„Der blinde Fleck“ - Unterschätzt die internationale Staatengemeinschaft den Einfluss der...
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Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 1
„Der blinde Fleck“
Unterschätzt die internationale Staatengemeinschaft den Einfluss der
Kriegsökonomie in asymmetrischen Konflikten bei ihren Friedensinitiativen?
Fallbeispiel Kosovo
Inhalt 1. Einleitung ....................................................................................................................................................... 2
2. Alte und neue Konfliktformen ....................................................................................................................... 5
2.1. Symmetrische Kriege .............................................................................................................................. 5
2.2. Asymmetrische Kriege ............................................................................................................................ 8
2.3. Völkerrechtliche Schwachstellen durch Asymmetrierung und politische Antworten ......................... 11
2.4. Veränderungen in der Kriegsökonomie................................................................................................ 13
2.5. Zusammenfassung und Aussichten ...................................................................................................... 17
3. Fallbeispiel Kosovo ...................................................................................................................................... 18
3.1. Entwicklungen des Kosovo bis zur Eskalation des Konflikts ................................................................. 19
3.2. Der Kosovo Konflikt und die internationalen Initiativen ...................................................................... 20
3.2.1. Die wirtschaftliche Komponente des Konflikts................................................................. 22
3.3. Die Entstehung eines neuen Staates .................................................................................................... 23
3.4. Politische Herausforderungen des neuen Staates ............................................................................... 25
3.4.1. Politische Akteure ............................................................................................................. 25
3.4.2. Korruption und Rechtsstaatlichkeit .................................................................................. 26
3.5. Zusammenfassung und Aussichten ...................................................................................................... 27
4. Quellenverzeichnis: ..................................................................................................................................... 29
4.1. Bücher: .................................................................................................................................................. 29
4.2. Internetquellen ..................................................................................................................................... 30
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1. Einleitung
Der Begriff des Krieges ist heute, vor allem in Westeuropa und Nordamerika, aber auch im Bereich der
internationalen Organisationen, eng mit der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Entwicklung der
Konflikte und deren Lösung in Europa seit 1648 verbunden. Krieg wird heute noch primär, ganz nach
Clausewitz, als „.. eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“1 verstanden. Dieses aus seinem
Werk „Vom Krieg“ entnommene Zitat ist in den meisten Gesellschaftsschichten und der Politik heute
geläufig und spielt das Selbstverständnis dessen wieder, was Krieg bedeutet. Diese Form des Krieges, auf
welche Clausewitz anspielt, ist allerdings eine rein europäische bzw. auch nordamerikanische Entwicklung.
Sie ist eng mit der Kultur und den Gesellschaften verbunden. Ihr tiefster Kern ist dabei das Ideal des
ritterlichen Zweikampfes welcher als ur-symmetrisch angesehen werden kann. Die Gesichte des Krieges in
Europa ist im Endeffekt eine Entwicklung in bei der asymmetrische Konstellationen, welche durch Waffen-
bzw. Festungstechniken ausgelöst wurden, in Form von Ausgleichsmaßnahmen, wie internationalen
Verträgen, aber auch dem Verbot von Waffensystemen ausgeglichen werden sollte.
Die wohl wichtigste Entwicklung in der europäischen Kriegsgeschichte stellt wohl die Entstehung des
Nationalstaates dar. Aufbauend auf die Entwicklung der Souveränität von Staaten war es nun das
Gewaltmonopol, innerhalb von Nationalstaaten, welches nun eine Zäsur in der Geschichte darstellt. Ziel
war dabei immer die Einhegung des Krieges und die Verhinderung neuer bzw. deren präventive
Eingrenzung. Erst durch diese Entwicklungen kann wirklich von der Fortsetzung der Politik nach
clausewitzscher Diktion gesprochen werden. Durch die Katastrophen des ersten und zweiten Weltkriegs
wurde ein weiterer wichtiger Schritt innerhalb des internationalen Systems geschaffen. Das grundsätzliche
Gewaltverbot der Vereinten Nationen und die Definition der allgemeinen Menschenrechte. Dieses an sich
europäische bzw. nordamerikanische Rechtssystem wurde damit auf eine globale Ebene gehoben. Die Zeit
des Kalten Krieges kann daher auch als eine symmetrische Konstellation in ihrer Reinform angesehen
werden. Durch die globale Übermacht der beiden Blöcke wurde das theoretische Konstrukt des
symmetrischen Krieges und des damit verbundenen Konvoluts an internationalen Abkommen, Geboten
und Verboten als vorherrschendes System anerkannt und damit auch die Definition des Krieges als einen
Zwischenstaatlichen Konflikt angenommen.
Ein wichtiger Aspekt des Gewaltmonopols und der symmetrischen Kriegsführung ist der wirtschaftliche.
Durch das Gewaltmonopol wurde der (National-)Staat zum alleinigen Finanzier und Ausrüster der
Streitkräfte welche in einen Krieg zogen. Die Finanzmittel wurden primär durch Steuern und sekundär
1 Clausewitz 2002: S. 44
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durch Kriegsgewinne bzw. Reparationszahlungen hergestellt. Durch die immer komplexeren
Waffensysteme wurde ein Krieg auch zu einer immer größer werdenden Bürde für den Staat. Nur durch die
absolute Mobilisierung eines Staates, inklusive seiner Produktionsverhältnisse, war überhaupt noch eine
Kriegsfinanzierung zu denken. Damit war der Krieg aber auch grundsätzlich ein Verlustgeschäft für den
Staat.
Der Kalte Krieg hat, bei allen Schrecken in Hinsicht auf eine Totale Vernichtung der Menschheit, zu einer
gewissen Stabilität innerhalb des internationalen Systems beigetragen. Es war bei Weitem keine friedliche
Periode, Entkolonialisierungs- und Stellvertreterkriege waren an der Tagesordnung und kosteten Millionen
von Menschenleben. Allerdings war hinsichtlich des klassischen Systems der souveränen Nationalstaaten
eine Stabilität und Berechenbarkeit vorhanden. Mit Ende des Kalten Krieges kamen auch wieder verstärkt
asymmetrische Konflikte zum Vorschein. Diese werden in der zeitgenössischen Literatur als Asymmetrische,
Neue oder auch Wilde Kriege bezeichnet, obwohl ihre Form grundsätzlich älter ist als die symmetrischen
Staatenkriege, welche eher eine Spielart Europas und Nordamerikas darstellen. In diesen asymmetrischen
Konfliktformen zeigen sich nun verstärkt Aspekte der Kriegshandlungen und deren Auswirkungen, welche
in den symmetrischen Konflikten durch deren Konstellation weitgehend unbekannt war. Die idealistische
Hoffnung der frühen 1990er Jahre auf eine Periode des Friedens und des Wohlstandes hat sich schnell
zerschlagen. Die internationale Staatengemeinschaft hat auf diese Änderungen reagieren und Anpassungen
im System vornehmen müssen.
Die wohl meist diskutierte Anpassung ist das Konzept der „Responsibility to Protect“ (R2P) welche der
internationalen Staatengemeinschaft nun in letzter Konsequenz die Möglichkeit gibt, die Menschenrecht
über die staatliche Souveränität zu stellen. Die Diktion der absoluten Souveränität der Staaten wurde damit
gebrochen. Auch die Einrichtung von internationalen Gerichtshöfen, welche Menschenrechtsverletzungen
verfolgen sollen, war solch eine Anpassung. Auch das Dilemma der politischen Legitimität der Kriegsakteure
wurde erkannt und wird diskutiert. Ein weiterer Aspekt wird allerdings weiterhin innerhalb der
internationalen Staatengemeinschaft ignoriert.
Asymmetrische Konflikte sind für Kriegsakteure ein Geschäft. In einer globalisierten Weltwirtschaft sind die
sogenannten „failed-states“ ohne einem funktionierenden Staat und ohne Gewaltmonopol auf der einen
Seite wichtige Produktions- und Transitländer illegaler Güter wie Drogen, Waffen, Menschen, aber auch
von Rohstoffen und auf der anderen Seite Absatzmärkte von Waffen. Reflexartig wird, über ausbrechende
asymmetrische Konflikte, umfangreiche Wirtschaftssanktionen verhängt. Diese sind jedoch nur
eingeschränkt wirksam. Zum einen, da die meisten der Kriegsakteure garkeinen Zugang zur offiziellen
globalen (Kriegs-)Wirtschaft haben (Exportlizenzen) und zum anderen, da ihr Geschäft gerade im Handel
mit illegalen Waren besteht.
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Diese illegale und Schattenwirtschaft ist jedoch ein Haupthindernis in der Pazifizierung der asymmetrischen
Konflikte. Durch den Umstand, dass Krieg zu einem Geschäft mit großen Erlösen geworden ist, ist das
Interesse an einer wirklichen Befriedung und Demokratisierung durch die Akteure relativ gering da damit
auch die wirtschaftliche Basis des eigenen Überlebens untergraben werden würde. In der vorliegenden
Arbeit wird am Fallbeispiel des Kosovo versucht, exemplarisch diesen „blinde Fleck“ der internationalen
Staatengemeinschaft darzustellen.
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2. Alte und neue Konfliktformen
Bei der Beschreibung komplexer Phänomene versucht man immer wieder, durch die Zerlegung in
komplementäre Begriffspaare eine Vereinfachung zu schaffen. Diese, auch als binäre Codierung
bezeichnete Strukturierung, soll nach Münkler: „... Beobachtungsfelder strukturieren, eine Ordnung für die
Fülle der Beobachtungen schaffen und auf diese Weise schließlich ein angemessenes, weil sachgerechtes
Handeln der politischen Akteure ermöglichen“2. Im Falle des Krieges ist dies die allgemein anerkannte
Unterscheidung in dem Staatenkrieg und den Bürgerkrieg. Der Staatenkrieg wird auf der einen Seite
weitergehend auch durch seine internationalen Abkommen und Konventionen als symmetrischer Konflikt
bezeichnet und auf der anderen Seite der Bürgerkrieg als asymmetrischer Konflikt.
2.1. Symmetrische Kriege
Der „klassische“ Krieg kann heute als – primär westeuropäische bzw. nordamerikanische –
Entwicklungsstufe bezeichnet werden. Er ist das Ergebnis der militärischen, politischen und wirtschaftlichen
Entwicklung dieser Regionen. Der „klassische“ Krieg ist gekennzeichnet durch verschiedene Versuche bzw.
Ansätze seiner Einhegung und der damit verbundenen internationalen Abkommen und Konventionen. Im
Folgenden soll daher die geschichtliche Entwicklung des bewaffneten Konfliktes in Europa und
Nordamerika dargelegt werden um aus ihr die Definitionen und Rahmenbedingungen des symmetrischen
Krieges darzustellen.
Die Friedensschlüsse, von Münster und Osnabrück, stellen, in der einschlägigen Literatur, eine Zäsur in der
Entwicklung der klassischen symmetrischen Staatenkriege dar.3 Dieser Einschnitt äußerte sich grundsätzlich
auf mehreren Ebenen. Ein erster war auf politischer Ebene die Trennung von Außen- und Innenpolitik.4
Diese Trennung war auch unbedingt notwendig in der Entwicklung des Nationalstaates welcher
Voraussetzung für die späteren Staatenkriege darstellt. In der Folge werden nach Kaldor auch die Allianzen
zur Vergrößerung der eigenen militärischen Stärke immer wichtiger.5
Eine weitere Ebene ist die wirtschaftliche. Durch „.. die Separierung von Politik und Ökonomie in allen
unmittelbar den Krieg betreffenden Fragen“6 wurde der unmittelbare Einfluss der wirtschaftlichen
Überlegungen zurückgedrängt. Dies bedeutet nicht, dass Kriege nicht mehr auf Grund von wirtschaftlichen
2 Münkler 2006, S. 30
3 Vgl. Münkler 2006: S. 51ff, Etzersdorfer 2007, S. 53
4 Vgl. Münkler 2006, S.51
5 Vgl. Kaldor 1999, S. 49
6 Münkler 2006, S. 51
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Interessen geführt wurden bzw. werden, aber, dass Krieg führen kein wirtschaftliches Ziel mehr ist. Diese
Kriegsunternehmer (z.B. Wallenstein) waren ein deutliches Kennzeichen dieses Krieges. Auf politischer
Ebene bedeutete diese Trennung auch, dass der Krieg nun direkter wirtschaftlicher Kontrolle unterworfen
werden konnte und als Instrument dieser Politik betrachtet werden konnte.7 Gleichzeitig war durch die
weitreichenden Entwicklungen in der Kriegstechnik (Infanterie, Kavallerie und vor allem die Artillerie) auch
die Ausrüstung und laufendende Finanzierung einer stehenden Armee weitgehend nur noch für Staaten
möglich. In diesem Zusammenhang sind die stehenden Heere auch als ein wichtiger Schritt im Entstehen
des modernen Staates zu betrachten. Sie stellten einen integralen Bestandteil des staatlichen
Gewaltmonopols dar.8
Als direkte Folge dieser politischen, militär-technischen und auch wirtschaftlichen Entwicklungen kann man
eine Periode der klassischen Staatenkriege, oder um genauer zu sein, der sogenannten Kabinettkriege,
erkennen. Diese zeichneten sich dadurch aus, dass der Krieg vor allem als ein politisches Instrument
verstanden wurde, sollte die Diplomatie nicht den gewünschten Erfolg erzielen. Die Armeen bestanden
mehrheitlich aus Berufssoldaten und die Zivilbevölkerung wurde meist nicht zur Unterstützung
herangezogen. Sowohl durch den eigenen Landesherren, zur Verteidigung, als auch nicht Truppen durch
den fremden Landesherren, zur Versorgung der fremden Truppen. Auch die Herkunft der Soldaten war
weitgehend nicht an das eigene Herrschaftsgebiet gekoppelt. Innerhalb dieser Kriege und Feldzüge wurde
die Entscheidung primär durch zwei Arten herbeigeführt. Zum einen durch das sogenannte
„ausmanövrieren“ – also das Abschneiden der gegnerischen Truppen von ihren Versorgungslinien – oder
durch eine Entscheidungsschlacht auf offenem Feld. Mit Rücksicht auf die hohen Kosten der Truppen
wurde versucht die Verluste möglichst gering zu halten. Unterlegene Truppen fanden sich dadurch mit ihrer
Niederlage ab ohne einen blutigen Verzweiflungskampf zu liefern. Die Finanzierung dieser Kriege lief über
Steuern durch das Volk und diese waren zum Teil erheblich.9
Die nächste Verschiebung entstand durch die Französische Revolution. Durch die Entstehung der durch die
Bevölkerung konstituierenden Nationen waren nun nicht mehr nur quantitativ-mechanische sondern auch
moralische Faktoren entscheidend. Nicht mehr alleine eine kampfstarke Armee war ausschlaggebend,
sondern die Begeisterung und die Opferbereitschaft der Bevölkerungen. Die nationalistische Begeisterung
wurde zu einer Ressource der Kriegsführung.10 Dies beendete auch die relative Stabilität, welche die
Pentarchie des 18. Jahrhunderts durch ihre begrenzten Kabinettskriege, in welcher Armeen nicht bis zur
völligen Erschöpfung oder gar Auflösung eingesetzt wurden, definierte. Es folgte die Zeit der Volkskriege
7 Vgl. Müller 2009, S. 137, Münkler 2006, S. 51ff
8 Vgl. Kaldor 1999, S. 38f
9 Bgl. Müller 2009, s. 154ff und Münkler 2006, S. 53
10 Vgl. Münkler 2006, S. 54
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welche, vor allem zwischen der Französischen Revolution und dem Wiener Kongress, zu einem massiven
Umbruch in der europäischen Geschichte führten. Die Idee der „Nation“ erwies sich, zusammen mit den
Vorstellungen von Freiheit und Brüderlichkeit, als von enormer sozialer und politischer Sprengkraft.11
Militärhistorisch bedeutsam waren die „Levée en Masse“. Die Einberufung aller wehrfähigen Männer
zwischen 18 und 25 Jahren und die Verpflichtung der gesamten Bevölkerung zur Unterstützung der
Kriegsführung unter Lazare Carnot kann auch als Geburtsstunde des totalen Krieges gesehen werden,
welcher das 20. Jahrhundert prägte.12
Die neue Definition des Soldaten als „Staatsbürger in Uniform“ grenzt auch stark von den Kabinettskriegen
ab, in denen die Soldaten den „Rock des Königs“ trugen und damit auch vor allem dem Feudalherren und
nicht der Bevölkerung verpflichtet waren. Bedeutsam für die Volkskriege in der Folge der Französischen
Revolution war auch die Ausrichtung auf eine entscheidende Schlacht, das „ausmanövrieren“ trat wieder in
den Hintergrund.13 Eine wichtige Entwicklung des 19. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit der
Symmetrierung des Krieges, war eine zunehmende Kodifizierung des Kriegsrechts. Während in Folge des
30jährigen Krieges es vor allem zu einer Unterscheidung zwischen Krieg und Frieden – und damit
verbunden Innen-/Außenpolitik, Öffentlich/Privat, Ökonomisch/Politisch, usw. – gekommen war, wurde
nun der Begriff des Krieges immer weiter kodifiziert.14 Unter anderem kam es zu folgenden wichtigen
Beschlüssen, „… Genfer Konvention von 1864, die Sankt Petersburger Deklaration von 1868, die Haager
Friedenskonferenzen von 1899 und 1907 sowie die Londoner Konferenz von 1908“15. All diese Beschlüsse
führten zu einem immer umfangreicheren internationalen Kodex zum Thema Krieg und Kriegsführung. So
wurden dort Themen wie Gefangene, Kranke/Verwundete und Nichtkombattanten behandelt, aber auch
die Definition von Waffen und Taktiken, welche eingesetzt werden durften. Auch wenn diese Beschlüsse
nicht immer beachtet wurden, so stellten sie dennoch einen wichtigen Bestandteil der symmetrischen
Kriegsführung und damit den Krieg als rationales Mittel der Politik dar.16 Diese Kodifizierung des
Kriegsvölkerrechts ist ein zentraler Bestandteil der Symmetrie. Es stellt einen unbeteiligten Dritten dar
welcher bei Verletzungen der Symmetrie zwischen Konfliktparteien eingreifen kann und so eine
Gleichartigkeit wiederherstellt und die Vorteile der Asymmetrie zu minimieren versucht. Dies kann durch
eine ganze Reihe von Gratifikationen bzw. auch Sanktionen erfolgen. Die Geschichte des klassischen Krieges
in Europa – zusammengefasst in Tabelle 1 -, seit 1648 kann daher als Abfolge der Wiederherstellung von
symmetrischen Konstellationen im Kriegswesen gesehen werden. Diese Konstellationen wurden immer
wieder durch politische Revolutionen (Frankreich) aber auch technische Innovationen (Industrielle
11 Vgl. Müller 2009, S. 163ff
12 Vgl. Müller 2009, S. 164
13 Vgl. Münkler 2006, S. 55f
14 Vgl. Kaldor 1999, S. 43
15 Kaldor 1999, S. 49, Vgl. auch: Etzersdorfer 2007, S. 76ff
16 Vgl. Kaldor 1999, S. 49f
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Revolution) aufgelöst und unter neuen Bedingungen neu errichtet. Sei es durch Angleichen von
Rekrutierungs- und Ausbildungsmethoden wie nach der Entstehung des Volksheeres durch die französische
Revolution, oder auch durch eine Verbesserung der Logistik, wie der Eisenbahn, oder der modernen
Waffen, durch welche ihre Wirksamkeit gesteigert wurde. Symmetrie bedeutet nicht die gleiche Stärke von
Kontrahenten, sondern deren Gleichartigkeit welche durch unbeteiligte Dritte, wie dem Kriegsvölkerrecht
aber auch internationalen Organisationen, überwacht wird.17
Tabelle 1: Stadien der (alten) symmetrischen Kriege in Europa18
17./18. Jh. 19. Jh. Frühes 20. Jh. Spätes 20. Jh
Politische Ordnung Absolutistischer
Staat
Nationalstaat Allianzen;
Völkerstaaten;
Reiche
Blöcke
Kriegsgründe Staatsräson;
Erbfolgekonflikte:
Grenzstreitigkeiten
Nationale
Konfrontation
Nationale und
ideologische
Konfrontation
Ideologische
Konfrontation
Art der Streitmacht Söldner-/
Berufsheer
Berufs-/
Konskriptionsheer
Massenheer Wissenschaftl.-
militärische
Elite/Berufsheer
Militärtechnik Feuerwaffen,
Defensivtaktik,
Belagerung
Eisenbahn und
Telegraph, schnelle
Mobilisierung
Massive Feuerkraft;
Panzer und
Luftwaffe
Nuklearwaffen
Kriegsökonomie Zentralsierung des
Steuer- und
Kreditwesens
Ausweitung von
Verwaltung und
Bürokratie
Mobilmachungs-
wirtschaft
Militärisch-
industrieller
Komplex
2.2. Asymmetrische Kriege
Asymmetrische Konflikte sind keinesfalls etwas Neues innerhalb der Kriegsgeschichte. Nach Münkler ist
tatsächlich das Gegenteil der Fall. Asymmetrische Konfliktformen sind älter als die symmetrischen und in
diesem Sinne ist der europäische Sonderweg der Symmetrie innerhalb der Kriegsführung eher eine
Ausnahme.19 Die militärisch-technischen Entwicklungen im 16./17. Jahrhundert, wie die Entwicklung der
Artillerie und die Verwandlung der Fußtruppen in eine exerzierende Infanterie, wurde von allen
17 Vgl. Münkler: 2006, S. 62ff
18 Kaldor 1999, S. 35
19 Vgl. Münkler 2006: S. 151, Vgl. auch Etzersdorfer 2007: S. 105ff
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europäischen Staaten nachvollzogen und zusammen mit der sich konsolidierenden Staatlichkeit führte dies
zu einer Gleichartigkeit bzw. Symmetrierung. Dieser europäische Sonderweg ist aber zu einem Ende
gekommen und damit haben auch alle politischen und rechtlichen Instrumente, welche unter den
Bedingungen der Symmetrie entwickelt worden sind, zur Einhegung und Kodifizierung des Krieges, massiv
an Bedeutung verloren.20 Dafür gibt es eine ganze Reihe an Gründen. So ist die Verletzlichkeit von
modernen Gesellschaften dramatisch angewachsen, ihre Infrastruktur ist um einiges komplexer und damit
auch fragiler als die agrarischen und frühindustriellen Gesellschaften. Auch die Attraktivität, Bodenschätze
und Territorien zu erobern, hat abgenommen da es kostengünstiger ist, die Ressourcen zu kaufen als sie
mit Waffengewalt zu erobern – dies wird durch die Aufrechterhaltung und Stabilisierung des freien
Welthandels verstärkt. Auch die Entwicklung von postheroischen Mentalitäten in modernen Gesellschaften
steht der Führung von verlust- und entsagungsreichen Kriegen entgegen.21
Aber auch im Europa der symmetrischen Kriegsgeschichte waren immer Formen der asymmetrischen
Kriegsführung vorhanden. Sie waren, vor allem seit 1648, allerdings nicht die Hauptformen, sondern die
Begleiterscheinungen des Krieges. Während der „Große Krieg“ die klassischen, symmetrischen, Feldzüge
bezeichnet, wurden diese immer durch den sogenannten „Kleinen Krieg“ begleitet. Diese konnten auch
durch reguläre Truppen geführt werden um z.B. Aufklärung zu betreiben, aber auch um die gegnerische
Versorgung zu stören. Bekannter in der Kriegsgeschichte sind allerdings Volkserhebungen, wie die
spanische Guerilla gegen Napoleon, aber auch die Tiroler unter Andreas Hofer.22
Den Asymmetrie-Begriff als Synonym für den Partisanenkrieg bzw. der Guerilla zu gebrauchen ist, nach
Münkler, allerdings falsch. Münkler unterscheidet grundsätzlich zwischen Asymmetrien aus Stärke (i.d.F.
Asymmetrie) und Asymmetrien aus Schwäche (i.d.F. Asymmetrierung).
„Asymmetrie entsteht dadurch, dass eine Seite durch permanente militärorganisatorische und
waffentechnische Innovationen gegenüber einem Kontrahenten einen Vorsprung gewinnt, den diese
innerhalb eines politisch relevanten Zeitraums nicht mehr wettmachen können“23
In der Regel geschieht dies durch die Fähigkeiten, den Kampf über eine Distanz führen zu können in
welcher der Kontrahent keine Möglichkeit der gleichartigen Verteidigung besitzt, wie der Einsatz von
Seestreitkräften gegenüber reinen Landarmeen, Luftwaffen gegen einen Gegner ohne eigener Luftwaffe
oder geeigneter Luftabwehr oder der Steuerung von Lenkwaffen aus dem Weltraum heraus.24
20 Vgl. Münkler 2006, S. 154
21 Vgl. Münkler 2006, S. 139
22 Vgl. Etzersdorfer 2007, S. 105, Vgl. auch Münkler 2006: S. 71
23 Münkler 2006: S. 65
24 Vgl. Münkler 2006, S. 65
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„Dem steht die als Asymmetrierung bezeichnete Reaktion der organisatorisch wie technisch
Unterlegenen gegenüber, die sich mit Hilfe kreativer Strategien und Taktiken dem Zugriff der
überlegenen Seite zu entziehen versuchen, etwa wenn sie sich nicht mehr dem strategischen Prinzip
einer Konzentration der militärischen Kräfte in Raum und Zeit folgen, sondern an dessen Stelle die
Verstreuung der Kräfte in Raum und die Ausdehnung des Krieges in der Zeit setzen.“25
Daher bedeutet Asymmetrierung, dass man sich dem Gegner nicht dort zum Kampf stellt wo dieser mit
Sicherheit seine Überlegenheit (technisch bzw. organisatorisch) ausspielen kann, sondern die militärische
Konfrontation in Bereichen sucht, wo man seine Schwächen und Verwundtbarkeiten ausgemacht hat. Die
Idee der Asymmetrie aus Schwäche beruht im Prinzip auf dem Grundsatz der Unerkennbarkeit der Kämpfer
durch den Gegner und bildet damit einen Gegenpol zur Unerreichbarkeit durch den Gegner bei der
Asymmetrie. Eine Hauptform des Kampfes durch Asymmetrierung bildet dabei der Partisanenkampf,
welcher jedoch gleichzeitig im Wesentlichen defensiv ausgerichtet ist. Partisanen benötigen die nachhaltige
Unterstützung der Zivilbevölkerung, um sich ihren Gegnern zu entziehen und zur Versorgung. Im Gegensatz
dazu ist der Terrorismus im Wesentlichen – zumindest potentiell – offensiv ausgerichtet. Er ist nicht auf die
direkte Unterstützung durch die Bevölkerung angewiesen und kann die Infrastruktur seines Gegners als
Waffe aber auch als logistische Basis nutzen. Damit kann der Terrorismus, im Gegensatz zum
Partisanenkampf, auch in das Territorium seiner Gegner getragen werden.26
Drei Kriterien sind zentral für die Herausbildung von Symmetrie bzw. Asymmetrie:
1) Rekrutierung: In welcher Form werden bewaffnete Streitkräfte rekrutiert. Nach welchen Kriterien
werden sie ausgewählt und welche Art der Professionalisierung weisen sie auf?
2) Bewaffnung: Hier stellt sich die Frage ob diese nach einheitlichen Standards ausgerichtet ist, z.B.
aus staatlichen Magazinen, oder ob jeder Einzelne seine eigene Waffe mitbringt? Unterliegt die
Bewaffnung also der Selbstequipierung oder ist die Armee das Instrument einer politischen Einheit,
die sie ausrüstet und verpflegt?
3) Ausbildung: Dieses Kriterium definiert die Art und die Dauer des Ausbildung welche von der
Schulung individueller Kenntnisse bis hin zur Einübung taktischer – zum Teil sehr komplexer –
Formation reicht. Dieses Kriterium ist stark von Rekrutierung und Bewaffnung abhängig. 27
An Hand dieser drei Kriterien kann eine tendenzielle Gleichartigkeit bzw. Symmetrie untersucht werden.
Am stärksten liegt diese vor, wenn alle drei Kriterien weitgehend übereinstimmen. Auf der anderen Seite
liegt eine Asymmetrie vor, wenn bei keinem dieser Kriterien Gleichartigkeit vorliegt.
25 Münkler 2006: S. 66
26 Vgl. Münkler 2006: S. 141f
27 Vgl. Münkler 2006: S. 161ff
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Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Ende des staatlichen Gewaltmonopols. Dieses war ein wichtiges
Element der symmetrischen Kriege, welche Europa seit dem Ende des 17. Jahrhunderts bestimmte.
Söldnerverbände, welche vor allem bis 1648 den Krieg zu ihrem Geschäft machten und damit ihren
Lebensunterhalt verdienten, verschwanden. Damit gab es auch keine Akteure mehr welche unmittelbar
durch den Krieg verdienten. Der neue Typus des Soldaten, welcher danach entstand, erhielt seinen Sold,
unabhängig ob Krieg oder Frieden herrschte. Er hatte damit kein materielles Interesse am Krieg. Damit ist
der symmetrische Krieg in erster Linie, also unmittelbar, entkommerzialisiert. Im Zuge der Asymmetrierung,
welche in den letzten Jahren zu beobachten ist, kam wird diese Entwicklung umgekehrt. Das Auftauchen
von Warloards, welche meist ein direktes finanzielles bzw. wirtschaftliches Interesse am Krieg bzw.
kriegsähnlichen Situationen und einem schwachen Gewaltmonopols des Staates haben, lässt sich
beobachten.28
2.3. Völkerrechtliche Schwachstellen durch Asymmetrierung und politische Antworten
Um die Veränderungen in der weltpolitischen Konstellationen im Verlauf der 1990er Jahre erfassen zu
können hat Münkler drei Thesen aufgestellt, um mit ihnen die nötigen politischen Schlussfolgerungen
ziehen zu können. Damit werden auch die Schwachstellen des Völkerrechts und der internationalen
Friedensinitiativen dargestellt. Die drei Thesen sind wie folgt:29
1) Für Münkler beschreibt das klassische Völkerrecht ein Konstrukt, welches auf einem System der
symmetrischen Staaten aufbaut, wie sie sich in Europa nach den Friedensschlüssen von 1648 im
sogenannten Westfälischen System herausgebildet hat. Die Reziprozität zwischen Staaten und
deren absolute Souveränität wurde zum Leitmotiv der politischen Ordnung. Dieses, ursprünglich
auf Europa zugeschnittene, Rechtssystem wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts globalisiert, ohne,
dass die Voraussetzung einer tendenziellen symmetrischen Konstellation der politischen Ordnung
gleichermaßen global ausgeweitet werden konnte. Damit laufen die Entwicklungen des
Völkerrechts und der Weltordnung asynchron
2) Es gibt aber auch Völkerrechtskonstellationen die aus einer asymmetrischen machtpolitischen
Konstellation heraus erwachsen und dementsprechend im Kern eine asymmetrische
Rechtskonstellation beinhalten. Diese sind in den meisten Fällen in völkerrechtlichen Vorstellungen
imperialer Systeme eingebettet. So ist zum Beispiel die Idee des gerechten Krieges eine normative
Spiegelung asymmetrischer Machtverhältnisse. Bei dieser Konstellation hat eine Partei alles Recht
auf ihrer Seite, während die andere weitgehend im Unrecht ist. Wenn die asymmetrisch
28 Vgl. Münkler 2006: S. 142ff
29Vgl. Münkler 2006: S. 279ff
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überlegene Seite die Führung eines gerechten Krieges reklamiert, so handelt es sich um einen
Pazifizierungskrieg bei dem der imperiale normative Leitwert, der Friede, durchgesetzt werden
sollte. Reklamiert auf der anderen Seite die asymmetrisch unterlegene Partei den Kriegsgrund für
einen gerechten Krieg, so handelt es sich um einen Befreiungskrieg. Reziprozität, wie sie durch die
Völkerrechtsnormen der modernen Staatensystems bestimmt ist, ist in beiden Fällen
ausgeschlossen.
3) Gerade die Vereinten Nationen, als zentrales Element der völkerrechtlichen Ordnung, ist ein
Mischsystem der beiden beschriebenen Systeme. Auf der einen Seite sind alle Mitgliedsstaaten
grundsätzlich gleichartige Mitglieder und damit eine symmetrische Konstellation. Gleichzeitig gibt
es aber auch ein faktisches asymmetrisches Element. Die ständigen Mitglieder im Sicherheitsrat
sind mit dem Vetorecht gegenüber den anderen Mitgliedern privilegiert. Diese Privilegierung ist
historisch begründet und entspricht heute nicht mehr der realen Machtstellung der Staaten.
Die Vereinten Nationen sind heute ein zentrales Element in der internationalen Sicherheitspolitik.
Gleichzeitig muss jedoch auch der historische Kontext ihrer Entstehung beachtet werden. Sie ist das letzte
Stadium der Einhegung (symmetrischer) Kriege. Kernelement der Vereinten Nationen ist das Gewaltverbot
nach Art 2 Nr. 430 der Charter, aber auch das Gebot der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten
der Staaten. Die staatliche Souveränität ist damit eines der höchsten Güter, die zu schützen sind. Ziel der
Charta ist es die Entscheidung über die Rechtmäßigkeit des Einsatzes militärischer Mittel zu zentralisieren
und damit eine Form eines Beurteilungsmonopols – als bereits im Kapitel 2.1. erwähnter unbeteiligter
Dritter - über die Legitimität und Legalität von militärischen Zwangsmitteln in der internationalen Politik zu
errichten. Die Befugnis zur Durchsetzung des internationalen Rechts – auch mit gewaltsamen
Zwangsmitteln – sieht die Charta grundsätzlich nur beim Sicherheitsrat, mit der Ausnahme der
unmittelbaren Reaktion auf eine bereits erfolgt Rechtsverletzung.31
Der anfängliche Optimismus innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft. Findet sich auch in der
„Agenda für den Frieden“ 32 wieder, veröffentlicht 1992 durch den damaligen Generalsekretär der
Vereinten Nationen Boutros Boutros-Ghali. Allerdings, durch Völkermorde im Zuge der – asymmetrischen -
Zerfallskriege im ehemaligen Jugoslawien (1991 – 1995 und 1999) und in Afrika (z.B. Ruanda 1994), wurde
dieser Optimismus stark abgedämpft. Als Reaktion darauf kam es in den 1990er Jahren zu einer Diskussion
um den „erweiterten Sicherheitsbegriff“. Hier wurde besonders auf Kapitel VII33 - der Charter der Vereinten
Nationen -, insbesondere Artikel 39, eingegangen, der klassische Sicherheitsbegriff der Frieden zwischen
30 Vgl. UN-Charter http://www.un.org/depts/german/un_charta/charta.pdf Seite: 4 04.06.2013/18:45
31 Vgl. Oeter 2008: S. 29
32Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen zur „Agenda for Peace“ am 31. Jänner 1992
http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/47/277 03.06.2013/16:24 33
Vgl. UN-Charter http://www.un.org/depts/german/un_charta/charta.pdf Seite: 11 04.06.2013/19:25
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Staaten erreichen sollte um die Menschenrechte erweitert werden. Diese Erweiterung, des Artikel 39, sollte
das Völkerrecht modernisieren und es damit von einem reinen staats- und souveränitätsfixierten
Völkerrecht abgrenzen.34
Die asymmetrischen Konflikte in den 1990er Jahren zeigten vermehrt schwache oder zerfallene Staaten
welche den Schutz der Zivilbevölkerung nicht mehr garantieren konnten. In diesen Gesellschaften kam es
gleichzeitig zu einem vermehrten Auftreten von kriminellen Aktivitäten, Waffenhandel und Terrorismus.
Auf Grund dieser Entwicklungen kam der Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan in seinem
Millennium Report „We the People“ zu dem Schluss, dass die Legitimität der internationalen
Staatengemeinschaft nicht zufriedenstellend ist:
„.. if humanitarian intervention is, indeed, an unacceptable assault on sovereignty, how should
we respond to a Rwanda, to a Srebrenica—to gross and systematic violations of human rights
that offend every precept of our common humanity?“35
In der Folge wurde die “International Commission on Intervention and State Sovereignty (ICSS)” gebildet,
welche im Dezember 2001 den Bericht „The Responsibility to Protect“36 vorlegte. Die wohl bedeutendste
Änderung war die Verschiebung von „Recht auf Intervention“ auf „Verantwortung zur Intervention“. Damit
kam es völkerrechtlich gesehen auch zu einer Herabsetzung der Souveränität unter bestimmten
Umständen und damit auch der Aufgabe symmetrischer Grundsätze in der internationalen
Staatengemeinschaft.
2.4. Veränderungen in der Kriegsökonomie
„Als „Kriegswirtschaft“ bezeichnen wir üblicherweise ein zentral geplantes, alles unter sich
begreifendes, autarkes System, wie es die totalen Kriege des 20. Jahrhunderts kennzeichnet. In
diesem System hat die zentrale Verwaltung die Aufgabe, die militärische Schlagkraft zu
erhöhen und die Einnahmen zur Kriegsfinanzierung zu maximieren.“37
Wenn man zusätzlich noch die steigenden Kosten der modernen, hochtechnisch und komplexen
Waffensysteme betrachtet so kann man den Schluss ziehen, dass der Krieg bzw. die Sicherung der
Verteidigungsfähigkeit immer teurer werde. Damit können einzig reiche Staaten Streitkräfte für einen
34 Vgl. Oeter 2008: S. 31f
35 Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen „We the people“
http://www.un.org/millennium/sg/report/ch3.pdf S. 48 04.06.2013/20:00 36
Bericht der ICSS „Responsibility to Protect“ http://responsibilitytoprotect.org/ICISS%20Report.pdf
04.06.2013/20:21 37
Kaldor 1999: S. 154
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 14
klassischen Krieg finanzieren. Diese Entwicklung ist auch bei den Stärken der klassischen Streitkräfte und
deren Anzahl an modernen Ausrüstungsgütern zu beobachten. Diese werden – insbesondere seit dem Ende
des Kalten Krieges – besonders in Europa stark reduziert.38
Im Vergleich zu den klassischen, symmetrischen Konflikten, sind die neuen, asymmetrischen, Konflikte
ausgesprochen billig. Dies zeigt sich gerade im Bereich der Ausrüstung. In diesen neuen Kriegen und
Konflikten kommen vor allem leichte automatische Gewehre – sogenannte Kleinwaffen -, Landminen und
Mehrfachraketenwerfer zum Einsatz. Bei diesem Kriegsgerät ist es in Folge des Zusammenbruchs der
Sowjetunion zu einer Überschwemmung des Marktes gekommen. Schweres Kriegsgerät kommt nur im
Rahmen einer „Restverwertung“ zum Einsatz und wird nicht extra angeschafft und ist auch taktisch nicht
notwendig, da sich die Gewalt hauptsächlich gegen gleich gerüstete Gegner und, vor allem, die
Zivilbevölkerung richtet.39
Auch im Bereich der Ausbildung und Rekrutierung von Soldaten kam es zu weitreichenden Änderungen.
Große stehende Heere mit einem hohen Professionalisierungsgrad sind in den meisten Konflikten nicht
vorhanden. Auch die verstärkte Rekrutierung von Jugendlichen und Kindern, welche auch ohne längere
Ausbildung Kleinwaffen bedienen können, führen zu einer Entprofessionalisierung und Entdisziplinierung
der bewaffneten Kräfte.40
Die meisten neuen Kriege und Konflikte sind eng mit einem Zerfall der staatlichen Strukturen und dem
Aufbrechen des Gewaltmonopols verbunden. Wenn ein Staat sein Territorium nicht mehr kontrollieren
kann, sinkt das Steuereinkommen und damit die Haupteinnahmequelle des Staates. Diese Situation fördert
gleichzeitig auch Korruption und Günstlingswirtschaft. Außerdem entstehen neue – nichtstaatliche –
Machthaber, wie Warloards, welche nun Steuern oder „Schutzgeld“ eintreiben. In der Folge ist der Staat
gezwungen seine Ausgaben und damit auch seine Kontrollkapazitäten zu reduzieren. Diese Entwicklung
stellt nun wiederum einen Nährboden für eine weitere Fragmentierung dar. Eine Abwärtsspirale von
Einnahmen- und Legitimitätsverlust entsteht.41
Nach Münkler wurde in der politischen Publizistik den ideologischen, ethischen und religiösen Dimensionen
der neuen Kriege und Konflikte die größte Bedeutung beigemessen. Die ökonomischen Grundlagen und
deren Handlungslogiken der Kriegsakteure wurden oft unterschätzt. Während des Kalten Krieges wurde
38 Münkler 2007: 131ff
39 Vgl. Münkler 2007: 132ff; Baes 2003: S. 172ff
40 Vgl. Kaldor 1999: S. 158; Münkler 2007: 134f; Lock 2003: S. 102ff
41 Vgl. Kaldor 1999: 157ff; Lock 2003: S. 99; Baes 2003: S. 165ff
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 15
vielen Guerillas, Putschgenerälen, Milizen und Untergrundorganisationen eine ideologische Komponente
zugesprochen. Damit war diesen Akteuren auch der Zugang zu Unterstützungs- und Anlehungsmächten,
wie die USA oder die UdSSR, gegeben. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden die alten ideologischen
durch neue ethnische oder religiös-kulturelle Konfliktlinien ersetzt. Religiöse und kulturelle
Erklärungsansätze können auch deswegen so verlockend sein, da sie zumindest implizit, die neuen Konflikte
als irrational erklären können. Die Umstellung des Verhaltens von Leidenschaft auf Interesse und die
Überwindung von überkommenen Bindungen hin zu individueller Zweckrationalität können zum Frieden
führen. Damit kann man logisch folgern, dass Rationalisierung und Pazifizierung Hand in Hand gehen. Bei
genauerer Betrachtung kann jedoch bei den Handlungsakteuren eine ökonomische Zweckrationalität
erkannt werden. Zentrale Figuren, wie Warlords, vereinen unternehmerische, politische und militärische
Logiken in einer Person. Die ökonomische Handlungsrealität liegt in der Gewalt als Mittel der
Einkommenserzielung. Durch diese Gewalt beeinflussen sie bestehende Austauschverhältnisse zu ihren
Gunsten. Damit errichten sie asymmetrische Tauschverhältnisse. Durch die Durchsetzung asymmetrischer
Tauschverhältnisse, innerhalb von Gesellschaften, werden die neuen Kriege und Konflikte zu einem
lohnenden Geschäft.42
Die asymmetrischen Tauschverhältnisse können durch Raub und Plünderung, aber auch durch „Steuern“
entstehen die an zahlreichen Kontrollpunkten eingehoben werden. Diese Kontrollpunkte sind ein
Charakteristikum der neuen Kriege. Durch diese wird die Versorgung von Nahrungsmitteln und
lebenswichtigen Gütern gesteuert und gleichzeitig der Preis bestimmt. Lokale Wirtschaften brechen auf
Grund dieser Kontrollpunkte und der Fragmentierung der Länder zusammen. Einzig teure und wichtige
Güter wie Diamanten und andere Edelsteine, aber auch Drogen, bleiben in Form von Schmuggelgut ein
wichtiger Wirtschaftsfaktor. Durch den weitgehenden Zusammenbruch der lokalen Wirtschaft wird die Hilfe
von außen entscheidend. Nach Kaldor können folgende Formen der Außenhilfe stattfinden: 43
1) Auslandsüberweisungen an Familien durch Migranten in anderen Ländern
2) Direkte Unterstützung durch die Diasporagemeinschaft. Dabei geht es vor allem um materielle
Güter
3) Die Unterstützung durch ausländische Regierungen. Insbesondere während des Kalten Krieges an
ideologische Protegé´s der Großmächte.
4) Aber auch Humanitäre Hilfen welche durch die Konfliktparteien in eigene Kanäle umgeleitet
werden. Dies kann durch „Zölle“ an den Kontrollpunkten, aber auch durch einen offiziellen
Wechselkurs passieren.
42Vgl. Münkler 2007: S. 161ff
43 Vgl. Kaldor 172ff; Peas 2003: S. 170f
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 16
Gerade die internationalen Hilfsorganisationen von Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen
geraten in ein Dilemma. Die durch den Krieg ausgelösten Flüchtlingsströme erreichen, durch die modernen
Medien, in einer unglaublichen Geschwindigkeit die europäischen und nordamerikanischen Länder. In
einem fast automatischen Mechanismus läuft in der Folge internationale Hilfe an. Diese hat in den Kriegs-
und Krisengebieten jedoch oft verehrende Folgen da sich viele Kriegsakteure durch diese Hilfslieferungen
alimentieren. Damit tragen diese auch zu Verbilligung des Krieges bei da sich die Kriegsparteien nicht um
die eigene Versorgung kümmern müssen. Außerdem sind viele dieser Hilfsorganisationen auf lokale
Transportkapazitäten angewiesen. Diese werden oft durch die lokalen Kriegsparteien gestellte, welche
dadurch zusätzlich die Distribution der internationalen Hilfe kontrollieren. Die internationale Hilfe wird
damit unbeabsichtigt zu einem integralen Bestandteil der Bürgerkriegsökonomie.44
Die durch diese Faktoren entstehenden Kriegsökonomien können auch als offene Kriegsökonomien
bezeichnet werden. Im Gegensatz zu geschlossenen Kriegsökonomien, welche weitegehend auf Basis der
Subsistenzwirtschaft funktionieren, sind offene Kriegsökonomien durch die organisierte Kriminalität mit der
globalisierten Wirtschaft verbunden. Damit haben offene Kriegsökonomien auch einen größeren Einfluss
auf die internationalen Beziehungen da sie zumindest durch informelle bzw. illegale Handelsbeziehungen
den globalen Markt mit Rohstoffen versorgen. Gleichzeitig kommt es aber auch zu einem dauerhaften
Kapitalzufluss in diese Regionen welche wiederum eine Pazifizierung behindern, wenn nicht sogar
unmöglich machen.45
Sollte es zu einer internationalen humanitären Intervention kommen ist es unerlässlich für eine Dauerhafte
Friedensökonomie zu sorgen. Damit verbunden ist das Unterbinden einer Verfestigung der offenen
Kriegsökonomie in mafiose Strukturen. Bisherige humanitäre Interventionen sind davon ausgegangen, dass
eine Stationierung von Truppen und der Bereitstellung von finanziellen Mitteln, in Verbindung mit dem
Hilfsangebot von Nichtregierungsorganisationen, zu einer dauerhaften Stabilisierung führen. Diese
dauerhafte Stabilisierung ist allerdings in jenen Ländern nicht der Fall wo Netzwerke der Kriegsökonomie
ihre Claims bereits abgesteckt haben und einen Handel mit illegalen Gütern betreiben. Ohne die
Zerschlagung dieser Netzwerke bleiben die infrastrukturellen Voraussetzungen für den nächsten Krieg
bestehen und eine stabile Friedensökonomie ist nicht möglich.46
44 Vgl. Münkler 2007: S. 153ff; Gebauer 2003: S. 283ff
45 Vgl. Münkler 2007: S. 167ff
46 Vgl. Münkler 2006: S. 308f
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 17
2.5. Zusammenfassung und Aussichten
Der klassische Staatenkrieg, welcher sich den symmetrischen Voraussetzungen unterwirft, ist nach
heutigen sicherheitspolitischen Gesichtspunkten sehr unwahrscheinlich. Diese europäische Entwicklung,
welche vor allem durch die Gründung der Vereinten Nationen immer mehr globalisiert worden ist, ist
wahrscheinlich zu einem Endpunkt gekommen.
Der Optimismus der 1990er Jahre, welche durch die „Agenda für den Frieden“ der Vereinten Nationen aber
auch durch Fukuyama`s „The End of History and the Last Man“ (beide 1992), und der Glaube an den Sieg
der Demokratie ist allerdings schnell verflogen. Im Gegenteil die 1990er Jahre waren von massiven
Menschenrechtsverletzungen und dem Aufflammen neuer Kriege und Konflikte gekennzeichnet.
Gerade die Zerfallskriege im ehemaligen Jugoslawien haben die europäische Öffentlichkeit schockiert aber
politisch auch vor ein Dilemma gestellt. Große Flüchtlingsströme und die offensichtliche Hilflosigkeit der
internationalen Staatengemeinschaft, welche sich vor allem in den Kapitel VI Einsätzen UNPROFOR I und II
gezeigt haben und das größte Massaker nach dem zweiten Weltkrieg in Europa (Srebrenica) nicht
verhindern konnten, haben zu einem Umdenken geführt.
Dieses politische Umdenken erreichte 2001 mit dem Bericht der „Responsibility to Protect“ einen ersten
Höhepunkt. Die Feststellung, dass die internationale Staatengemeinschaft, den Schutz der Menschenrechte
über die Selbstbestimmung der Nationen und deren Souveränität stellt, war ein großer Schritt. Die
Hoffnung, Boutros Boutros-Ghali, auf eine „zweite Chance“47 für die Vereinten Nationen welche durch das
Ende der Blockstarre während des Kalten Krieges entstanden war hat sich nur teilweise erfüllt. Auch heute
noch sind die Vereinten Nationen im Bereich der Humanitären Interventionen uneins.
Im Bereich der Sicherheitspolitik und die Militärdoktrin haben viele Länder einen Wandel durchgeführt. Die
militärische Ausrichtung auf eine mögliche Blockkonfrontation mit einem symmetrischen,
zwischenstaatlichen Krieg, ist einem flexibleren Agieren und einer besseren Interoperabilität vieler
europäischer und nordamerikanischer Staaten gewichen.
Im Bereich der wirtschaftlichen Veränderung, im Zuge von asymmetrischen Konflikten, hat es bisher
allerdings relativ wenig ansetze gegeben. Das Hauptmittel in diesem Bereich sind wirtschaftliche
Sanktionen, welche durch die Vereinten Nationen oder die EU verhängt werden. Die geänderte
Kriegsökonomie wird allerdings kaum beachtet. In einem symmetrischen Konflikt machen Sanktionen Sinn,
da diese die staatliche Versorgung mit wichtigen Gütern unterbinden und damit auch einen Konflikt
47 Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen zur „Agenda for Peace“ am 31. Jänner 1992: S. 22
http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/47/277 03.06.2013/16:24
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 18
Aushungern kann. Die neuen Kriegsökonomien funktionieren allerdings unter anderen Vorzeichen. Zum
einen ist die Kriegsführung selbst, auf Grund von leichten Waffen und der unkontrollierten Rekrutierung
und Ausbildung der Soldaten, um einiges billiger. Zum zweiten erfolgt die Finanzierung der Konfliktparteien
meist in einem globalen aber gleichzeitig illegalen Bereich durch den Schmuggel von Bodenschätzen. Auch
die internationalen Hilfslieferungen für die notleidende Zivilbevölkerung und Flüchtlinge trägt, ungewollt,
zu einer Finanzierung der Konflikte bei. Hilfslieferungen werden abgezweigt oder mit Steuern und Zöllen
belastet, internationale Flüchtlingscamps werden als Rückzugsraum für Kämpfer benutzt und
Transportraum von den Konfliktakteuren an die internationalen Hilfsorganisationen vermietet.
Diese Verbindung zur organisierten Kriminalität erschwert gleichzeitig eine wirklich Pazifizierung, solange
lokale Machthaber an Krieg und Instabilität verdienen. Ein neuer Ansatz auch in diesem Bereich ist
unbedingt notwendig.
3. Fallbeispiel Kosovo
Die Republik Kosovo hat heute eine Fläche von 10 887 km² und ca. 2 Millionen Einwohner. Die genaue
Bevölkerungsanzahl kann nur geschätzt werden, da die letzte Volkszählung bereits 22 Jahre her ist (1991).
Diese Volkszählung ergab 92% Albaner, 5,3% Serben und 2,7% Türken, Goraner, Roma, Ashkali usw.48 Die
Geschichte dieser Region ist stark umstritten. Grob gesprochen herrschen zwei konkurrierende
Geschichtsbilder, nämlich albanisch und serbisch. Diese Sichtweisen sind tief in den jeweiligen
Bevölkerungsgruppen verankert und führen dazu, dass der Konflikt verbittert geführt wird. Beide
Bevölkerungsgruppen, Serben wie Albaner, weisen dieser Region eine zentrale Bedeutung in ihrem
nationalen Geschichtsbild zu. Für beide ist der Kosovo das Kerngebiet ihrer Kultur, folglich müssen
zwangsläufig die jeweils anderen als Eindringlinge und elementare Bedrohungen wahrgenommen werden.
Die Denkmuster sind zwar inhaltlich unterschiedlich, allerdings folgen sie doch ähnlichen Schemata, wie sie
auch bei anderen Nationalismen zu beobachten sind. Diese ähnlichen Schemata sind: Autochtonität,
zeitliche Priorität, Siedlungskontinuität und kulturelle Überlegenheit, bzw. bei den Serben auch eine
Zivilisationsmission. Außerdem sind beide Geschichtsbilder relativ jung und vor allem retrospektiv
konstruiert. Während sich das serbische seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat, kam es auf der
albanischen Seite vor allem erst seit 1945 auch zu einem institutionellen Geschichtsbild. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatte die serbische Seite eine gewisse Deutungshoheit, vor allem im westeuropäischen Ausland.
Die relativ späte Entwicklung und die retrospektive Konstruktion des Geschichtsbildes hängen auch mit den
48 Vgl. Fischer Weltalmanach 2013: S. 272
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 19
realpolitischen Machtverhältnissen durch das osmanische Reich bis zum frühen 20. Jahrhundert
zusammen.49
Auch die heutigen geografischen Grenzen dieses Raumes bestehen de facto erst seit 1945. Der Raumbegriff
selbst hatte sich bereits im Mittelalter etabliert aber es waren keine klar definierten bzw. immer wieder
wechselnden Grenzen vorhanden. Im engeren Sinne gesehen bezeichnet Kosovo (Polje) nur das Amselfeld
rund um Priština im Osten des heutigen Staatsgebietes. Diese wird durch eine Mittelgebirgskette von einer
westlichen Siedlungskammer getrennt. Dieser Raum wird von den Albanern als „Dukagjinebene“ und von
den Serben als Metohija bezeichnet.50
3.1. Entwicklungen des Kosovo bis zur Eskalation des Konflikts
Wie für viele andere Regionen in Südosteuropa war auch für den Kosovo das Osmanische Reich ein
prägender Faktor. Die Schlacht am Amselfeld am 28. Juni 1389, die mit einer Niederlage der Serben endete,
ist ein zentrales Trauma des historischen Selbstverständnisses der Serben. In diesem „Kosovo-Mythos“ ist
auch ein großer Teil der Feindschaft zwischen den Serben und den Albanern begründet. Historisch muss
aber auch darauf hingewiesen werden, dass in dieser Schlacht auf beiden Seiten sowohl Serben als auch
Albaner kämpften. Unmittelbar nach dem Kampfgeschehen setzt in der Erinnerung eine Überhöhung der
Schlacht ein. Fürst Lazar, welcher im Zuge der Schlacht gefallen war, wurde bald zum Heiligen erhoben.
Dieser Umstand zeichnet auch die enge Verbindung der serbisch-orthodoxen Kirche und dem serbischen
Nationalverständnis nach.51
In den Jahrhunderten kam es immer wieder zu, teilweise gewaltsamen, Bevölkerungsverschiebungen und
diese nährten die Feindschaft zwischen den Volksgruppen und resultierte in einer Spirale der Gewalt. Im
Zuge der Balkankriege eroberte Serbien 1912 das Gebiet des heutigen Kosovos. Gerade im SHS Staat wurde
der Kosovo als serbisches Kolonisationsgebiet betrachtet und serbische Siedler, staatlich gelenkt,
angesiedelt. Gleichzeitig gab es Versuche die albanische Bevölkerung zu verringern.52
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Albaner im Rahmen der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien als
Minderheit anerkannt und mit Minderheitenrechten ausgestattet. Durch die Verfassungsänderung von
1974 bekam der Kosovo einen großen Autonomiestatus zuerkannt und wurde den anderen Regionen
Jugoslawiens gleichgeordnet. Damit sollten Unabhängigkeitsbestrebungen der albanischen Mehrheit
abgeschwächt und unterbunden werden. Erst nach dem Tod Titos 1980 entflammte der serbische
49 Vgl. Schmitt 2008: S. 27ff
50 Vgl. Schmitt 2008: S. 35ff
51 Vgl. Schmitt 2008: S: 59ff und S. 121ff
52 Vgl. Schmitt 2008: S. 198ff
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 20
Nationalismus erneut. Unter dem nationalistisch gefärbten Kommunisten Milosevic wurde der „Kosovo-
Mythos“ als Identität stiftende Tradition wiederbelebt, um ein Ideologievakuum zu füllen. Schritt für Schritt
wurde die kosovarische Autonomie aufgehoben und die ethnischen Spannungen bewusst geschürt. Als
Reaktion wurde 1991 nach einem Referendum die „Republik Kosovo“ unter dem ersten Präsidenten
Ibrahim Rugova ausgerufen. Sein politischer Weg war der eines gewaltfreien Widerstandes gegen die
serbischen Sicherheitskräfte und der Aufbau von Parallelstrukturen. Trotz der Versuche von kosovo-
albanischer Seite wurde der Kosovo nicht in die Verhandlungen von Dayton 1995 aufgenommen. Dies
schwächte die politische Stellung von Rugova und radikale Kräfte gewannen an Einfluss. Die „Kosovo-
Befreiungsarmee“ (UCK) begann im Jahr 1996 mit den ersten Anschlägen gegen serbische Polizisten.53
3.2. Der Kosovo Konflikt und die internationalen Initiativen
Die Radikalisierung des Konflikts geht auch mit dem politischen Scheitern von Präsident Ibrahim Rugova
einher. Ab 1997 wurden die in den albanischen Diasporagemeinden gesammelten Gelder nicht mehr an
den Präsidenten weitergeleitet. Hierbei muss man auch die kosovo-albanische Gesellschaft trennen. Im
Gegensatz zu den städtischen Intellektuellen um Präsident Rugova und seiner Partei LDK, waren die
bildungsfernen dörflichen Gesellschaften schon früher zu einem bewaffneten Widerstand bereit. Die
meisten dieser ruralen Familien verfügten auch nach albanischer Tradition über Schusswaffen. Die Kosovo-
Befreiungsarmee (UCK) entstand mit diesem Hintergrund. Sie beinhaltete starke großalbanische
Tendenzen. Eine wichtige politische bzw. militärische Voraussetzung für den bewaffneten Kampf war der
Zusammenbruch des politischen Systems in Albanien 1997. Durch diesen Zusammenbruch wurde eine
große Anzahl an Waffen aus den Beständen der albanischen Armee entwendet. Gleichzeitig wurde der
albanische Ministerpräsident Sali Berisha gestürzt, welcher enge Verbindungen zu Präsident Rugova
hatte.54
Nach ersten Verlautbarungen 1996 kam es ab der zweiten Jahreshälfte 1997 zu ersten gewaltsamen
Aktionen gegen albanische Mitglieder der „Sozialistischen Partei Serbiens“ und Polizisten. Die ersten
größeren Zusammenstöße fanden im März 1998 in der Drenica-Region statt, welche sich nordöstlich von
Pristina befindet. Diese kann als Hochburg der UCK gesehen werden. Unbestritten ist die Tatsache, dass die
serbische Polizeikräfte brutal und grausam vorgingen und dieser Einsatz keinesfalls durch die serbischen
Behörden zu rechtfertigen, bzw. zu entschuldigen war. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass
sowohl die serbischen Polizisten als auch die albanischen Kämpfer keinerlei Rücksicht auf Zivilisten nahmen.
In der Folge mieden serbische Polizeikräfte die - für sie - gefährlichen Dörfer und die UCK erklärte das
Gebiet um Lausa/Llaushe in der Drenica-Region zum „befreiten Gebiet“. Die Eskalation der Gewalt bis zum
53 Vgl. Aghayev 2007: S. 17ff
54 Vgl. Schmitt 2008: S. 322f
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 21
März 1998 gilt auch als Zäsur für die internationale Staatengemeinschaft. Sie führte zur Befassung des
Sicherheitsrates, der am 31. März 1998 eine Resolution (Nr. 1160/1998)55 verabschiedete. Diese verurteilt
sowohl die Gewalt der serbischen Sicherheitskräfte aber auch die terroristischen Aktionen der UCK und
deren Unterstützung von außerhalb durch Finanzierung, Waffen und Ausbildung. Der Sicherheitsrat kündigt
auch an, dass er nach Kapitel VII der Charter tätig werden würde. Durch den Druck der Kontaktgruppe zog
die serbische Seite die Sonderpolizei aus dem Kosovo zurück und ging in eine defensive Position. Bis Mitte
Juni 1998 konnte die UCK ihren Machtbereich ausdehnen und kontrollierte nun „befreite Zonen“ im
zentralen, westlichen und südwestlichen Kosovo. Auch wenn die UCK durch einen ständigen Zustrom von
Waffen und anderer Ausrüstung militärisch stärker wurde und auch einen größeren Rückhalt in der
Bevölkerung genoss, so ist es dennoch unbestreitbar, dass, vom militärischen Kräftepotential her, die
jugoslawische Armee und die Polizeikräfte weit überlegen war.56
Im Sommer 1998 versuchte die jugoslawische Führung eine militärische Lösung des Konfliktes herzustellen.
Sie hatte die Wahl, entweder weiterhin sich eher defensiv zu verhalten und die Kontrolle noch mehr zu
verlieren, oder massiv in den Konflikt auch militärisch einzugreifen. Sie entschied sich für die militärische
Konfrontation. Durch die asymmetrische Überlegenheit hatte die UCK wenige Chancen gegen die
serbischen Sicherheitskräfte und verlor rasch ihre „befreiten Zonen“. Im Zuge der Kampfhandlungen wurde
wenig Rücksicht auf die Zivilbevölkerung genommen und es kam zu massiven Vertreibungen. Mitte
September 1998 gab es zirka 300.000 Flüchtlinge, wovon ungefähr 50.000 Menschen ungeschützt in den
Wäldern lebten. In dieser prekären Situation verabschiedete der Sicherheitsrat erneut eine Resolution (Nr.
1190/1998)57 in welcher die Gewalt erneut verurteilt wird und beide Seiten zu einer Feuerpause
aufgefordert werden. Außerdem erlies der NATO-Generalsekretär, ebenfalls, am 24. September eine
Warnung an die Führung in Belgrad. Die serbische Seite erklärte in der Folge die Kämpfe für beendet und
tatsächlich entspannte sich die Lage im Herbst 1998. Gleichzeitig kam es zum Abschluss von
Vereinbarungen mit der NATO (Luftbeobachtung) am 15. Oktober, und mit der OSZE (OSZE Mission) am 16.
Oktober. Allerdings kehrte auch die UCK in den Kosovo zurück. Sie war in der Zwischenzeit militärisch straff
organisiert, ausreichend mit Handfeuerwaffen ausgestattet und verfügte auch über funktionierende
Fernmeldeverbindungen. Während die Drohungen von Luftangriffen und die OSZE-Mission eher mäßigend
auf die serbische Seite wirkten, so waren diese Drohungen für die albanische Seite eher ein Anreiz, durch
eigene Aktionen Reaktionen der serbischen Seite auszulösen. Ende Jänner/Anfang Februar kontrollierte die
UCK erneut in etwa die Gebiet die sie bereits im Frühsommer 1998 kontrolliert hatten. Der Bürgerkrieg im
Kosovo ging damit in seine Entscheidende Phase über. Am 15./16. Jänner 1999 kam es einem Massaker im
Racak. Bis heute ist der tatsächliche Hergang der Geschehnisse vor Ort umstritten. Durch den Leiter der
55 Resolution 1160/1998 http://www.un.org/peace/kosovo/98sc1160.htm abgerufen am 22 06 2013/10:35
56 Vgl Loquai 2000; S. 21ff
57 Resolution 1199/1998 http://www.un.org/peace/kosovo/98sc1199.htm abgerufen 22 06 2013/11:27
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 22
OSZE Mission, Botschafter Walker, wurden 45 Tote bekanntgegeben. In der Folge kam es zu
Sondersitzungen der NATO und der OSZE. Es kam zum Ausdruck, dass diese Geschehnisse es zu einer neuen
Stufe der Gewalt gekommen war.58
Vom 6. Bis zum 23. Februar fanden die Verhandlungen, zwischen Vertretern der Bundesrepubilk
Jugoslawien und der Kosovo-Albaner unter der Leitung der Balkan-Kontaktgruppe, über ein
Interimsabkommen im französischen Schloss Rambouillet statt. Diese wurden ergebnislos abgebrochen und
vom 15. bis 20. März fanden die Folgekonferenzen in Paris statt. Diese scheiterten ebenfalls an der
Weigerung Belgrads, seine Unterschrift unter den Friedensplan und die Vereinbarung über eine
weitgehende Autonomie des Kosovos zu setzen. In der Folge wurde aus Sicherheitsgründen die OSZE
Mission abgezogen. Nach Abschluss dieses Abzuges begann die NATO mit Luftangriffen auf das gesamte
Staatsgebiet der Bundesrepublik Jugoslawien am 24. März 1999. Nach einem Einlenken Belgrads wurden
diese Luftangriffe am 2. Juni abgeschlossen und am 10. Juni 1999 bestätigte die Resolution 1244/199959 des
Sicherheitsrates den Friedenplan der internationalen Staatengemeinschaft60
3.2.1. Die wirtschaftliche Komponente des Konflikts
Während des gesamten Konflikts galt die Resolution 757/199261 des Sicherheitsrates. Dieses bereits 1992
beschlossene Dokument sah umfangreiche wirtschaftliche Sanktionen gegenüber dem Gebiet der
Bundesrepublik Jugoslawien vor. Die Kriegsökonomie sollte nach symmetrischen Gesichtspunkten
ausgehungert werden. Faktisch waren aber im Kosovo Konflikt zwei unterschiedliche Formen der
Kriegsökonomie vorhanden. Auf der serbischen Seite gab es eine klassische Kriegsökonomie in welcher die
serbischen Sicherheitskräfte durch staatliche Finanzierung und Versorgung mit Ausrüstungsgütern aufrecht
erhalten wurde. Auf kosovo-albanischer Seite erfolgte die Finanzierung und Ausrüstung durch
nichtstaatliche Akteure. Die UCK konnte für ihre Finanzierung auf das parallelstaatliche Steuersystem der
Diasporagemeinschaft der Albaner zurückgreifen. Wichtigster Kanal für die Geldströme aus der Diaspora
war der sogenannte „Vendlindja therret“ („Die Heimat ruft“) Fond. Mehrere Millionen US Dollar flossen
dabei nach dem Prinzip des „Hawala Banking“. Bei diesem System wurden per Überweisung oder Scheck
eingezahlte Spenden durch Kuriere nach Albanien oder in den Kosovo überbracht. Auf diese Weise konnten
Spuren verwischt und hohe Gebühren vermieden werden. Außerdem kann bei diesem System die Herkunft
des Geldes nicht nachgeprüft werden. Es wird angenommen, dass etwa die Hälfte der Gelder, die während
58 Vgl Loquai 2000; S. 34ff
59 Resolution 1244/1999 http://www.un.org/depts/german/sr/sr_99/sr1244.pdf S. 35ff 22 06 2013/14:01
60 Vgl. Aghayev 2007: S. 18ff
61 Resolution 757/1992
http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10001190 23 06
2013/11:15
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 23
des Konflikts in den Kosovo geflossen sind, aus Drogenerlösen stammte. Die Ausrüstung mit Waffen und
sonstigen Versorgungsgütern stammte in der Frühphase, 1997, aus den Beständen der albanischen Armee
und später war der Waffenmarkt ein weiterer Anknüpfungspunkt zur Drogenmafia. Durch den Erlös aus
Drogengeschäften wurden viele der Waffen finanziert. Die internationalen Sanktionen waren daher, vor
allem in Hinblick auf die albanische Seite, wirkungslos, nachdem diese sowohl die Finanzierung als auch die
Versorgung mit Kriegsmaterial nicht einschränken konnte.62
3.3. Die Entstehung eines neuen Staates
Die Intervention der internationalen Staatengemeinschaft erfolgte auf der Grundlage der Konzeption von
humanitären Interventionen. Dies war allerdings nicht unumstritten. Vor allem die vorhergehende
Bombardierung der Bundesrepublik Jugoslawien ohne eindeutiges Mandat des Sicherheitsrates aber auch
die Resolution 1244/1999 und die Vorgehensweise der Kontaktgruppe wurde zum Teil stark kritisiert, unter
anderem von Noam Chomsky.63
Rechtlich gesehen baut der zivile Teil Intervention auf die bereits erwähnte, Resolution 1244/1999 auf. In
ihr werden in Kapitel 11 die Aufgaben der zivilen Präsenz der zuständigen internationalen Organisationen
definiert. Ziel dieser internationalen zivilen Präsenz ist, dass die Bevölkerung eine substanzielle Autonomie
innerhalb der Bundesrepublik Jugoslawien genießen kann.64 In ihrer Struktur und Umfang ist die „United
Nation Interims Administration in Kosovo“ (UNMIK) einzigartig. Aufgabe der UNMIK war es, das gesamte
Spektrum der staatlichen Verwaltung abzudecken, den Frieden zu konsolidieren, die Gesellschaft zu
rekonstruieren und einen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aufbau voran zu treiben. Die UNMIK
war in vier Säulen gegliedert, welche „Pillars“ genannt wurden: Pillar I: Polizei und Justiz; Pillar II: Zivile
Verwaltung: Pillar III: Demokratisierung, Aufbau und Stärkung von Institutionen; Pillar IV: Rekonstruktion
und wirtschaftliche Entwicklung. Die ersten beiden Säulen wurden direkt durch die UNMIK geführt. Die
Säulen III und IV werden durch die Europäische Union bzw. die OSCE geleitet. Geleitet wurde die UNMIK
durch einen Speziellen Beauftragten des Generalsekretärs für den Kosovo, welcher auch gleichzeitig
höchster ziviler Verwaltungsbeamter des Kosovo war.65
Die „Kosovo Force“ (KFOR) als militärischer Teil der Intervention stützt sich ebenfalls auf ein Mandat
welches durch die Resolution 1244 definiert wurde. Des Weiteren wurde am 9. Juni 1999 ein „Military
Technical Agreement“ (MTA) zwischen der KFOR und der Regierung der Republik Jugoslawien
abgeschlossen. Zu Beginn war der Auftrag an KFOR die Verhinderung von neuen kriegerischen
62 Vgl. Frank 2006: S. 251ff
63 Für einen Überblick über die Debatte und deren Kritikpunkte: Chomsky 2008
64 Resolution 1244/1999 http://www.un.org/depts/german/sr/sr_99/sr1244.pdf S. 38 24 06 2013/18:01
65 Vgl. Kramer 2006: S. 22ff
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 24
Auseinandersetzungen, die Absicherung und - wenn nötig Durchsetzung – des Waffenstillstandes, die
Überwachung des Abzuges der bewaffneten Kräfte der Bundesrepublik Jugoslawiens und auch die
Demobilisierung und Entmilitarisierung des UCK. Nach Übergriffen der albanischen Mehrheit auf die
serbische Minderheit kam in der Folge auch der Schutz der Enklaven der Minderheiten als Aufgabe hinzu.
Allgemein kann der Auftrag der KFOR folgendermaßen zusammengefasst werden; zum einen das Schaffen
eines „Save and Secure Environment“ (SASE) und das garantieren des „Freedom of Movement“ (FOM)66
Nachdem es zu Beginn des Einsatzes zu einem Fokus auf die Lösung der humanitären Situation und die
Rückkehr der Vertriebenen kam, so wurde unter dem „Special Representative of the Secretary-General“
(SRSG) Michael Steiner im Jahr 2001 der Verfassungsrahmen zur provisorischen Selbstverwaltung
verabschiedet. Ab dem Jahr 2002 wurden auch verstärkt politische Akzente gesetzt. Die Entwicklung von
„Standards before Status“ und deren damit verbunden „Benchmarks“67 sollten als Leitmaxime gelten.
Damit sollten vor den Verhandlungen über den politischen Status des Kosovo Kriterien zur politischen und
gesellschaftlichen Entwicklung definiert werden. Erst nach deren Erfüllung sollte es zu Verhandlungen über
den Status kommen. Dieser Status war in den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen umstritten.
Während die Albaner einen eigenen Staat als politisches Ziel definierten so beriefen sich die Serben auf die
Resolution 1244, in welcher der Kosovo als Provinz der Bundesrepublik Jugoslawien definiert wurde. Die
Bearbeitung der Standards wurde in fünf Arbeitsgruppen vorangetrieben und am 31. März 2004 wurde der
„Kosovo Standards Implementation Plan“ der Öffentlichkeit präsentiert. Durch die Unruhen März 2004 kam
es zu einem allgemeinen Stillstand im politischen Prozess. Diese Entwicklungen waren ein Schock, sowohl
für UNMIK, als auch für KFOR. Erst nach der Ablöse des SRSG Holkeri durch SRSG Jessen-Petersen kam es
auch auf Seite der UNMIK zu einer Positionsveränderung. Auch wenn dies nicht explizit in Form eines
Dokuments geschah, so war die neue Diktion „Standards and Status“.68
In der Folge kam es zu den Wiener Verhandlungen über den finalen Status des Kosovo. Diese
Verhandlungen fanden unter der Leitung des Sondergesandten der Vereinten Nationen, den ehemaligen
finnischen Präsidenten, Martti Ahtisaari statt. Während die albanische Seite bei diesen Verhandlungen auf
politisch relativ hohen Niveau vertreten war, so begnügte sich die serbische Seite mit relativ
niedrigrangingen Vertretern aus Ministerien bzw. Gemeindeebene. Die Verhandlungen selbst fanden auf
unterschiedlichen Ebenen stat. Sowohl in Verhandlungen über einzelne Themenbereiche zwischen der
Kontaktgruppe und den Vertretern aus dem Kosovo bzw. Serbien, als auch auf Plenarebene zwischen allen
beteiligten Gruppen.69 Ergebnis dieser Verhandlungen war der sogenannte „Ahtisaari Plan“ welcher am 26.
66 Vgl. Kramer 2006: S. 25ff
67 Vgl. Petritsch 2005: S. 349
68 Vgl. Krämer 2006: S. 165
69 Vgl. Weller 2008: S. 659ff
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März 2007 an den Präsidenten des Sicherheitsrates übergeben wurde. Auch wenn der Plan das Wort
Unabhängigkeit nicht dezidiert nannte, so sah er die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen, die
Schaffung von eigenen Streitkräften und die Schaffung von nationalen Symbolen vor. 70
Nachdem sich die Vereinten Nationen nicht auf eine weitere Vorgehensweise einigen konnten erfolgte am
17. Februar 2008 die einseitige Unabhängigkeitserklärung durch den Kosovo. Bis heute ist dieser neue Staat
nicht von der Mehrheit der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt. Gleichzeitig zu der
Unabhängigkeitserklärung kam es zu einer Überführung der Agenden der UNMIK auf die europäische
Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX.71 Die Rechtmäßigkeit der Unabhängigkeitserklärung war innerhalb der
internationalen Staatengemeinschaft umstritten. Serbien brachte in der Folge die Frage der Rechtmäßigkeit
vor den Internationalen Gerichtshof (ICJ) in Den Haag. Allgemein war erwartet worden, dass die
Unabhängigkeitserklärung als nicht rechtens durch den ICJ beurteilt wird. Daher wurde von Befürwortern
bereits im Vorfeld argumentiert, dass Unabhängigkeitserklärungen nicht dem internationalen Recht
unterliegen würden. Überraschend entschied der ICJ im Juli 2010, dass die einseitige
Unabhängigkeitserklärung durch den Kosovo kein internationales Recht verletzt habe72. Bis dato haben 96
Staaten die Republik Kosovo anerkannt. 73
3.4. Politische Herausforderungen des neuen Staates
3.4.1. Politische Akteure
Nach der Intervention durch die internationale Staatengemeinschaft war das vordringlichste Ziel von
UNMIK und KFOR die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und die Aufbau von demokratischen
Strukturen. Früh wurde erkannt, dass dies nur unter Abstützung auf lokale politische Vertreter geschehen
konnte. Die UCK hatte in dem Zeitraum zwischen dem Abzug der staatlichen Vertreter Serbiens und dem
Einmarsch der UNMIK und KFOR die Macht in einem Großteil der kosovarischen Gemeinden übernommen.
Durch ihre Anerkennung als gewählte Volksvertreter oder als neu gekürte Beamte erlangten sie unter
internationaler Obhut Ligitimität. Damit wurde aber auch die Verflechtung von kriminellen und politischen
Sphären verstärkt und ein Aufbrechen dieser Kriegsökonomie von Beginn an verhindert.74
70 Comprehensive Proposal for the Kosovo Status Settlement
http://www.unosek.org/docref/Comprehensive_proposal-english.pdf 16.07.2013/12:26 71
Vgl. Schmitt 2008: S. 366ff 72
Vgl Tannam 2008: ´S. 954ff 73
Außenministerium der Republik Kosovo: http://www.mfa-ks.net/?page=2,33 17.07.2013/10:26 74
Vgl. Reljic 2007: S. 15
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 26
Die grundsätzliche Entwicklung beim Aufbau demokratischer Strukturen und Grundlagen zur politischen
Selbstverwaltung seit 1999 kann sowohl als positiv, als auch als negativ bilanziert werden. Auf der positiven
Seite kann die ordnungsgemäße Durchführung von freien Wahlen, die Bildung von Regierungen und die
ordentliche Konstituierung des Parlaments aber deutlicher Fortschritt gesehen werden. Auf der negativen
Seite gibt es noch immer großen Nachholbedarf im Bereich der Effektivität und Performance der politischen
Akteure. 75
Die politische Landschaft des Kosovo wird heute de facto von drei Parteien dominiert. Auf der einen Seite
die „Demokratische Liga des Kosovo“ (LDK) welche bereits Ende der 1980er Jahre unter Ibrahim Rugova
entstanden war und auf der anderen Seite die „Demokratische Partei des Kosovo“ (PDK) und Hashim Taci
und die „Allianz für die Zukunft des Kosovo“ (AAK) unter Ramush Haradinaj, welche beide aus der UCK
entstanden sind. Gemeinsam ist allen Parteien, dass sie kein klassisches Parteiprogramm europäischen
Zuschnitts haben sondern eher mit US-amerikanischen Parteiprogrammen zu vergleichen sind. Außerdem
ist die Finanzierung bei allen Parteien wenig transparent.76Es ist weitgehend bekannt, dass die Finanzierung
der politischen Akteure durch illegale Mittel erfolgt. Nach dem Ende der Kämpfe spaltete sich die UCK auf,
manche ihrer Mitglieder gingen in die Politik, andere in die Wirtschaft und wiederum andere in die
Organisierte Kriminalität. Gleichzeitig werden die alten engen Verbindungen allerdings aufrecht erhalten.77
Innerhalb der UNMIK und KFOR kam auch der Begriff der „Multifunktionsperson“ auf. Dieser Begriff
bezeichnet Personen des öffentlichen Lebens im Kosovo, in der politische, wirtschaftliche und kriminelle
Interessen zusammen kommen. Als Beispiel für solch eine Person kann der frühere kosovarische
Ministerpräsident Ramush Haradinaj bezeichnet werden. Dieser ist Oberhaupt eines Klans im westlichen
Kosovo, welcher das gesamte Spektrum der kriminellen, wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten
abdeckt. Im Mittelpunkt dieser Aktivitäten stehen der illegale Handel mit zollpflichtigen Waren bzw. der
Drogen- und der Waffenschmuggel.78
3.4.2. Korruption und Rechtsstaatlichkeit
Die Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX wurde 16. Feburar 2008, einen Tag vor der
Unabhängigkeitserklärung, geschaffen und nahm Ende 2008 ihre Tätigkeit im Kosovo auf. Ziel der Mission
ist es die Rechtsstaatlichkeit innerhalb der Republik Kosovo zu stärken. Im Gegensatz zur UNMIK, welche
die staatlichen Aufgaben direkt übernommen hatte, ist EULEX als beratende MMA (Monitor, Mentor,
75 Vgl. Krämer 2006: S. 64ff
76 Vgl. Krämer 2006. S. 65
77 Vgl. Teran 2007: S. 16f
78 Vgl. Reljic 2007: S. 16
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Stand: Juli 2013 27
Adivse) Mission konzipiert. Sie besitzt nur begrenzte exekutive Aufgaben, vor allem im Bereich der
Verfolgung von organisierter und interethnischer Kriminalität, Kriegsverbrechen und Korruption. Definiert
wurden die einzelnen Aufgabenbereiche im „Council Joint Action 2007/124/CFSP“79 der Europäischen
Union. Die Rechtsgrundlage der EULEX ist bis heute umstritten, da sie auf der Resolution 1244/1999
aufbaut, welche aber keine EU Mission vorsieht. Daher wird EULEX zum Beispiel von Serbien und Russland
abgelehnt und gerade im Nordkosovo besitzt sie nur eine beschränkte Handlungsfähigkeit.
Nach einem Bericht von „Transparency International“ ist bis heute der Staat der größte Auftraggeber für
Gewerbetreibende. Bis zu 60% aller Verträge kommen durch staatliche Aufträge zustande. Durch die
politische Einflussnahme und die Schwäche der Strafverfolgungsbehörden bzw. der Justiz ist die
Bevorzugung bestimmter Firmen mit guten politischen Verbindungen eine logische Folge. Die Korruption im
Bereich der staatlichen Auftragsvergabe ist extrem hoch. Der durch Transparency International ermittelte
Korruptionswahrnehmungsindex liegt im Jahr 2011 bei 2,9; dies gilt als „ungezügelte“ Korruption.80
Auch der EU Rechnungshof kritisiert in seinem Bericht über die Rechtsstaatlichkeitshilfe der Europäischen
Union für das Kosovo, dass trotz der Hilfe der EU und anderer Geber bei der Bekämpfung der Organisierten
Kriminalität nur geringe Fortschritte erzielt wurden. Die politische Einflussnahme ist trotz der Anwesenheit
von EULEX-Richtern und –Staatsanwälten weiterhin ein großes Problem im Kosovo. Im Kosovo bestehen
heute 150 Vergabebehörden, diese Komplexität und Zersplitterung bei öffentlichen Aufträgen steigert das
Korruptionsrisiko.81
3.5. Zusammenfassung und Aussichten
Der Kosovo Konflikt, welcher in den massiven Repressionen der serbischen Sicherheitskräfte in den Jahren
1998/1999 seinen letzten Höhepunkt erreichte, und durch eine internationale Intervention seinen
vorläufigen Abschluss fand, ist mit Sicherheit einer der am meist Diskutieren der jüngeren Geschichte. Die
humanitäre Intervention kulminierte in dem Entstehen eines neuen Staates, des jüngsten in Europa, auch
wenn er noch nicht von allen Staaten der Vereinten Nationen bzw. der Europäischen Union anerkannt
wurde. Die Entwicklung des Kosovo seit 1999 ist auch ein Beispiel für die Demokratisierungsversuche nach
einem Bürgerkrieg. Seit 1999 ist die internationale Staatengemeinschaft nicht nur mit einer massiven
militärischen Komponente in diesem Land engagiert, auch auf dem zivilen Sektor kam es zu umfangreichen
79 http://www.eulex-kosovo.eu/en/info/docs/JointActionEULEX_EN.pdf
80 Assessment of Institutional Integrity – Kosova 2011 http://www.kdi-kosova.org/publications/NIS2011en.pdf
18.07.2013/11:17 81
Bericht des EU Rechnungshofes: Rechtsstaatlichkeitshilfe der Europäischen Union für das Kosovo 2012
http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2009_2014/documents/cont/dv/eca_sr182012_/eca_sr182012_de.pdf
18.07.2013/11:49
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 28
Initiativen. Milliarden an Hilfsgeldern flossen in den Wiederaufbau und in Infrastrukturmaßnahmen.
Dennoch sind die Fortschrittsberichte in vielen Fällen noch pessimistisch. Auch wenn es de facto
demokratische Institutionen und freie Wahlen gibt, so gibt es dennoch Mängel im Bereich der
Rechtsstaatlichkeit und im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität.
Meiner Meinung nach liegt dies in dem Ignorieren der Kriegsökonomie auf Seiten der Kosovo-Albaner.
Durch das Abstützen auf lokale politische Vertreter, welche eng mit der Organisierten Kriminalität
verbunden sind wurde diese Kriegsökonomie in vielen Bereichen institutionalisiert. Die in Kapitel 3.4.1.
angesprochenen „Multifunktionspersonen“ üben heute die reale Macht innerhalb der Republik Kosovo aus.
Die Folge ist ein Verwischen der Grenzen zwischen Politik, Wirtschaft und Kriminalität. Die von den
politischen Akteuren betriebene Klientel-Politik fördert auf der einen Seite die Korruption und auf der
anderen Seite behindert sie die Entwicklung eines starken Rechtsstaates und einer Zivilgesellschaft.
Die Transformation der Kriegsökonomie in eine Friedensökonomie wurde durch die internationale
Staatengemeinschaft de facto nicht beachtet. Durch die partielle Fokussierung der wirtschaftlichen
Sanktionen auf symmetrische Konfliktparteien wurde die Bundesrepublik Jugoslawien geschwächt,
gleichzeitig die UCK und deren politischen Folgeorganisationen gestärkt.
Um die Demokratierung im Kosovo weiter voran treiben zu können, bedarf es einen verstärkten und
effektiveren Kampf gegen die Organisierte Kriminalität und ein Zurückdrängen der politischen
Einflussnahme auf die Justiz, aber auch auf die öffentlichen Ausschreibungen. Diese Rechtsstaatlichkeit ist
eine Grundvoraussetzung für internationale Investitionen in den Kosovo. Das gleiche gilt auch für künftige
Demokratisierungsversuche nach Bürgerkriegen in anderen Regionen. Erst durch die Einbeziehung der
wirtschaftlichen Komponente und der grundsätzlichen Frage: „Wer verdient an diesem Konflikt?“ kann es
zu einer effektiven Transformation der Kriegs- in eine Friedensökonomie kommen und damit auch das
Aufkommen von Schattenwirtschaften und Organisierter Ökonomie verhindert bzw. eingeschränkt werden.
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 29
4. Quellenverzeichnis:
4.1. Bücher: - Kaldor, Mary; 1999: Neue und alte Kriege; Suhrkamp Verlag; Frankfurt/Main
- Müller, Rolf-Dieter; 2009: Militärgeschichte; Böhlau Verlag, Köln-Waimar-Wien
- Etzersdorfer, Irene; 2007: Krieg – Eine Einführung in die Theorien bewaffneter Konflikte, Böhlau Verlag,
Köln-Waimar-Wien
- Münkler, Herfried; 2007: Die neuen Kriege; Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek b. Hamburg
- Münkler, Herfried; 2006: Der Wandel des Krieges – Von der Symmetrie zur Asymmetrie; Velbrück
Wissenschaft; Weilerswist
- Oeter, Stefan; 2008: Humanitäre Intervention und die Grenzen des völkerrechtlichen Gewaltverbots –
Wen oder was schützt das Völkerrecht: Staatliche Souveränität oder individuelle Autonomie?; In:
Münkler, Herfried/Malowitz, Karsten (Hg.): Humanitäre Interventionen – Ein Instrument
außenpolitischer Konfliktbearbeitung. Grundlagen und Diskussion; VS Verlag für Sozialwissenschaften,
Wiesbaden
- Lock, Peter; 2003: Kriegsökonomien und Schattenglobalisierung; In: Ruf, Werner (Hg.): Politische
Ökonomie der Gewalt – Staatszerfall und Privatisierung von Gewalt und Krieg; Leske+Budrich, Opladen
- Gebauer, Thomas; 2003: Zwischen Befriedung und Eskalation – Zur Rolle des Hilfsorganisationen in
Bürgerkriegsökonomien; In: Ruf, Werner (Hg.): Politische Ökonomie der Gewalt – Staatszerfall und
Privatisierung von Gewalt und Krieg; Leske+Budrich, Opladen
- Paes, Wolf Christian: 2003: Die neue Ökonomie des Krieges; In: Ruf, Werner (Hg.): Politische Ökonomie
der Gewalt – Staatszerfall und Privatisierung von Gewalt und Krieg; Leske+Budrich, Opladen
- Der Neue Fischer Weltalmanach 2013; Fischer Taschenbuchverlag; Frankfurt am Main
- Schmitt, Oliver Jens 2008: Kosovo; Kurze Geschichte einer zentralbalkanischen Landschaft; UTB Böhlau;
Wien-Köln-Waimar
- Frank, Cornelia 2006: Verstehende Soziologie von Gewaltakteuren: Fallbeispiel UCK; In Siedschlag,
Alexander (HG.): Methoden der sicherheitspolitischen Analyse – Eine Einführung; VS Verlag für
Sozialwissenschaften, Wiesbaden
- Petritsch, Wolfgang/Pichler, Robert; 2005: Kosovo-Kosova – Der lange Weg zum Frieden; Wieser Verlag,
Klagenfurt-Wien-Ljubljana-Sarajewo
- Reljic, Dusan, 2007: Die Balkan Mafia – Organisierte Kriminalität und kriminalisierter Staat im Westlichen
Balkan, Diskussionspapier, SWP-Berlin
Lukas Bittner
Stand: Juli 2013 30
4.2. Internetquellen - Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen zur „Agenda for Peace“ am 31. Jänner 1992
http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/47/277 03.06.2013/16:24
- Bericht der Generalversammlung der Vereinten Nationen über die Implementierung der „Responsibility
to Protect“ am 12. Jänner 2009 http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/63/677
03.06.2013/16:37
- UN-Charter http://www.un.org/depts/german/un_charta/charta.pdf 04.06.2013/18:45
- Bericht der ICSS „Responsibility to Protect“ http://responsibilitytoprotect.org/ICISS%20Report.pdf
04.06.2013/20:21
- Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen „We the people“
http://www.un.org/millennium/sg/report/ch3.pdf S. 48 04.06.2013/20:00
- Resolution 1160/1998 des UN-Sicherheitsrates http://www.un.org/peace/kosovo/98sc1160.htm 22
06 2013/10:35
- Resolution 757/1992 des UN-Sicherheitsrates
http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10001190
23 06 2013/11:15
- Weller, Marc; 2008: The Vienna negotiations on the final status for Kosovo; In: International affairs;
Volume 84; Issue 4; Page 659-681 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1468-
2346.2008.00731.x/pdf 16.07.2013/11:30
- Comprehensive Proposal for the Kosovo Status Settlement – Martti Arthisaari http://www.mfa-
ks.net/?page=2,33 16.07.2013/12:26
- Tannam, Etian: The EU’s Response to the International Court of Justice’s Judgment on Kosovo’s
Declaration of Independence; In: Europe-Asia Studies; Volume 65; Issue 5; Page 946-964
http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09668136.2013.805966#.UeZeVo30GH0
16.07.2013/16:45
- Taran, Nika Strazisar, 2007: Peacebbuilding and Organized Crime – The Cases of Kosovo and Liberia.
Working Paper 1/2007, Swiss Peace, Bern
http://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2011/2440/pdf/WP_1_2007_Kosovo_und_Liberi_neu.pdf
17.07.2013/11:45
- Assessment of Institutional Integrity – Kosova 2011 http://www.kdi-
kosova.org/publications/NIS2011en.pdf 18.07.2013/11:17
- Bericht des EU Rechnungshofes: Rechtsstaatlichkeitshilfe der Europäischen Union für das Kosovo 2012
http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2009_2014/documents/cont/dv/eca_sr182012_/eca_sr1820
12_de.pdf 18.07.2013/11:49