„Besonders widerliche Schlachten“ - Gewalt geht nicht!

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radikalen überlassen wurden, die zwischen der CDU und dem rechten Rand auf der Kip- pe standen. Bis Jahresende kommen noch mehr Flüchtlinge nach Sachsen, als bislang bereits ge- kommen sind. Muss man ange- sichts der Ereignisse in Heide- nau noch Schlimmes befürch- ten? PATZELT: Ja, leider und zwar nicht nur in Sachsen. In- nerhalb der ohnehin im Ver- gleich zu Westdeutschland größeren Rechtsneigung in den neuen Bundesländern kommt hier außerdem hinzu: Wegen seiner Bevölkerungs- zahl und Wirtschaftskraft muss Sachsen nach dem Kö- nigsteiner Schlüssel mehr Flüchtlinge aufnehmen als manch anderes ostdeutsche Bundesland, somit auch mehr Unterkünfte bereitstellen. Das aber vervielfacht die Angriffs- möglichkeiten für kriminelle Rechtsradikale. Entwarnung wird also noch lange nicht zu geben sein. die sich Sorgen um das Ein- wanderungsgeschehen mach- ten. Kein Wunder, dass die über beides aufkommende Empörung dann mehr und mehr wirkliche Rechtsradika- le anlockte. Inzwischen scheint mit der Einwande- rungspolitik auch die NPD wieder ein nicht bloß eingebil- detes Thema gefunden zu ha- ben. Haben wir beim Zulassen dieser Entwicklung wirklich politisch genug gekonnt? Trägt die Politik eine Mit- schuld? PATZELT: Ja. Einesteils waren viele Reaktionen auf Pegida als Symptom unserer Einwan- derungsprobleme zwar gut ge- meint, doch schlecht getan. Andernteils bemüht sich die für die rechte politische Spiel- feldhälfte zuständige CDU seit Langem zu wenig darum, die Gewinnbaren vom rechten Rand an eine vernünftige Par- tei zu binden. Zunächst hat sie der NPD freien Raum gelas- sen, später der AfD. Und so kam es, dass viele den Rechts- Dummköpfen. Welche Folgen hatte das Ih- rer Meinung nach? PATZELT: Mit Fleiß und Lust hat man damals alle in die rechtsextreme Ecke gedrängt, in ihm wohlfühlenden Ge- walttäter ziehen jetzt zu Hei- denau in besonders widerliche Schlachten. Welche Ursachen gibt es für die besondere Rechtslastigkeit der Sachsen? Eine Spätfolge aus dem früheren „Tal der Ah- nungslosen“? PATZELT: Das sehe ich nicht so. Viele von denen, die auf der Straße gewalttätig wer- den, sind doch junge Leute, deren Prägung sich erst nach dem Ende der DDR vollzogen hat. Schon gar nichts halte ich vom rassistischen Argument, es seien „die Sachsen“ nun einmal rechtslastig. Wir müs- sen da schon auf kulturelle, sozialstrukturelle und politi- sche Zusammenhänge achten. Zu den letzteren gehört si- cher, dass Pegida im letzten Winter das Einwanderungs- thema ins öffentliche Ge- spräch gebracht hat. Damals taten allerdings die meisten in Deutschland so, als ginge es dabei um ein rein eingebilde- tes Problem von wirren V ON J ÖRG S CHURIG D er Politologe Werner Patzelt rechnet ange- sichts hoher Flücht- lingszahlen mit steigender Ausländerfeindlichkeit in Deutschland. Mit Blick auf die Ereignisse in Heidenau müsse man Schlimmes befürchten, sagte er. Im Interview spricht Patzelt über Ursachen und Versäumnisse der Politik. Warum ist die Stimmung Flüchtlingen gegenüber in Sachsen besonders schlecht? WERNER J. PATZELT: Seit der Wiedervereinigung hat es in Sachsen einen starken rech- ten Rand gegeben, war auch die NPD stark. Und von An- fang an beachtete man bun- desweit kritisch die rechtsra- dikale Szene in Sachsen. So gab es schon 1991 Aufforde- rungen an Künstler, Bühnen im „rechtsradikalen Dresden“ zu boykottieren. Auch der Pe- gida-Xenophobie-Komplex ist eine Erscheinungsform dieses rechten Randes. Und die sich „Besonders widerliche Schlachten“ Interview: Dresdner Politologe Patzelt rechnet mit steigender Ausländerfeindlichkeit – Kritik an der Politik Zur Person Werner J. Patzelt (62) ist Grün- dungsprofessor des Dresdner In- stituts für Politikwissenschaft und hat den Lehrstuhl für Politi- sche Systeme und Systemver- gleich an der Technischen Uni- versität Dresden seit 1991 inne. Der gebürtige Passauer ist Mit- begründer von Musikwochen für Chor- und Instrumentalmusik, die er seit mehr als 35 Jahren durchführt. Foto: dpa Ausgabe: Melsunger Allgemeine Erscheinungstag: 31.08.2015 Seite: 19, Resort: Politik

Transcript of „Besonders widerliche Schlachten“ - Gewalt geht nicht!

Namen undNachrichtenVon der Leyen erhöhtZahl der BerufssoldatenVerteidigungsministerin Ursulavon der Leyen (CDU) will dieZahl der Berufs-soldaten um5000 erhöhen.Ein Ministeri-umssprecherbestätigte ei-nen Bericht desMagazins „DerSpiegel“. Vor allem technischversierte Fachkräfte sollten län-ger an die Truppe gebundenwerden. An der Truppenstärkevon 185 000 Soldaten soll sichnichts ändern. Mit dem Schrittwerde der Anteil der Berufssol-daten auf 50 000 erhöht. DieRestlichen sind Zeitsoldaten.

Erwogen die USA nach9/11 einen Atomschlag?Als Reaktion auf die Terrorserievom 11. September 2001 sollendie USA auch einen Atomschlaggegen Afghanistan erwogen ha-ben. „Die Amerikaner haben da-mals gesagt, alleOptionen lägenauf dem Tisch“, sagte der dama-lige Außenexperte und Beratervon Kanzler Gerhard Schröder(SPD), Michael Steiner, dem„Spiegel“. Bei einem Besuch beider US-SicherheitsberaterinCondoleezza Rice habe er kurzdarauf „bemerkt, dass das mehrals eineRedewendungwar“: „Siehatten wirklich alle Möglichkei-ten durchgespielt.“

Umfragen: Syrizaliegt knapp vornDreiWochen vor der vorgezoge-nen Parlamentswahl in Griechen-land zeigensechs Umfrageneine leichteFührung desLinksbündnis-ses Syriza vonAlexis Tsipras.Doch die Kon-servativen derNea Dimokratia (ND) sind ihmdicht auf den Fersen. Drei Partei-en liegen imRennenumdendrit-ten Platz nahe beieinander: dieRechtsextremistenderGoldenenMorgenröte, die Partei der politi-schenMitte To Potami und dieKommunisten.

radikalen überlassen wurden,die zwischen der CDU unddem rechten Rand auf der Kip-pe standen.

Bis Jahresende kommennoch mehr Flüchtlinge nachSachsen, als bislang bereits ge-kommen sind. Muss man ange-sichts der Ereignisse in Heide-nau noch Schlimmes befürch-ten?

PATZELT: Ja, leider – undzwar nicht nur in Sachsen. In-nerhalb der ohnehin im Ver-gleich zu Westdeutschlandgrößeren Rechtsneigung inden neuen Bundesländernkommt hier außerdem hinzu:Wegen seiner Bevölkerungs-zahl und Wirtschaftskraftmuss Sachsen nach dem Kö-nigsteiner Schlüssel mehrFlüchtlinge aufnehmen alsmanch anderes ostdeutscheBundesland, somit auch mehrUnterkünfte bereitstellen. Dasaber vervielfacht die Angriffs-möglichkeiten für kriminelleRechtsradikale. Entwarnungwird also noch lange nicht zugeben sein.

die sich Sorgen um das Ein-wanderungsgeschehen mach-ten. Kein Wunder, dass dieüber beides aufkommendeEmpörung dann mehr undmehr wirkliche Rechtsradika-le anlockte. Inzwischenscheint mit der Einwande-rungspolitik auch die NPDwieder ein nicht bloß eingebil-detes Thema gefunden zu ha-ben. Haben wir beim Zulassendieser Entwicklung wirklichpolitisch genug gekonnt?

Trägt die Politik eine Mit-schuld?

PATZELT: Ja. Einesteils warenviele Reaktionen auf Pegidaals Symptom unserer Einwan-derungsprobleme zwar gut ge-meint, doch schlecht getan.Andernteils bemüht sich diefür die rechte politische Spiel-feldhälfte zuständige CDU seitLangem zu wenig darum, dieGewinnbaren vom rechtenRand an eine vernünftige Par-tei zu binden. Zunächst hat sieder NPD freien Raum gelas-sen, später der AfD. Und sokam es, dass viele den Rechts-

Dummköpfen.

Welche Folgen hatte das Ih-rer Meinung nach?

PATZELT: Mit Fleiß und Lusthat man damals alle in dierechtsextreme Ecke gedrängt,

in ihm wohlfühlenden Ge-walttäter ziehen jetzt zu Hei-denau in besonders widerlicheSchlachten.

Welche Ursachen gibt es fürdie besondere Rechtslastigkeitder Sachsen? Eine Spätfolgeaus dem früheren „Tal der Ah-nungslosen“?

PATZELT: Das sehe ich nichtso. Viele von denen, die aufder Straße gewalttätig wer-den, sind doch junge Leute,deren Prägung sich erst nachdem Ende der DDR vollzogenhat. Schon gar nichts halte ichvom rassistischen Argument,es seien „die Sachsen“ nuneinmal rechtslastig. Wir müs-sen da schon auf kulturelle,sozialstrukturelle und politi-sche Zusammenhänge achten.Zu den letzteren gehört si-cher, dass Pegida im letztenWinter das Einwanderungs-thema ins öffentliche Ge-spräch gebracht hat. Damalstaten allerdings die meisten inDeutschland so, als ginge esdabei um ein rein eingebilde-tes Problem von wirren

VON JÖRG SCHUR I G

D er Politologe WernerPatzelt rechnet ange-sichts hoher Flücht-

lingszahlen mit steigenderAusländerfeindlichkeit inDeutschland. Mit Blick auf dieEreignisse in Heidenau müsseman Schlimmes befürchten,sagte er. Im Interview sprichtPatzelt über Ursachen undVersäumnisse der Politik.

Warum ist die StimmungFlüchtlingen gegenüber inSachsen besonders schlecht?

WERNER J. PATZELT: Seit derWiedervereinigung hat es inSachsen einen starken rech-ten Rand gegeben, war auchdie NPD stark. Und von An-fang an beachtete man bun-desweit kritisch die rechtsra-dikale Szene in Sachsen. Sogab es schon 1991 Aufforde-rungen an Künstler, Bühnenim „rechtsradikalen Dresden“zu boykottieren. Auch der Pe-gida-Xenophobie-Komplex isteine Erscheinungsform diesesrechten Randes. Und die sich

„Besonders widerliche Schlachten“Interview: Dresdner Politologe Patzelt rechnet mit steigender Ausländerfeindlichkeit – Kritik an der Politik

Zur Person

Werner J. Patzelt (62) ist Grün-dungsprofessor des Dresdner In-stituts für Politikwissenschaftund hat den Lehrstuhl für Politi-sche Systeme und Systemver-gleich an der Technischen Uni-versität Dresden seit 1991 inne.Der gebürtige Passauer ist Mit-begründervonMusikwochen fürChor- und Instrumentalmusik,die er seit mehr als 35 Jahrendurchführt. Foto: dpa

Kommentar

Auch anderswo

um das eigene Image bangt,der muss aber auch etwas da-für tun, dass der eigene Rufnicht leidet. Der darf ebennicht nur halbherzig gegenbraune Entwicklungen vorge-hen oder die falschen Ent-scheidungen fällen – wie dasErlassen eines Versammlungs-verbotes. In Sachsen, aberauch anderswo.

[email protected]

extremismus salonfähiger ge-worden ist. Viele trauen sichjetzt mehr. Deswegen mussman sich stärker trauen, dage-genzuhalten.

G leichwohl haben dieBilder aus Heidenauoder von Pegida in

Dresden ihre Wirkung erzielt.Vor allem Sachsen verspürt of-fenkundig einen Rückgangbeim Tourismus; auch die dor-tige Wirtschaft sorgt sich umdas Bild des Freistaates. Wer

fatal. Diese Probleme gibt esauch im Westen. Dortmundetwa gilt unter Expertenschon lange als braune Hoch-burg in den alten Ländern.Wer bei diesem Thema nur dieostdeutsche Brille aufsetzt,ignoriert, dass die Bekämp-fung von Intoleranz eine ge-samtgesellschaftlicheAufgabeund sicherlich keine regionaleist. Rassismus ist auch immereine Erscheinung in der Mitteder Gesellschaft. Was beunru-higt, ist, dass offener Rechts-

B etrachtet man nur dieEntwicklungen, die zumBeispiel das Bundesin-

nenministerium veröffent-licht hat, dann ist die Zahl derrechtsextremistischen Über-griffe in Ostdeutschland über-proportional hoch.

Die Veränderungsprozesseder letzten 25 Jahre nach demMauerfall sind eine Erklärung.Daraus aber den Rückschlusszu ziehen, Fremdenfeindlich-keit sei ein rein ostdeutschesPhänomen, wäre falsch – und

HagenStraussüber den Os-ten und denRechtsextre-mismus

det, dass die Polizei aufgrundder personellen Lage nicht im-stande sei, aus eigenen Kräf-ten für Sicherheit zu sorgen –Ulbig hat die Reform „Polizei2020“ eingeleitet. Von 2010bis 2014 wurden die Polizis-tenstellen in Sachsen um 680auf 10 865 reduziert. Zwarwurde der Einstellungskorri-dor für Anwärter auf jährlich

VON MART I N F I S CH E R

DRESDEN. Sein couragiertesEintreten gegen die Neonazi-Szene in der SächsischenSchweiz hat Markus Ulbig (51)Respekt gebracht. Damals warder Christdemokrat aus demOsterzgebirge Bürgermeistervon Pirna. Seit 2009 sitzt er alssächsischer Innenminister amKabinettstisch von StanislawTillich (CDU). Dort beweist erbeim Thema Asyl und denrechten Umtrieben keineglückliche Hand.

Fast sinnbildlich sein Auf-tritt beim Willkommensfestfür Flüchtlinge in Heidenauam Freitag: Linke Demons-tranten und Flüchtlingeschreien ihn nieder, als er auf-taucht. Unter „Hau ab“-Rufenund bedrohlich bedrängt,wird er von Personenschüt-zern in Sicherheit gebracht.Und ist nach wenigen Minu-ten wieder weg. Die Heftigkeitder Ablehnung, den Hasskann er nicht verstehen, sagter, bevor er verschwindet.

Was er nicht sagt: Das Festfür die Flüchtlinge eine Wo-che nach dem Ausbruch derrechten Gewalt rund um dieUnterkunft stand bis zuletztauf der Kippe. Das Versamm-lungsverbot, von dem es inletzter Minute per Eilent-scheid des Oberverwaltungs-gerichts noch ausgenommenwurde, wurde damit begrün-

Glücklos im rechten SumpfSachsens Innenminister Ulbig unter Druck – Demonstrationen halten den Freistaat in Atem

400 erhöht, doch die müssenerst ausgebildet werden.

Sachsens Polizei ist am Li-mit: Demonstrationen vonRechten und Linken nahezujeden Tag im Freistaat haltendie Polizei ebenso in Atem wieFlüchtlingsunterkünfte, diegegen Angriffe und Protestevon Rechtsextremen gesichertwerden müssen. Auch die Pe-

gida-Demos binden Kräfte.Im Umgang mit den frem-

denfeindlichen Rechtspopulis-ten um Lutz Bachmann mach-te Ulbig keine gute Figur. Lan-ge warnte er vor einer Stigma-tisierung. Er traf sich im Janu-ar mit Teilen der Pegida-Füh-rung – zum Ärger des Koaliti-onspartners SPD. Unglücklichauch der Besuch Ulbigs – dersich gern hart gibt – bei einerkurdisch-syrischen Flücht-lingsfamilie im April. Kuchenessend saß er auf dem Sofa.Wenige Wochen später wurdedie Familie samt schwangererMutter aus dem Schlaf geris-sen, um abgeschoben zu wer-den. Der Versuch scheitertezwar zunächst, aber der PR-Su-per-Gau war perfekt.

Auch die Ankündigung,Sondereinheiten für ausländi-sche Intensivtäter zu bilden,just in dem Moment, als Pegi-da Ende 2014 in Dresden rich-tig in Fahrt kam, wurde ihmübel genommen. Vielleichtwar es schon Wahlkampf. ImJuni trat er als Oberbürger-meisterkandidat in Dresdenan – nur 15,4 Prozent. Kein gu-ter Lauf für Ulbig. (dpa)

Freitag inHeidenau: Sachsens InnenministerMarkusUlbig (CDU, rechts) besuchte einWillkommens-fest für Flüchtlinge, während einige der Teilnehmer im Hintergrund protestieren. Foto: dpa

In Kürze• Anfeindungen und Gewalt:Angesichts der Zunahme vonmassiven Anfeindungen und ro-her Gewalt gegen Flüchtlingehat Extremismusforscher Wolf-gang Frindte ein rigideres Vorge-hen von Polizei und Justiz gefor-dert. „Was wir momentan erle-ben, ist ein Angriff auf unsereDe-mokratie“, sagte Frindte, der ander Universität Jena lehrt. DerExperte schätzt den Anteil derer,die rechtsextrem sind oder sol-che Gewalt befürworten, auf 15bis 30 Prozent der Bevölkerung.

• Protest gegen Fremdenhass:Eine Woche nach den rechtsex-tremen Krawallen im sächsi-schen Heidenau bei Dresden ha-ben mehrere Tausend Men-schen in Deutschland für Solida-rität mit Flüchtlingen demons-triert. Allein in Dresden folgtenam Samstag 5000 Bürger demAufruf eines linken Bündnisses.In vielen anderen Städten stell-ten sich Bürger Aufmärschenrechter Gruppen entgegen. An-gesichts der Zunahme fremden-feindlicher Gewalt warnten dieOst-Ministerpräsidenten davor,ihre Länder an den Pranger zustellen.

• Schnelle Integration gefor-dert: Die Wirtschaft verlangteine schnelle und verlässliche In-tegration von Flüchtlingen inden Ausbildungs- und Arbeits-markt. Viele Flüchtlinge verfüg-ten über „einewirklich gute Aus-bildung“, sagte der Präsident desBundesverbandes der Deut-schen Industrie, Ulrich Grillo,dem Focus.

Sachsen im Fokus

PARIS. Mehr gezielte Kontrol-len und Datenaustausch sol-len nach der vereitelten Terro-rattacke im Thalys nach Parisdie Sicherheit in europäischenHochgeschwindigkeitszügenverbessern. Gleichzeitig leh-nen europäische Regierungenumfassende Checks ab. „Wirwollen keine vollständige, flä-chendeckende Personen- oderGepäckkontrolle in den Zügenin Deutschland oder Europa“,sagte BundesinnenministerThomas de Maizière (CDU) inParis nach einem Treffen mitInnen- und Verkehrsminis-tern aus neun Ländern.

Ausweiskontrollen oderSichtung von Gepäck solle esda geben „wo es notwendigist“, sagte Frankreichs Innen-minister Bernard Cazeneuve.Bereits jetzt in den Zügen pa-trouillierende, länderübergrei-fende Polizeistreifen solltenweiterentwickelt und verstärktwerden. Zudem soll ein Gut-achten den Nutzen generellerNamensfahrscheine in Hoch-geschwindigkeitszügen prü-fen. De Maizière kündigte aucheinen intensiveren Informati-onsaustausch über „verdächti-ge Personen“ an. (dpa/afp)

GezielteKontrollenin der BahnMinister vereinbarenSicherheitsmaßnahmen

Montag, 31. August 2015PolitikPO3

Ausgabe: Melsunger Allgemeine

Erscheinungstag: 31.08.2015

Seite: 19, Resort: Politik

Namen undNachrichtenVon der Leyen erhöhtZahl der BerufssoldatenVerteidigungsministerin Ursulavon der Leyen (CDU) will dieZahl der Berufs-soldaten um5000 erhöhen.Ein Ministeri-umssprecherbestätigte ei-nen Bericht desMagazins „DerSpiegel“. Vor allem technischversierte Fachkräfte sollten län-ger an die Truppe gebundenwerden. An der Truppenstärkevon 185 000 Soldaten soll sichnichts ändern. Mit dem Schrittwerde der Anteil der Berufssol-daten auf 50 000 erhöht. DieRestlichen sind Zeitsoldaten.

Erwogen die USA nach9/11 einen Atomschlag?Als Reaktion auf die Terrorserievom 11. September 2001 sollendie USA auch einen Atomschlaggegen Afghanistan erwogen ha-ben. „Die Amerikaner haben da-mals gesagt, alleOptionen lägenauf dem Tisch“, sagte der dama-lige Außenexperte und Beratervon Kanzler Gerhard Schröder(SPD), Michael Steiner, dem„Spiegel“. Bei einem Besuch beider US-SicherheitsberaterinCondoleezza Rice habe er kurzdarauf „bemerkt, dass das mehrals eineRedewendungwar“: „Siehatten wirklich alle Möglichkei-ten durchgespielt.“

Umfragen: Syrizaliegt knapp vornDreiWochen vor der vorgezoge-nen Parlamentswahl in Griechen-land zeigensechs Umfrageneine leichteFührung desLinksbündnis-ses Syriza vonAlexis Tsipras.Doch die Kon-servativen derNea Dimokratia (ND) sind ihmdicht auf den Fersen. Drei Partei-en liegen imRennenumdendrit-ten Platz nahe beieinander: dieRechtsextremistenderGoldenenMorgenröte, die Partei der politi-schenMitte To Potami und dieKommunisten.

radikalen überlassen wurden,die zwischen der CDU unddem rechten Rand auf der Kip-pe standen.

Bis Jahresende kommennoch mehr Flüchtlinge nachSachsen, als bislang bereits ge-kommen sind. Muss man ange-sichts der Ereignisse in Heide-nau noch Schlimmes befürch-ten?

PATZELT: Ja, leider – undzwar nicht nur in Sachsen. In-nerhalb der ohnehin im Ver-gleich zu Westdeutschlandgrößeren Rechtsneigung inden neuen Bundesländernkommt hier außerdem hinzu:Wegen seiner Bevölkerungs-zahl und Wirtschaftskraftmuss Sachsen nach dem Kö-nigsteiner Schlüssel mehrFlüchtlinge aufnehmen alsmanch anderes ostdeutscheBundesland, somit auch mehrUnterkünfte bereitstellen. Dasaber vervielfacht die Angriffs-möglichkeiten für kriminelleRechtsradikale. Entwarnungwird also noch lange nicht zugeben sein.

die sich Sorgen um das Ein-wanderungsgeschehen mach-ten. Kein Wunder, dass dieüber beides aufkommendeEmpörung dann mehr undmehr wirkliche Rechtsradika-le anlockte. Inzwischenscheint mit der Einwande-rungspolitik auch die NPDwieder ein nicht bloß eingebil-detes Thema gefunden zu ha-ben. Haben wir beim Zulassendieser Entwicklung wirklichpolitisch genug gekonnt?

Trägt die Politik eine Mit-schuld?

PATZELT: Ja. Einesteils warenviele Reaktionen auf Pegidaals Symptom unserer Einwan-derungsprobleme zwar gut ge-meint, doch schlecht getan.Andernteils bemüht sich diefür die rechte politische Spiel-feldhälfte zuständige CDU seitLangem zu wenig darum, dieGewinnbaren vom rechtenRand an eine vernünftige Par-tei zu binden. Zunächst hat sieder NPD freien Raum gelas-sen, später der AfD. Und sokam es, dass viele den Rechts-

Dummköpfen.

Welche Folgen hatte das Ih-rer Meinung nach?

PATZELT: Mit Fleiß und Lusthat man damals alle in dierechtsextreme Ecke gedrängt,

in ihm wohlfühlenden Ge-walttäter ziehen jetzt zu Hei-denau in besonders widerlicheSchlachten.

Welche Ursachen gibt es fürdie besondere Rechtslastigkeitder Sachsen? Eine Spätfolgeaus dem früheren „Tal der Ah-nungslosen“?

PATZELT: Das sehe ich nichtso. Viele von denen, die aufder Straße gewalttätig wer-den, sind doch junge Leute,deren Prägung sich erst nachdem Ende der DDR vollzogenhat. Schon gar nichts halte ichvom rassistischen Argument,es seien „die Sachsen“ nuneinmal rechtslastig. Wir müs-sen da schon auf kulturelle,sozialstrukturelle und politi-sche Zusammenhänge achten.Zu den letzteren gehört si-cher, dass Pegida im letztenWinter das Einwanderungs-thema ins öffentliche Ge-spräch gebracht hat. Damalstaten allerdings die meisten inDeutschland so, als ginge esdabei um ein rein eingebilde-tes Problem von wirren

VON JÖRG SCHUR I G

D er Politologe WernerPatzelt rechnet ange-sichts hoher Flücht-

lingszahlen mit steigenderAusländerfeindlichkeit inDeutschland. Mit Blick auf dieEreignisse in Heidenau müsseman Schlimmes befürchten,sagte er. Im Interview sprichtPatzelt über Ursachen undVersäumnisse der Politik.

Warum ist die StimmungFlüchtlingen gegenüber inSachsen besonders schlecht?

WERNER J. PATZELT: Seit derWiedervereinigung hat es inSachsen einen starken rech-ten Rand gegeben, war auchdie NPD stark. Und von An-fang an beachtete man bun-desweit kritisch die rechtsra-dikale Szene in Sachsen. Sogab es schon 1991 Aufforde-rungen an Künstler, Bühnenim „rechtsradikalen Dresden“zu boykottieren. Auch der Pe-gida-Xenophobie-Komplex isteine Erscheinungsform diesesrechten Randes. Und die sich

„Besonders widerliche Schlachten“Interview: Dresdner Politologe Patzelt rechnet mit steigender Ausländerfeindlichkeit – Kritik an der Politik

Zur Person

Werner J. Patzelt (62) ist Grün-dungsprofessor des Dresdner In-stituts für Politikwissenschaftund hat den Lehrstuhl für Politi-sche Systeme und Systemver-gleich an der Technischen Uni-versität Dresden seit 1991 inne.Der gebürtige Passauer ist Mit-begründervonMusikwochen fürChor- und Instrumentalmusik,die er seit mehr als 35 Jahrendurchführt. Foto: dpa

Kommentar

Auch anderswo

um das eigene Image bangt,der muss aber auch etwas da-für tun, dass der eigene Rufnicht leidet. Der darf ebennicht nur halbherzig gegenbraune Entwicklungen vorge-hen oder die falschen Ent-scheidungen fällen – wie dasErlassen eines Versammlungs-verbotes. In Sachsen, aberauch anderswo.

[email protected]

extremismus salonfähiger ge-worden ist. Viele trauen sichjetzt mehr. Deswegen mussman sich stärker trauen, dage-genzuhalten.

G leichwohl haben dieBilder aus Heidenauoder von Pegida in

Dresden ihre Wirkung erzielt.Vor allem Sachsen verspürt of-fenkundig einen Rückgangbeim Tourismus; auch die dor-tige Wirtschaft sorgt sich umdas Bild des Freistaates. Wer

fatal. Diese Probleme gibt esauch im Westen. Dortmundetwa gilt unter Expertenschon lange als braune Hoch-burg in den alten Ländern.Wer bei diesem Thema nur dieostdeutsche Brille aufsetzt,ignoriert, dass die Bekämp-fung von Intoleranz eine ge-samtgesellschaftlicheAufgabeund sicherlich keine regionaleist. Rassismus ist auch immereine Erscheinung in der Mitteder Gesellschaft. Was beunru-higt, ist, dass offener Rechts-

B etrachtet man nur dieEntwicklungen, die zumBeispiel das Bundesin-

nenministerium veröffent-licht hat, dann ist die Zahl derrechtsextremistischen Über-griffe in Ostdeutschland über-proportional hoch.

Die Veränderungsprozesseder letzten 25 Jahre nach demMauerfall sind eine Erklärung.Daraus aber den Rückschlusszu ziehen, Fremdenfeindlich-keit sei ein rein ostdeutschesPhänomen, wäre falsch – und

HagenStraussüber den Os-ten und denRechtsextre-mismus

det, dass die Polizei aufgrundder personellen Lage nicht im-stande sei, aus eigenen Kräf-ten für Sicherheit zu sorgen –Ulbig hat die Reform „Polizei2020“ eingeleitet. Von 2010bis 2014 wurden die Polizis-tenstellen in Sachsen um 680auf 10 865 reduziert. Zwarwurde der Einstellungskorri-dor für Anwärter auf jährlich

VON MART I N F I S CH E R

DRESDEN. Sein couragiertesEintreten gegen die Neonazi-Szene in der SächsischenSchweiz hat Markus Ulbig (51)Respekt gebracht. Damals warder Christdemokrat aus demOsterzgebirge Bürgermeistervon Pirna. Seit 2009 sitzt er alssächsischer Innenminister amKabinettstisch von StanislawTillich (CDU). Dort beweist erbeim Thema Asyl und denrechten Umtrieben keineglückliche Hand.

Fast sinnbildlich sein Auf-tritt beim Willkommensfestfür Flüchtlinge in Heidenauam Freitag: Linke Demons-tranten und Flüchtlingeschreien ihn nieder, als er auf-taucht. Unter „Hau ab“-Rufenund bedrohlich bedrängt,wird er von Personenschüt-zern in Sicherheit gebracht.Und ist nach wenigen Minu-ten wieder weg. Die Heftigkeitder Ablehnung, den Hasskann er nicht verstehen, sagter, bevor er verschwindet.

Was er nicht sagt: Das Festfür die Flüchtlinge eine Wo-che nach dem Ausbruch derrechten Gewalt rund um dieUnterkunft stand bis zuletztauf der Kippe. Das Versamm-lungsverbot, von dem es inletzter Minute per Eilent-scheid des Oberverwaltungs-gerichts noch ausgenommenwurde, wurde damit begrün-

Glücklos im rechten SumpfSachsens Innenminister Ulbig unter Druck – Demonstrationen halten den Freistaat in Atem

400 erhöht, doch die müssenerst ausgebildet werden.

Sachsens Polizei ist am Li-mit: Demonstrationen vonRechten und Linken nahezujeden Tag im Freistaat haltendie Polizei ebenso in Atem wieFlüchtlingsunterkünfte, diegegen Angriffe und Protestevon Rechtsextremen gesichertwerden müssen. Auch die Pe-

gida-Demos binden Kräfte.Im Umgang mit den frem-

denfeindlichen Rechtspopulis-ten um Lutz Bachmann mach-te Ulbig keine gute Figur. Lan-ge warnte er vor einer Stigma-tisierung. Er traf sich im Janu-ar mit Teilen der Pegida-Füh-rung – zum Ärger des Koaliti-onspartners SPD. Unglücklichauch der Besuch Ulbigs – dersich gern hart gibt – bei einerkurdisch-syrischen Flücht-lingsfamilie im April. Kuchenessend saß er auf dem Sofa.Wenige Wochen später wurdedie Familie samt schwangererMutter aus dem Schlaf geris-sen, um abgeschoben zu wer-den. Der Versuch scheitertezwar zunächst, aber der PR-Su-per-Gau war perfekt.

Auch die Ankündigung,Sondereinheiten für ausländi-sche Intensivtäter zu bilden,just in dem Moment, als Pegi-da Ende 2014 in Dresden rich-tig in Fahrt kam, wurde ihmübel genommen. Vielleichtwar es schon Wahlkampf. ImJuni trat er als Oberbürger-meisterkandidat in Dresdenan – nur 15,4 Prozent. Kein gu-ter Lauf für Ulbig. (dpa)

Freitag inHeidenau: Sachsens InnenministerMarkusUlbig (CDU, rechts) besuchte einWillkommens-fest für Flüchtlinge, während einige der Teilnehmer im Hintergrund protestieren. Foto: dpa

In Kürze• Anfeindungen und Gewalt:Angesichts der Zunahme vonmassiven Anfeindungen und ro-her Gewalt gegen Flüchtlingehat Extremismusforscher Wolf-gang Frindte ein rigideres Vorge-hen von Polizei und Justiz gefor-dert. „Was wir momentan erle-ben, ist ein Angriff auf unsereDe-mokratie“, sagte Frindte, der ander Universität Jena lehrt. DerExperte schätzt den Anteil derer,die rechtsextrem sind oder sol-che Gewalt befürworten, auf 15bis 30 Prozent der Bevölkerung.

• Protest gegen Fremdenhass:Eine Woche nach den rechtsex-tremen Krawallen im sächsi-schen Heidenau bei Dresden ha-ben mehrere Tausend Men-schen in Deutschland für Solida-rität mit Flüchtlingen demons-triert. Allein in Dresden folgtenam Samstag 5000 Bürger demAufruf eines linken Bündnisses.In vielen anderen Städten stell-ten sich Bürger Aufmärschenrechter Gruppen entgegen. An-gesichts der Zunahme fremden-feindlicher Gewalt warnten dieOst-Ministerpräsidenten davor,ihre Länder an den Pranger zustellen.

• Schnelle Integration gefor-dert: Die Wirtschaft verlangteine schnelle und verlässliche In-tegration von Flüchtlingen inden Ausbildungs- und Arbeits-markt. Viele Flüchtlinge verfüg-ten über „einewirklich gute Aus-bildung“, sagte der Präsident desBundesverbandes der Deut-schen Industrie, Ulrich Grillo,dem Focus.

Sachsen im Fokus

PARIS. Mehr gezielte Kontrol-len und Datenaustausch sol-len nach der vereitelten Terro-rattacke im Thalys nach Parisdie Sicherheit in europäischenHochgeschwindigkeitszügenverbessern. Gleichzeitig leh-nen europäische Regierungenumfassende Checks ab. „Wirwollen keine vollständige, flä-chendeckende Personen- oderGepäckkontrolle in den Zügenin Deutschland oder Europa“,sagte BundesinnenministerThomas de Maizière (CDU) inParis nach einem Treffen mitInnen- und Verkehrsminis-tern aus neun Ländern.

Ausweiskontrollen oderSichtung von Gepäck solle esda geben „wo es notwendigist“, sagte Frankreichs Innen-minister Bernard Cazeneuve.Bereits jetzt in den Zügen pa-trouillierende, länderübergrei-fende Polizeistreifen solltenweiterentwickelt und verstärktwerden. Zudem soll ein Gut-achten den Nutzen generellerNamensfahrscheine in Hoch-geschwindigkeitszügen prü-fen. De Maizière kündigte aucheinen intensiveren Informati-onsaustausch über „verdächti-ge Personen“ an. (dpa/afp)

GezielteKontrollenin der BahnMinister vereinbarenSicherheitsmaßnahmen

Montag, 31. August 2015PolitikPO3

Ausgabe: Melsunger Allgemeine

Erscheinungstag: 31.08.2015

Seite: 19, Resort: Politik

Sturmschäden in SpangenbergFörster AchimRöse hat seit einigenWochen eine besondere Baustel-le in seinem Revier Spangenberg: Der Sturm, der Anfang Juli überDeutschland zog, hat seine Waldfläche besonders hart getroffen.Windhosen haben eine Schneise durch die Bäume geschlagen unddiese abgeknickt und teilweise sogar entwurzelt. Bis November,schätzt der Förster, dauert es noch, bis alle Windschäden beseitigtsind. Auf dem Bild ist Achim Röse zusammenmit seiner Hündin Nalazu sehen, die ihn durch denWald begleitet. Foto: Bülau LOKALTEIL

dere nun neue Bedingungenund auch eine neue Lage. Inden Viessmann-Hallen, diemit vielen Säulen versehensind, sei es schwierig gewesen,die Laster in möglichst kurzerZeit zu beladen, sagt Presse-sprecher Markus Wohler.

Mit dem Umzug an die A 7ließen sich zudem sieben Kilo-meter und 15 Minuten Fahr-zeit pro Strecke einsparen,Der auf die betrieblichen An-forderungen ausgerichteteNeubau an der A 7 soll dazubeitragen, dass Palletways sei-ne Kapazitäten künftig ver-dreifachen wird.

Der Logistiker setzt weiterauf Expansion: Er hat in Rems-feld eine weitere, nahezugleich große Fläche reserviert,um in jeder Hinsicht wachsenzu können. (bra)

HOMBERG/KNÜLLWALD.Das Logistikunternehmen Pal-letways gibt seinen Standortin Homberg auf: Das Unter-nehmen mit Sitz in Ratingenplant einen zehn MillionenEuro teuren Neubau im Ge-werbegebiet Schwalm-Eder-Mitte in Remsfeld. Der Spaten-stich ist bereits für Ende Sep-tember geplant, Mitte nächs-ten Jahres will das Unterneh-men den Betrieb am neuenStandort aufnehmen.

Im Mai 2011 hatte der Logis-tiker mit Firmensitz in Ratin-gen nahe Düsseldorf ein Gü-terverteilzentrum in den ehe-maligen Viessmann-Hallen inHomberg bezogen und vondort aus ein Netz aufgebaut,das heute 50 Partnerunterneh-men umfasst. Eine starke Ex-pansion nach Osteuropa erfor-

Logistiker zieht vonHomberg an die A 7Palletways investiert 10 Mio. Euro in Remsfeld

Ein Grund dafür sei, dassdie Flächen in Schwarzenborndem Bund gehören – und da-mit sofort verfügbar waren,erklärt Michael Conrad, Spre-cher des Regierungspräsidi-ums Kassel. Für Schwarzen-born spreche aber auch diegroße Hilfsbereitschaft derBundeswehr, der StadtSchwarzenborn und des Land-kreises.

Die Zelte sollten den Flücht-lingen nur so kurz wie mög-lich als Unterkunft dienen, be-tont Conrad. „Die Flüchtlingewerden nicht unter un-menschlichen Bedingungenleben müssen“, sagt er. Ersteinmal sei es aber besser, Zelteanbieten zu können als garnichts. (hro/jul) ZUMTAGE,

HINTERGRUND, SEITE 2 + 3

SCHWARZENBORN. Die Vor-bereitungen zur Aufnahmevon bis zu 500 Flüchtlingen imBereich des Standortübungs-platzes Schwarzenborn habenam Freitag begonnen. Bis da-hin glühten die Drähte zumhessischen Innenministeri-um, denn sowohl Bürgermeis-ter Jürgen Kaufmann als auchVertreter der Bundeswehr undder Hilfsorganisationen habenBedenken gegen die Unter-bringung an diesem Standort.

„Das ist alles andere als op-timal“, sagt Kaufmann. DerHerbst stehe vor der Tür, Re-gen und erste Nachtfröste, dieschon in vier Wochen auftre-ten könnten, würden für er-hebliche Probleme bei der Un-terbringung in Zelten sorgen.In unmittelbarer Nähe zum

Viele Bedenken gegenZeltstadt für FlüchtlingeBürgermeister: Innenministerium setzte Entscheidung durch

Erstaufnahmelager befindesich der militärische Sicher-heitsbereich der Kaserne. 400Meter entfernt in ehemaligenOffiziershäusern gebe es be-reits eine Gemeinschaftsun-terkunft für Flüchtlinge, inder 190 Menschen unterge-bracht sind. Sie lebten in sa-nierten Wohnungen. Kauf-mann fürchtet, dass Neid undKonflikte entstehen könnte.

Nicht zuletzt liege Schwar-zenborn weit entfernt von ei-nem Mittelzentrum. Die Poli-zei bräuchte bei einem Einsatz20 bis 30 Minuten, bis sie vorOrt wäre.

Diese Bedenken seien demInnenministerium vorgetra-gen worden. Die Entscheidungsei dennoch für Schwarzen-born gefallen.

Mio. Euro teurenUmbaus fertigsein. Bis dahinwird auch imBe-reich der Bürgersteige noch ge-arbeitet, wodurch der Verkehraber nur wenig beeinträchtigtwird. (bal) Foto: Fischer

der Verkehrslage führen. In denvergangenen Wochen war derAltmarkt in einige Fahrtrich-tungen überhaupt nicht mehrzu überqueren. Bis Herbst sol-len sämtliche Arbeiten des 4,2

asphaltiert worden. Für dennun anstehenden Aufbau derneuen Ampeln werden einzel-ne Fahrspuren nur noch zeit-weise gesperrt. Dies dürfte zueiner deutlichen Entspannung

Ab Montag können Autofahrerwieder aufatmen. Die heißeBauphase an der Kasseler Alt-markt-Kreuzung ist dann vor-bei. Sämtliche Fahrspuren sindin den vergangenen Wochen

Altmarkt: AbMontagwieder freie Fahrt

Lager istAusdruckvon großer NotDas Zeltlager für Flüchtlin-ge, das in Schwarzenbornaus demBoden gestampftwurde, ist für Silvia Schef-fer, Beauftragte für Flücht-lingsfragen beim Diakoni-schenWerk, ein Ausdruckvon hoher politischer Notund großemDruck.

Die Ministerien stün-den nach Ereignissen wieden Ausschreitungen inHeidenau und dem grausi-gen Leichenfund in einemLkw in Österreich massivunter Druck. „Es sind im-mer mehr Bausteine, diedas Land in die Pflicht neh-men zu handeln.“ Schefferappelliert an Politiker undBehörden, Einrichtungenwie Erstaufnahmelagersorgfältig zu planen: „DasLeben dort wird für nie-manden einfach werden:Weder für die Organisato-ren noch für die Bewoh-ner.“ (bra)

HINTERGRUND

Nachrichtenkompakt

Versammlungsverbotin Heidenau giltDas OberverwaltungsgerichtBautzen hat ein verhängtes Ver-sammlungsverbot nach denAusschreitungen Rechtsradika-ler im sächsischen Heidenau be-stätigt. Einzig ein Begrüßungs-fest für Flüchtlinge wurde ges-tern Abend erlaubt. Bericht undKommentar auf BLICKPUNKT

Festnahmen nachFlüchtlingstodNach dem Flüchtlingsdrama inÖsterreich mit mehr als 70 To-ten sind imNachbarlandUngarndreiVerdächtige festgenommenworden. In dem an einer Auto-bahn abgestellten Lkw warenFlüchtlinge vermutlich erstickt,darunter vier Kinder. POLITIK

Hürden: RoledergewinntWM-SilberCindy Roleder hat bei der Leicht-athletik-Weltmeisterschaft inPekingüberraschendSilberüber100 Meter Hürden gewonnen.Fußball-Bundesliga:Wolfsburg-Schalke 3:0 (1:0)

SPORT

Wochenend−Ausgabe 29.Aug./30.Aug. 2015 Nr. 200 ⋅ 2,00 Euro

H 1965

Zeichen derHilflosigkeitHEINZ ROHDE über dieFlüchtlingsunterbringung

M enschen in kippeligenSchlauchbooten aufhoher See, dutzende

Tote, die Schlepperbanden ineinem Lkw haben zugrunde ge-hen lassen – muss das nicht beiuns allen einen Aufschrei aus-lösen? Ja, muss es!

Niemand begibt sich ohnetriftigen Grund in solche Ge-fahren, und nun strandenFlüchtlinge in großer Zahl auchbei uns. Wir müssen sie aufneh-men. Das gebietet die Mensch-lichkeit. Das sehen auch diemeisten Schwarzenborner so.Allerdings macht es ihnen diePolitik auch nicht eben leicht.Sie werden von einem Tag aufden anderen überrollt von die-ser Entwicklung – einschließ-lich der politisch Verantwortli-chen vor Ort.

Obwohl seit Monaten er-kennbar ist, dass die Flücht-lingsströme anwachsen, gibt eskeine Konzepte, werden dieWeichen nicht rechtzeitig ge-stellt. Wer so kurz vor Ein-bruch der kalten Jahreszeit einZeltlager in Schwarzenborneinrichtet, kennt entweder denKnüll nicht oder er ist tatsäch-lich völlig hilflos.

Schon im Sinne der Men-schen, die dort leben sollen,muss es dringend eine andereLösung geben. [email protected]

ZUM TAGE

Videomonolog zuFlüchtlingshetzeDas Internet zeigt zur mo-mentanen Flüchtlingsproble-matik seinhässlichesGesicht.Youtuber Luca hat die unzäh-ligen Kommentare zum An-lass genommen, mit seinerKunstfigur Ronny in den Dia-log zu gehen. 80 000 Malwurde das Video bereits an-geschaut. Unser ModeratorClemens Herwig spricht inder Früh-Revue ab 8 Uhr mitdem jungen Mann und klärtdie Hintergründe. Reinhörenauf: www.radiohna.de

Für Sie am Mikrofon: Cle-mens Herwig. Foto: nh

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4 194875 602004

6 1 0 3 5

Ausgabe: Melsunger Allgemeine

Erscheinungstag: 29.08.2015

Seite: 1, Resort: Lokales

Sturmschäden in SpangenbergFörster AchimRöse hat seit einigenWochen eine besondere Baustel-le in seinem Revier Spangenberg: Der Sturm, der Anfang Juli überDeutschland zog, hat seine Waldfläche besonders hart getroffen.Windhosen haben eine Schneise durch die Bäume geschlagen unddiese abgeknickt und teilweise sogar entwurzelt. Bis November,schätzt der Förster, dauert es noch, bis alle Windschäden beseitigtsind. Auf dem Bild ist Achim Röse zusammenmit seiner Hündin Nalazu sehen, die ihn durch denWald begleitet. Foto: Bülau LOKALTEIL

dere nun neue Bedingungenund auch eine neue Lage. Inden Viessmann-Hallen, diemit vielen Säulen versehensind, sei es schwierig gewesen,die Laster in möglichst kurzerZeit zu beladen, sagt Presse-sprecher Markus Wohler.

Mit dem Umzug an die A 7ließen sich zudem sieben Kilo-meter und 15 Minuten Fahr-zeit pro Strecke einsparen,Der auf die betrieblichen An-forderungen ausgerichteteNeubau an der A 7 soll dazubeitragen, dass Palletways sei-ne Kapazitäten künftig ver-dreifachen wird.

Der Logistiker setzt weiterauf Expansion: Er hat in Rems-feld eine weitere, nahezugleich große Fläche reserviert,um in jeder Hinsicht wachsenzu können. (bra)

HOMBERG/KNÜLLWALD.Das Logistikunternehmen Pal-letways gibt seinen Standortin Homberg auf: Das Unter-nehmen mit Sitz in Ratingenplant einen zehn MillionenEuro teuren Neubau im Ge-werbegebiet Schwalm-Eder-Mitte in Remsfeld. Der Spaten-stich ist bereits für Ende Sep-tember geplant, Mitte nächs-ten Jahres will das Unterneh-men den Betrieb am neuenStandort aufnehmen.

Im Mai 2011 hatte der Logis-tiker mit Firmensitz in Ratin-gen nahe Düsseldorf ein Gü-terverteilzentrum in den ehe-maligen Viessmann-Hallen inHomberg bezogen und vondort aus ein Netz aufgebaut,das heute 50 Partnerunterneh-men umfasst. Eine starke Ex-pansion nach Osteuropa erfor-

Logistiker zieht vonHomberg an die A 7Palletways investiert 10 Mio. Euro in Remsfeld

Ein Grund dafür sei, dassdie Flächen in Schwarzenborndem Bund gehören – und da-mit sofort verfügbar waren,erklärt Michael Conrad, Spre-cher des Regierungspräsidi-ums Kassel. Für Schwarzen-born spreche aber auch diegroße Hilfsbereitschaft derBundeswehr, der StadtSchwarzenborn und des Land-kreises.

Die Zelte sollten den Flücht-lingen nur so kurz wie mög-lich als Unterkunft dienen, be-tont Conrad. „Die Flüchtlingewerden nicht unter un-menschlichen Bedingungenleben müssen“, sagt er. Ersteinmal sei es aber besser, Zelteanbieten zu können als garnichts. (hro/jul) ZUMTAGE,

HINTERGRUND, SEITE 2 + 3

SCHWARZENBORN. Die Vor-bereitungen zur Aufnahmevon bis zu 500 Flüchtlingen imBereich des Standortübungs-platzes Schwarzenborn habenam Freitag begonnen. Bis da-hin glühten die Drähte zumhessischen Innenministeri-um, denn sowohl Bürgermeis-ter Jürgen Kaufmann als auchVertreter der Bundeswehr undder Hilfsorganisationen habenBedenken gegen die Unter-bringung an diesem Standort.

„Das ist alles andere als op-timal“, sagt Kaufmann. DerHerbst stehe vor der Tür, Re-gen und erste Nachtfröste, dieschon in vier Wochen auftre-ten könnten, würden für er-hebliche Probleme bei der Un-terbringung in Zelten sorgen.In unmittelbarer Nähe zum

Viele Bedenken gegenZeltstadt für FlüchtlingeBürgermeister: Innenministerium setzte Entscheidung durch

Erstaufnahmelager befindesich der militärische Sicher-heitsbereich der Kaserne. 400Meter entfernt in ehemaligenOffiziershäusern gebe es be-reits eine Gemeinschaftsun-terkunft für Flüchtlinge, inder 190 Menschen unterge-bracht sind. Sie lebten in sa-nierten Wohnungen. Kauf-mann fürchtet, dass Neid undKonflikte entstehen könnte.

Nicht zuletzt liege Schwar-zenborn weit entfernt von ei-nem Mittelzentrum. Die Poli-zei bräuchte bei einem Einsatz20 bis 30 Minuten, bis sie vorOrt wäre.

Diese Bedenken seien demInnenministerium vorgetra-gen worden. Die Entscheidungsei dennoch für Schwarzen-born gefallen.

Mio. Euro teurenUmbaus fertigsein. Bis dahinwird auch imBe-reich der Bürgersteige noch ge-arbeitet, wodurch der Verkehraber nur wenig beeinträchtigtwird. (bal) Foto: Fischer

der Verkehrslage führen. In denvergangenen Wochen war derAltmarkt in einige Fahrtrich-tungen überhaupt nicht mehrzu überqueren. Bis Herbst sol-len sämtliche Arbeiten des 4,2

asphaltiert worden. Für dennun anstehenden Aufbau derneuen Ampeln werden einzel-ne Fahrspuren nur noch zeit-weise gesperrt. Dies dürfte zueiner deutlichen Entspannung

Ab Montag können Autofahrerwieder aufatmen. Die heißeBauphase an der Kasseler Alt-markt-Kreuzung ist dann vor-bei. Sämtliche Fahrspuren sindin den vergangenen Wochen

Altmarkt: AbMontagwieder freie Fahrt

Lager istAusdruckvon großer NotDas Zeltlager für Flüchtlin-ge, das in Schwarzenbornaus demBoden gestampftwurde, ist für Silvia Schef-fer, Beauftragte für Flücht-lingsfragen beim Diakoni-schenWerk, ein Ausdruckvon hoher politischer Notund großemDruck.

Die Ministerien stün-den nach Ereignissen wieden Ausschreitungen inHeidenau und dem grausi-gen Leichenfund in einemLkw in Österreich massivunter Druck. „Es sind im-mer mehr Bausteine, diedas Land in die Pflicht neh-men zu handeln.“ Schefferappelliert an Politiker undBehörden, Einrichtungenwie Erstaufnahmelagersorgfältig zu planen: „DasLeben dort wird für nie-manden einfach werden:Weder für die Organisato-ren noch für die Bewoh-ner.“ (bra)

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Nachrichtenkompakt

Versammlungsverbotin Heidenau giltDas OberverwaltungsgerichtBautzen hat ein verhängtes Ver-sammlungsverbot nach denAusschreitungen Rechtsradika-ler im sächsischen Heidenau be-stätigt. Einzig ein Begrüßungs-fest für Flüchtlinge wurde ges-tern Abend erlaubt. Bericht undKommentar auf BLICKPUNKT

Festnahmen nachFlüchtlingstodNach dem Flüchtlingsdrama inÖsterreich mit mehr als 70 To-ten sind imNachbarlandUngarndreiVerdächtige festgenommenworden. In dem an einer Auto-bahn abgestellten Lkw warenFlüchtlinge vermutlich erstickt,darunter vier Kinder. POLITIK

Hürden: RoledergewinntWM-SilberCindy Roleder hat bei der Leicht-athletik-Weltmeisterschaft inPekingüberraschendSilberüber100 Meter Hürden gewonnen.Fußball-Bundesliga:Wolfsburg-Schalke 3:0 (1:0)

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Zeichen derHilflosigkeitHEINZ ROHDE über dieFlüchtlingsunterbringung

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Tote, die Schlepperbanden ineinem Lkw haben zugrunde ge-hen lassen – muss das nicht beiuns allen einen Aufschrei aus-lösen? Ja, muss es!

Niemand begibt sich ohnetriftigen Grund in solche Ge-fahren, und nun strandenFlüchtlinge in großer Zahl auchbei uns. Wir müssen sie aufneh-men. Das gebietet die Mensch-lichkeit. Das sehen auch diemeisten Schwarzenborner so.Allerdings macht es ihnen diePolitik auch nicht eben leicht.Sie werden von einem Tag aufden anderen überrollt von die-ser Entwicklung – einschließ-lich der politisch Verantwortli-chen vor Ort.

Obwohl seit Monaten er-kennbar ist, dass die Flücht-lingsströme anwachsen, gibt eskeine Konzepte, werden dieWeichen nicht rechtzeitig ge-stellt. Wer so kurz vor Ein-bruch der kalten Jahreszeit einZeltlager in Schwarzenborneinrichtet, kennt entweder denKnüll nicht oder er ist tatsäch-lich völlig hilflos.

Schon im Sinne der Men-schen, die dort leben sollen,muss es dringend eine andereLösung geben. [email protected]

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Videomonolog zuFlüchtlingshetzeDas Internet zeigt zur mo-mentanen Flüchtlingsproble-matik seinhässlichesGesicht.Youtuber Luca hat die unzäh-ligen Kommentare zum An-lass genommen, mit seinerKunstfigur Ronny in den Dia-log zu gehen. 80 000 Malwurde das Video bereits an-geschaut. Unser ModeratorClemens Herwig spricht inder Früh-Revue ab 8 Uhr mitdem jungen Mann und klärtdie Hintergründe. Reinhörenauf: www.radiohna.de

Für Sie am Mikrofon: Cle-mens Herwig. Foto: nh

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Seite: 1, Resort: Lokales

Sprecher Conrad. Denn dieVerteilung sei schwer zu orga-nisieren – wenn jemand bei-spielsweise zwei Fahrräder fürdie Flüchtlinge spende, führedas angesichts von bis zu 500Menschen in der Zeltstadteher zu Konflikten. Auch gebees Zugangsbeschränkungenfür die Zeltstadt, deshalbkönnten Ehrenamtliche nichtohne weiteres dort mit anpa-cken.

? Wann ist die Stadt infor-miert worden?

! Vorgespräche mit LandratWinfried Becker und Bür-

germeister Jürgen Kaufmanngab es zu Beginn der Woche.Da war aber laut Kaufmannnoch nicht klar, dass dieFlüchtlinge schon Ende derWoche aufgenommen werdenmüssen.

? Werden die Asylsuchendenmedizinisch untersucht?

! Nach Auskunft des Innen-ministeriums würden die

Flüchtlinge bei der Erstauf-nahme in Gießen medizinischuntersucht, erklärt Bürger-meister Kaufmann. In den Au-ßenstellen gehe es dann umdie behördliche Abwicklung.

? Wie lange sollen die Men-schen in der Zeltstadt blei-

ben?

! Bürgermeister Jürgen Kauf-mann geht davon aus, dass

eine Zeltstadt nur etwa vierbis sechs Wochen betriebenwerden kann. Dann sei daswegen der Witterung nichtmehr möglich.

? Wie viele Flüchtlinge lebenbereits im Landkreis und

wie viele müssen noch aufge-nommenwerden?

! Zurzeit leben im Schwalm-Eder-Kreis 1360 Asylsu-

chende sowie 110 unbegleite-te Minderjährige. Prognosengehen davon aus, dass es bisEnde des Jahre 2300 Men-schen sein könnten.

? Wer finanziert die Flücht-lingsunterbringung?

! Das Land Hessen ist für dieFinanzierung der Erstauf-

nahmeeinrichtungen zustän-dig. Schwarzenborn wird eineAußenstelle des Erstaufnah-melagers Gießen.

? Wird es eine Informations-veranstaltung für die

Schwarzenborner geben?

! Eine solche Veranstaltungist noch nicht geplant. Man

werde kurzfristig entschei-den, ob eine Bürgerversamm-lung sinnvoll ist, sagte Bürger-meister Kaufmann. (hro/dag/jul)

SCHWARZENBORN. Aus derUnterbringung von 500Flüchtlingen in Schwarzen-born ergeben sich viele Fra-gen. Hier einige Antworten:

? Wie werden die Menschenin der Zeltstadt versorgt?

! Die Vorbereitungen zurVersorgung der Flüchtlinge

laufen auf Hochtouren. Riesi-ge Mengen an Zahnbürsten,Zahnpasta, Toilettenpapieretc. werden von Großhänd-lern geliefert, sagte Schwar-zenborns Bürgermeister Jür-gen Kaufmann. Brötchen undGetränke liefern örtliche Bä-ckereien und Getränkehänd-ler.

? Wo befindet sich die Erst-aufnahmeeinrichtung?

! Die Zeltstadt entsteht etwadrei Kilometer entfernt von

Schwarzenborn auf einer Wie-se in unmittelbarer Nähe derKnüll-Kaserne.

?Wer ist für das Lager zustän-dig?

! Im Auftrag des Landes küm-mert sich das Regierungs-

präsidium in Kassel um dieAbwicklung. Vor Ort geht esaber nicht ohne die tatkräftigeUnterstützung der Stadt unddes Landkreises mit den Hilfs-organisationen. Auch andereKommunen arbeiten der StadtSchwarzenborn zu.

? Wie wird die Sicherheit derMenschen gewährleistet?

! Laut Michael Conrad, Spre-cher des Regierungspräsidi-

ums Kassel, werden private Si-cherheitsdienste dafür sorgen.

? Wie viele Helfer bereitendie Unterbringung der Men-

schen vor?

! Im Einsatz sind laut Kreis-brandinspektor Torsten

Hertel rund 150 Einsatzkräfte,die die Vorbereitungen treffenund am Aufbau der Zelte mit-wirken. Im Einsatz sind Helfervom THW und DRK sowie fünfLöschzüge des Katastrophen-schutzes.

? Aus welchen Ländern stam-men die Flüchtlinge?

! Das könne man zum ge-genwärtigen Zeitpunkt

noch nicht sagen, erklärte RP-Sprecher Conrad am Freitag.Woher die Flüchtlinge stam-men, werde man erst erfah-ren, wenn sie in Schwarzen-born eintreffen.

? Kann den Menschen ge-holfen werden, beispiels-

weise durch Spenden oder Be-treuungsangebote?

! Sachspenden seien derzeitnicht erwünscht, sagt RP-

Sachspenden sindnicht erwünschtZugang zur Zeltstadt ist streng reglementiert

A7

Homberg

Oberaula

Frielendorf

Schwarzenborn

Knüll-Kaserne

Neukirchen

Neuenstein

B254

B454

B323

ZELTSTADT FÜR FLÜCHTLINGE

LokalesSamstag, 29. August 2015

auch Melanie Huss-Becker, dieim Ort ein Taxiunternehmenbetreibt. „Wir fahren regelmä-ßig Asylanten zum Arzt oderzum Einkaufen. Die sind allenett. Wennalle so sind,dann ist dochalles gut.“ Dassdie Flücht-lingsunter-kunft in derStadt für Pro-bleme sorgenkönnte, glaubtauch AchimBrandau nicht. „Wenn allesgut organisiert ist, dann wirdSchwarzenborn das ohne gro-ße Schwierigkeiten stem-men.“ Als kurzfristige Lösungsei der Platz geradezu optimal.

festen Unterkünfte gefundenwurden“, fragt sich dieSchwarzenbornerin.

Während der Gedanke andie Zeltstadt bei einigen Be-

wohnern Sor-gen und Ängs-te auslöst, gibtes aber auchviele Anwoh-ner, die zuver-sichtlich sind.„Ich kann eseinfach nichtverstehen,wenn sich Leu-

te darüber aufregen“, sagtMargarete Seipel „Es ist dochgut, wenn wir den Menschenhier helfen können. Wir ha-ben doch das große Geländehier.“ Diese Meinung teilt

doch nur so wenige Einwoh-ner.“ Georg Zinn, der eben-falls für einen Einkauf im Su-permarkt vorbeischaut, wun-dert sich: „Warum macht mannicht gleich eine vernünftigeUnterkunft? In sechs bis achtWochen ist es kalt, dann müs-

sen die Leute rausaus den Zelten.Das ist doch ver-schwendetesGeld.“

Nebenan beimBäcker sitzt Frie-da Saliski mit eini-gen Freundinnen.Auch hier ist dieZeltstadt Thema.„Was ist, wennder Winterkommt und keine

VON CAROL I N HARTUNG

SCHWARZENBORN. Nur we-nige Stunden nachdem be-kannt wurde, dass in Schwar-zenborn eine Zeltstadt fürFlüchtlinge errichtet wird, istdie provisorische UnterkunftGesprächsthema Nummereins im 1200-Einwohner-Städtchen. „Jeder Kundespricht heute Morgen davon“,erzählt Susanne Schneider,die in der Fleischerei beimNahkauf – dem einzigen Su-permarkt in Schwarzenborn –arbeitet. Die Meinungen dazuseien gemischt. Viele hättenAngst vor mehr Kriminalitätim Ort. „Stell dir vor, die kom-men hier morgens mit 100Mann rein, dann brauchen wirjemanden für die Sicherheitso wie in Calden“, sagt Schnei-der zu ihrer Kollegin.

Die Nachricht von derFlüchtlingsunterkunft kom-me überraschend, sagt ReginaOhl vom Nahkauf. Der Super-markt sei klein. „Das kannproblematisch werden“, er-gänzt ihre Kollegin IngeborgPfeffer. Eine ältere Dame, diebei Schneider etwas Auf-schnitt kauft, schüttelt denKopf: „Wie soll so eine kleineStadt das aushalten? Wir sind

Von Angst bis ZuversichtViele Schwarzenborner schauen der Zeltstadt mit gemischten Gefühlen entgegen

Im Supermarkt ist die Zeltstadt Gesprächsthema Nummer eins: Unser Foto zeigt die VerkäuferinnenIngeborg Pfeffer (von links), Susanne Schneider und Kunde Helmut Itzenhäuser. Fotos: Hartung

AchimBrandau

MargareteSeipel

Zuversichtlich: Melanie Huss-Becker mit ih-rer Tochter Cinnia Becker (4).

Zeltstadt für Flüchtlinge in Schwarzenborn

allerdings alles wieder ganzanders aussehen“, sagteSchwarzenborns Bürgermeis-ter Jürgen Kaufmann, der sichvor Ort ein Bild vom Aufbau

VON DAN I E L GÖBE L

D ie Nerven der Helfervor Ort sind sichtlichangespannt. Im Eil-

durchlauf errichten sie inner-halb von 24 Stunden eine Zelt-stadt für 500 Flüchtlinge. Bäu-me auf der Wiese werden um-gelegt und weggeschafft,Stromleitungen verlegt, Sani-täranlagen angeschlossen undZelte aufgebaut. Zwischen-durch klingeln immer wiederHandys, Planänderungen müs-sen besprochen, Entscheidun-gen des Regierungspräsidiums(RP) Kassel umgesetzt werden.Schon heute Vormittag sollendie ersten Flüchtlinge in Bus-sen an der Knüll-Kaserne an-kommen. Bis dahin muss allesaufgebaut und vorbereitetsein.

Damit dies gelingt, arbeitenKreisbrandinspektor TorstenHertel und sein Team unterHochdruck rund um die Uhr.Rund 150 Helfer von THW, Ro-tem Kreuz und Katastrophen-schutz sind im Einsatz. BereitsFreitagmorgen lieferten Hel-fer des THW große MengenHolzhackschnitzel, Palettenund Spanplatten an, die denZelten als Untergrund dienen.

Unübersichtliche LageWie viele Flüchtlinge letzt-

endlich heute ankommenwerden, ist nicht bekannt.Diese Unsicherheit macht dieArbeit für die Helfer vor Ortnicht einfacher. „Die letzteEntscheidung ist eben vor ei-ner halben Stunde getroffenworden, in zwei Stunden kann

Platz schaffen für 500 FlüchtlingeDer Aufbau der Zeltstadt läuft auf Hochtouren – 150 Helfer arbeiten rund um die Uhr

machte. Zwischenzeitlichgreift er wieder zum Handy:Beim Großlieferanten müssenfür 500 Flüchtlinge Hygienear-tikel wie Zahnbürsten, Zahn-

pasta, Shampoound Toilettenpa-pier geordert wer-den. Auch für dieVerpflegung mussgesorgt sein: Beimörtlichen Bäckerwerden Brötchenbestellt, damitsich die Flüchtlin-ge nach ihrer An-kunft in Schwar-zenborn stärkenkönnen.

Insgesamt 63Zelte mit unter-schiedlichen Grö-ßen von 33 bis 45Quadratmeternsollen am Endeauf der 10 000Quadratmeter

großen Wiese im Bereich desTruppenübungsplatzes ste-hen. 50 mobile Toiletten wer-den aufgestellt und Dusch-möglichkeiten geschaffen, dievon etwa 100 Menschen proStunde genutzt werden kön-nen.

Das Regierungspräsidiumist zuversichtlich, dass dieVorbereitungen und der Auf-bau der Zeltstadt trotz des im-mensen Zeitdrucks ohne grö-ßere Probleme von statten ge-hen. Dies sei besonders denfleißigen Ehrenamtlichen vorOrt zuzurechnen, die mitgrößtem Engagement bei derSache seien, sagte RP-SprecherMichael Conrad.

Unter Hochdruck: Bereits gesternmorgen liefertenHelfer des THWPaletten fürdie Zelte an. Fotos: Göbel

Wiese wird freigeräumt: Damit die Zelte aufgebaut werden kön-nen, mussten im Vorfeld Bäume gefällt werden.

Video und Fotos zu diesemThema gibt es aufhttp://zu.hna.de/zeltcamp

Ausgabe: Melsunger Allgemeine

Erscheinungstag: 29.08.2015

Seite: 2, Resort: Lokales

Lokales Samstag, 29. August 2015

HNA.de

Alkohol und Sportvertragen sich nichtWer abends zu tief ins Glas ge-schaut hat, ist am nächstenTag kaum fit genug für Sport.Effektiv ist einWorkout dannohnehinnicht. Es gibt sogarRi-siken. „Grundsätzlich passenSport und Alkohol nicht zuei-nander“, sagt Sabine Kind vonderDeutschenHochschule fürPrävention und Gesundheits-management/BSA-Akademie.,„Manwird langsamer, derGleichgewichtssinn ist gestörtund normale Bewegungsab-läufe fallen einem schwer.“Warum, das lesen Sie hier:

http://zu.hna.de/alk29

Meistgelesen• Kassel: Wieder Unfall mitVollsperrung auf der A7• Schwalmstadt: Viele Be-denken gegen Zeltstadt:Ministerium setzte sich durch• Kultur: Vor dem Promi-Big-Brother-Finale: Nino de Ange-lo hat schon gewonnen•Politik: MutmaßlicheSchlepper im österreichischenFlüchtlingsdrama verhaftet.

• facebook.com/HNA• twitter.com/HNA_online• Kontakt: [email protected]

Laufsport nach dem Alkohol-konsum: Dabei kann es Pro-blemegeben. Foto:Tobias Hase/nh

Straße“ um 0.02 Uhr bzw. 0.32Uhr, RT5 ab „Auestadion“ ab0.06 Uhr und RT9 ab „Haupt-bahnhof“ ab 0.29 Uhr. Die letz-te RT 3 nach Hofgeismar wirddurch einen Bus ersetzt (0.20Uhr „Königsplatz/Mauerstra-ße“, 0.32 Uhr „Hauptbahnhof.

Um eine Stunde verlängertAb 20 Uhr treffen sich an

„Königsplatz/Mauerstraße“ Li-nien in alle Richtungen. DerVerkehr wird um eine Stundeverlängert. Zur vollen und zurhalben Stunde treffen sichTram 1, 4, 5 und 7 sowieBus 12 (letztmals 0.30 Uhr).Zur Viertel- und Dreiviertel-stunde treffen sich Tram 3, 5,8, RT3 und RT4 sowie Bus 17/19 (letztmals 0.45 Uhr). Nacht-schwärmer fahren um 1 und2.15 Uhr. (aha) www.nvv.de

Für neun und ermäßigt sechsEuro ist es in NVV-Kundenzen-tren, an Automaten in Tramsund Regiotrams sowie bei Bus-fahrern erhältlich.Linie E16 fährt im 30-Minu-

ten-Takt von „Auestadion“über Bedarfshaltestelle „Mar-morbad“ und Kulturbahnhofbis „Brandaustraße“ (Technik-Museum). Die Fahrt zurückführt über Hauptbahnhof und„Scheidemannplatz“, „Königs-platz/Mauerstraße“, „AmStern“ und von dort zum Au-estadion. E16 bietet um 1 Uhrab Königsplatz Anschluss analle Nachtschwärmerlinien.

Zwischen Innenstadt und„Wilhelmshöhe (Park)“ er-gänzt Linie 1E ab 16 Uhr dieTram 1 im 7/8--Minuten-Takt.Die letzte Tram fährt 1.47 Uhrab „Wilhelmshöhe“ mit An-schluss an Nachtschwärmeram Königsplatz um 2.15 Uhr.Regiotrams fahren ebenfalls

länger. Letztmals fahren RT3und RT4 ab „Holländische

KASSEL. Zehntausende Besu-cher werden am Samstag, 5.September, zur Museums-nacht in Kassel erwartet. Da-mit sie rasch und problemloszu den mehr als 40 Kulturein-richtungen der Stadt gelan-gen, werden wieder zusätzli-che Busse, Straßenbahnenund Regiotrams (RT) fahren.

Das ÖPNV-Angebot habenKasseler Verkehrs-Gesell-schaft (KVG), NordhessischerVerkehrsverbund (NVV) undKulturamt vorgestellt. Sie ho-ben das Museumsnacht-Tickethervor, das ab 13 Uhr im Tarif-gebiet Kassel-Plus die Nutzungvon Bus und Bahn mit demEintritt in die Museen ver-knüpft. Im Vorverkauf erwor-ben, erspare das Ticket den zu-sätzlichen Kauf einer Fahrkar-te und Wartezeiten an derAbendkasse, betonte WalterBien (KVG). Es gilt für einen Er-wachsenen und bis zu dreiKinder unter zwölf Jahren, er-gänzte Steffen Müller (NVV).

Ticket für die ganzeNachtMuseumsnacht am 5. September: Eintrittskarte als Fahrschein

Stellten vor der Orangerie das zusätzliche ÖPNV-Angebot zur Kas-seler Museumsnacht am 5. Juli vor: (von links) Walter Bien (KVG),Dorothée Rhiemeier (Kulturamt), Steffen Müller (NVV) und Hen-ner Koch (Kulturamt). Foto: Hermann

Viel Programm in40 EinrichtungenKassel gehörte 1999 zuden bundesweit erstenStädten, die eine Muse-umsnacht insLebenriefen.Bei der Veranstaltung un-terdemMotto„Weitblick“werden am kommendenSamstag, 5. September,mehr als 40 Museen undKultureinrichtungen öff-nen. Sie ladenzwischen17und 1Uhr zumBesuch ein.

„DieMuseumsnacht isteine charmante Gelegen-heit, vielen Menschen un-sere Stadt als besonderenKunst- undKulturstandortvertrautzumachen“, sagteKulturamtsleiterin Dorot-hée Rhiemeier. (aha)www.museumsnacht.de

HINTERGRUND

Zeltstadt für Flüchtlinge in Schwarzenborn

sondern zusätzlich auch nochvon der Frage, was aus ihrenAngehörigen in den Heimat-ländern geworden ist.

An die Ministerien und Poli-tiker hat Scheffer einen kla-ren Wunsch: Dass sie Verant-wortung übernehmen, Infor-mationen weiter geben, Trans-parenz schaffen. Denn bislangwisse niemand wirklich ge-nau, wohin die Reise in derFlüchtlingsfrage gehe.

Es sei klar, dass der Stromderer, die Zuflucht in Deutsch-land suchen, vor dem Winternoch stark anschwelle. Nochvöllig unklar dagegen sei, wieman ihn bewältigen könne.

brauchen wesentlich mehr alsnur eine Schmerztablette.“

Silvia Scheffer bezweifelt,dass die Lage des Erstaufnah-melagers in Schwarzenborneine gute ist: Wenn dort nichteine Buslinie eingerichtet wer-de, die mehrfach am Tag ver-kehre, säßen die Bewohnerder Zeltstadt fest.

Zudem fehle es an Freizeit-und Sportangeboten. Es gehedabei nicht etwa um Unterhal-tungs-, sondern vielmehr umAblenkungsmöglichkeiten.Die meisten Flüchtlinge, sagtScheffer, würden nicht nurvon den eigenen Erlebnissenund Erinnerungen gequält,

chen.“ Dennoch bleibe ange-sichts des nicht versiegendenFlüchtlingsstroms gar nichtsanderes übrig, als diese Zelt-städte zu errichten: „Deutsch-land hat die Fähigkeit zu hel-fen – und hat damit eine hu-manitäre Verpflichtung. Wirkönnen nicht nichts tun.“

Quälende ErinnerungenDoch das, was getan werden

kann, ist oft zu wenig. Es gehenicht nur darum, dass die aus-gelaugten Menschen, die nachoft wochenlanger Flucht hierankommen, nur satt und sau-ber sind: „Die meisten sind anLeib und Seele erschöpft – sie

VON C L AUD I A BRANDAU

HOMBERG. Silvia Scheffervom Diakonischen WerkSchwalm-Eder ist nicht über-rascht davon, dass binnen we-niger Tage eine Zeltstadt fürFlüchtlinge in Schwarzenborn

entsteht: „DieMinisterienstehen unterHochdruck,sie müssenmit ganz hei-ßer Nadel im-mer neue Lö-sungen stri-cken: Die Men-

schen kommen in immer grö-ßerer Zahl – und sie brauchenalle ein Dach über dem Kopf.“

„Die Menschen, dienach der Flucht bei unslanden, sind an Leibund Seele erschöpft –sie brauchen mehr alseine Schmerztablette.“

S I LV IA SCHEFFER

Dass dieses Dach kein beson-ders schönes ist und kein dau-erhaftes sein darf, ist der Be-auftragten für Flüchtlingsfra-gen beim Diakonischen WerkSchwalm-Eder bewusst. Erst-aufnahmelager, sagt sie, seienDurchlauferhitzer, auf Kurz-fristigkeit angelegt: „Spätes-tens im Winter brauchen dieMenschen beheizbare Quar-tiere, in denen nicht die Rat-ten durch die Ritzen krie-

„Müssen Zuflucht bieten“Flüchtlingsbeauftragte Silvia Scheffer über die Lage der Zeltstadt in Schwarzenborn

Wenig Privatsphäre, aber viel Sicherheit: Das Bild zeigt aus Afrika stammende Flüchtlinge, die in derErstaufnahmeeinrichtung in Gießen angekommen sind. Foto: dpa

SilviaScheffer

D er kleinen Verwaltungvon Schwarzenborn wird

durch die Unterbringung derFlüchtlinge viel abverlangt.Neben dem Bürgermeistergibt es noch einen Vollzeitmit-arbeiter und zwei Teilzeitmit-arbeiterinnen sowie zwei Ar-beiter beim Bauhof.

Kaufmann: „Wir sind dem-nächst die Stadt mit demhöchsten Ausländeranteil inder Bundesrepublik.“ Diekleinste Stadt Hessens hatetwa 1200 Einwohner.

In den Gesprächen, die derBürgermeister bisher mitMenschen in der Stadt geführthat, sei deutlich geworden,dass man den Flüchtlingenhelfen wolle, dass man aberauch überrascht und irritiertsei über die Vorgehensweise.

„Der Frust richtet sich nichtgegen die Flüchtlinge, son-dern gegen die Politik“, sagtKaufmann. Es sei der Ärger da-rüber, dass es noch immer kei-ne klaren, nachvollziehbarenRegeln gebe.

Auch der SchwarzenbornerBürgermeister sagt: „Wir wün-schen uns eine vorausschau-ende Planung.“ In jedem Fallfordert er aber Unterstützungvom Land Hessen. Unter ande-rem erwarte man, dass dieAsylsuchenden melderecht-lich der Stadt Schwarzenbornzugeordnet werden, was sichwiederum positiv auf dieSchlüsselzuweisungen auswir-ken würde. Schließlich müssedie Stadt ja beispielsweiseauch den Brandschutz sicher-stellen. (hro)

„Der höchsteAusländeranteilbundesweit“

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Ausgabe: Melsunger Allgemeine

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Seite: 3, Resort: Lokales