"Bi'a" - Natur- und Kulturschutz in Ägypten.

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1 1 10 10 Wüstenparks – Natur und Kultur Aufbau nach dem Aufstand Meisterwerke aus Afrika

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Wüstenparks – Natur und KulturAufbau nach dem Aufstand

Meisterwerke aus Afrika

editorial

In den kommenden Monaten wird Afrika im Fokus der gesamten Weltöffent-lichkeit stehen: Südafrika lädt zur Fußball-Weltmeisterschaft ein, und alle hof-fen, dass es ein friedliches Aufeinandertreffen der Nationen und der Menschenwird.

Was in dem Zusammenhang mit Sicherheit wieder zu hören sein wird, sindweit verbreitete Vorurteile über Afrika und die Afrikaner, die mit den Sportlernzu tun haben: die „affenartige Geschmeidigkeit“; die durch das Leben im Buschquasi naturgegebene „Schnelligkeit einer Gazelle“; der angeborene Rhythmusim Blut, durch den die Gegner „ausgetanzt“ werden …

Zusammen mit Frau Prof. Marianne Bechhaus-Geerst vom Institut für Afrika ni-stik an der Universität zu Köln hat unser Mitglied Dr. Clara Himmelheber als Referentin für Afrika am RAUteNStRAUCH-JoeSt-MUSeUM –KULtUReN DeR WeLt für die Dauerausstellung im neuen Museum sichdes themas „Vorurteile, Klischees, Stereotype …“ am Beispiel Afrikas ange-nommen und daraus eine eigene thematische Abteilung entwickelt. Damit hoffenwir, unseren Besuchern einen gänzlich neuen Diskurs anzubieten, wie es ihnnoch in keinem anderen ethnologischen Museum gibt. er wird, dessen sind wirsicher, das Bild dieses so vielfältigen Kontinents ein wenig positiv verändern – wenn das Museum denn im Herbst eröffnet hat.

Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Sommer mit einer spannenden Fußball-WM in Südafrika.

Klaus Schneider

2 Editorial

Natur- und Kulturschutz in Ägypten 3

„Bi’a“ – Natur- und Kulturschutz in Ägypten

Allmorgendlich auf meinem Weg zur Arbeit in dasägyptische Umweltministerium bekomme ich einenlebhaften eindruck davon, welchen Stellenwert derUmweltschutz in Ägypten genießt. entlang dermittlerweile zu jeder tageszeit mit Fahrzeugen ver-stopften Niluferstraße (Abb. 1) bahne ich mir mei-nen Weg vom smogverhangenen StadtzentrumKairos (Abb. 2) in den südlichen Vorort Maadi, vor-bei an achtlos auf die Straße geworfenem Müll, anBäumen und Sträuchern, die unzählige der herum-fliegenden Plastiktüten eingefangen haben, an mitbuntem Plastikmüll übersäten Uferböschungen undan – im Nilwasser schwimmenden – kleinen Inselnaus Müll und treibgut, auf denen Krähen nach ess-barem suchen. Häufig ist die Luft so dick, dass ichdie Häuser am gegenüberliegenden Nilufer nurschemenhaft erkennen kann. obgleich ich mir einrede, dass dies sicherlich nur aufeinen der zahlreichen Staubstürme aus der Sahara zurück zuführen sei, lehren michinternationale Umweltstatistiken etwas anderes. Laut Weltgesundheitsorganisa-tion atmet der Kairener Bürger jeden tag etwa die 20-fache Menge dessen ein, wasvon dieser organisation als vertretbare Luftverschmutzung angesehen wird. Bild-lich gesprochen, entspricht dies in etwa der Schadstoffmenge, die man durch dasRauchen einer Schachtel Zigaretten täglich aufnehmen würde.

In Ägypten und gerade in seiner, auf geschätzte 20 Millionen einwohner an-gewachsenen, Hauptstadt Kairo ist das Umweltbewusstsein nicht mit europäi-schen Maßstäben zu messen. Bezeichnend für die vorherrschende Wahrnehmungder Umwelt ist einer der neusten Begriffe aus der ägyptischen Jugendsprache.Wird ein Jugendlicher mit dem Wort „bi’a“ (arabisch für Umwelt/Milieu) be-zeichnet, meint man, dass dieser ein sehr niedriges Niveau hat. Deutlicher kann

Abb. 1.Nicht etwa ein Parkplatz,

sondern die täglicheRushhour auf einer der

innerstädtischen NilbrückenKairos.

Abb. 2.Blick durch den Kairener Smog

auf die Nilinsel Zamelek mit dem Cairo tower (Foto: Daniel Mayer).

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man wohl kaum ausdrücken, wie die ägyptische Jugend ihre Umwelt sieht undwelche einstellung sie zu ihrem verschmutzten direkten Lebensumfeld hat. Auf-gewachsen in einer Gesellschaft, in der ein Bewusstsein für Umweltschutz fehltund erst seit kurzem von einzelnen nationalen und internationalen Projekten, Initiativen und NGos thematisiert wird, scheinen die Ägypter sich mit Müllber-gen, Luftverschmutzung und Verkehrschaos abgefunden, teilweise bereits vor die-sen Problemen resigniert zu haben.

Für eine lebenswerte Zukunft Ägyptens ist ein aktiver und wirksamer Um-weltschutz somit zu einer der größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehntefür das Land am Nil geworden. Zur Bewältigung dieser nationalen Herkulesauf-gabe wurde 1994 erstmals ein Umweltschutzministrium (Ministry of State for en-vironmental Affairs, MSeA) gegründet, dessen exekutive die egyptian environ-mental Affairs Agency (eeAA) darstellt. Neben der Umsetzung allgemeinerUmweltschutzrichtlinien und der Formulierung neuer Gesetzgebung ist die Be-hörde für den aktiven Naturschutz sowie den erhalt natürlicher und kulturellerRessourcen für zukünftige Generationen zuständig. In Anbetracht der beschrie-benen Verschmutzung sowie eines mehr und mehr gedankenlosen Umgangs mitdem vorhandenen ökologischen Potential des Landes, erscheint gerade dieserAspekt – des erhaltens und Schützens der letzten intakten Landschaften – als vor-dringliche Aufgabe für einen effektiven Umweltschutz.

Nationalparks in Ägypten

Bislang hat Ägypten 27 Regionen als Schutzgebieteoder Nationalparks ausgewiesen (Abb. 3), die etwa15 % der gesamten Landfläche ausmachen und sehrunterschiedliche Landschafts- und Kulturräume um-fassen. Die Bandbreite reicht von marinen Schutzge-bieten an Mittelmeer und Rotem Meer (z. B.Korallenriff Ras Mohamed, Feuchtgebiet Zaranik ander Mittelmeerküste als bedeutendes Durchzugsge-biet für Zugvögel), über aride (z. B. Weiße Wüste inNähe der oase Farafra) und geologische Schutzge-biete (z. B. tropfsteinhöhle Wadi Sannur, versteinerteWalskelette Wadi Hitan) bis hin zu Schutzgebietenfür die indigene Bevölkerung und den erhalt ihreskulturellen erbes (z. B. oase Siwa, St. Katherine aufdem Sinai). Vor allem für den erhalt der botanischen,zoologischen und kulturellen Vielfalt Ägyptens spie-len die Nationalparks eine wesentliche Rolle. Inner-

halb der ägyptischen Umweltbehörde (eeAA) ist der Nature Conservation Sector(NCS) mit dem Management und der Pflege dieser Parks betraut.

Der jüngste und zudem der flächenmäßig größte Nationalpark Ägyptens ist derim Jahr 2007 deklarierte Gilf-Kebir-Nationalpark (GKNP), benannt nach einemHochplateau im äußersten Südwesten des Landes. Mit seinen fast 48.000 km2 unterSchutz gestellter Fläche ist er eineinhalb Mal so groß wie Belgien. Die enorme Größeund die abgeschiedene Lage in den ägyptischen Grenzregion zu Libyen und Sudanverdeutlichen ebenso wie die tatsache, dass er als einziger Nationalpark Ägyptensden ariden Kernbereich der Sahara umfasst, die besonderen Herausforderungen anden Unterhalt und das Management dieses einzigartigen Wüstenparks.

Abb. 3.Karte von Ägypten, schraffiert dargestellt sinddie 27 Nationalparks des Landes (Karte: Frank Darius).

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obgleich Wüsten heutzutage etwa ein Fünftel der Landoberfläche der erde be-decken, finden sich nur sehr wenige Schutzgebiete in solch extrem ariden Gebie-ten. In der Sahara, der in der Ausdehnung größten Wärmewüste mit 8,7 Mio. km2,sind es gerade einmal 2,5 % der Gesamtfläche. Außer dem Gilf-Kebir-National parkhaben, wenn auch nicht immer frei zugänglich für touristen, Mauretanien (Bancd’Arguin NP), Algerien (Ahaggar und tassili N’Ajjer), Niger (Air-ténéré), tune-sien (Jebil), Libyen (tadrart Acacus) und Sudan (Wadi Howar) teile der nordafri-kanischen Sahara unter Schutz gestellt. Dennoch wurden die meisten Wüstenparksbislang in den weniger ariden trockengebieten Nordamerikas (z. B. Death Val-ley/Kalifornien) und Australiens (z. B. Uluru/Ayers Rock – Kata tjuta) geschaffen.

erste Bestrebungen, den Gilf Kebir unter Schutz zu stellen, wurden bereits vor15 Jahren unternommen. Auf Initiative von Geographen und Ökologen des Berli-ner Sonderforschungsbereichs 69 „Geowissenschaftliche Probleme in ariden undsemiariden Gebieten“ wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Assiut(Ägypten) mit der etablierung eines möglichen Geo-Biosphären-Reservats von60.000 km2 in der Region begonnen. Im Jahr 1998 stellte der Nature ConservationSector (NCS) der ägyptischen Umweltbehörde offiziell einen Antrag auf Unter-schutzstellung, dem nahezu zehn Jahre später stattgegeben wurde. Heute umfasstder Gilf-Kebir-Nationalpark mit den südlichen Dünenausläufern der Großen Sandsee, dem Gilf-Kebir-Plateau und dem ouenat-Gebirgsmassiv drei sehr un-terschiedliche, für die ägyptische Sahara jedoch charakteristische Landschaftsein-heiten. So repräsentiert die Große Sandsee mit ihren, entsprechend der Haupt-windrichtung von Nordwest nach Südost verlaufenden, unendlich erscheinendenDünenzügen, am ehesten die unermessliche Weite einer Sandwüste. Südlich an-schließend erhebt sich das Gilf-Kebir-Plateau ca. 300 m über das umgebende Wü-stenniveau. Dieses Sandsteinmassiv, etwa von der Größe der Schweiz, beeindrucktdurch seine raue Schönheit und tief eingeschnittenen Wadis. Ungefähr 15 km süd-lich des Gilf-Kebir-Plateaus, im Grenzdreieck von Ägypten, Libyen und Sudan,liegt der Djebel ouenat. Dieses nahezu runde Gebirgsmassiv, das im libyschen teilaus Granit und im übrigen östlichen teil aus Sandstein besteht, besticht durch seineaußergewöhnlichen Gesteinsformationen und seine landschaftliche Schönheit.

Gilf-Kebir-Nationalpark

Der Gilf-Kebir-Nationalpark umfasst eineeinmalige und sehr reiche, an das hyper-arideWüstenklima optimal angepasste Fauna undFlora. obgleich die Artenvielfalt eher geringist, haben sich auf Grund von besonderenökologischen Gunstsituationen (Überschnei-dungsgebiet der Grenzen des Winter- undSommerregens) vor allem in und um die bei-den Gebirgsmassive einmalige, gleichzeitigaber auch sehr fragile Ökosysteme gebildet(Abb. 4). So finden sich in den tälern von GilfKebir und Djebel ouenat heute noch zahlrei-che Baum- und Strauchbestände, die Lebens-raum für zahlreiche tierarten bieten. Für diein der Region noch lebenden großen Säuge-tiere, wie verschiedene Gazellenarten (Gazella

Abb. 4.einzigartiges Ökosystem:

Akazie auf Sanddüne im Wadi Abd el Melik

(Gilf-Kebir-Nationalpark).

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dama, Gazella dorcas) und Mähnenschafe (Ammotra-gus lervia) (Abb. 5;. 6), sind diese täler wichtigeRückzugsgebiete, da vor allem letztere überwie-gend felsige Regionen in den Wüsten und Halb-wüsten Nordafrikas bewohnen. Der Schutz vonMähnenschafen ist heutzutage von größter Wich-tigkeit, da die Anzahl der noch lebenden tiere inder Gilf-Kebir-Region stark rückläufig ist und derIUCN (International Union for Conservation of Na-ture) sie mittlerweile als gefährdete tierart auf derRoten Artenschutzliste führt. obgleich Mähnen-schafe von jeher von den Bewohnern der nordafri-kanischen Wüstengebiete, u. a. den tuareg, alsFleisch- und Felllieferant gejagt wurden, sind ihreBestandszahlen seit dem Aufkommen modernerJagdmethoden mit Auto und Schusswaffen sowiedes Jagdtourismus in den letzten Jahrzehnten dras -tisch zurückgegangen.

Im Zeitraum zwischen etwa 12.000 und 7.000Jahren vor heute ermöglichten günstigere klimati-sche Bedingungen eine nomadische Lebensweise indieser heutigen Wüstenregion. Die damit einherge-hende ganzjährige Verfügbarkeit von oberflächen-wasser und Vegetation, machten die Gebirgsregio-nen des Gilf-Kebir-Nationalparks nicht nur fürtiere und Pflanzen attraktiv, sondern auch für denprähistorischen Menschen. Zahlreiche archäologi-sche Hinterlassenschaften an Fundplätzen mitSteinartefakten und Keramik, Feuerstellen, Reib-und Mahlsteinen sowie Felskunst künden von die-ser einstigen Besiedlung der Region, dem alltägli-chen Leben der Menschen und ihrer an eine ex-treme Umwelt angepassten Lebensweise. Geradedie Felsbilder, wie sie besonderes zahlreich in undum den Djebel ouenat vorkommen, spiegeln inherausragender, oft sehr detailreicher Weise dasLeben der während dieser Gunstphase hier ansäs-sigen afrikanischen Hirtengesellschaften (Abb. 7).Durch seine unzähligen Felsmalereien und -gravie-rungen wie auch durch seine landschaftliche Schön-heit ist das ouenat-Gebirgsmassiv im äußerstenSüdwesten des Landes zu einer Art touristenma-gnet geworden. obgleich die Felskunst in dieser Re-gion wissenschaftlich bislang nur in geringem Um-fang erforscht wurde, kann von einer weltweitherausragenden Felsbildstätte gesprochen werden.Um dieses einmalige erbe der Menschheit zu schüt-zen ist vom Heinrich-Barth-Institut an der Univer-sität zu Köln, in Zusammenarbeit mit eeAA/NCS,bei der UNeSCo ein Antrag auf Weltkulturerbe ge-stellt worden (siehe HB-KURIeR 1/ 2007).

Abb. 5. Mähnenschafe (Ammotragus lervia) mit Nachwuchs im Berliner Zoo (Foto: Heiko Riemer).

Abb. 6. Skelett eines Mähnenschafes (Ammotragus lervia) im WadiHamra (Foto: Heiko Riemer).

Abb. 7. Detailreiche und mehrfarbige Darstellung einer Hirten-szene aus Borderland (nördlich Djebel ouenat).

Mit dem Gilf-Kebir-Nationalpark wurde in Ägypten erstmals bewusst eine Natur-Kulturlandschaft unter Schutz gestellt, die an zahlreichen Stellen des Parks das– nicht immer einfache – Zusammenspiel von Natur und Mensch über mehr als10.000 Jahre eindrucksvoll verdeutlicht: neben den prähistorischen Felsbildern fan-den sich auch Fahrzeugkarossen aus dem Zweiten Weltkrieg, jüngste Siedlungs-plätze und Gravierungen der tubu. Im Hinblick auf die stetig zunehmendenBesucherzahlen im Nationalpark seit seiner Gründung im Jahre 2007 und der tatsache, dass immer noch weite teile des Gilf Kebir und des Djebel ouenat wissenschaftlich nahezu unerforscht sind, ist es weiterhin von Bedeutung, Grund-lagenwissen über die Region zusammenzutragen sowie das natürliche und kultu-relle Potential des Parks zu erfassen. Anschließend sollen diese Daten dieGrundlage für ein effizientes Parkmanagement liefern, das den Schutz dieses ein-maligen Natur- und Kulturerbes ebenso sicherstellt wie die zukünftige Nutzungdurch einen „sanften“ tourismus.

Zur Umsetzung dieser Ziele wurden auf Initiative von Rudolph Kuper (Hein-rich-Barth-Institut) und Moustafa M. Fouda (eeAA/NCS) sowie durch die finan-zielle Unterstützung des Centrums für internationale Migration und entwicklung(CIM) die Stellen zweier Integrierter Fachkräfte (IF), die eines Botanikers und dieeiner Archäologin, bei der ägyptischen Umweltschutzbehörde (Bereich Natur-schutz) eingerichtet. Das CIM-Programm empfiehlt Fachleute aus Deutschlandund den Ländern der europäischen Union an Partnerländer der deutschen ent-wicklungszusammenarbeit, sofern der lokale Arbeitsmarkt keine entsprechendausgebildeten Fachkräfte bietet. Die Besonderheit besteht darin, dass der Arbeits-vertrag mit dem lokalen Arbeitgeber vor ort geschlossen wird und dieser die Zieledes Arbeitseinsatzes entscheidend mitbestimmt. Für unseren ägyptischen Arbeit-geber war es besonders wichtig – ergänzend zu den schon tätigen ägyptischenFachkollegen (u. a. Geologen, Zoologen) –, Mitarbeiter zu bekommen, die bereitsüber Geländeerfahrung in der ägyptischen Wüste verfügten und zuvor in der Gilf-Kebir-Region wissenschaftlich im BereichKultur- und Naturschutz gearbeitet hatten.Auf diese Anfrage hin begannen mein Kol-lege Frank Darius, der als Botaniker langeJahre an den Universitäten von Berlin undKöln geforscht und sich auf die nordafrika-nische Flora sowie ihr Überleben in extremariden Umweltbedingungen spezialisierthat, und ich als prähistorische Archäologin,die in der Forschungsstelle Afrika an derUniversität zu Köln zum Kultur- und Land-schaftswandel im ariden Nordafrika gear-beitet hatte, vor nahezu einem Jahr unseretätigkeit für den Gilf-Kebir-Nationalparkbei der Ägyptischen Umweltbehörde.

Wie bereits zuvor angedeutet, besteht unsere Aufgabe darin, das aktuelle natürli-che und kulturelle erbe des Nationalparkszu erfassen, um den ägyptischen Kollegeneine fundierte Datengrundlage für die er-stellung ihres zukünftigen Management-plans zu liefern. Hierfür wird die vorhan-dene wissenschaftliche Literatur gesichtet,

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Abb. 8.Vorder- und Rückseite eines

Flyers für Besucher des Gilf-Kebir-Nationalparks.

aber wir unternehmen auch regelmäßig Geländeaufenthalte im Park. Neben derAufnahme des Ist-Zustandes, wozu ebenfalls die Beobachtung des möglichen touristischen einflusses auf Vegetation und archäologische Fundstellen zählt, besteht ein weiteres tätigkeitsfeld darin, von Informationstexte zu verfassen fürBesucher, tourunternehmer und Parkpersonal (Abb. 8). Bei der aktiven Feldarbeitunterstützen uns Ranger, zumeist junge und sehr engagierte Kollegen, die nachunserer Rückkehr in die Heimat die aktive Arbeit im Feld fortführen werden(Abb. 9). In der Zusammenarbeit mit ihnen kommt unser drittes Aufgabenfeld, dastraining des Parkpersonals und der tourunternehmer, zum tragen. trotz der sehrguten und effizienten Zusammenarbeit mit den Rangern bleibt die extreme per-sonelle Unterbesetzung ein entscheidender Wermutstropfen: Für die knapp48.000 km2 Nationalpark stehen zurzeit gerade einmal zwei Ranger zur Verfügung;umgerechnet auf die gesamte Parkfläche bedeutet dies, dass jeder von ihnen momentan etwa eine Fläche von der Größe Belgiens beaufsichtigen muss. Unterdiesen Bedingungen ist aktiver Natur- und Kulturschutz bislang nur schwerlichumzusetzen. Andererseits kann nur durch eben diese Arbeit im Gilf-Kebir-Natio-nalpark sowie die stetige Information und Aufklärung der Besucher dieser entle-genen Region ein nachhaltiges Bewusstsein für diesen einzigartigen, sehr sensiblenNatur- und Kulturraum geschaffen werden, um dessen Besonderheit auch für zu-künftige Generation zu bewahren.

Karin Kindermann

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Abb. 9.Frank Darius (Mitte) mit dem italienischen Kollegen Cosimo tendi (Cooperazione Italiana) und Rangern des Nationalparks„Weiße Wüste“ währendeines Geländeaufenthalts.

Baha el Din, Sh. (1997) Report on the rapid field assessment of the Gilf Kebir/Gebel Uweinat region as a potential component of egypt’s Pro-tected Area Network. Unpublished report.Pachur, H.-J. und R. Bornkamm (1995) outline of the proposed project of a National Park in the Gilf Kebir area (Soutwest egypt). Unpublishedreport.Soliman , H.A. (1996) Creation of a Geo-Biosphere Reserve in the Western Desert, egypt named Gilf Kebir National Park. Faculty of Science,Assiut University, Assuit. Unpublished report.NCS (1998) Proposal for the declaration of the Gilf Kebir Protected Area. NCS, Cairo. Unpublished report.Kuper, R. (2007) In Zukunft Welterbe? Archäologische erkundung im libyschen teil des Jebel ouenat. HB Kurier 1/2007: 3-6.

AbbildungsnachweisAbb. 1: http://www.flickr.com/photos/bannert/2188523724/Abb. 2: Foto: Daniel Mayer – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cairo_-_Gezira_as_seen_from_Garden_City_with_Qasr_Al-Nil_Bridge_in_foreground_-_smog.JPG

Literatur

Herausgeber: Heinrich-Barth-Gesellschaft e.V.Geschäftsstelle: Jennerstraße 8, D – 50823 Kölnt: 0221 / 55 80 98F: 0221 / 55 02 303e: [email protected]: www.heinrich-barth-gesellschaft.de

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