„Der blinde Fleck“ - Unterschätzt die internationale Staatengemeinschaft den Einfluss der...

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Lukas Bittner Stand: Juli 2013 1 „Der blinde Fleck“ Unterschätzt die internationale Staatengemeinschaft den Einfluss der Kriegsökonomie in asymmetrischen Konflikten bei ihren Friedensinitiativen? Fallbeispiel Kosovo Inhalt 1. Einleitung ....................................................................................................................................................... 2 2. Alte und neue Konfliktformen ....................................................................................................................... 5 2.1. Symmetrische Kriege .............................................................................................................................. 5 2.2. Asymmetrische Kriege ............................................................................................................................ 8 2.3. Völkerrechtliche Schwachstellen durch Asymmetrierung und politische Antworten ......................... 11 2.4. Veränderungen in der Kriegsökonomie................................................................................................ 13 2.5. Zusammenfassung und Aussichten ...................................................................................................... 17 3. Fallbeispiel Kosovo ...................................................................................................................................... 18 3.1. Entwicklungen des Kosovo bis zur Eskalation des Konflikts ................................................................. 19 3.2. Der Kosovo Konflikt und die internationalen Initiativen ...................................................................... 20 3.2.1. Die wirtschaftliche Komponente des Konflikts................................................................. 22 3.3. Die Entstehung eines neuen Staates .................................................................................................... 23 3.4. Politische Herausforderungen des neuen Staates ............................................................................... 25 3.4.1. Politische Akteure ............................................................................................................. 25 3.4.2. Korruption und Rechtsstaatlichkeit .................................................................................. 26 3.5. Zusammenfassung und Aussichten ...................................................................................................... 27 4. Quellenverzeichnis: ..................................................................................................................................... 29 4.1. Bücher:.................................................................................................................................................. 29 4.2. Internetquellen ..................................................................................................................................... 30

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Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 1

„Der blinde Fleck“

Unterschätzt die internationale Staatengemeinschaft den Einfluss der

Kriegsökonomie in asymmetrischen Konflikten bei ihren Friedensinitiativen?

Fallbeispiel Kosovo

Inhalt 1. Einleitung ....................................................................................................................................................... 2

2. Alte und neue Konfliktformen ....................................................................................................................... 5

2.1. Symmetrische Kriege .............................................................................................................................. 5

2.2. Asymmetrische Kriege ............................................................................................................................ 8

2.3. Völkerrechtliche Schwachstellen durch Asymmetrierung und politische Antworten ......................... 11

2.4. Veränderungen in der Kriegsökonomie................................................................................................ 13

2.5. Zusammenfassung und Aussichten ...................................................................................................... 17

3. Fallbeispiel Kosovo ...................................................................................................................................... 18

3.1. Entwicklungen des Kosovo bis zur Eskalation des Konflikts ................................................................. 19

3.2. Der Kosovo Konflikt und die internationalen Initiativen ...................................................................... 20

3.2.1. Die wirtschaftliche Komponente des Konflikts................................................................. 22

3.3. Die Entstehung eines neuen Staates .................................................................................................... 23

3.4. Politische Herausforderungen des neuen Staates ............................................................................... 25

3.4.1. Politische Akteure ............................................................................................................. 25

3.4.2. Korruption und Rechtsstaatlichkeit .................................................................................. 26

3.5. Zusammenfassung und Aussichten ...................................................................................................... 27

4. Quellenverzeichnis: ..................................................................................................................................... 29

4.1. Bücher: .................................................................................................................................................. 29

4.2. Internetquellen ..................................................................................................................................... 30

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Stand: Juli 2013 2

1. Einleitung

Der Begriff des Krieges ist heute, vor allem in Westeuropa und Nordamerika, aber auch im Bereich der

internationalen Organisationen, eng mit der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Entwicklung der

Konflikte und deren Lösung in Europa seit 1648 verbunden. Krieg wird heute noch primär, ganz nach

Clausewitz, als „.. eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“1 verstanden. Dieses aus seinem

Werk „Vom Krieg“ entnommene Zitat ist in den meisten Gesellschaftsschichten und der Politik heute

geläufig und spielt das Selbstverständnis dessen wieder, was Krieg bedeutet. Diese Form des Krieges, auf

welche Clausewitz anspielt, ist allerdings eine rein europäische bzw. auch nordamerikanische Entwicklung.

Sie ist eng mit der Kultur und den Gesellschaften verbunden. Ihr tiefster Kern ist dabei das Ideal des

ritterlichen Zweikampfes welcher als ur-symmetrisch angesehen werden kann. Die Gesichte des Krieges in

Europa ist im Endeffekt eine Entwicklung in bei der asymmetrische Konstellationen, welche durch Waffen-

bzw. Festungstechniken ausgelöst wurden, in Form von Ausgleichsmaßnahmen, wie internationalen

Verträgen, aber auch dem Verbot von Waffensystemen ausgeglichen werden sollte.

Die wohl wichtigste Entwicklung in der europäischen Kriegsgeschichte stellt wohl die Entstehung des

Nationalstaates dar. Aufbauend auf die Entwicklung der Souveränität von Staaten war es nun das

Gewaltmonopol, innerhalb von Nationalstaaten, welches nun eine Zäsur in der Geschichte darstellt. Ziel

war dabei immer die Einhegung des Krieges und die Verhinderung neuer bzw. deren präventive

Eingrenzung. Erst durch diese Entwicklungen kann wirklich von der Fortsetzung der Politik nach

clausewitzscher Diktion gesprochen werden. Durch die Katastrophen des ersten und zweiten Weltkriegs

wurde ein weiterer wichtiger Schritt innerhalb des internationalen Systems geschaffen. Das grundsätzliche

Gewaltverbot der Vereinten Nationen und die Definition der allgemeinen Menschenrechte. Dieses an sich

europäische bzw. nordamerikanische Rechtssystem wurde damit auf eine globale Ebene gehoben. Die Zeit

des Kalten Krieges kann daher auch als eine symmetrische Konstellation in ihrer Reinform angesehen

werden. Durch die globale Übermacht der beiden Blöcke wurde das theoretische Konstrukt des

symmetrischen Krieges und des damit verbundenen Konvoluts an internationalen Abkommen, Geboten

und Verboten als vorherrschendes System anerkannt und damit auch die Definition des Krieges als einen

Zwischenstaatlichen Konflikt angenommen.

Ein wichtiger Aspekt des Gewaltmonopols und der symmetrischen Kriegsführung ist der wirtschaftliche.

Durch das Gewaltmonopol wurde der (National-)Staat zum alleinigen Finanzier und Ausrüster der

Streitkräfte welche in einen Krieg zogen. Die Finanzmittel wurden primär durch Steuern und sekundär

1 Clausewitz 2002: S. 44

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Stand: Juli 2013 3

durch Kriegsgewinne bzw. Reparationszahlungen hergestellt. Durch die immer komplexeren

Waffensysteme wurde ein Krieg auch zu einer immer größer werdenden Bürde für den Staat. Nur durch die

absolute Mobilisierung eines Staates, inklusive seiner Produktionsverhältnisse, war überhaupt noch eine

Kriegsfinanzierung zu denken. Damit war der Krieg aber auch grundsätzlich ein Verlustgeschäft für den

Staat.

Der Kalte Krieg hat, bei allen Schrecken in Hinsicht auf eine Totale Vernichtung der Menschheit, zu einer

gewissen Stabilität innerhalb des internationalen Systems beigetragen. Es war bei Weitem keine friedliche

Periode, Entkolonialisierungs- und Stellvertreterkriege waren an der Tagesordnung und kosteten Millionen

von Menschenleben. Allerdings war hinsichtlich des klassischen Systems der souveränen Nationalstaaten

eine Stabilität und Berechenbarkeit vorhanden. Mit Ende des Kalten Krieges kamen auch wieder verstärkt

asymmetrische Konflikte zum Vorschein. Diese werden in der zeitgenössischen Literatur als Asymmetrische,

Neue oder auch Wilde Kriege bezeichnet, obwohl ihre Form grundsätzlich älter ist als die symmetrischen

Staatenkriege, welche eher eine Spielart Europas und Nordamerikas darstellen. In diesen asymmetrischen

Konfliktformen zeigen sich nun verstärkt Aspekte der Kriegshandlungen und deren Auswirkungen, welche

in den symmetrischen Konflikten durch deren Konstellation weitgehend unbekannt war. Die idealistische

Hoffnung der frühen 1990er Jahre auf eine Periode des Friedens und des Wohlstandes hat sich schnell

zerschlagen. Die internationale Staatengemeinschaft hat auf diese Änderungen reagieren und Anpassungen

im System vornehmen müssen.

Die wohl meist diskutierte Anpassung ist das Konzept der „Responsibility to Protect“ (R2P) welche der

internationalen Staatengemeinschaft nun in letzter Konsequenz die Möglichkeit gibt, die Menschenrecht

über die staatliche Souveränität zu stellen. Die Diktion der absoluten Souveränität der Staaten wurde damit

gebrochen. Auch die Einrichtung von internationalen Gerichtshöfen, welche Menschenrechtsverletzungen

verfolgen sollen, war solch eine Anpassung. Auch das Dilemma der politischen Legitimität der Kriegsakteure

wurde erkannt und wird diskutiert. Ein weiterer Aspekt wird allerdings weiterhin innerhalb der

internationalen Staatengemeinschaft ignoriert.

Asymmetrische Konflikte sind für Kriegsakteure ein Geschäft. In einer globalisierten Weltwirtschaft sind die

sogenannten „failed-states“ ohne einem funktionierenden Staat und ohne Gewaltmonopol auf der einen

Seite wichtige Produktions- und Transitländer illegaler Güter wie Drogen, Waffen, Menschen, aber auch

von Rohstoffen und auf der anderen Seite Absatzmärkte von Waffen. Reflexartig wird, über ausbrechende

asymmetrische Konflikte, umfangreiche Wirtschaftssanktionen verhängt. Diese sind jedoch nur

eingeschränkt wirksam. Zum einen, da die meisten der Kriegsakteure garkeinen Zugang zur offiziellen

globalen (Kriegs-)Wirtschaft haben (Exportlizenzen) und zum anderen, da ihr Geschäft gerade im Handel

mit illegalen Waren besteht.

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Diese illegale und Schattenwirtschaft ist jedoch ein Haupthindernis in der Pazifizierung der asymmetrischen

Konflikte. Durch den Umstand, dass Krieg zu einem Geschäft mit großen Erlösen geworden ist, ist das

Interesse an einer wirklichen Befriedung und Demokratisierung durch die Akteure relativ gering da damit

auch die wirtschaftliche Basis des eigenen Überlebens untergraben werden würde. In der vorliegenden

Arbeit wird am Fallbeispiel des Kosovo versucht, exemplarisch diesen „blinde Fleck“ der internationalen

Staatengemeinschaft darzustellen.

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2. Alte und neue Konfliktformen

Bei der Beschreibung komplexer Phänomene versucht man immer wieder, durch die Zerlegung in

komplementäre Begriffspaare eine Vereinfachung zu schaffen. Diese, auch als binäre Codierung

bezeichnete Strukturierung, soll nach Münkler: „... Beobachtungsfelder strukturieren, eine Ordnung für die

Fülle der Beobachtungen schaffen und auf diese Weise schließlich ein angemessenes, weil sachgerechtes

Handeln der politischen Akteure ermöglichen“2. Im Falle des Krieges ist dies die allgemein anerkannte

Unterscheidung in dem Staatenkrieg und den Bürgerkrieg. Der Staatenkrieg wird auf der einen Seite

weitergehend auch durch seine internationalen Abkommen und Konventionen als symmetrischer Konflikt

bezeichnet und auf der anderen Seite der Bürgerkrieg als asymmetrischer Konflikt.

2.1. Symmetrische Kriege

Der „klassische“ Krieg kann heute als – primär westeuropäische bzw. nordamerikanische –

Entwicklungsstufe bezeichnet werden. Er ist das Ergebnis der militärischen, politischen und wirtschaftlichen

Entwicklung dieser Regionen. Der „klassische“ Krieg ist gekennzeichnet durch verschiedene Versuche bzw.

Ansätze seiner Einhegung und der damit verbundenen internationalen Abkommen und Konventionen. Im

Folgenden soll daher die geschichtliche Entwicklung des bewaffneten Konfliktes in Europa und

Nordamerika dargelegt werden um aus ihr die Definitionen und Rahmenbedingungen des symmetrischen

Krieges darzustellen.

Die Friedensschlüsse, von Münster und Osnabrück, stellen, in der einschlägigen Literatur, eine Zäsur in der

Entwicklung der klassischen symmetrischen Staatenkriege dar.3 Dieser Einschnitt äußerte sich grundsätzlich

auf mehreren Ebenen. Ein erster war auf politischer Ebene die Trennung von Außen- und Innenpolitik.4

Diese Trennung war auch unbedingt notwendig in der Entwicklung des Nationalstaates welcher

Voraussetzung für die späteren Staatenkriege darstellt. In der Folge werden nach Kaldor auch die Allianzen

zur Vergrößerung der eigenen militärischen Stärke immer wichtiger.5

Eine weitere Ebene ist die wirtschaftliche. Durch „.. die Separierung von Politik und Ökonomie in allen

unmittelbar den Krieg betreffenden Fragen“6 wurde der unmittelbare Einfluss der wirtschaftlichen

Überlegungen zurückgedrängt. Dies bedeutet nicht, dass Kriege nicht mehr auf Grund von wirtschaftlichen

2 Münkler 2006, S. 30

3 Vgl. Münkler 2006: S. 51ff, Etzersdorfer 2007, S. 53

4 Vgl. Münkler 2006, S.51

5 Vgl. Kaldor 1999, S. 49

6 Münkler 2006, S. 51

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Interessen geführt wurden bzw. werden, aber, dass Krieg führen kein wirtschaftliches Ziel mehr ist. Diese

Kriegsunternehmer (z.B. Wallenstein) waren ein deutliches Kennzeichen dieses Krieges. Auf politischer

Ebene bedeutete diese Trennung auch, dass der Krieg nun direkter wirtschaftlicher Kontrolle unterworfen

werden konnte und als Instrument dieser Politik betrachtet werden konnte.7 Gleichzeitig war durch die

weitreichenden Entwicklungen in der Kriegstechnik (Infanterie, Kavallerie und vor allem die Artillerie) auch

die Ausrüstung und laufendende Finanzierung einer stehenden Armee weitgehend nur noch für Staaten

möglich. In diesem Zusammenhang sind die stehenden Heere auch als ein wichtiger Schritt im Entstehen

des modernen Staates zu betrachten. Sie stellten einen integralen Bestandteil des staatlichen

Gewaltmonopols dar.8

Als direkte Folge dieser politischen, militär-technischen und auch wirtschaftlichen Entwicklungen kann man

eine Periode der klassischen Staatenkriege, oder um genauer zu sein, der sogenannten Kabinettkriege,

erkennen. Diese zeichneten sich dadurch aus, dass der Krieg vor allem als ein politisches Instrument

verstanden wurde, sollte die Diplomatie nicht den gewünschten Erfolg erzielen. Die Armeen bestanden

mehrheitlich aus Berufssoldaten und die Zivilbevölkerung wurde meist nicht zur Unterstützung

herangezogen. Sowohl durch den eigenen Landesherren, zur Verteidigung, als auch nicht Truppen durch

den fremden Landesherren, zur Versorgung der fremden Truppen. Auch die Herkunft der Soldaten war

weitgehend nicht an das eigene Herrschaftsgebiet gekoppelt. Innerhalb dieser Kriege und Feldzüge wurde

die Entscheidung primär durch zwei Arten herbeigeführt. Zum einen durch das sogenannte

„ausmanövrieren“ – also das Abschneiden der gegnerischen Truppen von ihren Versorgungslinien – oder

durch eine Entscheidungsschlacht auf offenem Feld. Mit Rücksicht auf die hohen Kosten der Truppen

wurde versucht die Verluste möglichst gering zu halten. Unterlegene Truppen fanden sich dadurch mit ihrer

Niederlage ab ohne einen blutigen Verzweiflungskampf zu liefern. Die Finanzierung dieser Kriege lief über

Steuern durch das Volk und diese waren zum Teil erheblich.9

Die nächste Verschiebung entstand durch die Französische Revolution. Durch die Entstehung der durch die

Bevölkerung konstituierenden Nationen waren nun nicht mehr nur quantitativ-mechanische sondern auch

moralische Faktoren entscheidend. Nicht mehr alleine eine kampfstarke Armee war ausschlaggebend,

sondern die Begeisterung und die Opferbereitschaft der Bevölkerungen. Die nationalistische Begeisterung

wurde zu einer Ressource der Kriegsführung.10 Dies beendete auch die relative Stabilität, welche die

Pentarchie des 18. Jahrhunderts durch ihre begrenzten Kabinettskriege, in welcher Armeen nicht bis zur

völligen Erschöpfung oder gar Auflösung eingesetzt wurden, definierte. Es folgte die Zeit der Volkskriege

7 Vgl. Müller 2009, S. 137, Münkler 2006, S. 51ff

8 Vgl. Kaldor 1999, S. 38f

9 Bgl. Müller 2009, s. 154ff und Münkler 2006, S. 53

10 Vgl. Münkler 2006, S. 54

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welche, vor allem zwischen der Französischen Revolution und dem Wiener Kongress, zu einem massiven

Umbruch in der europäischen Geschichte führten. Die Idee der „Nation“ erwies sich, zusammen mit den

Vorstellungen von Freiheit und Brüderlichkeit, als von enormer sozialer und politischer Sprengkraft.11

Militärhistorisch bedeutsam waren die „Levée en Masse“. Die Einberufung aller wehrfähigen Männer

zwischen 18 und 25 Jahren und die Verpflichtung der gesamten Bevölkerung zur Unterstützung der

Kriegsführung unter Lazare Carnot kann auch als Geburtsstunde des totalen Krieges gesehen werden,

welcher das 20. Jahrhundert prägte.12

Die neue Definition des Soldaten als „Staatsbürger in Uniform“ grenzt auch stark von den Kabinettskriegen

ab, in denen die Soldaten den „Rock des Königs“ trugen und damit auch vor allem dem Feudalherren und

nicht der Bevölkerung verpflichtet waren. Bedeutsam für die Volkskriege in der Folge der Französischen

Revolution war auch die Ausrichtung auf eine entscheidende Schlacht, das „ausmanövrieren“ trat wieder in

den Hintergrund.13 Eine wichtige Entwicklung des 19. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit der

Symmetrierung des Krieges, war eine zunehmende Kodifizierung des Kriegsrechts. Während in Folge des

30jährigen Krieges es vor allem zu einer Unterscheidung zwischen Krieg und Frieden – und damit

verbunden Innen-/Außenpolitik, Öffentlich/Privat, Ökonomisch/Politisch, usw. – gekommen war, wurde

nun der Begriff des Krieges immer weiter kodifiziert.14 Unter anderem kam es zu folgenden wichtigen

Beschlüssen, „… Genfer Konvention von 1864, die Sankt Petersburger Deklaration von 1868, die Haager

Friedenskonferenzen von 1899 und 1907 sowie die Londoner Konferenz von 1908“15. All diese Beschlüsse

führten zu einem immer umfangreicheren internationalen Kodex zum Thema Krieg und Kriegsführung. So

wurden dort Themen wie Gefangene, Kranke/Verwundete und Nichtkombattanten behandelt, aber auch

die Definition von Waffen und Taktiken, welche eingesetzt werden durften. Auch wenn diese Beschlüsse

nicht immer beachtet wurden, so stellten sie dennoch einen wichtigen Bestandteil der symmetrischen

Kriegsführung und damit den Krieg als rationales Mittel der Politik dar.16 Diese Kodifizierung des

Kriegsvölkerrechts ist ein zentraler Bestandteil der Symmetrie. Es stellt einen unbeteiligten Dritten dar

welcher bei Verletzungen der Symmetrie zwischen Konfliktparteien eingreifen kann und so eine

Gleichartigkeit wiederherstellt und die Vorteile der Asymmetrie zu minimieren versucht. Dies kann durch

eine ganze Reihe von Gratifikationen bzw. auch Sanktionen erfolgen. Die Geschichte des klassischen Krieges

in Europa – zusammengefasst in Tabelle 1 -, seit 1648 kann daher als Abfolge der Wiederherstellung von

symmetrischen Konstellationen im Kriegswesen gesehen werden. Diese Konstellationen wurden immer

wieder durch politische Revolutionen (Frankreich) aber auch technische Innovationen (Industrielle

11 Vgl. Müller 2009, S. 163ff

12 Vgl. Müller 2009, S. 164

13 Vgl. Münkler 2006, S. 55f

14 Vgl. Kaldor 1999, S. 43

15 Kaldor 1999, S. 49, Vgl. auch: Etzersdorfer 2007, S. 76ff

16 Vgl. Kaldor 1999, S. 49f

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Revolution) aufgelöst und unter neuen Bedingungen neu errichtet. Sei es durch Angleichen von

Rekrutierungs- und Ausbildungsmethoden wie nach der Entstehung des Volksheeres durch die französische

Revolution, oder auch durch eine Verbesserung der Logistik, wie der Eisenbahn, oder der modernen

Waffen, durch welche ihre Wirksamkeit gesteigert wurde. Symmetrie bedeutet nicht die gleiche Stärke von

Kontrahenten, sondern deren Gleichartigkeit welche durch unbeteiligte Dritte, wie dem Kriegsvölkerrecht

aber auch internationalen Organisationen, überwacht wird.17

Tabelle 1: Stadien der (alten) symmetrischen Kriege in Europa18

17./18. Jh. 19. Jh. Frühes 20. Jh. Spätes 20. Jh

Politische Ordnung Absolutistischer

Staat

Nationalstaat Allianzen;

Völkerstaaten;

Reiche

Blöcke

Kriegsgründe Staatsräson;

Erbfolgekonflikte:

Grenzstreitigkeiten

Nationale

Konfrontation

Nationale und

ideologische

Konfrontation

Ideologische

Konfrontation

Art der Streitmacht Söldner-/

Berufsheer

Berufs-/

Konskriptionsheer

Massenheer Wissenschaftl.-

militärische

Elite/Berufsheer

Militärtechnik Feuerwaffen,

Defensivtaktik,

Belagerung

Eisenbahn und

Telegraph, schnelle

Mobilisierung

Massive Feuerkraft;

Panzer und

Luftwaffe

Nuklearwaffen

Kriegsökonomie Zentralsierung des

Steuer- und

Kreditwesens

Ausweitung von

Verwaltung und

Bürokratie

Mobilmachungs-

wirtschaft

Militärisch-

industrieller

Komplex

2.2. Asymmetrische Kriege

Asymmetrische Konflikte sind keinesfalls etwas Neues innerhalb der Kriegsgeschichte. Nach Münkler ist

tatsächlich das Gegenteil der Fall. Asymmetrische Konfliktformen sind älter als die symmetrischen und in

diesem Sinne ist der europäische Sonderweg der Symmetrie innerhalb der Kriegsführung eher eine

Ausnahme.19 Die militärisch-technischen Entwicklungen im 16./17. Jahrhundert, wie die Entwicklung der

Artillerie und die Verwandlung der Fußtruppen in eine exerzierende Infanterie, wurde von allen

17 Vgl. Münkler: 2006, S. 62ff

18 Kaldor 1999, S. 35

19 Vgl. Münkler 2006: S. 151, Vgl. auch Etzersdorfer 2007: S. 105ff

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Stand: Juli 2013 9

europäischen Staaten nachvollzogen und zusammen mit der sich konsolidierenden Staatlichkeit führte dies

zu einer Gleichartigkeit bzw. Symmetrierung. Dieser europäische Sonderweg ist aber zu einem Ende

gekommen und damit haben auch alle politischen und rechtlichen Instrumente, welche unter den

Bedingungen der Symmetrie entwickelt worden sind, zur Einhegung und Kodifizierung des Krieges, massiv

an Bedeutung verloren.20 Dafür gibt es eine ganze Reihe an Gründen. So ist die Verletzlichkeit von

modernen Gesellschaften dramatisch angewachsen, ihre Infrastruktur ist um einiges komplexer und damit

auch fragiler als die agrarischen und frühindustriellen Gesellschaften. Auch die Attraktivität, Bodenschätze

und Territorien zu erobern, hat abgenommen da es kostengünstiger ist, die Ressourcen zu kaufen als sie

mit Waffengewalt zu erobern – dies wird durch die Aufrechterhaltung und Stabilisierung des freien

Welthandels verstärkt. Auch die Entwicklung von postheroischen Mentalitäten in modernen Gesellschaften

steht der Führung von verlust- und entsagungsreichen Kriegen entgegen.21

Aber auch im Europa der symmetrischen Kriegsgeschichte waren immer Formen der asymmetrischen

Kriegsführung vorhanden. Sie waren, vor allem seit 1648, allerdings nicht die Hauptformen, sondern die

Begleiterscheinungen des Krieges. Während der „Große Krieg“ die klassischen, symmetrischen, Feldzüge

bezeichnet, wurden diese immer durch den sogenannten „Kleinen Krieg“ begleitet. Diese konnten auch

durch reguläre Truppen geführt werden um z.B. Aufklärung zu betreiben, aber auch um die gegnerische

Versorgung zu stören. Bekannter in der Kriegsgeschichte sind allerdings Volkserhebungen, wie die

spanische Guerilla gegen Napoleon, aber auch die Tiroler unter Andreas Hofer.22

Den Asymmetrie-Begriff als Synonym für den Partisanenkrieg bzw. der Guerilla zu gebrauchen ist, nach

Münkler, allerdings falsch. Münkler unterscheidet grundsätzlich zwischen Asymmetrien aus Stärke (i.d.F.

Asymmetrie) und Asymmetrien aus Schwäche (i.d.F. Asymmetrierung).

„Asymmetrie entsteht dadurch, dass eine Seite durch permanente militärorganisatorische und

waffentechnische Innovationen gegenüber einem Kontrahenten einen Vorsprung gewinnt, den diese

innerhalb eines politisch relevanten Zeitraums nicht mehr wettmachen können“23

In der Regel geschieht dies durch die Fähigkeiten, den Kampf über eine Distanz führen zu können in

welcher der Kontrahent keine Möglichkeit der gleichartigen Verteidigung besitzt, wie der Einsatz von

Seestreitkräften gegenüber reinen Landarmeen, Luftwaffen gegen einen Gegner ohne eigener Luftwaffe

oder geeigneter Luftabwehr oder der Steuerung von Lenkwaffen aus dem Weltraum heraus.24

20 Vgl. Münkler 2006, S. 154

21 Vgl. Münkler 2006, S. 139

22 Vgl. Etzersdorfer 2007, S. 105, Vgl. auch Münkler 2006: S. 71

23 Münkler 2006: S. 65

24 Vgl. Münkler 2006, S. 65

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Stand: Juli 2013 10

„Dem steht die als Asymmetrierung bezeichnete Reaktion der organisatorisch wie technisch

Unterlegenen gegenüber, die sich mit Hilfe kreativer Strategien und Taktiken dem Zugriff der

überlegenen Seite zu entziehen versuchen, etwa wenn sie sich nicht mehr dem strategischen Prinzip

einer Konzentration der militärischen Kräfte in Raum und Zeit folgen, sondern an dessen Stelle die

Verstreuung der Kräfte in Raum und die Ausdehnung des Krieges in der Zeit setzen.“25

Daher bedeutet Asymmetrierung, dass man sich dem Gegner nicht dort zum Kampf stellt wo dieser mit

Sicherheit seine Überlegenheit (technisch bzw. organisatorisch) ausspielen kann, sondern die militärische

Konfrontation in Bereichen sucht, wo man seine Schwächen und Verwundtbarkeiten ausgemacht hat. Die

Idee der Asymmetrie aus Schwäche beruht im Prinzip auf dem Grundsatz der Unerkennbarkeit der Kämpfer

durch den Gegner und bildet damit einen Gegenpol zur Unerreichbarkeit durch den Gegner bei der

Asymmetrie. Eine Hauptform des Kampfes durch Asymmetrierung bildet dabei der Partisanenkampf,

welcher jedoch gleichzeitig im Wesentlichen defensiv ausgerichtet ist. Partisanen benötigen die nachhaltige

Unterstützung der Zivilbevölkerung, um sich ihren Gegnern zu entziehen und zur Versorgung. Im Gegensatz

dazu ist der Terrorismus im Wesentlichen – zumindest potentiell – offensiv ausgerichtet. Er ist nicht auf die

direkte Unterstützung durch die Bevölkerung angewiesen und kann die Infrastruktur seines Gegners als

Waffe aber auch als logistische Basis nutzen. Damit kann der Terrorismus, im Gegensatz zum

Partisanenkampf, auch in das Territorium seiner Gegner getragen werden.26

Drei Kriterien sind zentral für die Herausbildung von Symmetrie bzw. Asymmetrie:

1) Rekrutierung: In welcher Form werden bewaffnete Streitkräfte rekrutiert. Nach welchen Kriterien

werden sie ausgewählt und welche Art der Professionalisierung weisen sie auf?

2) Bewaffnung: Hier stellt sich die Frage ob diese nach einheitlichen Standards ausgerichtet ist, z.B.

aus staatlichen Magazinen, oder ob jeder Einzelne seine eigene Waffe mitbringt? Unterliegt die

Bewaffnung also der Selbstequipierung oder ist die Armee das Instrument einer politischen Einheit,

die sie ausrüstet und verpflegt?

3) Ausbildung: Dieses Kriterium definiert die Art und die Dauer des Ausbildung welche von der

Schulung individueller Kenntnisse bis hin zur Einübung taktischer – zum Teil sehr komplexer –

Formation reicht. Dieses Kriterium ist stark von Rekrutierung und Bewaffnung abhängig. 27

An Hand dieser drei Kriterien kann eine tendenzielle Gleichartigkeit bzw. Symmetrie untersucht werden.

Am stärksten liegt diese vor, wenn alle drei Kriterien weitgehend übereinstimmen. Auf der anderen Seite

liegt eine Asymmetrie vor, wenn bei keinem dieser Kriterien Gleichartigkeit vorliegt.

25 Münkler 2006: S. 66

26 Vgl. Münkler 2006: S. 141f

27 Vgl. Münkler 2006: S. 161ff

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Stand: Juli 2013 11

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Ende des staatlichen Gewaltmonopols. Dieses war ein wichtiges

Element der symmetrischen Kriege, welche Europa seit dem Ende des 17. Jahrhunderts bestimmte.

Söldnerverbände, welche vor allem bis 1648 den Krieg zu ihrem Geschäft machten und damit ihren

Lebensunterhalt verdienten, verschwanden. Damit gab es auch keine Akteure mehr welche unmittelbar

durch den Krieg verdienten. Der neue Typus des Soldaten, welcher danach entstand, erhielt seinen Sold,

unabhängig ob Krieg oder Frieden herrschte. Er hatte damit kein materielles Interesse am Krieg. Damit ist

der symmetrische Krieg in erster Linie, also unmittelbar, entkommerzialisiert. Im Zuge der Asymmetrierung,

welche in den letzten Jahren zu beobachten ist, kam wird diese Entwicklung umgekehrt. Das Auftauchen

von Warloards, welche meist ein direktes finanzielles bzw. wirtschaftliches Interesse am Krieg bzw.

kriegsähnlichen Situationen und einem schwachen Gewaltmonopols des Staates haben, lässt sich

beobachten.28

2.3. Völkerrechtliche Schwachstellen durch Asymmetrierung und politische Antworten

Um die Veränderungen in der weltpolitischen Konstellationen im Verlauf der 1990er Jahre erfassen zu

können hat Münkler drei Thesen aufgestellt, um mit ihnen die nötigen politischen Schlussfolgerungen

ziehen zu können. Damit werden auch die Schwachstellen des Völkerrechts und der internationalen

Friedensinitiativen dargestellt. Die drei Thesen sind wie folgt:29

1) Für Münkler beschreibt das klassische Völkerrecht ein Konstrukt, welches auf einem System der

symmetrischen Staaten aufbaut, wie sie sich in Europa nach den Friedensschlüssen von 1648 im

sogenannten Westfälischen System herausgebildet hat. Die Reziprozität zwischen Staaten und

deren absolute Souveränität wurde zum Leitmotiv der politischen Ordnung. Dieses, ursprünglich

auf Europa zugeschnittene, Rechtssystem wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts globalisiert, ohne,

dass die Voraussetzung einer tendenziellen symmetrischen Konstellation der politischen Ordnung

gleichermaßen global ausgeweitet werden konnte. Damit laufen die Entwicklungen des

Völkerrechts und der Weltordnung asynchron

2) Es gibt aber auch Völkerrechtskonstellationen die aus einer asymmetrischen machtpolitischen

Konstellation heraus erwachsen und dementsprechend im Kern eine asymmetrische

Rechtskonstellation beinhalten. Diese sind in den meisten Fällen in völkerrechtlichen Vorstellungen

imperialer Systeme eingebettet. So ist zum Beispiel die Idee des gerechten Krieges eine normative

Spiegelung asymmetrischer Machtverhältnisse. Bei dieser Konstellation hat eine Partei alles Recht

auf ihrer Seite, während die andere weitgehend im Unrecht ist. Wenn die asymmetrisch

28 Vgl. Münkler 2006: S. 142ff

29Vgl. Münkler 2006: S. 279ff

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 12

überlegene Seite die Führung eines gerechten Krieges reklamiert, so handelt es sich um einen

Pazifizierungskrieg bei dem der imperiale normative Leitwert, der Friede, durchgesetzt werden

sollte. Reklamiert auf der anderen Seite die asymmetrisch unterlegene Partei den Kriegsgrund für

einen gerechten Krieg, so handelt es sich um einen Befreiungskrieg. Reziprozität, wie sie durch die

Völkerrechtsnormen der modernen Staatensystems bestimmt ist, ist in beiden Fällen

ausgeschlossen.

3) Gerade die Vereinten Nationen, als zentrales Element der völkerrechtlichen Ordnung, ist ein

Mischsystem der beiden beschriebenen Systeme. Auf der einen Seite sind alle Mitgliedsstaaten

grundsätzlich gleichartige Mitglieder und damit eine symmetrische Konstellation. Gleichzeitig gibt

es aber auch ein faktisches asymmetrisches Element. Die ständigen Mitglieder im Sicherheitsrat

sind mit dem Vetorecht gegenüber den anderen Mitgliedern privilegiert. Diese Privilegierung ist

historisch begründet und entspricht heute nicht mehr der realen Machtstellung der Staaten.

Die Vereinten Nationen sind heute ein zentrales Element in der internationalen Sicherheitspolitik.

Gleichzeitig muss jedoch auch der historische Kontext ihrer Entstehung beachtet werden. Sie ist das letzte

Stadium der Einhegung (symmetrischer) Kriege. Kernelement der Vereinten Nationen ist das Gewaltverbot

nach Art 2 Nr. 430 der Charter, aber auch das Gebot der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten

der Staaten. Die staatliche Souveränität ist damit eines der höchsten Güter, die zu schützen sind. Ziel der

Charta ist es die Entscheidung über die Rechtmäßigkeit des Einsatzes militärischer Mittel zu zentralisieren

und damit eine Form eines Beurteilungsmonopols – als bereits im Kapitel 2.1. erwähnter unbeteiligter

Dritter - über die Legitimität und Legalität von militärischen Zwangsmitteln in der internationalen Politik zu

errichten. Die Befugnis zur Durchsetzung des internationalen Rechts – auch mit gewaltsamen

Zwangsmitteln – sieht die Charta grundsätzlich nur beim Sicherheitsrat, mit der Ausnahme der

unmittelbaren Reaktion auf eine bereits erfolgt Rechtsverletzung.31

Der anfängliche Optimismus innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft. Findet sich auch in der

„Agenda für den Frieden“ 32 wieder, veröffentlicht 1992 durch den damaligen Generalsekretär der

Vereinten Nationen Boutros Boutros-Ghali. Allerdings, durch Völkermorde im Zuge der – asymmetrischen -

Zerfallskriege im ehemaligen Jugoslawien (1991 – 1995 und 1999) und in Afrika (z.B. Ruanda 1994), wurde

dieser Optimismus stark abgedämpft. Als Reaktion darauf kam es in den 1990er Jahren zu einer Diskussion

um den „erweiterten Sicherheitsbegriff“. Hier wurde besonders auf Kapitel VII33 - der Charter der Vereinten

Nationen -, insbesondere Artikel 39, eingegangen, der klassische Sicherheitsbegriff der Frieden zwischen

30 Vgl. UN-Charter http://www.un.org/depts/german/un_charta/charta.pdf Seite: 4 04.06.2013/18:45

31 Vgl. Oeter 2008: S. 29

32Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen zur „Agenda for Peace“ am 31. Jänner 1992

http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/47/277 03.06.2013/16:24 33

Vgl. UN-Charter http://www.un.org/depts/german/un_charta/charta.pdf Seite: 11 04.06.2013/19:25

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 13

Staaten erreichen sollte um die Menschenrechte erweitert werden. Diese Erweiterung, des Artikel 39, sollte

das Völkerrecht modernisieren und es damit von einem reinen staats- und souveränitätsfixierten

Völkerrecht abgrenzen.34

Die asymmetrischen Konflikte in den 1990er Jahren zeigten vermehrt schwache oder zerfallene Staaten

welche den Schutz der Zivilbevölkerung nicht mehr garantieren konnten. In diesen Gesellschaften kam es

gleichzeitig zu einem vermehrten Auftreten von kriminellen Aktivitäten, Waffenhandel und Terrorismus.

Auf Grund dieser Entwicklungen kam der Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan in seinem

Millennium Report „We the People“ zu dem Schluss, dass die Legitimität der internationalen

Staatengemeinschaft nicht zufriedenstellend ist:

„.. if humanitarian intervention is, indeed, an unacceptable assault on sovereignty, how should

we respond to a Rwanda, to a Srebrenica—to gross and systematic violations of human rights

that offend every precept of our common humanity?“35

In der Folge wurde die “International Commission on Intervention and State Sovereignty (ICSS)” gebildet,

welche im Dezember 2001 den Bericht „The Responsibility to Protect“36 vorlegte. Die wohl bedeutendste

Änderung war die Verschiebung von „Recht auf Intervention“ auf „Verantwortung zur Intervention“. Damit

kam es völkerrechtlich gesehen auch zu einer Herabsetzung der Souveränität unter bestimmten

Umständen und damit auch der Aufgabe symmetrischer Grundsätze in der internationalen

Staatengemeinschaft.

2.4. Veränderungen in der Kriegsökonomie

„Als „Kriegswirtschaft“ bezeichnen wir üblicherweise ein zentral geplantes, alles unter sich

begreifendes, autarkes System, wie es die totalen Kriege des 20. Jahrhunderts kennzeichnet. In

diesem System hat die zentrale Verwaltung die Aufgabe, die militärische Schlagkraft zu

erhöhen und die Einnahmen zur Kriegsfinanzierung zu maximieren.“37

Wenn man zusätzlich noch die steigenden Kosten der modernen, hochtechnisch und komplexen

Waffensysteme betrachtet so kann man den Schluss ziehen, dass der Krieg bzw. die Sicherung der

Verteidigungsfähigkeit immer teurer werde. Damit können einzig reiche Staaten Streitkräfte für einen

34 Vgl. Oeter 2008: S. 31f

35 Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen „We the people“

http://www.un.org/millennium/sg/report/ch3.pdf S. 48 04.06.2013/20:00 36

Bericht der ICSS „Responsibility to Protect“ http://responsibilitytoprotect.org/ICISS%20Report.pdf

04.06.2013/20:21 37

Kaldor 1999: S. 154

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 14

klassischen Krieg finanzieren. Diese Entwicklung ist auch bei den Stärken der klassischen Streitkräfte und

deren Anzahl an modernen Ausrüstungsgütern zu beobachten. Diese werden – insbesondere seit dem Ende

des Kalten Krieges – besonders in Europa stark reduziert.38

Im Vergleich zu den klassischen, symmetrischen Konflikten, sind die neuen, asymmetrischen, Konflikte

ausgesprochen billig. Dies zeigt sich gerade im Bereich der Ausrüstung. In diesen neuen Kriegen und

Konflikten kommen vor allem leichte automatische Gewehre – sogenannte Kleinwaffen -, Landminen und

Mehrfachraketenwerfer zum Einsatz. Bei diesem Kriegsgerät ist es in Folge des Zusammenbruchs der

Sowjetunion zu einer Überschwemmung des Marktes gekommen. Schweres Kriegsgerät kommt nur im

Rahmen einer „Restverwertung“ zum Einsatz und wird nicht extra angeschafft und ist auch taktisch nicht

notwendig, da sich die Gewalt hauptsächlich gegen gleich gerüstete Gegner und, vor allem, die

Zivilbevölkerung richtet.39

Auch im Bereich der Ausbildung und Rekrutierung von Soldaten kam es zu weitreichenden Änderungen.

Große stehende Heere mit einem hohen Professionalisierungsgrad sind in den meisten Konflikten nicht

vorhanden. Auch die verstärkte Rekrutierung von Jugendlichen und Kindern, welche auch ohne längere

Ausbildung Kleinwaffen bedienen können, führen zu einer Entprofessionalisierung und Entdisziplinierung

der bewaffneten Kräfte.40

Die meisten neuen Kriege und Konflikte sind eng mit einem Zerfall der staatlichen Strukturen und dem

Aufbrechen des Gewaltmonopols verbunden. Wenn ein Staat sein Territorium nicht mehr kontrollieren

kann, sinkt das Steuereinkommen und damit die Haupteinnahmequelle des Staates. Diese Situation fördert

gleichzeitig auch Korruption und Günstlingswirtschaft. Außerdem entstehen neue – nichtstaatliche –

Machthaber, wie Warloards, welche nun Steuern oder „Schutzgeld“ eintreiben. In der Folge ist der Staat

gezwungen seine Ausgaben und damit auch seine Kontrollkapazitäten zu reduzieren. Diese Entwicklung

stellt nun wiederum einen Nährboden für eine weitere Fragmentierung dar. Eine Abwärtsspirale von

Einnahmen- und Legitimitätsverlust entsteht.41

Nach Münkler wurde in der politischen Publizistik den ideologischen, ethischen und religiösen Dimensionen

der neuen Kriege und Konflikte die größte Bedeutung beigemessen. Die ökonomischen Grundlagen und

deren Handlungslogiken der Kriegsakteure wurden oft unterschätzt. Während des Kalten Krieges wurde

38 Münkler 2007: 131ff

39 Vgl. Münkler 2007: 132ff; Baes 2003: S. 172ff

40 Vgl. Kaldor 1999: S. 158; Münkler 2007: 134f; Lock 2003: S. 102ff

41 Vgl. Kaldor 1999: 157ff; Lock 2003: S. 99; Baes 2003: S. 165ff

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 15

vielen Guerillas, Putschgenerälen, Milizen und Untergrundorganisationen eine ideologische Komponente

zugesprochen. Damit war diesen Akteuren auch der Zugang zu Unterstützungs- und Anlehungsmächten,

wie die USA oder die UdSSR, gegeben. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden die alten ideologischen

durch neue ethnische oder religiös-kulturelle Konfliktlinien ersetzt. Religiöse und kulturelle

Erklärungsansätze können auch deswegen so verlockend sein, da sie zumindest implizit, die neuen Konflikte

als irrational erklären können. Die Umstellung des Verhaltens von Leidenschaft auf Interesse und die

Überwindung von überkommenen Bindungen hin zu individueller Zweckrationalität können zum Frieden

führen. Damit kann man logisch folgern, dass Rationalisierung und Pazifizierung Hand in Hand gehen. Bei

genauerer Betrachtung kann jedoch bei den Handlungsakteuren eine ökonomische Zweckrationalität

erkannt werden. Zentrale Figuren, wie Warlords, vereinen unternehmerische, politische und militärische

Logiken in einer Person. Die ökonomische Handlungsrealität liegt in der Gewalt als Mittel der

Einkommenserzielung. Durch diese Gewalt beeinflussen sie bestehende Austauschverhältnisse zu ihren

Gunsten. Damit errichten sie asymmetrische Tauschverhältnisse. Durch die Durchsetzung asymmetrischer

Tauschverhältnisse, innerhalb von Gesellschaften, werden die neuen Kriege und Konflikte zu einem

lohnenden Geschäft.42

Die asymmetrischen Tauschverhältnisse können durch Raub und Plünderung, aber auch durch „Steuern“

entstehen die an zahlreichen Kontrollpunkten eingehoben werden. Diese Kontrollpunkte sind ein

Charakteristikum der neuen Kriege. Durch diese wird die Versorgung von Nahrungsmitteln und

lebenswichtigen Gütern gesteuert und gleichzeitig der Preis bestimmt. Lokale Wirtschaften brechen auf

Grund dieser Kontrollpunkte und der Fragmentierung der Länder zusammen. Einzig teure und wichtige

Güter wie Diamanten und andere Edelsteine, aber auch Drogen, bleiben in Form von Schmuggelgut ein

wichtiger Wirtschaftsfaktor. Durch den weitgehenden Zusammenbruch der lokalen Wirtschaft wird die Hilfe

von außen entscheidend. Nach Kaldor können folgende Formen der Außenhilfe stattfinden: 43

1) Auslandsüberweisungen an Familien durch Migranten in anderen Ländern

2) Direkte Unterstützung durch die Diasporagemeinschaft. Dabei geht es vor allem um materielle

Güter

3) Die Unterstützung durch ausländische Regierungen. Insbesondere während des Kalten Krieges an

ideologische Protegé´s der Großmächte.

4) Aber auch Humanitäre Hilfen welche durch die Konfliktparteien in eigene Kanäle umgeleitet

werden. Dies kann durch „Zölle“ an den Kontrollpunkten, aber auch durch einen offiziellen

Wechselkurs passieren.

42Vgl. Münkler 2007: S. 161ff

43 Vgl. Kaldor 172ff; Peas 2003: S. 170f

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 16

Gerade die internationalen Hilfsorganisationen von Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen

geraten in ein Dilemma. Die durch den Krieg ausgelösten Flüchtlingsströme erreichen, durch die modernen

Medien, in einer unglaublichen Geschwindigkeit die europäischen und nordamerikanischen Länder. In

einem fast automatischen Mechanismus läuft in der Folge internationale Hilfe an. Diese hat in den Kriegs-

und Krisengebieten jedoch oft verehrende Folgen da sich viele Kriegsakteure durch diese Hilfslieferungen

alimentieren. Damit tragen diese auch zu Verbilligung des Krieges bei da sich die Kriegsparteien nicht um

die eigene Versorgung kümmern müssen. Außerdem sind viele dieser Hilfsorganisationen auf lokale

Transportkapazitäten angewiesen. Diese werden oft durch die lokalen Kriegsparteien gestellte, welche

dadurch zusätzlich die Distribution der internationalen Hilfe kontrollieren. Die internationale Hilfe wird

damit unbeabsichtigt zu einem integralen Bestandteil der Bürgerkriegsökonomie.44

Die durch diese Faktoren entstehenden Kriegsökonomien können auch als offene Kriegsökonomien

bezeichnet werden. Im Gegensatz zu geschlossenen Kriegsökonomien, welche weitegehend auf Basis der

Subsistenzwirtschaft funktionieren, sind offene Kriegsökonomien durch die organisierte Kriminalität mit der

globalisierten Wirtschaft verbunden. Damit haben offene Kriegsökonomien auch einen größeren Einfluss

auf die internationalen Beziehungen da sie zumindest durch informelle bzw. illegale Handelsbeziehungen

den globalen Markt mit Rohstoffen versorgen. Gleichzeitig kommt es aber auch zu einem dauerhaften

Kapitalzufluss in diese Regionen welche wiederum eine Pazifizierung behindern, wenn nicht sogar

unmöglich machen.45

Sollte es zu einer internationalen humanitären Intervention kommen ist es unerlässlich für eine Dauerhafte

Friedensökonomie zu sorgen. Damit verbunden ist das Unterbinden einer Verfestigung der offenen

Kriegsökonomie in mafiose Strukturen. Bisherige humanitäre Interventionen sind davon ausgegangen, dass

eine Stationierung von Truppen und der Bereitstellung von finanziellen Mitteln, in Verbindung mit dem

Hilfsangebot von Nichtregierungsorganisationen, zu einer dauerhaften Stabilisierung führen. Diese

dauerhafte Stabilisierung ist allerdings in jenen Ländern nicht der Fall wo Netzwerke der Kriegsökonomie

ihre Claims bereits abgesteckt haben und einen Handel mit illegalen Gütern betreiben. Ohne die

Zerschlagung dieser Netzwerke bleiben die infrastrukturellen Voraussetzungen für den nächsten Krieg

bestehen und eine stabile Friedensökonomie ist nicht möglich.46

44 Vgl. Münkler 2007: S. 153ff; Gebauer 2003: S. 283ff

45 Vgl. Münkler 2007: S. 167ff

46 Vgl. Münkler 2006: S. 308f

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 17

2.5. Zusammenfassung und Aussichten

Der klassische Staatenkrieg, welcher sich den symmetrischen Voraussetzungen unterwirft, ist nach

heutigen sicherheitspolitischen Gesichtspunkten sehr unwahrscheinlich. Diese europäische Entwicklung,

welche vor allem durch die Gründung der Vereinten Nationen immer mehr globalisiert worden ist, ist

wahrscheinlich zu einem Endpunkt gekommen.

Der Optimismus der 1990er Jahre, welche durch die „Agenda für den Frieden“ der Vereinten Nationen aber

auch durch Fukuyama`s „The End of History and the Last Man“ (beide 1992), und der Glaube an den Sieg

der Demokratie ist allerdings schnell verflogen. Im Gegenteil die 1990er Jahre waren von massiven

Menschenrechtsverletzungen und dem Aufflammen neuer Kriege und Konflikte gekennzeichnet.

Gerade die Zerfallskriege im ehemaligen Jugoslawien haben die europäische Öffentlichkeit schockiert aber

politisch auch vor ein Dilemma gestellt. Große Flüchtlingsströme und die offensichtliche Hilflosigkeit der

internationalen Staatengemeinschaft, welche sich vor allem in den Kapitel VI Einsätzen UNPROFOR I und II

gezeigt haben und das größte Massaker nach dem zweiten Weltkrieg in Europa (Srebrenica) nicht

verhindern konnten, haben zu einem Umdenken geführt.

Dieses politische Umdenken erreichte 2001 mit dem Bericht der „Responsibility to Protect“ einen ersten

Höhepunkt. Die Feststellung, dass die internationale Staatengemeinschaft, den Schutz der Menschenrechte

über die Selbstbestimmung der Nationen und deren Souveränität stellt, war ein großer Schritt. Die

Hoffnung, Boutros Boutros-Ghali, auf eine „zweite Chance“47 für die Vereinten Nationen welche durch das

Ende der Blockstarre während des Kalten Krieges entstanden war hat sich nur teilweise erfüllt. Auch heute

noch sind die Vereinten Nationen im Bereich der Humanitären Interventionen uneins.

Im Bereich der Sicherheitspolitik und die Militärdoktrin haben viele Länder einen Wandel durchgeführt. Die

militärische Ausrichtung auf eine mögliche Blockkonfrontation mit einem symmetrischen,

zwischenstaatlichen Krieg, ist einem flexibleren Agieren und einer besseren Interoperabilität vieler

europäischer und nordamerikanischer Staaten gewichen.

Im Bereich der wirtschaftlichen Veränderung, im Zuge von asymmetrischen Konflikten, hat es bisher

allerdings relativ wenig ansetze gegeben. Das Hauptmittel in diesem Bereich sind wirtschaftliche

Sanktionen, welche durch die Vereinten Nationen oder die EU verhängt werden. Die geänderte

Kriegsökonomie wird allerdings kaum beachtet. In einem symmetrischen Konflikt machen Sanktionen Sinn,

da diese die staatliche Versorgung mit wichtigen Gütern unterbinden und damit auch einen Konflikt

47 Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen zur „Agenda for Peace“ am 31. Jänner 1992: S. 22

http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/47/277 03.06.2013/16:24

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 18

Aushungern kann. Die neuen Kriegsökonomien funktionieren allerdings unter anderen Vorzeichen. Zum

einen ist die Kriegsführung selbst, auf Grund von leichten Waffen und der unkontrollierten Rekrutierung

und Ausbildung der Soldaten, um einiges billiger. Zum zweiten erfolgt die Finanzierung der Konfliktparteien

meist in einem globalen aber gleichzeitig illegalen Bereich durch den Schmuggel von Bodenschätzen. Auch

die internationalen Hilfslieferungen für die notleidende Zivilbevölkerung und Flüchtlinge trägt, ungewollt,

zu einer Finanzierung der Konflikte bei. Hilfslieferungen werden abgezweigt oder mit Steuern und Zöllen

belastet, internationale Flüchtlingscamps werden als Rückzugsraum für Kämpfer benutzt und

Transportraum von den Konfliktakteuren an die internationalen Hilfsorganisationen vermietet.

Diese Verbindung zur organisierten Kriminalität erschwert gleichzeitig eine wirklich Pazifizierung, solange

lokale Machthaber an Krieg und Instabilität verdienen. Ein neuer Ansatz auch in diesem Bereich ist

unbedingt notwendig.

3. Fallbeispiel Kosovo

Die Republik Kosovo hat heute eine Fläche von 10 887 km² und ca. 2 Millionen Einwohner. Die genaue

Bevölkerungsanzahl kann nur geschätzt werden, da die letzte Volkszählung bereits 22 Jahre her ist (1991).

Diese Volkszählung ergab 92% Albaner, 5,3% Serben und 2,7% Türken, Goraner, Roma, Ashkali usw.48 Die

Geschichte dieser Region ist stark umstritten. Grob gesprochen herrschen zwei konkurrierende

Geschichtsbilder, nämlich albanisch und serbisch. Diese Sichtweisen sind tief in den jeweiligen

Bevölkerungsgruppen verankert und führen dazu, dass der Konflikt verbittert geführt wird. Beide

Bevölkerungsgruppen, Serben wie Albaner, weisen dieser Region eine zentrale Bedeutung in ihrem

nationalen Geschichtsbild zu. Für beide ist der Kosovo das Kerngebiet ihrer Kultur, folglich müssen

zwangsläufig die jeweils anderen als Eindringlinge und elementare Bedrohungen wahrgenommen werden.

Die Denkmuster sind zwar inhaltlich unterschiedlich, allerdings folgen sie doch ähnlichen Schemata, wie sie

auch bei anderen Nationalismen zu beobachten sind. Diese ähnlichen Schemata sind: Autochtonität,

zeitliche Priorität, Siedlungskontinuität und kulturelle Überlegenheit, bzw. bei den Serben auch eine

Zivilisationsmission. Außerdem sind beide Geschichtsbilder relativ jung und vor allem retrospektiv

konstruiert. Während sich das serbische seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat, kam es auf der

albanischen Seite vor allem erst seit 1945 auch zu einem institutionellen Geschichtsbild. Bis zu diesem

Zeitpunkt hatte die serbische Seite eine gewisse Deutungshoheit, vor allem im westeuropäischen Ausland.

Die relativ späte Entwicklung und die retrospektive Konstruktion des Geschichtsbildes hängen auch mit den

48 Vgl. Fischer Weltalmanach 2013: S. 272

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 19

realpolitischen Machtverhältnissen durch das osmanische Reich bis zum frühen 20. Jahrhundert

zusammen.49

Auch die heutigen geografischen Grenzen dieses Raumes bestehen de facto erst seit 1945. Der Raumbegriff

selbst hatte sich bereits im Mittelalter etabliert aber es waren keine klar definierten bzw. immer wieder

wechselnden Grenzen vorhanden. Im engeren Sinne gesehen bezeichnet Kosovo (Polje) nur das Amselfeld

rund um Priština im Osten des heutigen Staatsgebietes. Diese wird durch eine Mittelgebirgskette von einer

westlichen Siedlungskammer getrennt. Dieser Raum wird von den Albanern als „Dukagjinebene“ und von

den Serben als Metohija bezeichnet.50

3.1. Entwicklungen des Kosovo bis zur Eskalation des Konflikts

Wie für viele andere Regionen in Südosteuropa war auch für den Kosovo das Osmanische Reich ein

prägender Faktor. Die Schlacht am Amselfeld am 28. Juni 1389, die mit einer Niederlage der Serben endete,

ist ein zentrales Trauma des historischen Selbstverständnisses der Serben. In diesem „Kosovo-Mythos“ ist

auch ein großer Teil der Feindschaft zwischen den Serben und den Albanern begründet. Historisch muss

aber auch darauf hingewiesen werden, dass in dieser Schlacht auf beiden Seiten sowohl Serben als auch

Albaner kämpften. Unmittelbar nach dem Kampfgeschehen setzt in der Erinnerung eine Überhöhung der

Schlacht ein. Fürst Lazar, welcher im Zuge der Schlacht gefallen war, wurde bald zum Heiligen erhoben.

Dieser Umstand zeichnet auch die enge Verbindung der serbisch-orthodoxen Kirche und dem serbischen

Nationalverständnis nach.51

In den Jahrhunderten kam es immer wieder zu, teilweise gewaltsamen, Bevölkerungsverschiebungen und

diese nährten die Feindschaft zwischen den Volksgruppen und resultierte in einer Spirale der Gewalt. Im

Zuge der Balkankriege eroberte Serbien 1912 das Gebiet des heutigen Kosovos. Gerade im SHS Staat wurde

der Kosovo als serbisches Kolonisationsgebiet betrachtet und serbische Siedler, staatlich gelenkt,

angesiedelt. Gleichzeitig gab es Versuche die albanische Bevölkerung zu verringern.52

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Albaner im Rahmen der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien als

Minderheit anerkannt und mit Minderheitenrechten ausgestattet. Durch die Verfassungsänderung von

1974 bekam der Kosovo einen großen Autonomiestatus zuerkannt und wurde den anderen Regionen

Jugoslawiens gleichgeordnet. Damit sollten Unabhängigkeitsbestrebungen der albanischen Mehrheit

abgeschwächt und unterbunden werden. Erst nach dem Tod Titos 1980 entflammte der serbische

49 Vgl. Schmitt 2008: S. 27ff

50 Vgl. Schmitt 2008: S. 35ff

51 Vgl. Schmitt 2008: S: 59ff und S. 121ff

52 Vgl. Schmitt 2008: S. 198ff

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 20

Nationalismus erneut. Unter dem nationalistisch gefärbten Kommunisten Milosevic wurde der „Kosovo-

Mythos“ als Identität stiftende Tradition wiederbelebt, um ein Ideologievakuum zu füllen. Schritt für Schritt

wurde die kosovarische Autonomie aufgehoben und die ethnischen Spannungen bewusst geschürt. Als

Reaktion wurde 1991 nach einem Referendum die „Republik Kosovo“ unter dem ersten Präsidenten

Ibrahim Rugova ausgerufen. Sein politischer Weg war der eines gewaltfreien Widerstandes gegen die

serbischen Sicherheitskräfte und der Aufbau von Parallelstrukturen. Trotz der Versuche von kosovo-

albanischer Seite wurde der Kosovo nicht in die Verhandlungen von Dayton 1995 aufgenommen. Dies

schwächte die politische Stellung von Rugova und radikale Kräfte gewannen an Einfluss. Die „Kosovo-

Befreiungsarmee“ (UCK) begann im Jahr 1996 mit den ersten Anschlägen gegen serbische Polizisten.53

3.2. Der Kosovo Konflikt und die internationalen Initiativen

Die Radikalisierung des Konflikts geht auch mit dem politischen Scheitern von Präsident Ibrahim Rugova

einher. Ab 1997 wurden die in den albanischen Diasporagemeinden gesammelten Gelder nicht mehr an

den Präsidenten weitergeleitet. Hierbei muss man auch die kosovo-albanische Gesellschaft trennen. Im

Gegensatz zu den städtischen Intellektuellen um Präsident Rugova und seiner Partei LDK, waren die

bildungsfernen dörflichen Gesellschaften schon früher zu einem bewaffneten Widerstand bereit. Die

meisten dieser ruralen Familien verfügten auch nach albanischer Tradition über Schusswaffen. Die Kosovo-

Befreiungsarmee (UCK) entstand mit diesem Hintergrund. Sie beinhaltete starke großalbanische

Tendenzen. Eine wichtige politische bzw. militärische Voraussetzung für den bewaffneten Kampf war der

Zusammenbruch des politischen Systems in Albanien 1997. Durch diesen Zusammenbruch wurde eine

große Anzahl an Waffen aus den Beständen der albanischen Armee entwendet. Gleichzeitig wurde der

albanische Ministerpräsident Sali Berisha gestürzt, welcher enge Verbindungen zu Präsident Rugova

hatte.54

Nach ersten Verlautbarungen 1996 kam es ab der zweiten Jahreshälfte 1997 zu ersten gewaltsamen

Aktionen gegen albanische Mitglieder der „Sozialistischen Partei Serbiens“ und Polizisten. Die ersten

größeren Zusammenstöße fanden im März 1998 in der Drenica-Region statt, welche sich nordöstlich von

Pristina befindet. Diese kann als Hochburg der UCK gesehen werden. Unbestritten ist die Tatsache, dass die

serbische Polizeikräfte brutal und grausam vorgingen und dieser Einsatz keinesfalls durch die serbischen

Behörden zu rechtfertigen, bzw. zu entschuldigen war. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass

sowohl die serbischen Polizisten als auch die albanischen Kämpfer keinerlei Rücksicht auf Zivilisten nahmen.

In der Folge mieden serbische Polizeikräfte die - für sie - gefährlichen Dörfer und die UCK erklärte das

Gebiet um Lausa/Llaushe in der Drenica-Region zum „befreiten Gebiet“. Die Eskalation der Gewalt bis zum

53 Vgl. Aghayev 2007: S. 17ff

54 Vgl. Schmitt 2008: S. 322f

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 21

März 1998 gilt auch als Zäsur für die internationale Staatengemeinschaft. Sie führte zur Befassung des

Sicherheitsrates, der am 31. März 1998 eine Resolution (Nr. 1160/1998)55 verabschiedete. Diese verurteilt

sowohl die Gewalt der serbischen Sicherheitskräfte aber auch die terroristischen Aktionen der UCK und

deren Unterstützung von außerhalb durch Finanzierung, Waffen und Ausbildung. Der Sicherheitsrat kündigt

auch an, dass er nach Kapitel VII der Charter tätig werden würde. Durch den Druck der Kontaktgruppe zog

die serbische Seite die Sonderpolizei aus dem Kosovo zurück und ging in eine defensive Position. Bis Mitte

Juni 1998 konnte die UCK ihren Machtbereich ausdehnen und kontrollierte nun „befreite Zonen“ im

zentralen, westlichen und südwestlichen Kosovo. Auch wenn die UCK durch einen ständigen Zustrom von

Waffen und anderer Ausrüstung militärisch stärker wurde und auch einen größeren Rückhalt in der

Bevölkerung genoss, so ist es dennoch unbestreitbar, dass, vom militärischen Kräftepotential her, die

jugoslawische Armee und die Polizeikräfte weit überlegen war.56

Im Sommer 1998 versuchte die jugoslawische Führung eine militärische Lösung des Konfliktes herzustellen.

Sie hatte die Wahl, entweder weiterhin sich eher defensiv zu verhalten und die Kontrolle noch mehr zu

verlieren, oder massiv in den Konflikt auch militärisch einzugreifen. Sie entschied sich für die militärische

Konfrontation. Durch die asymmetrische Überlegenheit hatte die UCK wenige Chancen gegen die

serbischen Sicherheitskräfte und verlor rasch ihre „befreiten Zonen“. Im Zuge der Kampfhandlungen wurde

wenig Rücksicht auf die Zivilbevölkerung genommen und es kam zu massiven Vertreibungen. Mitte

September 1998 gab es zirka 300.000 Flüchtlinge, wovon ungefähr 50.000 Menschen ungeschützt in den

Wäldern lebten. In dieser prekären Situation verabschiedete der Sicherheitsrat erneut eine Resolution (Nr.

1190/1998)57 in welcher die Gewalt erneut verurteilt wird und beide Seiten zu einer Feuerpause

aufgefordert werden. Außerdem erlies der NATO-Generalsekretär, ebenfalls, am 24. September eine

Warnung an die Führung in Belgrad. Die serbische Seite erklärte in der Folge die Kämpfe für beendet und

tatsächlich entspannte sich die Lage im Herbst 1998. Gleichzeitig kam es zum Abschluss von

Vereinbarungen mit der NATO (Luftbeobachtung) am 15. Oktober, und mit der OSZE (OSZE Mission) am 16.

Oktober. Allerdings kehrte auch die UCK in den Kosovo zurück. Sie war in der Zwischenzeit militärisch straff

organisiert, ausreichend mit Handfeuerwaffen ausgestattet und verfügte auch über funktionierende

Fernmeldeverbindungen. Während die Drohungen von Luftangriffen und die OSZE-Mission eher mäßigend

auf die serbische Seite wirkten, so waren diese Drohungen für die albanische Seite eher ein Anreiz, durch

eigene Aktionen Reaktionen der serbischen Seite auszulösen. Ende Jänner/Anfang Februar kontrollierte die

UCK erneut in etwa die Gebiet die sie bereits im Frühsommer 1998 kontrolliert hatten. Der Bürgerkrieg im

Kosovo ging damit in seine Entscheidende Phase über. Am 15./16. Jänner 1999 kam es einem Massaker im

Racak. Bis heute ist der tatsächliche Hergang der Geschehnisse vor Ort umstritten. Durch den Leiter der

55 Resolution 1160/1998 http://www.un.org/peace/kosovo/98sc1160.htm abgerufen am 22 06 2013/10:35

56 Vgl Loquai 2000; S. 21ff

57 Resolution 1199/1998 http://www.un.org/peace/kosovo/98sc1199.htm abgerufen 22 06 2013/11:27

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 22

OSZE Mission, Botschafter Walker, wurden 45 Tote bekanntgegeben. In der Folge kam es zu

Sondersitzungen der NATO und der OSZE. Es kam zum Ausdruck, dass diese Geschehnisse es zu einer neuen

Stufe der Gewalt gekommen war.58

Vom 6. Bis zum 23. Februar fanden die Verhandlungen, zwischen Vertretern der Bundesrepubilk

Jugoslawien und der Kosovo-Albaner unter der Leitung der Balkan-Kontaktgruppe, über ein

Interimsabkommen im französischen Schloss Rambouillet statt. Diese wurden ergebnislos abgebrochen und

vom 15. bis 20. März fanden die Folgekonferenzen in Paris statt. Diese scheiterten ebenfalls an der

Weigerung Belgrads, seine Unterschrift unter den Friedensplan und die Vereinbarung über eine

weitgehende Autonomie des Kosovos zu setzen. In der Folge wurde aus Sicherheitsgründen die OSZE

Mission abgezogen. Nach Abschluss dieses Abzuges begann die NATO mit Luftangriffen auf das gesamte

Staatsgebiet der Bundesrepublik Jugoslawien am 24. März 1999. Nach einem Einlenken Belgrads wurden

diese Luftangriffe am 2. Juni abgeschlossen und am 10. Juni 1999 bestätigte die Resolution 1244/199959 des

Sicherheitsrates den Friedenplan der internationalen Staatengemeinschaft60

3.2.1. Die wirtschaftliche Komponente des Konflikts

Während des gesamten Konflikts galt die Resolution 757/199261 des Sicherheitsrates. Dieses bereits 1992

beschlossene Dokument sah umfangreiche wirtschaftliche Sanktionen gegenüber dem Gebiet der

Bundesrepublik Jugoslawien vor. Die Kriegsökonomie sollte nach symmetrischen Gesichtspunkten

ausgehungert werden. Faktisch waren aber im Kosovo Konflikt zwei unterschiedliche Formen der

Kriegsökonomie vorhanden. Auf der serbischen Seite gab es eine klassische Kriegsökonomie in welcher die

serbischen Sicherheitskräfte durch staatliche Finanzierung und Versorgung mit Ausrüstungsgütern aufrecht

erhalten wurde. Auf kosovo-albanischer Seite erfolgte die Finanzierung und Ausrüstung durch

nichtstaatliche Akteure. Die UCK konnte für ihre Finanzierung auf das parallelstaatliche Steuersystem der

Diasporagemeinschaft der Albaner zurückgreifen. Wichtigster Kanal für die Geldströme aus der Diaspora

war der sogenannte „Vendlindja therret“ („Die Heimat ruft“) Fond. Mehrere Millionen US Dollar flossen

dabei nach dem Prinzip des „Hawala Banking“. Bei diesem System wurden per Überweisung oder Scheck

eingezahlte Spenden durch Kuriere nach Albanien oder in den Kosovo überbracht. Auf diese Weise konnten

Spuren verwischt und hohe Gebühren vermieden werden. Außerdem kann bei diesem System die Herkunft

des Geldes nicht nachgeprüft werden. Es wird angenommen, dass etwa die Hälfte der Gelder, die während

58 Vgl Loquai 2000; S. 34ff

59 Resolution 1244/1999 http://www.un.org/depts/german/sr/sr_99/sr1244.pdf S. 35ff 22 06 2013/14:01

60 Vgl. Aghayev 2007: S. 18ff

61 Resolution 757/1992

http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10001190 23 06

2013/11:15

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 23

des Konflikts in den Kosovo geflossen sind, aus Drogenerlösen stammte. Die Ausrüstung mit Waffen und

sonstigen Versorgungsgütern stammte in der Frühphase, 1997, aus den Beständen der albanischen Armee

und später war der Waffenmarkt ein weiterer Anknüpfungspunkt zur Drogenmafia. Durch den Erlös aus

Drogengeschäften wurden viele der Waffen finanziert. Die internationalen Sanktionen waren daher, vor

allem in Hinblick auf die albanische Seite, wirkungslos, nachdem diese sowohl die Finanzierung als auch die

Versorgung mit Kriegsmaterial nicht einschränken konnte.62

3.3. Die Entstehung eines neuen Staates

Die Intervention der internationalen Staatengemeinschaft erfolgte auf der Grundlage der Konzeption von

humanitären Interventionen. Dies war allerdings nicht unumstritten. Vor allem die vorhergehende

Bombardierung der Bundesrepublik Jugoslawien ohne eindeutiges Mandat des Sicherheitsrates aber auch

die Resolution 1244/1999 und die Vorgehensweise der Kontaktgruppe wurde zum Teil stark kritisiert, unter

anderem von Noam Chomsky.63

Rechtlich gesehen baut der zivile Teil Intervention auf die bereits erwähnte, Resolution 1244/1999 auf. In

ihr werden in Kapitel 11 die Aufgaben der zivilen Präsenz der zuständigen internationalen Organisationen

definiert. Ziel dieser internationalen zivilen Präsenz ist, dass die Bevölkerung eine substanzielle Autonomie

innerhalb der Bundesrepublik Jugoslawien genießen kann.64 In ihrer Struktur und Umfang ist die „United

Nation Interims Administration in Kosovo“ (UNMIK) einzigartig. Aufgabe der UNMIK war es, das gesamte

Spektrum der staatlichen Verwaltung abzudecken, den Frieden zu konsolidieren, die Gesellschaft zu

rekonstruieren und einen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aufbau voran zu treiben. Die UNMIK

war in vier Säulen gegliedert, welche „Pillars“ genannt wurden: Pillar I: Polizei und Justiz; Pillar II: Zivile

Verwaltung: Pillar III: Demokratisierung, Aufbau und Stärkung von Institutionen; Pillar IV: Rekonstruktion

und wirtschaftliche Entwicklung. Die ersten beiden Säulen wurden direkt durch die UNMIK geführt. Die

Säulen III und IV werden durch die Europäische Union bzw. die OSCE geleitet. Geleitet wurde die UNMIK

durch einen Speziellen Beauftragten des Generalsekretärs für den Kosovo, welcher auch gleichzeitig

höchster ziviler Verwaltungsbeamter des Kosovo war.65

Die „Kosovo Force“ (KFOR) als militärischer Teil der Intervention stützt sich ebenfalls auf ein Mandat

welches durch die Resolution 1244 definiert wurde. Des Weiteren wurde am 9. Juni 1999 ein „Military

Technical Agreement“ (MTA) zwischen der KFOR und der Regierung der Republik Jugoslawien

abgeschlossen. Zu Beginn war der Auftrag an KFOR die Verhinderung von neuen kriegerischen

62 Vgl. Frank 2006: S. 251ff

63 Für einen Überblick über die Debatte und deren Kritikpunkte: Chomsky 2008

64 Resolution 1244/1999 http://www.un.org/depts/german/sr/sr_99/sr1244.pdf S. 38 24 06 2013/18:01

65 Vgl. Kramer 2006: S. 22ff

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 24

Auseinandersetzungen, die Absicherung und - wenn nötig Durchsetzung – des Waffenstillstandes, die

Überwachung des Abzuges der bewaffneten Kräfte der Bundesrepublik Jugoslawiens und auch die

Demobilisierung und Entmilitarisierung des UCK. Nach Übergriffen der albanischen Mehrheit auf die

serbische Minderheit kam in der Folge auch der Schutz der Enklaven der Minderheiten als Aufgabe hinzu.

Allgemein kann der Auftrag der KFOR folgendermaßen zusammengefasst werden; zum einen das Schaffen

eines „Save and Secure Environment“ (SASE) und das garantieren des „Freedom of Movement“ (FOM)66

Nachdem es zu Beginn des Einsatzes zu einem Fokus auf die Lösung der humanitären Situation und die

Rückkehr der Vertriebenen kam, so wurde unter dem „Special Representative of the Secretary-General“

(SRSG) Michael Steiner im Jahr 2001 der Verfassungsrahmen zur provisorischen Selbstverwaltung

verabschiedet. Ab dem Jahr 2002 wurden auch verstärkt politische Akzente gesetzt. Die Entwicklung von

„Standards before Status“ und deren damit verbunden „Benchmarks“67 sollten als Leitmaxime gelten.

Damit sollten vor den Verhandlungen über den politischen Status des Kosovo Kriterien zur politischen und

gesellschaftlichen Entwicklung definiert werden. Erst nach deren Erfüllung sollte es zu Verhandlungen über

den Status kommen. Dieser Status war in den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen umstritten.

Während die Albaner einen eigenen Staat als politisches Ziel definierten so beriefen sich die Serben auf die

Resolution 1244, in welcher der Kosovo als Provinz der Bundesrepublik Jugoslawien definiert wurde. Die

Bearbeitung der Standards wurde in fünf Arbeitsgruppen vorangetrieben und am 31. März 2004 wurde der

„Kosovo Standards Implementation Plan“ der Öffentlichkeit präsentiert. Durch die Unruhen März 2004 kam

es zu einem allgemeinen Stillstand im politischen Prozess. Diese Entwicklungen waren ein Schock, sowohl

für UNMIK, als auch für KFOR. Erst nach der Ablöse des SRSG Holkeri durch SRSG Jessen-Petersen kam es

auch auf Seite der UNMIK zu einer Positionsveränderung. Auch wenn dies nicht explizit in Form eines

Dokuments geschah, so war die neue Diktion „Standards and Status“.68

In der Folge kam es zu den Wiener Verhandlungen über den finalen Status des Kosovo. Diese

Verhandlungen fanden unter der Leitung des Sondergesandten der Vereinten Nationen, den ehemaligen

finnischen Präsidenten, Martti Ahtisaari statt. Während die albanische Seite bei diesen Verhandlungen auf

politisch relativ hohen Niveau vertreten war, so begnügte sich die serbische Seite mit relativ

niedrigrangingen Vertretern aus Ministerien bzw. Gemeindeebene. Die Verhandlungen selbst fanden auf

unterschiedlichen Ebenen stat. Sowohl in Verhandlungen über einzelne Themenbereiche zwischen der

Kontaktgruppe und den Vertretern aus dem Kosovo bzw. Serbien, als auch auf Plenarebene zwischen allen

beteiligten Gruppen.69 Ergebnis dieser Verhandlungen war der sogenannte „Ahtisaari Plan“ welcher am 26.

66 Vgl. Kramer 2006: S. 25ff

67 Vgl. Petritsch 2005: S. 349

68 Vgl. Krämer 2006: S. 165

69 Vgl. Weller 2008: S. 659ff

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 25

März 2007 an den Präsidenten des Sicherheitsrates übergeben wurde. Auch wenn der Plan das Wort

Unabhängigkeit nicht dezidiert nannte, so sah er die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen, die

Schaffung von eigenen Streitkräften und die Schaffung von nationalen Symbolen vor. 70

Nachdem sich die Vereinten Nationen nicht auf eine weitere Vorgehensweise einigen konnten erfolgte am

17. Februar 2008 die einseitige Unabhängigkeitserklärung durch den Kosovo. Bis heute ist dieser neue Staat

nicht von der Mehrheit der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt. Gleichzeitig zu der

Unabhängigkeitserklärung kam es zu einer Überführung der Agenden der UNMIK auf die europäische

Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX.71 Die Rechtmäßigkeit der Unabhängigkeitserklärung war innerhalb der

internationalen Staatengemeinschaft umstritten. Serbien brachte in der Folge die Frage der Rechtmäßigkeit

vor den Internationalen Gerichtshof (ICJ) in Den Haag. Allgemein war erwartet worden, dass die

Unabhängigkeitserklärung als nicht rechtens durch den ICJ beurteilt wird. Daher wurde von Befürwortern

bereits im Vorfeld argumentiert, dass Unabhängigkeitserklärungen nicht dem internationalen Recht

unterliegen würden. Überraschend entschied der ICJ im Juli 2010, dass die einseitige

Unabhängigkeitserklärung durch den Kosovo kein internationales Recht verletzt habe72. Bis dato haben 96

Staaten die Republik Kosovo anerkannt. 73

3.4. Politische Herausforderungen des neuen Staates

3.4.1. Politische Akteure

Nach der Intervention durch die internationale Staatengemeinschaft war das vordringlichste Ziel von

UNMIK und KFOR die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und die Aufbau von demokratischen

Strukturen. Früh wurde erkannt, dass dies nur unter Abstützung auf lokale politische Vertreter geschehen

konnte. Die UCK hatte in dem Zeitraum zwischen dem Abzug der staatlichen Vertreter Serbiens und dem

Einmarsch der UNMIK und KFOR die Macht in einem Großteil der kosovarischen Gemeinden übernommen.

Durch ihre Anerkennung als gewählte Volksvertreter oder als neu gekürte Beamte erlangten sie unter

internationaler Obhut Ligitimität. Damit wurde aber auch die Verflechtung von kriminellen und politischen

Sphären verstärkt und ein Aufbrechen dieser Kriegsökonomie von Beginn an verhindert.74

70 Comprehensive Proposal for the Kosovo Status Settlement

http://www.unosek.org/docref/Comprehensive_proposal-english.pdf 16.07.2013/12:26 71

Vgl. Schmitt 2008: S. 366ff 72

Vgl Tannam 2008: ´S. 954ff 73

Außenministerium der Republik Kosovo: http://www.mfa-ks.net/?page=2,33 17.07.2013/10:26 74

Vgl. Reljic 2007: S. 15

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 26

Die grundsätzliche Entwicklung beim Aufbau demokratischer Strukturen und Grundlagen zur politischen

Selbstverwaltung seit 1999 kann sowohl als positiv, als auch als negativ bilanziert werden. Auf der positiven

Seite kann die ordnungsgemäße Durchführung von freien Wahlen, die Bildung von Regierungen und die

ordentliche Konstituierung des Parlaments aber deutlicher Fortschritt gesehen werden. Auf der negativen

Seite gibt es noch immer großen Nachholbedarf im Bereich der Effektivität und Performance der politischen

Akteure. 75

Die politische Landschaft des Kosovo wird heute de facto von drei Parteien dominiert. Auf der einen Seite

die „Demokratische Liga des Kosovo“ (LDK) welche bereits Ende der 1980er Jahre unter Ibrahim Rugova

entstanden war und auf der anderen Seite die „Demokratische Partei des Kosovo“ (PDK) und Hashim Taci

und die „Allianz für die Zukunft des Kosovo“ (AAK) unter Ramush Haradinaj, welche beide aus der UCK

entstanden sind. Gemeinsam ist allen Parteien, dass sie kein klassisches Parteiprogramm europäischen

Zuschnitts haben sondern eher mit US-amerikanischen Parteiprogrammen zu vergleichen sind. Außerdem

ist die Finanzierung bei allen Parteien wenig transparent.76Es ist weitgehend bekannt, dass die Finanzierung

der politischen Akteure durch illegale Mittel erfolgt. Nach dem Ende der Kämpfe spaltete sich die UCK auf,

manche ihrer Mitglieder gingen in die Politik, andere in die Wirtschaft und wiederum andere in die

Organisierte Kriminalität. Gleichzeitig werden die alten engen Verbindungen allerdings aufrecht erhalten.77

Innerhalb der UNMIK und KFOR kam auch der Begriff der „Multifunktionsperson“ auf. Dieser Begriff

bezeichnet Personen des öffentlichen Lebens im Kosovo, in der politische, wirtschaftliche und kriminelle

Interessen zusammen kommen. Als Beispiel für solch eine Person kann der frühere kosovarische

Ministerpräsident Ramush Haradinaj bezeichnet werden. Dieser ist Oberhaupt eines Klans im westlichen

Kosovo, welcher das gesamte Spektrum der kriminellen, wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten

abdeckt. Im Mittelpunkt dieser Aktivitäten stehen der illegale Handel mit zollpflichtigen Waren bzw. der

Drogen- und der Waffenschmuggel.78

3.4.2. Korruption und Rechtsstaatlichkeit

Die Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX wurde 16. Feburar 2008, einen Tag vor der

Unabhängigkeitserklärung, geschaffen und nahm Ende 2008 ihre Tätigkeit im Kosovo auf. Ziel der Mission

ist es die Rechtsstaatlichkeit innerhalb der Republik Kosovo zu stärken. Im Gegensatz zur UNMIK, welche

die staatlichen Aufgaben direkt übernommen hatte, ist EULEX als beratende MMA (Monitor, Mentor,

75 Vgl. Krämer 2006: S. 64ff

76 Vgl. Krämer 2006. S. 65

77 Vgl. Teran 2007: S. 16f

78 Vgl. Reljic 2007: S. 16

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 27

Adivse) Mission konzipiert. Sie besitzt nur begrenzte exekutive Aufgaben, vor allem im Bereich der

Verfolgung von organisierter und interethnischer Kriminalität, Kriegsverbrechen und Korruption. Definiert

wurden die einzelnen Aufgabenbereiche im „Council Joint Action 2007/124/CFSP“79 der Europäischen

Union. Die Rechtsgrundlage der EULEX ist bis heute umstritten, da sie auf der Resolution 1244/1999

aufbaut, welche aber keine EU Mission vorsieht. Daher wird EULEX zum Beispiel von Serbien und Russland

abgelehnt und gerade im Nordkosovo besitzt sie nur eine beschränkte Handlungsfähigkeit.

Nach einem Bericht von „Transparency International“ ist bis heute der Staat der größte Auftraggeber für

Gewerbetreibende. Bis zu 60% aller Verträge kommen durch staatliche Aufträge zustande. Durch die

politische Einflussnahme und die Schwäche der Strafverfolgungsbehörden bzw. der Justiz ist die

Bevorzugung bestimmter Firmen mit guten politischen Verbindungen eine logische Folge. Die Korruption im

Bereich der staatlichen Auftragsvergabe ist extrem hoch. Der durch Transparency International ermittelte

Korruptionswahrnehmungsindex liegt im Jahr 2011 bei 2,9; dies gilt als „ungezügelte“ Korruption.80

Auch der EU Rechnungshof kritisiert in seinem Bericht über die Rechtsstaatlichkeitshilfe der Europäischen

Union für das Kosovo, dass trotz der Hilfe der EU und anderer Geber bei der Bekämpfung der Organisierten

Kriminalität nur geringe Fortschritte erzielt wurden. Die politische Einflussnahme ist trotz der Anwesenheit

von EULEX-Richtern und –Staatsanwälten weiterhin ein großes Problem im Kosovo. Im Kosovo bestehen

heute 150 Vergabebehörden, diese Komplexität und Zersplitterung bei öffentlichen Aufträgen steigert das

Korruptionsrisiko.81

3.5. Zusammenfassung und Aussichten

Der Kosovo Konflikt, welcher in den massiven Repressionen der serbischen Sicherheitskräfte in den Jahren

1998/1999 seinen letzten Höhepunkt erreichte, und durch eine internationale Intervention seinen

vorläufigen Abschluss fand, ist mit Sicherheit einer der am meist Diskutieren der jüngeren Geschichte. Die

humanitäre Intervention kulminierte in dem Entstehen eines neuen Staates, des jüngsten in Europa, auch

wenn er noch nicht von allen Staaten der Vereinten Nationen bzw. der Europäischen Union anerkannt

wurde. Die Entwicklung des Kosovo seit 1999 ist auch ein Beispiel für die Demokratisierungsversuche nach

einem Bürgerkrieg. Seit 1999 ist die internationale Staatengemeinschaft nicht nur mit einer massiven

militärischen Komponente in diesem Land engagiert, auch auf dem zivilen Sektor kam es zu umfangreichen

79 http://www.eulex-kosovo.eu/en/info/docs/JointActionEULEX_EN.pdf

80 Assessment of Institutional Integrity – Kosova 2011 http://www.kdi-kosova.org/publications/NIS2011en.pdf

18.07.2013/11:17 81

Bericht des EU Rechnungshofes: Rechtsstaatlichkeitshilfe der Europäischen Union für das Kosovo 2012

http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2009_2014/documents/cont/dv/eca_sr182012_/eca_sr182012_de.pdf

18.07.2013/11:49

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 28

Initiativen. Milliarden an Hilfsgeldern flossen in den Wiederaufbau und in Infrastrukturmaßnahmen.

Dennoch sind die Fortschrittsberichte in vielen Fällen noch pessimistisch. Auch wenn es de facto

demokratische Institutionen und freie Wahlen gibt, so gibt es dennoch Mängel im Bereich der

Rechtsstaatlichkeit und im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität.

Meiner Meinung nach liegt dies in dem Ignorieren der Kriegsökonomie auf Seiten der Kosovo-Albaner.

Durch das Abstützen auf lokale politische Vertreter, welche eng mit der Organisierten Kriminalität

verbunden sind wurde diese Kriegsökonomie in vielen Bereichen institutionalisiert. Die in Kapitel 3.4.1.

angesprochenen „Multifunktionspersonen“ üben heute die reale Macht innerhalb der Republik Kosovo aus.

Die Folge ist ein Verwischen der Grenzen zwischen Politik, Wirtschaft und Kriminalität. Die von den

politischen Akteuren betriebene Klientel-Politik fördert auf der einen Seite die Korruption und auf der

anderen Seite behindert sie die Entwicklung eines starken Rechtsstaates und einer Zivilgesellschaft.

Die Transformation der Kriegsökonomie in eine Friedensökonomie wurde durch die internationale

Staatengemeinschaft de facto nicht beachtet. Durch die partielle Fokussierung der wirtschaftlichen

Sanktionen auf symmetrische Konfliktparteien wurde die Bundesrepublik Jugoslawien geschwächt,

gleichzeitig die UCK und deren politischen Folgeorganisationen gestärkt.

Um die Demokratierung im Kosovo weiter voran treiben zu können, bedarf es einen verstärkten und

effektiveren Kampf gegen die Organisierte Kriminalität und ein Zurückdrängen der politischen

Einflussnahme auf die Justiz, aber auch auf die öffentlichen Ausschreibungen. Diese Rechtsstaatlichkeit ist

eine Grundvoraussetzung für internationale Investitionen in den Kosovo. Das gleiche gilt auch für künftige

Demokratisierungsversuche nach Bürgerkriegen in anderen Regionen. Erst durch die Einbeziehung der

wirtschaftlichen Komponente und der grundsätzlichen Frage: „Wer verdient an diesem Konflikt?“ kann es

zu einer effektiven Transformation der Kriegs- in eine Friedensökonomie kommen und damit auch das

Aufkommen von Schattenwirtschaften und Organisierter Ökonomie verhindert bzw. eingeschränkt werden.

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 29

4. Quellenverzeichnis:

4.1. Bücher: - Kaldor, Mary; 1999: Neue und alte Kriege; Suhrkamp Verlag; Frankfurt/Main

- Müller, Rolf-Dieter; 2009: Militärgeschichte; Böhlau Verlag, Köln-Waimar-Wien

- Etzersdorfer, Irene; 2007: Krieg – Eine Einführung in die Theorien bewaffneter Konflikte, Böhlau Verlag,

Köln-Waimar-Wien

- Münkler, Herfried; 2007: Die neuen Kriege; Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek b. Hamburg

- Münkler, Herfried; 2006: Der Wandel des Krieges – Von der Symmetrie zur Asymmetrie; Velbrück

Wissenschaft; Weilerswist

- Oeter, Stefan; 2008: Humanitäre Intervention und die Grenzen des völkerrechtlichen Gewaltverbots –

Wen oder was schützt das Völkerrecht: Staatliche Souveränität oder individuelle Autonomie?; In:

Münkler, Herfried/Malowitz, Karsten (Hg.): Humanitäre Interventionen – Ein Instrument

außenpolitischer Konfliktbearbeitung. Grundlagen und Diskussion; VS Verlag für Sozialwissenschaften,

Wiesbaden

- Lock, Peter; 2003: Kriegsökonomien und Schattenglobalisierung; In: Ruf, Werner (Hg.): Politische

Ökonomie der Gewalt – Staatszerfall und Privatisierung von Gewalt und Krieg; Leske+Budrich, Opladen

- Gebauer, Thomas; 2003: Zwischen Befriedung und Eskalation – Zur Rolle des Hilfsorganisationen in

Bürgerkriegsökonomien; In: Ruf, Werner (Hg.): Politische Ökonomie der Gewalt – Staatszerfall und

Privatisierung von Gewalt und Krieg; Leske+Budrich, Opladen

- Paes, Wolf Christian: 2003: Die neue Ökonomie des Krieges; In: Ruf, Werner (Hg.): Politische Ökonomie

der Gewalt – Staatszerfall und Privatisierung von Gewalt und Krieg; Leske+Budrich, Opladen

- Der Neue Fischer Weltalmanach 2013; Fischer Taschenbuchverlag; Frankfurt am Main

- Schmitt, Oliver Jens 2008: Kosovo; Kurze Geschichte einer zentralbalkanischen Landschaft; UTB Böhlau;

Wien-Köln-Waimar

- Frank, Cornelia 2006: Verstehende Soziologie von Gewaltakteuren: Fallbeispiel UCK; In Siedschlag,

Alexander (HG.): Methoden der sicherheitspolitischen Analyse – Eine Einführung; VS Verlag für

Sozialwissenschaften, Wiesbaden

- Petritsch, Wolfgang/Pichler, Robert; 2005: Kosovo-Kosova – Der lange Weg zum Frieden; Wieser Verlag,

Klagenfurt-Wien-Ljubljana-Sarajewo

- Reljic, Dusan, 2007: Die Balkan Mafia – Organisierte Kriminalität und kriminalisierter Staat im Westlichen

Balkan, Diskussionspapier, SWP-Berlin

Lukas Bittner

Stand: Juli 2013 30

4.2. Internetquellen - Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen zur „Agenda for Peace“ am 31. Jänner 1992

http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/47/277 03.06.2013/16:24

- Bericht der Generalversammlung der Vereinten Nationen über die Implementierung der „Responsibility

to Protect“ am 12. Jänner 2009 http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/63/677

03.06.2013/16:37

- UN-Charter http://www.un.org/depts/german/un_charta/charta.pdf 04.06.2013/18:45

- Bericht der ICSS „Responsibility to Protect“ http://responsibilitytoprotect.org/ICISS%20Report.pdf

04.06.2013/20:21

- Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen „We the people“

http://www.un.org/millennium/sg/report/ch3.pdf S. 48 04.06.2013/20:00

- Resolution 1160/1998 des UN-Sicherheitsrates http://www.un.org/peace/kosovo/98sc1160.htm 22

06 2013/10:35

- Resolution 757/1992 des UN-Sicherheitsrates

http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10001190

23 06 2013/11:15

- Weller, Marc; 2008: The Vienna negotiations on the final status for Kosovo; In: International affairs;

Volume 84; Issue 4; Page 659-681 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1468-

2346.2008.00731.x/pdf 16.07.2013/11:30

- Comprehensive Proposal for the Kosovo Status Settlement – Martti Arthisaari http://www.mfa-

ks.net/?page=2,33 16.07.2013/12:26

- Tannam, Etian: The EU’s Response to the International Court of Justice’s Judgment on Kosovo’s

Declaration of Independence; In: Europe-Asia Studies; Volume 65; Issue 5; Page 946-964

http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09668136.2013.805966#.UeZeVo30GH0

16.07.2013/16:45

- Taran, Nika Strazisar, 2007: Peacebbuilding and Organized Crime – The Cases of Kosovo and Liberia.

Working Paper 1/2007, Swiss Peace, Bern

http://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2011/2440/pdf/WP_1_2007_Kosovo_und_Liberi_neu.pdf

17.07.2013/11:45

- Assessment of Institutional Integrity – Kosova 2011 http://www.kdi-

kosova.org/publications/NIS2011en.pdf 18.07.2013/11:17

- Bericht des EU Rechnungshofes: Rechtsstaatlichkeitshilfe der Europäischen Union für das Kosovo 2012

http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2009_2014/documents/cont/dv/eca_sr182012_/eca_sr1820

12_de.pdf 18.07.2013/11:49