Überschwemmungen in Kashmir 2014: Darstellung einer lokalen Wahrnehmung anhand der (politischen)...

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Humboldt Universität zu Berlin ● Institut für Asien –und Afrikawissenschaften ●Theresa Suski Überschwemmungen in Kashmir 2014 Darstellung einer lokalen Wahrnehmung anhand der (politischen) Cartoons von Mir Suhail Qadiri

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Humboldt Universität zu Berlin ● Institut für Asien –und Afrikawissenschaften ●Theresa Suski

Überschwemmungen in

Kashmir 2014

Darstellung einer lokalen Wahrnehmung

anhand der (politischen) Cartoons von Mir

Suhail Qadiri

0

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung………………………………………………………………………………….1

2. Der Kashmirkonflikt als andauernder Brennpunkt im Flutgebiet………………………...2

2.1. Begriffliche Grundannahmen…………………………………………………….3

2.1.1. Cartoon…………………………………………………………………………3

2.1.2. Politischer Cartoon……………………………………………………………..4

3. Forschungswege…………………………………………………………………………..5

4. 28 Cartoons – 28 Statements……………………………………………………………...7

4.1.Mir Suhail Qadiri – eine persönliche Stellungnahme…………………………………9

5. Ergebnisse und Ausblick…………………………………………………………………10

6. Fazit……………………………………………………………………………………....13

7. Literaturverzeichnis………………………………………………………………………17

8. Anhang…………………………………………………………………………………...18

8.1.Cartoons……………………………………………………………………………...17

8.2. Interview…………………………………………………………………………….32

8.3. Auswertungen……………………………………………………………………….34

1

1. Einleitung

Nach langanhaltenden Regenfällen kommt es im September 2014 in den Regionen Jammu

und Kashmir zu einer verheerenden Flut. Srinagar, die Hauptstadt Kashmirs, und ihre

Umgebung werden nahezu vollständig überschwemmt. Auf indischer und pakistanischer Seite

wird von ca. 300 Toten auf beiden Seiten und tausenden Leidtragenden in nationalen und

internationalen Medien berichtet. Nicht nur die Bewohner der überfluteten Gebiete werden

von den Wassermassen überrascht, auch die lokale Regierung zählt zu den Betroffenen. Omar

Abdullah, Ministerpräsident der Region Jammu und Kashmir, rechtfertigt so den Grund für

die verzögert einsetzende Organisation der Fluthilfe für die Betroffenen.1 Erst nach mehreren

Tagen erreicht erste Hilfe in Form von Nahrung die überschwemmten Gebiete. Dies stößt bei

den Betroffenen auf Unverständnis, dem sie vielfach in Form von Berichten in persönlichen

Blogs oder in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter Ausdruck verleihen. Auch

Fotos von Leidtragenden oder kritische Cartoons finden vielfach Verbreitung in den Online-

Netzwerken. Bestärkt wird dieser Unmut durch die Entscheidung der indischen Regierung,

keine internationale Hilfe zuzulassen. Während Medien von einer der schlimmsten Flut der

letzten Jahrzehnte berichten, spricht Premierminister Modi in einer öffentlichen

Stellungnahme von einem „national-level disaster“2 und wehrt somit die immer lauter

werdenden Rufe nach internationaler Hilfe ab. Dass dieses Statement ohne weitere

Erläuterungen von der Regierung stehen gelassen wird, bestärkt die Frage nach dem

‚Warum‘, besonders weil es bereits in jüngster Geschichte Unglücke gab, in denen Indien

internationale Hilfe abgelehnt hat.3 Obwohl Indien zu den am schnellsten wachsenden

Wirtschaftsnationen zählt, bleiben viele Regionen des Landes in denen Unterentwicklung und

Armut dominieren zurück. Daher ist es nicht überraschend, dass Indien trotz seines rasanten

Wirtschaftswachstums noch immer zu den Empfängern von Entwicklungszusammenarbeit

gehört. 2009 erhielt Indien von allen Geberländern eine Summe von rund 2,502 Mrd. US$.4

Trotzdem engagiert sich Indien selbst, nach Abschluss des Colombo-Plans 1950, als Geber in

seinen Nachbarländern und im eigenen Land. Seit 2004 möchte Indien primär als Geber

wahrgenommen werden und nicht als ein Empfänger von finanzieller Unterstützung aus dem

1http://www.ndtv.com/article/india/jammu-and-kashmir-floods-i-had-no-government-omar-abdullah-tells-ndtv-

590295 2http://indianexpress.com/article/india/india-others/pm-modi-reviews-flood-situation-in-jammu-region-with-

omar-abdullah/ 3 Hiermit meine ich beispielsweise den Tsunami 2004 oder auch das Erdbeben in Kashmir, 2005. Siehe dazu:

AGRAWAL (2007): 4. 4 FUCHS (2012): 2.

2

Ausland.5 Im Fall der Kashmirflut hätte die indische Regierung die Möglichkeit Stärke zu

zeigen und zu beweisen, dass es dazu in der Lage ist, Katastrophen wie diese aus eigener

(finanzieller) Kraft heraus zu bewältigen.

2. Der Kashmirkonflikt als andauernder Brennpunkt im

Flutgebiet

Auch in aktuellen Zeiten handelt es sich bei dem Grenzgebiet Jammu und Kashmir noch um

ein Krisengebiet. Nach der Unabhängigkeitserklärung des indischen Subkontinents von

Großbritannien 1947 und der damit einhergehenden Teilung Indiens und Pakistans kämpften

beide Staaten ab 1947 in drei großen Kriegen, nach deren Beendigung Bangladesh 1971 als

unabhängige Nation aus dem vormaligen Ost-Pakistan hervor ging.6 Was bis zum heutigen

Zeitpunkt bleibt, ist der stetige Konflikt um die Grenzregionen Jammu und Kashmir, weltweit

bekannt als Kashmirkonflikt, und die Präsenz der indischen Armee im Grenzgebiet.7 Die

überflutete Stadt Srinagar ist die Hauptstadt der indisch regierten Region Kashmir. Auch mit

dem Beginn des 21. Jahrhunderts gab es keine Anzeichen einer Lösung im Konflikt um

Kashmir.8 Während die indische Regierung eine Neuziehung der Grenzen ablehne, tue sich

Pakistan mit den indischen Bestrebungen schwer, die Line of Control9 (LoC) als

internationale Grenze anzuerkennen.10

Der 2004 eingeleitete Friedensprozess sei ein Anfang,

der weiteren Bemühungen beider Staaten bedürfe. Vajpayee (Bharatiya Janata Party, BJP),

ehemaliger Ministerpräsident Indiens, und Musharraf, ehemaliger Präsident Pakistans, nähern

sich im selben Jahr der Idee an, die LoC als internationale indisch-pakistanische Grenze zu

akzeptieren.11

Unter Premierminister Manmohan Singh kam es 2005 zu einem weiteren

symbolischen Akt: die Öffnung der LoC für eine Verbindungsroute zwischen Srinagar und

Muzaffarabad.12

Diese Öffnung für Publikumsverkehr könne als weiteres Entgegenkommen

beider Seiten zur Entschärfung des Konflikts betrachtet werden. Doch eine vorgesehene

Passkontrolle am Grenzübergang würde der LoC mehr die Rolle einer internationalen Grenze

verleihen. Die pakistanische Regierung betont daher, dass Reisende nicht eine internationale

5 FUCHS (2012): 5.

6 WOLPERT (2010): 37ff.

7 WOLPERT (2010): 4.

8 SCHOFIELD (2010): 225.

9 Line of Control (LoC) ist die Bezeichnung für die seit 1949 bestehende militärische Kontrolllinie zwischen

Indien und Pakistan, die in der durch Indien verwalteten Provinz Kashmir gelegen ist. 10

SCHOFIELD (2010): 259. 11

WOLPERT (2010): 95. 12

SCHOFIELD (2010): 248.

3

Grenze überquerten, sondern sich in umstrittenem Gebiet bewegten.13

Um eine friedliche

Einigung anzustreben, bedürfe es nicht nur diplomatischer Abkommen zwischen Indien und

Pakistan sondern auch der Unterstützung führender Politiker auf beiden Seiten.14

Blickt man auf die Medienpräsenz der Flut in den deutschen Medien, wird über das Unglück

Mitte September berichtet, ca. zehn Tage nach dem Eintreten der Überschwemmungen.15

Gerade weil dieser Konflikt keine kontinuierliche Präsenz in den westlichen Medien hat,

bietet ein Unglück wie die Überschwemmung in Kashmir die Möglichkeit, ein Bewusstsein

für die andauernde Krise zu schärfen und über die Wege der sozialen Netzwerke das Feld der

zu erreichenden Personen zu erweitern.

2.1. Begriffliche Grundannahmen

2.1.1. Cartoon

Spricht man von ‚Cartoon‘, ist es naheliegend diesen Begriff zunächst mit bunten

gezeichneten Bildern zu assoziieren, deren Akteuren entweder mittels Sprechblasen eine

Stimme gegeben wird oder mit Schrift gefüllte Kästchen an den Bildrändern die nötigen

Informationen zur Darstellung geben. Schlägt man das Wort ‚Cartoon‘ in einem Lexikon

nach, wird dieser definiert als „an amusing drawing in a newspaper or magazine, especially

one about politics or events in the news“16

. Diese Definition entfernt sich von dem, was

Micky Maus und Co im westlichen Verständnis zum Thema Cartoons hinterlassen hat. Der

Cartoon wird als eine Visualisierung komischen oder gar satirischen Inhalts verstanden. Ist

dieser ernster oder kritischer Natur, spricht man auch von einer Karikatur. Sie wird definiert

als “a funny drawing or picture of sb [somebody] that exaggerates some of their features”17

und bezeichnet eine komisch überzeichnete Darstellung von Menschen oder

gesellschaftlichen Zuständen, oftmals vor politischem Hintergrund.

Eine Abgrenzung beider Begriffe voneinander scheint nicht eindeutig möglich, weshalb ich

mich innerhalb des Forschungsberichts allein für die Verwendung eines Begriffes entscheide.

Eine konsequente Verwendung des Wortes ‚Cartoon‘ ist ebenfalls sinnvoll, da die

Bezeichnung ‚editorial Cartoon‘ im englischsprachigen Raum, beziehungsweise in der

13

SCHOFIELD (2010): 248. 14

WOLPERT (2010): 94. 15

Googelt man die Stichworte „Flut Kashmir September 2014“, erscheinen insgesamt circa vier

Nachrichtenmeldungen von der Tagesschau, Tagesspiegel und dem Tagesanzeiger, die Mitte September datiert

sind. Die restlichen Suchergebnisse verweisen auf Berichterstattungen der Heinrich-Böll-Stiftung oder der

Caritas. Die Aussage soll an dieser Stelle nur auf die deutschen Medien bezogen sein und nicht international

verstanden werden. [Stand 22.03.2015] 16

HORNBY (2000): 179f. 17

HORNBY (2000): 177.

4

englischen Literatur, ausnahmslos Verwendung findet und die Darstellung eines politischen

Cartoons beschreibt.18

2.1.2. Politischer Cartoon

Ursprünge politischer Cartoons sind schon im alten Ägypten, im antiken Griechenland oder

dem römischen Reich auszumachen. Unbekannte Künstler nahmen sich in satirischer Weise

Darstellungen damaliger Politiker an.19

Auch frühe indische Herrscher und ihre Götter

wurden zum Motiv der visuellen Satire in Indien.20

Die Erfindung der Druckerei und die

Entstehung großformatiger Flugblätter machte es möglich, die Cartoons und ihre Botschaften

in der Gesellschaft zu verbreiten. Technische Weiterentwicklungen ließen schließlich den

heute bekannten editorial Cartoon im 19. Jahrhundert entstehen, der durch seine

Veröffentlichungen in den täglichen Zeitungen mehr Publikum erreichte. Dies bedeutete

allerdings auch einen Wandel für die Cartoonisten selbst, die nunmehr gefordert waren,

aktuelle Ereignisse in einem täglichen visuellen Kommentar einzufangen und dabei den

Ansprüchen der jeweiligen Redaktion gerecht zu werden.

Die vermehrte Entstehung von Cartoons im Großbritannien des frühen 19. Jahrhunderts

beeinflusste nicht nur die Medienwelt des Landes selbst, sondern auch die seiner Kolonien.

Der Kulturaustausch zwischen Großbritannien und Indien brachte auch die Verbreitung von

Cartoons mit sich, die von da an einen beständigen Einfluss auf Indiens Printmedien haben.21

Trotz der zuvor genannten allgemeinen Definition des Begriffs ‚Cartoon‘, wird dieser in jeder

Kultur durch die Verwendung populärer Kulturmerkmale auf unterschiedliche Art

eingebettet.22

Die Überlegung, ob es aufgrund der verschiedenen kulturellen Einflüsse auch zu

einer Entwicklung eines indischen cartoonings23

kam, das sich beispielsweise hinsichtlich

eines Hindu- oder Muslim-cartoonings untersuchen ließe, soll an dieser Stelle nicht weiter

verfolgt werden. Für eine Differenzierung dieser möglichen Unterscheidung müsste eine

vergleichende Analyse lokaler Cartoons herangezogen werden. Die Darstellungen würden

beispielsweise auf wiederkehrende thematische Elemente und vor allem auf

regionalspezifische Symbolik hin untersucht und verglichen. Dieses Vorgehen führt von einer

18

Vgl. CONNERS (2007): 261. 19

DANJOUX (2007): 245. 20

DANJOUX (2007): 245. 21

KHANDURI (2014): 3. 22

CONNERS (2007): 264. 23

Diesen Begriff verwende ich anstelle der deutschen Übersetzung „karikierend“, da es nicht zu Verwirrung

kommen soll. Schließlich habe ich mich dafür entschieden einzig den Begriff ‚Cartoon‘ und nicht auch

‚Karikatur‘ zu verwenden.

5

Beantwortung der zu untersuchenden Forschungsfrage weg und kann an dieser Stelle nicht

weiter verfolgt werden. Die Fähigkeit der Cartoonisten, komplexe Themen in wenigen

Strichen zu verpacken, verlangt Merkmale, anhand derer der Betrachter sich orientieren und

die Botschaft entschlüsseln kann. Um einen Cartoon zu dekodieren, besonders dann, wenn er

kaum oder garkeinen erklärenden Text mit sich bringt, ist es erforderlich, mit der literarischen

oder kulturellen Quelle des Cartoons vertraut zu sein.24

Die Sprache des Cartoons ist demnach

in seinem kulturellen und historischen Kontext verankert.

3. Forschungswege

Menschen in Not zu helfen wird als universales Gut verstanden, das sich über die Grenzen

von Religion, Weltanschauung oder Nation hinweg setzt. Grundsätze wie Menschlichkeit,

Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit sollten das humanitäre Handeln bestimmen.

Somit müsse humanitäre Hilfe unabhängig von politischen Interessen agieren, auch wenn sie

in keinem politischen Vakuum stattfindet.25

Ereignet sich ein Unglück in einem

langanhaltenden Krisengebiet wie der Region Kashmir, stellt dies eine besondere

Herausforderung für die humanitäre Hilfe dar. Besonders dann darf es nicht zu einer

Überschneidung zwischen militärischen Mitteln und Maßnahmen und der humanitären Hilfe

kommen. Dies gestaltet sich jedoch als schwierig, wenn Streitkräfte als Helfer eingesetzt

werden, die gleichzeitig ein politisches Mandat tragen und eine militärische Aufgabe haben.

Statt internationale Hilfe zuzulassen entsendet Premierminister Modi die indische Armee und

die National Disaster Response Force (NDRF) zur Hilfe in das überschwemmte Gebiet. Eine

Entscheidung, der die Betroffenen gespalten gegenüberstehen. Vor dem Hintergrund des

Kashmirkonflikts und der Tatsache, dass es sich bei den von der Flut betroffenen vorwiegend

um Angehörige einer muslimischen Minderheit im indisch regierten Grenzgebiet handelt,

wird der Einsatz der sonst am Grenzstreifen stationierten indischen Armee zu einem

bedeutungsvollen Thema.

Bei der Sammlung von Informationen zum Thema Flut in Kashmir, stieß ich vermehrt auf

kritische Stimmen von direkt Betroffenen. Diese bestanden aus Tweets bei Twitter,

Opinions26

in Online-Zeitschriften, Einträgen in persönlichen, öffentlich zugänglichen

24

DESOUSA, MEDHURST (1982): 201. 25

LIESER (2009). 26

Subjektive Darstellung eines (persönlichen) Standpunktes, zumeist vor sozialem oder politischem

Hintergrund. Dazu zählen auch Karikaturen und Cartoons, die sich mit aktuellen Geschehnissen

auseinandersetzen.

6

Online-Blogs oder aus Posts27

auf Facebook in neu gegründeten Gruppen wie Revive

Kashmir28

. Das ursprüngliche Forschungsinteresse galt dem Digitalen Humanitarismus29

und

seinen Wirkungsbereichen und –reichweiten in akuten Notsituationen. Bei der Durchsuchung

bekannter sozialer Netzwerke wie Facebook und besonders Twitter fiel die häufige

Markierung relevanter Themen zur Kashmir-Flut mit dem Hashtag30

‚#KahsmirFlood(s)‘ auf.

Folgt man diesem, erscheinen alle Posts und Tweets, die mit diesem Hashtag markiert worden

sind und sich mit dem Thema der Überschwemmungen in der Region Kashmir befassen. Vor

allem bei Twitter gibt es zahlreiche Beiträge von Nutzern, die den Hashtag #KashmirFlood(s)

tragen. Infolgedessen fiel die Entscheidung, allein mit diesem ergiebigen sozialen Netzwerk

zu arbeiten. Bitten um internationale Hilfe sowie Kritik an Modi‘s Hilfspolitik und der

Tatenlosigkeit der lokalen Regierung unter Omar Abdullah sind die am Häufigsten mit

#KashmirFlood(s) markierten Themen auf Twitter. Ein weiteres Thema ist eine mögliche

politische Motivation, die Modi’s Entscheidung gegen internationale Hilfe mitbestimmt haben

könnte. Die im Dezember 2014 anstehenden Assembly Elections31

in der Region Jammu und

Kashmir werden in persönlichen Meinungen auf Twitter vermehrt in Zusammenhang mit der

Flutpolitik der indischen Regierung gesetzt.

Zwischen diesen kritischen schriftlichen Beiträgen der Nutzer tauchen immer wieder

vereinzelte bildliche Meinungsäußerungen, in diesem Falle Cartoons, auf, die aus der Feder

von Mir Suhail Qadiri stammen.32

Dieser Cartoonist aus Kashmir visualisiert in seinen

politischen Cartoons die kritischen Stimmen und bringt diese mit seiner persönlichen

Meinung zusammen. Veröffentlicht werden seine Bilder nicht nur durch ihn selbst auf Twitter

27

Im Folgenden verwende ich den Begriff „Post“ für Einträge durch Nutzer in Facebook oder in Online -Blogs.

Als „Tweets“ bezeichne ich Einträge auf dem Twitter-Portal. 28

www.revivekashmir.org - Auf ihrer Internetseite präsentieren sie sich als unabhängige non-profit

Organisation, die sich 2014 gegründet hat, um am Wiederaufbau Kashmirs nach der Flut mitzuwirken. 29

Durch neue Technologien sind Wege und Geschwindigkeiten in denen Menschen miteinander kommunizieren

können schneller geworden. Junge Organisationen wie das Digital Humanitarian Network (DHN) arbeiten mit

diesen Entwicklungen. Ihr Ziel ist es, digitale Netzwerke aufzubauen und die Humanitäre Hilfe der

gegenwärtigen Zeit durch ein network-of-networks zu unterstützen. Das network-of-networks beschreibt eine

Arbeitsgemeinschaft von Volunteer & Technical Communities (V&TCs), bei dem Freiwillige aus aller Welt

mitwirken können. Detaillierte Ausführungen finden sich im DHN-Handbuch (2013) oder unter

www.digitalhumanitarians.com. 30

Hashtag setzt sich aus dem englischen Begriff ‚hash‘ für das Rautenzeichen (#) und dem Wort ‚tag‘, zu

Deutsch ‚markieren‘, zusammen. Hashtag bezeichnet eine Wortfolge, der ein Rautenzeichen vorgestellt ist.

Soziale Netzwerke, darunter auch Facebook und vor allem Twitter, nutzen diese Funktion um ihren Nutzern die

Suche nach auf diese Weise verschlagworteten Begriffen und Wortfolgen zu erleichtern. 31

An dieser Stelle verwende ich den englischen Begriff, da es mir nicht möglich war, diesen eins zu eins ins

Deutsche zu übersetzen, ohne den Sinn zu verändern. Die Wahlen fanden in der Zeit vom 25.11.2014 bis

20.12.2014 in 5 Phasen statt. Gewählt wurde am 25.11., 2.12., 9.12., 14.12. und 20.12.2014. Die Verkündung der

Ergebnisse erfolgte am 23.12.2014. 32

Der Cartoonist wird im Verlauf der Arbeit nur noch mit ‚Mir Suhail’ bezeichnet, da er unter diesem Namen

seine Arbeiten veröffentlicht.

7

oder Facebook, sondern auch in der lokalen Zeitschrift Kashmir Reader, für die der Cartoonist

tätig ist.33

Im Rahmen des Forschungsberichts soll untersucht werden, welche Motive durch

den Künstler bearbeitet wurden und welche Themen ihn selbst als Betroffenen der Flut

bewegen, besonders vor dem Hintergrund der sich bis in die Gegenwart ziehenden

konfliktreichen Geschichte. Auch wenn von einem Abgleich mit anderen indischen Medien in

diesem Bericht abzusehen ist, erscheint es als interessant, welche kritischen Darstellungen in

den öffentlichen lokalen Medien unterstützt werden und inwiefern diese als Gegendarstellung

der Umstände zu regierungstreuen Medien arbeiten könnten.

Der Fokus der Arbeit wird sich dennoch allein auf die Darstellung einer lokalen

Wahrnehmung und ihrer Beobachtung der Geschehnisse beschränken. Dieser Einblick soll

allerdings nicht als repräsentativ für die Betroffenen gelten, spiegelt aber eine Vielzahl der

kritischen Stimmen wieder.

4. 28 Cartoons, 28 Statements

In der Forschungsarbeit wurden allein die von Mir Suahil Qadiri selbst auf seinen Twitter-

Account34

geposteten Cartoons verwendet, die den Hashtag ‚#KashmirFlood(s)‘ tragen.

Neben diesem hat der Cartoonist seine Arbeiten mit weiteren Hashtags und Begriffen

versehen, die als Hinweis auf die von ihm angesprochenen Themen und zur Erklärung des

Dargestellten verstanden werden können. In einem Zeitraum vom 06.09.2014 bis zum

29.11.2014 veröffentlicht Mir Suhail insgesamt 28 Cartoons auf seinem Twitter-Profil, die

mit dem genannten Hashtag versehen sind. Der erste von ihm publizierte Cartoon am

06.09.2014 (Fig.1) erscheint unmittelbar nach dem Eintreten der Flut. Von da an

veröffentlicht er in nahezu regelmäßigen Abständen von ein bis drei Tagen Bilder mit dem

besagten Hashtag, die verschiedene derzeit aktuelle Themen aufgreifen. Eine Ausnahme

bildet eine größere Publikationspause vom 07.09. bis zum 21.09.2014. Nach dem 29.11.2014

wird das Thema Flut durch seine Auseinandersetzung mit den bevorstehenden Wahlen

vollständig abgelöst. Die Analyse der gewonnen Daten ist interpretativ und spiegelt nur

indirekt eine bestimmte Wirklichkeit wider. Der Forschungsbericht beschäftigt sich daher

nicht mit der Aufdeckung vermeintlich versteckter Wahrheiten, sondern will eine persönliche

Wahrnehmung der Umstände aufzeigen, in Form der Perspektive eines Cartoonisten aus dem

Krisengebiet Kashmir.

33

Für weitere Informationen, siehe Interview im Anhang. 34

Account, zu Deutsch ‚Benutzerkonto‘, ist eine Zugangsberechtigung für ein zugangsbeschränktes System, zum

Beispiel einem sozialen Netzwerk wie Twitter. Der Nutzer authentifiziert sich durch Eingabe seines

Benutzernamens und dem persönlich gewählten Passwortes.

8

Aufgrund der hohen Anzahl publizierter Cartoons war von einer Analyse jeder einzelnen

Darstellung abzusehen. Stattdessen sollen die Thematiken als Ganzes in den Vordergrund

rücken. Da die persönlichen Schwerpunkte des Künstlers den Fokus der Forschung bilden, lag

die Überlegung nahe, die von Mir Suhail zusätzlich gewählten Hashtags zu untersuchen, mit

denen er seine Bilder auf Twitter gewissermaßen verschlagwortet hat. Die mit ‚@‘

gekennzeichneten Verweise auf Personen wurden nicht weiter verfolgt, weil sie von dem

vorgesehenen Forschungsvorhaben wegführen würden. Die Erstellung einer Themenübersicht

gestaltete sich zunächst als schwierig, da jeder Cartoon sich mit mindestens zwei Thematiken

befasst. Diese lassen sich in Form zweier miteinander verbundener Begriffe als Themen-

Verbindung darstellen. Bei einer ersten Durchsicht der Cartoons und ihrer Hashtags fiel auf,

dass die meisten Hashtags auf den zentralen Themenbereich Politik verweisen (erkennbar an

Verweisen wie #politician, #administration oder #govt)35

. Die unter den Cartoons stehenden

Hashtags bilden den ersten Teil der Themen-Verkettungen, während weitere

Verschlagwortungen, Bildinschriften sowie visuelle Botschaften des Cartoons den zweiten

Teil der Verbindung angeben. Ein Beispiel dafür ist die offensichtlich dargestellte Untätigkeit

der Politik mit teils expliziten Verweisen auf Omar Abdullah (Fig.4, Fig.8, Fig. 9 und Fig.23).

Auch die Themen ‚Flut‘ und ‚Armee‘ stehen in Kombination mit weiteren Themenbereichen.

Daraus ergeben sich wiederkehrende Muster in Verbindung stehender Themen wie

beispielsweise ‚Politik & Geld‘ oder ‚Armee & Rettung‘, zu denen sich die 28 Cartoons

zuordnen lassen (Abb.1). Darstellungen, die sich nicht zu den vermehrt auftretenden

Themenbereichen eingliedern lassen, wie Disastermanagement oder Netzwekprobleme, sind

unter ‚Andere‘ zusammengefasst. Bei einer anschließenden Auszählung der Themengebiete

ergeben sich erkennbare Themenschwerpunkte der Cartoons.36

(Abb.1, Abb.2) Zu sehen ist,

dass der Künstler die Untätigkeit der Regierung immer wieder kritisch aufgreift und unter

anderem finanzielle Missstände der Krisenpolitik hervorhebt (vgl. Abschnitt 5, sowie Abb.1).

Die Cartoons sind in schlichter Art aufgebaut und zeigen Schlüsselfiguren, beziehungsweise

enthalten Schlüsselbeschriftungen. Alle Abbildungen arbeiten mit figürlichen Darstellungen,

mit Ausnahme der Darstellungen vom 29.09. (Fig.11) und 11.10. (Fig.18), in denen keine

vollständig erkennbaren Personen abgebildet sind. Die dargestellten, stets männlichen

Personen tragen ausnahmslos Bekleidung, die als in der Region Kashmir getragene Garderobe

35

Die Hashtags #politician, #administration und #govt meinen übersetzt: Politiker, Verwaltung und Regierung. 36

Bei der Auszählung kam es vor, dass ein Cartoon zwei Themengebiete zugleich umfasste. Vgl. Abb.3.

9

erkannt werden kann. Dabei kann optisch zwischen der Abbildung eines Bürgers der Region

Kashmir und eines Politikers Unterschieden werden. Während die Betroffenen Kashmiris in

einem grauen, oftmals mit Flicken versehenen Gewand dargestellt sind (Fig. 22), tragen die

Politiker über ihren weißen Oberteilen stets eine schwarze Weste (Fig.3, Fig.21). Zudem

können die getragenen Kopfbedeckungen der Politiker differenziert werden, die sich in Farbe

und Struktur von denen der Flutopfer unterscheiden (Fig.3, Fig.19). Bei einigen Beispielen

greift Mir Suhail markante Merkmale auf, sodass bekannte Politiker wie beispielsweise Omar

Abdullah (Fig.4, Fig.8, Fig.9 und Fig.23) identifiziert werden können. In den Fällen, in denen

der Cartoonist keinen speziellen Politiker darstellen will, sind die abgebildeten Personen im

Bild direkt mit einer erklärenden Beschriftung wie ‚politician‘, ‚government‘ oder

’administration‘ versehen. In Fig.14 verwendet Mir Suhail einen zusätzlichen erklärenden

Hashtag (‚#farooq‘), der die dargestellte Person als den Politiker Farooq Abdullah37

identifiziert. Zudem bedient sich der Cartoonist der Darstellungen von Tieren, die bestimmte

Eigenschaften transportieren. Der aus einem (Winter-)Schlaf erwachende Bär (Fig.5)

behindert mit seiner Trägheit die freiwilligen Hilfe („voluntary relief“), während zwei

Schildkröten, die bewegungsunfähig auf ihrem Panzer liegen, die Untätigkeit des „govt“

darstellen (Fig.15). Bei der Thematisierung des Winters stellt Mir Suhail diesen in Fig.19 in

Form einer männlichen Person dar. In Fig.27 hingegen bedient der sich der Darstellung einer

blaufarbigen, bärtigen Figur, die er mit „Chillai Kallan“38

beschriftet.

Die Auswertung der Bildunterschriften zeigt, dass der zentrale Hashtag ‚#KashmirFlood(s)‘

bis auf wenige Ausnahmen an den Beginn der Hashtag-Reihen gestellt wurde und somit den

thematischen Kern der Darstellung bestimmt. Weicht Mir Suhail von diesem Vorgehen ab,

ändert sich dadurch nicht automatisch die thematische Gewichtung der Darstellungen.

#KashmirFlood(s) bleibt der zentrale themengebende Hashtag, auch wenn sich die

Reihenfolge verschiebt wie beispielsweise in Fig.17. #networkplroblem ist dem Hashtag

#KashmirFloods voran gestellt und beschreibt eine während der Flut auftretende

Netzwerkproblematik. Zum Teil werden die Tweets der Bilder von einem persönlichen

Kommentar des Künstlers begleitet, der entweder Bildinschriften oder –unterschriften

aufgreift (Fig. 13, Fig. 27) oder als zusätzliche Erklärung funktioniert (Fig.7, Fig.9).

37

Farooq Abdullah (JKNC), der Vater von Omar Abdullah, ist zu diesem Zeitpunkt ebenfalls aktiv in der

indischen Politik tätig. 38

Chillai Kallan beginnt mit der Wintersonnenwende und bezeichnet eine Winterperiode von ca. 40 Tagen in

Kashmir.

10

4.1. Mir Suhail Qadiri – eine Stellungnahme

Für ein Verständnis der lokalen Sicht des Mir Suhail war eine persönliche Stellungnahme des

Cartoonisten zu seiner Arbeit und Person unabdingbar. Ich habe mich für die Durchführung

eines kleinen Interviews in schriftlicher Form entschieden und einen Fragenkatalog von

sieben Fragen erarbeitet, die anschließend nach Themen sortiert ausgewertet werden können.

Diese sollen den Cartoonisten und seine Arbeit vorstellen und eine persönliche Stellungnahme

zu den Geschehnissen in Kashmir erbeten (siehe: 8.2.). Zunächst ging es um eine kurze

einleitende Vorstellung des Künstlers und seiner Position im Rahmen der

Überschwemmungen in Srinagar. Anschließend sollte er die Motivation für seine Arbeit

darlegen und eine kurze Stellungnahme geben, welche Gründe er in der Ablehnung

internationaler Hilfe sieht und wie er einen möglichen Zusammenhang zwischen der

indischen Hilfspolitik und den anstehenden Wahlen wahrnimmt.

Geboren und aufgewachsen in Srinagar, entdeckt der 25-jährige Mir Suhail Qadiri früh sein

Interesse am Zeichnen. Ein erster Versuch mit 16 Jahren als politischer Cartoonist zu arbeiten

blieb erfolglos. Aufgrund bescheidener Familienverhältnisse war Mir Suhail früh darauf

angewiesen, eigenes Geld zu verdienen. Da sich seine Eltern die Finanzierung eines Colleges

nicht leisten konnten, begann der Cartoonist mit kleinen Hilfsarbeiten, um die Gebühren des

Institute of Music and Fine Arts bezahlen zu können. Mit 22 erhielt Mir Suhail seinen ersten

gut bezahlten Job bei der Zeitung The Rising Kashmir. Heute ist er als Cartoonist für den

Kashmir Reader tätig, arbeitet als Berater für Save the Children und engagiert sich für das

Unternehmen Crafted in Kashmir.

Das Aufwachsen im Angesicht von ständiger Militärpräsenz und Gewalt, motivierte den

jungen Künstler mit den andauernden Konflikten in der Region zu arbeiten. „The people in

Kashmir have always felt voiceless“, sagt Mir Suhail und erklärt, dass er in seiner Arbeit als

Cartoonist den für ihn idealen Weg einer Darstellungsweise gefunden hat, um bestehenden

Situationen und Zusammenhängen einen visuellen Ausdruck zu geben. Mir Suhail beschreibt

die aktuelle Situation als Schmerz, den die Bewohner der umstrittenen Regionen schweigend

hinnehmen. Mit seiner Arbeit will der Cartoonist seinen Protest ausdrücken und diesen

stummen Stimmen auf visuellem Weg Ausdruck verleihen, mit dem Ziel, auch Menschen

über die Region Kashmir hinaus zu erreichen und die bestehende Benachteiligungen der

Bevölkerung Kashmirs darzustellen. Auch kritisiert er die sozio-politische Situation

Kashmirs, die durch die Folgen der Unruhen im Gebiet Kashmir bis heute geprägt ist. Die

anhaltende Konfliktsituation in Kashmir sieht der Künstler als einen ungenannten Grund der

11

Regierung, internationale Hilfe abzulehnen.39 Das vielfach kritisierte untätige Verhalten der

Regierung sei unter anderem damit zu begründen, dass der Fokus der Politik auf den

bevorstehenden Wahlen gelegen habe.

5. Ergebnisse und Ausblick

Werden Cartoons in den Printmedien veröffentlicht, erreichen sie für gewöhnlich allein die

Leser der besagten Zeitung. Unter Berücksichtigung bestehender Bildungsdefizite und einem

möglicherweise einhergehenden Analphabetismus in Indien, könnte davon ausgegangen

werden, dass das Blatt Kashmir Reader vorwiegend die gebildeteren Schichten der

Gesellschaft erreicht. Da es sich um eine lokale Zeitschrift handelt, ist es denkbar, dass diese

in Indien selbst kein breites Publikum bedient. Mit Veröffentlichung der Cartoons von Mir

Suhail auf den sozialen Netzwerken, hat sich das Feld der zu erreichenden Personen erweitert,

da innerhalb der Netzwerke regionale und nationale Grenzen immer transparenter werden und

die Wahrscheinlichkeit, Menschen international zu erreichen steigt. Ein Anliegen, das auch

Mir Suhail verfolgt.40

In seinen Cartoons arbeitet er mit einer schlichten Art der Kommunikation.41

Das Dargestellte

ist teils mit einer erklärenden Beschriftung in Englisch versehen, die von dem Betrachter ein

grundlegendes Sprachverständnis voraussetzt. Damit adressiert er nicht nur den Teil der

Bevölkerung, die dieser Sprache mächtig sind, sondern verschafft zugleich internationalem

Publikum einen Zugang zu seinen Cartoons. Mit den verwendeten Mitteln gibt Mir Suhail

dem Betrachter die nötigen Werkzeuge in die Hand die er braucht, um die Darstellungen

leicht verstehen zu können. Die verwendeten Hashtags verweisen auf die Thematik des

Cartoons, während die erklärenden Bildinschriften dem Betrachter helfen, das Dargestellte zu

konkretisieren und zu verstehen. Trotz der vielen erklärenden Hilfsmittel ist eine Kenntnis der

aktuellen Hintergründe der Region vorteilhaft, um die Botschaften in ihrem vollen Umfang

einordnen und begreifen zu können. Ausnahmen bilden beispielsweise die Cartoons, in denen

Mir Suhail ohne eine eindeutige Beschriftung der Personen arbeitet, wie bei Darstellungen

von Omar Abdullah. Ihre Identifikation erfordert politisches Wissen der Region, verbunden

mit der Kenntnis, welche führenden Politiker im Land aktiv sind. Dazu zählt auch die

Darstellung in Fig.14, in der Farooq Abdullah nur mit entsprechendem Wissen zu erkennen

ist. Weiterhin fällt dieser Cartoon aus der Reihe der untersuchten Abbildungen, da er als

39

Vgl. 6., Interview im Anhang. 40

Vgl. 1., Interview im Anhang. 41

Meine Ausführungen zu den Cartoons beziehen sich an dieser Stelle ausschließlich auf den von mir

untersuchten Zeitraum vom 06.09.2014 bis zum 29.11.2014.

12

einziger keinen englischsprachigen Untertitel trägt, sondern „hapath nyinder“ darunter steht.42

Auch die Bildinschrift ‚Chillai Kallan‘ ist eine regionalspezifische Bezeichnung und

beschreibt eine Winterperiode in Kashmir. Dieser Begriff kann von Außenstehenden nicht

ohne weiteres zugeordnet werden. Sich dessen bewusst, hilft Mir Suhail bei der Zuordnung

des Themas mit dem Hashtag ‚#WinterIsComing‘.

Bei einer Betrachtung der thematischen Auswertung (Abb.1, Abb.2) ist eindeutig zu

erkennen, dass der Inhalt der untersuchten Cartoons von Mir Suhail hauptsächlich politisch

ist. Es überwiegen kritische Darstellungen einer Untätigkeit der Regierung, in denen er teils

explizit Omar Abdullah adressiert. Die Vorrangigkeit des Themas der untätigen Politik lässt

sich vermutlich damit begründen, dass Mir Suhail selbst zu den von der Flut Betroffenen

zählt. Sowohl sein Haus, als auch sein Büro wurden durch die Wassermassen beschädigt.43

So

kam er nicht umhin eigenen Leibes zu erfahren, welche Missstände die Krisenpolitik der

indischen Regierung mit sich brachte. Dies führt zu einem weiteren relevanten Gegenstand

seiner Arbeit: der Zusammenhang von Politik und Geld. Seine Bilder lassen erkennen, dass

von der finanziellen Hilfe aus Händen der Regierung wenig bei den Betroffenen ankommt

(Fig.3, Fig.7, Fig.11, Fig.18, Fig.26). Ein Thema, das Mir Suhail auch in seiner persönlichen

Stellungnahme anspricht. Er macht Anmerkungen zur gegenwärtigen Finanzkrise und

beanstandet eine fehlende Unterstützung der Regierung, die es nicht geschafft habe „to even

address the problems faced by victims of flood”44

. Dazu zählt auch eine mangelnde

Unterstützung in Vorbereitung auf den nahenden Winter (Fig.19, Fig.27, Fig. 28). Überdies

befassen sich die Darstellungen mit einer selektiven Rettung der indischen Armee (Fig.10)

und der idealisierten Darstellung ihres Einsatzes durch die indischen Medien (Fig.13). Mir

Suhail bemängelt die Krisenpolitik der Regierung in seiner persönlichen Äußerung und hält

ihr vor, den politischen Fokus nicht auf die Bedürfnisse der Flutopfer sondern vielmehr auf

die bevorstehenden Wahlen gerichtet zu haben.45

Dieser Kritik wendet sich der Cartoonist in

seiner Arbeit aber nur in einem geringfügigen Rahmen zu (Fig.20, Fig.22). Der genannte

Punkt bietet gerade vor den Hintergründen einer indisch verwalteten muslimischen

Minderheit in der Region Kashmir ein interessantes, wenn auch spekulatives

Untersuchungsfeld. Es ließe sich Mutmaßen, dass die derzeitige Regierung mit ihrer

Hilfspolitik unter anderem Werbung für die regierende Partei im Sinn hatte, um sich bei den

42

Ich selbst bin an dieser Stelle an eine Grenze gestoßen, da mir nicht möglich war, diese Beschriftung zu

übersetzen oder ihn von anderen übersetzen zu lassen. 43

Vgl. 2., Interview im Anhang. 44

Vgl. 5., Interview im Anhang. 45

Vgl. 5., Interview im Anhang.

13

unmittelbar folgenden Assembly Elections potentielle Stimmen aus muslimischen Regionen

zu sichern (Fig.22). Da Modi eine internationale Hilfe abgelehnt hatte, konnte Indien allein in

dem überschwemmten Gebiet humanitäre Hilfe leisten und der Öffentlichkeit zeigen, dass die

Regierung ganz Indien unterstützt und religiöse Zugehörigkeit nicht von Wichtigkeit ist. Dass

die Hilfspolitik der Regierung von Teilen der Bevölkerung möglicherweise weniger positiv

angenommen wurde, zeigen die kritischen Darlegungen des Cartoonisten.

Eine interessante Weiterführung der Forschung wäre eine Untersuchung des Wahlverhaltens

in der Region Kashmir, sowie eine Gegenüberstellung der Wählerstimmen vor und nach der

Flut im September 2014. Eine Anregung hierzu bietet die Tatsache, dass die Wahlen im

Dezember 2014 eine Niederlage für Omar Abdullah und seine Partei Jammu & Kashmir

National Conference (JKNC) mit sich brachten und die Rücktrittserklärung Abdullahs im

Januar 2015 zur Folge hatten. Hauptgewinner der Wahlen war u.a. die Bharatiya Janata Party

(BJP) (Abb.4, Abb.5).

In seiner kurzen Stellungnahme spricht Mir Suhail einen nach wie vor nachteiligen Zustand

für die Bewohner Kashmirs an und kritisiert, dass dem andauernden Konflikt zu wenig

Aufmerksamkeit geschenkt wird. Mit der Veröffentlichung seiner politischen Arbeit auf

Twitter und anderen sozialen Netzwerken ermöglicht er die Verbreitung seiner Cartoons auf

weltweiter Ebene. Er beabsichtigt damit unter anderem, das internationale Bewusstsein für die

andauernde Krisensituation zu stärken. Aufschlussreich über eine bisherige Reichweite seiner

Arbeit könnte eine Untersuchung der Likes46

und Retweets47

der publizierten Cartoons sein.

Ein Unglück wie die Überschwemmung in Kashmir 2014 kann somit auch als Chance

gesehen werden, internationale Beobachter auf gegenwärtige Missstände aufmerksam zu

machen. Bisher haben sich vermehrt ausländische Autoren der Geschichte Kashmirs

angenommen und sie aus der indischen oder pakistanischen Sicht aufgearbeitet.48

Aktuell gibt

es zudem immer mehr Bestrebungen von Seiten Kashmirs, dieses „narrative vacuum“49

mit

Darstellungen ihres Standpunktes zu füllen. Die junge Generation der Kashmiris, zu der auch

Mir Suhail gehört, nutzt die Wege der Sozialen Netzwerke, um ihre Kritik und Meinungen

kundzutun und weitere Facetten der Auseinandersetzungen um das Gebiet Kashmir zu

beleuchten oder Verletzungen der Menschenrechte aufzuzeigen.50

"While the conflict is

46

Like, zu Deutsch ‚gefallen‘, gibt Nutzern sozialer Netzwerke die Möglichkeit, ihrem Gefallen und ihrer

Unterstützung einen visuellen Ausdruck zu geben. 47

Mit einem Retweet erhält der Nutzer die Möglichkeit einen Beitrag seiner Wahl auf seinem Profil mit anderen

Nutzern zu teilen. 48

GEELANI (2014): 31. 49

GEELANI (2014): 31. 50

GEELANI (2014): 37.

14

commonly portrayed as a territorial dispute between India and Pakistan, it is experienced by

Kashmiris as the heavily militarized control of everyday life.”51

6. Fazit

Politische Cartoons treten heutzutage vielfach in einer Kombination von „news“, „art“ und

„history“52

als Träger von Wissen und Vermittler von Emotionen auf. Ein Weg, dessen sich

auch der junge Cartoonist Mir Suhail bedient. Er verfolgt die Absicht, die Negativität der

Schlagzeilen aufzubrechen und mit Hilfe von Humor das Leid erträglicher zu machen. “When

you read the newspaper you see all this negativity. Humor helps you bear the pain. It draws

you in. Sadly, after a while pictures of death and destruction hold little meaning. But laughter

can last a while and the message stays. I believe cartoons are singularly powerful in

conveying messages.”.53

Die Untersuchung eines postkolonialen und kulturellen Prozesses könne nicht ohne eine

Einbeziehung der kolonial geprägten Entstehung der Moderne funktionieren.54

Um die

Tragweite der Cartoons im Zusammenhang gegenwärtiger Politik verstehen und

nachvollziehen zu können, ist eine Einarbeitung in den umfassenden geschichtlichen

Hintergrund des betroffenen Gebietes unabdingbar. Geschichtliche und politische

Zusammenhänge der Konfliktsituation in Kashmir lassen sich bis zu einem gewissen

Zeitpunkt55

wissenschaftlich erarbeiten und belegen, doch stehen diese noch in keinem Bezug

zur jetzigen Lage des Gebiets. Aktuelle Betrachtungen der gegenwärtigen Situation finden

sich verbreitet online in Form von subjektiven Berichten und grauer Lektüre, die eine

schwierigere Forschungsgrundlage bieten. Dabei fallen unter anderem Ungleichheiten

zwischen den lokalen, persönlichen Berichterstattungen und denen der offiziellen indischen

Medien auf, die im Rahmen der Forschungsarbeit nicht näher untersucht wurden. Trotz der

geschichtlichen Hintergrundlektüre und begleitendem Wissen aus gegenwärtigen

Zeitungsberichten, empfand ich es als schwierig in die Aktualität des Themas einzutauchen.

Beispielsweise argumentieren und kommentieren die Bewohner Kashmirs auf der Grundlage

persönlicher Erlebnisse und Erfahrungen. Es stellt sich als Schwierigkeit dar, kritisches

lokales Gedankengut in seinem vollen Umfang mit meiner (westlichen) und angelesenen Sicht

51

MATHUR (2014): 5. 52

KHANDURI (2014): 20. 53

Vgl. 1., Interview im Anhang. 54

KHANDURI (2014): 17. 55

Ich habe mich der Literatur bedient, die den Konflikt und seine Hintergründe bis 2010 wissenschaftlich erfasst

und bearbeitet hat und auf Basis derzeitiger Situationen Vorschläge für Lösungsansätze des Konfliktes gibt,

gleichzeitig aber auch Schwierigkeiten aufzeigt.

15

nachzuempfinden. Trotz der Untersuchung einer lokalen Wahrnehmung bleibt man

thematisch an der Oberfläche und hat wenig Möglichkeit, die Umstände in ihrer vollständigen

Tiefe zu erfassen. Ein Vorteil meiner Arbeit mit den ausgewählten Cartoons war, dass die

Darstellungen bis auf eine Ausnahme (Fig.14) mit englischen Untertiteln und Beschriftungen

versehen waren. In anderen Abbildungen, die außerhalb des von mir untersuchten Zeitraumes

liegen, verwendet Mir Suhail auch regionalsprachliche Bezeichnungen. Die kulturelle

Verankerung von Cartoons kann bei ihrer Bearbeitung dem Forschenden schnell Grenzen

aufzeigen, wenn dieser sich mit der Analyse von regionalspezifischer Symbolik und

möglichen Sprachbarrieren konfrontiert sieht.

Während die Veröffentlichung politischer Cartoons in Zeitungen von den Interessen der

Herausgeber abhängig ist, unterliegt eine Verbreitung der Darstellungen über die sozialen

Netzwerke keinen Grenzen dieser Art. Die Entwicklung von Internet und sozialen

Netzwerken hat die Zeitung als ursprünglich effektivstes Massenmedium abgelöst. Den

Nutzern steht ein breiteres Feld zur Verfügung, das einen einfacheren Zugang zu

internationalen Medien ermöglicht und zugleich ein breiteres Publikum bietet. Weiterhin

erweitern sich die Wege der Kommunikation zwischen den Nutzern und internationale

Interaktionen werden vereinfacht, besonders während Notfall- oder Krisensituationen.

Menschen haben die Möglichkeit Beobachtungen, Meinungen oder Emotionen mit anderen

Nutzern zu teilen, die über die Geschehnisse des alltäglichen Lebens hinausgehen. Es ergeben

sich Optionen für uneingeschränkte Meinungsäußerungen von Menschen, die sich in einem

virtuellen Raum zusammenfinden. Gestärkt durch die Erkenntnis, dass sie und ihre Ansichten

nicht alleine stehen, entsteht eine Form virtueller Aktivität. Die bestehende Transparenz im

Netz kann Nutzern auch zum Verhängniswerden, da eine absolute Anonymität, sofern

gewünscht, ausgeschlossen ist. Ein verhängnisvolles Beispiel ist der Mord an dem Blogger

Khalid Said, der 2010 von der ägyptischen Polizei zu Tode geprügelt wurde. Doch gerade

solche tragischen Umstände führen zu einer weiteren Schärfung des Bewusstseins und dem

Zusammenschluss sozialer Gemeinschaften im Netz. Ein Beispiel dafür ist Facebook-Gruppe

„Wir sind alle Khalid Said“, die als Reaktion auf den Tod des Bloggers entstand.

Auch Mir Suhail will die Möglichkeit einer internationalen Zugänglichkeit für seine Cartoons

nutzen.56

Dies erweitert beispielsweise die Chance, das weltweite Bewusstsein für

gegenwärtige Konflikte, wie auch bei dem ausgewählten Beispiel, zu stärken und mittels

sozialer Netzwerke die Zensuren der Medien zu umgehen.

56

“I wanted the voice to resonate globally.” Vgl. 1., Interview im Anhang.

16

Nicht zu vergessen bleibt jedoch, dass trotz aller Transparenz und Raum für freie

Meinungsäußerung die Politik im längeren Hebel sitzt. Weltweit gibt es Beispiele bei denen

die Regierungen ihre Macht mit einer Sperrung von Twitter, YouTube, Facebook & Co

demonstriert oder die sozialen Netzwerke zu eigenen Propagandazwecken nutzt.

Zugleich ist bei der Verwertung von Einblicken dieser Art eine Subjektivität der

Informationen zu berücksichtigen. So verhält es sich auch mit den Darstellungen des

Cartoonisten Mir Suhail, anhand dessen persönlicher Meinung zur Flut und ihren politischen

Umständen, eine lokale Sicht auf die Geschehnisse dargestellt wird. Zu untersuchen, ob sich

die Wahrnehmung Mir Suhails den Darstellungen der durch die indische Regierung

kontrollierten Medien gegenüberstellen lässt, ist in diesem Forschungsrahmen nicht möglich.

Es wird deutlich, dass sich Kashmirs Vergangenheit wie ein unaufgearbeiteter Schatten noch

heute über gegenwärtige Ereignisse legt und diese beeinflusst.

17

7. Literaturverzeichnis

AGRAWAL, SUBHASH. 2007. „Emerging Donors in International Development Assistance:

The India Case.“.

CONNERS, JOAN L. 2007. „Popular Culture in Political Cartoons: Analyzing Cartoonists

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American Culture: Significant Symbols and Campain 1980.“ Studies in Visual

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Empirical Analysis of India's Aid Motives.“.

GEELANI, GOWHAR. 2014. „Kashmir: the forgotten conflict.“ Race & Class Vol. 56 (2):

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HORNBY, ALBERT S. 2000. Oxford advanced learner's dictionary of current English. New

Ed., 6. ed. Berlin: Cornelsen.

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Modern World. HANCambridge, Großbritannien: Cambridge University Press.

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MATHUR, SUBH. 2014. „Memory and hope: new perspectives on the Kashmir conflict - an

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SCHOFIELD, VICTORIA. 2010. Kashmir in conflict: India, Pakistan and the unending war.

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London: The Regents of the University of California.

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2013. OCHA policy and studies series. o.O.

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http://www.ndtv.com/article/india/jammu-and-kashmir-floods-i-had-no-government-omar-

abdullah-tells-ndtv-590295

http://indianexpress.com/article/india/india-others/pm-modi-reviews-flood-situation-in-

jammu-region-with-omar-abdullah/

https://twitter.com/mirsuhail

18

8. Anhang

8.1. Cartoons

Fig.1: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

19

Fig.2: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.3: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.4: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

20

Fig.5: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.6: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

21

Fig.7: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.8: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

22

Fig.9: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.10: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

23

Fig.11: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.12: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

24

Fig.13: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.14: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

25

Fig.15: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.16: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

26

Fig.17: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.18: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

27

Fig.19: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.20: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

28

Fig.21: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.22: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

29

Fig.23: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.24: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

30

Fig.25: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.26: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

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Fig.27: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

Fig.28: Quelle: https://twitter.com/mirsuhail, ©Kashmir Reader.

32

8.2. Interview

1. It would be nice to have a personal impression of you and your work. Would you

mind introducing yourself briefly?

http://www.iamin.in/en/srinagar/news/politically-motivated-cartoonist-blends-satire-populist-

agendas-47437

Or

“The people in Kashmir have always felt voiceless. Living down town during the militancy, I

grew up with an almost crippling feeling of helplessness which later turned into a motivation

to find an outlet. Through the years, I have found my perfect means of expression – my art.”

Mir Suhail Qadri was born and raised in Chattabal, a cluster of modest homes and narrow by

lanes in the older parts of Srinagar city. His father works as a driver and his mother is a

homemaker. As a child, Qadri often found himself sandwiched between the hopes his parents

had nurtured through their efforts to provide him with a quality education and the

expectations of his relatives who believed that as a male, he must be directed to the “manly”

task of becoming an engineer. But Mir Suhail Qadri of Chattabal had dreams of his own and

what began as innocent doodles on the back pages of notebooks, matured into a passion for

caricature, for finding a cure to the wordless agony which pervades the valley, for dark

humor.

Qadri’s love for sketching was first kindled by his fourth grade teacher and his mother who

recognized that the drawings he made conveyed more than his words ever could. Holding on

to his gift for symbolic illustration and the encouragement from his mother, Qadri decided to

step into the mighty shoes of a political cartoonist at the tender age of 16. At the first

newspaper he worked at, Itlaat, his work was quickly dismissed and he was confidently

declared “without potential.” “I was told that I could never be cartoonist,” says the 24 year

old Qadri, “I was not given a reason. I was just told.” And so the teenager stepped down and

quietly pursued his own love for art.

Coming from a humble background, Mir Suhail Qadri was hard pressed to find financial

support and acceptance for the line of work he held a passion for. “When I was in school, we

were not financially well off. I wanted to study but my family could not afford college,”

recalls Qadri, “So, I started working at a cloth shop in Qamarwari. I had to leave college to

gather money and was also working as a medical representative for a while till I had enough

33

to pay the fees.” By the time Qadri was 19 and pulling his weight through the Institute of

Music and Fine Arts, he had worked three distinct jobs just so he could stay there.

Things began looking up at the age of 22 when Qadri landed his first paid job at The Rising

Kashmir where he was on a stipend of 3000 rupees a month. “Before that I worked at

Kashmir Images and that helped me a lot,” says Qadri, “The editors there really taught me a

lot and I worked with them for two years without pay.” It was then that the young art student

first came to terms with the place his cartoons had in modern media. “When you read the

newspaper you see all this negativity. Humor helps you bear the pain. It draws you in. Sadly,

after a while pictures of death and destruction hold little meaning. But laughter can last a

while and the message stays. I believe cartoons are singularly powerful in conveying

messages.”

Mir Suhail Qadri believes that what drives his purpose and the ideas that he puts forth

everyday is his own position in our society. As someone who has had to wait endless,

unyielding hours in the LPG line for a single signature, Qadri aptly captures the tribulations

of the common man because he remains rooted in being one. He has felt choked, has

desperately sought a channel for pent up resentment and even protested in his own, personal

way. “Despite all the pain we live in, we are silent. My cartoons are a voice for this pain. I

wanted to work for the people and I wanted it to be visually impactful,” states Qadri “I

wanted the voice to resonate globally.” He has suffered beating from the military forces and

lived with the insurgency. “I have been surrounded by the echoes of gunshots. In my mind, the

place I live in has been eternally set on fire and resonates with infinite screams. My work is

my protest.”

Today, Qadri works as a cartoonist at the Kashmir Reader, he is a consultant for the

international NGO Save the Children and a Creative Director for the social enterprise

Crafted in Kashmir. He has a Facebook page with more than 23000 likes and his favorite

cartoons still include the riotous Calvin and Hobbes. Mir Suhail Qadri “without potential,”

“of Chattabal” has come a long way.

This was published in Young Kashmir-supplement of the Kashmir Observer on 25th June

2012. Other profiles have appeared on numerous web platforms and news blogs.

2. Have you been personally affected by the floods?

Yes, I was. My home was inundated. My office, Kashmir crafts , also suffered destruction as it

was located in Raj Bagh - one of the worst flood hit areas in Srinagar city.

34

3. What were your motivation and the criterion for these selected topics?

The basic motivation for my cartoons is the socio-political situation of Kashmir. The war that

erupted in the valley in early 90s and its subsequent consequences and last longing effect is

the main motivation. Even to this day,the states excesses against people of Kashmir have not

stopped and I try to bring that into notice while sketching.

4. Which sources did you work with?

I work with an English daily - Kashmir Reader. Besides, I also work as a freelancer for other

media outlets. My work has appeared in a lot of news websites and NGOs like I recently

worked with Jammu and Kashmir Coalition of Civil Societies.

5. What is your personal opinion to the relation of elections and the crisis policy of

the government?

The government miserably failed to address the flood victims since it focused its all energy on

conducting elections in Kashmir. For example the ongoing financial crisis. Instead of succor

the government failed to even address the problems faced by victims of flood.

6. Do you have any assumptions why international aid has been denied?

Since Kashmir is a conflict zone, they did not release the funds as compared to Uttarakhand

where they directly asked the international agencies to intervene.

7. Am I allowed to use some examples in my work?

Yes. Sure, but you have to mention (Kashmir reader newspaper) name because those cartoons

are also belongs them .

35

8.3. Auswertungen

Themengebiete Anzahl Politik & Untätigkeit 10

- darin explizit Abdullah & Untätigkeit Politik & Geld

4 5

Politik & Winter 3 Politik & Rettung

2

Armee & Rettung 2 Armee & Medien Flut & Wahlen

1 2

Andere - Flut & NGO - Eid Ul Adha - Disastermanagement - Netzwerkpobleme - Modi & Diwali

7

Abb.1: Auszählung der bearbeiteten Themengebiete (Abb.3).

Abb.2: Graphische Darstellung von Abb.1.

36

Fig.1 #flood #KashmirFloods #Politicians #rescue Politik & Rettung

Fig.2 #administration #KashmirFlood #flood Politik & Untätigkeit

Fig.3 #kashmirflood #kashmir #administration Politik & Geld

Politik & Untätigkeit

Fig.4 #KashmirFloods #govt #kashmir Politik & Untätigkeit

Fig.5 #KashmirFlood #govt Politik & Untätigkeit

Fig.6 #KashmirFloods #govt #funds Politik & Geld

Politik & Untätigkeit

Fig.7 #KashmirFloods #Kashmiri #thenandnow Andere

Fig.8 #KashmirFloods #govt #politician Politik & Untätigkeit

Fig.9 #govt #KashmirFloods Politik & Untätigkeit

Fig.10 #KashmirFloods #floodrescue #politician #army #civilian Politik & Rettung

Armee & Rettung

Fig.11 #KashmirFloods #govt #tax #relief Politik & Geld

Fig.12 #KashmirFloods #disastermanagement Andere

Fig.13 #KashmirFloods #Indianmedia #army #fake Armee & Medien

Armee & Rettung

Fig.14 #bear #sleep #farooq #KashmirFloods Politik & Untätigkeit

Fig.15 #KashmirFloods #govt #beforeafter Politik & Untätigkeit

Fig.16 #EidAlAdha #KashmirFloods Andere

Fig.17 #networkproblem #KashmirFloods Andere

Fig.18 #govtrehabilitation #KashmirFloods #govt Politik & Geld

Fig.19 #KashmirFloods #govt #winter Politik & Winter

Fig.20 #Devolution #Politician #KashmirFloods #Election Flut & Wahlen

Fig.21 #Diwali #Modi #KashmirFloods Andere

Fig.22 #Election #campaign #KashmirFloods Flut & Wahlen

Fig.23 #KashmirFloods #london Politik & Untätigkeit

Fig.24 #KashmirFloods #ngos Andere

Fig.25 #KashmirFloods #floodcontaminated #sale Andere

Fig.26 #KashmirFloods #relief #floodVictims #politicians #india

#govt Politik & Geld

Fig.27 #Kashmir #KashmirFloods #WinterIsComing #govt

#floodVictims Politik &Winter

Fig.28 #KashmirFloods #weatherman #snowpredictor

#floodVictims

Politik &Winter

Abb.3: Auswertung der Hashtags und ihre Zuordnung zu den entsprechenden Themengebieten.

37

Abb.4: Quelle: Compare Infobase Limited. „Elections.in.“ Zugriff: 19. März 2015.

Abb.4 und Abb. 5 veranschaulichen die Entwicklung der Wahlergebnisse der Assembly

Elections 2008 und 2014. Die Kritik an Omar Abdullahs Krisenpolitik während der

Überschwemmungen schlägt sich auf die Wählerstimmen der Assembly Elections nieder. Im

Vergleich zu den Wahlen 2008 verliert die JKNC fast die Hälfte ihrer Wählerstimmen,

während die BJP mehr als das Doppelte an Stimmen gewinnt. Zu vermuten wäre ein

möglicher Zusammenhang zwischen den politischen Entscheidungen Modis und seiner

Flutpolitik.

Abb.5: Quelle: Compare Infobase Limited. „Elections.in.“ Zugriff: 19. März 2015.