Kurzer Überblick über den Bündnis- und stategischen Partnerschaftsvertag zwischen der Russischen...

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Institute for Georgian Foreign Policy Bündnis- und strategischer Partnerschaftsvertrag zwischen der Russischen Föderation und Abchasien Nino Burdiladze Der Aufsatz bietet eine kurze Darstellung des Partnerschaftsvertrages, der zwischen Russland und der abtrünnigen Region Georgiens, Abchasien, am 24. November 2014 unterzeichnet worden ist. Im Text folgen die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft der offiziellen Erklärung der georgischen Regierung. Anschließend wird ein allgemeiner Vergleich zwischen der ursprünglichen, von der russischen Seite vorgelegten Version und der zweiten, von der abchasischen Seite geänderten Version, dargeboten. Danach wird der Inhalt des aktuellen, unterzeichneten Vertrags aufgeführt und teilweise mit Kommentaren begleitet. Dezember 2014 3

Transcript of Kurzer Überblick über den Bündnis- und stategischen Partnerschaftsvertag zwischen der Russischen...

I n s t i t u t e f o r G e o r g i a n F o r e i g n P o l i c y

Bündnis- und strategischer Partnerschaftsvertrag

zwischen der Russischen Föderation und Abchasien Nino Burdiladze Der Aufsatz bietet eine kurze Darstellung des Partnerschaftsvertrages, der zwischen Russland und der

abtrünnigen Region Georgiens, Abchasien, am 24. November 2014 unterzeichnet worden ist. Im Text

folgen die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft der offiziellen Erklärung der

georgischen Regierung. Anschließend wird ein allgemeiner Vergleich zwischen der ursprünglichen,

von der russischen Seite vorgelegten Version und der zweiten, von der abchasischen Seite

geänderten Version, dargeboten. Danach wird der Inhalt des aktuellen, unterzeichneten Vertrags

aufgeführt und teilweise mit Kommentaren begleitet.

Dezember

2014 3

2

Übersicht

Reaktion der georgischen Regierung ...................................................................................................... 3

Reaktionen der internationalen Gemeinschaft ....................................................................................... 5

Geltungskraft des Vertrages .................................................................................................................... 8

Inhalt des ursprünglichen vs. Inhalt der Zwischenversion ...................................................................... 9

Die unterzeichnete Version ................................................................................................................... 11

Abschließende Bemerkungen ............................................................................................................... 15

Am 24. November 2014 haben Präsident der Russischen Föderation Vladimir Putin und

Präsident der sog. Republik Abchasiens Raul Chadjimba den „Bündnis- und strategischer

Partnerschaftsvertrag“ (weiter Partnerschaftsvertrag oder BSPV) in Sotschi unterzeichnet.

Die staatliche Duma plant so schnell wie möglich das Abkommen zu ratifizieren, um

dessen erforderliche In-Kraft-Treten zu bewirken.

Bei diesem Partnerschaftsvertrag handelt es sich um eine strategische Vereinbarung über

die Verstärkung der Zusammenarbeit insbesondere in Bereichen der Außenpolitik, der

Sicherheit, der Verteidigung, der Wirtschaft und Soziales zwischen der Russischen

Föderation und Abchasien, welches weiterhin als territorialer Bestandteil des georgischen

Staates durch die internationale Gemeinschaft angesehen wird.

Am 8. Dezember wurde der von Putin und Chadjimba unterschriebene

Partnerschaftsvertrag der Volksversammlung Abchasiens zur Ratifizierung vorgelegt.

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Reaktion der georgischen Regierung Die georgische Regierung hat gegen die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags den

Erwartungen entsprechend stark protestiert. Noch vor seiner Unterzeichnung, hat das

georgische Parlament in Kutaisi auf Antrag der Koalition Georgischer Traum die

„Erklärung über den Versuch der Annektierung Abchasiens durch die Russische

Föderation“ am 17. Oktober 2014 einstimmig angenommen.

Am 16. Oktober bildete das Abkommen das Hauptgesprächsthema zwischen dem

Sonderbeauftragten des georgischen Ministerpräsidenten für Russlandsbeziehungen Surab

Abaschidse und dem stellvertretenden russischen Außenminister Grigorij Karassin

während der regelmäßigen Verhandlungen zwecks der Annährung von beiden Staaten. S.

Abaschidse wies seinen Verhandlungspartner darauf hin, dass diese Entwicklung gewisses

Risiko für die Weiterführung des Verständigungsdialogs zwischen Georgien und Russland

beinhalten könne und beurteilte diese Vorgehensweise als einen Annektierungsversuch

seitens Russlands. Allerdings hat Karassin diese Anschuldigungen mit der Anmerkung

zurückgewiesen, die Besprechung dieses Themas gehöre schlicht nicht im Format dieser

Verhandlungsgespräche.

Am 22. November erklärte das Außenministerium Georgiens seine Besorgnis über die

Entscheidung der russischen Regierung, dem Präsidenten der Russischen Föderation den

Partnerschaftsvertag mit Abchasien zur Genehmigung und zur nachfolgenden

Unterzeichnung unterbreitet zu haben.1

Am 24. November bezeichnete die Außenministerin Georgiens Tamar Berutschaschwili

die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags als de-facto-Annexion der georgischen

Region Abchasien und forderte die internationale Gemeinschaft auf, diese Tatsache, die

gegen die territoriale Einheit Georgiens gerichtet war, richtig einzuschätzen.2

Das Auswärtige Amt in Tiflis hat eine Erklärung abgegeben, in der die Unterzeichnung

des Partnerschaftsvertrages stark verurteil wurde. Dadurch würden die Grundprinzipien

des Völkerrechts wie Nichteinmischung in innere Angelegenheiten eines Staates, das

Verbot der Gewaltanwendung und –androhung, Souveränität, Unverletzbarkeit der

staatlichen Grenzen, territoriale Integrität und die Erfüllung der internationalen

Verpflichtungen, untergraben. Weiter hieß es, dass Abchasien als ein fester Bestandteil

Georgiens kein Subjekt des Völkerrechts bilde und der Versuch mit Abchasien ein

internationales Vertrag zu unterzeichnen, stelle grober völkerrechtlicher Verstoß und

eine rechtswidrige Handlung dar, die keine rechtliche Konsequenzen haben könnte.3

1 http://mfa.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=59&info_id=18377 (Zuletzt aufgerufen am 9.12.2014) 2 http://mfa.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=59&info_id=18386 (Zuletzt aufgerufen am 9.12.2014) 3 http://mfa.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=59&info_id=18392 (Zuletzt aufgerufen am 9.12.2014)

4

Das Außenministerium hat die internationale Gemeinschaft aufgefordert, dieses Ereignis

sowohl politisch, als auch rechtlich, richtig einzuschätzen und angemessenen Druck auf

Russland auszuüben.4

Auf die Internetseite des Amtes des Staatsministers für Versöhnung und bürgerliche

Gleichheit wurde die Erklärung der georgischen Regierung veröffentlicht, in der die

Unterzeichnung als ein eindeutiger Schritt seitens Russlands zur tatsächlichen Annexion

Abchasiens gewertet wurde. Die Politik der Russischen Föderation wurde direkt als

Verletzung der völkerrechtlichen Prinzipien beurteilt.5

4 http://mfa.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=59&info_id=18392 (Zuletzt aufgerufen am 9.12.2014) 5 http://www.smr.gov.ge/index.php?opt=10&no=1233 (Zuletzt aufgerufen am 9.12.2014)

5

Reaktionen der internationalen Gemeinschaft Die Europäische Union bezeugte ihre Unterstützung an Georgien durch die Erklärung der

Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik und bezeichnete das

Abkommen als nachteilig für die laufenden Bemühungen, die Sicherheitslage in der

Region zu stabilisieren. Ähnlich wie die vorigen zwischen Russland und Abchasien

geschlossenen Abkommen verletze dieser Partnerschaftsvertrag georgische Souveränität

und territoriale Integrität und verstoße gegen die Prinzipien des Völkerrechts und

internationale Verpflichtungen Russlands. Die EU wiederholte ihre starke Unterstützung

für die Souveränität und territoriale Einheit Georgiens innerhalb der international

anerkannten Grenzen.6

Die deutsche Bunderegierung teilte an der Pressekonferenz mit, dass durch diesen sog.

Bündnisvertrag Moskau laufende Bemühungen erschweren würde, den Konflikt in

Abchasien und Südossetien im Rahmen der Genfer Gespräche friedlich beizulegen. Die

Tatsache, dass der Vertrag die Integration abchasischer Milizen in die russischen

Sicherheitsstrukturen sowie die Angleichung Abchasiens u. a. an die russische Steuer-,

Zoll- und Sozialgesetzgebung beinhaltete, würde die georgischen Befürchtungen um die

schleichende Annexion befördern. Die Bundesrepublik stünde zu Georgiens territorialer

Integrität und würde das Land weiterhin bei seinen Bemühungen unterstützen, die

abtrünnigen Regionen friedlich zu re-integrieren, die EU-Assoziierung umzusetzen und

gute nachbarschaftliche Beziehungen zu Russland zu bilden.7

Der Partnerschaftsvertrag wurde auch während des Staatsbesuchs des deutschen

Außenministers Frank-Walter Steinmeier in Georgien am 8. Dezember thematisiert. Er

erklärte, dass Deutschland diesen Partnerschaftsvertrag mit Abchasien „in keinster Weise“

anerkennen würde und bekräftigte, dass die Bundesrepublik zu dem völkerrechtlichen

Prinzip der territorialen Einheit stünde.8 Auf der Seite des georgischen

Außenministeriums wurde veröffentlicht, dass Herr Steinmeier darüber hinaus betont

hat, der Vertragsschluss zwischen der Russischen Föderation und Abchasien sowie die am

5. Dezember eingeleitete militärische Übungen der russischen Armee auf dem

südossetischen Gebiet, verletzten georgische Souveränität, seine territoriale Integrität und

die Grundprinzipien des Völkerrechts.9

Das Abkommen wurde auch von den Vereinigten Staaten negativ beurteilt. Der Sprecher

des State Departments der USA Jeff Rathke hat am 28. November 2014 erklärt, dass die

Vereinigten Staaten die Legitimität jeglichen so genannten „Abkommens“ zwischen der

georgischen Region Abchasien und der Russischen Föderation nicht anerkennen würden.

6 http://eeas.europa.eu/statements-eeas/2014/141124_01_en.htm (Zuletzt aufgerufen am 3.12.2014)

7 http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2014/11/2014-11-26-

regpk.html%E2%80%8B (Zuletzt aufgerufen am 3.12.2014) 8 http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Aktuelle_Artikel/Georgien/141208-BM-GEO-

Besuch.html (Zuletzt aufgerufen am 8.12.2014) 9 http://mfa.gov.ge/index.php?lang_id=GEO&sec_id=30&info_id=18455 (Zuletzt aufgerufen am 8.12.2014)

6

Er sagte, Abchasien und Südossetien stellten die feste Bestandteile Georgiens dar und die

USA unterstützten weiterhin die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität

Georgiens. Er widerholte die Aufforderung an Russland, die Verpflichtungen aus dem

Feuereinstellungsabkommen vom 2008 zu erfüllen, seine Truppen aus den georgischen

Regionen – Abchasien und Südossetien – abzuziehen, seine Unabhängigkeitsanerkennung

von dieser beiden Regionen zurückzunehmen und freien Zugang humanitärer Hilfe auf

diesen Gebieten zu gewährleisten.10

Ähnlich verurteilt haben das Abkommen mehrere europäische Staaten wie Bulgarien11,

Dänemark12, Litauen13, Norwegen14, Polen, Portugal15, Rumänien16, Slowenien,17

Tschechien,18 die Ukraine19.

Das Abkommen wurde von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nicht anerkannt. Er

hielt in seiner Erklärung fest, dass die Mitgliedstaaten der Nordallianz den

Partnerschaftsvertrag nicht anerkennen würden. Die Unterzeichnung dieses Vertrages

begünstigte friedliche und lang anhaltende Konfliktlösung in keinerlei Hinsicht. Er

forderte Russland zur Rücknahme der Anerkennung von Abchasien und Südossetien –

den abtrünnigen Regionen Georgiens – und zum Abzug seiner Truppen aus dem

georgischen Territorium auf. Es wurde nochmals bekräftigt, dass die NATO die

Souveränität und die territoriale Integrität Georgiens voll anerkenne und das

abgeschlossene Partnerschaftsabkommen keinerlei Geltung habe.20 Am 24. November hat

die Parlamentarische Versammlung der NATO Resolution 417 angenommen, in der die

andauernde Besatzung und rechtswidrige Anerkennung der georgischen Territorien –

Abchasien und Südossetien, was den schweren Verstoß gegen die Prinzipien des

Völkerrechts darstellen, stark verurteilt worden. Die Parlamentarische Versammlung hat

ihre Besorgnis in Bezug auf die Schritte Russlands zur Annexion Abchasiens ausgedrückt,

10 http://www.state.gov/r/pa/prs/ps/2014/11/234367.htm (Zuletzt aufgerufen am 3.12.2014) 11 http://www.mfa.bg/events/6/1/1632/index.html 12 https://twitter.com/martinlidegaard/status/537280337890787328 13 http://www.urm.lt/default/en/news/on-the-signature-of-a-treaty-on-alliance-and-strategic-partnership-

between-of-the-abkhazia-region-of-georgia-and-the-russian-federation 14

http://mfa.gov.ge/files/30_18396_740228_Brendetaravstandfra«avtale»mellomRusslandogAbkhasiaiGeorgia-

regjeringen.pdf 15 http://mfa.gov.ge/files/30_18396_383625_portugalia-gancxadebaafxazetze.pdf 16 http://mae.ro/en/node/29672 17

http://www.mzz.gov.si/nc/si/medijsko_sredisce/novica/article/6/34331/6c222e63853291bfff638954fc672c1c/ 18

http://www.mzv.cz/jnp/cz/udalosti_a_media/prohlaseni_a_stanoviska/x2014_11_26_prohlaseni_mzv_k_pod

pisu_tzv_smlouvy.html 19 http://mfa.gov.ua/en/press-center/comments/2514-komentar-rechnika-mzs-ukrajini-shhodo-pidpisannya-

tak-zvanoji-ugodi-mizh-rosijeju-ta-abkhazijeju-gruzija 20 http://www.nato.int/cps/en/natohq/news_115168.htm (Zuletzt aufgerufen am 3.12.2014)

7

was den ernsthaften Schatten auf den europäischen Frieden und Sicherheit werfen

würde.21

Die Berichterstatter der Parlamentarischen Versammlung des Europarates stellten fest,

der Partnerschaftsvertrag verstoße gegen Völkerrecht und bildete ein Beispiel der

kriechenden Annexion.22 Präsident des Kongresses der Gemeinden und Regionen des

Europarats Jean-Claud Fécon erklärte am 3. Dezember, die Gültigkeit des

Partnerschaftsabkommens, der in Verletzung der territorialen Integrität eines der

Mitgliedstaaten des Europarates zustande gekommen war, könne nicht anerkannt werden.

Das Abkommen wurde vom Präsidenten des Kongresses als noch ein zusätzlicher

Destabilisierungsfaktor verurteilt.23

21 NATO Parliamentary Assembly, Resolution 417, 24.11.2014, 232 PC 14 E Rev.2 22 http://assembly.coe.int/nw/xml/News/News-View-EN.asp?newsid=5274&lang=2&cat=3 (Zuletzt

aufgerufen am 3.12.2014) 23

https://wcd.coe.int/ViewDoc.jsp?id=2268241&Site=Congress&BackColorInternet=C3C3C3&BackColorIntra

net=CACC9A&BackColorLogged=EFEA9C (Zuletzt aufgerufen am 3.12.2014)

8

Geltungskraft des Vertrages Nun, hat der zwischen der Russischen Föderation und Abchasien abgeschlossene

Partnerschaftsvertrag überhaut völkerrechtliche Geltung? Was beinhaltet denn er

wirklich? Welche Konsequenzen könnte es mit sich bringen? Birgt er gewisse Gefahren in

sich, was die politische Lage im Südkaukasus betrifft?

Zwischenstaatliche Geltung erlangt ein Vertrag, der zwischen den Staaten abgeschlossen

wird und gegebenenfalls noch das weitere durch das innerstaatliche Recht

vorgeschriebene Verfahren, wie bspw. Ratifizierung, durchläuft. Nach dem Krieg

zwischen der Russischen Föderation und Georgien im August 2008 um die abtrünnige

georgische Region Südossetien, hat Russland die Unabhängigkeit von Abchasien und

Südossetien im September 2008 anerkannt. Seinem Beispiel sind nur wenige Staaten wie

Venezuela, Nikaragua, Vanuatu, Tuvalu und Nauru gefolgt, wobei später Vanuatu und

Tuvalu ihre Anerkennungserklärungen zurückgenommen haben und die territoriale

Integrität Georgiens innerhalb von seinen international anerkannten Grenzen bekräftigt

haben. Die internationale Gemeinschaft, im allgemeinen, betrachtet Abchasien (genauso

wie Südossetien) als einen wesentlichen Bestandteil des georgischen Staates und demnach

kommt diesem Gebilde keine Staatsqualität zu.

Rein völkerrechtlich gesehen stellt Abchasien kein unabhängiger Staat dar.

Dementsprechend hat dieses Gebilde keine Kompetenz, eigenständig völkerrechtliche

Verträge mit einem anderen Staat abzuschließen. Dadurch kann schon die Gültigkeit des

Partnerschaftsvertrags abgelehnt werden.

9

Inhalt des ursprünglichen vs. Inhalt der Zwischenversion Trotz der Bereitwilligkeit Abchasiens einen Freundschaftsvertrag über die gegenseitige

Unterstützung zu unterzeichnen, was auch schon im August 2014 Wladimir Putin und

Raul Chadjimba nach seiner Wahl zum abchasischen Präsidenten beschlossen hatten,

waren die Meinungen in Suchumi (Verwaltungszentrum Abchasiens) doch geteilt, was

den Umfang und die Intensität dieser partnerschaftlichen Beziehungen betrifft.

Die ursprüngliche Version des Vertrages, die von der russischen Regierung am 13.

Oktober 2014 der abchasischen Seite unterbreitet wurde, trug die Bezeichnung „Der

Bündnis- und Integrationsvertrag zwischen der Russischen Föderation und der Republik

Abchasien“. Wie hier auch schon der Name impliziert, ging der Umfang der Vereinbarung

schon über bloße Partnerschaft und Zusammenarbeit hinaus. Der Integrationsvertrag

umfasste die Schaffung einer gemeinsamen Verteidigungsinfrastruktur sowie einer

einheitlichen Zoll- und Wirtschaftsunion. Die Regierung Abchasiens sah die souveräne

Beständigkeit der abchasischen Republik in Gefahr. So hat sich Chadjimba der

Unterzeichnung dieser Version widersetzt, indem er die Überarbeitung des Vertrages

angeordnet hat.

Auch wenn der Vertrag größten Teils gleich geblieben ist, wurden jedoch einige

wesentliche Änderungen eingearbeitet. Vor allem wurde der Name des Vertrages

geändert und das Wort „Integration“ durch den Begriff „Partnerschaft“ ersetzt. Dadurch

wurde die angedeutete Absicht einer starken Einbindung Abchasiens in die staatliche

Struktur der Russischen Föderation etwas abgemildert.

Änderung hat die Vorschrift über die „Förderung und Vereinfachung des Verfahrens für

die Erlangung der Staatsangehörigkeit einer Vertragspartei durch die andere“ erfahren.

Stattdessen heißt es im Text, dass die Russische Föderation zusätzliche Maßnahmen

ergreifen soll, die auf die Vereinfachung der Erhaltung der russischen Staatsangehörigkeit

durch die abchasischen Bürger gerichtet sein sollen.

Die russische Version des Vertrags sah die Vereinigung von Streitkräften der Russischen

Föderation und Abchasiens in eine Vereinigte Gruppierung vor. Die abchasische Seite

formulierte diese Vorschrift so, dass in dieser Vereinigten Gruppierung nicht der ganze

Bestand, sondern nur ein speziell dafür bestimmter Teil der abchasischen Streitkräfte

aufgenommen werden sollte. Somit blieben die abchasischen Streitkräfte als solche

bestehen.

Nach dem russischen Vorschlag sollte der Kommandeur der Vereinigten Gruppierung „im

Falle einer unmittelbaren Aggression“ von dem befugten Organ der Russischen

Föderation ernannt werden. Dies wurde dahingehen ergänzt, dass der stellvertretende

Kommandeur von Streitkräften durch das befugte Organ der Republik Abchasien ernannt

werden sollte.

10

Die russische Version verpflichtete die abchasischen Bürger, die gleichzeitig über die

Staatsangehörigkeit der Russischen Föderation verfügten, ihre Wehrpflicht auf

vertraglicher Basis bei der Vereinigten Gruppierung oder im gemeinsamen

Koordinierungszentrum der staatlichen Organe von Innenangelegenheiten zu leisten.

Nach der abchasischen Version sollten solche Bürger mit der o. g. doppelten

Staatsangehörigkeit ihrer Wehrpflicht auf vertraglicher Basis in den militärischen

Formationen der Streitkräfte der Russischen Föderation nachkommen, die auf dem

Territorium der Republik Abchasien stationiert waren.

Weitere Änderungen betrafen die Mitwirkung Russlands an der sozial-wirtschaftlichen

Entwicklung Abchasiens. Die abchasische Seite forderte, dass Russland die Erhöhung der

Renten gewährleisten sollte, die mit der im Föderationskreis Südrussland gegebenen,

durchschnittlichen Versorgung vergleichbar sein sollte.

Weiterhin wollte Abchasien auf Russland die Verpflichtung über die Verbesserung der

materiell-technischen Versorgung, der Besoldung und von sozialen Garantien für die

Mitarbeiter des Innenministeriums auferlegen.

Abchasische Seite hat die Bestimmung über die Vereinheitlichung von Standards im

Schul-, Gesundheits- und Zollwesen mit den Vorschriften der Russischen Föderation

herausgenommen.

Keine Meinungsverschiedenheit bestand allerdings bezüglich der gemeinsamen

Aktivitäten für die Ausrüstung der georgisch-abchasischen Grenze durch die Russischen

Föderation und Abchasien. Auf das beidseitige Einvernehmen ist auch die Absicht nach

der Integration in einen einheitlichen Zollraum gestoßen.

11

Die unterzeichnete Version24 Bei der unterzeichneten Version des Partnerschaftsvertrags fällt in erster Linie auf, dass

der Wortlaut auf Grundprinzipien des Völkerrechts unter expliziter Berufung auf die

Vorschriften der UN-Charta ausgerichtet ist. In der Präambel wird nochmals bekräftigt,

dass dieser Vertrag unter Berücksichtigung neuer globalen und regionalen

Herausforderungen und Gefahren, in der Verfolgung der Ziele und Prinzipien der UN-

Charta, in Vereinbarung mit allgemein anerkannten Prinzipien und Vorschriften des

Völkerrechts, in der Achtung der demokratischen Prinzipien, einschl. der

Menschenrechte abgeschlossen wird. Den Willen bekräftigend, mit den Nachbarstaaten in

friedlichen Beziehungen zu leben, erklären die Vertragsparteien, dass durch diesen

Vertrag ein Übergang zu einer qualitativ neuen Ebene von zwischenstaatlichen

Beziehungen vollzogen wurde.

Durch diese Formulierung bestätigt Russland seine Anerkennung Abchasiens als

unabhängigen Staat erneut, indem hier ausdrücklich genannt wird, dass es sich mit

Abchasien auf einer interstaatlichen Ebene befindet und die Prinzipien des Völkerrechts

anwendet, die grundsätzlich nur in zwischenstaatlichen Beziehungen gelten. Russland

geht noch weiter und bekräftigt es Wort für Wort, dass durch den Partnerschaftsvertrag

die Verstärkung der staatlichen Souveränität und zuverlässige Gewährleistung der

territorialen Integrität der Russischen Föderation und der Republik Abchasien angestrebt

wird.

Im Art. 1 BSPV, in dem der Vertragsgegenstand umrissen wird, heißt es, dass die

Vertragsparteien die Entwicklung bilateraler, gleichberechtigter, konstruktiver

Beziehungen zwecks Erreichung einer neuen Ebene regionaler Sicherheit, der Bündnis-

und strategischer Partnerschaft fortsetzen wollen, die auf die Prinzipien der beidseitigen

Achtung der staatlichen Souveränität und territorialer Einheit beruht.

Art. 3 BSPV führt die wichtigen Ziele der Bündnis und der strategischen Partnerschaft

auf. Diese beinhalten die Verfolgung der koordinierten Außenpolitik, Schaffung eines

gemeinsamen Verteidigungs- und Sicherheitsraumes sowie eines gemeinsamen Sozial-

und Wirtschaftsraums, Förderung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der

Republik Abchasien, Schaffung der Bedingungen für die vollwertige Teilnahme

Abchasiens an den durch Russland initiierten und (oder) geförderten

Integrationsprozessen im post-sowjetischen Raum sowie Aufrechterhaltung eines

gemeinsamen kulturellen, geistigen und humanitären Raums.

Nach Art. 4 Abs. 1 BSPV kommen die Vertragsparteien überein, eine koordinierte

Außenpolitik unter Beachtung von gegenseitigen Interessen zu betreiben sowie für

Friedenssicherung, Erhöhung der Stabilität und der Sicherheit im Kaukasus eng

24 Der Aufsatz orientiert sich auf den endgültigen Text, der auf der Internetseite des russischen Präsidenten

veröffentlicht wurde. http://news.kremlin.ru/ref_notes/4783 (Zuletzte aufgerufen am 9.12.2014)

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zusammenzuarbeiten. In Art. 4 Abs. 2 BSPV verpflichtet sich Russland zur Förderung von

internationalen Beziehungen Abchasiens, einschließlich der Erweiterung des Kreises von

den abchasische Unabhängigkeit anerkennenden Staaten und zur Schaffung von

Konditionen zum Beitritt Abchasiens in internationale Organisationen und

Gemeinschaften, unter anderem auch in diejenigen, die mit russischer Mitwirkung

geschaffen werden.

Art. 5 BSPV regelt die Schaffung eines gemeinsamen Verteidigungs- und

Sicherheitsraums. In diesem Rahmen sollen die Beratungen über relevante Fragen der

Verteidigungs- und Sicherheitspolitik stattfinden und eine gemeinsame Stellung

eingenommen werden; Weiterhin soll es eine Vereinigte Gruppierung der Truppen

gegründet werden, die aus den Streitkräften der Russischen Föderation und den der

Republik Abchasien zwecks der Abwehr der Aggression (bewaffneten Angriffs) gemäß

Art. 51 der UN-Charta bestehen sollen sowie die Führungsorgane dieser Truppen

geschaffen werden. Ferner vereinbaren die Vertragsparteien gemeinsame Überwachung

der Staatsgrenze Abchasiens zu Georgien sowie von Gewässern, die unter abchasische

Jurisdiktion fallen.

Art. 6 BSPV legt fest, dass eine Aggression (bewaffneter Angriff) gegen eine der

Vertragsparteien als Aggression auch gegen die andere Vertragspartei bewertet wird, in

welchem Falle die Vertragsparteien sich verpflichten, gegenseitig notwendige Hilfe,

einschließlich militärischen Beistands, zu leisten. Die Unterstützung soll mit allen einer

der Vertragsparteien zur Verfügung stehenden Mitteln in Ausübung des Rechts der

kollektiven Verteidigung gemäß Art. 51 der UN-Charta geleistet werden. Die Parteien

haben es nicht versäumt, nochmals vertraglich vorzuschreiben, dass im Falle der

Ausübung des Selbstverteidigungsrechts der Sicherheitsrat umgehend zu informieren ist,

was ohnehin nach der Satzung der Vereinten Nationen gilt. Dadurch hebt Russland die

abtrünnige Republik Abchasien noch einmal auf die Ebene eines anerkannten Staates und

verpflichtet auch sie zur Anwendung der Vorschriften der UN-Satzung, die grundsätzlich

nur für Mitgliedstaaten bindend ist.

Die Vereinigten Truppen, die zwecks der Abwehr der Aggression (bewaffneten Angriffs)

geschaffen werden, setzen sich aus den speziellen Einheiten der Streitkräfte beider

Vertragsparteien zusammen. Im Falle einer unmittelbar bevorstehenden Aggression und

in der Kriegszeit werden der Kommandeur dieser Truppen durch das zuständige Organ

der Russischen Föderation, der stellvertretende Kommandeur aber vom zuständigen

Organ der Republik Abchasien ernannt (Art. 7 BSPV). Die abchasische Seite hat versucht

eigene Positionen dahingehend zu stärken, dass die Entscheidungsbefugnis über den

Einsatz der Vereinigten Truppen auf dem abchasischen Gebiet beim Kommandeur der

abchasischen Streitkräfte belassen worden ist. Das Bestehen einer unmittelbar

bevorstehenden Gefahr wird im Einvernehmen von zuständigen Organen beider

Vertragsparteien festgestellt.

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Art. 8 BSPV enthält die Bestimmung über die Modernisierung der abchasischen

Streitkräfte innerhalb von 3 Jahren nach In-Kraft-Treten des Partnerschaftsvertrags,

einschließlich der stufenweisen Vereinheitlichung von Standards der militärischen

Führung, der materiell-technischen Versorgung, der Besoldung und der sozialen

Garantien des Militärpersonals sowie die gemeinsame Vorbereitung von Militärübungen

der abchasischen Streitkräfte und deren Ausstattung mit modernen Bewaffnung. Die

Erforderlichkeit der Vereinheitlichung wird mit der operativen Kompatibilität der

russischen und der abchasischen Streitkräfte begründet. Die erforderlichen Kosten

werden von der Russischen Föderation übernommen.

Art. 9 BSPV greift die in der Präambel erwähnte Frage der Überwachung der Staatsgrenze

mit Georgien auf. Vereinbart wird die technische Ausstattung der Grenzlinie innerhalb

von 2 Jahren nach dem In-Kraft-Treten dieses Partnerschaftsvertrages. Die konkreten

Maßnahmen und der Zeitplan werden in einem separaten Abkommen innerhalb von 6

Monaten nach dem In-Kraft-Treten dieses Partnerschaftsvertrags festzuhalten sein.

Zwecks der Bekämpfung u. a. der organisierten Kriminalität schaffen die Vertragsparteien

eine gemeinsame Informations- und Koordinationszentrum der Organe für

Innenangelegenheiten innerhalb eines Jahres nach In-Kraft-Treten des

Partnerschaftsvertrags, das den operativen Informationsaustausch zwischen den Organen

beider Staaten fördern soll. Bei diesem Zentrum soll eine spezialisierte Datenbank über

die Banden organisierter Kriminalität geführt werden, wodurch die Zusammenarbeit bei

der internationalen Fahndung und Auslieferung von Kriminellen gefördert werden soll,

etc. (Art. 10 BSPV). Ähnlich wie in den die Armee betreffenden Angelegenheiten

verpflichten sich auch hier die Parteien zur stufenweisen Verbesserung der materiell-

technischen Versorgung, der Besoldung und sozialer Garantien für die Mitarbeiter der

Organe für Innenangelegenheiten der Republik Abchasien, wobei die Mitfinanzierung

wieder von der Russischen Föderation übernommen wird.

Als ein weiterer Versuch der Anbindung Abchasiens an die Russische Föderation ist Art.

11 BSPV zu deuten, in dem sich die Republik Abchasien zur Durchführung einer Reihe

von Maßnahmen zur Harmonisierung eigener Gesetzgebung im Bereich des Zolls mit den

Akten der Eurasischen Wirtschaftsunion über Zollangelegenheiten sowie mit der

russischen Gesetzgebung in den Teilen, die nicht durch das Recht der Eurasischen

Wirtschaftsunion geregelt sind, verpflichtet. Es sollen einheitliche Herangehensweisen

durch die russischen und abchasischen Behörden entwickelt werden, wobei der Republik

Abchasien organisatorisch-methodische Unterstützung durch Russland zugesichert wird.

Darüber hinaus schreibt Art. 11 Abs. 4 BSPV vor, dass Abchasien im Laufe von spätestens

3 Jahren nach In-Kraft-Treten dieses Partnerschaftsvertrags gewisse Schritte zur

Annäherung seiner Haushaltsgesetzgebung an die der Russischen Föderation ergreifen

soll.

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Laut Art. 13 BSPV verpflichtet sich die Russische Föderation zusätzliche Maßnahmen zu

ergreifen, das Verfahren für Erlangung der russischen Staatsangehörigkeit durch die

abchasischen Bürger zu vereinfachen. Dadurch wird ein weiterer Versuch unternommen,

eigene Ansprüche auf dem abchasischen Territorium aufgrund der Präsenz einer

beachtlichen Menge der Staatsangehörigen der Russischen Föderation zu erheben und sie

notfalls auch durchzusetzen.

Nach Art. 15 BSPV gewährleistet die Russische Föderation, dass im Laufe von drei Jahren

ab dem 1. Januar 2015 die Rentenerhöhung von denjenigen Staatsangehörigen der

Russischen Föderation erfolgen wird, die auf dem abchasischen Territorium ständigen

Wohnort haben und Anspruch auf die Rente gemäß der russischen Gesetzgebung haben.

Die Anpassung der Rente soll sich an die Höhe des Rentenbetrags der Region Südrussland

orientieren.

Weiterhin werden die Bereiche des Gesundheitswesens, der Krankenversicherung, der

Bildung und Kultur angesprochen, bei deren Entwicklung Russland seine Mitwirkung

verspricht.

Nach Art. 19 BSPV soll Russland die russischen Staatsbürger, die auf dem abchasischen

Gebiet wohnhaft sind und zur ermäßigter Inanspruchnahme von medizinischen

Leistungen und Medikamenten gemäß der russischen Gesetzgebung berechtigt sind, mit

Medikamenten und anderen medizinischen Erzeugnissen zu vorteilhaften Konditionen

versorgen.

Nach Art. 21 BSPV soll die Russische Föderation Unterstützung bei der Realisierung des

Entwicklungsprogramms der abchasischen Sprache leisten. Der Plan zur Durchführung

konkreter Maßnahmen soll innerhalb von 6 Monaten verabschiedet werden.

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Abschließende Bemerkungen Durch die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags hat Russland offensichtlich gegen

Grundprinzipien der staatlichen Souveränität, territoriale Integrität, Unverletzbarkeit der

Grenzen verstoßen. Russland verletzte die Souveränität Georgiens und seine territoriale

Einheit erneut, indem dass es die abtrünnige Republik Abchasien als einen unabhängigen

Staat behandelte.

Durch die Erhebung der separatistischen Region auf Ebene eines souveränen Staates trotzt

Russland der begründeten Position der internationalen Staatengemeinschaft und will

eigenwillig erzielen, dass sich die de-facto Situation im Laufe der Zeit dahingehend

ändert, dass Abchasien sich tatsächlich als von Georgien abgelöster Staat etabliert. Das ist

die Gefahr, die im Umgang mit der separatistischen Region als mit einem

völkerrechtlichen Subjekt auf langfristige Perspektive lauert. Die totale Entfremdung

Abchasiens vom georgischen Staat, die sich schon eingesetzt hat, wird durch die

Abschottung Abchasiens von Georgien noch verstärkt.

Durch die Förderung der Kooperation und durch die eventuelle Aufnahme Abchasiens in

die Eurasische Union als einen der gleichberechtigten Partner wird dazu führen, dass die

weiteren Mitgliedstaaten der Eurasischen Union, die Unabhängigkeit Abchasiens

anerkennen werden müssen. Auch die stillschweigende Hinnahme der abchasischen

Mitgliedschaft in der Eurasischen Union durch andere Staaten würde seine Anerkennung

als unabhängigen Staates implizieren.

Die sich parallel vollziehende Angleichung der Gesetzgebung an die der Russischen

Föderation bereitet einen effektiven Weg für die nachfolgende totale Einverleibung dieser

Teilrepublik in die föderative Struktur Russlands. Genannt seien hier bloß die

Vorschriften über die Vereinfachung des Einbürgerungsverfahrens im aktuellen

Partnerschaftsvertrag in Bezug auf die Erlangung der russischen Staatsangehörigkeit. Die

von der Russischen Föderation übernommene Verpflichtung über die Förderung der

abchasischen Sprache bietet keine Garantie für Wahrung der abchasischen Kultur und der

abchasischen Identität.

Es lässt sich feststellen, dass die abchasische Seite gewissen Widerstand bei der

Aushandlung des Vertrages gezeigt hat, was auch Anzeichen dafür gibt, dass sich während

der Zeit der Loslösung von Georgien in dem Lande eine gewisse staatliche Kultur mit

begleitendem Staatswillen entwickelt hat, der sich nicht so leicht biegen lässt.

Nichtsdestotrotz ist es unrealistisch, dass sich diese „staatliche Einheit“ ohne externe Hilfe

lebensfähig ist. Die langjährigen, geduldigen russischen Aktivitäten und Investitionen in

Abchasien werden in nächster Zukunft eventuell zum vergleichbaren Ausgang führen,

den die Weltgemeinschaft kürzlich in Bezug auf die Krim erlebt hat.

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Um die bestehende internationale Rechtsordnung, die auf die Friedenssicherung und

Friedensbewahrung beruht, erhalten zu können, erscheint es wichtig, dass die

internationale Gemeinschaft ihre klare Stellung nimmt und die offensichtlichen

Verletzungen des Völkerrechts nicht hinnimmt.

Nino Burdiladze ist Doktorandin an der rechtswissenschaftlichen Fakultät

der Universität zu Köln. Nach der Absolvierung des Studiums in Georgien an

der deutschsprachigen Fakultät für Recht und Wirtschaft studierte sie weiter

in Deutschland und Frankreich im Rahmen des internationalen LLM-

Masterstudiengangs „European Legal Practice“ als Stipendiatin des von der

Europäischen Union getragenen ErasmusMundus-Programms. Nach dem

Abschluss arbeitete sie jahrelang in der Bankenbranche in Georgien. Zurzeit

arbeitet sie am Institute for International Peace and Security Law in Köln

und befasst sich mit der Forschung der friedenssicherungsrechtlichen Fragen

und bewaffneten Konflikten.