Form follows function – eine neue Deutung der sogenannten Steinscheibe mit Quaste des Südtiroler...

22
Sonderdruck aus Archäologisches Korrespondenzblatt Jahrgang 44 · 2014 · Heft 1 Herausgegeben vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz in Verbindung mit dem Präsidium der deutschen Verbände für Archäologie

Transcript of Form follows function – eine neue Deutung der sogenannten Steinscheibe mit Quaste des Südtiroler...

Sonderdruck aus

ArchäologischesKorrespondenzblatt

Jahrgang 44 · 2014 · Heft 1

Herausgegeben vom

Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz

in Verbindung mit dem

Präsidium der deutschen Verbände für Archäologie

REDAKTORINNEN UND REDAKTOREN

Paläolithikum, Mesolithikum: Michael Baales · Nicholas J. Conard

Neolithikum: Johannes Müller · Sabine Schade-Lindig

Bronzezeit: Christoph Huth · Stefan Wirth

Hallstattzeit: Markus Egg · Dirk Krausse

Latènezeit: Rupert Gebhard · Hans Nortmann · Martin Schönfelder

Römische Kaiserzeit im Barbaricum: Claus von Carnap-Bornheim · Haio Zimmermann

Provinzialrömische Archäologie: Peter Henrich · Gabriele Seitz

Frühmittelalter: Brigitte Haas-Gebhard · Dieter Quast

Wikingerzeit, Hochmittelalter: Hauke Jöns · Bernd Päffgen

Archäologie und Naturwissenschaften: Felix Bittmann · Joachim Burger · Thomas Stöllner

Die Redaktorinnen und Redaktoren begutachten als Fachredaktion die Beiträge (peer review).

Das Archäologische Korrespondenzblatt wird im Arts & Humanities Citation Index® sowie im Current Contents®/Arts & Humanities von Thomson Reuters aufgeführt.

Beiträge werden erbeten an die Mitglieder der Redaktion oder an das Römisch-Germanische Zentral museum, Ernst-Ludwig-Platz 2, 55116 Mainz, [email protected] mit Abbildungen (Strichzeichnungen und Schwarz-Weiß-Fotos), einer kurzen Zusammenfassung und der genauen Anschrift der Autorinnen und Autoren versehenen Manuskripte dürfen im Druck 20 Seiten nicht überschreiten. Die Redaktion bittet um eine allgemein verständ liche Zitierweise (naturwissenschaftlich oder in Endnoten) und empfiehlt dazu die Richtlinien für Veröffentlichungen der Römisch-Germanischen Kommis sion in Frankfurt a. M. und die dort vorgeschlagenen Zeitschriftenabkürzungen. Weitere Hinweise finden sich aufhttp: // web.rgzm.de / fileadmin / Gruppen / Verlag / PDF-Dateien / RGZM_Richtlinien_Autoren_20140514.pdf

ISSN 0342-734X

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

© 2014 Verlag des Römisch-Germanischen ZentralmuseumsRedaktion und Satz: Manfred Albert, Michael Braun, Marie Röder, Martin SchönfelderHerstellung: gzm Grafisches Zentrum Mainz Bödige GmbH, Mainz

Das für diese Publikation verwendete Papier ist alterungsbeständig im Sinne der ISO 9706.

INHALTSVERZEICHNIS

Paweł Valde-Nowak, Magda Cieśla, A new Palaeolithic assemblage from the Obłazowa Cave in the Polish Western Carpathians . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Sebastian Pfeifer, Von Grönland zum Petersfels – taphonomische Untersuchungen an rezenten Rentiergeweihen und ihre Relevanz für die Archäologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Thomas Reitmaier, Form follows function – eine neue Deutung der sogenannten Steinscheibe mit Quaste des Südtiroler Eismannes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Gerhard Tomedi, Markus Egg, Zur Chronologie bronze- und früheisenzeitlicher Kammhelme . . . . . 41

Raimon Graells i Fabregat, Giacomo Bardelli, Magdalena Barril Vicente, Ein bronzener Stabdreifuß aus Las Cogotas (Cardeñosa, prov. Ávila). Übernahme technischer und formaler Vorbilder aus dem Mittelmeergebiet in die archaische Bronzekunst der Iberischen Halbinsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

Marko Dizdar, Nina Heyer, Martin Schönfelder, Ein mittellatènezeitliches Grab mit einem besonderen Instrument aus Zvonimirovo in Nordkroatien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

Annette Siegmüller, Katrin Struckmeyer, Das keramische Fundmaterial aus der kaiserzeitlichen Siedlung »Uttumer Escher« (Gde. Krummhörn, Lkr. Aurich) – Typologie und Analyse organisch gemagerter Ware . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Mechthild Schulze-Dörrlamm, Eine karolingerzeitliche Thronlehne aus Mainz. Erneut zur Deutung der umstrittenen Steinplatte mit Rankenreliefs aus der Stadionerhofstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

Joakim M. Schultzén, On the metrology of Birka and early Sigtuna – tools of trade in the Viking Age Lake Mälaren Valley (Sweden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

ISSN 0342-734X

29Archäologisches Korrespondenzblatt 44 · 2014

THOMAS REITMAIER

FORM FOLLOWS FUNCTION – EINE NEUE DEUTUNG

DER SOGENANNTEN STEINSCHEIBE MIT QUASTE

DES SÜDTIROLER EISMANNES

Im Andenken an meinen akademischen Lehrer Prof. Dr. Konrad Spindler.»Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass hinter der schmückenden Wirkung

der Quaste zusätzlich eine ganz praktische und handfeste Funktion steht.«Spindler 2000, 153.

Es scheint fraglich, vielleicht gar ermüdend, nach über 20 Jahren intensiver Forschung und nach Hun-derten von wissenschaftlichen Beiträgen zum Südtiroler Eismann noch Neues zu diesem wohl am gründ-lichsten untersuchten neolithischen Fundkomplex beisteuern zu können 1. Betrachtet man die zuletzt von M. Egg und K. Spindler umfangreich vorgelegte Publikation zur kupferzeitlichen Kleidung und Ausrüstung der Ikone Ötzi 2, so wird vor allem der funktionale, überwiegend schmucklose, schlichte Charakter all dieser so ausgezeichnet erhaltenen Objekte deutlich. Ungeachtet oder gerade wegen der an ihnen ablesbaren hohen Kunstfertigkeit und außerordentlichen technologischen bzw. materialtechnischen Kenntnisse – hier ist nichts überfl üssig, alle Materialien und Gegenstände sind präzise gewählt und perfekt adaptiert, sämt-liche Teile besitzen einen sehr praktischen, ganz konkreten Zweck 3. Auf diese Weise charakterisiert die einzigartige Ausstattungskombination den Mann im Eis in erster Linie als alpinen Jäger (und zugleich mög-licherweise als Krieger), der schließlich selbst Opfer einer tödlichen Jagd wurde. Und doch existieren einige wenige Artefakte im Fundkomplex, deren genaue Funktion und Rekonstruktion nicht abschließend geklärt ist 4. Dazu zählt insbesondere das sogenannte Amulett mit den Lederbändern, das offi ziell als Quaste bzw. Troddel mit Steinscheibe/-perle Eingang in die entsprechenden Veröffentlichungen gefunden hat (Abb. 1) 5. Die originäre Verwendung dieses Objekts scheint bis heute nicht genauer nach-vollziehbar und ihm fällt deshalb eine weniger interessante, nachgeordnete Sonderrolle zu. Vor allem in der populärwissenschaftlichen Literatur und in zahlreichen Lebensbildern des Eismannes wird der Gegenstand aufgrund der weißen Steinscheibe häufi g als Schmuckobjekt oder Talisman interpretiert bzw. illustriert 6. Auch K. Spindler ordnet die Steinperle zunächst bedingt der Kategorie Schmuck bei und schreibt ihr ohne große Vorbehalte eine imaginäre Bedeutung mit bestimmten magischen, pharmazeutischen oder apotropä-ischen Wirkungen zu 7. In der aus mehreren Bändern erzeugten Quaste sieht er zudem einen vom Eismann mitgeführten gebündelten, praktischen Reparaturvorrat an Ersatzriemen, da schmale Fell- und Lederbänder wiederholt und vielfältig an Ötzis Schuhen, am Grasmantel, an der Dolchscheide, am Köcher sowie am Beil verwendet wurden 8. Schließlich wird – nach einer Anregung von modernen Sportbogenschützen – bereits früh eine dritte, alternative Funktion des Objektes tradiert 9: Bogenschützen pfl egen an der Hüfte eine ähn-liche Quaste zu tragen, die sie zum Reinigen von in den Schmutz geschossenen Pfeilen benutzen. Die Pfeile werden durch mehrfaches Durchziehen durch die Quaste gereinigt, und mit den einzelnen Quastenfäden wird insbesondere die Kerbe gesäubert, bevor der Pfeil wieder in den Köcher zurückgelegt wird 10. Insge-samt sind die bisher verbreiteten Interpretationen, besser Vermutungen zu der Troddel aber ausnahmslos nicht befriedigend und wirken unbeholfen. Die Funktion dieser Konstruktion ist möglicherweise eine viel einfachere und naheliegendere, und die Quaste ist als weiterer Bestandteil der Jagdausrüstung einzuordnen.

30 Th. Reitmaier · Eine neue Deutung der sogenannten Steinscheibe mit Quaste des Südtiroler Eismannes

Doch beginnen wir am Anfang, im Jahr 1991. Bedauerlicherweise wurde das Objekt während der damali-gen Entdeckung nicht erkannt und identifi ziert, sodass aus den minutiösen Protokollen und Befragungen keine Informationen zur genauen Fundlage bekannt sind 11. Das erste Bild der Troddel im noch fundnassen Zustand wurde am Tag 5 (nach der Auffi ndung, 23.9.1991) in der Innsbrucker Gerichtsmedizin aufgenom-men, weshalb es sehr wahrscheinlich ist, dass das Artefakt im Zuge der offi ziellen Mumienbergung dorthin gelangte und zuvor »irgendwo im Bereich des Toten« zutage trat 12. Es existiert allerdings eine bemerkens-werte Aufnahme vom selben Tag, die wertvolle Hinweise auf die ursprüngliche Position des Fundes liefert. E. Rastbichler Zissernig machte 2006 erstmals auf einen dünnen stabförmigen Gegenstand am rechten Oberschenkel der Mumie aufmerksam 13. Auf diesem von R. Henn an der Fundstelle angefertigten Foto der umgedrehten Leiche ist dieses vom Schenkel abstehende Objekt gut erkennbar. Hat E. Rastbichler Zisser-nig noch ein in den Körper eingedrungenes Stück Holz (Pfeilschaft?) und vielleicht eine erneute Sensation

Abb. 1 Tisenjoch, Gde. Schnals (Südtirol/I). Die kupferzeitliche Quaste mit der Steinperle. – (Nach Egg / Spindler 2009, Farb -taf. 22; Foto RGZM).

31Archäologisches Korrespondenzblatt 44 · 2014

vermutet 14, so hat M. Egg bereits 2009 richtiggestellt, dass es sich vermutlich um ein steif gefrorenes, tor-diertes Lederfragment eben jener Quaste handelt 15. Deren ursprüngliche Befestigung/Position im Bereich der rechten Hüfte bzw. des Oberschenkels des Eismannes scheint damit sehr wahrscheinlich und stützt die nachfolgende Neuinterpretation zusätzlich. Das Fundobjekt (Abb. 1) selbst lässt sich folgendermaßen charakterisieren 16: Das quastenartige Gebilde setzt sich aus einer kleinen weißen Steinscheibe, einem durch diese Scheibe führenden schmalen Leder-riemen und den langen verdrillten Riemen der Quaste zusammen. Die leicht gelbstichige Steinscheibe mit rau-matter, glanzloser Oberfl äche wurde aus Dolomitmarmor hergestellt, einer Gesteinsart, die im Bereich der Zentralalpen zwischen dem Vintschgau und dem Inntal häufi g vorkommt 17. Der größte Durch messer dieser 3,7 mm dicken Scheibe beträgt 2,2 cm. In der Mitte durchstößt eine bikonische Bohrung die Scheibe. Durch das Loch wurde ein stark abgebautes Leder- bzw. Hautriemchen, das deutliche Abnutzungs-spuren aufweist, gezogen. Der Riemen endet über dem Stein in einer offenbar zuziehbaren Schlaufe. Eine nicht mehr vollständig erhaltene Schlaufe am unteren Ende fi xierte das Bündel gedrehter Leder- bzw. Haut-streifen in der Mitte, sodass die beiden herabhängenden Enden einen quastenartigen Eindruck erwecken. Die Streifen sind aufgedreht 0,6-1,0 cm breit; eingerollt besitzen sie einen Durchmesser von ca. 0,3-0,5 cm. Das spiralige Eindrehen der Riemen könnte darauf zurückzuführen sein, dass es sich um ungegerbte Haut und nicht um eigentliches Leder gehandelt hat. Bemerkenswert erscheint, dass die meisten der Hautstreifen an den Enden abgerissen sind. Die wenigen vollständig erhaltenen Exemplare besitzen eine Länge von über 1 m, und die »Quaste« muss dementsprechend ca. 0,2-0,5 m lang herabgehangen haben. An den Enden einiger Riemen sitzen einfache Fingerknoten 18. Einige der gedrehten Lederriemen wurden mittels doppelter Fingerknoten angestückelt. Auch wenn die genaue »Rolle« von Ötzi nicht bekannt ist und aufgrund des speziellen, nicht alltäglichen Bedrohungs- und Todesszenarios kaum je exakt rekonstruiert werden kann 19, lassen sich zum kupferzeit-lichen Leben und Wirtschaften sowie zu der alpinen Umwelt vor rund 5000 Jahren mittlerweile doch einige Aussagen treffen. Archäologisch fassbar werden für diese Zeit zwei nicht konkurrierende, sondern wohl komplementäre saisonale Subsistenzstrategien einer Ackerbau und Viehzucht betreibenden, bäuerlichen Gesellschaft durch sich verdichtende Hinweise auf die viehwirtschaftliche Nutzung alpiner Hochweiden sowie anhaltende bzw. intensivierte Jagd- und Sammelaktivitäten 20. Wie eingangs erwähnt, kennzeichnet die vielseitige, ausnehmend funktionale, hoch spezialisierte Kleidung und Ausrüstung des Eismannes einen kenntnisreichen alpinen Jäger. Auffallend ist allerdings, dass dabei bislang nur die Rückentrage als eindeu-tige Transporthilfe identifi ziert ist 21, zusätzliche Transportgeräte für möglicherweise erlegte Wildtiere im (nicht geschlossenen) Fundinventar hingegen fehlen. Eine oft unterschätzte alpine Beute, an der sicherlich auch der Mann im Eis interessiert war, stellen aber Vögel verschiedener Art und unterschiedlicher Lebens-räume dar – und mit diesem Blick »nach oben« wird das Rätsel um die Quaste plötzlich leicht lösbar. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dem 5300 Jahre alten Lederbündel um einen soge-nannten (Vogel-)Galgen – ein Transportmittel, wie es noch heute regelhaft in der Jagd verwendet wird 22. Nach der gängigen, modernen Defi nition versteht man darunter eine einfache Vorrichtung zum Tragen (zur »Bringung«) von Federwild, d. h. von allen jagdbaren Vogelarten. Auf diese Weise können die erlegten Tiere außen hängend auskühlen, das Gefi eder legt sich rasch glatt und der wertvolle Balg bzw. das Federkleid bleibt geschützt. Hergestellt ist ein Vogelgalgen »aus einem Bündel aus Schlingen aus Leder oder Hanf, in denen die geschossenen (Reb)Hühner, am Halse aufgehängt, transportiert werden« 23. Der Vogelgalgen ist direkt am Kör-per des Jägers, am Rucksack, an der Wildtrage, an der Jagdtasche oder auf dem Wildwagen fi xiert (Abb. 2). Im Falle des Eismannes ist davon auszugehen, dass der Galgen an seiner rechten Körperseite befestigt war – den Dolch trug er an der linken Seite –, indem die Steinscheibe samt Lederschlaufe unter dem (zweiten) Gürtel durchgeschoben wurde 24. Dass ursprünglich an den Enden der tordierten Riemen etwas (Wertvolles/Schwe-

32 Th. Reitmaier · Eine neue Deutung der sogenannten Steinscheibe mit Quaste des Südtiroler Eismannes

res) gehangen hat, zeigen einerseits die teilweise erhaltenen Knoten 25, andererseits die überwiegend abgerissenen Enden und nicht zuletzt das stark ab-gebaute/beanspruchte Riemchen in der Steinscheibe, das deutliche Abnutzungsspuren aufweist. Mit dieser neuen Interpretation fügt sich auch die »Quaste« schlüssig in das gesamte restliche Ausrüstungsensem-ble und erfüllt, wie alle anderen Objekte, einen sehr praktischen Zweck als Teil des neolithischen Jagd-equipments. Wie erwähnt sind derartige Vogelgalgen noch heute weltweit in Gebrauch, und eine Vielzahl re-zenter Beispiele verdeutlicht die typologische Nähe zum neolithischen Vorbild. So wird einerseits bis in die Gegenwart sehr oft Leder verwendet, wobei die Knoten bzw. Schlaufen mitunter durch einen Metall ring ersetzt sind. Die weiße Steinscheibe und die Lederschlaufen des Eismann-Exemplares werden bisweilen durch einen Niet bzw. dann durch eine Metallöse und einen Karabiner zur Befestigung kompensiert (Abb. 3). Die klare Form folgt aber stets der zugrunde liegenden Funktion des sehr schlichten Artefakts und bleibt somit über mehrere Jahrtausende weitgehend unverändert. Häufi g sind

solche Vogelgalgen auch an Jagdtaschen montiert, das zeigen historische Abbildungen ebenso wie das Tiroler Exemplar aus dem 18. Jahrhundert (Abb. 4) 26. Neben Vögeln kann auf dieselbe Weise selbstredend Haarwild wie Füchse oder Dachse bzw. wertvolle Pelze transportiert werden 27. So sind am Churer Markt (Kt. Graubünden/CH) im Jahr 2011 mehrere Fuchsfelle mit gedrehten Schnüren zusammengebunden, wie das auch von ledernen Vogelgalgen bekannt ist (Abb. 5).Nach diesen modernen bzw. historischen Analogien ist die Suche nach weiteren prähistorischen Vergleichen naheliegend, doch zeigt sich rasch, dass derart simple Gebrauchsgegenstände aus organischem Material archäologisch praktisch unsichtbar sind. Durchlochte, ornamentlose Scheiben bzw. Perlen aus Stein oder Knochen sind zwar für das 4./3. Jahrtausend v. Chr. vermehrt aus den zirkumalpinen Feuchtbodensiedlun-gen 28 und vereinzelt auch aus alpinen Fundstellen 29 bekannt. Da sich die zwingend erforderlichen Schnüre bzw. Riemen aus Leder oder allenfalls aus Bast oder Gras aber nicht/unzureichend erhalten haben, wer-den diese Objekte regelhaft als Schmuckanhänger, Amulette oder Spinnwirtel interpretiert. Auch von den zeitgleichen Figurenmenhiren und Stelen kennen wir derartige Artefakte nicht. Ebenso wenig sind diese alltäglichen, keinesfalls wertvollen oder repräsentativen Transportgeräte offenbar in die damaligen Gräber gelangt 30. Somit handelt es sich bei dem vorliegenden Exemplar aus den Ötztaler Alpen um den bislang einzigen bekannten und vollständigen Vertreter, was ja auch dessen Entschlüsselung erschwerte. Lohnend ist es allerdings, im direkten Umfeld des Eismannes nach weiteren Hinweisen auf die Vogeljagd zu suchen. Während der Nachgrabung an der Fundstelle im Sommer 1992 kamen u. a. mehrere Flügel so-wie Federn von Vögeln zutage 31. Bedauerlicherweise sind diese Funde bislang nur unzureichend bestimmt bzw. datiert 32. Es wird deshalb angenommen, dass es sich dabei um natürliche Reste von Singvögeln handelt, die hier in der Höhe ermattet verendet sind 33. Mit der Neuinterpretation der Quaste scheint es

Abb. 2 Rekonstruktion als Vogelgalgen zum Transport von Jagd-beute. – (Illustration D. Schürch).

33Archäologisches Korrespondenzblatt 44 · 2014

zumindest denkbar, dass es Tiere gewesen sind, die ehemals am Galgen befestigt waren. Die Fragmente von zwei Halswirbeln eines großen männlichen Steinbocks hatte Ötzi wahrscheinlich als Proviant dabei 34. Dass der Eismann tatsächlich Jagd auf Vö-gel betrieben hat, verdeutlichen die Überreste eines feinmaschigen, zusammenziehbaren Netzes sowie der vielen Schnüre, die ebenfalls vor allem bei den Nachgrabungen an der Fundstelle entdeckt wur-den 35. Die Idee, dass diese als Fangnetze und Schlin-gen genutzt wurden, hat bereits K. Spindler vorge-bracht 36. Erwähnenswert ist, dass die angenommene Todeszeit von Ötzi – Frühling bis Frühsommer 37 – auch die Balzzeit der meisten Alpenvögel ist 38. So ist das scheue Schneehuhn heute noch schwer zu jagen, da es in der Regel eine große Fluchtdistanz einhält. Während der Balzzeit im Frühjahr legen die Hühner allerdings ihr scheues Verhalten ab und können mit einigem Geschick mit Netzen und sogar mit bloßen Händen gefangen werden 39. Die Schneehuhnjagd mit im offenen Gelände aufge-stellten Stellnetzen während der Balzzeit ist u. a. aus der Tundra Westsibiriens bekannt, eine Aufgabe, die dort von einem einzelnen Jäger zu bewältigen ist. Hier ist zudem die Jagd auf 38 Arten unter-schiedlicher Wasser- und Waldvögel während der Mauser bzw. Flugunfähigkeit mittels baumhoher Netze, zuziehbarer Bodenstellnetze, Fangschlingen, Lockpfeifen, Schlagstöcken und Fallen (vorwiegend für Wildhühner) überliefert 40. Wesentlich für den Jagderfolg ist dabei ein umgebungs- oder tierähnliches Tarnkleid 41, wie es für die Juraken am Enijej 1883 dokumentiert ist: »Sie fangen die Pelzthiere nicht nur durch die gewöhnlichen Listen der Fallen und künstlichen Waffen, sondern auch, indem sie sich während der Jagd vollständig mit dem Nachgestellten gemein machen, wie sie auf Händen und Füssen gehen und durch die Stimme und Kleidung ihnen nachahmen« 42. Schließlich sind verschiedene Beeren, aber auch Schlehenkerne wie von der Fundstelle am Tisenjoch als Köder für die Vogeljagd beliebt 43. Möglicherweise zeichnet die vertikale Mobilität des kupferzeitlichen Jägers während seiner letzten Lebensstunden nicht nur seine Flucht und Notsituation, sondern auch jagdliche Aktivitäten durch unterschiedliche alpine Höhenzo-nen und Tierhabitate nach 44. Den dritten und besten Hinweis auf die neolithische Vogeljagd liefern die Waffen des Eismannes selbst in Gestalt der Pfeile bzw. deren dreiteilige Radialbefi ederung, die im Eis auf einzigartige Weise erhalten ge blie-ben ist. Die Bestimmung der steifen Federn hat gezeigt, dass zu jener Zeit auch sehr große Vögel – wahr-schein lich Greifvögel wie Geier oder Adler – gejagt und verwertet wurden 45. Wiederum aus dem subark-tischen Gebiet ist bekannt, dass für die Pfeilbefi ederung die Schwingen bzw. Schwanzfedern des Adlers bevorzugt werden, da diese besonders dauerhaft sind und zudem bei Feuchtigkeit gerade bleiben. Einen passablen Ersatz bilden Uhu- oder Habichtfedern, selten und ungern verwendet werden Federn anderer

Abb. 3 Form follows function – moderner Vogelgalgen als Teil der Jagdausrüstung. – (Foto J. Bucher, Universität Zürich).

34 Th. Reitmaier · Eine neue Deutung der sogenannten Steinscheibe mit Quaste des Südtiroler Eismannes

Vögel wie Gans oder Rebhuhn. Dieser materielle Wert schlägt sich 1911 in Westsibirien auch im Preis nieder, kostete doch damals ein Pfeil ohne Befi ederung 30 Kopeken (25 Kopeken für die Spitze, 5 Kopeken für den Schaft), eine einzelne Adlerfeder hingegen immerhin 1 Rubel 46. Pfeilbefi ederungen unterschied licher Vogel-arten erfüllten als funktionelle wie soziale Attribute ferner einen dekorativen und symbolischen Zweck und wurden für spezifi sche Jagd- bzw. Tierarten eingesetzt 47. Spe zielle Pfeile zur Vogeljagd, sogenannte Klump- oder Kolbenpfeile, mit einem stumpfen, ver dickten Vorder ende sind wiederum aus den neo lithischen See-ufersiedlungen bekannt. Sie verhindern wirkungs voll, dass die Vogelbälge durchlöchert werden, schützen so mit ihrem stumpfen Ende das wertvolle Federkleid und sind bei Fehlschüssen gleichzeitig einfach wieder-zubeschaffen. Aus Arbon-Bleiche 3 (Kt. Thurgau/CH) sind zahlreiche zylinderförmige, längs durchlochte Geweihartefakte aus dem Zeitraum 3400-3300 v. Chr. erhalten, die als »Spitzen« von Vogelpfeilen ange-sprochen werden. Ein vollständiger, 55 cm langer Vogelpfeil weist keinerlei Spuren von Befi ederung auf; der Schaft steckt hier ohne Verkeilung in der 3,9 cm langen, komplett überschliffenen Geweiharmierung 48. Be-sonders auffallend für dieses umfassend untersuchte jungneolithische Dorf ist das Missverhältnis zwischen den sehr zahlreichen Vogelpfeilköpfen aus Geweih und lediglich 24 Silex pfeil spitzen – es sei hier an die vier unfertigen Geweihspitzen und den fehlenden Silex in der Ausrüstung des Südtiroler Eismannes erinnert 49. Umgekehrt zeigen die Tierknochen aus der Siedlung am Bodensee, dass Vögel nur einen geringen Teil der gesamten Jagdbeute ausmachten. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass die Vogeljagd vor allem der Verproviantierung während längerer Expeditionen diente 50. Die Zusammensetzung der archäologisch nach-weisbaren Avifauna lässt somit nur bedingt Aussagen zur Paläoumwelt und zum damaligen Landschafts- und Biotopcharakter zu. All diese Indizien – der wahrscheinliche Vogelgalgen, die Netze sowie die Bewaffnung und Pfeilbefi ederung – legen nahe, dass die Jagd auf Vögel im alpinen Neolithikum zumindest nicht unbekannt, vielleicht sogar wichtiger war als bislang vermutet. Die gejagten Vögel erweiterten zunächst sicherlich den Speiseplan, ei-

Abb. 4 Vogelgalgen an einer Tiroler Jagdta-sche aus dem 18. Jh. – (Foto Tiroler Volkskunst-museum, Innsbruck).

35Archäologisches Korrespondenzblatt 44 · 2014

nerseits durch Fleisch und Innereien, aber auch durch Eier. Die schlechten Erhaltungsbedingungen für klei ne Vogelknochen sowie eine ungenügende Ausgrabungs- und Beprobungsstrategie verfälschen möglicherweise das eigentliche Ausmaß der prähis-torischen Vogeljagd 51. Wenig ist auch über die damaligen Jagdtechniken bekannt, wenngleich Wurfhölzer, Schleudern, Schlingen und Netze an zu-nehmen und Schlagfallen, Vogelleim und Köder-anlagen in antiken und historischen Quellen re gel haft dargestellt und beschrieben sind 52. Für zwölf Höfe im Südtiroler Passeiertal hat König Hein-rich von Böhmen am 1. März 1317 in einem Frei-heitsbrief auch die Jagd aufgeführt: »[...] denn jeglicher talmann durfte pern, wölf, fuchs, dann hasen, schnehiehner, orhiehner und klainvogel va-hen« 53. Wie bei allen anderen Tieren üblich, wurden auch die Vögel sehr vielseitig und umfangreich verwertet. Neben dem Fleisch wurden vor allem die Federn bzw. ganze Flügel und der Balg genutzt, als Schmuck bzw. zur Tarnung, für Verbrämungen, als Kleidung, Kopfbedeckung wie als Schuhe oder als Behälter und Taschen, als Kehrbesen, als Schreckfl ügel für Treibjagden und zur Befi ederung der Pfeile. Vogelknochen waren ein ebenso begehrter Rohstoff zur Weiterverarbeitung wie Lieferant für verschiedene chemische Wirkstoffe, die in Magie und Medizin zum Einsatz kamen. Hier müssen nicht zwingend exotische Beispiele strapaziert werden. Federn unterschiedli-cher Vogel arten zieren noch heute die Hüte der Tiroler Schützen und haben neben der dekorativen Funktion auch eine wichtige inhaltliche Bedeutung. So steht die Hahnenfeder für Treffsicherheit und die Adlerfeder kennzeichnet ihren Träger als tapferen Scharfschützen. Erst im 19. Jahrhundert verlor die Vogeljagd mit der allgemeinen Landfl ucht und einer alternativen Lebens-mittelversorgung über zentrale Märkte bzw. Schlachthäuser zunehmend an Bedeutung. Daneben ent-wickelte das damals aufkommende Bildungsbürgertum mit seinem romantischen Naturverständnis eine Frühform des modernen Vogel- und Tierschutzgedankens. Trotzdem beeindrucken die Angaben zum Fang-ausmaß am Ende des 19. Jahrhunderts mit einer halben Million gefangener und verspeister Vögel pro Jahr allein in Südtirol 54. Die Wichtigkeit der Vögel illustriert auch die Beschreibung einer Marktszene aus dem Jahr 1896: »Wer […] im Spätherbst die Marktplätze italienischer Städte in Südtirol wie auch in Venetien, Lombardei etc. betritt, dem bietet sich da und dort ein wohl kaum für möglich gehaltener Anblick […] alles wird auf den Deutschen nicht soviel Eindruck machen, als der in einer Ecke des Marktes betriebene Verkauf von todten Singvögeln aller Art. Da sitzen alte Bauernweiber und halbwüchsige Jungen mit hohen und fl achen Körben bunt durcheinander, neben den Körben auf den Tüchern ausgebreitet liegen geordnet Hun-derte von Lerchen, Steinrötheln und Zeisigen etc. bis hinauf zu den Amseln und Drosseln, die jedoch mehr nach der Stückzahl zum Verkauf gelangen, während die übrigen kleinsten Vogelarten nur dutzendweise abgegeben werden« 55.Umso einzigartiger erscheint in diesem Zusammenhang die mögliche Funktion und Neuinterpretation der Quaste als prähistorischer Vogelgalgen und als Nachweis dafür, dass der kupferzeitliche Eismann ebenfalls in die Jagd auf Vögel involviert war.

Abb. 5 Transport von Fuchsfellen am Markt in Chur (Kt. Grau-bünden/CH) im Jahr 2011. – (Foto R. Feiner)

36 Th. Reitmaier · Eine neue Deutung der sogenannten Steinscheibe mit Quaste des Südtiroler Eismannes

1) Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf dem Vortrag »A bird hunter? A renewed interpretation of the Iceman’s talisman«, gehalten vom Verf. am 2nd Bolzano Mummy Con-gress – Mummies from the Ice am 20. Oktober 2011 in Bozen (Italien). Für grundlegende Informationen danke ich meinen Fach kollegen D. Möckli (Zürich) und J. Reinhard (Zug), die mich auf die von H. Makowski (2007) aufgeworfene Deutung der Quaste hingewiesen haben. – Des Weiteren danke ich der Schweizerischen Jagdbibliothek auf Schloss Landshut. G. Cole aus Ontario (Kanada) hat unabhängig auf seiner Website 2012 u. a. dieselbe Interpretation der Quaste vorgeschlagen, vgl. http://outinthewoodsofcanada.wordpress.com/ (1.12.2013).

2) Egg / Spindler 2009.

3) Egg / Spindler 2009, 161. – Auch im vorliegenden Beitrag wird von der in keiner Weise bewiesenen Annahme ausgegangen, dass alle aufgefundenen Objekte einzig dem Eismann zugehö-rig sind. Kritisch zu diesem »Dogma« zuletzt Dickson 2011, 47.

4) Zum Grasumhang: Barth 2003; zum Tragegestell: Teržan 1994; zu den Schuhen: Reichert 2000; zu den Schnüren und zum Netz: Egg / Spindler 2009, 141-148.

5) Egg / Spindler 2009, 151-153.

6) Die Quaste als Amulett bei der Frage nach einem möglichen Zeremonialgerät eines »Schamanen« bei Barfield / Koller / Lip-pert 1992, 19; nach Heim / Nosko 1993, 38, unterstützt das »Amulett« die ägyptische Schamanen- bzw. Mumientheo-rie und die skurrile »Ötztal-Fälschung«; als Schmuck u. a. bei Rastbichler Zissernig 2006, 134 ff. sowie Fleckinger 2009, 88 f.; populärwissenschaftliche Rekonstruktion als Amulett um den Hals getragen z. B. auf der Titelseite des Magazins stern 1992/29.

7) Egg / Spindler 1992, 65. – Spindler 2000, 152. – Egg / Spindler 2009, 151.

8) Spindler 2000, 153. – Egg / Spindler 2009, 151. – Fleckinger 2009, 88 f.: »Im feuchten Zustand oder mit klammen Händen lassen sich Lederstreifen aber nur umständlich voneinander lö-sen; eine Scheibe zum Verknoten erleichtert die Arbeit.«

9) Egg / Spindler 1992, 65-70 bes. Anm. 78. – Barfield / Kol-ler / Lippert 1992, 94.

10) Egg / Spindler 2009, 153. – Diese Quasten bestehen heute meist aus Wolle, häufig aber auch aus Lederstreifen, welche allerdings nie tordiert sind.

11) Am Tag 4 (22.9.1991) erfolgte durch die Gruppe K (Gurschler/Pirpamer) die sog. Müllsackbergung, bei der Hölzer, Schnüre, Birkenrinde, Gamshaar und Fellreste, aber offenbar nicht die Quaste von der Fundstelle entfernt wurden (Rastbichler Zisser-nig 2006, 17).

12) Rastbichler Zissernig 2006, 135; Egg / Spindler 2009, 151. – Ein Foto von A. Klocker zeigt die Mumie, Beifunde sowie die Quaste am 23.9.1991 (Rastbichler Zissernig 2006, 95). – Eine weitere Aufnahme im fundnassen Zustand von A. Lippert bei Barfield / Koller / Lippert 1992, 48 f.; in einem Bericht der Tiro-ler Tageszeitung vom 24.9.1991 schreibt S. Dietrich von einem »Geflecht unbekannter Bedeutung«. – Im ersten Fundbericht von Lippert / Spindler (1991) wird das Objekt nicht aufgeführt.

13) Rastbichler Zissernig 2006, 137.

14) »Was steckt im Bein?« bzw. ein Gegenstand, der »wie ein gedrehtes Hölzchen aussieht« (Rastbichler Zissernig 2006, 137). – Eine Nachuntersuchung an der Leiche im Jahr 2005 an

der entsprechenden Position hat keine besonderen Ergebnisse (z. B. Eintrittswunde) ergeben.

15) Egg / Spindler 2009, 151. – Unklar zum »Stick« die Aussage bei Dickson 2011, 63. – Von der zweiten archäologischen Nachuntersuchung an der Fundstelle 1992 stammen weitere tordierte Lederriemchen, die ebenfalls der Troddel zugeordnet wurden (Egg / Spindler 2009, 44).

16) Die nachfolgenden Ausführungen nach Egg / Spindler 2009, 151. – Eine Autopsie des ausgestellten Objektes konnte vom Verf. lediglich durch die Vitrine im Südtiroler Archäologiemu-seum im Februar 2011 vorgenommen werden.

17) Die damalige mineralogische Untersuchung erfolgte an der Abteilung Edelsteinforschung der Johannes Gutenberg-Uni-versität Mainz mittels Infrarot-Reflexionsspektroskopie bzw. diffuser IR-Reflexion: Greiff / Banerjee 1993.

18) Egg / Spindler 2009, Abb. 91-92.

19) Gleirscher 1997; 2003. – Dal Ri 2006. – Oeggl / Kofler / Schmidl 2005. – Egg / Spindler 2009, 165-209. – Dickson 2011, 112-119.

20) Spindler 2005. – Oeggl u. a. 2007. – Festi u. a. 2011 mit weiter-führender Lit. – Dickson 2011, 69-87. – Reitmaier 2012.

21) Egg / Spindler 2009, 141.

22) Galgen, Vogel- oder Hühnergalgen, auch Hühnerschlinge ge-nannt; engl.: bird sling; franz.: porte-oiseaux; niederl.: (hoen-der) stroppen/hoendergalgen; span.: carnicera (vgl. Ferlin 1989).

23) Haseder / Stinglwagner 1984, 241 s. v. Galgen. – Kiessling 1923. – Nach Ferlin 1989, 255, besteht ein Galgen »meist aus gebündelten Leder- und Hanfschnüren, die am Ende je einen Ring tragen; durch Ziehen der Schnur durch diesen Ring bildet man eine Schlinge, durch die der Kopf des Wildes gesteckt wird; befestigt wird der Galgen mit einem Karabinerhaken aussen am Rucksack oder an der Jagdtasche«.

24) Diese Befestigungsart wurde offenbar von A. Reichert bereits in Experimenten bestätigt, vgl. Fleckinger 2009, 89. – Zur Dis-kussion der zwei Gürtel vgl. Egg / Spindler 2009, 79 f., zum Dolch ebenda 129 sowie zur Gürteltasche ebenda 131-133.

25) Diese Knoten machen auch die vorgeschlagene Verwendung als Reinigungsquaste für Pfeile unwahrscheinlich.

26) Ich danke Dr. K. Berger vom Tiroler Volkskunstmuseum (Inns-bruck) für seine Unterstützung. – Auf modernen Ledertaschen erscheinen derartige Lederstreifen/-riemen letztlich nur mehr als »funktionsloses, typologisches Relikt« bzw. einfaches Zier-element.

27) Frevert 1995, 130.

28) Exemplare vom Bodensee bzw. Zürichsee: Schlichtherle 1988, bes. 118 f.; Kolb 2003, 36. – Aus Arbon-Bleiche 3 (Kt. Thur-gau/CH) eine deutlich größere, aber ansonsten sehr ähnliche Kalksteinscheibe mit Abnutzungsspuren einer Schnur bzw. ei-nes Lederriemens bei Leuzinger 2002, 73 f. Abb. 97, 1.

29) Eine fragmentierte, gelochte Knochenscheibe z. B. vom Petrus-hügel bei Cazis (Kt. Graubünden/CH): Primas 1985, 88. 91. – Eine undatierte scheibenförmige Kalksteinperle vom Abri Rhein balme (Bez. Feldkirch/A) im Alpenrheintal bei Laus 2006, 88 Taf. 35, 11.

30) Oder haben sich dort nicht erhalten: De Marinis 1997. – Ped-rotti 1993. – Egg / Spindler 2009, 169-181.

Anmerkungen

37Archäologisches Korrespondenzblatt 44 · 2014

31) Laut Protokoll die Fundnummern 8 (Vogelflügel), 22 (Federn?), 29 (Federn), 39 (Federn), 89 (Vogelflügel), 114 (Vogelfeder), 181 (Gras/Vogelfeder), 276 (Vogelfeder): Bagolini u. a. 1995, 9-15.

32) Eine einzelne Feder von der Fundstelle datiert nach 14C-Daten in die Frühbronzezeit zwischen 2200 und 1900 v. Chr.: Kut-schera / Müller 2003, Abb. 8. – Ich danke W. Kutschera (Wien) für seine Informationen.

33) Einen besonderen Fund darunter stellt die aus einer großen Vogelfeder herausgeschnittene Pfeilschaftbefiederung dar: Egg / Spindler 2009, 44. 113.

34) von den Driesch / Peters 1995. – Egg / Spindler 2009, 159 f.

35) Bereits in der ersten Fundmeldung 1991 berichten Lip-pert / Spindler (1991, 12): »[…] in der Nähe gelangten außer-dem mehrere Teile eines grobmaschigen Netzes zutage, das aus gedrehten dünneren und dickeren Grasschnüren be-stand«. – Egg / Spindler 2009, 148. – Im Zusammenhang mit der hier besprochenen Quaste ist interessant, dass ein zwei-tes quastenartiges Gebilde im Eismann-Fundkomplex existiert (Egg / Spindler 2009, 148 Abb. 84).

36) Spindler 2000, 155 f. – Egg / Spindler 1992, 70. – Zur Diskus-sion ob Traggerüst oder Fangnetz vgl. Egg / Spindler 2009, 141-148.

37) Oeggl 1999, 106.

38) Auerwild: Balz April/Mai; Birkwild: Balz Mitte März bis Juni, Balzplätze sind baumfreie Stellen und Schneefelder; Alpen-schneehuhn: Balz ab März, über der Baumgrenze, 2000-3400 m, besonders in der Nähe von Schneeresten (Hase-der / Stinglwagner 1984, 670; Brendel 1998). – Ein altes Tiroler Jagdlied »Bin ein Schütz im Gebirg« nimmt Bezug auf diese Balzzeit: »Wenn der Auerhahn falzt, und der Spielhahndl schnalzt, wenn der Waldvogel schreit, is’ a lustige Zeit« (Land-mann 1993, 6).

39) Schneehühner und Schneehasen von der spätmagdalénien-zeitlichen Fundstelle Büttenloch/Ettingen (Kt. Basel Land/CH): Schibler / Sedelmeier 1993.

40) Kusterer 1987, 175. 181 f. bes. 280-286. 290-294 (zu Vogelnetzen/-fallen).

41) Zu der aus abwechselnd hell- und dunkelfarbigen Fellstrei-fen genähten Oberkörperbekleidung des Eismannes vgl. Egg / Spindler 2009, 83-86. – Zur Fellkappe vgl. Egg / Spindler 2009, 88.

42) Zitiert nach Kusterer 1987, 191.

43) So die Weißdorn- oder Mehlbaumbeere bei Rohrdorf 1836, 47. – Zur Schlehe vom Tisenjoch vgl. Egg / Spindler 2009, 160.

44) Zu den letzten Stunden vgl. Lippert u. a. 2007; Egg / Spindler 2009, 199-209.

45) Wilrich / Wortmann / Wortmann 1995. – Egg / Spindler 2009, 112-114, erwähnen Greifvögel oder Kolkraben. – Spindler 1999, 62, schränkt die Pfeilschaftbefiederung auf zehn Arten ein: Schwarzspecht, Alpendohle, Alpenkrähe, Kolkrabe, Auer-hahn, Waldrapp, Steinadler, Mönchsgeier, Schmutzgeier und Gänsegeier. Zu den Pfeilen, dem Bogen und dem Köcher zu-letzt Junkmanns 2013, 227-233.

46) Angaben nach Kusterer 1987, 208.

47) Aufschlussreich zu der im Eis konservierten Pfeilbefiede-rung im Yukon (Kanada): Dove / Hare / Heacker 2005. – Die Spiralumwicklung an den fertigen Pfeilen 12 und 14 im Eis-mann-Fundkomplex ist von zwei unterschiedlichen Personen (Rechts-/Linkshänder) angefertigt: Egg / Spindler 2009, 113; Junkmanns 2013, 232 f.

48) Leuzinger 2002, 99-101. – Zwei Pfeilschäfte weisen eine Ver-keilung mithilfe eines kleinen Knochenplättchens auf. Grund-legend zur neolithischen Jagd mit Pfeil und Bogen vgl. Junk-manns 2013.

49) Egg / Spindler 2009, 114-116.

50) Jacomet / Leuzinger / Schibler 2004, 260. – Die archäobiologi-schen Daten zeigen eine sehr präzise Beobachtung und sehr ökonomische Nutzung von Tieren in der unmittelbaren Um-gebung der Siedlung. Von der hochalpinen Fundstelle Schni-dejoch im Berner Oberland ist ein 102 cm langer, frühbronze-zeitlicher Pfeilschaft erhalten, dessen Spitze erst grob/stumpf zugearbeitet ist; eine Befiederung fehlt ebenso wie eine Pfeil-bewehrung, allerdings ist die Nocke zur Aufnahme der Bogen-sehne vorhanden: Suter / Hafner / Glauser 2005, 508 Abb. 19.

51) Grundlegend zu Vögeln als archäozoologisches »Bonusmate-rial« vgl. Krönneck 2009. – Zur Avifauna aus dem römischen Avenches (Kt. Waadt /CH) vgl. Ambros 1990. – Für die mittelal-terliche Alp Melchsee-Frutt (Kt. Obwalden/CH) sind mehrfach gejagte Schneehühner und Krickenten nachgewiesen: Hüster-Plogmann 2003, 180. – Für das mittelalterliche Kloster Müs-tair (Kt. Graubünden/CH) sind insgesamt 18 Wildvogelarten bezeugt, u. a. Auerhahn, Birkhuhn, Haselhuhn, Schneehuhn, Rebhuhn, Fasan und auch Greifvögel: Kaufmann 2007, 207-213.

52) Sehr ausführlich beschrieben werden alle Formen der Vogel-jagd bei Doebels 1746.

53) Sailer 1994, 17.

54) Gasser 1990, 79 ff.

55) Zitiert nach ebenda 97.

Literatur

Ambros 1990: C. Ambros, Vogel- und Fischreste aus dem römi-schen Avenches. In: J. Schibler / J. Sedlmeier / H. Spycher (Hrsg.), Fest schrift für Hans R. Stampfl i. Beiträge zur Archäozoologie, Archäologie, Anthropologie, Geologie und Paläontologie (Basel 1990) 13-18.

Bagolini u. a. 1995: B. Bagolini / L. Dal Ri / A. Lippert / H. Nothdurf-ter, Der Mann im Eis: die Fundbergung 1992 am Tisenjoch, Gem. Schnals, Südtirol. In: Spindler 1995, 3-22.

Barfi eld / Koller / Lippert 1992: L. Barfi eld / E. Koller / A. Lippert, Der Zeuge aus dem Gletscher – das Rätsel der frühen Alpen-Europäer (Wien 1992).

Barth 2003: R. Barth, Neuer Deutungsversuch zu den beim Mann im Eis gefundenen mattenartigen Grasfragmenten. In: A. Fle-ckin ger (Hrsg.), Die Gletschermumie aus der Kupferzeit. Neue Forschungsergebnisse zum Mann aus dem Eis 2. Schr. Südtiroler Archäologiemus. 3 (Bozen, Wien 2003) 23-26.

38 Th. Reitmaier · Eine neue Deutung der sogenannten Steinscheibe mit Quaste des Südtiroler Eismannes

Brendel 1998: U. Brendel, Vögel der Alpen (Stuttgart 1998).

Dal Ri 2006: L. Dal Ri, The Archaeology of the Iceman. In: M. Sama-delli (Hrsg.), The Chalcolithic Mummy. 3: In Search of Immortality. Schr. Südtiroler Archäologiemus. 4 (Bozen, Wien 2006) 17-44.

De Marinis 1997: R. De Marinis, The eneolithic cemetery of Reme-dello Sotto (BS) and the relative and absolute chronology of the copper age in Northern Italy. Not. Arch. Bergomensi 5, 1997, 33-51.

Dickson 2011: James H. Dickson, Ancient Ice Mummies (Glouces-tershire 2011).

Doebels 1746: H. W. Doebels, Jaeger-Practica oder Der wohlgeübte und erfahrne Jaeger. Darinnen Eine vollständige Anweisung zur gantzen Hohen und Niedern Jagd-Wissenschaft in III. Theilen enthalten. II. Theil (Leipzig 1746).

Dove / Hare / Heacker 2005: C. J. Dove / P. G. Hare / M. Heacker, Identifi cation of Ancient Feather Fragments Found in Melting Ice Patches in Southern Yukon. Arctic 58/1, 2005, 38-42.

von den Driesch / Peters 1995: A. von den Driesch / J. Peters, Zur Ausrüstung des Mannes im Eis. Gegenstände und Knochenreste tierischer Herkunft. In: Spindler 1995, 59-66.

Egg / Spindler 1992: M. Egg / K. Spindler, Die Gletschermumie vom Ende der Steinzeit aus den Ötztaler Alpen. Vorbericht. Jahrb. RGZM 39, 1992 (1993), 3-113.

2009: M. Egg / K. Spindler, Kleidung und Ausrüstung der kupfer-zeitlichen Gletschermumie aus den Ötztaler Alpen. Mann Eis 6 = Monogr. RGZM 77 (Mainz 2009).

Ferlin 1989: G. Ferlin, Elsevier’s dictionary of the world’s game and wildlife. In English, Latin, French, German, Dutch and Spanish with equivalents in Afrikaans und Kiswahili (Amsterdam 1989).

Festi u. a. 2011: D. Festi / U. Tecchiati / H. Steiner / K. Oeggl, The Late Neolithic settlement of Latsch, Vinschgau, northern Italy: subsistence of a settlement contemporary with the Alpine Iceman, and located in his valley of origin. Vegetation Hist. & Archaeo bot. 20, 2011, 367-379.

Fleckinger 2009: A. Fleckinger, Ötzi. Der Mann aus dem Eis. Al-les Wissenswerte zum Nachschlagen und Staunen (Wien, Bozen 52009).

Frevert 1995: W. Frevert, Das jagdliche Brauchtum. Jägersprache, Bruchzeichen, Jagdsignale und sonstige praktische Jagdgebräu-che in Vergangenheit und Gegenwart (Hamburg 121995).

Gasser 1990: Ch. Gasser, Der Vogelfang im Trentino (1850-1914). Ein Beitrag zur Geschichte und Technologie südalpiner Jagdkul-tur [Diplomarbeit Univ. Innsbruck 1990].

Gleirscher 1997: P. Gleirscher, Wider den Hirten »Ötzi«. Schlern 71/3, 1997, 223-232.

2003: P. Gleirscher, Ausstattungselemente des Mannes aus dem Eis mit Blick auf Rangzeichen im kupferzeitlichen Mitteleuropa. In: A. Fleckinger (Hrsg.), Die Gletschermumie aus der Kupferzeit. Neue Forschungsergebnisse zum Mann aus dem Eis 2. Schr. Süd-tiroler Archäologiemus. 3 (Bozen, Wien 2003) 41-55.

Greiff / Banerjee 1993: S. Greiff / A. Banerjee, Mineralogische Un-tersuchungen am Amulett der Ötztaler Gletscherleiche mit Hilfe der diffusen Ir-Refl exionsspektroskopie. Arch. Korrbl. 23, 1993, 416-466.

Haseder / Stinglwagner 1984: I. Haseder / G. Stinglwagner, Knaurs Großes Jagdlexikon (München 1984).

Heim / Nosko 1993: M. Heim / W. Nosko, Die Ötztal-Fälschung. Anatomie einer archäologischen Groteske (Reinbek 1993).

Hüster-Plogmann 2003: H. Hüster-Plogmann, Tierknochen aus der mittelalterlichen Wüstung Melchsee-Frutt, Grabungen Mülleren-hütte. In: B. Furrer (Hrsg.), Kulturaustausch im ländlichen Haus-bau. Inneralpin und Transalpin. Berichte über die Tagung der Re-gionalgruppe Alpen in Schwyz; 29. Juni-1. Juli 2002. Beitr. Hist. Hausforsch. Alpen 1 (Petersberg 2003) 180-195.

Jacomet / Leuzinger / Schibler 2004: St. Jacomet / U. Leuzinger / J. Schibler (Hrsg.), Die jungsteinzeitliche Seeufersiedlung Arbon, Bleiche 3. 3: Umwelt und Wirtschaft. Arch. Thurgau 12 (Frauen-feld 2004).

Junkmanns 2013: J. Junkmanns, Pfeil und Bogen. Von der Altstein-zeit bis zum Mittelalter (Ludwigshafen 2013).

Kaufmann 2007: B. Kaufmann, Tierknochenfunde aus den Gra-bungen der Jahre 1970-1997 im Kloster St. Johann in Müstair. Eine osteologische und kulturgeschichtliche Betrachtung. In: H. R. Senn hauser (Hrsg.), Müstair, Kloster St. Johann. 4: Natur-wissenschaftliche und technische Beiträge (Zürich 2007) 183-218.

Kiessling 1923: W. Kiessling, Das Rebhuhn und seine Jagd (Neu-damm 1923).

Kolb 2003: M. Kolb, Siedlungen der Pfyner Kultur im Osten der Pfahlbaubucht von Sipplingen, Bodenseekreis. 1: Funde und Be-funde. Hemmenhofener Skripte 4, 1 (Freiburg i. Br. 2003).

Krönneck 2009: P. Krönneck, Vögel – Bonusmaterial in der Archäo-zoologie. Jungpleistozäne Inventare als Auswertungsbeispiele. In: R. de Beauclair / S. Münzel / H. Napierala (Hrsg.), Knochen pfl astern ihren Weg [Festschr. M. u. H.-P. Uerpmann]. BioArch. 5 (Rahden/ Westf. 2009) 133-141.

Kusterer 1987: K. Kusterer, Die Jagd im Leben der Völker West-sibiriens. Europäische Hochschulschr., R. 19, Abt. B 14 (Frankfurt a. M. 1987).

Kutschera / Müller 2003: W. Kutschera / W. Müller, »Isotope lan-guage« of the Alpine Iceman investigated with AMS and MS. Nuclear Instruments and Methods Physics Research B 204, 2003, 705-719.

Landmann 1993: S. Landmann, Bin ein Schütz im Gebirg: Wilderer-Lieder und -Geschichten (Rosenheim 1993).

Laus 2006: S. Laus, Rheinbalme – Krinnenbalme: Zwei steinzeitliche Abri-Stationen bei Koblach in Vorarlberg [Diplomarbeit Univ. Innsbruck 2006].

Leuzinger 2002: U. Leuzinger, Steinartefakte. Holzartefakte. In: A. De Capitani / S. Deschler-Erb / U. Leuzinger / E. Marti-Grä-del / J. Schibler, Die jungsteinzeitliche Seeufersiedlung Arbon, Bleiche 3. 2: Funde. Arch. Thurgau 11 (Frauenfeld 2002) 22-114.

Lippert / Spindler 1991: A. Lippert / K. Spindler, Die Auffi ndung einer frühbronzezeitlichen Gletschermumie am Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen (Gem. Schnals). Arch. Österreich 2/2, 1991, 11-17.

Lippert u. a. 2007: A. Lippert / P. Gostner / E. Egarter Vigl / P. Pern-ter, Vom Leben und Sterben des Ötztaler Gletschermannes. Ger-mania 85, 2007, 1-21.

Makowski 2007: H. Makowski, Ötzi der Urjäger. Wild u. Hund 21, 2007, 20-25.

Oeggl 1999: K. Oeggl, Die letzte Mahlzeit des Mannes aus dem Eis. In: Die Gletschermumie aus der Kupferzeit. Neue Forschungser-

39Archäologisches Korrespondenzblatt 44 · 2014

gebnisse zum Mann aus dem Eis 1. Schr. Südtiroler Archäologie-mus. 1 (Bozen, Wien 1999) 97-110.

Oeggl / Kofl er / Schmidl 2005: K. Oeggl / W. Kofl er / A. Schmidl, War Ötzi wirklich ein Hirte? Ber. Reinhold-Tüxen-Ges. 17, 2005, 137-149.

Oeggl u. a. 2007: K. Oeggl / W. Kofl er / A. Schmidl / J. H. Dick-son / E. Egarter Vigl / O. Gaber, The reconstruction of the last itinerary of »Ötzi«, the Neolithic Iceman, by pollen analyses from sequentially sampled gut extracts. Quarternary Scien. Rev. 26, 2007, 853-861.

Pedrotti 1993: A. Pedrotti, Uomini di Pietra. I ritrovamenti di Arco e il fenomeno delle statue stele nell’arco alpino (Trento 1993).

Primas 1985: M. Primas, Cazis-Petrushügel in Graubünden: Neoli-thikum, Bronzezeit, Spätmittelalter. Zürcher Stud. Arch. 5 (Zürich 1985).

Rastbichler Zissernig 2006: E. Rastbichler Zissernig, Der Mann im Eis: die Fundgeschichte. Interpretation der Quellen als Grundlage für die Rekonstruktion des archäologischen Befundes (Innsbruck 2006).

Reichert 2000: A. Reichert, Zur Rekonstruktion der »Ötzi-Schuhe«. In: Experimentelle Archäologie. Bilanz 1999. Arch. Mitt. Nord-westdeutschland Beih. 30 (Oldenburg 2000) 69-76.

Reitmaier 2012: Th. Reitmaier (Hrsg.), Letzte Jäger, erste Hirten. Hochalpine Archäologie in der Silvretta. Arch. Graubünden Son-derh. 1 (Chur 2012).

Rohrdorf 1836: H. C. Rohrdorf, Der Schweizer-Jäger 2 (Liestal 1836).

Sailer 1994: O. Sailer, Wild und Weidwerk in Südtirol (Bozen 1994).

Schibler / Sedlmeier 1993: J. Schibler / J. Sedlmeier, Die Schnee-huhn- und Schneehasenknochen aus dem Abri Büttenloch (Et-

tin gen BL, Schweiz). Ein Beitrag zur Kenntnis der Jagdbeutenut-zung im Spätmagdalénien. Arch. Korrbl. 23, 1993, 15-35.

Schlichtherle 1988: H. Schlichtherle, Schwere tropfenförmige Stein-anhänger der Pfyner Kultur und andere neolithische Kalkstein-objekte vom Bodensee. Fundber. Baden-Württemberg 13, 1988, 115-121.

Spindler 1995: K. Spindler (Hrsg.), Der Mann im Eis. 2: Neue Funde und Ergebnisse. Veröff. Forschungsinst. Alpine Vorzeit Univ. Inns-bruck 2 (Wien, New York 1995).

1999: K. Spindler, Forschungen an den Beifunden des Mannes aus dem Eis von 1991 bis 1997. In: Die Gletschermumie aus der Kupferzeit. Neue Forschungsergebnisse zum Mann aus dem Eis 1. Schr. Südtiroler Archäologiemus. 1 (Bozen, Wien 1999) 61-68.

2000: K. Spindler, Der Mann im Eis. Neue sensationelle Erkennt-nisse über die Mumie aus den Ötztaler Alpen (München 2000).

2005: K. Spindler, Der Mann im Eis und das Wanderhirtentum. In: J. Holzer / E. Walde (Hrsg.), Brüche und Brücken. Kulturtrans-fer im Alpenraum von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Transfer 57 (Wien, Bozen 2005) 22-41.

Suter / Hafner / Glauser 2005: P. J. Suter / A. Hafner / K. Glauser, Lenk-Schnidejoch. Funde aus dem Eis. Ein vor- und frühge-schichtlicher Passübergang. Arch. Kanton Bern 6B, 2005, 499-522.

Teržan 1994: B. Teržan, Bemerkungen zu dem sogenannten Ruck-sack des Ötztaler Mannes. Arch. Korrbl. 24, 1994, 265-268.

Wilrich / Wortmann / Wortmann 1995: C. Wilrich / G. Wortmann / F.-J. Wortmann, Beitrag zur taxonomischen Einstufung verschie-dener Federkeratine durch vergleichende Auswertung ihrer Elek-tropherogramme. In: Spindler 1995, 189-204.

Zusammenfassung / Abstract / Résumé

Form follows function – eine neue Deutung der sogenannten Steinscheibe mit Quaste des Südtiroler EismannesNach über 20 Jahren intensiver Forschung am Südtiroler Eismann scheint es fraglich, noch Neues zu seiner kupferzeitlichen Ausrüstung beisteuern zu können. Allerdings gibt es verschiedene Artefakte, deren Funktion und Rekonstruktion bis heute nicht abschließend geklärt ist. Dazu zählt auch die Steinscheibe mit Quaste, die bislang meist als Schmuck, Reparaturvorrat oder Pfeilputzer interpretiert wurde. Die Funktion des Objekts ist aber eventuell eine viel einfachere und praktischere. Der Beitrag diskutiert die mögliche Verwendung des »Amuletts« als sogenannter (Vogel-)Galgen und bindet das Artefakt als weiteren Teil der Jagdausrüstung in einen größeren Zusammenhang des Fundkomplexes bzw. des alpinen Neolithikums ein.

Form follows function – a new interpretation of the so-called stone disc with tassel of the Iceman from South TyrolAfter 20 years of intensive research on the Iceman from South Tyrol the chances of new fi ndings concerning his Copper Age equipment seem to be small. However, there are several artefacts of hitherto unresolved function and reconstruc-tion. This also applies to the stone disc with tassel which so far has been interpreted as ornament, repair kit or arrow straightener. Nevertheless, the function of the object might be much simpler and more practical. This contribution dis-cusses the possible use of this »amulet« as a game bird holder and integrates the artefact now belonging to the hunting equipment, in a larger context of the fi nd assemblage and respectively the Alpine Neolithic. Translation: M. Struck

40 Th. Reitmaier · Eine neue Deutung der sogenannten Steinscheibe mit Quaste des Südtiroler Eismannes

Form follows function – une nouvelle interprétation de la rondelle de pierre à gland de l’homme des glaces du Tyrol du SudAprès plus de 20 ans d’études intensives sur l’homme des glaces du Tyrol du Sud, il semble diffi cile d’ajouter à la connaissance de l’équipement de l’âge du Cuivre. Il reste malgré tout différents artefacts dont la fonction et la reconsti-tution n’ont pas été défi nitivement clarifi ées. La rondelle de pierre à gland fait partie de ces objets, elle a été interprétée comme un ornement, une réserve de matières premières pour des réparations ou encore comme un outil à nettoyer les fl èches. La fonction de l’artefact est peut-être bien plus simple et pratique. Cet article propose une utilisation de »l’amulette« comme fagotin à oiseaux et le met en relation avec l’équipement du chasseur néolithique alpin. Traduction: L. Bernard

Schlüsselwörter / Keywords / Mots clés

Italien / Südtirol / Kupferzeit / Alpen / Ötzi / Jagd / VogeljagdItaly / South Tyrol / Chalcolithic / Alps / Ötzi the Iceman / hunting / fowlingItalie / Tyrol du Sud / Chalcolithique / Alpes / Ötzi / chasse / chasse aux oiseaux

Thomas ReitmaierArchäologischer Dienst Graubünden Loëstr. 26CH - 7000 [email protected]

Das Archäologische Korrespondenzblatt versteht sich als eine aktuelle wissenschaftliche Zeitschrift zu Themen der vor-und frühgeschichtlichen sowie provinzialrömischen Archäologie und ihrer Nachbarwissenschaften in Europa. Nebender aktuellen Forschungsdiskussion finden Neufunde und kurze Analysen von überregionalem Interesse hier ihren Platz.Der Umfang der Artikel beträgt bis zu 20 Druckseiten; fremdsprachige Beiträge werden ebenfalls angenommen.Unabhängige Redaktoren begutachten die eingereichten Artikel.

Kontakt für Autoren: [email protected]

Abonnement beginnend mit dem laufenden Jahrgang; der Lieferumfang umfasst 4 Hefte pro Jahr; ältere Jahrgängeauf Anfrage; Kündigungen zum Ende eines Jahrganges.

Kontakt in Abonnement- und Bestellangelegenheiten: [email protected]

Preis je Jahrgang (4 Hefte) für Direktbezieher 20,– € (16,– € bis 2007 soweit vorhanden) + Versandkosten (z. Z. Inland5,50 €, Ausland 16,– €).

HIERMIT ABONNIERE ICH DAS ARCHÄOLOGISCHE KORRESPONDENZBLATT

Name __________________________________________________________________________________________________

Straße __________________________________________________________________________________________________

Postleitzahl /Ort __________________________________________________________________________________________________

Sollte sich meine Adresse ändern, erlaube ich der Deutschen Post, meine neue Adresse mitzuteilen.

Datum ______________________ Unterschrift _______________________________________________________________

Ich wünsche folgende Zahlungsweise (bitte ankreuzen):

� bequem und bargeldlos durch SEPA-Lastschriftmandat (innerhalb des Euro-Währungsraumes)

Gläubiger-Identifikationsnummer: (DE19ZZZ00000089352) Mandatsreferenz: (Kunden-Nr.) _____________________Ich ermächtige hiermit das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Zahlungen für offenstehende Forderungen vonmeinem Konto mittels SEPA-Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belastetenBetrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

Name __________________________________________________________________________________________________

Straße __________________________________________________________________________________________________

Postleitzahl /Ort __________________________________________________________________________________________________

IBAN �___�___�___�___� �___�___�___�___� �___�___�___�___� �___�___�___�___� �___�___�___�___� �___�___�

Bankname ________________________________________________________________________________________

BIC �___�___�___�___�___�___�___�___�___�___�___�

Ort, Datum ___________________________________ Unterschrift _________________________________________________

� durch sofortige Überweisung nach Erhalt der Rechnung (Deutschland und andere Länder)Ausland: Nettopreis 20,– €, Versandkosten 12,70 €, Bankgebühren 7,70 €

Bei Verwendung von Euro-Standardüberweisungen mit IBAN- und BIC-Nummer entfallen unsere Bankgebühren (IBAN: DE 08 5519 0000 0020 9860 14; BIC: MVBM DE 55), ebenso, wenn Sie von Ihrem Postgirokonto überweisen oder durchinternationale Postanweisung zahlen.Das Römisch-Germanische Zentralmuseum ist nicht umsatzsteuerpflichtig und berechnet daher keine Mehrwertsteuer.

Senden Sie diese Abo-Bestellung bitte per Fax an: 0049 (0) 61 31 / 91 24-199, per E-Mail an [email protected] oder perPost an

Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Forschungsinstitut für Archäologie,Archäologisches Korrespondenzblatt, Ernst-Ludwig-Platz 2, 55116 Mainz, Deutschland

BESTELLUNG DES ARCHÄOLOGISCHEN KORRESPONDENZBLATTS

1/20

14

NEUERSCHEINUNGENMarkus Egg · Diether Kramer (Hrsg.)

Die hallstattzeitlichen Fürstengräber von Kleinklein in der Steiermark: der KröllkogelDie Fundstellen rund um den Burgstallkogel zwischen Großklein und Glein-stätten in der Weststeiermark zählen zu den herausragendsten der älteren Eisenzeit Österreichs und Mitteleuropas. Das Zentrum bildet die Höhensied-lung am Burgstallkogel, zu dessen Füßen sich die Sulmtal-Nekropole mit heute noch ca. 700 Grabhügeln ausbreitet. Deutlich von ihr abgesetzt fan-den sich auf der ersten Flussterrasse des Saggautals bei Kleinklein die vier reichsten Fürstengräber des gesamten Osthallstattkreises. Die meisten Funde wurden bereits im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert geborgen. Eine erfolgreiche Nachgrabung von 1995 im jüngsten Fürstengrab, dem sogenannten Kröllkogel, gab den Impuls zur vorliegenden Neubearbeitung und Neubewertung des Prunkgrabes. Um dieses Ziel zu erreichen, schlossen sich das Universalmuseum Joanneum in Graz und das RGZM zusammen und organisierten eine interdisziplinäre Forschergruppe, die alle Aspekte des Fundes untersuchte.

Andrea Bräuning · Imma Kilian-Dirlmeier

Die eisenzeitlichen Grabhügel von VerginaDie Ausgrabungen von Photis Petsas 1960-1961Vergina ist der Name des modernen Dorfes, das auf einem Teil der antiken Nekropole von Aigai steht. Aigai, die erste Hauptstadt des makedonischen Reiches, wurde in der archäologischen Forschung vor allem durch den früh-hellenistischen Palast und das sogenannte Philipp-Grab bekannt. Vor den Toren dieser Stadt erstreckt sich eine ausgedehnte Nekropole mit über 300 im Gelände noch sichtbaren Grabhügeln. Die Belegung setzt in der frühen Eisenzeit (um 1000 v. Chr.) ein und reicht bis in hellenistische Zeit (2.  Jh. v. Chr.). Beim Bau einer Landstraße quer durch das Gräberfeld wurden 1960-1961 alle auf der Trasse liegenden Gräber untersucht. In diesem Band sind erstmals die Befunde und Funde dieser Rettungsgrabungen unter der Leitung von Ph. Petsas vorgelegt. Zusammen mit den Ergebnissen der sys tematischen Ausgrabungen von M. Andronikos steht damit ein reprä-sentatives Material zur Verfügung, um Chronologie, Chorologie und Organi sation der Nekropole zu untersuchen und erste Aussagen über die ma ke donische Gesellschaft der frühen Eisenzeit zu ermöglichen.

Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, MainzErnst-Ludwig-Platz 2 · 55116 Mainz · Tel.: 0 61 31 / 9124-0 · Fax: 0 61 31 / 91 24-199E-Mail: [email protected] · Internet: www.rgzm.de · http://shop.rgzm.de

Monographien des RGZM, Band 110518 S., 209 z. T. farb. Abb.,

56 SW- und 33 Farbtaf., 24 großformat. Beil.

ISBN 978-3-88467-210-5€ 98,–

Monographien des RGZM, Band 119334 S., 272 z. T. farb. Abb.,

11 Beil.ISBN 978-3-88467-235-5

€ 68,–

NEUERSCHEINUNGENJoachim Weidig

Bazzano – Ein Gräberfeld bei L‘Aquila (Abruzzen)Die Bestattungen des 8.-5. Jahrhunderts v. Chr.Bazzano bei L‘Aquila gehört zu den größten vorrömischen Bestattungsplät-zen im apenninischen Mittelitalien und übertrifft in der Zahl der Gräber sogar die Nekropolen von Fossa und Campovalano. Über 500 Bestattungen der orientalisierenden und archaischen Zeit (8.-5. Jahrhundert v. Chr.) aus den Grabungen der Soprintendenza per i Beni Archeologici dell‘Abruzzo von 1992-2004 werden in dieser Publikation erstmals vorgelegt und ausge-wertet. Vor allem etruskische Keramikimporte und deren lokale Adaptionen ermöglichen innerhalb einer absoluten Chronologie eine feinere Datierung der Gräber mit ihren älter wirkenden traditionellen italischen Schmuck-elementen und Waffen. Dadurch kann auch die anhand von Seriationen und Gräberüberschneidungen erstellte Belegungsabfolge der Nekropole in vier Hauptphasen besser mit den bestehenden Chronologiesystemen ver-glichen werden. Neben Fragen zu Bestattungsbräuchen und Sozialstruktu-ren ist der Hauptteil der Arbeit der Klassifi zierung und zeitlichen Einordnung von typischen mittelitalischen Objekten gewidmet, die weit über Bazzano hinaus verbreitet sind. Mit den ergänzenden anthropologischen Beiträgen wird das Bild einer mobilen eisenzeitlichen Bevölkerung entworfen, die sich in ihrer Lebensführung von den in der benachbarten Nekropole von Fossa bestattenden Individuen unterschied.

Andrea Babbi · Uwe Peltz

Das Kriegergrab von TarquiniaEliteidentität, Machtkonzentration und dynamische Netzwerke im späten 8. Jh. v. Chr.Dieser Band enthält die Ergebnisse der systematischen und interdisziplinä-ren Auswertung eines frühetruskischen Grabfundes aus Tarquinia. Detail-liert wurden Formen, Stil und Technik der Beigaben untersucht. In ihrer Viel-falt geben diese Befunde tiefe Einblicke in die Entstehungsprozesse und Dynamik der »circle[s] of identity«, in ihre zwischen Austausch und Abgren-zung oszillierende Positionierung gegenüber anderen Kulturen, in die Zeichen ihrer Machtrepräsentation sowie in die Handelsbeziehungen im Tyrrhenischen Meer und in Mittelitalien im 8. Jh. v. Chr. Daraus resultiert ein faszinierendes Panorama früher Glokalisierung und kulturellen Austauschs. In diesem Klima formierte sich eine herrschende Klasse, die einerseits durch immer schärfere soziale Konkurrenz auf lokaler Ebene herausgefordert wurde, andererseits auf dem Parkett der internationalen Beziehungen zwi-schen westlichem und östlichem Mittelmeerraum eine wichtige Rolle spielte.

Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, MainzErnst-Ludwig-Platz 2 · 55116 Mainz · Tel.: 0 61 31 / 9124-0 · Fax: 0 61 31 / 91 24-199E-Mail: [email protected] · Internet: www.rgzm.de · http://shop.rgzm.de

Monographien des RGZM, Band 112, 1-3

3 Bde. mit zus. 1764 S., 291 z. T. farb. Abb., 440 Taf., 13 Beil.

ISBN 978-3-88467-216-7€ 225,–

Monographien des RGZM, Band 109449 S., 139 z. T. farb. Abb.,

91 Farbtaf., 2 großformat. Beil.ISBN 978-3-88467-207-5

€ 95,–

NEUERSCHEINUNGENAllard Mees

Punzen gestempelter südgallischer Reliefsigillata aus den Werkstätten von La GraufesenqueTeil 1 Menschen – Götter – mythologische FigurenDieser Katalog ermöglicht es, südgallische Bilderschüsseln auch ohne erhal-tene Namenstempel sicherer als bisher einem Hersteller zuzuweisen. Auf-bauend auf dem zusammengetragenen Punzenrepertoire der einzelnen Töpfer lassen sich außerdem die interne Organisation der Sigillatamanu-faktur La Graufesenque sowie die Vermarktung ihrer Produkte in ihrem wirtschaftsgeschichtlichen Kontext erforschen. Der erste Teil umfasst die Götter- und Menschenfi guren und entstand aus einer Zusammenarbeit des RGZM mit den Universitäten von Reading und Leeds.

Markus C. Blaich

Werla 2 – Die Menschen von WerlaburgdorfEin Beitrag zur Geschichte des Nordharzvorlandes im 8. bis 10. JahrhundertFür Norddeutschland gilt die Zeit der Sachsenkriege Karls des Großen (772 bis ca. 804) als eine der größten gewaltsamen Umwälzungen in seiner Geschichte. In den folgenden zwei Jahrhunderten wandelte sich das Harz-vorland von einem militärisch kontrollierten Randgebiet zum Kernland der ottonischen Königsmacht. Die Krönung Heinrichs I. (919) und die Wahl sei-nes Sohnes Ottos des Großen zu seinem Nachfolger (936-973) markieren den Abschluss dieses Wandels. Es fällt jedoch schwer, die damit verbunde-nen Veränderungen in der sächsischen Gesellschaft anhand der vorhande-nen Berichte und Urkunden nachzuvollziehen. Deshalb verdient der Friedhof von Werlaburgdorf mit seinen annähernd 260 Körpergräbern besondere Aufmerksamkeit. Es ist die größte Nekropole ihrer Art im Braunschweiger Land, die zudem in einer modernen Grabung beinahe vollständig erfasst werden konnte. Ihre Nutzungsdauer lag zwischen dem mittleren 8. und dem mittleren 10. Jahrhundert. Die zugehörige Siedlung dürfte allenfalls fünf bis sieben Familien bzw. Hofstellen umfasst haben. In der überregiona-len Betrachtung bietet die Analyse des Bestattungsplatzes einen ganz be sonderen Blick auf die Pfalz Werla und die Folgen ihrer Errichtung für die ländliche Bevölkerung.

Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, MainzErnst-Ludwig-Platz 2 · 55116 Mainz · Tel.: 0 61 31 / 9124-0 · Fax: 0 61 31 / 91 24-199E-Mail: [email protected] · Internet: www.rgzm.de · http://shop.rgzm.de

Kataloge Vor- und Frühgeschichtlicher Altertümer, Band 45,1

Loseblattsammlung im Ordner, 86 S., 274 Abb.

ISBN 978-3-88467-229-7€ 29,–

Monographien des RGZM, Band 114250 S., 103 Abb.

ISBN 978-3-88467-224-2€ 44,–

NEUERSCHEINUNGENZsófia Rácz

Die Goldschmiedegräber der AwarenzeitIn der Frühmittelalterforschung nehmen die Nachlässe der verschiedenen Kunsthandwerker einen besonderen Platz ein, so auch die Werkzeugfunde awarenzeitlicher Schmiede und Goldschmiede aus dem Karpatenbecken. Mehrere Gräber des 6.-7. Jahrhunderts enthielten – als Zeugnisse eines speziellen Bestattungsritus – eine große Menge an Schmiede- und Gold-schmiedewerkzeugen sowie Abfälle, Halbfertigprodukte und Rohmateria-lien. Diese Gräber mit Werkzeugen sowie Streufunde werden hier zusam-mengestellt und besonders aus antiquarisch-typologischer Sicht analysiert. Sehr interessant sind in diesem Kontext die zahlreichen Pressmodel, die einerseits eine klare Verknüpfung mit der mediterranen Goldschmiedekunst belegen und sich andererseits gut mit den frühawarischen Pressblechen (hauptsächlich Gürtel- und Pferdegeschirrgarnituren) vergleichen lassen.

Birgit Bühler

Der »Schatz« von Brestovac, KroatienSeine kulturellen Beziehungen und technologischen AspekteDer aus zwölf Objekten bestehende »Schatzfund« (Ende 8.-erste Hälfte 9. Jahrhundert) kam 1821 im damaligen Presztovác zutage und wird heute in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums (Wien) auf-bewahrt. Mit der Zielsetzung, eine historische Interpretation des Fund-komplexes zu erarbeiten, die auf möglichst vielen Kriterien basiert, wurden die einzelnen Stücke nicht nur auf Form und Verzierung hin untersucht, sondern auch die verwendeten Herstellungstechniken und ihre Material-zusammensetzung analysiert. Denn obwohl formale und stilistische Krite-rien den goldenen Gürtelschmuck aus dem Fund von Brestovac eindeutig mit Gürtelbeschlägen der Spätawarenzeit III (letztes Drittel des 8. Jahrhun-derts) verbinden, unterscheidet er sich vor allem hinsichtlich technologi-scher Aspekte deutlich von den meisten Vergleichsbeispielen. Mit einem Teil der goldenen Gefäße des »Schatzfundes von Nagyszentmiklós« (Rumänien) sind die Gürtelbeschläge aus Brestovac jedoch stilistisch wie technologisch besonders eng verwandt: Beim Treibziselieren des Dekors ist in beiden Fäl-len ähnlich vorgegangen worden. Ziel ihrer Untersuchung waren eine exakte Dokumentation und Vermessung der Werkzeugspuren zur Identifi -zierung individueller Werkzeuge als Voraussetzung zum Erkennen eventuell vorhandener, werkstattgleicher Artefakte sowie eine zerstörungsfreie Bestimmung der zur Herstellung verwendeten Grundlegierungen und Lote.

Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, MainzErnst-Ludwig-Platz 2 · 55116 Mainz · Tel.: 0 61 31 / 9124-0 · Fax: 0 61 31 / 91 24-199E-Mail: [email protected] · Internet: www.rgzm.de · http://shop.rgzm.de

Monographien des RGZM, Band 116312 S., 38 Abb., 82 z. T. farb. Taf.

ISBN 978-3-88467-218-1€ 66,–

Monographien des RGZM, Band 85295 S., 5 Abb., 71 meist farb. Taf.

ISBN 978-3-88467-145-0€ 80,–

NEUERSCHEINUNGENSonja Filip · Alexandra Hilgner (Hrsg.)

Die Dame mit der PhönixkroneTang-zeitliche Grabbeigaben der Adeligen Li Chui (711-736)Die Tang-Dynastie (618-907) – auch das goldene Zeitalter Chinas genannt – war eine blühende Epoche voller faszinierender Kulturphänomene. Das Zentrum des kosmopolitisch ausgerichteten Kaiserreichs bildete die vom heu-tigen Xi’an überlagerte Millionenstadt Chang’an – eine der größten Me tro-polen ihrer Zeit. Als Protagonisten des höfi schen Lebens prägten Adelige das Stadtbild, deren luxuriöser Lebensstil sich auch in den pompös ausgestatte-ten – meist beraubten – Grabanlagen widerspiegelt. Nur die herrlichen Wandmalereien und die, von den Grabräubern unbeachteten Ton fi guren konnten bisher eine vage Vorstellung vom ursprüng lichen Um fang der Grab-beigaben und der ehemaligen Pracht der unterirdischen Kammern vermit-teln. Im Jahr 2001 wurde in Xi’an das unversehrte Grab der 736 verstorbenen Li Chui ausgegraben, einer Urenkelin des Kaisers Gaozu. Sechs Jahre dauerte die Restaurierung des Grabinventars durch ein deutsch-chinesisches Team. Erstmalig gelang es, das Schmuckensemble einer Tang-zeitlichen Dame zu rekonstruieren. Mit den Ergebnissen der Auswertung durch ein Team von Spezialisten unterschiedlicher Disziplinen bieten sich neue Erkenntnisse zur damaligen Bestattungskultur. Reich bebilderte Exkurse zu Themen wie z. B. Weinkultur, Daoismus oder Alchemie gewähren darüber hinaus einen Ein-blick in den Tang-zeitlichen Alltag.

Susanne Greiff · Romina Schiavone · Zhang Jianlin · Hou GailingYang Junchang (Hrsg.)

Das Grab der Li Chui Interdisziplinäre Detailstudien zu einem Tang-zeitlichen FundkomplexAm 21. Mai 736 verstarb die adelige Dame Li Chui im Alter von 25 Jahren. Sie wurde außerhalb der Tang-zeitlichen Hauptstadt Chang’an, dem heuti-gen Xi’an, mit kostbaren Beigaben in einem Erdkammergrab bestattet. Ihr Grab blieb im Laufe der Jahrhunderte unberaubt. Eine reiche und fi ligrane Schmuckausstattung wurde 2001 mitsamt dem Skelett der Toten von einem chinesischen Archäologen-Team in zwei Blockbergungen gehoben und in das archäologische Labor in Xi’an gebracht. Dort arbeiteten Spezialisten eines deutsch-chinesischen Kooperationsprojektes des RGZM und des Ar chäologischen Instituts der Provinz Shaanxi gemeinsam an der Freilegung, Dokumentation und Präsentation der Funde und Befunde. Erstmals konnte eine derart vielteilige und feine Schmuckausstattung ausgewertet und rekonstruiert werden. Das Ergebnis ist von beeindruckender Einzigartigkeit. In diesem Buch widmet sich ein interdisziplinäres Wis sen schaftler-Team in zahlreichen Einzelstudien der vielschichtigen Untersuchung des Grabes. Neben Archäologie, Kunst- und Kulturgeschichte sowie Sinologie sind es nicht nur die wissenschaftliche Restaurierung und Konservierung, sondern auch verschiedene Fachgebiete, die gemeinsam einen einzigartigen Einblick in die Welt der Li Chui und ihrer Zeit vermitteln.

Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, MainzErnst-Ludwig-Platz 2 · 55116 Mainz · Tel.: 0 61 31 / 9124-0 · Fax: 0 61 31 / 91 24-199E-Mail: [email protected] · Internet: www.rgzm.de · http://shop.rgzm.de

140 S., 170 meist farb. Abb.ISBN 978-3-88467-211-2

€ 24,90

Monographien des RGZM, Band 111406 S., 412 meist farb. Abb.,

25 Taf.ISBN 978-3-88467-214-3

€ 75,–

Neuerscheinungen

Monographien des RGZMA. Babbi u. U. PeltzDas Kriegergrab von Tarquinia. Eliteidentität, Machtkonzentration und dynamische Netzwerke im späten 8. Jh. v. Chr.Band 109 (2013); 449 S. mit 139 z.T. farb. Abb., 91 Farbtaf., 2 Beil.ISBN 978-3-88467-207-5 95,�– �€

S. Greiff, R. Schiavone, Z. Jianlin, H. Gailing u. Y. Junchang (Hrsg.)Das Grab der Li Chui. Interdisziplinäre Detail-studien zu einem Tang-zeitlichen FundkomplexBand 111 (2013); 406 S. mit 412 meist farb. Abb., 25 Taf.ISBN 978-3-88467-214-3 75,�– �€

N. Asutay-Effenberger u. F. Daim (Hrsg.). Spaziergang im kaiserlichen Garten.

Beiträge zu Byzanz und seinen NachbarnBand 106 (2013); 318 S., 168 meist farb. Abb.ISBN 978-3-88467-202-0 75,�– �€

J. Bemmann, K. Schneider, A. Gercen, S. erny�š, M. M czy ska, A. Urbaniak�† u. U. von FreedenDie frühmittelalterlichen Gräberfelder von Adym- okrak, Ju�žnyj I und Ju�žnyj II am Fuße des MangupBand 108 (2013); 110 S. mit 12 Abb., 61 meist farb. Taf.ISBN 978-3-88467-206-8 42,�– �€

St. Albrecht, F. Daim u. M. Herdick (Hrsg.)Die Höhensiedlungen im Bergland der Krim. Umwelt, Kulturaustausch und Transformation am Nordrand des Byzantinischen ReichesBand 113 (2013); 511 S., 234 meist farb. Abb.ISBN 978-3-88467-220-4 85,�– �€

RGZM �– TagungenM. Grünewald u. St. Wenzel (Hrsg.)Römische Landnutzung in der Eifel. Neue Ausgrabungen und ForschungenBand 16 (2012); 475 S., 240 Abb. ISBN 978-3-88467-208-2 58,�– �€

B. Tobias (Hrsg.)Die Archäologie der frühen Ungarn. Chronologie, Technologie und MethodikBand 17 (2013); 309 S., 155 Abb.ISBN 978-3-88467-205-1 50,�– �€

P. Ettel u. L. Werther (Hrsg.)Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters in Süddeutschland. Tagung des RGZM und der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 7.-9. 10. 2012 in Bad Neustadt an der SaaleBand 18 (2013); 416 S., 175 meist farb. Abb.ISBN 978-3-88467-212-9 55,�– �€

Mosaiksteine. Forschungen am RGZMR. BockiusRuder-»Sport« im Altertum. Facetten von Wettkampf, Spiel und SpektakelBand 10 (2013); 95 S. mit 66 meist farb. Abb., 4 KartenISBN 978-3-88467-219-8 18,�– �€

Populärwissenschaftliche ReiheS. Filip u. A. Hilgner (Hrsg.)Die Dame mit der Phönixkrone. Tang-zeitliche Grabbeigaben der Adeligen Li Chui (711-736)(2013); 142 S., 173 meist farb. Abb.ISBN 978-3-88467-211-2 24,90 �€

Ältere Publikationen sind in der Regel ebenfalls noch lieferbar. Unser komplettes Publikations-verzeichnis nden Sie im Internet auf unserer Homepage (www.rgzm.de) oder können es beim Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Forschungsinstitut für Archäologie, Ernst-Ludwig-Platz 2, 55116 Mainz, Tel.: 06131 / 9124-0, Fax: 06131 / 9124-199, E-Mail: [email protected], kostenlos anfordern. Seinen Autoren gewährt der Verlag des RGZM einen Rabatt von in der Regel 25% auf den Ladenpreis.