Einige Aspekte der Diglossie im heutigen Ägypten.*

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Einige Aspekte der Diglossie im heutigen Ägypten. * Manfred Woidich In den letzten zwanzig Jahren haben Fragen des Sprachkontakts und der Sprachmischung 1 in der allgemeinen Sprachwissenschaft sehr viel Interesse gefunden. Viele Untersuchungen und Forschungen sind in diese Richtung unternommen worden und die Literatur über Bilingualismus, Diglossie, Interlanguage, code-switching, Pidgin- und Kreolsprachen, um nur einige der diesbezüglichen Termini zu nennen, ist so angewachsen, daƒ sie für den nicht unmittelbar damit Befaƒten schon gar nicht mehr überschaubar ist. Auch die Arabistik ist von diesen Fragestellungen nicht unberührt geblieben, nicht nur weil sie dem allgemeinen Trend folgte, sondern weil eines der Probleme des Sprachkontakts, die Diglossie, ein zentrales der arabischen Sprachgemeinschaft und der modernen arabischen Welt ist. Auf der einen Seite haben wir hier nämlich die Hochsprache, das Hocharabische, al-fuß˙å genannt, die Sprache des Koran, der Literatur, der Wissenschaft. Es ist eine Sprache, die niemands Muttersprache ist und erst auf der Schule gelernt wird. Auf der anderen Seite steht die tägliche Umgangssprache, die ©åmmÚya, d.h. der lokale Dialekt, den der Araber als Muttersprache erlernt. Es handelt sich hierbei um zwei verschiedene, historisch zusammenhängende Formen des Arabischen, die sich formal nicht unbeträchtlich von einander unterscheiden, 2 und die verschiedene Funktionen in der arabischen Sprachgemeinschaft ausüben. Seit dem bekannten Aufsatz von CHARLES FERGUSON mit dem Titel "Diglossia", der in der Bibliographie wohl keiner diesbezüglichen Arbeit fehlt, bezeichnet man diese Situation mit eben diesem Namen "Diglossie". 3 In diesem Artikel behandelt FERGUSON vier verschiedene Fälle von * Modifizierte Fassung, s. M. Woidich, Amsterdam Middle Eastern Studies. Wiesbaden 1990 - Die arabischen Zitate in den Fuƒnoten, deren Herkunft nicht angegeben ist, stammen aus Transkriptionen von Radioaufnahmen von etwa zweistündiger Dauer. 1 S. Zusammenstellung und Diskussion bei deVINZENZ (1977), TESCH (1978) S.49ff., MUYSKEN (1984), und für das Arabische VERSTEEGH (1981). 2 S. dazu AL-TOMA (1969), eine kontrastive Gegenüberstellung von Hocharabisch und Iraqi-Arabisch. 3 Zuerst wurde dieser Terminus offenbar von dem französischen Arabisten WILLIAM MARÇAIS verwendet, wenn auch in einem etwas anderen Sinne, s. dazu PALVA (1982) S.13 Fn.2 und YOUSSI

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Einige Aspekte der Diglossie im heutigen Ägypten.*

Manfred Woidich In den letzten zwanzig Jahren haben Fragen des Sprachkontakts und der Sprachmischung1 in der allgemeinen Sprachwissenschaft sehr viel Interesse gefunden. Viele Untersuchungen und Forschungen sind in diese Richtung unternommen worden und die Literatur über Bilingualismus, Diglossie, Interlanguage, code-switching, Pidgin- und Kreolsprachen, um nur einige der diesbezüglichen Termini zu nennen, ist so angewachsen, daƒ sie für den nicht unmittelbar damit Befaƒten schon gar nicht mehr überschaubar ist. Auch die Arabistik ist von diesen Fragestellungen nicht unberührt geblieben, nicht nur weil sie dem allgemeinen Trend folgte, sondern weil eines der Probleme des Sprachkontakts, die Diglossie, ein zentrales der arabischen Sprachgemeinschaft und der modernen arabischen Welt ist. Auf der einen Seite haben wir hier nämlich die Hochsprache, das Hocharabische, al-fuß˙å genannt, die Sprache des Koran, der Literatur, der Wissenschaft. Es ist eine Sprache, die niemands Muttersprache ist und erst auf der Schule gelernt wird. Auf der anderen Seite steht die tägliche Umgangssprache, die ©åmmÚya, d.h. der lokale Dialekt, den der Araber als Muttersprache erlernt. Es handelt sich hierbei um zwei verschiedene, historisch zusammenhängende Formen des Arabischen, die sich formal nicht unbeträchtlich von einander unterscheiden,2 und die verschiedene Funktionen in der arabischen Sprachgemeinschaft ausüben. Seit dem bekannten Aufsatz von CHARLES FERGUSON mit dem Titel "Diglossia", der in der Bibliographie wohl keiner diesbezüglichen Arbeit fehlt, bezeichnet man diese Situation mit eben diesem Namen "Diglossie".3 In diesem Artikel behandelt FERGUSON vier verschiedene Fälle von

* Modifizierte Fassung, s. M. Woidich, Amsterdam Middle Eastern Studies. Wiesbaden 1990 - Die

arabischen Zitate in den Fuƒnoten, deren Herkunft nicht angegeben ist, stammen aus Transkriptionen von Radioaufnahmen von etwa zweistündiger Dauer.

1 S. Zusammenstellung und Diskussion bei deVINZENZ (1977), TESCH (1978) S.49ff., MUYSKEN (1984), und für das Arabische VERSTEEGH (1981).

2 S. dazu AL-TOMA (1969), eine kontrastive Gegenüberstellung von Hocharabisch und Iraqi-Arabisch. 3 Zuerst wurde dieser Terminus offenbar von dem französischen Arabisten WILLIAM MARÇAIS

verwendet, wenn auch in einem etwas anderen Sinne, s. dazu PALVA (1982) S.13 Fn.2 und YOUSSI

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Diglossie, darunter auch die der arabischen Welt, die ihm als Arabisten sehr wohl bekannt ist. Ich möchte sogar sagen, daƒ sie ihm als Vorbild gedient haben könnte, scheint doch die Definition von Diglossie, die er gibt, geradezu auf die arabischen Verhältnisse zugeschnitten. Sie lautet:4 "DIGLOSSIA is a relative stable language situation in which, in

addition to the primary dialects of the language (which may include a standard or regional

standards), there is a very divergent, highly codified (often grammatically more complex)

superposed variety, the vehicle of a large and respected body of written literature, either of

another period or in another speech community, which is learned largely by formal

education and is used for most written and formal spoken purposes but is not used by any

sector of the community for ordinary conversation."

FERGUSON spricht hier von einer "superposed variety", die in unserem Fall mit dem Hocharabischen übereinstimmt, dem die lokalen Dialekte und Standardumgangs-sprachen untergeordnet sind. Er versucht mit diesem Schema, die Situation in der gesamten Arabisch sprechenden Welt zu erfassen, doch bei näherer Betrachtung wird m.E. deutlich, daƒ man sich bei der Untersuchung der sprachlichen Verhältnisse in dieser Region zunächst auf e i n arabisches Land beschränken sollte. Und zwar weil die arabischen Länder wegen ihrer unterschiedlichen Geschichte, ihrer unterschiedlichen kolo-nialen Vergangenheit mit den verschiedenen Kolonialsprachen, ihren abweichenden Bildungssystemen und ihres unterschiedlichen Grades der Öffnung nach auƒen nicht über einen Kamm geschoren werden können. Jedes einzelne sollte zunächst für sich betrachtet werden. Auch sprachlich bilden die arabischen Länder keine Einheit, sondern es werden doch recht verschiedene Dialekte gesprochen, deren Einfluƒ auf die Diglossiesituation sich jeweils anders bemerkbar macht.5

(1983) S.72 Fn.3. Die Situation selbst ist freilich alt und war früher noch schärfer ausgeprägt als heute, wo doch die formale Bildung des Individuums verbreiteter und mehr Hocharabisch über die Massenmedien zu hören ist. Im Mittelalter betraf die Diglossie nur eine kleine Gruppe von Gebildeten, s. FERGUSON (1959) S.327, PALVA (1982) S.14, GROTZFELD (1982) S.119 und SINGER (1982) S.117.

4 FERGUSON (1959) S.336. 5 Zum Beispiel haben Sprecher eines Dialekts, der die Interdentalen erhalten hat, keine Mühe damit im

Hocharabischen. Das postvelare /q/ ist z.B. bei jordanischen Beduinen, die dieses in ihrem Dialekt

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Daƒ ich gerade Ägypten für diese Betrachtung wähle, liegt darin begründet, daƒ dieses Land eine Sonderstellung innerhalb der arabischen Welt einnimmt, weil dort dem ägyptischen Standarddialekt eine besondere Bedeutung zukommt. Wie in keinem anderen arabischen Land wurde hier eine Dialektliteratur entwickelt, die heute auf eine mehr als hundertjährige Tradition zurückblicken kann. Auch wird hier der Dialekt in Situationen, etwa bei der politischen Rede benutzt, wo in anderen Ländern eher das Hocharabische gebraucht würde. Eine gesonderte Betrachtung Ägyptens erscheint daher gerechtfertigt.6 In einem ersten Schritt soll hier auf die Verteilung der Funktionen, der Domänen,7 des Hocharabischen und des Dialekts eingegangen werden. Dabei zeigt sich, daƒ die bloße Auflistung verschiedener Bereiche des täglichen Lebens, wie FERGUSON sie vornimmt, der wirklichen Situation doch nicht gerecht wird. Sodann wird eine Reihe von pragmatischen Faktoren genannt, die bei der Wahl zwischen Hocharabisch und Dialekt eine Rolle spielen. Weiter wird darauf hingewiesen, daƒ eine säuberliche Trennung zwischen

haben, kein Kennzeichen für ein Arabisch mit höherem Prestige, s. SALLAM (1980) S.90. Es sei hier darauf aufmerksam gemacht, daƒ sich die bisherigen Untersuchungen in Ägypten auf Kairo beschränken und die Landbevölkerung aussparen. Auf dem Land ist zunächst damit zu rechnen, daƒ lokale Prestigedialekte wie das Kairenische die Sprache beeinflussen, aber kaum das Hocharabische. Wer in Ägypten Dialekte untersucht hat, wird die Erfahrung gemacht haben, daƒ Bauern, die z.B. die Diphtonge in ihrem ursprünglichen Dialekt erhalten haben (Bani Sw„f, FayyÂm, einige Inseln im Delta), dafür in Angleichung an das Kairenische die entsprechenden Langvokale gebrauchen, wenn sie "besser" sprechen wollen, und nicht etwa unter dem Einfluƒ des Hocharabischen bei ihren Diphtongen bleiben. Das gleiche gilt auch für die wenigen Dialekte Ägyptens, die noch das postvelare /q/ besitzen, dieses wird zunächst durch / '/ wie im Kairenischen ersetzt.

6 Ich beziehe mich ausdrücklich nicht auf das Arabisch, das Araber verschiedener Nationalität untereinander sprechen. Dieses sollte gesondert von dem betrachtet werden, was innerhalb der einzelnen Länder in formellen Situationen oder in den Medien gesprochen wird, da hier wieder andere Faktoren wirksam werden können. So berichtet EL-HASSAN (1978) S.38u. und S.40f., daƒ Ägypter in formellen Gesprächen untereinander viel häufiger die Prestigeformen der Demonstrativpronomina gebrauchen, als in den Situationen, in denen sie mit Nicht-Ägyptern sprechen. Offenbar geschieht das aus Gruppenloyalität. Das Einbeziehen des sogenannten "Interarabischen" kann also das Bild verzerren und man sollte es aus methodischen Gründen gesondert untersuchen. Auch PALVA (1982) S.32 differenziert hier und ordnet der "cross-dialectal conversation" die Koineisierung zu, der formellen Situation aber die Klassizierung.

7 S. dazu allgemein FISHMAN (1965) und URE (1982).

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Hocharabisch und Dialekt oder einer der anderen postulierten Varietäten in vielen Fällen nicht möglich, bez. willkürlich ist. Vielmehr bewegen sich die Sprecher in einem Kontinuum zwischen den beiden Endpunkten hin und her. Welcher Mittel sie sich dabei bedienen, soll in einem folgenden Abschnitt kurz angedeutet werden. Wie bereits erwähnt findet der Dialekt in Ägypten auch als Schreibsprache Verwendung. Daher wird anschlieƒend auf die Frage eingegangen, wann Dialekt geschrieben wird, wie die Dialektliteratur aussieht und wie sie sich entwickelt hat. Abschlieƒend folgt noch ein kurzer Vergleich zwischen der griechischen und der arabischen Diglossie, die gelegentlich als gleich oder doch sehr ähnlich dargestellt werden,8 die aber, wie ich meine, in entscheidenden Punkten voneinander abweichen. Als eines der wichtigsten Merkmale der Diglossie faƒt FERGUSON die Spezialisierung der Funktion der beiden Varianten, d.h. der übergeordneten (superposed) und der untergeordneten Variante auf. Diese Spezialisierung führt dazu, daƒ in einer bestimmten Situation nur eine der beiden Varianten verwendet werden kann, ohne daƒ man lächerlich wirkt oder Anstoƒ erregt. FERGUSON liefert eine Liste von solchen Zuordnungen, die wie folgt aussieht:9 Die Hochsprache, d.h. in unserem Fall das Hocharabische wird gebraucht bei der Predigt in Moschee und Kirche, bei politischen Reden und bei Reden im Parlament, bei Universitätsvorlesungen, in Nachrichtensendungen des Rundfunks, in Zeitungsberichten, Leitartikeln und Bildunterschriften, in der Poesie und in persönlichen Briefen. Der Dialekt jedoch muƒ sich dagegen begnügen mit "soap operas" im Rundfunk, Unterschriften unter Karikaturen,

8 So etwa HAWKINS (1982) S.4 und S.16. 9 S. FERGUSON (1959) S.329.

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Volksliteratur, Gesprächen in Familie, unter Freunden und Kollegen, Instruktionen an Diener und Angestellte. Diese verschiedenen Domänen überlappen nach Meinung FERGUSONs nur ganz gering.10 Natürlich ist klar, daƒ eine solche Auflistung nicht als erschöpfend gedacht sein kann, und FERGUSON bezeichnet sie denn auch nur als "a sample". Nur nebenbei sei daher darauf hingewiesen, daƒ sich die Arbeitswelt hier auf den Umgang mit Dienern und Angestellten beschränkt, und daƒ so wichtige Medien wie Film und Fernsehen gar nicht erwähnt werden.11 Es wäre daher ein leichtes, hier anzusetzen und noch verschiedene andere Situationen zusätzlich anzuführen, in denen die eine oder die andere Variante des Arabischen gebraucht werden soll. Auf diese Weise lieƒe sich die Liste noch beträchtlich verlängern. Die Kritik muƒ an einem anderen Punkt ansetzen: es ist m.E. unmöglich, jeder dieser Situationen entweder das Hocharabische oder den Dialekt zuzuweisen, also Etiketten zu verteilen. Um dies zu zeigen, will ich hier kurz auf die einzelnen Domänen der beiden Varianten, die in der Liste angeführt werden, eingehen. Zunächst diejenigen des Hocharabischen. Wohl ist es richtig, daƒ bei Predigten in Moschee und Kirche im allgemeinen das Hocharabische Verwendung findet. Nun bietet aber EL-HASSAN12 ein sehr interessantes Gegenbeispiel in einem Text, der in einer oberägyptischen Moschee aufgenommen worden ist. Der Prediger, wohl wissend, daƒ seine Zuhörer ihm nur mit Mühe folgen können, wiederholt das eben auf Hocharabisch gesagte jeweils im Dialekt und faƒt es zusammen:

10 S. jedoch EL-HASSAN (1977) S.113, der da anderer Meinung ist. 11 Das Fernsehen, heute ohne Zweifel das wichtigste Massenmedium, begann allerdings erst am

21.7.1960 zu senden, s. I.A.EL-SHEIKH, Mass Media and Ideological Change in Egypt. Proefschrift Univ. van Amsterdam, Amsterdam 1977, S.75.

12 EL-HASSAN (1977) S.114.

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ein schönes Beispiel für code-switching mit dem Zweck das Verständnis sicherzustellen.13

Es reicht also nicht aus zu sagen, in der Moschee werde nur auf Hocharabisch gepredigt, denn der Dialekt hat dort durchaus eine, und zwar sehr wichtige Funktion, nämlich die Kommunikation zu sichern. Bei politischen Reden und bei Reden im Parlament ist zuallererst darauf zu achten, ob so eine Rede abgelesen oder frei gehalten wird, eine Differenzierung die FERGUSON nicht macht. Bei frei gehaltenen Reden hängt es von den weiter unten zu besprechenden Faktoren ab, auf welchem Niveau sich die Sprache bewegt. Es ist jedenfalls auch hier viel zu pauschal geurteilt, wenn man nur das Hocharabische gelten lassen will. Es sei hier nur an die Reden von Gamål ©Abd al-Nåßir erinnert, die ein Gutteil ihres Schwungs und ihrer Kraft aus der Tatsache zogen, daƒ er im Dialekt sprach.14 Auch Anwar al-Sådåt verfiel nicht selten in die Umgangssprache. Was die Universität betrifft, so hat der ägyptische Linguist AL-SA©ÈD BADAWÈ festgestellt, daƒ sich dort eine ©åmmÚyat al-mu!aqqafÚn, eine Umgangssprache der 13 Zum code-switching allgemein s. PFAFF (1979), POPLACK (1980), BEEBE (1981), MUYSKEN

(1984). SCHULZ (1981) S.18 führt es aber für Ägypten nur als "rhetorical device" an und vernachlässigt dabei die Glossierung mit ihrer kommunikativen Funktion. Sie ist nicht selten zu finden, und nicht nur beim Switchen vom Hocharabischen zum Dialekt. Sie hängt vom Adressaten ab, z.B. wird Ausländern gegenüber das im Dialekt Gesagte gern auf Hocharabisch wiederholt in der Annahme, daƒ der Dialekt für ihn unverständlich sei. Zum Leidwesen der Dialektologen erfolgt so ein Switchen von lokalen Dialekten zum Standardägyptischen hin in Aufnahmesituationen. Kommunikatives Switchen ist nicht auf die Moschee beschränkt. Ein Beispiel aus einer Rundfunkaufnahme aus DIEM (1974) S.71,19;: issirr 'alla£i yag©al ilmar'a πaxßiyya la tunsa, πaxßiyya ma-˙addiπ 'abadan yi'dar yinsåha "das Geheimnis, das eine Frau zu einer unvergeƒlichen Persönlichkeit macht, zu einer Perönlichkeit, die niemand jemals vergessen kann". Dabei dürfte es sich hier um teilweises Ablesen handeln, d.h. das Hocharabische wird abgelesen und im Dialekt wird glossiert und kommentiert. Von der Glossierung zu unterscheiden ist das stilistische code-switching in Form von Epexegese, z.B.: ma-fÚπ lå yÂgad "das gibt es nicht, das existiert nicht", huwwa ©årif wi mudrik "er weiƒ und hat begriffen", låkin ßa©b« giddan bal min almusta˙Úl "es ist sehr schwierig, wenn nicht unmöglich", i˙na fißßa˙ra, binna˙awi fißßa˙rå' "wir sind in der Wüste, auf Hocharabisch: i n d e r W ü s t e ".

14 S. auch DIEM (1974) S.64f.. S. dazu neuerdings ausführlich Clive Holes, The Uses of Variation: A Study of the Political Speeches of Gamal Abd al-Nasir. In: M. Eid & C. Holes (eds.), Perspectives on Arabic Linguistics V, Amsterdam 1993 S.13-45.

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Gebilde-ten herausgebildet hat, die auch bei den Vorlesungen Verwendung findet, und nicht etwa das Hocharabische.15 Für Nachrichtensendungen im Rundfunk, und ebenso natürlich im Fernsehen, gilt, daƒ sie abgelesen werden und daher in einem mehr oder minder guten Hocharabisch zu hören sind.16 Es ist aber keineswegs so, daƒ man in den Massenmedien immer Hoch-arabisch zu hören bekommt, im Gegenteil, je nach Sendung wird in allen erdenklichen Schattierungen und Zwischenstufen gesprochen. Bei der Zeitung haben wir es mit einem schriftlichen Medium zu tun und dementsprechend werden Leitartikel, Berichte und Bildunterschriften in Hocharabisch gehalten. Nun kann es aber passieren, daƒ eine halb im Dialekt gehaltene Rede des Staatspräsidenten schnell gedruckt werden muƒ, ohne daƒ zuvor die Autorisierung der Übertragung ins Hocharabische eingeholt werden kann. Dann bleiben die Dialektpassagen stehen und werden gedruckt.17 Auch bei Berichten über Gerichtsverhandlungen können die Aussagen realistisch im Dialekt wiedergegeben sein.18 In beiden Fällen haben wir es mit der Wiedergabe gesprochener Rede zu tun. Was die Poesie anbelangt, so beschränkt sich diese nicht auf das Hocharabische, denn auch Dialektpoesie wird gar nicht selten gedruckt.19 Zuletzt sei noch der persönliche Brief erwähnt, aber auch der ist keine Bastion des Hocharabischen, denn auch er kann, im Dialekt geschrieben werden.20 Aus dem eben gesagten wird deutlich, daƒ der Dialekt vielfach auch dort gebraucht wird, wo nach FERGUSON das Hocharabische vorherrschen sollte. Umgekehrt gibt es keine eindeutigen Zuweisungen für den Dialekt. Zwar trifft es zu, daƒ dieser in der Hauptsache in der gesprochenen Sprache ohne hohen Formalitätsgrad, dafür mit umso mehr Spontaneität

15 S. BADAWI (1973) S.91 und EL-HASSAN (1977) S.115. Ferner STOETZER (1977). 16 S. dazu HARRELL (1964). 17 S. PETRA˘EK (1967) S.41, DIEM (1974) S.91FF.. 18 S. DIEM (1974) S.94. 19 S. dazu unten und CACHIA (1967) S.17a. 20 S. dazu unten und EL-HASSAN (1977) S.116.

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seine Domäne hat, doch kann auch hier in Abhängigkeit vom Gesprächs-thema, das einen hocharabischen Wortschatz erfordern kann, Variation zwischen Dialekt und Hochsprache auftreten. Daƒ Unterschriften unter Karikaturen meistens im Dialekt sind, verwundert weiter nicht, handelt es sich doch dabei fast immer um Teile von Dialogen, um die Wiedergabe wörtlicher Rede also. Wenn noch die Volksliteratur erwähnt wird, die im Dialekt geschrieben sein soll, so muƒ man sich erst einmal fragen, was mit diesem Begriff gemeint ist. Sicher nicht die erwähnte Dialektdichtung, die weniger für das "Volk" geschrieben ist, sondern eher ein Vergnügen für intellektuellere Kreise darstellt.21 Erbauungsbücher und Romane aus der mittelalterlichen Literatur, wie die bekannten Epen der BanÚ Hilål, von Baybars, izZÚr Sålim usw., sind in einem als Hocharabisch intendierten Arabisch geschrieben, ein Ziel, das meist nicht erreicht wird. Es handelt sich also um Mittelarabisch. Vorgetragen werden sie jedoch bei den Bauern auf dem Land in einem überregionalen Dialekt.22 Ich hoffe, ich habe deutlich machen können, daƒ eine bloƒe Auflistung nach Situationen, Domänen, settings oder wie man das immer nennen will, keine Beschreibung des Gebrauchs der beiden Varianten des Arabischen liefert, für den nicht sofort Gegenbeispiele anzuführen wären. Es lassen sich jedoch andere, viel allgemeinere Faktoren soziolinguistischer Art feststellen, die es bis zu einem gewissen Grade erlauben zu erklären, in welche Richtung der Sprachgebrauch in einer gegebenen Situation geht. Zunächst ist hier zu unterscheiden zwischen dem mündlichen Gebrauch der Sprache und dem schriftlichen. Bei letzterem ist die Intention, welche Variante geschrieben werden soll, meist klar. Bei mündlichem Gebrauch ist es keineswegs so einfach, die beiden Varianten säuberlich zu trennen, da sie in den seltensten Fällen in ihrer Reinform vorliegen,

21 S. dazu GROTZFELD (1982) S.121f.. 22 So soll es von der SÚrat BanÚ Hilål eine ∏arqiyya-, eine Bi˙„ra- und eine oberägyptische Version

geben. Zur Sprache der schriftlichen Versionen dieser Literatur s. GROTZFELD (1982) S.121f.. Ferner neuerdings SLYOMOVICS (1987) und allgemein zu den BanÚ Hilål CONELLY (1986). Märchen, Volkspoesie, Sprichwörter und sonstige orale Literatur existieren im Dialekt, s. DIEM (1974) S.105, CACHIA (1989).

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sondern sich in allen denkbaren Abstufungen vermischen und ineinander übergehen, ohne daƒ eine Grenzlinie gezogen werden kann. Das gilt vor allem für den spontanen, von schriftlichen Vorlagen nicht beeinfluƒten Gebrauch. Mit den Worten von GUSTAV MEISELES, der eine eingehende Untersuchung darüber vorgelegt hat, ist hier "every grade

of a finite, but huge number of varieties" festzustellen und die Sprecher "oscillate in all

naturalness, and often seemingly uncontrollably, from one to another".23 Wenn also im folgenden gesagt wird, daƒ beim freien Sprechen das Hocharabische unter dem Einfluƒ des einen oder des anderen Faktors gebraucht wird, so besagt das nur, daƒ mehr phonetische, morphologisch-syntaktische und vor allem lexikalische Elemente des Hocharabischen festzustellen sind, aber nicht, daƒ ein Hocharabisch nach allen Regeln der Kunst gesprochen wird. Welche sind nun die Faktoren, die beim spontanen Sprechen bestimmen, in welche Richtung sich die Waage neigt, in Richtung auf das Hocharabische oder in Richtung auf die Umgangssprache hin?24 Als erstes ist hier die Situation anzuführen, in der eine sprachliche Äuƒerung stattfindet. Es gibt Situationen, die einen gewissen Formalitätsgrad der Sprache erheischen, wie das Sprechen im Monolog oder in Diskussionen vor anderen, das Auftreten in den Massenmedien, kurzum Situationen mit Öffentlichkeitscharakter.25 Je höher dieser anzusetzen ist, desto mehr treten Elemente des Hocharabischen auf.26 Je spontaner und entspannter gesprochen wird, desto mehr kommt die dialektale Umgangssprache zum Vorschein. Das kann sich beispielsweise am Verlauf von Reden und Diskussionen zeigen,

23 MEISELES (1980) S.120. PETRA˘EK (1967) S.41 spricht von einer "norme linguistique flottante". 24 S. dazu allgemein FISHMAN (1965) S.68ff., FUNKKOLLEG SPRACHE 2 (1973) S.194ff., CLYNE

(1980) S.642b, MATTHEIER (1980) S.102ff.. Für den Bereich des Arabischen, s. DIEM (1974) S.54, SALLAM (1980) S.90ff..

25 Über den Zusammenhang zwischen "Öffentlichkeit" und "Formalität" im deutschen Sprachraum s. MATTHEIER (1980) S.105.

26 S. dazu PALVA (1980) S.32 und für jordanisches Arabisch ABDEL-JAWAD (1981) S.348.

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die nach einem mehr oder minder hocharabischen Beginn in die Umgangssprache abgleiten.27 Je überlegter und bewuƒter gesprochen wird, etwa gar mit schriftlichen Unterlagen, umso höher auch der Anteil des Hocharabischen aus.28 Läƒt die Anspannung nach, treten wieder mehr dialektale Elemente auf. Diese Schwanken hat noch andere Hintergründe, die Clive Holes anhand der Reden Nassers erläutert hat, nämlich das Aussprechen einer Botschaft und die Erläuterung der Botschaft für die Zuhörerschaft.: Nasser schwankt zwischen voll flektiertem MSA, nicht flektiertem MSA und Kairenisch hin und her. Abstrakte, entpersonalisierte Perspektive ‡ MSA [= syntaktisch, lexikalisch, phonologisch formell]. Wenn er konkreter wird, erzählt, Anekdoten, persönliche Erfahrung ‡ Kairenisch. Code-switching wird eingesetzt um Verständnis sicherzustellen, um ein "Mann-des-Volkes"-Image zu schaffen. Die "Botschaft" der Rede ist immer MSA, die Erklärung der Botschaft ist im Dialekt. Ebenso sind im Dialekt die Diskursmittel, d.h. die Teile der Rede, die von Thema zu Thema überleiten oder verweisen auf bereits Gesagtes und noch zu Sagendes. Für die arabische Sprachgemeinschaft gilt: Eine Botschaft in MSA zu bringen, bedeutet, ihr Wahrheitsgehalt zuzuerkennen, einen quasi-es-steht-geschrieben-Status, den dialektale Aussagen nicht haben.29 Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Sprecher selbst, genauer sein sozialer Status und damit vor allem, welche formale Ausbildung er bekommen hat. Es versteht sich von selbst, daƒ Leute mit höherer Schulbildung eher in der Lage und auch willens sind, hocharabische Elemente in ihre Sprache zu übernehmen. Dies umso mehr, als das von seiten der Zuhörer und Gesprächspartner erwartet wird, also ein gewisser Erwartungsdruck herrscht,30 dem entsprochen werden muƒ. So will man einerseits als gebildeter Mensch

27 SCHULZ (1981) S.156ff. spricht hier von "discourse drift". 28 In Rundfunk und Fernsehen scheint bei den sogenannten axbår xafÚfa, allgemein interessierenden bis

amüsanten Nachrichtenbeiträgen, und auch bei Hausfrauensendungen ein Manuskript oder zumindest schriftliche Notizen vorzuliegen. Diese dienen als Vorlage, über die die Sprecher recht frei verfügen, indem sie einmal ablesen, einmal glossieren oder referieren, s. oben Anm.13. Dementsprechend kommt es zu einem ständigen Hin und Her zwischen Hocharabisch und Dialekt.

29 Clive Holes, The Uses of Variation: A Study of the Political Speeches of Gamal Abd al-Nasir. In: M. Eid & C. Holes (eds.), Perspectives on Arabic Linguistics V, Amsterdam 1993 S.13-45.

30 S. dazu DIEM (1974) S.22f. für das Arabische und allgemein BEEBE (1981) S.148.

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erscheinen und dokumentiert das durch die mehr oder weniger korrekte Verwendung hocharabischer Elemente. Andererseits vermeidet man es, den Eindruck übermäƒiger Pedanterie zu erwecken, und so kommt es, wie A.M.SALLAM anhand der Variablen hochar. /q/ gegenüber dialektalem /'/ festgestellt hat,31 zu dem charakteristischen Schwanken zwischen diesen beiden Lauten. D.E.SCHULZ hat ferner herausgefunden, daƒ bei längeren Beiträgen in Interviews etc. die meisten hocharabischen Elemente im ersten Drittel auftauchen und die Rede danach immer mehr in den Dialekt überwechselt. Er interpretiert dies als Strategie, um seinen sozialen und bildungsmäßigen Status zu Beginn des Sprechens zu dokumentieren. Von Zeit zu Zeit müsse man dieses Bild auffrischen und immer wieder Einschübe von mehr hocharabisch orientierter Sprache bringen.32 Natürlich spielen auch Übung und Routine eine groƒe Rolle in diesem Zusammenhang. Jemand, der täglich in den Medien vor dem Mikrophon spricht, als Jurist plädiert oder als Lehrer vor der Klasse steht, hat eine hocharabisches Repertoire zur Verfügung, das er nach Bedarf einsetzen kann. Bei Interviews in Radio und Fernsehen ist zum Beispiel oft festzustellen, daƒ es sich um stereotype Sätze und Wendungen handelt, die auswendig reproduziert werden. Nicht selten erfüllen diese eine bestimmte pragmatische Funktion in der Interviewtechnik, wie etwa die Ankündigung von Gesprächspartnern, die Einleitung eines Gesprächs, das Unterbrechen der Diskussion, das Überleiten auf ein anderes Thema, Nachhaken und ähnliches.33 Nicht zu unterschätzen ist meines Erachtens der Einfluƒ der persönlichen Einstellung des Sprechers zum Hocharabischen und den damit verbundenen ideologischen und religiösen Vorstellungen.34 Diese hängen wiederum sehr stark von der schulischen Aus-bildung ab, die die Haltung zum nationalen Erbe, zum Arabertum und zum Islam, zur

31 SALLAM (1980) S.83, 89. 32 S. SCHULZ (1981) S.21. 33 Einige Beispiele: yus©idna 'an nasta∂Úf "es freut uns, als Gast zu haben", amma bi-n-nisba li- "was

aber... anbelangt", kamå £akarnå min qabl "wie wir bereits vorher erwähnt haben", law intaqalna 'ila lgånib il'åxa® "wenn wir uns der anderen Seite zuwenden", tu˙addi¡unå 'addukt®a "es spricht zu uns Frau Doktor...".

34 S. dazu für den nordafrikanischen Raum BOURHIS (1982) S.44ff., BENTAHILA (1983) S.158,165.

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arabischen Geschichte usw. wesentlich beeinfluƒt. Jemand, der diesen Dingen gleichgültig gegenübersteht, wird sich in seinem Sprachgebrauch viel weniger vom Hocharabischen beeinflussen lassen, als jemand, der ein glühender Verfechter der Ideen von arabischer Einheit, Abgrenzung gegen westliche Einflüsse und islamischer Religion ist. Solches ist bis in die Leserzuschriften der Zeitungen zu spüren, wenn darin beklagt wird, daƒ in Rundfunk und Fernsehen zu schlechtes Arabisch gesprochen werde, oder wenn dagegen protestiert wird, wenn eine Zeitung einmal eine Glosse im Dialekt abdruckt. Durchweg wird hier mit religiösen und politisch-ideologischen Gründen argumentiert.35 Darin liegt sicher auch der Grund, daƒ von einheimischer Seite wenige Untersuchungen zur Diglossie angestellt worden sind.36 Dieser Punkt, nämlich die "language attitudes", ist für Ägypten m.E. noch nicht systematisch genug untersucht.37 Vorerst liegt nur die Arbeit von LINDA EL-DASH und G.R.TUCKER38 vor, die herausgefunden haben, daƒ Sprecher hocharabischer Texte von Schülern als religiöser beurteilt werden als Dialektsprecher. Daneben gelten sie auch

35 Um zu zeigen, wie tief diese Gedanken verwurzelt sind, sei auf einen Leserbrief in AL-AHRÅM vom

31.10.83 S.2 unter dem Titel "al-lu∆a al-©arabÚya" hingewiesen. Darin werden ein zwei Tage zuvor in der selben Rubrik erschienener Leserbrief und der Kommentar dazu kritisiert, die beide im Dialekt gehalten sind. Die Schreiberin bezeichnet die Tatsache, daƒ in einer arabischen Zeitung eine Glosse im Dialekt erscheint, als "neuen Erfolg der israelischen Politik". Israel versuche der korrekten arabischen Sprache, der Sprache des Koran, ein Ende zu bereiten, um die arabische Sprachgemeinschaft zu spalten und zu zerstreuen. Ein solches Desaster zerreiƒe das Band zwischen den Arabern. In seinem Kommentar gibt der Schreiber der Glosse dem Leserbrief im Prinzip recht, findet ihn aber etwas übertrieben. Er habe seinen Kommentar zu dem ersten Leserbrief auch im Dialekt gehalten, um nicht einen allzu schulmeisterlichen Eindruck zu erwecken.

36 BADAWI (1973) S.7 berichtet: "Die Verknüpfung des Hocharabischen mit dem Koran seit Anbeginn des Islam, dann seine spätere Verbindung mit dem arabischen Nationalismus der Neuzeit machen eine Untersuchung der tatsächlichen sprachlichen Verhältnisse zu einem der schwierigsten Dinge für einen muslimisch-arabischen Forscher."

37 Dazu gehören auch die sprachlichen Charakteristika, wie sie in der betreffenden Sprachgemeinschaft gesehen werden. Zu Recht gilt: "It is important to distinguish between the actual characteristics of a language variety and the variety`s characteristics as perceived by members of the relevant speech communities." RYAN-GILES-SEBASTIAN (1982) S.3.

38 S. EL-DASH - TUCKER (1975).

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als intelligenter, liebenswürdiger und als zur Führungspersönlichkeit geeigneter.39 Ein Widerspruch zu der Pedanterie, die man empfindet, wenn einer immer mit /q/ spricht, s. oben SALLÅM. Es ist beinahe überflüssig zu sagen, daƒ das Sprechen auf Hocharabisch den meisten Ägyptern, die nicht von Berufs wegen als Professoren, Theologen oder Richter mit dem Hocharabischen zu tun haben, große Schwierigkeiten macht. Es gilt als äuƒerst schwer und es ist trotz der Wertschätzung, die es offiziell und auch individuell genieƒt, eines der unbeliebtesten Fächer an der Schule.40 Wird frei auf Hocharabisch formuliert, so sinkt oft das Sprechtempo,41 wodurch nicht selten der Eindruck eines nicht-kontinuierlichen Redeflusses entsteht.42 Alles, was die Konzentrationsfähigkeit einschränkt, seien es persönliche Umstände wie Müdigkeit oder Zerstreuung, oder äuƒere Umstände oder eine emotionale Beeinflussung durch das Gesprächsthema, das einen mitreiƒt, wirkt sich negativ auf den Gebrauch des Hocharabischen aus.43 Denn dieses wird ja nicht spontan gesprochen, sondern bewuƒt als angelernte, selten genug erlernte Sprache. Insofern sind die Verhältnisse hier nicht anders als beim Sprechen von Fremdsprachen.

39 Diese Wertschätzung des Hocharabischen, die bei Schülern der Höheren Schule besonders signifikant

ist, nimmt bei Universitätsstudenten wieder ab, insbesondere bei Studenten der American University Cairo. Die Vermutung liegt nahe, daƒ die Schüler doch in gewissen Maƒe die an den Schulen verbreitete Lehrmeinung wiedergeben.

40 S. DIEM (1974) S.11. 41 S. DIEM (1974) S.16. 42 Nach meinem Eindruck aus den Medien häufen sich in diesem Fall auch Interjektionen wie äää... und

Hilfswörter wie ya©ni oder 'ay "das heiƒt...., die eine Verlangsamung des Redeflusses ermöglichen und es gestatten, Sätze elegant abzubrechen und neu zu beginnen, wenn man sich verheddert hat. Auch die Tatsache, daƒ die klassischen Regeln des Verbindungs-Hamza häufig nicht eingehalten werden und anstatt der Elision des Hamza nach Vokal etwa beim bestimmten Artikel dieses als fester Einsatz gesprochen wird, ist wohl auf dieses überlegte Wort-für-Wort-Sprechen zurückzuführen. Mit Recht weist SCHULZ (1981) S.180 auch auf die häufigen Selbstkorrekturen in Richtung auf das Hocharabische hin.

43 Zu diesen Performanzproblemen s. DIEM (1974) S.16f. und SCHULZ (1981) S.156ff..

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Neben diesen den Sprecher betreffenden Faktoren spielen auch andere eine Rolle, die mit dem Zuhörer oder dem Gesprächspartner zusammenhängen. Miƒt der Sprecher letzteren einen hohen sozialen Status bei, d.h. hält er sie für gebildet, so wird er danach streben, deren Erwartungen hinsichtlich der sprachlichen Normen gerecht zu werden und mehr hocharabische Elemente zu benutzen. Denn man will sich der sozialen Gruppe der Kommunikationspartner anschlieƒen, indem man die gleichen sprachlichen Merkmale der Gruppe benutzt.44 Das gleiche Motiv kann aber auch zum Gebrauch des Dialekts führen, wenn die Gesprächspartner etwa einfache Leute sind, auf die man sich einstellen will. Dergleichen ist bei Interviews in den Medien zu beobachten und äuƒert sich z.B. in einem code-switching wie in dem oben erwähnten Beispiel aus der oberägyptischen Moschee. Auf der anderen Seite kann der Sprecher auf diesen Anpassungsdruck gegenteilig reagieren und nicht auf die sprachlichen Signale der Partner eingehen. Auf Fragen, die auf Hocharabisch gestellt sind, wird gelegentlich, wie sich bei Interviews beobachten läƒt, im Dialekt geantwortet, offensichtlich in der Absicht sich zu distanzieren. Des weiteren sind hier die persönlichen Beziehungen der Gesprächspartner untereinander zu berücksichtigen. Wie weit sind sie miteinander vertraut? Pflegen sie familiären Umgang und kennen sie sich schon lange? Denn es liegt nahe, daƒ der Umgangston desto ungezwungener und entspannter ist, je besser sich die Partner kennen.45 Und demgemäƒ neigt sich die Sprache auch umso mehr der Umgangssprache, dem Dialekt zu. Dieses Vorwissen über die Gesprächspartner fehlt im allgemeinen, wenn man Interviews aus den Medien, die oft von verschiedenem sprachlichen Niveau sind, analysiert und beurteilt.

44 Diesen Aspekt hebt besonders die "accomodation theory" hervor: "Accomodation theory predicts that

ego will adjust its linguistic behaviour to that of the interlocutor if such an adjustment is within ego`s competence and if there are social rewards to be reaped by ego from such an adjustment." EDWARDS (1983) S.303. Allgemein dazu GILES-SMITH (1979).

45 CLYNE (1975) S.116 betont diesen Faktor besonders. Ebenso FISHMAN (1965) S.70 mit den Faktoren intimacy|distance und solidarity|non-solidarity.

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Über diese persönlichen Beziehungen hinaus, sind auch die Rollen von Bedeutung,46 die die Gesprächspartner einnehmen, z.B. Lehrer-Schüler, Bürgermeister-Besucher etc., und in der Medienwelt besonders wichtig und signifikant: Reporter-Interviewpartner oder Diskussionsleiter-Teilnehmer. Hier fühlen sich viele gedrängt, diese besonderen Rollen, die hier an erster Stelle genannt wurden, durch den Gebrauch hocharabischer Elemente besonders zu unterstreichen. Nicht selten ist das bei Interviews zu beobachten, da die professionellen Sprecher wie gesagt über eine Reihe von stereotypen hocharabischen Wendungen verfügen und sie sich die Fragen wohl auch vorher zurechtlegen. Als letztem Faktor, dem viel Bedeutung beizumessen ist, soll noch das Thema angeführt werden, worüber gesprochen wird.47 Alltagsthemen, in der Familie, unter Freunden, im Caféhaus oder bei der täglichen Arbeit besprochen, erfordern kaum Anleihen bei der Hochsprache. Der Dialekt bietet hier alle Möglichkeiten der Kommunikation. Der Gebrauch des Hocharabischen würde hier deplaziert wirken, Distanz schaffen zwischen den Gesprächspartner und befremden, vielleicht auch erheitern. Anders ist es, wenn über Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gesprochen wird. Diese Bereiche erfordern eine Fachterminologie, über die nur das Hocharabische verfügt, die aber ohne Schwierigkeiten in die Umgangssprache eingebracht werden kann. Doch haben solche Bedarfsentlehnungen zunächst nur die Konsequenz, daƒ in einem ansonsten dialektalen Kontext Wörter gebraucht werden, die phonetische und phonologische Elemente aus dem

46 S. dazu FISHMAN (1965) S.76. Nicht immer wirken sich die Rollenunterschiede jedoch sprachlich

aus, welche dies tun, muƒ bei jeder Sprachgemeinschaft empirisch untersucht werden, s. FISHMAN loc.cit. Fn.7.

47 S. dazu FISHMAN (1965) S.71. Was das Arabische in Ägypten betrifft, so gehen die Meinungen über die Bedeutung des Themas als bestimmenden Faktor durchaus auseinander. SCHMIDT (1974) S.75 meldet: "Topic is an extremely important factor.". Dagegen miƒt KILLEAN (1980) S.174 der Persönlichkeit des Gastes in Interviews mehr Gewicht zu als dem Thema. SCHULZ (1981) S.19 stellt sogar "no predictabel relationship between the topic and the stylistic level" fest. Der Widerspruch könnte dadurch zu erklären sein, daƒ die beiden letztgenannten Interviewmaterial aus den Medien bearbeiten, während SCHMIDT nach der LABOV-Methode mit Leselisten und direkter Informantenbefragung arbeitet. Verschiedene Methoden bringen offenbar auch verschiedene Resultate. Es scheint jedoch einleuchtend, daƒ das Thema zumindest dann eine wichtige Rolle spielt, wenn es den Fachwortschatz bestimmt, der aus dem Hocharabischen entlehnt werden muƒ.

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Hocharabischen einbringen, etwa ein Phonem /q/ oder gewisse Silbenstrukturen. Erst wenn unter dem Einfluƒ des Faktors Öffentlichkeit Entlehnung über das Lexikon hinausgeht und auch Morphologie und Syntax einbezogen werden und beispielsweise Demonstrativ-pronomina dem Nomen vorangestellt werden, während sie im Dialekt dem Nomen folgen, so hat dies auch weitere strukturelle Folgen. Besonders deutlich wird dies bei Diskussionen über Themen der islamischen Religion und der arabischen Geschichte, bei denen ein höherer Formalitätsgrad und damit eine höhere Frequenz hocharabischer Elemente zu verzeichnen ist.48 Auch wenn man all diese Faktoren kennt, ist es schwierig, in einem gegebenen Fall eine exakte Vorhersage zu machen, wie das sprachliche Niveau aussehen wird, d.h. welche sprachlichen Variablen auftreten. Grundlegend dürfte der Öffentlichkeitscharakter einer Situation sein, der wohl in allen Sprachgemeinschaften ein bestimmtes sprachliches Verhalten erheischt. Der Sprecher reagiert auf diesen Druck der Öffentlichkeit des Sprechens und wird von den anderen genannten Faktoren wie persönliche Einstellung, Ausbildung, Rolle, Gesprächspartner usw. beeinfluƒt, Faktoren, die ihn als Individuum betreffen. Da jeder Mensch anders reagiert, ist es allenfalls möglich, Tendenzen anzugeben, wie sich jemand hinsichtlich seiner Sprache verhalten wird, ob er versucht Hocharabisch zu reden, ob er nur ab und zu einzelne dialektale Elemente ersetzt oder ob er bei seinem informellen Dialekt bleibt. Auch ist keiner dieser Faktoren mit einer der auftretenden sprachlichen Variablen direkt zu verbinden,49 da sie ihren Einfluƒ oft gleichzeitig ausüben,

48 In Filmen, die ein Thema aus der arabischen oder islamischen Geschichte zum Gegenstand haben,

wird Hocharabisch gesprochen, das aber abgelesen oder auswendig gelernt ist und keine spontane Sprache darstellt.

49 So übereinstimmend der Tenor neuerer Arbeiten. KILLEAN (1980) S.175 stellt fest: "Variation is difficult to connect with any one situational feature." SCHULZ (1981) S.183f. hat ernsthafte Zweifel, ob es möglich sei, formelle Sprache mittels soziolinguistischer Parameter zu charakterisieren: "We can not predict, given a type of person and a type of situation, exactly what kind of style will emerge." Auch SCHMIDT (1974) S.130 sieht es so und formuliert umgekehrt: "The frequency of appearance of a given phonological variant is therefore not sufficient to identify a speaker." In gleichem Sinne

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ohne daƒ sie genau voneinander zu trennen wären. Dabei können sie sich gegenseitig verstärken und in eine Richtung wirken oder sich aber auch gegenseitig hemmen. Nicht einmal der Faktor Thema wird immer gegen andere Faktoren wirksam und bestimmt das sprachliche Niveau.50 Ein Beispiel für das Wirken in eine Richtung wäre der Reporter, der seine Fragen auf Hocharabisch stellt, und zwar wegen des Öffentlichkeitscharakters der Interviewsituation, in der seine Rolle, seine höhere Bildung und sein Training besonders zur Geltung kommen.51 Ein Beispiel dafür, daƒ sie in verschiedene Richtung wirken, wäre der oben angeführte Imåm mit seiner Predigt in der oberägyptischen Moschee. Er muƒ natürlich wegen seiner Rolle und seiner Funktion, wegen des Themas, wegen der seiner Bildung und seiner Haltung in seiner Predigt zunächst das Hocharabische verwenden, was er auch kann und tut. Da aber die Wahl der Sprache auch von den Adressaten abhängt und er weiƒ, daƒ seine Zuhörer ihm nicht immer zu folgen vermögen, wählt er einen Kompromiƒ, indem er das auf Hocharabische gesagte im Dialekt wiederholt und zusammenfaƒt. Weiter oben ist bereits angemerkt worden, daƒ eine saubere Trennung von Hocharabisch und Dialekt, d.h. die eindeutige Zuordnung eines Textes zum einen oder zum anderen, bei mündlichen Äuƒerungen oft nicht möglich ist, wenn nicht die Reinformen vorliegen. Reines gesprochenes, nicht etwa abgelesenes oder auswendig gelerntes Hocharabisch ist jedoch selten zu hören und denjenigen Spezialisten wie den Gelehrten der Theologie und der Arabistik vorbehalten, die aufgrund einer langen Ausbildung sich die Fähigkeit erworben haben, sich des Hocharabischen frei zu bedienen. Die gewöhnliche Schulbildung

äuƒert sich SHORRAB (1981) S.198f. für das Palästinensische. Anders jedoch BADAWI (1973), der seine verschiedenen Sprachstile mit sozialen Schichten verbindet, s. dazu auch STOETZER (1981).

50 So FISHMAN (1965) S.71 und Anmerkung 46 oben. 51 Folgende Belege aus Interviews sollen das veranschaulichen: a) Reporterin: fi 'awqåt ilfarå∆ "in der Frreizeit" Bibliothekarin: fi wa't« farå∆u "in seiner Freizeit" b) Reporterin: kayfiyyat al˙ifåΩ ©ala bi'átihi naqiyya "wie er seine Umwelt sauber erhalten kann. Graphikerin: law ˙åfiΩ ©ala lbÚ'a bta˙tu "wenn er seine Umwelt erhält" c) Reporterin: biyaπku min 'ålåm bi-l-gånib il'aysar "er klagt über Schmerzen in der linken Seite

Arzt: il'alam illi byiπtiki minnu "der Schmerz, über den er klagt"

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reicht, wenigstens in Ägypten, in den meisten Fällen dazu nicht aus. Was aber meistens zu hören ist, wenn die obengenannten Faktoren zur Wirkung kommen, ist eine Sprache, die sich zwischen den beiden Polen Hocharabisch und Dialekt hin und her bewegt, wie schon FERGUSON anmerkt:52"The communicative tensions which arise in the diglossia situation

may be resolved by the use of relatively uncodified, unstable, intermediate forms of the language (.......) and repeated borrowing of vocabulary items from H to L." Es handelt sich aber dabei nicht um ein "may be", sondern um den Normalfall. Mit Recht betonen neuere Arbeiten die Bedeutung dieser "intermediate forms" und kommen von der strikten Dichotomie hie Hocharabisch da Dialekt ab zugunsten einer etwas differenzierteren Auffassung.53 Von arabistischer Seite sind verschiedene Versuche unternommen worden, unterschiedliche Varietäten des Arabischen zu definieren, und es ist neuerdings sogar Sprache von Triglossie und Quadriglossie.54 Nun ist es schon nicht einfach, bei nur zwei Varietäten das eine oder andere Etikett zu verteilen, wenn diese nicht in relativ reinen Formen auftreten55 Umso schwerer wird es, bei mehreren anzunehmenden Varietäten und Isoglossen zu finden, die die eine von der anderen deutlich abgrenzen. Meines Erachtens ist es keiner dieser Arbeiten, soweit sie mir bisher zur Kenntnis gelangt sind, gelungen, hier überzeugende Abgrenzungen vorzunehmen, und über die Vermeldung von statistischen Gegebenheiten der untersuchten Textkorpora hinaus-zugelangen. Keine der verschiedenen Variablen, die hier herangezogen werden, sei es das Auftreten von /q/ oder / '/, von /≤/ oder /g/, von Interdentalen oder Verschluƒlauten, von hocharabischen oder dialektalen Demonstrativpronomina, von i©råb und tanwÚn, um nur einige zu nennen,56 ist

52 FERGUSON (1959) S.332. 53 MITCHELL (1980) S.104 geht sogar soweit zu sagen: "(...) the notion of ‘diglossia’ does not provide

an adequate descriptive framework for ESA." (ESA = Educated Spoken Arabic). 54 S. SHORRAB (1981) S.32f. und MEISELES (1976) S.73. YOUSSI (1983) spricht zwar auch von

Triglossie, faƒt diese jedoch anders auf, da er das Französische mit einbezieht. 55 "Reinen" Dialekt gibt es nicht und der Begriff ist als Konzept des Linguisten zu verstehen, s. PALVA

(1982) S.18f. Es treten immer Beimengungen anderer diatopischer und diastratischer Varietäten auf. 56 S. im Einzelnen dazu DIEM (1974) S.25-52, SCHMIDT (1974) S.77-123 und die Frequenzliste bei

SCHULZ (1981) S.162.

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auf eine der postulierten Varietäten beschränkt,57 so daƒ sie als Merkmal oder Isoglosse dafür herangezogen werden könnte.58 Sie treten auf allen stilistischen Ebenen auf eine nicht exakt vorhersagbare Weise auf und reine Dialektformen sind in ansonsten hocharabischem Kontext zu finden und umgekehrt. Wie bei anderen sprachlichen Varietäten - etwa den Dialekten - auch, sind die Übergänge fließend, was die einschlägigen Arbeiten auch immer wieder betonen.59 Die Abgrenzung solcher Varietäten mittels solcher systemlinguistischer Variablen erscheint daher willkürlich. Man wird eher auf auƒersprachliche Argumente zurückgreifen müssen,60 um überhaupt einen Text einer Varietät zuordnen zu können. Als solches Argument könnte man das "Kriterium des Sprachwillens"61 heranziehen, also

56 Für ©Ammån stellt ABDEL-JAWAD (1981) S.346,348 das nämliche fest. Die gleichen Probleme

finden wir wieder bei der Definition einer sprachlichen Varietät "Umgangssprache", die sich systemlinguistisch nicht abgrenzen läƒt und keine spezifischen Systemeigenschaften aufweist, abgesehen von der charakteristischen Variabilität, s. BELLMANN (1983) S.118. Für ähnliche Verhältnisse bei der griechischen Diglossie s. HAWKINS (1979) S.13. Anderer Auffassung ist EL-HASSAN (1977) S.113.

58 Zu untersuchen wäre, ob die eine oder andere Variable nicht doch eine gewisse Signalfunktion ausübt, d.h. von den Mitgliedern der Sprachgemeinschaft als Zeichen der Intention Hocharabisch zu sprechen akzeptiert wird. Die Urteile der Sprachwissenschaftler und der Sprecher selbst darüber brauchen nicht notwendigerweise übereinzustimmen, s. oben Anm.36 und unten Anm.61.

59 Für EL-HASSAN (1977) S.122 ist diese "inherent variability", also die Variation ohne nähere Bestimmungsmöglichkeiten charakteristisch für das gesprochene formelle Arabisch. Ähnlich MEISELES (1976) S.76. Allgemein s. LABOV (1969), der berichtet (S.50), daƒ die Sprachmuster in formellen Situationen "from the subordinate towards the superodinate in an irregular and unsystematic fashion" wechseln, wenn solche untergeordnete und übergeordnete Varianten in Kontakt sind. S. auch HOLES (1983) S.441 für das Verhältnis Hocharabisch - Dialekt in Bahrein. Auch MEISELES (1977) S.121 ist der Ansicht, daƒ die Variationen nicht mit den Mitteln der strukturellen Linguistik faƒbar sind.

60 Vgl. dazu auch die Diskussion um den Begriff "Umgangssprache" im Deutschen in BELLMANN (1983) S.123f..

61 STELLMACHER (1981) S.95f. hebt die Bedeutung der Sprecherintention hervor, um Texte sprachlich zuordnen zu können. Auch anderen dient das Kriterium des "Sprachwillens" unter anderen dazu, diatopische Varietäten zu bestimmen: "Damit eine Sprechweise als Repräsentant der Mundart

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den Willen, eine bestimmte Varietät einer Sprache zu sprechen, in diesem Fall sich auf Hocharabisch auszudrücken. Ist dieser Wille nicht vorhanden, so ist anzunehmen, daƒ die alltägliche Sprache, der Dialekt also gebraucht wird. Dieser Sprachwille formt sich unter Einfluƒ der oben genannten Faktoren wie Öffentlichkeitscharakter, Erwartungs-haltung, persönliche Einstellung usw., dem der Sprecher unterliegt. Hat sich nun beim Sprecher der Wille geformt, Hocharabisch zu reden, so hängt es von seinen Fähigkeiten, d.h. seiner Ausbildung, Kompetenz und Übung ab, wie weit es ihm glückt, dieses auch in der Tat zu sprechen. Man kann sich vorstellen, daƒ er, fehlt es ihm an diesen Fähigkeiten, anstelle der nicht beherrschten hocharabischen Elemente solche des Dialekts mit allen sich daraus ergebenden Möglichkeiten zur Bildung von Hypo- und Hyperformen verwendet. Wie bei Interferenzen beim Sprechen einer Fremdsprache mischen sich dann Hochsprache und Dialekt in einer nicht vorhersagbaren und nicht präzisierbaren Weise. Verwendet man das Kriterium des Sprachwillens, so wird man auch diese sprachliche Leistung dem Hocharabischen zuordnen müssen, freilich als ein solches, das unter den Normen des korrekten Hocharabischen bleibt. Es ist allerdings auch möglich, m.E. sogar psychologisch weitaus wahrscheinlicher, daƒ diese "Grauzone" zwischen dem Hocharabischen und dem Dialekt von der anderen Seite her erreicht wird. Die Dialektelemente einer gegebenen sprachlichen Äuƒerung können nicht nur sozusagen einem "Rückfall" in den Dialekt zugeschrieben werden, sondern einfach dem Umstand, daƒ der Boden des Dialekts nie verlassen wurde. Mittels gewisser Strategien kann die Sprache von der Basis des Dialekts aus so weit dem Hocharabischen angenähert werden, daƒ derselbe Mischcharakter entsteht wie im ersten Fall und die Ursprünge nicht mehr zu finden sind. Mittels der bekannten system-linguistischen Variablen, die wie oben erwähnt, nur mit mehr oder minder groƒen, statistischen Wahrscheinlichkeiten auftreten, ist jedenfalls keine klare Trennlinie zu ziehen. Am ehesten könnte hier noch das Vorkommen von dialektalen Aspekt- und Tempus-präfixen am Verb herangezogen werden, wenn man diese als Kennzeichen dafür nehmen

eines Orts betrachtet werden kann, ist es notwendig, daƒ sie vom Sprecher - bewuƒt oder unbewuƒt - als solche intendiert ist." GOSSENS (1977) S.20.

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will, daƒ der Bereich des Dialekts nicht verlassen ist.62 Grundsätzlich bleibt so die Dichotomie Hocharabisch-Dialekt erhalten, ohne daƒ dazwischenliegende Varietäten genau fixier- und kodifizierbar wären, obwohl diese so häufig zu hören sind.63 Was hat es nun mit diesen Strategien auf sich? Die wenigsten Sprecher können, wie gesagt, für sich in Anspruch nehmen, das Hocharabische so zu beherrschen, daƒ sie bei Bedarf auch mündlich sicher damit umgehen können. Dieses Ziel ist für die meisten nicht erreichbar. Doch stehen jedem, der es auf der Schule gelernt hat und der es auch sonst täglich, meist in abgelesener Form in Radio und Fernsehen hört, gewisse Mittel zur Verfügung, die er einsetzen kann, um sich sprachlich ans Hocharabische anzunähern. Diese Annäherung als Ziel reicht offenbar in Ägypten weitgehend aus für Situationen, in denen eigentlich das Hocharabische gebraucht werden sollte. Statt dessen treten diese "intermediate forms of the language" auf, von denen FERGUSON spricht,64 oder das "Educated Standard Arabic", bez. die "Umgangssprache der Gebildeten", wie es andere Autoren nennen. Welche sind nun diese Strategien? An erster Stelle ist hier die Substitution hocharabischer Lexeme für die entsprechenden Dialektlexeme zu nennen, also nicht nur die Bedarfsentlehnung bei Themen politischen, religiösen und wissenschaftlichen Inhalts, sondern der Gebrauch von hocharabischen Wörtern, selbst wenn im Dialekt ein Wort gleicher Bedeutung zur Verfügung steht.65 Die Substitution kann so erfolgen, daƒ nur die 62 Daƒ die Präfixe bi- (Gegenwart) und ˙a- (Zukunft) als Merkmal des Dialekts betrachtet werden, zeigt

sich daran, daƒ TAWFÈQ AL-ÁAKÈM bei seinem Versuch mit einer lu∆a ¡åli¡a eine Zwischensprache zwischen Dialekt und Hochsprache zu schaffen, gerade diese Präfixe beiseite läƒt, s. DIEM (1974) S.117 u.;121, und zwar als Zugeständnis an die Hochsprache. Zu dieser "langue tierce" s. ferner TOMICHE (1969) S.129ff. und CACHIA (1967) S.18.

63 Vgl. MEISELES (1977) S.123;128. 64 FERGUSON (1959) S.332. 65 Zu Bedarfsentlehnung und stilistischer Entlehnung s. DIEM (1974) S.26. Ein Beispiel für letztere:

'awwalan nim®a wå˙id †ab©an 'ilwuqåya, ©umÂman, min 'ayy« ˙åga, min il'atriba wi min ilzubåb. "Zuallererst (kommt) die Vorsorge, ganz allgemein, vor allem, vor dem Staub und vor den Fliegen". Anstelle des dialektalen tu®åb und dibbån werden die hocharabischen Wörter atriba und zubåb gebraucht. Für die Bedeutung der lexikalischen Substitution im Bereich des Arabischen s. ferner

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phonologische Form eines Wortes ohne seine syntaktischen Merkmale übernommen wird,66 ein Vorgang der Relexifizierung67 genannt wird. Häufiger geschieht es jedoch, daƒ diese Merkmale dem hocharabischen Wort erhalten bleiben, dann liegt Translexifizierung68 vor. Da sich auch Phonetik und Phonologie der beiden Varianten des Arabischen unterscheiden, werden solche Übernahmen auch phonetisch adaptiert und beispielsweise interdentale Frikative als Sibilanten realisiert.69 Daƒ die Wörter als ganzes in ihrer hocharabischen Form übernommen werden können, wird deutlich, wenn sie sich von ihrem dialektalen Gegenstück durch zwei oder mehr Segmente unterscheiden. Meistens sind dann alle betroffenen Segmente in ihrer hocharabischen Form zu finden. Beispielsweise tritt das hocharabische Phonem /q/ in Partizipien und Pluralen immer zusammen mit den ebenfalls hocharabischen Präfixen /mu/ und /musta/, bez. Phonem-folge /å'i/ auf, z.B. in qå'ima, muqtani©, mustaqirr.70 Voll integriert werden hocharabische Verben, die gemäƒ den Regeln

PALVA (1969) S.30, PALVA (1982) S.15, sowie HOLES (1983) S.452ff.. Allgemein s. BELLMANN (1983) S.119, für den die "problematische vorwissenschaftliche Einheit ‘Wort’ die hauptsächliche Einheit der Interferenz und der Substitution" ist, "über die sekundär erst die Wirkung auf die phonische Ebene vermittelt wird." Ähnlich drückt sich TRUDGILL (1981) S.236 aus: "When it (accomodation) does take place, lexical accomodation probably precedes grammatical and phonological accomodation".

66 Zum Beispiel das harab. yagib in folgendem Satz: illi yagib kull« 'umm tittabi©ha "die jede Mutter befolgen muƒ". yagib erfordert eigentlich die Präposition ©ala und Syndese mit an "daƒ", so daƒ ein yagib ©ala kull« 'umm« 'an zu erwarten wäre, doch wird in diesem Beispiel yagib genau wie das dialektale låzim ohne Präposition und asyndetisch konstruiert.

67 S. dazu MUYSKEN (1979) S.44f. und (1981) S.61ff. 68 S. dazu MUYSKEN (1979) S.44f. und (1981) S.61. 69 Zum Beispiel ¡awra "Revolution" als sawra, s. dazu DIEM (1974) S.27ff.. 70 So SALLAM (1980) S.84. Man kann also keine Implikationsregel konstruieren, denn beide Segmente

implizieren sich gegenseitig. Solche lexikalische Substitutionen nimmt mit ähnlichen Argumenten auch HOLES (1983) S.441,453f. an, s. oben Anm.64. Das heiƒt nicht, daƒ die Sprecher nicht aufgrund ihrer täglichen Konfrontation mit dem Hocharabischen via Rundfunk und Fernsehen sich bei offensichtlichen Wortgleichungen phonologische oder anderer Regeln der Form dial. /'/ ('åf) = harab. /q/ (qåf) bilden, und zwar als Adaptionsregeln, s. dazu WURZEL (1976) und (1978). Dies sind Regeln mit denen der Sprecher reguläre Entsprechungen zwischen seinem Primärdialekt und dem Sekundärdialekt zu erfassen sucht, s. WURZEL (1976) S.176. Nicht selten lösen sie Übergeneralisierungen und damit die Bildung von Hyperformen aus, s. das Beispiel in Anm.85, oder

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des Dialekts konjugiert und mit den entsprechenen Temporal- und Aspektpräfixen gebraucht werden.71 Ganz allgemein gilt, - und dies ist als zweite Strategie zu nennen - daƒ die grammatischen Morpheme des Dialekts ohne Schwierigkeit mit den hocharabischen Lexemen verbunden werden, aber nicht umgekehrt.72 Hocharabische grammatische Morpheme bleiben dagegen den hocharabischen Lexemen vorbehalten.73 Dies scheint mir ein triftiger Hinweis darauf zu sein, daƒ die Grundstruktur des Dialekts erhalten bleibt und nur die Lexeme substituiert werden. Vor allem kann man annehmen, daƒ das dialektale Tempus- und Aspektsystem zugrundeliegt, solange noch bi- und ˙a-Imperfekta auftreten. Als dritte Strategie möchte ich syntaktische Veränderungen anführen, wie sie bei den Demonstrativpronomina regelmäƒig zu beobachten sind.74 Das Ägyptisch-Arabische hat hier im Singular die beiden Formen da m. und di f., die in attributiver Funktion dem Nomen nachgestellt werden: ilkitåb da "dieses Buch". Sie werden nun häufig in for-mellerer Sprache wie in den Medien durch hå£å m., bez. hå£ihÚ f., wie die

aber die Norm wird nicht erreicht, was wieder zu Hypoformen führt, s. dazu WURZEL (1977) S.179f.. Als Hyperform ist auch das bei DIEM (1974) S.107 angeführte qibra "Nadel" für korrektes 'ibra zu betrachten. Insgesamt scheinen solche Adaptionsregeln mehr für den nichtorganisierten Sprachkontakt typisch zu sein, als für die organisierte Lernsituation in der Schule. So etwa beim Kontakt zweier verschiedener Dialekte wie dem sunnitischen und dem schiitischem Arabisch in Bahrein, s. HOLES (1983) S.441. Beispiele für solche Adaptionen gibt es auch bei interdialekalem Kontakt, etwa die Übernahme von kair. sagåyir "Zigaretten", gin„ "Pfund" ins Oberägyptische mit einer Affrikate /≤/, oder sogar mit /d/, obwohl /g/ ein ganz gewöhnlicher Konsonant des Oberägyptischen ist, und man deshalb auch dort sagåyir und gin„ erwarten sollte. Jeder Oberägypter weiƒ aber aufgrund seiner Erfahrung, daƒ einem kairenischem /g/ ein oberäg. /≤/, in einigen Dialekten auch /d/ entspricht, und adaptiert entsprechend sein übernommenes Wort.

71 S. KILLEAN (1980) S.175, EID (1982) S.70. 72 Im Bereich des Nominalsystems z.B. das Dualsuffix /„n/: πiqq„n "zwei Seiten", farÚq„n "zwei

Mannschaften", für das Verbalsystem s. das biyaπku "er klagt" oben in Anm.50. 73 Gegen diese Regel wird nur in Scherzgedichten verstoƒen, was dann als Sprachblödelei aufgefaƒt

werden muƒ, s. STOETZER (1981). Ein Beispiel aus den Áawådis wi 'a®å ilÁagg« DarwÚπ w Umm Isma©Úl von Áusayn ∏afÚq al-MißrÚ S.98,7: ®abbina 'ål: lå tußallÂn wa 'antum sak®anÂn Ìaπån tifhamÂn illi btitkallimÂn "Unser Herr hat gesagt: betet nicht, wenn ihr betrunken seid, damit ihr versteht, was ihr sagt".

74 S. dazu KILLEAN (1980).

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entsprechenden hocharabischen Formen lauten, ersetzt.75 Es bleibt jedoch nicht beim bloƒen Ersatz, der bereits die im Hocharabischen mögliche Struktur al-kitåb hå£å liefern würde, sondern es wird gleichzeitig auch eine syntaktische Veränderung vorgenommen und das Demonstrativpronomen vorangestellt: hå£å l-kitåb anstelle von dialektalem ilkitåb da "dieses Buch". Das von der hocharabischen Grammatik her mögliche al-kitåb hå£å kommt nicht vor.76 Was ist nun der Grund dafür? Es ist deutlich, daƒ hier bestimmte syntaktische Strukturen bevorzugt werden, die als besonders kennzeichend für das Hocharabische gelten, weil sie sich - wie die erwähnte Voranstellung der Demonstrativa - deutlich von den entsprechenden Konstruktionen des Dialekts abheben.77 Hierher ist auch der Ersatz des dialektalen negierten Perfekts zu zählen: für ein ma-katabπ "er hat nicht geschrieben" ist meistens ein hocharabisches lam

yaktub zu finden, und dies anstelle eines auch im Hocharabischen möglichen må katab, das offensichtlich noch zu sehr an den Dialekt anklingt.78 Solche Muster können durch Übergeneralisierung zu Hyperkorrektheiten führen,79 so etwa wenn die unterordnende Konjunktion an "daƒ" auch in Fällen gebraucht wird, wo im Hocharabischen asyndetisch, d.h. ohne Konjunktion untergeordnet werden sollte, diese Asyndese aber, wie es scheint, für zu dialektal gehalten wird. Syntaktische Muster dieser Art scheinen, genau wie lexikalische, als feste Korrespondenzregeln recht bewuƒt gelernt und angewendet zu werden,80 etwa

75 Meist håza, hazíhi ausgesprochen. 76 S. EL-HASSAN (1978) S.42 und SCHULZ (1981) S.153. Letzterer zeigt sich verwundert und

erwartet Interferenz des Dialekts. Nachstehendes Demonstrativpronomen findet man gelegentlich in festen Phrasen wie fi wa'tina håza "in dieser unserer Zeit", wo allerdings die Nachstellung auch im Hoch-arabischen wegen des fehlenden Artikels erfolgen muƒ.

77 Wir haben es hier mit der auch aus der Fremdsprachendidaktik bekannten "avoidance strategy" zu tun, die "alle Formulierungen, die eine direkte Entsprechung in der Muttersprache haben", vermeidet, s. HEINDRICHS-GESTER-KELZ (1980) S.115. DIEM (1974) S.43ff. spricht hier von "negativer Interferenz". S. ferner auch AMBROS (1984) S.92, der zurecht den weit verbreiteten Gebrauch von ladå im modernen Hocharabischen darauf zurückführt.

78 S. WEHR (1953) S.39, DIEM (1974) S.46, SCHULZ (1981) S.74, EID (1982) S.70ff. 79 S. MEISELES (1976) S.77. 80 Ähnliche Gedanken verfolgt offensichtlich M.SALIB in seiner Ph.D.-Arbeit, die mir leider nicht

zugänglich war, worüber aber SCHULZ (1981) S.10 und S.175ff. referiert. SALIB plädiert dafür, das

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nach dem Schema: anstelle von ilkitåb da sage hå� a lkitåb, anstelle vom ma-katabπ sage lam yaktub usw., also ganz so wie bei lexikalischen Substitutionen auch.81 Als vierte Strategie ist - mit aller Vorsicht - vielleicht noch eine Art von Streben nach stilistischer Kontinuität anzuführen. Es äuƒert sich in einigen Implikationen, die sich mit einer gewissen Regelmäƒigkeit feststellen lassen, die aber nicht ohne Ausnahmen sind. Unmittelbar auf hocharabische Relativpronomina, Konjunktionen, Verbalpräfixe und Negationen, Funktionswörtern also, folgt meistens ein hocharabisches Verb,82 so daƒ über

Hocharabische und den Dialekt als zwei verschiedene grammatische Systeme zu betrachten, und daƒ das "formal spoken Arabic", d.h. die "intermediate forms", dadurch zustande kommt, daƒ Merkmale des Hocharabischen für dialektale Merkmale in dialektale Oberflächenstrukturen substituiert werden. Vergleichbar scheinen auch die "purification rules" im Griechischen zu sein, die HAWKINS (1979) S.180f. und HAWKINS (1983) S.10ff. beschreiben. De VINZENZ (1977) S.255 berichtet von Übergangsregeln zwischen dem Züricher Dialekt und dem Hochdeutschen. S. ferner die Adaptionsregeln in Anm.69.

81 In diese Richting kann auch die Beobachtung von SCHULZ (1981) S.137f. interpretiert werden, daƒ nämlich, wenn überhaupt i©råb gebraucht wird, dann die Formen des Subjunktivs häufiger vorkommen als die des Indikativs, und die des Genitivs häufiger als die des Nominativs. Sowohl Subjunktiv wie Genitiv folgen unmittelbar auf das Element (Konjunktionen, lan, bez. Präpositionen, nomen regens), das sie auslöst, was leicht in solche Regeln zu fassen und damit zu memorieren ist.

82 S. dazu EID (1982) und EID (1988), wo die Regel aufgestellt wird, daƒ auf hocharabische Relativpronomen, Konjunktionen, Verbalpräfixe und Negationspartikeln nur wiederum hocharabische Elemente folgen können, sowie bei dialektalen Negationspartikeln nur wieder dialektale Verben (S.75,79). Für Relativpronomen meldet SCHULZ (1981) S.152 das nämliche, auch für hocharabische Verbalpräfixe und Negationspartikeln dürfte das zutreffen. Nach Konjunktionen jedoch sind nicht selten Ausnahmen zu finden, s. SCHULZ (1981) S.169, der nach an "daƒ" zwar meistens hocharabische Verben konstatiert, doch ebenso auch das recht dialektale yib'a "wird, ist". Ein weiteres Gegenbeispiel: †ålámå byimsik ilwara'a "solange er das Papier festhält", mit hocharabischem †ålamå "solange" und dialektalem byimsik "er packt, hält fest". Auch sind hocharabische Verben nicht selten mit dialektalen Negationspartikeln zu finden: ma-bya˙tarimÂπ "sie respektieren nicht". Dies zeigt, daƒ Verallgemeinerungen, wie sie EID (1982) vornimmt, mit groƒer Vorsicht betrachtet werden müssen, und daƒ durchaus gilt, was SCHULZ (1981) S.176f. feststellt: "one can find a counter example to nearly any generalization one might make". Andererseits stellt HAWKINS (1979) S.180 fest, daƒ auch im Griechischen dann bevorzugt - aber eben nur bevorzugt - Formen der Hochsprache auftreten, wenn solche bereits im Text vorhanden sind.

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einen minimalen Bereich von zwei Wörtern hinweg eine gewisse stilistische Einheitlichkeit gewahrt bleibt. Konsequent angewendet würden diese Strategien letztlich die dialektale Struktur in eine hocharabische überführen, zumindest eine solche, die dem "modified classical"

entspricht.83 Doch ist es keineswegs so, daƒ sie in der Tat immer konsequent angewendet werden, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt oder es angebracht erscheint. Weder werden alle dialektalen Lexeme durch hocharabische ersetzt, noch die entsprechenden syntaktischen Veränderungen immer vorgenommen, noch wird immer nach einer gewissen Homogenität in Richtung auf das Hocharabische hin gestrebt. Der Einsatz dieser Strategien ist individuell sehr verschieden und variiert von Person zu Person und von Situation zu Situation,84 sowohl was die Wahl der einzelnen Strategien betrifft, als auch deren Frequenz insgesamt. Als Ausgangspunkt dürfte aber immer die zu erstgenannte Strategie, die lexikalische Substitution stehen.85 Diese individuelle Variabilität, diese Möglichkeit einmal auf die eine und einmal auf die andere Weise sprachlich zu reagieren, d.h. diese Strategien einzusetzen, wird eben bestimmt durch die oben erwähnten Faktoren Ausbildung, Übung und ideologische Einstellung des Sprechers und des Gesprächspartners, der Erwartungshaltung der Zuhörer, der Formalität der Situation usw., und zwar in einer Weise, daƒ keine absoluten Voraussagen gemacht werden können, sondern nur wahrscheinliche Tendenzen, wann ein Sprecher mehr dazu neigt, hocharabische Elemente in seine Sprache aufzunehmen und so die beiden Varietäten des Arabischen zu vermengen. So kommt es zu

83 BLANC (1960) S.85 definiert dieses als "Classical Arabic with dialectal admixtures". PALVA (1969)

S.41 sieht jedoch eine Strukturgrenze zwischen dem "elevated colloquial" und dem "modified classical", die schwer zu überwinden sei.

84 PALVA (1982) S.17 spricht von einem "individually varying set of stylistic variants", SCHULZ (1981) S.163 und S.183ff. betont ebenfalls die individuelle Variabilität und schreibt: "mixing is idiosyncratic" (S.184). Dies wird nicht nur innerhalb des Arabischen so gesehen: "different speakers are likely to follow different routes and adopt different strategies of accomodation" TRUDGILL (1981) S.36.

85 S. oben Anm.64.

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dem viel zitierten Kontinuum der Übergangsformen zwischen Dialekt und Hochsprache in Ägypten, "an uncharted sea of intermediate shades", wie G.MEISELES es beschreibt.86

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Minuten Dauer kommt neunmal das Verb yaqÂm bi- "er führt durch" vor, und zwar in folgenden fünf Varianten: biy'Âm, binqÂm, biyiqÂm, biyaqÂm, yaqÂm. Das sind beinahe lückenlos alle denkbaren Übergangs-formen zwischen reinem Dialekt (biy'Âm) und Hocharabisch (yaqÂm). Die individuelle Variabilität führt auch dazu, daƒ verschiedene Autoren zu gegensätzlichen Aussagen über das Auftreten der verschiedenen Variablen kommen. KILLEAN (1980) S.165 berichtet, daƒ in ihren Mitschnitten von Fernsehinterviews die hocharabischen Relativpronomen nicht auftreten. SCHULZ (1981) S.152 stellt dagegen fest, daƒ das dialektale und die hocharabischen Relativpronomen gleich häufig gebraucht werden. Beide Autoren bearbeiten ähnliches Material. SCHMIDT (1974) S.154 sieht einen implika-tionalen Zusammenhang zwischen der Aussprache des /g/ als Affrikate und dem Auftreten der Interdentalen, SCHULZ (1981) S.132 hingegen sieht keinen solchen. Ähnlich widersprüchliche Aus-sagen werden hinsichtlich der Negationspartikeln gemacht, vgl. KILLEAN (1980) S.165, SCHULZ (1981) S.74, EL-HASSAN (1977) S.122, EID (1982) S.70ff..

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