Fragmente der uigurischen Dasakarmapathavadanamala aus Hami (2)

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Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg GENG SHIMIN JENS PETER LAUT JENS WILKENS Fragmente der uigurischen Daśakarmapathávadánamálá aus Hami (Teil 2) Originalbeitrag erschienen in: Ural-altaische Jahrbücher N. F. 20 (2006), S. [146]-169

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Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

GENG SHIMIN JENS PETER LAUT JENS WILKENS Fragmente der uigurischen Daśakarmapathávadánamálá aus Hami (Teil 2) Originalbeitrag erschienen in: Ural-altaische Jahrbücher N. F. 20 (2006), S. [146]-169

Fragmente der uigurischen Dadakarmapatevatitinamild aus Hami

(Teil 2)

Von GENG SHIMIN (Beijing), JENS PETER LAUT (Freiburg)und JENS WILKENS (Berlin)

I. Vorbemerkungen

Wir haben im ersten Teil unserer Edition der Hami-Handschrift derDa.fakarrnapathiivadänamäld die zur Einleitung gehörigen Blätter ediert.'Nun wenden wir uns den eigentlichen Avadänas zu, die weitaus wenigeraus dem Sanskrit entlehnte Fremdwörter enthalten. Dies erkennt man aufden ersten Blick an den recht sparsam verwendeten Brähmi-Glossen. Einziemlich gut erhaltenes Blatt aus dem Supäraga-Avadäna liegt bereits ineiner Edition vor.2 Von dieser Geschichte sind noch weitere Fragmenteim Hami-Manuskript identifiziert worden. Leider sind einige ziemlichschwer zu entziffern. Auch in der Berliner Turfansammlung sind diversezu dieser Erzählung gehörige Stücke zutage getreten. Ein wichtiges großesBlatt mit der Signatur Mainz 671 wurde in der Literatur mehrfacherwähnt. G. EHLERS hat es in seinem Katalog beschrieben und weitereInformationen zusammengetragen. 3 Eine Edition liegt bisher noch nichtvor. J. WILKENS hat im Rahmen seiner Katalogisierungsarbeiten weitereFragmente in der Berliner Turfansammlung identifizieren können (U1002, U 17064, U 1856, U 18635, U 3411). Außerdem konnte er ein bis-lang nicht eingeordnetes Fragment der Petersburger Sammlung (Kr II1/6)6 in diesem Avadäna lokalisieren. Es gibt nur wenige Überschnei-dungen. Dort, wo das Hami-Manuskript lückenhaft ist, setzen die Berliner

1 Vgl. GENG/LAUT/WILKENS (2005).2 GENG/KmacErr/LAuT (1993). Vgl. für unsere Edition die Zeilen 582-638.3 Vgl. EHLERS (1987), Kat.-Nr. 188." Dieses weicht im Wortlaut von den anderen Stücken ab und scheint eine eigenstän-

dige Übersetzung zu repräsentieren.5 In U 1863 /v/8,19/ und U 1856 /r/3/ erscheint der Bodhisattva unter dem Namen

supartge.6 Ed. in DKPANIPb 1615-1634.

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Fragmente der uigurischen Da.fakarmapatbävaddnamäld aus Hami (2) 147

Stücke ein und umgekehrt. Es lassen sich allerdings einige Unterschiededer beiden Versionen ausmachen. Dies beginnt mit den Eigennamen. InZ. 607 findet sich als Name des Vaters unseres Protagonisten sandane,während in dem Berliner Fragment U 1863 /r/1,17/ die Namensform san-take belegt ist. Atü. sandane führen wir auf skt. sandbtina zurück, das imDivytivaddna als Name eines reichen Hausvorstandes belegt ist. 7

In dem Petersburger Fragment Kr 11 1/6 und dem Berliner Stück U1002 wird uns mitgeteilt, daß der Bodhisattva Supäraga, nachdem er sichin den Abgrund gestürzt hat und dabei zu Tode gekommen ist, als Rie-senschlange wiedergeboren wird. Der Übersetzer in das Alttürkische hatsich für den Terminus dak(a)ram ydan entschieden. In der Hami-Versionwird dagegen durchgängig das interessante Kompositum bakan baltk 'Ket-tenfisch' verwendet, das im Alttürkischen zum ersten Mal bezeugt ist.CLAUSON gibt auf der Basis des damals bekannten Materials noch an, daßdas Wort bakan charakteristisch für Mabmüd al-Kägyari sei.' Wir müssenannehmen, daß es sich um eine Art Tabubezeichnung für die Schlangehandelt. 9 Die Fragmente aus Turfan und die Hami-Handschrift zeigenhinsichtlich des Supäraga-Avadäna kaum Überlappungen, so daß weitereUnterschiede nicht klar zutage treten. Eine Ausnahme bildet das Frag-ment U 1002. Die Kaufleute, die den Bodhisattva auf seiner Reise beglei-ten, werden hier als satagödar bezeichnet, 1° während in der Hami-Hand-schrift allein das Fremdwort sart verwendet wird. 11

Im Falle des Dandapäla-Avadänau, welches wie in den Berliner Hand-schriften dem Supäraga-Avadäna vorangeht, gibt es hingegen Überschnei-dungen, die im Wortlaut erheblich voneinander abweichen. Das kann nurbedeuten, daß es sich um zwei verschiedene Übersetzungen handeln

7 Vgl. BHSD 557a.8 Vgl. ED 316a s. v. bakan gtorque, necklace'.9 Vgl. zu diesem Feld HAUENSCHILD (2003), 243: „Da die Schlange als ein dämonisches

Tier gilt, unterliegt ihr Name einem von Furcht und Ehrfurcht diktierten Sprachtabu. Beivielen Völkern Eurasiens sind deshalb Hüllwörter gebräuchlich, die sich auf das Äußereoder auf die Fortbewegung der Schlange beziehen (...)."

10 U 1002 /r/14/.11 Zu sart vgl. jetzt ZIEME (2005). In dem Berliner Blatt Mainz 671 /v/2,7/ werden die

Kaufleute zweimal als sartlar bezeichnet.12 Wir entscheiden uns für diese Rekonstruktion des Namens im Skt., da dandapdla in

der Bedeutung „Richter" belegt ist. Bisher wurde in der Literatur stets Dantipäla als Namedes Königs angegeben. Der Zusammenhang von danda 'Strafe, offene Gewalt, tätlicherAngriff' usw. (vgl. SWTF 417a-b) mit dem grausamen Charakter des Königs ist deutlich.Im Mahävastu wird mehrfach auf die Geschichte des bösen Königs Da4claki(n) Bezuggenommen und im Päli ist ein böser König Dar.iclaki von Kumbhavati belegt (vgl. dieBelege in BHSD 261a-b). Diese Personen sind nicht identisch, aber in beiden Fällenhaben wir es mit sprechenden Namen zu tun.

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muß. Denn die Abweichungen sind so auffällig und gehen über das inder alttürkischen Literatur sonst bekannte Maß an Variation hinaus, daßder Schluß nahe liegt, daß die Formulierungen von verschiedenen Über-setzern stammen müssen. Es ist also angebracht, von einer Hami- undeiner Turfan-Fassung (Fragmente der Berliner und der Petersburger Samm-lung) zu reden.

Zunächst einmal weicht die Einleitung zum Avadäna in beiden Fassun-gen voneinander ab. Der in der Turfan-Fassung vom Meister beigebrachteVergleich der Höllenwesen, die trotz ihres Leidens in der Hölle nicht vondemjenigen getötet werden möchten, der ihnen verspricht, daß sie danachim Himmel wiedergeboren werden, fehlt in der Hami-Version. Es gibtaber nicht nur Abweichungen hinsichtlich des Wortlautes, sondern einigeSätze finden sich nur in der einen oder der anderen Version. Bald ist dieHami-Fassung ausführlicher, bald die aus Turfan. Dies könnte ein Hin-weis darauf sein, daß noch nicht einmal die tocharische Vorlage für beideFassungen identisch war, sondern daß bereits in der tocharischen Literaturzwei Überlieferungen vorlagen. Schon die Hauptpersonen, der Meisterund sein Schüler, werden in beiden Versionen unterschiedlich bezeichnet.In der Hami-Version werden die beiden stets mit tetig tetsi und bilgä bah!!gekennzeichnet. In der Turfan-Version wird meist tetsisz und babhszgebraucht oder der Name wird hinzugefügt. Am besten lassen sich diegroßen Unterschiede tabellarisch verdeutlichen. Die kleinen Fragmenteder Hami-Version, die sehr lückenhaft sind, sparen wir in der Tabelle aus.Wir benutzen die Gelegenheit und nehmen ein paar notwendige Verbes-serungen an der Erstedition des Dar.glapäla-Avadäna in Uigurica IV vor,die sich nach einer Autopsie der Originale ergeben haben.

Hami-Version:(464-468) tetig tetsi ötünti .. t(ä)yrimölütcri tzn1(z)glar ölüt ölürmäkniytülin uthszn adzn aiun tamu tägi-nürlär .. azu bo ok közünür aiuntamu täginürlär ärki ..

(468-472) bilgä babh sözlädi .. özlügölürmäk[ni]y [t]iihn uthszn adznaiunta k(ä)ntü täginürlär .. ildipbirärläri bo [o]k közünür aiuntay(e)mä täginürlär ..

Turfan-Version:13(25-29) ötrü tetsisz babhszya indä tepötünti <..> t(ä)yri babh özlüg ölür-mäkniy ayzg tühn .. ikinti aiuntaokmu täginür .. azu bo aiunta ymämu täginmäki bar [..]

(30-32) bahhsz ineä tep tedi ..amarzlarinzy [bo klözünür aiuntaymä täginmäkläri [bar ..]

13 Wir beziehen uns auf die Edition in U IV (Text C, S. 704 ff.), wo die Zeilen durch-numeriert sind. Das in U IV mit w transkribierte Zeichen ersetzen wir durch v.

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(472-475) tetig tetsi ötünti ol adznaiunda tägingülüki turzun közünüralunta kimlär täginti[lär amtt] anzmaya y(a)rlikazun

(475-488) [bilgä bahh] sözlädioglum sözlä[yin ..] .eastir nomtaindä dtzlür [..] [y(e)mä] öyrä ärtinijüdtä bo yertina yer suvta dantapaleatl(t)g bir elzg han bar ärti yäkrakias[lar]ka ogfati kan yiliklä[r ]kancrimak köy[üllülg . adinlarig ölür-gäli arztz todmaz kanmaz [är]tiilinöüsi mäyisi ölüt ölürmäk ök [ä]rti

adinlarig näöä ölürsär yitürsär anaögirür sävinür ärti k(ä)ntii ätözin[alpin] ärdämligin sakinur ärti [..]kayu sav adzn[la]rka ämgäk ärsäris[ig] öziyä mä[yiligöä sakinur ärti ..]ätözin kara [ ..]

(488-501) y(e)mä bir ugurda oldantapale elzg han adzn bir arigsemäkkä avka atlantz 6ak [ol ugur-da] y(e)mä fakimuni tükäl bilgät(ä)yri t(ä)yrisi burhan bodis(a)-t(a)v yorikin yonyur ärkän . szgun

(32-37) [temzln ök tetsist ined tep[ötünti ..] kimi 4 bah.(z-y-a öz[lügölür]mäkniy közünür alunta ayig

kim tägdi ärki anz nomlayuy(a)rlikazun <..> upaselar efidip san-sarka [korkin]cv köyül öntzünlär

(37-53) [an]ta ö[trü] 5astarkankeba[hii] indä te[p tedi inees'ast[rda] es'ti[1ür16 y(e)m]d 7 öyrä[ärtmil üdün] bo ok [clambu-di[vilp [yertinöü yer suvlda" d(a)n-tipale [atl(z)g eli bäg] bar ärdiyäk ra[kfas ] köyülüg ÖJ ] t[u]rkaruadinlarn[zy isig özlärin] üzgäli kan-maz ärdi &2[ öz]l[üg]" ölür-mäktä ögr<ü>nd sävinj bultukd[a] olalku ädgü törölärkä özgayy[av]g[a]n2° köyüllüg d(a)ntipaleelig adinlarzg ölürsär anz üzä artok-rak sävinür ärd[i .1. ö[z] ätözin alpletzte üzä tutar ärdi adznämgäklig bolsar ätözin mäyiligöäsakinur ärti kanl(z)g türtüngü üzäturkaru ätözin türtünür ärdi

(53-63) bir ugurda ol d(a)ntipalealp katag av2i äränlän alpagutlarzbirlä arig semäktä avka atlanipbardz ülgüsüz sanszz keiklängavlap ölürdi adin bir angdaa[lt]un öylüg körgäli körklä 21 szgun

14 So ist zu lesen. U IV C 33 hat //gim. Das doppelt gesetzte Fragepronomen dient derBetonung.

15 In U IV C 38 wird [kalt:] ergänzt. Wir ergänzen ausnahmsweise nach der Hami-Ver-sion.

16 In U IV C 39 wird [eidilür] vollständig ergänzt.17 Lies so.18 In U IV C 40-41 [ ulufida.19 Lies und ergänze so.

U IV C 47 hat ////a.21 In U IV C 58 wird körtlä gelesen.

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alunznta tugdz ärti [..] altun öplügätözi ärti .. körü kannlenz körtläkörki ärti .. szgun käyik körki'//[ ]/ arii dentar //[ tu]rugörüg amzl är[ti .. ] köyüllüg edizsumer t[ag adtgdaki k4yik-[1ä]rtä tak[z] adrokr[ak közlünürärdi <..> bei yüz szgunlar kuvragznzyeligi bam ärti ..

(501-519) ötrü ol dantipale elig hantälim üküi bastlan ärti <..> alpzalpagu[tz] birlä y<o>rtu banp ulugav etip bodis(a)t(a)v szgunug yüzszgun[lar] kuvragz birlä av iiiyäkigürüp . a[vlap] aldzlar .. tägirmi-läyü turup öyi öy[i] törlüg ä<y>rigyavgan ünlärin ok[i]p kzkzr[dz]lar<..> dogni[larin i]ndip /// iiii-[dip ] szgun //// /// [ ]/[ ]//// T////// ///[ 1" //// //// [ ]L[ JR.. buluyt[a ]//' i[si]g özläriyäumu[g] mag til[ä- ] antz ozgu-luklan yok üan ayzg muyukupumug znaglarz üzülüp ol turma yer-lärintä ök demriltilär .. takz bol-madukta kamzg szgunlar birgärü

amnlmzi köyül<1>üg22 tözün yaval ..alku szgunlarda kilyiklärdä adrokrakbei yüz szgunlarnzy yereisi Aki bägiärdi ..

(63-78) ötrü ol d(a)ntipale elig alp[z]23

alpagutz birlä kilyik avlap 24 yortup25

arasznta ol bei yüz szgunla[ngtägrikläp26 alvlap altz <..> tägir-milityü tu[rdilar .. katig1 27 yavlakünin kikzrdu alakzrdzlar .. ol bei yüzszgunlar isig öz korkinezya ögsüzbolup yerkä yaphnu sigintzlar ..[ama]nlarz28 tain29 bögsägin 3°ömgäkländilär .. [amanla]rz 31 [t]il-lärin sahnturup i[sig] öz[läriyä umugzna]g32 üzülüp täzgülük kangulukbullma[d]zn33 umu[g Lücke]

22 So zu emendieren.23 U IV C 63 al[ku].24 Variante avlayu in der Parallele U 1662 /r/2/.25 In U IV C 64 wird am Zeilenende noch [arny] ergänzt.28 So nach U 1662 /r/4/ (...liazna'P) zu ergänzen. In U IV C 65-66: stgunladm körüp]

//p.27 Vermutlich ist so zu ergänzen, denn in U 1662 /r/5/ ist ...PYQ erhalten.28 So nach U 1662 /r/8/ ('m'r[...) zu ergänzen.29 Lies jetzt so.30 In U IV C 70 böksikin gelesen. Die Verbesserung findet sich bereits in OTWF 435.31 So ist jetzt zu ergänzen.32 Lies so.33 Lies so.

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yzgthp .. ol bodis(a)t(a)v szgunkaytglayu y[a]lvara ötüntilär ..

(519-538) körünö ükü." ädgülär üzäyaratilma köviiik köpüllüg tözünatam(z)z kaptm(z)z munöa üdtäbärü abr köpülin atasz kam amrakoghn kiztn [am]rayur ////// ..[ ] aöinu ayayu küyü [küzätütutdupuz .. ad]astz tudastz aglak«rüg amtl tur]ug yerlärgärü uduz-dupu[z .. y(e)m]ä t[ün]lä küntüzodugin saktn ärip .. kop törlüg adatudalarda isig özüyüzni tdalayuküyü küz[ä]t[ü] tutdupuz . muntaulatt ükül törlüg ädgü kzlmil agil-kthnöltg akrul äriglig y(a)ruk kögüz-lüg y(a)rhkanduöz köpüllüg bilgäbiliglig ulug umugumuz znagtm(t)zt(ä)yrim .. yäk raidaslarka ogiatzy(a)vl[a]k yalyoklarnzy av iörä bo[ ]y bo üdtä koluta t(ä)yrim//v[ ] adin [ ]// r////mYzt(ä)prim kiy-ä pyR[ ]//[ ]

[ W[ W/YN/[ J

(539-549) [bodis](a)t(a)v szgun [bef yüzszgun]larnip bo munöulayu k[älyir-[käneig sav]lann älidip y(a)rhkan-Itiöi köp[ül ü]zä tötä titräyü . ükülaiunlarda bärü adznlang adahgüdlärintä ögirtii ögränmi! yaghg

[... yakin ya]guk34 banp inöä [tepötüntilär ]

(78-92) [ 1 yaratig öz [ ]/ olsänip szgunl[ann ] öz35 oguhnküzädür[sän ..][ ] tünlä küntüz isigözüy[üztä] artokrak adnzu küyüküzädü tutdup <..> kayu korktnöstzyzpak ärsär ol ytyakt[a] turkarubizni uduzup eltdiy .. akru. [kö],ül-lüg bilgä biliglig särinm[äke 36

uzanmakhg sän37 <..> bo muy-t[a]38 [tarda] 39 sentädä adtn bizipäumug zna[g bo]ltatt ttnl(z)g antz yok: rakiaslar täg kate ünin kiktrutägirmiläyü [turur]lar" ol <..> ka-tzglangt1 szgunlar bägi-y-a[.. nä]öük 4 iärsär bo adadm o[z]gurup [b]izipäisig öz buh berg[i]l <..>

(92-102) ötrü [ol] ädgülüg sigunlarbägi : be. filz sz[g]unlang ütläyüärigläyü inöä tep tedi .. mänip isigöziimkä anöak(z)ya ymä yilinmäkimyapsvinmaktm yok .. antag ulugkatiglanmakin kattglanayin .. amti

34 Ergänze so.35 U IV C 80: ...]/vru.36 Lies so. U IV C 86: sarva////////////.37 U IV C 86: san 'bedenke'.38 U IV C 86 hat nur mun.39 Ergänzt nach DKPAMPb Z. 2007-2008.

Avadäna.4° In U IV C 90 wird [avlayudlar ergänzt.41 So zu ergänzen. U 1662 /v/31 hat nätäg.

Dieses Fragment gehört zu einem anderen

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yum.e"ak samt: olarka inöä tep tedikorkmtelar korkmaylar ataylarzmkänc7ärim m(ä)n tirig turur ärkän. sizlärkä nä ada tuda täggemäne munöada bärü tutmi.özüm ätözüm sizlärni üöün

ok tidigszz keülin d(a)ntipale eligkä[barz]p sizlärkä isig öz beräyin <..>amrak mäne isig özümin satayznsizlärne özieüzlärni satgzn alayzn<..> uzun turkaru mä,ilig bolzelar

[Lücke]

II. Edition42

Danclapäla-Avadäna

Zunächst wird ein Avadäna beendet. Es folgt stereotyp die Frage desSchülers, deren Beantwortung von dem Meister mit einem weiteren Ava-däna illustriert wird.

Blatt 24, Vorderseite

(Paginierung:) tört otuz [p(a)t(a)r]

440 01441 02442 03443 04444 05445 06446 07447 08448 09449 10450 11451 12452 13453 14454 15

ögin öz üzmägü ugnnta ötügCituta y(a)rlikach [..] amtz m(ä)n birök bo tml(i)g-larnm amrak isig özlärin üzgUi 43

t(ä)r)lig o/ /// s'N//// ////mAYNKantag ärti m(ä)n una muntag kildim tepugrayu tap/amamig nätäg/ädi bolmaz tepyänä [özlüg ( P )] ölürmäkdin[örgä]ki sargaki ( P ) ayig kihnCnmuik ärür burhan käzigi tizigi ärtätaki üzdkii kästäälärdä adm tml(i)glartäg üzünCsüz käsinC bultukrnaz ol am[täg] kirip m(ä)n [bo uvut]suz örgäk sargak

]/ birök bo jdik igänsär-m(ä)na nä yar)lig b(ä)k ärmig bo yer t(ä)r)rikim meni täg uvutsuz tml(i)g[lan]g kötürü

42 Zu den Konventionen ist der erste Teil zu vergleichen. S. GENG/LAuT/WILKENs

(2005): 77.43 Das zweite <w> in der finalen Form geschrieben.

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455 16 tutar .. anzn amtz kana yo[nydn .[.] nä sisar456 17 ol bilzün .. katayzn kataym [.. a]mrak kanim457 18 [t](ä)9ri t(ä)nrisi burhannz[n y(a)rli]gi eyin458 19 [a]blayin44 <..> kop asiglig ulug saplarig459 20 birt[ä]rn ketärip ö[zlüg ölür]mäkkiln tidilayin460 21 tep s[a]kznmig ki/[mmig k(ä)r]gäk <..> una ä[gidgi]l461 22 oglum45 kim kayu tözün yavag ädgü kutlug462 23 tinl(i)glar özlüg ölürmäktin tidilayin tep463 24 tesärkir .. mun6ulayu sakinip . muntagin killte464 25 tidilzunlar todurzunlar .. tetig tetsi ötün-465 26 ti .. t(ä)nrim ölütCi tinl(i)glar ölüt ölür((mäk))-466 27 nin tügin utlisin adin aiun tamu467 28 täginüriär .. azu bo ok közünür aiun tamu

[Blatt 24] (440-441) Um den Verstand von ... nicht selbst zu unterbre-chen, sprach er in bezug auf den Fragenden: (441-444) „Wenn auch ichjetzt ... wie einer [bin], der das liebe Leben dieser Lebewesen abschnei-det, so war die Tatsache, daß du jener ..., ebenso. (444) Und schau, ichhabe es ebenso gemacht. (445) Wie sollte man (dies) nicht speziell miß-billigen? (446-448) Und es gibt einen Vers, (über) die Verhüllung, derSünde, die aus dem [Tö]ten (entsteht). (448-450) Die Reihe, der Buddhashat kein ununterbrechbares Abschneiden wie bei Lebewesen, die verschie-den von denen sind, die noch mehr abschneiden,. (460) Man muß (fol-gendermaßen) denken und (danach) han[deln]: (450-452) ,Wenn ich[wie] jener (in den samgha) eintrete, [will ich diese scham]lose Verhül-lung, [ausmerzen]. (452-455) Wenn ich ferner diesem Vers Glaubenschenke, o wie fest muß doch jene Erde sein, daß sie schamlose Lebewe-sen wie mich trägt und hält. (455) Daher [will ich] jetzt zu (meinem)Vater geh[en]. (455-456) Sobald (ich meine Beziehungen zur Welt)abbreche, soll er (scil. mein Vater) es wissen. (456) Ich will (mich derLehre des Buddha) anschließen, ich will mich (ihr) anschließen. (456—

458) [L]ieber Vater, ich will mich dem [Befehl] des Göttergottes Buddhaentsprechend [be]kehren. (458-459) Ich will alle nützlichen großen(Schwert)griffe (scil. Waffen) entfernen und mich des T[öt]ens enthalten'.(460-464) Wohlan, mein Sohn, welche edlen, sanftmütigen, guten undglücklichen Lebewesen (also) sagen, daß sie sich des Tötens enthaltenwollen, die sollen sich (davon) zurückhalten und (dessen) überdrüssigsein, indem sie so denken und solchermaßen handeln." (464-465) Derkluge Schüler (aber) sprach: (465-468) „Mein Herr, erlangen die Mörder

44 Absatz nach dem <y>." Kein <1>-Haken erkennbar.

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als Vergeltung, des Tötens die Hölle (in) der nächsten Existenz, oder abererlangen sie schon in der gegenwärtigen Existenz die Hölle?"

Kommentar:(447, 451) Obwohl in Z. 451 eindeutig S IR■2"Q_ geschrieben wurde, neh-

men wir für örgäk sargak eine deverbale Bildung -gAk an, so daß nur eineAbleitung von den Verben ör- sar- `umwinden,, umhüllen,' in Fragekommt.

(448-450) Der Sinn des Satzes erschließt sich uns nicht. Wir über-setzen so wörtlich wie möglich.

(451) [uvut]suz wurde nach Z. 454 ergänzt.(455) Da es ein Klischee der buddhistischen Erzählungsliteratur ist, daß

diejenigen, die sich dem sarngba anschließen möchten, zunächst die Er-laubnis ihrer Eltern einholen, möchten wir ka9a als Variante von kanka'zum Vater' interpretieren.

(458) Die Lesung [a]blayin ist nur ein Deutungsversuch. Vgl. UW191b.

Blatt 24, Rückseite

468 01 täginürlär ärki .. bilgä baligi sözlädi ..469 02 özlüg ölürmäk[ni]r) [t]ügin utlisin470 03 adin aiunta k(ä)ntü täginürlär .. inCip birär-471 04 läri bo [o]k közünür aiunta y(e)mä täginür-472 05 lär .. tetig tetsi ötünti .. ol adin ai-473 06 unda tägingülüki turzun .. közünür aiun-474 07 ta kimlär täginti-( P )-[lär .. amti] ani475 08 mapa y(a)rlikazun .. ( P ) [bilgä baligil476 09 sözlädi .. ägidgi146 og/um sözlä[yin ..]477 10 .. gastir nomta inCä egtilür [.. y(e)mä] (ästr)478 11 örjrä ärtmig üdtä bo yertinai yer suv-479 12 ta dantapale atl(i)g bir elig han bar ärti .. (danclapäli)480 13 yäk rakgas[lar]ka oggan kan yilik/ä[r ]481 14 kanCimak köKüllülg . adinlang ö/ürgäli anti482 15 todmaz kanmaz [är]ti .. ilinCüsi märjisi ölüt483 16 ölürmäk ök [ä]rti .. adin/arig näCä ölürsär484 17 yitürsär anCa ögirür sävinür ärti .. k(ä)ntü485 18 ätözin [alpin] ärdämligin sakinur ärti[..]486 19 kayu sav adzn[la]rka ämgäk ärsär .. is[ig]

46 Absatz nach dem ersten <y>.

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487 20 özinä mä[niligM sakmur ärti ..]488 21 ätözin kara [ ..] y(e)mä489 22 bir ugurda ol dantapale elig han adin (dandapäli)47490 23 bir arig semäkkä avka atlanti .. Cak491 24 [ol ugurda] y(e)mä gakimuni tiikäl bilgä (gäkyamuni)492 25 t(ä)9ri t(ä)nrisi burhan bodis(a)t(a)v yorzkzn493 26 yonyur ärkän . sigun alumnta tugdi ärti [..]494 27 a/tun önlüg ätözi ärti .. körü kannksiz495 28 körtlä körki ärti .. sigun käyik körki

(468) Der weise Lehrer sprach: (469-470) „(Die meisten) erlangen (dieHölle) persönlich als Vergeltung, (ihres) Mordens in der nächsten Exi-stenz. (470-472) Dennoch erlangen einige von ihnen auch schon in dergegenwärtigen Existenz (die Hölle)." (472) Der kluge Schüler sprach:(472-473) „Daß sie sie in jener nächsten Existenz erlangen, möge (bei-seite) bleiben. (473-474) Welche (aber) erlangen sie in der gegenwärtigenExistenz? (474-475) Dies geruht mir [jetzt] zu erklären." (475-476) [Derweise Lehrer] sprach: (476) „Hör zu, mein Sohn, ich [will] es (dir) sagen.(477) In einem jästra-Werk wird es folgendermaßen überliefert. (477-479)In einer längst vergangenen Zeit lebte in dieser Welt, ein König, namensDandapäla. (480-481) Er [hatte] wie Dämonen und räksasas ein nachBlut und Mark gieriges Wesen. (481-482) Er konnte absolut nie genugdavon bekommen,, andere zu töten. (482-483) Nur im Töten, fand erVergnügen und Freude. (483-484) Sobald er andere umbrachter freute, ersich jedesmal. (484-485) Er hielt sich selbst für [tapfer] und mannhaft.(486-487) Wenn etwas anderen (wie) Leid vorkam, (dann) [betrachtete erdies] für sich selbst [als] Fr[eude]. (488) Seinen Körper [pflegte er mit]schwarzem [Blut einzureiben]. (488-490) Und einst stieg jener König,Dandapäla aufs Pferd, (um sich) zur Jagd in einen gewissen Wald, (zubegeben). (490-493) Als zu genau [jener Zeit] auch gäkyamuni, der voll-kommen weise Göttergott Buddha, den Bodhisattva-Pfad wandelte, war erin der Existenz eines Marales geboren worden. (494) Sein Körper war gol-den. (494-495) Seine Gestalt war so schön, daß man sich (daran) nichtsattsehen konnte. (495-497) [Zwar hatte] er die Gestalt eines Maral-hirsches, [aber sein Wesen] war so ruhig, und friedlich [wie das] einesMönches,.

Kommentar:(477) Das von uns ergänzte y(e)mä markiert nur, daß ein Avadäna

beginnt. Es kann nicht übersetzt werden.

47 Glosse stark verwischt.

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(481) kancrimak köyüllüg interpretieren wir als 'mit Blutgierigkeit, blut-gierig', müssen jedoch bekennen, daß die morphologische Analyse vonkanbmak unsicher ist. Denkbar ist eine denominale Bildung +c7- vomSubstantiv kan 'Blut', möglicherweise als dialektale Variante des bishernicht bezeugten aber zu rekonstruierenden Suffixes +s/-, durch welchessich die Bildungen ärksinmäk und sukstnmak erklären lassen. Vgl. OTWF533.

(489) Die Zeile ist stark verwischt. Die Lesung muß größtenteils ausdem Kontext erschlossen werden.

Blatt 25, Vorderseite«

Paginierung: beg [otuz p(a)t(a)r]

496 01 '//[ ]/ arii dentar //[ ]497 02 [tu]rug örüg amil är[ti .. ]498 03 könüllüg ediz sumer t[ag arlig-499 04 daki käyik[lä]rtä tak[i] adrokr[ak49 köz]ünür ärdi <..>500 05 beg yüz sigunlar kuvraginzn eligi ham501 06 ärti .. ötrü ol dantipali elig han tälim (dandipä[li])502 07 üktig ba.Uan ( P ) ärti5° <..> a/pi alpagu[ti]503 08 birlä y<o>rtu barip ( P ) ulug av etip 51

504 09 bodis(a)t(a)v sigunug ol beg yüz sigun[lar]505 10 kuvragi birlä av iCinä kigürüp . a[vlap]506 11 a/dilar .. tägirmiläyü turup ö9i öKi]507 12 tör/üg ä<y>rig yavgan ünlärin °kW", kikzr[di}-508 13 lar<..> CogrIz[lann i]nbj) /// ägi[dip52]509 14 sigun/ar// /// [ 1/[ ]510 15 [ ]//// T////// ///511 16 [ ]P //// ////512 17 [ ]L[ ]R .. bulunt[a]513 18 [ ]//' i[sik özlärinä umu[g]514 19 mag til[ä- ] ariti ozguluklari yok515 20 üCün arg munukup umug inaglari üzülüp

48 Wir haben zwei Fragmente virtuell zusammengesetzt. Ab Z. 512 ff. beginnt daszweite Fragment.

49 Vgl. U IV C 61.9 Absatz nach dem <t>.51 Absatz nach dem <y>.52 Mit einem Absatz nach dem <y>.

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Fragmente der uigurischen Datakarmapathävadänamälä aus Hami (2) 157

516 21 ol turmig yerlärintä ök Cemriltilär .. taki517 22 bolmadukta kamig sigunlar birgärü yigilip ..518 23 ol bodis(a)t(a)v sigunka yiglayu y[a]lvara ötün-519 24 tilär .. körür)Z üktig ädgülär üzä yaratzl-53

520 25 mig kövgäk könüllüg tözün atam(i)z kayim(i)z521 26 munda üdtä bärü ahr könülin atasi522 27 kani amrak oghn kizin [am]rayur ////// ..

[Blatt 25] (497-499) Mit seinem [milden] Gemüt erschien er stets nochherausragender als die Hirsche im [Wal]d [ auf] dem hohen B[erg]Sumeru. (500-501) Er war der König, einer Schar von fünfhundert Mara-len. (501-502) Jener König Dandapäla aber hatte zahlreiche, (militärische)Anführer. (502-506) Mit seinen Heerführern, machten, sie sich auf denWeg, errichteten ein großes Fangnetz (für eine Treibjagd), zwangen denBodhisattva-Hirsch und seine Schar von fünfhundert Maralen in dasFangnetz und fingen, sie (so). (506-508) Sie nahmen um (sie) herum Auf-stellung und mit vielfachen groben und häßlichen Stimmen riefen sieund brüllten (sie) an. (508-509) Nachdem sie aber [ihren] Lärm [ ]gehört hatten, ... die Marale ... (512) . . . sie ... (512-516) Sie [drängtensich] in einer Ecke [zusammen] und suchten nach einer Hoffnung, fürihr Leben, aber da es absolut keine Möglichkeit gab zu entfliehen, warensie sehr niedergeschlagen, ihre Hoffnung, zerstob (wtl. wurde abgeschnit-ten) und an eben dem Ort, wo sie standen, brachen sie zusammen. (516—519) Da es auch weiterhin keine (Hoffnung) gab, versammelten sich alleMarale und sprachen weinend und f[l]ehend zum Bodhisattva-Maral:(519-522) "Unser edler Vater, mit dem weichen Herzen, das mit (so)vielen, Tugenden ausgestattet ist, seit so langer Zeit nun liebt [ihr uns](wie) ein Vater, mit einem mitleidigen Herzen seinen lieben Sohn undseine Tochter.

Kommentar:(503) Durch diese Stelle wird deutlich, daß av nicht nur Jagd bedeuten

kann, sondern auch auf eine besondere Fangmethode hinweist. Es mußgemeint sein, daß in einer Treibjagd die Marale in ein großes Fangnetzgetrieben werden. Zu aze) `Fangnetz' im ArmenokipCakischen vgl. TRY-JARSKI (1968): 87. Siehe auch av 'Fischgarn' im Komanischen [GRONBECH(1942): 45]. CLAUSON verzeichnet in seiner Studie zu den alttürkischenTermini, die mit der Jagd in Verbindung stehen, als Bedeutungen von avlediglich 'hunting' und 'wild game' [CLAusoN (1968): 13].

53 Neben dem vierten Graphem rechts ein Punkt, der durch seine Position einem <1>-Haken ähnelt.

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(515) mtmuk- war bisher nur für das Karahanidische belegt. Vgl. OTWF494 (We have no early exs. for it').

(516) öemril- ist eine dialektale Variante von yemril- 'einstürzen, zusam-menbrechen'. Vgl. ealizzlzg - yalznlzg [ERDAL (2004): 701.

(519) Wir möchten uns der in BT XIII (Anm. zu Text 13.17) vorgetra-genen Deutung anschließen, daß körünö in Verbindung mit iikü. 'viele'bedeuten kann.

(521) Den Terminus dir köyül möchten wir als erstarrten Aorist vomVerbum ab- 'Mitleid haben, sich erbarmen' (vgl. UW 40b) erklären. Manwürde eigentlich abyur erwarten, doch gibt es vergleichbare Fälle in deruigurischen Literatur. Vgl. HT III 211-12: .e'ala sögüt tsip [sögüt]kä og.eärärip, wo wir statt ogar auch ogayur erwarten würden.

Blatt 25, Rückseite

523 01 [ ] aCinu ayayu küyü524 02 [küzätü tutdunuz .. ad]asiz tudasiz aglak525 03 ö[rüg amil tuflug yerlärgärü uduz-526 04 dunu[z .. y(e)m]ä t[ünFä küntüz odugin527 05 sakin ärip .. kop törlüg ada tuda/arda528 06 isig özünüzni tdalayu 54 küyü küz[ä]t[ü]529 07 tutdunuz . munta ( P ) uian üktig530 08 törlüg ädgü kilmig ( P ) agir Windig531 09 akrui äriglig y(a)ruk kögüzlüg y(a)rlikanCu-532 10 b könüllüg bilgä biliglig ulug umugu-533 11 muz inagim(i)z t(ä)nrim .. yäk rakgaslarka534 12 oggati y(a)v/[a]k yalnoklarnin av kiä535 13 bo [ Ilt <..> bo üdtä koluta t(ä)nrim536 14 //v[ ] adin [ ]// r////mYz t(ä)nrim-537 15 kiy-ä PYR1 1//[ 1538 16 [ ]//[ ]///YN/[ ]539 17 [bodisi(a)t(a)v sigun [beg yüz sigun]-540 18 larnin bo munCulayu k[ä]yir[känCig sav]-541 19 larin ägidip 55 y(a)rlikanCuCi köeül ülzä542 20 tötä titräyü . üküg aiunlarda bärü543 21 adinlang adalig üdlärintä ögirtü544 22 ögränmig yaglig yumgak savin o/arka545 23 inCä tep tedi .. korkmanlar korkmay-

54 Absatz nach dem ersten <y>.55 Mit Absatz nach dem ersten <y>.

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Fragmente der uigurischen Dafakarmapathävadtinamälä aus Hami (2) 159

546 24 lar ataylarrm känClärim .. m(ä)n tirig547 25 turur ärkän . sizlärkä nä ada tuda548 26 täggäy .. mänir) munCada bärü igidmi.549 27 tuund özüm ätözüm sizlärni üCün

(523-524) [Ihr habt euch um uns] gekümmert und uns aufmerksambehütet[ 2]. (524-526) Ihr habt [uns] in [gef]ahrlose,, einsame undru[hige 3 ] Gegenden geführt. (526-529) [Auch] wart ihr Tag und Nachtwach, und habt uns behütet, indem ihr in allen möglichen Gefahren, euerLeben aufs Spiel gesetzt habt. (529-535) Und mehr noch, Herr, unseregroße Hoffnung2, der viele, schwere Taten gut vollbracht hat, der mitzurückhaltendem Charakter, mit der glänzenden Brust, Mitleidiger, Wei-ser, dies ist das [ ] von bösen Menschen, die Dämonen und räksasasgleichen, welches (uns) in das Fangnetz [geführt hat]. (535-536) Zu die-sem Zeitpunkt2, unser Herr ... anderer ... haben wir ... (536-537) UnserHerr, ... (539-545) Als der [Bodhis]attva-Maral diese derartig mitleid[er-regenden Wor]te der [fünfhundert Marale] hörte, erbebte, er vor Mitleidund sprach mit sanften, Worten, die er in zahlreichen Existenzen gelernthatte in Zeiten der Gefahr zur Aufmunterung anderer zu (gebrauchen),folgendermaßen zu ihnen: (545-546) „Fürchtet euch nicht, fürchtet euchnicht, meine Lieben,. (546-547) Solange ich lebe, was für eine Gefahr,sollte euch zustoßen? (548-549) Mein Körper2, den ich so lange genährtund bewahrt habe, [wird jetzt] für euch [aufgegeben werden]."

[kleine Lücke]

Kommentar:(528) Mit zdala- ist bei diesem Beleg nur ein virtuelles Aufgeben ge-

meint.(542) töt- ist in ED 450b-451a als Variante von tit- 'to ache, throb' ver-

zeichnet. Letzteres war bisher nur bei Madmüd al-Kgyari belegt.

Ein kleines Fragment, das leider stark beschädigt ist, setzt den Text fort.Die Rückseite entspricht höchstwahrscheinlich Mainz 666 /r/14-19/ (= UIV C 146-151): [ san]siz ükia eng kilmn oglumizn kzzimzn kamznkadahmtn tört törlüg süümin bahkzmln ulufimin känt suzak künt(ä)ki yinegäktdunlanmin barda bäk mäyü sakindim ärdi. Es handelt sich um dieSzene, als König Dandapäla dem Bodhisattva-Hirsch den Kopf abschlägtund ihm daraufhin der rechte Arm abfällt. Er bereut sodann seineSünden. Also muß die Vorderseite Mainz 42 + Mainz 92 /r/15 ff./ (= UIV C 114 ff.) entsprechen. Hier versucht der Bodhisattva-Hirsch, denblutrünstigen König davon zu überzeugen, die fünfhundert Hirsche

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freizugeben, da es ihm nicht an Speisen und Getränken mangele. DieseEinordnung des Fragments zeigt, daß nur der Anfang des Blattes verlorenist und daß ansonsten dieses Blatt direkt an das vorangehende anschließt.Es handelt sich folglich um Folio 26.

Blatt 26, Vorderseite

550 01 tägürü [1/ y/[ ]551 02 /[ ] inangumuz ta[yangumuz ]552 03 [ ]/[ ]YN suvlar PY[ ]553 04 //[ ]/ /[ ]m'K yerläng [ siz]-554 05 irg yegü ag k(ä)rgäk [täginmäz .. 1555 06 k(ä)rgäk täginmäz .. yänä önüt ölürmäk]556 07 lohp ädgü tügkä täg[inmäz ]557 08 täginmäz .. kim lohnC kilsar y(e)mä [ ]

[Blatt 26] [Der Bodhisattva-Maral spricht zum König:] (550) „•••

gelangen lassend ... (551) unsere Hoffnung und [unsere] St[ütze](552) Wasser ... (553) die Orte ... (553-554) Ihr habt [keine] Speisen,nötig. (554-555) [Ihr habt] keine [Getränke] nötig. (555-557) Wer abermor[det], der gelan[gt nicht] zu einer guten Vergeltung, der gelangt nicht[ ]. (557) Wer eine Handlung begeht, der [muß] auch [die Fruchtgenießen]."

[kleine Lücke]

Kommentar:(554) Die Lesung k(ä)rgäk ist unsicher.

Blatt 26, Rückseite

558 01 [ ] f ci_w////559 02 [ ] kildim kuv[r]at-560 03 [dim ] öz lohn'dang ..561 04 [ ] atim alkmösiz562 05 [ äv bar]k amrak kunCugum . hatunum563 06 [ ö]zdä tugmig oggagu564 07 [ogullanm laz]lanm .. ulug elim565 08 [ ] bahlom ulugum .. käntim suzakim ..

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Fragmente der uigurischen Dafakarmapathävadeinamälä aus Hami (2) 161

(558-560) [König Danclapäla spricht:] „... in ... habe ich [zahlloseSünden] begangen und angehäuft. (560-561) ... die eigenen Taten ... (561—

565) Mein Ruhm, mein unerschöpflicher [Besitz,], meine geliebte Prinzes-sin, meine Königin, meine aus meinem [Selb]st geborenen zarten [Söhneund Töchter], mein großes Reich, [ ], meine Stadt und mein Land, meineStädte und Dörfer, [all dies habe ich für dauerhaft gehalten]."

[kleine Lücke]

Kommentar:kunbig muß eine Variante von kunjuy sein.

Das Ende der Erzählung liegt uns in einem kleinen Fragment vor, dasden rechten Teil eines Folios darstellt. Die Lücke zu Blatt 26 ist nichtsonderlich groß, so daß wir sicher sein können, den Rest von Folio 27 zubesitzen. Die Turfan-Version (vgl. U IV C 166 ff.) weicht erneut beträcht-lich im Wortlaut ab, doch wird deutlich, daß auch in der Hami-Fassungder bösartige König von der Hölle verschlungen wird.

Blatt 27, Vorderseite

566 01 //R [ 1567 02 [t]ergini //[ ]568 03 ////Q4'Nm'q [ 1569 04 s[i]rjar &w// üs]-570 05 tünki uCugma k[u].1 ]571 06 CR . altinki yongma ///[ ]572 07 I.,'R ättilär .. bo muntag tör/[üg ]/w P'/573 08 L'R tiZä avigt[a56 yal]rjok [ ] aCikmika574 09 tägip .. ol dantipale ehgig opti sirjirti ..575 10 .. tetig tetsi ötünti ..

[Blatt 27] (567) ... Anhäufung ... (569) Richtung ... (569-572) [o]bendie fliegenden Vögel und [ ] unten die gehenden [Tiere] gaben Lautevon sich. (572-574) Und als er mit diesen derartigen [ ] in der Avici,die gleichsam hungrig [nach] Menschen [ ] ist, ankam, da verschlang,diese jenen König Danclapäla. (575) Der kluge Schüler sprach: ...

[kleine Lücke]

56 Für eine Ergänzung damul ist nicht genügend Platz.

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Kommentar:(573) Zu dem bisher in uigurischen Texten noch nicht belegten aber

bei Matimüd al-Kägyari bezeugten Verbum abk- vgl. ED 23a. Clausondeutet dieses als ursprüngliches Intensivum, das aber in den modernenSprachen das gewöhnliche Wort für 'hungrig sein' ist.

Blatt 27, Rückseite

576 01 [ ] sakinmadm577 02 [ ]//1 14 1578 03 zerstört579 04 [ 1/1 1580 05 [ 1/1 1581 06 [ ]'w/ 1

(576) ... ohne zu denken ...

Supäraga-Avadäna

Blatt 28, Vorderseite

582 01 tetig tetsi ötünti .. t(ä)nrim tükäl583 02 bilgä t(ä)nri t(ä)[nri]si burhan [asan]kelig uz-584 03 un yolta bodis(a)t(a)v/ar y [o]rzkzn yo[riyur]585 04 ärkän näCük ärsär Mg, .. /[ öz]-586 05 lüg ölürmäklig tsuy ayzg k[ilinCtm]587 06 ticlgalir üCün amrak isig özi üzä588 07 nätäg yanlig ( P ) ämgänü y(a)rlikadi589 08 ärki . ol Catik-( P )-ig mana nomlayu590 09 y(a)rlikazun . antagm nomlayu y(a)rlikazun591 10 k(a)lti m(ä)n nätägin tükäl bilgä t(ä)nri t(ä)nrisi592 11 burhanka aginCsiz süzök kertgünC könül-593 12 lüg bolu täginsär m(ä)n yänä y(e)mä ol Catik594 13 nomug ägidip 57 tinl(i)glar .. t(ä)nri t(ä)nrisi burhan595 14 bizni üCün muntag ämgäk ämgänmig biz y(e)mä596 15 [olarn]i üCün özlüg ölürmäktin597 16 tidinalim tep näCükin ärsär köni bögüg598 17 urungaylarmu .. bilgä baligi sözlädi

" Mit einem Absatz nach dem ersten <y> geschrieben.

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Fragmente der uigurischen Das'akarmapathävadtinamälä aus Hami (2) 163

599 18 gid58 oglum tükäl bilgä t(ä)nri t(ä)nrisi600 19 burhannz9 yipün lenhwa yap[ir]gak [täg]601 20 idok59 t[i]l[i]n y(a)rlikamig nominta inCä [teyür ..]602 21 övrä ärtmif üdün bo yertinCü yer [suv]-603 22 ta baranas at/(i)g bir ulug balik uluf [bar] (bharanäz)604 23 ärti ol [ba]/[i]k ulugta y(e)mä bir br(a)Innadate (bra[...])605 24 atl(i)g elig han bar ärti ulugin606 25 bodunin bokunin nomCa töröCä baglayur607 26 ärti ol ok baranas käntdä sanclane atl(i)g (bharanäz,608 27 bir ulug kutlug bayagut ärti ol bayagut- sandhäni)609 28 nu9 yertinCü yer suvnun etigi yaratigi

[Blatt 28] (582) Der kluge Schüler sprach: (582-589) „Herr, als dervollkommen weise Göttergo[tt] Buddha den Bodhisattva-Wandel auf demlangen Weg (in der Dauer) von [asarn]kheyas wan[delte], wie verhielt ersich und wie geruhte er da am eigenen Leibe Leid zu erfahren, um die[schlimme] Sünde, des Tötens von Lebendigem zu vermeiden? (589-590)Jenes jätaka möge (der Lehrer) mir zu verkünden geruhen! (590) In dieserWeise möge er es mir verkünden: (591-598) Wenn ich nämlich ergebenstunerschütterlichen Glauben in den vollkommen weisen GöttergottBuddha erlange und auch jenen jätaka-Bericht gehört habe (und ihnanderen verkünde), werden dann die Lebewesen irgendwie sich die wahr-haftige Gesinnung zu eigen machen, (indem sie denken): ,auch wir, diewir solchermaßen Leid erfahren haben, wollen uns des Tötens von Lebe-wesen um [ihret]willen enthalten, wie der Göttergott Buddha um unseret-willen (dies getan hat)?" (598) Der weise Lehrer sprach: (599) „Höre,mein Sohn! (599-601) Es [heißt] so in einer Schrift, die der vollkommenweise Göttergott Buddha mit seiner heiligen Zunge verkündet hat, die[wie] das Blatt des rosafarbigen Lotus ist: (602-604) Einst, in einer(längst) vergangenen Zeit, gab es in dieser Welt, einen großen Stadtstaatnamens Benares. (604-605) Und in jenem [St]a[d]tstaat gab es einenKönig, namens Brahmadatta. (604-605) Er regierte das Reich, und dasVolk, entsprechend dem dharmaf (607-608) Und in eben dieser StadtBenares lebte ein bedeutender und vom Glück gesegneter Handelsherrnamens Saindhäna. (608-611) Jener Handelsherr hatte einen ruhm-reichen, Bodhisattva-Sohn namens Supäraga, der ein Schmuck, der Welt,war.

" Mit einem Absatz nach dem <y> geschrieben.59 Mit einem Absatz nach dem <y> geschrieben.

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164 GENG SHIMIN / JENS PETER LAUT / JENS WILKENS

Kommentar:(586) Statt k[ihnötin] wird in der Erstedition k[zhnözg] ergänzt.(596) [olarn]i: In der Erstedition wird [ an]t ergänzt.(598) urungaylarmu: In der editio princeps hat man noch utrungay-

larmu gelesen, was einen völlig anderen Sinn ergibt. Zum Ausdruckbögül- urun- vgl. die in OTWF 271 zitierten Belege mit dem Simplex ur- .

(604) br(a)hmadate: Die Erstedition hat pr(a)tamarate, jedoch ist es einKlischee der buddhistischen Erzählungsliteratur, daß etliche Geschichtenzur Zeit von Brahmadattas Herrschaft in Benares spielen. Auch dieBrähmiglosse beginnt eher mit einem <b> als mit einem <p>.

(607) sandane: In dem Berliner Fragment U 1863 /r/1,17/ des Supäraga-Avadäna findet sich die Namensform santake. Hierauf wurde oben bereitshingewiesen.

Blatt 28, Rückseite

610 01 bo/mig suparage atl(i)g bir küülüg atl(i)g611 02 bodis(a)t(a)v ogli bar ärti .. k[uga]tre täg t(ä)p612 03 [tägir]mi bagz [är]ti .. kök lenhwa yapirgaki613 04 [täg köküg] elüg közi ärti .. üC614 05 [yanidaki] ay t(ä)nri täg kagi ärti .. beg615 06 y(e)g(i)rmitäki tolun ay t(ä)nri täg yüzi ärdi <..>616 07 p[r]adyume t(ä)nri täg ( P ) körklüg mäni[z]- (pradyumi)617 08 Hit ärti . är ärdämi ( P ) üzä al[ku]618 09 äränlärig utdi yegätdi ärti .. kövek619 10 körtlä kiliki ärigi üzä k(ä)ntü kükmig620 11 Cavikmig ärti .. muntada ulati üktig tör-621 12 lüg ädgülärkä tükällig ärip .. taki622 13 än ädgüsi küvänCsiz sävinCsiz könül-623 14 lüg ärti .. yalgan yolgan savm yaglig624 15 yumgak sözin yalnok könülin [az]-625 16 k(i)ya y(e)mä b(ä)rtmäz ärti .. özi käd yumga[k]626 17 ärip yänä koggak sik közünmäz ärti ..627 18 ya/gan ärip kurvi ärmäz ärti .. alkunte628 19 [bögüld] barCamn biligi ärti .. ayitmazkan629 20 [a]inu alkunun könülin idt[1] <..> alku-630 21 [ka] ok ädgü kilgu küsüglüg ärti .. anta631 22 [ötrül suparage bodis(a)t(a)v tüzgärinCsiz (supärägi)632 23 burhan kutt üCün kop könül[in] katiglanu

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Fragmente der uigurischen Dafakarmapathävadänamälä aus Hami (2) 165

633 24 alku ädin t(a)vann alkuka idalayu 6°634 25 titä berü kilu inCä ök bugi 61 koltguä-635 26 lang idi toduru kanturu umaz ärti .. ötrü637 27 ol suparage bodis(a)t(a)v bo ok tiltagm (supärägi)638 28 taloy ügüzkä kirip Cintamani ärdini (cindhämäni)62

(611-612) Er [hat]te einen ganz [run]den Kopf wie ein S[ch]irm. (612-

613) Seine Augen hatten eine [blaue] Färbung [wie] das (Blüten)blatt desblauen Lotus. (613-614) Er hatte Augenbrauen, (die geschwungen waren)wie der Mond [am] dritten [Tag des Monats]. (614-615) Sein Gesicht warwie der Vollmond am fünfzehnten Tag des Monats. (616-617) Er warliebreizend, wie Gott Pradyumna. (617-618) An Manneskraft überragte, eral[le] (anderen) Männer. (618-619) Wegen seines milden und ange-nehmen Charakters, war er selbst (weithin) berühmt,. (620-623) Auchwenn er darüber hinaus noch mit allen möglichen Tugenden ausgestattetwar, war sein bester Vorzug (doch) das Fehlen jeglichen Hochmutes,.(623-625) Er pflegte die Herzen der Menschen nie mit lügnerischer, Redeoder schmeichlerischen, Worten zu verletzen. (625-626) Obwohl er selbstausgesprochen milde war, wirkte er dennoch weder weichlich noch ober-flächlich. (627) Zwar war er listenreich, doch nie verschlagen. (627-628)Er war der [Freund] von allen und jedermanns Gefährte. (628-629) Ohnezu fragen, entsprach er [zu]erst dem Wunsch der anderen. (629-630) Erhatte stets den Wunsch, allen nur Gutes zu tun. (630-635) Obwohl sichda[mals] der Bodhisattva Supäraga um der unergründlichen Buddhaschaftwillen [mit] ganzem Herzen bemühte und all sein Hab und Gut anderenüberließ2, konnte er nur auf diese Weise die um Almosen Bettelndenabsolut nicht zufriedenstellen,. (635-641) Aus eben diesem Grunde faßteda jener Bodhisattva Supäraga den Entsch[luß], sich aufs Meer, zu be-geben, um (von dort) den cintämtmi-Edelstein heraufzubringen, und teiltejene Dinge, die er im Geist bewegte, ausführlich, den Kaufmannssöhnen,ganz entschlossen zum Aufbruch, mit.

Kommentar:(610) An dieser Stelle wurde suparage nicht glossiert. Die Lesung atl(z)g

am Zeilenende ist unsicher. Die Erstedition hat ulug.(611-612) k[u.(a]tre täg t(ä)p [tägir]mi: In der Erstedition wurde [ ]TRY

täg TW [ ] gelesen. Daß der Kopf des Bodhisattva rund wie ein Schirm

60 Mit einem Absatz nach dem ersten <y>.61 Zwischen <g> und <y> befand sich ursprünglich ein weiteres Graphem, welches der

Schreiber vermutlich abgekratzt hat.62 Die Ligatur <ndhä> könnte auch nur etwas undeutlich geschriebenes <ntä> sein.

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oder Baldachin beschrieben wird, ist ein Klischee, das uns im Divyä-vadäna mehrfach begegnet. Als Beispiel sei das 38. Kapitel, das Maitra-kanyakivadäna, angeführt, in welchem Maitrakanyaka in der ersten Hälftedes 14. Verses folgendermaßen beschrieben wird:

nirväntämalahemailajikhara-pracchedagauradyutihsampürnämalacandramandalasama-cchattrorubhäsvacchire

KONRAD KLAUS übersetzt: 'Dessen Farbe war gelblichweiß wie ein Stückeines Berggipfels, der fleckenloses Gold ausgespien hat. Sein Kopf leuch-tete weithin wie ein kreisrunder Schirm und der fleckenlose Vollmond'[Text und Übersetzung bei KLAus (1983): 34 fd.

(613) Die Ergänzung der Lücke erfolgt in Anlehnung an die Liste der32 mahäpuru,salaksanas in der Maitrisimit, wo als Punkt 28 bzw. 5 diedunkelblaue Farbe von Maitreyas Augen angegeben wird. Vgl. MaitrHamiII 5b 22-23 und 11b 13-14. Es sind dann die Blütenblätter des blauenLotus, die zum Vergleich herangezogen werden. Vermutlich bezieht sichdie Aussage auf die nilotpala-Pflanze, eine Nymphaea. Vgl. SYED (1990):630.

(613-614) üö [yayidaki] ay t(ä)9ri täg: So ist jetzt sicher zu ergänzen.Vgl. andere Stellen der DKPAM für dieses Klischee: U III 7 16 _ 17, U III 7820_21 .Durch unseren Beleg und U III 7 16_ 17 wird klar, daß es die Form der Mond-sichel ist, auf die sich der Vergleich stets bezieht.

(616) pradyume t(ä)yri: Zwar ist Pradyumna, wie in der Ersteditionangegeben wird, auch als Name eines Regengottes bzw. Nägakönigs imbuddhistischen Sanskrit belegt, speziell an dieser Stelle ist aber der Liebes-gott gemeint, der auch unter dem Namen Pradyumna bekannt ist, da hierdie Schönheit das Thema des Vergleichs ist.

(627)yalgan kann in diesem Zusammenhang keine negative Bedeutunghaben, deshalb setzen wir 'listenreich' an.

kurm: So zu lesen. Im Ms. steht <4wey>. In der Erstedition wird zukolay emendiert. Bisher war u. W. kurvt nur bei Mabmüd al-Kägyaribelegt und bezeichnet dort etwas Gekrümmtes oder Gebogenes. Vgl.OTWF 335. Unser Beleg beweist, daß das Wort sich auch auf den Cha-rakter eines Menschen beziehen kann.

(628) [baüki]: Ergänzt nach KARA/ZIEmE (1986), Z. 157.(629) [a]nu: Es gibt kaum eine andere Möglichkeit den Zeilenanfang

zu ergänzen. Die einzige sonst noch denkbare Lösung, erneut [a]lku zulesen, ist weniger wahrscheinlich.

idt[z]: Es gibt keine andere Möglichkeit der Lesung. In der Ersteditionwird adir[tlap] vermutet. Gegen diese Annahme spricht der nicht aus-

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reichende Platz. Was auf dem Foto aussieht wie der Manuskriptabdruckeines <y> könnte auch ein abgelöster kleiner Fetzen mit dem auslautenden-1 unseres Wortes sein. Zu alkunu9 keülin id- vgl. die ganz ähnliche Aus-drucksweise in U III 8221 _22 : s(ä)n y(e)mä amtz [keülein] 63 zdmzsv k(ä)rgäk'Auch du mußt jetzt deinem Herzen freien Lauf lassen' (Übersetzung vonMÜLLER).

(629-630) alku[ka] ok: Die Ergänzung ist nicht sicher.

Blatt 29 schließt unmittelbar an. Wir haben es aus drei Fragmentenzusammengesetzt. In Z. 6 dieses Folios (= Z. 644) ergibt sich ein direkterAnschluß beider Stücke. Hinzu kommt ein kleines Fragment, von demwir nur ein ganz schlechtes Foto besitzen." Dieses liefert die Anfänge derZZ. 05-11 (= ZZ. 643-649). Die Rückseite ist wegen der schlechten Qua-lität unseres Fotos kaum lesbar.

Blatt 29, Vorderseite*

Paginierung: tokuz otuz p(a)tr

639 01 üntürgü ugnnta körilüll öritip .. ol640 02 kör)ülintäki savlang s[a]rtlar oglanma641 03 aCia yada birlä bargali k[o]duru sözlädi [..]642 04 [o]l [saing] ägidip 65 beg yü[z sart]/ar oglanz643 05 am birlä t[a]/oyka ki[rgäli küsüglüg är]tilär ..644 06 suparage bodis(a)t(a)vka [inCä t]ep ötünti- (supärägi)645 07 lär .. t(ä)r)rim // ( p )66 [ 1/ oglam646 08 ärkän Tw/[ ( P ) ] sizni birlä647 09 ögräntim(i)z Tw/[ ]// NYNK köljüllüg648 10 ärdir)iz <..> biz y[mä ]Iclly iCintä yatur <..>649 11 nie ol ädgü ög/[ig] ädgü ögli titmäz ..650 12 kayu ädgü ögli ädgü öglisinir) tapirk'a651 13 ävrilimälsär. . biz amti kamigun turup sizir)652 14 täg eyin ävri/gäli anuk täginür biz .. ((suparage)) (supärägi)653 15 bodis(a)t(a)v söz/ädi .. y-a antag ärsär amrak-

* Aus drucktechnischen Gründen erscheint das Faksimile von Blatt 29 in Band 21.63 Die Ergänzung ist durch die Parallele in U 1070 + U 973 /v/15-16/ abgesichert.64 Dies ist mit drei weiteren kleinen Stücken gemeinsam fotografiert worden. Unsere

Fotos sind leider nahezu unleserlich, so daß wir auf eine Bearbeitung verzichten.65 Erneut ein kleiner Absatz nach dem ersten <y>.66 Nur der Rest einer Aussparung für den Schnürlochraum erkennbar.

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654 16 lar yormlar kamigun k(ä)ntü k(ä)ntü atam(i)zlar-655 17 garu kar)lanm(i)zg[ar]u bar[i]p bogug kolahm656 18 munCa sözlägip turup öz öz ata-657 19 lari ka9lanr)aru bardilar suparage bodis(a)t(a)v (supärägi)658 20 atasma tägip ayasm 67 kavgurup ayayu659 21 Ciltäyü ötünti kut t(ä)nrisirg oggati660 22 kolusuz kutlug ataCim karyhm kinigm661 23 ötünmig ötügüm[i]n ägidü y(a)rh[ka]i <..>662 24 taloy ügüzkä [kir]g[ä]li [ ] /////663 25 küstig[üm] //[ ]/D/[ ]PwL[ köyügi>

[Blatt 29] (642-643) Nachdem die fünfhund[ert Kauf]mannssöhne[je]ne [Rede] vernommen hatten, [ha]tten sie [den Wunsch], mit ihmgemeinsam den Ozean zu ber[eisen]. (644-645) [Folgendermaßen] spra-chen sie zum Bodhisattva Supäraga: (645-647) „Herr, als ... Sohn des ...haben wir gemeinsam mit Euch ... gelernt. (647-648) Ihr hattet immerein Herz von ... (648) Auch w[ir] ... liegt in ... (649) (Denn) der Freundläßt [den] Freund unter keinen Umständen im Stich. (650-652) Wennsich (nämlich) ein Freund (immer) dem Wunsch seines Freundes entspre-chend verhält, so sind (auch) wir jetzt bereit, gemeinsam aufzubrechenund uns nach dir zu richten." (652-653) Der Bodhisattva Supäragasprach: (653-655) „Wenn sich das so verhält, meine Lieben, dann geht!Wir wollen alle zu unseren jeweiligen Vätern, gehen und um Erlaubnisbitten." (656-657) Nachdem sie sich so verständigt hatten, begaben siesich zu ihren jeweiligen Vätern 2. (657-659) Der Bodhisattva Supäraga kamzu seinem Vater, legte seine Handflächen zusammen und sprach respekt-vol12 : (659-671) "Mein liebes Väterchen 2, der du maßlos vom Glückgesegnet bist wie die Glücksgöttin (persönlich), geruhe mein entschlossenvorgebrachtes Anliegen zu vernehmen. (662-663) Ich habe die Absicht,aufs Meer2 zu [fah]ren "

Kommentar:(641) k[o]cluru: Auf den ersten Blick scheint mehr Platz in der Lacune

zu sein, doch der untere Teil des Fragments ist nur etwas nach linksunten verschoben.

(651) Wir tilgen das Negativsuffix -mA- in ävrilmäsär, da wir meinen,daß ävril- in diesem Kontext nicht 'sich abwenden (von)' bedeuten kann,da es sonst mit Ablativ konstruiert worden wäre.

(654-655) Man beachte die unterschiedliche Reihenfolge der Suffixe inata+ m(i)z+ lar + garu und kae-lar+im(t)z+garu. Die Suffixfolge Possessiv

67 Geschrieben: <"y' syn>.

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+ Plural ist im Atü. zwar belegt, jedoch bisher nur für die 2. Pers. Pl. und(seltener) für die 1. Pers. Sing. [vgl. ERDAL (2004): 165-66; auch bei WI',KENS (2002) finden sich zwei Beispiele: töreizlärni (Z. 07) undkihniimzlarnz (Z. 13)]. ERDAL vermutet, daß die Konstruktion verwendetwird „to make clear that a plurality of possessors (and not mere politeaddress or a plurality of possessed entities) is meant" [ERDAL, (2004): 1651.Wir möchten nicht ausschließen, daß die atü. Belege mit Verwandt-schaftsbezeichnungen eine ähnliche Funktion wie die von A. TIETZE

(1993) für das Türkeitürkische beschriebenen Formen haben können: ttü.teyzemler 'meine Tante und die Ihrigen (= ihre Familie)', annemler 'meineMutter und der Ihrige (= ihr Mann)'.

Der dritte und letzte Teil des Aufsatzes erscheint in UAJb N. F. 21 (2007).

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