Drochaid Fhulda: Gälen im Nordosten von Hessen-Kassel, June-August 1762

92
E Eine historische Betrachtung von Axel Koehler, MA hons (Abdn), MPhil (Edin)

Transcript of Drochaid Fhulda: Gälen im Nordosten von Hessen-Kassel, June-August 1762

EEine historische Betrachtung

von Axel Koehler, MA hons (Abdn), MPhil (Edin)

• Am 24. Juno 1762 schlugen die Alliierten (Hannover-Britannien, Hessen-Kassel und Preußen) unter Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg (1721-92) die mit den habsburgischen Reichstruppen verbündeten Franzosen unter d‘ Estrées (1695-1771) und de Soubise (1715-87) bei Wilhelmsthal.

• Unter den britischen Truppen der Alliierten befanden sich seit Herbst 1759 die 87th (Keith‘s), und seit Mai/Juno 1760 die 88th (Campbell‘s) Highlanders, im Folgenden im Einklang mit zeitgenössischen deutschen Quellen Keithsche und Campbellsche Bergschotten genannt.

• Letztere zwei Regimenter gehörten ab 1760 zu den Truppen des Marquis von Granby, John Manners (1721-70), und operierten zwischen den Schlachten von Wilhelmsthal und Lutterberg II (23. Juli 1762) vor allem im Raum Fritzlar-Homberg/Efze.

• Nach der zweiten und für die Alliierten siegreiche Schlacht am Lutterberg operierten Granbys Truppen zwischen Fritzlar und Melsungen, wo die Bergschotten seit dem 8. August die Ausläufer der Knüllhöhen am westlichen Fuldaufer nahe der Stadt besetzt hielten (Von Reden, 1806: 117-86; Lloyd & Tempelhoff, 1801: 277-79; Schneider, 1977: 185).

• Laut der Memoiren des walisischen Offiziers Henry Lloyd (1718-83) sollten die Bergschotten am 10. August die Fulda bei Göhrenfurt überqueren, da das eigentliche Ziel war, die Melsunger Höhen zu besetzen. Der Sommer 1762 war jedoch laut der Kriegschroniken sehr nass, und die Fluten der Fulda zu hoch, um dieses Unternehmen glücken zu lassen.

• So blieb Granbys Truppen vorerst nichts anderes übrig, als auf der linken Fuldaseite auszuharren, während die Franzosen ihre Position am Ufer vis-à-vis weiter ausbauten.

• Währenddessen saß Graf Nikolaus von Luckner (1722-94), Husarenhauptmann und Vorfahre des Seeteufels Felix (1881-1966), auf Spangenberg fest, welches er und seine Männer besetzt hatten, und harrte der Ankunft Friedrichs von Braunschweig, der von Eschwege her zu ihm durchstoßen sollte.

• Die Dichte der französischen Truppen um Spangenberg sollte bis zum 17. August noch zunehmen…

• Doch so sehr die Dichte der Franzosen um Spangenberg zunahm, nahm sie um Kassel und Göttingen ab:

• Das französische Heer bewegte sich südwärts, um sich in der Wetterau mit der Verstärkung unter dem Prinzen Condé zu vereinigen.

• Also verließen die Bergschotten und die anderen Kontingente von Granbys Truppen das Umland von Melsungen, um sich über Knüll und Vogelsberg an den Franzosen vorbei gen Wetterau durchzuschlagen…

• Dort sollten sie, vereinigt mit dem Rest des Heeres Ferdinands von Braunschweig, die Vereinigung der französischen Heere vereiteln.

• Hier ist es nun vonnöten, die Handlung an- und innezuhalten, denn es steht die Frage im Raum: „Wer waren diese Bergschotten eigentlich?“

• Im Folgenden sollen die beiden Bergschottenregimenter, und - vor allem: Die Menschen darin, vorgestellt werden.

• Dazu ist es wiederum vonnöten, die Zeit um drei Jahre zurückzudrehen: Im späten August 1759 wurde Robert Murray Keith (1730-95) der Jüngere von Murrayshall in Kincardineshire von William Pitt dem Älteren mit der Aushebung eines Korps von Bergschotten für den Dienst in Deutschland betraut…(Bulloch, 1914: 23-24)

• Jawohl, zwar entstammten viele der Soldaten der anfänglich Highland Volunteers genannten Keithschen Bergschotten den Reihen der Black Watch (und damit aus den westlichen und zentralen Hochlanden), doch zum Ärger der Regionalhistoriker Nordostschottlands haben Stewart von Garth (aus Perthshire) und seine Nachfolgechronisten oft ausgelassen, dass Keith – einer alten Familie aus Aberdeen- und Kincardineshire entstammend – auch viele Männer aus seiner Heimat rekrutierte (Bulloch, 1914: 24-25).

• Der Anteil von Männern aus den östlichen Hochlanden wie Mar und der Garioch sollte sich noch mehren, sobald die nicht minder mächtige Familie Gordon involviert wurde…letzteres vor allem im Falle der demnächst zu betrachtenden Campbellschen Bergschotten.

• Doch aus welchem Grunde wollte die britische Heeresleitung nun Hochlandschotten gen Deutschland entsenden, und was suchten die Briten überhaupt in deutschen Gefilden während des Siebenjährigen Krieges (1756-63), den doch viele vom Schulgeschichtsunterricht her nur mit dem nicht nachlassenden Griff des „Alten Fritzen“ nach Schlesien und dem daraus entstehenden Zwist mit Österreich und Russland verbinden?

• Vergessen wir nicht, dass Österreich seit 1756 mit Frankreich verbündet war, und die Bourbonen darauf abzielten, ihre seit 1754 allmählich an Britannien fallenden Kolonien in Nordamerika und Indien durch die „Hintertür nach Hannover“ (sprich: Hessen-Kassel) zurückzugewinnen…

• Ihre erste Feuerprobe bestanden die Keithschen Bergschotten im Januar 1760 zu Eibach nahe Dillenburg, wohin sie zusammen mit anderen britischen, hannoverschen und hessischen Truppen als Entsatz für die dort eingekesselte hannoversche Garnison auf der Veste abkommandiert worden waren:

• Am 5. Januaris 1760 rieben sie im Verband mit den Lucknerschen Husaren das französische Dragonerregiment des Beau Fremont auf.

• Am Morgen des 7. Januar gelangten sie auf den erbeuteten Pferden vor die Tore Dillenburgs, wo sie mit den übrigen dorthin entsendeten alliierten Truppen auf die in der Stadt liegende französische Garnison – bestehend aus dem Schweizerregiment Waldner unter General Paravicini – einstürmten.

• Besagter Paravicini wurde eines der ersten Opfer des Angriffs. Die übrigen Schweizer kamen in Gefangenschaft. Dummerweise entkamen dem hessischen Major von Bischhausen auf dem Wege nach Hameln bei Paderborn 150 der insgesamt 200 Gefangenen, was die alliierten Feldherren so erzürnte, dass die Hessen in späteren Schilderungen jener Schlacht um Dillenburg nicht mehr vorkamen…

• Die Bergschotten jedoch hatten Ferdinand von Braunschweigs Wohlwollen erlangt (Stewart von Garth, 1822 II: 26.

• Nun, „Wohlwollen“ ist hier ein ziemliches understatement: Herzog Ferdinand war begeistert von den Bergschotten, und es verlangte ihn nach mehr.

• Das konnte dem britischen Kriegsministerium nur recht sein, da für die englische und anglisierte schottische Oberschicht die Gälen zuhause als eine Bürde galten, und sie daher als Kanonenfutter höchst willkommen waren: „…es ist kein großer Schaden, wenn sie fallen…“ (General James Wolfe (1727-59), s. Mcculloch, 2008: 5; Brumwell, 2006: 123; Gibson, 2000: 59).

• So wurden ab Januar 1760 die 88. oder Campbellschen Bergschotten ausgehoben – so benannt nach ihrem Kommandanten, John Campbell von Dunoon, einem Veteranen der 78th Fraser Highlanders unter Simon Fraser von Lovat (Stewart of Garth, 1822 I: 346; 1825 II: 97), so wie Robert Murray Keith ein Veteran der Schottischen Brigade im Dienste der vereinigten Niederlande war (Du Toit, Oxford DNB, 2010; Bulloch, 1914: 23; Ferguson, 1899 I: xxvii; 1899 II.)

• Ich erwähnte bereits die Mitwirkung des großen Clans Gordon in der Aushebung der 88th Highlanders, vor allem in Gestalt des Peter Gordon von Knockespock in der Garioch im Nordwesten von Aberdeenshire, geprägt von den Höhen des Bennachie (gäl. Beinn na Cìche, „Busenberg“)…

• …doch das 88. Bergschotten-Regiment trug ja nicht den Namen eines Gòrdanach, sondern den eines Angehörigen der Sìol Dhiarmaid, des Campbell-Clans, der an der Westküste ebenso mächtig war wie die Gordons im Nordosten.

• Fear Dhùn Omhainn, John Campbell von Dunoon, war nur einer von vielen kleinen lairds des Clans, die als Vasallen Mac Cailein Mòr unterstanden, dem Oberhaupt der Campbells und Herzog von Argyll.

• Dieser residierte, und tut das noch heute, in seinem Schloss zu Inveraray (gäl. Inbhir Aora) nahe des oberen Endes des Loch Fyne (gäl. Loch Fìn) im Herzen von Argyll.

• Die Campbells waren seit jeher „Agenten der Krone“ im westlichen Hochland, und ihre Häuptlinge dadurch seit dem 17. Jh. selbst heimliche Könige des Kernlandes des gälischen Schottland…

• Zur Zeit des Siebenjährigen Krieges war John Campbell (1693-1770), der 4. Herzog von Argyll, der Mac Cailein Mòr.

• Es war jedoch der Campbell-Zweig von Barcaldine, Sliochd Phàra Bhig, „das Geschlecht Patricks des Kleinen“, die bei der Aushebung der 88. Bergschotten die maßgebliche Rolle spielten –in Gestalt Roberts von Barcaldine und Baileveolan.

• Dieser Zweig der Sìol Dhiarmaid haust traditionell auf der Halbinsel Benderloch, gäl. Meudarloch, im Norden von Argyll, und heute zur Peripherie Obans gehörend. Die gesamte Region des Herzogtums heißt Lorne, gäl. Latharna, und gehörte den MacDougalls, ehe sich Stewarts und Campbells dort ausbreiteten…

• Meudarloch ist wiederum eine regionalgälische Verschleifung von Beinn-eadar-dà-Loch, „Berg zwischen zwei Fjorden“, Loch Eitigh (Etive) und Loch Crèaran.

• Barcaldine (gäl. Am Barra Calltainn, „Haselhöhe“) liegt an der Nordküste der Benderloch-Halbinsel, die alte Residenz der Sliochd Phàra Bhig – bekannt als Caisteal Dubh, „schwarze Burg“ (aus okkulten Gründen) – etwas weiter westlich.

• Die Campbells von Barcaldine sind ein Zweig der Glenorchy-Campbells, des mächtigsten Zweiges der Argylls: sie herrschten über das nördliche Argyll und Breadalbane (Braghad Albann). So ist es nicht verwunderlich, dass Robert von Barcaldine auch seine Vettern aus Glenorchy als Offiziere anwarb.

• Von diesen soll später noch die Rede sein, zu ihnen empfehle ich meinen Aufsatz im Irland-Journal, 3.12 (Teil I), S. 64-66; 1.13 (Teil II), S. 92-95).

• Wer Robert Louis Stevensons Kidnapped (1886) und Catriona (1893) aufmerksam gelesen hat, dem werden Sliochd Phàra Bhig, oder zumindest einer von ihnen, aus einem anderen Hintergrund bekannt sein: Auch Cailean Ruadh Ghlinn Iubhar (Stevensons „Roter Fuchs“) war ein Campbell von Barcaldine…

Die Campbells von Barcaldine, der Appiner Mord (1752), die Campbellschen (88.) Bergschotten, das Régiment d‘Ogilvy und Robert Louis Stevenson

• Die Welt ist klein, erst recht im schottischen Gälentum: Cailean Ruadh, wie Colin von Glenure tatsächlich von seinen Landsleuten genannt wurde, war Robert von Barcaldines Bruder aus der zweiten Ehe ihres Vaters mit Lucy Cameron (The Peerage, 2011-13).

• Sein Neffe Patrick, der Sohn seines Halbbruders John, diente als Major ebenfalls im Campbellschen Bergschottenregiment.

• Nun grenzt die Halbinsel Benderloch im Norden an die Halbinsel Appin, bis 1746 das Land eines Stewart-Zweiges, deren Vize-Oberhaupt im November 1752 unschuldig als Initiator wegen des Gesslerschusses auf Colin Glenure gehängt wurde…

• …der mutmaßliche Mörder jedoch, der aber ebenso wenig die Tat begangen hatte, Ailean Breac Stiùbhart, diente in Frankreich im Régiment d‘Ogilvy, welches zufällig mit seinem Schwesterregiment Royal Écossois während des Siebenjährigen Krieges in Deutschland eingesetzt wurde. Mehr dazu später.

• Aus Glenorchy stammten u.a. der Fähnrich John Campbell von Auch (gäl. Achadh Innis Chalainn), am Fuße des Beinn Dòbhrain (rechts im Bild) gelegen, und der Major Archibald Campbell von Achallader, von denen noch die Rede sein wird (s.a. IJ 3.12/1.13).

• Verbündete der Campbells im zentralen und östlichen Hochland waren die Grants, deren Zweig zu Rothiemurchus (Rathaid Mhurchais) ebenfalls Offiziere und Soldaten zum 88. Regiment beisteuerte (Stewart of Garth, 1822/25 II)

• Dieser Offizier hier, Captain James Gorry, verrät selbst in anglisierter Schreibweise durch seinen Namen seine Herkunft – Sìol Ghoraidh, „Gofriđrs Saat“, ist ein Beiname des Clanranald-Zweiges in North Uist und Benbecula, vermischt mit MacDonalds von Sleat…

• …ironischerweise diente im bereits erwähnten Régiment d‘Ogilvy ein anderer Clanranald-Angehöriger aus South Uist, von dem hier noch zu hören sein wird.

•Nach der bereits erwähnten Schlacht um Dillenburg Anfang Januar 1760 ging es für die Bergschotten zunächst erst einmal wieder nach Norden, aus Hessen heraus in das Erzbistum Osnabrück, wo sie unter dem Oberbefehl General Granbys bis zum Mai jenes Jahres verblieben (Von Reden, 1805: 384-85; Lloyd & Tempelhoff, 1801: 383).•Im Mai 1760 wurde für die alliierten Truppen dann bei Fritzlar zum Sammeln geblasen. •Nachdem das Heer in zwei Teile aufgeteilt worden, und für Gen. Spörckens Teil des Heeres die Stationierung im Bistum Münster entschieden worden war, lagerte die andere Hälfte, darunter die Keithschen Bergschotten, um Fritzlar.•Bald darauf wurden Keiths Bergschotten in Utershausen bei Wabern stationiert, wo sie das temporäre alliierte Hauptquartier zu bewachen hatten. Gegen Ende des Monats traf Verstärkung für sie ein: Weitere Männer für Keith, und die Campbellschen Bergschotten.•Diese Truppenteile waren durch die Bistümer Münster und Paderborn gen Schwalm marschiert.

• Am 23. Mai wurden die Keithschen Bergschotten mit drei weiteren Bataillonen -zwei englischen und einer hessischen Grenadierbataillon – gen Frielendorf im Knüll entsandt, unter Beckwith, als Entsatz für die dort tätigen alliierten Generäle.

• Nur drei Tage zuvor hatte sich eine größere französische Streitmacht zwischen Blankenau und Lauterbach im Vogelsberg gezeigt.

• Zudem näherten sich französische Verstärkungstruppen vom Rhein.

• Frielendorf wurde das neue Hauptquartier Ferdinands von Braunschweig, doch nicht für lange…

• Die Campbellschen, und frischen Keithschen, Bergschotten lagerten gerade bei Utershausen, und harrten der Vereinigung mit ihren Landsleuten.

• Doch der Feind dräute näher von der Ohm; also zog man ihm entgegen und kampierte zu Erksdorf im Amöneburger Land, welches zwei Jahre später noch eine bedeutende Rolle in diesem Krieg spielen sollte …

• Der Erbprinz von Braunschweig, dessen Truppen am 23. Mai ein franko-magyarisches Husarenregiment gefangengenommen hatten, operierte gerade nahe Kirtorf bei Homberg/Ohm – bis leichte frz. Truppen seinem Tross schwer schadeten (Von Reden, 1805: 395-400; Schneider, 1977: 179-80).

• Schließlich hieß es für beide Hochlandregimenter, um Frielendorf und Fritzlar die Nachhut und die Feldbäckerei in der letzteren Stadt zu sichern (Von Reden, 1805: 400-07; Schneider, 1977: 180).

• Am 1. Juli trafen dort Luckner und seine Husaren als Verstärkung ein.

• Nach dem für die Alliierten siegreichen Scharmützel um Fritzlar erfuhren sie, dass die preußische Ostarmee unter dem Hugenotten Fouquet gerade vom österreichischen General Laudon geschlagen worden war (Von Reden, 1805: 407).

• Ernst Gideon von Laudon, aus deutsch-baltischer Familie in Livland stammend, war selbst schottischer Herkunft – ob die Wikipedia es nun für fiktiv hält oder nicht:

• Quellen, die älter, aber zuverlässiger sind als diese Enzyklopädie, belegen die schottischen Ursprünge seiner Familie: ein Spross der Campbells von Loudoun (gäl. Lughdan), Sir Matthew ( 1574), ging in schwedische Dienste – nicht als einziger seines Clans – während des Livländischen Krieges (1558-83), und erhielt Land im schwedisch besetzten Gebiet…(Campbell of Airds I, 2000: xiii, 9, 57; Fischer, 1902: 130).

• Im späteren k.u.k. Heer bis nach 1918 zeugte noch immer ein Fluch von diesem bedeutenden General Maria Theresias: „Himmelfixlaudohn!“ (Alexander Roda-Roda, Gregor v. Rezzori (Hrsg.), Roda-Rodas Geschichten (Hamburg: Rowohlt, 1956), ‚Die Rache eines Soldaten‘).

• Schottische Söldner im schwedischen, oder dänischen, Heer waren seit dem 16. Jh. nichts Ungewöhnliches.

• Während des Dreißigjährigen Krieges gelangten dadurch bereits schottische Gälen in deutsche Gefilde:

• Von Stettin im damals schwedischen Pommern, wo sie 1631 landeten, gelangten sie über Brandenburg, Sachsen, Thüringen und Oberfranken in pfälzische und südhessische, und später in bayerische und schwäbische Lande (Monro, 1637: Pt. II, pp. 2-5 et seq.)

• Davon zeugen heute außer der Regimentschronik des Robert Monro of Obsdale (s. Abb. Rechts, Folie 33) noch zwei Dinge:

• Das gälische Sprichwort A h-uile fear a thèid a dholaidh, gheibh e dolar o MhacAoidh, „Ein Jeder, der in der Patsche sitzt, erhält einen (bis 1628 dänischen, ab 1631 schwedischen) Reichstaler von Mackay“.

• Ein Flugblatt von 1631, welches die Landung des Mackayschen Regiments zu Stettin zeigt (s. links, und folgende Folie).

•Die meisten Männer des Mackayschen Regiments stammten aus den nördlichen Hochlanden, den Regionen Ross und Sutherland – wie auch einige der Keithschen und Campbellschen Bergschotten.•Und zu diesen werde ich nun zurückkehren…•Wer jedoch noch mehr über Mackays Regiment, und die Reaktion der deutschen Bevölkerung auf die schottischen Gälen während des Dreißigjährigen Krieges erfahren möchte, dem empfehle ich Ruffer & Zickermann, in Murdoch, 2001: 271-84.•Für diesen Vortrag hat das alte Mackaysche Regiment nur noch eine Bewandtnis, nämlich – da es später in niederländische Dienste trat – seinen Beitrag zur Entstehung der Schotse Brigade, in der sich Offiziere der Highland Volunteers von 1759-62 wie Robert Murray Keith ihre ersten Sporen verdienten (Du Toit, Oxford DNB, 2010).

• Die Schotse Brigade prägte aber auch noch einen anderen hochlandschottischen Offizier Ferdinands von Braunschweig, der jedoch nicht in den Keithschen und Campbellschen Bergschotten diente:

• Simon Fraser von Balnain (1726-77), von dessen Freundschaft mit dem ebenfalls im Stabe Ferdinands von Braunschweig dienenden Friedrich Adolph Riedesel (1738-1800), Frhr. zu Eisenbach, ich bereits im ehemals Riedeselschen Palais zu Lauterbach berichtete…(mehr dazu in Anhang C des Buchs, dt. Ausg.).

• Wie diese beiden sollten sich später, während des Amerikanischen Krieges von 1776-83, auf britischer Seite viele hessische und schottische Veteranen der deutschen Feldzüge von 1759-62 in Nordamerika wiederbegegnen. Doch das ist eine andere Geschichte…

• Diese kleine Exkursion hat nun lange genug gewährt, und es ist Zeit, den beiden Bergschottenregimentern (oder Highland Volunteers) wieder in die Kampfhandlungen von 1760 zu folgen…

• Während sich zwischen Fritzlar und Wildungen die Keithschen und Campbellschen Bergschotten wieder mit der Hauptkolonne des alliierten Heeres vereinigten, wurde die hannoversche Garnison zu Dillenburg erneut von den Franzosen hart bedrängt, und intensiv beschossen:

• U.a. auch – oh, welche Ironie! – vom franko-schottischen Régiment d‘Ogilvy! (Wienerisches Diarium, 16. Juli 1760: 2; vgl. Renouard, 1864: 438).

• Ich werde nicht umhin kommen, dieses Regiment und sein Schwesterregiment im nächsten Teil des Vortrags unter die Lupe zu nehmen…

• In den folgenden Wochen des Sommers 1760 wurden die Alliierten trotz einiger siegreicher Scharmützel zwischen Schwalm und Waldeck immer mehr aus Hessen verdrängt.

• Die verlustreiche Schlacht von Corbach am 10. Juli 1760 brachte das alliierte Heer noch mehr in Bedrängnis, als sich die drei französischen Heere unter Broglie, Chabot und Saint-Germain wenige Tage nach der Schlacht dortselbst vereinigten (Von Reden, 1805: 408-36; Lindner, 1993: 133-40; Renouard, 1864: 439-507).

• Prinz Xaver von Sachsen, der – da Preußen Kursachsen seit Kriegsbeginn besetzt hielt – mit seinen Truppen auf französischer Seite kämpfte, war ebenfalls in der Nähe (Lindner, 1993: 134; von Reden, 1805: 429-33; Renouard, 1864: 464-507).

• Selbst Kursachsen hatte, wie auch Frankreich, seit Beginn des 18. Jh. Offiziere aus inselkeltischen Regionen – allerdings eher aus Irland (s. links)…

• Broglie, Chabot, Saint-Germain und Xaver von Sachsen trieben das alliierte Heer schließlich Ende Juli 1760 über die Diemel – dort kam es jedoch am 31. Juli zur für die Alliierten siegreiche Schlacht von Warburg (Von Reden, 1805: 433-36; Renouard, 1864: 507-31; Lindner, 1993: 134).

• Warburg gilt als eine der battle honours der Keithschen und Campbellschen Bergschotten.

• Es war jedoch ein Pyrrhussieg: Kassel wurde dennoch von den Franzosen eingenommen, und das alliierte Heer musste jenseits der Diemel zuschauen…

•Ein wenig nachhaltiger Sieg war auch der glücklich verlaufende Überfall der Bergschotten, englischen Grenadiere und hessischen Chasseure auf Zierenberg, am 5. August 1760 vom neuen Hauptquartier in Warburg aus: „Die schottischen Hochländer stiegen durch die Breschen, das Schwert in der Hand, unterstützt von den Chasseure. Die englischen Grenadiere schritten in großer Ordnung, und größter Stille, voran…“ (Stewart of Garth, 1825 II: 94; meine Übersetzung). •Manche aus Not geborenen Ideen setzt man besser nie um: So verhielt es sich auch mit Ferdinand von Braunschweigs Einfall im späten September – man lagerte noch zu Warburg – eine größere Abteilung seines Heeres zum Niederrhein zu entsenden, als Ablenkungsmanöver…•…welches von vornherein zum Scheitern verurteilt war: Erstens, weil Broglie es bereits durchschaut hatte; zweitens, weil ein französisches Heer bei Halberstadt preußische und westalliierte Boten abgefangen hatte (Lindner, 1993: 138-39; Renouard, 1864: 674-75).

• Aus dem ursprünglichen Plan, Broglies Heer nach Wesel – zu jener Zeit von Frankreich besetzt – zu locken, entstand die Schlacht bei Kloster Kamp bei Moers:

• Broglie hatte statt seiner eigenen Streitkräfte de Castries‘ Truppen von Köln herauf nach Wesel entsandt; jene führten ein Verstärkungsaufgebot unter dem Marquis d‘Auvet mit sich.

• D'Auvets Männer waren von Marburg her über Dillenburg, Hachenburg und Siegburg marschiert (Savory, 1966: 263-71; Renouard, 1864: 674-75).

• Unter jenem Aufgebot waren auch die Royal Écossois und das Régiment d‘Ogilvy: so fochten bei Kloster Kamp auch Schotten gegen Schotten…

• Im Getümmel vor Kloster Kamp kam die Stunde des Archibald Campbell von Achallader:

• Wie in Donnchadh Bàn Mac an t-Saoirs Elegie verewigt, rettete er einem hohen englischen Offizier das Leben:

• Ann an latha blàr Champain / Nuair a bhuail an tacaid an Seanalair / Chaidh a lot anns an àraich / 'S dh‘ fhàg càch ag call fola e. / Thug thu a mach e air ghiùlan / 'N àm suidhe na cùirte / 'S gach aon chùis b‘ e do charaid e.

• „Am Tage der Schlacht von Kampen / Als die Kugel den General traf / Er im Felde verwundt‘ ward / Und jedermann ihn blutend zurückließ / Da schlepptest Du ihn fort / Als das Tribunal tagte / War er in jeder Sache Dein Freund“ (Meine Übersetzung; Verse in: Calder, 1912).

• Bald danach wurde Archibald von Achallader für diese Heldentat vom Hauptmann zum Major befördert, doch daran sollte er sich nicht allzu lange erfreuen können…

• Nach dem Schlamassel von Kloster Kamp, und dem für die Alliierten nicht sonderlich glücklichen Winterfeldzug von 1761 (mehr dazu im nächsten Abschnitt) kam für Letztere wieder eine Wende zum Positiven mit der Schlacht von Vellinghausen am 16. Juli 1760.

• Allein, für Archibald von Achallader sollte es die letzte Schlacht sein:

• 'S e là Phealan-Hùsain a rinn an diùbhail gu h-ath-ghoirid / Nuair a thuit an comanndair / A b‘ àird air na fearaibh ud / Air a‘ phiocaid a bha thu / Os cionn chàich fhuair thu barantas / Ann an onair na rìoghachd / 'S an rìgh fhad 's a bu mhaireann thu.

• „Es war der Tag von Vellinghausen, der Unglück bracht‘ in kürzester Zeit / Als der Kommandant fiel, der am höchsten über jenen Männern stand / Auf Wache warst Du / Über allen erhieltest Du die Empfehlung / Zu Ehren des Königreichs / Und des Königs, so lange Du lebtest.“ (Meine Übers., Original in Calder, 1912: 126, Z. 49-56).

• Archibald Achalladers Vetter Patrick aus der Barcaldine-Linie hingegen, dessen Teilnahme an der Schlacht sogar in Burke‘s Peerage erwähnt wird, kam davon und wurde „nur“ verwundet – wie später auch an der Brücker Mühle. Doch Gemach, Gemach…

• Nach weiteren gewinnbringenden Operationen der Alliierten, vor allem der Highland Volunteers, als auch der leichten Infanterie Riedesels und Frasers von Balnain, zwischen Reinhardswald und Weserbergland kam es schließlich am 24. Juno 1762 zum Paukenschlag, der den Alliierten den Weg zurück nach Hessen ermöglichte: Der Schlacht von Wilhelmsthal.

• Zuvor, am Anfang des Jahres 1762, hatte es bereits weiter östlich eine bedeutende Wende im Verlaufe des Krieges gegeben: Zarin Elisabeth war verschieden, und ihr Neffe und Nachfolger Peter III. – ein glühender Verehrer Friedrichs II. – schloss Frieden mit dem Letzteren und beendete das Bündnis mit Österreich.

• Gleichzeitig hatten die Franzosen wichtige Stützpunkte in Indien an die Briten verloren – doch um so hartnäckiger wurden sie in Deutschland (Reid, 2010: 5; Koch & Crichton, 1839: 147; Lloyd & Tempelhoff, 1801, vol. 6: 3-4).

• Der Sieg bei Wilhelmsthal setzte sich fort in der zweiten Schlacht am Lutterberg am 23. Juli 1762. Und wieder lagerten die Bergschotten um Fritzlar, wie zuletzt Anfang Juli zwei Jahre zuvor.

• Von dort aus operierten sie bereits an der mittleren und unteren Fulda, zwischen Knüll, Melsunger Höhen und Söhrewald, bis hinunter nach Rotenburg (Lloyd & Tempelhoff, 1801: 270; Von Reden, 1806: 164-65).

• Anfang August 1762 dann lagen die Bergschotten und ihre alliierten Mitregimenter vor Melsungen wie eingangs beschrieben.

• So schließt sich hier vorerst ein Kreis, und der nächste Abschnitt gehört den schottischen Gälen auf französischer Seite und deren Feldzüge 1760-61 bis zur Schlacht von Vellinghausen…

• Zuerst treten die Royal Écossois und das Régiment d‘Ogilvy 1760 in Erscheinung.

• Es mutet an, als hätten die Bourbonen „ihre“ Schotten als Reaktion auf die Highland Volunteers zum Einsatz gebracht…

• …doch beide schottische Regimenter gehörten zur Brigade Irlandaise – wohl wegen der engen Verwandtschaft, und weil…

• …es sich auch bei den Offizieren und Soldaten der hibernofranzösischen Regimenter hauptsächlich um exilierte Jakobiten (Stuarttreue), sowie deren unmittelbare Nachfahren, handelte (O‘Callaghan, 1870: 38-45).

• Frankreich und Schottland waren um die Mitte des 18. Jh. bereits seit mehreren Jahrhunderten Verbündete getreu dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“

• Das Bündnis aus den Tagen der schottischen Eigenständigkeit hieß im Lowlandschottischen die Auld Alliance.

• Schottische Söldner in französischen Diensten sind bereits seit dem 15. Jh. belegt.

• Selbst nach dem offiziellen Ende der alten Allianz wurde noch für King Lewie rekrutiert – vor allem zur Zeit der Jakobitenaufstände des späten 17., und frühen 18. Jh.

• Im August 1744 wurden die Royal Écossois (korrekte prä-revolutionäre Schreibweise) gegründet, nach der Niederlage des letzten Jakobitenaufgebots des Bliadhna Theàrlaich aus dem Hochland 1746 wurde ein Jahr darauf im französischen Exil des jakobitischen Earls von Airlie das Régiment d‘Ogilvy gegründet.

• Zudem existierte nach dem 1745er-Aufstand kurzzeitig das Régiment d‘Albanie des Donald Cameron von Lochiel, welches 1748 nach dessen Tod aufgelöst wurde.

• Diesem Regiment gehörte Niall MacEachainn (1719-88) anfänglich an (MacDonald & MacDonald, 1896: 249).

• Die Soldaten jenes kurzlebigen Regiments wurden umverteilt auf die verbliebenen zwei frankoschottischen Regimenter…

• …die ihre letzte große Rolle während des Siebenjährigen Krieges in Deutschland spielen sollten.

• Gründer der Royal Écossois war der jakobitische Herzog von Perth, Lord John Drummond (c. 1714-47), An Druimeanach Mòr für seine gälischsprachigen Clansleute (Pittock, Oxford DNB, 2004).

• Das Regiment trug die Nummer 123.• Die meisten schottischen Soldaten

des Regiments stammten aus den Landen des Drummond-Häuptlings, also den südlichen Trossachs (gäl. Na Tròiseachan, „Furtstein-Hügeln“, im heutigen Stirlingshire, und westlichen Hochland von Perthshire (Pittock, 2004).

• Ironischerweise stammten nicht wenige Soldaten der Keithschen Bergschotten aus den gleichen, oder den unmittelbar benachbarten Regionen…

• Manche Männer entstammten auch dem nördlichen zentralen Hochland, aber das Ogilvysche Regiment war noch etwas durchwachsener.

• Die Männer des Régiment d‘Ogilvy (No. 133) stammten nicht nur aus den Hochlanden von Angus, dem heimatlichen Gebiet ihres Gründers, David Ogilvy (1725-1803), des ältesten Sohnes des fünften Earl von Airlie, gäl. Iarla Iarlaidh.

• Manche der Männer stammten auch aus dem westlichen Hochland, und von den Hebriden.

• Im Folgenden werde ich die illustresten Personen dieser Regimenter vorstellen.

• Kurz vor der 1745er-Rebellion, gäl. Bliadhna Theàrlaich, diente in den Royal Écossois der gälische Poet und Pfeifer Iain Ruadh Stiùbhart (1700-52) aus Cnoc Chinn Càrdainn im Tale des Spè. Als heroischer und musisch und poetisch begabter Mensch diente er als Vorbild für ebendiese Seiten von Robert Louis Stevensons schillernder hochlandschottischer Romanfigur Alan Breck Stewart (Kidnapped).

•Der historische Ailean Breac Stiùbhard jedoch entstammte einem Seitenzweig der Stewarts von Appin zu Inverchomrie in Rannoch (gäl. Bràighe Rainich, „Hochfläche des Farns“), und wurde im Hause seines Onkels James von Aucharn und Glenduror ( 1752), gäl. Seumas a‘ Ghlinne, nach altgälischer Sitte als Ziehsohn erzogen (Nicholson, Oxford DNB, 2006).•Seit 1746 im französischen Exil, rekrutierte er bis 1752 in seiner Heimat für das Régiment d‘Ogilvy (Reid, 1997: 59; Nicholson, 2006).•Nachweislich diente Ailean Breac noch 1754 in diesem Regiment: Das bezeugt ein Brief seines Möchtegern-Häschers James MacGregor an seine Auftraggeber. Ailean Breac galt nach der Hinrichtung seines Onkels noch immer als der Hauptverdächtige im Appiner Mordfall (MacGregor,, 1898: 439-40; Mackay, 1912: 129; Calder, 1912: 496).•MacGregor, genannt Seumas Mòr, der Klügere und Tückischere der beiden missratenen Söhne des berühmten Rob Ruadh (1671-1734), folgte Ailean Breac bis nach Frankreich, um ihn dingfest zu machen und seine eigene Begnadigung zu erwirken.•Stevenson verarbeitete jenes glücklose Unterfangen in seinem zweiten David-Balfour-Roman Catriona (1893). •Durch Stevensons Verklärung des Ailean Breac, und seine charakterliche Verschmelzung desselben mit Iain Ruadh Stiùbhard geht vergessen, dass Ailean Breac nicht von Anfang an auf jakobitischer Seite kämpfte (Nimmo, 2008).

•MacGregors unmittelbarer Auftraggeber war Captain Duncan Campbell von der Stadtwache zu Edinburgh, ein Spross der Campbells von Auchlyne am Loch Tay – der spätere Vorgesetzte des erwähnten Poeten Donnchadh Bàn (1724-1812), Verfasser der Elegie für Campbell von Achallader ( 1761).•Donnchadh Bàn war es auch, der die Elegie auf Cailean Ruadh Ghlinn Iubhar verfasste – jener war sein Milchbruder – in der er ebenfalls Ailean Breac als Mörder bezichtigte. •Ebenfalls verfasste er später ein Loblied auf Duncan Campbell von Auchlyne (Calder, 1912: 496).•Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Ailean Breac am Deutschlandfeldzug seines Regiments teilgenommen hat. Noch vor der Schlacht von Kloster Kamp im Oktober 1760 half es im späten Juno jenes Jahres bei der französischen Belagerung, und darauffolgenden Rückeroberung Dillenburgs…(Wienerisches Diarium, 16/07/1760: 2; Renouard, 1864: 438).

• Wer mit Sicherheit dabei war, war Niall MacEachainn (1719-88), Spross eines Clanranald-Zweiges zu Howbeg (gäl. Tobh Beag) auf South Uist (MacDonald & MacDonald, 1896: 239-40, 249).

• Sein volles Patronym lautete Niall Mac Eachainn Mhic Sheumais, doch in Frankreich nannte er sich MacDonald, waren doch die Clanranalds ein einst mächtiger Zweig des großen Clan Dòmhnaill.

• Im späten 18. Jh. nahmen alle in Uist verbliebenen Adligen der MacEachainn-Sippe den formelleren Nachnamen MacDonald an (MacDonald & MacDonald, 1896: 250), doch zu Drimsdale (gäl. Dreumasdal) bei Howbeg gibt es noch immer MacEachens.

• Niall, ein ehemaliger Seminarist des Collège Écossois zu Douai, war in französischen Diensten während der letzten Jakobitenrebellion als Geheimagent tätig, zuerst getarnt als Tutor der Clanranald-Sprösslinge in South Uist, später als Diener der berühmten Flora MacDonald (1722-90), gäl. Fionnghal NicDhòmhnaill – dabei war er deren Vetter…

• Die berühmte Flucht des Prinzen im Boot mit Flora o‘er the Sea to Skye, berühmt von sämtlichen shortbread-Dosen – sie war arrangiert von Niall MacEachainn.

• Er war mit dabei, ebenso wie anfänglich ein irischer Jakobitenoffizier, Captain O‘Neill. Und er wurde nach der Landung auf Skye und der geglückten Flucht des Prinzen mit verhaftet – O‘Neill bereits in South Uist (Albemarle, Milton & Terry, 1902: xlvi, 409).

• 1747 mit seiner Cousine und vermeintlichen Herrin aus dem Tower entlassen, ging er zurück nach Frankreich, wo er nach der Auflösung des Régiment d‘Albanie in das Régiment d‘Ogilvy eintrat.

• Im gleichen Jahre trat Niall, der sehr gebildet war, als gälischer Poet in Erscheinung, mit einem Lied, dass er dem Jungen Prätendenten widmete, Òran don Phrionnsa:

• Thugadh ochan! air falbh mi bho Eilean mo ghràidh / Gu dol suas dh‘ ionnsaidh Lunnainn gu‘m chrochadh gun dàil / Airson gun d‘ thug mi furtachd do Theàrlach an àigh / Gus am faigheadh e ann an tèaruinteachd 'null thar sàil!

• Bha Fionghal, Nighean Raonuill, a daonnan rim‘ thaobh / Chum mo stiùireadh le gliocas, 's le misnich ro thrèin / Bha i deas agus dìleas a dhlonadh an laoich / 'Bha gun charaid cho dian rith 'n àit eile fo ‘n ghrèin!

•A nis fhuair sinn ar saorsa o dhaorsa na truaigh / Chum gu 'm pill sinn air ais dh‘ ionnsaidh Eilean ar breith / 'S thugadh cliù do ‘n Oigh mhaisich nach comas a luaidh / leis an fhilidh a 's ealant‘ gu seinn as a leth!

•Chaidh sinn cuideachd air falbh, 's thàin‘ cuideachd air ais / Ann an carbad ceithir chuidh 'leach 's dà chaigeann each / Is tha aoibhneas is gleadhraich 's ceòl-fhuaim nach 'eil tais / A‘ toirt suaimhneis is spionnaidh do 'n chridhe aig gach neach!

•Thug am Prionnsa an Fhraing air, ach chithear e rìs / Dhruideadh mach às an tìr e, ach leanar a cheum / 'S bidh Niall MacEachainn MhicSheamais a rìs fo chìs / Mur grad-ghreas e gu Teàrlach / na ruith is na leum / Ochan! Fhionghail, Nighinn Raonuill, gu 'm b‘ eutrom do cheum, / Dol a dh‘ fhaicinn do Theàrlaich a 'r àrdach‘ mar rìgh! / 'S a chur fàilt air d‘ a lùchairt, le chrùn-òir nan seud / Is e 'riaghladh na rìoghachd, le ciùineas 's le sìth!

•„Ich ward‘, o weh! fortgebracht von der Insel meiner Lieb‘ / Um hinauf gen London zu fahren, mich zu hängen sogleich wie ein Dieb / Weil ich zu Diensten war Charles von der Freud‘ / auf dass er gelangte jenseits des Meeres in Sicherheit! "

•„Flora, Ronalds Tochter, war stets an meiner Seit‘ / mich zu leiten mit ihrer Klugheit und großen Tapferkeit / war sie zum Aufrichten des Helden stets getreulich bereit / der einen Freund wie sie so wacker nicht hatte weit und breit!“

• „Nun erhielten wir unsere Freiheit aus der Kerker Elend / So dass wir heimkehren konnten zur Insel uns‘rer Geburt behend‘ / Und gepriesen ward die strahlende Jungfrau droben, / die kein Dichter noch so begabt / ausreichend vermag zu loben!“

• „Gemeinsam gingen wir fort, / gemeinsam kehrten wir zurück / in der vierrädrigen Kutsche mit Gespann an Pferden vier Stück / Und mit Freude und viel Sang und Klang / die Herzen erfüllend und erweckend die ganze Reise lang!“

• „Der Prinz ging nach Frankreich, doch wird er kehren wieder / Man jagte ihn aus dem Lande, doch seine Sach‘ hat noch Mitglieder / Und Niall, der Sohn des Eachann, des Sohnes James‘, wird unterworfen werden auf‘s Neu / wenn er nicht eiligst zu Charles gelangt im Sauseschritt mit Springerei. / Weh mir! Flora, Tochter Ronalds, leichtfüßig sei Dein Schritt / Wenn Du zur Erhöhung Deines Charles zum König kommst mit! / Um ihm zu huldigen in seiner Glorie, seiner reichverzierten Kron‘ / Das Königreich regierend in Ruh‘ und Frieden von seinem Thron!“ (MacDonald, 1900: 104-07; meine Übersetzung).

• Von den in diesem Lied gestellten Erwartungen sollte sich bekanntlich nichts einstellen, stattdessen verlor Charles Edward Stuart gar die Gunst der Bourbonen, und Niall MacEachainn zog 1760 mit seinem Regiment in den Krieg nach Deutschland.

• Der nächstgrößere Einsatz nach Dillenburg für die Royal Écossois und die Ogilvies war Anno 1760 natürlich die Schlacht bei Kloster Kamp, wo sie erstmals ihren Landsleuten von den Keithschen und Campbellschen Bergschotten gegenüberstanden.

• Hier stellt sich nun eine philosophische Frage im Falle des Ailean Breac und des jungen Patrick Campbell von Barcaldine: Wenn Allan Stewart von Inverchomrie tatsächlich zugegen war in den Reihen der Ogilvies, hätte Patrick von Barcaldine in ihm den mutmaßlichen Mörder seines Onkels Colin erkannt? Immerhin hatte er ihn, im Gegensatz zu seinem Vater und Colins anderem, älteren Neffen Mungo, nie zuvor gesehen…

• Doch Ailean Breac fiel weder vor Kloster Kamp, noch bei Vellinghausen, der nächsten und letzten Schlacht, in der die Schotten Louis‘ XV. und die Bergschotten Ferdinands und Granbys aufeinander treffen sollten…Vorher jedoch hatten die Frankoschotten noch die Verteidigung Marburgs gegen die Alliierten zu bestehen.

• Ähnlich wie im Falle des gescheiterten Ablenkungsmanövers am Niederrhein war der geplante alliierte Angriff auf Marburg früh am 14. Februar 1761 schon vorzeitig verraten worden, diesmal durch entflohene Gefangene aus unterwegs gesprengten französischen (und kaiserlichen?) Patrouillen (Kolbe, 1880: 41-42; Lindner, 1993: 174; MacLean, 1990: 71; Susane, 1853: 327-28).

• So kam es, dass die alliierte Abteilung unter Breidenbach, von Norden her kommend (von Brilon im Sauerland), das Wehrdaer Tor und die Palisaden rings umher und davor wohlbemannt vorfand – von der Brigade Irlandaise, inklusive der beiden frankoschottischen Regimenter.

• Letztere waren noch am Vorabend aus Gießen – wo sie überwintert hatten – nach Marburg getrommelt worden, wo die hibernofranzösischen Regimenter Dillon und Bulkley bereits postiert waren. Dort waren sie zu Beginn der Schlacht an der Elisabethenmühle und auf dem ebenfalls nach der Stadtheiligen benannten Wehrdaer Tor aufgestellt (Kolbe, 1880: 40; O‘Callaghan, 1870: 593-94).

• Damit waren sie der hauptsächlich aus Hessen und Hannoveranern bestehenden alliierten Abteilung überlegen, die sich aufgrund der engen Tallage nicht schlachtengünstig ausbreiten konnten – sie mussten im Gänsemarsch angreifen…

• So liefen die Alliierten in einer statt mehreren Reih‘n geradewegs in die französischen Salven hinein, und Breidenbach fuhr es fatal in‘s Gebein…(Kolbe, 1880: 41-42; Lindner, 1993: 174; MacLean, 1990: 71).

• Schon kurz darauf wurde General Breidenbach, den Herren von Breidenstein im unteren Tal der Perf bei Biedenkopf entstammend, ein Opfer der Leichenfledderer.

• Der Kommandant der französischen Garnison Marburgs ließ ihn jedoch mit allen ihm zustehenden Ehren bestatten. Er liegt in der Stadtkirche, doch auch am Elisabethbrunnen nahe des Wehrdaer Tores – wo seine entkleidete, im doppelten Sinne mitgenommene Leiche aufgesammelt wurde – erinnert noch heute eine Tafel an ihn (Kolbe, 1880: 41).

• Es ist eine interessante Ironie der Geschichte, die den Kommandanten der Royal Écossois nach Marburg verschlug, der Stadt der hl. Elisabeth…

• Elisabeth entstammte durch ihren Vater, Andreas II. von Ungarn, dem dortigen Herrscherhaus der Árpáden (855-1301).

• Lord Louis Drummond von Melfort, Befehlshaber der Royal Écossois sowie der ganzen irischen und schottischen Regimenter Frankreichs in Marburg, entstammte durch den Gründer seines Clans ebenfalls den Árpáden:

• Laut den Europäischen Stammtafeln ging Győrgy, ein Sohn Andreas‘ I. von Ungarn, AD 1055 mit Margaret, der späteren Gemahlin des Calum Ceann Mòr, nach Schottland, wo sie Königin – und später auch Heilige – wurde (ES, 1984: II 153-55).

• Dort wurde er mit den Ländern von Druimean, „kleiner Bergrücken“, angl. Drymen , am Südrand der Trossachs, belehnt.

• Sein Sohn Muiris Druimeanach mac an Ungaraich gilt als der erste Drummond. Doch erst dessen Nachfahre im 18. Jh. sollte Marburg sehen…

• Heute befindet sich zufällig vis-à-vis der Elisabethenmühle zu Marburg, wo die Frankoschotten und Hibernofranzosen am 13.-14. Februar 1761 stationiert waren, Molly Malone‘s Irish Pub, wo man abends am 29. Mai 2013 wiederauferstandenen Royal Écossois-Grenadieren, deren Frauen und einem gälisierten oberhessischen Autor beim Zechen zuschauen konnte…

• Ailean Breac wäre dabei gewesen, und Niall MacEachainn hätte ebenfalls mitgefeiert – talentierter Fiedler, der er war (MacDonald, 1900: 106; cf. MacLean, 1990).

• Im Geiste feierten diese beiden ja auch mit, wobei Niall zu Marburg nicht zum ersten Male gefeiert wurde…

• Eineinhalb Jahre vor der Erscheinung von From Breadalbane to Brucker Muhl erschien Niall MacEachainns Geist zum ersten Male in Marburg nach genau 250 Jahren, und zwar im Körper unseres pipers heute abend, im Rahmen des Folk Club Marburg.

• Doch auch in seiner Heimat Uist wird seiner noch gedacht…

• Nach der für die Alliierten sieg-, als auch verlustreichen Schlacht von Vellinghausen, nach der die Royal Écossois geschlossen in Gefangenschaft gingen, wurde es erst einmal wieder still um Niall MacEachainn, und um Ailean Breac gleich gar.

• Auch der Friedensschluss zu Paris von 1763 brachte Niall wie vielen anderen Schotten im Dienste Louis‘ XV. kein Glück:

• Ihre Regimenter wurden aufgelöst, und vernachlässigt von den Bourbonen als auch vergessen von den Stuarts, mussten sie ein kärgliches Dasein fristen, so sie sich nicht dem schottischen Leibgarde der Bourbonen anschließen konnten – die ab 1789 dem Revolutionsterror zum Opfer fiel, und damit auch sämtliche Dokumente Nialls, die sein Freund, der Gardekorporal MacNab, für ihn aufbewahrte…

• Mit einer mageren Pension von 300 Livre (etwa € 2700) jährlich musste er sich begnügen. Die Frau, die er noch zu St Omer kennenlernte und dann ehelichte, bevor er sich später zu Sancerre auf Einladung des ebenfalls exilierten Lord Nairne niederließ, war selbst mittellos.

• Doch 1765 zu Sedan, wo sie bis zu ihrer Trennung lebten, gebar sie ihm einen Sohn, von dem man noch hören sollte: Étienne Jacques Alexandre (MacDonald, 1900: 106-07; MacDonald, Rousset & Simeon, 1892 I: 124-26).

• Dieser machte Karriere als einer von Napoleons fähigsten Marschällen, der selbst den Sturz des Empereurs überleben, und sowohl seinen Rang, als auch seinen neu erworbenen Adelstitel (Herzog von Tarent) behalten sollte, le Maréchal MacDonald…

• 1825 besuchte er die Heimat seiner Ahnen, und noch lebenden Verwandten, die er alle in Französisch und gebrochenem Gälisch ansprach (MacDonald, 1900: 106; MacDonald, Rousset & Simeon, 1892 I: 122; MacDonald, Hache & Stiùbhart, 2007).

• Dort wurden Vater und Sohn am Vorabend des Maientages 2010 im Beisein des französischen Konsuls zu Edinburgh geehrt. Passend dazu spielte ein Pfeifer aus dem Festland-Territorium der Clanranalds, Iain MacDonald aus Glenuig in Moidart (s. links).

• Hiermit nun endet der Blick auf die schottischen Gälen auf der Gegenseite, 1760-61, und ich kehre zurück zum Spätsommer 1762 und den Highland Volunteers…

• Am 17. August 1762 waren plötzlich alle französischen Lager in Niederhessen verschwunden, nur eine Garnison hatten sie en cas de retour hinterlassen.

• Bereits am 16. August hatten sie Göttingen geräumt.

• Ferdinand von Braunschweig ließ vier starke Kontingente um Kassel zur Wacht, Granby und seine Mannen lagerten nun bei Rotenburg.

• Am 20. August schlossen sich Granby und seine Truppen, inklusive der Bergschotten, erzog Ferdinand an.

• Jener marschierte von seinem neuen Hauptquartier zu Homberg/Ohm auf Schwarzenborn im Knüll.

• Bei Niederaula lagen die Truppen des Generals Stainville, diese sollten Granbys Männer in Schach halten.

(Von Reden, 1806: 209-12; Lloyd & Tempelhoff, 1801: 281-82; Schneider, 1977: 185).

• Ab 22. August verfolgten Ferdinand von Braunschweig und Granby General Stainvilles Streitmacht vom Knüll in den Vogelsberg bis hin zur Wetterau. Stainville und seine Truppen wählten den Weg durch das obere Fuldatal, die Alliierten marschierten parallel durch das Hochland Oberhessens…

• Der Vogelsberg – einst selbst keltisches Siedlungsgebiet – erlebte Inselkelten nicht zum ersten Mal, zogen doch im frühen Mittelalter schon, als die Region samt der Rhön noch der fränkische Gau Buchonia war – gälische Wandermönche durch seine Hochtäler…(s. meine MA hons-Arbeit, 2001-02, et al).

• Von der Umgebung der Burg Herzberg, durch Schlitz und Lauterbach, zogen Ferdinand und Granby samt den Bergschotten über den Hoherodskopf nach Ulrichstein, wo sie am 26. August kampierten.

• Von dort zogen sie am folgenden Tage hinüber nach Schotten, wo Herzog Ferdinand am 28. sein neues Hauptquartier aufschlug.

• Währenddessen waren Stainville und Guerchy von Fulda gen Büdingen vorgerückt, höchstwahrscheinlich über den Bergwinkel und Schlüchtern ins Tal der Kinzig (Von Reden, 1806: 212-19; Lloyd & Tempelhoff, 1801: 282-83; Schneider, 1977: 185).

• Das Hauptquartier Ferdinands zu Schotten währte bis zur Schlacht am Johannisberg bei Nauheim und Butzbach am 30. August 1762.

• Während jenen Tagen waren die Bergschotten in der Breungeshainer Heide stationiert (Von Reden, 1806: 212-19; Lloyd & Tempelhoff, 1801: 282-83; Schneider, 1977: 185), die sie sehr an zuhause erinnert haben muss – wenigstens die Hochländer aus Strathspey, Mar und der Garioch, vielleicht auch die aus Breadalbane…

• Die Stadt Schotten heißt nicht von ungefähr so, sondern weil sie von den bereits erwähnten gälischen Wandermönchen gegründet wurde, als kleine Kolonie ihres Klosters nahe Straßburg (Koehler, 2002; Trautwein, 1993: 151-62; Gougaud, 1923: 21; Werner, in Löwe, 1984: I 297).

• In der Nähe Schottens befindet sich jedoch noch eine andere Stadt mit indirekten schottischen Verknüpfungen, über den geschassten Jungen Prätendenten – die Niall MacEachainn vielleicht interessiert hätten…

• Gedern, im Niddertale am Südhange des Vogelsbergs gelegen, ist der Stammsitz des fürstlichen Hauses Stolberg-Gedern.

• Eine Stolberg-Gedern, durch den französischen Heeresdienst ihres Vaters in Brabant in den spanischen Niederlanden geboren wurde, Louisa (1752-1824), war die einzige und letzte Gemahlin Prinz Charles Edward Stuarts (1720-88) – zu einer Zeit, als er weder bonnie Prince, noch a Young Pretender war…(Nicholson, Oxford DNB, 2004; Merzdorf, 1875).

• Au contraire – er war schon ein verbitterter, alternder fetter Trunkenbold, der seine schöne Frau aus oberhessischem Uradel misshandelte…bis sie ihm mit dem italienischen Maler und Poeten Alfieri (1749-1803) entlief.

• Während die Bergschotten noch in the bonnie braes of Breuncheshaa im oberen Niddatal lagerten, waren Luckners Husaren bereits in das untere Niddertal südlich Gederns vorgerückt.

• Das untere Niddatal wiederum war besetzt von Baurs Husaren, ebenfalls dem alliierten Heer angehörig.

• Der Feind war nicht allzu weit entfernt – Guerchy lag in Windecken, und Stainville in Vilbel.

• Etwas weiter westlich, zu Nauheim am Johannisberg, lag Condé – dessen Vereinigung mit Guerchys und Stainvilles Truppen galt es nun zu verhindern:

• Daraus entstand die Schlacht am Johannisberg am 30. August 1762 (Von Reden, 1806: 219-21; Lloyd & Tempelhoff, 283-85; Schneider, 1977: 185; Szabo, 2008: 410-11).

• Die Schlacht am Johannisberg wurde zum erneuten Desaster für die Alliierten – weder konnten sie die befürchtete Vereinigung der französischen Heere verhindern, noch ihre Stellung in der Wetterau dauerhaft halten.

• Unmittelbar nach der Schlacht zogen die Bergschotten – die nicht daran teilnahmen - von der Breungeshainer Heide in ein neues Lager bei Betzenrod westlich oberhalb Schottens.

• Bald darauf jedoch wurden sie in die nahe Wetterau berufen, zuerst das Tal hinab nach Nidda.

• Mit anderen Einheiten aus Granbys Reserve besetzten sie die Niddaer Höhen, kurz darauf hieß man sie das untere Nidda- und Niddertal zu patrouillieren.

• Luckners Husaren lagen derweil zu Butzbach, General Freytag war von Gedern nach Ortenberg gezogen.

• Als deutlich wurde, dass die Franzosen am alliierten Heer vorbei auf deren Marschroute von 1760 gen Kassel ziehen wollten, beschlossen die Alliierten, die Ohmlinie und die Täler von Wetschaft und Wohra zu befestigen, um den Weg nach Norden zu versperren

(Von Reden, 1806: 219-21; Lloyd & Tempelhoff, 1801: 285-86; Schneider, 1977: 185; Szabo, 2003: 410-11).

• Nachdem die ersten alliierten Truppen- und Versorgungsverbände bereits nordwärts gezogen waren, marschierten Granby und seine Truppen inkl. der Bergschotten wieder über Schotten und Ulrichstein auf Homberg/Ohm.

• Ab dem 11. September 1762 hatten alle alliierten Truppenverbände ihre Stellungen an Ohm und zwischen Amöneburg und Burgwald bezogen.

• Die Bergschotten lagerten zuerst bei Maulbach oberhalb Hombergs, dann zogen sie mit dem Rest von Granbys Reserve gen Stausebach an der unteren Ohm.

• So harrten sie der nächsten Schlacht – es sollte die letzte werden…

(Von Reden, 1806: 224-41; Lloyd & Tempelhoff, 1801: 286; Schneider, 1977: 186).

• Diese letzten Tage vor dem 21. September 1762 waren das Vorspiel zur Schlacht an der Brücker Mühle.

• Diese sollte die bislang blutigste und verlustreichste, aber auch die entscheidendste werden.

• Bis zum 13. September lagerte Ferdinand von Braunschweig zu Schweinsberg, dann zog er – wie Granby – näher zur Ohmmündung.

• Granby jedoch ließ schwere Garnisonen auf die Burgen zu Homberg und Schweinsberg setzen.

(Von Reden, 1806: 224-41; Lloyd & Tempelhoff, 1801: 286; Schneider, 1977: 186)

• Die Alliierten hatten die Ohmlinie so befestigt, dass die Franzosen nach der durch Hochwasser missglückten Überquerung der oberen Lahn bei Gossfelden nur noch an der Amöneburger Ohmbrücke eine Chance zum Durchbruch sahen.

• Diese war – gleich der dort liegenden Stadtmühle – ebenfalls befestigt, die Mühle jedoch war, wie die Stadt Amöneburg, kurmainzisch und daher Feindesland bzw. verbündetes Gebiet aus frz. Sicht…

• Trotz französischen Geschützfeuers, und Gewehrfeuers von der Mühle her, hielten die Alliierten die Brücke – gegen 15:00 am 21. September 1762 wurde sie von den Bergschotten gehalten.

• Die von der englisch-deutschen Légion Britannique verteidigte Veste Amöneburg konnten die Alliierten jedoch nicht halten…

(Lloyd & Tempelhoff, 1801: 286-87; von Reden, 1806: 241-49; Schneider, 1977: 186; Szabo, 2003: 410-11).

• Bei der erbitterten Schlacht um die Ohmbrücke verloren die Bergschotten Major Alexander MacLean von Keppernach (* 1734) aus Caithness, verewigt von Rob Donn MacAoidh (1714-78), dem Barden der nördlichen Hochlande, in einer Elegie:

• „Den Schaden, den Ihr fühltet, o Poeten, / In allen Orten, ist, dass Ihr stumm seid / Ohne Euer Talent dafür zu verwenden / Auf die Besten Eurer Gälen: / Nachricht erhielten wir aus England, / Dass einen Helden in Deutschland wir verloren, / den jungen Major MacLean, / Dessengleichen im Heere rar ist.“ (Mackay, 1871: 91-93; meine Übersetzung).

• Die Bergschotten blieben noch in ihrem Lager nahe Homberg, wohin sie am 26. September, nach drei Tagen zwischen Amöneburg und Kurmainzisch-Allendorf wieder befohlen worden waren.

• An den weiteren Kampfhandlungen wie der alliierten Belagerung und Einnahme von Ziegenhain und Kassel hatten sie keinen größeren Anteil mehr, dennoch blieben sie bis unmittelbar nach dem Waffenstillstand im Brücker Wirtshaus am 15. November.

• Am 17. November 1762 kehrten die Bergschotten, wie die meisten alliierten Truppenverbände, in die Heimat zurück.

• Sie wurden zu Willemstad in den Niederlanden eingeschifft, und landeten zu Tilbury Fort bei London.

• Auf dem Rückmarsch nach Schottland – für Keiths Regiment nach Perth, für Campbells nach Linlithgow – wurden sie in Derby sehr freudig begrüßt und gefeiert, weil sich die jakobitische Hochlandarmee 1746 dort so gut betragen hatte: Was wohl die Royal Écossois und die Ogilvies dazu gesagt hätten?

(Seip, 1756-63: 461-62; von Reden, 1806: 249-66; Lloyd & Tempelhoff, 1801: 287-89; Schneider, 1977: 186-92; Szabo, 2003: 411; Stewart of Garth, 1825 II: 90-94, 99-101).

Primärquellen:•Albemarle, William Anne Keppel, Lord Andrew Fletcher Milton and Charles Sanford Terry (ed.). The Albemarle

Papers: Being the Correspondence of William Anne, Second Earl of Albemarle, Commander-in-Chief in Scotland 1745-47. Vol. II. Aberdeen: New Spalding Club, 1902. •Garth, David Stewart of. Sketches of the Characters, Manners, and the Present State of the Highlanders of Scotland: with Details of the

Military Service of the Highland Regiments. Vols. I-II. Edinburgh: Archibald Constable, 1822 (1825).•Lloyd, Henry und Georg Friedrich Tempelhoff. Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Deutschland zwischen dem König von

Preußen und der Kaiserin Königin mit ihren Alliierten. Vols. 3-6 (1759-62). Berlin: Johann Friedrich Unger, 1801.•Reden, Johann Wilhelm von. Feldzüge der Alliierten Armee in den Jahren 1757 bis 1762. Nach dem Tagebuche des Generaladjutanten,

nachmaligen Feldmarschalls von Reden. Herausgegeben von Wilhelm August von der Osten, Oberster. Erster bis dritter Theil. Hamburg: B.G. Hoffmann, 1805-06.•Rousset, Camille (Hrsg.). The Recollections of Marshal MacDonald, Duke of Tarentum, translated by Stephen Louis Simeon, vol. I. London: Richard Bentley and Son, 1892.•Seip, Georg. Farmer at Hermershausen by Marburg (1686-1768). Tagebuch 1756-63. Hessisches Staatsarchiv Marburg (StAMR) – Handschriften: H 181d. Transkription höflicherweise erstellt von Heinrich Klingelhöfer, Lokalhistoriker und Genealoge, Gladenbach-Erdhausen.

Journale und Zeitungen:•Kimber, Isaac and Edward. The London Magazine, or Gentleman's monthly intelligencer, vol. 30 (1761), pp. 111-12.•Wienerisches Diarium, auch bekannt als Wiener Zeitung. Jg. 1759-62, insbes. Nr. 16 (25. Februar 1761); 57 (16. Juli 1760); 60 (26. Juli 1760).•Gloucester Journal, No. 2106, Vol. XLI.

Sekundärquellen:•Airds, Alastair Campbell of. A History of Clan Campbell. Vols. I-III. Edinburgh: The University Press, 2000-04.•Bulloch, John Malcolm. Territorial Soldiering in the Northeast of Scotland during 1759-1818. Aberdeen University Studies, No. 68. Aberdeen: New Spalding Club, 1914.

•Calder, George (ed.). Òrain Ghàidhealach le Donnchadh Macantsaoir: Gaelic Songs of Duncan MacIntyre. Edinburgh: John Grant, 1912.•Fischer, Th. A. The Scots in Germany: being a Contribution towards the History of the Scot abroad. Edinburgh: Otto Schulze & Co., 1902.•Heller, Martin H. '1760 – Das Schicksalsjahr des Schlosses zu Dillenburg' in: Jahrbuch der Gesellschaft für hessische

Militär-und Zivilgeschichte, Bd. 4 (2007), S. 49-54. •Heiler, Carl. Studien zur Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Nassau-Oranien: Dillenburg 1760. Wiesbaden: C. Heiler, 1935. •Hofheinz, Wolfgang. 'Der Kampf um Dillenburg im Januar des Jahres 1760', Jahrbuch der GHMZ, Bd. 4, S. 55-61.  •Kolbe, Wilhelm. Marburg und der Siebenjährige Krieg. Marburg: Elwert, 1880. Online erhältlich von: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/103735/pdf/A009582029.pdf. •Kunz, Eugen. Dorfchronik der Gemeinde Eibach. Dillenburg: Heimatverein Eibach, 2000.•Lindner, Thomas. Die Peripetie des Siebenjährigen Krieges: Der Herbstfeldzug in Sachsen und der Winterfeldzug 1760/61 in Hessen. Berlin: Duncker & Humblot, 1993.•MacDonald, Angus, and Archibald. The Clan Donald. Vol. III. Inverness: The Northern Counties Publishing Co., 1896.•MacDonald, Keith Norman. MacDonald Bards from Mediaeval Times. Edinburgh: Norman MacLeod, 1900.•MacGregor, Amelia Georgina. History of the Clan Gregor. Edinburgh: William Brown, 1898.•Mackay, David N. ‘The Sons of Roby Roy’ in: The Celtic Monthly, vol. XX (1912), pp. 111-13.•MacLean,  Alasdair. A MacDonald for the Prince: The Story of Neil MacEachen. Stornoway: Acair, 1990.   •Reid, Stuart. Highland Clansman 1689-1746. Osprey Warrior Series, vol. 21.  Oxford: Osprey Publishing, 1997. •Renouard, Carl. Geschichte des Krieges in Hannover, Hessen und Westfalen von 1757 bis 1763. Vols. 1-3. Cassel: Theodor Fischer, 1864. •Ruffer, Hartmut, and Kathrin Zickermann. 'German Reactions to the Scots in the Holy Roman Empire during the Thirty Years War' in: Steve Murdoch (ed.), Scotland and the Thirty Years War 1618-1648. Leiden: Brill, 2001; pp. 271-84. •Savory, Reginald. His Britannic Majesty's Army in Germany during the Seven Years War. Oxford: Clarendon Press, 1966.

• Schneider, Alfred. 'Der 7jährige Krieg' in: - dito – et al., Stadt und Amt Amöneburg. Amöneburg: Stadtverlag, 1977. Ch. IX, Pt. 2, pp. 184-86. 'Das Gefecht an der Brücker Mühle', 1. Die Vorgeschichte (the prelude), Militär in alten Mauern: Historisches Biwak der Gesellschaft für Hessische Militär-und Zivilgeschichte e.V., online available from: http://www.hessen-militaer.de/amoeneburg.htm.

• Oberhessen im Siebenjährigen Kriege (1756-1763) mit besonderer Berücksichtigung der Auseinandersetzungen im Umland Amöneburgs. Amöneburg: Stadtmuseum, 1996.            

• Susane, Louis. Histoire de l’Ancienne Infanterie Française, tome 8. Paris : J. Corréard, 1853.

• Szabo, Franz J. The Seven Years War in Europe 1756-1763. Harlow: Longman/Pearson, 2008. 

• Wood, Stephen. The Auld Alliance: Scotland and France, the Military Connection. Edinburgh: Mainstream Publishing, 1989.

Hinweis: Soweit nicht anders vermerkt, stammen alle Fotos vom Autor.• Folien 6, 8 (Coll. Mitte), 12 (Coll. Hintergrund); 13, 14&15&16&25&32&68&71

(Clanabzeichen), 32&37&68&71 (Wappen); 20, 32, 34-35, 71: Wikimedia Commons.• Folie 7: Ronald MacDonald Douglas, The Scots Book. Edinburgh: W & R Chambers Ltd., 1949. Repr.

London: Bracken Books, 1995.• Folie 13: 'De Uniformen van de Schotse Brigade‘, Collectie, Legermuseum, online erhältlich

von: http://lm.rnaviewer.net/nl/item?uri=http://www.rnaproject.org/data/8b01a498-6594-4bb0-bdd3-41cd0bc3a488.

• Folien 14 (Mitte), 26, 90: National Army Museum, Chelsea. • Folie 19: Mearns Crafts,• Folie 21: Horst Köhler, 1991.• Folie 22: Googlemaps, 1999.• Folie 23: John H. J. Stewart, Lt.-Col. Duncan Stewart. The Stewarts of Appin. Edinburgh:

MacLachlan & Stewart, 1880. – frontispiece, p. viii.• Folie 28-29: '87th Foot‘ und '88th Foot' in: Kronoskaf, online erhältlich von:

http://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=87th_Foot und http://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=88th_Foot.

• Folie 30: Robert Ronald MacIan & James Logan. The Clans of the Scottish Highlands. London: Ackermann & Co., 1845. Plate p. 298, 'Shaw (Na Siathaich)‘.

• Folien 15, 36, 46: National Library of Scotland (NLS) maps.• Folie 37: Regiment Schotten nummer 1 Marjoriebanks, Vereniging voor Militaire Living History, online

erhältlich von: http://www.vmlh.nl/foto449. • Folien 40,43,45,47,48,49,50,79: Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAM).• Folie 42: Richard Knötel. Uniformenkunde, Blatt 25, Bd. V. Rathenow: Max Babenzien, 1890.

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Herrn Kevin Byrne, House of Lochar / Colonsay Bookshop, Scalasaig, Isle of Colonsay, Argyll, Scotland.

• Folie 44: Stuart Reid. British Redcoat 1740-93. Oxford: Osprey, 1996. – Plate G, p. 39.• Folie 52: Frédéric Coune, 2012.

• Folien 54, 57: Susane, 1853.• Folien 55, 56: ScotWars, online erhältlich von: http://www.scotwars.com/images/royalecossaiscolours1744.jpg und http://www.scotwars.com/images/ogilvycolours1747.jpg.

• Folien 62, 63, 71, 72 (Hintergrundbilder): Tomaidh Dòmhnallach, Tobha Mòr, Uidhist a Deas

• Folie 70: Folk Club Marburg & Quest the Piper, Februar 2011.