Hotels in der Literatur als Nicht-Orte

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SILVIA ULRICH (Turin) Hotels in der Literatur als Nicht-Orte: Körperliche Verortungen an drei Beispielen aus dem 20. Jahrhundert 1. Einleitung Hotels – vor allem Hotelketten und Feriendörfer – zählen samt Autobahnen, Supermärkten, U-Bahnen und Flughäfen zu den Orten des Durchgangsver-kehrs, am Beispiel derer Marc Augé die so genannte ‚Übermoderne‘ mit dem Begriff ‚Nicht-Ort‘ definiert hat. Mit ihm teilen Hotels ihr ontologi-sches Unbewohnt-Sein und ihre Zweckbestimmung, ihren technologischen Ursprung ebenso wie den Mangel an einer gemeinsamen Vergangenheit – vor allem aber die Tatsache, dass ihre Benutzer bzw. Kunden sich dort nur aufhalten dürfen, sofern sie eine Art Vertragsverhältnis eingehen, z.B. durch Vorzeigen von Personalausweis und/oder Kreditkarte. Hotels unterscheiden sich jedoch von den anderen Nicht-Orten dadurch, dass sie eine Möglichkeit zum Verweilen gewähren, die zwar zeitlich begrenzt, aber von längerer Dauer ist als das übliche ‚Verweilen im Transit‘ an Bahn-höfen, Flughäfen oder Autobahnen. Das ‚Wohnen‘ im Hotel bietet eine neue Deklination des Begriffs ‚Nicht-Ort‘; denn die sich auf der Reise befinden-den Gäste stehen in einem besonderen Verhältnis zum Raum und sie können auf Zeit in Kontakt zueinander treten, was schließlich nicht ohne Folgen für ihre Identität ist. Hotelgäste sind ebenso wie Autofahrer, Warenhausbesu-cher oder Wartende an Bahnhöfen bzw.

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SILVIA ULRICH (Turin)Hotels in der Literatur als Nicht-Orte: Körperliche Verortungen an drei Beispielen aus dem 20. Jahrhundert

1. Einleitung

Hotels – vor allem Hotelketten und Feriendörfer –zählen samt Autobahnen, Supermärkten, U-Bahnen undFlughäfen zu den Orten des Durchgangsver-kehrs, amBeispiel derer Marc Augé die so genannte‚Übermoderne‘ mit dem Begriff ‚Nicht-Ort‘ definierthat. Mit ihm teilen Hotels ihr ontologi-schesUnbewohnt-Sein und ihre Zweckbestimmung, ihrentechnologischen Ursprung ebenso wie den Mangel aneiner gemeinsamen Vergangenheit – vor allem aberdie Tatsache, dass ihre Benutzer bzw. Kunden sichdort nur aufhalten dürfen, sofern sie eine ArtVertragsverhältnis eingehen, z.B. durch Vorzeigenvon Personalausweis und/oder Kreditkarte. Hotels unterscheiden sich jedoch von den anderenNicht-Orten dadurch, dass sie eine Möglichkeit zumVerweilen gewähren, die zwar zeitlich begrenzt,aber von längerer Dauer ist als das übliche‚Verweilen im Transit‘ an Bahn-höfen, Flughäfenoder Autobahnen. Das ‚Wohnen‘ im Hotel bietet eineneue Deklination des Begriffs ‚Nicht-Ort‘; denn diesich auf der Reise befinden-den Gäste stehen ineinem besonderen Verhältnis zum Raum und sie könnenauf Zeit in Kontakt zueinander treten, wasschließlich nicht ohne Folgen für ihre Identitätist. Hotelgäste sind ebenso wie Autofahrer,Warenhausbesu-cher oder Wartende an Bahnhöfen bzw.

Silvia UlrichFlughäfen von der Erfahrung der Anonymität undEinsamkeit geprägt, aber unter anderen Umständen,die eher die Literatur als die Anthropologie vertiefthat.1 Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, derFrage nachzugehen, wie Hotelgäste einanderbegegnen, einer Frage, die bereits bei Augé amBeispiel von anderen Nicht-Orten im Mittelpunkt derReflexion steht.2

Augé widmet sich insbesondere der Frage nach derIdentität. In seinem Buch Orte und Nicht-Orte stellt erdem identifikatorischen Ich der anthropologi-schenOrte das metonymisch gewordene Ich der Nicht-Orteentgegen:

„Während die Identität der einen oder der anderen den‚anthropologischen Ort‘ aus-machte, über das heimlicheEinverständnis der Sprache, die Merkzeichen der Land-schaft, die nichtformulierten Regeln der Lebenskunst,erzeugt der Nicht-Ort die von Passagieren, Kunden oderSonntagsfahrern geteilte Identität. […] Allein, aber denan-deren gleich, befindet sich der Benutzer des Nicht-Ortes mit diesem (oder mit den Mächten, die ihn

1 Vgl. den Aufsatz Siegfried Kracauers „Der Detektiv-Roman“,insbesondere das Kapitel „Hotelhalle“, in dem Kracauer dieseals Raum der „Isoliertheit anonymer Atome“ (Kracauer 1971:135) definiert.2 „Wie man leicht erkennt, bezeichnen wir mit dem Ausdruck‚Nicht-Ort‘ zwei verschiedene, jedoch einander ergänzendeRealitäten: Räume, die in Bezug auf bestimmte Zwecke (Ver-kehr, Transit, Handel, Freizeit) konstituiert sind, und dieBeziehung, die das Individuum zu diesen Räumen unterhält. […]Denn die Nicht-Orte vermitteln einen ganzen Komplex vonBeziehungen zu sich selbst und zu den anderen, die nurindirekt mit ihren Zielen zusammen-hängen“. (Augé 2012: 96)

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte beherrschen) in einem Vertragsverhältnis“. (Augé 2012:102)

An die Stelle der Person sind nun Objekte wie Passoder Fahrschein getreten. Ihre Haupteigenschaft istes, die Identität aufzuheben, indem sie sieersetzen. Das durch Personalausweis bzw.Kreditkarte vertretene Ich hat sich also in eineSynekdoche verwandelt.3 Trotzdem handelt und bewegt

3 Vgl. die Erklärung von ‚Synekdoche‘, die der italienischeLiteraturwissenschaftler Giovanni Bottiroli in Bezug auf dievon Augé beschriebenen Nicht-Orte paradigmatisch anführt: „Wassoll eigentlich genau verneint werden mit dem ‚Nicht‘, dasallen Orten in dem von Augé ver-wendeten Syntagmavorangestellt ist? Der Nicht-Ort als Raum des Nicht-Egos? Einanonymer Raum, der die individuelle Identität negieren soll.Vielleicht nicht ganz, trotz allem lebt und bewegt sich dasSubjekt an den Nicht-Orten als ein Ich in Form einerSynekdoche, das heißt, dass das Subjekt als die am wenigstenfigürliche rhetorische Figur verstanden werden kann.Hinsichtlich der Synekdoche wurde in der Vergangenheitangemerkt, dass sie in ihrer Unter-gruppe der Figur Pars proToto eine wenig figürlich ausgeprägte Gestalt aufweist, wieauch ein Segel am Horizont wenig mit einer Figur gemein habenkann. Mit hoher Wahrscheinlich-keit stellt der Sprecher einewörtliche Behauptung auf, er übermittelt folglich nur dengenauen Inhalt seiner Wahrnehmung, die von den Wellen bestimmtwird, welche das Motorschiff ver-bergen. Viele der sogenanntenSynekdochen stellen nach Ruwet [Ruwet 1975] eine sprachli-cheNullstufe dar, ohne eine Spur von Figürlichkeit zuhinterlassen.“ Im Gegensatz zur Meta-pher „macht dieSynekdoche keine großen Sprünge: sie erweitert oder verengt,verallgemei-nert oder spezifiziert, bewegt sich dabei jedochimmer in derselben realen oder möglichen Welt. Und genau ausdiesem Grund stellt sie die grundlegende Prozedur für denflüchtigen Bewohner der Nicht-Orte dar: die Synekdochegarantiert ihm einen hinreichenden Anteil an Identität, um sosein endgültiges Verschwinden in der Anonymität zu

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Silvia Ulrichsich das Indivi-duum im Raum des Nicht-Ortes, wennes auch um seine Identität im traditi-onellen Sinnegebracht wurde; innerhalb dessen führt es eine reinkörperli-che Existenz, ohne soziale Rollen oderjegliche von außen auferlegte Funkti-onen: „DerRaum des Nicht-Ortes befreit den, der ihn betritt,von seinen ge-wohnten Bestimmungen. Er ist nurnoch, was er als Passagier, Kunde oder Autofahrertut und lebt“. (Augé 2012: 103) An die Stelleseines Namens tre-ten nun sein Standort, seinHandeln oder die Richtung seiner Bewegung. DieSynekdoche kompensiert den Identitätsverlust; der‚am wenigsten figürli-chen‘ unter den rhetorischenFiguren kommt diese alternative identitätsstif-tende Rolle zu, die aus jedem Menschen einen‚Typus‘ macht. Der Mangel an einer vorgegebenenIdentität schließt jedoch das Bedürfnis derIdentifizie-rung anderer Benutzer, denen man amselben Nicht-Ort begegnet, nicht aus. Das Ausseheneiner Person, ihre Figur, ihr Körper werden zu deneinzigen Anhaltspunkten für das gegenseitigeErkennen bzw. Wiedererkennen. Darin liegt dieBedeutung der Synekdoche, an die im Folgendenangeknüpft wer-den soll. Denn vor allem der Hotelaufenthalt kann auf dieseWeise beschrieben wer-den. Hotelgäste begegneneinander in den halböffentlichen Räumen des gast-lichen Hauses – etwa in der Halle, im Speisesaal,auf den Treppen, auf Flu-ren, in Aufzügen, deren

verhindern.“ (Bottiroli 2005: 30-31) Dienstübersetzung, fürdie ich meiner Kollegin Peggy Katelhön an dieser Stelle dankenmöchte.

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte einzige Funktion es ist, den Durchgang der Gästevon einem Raum des Gebäudes zum anderen zuerlauben. Man könnte sogar behaupten, dassHotelkunden für den Transit durch die Räume undRauman-ordnungen des Hotels bestimmt sind. Ihrenicht mehr mit einem Namen ver-bundene Existenz(ihre Personalien haben sie mit der Zimmernummerausge-tauscht) besteht und beschränkt sich aufihren Körper; der Körper tritt sy-nekdochisch andie Stelle ihrer Identität. Angesichts aller Vor- und Nachteile dieser, vonAugé flüchtig erwähnten Nivellierungen derindividuellen Identität4, ist m.E. eineshervorzuheben: Der menschliche Körper gewinnt imRaum des Hotels ungemein an Bedeu-tung: eineBedeutung, die sich sowohl aus der intensiverenAuseinanderset-zung mit dem eigenen Leib als auchaus der Wahrnehmung und Taxierung der Körper deranderen Gäste speist. Am Körper erlebt man Schmerzoder Wollust, Ruhe oder Unruhe, Scham oder Stolz,Beherrschung oder Wahn-sinn. Im Nicht-Ort ‚Hotel‘rückt also der menschliche Körper mit all seinenz.T. widersprüchlichen Empfindungen in denMittelpunkt des Diskurses. Im Folgenden soll amBeispiel von einigen literarischen Erzählungen ausdem 20. Jahrhundert gezeigt werden, welche Rolleder menschliche Körper im Hotel einnimmt.

4 „Als Objekt einer süßen Besessenheit, der er sich mit mehroder weniger Talent, mit mehr oder weniger Überzeugung hingibtwie jeder Besessene, genießt er eine Weile die passivenFreuden der Anonymität und die aktiven Freuden desRollenspiels“. (Augé 2012: 103)

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Silvia Ulrich2. Eine lästige körperliche Präsenz

1968 erschien Dino Buzzatis (1906-1972)Kurzgeschichte Der Korridor im großen Hotel. Wie derTitel verrät, spielt die Handlung im Flur einesver-meintlich großen Hotels, in dessen Mitte sichdie Toilette befindet. Zu später Stunde wagt dererzählende Gast einen Toilettenbesuch. Auf dem Wegbe-gegnet er aber einem anderen Gast, was ihn inVerlegenheit bringt und ihm den ersehntenToilettenbesuch verwehrt. Nach mehreren, stets zumScheitern bestimmten Versuchen, die Toilette zuerreichen, fällt der müde Gast auf den Boden,völlig erschöpft und vom Schlaf überwältigt. Amnächsten Morgen entdeckt er früh beim Aufwachenhundert andere, ebenfalls ohnmächtige Gäste, mitdem gleichen verzerrten Gesicht, als hätten auchsie dieselbe Tor-tur durchlebt. Den Protagonisten der Geschichte drängt sich derKörper durch seine hier als lästig apostrophierteMaterialität auf. Nicht deshalb, weil daskörperliche Aussehen der Gäste eine tatsächlicheRelevanz für die Handlung spielen würde5, sondernwegen dessen Physiologie, die dem Menschenletztendlich zum Verhängnis wird. 5 Die einzigen Angaben über das Aussehen der Hauptfigurenlauten wie folgt: „Ich zog mei-nen Schlafrock an und trat aufden leeren Korridor hinaus […], als ich plötzlich einem Manngegenüberstand, der ebenfalls einen Schlafrock trug und ausder entgegen gesetzten Richtung kam. Er war groß und dick undhatte einen rund gestutzten Bart à la Eduard VII“. (Buzzati1985: 99) Solche körperlichen Details (die Synekdoche!)erfüllen im Lauf der Erzählung aus-schließlich die Funktionder Identifizierung und Wiedererkennung.

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte Seinen ersten Misserfolg beschreibt der erzählendeGast wie folgt: „Wir zö-gerten beide einenAugenblick lang verlegen, denn wir waren beinahezu-sammengestoßen. Ich weiß nicht warum, aber eswar mir peinlich, das WC vor seinen Augen zubetreten, und deshalb ging ich einfach weiter. Ertat dasselbe“. (Buzzati 1985: 99) Das Unbehagen desErzählers liegt nicht darin, dieselbe Toilette mitunzähligen anderen unbekannten Gästen teilen zumüs-sen; vielmehr führt ihn die Absurdität derSituation dazu, über die eigene Verlegenheitnachzudenken: „Nach einigen Schritten wurde mirklar, dass ich mich dumm verhalten hatte. Wassollte ich jetzt tun? […] Ich verfluchte alsoinnerlich meine übertriebene Rücksichtnahme undkehrte in mein Zim-mer zurück. […] Ich war wütend,denn ich war an der verfahrenen Situation selbstschuld“. (Buzzati 1985: 99-101) Doch dieseVerlegenheit geht schnell darüber hinaus, dieSituation bloß als peinlich zu empfinden, dennalsbald mischen sich Wut und Frustration hinzu:

„Die Situation war so grotesk, dass ein Nichts, einZeichen, ein Lächeln genügt hätte, um das Eis zu brechen,und wir in befreiendes Gelächter ausgebrochen wären. Dochoffensichtlich war keiner von uns zu Späßen aufgelegt; imGegenteil, wir waren beide wütend und verbittert, hattendas Gefühl, dass wir uns in einem Alptraum befanden, ineine Intrige versponnen waren, die jemand gegen unsangezettelt hatte“. (Buzzati 1985: 102)

Die in dieser Textpassage thematisierteKörperlichkeit hat nichts mehr mit den alten,bürgerlichen Werten wie Tugend und Laster zu tun,sondern Kör-per und Körperlichkeit arrivieren

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Silvia Ulrichgleichermaßen zum Anlass und Träger desSchamgefühls. Die Erzählung beruht auf einigen grundlegendenWidersprüchen. Zunächst scheint es völligunwahrscheinlich, dass ein großes Hotel einerseitsHunderte Zimmer hat, die alle auf denselben Flurgehen; andererseits, dass es nur eine gemeinsameToilette für alle Gäste bietet.6 In diesenRaumbildern kommt Buzzatis Ansinnen zum Ausdruck,keinen realen Ort zu schildern, sondern eineexistenzielle Überlegung zum Leben in derzeitgenössischen Gesell-schaft zu liefern. Diesentlässt das Hotel einerseits aus seiner festenBindung mit der Wirklichkeit und verstärkt hierin

6 Die Erzählung weist Reminiszenzen an Kafkas Raumbilder auf,nicht nur was die unheim-lich anmutende Beschreibung des Flursangeht: „Mein Zimmer befand sich am Ende eines langen,schlecht beleuchteten Korridors; ungefähr alle zwanzig Meterwarfen schwache, vio-lette Lampen Lichtstreifen auf den rotenTeppich. Genau in der Mitte des Korridors brannte ebenfallseine solche Lampe; rechts von ihr befand sich die Treppe,links die verglaste Dop-peltür der gewissen Örtlichkeit“.(Buzzati 1985: 99) Auch der Stil ähnelt dem Kafkas, insbe-sondere dort, wo der Ich-Erzähler die Absurdität mitselbstreflexiven Erklärungsversuchen zu bannen versucht: „Erstals ich mich wie ein Dieb in eine der engen Nischen gedrückthatte (es war die Tür zum Zimmer 90), dachte ich nach. Vorallem: Falls das Zimmer belegt war und der Gast heimkehrteoder es verließ – was würde er denken, wenn er mich vor seinerTür fand? Noch schlimmer: Vielleicht handelte es sichausgerechnet um das Zimmer des Herrn mit dem Bart. Wenn erzurückkam, saß ich unweigerlich in der Falle. Auch wenn ernicht von Natur aus argwöhnisch war, würde er mein Verhaltenreichlich seltsam finden. Kurz, es wäre unvorsichtig, längerhier zu bleiben“. (Buzzati 1985: 100)

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte andererseits die von Augé erläuter-te Wirkung derNicht-Orte, an denen die Gäste gezwungen sind, ihrLeben im Transit zu verweilen.7 Bei Buzzati hängtdieser Transit mit der verzwei-felten Suche nachdem Wesentlichen zusammen, das hier durch dieprimären Bedürfnisse exemplifiziert und durch dieToiletten-Metapher dargestellt wird.Die Frage, weshalb die Gäste sich des Toiletten-Gehens schämen, bleibt al-lerdings offen8; Buzzatiliefert keinerlei Erklärung, sondern leuchtetstattdes-sen aus, dass ‚die natürlichstenAngelegenheiten‘ für seine Figuren im Raum desHotels keine Selbstverständlichkeit mehr sind.Infolge des höchsten Kul-tivierungsprozesses seitder Aufklärung hat sich der Mensch seine‚tierische‘ Natur allmählich abgewöhnt und siedurch die Rationalität des Denkens er-setzt.9 In7 Geht man davon aus, dass das Hotelimage bei Buzzati eineMetapher des Lebens ist, so wird dieses Verweilen im Transitals ein basales dargestellt, das das gesamte Leben umspannt.Vgl. dazu Gertrud Lehnert, die am Beispiel von Hotels undWarenhäuser bemerkt, dass sie „für un-aufhörliche Bewegunggemacht“ (Lehnert 2011: 151) sind.8 Das Schamgefühl wirkt umso befremdlicher, als eskulturgeschichtlich etliche Male aus-drücklich legitimiertwurde, die Notdurft öffentlich zu verrichten; vgl. etwa TitoFlavio Ves-pasiano (9-79 n. Ch.), der es Männern erlaubte, involler Nachsicht der guten Sitten, in der Öffentlichkeit zuurinieren – in den Pissoirs (in Italien übrigens vespasianigenannt). 9 Vgl. hierzu Büchners Titelfigur Woyzeck (1837), derentierische Natur sich durch das Uri-nieren in derÖffentlichkeit manifestiert und dem Doktor entgegengestelltist, der Woyzeck zur Unterdrückung der Triebe zu zwingenversucht.

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Silvia UlrichBuzzatis Hotel-Entwurf jedoch geraten diesogenannten Enkultura-tionsleistungen in eineKrise.Freilich steht dieses Schamgefühl mit denhalböffentlichen Räumen eines Hotels in engemZusammenhang. Denn hier sind die Gäste tatsächlichin ei-ne vage Beziehung zueinander gesetzt, diesich vornehmlich als ‚Blick-Kontakt‘ und darüberdefiniert, die anderen ‚Mit-Bewohner‘ nach ihremVerhalten zu taxieren.10 Buzzati bedient sichinsbesondere des Images der Hoteltoilette, um dasSchwinden des Privaten in der zeitgenössischen Ge-sellschaft zu denunzieren. Eben dort, wo diePrivatsphäre – durch eine räum-liche Metapherveranschaulicht – sich auf das Geringste (d.h. dieNotdurft bzw. das WC als die tatsächlich kleinsteÖrtlichkeit des Hotels) reduziert hat, tritt derWunsch nach Privatheit in Erscheinung. Doch aucheinem so kleinen und durchaus abschließbaren Raumwie der Toilette wird in Buzzatis Hotelentwurfjedwede Implikation von Privatheit abstrahiert.Denn hier muss die Toilette nicht nur, alsvermutlich einziges WC des Hotels, von al-len Gästenfrequentiert werden, sondern ist Teil des ohnehinhalböffent-lichen Hotelraums. Die Erfahrung derEinsamkeit, die man an einem Nicht-Ort macht,besteht im Grunde nur in einem Gefühl, denn man istdort eigent-lich nicht wirklich ‚allein‘. Die‚Toilette‘ avancierte jedoch in unserer west-lichen

10 Vgl. dazu Kracauers Bemerkung, dass „der flüchtigeBlickwechsel […] die Möglichkeit des Austauschs schafft“.(Kracauer 1971: 135)

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte Kultur zum Symbol par excellence des durchaus privatenAlleinseins. Doch der Blick vereitelt im Nicht-Ort‚Hotel‘ dieses Alleinsein selbst im ab-schließbarenRaum der Toilette und wandelt ihn zu einemhalböffentlichen Platz, wie eben Flur, Halle undSpeisesaal es sind. Dem Hotelgast bleiben schließlich wenigeAlternativen: entweder seine menschliche Naturbloßzustellen, indem er entschlossen und vor allerAugen auf die Toilette geht, oder die eigenenBedürfnisse zu ignorieren. Buzzati lässt seineFiguren die zweite Alternative wählen, was zurFolge hat, dass sich Gast und Hotel in einStillleben oder in ein Schlachtfeld mit wehrlosenKörpern verwandeln:

„Als ich vollkommen zerschlagen aufwachte, war es bereitssechs Uhr morgens. Im ersten Augenblick begriff ichüberhaupt nichts. Was war geschehen? Wieso lag ich aufdem Fußboden? Dann sah ich andere Menschen, die imSchlafrock in den Nischen der Hunderte Türen schliefen:manche auf den Knien, manche im Sitzen, manche im Stehen,wie Maultiere; alle waren blass und erschöpft, als hättensie während der Nacht eine Schlacht geschlagen“. (Buzzati1985:103)

Sittlichkeit und Kultiviertheit triumphieren dabeigewiss im höchsten Grade – wie es sich übrigens füranständige Hotelgäste geziemt –, aber der letzteHauch Menschlichkeit geht unvermeidlich verloren,indem sich die Hotel-gäste auf ihre Körper unddarauf reduziert haben, diese roboterhaft zu reg-lementieren. 3. Ein Blick in die Vorkriegszeit

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Silvia UlrichDie Übertragung der anthropologischen Theorie derNicht-Orte auf die Ho-telliteratur der erstenHälfte des 20. Jahrhunderts wirft eine methodischeFrage auf. Ob und inwiefern können die Grand Hotelsdes Kaiserreichs bzw. der Zwanziger Jahre als früheNicht-Orte bezeichnet werden? Wo weisen dieliterarisch abgebildeten Hotelräume des frühen 20.Jahrhunderts sowohl die Eigenschaften des nach Augékonzeptualisierten Nicht-Orts als auch hetero-topeQualitäten im Sinne Foucaults auf?Augé macht in seinem Buch darauf aufmerksam, dassder Mensch an einem Nicht-Ort öfters mitgeschriebenem Text umgehen muss. (Vgl. Augé 2012:96-97) Dies ist besonders am Beispiel von JosephRoths frühem Roman Ho-tel Savoy (1924) ersichtlich.Dort schildert er ein Hotel in der polnischen StadtŁôdz, das für den Heimkehrer Gabriel Dan eineDurchgangsstation zum westlichen Europa bedeutet.11

Während seines Aufenthaltes sucht der Erzählerverzweifelt, die geheimnisvolle Instanzkennenzulernen, die das Hotel betreibt. DemHoteldirektor begegnet er aber jedes Mal nur inForm einer schriftlichen Nachricht, mit der derBesitzer seine Gäste streng an die Regeln desHauses erinnert:

„Nach zehn Uhr abends wird um Ruhe gebeten. Für abhandengekommene Schmuck-stücke keine Haftung. Tresor im Hause.Hochachtungsvoll Kaleguropulos, Hotelwirt“ (Roth 2003:8),

11 „Ich möchte Geld bekommen, um meinen Weg nach dem Westenfortzusetzen. […] Zum erstenmal nach fünf Jahren stehe ichwieder an den Toren Europas“. (Roth 2003: 5)

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte oder

„Die geehrten Gäste werden höfl. ersucht, in bar zuzahlen. Schecks werden prinzipi-ell nicht angenommen.Hochachtungsvoll Kaleguropulos, Hotelwirt“. (Roth 2003:28)

Die Nicht-Beachtung solcher Regeln, vor allem derder Rechnungsbeglei-chung, hat bei Roth zur Folge,dass das Vermögen des zu sanktionierenden Gasteseingezogen wird – und zwar von dem rätselhaftenLiftboy Ignatz, dessen Figur und Rolle das ganzeHotel synekdochisch darstellt12 und mit dem anonymenHotelbesitzer am Ende des Romans übereinstimmenwird.13 Der Begriff ‚Übermoderne‘ weist eindeutig auf eineKontinuität zwischen Moderne und Postmoderne hin.14

12 Dass der Fahrstuhl oft als Metonymie für das ganze Hoteldient, liegt nahe und wird in der Sekundärliteratur auchgründlich nachgewiesen. (Vgl. Seger 2005, Matthias 2006) AlsAus-druck dessen haben etwa die Regisseure Jean Marie Straubund Danielle Juillet für die Hotel-szenen ihrer Verfilmung vonKafkas Verschollenem das Innere eines Fahrstuhls anstelle ande-rer repräsentativer Hotelräume wie Halle oder Speisesaalausgewählt. 13 Zur allgemeinen Anonymität des Hoteldirektors vgl. Kracauer:„[D]ie in der Halle Zer-streuten [nehmen] das Inkognito desGastgebers ohne Frage hin“. (Kracauer 1971: 128) 14 Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stieg die Mobilität dereinzelnen Menschen und folglich die Dynamisierung derGesellschaft. Als Ursache dafür galten nicht nur dietechnischen Errun-genschaften der Industrialisierung und desdarauf folgenden, wachsenden Wohlstands seit den Gründerjahrenund der Jahrhundertwende; auch die Jahre der Migrationsflüsse– vor allem die der politischen, die in der Exil-Erfahrunggipfeln sollten – spielten eine entscheidende Rolle. Dieheutige Tendenz, das Transitorische und Provisorische als

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Silvia UlrichHotels fungieren dabei als trait d´union zwischenVergangenheit und Gegenwart. Dass die ‚Heterotopie‘und der ‚Nicht-Ort‘ oftmals synonymisch verwendetwerden, um Hotels in der Lite-raturgeschichte zubeschreiben – wobei beide Begriffe aber nurpunktuell dasselbe Phänomen beschreiben15 –, dieshängt damit zusammen, dass beide sich eineproblematische Beziehung zur Alterität teilen: eineBeziehung, die sowohl die frühen als auch dieübermodernen Hotels aufgreifen, indem sie‚Alterität‘ gezielt herstellen und inszenieren.16

Die Mühe der Architekten, Grand Hotels teils alsHome away from home, teils als Orte der Begegnung miteiner domestizierten Fremdheit zu gestalten,entspricht einer solchen In-szenierung. (Vgl. Seger2007: 11-12) Zu derartigen Paradoxien merkt Botti-roli an, dass die Synekdoche wie ein Katalysatorfür Alterität wirke, diese filtere, reduziere undaußerdem die Tendenz aufweise, sie zu etwas Homo-genem umzugestalten. (Vgl. Bottiroli 2005: 31)

Lebensweise zu erfahren, ist ohne Zweifel daraufzurückzuführen.15 Heterotopien existieren, nach der Definition Foucaults,innerhalb eines realen Ortes, der aber nicht allen Menschenzugänglich ist, wohingegen Nicht-Orte Gegensätze wie Nähe undFerne bzw. Vergangenheit und Gegenwart in eine besondereVerbindung bringen, die sich eher nebeneinander befinden alsineinander integriert zu sein. (Vgl. Augé 2012: 83) 16 Augé zufolge bereitet die Begegnung mit der Alterität eherSchwierigkeiten als Erleichte-rung. (Vgl. Augé 2012: 106-107)Die im Hotel kultivierte und bisweilen inszenierte ‚Alterität‘beruht jedoch auf einem System der Angleichung, nicht aufeinem System des Bruchs.

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte Ein Beispiel für diese Funktion der Synekdocheliefert Hermann Hesse in seinem autobiographischgeprägten Roman Der Kurgast (1925).17 Die Hand-lungspielt in einer Kuranstalt, die einem Nicht-Ort imSinne Augés gleich in mehrfacher Hinsicht ähnelt:Sie ist ein Übergangsraum, verräumlicht einen (hierpathologischen) Ich-Zentrismus (den Augéim ,Übermaß an Ich‘ auf-ruft) und macht einIdentifikationsbedürfnis der Patienten sichtbar.18

Züge eines Nicht-Ortes trägt Hesses Hotelzimmereben dort, wo der Gast in Folge seiner eigenenEinsamkeit mit der körperlichen Präsenz andererGäste um-geht. Denn dort ist der erzählende Kurgastdazu gezwungen, sich nolens vo-lens mit einerlästigen ,Alterität‘ zu konfrontieren, d.h. miteinem lärmenden Nachbarn, unter dem derstoffwechselkranke und neurotische Erzähler lei-det.19 Wie aber findet diese Konfrontation statt,wenn die Beziehungen der Gäste im Hotel zueinander17 Hier handelt es sich um einen Kuraufenthalt, der auf denersten Blick alle Züge der hetero-topen Klinik trägt. DerKörper tritt hier als kranker Körper in Erscheinung. Der Ich-Erzähler ist zwar ein Patient, aber er hat viel mit denberühmten Schriftstellern und Hotelgästen seiner Zeit (etwaThomas Mann, Joseph Roth, Stefan Zweig, Vicki Baum, Klaus Mannu.a.) ge-meinsam. Für ihn stellt der Hotelaufenthalt einexistenzielles Erlebnis dar und gibt ihm Anlass dazu, überSchrifttum, Philosophie, Religion und weiterezeitgeschichtliche kulturelle Ange-legenheiten zureflektieren, darunter auch die Gebote des Mitleids und derNächstenliebe. 18 Dies hat Augé unter den Stichworten „Begegnung,Identifizierung, Bild“ resümiert: „[D]er Passagier der Nicht-Orte [macht] die Erfahrung der ewigen Gegenwart und derBegegnung mit sich selbst“. (Augé 2012: 105)

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Silvia Ulrichflüchtig sind, sich auf Oberflächliches beschrän-ken und hauptsächlich durch den Blick vermitteltwerden? Eben durch den Körper, und gerade einenkranken. Dieser avanciert bei Hesse gleich aufmehrfache Weise zum Ausdruck der Alterität:Einerseits wird der Körper des vom Ich-Erzählerbeschriebenen Nachbarn durch Nationalitätscodeschiffriert und hierin für den Erzähler benennbar.20

Andererseits werden die Körper im Spannungsfeld auskrank-gesund, physisch-psychisch rivalisie-rendgegeneinander ausgelotet, wobei sämtlicheBedeutungsebenen mitein-ander verschmolzen sind undsich zu einem aggressiven Abgrenzungsgestusgegenüber ‚dem Anderen‘ verhärten. (Vgl. Hesse1957: 58-59) Die feindse-ligen Empfindungen, die

19 Wegen seiner Neigung zur Neurose schreibt der Erzählerseinem Nachbarn die Verantwor-tung für seine Schlaflosigkeitzu: „Achtzehn Stunden des Tages wird in Nummer 64 geplau-dert,gelacht, Toilette gemacht, Besuch empfangen. Es wird nicht mitSchießwaffen hantiert noch wird Musik gemacht noch findenSchlägereien statt, dies muß ich anerkennen. Es wird aber auchnicht nachgedacht, nicht gelesen, nicht meditiert, nichtgeschwiegen. Immerzu fließt der Fluß der Gespräche, oft sindvier oder sechs Personen dort drüben beisammen, und abendsplaudert das Ehepaar bis halb zwölf Uhr.“ (Hesse 1957: 56) Ausseinem Unbehagen entsteht, anstatt Verständnis und Toleranz,nur Hass, der zu Selbstmord- bzw. Mordvorstel-lungen anwächst.Am Ende gelingt es dem verzweifelten Gast, das verloreneGleichgewicht wiederzuerlangen und sich mit dem Nachbarn zuversöhnen.20 Die Alterität bleibt für ihn eine stereotype Nachbarschaft –wie dem Text auch sprachlich zu entnehmen ist, jeweils inverschiedenen Varianten: „der Holländer“, „der Herr aus Hol-land“, „der Herr aus Den Haag“ oder einfach „Holland“. (Hesse1957: passim)

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte der erzählende Kurgast für seinen holländischenZimmernachbarn empfindet, begründen sich nicht nurob der körperlichen und der angedeuteten Klassen-Unterschiede, sondern werden vor allem über dieräumliche Nähe befördert. Zugleich bewirkt dieseräumliche Nähe eine Wende: Der Erzähler erkenntseinen Nachbarn als ebenfalls leidendes Sub-jektan. Dem Patienten (lat. patire, leiden) kommt derErzähler mit Mit-Leid entgegen, was schließlich zurVersöhnung führt. Der Körper erweist sich bei Hesse als Mittel zumZweck – wobei der Zweck eigentlich nicht mit einemtieferen Kennenlernen des Nachbarn, sondern desIch-Erzählers übereinstimmt, wie auch die Anzahlder Possessivartikel bzw. Personalpronomina in derersten Person zeigt:

„Es galt ja nicht, an dem Holländer irgendeine Rache zunehmen, es galt lediglich ei-ne wertvolle, positive undmeiner würdige Einstellung zu ihm zu gewinnen. […] Ichmusste den Holländer verwandeln, ihn umarbeiten, aus demObjekt meines Hasses, aus der Quelle meiner Leiden mussteer umgeschaffen, musste zum Objekt meiner Liebe, meinesInteresses, meiner Teilnahme und Brüderlichkeit umgegossenwerden. Gelang mir dies nicht, brachte ich in mir dieWärmegrade für diese Umschmelzung nicht auf, dann war ichverloren, dann blieb der Holländer mir im Halse stecken,und ich musste weitere Tage und Nächte an ihm würgen“.(Hesse 1957: 66-67; Hvh. SU)

Die Tatsache, dass der Nachbar mehr als ‚Bild‘ dennals wirkliche Person anwesend ist, erlaubt demErzähler, sich in die Lage des ‚Holländers‘ tiefhineinzudenken und dessen Schmerzen intensivnachzuempfinden, bis er sich sogar dessen künftigenTod vorstellen kann. Tatsächlich gelingt es ihm,

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Silvia Ulrichdiesen von Feindlichkeit motivierten Beherrschungs-und Aneignungsgestus des ungeliebten Objekts inSympathie für ein anrührend imaginiertes Subjekt zuverwandeln:

„Ich machte mir den Anfang damit, mir die Gestalt desGefürchteten in möglichst scharfer Deutlichkeit vor dieSeele zu zwingen, bis keine Hand und kein Finger an derHand, bis kein Schuh, keine Augenbraue, keine Wangenfaltemehr fehlte, bis ich ganz und gar vor mir sah, ihninnerlich völlig besaß, ihn gehen, sitzen, lachen undschlafen machen konnte. […] [Sein] Hals kam mir zu Hilfe.[…] Dies war sein schwacher Punkt, hier musste ich ihnangreifen. Lange brauchte ich, bis es mir gelang, denHol-länder jünger zu machen, bis ich ihn als jungenEhemann, als Bräutigam, als Studen-ten und Schüler vormir sehen konnte. Als es mir endlich gelungen war, ihnzum klei-nen Knaben zurückzuverwandeln, da gewann derHals zum ersten Mal meine Teil-nahme. Auf dem sanftenWege des Mitleids eroberte er mein Herz, als ich diesenkräftigen und energischen Knaben seinen Eltern durchdieses leise Anzeichen einer asthmatischen Anlage Sorgemachen sah. […] Als ich soweit war, den ganzen Mann, umzehn Jahre gealtert, seinen ersten Schlaganfall erleidenzu sehen, da sprach plötz-lich alles an ihn so rührendmit, die dicklichen Lippen, die schweren Augendeckel, diewenig biegsame Stimme, alles gewann Werbekraft, und nochehe er in meiner inten-siven Vorstellung den imaginärenTod erlitten hatte, war sein Menschliches, seineSchwäche, sein Sterbenmüssen mir schon so brüderlich nahegekommen, das ich längst keine Widerstände mehr gegen ihnhatte“. (Hesse 1957: 67-68)

Die positive Wendung von Hesses Einstellungenkönnte im Grunde sogar zur Überwindung dernegativen Bedeutung dienen, die Augés Theorie derNicht-Orte ursprünglich prägte und die er zuüberwinden versucht hat. (Vgl. Augé 2012: 86)

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte 4. Der Nicht-Ort ‚Hotel‘ als Ort der Negation

Die Frage nach der Bedeutung von dem den ‚Orten‘vorangestellten ‚Nicht‘ (vgl. Anm. 3) ist auch auseiner literaturwissenschaftlichen Perspektive vonInteresse. In der Verneinung, die durch das vonAugé geprägte Syntagma dargestellt wird, siehtBottiroli eine wesentliche Eigenschaft, die zurNeube-stimmung eines Ortes und dessen ‚Charakter‘diene. Für ihn manifestiere sich diese Verneinungdurch einen „Mangel an Seele“: „Die Nicht-Orte derPostmoderne sind unnatürliche, künstliche und vonder Technologie erzeugte Orte; sie sind perdefinitionem ‚Orte ohne Seele‘. Tatsächlich kann dieSeele nur die Seele eines Ortes sein. Für einenNicht-Ort ist ein genius loci unvor-stellbar“.(Bottiroli 2005: 22; Übersetzung SU) Dies soll imFolgenden am Beispiel von Stefan Zweigs Schachnovelle(1942) dargestellt werden. Die Handlung spielt in zwei verschiedenen Räumen:auf einem Schiff nach Argentinien und im fiktivenHotel Metropole, das zu Zeiten der nationalso-zialistischen Besatzung Österreichs zumHauptquartier der Gestapo wurde und erst durch dasGedächtnis des Erzählers wieder in Erinnerunggerufen wird. Schiff und Hotel: dies ist schon zuBeginn der Erzählung die Ankündi-gung einerheterotopen Situation. Durch den gemeinsamen Nennerder Schachpartie, die bereits im Titelprogrammatisch erwähnt wird, ähnelt das Schiff demHotelzimmer insofern, als beide Räume einenÜbergangs- und Schwellenstatus markieren. Doch sieteilen, vielmehr mit dem Nicht-Ort als mit der

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Silvia UlrichHeterotopie, die Erfahrung des ‚Nicht(s)‘ und desVakuums21, die beide Protagonisten – Dr. B. und derSchachmeister Czentowicz – erleben.22 Wie Schwarz und Weiß stehen die zwei Passagiere desDampfers in deutli-chem Widerspruch: Während sichin Czentowicz der Typus des Ich-zentrier-tenMenschen offenbart, ist Dr. B. als zutiefst Ich-gespaltene Figur angelegt. Seine im Rahmen einerSchachpartie offen zutage tretende Persönlichkeits-störung resultiert aus der einstigen ‚Hotel-Internierung‘ in einem Zimmer durch die Gestapo23,das als verräumlichte Leere zu begreifen ist und

21 Auf die Erfahrung des ‚Nichts‘ im Hotel hatte bereitsKracauer in seinem Aufsatz „Hotel-halle“ hingewiesen. (Vgl.Kracauer 1971: 135) 22 Am Beispiel der Hauptfiguren werden zwei gegensätzlicheMenschentypen asymmetrisch gegenübergestellt. Der Erzählerbeschreibt die Persönlichkeit Czentowicz’, seine armseligeHerkunft, seine unerwarteten Erfolge und seinen merkwürdigenAufstieg zu höchstem Ruhm. Gegensätzlich und doch ergänzend zuihm verhält sich Dr. B., den der Aufenthalt auf dem Schiff anseine damalige Inhaftierung in einem Hotelzimmer erinnert.Czentowicz – von dem der Erzähler meint, er neige zumonomanischem Verhalten (vgl. Zweig 1974: 19) –, bewahrt seineaußerordentliche Kälte bis zum Ende der Partie, während dersonst ausgeglichene Dr. B. einen gefährlichen Zusammenbrucherleidet. An ihm stellt Zweig zwei sich ergänzende Seiten desDaseins dar, denen zugleich die positiven und dieSchattenseiten des Ich entsprechen und die eine psychologischeDeutung ermöglichen.23 Ziel der Gestapo war es, von Dr. B. geheime Informationen zuerpressen und dessen Wider-stand zu brechen, indem sie denintellektuellen ‚Gast-Gefangenen‘ dem Nichts ausliefern. (Vgl.Zweig 1974: 61)

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte auf Dr. B. sogar noch unerträglicher als eintatsächlicher KZ-Aufenthalt wirkt:

„Im Konzentrationslager hätte man vielleicht Steinekarren müssen, bis einem die Hände bluteten und die Füßein den Schuhen abfroren, man wäre zusammengepackt gelegenmit zwei Dutzend Menschen in Stank und Kälte. Aber manhätte Gesichter gesehen, man hätte ein Feld, einenKarren, einen Baum, einen Stern, irgend, irgend etwasanstarren können, indes hier immer dasselbe um einenstand, immer dasselbe, das entsetzliche Dasselbe“. (Zweig1974: 61)

Das von Dr. B. zutiefst internalisierte Nichtskorrespondiert mit der von Augé thematisierten Isolation, die das Subjekt anNicht-Orten erfahren mag und zwingt ZweigsInhaftierten zur Suche nach neuen Beschäftigungen,die er schließlich in einem Schachrepetitorium mitMeisterpartien findet, welche er fortan imaginativnachspielt. Die von Dr. B. erlittene Ich-Spaltung führt ihn zurIdentifizierung jeweils mit Spieler und Gegen-Spieler, die im Schachspiel mehrfach gegeneinanderantreten. Dabei ist der inhaftierte Gast zu einembuchstäblichen Schatten-spiel mit seinem Schatten-Ich gezwungen, insofern, als er in Ermangelungeines Schachpartners gegen sich selbst antretenmuss. Indem Dr. B. nun – nachdem er derInternierung, der Verfolgung und dem Nichtsentkommen und auf dem Schiff unterwegs ist – inCzentowicz einen ‚realen‘ Schachpart-ner gefundenhat, scheinen sich die traumatischen Ereignisse ausder Ver-gangenheit auch in der Gegenwart Bahn zubrechen; denn weder das einstige Schachspiel in der

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Silvia UlrichHotelzelle noch das spätere auf dem Schiff,scheinen ihn vor dem Wahnsinn zu bewahren.Vergangenheit und Gegenwart stehen übri-gens in derSchachnovelle in einem besonderen Verhältnis: Ihrefiktionale Textstruktur macht sie nicht durch einchronologisches Nacheinander der Geschehnisse,sondern in Raumbildern sichtbar. Deshalb stellt derNerven-zusammenbruch, den Dr. B. auf dem Schifferleidet, die von Starobinski um-schriebene‚Präsenz der Vergangenheit in der Gegenwart‘ (vgl.Augé 2012: 81) durch die narratologische Form der‚Erzählung in der Erzählung‘ dar, denn dieVerfolgung Dr. B.s durch die Gestapo wird alsErinnerung ‚um-schrieben‘ und mitten in derSchiffsszene aufgenommen.24

Geht man also Bottirolis Hypothese nach, dass einNicht-Ort eine Negation des Ortes sei, so lässtsich dies am Beispiel der Hotelzelle von Dr. B.auch sprachlich durch sich ständig wiederholendeVerneinungen dokumentieren: ‚kein‘,‚nichts/Nichts‘, ‚nie‘, ‚Vakuum‘, ‚Leere‘ kehren imAkt des Erzäh-lens von einst Erlebtem und nunErinnertem geradezu obsessiv wieder:

„Man tat uns nichts – man stellte uns nur in dasvollkommene Nichts, denn bekannt-lich erzeugt kein Ding

24 Über die Koexistenz von Vergangenheit und Gegenwart in der‚Übermoderne‘ hat Augé geschrieben, dass „die ‚Übermoderne‘Nicht-Orte hervorbringt, also Räume, die selbst keineanthropologischen Orte sind und, anders als die BaudelairescheModerne, die alten Orte nicht integrieren; registriert,klassifiziert und zu ‚Orten der Erinnerung‘ erhoben, nehmendie alten Orte darin einen speziellen, festumschriebenen Platzein“. (Augé 2012: 83)

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte auf Erden einen solchen Druck auf die menschliche Seelewie das Nichts. Indem man uns jeden einzeln in einvölliges Vakuum sperrte, in ein Zim-mer, das hermetischvon der Außenwelt abgeschlossen war, sollte, statt vonaußen durch Prügel und Kälte, jener Druck von innenerzeugt werden, der uns schließlich die Lippenaufsprengte. […] Die [Zimmer-]Tür blieb Tag und Nachtverschlossen, auf dem Tisch durfte kein Buch, keineZeitung, kein Blatt Papier, kein Bleistift liegen, dasFenster starrte eine Feuermauer an; rings um mein Ich undselbst an meinem eigenen Körper war das vollkommeneNichts konstruiert. Man hatte mir jeden Gegenstand ab-genommen, die Uhr, damit ich nicht wisse um die Zeit, denBleistift, damit ich nicht etwas schreiben konnte, dasMesser, damit ich mir nicht die Adern öffnen könnte;selbst die kleinste Betäubung wie eine Zigarette wurdemir versagt. Nie sah ich außer dem Wärter, der kein Wortsprechen und auf keine Frage antworten durfte, einmenschliches Gesicht, nie hörte ich eine menschlicheStimme; Auge, Ohr, alle Sinne bekamen von morgens bisnachts und von nachts bis morgens nicht die geringsteNah-rung, man blieb mit sich, mit seinem Körper und denvier oder fünf stummen Gegen-ständen Tisch, Bett,Fenster, Waschschüssel rettungslos allein. […] Es gabnichts zu tun, nichts zu hören, nichts zu sehen, überallund ununterbrochen war um einen das Nichts, die völligeraumlose Leere. […] Man wartete, wartete, wartete, mandachte, man dachte, man dachte, bis einem die Schläfenschmerzten. Nichts geschah. Man blieb allein.“ (Zweig1974: 56-58; Hvh. SU)

Auf dieselbe Weise werden die Personalpronomina imZitat allmählich durch den Indefinitpronomen ‚man‘ersetzt – ein Zeichen dafür, dass derIdentitätsverlust mit einem unpersönlichen Stileinher geht (vgl. Lembke 2009: 228) und auf einenSeelenverlust hinweist, der sich im Hotelzimmervollzogen hat. Denn im Vergleich zu denhistorischen Grand Hotels der Mo-derne, die eng mit

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Silvia Ulrichdem genius loci zusammenhingen25, besitzt das Hotel-zimmer in der Schachnovelle keinen genius loci mehr –weshalb es völlig selbstreferentiell geworden istund seinem ‚Gast-Gefangenen‘ sogar zum Wahnsinnführen kann. 5. Abschließende Bemerkungen

Die imaginären Hotels der Literatur erschöpfen sichnicht in schlichten anth-ropologischen Theorien.Zwar bietet die Anthropologie eine Deutungsmög-lichkeit von literarischen Texten, diese aberzeigen vielfältige Interpreta-tionsebenen, dievielmehr mit der Sprache als mit dem menschlichenVerhal-ten zusammenhängen; durch die Spracheverleiht die Literatur Räumen und deren Metaphorikneue Bedeutungen. Hier lässt sich allerdings einwichtiger Verknüpfungspunkt mit Augés Theorie derNicht-Orte erkennen. Denn dass ‚Worte und Texte‘ aneinem Nicht-Ort ein hohes Vermittlungspotenzialzwi-schen dem Individuum und seiner Umgebung haben,thematisiert auch Augé. (Vgl. Augé 2012: 96-97)Doch ‚Worte und Texte‘ spielen in den oben er-wähnten Erzählungen eine tiefere Rolle, auf die ichabschließend noch kurz eingehen möchte.

25 Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden die imaginären GrandHotels der Literatur oft als Orte der Moderne (vgl. Knoch2005) bzw. als vom genius loci durchdrungene Erinnerungsor-tedargestellt. (Vgl. Sloterdijk 1983: 898) Raoul Schrott betontin seinem Gedichtband Hotels den mythischen Charakter von Hotelsdadurch, dass die Etymologie von ,Hotel‘ und ,Host‘ aufHestia, die griechische Göttin des Herdes zurückzuführen sei.(Vgl. Schrott 1995: 19)

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte Die Geschichten Buzzatis, Roths, Hesses und Zweigssind aus der Ich-Perspektive erzählt. Dies könnteauf narratologischer Ebene als eine Erfah-rung derBegegnung mit sich selbst gedeutet werden, dieIndividuen an Nicht-Orten machen. Durch dieintensive Auseinandersetzung mit dem eige-nenSelbst an einem Nicht-Ort wird die Gefahr desIdentitätsverlusts ge-bannt. DieseAuseinandersetzung erfolgt zunächst durch dieWahrnehmung des Körpers, der das Individuumsynekdochisch vertritt; die Spaltung des Subjektsin ein anonymisiertes, durchschnittliches Ich undeinen unpersön-lich gewordenen Körper kann dietotale ,Entleerung der Individualität‘verhindern. Zweigs Schachnovelle thematisiert durchden Kampf zwischen Ich-Weiß und Ich-Schwarz ebendiese Dialektik. Die Auseinandersetzung mit dem Selbst erfolgt durchdie Sprache am tiefsten: Die ständige Wiederholung vonPersonalpronomina erscheint als eine die physischeExistenz des Körpers ergänzendeIdentitätsbehauptung. Das Ich in den jeweiligenErzähltexten kann nur in der Sprache einen Aus-wegfinden, weil sie ihm noch einen Sinn gibt: beiBuzzati durch das Nach-denken des Ich-Erzählersüber das eigene Verhalten, bei Zweig durch denErzählakt, dem zu verdanken ist, dass der Wahnsinn,der Dr. B. an zwei li-minalen Nicht-Orten befällt,gebannt wird. Diese provisorische, in Körper und Sprachegespaltene Identität löst sich schließlich

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Silvia Ulrichzugunsten letzterer auf. Denn im Unterschied zumKörper kann die Sprache das Ich zu einem ‚Meta-Ich‘verwandeln: Genauso wie die Spra-che auchMetasprache sein kann, so kann das Ich imliterarischen Nicht-Ort ‚Hotel‘ sich selbst erstdurch Personalpronomina behaupten. Ein Sprachgitterschützt es vor dem Identitätsverlust und dessenschlimmsten Folgen; dabei gibt ihm dieses Gitteraber keine Möglichkeit, über den monologischen Kon-takt mit sich selbst hinaus zu gelangen. Auf einesolche Paradoxie lässt sich die Isoliertheit vonHotelgästen in der Literatur und ihr eigenartigesVerhält-nis zur Alterität zurückführen. Während der Körper für das Ich zum Signifikantgeworden ist, indem er durch seine Verwandlung ineine Synekdoche den Identitätsverlust kompen-sierthat, gibt ihm nun die Sprache die Möglichkeit, zuseinem Selbst Zugang zu erhalten: Die Sprache wirdalso zum Signifikat, d.h. sie signifiziert das Ich.Der Sprachgestus – in den hier diskutiertenErzähltexten bestimmt durch die Verwendungzahlreicher Pronomina und Negationen – hat dieAufgabe, die Bedeutung des durch den Körpersemantisierten Ichs zu ermitteln.26 Dies kann alseine sprachliterarische Deutung der Vielfältigkeit

26 Dies vermerkt bereits der italienischeLiteraturwissenschaftler Stefano Agosti in Bezug auf das Werkzweier italienischer Intellektueller des 20. Jahrhunderts: desSchriftstellers und Re-gisseurs Pier Paolo Pasolini und desDichters Andrea Zanzotto. An ihren Werken macht Agosti zweiunterschiedliche Identitäts-Instanzen aus, eine semantischeSubjektivität bei Pasolini und eine grammatikalische beiZanzotto. (Vgl. Agosti 2012)

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Hotels in der Literatur als Nicht-Orte der menschlichen Identität an einem Nicht-Ortgelesen werden. Dem Gast von literarisch dar-gestellten Hotels – durch den Körper semantisiertund durch die Sprache grammatikalisiert – wird alsoeine letzte Form von Authentizität gewährleis-tet,welche ansonsten die Anonymität des Nicht-Ortesständig bedrohen würde.

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