräben zu dem Grabenverlauf G 10 zusammenlaufen, sind in Fläche 2 im äußeren Grabenverlauf rot nur drei Gräben feststellbar. Offenbar führte die wieder-holte Eintiefung von Gräben im Grabenverlauf G 10 in einigen Fällen zur vollständigen Ausräumung oder Überschneidung älterer Gräben, weshalb in Fläche 2 nicht mehr alle Gräben nachweisbar sind.

Keine neuen Hinweise liefern die radiometrischen Datierungen zum zeitlichen Verhältnis der Gräben in den Grabenverläufen rot, orange und blau. Da sich in Fläche 5 die Anzahl der Phasen in den Grabenverläufen rot (3) und orange (2) unterscheidet und der äußere Grabenverlauf rot zu-dem eine deutlich tiefere Sohle als der Grabenverlauf orange aufweist, ist zumindest eine vollständige Synchronität dieser Grabenverläufe unwahr-scheinlich. Denkbar wäre zum Beispiel, dass um 5200 v. u. Z. gleichzeitig mit der Siedlungsgründung zuerst der äußere Grabenverlauf (rot) angelegt und in der Folgezeit erneuert wurde, bevor um 5150 v. u. Z. parallel dazu ein neuer Grabenverlauf (orange) geschaffen wurde. Unabhängig von der Frage, ob die Gräben zeitweise gleichzeitig bestanden, zeichnet sich also eine Abfolge vom äußeren zum inneren Graben ab.

Dagegen bestätigen die 14C-Datierungen die oben diskutierte Syn-chronisierung der Schichtenformationen Oko 2/2, 2/5 und 6/3 und indi-rekt auch 5/3. Übereinstimmend setzen diese in den Flächen 2 und 6 um 5000 v. u. Z. ein, scheinen jedoch unterschiedlich lange Laufzeiten aufzu-weisen. Während die Schichtenformationen Oko 2/5 und Oko 6/3 – die gemeinsam mit Oko 5/3 wahrscheinlich zum gleichen Graben gehören (G 7/G 10) – eine nahezu identische Laufzeit bis um ca. 4900 v. u. Z. haben, zog sich die Verfüllung des innen benachbarten Grabens Oko 2/2 möglicher-weise deutlich länger hin. Die lange Laufzeit des Grabens könnte allerdings auch das Ergebnis von spezifischen Depositionsprozessen (Vermischung) im Bereich der Gräben darstellen. In diesem Falle wäre von einer kürzeren Laufzeit und einer jüngeren Datierung (ca. 4950–4750 v. u. Z.) auszugehen, was die Datierung deutlich näher an das Ende der Besiedlung in Okolište rücken würde.

281

Insgesamt zeigt sich auch bei den Gräben der Hauptphase 2, dass die inneren Grabenverläufe eines Grabenstranges jünger als die äußeren sind. Der jüngste äußere Graben des Grabenstranges GS B (Schichtenformati-onen Oko 2/5 und Oko 6/3) weist den Datierungen zufolge eine geringere zeitliche Dauer und möglicherweise auch eine frühere Datierung auf als der in Fläche 2 datierte mittlere Graben (Schichtenformation Oko 2/2).

Eine höhere zeitliche Auflösung der Befunde in den zentralen Sied-lungsflächen ist mit den bisher vorliegenden naturwissenschaftlichen Da-tierungen nicht möglich, was auf die langen Datierungsspannen in den Flächen 3 und 4 zurückzuführen ist. Problematisch erscheint insbesonde-re das teils hohe Alter und die lange Dauer von Befunden in Schichten-formation Oko 3/2. Eine Dauer von 240 Jahren für ein Schichtpaket von 1 m Mächtigkeit ist mit der durchschnittlichen Sedimentationsrate von 0,7 m/100 Jahren – die aus Datierungsmodell 1 abgeleitet wurde – nicht vereinbar. Ebenso wenig können die in Fläche 3 aufgedeckten Baustruk-turen aus der Gründungsphase der Siedlung stammen. Deshalb muss man die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Datierungen aus bisher unbe-kannten Gründen teilweise unzuverlässig sind. Alternativ wäre von einem noch früheren Siedlungsbeginn in Okolište auszugehen, der bisher nur durch wenige Daten abgesichert ist.

Modell 3 – Dauer der Hauptphasen

Ausgehend von den Zuordnungen der einzelnen Schichtenformationen zu den Hauptphasen konnte im dritten Auswertungsschritt eine Sequenz der Hauptphasen berechnet werden, die durch die Funktion boundary ge-geneinander abgegrenzt sind. Dabei wurden jeweils Proben verschiedener Flächen zusammengefasst, die der gleichen Hauptphase zugeordnet sind. Das Rechenmodell geht von der Prämisse aus, dass keine zeitlichen Über-lappungen der Hauptphasen existierten, sondern das Ende einer Phase identisch mit dem Anfang der nächsten ist.

Angesichts der erläuterten Unsicherheiten besonders in den Flächen 3 und 4 ist allerdings nicht von einer guten Übereinstimmung des Mo-dells auszugehen. Das Ergebnis der Modellrechnung ist vielmehr vor al-lem insofern aufschlussreich, als Ausreißer identifiziert werden können, die nicht mit übrigen Datierungen der gleichen Phase übereinstimmen (Tab. 109).

In dem hier vorgestellten Modell fallen drei Proben durch eine sehr ge-ringe Übereinstimmung aus dem Rahmen, wodurch die Übereinstimmung des Gesamtmodells nur 52,9 % beträgt. Als für die Hauptphase Okolište 1 zu jung erwies sich in dem Rechenmodell die Probe KIA28831 (56,1 %) aus Schichtenformation Oko 2/3. Vermutlich beruht die geringe Über-

Tab. 109. Okolište. Altersmodell 3 der Hauptphasen des Fundplatzes (vereinfachte Darstel-lung mit Datierungswahrscheinlichkeiten in Höhe von 68,2 % in Spalte Datierung/Dauer; Code und detaillierte Datentabelle siehe Anhänge 46–47).

Phase Datierung/Dauer Median höchste Wahrscheinlichkeit

Beginn Hauptphase 1 5215–5110 BC 5164 BC 5170 BCDauer Hauptphase 1 0–78 Jahre 51 Jahre 75 JahreÜbergang Hauptphase 1–2 5132–5065 BC 5102 BC 5095 BCDauer Hauptphase 2 252–342 Jahre 298 Jahre 285 JahreÜbergang Hauptphase 2–3 4832–4782 BC 4808 BC 4810 BCDauer Hauptphase 3 0–98 Jahre 66 Jahre 50 JahreEnde Hauptphase 3 4782–4706 BC 4737 BC 4760 BC

282

einstimmung mit der übrigen Sequenz vor allem auf dem hohen Alter der zu Hauptphase 2 gehörigen Proben aus Schichtenformation Oko 3/2. Wie oben diskutiert wurde (siehe S. 275 ff.), fallen einige Datierungen aus Flä-che 3 wahrscheinlich zu alt aus. Demnach muss der in Modell 3 um 5100 v. u. Z. modellierte Übergang zwischen den Hauptphasen 1 und 2 in Über-einstimmung mit den Modellen für die einzelnen Flächen wahrscheinlich eher um 5000 v. u. Z. angesetzt werden.

Ganz ähnlich gelagert ist die Problematik der Probe KIA28827 (Über-einstimmung 38,9 %), welche die jüngste Datierung in Schichtenformation 2/2 darstellt. Die mit 38,9 % sehr geringe Übereinstimmung beruht auf der teilweisen Synchronität mit den Datierungen der Flächen 1 und 4. Vom Standpunkt der 14C-Datierungen gesehen, können keine Argumente zur Bevorzugung der einen oder der anderen Serie vorgebracht werden. Aller-

4600

4700

4800

4900

5000

5100

5200

Modell 1 Modell 2 Modell 3

v. u. Z.

Oko

lište

3

1

2

Hau

ptph

asen

Fläc

he 3

Fläc

he 1

1/3

1/2

Fläc

he 2

„or

ange

2/4

2/3

2/2

3/2

Fläc

he 4

4/2

Fläc

he 6

6/3

6/5

6/4

6/6

Fläc

he 2

„ro

t“

2/5

Tab. 110. Okolište. Vorläufiges relativchronologisches Modell der Grabungsbefunde aus den Flächen 1–6 auf der Ebene von Schichtenformatio-nen basierend auf Überlegungen zum Relief des Siedlungshügels, stratigraphischen Beobachtungen und 14C-Datierungen.

Hauptphase weitere Untergliederung Schichtenformationen

Okolište 1 1 Oko 2/7 Oko 5/9, 5/8 Oko 6/8, 6/7, 6/62 Oko 2/4 Oko 5/6, 5/7 Oko 6/53 Oko 2/3 Oko 5/4, 5/5 Oko 6/4

Okolište 2 . Oko 2/2, 2/5, 3/3, 3/2, 3/1, 5/3, 6/3 . .

Okolište 3 . Oko 1/1, 1/2, 1/3, 4/1, 4/2, 4/3 . .

Abb. 157. Okolište. Datierungsbereiche der Al-tersmodelle 1–3 im Vergleich. Dargestellt sind jeweils die höchsten Datierungswahrschein-lichkeiten.

283

dings könnte die oben (siehe S. 270 f.) bereits beschriebene Verteilung der Datierungen aus Schichtenformation Oko 2/2 auf zwei unterschiedlichen Abschnitten der Kalibrationskurve darauf hindeuten, dass sich die Verfül-lung der letzten Phase des Grabens orange noch bis in die Zeit der dritten Hauptperiode von Okolište hingezogen haben kann. Entsprechend wird zu überprüfen sein, ob in der Verfüllung dieses Grabens Keramikmaterial der Hauptphasen 2 und 3 repräsentiert ist.

In Hauptphase 3 fällt die Probe KIA41400 durch ein besonders junges Alter aus dem Altersmodell heraus (Übereinstimmung 59,8 %). Die Inter-pretation der Messung wird dadurch erschwert, dass die mittleren Alter der beiden Datierungen aus Fläche 4 um 100 Jahre und damit zeitlich rela-tiv weit auseinanderliegen, obwohl sie aus unmittelbar benachbarten Kon-texten stammen. Geht man davon aus, dass die Datierungen präzise sind, könnte dies darauf hindeuten, dass die Befunde in Fläche 4 teilweise noch etwas jünger als jene in Fläche 1 sind.

Zusammenfassung und Diskussion der Altersmodelle

In Abbildung 157 sind die Ergebnisse der unterschiedlichen Altersmodel-le dargestellt, wobei als Grenzen jeweils die höchsten Datierungswahr-scheinlichkeiten angegeben sind. Obwohl sich hinsichtlich der zeitlichen Abgrenzung der drei Hauptphasen einige Unschärfen nicht ausräumen ließen, bestätigen die Daten grundsätzlich die aufgrund des Reliefs und der stratigraphischen Beobachtungen vorgenommene zeitliche Untergliede-rung des Fundplatzes (siehe S. 263 ff.). Die Siedlung existierte demnach in einem Zeitraum zwischen etwa 5200/5150 und 4700 v. u. Z. und weist eine Laufzeit von etwa 450–500 Jahren auf.

Während der Siedlungszeit kam es zweimal zu einer substanziellen Verkleinerung der Siedlungsfläche von zunächst etwa 7 ha auf 5,6 ha um 5000 v. u. Z. und später um 4850/4800 v. u. Z. auf etwa 1,2 ha. In der ersten und zweiten Hauptphase erfolgten regelmäßig Erneuerungen des Graben-werkes, bevor es wahrscheinlich mit dem Beginn der dritten Hauptphase aufgegeben wurde. Allerdings können die Daten auch dahingehend inter-pretiert werden, dass die Verfüllung einiger Gräben noch bis in die dritte Hauptphase andauerte bzw. diese teilweise noch jünger als berechnet sind, zieht man mehrfache Umlagerung des Verfüllmaterials in Betracht (siehe S. 271 ff.). Zumindest die untersuchten Gräben scheinen jedoch nicht bis an das Ende der Besiedlung in Okolište bestanden zu haben.

Generell deutet sich an, dass innerhalb der unterschiedlichen Graben-stränge die äußeren Gräben jeweils die ältesten darstellen. Da aus dem Grabenverlauf G 9/G 12/G 17 – der ausschließlich in Fläche 7 untersucht wurde – bisher keine Datierungen vorliegen, kann vom Standpunkt der radiometrischen Datierungen nicht entschieden werden, ob dieser Gra-benverlauf noch jünger ist als die in Fläche 2, 5 und 6 festgestellten und möglicherweise bis um 4700 v. u. Z. existierte.

Für die Hauptphase Okolište 1 folgt aus der Auswertung der 14C-Datie-rungen eine Präzisierung des ausgehend von stratigraphischen Beobach-tungen entwickelten, in Tabelle 100 (siehe S. 263) dargestellten vorläufigen Chronologiemodells: Demnach können die Bau- und Grabenperioden der Flächen 2, 5 und 6 mit einiger Wahrscheinlichkeit entsprechend Tabelle 110 in drei Phasen unterteilt und synchronisiert werden. Diese Parallelisie-rung stellt allerdings weiterhin ein relativ grobes Zeitraster dar, das es in den folgenden Kapiteln anhand typochronologischer Sequenzen zu über-prüfen und weiter zu präzisieren gilt.

284

SERIATION DES KER AMIK MATERIAL S

Die im Folgenden behandelten, mittels Korrespondenzanalysen bewerk-stelligten Seriationen der Gefäßkeramik aus Okolište stellen eine Auswahl aus einer größeren Anzahl entsprechender Analysen dar. Diese wurden mit dem Programm CANOCO v4.5 durchgeführt (Lepš/Šmilauer 2003). Ausgewählt wurden vor allem solche Korrespondenzanalysen, die chrono-logisch relevante Ergebnisse erbrachten oder anhand derer die Gründe für

-3 31. EV

-23

2. E

V

Abtrag 1

Abtrag 2

Abtrag 3

Abtrag 4

Abtrag 5

KIA 321045028-4932

KIA 321124981-4973

KIA 32103 A, BA 5038-4934B 5207-5146 KIA 32105

5294-5263

-2 21. EV

11 2-3

8-97

1

112-3

2-3

2-3 2-32-3

2-31

2-3

14

2-3

2-3

2-32-3

5

6 6

2-3

2–3

2–336

1

6

1013

11

5

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4

2-3

1

2-3

61

10

16

16

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810

1

10

6

61210

1

64

oben

unte

n

AckerhorizontGasseWegunverbranntes Hausverbrannter Wandversturzverlagerter BrandlehmFußboden u.unverbranntes HausSchichtPfostenGrube

Hausstelle A

Hausstelle B

Hausstelle C

Hausstelle F

-34

2. E

V

Abb. 158. Okolište. Fläche 3, Korrespondenz-analyse von Verzierungsmotiven in Befunden. Verteilung von Befundinventaren im Ordi-nationsdiagramm der ersten beiden Eigen-vektoren mit Kartierung von Abträgen und 14C-Datierungen in cal BC (Probennummer, Datierungswahrscheinlichkeit in Höhe von 68,2 %). Seltene Typen sind herabgewichtet. Die ersten beiden Eigenvektoren erklären 9,5 % der Varianz der analysierten Stichprobe.

Abb. 159. Okolište. Fläche 3, Korrespondenz-analyse von Verzierungsmotiven in Befunden. Verteilung von Befundinventaren im Ordina-tionsdiagramm der ersten beiden Eigenvekto-ren mit Kartierung von Häusern und Inter-pretationen.

285

Sortierungen, die nicht chronologisch sind, nachvollzogen werden können. Zunächst werden einige Analysen auf der Ebene einzelner Grabungsflä-chen präsentiert, in denen geklärte relativchronologische Sequenzen vor-liegen. Später werden die Analysen auf mehrere Grabungsflächen und schließlich das Gesamtmaterial ausgeweitet.

Bei den Analysen wurde darauf verzichtet, eine Selektion von Fundin-ventaren nach der oben (siehe S. 261) vorgestellen Bewertung ihrer Deposi-tionsumstände vorzunehmen, da dies den Datenbestand für einige Phasen zu stark eingeschränkt hätte. Allerdings sollen die Konsequenzen unter-schiedlicher Depositionsbedingungen für die Qualität der Analyseergeb-nisse am Ende des Kapitels noch einmal diskutiert werden.

Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven in Befunden aus Fläche 3

Die nachfolgend dargestellte Korrespondenzanalyse von Verzierungsmoti-ven (MoG) in Befunden diente zunächst der Klärung der Frage, inwieweit sich innerhalb der Grabungsfläche 3 die Befunde der unterschiedlichen Häuser und Gassen feinchronologisch differenzieren lassen bzw. sonstige Faktoren identifiziert werden, die das Ergebnis der Analysen beeinflussen. Die analysierten Befunde dieser Fläche gehören zu mindestens vier auf-einanderfolgenden Hausgenerationen der Schichtenformationen Oko 3/3 und Oko 3/2 und dem darüberliegenden, weitgehend undifferenzierbaren Ackerhorizont Oko 3/1.

Nach Ausschluss nur einmal vorkommender Motive und von Befunden mit nur einem Motiv gingen in die Analyse insgesamt 144 Befunde und 66 Verzierungsmotive ein. Im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren gruppieren sich die untersuchten Inventare in Form einer Punktwolke, die eine Verdichtung im linken unteren Teil des Diagramms aufweist (Abb. 158–160). Um zu klären, ob diese Gruppierung eine chro-nologische Differenzierung widerspiegelt, wurden in dem Ordinationsdia-gramm der ersten beiden Eigenvektoren zunächst die künstlichen Abträge und die vorliegenden 14C-Daten kartiert (Abb. 158).

Die verschiedenen Abträge weisen in dieser Darstellung unterschiedli-che Streubreiten auf. Am diversesten sind Inventare des 4. Abtrages, wäh-rend die Fundinventare des 1., 2. und 5. Abtrages stärker auf das Zentrum des Ordinationsdiagramms fokussiert sind. Weder im 1. noch im 2. Eigen-vektor deutet sich daran eine mögliche chronologische Abfolge an.

Um die Darstellung zu schärfen, wurden Befunde aus den unterschiedli-chen Häusern durch große Symbole hervorgehoben (Abb. 159). Farbig mar-kiert sind Befundinventare aus Hausstellen, in denen mehrere übereinan-derliegende Bauschichten getrennt werden konnten. Um Verfälschungen aufgrund der Vermischung mit älterem Material möglichst auszuschlie-ßen, sind Pfostengruben nicht hervorgehoben. Zwar weisen die Inventare einzelner Häuser wie zum Beispiel von Haus 1 und 10 gewisse Häufungen in bestimmten Bereichen des Diagramms auf, eine generelle chronologi-sche Tendenz lässt sich davon allerdings nicht ableiten.

Aufschlussreich ist die Kartierung der Typen, in der tendenziell drei Gruppierungen unterschieden werden können (Abb. 160): Im rechten oberen Teil des Ordinationsdiagramms konzentrieren sich Inventare mit Leisten, im linken oberen Teil jene mit Reihen eingetiefter Elemente. Die untere Hälfte des Diagramms wird von Komplexen mit Flächen und Bän-dern dominiert.

Offenbar beruht die Häufung von Befundinventaren aus Häusern im unteren Teil des Ordinationsdiagramms darauf, dass in diesen vermehrt Band- und Flächenverzierungen enthalten sind. Dagegen handelt es sich bei den Inventaren, die im rechten oberen Teil des Ordinationsdiagramms

286

-2 31. EV

-14

2. E

V

Haus Oko 01Haus Oko 02-03

-2 21. EV

-23

2. E

V

KannelurenLinienBänderFlächenReihen eingetiefter ElementeLeistenplastische Randgestaltungplastische Einzelelementeplastische DoppelelementeGruppe plastischer ElementeReihe plastischer ElementeSpiralen

Abb. 160. Okolište. Fläche 3, Korrespondenz-analyse von Verzierungsmotiven in Befunden.Verteilung der Typen im Ordinationsdia-gramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Verzierungsarten.

Abb. 161. Okolište. Fläche 3, Hausstelle A, Korrespondenzanalyse von Verzierungsmo-tiven in Befunden, Verteilung von Befundin-ventaren im Ordinationsdiagramm der ers-ten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Schichtenverbänden. Seltene Typen sind her-abgewichtet. Die ersten beiden Eigenvektoren erklären 24,2 % der Varianz der analysierten Stichprobe.

287

angeordnet werden, vorzugsweise um Inventare aus den Freiflächen. Die unter anderem durch Reihen eingetiefter Elemente dominierte Gruppe links oben nimmt eine Zwischenposition ein. Die Gruppierung sowohl im 1. als auch im 2. Eigenvektor dürfte demnach vorrangig auf funktionellen bzw. taphonomischen Unterschieden beruhen.

Wertet man die Gruppierung von Befunden aus Häusern auf dem 2. Ei-genvektor als Ausdruck realer Inventarunterschiede, lassen sich tenden-ziell drei Gruppen von Häusern unterscheiden: Gruppe 1 mit sehr vielen Band- und Flächenverzierungen (Häuser 1, 2–3, 14 und 36), Gruppe 2 mit Kanneluren, Linien, Reihen eingetiefter Elemente und bestimmten plasti-schen Verzierungen (Häuser 4, 5 und 11) und Gruppe 3, die eine Zwischen-position einnimmt (Häuser 10, 8–9 und 13). Haus 6 stellt insofern einen Sonderfall dar, als es sowohl in Gruppe 1 als auch Gruppe 2 in nennens-wertem Umfang vertreten ist. Diese Splittung könnte auf der anhand von Fundverteilungsplänen nachgewiesenen Nachnutzung der Hausstelle zur Abfallentsorgung beruhen (vgl. Hofmann u. a. 2006, 131–139).

Für die Anordnung der Inventare aus Fläche 3 im Ordinationsdiagramm spielen offenbar feinchronologische Aspekte allenfalls eine untergeordnete Rolle. Die ausschlaggebenden Faktoren stellen Inventarunterschiede dar, die aus Ausstattungsunterschieden und Depositionsprozessen resultieren. Inwieweit diese Unterschiede für eine sozialhistorisch zu interpretierende Differenzierung von Hausinventaren von Bedeutung sind, wird später bei der Untersuchung von Gefäßfunktionen (siehe S. 403 ff.) noch zu diskutie-ren sein.

Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven in Hausstelle Oko 3 A

Um zu prüfen, inwieweit die Inventare innerhalb einer Hausstelle feinchro-nologisch untergliedert werden können, konzentrierte sich die im Folgen-den dargestellte Untersuchung auf die Seriation von Befundinventaren der Hausstelle Oko 3 A, die aufgrund der günstigen Datenlage dafür besonders geeignet ist. In die Analyse flossen 35 Verzierungsmotive aus 20 Befunden ein. Im Ordinationsdiagramm findet eine Differenzierung von Inventaren des jüngeren Hauses 1 einerseits und der älteren Häuser 2–3 andererseits im 2. Eigenvektor statt (Abb. 161). Worauf die Streuung entlang der ersten Hauptachse beruht, ist hingegen nicht erkennbar.

In der Darstellung der Typen können im Wesentlichen drei Bereiche un-terschieden werden (Abb. 162): – Gruppe 1: Im unteren Teil des Diagramms gruppieren sich entlang des

1. Eigenvektors Band- und Flächenmotive mit einigen Spiralmotiven und plastischen Verzierungen.

– Gruppe 2: In der Mitte links konzentrieren sich Leisten und Knubben.– Gruppe 3: In der linken oberen Ecke sind zwei plastische Verzierungs-

motive angeordnet.

Der 2. Eigenvektor scheint bei oberflächlicher Betrachtung eine von oben nach unten gerichtete chronologische Tendenz zu spiegeln. Aller-dings wären in einer entsprechenden Sequenz auf Typenebene keine Zu-sammenballungen ähnlicher Verzierungsarten, sondern eine dispersere Verteilung unterschiedlicher Ausprägungen ähnlicher Motive zu erwar-ten.

Entsprechend der Untersuchungen zur Funktion der Keramik (siehe S. 387 ff.) vertreten die verschiedenen Gruppen von Verzierungen unter-schiedliche Gefäßklassen, die jeweils mit bestimmten Funktionen asso-ziiert werden können. Demnach sind in der Gruppe unten im Ordinati-onsdiagramm – sieht man von einzelnen Motiven an der linken Seite

288

-2 31. EV

-13

2. E

V

M410

M411

MoG102

MoG103

MoG109

MoG201

MoG203

MoG205

MoG208

MoG301MoG400

MoG404

MoG501

MoG509MoG510

MoG512

MoG515

MoG601

MoG602

MoG101

Band

Fläche

Reihe eingetiefter Elemente

Leiste

plastisches Einzelelement

plastisches Doppelelement

Reihe plastischer ElementeSpirale

2. EV

3. E

V

KIA 414014873-4781

KIA 414004725-4616

Haus 29

Haus 30 4/2aHaus 32

Gasse 4/A-C

Gasse 4/nw A 4/2bGasse 4/sw A

Schichtpaket 4/1 4/3

Weg 4/SW 4/2 a, b

Ackerhorizont 4/1

3-2

-2 2

Abb. 162. Okolište. Fläche 3, Hausstelle A, Korrespondenzanalyse von Verzierungsmo-tiven in Befunden. Verteilung der Typen im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Ei-genvektoren mit Kartierung von Verzierungs-arten.

Abb. 163. Okolište. Fläche 4, Korrespondenz-analyse von Verzierungsmotiven in Befunden. Verteilung der Befundinventare im Ordinati-onsdiagramm des 2. und 3. Eigenvektors mit Kartierung von Schichtenverbänden, Schich-tenformationen, stratigraphischen Beziehun-gen und 14C-Datierungen in cal BC (Proben-nummer und Datierungswahrscheinlichkeit in Höhe von 68,2 %). Seltene Typen sind he-rabgewichtet. Die ersten drei Eigenvektoren erklären 40,7 % der Varianz der analysierten Stichprobe (17,9/30,6/40,7 %).

289

ab – vorrangig Verzierungen von Vorratsgefäßen vertreten. Gruppe 2 re-präsentiert Dekorationen, die vor allem an grobkeramischen (Koch-) Gefä-ßen angebracht wurden. Gruppe 3 wurde fast ausschließlich an feinkera-mischen Schalen und Schüsseln verwendet.

Angesichts der für Hausstelle Oko 3 A weiter oben beschriebenen (siehe S. 233 ff.), auf postdepositionalen Verlagerungen beruhenden Verteilungen von Fragmenten derselben Gefäße in Befunden beider Bauschichten liegt deshalb der Schluss nahe, dass die beobachtete Differenzierung im 2. Eigen-vektor primär nicht auf chronologischen Faktoren beruht. Das scheinbar chronologisch relevante Ergebnis der vorliegenden Korres pondenzanalyse scheint insbesondere auf Ungleichverteilungen von Verzierungsarten zu beruhen, die am ehesten auf taphonomische Prozesse zurückzuführen sind. Konkret erscheint denkbar, dass in den unverbrannten älteren beiden Bauschichten aufgrund der unterschiedlichen Umstände der Auflassung von vornherein ein anderes Gefäßspektrum repräsentiert war, als dies bei dem niedergebrannten Haus 1 der Fall war. Dagegen könnte die Differen-zierung auf dem 1. Eigenvektor das Resultat kleinräumiger funktionaler Unterschiede innerhalb der Häuser darstellen.

Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven in Befunden aus Fläche 4

Wie oben dargelegt wurde (siehe S. 102 ff.), konnte innerhalb von Schich-tenformation Oko 4/2 eine stratigraphische Abfolge von zwei übereinan-derliegenden Bauschichten mit vier Häusern und umliegenden Freiflächen identifiziert werden, die Bebauungen unterschiedlicher Dichte repräsen-tieren. Wie in Fläche 3 sind somit auch in Fläche 4 die Voraussetzungen für eine feinchronologische Differenzierung gegeben. In die Korrespondenz-analyse flossen 24 Befunde und 26 Verzierungstypen ein.

Der 1. Eigenvektor ist durch eine Dichothomie zwischen einigen Befun-den in den Gassenzonen mit Häufungen der Verzierungsmotive MoG 101, 201 und 205 und den übrigen Befunden bestimmt. Im Hinblick auf die feinchronologische Differenzierung ist insbesondere die Darstellung des 2. und 3. Eigenvektors relevant, in denen sich die Inventare in Form einer ziemlich breiten, parabelartigen Struktur gruppieren (Abb. 163–164). Ob-wohl einzelne Inventare eine gegenläufige Tendenz aufweisen, ordnet sich die Mehrheit der Befunde in dieser Parabel von rechts nach links entspre-chend ihrer stratigraphischen Reihenfolge an (Abb. 163).

In der Darstellung der Typen zeigt sich, dass sich in beiden Hälften des Ordinationsdiagramms Verzierungen unterschiedlicher funktionaler Zuordnung – wie zum Beispiel mit grobkeramischen Töpfen assoziierte Leisten oder zumeist an Schüsseln angebrachte Kanneluren oder plasti-sche Doppelknubben – gruppieren (Abb. 164). Ingesamt erscheint es des-halb plausibel, dass im 2. Eigenvektor eine auf typologischer Entwicklung des Keramikmaterials basierende chronologische Anordnung vorliegt, die auch durch zwei 14C-Daten untermauert wird.

Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven in Befunden aus Fläche 6

In die Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven in Fläche 6 flos-sen 42 Befunde und 45 Verzierungsmotive ein. Im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren ordnen sich die Befunde in zwei größe-ren Gruppen an (Abb. 165–166). Rechts stehen die Inventare der älteren Schichtenformationen Oko 6/8–6/4, links die jüngeren Fundkomplexe der Schichtenformationen Oko 6/3 und 6/2. Die Inventare der unterschiedli-chen Befundgruppierungen sortieren sich auf dem 1. Eigenvektor also ins-

290

LinienBänderFlächeneingetiefte ElementeLeistenplastische Einzelelemente

plastische Randgestaltung

plastische DoppelelementeReihen plastischer Elemente

MoG308

MoG413

MoG304

MoG004MoG006

MoG501

MoG402

MoG504

MoG307

MoG509

MoG109

MoG101MoG510

MoG411

MoG512MoG408

MoG201MoG107

MoG410

MoG302

MoG301

MoG205

2. EV

3. E

V3

-2

-2 2

MoG416

-2 21. EV

-23

2. E

V

Humus Oko 6/1 6/8

Grube Oko 6/1 6/4

Grube Oko 6/18 6/5

Haus Oko 38 6/6

Haus Oko 39 6/5Haus Oko 40 6/4

Schichtpaket Oko 6/1 6/2

Schichtpaket Oko 6/2 6/4

Schichtpaket Oko 6/3 6/5

Graben Oko 6/1 6/3

KIA 414035214–5071

KIA 414044928–4792

KIA 414025055–4947

Stra

tigra

phie

Abb. 164. Okolište. Fläche 4, Korrespondenz-analyse von Verzierungsmotiven in Befunden. Verteilung der Typen im Ordinationsdia-gramm des 2. und 3. Eigenvektors mit Kartie-rung von Verzierungsarten und Verzierungs-motivgruppen.

Abb. 165. Okolište. Fläche 6, Korrespon-denzanalyse von Verzierungsmotiven in Befunden. Verteilung der Befundinven-tare im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Schichtenverbänden, Schichtenformatio-nen, stratigraphischen Beziehungen und 14C-Datierungen in cal BC (Probennum-mer und Datierungswahrscheinlichkeit in Höhe von 68,2 %). Seltene Typen sind herabgewichtet. Die ersten drei Eigen-vektoren erklären 28,1 % der Varianz der analysierten Stichprobe (kumulativ 11,9/20,2/28,1 %).

291

-2 31. EV

-23

2. E

V

M410 M411

M412

M416

MoG003MoG008

MoG015

MoG101

MoG102

MoG103

MoG105

MoG107MoG109

MoG201

MoG203

MoG204

MoG205

MoG211

MoG217

MoG230

MoG301

MoG303

MoG305

MoG306

MoG307

MoG308 MoG403

MoG404

MoG406

MoG413

MoG414

MoG501

MoG502

MoG504

MoG506

MoG507

MoG508MoG509

MoG510

MoG512

MoG515

MoG601

LinienBandFlächeReihe eingetiefter ElementeLeisteplastisches ElementSpirale

-2 21. EV

-33

3. E

V

AckerhorizontGrube 1Grube 18Haus 38Haus 39Haus 40Schichtpaket 1Schichtpaket 2Schichtpaket 3Graben 1

Abb. 166. Okolište. Fläche 6, Korrespondenz-analyse von Verzierungsmotiven in Befunden. Verteilung der Typen im Ordinationsdia-gramm des 2. und 3. Eigenvektors mit Kartie-rung von Verzierungsarten und Verzierungs-motivgruppen.

Abb. 167. Okolište. Fläche 6, Korrespondenz-analyse von Verzierungsmotiven in Befunden. Verteilung der Befundinventare im Ordinati-onsdiagramm des 2. und 3. Eigenvektors mit Kartierung von Schichtenverbänden, Schich-tenformationen und 14C-Datierungen (Pro-bennummer und Datierungswahrscheinlich-keit in Höhe von 68,2 %).

292

-2 31. EV

-33

3. E

V

M410

M411

M412

M416

MoG003

MoG008

MoG015

MoG101

MoG102MoG103

MoG105

MoG107

MoG109

MoG201

MoG203

MoG204

MoG205

MoG211MoG217

MoG230MoG301

MoG303

MoG305

MoG306

MoG307MoG308

MoG403

MoG404

MoG406

MoG413

MoG414

MoG501

MoG502

MoG504MoG506

MoG507

MoG508

MoG509

MoG510MoG512

MoG515

MoG601

LinienBänderFlächeneingetiefte ElementeLeistenplastische EinzelelementeSpiralen

Abb. 168. Okolište. Fläche 6, Korrespondenz-analyse von Verzierungsmotiven in Befunden. Verteilung der Typen im Ordinationsdia-gramm des 2. und 3. Eigenvektors mit Kartie-rung von Verzierungsarten und Verzierungs-motivgruppen.

Abb. 169. Okolište. Flächen 1, 3 und 4, Kor-respondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden. Verteilung der Befundinventare im Ordinati-onsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Schichtenverbänden und 14C-Datierungen (Probennummer und Datie-rungswahrscheinlichkeit in Höhe von 68,2 %). Gestrichelte Linien geben Datierungsbereiche an, wenn die datierten Befunde nicht in die Analyse einbezogen werden konnten. Die ers-ten beiden Eigenvektoren erklären 7,2 % Va-rianz der analysierten Stichprobe (kumulativ 3,8/7,2 %). -2 31. EV

-33

2. E

V

Haus 01Haus 02-03Haus 04Haus 05Haus 06Haus 07Haus 08Haus 10Haus 11Haus 12

Haus 13Haus 14Haus 16Haus 18Haus 20Haus 22Haus 23Haus 29Haus 32Haus 36

Gasse 1/D-M (1/3)Freiflächen 1/2Gruben 3/2Brandlehm 1/3Schichtpakete 1/3Gassen 3/2Gasse 4/2a

Gassen 4/2bSchichtpaket 4/1 (4/3)Wege 3/2Weg 4/SWAckerhorizont Fl. 1Ackerhorizont Fl. 3Ackerhorizont Fl. 4

KIA 414014873-4781

KIA 321124933-4836

KIA 414004725-4617

KIA 321055294-5073

KIA 32103A: 5038-4934B: 5207-5032

UtC 119684770-4613UtC119704932-4797UtC119004827-4721UtC119014934-4800

293

gesamt gemäß der dokumentierten stratigraphischen Abfolge, auch wenn – wie die Darstellung direkter stratigraphischer Bezüge mit Pfeilen zeigt – innerhalb der vorgenommenen Gruppierungen eine entsprechende Ord-nung allenfalls tendenziell zum Ausdruck kommt (Abb. 165).

Die Sortierung im 2. Eigenvektor beruht auf komplexen und deshalb schwer interpretierbaren Ungleichverteilungen von Verzierungsmotiven, die mit der generell stärkeren stilistischen Differenzierung des Materials einhergehen und insbesondere Inventare aus der Verfüllung des Grabens Oko 6/1 betreffen. In der Darstellung des 1. und 3. Eigenvektors ergibt sich eine Anordnung, in der die Inventare von rechts nach links chronologisch geordnet sind und die im 3. Eigenvektor durch eine Dichothomie zwischen Befunden aus dem Graben Oko 6/1 einerseits und aus dem Schichtpaket Oko 6/1 andererseits gekennzeichnet ist (Abb. 167–168).

Insgesamt bestätigt die Korrespondenzanalyse die vorgenommenen Be-fundgruppierungen in Fläche 6 recht gut. Allerdings ist die Zuordnung des Hauses Oko 39 zu Schichtenformation Oko 6/5 insofern nicht eindeutig, als sich einer der beiden in die Analyse eingegangenen Befunde im Bereich des Hauses 38 gruppiert, während der andere sehr stark zu Schichtpaket Oko 6/2 tendiert. Die Befundgruppierung müsste demnach dahingehend überdacht werden, Haus 39 der Schichtenformation Oko 6/4 zuzuweisen. Auch ein Befund des Hauses 40 ordnet sich im Bereich von Haus 38 ein. Er stammt jedoch aus einer Pfostengrube, deren Verfüllung offenbar mit älterem Material kontaminiert ist. Als eindeutig zu alt wird darüber hinaus außerdem auch ein Befundinventar des Ackerhorizontes eingruppiert.

Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven der Flächen 1, 3 und 4

Bei der Korrespondenzanalyse von Fuß- und Gefäßformen sowie Verzie-rungsmotiven aus Befunden der zentralen Grabungsflächen 1, 3 und 4 ging es vorrangig darum, das zeitliche Verhältnis der arbeitshypothetisch in die mittlere bis späte Phase von Okolište datierenden Befundkomplexe und Bauschichten zu klären. In die Analyse gingen zunächst 271 Befunde und 130 darin vergesellschaftete Typen ein. Im Zuge der Entfernung von Typen, die Durchläufer darstellen, reduzierte sich diese Anzahl auf 237 Befunde und 91 Typen.

Im Diagramm der ersten beiden Eigenvektoren gruppieren sich die Be-funde in einer relativ breit streuenden Parabel (Abb. 169). Die arbeitshypo-thetisch ältesten Inventare aus Fläche 3 stehen schwerpunktmäßig auf der linken Seite und jene aus Fläche 4 am rechten unteren Ende. Komplexe aus Fläche 1 ordnen sich im zentralen oberen Teil der Parabel zwischen diesen beiden Polen ein. Die Anordnung legt also insgesamt eine zeitliche Abfolge von Fläche 3 über Fläche 1 zu Fläche 4 nahe.

Bei der genaueren Analyse, wo sich die einzelnen Inventare der unter-schiedlichen Hausstellen in der Parabel einordnen, wird ersichtlich, dass eine Sortierung entsprechend der dokumentierten Teilstratigraphien nur ausnahmsweise gegeben ist. So häufen sich beispielsweise die Inventare des jüngsten Hauses 01 aus Fläche 3 einerseits am linken unteren Ende und an-dererseits in der Mitte der Parabel. Die Komplexe der darunterliegenden äl-teren Häuser 02–03 ordnen sich hingegen zwischen diesen beiden Gruppie-rungen ein. Auch die Befundinventare aus Häusern anderer Flächen weisen zum Teil sehr weite Streuungen auf. So steht – wiederum nur beispielhaft angeführt – ein zur älteren Bauschicht in Schichtenformation Oko 4/2 ge-höriges Inventar am linken Ende und zwei Fundkomplexe des Hauses Oko 29, also der jüngeren Bauschicht, am äußersten rechten Ende der Parabel.

Die Ursache für die beschriebene, teils unspezifische Anordnung der Befundinventare wird in der Kartierung der in die Untersuchung einge-

294

-3 31. EV

-32

2. E

V

Zier: KannelurenZier: LinienZier: BandZier: FlächeZier: Reihe eingetiefter ElementeZier: LeisteZier: plastische RandgestaltungZier: plastisches EinzelelementZier: plastisches DoppelelementZier: Gruppe plastischer ElementeZier: Reihe plastischer ElementeZier: SpiraleFuß: vollFuß: hohlFuss: eckSchüssel/Schale: konischSchüssel/Schale: kalottenförmigSchüssel/Schale: rundbauchigSchüssel/Schale: KnickwandSchüssel/Schale: bikonischHochhalsgefäßKörperformengmundiges Gefäß ohne Halsweitmundiges Gefäß ohne HalsTopf

-2 41. EV

-35

2. E

V

1/11/21/32/12/22/32/4

3/13/23/34/14/24/35/25/3

5/45/55/96/26/36/46/56/66/87/47/57/69/19/29/39/49/6

2/52/62/7

Abb. 170. Okolište. Flächen 1, 3 und 4, Kor-respondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden. Ver-teilung der Typen im Ordinationsdiagramm des 2. und 3. Eigenvektors mit Kartierung von Verzierungstypengruppen, Gefäßtypengrup-pen bzw. Gefäßklassen.

Abb. 171. Okolište. Flächen 1–9, Korrespon-denzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußfor-men und Gefäßtypen in Befunden. Verteilung der Befundinventare im Ordinationsdia-gramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Schichtenformationen. Sel-tene Typen sind herabgewichtet. Die ersten drei Eigenvektoren erklären 5,1 % der Vari-anz der analysierten Stichprobe (kumulativ 2,9/5,1 %).

295

gangenen Typen deutlich (Abb. 170): In dieser Darstellung zeigen sich cha-rakteristische Gruppierungen ähnlicher Verzierungen und Gefäßformen: Besonders signifikant ist die Gruppe von Band-, Flächen- und Spiralver-zierungen auf der linken Seite der Parabel. Dagegen sind in der zentralen Gruppe vorwiegend verschiedene plastische Elemente sowie Schüsseln und auf der rechten Seite außerdem Leisten, Töpfe und unterschiedliche Fußformen vertreten.

Insgesamt ist anhand der unterschiedlichen Darstellungen sehr gut ersichtlich, dass neben einem chronologischen Gradienten, der die grobe Datenstruktur bestimmt, im Detail andere Faktoren für die vorliegende Anordnung der Inventare mitverantwortlich sind. Da bestimmte Verzie-rungen in hohem Maße an bestimmte Gefäß- und Warenklassen gebunden sind und diese wiederum innerhalb der freigelegten Siedlungsausschnitte unterschiedliche Verteilungen aufweisen, beruht die Anordnung der In-ventare im Ordinationsdiagramm neben chronologischen Faktoren au-ßerdem auf taphonomischen und funktionalen Unterschieden (vgl. Hof-mann u. a. 2006, 140–143). Diese Überlagerungseffekte unterschiedlicher Faktoren schränken die Aussagekraft der Analyse insbesondere für die feinchronologische Auswertung in starkem Maße ein. Nicht davon betrof-fen ist allerdings die generelle zeitliche Abfolge zwischen den Inventaren aus Fläche 3 einerseits und jenen aus Fläche 4 andererseits, die sich auch anhand der 14C-Datierungen grundsätzlich bestätigt.

Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden der Flächen 1–9

Nachdem in den vorherigen Kapiteln die chronologische Relevanz der Vergesellschaftungen der definierten Typen auf der Ebene einzelner oder mehrerer Flächen untersucht wurde, soll im Folgenden eine Seriation von Befundinventaren aller Grabungsflächen vorgenommen werden. Voraus-geschickt sei, dass entsprechende Analysen jeweils separat sowohl für Ver-zierungsmotive als auch Gefäßformen vorgenommen wurden, wobei sich im Großen und Ganzen jeweils eine sehr ähnliche Datenstruktur zeigte. Die im Folgenden vorgestellte Analyse schloss sowohl morphologische Merkmale als auch Verzierungsmotive ein und steht exemplarisch für die-se Untersuchungen.

In die Analyse flossen zunächst 399 Befunde und 160 Typen ein. Im Or-dinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren gruppieren sich rechts die Befundinventare der Flächen 2, 5, 6, 7 und 9 in einer parabelförmigen Struktur, während die Fundkomplexe der Flächen 1, 3 und 4 sich an der lin-ken Seite anschließen und dort die Variabilität im 2. Eigenvektor bestim-men (Abb. 171). Die Abfolge der Befundinventare im rechten Teil des Bildes stimmt im Wesentlichen mit der stratigraphischen Abfolge überein, wie sie oben (siehe S. 77 ff.; 140 ff.) für einzelne Flächen bzw. Inventare der ersten beiden Hauptphasen beschrieben wurde. Im linken Teil konzentrieren sich unten die Inventare aus Fläche 3 und darüber nachein ander Häufungen von Befunden der Flächen 1 und 4. Auch die Ordnung links entspricht also prin-zipiell der Struktur, wie sie sich bei der separaten Auswertung dieser Flä-chen ergeben hatte. Dass die Datenanordnung generell die chronologische Entwicklung des Keramikmaterials widerspiegelt ist insofern plausibel, als am äußersten rechten Ende die arbeitshypothetisch ältesten Inventare der Schichtenformationen Oko 6/6 stehen und am oberen linken Ende sich In-ventare der wahrscheinlich jüngsten Schichtenformation Oko 4/1 einordnen.

Demnach bliebe vor allem die Anordnung der Inventare im Zentrum des Ordinationsdiagramms erklärungsbedürftig. Mehrere Feststellungen tragen entscheidend zum Verständnis dieses Problems bei:

296

1. Grabenverfüllungen der Flächen 2 und 5 und in geringerem Umfang auch jene aus Fläche 6 weisen offenbar eine Reihe typologischer Ge-meinsamkeiten mit dem Formenspektrum der Flächen 1 und 4 auf, wes-halb die Sequenz auf der rechten an die Abfolge auf der linken Seite her-angezogen wird. Gemäß der Typenkartierung beruht dies insbesondere auf Topf- und Fußformen, plastischen Einzelelementen und Leistenty-pen (Abb. 172).

2. Die Inventare der Grabenverfüllung Oko 6/3 bilden eine eng begrenzte Gruppierung am oberen rechten Rand der Konzentration von Inven-taren aus Fläche 3. Fundkomplexe aus dem Schichtpaket über diesem Graben (Schichtenformation Oko 6/2) schließen mehrheitlich unterhalb davon an die Inventarwolke aus Fläche 3 an. Dies suggeriert ein höheres Alter der stratigraphisch jüngeren Schichtenformation, kann jedoch an-hand der Kartierung der Typen erklärt werden. Demnach ist innerhalb der Punktwolke von Inventaren der Fläche 3 eine Sortierung in mindes-tens zwei Gruppen festzustellen:

Gruppe 1: Am unteren Ende stehen Inventare mit Band- und Flächen-verzierungen sowie Spiralen.

Gruppe 2: Oben werden hingegen Fundkomplexe mit Leisten, Reihen eingetiefter Elemente, Fußschalen und Töpfen angeordnet.

Die Inventare des Grabens Oko 6/1 (Schichtenformation Oko 6/3) haben stärkeren Bezug zu Gruppe 2, während Fundkomplexe der Schichtenfor-mation Oko 6/2 mehr Verknüpfungen zur Gruppe 1 aufweisen. Hinter dieser unterschiedlichen Zuordnung scheinen letztlich taphonomische bzw. funktionale Unterschiede zu stehen. Entsprechend den für Fläche 3 oben vorgenommenen Analysen (siehe S. 285 ff.) repräsentiert Gruppe 1 vor allem Hausinventare, während die Zusammensetzung von Grup-pe 2 möglicherweise charakteristisch für andere Hausteile oder Freiflä-chen ist. Rückgeschlossen auf die Schichtenformationen Oko 6/2 und Oko 6/3 bedeutet dies, dass die Entstehung der beiden Befundkomplexe auf unterschiedlichen Depositionsmechanismen beruht. Während die Grabenverfüllung Oko 6/3 möglicherweise im Rahmen von Abfallent-sorgungsprozessen entstand, scheint Schichtenformation Oko 6/2 einen aufgelassenen Hausbereich darzustellen.

3. Die unter 2. beschriebene Sortierung innerhalb von Fläche 3 wird da-durch begünstigt, dass in den Flächen 1 und 4 Typen der Gruppe 1 of-fenbar in weit geringerem Umfang vorkommen. Demnach dürfte die spezifische Anordnung der Inventare auf einer Kombination von depo-sitionsbedingten und chronologischen Faktoren beruhen.

Da das Seriationsergebnis in der vorliegenden Form unbefriedigend war, wurden im nächsten Arbeitsschritt Typen ausgesondert, die als „Durch-läufer“ fungieren. Der Datensatz reduziert sich dadurch auf 306 Befunde und 81 Typen. Durch die Reduzierung wurde eine gestreckte parabelför-mige Struktur mit einem flachen rechten und einem sehr steilen linken Abschnitt erreicht (Abb. 173–174). In der Sequenz stehen rechts Inventare der Flächen 2, 5, 6, 7 und 9. Mit breiten Überlappungsbereichen gruppieren sich auf der linken Seite nacheinander die Inventare der Flächen 3, 1 und 4, wobei sich am linken oberen Ende der Parabel eine kleine Gruppe von Fundkomplexen aus unterschiedlichen Kontexten separiert.

Um die Sortierung innerhalb der Flächen anhand der unterschiedlichen Teilstratigraphien zu überprüfen, wurden mehrere Detailvergrößerungen von Abschnitten der Parabel auf der Ebene von Schichtenverbänden ge-sondert betrachtet (Abb. 175–181):1. Detail 1 fokussiert auf den rechten Teil des Ordinationsdiagramms, der

insbesondere auf Typenebene rechts stark ausgedünnt ist. Veranlasst durch starke Reduzierung des Typenspektrums ballen sich am rechten

297

Ende der Parabel zahlreiche Inventare der Schichtenformationen Oko 6/5, Oko 5/5 und Oko 5/4 zusammen (Abb. 175–176). Links dieser Grup-pe folgen nacheinander die Inventare der Schichtenformationen Oko 6/4, Oko 6/3 und Oko 6/2 sowie der Schichtenformation Oko 7/6.

2. Detail 2 stellt eine genauere Darstellung des mittleren Teils der Seriati-onssequenz dar, die im unteren linken Teil des Ordinationsdiagramms steht (Abb. 177–179). Hier sind im Bereich von Fläche 3 weiterhin auf ta-phonomischen und funktionalen Unterschieden basierende Sortierun-gen von Band- und Flächenverzierungen einerseits und plastischen Ele-menten, Leisten und Topfformen andererseits zu beobachten. Zu einer Anordnung entsprechend der stratigraphischen Abfolgen kommt es nur im Fall der Hausstelle B. Dementsprechend zeigt sich in der Kartierung von Abträgen lediglich eine sehr undeutliche chronologische Tendenz, insofern als sich oberhalb der Nulllinie des Ordinationsdiagramms In-ventare des 1.–3. und unterhalb davon solche des 3.–5. Abtrages häufen (Abb. 179).

3. In Detail 3 wird schließlich der linke obere Abschnitt der Seriations-sequenz genauer betrachtet (Abb. 180–181). Sowohl in der Darstellung der Befundinventare als auch jener der Typen zeichnet sich auch hier eine Sortierung in mehrere Gruppen ab. In der Darstellung der Fundin-ventare ist eine Zusammenballung von Hausinventaren im unteren Teil des Ausschnittes zu beobachten, während sich Inventare aus Freiflächen oberhalb davon gruppieren. Dieser Sortierung entspricht auf Typen-ebene eine Unterteilung in einen Bereich zum Beispiel mit plastischen Elementen sowie Band- und Flächenmotiven einerseits und eine Gruppe mit verschiedenen Schüsselformen und Töpfen andererseits.

Einen gesonderten Fall mit einem ganz eigenen Typenspektrum stellt die etwas separierte Gruppe am oberen Ende der Parabel dar. Die chrono-logische Relevanz dieser Gruppierung ist insofern fraglich, als hier neben Inventaren der Fläche 4 auch einige Fundkomplexe vertreten sind, die ver-mutlich deutlich älter sind.

Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen,Bodenformen und Gefäßtypen in Schichtenverbänden der Flächen 1–9

In einem weiteren Arbeitsschritt wurden die Inhalte der unterschiedlichen Schichtenverbände der Flächen 1–9 zusammengefasst und damit auf einer höheren Ebene der Befundgruppierung einer Analyse unterzogen. Latente Strukturen der Daten können auf diese Weise übersichtlicher dargestellt werden, die bei der Analyse auf Befundebene gegebenenfalls durch klein-räumige Ungleichverteilungen von Merkmalen verschleiert sein können. In die Analyse gingen zunächst 94 Schichtenformationen und 187 Typen ein, von denen letztlich 92 Einheiten und 167 Typen aktive Elemente dar-stellen. Die übrigen Elemente einschließlich sämtlicher Bodenformen wur-den zwar in der Analyse belassen, jedoch mit Null gewichtet.

Im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren gruppieren sich die untersuchten Schichtenformationen in der oben (siehe S. 295 ff.) bereits beschriebenen, schiefen Parabelform (Abb. 182–184). Der 1. Eigen-vektor wird vorrangig durch Unterschiede zwischen Inventaren der Flä-chen 2, 5, 6, 7 und 9 einerseits und der Flächen 1, 3 und 4 andererseits bestimmt, während die zweite Achse einen teils chronologisch, teils tapho-nomisch/funktionell interpretierten Gradienten zwischen den Flächen 1, 3 und 4 wiedergibt.

Wie aus der Lage der Inventare im Ordinationsdiagramm in Bezug zu den mit Pfeilen verdeutlichten stratigraphischen Sequenzen hervorgeht,

298

-2 41. EV

-24

1. E

V

Zier: KannelurenZier: LinienZier: BandZier: FlächeZier: Reihe eingetiefter ElementeZier: LeisteZier: plastische RandgestaltungZier: plastisches EinzelelementZier: plastisches DoppelelementZier: Gruppe plastischer ElementeZier: Reihe plastischer ElementeZier: SpiraleZier: BarbotineFuss: hohlFuss: vollFuss: eckFuss: sonst.Schüssel/Schale: konischSchüssel/Schale: kalottenförmigSchüssel/Schale: rundbauchigSchüssel/Schale: KnickwandSchüssel/Schale: bikonischKanopeKörperformHochhalsgefäßengmundiges Gefäß ohne Halsweitmundiges Gefäß ohne HalsGefäß mit kurzem steilen HalsKurzhalsgefäßTrichterrandgefäßTopfSiebgefäß

-2 41. EV

-26

2. E

V

1/11/21/32/12/22/32/4

3/13/23/34/14/2

5/25/35/45/56/26/36/46/56/67/47/57/69/29/39/6

2/52/62/7

Abb. 172. Okolište. Flächen 1–9, Korrespon-denzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußfor-men und Gefäßtypen in Befunden. Verteilung der Typen im Ordinationsdiagramm der ers-ten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Verzierungstypengruppen und Gefäßgattun-gen bzw. Gefäßtypengruppen.

Abb. 173. Okolište. Flächen 1–9, um „Durch-läufer“ bereinigte Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen und Gefäß-typen in Befunden. Verteilung der Befundin-ventare im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Schichtenverbänden. Seltene Typen sind her-abgewichtet. Die ersten beiden Eigenvektoren erklären 7,6 % der Varianz der Stichprobe (ku-mulativ 4,2/7,6 %).

299

-2 41. EV

-25

2. E

VZier: KannelurenZier: LinienverzierungZier: BandZier: FlächeZier: Reihe eingetiefter ElementeZier: LeisteZier: plastische RandgestaltungZier: plastische EinzelelementeZier: plastisches DoppelelementZier: Gruppe plastischer ElementeZier: Reihe plastischer ElementeZier: SpiraleVollfußEckfußSchüssel/Schale: konischSchüssel/Schale: kalottenförmigSchüssel/Schale: rundbauchigSchüssel/Schale: KnickwandSchüssel/Schale: bikonischHochhalsgefäßeKörperformenengmundige Gefäße ohne Halsweitmundige Gefäße ohne HalsKurzhalsgefäßeTöpfe

-0.7 2.31. EV-1.2

1.5

2. E

V

Haus 01 (3/2)Haus 02-03 (3/2)Haus 04 (3/2)Haus 05 (3/2)Haus 06 (3/2)Haus 07 (3/2)Haus 08-09 (3/2)Haus 10 (3/2)Haus 11 (3/2)Haus 13 (3/2)Haus 14 (3/3)Haus 16 (1/2) Haus 18 (1/2)Haus 22 (1/2)Haus 32 (4/2)Haus 36 (3/2)Haus 38 (6/6)Haus 39 (6/5)Haus 40 (6/4)Haus 41 (9/5)Gasse 1/D-M (1/3)Schichtpakete 1/3Freiflächen 1/2 (1/2)Brandlehm 1/3 (1/3)Graben rot 3. Stadium (2/5)Graben orange 3. Stadium (2/2)Wall rot Erneuerung (2/6)2/1 n/a (2/1)Gassen 3/2 (3/2)Gasse 4/2 Bauschicht a (4/2)Gassen 4/2 Bauschicht b (4/2)Graben rot 1. Stadium (5/9)Graben orange 2. Stadium (5/5)Graben blau (5/4)Graben grün (5/3)

5/2 - n/a (5/2)Schichtpaket 6/1 (6/2)Schichtpaket 6/2 (6/4)Schichtpaket 6/3 (6/5)Graben Oko 6/1 (6/3)Graben 7/1 (7/5)Schichtpaket 7/1Schichtpaket 7/3Weg 3/NO (3/2)Weg 3/SW (3/2)Ackerhorizont Fl. 1 (1/1)Gruben 3/2 (3/2)Ackerhorizont Fl. 3 (3/1)Weg 4/SW (4/2)Gruben Fl. 6Kolluvium 9/1 (9/2)Grube Oko 9/1

Abb. 174. Okolište. Flächen 1–9, um „Durch-läufer“ bereinigte Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen und Gefäßty-pen in Befunden. Verteilung der Typen im Or-dinationsdiagramm der ersten beiden Eigen-vektoren mit Kartierung von Verzierungsarten und Gefäßklassen.

Abb. 175. Okolište. Flächen 1–9, Detailbe-reich 1 der um „Durchläufer“ reduzierten Kor respondenzanalyse von Verzierungsmoti-ven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden. Verteilung der Befunde im Ordinationsdia-gramm der ersten beiden Eigenvektoren mit teilweise vereinfachter Kartierung von Schich-tenverbänden (in Klammern Bezeichnung der Schichtenformationen).

300

-0.7 2.31. EV

-1.2

1.5

1. E

V

E 03

Fuss 13

Fuss 15

HH 04

Koe 01

Koe 06

Ku 02

M411M416

MoG008

MoG101 MoG103

MoG105

MoG109

MoG110MoG111

MoG115

MoG201

MoG203

MoG205

MoG208

MoG211

MoG217

MoG306

MoG307

MoG401

MoG412

MoG413

MoG502MoG507

MoG509

MoG511

MoG512

MoG514

MoG516

MoG519

MoG523

MoG601

MoG602

MoG603

MoG604

S 12

S 13

S 14

S 20

S 42

T 10

W 01

Zier: LinienverzierungZier: BandZier: FlächeZier: Reihe eingetiefter ElementeZier: LeisteZier: plastische RandgestaltungZier: plastische EinzelelementeZier: plastisches DoppelelementZier: Gruppe plastischer ElementeZier: Reihe plastischer ElementeZier: SpiraleVollfußSchüssel/Schale: kalottenförmigSchüssel/Schale: rundbauchigSchüssel/Schale: bikonischHochhalsgefäßeKörperformenengmundige Gefäße ohne Halsweitmundige Gefäße ohne HalsKurzhalsgefäßeTöpfe

HH 02

MoG102

MoG227

MoG219

Koe 02

-1.0 0.01. EV-1.2

1.5

2. E

V

Haus 01 (3/2)Haus 02-03 (3/2)Haus 04 (3/2)Haus 05 (3/2)Haus 06 (3/2)Haus 07 (3/2)Haus 10 (3/2)Haus 11 (3/2)Haus 13 (3/2)Haus 14 (3/3)Haus 16 (1/2)Haus 18 (1/2)Haus 22 (1/2)Haus 32 (4/2)Haus 36 (3/2)Haus 39 (6/5)Gasse 1/D-M (1/3)Schichtpakete 1/3Freiflächen 1/2 (1/2)Brandlehm 1/3 (1/3)Graben rot 3. Stadium (2/5)2/1 n/a (2/1)Gassen 3/2 (3/2)Gasse 4/2 Bauschicht a (4/2)Gassen 4/2 Bauschicht b (4/2)5/2 - n/a (5/2)Schichtpaket 6/1 (6/2)Schichtpaket 6/2 (6/4)Graben Oko 6/1 (6/3)Weg 3/NO (3/2)Weg 3/SW (3/2)Ackerhorizont Fl. 1 (1/1)Gruben 3/2 (3/2)Ackerhorizont Fl. 3 (3/1)Weg 4/SW (4/2)Grube Oko 9/1 (9/3)

Abb. 176. Okolište. Flächen 1–9, Detailbe-reich 1 der um „Durchläufer“ reduzierten Korrespondenzanalyse von Verzierungsmoti-ven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden. Verteilung der Typen im Ordinationsdia-gramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Verzierungstypengruppen und Gefäßgattungen bzw. Gefäßtypengruppen.

Abb. 177. Okolište. Flächen 1–9, Detailbe-reich 2 der um „Durchläufer“ reduzierten Korrespondenzanalyse von Verzierungsmoti-ven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden. Verteilung der Befunde im Ordinationsdia-gramm der ersten beiden Eigenvektoren mit teilweise vereinfachter Kartierung von Schich-tenverbänden (in Klammern Bezeichnung der Schichtenformationen).

301

-1.0 0.01. EV-1.2

1.5

2. E

V

Flächen 1-2, 4-9Abtrag 1-2Abtrag 2 (3a)

Abtrag 3Abtrag 2-3

Abtrag 4

Abtrag 3-4

Abtrag 3b

Abtrag 2-4Abtrag 5

Abtrag 3-5

-1.0 0.01. EV-1.2

1.5

2. E

V

E 03

Fuss 13

HH 02Koe 01

Koe 02

Koe 06

MoG008

MoG101

MoG102

MoG103

MoG105

MoG108

MoG109

MoG110MoG111

MoG115

MoG201

MoG203

MoG205MoG206

MoG208

MoG211

MoG212

MoG217

MoG219

MoG227

MoG228

MoG229

MoG306

MoG307

MoG408

MoG409

MoG413

MoG509

MoG511

MoG512

MoG514

MoG516

MoG523

MoG601MoG602

MoG604S 13

S 14S_23

S 25

S 42

T 10

T 15 W 01

Zier: LinienverzierungZier: BandZier: FlächeZier: Reihe eingetiefter ElementeZier: plastische RandgestaltungZier: plastische EinzelelementeZier: plastisches DoppelelementZier: Gruppe plastischer ElementeZier: Reihe plastischer ElementeZier: SpiraleVollfußSchüssel/Schale: kalottenförmigSchüssel/Schale: rundbauchigSchüssel/Schale: bikonischHochhalsgefäßeKörperformenengmundige Gefäße ohne Halsweitmundige Gefäße ohne HalsTöpfe

Abb. 178. Okolište. Flächen 1–9, Detailbe-reich 2 der um „Durchläufer“ reduzierten Kor-respondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden. Ver-teilung der Typen im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartie-rung von Verzierungstypengruppen und Ge-fäßgattungen bzw. Gefäßtypengruppen.

Abb. 179. Okolište. Flächen 1–9, Detailbe-reich 2 der um „Durchläufer“ reduzierten Kor-respondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden. Ver-teilung der Befunde im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartie-rung von Abträgen der Grabungsfläche 3.

302

-1.5 0.01. EV

0.0

5.0

2. E

V

Haus 01 (3/2)Haus 02-03 (3/2)Haus 04 (3/2)Haus 06 (3/2)Haus 07 (3/2)Haus 10 (3/2)Haus 13 (3/2)Haus 14 (3/2)Haus 16 (1/2)Haus 18 (1/2)Haus 22 (1/2)Haus 29 (4/2)Gasse 1/D-M (1/3)Schichtpakete 1/3Freiflächen 1/2 (1/2)Brandlehm 1/3 (1/3)Wall orange Erneuerung (2/3)Gassen 3/2 (3/2)Gassen 4/2 Bauschicht a (4/2)Gassen 4/2 Bauschicht b (4/2)Graben blau (5/4)Schichtpaket 6/1 (6/2)Schichtpaket 6/2 (6/4)Graben Oko 6/1 (6/3)Weg 3/NO (3/2)Weg 3/SW (3/2)Ackerhorizont Fl. 1 (1/1)Ackerhorizont Fl. 3 (3/1)Ackerhorizont Fl. 4 (4/1)Weg 4/SW (4/2)Grube Oko 9/1 (9/3)

Abb. 181. Okolište. Flächen 1–9, Detailbereich 3 der um „Durchläufer“ reduzierten Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden. Verteilung der Typen im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Verzie-rungstypengruppen und Gefäßgattungen bzw. Gefäßtypengruppen.

Abb. 180. Okolište. Flächen 1–9, Detailbereich 3 der um „Durchläufer“ reduzierten Korre-spondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen und Gefäßtypen in Befunden. Verteilung der Befunde im Ordinationsdia-gramm der ersten beiden Eigenvektoren mit teilweise vereinfachter Kartierung von Schich-tenverbänden (in Klammern Bezeichnung der Schichtenformationen).

-1.5 0.01. EV

0.0

5.0

2. E

V

Fuss 13

Fuss 21

Fuss 22

HH 02Koe 01

MoG004

MoG006

MoG008

MoG108

MoG115

MoG212

MoG216

MoG228MoG307

MoG408

MoG409

MoG410

MoG413

MoG509

MoG511

MoG512

MoG523

S 05

S 10

S 22

S 24

S 25

S 30

T 05

T 10

T 15

T 20

T 22

T 23

W 01

Zier: KannelurenZier: LinienverzierungZier: BandZier: FlächeZier: Reihe eingetiefter ElementeZier: plastische RandgestaltungZier: plastische EinzelelementeZier: plastisches DoppelelementVollfußEckfußSchüssel/Schale: konischSchüssel/Schale: kalottenförmigSchüssel/Schale: rundbauchigSchüssel/Schale: KnickwandHochhalsgefäßeKörperformenweitmundige Gefäße ohne HalsTöpfe

303

-2 41. EV

-23

2. E

V1/11/21/32/12/22/32/42/52/62/73/13/23/34/14/24/35/25/35/4

5/55/75/85/96/26/36/46/56/66/87/47/57/69/19/29/39/49/59/6

UtC11920

UtC119684797-4548

UtC119704911-4797

UtC119004906-4863

UtC119014934-4824

UtC12038

KIA414004725-4617KIA 414014873-4781

KIA32109KIA32103 A-B5038-49345207-5032

KIA32110 A-B

KIA321055294-5073

KIA288315192-4960

KIA414035214-5071

KIA288285208-5048KIA288294771-4605

KIA288265038-4864KIA288274795-4716KIA288304898-4734

KIA288344990-4815

KIA414025055-4948KIA414044928-4792

KIA321045028-4911

KIA32110 A-B4726-45955463-5231

71

75

7477

81

76

31

73

15080

24

16 2110

102

118

105

109

147

87

89

93

95

90

151

96

103

101

100

99

106

34121

123

122

146

144152

143120

153

29

3530

33

36

154

155

142

141

139

37

156

58

59

15767

4061

3953

68

44

158

41

87

69

5262

56

43

5455

4057

6063

159

28

6

225

12

41615

1814

517

160

3

engmundige Gefäße ohne Hals

Fuss: Eckfuß

Zier: LinienZier: KannlierungZier: BänderZier: FlächenZier: Reihen eingetiefter ElementeZier: LeistenZier: plastische RandgestaltungZier: plastische EinzelelementeZier: plastische DoppelelementeZier: Gruppe plastischer ElementeZier: Reihe plastischer ElementeZier: SpiralenZier: SchlickrauungFuß: hohlFuß: voll

Fuß: SonstigeSchüssel/Schale: kalottenförmigSchüssel/Schale: rundbauchigSchüssel/Schale: bikonischSchüssel/Schale: konischSchüssel/Schale: KnickwandKanopenKurzhalsgefäßeKörperformenHochhalsgefäßeTöpfe

Siebgefäßeweitmundige Gefäße ohne HalsGefäß mit kurzem steilem HalsTrichterrandgefäßBöden-2.0 3.51. EV

-1.5

3.5

2. E

V

Abb. 182. Okolište. Flächen 1–9, Korrespon-denzanalyse von Verzierungsmotiven, Fuß-formen, Bodenformen und Gefäßtypen in Schichtenverbänden. Verteilung der Schich-tenverbände im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Schichtenformationen, stratigraphischen Beziehungen und 14C-Datierungen in cal BC (Probennummer und Datierungswahrschein-lichkeit in Höhe von 68,2 %). Seltene Typen sind herabgewichtet. Die ersten beiden Ei-genvektoren erklären 13,2 % der Varianz der Stichprobe (kumulativ 8/13,2 %).

Abb. 183. Okolište. Flächen 1–9, Korrespondenzanalyse von Verzierungsmotiven, Fußformen, Bodenformen und Gefäßtypen in Schichtenver-bänden. Verteilung der Typen im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartierung von Verzierungsarten bzw. Verzie-rungstypengruppen, Fußtypen, Bodentypen sowie Gefäßklassen bzw. Gefäßtypengruppen.

304

-2 41. EV

-23

2. E

V

?123456

Abb. 184. Okolište. Flächen 1–9, Korrespon-denzanalyse von Verzierungsmotiven, Fuß-formen, Bodenformen und Gefäßtypen in Schichtenverbänden. Verteilung der Schich-tenverbände im Ordinationsdiagramm der ersten beiden Eigenvektoren mit Kartierung der quellenkritischen Bewertungsnoten der Schichtenverbände entsprechend der Bewer-tung der Fundgruppierungen (siehe S. 261).

bestehen die größten Abweichungen von der aufgrund anderer Argumente angenommenen Abfolge bei Inventaren der Flächen 2 und 5. Die Schich-tenformationen Oko 2/2, 2/3, 2/4, 2/5, 2/6, 5/3 und 5/4 – die aufgrund an-derer Argumente den Hauptphasen 1 und 2 zugeordnet werden können – tendieren hinsichtlich ihrer Zusammensetzung stark zu Inventaren der Flächen 1 und 4, die arbeitshypothetisch der Hauptphase 3 angehören. Aus der Kartierung von Typenklassen und -gruppen geht hervor, dass dies auf einem charakteristischen Set von Merkmalen beruht (Abb. 183): Zu nen-nen sind vor allem die Topftypen T 01, T 03, T 04 und T 11, die Fußtypen 1, 10, 12, 16, 17 und 20, die Leisten M 410, M 417, MoG 401 und MoG 405 sowie die plastischen Einzelelemente Mog 501–504, 508, 513. Für das Er-gebnis kommen im Wesentlichen vier Szenarien infrage:1. Bei den genannten Typen handelt es sich um Durchläufer. Dies ist in-

besondere bei grobkeramischen Topf- und Leistentypen möglich, die potentiell kaum repräsentative Funktionen besaßen und deshalb in ge-ringerem Maße stilistischem Wandel unterlegen haben könnten.

2. Es liegen ungeeignete Typendefinitionen vor. Denkbar erscheint dies zum Beispiel bei einigen der genannten Fußtypen, die hinsichtlich eini-ger Merkmalskombinationen eine gewisse Unschärfe aufweisen (siehe S. 170), und auch für Topfformen, die stets sehr fragmentarisch vorlagen. Recht uncharakteristisch sind außerdem einige plastische Elemente wie einfache Knubben (MoG 501–503).

3. Es liegen in größerem Umfang Vermischungen von Inventaren vor, die auf dem wiederholten Eintiefen von Gräben im gleichen Grabenverlauf beruhen. Bei diesem Szenario würden die Grabenverfüllungen älteres Material enthalten und demzufolge ein höheres Alter der Schichtenfor-mationen suggerieren. Dagegen scheint allerdings die insgesamt schlüs-sige 14C-Chronologie in Fläche 2 zu sprechen, derzufolge ein deutlich jüngeres Alter der Gräben nicht glaubhaft ist (siehe S. 271 ff.). Zudem

305

ist ein solches Szenario für die jüngeren Grabenverfüllungen in Fläche 5 (Schichtenformationen Oko 5/4 und 5/3) eher unwahrscheinlich, die nicht in ältere Grabenverläufe eingegraben wurden.

4. Eine wichtige Rolle könnten außerdem die speziellen Depositionsum-stände in den Gräben spielen. Wie die Analysen der vertikalen Fundver-teilungen gezeigt haben, ist in einigen Grabenverfüllungen mit wieder-holten Verfüllereignissen mit Material unterschiedlicher Herkunft zu rechnen (siehe S. 235 ff.). Entsprechend können die Inventare in Graben-verfüllungen von anderen Kontexten abweichende Zusammensetzun-gen aufweisen. Deshalb stellen die Grabenverfüllungen eine Befundka-tegorie mit der niedrigsten Bewertung der Datenqualität dar (Abb. 184).

Obwohl nicht ohne Weiteres feststellbar ist, welche konkreten Fakto-ren den Hauptausschlag für das erzielte Ergebnis lieferten, ergeben sich insofern Konsequenzen für die chronologische Auswertung, als die relativ-chronologische Einordnung der Gräben mittels der Seriationen mit star-ken Unsicherheiten behaftet ist und folglich andere Argumente vorzuzie-hen sind. Dies betrifft im Besonderen Befundgruppierungen der Flächen 2 und 5.

Zusammenfassung zu Seriationen des Fundmaterials

Insgesamt kann man zu den Ergebnissen der unterschiedlichen Korres-pondenzanalysen resümieren, dass diese auf einer übergeordneten Ebe-ne die stilistischen Entwicklungstrends des Keramikmaterials zumindest teilweise wiedergeben und deshalb grundsätzlich geeignet sind, neben den 14C-Auswertungen und Untersuchungsergebnissen der Geomagnetik als Grundlage für die Diskussion eines Chronologiemodells für den Fundplatz Okolište zu dienen. Im Detail verhindern jedoch vielfach ausgeprägte Ak-tivitätsbereiche und unterschiedliche Depositionsumstände die chronolo-gische Sortierung der Inventare in der Seriationssequenz. Bedingt durch die generelle Tendenz des Bedeutungszu- und -rückganges von Band- und Flächenverzierungen bei gleichzeitiger Zu- und Abnahme der Häufigkeit grobkeramischer Formen bilden sich – unabhängig davon, in welchem Maße man die Analysen um „Durchläufer“ bereinigt – in der Sequenz im-mer wieder Muster heraus, in denen insbesondere Hausinventare zu alt er-scheinen, während sich die Inventare der zugehörigen Freiflächen oberhalb davon einsortieren.

Aufgrund ihrer teilweise sehr weiten Streuung bereitet abgesehen davon insbesondere die relativchronologische Einordnung der Inventare aus den unterschiedlichen Gräben Schwierigkeiten.

REL ATIVE UND ABSOLUTE CHRONOLOGIE DES FUNDPL ATZES OKOLIŠTE DISKUSSION EINES PHASENMODELLS

In den unterschiedlichen Korrespondenzanalysen bestätigt sich im Gro-ßen und Ganzen die weiter oben aufgrund der 14C-Datierungen, der un-terschiedlichen Stratigraphien, der absoluten Höhen und der Schicht-mächtigkeiten sowie den Ergebnissen der geomagnetischen Prospektion arbeitshypothetisch vorgenommene relativchronologische Ordnung der Befundgruppierungen aus Okolište zu den drei Hauptphasen der Siedlung. In vielen Fällen lieferten die Seriationsergebnisse Anhaltspunkte für die Präzisierung der relativchronologischen und stratigraphischen Zuordnun-gen. Im Folgenden sollen nun die verschiedenen Argumente für die rela-tiv- und absolutchronologische Gliederung der unterschiedlichen Befund-

306

4700

4800

4900

5000

5100

5200

Fläc

he 2

Fläc

he 5

Fläc

he 7

Fläc

he 3

Fläc

he 1

Fläc

he 4

6/6

6/5

6/4

Fläc

he 6

Fläc

he 9

2/4

Gra

ben

ora

nge

Gra

ben

rot

2/3

5/9

pleistozäner Kies

6/8

v. u. Z.

6/3 2/5 5/3

5/4

5/7

5/8

1

2a

b

3a

b

4

5/6

5/5

2/6

2/7

9/3

9/4

9/5

5

6

7

8

4/1

4/2

4/3

1/1

1/3

3/1

3/27/4

7/1-3

2/2

5/1

a

7/5

3/3

9

3

2

1

Hau

ptph

ase

Pha

seB

ausc

hich

t/G

rabe

npha

se

2/1

5/2

1/2

9/79/8 holozäner Auenlehm

6/2

6/1

0

10000

9/2

9/1

7/6

6/7a

b9/6

Gra

ben

oran

ge

Gra

ben

rot

1

2

3

4

5

a

b

a

b

b

c

Tab. 111. Okolište. Konkordanzliste von im Text in Zusammenhang mit der Diskussion der Chronologie des Grabenwerkes alternativ verwendeter Bezeichnungen von Schichtenforma-tionen, Schichtenverbänden und Anomalien in der geomagnetischen Prospektion (siehe S. 44 Abb. 11).

Schichtenformation Schichtenverband Anomalie

Oko 2/2 3. Stadium Graben orange G 11Oko 2/3 2. Stadium Graben orange G 11Oko 2/4 1. Stadium Graben orange G 11Oko 2/5 3. Stadium Graben rot G 10Oko 2/6 2. Stadium Graben rot G 10Oko 2/7 1. Stadium Graben rot G 10Oko 5/3 Graben grün G 7Oko 5/4 Graben blau G 5Oko 5/5 2. Stadium Graben orange G 6Oko 5/6 1. Stadium Graben orange G 6Oko 5/7 3. Stadium Graben rot G 1Oko 5/8 2. Stadium Graben rot G 1Oko 5/9 1. Stadium Graben rot G 1Oko 6/3 Graben Oko 6/1 G 7Oko 7/5 Graben Oko 7/1 G 17Oko 7/4 Schichtpaket Oko 7/2 G 17

Abb. 185. Okolište. Relativ- und absolutchro-nologische Gliederung der Schichtenformati-onen und ihre Zuordnung zu Hauptphasen, Siedlungsphasen und Bauschichten bzw. Gra-benphasen. 1 Rezenter Ah-Horizont bzw. nach-neolithisches Kolluvium; 2 Grabenverfüllung; 3 Siedlungsschicht; 4 begrabener Humus; 5 frühholozäner Auenlehm.

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gruppierungen diskutiert und in einem Phasenmodell zusammengeführt werden, wobei in chronologischer Reihenfolge von den ältesten zu den jüngsten Horizonten vorgegangen wird (Abb. 185). Da es in vielen Fällen erforderlich ist, die Befundgruppierungen der unterschiedlichen Flächen in Zusammenhang mit den Ergebnissen der geomagnetischen Prospektion zu diskutieren, ist in Tabelle 111 eine Konkordanzliste der Befundgruppie-rungen und Anomalien zusammengestellt, die jeweils außerdem mit Ab-bildung 11 (siehe S. 44) abgeglichen werden sollten.

Hauptphase 1

Befundkomplexe der Hauptphase Okolište 1 wurden ausschließlich in den nördlichen, östlichen und südlichen peripheren Bereichen des Siedlungs-hügels erfasst. Zu den ältesten Befunden zählen hier jeweils direkt in den anstehenden Boden eingelassene Objekte in den Flächen 6 und 9, die auf-grund ihrer in Fläche 6 festgestellten Form, Dimension und Ausrichtung mit einiger Sicherheit als Reste halb eingetiefter Hausstrukturen aus der Gründungszeit der Siedlung identifiziert werden können50. In Fläche 9 be-standen nacheinander zwei entsprechende Bauten an der gleichen Stelle. Auch in Fläche 6 wurde in direkter Nachbarschaft des eingetieften Hauses Oko 38 mit Grube 6/76 ein älteres großes Grubenobjekt festgestellt, das aufgrund seiner Fundleere jedoch nicht in die Seriationen einbezogen wer-den konnte.

Die Fundinventare aus den Verfüllungen der eingetieften Hausobjekte unterscheiden sich von dem Material der darüberliegenden Schichtpa-kete insbesondere durch das Auftreten einer sehr dünnwandigen rot auf grau bemalten Ware. Entsprechende Keramik wurde auch für die Fund-stelle Obre II beschrieben, wo sie nach A. Benac (1973 b, 123) sowie E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974, 264) ausschließlich in den beiden ältesten Bauhorizonten bzw. der Phase I-D vorkommt.

Der Umstand, dass die genannte bemalte Keramik in keinem der un-tersuchten Gräben in Okolište gefunden wurde, könnte darauf hindeuten, dass eine entsprechend frühe Phase im Bereich des Grabenwerkes nicht er-fasst wurde. Eine zeitliche Differenz zwischen der ältesten Verfüllung des Grabens orange in Fläche 2 (Schichtenformation Oko 2/4) einerseits und dem eingetieften Haus Oko 38 andererseits wird auch durch zwei 14C-Da-tierungen gestützt. Da nicht alle Gräben untersucht wurden, darf daraus allerdings nicht abgeleitet werden, dass zur Gründungszeit der Siedlung keine Gräben existierten.

Den Stratigraphien der Flächen 6 und 9 zufolge setzte das Schichtwachs-tum des Siedlungshügels erst nach der Verfüllung der eingetieften Häuser Oko 38, Oko 41 und 42 ein. Die Schichtakkumulation scheint demnach auf der Umstellung von teilweise eingetieften zu ebenerdigen, in Holz-Lehmbauweise errichteten Pfostenbauten zu beruhen. Bis zum Ende der Hauptphase Okolište 1, die mit Anlage des Grabens Oko 6/1 gut fassbar ist, wuchsen im Bereich von Fläche 6 ca. 0,6 m Siedlungsschichten auf. Bei einer absoluten Datierung von Hauptphase Oko 1 zwischen etwa 5150–5000 v. u. Z. entspricht dies einer durchschnittlichen Sedimentationsrate von 0,4 m/100 Jahre.

Wenn man akzeptiert, dass die Positionen der Befunde und Befund-gruppierungen in den Ordinationsdiagrammen der Korrespondenzanaly-sen zumindest auf einer übergeordneten Ebene auf einem chronologischen Gradienten beruhen, verlief die Sedimentation der Schichtenformationen

50 Zur architekturgeschichtlichen Diskussion der Reste dieser eingetieften Bauten vgl. Müller-Scheessel u. a. 2010 a.

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Oko 7/6 im Osten sowie Oko 9/5 und Oko 9/4 im Süden des Tells etwa gleichzeitig mit jener der Schichtenformationen Oko 6/5 und Oko 6/4 im Norden ab, was die Nutzung des gesamten Siedlungsareals bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt belegt. Im Bereich von Fläche 9 entstand während der Hauptphase Oko 1 ein Schichtpaket mit etwa 1 m Gesamtmächtigkeit, was eine etwas höhere Sedimentationsrate von 0,5 m/100 Jahre bzw. eine etwas längere Siedlungsdauer nahelegt.

Innerhalb der verschiedenen zu Hauptphase Okolište 1 gehörigen Schicht pakete ist nur teilweise festzustellen, wie viele übereinanderliegen-de Bauhorizonte sich darin befinden. Am ehesten erscheint eine Aussage zu dieser Frage noch für Fläche 6 möglich, obwohl es auch hier nur teilweise gelungen ist, den Schutt verfallener Häuser vom Material aus umliegenden Freiflächen zu differenzieren. Wie oben dargelegt wurde (siehe S. 115 ff.), sind hier mit Schichtpaket Oko 6/4 (Schichtenformation Oko 6/5) sowie den Häusern Oko 39 und 40 (Schichtenformationen Oko 6/5 und Oko 6/4) mindestens drei aufeinanderfolgende Bauphasen belegt. Allerdings deuten zahlreiche Pfosten, die keiner konkreten Baustruktur zugewiesen werden können, darauf hin, dass die Anzahl von Bauten möglicherweise größer war. Zu den drei genannten Bauschichten kommen die beiden Phasen der Schichtenformation Oko 6/6 (a, b) und der als Bauschicht gedeutete untere Teil des Schichtpaketes Oko 6/1, der Bestandteil der ansonsten jüngeren Schichtenformation Oko 6/2 ist. Insgesamt kann die erste Hauptphase in Fläche 6 demnach in mindestens fünf bzw. sechs aufeinanderfolgende Bau-horizonte untergliedert werden, was bei einer 200-jährigen Dauer einer Phasenlänge von etwas mehr als 30 Jahren entspräche.

Tatsächlich ist die Periodisierung der Siedlungsablagerungen in Fläche 6 nicht in einer entsprechend feinen Auflösung möglich, da in den Plana nur teilweise klar abgegrenzte Baustrukturen identifiziert werden konnten. Die Differenzierung beschränkt sich deshalb, abgesehen von den eingetieften Objekten (Grube Oko 76 und Haus Oko 38), auf zwei übereinanderliegen-de Pakete von Siedlungsschichten (Schichtenformationen Oko 6/5 und Oko 6/4), in denen jeweils nur in Teilbereichen Baustrukturen festgestellt wurden.

Noch ungünstiger ist die Situation in den kleinen Flächen 7 und 9: In Schichtpaket Oko 7/6 existieren keine Ansatzpunkte für eine stratigraphi-sche Untergliederung aufgrund von konkreten Baustrukturen. In Fläche 9 ist zwar mit Haus Oko 43 ein Bauhorizont dokumentiert worden, die Mög-lichkeit der weiteren Untergliederung des darüberliegenden Schichtpake-tes Oko 9/2 gibt es indessen nicht.

Entsprechend der vorstehend beschriebenen Beschränkungen wurden die zu Hauptphase 1 gehörigen Schichten in Fläche 6 lediglich in die drei Phasen 1–3 unterteilt. Aufgrund des Vorkommens der oben genannten bemalten Keramikware kann Schichtenformation Oko 6/6 mit Schich-tenformation Oko 9/6 synchronisiert werden. Der Umstand, dass sowohl in Fläche 6 als auch in Fläche 9 jeweils zwei eingetiefte Objekte in enger Nachbarschaft bzw. an der gleichen Stelle nachgewiesen wurden, erlaubt die Untergliederung der Phase 1 in zwei Bauschichten (Phase 1 a und 1 b).

Im Gegensatz zur ältesten Phase können die Befundgruppierungen der Phasen 2 und 3 lediglich relativ schematisch miteinander synchronisiert werden. Die in Abbildung 185 vorgeschlagene Unterteilung geht vor al-lem von den relativen Sedimentationsraten und der Streubreite zugehö-riger Fundinventare in den Korrespondenzanalysen aus. Demnach ist für die wenig gegliederten Schichtenformationen Oko 7/6 und 9/5 jeweils eine längere Entstehungsdauer wahrscheinlich, als dies für die Schichtenfor-mationen Oko 6/5 und 6/4 der Fall ist.

Eine zum Teil noch feinere Untergliederung kann für den Bereich des Grabenwerkes vorgenommen werden. Ausgangspunkt dafür ist der Um-

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stand, dass der geomagnetischen Prospektion zufolge die Grabenverläufe G 7 und G 10 den gleichen Graben repräsentieren. Während G 7 den Be-obachtungen in den Flächen 5 und 6 b zufolge nur einphasig ist, weist der Graben G 10 bzw. rot in Fläche 2 drei Phasen auf. In Osten von Fläche 5 laufen der dreiphasige Graben rot, der in der Geomagnetik dem Graben-verlauf G 1 entspricht (Schichtenformationen Oko 5/7–9), mit Graben blau (Schichtenformation Oko 5/4) und Graben grün (Schichtenformation Oko 5/3) zusammen. Entsprechend müsste der Grabenverlauf G 10 in der nur 10 m östlich davon gelegenen Fläche 2 eigentlich fünf Phasen aufweisen.

Die Synchronität der Schichtenformationen Oko 2/5, Oko 5/3 und Oko 6/3 erscheint aufgrund mehrerer Umstände unzweifelhaft. Einerseits stellt der Graben in seinem durch die Geomagnetik dokumentierten Verlauf je-weils die letzte Phase dar, womit Überlagerungen ausgeschlossen sind. Fer-ner wurden in der Verfüllung des Grabens in allen drei Flächen menschli-che Knochen gefunden, was in keinem anderen untersuchten Graben der Fall ist. Die stratigraphische Position dieser menschlichen Reste auf halber Höhe der Grabenverfüllung stimmt überein. Schließlich ergeben auch 14C-Datierungen aus dem 3. Stadium des Grabens rot in Fläche 2 (Schichten-formation Oko 2/5) einerseits und dem Graben Oko 6/1 (Schichtenforma-tion Oko 6/3) andererseits ein ähnliches Alter.

Der über drei Flächen verfolgbare Graben G 7/G 10 stellt den äuße-ren Graben des Grabenstranges GS B dar, dessen Anlage den Beginn der Hauptphase Okolište 2 markiert. Demnach müssen alle in den Flächen 2 und 5 festgestellten älteren Gräben während der Hauptphase Okolište 1 genutzt und – wie zum Beispiel anhand der Profile in Fläche 5 gezeigt wer-den kann – wieder intentionell verfüllt worden sein. Für das Verständnis der Funktion des Grabenwerkes ist die Frage von großer Bedeutung, ob mehrere Gräben gleichzeitig oder jeweils nacheinander bestanden. Letzt-lich kann daraus auch abgeleitet werden, in welchen Abständen das Gra-benwerk bzw. Teile davon erneuert wurden.

Entsprechend der in Fläche 5 dokumentierten Stratigraphie bestanden in den Grabenverläufen rot und blau vor der Verkleinerung der Siedlung nacheinander mindestens vier Gräben, die vor ihrer Erneuerung jeweils vollständig verfüllt worden waren. Der jüngste vor der Siedlungsverklei-nerung angelegte Graben ist der einphasige Graben blau, der basierend auf der Geomagnetik sicher dem Grabenverlauf G 5 in der Geomagnetik und damit dem inneren Grabenverlauf des Grabenstranges GS A gleichgesetzt werden kann. Entsprechend wäre es plausibel, wenn man die drei Phasen des Grabenverlaufs rot mit den Grabenverläufen G 1–3 parallelisierte, was die zeitliche Aufeinanderfolge dieser Gräben angefangen von außen nach innen implizieren würde.

Bei dieser Lesart bliebe allerdings der Grabenverlauf orange unberück-sichtigt, der im Abstand von etwa 6 m parallel zu Grabenverlauf rot ver-läuft und ebenfalls zweiphasig ist. In der Geomagnetik entspricht dieser Graben einerseits den Grabenverläufen G 6, die im äußersten Nordwesten des Grabenwerks an den Grabenverlauf G 1 anschließen bzw. in G 2 über-gehen, und andererseits G 11 im Grabenstrang GS C.

Die Synchronisierung der Grabenverläufe orange in den Flächen 2 und 5 ist insofern relativ unproblematisch, als die beiden älteren Schichtenfor-mationen Oko 2/4 und Oko 2/3 mit den beiden Phasen des Grabens orange in Fläche 5 verknüpft werden können (Schichtenformationen Oko 5/6 und Oko 5/5). Die jüngste Phase Oko 2/2 im Graben orange der Fläche 2 dürfte hingegen der zu Grabenstrang GS B gehörigen Anomalie G 8 entsprechen.

Wie oben bereits erwähnt, ist die Parallelisierung der beiden Stratigra-phien im Graben rot insofern problematisch, als in Fläche 5 insgesamt fünf Gräben zusammenlaufen, denen in Fläche 2 allerdings nur drei entspre-chen. Da für die fünf Gräben ein anderer Verlauf äußerst unwahrschein-

310

lich ist, muss davon ausgegangen werden, dass einige Gräben in Fläche 2 bei ihrer Erneuerung jeweils vollständig ausgeräumt bzw. tiefer und breiter als die Vorgängergräben ausgehoben wurden.

Für die Synchronisierung der Gräben sind sowohl die bisher vorliegen-den 14C-Datierungen als auch die Ergebnisse der Korrespondenzanalysen nur teilweise hilfreich. Folgende Feststellungen sind für die Frage relevant:1. Die Sequenz des Grabens orange setzt 14C-Datierungen aus Fläche 2 zu-

folge um 5100 v. u. Z. ein. Die ältesten Phasen des Grabenverlaufs rot wurden dagegen durch radiometrische Datierungen nicht erfasst, da die eingereichten Proben keine Ergebnisse erbrachten.

2. Der jüngste Graben im Grabenverlauf orange (Schichtenformation Oko 2/2) weist nach den 14C-Daten eine deutlich längere Laufzeit und ein deutlich späteres Ende als der jüngste Graben im Grabenverlauf rot (Schichtenformation Oko 2/5) auf.

3. Da die ältesten Schichtenformationen im Zuge späterer Grabenerneue-rungen vielfach gestört bzw. abgegraben wurden und deshalb kaum Ma-terial enthielten, gingen keine Inventare der Schichtenformationen Oko 5/6, 5/7, 5/8 und 5/9 in die Korrespondenzanalysen ein.

4. In Fläche 2 treten bereits in den ältesten Gräben des Grabenverlaufs rot (Schichtenformation Oko 2/7) Bandverzierungen auf, die im Graben-verlauf orange erst im 3. Stadium (Schichtenformation Oko 2/2) vor-kommen. Da Bandverzierungen erst im Verlauf der Besiedlungszeit von Okolište aufkommen, ist dies ein Hinweis auf ein höheres Alter der Grä-ben orange.

Es sollte bereits deutlich geworden sein, dass sich die Problematik der Synchronisierung der Gräben auf Basis der vorliegenden Datenlage nicht abschließend lösen lässt. Zwar ist in Fläche 2 teilweise ein höheres Alter der Grabenverfüllungen im Grabenverlauf G 6/G 11 (Graben orange) als im Grabenverlauf G 1/G 10 (Grabenverlauf rot) indiziert. Allerdings beruht dies wahrscheinlich darauf, dass gerade die ältesten Phasen des Graben-verlaufs rot hier nicht nachweisbar sind.

Obwohl sich für den Grabenstrang GS A aufgrund der stratigraphi-schen Beobachtungen in Fläche 5 Hinweise auf eine Abfolge vom äußeren zum inneren Graben ergeben haben, kann hier eine Ungleichzeitigkeit der beiden ältesten Gräben rot und orange aufgrund der zu geringen zeitlichen Auflösung nicht nachgewiesen werden, obwohl sie aufgrund ihrer größe-ren Sohlentiefe und der größeren Anzahl von Phasen im Grabenverlauf rot plausibel ist. Für das hier vorgelegte Chronologiemodell wurde deshalb von der zeitweisen Gleichzeitigkeit dieser beiden Gräben ausgegangen. Die vorgelegte Interpretation impliziert, dass die Bewohner des neolithischen Dorfes zunächst eine aus mehreren parallelen Gräben bestehende Gra-benanlage bauten. Mit der zweiten Erneuerung des Grabens rot wäre man zu einer Anlage mit nur noch einem Graben übergegangen. Diese Praxis wurde auch in der folgenden Phase mit Graben blau beibehalten. Insge-samt würden sich für die Hauptphase Okolište 1 vier aufeinanderfolgende Grabenperioden ergeben, die sich auf ca. 150 Jahre verteilen. Entsprechend wäre das Grabenwerk durchschnittlich etwa alle 40 Jahre erneuert worden.

Obwohl dies andere Interpretationsprobleme aufwerfen würde, ist al-ternativ die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass zu einer bestimmten Zeit jeweils nur ein Graben bestand. Die frühe absolute und relative Da-tierung des ältesten Stadiums des Grabens orange einerseits und der Um-stand, dass im Verlauf des Grabens rot drei Stadien nachgewiesen wurden andererseits, würde für eine alternierende Nutzung der beiden Grabenver-läufe sprechen. Die Möglichkeit, dass das erste Stadium des Grabenver-laufs rot gleichzeitig mit den eingetieften Häusern der Phase 1 sein könnte, scheint allerdings aufgrund der weiter oben genannten typologischen Ar-

311

gumente (dünnwandige bemalte Keramik) auszuscheiden. Auf die verblei-benden 150 Jahre der Hauptphase Okolište 1 würden sich insgesamt sieben Grabenstadien verteilen, was einer durchschnittlichen Lebensdauer eines Grabens von etwas mehr als 20 Jahren entspräche.

Scheinbar nicht eindeutig ist die chronologische Einordnung des Gra-bens Oko 7/1 (Schichtenformation Oko 7/5), der in der Geomagnetik den Grabenverläufen G 17 bzw. G 12 entspricht. Dieser Grabenverlauf findet seine Fortsetzung in dem zu Grabenstrang GS B gehörigen Grabenverlauf G 9, setzt sich aber undeutlich auch nach Nordwesten fort, wo er im Gra-benstrang GS A an den Grabenverlauf GS 4 anschließt. Ausgehend vom Ergebnis der geomagnetischen Prospektion wären in dem Grabenverlauf also eigentlich mindestens zwei Phasen zu erwarten.

Entgegen dieser Annahme war in Fläche 7 bisher nur der untere Teil eines Grabens identifiziert worden. In den Korrespondenzanalysen ord-nen sich die Inventare aus diesem Graben übereinstimmend im Bereich der ältesten Fundkomplexe aus Okolište ein, die eindeutig der Hauptpha-se Okolište 1 angehören (siehe Abb. 175; 182). Diese Datierung lässt die über dem Graben Oko 7/1 gelegenen Befunde der Schichtenformation Oko 7/4 in einem neuen Licht erscheinen. Diese waren als ein Schichtpaket in-terpretiert worden, das nach der Verfüllung des Grabens entstanden war. Ausschlaggebend für diese Interpretation war insbesondere der Umstand, dass im unteren Teil dieses Schichtpaketes mehrere Gruben in die Verfül-lung des darunterliegenden Grabens bzw. den anstehenden Kies eingreifen.

Als alternative Deutung erscheint plausibel, dass Schichtenformati-on Oko 7/4 insgesamt den Rest eines zweiten Grabens mit einer sehr un-ebenen Sohle darstellt, zumal sich die Befundsituation im Nordprofil der Grabung durchaus grabenartig zeigt. In den Korrespondenzanalysen ord-nen sich die Fundinventare aus Schichtenformation Oko 7/4 im unteren Grenzbereich von den Befunden der Fläche 3 ein und dürften demnach etwa zeitgleich mit einer der Schichtenformationen Oko 6/3 oder Oko 6/2 sein und damit in die Hauptphase Okolište 2 fallen. Entsprechend dieser Interpretation wäre die Zuordnung von Schichtenformation Oko 7/4 zu den Grabenverläufen G 17, G 12 und G 9 sehr plausibel.

Aus dem vorstehend Dargelegten wird deutlich, dass während der Hauptphase Okolište 1 in den Grabensträngen A, C und D zeitweise bis zu drei parallele Grabenverläufe existiert haben könnten. Obwohl sich in Flä-che 7 keine neuen Gesichtspunkte für eine exakte Synchronisierung die-ser drei Grabenverläufe ergaben, lässt die auffallende Parallelität von drei Gräben im gesamten Verlauf des Grabenwerkes ihr gleichzeitiges Bestehen insgesamt erheblich plausibler erscheinen als die alternative Deutung, die von ihrer Nachzeitigkeit ausgeht.

Hauptphase 2

Befundkomplexe der Hauptphase Okolište 2 wurden an verschiedenen Stellen des Grabenwerkes sowie in Fläche 3 im westlichen Zentrum des Siedlungshügels aufgedeckt. Wie weiter oben bereits detailliert ausgeführt wurde, ist der Beginn der Hauptphase Okolište 2 mit der Anlage eines wahrscheinlich in das 50. Jh. v. u. Z. datierten Grabens klar markiert, der in den Anomalien G 7 und G 10 verläuft und in den Flächen 2, 5 und 6 ver-folgt werden kann. Der Graben ist im Nordwesten Teil des Grabenstranges GS B, der im Norden mit dem Grabenstrang GS C zusammentrifft, in des-sen Verlauf auch Gräben der Hauptphase Okolište 1 auftreten.

Sehr wahrscheinlich wurde in Fläche 2 mit Schichtenformation Oko 2/2 im Verlauf des Grabens orange ein Graben erfasst, der dem Grabenverlauf G 8 im Grabenstrang GS B entspricht. Zwei in das 48./49. Jh. v. u. Z. fallen-

312

de 14C-Datierungen – die sich von den übrigen aus Fläche 2 stammenden Daten deutlich absetzen – belegen, dass dieser Graben jünger als der pa-rallel verlaufende Graben G 7 ist. Folglich deutet sich hier eine zeitliche Differenz zwischen parallelen Gräben an, insofern als die Gräben zur In-nenfläche der Siedlung hin jünger werden. Die dritte zum Grabenstrang GS B gehörige Anomalie G 9 kann über die Grabenverläufe G 12 und G 17 mit Grabungsfläche 7 verbunden werden, wo sie – wie oben bereits ausge-führt – möglicherweise mit Schichtenformation Oko 7/4 identisch ist.

Aus der an den 14C-Datierungen ersichtlichen zeitlichen Differenz zwi-schen den Grabenverläufen G 7 und G 8 wird geschlossen, dass die Gräben des Grabenstranges GS B wahrscheinlich nicht gleichzeitig bestanden. Analog dazu wird auch die Ungleichzeitigkeit der Grabenverläufe G 8 und G 9 angenommen. Diese Lesart hat insofern Konsequenzen für die Rekon-struktion der Siedlungsgeschichte des Fundplatzes, als sie ein erheblich längeres Bestehen des Grabenwerkes impliziert, als es bei gleichzeitigem Bestehen der Gräben anzunehmen wäre.

Analog zu den Gräben der Hauptphase Okolište 1 wurde für die Gräben der zweiten Hauptphase jeweils eine Laufzeit von 40 Jahren angenommen. Bevor dies näher diskutiert werden kann, was letztlich auf eine Auflassung des Grabenwerkes immer noch deutlich vor der neuerlichen Verkleinerung der Siedlung hindeuten würde, muss die relativchronologische Stellung der Befunde aus Fläche 3 diskutiert werden: Hinsichtlich der relativ- und absolutchronologischen Verortung der Schichtenformationen Oko 3/1–3 bestehen insofern Unstimmigkeiten, als die 14C-Datierungen aus Fläche 3 teilweise in eklatantem Widerspruch zur Einordnung der Fundinventare in die Korrespondenzanalysen und zu den Überlegungen zur Rekonstruktion des Fundplatzes stehen: Den radiometrischen Datierungen zufolge würden Befunde in Fläche 3 eine Siedlungsdauer von etwa 200 Jahren zwischen 5100 und 4900 v. u. Z. repräsentieren und damit teilweise in die Hauptpha-se Okolište 1 fallen. In die Seriationssequenz ordnen sich die Inventare aus Fläche 3 jedoch mehrheitlich hinter den Fundkomplexen der Schichtenfor-mation Oko 6/3 ein. Diese datiert zwei 14C-Daten zufolge am wahrschein-lichsten in das 50. Jh. v. u. Z. Im zentralen westlichen Teil des Siedlungshü-gels stellt Schichtenformation Oko 3/2 die jüngste Bauperiode innerhalb einer mehr als 2 m mächtigen Stratigraphie dar. Aus dieser beträchtlichen Schichtmächtigkeit kann geschlussfolgert werden, dass der Bebauung von Schichtenformation Oko 3/2 bereits eine längere Siedlungszeit vorange-gangen sein muss. Deshalb ist ein Beginn der Schichtenformation Oko 3/2 in zeitlicher Nähe zum Siedlungsbeginn in Okolište, wie er durch die frü-hen 14C-Datierungen indiziert wird, nicht schlüssig.

Neben den 14C-Daten und Ergebnissen der unterschiedlichen Seriatio-nen erscheint für die Einordnung insbesondere der Umstand maßgeblich, dass Schichtenformation Oko 3/2 die letzten Häuser in diesem Teil der Siedlung repräsentiert, die offenbar im Rahmen eines einige Zeit dauern-den Prozesses verlassen wurden. Dementsprechend muss man Bauperio-de Oko 3/2 relativchronologisch an das Ende der Hauptperiode Okolište 2 stellen, das um 4850 v. u. Z. liegt.

Zur Abschätzung der in Fläche 3 repräsentierten Siedlungsdauer wird von der durchschnittlichen Sedimentationsrate des Tells ausgegangen. Bei einer Gesamtsiedlungsdauer von ca. 500 Jahren entsprechend Altersmo-dell 3, in denen bis zu 3 m Siedlungsablagerungen akkumulierten, beträgt diese 0,6 m/100 Jahre. Den Ackerhorizont ausgenommen umfasst die in Fläche 3 ausgegrabene Schichtmächtigkeit der Schichtenformation Oko 3/2 und Oko 3/3 etwa 0,5 m, in denen vier übereinanderliegende Bauschichten repräsentiert sind, von denen die älteste allerdings nur an der Oberkante ausgegraben wurde. Dieses Schichtpaket würde einer Siedlungsdauer von

313

ca. 100 Jahren entsprechen, wobei die Häuser durchschnittlich 30 Jahre bestanden hätten51. Entsprechend erscheint es derzeit am wahrscheinlichs-ten, dass die in Fläche 3 aufgedeckten Siedlungsschichten im Zeitraum zwischen ca. 4950 und 4850 v. u. Z. akkumulierten.

Die Entscheidung, die Gräben der Hauptphase Okolište 2 relativchro-nologisch insgesamt vor den Befunden aus Fläche 3 einzuordnen, beruht sowohl auf den 14C-Datierungen als auch auf dem Umstand, dass sich die Keramikinventare aus diesen Gräben in den Korrespondenzanalysen ten-denziell vor Fundkomplexen der Fläche 3 eingruppieren. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass Vermischungen mit älterem Material in mehrfach genutzten Grabenverläufen und andere taphonomische Effekte teilweise ein höheres mittleres Alter der Inventare suggerieren. Folglich muss man weiterhin in Betracht ziehen, dass das Grabenwerk noch bis zum Ende von Hauptphase Okolište 2 Bestand hatte. Dies würde allerdings implizieren, dass die Gräben insgesamt seltener als in der Hauptphase 1 erneuert wurden.

Noch aus der Zeit von Hauptphase 2 stammen wahrscheinlich auch einige Schichtpakete, die in peripheren Bereichen des Siedlungshügels über den Verfüllungen von Gräben bzw. über Siedlungsschichten abgelagert wurden. Die Entstehungsmechanismen dieser Ablagerungen sind aller-dings teilweise unklar. Den Schichtenformationen Oko 6/2 und Oko 9/2 ist gemeinsam, dass sie über einen längeren Zeitraum die Geländeoberkante waren, während eine Bodenbildung stattfand. Schichtenformation Oko 9/2 wird als Kolluvium aus neolithischer Zeit interpretiert. Diese Deutung er-scheint deshalb zweifelhaft, weil das Schichtpaket eine überdurchschnitt-liche Menge Keramik enthielt, die zudem ein sehr hohes durchschnittli-ches Scherbengewicht aufwies.

In den Korrespondenzanalysen gruppieren sich die Inventare aus Schich-tenformation Oko 9/2 im Umfeld von Fundkomplexen der Schichtenfor-mation Oko 6/3 (siehe S. 303 Abb. 182). Es erscheint daher sinnvoll, das Schichtpaket in Hauptphase 2 noch vor den Inventaren aus Fläche 3 ein-zuordnen. Der Fund einer Randscherbe, die eine für die Phase Butmir IV nach S. Perić (1995) charakteristische Form aufweist, die in Okolište an-sonsten nicht vorkommt, zeigt allerdings, dass die Oberfläche der Schicht noch bis in eine Zeit nach der neolithischen Besiedlung in Okolište offen gelegen haben kann.

Einen ähnlich gelagerten Fall stellt Schichtenformation Oko 6/2 dar. Auch dieser Fundkomplex zeichnete sich teilweise durch einen sehr ge-ringen Fragmentierungsgrad und durch eine vergleichsweise große Ke-ramikmenge aus. Der Umstand, dass aus dem Schichtpaket Oko 6/1 (Schichtenformation Oko 6/2) nordwestlich des Grabens mehrere nahezu vollständige Gefäße aus einem Bereich geborgen wurden, in dem sich auch in Schichtenformation Oko 6/4 vermutlich eine Freifläche befand, deutet darauf hin, dass es hier offenbar nicht vollständig gelungen ist, die Ab-lagerungen aus der Zeit vor der Eintiefung des Grabens Oko 6/1 von den Schichten zu trennen, die diesen Graben überlagern. Diese Deutung bestä-tigt sich in den Korrespondenzanalysen dadurch, dass sich einige Inventare vor Schichtenformation Oko 6/3 eingruppieren und andere dahinter. Für die relativchronologische Einordnung der Schichten über den Gräben sind demnach die jüngsten Komplexe maßgeblich, welche sich teilweise im Be-reich von Fundkomplexen aus Fläche 3 gruppieren.

Kaum auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sind die unterschiedli-

51 Inwieweit diese Kalkulation plausibel ist, wird in Zusammenhang mit der Anzahl der Häuser, der Bebauungsdichte und dem Volumen des Tells nochmals detailliert disku-tiert werden (siehe S. 376 ff.).

314

chen Befunde der Schichtenformationen Oko 5/2, die sich entsprechend in den Korrespondenzanalysen in sehr unterschiedlichen Bereichen einsor-tieren (siehe S. 295 ff. Abb. 173). Dass sich die jüngsten Inventare – ähnlich wie jene in Fläche 6 – synchron mit den Bauschichten der Flächen 3 und 4 eingruppieren, wird als Hinweis auf eine mögliche Nutzung der Bereiche des Grabenwerkes bis mindestens zum Ende der Hauptphase 2 gewertet.

Hauptphase 3

Befunde der Hauptphase 3 kommen ausschließlich in den beiden Gra-bungsflächen 1 und 4 im Nordosten des Fundplatzes im Bereich mit der größten Schichtmächtigkeit vor. Sowohl die 14C-Datierungen als auch die Ergebnisse der Korrespondenzanalysen bestätigen übereinstimmend, dass die Schichtenformationen Oko 1/2 und Oko 4/2 jünger als die Befun-de aus den übrigen, bereits besprochenen Flächen sind. Den Korrespon-denzanalysen zufolge ist eine teilweise Ungleichzeitigkeit der Befunde in den Flächen 1 und 4 wahrscheinlich. Dies ist auch vom Standpunkt der Raumordnung insofern plausibel, als im Bereich von Fläche 4 nach einem Brandereignis in Schichtenformation Oko 4/3 eine Neuordnung der Be-bauungsstruktur vorgenommen wurde. In Fläche 1 sind ebenfalls zwei Brandhorizonte fassbar, ohne dass eine entsprechende Umstrukturierung nachweisbar wäre. Es wurde sich deshalb dafür entschieden, den oberen Brandhorizont in Fläche 1 (Haus 18 in Schichtenformation Oko 1/2) mit Schichtenformation Oko 4/3 gleichzusetzen.

Ausgesonderte Schichtenformationen

Rezente Ackerhorizonte und gesicherte Kolluvien wurden von dem Ver-such einer relativchronologischen Einordnung ausgenommen, da sie ver-mutlich vermischtes Material enthalten. In Fläche 7 betrifft dies die oberen Schichtenformationen Oko 7/1–3, die wahrscheinlich im Rahmen lang an-haltender intensiver Erosionstätigkeit an der östlichen Tellflanke entstan-den sind.

Zusammenfassung der Phasengliederung des Fundplatzes Okolište

Das im vorstehenden Kapitel diskutierte Phasenmodell sieht für die spät-neolithische Besiedlung des Fundplatzes Okolište drei Hauptphasen vor, die sich jeweils aufgrund einschneidender Änderungen der Siedlungs-größe abgrenzen lassen. Innerhalb von wahrscheinlich 500 Jahren lassen sich die untersuchten Befunde auf neun Phasen verteilen, die eine durch-schnittliche Siedlungsdauer von 55 Jahren repräsentieren. Innerhalb ei-niger Flächen können durch die Unterscheidung mehrerer Bauhorizonte bzw. Grabenphasen darüber hinausgehend noch feinere Differenzierungen vorgenommen werden. In den zentralen Siedlungsbereichen ist diese Form der Hierarchisierung der Phasen notwendig, da innerhalb von Hausstellen zwar eine feinere Untergliederung in mehrere Bauschichten möglich ist, diese Unterteilung jedoch nicht für die Freiflächen vorgenommen werden kann. Für einige Grabenbereiche wurde dieses Prinzip übernommen, wenn die gleichzeitigen Siedlungsbereiche sich nicht weiter untergliedern ließen.

315

Technologischer und stilistischer Wandel des Keramikmaterials

Ausgehend von der oben erarbeiteten Phasengliederung des Fundplatzes Okolište soll im Folgenden anhand ausgewählter Aspekte der technolo-gische und stilistische Wandel des Keramikmaterials über diese etwa 500 Jahre dauernde Zeitspanne dargestellt werden.

KER AMIK MENGE

Die Keramikmenge pro Kubikmeter Aushub variiert über die unterschied-lichen Siedlungsphasen zwischen 1,9 kg und 9,6 kg (Abb. 186). Teilweise ist diese Variabilität auf taphonomische Unterschiede zurückzuführen. Bei-spielsweise beruht der hohe Wert in Phase 1 sicherlich auf dem Umstand, dass das zugehörige Keramikmaterial ausschließlich aus den Verfüllungen der eingetieften Häuser 38 und 41 stammt, die vermutlich als primäre Ab-fallbereiche genutzt wurden. In Haus 38 kommen außerdem gehäuft Stan-dringböden vor, die deutlich schwerer sind als die Standböden späterer Pha-sen.

Durch Depositionsprozesse sind auch die Unterschiede zwischen der Keramikmenge in den Phasen 2–5 einerseits und den Phasen 6–8 anderer-seits erklärlich: Sie beruhen auf Verteilungsunterschieden zwischen den Gräben und zentralen Siedlungsarealen und können deshalb nicht im Sin-ne einer Zunahme der Keramikmenge gedeutet werden (siehe S. 229 ff.).

Eindeutig nicht durch Depositionsumstände beeinflusst ist hingegen das – im Vergleich zu den vorangehenden Phasen – etwa doppelt so hohe Keramikgewicht in Phase 9. Wenn man die auf einen Kubikmeter skalierte Keramikmenge als funktionales Kriterium akzeptiert, deutet sich dem-nach gegen Ende der Besiedlung in Okolište ein markanter Bruch in der Häufigkeit von Keramikgefäßen an.

Der beschriebene Unterschied der Keramikmenge kann durch die Auf-schlüsselung auf unterschiedliche Waren (in einer vereinfachten Darstel-lung) noch näher spezifiziert werden (Abb. 186). Dabei zeigen sich klare Entwicklungstendenzen, obwohl die Datenbasis – bedingt durch den Um-stand, dass in einigen Flächen keine Trennung des Materials nach Waren erfolgte – für einige Phasen relativ klein ist. Demnach ändert sich die Men-ge feiner Waren spätestens ab Phase 4 bis zum Abbruch der Besiedlung in Okolište nicht signifikant. Der plötzliche Zuwachs der Keramikmenge in Phase 9 basiert anstatt dessen insbesondere auf einer höheren Menge von grober Ware (um das 2,5-fache gegenüber Phase 6 bzw. das 6-fache gegen-über Phase 4) und in geringerem Umfang von mittelfeiner Ware (auf etwa das Doppelte gegenüber Phase 4)52.

52 In Phase 6 sind grobe und feine Waren generell über- und mittelfeine Ware unterreprä-sentiert, da in Fläche 3 nur feine und mittelfeine Waren unterschieden wurden (siehe S. 153). Da Phase 4 insbesondere Material aus Gräben repräsentiert, ist dort Keramik gegenüber den eigentlichen Siedlungsbereichen unterrepräsentiert. Ein brauchbarer Vergleichswert zu Phase 9 liegt am wahrscheinlichsten im Bereich zwischen den Werten der Phasen 4 und 6.

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Abb. 186. Okolište. Keramikmenge pro Ku-bikmeter Aushub (in kg) in den Phasen 1–9; rechts differenziert nach einer vereinfachten Wareneinteilung (Datentabellen siehe An-hang 55–56).

Abb. 188. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Ausprägungen des Merkmals Oberflä-chenbehandlung in der Stichprobe der Fein-aufnahme in den Siedlungsphasen 1–9; * unsi-cher (Datentabelle siehe Anhang 57).

Abb. 187. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Waren in den Phasen 1–9. * Fläche 3, wo nur Grob- und Feinware unterschieden wurde; ** Schichtenformationen Oko 6/2 und Oko 5/2 mit verfeinerter Wareneinteilung (Datenta-belle siehe Anhang 56).

317

TECHNOLOGIE

Waren

Während der frühen Phasen von Okolište wurde als Magerungsmaterial für Grobware vor allem Grobsand/Quarz verwendet (Ware 2; Abb. 187). Entsprechendes Material wird ab Phase 3 zunehmend durch Keramik er-setzt, die sich durch eine starke Porigkeit auszeichnet (Ware 1). Dieses Material war zunächst als organisch gemagert angesprochen worden. Tatsächlich scheint die Porigkeit auf dem Zusatz von zerkleinertem Kalk-stein zu beruhen, der aufgrund der sauren Bodenverhältnisse vergangen ist (siehe S. 145 ff.). In den Phasen 7–9 nimmt der Anteil entsprechender Waren nochmals deutlich zu und erreicht in Phase 9 einen Anteil von über 60 %.

Nicht vergleichbar ausgeprägt sind die Unterschiede bei mittelfeinen Waren. Bis Phase 6 sind deren Anteile relativ gleichbleibend. Erst ab Pha-se 7 wird Material mit Sandzuschlag (Ware 4) seltener, während Kombina-tionen aus „organischem Material“ und Sand (zerkleinerter Kalkstein) und Sand (Ware 8) häufiger werden.

Die feinen Waren 5 und 6 treten zunächst nur in sehr kleinen Mengen auf und werden dann bis Phase 4 immer häufiger, wo ihr Anteil sich bei ca. 30 % „einpegelt“. In Phase 9 geht ihre relative Häufigkeit wieder zurück.

Oberflächenbehandlung

In den Phasen 1 und 2 überwiegen verschiedene Ausprägungen verstriche-ner und geglätteter Oberflächen, während polierte Waren noch relativ sel-ten sind (Abb. 188). In Phase 1 tritt gelegentlich Barbotine auf. Zugleich ist mit 8 % die größte Häufigkeit grob geglätteter Ware zu verzeichnen.

Ab Phase 3 nehmen polierte Oberflächen in starkem Maße zu und pe-geln sich bei Anteilen um 30 % ein. Der erhöhte Wert in Phase 8 ist nicht repräsentativ. In Phase 9 ist ein leichter Rückgang polierter und geglätteter Oberflächen zu verzeichnen, während gleichzeitig die Häufigkeit verstri-chener Exemplare zunimmt.

Brennatmosphäre

Einem klaren Wandel unterliegt die relative Häufigkeit von Ausprägungen des Merkmals Brennatmosphäre (Abb. 189). Die Unterschiede betreffen insbesondere den Anteil außen reduzierend gebrannter Gefäßeinheiten. In Phase 1 erhielt ein hoher Anteil von Stücken seine dunkle Färbung in einer sehr kurzen Episode am Ende des Brandes. Das Ergebnis stellten Scherben dar, die im Kern rot sind und außen eine sehr dünne, unter reduzierender Atmosphäre gebrannte Schicht aufweisen. Entsprechende Ausprägungen werden ab Phase 2 seltener, während die Häufigkeit durchgehend reduzie-rend gebrannter Scherben zunimmt und sich ab Phase 3 bei einem An-teil um 45–50 % stabilisiert. Entsprechend geht auch die Häufigkeit von Scherben, die außen oxidierend (hell) gebrannte Schichten aufweisen, in den Phasen 3–6 leicht zurück. In den Phasen 7–9 ist dann ein allmähli-cher Rückgang vollständig reduzierter Scherben zu beobachten, während gleichzeitig der Anteil durchgehend hell gebrannter Stücke wieder zu-nimmt. Diese Veränderung in den jüngsten Phasen geht mit der generellen Zunahme der Keramikmenge einher, die – wie oben dargelegt – vor allem Grobkeramik betrifft. Die Gesamtmenge reduzierend gebrannter Gefäße dürfte deshalb eher gleichbleibend sein.

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Abb. 189. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Ausprägungen des Merkmals Brennatmo-sphäre in der Stichprobe der Feinaufnahme in den Siedlungsphasen 1–9 (Datentabelle siehe Anhang 58).

Abb. 191. Okolište. Relative (Balkenlänge) und absolute (Zahlen) Häufigkeit von Wand-stärkekategorien (minimale Wandstärke) von groben Waren (Waren 1, 2 und 3) in der Stich-probe der Feinaufnahme in den Phasen 1–9.

Abb. 190. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) des Merkmals Oberflächenfarbe in den Pha-sen 1–9 in der Stichprobe der Feinaufnahme (Datentabelle siehe Anhang 59).

319

Die Veränderungen während der Phasen 1–3 beruhen vermutlich auf Än-derungen der Brenntechnologie. Um eine durchgehend reduzierte Brenn-atmosphäre zu erreichen, war eine längere Reduktionsphase erforderlich, die möglicherweise kontrolliertere Bedingungen des Brandes erforderten. Diese könnten zum Beispiel durch die Verwendung geschlossener Brennöfen er-zielt worden sein, deren archäologischer Nachweis allerdings noch aussteht.

Unabhängig davon, ob die Keramik in Öfen oder durch Grubenbrand hergestellt wurde, deuten die dokumentierten Veränderungen darauf hin, dass nach einer Experimentierphase (Phase 1–2) das Verfahren der Her-stellung durchgehend reduzierter Scherben in zunehmendem Maße be-herrscht wurde, wobei technologische Innovationen eine entscheidende Rolle gespielt haben mögen.

Oberflächenfarbe

Erwartungsgemäß bestätigen sich die für das Merkmal Brennatmosphä-re beschriebenen Veränderungen auch für Oberflächenfarben (Abb. 190). In Phase 1 weist über die Hälfte des Materials orangefarbene bis rötlich-graue Farben auf (56 %); bei reduzierend gebrannten Gefäßen überwiegt eine dunkelgraue Färbung (26 %). In den folgenden Phasen steigt der Anteil schwarzer und schwarzgrauer Oberflächen an, was insbesondere auf die zunehmende Bedeutung von Polituren zurückzuführen ist, durch die eine dunklere Färbung erzielt wird. Ab Phase 3 überwiegen dunkle Oberflächen (69 %) deutlich gegenüber den verschiedenen Rot-, Orange- und Brauntö-nen (31 %). In Phase 9 ist das Verhältnis wieder ausgeglichen, was durch die höhere Menge von Grobware erklärbar ist.

Wandstärke

Eine klare Variabilität ist auch für die in elf Kategorien eingeteilte minima-le Wandstärke festzustellen (Abb. 191–193). In Phase 1 ist der Anteil von Scherben mit dünnen Wandstärken deutlich höher als in allen späteren Siedlungsphasen. Besonders eindrucksvoll ist dies bei den rot auf grau be-malten Gefäßfragmenten, die außerordentlich dünne Wände im Bereich von wenigen Millimetern aufweisen. Allerdings gilt die Feststellung dün-ner Wände nicht nur für diese sehr qualitätvolle mittelfeine Warengat-

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Anteil (%)

Abb. 192. Okolište. Relative (Balkenlänge) und absolute (Zahlen) Häufigkeit von Wand-stärkekategorien (minimale Wandstärke) von mittelfeinen Waren (Waren 4, 7 und 8) in der Stichprobe der Feinaufnahme in den Phasen 1–9.

320

tung, sondern gleichermaßen auch für grobe Keramik und auch für die wenigen als Feinware klassifizierten Stücke.

In allen Warengruppen nimmt die relative Häufigkeit dickerer Wände mit Beginn von Phase 2 sehr deutlich zu. Insbesondere bei groben und fei-nen Waren deutet dieses Bild kaum auf eine kontinuierliche Entwicklung, sondern eher auf eine plötzliche Umstellung des keramiktechnologischen Wirkgefüges hin. In den Phasen 3–6 bleiben die relativen Häufigkeiten der unterschiedlichen Wandstärkekategorien relativ gleichbleibend. Dagegen ist in der letzten Siedlungsphase erneut eine gewisse Zunahme des Anteils dünnerer Wandstärken festzustellen, die jedoch ausschließlich feine und mittelfeine Ware betrifft. Anhand der ausgewerteten Stichprobe ist aller-dings nicht feststellbar, ob der Rückgang plötzlich oder allmählich erfolgte, da aus den Phasen 7 und 8 kaum Daten zur Wandstärke vorliegen.

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Anteil (%)

Tab. 112. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Randlippentypen in den Phasen 1–9 in der Stichprobe der Feinaufnahme (Datentabelle siehe Anhang 64).

Phase 01 g

erad

e

02 e

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Phase 1 6 12 14 3 2 . 2 15 2 2 . . 2 24 18 . . 66Phase 2 4 8 . . 2 . . 23 . 4 . . 13 19 27 . . 52Phase 3 6 13 2 . 2 . 6 9 . 6 . . 15 9 32 . . 47Phase 4 9 23 1 2 2 . 2 20 . 3 . . 4 18 15 1 . 143Phase 5 . 24 . . 12 . . 29 . 6 . . 12 12 6 . . 17Phase 6 6 8 2 6 9 1 2 25 1 5 1 1 6 22 5 3 . 317Phase 7 10 4 4 . 4 . . 24 . 2 . . . 45 6 . . 49Phase 8 13 9 4 1 2 . . 26 . 4 . . 1 37 2 . 1 82Phase 9 9 14 4 8 4 . 1 26 . 4 . 2 3 20 5 . . 112

Abb. 193. Okolište. Relative (Balkenlänge) und absolute (Zahlen) Häufigkeit von Wandstärke-kategorien (minimale Wandstärke) von feinen Waren (Waren 5 und 6) in der Stichprobe der Feinaufnahme in den Phasen 1–9.

321

GEFÄSSMORPHOLOGIE

Randlippentypen

In allen Phasen von Okolište stellen elliptische (Typ 02), runde (Typ 10) sowie asymmetrisch abgestrichene Randlippenformen (Typen 04/17 und 18) die häufigsten Ausprägungen dar (Tab. 112). Abgesetzte (Typ 16), ellip-tische (Typ 02) und nach außen abgestrichene Ränder sind in den frühen Phasen häufiger, was zum Beispiel im Fall des Typs 16 auf die Bindung an rundbauchige Schüsseln zurückzuführen ist. In den jüngeren Phasen kom-men verstärkt gerade abgestrichene (Typ 01) und runde (Typ 10) Randfor-men vor.

Henkeltypen

Die chronologische Untersuchung von Henkeltypen beschränkte sich auf die Analyse von Wulst-, Ösen- und Bandhenkeln, da Handhaben – wie weiter oben dargelegt wurde – aufgrund ihrer Überschneidung mit plasti-schen Verzierungen in der Stichprobe der Feinaufnahme in starkem Maße unterrepräsentiert sind. Gleiches gilt für Bohrungen, die nach Aussage der Grobaufnahme in allen Siedlungsphasen vorkommen.

Von den untersuchten Henkeltypen dominieren Ösen- und Wulsthen-kel das Typenspektrum, während Bandhenkel insgesamt sehr selten sind. Bei der relativen Häufigkeit von Ösen- und Wulsthenkeln als Typengrup-pen sind keine grundsätzlichen Verschiebungen zu beobachten (Abb. 194; Tab. 113). Ösenhenkel repräsentieren über die gesamte Siedlungsdauer von Okolište hinweg etwa 30–40 %, Wulsthenkel zwischen 55–75 % der Exem-plare. Bandhenkel treten erst in Phase 6 als neue Henkelform hinzu.

Auf der Ebene einzelner Typen ist bei Ösenhenkeln eine Entwicklungs-tendenz hin zu stärker röhren- bzw. bandförmigen Querschnitten zu ver-zeichnen. Bei Wulsthenkeln werden runde und ovale Querschnitte (Typen 20–22) im Verlauf der Zeit seltener, während D-förmige Querschnitte häu-figer auftreten.

Insgesamt sind Henkeltypen zwar als Kriterium für feinchronologische Einordnungen ungeeignet; allerdings lässt sich durchaus eine klare Ent-wicklungstendenz hin zur größeren Bedeutung von bandförmigen Hen-keln/Querschnitten erkennen.

9

8

7

6

5

4

3

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1 36

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l

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l

25 B

andh

enke

l

Pha

se

Abb. 194. Okolište. Häufigkeit (n) von Henkel-typen nach der Stichprobe der Feinaufnahme in den Phasen 1–9.

322

Tab. 113. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) ausgewählter Henkeltypen in den Phasen 1–9 nach der Stichprobe der Feinaufnahme.

Phase 10 Ö

senh

enke

l

11 Ö

senh

enke

l

12 Ö

senh

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l

14 Ö

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Anz

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n)

Phase 1 36 . . . 14 36 . 14 . . 14Phase 2 33 . . . 25 17 8 17 . . 12Phase 3 33 . . . 8 8 17 33 . . 12Phase 4 20 3 . . 13 20 10 33 . 30Phase 5 . . . . . . . . . . .Phase 6 34 . 3 . 9 20 6 26 3 . 35Phase 7 . . . . . . . . . . .Phase 8 . 100 . . . . . . . . 2Phase 9 22 4 . 13 9 13 4 30 . 4 23

4

3

4

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7

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4 4

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Typ 20

Typ 12

Typ 11

Typ 10

Typ 08

Typ 07

Typ 06

Typ 05

Typ 04

Typ 03

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Abb. 195. Okolište. Relative Häufigkeit von Bodentypen nach der Stichprobe der Feinauf-nahme in den Phasen 1–9 (Datentabelle siehe Anhang 65).

Abb. 196. Okolište. Häufigkeit (n Keramikein-heiten) von Fußtypen nach der Stichprobe der Feinaufnahme in den Phasen 1–9.

323

Bodentypen

Als teilweise chronologisch empfindlicher erweisen sich dagegen Boden-typen (Abb. 195). Die mit Abstand dominierenden Bodentypen der Pha-sen 1–3 sind die in vielen Fällen außerordentlich massiven Exemplare mit Standring (Typen 10 und 11). Gleichzeitig kommen bereits unterschiedli-che Typen von Standböden vor, von denen einige in späteren Phasen über-ragende Bedeutung erlangen (Typen 1–4). Ab Phase 4 sind Bodentypen mit Standring relativ selten; vermutlich handelt es sich um verlagerte Exem-plare. Nun sind es insbesondere die Standböden der Typen 1 und 3, die am häufigsten vorkommen. In den letzten beiden Siedlungsphasen treten verstärkt Formen auf, die gegenüber dem Unterteil abgesetzt sind (Typen 5, 6). Als neue Formen kommen ab Phase 4 seitlich gefaste und runde Böden auf (Typen 8, 20).

Fußtypen

Als in chronologischer Hinsicht sehr empfindlich erweisen sich Fußfor-men (Abb. 196): In der frühesten Phase kommen ausschließlich niedrige und hohe Hohlfüße der Typen 1 und 2 vor. Bereits ab Phase 2 treten dazu erstmals massive Füße der Typen 10, 12 und 15, die sich im Gegensatz zu Hohlfüßen durch eine verbreiterte Fußbasis auszeichnen. Gemeinsam mit anderen massiven Fußformen lösen sie in den folgenden Phasen Hohlfü-ße nach und nach ab. Die Veränderung ist insofern als typologische Reihe sehr plausibel, als die Ausprägung der Fußunterseite – die übrigens kein Kriterium für die Typenbildung war – ausgesprochene Übergangserschei-nungen erkennen lässt. In vielen Fällen weist die Unterseite von Füßen mit verbreiterter Basis zunächst eine halbhohle oder konkave Ausprägung auf, bevor ab Phase 4 vorzugsweise eine gerade Unterseite ausgeprägt ist (Tab. 114).

Ab Phase 3 treten neben Typen mit verbreiterter Basis massive Füße auf, deren Basis nicht verbreitert ist (Typ 11). Diese Form dominiert in der letzten Siedlungsphase 9 das Typenspektrum. Ein Novum stellen ab Pha-se 4 Füße vorzugsweise des Typs 11 dar, deren Fußunterseite leicht konvex, rund oder spitz ausgebildet ist. Im Gegensatz zu den älteren Hohlfüßen und Füßen mit verbreiterter Basis war es bei Gefäßen mit entsprechenden Füßen nicht mehr möglich, sie abzustellen, bevor sie vollständig geleert waren.

Eine klare Entwicklungstendenz ist auch an der Ausformung des Über-gangs von den Schalenoberteilen zum Fuß ersichtlich (Tab. 115): Während die beiden Gefäßteile zunächst mehrheitlich gegeneinander abgesetzt sind, werden runde Übergänge immer häufiger. Mit der abgesetzten Variante sind flachere, mit der runden steilere Formen der Oberteile verbunden.

Bei den Schäften der Füße überwiegen zunächst die sich nach unten weitenden Formen von Hohlfüßen (Tab. 116). Diese werden nach und nach durch gewölbte und nach oben verbreiterte Formen abgelöst. In der letzten Phase dominieren zylindrische Ausprägungen.

Wie bereits beschrieben ist die Fußbasis in der frühesten Phase 1 gene-rell nicht vom Schaft abgesetzt (Tab. 117). In den folgenden Phasen treten dazu Formen mit abgesetzter Fußbasis, deren Oberseiten entweder konkav, konvex oder gerade ausgebildet sind. In den letzten Phasen werden – ver-bunden mit dem häufigeren Vorkommen des Fußtyps 11 – nicht abgesetz-te Ausprägungen wieder häufiger. Als Sonderform treten ab Phase 6 gele-gentlich auch dreieckig ausgeformte Fußenden auf (Taf. 45, 10.11).

324

Tab. 114. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Ausprägungen der Unterseite von Füßen in den Phasen 1–9.

Phase gera

de

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hohl

hohl

konk

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Anz

ahl (

n)

Phase 1 . 25 75 . . . . 16Phase 2 8 8 50 33 . . . 12Phase 3 . 40 40 20 . . . 5Phase 4 24 7 15 41 9 4 . 46Phase 5 50 . 50 . . . . 2Phase 6 35 9 3 35 6 6 6 34Phase 7 100 . . . . . . 3Phase 8 82 . . 18 . . . 11Phase 9 31 . . 23 23 23 . 13

Tab. 115. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Ausprägungen des Übergangs vom Oberteil zum Fuß von Fußschalen in den Phasen 1–9.

Phase abgesetzt rund Anzahl (n)

Phase 1 81 19 16Phase 2/3 72 28 29Phase 4 50 50 30Phase 5/6 77 23 26Phase 7 – 100 2Phase 8 40 60 5Phase 9 22 78 9

Tab. 116. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Ausprägungen des Schaftes von Fußschalen in den Phasen 1–9.

Phase gewölbt oben verbreitert unten verbreitert zylindrisch Anzahl (n)

Phase 1 . . 92 8 12Phase 2/3 10 10 42 39 31Phase 4 23 23 14 40 43Phase 5/6 29 26 5 39 38Phase 7 . . . 100 3Phase 8 36 27 . 36 11Phase 9 7 14 7 71 14

Tab. 117. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Ausprägungen der Fußbasis von Fußschalen in den Phasen 1–9.

Phase dreieckig gerade konkav konvex nicht (vom Schaft)abgesetzt

Anzahl (n)

Phase 1 . . . . 100 9Phase 2/3 . 11 22 28 39 18Phase 4 . 18 20 43 20 40Phase 5/6 3 21 13 46 18 39Phase 7 . 33 33 . 33 3Phase 8 . 40 10 40 10 10Phase 9 8 . 23 8 62 13

325

Relative Häufigkeit von Gefäßklassen

Wie oben dargelegt wurde, ist die Grobaufnahme am besten geeignet, das Verhältnis von Gefäßklassen zu bestimmen. In Abbildung 197 ist anhand der Anzahl klassifizierter Datensätze die relative Häufigkeit der unterschiedli-chen Gefäßklassen über die Phasen 1–9 von Okolište dargestellt.

In allen Phasen stellen demnach Fußschalen (F), Schüsseln (S) und Töp-fe (T) die mit Abstand häufigsten Gefäßklassen dar. In der frühesten Phase dominieren Töpfe und Fußschalen das Gefäßspektrum, während Schüs-seln – im Vergleich zu den folgenden Phasen – noch verhältnismäßig selten sind. Ab Phase 2 geht der Anteil von Töpfen zurück, während Schüsseln häufiger werden und sich in den folgenden Phasen bei einem Anteil von 40–50 % einpegeln. Hervorzuheben ist, dass sich der Anteil von Schüs-seln und auch von Fußschalen bis zum Ende der Besiedlung nicht signi-fikant ändert. Auch der Anteil von Töpfen ist während der Phasen 3–8 verhältnismäßig konstant bei etwa 20 %, sieht man von einem scheinbaren Rückgang in den Phasen 5 und 6 ab, der allerdings vermutlich auf Klas-sifizierungsproblemen beruht53. Ein leichter Anstieg der Häufigkeit von Töpfen ist in Phase 9 zu beobachten, der allerdings geringer ausfällt, als es angesichts von Verschiebungen des Verhältnisses von Grob- zu Feinware zu erwarten gewesen wäre (siehe S. 317).

Generell verhältnismäßig selten sind engmundige Gefäße ohne Hals, Hochhalsgefäße und Kanopen (E, HH, K). Der vergleichsweise hohe An-teil von Hochhalsgefäßen in den Phasen 5 und 5/6 beruht wahrschein-lich dar auf, dass andere Gefäßgattungen unterrepräsentiert sind. Wie die große Zahl mit Bändern, Flächen und Spiralen verzierter Scherben zeigt, dürften die genannten Gefäßklassen allerdings tatsächlich häufiger gewe-sen sein als dies durch die Klassifizierungen der Grobaufnahme suggeriert wird.

Wenig signifikant ist die Verteilung von Miniaturgefäßen, die bei der detaillierten Gefäßklassifikation einzelnen Typen zugeordnet wurden und demnach ausschließlich Schüsseln repräsentieren. Auch hinsichtlich der Verteilung von Siebgefäßen (Si) zeigt sich keine Beschränkung auf be-stimmte Phasen, sieht man von ihrem Fehlen in den Phasen 1 und 9 einmal ab.

Dagegen stellen Näpfe (N) eine Gefäßgattung dar, die ausschließlich in der jüngsten Phase 9 vorkommt. Angesichts dieser chronologischen Signi-fikanz und ihres tiegelartig-technischen Charakters ist es umso bedauerli-cher, dass die Funktion dieser Gefäße bisher nicht geklärt werden konnte (siehe S. 193).

Wenn die wenigen gefundenen Bruchstücke mehrfüßiger Gefäße mit gegabeltem Fuß (M bzw. Fußtyp 22) als repräsentativ angesehen werden können, kommt dieser Gefäßtyp ab Phase 4 bis zur Phase 9 vor. Eine ähnli-che Laufzeit ab Phase 3 weisen die möglichen Rhyta (Rhyt) auf.

Insgesamt vermittelt die relative Häufigkeit der unterschiedlichen Ge-fäßklassen den Eindruck, dass nach einer initialen Phase, die durch einen höheren Anteil von Töpfen und eine geringere Menge von Schüsseln ge-kennzeichnet ist, während der Phasen 2–8 keine gravierenden Verände-rungen des Gefäßspektrums und der Häufigkeiten zu verzeichnen sind. Erst in Phase 9 deutet sich – allerdings in sehr geringem Umfang – eine leichte Zunahme des Anteils von Töpfen an. Als neue Gefäßgattung treten in dieser Phase Näpfe auf.

53 Töpfe wurden insbesondere bei der Aufnahme des Materials von Fläche 3 noch nicht wie in späteren Kampagnen vergleichbar kontinuierlich erfasst.

326

25

24

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3

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1

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T 12

T 11

T 01

T 02

T 03

T 04

T 10

T 05

Phase

Laufzeit und Häufigkeit von Gefäßtypen

In den Abbildungen 198–204 ist die Verteilung der oben (siehe S. 171 ff.) be-schriebenen Gefäßtypen in Fundkomplexen der Phasen 1–9 von Okolište kartiert. Wie herausgearbeitet wurde, ist die diesen Darstellungen zugrun-de liegende Stichprobe von 416 Gefäßeinheiten bezüglich der Häufigkeit der Typen nicht repräsentativ. Es wurde deshalb auf die Berechnung von relativen Häufigkeiten verzichtet. Aus den Abbildungen kann demnach le-diglich die Laufzeit der Gefäßtypen entnommen werden. Für die Gefäß-klassen T und S, die jeweils in mehrere Typengruppen unterteilt wurden,

Abb. 197. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Gefäßklassen in den Phasen 1–9 nach An-zahl von Datensätzen in der Grobaufnahme (Datentabelle siehe Anhang 60).

Abb. 198. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) von Töpfen der Typen T 01–T 05, T 10–T 15 in der Stichprobe der Feinaufnahme in den Siedlungsphasen 1–9.

327

sind außerdem deren relative Häufigkeiten in Tabellen dargestellt, die sich auf die größere Stichprobe der Feinaufnahme stützt.

Töpfe (T)

Offene Töpfe der Typen T 01 bis T 05 stellen langlebige Formen dar, die von Phase 1 bzw. 2 bis in Phase 9 vorkommen (Abb. 198; Tab. 118). Ein differen-zierteres Bild ergibt sich für geschlossene Töpfe der Typen T 10 bis T 15 ohne abgesetzten Randbereich: In den frühen Phasen von Okolište treten beson-ders Exemplare mit steiler gerader Schulter auf, zu denen ab Phase 3 Typen mit gebogener und zum Teil deutlich flacherer Schulter hinzukommen (T 13, T 14). Es zeichnet sich demnach insgesamt eine Tendenz hin zur größeren Bedeutung bauchiger Formen ab. Die Typen T 10, T 12 und T 15 kommen erst ab Phase 6 hinzu. Als neue Formen erscheinen ab Phase 4 außerdem Töpfe, die eine leichte Halsbildung aufweisen (Typengruppe T 20–T 23; Abb. 199). Entsprechende Formen treten dann verstärkt in Phase 9 auf. In der letz-ten Phase wird das Typenspektrum außerdem um den doppelkonischen Typ T 40 erweitert. In der Darstellung nicht repräsentativ ist das späte Auftre-ten von Töpfen mit Ausguss. Ein Exemplar stammt aus einem Kontext, der Phase 2 zugeordnet ist. Allerdings ließ dieses Stück sich keinem der beiden Typen zuweisen und ist deshalb in der Darstellung nicht vertreten.

Insgesamt zeichnet sich in dem Typenspektrum von Töpfen im Ver-lauf der Phasen 1–9 eine zunehmende Diversifizierung ab. In Phase 9 ist gegenüber den vorangegangenen Phasen insofern ein gewisser Bruch im Typenspektrum zu beobachten, als zuvor seltene Typen plötzlich häufiger werden.

Engmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung (E)

In der typengenau klassifizierten Stichprobe kommen Exemplare der Ge-fäßklasse E generell erst ab Phase 4 vor und treten in Phase 9 nicht mehr auf (Abb. 200). In der größeren Stichprobe der Feinaufnahme sind einzelne Exemplare allerdings bereits in Phase 2 und auch in Phase 9 vertreten, wo allerdings keine Unterscheidung zu Gefäßklasse W getroffen wurde.

Weitmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung (W)

Gefäße der Klasse W kommen in der untersuchten Stichprobe erst ab Pha-se 6 vor (Abb. 200). Eine Überprüfung dieser Verteilung anhand größerer

Tab. 118. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Typengruppen von Töpfen in der Stichprobe der Feinaufnahme während der Phasen 1–9.

Phase T-offen T-Halsbildung T-bauchig T-eiförmig T-Gießgefäß Anzahl (n)

Phase 1 25 . . 75 . 20Phase 2 27 . 9 64 . 11Phase 3 21 . 21 57 . 14Phase 4 16 5 . 79 . 19Phase 5 . . . 100 . 3Phase 6 9 6 . 79 6 34Phase 7 18 9 . 55 18 11Phase 8 13 4 8 67 8 24Phase 9 30 20 . 45 5 20

328

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Phase

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1

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1

T 40

T 31

T 30

T 24

T 23

T 22

T 21

T 20

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1

2

1

2

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1

1

2 1 2

2

E 01 E 02 E 03 E 04 W 01

Phase

9

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1

2

2

1

1

2

5

2

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1

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1

1

1

1

2

2

1

1

1

1

Tr 01

Si 02

Si 01

R 01

2

N 01K-F 02

K-F 01

Kö 31

Kö 21

Kö 10

Kö 06

Kö 04

Kö 03

Kö 02

Kö 01

Phase

Abb. 199. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) von Töpfen der Typen T 20–T 24, T 30–31 und T 40 in der Stichpro-be der Feinaufnahme in den Siedlungsphasen 1–9.

Abb. 201. Okolište. Verteilung und Häufig-keit (n Keramikeinheiten) von Körperformen (Kö 01–Kö 31), Körper–Fußübergängen von Fußschalen (K-F 01–K-F 02), Näpfen (N 01), rechteckigen Gefäßen (R 01), Siebgefäßen (Si 01–Si 02) und Trichterrandgefäßen (Tr 01) nach der Stichprobe der Feinaufnahme in den Siedlungsphasen 1–9.

Abb. 200. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) von engmundigen und weitmundigen Gefäßen der Typen E 01–E 04 und W 01 nach der Stichprobe der Feinauf-nahme in den Siedlungsphasen 1–9.

329

Stichproben kann nicht erfolgen, da entsprechende Gefäßtypen in deren Rahmen nicht von Gefäßklasse E unterschieden wurden.

Gefäße mit kurzem trichterförmig ausgestelltem Rand (Tr)

Exemplare der Typenklasse sind in dem Material aus Okolište zwar sehr selten, weisen jedoch eine relativ lange Laufzeit von den Phasen 2–8 auf (Abb. 201).

Gefäße mit eingezogenem Oberteil und steiler Schulter (Ku)

Sogenannte Kurzhalsgefäße stellen eine Gefäßklasse dar, die in Okolište nahezu ausschließlich in den Phasen 1–3 vorkommt (Abb. 202). Ein einzel-nes Exemplar tritt noch in einem Befund der Phase 6 auf. Die Verteilung ist insofern sehr plausibel, als es sich eindeutig um einen Gefäßtyp mit früh- und mittelneolithischer Tradition handelt (vgl. z. B. Benac 1973 a, Taf. 19, 3; 27, 11).

Gefäße mit kurzem steilem Hals (KH)

Entsprechende Gefäße sind in dem Fundmaterial aus Okolište sehr selten und waren nur in einem Fall Phase 4 zuzuordnen (Abb. 202).

Gefäße mit hohem engem Hals (HH)

Deutlich häufiger sind die unterschiedlichen Typen von Gefäßen mit ho-hem Hals (Abb. 202). Sie treten in Okolište schwerpunktmäßig in den mitt-leren Phasen auf. Die früheste Form stellen wahrscheinlich trichterförmige Ausprägungen des Typs HH 03 dar. Allerdings ist einzuschränken, dass die beiden entsprechenden Exemplare aus den Phasen 1 und 2 nur sehr frag-mentarisch vorliegen und die Typenzuweisung deshalb mit gewissen Un-sicherheiten behaftet ist (Taf. 55, 4; 66, 8). Die langlebigste Form stellt Typ HH 04 dar, die im Gegensatz zu den anderen Formen bis Phase 9 vorkommt.

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HH 02

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Phase

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Abb. 202. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) von Kurzhalsgefäßen (Ku 01–Ku 02), Gefäßen mit kurzem steilem Hals (KH 01), Hochhalsgefäßen (HH 01–HH 05) und Kanopen (K 01–K 03) nach der Stichprobe der Feinaufnahme in den Sied-lungsphasen 1–9.

330

Tab. 119. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Typengruppen von Schüsseln in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Phase S-bikonisch S-kalottenförmig S-Knick S-konisch S-rund Anzahl (n)

Phase 1 75 . . 25 . 4Phase 2 . 28 6 6 61 18Phase 2/3 50 50 . . . 4Phase 3 29 14 . 14 43 21Phase 4 53 13 4 15 15 47Phase 5 33 . . . 67 6Phase 5/6 33 33 17 . 17 6Phase 6 65 15 1 6 13 139Phase 7 83 4 4 8 . 24Phase 8 65 12 9 12 3 34Phase 9 29 21 17 21 12 42

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S 25S 24S 23S 22S 21S 20S 16S 15S 14S 13S 12S 11S 10S 05S 03 S 04S 01Phase

Abb. 203. Okolište. Verteilung und Häufig-keit (n Keramikeinheiten) von Schüsseln/Schalen der Typen S 01, S 03–S 05, S 10–S 16, S 20–S 25 nach der Stichprobe der Feinauf-nahme in den Siedlungsphasen 1–9.

Kanopen (K)

Auf die Problematik, dass Kanopen nur im Fall guter Überlieferungsbedin-gungen eindeutig identifiziert werden konnten, wurde oben bereits hinge-wiesen (siehe S. 183 ff.). Entsprechend kann die Laufzeit unterschiedlicher Typen nur anhand weniger Exemplare untersucht werden. Exemplare mit zylindrischem Unterteil treten erstmals in Phase 2 auf und stellen damit den frühesten Typ dar (K 02). Die Typen K 01 und K 03 sind offenbar späte-re Weiterentwicklungen. Nach Phase 6 wurden keine eindeutigen Kanopen mehr festgestellt (Abb. 202).

Körperformen (Kö)

Ähnlich wie bei Kanopen ist die Datenlage für Körperformen in starkem Maße von den Überlieferungsbedingungen bestimmt. Entsprechend stam-men die Belege vorzugsweise aus Inventaren verbrannter Häuser, in de-nen Gefäße rekonstruiert werden konnten. Die mit Halstypen verknüpften Körperformen 1–6 wurden vor allem in Befundkomplexen der mittleren

331

Siedlungsphasen von Okolište dokumentiert (Abb. 201). Lediglich Typ Kö 01 scheint eine längere Laufzeit zu besitzen. Der vorzugsweise zu Kanopen gehörige, gestaucht-bauchige Körpertyp 10 ist zwischen den Phasen 2 und 6 belegt. Nur in einem Befundkomplex der Phase 6 wurde Typ 21 festge-stellt. Körpertyp 20 gehört zu einem Gefäß aus Zagrebnice, das als Urne fungierte und aus nachneolithischer Zeit stammt. In den frühen Phasen von Okolište scheinen bikonische Körperformen des Typs 31 relativ kurz-lebig zu sein.

Näpfe (N)

Von den beiden Napftypen ist in Okolište nur Typ 01 vertreten. Diese kom-men ausschließlich in Phase 9 vor (Abb. 201).

Siebgefäße (Si)

Der Standardsiebtyp 01 kommt von Phase 2 bis Phase 8 vor (Abb. 201). Da-gegen stellt der einzige Vertreter des Typs 02 ein Einzelstück aus Phase 6 dar.

Rechteckige Gefäße (R)

In Okolište konnte nur in einem Fall ein rechteckiges Gefäß identifiziert werden, das Phase 6 zuzuordnen ist (Abb. 201; Taf. 28, 6). Entsprechende Gefäße gehören demnach nicht zum normalen Formenrepertoire der Sied-lung.

Schalen/Schüsseln (S)

Konische Schalen/Schüsseln (S 01–S 05)Konische Schüsseln stellen eine langlebige Typengruppe dar (Tab. 119; Abb. 203). Ausschließlich in der jüngsten Phase kommen die Typen S 01 und S 03 vor. Typ S 01 ist vermutlich äneolithischer Zeitstellung, wie sich unter anderem an der Machart zeigt, die sich deutlich von dem übrigen Material in Okolište unterscheidet. Ähnliche Exemplare – allerdings ohne Nut an der Außenseite – wurden zum Beispiel auch in Donje Moštre und Zagrebnice gefunden (Auber 2010, Taf. 16, 8; 23, 7; Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a, Taf. 4, 4–5)54. Die Exemplare aus Zagrebnice – die nicht aus stratifizierten Zusammenhängen stammen und deshalb nicht Be-standteil der hier untersuchten Stichprobe sind – weisen im Gegensatz zu den Stücken aus Kundruci und Donje Moštre nur an der Innenseite eine Randverdickung auf. Sie besitzen Parallelen im kakanj-zeitlichen Material aus Obre I (Benac 1973 a, Taf. 27, 1.4).

Exemplare des Typs S 02 fehlen in Okolište, kommen allerdings an den Fundplätzen Kundruci und Donje Moštre vor (Auber 2010, Taf. 16, 7; 17, 6; 24, 8; Furholt 2013, Taf. 9, 1). Die Typen S 04 und S 05 repräsentieren ge-wissermaßen den Standardtyp konischer Schüsseln in Okolište, der eine lange Laufzeit aufweist.

54 In Zagrebnice stammen die entsprechenden Funde nicht aus unseren Grabungen des Jahres 2009, sondern wurden von Ilhan Dervović bei den Bauarbeiten geborgen, bei denen ein beträchtlicher Teil der Fundstelle zerstört wurde (vgl. Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a). Das Material wird vom Finder aufbewahrt.

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S 52S 51S 50S 44S 43S 42S 41S 40S 30 S 32 S 70Phase

Kalottenförmige Schalen/Schüsseln (S 10–S 16)Kalottenförmige Schüsseln/Schalen sind frühestens in den Phasen 2 oder 3 von Okolište dokumentiert (Abb. 203). Da wahrscheinlich ein großer Teil der Typenklasse die Oberteile von Fußschalen repräsentiert, stellt sich al-lerdings die Frage, welche Form die in der Regel wohl sehr dünnwandigen und deshalb in keinem Fall erhaltenen Oberteile von Fußschalen mit Hohl-füßen aufwiesen.

Abgesehen von dem Typ S 10, der ausschließlich in Phase 9 vorkommt, sind zeitliche Unterschiede zwischen den Typen allenfalls sehr unscharf erkennbar. Tendenziell frühere Typen sind S 11–S 13. Die Typen S 14 und S 15 treten frühestens in Phase 4 auf und sind damit etwas jünger. Sehr langlebig ist dagegen Typ S 16.

Rundbauchige Schüsseln (S 20–S 26)Rundbauchige Schüsseln treten ab Phase 2 auf und sind dann zunächst die häufigste Typengruppe von Schüsseln (Tab. 119; Abb. 203). Ihre rela-tive Häufigkeit geht dann immer weiter zurück. In der frühen Phase be-sonders häufig ist Typ S 20, der jedoch insgesamt sehr langlebig ist. Eine ähnlich lange Lebensdauer weist Typ S 21 auf, allerdings ohne zeitliche Schwerpunkte erkennen zu lassen. Ab Phase 3 bzw. 4 treten die Typen S 22, S 23 und S 24 auf. Noch jünger ist Typ S 25, der in Phase 6 hinzu-kommt. Der Typ S 26 ist lediglich durch ein Einzelstück aus Phase 6 re-präsentiert.

Knickwandschüsseln (S 30–S 32)Vertreter der Typengruppe von Knickwandschüsseln treten gehäuft in den Phasen 7–9 auf (Abb. 204). Angesichts dieser sehr deutlichen Tendenz überrascht der Fundkontext eines einzelnen Stückes des Typs S 30 in der zu Phase 2 gehörigen Schichtenformation Oko 5/5.

Bikonische Schüsseln (S 40–S 44)Bikonische Schüsseln stellen insgesamt die häufigste Typengruppe von Schüsseln in Okolište dar, die mit mehreren Exemplaren bereits in Pha-se 1 vorkommt (Tab. 119; Abb. 204). Ihre Laufzeit setzt damit früher ein als jene rundbauchiger Schüsseln, welche ab Phase 2 zunächst die mit Ab-

Abb. 204. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) von Schüsseln/Schalen der Typen S 30, S 32, S 40–S 44, S 50–S 52 und S 70 nach der Stichprobe der Feinaufnah-me in den Siedlungsphasen 1–9.

333

stand häufigste Typengruppe darstellen. Der Schwerpunkt des Vorkom-mens bikonischer Schüsseln liegt in den Phasen 6–8, in denen sie zwischen 65–85 % aller Schüsseln ausmachen.

Die längsten Laufzeiten weisen die Typen S 41 und S 43 auf. Ab Phase 3 treten dazu Stücke, die einen stärker verrundeten Umbruch als die frühen Exemplare besitzen. Ein sowohl hinsichtlich seiner Gefäßform als auch sei-ner Verzierung absolutes Sonderstück stellt der einzige Vertreter des Typs S 44 dar, der zu Phase 3 gehört (Taf. 63, 8). Eine späte Entwicklung stellen Exemplare des Typs S 40 dar, die ein sehr kurzes Oberteil besitzen.

S-förmig profilierte Schüsseln (S 50–S 52)Wie Knickwandschüsseln kommen sogenannte S-förmig profilierte Schüs-seln erst in der Spätphase von Okolište vor (Abb. 204). Sie treten allerdings in Okolište sehr selten auf.

Geknickte Schüsseln (S 60–S 61)Schüsseln dieser Typengruppe kommen ausschließlich in Zagrebnice und Kundruci vor (Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a, Taf. 5, 10).

Schüsseln mit kissenförmigem Rand (S 70)Schüsseln mit kissenförmigem Rand gehören an sich nicht zum spätneo-lithischen Formenspektrum in Okolište, sondern kommen erst im frühen Äneolithikum auf. Laut S. Perić (1995, Taf. 47, 2.4) sind entsprechende kissenförmige Randformen für die Phase Butmir IV charakteristisch. Sie kommen zum Beispiel auch in Donje Moštre und Zagrebnice55, nicht je-doch in Kundruci vor (Auber 2010, Taf. 13, 7; 17, 3.5; 18, 3). Abgesehen von einem Exemplar eines entsprechenden Randes aus oberflächennahen Schichten in Schnitt 63 (Phase 5/6) spricht in Okolište derzeit nichts für eine Besiedlung während des frühen Äneolithikums bzw. späten Butmirs der Phase 4 b. Das Stück könnte ein Beleg für die Begehung des Areals während dieser Phase sein.

Löffel (L)

Bisher wurde in Okolište nur ein Löffel des Typs L 01 gefunden, der aus einem Kontext stammt, der Phase 8 zugeordnet ist.

VER ZIERUNGEN

Verzierungsrate

Die Bestimmung der Verzierungsrate der Keramik aus Okolište basiert auf der Anzahl der Scherben in der Stichprobe der Grobaufnahme. In die Be-rechnung flossen nicht alle Fundkomplexe ein, sondern für jede Phase ex-emplarisch eine möglichst umfangreiche und gut dokumentierte Schich-tenformation56. Um Verzerrungen aufgrund taphonomischer Unterschiede zu vermeiden, sollte diese möglichst nicht im Graben-, sondern in einem Siedlungsbereich mit Häusern gelegen sein.

In der Stichprobe ist hinsichtlich der Verzierungsrate eine beträchtliche Variabilität zu beobachten (Abb. 205): Demnach beträgt der Anteil verzier-

55 Die Stücke wurden durch Ilhan Dervović im Rahmen der Beobachtung von Baumaßnah-men geborgen (vgl. Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a).

56 Phase 1: Oko 6/6; Phase 2: Oko 6/5; Phase 3: Oko 6/4; Phase 4: Oko 6/3; Phase 5: Oko 3/3; Phase 6: Oko 3/2; Phase 7: Oko 1/3; Phase 8: Oko 1/2; Phase 9: Oko 4/2.

334

ter Scherben in der ältesten Phase 8,5 % und bleibt zunächst bis Phase 4 relativ konstant. In den folgenden Phasen ist ein starker Anstieg auf bis zu 19 % zu beobachten, bevor die Verzierungsrate in den letzten Phasen wieder rückläufig ist. In Phase 9 beträgt sie nur noch etwas mehr als 5 % und liegt damit deutlich unter dem Wert zur Gründungszeit der Siedlung.

Um einen Eindruck davon zu erhalten, welche Materialgruppen die beobachtete Variabilität besonders betrifft, erfolgte die Berechnung auch aufgeschlüsselt nach Warengruppen (Abb. 205). Leider ist die Datengrund-lage für eine entsprechende Berechnung aufgrund fehlender oder unter-schiedlicher Warenklassifikation eher ungünstig. An der leicht überdurch-schnittlichen Verzierungsquote feiner Ware wird immerhin deutlich, dass diese von dem höheren Verzierungsanteil stärker betroffen ist als Gefäße aus grober Ware.

Äußerst aufschlussreich ist der Vergleich mit anderen zeitgleichen oder etwas jüngeren Siedlungen innerhalb des Visokobeckens bzw. seinem wei-

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Klassifikation mit mittelfeinen Waren Klassifikation ohne mittelfeine Waren

Abb. 205. Okolište. Verzierungsrate (in %) in den Phasen 1–9 ermittelt anhand der Scher-benanzahl in ausgewählten Schichtenformati-onen (Datentabelle siehe Anhang 61).

Abb. 206. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Verzierungsarten nach der Grobaufnah-me (Datentabelle siehe Anhang 66).

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teren Umfeld. Im Wesentlichen lassen sich zwei Gruppen von Siedlungen bzw. Siedlungsphasen erkennen. In Obre II, Butmir, in der ältesten Phase von Zagrebnice und der jüngsten Phase von Kundruci sind ähnliche Ver-zierungsraten wie in Okolište mit einer Spannbreite zwischen etwa 6–12 % festzustellen (vgl. Sterud/Sterud 1974, 162 Tab. 3; Furholt 2012, Abb. 13). Dagegen ist der Anteil verzierter Keramik mit 1,5–4 % in Donje Moštre, den älteren Phasen von Kundruci und den jüngeren Phasen von Zagrebnice deutlich geringer. Wenn die oben (siehe S. 67 ff.) aufgestellte Prämisse zu-trifft, dass Keramikverzierungen einen Ausdruck symbolischer Kommu-nikation und ein Maß für die Intensität von Interaktion zwischen inner-gesellschaftlichen Gruppen (z. B. Haushalten) darstellen können, erscheint mit der genannten Variabilität ein sehr signifikantes Muster greifbar. Da die chronologische Stellung der genannten Siedlungen bisher nicht disku-tiert wurde, wird auf diese Frage in der Synthese dieser Arbeit nochmals zurückzukommen sein.

Häufigkeit von Verzierungsarten

Die relative Häufigkeit unterschiedlicher Verzierungsarten variiert wäh-rend der Geschichte des neolithischen Dorfes Okolište beträchtlich. Die in Abbildung 206 vorgelegten Daten zu den Anteilen unterschiedlicher Verzierungsarten in den Phasen 1–9 beruhen auf der Anzahl von Daten-sätzen in der Stichprobe der Grobaufnahme. Abgesehen von Kanneluren sind lediglich Linienverzierungen darin nicht enthalten. Die entsprechen-den Daten für diese Verzierungsarten beruhen deshalb auf der Stichprobe der Feinaufnahme.

In den Phasen 1–3 stellen plastische Leisten, die mehrheitlich horizon-tal unter dem Rand von Gefäßen (Töpfen) angebracht waren, die mit Ab-stand häufigste Verzierungsart dar. Bedeutsam sind in dieser Zeit außer-dem vor allem plastische Applikationen, während Bänder, Flächen, Reihen eingetiefter Elemente, plastische Randgestaltungen und Reihen plastischer Elemente zwar vereinzelt auftreten, allerdings sehr selten sind. Als An-knüpfungspunkt an mittelneolithische Traditionen kommen in sehr gerin-ger Anzahl außerdem Barbotine-Verzierungen vor.

In den folgenden Phasen geht die relative Häufigkeit von Leisten konti-nuierlich zurück, bis sie sich in Phase 6 bei etwa 20–25 % einpegelt. Gleich-zeitig nimmt der Anteil von Bandverzierungen, Flächen und Reihen plasti-scher Elemente zu. Zwischen Phase 4 und Phase 8 repräsentieren Band- und Flächenverzierungen gemeinsam gleichbleibend etwa 30 % des Verzierungs-spektrums. Zunehmende Bedeutung erlangen außerdem Reihen eingetiefter Elemente, plastische Randgestaltungen und Reihen plastischer Elemente.

Als neue Verzierungsart treten ab Phase 2 für Butmir-Keramik in frü-heren Arbeiten als sehr charakteristisch herausgestellte Spiralen auf, die zwar kontinuierlich bis in Phase 8 vorkommen, jedoch in Okolište nie Be-deutung in größerem Umfang erlangen.

Ab Phase 7 gehen die Anteile von Flächenverzierungen, von Reihen eingetiefter Elemente sowie von Reihen plastischer Elemente allmählich zurück. Gleichzeitig werden plastische Randgestaltungen und plastische Einzelelemente häufiger. Obwohl demnach ab Phase 7 neue Trends wirk-sam werden, stellt das Verzierungsspektrum von Phase 9 gegenüber den vorangegangenen Phasen nochmals einen gravierenden Einschnitt dar. In dieser Phase geht der Anteil von Band- und Flächenverzierungen plötzlich zurück, während Kanneluren, plastische Randgestaltungen sowie Leisten schlagartig häufiger werden. Insgesamt erscheint aufgrund der relativen Häufigkeiten von Verzierungsarten eine kontinuierliche stilistische Ent-wicklung von Gefäßdekorationen sehr plausibel. Lediglich die letzte Phase

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Phase

Abb. 207. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmo-tivgruppen MoG 001, MoG 003–MoG 006, MoG 008–MoG011, MoG 013 und MoG 015: Linien.

Abb. 208. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmo-tivgruppen MoG 100–MoG 111, MoG 114–MoG 117: Bänder.

Tab. 120. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Bandbegrenzungsarten in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Phase Begrenzung ohne Begrenzung Anzahl (n)

Phase 1 . . .Phase 2 100 . 2Phase 3 75 25 12Phase 4 91 9 47Phase 5 83 17 6Phase 6 92 8 253Phase 7 100 . 14Phase 8 100 . 22Phase 9 91 9 11

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sticht durch unvermittelte Änderungen aus diesem Bild deutlich heraus. Im folgenden Kapitel wird der beschriebene stilistische Wandel auf der Ebene einzelner Typen detaillierter zu beleuchten sein.

Stilistischer Wandel von Verzierungsmotiven

Für die in den Abbildungen 207–212 und 219–223 dargestellten Laufzeiten der unterschiedlichen Verzierungsmotive gilt das Gleiche wie für die Lauf-zeiten von Gefäßtypen: Die Darstellungen geben die absoluten Häufigkeiten in der Stichprobe der Feinaufnahme und keine relativen Häufigkeiten an.

Linien

Linienmotive repräsentieren in der Stichprobe der Feinaufnahme insge-samt einen relativ kleinen Anteil von etwa 4,5 %. Dieser Anteil verringert sich noch dadurch, dass einige Linienmotive Bestandteil anderer Motive sind. Zu nennen sind dabei vor allem einfache Linien (MoG 001), die viel-fach als Begrenzung von Band- und Flächenmustern verwendet wurden. Entsprechende Musterbegrenzungen sind auf die Phasen 3–7 begrenzt.

Kanneluren in Form von Gruppen kurzer schmaler Riefenlinien tre-ten erstmals in Phase 4 auf und kommen kontinuierlich bis in Phase 9 vor (MoG 004, 011; Abb. 207). Ausprägungen mit verrundeten Graten bzw. breite Kanneluren treten nur in einem Einzelfall auf (MoG 010) oder fehlen in Okolište gänzlich (MoG 012, 014).

Einzelne Wellen- oder Zickzacklinien kommen zwischen den Phasen 2 und 9 sehr vereinzelt vor und lassen keinen zeitlichen Schwerpunkt er-kennen (MoG 003). Deutlich häufiger sind dagegen Flächenfüllungen mit parallelen Zickzacklinien, die erstmals in Phase 3 auftreten und ebenfalls bis in Phase 9 vorkommen (MoG 006). Eine ähnliche Zeitstellung lassen Flächenfüllungen mit geraden parallelen Linien in relativ weitem Abstand erkennen (MoG 008).

Eine gesonderte Gruppe stellen Girlandenmotive dar, deren Stil direk-ten Einfluss aus der Hvar-Lisičići-Gruppe belegt (MoG 007, 013). Motiv MoG 007 kommt nur einmal in Fläche 4 vor. Da es keiner Phase zugeord-net werden konnte, fehlt es in der Graphik. Auch andere Girlandenmotive sind insgesamt selten.

Ausschließlich auf Phase 1 beschränkt sind gemalte parallele Linien (MoG 015). Obwohl Linienmotive abgesehen von Kanneluren in der Dar-stellung der relativen Häufigkeit von Verzierungsarten fehlen, wird deut-lich, dass ihre Bedeutung insbesondere in den jüngsten Phasen immer mehr zunimmt.

Bänder

Bandmotive treten erstmals in Siedlungsphase 2 auf und werden in den folgenden Phasen sehr schnell häufiger (Abb. 208). Bänder mit Eindrücken oder Einstichen sowie schraffierte Bänder der Typen MoG 101, 102, 103 und 109 stellen die mit Abstand häufigsten Formen in Okolište dar. Die Breite von Bändern variiert in den Phasen 2–8 im Median zwischen 10–12,5 mm (Abb. 213). Eine Ausnahme stellt Phase 9 dar, in der ihre mittlere Breite deutlich höher um 17,5 mm liegt.

In allen Phasen, in denen Bänder vorkommen, überwiegen Bänder mit Begrenzungslinien, wobei es sich in der großen Mehrzahl der Fälle um Rie-fenlinien handelt (Tab. 120). Nur ein relativ kleiner Teil von Bändern besaß

338

keine Begrenzungen. Es scheint, dass Bänder ohne Begrenzungslinien in frühen Phasen möglicherweise häufiger sind als in späteren, obwohl dieses Bild aufgrund der teilweise schwachen Datenlage unsicher ist.

Die Techniken der Füllung von Bändern wurden gemeinsam mit Flä-chenmotiven untersucht, da bei beiden Verzierungsarten die gleichen Trends zu beobachten sind und die Datenbasis bei einer gemeinsamen Betrachtung deutlich verlässlicher erscheint. Bei den einzigen als Flächen

Tab. 121. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n) geometrischer Figuren von Flächenmotiven in den Phasen 1–9 in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Phase Dre

ieck

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e

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gram

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ch

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Anz

ahl (

n)

Phase 1 2 . . . . . . 2Phase 2 5 . . . . . . 5Phase 3 4 . 2 . . . 1 7Phase 4 16 2 1 1 2 . 1 23Phase 5 . 2 1 . . . . 3Phase 6 102 14 10 10 12 1 . 149Phase 7 7 1 . . 1 . . 9Phase 8 8 2 . . 1 . . 11Phase 9 11 . . . . . . 11

Tab. 122. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) des Anbringungsortes von Flächenverzierungen in den Phasen 1–9.

Phase unte

r Ran

d

Hal

s

Hal

s/Sc

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h

Bauc

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Bauc

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nter

teil

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auße

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Anz

ahl (

n)

Phase 1 . . . 50 . . 50 . . 2Phase 2/3 7 7 7 43 7 7 . 21 . 14Phase 4 . 44 . 33 . . . 22 . 9Phase 5/6 . 13 . 33 3 23 . 27 2 64Phase 7 . . . 67 . . . 33 . 3Phase 8 . . . 100 . . . . . 2Phase 9 . 7 . 36 14 7 . 36 . 14

Tab. 123. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n) der Ausrichtung von Flächenmotiven in den Phasen 1–9 nach Anzahl von Keramikeinheiten in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Phase hängend horizontal schräg stehend ungeordnet vertikal

Phase 1 2 . . . . .Phase 2/3 7 . . 4 . .Phase 4 3 1 . 1 . .Phase 5/6 15 7 8 29 1 3Phase 7 . . . 1 . .Phase 8 1 . . 1 . .Phase 9 6 . . 5 . .

339

klassifizierten Verzierungen der Phase 1 handelt es sich um Dreiecke, die mittels linearer Bemalung hergestellt wurden. Diese Technik verschwin-det bereits ab Phase 2 nahezu vollständig57. Zwischen Phase 2 und Phase 6 dominieren zunächst geritzte und gestochene Band- und Flächenfüllungen mit flachen Mulden bzw. Stempeln, die mit einem abgerundeten Werkzeug hergestellt wurden. Gleichzeitig gibt es bereits in nennenswertem Umfang schraffierte Band- und Flächenfüllungen sowie solche mit Einstichen, die mittels spitzer Werkzeuge hergestellt wurden, und Bandtypen.

Insgesamt weisen die meisten Typen von Band- und Flächenfüllungen relativ lange Laufzeiten auf. Allerdings ist eine signifikante Verschiebung der Mengenverhältnisse unterschiedlicher Verzierungstechniken fest-zustellen. Während muldenförmige Band- und Flächenfüllungen immer seltener werden, nimmt die Häufigkeit sowohl von einstichverzierten als auch von schraffierten Exemplaren immer mehr zu. Ab Phase 8 dominie-ren schraffierte Bänder und Flächen das Typenspektrum. Muldenförmige Bandfüllungen sind jetzt nahezu bedeutungslos.

Keine Änderungen sind bei Bändern hinsichtlich der relativen Häufig-keit von Einstichen und Eindrücken mit regelmäßiger bzw. unregelmäßiger Anordnung festzustellen. Dagegen zeichnet sich bei schraffierten Bändern eine klare Zunahme von in Längsrichtung schraffierten Typen gegenüber quer schraffierten Typen ab.

Bei der Ausrichtung von Bändern dominiert in allen Phasen eine schrä-ge/diagonale Anordnung. Vertikale und horizontale Ausrichtungen kom-men in der Stichprobe nur in den Phasen 4–8 vor. Allerdings könnte dieses Bild teilweise den verhältnismäßig kleinen Stichprobengrößen während der frühen Phasen geschuldet sein.

Flächen

In allen Phasen stellen Dreiecksmotive die häufigste geometrische Figur von Flächenverzierungen dar (Tab. 121; Abb. 219–220). Erst in Phase 3 treten dazu Rhomben und ab Phase 4 Quadrate, Parallelogramme sowie unregelmäßige Flächen. Letztgenannte Motive repräsentieren einen direk-ten Einfluss aus der Hvar-Lisičići-Kultur. In Phase 9 kommen wieder aus-schließlich Dreiecke vor.

Auf Verzierungstechniken von Flächen war im Abschnitt zu Bändern bereits eingegangen worden. In Phase 1 kommen ausschließlich Exemplare vor, die in linearer Bemalung ausgeführt wurden (MoG 230). Ab Phase 2 verbreitert sich das Spektrum unvermittelt um schraffierte und mit Ein-drücken bzw. Einstichen verzierte Typen, wobei – bezogen auf die Laufzei-ten – keine signifikante zeitliche Präferenz bestimmter Verzierungsarten erkennbar ist. Ein besonders breites Typenspektrum an unterschiedlichen Flächenverzierungen kennzeichnet die Phasen 4–6. Danach ist der Reich-tum an entsprechenden Typen wieder rückläufig. In Phase 9 kommen nur noch sehr wenige Flächenmotive vor (MoG 201, 203, 205).

Ähnlich wie bei Bändern ist bei Eindruck- und Einstichverzierungen keine eindeutige Entwicklungstendenz zwischen regelmäßigen und unre-gelmäßigen Anordnungen der Füllungen festzustellen. Auch hinsichtlich des Anbringungsortes von Flächenverzierungen sind keine klaren Ent-wicklungen erkennbar (Tab. 122). Die Ausrichtung von Flächen ist zwi-schen stehend und hängend (Dreiecke) in den meisten Fällen ausgeglichen (Tab. 123). Horizontale, vertikale, ungeordnete und schräge/diagonale

57 In die spätere Phase 8 datiert lediglich die Scherbe mit der Fundnummer 20022116 (Taf. 6, 25), bei der es sich vermutlich um ein Importstück handelt, dessen Herkunft allerdings bisher nicht ermittelt werden konnte.

340

9

8

7

6

5

4

3

2

1

6

1

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3

5

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2

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2

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3

1

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1

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2

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3

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1

1

1

1

MoG 31

2

MoG 30

9

MoG 30

8

MoG 30

7

MoG 30

6

MoG 30

5

MoG 30

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MoG 30

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MoG 30

2

MoG 30

1

Phase

9

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1

1

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1

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1 1

1

MoG 60

1

MoG 60

2

MoG 60

3

MoG 60

4

MoG 60

5

MoG 60

6

MoG 70

1

MoG 70

2

Phase

1

Tab. 124. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n) von Verzierungstechniken eingetiefter Ele-mente in den Phasen 1–9.

Phase Eind

rück

e ge

rund

et

Eins

tiche

, flac

hes a

bge-

rund

etes

Ger

ät

Eins

tiche

, spi

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Ger

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Ker

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Rief

enlin

ie

Ritz

linie

Phase 1 . . 1 . . 1 . . . .Phase 2/3 2 . . . . 3 . 1 . .Phase 4 11 . 4 1 6 13 1 . 1 1Phase 5/6 5 5 1 1 8 8 . . 2 5Phase 7 . 2 . . . . . . . .Phase 8 . . 1 1 1 2 . . . .Phase 9 2 . 1 . 6 6 . . 1 .

Abb. 209. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmotiv-gruppen MoG 301–MoG 309 und MoG 312: eingetiefte Elemente.

Abb. 210. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmotiv-gruppen MoG 601–MoG 606: Spiralen und MoG 701, MoG 702: Barbotine.

341

9

8

7

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5

4

3

2

1 3

10

12

12

38

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3

3

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1

1

1

1

1

1 1

1

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2

1

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3

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M 410

M 411

M 412

M 416

M 417

M 419

M 420

MoG 40

0

MoG 40

1

MoG 40

3

Phase

9

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1

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1

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1

1

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2

MoG 40

4

MoG 40

5

MoG 40

6

MoG 40

7

MoG 40

8

MoG 40

9

MoG 41

0

MoG 41

1

MoG 41

3

MoG 41

4

MoG 41

6

MoG 41

7

MoG 41

8

Phase

Tab. 125. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n) von Anbringungsorten eingetiefter Elemente in den Phasen 1–9.

Phase außen am Rand unter Rand Hals/Schulter Schulter Schulter/Bauch Bauch

Phase 1 1 1 . . . .Phase 2/3 3 5 . . . .Phase 4 14 18 . . 1 3Phase 5/6 38 22 1 1 . 2Phase 7 7 1 . . . .Phase 8 5 4 . . . .Phase 9 12 4 . . . .

Abb. 211. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmotive M 410–M 412, M 416–M 417, M 419–M 420 und der Verzierungsmotivgruppen MoG 400–MoG 401 und MoG 403: Leisten.

Abb. 212. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmo-tivgruppen MoG 404–MoG 411, MoG 413–MoG 414, MoG 416–MoG 418: Leisten und plastische Randgestaltungen.

342

9875/642/3Phase

25

20

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10

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)

9876543Phase

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5,0

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987654321Phase

10

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987654321Phase

25

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(mm

)

987654321Phase

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19

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2

2

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1

2

3

4

5

6

7

8

9

Pha

se

Abb. 213. Okolište. Mittlere Breite von Bändern in den Phasen 3–9.

Abb. 215. Okolište. Breite von Leisten in den Phasen 1–9.

Abb. 217. Okolište. Randabstand von Leisten in den Phasen 1–9.

Abb. 216. Okolište. Ausladung von Leisten in den Phasen 1–9.

Abb. 218. Okolište. Relative und absolute Häufigkeiten von Verzierungstechniken von Leisten in den Phasen 1–9.

Abb. 214. Okolište. Randabstand eingetiefter Elemente in den Pha-sen 2/3–9.

343

9

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1

1

1

2

1

1

1

1

1 4 5 2

2

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2

3

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1

1

MoG22

0

MoG22

1

MoG22

2

MoG22

5

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6

MoG22

7

MoG22

8

MoG22

9

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0

MoG23

1

MoG23

2

MoG23

3

Phase

9

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1

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12

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3 5

2

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6

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10

1

1

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MoG 21

9

MoG 21

7

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6

MoG 21

4

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3

MoG 21

2

MoG 21

1

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8

MoG 20

6

MoG 20

5

MoG 20

3

MoG 20

4

MoG 20

2

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1

MoG 20

0

Phase

9

8

7

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5

4

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88

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50

80

32

55

45

38

8

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31

33

38

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4

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7

18

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27

6

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3

Einzele

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Doppele

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Gruppe

Reihe

Phase

Abb. 219. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmo-tivgruppen MoG 200–MoG 206, MoG 208, MoG 211–MoG 214, MoG 216–MoG 217 und MoG 219: Flächen.

Abb. 221. Okolište. Relative Häufigkeit (in %) von Typengrupppen plastischer Applikationen in den Phasen 1–9 nach der Stichprobe der Feinaufnahme (Datentabelle siehe Anhang 62).

Abb. 220. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmo-tivgruppen MoG 220–MoG 222, MoG 225–MoG 233: Flächen.

344

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MoG 50

1

MoG 50

2

MoG 50

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MoG 50

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MoG 50

5

MoG 50

6

MoG 50

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MoG 50

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MoG 50

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0

MoG 51

1

Phase

9

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6

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2

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1

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1

1

1

1

1

1

3

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8

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MoG 51

2

MoG 51

3

MoG 51

4

MoG 51

5

MoG 51

6

MoG 51

9

MoG 52

0

MoG 52

1

MoG 52

3

Phase

Tab. 126. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n) von Anbringungsorten von Leisten in den Phasen 1–9 (Randgestaltungen MoG 408–MoG 413 sind nicht berücksichtigt).

Phase außen am Rand unter Rand Schulter Schulter/Bauch

Phase 1 . 48 . .Phase 2 1 50 . 1Phase 3 2 32 . .Phase 4 13 39 . .Phase 5 . 9 . .Phase 6 18 60 2 .Phase 7 4 8 . .Phase 8 8 7 . .Phase 9 3 9 2 .

Tab. 127. Okolište. Häufigkeit (n) von Herstel-lungstechniken von Leisten in den Phasen 1–9.

Phase Applikation Modellierung

Phase 1 42 .Phase 2 42 .Phase 3 25 1Phase 4 47 6Phase 5 3 1Phase 6 48 13Phase 7 4 1Phase 8 7 1Phase 9 14 .

Abb. 222. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmotiv-gruppen MoG 501–MoG 511: plastische Ele-mente.

Abb. 223. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmo-tivgruppen MoG 512–MoG 516, MoG 519–MoG 521 und MoG 523: plastische Elemente.

345

Tab. 128. Okolište. Häufigkeit (n) des Anbringungsortes von plastischen Applikationen in den Phasen 1–9 in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Einzelelemente Doppelelemente Gruppen Reihen

Phase auße

n am

Ran

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d

Schu

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Bauc

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teil

auße

n am

Ran

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unte

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d

Schu

lter

Bauc

h

Phase 1 . . 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1Phase 2/3 . 2 . . 7 . 1 . . . . 2 . . . . . . 2 1 . 3Phase 4 . 4 . 1 5 . . 1 3 . . 13 . . . . 1 . 1 . 1 12Phase 5/6 1 4 7 2 12 . 1 6 4 4 . 27 1 4 2 1 3 . 5 4 . 37Phase 7 . 6 . . 7 . . . 1 . . 7 . 1 . . . . . . . 2Phase 8 . 5 2 . 4 1 . 1 4 1 . 7 . 2 . . . . . . 1 4Phase 9 1 2 2 . 1 . 2 1 2 1 3 4 . . . . . 1 . . . 1

Tab. 129. Okolište. Häufigkeit (n) von Herstellungstechniken von Spiralen in den Phasen 1–9 in der Stichprobe der Feinaufnahme.

Phase plastisch geritzt Anzahl (n)

Phase 1 . . .Phase 2 . . .Phase 3 1 . 1Phase 4 2 5 7Phase 5 1 3 4Phase 6 8 18 26Phase 7 . 1 1Phase 8 2 . 2Phase 9 1 . 1

Tab. 130. Okolište. Häufigkeit (n) des Anbringungsortes von Spiralmotiven in den Phasen 2/3, 4, 6–7 nach der Stichprobe der Feinaufnahme.

Phase Hals Schulter Schulter/Bauch

Phase 2/3 1 2 .Phase 4 . 2 .Phase 6 . 2 3Phase 7 . . 1

Ausrichtungen wurden ausschließlich in den Phasen 4–6 beobachtet, spie-len aber insgesamt eine relativ geringe Rolle.

Bezüglich der Größe von Flächenmotiven sind keine chronologischen Unterschiede erkennbar. Vorhandene Unterschiede lassen sich vermutlich am ehesten mit der Gefäßgröße korrelieren. Auf eine entsprechende Un-tersuchung wird allerdings an dieser Stelle verzichtet, da die Datenbasis dafür unzureichend ist.

Reihen eingetiefter Elemente

Die unterschiedlichen Typen eingetiefter Elemente sind teilweise chro-nologisch recht empfindlich (Abb. 209). Um Durchläufer handelt es sich lediglich bei Reihen von Einstichen, Fingertupfen und Kerben (MoG 303,

346

304, 308), sieht man davon ab, dass Einstichreihen nicht in Phase 9 und Kerbreihen nicht in Phase 1 vorkommen. Erst ab Phase 4 treten meist un-ter dem Gefäßrand angeordnete Reihen senkrechter oder schräg gestell-ter Striche auf (MoG 301, 307). Beide Typen kommen in nennenswerter Zahl bis in Phase 9 vor. Entsprechende Laufzeiten weisen auch Reihen von Fingernageleindrücken (MoG 302) und halbrunder Kerben (MoG 305) auf. Ausschließlich auf die mittleren Siedlungsphasen 3–6 bzw. 4–6 be-schränkt sind Reihen übereinandergeschobener Fingertupfen (MoG 306) und flächig gruppierte Kreisstempel (MoG 309). Um ein Einzelstück han-delt es sich bei einer unter dem Rand einer Schüssel umlaufenden Verzie-rung aus längs angeordneten Einstichen, die aus einem Fundkomplex der Phase 9 geborgen wurde (Taf. 44, 11).

Keine klaren Entwicklungen sind bezüglich der Häufigkeit unterschied-licher Techniken eingetiefter Elemente zu beobachten (Tab. 124). In nahe-zu allen Phasen wurden zur Herstellung der Verzierungen neben Fingern und Fingernägeln verschiedene spitze oder abgerundete Geräte verwendet. Nur in einem einzelnen Fall wurde ein Hohlbohrer – vermutlich ein Röh-renknochen – eingesetzt.

Als außerordentlich konsistent erweist sich das Material auch im Hin-blick auf die Ausrichtung eingetiefter Elemente, da diese in allen beob-achteten Fällen horizontal verliefen. Die Anbringungsorte eingetiefter Elemente beschränken sich in den allermeisten Fällen auf den Bereich des Randes (Tab. 125). Es zeichnet sich eine gewisse Tendenz ab, dass zunächst unter dem Rand angeordnete Reihen überwiegen, während später direkt außen am Rand angebrachte Verzierungen dominieren (Abb. 214). Veror-tungen im Schulter- und Umbruchbereich beschränken sich auf die Phasen 4–6.

Leisten und Randgestaltungen

Leisten und Randgestaltungen tragen insgesamt entscheidend zur chrono-logischen Differenzierung des Keramikmaterials aus Okolište bei. Der mit Abstand häufigste Typ ist bei Leisten der hier noch nach den ursprüng-lichen Motiven differenzierte Typ MoG 40258. In den frühen Siedlungs-phasen von Okolište überwiegen bei weitem perforierte Leisten des Mo-tivs M 411 (Abb. 211). Die Perforierung beruht darauf, dass zunächst ein schmales Tonband angarniert und dann in regelmäßigen Abständen mit dem Finger angedrückt wurde. Eine weitere Modifizierung erfolgte nicht. Variationen dieses Typs sind die Formen M 417 und MoG 405.

In geringerer Häufigkeit kommen neben dieser sehr charakteristischen Ausprägung bereits ab Phase 1 Leisten vor, die deutlich stärker überar-beitet sind. Sehr typisch sind Exemplare des Typs M 416, die angarniert, mit Fingereindrücken versehen und am Ende dreieckig überformt wurden. Die Fingereindrücke erhalten durch diese Überprägung eine kerbenartige Form. Vermutlich identisch sind Exemplare des Typs MoG 414.

Mit Leisten des Typs M 410 wurde insofern anders verfahren, als die Fingereindrücke erst nach der Überarbeitung der Grundform angebracht wurden. Auch diese kommen bereits in den frühesten Siedlungsphasen vor, werden dann immer häufiger und lösen schließlich die Typen M 411 und M 416 weitgehend ab.

Ab Siedlungsphase 4 ist eine deutliche Diversifizierung des Spektrums an Leistenformen zu beobachten. Neben den bereits genannten Formen so-

58 Im Falle des Typs MoG 402 hatte sich die nachträglich vorgenommene Neuordnung von Verzierungsmotiven als zu grob erwiesen, weshalb bereits bei den kombinationsstatisti-schen Analysen auf die ursprüngliche Einteilung zurückgegriffen worden war.

347

wie glatten halbrunden und dreieckigen Leisten (MoG 400, 401) treten jetzt zunehmend auf andere Weise modifizierte Typen auf (Abb. 211–212; 218). Diese Modifizierungen unterschiedlicher, meist überarbeiteter Grundfor-men erfolgten durch Eindrücke mit parallelen Kanten (MoG 403), durch Fingernageleindrücke (MoG 404), durch schräge Einschnitte (MoG 416) oder durch unter Verwendung abgerundeter Werkzeuge angebrachte Ein-drücke bzw. Stempel (MoG 417, 418). In Phase 4 bzw. 5 treten erstmals auch direkt am Rand angeordnete gebogene Leisten auf der Gefäßwand und wellenförmige Leisten auf (MoG 406, M 419, M 420, MoG 407).

In den Phasen 7–9 werden keine neuen Leistentypen mehr entwickelt. In zunehmendem Maße gewinnen in diesem Zeitabschnitt Randgestal-tungen an Bedeutung, die jedoch ebenfalls spätestens in Phase 6 erstmals auftraten, also demzufolge vorher entwickelt worden waren. Bereits in Phase 1 kommt Typ MoG 411 vor, bei dem der Gefäßrand oben mit Fin-gereindrücken versehen war. Ab Phase 5 wurden entsprechende Gestal-tungen in vielen Fällen noch zusätzlich überformt, wodurch wellenförmige Randausprägungen entstanden (MoG 409). Andere Modifizierungen der Randzone erfolgten mittels Kerben (MoG 408), wobei es sich vermutlich um eine Variante des Motivs MoG 411 handelt, in Form von Eindrücken mit parallelen Seiten (MoG 410) oder mit Einschnitten bzw. Fingernagel-eindrücken (MoG 413).

Die Ausrichtung von Leisten ist außerordentlich einheitlich. In nahe-zu allen Fällen verliefen diese horizontal um das Gefäß59. In sehr seltenen Ausnahmen waren gebogene oder auch senkrecht angeordnete Leisten auf der Gefäßschulter angebracht (Taf. 49, 4; 73, 9). Hinsichtlich des Anbrin-gungsortes von Leisten ist insofern ein Wandel festzustellen, als diese in den frühen Siedlungsphasen zumeist deutlich unterhalb des Gefäßrandes saßen und im Laufe der Zeit immer stärker an den Rand heranrückten (Tab. 126; Abb. 217). Die Montage im Bereich von Schulter und Umbruch stellt den seltenen Ausnahmefall dar. Randgestaltungen betreffen per de-finitionem die Oberseiten der Ränder, da sie andernfalls als Reihen einge-tiefter Elemente klassifiziert worden wären. Der Fall zeigt beispielhaft die Grenzen des verwendeten Klassifizierungssystems auf.

Klare Unterschiede zeigen sich auch bei den Maßen von Leisten: Ihre Breite beträgt während der Phasen 1–5 im Median deutlich über 10 mm, während sie in den Phasen 6–9 durchschnittlich klar unter 10 mm liegt (Abb. 215). In Phase 9 ist eine deutlich größere Spannbreite von Werten als in den vorangegangenen Phasen festzustellen. Die Variabilität betrifft auch die Ausladung von Leisten, die bis Phase 5 im Median zwischen 4–6 mm, später jedoch zumeist um die 3 mm rangiert (Abb. 216). Auch in dieser Hinsicht sticht das Material von Phase 9 heraus, da hier unvermittelt mehrheitlich wieder deutlich ausladendere Leisten vorkommen.

Der Vollständigkeit halber sei noch auf zwei bisher nicht erwähnte As-pekte der Verzierungstechnik von Leisten eingegangen: 90 % aller Leisten in der Stichprobe der Feinaufnahme sind an die Gefäßwand appliziert wor-den (Tab. 127). Um Verformungen zu vermeiden, dürfte dies in der Regel zu einem Zeitpunkt erfolgt sein, als das Gefäß im lederharten Zustand war. Da bei entsprechenden Stücken keine sehr innige Verbindung zwischen Wandung und Applikation bestand, platzten die Leisten oft von der Ge-fäßwand ab. Um dies zu verhindern, wurden gelegentlich Einschnitte in die Gefäßwand eingebracht, die eine bessere Haftung der Angarnierungen bewirken sollten. Zwischen Phase 3 und Phase 8 wurde ein kleiner Teil der Leisten aus dem Ton der Wandung herausmodelliert (Taf. 59, 10; 70, 20).

59 Wenn es sich nur um Leistenstücke handelte, wurden sie als plastische Einzelelemente klassifiziert.

348

Diese sehr charakteristischen, vielfach doppelten Leisten besitzen oft ei-nen dreieckigen Querschnitt und sind in der Regel deutlich schmaler und weniger ausladend als angarnierte Stücke.

Insgesamt wird deutlich, dass der Aufwand, der für die Herstellung von Leisten verwendet wurde, in den früheren Siedlungsphasen geringer war als in späteren Siedlungsperioden. Dies trifft allerdings bei anderen Ver-zierungsarten wie Bändern und Flächen noch in weit stärkerem Maße zu.

Plastische Elemente

Um die Entwicklung plastischer Verzierungen übersichtlich darstellen zu können, wurden diese in die vier Typengruppen Einzelelemente, Doppelele-mente, Gruppen und Reihen unterteilt. Die relative Häufigkeit dieser Grup-pen – bezogen auf die Stichprobe der Feinaufnahme – variiert in den Phasen 1–9 sehr signifikant und kann wohl insgesamt als repräsentativ angesehen werden: Das Verzierungsspektrum wird demnach in den Phasen 1–5 zu-nächst von Einzelelementen dominiert (Abb. 221). Spätestens ab Phase 2 kommen außerdem Doppelelemente, Gruppen sowie Reihen plastischer Elemente vor. Während die relative Häufigkeit von Einzelelementen immer mehr abnimmt, wächst die Bedeutung insbesondere von Doppelelementen. In etwas geringerem Maße werden bis Phase 6 auch Reihen plastischer Ele-mente häufiger. Danach ist ihr Anteil wieder rückläufig. Vergleichsweise gleichförmig ist dagegen das Auftreten von Gruppen plastischer Elemente, deren schwerpunktmäßiges Vorkommen in den Phasen 6–9 liegt.

Neben Leisten stellen Applikationen in den frühen Phasen von Okolište die häufigste Art der Gefäßdekoration dar (Abb. 222–223). Das Typenspektrum plastischer Elemente besteht hier vor allem aus spitzen Knubben (MoG 502), Leistenstücken (MoG 505) sowie gesattelten zwei- und viergliedrigen Knub-ben (MoG 507, 519). In Phase 1 treten außerdem vereinzelt bereits Knubben mit einer tiefen Eindellung (MoG 508) und einmal eine Reihe runder Knub-ben auf (MoG 515). Alle genannten Typen kommen bis mindestens in Phase 2 vor und laufen – abgesehen von Reihen runder Knubben (MoG 515) und Leistenstücken (MoG 506) – spätestens nach Phase 6 aus.

Ab Phase 2 bzw. 3 treten neue Arten plastischer Verzierungen auf, die ihre größte Bedeutung in späteren Phasen erlangen. Zu nennen sind ge-rundete und leicht eingedellte Einzelknubben der Typen MoG 501 und MoG 504, runde und ovale Doppelknubben (MoG 510, 512), Rippen (MoG 513) und Reihen ovaler Knubben (MoG 516).

In den Phasen 4–6 treten als neue Typen einzelne oder Gruppen ovaler Knubben (MoG 503, 514), große runde Knubben (MoG 523) und zoomor-phe Gefäßapplikationen auf (MoG 509). Letztere sind in der überwiegen-den Zahl der Fälle stark stilisiert, zeigen allerdings manchmal sehr quali-tätvolle Ausbildungen (Taf. 29, 2; 36, 3.4; 37, 1; 47, 3).

In den Phasen 7–9 kommen – abgesehen von Gruppen übereinander an-geordneter Knubben (MoG 521) – keine neuen Typen mehr auf. Die meis-ten während der Phasen 4–6 geläufigen Typen leben nach.

Einige außergewöhnliche plastische Applikationen wurden nicht in die Systematik der Verzierungsmotive aufgenommen. In zwei Fällen waren an der Außenseite von Gefäßen mehr oder weniger stark stilisierte mensch-liche Gesichter bzw. Masken angebracht (Taf. 36, 10; 44, 6). Die Exemplare gehören zu Komplexen der Phasen 6 und 9. Einzelstücke stellen auch die Applikation einer menschlichen Hand und einer sehr stilisierten mensch-lichen Figur oder der Darstellung eines Phallus dar (Taf. 58, 10.11).

Die Technik, mit der Modifikationen an Applikationen vorgenommen wurde, ist in starkem Maße typenabhängig und lässt darüber hinaus wäh-rend der Besiedlungszeit in Okolište keine grundlegenden Unterschiede

349

erkennen. Im Hinblick auf chronologische Fragestellungen ist auch die Ausrichtung plastischer Elemente nicht relevant. Wenn mehrere plasti-sche Elemente kombiniert worden waren, sind diese in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle horizontal orientiert.

Auch der Anbringungsort von plastischen Applikationen ist in hohem Maße abhängig von Gefäß- und Verzierungstypen und im Rahmen ihrer Laufzeit offenbar nur teilweise chronologisch empfindlich. Plastische Ein-zelelemente sind vorzugsweise entweder am Umbruch oder unter dem Rand und deutlich seltener außen am Rand, auf der Schulter oder am Unterteil appliziert (Tab. 128). Signifikante Verschiebungen der relativen Häufigkeit dieser Anbringungsorte sind nicht zu beobachten. Plastische Doppelele-mente wurden während aller Phasen mehrheitlich am Umbruch von Gefä-ßen angebracht. Ab Phase 4 sind seltener außerdem Montagen im Bereich des Randes und der Schulter belegt. Bei Gruppen plastischer Elemente ließ sich insgesamt nur in wenigen Fällen ihr konkreter Anbringungsort fest-stellen. Wegen der kleinen Stichprobengröße sind keine Regelhaftigkeiten erkennbar. Reihen plastischer Elemente sind in allen Phasen vorzugsweise am Umbruch angebracht. Ausschließlich in den Phasen 2–6 sind sie außen am oder unter dem Rand von kalottenförmigen Schalen/Schüsseln mon-tiert. Sehr oft saßen sie außerdem auf der Schulter von Gefäßen.

Auf die nähere Untersuchung von Maßen plastischer Elemente soll an die-ser Stelle verzichtet werden, da diese ebenfalls sehr stark typenspezifisch sind.

Spiralen

Es ist bereits darauf hingewiesen worden, dass Spiralen in dem Verzie-rungsspektrum von Okolište insgesamt relativ selten sind. Entsprechend ist die Datengrundlage für diese Untersuchung schmal. Nach der Her-stellungstechnik können zwei Gruppen von Spiralmotiven unterschieden werden: Bei plastischen Spiralen wurde die Gefäßwand großflächig um das geplante Relief abgearbeitet, bis dieses deutlich hervortrat. Ergebnis sind in vielen Fällen außerordentlich qualitätvolle Dekorationen, wie zum Beispiel die Exemplare aus Butmir eindrucksvoll zeigen (Fiala/Hoernes 1898, Taf. 8). Mit einem Exemplar in Phase 3 stellen plastische Spiralen den frühesten genauer klassifizierten Typ von Spiralen in Okolište dar, der bis in Phase 8 läuft (MoG 601; Tab. 129; Abb. 210). In Phase 4 treten Typen hinzu, die in die Gefäßwand eingeritzt bzw. mit tiefen Riefenlinien ein-gearbeitet wurden, die teils allein stehen und teils in schraffierte Flächen eingebunden sind (MoG 602–604). Eine noch spätere, erstmals in Phase 6 auftretende Entwicklung, stellen rhombische und mäanderförmige Spira-len dar (MoG 605, 606). Abgesehen von dem kartierten Exemplar in Pha-se 6 kommen rhombische Exemplare des Typs MoG 605 auch mit je einem Exemplar in Phase 2/3 (Schichtenformation 7/6) und Phase 9 (Schichten-formation Oko 4/1) vor, sind also erheblich langlebiger als es die Darstel-lung suggeriert. Dagegen handelt es sich bei dem kartierten Stück des Typs MoG 606 tatsächlich um ein Einzelstück.

Das Mengenverhältnis zwischen plastischen und den unterschiedlichen geritzten Typen variiert in den Phasen 4–6 nicht: Generell sind plastische Verzierungen deutlich seltener als geritzte Typen. Aufgrund der geringen Fundzahl sind die Verteilungen in den Phasen 3 sowie 7–9 sicherlich nicht repräsentativ.

Keine eindeutigen Entwicklungen ergeben sich in Bezug auf den Anbrin-gungsort von Spiralmotiven (Tab. 130). Bis auf eine zu Phase 2/3 zählende Ausnahme sind Spiralen stets im Schulter- bzw. im Schulter/Bauch-Bereich angeordnet. Dagegen zeigen sich in der Größe von Spiralen scheinbar klare Unterschiede: Bis mindestens Phase 5 überwiegen kleine Spiralen mit einem

350

Durchmesser um 20 mm, während in Phase 6 der Median von Spiraldurch-messern bei 50 mm liegt und einzelne Exemplare einen Durchmesser von 80 mm erreichen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass die Grö-ßenzunahme auf der Stichprobe von Stücken beruht, deren Durchmesser bestimmt werden konnte. Tatsächlich beruht die Varianz auf typenbeding-ten Größenunterschieden: Die Typen MoG 602 und 604 weisen demnach in der Regel deutlich größere Durchmesser auf als die Typen MoG 601 und 103.

Barbotine

Barbotine-Verzierungen sind in Okolište äußerst selten (Abb. 210). Ins-gesamt wurden lediglich drei Exemplare identifiziert (Taf. 62, 23; 73, 7.8). Diese verteilen sich in Fundkomplexen der Phasen 1 und 4. Sehr wahr-scheinlich handelt es sich bei dem Fund aus dem Graben Oko 6/1 (Schich-tenformation Oko 6/3) um ein umgelagertes Stück. Entsprechend sind die Belege in Fundkomplexen der Phase 1 als Relikte früh- und mittelneolithi-scher Töpfereitradition zu interpretieren, die der beobachteten Verteilung zufolge kurz nach dem Siedlungsbeginn in Okolište endete.

Zeichen

An der Außenseite zweier trichterförmiger Schüsseln aus Fläche 1 (Schich-tenformation Oko 1/2; Phase 8) wurden Ritzungen festgestellt, die zu-nächst als Verzierungen angesprochen worden waren (Taf. 1, 8.9). Bei der Auswertung des Materials stellte sich heraus, dass die Motive innerhalb der untersuchten Stichprobe Einzelstücke darstellen, die sich stilistisch von anderen Verzierungen recht deutlich unterscheiden. Obwohl letztlich nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich um Verzierungen handelt, wird hier davon ausgegangen, dass diese Ritzungen Zeichen repräsentie-ren entsprechend solchen, wie sie in Zusammenhang mit Vinča-Keramik vielfach behandelt worden sind und von einigen Autoren als frühe Schrift interpretiert werden (Maxim u. a. 2009; Marler 2008).

Entscheidend für die Klassifizierung war – abgesehen von ihrer Form – insbesondere die Feststellung, dass die Ritzungen an der Außenseite ko-nischer Schüsseln und damit an einem für Verzierungen ansonsten eher untypischen Ort angebracht waren. In einem von A. Starović (2004) her-ausgegebenen Ausstellungskatalog zu entsprechend interpretierten Arte-fakten ist der Charakter gerade solcher Zeichen besonders glaubwürdig, die an der Außenseite oder am Boden von vielfach konischen Schüsseln angebracht sind (vgl. auch Madas 1988, 149). In zahlreichen Fällen waren diese Zeichen nicht im Rahmen des Herstellungsprozesses in den feuchten Ton, sondern erst nach dem Brand eingeritzt worden. Dies trifft auch auf drei Exemplare frühäneolithischer Zeitstellung aus dem Okolište benach-barten Fundort Donje Moštre zu (vgl. Auber 2010, Taf. 7, 4; 15, 6; 22, 1). Ob die Ritzungen nach dem Brand angebracht worden sind, konnte an den beiden Stücken aus Okolište noch nicht überprüft werden.

Für eine Deutung der Zeichen erscheint der Umstand der nachträgli-chen Anbringung an Schüsseln besonders bedeutsam60. Er belegt, dass die

60 Dies trifft allerdings bei Weitem nicht auf alle Exemplare zu. Während die von Starović (2004) vorgelegten serbischen Beispiele in vielen Fällen nachträglich eingeritzt wur-den, sind in dem von Maxim u. a. (2009) herausgegebenen Katalog zahlreiche Fälle aus Rumänien angeführt, in denen Zeichen vor dem Brand angebracht wurden. Ob dieser Unterschied regionale Unterschiede spiegelt, müsste eine systematische Untersuchung klären.

351

Zeichen offenbar im Kontext des Gebrauchs der Gefäße und nicht bei sei-ner Herstellung eine Rolle spielten. Eine mögliche Deutung wäre, dass es sich bei den Zeichen um Eigentümermarken individueller Personen oder Haushalte handelt. Dafür würde zum Beispiel auch die Beobachtung spre-chen, dass in Donje Moštre zwei Gefäßfragmente mit dem gleichen Zei-chen nur wenige Meter voneinander entfernt gefunden wurden.

Stilistischer Wandel von Verzierungsmustern

In den Abbildungen 224–228 ist die Verteilung von Verzierungsmustern in Fundkomplexen der unterschiedlichen Siedlungsphasen in Okolište dargestellt. Über die Feststellungen zu Motiven hinausgehende Aussagen sind insbesondere für Band-, Flächen- und Spiralmuster möglich. Dagegen entsprechen die Informationen zu Linienmustern, eingetieften und plasti-schen Elementen, Leisten sowie Barbotine weitgehend jenen bereits unter Verzierungsmotiven abgehandelten. Auf diese Gruppen wird deshalb nicht nochmals eingegangen.

Bandmuster

Die unterschiedlichen Bandmuster wurden in den meisten Fällen erstmals in den Phasen 3 oder 4 beobachtet (MG 102, 105, 106, 107). Eine Ausnahme stellen ungeordnete Bandmuster dar, die erstmals in Phase 6 vorkommen (MG 103). Während Einzelbänder verstärkt noch in der letzten Siedlungs-phase auftreten, liegen die Laufzeitschwerpunkte der meisten übrigen Bandmuster in den Phasen 3–8. Zeitliche Unterschiede zwischen ihnen sind nicht festzustellen.

Flächenmuster

Teilweise etwas differenzierter ist die Situation bei Flächenmustern. Einfa-che Reihen von Dreiecken (MG 203) treten zwischen den Phasen 1–9 auf und sind damit deutlich langlebiger als andere Flächenmuster. Die meisten übri-gen Muster weisen ähnliche Laufzeiten auf wie Bandmuster zwischen Pha-se 3 und 8 (MG 201, 202; MG 204–207). Übereinanderangeordnete Reihen von Dreiecken weichen davon insofern ab, als sie in nennenswertem Umfang noch bis Phase 9 vorkommen. Um generell jüngere, auf die Phasen 6–9 be-schränkte Muster scheint es sich bei Flechtwerk und leeren zickzackförmi-gen Bändern zwischen Dreiecken zu handeln (MG 208, 209). Ausschließlich in den Phasen 2–4 kommen dagegen Muster vor, bei denen Elemente gleich-mäßig über die Fläche verteilt sind (MG 210). Nicht zu beurteilen sind Pflan-zenmuster, die nur in einem Fall in Phase 6 dokumentiert wurden.

Spiralen

Die meisten Spiralmuster weisen eine ähnliche Verteilung wie Bänder auf, sind also spätestens in Phase 4 vorhanden und laufen zumeist bis Phase 7 oder 8 (MG 601, 602, 605). Gereihte, meist plastische Spiralen kommen ausschließlich in den Phasen 4–6 vor (MG 603). Um eine jüngere Entwick-lung, die jedoch ebenfalls nicht bis in die jüngste Siedlungsphase läuft, handelt es sich möglicherweise bei Bandspiralen (MG 604). Dagegen wei-sen rhombische Spiralen eine vergleichsweise lange Laufzeit von Phase 2/3 bis in Phase 9 auf. Die drei belegten Stücke sind allerdings technisch sehr

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Phase

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MG 201

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MG 204

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Abb. 224. Okolište. Verteilung und Häufig-keit (n Keramikeinheiten) der Verzierungs-mustergruppen MG 001–MG 002, MG 004–MG 009: Linien sowie MG 1000: Zeichen.

Abb. 226. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmuster-gruppen MG 201–MG 211: Flächen.

Abb. 225. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmuster-gruppen MG 102–MG 109: Bänder (MG 101 ist nicht dargestellt, da es lediglich nicht näher bestimmbare Bandmuster beschreibt).

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MG 501

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Tab. 131. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n) von ausgewählten Musterkombinationen in den Phasen 1–9.

Phase Lini

en u

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men

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Phase 1 . . . . . . . . .Phase 2 1 . 3 . . . 1 . 1Phase 3 . . . . 1 . . 2 .Phase 4 . . 2 3 . 1 1 . 1Phase 5 1 . . . . . . . .Phase 6 6 3 11 4 1 1 2 . 4Phase 7 . . . . 1 1 . . 3Phase 8 . . . 1 . 1 . . 2Phase 9 . . 2 . . . 2 9 4

Abb. 227. Okolište. Verteilung und Häufig-keit (n Keramikeinheiten) der Verzierungs-mustergruppen MG 301–MG 303: eingetiefte Elemente, MG 401–MG 403: Leisten sowie MG 701: Barbotine.

Abb. 228. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n Keramikeinheiten) der Verzierungsmuster-gruppen MG 501–MG 504: plastische Elemen-te sowie MG 601–606: Spiralen.

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Phase

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Div

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Sha

nnon

H)

Phase

Tab. 132. Okolište. Diversität von Verzierungsmotiven in den Phasen 1–9.

Phase Typen (n) Keramikeinheiten (n) Shannon H

Phase 1 14 76 1,37Phase 2 25 106 1,96Phase 3 32 90 2,55Phase 4 64 267 3,50Phase 5 23 33 2,85Phase 6 85 833 3,78Phase 7 35 93 3,33Phase 8 40 120 3,50Phase 9 45 125 3,50

Tab. 133. Okolište. Diversität des Typenspektrums von Gefäßen in den Phasen 1–9.

Phase Typen (n) Keramikeinheiten (n) Shannon H

Phase 1 11 16 2,25Phase 2 14 22 2,32Phase 3 18 23 2,84Phase 4 31 40 3,38Phase 5 6 10 1,64Phase 6 49 129 2,85Phase 7 16 36 2,21Phase 8 28 65 2,87Phase 9 31 51 3,29

Abb. 229. Okolište. Diversitätsindizes von Ver-zierungsmotivgruppen während der Phasen 1–9 im Vergleich.

Abb. 230. Okolište. Diversitätsindex Shan-non H für Verzierungsmotivgruppen und Ge-fäßtypen während der Phasen 1–9.

355

unterschiedlich und deshalb wahrscheinlich nur teilweise zu verbinden (Taf. 46, 20; 56, 3; 69, 15). Ähnlich sind die Stücke aus den Phasen 6 und 9. Es liegt deshalb der Schluss nahe, dass es sich bei diesen sehr charakteris-tischen Stücken um die jüngste Entwicklung von Spiralen handelt.

Stilistischer Wandel von Verzierungssystemen

Für die Darstellung der Laufzeit von Verzierungssystemen (Musterkombi-nationen) wurden diese auf Fälle reduziert, die mehrfach vorkommen (Tab. 131). Regelhaft sind Band- und Flächenmuster miteinander kombiniert, wo-bei allerdings zwischen Phase 2 und 9 keine Laufzeitschwerpunkte erkenn-bar sind. In einigen Fällen treten ferner Bandmuster gemeinsam mit Linien auf. In diesen Kombinationen bilden die Linien in der Regel Musterbegren-zungen. Band- und Flächenmuster kommen zwischen den Phasen 3 und 8 regelmäßig gemeinsam mit plastischen Einzel-/Doppelelementen vor.

An grobkeramischen Gefäßen sind vor allem Kombinationen von Leis-ten und plastischen Einzel-/Doppelelementen, von Leisten und Reihen ein-getiefter Elemente, von Leisten und plastischen Randgestaltungen sowie von plastischen Randgestaltungen und plastischen Einzel-/Doppelelemen-ten belegt. Entsprechende Musterkombinationen wurden zwar bereits in Fundkomplexen der Phase 2 vereinzelt dokumentiert, kommen allerdings schwerpunktmäßig in den jüngeren Siedlungsperioden vor.

DIVERSITÄT DES VER ZIERUNGS- UND GEFÄSSFORMENSPEK TRUMS

Die Untersuchung der stilistischen Diversität des Keramikmaterials aus Okolište erfolgte an Verzierungsmotiven (MoG) und an Gefäßtypen in der Stichprobe der Feinaufnahme. Die Berechnung wurde mit dem Programm PAST durchgeführt, in dem unterschiedliche Diversitätsindizes ermittelt werden können61. Zunächst wurden die verschiedenen Indizes miteinander verglichen, die sehr unterschiedliche Resultate ergaben (Abb. 229). Letzt-lich wurde sich für den Shannon H-Index entschieden, da dieser mit am geringsten durch Unterschiede der Stichprobengrößen beeinflusst wird. Je höher der Indexwert ausfällt, desto höher ist die Diversität der jeweiligen Phase.

Das Spektrum der Verzierungsmotive in Okolište weist von Phase 1 bis Phase 4 eine steigende Diversität von 1,37–3,50 auf (Tab. 132; Abb. 230): Dieser Wert bleibt dann bis zum Ende der Besiedlung in Okolište weit-gehend konstant. Dieses Muster ähnelt der Diversität von Gefäßtypen in-sofern als für diese für alle Phasen ein ähnlicher Verlauf mit Werten zwi-schen etwa 2,25 und 3,29 festzustellen ist (Tab. 133).

Meiner Ansicht nach deutet diese Übereinstimmung zwischen den bei-den untersuchten Merkmalsgruppen darauf hin, dass es in Okolište neben Verzierungen auch Gefäßformen sind, die potentiell infrage kommen, mit Informationen zu sozialen Beziehungen und sozialer Zugehörigkeit „auf-geladen“ zu sein, während der stilistische Wandel von Gefäßtypen ent-sprechende Implikationen offenbar nicht in diesem Maße besitzt. Zu einer abschließenden Interpretation der erzielten Ergebnisse bedarf es allerdings weiterer, möglichst unabhängiger Korrelate auf der Ebene von Siedlungs-mustern, Hausgrößen, Bevölkerungsschätzungen usw. Diese müssen in den folgenden Kapiteln noch erarbeitet werden, bevor die Ergebnisse dis-kutiert werden können.

61 Ø. Hammer/D. A. T. Harper/P. D. Ryan, PAST – PAlaeontological STatistics. Version 2.08. http://folk.uio.no/ohammer/past/ [30.07.2013].

356

0,280,24

0,280,23

0,120,05 0,06

0,03 0,050,04 0,04 0,04 0,03 0,00

0,07 0,13

0,27

0,70

0,00

0,10

0,20

0,30

0,40

0,50

0,60

0,70

0,80

1 2 3 4 5 6 7 8 9Phase

Quo

tient

Q iQ v

Tab. 134. Okolište. Anzahl letztmalig und erstmalig vorkommender Motive in den Phasen 1–9 und daraus errechneter Innovations- und Vereinfachungsquotient unter Berücksichti-gung der Phasenlänge (Abkürzungen siehe S. 357).

Phase Ne Nl Nges t Qi Qv

Phase 1 14 2 76 66 0,28 0,04Phase 2 17 3 106 66 0,24 0,04Phase 3 15 2 90 60 0,28 0,04Phase 4 31 4 267 50 0,23 0,03Phase 5 2 0 33 50 0,12 0,00Phase 6 20 29 833 50 0,05 0,07Phase 7 3 6 93 50 0,06 0,13Phase 8 2 16 120 50 0,03 0,27Phase 9 3 44 125 50 0,05 0,70

0,00

0,10

0,14

0,100,13 0,13 0,14

0,29

0,27

0,00

0,05

0,10

0,15

0,20

0,25

0,30

0,35

1 2 3 4 5 6 7 8 9Phase

Anz

ahl/m

³

INNOVATIONSGESCHWINDIGKEIT

Akzeptiert man einen möglichen Zusammenhang zwischen der stilis-tischen Variabilität materieller Kultur und der Intensität symbolischer Kommunikation, ist neben den Unterschieden der Diversität eines Kera-mikbestandes die Geschwindigkeit seiner Wandlung ebenso relevant für die Untersuchung der Entwicklungsdynamik einer Gesellschaft (siehe S. 67 ff.). Ausgehend von der im letzten Kapitel getroffenen Feststellung, dass sich Unterschiede stilistischer Diversität sowohl auf Gefäßverzierungen als auch auf Gefäßformen beziehen, beschränkt sich die folgende Analyse auf Verzierungsmotive.

Da die tatsächliche Anzahl neu entwickelter und auslaufender Motive einer Phase durch die unterschiedlichen Stichprobengrößen beeinflusst werden, wurden Quotienten berechnet, die diesen Einfluss reduzieren. Folgende Parameter flossen in diese Berechnung ein:

Abb. 231. Okolište. Innovativitäts- und Ver-einfachungsquotienten für Verzierungsmotiv-gruppen während der Phasen 1–9.

Abb. 232. Okolište. Häufigkeit potentiell ritu-eller Funde pro Kubikmeter Aushubvolumen in den Phasen 1–9.

357

Ne = Anzahl von Motiven, die erstmalig in einer Phase vorkommenNl = Anzahl von Motiven, die letztmalig in einer Phase vorkommenNges = Anzahl aller Keramikeinheiten in einer Phase (Stichprobengröße)t = Phasendauer in Jahren

Für neue Motive wurde ein Innovativitätsquotient (Qi = Ne∕ Nges/t*100) berechnet. Dieser stellt eine Normalisierung der Häufigkeit neuer Motive bezogen auf die Stichprobengröße und die Phasendauer dar. Für auslaufen-de Motive erfolgte analog die Berechnung eines Vereinfachungsquotienten (Qv = Nl∕ Nges/t*100), der die Anzahl letztmalig vorkommender Motive be-zogen auf die Stichprobengröße und die Phasendauer normalisiert.

Die Ergebnisse bezüglich der Geschwindigkeit stilistischen Wandels von Verzierungen in Okolište sind außerordentlich signifikant (Tab. 134; Abb. 231): Demnach wurden in den Phasen 1–3 zunächst mit gleich blei-bend hoher Dynamik neue Verzierungsmotive entwickelt, während älte-re Motive nur in sehr geringer Zahl ausliefen. In den Phasen 4–5 ändert sich dieses Bild insofern, als sich die Geschwindigkeit stilistischen Wan-dels schrittweise verlangsamt, wobei allerdings die Anzahl neuer Motive gegenüber auslaufenden nach wie vor klar überwiegt. Dies ändert sich in Phase 6: Gemessen an der sehr großen Stichprobengröße ist die Anzahl neuer Motive deutlich geringer als in den vorangegangenen Zeitabschnit-ten und hält sich erstmals in etwa die Waage mit auslaufenden Motiven. In den folgenden Phasen 7–9 kehrt sich der Trend in rasanter Weise um: Es werden kaum noch neue Motive entwickelt und mit steigender Geschwin-digkeit laufen Motive aus. Insgesamt ist der beobachtete Verlauf mit einer dreiphasigen Entwicklung bestehend aus 1. Konstituierung (Phase 1–3), 2. Stagnation (Phasen 4–6) und 3. Rückgang (Phasen 7–9) gut zu beschreiben, die insgesamt mit den drei im Kapitel zur Chronologie des Fundplatzes herausgearbeiteten Hauptphasen in bestechender Weise korrelieren (siehe S. 305 ff.).

SONSTIGE KER AMIKOBJEK TE

Figurinen, bildliche Darstellungen an Gefäßen, Keramiktisch und mögliche Rhyta

Die oben (siehe S. 195; 221 ff.) beschriebenen möglichen Rhyta, bildlichen Darstellungen und anderen Funde, die vielleicht rituellen Charakter besit-zen, weisen scheinbar verschiedene Laufzeiten auf (Tab. 135). Allerdings ist die Auffindungswahrscheinlichkeit für entsprechende Objekte aufgrund der großen Aushubmengen zum Beispiel der Flächen 6 und 9 in einigen Phasen deutlich höher als in anderen. Entsprechend kann bei so seltenen Objekten die Tatsache der Nichtauffindung in einer Phase nichts wirklich Substanziel-les aussagen. Um trotzdem zu einer Einschätzung der Bedeutung entspre-chender Artefakte in den unterschiedlichen Phasen zu gelangen, wurden die Gesamtfundzahlen innerhalb jeder Phase zur Aushubmenge in Beziehung gesetzt und damit normalisiert. Das Ergebnis gibt die durchschnittliche An-zahl entsprechender Artefakte pro Kubikmeter Aushub an.

Das Ergebnis ist recht eindeutig (Abb. 232): Keine Funde potentiell ri-tuellen Charakters stammen aus Phase 1, was allerdings dem sehr kleinen Aushubvolumen geschuldet sein könnte! Zwischen den Phasen 2 und 7 be-trägt die mittlere relative Anzahl gleichbleibend zwischen 0,10–0,15 Fun-de pro Kubikmeter Aushub. In den letzten beiden Siedlungsphasen steigt die Häufigkeit dann schrittweise auf 0,3 Funde/m3 an.

Man könnte einwenden, dass das Ergebnis sehr stark einerseits durch bereits zum reinen Ornament gewordene zoomorphe Applikationen und

358

Tab. 135. Okolište. Verteilung und Häufigkeit (n) von Funden potentiell rituellen Charakters in den Phasen 1–9 (in mehrere Phasen datierende Funde wurden aufgeteilt).

Phase anth

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mor

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Anz

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Phase 1 . . . . . . . . . . . 5,5 0,00Phase 2 0,5 1 . . . . . . . . 1,5 14,7 0,10Phase 3 1,5 . . . . 1 . . . 3 5,5 38,9 0,14Phase 4 1 0,5 . . . . . 3 . 2 7 62,4 0,10Phase 5 . 0,5 . . . . . 0,5 . . 1 3,9 0,26Phase 6 4 . 1 1 1 . 1 15,5 1 3 27 204,8 0,13Phase 7 . . . . . . . 1 . . 1 7,0 0,14Phase 8 . . . . . . . 4 . . 5 17,4 0,23Phase 9 1 2 1 1 . . 1 2 . 6 13 47,8 0,31Phase ? . 1 . . . . . . . . . 276,0 0,00

Tab. 136. Okolište. Verteilung und Häufigkeit von Keramikscheiben in den Phasen 1–9 in Relation zu den Aushubmengen.

Phase Anzahl (n) Aushubvolumen (m3) Anzahl/m3

Phase 1 1 5,5 0,18Phase 2 2 14,7 0,14Phase 3 1 38,9 0,03Phase 4 4 62,4 0,06Phase 5 1 3,9 0,26Phase 6 11 204,8 0,05Phase 7 1 7,0 0,14Phase 8 2 17,4 0,11Phase 9 14 47,8 0,29

Tab. 137. Okolište. Verteilung und Häufigkeit von Webgewichten in den Phasen 1–9 in Rela-tion zu den Aushubmengen.

Phase Typ

A

Typ

B

Typ

C

Typ

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Phase 1 3 1 . . . . . 4 5,5 0,73Phase 2 1 . . . . . . 1 14,7 0,07Phase 3 1 . . . . . . 1 38,9 0,03Phase 4 10 . 1 . . . . 11 62,4 0,18Phase 5 1 . . . . . . 1 3,9 0,26Phase 6 81 4 1 4 1 2 1 94 204,8 0,46Phase 7 2 . . . . . . 2 7,0 0,29Phase 8 9 . . 1 . . . 10 17,4 0,57Phase 9 9 . . . . . 4 13 47,8 0,27

359

andererseits durch die als Füße von Rhyta angesprochenen Artefakte beeinflusst ist, deren Eigenschaft als Funde rituellen Charakters nicht gesichert ist. Dagegen ist zu sagen, dass auch ohne diese beiden Kate-gorien die Fundhäufigkeit in Phase 9 am höchsten ist, zumindest wenn man ausschließlich statistisch einigermaßen abgesicherte Phasen in die Betrachtung einbezieht. Obwohl das Ergebnis insgesamt recht unsicher ist, wird man deshalb den skizzierten Trend durchaus ernst nehmen müssen.

Keramikscheiben

Die als mögliche Spinnwirtel angesprochenen Keramikscheiben stammen aus Fundkomplexen aller Siedlungsphasen. Schwerpunkte der Fundzahlen liegen in den Phasen 6 und 9, wobei allerdings das gleiche Problem wie bei Figurinen usw. hinsichtlich unterschiedlicher Auffindungswahrschein-lichkeiten besteht. Es wurde deshalb analog zu diesen Objekten verfahren und die Fundzahlen auf die Aushubmenge normiert (Tab. 136).

Im Ergebnis ist die Häufigkeit innerhalb der unterschiedlichen Phasen wesentlich gleichförmiger als wenn man von den reinen Fundzahlen aus-geht. Durch eine gegenüber anderen Phasen erhöhte Fundzahl stechen die Phasen 1, 5 und 9 heraus, wobei allerdings die Phasen 1 und 5 nur durch sehr kleine Aushubmengen und jeweils ein Exemplar vertreten sind. Er-heblich zuverlässiger ist dagegen die erhöhte Fundzahl in Phase 9, die auf einer ungleich besseren Datengrundlage basiert. Es deutet sich demnach eine Zunahme der Häufigkeit entsprechender Artefakte in der letzten Siedlungsphase an.

Webgewichte

Auch Webgewichte sind in allen Siedlungsphasen vertreten (Tab. 137). Deutlich unterrepräsentiert sind sie in den Phasen 2–5, in denen ein be-trächtlicher Anteil des Aushubs aus Grabenbereichen stammt. Entspre-chend ist ihre geringe Anzahl bezogen auf das Aushubvolumen in diesen Phasen zumindest teilweise als Ausdruck der speziellen Depositionsum-stände in den Gräben zu verstehen. Sehr signifikant erscheint hingegen der deutliche Rückgang der Häufigkeit von Webgewichten zwischen den Phasen 6 und 9, für die keine entsprechenden taphonomischen Gründe gel-tend gemacht werden können. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Vergleich mit den als mögliche Spinnwirtel angesprochenen Keramik-scheiben, die im Gegensatz zu Webgewichten in der gleichen Phase häu-figer werden. Darauf, dass sich hinter diesen Veränderungen durchaus ein Muster verbergen könnte, deutet zum Beispiel eine ganz ähnliche Entwick-lung an dem serbischen Fundort Selevac hin (Tringham/Stevanović 1990, 331).

ZUSAMMENFASSUNG DES TECHNOLOGISCHEN UND STILISTISCHEN WANDELS DES KER AMIK MATERIAL S

Wandel der Keramikmenge

Die Menge an Gefäßkeramik variiert in den unterschiedlichen Phasen zwischen 2–10 kg pro Kubikmeter Aushub. Während Unterschiede in den Phasen 1–8 einerseits auf spezifische Depositionsbedingungen in Graben- und Hausbereichen sowie andererseits auf Gewichtsunterschiede zum

360

Beispiel von Gefäßbodentypen zurückgeführt werden können, ist in der letzten Siedlungsphase 9 eine signifikante Zunahme vor allem von grober Keramik zu verzeichnen.

Technologischer Wandel

In technologischer Hinsicht sind im Wesentlichen vier Entwicklungen zu beobachten:1. Magerungsmaterialien: Bei grober und mittelfeiner Ware erfolgte eine

Umstellung der Magerungsmaterialien von grobem Sand, der vermut-lich aus dem Flusslauf der Bosna gewonnen wurde, hin zu einem Zu-schlag, der in der Keramik Poren hinterlassen hat. Dieser Wandel voll-zog sich relativ allmählich zwischen den Siedlungsphasen 2 und 6. Wie oben dargelegt wurde (siehe S. 145 ff.), handelt es sich dabei um zersto-ßenen und später vollständig verwitterten Kalkstein. Dieser steht im Untergrund der Siedlung an und war deshalb ebenso leicht erreichbar wie die zuvor bevorzugten Flusssande.

2. Feinware: In den Phasen 1–4 gewinnen außerordentlich feine Waren sehr schnell an Bedeutung, in denen – abgesehen von einigen Hämatit-körnern – keinerlei nicht plastische Komponenten erkennbar sind und die sich vielfach durch repräsentative, glänzend polierte Oberflächenge-staltungen auszeichnen. In Phase 1 hat entsprechende Ware noch einen Anteil von nur 2 %. In den Phasen 4–8 erreicht sie eine Häufigkeit von etwa 30 % des Materials. Während die relative Häufigkeit mittelfeiner Waren sich nicht verändert, ist eine Verschiebung der Verhältnisse zwi-schen Fein- und Grobware zu beobachten. Da die Gesamtmenge der Ke-ramik im Zeitraum von Phase 2 bis Phase 7 insgesamt gleich bleibt, liegt der Schluss nahe, dass einige Funktionen grobkeramischer Gefäße auf feinkeramische Gefäße übergingen.

3. Brenntechnik/Färbung: Bei der Produktion von Gefäßen wurde eine dunkle Färbung der Keramik angestrebt, die mittels Reduktionsbrand erzielt wurde. Dunkel gefärbte Waren repräsentieren in Phase 1 zu-nächst einen Gesamtanteil von etwa 40 % und nehmen dann bis Phase 3 an Häufigkeit bis auf 60 %, später teilweise sogar bis auf 70 % zu.

Die Frühzeit der Siedlung repräsentiert insofern eine Übergangsperiode, als eine Umstellung der Verzierungstechnik von linear bemalter Keramik zu eingeritzten und eingestochenen Dekorationen erfolgt. In Phase 1 weist nur ein relativ kleiner Anteil des Materials einen durchgehenden Redukti-onsbrand auf, während ein erheblich größerer Anteil lediglich oberfläch-lich dunkel gefärbt ist. Dies ändert sich unvermittelt ab Phase 2, in der ein deutlich höherer Anteil durchgehend reduzierter Scherben vorliegt.

Die Stringenz, mit der der Reduktionsbrand umgesetzt wurde, ist wäh-rend der letzten Siedlungsphasen wieder rückläufig. Diese Entwicklung hängt nur teilweise mit dem höheren Anteil von Gefäßen aus Grobware zusammen, die vielfach einen sekundären Oxidationsbrand aufweisen.

4. Wandstärke: Von Phase 1 zu Phase 2 ist ein deutlicher Anstieg der Wandstärken zu beobachten, der sich auf alle Warengruppen bezieht. Zwischen Phase 2 und mindestens Phase 6 bleiben die Wandstärken dann weitgehend konstant, bevor in Phase 9 erneut ein leichter Rück-gang zu verzeichnen ist.

Stilistischer Wandel

Ausgehend vom beobachteten stilistischen Wandel des Keramikmaterials, der sowohl morphologische Merkmale bzw. Gefäßformen als auch Ver-

361

zierungen betrifft, können innerhalb der Besiedlungsdauer von Okolište im Wesentlichen drei Zeitabschnitte mit unterschiedlichen Trends unter-schieden werden:1. Das Keramikmaterial der frühesten Siedlungsphase ist noch in starkem

Maße durch Charakteristika der Kakanjperiode bestimmt. Gleichzeitig treten zunächst in sehr geringer Menge neue Elemente wie zum Beispiel bikonische Gefäßformen auf. Die folgenden Phasen 2 und 3 sind durch einen umfassenden stilistischen Wandel der Gefäßkeramik gekenn-zeichnet, im Rahmen dessen die für Butmir charakteristischen Formen und Verzierungen erstmals auftauchen und sehr schnell an Quantität zunehmen. Die Periode ist insgesamt durch die höchste Innovativität und steigende Diversität des Verzierungsspektrums gekennzeichnet, wobei die Verzierungsrate zunächst relativ konstant bleibt.

2. In den Phasen 4–8 tritt insofern eine gewisse Stabilisierung ein, als die Geschwindigkeit stilistischen Wandels nach und nach zurückgeht und sich die Diversität des Verzierungsspektrums nicht mehr erhöht. Zwischen den Phasen 5 und 7 kommt es allerdings zu einer deutlichen Zunahme der Verzierungsrate. Ab Phase 7 verstärken sich einige der genannten Trends nochmals klar: Es werden nur noch sehr wenige neue Formen entwickelt; mehr und mehr überwiegt die Anzahl auslaufen-der Verzierungsmotive. Gleichzeitig ist die Verzierungsrate nun wieder rückläufig. Technik und Komposition von Verzierungen ist jetzt teilwei-se durch eine gewisse Flüchtigkeit gekennzeichnet.

3. Obwohl in Phase 9 insgesamt eine scheinbar nahtlose Fortsetzung der beschriebenen Trends im Hinblick auf Innovativität, Diversität von Ver-zierungen und Verzierungsrate zu konstatieren ist, unterscheidet sich das Keramikmaterial in vielerlei Hinsicht markant von jenem der voran-gegangenen Phasen. Diese Unterschiede bestehen vor allem in sprung-haften Änderungen der Häufigkeit bestimmter Gefäßklassen und -typen sowie von Verzierungsarten. Unter anderem nimmt der Anteil linearer Verzierungen, von plastischen Randgestaltungen und Kannelierungen deutlich zu, während die Bedeutung klassischer Butmirelemente wie Band- und Flächendekorationen klar zurückgeht.

Wandel in der Häufigkeit anderer keramischer Fundgruppen

Abgesehen von der Entwicklung von Gefäßen wurde auch die Häufigkeit einiger anderer Arten von Artefakten aus Keramik in Relation zur Aus-hubmenge untersucht: Bei Keramikscheiben und Webgewichten sind in Phase 9 markante Änderungen der Häufigkeit erkennbar, insofern als mehr Keramikscheiben und weniger Webgewichte auftreten. Auch bildli-che Darstellungen in Form von Figurinen und Gefäßapplikationen sowie andere Artefakte mit möglicherweise ritueller Funktion werden ab Phase 8 häufiger.

Fazit

In der Zusammenschau der unterschiedlichen Argumente erscheint insge-samt gesichert, dass in Okolište zwischen den Phasen 2 und 8 eine kontinu-ierliche kulturelle Entwicklung „ablief“. Während dieser Zeit sind zunächst ein umfassender stilistischer sowie technologischer Wandel und eine zu-nehmende stilistische Differenzierung zu konstatieren. Im Rahmen dieser Entwicklung nimmt der investierte Energieaufwand für Verzierungen und Oberflächenbehandlungen deutlich zu. Später ist eine Stagnation der In-novativität und eine rückläufige stilistische Komplexität zu beobachten.

362

An den Übergängen von Phase 1 zu Phase 2 sowie von Phase 8 zu Phase 9 – also sowohl kurz nach dem Beginn als auch kurz vor dem Ende der Siedlungstätigkeit in Okolište – sind anhand von vielerlei Merkmalen des Keramikmaterials markante Brüche zu beobachten, deren Hintergründe und Ursachen in der Synthese dieser Arbeit noch näher zu diskutieren sein werden. Bevor dies geschehen kann, erscheint es notwendig, die Entwick-lung von Architektur und Siedlungsstrukturen sowohl im lokalen als auch im regionalen Rahmen zumindest überblicksartig zu untersuchen.

363

Architektur und Siedlungsstrukturen

HÄUSER

Untersuchte Merkmale

Insgesamt wurden bei den Ausgrabungen in Okolište die Reste von min-destens 39 Häusern freigelegt, die teilweise oder vollständig innerhalb der untersuchten Grabungsflächen lagen und unterschiedliche Erhaltungszu-stände aufwiesen. In Tabelle 138 sind alle verfügbaren Informationen zu diesen Bauten zusammengestellt; Tabelle 139 enthält Erläuterungen, wie diese Angaben ermittelt wurden.

Haustypen

Die Mehrheit der Architekturreste in Okolište stammt von ebenerdigen, in Ständerbauweise errichteten Gebäuden (n = 36). Diese stellen den Nor-maltyp der Häuser in den Phasen 2–9 dar. Ausschließlich in Kontexten der ältesten Siedlungsphase 1 wurden außerdem die Reste von rechteckigen, teilweise in den Boden eingetieften Gebäuden festgestellt (n = 3). Die Klas-sifizierung als eingetiefte Bauten erscheint aufgrund ihrer regelmäßigen Form und der ebenerdigen Häusern entsprechenden Dimension und Aus-richtung unzweifelhaft. Die Befunde unterscheiden sich durch die genann-ten Merkmale klar von sogenannten Kurvokomplexbauten, deren Charak-ter als Behausungen zu Recht in Zweifel gezogen wird (vgl. z. B. Lichter 1993, 25 f.; Schier 1995, 332 f.; Rosenstock 2009, 124 f.).

Zustand

Eine für die Befundinterpretation in Okolište grundlegende Feststellung bestand darin, dass abgesehen von verbrannten Häusern, die sich in der Regel aufgrund zahlreicher verziegelter Wandfragmente problemlos als Gebäudereste identifizieren lassen, Reste unverbrannter Häuser vorliegen, von denen meist nur flächige Ablagerungen gelben Lehmes erhalten sind, die vielfach kleine Hügel bildeten. Dieser Umstand ist besonders hervor-zuheben, da die Identifizierung unverbrannter Bauten in Obre II offenbar nur teilweise gelungen ist (Benac 1973 b, 19–30). Von den 39 in Okolište festgestellten Häusern waren 13 teilweise oder vollständig niedergebrannt, während es sich bei 26 Gebäuden um Reste unverbrannter Bauten handelte.

Tragende Konstruktion der Häuser

Das Konstruktionsprinzip der ebenerdigen neolithischen Häuser in Okolište ist am besten anhand des Grundrisses des in Fläche 3 gelege-nen Hauses Oko 1 nachvollziehbar (Abb. 233). Die tragende Konstruktion dieses etwa 4,4 m breiten und 10,5 m langen Gebäudes bestand aus einer Mittelpfosten- und zwei Wandpfostenreihen, die in den beiden Längswän-

364

Tab. 138. Okolište. Katalog der im Rahmen der Befundinterpretation identifizierten Häuser; kursiv = unsicher (Erläuterungen zu den Hausbe-schreibungen siehe Tab. 139).

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Haus Oko 2 3 3A Oko 3/2 2 6 b ebenerdig . unverbrannt 46,2 100 1,4 = 10,5 = 4,4 10,5 46,20 46,2Haus Oko 3 3 3A Oko 3/2 2 6 a ebenerdig . unverbrannt 46,2 100 1,4 = 10,5 = 4,4 10,5 46,20 46,2Haus Oko 4 3 3B Oko 3/2 2 6 b ebenerdig . verbrannt 32,4 100 1,4 = 10,8 = 3,0 10,8 32,40 32,4

Haus Oko 5 3 3B Oko 3/2 2 6 a ebenerdig . unverbrannt 41,0 100 1,4 = 10,8 = 3,8 10,8 41,04 41,0Haus Oko 6 3 3C Oko 3/2 2 6 b ebenerdig . verbrannt 42,0 100 1,4 = 10,0 = 4,2 10,0 42,00 42,0

Haus Oko 7 3 3C Oko 3/2 2 6 a ebenerdig . unverbrannt 40,0 100 1,4 = 10,0 = 4,0 10,0 40,00 40,0Haus Oko 8 3 3E Oko 3/2 2 6 b ebenerdig . unverbrannt 28,8 89 1,4 u 9,2 = 3,5 9,2 32,20 32,2

Haus Oko 9 3 3E Oko 3/2 2 6 a ebenerdig . unverbrannt 28,8 89 1,4 u 9,2 = 3,5 9,2 32,20 32,2Haus Oko 10 3 3F Oko 3/2 2 6 b ebenerdig . unverbrannt 23,2 64 1,4 u 9,0 = 4,0 10,0 36,00 36,0Haus Oko 11 3 3F Oko 3/2 2 6 a ebenerdig . unverbrannt 23,2 64 1,4 u 9,0 = 4,0 10,0 36,00 36,0Haus Oko 12 3 3D Oko 3/2 2 6 - ebenerdig . verbrannt 7,7 18 1,4 > 2,7 = 4,2 10,5 – 44,1Haus Oko 13 3 3G Oko 3/2 2 6 . ebenerdig . unverbrannt 26,1 48 3,0 u 11,0 = 4,9 12,3 53,90 53,9

Haus Oko 14 3 3H Oko 3/3 2 5 . ebenerdig . unverbrannt 37,8 100 2,2 = 9,0 = 4,2 9,0 37,80 37,8

Haus Oko 15 3 3I Oko 3/3 2 5 . ebenerdig . unverbrannt 6,9 – 5,7 > 3,8 > 2,9 – – –Haus Oko 16 1 1J Oko 1/2 3 8 b ebenerdig . unverbrannt 33,2 100 1,2 = 9,9 = 3,4 9,9 33,17 33,2Haus Oko 17 1 1J Oko 1/2 3 8 a ebenerdig . unverbrannt 33,2 100 1,2 = 9,9 = 3,4 9,9 33,17 33,2Haus Oko 18 1 1A Oko 1/2 3 8 . ebenerdig . verbrannt 11,6 24 1,2 = 11,0 u 4,4 11,0 48,40 48,4

Haus Oko 19 1 1A Oko 1/3 3 7 . ebenerdig . unverbrannt – – – . – u 5,0 12,5 – 62,5Haus Oko 20 1 1K Oko 1/2 3 8 . ebenerdig . unverbrannt 6,8 18 1,7 > 5,9 u 3,9 9,8 – 38,0Haus Oko 22 1 1L Oko 1/2 3 8 b ebenerdig . unverbrannt 15,6 43 1,7 > 5,5 = 3,8 9,5 – 36,1Haus Oko 23 1 1L Oko 1/2 3 8 a ebenerdig . unverbrannt 15,6 43 1,7 > 5,5 = 3,8 9,5 – 36,1Haus Oko 26 1 1F Oko 1/3 3 7 . ebenerdig . verbrannt 1,3 – 1,5 . – . – – – –Haus Oko 28 1 1C Oko 1/3 3 7 . ebenerdig . verbrannt 11,7 19 1,5 > 3,6 u 5,0 12,5 – 62,5Haus Oko 29 4 4A Oko 4/2 3 9 b ebenerdig . verbrannt 81,8 100 – = 13,2 = 6,2 13,2 81,84 81,8

Haus Oko 30 4 4A Oko 4/2 3 9 a ebenerdig . unverbrannt 81,8 100 1,4 = 13,2 = 6,2 13,2 81,84 81,8Haus Oko 31 4 4B Oko 4/2 3 9 a ebenerdig . unverbrannt 22,7 – 1,4 > 10,2 > 4,0 – – –Haus Oko 32 4 4C Oko 4/2 3 9 a ebenerdig . unverbrannt 9,3 12 1,5 > 7,1 = 5,5 13,8 – 75,6Haus Oko 33 4 4E Oko 4/3 3 8 . ebenerdig . verbrannt – – – . – . – – – –Haus Oko 34 4 4F Oko 4/3 3 8 . ebenerdig . verbrannt – – – . – . – – – –Haus Oko 35 3 3M Oko 3/3 2 5 . ebenerdig . verbrannt 1,1 – 10,9 . – . – – – –

365

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2,4 . 0,2 9,2 9,2 . NO–SW 37 . Herd nö Giebelwand 1 Brandplatte 1,2 Ansammlung Webgewichte

2,4 . 0,2 6,9 6,9 . NO–SW 37 . . . . . . .2,4 . 0,2 6,9 6,9 . NO–SW 37 . . . . . . .

3,6 . 0,2 4,9 4,9 . NO–SW 37 . . . . . . Ansammlung Webgewichte

2,8 . 0,2 6,2 6,2 . NO–SW 37 . . . . . . .2,4 . 0,2 8,4 8,4 . NO–SW 39 . . . . . . Ansammlung

Webgewichte2,5 . 0,2 8,0 8,0 . NO–SW 39 . . . . . . .2,6 . 0,2 4,8 4,8 . NO–SW 45 . Herd oder

Ofen ?Zentrum 1 rechteckiger

Steinunterbau1,2 x 0,85 .

2,6 . 0,2 4,8 4,8 . NO–SW 45 . . . . . . .2,3 . 0,2 5,4 5,4 . NO–SW 35 . Herd Zentrum 2–3 Brandplatten 0,8 .2,3 . 0,2 5,4 5,4 . NO–SW 35 . . . . . . .

– . 0,2 . 6,6 . NO–SW 37 . . . . . . . 2,2 . 0,2 10,8 10,8 . SO–NW 122 . Herd Zentrum 1 Steinunterbau,

Brandplatte1,25 .

2,1 > 0,2 5,7 5,7 . NO–SW 47 . Herd sö Längswand 2 Steinunterbau, Brandplatte

1,15 .

– > 0,1 . – . N–S 0 . Herd Zentrum? . ? 0,8 . 3,0 . 0,2 5,0 5,0 . SO–NW 120 . Herd . . . . . 3,0 . 0,2 5,0 5,0 . SO–NW 120 . . . . . . . 2,5 . 0,2 7,3 7,3 . NO–SW 35 . Herd sö Längswand 1 Steinunterbau,

Brandplatte1,4 .

– . – – – . NO–SW – . Ofen nw Längswand? 1 Kuppelofen 1,6 x 1 . – . 0,2 . 5,7 . NO–SW 30 . . . . . . . – . 0,2 . 5,4 . NO–SW 29 . . . . . .. . – . 0,2 . 5,4 . NO–SW 29 . . . . . . . – . 0,2 . – . NO–SW – . . . . . . . – . 0,2 . 9,4 . NO–SW 35 . . . . . . .

2,1 . 0,2 16,4 16,4 . NO–SW 29 . Herd sw Giebelwand 1? rechteckiger Steinunterbau

1,5 x 1,1 .

2,1 . 0,2 16,4 16,4 . NO–SW 29 . . . . . . .– . 0,1 . – . NO–SW 28 . . . . . . .– . 0,2 . 15,1 . NO–SW 31 0,2 Herd nw Längswand 1 Steinunterbau 1,3 . – . – . – . NO–SW – . . . . . . . – > 0,2 . – . NO–SW – . . . . . . . – . – . – . – – . . . . . . .

Tab. 138. Fortsetzung. Okolište. Katalog der im Rahmen der Befundinterpretation identifizierten Häuser; kursiv = unsicher (Erläuterungen zu den Hausbeschreibungen siehe Tab. 139).

366

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Haus Oko 36 3 3K Oko 3/2 2 6 . ebenerdig . verbrannt 2,1 – 1,4 > 2,5 > 2,0 – – –Haus Oko 37 3 3L Oko 3/3 2 5 . ebenerdig . unverbrannt 20,7 36 2,2 > 4,6 = 4,8 12,0 – 57,6Haus Oko 38 6 6C Oko 6/6 1 1 . eingetieft 0,65 unverbrannt 16,3 100 – = 8,4 = 2,0 8,4 16,28 16,3Haus Oko 39 6 6B Oko 6/5 1 2 . ebenerdig . verbrannt 9,3 – – > 3,4 > 4,9 – – –Haus Oko 40 6 6A Oko 6/4 1 3 . ebenerdig . unverbrannt 24,6 43 – > 5,3 = 4,8 12,0 – 57,6Haus Oko 41 9 9A Oko 9/5 1 1 b eingetieft 0,85 unverbrannt 1,7 – – > 2,5 > 2,6 – – –Haus Oko 42 9 9A Oko 9/5 1 1 a eingetieft 0,65 unverbrannt 1,7 – – . – . – – – –Haus Oko 43 9 9B Oko 9/4 1 2 . ebenerdig . unverbrannt – – – . – . – – – –

Tab. 138. Fortsetzung. Okolište. Katalog der im Rahmen der Befundinterpretation identifizierten Häuser; kursiv = unsicher (Erläuterungen zu den Hausbeschreibungen siehe Tab. 139).

Tab. 139. Okolište. Erläuterungen zu den Hausbeschreibungen in Tabelle 138.

Merkmal Erläuterungen

Hausbezeichnung durchlaufende Nummerierung auf FundplatzebeneGrabungsfläche durchlaufende Nummerierung auf FundplatzebeneHausstelle Bezeichnung mit Buchstaben auf Ebene einzelner Grabungsflächen Schichtenformation siehe S. 54 ff. Hauptphase siehe S. 263 ff. Phase siehe S. 263 ff.Bauschicht Angegeben, wenn mehrere Häuser in Superposition in der gleichen Hausstelle überein-

anderliegen, Bezeichnung mit Buchstaben von unten nach oben.Haus: Typ teilweise eingetieft, ebenerdigHaus: max. Tiefe Angabe bei eingetieften HäusernHaus: Zustand verbrannt, unverbranntHaus: Fläche im Planum (m2) Flächeninhalt der Hausreste im PlanumHaus: Anteil im Planum (%) bezogen auf ermittelte oder durchschnittliche HausgrößeMIB-distance (vgl. Rosenstock 2009, 143) minimale Entfernung zum nächsten HausHaus: Länge Genauigkeit = gleich, > größer, u unsicherHaus: Länge Hauslänge, gegebenenfalls gemitteltHaus: Breite Genauigkeit = gleich, > größer, u unsicherHaus: Breite Hausbreite, gegebenenfalls gemitteltHaus: Länge rekonstruiert Ist nur die Breite eines Hauses bekannt, kann eine Schätzung der Hauslänge auf Grund-

lage des durchschnittlichen Längen-/Breitenquotienten der jeweiligen Phase erfolgen.Haus: Fläche lt. Befund Hauslänge * Hausbreite

367

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Tab. 138. Fortsetzung. Okolište. Katalog der im Rahmen der Befundinterpretation identifizierten Häuser; kursiv = unsicher (Erläuterungen zu den Hausbeschreibungen siehe Tab. 139).

Merkmal Erläuterungen

Haus: Fläche rekonstruiert Hausbreite * Hauslänge oder Hauslänge rekonstruiertLängen-/Breiten-Quotient Quotient aus Länge und BreiteHaus: Mächtigkeit der Ablagerungen, Genauigkeit = gleich, > größerHaus: Mächtigkeit der Ablagerungen (m) Angabe lt. BefundHaus: Volumen 1 (m3) Fläche lt. Befund * Mächtigkeit der AblagerungenHaus Volumen 1 rekonstruiert Fläche rekonstruiert * Mächtigkeit der AblagerungenHaus: Volumen der Einfüllung (m3) bei eingetieften HäusernHaus: Ausrichtung HimmelsrichtungHaus: Ausrichtung (Grad) bezogen auf lokales Messsystem der Grabung; Nord-Süd-Ausrichtung entspricht Null

Grad; andere Werte im UhrzeigersinnHaus: Wandstärke (m) nach in situ-Befund oder aufgrund von BrandlehmrestenPfosten/Joche Anzahl der festgestellten Pfosten und gegenüberliegenden Pfostenpaare (Joche) [keine

Angaben]max. möglicher Dachüberstand halber Abstand zur nächsten Hauswand [keine Angaben]Feuerungsanlage: Art Herd, OfenFeuerungsanlage: Lage Lage der Feuerungsanlage innerhalb des HausesFeuerungsanlage: Anzahl Phasen Anzahl übereinanderliegender BrandplattenFeuerungsanlage: Konstruktion z. B. SteinunterbauFeuerungsanlage: Größe Durchmesser bzw. Länge * BreiteHausausstattung Reste der Hausausstattung (ohne Gefäßkeramik)

Tab. 139. Fortsetzung. Okolište. Erläuterungen zu den Hausbeschreibungen in Tabelle 138.

368

Pfostengrube, rekonstruiert

Wand, sicher

Wand, rekonstruiert

Herd

Webgewichte

Pfostengrube, sicher

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Abb. 233. Okolište. Fläche 3, rekonstruierter Grundriss von Haus 1 mit Nummerierung von Pfostengruben.

Abb. 234. Okolište. Fläche 3, Konstruktion des Hauses 1 (Rekonstruktion).

369

den sieben einander gegenüberliegende Pfostenpaare bildeten62. Für eine Rekonstruktion erscheint wichtig, dass die Mittelpfostenreihe teilweise einen anderen Pfostenrhythmus als die Seitenwände aufwies und im Süd-westen etwa 1 m über die Wandpfostenreihe hinausreichte. Das Gebäude dürfte eine Pfettenkonstruktion besessen haben, bei der in Längsrichtung des Hauses Hölzer auf den Wand- und Mittelpfosten auflagen, welche die Sparren und schließlich die Dachdeckung trugen (Abb. 234). Der an der südwestlichen Giebelseite vor die Seitenwände gestellte Mittelpfosten weist darauf hin, dass das Dach hier vermutlich vor die Hauswand ragte, also eine Art Vordach bildete. Vermutlich befand sich demnach an dieser Hausseite die Tür des Gebäudes, wofür sich auch durch Fundkartierun-gen zum Beispiel von Fußschalen und Schüsseln Hinweise ergeben (siehe S. 392 ff.).

Obwohl bei den Grabungen in Okolište kein zweiter derart gut erhal-tener verbrannter Gebäuderest wie Haus Oko 1 aufgedeckt wurde, ist aufgrund zahlreicher Befunde ausreichend gesichert, dass auch andere ebenerdige Häuser in der beschriebenen Weise errichtet waren. Ähnliche Konstruktionen ließen sich zum Beispiel auch an den Häusern Oko 4, 6, 8–9, 29 und 30 feststellen (Abb. 235). Die Standorte der teils mächtigen Mittelpfosten sind darüber hinaus in vielen Fällen auch in den Bildern der geomagnetischen Prospektion erkennbar.

Die Durchmesser der tragenden Pfosten ließen sich nur in verhältnismä-ßig wenigen Fällen feststellen: Die Wandpfosten hatten Dimensionen zwi-schen 0,2–0,4 m, die Firstpfosten in einem Bereich zwischen 0,35–0,5 m.

Sehr charakteristisch für die Bauten in Okolište erscheint der verhält-nismäßig weite Abstand der tragenden Wandpfosten zwischen 1,2–1,9 m. Der Dachüberstand an den Längsseiten der Häuser kann 0,7 m nicht über-schritten haben, sondern dürfte – da sich die Traufen benachbarter Ge-bäude sicherlich nicht berührten – zumeist eher geringer gewesen sein.

Keine eindeutigen Spuren der aufgehenden Konstruktion konnten in Okolište bei den eingetieften Strukturen festgestellt werden. Während dies bei den beiden in Fläche 9 gelegenen Häusern Oko 41 und Oko 42 auf die sehr kleine Grabungsfläche zurückzuführen ist, können entsprechen-de Gründe für Haus Oko 28 nicht vorgebracht werden. Im näheren Um-feld des Gebäudes gibt es zwar Reihen pfostenähnlicher Verfärbungen, die keiner Baustruktur zugewiesen sind. Eine Zusammengehörigkeit mit dem eingetieften Gebäuderest erscheint jedoch unwahrscheinlich, da einige dieser mutmaßlichen Pfostengruben die Verfüllung der Grube schneiden und demzufolge eindeutig nachzeitig sind.

Dass entsprechende eingetiefte Bauten einen festen Oberbau besessen haben, zeigt ein sehr ähnlicher Befund im 1. Wohnhorizont von Obre II (Benac 1973 b, 21 Plan 5, K4). Dort wurde an der Südwestseite der Struktur entlang der Oberkante der Grube eine Steinfundamentierung festgestellt, in die mehrere kleinere Pfosten inkorporiert waren. Obwohl die daraus zu rekonstruierende geringe Breite entsprechender Bauten von nur 2 m we-nig plausibel ist, scheint dieser Befund darauf hinzudeuten, dass sich die aufgehenden Wände der eingetieften Häuser direkt an der Grubenkante befanden.

Wandaufbau

Der verziegelte Schutt der Wände verbrannter Häuser wurde auf unter-schiedliche Weise dokumentiert: Seit dem Grabungsjahr 2005 wurde Brandlehm grundsätzlich auf der Ebene von Quadraten und Befunden

62 Innenpfostenmuster A 1b nach Lichter 1993, 51–60.

370

gewogen. Bei größeren in situ freipräparierten Wandpartien erfolgte eine zeichnerische Dokumentation von Wandoberflächen sowie von Durchmes-sern und Richtungen von Holzabdrücken. Ein Teil der Brandlehmfragmen-te gelangte in das Fundbearbeitungsbüro, wo die Durchmesser bestimmt und in die Grabungsdatenbank eingegeben wurden. Einige besonders aus-sagefähige Stücke wurden außerdem fotografisch dokumentiert.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich zunächst auf die zu Phase 6 gehörigen Hausbefunde der Fläche 3. Das Brandlehmmaterial wies hier unterschiedliche Zusammensetzungen auf. Größere Wandfragmente wa-ren häufig mit Spreu oder ähnlichem organischem Material gemagert, wel-ches bei den Brandereignissen ausbrannte und charakteristische Hohlräu-me hinterließ. Es wurden jedoch auch zahlreiche Fragmente beobachtet, die keine derartige Porigkeit aufweisen.Verschiedene Typen von Brandlehmfragmenten wurden dokumentiert:– Typ 1: Massive Bruchstücke, die an einer Seite parallele Abdrücke von

dicht nebeneinanderliegenden Rundhölzern mit Stärken zwischen 40–90 mm aufwiesen. Die Lehmbedeckung über den Hölzern betrug zu-meist zwischen 50–100 mm. An der Außenseite wiesen diese Stücke in der Regel nur recht grob verknetete bzw. verstrichene Oberflächen auf. In einigen Fällen verliefen schräg oder rechtwinklig zu den parallelen Hölzern andere Rundhölzer ähnlicher Stärke, die allerdings auf einer anderen Ebene lagen. Manchmal schlossen sich direkt an die Hölzer auch Abdrücke eckiger – vermutlich gespaltener – Hölzer an, die jedoch in keinem Fall in ihrer ganzen Breite erhalten waren und über deren Dimension deshalb nichts ausgesagt werden kann.

– Typ 2: Deutlich seltener traten plattige Fragmente mit variierender Stär-ke zwischen 30–100 mm auf, die keine Holzabdrücke aufweisen.

– Typ 3: Relativ häufig waren kleinere Fragmente mit einer Stärke von 1,8–2,7 cm, die mit Sand gemagert sind und eine verfeinerte Oberflächen-behandlung erfahren haben. Diese Oberflächenbehandlungen waren

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Abb. 235. Okolište. Fläche 3, Pfostengruben innerhalb der Hausstelle Oko 3B (Haus 4).

371

Gegenstand eingehender, bereits teilweise publizierter Untersuchun-gen durch D. Opiola (2006; o. J.). Demnach wurden die Oberflächen vielfach verdichtet und poliert oder dünne Schlämmen als Ausgleichs-schichten aufgetragen. In vielen Fällen waren darauf oder auch direkt auf die Lehmoberfläche zum Teil mehrere übereinanderliegende weiße Schichten aufgebracht worden63. Bei diesen weißen Schichten handelt es sich nach Ergebnissen von röntgendiffraktometrischen Analysen um Anstriche, die unter Verwendung von Knochenasche – Hydroxylapatit Ca5(PO4)3(OH) – hergestellt worden sind64. Nach wie vor singulär sind zwei geritzte geometrische Verzierungen aus dem nordöstlichen Teil des Hauses Oko 1, an denen sich über der weißen Tünche noch ein roter Farbauftrag befand (vgl. Hofmann u. a. 2006, Abb. 35)65.

Die unterschiedlichen Typen von Brandlehmfragmenten belegen, dass die Wände der Häuser in Fläche 3 einen mehrschichtigen Aufbau besa-ßen. Die Ausfachungen zwischen den Wandpfosten bestanden aus geraden par allelen Hölzern, die nach einem der bereits von Benac (1973 b, 30–37) für den Fundplatz Obre II beschriebenen Prinzipien angeordnet waren. Angesichts der genannten Quer- und Diagonalhölzer erscheint Variante b) am plausibelsten, bei der die Wandfüllungen vor allem aus senkrechten Hölzern bestehen, die mit wenigen horizontalen Hölzern an den Pfosten befestigt sind. Leider ist aus den Kartierungen der Hölzer nicht mit Sicher-heit ersichtlich, wie die Hölzer in der Wand angeordnet waren.

Das Holzgerüst der Ausfachungen war von beiden Seiten mit Lehm ver-kleidet. Aus diesem Material entstanden bei dem Brand der Häuser die Brandlehmfragmente des Typs 1. Bei Stücken des Typs 2 handelt es sich vermutlich um Teile, die in Kontaktbereichen zu den tragenden Bauteilen wie Pfosten und Pfetten oder im Bereich der Wandbasen zum Ausgleichen von Niveauunterschieden verwendet worden sind. Die mit Sand gemager-ten Brandlehmstücke des Typs 3 stellen Fragmente von Putzschichten dar, die an den rauen Außenseiten der Ausfachungen aufgetragen worden wa-ren. Bedauerlicherweise ist nicht gänzlich klar, ob dieser geweißte und in bestimmten Bereichen mit geometrischen Motiven dekorierte Putz innen, außen oder innen und außen an den Wänden angebracht war.

Ausgehend von dem dokumentierten Brandlehmmaterial lassen sich Wandstärken im Bereich zwischen 0,15–0,2 m rekonstruieren. Dies stimmt gut mit der im unverbrannten Zustand überlieferten Nordwest-wand des Hauses Oko 32 in Fläche 4 überein, deren Stärke zwischen 0,18–0,2 m beträgt.

63 Nach Opiola (2006) waren an den untersuchten Fragmenten bis zu drei übereinander-liegende Farbschichten festzustellen, was eine regelmäßige Erneuerung der Anstriche belegt.

64 Aus heutiger Sicht wäre diese Interpretation meiner Ansicht nach nochmals zu über-denken, da Phosphor – der entscheidend zur Identifizierung von Knochenasche als ver-wendetes Farbpigment beigetragen hat – durch Eintrag von außen (Bodenlagerung in phosphatreichem Milieu) in die Brandlehmstücke gelangt sein könnte. Sehr hohe Phos-phorgehalte von bis zu 5 % befanden sich auch in Keramik, was bei Analysen mittels Röntgendiffraktometrie zur (vermutlich falschen) Identifizierung des sehr seltenen Mi-nerals Berlinit (AlPO4) führte.

65 Laut dem bisher unpublizierten Bericht zu den Untersuchungen von Brandlehmober-flächen der Grabungskampagne 2005 von Opiola (o. J.) handelt es sich bei den Ritzun-gen nicht um artifizielle Strukturen, sondern um Vertiefungen, die durch Zersetzung organischer Substanzen entstanden sein sollen. In der roten Schicht über dem weißen Auftrag wurde von ihr durch Röntgenfluoreszenz-Analysen ein erhöhter Eisengehalt nachgewiesen. Ihrer Ansicht nach handelt es sich jedoch nicht um einen Farbauftrag, sondern um eine „durch chemische Reaktionen des Eisens oder durch Kontakt mit Hu-minsäure“ entstandene Schicht. Es sei ausdrücklich hervorgehoben, dass der Autor die-ser Arbeit diesen Standpunkt nicht teilt! Seiner auf visueller Begutachtung basierenden Meinung nach ist sowohl der artifizielle Charakter der Ritzung als auch des Farbauftrag nicht zu bezweifeln.

372

In Fläche 4 sind nur in Teilbereichen der Häuser verziegelte Wandpar-tien erhalten, die in den meisten Fällen zu Phase 9 gehören. Der großflä-chigste entsprechende Befund war der nordöstliche Teil des Hauses 29. Im Gegensatz zu Fläche 3 wurden hier mehrfach Stücke mit Abdrücken von Flechtwerk gefunden. Demnach wurden in Phase 9 andersartig konstru-ierte Ausfachungen hergestellt, was einen weiteren Beleg für die auch in anderer Hinsicht abweichende materielle Kultur dieser Phase darstellt. So-weit dies aus den Dokumentationen des ersten Grabungsjahres hervorgeht, waren die Wände des zu Phase 8 gehörigen Hauses Oko 18 noch wie jene für Fläche 3 beschriebenen konstruiert.

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3029

18

17

16

14

13

1110

98

6

54321

38

95% Confidence IntervalRegressionsgerade

321

Hauptphase

R Sq Linear = 0,654

7

Abb. 236. Okolište. Streudiagramm von ge-sicherten Hauslängen und Hausbreiten mit Kartierung von Hauptphasen. Die Numme-rierung bezieht sich auf die Hausnummern.

321Hauptphase

7

6

5

4

3

2

1

Hau

sbre

ite (m

)

4

321Hauptphase

14

13

12

11

10

9

8

Hau

slän

ge (m

)

321Hauptphase

125

100

75

50

25

0

Hau

saus

richt

ung

(°)

1613

15

Abb. 237. Okolište. Boxplot-Diagramm mit Darstellung der Hausbreiten differenziert nach Hauptphasen.

Abb. 238. Okolište. Boxplot-Diagramm mit Darstellung der Hauslängen differenziert nach Hauptphasen.

Abb. 239. Okolište. Boxplot-Diagramm mit Darstellung von Hausausrichtungen differen-ziert nach Hauptphasen.

373

Hausgrößen

Die Größen der in Okolište freigelegten Häuser variierten in erheblichem Maße (Abb. 236). Die im Längen-Breitenquotienten ausgedrückten Seiten-verhältnisse der Hausgrundrisse betragen im Median 2,4:1. Entsprechend bezieht sich die Größenvariabilität der Häuser sowohl auf die Hauslänge als auch die Hausbreite. Die Längen betragen zwischen 8,5–13 m, die Brei-ten zwischen 3,0–6,2 m.

In der zeitlichen Dimension zeichnet sich bei Hausgrößen insofern scheinbar ein klarer Trend ab, als sowohl die Hauslängen als auch die Hausbreiten zunehmen (Abb. 237–238). Bei genauerer Betrachtung der aus den Seitenlängen der Häuser errechneten Flächeninhalte zeigt sich jedoch, dass die Klarheit dieser Entwicklung vor allem darauf beruht, dass sich einerseits das eingetiefte Haus 38 in Fläche 6 aus der frühesten Siedlungs-phase und andererseits die Häuser 29 und 30 in Fläche 4 aus der letzten Siedlungsphase hinsichtlich ihrer Größe von den übrigen Häusern abset-zen. Bei den Gebäuden der Phasen 2–6 sind zwar klare Größenunterschie-de festzustellen, die allerdings keinen chronologischen Trend, sondern offensichtlich Unterschiede von Haushaltsgrößen widerspiegeln. Wie das Beispiel des zu Phase 3 gehörigen Hauses 40 zeigt, existierten bereits wäh-rend der Hauptphase 1 sehr große Gebäude. Zwischen diesem Bauwerk und den zu Hauptphase 3 gehörigen Hausresten in Fläche 1 lässt sich kein Größenzuwachs feststellen.

Die Größenvariabilität gleichzeitig bestehender Häuser kann man sich am Beispiel der zur Phase 6 gehörigen Schichtenformation Oko 3/2 ver-deutlichen. Darin wurden die Reste von zeitweise acht gleichzeitig beste-henden Häusern identifiziert, von denen in sieben Fällen mindestens ein Maß erhoben werden konnte. Die Breiten dieser Gebäude schwankten zwischen 3–5 m, die Flächeninhalte zwischen etwa 30–55 m2. Ähnliche Größenunterschiede waren auch in Fläche 1 festzustellen.

Eine Bewertung der geringen Größe des eingetieften Hauses Oko 38 fällt schwer, da generell noch unklar ist, ob es sich um ein reguläres Wohn-gebäude handelt oder in der Nachbarschaft gleichzeitig ebenerdige Bauten existierten. Eindeutig ist dagegen der signifikante Größenunterschied der Häuser in Fläche 3 und 4. Stilistische Unterschiede des in diesen beiden Flächen vergesellschafteten Keramikmaterials waren oben (siehe S. 305 ff.)als Ausdruck einer Nachzeitigkeit interpretiert worden. Für die Richtig-keit dieser Interpretation spricht die Tatsache, dass auch in der Siedlung Kundruci in der letzten Siedlungsphase ein deutlicher Größenzuwachs der Häuser festzustellen ist (Furholt 2012; 2013). In beiden Orten ist also zwischen etwa 4850 und 4700 v. u. Z. eine identische Entwicklung zu ver-zeichnen: Über einen längeren Zeitabschnitt bestehen Größenunterschie-de zwischen Häusern, die vermutlich Größenunterschiede von Haushalten widerspiegeln (vgl. Müller 2010). In der letzten Siedlungsphase, die in beiden Siedlungen etwa in die gleiche Zeit datiert, ging man dann zum Bau nochmals deutlich größerer Häuser über.

Feuerungsanlagen und Raumanzahl

In zehn der insgesamt 39 Häuser wurden Feuerungsanlagen unterschiedli-cher Art dokumentiert (siehe S. 364 ff. Tab. 138). Die unvollständig ausge-grabenen Häuser nicht mitgerechnet, bleiben immer noch zehn Gebäude übrig, in denen keine entsprechenden Anlagen identifiziert werden konn-ten. In den meisten Fällen traten Feuerungsanlagen auf einem deutlich höheren Niveau zutage als die zugehörigen Häuser. Daraus kann abgelei-tet werden, dass die Anlagen kleine Sockel über dem Fußbodenniveau der

374

Häuser bildeten. Bei den Hausstellen, in denen die Reste mehrerer Gebäu-de am gleichen Platz übereinanderlagen, führt dies zu der Schwierigkeit zu entscheiden, zu welchem der Häuser die Feuerungsanlage gehört. Bei massiven Anlagen wäre denkbar, dass man sie bei einem Neubau des Hau-ses beibehielt. Ebenso denkbar erscheint, dass ältere Exemplare vollständig beseitigt wurden. Trotz dieser Erklärungsversuche bleibt das Fehlen von Herdanlagen in einigen Häusern eine Tatsache.

Sehr wichtig erscheint, dass in keinem Haus mehr als eine Feuerungsan-lage festgestellt wurde. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Gebäude in Okolište klar von vielen Bauten im Zentralbalkan und im östlichen Kar-patenbecken, wo Häuser vielfach über mehrere Räume verfügten, die in der Regel alle mit einer Feuerungsanlage ausgestattet waren (z. B. McPherron/Srejović 1988, 47–85; Kalicz/Raczky 1990 a; Horváth 1990). Auch in Obre II gelang es, zweiräumige Gebäude festzustellen (Benac 1973 b, 41–50). Jedoch verfügten auch diese Häuser nur über eine Feuerungsanlage, wäh-rend der zweite Raum ein Nebengelass mit anderen Funktionen darstellte.

In Okolište war für Haus 1 zunächst von einer Mehrräumigkeit ausge-gangen worden (Hofmann u. a. 2006, 87–90; 2010 b, 197). Bei der erneuten Bearbeitung des Befundes in Zusammenhang mit der Erstellung der Be-fundgruppierungen wurde diese Interpretation allerdings aufgegeben. Bei dem zunächst als Basis einer Zwischenwand angesprochenen Brandlehm-fragment handelt es sich um einen Teil der Außenwand des Hauses, der im Zusammenhang mit der nachträglichen Eintiefung einer Grube senkrecht verkippt ist. Folglich bleibt offen, ob es in Okolište ebenfalls zweiräumige Häuser gab. Angesichts des in R. Hofmann u. a. (2006, 91 f.) bereits frü-her festgestellten Umstandes, dass die Häuser in Okolište durchschnittlich

Tab. 140. Okolište. Beobachtete Positionierungen von Feuerungsanlagen in Häusern und ihre Häufigkeit.

Position sicher unsicher

nordöstliche Giebelwand 1 .nordwestliche Längswand 1 1südöstliche Längswand 2 .südwestliche Giebelwand 1 .zentral im Haus 3 1

Tab. 141. Okolište. Beobachtete Typen von Feuerungsanlagen und ihre Häufigkeit.

Typ sicher unsicher

Herd: Brandplatte 2 1Herd: Steinunterbau, Brandplatte 3 .Feuerungsanlage unbekannter Kategorie: runder Steinunterbau 1 .Feuerungsanlage unbekannter Kategorie: rechteckiger Steinunterbau 2 .Kuppelofen 1 .

Tab. 142. Okolište. Relativchronologische Einordnung von Brandereignissen.

Phase Schichtenformationen betroffene Häuser

Phase 2 Oko 6/5 39Phase 6 Oko 3/2 1, 4, 6, 12, 36Phase 7 Oko 1/3 28, 26Phase 8 Oko 1/2, Oko 4/3 18, 33, 34Phase 9 Oko 4/2 29

375

1 m schmaler als die Häuser in Obre II waren, erscheinen hinsichtlich der inneren Gliederung der Gebäude Unterschiede durchaus plausibel.

Im Gegensatz zu Obre II befanden sich in Okolište alle Feuerungsanla-gen innerhalb von Gebäuden (vgl. Benac 1973 b, 21–30; 50–56). Insofern liegt die Vermutung nahe, dass in Obre II einige unverbrannte Häuser nicht erkannt wurden und die Anlagen deshalb als im Freien befindlich erschei-nen. Klare Regeln bezüglich der Positionierung von Feuerungsanlagen in-nerhalb der Häuser gab es offenbar nicht (Tab. 140). Öfen oder Herde wur-den sowohl entlang der Wände als auch im Zentrum der Häuser festgestellt.

Das Typenspektrum von Feuerungsanlagen reicht in Okolište von unbe-festigten Herdstellen, die im Grabungsbefund als rot verfärbte Areale mit verziegelten Brandplatten identifiziert werden können, über Anlagen mit einem runden oder rechteckigen Steinunterbau bis zu kleinen Kuppelöfen (Tab. 141). Obwohl bei einigen Anlagen nicht entschieden werden kann, ob es sich um offene Herdstellen oder Öfen handelt, scheinen Herdstellen in Okolište ähnlich wie in Obre II klar zu überwiegen, während nur ein Kuppelofen nachgewiesen wurde. Die Unterschiede in der Funktionalität der beiden Kategorien von Feuerungsanlagen erscheinen fundamental. Deshalb verwundert die scheinbar regellose Bevorzugung der einen oder der anderen Art.

SIEDLUNGSSTRUK TUREN

Brandhorizonte

In Okolište wurden in unterschiedlichen Flächen verbrannte Häuser bzw. Siedlungsbereiche festgestellt, die aus unterschiedlichen Phasen stammen (Tab. 142). Bei dem frühesten entsprechenden Befundkomplex handelt es sich um das zu Phase 2 gehörige Haus 39 in Schnitt 52. Allerdings ist hier aufgrund der begrenzten Grabungsfläche unklar, ob das Brandereignis nur dieses eine oder mehrere Häuser betraf. In einigen Fällen erfolgte nach einem Brand die räumliche Neuordnung des betroffenen Siedlungsareals (Schichtenformation Oko 1/3, Oko 4/3), in anderen Fällen wurde der Sied-lungsbereich nach dem Brandereignis aufgelassen (Schichtenformationen Oko 3/2, Oko 1/2, Oko 4/2). In allen Fällen der letztgenannten Kategorie war dem Brand offenbar eine Zeit vorangegangen, in welcher in der Nach-barschaft verbrannter Gebäude gelegene Häuser verlassen und dem Verfall preisgegeben worden waren. Die Brandereignisse stehen demnach dort am Ende von länger währenden Auflassungsprozessen.

Hervorgehoben sei, dass sowohl mit der Neuordnung der Bebauungs-struktur als auch mit der Auflassung eines Siedlungsbereiches keineswegs in jedem Fall ein Brandereignis einherging (siehe die Schichtenformatio-nen Oko 6/4 und Oko 3/3). Diese Feststellung entkräftet meiner Ansicht nach die viel diskutierte These, dass im südosteuropäischen Neolithikum „rituelle Verbrennungen“ von Gebäuden deren „Lebenszyklus“ beendet ha-ben sollen (z. B. Chapman 1999). Angesichts der großen Bebauungsdich-te, welche sicherlich stets die Gefahr des Übergreifens eines Brandes auf benachbarte Gebäude bedingte, erscheinen profane Szenarien mindestens ebenso plausibel.

Ausrichtung der Häuser

Ein außerordentlich klarer Entwicklungstrend kann in Okolište hinsicht-lich der Ausrichtung der Häuser beobachtet werden: Zwar zeigt sich eine generelle Konstanz in der Nordost-Südwest-Ausrichtung der Gebäude.

376

Allerdings sind Abweichungen bei der Hausausrichtung erkennbar, die im Uhrzeigersinn ausgehend von Grabungsnord ermittelt wurden. In der frühesten Phase weist die Längsrichtung der Häuser eine Ausrichtung um oder etwas über 50° auf. Über die unterschiedlichen Siedlungsphasen ist dann eine sukzessive Drehung der Häuser auf im Mittel 37° in Phase 6 und 30° in Phase 9 festzustellen (Abb. 239).

Dieses klare Ergebnis stützt die relativchronologische Ordnung der Befundkomplexe und wirft zugleich die Frage auf, wie es innerhalb einer dichten Bebauung zu derartigen Veränderungen kommen kann und nach welchen Kriterien die Häuser überhaupt orientiert wurden? Die erste Frage lässt sich beantworten: Alle 2–3 Hausgenerationen kam es offenbar zur Neuordnung der bebauten Areale, wobei Verschiebungen in den Baufluch-ten vorgenommen wurden. Im folgenden Kapitel wird dieses Phänomen näher zu diskutieren sein.

In anderen zeitgleichen Siedlungen des Visokobeckens zeigen sich auf-schlussreiche Übereinstimmungen und Unterschiede zu der Situation in Okolište. In Obre II sind die Häuser generell ähnlich ausgerichtet, wobei allerdings im Detail keine klaren Entwicklungen erkennbar sind66. Gleiches gilt auch für Butmir, wo aufgrund der Anordnung von Lehmentnahme-gruben eine Nordost-Südwest-Ausrichtung der Häuser wahrscheinlich ist (Hofmann u. a. 2006, 178–180). Auch Zagrebnice würde dem Bild nicht widersprechen, wo Haus 4 über eine Ausrichtung zwischen 20° und 25° verfügt. Nimmt man eine Fortsetzung des in Okolište beobachteten Trends an, würde dies einen etwas jüngeren Zeitansatz des Hauses 4 in Zagrebnice implizieren (Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a).

Während unter den Bewohnern der genannten Siedlungen offenbar ein genereller Konsens dahingehend bestand, wie Häuser auszurichten sind, zeigen sich in der peripher zum Visokobecken gelegenen Siedlung Kundru-ci starke Abweichungen von dem beobachteten Muster. Diese Siedlung be-stand etwa während der Phasen 7–9 von Okolište (siehe S. 415 ff.; Furholt 2012; 2013). Nach M. Furholt waren die Häuser in Kundruci über mehrere Hausgenerationen hinweg zunächst in Nord-Süd-Richtung orientiert, be-vor im letzten Bauhorizont plötzlich die in der Region übliche Nordost-Südwest-Ausrichtung übernommen wurde. Der Wechsel der Ausrichtung der Häuser geht mit einer plötzlichen Vergrößerung ihrer Grundfläche einher. Ob die abweichende Ausrichtung der älteren Häuser auf lokalen Erfordernissen, einer bewussten Abgrenzung gegenüber Siedlungen im Haupttal der Bosna oder fremden Bautraditionen beruht, ist derzeit nicht zu entscheiden.

Siedlungsplan und Bebauungsdichte

Soweit festzustellen ist, blieb die Bebauungsstruktur in Okolište über die 500-jährige Entwicklung der Siedlung offenbar weitgehend konstant. Ge-trennt durch vielfach sehr schmale Gassen waren Nordost-Südwest aus-gerichtete Häuser in geraden Zeilen entlang von 3–10 m breiten Wegen angeordnet, welche vermutlich die eigentlichen Erschließungsachsen bil-deten. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass diese Anordnung mit ih-ren klaren Baufluchten einen ausgesprochen organisierten und normierten Eindruck vermittelt und die vorherrschende Axialität – aus architektur-soziologischem Blickwinkel betrachtet – ein hohes Maß an gegenseitiger sozialer Kontrolle mit sich gebracht haben muss (Müller-Scheessel u. a. 2010 a).

66 Messungen nach Plänen in Benac 1973 b: Wohnhorizont 1: K 4=40°, K 2=28°; 3. Wohn-horizont 2: K 8=19°, K 12=20°, K 10=18°; K 13=30°; Wohnhorizont 7: K 33=32°.

377

Fläche 6 (Phasen 1–3)

Obwohl für die frühen Phasen von Okolište aufgrund verhältnismäßig klei-ner Grabungsflächen hinsichtlich der Bebauungsstruktur noch sehr große Unsicherheiten bestehen, lässt die Ausrichtung und Dimension des zu Pha-se 1 gehörigen ältesten Hauses 38 – ein teilweise in den Boden eingelasse-ner Bau – eine ähnliche Strukturierung des Siedlungsplanes vermuten, wie sie für spätere Phasen großflächiger freigelegt und durch geomagnetische Prospektion festgestellt wurde. Falls sich – wie anzunehmen ist – südöst-lich von Haus 38 ein weiteres ähnliches Gebäude befand, betrug die Entfer-nung zu diesem mehr als 2,50 m. Die Breite der nordöstlich und südwest-lich gelegenen Wege bzw. Freiflächen belief sich auf mindestens 5,0 m bzw. 5,5 m. Die Bebbauungsdichte – ausgedrückt in Prozent bebauter Fläche67 – beträgt demnach in Schichtenformation Oko 6/6 maximal 17 %.

Mit Beginn von Phase 2 fand eine Verlagerung der Häuser in Bereiche nordöstlich und südwestlich des Hauses 38 statt. Die Verschiebung der Hausstellen ging mit der Umstellung der Bauweise von eingetieften zu ebenerdigen Häusern einher. Es änderte sich jedoch nichts Grundlegendes an der Ausrichtung der Häuser und Freiflächen.

Auf mögliche bautechnische Gründe für den Wechsel der Haustypen wurde bereits verwiesen (Müller-Scheessel u. a. 2010 a, 179). Demnach könnte die Umstellung hin zum Bau ebenerdiger Häuser aus der Schwie-rigkeit resultieren, in der zunehmend aufwachsenden anthropogenen Aufschüttung des Tells – die sicherlich deutlich weniger verfestigt war als der natürliche Untergrund – Gruben mit stabilen Wänden zu errichten. Überdies kam es zur Verdichtung der Bebauung, deren exakte Quantifizie-rung allerdings nicht möglich ist. Die ermittelte Bebauungsdichte von 36 % bebauter Fläche ist wahrscheinlich aufgrund der kleinen Schnittfläche zu hoch gewichtet68.

Soweit ersichtlich ist, hatte die neue Anordnung der Häuser im Bereich von Fläche 6 dann bis mindestens zum Ende von Phase 3 Bestand. Im Rah-men der ersten Siedlungsverkleinerung von Okolište wurde das untersuch-te Areal um 5000 v. u. Z. schließlich aufgegeben und durch einen Graben von der verbleibenden Siedlung abgetrennt.

Fläche 3 (Phasen 5–6)

Dass der ab Phase 2 zu beobachtende Trend einer zunehmenden Bebau-ungsverdichtung sich auch in der Folgezeit fortsetzte, belegen die in Flä-che 3 aufgedeckten Hausreste aus zwei unterschiedlichen Bauperioden. Sicherlich zu niedrig ist der für Schichtenformation Oko 3/3 ermittelte Be-bauungsanteil von 27 %. Die Grabung endete an der Oberkante dieses Bau-horizontes, weshalb wahrscheinlich nicht alle zugehörigen Häuser erfasst wurden. Soweit erkennbar ist, war die Bebauung von Schichtenformation Oko 3/3 nicht so regelmäßig strukturiert wie diejenige anderer Siedlungs-

67 Bisher wurden unterschiedliche Berechnungsverfahren für die Bebauungsdichte vorge-schlagen: Die sog. BUB-ratio von Chapman (1989, 35) stellt das Verhältnis von unbebau-ter zu bebauter Fläche dar. Rosenstock (2009, 143–147) errechnete einen sog. B-Quo-tienten aus bebauter Fläche und unbebauter Fläche. In dieser Arbeit wurde sich für eine Darstellung der bebauten Fläche/pro Flächeneinheit (z. B. Grabungsfläche) in Prozent entschieden, da dies insgesamt eingängiger erscheint. Zum Vergleich mit den Daten von Rosenstock (ebd.) sind in Tabelle 143 (siehe S. 380) für ausgewählte Schichtenformatio-nen sowohl die bebaute Fläche in Prozent als auch der B-Quotient angegeben.

68 Nach Rosenstock (2009) sollte die Grabungsfläche mindestens 100 m2 bzw. das Vier-fache der Fläche eines Hauses betragen, um einen einigermaßen sicheren B-Quotienten zu ermitteln. Grabungsareal 6 hatte eine Fläche von 95 m2 und liegt demnach an der Untergrenze dieses Wertes.

378

phasen. Zwar existierten mindestens drei Nordost-Südwest ausgerichtete Häuser, allerdings war zwischen benachbarten Häuserzeilen kein sehr aus-geprägter Weg festzustellen. Eine von der Regel abweichende Ausrichtung in Nord-Süd-Richtung wies Haus 15 auf.

Bei der zu Phase 6 gehörigen jüngeren Schichtenformation Oko 3/2 wur-den mit hoher Wahrscheinlichkeit sämtliche zugehörigen Häuser erfasst. Da es sich überdies um die größte im Rahmen unseres Projektes aufgedeck-te Grabungsfläche überhaupt handelte, ist der berechnete Bebauungsanteil von 55 % als sehr sicher zu bewerten. Gegenüber Siedlungsbereichen der 1. Hauptphase ist also ein Zuwachs der Bebauungsdichte zu beobachten, der bei der Berechnung der Anzahl gleichzeitiger Häuser und abgeleiteten Bevölkerungsschätzungen zu berücksichtigen ist.

Im Gegensatz zum vorangegangenen Bauhorizont (Schichtenformation Oko 3/3) ist die Bebauung der Schichtenformation Oko 3/2 sehr regelmä-ßig strukturiert. Im Zentrum der Fläche befand sich eine Nordwest-Südost streichende Häuserzeile, die durch 3,0 m bzw. 4,5 m breite Wege von par-allel verlaufenden Zeilen getrennt war. Die Räume zwischen den Gebäuden innerhalb einer Zeile waren mit etwa 1,2 m sehr schmal. Da sicherlich ein Dachüberstand existierte, ist eine regelmäßige Begehung dieser Gassen nicht anzunehmen.

Schichtenformation Oko 3/2 repräsentiert eine Siedlungsperiode, in der über drei Hausgenerationen Hausplatzkontinuität bestand. In den meisten Hausstellen lagen eine oder zwei Bauschichten übereinander; lediglich in Hausstelle Oko 3 A bestanden an gleicher Stelle drei Häuser. Dieser unter-schiedliche Aufbau und ein unterschiedlicher Erhaltungszustand der Häu-ser veranlassten zu der Schlussfolgerung, dass die Hausstellen zu verschie-denen Zeitpunkten aufgelassen worden waren. Als die Nutzung des Areals mit einem Siedlungsbrand endete, scheinen demnach nur noch zwei Häu-ser einigermaßen vollständig und ein Haus nur noch teilweise gestanden zu haben. Folglich ist mit einer sukzessiven Aufgabe des Areals zu rechnen, in deren Rahmen die Bebauungsdichte sehr stark zurückging.

Zwischen den Schichtenformationen Oko 3/3 und Oko 3/2 bestehen klare Unterschiede hinsichtlich der Lage der Häuser. Demnach fand mit Beginn der Schichtenformation Oko 3/2 eine Verschiebung der Häuser um etwa eine halbe Hauslänge nach Nordosten statt. Aufgrund der hü-gelförmigen Oberkante der Häuser 14 und 15 – die zu Schichtenformation Oko 3/3 gehören – ist zu postulieren, dass der Neustrukturierung mög-licherweise eine Phase vorausging, in der die älteren Häuser dem Verfall preisgegeben waren. Sicher ist, dass die Neustrukturierung nicht nach ei-nem Siedlungsbrand stattfand.

Fläche 1 (Phasen 7–8)

In Fläche 1 ist die Bebauungsstruktur und -dichte letztlich nicht vollstän-dig geklärt. Es kann zwischen einem älteren und einem jüngeren Bauhori-zont unterschieden werden. Wenn die vorgeschlagenen Befundinterpreta-tionen zutreffend sind, wurde mit der älteren Schichtenformation Oko 1/3 ein Nordwest-Südost verlaufender Wegebereich mit angrenzenden Haus-stellen erfasst. Bei einem Siedlungsbrand wurden die Häuser zerstört und der Schutt anschließend eingeebnet, wobei Teile davon in den Wegebereich gelangten. Beim Neubau der Häuser behielt man die Bebauungsstruktur offenbar prinzipiell bei. Eine einschneidende Neuerung bestand allerdings darin, dass innerhalb des Weges ein Haus errichtet wurde. Gleichzeitig scheinen nicht alle Brandstellen wieder neu bebaut worden zu sein.

Aufgrund der Unsicherheiten bei der Befundinterpretation ist auch die errechnete Bebauungsdichte als unsicher zu bewerten, obwohl die

379

Flächengröße von ca. 120 m2 an sich ausreichend erscheint. Sicherlich zu niedrig ist der für Schichtenformation Oko 1/3 errechnete Bebauungsan-teil von 25 %. Wie der mit 56 % deutlich höhere Wert von Schichtenforma-tion Oko 1/2 zeigt, ist auch in den Phasen 7 und 8 weiterhin mit einer sehr hohen Bebauungsdichte zu rechnen.

Fläche 4 (Phasen 8–9)

Auch in Fläche 4 wurden zwei übereinanderliegende Siedlungshorizonte festgestellt. Der ältere Bauhorizont Schichtenformation Oko 4/3 wurde nur auf sehr kleiner Fläche ergraben; entsprechend sind hier keine Anga-ben zur Bebauungsdichte möglich. Die zu Schichtenformation Oko 4/3 ge-hörigen Häuser wurden bei einem Brandereignis zerstört und der Schutt anschließend eingeebnet.

Der jüngere Siedlungshorizont (Schichtenformation Oko 4/2) umfasst zwei übereinanderliegende Bauschichten: In Bauschicht a existierte eine dicht bebaute Zeile von Gebäuden, deren zugehörige Häuser deutlich grö-ßer als Bauten vorangegangener Phasen von Okolište sind. In der jüngeren Bauschicht b ist eine Auflockerung der Bebauung festzustellen, im Rah-men derer die Hausstellen Oko 4 B und Oko 4 C aufgelassen wurden, wäh-rend Hausstelle Oko 4 A neu bebaut wurde. Da dieses Gebäude am Ende niederbrannte, ist es im Wesentlichen dieser letzte Zustand, welcher in der geomagnetischen Prospektion sichtbar ist.

Zwischen den beiden Bauschichten variiert der Bebauungsanteil zwi-schen 63 % (Bauschicht a) und 45 % (Bauschicht b), liegt also teilweise scheinbar höher als in einigen vorangegangenen Phasen. Vermutlich ist allerdings aufgrund des Zuschnittes der Grabungsfläche zumindest der Wert von Bauschicht a etwas zu hoch gewichtet (siehe S. 377 Anm. 68).

Ähnlich wie in den beiden Bauhorizonten in Fläche 3 ist zwischen den Schichtenformationen Oko 4/3 und Oko 4/2 eine Verschiebung der Haus-stellen zu erkennen. Nach dem Brand der Häuser von Schichtenformati-on Oko 4/3 wurde die Häuserzeile um etwa eine halbe Hauslänge nach Nordosten verlegt. Vermutlich hatte diese Änderung das Ziel, die Wege zwischen den Häuserzeilen auf etwa 10 m zu verbreitern, was eine Verbes-serung der Lebensqualität der Menschen bedeutet haben mag.

In Zusammenhang mit der Entdeckung einer als Toranlage gedeuteten Unterbrechung im nordöstlichen Strang des Grabenwerkes von Okolište war die Existenz einer Haupterschließungsachse der Siedlung diskutiert worden (Müller-Scheessel u. a. 2010 a, 182 Abb. 6). Für das Vorhan-densein einer solchen Hauptstraße scheint die Existenz einer in Verlän-gerung der Toranlage verlaufenden Zone zu sprechen, innerhalb derer im Bild der geomagnetischen Prospektion kaum Häuser sichtbar sind. Eine Ausnahme bildet die in Fläche 4 untersuchte Hausstelle 4 A. Durch die Ausgrabungen an diesem Platz konnte zweifelsfrei geklärt werden, dass sich hier über mindestens drei Hausgenerationen Gebäude befanden, die sehr wahrscheinlich die gleichen Siedlungsphasen repräsentieren wie die im nordöstlichen Teil der Siedlung sichtbaren Hausstellen. Obwohl damit ein wichtiges Argument für die Existenz der Hauptstraße widerlegt wurde, erscheint deren Vorhandensein für frühere Phasen weiterhin wahrschein-lich. Wie die chronologischen Auswertungen ergaben (siehe S. 263 ff.), ist das Grabenwerk in den Phasen 7–9 bereits aufgegeben worden und die Siedlung deutlich verkleinert. Eine Hauptstraße wäre in dieser Phase nicht mehr unbedingt notwendig gewesen.

380

Fazit zu Siedlungsplan und Bebauungsdichte

Die Zusammenschau von Interpretation und chronologischer Einordnung der Befunde in den unterschiedlichen Grabungsflächen erlaubt bezüglich der Frage nach der Entwicklung der Siedlungsstrukturen die Rekonstruk-tion mehrerer Tendenzen:1. Die grundsätzliche Siedlungsstruktur in Form von Nordwest-Südost

verlaufenden Häuserzeilen und dazwischenliegenden Erschließungs-wegen wurde offenbar während der 500-jährigen Geschichte des neo-lithischen Dorfes Okolište auch bei substanziellen Verkleinerungen der Ortsgröße stets beibehalten.

2. Die Bebauungsdichte – die sich für fast alle Phasen als deutlich höher erwies, als es durch die geomagnetische Prospektion zunächst ange-zeigt wurde – nimmt bis spätestens in Phase 6 zu und bleibt dann fast bis zum Ende der Besiedlung des Ortes sehr hoch (Tab. 143). Inwieweit mit dieser Verkleinerung der Siedlungsfläche ein Rückgang der Anzahl gleichzeitiger Häuser und der Bevölkerungszahl des Dorfes einherging, wird in den folgenden Kapiteln noch zu diskutieren sein. Die zwischen Phase 1 und 2 beobachtete Umstellung der Bauweise von eingetieften zu ebenerdigen Konstruktionen könnte unter anderem einer wachsenden Bebauungsdichte geschuldet sein.

3. Nach 2–3 Hausgenerationen, während derer Häuser immer wieder am gleichen Platz errichtet wurden, kam es regelmäßig zu auffälligen Brü-chen der Bebauungsstruktur. Bei diesen Neuorganisationen der Sied-lungsstruktur wurden die Baufluchten im Regelfall um etwa eine halbe Hauslänge verlegt. Die Frage, ob dieser wiederholte Vorgang eine kom-plette Niederlegung der Bausubstanz erforderte, muss wohl differenziert beantwortet werden. In einigen Phasen ereigneten sich Siedlungsbrän-de, die vermutlich einen weitgehend gleichzeitigen Neubau des betrof-fenen Siedlungsabschnittes erforderten. In anderen Fällen sind keine Brände nachweisbar. Die auffällige Orientierung der Verschiebungen an den Längsachsen der Häuser lässt für diese Fälle auch eine sukzessive Verlagerung denkbar erscheinen.

4. Die beschriebenen Neustrukturierungen der Bebauung können erklä-ren, wie es zu den im vorherigen Kapitel beschriebenen Veränderungen

Tab. 143. Okolište. Bebauungsdichte bzw. -anteil, B-Quotient (nach Rosenstock 2009) und minimaler Abstand zwischen Gebäuden (MIB-distance) für großflächig freigelegte Schichtenformationen mit Angabe von Siedlungsphase und Bauschicht. 1 Umfasst nicht die gesamte Fläche von Grabungsfläche 3, da das entsprechende Niveau nicht in allen Schnitten erreicht wurde. 2 Für die Ermittlung der bebauten Fläche in den Schichtenformationen Oko 6/5 und Oko 6/4 wurden jeweils die beiden Häuser 39 und 40 zugrunde gelegt. Die Angaben sind als maximale Werte zu verstehen. 3 Da die Größe des Hauses 19 im Planum nicht ermittelt werden konnte, wurde für die Berechnung der Bebauungsdichte die Fläche des Hauses 18 angesetzt. 4 Der angegebene Wert ist zu hoch, da die Oberkante der Schichtenformation Oko 3/3 nicht vollständig freigelegt und deshalb nicht alle zugehörigen Häuser erfasst wurden. 5 Der mittlere Abstand zwischen Häusern konnte nicht ermittelt werden, da der Schich-tenformation nur ein Haus angehört.

Schichtenformation Bauschicht Phase Flächengröße (m2) bebaute Fläche (m2) Bebauungsanteil (%) B-Quotient MIB-distance (m)

Oko 6/6 . 1 95 16,3 ≥ 17 ≥ 0,21 –Oko 6/5 . 2 95 33,92 < 36 < 0,55 –Oko 6/4 . 3 95 33,92 < 36 < 0,55 –Oko 3/3 . 5 2491 >66,5 > 27 > 0,36 5,34

Oko 3/2 a 6 380 215 = 57 = 1,30 1,6Oko 3/2 b 6 380 215 = 57 = 1,30 1,6Oko 3/2 c 6 380 46,2 = 12 = 0,14 –5

Oko 1/3 . 7 120 24,63 > 25 > 0,26 1,5Oko 1/2 . 8 120 67,2 ≥ 56 ≥ 1,27 1,5Oko 4/2 a 9 182 113,8 ≤ 63 ≤ 1,67 1,4Oko 4/2 b 9 182 81,8 = 45 = 0,82 –5

381

der Ausrichtung der Häuser um im Mittel 20° während der 500-jähri-gen Siedlungszeit des Dorfes gekommen ist. Offenbar erfolgte die Haus-orientierung nach einem sich kontinuierlich ändernden Kriterium, über das jedoch allenfalls Spekulationen angestellt werden können.

Schätzung der Hausanzahl und Bestandsdauer von Häusern

Aus siedlungsarchäologischer Sicht bedeuten Erkenntnisse zur Anzahl und zur Lebensdauer gleichzeitig in einem Ort existierender Häuser einen großen Gewinn, da sie einerseits als Ausgangspunkt für Schätzungen der Bevölkerungsgröße dienen und andererseits Hinweise auf Familiengrößen geben können. Im Folgenden werden unterschiedliche Ansätze vorgestellt, sich dieser Problematik zu nähern. Als Ausgangspunkt dienen Erkenntnis-se zum Volumen einzelner Häuser, die dann auf das Gesamtvolumen des Tells hochgerechnet werden.

Berechnung des Materialbedarfs von Häusern

Die Schätzungen der für die Errichtung eines Hauses erforderlichen Ma-terialmenge gehen in der Literatur weit auseinander (Rosenstock 2009, 126). Die Volumina der in Okolište dokumentierten Hausreste betragen ab-hängig von deren Grundfläche zwischen 5–17 m3 (siehe S. 364 ff. Tab. 138). Allerdings dürfte diese Menge kaum das vollständige Material der Häuser repräsentieren, da das Schichtwachstum in den Freiflächen nicht erklärt wird, wenn sämtliches Baumaterial am Ort seiner Nutzung verblieben wäre. Vielmehr ist zu vermuten, dass durch Planierung und Erosion regel-mäßig ein nicht unbeträchtlicher Teil des Baumaterials aus den Hausberei-chen in die Freiflächen gelangte.

Dies kann man sich beispielhaft anhand der dokumentierten Brandlehm-mengen verdeutlichen. Die mit Abstand größte Brandlehmmenge von 1,23 t wurde aus dem Bereich des Hauses 1 geborgen. Die Wände dieses Hauses waren bei dem Brandereignis zum Hausinneren hin kollabiert, wo sie den Grundriss des Hauses vollständig abbildeten. Bei dem Baumaterial handelte es sich mehrheitlich um einen sehr stark mit Stroh gemagerten Leichtlehm, der pro Kubikmeter ein Gewicht von 600–1200 kg besitzt (Ro-senstock 2009, 176 Tab. 22). Selbst wenn man in Betracht zieht, dass die Materialdichte des Baumaterials durch den Brand schwindet und man für das Haus von Okolište die Untergrenze dieses Wertes verwendet, würde der dokumentierte Brandlehm gerade einmal 2 m3 Lehm entsprechen, was deutlich zu gering erscheint.

Da also aus den dokumentierten Hausresten offenbar nur in einge-schränktem Maße auf die für den Bau eines Hauses tatsächlich verwendete Materialmenge rückgeschlossen werden kann, erscheint es am sinnvolls-ten, vom Gesamtaushubvolumen in den unterschiedlichen Grabungsflä-chen auszugehen und dieses auf die unterschiedlichen Häuser aufzutei-len. Das Verfahren setzt voraus, dass alle Häuser in einem Grabungsareal identifiziert wurden. Entsprechend kommen in Okolište für eine solche Kalkulation nur ausgewählte Flächen infrage. Am besten geeignet ist Schichtenformation Oko 3/2, die einen in ihrer Tiefendimension vollstän-dig erfassten Siedlungsausschnitt ausreichender Größe darstellt. Ebenfalls geeignet erscheint außerdem Schichtenformation Oko 4/2, deren Gesamt-fläche allerdings wahrscheinlich etwas zu klein ist (siehe S. 377 Anm. 68). Vermutlich sind hier Freiflächen unter- und Häuser flächenmäßig über-repräsentiert. Entsprechend dürfte der kalkulierte Volumenwert etwas zu gering ausfallen. Problematisch ist Schichtenformation Oko 1/2, in der

382

einige Fragen bezüglich der Identifizierung von Hausstrukturen offen bleiben mussten.

Da die Häuser in vielen Fällen nur teilweise innerhalb der Grabungsflä-che lagen, muss ferner ausgehend von einem durchschnittlichen Längen-Breitenquotienten oder (im ungünstigsten Fall) von einer (bezogen auf die jeweilige Siedlungsphase) durchschnittlichen Hausgröße darauf geschlos-sen werden, wie vielen Häusern das Aushubmaterial entspricht. Dieser Wert lässt sich relativ zuverlässig ermitteln.

Der Vorteil des erläuterten Vorgehens besteht darin, dass aufgeschlüs-selt auf unterschiedliche Bauperioden die durchschnittliche Materialmen-ge ermittelt werden kann, die im Rahmen des Baus und der Nutzung eines Hauses entsteht. Dabei schließt die errechnete durchschnittliche Materi-almenge nicht zwangsläufig ausschließlich Baustoffe, sondern auch andere Materialien ein (vgl. Miller Rosen 1986, 12). Dadurch wird die Proble-matik umgangen, dass nicht sicher bekannt ist, wie hoch der Anteil von Baumaterial am Volumen eines Tells tatsächlich ist. Bei der Berechnung sind die Größenunterschiede zwischen Häusern nicht berücksichtigt. Das Ergebnis bezieht sich vielmehr auf ein Haus mit für die jeweilige Siedlungs-phase durchschnittlicher Größe. Um diesen Nachteil auszugleichen, wird alternativ der Materialbedarf pro Quadratmeter Hausfläche angegeben.

In Schichtenformation Oko 3/2 wurden die Reste von 14 Häusern fest-gestellt, die vollständig oder teilweise in der Grabungsfläche lagen. Die Da-ten aus Tabelle 138 zugrunde gelegt, entspricht dies durchschnittlich 10,75 vollständigen Häusern bzw. 434 m2 Hausfläche, deren Material sich in 147 m3 Aushub verteilt. Dies bedeutet, dass pro Quadratmeter Hausfläche etwa 3,0 m3 Tellmaterial akkumulierten bzw. zu einem durchschnittlichen Haus ca. 14 m3 Tellmaterial gehören.

Tab. 144. Okolište. Aus dem Gesamtvolumen des Tells von 100 000 m3 berechnete Häuser-zahlen unter Zugrundelegung der unterschied-lichen Volumina eines einzelnen Hauses.

Volumen/Haus Anzahl Häuser

15 m3 ca. 6 60020 m3 ca. 5 000

Tab. 145. Okolište. Schichtmächtigkeit und Anzahl von Bauschichten in ausgewählten Schichtenformationen.

Schichtenformation Anzahl Bauschichten Schichtmächtigkeit (m)

Schichtenformation Oko 3/2 3 0,5Schichtenformation Oko 4/2 2 0,4Schichtenformationen Oko 6/6, 6/5 und 6/4 3 0,6Schichtenformation Oko 1/2 2 0,4

Tab. 146. Okolište. Hochrechnung der Anzahl gleichzeitiger Häuser für die Hauptphasen 1–3 basierend auf dem Tellvolumen, der Siedlungsfläche, der Anzahl von Bauschichten, dem er-mittelten Volumen einzelner Häuser und der Bebauungsdichte. 1 Gerechnet wurde mit einem mittleren Bebauungsanteil von 30 % und einer mittleren Hausgröße von 36,9 m2, die aller-dings nur auf zwei Belegen beruhen, die zudem sehr unterschiedlich sind. 2 Grabenbereiche müssten noch abgezogen werden. 3 Gerechnet wurde mit einem Bebauungsanteil von 55 % entsprechend den Gegebenheiten in Schichtenformation Oko 3/2.

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1 0,8 68500 40 40000 15–20 2000–2600 4 ca. 500–650 ca. 5501; 2

2 1,2 56000 50 50000 15 3300 6 ca. 550 ca. 7502

3 1,0 12000 10 10000 20 500 5 ca. 100 ca. 1233

383

Ein höherer Wert ergibt sich für Schichtenformation Oko 4/2. In der Schichtenformation wurden die Reste von vier Häusern identifiziert, die 2,42 vollständigen Häusern bzw. einer Hausfläche von 196 m2 entspre-chen (siehe Tab. 138). Bei einem Aushubvolumen von 48 m3 entspricht dies 4,1 m3 Tellmaterial pro Quadratmeter Hausfläche bzw. 20,75 m3 pro Haus. Insgesamt deutet sich also von Phase 6 zu Phase 9 eine gewisse Zunahme des Hausvolumens an.

Wie zu erwarten war, fallen die kalkulierten Werte für Schichtenforma-tion Oko 1/2 zu niedrig aus: Reste von sechs Gebäuden, die 3,28 vollständi-gen Häusern entsprechen, sind hier in 16,83 m3 Aushub verteilt. Dies ent-spricht bei 116 m2 Hausfläche einem Volumen von gerade 0,15 m3 Aushub pro Quadratmeter bzw. etwa 5 m3 pro Haus und ist sicherlich als deutlich zu gering zu bewerten.

Dass die für die Flächen 3 und 4 errechneten Werte durchaus der Reali-tät recht nahe kommen könnten, zeigt eine von Knut Rassmann vorgenom-mene Kalkulation des Materialvolumens eines Hauses mit einer Größe von 10 x 4 m: Bei einer Wandstärke von 0,2 m, für die eine durchschnittliche Höhe von 2 m angenommen wurde (an den Giebeln deutlich höher, an den Längswänden niedriger) und einer Wandlänge von 28 m würde sich ein Wandvolumen von 11,2 m3 ergeben, zu denen noch 2 m3 für Einbau-ten wie Herde, 3,2 m3 für mögliche Zwischenwände und 6 m3 für einen Stampflehmfußboden kommen. Abzüglich von 2,5 m3 für Holzeinbauten in den Wänden ergäbe dies ein Gesamtvolumen eines Hauses von etwa 20 m3.

Schätzung der Anzahl gleichzeitiger Häuser

Den oben erläuterten GIS-basierten Berechnungen zufolge (siehe S. 49) be-trägt das Gesamtvolumen des Tells Okolište zwischen 110 000–130 000 m3. Pauschal mögliche Ungenauigkeiten und Einträge von außen durch Ero-sion usw. in Betracht ziehend, wird im Folgenden mit einem Wert von 100 000 m3 gerechnet. Dies würde einer Gesamtzahl von 5 000–6 600 Häusern entsprechen, je nachdem, welches Volumen man pro Haus ansetzt (Tab. 144). Um zu einer Schätzung der Anzahl gleichzeitig existierender Häuser zu gelangen, sind diese unter Berücksichtung unterschiedlicher Haus- und Siedlungsgrößen sowie festgestellter Bebauungsdichten auf die unterschiedlichen Siedlungsphasen zu verteilen.

Zur Aufschlüsselung der errechneten Anzahl der für die Entstehung des Tellkörpers konstitutiven Häuser auf einzelne Bauschichten ist es notwen-dig, die Gesamtzahl der Bauschichten zu kennen. Da man an keiner Stelle eine vollständige, den gesamten Siedlungszeitraum umfassende Stratigra-phie des Tells ausgegraben hat, wurde auf die Interpolation von Ergebnis-sen aus Teilstratigraphien auf die Gesamtmächtigkeit der anthropogenen Ablagerungen zurückgegriffen. Die maximale Mächtigkeit von Siedlungs-schichten in Okolište beträgt 3,0 m. Bei einer Gesamtdauer der Besiedlung von 500 Jahren bedeutet dies eine durchschnittliche Sedimentationsrate von 0,6 m/100 Jahre.

Ausgehend von den Stratigraphien ausgewählter Schichtenformati-onen ergibt sich eine durchschnittliche Mächtigkeit von etwa 0,2 m pro Bauschicht (Tab. 145). Bezogen auf die maximale Schichtmächtigkeit von 3 m würde dies eine Gesamtanzahl von 15 Bauschichten implizieren, die durchschnittlich etwa 33 Jahre bestanden hätten.

Diese 15 Bauschichten wurden auf die Schichtpakete der drei Haupt-phasen aufgeschlüsselt, welche jeweils unterschiedliche Siedlungsgrößen und unterschiedliche Anteile des Gesamtvolumens des Tells repräsentie-ren (Tab. 146). Bei Zugrundelegung der für die unterschiedlichen Phasen

384

ermittelten durchschnittlichen Volumina erhält man eine Schätzung der Hauszahlen pro Hauptphase, die dann auf die Zahl der Bauschichten ver-teilt werden können. Für alle Phasen ergibt sich daraus eine Gesamtzahl von in Okolište errichteten Häusern in einer Höhe von 5 800–6 400. Auf-geschlüsselt auf die verschiedenen Bauhorizonte hätten demnach in den Hauptphasen 1 und 2 mehr als 500 Häuser gleichzeitig existiert. In Haupt-phase 3 reduziert sich diese Zahl auf etwa 100.

Alternativ wurde den Berechnungen die ermittelte Bebauungsdichte zugrunde gelegt, wobei man ganz ähnliche Größenordnungen von gleich-zeitig bestehenden Häusern erhält. Die Abweichungen zwischen den bei-den Berechnungsmethoden, die insbesondere in Hauptphase 2 deutlich werden, lassen sich durch die Berücksichtigung der Fläche, die die Befesti-gungsanlage einnimmt, reduzieren (siehe Tab. 146).

Diskussion der Schätzung gleichzeitiger Häuser

Die vorgestellten Kalkulationen ergeben scheinbar unverhältnismäßig hohe Zahlen gleichzeitiger Häuser, die frühere für den Fundplatz Okolište vorgenommene Schätzungen um mehr als das Doppelte übersteigen (vgl. Müller 2006; Hofmann u. a. 2006). Der Verfasser sieht jedoch bei der derzeitigen Datenlage keine sinnvolle Alternative zur Größenordnung dieser Zahlen, die geeignet erscheint, die Entstehung des Tellvolumens zu erklären (vgl. Draşovean/Schier 2010, 182). Es sei nochmals ausdrück-lich hervorgehoben, dass das Modell nicht auf die Prämisse angewiesen ist, dass der Hauptteil der anthropogenen Ablagerungen des Tells aus Bauma-terial besteht. Die den Berechnungen zugrunde liegenden Hausvolumina umfassen jeweils alle Ablagerungen, die im Rahmen des Baus und der Nut-zung eines Hauses in den Tell eingebracht wurden.

Man mag an der Interpretation der Hausbefunde zweifeln, indem man einwendet, die Hausstellen repräsentieren nicht mehrere, sondern jeweils nur ein Haus mit mehreren Fußbodenerneuerungen. Dies hätte zur Fol-ge, dass sich die Laufzeiten der Häuser drastisch erhöhen, was vor dem Hintergrund der Diskussion um die Lebenszeit bandkeramischer Häuser prinzipiell verständlich wäre (z. B. Rück 2007). Gegen eine solche Deutung wäre allerdings einzuwenden, dass sich die durchschnittlichen Volumina der Häuser dadurch deutlich erhöhen würden, was dem Autor mit den vor-geschlagenen Rekonstruktionen der Gebäude unvereinbar erscheint. Die kalkulierten Zahlen gleichzeitiger Häuser würden eine solche Modifika-tion zudem nicht berühren. Um diese zu reduzieren, müsste eine höhere Anzahl von Bauhorizonten angenommen werden, für die es jedoch keine Hinweise gibt.

ZUSAMMENFASSUNG ZU ARCHITEK TUR UND SIEDLUNGSSTRUK TUREN

Bei den Ausgrabungen in Okolište wurden Reste von 39 Häusern identi-fiziert, bei denen es sich mehrheitlich um zu ebener Erde angelegte zwei-schiffige Pfostenhäuser (Ständerbauten) moderater Größe (30–60 m2) handelte, die wahrscheinlich über ein Pfettendach verfügten und nach ähnlichen Konstruktionsprinzipien wie die Häuser aus Obre II gebaut waren (vgl. Benac 1973 b, 30–37). Im Unterschied zu Obre II waren die Häuser in Okolište im Mittel um 1 m schmaler (vgl. Hofmann u. a. 2006, 91 f.). In Okolište zu beobachtende Größenunterschiede von Häusern be-ruhen teils auf sozialen oder funktionalen Unterschieden, teils auf zeitli-chen Veränderungen der Hausgrößen: Die ältesten Bauten erwiesen sich als besonders schmal und waren teilweise in den Boden eingelassen, wobei

385

allerdings unklar ist, ob es sich um reguläre Wohnhäuser handelt. In der letzten Siedlungsphase 9 ist eine deutliche Vergrößerung der Häuser auf ca. 80 m2 Grundfläche belegt.

Wie in Obre II verfügten die Häuser in Okolište in keinem Fall über mehr als eine Feuerungsanlage. Der Umstand, dass in einer Reihe auch vollständig ausgegrabener Gebäude keine Feuerungsanlage festgestellt werden konnte, muss nicht zwangsläufig auf Funktionsunterschieden be-ruhen, sondern kann daran liegen, dass die über dem Fußbodenniveau er-höhten Feuerstellen beseitigt worden sind. In Okolište ergaben sich keine eindeutigen Hinweise auf mehrräumige Häuser.

In mehreren Phasen der Siedlung sind Brandereignisse festzustellen, bei denen allerdings in vielen Fällen unklar ist, wie großräumig sie waren. Während der Besiedlung von Okolište ist Kontinuität bezüglich der Raum-ordnung mit Nordost-Südwest ausgerichteten Häusern zu verzeichnen. Al-lerdings ereigneten sich im Abstand von 2–3 Hausgenerationen Neuord-nungen der Bebauung, im Rahmen derer Verschiebungen der Hausreihen stattfanden. Durch die Neustrukturierungen ist der sukzessive Wandel der Hausausrichtung um 20° erklärbar. Die Beobachtungen, dass bei Weitem nicht jeder dieser Neustrukturierungen ein Brandereignis vorausging und diese Ereignisse keinem ersichtlichen Muster folgen, werden als Indizien gegen rituelle Verbrennungen von Häusern im Rahmen ihrer Auflassung interpretiert.

In nahezu allen ausgegrabenen Flächen erwies sich die Bebauungsdich-te als deutlich höher, als es in den Ergebnissen der geomagnetischen Pro-spektionen zu erkennen ist. Die vollständige Freilegung einiger Schichten-formationen in der Tiefendimension ermöglicht es für einige Flächen, die Volumina des Bodensubstrates zu errechnen, die im Zusammenhang mit dem Bau und der Nutzung eines Hauses in dem Tell akkumulierten. Diese betragen etwa zwischen 15–20 m3. Demnach müsste das Gesamtvolumen des Siedlungshügels von ca. 100 000 m3 auf der Existenz von mehr als 6 000 Häusern beruhen. In Kombination mit stratigraphischen Informationen, davon abgeleiteten Sedimentationsraten, Erkenntnissen zum Wandel der Siedlungsgröße und Bebauungsdichte sowie den chronologischen Ergeb-nissen kann die durchschnittliche Dauer einer Hausgeneration mit 33 Jah-ren angegeben werden. Überdies kann eine Hochrechnung vorgenommen werden, der zufolge in den ersten beiden Hauptphasen der Siedlung ca. 500 Häuser gleichzeitig bestanden. Demnach führte die Siedlungsverkleine-rung von der 1. zur 2. Hauptphase nicht zu einer Verringerung der Häuser-zahl, sondern geht mit einer Verdichtung der Bebauung einher. Eine deut-liche Reduzierung der Hauszahlen auf etwa 100 Häuser wird erst mit dem Beginn der Hauptphase 3 greifbar.

387

Funktion der Keramik

Im folgenden Kapitel werden unterschiedliche Annäherungen an die Proble-matik der Funktion der Gefäßkeramik aus Okolište präsentiert: Zunächst er-folgt eine Untersuchung von Gefäßvolumina im Hinblick auf zeitliche Verän-derungen und zur Kriterienbildung für Funktionsbestimmungen. Andernorts haben entsprechende Analysen eine deutliche Volumenzunahme bestimmter Gefäßkategorien in bestimmten Phasen ergeben, woraus Veränderungen der Vorratskapazität abgeleitet wurden (Kaiser/Voytek 1983, 342; Bailey 2000, 180; Hansen/Toderaş 2012; vgl. auch Tringham u. a. 1992).

Es folgen Überlegungen zu der Frage, ob unterschiedlichen Gefäßklas-sen ausgehend von morphologischen, stilistischen und technologischen Charakteristika intendierte und reale Funktionen zugewiesen werden kön-nen. Am Ende des Kapitels werden diese Überlegungen mit Befunden zu Gefäßinhalten aus Obre II abgeglichen. Unter Berücksichtigung der im Ka-pitel Taphonomie behandelten Ergebnisse zu Depositionsprozessen (siehe S. 229 ff.) werden in einem weiteren Arbeitsschritt räumliche Verteilungen von Gefäßklassen und anderer keramischer Artefaktkategorien mit dem Ziel der Identifizierung von Aktivitätszonen untersucht. Schließlich wird – wiederum unter Berücksichtigung von Depositionsumständen – die Zu-sammensetzung von Hausinventaren diskutiert. Angesichts der Seltenheit vollständiger Inventare stehen dabei unter anderem Fragen im Fokus, ob die Gesamtmenge der geborgenen Keramik auf individuelle Haushalte auf-geschlüsselt werden kann und daraus Rückschlüsse auf die Anzahl gleich-zeitig genutzter Gefäße gezogen werden können.

FUNK TION VON GEFÄSSKL ASSEN

Volumina von Gefäßklassen

Die Berechnung von Gefäßvolumina erfolgte anhand von Zeichnungen mindestens annähernd vollständig rekonstruierter Gefäße (vgl. Rice 1987, 219–222). Die errechneten Volumina von Gefäßen aus Okolište sind in An-hang 67 zusammengestellt.

Leider konnte in Okolište in keinem einzigen Fall ein vollständiges Pro-fil eines Topfes (T) rekonstruiert werden. Um dennoch einen Eindruck von der ungefähren Größenordnung von Töpfen zu erhalten, wurde auf drei Gefäßeinheiten aus Zagrebnice und den Fundplatz Jagnilo in Ostbosnien zurückgegriffen, die Volumina im Bereich zwischen 10 l und 20 l aufwie-sen. Eine Abhängigkeit von Randdurchmesser und Volumen vorausgesetzt, würde dies für eine Stichprobe von 206 Keramikeinheiten aus Okolište, von denen der Randdurchmesser bekannt ist, eine Spannbreite der Volu-menwerte von Töpfen von etwa 5–25 l mit einem Mittelwert von 13 l im-plizieren (Abb. 240)69. In Relation zu den Phasen von Okolište sind keine klaren Entwicklungen von Topfvolumina erkennbar (Abb. 241).

69 Ausgehend vom Verhältnis von Volumen und Gefäßhöhe wurde für Töpfe der Faktor 20 ermittelt, durch welchen ein Randdurchmesser zu teilen ist, um das ungefähre Fas-sungsvermögen zu erhalten.

388

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Abb. 240. Okolište. Töpfe, Häufigkeitsdia-gramm von aufgrund des Randdurchmessers geschätzten Volumina.

Abb. 241. Okolište. Töpfe, Verteilung von ge-schätzten Volumenwerten differenziert nach Siedlungsphasen.

Abb. 243. Okolište. Schüsseln, Häufigkeitsdia-gramm von aufgrund des Randdurchmessers geschätzten Volumina.

Abb. 244. Okolište. Schüsseln, Verteilung von geschätzten Volumenwerten differenziert nach Siedlungsphasen.

Abb. 242. Okolište. Schüsseln, Verhältnis von berechneten Volumina und Randdurchmes-sern differenziert nach Typen.

389

Deutlich besser ist die Datenlage für Schüsseln: Aus knapp 30 rekon-struierbaren Gefäßprofilen ergibt sich eine Spannweite zwischen 0,01 l und 9 l mit einem Median bei etwa 1 l (Anhang 67). Um Schätzungen des Fas-sungsvermögens einer größeren Serie von Exemplaren zu erhalten, wurde untersucht, inwieweit die ermittelten Volumina mit den Randdurchmes-sern korrelieren (Abb. 242). Dabei zeigte sich, dass insbesondere Miniatur-ausgaben aufgrund ihrer im Verhältnis zur Größe sehr dicken Wände ein zu kleines Volumen aufweisen, ansonsten jedoch zumindest ein signifikant korrelierendes Verhältnis der beiden Maße festzustellen ist (Pearson-Kor-relation 0,868). Im Median ergibt sich ein Quotient von Randdurchmesser zu Volumen von ca. 150. Dieser Wert wurde auf eine Stichprobe von 241 Keramikeinheiten übertragen, deren Randdurchmesser bekannt ist. Dem-nach besitzt das Fassungsvermögen von Schüsseln in Okolište eine Spann-breite zwischen etwa 0,05 l und etwa 2,7 l mit einem Median von etwa 1 l (Abb. 243). Schlüsselt man diese Werte auf die unterschiedlichen Phasen auf, werden in zeitlicher Perspektive keine grundlegenden Änderungen von Schüsselvolumina sichtbar (Abb. 244).

Weniger variabel ist das Volumen von Fußschalen, das in einem Bereich zwischen 0,7 l und 2 l rangiert. Die geringere Variabilität beruht darauf, dass von Fußschalen offenbar keine Miniaturausgaben existierten.

Bei Hochhalsgefäßen, Kanopen, engmundigen Gefäßen ohne Hals und Körperformen können zwei Gruppen unterschieden werden. Gesicherte Kanopen besitzen Volumina zwischen 0,7 l und 11 l, wobei allerdings die sehr kleine Keramikeinheit -540587390 eine Miniaturvariante von Kano-pen „normaler“ Größe darzustellen scheint. Entsprechend ist als Normal-fall eher von einer Varianz im Bereich zwischen 5–10 l auszugehen. Da-gegen besitzen kleinere Halsgefäße mit Standböden Volumina im Bereich zwischen etwa 1 l und 2,5 l. Ein ähnliches Fassungsvermögen wie Kanopen weisen offenbar auch weitmundige Gefäße ohne Hals auf, von denen aller-dings nur an einem Exemplar das Volumen bestimmt werden konnte. Sehr kleine Volumina zwischen 0,05 l und 0,2 l zeigen Siebgefäße des häufigsten Typs Si 01.

Überlegungen zur Funktion von Gefäßklassen

Die am Ende des Kapitels Gefäßmorphologie (siehe S. 119–202) gezeigten, relativ klaren Korrelationen sowohl zwischen technologischen Merkmalen und Gefäßformen als auch zwischen Verzierungen und Gefäßformen im-plizieren, dass im Spätneolithikum Zentralbosniens offenbar klare Katego-rien von Gefäßformen existierten (Abb. 245; Tab. 147).

So kann für Töpfe (T) geschlussfolgert werden, dass sie regelmäßig im Rahmen thermischer Prozesse zum Einsatz kamen, da sie auch in unver-brannten Kontexten in der Regel einen Sekundärbrand aufweisen. Sie werden deshalb als Zubereitungsgefäße interpretiert. Ihr vorrangig tech-nischer Charakter wird auch dadurch untermauert, dass sie im Gegensatz zu anderen Gefäßklassen nur in sehr beschränktem Maße stilistischen Veränderungen unterlagen.

Mehrheitlich ganz ähnliche technologische Charakteristika und Verzie-rungen wie Töpfe weisen auch konische Schüsseln (S-konisch) auf. Sie wer-den deshalb ebenfalls als Zubereitungsgefäße angesprochen. Auch Gießge-fäße (T-Gieß) wurden unter Töpfen eingeordnet, da sie aus groben Waren hergestellt sind und regelhaft Spuren sekundären Brandes aufweisen.

Dagegen lassen die technologischen Merkmale der meisten Schüsselty-pen (S) klar erkennen, dass sie im Rahmen ihrer Benutzung nicht mit Hitze in Berührung gekommen sind. Ihre vielfach sorgfältige Oberflächenpolitur und Dekoration weist sie als Darreichungsgefäße aus.

390

Gleiches gilt für Fußschalen (F), die zwar im Bereich des Fußes vielfach geringfügige Spuren von Hitzeeinwirkung aufweisen, jedoch ansonsten mit ihren polierten Oberflächen und dem durchgehenden Reduktions-brand Schüsseln entsprechen. Sie sind demnach als Darreichungsgefäße anzusehen, deren Inhalt vielleicht warm gehalten werden musste. Mög-licherweise ein entscheidender Hinweis auf die Funktion der Gefäße ist aus der Entwicklung der Fußformen abzuleiten: Diese waren zunächst un-ten verbreitert und sicherten dadurch die Standfähigkeit des Gefäßes. In

-2,0 2,51. EV

-2,0

3,0

2. E

V

unbekannt

Schüssel, unbekannter Typ

Schale/Fußschale

Schüssel, halbkugelig

Schüssel, trichterförmig

Schüssel, rundbauchig

Schüssel, bikonisch

Napf/Tiegel

Topf

Schüssel, Knickwand

geschlossenes Gefäß unbek. Typs

Kurzhalsgefäß

Kanope

kugelförmiges Gefäß

Hochhalsgefäß

Trichterhalsgefäß, kurz

Miniaturgefäß

Siebgefäß

Gießgefäß

Tab. 147. Okolište. Vorschläge für die primäre Funktion der festgestellten Gefäßklassen.

Gefäßklasse Funktion

T Zubereitung mit Hitze, fest oder flüssig T-Gieß Zubereitung mit Hitze, flüssigS-konisch Zubereitung mit Hitze, fest oder flüssigF Darreichung flüssigS Darreichung festE Darreichung, ohne Hitze, flüssig?K Darreichung, ohne Hitze, flüssigHH Darreichung, ohne Hitze, flüssigKö Darreichung, ohne Hitze, flüssig?Ku Darreichungs-/Vorratsgefäße?Si ?L ?N technische Keramik, mit viel Hitze, Salz?R ?M ?W Vorratsgefäße, Kurzzeit

Abb. 245. Okolište. Korrespondenzanalyse technischer Keramikmerkmale (siehe S. 155 ff.) mit Kartierungen von Gefäßklassen bzw. Ge-fäßtypengruppen.

391

den letzten Phasen nehmen die Füße zunehmend eine zylindrische bzw. nach unten verjüngte Form an und sind häufig zusätzlich an der Unter-seite abgerundet. Eine selbständige Standfähigkeit der Gefäße ist dadurch nicht mehr gegeben. Die Gefäße besitzen demnach Charakteristika von Sturzbechern und werden deshalb als Darreichungsgefäße für Getränke interpretiert.

Hochhalsgefäße, Kanopen, engmundige Gefäße ohne Hals und Körper-formen (HH, K, E, Kö) werden gemeinsam behandelt, da sie aufgrund ihrer Fragmentierung in vielen Fällen nicht sauber unterschieden werden kön-nen. Beispielsweise besitzen die gesicherten Kanopen zwar mehrheitlich einen hohen Hals, es wurde jedoch auch ein Exemplar ohne Hals doku-mentiert.

Anhand von Verzierungen und den Volumina können wohl zwei Grup-pen von Gefäßen unterschieden werden: Einerseits gibt es Exemplare mit Volumina um 1–2,5 l, die zwar sehr sorgfältige Oberflächenbehandlun-gen erhalten haben, jedoch tendenziell weniger verziert sind. Andererseits existierten große Gefäße, die in vielen Fällen eine sehr repräsentative Ge-staltung mit Band- und Flächenmustern und teilweise mit Bemalungen aufweisen. Da Kanopen – soweit ihre Klassifikation gesichert ist – grund-sätzlich flächenhaft verziert sind, liegt der Schluss nahe, dass es sich bei den flächenhaft dekorierten Hochhalsgefäßen, Körperformen und engmundi-gen Gefäßen ohne Hals insgesamt um Reste von Kanopen handelt. Diese wurden mit hoher stilistischer Aufmerksamkeit bedacht, was am ehesten an eine gut sichtbare, öffentliche Verwendung als Darreichungsgefäße zum Beispiel im Rahmen von Bewirtungsritualen denken lässt. Diese Deutung wird auch durch technologische Merkmale gestützt: Die Gefäße sind in der Regel reduzierend gebrannt und weisen – insofern sie nicht aus verbrannten Häusern stammen – meist keine Spuren sekundärer Hitzeeinwirkung auf.

Auch die aus feinen oder mittelfeinen Waren hergestellten weitmun-digen Gefäße ohne Hals (W) weisen zumeist keinen Sekundärbrand auf. Sie sind einfacher dekoriert als die Gefäßklassen E, HH, K und Kö. Ihre Weitmundigkeit und steilere Schulter lässt sie insgesamt geeignet für eine Verwendung als Vorratsgefäße erscheinen. Dies trifft prinzipiell auch für Kurzhalsgefäße (Ku) zu, die jedoch eine technologisch deutlich inhomo-genere Gruppe darstellen, welche in der frühesten Phase von Okolište mit den festgestellten Bemalungen zu den am aufwändigsten gestalteten Gefä-ßen überhaupt gehört. Entsprechend darf man wohl davon ausgehen, dass es sich um eine eher vielseitige Gefäßform handelt.

Bei Näpfen (N) fallen insbesondere die regelhaft auftretende starke Magerung mit Schamotte und ihre durchgehend hellrote Färbung ins Ge-wicht, die sie als technische Keramik ausweist, welche bei hohen Tempe-raturen verwendet wurde (vgl. Hofmann/Müller-Scheessel 2013 c). Da ein Gebrauch im Rahmen metallurgischer Prozesse ausgeschlossen wer-den konnte, kommen sie zum Beispiel als Salzsiedegefäße in Betracht (sie-he S. 193; Chapman 1988).

Für neolithische Siebgefäße wurden sowohl Verwendungen im Rah-men von Käseherstellung als auch als Abdeckung zur Feuerhaltung vor-geschlagen (Benecke 1994, 131 Abb. 47; Schier 1995, 103). Angesichts des Nachweises von Milchfetten an frühneolithischer Keramik erscheint die Existenz von Käseformen zwar prinzipiell plausibel (Craig u. a. 2005), allerdings sind die Siebgefäße aus Okolište zu klein und gehören abgese-hen von einem Exemplar einem Typ an, der an vollständigen Stücken eine röhrenförmige Endung aufweist. Dieses Element lässt die Siebgefäße für die Käseherstellung ungeeignet erscheinen. Gegen eine Verwendung als Feuerstürze sprechen die technologischen Charakteristika. Von den drei näher untersuchten Stücken weisen zwei eine durchgehend dunkle Brenn-atmosphäre auf.

392

Keinerlei Aussagen können bisher zur Funktion von rechteckigen (R) und mehrfüßigen Gefäßen (M), Löffeln (L) und Miniaturgefäßen getroffen werden.

AK TIVITÄTSZONEN

Untersuchungen zu Fundverteilungen unterschiedlicher Materialgruppen sind für Grabungsfläche 3 aus Okolište bereits vorgelegt und im Hinblick auf die Fragestellungen unseres Projektes interpretiert worden (Hofmann

< 5050 –100

100 – 200200 – 300300 – 400400 – 500> 500

a b

f

880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

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1 m

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SchüsselnGewicht in g

A

B

C

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F

G

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FußschalenDatensätze

12345

d

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880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

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m

KanopenGewicht in g

Keramikeinheiten

-1867378121-1175376197111135200238

< 100100 – 500500 – 10001000 – 1500> 1500

c

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m

Hochhals-gefäßeDatensätze

Feinaufnahme123

Grobaufnahme124

e

880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

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1 m

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m

engmundigeGefäße ohneHalsDetailaufnahmeGewicht

Keramikeinheiten-1699653691-1251835661-1064315370-2896072352761132

< 5050- 100100 - 150150 - 200> 200

GrobaufnahmeDatensätze

123

880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

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m

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1 m

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m97

7 m

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m

BänderDatensätze

1 – 22 – 33 – 66 – 8> 8

Abb. 246. Okolište. Fläche 3, Kartierung von Gefäßtypen. a Schüsseln; b Fußschalen; c Hochhalsgefäße; d Kanopen; e engmundige Gefäße ohne Hals; f Bandverzierung. Weiß: unverbrannter Lehm; gerastert: Brandlehm; grau: Freiflächen.

393

u. a. 2006, 131–143; Hofmann u. a. 2008/09, 98–110; Müller-Scheessel u. a. 2010 c; Müller u. a. 2011; 2013 c; Gundelach 2012). Demnach befan-den sich zum Beispiel im Außenbereich der Häuser unterschiedliche Akti-vitätszonen, in denen Steingeräte hergestellt und genutzt wurden: Vermut-lich wegen der Verletzungsgefahr an den Abschlägen lagen Schlagplätze für die Silexgeräteherstellung tendenziell etwas abseitig; zentraler in den Wegen positioniert waren Bereiche, in denen mit Silexgeräten und Dech-seln gearbeitet wurde. Häufungen von Webgewichten in einigen Häusern deuten darauf hin, dass Weberei eine innerhäusliche Tätigkeit darstellte.

Aufgrund der obigen taphonomischen Untersuchungen (siehe S. 229 ff.) muss man für die Keramik im Gegensatz zu den genannten Materialgrup-pen davon ausgehen, dass sich nur noch ein kleinerer Teil der Keramik am Platz seiner ursprünglichen Verwendung befindet, während der größere Teil Abfall in sekundärer Lage darstellt. Dieser Abfall tritt gehäuft in We-gen und Gassen sowie in Hausstellen auf, die bereits teilweise verfallen wa-ren, als benachbarte Häuser noch genutzt wurden. Dies ist unter anderem daran zu erkennen, dass der Anteil von Feinware innerhalb der zentralen Häuserzeile höher ist als in den Freiflächen. Dieses markante Verteilungs-muster resultiert aus der höheren Bruchwahrscheinlichkeit von grobkera-mischen Gefäßen (siehe S. 231 f.).

Singulär ist in Okolište eine Befundsituation wie sie in Haus 1 ange-troffen wurde, dessen Gefäßinventar im Rahmen eines Brandereignisses unter dem Versturz der Wände verwahrt wurde. Im Folgenden soll anhand von Kartierungen von Gefäßtypen und Verzierungen untersucht werden, welche Schlüsse zu Aktivitätsbereichen über diese Feststellungen hinaus getroffen werden können. Dies ist vor allem für die größeren Grabungs-flächen 3 und 4 sinnvoll, deren bauliche Strukturierung geklärt ist und die jeweils mehrere benachbarte Häuser umfassen.

Fläche 3

In Fläche 3 wurde zwar das Gesamtgewicht jedes Keramikkomplexes er-mittelt, dieses jedoch nicht durchgehend nach den einzelnen zugehörigen Datensätzen differenziert. Deshalb konnten die Kartierungen nicht nach dem Keramikgewicht vorgenommen werden. Anstatt dessen wurde auf die Anzahl von Datensätzen eines Merkmals oder Typs innerhalb eines Qua-drates zurückgegriffen.

Beschreibung der Keramikverteilungen in Fläche 3

Schüsseln und Fußschalen als die wichtigsten Serviergefäße fanden sich mehrheitlich in den Freiflächen innerhalb und südwestlich der zentralen Häuserzeile (Abb. 246, a–b). Südwestlich der Hausstellen A, B und nord-östlich der Hausstelle C bildeten sie in den Wegen räumlich begrenzte Konzentrationen.

Dagegen häufen sich Hochhalsgefäße, Kanopen sowie engmundige Ge-fäße ohne Hals innerhalb der zentralen Häuserzeile mit Schwerpunkten im Zentrum von Hausstelle A und – im Falle von Kanopen – in der süd-westlichen Hälfte von Hausstelle C (Abb. 246, c–e). Die genannten Häu-fungen stimmen zumindest tendenziell mit Häufungen von Band-, Spiral- und Flächenverzierungen überein (Abb. 246, f; 248, a–b).

Überraschend ist die Verteilung von Töpfen und Leisten als deren häu-figste Verzierungsart (Abb. 247, a–b): Diese treten vor allem im Bereich der zentralen Häuserzeile auf, was im Gegensatz zu der Feststellung steht, dass Grobware vermehrt in den Gassen und Wegen gefunden wurde. Dagegen

394

kommen Gießgefäße, plastische Randgestaltungen, Reihen eingetiefter Elemente, die ebenfalls zumeist mit Grobware assoziiert sind, vor allem in den Wegen vor (Abb. 247, c; 248, e–f).

Wenig signifikant ist das Auftreten von Siebgefäßen, die sowohl inner-halb als auch außerhalb der Hausstellen gefunden wurden (Abb. 247, d). Tendenziell auf die zentrale Häuserzeile fokussiert sind die mehrheitlich durchbohrten – als mögliche Spinnwirtel angesprochenen – Keramik-scheiben sowie unterschiedliche seltene Keramikobjekte (Abb. 248, e–f).

a b

c d

e f

880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

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TöpfeDatensätze

123

A

B

C

D

E

F

G

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LeistenDatensätze

1234569

880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m99

1 m

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GießgefäßeAnzahl

1

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SiebgefäßeAnzahl

1

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Keramik-scheibenAnzahl

1

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1 m

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anthropo-morpheFigurinen

131311519316309

Masken-applikation

21106

Rechteckgefäß

11012

Serra d'Alto-Henkel

14045

Bärenkopf

17204

zoomorpheApplikationenDatensätze

12

Abb. 247. Okolište. Fläche 3, Kartierung von Gefäßtypen, Verzierungen und besonderen Funden. a Töpfe; b plastische Leisten; c Gieß-gefäße; d Siebgefäße; e durchbohrte und nicht durchbohrte Keramikscheiben; f diverse be-sondere Funde. Weiß: unverbrannter Lehm; gerastert: Brandlehm; grau: Freiflächen.

395

Die beiden Köpfe anthropomorpher Figurinen mit den Fundnummern 15193 und 16309 wurden im Randbereich des Hauses 1 bzw. in der Gasse zwischen den Hausstellen B und C gefunden (Taf. 42, 1.2. Der Kopf mit der Fundnummer 16309 in der Gasse zwischen den Hausstellen B und C lag in enger räumlicher Nachbarschaft zu der sehr qualitätvollen Gefäßapplika-tion in Form eines Bärenkopfes (Fundnummer 17204; Taf. 37, 1). Das Bein einer anthropomorphen Figurine wurde hingegen mitten im Weg süd-westlich von Hausstelle C geborgen (Taf. 42, 3).

a b

c d

e f

880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

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m

FlächenDatensätze

< 11 – 22 – 33 – 44 – 5

> 5

A

B

C

D

E

F

G

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SpiralenDatensätze

12

3

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880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

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m

plastischeEinzel-elemente/GruppenDatensätze

12345

6

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plastischeRandge-staltungenDatensätze

12

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Reihen ein-getiefterElemente

1234

5

880 m878 m876 m874 m872 m870 m868 m866 m864 m862 m860 m

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1 m

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7 m

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m

ReihenplastischerElementeDatensätze

< 11 – 22 – 33 – 44 – 6

> 6

Abb. 248. Okolište. Fläche 3, Kartierung von Verzierungsarten. a Flächen; b Spiralen; c Rei-hen plastischer Elemente; d plastische Einzel-elemente bzw. Gruppen plastischer Elemente; e plastische Randgestaltungen; f Reihen einge-tiefter Elemente. Weiß: unverbrannter Lehm; gerastert: Brandlehm; grau: Freiflächen.

396

Interpretation der Keramikverteilungen in Fläche 3

Die Fundhäufungen in den Wegen vor den Giebelseiten der Häuser sind als Abfallzonen zu interpretieren. Entsprechend ist anzunehmen, dass sich die Eingänge an den Giebelseiten der Häuser befanden. Dies erscheint auch aufgrund der Enge der Gassen zwischen den Gebäuden wahrscheinlich, in denen die Dachtraufen sich sicherlich fast berührten und diese deshalb nicht als ständig begangene Bereiche infrage kommen. Die in den Wegen und Gassen festgestellten Häufungen von Schüsseln und Fußschalen be-finden sich wahrscheinlich mehrheitlich nicht mehr am Platz ihrer Ver-wendung, sondern wurden hier entsorgt, nachdem sie zerbrochen waren.

Die gänzlich andere Verteilung von Hochhalsgefäßen, Kanopen und engmundigen Gefäßen ohne Hals sowie zugehörigen Verzierungen in einigen Hausbereichen scheint darauf hinzudeuten, dass diese sich zum Zeitpunkt der Grabung teilweise noch an ihrem ursprünglichen Verwen-dungs- bzw. Aufbewahrungsort befanden. Besonders evident erscheint dies im Fall von Hausstelle A, in deren Zentrum eine Gruppe entsprechen-der Gefäße festgestellt wurde. Unsicher ist dies für Hausstelle C, da diese nachweislich als Abfallzone nachgenutzt wurde. Entsprechend treten hier Häufungen nahezu aller Gefäßtypen auf relativ eng begrenztem Raum im Südwesten der Hausstelle auf. Nicht nachweisbar sind entsprechende Ge-fäßgruppen in den Hausstellen B, E, F und G, die offenbar nach ihrer Auf-lassung weitgehend leer geräumt worden sind.

Die Häufung von Töpfen und Leisten innerhalb der zentralen Häuser-zeile erweist sich bei genauerer Betrachtung insbesondere auf Hausstelle A und die Gassenzonen zwischen den Hausstellen A und B bzw. B und C bezogen. Im Fall von Hausstelle A darf man wohl davon ausgehen, dass sie sich dort teilweise noch an ihrem ursprünglichen Verwendungs- oder Auf-bewahrungsort innerhalb von Haus 1 befinden. Die Töpfe scheinen dort Bestandteil der bereits genannten Gefäßgruppe zu sein. Plastische Rand-verzierungen und Reihen eingetiefter Elemente besitzen teilweise andere mehr in den Wegen gelegene Verbreitungsschwerpunkte. Angesichts des Umstandes, dass alle diese Verzierungen mehrheitlich an Töpfen auftre-ten, ist allerdings unklar, wie diese Tendenz zu interpretieren ist. Nicht auszuschließen sind auf der Verteilung der kartierten Stichprobe basieren-de Ungleichverteilungen, die das Fundbild möglicherweise verunklären.

Wenn die Ansprache der mehrheitlich durchlochten Keramikscheiben als Spinnwirtel richtig ist, deutet ihre Verteilung darauf hin, dass Spin-nen – ähnlich wie Weben – eher eine innerhäusliche Tätigkeit darstellte. Hinsichtlich ihrer Verteilung haben auch besondere Keramikobjekte wie anthropomorphe Figurinen sowie anthropo- und zoomorphe Applikatio-nen ebenfalls einen klaren Bezug zu den Häusern.

Insgesamt wird die Beobachtung bestätigt, dass sich nur noch ein sehr kleiner Teil der Gefäßkeramik in ihrem Verwendungskontext befindet. Die einzige Ausnahme von dieser grundsätzlichen Tendenz stellt offenbar Haus 1 dar. Über diese Feststellung hinaus ist insbesondere die gegensätz-liche Verteilung von Schüsseln und Fußschalen in den Freiflächen einer-seits und Halsgefäßen, Kanopen sowie engmundigen Gefäßen ohne Hals in den Häusern andererseits evident.

Fläche 4

In Fläche 4 ist die Ausgangssituation für Kartierungen insofern günstiger, als hier für alle Merkmalskombinationen detailliert das Scherbengewicht ermittelt wurde. Allerdings konnten trotz intensiver Suche kaum größere zusammensetzbare Gefäßeinheiten identifiziert werden.

397

Beschreibung der Keramikverteilungen in Fläche 4

Schüsseln, Fußschalen, Kurzhalsgefäße, Töpfe, Gießgefäße und Näpfe konzentrieren sich in Fläche 4 vor allem im Weg in der Südwestecke der Fläche und in etwas geringerem Umfang nordwestlich und südöstlich der Hausstelle A (Abb. 249, a–b; 250, a–d). Die zentrale Hausstelle war nahezu frei von entsprechenden Funden. Neben einigen Fußschalen im südwest-lichen Teil wurden innerhalb der zentralen Hausstelle lediglich einige Körperfragmente geschlossener Gefäße sowie im Nordosten Bruchstücke von engmundigen Gefäßen ohne Hals festgestellt (Abb. 249, d–e). Hoch-halsgefäße sind spärlich innerhalb von Hausstelle A und den nordwestlich und südöstlich angrenzenden Flächen vertreten und fehlen vollständig im südwestlich angrenzenden Weg. Auf eng begrenztem Raum wurden in der Südostecke der Fläche drei Miniaturgefäße gefunden (Abb. 249, f).

Webgewichte und Keramikscheiben streuen zwar generell über die ganze Fläche, scheinen allerdings unterschiedliche räumliche Schwerpunkte im Westen einerseits und im Südosten andererseits aufzuweisen (Abb. 250, e). Anthropomorphe Figurinen, ein Fragment mit einem menschlichen Ge-sicht sowie eine Handhabe in Form einer menschlichen Hand und Reste eines mehrfüßigen Gefäßes wurden im Bereich der Hausstellen A und B gefunden (Abb. 250, f).

Interpretation der Keramikverteilungen in Fläche 4

Aus den beschriebenen Verteilungen und dem Fehlen zusammensetz-barer Gefäßeinheiten wird deutlich, dass der größte Teil des Keramikma-terials als Abfall in sekundärer Lage anzusehen ist. Es bestätigt sich die Interpretation der Befundsituation, dass die Hausstellen B und C in der Bauschicht Oko 4/2 b als sekundäre Abfallbereiche genutzt wurden. In die-sen Arealen ist es schwierig, in situ befindliche Reste von Hausinventaren der Bauschicht Oko 4/2 a von Fremdabfall der jüngeren Bauschicht Oko 4/2 b zu unterscheiden.

Wie die gegenüber anderen Gefäßklassen tendenziell gegensätzliche Verteilung von engmundigen Gefäßen ohne Hals und von Körperformen zeigt, könnte es sich bei den innerhalb von Hausstelle A befindlichen Ge-fäßfragmenten noch um in situ befindliche Reste von Hausinventaren han-deln. Demnach sind in Fläche 4 hinsichtlich der Verteilungen der unter-schiedlichen Gefäßklassen ähnliche Muster festzustellen wie in Fläche 3. Allerdings weist die weitgehende Fundleere in großen Teilen der Hausstel-le A darauf hin, dass dieses Inventar vor dem zerstörenden Brand ausge-räumt bzw. im Rahmen nachsiedlungszeitlicher Erosionsprozesse größten-teils zerstört wurde.

HAUSINVENTARE

Die folgenden Untersuchungen zielen darauf ab, den Umfang und die Zu-sammensetzung von Hausinventaren in Okolište festzustellen. Dafür wird zunächst die Rekonstruktion des teilweise in situ verwahrten Inventars von Haus 1 vorgenommen, welche im günstigen Fall als Maßstab für die Anzahl innerhalb eines Haushaltes gleichzeitig verwendeter Gefäße die-nen kann. In Ermangelung weiterer vollständiger Inventare wird in einem zweiten Schritt versucht, die Gesamtmenge der Gefäßkeramik aus zwei Flächen entsprechend den Häufigkeiten technologischer Gruppen und Ge-fäßformen unter die dort festgestellten Häuser aufzuteilen.

398

Inventar des Hauses 1

Die Haus 1 zugeordneten Befunde enthielten 44,5 kg Gefäßkeramik. In-nerhalb des Hauses wurden 114 Keramikeinheiten klassifiziert, die sich entsprechend Tabelle 148 auf unterschiedliche Gefäßklassen verteilen. Ausgehend von der Summe der Rand- und Bodenanteile müsste das In-

a b

c d

e f

a b

c d

e f

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

SchüsselnGewicht in g

< 100100 – 200200 – 300300 – 400400 – 500> 500

A

B

C

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

1052

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50 m

1048

m10

46 m

1044

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42 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

FußschalenGewicht in g

< 250250 – 500> 500

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

HochhalsgefäßeGewicht in g

< 2525 – 5050 – 7575 – 100

> 100

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

engmundigeGefäßeohne HalsGewicht in g

< 5050 – 100100 – 150150 – 200200 – 250> 250

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

KörperformenGewicht in g

< 100100 – 200200 – 300> 300

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

1052

m10

50 m

1048

m10

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1044

m10

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1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

1

Miniatur-gefäßeAnzahl

Abb. 249. Okolište. Fläche 4, Kartierung von Gefäßtypen. a Schüsseln; b Fußschalen; c Hochhalsgefäße; e engmundige Gefäße ohne Hals; e Körperformen; f Miniaturgefäße. Weiß: Hausstelle mit Bauten der Bauschichten a und b; hellgrau: Hausstelle mit Bau der Bau-schicht a; mittelgrau: Freiflächen; gerastert: Brandlehmpackung.

399

ventar aus 13 Gefäßen bestanden haben. Eine Aufschlüsselung der Ge-samtkeramikmenge entsprechend der relativen Häufigkeiten von Gefäß-typen unter Zugrundelegung der oben ermittelten durchschnittlichen Gefäßgewichte und deren Warenzugehörigkeit zeigt allerdings, dass diese Zahl nur als Mindestmenge zu verstehen ist. Dieser alternativen Berechnung zufolge dürfte das Hausinventar etwa 34 Gefäße umfasst ha-

a b

c d

e f

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

1052

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42 m

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m10

50 m

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m10

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m10

42 m

GießgefäßeGewicht in g

< 100> 100

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

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m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

WebgewichteAnzahl

125

Keramik-scheibenAnzahl

12

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

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1048

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46 m

1044

m10

42 m

TöpfeGewicht in g

<500500 – 10001000 – 1500>1500

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

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1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

NäpfeGewicht in g

< 50> 50

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

KurzhalsgefäßeGewicht in g

< 5050 – 100> 100

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m

986 m983 m981 m979 m977 m975 m973 m10

52 m

1050

m10

48 m

1046

m10

44 m

1042

m

1052

m10

50 m

1048

m10

46 m

1044

m10

42 m

anthropomorpheFigurinenFundnummer

330923402434287

1237808176

GesichtsgefäßKeramikeinheit

997875203

MehrfußgefäßAnzahl

1

anthropomorphe/zoomorpheHandhabeKeramikeinheit

-1752776311

Abb. 250. Okolište. Fläche 4, Kartierung von Gefäßtypen und anderen Keramikobjekten. a Töpfe; b Gießgefäße; c Näpfe; d Kurzhalsge-fäße; e Webgewichte und Keramikscheiben; f Prezio sen. Weiß: Hausstelle mit Bauten der Bauschichten a und b; hellgrau: Hausstelle mit Bau der Bauschicht a; mittelgrau: Freiflä-chen; gerastert: Brandlehmpackung.

400

Tab. 149. Okolište. Rekonstruktionsversuch des Inventars von Haus 1. A Anzahl von Daten-sätzen/Gefäßklasse nach der Grobaufnahme aufgeschlüsselt nach Warengruppen; B Anteil der Gefäßklassen aufgeschlüsselt nach Warengruppen (%); C Aufteilung der Keramikgesamt-menge entsprechend B (kg); D Aufschlüsselung der Teilmengen auf durchschnittliche Gefäß-gewichte entsprechend Tabelle 72 (Anzahl); E rechnerische Gesamtanzahl von Gefäßen/Ge-fäßklasse in Haus 1; F Anteil der Gefäße am Hausinventar (%).

A B C D E F

Typenklasse grob

fein

Sons

tiges

grob

fein

Sons

tiges

grob

fein

Sons

tiges

grob

fein

Sons

tiges

Anz

ahl (

n)

Ant

eil (

%)

M . 1 . . 0,9 . . 0,2 . . . . . .E 2 4 . 8,7 3,4 . 1,9 0,7 . 0,6 0,2 . 1 3F . 18 . . 15,5 . . 3,2 . 6,4 . . 6 19HH . 5 . . 4,3 . . 0,9 . . 0,3 . 0,3 1Miniatur 1 . 1 4,3 . 33,3 1,0 0,0 0,6 . . . . .S-bikon 3 69 1 13,0 59,5 33,3 2,9 12,3 0,6 2,9 12,3 0,6 16 46S-kalott 3 18 . 13,0 15,5 . 2,9 3,2 . 2,9 3,2 . 6 18T 14 1 1 60,9 0,9 33,3 13,3 0,2 0,6 4,4 0,1 . 5 13

Summe 23 116 3 . . . 21,9 20,7 1,7 . . . 34 .

Tab. 148. Okolište. Inventar des Hauses 1, Häufigkeit von Keramikeinheiten, deren Gefäß-klasse bestimmt werden konnte, sowie Anzahl von Gefäßen nach summierten Rand- und Bo-denanteilen.

Gefäßklasse Ker

amik

einh

eite

n (n

)

Rand

ante

il (∑

%/1

00)

Bode

nant

eil (

∑%/1

00)

Bode

nant

eil u

ndiff

eren

zier

t

T 15 3,6 . .K 1 . 1,0 .E 4 0,4 1,0 .HH 10 4,6 1,6 .Tr 2 1,4 . .M 1 . . .F 2 0,1 . .S-bikonisch 12 1,7 1,8 .S-rundbauchig 1 0,1 . .geschlossenes Gefäß (E, HH oder K) 3 . 0,3 .S-kalottenförmig 2 0,1 . .S-konisch 1 . 0,1 .N 2 1,0 2,0 .

Summe 56 12,8 7,8 13,4

ben, von denen mehr als die Hälfte Schüsseln und Fußschalen darstellten (Tab. 149).

Die Anordnung von Gefäßtypen innerhalb des Hauses 1 weist eine kla-re Differenzierung auf (Abb. 251, a–f). An der nordöstlichen Giebelwand befand sich die Herdstelle des Gebäudes. Dementsprechend treten im

401

zen tralen und nordöstlichen Teil des Hauses vermehrt Bruchstücke von Töpfen und auch Getreidespelzen auf. Ferner wurde hier ein Trichter-randgefäß, Fragmente von zwei Schüsseln sowie ein Miniaturgefäß ge-funden.

Im südöstlichen Zentrum des Hauses befand sich eine Gefäßgruppe bestehend aus einer großen Kanope, mehreren Halsgefäßen, einem weit-mundigen Gefäß ohne Hals und einer konischen Schüssel. Hinter dieser

b

c

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

986

m98

4 m

982

m98

0 m

978

m97

6 m

986

m98

4 m

982

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0 m

978

m97

6 m

Töpfe< 5050 – 100> 100

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

986

m98

4 m

982

m98

0 m

978

m97

6 m

986

m98

4 m

982

m98

0 m

978

m97

6 m

Fußschalen< 5050 – 100100 – 150150 – 200> 200

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

986

m98

4 m

982

m98

0 m

978

m97

6 m

986

m98

4 m

982

m98

0 m

978

m97

6 m

Hochhalsgefäße< 5050 - 150150 - 250250 - 400400 - 900

> 900

Hochhalsgefäß(KE 239)

<50> 150

Schüsseln, konisch> 50

Miniaturgefäße1

Mehrfußgefäß1 Fuß

anthropomorpheFigurine

1

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

986

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4 m

982

m98

0 m

978

m97

6 m

986

m98

4 m

982

m98

0 m

978

m97

6 m

Kanopen< 5050 - 100100 – 150150 – 200200 – 250250 – 300

300 – 350

> 350

weitmundig ohne Hals< 50

> 500

Trichterhalsgefäße< 500>1000

engmundig ohne Hals< 40> 40

Schüsseln< 50

a

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

986

m98

4 m

982

m98

0 m

978

m97

6 m

986

m98

4 m

982

m98

0 m

978

m97

6 m

> 50

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

879 m877 m875 m873 m871 m869 m

986

m98

4 m

982

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978

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6 m

986

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982

m98

0 m

978

m97

6 m

Emmer, Spelze124578932

Einkorn, Spelze123410

d

e f

Abb. 251. Okolište. Haus 1, Kartierung von Gefäßtypen und Getreidespelzen.

402

Tab. 150. Okolište. Fläche 3, Keramikgewicht (kg) in Häusern aufgeschlüsselt nach Waren-gruppen.

Haus Grobware Feinware Sonstiges Summe

Haus Oko 01 21,9 20,7 2,0 44,5Haus Oko 02–03 14,5 14,1 0,7 29,4Haus Oko 04 19,0 13,3 0,3 32,6Haus Oko 05 4,7 5,0 0,1 9,8Haus Oko 06 16,3 12,2 0,4 28,9Haus Oko 07 0,5 0,6 . 1,1Haus Oko 08–09 9,2 6,9 0,3 16,4Haus Oko 10 10,0 11,1 0,6 21,6Haus Oko 11 4,1 3,9 0,1 8,0Haus Oko 12 0,6 0,8 0,0 1,4Haus Oko 13 11,3 5,1 0,4 16,7Haus Oko 36 . 0,1 . 0,1

Tab. 151. Okolište. Rekonstruktionsversuch von Gefäßinventaren in Fläche 3. A Anzahl von Keramikeinheiten/Gefäßklasse in Inventar von Haus 1 aufgeschlüsselt nach Warengruppen; B Anteil der Gefäßklassen aufgeschlüsselt nach Warengruppen (%); C Aufteilung der Kera-mikgesamtmenge entsprechend B (kg); D Aufschlüsselung der Teilmengen auf durchschnittli-che Gefäßgewichte entsprechend Tabelle 72 (siehe S. 201); E rechnerische Gesamtanzahl von Gefäßen/Gefäßklasse in Haus 1; F Anteil der Gefäße am Hausinventar (%).

A B C D E F G

Typenklasse grob

fein

grob

fein

grob

fein

grob

fein

Anz

ahl g

esam

t

Anz

ahl/H

aus

Ant

eil (

%)

M . 1 . 2,9 . 7,5 . 8 8 0,7 2E/HH/K/Kö 3 12 18,8 34,3 65,1 90,5 22 30 52 4,8 16F . 3 . 8,6 . 22,6 . 45 45 4 14Miniatur 1 . 6,3 . 21,7 . . . . . .S . 16 . 45,7 0,0 120,7 . 121 121 11 36T 10 2 62,5 5,7 216,9 15,1 72 5 77 7,2 23Tr 1 1 6,3 2,9 21,7 7,5 14 15 30 2,7 9S-Konisch 1 . 6,3 . 21,7 . 14 . 14 1,3 4

Summe 16 35 . . 347 264 . . 332 32 .

Gefäßgruppe an der Wand befand sich der Kopf einer anthropomorphen Figurine. Südwestlich und westlich davon traten mehrere Schüsselfrag-mente, ein Miniaturgefäß, zwei Füße von Fußschalen sowie ein fast voll-ständiges Halsgefäß mit einem Volumen von etwa 1 l auf.

Aus der beschriebenen Anordnung der Gefäße und Gefäßfragmente er-gibt sich eine Einteilung des Hauses in drei funktionelle Zonen: Im Umfeld des Herdes im Nordosten des Hauses fand die Zubereitung von Nahrung statt. Eine Ansammlung von Webgewichten in der Ostecke des Hauses deutet auf mögliche weitere innerhäusliche Tätigkeiten in diesem Bereich des Hauses hin. Die Funktion des mittleren Hausteils kann im weitesten Sinne mit Lagerung umschrieben werden, wobei dort offenbar sowohl re-guläre Vorratsgefäße als auch Gefäße abgestellt waren, die vielleicht ande-re Funktionen zu erfüllen hatten. Offenbar verlief entlang der nordwestli-chen Längswand des Hauses eine Zone, die weitgehend frei von Objekten war und die den Durchgang vom Herdbereich zum südwestlichen Hausteil

403

darstellte. Hier traten fast ausschließlich Gefäße auf, die weiter oben mit Darreichungsfunktionen in Verbindung gebracht wurden. Entsprechend wäre hier ein Bereich zu vermuten, in dem Nahrung konsumiert wurde. In der Giebelwand befand sich vermutlich der Eingang des Hauses, aus dem zerbrochenes Geschirr und verkohltes Getreide (das hier gehäuft vor-kommt) direkt in den Wegebereich außerhalb des Hauses entsorgt wurde. Demnach wäre die im Weg südwestlich von Hausstelle A festgestellte An-sammlung von Artefakten als zumindest teilweise Hausstelle A zugehörig zu betrachten.

Umfang und Zusammensetzung von Gefäßinventaren in Haushalten

Fläche 3

Aus Schichtenformation Oko 3/2 stammen insgesamt 525 kg Gefäßke-ramik, von denen 40 % oder 210 kg zu Befunden gehören, die Häusern zugewiesen wurden. Die tatsächliche in den unterschiedlichen Häusern gefundene Keramikmenge schwankt sehr stark (Tab. 150). Besonders ge-ringe Mengen stammen aus den unteren Häusern der unterschiedlichen Hausstellen 5, 7 und 11 und entsprechend größere Mengen aus den oberen Gebäuden 1, 4, 6 und 10. Wie das Inventar von Haus 1 exemplarisch zeigt, dürfte das Gewicht gleichzeitig in Gebrauch befindlicher Gefäße jedoch höher gewesen sein. Ingesamt untermauert die Aufstellung die bereits auf-grund anderer Analysen gewonnene Erkenntnis, dass die Inventare in er-heblichem Maße durch unterschiedliche Depositionsprozesse beeinträch-tigt sind.

Näheren Aufschluss zu den in einem Haushalt verwendeten Kera-mikmengen erhält man, wenn man auch die Keramik aus den Gassen in die Betrachtung einbezieht. Dafür erscheint es sinnvoll, die Keramik aus Schichtenformation Oko 3/1 hinzuzunehmen, da dieses Material sicher-lich zu den Häusern der Schichtenformation Oko 3/2 gehört. Insgesamt stammen aus den Schichtenformationen Oko 3/1 und Oko 3/2 624 kg Ge-fäßkeramik. Im Rahmen der Befundinterpretation konnten insgesamt 14 Häuser identifiziert werden, die jedoch in einigen Fällen nur teilweise in-nerhalb der Fläche liegen. Ausgehend von bekannten Hausproportionen ist weiter oben ermittelt worden, dass diese Gebäude von der Fläche her etwa 10,75 vollständige Häuser bzw. 434 m2 Hausfläche repräsentieren (siehe S. 381 ff.). Schlüsselt man die Gesamtmenge der geborgenen Keramik auf die-se Zahl auf, müssten durchschnittlich 58 kg zu jedem Haus oder 1,44 kg zu jedem Quadratmeter Hausfläche gehört haben. Dieser Wert repräsentiert die Menge der Keramik, die über die gesamte Lebensdauer eines Hauses verbraucht wurde, vorausgesetzt, dass das gesamte Material im Umfeld der Häuser verblieb.

Im Folgenden wird versucht, die Gefäßkeramik der Schichtenformatio-nen Oko 3/1 und 3/2 entsprechend der Häufigkeiten von Gefäßklassen und Waren aufzuteilen und unter Verwendung der oben ermittelten durch-schnittlichen Gewichte für die einzelnen Gefäßklassen eine Schätzung der Zusammensetzung der Hausinventare vorzunehmen. Die Bestimmung der relativen Häufigkeit von Gefäßarten erfolgte nach der Anzahl der in Haus 1 festgestellten Keramikeinheiten (siehe Tab. 148).

Nach der Berechnung stammt das Keramikmaterial der beiden Schich-tenformationen von mehr als 300 Gefäßen, unter denen Töpfe, Schüsseln, Fußschalen sowie die Gefäßklassen E, HH und K am häufigsten sind. Pro Haus würde sich, verteilt auf seine gesamte Lebensdauer, eine durch-schnittliche Anzahl von 32 Gefäßen ergeben (Tab. 151). Alternativ wur-de der Berechnung die Anzahl von Datensätzen nach der Grobaufnahme

404

zugrunde gelegt (Tab. 152). Dadurch erhöht sich die Gesamtanzahl von Gefäßen deutlich und es kommt teils zu drastischen Verschiebungen der relativen Häufigkeiten unterschiedlicher Gefäßarten.

Fläche 4

Aus den Schichtenformationen Oko 4/1 und Oko 4/2 stammen ca. 570 kg Gefäßkeramik, von der 79 kg (14 %) in Befunden lagen, die als Reste von Häusern identifiziert wurden. Ähnlich wie in Fläche 3 variiert die Kera-

Tab. 152. Okolište. Rekonstruktionsversuch von Gefäßinventaren in Fläche 3, alternative Rechnung unter Zugrundelegung der relativen Häufigkeiten von Gefäßklassen nach Anzahl von Datensätzen/Gefäßklasse.

Typenklasse Anzahl (n) Anzahl/Haus Anteil (%)

HH 4 0,4 1E 13 1 3F 82 8 18S 206 19 44S-kalott 86 8 18T 75 7 16

Summe 466 43 .

Tab. 153. Okolište. Fläche 4, Keramikgewicht (kg) in Häusern aufgeschlüsselt nach Waren.

Haus Grobware mittelfeine Ware Feinware Summe

Haus Oko 29 19,1 11,8 3,5 34,4Haus Oko 30 6,3 1,2 2,3 9,8Haus Oko 31 10,0 1,5 2,2 13,6Haus Oko 32 9,1 2,8 3,6 15,5

Tab. 154. Okolište. Rekonstruktionsversuch von Gefäßinventaren in Fläche 4. A Anzahl von Datensätzen/Gefäßklasse aufgeschlüsselt nach Warengruppen; B Anteil der Gefäßklassen auf-geschlüsselt nach Warengruppen (in %); C Aufteilung der Keramikgesamtmenge entsprechend B (kg); D Aufschlüsselung der Teilmengen auf durchschnittliche Gefäßgewichte entsprechend Tabelle 72 (siehe S. 201); E ermittelte Gefäßanzahl/Gefäßklasse; F Aufteilung von E unter die 2,42 vollständigen Häuser; G Anteil der Gefäßklasse an der Gesamtanzahl von Gefäßen.

A B C D E F G

Typenklasse grob

mitt

elfe

in

fein

grob

mitt

elfe

in

fein

grob

mitt

elfe

in

fein

grob

mitt

elfe

in

fein

Anz

ahl g

esam

t

Anz

ahl/H

aus

Ant

eil (

%)

HH 4 5 3 0,7 1,0 0,4 2 1 0 1 0,4 0,1 1 0,6 0,3E 19 18 7 3,2 3,6 1,0 12 5 1 4 2 0,2 6 2 1Kö 5 8 9 0,8 1,6 1,3 3 2 1 1 1 0,3 2 0,8 0,5Ku 8 5 . 1,3 1,0 . 5 1 . 2 0,4 . 2 0,9 1F 12 63 71 2,0 12,7 10,5 7 16 7 15 32 15 61 25 15S 88 347 583 14,8 70,1 86,4 55 87 60 55 87 60 201 83 49T 452 45 1 76,0 9,1 0,1 281 11 0 94 4 0,0 97 40 24T-Gieß 3 . . 0,5 . . 2 . . 0,6 . . 1 0,3 0,2N 3 . . 0,5 . . 2 0 . 37 . . 37 15 9

Summe 595 495 675 . . . 370 124 69 . . . 409 169 .

405

mikmenge innerhalb der Häuser sehr deutlich (Tab. 153). Oben wurde bereits herausgestellt, dass offenbar in allen Häusern nur noch Reste der ursprünglichen Inventare vorhanden sind. Entsprechend wird wiederum das Material aus den Freiflächen in die Kalkulation einbezogen.

Die Reste der vier festgestellten Häuser repräsentieren rechnerisch ca. 2,42 vollständige Gebäude mit einer Gesamtfläche von 195,7 m2. Entspre-chend gehören zu jedem der Häuser etwa 235 kg Keramik bzw. 2,91 kg pro Quadratmeter Hausfläche, also insgesamt deutlich mehr als in Fläche 3.

Auch für Fläche 4 wurde versucht, durchschnittliche Gefäßinventare zu rekonstruieren, wobei die relative Häufigkeit der unterschiedlichen Ge-fäßklassen basierend auf der Anzahl von klassifizierten Datensätzen der Grob aufnahme bestimmt wurde (Tab. 154).

Entsprechend der Kalkulation umfasst das in Fläche 4 ausgegrabene Keramikensemble insgesamt etwa 400 Gefäße. Pro Haus wären entspre-chend der Rekonstruktion verteilt über dessen gesamte Lebensdauer ca. 170 Gefäße „verbraucht“ worden. Etwa 65 % davon stellten Darreichungs-gefäße wie Schüsseln und Fußschalen dar. Die nächst häufigen Gefäßarten sind Töpfe und Näpfe mit etwa 25 % und 10 %. Die nur in ganz geringem Umfang vertretenen Gefäßklassen E, HH und Ku sind vermutlich deutlich unterrepräsentiert, woraus eine Überrepräsentanz anderer Gefäßklassen resultiert.

Diskussion der Berechnungen von Umfang und Zusammensetzungvon Gefäßinventaren in Haushalten

Über die Berechnungen der durchschnittlich zu einem Haushalt ge-hörigen Keramikmengen hinaus können auf Grundlage der vorliegenden Datenbasis aus Okolište keine zuverlässigen Schätzungen zur Größe und Zusammensetzung der keramischen Hausinventare vorgenommen wer-den. Den maßgeblichsten Parameter für entsprechende Differenzierungen stellen die relativen Häufigkeiten von Gefäßklassen dar, die jedoch offen-sichtlich in sehr starkem Maße durch Klassifizierungsdefizite beeinträch-tigt sind, welche letztlich auf die starke Fragmentierung des Keramikmate-rials zurückzuführen sind.

Gegenüber diesem Problem erscheint die Schwierigkeit fast schon zweit-rangig, die Größe und Zusammensetzung jenes Teils des Hausinventars zu identifizieren, das gleichzeitig in Benutzung war. Als Maßstab dafür kön-nen letztlich nur einigermaßen vollständig rekonstruierbare Hausinventa-re dienen, die allerdings in Okolište bisher offenbar nur in einem einzigen Fall vorliegen. Nimmt man dieses Inventar als Maßstab für Inventare in Fläche 3, so wird deutlich, dass sich innerhalb dieses Hauses 1 ca. 85 % der Keramikmenge befand, die im Durchschnitt für die gesamte Lebensdauer eines Hauses ermittelt wurde. Verglichen mit Daten aus ethnoarchäologi-schen Untersuchungen ist dieser Wert deutlich zu hoch (Rice 1987, 296–299; 303; David/David-Hennig 1971; Tani/Longacre 1999). Angesichts der unbefriedigenden Datenlage sind Schätzungen, welchen Umfang die jährliche Keramikproduktion in Okolište besaß, praktisch unmöglich.

Für die beschriebene Diskrepanz zwischen dem Umfang des Inventars von Haus 1 und der Gesamtmenge der aus Fläche 3 geborgenen Keramik kommen unterschiedliche Gründe infrage: Eher ausschließen möchten wir die Möglichkeit, dass dem Schichtenverband in größerem Umfang eigent-lich nicht zugehörige Befunde zugeschlagen wurden. Angesichts der von J. Müller u. a. (2011) herausgearbeiteten besonderen Rolle der Hausstel-le A als wirtschaftlich besonders aktiver Haushalt erscheint die Möglich-keit erheblich plausibler, dass das Gebäude ein überdurchschnittlich um-fangreiches Inventar repräsentiert. Schließlich kann auch nicht gänzlich

406

ausgeschlossen werden, dass ein Teil der unbrauchbar gewordenen Gefäß-keramik an anderer Stelle inner- oder außerhalb der Siedlung abgelagert wurde.

ZUSAMMENFASSUNG UND DISKUSSION DER UNTER SUCHUNGENZU GEFÄSSFUNK TIONEN

Nach den oben näher ausgeführten, in Tabelle 147 zusammengefassten Überlegungen zur Funktion der unterschiedlichen Gefäßklassen umfasst das Gefäßensemble aus Okolište insbesondere unterschiedliche Zuberei-tungs- und Darreichungsgefäße, während kaum eindeutige Vorratsgefäße zu identifizieren sind. Auch wenn bestimmte Gefäßgattungen aufgrund ihrer schlechteren Erkennbarkeit unterrepräsentiert sein könnten, ist

0 2 m

SchüsselFußschaleGefäß, verziert“Buta”Schüssel, trichterförmigTopfGefäß, grobDechselSchleifsteinSilexklingeSteinstößelHolzpodestMahlstein/WerkplatzGetreideAschegrube

enthielt Getreide

Abfall Steingeräteherstellung

0 2 m

“Butte”Halsgefäßkugelförmige VaseHolzschaleSchüsselSchaleGefäß, grobTopf"Düse?"DechselKernsteinKratzerSilexklingeStößelTonkugelWebgewichtWetzsteinHolzpodest

Gefäß enthielt Getreide

Getreide

Abb. 252. Obre II. Haus K 13, Zusammenset-zung und Anordnung des Inventars.

Abb. 253. Obre II. Haus K 15, Zusammenset-zung und Anordnung des Inventars.

407

dieser Umstand insofern auffällig, als zum Beispiel in Vinčasiedlungen regelmäßig Vorratsgefäße festgestellt wurden, an die teils weitreichende Interpretationen bezüglich der Speicherkapazität und der Subsistenzwei-se geknüpft sind (z. B. Madas 1988; Tringham u. a. 1992; Schier 1995, 355 f.). Die Verhältnisse stimmen dagegen mit Ergebnissen kulturverglei-chender ethnoarchäologischer Untersuchungen überein, in denen gegen-über anderen Funktionskategorien meist sehr geringe Anteile keramischer Vorratsgefäße festgestellt wurden (Rice 1987, 293–302). In diesen Unter-suchungen erwiesen sich zumeist Kochgefäße als die häufigste Gefäßgat-tung.

Von B. Hänsel (1989, 106 f.) wurde eine von Helmut Kroll vorgenomme-ne Kalkulation zu einem 1 600 l fassenden Pithos aus Kastanas vorgelegt, an der die erforderliche Speicherkapazität für die Ernährung einer Familie ersichtlich ist. Demnach reicht der Pithos zum Beispiel zur Versorgung von 3,5–6 Personen mit Emmer und Einkorn für ein Jahr aus (1000 kcal/Tag), wenn dieses Getreide, wie es auch in Okolište der Fall war, in bespelztem Zustand aufbewahrt wird (Kroll 2013 a; 2013 b). Keines der in Okolište gefundenen Gefäße kommt vom Fassungsvermögen her als Behälter für eine Langzeitlagerung von Getreide oder anderen Feldfrüchten in solchen Mengen infrage. Entsprechend muss man wohl von der Existenz anderer Speicherkapazitäten in Körben, Kisten, Säcken oder geschüttet auf dem Dachboden ausgehen.

Dass der unternommene Versuch der Ableitung von Gefäßfunktionen aufgrund technologischer Merkmale eine durchaus einseitige Betrach-tungsweise darstellt, zeigen schlaglichtartig die exzellent erhaltenen verbrannten Hausbefunde K 13, K 15, K 17 und K 28 in Obre II (Benac 1973 b). Diese vier Häuser bestanden jeweils aus zwei Räumen, die un-terschiedliche Funktionen besaßen. Demnach existierten innerhalb des Hauses ein Hauptraum mit einem Ofen und ein Nebenraum ohne Feue-rungsanlage. Die Lage dieser Räume kann variieren. In den Häusern K 13 und K 15 wurden jeweils mehrere Gruppierungen aus unterschiedlichen Artefakten – darunter zahlreiche Gefäße – festgestellt.

Die genannten Befunde sind im Hinblick auf die Interpretation der funktionellen Analysen des Keramikmaterials in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung: 1. An verschiedenen Stellen wurde innerhalb der Häuser Getreide festge-

stellt. In den Häusern K 13 und K 15 befand sich dieses meist in Gefä-ßen oder als Streuung im Bereich eines Holzpodestes (Abb. 252–253). Im letzteren Fall erscheint denkbar, dass das Getreide beim Brand des Hauses aus einem Lager oberhalb der Bettstatt heruntergefallen ist. Ein ähnlicher Befund mit großen Mengen Getreide wurde auch im nord-östlichen Nebenraum des Hauses K 17 festgestellt. A. Benac veranlasste dieser Befund dazu, diesem Raum eine Speicherfunktion zuzuschrei-ben. War Getreide in Gefäßen aufbewahrt, handelte es sich in der Regel entweder um grobkeramische Töpfe oder um Schüsseln bzw. Schalen. Es scheint demnach eine Bevorzugung bestimmter Gefäßklassen für die Getreide-(zwischen-)lagerung gegeben zu haben, die allerdings nicht den oben angestellten Überlegungen entspricht. Somit muss man wohl tatsächlich teilweise von mehrfachen Funktionen von Gefäßen ausge-hen.

2. Es zeichnen sich in der Anordnung der Gefäße innerhalb der Häuser gewisse Regeln ab. Zum Beispiel kommen flächig verzierte Gefäße (die vermutlich mit den Gefäßklassen E, HH und K in Okolište vergleichbar sind) jeweils nur im Hauptraum vor, meist in unmittelbarer Nähe eines vermutlich u. a. als Bettstatt dienenden Holzpodestes. Insgesamt sind die Inventare der Hauptwohnräume deutlich vielgestaltiger, während jene der Nebenräume vorrangig grobe, bei Benac als Pithoi bezeichnete

408

Gefäße enthalten, die vermutlich mit Töpfen identisch sind. Somit kön-nen für Töpfe regelhaft Vorratsfunktionen angenommen werden, die al-lerdings nicht die oben beschriebenen technologischen Charakteristika erklären können.

Haus 1 in Okolište scheint anders organisiert gewesen zu sein als die Häuser in Obre II, was angesichts der bereits früher getroffenen Feststel-lung, dass die Häuser hier regelmäßig etwa 1 m schmaler waren als jene in Obre II, nicht verwundert (Hofmann u. a. 2006, 91 f.). Die begrenzte Breite des Hauses führte offenbar zu einer stärkeren Fokussierung auf die Längsachse des Hauses, da Herdraum und Konsumptionsbereich an un-terschiedlichen Enden des Gebäudes liegen. Im Gegensatz zu früher vor-gelegten Rekonstruktionen muss man bei Haus 1 wohl davon ausgehen, dass es sich um ein einräumiges Gebäude handelt. Die größte Häufung von Gefäßen war im mittleren Teil des Hauses festzustellen, wo sich ein Vor-ratsbereich befand.

Dass diese Anordnung innerhalb von Fläche 3 keinen Einzelfall dar-stellt, zeigt sich an den regelhaften Fundverteilungen, die auf Eingänge in den Giebelseiten der Häuser hindeuten. Auch in diesem Punkt unter-scheidet sich die Situation in Okolište von den gleichfalls sehr plausiblen Rekonstruktionen in Obre II. Die örtlichen Fundhäufungen im Bereich der vermuteten Hauseingänge zeigen, dass es gerechtfertigt ist, das Fundmate-rial aus den Wegen einzelnen Häusern zuzuweisen, wie es bereits für einige Materialgruppen durchkalkuliert wurde (Müller u. a. 2011; 2013 c).

In den Kartierungen von Gefäßtypen und Verzierungen kommen in beiden näher untersuchten Flächen ansonsten vor allem charakteristische Verteilungsunterschiede zwischen Schüsseln und Fußschalen einerseits und Halsgefäßen, Kanopen und engmundigen Gefäßen andererseits zum Ausdruck. Diese Muster sind offenbar das Ergebnis komplexer Depositi-onsvorgänge (Abfallverhalten, Bruchwahrscheinlichkeit, Wertigkeit), die derzeit noch nicht im Einzelnen nachvollzogen werden können.

Die auf die Rekonstruktion der durchschnittlichen Zusammensetzung und durchschnittlichen Größe von Hausinventaren abzielenden Unter-suchungen erbrachten leider nicht das gewünschte Ergebnis. Immerhin wird deutlich, dass die Gefäßinventare generell durch einen hohen Anteil an Schüsseln und Fußschalen von zusammen ca. 50–70 % gekennzeichnet sind und Töpfe zwischen 10–25 % der Inventare repräsentieren. Schwerer einzuschätzen ist dagegen die Häufigkeit von Kanopen, Halsgefäßen und engmundigen Gefäßen ohne Hals.

409

Siedlungsgeschichte der Butmirgruppe

In der Darstellung des Forschungsstandes wurde gezeigt, dass für die Butmirgruppe bereits unterschiedliche Chronologiesysteme existieren (siehe S. 23 ff. Abb. 2). Der Nachteil der wegweisenden Chronologie von A. Benac (z. B. 1979) besteht darin, dass Entwicklungen nach Abbruch des Fundplatzes Obre II noch nicht berücksichtigt werden konnten. Dies ist in der von S. Perić (1995; 2001) vorgeschlagenen Periodisierung beho-ben, indem einerseits die Entwicklungen der Spätphase der Butmirperiode einbezogen sind und andererseits auch siedlungsgeographische Argumen-te stärker diskutiert werden. Seiner Ansicht nach repräsentiert das von A. Benac etablierte zentralbosnische Mittelneolithikum (Kakanj) den Be-ginn eines Entwicklungsprozesses, der auf starkem externem Einfluss be-ruht und weitgehend bruchlos in die Entstehung des eigentlichen Butmir im Sinne der Periodisierung von A. Benac (z. B. 1979) und M. Gimbutas (1974 b) mündete. Deshalb interpretiert er ausgehend von der Keramik-entwicklung die Kakanjzeit als Protobutmirperiode, in der einerseits noch Starčevoformen vorkommen und andererseits bereits zahlreiche neue sti-listische Elemente auftreten (z. B. geritzte Verzierungen und plastische Rippen sowie Rhyta).

Anders bewertet wurde die kulturelle Stellung von Kakanj durch E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974, 264 ff.) ausgehend von der detaillierten Aus-einandersetzung mit dem Fundmaterial aus Obre I und II: Demnach re-präsentiert Kakanj eine Weiterentwicklung bzw. zentralbosnische Varian-te („local continuation“) der vorausgegangenen Starčevokultur, während der Übergang zu „Klassischem Butmir“ in der Definition von A. Benac zwischen dem 3. und 4. Wohnhorizont von Obre II den einschneidendsten kulturellen Bruch in der Sequenz von Obre markiert. Dieser Bruch äußert sich zum Beispiel in deutlichen Veränderungen des Tierknochenspekt-rums und der Einführung wichtiger keramiktechnologischer Neuerungen wie schwarz polierte Feinkeramik und Kalkmagerung.

Insgesamt stützen sich die bisherigen Periodisierungen des zentralbos-nischen Neolithikums vor allem auf Argumente, die die materielle Kultur und dabei besonders die Gefäßkeramik betreffen. Basierend auf unseren aktuellen Forschungen in Okolište und anderen neolithischen und früh-kupferzeitlichen Fundplätzen Zentralbosniens erscheint eine Überprü-fung dieser Periodisierungen geboten. Angesichts der neuen Erkenntnisse zur Entwicklung der zeitweise in starkem Maße agglomerierten Großsied-lung Okolište muss dabei unter anderem die Entwicklung von Siedlungs-mustern stärker in den Fokus der Betrachtung rücken. Im Folgenden wird deshalb die relativchronologische Stellung Okolištes und einiger anderer im Rahmen unserer Kooperation mit dem Zemaljski Muzej Sarajewo in den Jahren 2002 und 2008 untersuchten Siedlungen in Bezug zu den beste-henden Chronologiesystemen diskutiert, um im Anschluss daran den Ver-such einer Darstellung der Siedlungsgeschichte des Neolithikums und des frühen Äneolithikums in Zentralbosnien zu unternehmen. Im Rahmen dessen wird auch die Frage der Periodisierung erneut zu diskutieren sein.

Bei der Beurteilung der Siedlungsdauer einiger Fundorte wurden ne-ben stratigraphischen und typochronologischen Argumenten sowie 14C-Datierungen auch durchschnittliche Sedimentationsraten berücksichtigt,

410

Tab. 155. Obre I und II. Bayessches Altersmodell der von Gimbutas 1974 b vorgelegten 14C-Daten errechnet mit der Funktion boundary in OxCal v4.0.5. (Bronk Ramsey 2007). Code und Datentabelle siehe Anhänge 70–71. WH = Wohnhorizont.

Phase Datierung/Dauer (68,2 %) Median

Obre IBeginn Obre I/1 5776–5576 5700Dauer Obre I/1 0–249 167Ende Obre I/1 – Beginn Obre I/2 5627–5461 5533Dauer Obre I/II 118–387 254Ende Obre I/2 – Beginn Obre I/3 5377–5188 5281Dauer Obre I/3 0–264 175Ende Obre I/3 5216–4975 5086

Obre IIBeginn WH 1 5062–4917 BC 4996Dauer WH 1 0–144 94Ende WH 1/Beginn WH 2 4936–4836 BC 4889Dauer WH 2 12–137 92Ende WH 2/Beginn WH 3 4830-4751 BC 4791Dauer WH 3 7–123 86Ende WH 3/Beginn WH 4 4748-4662 BC 4703Dauer WH 4 0–124 81Ende WH 4 4688–4551 BC 4611

UCLA 1605 I

UCLA 1605 GBln 636

UCLA 1605 FBln 659

UCLA 1605 HBln-639

GrN-5683Bln-792UCLA-1605LJ-2327

Bln-657

GrN-5685GrN-5686

UCLA-1605 EUCLA-1605 CBln-638Bln-656Bln-790UCLA-1605 BBln-673

7000 6500 6000 5500 5000 4500 4000Modelled date (BC)

5500

6000

6500

7000

7500

8000

Rad

ioca

rbon

det

erm

inat

ion

(BP

)

OxCal v4.0.5 Bronk Ramsey (2007); r:5 IntCal04 atmospheric curve (Reimer et al 2004)

die basierend auf 14C-Datierungen recht zuverlässig ermittelt werden können und in neolithischen Siedlungen Zentralbosniens zwischen 0,3 m und 0,6 m/100 Jahre rangieren. Obwohl nachgewiesene Sedimentations-

Abb. 254. Obre I und II. Altersmodell nach den von Gimbutas (1974 b) veröffentlichten 14C-Daten.

411

raten70 nach W. Schier (2001) und E. Rosenstock (2009, 116–120) auch innerhalb eines Fundortes teils deutlich variieren können, erschien das Verfahren für Zentralbosnien gerechtfertigt, da ähnliche zeilenförmige Anordnungen von Häusern und hohen Bebauungsdichten ein generelles Charakteristikum von Butmirsiedlungen unabhängig von ihrer Größe darstellen71. Zwischen der aus 14C-Datierungen ermittelten Siedlungsdauer von insgesamt fünf zentralbosnischen Siedlungen des Neolithikums und frühen Äneolithikums und der Mächtigkeit anthropogener Ablagerungen besteht eine Pearson-Korrelation von 0,856 (Sig. 1-tailed 0,032) und ist damit auf 0,05-Niveau signifikant72. Obwohl eine Prüfung anhand einer größeren Stichprobe dringend geboten ist, geben die durchschnittlichen Sedimentationsraten demnach zumindest einen ungefähren Eindruck von der Nutzungsdauer eines Siedlungsstandortes.

OBRE

Von entscheidender Bedeutung für die Verortung der Sequenz von Okolište innerhalb bestehender Periodisierungen ist die chronologische Verknüp-fung der Sequenz von Okolište mit den Fundstellen Obre I und II, deren Stratigraphien gewissermaßen das Rückgrat der bisherigen Chronologie-vorstellungen bilden. Vorausgeschickt sei, dass sich – wenn man den 14C-Datierungen den Vorrang einräumt – in Obre erhebliche Diskrepanzen zu Okolište ergeben: Aus Obre liegt eine in sich weitgehend konsistente Serie von 14C-Daten vor, der zufolge die Besiedlung in Obre I um 600073 bzw. um 5700 v. u. Z. einsetzt (Gimbutas 1974 b). Der Siedlungsbeginn am Fund-platz Obre II läge demnach etwa 200 Jahre später als Okolište um 5000 v. u. Z. (Tab. 155; Abb. 254).

In Obre II liegen nur aus den ältesten sogenannten Wohnhorizonten 1–4 14C-Daten vor, die zusammen ein Schichtpaket mit einer Mächtigkeit von 2,0 m bilden. Nach der von Gimbutas vorgelegten Datenserie entstand dieses Schichtpaket in einem Zeitraum von etwa 500 Jahren, was einer Schichtakkumulation von 0,4 cm pro Jahr bzw. 0,4 m pro 100 Jahre ent-spricht. Bei gleichbleibender Akkumulationsrate würde dies eine Entste-hungsdauer des insgesamt 3,5 m mächtigen Schichtpaketes in Obre II von 875 Jahren implizieren. Das Ende der Siedlung von Obre II läge in diesem

70 Bisher liegen Schätzungen von Sedimentationsraten nur für sehr wenige Fundplätze vor. Nach Schier (2001) variieren die Sedimentationsraten in Vinča-Belo Brdo in ei-nem Tiefenbereich von 9–4 m zwischen 0,2 m und 2,4 m/100 Jahre. Die Modellierungen von Borić (2009, 234) zugrunde gelegt, beträgt die durchschnittliche Sedimentations-rate im Bereich zwischen 8,00 m und 4,5 m der Stratigraphie von Vinča-Belo Brdo etwa 1 m/100 Jahre. Basierend auf den von Kalicz/Raczky (1990 b) vorgelegten 14C-Daten kann für den Fundplatz Herpaly in Ostungarn eine sehr ähnliche durchschnittliche Sedimentationsrate zwischen 0,8 m und 1,0 m/100 Jahre ermittelt werden: Nach ei-ner sequenziellen Kalibrierung dieser Daten erfolgte die Akkumulation von 3 m Sied-lungsschichten etwa zwischen ca. 4700 und 4450/4400 v. u. Z. (Median; siehe Anhänge 68–69). Die wenigen bisher zur Verfügung stehenden Daten deuten demnach auf etwas höhere durchschnittliche Sedimentationsraten für das zentralbalkanische und ostunga-rische Gebiet hin, die durchaus auch durch Unterschiede der Architektur untermauert werden können.

71 Entsprechende Bebauungsmuster sind außer für Okolište auch für Butmir, Kundruci, Obre II und Zagrebnice belegt (Benac 1973 b; Hofmann u. a. 2006, 179 f.; Furholt 2013; Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a).

72 Okolište: 300 cm, 500 Jahre, 0,6 m/100 Jahre; Kundruci: 100 cm, 200 Jahre, 0,5 m/100 Jah-re; Donje Moštre: 160 cm, 325 Jahre, 0,5 m/100 Jahre; Obre II (Wohnhorizont 1–4): 200 cm, 500 Jahre, 0,4 m/100 Jahre; Zagrebnice: 200 cm, 600 Jahre, 0,3 m/100 Jahre.

73 Angesichts der bruchlosen typologischen Entwicklung in Obre I und anderen oben dis-kutierten Gründen (siehe S. 409 ff.) ist eine Gründungszeit um 6000 v. u. Z. allerdings unwahrscheinlich. Aus dem gesamten Kontext geht hervor, dass es sich bei dem vor 6000 v. u. Z. datierenden 14C-Datum UCLA 1605 I um einen Ausreißer handelt.

412

Fall zwischen etwa 4200 und 4050 v. u. Z. Bezogen auf die Periodisierun-gen von A. Benac (z. B. 1979), M. Gimbutas (1974 b) und E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974) würde eine entsprechende Parallelisierung implizieren, dass die Siedlung Okolište über einen längeren Zeitabschnitt synchron mit Phase III/IV in Obre I ist, also bereits relativ früh noch während der Ka-kanjzeit gegründet worden ist.

Aus typochronologischer Perspektive ist dieses Bild nicht schlüssig, da sich der Siedlungsbeginn in Obre II und Okolište aufgrund keramikstilis-tischer und -technologischer Argumente plausibel miteinander synchroni-sieren lässt: Für die Phase Obre I-D, die den ersten beiden Wohnhorizon-ten in Obre II entspricht, beschreiben E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974, 264 Taf. 6, 1–8) das Auftreten einer in Obre I gänzlich unbekannten rot auf schwarz bzw. rot auf grau bemalten Keramik, die sich durch außeror-dentlich dünne Wandstärken auszeichnet. Diese sehr prägnante Ware fehlt in den folgenden Horizonten, ist also ausschließlich ein Charakteristikum dieser Phase. Entsprechende bemalte Keramik kommt auch in Okolište in Befunden der Phase 1 vor und tritt dann in den Befunden der Phase 2 nicht mehr auf (Taf. 66, 1–4; 73, 4).

Nach E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974, 265) erscheint in Obre II mit Beginn der Phase II-A (ab 3. Wohnhorizont) als gänzlich neues Element plötzlich Kalkmagerung und feine schwarz polierte Keramik, in der kei-nerlei Magerungsbestandteile erkennbar sind. Letztere Keramik entspricht Ware 5 in Okolište, die in Phase 1 nur in ganz geringem Umfang vor-kommt und dann bis Phase 4 sehr schnell häufiger wird. Die Beschreibung des Wandels von A. Benac (1973 b, 124 ff.) weicht insofern von jener von Sterud/Sterud ab, als seiner Beobachtung zufolge schwarz polierte Ware bereits in den ersten beiden Wohnhorizonten vorkommt.

Ungeachtet dieser Diskrepanz, die auf der Beobachtung unterschiedli-cher Stichproben beruhen mag, kann angesichts der geradezu „schlagen-den“ Entsprechung meiner Ansicht nach kaum ein Zweifel am annähernd gleichzeitigen Beginn der Siedlungen Obre II und Okolište bestehen, wenn man nicht eine erhebliche Ungleichzeitigkeit stilistischer und technologi-scher Erscheinungen in unmittelbar benachbarten Siedlungskammern in Betracht zieht.

Auch der Siedlungsabbruch in Okolište lässt sich problemlos mit der Sequenz in Obre II synchronisieren, wobei wiederum die quantitativen Analysen von E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974) die entscheidenden Argu-mente liefern. In Phase Obre II-C (5. Wohnhorizont) kommen in Obre II

0

10

20

30

40

50

60

I-A I-B I-C I-D II-A II-B II-C III-A III-B III-CSiedlungsphase

Ant

eil (

in %

)RitzungEindrücke

ApplikationenPunktierung

KannelierungBemalung vor dem Brand

Bemalung nach dem Brand

Obre I Obre II

Abb. 255. Obre I und II. Relative Häufigkeiten (in %) von Verzierungstechniken in den Pha-sen I-A bis III-C nach Sterud/Sterud (1974, 179–182).

413

erstmals Kanneluren als Verzierungen vor, die zunächst noch einen sehr geringen Anteil des Verzierungsspektrums bilden (ebd. 183–194). Mit Be-ginn der Phase III-A nimmt in Obre II ihre relative Häufigkeit dann sehr schnell zu, bis sie in Phase III-C fast 60 % erreicht (Abb. 255).

Auch in anderer Hinsicht markiert der Übergang vom 5. zum 6. Wohn-horizont in Obre II einen markanten Bruch: Der Anteil schwarz polierter Ware ohne sichtbare Magerung geht plötzlich deutlich zurück, die Häu-figkeit von Ritzungen nimmt klar zu, es treten erneut Hohlfüße in hohen und niedrigen Varianten auf, gleichzeitig kommen weithin häufig massive Füße vor, die nun keine verbreiterte Basis mehr besitzen (Sterud/Sterud 1974, 270–272).

Der beschriebene Umbruch in der Ausprägung der Gefäßkeramik kann in Okolište mit dem Übergang von Phase 8 zu Phase 9 synchroni-siert werden, an dem sehr ähnliche Umbrüche zu verzeichnen sind (siehe S. 315 ff.). Entsprechend ist vom stilistischen und technologischen Stand-punkt Phase 9 in Okolište mit Phase III-A in Obre II zu synchronisieren. Der Umstand, dass Kanneluren und hohle Füße in Okolište noch etwas seltener sind, könnte lokale Wertigkeiten spiegeln oder darauf hindeuten, dass Phase III-A in Obre II möglicherweise noch etwas länger andauerte als Phase 9 in Okolište.

Ein Rückblick auf die 14C-Datierungen zeigt, dass die Serie aus Obre II im Vergleich zu den Datierungen aus Okolište systematisch um 200–250 Jahre jünger ausfällt. Dies überrascht insbesondere insofern, als die Daten aus Obre II aus vier verschiedenen Laboren stammen und zudem größ-tenteils durch Holzkohlen angefertigt wurden, die aufgrund des Altholz-effektes eher zu alte Datierungen ergeben müssten.

Die Ursachen für die Diskrepanz, die sich bei der alternativen Synchro-nisierung der Sequenzen von Okolište und Obre II basierend auf stilistisch-technologischen Argumenten einerseits und radiometrischen Datierungen andererseits ergibt, sind derzeit nicht erkennbar. Da die Ungleichzeitigkeit stilistisch-technologischer Erscheinungen in quasi benachbarten Fundor-ten in einer Größenordnung von mehreren hundert Jahren unwahrschein-lich ist, wird in dieser Arbeit unserer neuen Datenserie aus Okolište und der Synchronisierung der beiden Fundstellen aufgrund stilistisch-techno-logischer Argumente der Vorrang eingeräumt.

Bei der oben beschriebenen Synchronisierung von Okolište und Obre II aufgrund stilistischer und technologischer Argumente ergibt sich für Obre II eine Sedimentationsrate von 0,5 m/100 Jahre. Zum Vergleich: Der für Okolište ermittelte Wert beträgt 0,6 m/100 Jahre. Bei gleichbleibender Sedimentationsrate würde sich für die Siedlung in Obre II eine Gesamt-laufzeit von 700 Jahren zwischen 5200 und 4500 v. u. Z. ergeben.

BUTMIR

Obwohl ein nicht unbeträchtlicher Teil des Fundmaterials der Grabungen von W. Radimský in Butmir in herausragender Form publiziert vorliegt, ist dessen chronologische Einordnung unter anderem deshalb schwierig, da generell unklar ist, wie repräsentativ die veröffentlichte Auswahl an Fun-den ist (Radimský/Hoernes 1895; Fiala/Hoernes 1898). Dass in dieser Hinsicht eine gewisse Diskrepanz besteht, darauf deuten die bereits ver-öffentlichten Ergebnisse einer im Rahmen unseres Projektes im Jahr 2002 durchgeführten Sondage-Grabung hin (Hofmann u. a. 2006, 177–194). Demnach enthalten Fundkomplexe der Phasen 3 und 4 einen hohen An-teil kannelierter Keramik, ohne dass dies aus den Publikationen der frühen Grabungen adäquat hervorgeht. Wie eine Aufnahme des Materials nach der auch im Visokobecken verwendeten Systematik zeigte, beträgt der

414

Anteil kannelierter Keramik in diesen beiden Horizonten ca. 45 % – die im Übrigen einen großen Teil der Gesamtstratigraphie zu repräsentieren scheinen (Tab. 156). Bei den Warenverhältnissen ist spätestens ab Phase 3 das fast völlige Fehlen von schwarzer Feinware festzustellen (Tab. 157).

Bei der chronologischen Einordnung des Fundplatzes ist zu berück-sichtigen, dass sich die Mächtigkeit der Siedlungsschichten auf 1,5–2,0 m beläuft und damit – legt man die für andere Fundplätze ermittelte Sedi-mentationsrate von 0,5–0,6 m/100 Jahre zugrunde – die Siedlungsdauer in Butmir zwischen 250 und 400 Jahre betragen müsste. Zur Verfügung stehen ferner zwei 14C-Datierungen aus Phase 2, die mit höchster Wahr-scheinlichkeit in den Bereich zwischen 4850 und 4700 v. u. Z. einzuordnen sind (siehe Anhang 72–73).

Aus typochronologischer Sicht erscheint unter anderem der Hinweis wichtig, dass mehrheitlich Flachböden geborgen wurden (Radimský/Hoer-nes 1895, 16 f.). Ferner wird sowohl auf massive als auch hohle Fußtypen ver-wiesen, ohne allerdings Informationen zu deren Häufigkeit zu geben. Wichtig erscheint außerdem, dass regelmäßig ungeordnete Band- und Flächenmuster auftreten und Leisten vorzugsweise in Randnähe angeordnet sind.

Unter Berücksichtigung aller genannten Aspekte ist die relativchrono-logische Einordnung des Fundplatzes Butmir in Bezug auf Okolište in die

Tab. 156. Butmir. Relative Häufigkeit von Verzierungsarten (in %) in den Schichtenforma-tionen But 1/1 bis But 1/4 nach der Grobaufnahme, die den sogenannten „Phasen“ 1–4 in Hofmann u. a. 2006 entsprechen.

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But 1/1 . . 75 . 25 . . 4But 1/2 43 14 . . 29 . 14 7But 1/3 15 23 8 . 8 . 46 13But 1/4 9 27 . . 18 . 45 11

Tab. 157. Butmir. Relative Häufigkeit von Warenarten (in %) nach Keramikgewicht in den Schichtenformationen But 1/1 bis But 1/4 nach der Grobaufnahme, die den sogenannten „Phasen“ 1–4 in Hofmann u. a. 2006 entsprechen.

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(Gew

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)

But 1/1 29 . 16 3 11 42 297But 1/2 67 1 17 8 5 2 2650But 1/3 53 . 8 38 0,4 1 3170But 1/4 41 2 6 50 0,5 1 1851

415

Phasen 5–9 wahrscheinlich, was hinsichtlich des Siedlungsbeginns mit der Einschätzung von A. Benac (1973 b) gut übereinstimmt. Der hohe Anteil von Kanneluren zeigt, dass die Siedlung über Phase 9 von Okolište hinaus noch bis in die Zeit des 7. Wohnhorizontes in Obre II (III-C) fortbestanden haben dürfte. Absolutchronologisch würde dies einer Laufzeit etwa von 4900–4600 v. u. Z. entsprechen.

KUNDRUCI

Kurzlebiger dürfte die in einem Seitental der Bosna etwa 5 km westlich von Okolište gelegene neolithische Siedlung Kundruci gewesen sein. Hier wur-den im Jahr 2008 Prospektionen und Ausgrabungen durchgeführt, die von M. Furholt (2012; 2013) ausgewertet wurden. Die Fundstelle unterschei-det sich von Siedlungen im Haupttal der Bosna durch ihre Abseitigkeit, durch die geschützte Lage auf einem kleinen, nur 0,1 ha großen Sporn und die verhältnismäßig geringe Schichtmächtigkeit von maximal 1 m.

Die mittlere Sedimentationsrate anderer Siedlungen von 0,5 m/100 Jah-re zugrunde gelegt (siehe S. 411 Anm. 72), dürfte der Ort insgesamt etwa 200 Jahre existiert haben. Dem entspricht die Datierungspanne von zwei 14C-Daten, die in die Zeit zwischen etwa 4900 und 4700 v. u. Z. fallen (Fur-holt 2012; 2013)74. Der Fundplatz wäre demnach vom Standpunkt der 14C-Daten und Sedimentationsraten etwa mit den Phasen 7–9 in Okolište zu synchronisieren.

Das Keramikmaterial aus Kundruci steht in stilistischer Hinsicht jenem aus Fläche 4 in Okolište nahe (Schichtenformationen Oko 4/3–4/1). Als vergleichbare Elemente besonders hervorzuheben sind unter anderem die hohe Zahl von plastischen und linearen Verzierungen, letztere teils mit Bezügen zu ostadriatischem Hvar-Lisičići, geknickte Schüsselformen der Typengruppen S 20, S 30 und S 50 sowie Füße des Typs 11 (vgl. Furholt 2013, Taf. 1–10).

Bei der stilistischen Analyse des Materials aus Kundruci verfolgt M. Furholt (2012, 214) einen ähnlichen informationstheoretischen An-satz wie diese Arbeit. Da Gefäße in Prozesse sozialer Reproduktion invol-viert sind, reflektieren bzw. symbolisieren Dekorationssysteme vielfach soziale Identitäten. Die in Kundruci beobachtete Entwicklung der Gefäß-keramik wird entsprechend vor allem aus einer lokalen Dynamik heraus erklärt, die sich auch mit der Entwicklung von Architektur und Siedlungs-strukturen verbinden lässt: Demnach ist die Gefäßkeramik aus der Früh-phase der Siedlung zunächst durch eine sehr geringe Verzierungsrate und Verzierungsdiversität gekennzeichnet, ein Umstand, den M. Furholt als Ausdruck eines geringen sozialen Konfliktpotentials und Wettbewerbs in-terpretiert. In dieser Phase gruppieren sich relativ kleine Häuser um einen zentralen Platz, der kommunalen Belangen gedient haben könnte.

Offenbar unterschieden sich die wirtschaftlichen Grundlagen des Le-bens in Kundruci von jenen in Siedlungen im Haupttal der Bosna: Dies wird an einer sehr hohen Zahl von Bergkristallfunden, hohen Phosphat-konzentration in den Siedlungsschichten und vergleichsweise sehr ge-ringen Fundzahlen von Mahlsteinen deutlich (vgl. Dreibrodt u. a. 2013; Furholt 2013; Gundelach 2012). Innerhalb des Visokobeckens bestan-den also wirtschaftliche Beziehungen zwischen Siedlungen, die allerdings

74 KIA39639: 5888 ± 32 (Befund: 24003; Schichtenformation Kun 1/3, Haus 3, Fußboden, Quadrat H/31; Holzkohle (Cornus) und KIA39638: 5956 ± 27, Befund: 24099, Schichten-formation Kun 1/4, Haus 7, Pfosten 14002, Quadrat I/32; Holzkohle (Populus). Bei dem in eine Zeitspanne zwischen 5876–5742 v. u. Z. (1-Sigma) fallenden Datum KIA43947 (6930 ± 55) handelt es sich wahrscheinlich um einen Ausreißer.

416

nicht unbedingt einseitige Abhängigkeiten dargestellt haben müssen (vgl. Müller u. a. 2011).

Im Laufe der Zeit nimmt in Kundruci sowohl die Verzierungsrate als auch die Verzierungsdiversität von Gefäßkeramik zu, was auf eine erhöhte soziale Komplexität und verstärkte Konflikte innerhalb des Dorfes hindeu-ten könnte (Furholt 2012). Das ursprünglich von Häusern freie Zentrum der Siedlung wird ab der fünften Hausgeneration überbaut. Wie die Kon-zentration der Bergkristallfunde in einem Haus zeigt, fand einhergehend damit möglicherweise eine „Privatisierung“ der ursprünglich wahrschein-lich kommunal durchgeführten Bergkristallproduktion statt (ebd.).

Vom Standpunkt der regionalen Siedlungsdynamik geurteilt scheint es sich bei der Siedlung Kundruci um den exemplarischen Fall einer westlich bzw. südwestlich des eigentlichen Visokobeckens gelegenen kleinen Sied-lung zu handeln, die um 4900 v. u. Z. zu einer Zeit gegründet wurde, als in

Tab. 158. Zagrebnice. 14C-Daten.

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14C

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Δ13C

1-σ-

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nn

1-σ-

Ende

Erl-15195 10056 10011 B 2 4 Zag 1/3 Haus Zag 1–2 Schichtpaket Textilrest, verkohlt 6470 ±37 -25,70 5479 5379KIA 45627 10390 10081 B 2 10 Zag 1/5 Schichtpaket Zag 1/1 n/a Getreide, verkohlt

(Triticum dicoccum)6565 ±30 -25,70 ±0,18 5535 5483

KIA45629 30215 30004 A 3 3 Zag 2/7 Gasse Zag 2/A–B n/a Zwiebel, verkohlt 5820 ±30 -29,98 ±0,13 4723 4617KIA45630 34060 34002 A–B 8 3 Zag 2/7 Haus Zag 4 Wand 2 Leinsamen, verkohlt

(Linum usitatissimum)5895 ±35 -30,11 ±0,12 4793 4722

KIA41405 34062 34010 G 10 3 Zag 2/7 Gasse Zag 2/A–C n/a Getreide, verkohlt 5959 ±29 -27,23 ±0,10 4894 4793KIA45626 10286 10052 A 2 9 Zag 1/5 Schichtpaket Zag 1/1 n/a Getreide, verkohlt

(Triticum dicoccum)6601 ±31 -24,43 ±0,11 5610 5592

KIA45628 10402 10077 B 2 10 Zag 1/5 Schichtpaket Zag 1/1 n/a Getreide, verkohlt(Triticum dicoccum)

6630 ±36 -25,13 ±0,08 5616 5582

Bosn

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1100 m1050 m1000 m950 m

1100 m1050 m1000 m950 m

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Bosn

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BP109

BP108

BP107BP106

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1100 m1050 m1000 m950 m

1100 m1050 m1000 m950 m10

30 m

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930

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0 m Autobahnprofil

Grabungsschnitte

Geoelektrikprofil

Bohrpunkt

Fläche 2

Fläche 1

a b

Abb. 256. Zagrebnice. a Siedlungsplan mit Lage von Grabungsflächen und Bohrprofilrei-hen; b Ergebnisse der geomagnetischen Pros-pektion.

417

Okolište anhand der Reduzierung der Siedlungsfläche ein deutlicher Rück-gang der Bevölkerungsanzahl zu beobachten ist. Die Gründung der Sied-lung wäre deshalb zwanglos als Ausgliederung einer Gruppe von Personen aus der Großsiedlung Okolište verständlich.

Tatsächlich ist die Situation komplizierter und weniger eindeutig: In Kundruci werden anhand von Keramikverzierungen und technologischen Merkmalen lokale Eigenheiten in der Keramikproduktion wie zum Beispiel Flechtwerkmuster (Furholt 2013, Taf. 7, 3.5; 8, 1) und vorhangbogenarti-ge Ränder sichtbar (ebd. Taf. 4, 1), die in Zentralbosnien ohne unmittelbare Vorläufer zu sein scheinen. Ob diese neuen Keramikelemente als Ausdruck einer lokalen Identität hier entwickelt oder aus einer fremden Töpfereitra-dition übernommen wurden, muss zunächst offenbleiben. Für die Über-nahme aus anderen Regionen spricht allerdings auch die in Zentralbosnien ansonsten unbekannte Nord-Süd-Ausrichtung der Häuser in Kundruci. In allen anderen neolithischen Siedlungen Zentralbosniens, in denen Infor-mationen zur Ausrichtung von Häusern vorliegen, beträgt diese überein-stimmend Nordost-Südwest75.

Dafür, dass zwischen Siedlungen des Visokobeckens intensive Kommu-nikation stattfand, spricht die weitere Entwicklung: Um etwa 4750 v. u. Z. findet insofern eine Angleichung zwischen den Siedlungen Okolište und Kundruci statt, als in Fläche 4 von Okolište mit Beginn von Phase 9 sti-listische Charakteristika von Gefäßkeramik auftauchen, die in Kundruci offenbar bereits früher ab ca. 4900 v. u. Z. nachweisbar sind. Mit dem Nord-ost-Südwest orientierten Haus Kun 2 wird in Kundruci im 7. Bauhorizont (nach Furholt 2013, Tab. 3 Bauschicht 2) ein Wechsel der Ausrichtung der Häuser hin zur zentralbosnischen „Norm“ im Visokobecken greifbar. In Okolište und Kundruci sind die Häuser dieser Phase deutlich größer als in den Phasen zuvor. Insbesondere letztere Übereinstimmung zeigt mei-nes Erachtens die grundsätzliche Plausibilität der oben aufgrund von 14C-Daten und Sedimentationsraten vorgeschlagenen Synchronisierung der Siedlungen Kundruci und Okolište.

Z AGREBNICE

Eine in verkehrsgeographischer Hinsicht sehr exponierte Lage auf einer Hochterrasse der Bosna am Eingang des Durchbruchtals zwischen dem Becken von Kakanj und dem Visokobecken besitzt die Siedlung Zagrebnice im Dorf Papratnica (Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a; Drei brodt u. a. 2013). Der Fundplatz war Anfang der 1970er Jahre im Rahmen des Baus der Schnellstraße zwischen Kakanj und Sarajewo entdeckt worden, als mitten durch den Fundplatz eine Zubringerstraße angelegt wurde, wel-che die Fundschichten tiefgründig schneidet. Nach Đuro Basler, der da-mals die Bergung und Begutachtung des Materials vornahm, wurde von hier sowohl Kakanj- als auch Butmirmaterial geborgen (Basler 1973; Čović 1988, Bd. 3, 28).

Bei unseren Ausgrabungen im Jahr 2008 wurden zwei unterschiedliche Flächen archäologisch untersucht (Abb. 256). Ein kleiner Schnitt an der Böschungskante der eingetieften Zubringerstraße erfasste alle Siedlungs-schichten bis zum anstehenden Boden (Fläche 1, Schnitt 10). In einer zwei-ten größeren Fläche wurde ein zuvor durch geomagnetische Prospektionen nachgewiesenes verbranntes Haus aus der jüngsten Siedlungsphase groß-flächig freigelegt, ohne dass an dieser Stelle tiefere Schichten der Siedlung erreicht worden wären (Fläche 2, Schnitte 30–33).

75 Butmir, Donje Moštre, Lisičići, Nebo, Obre I, Obre II, Okolište, Zagrebnice.

418

Die Mächtigkeit anthropogener Siedlungsablagerungen beträgt im Be-reich der Grabungsflächen maximal 2 m. Nach Aussage von Aufschlüssen und Bohrungen dünnten die Siedlungsschichten von hier nach Osten und Westen hin aus. Im Süden reichte das Siedlungsareal wahrscheinlich bis an den Seitenbach der Bosna heran, während die Ausdehnung der Fundstelle nach Norden bisher nicht restlos geklärt ist. Soweit derzeit beurteilt wer-den kann, betrug die Gesamtgröße des Siedlungsareals etwa 1 ha.

Zur absolutchronologischen Datierung der Siedlung liegen aus den bei-den Grabungsflächen mittlerweile sieben 14C-Datierungen vor, für die sehr kurzlebiges Probenmaterial verwendet wurde (Tab. 158). Die Datierungen konzentrieren sich in zwei unterschiedlichen Befundkomplexen: Drei 14C-Daten (KIA45626–45628) datieren den stratigraphisch ältesten, als Schich-tenformation Zag 1/5 bezeichneten Befundkomplex in Fläche 1 (Schnitt 10) konsistent in die Zeit um 5500 v. u. Z. Es handelte sich dabei um eine

Tab. 159. Zagrebnice. Altersmodell 1 errechnet mit der Funktion boundary in OxCal v4.0.5. (Bronk Ramsey 2009 a), Datierung und Gesamtdauer des Fundplatzes. Code und detail-lierte Datentabelle siehe Anhänge 74–75. Die Wahrscheinlichkeiten des Modells betragen 99,5 % (Amodel) bzw. 99,6 % (Aoverall).

Phase Datierungsspanne/Dauer (68,2 %)

Median höchsteWahrscheinlichkeit

Zag Beginn 5741–5550 5663 5615Zag Dauer 882–1237 1093 965Zag Ende 4716–4510 4601 4650

Tab. 160. Zagrebnice. Altersmodell 2 in vereinfachter Darstellung, errechnet mit der Funkti-on boundary in OxCal v4.0.5. (Bronk Ramsey 2009 a), Datierung und Dauer der Schichten-formationen Zag 1/5 und Zag 2/7. Code und detaillierte Datentabelle siehe Anhänge 76–77. Die Wahrscheinlichkeiten des Modells betragen 90 % (Amodel) bzw. 91,4 % (Aoverall).

Phase Datierungsspanne/Dauer (68,2 %)

Median höchste Wahrscheinlichkeit

Zag 1/5 Beginn 5629–5525 5585 5560Zag 1/5 Dauer 0–144 86 50Zag 1/5 Ende 5549–5456 5456 5510Siedlungsunterbrechung 582 660Zag 2/7 Beginn 4950–4761 4874 4850Zag 2/7 Dauer 0–364 247 160Zag 2/7 Ende 4766–4574 4647 4690

Fläche 1 Fläche 2

402

402,5

403

403,5

404

404,5

405

405,5

406

anstehenderBoden

Zag 1/5

Zag 1/4

Zag 1/3

Zag 1/2Zag 1/1

Zag 2/7

Zag 2/6

Zag 2/1

Zag 2/5Zag 2/4Zag 2/3Zag 2/2

m üNN

Abb. 257. Zagrebnice. Vorschlag zur Synchro-nisierung der Schichtenformationen in den Flächen 1 und 2 mit Angabe von Höhen. Zu-sammengehörige Schichtenformationen sind mit gleicher Farbe unterlegt.

419

flache Grubenverfüllung mit zahlreichen Steinen und sehr viel Fundmate-rial (Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a). Zu dieser frühen Siedlungs-phase gehörte offenbar auch ein verkohlter Textilrest (Fund-Nr. 10056), der ebenfalls in die Zeit um 5500 v. u. Z. datiert (Labor-Nr. Erl-15195), jedoch aus einer der obersten Schichten des Schnittes 10 geborgen wurde. Dieser Fund könnte beim Bau der Zubringerstraße durch Umlagerung nach oben gelangt sein. Drei Datierungen (KIA 41405, 45626, 45630) stammen aus dem großen verbrannten Haus Zag 4 oder den angrenzenden Gassenzonen in Fläche 2 (Schichtenformation Zag 2/7), die zur jüngsten neolithischen Bebauung der Siedlung gehören. Die Datierungen fallen ebenfalls konsis-tent in die Zeitspanne zwischen 4850 und 4700/4650 v. u. Z.

Nach zwei Bayesschen Modellen der 14C-Daten aus Zagrebnice liegt die Gesamtsiedlungsdauer des Fundplatzes im Neolithikum mit höchs-ter Wahrscheinlichkeit im Zeitraum zwischen 5663 und 4601 v. u. Z. bzw. zwischen 5585 und 4647 v. u. Z. (Tab. 159–160). Bei der Annahme einer kontinuierlichen Besiedlung ergeben sich dadurch durchschnittliche Se-dimentationsraten zwischen 0,21 m und 0,23 m/100 Jahre, die also nicht einmal halb so hoch sind wie zum Beispiel jene in Okolište und Obre II.

Die genannten Unterschiede der Sedimentationsraten können unter-schiedliche Gründe haben: Ausgeschlossen werden kann eine signifikant geringere Bebauungsdichte oder eine weniger materialintensive Bauweise der Häuser, da das Ergebnis der geomagnetischen Prospektion eine ähnlich dichte Bebauung wie in Okolište zeigt (Abb. 256). Andererseits handelte es sich im Fall des Hauses 4 in Fläche 2 offenbar um ein mehrgeschossiges Haus mit einem Drempelgeschoss, von dem deutlich mehr Schutt als von den in anderen Siedlungen üblichen eingeschossigen Gebäuden übrig ge-blieben sein dürfte.

Ein anderes mögliches Szenario, das zu geringen durchschnittlichen Sedimentationsraten führen kann, stellt eine längere Nutzungsdauer der Häuser dar. Träfe diese zu, wären in den Abfallbereichen im Umfeld der Häuser höhere Funddichten zu erwarten, was in Zagrebnice allerdings nicht der Fall ist. Zum Beispiel beträgt die Keramikmenge in den Schich-tenformationen Zag 2/6 und Zag 2/7 2,85 kg/m3 und liegt damit im Nor-malbereich vieler Befundkomplexe in Okolište (siehe S. 231 ff.).

Da die Bauweise der Häuser, die Bebauungsdichte und die Nutzungs-dauer der Häuser mit einiger Wahrscheinlichkeit als Faktoren für die ge-ringe durchschnittliche Sedimentationsrate in Zagrebnice ausgeschlossen werden können, muss man als Ursache auch eine nicht kontinuierliche Be-siedlung der Siedlung in Betracht ziehen. In der Stratigraphie des Schnit-tes 10 zeichnet sich im Bodensubstrat eine Zweiteilung ab: Die obere Hälf-te der neolithischen Siedlungsschichten ist im Gegensatz zu der unteren in starkem Maße mit Brandschutt angereichert. Diese Beobachtung und die absoluten Höhen erlauben die Synchronisierung der nur 20 m voneinander entfernten Grabungsflächen 1 und 2, in denen wahrscheinlich die Schich-tenformationen Zag 1/3 und Zag 2/7 einander entsprechen (Abb. 257).

Auf eine längere Siedlungsunterbrechung könnten auch einige ande-re Argumente hindeuten: In den Abträgen 6–8 des Schnittes 10, die der Schichtenformation Zag 1/4 entsprechen, ist im Vergleich zu Schichten-formation Zag 1/5 ein deutlicher Rückgang der Funddichte festzustellen, der alle untersuchten Fundgattungen betrifft (Abb. 258). Die Menge von Gefäßkeramik entspricht hier mit etwa 2 kg/m3 jener in Ackerhorizonten in Okolište (siehe S. 231 ff.). Auch das durchschnittliche Scherbengewicht ist in diesen Abträgen geringer als in den angrenzenden Befundgruppie-rungen. Es könnte sich bei Schichtenformation Zag 1/4 demnach um einen Horizont handeln, in dem es während einer mehrhundertjährigen Sied-lungsunterbrechung durch Witterungseinflüsse und Bioturbation zu einer Verringerung der Fundmenge gekommen ist.

420

3 4 5 6 7 8 9 10Abtrag

0

10

20

30

40

50

60

70

Sile

x (A

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3 )

Keramik in kg pro cbm

Felsgesteine pro cbm

Silexartefakte pro cbm

Tab. 161. Zagrebnice. Häufigkeit von Warenarten in Schichtenformationen nach Gewicht (in g). A detailliert mit sämtlichen vorkommenden Warenarten; B vereinfacht; C Summe; D relativ.

A B C D

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(m³)

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g)

Sum

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grob

(%)

mitt

elfe

in (%

)

fein

(%)

Zag 1/5 2,06 2331 168 1194 913 778 . 2718 15 3693 1691 2733 8117 45 21 34Zag 1/4 1,47 1496 . 1138 657 588 . 1176 . 2634 1245 1176 5055 52 25 23Zag 1/3 2,87 2772 . 998 430 742 7 369 . 3770 1179 369 5318 71 22 7Zag 2/7 11,14 20812 1255 8360 3836 3846 . 208 . 30427 7682 208 38317 79 20 1Zag 2/6 13,38 22810 547 18420 7847 4366 . 153 7 41778 12213 160 54150 77 23 0,3Zag 1/1 1,17 241 . 8 24 7 . 157 . 249 31 157 437 57 7 36

Tab. 162. Zagrebnice. Relative Häufigkeit von Verzierungsarten (in %) nach der Grobaufnahme.

Schi

chte

nfor

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Kan

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e pl

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Ele

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Spir

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Sum

me

Zag 2/6 11 2 4 11 20 7 43 4 – 56Zag 2/7 8 3 3 21 36 12 15 2 – 66Zag 1/3 14 7 – 14 43 14 7 – – 14Zag 1/4 5 11 11 16 37 5 11 5 – 19Zag 1/5 – – 7 18 43 7 7 11 7 28

Abb. 258. Zagrebnice. Funddichten für unter-schiedliche Artefaktgruppen in den Abträgen des Schnittes 10 (Grafik N. Müller-Scheeßel).

421

Zwischen den Schichtenformationen Zag 1/4 einerseits und Zag 1/3–Zag 2/7 andererseits bestehen auch markante Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit technologischer Gruppen von Gefäßkeramik, wie in Tabelle 161 anhand von Warenarten verdeutlicht ist: Die Schichtenformationen Zag 1/5 und Zag 1/4 enthalten demnach mit 34 % und 23 % deutlich mehr dunkel gebrannte Feinware als die stratigraphisch jüngeren Schichtenfor-mationen Zag 1/3 (7 %) und Zag 2/7 (1 %). Dieser Rückgang der Häufigkeit von Feinware ist mit einer Zunahme der Häufigkeit grober Ware verbun-den. Eine ähnliche Entwicklung der Häufigkeit technologischer Gruppen ist auch in Okolište zu beobachten, wo sie allerdings allmählich verläuft (siehe S. 317 ff.). Die scheinbar plötzliche Änderung der Häufigkeiten von Waren in Zagrebnice könnte deshalb durchaus das Ergebnis einer längeren Siedlungsunterbrechung sein.

Wie Tabelle 162 zeigt, bestehen zwischen den genannten Befundgrup-pen allerdings kaum Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit von Ver-zierungsarten, wie man sie eigentlich erwarten könnte. Zwar sind zum Beispiel Kanneluren in Schichtenformation Zag 1/3 häufiger als in Schich-tenformation Zag 1/4, dies trifft jedoch nur in sehr eingeschränktem Maße für die etwa zeitgleiche Schichtenformation Zag 2/7 zu. Auch Leisten und Reihen eingetiefter Elemente weisen zwischen den Schichtenformatio-nen Zag 1/4 und Zag 1/3 fast keine unterschiedlichen Häufigkeiten auf. Dagegen sind bei einigen Verzierungsarten die Unterschiede zwischen den Schichtenformationen Zag 1/5 und Zag 1/4 größer als jene zwischen Zag 1/4 und Zag 1/3.

Angesichts der 14C-Datierungen und der beschriebenen Häufigkeiten und Artefaktdichten erscheint eine längere Siedlungsunterbrechung in Zagrebnice ein durchaus realistisches Szenario zu sein. Mangels eines ein-deutigen begrabenen Humushorizontes in den Profilen des Schnittes 10 gestaltet sich allerdings der konkrete Nachweis bzw. der Ausschluss die-ser Möglichkeit anhand der bisher vorliegenden Quellen als schwierig. Die beschriebenen Abweichungen zwischen den Inventaren der Befundgrup-pen können auch durch verschiedene Depositionsumstände bzw. funk-tionale Unterschiede bedingt sein, die insbesondere in dem sehr kleinen Schnitt 10 nur schwer beurteilt werden können. Eine Überprüfung der unterschiedlichen Szenarien erscheint deshalb am ehesten durch weitere 14C-Datierungen zu bewerkstelligen zu sein.

Im ersten Band unserer Veröffentlichungsreihe wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Keramiksequenz aus Zagrebnice nur teilweise mit anderen typochronologischen Sequenzen und ihrer absolutchronologi-schen Einordnung in Einklang gebracht werden kann (Müller-Schee-ssel/Hofmann 2013 a). Dies gilt auch noch, nachdem zwei weitere 14C-Daten aus den frühesten Schichten des Fundplatzes vorliegen. Besonders schwierig zu beurteilen ist der Umstand, dass das älteste stratifizierte Material aus Schnitt 10 (Schichtenformation Zag 1/5), das nun durch drei 14C-Datierungen übereinstimmend in die Zeit um 5500 v. u. Z. datiert wird, in stilistischer und technologischer Hinsicht entwickelter Butmirkeramik entspricht. Nach den Erkenntnissen aus Obre II (Gimbutas 1974 b) und Okolište (siehe S. 263 ff.) bildete sich entsprechende Keramik in Zentral-bosnien erst ab etwa 5150/5100 v. u. Z. heraus, deren Charakteristika zum Beispiel massive Füße mit verbreiterter Basis, unterschiedliche Spiral- und Flächenverzierungen sowie polierte schwarze Feinkeramik sind.

Verkompliziert wird die Situation unter anderem noch dadurch, dass aus Zagrebnice tatsächlich kakanjzeitliches Material mit plastischen Rip-penverzierungen und Schüsseln mit wulstartig verdicktem Rand vorliegen, die um 5500 v. u. Z. datieren könnten (Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a, Taf. 4). Dieses unstratifizierte Material wurde durch den ehren-amtlichen Denkmalpfleger Ilhan Dervović geborgen, als im Jahr 2009 der

422

Siedlungsteil zwischen der Schnellstraße und dem Ortszubringer restlos zerstört wurde76. Da die Siedlung also tatsächlich bereits um 5500 v. u. Z. gegründet worden sein kann, muss man in Schichtenformation Zag 1/5 eine Vermischung von älterem Siedlungsabfall mit jüngerer Keramik in Betracht ziehen. Allerdings würde die Keramik bei diesem Szenario aus einer Periode stammen, die trotz systematischer Beprobung bisher nicht durch Radiokarbondaten belegt ist.

In den Inventaren der jüngeren Schichtenformationen Zag 1/3 und Zag 2/7 treten unter anderem stark mit Schamotte gemagerte Näpfe der Typen N 12 und N 02, große einzelne Knubben sowie Kombinationen aus plastischen Leisten und eingetieften Elementen in Randnähe auf (Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a, Taf. 2, 9–10; 3, 1–2). Diese Elemente lassen sich – ebenso wie ein erhöhter Anteil von Kanneluren (8–14 %) – mit Ma-terial der Phasen 8 und 9 aus Okolište verbinden. In Obre II treten Kan-neluren in vergleichbarer Häufigkeit in der Periode Butmir III a auf und werden danach sehr viel häufiger (siehe S. 412 Abb. 255). Unter Berück-sichtigung der 14C-Daten ist deshalb eine ungefähre Gleichzeitigkeit der

76 Das Material wird derzeit beim Finder aufbewahrt.

20 nT

-20 nT

1050 m1000 m950 m900 m

1050 m1000 m950 m900 m

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1

2

Abb. 259. Donje Moštre. Ergebnis der geoma-gnetischen Prospektion und Lage der Gra-bungsflächen.

423

jeweils jüngsten Siedlungsphasen in Okolište und Zagrebnice und ein un-gefähr gleichzeitiges Ende der beiden Siedlungen plausibel.

In Zagrebnice treten auch einige sehr charakteristische Elemente auf, die in Okolište nicht, dagegen aber an dem Fundplatz Donje Moštre vor-kommen, wo sie eindeutig jünger sind (siehe S. 423 ff.). Es handelt sich um Hohlfüße mit ziemlich großem oberen Durchmesser, um schnabelartige Ausgussschneppen, feine verrundete Kanneluren und Gefäße mit ver-dickter Schulter (Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a, Taf. 5, 4.6.8–9; 6, 1). Diese Formen haben Entsprechungen in Vinča- und Sopotsiedlungen Nordostbosniens und Ostkroatiens wie zum Beispiel Gornja Tuzla, Varoš, Otok oder Bapska (z. B. Dimitrijević 1968) und scheinen einen starken Einfluss aus Norden bzw. Nordosten anzuzeigen (z. B. Gimbutas 1974 a, 34). Das Fehlen der genannten Elemente in den jüngsten Befunden aus Okolište deutet entweder auf lokale Unterschiede gleichzeitiger Keramik-spektren oder feinchronologische Unterschiede zwischen den Fundplätzen hin. Vom Standpunkt der 14C-Daten erscheint eine etwas längere Nut-zungszeit der Siedlung Zagrebnice bis etwa 4650 v. u. Z. jedenfalls prob-lemlos möglich. Da wiederum einige Keramikelemente wie zum Beispiel Turbanrandverzierungen in Zagrebnice fehlen, die in Donje Moštre für die Zeit nach 4500 v. u. Z. charakteristisch sind, könnte das Material aus jüngs-ten neolithischen Schichten von Zagrebnice einen zeitlichen Horizont zwi-schen dem Siedlungsabbruch in Okolište und dem jüngeren Material aus Donje Moštre repräsentieren.

DONJE MOŠTRE

An dem 1983 entdeckten Fundplatz Donje Moštre wurden in den Jahren 2007 und 2008 Prospektionen und kleinere Ausgrabungen in einer Grö-ßenordnung von 120 m3 bzw. ca. 100 m3 durchgeführt (Hofmann/Mül-ler-Scheessel 2013 a; Auber 2010). Die genannte Siedlung ist für diese Untersuchung insofern von besonderem Interesse, als sie nur etwa 900 m südlich der Fundstelle Okolište liegt und sich damit in deren unmittelba-rem Einzugsbereich befindet (siehe S. 38 Abb. 5). Aus dieser räumlichen Nähe resultierte insbesondere die Frage nach dem zeitlichen Verhältnis der beiden Siedlungen, also einer möglichen Gleichzeitig- oder Nachzei-tigkeit. Bis zu unseren Ausgrabungen lagen aus Donje Moštre nur Oberflä-chenfunde vor, die S. Perić (1995, 26) vorläufig als spätes Kakanjmaterial klassifizierte.

Wie in Zagrebnice konzentrierten sich die Ausgrabungen in Don-je Moštre auf zwei Flächen (Abb. 259; Hofmann/Müller-Scheessel 2013 a): In Fläche 1 (Schnitt 10) wurde auf einem kleinen Areal die gesamte Schichtenfolge bis zum anstehenden Boden ausgegraben, die sich hier al-lerdings durch zwei mittelalterliche Gruben als stark gestört erwies. In Flä-che 2 (Schnitte 40–43) wurde ein größerer Bereich von 9 x 13 m bis zu einer Tiefe von 0,6 m ausgegraben, was etwa einem Drittel der Gesamtstratigra-phie entspricht. Zum Abgleich der beiden Stratigraphien wurde auch in Schnitt 41 in einem kleinen Bereich bis zum anstehenden Boden gegraben.

In Fläche 1 wurden vier und in Fläche 2 sechs übereinanderliegende Bauschichten festgestellt, die meist durch dunkle (Planier-?)Schichten vonein ander getrennt waren. In beiden Flächen ist der oberste Bauhorizont verbrannt. Die Befunde der beiden Flächen wurden von St. Auber (2010) entsprechend der in Okolište angewandten Systematik (siehe S. 54 ff.) in insgesamt 15 Schichtenformationen gruppiert (Tab. 163). Basierend auf absoluten Höhen und der Reihenfolge von Schichten unterschiedlichen Überlieferungszustandes (Bauschicht verbrannt; Bauschicht unverbrannt; Planierschicht) können die Bauschichten und Schichtenformationen ent-

424

Tab. 163. Donje Moštre. Beschreibung und stratigraphische Abfolge von Schichtenformatio-nen in den Flächen 1 und 2 nach Auber 2010 und deren Konkordanz zu Bauschichten nach Hofmann/Müller-Scheessel 2013 a. Pfeile geben von unten nach oben die stratigraphi-sche Reihenfolge von Komponenten der Schichtenformationen an.

Schichtenformationnach Auber 2010

Beschreibung Bauschicht nach Hofmann/Müller-Scheessel 2013 a

Fläche 1Dom 1/1 rezenter Ackerhorizont .Dom 1/2 mittelalterliche Gruben

und Schichtpaket.

Dom 1/3 verbrannter Bauhorizont 1/IVDom 1/4 unverbrannter Bauhorizont 1/IIIDom 1/5 Planierschicht

unverbrannter Bauhorizont1/II

Dom 1/6 Planierschicht unverbrannter Bauhorizont

1/I

Dom 1/7 Auenlehmschichten, begrabener Humus, Sandlöss und pleistozäner Schotter

.

Fläche 2Dom 2/1 rezenter Ackerhorizont .Dom 2/2 Grube im Nordwesten der

Grabungsfläche.

Dom 2/3 großes verbranntes Hausund Anbau daran

2/VI

Dom 2/4 unverbrannte Bauschicht mit kleinen Häusern

2/V

Dom 2/5 unverbrannter Bauhorizont verlagerter Brandschutt Planierschicht

2/III–IV

Dom 2/6 unverbrannter Bauhorizont Planierschicht

2/II

Dom 2/7 unverbrannter Bauhorizont Planierschicht

2/I

Dom 2/8 Auenlehm .

Tab. 164. Donje Moštre. Synchronisierung von Bauschichten nach Hofmann/Müller-Scheessel 2013 a und Schichtenformationen nach Auber 2010 sowie ihre Zuordnung zu Siedlungsphasen.

Fläche 1 Fläche 2 SiedlungsphaseBauschicht Schichtenformation Bauschicht Schichtenformation

1/IV Dom 1/3 2/VI Dom 2/3 41/III Dom 1/4 2/V Dom 2/4 31/II Dom 1/5 2/III–IV Dom 2/5 21/I Dom 1/6 2/II Dom 2/6 1– – 2/I Dom 2/7 1

sprechend Tabelle 164 synchronisiert und in Bauphasen eingeteilt werden. Dabei ist insbesondere die Synchronisierung der Schichtenformationen Dom 1/3 und Dom 2/3 einerseits sowie Dom 1/4 und Dom 2/4 andererseits plausibel. Aufgrund der ungleichen Anzahl von Bauschichten bestehen dagegen bei der Synchronisierung der älteren Schichten gewisse Unsicher-heiten. Maßgeblich für die vorgeschlagene Gleichsetzung waren die fund-reichen Kulturschichten zwischen den Bauschichten.

425

Erkenntnisse zur Entwicklung des Bebauungsplans und der Architek-tur liegen bisher nur für die oberen Bauschichten von Donje Moštre vor: Die ältere Schichtenformation Dom 2/4 ist durch relativ kleine, in einer Zeile angeordnete Häuser gekennzeichnet, die hinsichtlich ihrer Größe und Ausrichtung Bauten der Phasen 6–8 in Okolište entsprechen (Don-je Moštre Haus 2: 4,5 x >7,5 m; vgl. Auber 2010). Dagegen ist die nächst jüngere Schichtenformation Dom 2/3 durch erheblich größere Baustruk-turen gekennzeichnet, deren Ausdehnung erst durch die geomagnetische Prospektion sichtbar wird (Abb. 259). In Fläche 2 wurde ein kleiner Teil einer solchen 30 m langen und 8 m breiten Hausstruktur ausgegraben, die in einer späten Bauphase durch einen Anbau um 6 m nach Westen ver-breitert wurde (ebd.). Dieses additive Bauprinzip, das in Donje Moštre für Bosnien erstmals nachgewiesen wurde, impliziert das Zusammenleben unterschiedlicher Generationen im gleichen Haus (erweiterte Familie). Entsprechende Bauten besitzen Entsprechungen bei zentralbalkanischen Vinča- und karpatenländischen Theisshäusern wie zum Beispiel an den Fundplätzen Divostin und Hódmezővásárhely-Gorzsa (Bogdanović 1988; Horváth 1990; Tripković 2009). Im Plan der geomagnetischen Prospektion von Donje Moštre bilden entsprechende Großbauten eine ge-bogene Häuserzeile, die die Siedlung in Nordwest-Südost-Richtung durch-zieht (Abb. 259). Weitere ähnliche Bauten verteilen sich einzeln in der Siedlungsfläche.

In beiden Grabungsflächen bildeten Gruben die jüngsten nachgewie-senen Strukturen, die als Schichtenformationen Dom 1/2 und Dom 2/2 bezeichnet wurden und unterschiedlicher Zeitstellung sind (siehe unten). In keinem Fall ließen sich daraus Hausformen oder Bebauungsstrukturen rekonstruieren.

Aus Donje Moštre liegen mittlerweile zehn 14C-Daten vor, von denen zwei aus geologischen Sedimenten unter dem Siedlungskörper und acht aus unterschiedlichen Siedlungsschichten stammen (Tab. 165). Diese Da-tierungen dienten als Grundlage für die Berechnung eines Bayesschen Al-tersmodells des Fundplatzes mit dem Kalibrationsprogramm OxCal v4.1.1. (Tab. 166). Vor der Berechnung wurde die Probe KIA-39512 ausgesondert, die in ihrem Fundkontext in der untersten Bauschicht eindeutig einen zu jungen Ausreißer darstellt. Nicht einbezogen wurde auch die Probe Erl-15198, die eine spätmittelalterliche Zeitstellung ergab. Sie datiert zwei gro-ße Gruben in Fläche 1 in das 14. Jh. u. Z., die sich insbesondere anhand des Spektrums botanischer Großreste mit hohen Anteilen von Hafer (Avena) und Rispenhirse (Panicum miliaceum L.) von ungestörten äneolithischen Kontexten unterschied (vgl. Kroll 2013 b). Für das Altersmodell standen also letztlich acht konsistente Daten zur Verfügung.

Aus dem Modell ergibt sich für den Fundplatz Donje Moštre im Me-dian eine Siedlungsdauer von knapp 300 Jahren zwischen etwa 4600 und 4325 v. u. Z. (Tab. 166). Bei einer maximalen Schichtmächtigkeit von 1,6 m entspricht dies einer durchschnittlichen Sedimentationsrate von ca. 0,5 m/100 Jahre. Die ziemlich geringe kummulative Wahrscheinlichkeit des Modells von nur knapp 70 % erhöht sich deutlich auf 97,6 %, wenn das Datum KIA-37849 ausgesondert wird, das über eine sehr hohe Standard-abweichung verfügt.

Die Datierung des Siedlungsbeginns von Donje Moštre um 4600 v. u. Z. beruht unter anderem auf dem Datum KIA-39540, das den oberen Teil des Auenlehms kurz unterhalb der anthropogenen Ablagerungen datiert. Da dieses Datum eine ähnliche Datierung wie Erl-15197 aufweist, das aus einem der frühesten Siedlungsphase der Siedlung zugerechneten Befund stammt, sollte als ein mögliches Szenarium eine Verlagerung der Holzkoh-le aus den Siedlungsschichten in die unterliegenden Auenlehmschichten in Betracht gezogen werden. Eine entsprechende Modifikation des Alters-

426

modells führt zu einem deutlich früheren Siedlungsbeginn um 4750 v. u. Z. Abgesehen von diesen Unsicherheiten bezüglich des Kontextes des Datums KIA-39540 erscheint ein früherer Siedlungsbeginn von Donje Moštre auch deshalb wahrscheinlich, weil Erl-15197 nicht die frühesten Befunde da-tiert. Insgesamt wird der Siedlungsbeginn daher zwischen 4750 und 4650

Tab. 165. Donje Moštre. 14C-Datierungen. Die Datierungen ohne Fundnummer wurden von der Kieler geoarchäologischen Arbeitsgruppe in Auftrag gegeben (vgl. Beitrag von Dreibrodt u. a. 2013, Tab. 4).

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BC/A

D

KIA-39541 . . . . . Alluvium unten Holzkohle 7776±35 -25,07±0,15 6647 6535 BCKIA-39540 . . . . . Alluvium oben Holzkohle 5860±43 -25,09±0,26 4784 4691 BCKIA-39512 10349 10038 A 2 5 Dom 1/6; Kulturschicht über

unterstem Bauhorizont 1/IGetreide 4801±30 -26,19±0,13 3640 3534 BC

Erl-15197 10353 10027 B 1 5 Dom 1/6, Kulturschicht über unterstem Bauhorizont 1/I

Getreide 5716±32 -22,8 4596 4500 BC

Erl-15196 10194 10024 A 2 4 Dom 1/5, Planierschicht über 2. Bauhorizont 1/II

Haselnuss-schale

5705±37 -23,7 4594 4490 BC

Erl-15198 10458 10069 B 3 9 Dom 1/2; Grube Getreide 638±31 -22,1 1292 1388 ADKIA-37849 . 41999 . . . Dom 2/7; unverbrannter

Hausbefund im ältesten Bauhorizont 2/I

Holzkohle 5443±168 -27,23±0,3 4449 4055 BC

Erl-15200 41483 41037 D 13 4 Dom 2/4; Freifläche nordwest lich des unverbrannten Hauses Bauhorizont 2/V

Getreide 5549±33 -23,1 4445 4350 BC

Erl-15199 40188 40032 C 2 3 Dom 2/3; mit Brandschutt durchsetzter Wandgraben des Bauhorizontes 2/VI

Holzkohle(Cornus)

5486±29 -22,6 4357 4274 BC

KIA-39513 42341 42020 I 12 3 Dom 2/2; Grube mit Vučedolkeramik

Getreide 5573±31 -21,83±0,14 4448 4365 BC

Tab. 166. Donje Moštre. Altersmodell des Fundplatzes aufgrund von 14C-Datierungen er-rechnet mit OxCal v4.1.1. (Bronk Ramsey 2009 a; Datensatz: r:5 IntCal04 atmospheric cur-ve nach Reimer u. a. 2004). Code und detaillierte Datentabelle siehe Anhänge 78–79. Die Wahrscheinlichkeiten des Modells betragen 69 % (Amodel) bzw. 69,1 % (Aoverall).

Datierungsspanne(68,2 %)

Median höchste Wahrscheinlichkeit

Auenlehm Anfang 6937–6539 6765 6650Auenlehm Dauer 1905–2354 2157 2000Beginn Phase 1 4669–4538 4610 4600Dauer Phase 1 0–103 67 75Phase 1–Phase 2 4571–4491 4533 4525Dauer Phase 2 0–93 65 75Phase 2–Phase3 4503–4426 4461 4450Dauer Phase 3 0–83 58 50Phase 3–Phase 4 4430–4373 4401 4400Dauer Phase 4 47–206 143 75Ende Phase 4 4338–4214 4261 4325

427

v. u. Z. liegen. Die beiden Siedlungen Donje Moštre und Okolište bestan-den demnach allenfalls während eines kurzen Zeitraumes gleichzeitig. Die zeitliche Nähe von Siedlungsabbruch in Okolište (um 4700 v. u. Z.) und des Siedlungsbeginns in Donje Moštre könnte auf ein Ablösungsverhältnis der beiden Siedlungen bzw. eine Siedlungsverlagerung hindeuten.

An den Modellierungen der 14C-Daten wird außerdem deutlich, dass die Nutzungsdauer von Häusern in Donje Moštre zwischen 50 und 75 Jah-ren betrug und damit etwa doppelt so lang war wie jene in Okolište. Dies schlägt sich in einer geringeren durchschnittlichen Sedimentationsrate nieder, die – je nach veranschlagter Siedlungsdauer – zwischen 0,35 m und 0,45 m/100 Jahre ergab. Dagegen beträgt die durchschnittliche Sedi-mentationsrate in Okolište 0,6 m/100 Jahre, wo entsprechend eine kürzere durchschnittliche Lebensdauer der Häuser rekonstruiert wurde (siehe S. 381 ff.).

Für die stilistische Beurteilung der Gefäßkeramik aus Donje Moštre liegt nur für die jüngeren Schichtenformationen in Fläche 2 (Dom 2/3, Dom 2/4 und auch Dom 2/2) ein ausreichender Materialumfang vor (Au-ber 2010). Im Folgenden wird ausschließlich auf die Keramik der Schich-tenformationen Dom 2/3 und Dom 2/4 eingegangen, da Schichtenfor-mation Dom 2/2 aufgrund typochronologischer Argumente in das späte Äneolithikum (Vučedol) datiert wird und damit außerhalb des hier behan-delten Zeitraumes liegt: Das Gefäßformenspektrum77 der zuerst genann-ten, spätneolithisch-frühäneolithischen Schichtenformationen Dom 2/3 und Dom 2/4 ist unter anderem durch teils gelochte Hohlfüße mit großem oberem Durchmesser, schnabelartige Ausguss-Schneppen und Näpfe des Typs N 01 bestimmt, also Formen, die auch in den jüngeren Horizonten von Zagrebnice und teils ebenfalls in Okolište vorkommen. Zusätzlich tre-ten unter anderem geknickte Schüsseln mit verdicktem Umbruch (ähnlich S 60–61), Steilrandschüsseln (ähnlich S 70), konische Schüsseln (ähnlich S 01–02) und vor allem zahlreiche sogenannte Einzugsschüsseln auf. Au-ßerordentlich charakteristisch sind außerdem von einigen Autoren als „Vinčaschrift“ interpretierte geometrische Zeichen, die nach dem Brand auf den Boden oder die Wandung von Schüsseln eingeritzt wurden. Das Verzierungsspektrum ist vor allem durch hohe Anteile unterschiedlicher Arten von Kanneluren und plastischer Verzierungen geprägt (Tab. 167). Darunter sind breite „turbanartig“ ausgeprägte Kannelierungen am Rand von Einzugsschüsseln besonders prägnant.

Die Gefäßkeramik der Schichtenformationen Dom 2/3 und Dom 2/4 weist zahlreiche Analogien zum Fundmaterial der Siedlungen Gornja Tuz-la II, Varoš I, Biograd (Prusac), Cazin (Stadtgebiet) und des sogenannten äneolithischen Humus (Schicht II) von Gomalava in Zentral-, Nordwest- und Nordostbosnien sowie Westserbien auf, die durch stilistische Ele-mente von später Vinča- (D 2 bzw. D 3) von später Sopot-, von früher Len-gyel- bzw. von (Proto-)Tiszapolgárkeramik gekennzeichnet sind (Čović 1960/61; Benac 1960/61; Marijanović 2001; Brukner 1980/81; Raunig 2001; Link 2006, 163 ff.). Diese Siedlungen und Stilgruppen wurden von H. Parzinger (1993, 263 ff.) in seinem Horizont 8 zusammengefasst, der im östlichen Karpatenbecken in die beiden Horizonte 8 a (Proto-Tiszapolgár) und 8 b/8 c (entwickeltes Tiszapolgár) untergliedert werden kann.

Eine entsprechende Unterteilung des Horizontes 8 von H. Parzinger, in dem nach Th. Link (2006) in weiten Teilen der Balkanhalbinsel Tellsied-

77 Im Gegensatz zu Kundruci und Zagrebnice wurden die Gefäßformen aus Donje Moštre nicht in die Gefäß-Typendefinition dieser Arbeit einbezogen. Eine ausführliche Vorlage des Keramikmaterials wurde in der Arbeit von Auber (2010) geleistet, die voraussicht-lich im dritten Band der Reihe „Neolithikum und Chalkolithikum in Zentralbosnien“ vorgelegt wird.

428

Tab. 167. Donje Moštre. Relative Häufigkeit (in %) von Verzierungsarten in der Stichprobe der Feinaufnahme von Fläche 2 nach Anzahl von Datensätzen.

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Dom 2/4 3 . 13 5 3 5 19 2 . 55 64Dom 2/3 4 2 19 3 6 7 17 2 . 45 406Dom 2/2 5 16 11 6 16 5 5 3 2 35 62

Tab. 168. Systematik und Terminologie der angestrebten Periodisierung archäologischer Quellen im Arbeitsgebiet.

Bezeichnung räumlicher Bezug Kriterien

Grabenperiode lokal zeitgleiche GräbenBauperiode lokal gleichbleibende BaustrukturierungSiedlungsphase lokal gleichbleibende Graben- und/oder Bau-

strukturierung(Siedlungs-)Hauptphase lokal gleichbleibende SiedlungsgrößeSiedlungsperiode regional Periode mit gleichbleibendem regionalem

Siedlungsmuster

lungen abbrechen, war dagegen im zentralen und westlichen Balkangebiet bisher nur in Ansätzen möglich (Parzinger 1993, 263 ff.; zusammenfas-send Link 2006, 25 ff.). Mit Donje Moštre liegt erstmals für das westliche Balkangebiet ein gut datierter Komplex dieses Zeitabschnittes vor, an dem quantitative Analysen des Fundmaterials vorgenommen wurden und der innerhalb der regionalen Siedlungslandschaft Zentralbosniens mit der Ent-wicklung von Architektur und Siedlungsstrukturen verknüpft werden kann.

Anhand von 14C-Datierungen wird deutlich, dass im Kerngebiet der Vinčakultur die Mehrzahl von Tellsiedlungen zwischen etwa 4600 und spätestens 4500 v. u. Z. aufgegeben wurde (Borić 2009). Nur in wenigen Siedlungen dieses Raumes ist wie mit dem sogenannten äneolithischen Humus von Gomolava eine Kontinuität der Siedlungsaktivitäten für die folgende Periode belegt (Link 2006, 43 ff.). Entsprechend sind die Sied-lungsmuster und die Siedlungsintensität dieser Phase für große Teile des heutigen Serbiens bisher weitgehend ungeklärt. Auch in Ostkroatien (Sla-wonien) scheinen Tellsiedlungen um 4500 v. u. Z. aufgegeben worden zu sein, wie u. a. ein einzelnes 14C-Datum aus einem der jüngsten spätneoli-thischen Befunde der Tellsiedlung Bapska schlaglichtartig zeigt (Burić/Težak-Gredl 2009)78. Eine insgesamt bessere Quellensituation besteht im östlichen Karpatenbecken (Alföld), wo während der Siedlungszeit von Donje Moštre die Entwicklung von Proto-Tiszapolgár zu Tiszapolgár stattfand, vor oder im Verlauf derer auch hier Tellsiedlungen aufgegeben wurden und neue Siedlungsmuster entstanden, die durch eine große Zahl kleiner Siedlungen bestimmt waren (Yerkes u. a. 2009; Link 2006; Par-kinson/Gyucha 2012).

78 Beta-241657, 5690 ± 40, 4680–4460 cal BC (95,4 %): trench B–G/06 Dwelling 1, Getrei-de.

429

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Siedlung Donje Moštre einen Zeitraum zwischen ca. 4650 und 4300 v. u. Z. repräsentiert, der dem Ho-rizont 8 a (spät) und 8 b/c nach Parzinger entsprechen dürfte. Die Siedlung löste offenbar Okolište ab und ist gleichzeitig mit der älteren Phase (II a) des sogenannten äneolithischen Humus in Gomolava und zentral- und nordbosnischen Siedlungen wie zum Beispiel Biograd (Prusac), Gornja Tuzla II und Varoš I. Die jüngere Phase der Siedlung ist synchron mit dem von Z. Marković (1985) postulierten Horizont Vinča D 3 (bzw. D 2 spät), Sopot IV, Lengyel III, der im Westbalkan und im südwestlichen Teil Trans-danubiens der Lasinjagruppe zeitlich vorangeht und zeitgleich mit Tripolje ist. Der Beginn von Lasinja ist nach J. Balen (2008) um 4300 v. u. Z. anzu-setzen.

Nach allgemeiner Auffassung repräsentiert die Phase nach 4500 v. u. Z. das frühe Äneolithikum der Region (z. B. Marijanović 1989), obwohl im östlichen Serbien und in Bulgarien bereits um 5000 v. u. Z. eine eigenstän-dige Metallurgie entstand (Radivojević u. a. 2010). Auch in Donje Moštre wurden ein Kupferpfriem mit mutmaßlich ostbalkanischer Herkunft und mehrere Stücke technischer Keramik gefunden, für die eine Nutzung im Rahmen metallurgischer Prozesse zumindest nicht ausgeschlossen wer-den kann (Auber 2010, 35 f. Taf. 32; Hofmann u. a. 2013). Nach den re-lativ geringen Fundzahlen und den vorliegenden Analysen zu urteilen, erscheinen allerdings Anfänge eigenständiger Kupferverarbeitung bereits in der zweiten Hälfte des 5. Jts. in Zentralbosnien derzeit eher unwahr-scheinlich.

PERIODISIERUNG UND ABSOLUTE CHRONOLOGIE DER BUTMIRGRUPPE

Oben ist dargelegt worden, wie die in dieser Arbeit untersuchten archäolo-gischen Quellen – also Befunde und Keramik – auf der lokalen Ebene der Siedlung Okolište für eine Periodisierung genutzt werden (siehe S. 54 ff.; 305 ff.; Tab. 168). Dieser Systematik zufolge werden der Erneuerungsrhyth-mus und die Strukturierung von Hausarealen und des Grabensystems als Kriterien für die Definition von Siedlungsphasen und Änderungen der Siedlungsgröße zur Unterscheidung von Hauptphasen des Dorfes Okolište herangezogen. Analog soll im Folgenden die gleichbleibende Strukturie-rung des regionalen Siedlungsmusters als ein Hauptkriterium für die Pe-riodisierung des zentralbosnischen Spätneolithikums im regionalen Rah-men dienen, wobei sogenannte Siedlungsperioden definiert werden.

Die vorgeschlagene Periodisierung der zentralbosnischen Butmirgruppe zielte auf die Vereinbarkeit mit älteren Chronologiesystemen ab, um Ver-wirrungen zu vermeiden, wie sie beispielsweise aus der Vielzahl der Perio-disierungen der zentralbalkanischen Vinčakultur resultieren (vgl. Schier 1995, 292 ff.). Es wurde sich dafür entschieden, die von A. Benac etablier-te Gliederung des Neolithikums mit den geläufigen Begriffen Starčevo-Impresso (Frühneolithikum), Kakanj (Mittelneolithikum) und Butmir (Spätneolithikum) beizubehalten. Für das Spätneolithikum und das frühe Äneolithikum ist eine siebenstufige Periodisierung vorgesehen, deren Ar-gumente im Folgenden erläutert werden sollen (Tab. 169; Abb. 260). Neben der Strukturierung des Siedlungsmusters und den Siedlungslagen, die als Hauptkriterien der Systematik dienen, werden außerdem wichtige Ent-wicklungen der Architektur und Gefäßkeramik zur Differenzierung von Siedlungsperioden herangezogen.

Nach A. Benac (1973 b) wird der Beginn von spätneolithischem But-mir (Butmir I) mit der Gründung der Siedlung Obre II gleichgesetzt. Wie oben herausgearbeitet wurde, kann auch von dem gleichzeitigen Beginn der Siedlung Okolište ausgegangen werden. In der Beschreibung des Mate-

430

4700

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v. u. Z.

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Äneolithikum

Spät-neolithikum

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Abb. 260. Laufzeiten der im Rahmen des Pro-jektes „Spätneolithische Siedlungsprozesse in Zentralbosnien“ untersuchten neolithischen und äneolithischen Siedlungen im Verhältnis zu Obre II und Arnautovići und unterschiedli-chen Chronologiemodellen der Butmirgruppe.

Tab. 169. Periodisierung des zentralbosnischen Neolithikums und frühen Äneolithikums. Absolute Datierungen, Konkordanzen mit früheren Systemen und den Stratigraphien in Obre und Okolište sowie wichtige Entwicklungen im Hinblick auf Siedlungsmuster, Architektur und Kera-mikstile.

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I/1 . .

Kakanj 5500–5200 Kakanj I, II

Kakanj I, II

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Protobutmir I a

I/2, 3 . .

Butmir 1 a 5200–5100 Butmir I (früh)

Butmir I a

Late Starčevo I-D

Protobutmir I b

II/1 1 – Gründung von Okolište (7 ha)

Butmir 1 b 5100–5000 Butmir I (früh)

Butmir I b

Late Starčevo I-D

Butmir II

II/2 2–3 .

Butmir 2 a 5000–4850 Butmir II(klassisch)

Butmir II a, b

Early Butmir II-A, B

Butmir III

II/3, 4 4–6 – verkleinerte Siedlungsfläche (5,6 ha)– höhere Bebauungsdichte

Butmir 2 b 4850–4750 Butmir II(klassisch)

Butmir II c

Early Butmir II-C

Butmir III

II/5 7–8 – verkleinerte Siedlungsfläche (1,2 ha)– Grabenwerk nicht mehr genutzt

Butmir 3 a 4750–4600 Butmir III(spät)

Butmir III a, b

Late Butmir III-A, B

Butmir III

II/6, 7 9 – geringere Bebauungsdichte– um 4700 v. u. Z. wurde Okolište aufgegeben

Butmir 3 b 4600–4500 Butmir III(spät)

Butmir III c

Late Butmir III-C

Butmir IV a

II/8 . .

Butmir 4 4500–4300 . . . ButmirIV b

. . .

431

rials aus den ältesten Bauhorizonten von Obre II stimmen A. Benac (ebd.) sowie E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974, 263–267) insofern nicht überein, als die letztgenannten Autoren auf einen scharfen Bruch der materiellen Kultur am Übergang vom 2. zum 3. Wohnhorizont in Obre II hinweisen, dies jedoch bei Benac ausdrücklich nicht der Fall ist. In dessen Periode Butmir I – die den 1. und 2. Wohnhorizonten von Obre II entspricht – kommen bereits schwarz polierte Keramik ohne sichtbare Magerungsbe-standteile und die zugehörigen Gefäßformen vor, die nach Sterud/Sterud erst im 3. Wohnhorizont unvermittelt auftreten. Diese Diskrepanz könnte zum Beispiel auf den unterschiedlichen Umfängen der untersuchten Stich-proben beruhen: Während von Sterud/Sterud ausschließlich Material aus den teilweise peripher gelegenen amerikanischen Schnitten ausgewertet wurde, berücksichtigte Benac die Gesamtheit der Grabungsflächen. Leider wird von keinem der Bearbeiter eine Differenzierung des Inhalts der ersten beiden Wohnhorizonte vorgenommen, wie sie in Okolište für die entspre-chenden Siedlungsphasen 1–3 vorliegt.

Die Verhältnisse in Okolište zugrunde gelegt, wurden die Siedlungen Obre II, Okolište und auch von Arnautovići vom Standpunkt der Keramik-stilistik noch während der mittelneolithischen Kakanjperiode gegründet. Um dem sowohl in Okolište als auch in Obre II fassbaren keramiktechno-logischen und stilistischen Bruch gerecht zu werden, wurde die Periode Butmir I nach Benac in die Siedlungsperioden Butmir 1 a und 1 b unterteilt. Siedlungsperiode Butmir 1 a repräsentiert die vorrangig durch spätkakanj-

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Besiedlung Zentralbosniens zunächst auf die Region Kakanj und das nördlich angrenzende Tal der Bosna beschränkt

. Starčevo-Impresso Frühneolithikum

langsamer Anstieg der Anzahl und der Gesamtfläche von Siedlungen in der Region Kakanj

. Kakanj Mittelneolithikum

Besiedlung des Visokobeckens eingetiefte Bauten

Spätkakanj Spätneolithikum

Arnautovići wurde aufgegeben ebenerdige Pfostenhäuser

frühes Butmir

Besiedlung der Regionen bei Sarajewo und Travnik (bis max. 500 m ü. NN)

. klassisches Butmir

Beginn der Aufsiedlung höher gelegener Gebiete westlich des Visokobeckens (bis max. 500 m)

. klassisches Butmir

. größere Häuser (80 m2) spätes Butmir(dominiert von linearen Verzie-rungen)

. . spätes Butmir(dominiert von Kannelierungen)

– verringerte Siedlungsdichte– Besiedlung des Vrbastales

Großbauten (>100 m2) Donje Moštre Äneolithikum

Tab. 169. Fortsetzung. Periodisierung des zentralbosnischen Neolithikums und frühen Äneolithikums. Absolute Datierungen, Konkordanzen mit früheren Systemen und den Stratigraphien in Obre und Okolište sowie wichtige Entwicklungen im Hinblick auf Siedlungsmuster, Architektur und Keramikstile.

432

zeitliches Material und eingetiefte Häuser gekennzeichnete, eigentliche Gründungszeit der Siedlungen (Okolište Phase 1, Obre II: 1. Wohnho-rizont), während die Siedlungsperiode Butmir 1 b mit dem Aufkommen schwarz polierter Keramik und Kalkmagerung sowie dem Übergang von eingetiefter zu ebenerdiger Bauweise verbunden wird.

Nicht ganz klar erkennbar sind die Gründe, warum A. Benac die Perio-de Butmir II („Klassisches Butmir“) gerade mit dem 3. Wohnhorizont von Obre II beginnen ließ: Generell liegt der Unterteilung sicherlich die weit verbreitete Dreistadienkonzeption der Vorgeschichte zugrunde (Eggert 2001, 31–33). Konkret beruht die Abgrenzung darauf, dass der 3. Wohn-horizont in Obre II besonders klare und regelmäßige Strukturen erkennen ließ, die für A. Benac (1973 b, 23) einen Beleg für die „Stabilisierung der Lebensumstände“ in der Siedlung darstellten. Die Unterteilung kann durch die Untersuchungen in Okolište insofern untermauert werden, als hier am Übergang von Siedlungsphase 3 und 4 eine erste substanzielle Verkleine-rung des Siedlungsareals verbunden mit einer Verdichtung der Bebauung festgestellt wurde. Innerhalb Zentralbosniens erfolgte die Auflassung der Siedlung Arnautovići und die Ausweitung der Besiedlung in die Regionen um Sarajewo und Travnik (siehe unten).

Die Untergliederung der Periode Butmir II in die ältere Siedlungspe-riode Butmir 2 a und die jüngere Siedlungsperiode Butmir 2 b beruht auf mehreren Argumenten: Die Größe des Dorfes Okolište reduzierte sich um 4850 v. u. Z. substanziell von 5,6 ha auf 1,2 ha. Dass dies keine isolierte lo-kale Entwicklung darstellte, sondern in eine regionale Siedlungsdynamik eingebunden war, zeigt die etwa gleichzeitig erfolgte Neugründung der Siedlung Kundruci (siehe S. 415 ff.), die exemplarisch für die Aufsiedlung höher gelegener Regionen westlich und südwestlich des eigentlichen Viso-kobeckens steht (siehe S. 433 f.).

Der Übergang von der Periode Butmir II zu Butmir III nach der Ter-minologie von A. Benac bzw. zu unserer Siedlungsperiode Butmir 3 a war bisher vor allem durch deutliche Veränderungen in der materiellen Kultur definiert, die sowohl in Obre II als auch in Okolište und Butmir nachweis-bar sind: Neben dem Bedeutungsverlust schwarz polierter Feinkeramik ist ein klarer Rückgang der stilistischen Differenziertheit von Verzierungen zu verzeichnen, der die Siedlungsperioden Butmir 1 b–2 b auszeichnet. Mit Beginn der Periode Butmir III bzw. der Siedlungsperiode Butmir 3 a nach unserer Systematik tritt deutlich häufiger als zuvor Keramik auf, die sti-listisch adriatischer Hvar-Lisičići-Keramik entspricht. A. Benac (1973 b, 182) veranlasste dies zu der Einschätzung, dass die „Träger einer sehr ver-feinerten Kultur einem Nachbarvolk mit einem weit gröberen kulturellen Ausdruck verfallen“ seien.

Etwas nüchterner, doch prinzipiell in die gleiche Richtung zielend, ur-teilen E. L. Sterud/A.-K. Sterud (1974, 269), dass die mit dem Übergang vom 5. zum 6. Wohnhorizont in Obre II einhergehenden stilistischen und technologischen Veränderungen in mancher Hinsicht schwierig als Fort-setzung der früheren Butmirtradition zu erklären seien. Dagegen kommt M. Gimbutas (1974 b, 34) zu dem Schluss, dass zwar eine stilistische „Degenerierung“ des Materials zu beobachten sei, jedoch insgesamt Kon-tinuität bestehe, da die relative Häufigkeit verschiedener Fundkategorien gleichbliebe.

Im Keramikmaterial der Periode Butmir III von Obre II zeigt sich ab-gesehen von dem verstärkten Hvar-Lisičići-Einfluss eine deutliche Zu-nahme von Gefäßformen und Kannelierungen, die für gleichzeitige Vinčafundkomplexe charakteristisch ist (Benac 1973 b, 145; Sterud/Ste-rud 1974; Gimbutas 1974 b, 34). Beispielsweise steigt während der Wohn-horizonte 6–8 der Anteil von Kannelierungen am Verzierungsspektrum von 14 % auf 54 %. Neben einer Intensivierung der Kontakte nach Südwes-

433

ten sind also gleichermaßen intensivierte Beziehungen nach Nordbosnien und das zentrale Balkangebiet festzustellen.

Am Beginn der Siedlungsperiode Butmir 3 a sind auch andere Verän-derungen zu verzeichnen: Der Auflassung der deutlich verkleinerten Sied-lung Okolište geht in Siedlungsphase 9 eine nochmalige Verringerung der Bebauungsdichte und die Errichtung deutlich größerer Häuser voraus. Nur 900 m südlich von Okolište wurde die Siedlung Donje Moštre gegründet, die als Nachfolger von Okolište infrage kommt. In der gleichen Periode scheint möglicherweise die Ausweitung der Besiedlung auf die Region um Kiseljak stattgefunden zu haben.

Die Unterteilung der Periode Butmir III in die beiden Siedlungsperioden Butmir 3 a und 3 b beruht wiederum auf unterschiedlichen Erwägungen. Nach den durchschnittlichen Sedimentationsraten zu urteilen, dürften die Siedlungen Okolište, Butmir, Zagrebnice und Kundruci nicht bis zum Ab-bruch der Besiedlung in Obre II existiert haben (siehe Abb. 260). Dies ist in einigen Fällen durch 14C-Datierungen belegt und lässt sich auch durch ty-pochronologische Argumente untermauern: In keiner der genannten Sied-lungen – abgesehen von Donje Moštre – wurden vergleichbar hohe Raten an Kanneluren wie in den Wohnhorizonten 7 und 8 von Obre II festgestellt. Da zum Beispiel der Anteil von Kannelierungen am Verzierungsspektrum in Obre II kontinuierlich zunimmt, dürften Siedlungen mit einem geringe-ren Anteil an Kannelierungen früher geendet haben. Die Siedlungsperio-de Butmir 3 a repräsentiert die Periode vor, die Siedlungsperiode Butmir 3 b hingegen die Zeit nach der Auflassung dieser Fundplätze bis zum Ende von Obre II. Alternativ können für die unterschiedlichen Häufigkeiten von Verzierungsarten allerdings auch andere Faktoren, wie zum Beispiel lokal divergierende Keramikstile, verantwortlich sein. Wie weiter oben für den Fall der Siedlung Kundruci angedeutet, gibt es für entsprechende Phäno-mene durchaus Hinweise. Allerdings ist eine solche Deutung mit den aus den Schichtmächtigkeiten erschlossenen wahrscheinlichen Laufzeiten der Siedlungen nicht vereinbar.

Die Existenz einer Siedlungsperiode Butmir 4 aus der Zeit nach dem Ende von Obre II ist bereits von B. Marijanović (1989) und auch von S. Perić (1995) vorgeschlagen worden. Durch die Ergebnisse am Fundplatz Donje Moštre ist sie nun sicher belegt, da für diesen Fundplatz eine Lauf-zeit bis um 4300 v. u. Z. in einen Vinča D 2- bzw. D 3(?)-zeitlichen Horizont nachgewiesen werden konnte (Auber 2010; Hofmann/Müller-Schee-ssel 2013 a). Als alternative Benennung zu „Siedlungsperiode Butmir 4“ wird für die Periode zwischen 4500 und 4300 v. u. Z., die zum frühen Äneolithikum zählt, „Donje Moštre“ vorgeschlagen. Die vorgeschlagene relativchronologische Position der Sequenz von Donje Moštre zu Obre II erscheint unter anderem deshalb plausibel, da in Donje Moštre die rela-tive Häufigkeit von Kanneluren bereits wieder rückläufig ist (siehe S. 428 Tab. 167). Auch am gänzlichen Fehlen von Butmir- und Hvar-Lisičići-Elementen in Schichten der Siedlungsphasen 3 und 4 von Donje Moštre sowie am Auftreten von Einzugsschalen und Turbanverzierungen wird das Neue dieses Fundkomplexes deutlich.

REL ATIVCHRONOLOGISCHE EINORDNUNG ANDERER FUNDSTELLEN

Die relativchronologische Einordnung anderer Fundstellen in die be-schriebene Systematik fällt teilweise schwer, da keine 14C-Daten und bestenfalls sehr ungenaue Informationen zur relativen Häufigkeit tech-nologischer Gruppen und Verzierungsarten von Keramik vorliegen. Da das Material dieser Fundplätze vom Verfasser nicht begutachtet wurde, erfolgte die Einordnung ausgehend von veröffentlichtem Material, Fund-

434

Tab. 170. Katalog neolithischer und äneolithischer Fundplätze in Zentralbosnien mit Angabe der geographischen Koordinaten (Länge, Breite), der maximalen Siedlungsgröße, maximalen Schichtmächtigkeit, der Höhe über dem Meeresspiegel und der Zugehörigkeit zu Siedlungsphasen.

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1 Arnautovići 18,17070 44,00837 413 2 50 . . 1 1 . . . . . .2 Batare 18,14298 44,02961 400 . . . . . . . . . . . 13 Borak 17,89965 44,13319 380 0,3 150 . . . . . . . . . 14 Brdo 18,08847 43,94784 500 0,3 100 . . . . . . 1 1 . .5 Butmir 18,31586 43,82606 500 2,7 140 . . . . 1 1 1 . . .6 Čifluk 18,22134 43,94327 515 . . . . . . . . . 1 . .7 Crkvine 17,58285 44,24256 400 . 150 . . . . . . . . 1 .8 Drivuša 17,97089 44,17260 350 . . . . . . . . . . . 19 Donje Moštre 18,14323 44,02603 400 3,5 200 . . . . . . . 1 1 .

10 Dvor 18,20263 43,94278 480 0,8 200 . . . . . 1 1 1 . .11 Ginje 18,19199 43,94908 468 0,3 100 . . . . . . . 1 . .12 Gradina (Bocac) 17,16743 44,52429 300 . . . . . . . . . . . 113 Han Ploča 18,15577 43,89740 517 0,2 100 . . . . . . . 1 . .14 Kakanj (Plandište) 18,11122 44,12087 377 2 180 . 1 . . . . . . . .15 Kovačica 17,36029 44,63415 250 . 45 . . . . . 1 1 . . .16 Kraljevine 18,06770 44,51365 356 20 80 . . . 1 1 1 . . . .17 Kundruci 18,07320 44,03787 489 0,3 150 . . . . . 1 1 . . .18 Lopata 18,16383 43,95860 450 0,1 20 . . . . . . . 1 . .19 Mujevine 17,75837 44,18627 375 . 50 . . . . . 1 . . . .20 Naklo 18,34305 43,79985 516 . 60 . . . . . . . 1 . .21 Nebo 17,76541 44,19291 455 1,5 160 . . . . 1 1 1 . . .22 Novi Šeher 18,06873 44,51022 238 . . . . . . . . . . . 123 Obre I (Raskršće) 18,13611 44,10090 438 1,8 240 1 1 . . . . . . . .24 Obre II (Gornje Polje) 18,13808 44,10035 420 2 330 . . 1 1 1 1 1 1 . .25 Okolište 18,14032 44,03380 400 7,5 300 . . 1 1 1 1 1 . . .26 Prusac (Biograd) 17,37464 44,10435 594 . 150 . . . . . . . . 1 .27 Tuk 18,15079 44,43991 235 . . . . 1 . . . . . . .28 Zagrebnice 18,10598 44,07723 400 1 200 . 1 1 1 1 1 1 . . .29 Zagrebnjaca 18,15800 43,89121 500 0,2 100 . . . . . . . . . 130 Zbilje (Krstac) 18,19267 43,97799 471 . 65 . . . . . . . . 1 .31 Gradina (Alihodža) 17,75676 44,22105 522 0,1 . . . . . . . . . 1 .

beschreibungen und den Gesamtdarstellungen zum Neolithikum (z. B. Benac 1979; Marijanović 1983; Perić 1995. – Tab. 170). In der Regel bestehen hinsichtlich der relativchronologischen Einordnung von Ka-kanj- und frühen Butmirkomplexen unter den unterschiedlichen Autoren keine grundlegenden Diskrepanzen. Dagegen sind die Kriterien für die chronologische Differenzierung von Fundplätzen des späten Spätneoli-thikums und des frühen Äneolithikums aus verschiedenen Gründen bis-her nicht ausgereift.

435

EINE SIEDLUNGSGESCHICHTE DES NEOLITHIKUMS IN ZENTR ALBOSNIEN

Die Ausgangsbedingungen für die Rekonstruktion der Siedlungsgeschichte des Neolithikums in Zentralbosnien sind gut, wenn auch hinsichtlich der Qualität der Quellen innerhalb des Untersuchungsgebietes Unterschiede bestehen: Wie oben dargelegt wurde (siehe S. 23 ff.), fand initiiert durch das Zemaljski Muzej und unterschiedliche Regionalmuseen zwischen 1945 und 1992 in Bosnien archäologische Forschung auf hohem Niveau statt. Unter anderem führte die Arbeit von A. Benac zu einer flächendeckenden Kenntnis archäologischer Denkmale des Neolithikums in Bosnien.

Innerhalb Zentralbosniens sind die Regionen um Sarajewo, Visoko und Kakanj aufgrund ihrer Nähe zu wichtigen Museen vermutlich am besten erforscht: die Region Sarajewo wegen ihrer Betreuung durch das Zemalj-ski Muzej und durch das Stadtmuseum von Sarajewo, die Region Visoko insbesondere durch die intensive Arbeit von S. Perić am Heimatmuseum in Visoko in den 1980er Jahren. Dagegen fanden zum Beispiel in der Regi-on um Travnik nach den Ausgrabungen von A. Benac in den 1940er und 1950er Jahren kaum noch Aktivitäten an neolithischen Fundplätzen statt.

Wegen der Fokussierung der aktuellen bosnisch-deutschen Forschun-gen und auch wegen der systematischen Beobachtungen von Aufschlüs-sen durch den freiwilligen Denkmalpfleger Ilhan Dervović (Visoko) ist der Kenntnisstand zum Neolithikum in der Region Visoko und Kakanj derzeit am größten: Neben der systematischen Beobachtung von Baustellen und gezielten Oberflächenabsammlungen in Teilen des Visokobeckens fanden hier umfangreiche, mit modernen Methoden durchgeführte Prospektio-nen und Ausgrabungen an einer größeren Zahl von Siedlungen statt (Hof-mann u. a. 2006; Hofmann/Müller-Scheessel 2013 c).

Die nachstehenden Schlussfolgerungen sind in Bezug auf die Regionen um Travnik und in geringerem Maße auch für das Gebiet um Sarajewo als vorläufig anzusehen, bis auch hier weitere Untersuchungen erfolgen. Aufgrund der hohen Quellendichte in der Region Visoko und Kakanj sind jedoch die wesentlichsten Entwicklungstrends meiner Ansicht nach klar erkennbar. Inwieweit die Becken von Kakanj und Travnik tatsächlich das Kerngebiet des Neolithikums in Zentralbosnien darstellte, wie unten dar-gelegt ist, und ob die Regionen Travnik und Sarajewo wirklich sekundär neolithisierte Zonen waren, wie es sich nach dem derzeitigen Forschungs-stand darstellt, wird dagegen erst zukünftige Forschung zeigen.

Starčevo-Impresso

Im engeren Untersuchungsgebiet sind trotz der intensiven Forschung meh-rerer Jahrzehnte bisher keine mesolithischen Fundplätze publiziert wor-den. Vorläufig muss man deshalb am Beginn des Neolithikums von einem siedlungsleeren Gebiet ausgehen. Mit dem Fundplatz Obre I ist in Zentral-bosnien bisher nur ein frühneolithischer Fundplatz gesichert (Abb. 261). Eine weitere frühneolithische Siedlung wurde nach freundlicher Mittei-lung von Ana Marić (Zemaljski Musej Sarajewo) jüngst etwas nördlich von Kakanj im Haupttal der Bosna entdeckt. Die Gründung von Obre I erfolgte in einer fortgeschrittenen Phase des Frühneolithikums. Bei der Keramik der frühesten Phase Obre I/1 handelt es sich um Starčevomaterial mit line-arer Dunkel-auf-hell-Bemalung, Barbotine und für diesen Komplex typi-scher organischer Magerung. Dieses Material kann zum Beispiel mit Fun-den aus Gornja Tuzla VI b in Nordostbosnien synchronisiert werden und datiert in die Phase Starčevo II b nach der Chronologie von M. Garašanin bzw. entspricht „Klassischem Starčevo III“ nach H. Schubert (1999, 40 f.; 87–89; 94; Benac 1973 a; Perić 2001).

436

Dass bereits während dieser frühen Phase intensive Kontakte in die Adria region bestanden, zeigt sich daran, dass ein Teil der Keramik Impresso zier unter anderem in Form von Tremolostich aufweist, die je-doch nicht mit der Cardialmuschel ausgeführt ist und offenbar lokale Imi-tationen darstellt (Müller 1994, 213 f.). Tremolozier ist nach J. Müller ein Charakteristikum der Phase Impresso C, die im Zeitraum zwischen 5650 und 5500 v. u. Z. auftritt (ebd. 149–156; 179–185). Dieser zeitliche Ansatz stimmt recht gut mit den ältesten verwendbaren 14C-Daten Bln-636 und UCLA 1605 G aus Obre I überein, die den Siedlungsbeginn in die Zeit um 5700 v. u. Z. datieren (siehe S. 410 Abb. 254; Tab. 155)79.

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9750

0 m

4877

500

m48

5750

0 m

4917

500

m48

9750

0 m

4877

500

m48

5750

0 m

Obre IPlandiste

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

4917

500

m48

9750

0 m

4877

500

m48

5750

0 m

4917

500

m48

9750

0 m

4877

500

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5750

0 m

Obre Iˇ

Zagrebnice

Plandiste

Zagrebnice (?)Okoliste

Arnautovići

Tuk

ˇ

ˇ

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

4917

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9750

0 m

4877

500

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5750

0 m

4917

500

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9750

0 m

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500

m48

5750

0 m

Obre IIZagrebnice (?)

Okolisteˇ

Dvor(?)

Obre II

Nebo

Kraljevine

Butmir

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

4917

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9750

0 m

4877

500

m48

5750

0 m

4917

500

m48

9750

0 m

4877

500

m48

5750

0 m

Abb. 261. Siedlungen der Starčevo-Impresso-Periode in Zentralbos-nien.

Abb. 263. Fundplätze der Siedlungsperiode Butmir 1 a, b in Zentral-bosnien.

Abb. 262. Siedlungen der Kakanjperiode in Zentralbosnien.

Abb. 264. Fundplätze der Siedlungsperiode Butmir 2 a in Zentralbos-nien.

79 Bei der in die Zeit vor 6000 v. u. Z. fallenden Datierung UCLA 1605 I muss es sich um einen Ausreißer handeln, da in dieser Zeit nach Biagi u. a. (2005) die Entwicklung von Starčevo überhaupt erst beginnt (ca. 6200–5900 v. u. Z.).

437

Kakanj

Legt man den Siedlungsbeginn in Okolište um 5200 v. u. Z. als Zeit des Sied-lungsabbruchs von Obre I zugrunde, hätte diese Siedlung über einen Zeit-raum von etwa 500 Jahren existiert. Bezogen auf die maximal etwa 2,50 m mächtige Stratigraphie würde dies eine durchschnittliche Sedimentations-rate von etwa 0,5 m pro 100 Jahre implizieren. Das mit Starčevo-Impresso verknüpfte Schichtpaket in Obre I (Siedlungsphasen Obre I/1 und I/2) besitzt eine Mächtigkeit zwischen 0,6–0,75 m. Entsprechend betrüge bei gleichbleibender Sedimentationsrate die Dauer der frühäneolithischen Pe-riode hier etwa 120–150 Jahre. Der Beginn der Siedlungsphase Obre I/3 wäre demnach etwa um 5550 bzw. um 5500 v. u. Z. zu datieren.

Nach A. Benac (1979, 392 f.) setzt synchron in der Siedlungsphase Obre I/3 die Besiedlung an dem 3 km nordwestlich im Haupttal der Bosna gele-genen Fundplatz Plandište ein. Das Gleiche gilt nach den neuen 14C-Datie-rungen für die Siedlung Zagrebnice (siehe S. 417 ff.). Der enge Lagebezug dieser beiden Siedlungen zur Bosna ist ein Indiz für deren gewachsene Bedeutung als Verkehrsweg (Abb. 262). Entsprechend ist an unterschied-lichen Fundkategorien eine Intensivierung der Kontakte nach Dalmatien erkennbar. Die etwas später vermutlich synchron mit Siedlungsphase Obre I/4 an der Grenze zum nordbosnischen Hügelland gegründete Siedlung Tuk weist eine sehr ähnliche Lage an der Bosna auf, direkt an einer Fluss-einmündung80.

Siedlungsperiode Butmir 1 a (Spätkakanj)

Um oder etwas vor 5200 v. u. Z. ist ein Umbruch des bis dato gewachsenen Siedlungssystems zu verzeichnen (Abb. 263). Die Fundstellen Obre I und Plandište werden aufgegeben und in ihrer Nähe teils neue Siedlungen ge-gründet (Obre II). Gleichzeitig fand die Ausweitung des Siedlungsgebietes in das Visokobecken statt, wo mit Arnautovići und Okolište zwei Plätze mit einer Größe von insgesamt etwa 9 ha Fläche gegründet werden. Obwohl das exakte zeitliche Verhältnis dieser Fundstellen aufgrund der relativ klei-nen Materialmenge aus der frühesten Phase von Okolište derzeit nicht mit Sicherheit beurteilt werden kann, könnte die Siedlung Arnautovići etwas früher als Okolište gegründet worden sein. Es wäre demnach vorstellbar, dass ein Teil der Bevölkerung aus Arnautovići nach Okolište übersiedelte. Durch Grabungen an unterschiedlichen Stellen (Fläche 6 und 9), die sehr ähnliches Material erbrachten, erscheint für Okolište gesichert, dass die Siedlung bereits in der Frühzeit ihre volle Ausdehnung von etwa 7 ha be-saß.

Siedlungsperiode Butmir 1 b

Mit Siedlungsperiode Butmir 1 b können derzeit keine Änderungen des regionalen Siedlungsmusters verknüpft werden. Vermutlich als Folge der einsetzenden Schichtakkumulation der Siedlungshügel werden in Okolište und Obre II die eingetieften Bauten der Siedlungsperiode Butmir 1 a auf-gegeben und fortan ausschließlich ebenerdige Pfostenbauten errichtet. In Siedlungsperiode Butmir 1 b finden wesentliche stilistische und technolo-

80 Eine ähnliche topographische Situation liegt auch in Arnautovići vor. Der Bezug auf das Flusstal der Bosna wird außerdem sehr überzeugend an dem Fundplatz Zagrebnice deut-lich, der in dem Durchbruchstal zwischen Kakanj- und Visokobecken an einer Stelle gelegen ist, die sehr wenig Raum für Felder bietet (vgl. Bultmann 2012).

438

gische Veränderungen des Keramikmaterials statt, insofern als erstmals schwarzpolierte Feinware und Kalkmagerung auftreten und ein schneller stilistischer Wandel stattfindet, im Rahmen dessen sich Butmirkeramik im Sinne von A. Benac herausbildet.

Die Beschreibungen dieses Veränderungsprozesses anhand des Mate-rials aus Obre II von Benac (1973 b) und Sterud/Sterud (1974) gehen im Hinblick auf die Geschwindigkeit dieses Wandels auseinander (siehe S. 383 f.). Dagegen erweist sich der genannte Wandel an der chronologisch feiner aufgelösten Sequenz von Okolište als ein gradueller, der eine Dauer von mindestens 100 Jahren in Anspruch nahm.

Siedlungsperiode Butmir 2 a

Der Beginn der Siedlungsperiode Butmir 2 a – die im Hinblick auf Kera-mikstil und -technologie „Klassischem Butmir“ nach A. Benac entspricht – wird in Okolište durch eine Verkleinerung der Siedlungsfläche von 7 ha auf

ZagrebniceOkolisteˇ

Dvor

Obre II

Nebo

Kraljevine

Mujevine

Kundruci

Butmir

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

4917

500

m48

9750

0 m

4877

500

m48

5750

0 m

4917

500

m48

9750

0 m

4877

500

m48

5750

0 m

ZagrebniceOkolisteˇ

Dvor

Obre II

Nebo

Brdo

Kundruci

Butmir

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

4917

500

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0 m

4877

500

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4917

500

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0 m

4877

500

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5750

0 m

Dvor

Obre II

Brdo

Donje Moštre

Naklo

Han Ploča

Ginje

Čifluk

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m49

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0 m

4897

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500

m

4917

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4877

500

m48

5750

0 m

Zbilje

Gradina (Alihodža)Crkvine

Prusac

Donje Moštre

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

4917

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0 m

4917

500

m48

9750

0 m

4877

500

m48

5750

0 m

Abb. 265. Fundplätze der Siedlungsperiode Butmir 2 b in Zentralbos-nien.

Abb. 268. Fundplätze der Siedlungsperiode Butmir 4 in Zentralbos-nien.

Abb. 267. Fundplätze der Siedlungsperiode Butmir 3 b in Zentralbos-nien.

Abb. 266. Fundplätze der Siedlungsperiode Butmir 3 a in Zentralbos-nien.

439

etwa 5,6 ha markiert. Infolge einer Verdichtung der Bebauung bedeutete diese Verkleinerung wahrscheinlich keinen Bevölkerungsrückgang (siehe S. 429 ff.). Innerhalb des Visokobeckens wurde die Gesamtfläche von Sied-lungen allerdings zusätzlich durch die Aufgabe der Siedlung Arnautovići reduziert. Etwa synchron beginnen die Siedlungen Nebo und Butmir (Abb. 264). Diese zeitliche Übereinstimmung könnte auf Bevölkerungsabwande-rung aus dem Visokobecken und die Landnahme in weiter entfernten, bis dato unbesiedelten Regionen innerhalb Zentralbosniens hindeuten. Dies ist unter anderem auch daran ersichtlich, dass die Gesamtfläche von But-mir-Siedlungen sich zur vorherigen Phase nicht ändert (siehe S. 440 Abb. 269).

Siedlungsperiode Butmir 2 b

Mit Beginn der Siedlungsperiode Butmir 2 b verkleinert sich die Siedlungs-fläche in Okolište von 5,6 ha auf 1,2 ha, womit ein deutlicher Rückgang der Bevölkerungszahl verbunden war. Auf regionaler Ebene setzt sich der Trend zur Erschließung bis dato unbesiedelter Teile Zentralbosniens fort. Diese Landnahme betrifft nun höher gelegene periphere Bereiche west-lich und südwestlich des Visokobeckens (Abb. 265). Im Unterschied zu Siedlungsperiode Butmir 2 a werden also offenbar näher gelegene Areale bevorzugt. Eine dieser neu gegründeten Siedlungen ist Kundruci, mögli-cherweise in die gleiche Zeit fällt auch die Gründung von Dvor. Beiden Plätzen ist ihre Lage auf geschützten Spornen gemeinsam – eine Art von Siedlungslage, die in vorangegangenen Perioden noch nicht genutzt wurde. Inwieweit in dieser Zeit bereits die deutlich montanere Region um Kiseljak besiedelt war, ist beim derzeitigen Forschungsstand nicht festzustellen.

Siedlungsperiode Butmir 3 a

Während dieser Siedlungsperiode fielen die Siedlung Okolište und etwas später auch die Siedlungen Butmir, Kundruci, Nebo und Zagrebnice wüst. Gleichzeitig scheint der Erschließungsprozess höher gelegener Regio nen außerhalb des Visokobeckens noch anzuhalten (Abb. 266). Spätestens jetzt erfolgt die Besiedlung der bereits deutlich montaneren Region um Kisel-jak. Erstmals seit Beginn der Butmirperiode entsteht auch innerhalb des Visokobeckens mit Donje Moštre eine neue Siedlung, die offenbar einen direkten Nachfolger Okolištes darstellt.

Siedlungsperiode Butmir 3 b

In Siedlungsperiode Butmir 3 b setzte sich die Transformation des Sied-lungssystems fort. Einige teils langlebige Siedlungen wie Obre II und Dvor werden in dieser Siedlungperiode aufgegeben. Zugleich wurden in peri-pheren Bereichen des Visokobeckens möglicherweise einige sehr kurzlebi-ge Siedlungen gegründet, was allerdings durch moderne Untersuchungen erst noch verifiziert werden müsste (Abb. 267).

Siedlungsperiode Butmir 4 (frühes Äneolithikum)

Während der Siedlungsperiode Butmir 4 existierten nach derzeitiger Kenntnis abgesehen von Donje Moštre und wahrscheinlich Zbilje im Be-reich des Visokobeckens keine Siedlungen mehr (Abb. 268). In der Region

440

v. u. Z.

Anz

ahl/G

esam

tfläc

he

Sie

dlun

gen

(n/h

a)

Früh-neolithikum

Mittel-neolithikum

Spät-neolithikum

frühesÄneolithikum

3

3

1,8

1

Anzahl (n)Gesamtfläche (ha)

5

12,5

9,5

6

10

9

3,7* 3,6*

5

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

307500 m287500 m267500 m247500 m227500 m207500 m

4917

500

m48

9750

0 m

4877

500

m48

5750

0 m

4917

500

m48

9750

0 m

4877

500

m48

5750

0 m

Schichtmächtigkeit(cm)

< 5050 – 100100 – 150150 – 200

200 – 250

250 – 300

> 300

um Travnik hat – ähnlich wie im Visokobecken – eine Verlagerung der Siedlungstätigkeit in periphere Bereiche stattgefunden, wobei, wie an dem Platz Gradina von Alihodža ersichtlich ist, geschützte Lagen bevorzugt werden. Der Rückgang der Gesamtfläche von Siedlungen weist auf einen deutlichen Rückgang der Bevölkerungsgröße in den spätneolithischen Siedlungskernen hin. Zugleich ist eine weitere Ausweitung des Siedlungs-gebietes in bis dato noch unbesiedelte Regionen zu beobachten: Ein Bei-spiel dafür stellt die Gründung der Siedlung Prusac bei Donji Vakuf im Tal der Vrbas dar.

Im Visokobecken konnten im Rahmen geoarchäologischer Untersu-chungen Indizien für die Wiederbewaldung des Standortes Okolište aus-gemacht werden (Dreibrodt u. a. 2013). Schlaglichtartig zeigt dies, dass – zumindest nach derzeitigem Kenntnisstand – die Besiedlung im Visoko-becken um 4300 v. u. Z. zunächst nahezu gänzlich abbricht, bevor im spä-ten Äneolithikum eine erneute Aufsiedlung der Region stattfand.

Abb. 269. Anzahl und Gesamtfläche von neo-lithischen und frühäneolithischen Siedlungen in Zentralbosnien zwischen 5700 und 4300 v. u. Z. Wenn Werte mit * bezeichnet sind, lie-gen nicht zu allen Fundplätzen Angaben vor.

Abb. 270. Schichtmächtigkeit neolithischer und frühäneolithischer Siedlungen in Zen-tralbosnien.

441

Fazit

An der skizzierten Siedlungsgeschichte des zentralbosnischen Neolithi-kums wird deutlich, dass im Mittel- und Spätneolithikum ausgehend von einem im Einzugsbereich des heutigen Kakanj gelegenen frühneolithischen Siedlungskern eine sukzessive Erschließung großer Teile Zentralbosniens stattfand (Abb. 269). Diese Besiedlung erfasste zunächst das benachbarte Visokobecken, griff zwischen 5000 und 4850 v. u. Z. auf das Feld von Sara-jewo (Sarajevsko Polje) sowie die Beckenlandschaft um das heutige Travnik über und setzte sich bis mindestens 4700 v. u. Z. in höher gelegenen Berei-chen peripher zum Visokobecken fort.

Die Verkleinerung der Großsiedlung Okolište um 4850 v. u. Z. wird ver-ständlich als Teil eines Prozesses, im Rahmen dessen sich Bevölkerungs-gruppen, die zunächst auf verhältnismäßig engem Raum konzentriert leb-ten (siehe Arnautovići und Okolište), auf eine größere Zahl kleinerer und deutlich weiter verstreuter Dorfeinheiten in einem größeren Gebiet ver-teilten. Dieser Trend, der bereits um 5000 v. u. Z. mit der Erschließung der Regionen um Sarajewo und Travnik erstmals greifbar wird, beschleunigte sich etwa ab 4850 v. u. Z. und mündete schließlich nach 4500 v. u. Z. in eine deutlich reduzierte Bevölkerungsdichte.

Die beschriebene Entwicklung wird durch eine Kartierung der Schicht-mächtigkeiten neolithischer und äneolithischer Fundplätze bestätigt: Demnach besitzen neolithische Siedlungen im Kakanj- und Visokobecken die höchsten Schichtsequenzen, während Siedlungen in später erschlosse-nen Regionen deutlich geringere Mächtigkeiten anthropomorpher Ablage-rungen aufweisen (Abb. 270). Eine Darstellung der Höhen von Siedlungen über dem Meeresspiegel zeigt, dass Siedlungen bis zur Siedlungsperiode Butmir 1 b auf die Tallagen im Kakanj- und Visokobecken beschränkt wa-ren und ab Siedlungsperiode Butmir 2 a höher gelegene Regionen einnah-men (Abb. 271). Dieser Trend setzt sich bis in Siedlungsperiode Butmir 4 kontinuierlich fort, wobei gegen Ende des untersuchten Zeitraumes die Talsiedlungen größtenteils aufgegeben wurden.

Das Neolithikum in Zentralbosnien erweist sich insgesamt als eine Zeit kontinuierlicher Siedlungsentwicklung, innerhalb derer die Neuorgani-

Butmir 4

Butmir 3

b

Butmir 3

a

Butmir 2

b

Butmir 2

a

Butmir 1

b

Butmir 1

a

Kakan

j

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600

550

500

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400

350

Höh

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ü. N

N

ˇ

Abb. 271. Höhen neolithischer und frühäneo-lithischer Siedlungen in Zentralbosnien über dem Meeresspiegel zwischen 5700 und 4300 v. u. Z.

442

sation der Siedlungsmuster am Beginn des Spätneolithikums und dann wieder am Übergang zum frühen Äneolithikum die einschneidendsten Brüche darstellen. Im Rahmen der Auswertung geoarchäologischer Unter-suchungen konnte jüngst herausgearbeitet werden, dass sich die während des Neolithikums und des frühen Äneolithikums beobachteten Trends der Ausweitung des Siedlungsgebietes in größere Höhenlagen im Äneolithi-kum sowie der Bronze- und Eisenzeit fortsetzen, wobei allerdings grund-legend andere, hier nicht zur Debatte stehende Siedlungsmuster und Sied-lungslagen in der Regel auf geschützten Spornen existierten (Dreibrodt u. a. 2013; Čović 1965; Gavranović 2011).

443

Eine Synthese

Auf den folgenden Seiten soll versucht werden, die unterschiedlichen Stränge dieser Arbeit zu einem Gesamtbild zusammenzuführen. Zunächst werden die Entwicklung von Architektur sowie lokaler und regionaler Siedlungsgeschichte synthetisiert. Dann wird die stilistische und techno-logische Entwicklung der Gefäßkeramik im Kontext der lokalen und regio-nalen Siedlungsgeschichte dargestellt. Schließlich werden die unterschied-lichen, in dieser Arbeit behandelten Aspekte nochmals im Versuch einer historischen Deutung der Butmirgruppe zusammengefasst.

DIE ENT WICKLUNG DES NEOLITHISCHEN DORFES VON OKOLIŠTEIM R AHMEN DER REGIONALEN SIEDLUNGSGESCHICHTE

Der in dieser Untersuchung behandelte zeitliche Rahmen umfasst – sieht man von einigen Ausgriffen ab – im Wesentlichen das Spätneolithikum und darin die Nutzungsdauer des neolithischen Dorfes Okolište. Dieser Ort war in den Siedlungsperioden Butmir 1 a–3 a zwischen etwa 5200 und 4700 v. u. Z. über eine Zeitdauer von insgesamt etwa 500 Jahren be-wohnt. Die Siedlung ist damit über einen längeren Abschnitt gleichzeitig mit Vinča sowie Sopot im zentralen Donaugebiet und Danilo sowie Hvar-Lisičići in der Adriaregion.

Die während einiger Jahreszeiten klimatisch raue Mittelgebirgsregion Zentralbosniens wurde um 5700 v. u. Z. besiedelt. Das Neolithikum be-ginnt damit hier um einige hundert Jahre später als in den angrenzenden Regionen. Aufgrund der Verfügbarkeit von Braunerdeböden ist das agrari-sche Potential insbesondere in den Flusstälern und -becken hoch. Die neo-lithische Besiedlung beschränkte sich offenbar im gesamten zentralbosni-schen Mittelgebirgsraum ausschließlich auf diese Böden.

Aus der oben rekonstruierten Siedlungsgeschichte dieser Region wird deutlich, dass die Beschränkung frühneolithischer Siedlungen auf das Ge-biet um Kakanj aus Sicht der späteren Entwicklung durchaus plausibel ist. Zumindest nach derzeitigem Kenntnisstand stellt sich dieses Gebiet als die Kernregion der neolithischen Besiedlung in Zentralbosnien dar. Nach der Landnahme kam es hier zunächst zu einer Verdichtung von Dörfern, bevor die Besiedlung auch andere Teile Bosniens erfasste.

Verbunden mit der Gründung der Siedlungen Arnautovići und Okolište kam es in der Zeit um 5200 v. u. Z. zur Besiedlung des südlich angrenzen-den Visokobeckens. Im Rahmen dieser Aufsiedlung erhöhte sich die Ge-samtfläche von Siedlungen in der Region Kakanj und Visoko von 3,5 ha auf 12,5 ha. Trotz systematischer Forschungen gibt es bisher keinerlei Hinweise auf eine Besiedlung des Visokobeckens im Früh- und Mittelneo-lithikum. Dieses Bild wird indirekt durch Holzkohleuntersuchungen von Tim Schroe dter bestätigt, in denen – verglichen mit späteren Phasen – für die Frühzeit von Okolište eine nur wenig gestörte Waldvegetation sichtbar wird (Schroedter 2009; Schroedter u. a. 2012; Schroedter/Nelle 2013).

Obwohl in Okolište die Existenz eines ältesten Siedlungskerns unter der heutigen Ortslage von Radinovići nicht gänzlich ausgeschlossen werden

444

kann, sprechen die Ergebnisse von Grabungen für die Neuerschließung des Gebietes um 5200 v. u. Z.: Teilweise in den Boden eingelassene Häuser aus einem zeitlich eng eingrenzbaren Horizont wurden sowohl im Süden als auch Norden der Fundstelle als unterste Schicht festgestellt. Insgesamt scheint dadurch sehr wahrscheinlich, dass die früheste Bebauung bereits die volle Ausdehnung des Fundplatzes von ca. 7 ha umfasste, eine Sied-lungsgröße, die im Neolithikum innerhalb Zentralbosniens singulär ist. Die Siedlung zeichnete sich bereits von der frühesten Phase an durch eine sehr regelmäßig strukturierte Bebauung in Form von Nordwest-Südost verlaufenden Häuserzeilen aus, wie sie für die späteren Phasen des Ortes auch durch die großflächige geomagnetische Prospektion und die Ausgra-bungen belegt ist (vgl. Erkul u. a. 2013). Dadurch wird deutlich, dass die Entstehung der Siedlung möglicherweise nicht das Ergebnis eines allmäh-lich verlaufenden Konzentrationsprozesses von Menschen ist, sondern das Resultat eines bewussten Gründungsaktes darstellte (Müller-Scheessel u. a. 2010 a; vgl. Chapman 2008).

Auch wenn die Bebauungsdichte in Okolište in dieser frühen Phase noch niedriger war als in späterer Zeit, stellte die Ansiedlung von Anfang an eine enorme Bevölkerungsansammlung dar. Die Arbeitskraft dieser großen Einwohnerzahl dürfte Voraussetzung für die Errichtung der wahr-scheinlich aus mehreren parallelen Gräben bestehenden Befestigungsanla-ge relativ kurz nach der Siedlungsgründung gewesen sein81.

Zeitlich parallel zur Ausweitung des neolithischen Siedlungsgebietes in das Visokobecken ist auch in der bei der heutigen Stadt Kakanj gelegenen Siedlungskammer eine Umstrukturierung des Siedlungsmusters zu be-obachten: Die Fundplätze Kakanj und Obre I wurden aufgelassen und in unmittelbarer Nähe der letzteren die Siedlung Obre II gegründet. Unklar ist, ob die Siedlung Zagrebnice in dieser Phase fortbestand oder zeitweise verlassen wurde. In den neu gegründeten Siedlungen sind einerseits Kon-tinuitäten wie zum Beispiel im Hinblick auf Keramikstil und -technolo-gie zu konstatieren (Sterud/Sterud 1974, 259 ff.). Anderseits werden in Obre II erhebliche Änderungen wie zum Beispiel der relativen Häufigkeit von Haustierarten deutlich, die aus einer kontinuierlichen kulturellen Entwicklung nicht ohne Weiteres plausibel erklärbar erscheinen (Bökö-nyi 1974). Je nach Betrachtungsfokus wurde der Übergang der Perioden Kakanj und Butmir deshalb unterschiedlich bewertet (vgl. Rasson 1983, 79 ff.).

Aufgrund der stratigraphischen Auswertungen der Grabungen, von ra-diometrischen Datierungen und von typochronologischen Untersuchun-gen der Gefäßkeramik wurde ein Chronologiemodell des Fundplatzes Okolište erarbeitet, das neun Siedlungsphasen mit einer durchschnitt-lichen Dauer von 50 Jahren vorsieht. Anhand dieses Modells kann die weitere Entwicklung des Dorfes mit der regionalen Siedlungsgeschichte synchronisiert werden: Bereits kurz nach der Gründung der Siedlung ist eine Umstellung der Bauweise von eingetieften zu ebenerdigen Häusern und eine Verdichtung der Bebauung festzustellen: Letztere schreitet später noch weiter fort. Spätestens in Phase 6 war um 4900 v. u. Z. in Okolište mit

81 Der Arbeitsaufwand für die Grabenanlage wurde von Nils Müller-Scheeßel in Hof-mann u. a. (2006, 72 f.) wie folgt berechnet: Bei einer Siedlungsfläche von 7,5 ha, einem Umfang der Siedlung von 900 m und einem Querschnitt des mittleren Grabens von 2 m2 und des äußeren Grabens von 3 m2 ergibt sich ein Aushub von 2 700 m3 für den äußeren und 1800 m3 für den mittleren Graben. Legt man eine Leistung von 0,5 m3 Erdaushub pro Person und Stunde zugrunde und gehen wir davon aus, dass der Transport des Mate-rials zum Wall in einer Größenordnung von 3,5 m3 ebenfalls von einer Person pro Stun-de zu bewerkstelligen war, ergibt sich ein Bedarf von ungefähr 10 300 Personenstunden für beide Wall-Grabensysteme. Demnach hätten 100 Personen bei einem 10-Stunden-Tag zehn Tage benötigt, um zwei Wall-Grabensysteme zu errichten.

445

einem B-Quotient von >0,5 eine Bebauungsdichte erreicht, die im oberen Bereich von südosteuropäischen Tellsiedlungen liegt (vgl. Chapman 1989; Rosenstock 2009, 143–147).

In der Zeit um 5000 v. u. Z. ereignete sich mit der Verkleinerung der Siedlungsfläche auf etwa 5,6 ha ein markanter Einschnitt in der Siedlungs-geschichte des Dorfes Okolište. Im Rahmen dieser Veränderung wurde das Grabensystem im Nordwesten der Siedlung an die neue Größe des Ortes angepasst. Gleichzeitig oder etwas später fand eine Verdichtung der Be-bauung statt. Im regionalen Rahmen ging diese Entwicklung mit Verände-rungen des Siedlungssystems einher: Etwa gleichzeitig mit der Reduktion der Siedlungsfläche in Okolište erfolgte die Auflassung der 4 km südlich von Okolište gelegenen Siedlung Arnautovići und die Neugründung von Butmirsiedlungen in zwei anderen Regionen Zentralbosniens. Dies betrifft einerseits die ca. 30 km südöstlich in einer Beckenlandschaft bei Sarajewo gelegene Siedlung Butmir sowie den 35 km nordwestlich bei Travnik gele-genen Fundplatz Nebo. Vor dem Hintergrund hoher rekonstruierter Be-völkerungswachstumsraten in der Siedlungsperiode Butmir 1 a–1 b kann die Koinzidenz der beobachteten Reduzierung der Siedlungsgesamtfläche innerhalb des Visokobeckens und der Neugründung von Orten in anderen Teilen Zentralbosniens möglicherweise als Resultat von Bevölkerungsmo-bilität verstanden werden (Tab. 171).

Änderungen der Zeit nach 5000 v. u. Z. betreffen in Okolište neben der Verkleinerung der Siedlungsfläche und der Verdichtung der Bebauung un-ter anderem eine Vereinfachung des Grabensystems, das – im Gegensatz zur Frühzeit des Dorfes – nunmehr wahrscheinlich nur noch aus einem Graben bestand. Um 4900 v. u. Z. scheint dann das Grabenwerk sogar ganz aufgegeben worden zu sein. Dies ist offenbar das Ergebnis einer sukzessiven Verringerung der Bevölkerungszahl des Dorfes, die sich um 4850 v. u. Z. in einer erneuten erheblichen Reduktion der Siedlungsfläche des Dor-

Tab. 171. Hochrechnung der für Okolište rekonstruierten Bevölkerungszahlen auf neolithische Siedlungen in Zentralbosnien. Zugrunde liegen die Gesamtfläche von Siedlungen, die bebau-te Fläche innerhalb der Siedlungen, durchschnittliche Hausgrößen und geschätzte Bewohner-zahlen. Mit * bezeichnete Maße wurden von zeitlich „angrenzenden“ Siedlungsperioden über-nommen. Das Bevölkerungswachstum wurde mit der Formel r = (t√Pt / P0 –1)*100 berechnet, wobei r die Wachstumsrate, t die Zeitdauer, P0 die Bevölkerungsgröße vor Zeitdauer t und Pt die Bevölkerungsgröße nach Zeitdauer t bezeichnen.

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Starčeco-Impresso 1,8 30* 37* 146 5 200 730 0,25Kakanj 3 30 37* 240 5 300 1200 0,48Butmir 1a/b 12,5 30 37 1014 5 200 5070 0,13Butmir 2a 9,5 55 40 1306 5 150 6530 0,05Butmir 2b 9,5 55 40 . 5 100 . .Butmir 3a 9,5 63 80 750 10 150 7481 -0,63Butmir 3b 3,7 63* 80 290 10 100 2900 .Butmir 4 3,6 . >100 . . 300 . .

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fes auf nunmehr nur noch 1,2 ha manifestierte und sicherlich mit einem substanziellen Bedeutungsverlust einherging. Wiederum lässt sich dieser Einschnitt der Dorfgeschichte insofern mit der regionalen Siedlungsge-schichte korrelieren, als etwa gleichzeitig Neugründungen von Siedlungen erfolgten, unter denen sich zum Beispiel das von M. Furholt (2012; 2013) untersuchte Dorf Kundruci befand. Die neu entstandenen Orte lagen aller-dings nicht in weiter entfernten Regionen wie bei der ersten Siedlungsver-kleinerung, sondern in peripheren Bereichen im Westen unseres engeren Arbeitsgebietes.

Abgesehen von diesen möglichen Koinzidenzen zwischen lokaler und regionaler Siedlungsentwicklung werden Entwicklungen sichtbar, die für das Verständnis der untersuchten Siedlungsdynamik grundlegend sind und wichtige Aussagen zu den sozialen Verhältnissen in der neolithischen Gesellschaft erlauben: Es wurde bereits auf die sehr regelmäßige und dich-te Bebauung in Okolište und anderen Siedlungen hingewiesen. Diese Be-bauungsmuster konstituieren sich aus ähnlich ausgerichteten Häusern, die mehrheitlich Größen zwischen 30–55 m2 aufweisen. Anhand dieser Größenordnung, anhand der Anzahl von Feuerungsanlagen pro Haus (niemals >1) und dem Umstand, dass die Häuser durchschnittlich alle 30 Jahre erneuert wurden, kann man schließen, dass die übliche Residenz-gemeinschaft wohl aus Kernfamilien bestand. Neben der rekonstruierten Lebensdauer gründet diese Annahme auf kulturvergleichenden ethnoar-chäologischen Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Hausgrö-

Hauswand Phase 1

Hauswand Phase 2

Hauswand Phase 3

Holzboden

Feuerungsanlage Wand

Feuerungsanlage Tenne

Häuser nicht ausgegraben

Grabungsflächen0 10 m

Abb. 272. Divostin. Plan der freigelegten Hausbefunde und Feuerungsanlagen der Sied-lungsphase 2 b einschließlich nicht freigelegter Häuser (nach Bogdanović 1988). Wenn an einem Haus mehrere Bauphasen wahrschein-lich sind, wurden diese als „Phasen“ gekenn-zeichnet.

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ße und Bewohnerzahl82. Die rekonstruierte durchschnittliche Lebensdauer von Häusern von 33 Jahren impliziert, dass in Okolište mit der Gründung einer Familie in der Regel der Bau eines Hauses verbunden war. Dem scheint zu entsprechen, dass in den Grabungsflächen 3 und 4 anhand fein-chronologischer Unterschiede bezüglich des Baus und der Auflassung von benachbarten Häusern potentiell eine Generationenabfolge sichtbar wird.

Ab etwa 4750 v. u. Z. bzw. der Siedlungsperiode Butmir 3 a ist im Visoko-becken ein deutlicher Trend zu größeren Häusern erkennbar, deren Grund-fläche in Okolište, Zagrebnice und Kundruci mit durchschnittlich 80 m2 etwa das Doppelte von Häusern der Siedlungsperiode Butmir 2 b erreichte. Nach 4500 v. u. Z. nimmt dieser Trend in den jüngsten frühäneolithischen Bauschichten von Donje Moštre noch zu, wo (Mehrfamilien-?)Großbauten nachgewiesen wurden, deren Grundfläche 100 m2 deutlich übersteigt und die – verglichen mit Häusern des Spätneolithikums – außerdem eine deut-lich längere Lebensdauer aufweisen.

Obwohl die Feuerstellen dieser Häuser von Donje Moštre nicht gefun-den wurden und damit genau genommen keine sicheren Aussagen zu ihrer inneren Unterteilung und Funktionalität möglich sind, wird anhand der Grundrisse die Gliederung dieser Großbauten in mehrere Kompartimente deutlich, die hypothetisch einzelnen Familieneinheiten zugeordnet wer-den können. In einem Fall konnte nachgewiesen werden, dass ein solcher Großbau durch einen Anbau erweitert wurde (Auber 2010). Aus mehreren Kompartimenten mit jeweils einer Feuerstelle bestehende Häuser, die teils durch Anbauten erweitert wurden, sind teilweise für das Spätneolithikum des zentralen Balkangebietes und des Karpatenbeckens charakteristisch. Besonders gut dokumentiert ist dies am Fundplatz Divostin aus der Zeit zwischen 4900 und 4650 v. u. Z. (Abb. 272; Bogdanović 1988; Borić 2009, 215–221). Dagegen repräsentieren Häuser der Siedlungsperioden Butmir 2 a und 2 b, die entweder einen Haupt- und einen Nebenraum besit-zen (Obre II) oder Einraumhäuser mit unterschiedlichen funktionalen Zo-nen darstellen (Okolište), gänzlich andere innere Organisationsprinzipien.

Der beschriebene Wandel der Hausarchitektur deutet auf grundsätzli-che Änderungen der sozialen und sozialökonomischen Organisation der Gesellschaft am Übergang zum frühen Äneolithikum hin: Es manifestie-ren sich darin Änderungen der Größe und Zusammensetzung von Haus-halten hin zu erweiterten Familien und damit potentiell auch Veränderun-gen der familiären Arbeitsteilung zum Beispiel zwischen Altersgruppen. Von dem Wandel dürften ferner Erbregelungen berührt worden sein. Zu-gleich könnte der beschriebene Wandel eine stärkere Orientierung in den zentralbalkanischen Raum und das Karpatenbecken belegen, da dort aus unterschiedlichen Kompartimenten konstituierte Großbauten bereits frü-her auftreten (Lichter 1993). Dieser stärkere Bezug zu Gesellschaften im Zentralbalkan bzw. im südöstlichen Karpatenbecken ist auch anhand der Gefäßkeramik erkennbar.

Sowohl Volumenberechnungen einzelner Häuser in Relation zum Ge-samtvolumen des Siedlungshügels Okolište als auch Berechungen der bebauten Fläche wurden als Ausgangspunkte für Schätzungen der Ge-samtzahl von Häusern genommen. Demnach bestanden in den Siedlungs-phasen 4–6 also etwa im Zeitraum zwischen 5000–4850 v. u. Z. in Okolište gleichzeitig etwa 550 Häuser, was bei einer angenommenen durchschnitt-lichen Bewohnerzahl von fünf Personen pro Haus eine Bevölkerungsgröße um 2 750 Personen impliziert. Selbst wenn – wie mehrfach nachgewiesen wurde – nicht alle Hausstellen gleichzeitig bebaut waren und in einigen

82 Naroll 1962: entspricht einem Zehntel der Hausfläche in Quadratmetern oder ca. 10 m2/Person. Brown 1987: 6,1 m²/Person Bewohnerzahl (4,7–7,5 m2/Person). Zusam-menfassend z. B. Loeffler 2003.

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Häusern alte Menschen ohne Kinder gewohnt haben dürften, ändert dies potentiell wenig an der Größenordnung der Bevölkerungszahl. Die Hoch-rechnung dieser Zahlen auf regionale Ebene gestattet die Schätzung von Bevölkerungswachstumsraten, die zwischen 5500 und 5200 v. u. Z. mit 0,48 % pro Jahr ihr Maximum erreichen und mit anderen Schätzungen durchaus konform gehen (Tab. 171)83.

Die regelmäßige Anordnung der Häuser in Zeilen, die offenbar während der gesamten Dauer der Besiedlung von Okolište aufrechterhalten wurde (vgl. z. B. Erkul u. a. 2013), könnte ein Indiz dafür sein, dass der Einfluss traditioneller Strukturen in der Gesellschaft des neolithischen Okolište stark war. Unabhängig von dieser grundsätzlichen Kontinuität erfolgten nach Phasen, in denen Häuser über mehrere Generationen immer wieder an der gleichen Hausstelle errichtet worden waren, mehrfach auffällige Verschiebungen der Häuserzeilen. Teilweise erfolgten diese Veränderun-gen nach vorangegangenen Brandereignissen, in anderen Fällen können die Neustrukturierungen wohl als geplante Maßnahmen zur Raumord-nung begriffen werden. Über die gesamte Siedlungsdauer hinweg führten diese Neustrukturierungen zu einer sukzessiven Veränderung der durch-schnittlichen Ausrichtung der Häuser um insgesamt ca. 20 Grad.

Um 4700 v. u. Z. wurde die Siedlung Okolište verlassen. Ähnlich wie bei der Verkleinerung des Dorfes um 4850 v. u. Z. ging dieser Wüstwerdung zunächst eine Phase voran, in der die Zahl der bewohnten Häuser geringer wurde. Offenbar erfolgte die Aufgabe also nicht abrupt, sondern muss als Prozess verstanden werden.

Nur 900 m südlich von Okolište etablierte sich um diese Zeit die von St. Auber (2010) bearbeitete Siedlung Donje Moštre wohl als Nachfolgesied-lung (Hofmann/Müller-Scheessel 2013 a). An anderen, teilweise schon lange bestehenden neolithischen Fundplätzen wie Obre II und Zagrebnice bestand die Belegung noch 100–200 Jahre fort, bevor auch diese Orte nach und nach aufgegeben wurden. Obwohl sich die Besiedlung der Region noch bis mindestens 4300 v. u. Z. kontinuierlich fortsetzte (z. B. Donje Moštre), scheint sich der bereits seit spätestens um 5000 v. u. Z. anhaltende Trend hin zu einer immer größeren Ausdehnung des Siedlungsgebietes und zu einer immer stärkeren Verkleinerung der Siedelgruppen weiter fortzuset-zen. Für diese Spätphase der Butmirgruppe, die bereits dem frühen Äneo-lithikum entspricht, bestehen allerdings derzeit noch erhebliche Quellen-defizite, die eine schlüssige Bewertung dieser Bevölkerungsentwicklung verhindern.

STIL, TECHNOLOGIE UND FUNK TION DER GEFÄSSKER AMIK AUS OKOLIŠTEIM KONTE X T DER LOK ALEN UND REGIONALEN SIEDLUNGS- UND SOZIALGESCHICHTE

Bewertung des technologischen und stilistischen Wandelsin der Frühphase von Okolište

In den frühen Phasen von Okolište fassen wir – ähnlich wie in den ältesten Wohnhorizonten von Obre II – einen schnell verlaufenden stilistischen und technologischen Wandel der Gefäßkeramik. Dieser Wandel ereignete sich zwischen etwa 5200 und 5000 v. u. Z. nachzeitig zur oben beschrie-benen Ausweitung und Neustrukturierung des regionalen Siedlungssys-tems. Die Hauptphase 1 von Okolište (Phasen 1–3) und die Siedlungspe-

83 z. B. Carneiro/Hilse 1966: 0,1–0,25 %; Hassan/Sengel 1973: 0,1–1 %; Bocquet-Appel 2002: 0,05–1,24 %; Galeta/Bruzek 2009: 0,64–1,96 %; Gignoux u. a. 2011: ab 12 000 vor heute 0,021 %; im Holozän durchschnittlich 0,058 % (= „rapid growth“).

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riode Butmir 1 stellt das konstitutive Stadium des Spätneolithikums bzw. der „Butmir-Kultur“ in der Definition von A. Benac (1973 b, 173–182) und M. Gimbutas (1974 b) dar. Ein zur Entwicklung in Zen tralbosnien ver-gleichbarer Verlauf des kulturellen Wandels in der formativen Phase einer Siedlung wurde zum Beispiel auch in Uivar im rumänischen Banat fest-gestellt (Dammers 2012): Charakteristischerweise war dieser durch die zeitliche Aufeinanderfolge einer Ausweitung bzw. Neustrukturierung des Siedlungssystems und nachfolgend durch den stilistischen und technolo-gischen Wandel der materiellen Kultur geprägt.

Die Keramik der frühesten Siedlungsphase von Okolište – die vor allem aus den Verfüllungen von eingetieften Bauten stammt – ist zum allergröß-ten Teil durch Charakteristika der mittelneolithischen Kakanjperiode be-stimmt: Das Verzierungsspektrum dieser Periode ist von Leisten und plas-tischen Applikationen dominiert, neben dem in geringem Umfang noch Barbotine vorkommt. In keramiktechnologischer Hinsicht ist vor allem auf das Überwiegen von Sandmagerung und die Anwendung einer Brenn-technik hinzuweisen, die in vielen Fällen zu einer unregelmäßigen Färbung der Oberflächen führte. Zwar weisen zahlreiche Keramiken eine dunkle Oberfläche auf, dieser reduzierende Brand beschränkt sich jedoch nur auf eine dünne Schicht an der Oberfläche. Nur in ganz geringem Umfang tre-ten in dieser Frühphase bereits neue Elemente wie schwarze, durchgehend reduzierte, polierte Keramik und bikonische Gefäßformen auf.

In den folgenden beiden Siedlungsphasen 2 und 3, die einen Zeitraum von ungefähr 150 Jahren zwischen etwa 5150 und 5000 v. u. Z. umfassen, ist zu beobachten, wie sich die genannten neuen Elemente zunehmend durch-setzten. Im Rahmen dieses Prozesses fand ein grundlegender technologi-scher Wandel der Keramik statt: Einerseits ging man bei groben Waren zur Magerung mittels gebrochenem Kalkstein über, andererseits wurde feine, schwarz polierte und durchgehend reduzierend gebrannte Keramik ein-geführt, die eine zunehmende Kontrolle über den Brennprozess erkennen lässt. Bei einigen Merkmalen wie der Brennatmosphäre (Anteil von Kera-mikeinheiten mit durchgehendem Reduktionsbrand) und den Wandstär-ken sind am Übergang von Phase 1 zu Phase 2 plötzliche Veränderungen der Häufigkeiten bestimmter Klassen festzustellen. Ein entsprechender „Entwicklungssprung“ bzw. -bruch kann auch anhand der plötzlichen Zu-nahme der Häufigkeit von Schüsseln und des Rückgangs des Anteils von Töpfen konstatiert werden. Die Durchsetzung anderer Elemente, wie zum Beispiel Band- und Flächenverzierungen oder der Wandel mancher mor-phologischer Merkmale scheint hingegen allmählich verlaufen zu sein.

Die neuen Elemente können in unterschiedlichen Herkunftsregionen verortet werden: Magerung mit gebrochenem Kalkstein besitzt einen ganz klaren Bezug in die ostadriatische bzw. dalmatinische Region, wo das Ma-gerungsmaterial seit dem Frühneolithikum eine überragende Rolle spielt (Rasson 1983; Müller 1994, 88–92; Spataro 2003; 2011). Hingegen wei-sen dunkel gebrannte Waren, bikonische Gefäßformen und auch die für Butmir charakteristischen Bandverzierungen auf eine Herkunft aus dem zentralen Balkangebiet bzw. dem Karpatenbecken hin. Die Ausbreitung dunkel gebrannter polierter Waren ist von J. Chapman (2006, 295–298) beschrieben worden. Die Idee und wahrscheinlich auch die erforderliche Technologie wurde demnach zunächst in innovativen Zentren im heuti-gen Serbien aus weiter südlich gelegenen Gebieten im heutigen Griechen-land übernommen und breitete sich von dort in weite Teile des Balkans aus, darunter auch nach Zentralbosnien. Während reduzierender Brand und glänzende Oberflächen an der Fundstelle Vinča bereits ab Phase 2 um 5400 v. u. Z. die vorherrschende Brenntechnik bzw. Oberflächenbehand-lung für Feinkeramik darstellte (Schier 1995, 238), ist dies in Okolište erst um 5100 v. u. Z. der Fall (Phase 3). Entsprechend könnte man mögli-

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cherweise die unregelmäßig gefärbten Oberflächen und die dünnen, redu-zierenden Schichten der Phasen 2–3 im Sinne einer Experimentierphase neuer Brenntechniken deuten.

Insgesamt trägt der Prozess, im Verlauf dessen sich die genannten tech-nologischen und stilistischen Veränderungen in Zentralbosnien durch-setzten, einen klar diffusionistischen Charakter, im Verlauf dessen sti-listische und technologische Neuerungen aus Nachbargebieten adaptiert wurden. Die unterschiedlich gerichteten räumlichen und kulturellen Be-züge des beobachteten stilistischen und technologischen Wandels deuten nicht auf eine einseitige Neuorientierung der neolithischen Menschen in Zentralbosnien in Richtung Adria, wie sie unter anderem J. A. Rasson (1983) vermutete. Vielmehr beruht dieser Wandel, wie bereits A. Benac (1973 b) und R. Hofmann u. a. (2006) herausstellten, einerseits auf einer generellen Intensivierung der Kommunikationsbeziehungen mit benach-barten Regionen und andererseits offenbar auch auf einer erhöhten Adap-tionsbereitschaft von Neuerungen. Dies führte in den Siedlungsperioden Butmir 1 a–1 b zu einem forcierten Kulturwandel, wie er ungefähr gleich-zeitig auch an der Fundstelle Vinča im zentralen Balkangebiet nachgewie-sen werden konnte (Schier 1995; 2001).

Die deutliche Ausweitung der Siedlungsfläche um 5200 v. u. Z. beruht auf Bevölkerungszunahme. Die Nachzeitigkeit des Wandels der materiel-len Kultur zu dieser Neuordnung des Siedlungssystems zeigt, dass dieser Wandel wahrscheinlich eine Reaktion auf die veränderten Bedingungen darstellte, die aus der vergrößerten Bevölkerung resultierten. Die zugrun-de liegenden Mechanismen eines solchen Zusammenhangs werden im fol-genden Kapitel diskutiert. An dieser Stelle erscheint es wichtig hervorzu-heben, dass es zur Erklärung des Bevölkerungszuwachses keiner Mobilität in größerem Umfang bedarf, sondern dieser wahrscheinlich vor allem als das Ergebnis schnellen demographischen Wachstums zu verstehen ist (sie-he Tab. 171).

Eine sozialhistorische Interpretation der stilistischen undtechnologischen Variabilität der Gefäßkeramik

Im Verlauf der Besiedlung von Okolište wurde eine erhebliche stilisti-sche und technologische Variabilität der Gefäßkeramik festgestellt: In den frühen Siedlungsphasen ist eine zunehmende technologische und wahrscheinlich auch funktionelle Differenzierung des Keramikmateri-als zu beobachten: Die technologischen Gruppen, die sich in den Phasen 1–3 herausbildeten, weisen von Beginn an relativ klare Bindungen an be-stimmte Gefäßklassen auf. Gleiches gilt auch für das sich entwickelnde Verzierungsspektrum. Offenbar bildeten sich also klarere Kategorien von Gefäßen als zuvor heraus. Dass mit dieser Differenzierung sicherlich auch stärkere funktionelle Fokussierungen einhergingen, ist unter anderem daran ersichtlich, dass es bei annähernd gleichbleibender Keramikmenge zu Verschiebungen der Häufigkeiten der unterschiedlichen Gefäßklassen kam. Der Anteil von Töpfen und vermutlich mehrfunktionalen Kurzhals-gefäßen geht gegenüber anderen Gefäßklassen deutlich zurück. Statt des-sen gewinnen feinkeramische Schüsseln, Kanopen, Halsgefäße und bau-chige Gefäße ohne Hals klar an Bedeutung. Dies äußert sich in einer bis Phase 6 zunehmenden Diversität des Gefäßformenspektrums, während die Verzierungsrate bis Phase 4 zunächst konstant blieb.

Auch bei Gefäßverzierungen ist bis Phase 4 eine zunehmende Diversität zu beobachten, die sich jedoch nicht auf alle Gefäßklassen gleichermaßen bezieht. Verzierungen von grobkeramischen Töpfen bestehen von den frü-hesten Phasen an meist aus umlaufenden Leisten und unterschiedlichen

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plastischen Applikationen und blieben demnach lange Zeit eher konserva-tiven Gestaltungsprinzipien verhaftet. Die Zunahme der dekorativen Viel-falt bzw. eine erhöhte stilistische Aufmerksamkeit bezieht sich vorrangig auf Fußschalen, Schüsseln, Kanopen, Halsgefäße und kugelförmige Gefäße ohne Hals, also vor allem auf Gefäßklassen, die mit Darreichungsfunkti-onen in Zusammenhang gebracht werden können. Die besondere stilisti-sche Aufmerksamkeit, die diesen Gefäßklassen galt, äußert sich alternativ oder zusätzlich auch durch deutlich aufwändigere Oberflächenbehandlun-gen wie Polituren.

Mit Blick auf den oben abgesteckten Erwartungsrahmen bezüglich möglicher Bedeutungen stilistischer Variabilität (siehe S. 67 ff.) erscheint im Fall von Okolište vor allem der beobachtete Bezug stilistischen Auf-wandes für Gefäße von besonderer Relevanz, die potentiell für eine öffent-liche (gut sichtbare) Verwendung im Rahmen von Bewirtungszeremonien infrage kommen. Dies lässt es insgesamt plausibel erscheinen, dass in der spätneolithischen Gesellschaft Zentralbosniens die Stile der genannten Gefäßklassen eine kommunikative Funktion im Rahmen von Wettbewerb zwischen individuellen Haushalten besaßen und damit generell erhöhte soziale Komplexität signalisieren (vgl. z. B. Parkinson 2006; Peregrine 2007). Bei Töpfen und einigen anderen Gefäßklassen scheint dies hingegen nicht der Fall zu sein.

Leider muss diese Arbeit stilistische Vergleiche der keramischen Ge-fäßinventare gleichzeitig existierender Haushalte vorerst schuldig bleiben, was insbesondere auf die für entsprechende Untersuchungen schwierigen Depositionsbedingungen in den Hausarealen zurückzuführen ist. Damit können vorläufig auch keine näheren Aussagen zu dem Modus getroffen werden, unter dem die Herstellung der Keramik erfolgte. Nach bereits vor-gelegten Analysen von Verteilungsunterschieden von Artefakten anderer Materialien stellen wahrscheinlich Gruppen zusammengehöriger Haus-halte die Basis der spätneolithischen Gesellschaft und der sozialen Repro-duktion dar (Müller u. a. 2011; 2013 c). Demnach ist es derzeit weiterhin am wahrscheinlichsten, dass die Keramik dezentral in Haushaltsprodukti-on hergestellt wurde.

Die vorgestellte Interpretation der stilistischen Variabilität erhält durch den weiteren Verlauf der stilistischen Entwicklung in Bezug zur lokalen und regionalen Siedlungsgeschichte entscheidende zusätzliche Plausibili-tät. Demnach geht nach der ersten Verkleinerung des Dorfes bei konstan-ter Diversität die Innovativität von Verzierungen in den Phasen 4–6 zu-nächst schrittweise zurück. Der Umstand, dass es in dieser Phase zu einer steigenden Verzierungsrate kommt, wird als Ausdruck fortbestehender so-zialer Komplexität interpretiert, was vor dem Hintergrund einer nach wie vor sehr hohen Bevölkerungszahl grundsätzlich plausibel erscheint. Damit verbundene Konflikte könnten möglicherweise ein entscheidender Faktor für Abwanderung von Menschen aus dem Dorf um 4850 v. u. Z. gewesen sein (vgl. Bandy 2004).

Nochmals eine deutliche Verstärkung der bereits zuvor zu beobachten-den Trends hinsichtlich der stilistischen Entwicklung der Gefäßkeramik ist im Zusammenhang mit der erneuten substanziellen Verkleinerung der Siedlung um 4850 v. u. Z. zu verzeichnen. Nach diesem Ereignis werden nicht nur kaum noch neue Verzierungsmotive entwickelt, sondern es ist auch ein kontinuierlicher Rückgang der Anzahl von Verzierungsmotiven, der Verzierungsrate und auch des Anteils von Feinwaren zu beobachten. Es scheint evident, dass die Ursache der erhöhten stilistischen Variabilität – nämlich gesellschaftliche Komplexität – zu diesem Zeitpunkt offenbar klar rückläufig war.

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Diskussion des technologischen und stilistischen Wandelsin der letzten Siedlungsphase von Okolište

Die Entwicklungen in der letzten Siedlungsphase 9 von Okolište stellen in vielerlei Hinsicht etwas Neues dar: Eine signifikante Vergrößerung der Häuser impliziert Veränderungen der Residenzgewohnheiten, nimmt man den durch vergleichende Untersuchungen unterschiedlicher Gesellschaf-ten belegten Zusammenhang zwischen der Größe und der Bewohnerzahl von Häusern ernst (Naroll 1962; Brown 1987; Loeffler 2003). Gleich-zeitig ist eine deutliche Erhöhung der Keramikmenge zu beobachten, die vorrangig auf der größeren Häufigkeit von Töpfen beruht, wobei sich auch neue Formen durchsetzen. Die Gründe für diese Entwicklung sind unklar, da sich die Versuche von Funktionszuweisungen zu bestimmten Gefäß-klassen leider teilweise als nicht eindeutig erwiesen haben. Da in einigen Hausinventaren in Obre II die Nutzung von Töpfen als Vorratsgefäße be-legt ist, könnte ihre größere Häufigkeit vielleicht auf eine verstärkte Vor-ratshaltung hindeuten, obwohl ihre technologischen Merkmale andere primäre Funktionen nahelegen. Bemerkenswert ist auch der Formenwan-del bei Fußschalen hin zu sturzbecherartigen Fußtypen, wobei dahinge-stellt sei, ob dies auf stärker ritualisierten Trinksitten beruht. Im Kontext der genannten Entwicklung ist außerdem ein deutlicher Rückgang der Häufigkeit schwarzpolierter Feinwaren und eine Verwischung der zuvor deutlich stärker ausgeprägten Unterschiede zwischen Fein- und Grobwa-re festzustellen. Die oben herausgearbeitete größere Häufigkeit von bild-lichen Darstellungen in den jüngsten Phasen von Okolište konnte mitt-lerweile durch eine regionale Betrachtung relativiert werden (Hofmann/Hofmann 2013): Demnach waren anthropomorphe und zoomorphe Fi-gurinen tatsächlich in den Siedlungsperioden Butmir 1 und Butmir 2 a am häufigsten und werden danach seltener.

Der in Okolište zwischen den Siedlungsphasen 8 und 9 auftretende kulturelle Bruch wurde mit ganz ähnlichen Erscheinungen auch an an-deren Fundplätzen des engeren Arbeitgebietes wie in Obre II, Kundruci und Za grebnice festgestellt (Benac 1973 b, 142–148; Gimbutas 1974 b; Sterud/Sterud 1974, z. B. 270–274; Furholt 2013; Hofmann/Müller- Scheessel 2013 a): Nach gängiger Interpretation markiert der Horizont den Übergang zwischen Klassischem und Spätem Butmir, der unter ande-rem eine deutliche Verstärkung stilistischer Gemeinsamkeiten mit der in-ländischen Variante von Hvar-Lisičići mit sich brachte. Diese südwestliche Orientierung schwächte sich etwas später, als Okolište bereits aufgegeben worden war, zugunsten eines starken Einflusses aus dem zentralen Balkan (spätes Vinča) wieder ab.

In dem untersuchten Fundmaterial der jüngsten Phase 9 von Okolište deuten sich beide Tendenzen bereits an: Neue Topfformen, gerundete Schüsseltypen sowie unterschiedliche lineare Verzierungen zeigen ein-deutige stilistische Bezüge nach Südwesten zu Hvar-Lisičići. Nordöstlicher Einfluss wird zum Beispiel an Knickwandschüsseln, einem erhöhten Anteil von Kannelierungen, an mit Schamotte gemagerten Tiegeln und durch zo-nierte Verzierungen deutlich. Letztere Verzierungen zeigen Einflüsse aus dem Theissgebiet an. Insgesamt scheinen die genannten Bezüge auf eine Ausweitung der Kommunikationsbeziehungen bzw. eine Veränderung der Kommunikationsnetzwerke hinzuweisen, was allerdings durchaus im Wi-derspruch zu anderen Erscheinungen wie zum Beispiel der offenbar ver-schlechterten Versorgung mit Silexrohmaterial – erkennbar an stärker ab-gearbeiteten Kernen – steht (Müller-Scheessel 2013).

Möglicherweise gibt der Vergleich von Okolište mit dem durch M. Fur-holt (2012; 2013) vorgelegten Fundplatz Kundruci näheren Aufschluss über den Charakter des beschriebenen Wandels. Dort tritt das Fundspek-

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trum, das sich in Okolište mit Phase 9 durchsetzt, bereits in der Grün-dungsphase um 4850 v. u. Z. und damit deutlich früher auf. Auch in an-derer Hinsicht, wie zum Beispiel bezüglich der Ausrichtung der Häuser, unterscheidet sich dieser peripher gelegene Fundplatz von den Siedlungen im Haupttal der Bosna. Eine Angleichung kultureller Merkmale fand erst in der Zeit um 4700 v. u. Z. kurz vor Aufgabe der beiden Dörfer statt.

Der Vergleich mit der Entwicklungsdynamik von Kundruci zeigt, dass die beschriebenen stilistischen Veränderungen in der Region offenbar nicht so unvermittelt auftraten, wie es ausgehend von den Beobachtungen in Okolište zunächst den Anschein hat. Vielmehr wird ein in stärkerem Maße graduell verlaufender Wandel sichtbar, der sich jedoch offenbar in den Dörfern mit einer bereits länger währenden Besiedlungstradition nicht sofort niederschlägt und sich dort später scheinbar als kultureller Bruch manifestiert. Dadurch verlieren Szenarien, die Migration als Ursache des beschriebenen Wandels annehmen, erheblich an Überzeugungskraft, die auch aufgrund der rekonstruierten Siedlungsdynamik unglaubwürdig er-scheinen. Erklärungsbedürftig bleiben allerdings in Zentralbosnien bis dato unbekannte Merkmale, wie zum Beispiel eine abweichende Ausrich-tung der Häuser in Kundruci.

Ein mögliches Erklärungsmodell für den beobachteten stilistischen Wandel der Keramik kann aus der beschriebenen Siedlungsdynamik ab-geleitet werden: Der anhaltende Trend zu immer kleineren Dorfeinheiten, der sich in der Zeit um 4850 v. u. Z. deutlich verstärkte, dürfte die Häufig-keit exogamer Heiraten immer weiter erhöht haben und könnte im Zuge der zunehmenden räumlichen Vernetzung und Vergrößerung des Sied-lungsgebietes zu einer Ausweitung des für die Suche nach Heiratspart-nern infrage kommenden Einzugsbereiches geführt haben. Dabei könnte auch die vermutete transhumante Viehhaltung ein wichtiger Faktor gewe-sen sein (vgl. Müller 2006; Müller-Scheessel u. a. 2010 b). Geht man modellhaft von patrilokaler Residenz und der Keramikproduktion durch Frauen aus, würde dies die beschriebene stilistische Entwicklung des Kera-mikmaterials und die Ausweitung der Kommunikationsbezüge durchaus plausibel erklären.

VERSUCH EINER HISTORISCHEN DEUTUNG VON OKOLIŠTE UND DER BUTMIRGRUPPE

Die kulturelle Ausprägung neolithischer Gesellschaften in Zentralbosni-en beruht offensichtlich in ganz entscheidendem Maße auf ihrer geogra-phischen Lage an der Schnittstelle zwischen Regionen unterschiedlicher kultureller Vorprägung. Zudem führten die besonderen naturräumlichen Bedingungen in der Mittelgebirgszone Zentralbosniens potentiell zu an diese Umwelt angepassten Wirtschaftsformen wie zum Beispiel mobile Viehhaltung in Mittel- und Hochgebirgslagen (vgl. Müller 2006; Mül-ler-Scheessel 2010 b; Dörfler 2013). Maßgeblich für die kulturelle Ent-wicklung der Region könnte unter anderem der Umstand gewesen sein, dass die um 5700 v. u. Z. erfolgte Erschließung der Region durch im donau-ländischen Frühneolithikum verwurzelte Menschen erfolgte. Obwohl von der frühesten Phase der neolithischen Besiedlung in Zentralbosnien an in-tensive Kommunikationsbeziehungen in die durch Gesellschaften mit Im-pressokeramik besiedelte Adriaregion bestanden, führte möglicherweise diese kulturelle Vorprägung durch die Starčevo-Tradition im Spätneolithi-kum dazu, dass sich hier später der westlichste Ausläufer einer Siedlungs-weise etablierte, die zur Akkumulation von Siedlungshügeln führte.

Die im Rahmen des Projektes „Rekonstruktion spätneolithischer Sied-lungsprozesse in Zentralbosnien“ durchgeführten Forschungen haben zu

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dem Bild der Regionalgruppe eine Reihe neuer Aspekte beigetragen (zu-sammenfassend Müller u. a. 2013 a): Eine maßgeblich neue Erkenntnis, die aus dem Fokus des Projektes auf demographische Prozesse resultierte, besteht darin, dass sich im Bereich des Visoko- und Kakanjbeckens in Zen-tralbosnien zeitweise eine ausgeprägte Bevölkerungskonzentration entwi-ckelte. Dabei bildete sich ein Siedlungssystem mit Orten unterschiedlicher Größe und Bedeutung heraus.

Umfangreiche Ausgrabungen und Prospektionen in der mit Abstand größten spätneolithischen Siedlung Zentralbosniens Okolište zeigten, dass sich dieser Ort von einer zeitweise mehrere Tausend Menschen um-fassenden Einwohnerzahl von anderen Dörfern auch durch ein komplexes Grabenwerk unterscheidet. Aufgrund dieser Alleinstellungsmerkmale und auch aufgrund des von U. Bultmann (2010; 2012) herausgearbeiteten be-sonders großen landwirtschaftlichen Potentials des Umfelds der Siedlung ist es insgesamt wahrscheinlich, dass Okolište innerhalb der Region zeit-weise zentrale Funktionen besaß. Einschränkend ist dazu allerdings an-zumerken, dass – zumindest nach derzeitiger Kenntnis – in der Zeit der größten Ausdehnung dieser Siedlung in ihrem Umfeld nur wenige nachge-ordnete Siedlungen existierten.

Wichtig erscheint der Umstand, dass die Entstehung eines so großen Dorfes wie Okolište möglicherweise nicht auf einem längeren regionalen Entwicklungsprozess beruht, sondern vielleicht das Ergebnis einer or-ganisierten Gründung darstellte (vgl. Müller-Scheessel u. a. 2010 a). Diese Gründung wird ebenso wie die dynamische regionale Siedlungs-entwicklung der folgenden Jahrhunderte unter anderem durch ein sub-stanzielles Bevölkerungswachstum verständlich, dessen Höhepunkt in der Kakanjperiode lag (Tab. 171). Die Ansiedlung Okolište erwies sich über eine Zeitspanne von etwa 500 Jahren als sehr erfolgreich. Allerdings setz-te wahrscheinlich bereits um 5000 v. u. Z. und verstärkt um 4850 v. u. Z. (also bereits 200–350 Jahre nach der Siedlungsgründung) eine dezentra-lisierende Entwicklung ein. In deren Rahmen kam es möglicherweise zur Abwanderung von Menschen aus dem Visokobecken und der Erschließung anderer Regionen Zentralbosniens.

Insgesamt spiegelt sich die rekonstruierte Siedlungsdynamik offenbar auch in der Entwicklung der materiellen Kultur wider und erweist sich un-ter anderem als maßgeblich für die stilistische Entwicklung der Keramik im bosnischen Mittel- und Spätneolithikum: Über mehrere Jahrhunder-te zeitweise stark erhöhte stilistische Komplexität der Gefäßkeramik, die dem charakteristischen Butmirkeramikstil gleichzusetzen ist, darf dem-nach wahrscheinlich als Reaktion auf soziale Komplexität und innergesell-schaftlichen Wettbewerb zwischen Haushalten bzw. Haushaltsverbänden um Ressourcen verstanden werden. Entsprechend verlieren korrelierend mit dem schrittweise erfolgten Größen- und Bedeutungsverlust der Sied-lung Okolište um 4850 v. u. Z. die genannten Marker gesellschaftlicher Komplexität mehr und mehr an Signifikanz.

Unterschiedliche Untersuchungen geben wichtige Hinweise auf die der Siedlungsdynamik zugrunde liegenden sozialen Bedingungen des Lebens in spätneolithischen Siedlungen Zentralbosniens: Im Sinne der Space-Syntax-Theorie von B. Hillier (2007) und B. Hillier/J. Hanson (1984) deuten durch Axialität geprägte Bebauungspläne und das weitgehende Fehlen konvexer Räume innerhalb einiger Siedlungen auf eine kommu-nal zentrierte Ideologie mit einem hohen Maß an sozialer Kontrolle hin (Müller-Scheessel u. a. 2010 a). Diese Art der Raumordnung trifft offen-bar in besonderem Maße für die Siedlung Okolište zu, während in Kun-druci und vielleicht auch in Obre Gornje Polje (Obre II) öffentliche Plätze nachgewiesen werden konnten (Furholt 2012; 2013; Hofmann/Müller-Scheessel 2013 c, 135 ff.).

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Aufgrund der teils enormen lokal konzentrierten Gruppengrößen muss für spätneolithische Siedlungen Zentralbosniens ein bestimmtes Maß an institutioneller politischer Organisation zwingend angenommen werden: Anlass dafür ist die als „Dunbars Nummer“ bekannte anthropologische Konstante, welche die maximale Zahl von Menschen beschreibt, mit de-nen eine Person aufgrund ihrer kongnitiven Möglichkeiten stabile soziale Beziehungen unterhalten kann (Dunbar 1992). Dieses Limit liegt bei ei-ner Größenordnung von etwa 150 Personen. Größere Gesellschaften be-nötigen zusätzliche Mechanismen zum Umgang mit höherer Komplexität. Dem entspricht die empirische Beobachtung, dass mit der Größe von Be-völkerungen bzw. politischen Einheiten die Zahl politischer Institutionen steigt (Johnson 1982; Bandy 2004).

Durch die Analyse von Fundverteilungen in benachbarten Häusern wurden in Okolište Ungleichverteilungen von Artefakten sichtbar, die auf die Existenz einiger wirtschaftlich und rituell besonders aktiver Haushalte hindeuten (Müller u. a. 2011; 2013 b; Müller 2012). In diesen Haushalten waren bestimmte spezialisierte Aktivitäten, rituelles Wissen sowie Über-produktion von Nahrungsmitteln vereint. Wir gehen davon aus, dass sich für die Angehörigen dieser Haushalte durch die Überproduktion Chancen zur Erlangung politischer Macht eröffneten und dadurch in der an sich auf reziproken Austausch zwischen egalitären Haushalten organisierten neolithischen Gesellschaft zunehmend soziale Ungleichheit herausbildete (ebd.). Diese könnte unter anderem maßgeblich für Konflikte innerhalb der Siedlung gewesen sein (ebd.). Insgesamt stellte offenbar ein kleinräumiges Interagieren von in Gruppen von zusammengehörigen Haushalten leben-den Personen die Basis der Sozialökonomie im Spätneolithikum Zentral-bosniens dar. Die Mitglieder der genannten wirtschaftlich und rituell be-sonders aktiven Haushalte werden potentiell als diejenige Personengruppe angesehen, die die kommunalen Belange des Dorfes regelte.

Aufgrund von Ungleichverteilungen bestimmter Artefaktkategorien und botanischer Taxa auf regionaler Ebene wurde vermutet, dass kleine-re Orte wie zum Beispiel Kundruci innerhalb des Visokobeckens einseitig von Okolište abhängig waren (vgl. Müller u. a. 2011; Müller 2012). Die-se Unterschiede werden allerdings erst zu einem Zeitpunkt deutlich, als Okolište hinsichtlich seiner Größe und damit seiner Bedeutung bereits an einige andere Siedlungen in der Region angeglichen war. Da die Siedlungen in den Tälern westlich und südwestlich des Visokobeckens in vielen Fällen sehr klein sind, bestanden trotzdem noch deutliche Größenunterschiede84. Trotzdem müssen auch alternative Deutungen der erwähnten Inventar-unterschiede zwischen Siedlungen in Betracht gezogen werden: Einerseits waren einzelne Siedlungen auf bestimmte Aktivitäten spezialisiert, wie es im Fall von Kundruci schlaglichtartig für die Gewinnung und Distribu-tion von Bergkristall belegt ist (Furholt 2013). Andererseits kann man die Unterschiede auch als lokale Anpassungen an variable naturräumliche Gegebenheiten verstehen. Dafür kann zum Beispiel die durch Phosphat-analysen nachgewiesene stärkere Fokussierung der Siedlung Kundruci auf Viehhaltung als Beleg dienen (Dreibrodt u. a. 2013). Die beobachteten Unterschiede zwischen gleichzeitigen Siedlungen belegen insgesamt eine ökonomische Diversifizierung der Subsistenzstrategien innerhalb des Siedlungssystems des Visokobeckens. Inwieweit die Beziehungen zwischen Dörfern aufgrund unterschiedlicher naturräumlicher Potentiale asymme-trisch gewichtet waren, kann nicht entschieden werden.

Mit schnellem Bevölkerungswachstum während der Kakanj- und der frühen Butmirperiode 1 konnte ein entscheidender Faktor für die Entste-

84 Vgl. die Rang-Größen-Verteilungen in Hofmann u. a. 2010 b.

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hung des differenzierten Siedlungssystems im Visokobecken am Beginn des Spätneolithikums herausgestellt werden. Dagegen sind die Gründe für die ab ca. 5000 v. u. Z. nachweisbare und ab ca. 4850 v. u. Z. nochmals verstärkte „zentrifugale“ Siedlungsdynamik mindestens teilweise unklar: Im Rahmen dieser Entwicklung löste sich das differenzierte Siedlungssys-tem in Zentralbosnien zunehmend in zahlreiche kleinere Siedlungen auf, die zudem in einem immer größeren Gebiet verteilt waren. Dies führte zu einer deutlichen Abnahme der regionalen Bevölkerungsdichte. Eine ähn-liche Entwicklung, die großräumig mit dem vorläufigen Abbrechen von Tellsiedlungen einherging, wurde auch in anderen Teilen der Balkanhalb-insel beobachtet (z. B. Link 2006; Parkinson/Gyucha 2012).

Hervorzuheben ist der prozesshafte, über mehrere Jahrhunderte andau-ernde Charakter der beschriebenen Siedlungsdynamik. Ab den Siedlungs-perioden Butmir 3 a–3 c scheint die Bevölkerungsgröße in Zentralbosni-en insgesamt rückläufig gewesen zu sein. Allerdings ist unklar, inwieweit dieses Bild auf dem vergleichsweise noch schlechten Forschungsstand für das Ende des Spätneolithikums beruht. Unabhängig von dieser Frage muss auch die Spaltung von Dorfgemeinschaften (village fissioning) verbunden mit der Abwanderung eines Bevölkerungssegmentes als Szenarium in Be-tracht gezogen werden: Entsprechende Teilungen von Kommunen sind in unterschiedlichen Fällen nachgewiesen, wobei sie oft gerade in Gesell-schaften mit relativ niedrigen Bevölkerungsdichten vorkommen sollen (Bandy 2004).

Als mögliche Auslöser für Teilungen von Dörfern werden vor allem unterschiedliche Arten sozialer Konflikte genannt, wie sie auch für Sied-lungen des Visokobeckens aufgrund von sozialer Ungleichheit zwischen Haushalten wahrscheinlich sind und indirekt auch durch die stilistische Entwicklung der Keramik belegt werden können. Da derzeit am Übergang vom Spätneolithikum zum Äneolithikum weder gravierende äußere Ein-flüsse (z. B. Umweltszenarien) noch grundlegende Änderungen der Wirt-schaftsformen als Auslöser der Entwicklung erkennbar sind, kommen un-serer Ansicht nach vor allem soziale Gründe für die Transformation des Siedlungssystems in Betracht. Offenbar entwickelten sich in Zentralbos-nien keine politischen Institutionen, die in der Lage waren, den integrati-ven Zusammenhalt so großer Dorfgemeinschaften wie jener von Okolište dauerhaft zu sichern. Einen ungünstigen Faktor könnte auch ein wenig nachhaltiges Abfallverhalten dargestellt haben, das die Lebensqualität in-nerhalb der Dörfer vermutlich beeinträchtigte (Müller-Scheessel u. a. 2010 c).

Innerhalb der donauländischen Tellkulturen bildet die spätneolithische Butmirgruppe aufgrund ihrer geographischen Position und spezifischen Siedlungsgeschichte in vielerlei Hinsicht eine eigenständige kulturelle En-tität: Aus der Aufnahme von Einflüssen aus unterschiedlichen Richtungen resultierte die in vielen Merkmalen spezifische Ausbildung der materiel-len Kultur, wobei unter anderem die stilistisch eigenständige Ausprägung der Gefäßkeramik und Figuralplastik hervorzuheben sind (Benac 1973 b; Hansen 2007; Hofmann/Hofmann 2013). Verglichen mit dem zentral-balkanischen Gebiet ist Figuralplastik in Zentralbosnien zudem um Grö-ßenordnungen seltener (ebd.).

Zeitweise klare Unterschiede zu benachbarten Kulturgruppen bestehen zum Beispiel auch hinsichtlich des Hausbaus: Im zentralen Donaugebiet und im östlichen Karpatenbecken wurden vielfach Häuser mit mehreren Kompartimenten dokumentiert, die jeweils mit einer Feuerstelle ausge-stattet waren und deshalb potentiell von mehreren Kernfamilien bewohnt waren (z. B. Tripković 2009). Dagegen bestanden spätneolithische Häuser in Zentralbosnien bis mindestens 4750 v. u. Z. zwar vielfach ebenfalls aus mehreren Räumen. Von diesen war allerdings in der Regel nur einer be-

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heizbar, während der andere wahrscheinlich als Nebenraum diente. Diese und auch einräumige Häuser wurden wohl jeweils nur von Kernfamilien genutzt.

Bei dem überregionalen Vergleich von Hausbauten muss man den ge-nerellen Trend zur Vergrößerung der Grundfläche von Häusern während des Spätneolithikums berücksichtigen (Lichter 1993). Zentralbosnien er-hielt während der Siedlungsperioden Butmir 3 und 4 Anschluss an diese Entwicklung, welche im zentralen Balkangebiet und dem Karapatenbecken bereits früher einsetzt. Nach 4500 v. u. Z. wurde in Zentralbosnien wahr-scheinlich auch das oben beschriebene, räumliche Organisationsprinzip in Kompartimenten zentralbalkanischer Bauten übernommen (Donje Moštre). Dieser Wandel scheint mit tiefgreifenden sozialen und vermut-lich auch wirtschaftlichen Veränderungen verbunden gewesen zu sein. Mit der Entstehung größerer Residenzgemeinschaften dürfte unter anderem ein Wandel der Organisation von Arbeit einhergegangen sein. Potentiell könnten entsprechende größere Einheiten unabhängiger als die kleineren spätneolithischen Haushalte gewesen sein.

Der kulturelle Wandel, der in Zentralbosnien ab der Siedlungsperiode Butmir 2b anhand von regionalen Siedlungstrukturen und Architektur-formen nachweisbar ist, manifestiert sich ab der Siedlungsperiode But-mir 3 a auch an der stilistischen Entwicklung der Gefäßkeramik. Ähnlich wie am Beginn des Spätneolithikums zeigt sich an der größeren Häufig-keit stilistischer Elemente benachbarter Kulturgruppen eine Intensivie-rung überregionaler Kommunikationsbeziehungen. Wiederum ist dabei keine einseitige Orientierung erkennbar, sondern eine generelle Auswei-tung in unterschiedliche Richtungen: Zunächst sind in Siedlungsperiode Butmir 3 a unter anderem Beziehungen zu Hvar-Lisičići und Theiss belegt. Später, in den Siedlungsperioden Butmir 3 b und 3 c, gewinnen Kannelie-rungen mehr und mehr an Bedeutung, die zwar vor allem zentralbalkani-sche Verbindungen belegen, allerdings bis in die Adriaregion ausstrahlen (Dimitrijević 1970). Beziehungen nach Nordosten sind ab Siedlungsperi-ode Butmir 3 a–c auch durch eine Zunahme der Häufigkeit von Metallar-tefakten belegt (Hofmann u. a. 2013). Ein möglicher Zusammenhang zwischen dezentralen Siedlungsstrukturen einerseits und intensivierten überregionalen Interaktionsbeziehungen anderseits könnte in der verän-derten Reichweite von Heiratsbeziehungen bestehen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass die Ausweitung überregionaler Kommunikations-beziehungen und die Transformation der Siedlungssysteme in der Zeit um und nach 4500 v. u. Z. generelle, in großen Teilen der Balkanhalbinsel nachgewiesene Tendenzen darstellen (Parkinson 2002; 2006; Klassen u. a. 2012). Deshalb können letztlich kaum einzelne Faktoren für die Dyna-mik verantwortlich gemacht werden, sondern es muss bei Modellbildun-gen der systemische Charakter der Entwicklung berücksichtigt werden.

Trotz der geographisch bzw. kulturgeographisch determinierten Spezi-fik der Situation in Zentralbosnien besteht keinerlei Zweifel daran, dass die im Rahmen des Projektes „Rekonstruktion spätneolithischer Siedlungspro-zesse in Zentralbosnien“ wiederhergestellte Dynamik in enger Verbindung zur Entwicklung in anderen Teilen Südosteuropas steht. Beispielsweise sind im Theiss- und Donaugebiet ähnliche Konzentrationsprozesse von Bevölkerung wie in Zentralbosnien nachgewiesen worden, die auch dort zur Entstehung differenzierter Siedlungssysteme mit teils ausgedehnten Dörfern geführt haben (z. B. Chapman 1981; 1989, 1990; Link 2006, 59–62; Parkinson/Gyucha 2012). In diesen Dörfern, die sich in vielen Fällen zu Tells entwickelten, sind häufig Anzeichen für eine erhöhte soziale Kom-plexität (z. B. regionale Keramikstile) und spezialisierte Produktion festzu-stellen (Parzinger 1992, 224 f.; Schier 1995, 353; Schier/Draşovean 2004, 187). Überdurchschnittlich großen, oft befestigten Siedlungen ka-

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men sowohl im Donauraum als auch im heutigen Dalmatien zentralörtli-che Funktionen zu, zum Beispiel bei der Distribution exotischer Güter wie Obsidian (z. B. Chapman 1981; Pollmann 1993; Tykot 1996) oder der Produktion von Figulinakeramik (Spataro 2002; 2009). Auch der in Zen-tralbosnien spätestens um 4850 v. u. Z. einsetzende Auflösungsprozess des differenzierten Siedlungssystems folgt überregionalen Trends. Spätestens um 4300 v. u. Z. führte er sowohl im östlichen und südlichen Karpatenbe-cken als auch in Zentralbosnien zum Abbruch der Tellakkumulation (z. B. Link 2006).

Soweit auf der Basis von naturwissenschaftlichen Datierungen bereits eine feinchronologische Auflösung möglich ist, werden innerhalb Südost-europas bei den beschriebenen Prozessen teils eine erhebliche regionale Variabilität und charakteristische feinchronologische Unterschiede deut-lich, die allerdings aufgrund eines teils unzureichenden Forschungsstan-des in ihren Abhängigkeiten derzeit noch nicht zu überblicken sind. Zen-tralbosnien nimmt innerhalb der südosteuropäischen Tellkulturen eine periphere Position ein, die unter anderem durch die Beeinflussung aus dem Adriagebiet zustande kommt, das eine andere naturräumliche Konfigura-tion und kulturelle Prägung aufweist. Die periphere Rolle Zentralbosniens in Bezug zum zentralen Balkangebiet wird zum Beispiel anhand der ge-ringen Häufigkeit von Figurinen und der verspäteten Adaption wichtiger Neuerungen deutlich. Auch der Übergang zum frühen Äneolithikum und das Abbrechen von Tellsiedlungen erfolgten hier offenbar etwas verzögert zu entsprechenden Vorgängen im Donauraum.

Es kann konstatiert werden, dass die in Zentralbosnien lebenden menschlichen Gesellschaften während des Neolithikums und beginnen-den Äneolithikums von unterschiedlicher Seite mit wechselnden Intensi-täten beeinflusst wurden, wobei sie offenbar selbst eine variierende Bereit-schaft zur Aufnahme von Neuerungen zeigten. Für den in dieser nunmehr abgeschlossenen Arbeit in einigen Aspekten rekonstruierten Kulturwan-del waren also nicht in erster Linie äußere Einflüsse entscheidend, sondern vor allem die soziale und ökonomische Dynamik der hier lebenden Ge-sellschaften. In dem beschriebenen Prozess stellte offenbar ein zeitweise schnell verlaufendes Bevölkerungswachstum einen entscheidenden Faktor dar, neben dem allerdings auch regionale Umgruppierungsprozesse von Bevölkerungssegmenten eine gewisse Rolle gespielt haben könnten. Dass das durch soziale Komplexität und unterschiedlich große, regelmäßig und dicht bebaute Dörfer gekennzeichnete spätneolithische Siedlungssystem nur eine Episode blieb, dürfte unter anderem fehlenden Mechanismen zur Lösung innergesellschaftlicher Konflikte geschuldet sein. Wichtig erscheint ferner die Erkenntnis, dass die stilistische und technologische Entwicklung von Gefäßkeramik in spezifischer Weise auf die rekonstru-ierte Siedlungsdynamik reagiert und somit als materielles Korrelat für de-mographische und soziale Prozesse herangezogen werden kann. Dadurch eröffnen sich eine Reihe von Perspektiven für neue Forschungen, die neben Rekonstruktionen regionaler Entwicklungen insbesondere auf die Unter-suchung überregionaler Faktoren für die Siedlungsdynamik in Südosteu-ropa abzielen sollten.

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Zusammenfassung

INHALTLICHER UND METHODISCHER R AHMEN DER ARBEIT

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit ausgewählten Aspekten des Neolithi-kums und des frühen Äneolithikums in Zentralbosnien auseinander. In einer bosnisch-deutschen Kooperation zwischen dem Zemaljski Musej Sa-rajewo, der Römisch-Germanischen Kommission Frankfurt a. M. und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wurden zwischen 2002 und 2008 in einer Siedlungskammer bei der Stadt Visoko umfangreiche archäolo-gische Feldforschungen durchgeführt (zusammenfassend Hofmann u. a. 2006; 2008/09; Müller u. a. 2013 a). Im Zentrum dieser Forschungen stand die Siedlung Okolište, die aufgrund ihrer außergewöhnlichen Größe von ca. 7 ha innerhalb Zentralbosniens etwas Singuläres darstellt. Das Ziel der Forschungen bestand darin, exemplarisch für das südosteuropäische Spätneolithikum die Entwicklungsdynamik einer Siedlungskammer mit einem differenzierten Siedlungssystem (Orte unterschiedlicher Größe) im Hinblick auf Wirtschaft, soziale Verhältnisse und Demographie zu rekon-struieren.

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die Dissertationsschrift des Autors. Diese ist Teil des erheblich umfangreicheren Forschungsansat-zes und beschäftigt sich mit – der Systematisierung und Auswertung von Artefakten aus Keramik

(Gefäße, Figurinen, Löffel, Keramikscheiben) aus der Siedlung Okolište,– der Systematisierung und Auswertung der Grabungsbefunde aus Okolište,– Identifizierung und Auswertung von Architekturresten und– der Verknüpfung der Sequenz von Okolište mit der regionalen Sied-

lungsdynamik (Siedlungsmuster).

Der methodische Ansatz der Arbeit bestand darin, die Entwicklung unterschiedlicher archäologischer Quellengattungen in zeitlicher Tiefe zu verfolgen und zu einem kohärenten Gesamtbild zu verknüpfen: lokale und regionale Siedlungsdynamik, Hausarchitektur sowie Stil und Technologie von Gefäßkeramik und anderen Objekten aus Keramik.

FUNDPL ATZ OKOLIŠTE

Der Fundplatz Okolište liegt im Norden des Visokobeckens auf einer pleis-tozänen Schotterterrasse in unmittelbarer Nachbarschaft zur Niederung der Bosna. Die Auswertung von Geländemodellen einerseits und von Be-obachtungen an Aufschlüssen und Bohrprofilen im Bereich der Siedlung andererseits zeigte, dass die Siedlung auf einem sanft nach Norden anstei-genden Sporn an der Schnittstelle zwischen für Ackerbau geeignetem Hin-terland und der Flussaue der Bosna gegründet wurde.

Die Fundstelle Okolište bildet einen flachen, Nordost-Südwest ausge-richteten Siedlungshügel über ovaler, 270 x 265 m messender Grundfläche. Das Siedlungsareal umfasste im Neolithikum wahrscheinlich 6,85 ha, von denen allerdings ca. 0,45 ha durch die Aktivität des Flusses Bosna verloren gegangen sind. Das Volumen der durch anthropogene Tätigkeit entstande-

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nen Ablagerungen beträgt zwischen 110 000 m3 und 130 000 m3. Das Relief des Siedlungshügels lässt eine deutliche Terrassierung erkennen, die mit variierenden Schichtmächtigkeiten zwischen 1–3 m korreliert.

In der gesamten nördlichen Hälfte der Siedlung wurden geomagneti-sche Prospektionen durchgeführt. Im heute durch das Dorf Radinovići überbauten südlichen Teil der Fundstelle konnten dagegen nur sehr kleine Flächen gemessen werden. Im Bild der Geomagnetik können unterschied-liche Arten von Anomalien unterschieden werden: Hausstrukturen, ein elaboriertes Grabensystem, geomorphologische Strukturen (z. B. Prallhän-ge von Altarmen der Bosna) und moderne Störungen.

UMFANG DER AUSGR ABUNGEN, GR ABUNGSSTR ATEGIEUND UMGANG MIT BEFUNDEN

In der Siedlung Okolište erfolgten archäologische Ausgrabungen in den räumlich getrennten Grabungsflächen 1–9, die eine Fläche von ca. 1200 m2 und ein Volumen von etwa 1000 m3 umfassten. Teilweise bestanden die an der Geomagnetik orientierten Ausgrabungsflächen aus mehreren Schnit-ten; in anderen Fällen konstituierten sie sich aus einem einzigen Schnitt (siehe S. 52 Tab. 3). Die außerhalb des Siedlungsareals in einem verlandeten Arm der Bosna gelegene Fläche 10 (Schnitte 90 und 91) diente der Erfor-schung der holozänen Flussgeschichte, die durch die geoarchäologische Arbeitsgruppe der Universität Kiel nach deren Standards ausgeführt wur-de (Drei brodt u. a. 2013).

Die Grabungen in den Flächen 1, 3 und 4 waren auf die jeweils obers-ten Meter der anthropogenen Ablagerungen fokussiert. Dieser Grabungs-strategie lag die Hypothese zugrunde, dass die im Plan der Geomagnetik sichtbaren Hausbefunde nur einer Siedlungsphase angehören und bei ei-nem großen Brandereignis zerstört worden waren. Es sollten die Architek-tur und die Ausstattungsreste unterschiedlicher, räumlich klar getrennter Häuser bzw. Gruppen von Häusern miteinander verglichen werden, um Aussagen zur ökonomischen und rituellen Bedeutung von Haushalten treffen zu können. Einen zweiten Schwerpunkt bildete die Untersuchung des Grabenwerkes, dessen komplexe Struktur eine längere Entwicklung erkennen ließ.

Im Kapitel Befundgruppierung und Befundinterpretation sind für jede der Grabungsflächen 1–9 die Umstände und die Ziele der Grabungen so-wie gegebenenfalls Besonderheiten der Grabungstechnik erläutert (siehe S. 77 ff.). Anschließend wird jeweils die Befundsituation beschrieben und eine Interpretation vorgeschlagen. Insgesamt wurden von uns in Okolište mehr als 6 000 Befunde dokumentiert. Unter diesen werden Einheiten ver-standen, die sich aufgrund ihrer Materialeigenschaften wie Art und Fär-bung des Bodensubstrats sowie Färbung, Art, Größe und Menge der ent-haltenen nicht plastischen Beimengungen unterscheiden ließen. Sämtliche Befunde wurden nach einer hierarchischen Systematik auf drei Ebenen zu Befundgruppen gruppiert und zusätzlich mit einer Interpretation verse-hen (siehe S. 54 Abb. 15). Diese Gruppierung erlaubte es, die beobachteten vertikalstratigraphischen Beziehungen der Befunde vergleichsweise über-sichtlich in Harris-Matrizes zu visualisieren. Da innerhalb der Datenbank des Projektes die Befunde mit den Daten zu den Funden verknüpft sind, konnten außerdem die Inventare von Häusern, Freiflächen und Graben-verfüllungen direkt miteinander verglichen werden (Müller-Scheessel/Hofmann 2013 b).

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BESCHREIBUNG DES KER AMIK MATERIALS

In einer umfangreichen Datenbank, die unter der URL http://www.johan-na-mestorf-academy.uni-kiel.de als Internet-Ressource frei zur Verfügung steht, sind neben Daten zu Befunden Informationen zu unterschiedli-chen Stichproben von Keramikartefakten erfasst (Müller-Scheessel/Hofmann 2013 b): Einerseits wurden in der sogenannten Grobaufnahme sämtliche Artefakte nach Anzahl, Gewicht und Zugehörigkeit zu techno-logischen Gruppen (Waren) aufgenommen und im Hinblick auf Gefäßfor-men und Verzierungen grob klassifiziert. Andererseits wurden im Rahmen der sogenannten Feinaufnahme von einer kleineren Stichprobe von 3 200 Gefäßeinheiten detaillierte Informationen zu Technologie, Morphologie und Verzierungen aufgenommen. Aufbauend auf dieser Materialaufnah-me erfolgt in dem Kapitel „Beschreibung des Keramikmaterials“ neben der detaillierten Klassifizierung morphologischer und technologischer Merk-male erstmals eine systematische Beschreibung von Gefäßformen und Ge-fäßverzierungen der spätneolithischen Keramik aus Zentralbosnien (sie-he S. 143 ff.). Abgesehen von der Gefäßkeramik werden hier auch andere Objektkategorien aus Keramik – wie zum Beispiel anthropomorphe und zoomorphe Figurinen, Webgewichte und Spinnwirtel – beschrieben und systematisiert (siehe S. 221 ff.). Neben Funden aus Okolište floss in die Da-tenbasis außerdem Material der beiden Siedlungen Kundruci und Zagreb-nice ein, die beide ebenfalls im Visokobecken liegen (Furholt 2012; 2013; Müller-Scheessel 2013).

TAPHONOMIE

Für die quellenkritische Bewertung (Geschlossenheit, Entstehungsprozes-se) sowie die chronologische und funktionale Auswertung der Fund- und Befundkomplexe aus Okolište wurde im Kapitel „Taphonomie“ versucht, die Entstehungsprozesse der Fundinventare zu rekonstruieren und damit auch einen Beitrag zur Befundinterpretation zu leisten (siehe S. 229 ff.). Dafür wurde die räumliche Verteilung von Keramikmengen (Anzahl, Ge-wicht) und Fragmentierung (durchschnittliches Scherbengewicht) in un-terschiedlichen Tiefen und Befundkategorien untersucht.

Anhand der räumlichen Verteilung unterschiedlicher Objektkatego-rien waren bereits früher in den Freiflächen im unmittelbaren Umfeld der Häuser unterschiedliche außerhäusliche Arbeitsbereiche identifiziert worden (Hofmann u. a. 2006; 2008/09). Aus diesen Arealen stammt auch die mit Abstand größte Menge an Gefäßkeramik. Systematische Unter-schiede hinsichtlich der Zusammensetzung der Keramikinventare inner- und außerhalb der Häuser belegen die Entsorgung des größten Teils des Hausabfalls im unmittelbaren Umfeld der Häuser. Insgesamt wird deut-lich, dass die Fundinventare im Umfeld der Häuser komplexe Gemenge unterschiedlicher taphonomischer Zustände darstellen (Biozönose, Tha-natozönose). Die innerhalb der Siedlung peripher gelegenen Grabenbe-reiche wurden dagegen nur in geringerem Umfang zur Abfallentsorgung genutzt.

Nur ein relativ kleiner Teil der Keramik von ca. 15 % wurde noch im Kontext ihrer Verwendung (Biozönose) innerhalb der Häuser vorgefun-den, während 57 % aus unterschiedlichen Abfallkontexten (Thanato-zönose) und 28 % aus noch stärker gestörten Kontexten (Taphozönose) stammen. Nur in einem Fall (Haus 1) wurde ein größeres Inventar eines abgebrannten Hauses in situ vorgefunden. In allen anderen Fällen waren die keramischen Hausinventare lediglich in Resten erhalten, da sie ausge-räumt oder erodiert waren. Eine gesonderte Kategorie stellen Hausstellen

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dar, die nach ihrer Auflassung als Abfallbereiche nachgenutzt wurden, wodurch es zu einer Vermischung unterschiedlicher Inventare kam.

CHRONOLOGIE VON OKOLIŠTE

Basierend auf unterschiedlichen Beobachtungen und Methoden wurde für den Fundplatz Okolište ein Chronologiemodell erarbeitet, das drei Hauptphasen (1–3) und neun Phasen (1–9) vorsieht (siehe S. 54 Abb. 15; 305 ff. Abb. 185). Sämtliche Befunde wurden diesen Phasen zugeordnet (Anhang 8). Die wichtigste Grundlage für dieses Chronologiemodell bil-den die dokumentierten Teilstratigraphien in den räumlich getrennten Grabungsflächen. Auf einer Fundplatz übergreifenden räumlichen Ebene (betrifft Hauptphasen) kommen dazu Beobachtungen zum Relief des Sied-lungshügels und variierenden Mächtigkeiten der anthropogenen Ablage-rungen. Zur absolutchronologischen Datierung stehen 29 14C-Daten zur Verfügung. Unterstützend wurden außerdem Seriationen von Vergesell-schaftungen morphologischer Merkmale und Verzierungen der Gefäßke-ramik mittels Korrespondenzanalysen vorgenommen.

Von zentraler Bedeutung für das Chronologiemodell war die Fest-stellung, dass die in der Geomagnetik sichtbaren Anomalien nicht – wie anfangs angenommen – in jedem Fall gleichzeitig sind, sondern teils un-terschiedlichen Siedlungsphasen angehören. Die Unterscheidung der Hauptphasen 1 und 2 beruht auf der stratigraphischen Beobachtung, dass das Grabenwerk im Nordwesten der Siedlung verlegt und die Größe der Siedlung damit auf 5,6 ha verkleinert wurde. Alle Befunde aus der Zeit vor dieser Siedlungsverkleinerung gehören zu Hauptphase 1. Zu Hauptphase 3 werden die Ablagerungen einer deutlich erhöhten Terrasse im Nordosten bzw. Osten der Siedlung gerechnet. Erosion als Ursache für die Asymme-trie des Siedlungshügels wird ausgeschlossen. Vielmehr wird davon ausge-gangen, dass die Terrassierung des Tells das Ergebnis einer erneuten Ver-kleinerung der Siedlung auf 1,2 ha darstellt.

Nur 23 der 29 vorliegenden 14C-Daten hielten einer quellenkritischen Prüfung stand und konnten in unterschiedliche Bayessche Modellierun-gen einfließen. Nach diesen Modellen wurde die Siedlung mit höchster Wahrscheinlichkeit zwischen 5200 und 5150 v. u. Z. gegründet und um 4700 v. u. Z. endgültig aufgegeben. Die erste Siedlungsverkleinerung erfolg-te um 5000 v. u. Z. und die zweite um 4850 v. u. Z.

Die Untergliederung in neun Siedlungsphasen beruht im Wesentlichen auf der Verknüpfung der unterschiedlichen Teilstratigraphien und der dar-in enthaltenen Schichtenformationen als höchster Ebene der Befundgrup-pierung. Befunde innerhalb der gleichen Fläche wurden dann unterschied-lichen Phasen zugerechnet, wenn Änderungen der Bebauungsstruktur oder der Bauweise von Häusern nachweisbar waren. Die durchschnitt-liche Dauer dieser Siedlungsphasen beträgt 50 Jahre. In den zentralen Grabungsflächen ist in den Hausstellen eine noch feinere chronologische Untergliederung möglich, die sich auf die durchschnittliche Lebensdauer eines Hauses von 33 Jahren bezieht.

HAUSARCHITEK TUR IN OKOLIŠTE

In den Grabungsflächen 1, 3, 4, 6 und 9 wurden die Reste von insgesamt 39 Häusern festgestellt, die teilweise oder vollständig innerhalb der ausgegra-benen Areale lagen (siehe S. 364 ff. Tab. 138). An der Basis des Siedlungs-hügels wurden in den Flächen 6 und 9 Grubenobjekte mit geraden Außen-kanten und einer differenzierten Verfüllung mit zahlreichen dünnen, an

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Holzkohle und verkohlten botanischen Makroresten reichen Straten doku-mentiert, die als Reste eingetiefter Bauten interpretiert werden (Häuser 38, 41, 42). Vollständig wurde Haus 38 in Schnitt 6 untersucht, das eine Größe von 8 x 2 m besaß und bis zu 0,4 m in den anstehenden Boden eingetieft war. Neben der Dimension war vor allem die Ausrichtung des Objektes für die Interpretation als Haus ausschlaggebend. Zudem stammt aus der Sied-lung Obre Gornje Polje ein ähnlicher Befund, an dem zusätzliche Details wie Türangelsteine und Reste der Dachdeckung erhalten waren.

Bereits ab der zweiten Siedlungsphase wurden in Okolište ausschließ-lich rechteckige ebenerdige Häuser mit Grundflächen zwischen 30 m2 und 50 m2 errichtet. Detaillierte Rekonstruktionen dieser Häuser waren nur in Ausnahmefällen möglich (siehe S. 368 Abb. 233–234). In konstrukti-ver Hinsicht handelte es sich um Pfostenbauten mit Mittelpfostenreihen, deren Dächer auf Pfetten ruhten. Die Konstruktion der Wände entsprach jener, wie sie in Obre Gornje Polje dokumentiert wurde. In der letzten Siedlungsphase 9 ist eine deutliche Vergrößerung der Häuser auf ca. 80 m2 festzustellen. Vorzugsweise sind es diese vergrößerten Bauten, die in der geomagnetischen Prospektion im Nordosten der Siedlung sichtbar sind.

Mit durchschnittlich 4 m waren die Häuser in Okolište im Mittel 1 m schmaler als jene aus Obre Gornje Polje. Soweit Erkenntnisse zu konkreten Grundrissen vorliegen, handelt es sich um einräumige Bauten. In beiden Fundorten gibt es keine Belege für Häuser mit mehreren Feuerstellen, wie sie zum Beispiel für das zentrale Balkangebiet und Ostungarn charakte-ristisch sind. Zusammen mit den relativ kleinen Grundflächen und der durchschnittlich relativ kurzen Lebensdauer der Häuser von 30 Jahren könnte dies darauf hinweisen, dass mit der Gründung einer Familie in der Regel der Bau eines neuen Hauses einherging.

Von den 39 in Okolište dokumentierten Häusern waren 13 teilweise oder vollständig verbrannt, während es sich bei 26 Gebäuden um Reste unverbrannter Bauten handelte. Die Konzentration verbrannter Häuser in den jüngsten Siedlungsschichten beruht wohl in erster Linie auf der Gra-bungsstrategie und kann nicht im Sinne einer tatsächlichen Häufung von Bränden in dieser Zeit gewertet werden. Vielmehr sind Siedlungsbrände bereits in Phase 2 am Beginn der Siedlungszeit belegt.

BEBAUUNGSSTRUK TUR IN OKOLIŠTE

Die Bebauungsstruktur der Siedlung konnte unter anderem in Fläche 3 rekonstruiert werden (siehe S. 95 Abb. 32): Hier gehörten neun vollstän-dig oder teilweise freigelegte Hausstellen zu drei parallelen Häuserzeilen. Zwischen den Langseiten der giebelständigen Häuser lagen nur 1–1,5 m schmale Gassen, die aufgrund des notwendigen Dachüberstandes nicht begehbar gewesen sein können. Zwischen den Zeilen bilden 5–6 m breite Wege die Erschließungsachsen.

An den einzelnen Hausstellen lagen jeweils die Reste von zwei oder drei Häusern in Superposition übereinander. Die zugehörigen Häuser waren teils verbrannt und teils unverbrannt. Diese unterschiedlichen Erhaltungs-zustände werden als Ergebnis eines zeitlich gestaffelten Auflassungspro-zesses des Siedlungsareals interpretiert, der sich über die Dauer von min-destens einer Hausgeneration hingezogen haben könnte. Diese Deutung wird auch durch ähnliche Befunde in anderen Siedlungsflächen untermau-ert (Fläche 4), wo sich die Bebauungsdichte jeweils als erheblich dichter erwies, als es durch die geomagnetische Prospektion angezeigt war.

Es zeigte sich in den unterschiedlichen Grabungsflächen, dass die grundlegende Struktur der Bebauung mit Nordost-Südwest orientierten Häusern in Nordwest-Südost verlaufenden Häuserzeilen während der ge-

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samten Siedlungsdauer von Okolište beibehalten wurde. Allerdings erfolg-ten nach spätestens drei Hausgenerationen gewisse Verschiebungen der Hausreihen. Dabei fand eine zunehmende Verdichtung der Bebauung von anfangs 16 % auf bis zu 55 % bebauter Fläche in Phase 6 statt. Die wieder-holten Erneuerungen der Bebauung führten zu einer sukzessiven Ände-rung der Ausrichtung von Häusern um insgesamt 20 Grad, wobei aller-dings die Kriterien für die Ausrichtung der Häuser unklar blieben.

Ausgehend von dem im Zusammenhang mit der Errichtung und Nut-zung eines Hauses durchschnittlich akkumulierten Volumen an Erdma-terial, wurden während der Besiedlung von Okolište insgesamt zwischen 5 000 und 6 000 Häuser errichtet (siehe S. 382 Tab. 146). Schlüsselt man die-se Zahl auf die dokumentierten Bauschichten und Schichtmächtigkeiten auf, dürften in Okolište in den Hauptphasen 1 und 2 ca. 500–600 Häuser gleichzeitig bestanden haben. Zu sehr ähnlichen Ergebnissen gelangt man ausgehend von den durchschnittlichen Hausgrößen und den ermittelten Bebauungsdichten. Die aus den Grabungsflächen hochgerechneten Haus-zahlen wurden als Grundlage für Schätzungen von Bevölkerungsgrößen und jährlichen Bevölkerungswachstumsraten in neolithischen Siedlungen Zentralbosniens genommen (siehe S. 445 Tab. 171). Bei einer durchschnitt-lichen Bewohnerzahl eines Hauses von fünf Personen würde dies im Fall von Okolište für eine Population von 2 000–3 000 Einwohnern sprechen.

Im Nordosten der Siedlung ist das Grabenwerk durch eine Toranlage unterbrochen. Im Inneren der Siedlung ist diesem Tor eine Zone vorge-lagert, die im Bild der geomagnetischen Prospektion fast keine Befunde zeigt und die deshalb als mögliche Hauptstraße interpretiert wurde, die die Siedlung in Nordost-Südwest-Richtung durchzog (siehe S. 44 Abb. 11). Indirekt wird dies durch Grabungen und ergänzende Bohrungen in Gra-bungsfläche 4 bestätigt, wo eine Bebauung nur in den jüngeren Siedlungs-phasen nachgewiesen werden konnte.

GR ABENWERK

Die Gräben der Siedlung sind durch wiederholte Zuschüttungen und Er-neuerungen gekennzeichnet. Unterschiedliche Schichten und variierende Funddichten belegen, dass die Verfüllungen in mehreren Schritten erfolg-ten, wobei die Gräben wiederholt zur Abfallentsorgung genutzt wurden. Im Verlauf eines solchen Verfüllungsprozesses gelangte im Norden der Siedlung eine größere Anzahl menschlicher Knochen in die Verfüllung ei-nes der Gräben (Müller-Scheessel u. a. 2007; 2009).

Die chronologische Diskussion betraf unter anderem die Fragen, ob in-nerhalb eines Grabenstranges gleichzeitig mehrere Gräben existierten und in welchem Rhythmus die Gräben erneuert wurden. In den untersuchten Fällen besaß der jeweils äußere Graben innerhalb eines Grabenstranges die tiefste Sohle. Trotzdem führte die Abwägung unterschiedlicher Argu-mente zu der Hypothese, dass in Hauptphase 1 möglicherweise zeitweise mehrere parallele Gräben bestanden, in Hauptphase 2 jedoch jeweils nur noch ein Graben existierte. In Hauptphase 3 war das Grabenwerk offenbar bereits aufgegeben worden. Entsprechend diesem Modell müssten in den Phasen 1–6 durchschnittlich alle 40 Jahre Grabenerneuerungen stattge-funden haben.

TECHNOLOGISCHER UND STILISTISCHER WANDEL DER KER AMIK

Während der etwa 500 Jahre währenden Siedlungsdauer von Okolište un-terlag die Gefäßkeramik einem beträchtlichen technologischen und sti-

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listischen Wandel (siehe S. 315 ff.). Wie in der Siedlung Obre II ist auch in Okolište die Keramik der frühesten Phase 1 noch durch Spätkakanj-Keramik bestimmt. Besonders charakteristisch sind unter anderem sehr dünnwandige, linear rot auf grau bemalte Gefäße, zahlreiche plastische Applikationen und selten auch noch Barbotine-Verzierungen an grobke-ramischer Ware.

In den Phasen 2–3 ist die Herausbildung von Butmir-Keramik zu be-obachten. Dabei setzten sich innerhalb von etwa 100 Jahren nach und nach die Magerung mittels gebrochenen Kalksteins, dunkel (reduzierend) gebrannte, teils polierte Waren, neue Gefäßformen sowie eingeritzte und eingestochene Flächenverzierungen durch. Wichtig für die Interpretation dieser Veränderung ist, dass die Neuerungen in unterschiedlichen Her-kunftsregionen lokalisiert werden können: dem ostadriatischen Raum (z. B. Kalkmagerung) einerseits und dem zentralen Balkangebiet (z. B. dun-kel gebrannte Waren) andererseits. Insgesamt deuten der Verlauf und die räumlichen Bezüge darauf hin, dass der beschriebene Wandlungsprozess maßgeblich auf einer Intensivierung überregionaler Kommunikation be-ruht, während größere Bevölkerungsbewegungen ausgeschlossen werden können.

Mittels zweier Quotienten wird versucht, die Geschwindigkeit des sti-listischen Wandels der Gefäßkeramik zu quantifizieren. Dabei erweist sich die Periode zwischen 5200 und 5000 v. u. Z. als eine Phase forcierten Wan-dels, während nach 5000 v. u. Z. die Geschwindigkeit deutlich zurückgeht.

Als weitere übergeordnete Parameter wurden unter anderem die Häu-figkeit von Warengruppen, die Diversität des Verzierungs- und Gefäß-formenspektrums sowie die Verzierungsrate der Keramik untersucht. Letztere Parameter können unter den vermuteten Bedingungen einer Haushaltsproduktion als Indikatoren für soziale Komplexität interpretiert werden. Der dieser Korrelation zugrunde liegende Mechanismus scheint die Funktion der Keramik in Bewirtungsritualen darzustellen, wobei die individuellen Haushalte im Wettbewerb miteinander liegen.

Während die Diversität des Keramikspektrums bis Phase 4 zunimmt und dann konstant bleibt, ist die höchste Verzierungsrate in Phase 5 er-reicht und ab Phase 8 wieder rückläufig. Demnach wäre für die Haupt-phase 2 (Phasen 4–6) von der höchsten sozialen Komplexität in Okolište auszugehen. Insbesondere Inventare der Phasen 4–8 sind durch hohe An-teile polierter Feinwaren gekennzeichnet, die insbesondere mit Essgeschirr (Schüsseln) verbunden werden können.

Erneut ein markanter Wandel ereignete sich in den letzten Phasen 8–9 von Okolište in Form einer stärkeren stilistischen „Internationalisierung“ bzw. einer deutlichen Zunahme überregionaler Kommunikation in das Ostadriagebiet einerseits (Hvar-Lisičići) und das zentrale Balkangebiet und das östliche Karpatenbecken andererseits (Vinča, Theiss). Dieser Wandel ist verbunden mit dem Auftauchen neuer Gefäßformen, einer geringeren Häufigkeit von Feinware, einer generell größeren Keramikmenge, einer ge-ringeren Verzierungsrate und mit einer gewissen Flüchtigkeit bei der Aus-führung von Verzierungen. Die Häufigkeit von Indikatoren sozialer Kom-plexität ist in dieser Phase eindeutig rückläufig.

FUNK TION VON KER AMIK

Die Gefäßkeramik aus Okolište lässt anhand einer ausgeprägten Korrela-tion bestimmter stilistischer (Morphologie, Verzierungen) und technolo-gischer Merkmale klare Kategorien erkennen, die zumindest teilweise im Sinne von Funktionsunterschieden interpretiert werden können (siehe S. 387 ff.). Zum Beispiel weisen mehrheitlich aus grober Keramik hergestell-

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te Töpfe regelmäßig sekundäre Verfärbungen auf, die wahrscheinlich bei ihrer Verwendung bei thermischen Prozessen entstanden sind. Dagegen kann die Verwendung der meisten Schüsseln und Fußschalen im Rahmen thermischer Prozesse aufgrund ihrer reduzierenden Brennatmosphäre und sorgfältigen Oberflächenpolitur ausgeschlossen werden. Vielmehr ist eine Verwendung als Ess- und Trinkgeschirr wahrscheinlich.

Für eine kleine Stichprobe von Gefäßeinheiten war es möglich, die Ge-fäßvolumina zu bestimmen. Generell sind die Gefäße zu klein, um für eine Langzeitlagerung größerer Vorratsmengen infrage zu kommen. Die Übertragung der ermittelten Volumina auf größere Stichproben von Ge-fäßen zeigt während der Besiedlungsdauer von Okolište keine markanten Volumenänderungen von Gefäßen zum Beispiel zur Vorratshaltung, wie sie andernorts festgestellt wurden.

Ausgehend von technologischen und stilistischen Charakteristika wur-de versucht, die Mengen der unterschiedlichen Gefäßkategorien zu quanti-fizieren. Obwohl die Ergebnisse noch mit großen Unsicherheiten behaftet sind, wird doch deutlich, dass Servier- bzw. Darreichungsgefäße etwa drei Viertel des Keramikbestandes ausmachen und damit mit Abstand die häu-figsten Gefäßkategorien darstellen. Dagegen sind Gefäße zur Langzeitlage-rung und Zubereitung von Nahrung vergleichsweise selten.

Zur Identifizierung von Aktivitätszonen wurden die räumlichen Ver-teilungen der unterschiedlichen Gefäßklassen in den Hausbereichen kar-tiert. Obwohl die dabei beobachteten Verteilungsmuster in vielen Fällen mit taphonomischen Prozessen erklärbar erscheinen und den Gegensatz von sekundärem Abfall in den Freiflächen versus primärem Abfall in den Häusern spiegeln, zeigen sich in einigen Fällen Verteilungsmuster, die si-cherlich funktionale Unterschiede darstellen, allerdings noch der näheren Interpretation bedürfen. An erster Stelle ist dabei das nahezu exklusive Vorkommen von sogenannten Kanopen innerhalb der Häuser zu nennen.

Aufgrund der Seltenheit in situ verwahrter Hausinventare war der Versuch nicht erfolgreich, den Umfang und die Zusammensetzung von Hausinventaren im Zustand der Nutzung zu rekonstruieren. Die Quantifi-zierung des jährlichen Produktionsumfangs von Gefäßkeramik, die sicher-lich wesentliche Erkenntnisse zu den Produktionsverhältnissen gestatten würden, wäre deshalb zu spekulativ gewesen.

CHRONOLOGIE REGIONAL – SIEDLUNGSGESCHICHTE DER BUTMIRGRUPPE

In dem Kapitel Siedlungsgeschichte wird der Versuch unternommen, die lokale Entwicklung von Okolište in den Kontext der regionalen Sied-lungsgeschichte in Zentralbosnien in einem Zeitraum von etwa 5800–4300 v. u. Z. einzubinden (siehe S. 409 ff.). Im Fall von vier, mehrheitlich im Einzugsbereich des Visokobeckens gelegenen Siedlungen erfolgte die Synchronisation mit der Sequenz von Okolište basierend auf eigenen ty-pochronologischen Untersuchungen und naturwissenschaftlichen Datie-rungen (Kundruci, Zagrebnice, Donje Moštre, Butmir). Ergänzend kamen dazu Daten zu Siedlungsgrößen, Schichtmächtigkeiten und mittels geo-magnetischer Prospektion sichtbaren Strukturen aus vier weiteren Sied-lungen aus der Region Kakanj und Visoko, die im Rahmen eines Surveys im Frühjahr 2008 gewonnen wurden (Hofmann/Müller-Scheessel 2013 c). Um auch Regionen außerhalb des Visokobeckens einbeziehen zu können, wurde außerdem versucht, die lokale Sequenz von Okolište mit den Chronologien früherer Forscher in Einklang zu bringen.

Bei letzterem Vorhaben galt es insbesondere eine Synchronisierung mit den Stratigraphien der Fundorte Obre Raskršće und Obre Gornje Polje her-zustellen, die das „Rückgrat“ der bisherigen Periodisierungen darstellen.

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Eine Bayessche Modellierung der Daten aus Obre Gornje Polje ergab, dass der Siedlungsbeginn dort um 5000 v. u. Z. und damit etwa 150–200 Jah-re nach jenem in Okolište liegt. Da die formativen Schichten beider Sied-lungen noch durch spätes Kakanj-Material geprägt sind und kurz danach eine Entwicklung hin zu Butmir im Verständnis von A. Benac stattfand, erscheint eine solch deutliche Ungleichzeitigkeit aus typochronologischer Perspektive wenig plausibel. Deshalb wurde vorläufig von einer jungen Da-tierung des Siedlungsbeginns von Obre II ausgegangen.

Für die spätneolithische Butmirgruppe wird eine Periodisierung vorge-schlagen, die sich in Grundzügen an jener von A. Benac orientiert, jedoch auch die von S. Perić eingeführte Spätphase einschließt, die absolutchrono-logisch in die Zeit nach 4500 v. u. Z. datiert und bereits dem frühen Äneoli-thikum zugerechnet wird (siehe S. 430 Tab. 169). Es wurde versucht, in der Periodisierung einschneidende Entwicklungen der Siedlungsgeschichte zu berücksichtigen.

Nach derzeitiger Kenntnis bildet die Siedlungskammer um Kakanj und vermutlich das nördlich angrenzende Tal der Bosna zwischen 5800 und 5500 v. u. Z. die Kernregion der neolithischen Besiedlung Zentralbosniens. Erst etwas später wird das südlich angrenzende Visokobecken erschlossen, wo um 5200 v. u. Z. die Großsiedlung Okolište gegründet wurde. Wichtig erscheint die Erkenntnis, dass die Siedlung zu ihrer Gründungszeit kaum als Zentrum eines ansonsten durch Satelliten-Siedlungen geprägten Sied-lungssystems angesehen werden kann, sondern abgesehen von Arnautovići und vielleicht Zagrebnice offenbar die einzige Siedlung darstellte.

Um 5000 v. u. Z. wird mit Beginn der Periode Butmir 2 anhand von Siedlungsgründungen bei Sarajewo (Butmir) und Travnik (Nebo) eine sub-stanzielle Ausweitung des neolithischen Siedlungsgebietes sichtbar. Etwa in der gleichen Zeit oder etwas früher wurde die Siedlung Arnautovići end-gültig aufgegeben. In Okolište erfolgte die erste substanzielle Siedlungsver-kleinerung, die allerdings mit einer zunehmenden Verdichtung der Bebau-ung einherging und deshalb wohl nicht mit einem Bevölkerungsrückgang zusammenhing.

Für Okolište erheblich einschneidender war die Verkleinerung der Sied-lungsfläche auf nur noch 1,2 ha um 4850 v. u. Z., im Rahmen derer die An-zahl der Häuser auf ca. 100 zurückging. Spätestens seit dieser Zeit wurden in der höher gelegenen Region westlich und südwestlich des Visokobeckens zahlreiche, mehrheitlich sehr kleine Siedlungen neu gegründet, die häufig auf geschützten Spornen liegen. Insgesamt fand also eine deutliche Nivel-lierung der zeitweise extremen Größenunterschiede von Dörfern statt. Trotzdem bestanden zwischen den Orten weiterhin klare Unterschiede im Hinblick auf die Einwohnerzahlen, die sicherlich mit Bedeutungsunter-schieden einhergingen. Besonders deutlich wird dies unter anderem an der 3,5 ha großen Siedlung Donje Moštre, die um 4650 v. u. Z. im nördlichen Teil des Visokobeckens Okolište ablöste und bis etwa 4300 v. u. Z. bestand.

Ab 4500 v. u. Z. deutet sich ein Rückgang der Besiedlungsdichte in Zen-tralbosnien an, der allerdings teilweise dem noch unzureichenden For-schungsstand zu dieser Periode geschuldet sein kann. Da für die Zeit nach 4300 v. u. Z. aus Zentralbosnien kaum Fundplätze bekannt sind, dürfte die-ser Rückgang allerdings die Realität teilweise spiegeln.

FA ZIT

Ausgehend von der spätneolithischen Siedlung Okolište stellt die vorlie-gende Studie einen Versuch dar, den Prozess der Aufsiedlung des bosni-schen Mittelgebirges bis in Höhenlagen von etwa 500 m durch Gesell-schaften mit neolithischer Wirtschaftsweise und die damit verbundene

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Siedlungsdynamik im Zeitraum von ca. 5800–4300 v. u. Z. zu rekonstru-ieren. Es wird erneut deutlich, dass diese Dynamik und die kulturelle Aus-prägung dieser Gesellschaften in starkem Maße durch die kulturgeogra-phische Lage der Region zwischen dem Ostadriagebiet einerseits und dem zentralen Balkangebiet andererseits determiniert sind. Mit variierenden Intensitäten bestanden während des gesamten Neolithikums Kommuni-kationsbeziehungen in beide Regionen.

Wichtig ist die Feststellung, dass die regionale und lokale Siedlungs-entwicklung und die stilistische und technologische Entwicklung der Ge-fäßkeramik klare Zusammenhänge erkennen lässt: Die Entstehung von „Butmir“-Keramik im Verständnis von A. Benac basiert auf einer zeitweise erhöhten Intensität überregionaler Kontakte und damit verbundener stark erhöhter Innovativität. Zugrunde liegt ein schnelles Bevölkerungswachs-tum, dessen Höhepunkt bereits in der Periode zwischen 5500 und 5200 v. u. Z. lag. Dieses demographische Wachstum führte um 5200 v. u. Z. zur Gründung der Großsiedlung Okolište und später nach und nach zur weite-ren Aufsiedlung des zentralbosnischen Raumes.

Wir gehen davon aus, dass die Konzentration von bis zu mehreren Tau-send Menschen in dem Dorf Okolište völlig neuartige soziale Probleme aufwarf und zur Entstehung neuer politischer Institutionen führte, die als zusätzliche Mechanismen zur Bewältigung höherer sozialer Komplexität fungierten. Dem Ideal der Reziprozität ökonomischer Beziehungen zwi-schen unabhängigen Haushalten stand wahrscheinlich eine Realität gegen-über, in der einzelne Individuen bzw. Haushalte durch eine Überprodukti-on von Subsistenzgütern politische und rituelle Macht erlangten (Müller u. a. 2011). Diese könnte die Vorrausetzung für die Entstehung sozialer Un-gleichheit dargestellt haben, die vielleicht zum Ende der Siedlung beitrug.

In den archäologischen Quellen äußern sich die skizzierten Beziehun-gen zwischen Haushalten einerseits in Inventarunterschieden von Haus-stellen und andererseits in einer zeitweise deutlich erhöhten Diversität und Repräsentativität der Gefäßkeramik. Insgesamt implizieren die genannten Schlussfolgerungen, dass die rekonstruierte Siedlungsdynamik und die Ausprägung der materiellen Kultur maßgeblich durch gesellschaftsinter-ne soziale und ökonomische Prozesse erklärbar sind. Welche Rolle äußere, überregionale Faktoren spielten, ist dagegen derzeit schwerer einschätzbar.

Die genannte Deutung erhält durch die Entwicklung in der Zeit ab ca. 4850 v. u. Z. zusätzliche Plausibilität: Einhergehend mit der sukzessiven Transformation des regionalen Siedlungssystems, das nun in geringerem Maße durch große Bevölkerungskonzentrationen geprägt ist, sind die Komplexitätsmarker der Keramik rückläufig. Im Gegenzug wird eine stär-ker überregionale Orientierung der Keramikstile sichtbar, die wiederum auf eine intensivere Kommunikation mit unterschiedlichen Nachbarregio-nen hindeutet. Vor dem Hintergrund erheblich kleinerer Siedlungen könn-te die Notwendigkeit zu exogamen Heiraten ein möglicher Faktor für diese Entwicklung sein.

In der Endphase des Spätneolithikums und im frühen Äneolithikum werden die Beziehungen in das zentrale Balkangebiet dominant. Neben Keramikstilen mit Kanneluren äußert sich dies unter anderem an deutlich größeren Häusern in Donje Moštre, die ähnlich wie im Donauraum und in Ostungarn aus mehreren Räumen zusammengesetzt sind, die jeweils über eine Feuerstelle verfügen. Kurz danach, um 4300 v. u. Z., endet schließlich die Siedlungsweise, die zur Akkumulation von Siedlungshügeln führte.

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Summary

THEMATIC AND METHODOLOGIC AL FR AMEWORK OF THE STUDY

This study deals with selected aspects of the Neolithic and the Early Eneo-lithic in Central Bosnia. Extensive archaeological fieldwork was carried out on the spatial scale of a so-called Siedlungskammer near the town of Visoko in Bosnia and Herzegovina between 2002 and 2008 in a Bosnian-German cooperation project of the Bosnian Herzegovinian National Mu-seum, the Roman-Germanic Commission Frankfurt a. M., and the Univer-sity of Kiel (cf. Hofmann u. a. 2006; 2008/09; Müller u. a. 2013 a). This research focused on the settlement mound of Okolište that is singular in Central Bosnia because of its exceptional size, measuring about 7 hectares. The goal of the research project was to exemplarily reconstruct the devel-opment of economy, social space and demographic conditions of Southeast Europe within a Neolithic settlement hotspot, which is characterized by a differentiated settlement system with distinctive differences in the size of settlements.

The present study represents the PhD thesis of the author as part of the much broader research approach. The study is concerned with– the systematization and interpretation of ceramic artefacts from the

settlement of Okolište (e. g. pottery, figurines, loom weights and spindle whorls),

– the systematization and interpretation of the excavations and the exca-vation features from Okolište,

– the identification and interpretation of the remains of domestic archi-tecture and the settlement layout from Okolište, and

– the linking of the sequence from Okolište with the regional settlement patterns.

The methodological approach of the study entailed an investigation con-cerning the development of different categories of archaeological sources and their integration into a coherent overall picture, including local and regional settlement dynamics, domestic architecture, settlement layout as well as style and technology of pottery and other ceramic artefacts.

THE SET TLEMENT OF OKOLIŠTE

The site of Okolište is situated in the north of the Visoko Basin. On the one hand, the elevation model and, on the other hand, several drilling profiles show that the settlement was located on a gently sloping natural spur at the interface of a hinterland suitable for agriculture and the floodplain of the Bosna River.

The site forms a shallow, northeast-southwest oriented settlement mound with an oval shape, measuring 270 x 265 m. During the Neolithic period, the settlement area had a size of approximately 6.85 hectares. How-ever, since that time about 0.45 hectares were lost due to the activity of the Bosna River. The volume of the deposits that are the result of anthropo-genic activity amounts to 110,000–130,000 m3. The relief of the settlement

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mound reveals a certain terracing, which correlates with varying layer thicknesses, ranging between 1–3 m.

Throughout the northern half of the site, large-scaled geomagnetic sur-veying was carried out (Hofmann u. a. 2006; 2008/09; Hofmann/Mül-ler-Scheessel 2013 c). By contrast, on the southern part of the site only very small areas could be surveyed because that section of the location is currently overbuilt by the village of Radinovići. In the image of the geo-magnetic survey, different types of anomalies can be distinguished: house structures, an elaborated ditch system, geomorphological structures, such as undercut slopes of abandoned river beds of the Bosna, and modern structures like farm tracks and disturbances by metal artefacts.

E X TENT AND STR ATEGY OF THE E XC AVATIONS AND DE ALING WITH THE E XC AVATION FE ATURES

The archaeological excavations, which were carried out in Okolište, had a total area of about 1,200 m2 and a volume of about 1,000 m3. The choices of the location of the excavation areas 1–9 were mainly based on the results of the geomagnetic survey. In some cases, the excavation areas were con-stituted by several trenches, in other cases, they consisted of only a single trench (see p. 52 Table 3). Excavation area 10 (trenches 90 and 91), which was situated off-site within an abandoned river channel east of the site, served to investigate climate and land use effects on the Holocene river and slope activity in the Visoko Basin (Dreibrodt u. a. 2013). This excavation was performed by the geoarchaeological workgroup of Kiel University ac-cording to their standards.

The excavations in the areas 1, 3 and 4 were focused on the uppermost meter of anthropogenic deposits. This strategy was based on the hypothe-sis that the house structures visible in the image of the geomagnetic survey belong to the same settlement phase and were destroyed by the same large fire event. Thus, it was intended to make a comparison of the architecture and find inventories of spatially clearly divided coexistent house areas in order to draw conclusions concerning the economic, social, and ritual sig-nificance of individual households or of groups of households. A second fo-cus of the excavation examined the ditch system, whose complex structure revealed a long-lasting development.

In the chapter Befundgruppierung und Befundinterpretation (feature grouping and feature interpretation, see pp. 77 ff.) the circumstances, the objectives and, if necessary, the characteristics of the excavation tech-niques are explained for each of the excavation areas. Furthermore, the feature situation is described and a proposed interpretation is presented. A total of more than 6,000 features were documented during our exca-vations in Okolište. Features are understood as units, which differ due to their material properties, including type and colour of the soil substrate, and kind, colour, size and quantity of non-plastic components. All features were grouped together on three hierarchical levels to larger units and in-terpreted according to a list of possible interpretations (see p. 54 Fig. 15; Anhang [Appendix] 4). The grouping of the features enabled a relatively clear visualization of the observed stratigraphical relationships in Harris matrices. The incorporation of the feature groups into the data base of the project creates, above all, the prerequisites for direct comparisons of find assemblages such as houses, open spaces and layers of ditch backfilling.

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DESCRIPTION OF POT TERY AND OTHER CER AMIC ARTEFAC TS

Instead of a catalogue, the database of the project “Late Neolithic settle-ment processes in Central Bosnia” is available under the URL http://www.johanna-mestorf-academy.uni-kiel.de (see pp. 487 f. chapter Hinweis zu den Datentabellen, Anhänge 1–79). It contains detailed information about the uncovered artefacts as well as descriptions of the documented features (cf. Müller-Scheessel/Hofmann 2013 b). On the one hand, all artefacts were basically recorded according to their number, weight, and affiliation to types and technological groups (e. g. pottery wares). For pottery, this also includes a simplified classification of vessel shapes as well as decora-tion categories and techniques. For a sample of 3,200 vessel units, on the other hand, detailed data was collected, tailored to the questions dealt with in this study (see p. 58 Table 5). In addition to finds from Okolište, materi-al from the settlements of Butmir, Donje Moštre, Kundruci, Obre Gornje Polje and Zagrebnice are also recorded in the data base (Hofmann u. a. 2006; 2008/09; Auber 2010; Furholt 2012; 2013; Hofmann/Müller-Scheessel 2013 c; Müller-Scheessel/Hofmann 2013 a).

Based on the mentioned data sets, the chapter titled Beschreibung des Keramikmaterials (description of the ceramic artefacts, see pp. 143 ff.) pro-vides a detailed classification of morphology, decorations and technology of ceramic artefacts from Okolište and other Neolithic sites of the Visoko Basin. For the first time, this includes a systematic description of vessel shapes and vessel decorations of Late Neolithic pottery from Central Bos-nia. In addition to pottery, other ceramic object categories, such as anthro-pomorphic and zoomorphic figurines, loom weights and spindle whorls, are also described and systematized.

TAPHONOMY AND SITE FORMATION PROCESSES

As a contribution to the interpretation of features and as a means for the source critical evaluation of the find-assemblages, e. g. with regard to the unity of features, taphonomic reconstructions of site formation processes were performed for our excavations in Okolište. Therefore, the spatial dis-tribution of ceramic quantities (number, weight) and fragmentation (aver-age weight of fragments) was examined at different depths and related to different feature categories.

In the open areas in the immediate vicinity of the houses, several activity areas were already previously identified, based on an analysis of the spatial distribution of different find categories (Hofmann u. a. 2006; 2008/09). By far the largest amount of pottery was uncovered in these areas. Further-more, clear differences existed in the composition of ceramic assemblages found in the areas between the houses and in other areas outside of them, for example, with regard to the amount of coarse wares. The latter pat-tern allows the identification of primary waste disposal areas between the houses and secondary ones outside of these areas. In addition, it became obvious that most household waste was disposed of in the immediate prox-imity of the houses. In contrast, the ditches situated on the outskirts of the settlement were used to a clearly lesser extent for waste disposal. The find assemblages outside of the houses represent complex mixtures of different taphonomic stages (biocenosis, tanatocenosis).

Overall, only a relatively small portion of the ceramics, amounting to about 15 %, was found within a context of former use (biocenosis, primary waste) inside the houses. In contrast, about 57 % of the ceramics represents waste deposited separate from contexts of use (thanatocenosis, secondary waste). 28 % of the pottery comes from even more disturbed contexts (Taphozönose).

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A larger inventory of a burnt-down house was found in situ only in the case of House 1. In all other cases, the house inventories were preserved only in residues since they were cleared or eroded. In some cases, it could be proved that abandoned house sites were re-used as waste areas, which led to a mixing of different inventories.

CHRONOLOGY OF OKOLIŠTE

Based on several methods and observations, a chronology-model of the site of Okolište was established that distinguish three main phases (1–3) and alternatively nine phases (1–9) (see pp. 305 ff. Fig. 185). All features were allocated to these main phases and phases (Anhang 8). The most important sources for this chronology model were the stratigraphies of the different spatially divided excavation areas. Furthermore, on an overarching spatial level that concerns primarily the main phases, the relief of the settlement mound and the varying depths of the anthropogenic deposits were impor-tant. Moreover, there are 29 radiocarbon dates available from Okolište to establish the absolute chronology (see pp. 264 ff. Table 101). In addition to this absolute chronology, a seriation on the basis of a correspondence analysis was undertaken to investigate to what extent the ceramic material could be used to establish a typo-chronology of the material itself and of the different features. The morphological attributes and decorations of the pottery found in these features served as variables for this analysis.

Of central importance for establishing the chronology model was the conclusion that the anomalies that are visible in the image of the geomag-netic survey do not in every case represent coeval structures as we had assumed at the beginning of our research. Rather, it becomes clear that the features belong to different phases. The distinction of the main phases 1 and 2 is based on the stratigraphic observation that the ditches were dis-placed in the northwest of the settlement. Therewith, the size of the village was reduced to 5.6 hectares. All features, which had been accumulated be-fore this reduction in settlement size, have been attributed to the 1st main phase. The distinction of the 2nd from the 3rd main phase is based on the observation that in a much smaller area in the northeast part of the site an elevated terrace in the surface relief is visible, consisting of significantly thicker anthropogenic deposits up to 3 m. We assume that this terrace is the result of longer lasting settlement activity in that part of the site after the second substantial size reduction of the village to 1.2 hectares. In con-trast, erosion is excluded as the cause of the asymmetry of the settlement mound due to the clear terracing and the humid climatic conditions under which aeolian erosion does not occur as under oriental arid conditions.

After a source-critical review, only 23 of the 29 existing radiocarbon dates could be used for Bayesian age models. According to the models with the highest probability, the settlement of Okolište was founded between 5200 and 5150 BCE and later abandoned at about 4700 BCE. The first re-duction in size took place at approximately 5000 BCE and the second de-crease around 4850 BCE.

The finer periodization into nine phases is mainly based on the inter-linking of the different stratigraphies and so-called layer formations as the highest level of feature groups. Features are affiliated to different layer for-mations and phases if there are proved changes of the building layouts or architecture. The average duration of the settlement phases amounts to fifty years. In the central excavation areas 1, 3 and 4, a finer chronological resolution of about 33 years is partly possible, which corresponds to the average lifetime of a house.

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DOMESTIC ARCHITEC TURE IN OKOLIŠTE

Altogether, remains of 39 houses could be identified in Okolište that were situated partly or completely in the excavation areas 1, 3, 4, 6 and 9 (see pp. 364 ff. Table 138). At the base of the settlement mound in the areas 6 and 9, pit-structures were documented that are characterised by straight outer edges and differentiated fillings with numerous thin layers rich in charcoal and botanical macro-remains (cf. Kroll 2013 a). These were interpreted as remains of semi-subterranean houses (houses 38, 41, 42). Completely uncovered was house 38 in excavation area 6 with dimensions measuring 8 x 2 m and a depth of 0.4 m. The crucial factors for the interpretation of the pit-structures as houses included, above all, the dimensions and the orien-tations of the objects, since they correspond to those of younger houses. Furthermore, a similar structure was uncovered in the settlement Obre Gornje Polje with additional details, such as a door hinge-stone and re-mains of roofing material (Benac 1973 b).

As early as the second phase of the settlement of Okolište, exclusively rectangular ground-level houses were built with floor areas ranging be-tween 30 m2 and 50 m2. Detailed reconstructions of such houses were only possible in exceptional cases (see p. 368 Fig. 233–234). In terms of con-struction, these houses were post buildings with rows of central posts and roofs resting on purlins. The constructions of the walls of these houses cor-respond to those that have been documented in Obre Gornje Polje (Benac 1973 b). In the final settlement phase 9, a significant enlargement of the houses to about 80 m2 is observed. These enlarged structures are primar-ily visible in the image of the geomagnetic survey in the northeast of the settlement.

With a width of about 4 m, the houses of phases 2–8 in Okolište were on average 1 m smaller than those at Obre Gornje Polje (cf. Hofmann u. a. 2006; 2008/09). As far as information is available on specific floor plans, the houses at Okolište consist of only one room. In this respect, these houses seem to differ from those at Obre Gornje Polje. Interestingly, at both sites there is no evidence for houses with multiple fireplaces, although they frequently are characteristic of buildings in the Central Balkans and in Eastern Hungary. Together with the relatively small floor areas and the short average lifespan of houses of about 30 years, this could indicate that the founding of a family was usually accompanied by the construction of a new house.

From the 39 houses which were documented in Okolište, 13 were par-tially or completely burnt while the remains of 26 buildings were not burnt. Burnt houses occur for the first time at the end of phase 2 and afterwards in different settlement phases. Their accumulation in the younger settlement layers is most likely due to the excavation strategy and cannot necessarily be interpreted in the sense of an actual cluster of fires in this period.

SET TLEMENT L AYOUT IN OKOLIŠTE

The building layout of the settlement of Okolište could be reconstructed inter alia in excavation area 3 (see p. 95 Fig. 32): Here, nine completely or partially uncovered houses were positioned in three parallel rows. Between the longitudinal sides of the gable-fronted houses, 1–1.5 m narrow lanes were situated that were probably not accessible due to the roof overhangs. Between the lines of houses, paths measuring 5–6 m in width were situ-ated, providing access to the houses.

At each house position, the remains of two or three houses were found in superposition. The associated houses were partly burnt and partly un-

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burnt. These different states of preservation are interpreted to be the result of a phased process of abandonment of the settlement area, which could have lasted for a period of about one house generation. This interpretation is also supported by similar results from excavations in other parts of the settlement (excavation area 4), where the density of buildings turned out to be significantly higher than was indicated by the image of the geomagnetic survey.

It can be shown in the different excavation areas that the basic settle-ment layout that is characterized by northeast-southwest aligned hous-es and northwest-southeast oriented lines of houses, was maintained throughout the whole duration of the settlement of Okolište. However, af-ter three house-generations at the latest, certain shifts in house placement occurred. During this process of repeated shifts of house positions and the rows of houses, the building density increased from initially about 16 % up to 55 % in settlement phase 6. The repeated renewals of buildings led to a gradual change in the orientation of houses by a total of 20 degrees, from northeast-southwest to north-northeast and south-southwest. However, the criteria for the alignment of the houses remain, for the present, unclear.

In the northeastern strand of the ditch system, a gate is visible in the image of the geomagnetic prospection. In front of this gate, a zone within the settlement is situated that displays only very few anomalies. This zone was considered as a possible “Main Street” that could have traversed the settlement in a northeast-southwest direction (see p. 44 Fig. 11). Indirectly, this assumption is confirmed by the results of excavations and additional drillings in excavation area 4. Here, remains of buildings could only be detected in the younger settlement phases.

In several excavation areas, it was possible to determine the average vol-ume of soil that accumulated in association with the construction and use of a house. Based on that data, the number of houses that were built during the occupation of the settlement mound Okolište, which has a total vol-ume between 110,000 m3 and 130,000 m3 (see p. 382 Table 146), can be ex-trapolated to a figure ranging between 5,000 and 6,000 buildings. Breaking down this number of houses according to the documented building layers and layer thicknesses, it is likely that 500–600 houses existed contempora-neously during the 1st and 2nd main phases. Similar results were obtained by extrapolation of the average houses sizes and building densities on the entire settlement area.

The number of houses, which was extrapolated from the excavated areas in Okolište, served as a base for estimations of population sizes and annual population growth rates in Neolithic settlements of Central Bosnia (see p. 445 Table 171). With an average number of five inhabitants per house in the case of Okolište, a population of 2,000–3,000 inhabitants can be reconstructed.

DITCH SYSTEM

Ditches in Okolište were characterized by repeated backfillings and renew-al. Different layers and varying find-densities show that backfilling gener-ally occurred in several stages. In the northern part of the settlement, a large number of human bones were deposited in one of the ditches during such a backfilling process (Müller-Scheessel u. a. 2007; 2009). In other cases, the ditches were repeatedly used for waste disposal.

The chronological discussion was concerned, among other things, with the question whether several parallel ditches in the same strand of the ditch system existed contemporaneously and in which rhythm the ditches were renewed. In the investigated areas, the outer ditches within a strand

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had in any case the deepest base. Nevertheless, the consideration of differ-ent arguments led to the hypothesis that multiple parallel ditches existed at the same time during the 1st main phase. Later, only one ditch existed in the 2nd main phase. In main phase 3, the ditch system was evidently dis-continued. According to this model, the ditches were renewed on average every 40 years.

TECHNOLOGIC AL AND ST YLISTIC POT TERY TR ANSFORMATIONS

During the 500 years of Neolithic settlement in Okolište, pottery underwent considerable technological and stylistic changes. As in the settlement of Obre Gornje Polje, the pottery of the earliest phase 1 of Okolište is still deter-mined by characteristics of late-Kakanj pottery. Particularly characteristic of this pottery type are very thin, linear red on gray-painted vessels, numerous plastic applications and rarely even barbotine on coarse ceramic wares.

In phases 2 and 3, the formation of technological and stylistic charac-teristics of Butmir-pottery is observed, as previously described by Benac (1973 b), Gimbutas (1974 b) and Sterud/Sterud (1974). Within about 100 years, tempering with broken limestone, dark (reduced) burnished and partly polished wares, new vessel forms, and decorations with incised and grooved bands and areas became increasingly dominant. It is important for the interpretation of these changes that the origin of the new elements can be located in different regions: the Eastern Adriatic area (e. g. lime-stone tempering), on the one hand, and the central Balkan area (e. g. dark-burnished wares), on the other hand. Overall, the course of acquisition and the spatial references suggest that the described transformation process is primarily based on an intensification of inter-regional communication, whereas mobility of larger population-groups is excluded as the cause for these modifications.

By means of two quotients, an attempt was undertaken to quantify the rate of stylistic changes of the pottery. Thereby, the period between 5200–5000 BCE turned out to be a phase of accelerated stylistic change, whereas after 5000 BCE, the speed of stylistic change clearly started to decline.

As additional parameters, for example, the frequency of ware groups (e. g. polished fine wares), the diversity of decorations and vessel shapes as well as the decoration-rates of the pottery, were investigated. The latter parameters can be interpreted under the assumed conditions of household production as indicators of social complexity. The underlying mechanism of this correlation seems to be the function of the vessels in feasting and catering rituals as well as competition between individual households.

While the diversity of the ceramic assemblages increased until phase 4 and then remained constant, the highest decoration rate was reached in phase 5. From phase 8, the decoration rate again declined. Thus, the high-est social complexity in Okolište is assumed for main phase 2 (phases 4–6). In particular, inventories of the phases 4–8 are characterized by high pro-portions of fine polished wares that can be particularly connected with consumption vessels (e. g. bowls).

Again, marked changes occurred in the final stages of Okolište (phases 8–9) in the form of a stronger stylistic “internationalization”, respectively a significant increase in inter-regional communication in the eastern Adria-tic area, on the one hand (Hvar-Lisičići), and the Central Balkans and the Eastern Carpathian Basin on the other hand (Vinča, Tisza). This change is associated with the emergence of new vessel shapes, a lower frequency of fine wares, generally a larger amount of ceramics, lower decoration rates, and with certain volatility in the execution of ornaments. The frequency of indicators of social complexity clearly decline in this phase.

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FUNC TION OF POT TERY

On the basis of strong correlations of certain stylistic features (morphol-ogy, decorations), on the one hand, and technolo gical characteristics, on the other hand, clear categories can be distinguished for the pottery of Okolište that can at least partially be interpreted in terms of functional dif-ferences. For example, the majority of pots made from coarse wares show secondary discolorations which probably originated when they were used during thermal processes. In contrast, the use of most bowls and footed bowls during thermal processes can be excluded due to their reduced firing atmosphere and accurate surface polishing. For these vessels, their use as consumption vessels is likely.

For a small sample of vessels, it was possible to determine their volumes. Generally, the vessels from Okolište are too small to come into question as containers for long-term storage purposes. Based on rim diameters, the capacities of the small sample could be applied to larger samples of ves-sels. It turned out that during the occupation of Okolište likely no striking changes of the capacity of storage vessels occurred as found elsewhere.

On the basis of technological and stylistic characteristics, it has been attempted to quantify the amounts of vessels belonging to the different vessel categories. Although the results are widely uncertain, it becomes clear that vessels for serving and consumption represent three-quarters of the pottery assemblages. In contrast, vessels for long-term storage and food preparation are relatively rare.

In order to identify activity areas, the spatial distribution of different vessel categories was mapped for the houses’ areas. The observed distri-bution patterns seem, in many cases, to be due to taphonomic processes. However, distribution patterns could be identified in some cases, which probably reflect functional differences. Foremost, the almost exclusive oc-currence of so-called canopic jars within the houses is to be mentioned.

Since situations were very rare in which primary or de-facto-waste could be identified with certainty, the attempt to reconstruct the composition of house inventories in the stage of their use was unsuccessful. Therefore for the moment, the attempt failed to extrapolate the annual production volume of pottery in Okolište, which would have provided essential know-ledge about the conditions of production.

REGIONAL CHRONOLOGY – DEVELOPMENT OF SET TLEMENT PAT TERNS

In the chapter on Siedlungsgeschichte (settlement development, see pp. 409 ff.), an attempt is undertaken to link the local development of Okolište with the regional settlement history in the period between approximately 5800 and 4300 BCE. In the case of four settlements that are situated in the immediate catchment area of the Visoko Basin (Kundruci, Zagrebnice, Donje Moštre, Butmir), self-performed typo-chronological research as well as radiometric data allow their synchronization with the sequence of Okolište. In addition, data that concerns the size of the settlements, the thicknesses of anthropogenic deposits and structures that are visible in im-ages of geomagnetic surveys was available about four further settlements in the regions of Kakanj and Visoko. The latter data was obtained during a survey in the spring of the year 2008 (Hofmann/Müller-Scheessel 2013 c). In order to also include regions into this study, which are situated outside the Visoko Basin, an attempt was undertaken to harmonize the lo-cal sequence of Okolište with periodizations of earlier researchers.

For the latter purpose, it was particularly important to synchronize the sequence of Okolište with those from the sites of Obre Raskršće and Obre

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Gornje Polje, which represent the “backbone” of previous periodizations in Central Bosnia. According to Bayesian models of 14C-data from Obre Gornje Polje, the occupation of this settlement began around 5000 BCE, thus between 150 and 200 years after the beginning of settlement in Okolište. Since the formative layers of both sites are marked by late-Kakanj pottery and similar technological and stylistic changes occurred at both sites shortly after the beginning of the occupations, this asynchronicity seems implausible from a typo-chronological point of view. Therefore, it was preliminary assumed that the data for the beginning of the occupation at Obre Gornje Polje does not represent the entire sequence of this site.

As a result of different analytical steps, a periodization is proposed which is fundamentally based on that of Benac (1973 a; 1973 b; 1979), but also including a late period which was first introduced by Marijanović (1989) and Perić (1995) (see p. 430 Tab. 169). The later period that dates in absolute-chronological terms after 4500 BCE is already attributed to the early Eneolithic. In the proposed periodization it was attempted, in partic-ular, to take into account dramatic changes in the settlement development.

According to current knowledge, the area around Kakanj and likely also the valley of the Bosna River north of it represent the core area of Neolithic settlement in Central Bosnia between about 5800–5500 BCE. The Visoko Basin was probably first occupied somewhat later where the large settlement of Okolište was founded around 5200 BCE. It seems important to realize that the settlement can hardly be regarded as the center of a fully developed settlement system with additional satellite settlements during the time of its foundation. Rather, Okolište apparently represents almost the only settle-ment of this area with the exceptions of Arnautovići and maybe Zagrebnice.

Around 5000 BCE with the beginning of the Butmir 2 period, a sub-stantial expansion of the Neolithic settlement area of Central Bosnia is visible with the foundation of the settlements Butmir near Sarajevo and Nebo near Travnik. At about the same time or slightly earlier, the settle-ment of Arnautovići was finally abandoned. At this time, the first reduc-tion of the settlement size of Okolište took place. Since this reduction was likely accompanied by a substantial increase of the building density, it was, however, not accompanied by a decline in population.

Clearly more dramatic for Okolište was the reduction in settlement size to only 1.2 hectares at approximately 4850 BCE, which was accompanied by a decline in the number of houses to about 100. Since that time at the latest, numerous mostly very small settlements were founded at higher el-evated areas to the west and southwest of the Visoko Basin (e. g. Kundruci). These settlements were often situated on the top of sheltered spurs. Over-all, a significant leveling of the temporarily distinctive differences in settle-ment sizes took place. Nevertheless, differences between the sites in terms of population still existed, which certainly were associated with differences in their importance or centrality. This becomes especially clear in the case of the 3.5 hectares large settlement of Donje Moštre that replaced the vil-lage of Okolište in the northern part of the Visoko Basin at about 4650 BCE and existed until about 4300 BCE.

Starting at about 4500 BCE, a decline in population density is indicated that could at least be partly due to the still insufficient research on this period in Central Bosnia. Since nearly no sites are presently known for the period after 4300 BCE, this decline might, however, partly reflect reality.

CONCLUSION

With the results of extensive research at the Late Neolithic settlement of Okolište as a starting point, the present study attempted to reconstruct the

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process of colonization of the low mountain range in Central Bosnia by societies with a farming economy in the period between 5800–4300 BCE. In accordance with earlier research, it becomes clear that the cultural de-velopment of these societies was strongly determined by the cultural geo-graphy of the study area between the eastern Adriatic territory and the Central Balkans. Throughout the entire Neolithic period, communication took place in both directions with varying intensities.

An important conclusion of the study maintains that architecture (e. g. floor space), settlement layout, and the development of settlement patterns on the regional level of Central Bosnia, on the one hand, and the stylistic and technological development of pottery, on the other hand, are clear-ly correlated with each other: The formation of “Butmir-pottery” in the understanding of A. Benac is due to a temporarily increased intensity of supra-regional contacts and increased innovativeness. This seems to have been triggered by rapid population growth whose climax was reached in the Kakanj-period between 5500–5200 BCE. This demographic growth led to the establishment of the large settlement of Okolište around 5200 BCE and later to the further gradual colonization of Central Bosnia.

We assume that the concentration of up to several thousands of people in the village of Okolište raised entirely new social problems and led to the emergence of new political institutions, which acted as additional mecha-nisms to deal with increased social complexity. At Okolište, a potential ideal of the reciprocity of economic relations between individual house-holds was faced with a reality in which single individuals or households obtained political and ritual power by the overproduction of subsistence goods (Müller u. a. 2011). This could have constituted the basis for the emergence of social inequality that, in turn, could have perhaps contrib-uted to the decision to give up the village.

In the archaeological record, the mentioned relationships between households are indicated by inventory differences (Müller u. a. 2011), on the one hand, and a certain variability with regard to diversity and de-coration rates of pottery, on the other hand. Overall, the above mentioned conclusions imply that the reconstructed settlement dynamics and the ob-served variability of the material culture (pottery) are largely due to inter-nal social and socio-economic processes. In contrast, the importance of supra-regional factors is currently hardly to predict.

The aforementioned interpretation gains additional plausibility from developments in the period since about 4850 BCE: In conjunction with the gradual transformation of the regional settlement system, which is now marked to a lesser extent by large population concentrations, the complex-ity markers of ceramics also decline. Conversely, a more supra-regional orientation of pottery styles is visible, again suggesting strengthened com-munication with different neighbouring regions. In light of the develop-ment towards significantly smaller settlements, the need for exogamous marriages could be a possible factor associated with this development.

In the final stage of the Late Neolithic and in the Early Eneolithic, re-lationships with the central Balkan region became dominant in Central Bosnia. In addition to certain pottery styles (e. g. fluting), this is expressed, among other things, by significantly larger domestic structures (Donje Moštre) which were, similar to houses in the Danube region and in Eastern Hungary, probably characterised by several compartments, each inhabited by nuclear families. According to current knowledge, at least the way of life that led to the accumulation of settlement mounds ended in Central Bosnia around 4300 BCE.

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Hinweis zu den Datentabellen

ANHÄNGE 1–79, DATEINAMEN

Die Anhänge mit den Datentabellen sind auf der Datenplattform der Gra-duiertenschule „Human Development in Landscapes“ der Christian-Al-brechts-Universität zu Kiel hinterlegt: http://www.johanna-mestorf-acade-my.uni-kiel.de.

Methoden und KonzepteAnhang_1_Syntax_Befundgruppierungen_Schichtenformationen.docAnhang_2_Syntax_Befundgruppierungen_Schichtenverbaende.docAnhang_3_Syntax_Befundgruppierungen_Schichtengruppen.docAnhang_4_Befundgruppierungen_Interpretationen.docAnhang_5_Aufnahmesystem_Grobaufnahme.doc

Befundgruppierung und BefundinterpretationAnhang_6_Flaeche1_Abtrags_Planaschema.docAnhang_7_Flaeche3_Grabungsverlauf.docAnhang_8_Okoliste_Befundkatalog.xls

Beschreibung des KeramikmaterialsAnhang_9a_Korresspondenzanalyse_technologischer_Merkmale_2006_Einzelmerkmale.docAnhang_9b_Korrespondenzanalse_technologischer_Merkmale_2006_Daten.xlsAnhang_10a_Korrespondenzanalyse_technologischer_Merkmale_Kodierung.docAnhang_10b_Korrespondenzanalyse_Technologischer_Merkmale_Daten.xlsAnhang_11_Fussmerkmale_Datentabelle.xlsAnhang_12a_Korrespondenzanalyse_Fussmerkmale_Kodierung.docAnhang_12b_Korrespondenzanalyse_Fussmerkmale_Daten.xlsAnhang_13_Konkordanz_Gefaesstypeneinteilungen.docAnhang_14_Konkordanz_Motive_Motivgruppen.docAnhang_15_Konkordanz_Muster_Mustergruppen.docAnhang_16_Daten_zu_Tabelle_65.docAnhang_17_Daten_zu_Tabelle_66.docAnhang_18_Daten_zu_Tabelle_67.docAnhang_19_Daten_zu_Tabelle_68.xlsAnhang_20_Daten_zu_Tabelle_82.doc Anhang_21_Daten_zu_Tabelle_84.docAnhang_22_Daten_zu_Tabelle_88.doc

TaphonomieAnhang_23_Volumina_Keramikmenge_Schichtenverbände.xlsAnhang_24_Bewertung_Schichtenverbaende.doc Anhang_25_Zusammenpassungen_Flaeche3.xlsAnhang_26_Zusammenpassungen_Flaeche4.xlsAnhang_27_Zusammenpassungen_Flaeche5.xlsAnhang_28_Zusammenpassungen_Flaeche6.xlsAnhang_29_Zusammenpassungen_Flaeche9.xls

ChronologieAnhang_30_14C-Modell_1_Code.txtAnhang_31_14C-Modell_1_Datentabelle.docAnhang_32_14C-Modell_2a_Flaeche_1_Code_.txtAnhang_33_14C-Modell_2a_Flaeche_1_Datentabelle.docAnhang_34_14C-Modell_2a_Flaeche_1_vereinfacht_Code.txtAnhang_35_14C-Modell_2a_Flaeche_1_vereinfacht_Datentabelle.docAnhang_36_14C-Modell_2b_Flaeche_2_Code.txtAnhang_37_14C-Modell_2b_Flaeche_2_Datentabelle.docAnhang_38_14C-Modell_2c_Flaeche_3_Code.txt

488

Anhang_39_14C-Modell_2c_Flaeche_3_Datentabelle.docAnhang_40_14C-Modell_2d_Flaeche_4_Code.txtAnhang_41_14C-Modell_2d_Flaeche_4_Datentabelle.docAnhang_42_Modell_2e_Flaeche_6_Code.txtAnhang_43_Modell_2e_Flaeche_6_Datentabelle.docAnhang_44_Modell_2e_Flaeche_6_alternativ_Code.txtAnhang_45_Modell_2e_Flaeche_6_alternativ_Datentabelle.docAnhang_46_Modell_3_Code.txtAnhang_47_Modell_3_Datentabelle.docAnhang_48_Daten_zu_Korr_Flaeche_3.xlsAnhang_49_Daten_zu_Korr_Hausstelle_3A.xlsAnhang_50_Daten_zu_Korr_Flaeche_4.xlsAnhang_51_Daten_zu_Korr_Flaeche_6.xlsAnhang_52_Daten_zu_Korr_Flaechen_1_3_4.xlsAnhang_53_Daten_zu_Korr_Flaechen_1-9.xlsAnhang_54_Daten_zu_Korr_Flaechen_1-9_Schichtenverbaende.xls

Technologischer und stilistischer Wandel des KeramikmaterialsAnhang_55_Keramikgewicht_Aushubvolumen_Phasen.docAnhang_56_Keramikgewicht_Waren_Aushubvolumen_Phasen.docAnhang_57_Oberflaechenbehandlung_Phasen.docAnhang_58_Brennnatmosphaere_Phasen.docAnhang_59_Farbe_Phasen.docAnhang_60_Gefaessklassen_Phasen.docAnhang_61_Verzierungsrate.docAnhang_62_Applikationen.docAnhang_63_Wandstaerkekategorien.docAnhang_64_Randlippentypen_Phasen.docAnhang_65_Bodentypen_Phasen.docAnhang_66_Verzierungsarten_Phasen.doc

Funktion der KeramikAnhang_67_Gefaessvolumina.docAnhang_68a_14C-Modell_Herpaly_Code_Variante1.txtAnhang_68b_14C-Modell_Herpaly_Code_Variante2.txtAnhang_69a_14C-Modell_Herpaly_Variante1_Datentabelle.docAnhang_69b_14C-Modell_Herpaly_Variante2_Datentabelle.docAnhang_70_14C-Modell_Obre_Code.txtAnhang_71_14C-Modell_Obre_Datentabelle.docAnhang_71_14C-Modell_Obre_Datentabelle.txtAnhang_73_14C-Modell_Butmir_Datentabelle.docAnhang_74_14C-Modell_Zagrebnice_Varinate1_Code.txtAnhang_75_14C-Modell_Zagrebnice_Variante1_Datentabelle.docAnhang_76_14C-Modell_Zagrebnice_Variante2_Code.txtAnhang_77_14C-Modell_Zagrebnice_Variante2_Datentabelle.docAnhang_78_14C_Modell_Donje_Mostre_Code.txtAnhang_79_14C-Modell_Donje_Mostre_Datentabelle.doc

489

Im folgenden Tafelteil sind Keramikeinheiten aus Okolište in Form von Zeichnungen und Fotos abgebildet. Diese stellen eine repräsentative Aus-wahl von in den unterschiedlichen Befundgruppierungen vorkommenden Gefäßformen und Verzierungen dar. Die Tafeln sind nach Schichtenfor-mationen – also der höchsten Gruppierungsebene der Befunde – geglie-dert. Der Leser kann sich die Inventarinhalte auf unterschiedliche Weise erschließen: So sind links neben jeder Tafel detaillierte Informationen zum Kontext der abgebildeten Funde zusammengestellt (Fundnummer, Befund, Zugehörigkeit zu Befundgruppierungen).

In Einzelfällen wurde das Material mehrerer Schichtenformationen zusammengefasst, wenn aus einer von zwei stratigraphisch aufeinander folgenden Schichtenformationen jeweils nur einzelne Zeichnungen oder Fotos vorlagen. Dies trifft insbesondere auf die Inhalte einiger Ackerhori-zonte zu. Innerhalb von sehr fundreichen Schichtenformationen folgen die Abbildungen der Gefäßklassen jeweils gemeinsam mit zugehörigen Verzie-rungen diesem Schema:1. Feinkeramik Schalen/Schüsseln (S) Gefäße mit einem Fuß (F) Körper-Fußgefäße (K-F)2. Mittelfeine Keramik Engmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung (E) Weitmundige geschlossene Gefäße ohne Halsbildung (W) Gefäße mit kurzem trichterförmig ausgestelltem Rand (Tr) Gefäße mit eingezogenem Oberteil und steiler Schulter (Ku) Gefäße mit kurzem steilem Hals (KH) Gefäße mit hohem engem Hals (HH) Kanopen (K) Körperformen (Kö)3. Grobkeramische Gefäße Töpfe (T) Näpfe (N)4. Sonderformen bzw. sonstige Gegenstände aus Keramik Siebgefäße (Si) Figurinen Löffel (L)

Die Auswahl der gezeichneten Funde erfolgte in den verschiedenen Grabungsjahren nach unterschiedlichen Kriterien. In den Kampagnen 2002 und 2004 war es aufgrund der relativ kleinen Grabungsflächen mög-lich, Einzelfunde weitgehend vollständig zu zeichnen. Dagegen erforderte die größere Materialmenge der folgenden Jahre eine weitaus stärkere Aus-wahl. Da zur Klassifizierung und Dokumentation von Verzierungen nach Ansicht des Verfassers die Verschlüsselung und Merkmalsaufnahme ent-sprechend der Systematik der Feinaufnahme (teilweise ergänzt durch eine photographische Dokumentation) ausreichend ist, wurde sich beim Zeich-nen des Materials vor allem auf Stücke fokussiert, die sich exakt ausrichten ließen und damit genaue Informationen zur Gefäßform liefern.

Erläuterungen zum Tafelteil

490

Die Bleistiftvorlagen für die abgebildeten Stücke gehen auf die Arbeit zahlreicher Personen zurück. Abgesehen vom Autor dieser Arbeit wurden besonders viele Stücke von Melisa Forić (Sarajewo), Antonia Hofmann (Berlin), Wiebke Kreibig (Berlin), Johannes Müller (Kiel), Thomas Söhn (Bamberg), Constanze Rassmann (Aarhus) und Tatjana Mijatović (Sara-jewo) gezeichnet. Die Umzeichnungen der Keramikfunde für Fläche 1 erfolgten durch Thomas Söhn im Rahmen seiner Magisterarbeit (Söhn 2005). Dieses Material wird hier – unabhängig davon, ob es im konkreten Einzelfall als Keramikeinheit in die Analysen eingeflossen ist – vollständig abgebildet und damit als ergänzende Ressource zur Verfügung gestellt. Die übrigen Stücke wurden vom Autor dieser Arbeit umgezeichnet. Die in die Tafeln integrierten Fotos stammen mehrheitlich von Antonia Hofmann (Berlin) und Sara Jagiolla (Kiel).

Größere, als sehr repräsentativ anzusehende Stichproben stammen ab-gesehen von Fläche 1 außerdem aus den Flächen 3, 4, 6 und 9. Dagegen ist die Zahl gezeichneter Stücke aus den Flächen 2, 5 und 7 relativ gering. Für die Flächen 5 und 7 konnten die Fundabbildungen aber durch Photos maßgeblich ergänzt werden.

Mehrheitlich sind die Funde im Maßstab 1:3 abgebildet. Ausnahme von dieser Regel bilden sehr große Gefäße, die im Maßstab 1:4 wiedergegeben sind, sowie Figurinen und ähnliche herausragende Objekte, die im Maßstab 1:2 dargestellt werden. Bei der Umzeichnung der Stücke wurde sich um eine weitgehend einheitliche Darstellungsweise bemüht. Schattiert wur-den dabei in der Regel nur Elemente, bei denen dies für das Verständnis der Stücke unerlässlich war wie plastische Dekorationselemente und Henkel. Bei größeren Fragmenten, bei denen vor allem die Gefäßform wiederge-geben werden sollte, wurde vielfach auf die Darstellung von Bruchkanten verzichtet. Diese wurden dann nur gezeichnet, wenn dies für das Verständ-nis fragmentarisch erhaltener Verzierungen erforderlich erschien. Die in Abbildung 273 aufgeführten Linienarten und Symbole wurden regelmäßig bei den Umzeichnungen eingesetzt.

1

2

3

4

Abb. 273. In den Fundzeichnungen aus Okolište regelmäßig verwendete Linienarten und Symbole (Fläche 2–9). 1 Verdeckte Kan­te; 2 rekonstruierte Linie/Kante; 3 Bemalung (50 % grau); 4 Ausrichtung der Scherbe unsi­cher oder wahrscheinlich falsch.

Zu Taf. 1.

Nr. Fundnummer Keramik einheit Befund Schichten formation Schichten verband Schichtengruppe

1 20024139 1039 4016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a2 20023127 -1832939982 3006 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/J-K n/a3 20023155 1005 3024 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm

4 20022171 -916122295 2037 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a

5 20021085 405113266 1005 Oko 1/2 Haus Oko 16 Schichtpaket6 20026227 1563 6024 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm7 20024107 1032 4016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a8 20026178 1539 6018 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a9 20026199 1552 6018 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a

10 20026248 1574 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm11 20024140 1040 4016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a12 20026121 1537 6006 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a13 20026329 . 6045 Oko 1/2 Haus Oko 23 unverbrannter Lehm

491

12

11 13

1

3

8

9

2

4

5

6

7

10

Taf. 1. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/2. M. 1:3.

492

Zu Taf. 2.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20022217 1226928283 2028 Oko 1/2 Haus Oko 16 Schichtpaket2 20026226 1562 6024 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm3 20026233 1568 6023 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm4 20022191 -2023078391 2035 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a5 20026259 1580 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm6 20026200 1553 6033 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a7 20024108 1519 4016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a8 20026181 1542 6018 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a9 20022161 -1748789929 2035 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a

10 20026251 1575 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm11 20022215 1484725570 2020 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a12 20026187 1545 6033 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a

493

10

11

12

2

7

8

1

34

56

9

Taf. 2. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/2. M. 1:3.

494

Zu Taf. 3.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20022190 2043822381 2011 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a2 20026328 1589 6048 Oko 1/2 Haus Oko 23 unverbrannter Lehm3 20026234 1569 6023 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm4 20024127 1038 4016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a5 20022184 -282324565 2055 Oko 1/2 Haus Oko 18 Schichtpaket6 20024142 1041 4016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a7 20026327 1588 6045 Oko 1/2 Haus Oko 23 unverbrannter Lehm8 20022093 949854499 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a9 20025150 1060 5019 Oko 1/2 Haus Oko 20 unverbrannter Lehm

10 20026236 1570 6021 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm11 20021097 -1200090932 1026 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm12 20023157 1006 3024 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm13 20022183 -221890379 2035 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a14 20026128 . 6030 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm15 20023163 1009 3024 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm16 20025144 1056 5019 Oko 1/2 Haus Oko 20 unverbrannter Lehm17 20023183 1015 3029 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm18 20022214 . 2026 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a19 20026207 1556 6014 Oko 1/2 Haus Oko 20 unverbrannter Lehm20 20026263 1581 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm

495

11 12 13

16

19

18

171514

20

1

3

8 9

2

4

56

7

10

Taf. 3. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik und sonstige Keramik der Schichtenformation Oko 1/2. M. 1:3.

496

Zu Taf. 4.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20026062 -775271728 6008 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a2 20024069 . 4005 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a3 20026082 -952475286 6008 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a4 20023060 1257788767 3004 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a5 20025086 1052 5005 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a6 20026100 1536 6008 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a7 20022015 . 2001 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a8 20026099 456214576 6008 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a9 20026052 1801347123 6008 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a

10 20025087 . 5005 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a11 20025084 1051 5005 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a12 20026098 -599958663 6008 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a13 20026097 1142584750 6008 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a14 20026094 1228613684 6008 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a15 20026053 . 6008 Oko 1/1 Ackerhorizont Oko 1 n/a

497

1112

1314

15

1

3

8

9

2

4

5

6

7

10

Taf. 4. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/1. M. 1:3.

498

Zu Taf. 5.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20024129 1520 4016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a2 20026325 . 6055 Oko 1/2 Haus Oko 23 unverbrannter Lehm3 20026132 1538 6016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a4 20026231 1566 6037 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm5 20022121 1652990276 2009 Oko 1/2 Haus Oko 18 verbrannter Wandversturz6 20026208 1557 6035 Oko 1/2 Haus Oko 22 Schichtpaket7 20022106 925479627 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a8 20026194 1549 6032 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a9 20026198 1551 6033 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a

10 20026197 1551 6033 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a11 20024122 1037 4016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a12 20023098 -1056815674 3013 Oko 1/2 Haus Oko 16 Schichtpaket13 20023165 1011 3032 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm14 20022083 194682145 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a15 20021096 1956254268 1008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/sw J n/a16 20022083 194682145 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a17 20022083 194682145 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a18 20022130 -1934603261 2055 Oko 1/2 Haus Oko 18 Schichtpaket19 20021095 1956254268 1008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/sw J n/a

499

11 12 13

16 191817

1514

1

3

8

9

2

4

56

710

Taf. 5. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/2. M. 1:3.

500

Zu Taf. 6.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20021122 -1505616369 1008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/sw J n/a2 20022105 83739608 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a3 20021149 . 1008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/sw J n/a4 20022092 1897955582 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a5 20024145 1042 4045 Oko 1/2 Haus Oko 18 verbrannter Wandversturz6 20022211 -902496097 2012 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a7 20026196 1550 6033 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a8 20023166 1012 3032 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm9 20026180 1541 6018 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a

10 20023102 -1482515160 3014 Oko 1/2 Haus Oko 16 Schichtpaket11 20026240 1571 6028 Oko 1/2 Haus Oko 23 unverbrannter Lehm12 20021105 1901824066 1008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/sw J n/a13 20022104 -1892980434 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a14 20022095 1276461407 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a15 20023182 . 3029 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm16 20026179 1540 6018 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a17 20023185 1016 3032 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm18 20021141 -185113604 1008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/sw J n/a19 20023124 . 3006 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/J-K n/a20 20026204 1555 6021 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm21 20024111 1033 4016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a22 20021104 . 1026 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm23 20022083 194682145 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a24 20021149 . 1008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/sw J n/a25 20022116 1667 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a

501

11 12

13

16 1817

1514

1 3

8

9

2 4

5 6 7

10

212019

2423

22

25

Taf. 6. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/2. 1–24 M. 1:3; 25 M. 1:2.

502

Zu Taf. 7.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20022089 110308021 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a2 20026182 1543 6034 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a3 20022089 110308021 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a4 20023140 1001 3024 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm5 20023237 1023 3030 Oko 1/2 Haus Oko 20 unverbrannter Lehm6 20022070 190332073 2004 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a7 20025104 1055 5025 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a8 20021084 1207665999 1005 Oko 1/2 Haus Oko 16 Schichtpaket9 20023158 1007 3024 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm

10 20025104 1055 5025 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a11 20024118 1034 4018 Oko 1/2 Haus Oko 18 Pfosten 112 20026230 1564 . . . .13 20025224 1063 5032 Oko 1/2 Haus Oko 20 unverbrannter Lehm

503

11 12

13

3

8 9

2

4

5 6

7

10

1

Taf. 7. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/2. M. 1:3.

504

Zu Taf. 8.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20026256 1579 6024 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm2 20026144 . 6016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a3 20026260 . 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm4 20026277 1585 6065 Oko 1/2 Haus Oko 23 unverbrannter Lehm5 20024119 1035 4018 Oko 1/2 Haus Oko 18 Pfosten 16 20025208 1062 5025 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a7 20026183 1544 6034 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a8 20023116 -131989202 3014 Oko 1/2 Haus Oko 16 Schichtpaket9 20026191 1547 6033 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a

10 20021121 -1878028008 1008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/sw J n/a11 20026245 . 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm12 20022071 -1141086124 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a13 20022135 . 2055 Oko 1/2 Haus Oko 18 Schichtpaket14 20022096 . 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a15 20022168 . 2038 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a16 20025217 1521 5019 Oko 1/2 Haus Oko 20 unverbrannter Lehm

505

11

1213

1

3

8 9

2 4

5 6

7

10

161514

Taf. 8. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/2. M. 1:3.

506

Zu Taf. 9.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20023115 . 3006 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/J-K n/a2 20021110 -788760745 1008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/sw J n/a3 20022144 -1854456417 2034 Oko 1/2 Haus Oko 16 Schichtpaket4 20026194 1548 6032 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a5 20025358 1535 5041 Oko 1/2 Haus Oko 20 Pfosten 16 20022083 1518 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a7 20026190 . 6033 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a8 20026252 1576 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm9 20026244 1573 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm

10 20026224 1561 6023 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm11 20026271 1584 6036 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm12 20023162 1008 3024 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm13 20025170 1061 5008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a14 20026253 1577 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm15 20026272 1583 6036 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm16 20022164 419081514 2057 Oko 1/2 Haus Oko 18 Schichtpaket

507

11

12

13

1

3

8

9

2

4

5

6 7

10

16

15

14

Taf. 9. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/2. M. 1:3.

508

Zu Taf. 10.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20026203 1554 6020 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm2 20022166 -1261350138 2037 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a3 20023084 -1591350664 3014 Oko 1/2 Haus Oko 16 Schichtpaket4 20024159 1048 4099 Oko 1/2 Haus Oko 22 Schichtpaket5 20024121 1036 4018 Oko 1/2 Haus Oko 18 Pfosten 16 20026188 1546 6033 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a7 20026243 1572 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm8 20025094 1054 5008 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/E-L n/a9 20022131 1592189024 2055 Oko 1/2 Haus Oko 18 Schichtpaket

10 20025099 . 5012 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/J-K n/a11 20026209 1558 6035 Oko 1/2 Haus Oko 22 Schichtpaket12 20026211 1559 6037 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm

509

11

12

1

3

89

2

4

5

6 7

10

Taf. 10. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/2. 1–11 M. 1:3; 12 M. 1:4.

510

Zu Taf. 11.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20026223 1560 6035 Oko 1/2 Haus Oko 22 Schichtpaket2 20026279 . 6065 Oko 1/2 Haus Oko 23 unverbrannter Lehm3 20026230 1565 . . .4 20023109 866982565 3014 Oko 1/2 Haus Oko 16 Schichtpaket5 20022169 -717388870 2037 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a6 20022184 -1621437830 2055 Oko 1/2 Haus Oko 18 Schichtpaket7 20023164 1010 3024 Oko 1/2 Haus Oko 16 unverbrannter Lehm8 20022120 -1853341958 2009 Oko 1/2 Haus Oko 18 verbrannter Wandversturz9 20026232 1567 6023 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm

10 20022140 -512563096 2054 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a11 20022086 1268598195 2005 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/nw A, J n/a12 20022170 . 2058 Oko 1/2 Haus Oko 18 Pfosten 313 20022229 -790245864 2003 Oko 1/2 Haus Oko 16 Feuerungsanlage Oko 1/114 20023099 1000 3006 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/J-K n/a15 20026323 1587 6050 Oko 1/2 Haus Oko 23 unverbrannter Lehm16 20025093 1053 5002 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a17 20024165 1049 4016 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/A-J n/a

511

10

11

1

3

78

2

4 5

6

9

1716

1514

1312

Taf. 11. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/2. M. 1:3.

512

Zu Taf. 12.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20025289 1525 5048 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a2 20023265 1027 3042 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a3 20023212 175064230 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a4 20024148 1043 4069 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/1 n/a5 20023224 361735756 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a6 20022234 1281064719 2090 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/1 n/a7 20023267 1029 3058 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/4 n/a8 20023203 -302170347 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a9 20023229 990275230 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a

10 20023167 1013 3038 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/4 n/a11 20025288 1524 5048 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a12 20023204 -971604534 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a13 20025367 2122378145 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a14 20025361 -1683671549 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a15 20025356 -1529495146 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a16 20023169 . 3038 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/4 n/a17 20023270 1030 3046 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a18 20023153 1004 3025 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a19 20025146 1058 5007 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a

513

11 12 13

1

3

8

9

2

4

5

6

7

10

161514

1918

17

Taf. 12. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/3. M. 1:3

514

Zu Taf. 13.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20025300 1528 5048 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a2 20025145 1057 5007 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a3 20025340 . 5034 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a4 20023213 1021 3026 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a5 20025357 2015489280 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a6 20025362 -554770958 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a7 20025364 -178482739 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a8 20025359 809853587 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a9 20025355 . 5038 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a

10 20025327 1532 5055 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a11 20025366 1924289462 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a12 20025360 941426738 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a13 20023145 . 3035 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/4 n/a14 20023252 . 3046 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a15 20025241 1066 5034 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a16 20023196 1018 3031 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/1 n/a17 20024152 1045 4064 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/1 n/a18 20025148 1059 5006 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a19 20025262 30003267 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a20 20024152 1045 4064 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/1 n/a21 20025307 1529 5033 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a22 20022226 -222775954 2095 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/3 n/a23 20021142 . 1067 Oko 1/3 Haus Oko 28 zwischen Brandlehm24 20025354 1534 5038 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a25 20025312 1530 5048 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a26 20021142 . 1067 Oko 1/3 Haus Oko 28 zwischen Brandlehm

515

11 1213

1 3

8

9

2

5 67

10

161514

18

20

17

4

2625242322

2119

Taf. 13. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/3. M. 1:3.

516

Zu Taf. 14.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20025328 . 5055 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a2 20025363 . 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a3 20025292 . 5048 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a4 20025338 1533 5034 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a5 20023171 1014 3038 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/4 n/a6 20021129 1215842672 1007 Oko 1/3 Haus Oko 28 verbrannter Wandversturz7 20025341 . 5038 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a8 20025329 545839343 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a9 20023209 -1040545161 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a

10 20023205 273355156 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a11 20025290 1526 5048 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a12 20023186 . 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a13 20023216 1090677151 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a14 20023184 2096649161 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a15 20025277 1523 5033 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a16 20025267 . 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a17 20025232 1064 5034 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a18 20025299 1527 5048 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a19 20025294 196277815 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a20 20023193 1017 3028 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/1 n/a21 20023211 1020 3008 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/3 n/a22 20023228 992980742 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a

517

11 12 13

1 3

8

9

2

5 6 7

10

16

1514

18

20

17

4

2221

19

Taf. 14. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/3. M. 1:3.

518

Zu Taf. 15.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 20025158 1046 5007 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/2 n/a2 20023264 1026 3047 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M Steinansammlung3 20023181 803364380 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a4 20023201 1019 3018 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a5 20025294 -1985320763 5047 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a6 20023239 1024 3042 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a7 20024149 1044 4069 Oko 1/3 Brandlehm Oko 1/1 n/a8 20023215 . 3026 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a9 20023141 1002 3034 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a

10 20021089 -27014287 1007 Oko 1/3 Haus Oko 28 verbrannter Wandversturz11 20023214 1022 3026 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a12 20025237 1065 5043 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/5 n/a13 20023266 1028 3058 Oko 1/3 Schichtpaket Oko 1/4 n/a14 20023240 1025 3042 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a15 20023142 1003 3025 Oko 1/3 Gasse Oko 1/D-M n/a

519

11

12

1

10

4

5

7

9

2

3

6

151413

8

Taf. 15. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 1/3. M. 1:3.

520

Zu Taf. 16.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 keine Fundnummer . . . . .2 20022247 . . . . .3 20025079 1050 . . . .4 20025369 . . . . .5 keine Fundnummer . . . . .

521

1

3

2

5

4

Taf. 16. Okolište. Fläche 1, Gefäßkeramik ohne Zuordnung zu einer Befundgruppierung. M. 1:3.

522

Zu Taf. 17.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 82060 1630 82005 Oko 2/1 nicht anwendbar keine Untergliederung möglich2 82086 1509 82003 Oko 2/1 nicht anwendbar keine Untergliederung möglich3 81153 1411 81008 Oko 2/1 nicht anwendbar keine Untergliederung möglich4 81153 . 81009 Oko 2/2 nicht anwendbar keine Untergliederung möglich5 82088 . 82005 Oko 2/1 nicht anwendbar keine Untergliederung möglich6 82169 1488 82014 Oko 2/3 Erneuerung Wall orange n/a7 82228 1464 82012 Oko 2/3 Erneuerung Wall orange n/a8 82182 1483 82012 Oko 2/3 Erneuerung Wall orange n/a9 82174 1487 82014 Oko 2/3 Erneuerung Wall orange n/a

10 82222 . 82017 Oko 2/3 Erneuerung Wall orange n/a11 82176 1486 82012 Oko 2/3 Erneuerung Wall orange n/a12 82184 1481 82012 Oko 2/3 Erneuerung Wall orange n/a13 81055 1401 81006 Oko 2/3 Erneuerung Wall rot n/a14 82227 1465 82012 Oko 2/3 Erneuerung Wall orange n/a15 81157 . 81020 anstehender Boden nicht anwendbar n/a

523

6

11

15

21 3 4 5

7

8

9

10

12

13 14

Taf. 17. Okolište. Fläche 2, Gefäßkeramik. 1–3.5 Schichtenformation Oko 2/1; 4 Oko 2/2; 6–14 Oko 2/3; 15 anstehender Boden. M. 1:3.

524

Zu Taf. 18.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 82192 1475 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange2 82198 1473 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange3 82207 1471 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange4 82286 1446 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange5 82276 1452 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange6 82320 1438 82029 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange7 81209 1421 81024 Oko 2/2 3. Stadium Graben rot 3. Verfüllung Graben rot8 82157 1492 82008 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange9 81280 1435 81045 Oko 2/2 3. Stadium Graben rot 3. Verfüllung Graben rot

10 82137 1495 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange11 81265 1432 81040 Oko 2/2 3. Stadium Graben rot 3. Verfüllung Graben rot12 82149 1493 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange13 82240 1461 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange14 82242 1459 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange15 82132 1496 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange16 82279 1450 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange17 82125 1497 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange

525

1

3

2

4

56

7

8 9 10

11

12

13

14 15 16 17

Taf. 18. Okolište. Fläche 2, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 2/2. M. 1:3.

526

Zu Taf. 19.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 82191 1476 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange2 82203 1472 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange3 82158 1491 82008 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange4 82280 1448 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange5 82197 1474 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange6 81277 1434 81045 Oko 2/2 3. Stadium Graben rot 3. Verfüllung Graben rot7 82252 1457 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange8 82173 . 82008 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange9 82285 . 82009 Oko 2/2 3. Stadium Graben orange 3. Verfüllung Graben orange

527

1

8

2

3

4

5

6

97

Taf. 19. Okolište. Fläche 2, Gefäßkeramik aus Schichtenformation Oko 2/2. M. 1:3.

528

Zu Taf. 20.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 82306 1443 82018 Oko 2/4 1. Stadium Graben orange 1. Verfüllung Graben orange2 81154 1412 81023 Oko 2/4 1. Stadium Graben rot 1. Verfüllung Graben rot3 82305 1444 82018 Oko 2/4 1. Stadium Graben orange 1. Verfüllung Graben orange4 82307 1442 82018 Oko 2/4 1. Stadium Graben orange 1. Verfüllung Graben orange5 82299 . 82025 Oko 2/4 1. Stadium Graben orange 1. Verfüllung Graben orange6 82290 . 82025 Oko 2/4 1. Stadium Graben orange 1. Verfüllung Graben orange7 82311 1441 82025 Oko 2/4 1. Stadium Graben orange 1. Verfüllung Graben orange8 82284 1447 82020 Oko 2/4 Aufschüttung Wall orange n/a9 82232 1463 82020 Oko 2/4 Aufschüttung Wall orange n/a

10 82220 . 82016 Oko 2/4 1. Stadium Graben orange 1. Verfüllung Graben orange11 82241 1460 82020 Oko 2/4 Aufschüttung Wall orange n/a12 82266 1455 82018 Oko 2/4 1. Stadium Graben orange 1. Verfüllung Graben orange

529

1

2

8

9

3

4

5

6

7

10

11

12

Taf. 20. Okolište. Fläche 2, Gefäßkeramik aus Schichtenformation Oko 2/4. M. 1:3.

530

Zu Taf. 21.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 16020 -694458033 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a2 16028 -1989322415 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a3 16031 -1484439223 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a4 16064 -610154971 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a5 16038 -1794303100 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a6 15021 310731670 15001 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a7 16009 89 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a8 16041 -1178318739 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a9 16035 -94340104 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a

10 21054 . 21002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a11 21040 . 21002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a

531

11

1

3

2

4

56

7

8

9

10

Taf. 21. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/1. M. 1:3.

532

Zu Taf. 22.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 16047, 16072, 16079, 16080, 16082, 16084, 16085, 16088, 16090, 16091, 16104, 16234, 16261

135 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a

2 14016 -1419297541 14002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a3 14016 -355911902 14002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a4 16014 -1372211338 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a5 13006 321508366 13001 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a6 14021 178187858 14002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a7 16366 1099687422 16044 Oko 3/2 Grube Oko 3/9 n/a8 16040 382480525 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a9 16022 -2035484337 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a

10 16007 457940890 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a11 16131 1182847466 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a12 17020 1867576439 17001 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a13 16005 942495928 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a14 17013 -470267643 17001 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a15 13008 -554407079 13001 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a16 16019 -434709793 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a17 14015 1135825132 14002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a18 19006 -385170282 19001 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a19 12001 1214640149 12001 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a

533

1

3

2

4

17

5 6 7 8

9 10 11 12

13 14 15 16

1918

Taf. 22. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/1. M. 1:3.

534

Zu Taf. 23.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 16086 986112949 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a2 16122 -1456384372 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a3 16025 1327241205 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a4 16033 -537763867 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a8 16039 -800540054 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a5 16078 . 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a6 16117 -785565535 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a7 16016 -268590112 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a9 16007 130 16002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a

10 20004 . 20001 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a11 21053 1999143264 21002 Oko 3/1 Ackerhorizont Oko 3 n/a

535

2

8 9

4

5

6

7

10

11

3

1

Taf. 23. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/1. M. 1:3.

536

Zu Taf. 24.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 12121 2125326321 12068 Oko 3/2 Schichtpaket Oko 3/6 n/a2 17206 325269696 17065 Oko 3/2 Gasse Oko 3/B-C n/a3 13220 112 13100 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert4 13199 -344235587 13060 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a5 14093 289 14034 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz6 21171 -455987199 21053 Oko 3/2 Haus Oko 08-09 unverbrannter Lehm7 11026 -903581541 11028 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a8 14033 -831890837 14004 Oko 3/2 Haus Oko 01 Schichtpaket9 12030 -1410827403 12003 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket

537

7

1

2

3

6

8

5

9

4

Taf. 24. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

538

Zu Taf. 25.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 13085 3 13022 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz2 21260 2449374 21020 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a3 16314 343230699 12002 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket4 16311 1829733359 16028 Oko 3/2 Haus Oko 06 Schichtpaket 25 18238 1649557958 18093 Oko 3/2 Weg Oko 3/NO n/a6 12053 1617528903 12002 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket7 14095 753355314 11010 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz8 16223 -1397951998 12002 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket9 11044 2128820431 11010 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz

10 14095 753355314 11010 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz11 12033 -465298928 12002 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket12 18144 1338697708 12002 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket13 12034 69786883 12002 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket

539

9

10

13

12

2

11

3

7

5

4

6

8

1

Taf. 25. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

540

Zu Taf. 26.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 13046 1526002216 13005 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a2 11064 -1561119221 11044 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW verlagerter Brandlehm3 21058 -1553753036 21010 Oko 3/2 Gasse Oko 3/nw E n/a4 13103 263 13045 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert5 16336 -606014640 16063 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a6 13359 192 13983 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz7 16227 -1564208220 16018 Oko 3/2 Haus Oko 06 Schichtpaket 2

541

3

6

4

2

1

5

7

Taf. 26. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

542

Zu Taf. 27.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 19161 . 19061 Oko 3/2 Weg Oko 3/NO n/a2 15126 121514935 15003 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a3 16423 -736705879 16091 Oko 3/2 Haus Oko 06 Schichtpaket 24 10090 1056255443 10019 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW verlagerter Brandlehm5 18029 -880704780 18002 Oko 3/2 Weg Oko 3/NO n/a6 17134 1675097562 17066 Oko 3/2 Gasse Oko 3/B-C n/a7 17048 . 17009 Oko 3/2 Gasse Oko 3/B-C n/a8 18142 595844526 18018 Oko 3/2 Weg Oko 3/NO n/a9 13194 178 13056 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 Pfosten 1

10 18027 -79140288 18002 Oko 3/2 Weg Oko 3/NO n/a11 14224 -1950359386 14036 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz12 16323 425624112 16063 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a13 18299 -695103374 18076 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-B n/a14 13048 33 13002 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz15 14078 1215031085 14016 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-B n/a

543

42

12 13

9 1110

14

15

7 8

3

5 6

1

Taf. 27. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

544

Zu Taf. 28.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 14042 279 14006 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz2 17116 1995594434 17066 Oko 3/2 Gasse Oko 3/B-C n/a3 13136, 13137, 13383,

13994, 14041239 13036,

13044,13201,13022,14006

Oko 3/2 Haus Oko 02-03Haus Oko 01

undifferenziert, Pfostem 16verbrannter Wandversturz

4 13352 -300450530 13161 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 165 14041 239 14006 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz6 11012 -341590168 11005 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a

545

6

1

45

2

3

Taf. 28. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

546

Zu Taf. 29.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 14113 265 14049 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz2 14130 -1663341031 14049 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz3 16169 83 16005 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a4 16168 108 16005 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a5 16384 2078016728 16063 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a6 19160 2103680830 19002 Oko 3/2 Weg Oko 3/NO n/a7 18168 13114117945 18023 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-B n/a

547

1

2

3

6

7

4

5

Taf. 29. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

548

Zu Taf. 30.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 13136, 13161,13163, 13996

243 13036,13040, 13048, 13045

Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert

2 16334 42 16063 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a3 14113 266 14049 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz4 13246 1098519684 13088 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 45 14121 1481872870 14037 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert6 14144 14105 Oko 3/2 Haus Oko 05 unverbrannter Lehm7 14106 -530909581 14045 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz8 11138 -1699653691 11102 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a9 14143 -1251835661 14105 Oko 3/2 Haus Oko 05 unverbrannter Lehm

10 14050 1124266801 14024 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-B n/a

549

3

5

8

9

10

4

1

6

2

7

Taf. 30. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

550

Zu Taf. 31.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 16097, 16068, 16075, 16076, 16092, 16096, 16139

238 16002,16002,16002,16002,16002,16002,16034

Oko 3/1Oko 3/2

Ackerhorizont Oko 3Haus Oko 06

n/averbrannter Wandversturz

2 13095, 13348, 13367, 13368, 13383

244 13022,13161,13161,13200,13201

Oko 3/2 Haus Oko 01Haus Oko 02-03

verbrannter WandversturzPfosten 16undifferenziert

551

1

2

Taf. 31. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik. 1 Schichtenformation Oko 3/1, Oko 3/2; 2 Oko 3/2. 1 M. 1:4; 2 M. 1:3.

552

Zu Taf. 32.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 13047, 13086, 13088, 13094, 13101, 13118, 13119, 13122, 13125, 13136, 13137, 13138, 13139, 13141, 13142, 13143, 13144, 13146, 13147, 13148, 13149, 13151, 13152, 13154, 13155, 13156, 13158, 13159, 13160, 13243, 13265, 13269, 13271, 13273, 13307, 13370, 13996

200 13005,13022,13045,13034,13036,13044,13045,13032,13049,13045,13040,13088,13093,13092,13150,13165

Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-FHaus Oko 01Haus Oko 02-03Grube Oko 3/11

n/averbrannter WandversturzPfosten 3undifferenziertPfosten 16Pfosten 4

553

1

Taf. 32. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:4.

554

Zu Taf. 33.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 13043 . 13005 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a2 13250 2075078105 14024 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-B n/a3 13043 465184580 13085 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 54 14049 278 14187 Oko 3/2 Haus Oko 04 Pfosten 135 16231 . 16007 Oko 3/2 Haus Oko 06 Schichtpaket 26 18323 1217758694 18170 Oko 3/2 Haus Oko 13 unverbrannter Lehm7 11149 1342445015 11076 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a8 10099 87655998 10013 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a9 10055 -1866680689 10002 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a

10 14225 -1907388604 14187 Oko 3/2 Haus Oko 04 Pfosten 1311 21264 312282451 21020 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a12 16348 51 16063 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a13 16196 54 16009 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a14 16343 -1118211538 16063 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a15 16273 1215952509 16020 Oko 3/2 Haus Oko 06 Schichtpaket 216 12022 -1333237246 12006 Oko 3/2 Haus Oko 10 Herd Oko 3/217 11157 648126954 11145 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 1518 16242 -1659242538 16007 Oko 3/2 Haus Oko 06 Schichtpaket 219 13034 173 13007 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a

555

1 32 4 5

6 7

8

9 10

11 12 13 14 15

16

1718 19

Taf. 33. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

556

Zu Taf. 34.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 10172 1955110300 10079 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a2 13107 996135567 13045 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert3 13238 13094581 13072 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert4 13228 1218388410 13073 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert5 21254 1637 21020 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a6 21164 1638 21050 Oko 3/2 Gasse Oko 3/nw E n/a7 12140 -1469245550 12002 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket8 11105 -1977233363 11054 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 79 15253 1636 15042 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a

10 21164 1638 21050 Oko 3/2 Gasse Oko 3/nw E n/a11 13193 -2048825371 13056 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 Pfosten 112 13016 850549152 13007 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a13 13286 . 13051 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a14 17157 -768840087 17093 Oko 3/2 Haus Oko 05 unverbrannter Lehm15 13261 506121937 13086 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert16 13186 166 13061 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 217 13185 1705973904 13055 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a18 11202 -612259262 11197 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a

557

1 32 4

5

67

89 10 11

12 1314

1516

17 18

Taf. 34. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

558

Zu Taf. 35.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 15259 1847336855 15044 Oko 3/2 Haus Oko 04 Pfosten 142 15333 -2122799765 15041 Oko 3/2 Gasse Oko 3/B-C n/a3 16202 -1703107251 16011 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a4 21058 . 21010 Oko 3/2 Gasse Oko 3/nw E n/a5 17064 -979010214 17024 Oko 3/2 Haus Oko 04 Pfosten 86 17182 1006905838 17076 Oko 3/2 Haus Oko 05 unverbrannter Lehm7 14136, 14137,

14139, 14140275 14106 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a

8 16348 51 16063 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a9 10169 -1251228531 10078 Oko 3/2 Haus Oko 36 verbrannter Wandversturz

10 13043 1121 13005 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a11 14121 1481872870 14037 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert12 18297 -1880705624 18062 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert13 13063 . 13014 Oko 3/2 Haus Oko 10 unverbrannter Lehm14 14074 152769700 14015 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-B n/a15 14206 -1885266694 14068 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert16 14165 -441105277 14080 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert17 18167 368078896 18024 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-B n/a18 13034 173 13007 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a

559

1 32 4

5

6

7

8 9 10 11

12 13 14 15

16 17 18

Taf. 35. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

560

Zu Taf. 36.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 13343 -180634788 18010 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz2 13059 2131088458 13014 Oko 3/2 Haus Oko 10 unverbrannter Lehm3 17241 1446387595 17140 Oko 3/2 Haus Oko 04 Schichtpaket4 18154 827096618 18014 Oko 3/2 Weg Oko 3/NO n/a5 13279 187 13055 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a6 18116 . 18017 Oko 3/2 Haus Oko 13 unverbrannter Lehm7 16240 1806003268 16007 Oko 3/2 Haus Oko 06 Schichtpaket 28 15303 1162881218 15033 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a9 21197 . 21038 Oko 3/2 Haus Oko 08-09 unverbrannter Lehm

10 21106 . 21008 Oko 3/2 Haus Oko 08-09 Schichtpaket11 10044 1180627550 10002 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a12 18339 1882436762 18152 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-B n/a13 16167 44 16005 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a14 13339 744459055 13149 Oko 3/2 Haus Oko 01 Schichtpaket15 18054 1789624665 18004 Oko 3/2 Haus Oko 01 Schichtpaket

561

9

41

65

1110

2

7 8

3

15

14

12 13

Taf. 36. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

562

Zu Taf. 37.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 17204 . 17066 Oko 3/2 Gasse Oko 3/B-C n/a2 14045 -1571014981 14006 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz

563

2

1

Taf. 37. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:2.

564

Zu Taf. 38.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 12034 614561474 12002 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket2 18020 147169680 18002 Oko 3/2 Weg Oko 3/NO n/a3 13360 201 13983 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz4 13043 207 13005 Oko 3/2 Gasse Oko 3/A-F n/a5 16442 69 16099 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a6 16295 62 16035 Oko 3/2 Haus Oko 06 verbrannter Wandversturz7 13145 183 13045 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert8 13137 242 13044 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert9 14134 -1250327077 14106 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a

565

7

8

9

6

12

4

5

3

Taf. 38. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

566

Zu Taf. 39.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 13084 626418897 13022 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz2 13317 9 18010 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz3 13347 25 13161 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 164 14109 287 14045 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz5 13363 197 13061 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 26 12053 1305797263 12002 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket7 16171 103 16005 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a8 11066 . 11034 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW verlagerter Brandlehm9 16443 1710370992 16099 Oko 3/2 Gasse Oko 3/C-E n/a

10 16045 -537763867 16003 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a

567

9

10

6

1

3

2

5

4

8

7

Taf. 39. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3

568

Zu Taf. 40.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 18245 . 18074 Oko 3/2 Weg Oko 3/NO n/a2 12030 . 12003 Oko 3/2 Haus Oko 10 Schichtpaket3 14023 -1974338251 14003 Oko 3/2 Haus Oko 01 Schichtpaket4 16229 954164742 16018 Oko 3/2 Haus Oko 06 Schichtpaket 25 18053 270951655 18008 Oko 3/2 Haus Oko 01 verbrannter Wandversturz6 15137 2071387048 15015 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a7 17209 -1818127811 17065 Oko 3/2 Gasse Oko 3/B-C n/a8 17184 80 17046 Oko 3/2 Haus Oko 01 Pfosten 109 18300 -901987932 18099 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert

569

1

6

7

9

8

2

3

4

5

Taf. 40. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:3.

570

Zu Taf. 41.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 12181 -1064315370 . . . .2 12178 -1633481270 . . . .3 12172 -1064315370 . . . .4 12178 1633481270 . . . .5 19166 1131541309 . . . .6 17262 156253126 . . . .7 12171 1349135319 . . . .8 12177 -619922221 . . . .9 18306 . . . . .

10 17263 -789610066 . . . .

571

1

2 3 4 5

6 7

8 9

10

Taf. 41. Okolište. Fläche 3, Gefäßkeramik ohne Zuordnung zu einer Schichtenformation. M. 1:3.

572

Zu Taf. 42.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 16309 . 16028 Oko 3/2 Haus Oko 06 Schichtpaket 22 15193 . 15022 Oko 3/2 Weg Oko 3/SW n/a3 13131 . 13033 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert

573

1

3

2

Taf. 42. Okolište. Fläche 3, Fragmente anthropomorpher Figurinen der Schichtenformation Oko 3/2. M. 1:2.

574

Zu Taf. 43.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 32412 1182355065 32012 Oko 4/2 Gasse Oko 4/A-C n/a2 34238 1528052043 34029 Oko 4/2 Haus Oko 31 unverbrannter Lehm3 31250 1449158181 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a4 32322 966701381 32013 Oko 4/2 Gasse Oko 4/A-C n/a5 32109 1882133839 32004 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a6 31037 869604941 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a7 33071, 33103, 33108 1403323961 33008, 33014,

33006Oko 4/2 Haus Oko 29

Gasse Oko 4/A-CHaus Oko 29

unverbrannter Lehm

8 33071, 33103, 33108 1403323961 33008, 33014, 33006

Oko 4/2 Haus Oko 29Gasse Oko 4/A-CHaus Oko 29

unverbrannter Lehm

9 31129 775879709 31013 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a10 31304 1887061000 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a11 31377 925722579 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a12 31547 1530819896 31035 Oko 4/2 Haus Oko 30 unverbrannter Lehm13 32144 1451089162 32003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a14 35302 -472037842 35026 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a

575

1

4

12

13

2

3

5

7

9

11

8

10

14

6

Taf. 43. Okolište. Fläche 4, Gefäßkeramik. 1–5.7–14 Schichtenformation Oko 4/2; 6 Oko 4/1. M. 1:3.

576

Zu Taf. 44.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 31182 -1445250856 31013 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a2 31342 84617914 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a3 31037 -1158020741 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a4 36251 1264944416 36018 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a5 35236 705311163 35005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a6 35315 997875203 35018 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a7 36205 -1040466739 36016 Oko 4/2 Haus Oko 29 verbrannter Wandversturz 18 35261 718850935 35005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a9 35261 718850935 35005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a

10 31037 -1809009478 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a11 32218 1095 32006 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a12 34109 148163673 34003 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a13 31307 -857540116 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a14 35120 -139632086 35010 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a

577

1

4

13 14

2

3

5

6

7

8

10

12

9

11

Taf. 44. Okolište. Fläche 4, Gefäßkeramik. 1–2.4–9.11.13–14 Schichtenformation Oko 4/2; 3.10.12 Oko 4/1. M. 1:3.

578

Zu Taf. 45.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 31305 -1567547634 31015 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW Schichtpaket2 32128 1182264730 32004 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a3 34164 -1762158727 34005 Oko 4/2 Haus Oko 29 unverbrannter Lehm4 33068 -610247929 33006 Oko 4/2 Haus Oko 29 unverbrannter Lehm5 35291 1182762187 35009 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a6 33247 1182416863 33024 Oko 4/2 Haus Oko 29 Pfosten 67 31352 1680763969 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a8 34151 1255795821 34005 Oko 4/2 Haus Oko 29 unverbrannter Lehm9 35111 2044159430 35010 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a

10 31151 -1056211443 31017 Oko 4/2 Haus Oko 29 unverbrannter Lehm11 31065 589620946 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a12 34151 2145826603 34005 Oko 4/2 Haus Oko 29 unverbrannter Lehm13 35128 1499420521 35010 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a14 35084 -1077691432 35003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a15 31001, 31112 -910534377 31001,

31002Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a

579

1

2

3

4

6

10 11 12 13

7 8

9

5

14 15

Taf. 45. Okolište. Fläche 4, Gefäßkeramik. 1–10.12–14 Schichtenformation Oko 4/2; 11.15 Oko 4/1. M. 1:3.

580

Zu Taf. 46.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 35219 1734850274 35008 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a2 32421 168992079 . . . .3 35059 1884378082 35003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a4 32420 1464695171 . . . .5 36141 -466865525 36017 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a6 33071 1403323961 33008 Oko 4/2 Haus Oko 29 unverbrannter Lehm7 33103 1403323961 33014 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a8 33108 1403323961 33006 Oko 4/2 Haus Oko 29 unverbrannter Lehm9 35266 479615219 35005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a

10 31305 -887008431 31015 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW Schichtpaket11 31103 -109724655 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a12 31073 Foto 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a13 31084 1459735869 31003 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a14 35115 . 35010 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a15 36106 . 36013 Oko 4/2 Haus Oko 29 verbrannter Wandversturz 116 32392 . 32015 Oko 4/2 Gasse Oko 4/A-C n/a17 32326 -1691227594 32013 Oko 4/2 Gasse Oko 4/A-C n/a18 32115 . 32004 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a19 35059 . 35003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a20 31030 1982103202 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a

21 32125, 32192, 32420

1464695171 3200432005

Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a

22 31118, 31119, 31120, 31125, 31134, 31139, 31146, 31184, 31270, 31283, 31299, 31364, 31371

1964809098 31006310063100631006310133100231002310163101431015310163101531015

Oko 4/1Oko 4/2

Ackerhorizont Oko 4Weg Oko 4/SW

n/aSchichtpaket

23 32214 -1976853750 32003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a

581

1

2

3

4

6

7

8

5

9 10 11

12 13 14 15 16

17 18 19 20

21

23 22

Taf. 46. Okolište. Fläche 4, Gefäßkeramik. 1.3–10.14–19.22–23 Schichtenformation Oko 4/2; 11–13.20.22 Oko 4/1; 2.4 ohne Zuweisung zu einer Befundgruppe. M. 1:3.

582

Zu Taf. 47.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 35102 47479224 35010 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a2 35121 1096 35010 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a3 32287 . 32006 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a4 34033 243737603 34002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a5 34149 1160 34011 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a6 34385 . 34042 Oko 4/2 Gasse Oko 4/A-B n/a7 31237 . 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a8 35168 . 35005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a9 33284 . 33029 Oko 4/2 Gasse Oko 4/A-C n/a

10 35056 . 35003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a11 31638 . 31113 Oko 4/3 Schichtpaket Oko 4/1 n/a12 36099 2124098931 36008 Oko 4/2 Haus Oko 29 verbrannter Wandversturz 113 32249 . 32005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a14 35131 . 35010 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a15 34282 . 34029 Oko 4/2 Haus Oko 31 unverbrannter Lehm16 35056 . 35003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a17 31538 1182171499 31037 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW Steinansammlung18 32122 -1982091189 32003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a19 32138 280722142 32003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a20 32144 980325436 32003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a21 35302 -1378196292 35026 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a22 35390 1788343867 35018 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a23 36293 -1837099040 36034 Oko 4/2 Haus Oko 29 verbrannter Wandversturz 124 31131 10483777 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a25 31055 -1779295761 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a

583

1 2 3

16

17

12

19

4 5 6

7 8 9 10 11

13

14

15

18

20

21

22

232524

Taf. 47. Okolište. Fläche 4, Gefäßkeramik. 1–3.5–23 Schichtenformation Oko 4/2; 4.24.25 Oko 4/1. M. 1:3.

584

Zu Taf. 48.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 33126 -123998359 33009 Oko 4/2 Haus Oko 29 unverbrannter Lehm2 35073 690860794 35003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a3 34113 596883841 34003 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a4 31408 . 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a5 31344 -60644870 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a6 34269 1237808176 34029 Oko 4/2 Haus Oko 31 unverbrannter Lehm7 31636 -1752776311 31113 Oko 4/3 Schichtpaket Oko 4/1 n/a

585

1

3

7

2

4

6

5

Taf. 48. Okolište. Fläche 4, Gefäßkeramik. 1–2.4–6 Schichtenformation Oko 4/2; 3 Oko 4/1; 7 Oko 4/3. 1–5 M. 1:3; 6–7 M. 1:2.

586

Zu Taf. 49.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 31077 742943497 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a2 35157 -177270936 35005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a3 31346 2045706424 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a4 31369 -765410456 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a5 31221 -251625762 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a6 31254 -1332625145 31016 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a

587

1

3

6

2

4

5

Taf. 49. Okolište. Fläche 4, Gefäßkeramik. 1 Schichtenformation Oko 4/1; 2–6 Oko 4/2. M. 1:3.

588

Zu Taf. 50.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 32135 -1789023516 32005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a2 31121 1620786199 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a3 35297 1104277383 35009 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a4 32155 -160678769 32003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a5 36230 867029686 36016 Oko 4/2 Haus Oko 29 verbrannter Wandversturz 16 35059 1149925481 35003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a7 31129 -167768071 31013 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a8 31305 340304473 31015 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW Schichtpaket9 32169 607374219 32005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a

589

1

3

7

2

4

5

6

8

9

Taf. 50. Okolište. Fläche 4, Gefäßkeramik. 1.3–9 Schichtenformation Oko 4/2; 2 Oko 4/1. M. 1:3.

590

Zu Taf. 51.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 31145 -704418128 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a2 31565 -539487361 31036 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW n/a3 31036 2145775921 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a4 35169 1753812672 35005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a5 31211 1181890069 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a6 32041 1657693221 32002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a7 35105 1180162091 35010 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a8 31013 873615384 31007 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a9 32102 -1058626386 32003 Oko 4/2 Gasse Oko 4/soe A n/a

591

1

3

8

9

2

4

5

6

7

Taf. 51. Okolište. Fläche 4, Gefäßkeramik. 1.3.5.6.8 Schichtenformation Oko 4/1; 2.4.7.9 Oko 4/2. M. 1:3.

592

Zu Taf. 52.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 31454, 31504 1813469680 31031 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW Schichtpaket2 31513 1980860615 31031 Oko 4/2 Weg Oko 4/SW Schichtpaket3 31361 -552509028 31022 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A Steinansammlung5 31111 -1026972251 31002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a4a 36284 1264990438 36030 Oko 4/2 Haus Oko 29 Schichtpaket4b 36284 1264990438 36030 Oko 4/2 Haus Oko 29 Schichtpaket

593

1

3

4b

5

2

4a

Taf. 52. Okolište. Fläche 4, Gefäßkeramik. 1–4 Schichtenformation Oko 4/2; 5 Oko 4/1. M. 1:3.

594

Zu Taf. 53.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 34287 . 34026 Oko 4/2 Haus Oko 31 unverbrannter Lehm2 34024 . 34002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a3 33092, 34287 . 33007, 34026 Oko 4/2 Haus Oko 29

Haus Oko 31unverbrannter Lehm

595

1

3

2

Taf. 53. Okolište. Fläche 4, sonstige Keramik. 1.3 Schichtenformation Oko 4/2; 2 Oko 4/1. M. 1:2.

596

Zu Taf. 54.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 41009 -2018857532 37008 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a2 41082, 41087 -1882036590 41004 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün3 42006 1198 37002 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a4 37192 1176 37008 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a5 40030 1179 37008 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a6 41092 1188 41004 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün7 41102 1190 41004 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün8 41222 1197 41031 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün9 37089 1036241627 37006 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün

10 37127 1940224669 37006 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün11 45003 1731817668 37006 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün12 41163 1195 41022 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün13 37082 1099 37006 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün14 46010 . 46002 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün15 41084 797476288 41004 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün16 41081 -204588443 41004 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün17 37088 -860784929 37006 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün18 41002 . 37008 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a19 37111 1936419456 37011 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a

597

3 4

18

16

19

1714 15

11

9

12

10

5

8

1

2

13

6 7

Taf. 54. Okolište. Fläche 5, Gefäßkeramik (1–17) und sonstige Keramik (18–19). 1.3–5.18–19 Schichtenformation Oko 5/2; 2.6–17 Oko 5/3. 1–17 M. 1:3; 18–19 M. 1:2.

598

Zu Taf. 55.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 45104 -1386029798 45006 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange2 40088 -1039343011 40005 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange3 45040 -1099013198 45002 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange4 45036 73555572 45002 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange5 40125 1240 40009 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange6 40094 1237 40005 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange7 45057 1266 45002 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange8 45062 1268 45002 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange9 41304 1868686122 41041 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange

10 40112 1239 40005 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange11 45029 1258 45002 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange12 41210 1255 41035 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange13 41212 1256 41034 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange14 40128 1244 40009 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange15 45041 1261 45002 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange16 45183 1293 45018 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange17 45163 1290 45014 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange18 45119 1279 45012 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange19 41073 1250 41015 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange20 45038 1260 45002 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange21 45019 -1994573398 45002 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange22 45153 -1819176411 45014 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange23 45091 829307572 45006 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange24 41127 794987223 41018 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange25 45128 504281476 45012 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange26 40197 -520279364 40043 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange27 45073 -485186055 45007 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange28 41195 531879576 41035 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange29 45127 1277 45012 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange30 41193 192538845 41034 Oko 5/5 2. Stadium Graben orange 2. Verfüllung Graben orange

599

10

1

2

4

3

5

6 7

8 9

11

12

13

14

15

181716

1920

21 22 23

24

25

26

27

28

29

30

Taf. 55. Okolište. Fläche 5, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 5/5. M. 1:3.

600

Zu Taf. 56.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 37070, 37071, 37079, 37095

51056658 37009,37009,37009,37011,

Oko 5/2 nicht anwendbar n/a

2 37050 1527051437 37009 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a3 37068 1162 37009 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a4 37242 1165 37018 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a5 44088 1174 37026 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a6 37250 1298313713 37018 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a7 37236 -2141523612 37018 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a8 44005 1171 37033 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a9 37159 1993724255 37012 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a

10 37252 1832504631 37016 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a11 44147 -834837585 44042 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau12 44134 -1582804238 44045 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau13 44171 632377672 44067 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau14 37154 1526186218 37010 Oko 5/4 Aufschüttung Wall blau n/a15 44132 303562374 44043 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau16 44187 960388677 44071 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau17 37224 1127664987 37004 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau18 44192 1212590714 44071 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau19 44070 . 44007 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau20 43086 1210 43018 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau21 44029 1217 37022 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau22 44210 1226 44073 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau23 43041 1210 43005 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau24 44052 1218 44007 Oko 5/4 Graben blau Verfüllung Graben blau25 37044 1228 37011 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a26 37045 . 37011 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a27 43104 1230 43021 Oko 5/7 3. Stadium Graben rot 3. Auffüllung Graben rot28 37095 51056658 37011 Oko 5/2 nicht anwendbar n/a29 44197 -624120317 44070 Oko 5/9 1. Stadium Graben rot 1. Verfüllung Graben rot30 44198 1232 44070 Oko 5/9 1. Stadium Graben rot 1. Verfüllung Graben rot

601

11

14

15

18

12

13

16 17

19

20

21

22

23 24

1

2

3

4

5

6 7 8

9

10

25 26 27 28

29 30

Taf. 56. Okolište. Fläche 5, Gefäßkeramik. 1–10.25–26.28 Schichtenformation Oko 5/2; 11–24 Oko 5/4; 27 Oko 5/7; 29–30 Oko 5/9. M. 1:3.

602

Zu Taf. 57.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 51211 947276528 51005 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a2 51174 -91336459 51006 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a3 51040 1739328576 51003 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a4 51140 . 51004 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a5 51130 1114 51004 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a6 52014 367199390 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a7 52056 -1408814736 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a8 51196 -2098259597 51004 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a9 51169 918333457 51006 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a

10 51107 20032825448 51004 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a11 51246 937933102 51006 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a12 51188 -2128693506 51005 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a13 51202 1410876332 51006 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a14 52026 -1783748481 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a15 51182 20692404 51006 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a16 51028 1085 51003 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a17 51170 201291919 51006 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a

603

9

1

2

171613

8

4

12

7

3 5

11

15

10

14

6

Taf. 57. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 6/2. M. 1:3.

604

Zu Taf. 58.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 51159, 51166 2075026423 51004 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a2 51175, 51191, 51221,

51234, 51172-540587390 51006,

51007,51005

Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a

3 52298 . 52008 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a4 51020, 51084, 51108,

51518830755580 51003, 51004,

51026Oko 6/2Oko 6/3

Schichtpaket Oko 6/1Graben Oko 6/1

Grabenverfüllung 2

5 52350 -1225346220 52008 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a6 52055 . 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a7 51131 2106850551 51006 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a8 51168 -1413042770 51006 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a9 51095 -127127883 51004 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a

10 52018 . 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a11 51220 . 51007 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a12 52344 . 52008 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a13 51216 342193495 51005 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a14 52320 . 52008 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a

605

4

32

12

11

1098

13

5

1

6 7

14

Taf. 58. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 6/2. M. 1:3.

606

Zu Taf. 59.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 51076 . 51004 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a2 52703 . 52039 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a3 52074 . 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a4 52011 -1233411404 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a5 52666 . 52039 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a6 52311 . 52008 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a7 52153 . 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a8 51151 -369287777 51005 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a9 52295 . 52008 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a

10 51104 . 51004 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a11 51218, 51230,

51242-125288169 51005

51007Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a

12 52057 . 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a13 52277 . 52008 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a14 52271 . 52008 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a15 521223 . 52178 Oko 6/2 Grube Oko 6/23 n/a16 51066 -2126003051 51003 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a17 52004 1112 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a18 52003 1113 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a19 51181, 51453 -2086631218 51007,

51008Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1

Graben Oko 6/1n/aGrabenverfüllung 2

20 51181, 51453 1086 51007,51008

Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1Graben Oko 6/1

n/aGrabenverfüllung 2

21 52058 1111 52002 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a22 51248 -1773078359 51006 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a

607

21

1

3

2

1312

11

10

9

8

14

65

4

7

15

2220

1918

17

16

Taf. 59. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 6/2. M. 1:3.

608

Zu Taf. 60.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 51634 -944209763 51026 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 22 521704 -324021597 52215 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 23 51310 -1898087540 51008 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 24 511593 -1742371355 51218 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 25 511195 -593208126 51104 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 26 511447 -845579468 51104 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 27 521037 . 52053 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 28 511826 511827 51506 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 29 51714 1081251874 51026 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 2

10 529980 1107 52219 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 211 511832 622048949 51506 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 212 52437 1395381818 52026 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 213 521648 89165446 52384 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 214 521568 . 52172 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 215 51935 1088 51046 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 216 51847 1970849252 51076 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 217 51756 -962027393 51026 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 218 51469 . 51022 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 2

609

1

3

2

13

12

11

1098

14

65

4

7

15

16

18

17

Taf. 60. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 6/3. M. 1:3.

610

Zu Taf. 61.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 521335 2080387524 52128 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 22 521150 1322988958 52128 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 23 511064 636365228 51079 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 24 51502 1094 51026 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 25 51916 -1797696722 51046 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 26 52192 -2093287330 52016 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 27 51883 -1607143709 51047 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 28 51775 -11217029074 51047 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 29 51393 -399376873 51023 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 2

10 51999 . 51079 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 211 51652 1428059982 51026 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 212 51289 29284971 51008 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 213 51852 . 51072 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 214 51255 . 51008 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 215 51875 1087 51050 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 216 511056 -757902070 51079 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 217 521246 1101 52129 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 218 51553 -1493676754 51026 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 219 521382 629315129 52129 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 220 521261 . 52129 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 221 52203 . 52015 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 222 521452 -1530021712 52174 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 223 511207 1831805229 51104 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 2

611

5

31

6

2

16

15141312

11

17

98

710

18

2322

2120

19

4

Taf. 61. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 6/3. M. 1:3.

612

Zu Taf. 62.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 511802 1740029481 51506 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 22 51471 . 51008 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 23 52190 . 52015 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 24 51705 . 51043 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 25 51473 . 51022 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 26 51453 -2086631218 51008 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 27 521181 . 52130 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 28 511625 -135506784 51218 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 29 51942 . 51048 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 2

10 51438 -488171179 51008 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 211 521011 . 52053 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 212 511728 646512872 51218 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 213 511600 -354873134 51218 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 214 521863 1620775614 52215 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 215 521198 . 52172 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 216 51929 831237795 51046 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 217 51536 -1473151283 51025 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 218 511806 1265390813 51506 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 219 51764 . 51026 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 220 51253 1927982453 51008 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 221 51508 -107221831 51025 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 222 521693 -1442814750 52215 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 223 511601 1076 51218 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 224 51360, 51379 -797017049 51008,

51011Oko 6/3Oko 6/4

Graben Oko 6/1Schichtpaket Oko 6/2

Grabenverfüllung 2

25 521383 -1716448117 52129 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 226 521824 2035919700 52215 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 227 52555 1277671906 52045 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 228 511325 103286358 51104 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 2

613

24

26

25

132

13

12

1110

98

14

65

7

15

2120

19

1817

16

23

22

4

27 28

Taf. 62. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 6/3. M. 1:3.

614

Zu Taf. 63.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 521643 -2124596907 52405 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a2 52355 -1308089604 52008 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a3 511906 -2100509011 51240 Oko 6/4 Haus Oko 40 Pfosten 24 52343 350522938 52010 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a5 511902 . 51240 Oko 6/4 Haus Oko 40 Pfosten 26 51352 44176696 51018 Oko 6/4 Grube Oko 6/1 nd7 52327 87224667 52009 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a8 521203 1072076728 52139 Oko 6/4 Grube Oko 6/24 nicht differenziert9 511905 730242386 51240 Oko 6/4 Haus Oko 40 Pfosten 2

10 51318 . 51014 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a11 51358 197949017 51018 Oko 6/4 Grube Oko 6/1 nd12 51491 -249755198 51027 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a13 52574 . 52036 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a14 52340 . 52009 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a15 51337 235202568 51018 Oko 6/4 Grube Oko 6/1 nd16 51381 -1127028368 51011 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a17 51607 1515669600 51038 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a18 52302 . 52009 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a19 52327 781232595 52009 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a20 52336 . 52009 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a21 52767 -998320064 52082 Oko 6/4 Grube Oko 6/18 n/a22 52362 . 52009 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a23 52343 1108 52010 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a24 52319 . 52009 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a25 51466 353709190 51011 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a26 52621 . 52020 Oko 6/4 Grube Oko 6/24 nicht differenziert27 51737 . 51034 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a

615

26

1

3

2

13

12

1110

9

8

14

65

19

7

15

2120

1817

16

23

22

4

27

24

25

Taf. 63. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik der Schichtenformation 6/4. M. 1:3.

616

Zu Taf. 64.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 52882 . 52093 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a2 52729 . 52090 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a3 521414 -1645311406 52156 Oko 6/6 Haus Oko 38 Schichtpaket4 51741 . 51060 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a5 52925 . 52081 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a6 52599 -112195547 52035 Oko 6/5 Haus Oko 39 unverbrannter Lehm7 52411 1109 52028 Oko 6/5 Haus Oko 39 unverbrannter Lehm8 521562 1220283119 52180 Oko 6/5 Grube Oko 6/25 n/a9 521533, 521386,

521392, 521385, 521389

327401488 52138,52146,52144,52142

Oko 6/5Oko 6/4

Grube Oko 6/22Grube Oko 6/24

n/a

10 511083 1931673647 51082 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a11 52436 605719059 52035 Oko 6/5 Haus Oko 39 unverbrannter Lehm12 511022 . 51045 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a

617

1

4

2

12

11

10

9

7 865

3

Taf. 64. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik. 1–2.4–8.10–12 Schichtenformation Oko 6/5; 3 Oko 6/6; 9 Oko 6/4, 6/5. 1–8.10–12 M. 1:3; 9 M. 1:4.

618

Zu Taf. 65.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 52600 -380895031 52035 Oko 6/5 Haus Oko 39 unverbrannter Lehm2 521721 -1276057479 52479 Oko 6/5 Grube Oko 6/25 n/a3 52384 96757131 52031 Oko 6/5 Haus Oko 39 unverbrannter Lehm4 52977 . 52094 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a5 51799 -118473339 51059 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a6 52893 . 52099 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a7 511639 . 51356 Oko 6/5 Grube Oko 6/31 n/a8 52406 . 52030 Oko 6/5 Haus Oko 39 unverbrannter Lehm9 511537 . 51159 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/5 n/a

10 521417 . 52159 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 Grube Oko 6/5511 511018 -652563781 51082 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a12 52918 . 52113 Oko 6/5 Haus Oko 39 unverbrannter Lehm13 52780 . 52081 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a14 521053 -771291933 52081 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a15 511163 1089 51091 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3 n/a16 52418 1103 52028 Oko 6/5 Haus Oko 39 unverbrannter Lehm17 511397 1675112471 51140 Oko 6/8 Humus Oko 6/1 n/a18 521278 1055606315 52133 Oko 6/8 Humus Oko 6/1 n/a

619

1

3

2

111098

65

74

1817

16

15

12

1314

Taf. 65. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik. 1–16 Schichtenformation Oko 6/5; 17–18 Oko 6/8. M. 1:3.

620

Zu Taf. 66.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 511756, 512004 1835548968 51357 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert2 511816 -326703981 51525 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert3 511839 -690743150 51518 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert4 511453, 51767 1495790079 51062, 51148 Oko 6/5 Schichtpaket Oko 6/3

Haus Oko 38n/a

5 511747 1809420815 51372 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert6 511960 -726878952 51341 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert7 511390 -327320499 51147 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert8 511988, 1762 1450408109 51368 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert9 511797 796581139 51525 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert

10 521594 -16657323 52253 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert11 511703 -1594383313 51341 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert12 511590 1090 . Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert13 511388 -1506470165 51147 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert14 511374 407981059 51143 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert15 511771 1984213299 51341 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert16 511668 -401799759 51362 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert17 511758 1084 51363 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert18 511393 1092 51141 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert19 521624 897510623 52231 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert20 511567 1091 51147 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert21 511742 1093 51357 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert22 521786 -226128886 52458 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert

621

181716

12

3 3

5

4

6

7

8

9

1011 12

13 14 15

19 20

21 22

Taf. 66. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik. 1–3.5–22 Schichtenformation Oko 6/6; 4 Oko 6/5. M. 1:3.

622

Zu Taf. 67.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 511669 -1714981754 51362 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert2 511659 -152731714 51362 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert3 511484 -74076730 51147 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert4 511531 1562616305 51147 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert5 511727 -844021253 51357 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert6 511564 -489356888 51147 Oko 6/6 Haus Oko 38 nicht differenziert7 521061 . 52052 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 2

623

1

2

3

4

5 6

7

Taf. 67. Okolište. Fläche 6, Gefäßkeramik (1–6) und sonstige Keramik (7). 1–6 Schichtenformation Oko 6/6; 7 Oko 6/3. 1–6 M. 1:3; 7 M. 1:2.

624

Zu Taf. 68.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 51401 . 51013 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a2 51237, 511583 -25585336 51006 Oko 6/2 Schichtpaket Oko 6/1 n/a3 521375 . 52139 Oko 6/4 Grube Oko 6/24 nicht differenziert4 51912, 51914 . 51047 Oko 6/3 Graben Oko 6/1 Grabenverfüllung 25 52709 52020 Oko 6/4 Grube Oko 6/24 nicht differenziert

625

1

32

4

5

Taf. 68. Okolište. Fläche 6, sonstige Keramik. 1–3.5 Schichtenformation Oko 6/4; 2 Oko 6/2; 4 Oko 6/3. M. 1:2.

626

Zu Taf. 69.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 61052 1301 61020 Oko 7/4 Schichtpaket Oko 7/2 n/a2 61044 1296 61020 Oko 7/4 Schichtpaket Oko 7/2 n/a3 61054 1302 61021 Oko 7/4 Schichtpaket Oko 7/2 n/a4 61057 1303 61021 Oko 7/4 Schichtpaket Oko 7/2 n/a5 61062 1305 61021 Oko 7/4 Schichtpaket Oko 7/2 n/a6 61275 1306 61022 Oko 7/5 Graben Oko 7/1 Grabenverfüllung7 61277 1308 61022 Oko 7/5 Graben Oko 7/1 Grabenverfüllung8 61276 1307 61022 Oko 7/5 Graben Oko 7/1 Grabenverfüllung9 61302 1310 61022 Oko 7/5 Graben Oko 7/1 Grabenverfüllung

10 61313 1001865598 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a11 61317 1341 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a12 61310 1336 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a13 61322 1345 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a14 61380 1366 61105 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a15 61355 -1424609046 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a16 61385 1369 61105 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a17 61313 1313 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a18 61319 1342 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a19 61125 1319 61027 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 Grube Oko 7/1020 61406 1316 61119 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a21 61401 1315 61125 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a22 61267 1329 61052 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 Grube Oko 7/523 61301 1331 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a24 61415 1314 61129 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a25 61304 1332 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a26 61388 1370 61109 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a27 61412 1317 61129 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a28 61177 1322 61037 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a29 61334 1354 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a30 61331 1351 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a31 61390 1371 61133 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a32 61209 1311 61037 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a

627

12

3

4 5

6 7 8 9

10

11 12 13 14

15

16 17 18 19 20

21

22

23

24

24

25 26 27

28 29 30 31 32

Taf. 69. Okolište. Fläche 7, Gefäßkeramik. 1–5 Schichtenformation Oko 7/4; 6–9 Oko 7/5; 10–32 Oko 7/6. M. 1:3.

628

Zu Taf. 70.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 63010 . 63001 Oko 9/1 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 n/a2 63012 . 63001 Oko 9/1 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 n/a3 63017 . 63001 Oko 9/1 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 n/a4 63020 . 63001 Oko 9/1 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 n/a5 63032 . 63001 Oko 9/1 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 n/a6 63035 . 63001 Oko 9/1 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 n/a7 63030 . 63001 Oko 9/1 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 n/a8 63014 . 63001 Oko 9/1 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 n/a9 63007 305762920 63001 Oko 9/1 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 n/a

10 63039 -604349017 63001 Oko 9/1 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/2 n/a11 63080 350522938 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a12 63100 . 63003 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a13 63055 . 63003 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a14 63095 1063591620 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a15 63078 -2057692511 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a16 63077 -9019431 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a17 63094 -540270311 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a18 63117 5534737 63003 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a19 63119 154153832 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a20 63089 -344800491 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a21 63101 -1529911546 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a22 63105 . 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a23 63110 . 63003 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a24 63121 650142858 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a25 63098 337055041 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a26 63074 -1050216144 63002 Oko 9/2 Kolluvium/Ackerhorizont Oko 9/1 n/a

629

9

10

1

26

2

3 4 5 6

7 8

11

12

13

14

15

16

17 18

19 20 21 22 23

24

25

Taf. 70. Okolište. Fläche 9, Gefäßkeramik (1–25) und Keramikobjekt (26). 1–10 Schichtenformation Oko 9/1; 11–26 Oko 9/2. 1–25 M. 1:3; 26 M. 1:2.

630

Zu Taf. 71.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 63352 372045233 63066 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil2 63216 -550039186 63017 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil3 63131 1318424087 63005 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil4 63515 -1756534882 63159 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 unterer Teil5 63370 -1612584176 63094 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 unterer Teil6 63214 1159 63017 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil7 63256 -346013622 63033 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil8 63175 690185144 63009 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil9 63241 597002002 63019 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil

10 63169 -1016590527 63009 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil11 63227 1334041708 63017 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil12 63263 1169823843 63035 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil13 63217 -1236046054 63016 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil14 63512 1157 63161 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 unterer Teil15 63203 -109095642 63017 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil

631

1

12

8

2

3

4

5

6

7

9

10

13 14 15

11

Taf. 71. Okolište. Fläche 9, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 9/3. M. 1:3.

632

Zu Taf. 72.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 63504 1763755271 63161 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 unterer Teil2 63172 -1124403046 63008 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil3 63154 1167313019 63006 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil4 63153 1197043495 63006 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil5 63268 -54181076 63035 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil6 63162 -1650380342 63006 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil7 63164 238598666 63008 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil8 63226 1386 63020 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil9 63164 30075987 63008 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil

10 63187 1774350520 63008 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil11 63221 1385 63020 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil12 63290 1393 63040 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil13 63377 825950899 63094 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 unterer Teil14 63265 -1375353187 63035 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil15 63166 1158 63012 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil16 63278 1640882356 63035 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil17 63326 1494192804 63054 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil18 63276 -1260645420 63041 Oko 9/3 Grube Oko 9/1 oberer Teil

633

1

13

12

2

3

4

5 67

8 9 10

11

14

15

16

17

18

Taf. 72. Okolište. Fläche 9, Gefäßkeramik der Schichtenformation Oko 9/3. M. 1:3.

634

Zu Taf. 73.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 63366 -1781973283 63089 Oko 9/4 Grube Oko 9/3 n/a2 63298 1377 63047 Oko 9/4 Grube Oko 9/2 n/a3 63152 1376 63013 Oko 9/4 Grube Oko 9/2 n/a4 63485 -1928860038 63155 Oko 9/6 Haus Oko 41 nicht differenziert5 63563 -431530124 63171 Oko 9/6 Haus Oko 41 nicht differenziert6 63575 -124523918 63171 Oko 9/6 Haus Oko 41 nicht differenziert7 63427 -1729883336 63117 Oko 9/6 Haus Oko 41 nicht differenziert8 63580 1943534728 63171 Oko 9/6 Haus Oko 41 nicht differenziert9 63539 . 63155 Oko 9/6 Haus Oko 41 nicht differenziert

10 63575 1628321846 63171 Oko 9/6 Haus Oko 41 nicht differenziert11 63588 . 63179 Oko 9/6 Haus Oko 41 nicht differenziert

635

12 3

45

6

89 10 11

7

Taf. 73. Okolište. Fläche 9, Gefäßkeramik. 1–3 Schichtenformation Oko 9/4; 4–11 Oko 9/6. M. 1:3.

636

Zu Taf. 74.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 63407 . . Oko 9 . .2 61300 . 61064 Oko 7/6 Schichtpaket Oko 7/3 n/a3 20026120 . 6011 Oko 1/2 Freifläche Oko 1/K-L n/a4 5076 . 13086 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert5 20026247 . 6013 Oko 1/2 Haus Oko 22 unverbrannter Lehm6 13261 . 13086 Oko 3/2 Haus Oko 02-03 undifferenziert7 17231 . 17141 Oko 3/2 Haus Oko 04 Schichtpaket

637

3

1

4

5

67

2

Taf. 74. Okolište. 1 Fläche 9, Keramikobjekt unbekannter Funktion ohne Zuordnung zu Befundgruppierung. 2 Fläche 7, Bruchstück einer an­thropomorphen Figurine. 3–7 Durchbohrte Keramikobjekte (Spinnwirtel?). 3–5 aus Fläche 1, 6–7 aus Fläche 3. M. 1:2

638

Zu Taf. 75.

Nr. Fundnummer Keramikeinheit Befund Schichtenformation Schichtenverband Schichtengruppe

1 33308 1260615005 33056 Oko 4/2 Haus Oko 29 Pfosten 32 31600 -486864001 . . . .3 36324 -1385075813 36043 Oko 4/2 Haus Oko 30 unverbrannter Lehm4 511284 . 51109 Oko 6/4 Haus Oko 40 Pfosten 55 32051 . 32002 Oko 4/1 Ackerhorizont Oko 4 n/a6 46010 . 46002 Oko 5/3 Graben grün Verfüllung Graben grün7 33244 . 33027 Oko 4/2 Gasse Oko 4/A-C n/a8 52304 . 52009 Oko 6/4 Schichtpaket Oko 6/2 n/a9 35179 . 35005 Oko 4/2 Gasse Oko 4/nw A n/a

10 35265 . . . . .

11 41142 . 41018 Oko 5/5 Graben Oko 5/orange 2. Stadium

2. Verfüllung Graben orange

639

1 32

4 5 6 7

9 10

11

8

Taf. 75. Okolište. Rhyta. 1.3.7.9 Schichtenformation Oko 4/2; 2.10 ohne Zuordnung zu einer Befundgruppierung; 4 Oko 6/4; 5 Oko 4/1; 6 Oko 5/3; 8 Oko 6/4; 11 Oko 5/5. M. 1:2.