Archäologische Forschungen zur späten Merowingerzeit zwischen Hainleite und Harz. - In: Zwischen...

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SONDERSHÄUSER BEITRÄGE PÜSTRICH Zeitschrift für Schwarzburgische Kultur- und Landesgeschichte Begleitheft zur Ausstellung Zwischen Prunk und Politik Fürstliche Gräber der Merowingerzeit in Sondershausen und Süddeutschland 06. Juni bis 29. September 2013 im Schlossmuseum Sondershausen Beiheft 2 2013 Herausgeber Schlossmuseum Sondershausen Geschichts- und Altertumsverein für Sondershausen und Umgebung e.V.

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SonderShäuSer Beiträge PüStrichZeitschrift für Schwarzburgische Kultur- und Landesgeschichte

Begleitheft zur Ausstellung

Zwischen Prunk und Politik

Fürstliche Gräber der Merowingerzeit in Sondershausen und Süddeutschland

06. Juni bis 29. September 2013 im Schlossmuseum Sondershausen

Beiheft 2 2013Herausgeber

Schlossmuseum SondershausenGeschichts- und Altertumsverein für Sondershausen und Umgebung e.V.

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Die Autoren

Sandra Bock [email protected]

norBert eichelmann [email protected]

SyBille Jahn [email protected]

hanS Volker karl [email protected]

niklot krohn [email protected]

oliVer mecking [email protected]

aStrid PaSch [email protected]

Volker SchimPff [email protected]

tim Schüler [email protected]

maria tomuSchat [email protected]

diethard Walter [email protected]

grit Zimmermann [email protected]

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VORWORT 5

GRUSSWORT 7

Sybille Jahn Geahnt hatte man es schon immer… Die Entdeckung der frühmittelalterlichen Fundplätze von Sondershausen in der Erinnerung ihrer Ausgräberin 9

Diethard Walter Archäologische Forschungen zur späten Merowingerzeit zwischenHainleite und Harz: Eine Bestandsaufnahme 15

Volker Schimpff Das frühe Mittelalter um Sondershausen aus historischer und ortsnamenkundlicher Sicht 49

Niklot Krohn… weil sie nicht den Merowingerkönigen dienen konnten, wie sie es bisher gewohnt waren … Bestattungsformen bei Alamannen und Bajuwaren im 8. Jahrhundert zwischen Prunk und Politik 63

Maria Tomuschat Der Langsax mit Prunkscheide aus Grab 38 vom Frauenberg bei Sondershausen 89

Oliver Mecking Naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Silberobjekten vom Frauenberg 103

Astrid Pasch Filigranverzierungen an Schmuckobjekten aus Sondershausen 113

Grit Zimmermann Freilegung und Untersuchung der Textil- und Lederreste von Sondershausen am Beispiel eines Fundkomplexes aus Grab 38 vom Frauenberg 121

Inhalt

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Norbert Eichelmann Radiografie – eine unverzichtbare Technologie bei der Konservierung und Restaurierung von archäologischem Kulturgut 127

Hans-Volker Karl Archäozoologische Analysen zu den frühmittelalterlichen Gräbern vom Frauenberg bei Sondershausen 135

Hans-Volker Karl Pferd und Hund: zum Verhältnis der Bestattungen von Mensch und Tier auf dem spätmerowingerzeitlichen Separatfriedhof von Sondershausen-Bebra 145

Sandra Bock Die Menschen vom Frauenberg – Erste Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung 153

Tim Schüler Geophysikalische Voruntersuchungen auf dem Frauenberg bei Sondershausen 167

Niklot Krohn und Diethard Walter „Zwischen Prunk und Politik“: Ein Ausstellungsprojekt anlässlich des Thüringen-Tages 2013 175

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Diethard Walter

Archäologische Forschungen zur späten Merowingerzeit zwischen Hainleite und Harz: Eine Bestandsaufnahme

Der Kenntnisstand zum Frühmittelalter zwischen Hainleite, Windleite und Harz, einem Teilgebiet der nordöstlichen Grenzregion des ostfränkischen Reiches, war bis vor wenigen Jahren mit vielen Fragezeichen versehen. Den ohnehin dürftigen schriftlichen Überlieferungen stand nur eine sehr begrenzte Zahl an aussagekräftigen archäologischen Zeugnissen gegenüber.1 In der Zeit des Thüringer Königreichs schien die Region aus archäologischer Sicht gar nicht besiedelt gewesen zu sein und auch urkundliche Nennungen fehlen bis ins 8. Jahrhundert fast vollständig. Anhand der wenigen Quellen erschloss die Regionalforschung deshalb bereits im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert grundlegende ereignisgeschichtliche Abläufe, ohne diese jedoch zunächst auch mit Sachzeugnissen belegen zu können.2

Von der historischen Legende zur archäologischen Denkmalpflege: Die frühen Ausgrabungen auf dem Frauenberg bei Sondershausen

Die Bedeutung der Gegend um Sondershausen während des frühen Mittelalters ist indes seit langem bekannt. So vermerkt schon der Eisenacher Geschichtsschreiber Johann Rothe in seiner Ende des 14. Jahrhunderts erschienenen „Düringischen Chronik“, dass Ludwig III. im Jahre 878 ein Schloss in Thüringen, die Jechaburg, sowie eine der Maria geweihte Kirche gebaut habe.3 Diese Zutat Rothes (?) zu den von ihm verwendeten Angaben des Regino von Prüm wurde später in abgewandelter Form immer wieder aufgegriffen und fand auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der „Allgemeinen Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste“ ihren Niederschlag.4 Einen ersten Versuch, die geschichtliche Legende mit archäologischen Mitteln zu überprüfen, ließ das Fürstenhaus Schwarzburg-Sondershausen 1817 auf dem Frauenberg vornehmen.5 Das wichtigste Ergebnis dieser Grabungen – ein aus einem Grab stammendes, wahrscheinlich früheisenzeitliches Kollier aus Bernsteinperlen – befindet sich noch heute im Schlossmuseum Sondershausen, weitere vermutlich frühmittelalterliche Beigaben sind verschollen.

Die frühen Sondershäuser Ausgrabungen sind im Zusammenhang mit dem wachsenden Nationalbewusstsein in der Zeit um 1820 zu sehen. In allen Teilen der durch Partikularismus gekennzeichneten deutschen Staaten wurden in dieser Zeit Vereine gegründet, die sich der Erfor-schung der Altertümer ihrer Heimat zum Ziel gesetzt hatten. Nicht zuletzt mit archäologischen Funden wurde immer wieder versucht, die schriftlich überlieferte germanische Geschichte zu

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illustrieren und germanische oder slawische Elemente in Bodenfunden oder Orts- und Flurnamen zu verifizieren. In diesem frühen Stadium der ur- und frühgeschichtlichen Forschung begann man auch erstmals konkret, archäologische Funde als wichtige wissenschaftliche Quellen wahr-zunehmen und Bodendenkmale unter Schutz zu stellen.6 In Preußen beklagte beispielsweise kein geringerer als Karl Friedrich Schinkel bereits 1815 in einem an Friedrich Wilhelm III. gerichteten Memorandum „Zur Erhaltung aller Denkmäler und Altertümer unseres Landes“ den Zustand vieler Denkmale und unterbreitete Vorschläge zur Bewahrung des Kulturgutes. Wenige Jahre später, 1823, wurde dort die Denkmalpflege als Landesbehördliche Aufgabe bestimmt, welche sich auch der Fürsorge vorgeschichtlicher Denkmale anzunehmen hatte.7 Der institutionelle Beginn des Schutzes von archäologischen Denkmalen im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen ist an der 1853 von Günter Friedrich Carl II. angeordneten Gründung des Vereins für deutsche Geschichte und Alterthumskunde in Sondershausen festzumachen, dem auch die Sammlung von Bodenfunden als historische Quellen oblag.

Zu den bedeutsamen frühen Grabungsaktivitäten im Fürstentum Schwarzburg-Sondershau-sen zählt zweifellos die 1873 durch den Sondershäuser Landesbaumeister und Schinkel-Schüler Carl Scheppig veranlasste und unter der Leitung des Forstmeisters Karl Adolph von Wolffersdorf

Abb. 1.1: Sondershausen, die Befestigungen des Frauenberges in einer Zeichnung von Paul Zsiesche aus dem Jahr 1892, die erstmals ausführlicher von Thilo Irmisch (Abb. 1.1: Foto Schlossmuseum) untersucht und beschrieben wurden.

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Abb. 2: Sondershausen, Rekonstruktion der drei aufeinander folgenden Kirchengrundrisse auf dem Frauen-berg. Foto (TLDA H. Arnold)

durchgeführte Freilegung des Grundrisses der Kirche „Unserer lieben Frauen“ auf dem Frauen-berg bei Sondershausen.8 Die ausgedehnten ur- und frühgeschichtlichen, im Ursprung sicher bronze- bis früheisenzeitlichen Wallanlagen dieses „Hausberges“ von Sondershausen wurden erstmals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den Sondershäuser Botaniker, Lehrer und Heimatforscher Thilo Irmisch (Abb. 1.2) ausführlich beschrieben.9 Wenig später publizierte der Erfurter Arzt und Vorgeschichtsforscher Paul Zschiesche im Rahmen seiner Burgenaufnahme in Thüringen den ersten Plan der Wallanlagen auf dem Frauenberg (Abb. 1.1).10 Da die bei den Untersuchungen Wolffersdorfs im Jahr 1873 mit einiger Sicherheit angetroffenen Gräber offen-bar keine Beachtung fanden, geriet der Frauenberg als frühmittelalterlicher Fundplatz wieder in Vergessenheit und die Datierung sowie Bedeutung der archäologisch wiederentdeckten Kirche wurde allenfalls spekulativ beurteilt.11 Die Spuren dieser ersten Untersuchung waren indessen noch vor wenigen Jahren sichtbar, so dass sich die Stadt Sondershausen und das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie im Jahr 2007 entschlossen, den Grundriss noch-mals zu untersuchen und für die Öffentlichkeit auch touristisch aufzubereiten (Abb. 2). Bei der erneuten Freilegung des kreuzförmigen Grundrisses mit drei Apsiden, der formale Ähnlichkeiten mit Kirchen auf ottonischen Pfalzen aufweist, gab es mehrere Überraschungen. Zum einen waren

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die Fundamentreste durch die Grabungen des 19. Jahrhunderts stärker in Mitleidenschaft gezogen als erwartet, zum anderen war der Bau nicht – wie der erste Ausgräber vermutete – einphasig, sondern hatte mehrere Vorgängerbauten. Unerwartet war auch, dass um die Kirche nicht nur beigabenlose mittelalterliche Gräber lagen, sondern ein Friedhof, dessen Belegung bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts zurückreichte.

Der Frauenberg, ein frühmittelalterlicher Zentralort am Rande des Ostfrankenreichs

Bei den Untersuchungen der Jahre 2007 bis 2010 wurden 440 Quadratmeter Fläche im Bereich der Kirche und ihres unmittelbaren Umfeldes aufgedeckt (Abb. 3).12 Die bisher untersuchten 90 Gräber, darunter mindestens 16 Kinder, waren bis zu zwei Meter in den anstehenden bankigen unteren Muschelkalk eingetieft und teilweise deutlich in Reihen angeordnet. Eine ganze Reihe von Gräbern war im Zuge der Errichtung der steinernen Kirchenbauten, einige aber möglicherweise bereits wenige Jahrzehnte nach der Grablegung, gestört bzw. ausgeräumt worden. Weitere Gräber hatte man offensichtlich im Zuge der Freilegungsarbeiten des Jahres 1873 zerstört. Insgesamt ließen sich drei Kirchenbauten auf dem Frauenberg nachweisen.

Bau 1: Rechteckiger als Totenkapelle (cella memoria) anzusprechender Holzpfostenbau mit ehemals acht teilweise steinverkeilten Pfosten; Länge, 4,25 Meter, Breite 3,10 Meter (Abb. 4).

Die mit einem Durchmesser von 30 bis 60 Zentimetern erhaltenen Pfostengruben waren 10 bis 50 Zentimeter in den anstehenden Felsen eingetieft. Die größte Tiefe wiesen mit 40 und 50 Zentimetern die Standspuren der beiden als Firstpfosten anzusehenden mittleren Pfosten der östlichen und westlichen Pfostenreihe auf. Mörtelreste in den Verfüllungen der östlichen Pfostenreihe deuten darauf hin, dass die Pfosten beim Bau des darauffolgenden Steinbaus ent-fernt worden waren. Weitere Pfostenlöcher waren offenbar nicht im Zusammenhang mit einem Gebäude eingetieft worden; jedenfalls lassen sie sich zu keinem Grundriss ergänzen.

Das Gebäude stand im Zentrum eines kleinen, insgesamt etwa 35 Gräber umfassenden Friedhofs, mit dessen Belegung, ausweislich entsprechender beigabenführender Bestattungen, kurz nach der Mitte des 7. Jahrhunderts begonnen worden war (Abb. 5). Die jüngsten durch Ausstattungsgegen-stände datierbaren Gräber waren in den Jahrzehnten um 700 angelegt worden. Grab 41 (Befund 98) im Inneren des Pfostenbaus war in späterer Zeit ausgeräumt worden; Mörtelbruchstücke in der Grubenfüllung deuten darauf hin, dass die Störung im Zusammenhang mit dem Bau bzw. Abbruch einer der Nachfolgebauten stand. Immerhin enthielt die Grabgrube noch Teile des Oberkörpers einer jungen Frau sowie Teile einer Perlenkette und zwei kleine Nadeln aus Eisen mit runden Köpfen aus feinem Goldblech (Durchmesser 5 Millimeter). Beim Schlämmen des aus dem Grab stammenden Erdaushubs wurden hauchdünne, lediglich 0,2 Millimeter starke Fäden aus spiralisiertem Golblech gefunden. Sie belegen, dass die Tote in Gewändern mit Goldbesatz bestattet worden war und demnach der Elite Thüringens an der Wende zum 8. Jahrhundert angehört hatte.

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Abb. 3: Sondershausen, Grabungsfläche rings um die Kirche auf dem Frauenberg aus der Luft, Blick von Nordwesten. Bei der sternförmigen Struktur zwischen der Grabungsfläche und dem Funkturm handelt es sich um eine militärische Schanze, die im 17./18. Jahrhundert durch die Schwarzburger Fürsten errichtet worden war. (Foto TLDA, W. Brauer)

Das zeitliche Verhältnis zwischen dem hölzernen Sakralgebäude und dem reich ausgestatteten Grab lässt sich heute nicht mehr genau klären. Sehr wahrscheinlich wurde die Kapelle jedoch kurze Zeit nach Anlage des Grabes errichtet. In Größe und Funktion kann das Gebäude in eine Reihe mit hölzernen Memorialbauten gestellt werden, die von Separatfriedhöfen des 7. und be-ginnenden 8. Jahrhunderts im alamannisch-bajuwarischen Raum in größerer Zahl bekannt sind.13

So ähnelt der Grundriss einem Befund vom merowingerzeitlichen Bestattungsplatz in Griesheim (Landkreis Darmstadt-Dieburg) und erinnert mit seinen nach Westen zurückgesetzten Pfosten an den Längsseiten auch an die Konstruktion des Westteils der auf dem frühmittelalterlichen Separatfriedhof im bayerischen Herrsching, (Landkreis Starnberg) angelegten Kirche.14

Eine in dieser Form andernorts noch nicht beobachtete Besonderheit ist ein rechteckig abgerundeter Graben von 50 Zentimeter Breite und etwa gleicher Tiefe, möglicherweise von einem Palisadenzaun, der Friedhof und Pfostenbau umgab. Im nordöstlichen Teil war ein in den Graben eingetieftes, 3,60 Meter langes und 2,80 Meter breites Grubenhaus mit zwei Firstpfosten in die Einfriedung eingebunden (Abb. 6). Die Erdverfüllung dieses Befundes enthielt im unteren

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Teil neben wenigen uncharakteristischen Keramikresten des frühen Mittelalters auch Scherben von Gefäßen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit aus der vorgeschichtlichen Besiedlungszeit des Berges. Auf dem Boden des Grubenhauses befand sich ein im anatomischen Verband erhalten gebliebenes Pferdebein, dessen 14C-Datierung ein Datum von 1246 +/- 43 Radiokarbonjahren (685–781 AD – 1 Sigma Bereich) erbrachte. Obgleich also das keramische Inventar der Grube nur wenig aussagekräftig ist, lässt sich aufgrund der Radiokarbondatierung doch mit einiger Sicherheit eine Datierung des Gebäudes ins Frühmittelalter – genauer gesagt: ins späte 7. bis beginnende 8. Jahrhundert – annehmen. An der östlichen Langseite des Grubenhauses befand sich eine rund-liche, zirka 80 x 80 Zentimeter große Eintiefung im anstehenden Felsgestein, die als Eingang ins Grubenhaus zu deuten ist. An der westlichen Langseite war ein ca. ein Meter breiter Bereich tiefer als die übrigen Bereiche in den Felsen eingehauen und diente wohl als Zugang zum Inneren der

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Abb. 4: Sondershausen, Frauen berg, a) Gesamtplan der Ausgra bungen 2007–2010 auf dem Frauenberg, b) Grundriss der hölzernen Memorialkapelle (Bau 1).(Zeichnungen TLDA, H. Künzel, Th. Spazier)

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Grabenanlage. Mit einiger Vorsicht sind die beschriebenen Befunde als Friedhofsumgrenzung mit Eingangsgebäude zu interpretieren. Ob die Niederlegung der Pferdeextremität und weiterer Knochen von Hirsch, Schaf und Hund aus rituellen Gründen erfolgte, muss offen bleiben.15 Ein vergleichbarer Befund wurde bisher aus dem Gebiet des östlichen Frankenreichs nicht bekannt. Bemerkenswert ist weiterhin, dass Graben und Gräber im südlichen Bereich eine, bis zu einen Meter mächtige, mit Lehm aus dem näheren Umfeld verbundene Muschelkalkplattenpackung durchschneiden. Offensichtlich beabsichtigte man, das Plateau um den höchsten Punkt des Frauenberges zu vergrößern. Mangels datierender Funde muss jedoch der Zeitpunkt der Anlage der Steinpackung offen bleiben.

Eine etwas südöstlich abseits des Friedhofs und der Kirche gelegene, bereits im 9./10. Jahrhundert im Bereich der oberen Verfüllung als Kalkofen genutzte große, nahezu quadra-

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Abb. 5: Sondershausen, Frauenberg, Plan des merowingerzeitlichen Friedhofs (etwa 650–720 n. Chr.) und des Pfostenbaus auf dem Frauenberg (um 700; Bau 1). (Zeichnung TLDA, Th. Spazier)

tische Grube (Befund 195) mit einer Tiefe von knapp drei Metern (Abb. 10.2) lieferte zwar keine Funde, die eine eindeutige Interpretation der ursprünglichen Nutzung erlauben, doch besteht aufgrund der Maße der Grube (Größe im oberen Bereich 6,10 x 5,65 Meter, an der Sohle 3,35 x 4,15 Meter) immerhin der Verdacht, dass wir es mit der Grabgrube eines bereits im Frühmittelalter beräumten merowingerzeitlichen Kammergrabes am Rande des Bestat-tungsplatzes zu tun haben.16

Unter den Gräbern, welche auf dem merowingerzeitlichen Bestattungsplatz rings um den hölzernen Pfostenbau angelegt worden waren, sticht das südöstlich des Pfostenbaus gelegene Grab 38/Befund 94 (Abb. 7) hervor. Der in einer 1,38 Meter tiefen, rechteckig-abgerundeten

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Abb. 6: Im östlichen Teil der Umfriedung des merowingerzeitlichen Friedhofs auf dem Frauenberg war ein eingetieftes Grubenhaus mit zwei Firstpfosten eingebunden, das möglicherweise als Eingangsgebäude zum Friedhof diente. (Foto TLDA, S. Jahn)

Grabgrube mit Steindecke bestattete, im Alter zwischen 20 und 25 Jahren verstorbene Krieger gehörte offenbar zur Elite im Nordthüringer Raum. Neben zwei Lanzenspitzen war er mit Schild, Spatha und Langsax ausgestattet. Auffallend ist, dass die Schwerter dem Toten repräsentativ über die Arme gelegt wurden. Besonders hervorzuheben sind die aufwändig mit Silberblech und Silbernieten gearbeitete Scheide des Saxes (Abb. 8.2), die Gürtelgarnitur mit silbernen Riemenzungen sowie silberne Sporen (zu den Beigaben vgl. auch die Beiträge von Maria To-muschat, Norbert Eichelmann, Oliver Mecking und Grit Zimmermann im vorliegenden Band). Mit dieser kostbaren Ausstattung ist der wohl zu Beginn des 8. Jahrhunderts bestattete Krieger vom Frauenberg in eine Reihe mit vergleichbaren Befunden aus den alemannischen und baju-

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Abb. 7: Südöstlich der Kirchenbauten auf dem Frauenberg befand sich Grab 38/Befund 94 mit der Bestat-tung eines reich ausgestatteten Kriegers aus der Zeit um 700. (Foto TLDA, A. Pasch)

warischen Siedlungsgebieten des ostfränkischen Reiches zu stellen (vgl. den Beitrag von Niklot Krohn in diesem Band). Ob die geradezu genormt wirkende Ausstattung ein Hinweis auf eine von der fränkischen Zentralgewalt von außen eingesetzte Elite oder vielmehr ein Zeichen der Akkulturation der thüringischen Oberschicht ist, müssen nicht zuletzt naturwissenschaftliche Untersuchungen am Skelettmaterial zeigen. Gleichwie – die reiche Ausstattung der Toten auf dem Frauenberg mit Waffen und Kleidungsbestandteilen lässt auf den Bestattungsplatz einer Familie schließen, die zu den Großen (viri magnifici) im nördlichen Thüringen gehörte, ähnlich derer, an die wenige Jahre später Bonifatius durch Gregor II. einen Empfehlungsbrief schreiben ließ. Da davon auszugehen ist, dass die auf dem Separatfriedhof bestatteten Personen auch innerhalb der Befestigung gelebt haben, ist mit den Grabungen zweifellos eine Anlage erschlossen worden, die zumindest zeitweise von zentralörtlicher Bedeutung war.17

Bau 2:In Resten erhaltener, rechteckiger Saalbau; Länge zirka 13,85 Meter, Breite zirka 6,80 Meter, mit eingezogenem, 5,65 Meter langem und 5,10 Meter breitem Rechteckchor (Abb. 9).

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Von dem aus Bruchsteinen und mit Kalksteinmörtel errichteten Bau mit einer Mauerstärke von etwa 65 Zentimetern waren unterhalb des darüber liegenden, jüngeren Plattenpflasters lediglich ein bis zwei Steinla-gen von den Fundamenten der Nordmauer, Teile der Süd- und Westmauer sowie Teile der Fundamente des Rechteckchores erhalten. Die Kirche scheint recht bald Schwächen im Baugrund durch die Gräber aufgewiesen haben; so war der nordwestliche Verbindungsquader zwischen Chor und Langhaus schräg in eine Grabgrube abgesunken. Wenige Meter nördlich des Chores befand sich eine kegelstumpfför-mig eingetiefte Zisterne mit einem oberen

Abb. 8.1 und 8.2: Sondershausen, Frauenberg, Langsax mit silberbeschlagener Scheide und ei-serner Schild buckel mit Silberummantelung aus Grab 38/Befund 94. (Foto TLDA, B. Stefan)

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Abb. 9: Sondershausen, Frauenberg, Grundriss der ersten Steinkirche (Bau 2) aus dem 9./10. Jahrhundert.(Zeichnung TLDA, Th. Spazier)

Durchmesser von etwa 1,25 Meter und einer Tiefe von etwa 1,80 Meter. Sie enthielt Reste von Gebrauchskeramik aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Den zum Bau der Kirche verwende-ten Mörtel hatte man nur wenige Meter südöstlich der Kirche im oberen Bereich der erwähnten, in den Felsen gehauenen quadratischen Grube Befund 195 gebrannt (Abb. 10). Unterhalb der Tenne aus Kalkmörtel im oberen Teil der Grube (Flächengröße des Kalkbrennofens: 7,40 x 7,80 Meter) kamen stark verziegelte, horizontale Luftkanäle zu Tage, in deren Füllung sich Keramik des 8. bis 10. Jahrhunderts befand.

Eindeutige Datierungsansätze zur Errichtung von Bau 2 fehlen; anhand der überlieferten Keramik aus den benachbarten Befunden steht der recht lange Zeitraum zwischen dem späten 8. und dem 11. Jahrhundert zur Verfügung. Auffallend ist, dass Chorraum der Steinkirche über dem hölzernen Bau 1 mit dem darin angelegten Grab 41/Befund 98 errichtet wurde. Da die Errich-

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tung der Kirche im Zusammenhang damit zu sehen sind, dass die Gräber der auf dem Friedhof bestatteten Personen offensichtlich eine besondere Verehrung genossen, wäre zu diskutieren, ob in Bau 2 die Eigenkirche des auf den Frauenberg ansässigen Geschlechtes zu sehen ist.18 Welche chronologische Abfolge die Belegung des Friedhofs aufweist und in welchem genauen zeitlichen Verhältnis die Gräber und die Kirche zueinander stehen, müssen künftige Untersuchungen klären.

Bau 3:Kreuzförmige Kirche mit rechteckigem Saal, zwei Kreuzarmen mit Nebenapsiden und Rechteckchor mit Apsis; Gesamtlänge 19,60 Meter, Länge des Saales etwa 8,80 Meter, Breite des Saales etwa 8 Meter, Länge des Querschiffes 6,15 Meter, Breite des Querschiffes zirka 12,75 Meter, Radius der Hauptapsis 2,50 Meter (Abb. 11).

Dem gemörtelten Mauerwerk hatte man aus statischen Gründen vor allem im Bereich des nördlichen Kreuzarmes ein überdimensionales Fundament aus kleineren und größeren Muschel-kalksteinen unterlegt. Große Teile des Kirchenschiffs waren mit einem Fußboden aus unregelmä-ßigen aber sorgfältig gelegten Muschelkalkplatten versehen; im Bereich von Chor und Kreuzarmen

Abb. 10: Sondershausen, Frauenberg, annähernd quadratische Kammer wenige Meter südöstlich der Kir-che, die im oberen Bereich als Kalkbrennofen genutzt und mit Siedlungsresten verfüllt worden war. Möglicherweise handelt es sich um eine bereits im Mittelalter ausgeräumte Grabkammer aus der jüngeren Merowingerzeit. (Fotos TLDA, S. Jahn)

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fehlten diese Bodenplatten weitestgehend. In der umgelagerten Deckschicht wurden Fragmente von steinernen Architekturteilen, wie Rundstäbe von Fenstergewänden sowie zahlreiche Werksteine mit Scharrierung, gefunden. Die Art der Steinbearbeitung und die Formgebung der Kirche sprechen für eine Entstehung während des 12./13. Jahrhunderts. Ein weiteres Indiz für die Datierung des jüngsten Steinbaus lieferte eine nordwestlich des Kirchenschiffes angetroffene, konisch-muldenförmig eingetiefte Zisterne (Innendurchmesser 1,90 x 2,25 Meter), deren oberer Rand mit dreilagigen Muschelkalksteinen eingefasst war. Sie durchschnitt den Umfassungsgraben von Bau 1; von ihrem südlichen Rand verlief ein offener, in Werksteinen aus Muschelkalk gesetzter Zulaufkanal, über den offensichtlich Wasser vom Dach abgeleitet wurde. Das in der Zisterne enthaltene Fundmaterial des

Abb. 11: Sondershausen, Frauenberg, Grundriss der zweiten Steinkirche mit kreuzförmigem Grundriss (Bau 3) aus dem 12./13. Jahrhundert. (Zeichnung TLDA, Th. Spazier)

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13. Jahrhunderts ergab zumindest einen zusätzlichen terminus ante quem für die Errichtung des bis etwa 1570 bezeugten Kirchenbaus. Weitere Grabungen auf dem Frauenberg müssen zeigen, ob die Zisternen der Sicherung des allgemeinen Wasserbedarfs dienten und auch anderen Gebäuden solche Zisternen zugeordnet waren, oder ob die Zisternen an den Kirchen als Speicher für das Taufwasser dienten.

Sicher scheint, dass die Kirche auf dem Frauenberg auch im Spätmittelalter eine besondere Rolle spielte, worauf beispielsweise die Bestattungen von Säuglingen unmittelbar an den Außen-mauern hinweisen. Es handelte sich hierbei um ungetauft verstorbene, sogenannte „Traufkinder“, die durch das vom Dach ablaufende Wasser gesegnet werden sollten.19

N

0 5 10m

Erdbestattung

Pferdebestattung

Bestattung Pferd/Mensch

Abb. 12: Sondershausen-Bebra, Gesamtplan des 2004–2006 am Fuße des Frauenbergs ausgegrabenen Sepa-ratfriedhofes des späten 7. und beginnenden 8. Jahrhunderts. (Zeichnung TLDA, K. Bielefeld, Th. Spazier)

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Frühmittelalterliche Besiedlungsspuren auf dem Frauenberg

Um Anhaltspunkte zu erlangen, ob, in welchen Zeitabschnitten und in welcher Weise das Plateau des Berges zur Zeit der Belegung des Friedhofs besiedelt war, wurden 2011 Sondagegrabungen im Bereich der Wälle der „Kernburg“ vorgenommen. Insgesamt erstreckt sich die größte Ausdehnung des befestigten Teils des Plateaus insgesamt auf circa 800 Metern Länge und 300 Metern Breite. Allein der durch Wälle geschützte, nördliche Teil der Anlage weist eine Flächengröße von circa acht Hektar auf, wobei die Höhe der Wälle teilweise noch mehr als drei Meter beträgt. Es ist dabei durchaus möglich, dass hier ältere Befestigungen im Frühmittelalter wieder genutzt wurden.

Bereits im Vorfeld durchgeführte geomagnetische Messungen gaben im Bereich der inneren Wälle Hinweise auf Besiedlungsaktivitäten (vgl. den Beitrag von Tim Schüler im vorliegenden Band). Daraufhin wurde ein 30 Meter langer und drei Meter breiter Schnitt durch den inneren Wall angelegt. Für den Wall selbst ergab die Untersuchung eine Stein-Erde-Holz-Konstruktion – eine Schüttung aus Muschelkalkschotter im Kern des Walles sowie eine verbrannte Kastenkonstruktion, die an der Innenseite des Walles hinter der Wallkrone aufgesetzt war. In der Wallschüttung fanden sich keine datierenden Funde, doch wurde die Wallschüttung im östlichen Bereich durch ein frühmittelalterliches Grubenhaus des 9./10. Jahrhunderts geschnitten. Ein weiteres, offensichtlich zeitgleiches Grubenhaus mit Ofen in der Nordwestecke wurde unmittelbar westlich des Walles aufgedeckt. An der östlichen Schmalseite enthielt es mehr als 34 ungebrannte Webgewichte.

Von herausragender Bedeutung für die Besiedlungsgeschichte des Frauenberges ist darüber hinaus ein Befund westlich des Sondageschnitts von 2011: Zwischen dem als Hauptbefestigung der „Kernburg“ anzusprechenden Doppelwall und dem beschriebenen inneren Wall verläuft spitzwinklig zu letzterem in Nord-Süd Richtung ein nur circa 1,40 Meter tiefer Graben mit tra-pezförmigem Querschnitt. Während die äußere, westliche Seite nahezu senkrecht abfällt, verläuft die Grabensohle nach Osten flach aus – angesichts der Form des Grabens möchte man an eine Reiterfalle denken. In der Füllung des Grabens fanden sich große Mengen Siedlungs- und Werk-stattabfälle in Form von Keramik, darunter Drehscheibenkeramik, Tierknochen, Bronzeblechhalb-fabrikate und -abfälle sowie von eisernen Gerätschaften zur Holz- und Metallverarbeitung. Eine erste Durchsicht der Funde ergab eine Nutzung des Platzes zumindest seit dem 7. Jahrhundert. Insbesondere die große Zahl punzenähnlicher Eisengeräte sowie Halbfabrikate weisen den Platz als Werkstatt aus. Ein wesentliches Indiz für die erneute Befestigung in nachfolgenden Jahrhunderten gibt eine nur 18,60 Meter vor den inneren Wall vorgelagerte, 1,10 Meter starke, in Kalkmörtel gesetzte Mauer, von der die untersten Steinlagen im Sondageschnitt 2011 erfasst wurden und deren weiterer Verlauf im digitalen Geländemodell (vgl. Beitrag Schüler Abb. 4) sichtbar ist. Leider fehlen hier bislang datierende Funde, so dass über die Bauzeit lediglich Vermutungen ausgesprochen werden können.20

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Der Separatfriedhof mit Zeremonialbau von Sondershausen-Bebra

Entlang einer Streckenführung, die sicher seit dem frühen Mittelalter, vermutlich aber bereits auch zu-vor als Verkehrsweg genutzt wurde, konnten 2004 bis 2006 im Vorfeld des Baus einer Ortsumfahrung der B 4 südlich und westlich von Sondershausen neben zahlreichen Befunden anderer Zeitabschnitte auch frühmittelalterliche Befunde archäologisch erschlossen werden. Geomorphologisch bietet sich in diesem Bereich die beste Möglichkeit, die Hainleite zu überqueren. Dem Verlauf des Baches Bebra folgend, öffnet sich hier ein etwa ein Kilometer breiter und 3,5 Kilometer langer Einschnitt zum Tal der Wipper. Im Schutz der Berghänge boten auch die Talflanken günstige Siedlungsvoraussetzungen. Beherrschendes landschaftliches Element nördlich des Hainleitepasses ist der Frauenberg mit seinen seit langem bekannten Befestigungsanlagen. In Blickverbindung zum Frauenberg fand sich bei den Grabungen 2005/06 ein zweiter, 23 Gräber umfassender Bestattungsplatz mit reich ausgestatteten Toten der adligen Oberschicht aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts und beginnenden 8. Jahrhunderts (Abb. 12).21 Anlage und Ausstattung des Friedhofs weichen vor allem beim Grabbau von den bekannten Mustern im nördlichen Thüringen ab. Erstmals konnten für den Raum nörd-lich des Thüringer Waldes große Holzkammergräber aus der späten Merowingerzeit nachgewiesen werden. Christliche Symbole und Zeichen auf Schmuckstücken des Friedhofs lassen erkennen, dass offensichtlich die meisten Vertreter der Siedlungsgemeinschaft Christen waren. Hingewiesen werden muss an dieser Stelle insbesondere darauf, dass die männliche Zentralbestattung des Friedhofs von Sondershausen-Bebra – ein 40 bis 60 jähriger Mann offenbar mit einer vergleichbaren Ausstattung wie der Krieger aus Grab 38 auf dem Frauenberg versehen gewesen sein muss: als einziger Hinweis auf die Bewaffnung des in einer repräsentativen Grabkammer bestatteten und wenige Jahre nach Grablegung ausgeraubten Mannes fand sich dort ein gleichartiger Saxscheidenbeschlag wie jener vom Frauenberg. Weitere naturwissenschaftliche Untersuchungen werden zu klären haben, ob die beiden Toten in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander standen.

Auch auf dem Bestattungsplatz von Sondershausen-Bebra konnten die Pfostenstandspuren eines hölzernen Gebäudes mit einer Größe von 10 × 5 Meter und einer etwa 5,50 × 6 Meter großen Nutzfläche nachgewiesen werden, bei dem es sich, wie bei dem ersten Sakralbau auf dem Frauenberg, um eine christliche Memorialkapelle gehandelt haben könnte. Der zweischiffige Bau mit jeweils drei Pfosten an den Außenseiten, einem Mittelpfosten und zwei weit nach außen gestellten Giebelpfosten lässt sich am ehesten als Gebäude mit ‚schiffsförmigem’ Grundriss mit Lehm- oder Flechtwerkwänden und Walmdach rekonstruieren (Abb. 13).

Zwar fehlen eindeutige Beweise dafür, dass die Gräbergruppe und das Gebäude tatsächlich zeitgleich sind; aus dem Lageverhältnis zu den Gräbern ist jedoch ein hohes Maß an Wahr-scheinlichkeit abzuleiten, dass der Holzbau und die Belegung des Friedhofes in Zusammenhang zueinander standen, zumal vergleichbare Gebäudeformen weder in der Spätbronze- und Hall-stattzeit noch unter den Hausgrundrissen merowingerzeitlicher Siedlungen zu finden sind. Die westostwestliche bis ostnordöstliche Ausrichtung entspricht der Hauptausrichtung der Gräber, die sich damit deutlich von der stringenten Orientierung der Gräber auf dem Frauenberg unter-scheidet – eine Beobachtung, die noch weiter zu diskutieren wäre. Ob es sich bei dem Gebäude

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ausschließlich um eine Friedhofskapelle für das christliche Totengedächtnis handelte oder ob es auch noch dem traditionellen Ahnenkult in Anlehnung an uralte Gebräuche diente, wird dagegen ungewiss bleiben müssen. An traditionelles Totenritual knüpft auf jeden Fall die Bestattung von Pferden an (vgl. den Beitrag von Hans-Volker Karl im vorliegenden Band), ein Brauch der sich seit dem 5. Jahrhundert vom Thüringer Königreich aus über weite Teile Europas ausbreitete.22

Die Hainleite im Frühmittelalter – Grenze oder Kommunikationsachse?

Im Norden des inneren Thüringer Beckens bilden die sicher schon während des frühen Mit-telalters bewaldeten Höhenzüge Dün und Hainleite eine naturräumliche Grenze, die auch im archäologischen Fundaufkommen ihren Niederschlag findet. Nördlich und südlich der Hainleite lässt sich die Besiedlung trotz älterer Ortsnamen – sicher quellenbedingt – nur punktuell archä-ologisch nachverfolgen; die Belegung der wenigen, vor Entdeckung der beiden Sondershäuser

Abb. 13: Sondershausen-Bebra, Grundriss und Rekonstruktionsversuch des hölzernen Gebäudes auf dem Separatfriedhof von Sondershausen-Bebra. (Zeichnung TLDA, G. Schade)

33

Helbe

Gramme

Hasel

Schwarza

Saale

Hainleite

Bernshausen

Hasenburg

SondershausenSachsenburg

Monraburg

Erfurt

Mühlberg

Ky�häuser

GroßerAuerberg

Schmücke

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Hörsel

Wehre

Werra

Felda

Ulster

Helme

Unstrut

Wipfra

Zorge

Wieda

Wipper

Befestigungen

Vermutete Befestigungen

Wichtige Fundorte

Siedlungsgebiet 7.-8. Jh.

Sächsisches Siedlungsgebiet

Mühlhausen

Heiligenstadt

Nordhausen

Sundhausen

Bad Frankenhausen

Bilzingsleben

Sömmerda

Sundremda

Kaltenwestheim

Wandersleben

Bliederstedt

Badra

Abb. 14: Aus der Verbreitung der Fundstellen der späten Merowingerzeit geht hervor, dass der Schwer-punkt der thüringischen Besiedlung im 7./8. Jahrhundert im zentralen Thüringer Becken lag. Aus der Region zwischen Hainleite und Harz waren bislang nur vereinzelte Funde bekannt. Während nördlich und östlich des Harzes Sachsen und Slawen ansässig waren, gehörte das Gebiet südlich des Thüringer Waldes zum mainfränkischen Herzogtum. In Abständen von etwa 25 km finden sich befestigte Flachland- und Höhensiedlungen. Diese Burgen besaßen zentralörtliche Funktion und dienten als Grenzbefestigung zu den benachbarten Sachsen und Slawen. (Entwurf Verf; Zeichnung K. Bielefeld)

34

Abb. 15: Im 19. Jahrhundert gefundene merowingerzeitliche Lanzenspitze von der Hainleite bei Immen-rode aus der Sammlung des Schlossmuseums Sondershausen. (Foto Schlossmuseum Sondershausen, H. Röttig)

Fundstellen bekannten Bestattungsplätze endete in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts.23 Da die Bewaldung systematische bodendenkmalpflegerische Forschungen erschwert, sind Sachzeugnisse des Frühmittelalters aus den Waldgebieten, wie etwa die zweiteilige bronzene Gürtelschnalle von Seega,24 eher die Ausnahme. Intensiver wurde seit dem 19. Jahrhundert das Umfeld bekannter Burganlagen wie der Sachsenburg beobachtet. Die von dort stammenden Funde, darunter zwei merowingische Goldmünzen und ein eiserner Ango aus dem 6. Jahrhundert, werden von der Forschung zu Recht als Hinweise einer Befestigung über der sogenannten Sachsenburger Pforte, dem Durchbruch der Unstrut durch Hainleite und Kahler Schmücke, gedeutet (vgl. den Beitrag von Volker Schimpff im vorliegenden Band). Damit reiht sich diese Anlage in ein System von Befestigungen am Nordostrand des Ostfränkischen Reiches ein (Abb. 14).25 Bei den bisherigen Forschungen keine Berücksichtigung fanden mehrere Fundobjekte aus dem Frühmittelalter, die in der Sammlung des Schlossmuseums Sondershausen unter den Inventarnumern Vw 168 und 169 aufbewahrt werden. Es handelt sich dabei um mindestens eine eiserne Lanzenspitze aus dem 7. oder beginnenden 8. Jahrhundert aus einem auf der Hainleite bei Immenrode gefundenen Konvolut (Abb. 15) sowie um drei merowingerzeitliche Saxklingen, die zusammen mit anderen eisernen Gerätschaften auf der Hainleite im Bebraer Forst gefunden wurden (Abb. 16). Auch mit Blick auf Detektoraufsamm-lungen der vergangenen Jahre, die etwa im Zuge der Beräumung eines Truppenübungsplatzes auf der benachbarten Finne ebenfalls eiserne Waffen aus dem 6. und 7. Jahrhundert enthielten, muss für die Waldgebiete der Hainleite von weit intensiveren Aktivitäten im Frühmittelalter ausgegangen werden, als bisher angenommen. Neuere archäologische Feldforschungen auf nicht bewaldeten Plätzen im Altsiedelland an der Südabdachung der Hainleite erbrachten deshalb erwartungsgemäß Belege für die Besiedlung der Region seit dem 7. Jahrhundert.26

Der Schlossberg bei Badra

Etwa zeitgleich mit der Freilegung der Kirche auf dem Frauenberg erfolgte im 19. Jahr-hundert auch eine Ausgrabung auf dem im Karstgebiet nördlich der Windleite gelegenen Schlossberg bei Badra,27 die von der Forschung zum frühen Mittelalter in Thüringen bisher

35

Abb. 16: Bei Forstarbeiten im 19. Jahrhundert gefundene merowingerzeitliche Saxklingen aus der Samm-lung des Schlossmuseums Sondershausen. Sind sie Zeugen kriegerischer Handlungen, von denen die historischen Quellen immer wieder berichten? (Foto Schlossmuseum Sondershausen, H. Röttig)

wenig beachtet worden ist. Innerhalb einer im Vergleich zum Frauenberg sehr viel kleineren Wallanlage wurde dort der Grundriss einer 20 Meter langen und 8 Meter breiten Saalkirche mit Apsis aufgedeckt (Abb. 17). An der Nordseite der Kirche schloss sich ein 17,50 Meter langes und 3,50 Meter breites Gebäude mit zellenartiger Unterteilung sowie im Norden ein weiterer 15 x 16 Meter großer Raum (?) an (Abb. 18). Wesentliche Anhaltspunkte für die zeitliche Einordnung der Kirche gibt die urkundliche Erwähnung ihrer Erneuerung als Wallfahrtskirche St. Petri im Jahr 1262 aber auch ein bei den Grabungen im Bereich der Apsis erschlossenes, profiliertes Sockelgesims. Bereits im 19. Jahrhundert lieferten die Funde von Perlen mit farbigem Glasschmelz und zwei eisernen Pfeilspitzen auch Hinweise auf die Nutzung des Areals im Frühmittelalter.28 Unweit der Befestigung fand Kreisbodendenkmal-pfleger Peter Steinhardt in den 1990er Jahren eine an den Beginn des 8. Jahrhunderts zu datierende bronzene Riemenzunge mit Rautenmuster (Abb. 19, 1) sowie Glas- und Bergkri-stallperlen, darunter auch tropfenförmige transluzid-dunkelblaue Glasperlen (Abb. 19, 2), die auf zerstörte Gräber des 7./8. Jahrhunderts hindeuten.29

Hinsichtlich der fortifikatorischen Situation ist die in die Goldene Aue vorgeschobene Lage des befestigten Areals durchaus mit jener des Frauenbergs vergleichbar, doch muss es künftigen Forschungen vorbehalten bleiben, herauszufinden, ob auch die Kirche auf dem Schlossberg bei Badra einen merowingerzeitlichen Vorgänger hatte. Immerhin lassen die wenigen Hinweise er-kennen, dass unsere Kenntnis der frühmittelalterlichen Infrastruktur immer noch sehr lückenhaft ist und viel Raum für Spekulationen bietet.

36

Abb. 17: Im Gipskarstgebiet „Badraer Schweiz“ ragt der Schlossberg in die Goldene Aue. Seine Wallan-lagen wurden bereits im 19. Jahrhundert dokumentiert. (Protokoll C. Picard und K. A. von Wolffersdorf in den Akten des Geschichts- u. Altertumsvereins zu Sondershausen, Bd. VIII, Bl. 88 ff.; Schlossmuseum Sondershausen)

Abb. 19.1: Bronzene Riemenzunge aus dem Um-feld des Schlossberges bei Badra (Foto Schloss-museum Sondershausen, H. Röttig)

37

Abb. 18: Bei Grabungen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auf dem Schlossberg bei Badra eine Kirche aufgedeckt, die in Größe und Gestalt Bau 3 auf dem Frauenberg ähnelt. Im Sockelbereich der Apsis wurde ein profiliertes Gesims gefunden, das auf eine Errichtung im 12./13. Jahrhundert schließen lässt.(Akten des Geschichts- u. Altertumsvereins zu Sondershausen, Schlossmuseum Sondershausen)

Abb. 19.2: Glas- und Bergkristallperlen des 7./8. Jahrhunderts aus dem Umfeld des Schlossberges bei Badra. (Foto Schlossmuseum Sondershausen, H. Röttig)

38

Frühmittelalterliche Grabfunde im Högk bei Bliederstedt

Der wenige Kilometer südlich der Hainleite gelegene Högk bei Bliederstedt war einer der markanten Grabhügel, die bis ins 19. Jahrhundert auch im Thüringer Becken in größerer Zahl von der reichen ur- und frühgeschichtlichen Besiedlung der Region kündeten. Viele dieser Hügel fielen einer absichtlichen Zerstörung, zahllose weitere der Bodenerosion in den intensiv landwirtschaftlich bewirtschafteten Regionen zum Opfer; nur gelegentlich blieben Funde und Befundinformationen erhalten. Die Kenntnis der Funde und Befunde aus dem in zwei Etappen 1883 und 1891 abgetragenen Högk ist leider nur fragmentarisch. Wesentliche Angaben hierzu verdanken wir abermals Forstmeister Karl Adolph von Wolffersdorf, der 1892 gemeinsam mit Lehrer Carl Picard in einem Gespräch mit dem Bliederstedter Bürgermeister Zeitz die Umstände zu ergründen suchte, die zur Auffindung der in die Sammlung des Sondershäuser Geschichts- und Altertumsvereins gelangten Funde geführt hatten.30 Die in der Folgezeit veröffentlichten unter-schiedlichen Angaben zu den Fundstücken lassen sich durch den Bericht zwar nicht vollständig

Abb. 20: Notizen und Skizzen zu den Fundumständen der frühmittelalterlichen Gräber aus dem Högk bei Bliederstedt in einem Gesprächsprotokoll von 1892. (Akten des Geschichts- u. Altertumsvereins zu Sondershausen Bd. VIII, Bl. 48; Schlossmuseum Sondershausen).

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synchronisieren,31 immerhin enthält die Niederschrift dieses Gesprächs aber eine Lage- und eine Profilskizze der Gräber (Abb. 20).

Der Hügel war ursprünglich in der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. von den Trägern der Schnurkeramischen Kultur errichtet worden. Am Ende des 7. zum beginnenden 8. nachchristlichen Jahrhundert bestattete man nochmals mindestens drei Tote in dem Hügel. Eines der drei 1891 freigelegten Gräber war mit einer Spatha mit messingtauschiertem Knauf und Parierstange (Abb. 21,1–2), einem Sporn mit silberummanteltem Dorn (Abb. 21,3), Resten von zwei Messern und nicht näher definierbaren Eisenresten sowie einer sogenannten bronzenen Sacknadel (Abb. 21,4) ausgestattet. Die in den älteren Publikationen aufgeführte Stoßlanze, ein Sax und eine bronzene Pinzette lassen sich anhand der Unterlagen im Schlossmuseum Sonders-hausen nicht eindeutig einem Grab, aber mit einiger Sicherheit der gleichen Zeitstufe zuweisen.

Einen wichtigen Anhaltspunkt für die Datierung der Gräber liefert vor allem die Spatha: Schwerter mit Messingtauschierung wurden in süddeutschen Werkstätten am Ende des 7. und beginnenden 8. Jahrhundert gefertigt und waren im Besitz sozial höher gestellter Personengruppen. Zur typischen Beigabenausstattung dieser Zeit zählten nahezu regelhaft wie in Bliederstedt auch sogenannte Sacknadeln und Sporen, die in reicher ausgestatteten Gräbern häufig mit einem mit Edelmetallblech ummantelten Dorn versehen sind.

Den besonderen sozialen Status der im Bliederstedter Högk bestatteten Personen unter-streicht die Beisetzung in einem Grabhügel. Sowohl die Anlage von Grabhügeln als auch die Nachbestattung in mitunter wesentlich älteren Grabhügeln wurden im Frankenreich überwiegend östlich des Rheins angewandt.32 Der dahinter steckende Gedanke ist deutlich: man wollte sich gegenüber den übrigen in dieser Zeit mehrheitlich in Flachgräbern bestatteten Toten abgren-zen. Der Anstieg der Zahl der in Hügeln bestatteten Personen ab dem 7. Jahrhundert verläuft parallel zur Abnahme des politischen Einflusses der Merowingerdynastie. In den Randgebieten des fränkischen Reiches ist die immer wieder angewandte Bestattung in Hügeln gewissermaßen als Demonstration von Macht und Einfluss und als Gegenreaktion auf die Einführung eines institutionell geregelten Christentums zu sehen.33

Das frühe Mittelalter in der Goldenen Aue

Die Siedlungsgunst der fruchtbaren Niederung der Helme bewog die Menschen seit der Jung-steinzeit, sich dort niederzulassen. Bis ins 11. und 12. Jahrhundert hinein wurde das Gebiet im Frühling und Herbst jedoch immer wieder großflächig überschwemmt und war nur an wenigen Stellen passierbar. Lange Zeit stellte auch für die Goldene Aue leidglich ein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdecktes einzelnes Grab einen archäologischen Beleg für die durch schrift-liche Quellen vor allem für das 9. Jahrhundert bezeugte, bewegte Geschichte dieser Region im Frühmittelalter dar. Das mit Sax, Messer, Lanzenspitze, Schildbuckel und mehreren Riemen- und Gürtelbeschlägen ausgestattete Grab eines Kriegers aus dem 7. Jahrhundert wurde westlich von Nordhausen im Umfeld der Wüstung Niedersalza angetroffen und gehörte möglicherweise zu

40

Abb. 21: Das wertvollste Ausstattungsstück aus ei-ner der im Högk bei Bliedersetedt angetroffenen Bachbestattungen der Merowingerzeit war eine Spatha mit Messingtauschierung an Griffknauf und Parierstange (21.1 und 21.2). (Foto Schlossmuseum Sondershausen, H. Röttig)

21

41

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Den hohen sozialen Status des Bestatteten belegen auch weitere Ausstattungsstücke wie ein eiserner Sporn mit silberumwickeltem Dorn und eine bron-zene Nadel (21.3 und 21.4). (Foto Schlossmuseum Sondershausen, H. Röttig)

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einem größeren merowingerzeitlichen Friedhof.34 Besonders bemerkenswert ist das Fragment einer mit Schilddorn versehenen Gürtelschnalle mit goldtauschiertem Messingbügel und profilierter eiserner Beschlagplatte, die ebenfalls aufwändig mit einem aus Gold- und Silberfäden gestalteten Tauschierdekor verziert ist.35 Außerdem sind zwei der verzinnten bronzenen Riemenbeschläge im sogenannten Tierstil II mit Adler- und Eberköpfen verziert (Abb. 22). Die historische For-schung vermutet für die Zeit nach 720 die Anlage eines Königshofes im Gebiet der heutigen Stadt Nordhausen – im Umfeld ist Anfang des 9. Jahrhunderts Reichsbesitz ausgewiesen; 802 übertrug Karl der Große der Reichsabtei Hersfeld Güter in Salza.36

Durch die intensive bodendenkmalpflegerische Erforschung der Goldenen Aue, insbesondere durch den ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Kurt Lützkendorf, verdichtete sich das Bild der frühmittelalterlichen Besiedlung. Durch die wissenschaftliche Bearbeitung des Fundgutes durch Mathias Seidel konnte eine Besiedlung der Goldenen Aue seit dem 5./6. Jahrhundert an verschiedenen Stellen anhand von Oberflächenfunden nachgewiesen werden.37

Abb. 22: Edelmetallbeschläge aus einer westlich von Nordhausen im Umfeld der Wüstung Niedersalza angetroffenen Bestattung eines Kriegers aus dem 7. Jahrhundert. (Foto TLDA, B. Stefan)

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Besonders aufschlussreich war schließlich die Entdeckung eines größeren Reihengräberfeldes westlich der Ortslage Sundhausen, von dem 1997 im Zuge des Baus der Ortsumfahrung Sund-hausen der Bundesstraße B 4 auf einer Fläche von rund 700 m² insgesamt 278 Gräber untersucht werden konnten.38 Die überwiegende Zahl der Gräber enthielt keine Ausstattungsgegenstände, nur bei dreizehn der Skelette konnten Eisenreste im Beckenbereich (Schnallen und Feuerstähle) oder eiserne Messer nachgewiesen werden, zwei Frauen trugen bronzene Ohrringe, eine dazu eine Perlenkette. Nur einer der Verstorbenen war mit seinem Sax, einem Messer und einem Gürtel mit Riemenzunge bestattet worden; einem Kind hatte man einen Knochenkamm und einen aus dem Rheinland stammenden Glasbecher (einen sogenannten Tummler) aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts mit ins Grab gegeben. Die Tatsache, dass so wenige Tote mit ihrer Ausstattung bestattet wurden, liegt zum einen offensichtlich darin begründet, dass wir den Friedhof einer Dorfbevölkerung erfasst haben, zum anderen darin, dass nach dem Ende des 7. Jahrhunderts bei christlichen Bestattungen keine Beigaben mehr mit ins Grab gelegt wurden. Falls sich nicht ältere beigabenführende Gräber im noch nicht ausgegrabenen Teil des Friedhofs befinden, kann davon ausgegangen werden, dass mit den ältesten Gräbern des Sundhäuser Bestattungsplatzes der Beginn des frühmittelalterlichen Landesausbaus in der Goldenen Aue erfassen worden ist, in dessen Folge auch viele der heutigen Ortschaften entstanden. Der Nachweis von Reichsbesitz in der Folgezeit und die sogenannten schematischen Ortsnamen auf –hausen (vgl. den Beitrag von Volker Schimpff im vorliegenden Band) unterstreichen schließlich die Bedeutung einer Region,39 mit deren genauerer archäologischer Erforschung wir trotz aller bisher bereits gewonnenen Erkenntnisse noch immer am Anfang stehen.

Anmerkungen

1 Der bis in unser Jahrhundert hinein einzige be-kannte Befund des Sondershäuser Raumes aus dieser Zeit war ein Kriegergrab mit der Beiga-be eines Saxes und einer Pinzette, das 1869 am Galgenberg in der Nähe des heutigen Bahnhofs gefunden wurde. Des Weiteren kamen nördlich der Hainleite bei Steinthaleben und bei Bad Fran-kenhausen merowingerzeitliche Friedhöfe zutage, deren Belegung bis in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts reicht; vgl. Schmidt, Berthold: Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland, Katalog Nord- und Ostteil (Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle, Bd. 29), Berlin 1975, S. 56 f. u. S. 52 f.

2 Z. B. meyer, karl und richard rackWitZ: Der Helmegau, Halle/Saale 1888; höfer, Paul: Die Frankenherrschaft in den Harzlandschaften. – In: Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte

und Altertumskunde, Bd. 40, 1907, S. 115–179; derS., Die sächsische Legende zum thüringisch-fränkischen Krieg 531 n. Chr. – In: Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Altertumskunde, Neue Folge, Bd. 17, 1907, S. 1–80.

3 liliencron, rochuS Von (Hg.): Düringische Chronik des Johann Rothe (Thüringische Ge-schichtsquellen, Bd. 3), Jena 1859, S. 170 u. 177; siehe auch Binhard, JohanneS: Thüringische Chronica 1613. Die Thüringer Chronik von den Anfängen bis zum Dreißigjährigen Krieg (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1613, Bad Langensalza 1999), S. 55.

4 erSch, Johann Samuel und Johann gottfried gruBer, Allgemeine Enzyklopädie der Wissen-schaften und Künste, Sektion 2, Teil 15, Leipzig 1838, S. 164 ff.

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5 irmiSch, thilo: Auf dem Frauenberge 1817. – In: derSelBe, Beiträge zur Schwarzburgischen Heimatskunde Bd. 2, Sondershausen 1906, S. 112 f.

6 Den wohl nachhaltigsten Einfluss auf die Ent-wicklung der archäologischen Forschung und Denkmalpflege in Mitteldeutschland dürfte die Gründung des „Thüringisch-Sächsischen Vereins für Erforschung des vaterländischen Altertums und Erhaltung der Denkmale“ 1819 ausgeübt haben. Im Jahr 1821 veröffentlichte die damalige Direktion des Vereins unter dem Titel „Wunsch und Bitte im Betreff der unter der Oberfläche der Erde verborgenen Denk-male der Vorzeit“ einen Aufruf zum Schutz von Bodendenkmalen, der in Thüringen weite Ver-breitung fand und u. a. am 18. Februar 1822 im „Wöchentlichen Frankenhäusischen Intelligenz-Blatt“, 8. Stück, abgedruckt wurde.

7 kaufmann, Sylke und dieter: Goethe, der säch-sisch-thüringische Verein und die Entwicklung der Altertumskunde in den Jahrzehnten nach 1800, Langenweißbach 2001, S. 77.

8 Bericht zur Freilegung: Regierungs- und Nach-richtsblatt des Fürstentums Schwarzburg-Son-dershausen 1873, S. 135–152; die eigentlichen Grabungsunterlagen konnten bisher in den ver-fügbaren Archivbeständen nicht aufgefunden werden. – Vgl. engler, carolin: Archivalische Quellen zum Archidiakonat Jechaburg und der ersten Grabung auf dem Sondershäuser Frauen-berg. Unveröffentlichter Werkstattbericht, Mar-tin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Philo-sophische Fakultät I, Institut für Geschichte, Sommersemester 2010.

9 irmiSch, thilo: Beiträge zur Schwarzburgischen Heimatskunde, Bd. 1, Sondershausen 1905, S. 359–363.

10 ZSchieSche, Paul: Die vorgeschichtlichen Burgen und Wälle auf der Hainleite. Die vorgeschicht-lichen Burgen und Wälle in Thüringen, Bd. 2,3 (Vorgeschichtliche Alterthümer der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete Abtheilung, Bd. 1,11), Halle 1892, S. 9–13. Paul Zschiesche hatte über die Historische Kommission der Provinz Sachsen bereits 1887 beim fürstlichen Ministerium Sondershausen eine Genehmigung

zu Forschungen auf dem Frauenberg bean-tragt (ThStA Rudolstadt, Akten des fürstlich Schwarzburgischen Ministeriums, zitiert nach engler, wie Anm. 8).

11 Z. B. caemmerer, erich: Überblick über die Vor- und Frühgeschichte des Sonderhäuser Ge-bietes, besonders auf Grund der Funde im städ-tischen Museum. – In: Mitteilungen des Vereins für deutsche Geschichts- und Altertumskunde in Sondershausen, Bd. 10, 1940, S. 7– 41, und greSky, Wolfgang: Der thüringische Archi-diakonat Jechaburg. Sondershausen 1932, S. 8 f., der auf dem Frauenberg eine heidnische Kultstätte vermutet, an dessen Stelle später die Marienkapelle errichtet worden sei; eine Vermutung, die später auch nochmals Günter Behm-Blancke (Behm-Blancke, günter: Hei-ligtümer der Germanen und ihrer Vorgänger in Thüringen. Die Kultstätte Oberdorla, Bd. 1 [Weimarer Monographien zur Ur- und Frühge-schichte 38,1], Stuttgart 2003, S. 254) aufgriff.

12 Die Untersuchungen wurden von der Stadt Sondershausen (örtliche Grabungsleitung Sybille Jahn) mit Unterstützung des Thürin-gisches Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie unter wissenschaftlicher Leitung des Verfassers durchgeführt, eine wissenschaft-liche Auswertung befindet sich in Vorbereitung; vgl. vorerst Walter, diethard: Die Kirche auf dem Berg…. Ausgrabungen auf dem Frauen-berg. – In: derSelBe (Red.), Entdeckungen um den Frauenberg. Ein Berg gibt seine Geheim-nisse preis, Langenweißbach 2011, S. 32–33; derSelBe/niklot krohn und SyBille Jahn: Der Frauenberg bei Sondershausen, Kyffhäuserkreis – ein frühmittelalterlicher Zentralort im nörd-lichen Thüringen. – In: ettel, Peter und lu-kaS Werther (Hg.), Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters in Süddeutschland. Tagung des Römisch-Germanischen Zentralmu-seums Mainz und der Friedrich-Schiller-Univer-sität Jena vom 7.–9.10. 2011 in Bad Neustadt an der Saale (RGZM-Tagungen, Bd. 18), Mainz 2013, S. 249–258; derSelBe, Neue Ausgrabungs-ergebnisse zu frühmittelalterlichen Kirchen in Nordthüringen. – In: Alt-Thüringen 43, 2013, S. 61–72 (im Druck).

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13 krohn, niklot: Memoria, fanum und Fried-hofskapelle. Zur archäologischen und religi-onsgeschichtlichen Interpretation von Holz-pfostenstrukturen auf frühmittelalterlichen Bestattungsplätzen. – In: Bücker, chriStel et al. (Hg.), Regio Archaeologica. Archäologie und Geschichte an Ober- und Hochrhein. Fest-schrift für Gerhard Fingerlin zum 65. Geburts-tag (Internationale Archäologie, Studia hono-raria, Bd. 18), Rahden/Westf. 2002, S. 311–335. Vgl. hierzu auch den Beitrag von Niklot Krohn im vorliegenden Band.

14 krohn (wie Anm. 13), S. 315, Abb. 3,6 und 8. 15 Bestimmung Dr. Ralf-Jürgen Prilloff, Wolmir-

stedt.16 Vgl. die Größen der Grabgruben für die Wa-

gengräber des 6./7. Jahrhunderts von Krefeld-Gellep mit 6,50 x 4,20 x 4 Metern (Pirling, renate: Das römisch-fränkische Gräberfeld von Krefeld-Gellep 1964–1965 [Germanische Denk-mäler der Völkerwanderungszeit, Reihe B, Bd. 10] Teil 2, Katalog und Tafeln, Berlin 1964/65, S. 6), Zeuzleben mit 5,20 x 3,20 x 4 Metern (WamSer, ludWig: Eine thüringisch-fränkische Adels- und Gefolgschaftsgrablege des 6./7. Jh. bei Zeuzleben [Wegweiser zu vor- und frühge-schichtlichen Stätten Mainfrankens, Heft 5], Würzburg 1984), Erfurt-Gispersleben mit 4,80–4,95 x 3,90–4,10 x 1,85 Metern (timPel, Wolf-gang: Das altthüringische Wagengrab von Er-furt-Gispersleben. – In: Alt-Thüringen 17, 1980, S. 181–238) und Šakvice (okr. Březlav, Tsche-chien) mit 5,60 x 3,90 x 7,50 Metern (martin, max: Merowingerzeitliche Wagengräber. – In: QuaSt, dieter [Hg.], Weibliche Eliten in der Frühgeschichte. Internationale Tagung vom 13. bis zum 14. Juni 2008 im RGZM im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Eliten“ = Fe-male elites in protohistoric [RGZM-Tagungen, Bd. 10], Mainz 2011, S. 41–66, hier S. 43) sowie das Kammergrab von Eschwege-Niederhone mit 4,20 x 3,55 x 3,70 Metern (SiPPel, klauS 1987: Ein merowingisches Kammergrab mit Pferdege-schirr aus Eschwege, Werra-Meißner-Kreis [Hes-sen]. In: Germania 65, 1987, S. 135–158).

17 Vgl. Walter/krohn/Jahn (wie Anm. 12).18 Zur Verbindung und zum zeitlichen Verhältnis

von reich ausgestatteten Gräbern und frühen Kirchen vgl. krohn, niklot: Stiftergrab. – In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 35, Berlin/New York 2007, S. 6–19 mit wei-terer Literatur.

19 ulrich-BochSler, SuSi: Anthropologische Be-funde zur Stellung von Frau und Kind in Mit-telalter und Neuzeit: soziobiologische und sozi-okulturelle Apsekte im Lichte von Archäologie, Geschichte, Volkskunde und Medizingeschichte, Bern 1997; lindenhofer, Petra: „Traufkinder“ – Ein besonderer Umgang mit ungetauft verstor-benen Kindern in der Frühen Neuzeit. Diplomar-beit Universität Wien 2012 (Online unter http://othes.univie.ac.at/20592/1/2012-05-19_9603171.pdf, 29.11.2013, 13.00 Uhr).

20 Eine Mörteluntersuchung durch Dr. Oliver Mecking im Labor für Archäometrie des Thü-ringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie ergab, dass dessen Zusam-mensetzung im Wesentlichen dem Mörtel aus dem Kalkbrennofen südöstlich der Kirche ent-spricht; eine Datierung der Mauer etwa in die Zeit der Ungarnkriege erscheint so zumindest möglich.

21 Walter, diethard/Sukalla, Peter michael: Sondershausen-Bebra. Untersuchungen an einem spätmerowingerzeitlichen Separatfriedhof mit ‚Zeremonialbau‘ im nördlichen Thüringen. Ein Vorbericht. – In: Dunkle Jahrhunderte in Mitteleuropa? (Studien zu Spätantike und Früh-mittelalter, Bd. 1), Hamburg 2009. S. 251–264.

22 Vgl. oexle, Judith: Merowingerzeitliche Pferdebe-stattungen – Opfer oder Beigaben? – In: Früh-mittelalterliche Studien, Bd. 18, 1984, S. 122–172; rech, manfred: Pferd und Wagen im frühen und hohen Mittelalter. – In: derSelBe (Hg.), Pferde-opfer – Reiterkrieger. Fahren und Reiten durch die Jahrtausende. Begleitpublikation zur gleich-namigen Ausstellung im Focke-Museum/Bremer Landesmuseum vom 5.12.2006 bis 25.3.2007, im Gustav-Lübcke-Museum Hamm vom 22.4.2007 bis 29.7.2007, im Museum Burg Linn, Krefeld, 26.8.2007 bis 2.12.2007 (Bremer Archäologische Blätter, Beiheft 4), Bonn 2006, S. 171–216.

23 Vgl. Schmidt (wie Anm. 1) passim; SchimPff, Volker: Sondershausen und das Wippergebiet

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im früheren Mittelalter – einige zumeist namen-kundliche Bemerkungen eines Archäologen. – In: Alt-Thüringen, Bd. 40, 2007, S. 291–302.

24 Schmidt (wie Anm. 1), S. 55, Taf. 43, 1.25 Vgl. mania, dietrich: Die Porta Thuringica –

Besiedlungsablauf und Bedeutung in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. – In: Wissenschaft-liche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und Sprach-wissenschaftliche Reihe, Bd. 15, 1966, S. 75–175; Schmidt, Berthold: Zur Keramik des 7. Jahrhunderts zwischen Main und Havel. – In: Praehistorische Zeitschrift, Bd. 43/44, 1966, S. 223 ff.; Schmidt (wie Anm. 1), S. 55 f.; timPel, Wolfgang: Frühmittelalterliche Burgen in Thü-ringen. – In: henning, Joachim und alexander t. ruttkay (Hg.), Frühmittelalterlicher Burgen-bau in Mittel- und Osteuropa. Tagung Nitra vom 7. bis 10. Oktober 1996, Seminar für Vor- und Frühgeschichte der Johann-Wolfgang-Goe-the-Universität Frankfurt am Main, Archäolo-gisches Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften Nitra, Bonn 1998, S. 151–173.

26 Bremer, timo: Die früh- und hochmittelalter-liche Siedlung von Schernberg, Kyffhäuserkreis. – In: Alt-Thüringen, Bd. 41, 2008/09, (2011), S. 161–228.

27 aPfelStedt, friedrich: Beschreibende Darstel-lung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen, Bd. I: Die Unterherrschaft, Sondershausen 1886, S. 17-19; Bericht: WolfferSdorf, adolPh Von und carl Picard, Akten des Geschichts- und Alterthumsvereins zu Sondershausen, Bd. VIII (1890–1895), Bl. 88–91, Schlossmuseum Son-dershausen.

28 GHZ (wie Anm. 6), S. 176.29 Herrn Peter Steinhardt danken wir sehr für

anregende Diskussionen und zahlreiche Hin-weise. Zur Rautenornamentik vgl. z. B. Stein, frauke: Adelsgräber des achten Jahrhunderts in Deutschland (Germanische Denkmäler der Völ-kerwanderungszeit, Serie A, Bd. 9), Berlin/New York 1967, S. 46 ff.; zur Datierung der Perlen vgl. z. B. SaSSe, BarBara und claudia theune: Perlen als Leittypen der Merowingerzeit. – In: Germania, Bd. 74, 1996, S. 187–231.

30 Von WolfferSdorf/Picard (wie Anm. 27), Bl. 47–49 (die Kenntnis dieser Unterlagen verdanke ich Herrn Peter Steinhardt):

„Knochen sind zwar gefunden, aber nicht ge-borgen worden. Die drei Schädel waren so mür-be, daß sie zerfielen. Der junge Zeitz der sich um die Bergung der Altertümer eifrig bemüht hat, war der Meinung, daß an dem einen Schä-del eine Verletzung der Hirnschale bemerkbar zu wesen sei.

Es lagen drei Skelette in der Richtung von Ost nach West (die Köpfe nach Westen, die Füße nach Osten gerichtet.) Am Fundorte selbst wur-de festgestellt, daß die Leichname in der nach folgender Skizze angedeuteten Weise begraben worden waren.

Unter der etwa 1m hohen Schicht lockeren Bodens, auf welchen die 1883 gefundenen Ge-beine lagen, folgte ein Lage von Platten und kleineren Geröllstücken von höchstens 10 cm Dicke; unter derselben die 3 Skelette und unter diesen ein steriler Boden, der etwa 30m süd-wärts zu Tage geht.

Der Sporn befand sich dicht am Fersenbein des ostwärts liegenden Skelettes.

Die Bronzenadel lag nicht in unmittelbarer Nähe eines der Skelette.

Die Ausschachtung wurde von Zeitz jr. bis auf den gewachsenen Boden ausgeführt.

Das Schwert lag flach, etwa handbreit unter der Erde (? cfr. Skelett-Lager!)

Kohlenreste wurden vereinzelt gefunden, aber nicht aufbewahrt.

Urnenscherben fanden sich reichlich; aber kein ganzes Gefäß. Klumpen von gebranntem Thon kamen nicht vor. Das Schwert war von einer Hülle von trotz aller Sorgfalt zerfallendem Holz(Scheide) gehüllt umgeben.

Ebenso schien die Pinzette mit einem Holzgriff oder einer Hülse versehen gewesen zu sein.

Bezüglich der 6 mit Leinwand umwickelten schmalen Eisenstücken wird ermittelt, daß die-selben mehr am oberen Ende des Schwertgriffes gelegen haben, also vielleicht zur Befestigung der Scheide am Schwertgurt dienten.“

31 Vgl. remPel, heinrich: Reihengräberfriedhöfe des 8. bis 11. Jahrhunderts aus Sachsen-Anhalt,

47

Sachsen und Thüringen (Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte, Bd. 20), Berlin 1966, S. 121 f., Taf. 44; Schmidt (wie Anm. 1), S. 152, Taf. 117.

32 Sudhoff, ingrid: Grabhügel und Kreisgräben im Merowingerreich. – In: Pohl, ernSt, udo recker und claudia theune (Hg.), Archäolo-gisches Zellwerk, Beiträge zur Kulturgeschichte in Europa und Asien. Festschrift für Helmut Roth zum 60. Geburtstag (Internationale Ar-chäologie, Studia honoraria, Bd. 16), Rahden/Westf. 2001, S. 425–434; vgl. jüngst auch dei-Ble, Jennifer: Frühmittelalterliche Bestattungen in prähistorischen Grabhügeln: Die Gräber im Eggwald bei Überauchen. – In: krohn, niklot (Hg.): Das Brigachtal im frühen Mittelalter (Ar-chäologische Informationen aus Baden-Württ-emberg, Heft 67), Esslingen 2013, S. 28–34.

33 BurZler, anke: Pressblecharbeiten auf Pfünz im Altmühltal. Zeugnisse einer synkretistischen Lebenshaltung. – In: graenert, gaBriele et al. (Hg.), Hüben und Drüben – Räume und Grenzen in der Archäologie des Mittelalters. Festschrift für Prof. Max Martin zu seinem fünfundsechzigsten Geburtstag (Archäologie und Museum, Bd. 48), Liestal 2004, S. 321–329; krohn, niklot: Christianisierung oder Institu-tionalisierung? Zur Brauchbarkeit theologisch-kirchengeschichtlicher Begriffe für die Interpre-tation archäologischer Befunde. – In: derSelBe und SeBaStian riStoW (Hg.), Wechsel der Re-ligionen – Religion des Wechsels. Tagungsbei-träge der Arbeitsgemeinschaft Spätantike und Frühmittelalter 5. Religion im archäologischen Befund (Studien zu Spätantike und Frühmittel-alter, Bd. 4), Hamburg 2012, S. 74 f., Abb. 1.

34 Schmidt (wie Anm. 1), S. 151, Taf. 118.35 Die reiche Verzierung der Schnalle kam erst

2004 bei der Restaurierung in den Werkstätten des Thüringischen Landesamtes für Denkmal-pflege und Archäologie Weimar zutage: vgl. eichelmann, norBert und g. thomann: Rost bedeckte Gold und Silber der Gürtelschnalle. – In: Archäologie in Deutschland 5/2005, S. 63; Zusammenstellung der wenigen silbertauschier-ten Gürtelschnallen und –beschläge: Schmidt (wie Anm. 1), S. 218 ff.

36 gockel, michael: Nordhausen. – In: Die Deut-schen Königspfalzen, Bd. 2 Thüringen, Berlin/New York 2000, S. 359 ff.

37 Seidel, mathiaS: Das Südharzvorland von der vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwan-derungszeit. Zur Besiedlungsgeschichte einer Altsiedellandschaft im nördlichen Thüringen (Weimarer Monographien zur Ur- und Früh-geschichte, Bd. 41, zugleich Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung, Bd. 18), Lan-genweißbach 2006, S. 44 ff.

38 Seidel, mathiaS: Der Kesselberg – ein mehrpe-riodiger Fundplatz bei Sundhausen, Lkr. Nord-hausen (Vorbericht). – In: Ausgrabungen und Funde im Freistaat Thüringen, Bd. 3, 1998, S. 36–41 (M. Seidel datierte den Beginn der Bele-gung des Friedhofs allerdings erst ins 8. Jahr-hundert)

39 Vgl. gockel (wie Anm. 36), S. 359 f., der auch auf die strategische Lage von Sundhausen und Alt-Nordhausen an einer Furt über die Helme hervorhebt. In der älteren Forschung wird gele-gentlich spekuliert, dass die Verschwörung Hard-rads gegen Karl den Großen 785 ihren Ausgang im Helmegau genommen habe und der dor-tige Reichsbesitz aus den konfiszierten Gütern stammt; vgl. höfer, P.: Die Frankenherrschaft in den Harzlanden. – In: Zeitschrift des Harzver-eins für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 39, 1906, S. 115–179, hier S. 159 ff.; H. SilBerBorth, hanS: Geschichte der freien Reichsstadt Nord-hausen (Das tausendjährige Nordhausen, Bd. 1), Horb am Neckar 1927, S. 5.